Warum ich die Gemeinde liebe - Teil 4/14

John F. MacArthur

Übersetzung: Benedikt Peters - KfG Herbstkonferenz 1999

Wir werden heute einen wunderbaren Tag haben, beim Studium des Wortes Gottes. Wir reden noch immer von der Gemeinde, die einzige Einrichtung, die der Herr baut, wie wir die Natur der Gemeinde von der Schrift her verstehen müssen. Gestern haben wir gesehen, dass die Gemeinde dem Herrn gehört, es ist der Herr, der die Gemeinde baut. Ich möchte einen zweiten Punkt anfügen zur Gemeinde, nämlich den, dass die Gemeinde die kostbarste Wirklichkeit auf der Erde ist. Mir ist klar, dass wir das mit unserm Verstand, auch mit unserem Herzen wissen, aber ich möchte dieses Verständnis auch bereichern. Weil es die Gemeinde „des Herrn“ ist, ist sie von allergrößtem Wert. Und weil sie die Braut ist, für den Sohn, ist sie von so großem Wert, aber da ist noch eine Komponente, welche deren Wert anzeigt, das ist nämlich der Preis, der für sie bezahlt wurde. Der Preis bestimmt (legt fest) den Wert, nicht wahr. Und was die Gemeinde betrifft, so war ihr Preis das Blut Jesu Christi. In Apostelgeschichte 20, 28 steht, dass die Gemeinde erworben wurde, durch sein eigenes Blut. In 1. Korinther 6, 19-20, heißt es in ähnlicher Weise, dass wir um einen hohen Preis erkauft worden sind, und Petrus sagt, dass der Preis nicht Silber und Gold gewesen sei, sondern das teure Blut Jesu Christi. Wenn wir uns das Bild von gestern in Erinnerung rufen, vom Vater und vom Sohn: ehe die Zeit war brachte der Vater dem Sohn die Verheißung, dass er für ihn eine Braut erwerben würde. Aber er bittet auch den Sohn, dass er seinen Teil daran hat, denn der Sohn wird hingehen müssen, um für die Sünden dieser Braut zu bezahlen. Es ist so, wie wenn man eine Bezahlung macht für die Mitgift. Der Vater verlangt Bezahlung für die Braut, die er dem Sohn gibt. Diese Bezahlung würde für die Sünden bezahlt, und der Sohn, er sollte das Opfer sein, und Jesus war bereit dazu. In Johannes 6, was wir gestern aufgeschlagen haben, sagt er: ich bin gekommen um den Willen des Vaters zu tun. Und der Wille des Vaters war, dass er komme und für die Erlösten sterbe. Dies wird zum Herzen(Zentrum) des Evangeliums. Die Bedeutung des Todes Christi liegt im Zentrum des christlichen Evangeliums. Und ich kann mich nur verwundern über die mangelnde Klarheit dieser besonderen Wahrheit. Vor nicht allzu langer Zeit war ich eingeschlossen in einem Zimmer zusammen mit prominenten Theologen in Amerika. Sieben Stunden lang haben wir darüber diskutiert, was denn das wahre, errettende Evangelium sei, und das fand statt, bedenken wir, 450 Jahre nach der Reformation. Und da bestand große Verwirrung darüber, was denn das Evangelium sei. Was man denn notwendigerweise glauben müsse, um errettet zu werden. Ich gebe euch eine Illustration: es gibt ein Buch, das in Amerika zirkuliert, dass heißt so viel wie ökonomischer Dschihad. „Dschihad“, das ist der islamische Terminus für den Heiligen Krieg. Der Autor des Buches heißt Peter Grift. Ein ehemaliger Protestant, der konvertiert ist, zum Katholizismus, er ist am Boston-College, und er ist dort Apologet für den Katholizismus. Und er sagt in diesem