Warum
ich die Gemeinde liebe - Teil 5/14
John
F. MacArthur
Übersetzung:
Benedikt Peters - KfG Herbstkonferenz 1999
Wir
setzen unser Studium fort. Vielleicht sind einige verwirrt, die heute gekommen
sind. Ich wusste nicht, dass heute eine Gruppe von Menschen kommt, die gestern
nicht dabei waren. Weil wir gestern schon viel Zeit damit verbracht haben, uns
darüber Gedanken gemacht haben, über die Souveränität Gottes und vielleicht
sind wir hier nicht so ganz in der Abfolge der vorgegebenen Themen. Das tut mir
leid. Wir reden ja von der Gemeinde, vom Wesen der Bedeutung der Gemeinde und
die Souveränität Gottes hängt ja damit auf Engste zusammen, gehört zentral
dazu. Sie sind so miteinander verwoben, dass es irgendwie besser, einfacher
war, es in der von mir gegebenen Reihenfolge durchzunehmen, als das so
auseinander zu nehmen. Ich möchte um Verständnis bitten, dass ich nicht ganz an
dem Punkt in der Reihenfolge der Themen bin, wie erwartet. Das war also
eigentlich gestern das Thema, und wer das hören möchte, hat das auf den
Kassetten, aber ich werde heute noch einiges dazu sagen.
Wir
schlagen erneut auf 2. Korinther, Kapitel 5, Vers 21: Versöhnung geschieht
durch Gottes Willen, durch den Akt der Vergebung, durch das Mittel des
Glaubens, durch das Werk der Stellvertretung. Im Vers 21 finden sich 15
griechische Wörter, welche die Lehre der Rechtfertigung zusammenfassen. Welche
die Lehre der Stellvertretung zusammenfassen. Oder so, wie man das oft auch
nennt: Zurechnung; Imputation. Dies ist die Lehre, auf der die Reformation
aufbaute. Den, der Sünde nicht kannte, hat er für uns zu Sünde gemacht, auf
dass wir Gottes Gerechtigkeit würden, in ihm. Dies spricht vom kostbaren Blut
Jesu Christi, das für die Gemeinde geflossen ist. Dies macht die Gemeinde zur
kostbarsten Wirklichkeit auf Erden. Wir wollen versuchen, diesen Vers zu
verstehen. Er, das ist Gott, er ist der Versöhner, damit er diese Versöhnung
wirken konnte, und um Sünde zu vergeben; um sie dem Sünder nicht zuzurechnen,
der glaubt, macht er den, der Sünde nicht kannte zur Sünde. Wer ist mit dem
gemeint, der Sünde nicht kannte. Wir können nur eine Person wählen, nämlich
Christus. Er der heilig, rein, unbefleckt und abgesondert von Sündern ist. Er,
der in allem versucht wurde, jedoch ohne Sünde, Er, der ohne Flecken und ohne
Tadel ist; der Sündlose. Sogar Pilatus musste sagen, er finde an ihm keine
Schuld. Aber die größte Würdigung seiner Person wurde durch Gott selbst
gegeben. Als Gott sagte, dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen
gefunden habe. Gott also machte seinen Sohn, den Sündlosen, zur Sünde für uns.
Was bedeutet das? Was bedeutet es, dass er ihn zur Sünde machte? Es gibt zur Zeit in Amerika eine sehr populäre Lehre, und zwar in
dieser Word-Grace-Bewegung, also: „Wort des
Glaubens-Bewegung“. Die Lehre stammt von da, aber hat sich ausgebreitet, nämlich
von Leuten und durch Leute wie Benny Hinn, Cottland, und wie sie alle heißen. Die Lehre ist dort, dass
Jesus am Kreuz ein Sünder geworden sei. Und weil er ein Sünder geworden sei,
habe er in die Hölle fahren müssen, und sei dort 3 Tage lang gestraft worden.
