Können wir Corona?

Gedanken zur aktuellen Pandemie

 

 

I.    Der eingeschränkte Gottesdienst

II.   Jesus verweigert niemandem den Zutritt

III.     Wir müssen Gott mehr gehorchen

 

 

 

 


Einleitende Gedanken

«Wir können Corona» verkündigte Bundesrat Alain Berset Ende Mai letzten Jahres (2020). Die Hoffnung war damals gross, dass wir dieses Virus in den Griff bekommen und sich unser Leben in absehbarer Zeit normalisiert. Doch gegen Herbst 2020 zeigte sich, dass wir Corona doch nicht können. Wir mussten akzeptieren, dass die Pandemie hartnäckiger ist, als wir uns das vorgestellt hatten.

Diese Entwicklung führt in unserer Gesellschaft zu grossen Spannungen und Auseinandersetzungen. Es wird darüber diskutiert und gestritten, welche Massnahmen nötig und sinnvoll sind bis dahin, ob es solche Massnahmen überhaupt braucht.

Es fällt uns schwer in einer Welt zu leben, in der man sich nicht mehr frei bewegen kann, in der man selbst Landesgrenzen nicht mehr überschreiten darf.

Mit der Einführung der 3G Regel wird unsere Gesellschaft nochmals in besonderer Weise herausgefordert. In Deutschland gilt z.T. sogar die 2G Regel, d.h. es werden nur noch geimpfte und genesene Menschen zugelassen. Auch wenn man sagt, die Impfung sei freiwillig, ist es leicht nachvollziehbar, dass Menschen, die sich aus irgendwelchen Gründen nicht impfen lassen möchten, diesen aufgebauten Druck als Impfzwang empfinden.

Von der 3G Regel sind nun auch wir als Kirche betroffen, wenn über 50 Leute einen Gottesdienst besuchen, müssen alle geimpft, genesen oder getestet sein. Das muss mit einem Zertifikat nachgewiesen werden. Aus meiner Sicht ist das die schwierigste Phase der Pandemie.

Und es regt sich auch in kirchlichen Kreisen Widerstand gegen diese Regel. Die Frage stellt sich uns, ob wir mit den Herausforderungen dieser Pandemie als Christen richtig umgehen können. Können wir Corona? Also nicht: Können wir Corona beherrschen, sondern können wir die damit verbundenen Folgen bewältigen? Können wir in unseren Kirchen den Frieden bewahren und uns nicht durch Streitereien über die Massnahmen auseinanderleben?

Paulus fordert die Christen in Ephesus auf:

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„Setzt alles daran, die Einheit zu bewahren, die Gottes Geist euch geschenkt hat; sein Frieden ist das Band, das euch zusammenhält.“ Epheser 4, 3.

Diese Aufforderung gilt auch für uns. Leider gibt es im evangelikalen Umfeld, dem wir uns als Kirche grundsätzlich zuordnen, Widerstand gegen die Massnahmen des Bundesrates. Vehement wird zum Widerstand gegen unsere Regierung aufgerufen und diese Aufrufe haben das Potenzial unsere Kirchen zu spalten.

Letzte Woche wurde ich auf einen Clip in YouTube aufmerksam gemacht, den vermutlich einige Geschwister unserer Kirche bekommen haben. Die in diesem Referat verwendeten Bibeltexte werden in ihrer ursprünglichen Bedeutung verdreht. Was mich zusätzlich beunruhigt, sind die vielen dankbaren und bejubelnden Kommentare: Endlich ist jemand da, der Klartext spricht. Das hat mich dazu bewogen, mich heute mit diesen Fragen auseinanderzusetzen und zu erklären, wie wir uns als Christen in dieser Pandemie verhalten sollten. Ich werde nicht vertieft auf das erwähnte Referat eingehen, sondern nur einige Kernpunkte dieser Argumente, die uns auch andernorts begegnen könnten, aufgrund der entsprechenden Bibeltexte einordnen. Ich werde euch erklären, wie ich meine, wie wir diese Texte verstehen sollten.

I.               

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Der eingeschränkte Gottesdienst

Seit Beginn der Pandemie wurden unsere Gottesdienste eingeschränkt. Beim ersten Lockdown war es gar nicht möglich, Gottesdienst in der gewohnten Form zu feiern. Später wurde die Zahl der Gottesdienstbesucher festgelegt, wobei wir als Kirchen gegenüber Vereinen bevorzugt waren. Singen wurde untersagt und später mit Masken wieder erlaubt.