Buch, dass ein Heiliger Krieg stattfinde, nämlich ein Krieg um kulturelle Moral. Wir müssen in unserer Kultur Moral haben. Und das erleben wir zurzeit in Amerika eben nicht. Das ist, weil wir nicht genügend Stimmen haben, um mit dem Vermögen dieser Stimmen Moral in die Gesellschaft zu bringen, um eben die Gesetze durchzubringen und die Leute zu wählen, die Moral vertreten. Um eben das zu erreichen müssen wir ökonomischer werden, dann haben wir größere politische Macht. Das Buch schlägt also vor, dass die Evangelikalen sich mit allen zusammentun müssen, dass wir anerkennen müssen, dass wir alle für den gleichen Gott arbeiten, und dann werden wir die Kraft, die Stärke haben, um diese kulturelle Moral zu erreichen. Die erste Bewegung, der erste Schwenker war hin zu den Katholiken, um mit ihnen zusammenzuspannen in diesem Unternehmen. Es wurde ein Papier unterzeichnet von dem ihr vielleicht gehört habt, es heißt „ECT“ „Evangelikale und Katholiken zusammen“ und das blüht weiterhin, trotz vieler Proteste. Aber dann erzählt das Buch eine Geschichte: der Autor stellt sich vor, wie er in den Himmel komme, die erste Person, der er begegnet, ist Mohammed, und der fragt ihn: was machst du denn hier? Er sagt: ich hab ein moralisches Leben geführt; ich hatte hohe moralische Werte und darum bin ich hier angelangt. Und was ich über Jesus nicht richtig verstanden hatte, das hat Gott dann schon erklärt, als ich da ankam. Der Autor des Buches sagt, dass die Mohammedaner besser Christen seien, als die Christen, weil sie einem höheren moralischen Standard folgen, als manche Christen. Und dann war er ganz erstaunt, Buddha zu sehen, den man vielleicht ziemlich leicht erkannt haben muss, und er fragte: was machst du denn hier? Ich habe Frieden gesucht und Versenkung und Meditation, und so wurde ich hierher gebracht. Und was ich alles über Jesus nicht wusste, das habe ich herausgefunden, als ich hier ankam. Und dann traf er Atheisten, welche die Wahrheit suchten. Da sie ja die Wahrheit gesucht hatten, und Gott die Wahrheit ist, da waren auch sie qualifiziert für den Himmel. Und dann traf er orthodoxe Juden, die waren auch dort, obwohl sie Christus verworfen hatten, weil sie den Wahren Gott anbeteten. Er sagt also, wir werden alle in den Himmel kommen und darum ist es doch besser, dass wir uns hier auf der Erde schon zusammentun, und er sagte desweiteren, wir brauchen einen Führer für diesen ökumenischen Dschihad. Wir müssen uns alle dem Papst unterwerfen. Wir brauchen eine innere Kraft, wir müssen uns also Maria ausliefern. Ich habe das Buch gelesen und es zu gemacht und hinten auf dem Klappentext wird es von Charles Collosen empfohlen und dann ist dort auch ein kurzer Satz von J. I. Packer. Packer schrieb dazu: Was wäre, wenn der Mann recht hat? Wir wissen es also nicht. Das ist also der Zustand des Verständnisses für das Evangelium in unserem Land. Darum saßen wir in diesem Zimmer 7 Stunden lang und haben diesen Punkt aufgegriffen. Es ist ja verwunderlich, dass wir so lange nach der Reformation uns noch immer darüber Gedanken machen müssen, was denn das Evangelium sei. Es besteht Verwirrung über das Evangelium in der charismatischen Bewegung.

