Bis die (nächste) Liebe uns scheidet
1. Johannes 4, 10
Jürg Birnstiel
01.07.2001

Gliederung

I. Irrwege der Liebe

II. Sehnsucht nach Liebe und Annerkennung

III. Die nächste Liebe könnte Sie verändern


Einleitung

ð     Ein bisschen Monica,
ein bisschen Erica,
ein bisschen Rita,
ein bisschen Tina,
ein bisschen Sandra,
ein bisschen Mary,
ein bisschen Jessica.

ð     Man kann sich daran ja richtig gewöhnen, es scheint ganz selbstverständlich zu unserem Leben zu gehören. Auch diese Frauen, nehmen es offenbar nicht alle so tragisch.

ð     Die Filmindustrie unterstützt uns tatkräftig mit Geschichten, bei denen die grosse Liebe ausbricht. Der Grundtenor ist: Du musst deinen Gefühlen folgen, sonst verpasst Du das Leben.

ð     Wir beobachten aber vorwiegend bei jüngeren Leute eine grosse Sehnsucht nach Treue und Geborgenheit.

ð     So verwundert es auch nicht, dass Treue – das ergaben jüngst mehrere Umfragen – in der Regel für drei von vier Frauen der wichtigste Wert in einer Partnerschaft darstellt. Sie repräsentiert das Ideal, "füreinander da zu sein und alle Probleme des Alltags gemeinsam zu lösen", heisst es in einer Studie.

ð     Junge Hollywood Stars zelebrieren alte Werte. Angelina Jolie, (Darstellerin von Lara Croft, im neuen Kinostreifen Tomb Raider) und Billy Bob, die beiden Hollywood Stars, bestärkten am 5. Mai 2001, ihrem 1. Hochzeitstag, ihr Liebes- und Treueversprechen mit einer besonderen Zeremonie. Angelina erzählt:

Wir haben uns gegenseitig notariell beglaubigen lassen, dass wir uns für immer und ewig lieben werden. Dann hat jeder dem anderen die Urkunde übergeben. Und wir haben uns beide die gleiche Tätowierung machen lassen.[1]

ð     Sind das vielleicht einfach schöne Wunschvorstellungen? Werden sie es wirklich schaffen? Warum müssen sie einen zusätzlichen Akt vollziehen? Meine sie das Glück notariell beglaubigen zu müssen, damit sie es festhalten können?

ð     Diane Keaton (55) eine ältere US-Schauspielerin sagt ganz offen:

"Früher habe ich ernsthaft geglaubt, dass man jemanden findet, mit dem man den Rest seines Lebens zusammen bleibt. Jetzt weiss ich, dass man mit verschiedenen Männern durchs Leben gehen muss."[2]

ð     Das klingt sehr resigniert. Die Ideale sind verloren gegangen. Man hat sich mit der Wirklichkeit arrangiert. Doch geht das in den wenigsten Fällen so schmerzlos vonstatten. Solche Einsichten bekommt man dadurch, dass man sich und seine Ideale aufgeben muss. Trennungen schmerzen uns sehr.

ð     Verlassen zu werden schmerzt tief und verletzt ausserordentlich. Laut einer Umfrage des Münchner Magazins Focus (März 99) fürchten sich im Falle einer Trennung 75 Prozent der Befragten vor diesem seelischen Schmerz. Hier zeigt die sogenannte freie Liebe ihr wahres Gesicht.

I.                 Irrwege der Liebe

ð     Schmerzlich ist es nicht immer für alle, in diesem Spiel der Liebe gibt es immer Verlierer und scheinbare Gewinner.

ð     Die Bestseller-Autorin Hera Lind gehört zu diesen scheinbaren Gewinnern.

ð     Als "Urknall" beschrieb sie ihre Begegnung mit einem österreichischen Hotelier (Engelbert Lainer). "Ich könnte heulen vor Glück", jubelte die Schriftstellerin, "jetzt weiss ich, dass die Liebe eine Himmelsmacht ist. Wir gehören zusammen. Für immer." Ihr Dauerfreund Ulrich Heidenreich und die vier gemeinsamen Kinder blieben verlassen im Kölner Heim zurück. - für den jeweils Schwächeren der gesprengten Zweisamkeit kann die Liebe eine Höllenmacht werden. Dazu sagt sie: "Ich weiss, der Uli ist sehr, sehr traurig, und auch für die Kinder wird es sehr schwer werden."

