Jesus wehrt ab und hilft trotzdem Reihe: Überraschende Reaktionen von Jesus (1/4) Matthäus-Evangelium 15, 21-28 I. JESUS WILL NICHT HELFEN II. JESUS ERBARMT SICH TROTZDEM! Einleitende Gedanken Zwei Frösche fielen in einen Rahmtopf. Sofort realisierten sie, dass sie ertrinken würden. Am Anfang strampelten sie wie wild im Rahm herum, um vielleicht doch noch an den Topfrand zu gelangen. Aber vergebens, sie kamen nicht vom Fleck. Alles schien so hoffnungslos! Einer von ihnen sprach es aus: "Ich kann nicht mehr. Hier kommen wir nicht raus. Und wenn ich sowieso sterben muss, wüsste ich nicht, warum ich mich noch länger abstrampeln sollte. Welchen Sinn kann es schon haben, aus Erschöpfung im Kampf für eine aussichtslose Sache zu sterben?!" Sagte es, liess das Paddeln sein und ging schneller unter, als man gucken konnte, buchstäblich verschluckt vom dickflüssigen Weiss. Der andere Frosch, von hartnäckigerer Natur, vielleicht auch nur ein Dickkopf, sagte sich: "Keine Chance! Aussichtslos! Aus diesem Topf führt kein Weg heraus. Trotzdem werde ich mich dem Tod nicht einfach so ergeben, sondern kämpfen, bis zum letzten Atemzug. Bevor mein letztes Stündlein nicht geschlagen hat, werde ich keine Sekunde verschenken." Er strampelte weiter und paddelte Stunde um Stunde auf derselben Stelle, ohne vorwärts zu kommen. Und von all dem Strampeln und die Beinchen schwingen, paddeln und treten verwandelte sich der Rahm allmählich in Butter. Überrascht machte der Frosch einen Sprung und gelangte zappelnd an den Rand des Topfs. Von dort aus konnte er fröhlich quakend und erschöpft nach Hause hüpfen.1 Es kann sich auszahlen, wenn wir nicht zu schnell aufgeben. Manchmal ereignen sich unerwartete Lösungen, wie bei diesem Frosch, der ohne Aussicht auf Erfolg weiterkämpfte. Heute beschäftigen wir uns mit einer Frau, die diesen Kampfgeist zeigte. Sie gab beim ersten Rückschlag nicht gleich auf, obwohl alles hoffnungslos schien. Sie kämpfte einfach weiter. Es gelang ihr, von Jesus etwas abzuringen, das ihr eigentlich gar nicht zugestanden hätte. Ja - Jesus reagiert meistens sehr überraschend, wenn er Menschen begegnet. In dieser Serie werden wir vier Geschichten anschauen und sehen, wie überraschend Jesus reagierte. Lesen wir zuerst die Geschichte dieser kämpferischen Frau im Matthäusevangelium Kapitel 15, die Verse 21-28: Jesus machte sich wieder auf den Weg und zog sich in das Gebiet von Tyrus und Sidon zurück. Da kam eine kanaanäische Frau aus jener Gegend und rief: "Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem Dämon furchtbar gequält." Matthäus 15, 21-22. Aber Jesus gab ihr keine Antwort. Schliesslich drängten ihn seine Jünger: "Erfüll ihr doch die Bitte, sie hört ja nicht auf, hinter uns herzuschreien!" Er aber entgegnete: "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel gesandt." Matthäus 15, 23-24. Da kam die Frau näher, warf sich vor Jesus nieder und bat: "Herr, hilf mir!" Jesus wehrte ab: "Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen." - "Das stimmt, Herr", erwiderte sie, "aber immerhin fressen die Hunde die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen." Matthäus 15, 25-27. Da sagte Jesus zu ihr: "Frau, dein Glaube ist gross! Was du willst, soll geschehen." Von diesem Augenblick an war ihre Tochter gesund. Matthäus 15, 28. I. Jesus will nicht helfen Jesus verliess ausgesprochen selten die jüdischen Gebiete. Einmal ging er trotzdem nach Syrien, in die Gegend von Tyrus und Sidon. Jesus wollte sich zurückziehen, vermutlich um sich