Sie haben das Evangelium auf das absolute Minimum zurück geschraubt, so dass viele Menschen in dieser Bewegung gar nicht Christen sind. Sie haben nicht einmal die Grundlagen des Evangeliums verstanden. Und so verstehen sie auch nicht den kostbaren Wert der Gemeinde. Und ich befürchte, dass dies auch für viele andere Gemeinden zutrifft.

Ich will versuchen, euch zu helfen, das Evangelium zu verstehen. Nicht, dass ich meine, ihr verstündet es nicht, aber ich will euer Verständnis auffrischen. 2. Korinther 5. Man kann viele Stellen aufschlagen um zu einem Verständnis des Evangeliums zu gelangen. Ich denke, dass das hier eine gute Stelle ist. Hier werden wir den Wert der Gemeinde erkennen. Wie keine andere Stelle in der Bibel, von der ich weiß, es tut. Im Vers 17 im 5. Kapitel des 2. Korinther steht dieser bekannte Vers, dass wenn jemand in Christo ist, er eine neue Schöpfung ist. Das Alte ist vergangen, siehe alles ist neu geworden. Das ist Wiedergeburt. Vers 18: hier wird uns gesagt, wie die Wiedergeburt, oder Wiederzeugung möglich ist. Von Vers 18 an bis zum Vers 20, ich lese den Abschnitt jetzt nicht, aber ich sage es einfach: hier kommt das Wort „versöhnt“ oder „Versöhnung“ fünf mal vor. Die Ursache, warum es Wiedergeburt – neues Leben – geben kann, ist der, dass Gott Versöhnung für den Sünder bereitet hat. Versöhnung bedeutet, dass die Feindschaft beendet ist, die Feinde sind Freunde geworden, das ist das Thema dieses Abschnittes: dass Gott sich mit Sündern aussöhnt. Wir wollen versuchen, diesen Abschnitt, der so sehr reich ist, zu entfalten. Der erste Punkt: die Versöhnung geschieht durch Gottes Willen, Vers 18: Alles aber von Gott, der uns mit sich selbst versöhnt hat. Vers 19: nämlich, dass Gott in Christus war, die Welt mit sich selbst versöhnend. Vers 20: Gott ermahnt durch uns; es ist Gott der große Versöhner. Der Mensch hätte sich selbst kein System ausdenken und zu Recht legen können, um von sich aus mit Gott versöhnt zu werden. Die Heilige Gerechtigkeit Gottes ist angetastet worden, Gottes Gesetz ist gebrochen worden, daher ist der Sünder unter dem Fluch; er ist ein Kind des Zornes, und er ist verurteilt zu einem gerechten Gericht. Wenn es Versöhnung geben soll, dann muss sie nach Gottes Bedingungen geschehen, denn er ist es, der gereizt, heraus gefordert worden ist. Das ist dem Wesen nach das Christliche Evangelium. Es ist Gottes Plan der Versöhnung. Ich will noch einige Augenblicke bei diesem Gedanken verweilen. Wenn ihr die Weltreligionen studiert und die Götter der Nationen, dann werdet ihr nie einen Gott finden, der seinem Wesen nach ein Versöhner ist, ihr werdet nie einen Gott finden, der seinem Wesen nach ein Retter ist. Dieser Gott existiert nicht, wie die Ethnologen wissen und die Religionswissenschaftler. Die von den Menschen erfundenen Götter oder Dämonen sind wie ein Spektrum. Dieses Spektrum reicht von „gleichgültig“ bis „bösartig“. Zum Beispiel: Schauen wir uns Israel an. Der im Alten Testament am häufigsten erwähnte Gott ist Baal. Er ist gefühllos, empfindungslos, gleichgültig. Und die Menschen müssen ihn immer aufwecken, damit er aufmerksam werde auf ihre Sorgen. Das wird durch die Auseinandersetzung des Elia mit dem Baalspropheten offenbar. Dort soll entschieden werden, wer denn der wahre Gott sei. So bauten sie ihren Altar und legten das Opfer darauf, und der Gott, der mit Feuer antworten würde, der wäre der wahre Gott. Die 450 Propheten des Baals schrien zu Baal und es kommt keine Antwort. Und was sagte Elia? Was ist mit eurem Gott? Vielleicht schläft er? Oder vielleicht ist er in den Urlaub gereist. Das ist der Gott der Gleichgültigkeit. Das ist der Gott der Theisten. Der Gott, der alles erschaffen haben soll und sich dann abgesetzt hat. Aber auf der anderen Seite dieses ganzen Spektrums ist der gewalttätige, der bösartige Gott, der unter den Kanaanitern Molech genannt wurde.