ð     Ist das Liebe oder nicht vielmehr eine Pervertierung des Begriffs Liebe? Aus der Bibel hörten wir vorhin etwas ganz anderes über die Liebe:

Die Liebe nimmt sich keine Freiheiten heraus, sie sucht nicht den eigenen Vorteil. (1.Kor 13,5a)

ð     Das interessiert uns in solchen Momenten nicht. Hauptsache ist, dass es für mich stimmt. Solches Verhalten analysiert die Bibel ganz ungeschminkt:

Die Menschen werden selbstsüchtig, geldgierig, prahlerisch und eingebildet sein. Sie werden Gott lästern, ihren Eltern nicht gehorchen und vor nichts mehr Ehrfurcht haben. Sie sind undankbar, (2.Tim 3,2) lieblos und unversöhnlich, verleumderisch, unbeherrscht und gewalttätig, sie hassen das Gute, (2.Tim 3,3) sind untreu und unzuverlässig und aufgeblasen vor Überheblichkeit. Sie kümmern sich nicht um das, was Gott Freude macht, sondern suchen nur, was ihre eigene Lust vermehrt. (2.Tim 3,4)

ð     Eine unschmeichelhafte Analyse, die man leider nicht so leicht vom Tisch fegen kann.

ð     Wir haben übrigens auch ein aktuelles „Liebesdrama“ in der Schweiz. Die Schweizer Illustrierte schrieb:

Lange konnte er nicht über seine neue grosse Liebe sprechen. Denn in ihm kämpft der Scheidungsschmerz gegen die Leidenschaft. Die Liebe hat gesiegt.

ð     Vielleicht ahnen sie es: Es ist Franco Knie. Seine Liebe hat also gesiegt! Aber was für eine Liebe ist das wohl, die gesiegt hat? Ist es die Liebe zu seiner Frau? Die Liebe zu Stephanie, oder gar schlicht und ergreifend die Liebe zu sich selbst?

ð     Der viel befragte Paartherapeut Klaus Heer hegt grosse Zweifel, ob es sich um eine beständige Liebeswoge handelt. Er sieht in dieser Beziehung eine von Hormonen gesteuerte Entwicklung. Er meint: Kaum ist beim einen die körperliche Attraktion verflogen, treibt es ihn wieder weg.

ð     Aber was trieb Franco Knie von seiner Frau Claudine weg, mit der er immerhin 20 Jahre lang verheiratet ist? Denn das einfach in den Begriff Liebe zu fassen, scheint mir doch etwas gar abstrakt. Interviews mit Franco und Claudine Knie geben uns einige Anhaltspunkte, was die Gründe sein könnten.

ð     Es könnte die Faszination des Neuen sein. Das heisst, wer hat in seinem Leben schon die Gelegenheit mit einer Prinzessin, die noch dazu sehr bekannt ist, zu verkehren. Die ständig durch einen Tross von Leuten begleitet wird, Bodyguards, Journalisten Fotografen. Seine Frau meint: „Nie hätte er mich verlassen, wenn es nicht die Prinzessin gewesen wäre.“

ð     Oder er hat ganz einfach seinen Kopf verloren, wie er am Anfang seiner Frau gestand. Und als er sich von Stephanie bereits gelöst hatte, klappte das doch wieder nicht und rief seine Frau an und sagte ihr: Ich bin schwach geworden, ich kann nicht mehr – und weg war er. Vielleicht würden das Psychologen unter den Begriff Midlife Krisis einordnet. Schliesslich ist er mit 46 gerade im geeigneten Alter. So wie ich. Nochmals im Leben das prickelnde Gefühl einer Jugendliebe erleben. Dem Leben nochmals etwas abringen. Schliesslich ist es doch faszinierend von einer 10 Jahre jüngeren Frau begehrt und verehrt zu werden.

ð     Es könnte auch, wie das häufig vorkommt ein ungelöster Konflikt in der Ehe sein. Claudine sagte in einem Interview: „Es stimmt schon, dass es zum Schluss Spannungen in unserer Ehe gab.“ Den Partner zu wechseln, um der Problemlösung zu entfliehen, scheint ein angenehmer Weg zu sein, vor allem für den, der eine neue Beziehung beginnt. Das wäre ein Thema für sich, aber nur soviel:

ð     Der Paartherapeut Dietmar Luchmann meint dazu:

Sich und sein Verhalten in der Beziehung zu verändern sei oft einfacher, als „immer wieder in einer neuen Beziehung von vorn anzufangen“.

