Jesus lässt sich taufen

Reihe: Die Jugendjahre von Jesus (6/9)

Matthäus 3, 13-17

 

 

I.    Jesus hätte das nicht nötig

II.   Jesus ist der geliebte Sohn

 

 

 

 


Einleitende Gedanken

Die Menschen strömten zu Johannes dem Täufer an den Jordan. Sie nahmen seine Botschaft vom nahenden Himmelreich ernst, bekannten ihre Schuld und liessen sich taufen.

Viele vermuteten Johannes könnte der Messias, Elia oder sonst einer der grossen Propheten sein. Aber Johannes wollte keinen dieser Titel und Zuordnungen für sich in Anspruch nehmen. Er verstand sich als Wegbereiter für den, der nach ihm kommen und mit wesentlich grösserer Vollmacht wirken wird. So sagte er:

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„Ich taufe euch mit Wasser als Bestätigung für eure Umkehr. Der aber, der nach mir kommt, ist stärker als ich; ich bin es nicht einmal wert, ihm die Sandalen auszuziehen. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen.“ Matthäus 3, 11.

Eines Tages erschien Jesus plötzlich bei Johannes und wollte sich taufen lassen.

Lesen wir, wie Matthäus über diese Begegnung berichtet. Der Text steht im Matthäusevangelium, Kapitel 3, die Verse 13-17.

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Auch Jesus kam aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen. Johannes wehrte sich entschieden dagegen: »Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?« Matthäus 3, 13-14.

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Aber Jesus gab ihm zur Antwort: »Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert.« Da willigte Johannes ein. Matthäus 3, 15.

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In dem Augenblick, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, öffnete sich über ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich

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herabkommen. Matthäus 3, 16.

Und aus dem Himmel sprach eine Stimme: »Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.« Matthäus 3, 17.

I.               

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Jesus hätte das nicht nötig

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Leider wissen wir nicht wie gut Johannes Jesus kannte. Wir wissen nicht, ob sie als Kinder miteinander spielten. Theoretisch wäre das möglich gewesen, denn die beiden Mütter kannten sich gut. Aber die einzige Begegnung, von der wir Kenntnis haben, ist die Begegnung als sie noch im Bauch ihrer Mütter waren. Damals besuchte Maria Elisabeth, die Mutter von Johannes. Lukas bemerkt:

„Als Elisabeth den Gruss Marias hörte, hüpfte das Kind in ihrem Leib.“ Lukas 1, 41.

Das ist also die einzige uns bekannte Begegnung der beiden, bevor Jesus zu Johannes an den Jordan kam.

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Vielleicht spielten sie tatsächlich als Kinder miteinander, aber dann scheinen sie sich aus den Augen verloren zu haben, denn Johannes sagte:

„Ich kannte ihn bis dahin nicht.“ Johannes 1, 33.

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Jesus war ungefähr 30 Jahre alt, als er Johannes begegnete.

„Jesus kam aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen zu lassen.“ Matthäus 3, 13.

Irgendwie muss Johannes erkannt haben, dass Jesus der Messias ist. Vielleicht wurde ihm gesagt, dass er der Sohn, der Maria sei und so hätte er wissen können, dass ihm der Messias begegnet. Oder vielleicht offenbarte Gott ihm, dass an diesem Tag der Messias zu ihm kommen würde.

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Wie auch immer, Johannes wollte Jesus nicht taufen. Er weigerte sich bereits die Pharisäer und Sadduzäer zu taufen, doch bei Jesus lagen die Gründe dafür ganz anders. Wie sollte er den taufen, dem er aus Ehrfurcht nicht einmal die Sandalen ausziehen würde? Er sah sich ausser Stande das zu tun. So antwortet er Jesus:

„Ich hätte es nötig, mich von dir taufen zu lassen, und du kommst zu mir?“ Matthäus 3, 14.

Recht hat er! Jesus müsste Johannes taufen. Wenn jemand keine Schuld zu bekennen hatte, dann war das Jesus. Warum sollte er sich taufen lassen? Für was sollte er sich taufen lassen, wenn keine Schuld zu vergeben war?

Johannes hingegen war ein ganz normaler Mensch mit einer besonderen Berufung und einer ausserordentlich wichtigen Aufgabe, aber er war ein sündiger Mensch. Jesus war heiliger und gerechter als er. Also, wie sollte er Jesus taufen – unmöglich! Aber Jesus insistierte:

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„Lass es für diesmal geschehen! Es ist richtig so, denn wir sollen alles erfüllen, was Gottes Gerechtigkeit fordert.“ Matthäus 3, 15.

