Israel – Volk Gottes
Jürg Birnstiel
26.05.2002

Gliederung

I.     Fakten und Irritation

1.          Anwendung

II.    Eine biblische Einordnung

1.          Anwendung

 


Einleitung

ð     Jeden Tag hören wir schlimme Nachrichten aus dem Nahen Osten. Im Brennpunkt steht das Volk Israel. Die Stimmung in der Welt scheint sich je länger desto mehr gegen Israel zu richten.

ð     Israel wird als Aggressor des Nahen Ostens gebrandmarkt. Aber Israel ist und bleibt das erwählte Volk Gottes. Gott hat mit diesem Volk noch grosses vor, auch wenn man von der gegenwärtigen Situation einen anderen Eindruck bekommt.

ð     Ich muss gestehen, dass ich in kein Israelspezialist bin, was für manche Christen völlig unverständlich ist. Das Geschehen um Israel verfolge ich am Rande, denn ich finde es ohnehin aussichtslos in diesem Wirr Warr  eine objektive Sicht zu gewinnen.

ð     Trotzdem möchte ich versuchen uns heute Morgen ein bisschen Klarheit zu verschaffen, wie wir mit dieser Situation umgehen können.

I.                 Fakten und Irritation

ð     Es ist nicht fair Israel als Aggressor hinzustellen. Dazu möchte ich einiges zur Rechtfertigung Israels sagen.

ð     Grundsätzlich hat Israel das Recht sein eigenes Land zu verteidigen. Kein Land würde sich solche Attentate einfach hinnehmen.

ð     Israel hat auf das Land einen historischen Anspruch. In diesem Gebiet gab es nie einen Staat – geschweige denn einen „palästinensischen“. Jerusalem ist die Hauptstadt des jüdischen Volkes schon seit 3000 Jahren.
Selbst wenn man sagt, dass das Land erobert worden ist, würde das einen Anspruch nicht hinfällig werden lassen. Schliesslich wurden die meisten Länder irgendwann einmal erobert. Wenn man nämlich davon ausgehen würde, hätte Amerika kein Recht auf sein Land.

ð     Israel verübt keine Attentate. Nie habe ich gehört, dass jüdische Fanatiker eine Moschee beschädigten, oder in organisierter Weise Selbstmordkommandos durchführten. Hingegen kämpfen die Palästinenser und fundamental islamischen Bewegungen sowohl gegen Juden wie Christen. Sie scheuen sich auch nicht Massen von Zivilisten in den Tod zu reissen. Wie am 11. September 2001.

ð     Die Situation der palästinensischen Flüchtlingslager ist nicht vom Volk Israel verursacht, sondern ein Problem der Palästinenser. Sie hätten schon lange ihr Volk in ein geregeltes Menschenwürdiges Leben führen können. Versuche Israels, die Palästinenser der Westbank und des Gazastreifens aus den Lagern herauszuholen und ihnen ein normales Leben zu ermöglichen, sind am Widerspruch arabischer Staatsmänner und der Vereinten Nationen gescheitert.

ð     Das Problem ist, dass das Ziel eben die Ausrottung Israels ist. Die PLO (Palästinensische Befreiungs-Organisation) wurde 1964 mit dem Ziel gegründet, den jungen Staat Israel zu zerstören, um die arabischen Flüchtlinge in ihre Heimat zurückkehren zu lassen und die arabische Herrschaft im Nahen Osten komplett zu machen. Der Weg, um dieses Ziel zu erreichen war klar und eindeutig: Krieg und Terror.  Schon in Psalm 83 lesen wir:

Sieh doch, wie deine Feinde toben, wie hoch sie den Kopf tragen, alle, die dich hassen! (Ps 83,3)

Sie haben sich gegen dein Volk verschworen. Heimtückisch schmieden sie Pläne gegen uns, die wir unter deinem Schutz stehen. (Ps 83,4)

»Auf«, sagen sie, »wir löschen Israel aus! Dieses Volk muss verschwinden, und sein Name muss vergessen werden!« (Ps 83,5)

ð     Das ist die wahre Absicht der Führer bis heute. Israel soll von der Landkarte verschwinden. Durch Krieg und Terror, will man die Welt dazu zwingen. PLO-Chef Yassir Arafat schlug erste einen Neuen Weg ein, nachdem die viele Opfer auf beiden Seiten nicht zum gewünschten Erfolg führte. Er suchte Frieden mit seinen Feinden und bekam sogar den Friedensnobelpreis! Aber was für ein Friede wird hier eingefordert?

ð     Nachdem die arabischen Nachbarn das kleine Land von einem Krieg in den nächsten zwangen. Verlangen palästinensische Politiker, ehemalige Terroristen, von den Israelis, als Preis für einen unsicheren Frieden genau auf das Land zu verzichten, das zu erobern viel Blut gekostet hat und in dem der Ursprung des Judentums liegt. Israel soll wichtige Gebiete aufzugeben, ohne dass irgend jemand eine Friedensgarantie geben will. Und die ganze Welt stellt den Staat Israel als denjenigen dar, der keinen Frieden will, der Terror provoziert und der für die Unterdrückung der Palästinenser verantwortlich ist.

