Das erste Abendmahl
Lukas 22, 7-20

Gliederung

I.    Die Vorbereitungen zur Passafeier

II.      Das einzigartige Passalamm

 


Einleitende Gedanken

Jedes Jahr feierte man in Israel ein grosses Fest, das Fest der ungesäuerten Brote oder das Passafest.

Aus der ganzen Welt reisten die Juden nach Jerusalem. Über 2 Millionen Menschen versammelten sich, nach Aussagen von Josephus in Jerusalem.[1]

Passa ist ein Fest – wie übrigens alle Fest des Volkes Israel – zur Erinnerung an das, was Gott für das Volk getan hat. Beim Passa erinnert man sich an die Zeit, als Gott Israel von der Unterdrückung durch die Ägypter befreite.

Kurz zur Erinnerung. Gott beauftragte Mose das Volk Israel, das von den Ägyptern unterdrückt wurde, zu befreien. So reiste Mose nach Ägypten und forderte den Pharao auf, das Volk ziehen zu lassen. Doch dieser wollte diese günstigen Arbeitskräfte nicht gehen lassen. Gott schickte 10 Plagen über Ägypten, um den Pharao dazu zu zwingen, das Volk ziehen zu lassen, aber auch um vor den Augen der Menschen zu demonstrieren, dass er der heilige und mächte Gott ist und die Götter Ägyptens neben ihm nicht bestehen können.

Während den ersten 9 Plagen blieb der Pharao stur, er weigerte sich das Volk Israel ziehen zu lassen. Endlich, bei der 10 Plage war es soweit. Es war eine schreckliche Plage.

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„Um Mitternacht will ich mitten durch Ägypten gehen. Dann wird jeder Erstgeborene in Ägypten sterben, vom Erstgeborenen des Pharao, der auf dem Thron sitzt, bis zum Erstgeborenen der Magd an der Handmühle und bis zu den Erstlingen unter dem Vieh.“ (2. Mose 11, 4-5)

Mose forderte die Israeliten auf, ein zu Lamm schlachten und mit dem Blut dieses Lammes die Türen zu bestreichen. Dieses Blut schützte die Israeliten vor dieser schweren Plage. Wer diese Anweisungen befolgte, der wurde von der Plage verschont. So sagte Gott zu Mose:

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„Das Blut an den Häusern, in denen ihr wohnt, soll ein Zeichen zu eurem Schutz sein. Wenn ich das Blut sehe, werde ich an euch vorübergehen, und das vernichtende Unheil wird euch nicht treffen, wenn ich Ägypten schlage.“ (2. Mose 12, 13)

So wurde Israel von dieser Plage verschont, aber nicht nur das, endlich war der Pharao bereit, Israel ziehen zu lassen. Endlich hatte er eingesehen, dass er gegen den Gott Israels nichts entgegenzusetzen hat.

Israel konnte Ägypten verlassen und war von der Unterdrückung befreit.

Zur Erinnerung diese eindrückliche Befreiung, wollte Gott, dass Israel jedes Jahr das Passafest feiert, damit sie nie vergessen, dass er sie von ihrer Unterdrückung befreite.

Dieses Fest stand nun bevor und Jesus wollte daran teilnehmen. So will ich nun zuerst den Abschnitt lesen, mit dem wir uns heute beschäftigen.

So kam nun der ´erste` Tag des Festes der ungesäuerten Brote, der Tag, der für das Schlachten des Passalamms bestimmt war.  Jesus schickte Petrus und Johannes in die Stadt. »Geht voraus und bereitet das Passamahl für uns vor!«, sagte er.  »Wo sollen wir es vorbereiten?«, fragten sie.  Er antwortete: »Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr einem Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht,  und sagt zu dem Hausherrn: ›Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passamahl feiern kann?‹  Er wird euch ein grosses Zimmer im Obergeschoss zeigen, das ´mit Sitzpolstern` ausgestattet ist. Bereitet dort das Mahl vor.«  Die beiden Jünger machten sich auf den Weg. Sie fanden alles so, wie Jesus es ihnen gesagt hatte, und bereiteten das Passamahl vor.