Molech war von solcher wilder Bösartigkeit, dass man, um ihn irgendwie zu befrieden, ein Kind verbrennen musste, als ein Opfer, um seinen Zorn abzuwenden. Aber nie hat es einen Gott gegeben, der seinem Wesen nach ein Retter war. Nie war da ein Gott, der die Welt liebte, nie ein Gott, der sich mit der Welt versöhnt, wie es hier in Vers 19 heißt. Nie ein Gott, der die Menschen bittet/aufruft, dass sie sich mit Gott versöhnen lassen; außer eben dem wahren und lebendigen Gott. Wenn man mit römisch/katholischen spricht, dabei habe ich festgestellt, dass sie Gott nicht als einen Retter sehen. Für sie ist Gott ein harter, schroffer Gott, der widersteht. Wenn man errettet werden will, dann wende man sich nicht an ihn. Jesus ist ein bisschen milder und hat ein bisschen mehr Anteil an deinem Ergehen, aber er kann auch hart sein. Also wende man sich auch nicht an ihn. Aber Maria ist zart und empfindsam. Und sie ist sanft, also wende man sich an sie. Und sie wird dann Jesus bitten; und Jesus kann natürlich keinen Wunsch seiner Mutter abschlagen; und dann wird Jesus Gott bitten. Darum beten sie zu Maria. Darum beten sie so: Maria, bete für uns Sünder in der Stunde der Not. Denn man kann ja nicht zu Gott gehen und erwarten, dass Gott unverbindlich/unvermittelt gnädig sei. Nicht einmal zu Jesus. Und das ist ein furchtbarer Anwurf gegenüber dem Wesen, dem Charakter Gottes. Gott ist der Versöhner. Das ist sein Wesen, er ist der Retter. Schauen wir uns an, was im Paradies (Garten) geschah. Adam und Eva sündigten. Was war das erste, was Gott sagte? „Adam, wo bist du?“

Er suchte ihn, und dann hat Gott das erste Opfer dargebracht. Er hat selbst die ersten Tiere getötet, als er für Adam und Eva Schürzen aus Fellen machte. Es war Gott selbst, der das erste Bild bereitete auf das kommende Opfer Jesu Christus.

Vom Augenblick an, da die Sünde in die Welt kam, demonstrierte Gott, dass er ein Versöhner ist. Es gibt keine bessere Illustration dafür als die des verlorenen Sohnes. Als der Sohn endlich zum Vater kam, hat der Vater mit Liebe geantwortet, nicht mit Widerstand, sondern er rannte ihm entgegen, und er schlang seine Arme um ihn, er küsste ihn, und legte ihm sein bestes Gewand an und setzte ihm einen Ring an den Finger. Und er hielt die größte Feier, die er je gehalten hatte. . . Das ist nicht wirklich die Geschichte des verlorenen Sohnes, sondern das ist die Geschichte des liebenden Vaters, das ist Gott. Der den bußfertigen Sünder mit offenen Armen empfängt, und der ganze Himmel freut sich. Gott ist seinem Wesen nach so sehr ein Retter, dass 1. Timotheus 4, 10 sagt: „er ist der Retter aller Menschen. In Sonderheit derer, die glauben“. Wir verstehen diesen zweiten Satz „in Sonderheit derer, die glauben“, aber in welchem Sinn ist er denn der Retter aller Menschen? Ist denn das „All-Versöhnung“? Was bedeutet das? Und dieses kleine Adverb „malista“ – „besonders oder am meisten“, bedeutet, dass diese beiden Aussagen ein gewisses Maß an Gleichheit haben. Ja, er ist ein Retter aller Menschen, in einem gewissen Sinn ähnlich, wie er der Erretter der Gläubigen ist. Aber wie kann denn das stimmen? Nun, wenn wir darüber nachdenken, wird es offenkundig.

