Frieden
– der göttliche Herrscher aus der «Stadt Davids»
Micha 5, 1
II. Der Friede ist bereit für dich
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Einleitung
Als die Weisen aus dem Morgenland nach Israel reisten, um dem König der Juden, also Jesus, Ehre zu erweisen, war ihr Ziel Jerusalem. Sie hofften den neugeborenen König in Jerusalem, dort wo die Mächtigen sind, zu finden.
Doch dieser König war offensichtlich nicht im Palast in Jerusalem geboren, wie man das von einem König erwarten könnte. Herodes, der damals im Auftrag des römischen Reiches in Israel regierte, erschrak, als er hörte, es sei ein König der Juden geboren worden. Er sah seine Macht und seinen Einfluss bedroht.
Er wollte wissen, wo dieser König ist, und rief die führenden jüdischen Priester und Schriftgelehrten zusammen. Sie sollen herausfinden, wo dieser König geboren wurde.
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Diese gebildeten Männer benötigten kaum viel Zeit, um herauszufinden,
wo sich dieser König befindet. Sie kannten die prophetischen Ankündigungen. Sie
antworteten Herodes:
„In Betlehem in Judäa, denn so ist es in der Schrift durch den Propheten vorausgesagt.“ Matthäus 2, 5.
Im Alten Testament schrieb ein Prophet, der König der Juden, der Messias, der Retter und Friedensbringer werde in Bethlehem das Licht der Welt erblicken. Sie belegten ihre Aussage mit einem Zitat des Propheten, der schrieb:
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„Du, Betlehem im Land Juda, du bist keineswegs die unbedeutendste
unter den Städten Judas; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der mein Volk
Israel führen wird wie ein Hirte seine Herde.“ Matthäus
2, 6.
Das war der Prophet Micha, der das niedergeschrieben hatte, und zwar gut 700 Jahre, bevor das dann tatsächlich geschehen war.
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Micha wirkte in der Zeit von ca. 740 - 710 v.Chr.
Damals regierten die Könige Jotham, Ahas und Hiskia.
Er war ein Zeitgenosse des Propheten Jesaja, der, wie er, im Südreich Israels wirkte. Sein Zeitgenosse im Nordreich war der Prophet Hosea.
Während seiner Zeit erlebte er ein katastrophales Desaster, denn die zehn Stämme Israels, das Nordreich, wurde von den Assyrern deportiert. 722 vor Christus geschah dies. Dieses Ereignis stand wie ein Mahnmal für das Südreich, denn würden sie wie die Israeliten im Nordreich weiterhin Götter verehren, könnte sie dasselbe Schicksal treffen.
Doch Gott wollte das verhindern. Er warnte die Juden, damit sie ihr Verhalten ändern, dass sie im Land bleiben können. Wenn sie aber weiterleben wie bis anhin, dann wird das Folgen haben, wie Micha schreibt:
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„Zion wird euretwegen zum Acker, den man umpflügt, Jerusalem
wird zu einem Trümmerhaufen, der Tempelberg zur überwucherten Höhe.“ Micha 3, 12.
Leider verehrten die Juden lieber ihre Götter, statt dem lebendigen Gott die Ehre zu geben. So kam es wie es kommen musste. 136 Jahre nachdem das Nordreich deportiert wurde, wurde nun auch das Südreich deportiert. Diesmal waren es die Babylonier, die im Auftrag ihres Königs Nebukadnezar Jerusalem zerstörten und die Juden nach Babylon verschleppten.
Zum Glück ist das nicht das Ende der Geschichte. Micha verkündigt, dass in ferner Zukunft ein Friedensreich entstehen wird. Es gibt Hoffnung! Er schreibt:
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„Dann schmieden sie Pflugscharen aus ihren Schwertern und Winzermesser
aus ihren Lanzen. Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht
mehr für den Krieg.“ Micha 4, 3.