ð     Aber eben, was heisst Friede. Soll das wirklich ein echter Friede sein, oder nur eine andere Strategie zum Ziel der Ausrottung des Staates Israels und letztlich des Weltjudentums. Der Nahost-Korrespondenten und Islam-Kenners Peter Scholl-Latour: »Die Verwerfung, die Widerrufung eines feierlich unterzeichneten Friedensdokuments, das mit Ungläubigen abgeschlossen wurde, ist - falls es der heiligen Sache dient - nicht nur erlaubt, sie ist eine religiöse Pflicht.«

ð     Ein Friedensabkommen könnte eine kurzzeitige Illusion sein, wie der Friede, den Mohammed im Jahr 628 mit dem Stamm Kuraisch schloss, bis seine Anhängerschaft groß genug war, um die Kuraisch zwei Jahre später niederzumetzeln. Auch der große moslemische Krieger Saladin hat mit den Kreuzrittern Frieden geschlossen, bevor er sie mit einem grausamen Angriff aus dem Heiligen Land vertrieb.

ð     Präsident Bush sagte vor seiner Europareise: "Arafat hatte nie meinen Respekt" "Er (Arafat) hatte die Chance zu führen. Er hatte die Chance unter meinem Vorgänger eine Friedensvereinbarung abzuschliessen. Er hatte eine Chance nach der anderen. Aber er hat versagt und sein Volk im Stich gelassen",

1.                  Anwendung

ð     Was man heute durch die Medien über die Geschehnisse in Israel erfährt, entspricht leider oft nicht der Wahrheit oder ist so geschrieben, dass ein einseitiger Eindruck entsteht. Vor allem Kommentare über die israelische Politik lassen meist Objektivität vermissen.

ð     Wenn die Wahrheit über Israel gefunden werden soll - eine objektive Wahrheit - ist man auf schwierigem Wege. Man muss sich die Mühe machen, die Aussagen beider Seiten zu vergleichen, wenn möglich geschichtliche Fakten nachprüfen. Neutrale Quellen gibt es nicht. Jeder, der seine Informationen irgendwoher bezieht, übernimmt zwangsläufig bestimmte ideologische Schattierungen seiner Informationsquellen.

ð      

II.             Eine biblische Einordnung

ð     Das alles heisst aber nicht, dass Israel immer alles richtig macht. Dass jede Entscheidung dem Willen Gottes entspricht. Das grösste Problem, das Israel nämlich hat, ist, dass sie den Messias, Jesus Christus ablehnen.

ð     Einerseits stimmt es, dass Israel das Volk Gottes ist, aber es stimmt auch, dass Israel gegenüber ihrem Gott ungehorsam war und ist. Die Geschichte Israel zeigt das ganz deutlich. Hätte Israel in der Vergangenheit den Schöpfer in rechter Weise verehrt, so hätten sie ihr Land gar nie verlassen müssen. Sie hätten absoluten Frieden und Wohlstand, sie wären in der Lage jeden Feind zu besiegen. So sagte Gott durch Mose zu seinem Volk:

Wenn ihr euch nach meinen Anweisungen richtet und meine Gebote befolgt, werde ich euch mit Segen überschütten. (Lev 26,3)

...Ihr werdet genügend zu essen haben und sicher in eurem Land wohnen. (Lev 26,5)

Ich werde dafür sorgen, daß in eurem Land Frieden herrscht. Wenn ihr euch schlafen legt, braucht ihr nicht zu befürchten, daß euch jemand aufschreckt. Ich werde alle wilden Tiere im Land ausrotten, und kein fremdes Heer wird in euer Land einfallen. (Lev 26,6)

ð     Nun ist ja bekannt, dass Israel sich nicht an die Ordnungen Gottes gehalten hatte. Dadurch ist eine ganz schlimme Entwicklung in Gang gekommen. Jahrhunderte zeigte Gott Geduld, bis er so mit seinem Volk verfuhr, aber leider kam es so, wie Mose sagte:

»Wenn ihr mir aber nicht gehorcht und meine Weisungen nicht befolgt, (Lev 26,14)

 ... werde ich selber euer Land so verwüsten, dass eure Feinde sich darüber entsetzen, wenn sie es in Besitz nehmen. (Lev 26,32)

Ich werde euch in alle Welt zerstreuen; mit dem Schwert werde ich euch forttreiben. Eure Felder werden zur Wüste und eure Städte zu Trümmerhaufen. (Lev 26,33)

ð     Das ist nun tatsächlich eingetroffen. Israel zahlt für Ihren Unglauben.