Und nachdem seine Sünde genügend gestraft worden war, habe er aus der Sünde
geholt und auferweckt werden können. Das ist eine Gotteslästerung. Am Kreuz war
Jesus nicht ein SÜNDER. Er war am Kreuz so heilig, wie er vorher und auch
nachher war. Er war keine Sache schuldig. Er war vollkommen gerecht. In welcher
Weise machte Gott ihn zur Sünde? Nun, wir müssen das gut verstehen. Nun ich
will wiederholt diese Aussage machen, denn ich will, dass Ihr das gut begreift.
Als Jesus am Kreuz war, behandelte Gott ihn so, als hätte er jede Sünde
begangen, die alle Menschen und ein jeder Mensch je getan hat.
Ich sag das wieder: am Kreuz behandelte Gott Jesus, als ob er jede Sünde
persönlich begangen hätte, die ein jeder Sünder begangen hat, der glauben
würde. Wiewohl, in Tat und Wahrheit, er keine dieser Sünden je begangen hatte.
Versteht Ihr das?
Gott behandelt ihn, also ob er gesündigt hätte,
wiewohl er nicht gesündigt hatte. Ich sag’s auf andere Weise: am Kreuz
behandelte Gott Jesus, als ob er DEIN Leben gelebt hätte. Er machte ihn
verantwortlich für deine Sünde. Er hat deine Sünde ihm zugerechnet, und hat den
Zorn über und gegen deine Sünde auf ihn gelegt. Er war keiner Sache schuldig.
Gott behandelte ihn, als hätte er dein Leben gelebt. Das ist die großartige
Wahrheit der Stellvertretung. Die Tatsache, warum Gott dir vergeben kann, ist
die, dass alle deine Sünden bereits an Christus bestraft wurden. Das schließt
jegliches Werken aus. Ihr kennt die römisch-katholische Lehre der Rechtfertigung?
Es ist eine Kombination von Gnade und Werken. Die Sache beginnt mit der
Kindertaufe, dann kommen die Sakramente. In dieser Weise wird Gnade den
Menschen eingegossen, und vermischt sich mit Werken, um so einen Prozess der Rechtfertigung
in Gang zu bringen. Was die meisten Menschen nie erreichen können, darum müssen
sie , nachdem sie gestorben sind, im Fegefeuer
ausharren. Dort wird der Prozess irgendwie weiter geführt, bis schließlich sie
es schaffen, in den Himmel zu kommen. Die Rechtfertigung sei also ein Prozess,
der Werke beinhaltet. Aber gemäß der Bibel ist die Rechtfertigung ein
momentaner Akt Gottes, durch den er den Sünder für gerecht erklärt, da für all
seine Sünden schon bezahlt worden ist. Aber da ist noch mehr. In der zweiten
Hälfte des Verses heißt es: er machte ihn zur Sünde, auf dass wir Gottes
Gerechtigkeit würden in ihm. Das ist eine der reichsten Wahrheiten in der
Bibel.
Es überwältigt mich ganz einfach. Bist du gerecht?
Bist du so gerecht, wie Gott? Ich bin es nicht. Ich kenne mich, und das meiste,
was ich an mir weiß und kenne, mag ich nicht. Ich lebe in Römer 7, ihr auch?
Ich mach die Dinge, die ich nicht tun will, und Dinge, die ich nicht will, die
tue ich. In mir ist ein elender Mensch; ich bin nicht gerecht. Und doch heißt
es hier, dass wir Gottes Gerechtigkeit geworden sind, in ihm. Ich will Euch
erklären, wie das geschieht. Habt Ihr Euch je gefragt, warum Jesus 33 Jahre
lebte, warum 33 Jahre, warum alle dieser Kummer? Warum musste es so lange her
sein? Die meisten Leute sagen, das Einzige, was zählte, das war sein Tod, denn
dort wurde unser Sündproblem gelöst. Ich wage, es die Dinge so einfach, wie
möglich zu machen; wäre ich Gott gewesen, hätte ich Jesus gesagt, er müsse auf
die Erde kommen, und einfach sterben. Aber ich brauche dich nur für das Wochenende.
