Aufbruch ins neue Zeitalter
Apostelgeschichte 2, 1-13
Jürg Birnstiel
31.05.1998

Gliederung

I.     Das Feuer wird angezündet (1-4)

A.         Das Pfingstfest (1)

B.         Der Heilige Geist kommt (2-4)

II.    Zweifaches Wunder (5-13)

A.         Sprachwunder

B.         Hörwunder

 


Einleitung

ð     Radio DRS machte in Luzern eine Umfrage. Sie wollten wissen, was die Leute über Pfingsten wissen.

ð     Das Resultat war äusserst bedenklich! Niemand war in der Lage, eine angemessene Antwort zu geben. Es handelte sich übrigens nicht nur um junge Leute, die befragt wurden. Selbst ältere Menschen wussten nicht, wie sie Inhalt und Sinn dieses Festes beschreiben sollten.

ð     Dies führt uns mit Erschrecken vor Augen, wie christlich unser Land in Wirklichkeit ist.

ð     Nun beschäftigen wir uns heute mit dem, was an Pfingsten vor bald 2000 Jahren geschah.

Text lesen: Apg. 2,1-13

I.                 Das Feuer wird angezündet (1-4)

A.              Das Pfingstfest (1)

ð     Gott verordnete den Juden drei Feste, zu denen sie sich in Jerusalem versammeln sollten.

Dreimal im Jahr soll alles, was männlich ist in deiner Mitte, vor dem Herrn, deinem Gott, erscheinen, an der Stätte, die der Herr erwählen wird: zum Fest der ungesäuerten Brote, zum Wochenfest und zum Laubhüttenfest. Sie sollen aber nicht mit leeren Händen vor dem Herrn erscheinen. Dt.16,16.

ð     Zum Passah mit den anschliessenden Fest der ungesäuerten Brote, zum Wochenfest oder Pfingsten, diese Feste gehören zum Frühlingszyklus.

ð     Und im Herbstzyklus das Laubhüttenfest.

ð     Eigentlich sollte jeder jüdische Mann, wenn immer möglich, an diesen Festen in Jerusalem sein. Auch Paulus war es ein Anliegen zu Pfingsten in Jerusalem zu sein, wie wir das in der Apg. sehen:

Denn Paulus hatte beschlossen, an Ephesus vorüberzufahren, um in der Provinz Asien keine Zeit zu verlieren; denn er eilte, am Pfingsttag in Jerusalem zu sein, wenn es ihm möglich wäre. Apg.20,16.

ð     Natürlich war Jerusalem von Menschen überlaufen, viele gottesfürchtige Juden aus der ganzen Welt reisten nach Jerusalem, um den Anweisungen Gottes folge zu leisten.

ð     Es wurden dann verschiedene Opfer dargebracht. Es war das Fest der Ernte und gleichzeitig galt es als Schlussfest der Passahzeit.

ð     Das Pfingstfest fand 50 Tage nach dem Passah statt und bildet den Abschluss der Frühjahrsfeste.

B.               Der Heilige Geist kommt (2-4)

ð     An Pfingsten versammelten sich auch die Jünger von Jesu. Es waren um die 120 Personen (Apg.1,15). In der Zeit zwischen Jesu Himmelfahrt und Pfingsten, wählten sie Matthias ins Apostelamt an Stelle von Judas, der Selbstmord beging.

ð     Vor ungefähr zehn Tagen begegneten sie Jesus zum letzten Mal. Kurz bevor er zum Vater ging, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, er sagte:

Und siehe, ich will auf euch herabsenden, was mein Vater verheissen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr ausgerüstet werdet mit Kraft aus der Höhe. Lk.24,49.

ð     Ja, Jesus erklärte schon vor seinem Sterben, dass er ihnen einen Tröster senden wird, welcher für sie wichtig sein wird. Er sagte:

Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden. Joh.16,7.

ð     Jesus musste zuerst die Jünger verlassen, damit der Tröster, der Heilige Geist kommen konnte. Welche Bedeutung dieser Geist hat, erklärte ihnen Jesus folgendermassen:

Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, wird er euch in alle Wahrheit leiten. Denn er wird nicht aus sich selber reden; sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. / Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er's nehmen und euch verkündigen. Joh.16,13-14.

