Der HERR ist mein Hirte,
darum leide ich keinen Mangel!

Psalm 23

Serie: Einblicke in das Gebetsleben von König David (3/7)

 

 

 

 

I.    Er erfrischt meine Seele!

II.      Du lässt mich nie im Stich!

III.     Ich werde bei dir wohnen!

 

 

 

 


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Einleitende Gedanken

Der Herr ist mein Hirte! Mit diesen Worten beginnt der vermutlich bekannteste Psalm. Ich weiss nicht, wie oft ich diesen Psalm an Krankenbetten, bei Sterbenden und bei Menschen, die sonst irgendwie in einer schwierigen Situation waren, gelesen habe.

Die einfachen Bilder treffen mit sanfter Wucht in unsere Herzen. Sie vermögen zu trösten, ermutigen und Licht in einen düsteren und schweren Lebensabschnitt hineinzubringen.

Die äussere Not wird dadurch nicht beseitigt, aber unser Blickwinkel kann sich ändern, wenn wir unsere Herzen öffnen. Wir gewinnen dadurch neue Kraft und werden ermutigt durchzuhalten.

Hören wir zuerst auf die eindrücklichen und berührenden Worte dieses Psalms.

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Ein Psalm Davids. Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Strasse um seines Namens willen. Psalm 23, 1-3.

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Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Psalm 23, 4-5.

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Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Psalm 23, 6.

 

I.               

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Er erfrischt meine Seele!

König David gehört zu den Personen, die uns im Alten Testament begegnen, die besonders schwierige Lebensabschnitte ertragen mussten. Sein Leben war ein ständiges Auf und Ab. Er musste schon Geduld haben bis er König wurde. Später machte ihm sein Sohn Absalom den Thron streitig und er musste vor ihm fliehen. Ich könnte euch noch viele andere Beispiele erzählen, wie sein Leben von Höhenflügen und Tiefschlägen gezeichnet  war.

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Dieser von Glück und Leid gezeichnete Mann, der oft nicht wusste, in welche Richtung sich sein Leben entwickeln wird, hatte eine wichtige Konstante, die sich durch sein Leben hindurchzog:

„Der HERR ist mein Hirte!“ Psalm 23, 1.

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Wenn David von Gott als seinem Hirten spricht, dann hatte er genaue Vorstellungen von dem, was er damit meinte. David selber war in seinen jungen Jahren Hirte. Er wusste, dass nicht die Schafe für sich selber sorgen konnten, sondern dass es der Hirte ist, der die Schafe so leitet, damit sie das bekommen, was sie zum Überleben brauchen.

„Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln!“ Psalm 23, 1.

Der gute Hirte sorgt für seine Schafe. Er behält jedes einzelne Schaf seiner Herde im Blick und er führt die Herde an die nahrhaften Plätze.

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„Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ Psalm 23, 2.

Der gute Hirte versorgt das Schaf mit allem, was es zum Leben braucht: Weide und frisches Wasser.

Gott ist der Hirte und David ist sein Schaf. David ist sich dessen gewiss, dass Gott genau weiss, was er braucht. David spricht hier nicht von der Versorgung mit Essen und Trinken.

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Er spricht über die Nahrung für unsere Seele:

„Er erquicket meine Seele.“ Psalm 23, 3.

Seele beschreibt im Alten Testament den Menschen mit Leib und Seele. Der Mensch im Alten Testament unterschied nicht so deutlich wie wir zwischen Seele, Geist und Körper.

David meint, dass dieser grossartige Hirte für den ganzen Menschen sorgt. Er schenkt die nötige Kraft. Was zerbrochen ist, bringt er wieder in Ordnung.

Der Mensch, der am Boden zerstört ist, richtet er wieder auf. Geborgenheit und Frieden kehren ein.

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Ob David seinen Weg verstehen kann, ob er für das  Geschehene eine Erklärung hat, das ist ihm gar nicht so wichtig. Er muss gar nicht alles verstehen. Er muss einzig wissen, dass er seinem Hirten vertrauen kann. 

„Er führet mich auf rechter Strasse.“ Psalm 23, 3.

Egal, ob er seinen Weg analysieren und erklären kann. Eines ist ihm ganz wichtig: Er weiss, dass Gott ihn richtig führen wird. Er weiss, dass Gott gute Absichten hat.

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Gott tut das jedoch nicht nur für David, sondern Gott macht sich dadurch Erkennbar, denn David sagt:

„Er führet mich auf rechter Strasse um seines Namens willen.“ Psalm 23, 3.

Es geht also nicht nur darum, dass es David dadurch besser geht, sondern es geht auch darum, dass Gott in seiner Macht, Herrlichkeit, Gerechtigkeit, Liebe und Gnade erkennbar wird.