etwas zu erholen. Aber Jesus war weit über die Grenzen Israels hinaus bekannt. Jedenfalls erkannte ihn eine kanaanäische Frau aus jener Gegend, deren Tochter schwer erkrankt war. Sie lief Jesus hinterher und flehte: "Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem Dämon furchtbar gequält." Matthäus 15, 22. Obwohl Jesus sie hörte, ignorierte er diese Frau. "Jesus gab ihr keine Antwort." Matthäus 15, 23. Da schrie eine Frau um Hilfe und Jesus kümmerte sich nicht um sie! Das ist doch sehr ungewöhnlich. Das ist gar nicht typisch für Jesus - oder? Das ist ein Skandal! Doch diese Frau lief Jesus nach und schrie unbeirrt, lauthals und endlos weiter: "Herr, du Sohn Davids, hab Erbarmen mit mir! Meine Tochter wird von einem Dämon furchtbar gequält." Matthäus 15, 22. Den Jüngern wurde das langsam aber sicher lästig. Wer hat schon gern jemanden im Nacken, der einem ständig in die Ohren brüllt. Die Jünger hatten kein Mitleid mit dieser Frau, aber sie wollten dieses lästige Geschrei loswerden und deshalb baten sie: "Jesus, erfüll ihr doch die Bitte, sie hört ja nicht auf, hinter uns herzuschreien!" Matthäus 15, 23. Jesus, bittet, bitte sorg dafür, dass wir endlich Ruhe haben, die Frau geht uns wirklich auf die Nerven. Für dich ist das doch ein Klacks. Bitte heile ihre Tochter, damit wir endlich Ruhe haben. Wir halten das nicht mehr länger aus. Aber Jesus interessierte das Problem seiner Jünger nicht. Er wollte dieser Frau nicht helfen, weil er seinem Auftrag verpflichtet war. So erklärte er seinen Jüngern: "Ich bin nur zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel gesandt." Matthäus 15, 24. Diese Frau gehörte nicht zum Volk Israel, deshalb wollte Jesus ihre Bitte nicht erfüllen. Jesus ist der Messias für das Volk Israel von Gott dem Schöpfer gesandt. Das ist der Grund, weshalb Jesus die Grenzen Israels sehr selten überschritten hatte und wenn er sie überschritt, dann nur für kurze Zeit. Er wurde zum Volk Israel gesandt und dort wollte er sich durch Wundertaten als Sohn Gottes zu erkennen geben. Vermutlich hörte diese Frau, was Jesus seinen Jüngern sagte, aber sie liess sich davon nicht beeindrucken. Ihr war es eigentlich egal, ob der Wirkungskreis von Jesus eingeschränkt war oder nicht. Sie wollte ihrer Tochter helfen und sie wollte jetzt nicht einfach klein beigeben und aufgeben. Sie lief Jesus nach, holte ihn ein und warf sich vor ihm nieder und flehte: "Herr, hilf mir!" Matthäus 15, 25. Jesus blieb hart. Sie hatte keine Chance. Er liess sie mit den Worten abblitzen: "Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen." Matthäus 15, 26. Knallhart - jetzt müsste der Frau klar geworden sein, dass es unmöglich war von Jesus Hilfe zu bekommen. Er liess sich von seiner Sendung zum Volk Israel nicht ablenken. Er hielt an seinem Auftrag fest. Jesus erlaubte auch seinen Jüngern nicht, als er sie aussandte, die Grenzen Israels zu überschreiten. Er warnte sie: "Setzt euren Fuss nicht auf heidnisches Gebiet und betretet keine samaritanische Stadt, sondern geht zu den verlorenen Schafen des Volkes Israel." Matthäus 10, 5-6. Den Auftrag, den die Jünger zu erfüllen hatten, galt nur dem Volk Israel. Jesus wusste, würde er sein Wirken auf heidnische Gebiete ausweiten, könnte er seinen eigentlichen Auftrag nicht mehr erfüllen. Einerseits würde er von den Menschen in der Gegend von Tyrus überrannt. Was aber noch viel schlimmer wäre: Er würde dadurch seine Sendung als Messias, der zum Volk Israel gesandt ist, unkenntlich machen. Die Juden könnten in