ð     Die Nachfolger Jesu, also ca. 120 Leute, warten nun in Jerusalem in einem Haus auf dieses grosse Ereignis. Sie wissen nicht, wann es eintreffen wird, aber sie befolgten die Anweisung von Jesus.

ð     Plötzlich, begann ein Brausen vom Himmel, ähnlich wie ein gewaltiger Wind und dieses Brausen erfüllte das ganze Haus.

ð     Es erschienen Zungen wie von Feuer, die sich teilten und er, der Heilige Geist, setzte sich auf einen jeden von ihnen.

ð     Alle wurden erfüllt vom Heiligen Geist, und sie fingen an in Zungen zu reden, so wie der Geist es Ihnen eingab.

ð     Sie berichteten von den grossen Taten Gottes. So begann sich bereits die Voraussage Jesu zu erfüllen als er sagte:

aber ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde. Apg.1,8.

ð     Damit ist eine neue Zeit angebrochen, die schon im AT angekündigt wurde. Was Gott ankündigt geschieht auch nicht versteckt. Dieses einmalige Ereignis geschah nicht an einem stillen Ort zu einem unbedeutenden Zeitpunkt. Nein, wie die Kreuzigung genau auf das Passah fiel, so ereignete sich die Ausgiessung des Heiligen Geistes, an einem grossen jüdischen Fest, wo sozusagen ganz Israel versammelt war.

ð     Mit diesem Ereignis bricht ein neues Zeitalter für die Gemeinde an. Oder noch anders kann man sagen, ist dieses Ereignis die eigentliche Gründung der NT Gemeinde.

ð     Jetzt werden die Nachfolger Jesu ausgerüstet, dass sie in der Kraft Gottes unter der Leitung des Heiligen Geistes Gemeinde bauen.

ð     Jesus hat an Pfingsten das Feuer angezündet, das bis heute nicht verschloschen ist und nie verschlöschen wird. Er sagte zu seinen Jüngern:

Ich bin gekommen, ein Feuer anzuzünden auf Erden; was wollte ich lieber, als dass es schon brennte! / Aber ich muss mich zuvor taufen lassen mit einer Taufe, und wie ist mir so bange, bis sie vollbracht ist! Lk.12,49-50.

ð     Jesus musste zuerst gekreuzigt werden und zum Vater gehen, erst dann konnte er dieses Feuer anzünden.

ð     Ohne Pfingsten gäbe es uns nicht, denn nicht Menschen sind die treibenden Kräfte für die Ausbreitung der Gemeinde, sondern der Heilige Geist. Denn er öffnet den Menschen die Augen, so wie Jesus sagt:

Und wenn er kommt, wird er der Welt die Augen auftun über die Sünde und über die Gerechtigkeit und über das Gericht; Joh.16,8.

1.                  Anwendung

ð     Sind wir uns dieser grossen Bedeutung bewusst? Dieses Wissen behält uns stets in einer gesunden Haltung. Es bewahrt uns vor Überheblichkeit. Paulus schreibt den Korinthern:

Denn wer gibt dir einen Vorrang? Was hast du, das du nicht empfangen hast? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich dann, als hättest du es nicht empfangen? 1.Kor.4,7.

ð     Alles haben wir empfangen. Keinen Grund haben wir deshalb uns selbst zu rühmen. Auch die 120 Nachfolger haben den Heiligen Geist empfangen ohne dass sie etwas besonderes dazutun konnten. Plötzlich wurden sie vom Heiligen Geist erfüllt.

ð     Pfingsten ist der Anbruch eines neuen Zeitalters. Früher standen nur wenige unter der Leitung des Heiligen Geistes, und dies oft zeitlich eingeschränkt und an ein Amt gebunden (Könige, Priester u. Propheten). Nun ist aber die Zeit gekommen, wo der Heilige Geist in jeden Menschen kommt, der an Jesus glaubt.

ð     Der Mensch wird dadurch zum Tempel Gottes. Paulus sagt:

Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 1.Kor.3,16.

ð     Seit Pfingsten ist dies möglich.

ð     Pfingsten in Jerusalem ist ein einmaliges, unwiederholbares geschichtliches Ereignis. Wie Jesu Sterben und Auferstehen nicht wiederholt wird und auch nicht wiederholt werden kann, so kann auch Pfingsten nicht wiederholt werden.