Steig herab am Freitag. Du wirst gekreuzigt am Freitag und kannst zurück kommen am Sonntagabend. Belassen wir es doch einfach.
Wozu diese 33 Jahre? Und von 30 Jahren wissen wir nicht einmal, was er tat. Wir
wissen von seiner Geburt, und es wird etwas gesagt, von den 40 Tagen danach,
als sie in den Tempel gingen. Und als Maria diese Reinigung, die vom Gesetz
gefordert war, erbrachte. Und als sie das Kindlein Gott darbrachte und sie
Simeon und Anna begegneten. Aber es wird über das Kind nichts gesagt. Und das
nächste, was wir erfahren, ist, was er als 12jähriger einmal tat. Aber was
geschah in den dazwischen liegenden 12 Jahren? Was für ein Junge war er? Was
für ein Bruder war er? Wie würde das Euch gefallen, einen vollkommenen
3jährigen zu haben? Wir können uns das gar nicht vorstellen. . . Und wie würde
es Dir gefallen, der Vater eines perfekten(vollkommenen) Sohnes zu sein? Ja,
das könnte einen anklagen. Als er in der Werkstatt war und sein Vater daran
war, einen Tisch zu machen, in der gleichen Zeit „schuf“ er einen Tisch. Und er
hat nie einen Nagel krumm eingeschlagen. Wir wissen es nicht. Wir wissen nichts
von alledem. Was soll das? 30 Jahre lang ist Gott auf Erden gewesen und nichts
wird darüber berichtet. Es gibt Legenden, dass er einen Vogel fand mit einem
gebrochenen Flügel, und ihm einen neuen Flügel gab, aber das sind Legenden.
Warum 30 Jahre? Ich glaube, er hat es beantwortet,
als er von Johannes getauft werden sollte. Als Johannes sagte: ich tauf dich
nicht, du musst mich taufen. Und Jesus sagte „nein, ich muss alle Gerechtigkeit
erfüllen“. Das eröffnet uns ein ganz neues Verständnis. Er lebte 30 Jahre und
hat all die Lebensalter durchschritten. Und er war die ganze Zeit gerecht. Er
hatte alle Versuchungen eines Kindes: egoistisch zu sein, zornig/böse zu sein,
alle Versuchungen eines größeren Kindes, alle Versuchungen eines Teenagers,
alle Versuchungen eines jungen Erwachsenen, alle Versuchungen eines reifen
Mannes. Er hat ein ganzes Leben gelebt, er hat jede Stufe des Lebens durchschritten,
er war vollkommen gerecht. Warum? Deshalb: damit dieses vollkommene Leben DIR
vollkommen zugerechnet werden könne, dir gutgeschrieben werden könne. Am Kreuz
behandelte Gott Jesus so, als hätte er dein Leben gelebt, damit er dich so
behandeln könne, als hättest du sein Leben gelebt. Das ist die andere Seite der
Stellvertretung. Wenn Gott Jesus anschaut am Kreuz, dann sieht er dich, und
wenn er dich anschaut, dann sieht er Jesus. Darum gibt es keine Verdammnis.