Als es Zeit war, mit der Feier zu beginnen, setzte sich Jesus mit den Aposteln zu Tisch.  Er sagte: »Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, dieses Passamahl mit euch zu feiern, bevor ich leiden muss.  Denn ich sage euch: Ich werde das Passamahl nicht mehr feiern, bis sich im Reich Gottes seine volle Bedeutung erfüllt.«  Dann nahm er einen Becher ´mit Wein`, dankte Gott dafür und sagte: »Nehmt diesen Becher und trinkt alle daraus!  Denn ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr vom Saft der Reben trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist.«

Dann nahm er Brot, dankte Gott dafür, brach es in Stücke und gab es den Jüngern mit den Worten: »Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut das, um euch an mich zu erinnern!«  Ebenso nahm er, nachdem sie gegessen hatten, einen Becher ´mit Wein` und gab ihn den Jüngern mit den Worten: »Dieser Becher ist der neue Bund, besiegelt mit meinem Blut, das für euch vergossen wird.« (Lukas 22, 7-20)

I.          

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Die Vorbereitungen zur Passafeier

Es war der Tag, an dem man die Lämmer schlachtete. Johannes und Petrus sollen alles vorbereiten. Natürlich wollten sie wissen, wo sie das machen können. Jesus gibt ihnen folgende Anweisung:

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„Wenn ihr in die Stadt kommt, werdet ihr einem Mann begegnen, der einen Wasserkrug trägt. Folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht.“ (Lukas 22, 10)

In diesem Haus sollen sie dem Hausherrn sagen:

„Der Meister lässt dich fragen: Wo ist der Raum, in dem ich mit meinen Jüngern das Passamahl feiern kann?“ (Lukas 22, 11)

Das hat wirklich funktioniert!

Und nun können sie in diesem Raum das Passamahl vorbereiten. Da gab es einiges zu tun. Für ein Lamm waren mindestens 10 Personen nötig, denn es durfte von dem Fleisch nichts übrig bleiben.

Nun möchte ich kurz erklären, wie eine solche Feier verlaufen ist

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 und das besonders aus der Perspektive der verschiedenen Becher oder Kelche, die man verwendet hat.

1.   

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Becher des Segens. Nach dem Gebet lässt der Familienvater einen Becher voll Wein umhergehen, sozusagen den Eingangsbecher, mit den Worten: "Gepriesen seist du, Herr unser Gott, du König der Welt, der du die Frucht des Weinstocks geschaffen hast!"
Dann gibt man die bitteren Kräuter umher (eine Art Salat), zur Erinnerung an die Leiden der Knechtschaft in Ägypten. Man taucht sie in eine rötliche süsse Brühe aus Mandeln, Nüssen, Feigen und anderen süssen Gerüchen, welche durch ihre Farbe, wie man sagt, an die den Israeliten auferlegte harte Arbeit mit den Ziegeln und durch ihren Geschmack an die Freundlichkeit Jahwes erinnerte, welche seinem Volk das Bittere versüsst.

2.   

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Der älteste Sohn fragt den Vater nach der Bedeutung dieses Mahls und der einzelnen Gebräuche, welche sich daran knüpfen (2. Mose 12, 14); dieser erzählt nach 2. Mose 12 die die Befreiung aus Ägypten und Einsetzung des Passah, wahrscheinlich nach einer mehr oder weniger festen liturgischen Formeln; dann singt man Psalm 113 und 114, und der Vater lässt den zweiten Becher umgehen. Der Becher der Plagen (10 Plagen).

3.    Es folgt das Hauptmahl. Der Vater nimmt zwei ungesäuerte Brote, bricht einen derselben und legt die Stücke desselben auf den andern. Dann nimmt er unter dem Aussprechen einer Danksagung eines der Brotstücke, taucht es in die Brühe und isst es, indem er ein Stück von dem Lamm nebst bitteren Kräutern dazu nimmt. Alle folgen seinem Beispiel. Dies ist das eigentliche Mahl. Das Lamm ist das Hauptgericht. Die Unterhaltung ist unbeschränkt.
Becher der Erlösung. Diese Teil schliesst mit dem Austeilen eines dritten Bechers, der der Becher des Segens oder Becher der Erlösung heisst, begleitet mit einem Dankgebet des Hausvaters.