Das waren für uns alle neue Erfahrungen. Das gab es in dieser Form noch nie. Wie ihr wisst, starteten wir beim ersten Lockdown sofort mit Livestream-Gottesdiensten.

Einige Christen werfen uns vor, die Kirchen hätten die Anweisungen des Bundes blind befolgt. Das würde beweisen, dass sie den Menschen mehr gehorchen würden als Gott.

Wir hätten Gott treu sein sollen und die Anweisungen des Bundesrates nicht befolgen dürfen. In diesem für sie blinden Gehorsam gegenüber dem Staat, würde der Glaube Schaden nehmen. Die These: Je mehr wir der Obrigkeit gehorsam sind, desto weniger würden wir Gott gehorsam sein.

Diese Aussage scheint eine gewisse Logik zu haben, aber sie ist dennoch falsch. Der Hohe Rat, die geistliche Führung des Volkes Israels, wollten Petrus und Johannes verbieten über Jesus zu sprechen. Diese entgegneten unerschrocken:

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„Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, euch mehr zu gehorchen als ihm! Uns ist es auf jeden Fall unmöglich, nicht von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Apostelgeschichte 4, 19–20.

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Wir werden unseren Auftrag erfüllen und weiterhin von Jesus erzählen. Später wollten diese Leute Petrus und Johannes nochmals zum Schweigen bringen, aber sie liessen sich nicht einschüchtern, unerschrocken erwiderten sie:

„Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen.“ Apostelgeschichte 5, 29.

Wir wollen und können nicht schweigen. Das Evangelium muss verkündigt werden. Es geht hier also nicht um den Gottesdienst, sondern um die Verkündigung. So haben wir diesen Text bis heute verstanden. Für uns war diese Aussage von Johannes und Petrus eine persönliche Herausforderung, uns durch Widerstände in der Nachbarschaft, in der Familie und wo auch immer, den Mund nicht verbieten zu lassen, sondern über Jesus zu sprechen, wenn wir merken, dass es die Situation erfordert.

Eines ist sicher. Diese Aussage lässt sich nicht auf unsere aktuelle Situation anwenden, denn uns hat niemand verboten das Evangelium zu verkündigen. Es ist sogar so, dass wir mit dem Livestream mehr Menschen erreichen konnten als in unseren Gottesdiensten vor Ort.

Nie wurde uns vom Bundesrat vorgeschrieben, was wir sagen und nicht sagen dürften. Die Glaubens- und Gewissensfreiheit war immer gewährleistet, die in unserer Bundesverfassung im Artikel 15 folgendermassen festgeschrieben ist:

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1 Die Glaubens- und Gewissensfreiheit ist gewährleistet. 2 Jede Person hat das Recht, ihre Religion und ihre weltanschauliche Überzeugung frei zu wählen und allein oder in Gemeinschaft mit anderen zu bekennen. 3 Jede Person hat das Recht, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören und religiösem Unterricht zu folgen. 4 Niemand darf gezwungen werden, einer Religionsgemeinschaft beizutreten oder anzugehören, eine religiöse Handlung vorzunehmen oder religiösem Unterricht zu folgen.

Aus meiner Sicht wurde dieser Artikel respektiert. Vielleicht ist es möglich, wenn man spitzfindig sein möchte, Verletzungen der Glaubens- und Gewissensfreiheit zu entdecken. Aber selbst, wenn man etwas herausfinden würde, so können wir mit Gewissheit sagen, dass der Bundesrat nie die Absicht hatte, diese Glaubens- und Gewissensfreiheit zu verletzen. Der Bundesrat bekämpfte immer nur das Virus.

II.        

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Jesus verweigert niemandem den Zutritt

Leider wird jetzt durch die Zertifikatspflicht der Zutritt zum Gottesdienst eingeschränkt. Über diese Massnahme bin ich nicht erfreut und ich wäre froh, wenn es bei der letzten Regelung geblieben wäre.

Nüchtern betrachtet verursachten alle Regelungen in den vergangenen Monaten gewisse Selektionen. Jede Person entschied für sich selbst, ob sie den Gottesdienst besuchen will. Es gibt Geschwister, die nicht kommen, weil sie keine Maske tragen möchten, andere kommen nicht, weil sie gesundheitlich angeschlagen sind und jede Ansteckung vermeiden möchten. Einige kamen nicht, weil sie den Husten hatten und erkältet waren und die anderen Geschwister nicht ängstigen wollten usw.