Als Adam sündigte, sagte Gott, er werde sterben müssen. Adam sündigte, er starb aber nicht. Er lebte über 900 Jahre. Warum? Weil Gott ihn schonte. Wie kann Gott der Retter aller Menschen sein? Er ist es physisch, leiblich und zeitlich. Der Lohn der Sünde ist der Tod. Die Seele, die sündigt, soll sterben. Die Tatsache ist also: das erste Mal, wenn ein Sünder eine Sünde begeht, müsste er sterben. Aber Sünder leben, und oft leben sie ein langes Leben. Und der Regen fällt auf die Gerechten und auf die Ungerechten. Und die Sünder genießen das Leben. Sie verlieben sich, sie heiraten, sie küssen ihre Kinder, sie erfreuen sich der Schönheit der Erde und all der Reichtümer des Lebens, das ist nur deshalb, weil Gott seiner Natur nach ein Retter ist, nämlich in einem leiblichen und zeitlichen Sinn bewahrt er sie vor seinem Zorn, für eine gewisse Zeit. Nach der ersten Sünde, die wir begingen, hätten wir sterben müssen. Vor einigen Jahren hatte ich Gespräche, da sprach ich mit einem Mann, und der sagte: was ist denn das für ein Gott, der Gott des Alten Testaments, der all diese Leute erschlägt? Und er verwies auf jene Bären, die aus dem Wald kamen und die 35 Kinder auffraßen, weil sie dem Propheten Elisa verspottet hatten. Und dann erinnerte er jene Episode, wo der Erdboden sich öffnete und er die Menschen verschlang, und wie Gott die Kinder Israel beauftragte, ganze Völker in Kanaan auszurotten. Und sogar ihre Nächsten, ihre Verwandten zu töten, nach der Sache mit dem Goldenen Kalb. Was ist denn das für ein Gott, der solche Dinge tut. Das ist nicht die Frage. Die Frage ist: was ist das für ein Gott, der überhaupt jemanden am Leben lässt… das ist die Frage. Es ist ein Gott, der von Natur en Retter ist. Das ist es, was Paulus in Römer 2 die „Langmut und die Geduld Gottes“ nennt. Die hat die Absicht zur Buße zu führen. In welcher Weise ist Gott der Retter derer, die glauben? Nicht nur leiblich und zeitlich, sondern auch geistlich und ewig. Wir genießen die Fülle der göttlichen Errettung ewig. Aber Gott ist seiner Natur nach ein Retter. Er hält seinen Zorn zurück, vor Sündern, für eine gewisse Zeit. Und uns, die wir sein Eigentum sind, für uns gilt: wir erfreuen uns seiner ewigen Errettung. Versöhnung geschieht durch Gottes Willen. Gott will nicht, dass irgendwelche verloren gehen. Gott hat so sehr die Welt geliebt, dass er seinen Sohn gab. Der Retter-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden. In Titus, Kapitel 1, 2 und 3 wird er genannt unser „Retter“ Gott, Gott unser Heiland. Das ist seine Natur. Versöhnung ist durch Gottes Willen. Und wir haben gestern gesehen, wie das alles hineingenommen ist, in seinen Vorsatz der Erwählung. Aber da ist ein zweiter Punkt. Versöhnung geschieht durch Vergebung der Sünden.

Vers 19: Damit Gott versöhnen kann, muss er sich davon enthalten, den Menschen ihre Übertretungen zuzurechnen. Er vergibt sie. Wie kann er das tun? Das werden wir gleich sehen. Aber das ist der einzige Weg, auf dem es zur Versöhnung kommen kann. Ich will euch eine praktische Illustration geben. Gott sagt: ich will eure Sünden vergeben. Ich werde dir die Sünden vom Verzeichnis tilgen. Jedes Mal, wo du mein Gesetz übertreten hast, ich werde deswegen nicht anklagen, schuldig sprechen. Das ist eigentlich die Grundlinie, die unterste Linie in der Evangelisation. Wenn ich im Flugzeug sitze, dann werde ich meistens von meinem Nachbarn gefragt, was ich denn mache. Und dann sagte ich jeweils: ich bin ein Prediger. Manchmal habe ich erlebt, wie dann die Leute aufstanden, und sich einen andern Platz suchten.

Einmal bin ich in New York City in ein Flugzeug gestiegen, und ich hatte einen 5-stündigen Flug nach Los Angelas. Und ich saß neben einem Mann, der hatte Metall an seinem ganzen Kopf runter hängen. Er war bleich und hatte strähniges Haar, er war so ein Heavy-Metall-Rocker-Typ. Und er fragte mich, was ich denn mache, wir hatten kaum gestartet, und ich sagte ich bin ein Prediger. Er stand auf, und ich habe ihn 5 Stunden lang nicht gesehen, denn er hatte nicht die geringste Lust, eine 5-stündige Predigt von mir hören zu müssen.

Also zur Zeit mache ich es anders. Wenn jemand mich fragt, was ich denn mache, dann sage ich, ich habe eine großartige Aufgabe. Ich erzähle allen Leuten: Gott will allen Menschen die Sünden vergeben, bist du interessiert an der Sache? Das nennt man: Zur Sache kommen.