Weil du bedeckt bist mit der Gerechtigkeit Gottes in Christus. Das ist eine
erstaunliche, Verwunderung erweckende Wirklichkeit. Und das liegt im Herzen
christlicher Wahrheit. Alles ist aus Gnade. Es war Gottes Gnade, die ihn zu
einem solchen Plan der Versöhnung bewegte. Christus nimmt deine Sünde und du
übernimmst seine Gerechtigkeit. Wenn Gott dich anschaut, dann sieht er das
vollkommene Leben Christi. Welche wunderbare Gnade. Die Gerechtigkeit ist
befriedigt worden, die Sünde ist bestraft worden und Gerechtigkeit ist gewährt
worden. Darum sag ich, dass die Gemeinde so kostbar ist, denn Gott sieht uns,
also ob wir Christus wären. Ihr wisst, dass im Matthäus steht, wenn wir
jemanden aufnehmen und ihm ein Glas kalten Wassers geben, dann nehmen wir
Christus auf, das ist wirklich der Fall. Denn wenn der Vater uns ansieht, dann
sieht er seinen Sohn. Wir wollen das in Matthäus 18 weiter verfolgen. Das ist
ein sehr wichtiges Kapitel. Es ist die erste Anweisung, die der Gemeinde
gegeben wird. Obwohl die Gemeinde nicht beginnt, bevor Pfingsten ist, gibt der
Herr hier Anweisungen lange vor Pfingsten, welche für die ganze Dauer der
Gemeindezeit angewendet werden wird. Kapitel 18 ist eine Botschaft über Demut,
eigentlich eine Predigt über Demut. Es ist eine Predigt über die Beziehungen
der Angehörigen des Reiches. Es ist die erste Unterweisung überhaupt, die der
Gemeinde gegeben wurde. In Kapitel 16 sagt der Herr, er werde seine Gemeinde
bauen. In Kapitel 18 unterweist er seine Gemeinde. Das ist eine Predigt, eine
einzige Predigt das ganze Kapitel. Matthäus hat ja eine Reihe von Predigten in
sein Evangelium eingebaut. Bergpredigt, Kapitel 5-7, die Predigt über
Jüngerschaft Kapitel 10. Die Predigt der Gleichnisse über die Zeit des Reiches,
Kapitel 13. Die Predigt über Abgefallene, Kapitel 23. Und die Predigt über die
Wiederkunft, Kapitel 24 und 25. Und hier haben wir eine Predigt darüber, wie der
Gläubige dem Kind gleich ist. Hier sind einige bekannte Abschnitte, aber ich
möchte Euch das Ganze, das Gesamtbild präsentieren. Wie wissen aus den anderen
Evangelien, dass die Jünger hier darüber diskutierten, wer denn der Größte sei
im Reich. Und im Vers 1 kommen sie und fragen den Herrn, wer denn im Reich der
Himmel der Größte sein werde. Da nimmt Jesus ein Kleinkind in seine Arme und
sagt: „Ihr müsst umkehren und werden, wie ein kleines Kind, sonst werdet ihr
nicht einmal ins Reich eingehen.“ Errettung gehört denen, die nicht mit Ihren
Verdiensten daher kommen und mit ihren Errungenschaften; eben wie ein Kind. Sie
haben nichts erreicht, keine Errungenschaften. Sie sind völlig abhängig. Sie
können nicht auf sich selbst aufpassen. Sie sind hilflos. Und er sagt: „so muss
man kommen“, nicht indem man da seine angeblichen Errungenschaften vor sich her
trägt und meint, man werde deshalb angenommen und groß. Sondern: „ihr kommt in
mein Reich mit der Erkenntnis, dass ihr gar nichts habt, das Euch empfehlen
würde. So geht ihr in mein Reich ein.“ Wenn wir einmal im Reich sind, sind wir
noch immer Kinder. Vers 5 verfolgt (befolgt) noch immer dieses Muster: der
Gläubige ist wie ein Kind. Und wer irgend so ein Kindlein aufnehmen wird, er
spricht nicht buchstäblich von Kindern, sondern von Gläubigen. Wer ein solches
Kindlein aufnehmen wird, in meinem Namen, der nimmt mich auf. Wir verstehen das
jetzt, nicht wahr? Denn es ist als ob wir das vollkommene Leben Christi lebten.
Wir sind wahrlich seine Kinder. Wir sind vollkommen bedeckt mit der
Gerechtigkeit Christi. Wenn du einen anderen Gläubigen aufnimmst, dann nimmst
du Christus auf. Das ist eine gewaltige Wahrheit. Wenn du die Gemeinde dir
anschaust, die Versammlung, dann siehst du Christus. Er sagt, wenn du ein
Kindlein, ein solches Kind aufnimmst, nimmst du mich auf. Und das Bild ist
eines von Offenheit; offen zu sein, um jeden Gläubigen aufzunehmen, so wie man
Christus aufnehmen würde. Das ist die positive Seite. Und das deutet an, wie kostbar
die Gemeinde ist. Ich schaue mir meine Gemeinde an, meine Herde, und ich werde
daran erinnert: das ist Christus. Denn wenn Gott sie sieht, dann sieht er seinen
Sohn, und wenn ich sie sehe, dann muss ich auch seinen Sohn sehen. Das legt
nämlich fest, wie ich sie behandele. In Vers 6 haben wir eine negative Seite.