Mit der 3G Regel, die ab 50 Gottesdienstbesucher gilt, werden nun die Kriterien vorgegeben.

Nun gibt es Christen, die behaupten, Kirchen würden Jesus verraten, wenn sie die 3G Regel befolgen würden. Die Begründung: Jesus würde nie jemanden wegweisen, der zu ihm kommen möchte. Dieser Meinung bin ich auch. Was mich jedoch verwundert ist die Tatsache, dass plötzlich Jesus mit einem Gottesdienst gleichgesetzt wird. Dieser Gedanke ist mir neu, jedenfalls als überzeugter Freikirchler.

Seit Jahren besuche ich am Sonntag den Gottesdienst und nicht nur weil ich Pfarrer bin. Das machte ich schon, als ich noch nicht Pfarrer war und ich besuche auch den Gottesdienst in meinen Ferien, wenn eine Kirche in der Nähe ist. Der Gottesdienst ist mir sehr wichtig und er ist und bleibt ein Höhepunkt im kirchlichen Leben. Als Familie planten wir unser Familienleben meist um den Gottesdienst herum. Egal, was wir am Samstagabend machten, am Sonntag geht man zum Gottesdienst. Das habe wir nicht in unseren Ursprungsfamilien gelernt, dass wurde uns wichtig, als wir Christen geworden waren.

Aber in all den Jahren, in denen ich Gottesdienste besuche, wäre ich nie auf den Gedanken gekommen, ich würde am Sonntagmorgen zu Jesus gehen. Das scheint mir ein eigenartiges Verständnis von Gottesdienst zu sein. Wer dieser Meinung ist, hat eine fundamentale geistliche Tatsache nicht verstanden.

Als Christen sollten wir wissen, dass Jesus und sein Vater durch den Heiligen Geist in uns leben. Jesus lehrte seine Jünger so:

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„Wenn jemand mich liebt, wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ Johannes 14, 23.

Jesus lebt in mir! Das ist das Grossartige im christlichen Glauben! Ich gehe also nicht zu Jesus, wenn ich einen Gottesdienst besuche, sondern Jesus begleitet mich, wenn ich den Gottesdienst besuche, denn er lebt in mir.

Wenn wir den Gottesdienst nicht so feiern können, wie wir uns das gewohnt sind, bedeutet das doch nicht, dass wir nicht zu Jesus können und schon gar nicht, dass wir uns gegen Jesus auflehnen oder ihn sogar verleugnen würden.

Und es wird dann oft darauf hingewiesen, wir würden Menschen, die Jesus noch nicht kennen, vom Gottesdienst ausschliessen, so dass sie das Evangelium nicht hören können. Wer ernsthaft dieser Meinung ist, den würde ich gern fragen, wie oft das in unseren Gemeinden vorkommt, dass Menschen, die Jesus noch nicht kennen, zu uns in den Gottesdienst kommen möchten. Ich bin nun schon einige Jahre Pfarrer und ich kenne einige Gemeinde und in den wenigsten Gemeinden ist es so, dass am Sonntag Menschen kommen, die man nicht kennt und die nicht in unserem Verständnis gläubig sind, den Gottesdienst besuchen wollen. Diese Menschen müssen meist auf anderen Wegen erreicht werden. Die grösseren Kirchen, bei denen das glücklicherweise vermehrt vorkommen kann, finden Lösungen für solche Menschen, ohne dass sie die Anweisungen des Bundes übertreten müssen.

Unsere Kirche hat durch die Einschränkungen den Livestream gestartet und damit mehr Menschen mit dem Evangelium erreicht, als wenn die Gottesdienste vor Ort gewesen wären. Menschen, die nie zu uns in den Gottesdienst gekommen wären.

III.       

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Wir müssen Gott mehr gehorchen

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Wie bereits aufgezeigt, lässt sich die Aussage Gott mehr zu gehorchen als den Menschen, nicht einfach auf beliebige Situationen anwenden.

„Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen.“ Apostelgeschichte 5, 29.

Gemeint ist hier die Verkündigung des Evangeliums. Es ist auch sehr fraglich, ob „Menschen“ mit der Regierung gleichgesetzt werden kann. Der Hohe Rat hatte nicht die weltliche Gewalt unter sich, das war das römische Reich, deshalb brachten sie Jesus zum römischen Statthalter, denn der Hohe Rat durfte das Todesurteil nicht verfügen und die Strafe nicht vollziehen.