Was für grossartige Aussichten! Wie wünschten heute unzählige Menschen, dass die Kriege und das dadurch verursachte Elend endlich ein Ende findet. Tatsächlich wird das einmal so sein, doch bis dahin wird es noch dauern, aber Micha berichtet uns, wo dieses Friedensreich beginnen wird. Es beginnt in Bethlehem mit einer ganz besonderen Person. Er schreibt:
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„Du, Betlehem Efrata, so klein du bist unter den Städten Juda,
aus dir wird mir einer hervorgehen, der über Israel herrschen soll. Sein Ursprung
liegt in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.“ Michae 5, 1.
Mit diesem Vers werden wir uns jetzt beschäftigen.
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An einem kleinen unbedeutenden Ort beginnt dieses Friedensreich: in Bethlehem. Ein kleiner scheinbar unbedeutender Flecken Land in Juda.
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Die Familie von König David lebte in Bethlehem. Das
war sein Heimatort, der ca. 9 Kilometer von Jerusalem entfernt liegt. Für David
war dieser Ort nicht so wichtig. Sprach man von der Stadt Davids, meinte man damit
nicht Bethlehem, sondern Jerusalem. David selbst gab Jerusalem diesen Namen, nachdem
er die Stadt eroberte und von Hebron nach Jerusalem zog. Es wird berichtet:
David machte die Festung zu seiner Residenz und gab ihr den Namen »Davidsstadt«. 2. Samuel 5, 9.
Von diesem Tag an wurden die Könige vom Stamm Juda in der Regel in der Stadt Davids, in Jerusalem, der Königsstadt, geboren.
Aber der König, der in Zukunft über das Volk Israel herrschen wird, der König, der ein Friedensreich aufrichten wird, dieser König wird in Bethlehem geboren. Diese Voraussage von Micha weist uns auf den Zerfall des davidischen Königreichs hin, das, wenn dieser grosse Herrscher geboren wird, nicht mehr intakt sein wird, denn sonst wäre dieser König in Jerusalem geboren.
Tatsächlich befand sich Israel unter römischer Herrschaft und wurde von Herodes regiert, der vom römischen Reich dazu autorisiert wurde.
Deshalb wird nun dieser König der Juden nicht in Jerusalem geboren, sondern in diesem unscheinbaren Ort: Bethlehem. Also nicht im damaligen Machtzentrum.
Bethlehem steht für Gottes Art und Weise, wie er in diese Welt hineinwirkt. Der Geburtsort seines Sohnes ist ein deutlicher Hinweis, wie nah Gott uns Menschen kommen möchte.
Hätte Gott seinen Sohn in Jerusalem im Palast zur Welt kommen lassen, was in unseren Augen angemessen gewesen wäre, hätten ihn nur ausgewählte Menschen besuchen dürfen. Jesus wäre von den einfachen Leuten abgeschirmt gewesen. Die Hirten hätten keine Chance gehabt, Jesus zu besuchen und ihn anzubeten.
Oder kannst du dir vorstellen, wenn sich im englischen Königshaus Nachwuchs einstellt, wir diesen Prinzen besuchen dürften?
Gott macht damit eines unmissverständlich deutlich: Jesus kam nicht in die Welt für eine besonders auserlesene Schicht von Menschen. Jesus kam für alle Menschen. Jeder – egal woher er kommt und welche gesellschaftliche Stellung er bekleiden mag – jeder und jede soll zu Jesus kommen können.
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Gott handelt so, damit alle, die das möchten, teilhaben
können. Er wirkt oft dort, wo ausgestossene der Gesellschaft leben. Das zeichnete
das Leben von Jesus auf dieser Erde aus. Als sich die Pharisäer entrüsteten, mit
welchen Leuten Jesus verkehrte, sagte er ihnen:
„Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken.“ Matthäus 9, 12.
Man brauchte nicht Rang und Namen, um mit Jesus in Kontakt zu kommen. Bethlehem ist die unmissverständliche Einladung Gottes an jeden Menschen. Egal wer du bist, du bist bei Jesus willkommen. Es gibt kein Hindernis, keinen Numerus Clausus.