Er spricht noch immer von Gläubigen, die Sprache macht das deutlich. Wenn aber
irgendeines dieser kleinen, - was für Kleine? – die an mich glauben, also
Gläubige. Es geht nicht um Säuglinge oder Kindlein – sie können nicht glauben. Sondern
„die Kindlein“ sind einfach eine Illustration für den Gläubigen. Wer also einen
Gläubigen zur Sünde verleitet, es wäre besser, dass ein Mühlstein an seinen
Hals gehängt und er ersäuft würde. Nach meiner Meinung ist das die ernsteste
Aussage, die bezüglich der Gemeinde je gemacht worden ist. Es gibt etwas, was
Gott in seiner Gemeinde nicht will, das ist Sünde. Und er sagt der Gemeinde:
ihr wärt besser daran, wenn ihr einen schrecklichen Tod sterben würdet, als
dass ihr jemanden zur Sünde verleitet. Die Israeliten hatten große Furcht vor
dem Meer. Sie waren ganz zufrieden, wenn sie am Ufer des Sees Genezareth sein
konnten. Aber sie waren nicht wie die Phönizier, sie segelten nicht über das
Mittelmeer, ihnen war das Meer ungeheuer. Und sie konnten sich nichts Schlimmeres
vorstellen, als in der Tiefe des Meeres zu ertrinken. Und im Griechischen ist
das buchstäblich der Mühlstein eines Esels. Das ist ein wuchtiger Stein, der
von einem Esel gezogen oder gedreht wurde, um zu mahlen. Bände man solch einen
Stein jemandem um den Hals, es würde ihn schnell in die Tiefe herab reißen. Das
war eine heidnische Form der Hinrichtung. Er sagt also, es wäre besser du
würdest wie ein Heide hingerichtet, als dass du einen Gläubigen zur Sünde
verleitest. Ich glaube nicht, dass Paulus irgendwo etwas so Starkes sagt,
gegenüber seinen Gemeinden. Also habt gut acht darauf,
wie ihr die Gemeinde behandelt. Das ist Christus. Paulus sagt, wenn der
Gläubige ein Verhältnis mit einer Hure hat, dann hat er Christus mit einer Hure
verbunden. Was für ein erschreckender Gedanke. Wie wir die Gemeinde behandeln,
das ist dem Herrn der Gemeinde sehr wichtig. Der Vers 7 sagt: wehe der Welt der
Ärgernisse wegen. Wir erwarten gar nichts anderes, als dass die Welt versucht,
Christen zum Straucheln zu bringen. Wir erwarten gar nichts anderes, als dass
Unwiedergeborene eine Quelle der Versuchung zur Sünde sind, und Wehe Denen,
durch die diese Ärgernisse kommen. Gott wird all die richten, die sein Volk zur
Sünde verleiten. Und wir erwarten von der Welt nichts anderes. Aber wir
erwarten das nicht von den anderen Kindern, dass sie das einander antun. Sie
wären besser dran, stürben sie einen furchtbaren Tod. Dann in den Versen 8 und
9: Er verwendet hier eine Aussage, die offensichtlich eine bekannte Redensart
war; Jesus verwendet sie wiederholt. Und durch das Stilmittel der Übertreibung
macht er eine Sache einfach sehr klar: Wenn deine Hand oder dein Fuß dich ärgert
oder eben zur Sünde verleitet, so haue ihn ab, und wirf ihn von dir. Es ist dir
besser, lahm oder als Krüppel in das Leben einzugehen, als mit 2 Händen oder 2
Füßen in das ewige Feuer geworfen zu werden. Und der Vers 9 sagt das gleiche
über das Auge. Der Gedanke ist der, dass wir mit Sünde dramatisch, radikal
handeln müssen, natürlich, um die Hölle zu vermeiden. Und er sagt also damit,
wenn man so drastisch handeln muss, der Sünde gegenüber, um der Hölle zu entgehen,
dann muss man doch auch so drastisch die Sache angehen, wenn man sündigt, oder
andere Gläubige zur Sünde verleitet. Weil nämlich die Gemeinde kostbar ist. Wir
nehmen einander auf, als nähmen wir Christus auf, und wir dürfen andere nicht
zum Sündigen verleiten. Nicht mehr, als dass wir Christus mit irgendeiner
Schuld, irgendeiner Sünde besudeln wollten. Nämlich, das ist, weil die Gemeinde
so kostbar ist. Sie ist erworben/erkauft mit dem Blut Christi, und bedeckt mit
seiner Gerechtigkeit.