4.   

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Zum Schluss wird der Becher des Lobpreises herumgereicht. Der Vater teilt einen vierten Becher aus und dann singt man das Hallel (Psalm 115-118).[2]

Zu dieser Feier wollte Jesus unbedingt mit seinen Jüngern zusammen sein. Das sagt er ihnen gleich zu Beginn der Feier:

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„Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, dieses Passamahl mit euch zu feiern, bevor ich leiden muss.“ Lukas 22, 15.

Jesus wusste, dies ist die letzte Gelegenheit, mit den Jüngern in Ruhe zusammen zu sein. Wenige Stunden später wird der demütigende und schmerzhafte Weg zur Hinrichtung ans Kreuz seinen unaufhaltsamen Verlauf nehmen.

Jesus sucht also nochmals die Nähe und die Gemeinschaft mit seinen Freunden. Das ist übrigens bis heute so. Jesus will auch heute mit uns eng verbunden sein, denn Gott ist ein Freund der Menschen.

II.        

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Das einzigartige Passalamm

Jesus leitet diese Passafeier und eröffnet das Passamahl mit dem ersten Becher, dem Becher des Segens. Er dankt Gott und sagt den Jüngern:

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„Nehmt diesen Becher und trinkt alle daraus!  Denn ich sage euch: Von jetzt an werde ich nicht mehr vom Saft der Reben trinken, bis das Reich Gottes gekommen ist.“ (Lukas 22, 17-18)

Jesus deuten damit seinen Jüngern an, dass sich die Zeiten ändern werden. Bald wird er sterben. Gleichzeitig lässt er sie auch wissen – ob sie das damals gleich verstanden, würde ich bezweifeln – dass mit seinem Sterben nicht das Ende gekommen ist, denn, wenn das Reich Gottes gekommen ist, wird er wieder mit ihnen feiern.

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Dann folgt der zweite Teil der Feier, über die Lukas nichts berichtet. Ein Jünger wird Jesus gefragt haben, welche Bedeutung diese Feier hat und Jesus wird den Jüngern die Geschichte der Erlösung aus Ägypten erzählt haben. Zum Schluss tranken sie aus dem zweiten Becher, der Becher, der an die zehn Plagen erinnert.

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Jesus nimmt nun das ungesäuerte Brot, dankte und brachs und gab's ihnen. Er sprach:

„Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut das, um euch an mich zu erinnern!“ Lukas 22, 19.

Das ungesäuerte Brot ist ein Zeichen für die Reinheit. Deshalb symbolisiert es den Leib von Jesus, wie es im Hebräer heisst:

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„Jesus ist ja nicht ein Hohepriester, der uns in unserer Schwachheit nicht verstehen könnte. Vielmehr war er – genau wie wir – Versuchungen aller Art ausgesetzt, allerdings mit dem entscheidenden Unterschied, dass er ohne Sünde blieb.“ Hebräer 4, 15.

In Zukunft sollen sie das Brot brechen und sich daran erinnern, dass Jesus als sündloser Mensch gebrochen, ja hingerichtet wurde.

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Das Essen nimmt seinen weiteren Verlauf, das Passalamm wird gegessen sie unterhalten sich. Dann nimmt Jesus den dritten Becher, dankt Gott und sagt den Jüngern:

„Dieser Kelch ist der neue Bund, besiegelt mit meinem Blut, das für euch vergossen wird.“ Lukas 22, 20.

Der dritte Becher ist der Becher der Erlösung oder der Rettung. Das Blut des Lammes schützte die Israeliten vor dem Tod. Dieser Becher bekommt jetzt eine neue Bedeutung. Es ist nun nicht das Blut des Passalamms, sondern es ist das Blut von Jesus, das die Rettung vor dem Tod bringt.

Wie Israel durch dieses Blut des Lammes aus der Knechtschaft der Ägypter befreit wurde, so werden wir durch das Blut von Jesus aus der Knechtschaft der Sünde befreit.

So hat Jesus dem Passalamm eine neue oder man könnte auch sagen eine tiefere Bedeutung gegeben. Oder noch anders gesagt, jetzt wird offenbar, worauf das Passalamm all die Jahrhunderte hingewiesen hat, nämlich auf das einzigartige Passalamm. Paulus schreibt deshalb den Korinthern.

