Werdet
wie die Kinder
Lukas 18, 15-17
Gliederung
Schriftlesung:
Lukas 18, 9-17
I. Wer gering
scheint, ist bei Jesus wertvoll (15+16)
1. Anwendung
II. Wer
gering wird, den macht Jesus reich (17)
1. Evangelisation
Einleitung
[
Ein passender Abschnitt, den wir heute
miteinander betrachten. Eben wurde Timo nach vorne gebracht, damit wir für ihn
beten und ihn segnen.
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Bei Jesus war natürlich alles ein
bisschen anders. Vor allem folgten ihm die Menschen in Scharen. Sie wollten
Jesus unbedingt sehen und hören. Sie wollten miterleben, welche Wunder er tut
und sie wollten wenn irgend möglich gesund werden.
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Alle wussten, dass Jesus ein besonderer
Mensch war. Verschiedene Spekulationen gab es unter den Leuten, wer Jesus sei.
Als Jesus seine Jünger fragte, Wie die Leute über ihn denken, antworteten sie:
Manche halten dich für Johannes den Täufer, manche für Elia
und manche für einen der anderen Propheten. Markus 8, 28.
[
Also, es war wie heute, denn würden wir
die Menschen fragen, für wen sie Jesus halten, bekämen wir bestimmt ganz
verschiedene antworten vom guten Menschen, über den Revolutionär bis hin zu
dem, was er tatsächlich ist, dem Sohn Gottes, der für uns Menschen die Rettung
gebracht hat.
[
Jedenfalls waren sich die Menschen über
einen Punkt einig: Jesus war ein ausserordentlicher Mensch, der im Dienst
Gottes des Schöpfers stehen musste.
[
So wollten nun alle, wenn möglich Jesus
so nahe wie möglich kommen. Das wollten natürlich auch die Mütter mit ihren
kleinen Kindern. Doch das war gar nicht so einfach, wie wir in der
Schriftlesung gehört hatten. An dieser Begebenheit können wir aber zwei
wichtige Dinge lernen.
[
Wer gering scheint, ist bei Jesus
wertvoll
[
Wer gering wird, den macht Jesus reich
[
Eben, diese Mütter wollten ihren
Kleinkindern zu Jesus bringen, damit er für sie betet und sie segnet. Sie
wussten, dass von Jesus eine besondere Kraft ausging. In einem Evangelium lesen
wir:
In allen Dörfern, Städten und Gehöften, in die er kam, legte
man die Kranken auf die Plätze und Strassen und bat ihn, er möge sie doch
wenigsten den Saum seines Gewandes berühren lassen. Und alle, die ihn
berührten, wurden geheilt. Markus 6, 56.
[
Von dieser Kraft wollten die Mütter
etwas bekommen. Damals war nämlich die Überlebenschance für ein Kind nicht so
hoch wie bei uns. Es ist also ganz selbstverständlich, dass die Eltern ihre
Kinder zu Jesus bringen wollten. Viele von uns würden dasselbe tun, denn wer
will für sein Kind nicht das Beste.
[
Aber eben, es war nicht so einfach zu
Jesus vorzustossen. Da waren die Jünger von Jesus, die sich wie ein
Schutzschild vor ihn stellten und die Mütter mit ihren Kindern fortschickten.
Vielleicht dachten die Jünger, Jesus hätte wichtigeres zu tun, als sich mit so
kleinen Menschen zu beschäftigen. Vielleicht wollten sie ihn einfach von der
Überbelastung schützen.
[
Glücklicherweise wird Jesus auf diese
Sache Aufmerksam, denn er verliert die Übersicht nie, auch wenn er von vielen
Menschen umringt ist.
[
Es ist ganz typisch für Jesus, dass er
die Menschen besonders war nimmt, die in einer
Gesellschaft nicht so ernst genommen werden. Was scheinbar gering und
unbedeutend ist, hat für ihn einen grossen Wert. So lässt er die Kinder zu sich
kommen. Er sagte:
Lasst die Kinder zu mir kommen; hindert sie nicht daran!
Denn gerade für solche wie sie ist das Reich Gottes. Lukas 18, 16.