Genau mit dieser Aussage, wollen diese Leute, die Christen dazu bewegen, die 3G Regeln in den Gottesdiensten nicht zu befolgen. Jetzt sei es endlich an der Zeit aufzustehen und dem Staat den Gehorsam zu verweigern. Zur Begründung scheut man sich auch nicht, Parallelen zum Dritten Reich zu ziehen.

Es wird übersehen oder umgedeutet, was Paulus den Christen in Rom über unser Verhalten gegenüber der Obrigkeit, also der Regierung sagt. Er schreibt:

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„Jeder soll sich der Regierung des Staates, in dem er lebt, unterordnen. Denn alle staatliche Autorität kommt von Gott, und jede Regierung ist von Gott eingesetzt.“ Römer 13, 1.

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„Dem Staat den Gehorsam zu verweigern heisst also, sich der von Gott eingesetzten Ordnung zu widersetzen. Wer darum dem Staat den Gehorsam verweigert, wird zu Recht bestraft werden.“ Römer 13, 2.

Das schrieb Paulus zu einer Zeit, als der Kaiser Nero in Rom herrschte. Nero war kein vorbildlicher Herrscher und er verfolgte später auch die Christen. Er liess Rom brennen und beschuldigte dafür die Christen, die er dann auch dafür bestrafte.

Natürlich gibt es Zeiten, in denen sich Kirche und Staat reiben. Es gibt Situationen, in denen Christen aufstehen sollten, um dem Staat seine Grenzen aufzuzeigen.

Aber das ist jetzt kein solcher Moment, der uns dazu zwingen muss, sich dem Staat zu widersetzen. Der Bundesrat und unsere Regierungen bemühen sich eine der grössten Gesundheitskrisen, die wir erleben, zu bewältigen. Dazu werden verschiedene Massnahmen erlassen, die wir gut oder schlecht finden können. Ich bin auch nicht mit allen Massnahmen einverstanden, was aber nicht heisst, dass ich es besser gemacht hätte, wenn ich die Entscheidungen hätte treffen müssen. Es wäre gut, wir würden den Regierenden gegenüber Verständnis zeigen, denn die Entscheidungen, die sie zu treffen haben, sind unglaublich schwierig.

Widerstand müssten wir dann leisten, wenn uns vorgeschrieben würde, was wir glauben müssen oder was wir nicht glauben dürfen. Der Reformator Martin Luther sah den Widerstand von Christen gegenüber dem Staat dort angebracht, wo der Staat seinen Bürgern vorschreiben will, was sie glauben dürfen und was nicht. Er rief dann aber nicht zu einem Aufstand auf, sondern lediglich zum Widerstand. Er zeigte das an einem Beispiel folgendermassen:

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„Wenn dir nun dein Fürst oder weltlicher Herr gebietet, es mit dem Papst zu halten und so oder so zu glauben, oder dir gebietet, Bücher auszuliefern, sollst du ihm folgendermassen antworten: Es steht Luzifer nicht zu, neben Gott zu sitzen. Lieber Herr, ich bin verpflichtet, euch mit Leib und Gut zu gehorchen. Wenn ihr mir nach dem Mass eurer irdischen Macht etwas gebietet, werde ich gehorchen. Wenn ihr aber von mir verlangt, zu glauben und Bücher auszuliefern, werde ich nicht gehorchen. Denn dann seid ihr ein Tyrann und greift zu hoch, indem ihr gebietet, wozu ihr weder Recht noch Macht habt. Nimmt er dir deswegen dein Gut und bestraft diesen Ungehorsam: Selig bist du! Danke Gott, dass du würdig bist, um des göttlichen Wortes willen zu leiden. Lass den Narren nur toben, er wird seinen Richter wohl finden! Denn ich sage dir: Wenn du ihm nicht widersprichst und ihm freie Hand lässt, dir den Glauben oder die Bücher zu nehmen, hast du Gott tatsächlich verleugnet.“[1]

Für Martin Luther gab es eine Widerstandpflicht, wenn es um den Glauben geht. Wenn wir ehrlich sind, müssen wir doch eingestehen, dass wir weder verfolgt noch unterdrückt werden.

Jedenfalls ist es nicht fair, wenn wir dem Bundesrat unterstellen, er würde der Kirche etwas wegnehmen wollen. Ich sehe absolut keinen Grund, dass wir uns in einer Art Verfolgung oder Unterdrückung befinden könnten.