Das hatte schon Mose begriffen. Als die Israeliten in der Wüste sich einen Götzen machten, den sie anbeteten und damit Gott verwarfen, der sie aus Ägypten führte, wurde Gott sehr zornig. Er sagte Mose:

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„Ich will meinen Zorn über sie ausschütten und sie vernichten. Versuche nicht, mich davon abzubringen! Mit dir will ich neu beginnen und deine Nachkommen zu einem grossen Volk machen.“ 2. Mose 32, 10.

Mose hätte sich freuen können, denn so wäre er das Volk losgeworden, das ihn ständig angegriffen hatte und sie ihn sogar töten wollten. Er hätte überlebt und Gott hätte mit ihm ein neues Volk aufgebaut.

Doch Mose wollte das nicht akzeptieren und tat genau das, was ihm Gott verboten hatte. Er versuchte ihn umzustimmen.

Mose flehte nicht für das Volk Israel, denn er wusste, der Zorn Gottes war gerechtfertigt. Mose flehte für Gott, denn sein guter Ruf stand in Gefahr.

Was sollen die Völker über den Gott Israels denken, wenn er sein Volk mit grosser Macht und Kraft auf spektakuläre Weise aus Ägypten befreit und sie danach in der Wüstet tötet? Mose flehte Gott an, dass er seinem gerechtfertigten Zorn nicht freien Lauf lassen sollte und begründete das so:

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Du willst doch nicht, dass die Ägypter von dir sagen: „Er hat sie nur herausgeführt, um sie dort am Berg zu töten und völlig vom Erdboden auszurotten!“ 2. Mose 32, 12.

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Was würden die Heiden über dich denken Gott? Das würde deinen Namen zerstören. Die Menschen würden nur deinen Zorn sehen, aber von deiner Gnade, Liebe und  Barmherzigkeit nichts erfahren. Die Menschen würden an dir Irre werden.

„Da sah der HERR davon ab, seine Drohung wahr zu machen, und vernichtete sein Volk nicht.“ 2. Mose 32, 14.

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Gott erbarmte sich um seines Namens willen. Das tat er schon zuvor, als die Israeliten nach dem Auszug aus Ägypen vor dem Schilfmeer standen und Gott durch ihren ungehorsam beleidigten. Gott half ihnen trotzdem und warum er das tat lesen wir im Psalm 106:

„Er half ihnen um seines Namens willen, dass er kundtue seine Macht.“ Psalm 106, 8.

Als Christen sollten wir wissen, dass es im Leben nicht darum gehen kann, dass alle unsere Wünsche und Sehnsüchte erfüllt werden. Vielmehr geht es darum, dass wir Gott durch unser Leben ehren. So betet der Apostel Paulus für die Christen in Philippi:

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„Ich bete zu Gott, dass eure Liebe immer reicher wird an Einsicht und Verständnis. Dann könnt ihr in jeder Lage entscheiden, was das Rechte ist, und werdet an dem Tag, an dem Christus Gericht hält, rein und ohne Fehler dastehen, reich an guten Taten, die Jesus Christus zum Ruhm und zur Ehre Gottes durch euch gewirkt hat.“ Philipper 1, 9-11.

Bei allen wichtigen Entscheidungen, die wir im Leben treffen, sollten wir überlegen, ob wir dadurch Gott ehren. Wenn wir Gott nicht ehren würden, dann sollten wir uns anders entscheiden, auch wenn der ursprüngliche Weg, der scheinbar schönere wäre.

Die Wege, die Gott uns  führen will, sind die besseren Wege. Gott wird unser Leben erfrischen! Oder man könnte es auch anders sagen: Gott wird unser Leben bereichern. Er, der Hirte, weiss, was das Beste für uns ist.

II.           

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Du lässt mich nie im Stich!

Als junger Mann war David ein leidenschaftlicher Hirte. Er riskierte sein Leben für seine Schafe. Als er gegen den Riesen Goliath kämpfen wollte, traute ihm das der damalige König Saul nicht zu. Doch David entgegnete:

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„Mein König, als ich die Schafe meines Vaters hütete, kam es vor, dass ein Löwe oder Bär sich ein Tier von der Herde holen wollte. Dann lief ich ihm nach, schlug auf ihn ein und rettete das Opfer aus seinem Rachen. Wenn er sich wehrte und mich angriff, packte ich ihn an der Mähne und schlug ihn tot.“ 1. Samuel 17, 34–35.

Ein gute Hirte lässt seine Schafe nie im Stich. So leidenschaftlich sich David für seine Schafe einsetzte, so leidschaftlich hilft der Gott Israels denen, die ihm vertrauen.

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„Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.“ Psalm 23, 4.

David weiss, wenn es schwierig wird und die Feinde übermächtig sind, dann wird sein Hirte die Feinde in die Flucht schlagen. Gott wird nicht zulassen, dass sich jemand zwischen ihn und seine Schafe stellt. Er wird, wie David als Hirte, die Schafe dem Löwen oder Bären entreissen.