[
Mit anderen Worten: Macht Platz, dass
die Kinder zu mir kommen können, denn auch sie sind Menschen, die bei Gott
ihren Platz haben und ernst genommen werden.
[
Das ist ein Eigenschaft
Gottes, die wir im christlichen Abendland viel zu selbstverständlich zur
Kenntnis nehmen. Es ist aber gar nicht selbstverständlich, dass sich Jesus um
die schwachen Menschen kümmert. Er könnte sie doch einfach übersehen. Aber
gerade das tut er nicht. Paulus beschreibt dieses überraschende Verhalten
Gottes folgendermassen:
Was in dieser Welt unbedeutend und verachtet ist und was bei
den Menschen nichts gilt, das hat Gott erwählt, damit ans Licht kommt, wie
nichtig das ist, was bei ihnen etwas gilt. 1. Korinther 1, 28.
[
Der starke Gott, der alles erschaffen
hat, kümmert sich also um das Schwache, um das, was für die Menschen
bedeutungslos scheint, weil sie anderen Wertmassstäben folgen, denn bei uns
gilt etwas, wer Erfolg hat, wer gut aussieht, wer reich ist, wer ein schönes
Haus hat, wer intelligent ist usw. Gott interessieren solche Sachen nicht.
Jesus gibt in seiner Zuwendung zu diesen Kindern zum Ausdruck, dass diese Leben
wertvoll sind und Zuwendung verdient, egal was aus diesen Kindern später einmal
werden wird.
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Bei Jesus werden Menschen eben nicht
erst dann wertvoll, wenn sie gross und erfolgreich sind. Für Jesus sind
Menschen wertvoll, einfach weil sie Menschen, Geschöpfe Gottes, sind.
[
Gott erbarmt sich stets über dem
Schwachen, über dem, was in der Welt bedeutungslos scheint. Dieses Anliegen
soll bis in unsere Gemeinde Wirkung zeigen. Als Paulus für die Gemeinde das
Bild des Körpers verwendet schreibt er:
Gerade die Teile des Körpers, die schwächer zu sein
scheinen, sind besonders wichtig; gerade den Teilen, die wir für weniger
ehrenwert halten, schenken wir besonders viel Aufmerksamkeit; gerade bei den
Teilen, die Anstoss erregen könnten, achten wir besonders darauf, dass sie
sorgfältig bedeckt sind (bei denen, die keinen Anstoss erregen, ist das nicht
nötig). 1. Korinther 12, 22-23.
[
Für uns ist darin eine fast unfassbare
Nachricht enthalten: Egal wer Du bist, in den Augen Gottes bist du wertvoll. Du
musst nicht erfolgreich sein um von Gott bemerkt zu werden. Im Gegenteil,
gerade dort wo Du schwach bist, möchte sich Gott Dir zuwenden.
[
Jesus ergreift nun diese Gelegenheit,
den Menschen etwas ganz Wichtiges über Gott und sein Reich zu lehren. Er macht
mit diesen Kindern eine Art Gegenstandslektion. Er sagt:
Ich sage euch: Wer
das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht hineinkommen. Lukas 18,
17.
[
Wie nimmt aber ein Kind an? Lassen sie
mich das an einer kleinen Geschichte verdeutlichen.
Zwei kleine Jungen, sie mögen fünf Jahre alt sein, unterhalten
sich: „Du, ich hab eben ein Flugzeug in der Luft gesehen, das war so klein.
Wenn das unten stände, ob das wohl so gross wäre wie ich?“
„Das ist viel grösser, das ist hundertmal so gross.“
Und nun wird auf der Strasse abgesteckt, wie gross so ein Flugzeug ist. Aber
der Frager will nicht glauben, dass ein Flugzeug, das in der Luft so klein
aussieht, auf der Erde so sein soll.
„Hast du das denn gesehen?“
„Nein, aber mein Vater hat das gesagt.“
„Dein Vater hat dich angeschwindelt, das kann gar nicht sein.“
Mit einem Mal laufen dem Gefragten die Tränen über seine kleinen Wangen: „Das
ist war! Was mein Vater sagt, stimmt.“ Und dabei stampft er mit dem Fuss auf
die Erde, um es zu bekräftigen.