In den zurückliegenden Jahren habe ich das meiner
Gemeinde gepredigt, und die Frage wird gestellt: ja, was verstehst du darunter,
jemanden zur Sünde zu verleiten. Wir haben also gelehrt, es gibt verschiedene
Arten, wie man andere zur Sünde verleiten kann.
Eine Art wäre durch direktes Verlocken zur Sünden. Du
verführst sie dazu, an einer Sünde teilzunehmen, sexuelle Sünde, oder eine
Unlauterkeit im Geschäft, oder jemanden hineinziehen in Klatsch, oder jemanden
anstacheln, so dass er bitter wird, gegenüber jemand anders, oder es kann sein,
ihren Zorn erregen, oder sie an einer Lüge beteiligen, und an Klatsch und
Verleumdung. Und ich warne auch die jungen Leute davor, bevor sie verheiratet
sind, wenn sie zusammen sind, dass nicht einer den anderen zur Sünde verleitet,
weil diese betreffende Person doch so kostbar ist. Man kann auch jemanden
indirekt zur Sünde verleiten, indem man ihn zornig macht, indem man ihn in ein
Streitgespräch hinein zieht, und ihn dann dazu verleitet, etwas zu sagen, das
er nachher bereut. Ihr könnt Euch vieles ausdenken… Man kann jemanden zur Sünde
verleiten, indem man ein schlechtes Beispiel ist, indem man seine Freiheit
missbraucht, so dass jemand strauchelt. In irgendeinem Fall wäre es immer
besser, tot zu sein. Denn die Gemeinde ist zu kostbar, um in Sünde geführt zu
werden.
Kapitel 18, Vers 10 eine weitere großartige
Aussage: sehet zu, dass ihr nicht eines dieser Kleinen verachtet – es geht hier
wiederum nicht um Kinder, sondern um Gläubige.
Verachten heißt Griechisch kataphroneo,
phroneo heißt denken, sinnen, kata heißt von herab. kataphroneo - herabdenken, jemand
klein machen. Also von jemandem denken, er zähle doch nichts. Und mach das
nicht gegenüber auch nur einem dieser Kleinen. Denn sie sind Gottes besonderer
Besitz. Es ist manchmal schwer sich daran zu halten. Es passiert so schnell, dass
wir auf Leute herabschauen. Leute, die gesellschaftlich tiefer stehen, oder
auch intellektuell, oder Leute, die schwierig zu ertragen sind. Ein Dienst, an
dem wir Freude haben in unserer Gemeinde ist der Dienst an Behinderten. Wir
haben in unserer Gemeinde etwa 450 körperlich und geistig Behinderte und wir
arbeiten mit ihnen die ganze Woche. Sie sind in einer gewissen Weise die Kleinen
mit ganz besonderen Nöten und Bedürfnissen, und es wäre sehr leicht, sie
einfach zu übersehen. Und wir haben gelernt, wenn sie Christus kennen, dann
sollen sie die gleiche Liebe bekommen, wie die anderen auch. Und ich glaube,
auch wegen ihrer Schwachheiten haben sie einen ganz besonderen Platz im Herzen
der Geschwister. Da ist ein junger Mann, der heißt Rodney, er ist geistig
behindert, den ich in einer ganz besonderen Weise lieb gewonnen habe. Ich habe
sein Leben sehr genau beobachtet, er ist wahrscheinlich 27 Jahre alt, aber er
denkt wie ein 7 oder 8-jähriger. Er kam eines Tages zu mir und sagte, er wolle
eine Bibel. Ja, was ist denn mit deiner Bibel, hast du keine? Ja, ja schon,
aber ich bin auf dem Rad gefahren, und ich konnte die Bibel nicht an der Hand
halten. Und so ist die ganze Bibel an der Lenkstange zerrissen. Also gut, ich
besorg dir eine Neue. Und ich frage ihn, was für eine Bibel willst du denn?