Das gilt auch für uns als Christen, denn Jesus ist unser gute Hirte und er sagte seinen Jüngern:

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„Meine Schafe hören auf meine Stimme. Ich kenne sie, und sie folgen mir, und ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reissen.“ Johannes 10, 27–28.

Niemand! Und es wird der Tag kommen, an dem für alle sichtbar werden wird, wie fürsorglich Gott zu denen ist, die ihm vertrauen.

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„Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.“ Psalm 23, 5.

Dies kann auch in gewissen Lebensabschnitten für die Feinde sichtbar werden. Bei David war das bestimmt so, als er seine Feinde mit der Hilfe Gottes besiegte und sein Reich immer grösser wurde.

Aber David erlitt grosse Rückschläge und dann war das für die Feinde nicht sichtbar, wie Gott ihm den Tisch deckt. Doch David wusste, dass Gott für ihn sorgt, auch wenn das seine Feinde nicht erkannten.

So geht es uns als Christen. Wir erfahren, dass Gott uns einen reichen Tisch deckt, aber unsere Feinden sehen diesen gedeckten Tisch noch nicht. Deshalb schreibt Johannes:

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„Meine Lieben, wir sind schon Gottes Kinder; es ist aber noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen: Wenn es offenbar wird, werden wir ihm gleich sein; denn wir werden ihn sehen, wie er ist.“ 1. Johannes 3, 2.

Wenn es dann soweit ist, dann werden wir zum grossen Fest bei Jesus eingeladen sein und alle, die Jesus abgelehnt hatten, werden leider nur zusehen können.

Eins ist ganz sicher: Gott lässt seine Leute nicht im Stich. Er ist ein guter und fürsorglicher Hirte.

III.      

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Ich werde bei dir wohnen!

David wusste, es lohnt sich ganz und gar Gott zu vertrauen. Er wusste, dass Gott ihn reich beschenken wird. Ein Mensch, der Gott vertraut, tut das, weil er weiss, dass Gott Gutes im Sinne hat, sonst würde er ihm nicht vertrauen wollen. Deshalb lesen wir im Hebräer:

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„Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. Wer zu Gott kommen will, muss glauben, dass es ihn gibt und dass er die belohnt, die ihn aufrichtig suchen.“ Hebräer 11, 6.

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David wusste, Gott wird ihn belohnen. Das gilt bereits in diesem Leben.

„Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang.“ Psalm 23, 6.

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Aber es gilt erst recht für das Leben in der Neuen Welt.

„Ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ Psalm 23, 6.

Das Ziel des Lebens liegt im Jenseits! Dieses Jenseits wird auf der neuen Erde sein. Dort wird Gott bei uns sein und wir bei ihm. So sah es Johannes in seiner Vision:

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Vom Thron her hörte ich eine mächtige Stimme rufen: „Seht, die Wohnung Gottes ist jetzt bei den Menschen! Gott wird in ihrer Mitte wohnen; sie werden sein Volk sein – ein Volk aus vielen Völkern, und er selbst, ihr Gott, wird immer bei ihnen sein.“ Offenbarung 21, 3.

Dann werden wir am Ziel angekommen sein. Wir werden für immer im Hause des HERRN sein!

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Deshalb lese ich diesen Psalm sehr gern an Sterbebetten. Er zeigt uns, dass Gott uns durch das finstere Tal des Sterbens hindurchführen wird und wir am Ziel ankommen werden:

„Ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar.“ Psalm 23, 6.

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Schlussgedanke

Wer mit dem HERRN in Verbindung ist, der alles geschaffen hat und dem alles gehört, dem wird auch nichts fehlen. Das unterstreicht dieser Psalm mit seiner schlichten und eindringlichen Bildsprache.

Als Christen haben wir den besten Hirten: Jesus. Er selbst sagt über sich:

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„Ich bin der gute Hirte. Ein guter Hirte ist bereit, sein Leben für die Schafe herzugeben.“ Johannes 10, 11.

Jesus hatte alles für uns Menschen gegeben. Er ist nicht nur der gute, sondern der beste Hirte. Er sorgt für seine Schafe so leidentschaftlich, dass er für sie starb. Diesen Gedanken finden wir in den Segenswünschen am Schluss des Hebräers:

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„Gott ist es, der Frieden bringt. Er hat den grossen Hirten der Schafe aus dem Reich der Toten heraufgeführt, Jesus, unseren Herrn, durch dessen Blut er den ewigen Bund in Kraft gesetzt hat. Er mache euch fähig, all das Gute zu tun, das er haben will; er schaffe in uns durch Jesus Christus, was ihm gefällt. Ihm gehört die Herrlichkeit für alle Ewigkeit! Amen.“ Hebräer 13, 20–21.

Als Christen können wir in diesem Psalm Jesus als unseren Hirten sehen.

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Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser. Er erquicket meine Seele. Er führet mich auf rechter Strasse um seines Namens willen. Psalm 23, 1-3.

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Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein. Psalm 23, 4-5.

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Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des HERRN immerdar. Psalm 23, 6.