„Beweis es doch“, sagt der andere.
Aber der Weinende wiederholt nur immer: „Das hat mein Vater gesagt, und weil
mein Vater es gesagt hat, ist es wahr.“ Bsp.325.
[
Das ist eben das kindliche – nicht
kindische – das kindliche ist, das vertrauensvolle empfangen. Wie ein Kind
empfangen heisst, dass ich nicht alles bis ins Letzte verstehen muss, sondern
dass ich einfach empfange, was mir geschenkt wird.
[
Um dem, was Jesus hier sagt noch mehr
Nachdruck zu geben verwendet Lukas in dieser Erzählung ein Wort für diese
Kinder, das deutlich macht, dass diese Kinder noch nicht laufen konnten, sie
mussten also zu Jesus getragen werden.
[
Das heisst, dass wir lernen müssen zu
empfangen. Wir dürfen alles entgegennehmen ohne etwas bringen zu müssen.
[
Aber, was meint Jesus wohl, wenn er
sagt: wer das Reich Gottes wie ein Kind
annimmt. Wer oder was ist denn das Reich Gottes? Wie soll ich das Reich
Gottes annehmen?
[
Jesus gebraucht hier den Begriff Reich
Gottes in einer ganz speziellen Weise. Am einfachsten lässt sich das an einer
anderen Begebenheit im Leben Jesu aufzeigen, er war im Gespräch mit den Pharisäern.
Die Pharisäer fragten Jesus, wann
das Reich Gottes komme. Darauf antwortete er: „Das Reich Gottes kommt nicht so,
dass man es an äusseren Anzeichen erkennen kann. / Man wird auch nicht sagen
können: Seht, hier ist es! Oder: Es ist dort! Nein, das Reich Gottes ist mitten
unter euch. Lukas 17, 20-21.
[
Das Reich Gottes ist mitten unter Euch.
Jesus erklärt den Pharisäern damit – natürlich in einer etwas verschlüsselten
Weise, sonst wären sie geradewegs über ihn hergefallen – dass in seiner Person
das Reich Gottes gegenwärtig ist. Jesus – der König des Reiches Gottes – ist in
ihrer Mitte und deshalb ist das Reich Gottes präsent.
[ Das
Reich Gottes bricht kommt pompös daher, dass es jeder gleich erkennt. Nein, das
Reich Gottes beginnt mit der Beziehung zum König dieses Reiches: Jesus. Und das
Jesus der König ist, das lehrt uns die Bibel ganz klar. Jesus antwortete dem
Pontius Pilatus vor seiner Hinrichtung:
Pilatus ging
ins Prätorium zurück und liess Jesus vorführen. „Bist
du der König der Juden?“ fragte er ihn. Johannes 18, 33. Jesus erwiderte: „Bist
du selbst auf diesen Gedanken gekommen, oder haben andere dir das über mich
gesagt?“ Johannes 18, 34. „Bin ich etwa ein Jude?“, gab Pilatus zurück. „Dein
eigenes Volk und die führenden Priester haben dich mir übergeben. Was hast du
getan?“ Johannes 18, 35. Jesus antwortete: „Das Reich, dessen König ich bin,
ist nicht von dieser Welt. Wäre mein Reich von dieser Welt, dann hätten meine
Diener für mich gekämpft, damit ich nicht den Juden in die Hände falle. Nun ist
aber mein Reich nicht von dieser Erde.“ Johannes 18, 36.
Da sagte Pilatus zu ihm: „Dann bist du also tatsächlich ein König?“ Jesus
erwiderte: „Du hast recht – ich bin ein König. Ich bin in die Welt gekommen, um
für die Wahrheit Zeuge zu sein; dazu bin ich geboren. Jeder, der auf der Seite
der Wahrheit steht, hört auf meine Stimme.“ Johannes 18, 37.
„Wahrheit?“, sagte Pilatus zu ihm. „Was ist das?“ Johannes 18, 38.