Hätte Jesus bei dieser Gelegenheit nicht zeigen können, wer er ist? Er hätte doch sagen können: «Du hast recht Johannes, ich werde jetzt dich taufen.»?

Wieso liess sich Jesus taufen? Jesus gab einen Hinweis. Er sagte, dass die Gerechtigkeit Gottes erfüllt werden müsse. Wie ich schon oft erklärte, ist Jesus der Sohn Gottes, aber auch ganz Mensch geworden. Weil Jesus eben auch Mensch war, wollte er keine Sonderstellung beanspruchen, sondern sich an alle Ordnungen halten, die für das Volk Israel galten. Paulus sagte das einmal so:

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„Als die Zeit dafür gekommen war, sandte Gott seinen Sohn. Er wurde als Mensch von einer Frau geboren und war dem Gesetz unterstellt.“ Galater 4, 4.

Jesus wollte alle Gebote Gottes tun, denn er war unter das Gesetz getan. Wenn nun Gott Johannes zum Taufen sandte, dann wollte sich Jesus auch taufen lassen.

Doch selbst wenn dir das einleuchten würde, ist die Frage nach dem Sinn dieser Taufe für Jesus noch nicht beantwortet. Wenn Jesus keine Schuld hatte, dann machte es doch keinen Sinn ihn zu taufen.

Warum sollte er sich zum Zeichen der Busse und Vergebung taufen lassen, wenn er gar keine Schuld hatte?

Wenn wir so fragen, dann könnten wir mit dem gleichen Recht fragen, warum sich Jesus kreuzigen liess, wenn er doch ohne Sünde war.

Die meisten von uns werden die Antwort auf diese Frage kennen. Jesus liess sich nicht für seine eigene Schuld kreuzigen, sondern er nahm damit unsere Schuld stellvertretend auf sich. Der Sündlose stirbt für den Sünder. Jesus bezahlte die Strafe, die eigentlich ich bezahlen müssten. Paulus schreibt:

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„Christus hat uns vom Fluch des Gesetzes losgekauft, indem er an unserer Stelle den Fluch getragen hat.“ Galater 3, 13.

Natürlich könnten kritische Stimmen sagen, dass das alles ein bisschen konstruiert sei und zu viel in dieses Geschehen hineingelesen würde. Jesus sei wie jeder andere hingerichtet worden. Er sei seinen Feinden ausgeliefert gewesen und hätte sich gar nicht wehren können. Darin nun einen tieferen Sinn finden zu wollen, sei doch übertrieben. Wer das so sehen will, darf das natürlich, aber die Bibel sagt uns etwas anderes. Vielleicht legt Paulus gerade wegen solchen Stimmen grossen Wert darauf zu betonen, dass sich Jesus freiwillig kreuzigen liess. Dem Timotheus schreibt er:

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„Es gibt nur einen Gott, und es gibt auch nur einen Vermittler zwischen Gott und den Menschen – den, der selbst ein Mensch geworden ist, Jesus Christus.“ 1. Timotheus 2, 5.

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„Er hat sein Leben als Lösegeld für alle gegeben und hat damit zu der von Gott bestimmten Zeit den Beweis erbracht, dass Gott alle retten will.“ 1. Timotheus 2, 6.

Jesus hatte sein Leben gegeben. Niemand hatte es ihm genommen. Das wird übrigens noch an anderen Orten im neuen Testament betont. Jederzeit hätte Jesus seinen Verfolgern ausweichen oder sie vernichten können und – so sehe ich das – er hätte auch vom Kreuz runterkommen können. Doch Jesus wollte die Strafe für uns bezahlen, nur so konnte er uns von unserer Schuld befreien. Das ist der Liebesbeweis Gottes schlechthin!

Nun, als Jesus sich von Johannes taufen liess, tat er dies im Blick auf sein stellvertretendes Opfer am Kreuz. Jesus musste, als er untertauchte, seinen Tod am Kreuz vor Augen gehabt haben. Jesus liess sich von Johannes stellvertretend für die Schuld der Menschen taufen und er wusste, dass er in ca. drei Jahren sein Leben dafür opfern wird. Vor diesem Tag fürchtete er sich. Gegenüber seinen Jünger sagte er einmal:

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„Ich bin gekommen, um auf der Erde ein Feuer anzuzünden; ich wünschte, es würde schon brennen! Aber vor mir steht eine Taufe, mit der ich noch getauft werden muss, und wie schwer ist mir das Herz, bis sie vollzogen ist!“ Lukas 12, 49-50.

Hier sprach Jesus vom Kreuz, von seiner Bluttaufe. Wissen wir es noch zu schätzen, was Jesus grossartiges für uns getan hat?  

II.        