Es ist erstaunlich, was ich da für Reaktionen habe. Aber das ist doch die frohe Botschaft. Ich bin nach El Paso in Texas geflogen, vor nicht allzu langer Zeit, ich sollte dort bei einer Männerkonferenz sprechen. Und ich saß dann in dem gefürchteten mittleren Sitz. Und ich hatte meine Bibel offen und machte da meine Anmerkungen. Da saß neben mir am Fenster ein Araber und ich konnte sehen, wie er so zu meiner Bibel schielte. Und schließlich hat er mich angesprochen. Er sagte: „Entschuldigung“; ich sagte: „ja, bitte“. Und er sagte: „ich sehe, Sie lesen da in der Bibel“ „Ja, das stimmt“ „ich bin das erste Mal in Amerika, ich komme aus Iran. Bei uns sind alle Menschen Moslems. Aber in Amerika gibt es so viele Religionen. Nach der letzten Zählung haben wir 28000 Denominationen. Ich verstehe all diese Religionen nicht.“ Und er fragte mich, (ich weiß nicht, warum er so fragte): „Können Sie mir den Unterschied erklären zwischen einem Katholiken, einem Protestanten und einem Baptisten?“ Und ich sage, ja das kann ich schon. Und so habe ich erklärt: Katholizismus, Protestantismus und auch Baptismus, so gut ich es eben konnte. So aus einem historischen Blickwinkel. Und er dankte mir dafür. „Nun darf ich eine Frage an sie richten?“ Und er sagte: gewiss. Ich wusste die Antwort, aber ich wollte sie von ihm hören: „Haben Moslems auch Sünden?“ Und er sagte: „Oh, viele Sünden. Wir haben so viele Sünden, ich weiß nicht einmal all diese Sünden.“ Und dann fragte ich ihn, „ja begehen Sie diese Sünden auch?“ „Ich tue diese Sünden die ganze Zeit. Ich fliege nach El Paso, um dort zu sündigen. Ja, als ich in El Paso ankam, dort ist ein großes Emigrationszentrum. Ja, da traf ich ein Mädchen und wir haben es vereinbart, miteinander zu sündigen.“ Dann fragte ich ihn: „Ja, was empfindet denn Gott dabei, wenn Sie die ganze Zeit sündigen?“ Er sagte: „sehr schlecht. Ich könnte in die Hölle kommen.“ „Ja, warum hören Sie denn nicht auf zu sündigen?“ „Ich kann nicht. Ich kann nicht anders.“

Und dann hat er etwas gesagt, das vergesse ich nie: „Ich hoffe, dass Gott mir vergeben wird.“

„Ja, warum sollte er Ihnen vergeben? Wer sind Sie denn? Warum sollte er Ihnen vergeben?“

„Ich weiß nicht. Ich hoffe; ich hoffe einfach, er werde mir vergeben.“ Und dann sagte ich ihm etwas, ich wusste nicht, wie er es auffassen würde, aber ich sagte es ihm: „Ich kenne ihn persönlich, und er wird nicht.“ Er schaute mich ganz schockiert an. Und er sagte: „Sie kennen Gott persönlich? Was machen Sie dann hier auf dem mittleren Sitz? Treiben Sie Scherze mit mir?“ „Nein, ich kenne ihn wirklich, und er wird Ihre Sünde nicht vergeben, er ist zu heilig. Es sei denn, dass …“ Und dann erklärte ich ihm, dass der Sohn Gottes der Sünde wegen gestorben war. Er war sehr interessiert daran, Vergebung für alles seine Sünden zu bekommen. Ich konnte ihm nicht versprechen, dass Jesus seine Ehe in Ordnung bringen, arrangieren würde, ich konnte ihm nicht versprechen, dass Jesus ihn gesund machen würde, ich konnte ihm nicht versprechen, dass er ein sorgloses Leben haben würde, aber ich konnte ihm versprechen, Gott würde ihm alle seine Sünden vergeben. Das ist das Evangelium. Das ist die Gute Nachricht. Zu erkennen: die Wirklichkeit der eigenen Sündhaftigkeit und dann zu entdecken, dass es Vergebung gibt. Ich habe das Evangelium erklärt und das ging in seiner Seele auf wie ein Licht. Nachher hab ich ihm Bücher und Kassetten gesandt und ihm auch die Adresse einer Gemeinde gegeben. Ich kann mir nur irgendwie vorzustellen versuchen, wie das Mädchen reagierte, als er endlich für das Rendezvous eintraf. Ich habe wahrscheinlich das Wochenende verdorben.