ð     Damit ist nicht gesagt, dass es keine besonderen Momente, der Erfüllung mit dem Heiligen Geist gäbe, dies ist durchaus möglich und durch die Bibel nachzuweisen, aber eine besondere Erfüllung mit dem Heiligen Geist ist nie und nimmer gleichzusetzen mit Pfingsten.

ð     An Pfingsten hat der Heilige Geist erstmals in den Menschen, die Jesus nachfolgen und ihn lieben Wohnung genommen. So dass wir, wenn wir an Jesus glauben, zu einem Tempel des Heiligen Geistes werden.

ð     Zusammenfassend kann man sagen:

Wie Pfingsten das Fest am Abschluss der Getreideernte war, so schliesst das Kommen des Heiligen Geistes das Heilswerk Jesu ab. Im Heiligen Geist ist die Gemeinde Jesu mit dem erhöhten Herrn bis zu seiner Wiederkunft verbunden.[1]

II.             Zweifaches Wunder (5-13)

A.              Sprachwunder

ð     Die Erfüllung mit dem Heiligen Geist war von einem aussergewöhnlichen Zeichen begleitet. Die Jünger sprachen auf einmal in anderen Zugen, oder wie es auch übersetzt werden könnte in anderen Sprachen.

ð     Der Heilige Geist liess sie nicht in ihrer Muttersprache sprechen, sondern in fremden Sprachen.

ð     Dies gibt dem Ereignis ein ganz besonderes Gepräge.

ð     Wir können hier von einem Sprachwunder sprechen.

ð     Es gibt nun hier zwei verschiedene Sichtweisen. Die einen vertreten, es handle sich um Fremdsprachen. Andere sehen darin einen Sprachausdruck, der nichts mit einer bestehenden Volkssprache zu tun hat. Ich persönlich neige zu dieser Ansicht.

B.               Hörwunder

ð     Wenn diese Sicht richtig ist, dann können wir gleichzeitig auch von einem Hörwunder sprechen.

ð     Denn  viele Juden aus aller Welt hielten sich in Jerusalem, eben wegen diesem Pfingstfest, auf. Sie werden auch als gottesfürchtige Männer bezeichnet.

ð     Sie gehörten den verschiedensten Völker an, wie dies auch heute noch ist. Ihre Muttersprachen war nicht Aramäisch wie man zu der Zeit in Jerusalem sprach, sondern die jeweilige Landessprache, von wo sie kamen.

ð     Als dieses Brausen sich ereignete lief eine Menge von Menschen zusammen. Offenbar war es nicht nur von den Jüngern wahrgenommen worden, sondern auch von den Menschen in Jerusalem.

ð     Gott lässt auch bei diesem wichtigen Ereignis, die Juden nicht im Ungewissen. Seine Liebe führt ihn dazu, seinem Volk immer wieder deutliche Zeichen zu geben, damit sie sich ihm zuwenden können.

ð     Nun sind diese Menschen völlig erstaunt. Obwohl die Jünger aus Galiläa gebürtig waren, hörte ein jeder was sie sagten, in seiner eigenen Muttersprache.

ð     Die Jünger erzählten von den grossen Taten Gottes, schade dass uns Lukas keinen Einblick gibt in das, was sie erzählten.

ð     Jedenfalls konnte jeder in seiner Muttersprachen verstehen, was sie erzählten. Somit hat der Heilige Geist selbst die Übersetzungsarbeit getan, die nach dem Korintherbrief durch einen Menschen geschehen sollte.

1.                  Anwendung

ð     Gerade dieses Zungenreden hat in der Vergangenheit schon viele Diskussionen ausgelöst und führte gar zu Gemeindespaltungen.

ð     Man berief sich immer wieder auf diese Wunderzeichen an Pfingsten, aber eben, es war an Pfingsten so. Und Pfingsten ist einfach nicht wiederholbar.

ð     Manche Leute behaupten, dass jeder, der mit dem Heiligen Geist erfüllt sei, in Zungen reden könne.

ð     Dagegen stellte sich eine andere Meinung, die die Zungenrede völlig ablehnte und erklärte, so etwas gäbe es heute nicht mehr.

ð     Obwohl ich selber nicht in Zungen rede und noch nie eine Zungenrede hörte, von der ich mit Überzeugung hätte sagen können, sie sei göttlichen Ursprungs. So scheue ich mich trotzdem, in absoluter Weise zu behaupten, es würde heute überhaupt keine Zungenrede mehr geben.