ihm nicht mehr den Messias erkennen, den die Propheten angekündigt hatten. Wie hätte Israel erkennen können, dass Jesus der Messias ist, wenn er sein Wirken auf andere Völker ausgedehnt hätte? Klar, können wir das verstehen, aber es befremdet uns trotzdem irgendwie, dass sich Jesus gegenüber dieser Frau so abweisend verhalten hatte. Wie konnte er nur so schroff sein? Warum erbarmte er sich nicht über dieser armen Frau - Auftrag hin oder her? Was wir hier sehen, will uns nicht recht gefallen. Wir haben lieber einen Jesus, der immer verfügbar ist, der sofort auf jede Bitte eingeht. Einer, der unsere Wünsche erfüllt, ja - sie von unseren Augen abliest. Aber eben, Jesus lässt sich nicht einfach in unsere Vorstellungen und Wünsche hineinpressen. Es tut uns gut, wenn wir an diesem Beispiel sehen, dass es nicht selbstverständlich ist, dass wir mit Jesus in Verbindung kommen können. In einer Diskussion erklärte ein junger Mann: "Ich habe an Gott kein Interesse." Das ist eine typische Äusserung von Menschen, die nicht wirklich begriffen haben, wer Gott der Schöpfer ist. Sie gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass Gott an ihnen Interesse haben müsste. Sie meinen, Gott müsste froh, sein wenn sie sich einmal für ihn interessieren würden, und dann sollte Gott bereitstehen und verfügbar sein. Menschen, die so denken, müsste man sagen: "Es ist überhaupt nicht wichtig, ob du Interesse an Gott hast. Viel wichtiger für dich ist herauszufinden, ob Gott eventuell Interesse an dir hat!" Dieser kanaanitischen Frau zeigte Jesus unmissverständlich, dass er kein Interesse an ihr hat. Sie gehörte nicht zum erwählten Volk Gottes. Es war nicht sein Auftrag, ihr jetzt zu helfen. Und er erklärte ihr den Unterschied zwischen dem Volk Israel und den Heiden mit einem nicht sehr schmeichelhaften Bild: Die Israeliten sind die Kinder und die Heiden die Hunde. "Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen." Matthäus 15, 26. Wie Jesus hier reagiert mag uns irritieren, aber es ist vielleicht auch heilsam für uns. Gott ist Gott und niemand wird je über Gott verfügen können. Gott selbst entscheidet, über wem er sich erbarmen will. Gott kann schweigen, wenn er will und er tut damit nichts Unrechtes. Gott kann nein sagen, wenn er will. Gott kann uns schreien lassen und er kann schweigen. Auch wenn wir aufbegehren wollten: Gott ist und bleibt Gott. Umso grösser ist das Wunder, dass er sich uns Menschen zugewandt hat. Das ist Gnade, denn kein Mensch kann die Zuwendung Gottes verdienen, erarbeiten oder erzwingen. Genau diese Begebenheit zeigt uns, wie gross das Wunder ist, dass sich Gott uns Heiden zugewandt hat - wie unglaublich gross seine Gnade ist! II. Jesus erbarmt sich trotzdem! Das war eine deutliche Abfuhr für diese Frau. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus ihr helfen würde, war bei Null. Ich hätte vermutlich aufgegeben und mich enttäuscht zurückgezogen. Doch diese Frau gab nicht auf, wie jener Frosch. Sie strampelte weiter. Geistesgegenwärtig antwortet sie: "Das stimmt Herr, aber immerhin fressen die Hunde die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen." Matthäus 15, 27. Ist das nicht verblüffend? Sie liess nicht locker! Ihr Verhalten erinnert mich an den Kampf Jakobs mit Gott, als Gott ihn aufforderte ihn loszulassen, krallte sich Jakob noch fester an ihn und schrie: "Ich lasse dich nicht los, bevor du mich segnest!" 