Das ist die erstaunliche Wirklichkeit, dass Gott uns all unsere Sünden vergibt. Letzten Winter war ich in Cleveland Ohio, ich war auf der Straße, ich sollte dort einen Vortrag halten. Es war kalt. So ging ich in einen Laden, ein Geschäft, um mich ein bisschen aufzuwärmen. Dort war ein Angestellter, es war der Besitzer des Geschäftes. Ich schlenderte ein bisschen herum in dem Geschäft und er fragte: „Kann ich Ihnen helfen?“. Ich wollte eigentlich mit ihm über den Herrn reden, aber vielleicht sollte ich zuerst eine Krawatte kaufen. Und ich sagte: „ja, diese Krawatte hier…“ und er hat dann diese Sache in die Hand genommen, und dann hab ich ihm so nebenbei gesagt: „ich würde Ihnen das einfach gerne sagen, dass Gott Ihnen all Ihre Sünden vergeben würde“. Er ging einen Schritt zurück und schaute mich an. Es kamen ja verschiedene Vertreter zu ihm, aber noch nie hatte ihm jemand so etwas anbieten wollen; und er fragt: „ja, was meinen Sie damit?“ „Ich dachte, ich wolle Ihnen einfach diese Gute Nachricht bringen, dass Gott Ihnen all Ihre Sünden vergeben würde.“ „Das finde ich unfair, dass Gott einfach jemandes Sünden vergibt. Würde er das bei jedem tun?“ „Ja, jedermann, der ihn darum bittet“ „Das ist unfair. Sogar bei einem Verbrecher, meinen Sie? Sogar bei Leuten, die in Unmoral leben? Ich bin ein guter Ehemann, ich bin ein guter Vater, ich bin auch ein ehrlicher Geschäftsmann. Und Sie wollen sagen, ich sei nicht besser dran, als ein Verbrecher?“

„Nein! Sie brauchen Vergebung.“ „Das kann ich nicht glauben, das ist nicht fair. Wenn man doch eine gute, anständige Person ist, dann muss das doch auch zählen?“ „Nun, ich sage es Ihnen einfach: wenn Sie Vergebung wollen, für all Ihre Sünden, dann bitten Sie Gott darum, denn er hat für Vergebung gesorgt, in seinem Sohn, Jesus Christus.“

„Das kann ich nicht akzeptieren“

Nun, ich bin gegangen, ging etwas die Straße hinunter, dann habe ich dort einen Tee getrunken. Dann kam ich eine Stunde später zurück.

Ich dachte: ich geh einfach in den Laden, und sage mal „guten Tag“. Ich komme herein zur Tür, und folgendes ist dann geschehen; genau so: „Ich wollte Ihnen einfach noch mal ‚Guten Tag‘ sagen“, dann sagte er: „Sie meinen: alle meine Sünden?“ „Ja, alle zusammen“ Ich hab dann also auch ihm einiges Material zukommen lassen. Das ist eben der Dienst der Versöhnung. Er hat uns den Dienst der Versöhnung und das Wort der Versöhnung gegeben. Die Versöhnung geschieht durch Gottes Willen, durch die Tat der Vergebung und in Vers 20 durch Glauben. Wir sind Gesandte für Christus in diesem Auftrag der Versöhnung und Gott ermahnt die Sünder durch uns.

Aber ich bin zum Hauptpunkt noch nicht gekommen. Wir machen eine kurze Pause. Ich will Euch kurz sagen, wohin wir steuern: Versöhnung durch Gottes Willen, durch den Akt der Vergebung, durch das Mittel des Glaubens und schließlich durch das Werk der Stellvertretung. Und damit kommen wir zu Vers 21. Nach meinem Urteil gibt es keinen größeren Vers im Neuen Testament. Wir werden uns diesen Vers nachher ansehen.