ð     Nicht umsonst bezeichnet Gott selbst das Volk Israel oft als ein widerspenstiges und halsstarriges Volk. Was ich hier sage hat überhaupt nichts mit Antisemitismus zu tun. Es ist schlicht und einfach, das, was uns die Bibel erklärt. Wer nämlich meint, er könnte sich deswegen über das Volk Israel erheben, der hat weit gefehlt. Israel bleibt Gottes Volk und Gott lässt das Volk nicht einfach fallen, das ist eben Gnade, die wir kaum verstehen können. Durch Sacharja sagt Gott deutlich:

Der HERR, der Herrscher der Welt, will einen reichen Schatz einsammeln. Deshalb hat er mich zu den fremden Völkern gesandt, die euch ausgeplündert haben. Er sagt zu euch: »Wer euch antastet, tastet meinen Augapfel an!« (Sach 2,12)

ð     Wer sich an Israel ungebührlich vergreift, der hat es letztendlich mit Gott selbst zu tun. Gott wird mit seinem Volk seinen Heilsplan vollenden. Das kündigte er auch schon zur Zeit Mose an:

Aber dass sie im Land ihrer Feinde leben müssen, bedeutet nicht, dass ich mich ganz von ihnen abgewandt habe und sie dem Untergang preisgebe. Ich stehe zu meinen Zusagen; ich bin der HERR, ihr Gott! (Lev 26,44)

ð     Gott wird sein Ziel erreichen und die Menschen werden einmal sehr erstaunt sein, wenn Gott seinen Plan mit Israel vollendet.

1.                  Anwendung

ð     Ich plädiere für eine nüchterne Haltung, die wir Christen haben sollten. Einerseits zu wissen, dass Israel von Gott abgefallen ist und vieles, was sie als Nation durchleben müssen eine Folge davon ist. Andererseits zu wissen, dass Israel nach wie vor das Erwählte Volk ist.

ð     Ich habe ein bisschen ein ambivalentes Gefühl bei einer überzogenen Haltung gegenüber Israel, , ich möchte das vielleicht Israeleuphorie nennen.

ð     Da fragte mich ein Christ, den ich getroffen hatte und nicht gut kannte ganz unvermittelt. Wie stehen Sie zu Israel? Die Frage kam bei mir so an, als ob er an meiner Meinung darüber erkennen könnte, ob er es mit einem tiefgläubigen Christen, oder nur mit einem unwissenden zu habe. Besser angekommen wäre bei mir die Frage, wie ich zu Jesus stehe, was er mir bedeutet.

ð     Kürzlich las ich in einer guten Abhandlung über die Situation in Israel den abschliessender Satz:

ð     Und last, but not least, denken Sie daran, dass Gott der Allmächtige uns segnen wird, wenn wir Israel segnen: 1.Mo.12,3.
Wenn ich so etwas lese überkommt mich ein Schaudern. Nicht, dass ich ein Feind Israels wäre, aber hier wird eine Bibelstelle voll und ganz missverstanden. Plötzlich soll der Segen Gottes in meinem Leben von meiner Stellung Israel gegenüber bestimmt werden. Das ist ein völliger Unsinn. Gottes Segen empfangen wir durch unsere Beziehung zu Jesus. In 1.Mo.12,3 wird das Prinzip deutlich, das heute für die Beziehung zu Jesus Gültigkeit hat und wer etwas anderes Behauptet deutet die Schrift falsch. Betrachten wir die Stelle:

Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. (1.Mose 12,3)

ð     Die Personifizierung dieses Segens ist durch Jesus Christus erfüllt worden.

In den Heiligen Schriften ist auch vorausgesehen, daß Gott die nichtjüdischen Völker aufgrund des Glaubens annehmen werde. Deshalb wird dort Abraham im voraus die Gute Nachricht verkündet: »Durch dich werden alle Völker der Erde gesegnet werden.« (Gal 3,8)

Daraus geht hervor, daß alle, die Gott glauben und ihm vertrauen, zusammen mit dem glaubenden Abraham gesegnet werden.(Gal 3,9)

ð     Hier liegt mein grösstes Bedenken, dass wir uns so sehr mit der Situation in Israel beschäftigen, dass wir im schlimmsten Fall Jesus aus dem Zentrum rückt und unser Auftrag vergessen geht.

ð     Jesus beauftragte uns allen Nationen das Evangelium zu verkündigen. Den Arabern, den Juden und allen Heiden. Das sollen wir tun.

ð     Gott hat uns nie beauftragt für das Volk Israel zu sorgen, das wird er selber machen. Im Römerbrief heisst es:

Ich möchte euch, liebe Geschwister, über das Geheimnis der Absichten Gottes mit Israel nicht im Unklaren lassen, damit ihr nicht in vermeintlicher Klugheit aus der gegenwärtigen Verhärtung Israels falsche Schlüsse zieht. Es stimmt, dass ein Teil von Israel sich verhärtet hat, aber das wird nur so lange dauern, bis die volle Zahl von Menschen aus den anderen Völkern zum Glauben gekommen ist. / Wenn diese Voraussetzung erfüllt ist, wird ganz Israel gerettet werden... Rö.11,25-26.


Schluss

ð     Zusammenfassung

ð     Es ist eine schlimme Situation für Israel. Wir als Christen sollten acht geben, dass wir nicht in das Antisemitische Geschrei einstimmen. Wir sollten uns bemühen soweit das möglich ist objektiv zu bleiben.

ð     Denn Israel ist und bleibt das Erwählte Volk Gottes und das wird die ganze Welt einmal sehen, auch wenn sie es heute nicht wahrhaben will. Gott wird seinen Plan durchführen und Israel wird zu Ehren kommen.

Amen