Ich befürchte viel mehr, wenn Christen gegen den Bundesrat Widerstand leisten, sie dem Evangelium keinen guten Dienst erweisen. Sie werden das Evangelium in Verruf bringen und grossen Schaden anrichten, der auch auf unsere Kirche zurückfallen wird. Petrus sagt deutlich, wie wir uns zu verhalten haben:

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„Begegnet allen Menschen mit Achtung, liebt eure Glaubensgeschwister, habt Ehrfurcht vor Gott, achtet den Kaiser!“ 1. Petrus 2, 17.

Wir sollen den Regierenden Ehre erweisen und da geht es nicht darum, dass wir sie als Personen ehren. Martin Luther meint, dass wir im Grunde dem Amt dieser Menschen Ehre erweisen, weil es ein Amt göttlicher Ordnung sei.

Wir könnten sogar etwas Konkretes für den Bundesrat, das Parlament und die kantonalen Regierungen tun. Wir könnten und sollten für sie beten. Dazu fordert Paulus auf. Er schreibt dem Timotheus:

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„So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen tue Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung für alle Menschen, für die Könige und für alle Obrigkeit, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Retter.“ 1.Timotheus 2, 1-3.

Müssen wir uns vielleicht vorwerfen lassen, dass wir in dieser schwierigen Zeit zu wenig für diese Leute gebetet haben? Ich habe ab und zu für sie gebetet, aber ich hätte noch öfter für sie beten können.

Wir sollten die Regierung nicht ständig unter Beschuss nehmen und ihnen böse Absichten unterstellen. Und wir sollten keinen Widerstand organisieren und schon gar nicht dazu aufrufen. Vielmehr sollten wir für diese Leute beten.

Stellt euch vor, wenn die Bundesräte und Bundesrätinnen, die Regierungsrätinnen und Regierungsräte im Kanton Zürich von unser Kirche Karten bekommen würden, mit denen wir uns bei ihnen bedanken und ihnen zusichern, dass wir sie im Gebet begleiten werden, was denkt ihr wohl, wie diese Männer und Frauen über unsere Kirche denken würden?

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Schlussgedanke

In dieser Pandemie müssen wir besonders darauf achten, dass wir tolerant bleiben. Wir müssen damit leben können, dass es verschiedene Meinungen unter Christen gibt. Wir hatten auch in der Vergangenheit nicht alle die gleichen Parteien gewählt, wir sind unterschiedlicher Meinung bezüglich Klimaschutz, Wohnbauförderung, Steuererleichterungen usw.

Unsere Überzeugungen haben oft damit zu tun, wie wir aufgewachsen sind und wie wir beeinflusst wurden und werden.

So gibt es auch bezüglich der Impfung verschiedene Meinungen und wir sollten das ertragen und respektieren.

Wir sollten versuchen in dieser schwierigen Situation die bestmöglichen Lösungen zu finden. Es wird für den einen und anderen mehr oder weniger Einschränkungen geben. Es wird Geschwister geben, die sich entscheiden den Gottesdienst erst wieder zu besuchen, wenn die Pandemie hinter uns liegt und die 3G Regel nicht mehr gilt.

Unsere Gemeindeleitung versucht eine gute Lösung zu finden, aber es wird leider so sein, dass wir nicht allen gerecht werden können. Wir müssen alle schauen, dass wir möglichst gut durch diese Krise kommen. Die Pandemie wird einmal vorbei sein, denn bis jetzt hat jede Pandemie einmal aufgehört.

Eines ist wichtig: Wir sollten um jeden Preis den Frieden bewahren, denn so ehren wir unseren Herrn Jesus Christus. Wir sollten ernst nehmen, was Paulus den Christen in Ephesus geschrieben hat:

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„Keiner soll sich über den anderen erheben. Seid vielmehr allen gegenüber freundlich und geduldig und geht nachsichtig und liebevoll miteinander um. Setzt alles daran, die Einheit zu bewahren, die Gottes Geist euch geschenkt hat; sein Frieden ist das Band, das euch zusammenhält.“ Epheser 4, 2–3.

Ja – wir können Corona, wenn wir Jesus treu bleiben und den Frieden in unserer Kirche bewahren.



[1] Martin Luther, „VON DER WELTLICHEN OBRIGKEIT: WIE WEIT MAN IHR GEHORSAM SCHULDET“, in Christ und Welt, hg. von Hellmut Zschoch u. a., übers. von Hellmut Zschoch, Bd. 3, Martin Luther: Deutsch-Deutsche Studienausgabe (Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt, 2016), 263–265.