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„Macht es daher so, wie man es vor dem Passafest macht: Entfernt den alten, durchsäuerten Teig, damit ihr wieder das werdet, was ihr doch schon seid – ein frischer, ungesäuerter Teig. Ihr seid es, weil der geopfert wurde, der unser Passalamm ist: Christus.“ (1. Korinther 5, 7)

Jesus ist das Passalamm. Er wurde für unsere Rettung hingerichtet.

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Bei Abendmahl denken wir deshalb nicht an das Passalamm in Ägypten zurück, sondern wir erinnern uns an das, was Jesus am Kreuz gamacht hat. Johannes sagte ja, als er Jesus sah:

“Seht, hier ist das Opferlamm Gottes, das die Sünde der ganzen Welt wegnimmt!“ (Johannes 1, 29)

Was Jesus getan hat ist nämlich viel umfassender und vollkommener.

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Wir denken also nicht an die Rettung aus Ägypten zurück, sondern an die Rettung, durch den Tod Jesu am Kreuz.

Folie: Vergleich Ägypten – Sünde

Unser Leben und unser Glaube gründet in der geschichtlichen Tatsache, dass Jesus vor den Toren Jerusalem hingerichtet wurde. Das sollen wir nie vergessen.

Das Fundament unserer Rettung liegt nicht in einer persönlichen Erfahrung, die wir gemacht haben, sondern einzig in der geschichtlichen Tatsache, dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und am dritten Tag wieder auferweckt wurde. Wer das glaubt und seine Sünden bekennt, der ist gerettet, egal was für Erfahrungen und Gefühle er hat.

Unser Glaube lebt aus der Erinnerung, so altmodisch dies klingen mag. Petrus weist auf diese Wichtigkeit hin, wenn er sagt:

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„Doch wer das alles nicht hat, der ist so kurzsichtig, dass er wie ein Blinder im Dunkeln umhertappt. Ein solcher Mensch hat vergessen, dass er vom Schmutz seiner früheren Sünden gereinigt wurde.“ (2. Petrus 1, 9)

Er hat vergessen, dass er durch das Sterben Jesu rein geworden ist. Wir dürfen das nie vergessen, darum feiern wir das Abendmahl, das uns immer wieder an diese wunderbare Tatsache erinnert.

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Schlussgedanke

Wenige Stunden später, am anderen Morgen um ca. 9.00 Uhr, wurde Jesus bereits ans Kreuz geschlagen.

Für Dich und mich hat er das zugelassen, damit wir für alle Ewigkeit gerettet werden. Was Jesus in unserem Leben fundamental verändert beschreibt Paulus folgendermassen:

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„Ja, Gott hat euch zusammen mit Christus lebendig gemacht. Ihr wart nämlich tot – tot aufgrund eurer Verfehlungen und wegen eures unbeschnittenen, sündigen Wesens. Doch Gott hat uns alle unsere Verfehlungen vergeben.“ (Kolosser 2, 13)

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„Den Schuldschein, der auf unseren Namen ausgestellt war und dessen Inhalt uns anklagte, weil wir die Forderungen des Gesetzes nicht erfüllt hatten, hat er für nicht mehr gültig erklärt. Er hat ihn ans Kreuz genagelt und damit für immer beseitigt.“ (Kolosser 2, 14)

Wie tiefgreifend diese Vergebung ist, werden wir dann erfahren, wenn wir mit eigenen Augen sehen werden, wie grossartig der Himmel ist. Jesus sagte seinen Jüngern:

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„Ich werde das Passamahl nicht mehr feiern, bis sich im Reich Gottes seine volle Bedeutung erfüllt.“ (Lukas 22, 16)

Im Reich Gottes, werden wir erkennen, welche Bedeutung die Rettung für uns hat. Dann werden wir vor Freude und Dankbarkeit uns kaum erholen können.

Amen



[1]Jos.bell., VI, 420ff.

[2]Frédéric Godet: Kommentar zu dem Evangelium des Lukas (Gießen/Basel: Brunnen, 1986), S.537-538.