Transzendent, aber auch immanent        Lektion 14

 

 

 

Wenn man sagt, etwas sei transzendent, meint man, daß es völlig jenseits der Grenzen gewöhnlicher Erfahrung liegt. Es übersteigt oder übertrifft den menschlichen Verstand. Das trifft auf Gott zu. Er ist "der Hohe und Erhabene, der in Ewigkeit wohnt" (Jes. 57,15). Kannst du so eine Aussage begreifen ? "Denn in ihm leben und weben und sind wir" (Apg. 17,28). Kannst du das verstehen ? Elihu, jener alttestamentliche Philosoph, hatte eine Ahnung davon, als er sagte: " Und jetzt sieht man das Licht nicht, das durch die Wolken verdunkelt ist; aber ein Wind fährt daher und fegt den Himmel rein.  Aus dem Norden kommt ein goldener Schein, um Gott ist furchtbare Hoheit.  Den Allmächtigen-ihn erreichen wir nicht, den Erhabenen an Kraft" (Hiob 37,21-23).

 

Wenn man sagt, Gott sei transzendent, meint man, daß Er jenseits eines Vergleiches mit irgend etwas anderem ist, das wir kennen. Er ist so erhaben über alles, daß menschliches Denken Ihn nicht fassen kann. Er ist weit über und jenseits von uns in der Qualität Seines Wesens, in Anbetracht der phänomenalen Anzahl Seiner Eigenschaften, von denen wir die meisten nicht begreifen können. Ein Anfang ohne Beginn ist nur ein Beispiel.

 

 Mose erkannte etwas von dieser Wahrheit, als er Gott am Berg Sinai begegnete.  Mose bat Gott: "Laß mich doch Deine Herrlichkeit sehen !" (2. Mos. 33,18). Gott erwiderte: "Du kannst es nicht ertragen, mein Angesicht zu sehen, denn kein Mensch kann mich sehen und am Leben bleiben "(2. Mos. 33,20). Das ist die Transzendenz des Gottes, der "ein unzugängliches Licht bewohnt". Das menschliche Auge kann Ihn nicht sehen. Der menschliche Geist kann das göttliche Wesen nicht vollständig begreifen. Die menschliche Erfahrung ist zu begrenzt, um auch nur die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, Ihn völlig kennenzulernen. Er ist der Schöpfer. Wir sind Seine Geschöpfe. Er ist jenseits von uns in jeder möglichen Weise und das wird auch immer so sein.

 

Wir würdigen Gottes Transzendenz richtig, wenn wir erkennen, daß Er völlig jenseits von uns steht, was unser Verstehen betrifft. Er sagt: "Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege" (Jes. 55,8). Wie Luther zu Erasmus sagte: "Deine Gedanken über Gott sind zu menschlich". Wir sollten etwas langsamer sein  mit unserer Kritik und unseren Klagen darüber, was wir von Seinen Wegen mit den Menschen nicht verstehen. Wir wären dann vorsichtiger damit, Dinge zu tun und zu sagen, in denen wir eine übermäßige Vertrautheit mit Gott an den Tag legen. Wir würden dann schneller die Unzulänglichkeit unseres Verständnisses zugeben. Wir würden unsere Hände vor den Mund halten wie Hiob es tat, nachdem Gott zu ihm gesprochen hatte.

 

Wenn man sagt, Gott sei immanent, meint man, daß Er sich innerhalb der Wirklichkeit, Verständigung und auch einer gewissen Erfahrbarkeit befindet. Das scheint dem oben Geschriebenen zu widersprechen. Doch beides ist wahr in einem unterschiedlichen Sinn. Gott lädt Seine Geschöpfe ein, "hinzuzutreten" (Hebr. 10,22) und "mit Freimütigkeit hinzuzutreten zum Thron der Gnade" (Hebr. 4,16). Das ist vom moralischen Standpunkt aus unmöglich, wäre da nicht das reinigende Blut Christi und unser Angenommensein in Ihm (Eph. 2,13). Wenn wir Jesu Worte in Off. 3,20 hören, verstehen wir, daß Er Nähe und Vertrautheit all denen anbietet, die Seiner Einladung folgen. "Siehe, ich stehe an der Tür und klopfe an; wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, zu dem werde ich hineingehen und mit ihm essen, und er mit mir" (Off. 3,20). Das ist der immanente Gott.

 

Derselbe Mose, der nicht Gottes Angesicht sehen und leben konnte, erlebte auch das Vorrecht der Nähe Gottes. "Und der Herr redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freund redet" (2. Mos. 33,11). Das war kein körperliches Sehen (von Angesicht), sondern persönliche Verständigung und Gemeinschaft. Gott betrachtete Mose als  Freund. Abraham wurde auch "Freund Gottes" genannt (Jak. 2,23). Jesus sagte zu Seinen Jüngern: "Ihr seid meine Freunde, wenn ihr tut, was ich euch gebiete" (Joh. 15,14). Jesus wurde sogar "Freund von Sündern" (Luk. 7,34) genannt, weil Er ihnen als Helfer die Hand entgegenstreckte. Nur wenn man jemandem nahe kommt, kann man auch ein Freund sein.

 

Was könnte besser "immanent" ausdrücken als die Tatsache, daß Gott Gläubigen innewohnt und sie zu Seinem Tempel macht (1. Kor. 6,19). Er gab uns das Vorrecht der Durchdringung mit Christus, "ihr in mir und ich in euch" (Joh. 14,20).

 

Wir lernen Gottes Immanenz zu schätzen, wenn wir die wunderbare Tatsache erkennen, daß "Christus in mir lebt" (Gal. 2,20). Wir sollten wie der Psalmist erstaunt sein, daß Gott an uns denkt und Gemeinschaft mit uns haben möchte. Wir sollten Seine Einladung gerne annehmen, hinzuzutreten und mit der Überzeugung zu beten, daß Er uns hört und unsere Gebete Gutes bewirken. Stelle dir vor, was für eine Ehre es ist, mit Gott ein Gespräch zu haben ! Ja, Gott ist immanent, aber Er ist auch transzendent.

 

 

 

Fragen für das Gespräch

 

1) Wie würdest du jemandem erklären, egal welche Ausdrücke du dabei verwendest, was die "Transzendenz" Gottes bedeutet ?

 

 

 

 

2) Welche praktische Auswirkung sollte es auf dich persönlich haben, wenn du erkennst, daß Gott transzendent ist ?

 

 

 

 

3) Wie würdest du jemandem erklären, egal welche Ausdrücke du dabei verwendest, was die "Immanenz" Gottes bedeutet ?

 

 

 

 

4) Welche praktische Auswirkung sollte es auf dich persönlich haben, wenn du erkennst, daß Gott immanent ist ?