ð     Abenteuerlust und vieles andere könnte man noch nennen. Aber wie wir das auch immer zu beschreiben und zu verstehen versuchen, gibt es eine Erklärung, die viel tiefer ansetzt. Die viel fundamentaler unser Leben bestimmt. Was wir hier sehen können, sind lediglich Auswirkungen, Auswüchse eines tiefer liegenden Problems.

II.             Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung

ð     Jeder von uns möchte vorbehaltlos geliebt werden. Jeder möchte Menschen um sich herum, denen er vertrauen und sich auf sie verlassen kann. Es steckt in uns eine grosse Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. Oder wenn wir noch tiefer gehen, suchen wir eigentlich uns selbst, unsere Identität. Wir wollen wissen wer wir sind. Um das zu erkennen, sind wir auf Beziehungen angewiesen.

ð     Schon der bekannte Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 bis 1831) sah in der Beziehung zu einem anderen Menschen die einzige Möglichkeit, sich selbst zu erkennen, was er in den Begriff der "Anerkennung" fasste. Meine Persönlichkeit bleibt leer ohne die Anerkennung des Anderen und durch den Anderen.

ð     Die Wertschätzung oder anders gesagt, den Wert den wir als Menschen habe, die Erklärung unserer Identität kann ich nicht aus mir heraus suchen, sondern sie wird mir von aussen geschenkt.

ð     Ich kann aus mir selber keinen Wert schaffen. Ein Goldbarren hat in sich keinen Wert, sondern sein Wert wird ihm von uns gegeben.

ð     Wenn ich über die Welt laufe und der Menschheit erzähle wie gut und wertvoll ich bin, aber jeder sagt mir, dass er mich vollkommen verachtet, so wird mein vermeintlicher Wert in mir zusammenfallen.

ð     Ganz zugespitzt könnte man sogar sagen, dass ich das bin, was mich andere werden lassen.

III.          Die nächste Liebe könnte Sie verändern

ð     Das kann natürlich auch frustrieren, weil ich dann doch nicht so selbständig bin, wie ich das bis anhin meinte. Das ist auch tatsächlich so. Kein Mensch ist selbständig und unabhängig. Die Frage ist: Von wo beziehe ich meinen Wert? Wer liebt mich wirklich? Wer sagt und zeigt mir, dass ich ihm wertvoll?

ð     Bezeichnenderweise antwortete Hera Lind auf die Frage:

Was haben Sie sich als Kind immer gewünscht und nie bekommen?

Bewunderung und Anerkennung

ð     Menschen können uns solche Liebe schenken. Doch wird diese Liebe immer in gewisser Weise unvollkommen bleiben.

ð     Vollkommene Liebe ist uns aber von Gott selbst versprochen worden. Er gibt uns Menschen einen ausserordentlich hohen Wert. Jesus verdeutlicht das mit einer kurzen Erzählung.

ð     Erzählen: Lk.15,8-10 (Die verlorene Münze / mit Goldvreneli)

Das Einzigartige an dieser Liebe ist: Nicht wir haben Gott geliebt, sondern er hat uns geliebt. Er hat seinen Sohn gesandt, damit er durch seinen Tod Sühne leiste für unsere Schuld. (1.Joh 4,10)

Schluss

ð     Kassette empfehlen

ð     Unsere fast grenzenlose Sehnsucht nach Liebe und Geborgenheit kann Gott selbst stillen. Er bricht sein Treueversprechen nie!

ð     Wenn wir die Liebe Gottes entdeckt und angenommen haben, so werden wir fähiger andere Menschen zu lieben. Wir werden fähiger nicht ständig nach Anerkennung und Bestätigung Ausschau zu hatten, weil wir wissen, dass es keine grössere Liebe und keine höhere Anerkennung gibt, als sie Gott uns gibt. Ein nie versiegender Pool.

ð     In diesem Sinn wünsche ich Ihnen, falls Sie diese Liebe noch nicht kennen, dass die nächste Liebe ihre Sehnsucht nach Geborgenheit und Identität stillt.

ð     Gott sagt selbst:

Denn  ich habe Lust an der Liebe und nicht am Opfer, an der Erkenntnis Gottes und nicht am Brandopfer.(Hos 6,6)

Gebet



[1] GlücksPost, 21. Juni 2001, S. 19.

[2] 20 Minuten, 25. Juni 2001.