ð     Im Brief an die Korinther macht Paulus deutlich, dass die Zungenrede eine der Gaben ist, die der Heilige Geist austeilt und die nicht jeder hat. Und er verwendet dann einen längeren Abschnitt, in dem er regelt, wie mit der Zungenrede verantwortlich umgegangen werden soll.

ð     Wenn ich mit Zungrede konfrontiert würde, so würde ich mich an die Anweisungen des Paulus halten, dann wird es bestimmt in geordneten Bahnen laufen.

2.                  Evangelisation

ð     Die Menschen waren etwas verwirrt über das, was hier geschah. Die ienen fragten: Was das wohl bedeuten soll. Andere trieben ihren Spott und machten sich lustig darüber und meinten: Sie sind voll von süssem Wein.

ð     Durch dieses Ereignis kam aber niemand zum Glauben an Jesus. Sondern erst nachdem Petrus das Evangelium vom Tod und Auferstehung Jesu verkündigte.

ð     Nach dieser Verkündigung war es vielen klar, um was es geht und sie fragten, was sie tun sollen. Petrus antwortete:

Tut Busse, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Apg.2,38.

ð     Also, zuerst sollen wir Busse tun, d.h. wir sollen unseren Sinn ändern, indem wir erkennen und anerkennen, dass wir gegen Gott leben.

ð     Wir sollen unseren Sinn ändern, indem wir uns Jesus zuwenden und bekennen, dass wir bis anhin gegen ihn lebten, sei es durch Gleichgültigkeit oder in aktiver Auflehnung.

ð     Hast Du das selber getan in Deinem Leben? Das ist auch ein einmaliger Moment, wie Pfingsten.

ð     Wenn wir das tun, werden wir den heiligen Geist empfangen. So erklärte es Petrus an Pfingsten.

ð     Also über eine klare Sinnesänderung, eine klare Abwendung vom alten Leben hin zu Jesus, werden wir den heiligen Geist empfangen.

ð     Seit Pfingsten ist der Empfang des Heiligen Geistes engstens verbunden mit der Busse, der Umkehr des Menschen zu Gott. So schreibt es auch Paulus den Ephesern:

In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit - in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheissen ist, / welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, dass wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit. Eph.1,13-14.

ð     Also, wenn wir gläubig werden, dann werden wir mit dem Heiligen Geist versiegelt. Er ist gleichsam ein Unterpfand, eine Anzahlung, für das Erbe, das wir bei unserer Auferstehung empfangen werden.

ð     Bist Du Dir gewiss, dass Du den Heiligen Geist empfangen hast? Denn ohne den Heiligen Geist bist Du nicht gerettet und Du kannst Gott mit allen Guten Werken nicht gefallen.

ð     Gott hat uns aber versprochen, dass, wenn wir uns ganz zu ihm wenden, dann will er uns den Heiligen Geist geben. Er will uns führen und leiten und will uns dadurch zum Ziel bringen, nämlich zur Seligkeit unserer Seele.

ð     Gerne zeige ich, wie man diesen Schritt tun kann, was es konkret heisst Busse zu tun, damit du den Heiligen Geist empfangen kannst und somit ewiges Leben bekommst.

Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     Pfingsten ist sozusagen das Geburtsfest der Gemeinde Jesu. Wäre der Heilige Geist nicht gekommen, so wäre die Bewegung von 120 Leuten eine Episode der Vergangenheit geblieben.

ð     Durch den Heiligen Geist ist aber diese kleine Bewegung gewachsen in deren Nachfolge wir hier in Zürich stehen.

ð     Derselbe Geist, der dort ausgegossen wurde, gründete unsere Gemeinde, derselbe Geist führt uns weiter.

ð     An uns liegt nur, dass wir uns leiten lassen, dass wir uns als gehorsam erweisen und Gott dienen mit unserem ganzen Herzen, ansonsten behindern wir den Heiligen Geist, weil wir ihm keinen Raum geben.

ð     Gott möchte uns brauchen und einsetzen, aber er ist nie und nimmer abhängig von uns.

ð     Ja, das Feuer ist angezündet! Kann es in uns weiterbrennen, oder ersticken wir es?

Amen



[1]Fritz Rienecker: Lexikon zur Bibel, Sp.1065.