„Ich will eine Bibel mit großen Zahlen? Warum großen Zahlen? Weil ich die Worte
nicht lesen kann, aber ich kann die Zahlen lesen, und wenn du „Vers 8“ sagst,
dann finde ich die Zahl. Ich weiß, es gibt Leute, die achten nicht auf die
Worte, also ich werde ihnen die Bibel mit den größten Zahlen besorgen. Ein Monat
oder so später da kam er zu mir und sagte: John, setz dich da mal, und ich setz
mich dahin auf die Treppe, ich habe ein Geschenk für dich. Und er hat Wort für
Wort perfekt aufgesagt den Psalm 23 und ich hab ihn umarmt, und ein bisschen
später kam er und sagt, ich will getauft werden. Dann sprich mit dem
entsprechenden Pastor, der diesen entsprechenden Dienst hat, dass du auch
weißt, du hast das Evangelium verstanden. Das hat er getan, und dann kam er zu
mir und sagte: ja es ist in Ordnung, ich kann getauft werden. Am Sonntagabend
hatten wir Taufen. Dann treffe ich mich mit den Leuten, denn alle geben sie ein
Zeugnis vorher. Rodney, ich will einfach wissen, dass du weißt, dass du sicher
bist, was du sagen willst. Ich stelle jetzt eine Frage an dich: wer ist Jesus
Christus. Er sagte: du willst sagen, du weißt nicht einmal das? Ich sagte,
natürlich weiß ich das. Und er sagte: hab ich mir doch gedacht. Und ich habe
ihn getauft. Und er gab ein wunderschönes, ein liebliches Zeugnis. Ja, das ist
gut für die Gemeinde, dass wir ein Herz haben für die, auf die wir menschlich
gern herabschauen. Ich bin so dankbar, dass wir so viele solche Leute in
unserer Gemeinde haben. Es passiert so schnell, dass wir in der Gemeinde auf
andere herabschauen. Leute, die vielleicht schwierig sind, vielleicht nicht so
intelligent. Aber gemäß diesem Vers sollten wir das nie tun. Und der Herr
erklärt, warum. Das ist so interessant. Im Himmel gibt es Engel. Es geht hier
um das Kollektiv der Engel als „dienstbare Geister“, und sie sehen allezeit das
Angesicht meines Vaters, der im Himmel ist. Was bedeutet das? Gemäß Hebräer 1, 14
sind die Engel dienstbare Geister ausgesandt um deren Willen, die errettet werden
sollen. Die Engel betrachten allezeit das Angesicht des Vaters. Worum geht es
da? Die Engel schauen das Angesicht des Vaters an um zu sehen, ob er besorgt
sei, wegen der kleinen, damit sie alsbald gesandt werden, um diesen Kleinen
beizustehen. Also schau du nicht auf sie herab. Denn der Vater ist um sie besorgt,
und die Engel, die ihm dienen, sind um sie besorgt.