[
Jesus ist der König eines anderen
Reiches, eben des Reiches Gottes. Übrigens hatte man bei seiner Kreuzigen über
dem Kreuz die Tafel angeschlagen lassen und in drei Sprache (hebräisch,
lateinisch u. griechisch) geschrieben:
Jesus von Nazaret, König der Juden. Johannes 19, 19.
[
So wurde Jesus hingerichtet. Die Bibel
lehrt uns, dass er dies für unsere Schuld tat.
[
Wer mit dem König Jesus verbunden ist
und dadurch Zugang zu dieser neuen Welt bekommen hat, der trägt eine
grossartige Hoffnung in sich, denn Jesus wird wieder kommen. Er wird die Leute
in sein Reich holen – in die andere Welt, deshalb tröstet er seine Jünger im
Blick auf Tod und Auferstehung:
Wenn ich einen Platz für euch vorbereitet habe, werde ich
wieder kommen und euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Johannes
14, 3.
[
Wenn Jesus nun sagt:
Wer das Reich Gottes nicht wie ein Kind annimmt, wird nicht
hineinkommen. Lukas 18, 17
[
Heisst das nichts anderes, als dass wir
Jesus annehmen, den König dieses Reiches. Er öffnet uns den Zugang zu diesem
Reich Gottes, oder man kann auch vom Himmel sprechen.
[
Hast Du Jesus schon aufgenommen, denn
Gott zwingt dich dazu, aber er lädt mich ein. Im Johannesevangeliums steht:
All denen, die Jesus aufnahmen und an seinen Namen glaubten,
gab er das Recht, Gottes Kinder zu werden. Johannes 1, 12.
[
Kinder Gottes sein, heisst gleichzeitig
rechtmässige Erben sein, Erben des Reiches Gottes.
[
Aber wir müssen Jesus aufnehmen und
unser Leben ihm in dieser Weise geben, wie diese Kinder. Alles müssen wir
ablegen. So wie wir sind, sollen wir Jesus begegnen.
[
Nicht Frömmigkeit sollen wir bringen, keine
grossen Taten, sondern wie Kinder Jesus in unser Leben einladen und uns von ihm
führen und leiten lassen.
[
Ein Mann (Ernst Völk),
der fast 20 Jahre alkoholabhängig war und durch Jesus von seiner Sucht
freigeworden ist, sagte mir, ich kann doch jetzt nicht einfach in die Gemeinde
gehen, ich habe jahrelang keine Kirche besucht und ich kann Gott gar nichts
vorweisen.
[
Und ich durfte ihm sagen, dass er die
besten Voraussetzungen mitbringt.
[
Wenn wir zu Jesus gehen, dann müssen
wir allein gehen und alles zurücklassen, denn Gott erbarmt sich nicht über
denen, die mit eigenen Werken sich retten wollen.
[
Aber dann werden wir frei, neue
Menschen die eine Hoffnung haben, die man sonst nirgends bekommt.
[
Werde doch wie ein Kind und komme zu
Jesus, er schenkt dir neues und ewiges Leben.
[
Gerne helfen wir auf diesem Weg.
Schluss
ð
Zusammenfassung
ð
Die Jünger dachten, die Kinder müssten
zuerst das werden, was sie waren, um des Herrn Wohlgefallen zu erlangen. Jesus
aber versichert ihnen im Gegenteil, dass die Jünger zuerst das werden sollten,
was die Kinder sind, um an seiner Gnade Anteil zu haben.[1]
ð
Lukas hat dieses Ereignis in einem
interessanten Zusammenhang gestellt. Diese Erzählung folgt nämlich unmittelbar
an die Geschichte von Pharisäer und Zöllner, die mit dem Satz endet:
Ich sage euch: Der Zolleinnehmer war in Gottes Augen
gerechtfertigt, als er nach Hause ging, der Pharisäer jedoch nicht. Denn jeder,
der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden, aber wer sich selbst
erniedrigt, wird erhöht werden. Lukas 18, 14.
ð
Sind wir bereit so wie Kinder das
anzunehmen, was uns Gott schenken will? Ich meine damit nicht kindisch zu
werden, sondern bereit unsere Masken fallen zu lassen und das Grösste zu
empfangen, was ein Mensch je empfangen kann.
Amen