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Jesus sagte einmal den Leuten, die sich für sehr wichtig
hielten:
„Die Zolleinnehmer und die Huren kommen eher ins Reich Gottes als ihr.“ Matthäus 21, 32.
Warum wohl kommen Zöllner und Huren eher ins Reich Gottes, als die religiösen Führer und Theologen jener Zeit? Waren Zöllner und Huren die besseren Menschen?
Nein – im Gegenteil – sie führten ein moralisch verwerfliches Leben. Aber sie fanden es nicht unter ihrer Würde, sich vor Jesus zu beugen und ihre Schuld zu bekennen und ihre Lebensweise zu ändern.
Gott verwehrt niemandem den Zugang. Jeder Mensch kann sich Gott nähern. Wir können dorthin gehen, wo Gott am Wirken ist, aber das sind meist keine Paläste, sondern armselige Orte, denen ein besonderer Reichtum zuteil wird, weil Gott sich darin offenbart. Paulus schrieb einmal den Korinthern:
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„Ihr wisst, was Jesus Christus, unser Herr, in seiner Liebe
getan hat: Er, der reich war, wurde euretwegen arm, um euch durch seine Armut reich
zu machen.“ 2. Korinther 8, 9.
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Micha schrieb diese Voraussage ca. 700 Jahre vor der Geburt
Jesu auf. Wir können nur staunen, dass Jesus tatsächlich in Bethlehem geboren wurde,
denn seine Eltern lebten ca. 170 Kilometer Fussmarsch entfernt in Nazareth.
Damit das möglich wurde, dass Jesus dort geboren wurde, wo Gott es durch den Propheten Micha vorhersagte, musste das römische Reich in Bewegung kommen. Kaiser Augustus liess eine Volkszählung durchführen. Deshalb musste Joseph und Maria nach Bethlehem reisen.
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Dort gebar Maria ihren Sohn. Diese einzigartige Geburt wurde
auch durch einen Zeitgenossen von Micha, dem Propheten Jesaja angekündigt. Er schreibt:
„Eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“ Jesaja 7, 14.
Die jüdischen Schriftgelehrten wussten genau, dass ein Retter unter besonderen Vorzeichen geboren werden wird und sie wussten auch ganz genau, wo diese Geburt geschehen wird, wie ich eingangs berichtet habe.
Man muss sich tatsächlich die Frage stellen, weshalb an der Krippe Hirten und Weise aus dem Morgenland (Ausländer) standen, aber keine Priester, Hohenpriester, Schriftgelehrte und keine Pharisäer. Zumindest als sie von den Weisen hörten, dass der König der Juden geboren sei, hätten sie aufhorchen müssen.
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Es war ja nicht so, dass die Juden keine Ahnung gehabt hätten,
dass so etwas geschehen wird. Micha macht es deutlich:
„Sein Ursprung liegt in ferner Vorzeit, in längst vergangenen Tagen.“ Micha 5, 1.
Die Juden wussten, der Sohn Gottes, der vor der Schöpfung existierte, wird eines Tages die Erde besuchen. Das Volk Israel sehnte sich über Jahrhunderte nach diesem grossen Ereignis. Durch das Alte Testament hindurch finden wir verborgene und offenkundige Hinweise auf das Kommen dieses Königs. Einen dieser eindrücklichen Hinweise finden wir beim Propheten Jesaja:
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„Uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die
Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heisst Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater,
Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft gross werde und des Friedens kein Ende auf
dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht
und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des Herrn
Zebaoth.“ Jesaja 9, 5-6.
Und als das dann tatsächlich eintraf, blieben die Leute zu Hause, die es hätten wissen müssen. Sie reisten nicht nach Bethlehem.
Gott besucht die Welt und man wusste, dass das einmal geschehen wird und keiner geht hin!
Warum rennen sie nicht? Warum suchen sie ihn nicht?
Was nützt ihnen ihre Kenntnis der heiligen Schriften, wenn sie sich nicht aufmachen?