1. Mose 32, 27. Worauf ihn Gott tatsächlich segnete und ihm den Namen Israel gab. Vielleicht sind wir manchmal zu anständig, zu taktvoll, um wirklich an etwas festzuhalten. Vielleicht liegt das auch an unserer Mentalität. Umso wichtiger ist es, dass wir von Jakob und von dieser Frau lernen nicht aufzugeben. Gott liebt offensichtlich solche Kämpfer. Selbst wenn Gott im ersten Moment nicht auf uns einzugehen scheint: Gott lässt es sich gefallen, dass wir insistieren und er ist bereit auf unsere Wünsche einzugehen. Natürlich muss man diesen Kampf richtig führen. Paulus sagte dem Timotheus einmal: "Wer einen Wettkampf bestreitet, erhält den Siegeskranz nur, wenn er nach den Regeln kämpft." 2. Timotheus 2, 5. Von dieser Frau können wir mindesten drei ausserordentlich wichtige Regel erkennen, die sie befolgte. Erstens anerkannte sie Jesus - was ich sehr erstaunlich finde - als Messias der Juden. Sie rief: "Herr, du Sohn Davids!" Matthäus 15, 22. Sie musste wissen, dass der Retter aus den Geschlecht Davids hervorgehen musste. Sie sah in Jesus nicht einfach einen Wunderheiler, sondern den angekündigten Retter für das jüdische Volk und schlussendlich für alle Menschen. Wobei, ob ihr das klar war, dass Jesus für jeden Menschen der Retter ist, weiss ich nicht. Aber sie spricht ihn richtig an und anerkennt ihn bewusst oder unbewusst als Sohn Gottes. Diese Frau wusste an wen sie sich wandte. Ein so direktes Bekenntnis hörte Jesus von den Juden praktisch nie! Zweitens akzeptiert sie ihre Stellung. Jesus sagte ihr: "Es ist nicht recht, den Kindern das Brot wegzunehmen und es den Hunden vorzuwerfen." Matthäus 15, 26. Diese Frau hätte sich über diese diskriminierende Bemerkung grün und blau ärgern können. Heute würde man Jesus des Rassismus bezichtigen. Sie hätte sich beklagen können, dass er ihr das so direkt sage und sie damit in ihrer Würde verletzen würde und er schliesslich ihr Volk herabgewürdigt hätte. Doch diese Frau akzeptierte ihre Stellung, die Jesus ihr gab. Sie gehörte nicht zum Volk Israel und sie wusste, dass sie deshalb kein Anrecht auf Hilfe hatte. Sie gab Jesus in seiner Beurteilung recht und antwortete: "Das stimmt Herr, aber immerhin fressen die Hunde die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen." Matthäus 15, 27. Das ist doch eine ganz erstaunliche Antwort! Was für eine gescheite und demütige Frau! Wie heilsam wäre das für viele Menschen, wenn sie bereit wären, das Urteil Gottes über ihrem Leben anzunehmen, statt sich dagegen zu wehren. Kein Mensch ist vor Gott gerecht. Doch viele Menschen ärgern sich lieber darüber, dass die Bibel sagt, dass wir alle Sünder seien. Was! Wir Sünder! Wir sind doch gute Menschen! In unserem innersten Kern sind wir doch gut! Schön wäre das. Würde das stimmen, sähe unsere Welt ganz anders aus, keine Kriege, keine Verbrechen, keinen Missbrauch usw. Doch die Wirklichkeit ist eine andere: Jeder ist ein Sünder. Paulus sagt über uns Menschen: "Sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie vor Gott haben sollen." Römer 3, 23. Es wäre also besser, wir würden dieses Urteil über unserem Leben akzeptieren und unsere Sünde Gott bekennen, wie Johannes in seinem Brief erklärt: "Wenn wir unsre Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und reinigt uns von aller Ungerechtigkeit." 