Es ist dieser einfacher Bericht vom Mann mit den
hundert Schafen und ein Schaf verirrt sich, und er lässt die 99 zurück bis er
jenes gefunden hat, das sich verirrt hat, denn der Vers 14 sagt, es ist nicht
Gottes Wille, dass irgendeiner umkomme, dieser Gläubige, der abirrt, der kann
umkommen, er kann zu Schaden kommen oder in Sünde verstrickt werden, weil er
sich von der Gemeinschaft entfernt hat. Denn ich muss das sehr oft behandeln,
denn bei uns in Amerika ist es oft so, dass Leute ganz froh sind, wenn andere Leute
die Gemeinde verlassen. Sie nennen das „gesegnete Verluste“. Ja, die haben ja nur
Probleme gebracht; seien wir froh, dass sie gegangen sind… Aber, wenn du Kinder
hast, und ihr zum Abendessen zusammen sitzt, und deine Frau fragt: wo ist
Albert, dann sagst du nicht: ich weiß auch nicht, aber wir haben ja genügend
andere, macht doch nichts, wenn der eine oder andere weg ist, dann haben wir es
etwas ruhiger… das wäre verrückt. Nein, man sucht ihn. Und genauso in der Gemeinde.
Schafe verirren sich, und dann geh ihnen nach. Das ist eine der Freuden des
Dienstes, tatsächlich. Ich kam von einer Reise wieder zurück, und da hat einer
der Pastoren mir gesagt, dass einer die Gemeinde verlassen habe. Und ich
fragte, warum? Ein Irrlehrer war da, und hatte ihn beeinflusst, und er wird ihm
jetzt folgen an die Ostküste der Vereinigten Staaten. Ich kenne diesen
Irrlehrer. Und wir können das nicht zulassen. Wir müssen ihn aufsuchen. Ich
nahm meinen Sohn mit, ein starker, stämmiger Mann, ich bin kein Narr. Und sagte
ihm: Mad, wir gehen Tom aufsuchen. Und wir stellten
dann fest, dass der Irrlehrer bei ihm im Haus war, und er packte seine Koffer
und war bereit, mit ihm abzureisen. Ich erzähle ganz kurz: und wir sind
aufgetaucht, und ich sagte: Tom, du gehst nicht…. Und dann nach einer Reihe von
Ereignissen, kam es zu einer Jagd und es kam so weit, dass wir durch den Park
rannten, und Mad hat diesen jungen Mann gefasst, und
ja, nach am Ende eines langen Prozesses haben wir ihn endlich erwischt, und sie
wollten mit Toms Auto abreisen, und weil das nicht möglich war, ließen wir den
Irrlehrer im Park sitzen, ohne Fahrgelegenheit. Und er sagte: das könnt ihr mir
nicht antun. Und wir sagten: wir haben es halt getan. Und wir hatten also Tom
und brachten ihn zu Freunden, zu Christen, und die haben ihn 2 Wochen bei sich
gehabt. Sie haben gebetet, gefastet und mit der Bibel haben sie mit ihm
gesprochen, bis zum heutigen Tag ist Tom ein wunderbares Glied unserer
Gemeinde. Er ist ein guter Freund. Er ist Ehemann und Vater, und immer wenn wir
uns sehen, wir treffen uns einmal in der Woche, dann erinnert er sich, als er
abgeirrt war, dass wir kamen und ihn zurück brachten. Ja, das kann man wirklich
eine tiefe Beziehung nennen. Ich muss zugeben, es gab andere, die abgeirrt
sind, da waren wir nicht so treu im Nachgehen. Aber der Herr ist wirklich besorgt um seine Gemeinde. Die Gemeinde
ist kostbar. Es ist die kostbarste Wirklichkeit auf Erden. Weil es Gottes
Gemeinde ist, weil es die Braut des Sohnes ist, weil es den höchsten Preis kostete,
und weil sie mit der Gerechtigkeit Gottes zugedeckt ist. Das ist die Gemeinde.
Die nächste Stunde werden wir uns über einen dritten Punkt Gedanken machen. Und
jener Punkt wird die Majestät und die Herrlichkeit Gottes in Verbindung mit der
Gemeinde beinhalten.