Vielleicht fanden sie es unter ihrer Würde, zu diesem unbedeutenden Ort zu reisen. Gott wählt eben die Niedrigkeit, um uns Menschen zu begegnen. Sozusagen neben der Welt kommt Gott in die Welt. Er wird nicht wie ein König von den Grossen gefeiert und bejubelt, nein – er wurde verachtet, verfolgt und hingerichtet. Jesaja beschreibt dies in eindrücklicher Weise:
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„Er schoss auf vor ihm wie ein Reis und wie eine Wurzel aus
dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und Hoheit. Wir sahen ihn, aber da war keine
Gestalt, die uns gefallen hätte.“ Jesaja 53, 2.
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„Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen
und Krankheit. Er war so verachtet, dass man das Angesicht vor ihm verbarg; darum
haben wir ihn für nichts geachtet.“ Jesaja 53, 3.
Wer möchte mit so jemandem unterwegs sein? Doch wer zu Jesus kommt und sich mit ihm verbindet, der wird den Frieden finden: Frieden mit Gott! Jesus hat dafür die Voraussetzung geschaffen, er starb für unsere Schuld am Kreuz, damit wir ewiges Leben bekommen. Auch das sagt uns Jesaja voraus:
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„Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen.
Wir aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert
wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen
zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine
Wunden sind wir geheilt.“ Jesaja 53, 4-5.
Du kannst heute zu Jesus gehen, wenn du nicht bereits mit ihm unterwegs bist. Lass dich von dem Spott über Jesus und den christlichen Glauben nicht abschrecken. Echten Frieden wirst du einzig und allein bei Jesus finden. Noch heute kannst du zu ihm kommen, egal wer du bist, welcher Nation du angehörst, welche gesellschaftliche Stellung du verkörperst. Jesus selbst lädt dich ein, denn er sagte:
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„Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last
fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. Nehmt mein Joch auf euch und
lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden
für eure Seele.“ Matthäus 11, 28-29.
Das gilt auch heute noch. Es ist ein aufrichtiges Gebet, das dich mit Jesus in Verbindung bringt, denn der Apostel Paulus schreibt den Christen in Rom:
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Ob jemand Jude oder Nichtjude ist, macht dabei keinen Unterschied:
Alle haben denselben Herrn, und er lässt alle an seinem Reichtum teilhaben, die
ihn im Gebet anrufen. Denn »jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet
werden«. Römer 10, 12–13.
Wir müssen heute nicht nach Bethlehem reisen, um Jesus zu begegnen, wir können uns ihm im Gebet nähern und ihm begegnen.
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Schlussgedanke
Bethlehem, ein unscheinbarer Ort, bekommt grosse Bedeutung, weil Gott dort in diese Welt gekommen ist. Das ist ein grossartiges Geschenk Gottes, damit zeigt er uns, dass jeder Mensch zu ihm kommen kann. Er versteckt sich nicht hinter dicken Mauern. Gott ist erreichbar und das ist bis heute so.
Natürlich gefällt mir die Weihnachtszeit mit den Lichtern und der weihnachtlichen Stimmung. Eine schöne und besondere Zeit, doch wenn diese Weihnachtsstimmung das grossartige Handeln Gottes verdrängt, dann bleibt es eben nur bei dieser schönen Stimmung.
Weihnachten wird es dort, wo Menschen Jesus begegnen. Bei Jesus ist der Friede kein Gefühl und keine Stimmung, sondern eine Tatsache.
Micha schreibt weiter, was dieser Herrscher tun wird, wenn er sein Reich aufgerichtet hat:
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„Und sie werden sicher wohnen; denn er wird zur selben Zeit
herrlich werden bis an die Enden der Erde. Und er wird der Friede sein.“ Micha 5,
3-4.
Jesus ist der Friede und er wird sein Friedensreich aufrichten und alle, die ihm nachfolgen, werden eines Tages in diesem Friedensreich leben.