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Jesus ist der geliebte Sohn

Johannes taufte Jesus. Er wird verstanden haben, dass er sich gegen den Messias nicht wehren darf. Wie sollte er sich gegen eine Anweisung Gottes stellen?

Als Jesus das Wasser verliess, geschah etwas Sonderbares:

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„In dem Augenblick, als Jesus nach seiner Taufe aus dem Wasser stieg, öffnete sich über ihm der Himmel, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube auf sich herabkommen.“ Matthäus 3, 16.

Interessanterweise beschreibt Matthäus dieses Geschehen aus der Sicht von Jesus. Doch auch Johannes musste das beobachtet haben, denn Gott sagte ihm zuvor:

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„Der, auf den du den Geist herabkommen siehst und auf dem er bleiben wird, der ist es, der mit dem Heiligen Geist tauft.“ Johannes 1, 33.

Mit anderen Worten: Der ist der Messias, dem du den Weg bereitest.

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Es war übrigens keine Taube, sondern es sah aus wie eine Taube. Und aus dem geöffneten Himmel hörte man die Stimme Gottes:

„Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ Matthäus 3, 17.

In diesem Moment offenbarte sich der dreieinige Gott. Gott Sohn, der getauft wurde, der Heilige Geist, der auf ihn herabkam und Gott Vater, der sich ganz und gar zu seinem Sohn bekannte.

Nun gibt es Leute, die meinen Jesus hätte in diesem Moment den Heiligen Geist bekommen. Bis dahin hätte er den Heiligen Geist gar nicht gehabt. Aus dieser Sicht erwachsen Irrlehren, die bis in unsere Kreise hineinwirken.

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jesus, der Sohn Gottes, der ohne Sünde war, bis dahin den Heiligen Geist nicht hatte. Das kann ich sogar begründen, denn ein Engel sagte dem Zacharias, dem Vater von Johannes:

„Johannes wird gross sein in den Augen des Herrn. Er wird keinen Wein und keine starken Getränke zu sich nehmen, und schon im Mutterleib wird er mit dem Heiligen Geist erfüllt sein.“ Lukas 1, 15.

Wenn also Johannes bereits im Mutterleib mit dem Heiligen Geist erfüllt war, wieviel mehr wird Jesus, der durch den Heiligen Geist gezeugt wurde, mit dem Heiligen Geist erfüllt gewesen sein.

Was Jesus bei dieser Taufe erlebte, war keine Geistestaufe, sondern eine offizielle Amtseinsetzung. Eine sichtbare Bevollmächtigung für seinen kommenden Dienst.

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Gott wollte klarstellen, dass sein Sohn jetzt in seinem Auftrag und in voller Übereinstimmung mit ihm handeln wird.

„Dies ist mein geliebter Sohn, an ihm habe ich Freude.“ Matthäus 3, 17.

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Schlussgedanke

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Jesus hätte diese Taufe nicht nötig gehabt. Er hätte aber auch das Kreuz nicht nötig gehabt. Er tat alles für dich und für mich! Johannes rief als Jesus kam:

„Seht, hier ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt!“ Johannes 1, 29.

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Und zu der Sünde der Welt gehört auch deine Sünde. Jesus hat für deine Sünde bezahlt. Wer an Jesus glaubt, für den ist es so, wie wenn er selbst für seine Sünde bezahlt hätte. Paulus beschreibt das einmal im Zusammenhang mit der Taufe und mit diesem eindrücklichen Text möchte ich schliessen:

 „Wisst ihr nicht, was es heisst, auf Jesus Christus getauft zu sein? Wisst ihr nicht, dass wir alle durch diese Taufe mit einbezogen worden sind in seinen Tod?“ Römer 6, 3.

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„Durch die Taufe sind wir mit Christus gestorben und sind daher auch mit ihm begraben worden. Weil nun aber Christus durch die unvergleichlich herrliche Macht des Vaters von den Toten auferstanden ist, ist auch unser Leben neu geworden, und das bedeutet: Wir sollen jetzt ein neues Leben führen.“ Römer 6, 4.

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„Denn wenn sein Tod gewissermassen unser Tod geworden ist und wir auf diese Weise mit ihm eins geworden sind, dann werden wir auch im Hinblick auf seine Auferstehung mit ihm eins sein.“ Römer 6, 5.

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„Was wir verstehen müssen, ist dies: Der Mensch, der wir waren, als wir noch ohne Christus lebten, ist mit ihm gekreuzigt worden, damit unser sündiges Wesen unwirksam gemacht wird und wir nicht länger der Sünde dienen.“ Römer 6, 6.

„Denn wer gestorben ist, ist vom Herrschaftsanspruch der Sünde befreit.“ Römer 6, 7.

Ist das nicht grossartig!?