1. Johannes 1, 9. Würden wir uns nicht wehren, sondern uns zu unserer Schuld bekennen, würde sich Gott uns gnädig erweisen. Interessanterweise taten das zurzeit als Jesus lebte, viele Juden, die von den religiösen Juden verachtet wurden. Lukas berichtet: "Das ganze Volk und sogar die Zolleinnehmer, gaben Gott in seinem Urteil Recht." Lukas 7, 29. Als Drittes appellierte diese Frau an die Gnade Gottes. Sie wusste, dass sie kein Recht hatte, die Hilfe von Jesus in Anspruch zu nehmen. Sie konnte nur an das Erbarmen Gottes appellieren: "Herr, hilf mir!" Matthäus 15, 25. Erbarme dich über mir Sohn Davids! "Immerhin fressen die Hunde die Brotkrumen, die vom Tisch ihrer Herren herunterfallen." Matthäus 15, 27. Mit anderen Worten: Jesus ich will niemanden verdrängen, niemandem etwas wegnehmen. Deine Kinder sollen das Brot bekommen, das ihnen zusteht. Ich möchte einfach etwas von dieser Gnade abbekommen. Ich muss nicht am Tisch sitzen - mir reichen die Brotkrumen, die vom Tisch runterfallen. Du bist gegenüber deinen Kindern so grosszügig, dass für uns Heiden noch genug Brotsamen übrigbleiben. Jesus staunte über den Glauben dieser Frau. Solchen Glauben sah er selten, fast nie im Volk Israel und so sagt er: "Frau, dein Glaube ist gross! Was du willst, soll geschehen." Von diesem Augenblick an war ihre Tochter gesund. Matthäus 15, 28. Jesus erbarmte sich über dieser Frau, obwohl er sich auf heidnischem Boden befand und obwohl diese Frau keine Jüdin war. Der Glaube sprengt eben alle Grenzen! So war es immer, schon im Alten Testament. Deshalb finden wir im Stammbaum von Jesus Frauen, die aus heidnischen Völkern stammen, wie z.B. die Prostituierte Rahab oder die Moabiterin Ruth. Durch den Glauben wurden sie zu Menschen, die unter Gottes Segen standen. Sie wurden von Gott begnadigt. Hatte nun Jesus seinen Auftrag aufgegeben, an dem er zuerst so unerbittlich festhalten wollte? Wurde er sich selbst untreu? Hätte er hart bleiben müssen? Nein, er hätte nicht hart bleiben müssen. Jesus machte hier deutlich, dass das Prinzip der Gnade über dem Prinzip der Erwählung steht. Diese Lektion musste auch Petrus lernen und als er das endlich begriffen hatte, sagte er erstaunt: "Wahrhaftig jetzt wird mir erst richtig klar, dass Gott keine Unterschiede zwischen den Menschen macht! Er fragt nicht danach, zu welchem Volk jemand gehört, sondern nimmt jeden an, der Ehrfurcht vor ihm hat und tut, was gut und richtig ist." Apostelgeschichte 10, 34-35. Jesus wollte in Syrien keinen Heilungsfeldzug durchführen. Wenn aber ein Mensch an ihn glaubt, ihn als Retter und Messias des Volkes Israels erkennt, kann Jesus nicht anders. Es ist dann egal aus welchem Volk, an welchem Ort oder von welchem Geschlecht ein Mensch ist. "Denn jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden." Römer 10, 13. Schlussgedanke Natürlich wusste Jesus, dass sein Leben und Sterben weit über Israels Grenzen hinaus Bedeutung haben wird, sonst hätte er den Jüngern nicht den Auftrag gegeben, das Evangelium über die ganze Welt zu verbreiten: "Geht zu allen Völkern und macht die Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes." Matthäus 28, 19. Die Gnade sprengt alle Grenzen! Jeder Mensch, der zu Jesus kommen will, wird bei Jesus Annahme und Aufnahme finden. Ob jemand zum erwählten Volk Gottes gehört oder nicht, ob Frau oder Mann, ob Kind oder Erwachsener, oder wer auch immer: "Gott will, dass alle Menschen gerettet werden und dass sie die Wahrheit erkennen." 1. Timotheus 2, 3-4. Verbreiten wir diese frohe Botschaft weiter, eine Botschaft, die Grenzen sprengt und Menschen rettet! 1 Jorge Bucay: Komm, ich erzähl dir eine Geschichte (2005, Ammann Verlag), S.29-30. --------------- ------------------------------------------------------------ --------------- ------------------------------------------------------------ 14