Wenn wir auf uns schauen,

erfüllen sich unvernünftige Wünsche

Reihe: Wenn wir auf uns schauen… (4/5)

4. Mose 14, 20-38

 

Schriftlesung: 4. Mose 14, 10-39

 

I.     Gottes Sehnsucht, uns zu vergeben

II.       Gottes Art, uns ernst zu nehmen

III.      Gottes Weg, uns zu schützen

IV.     Gottes Massstab, uns zu beurteilen

 

 

 

 

 


4. Mose 14, 20 Der Herr antwortete: »Ich vergebe ihnen, weil du mich darum bittest.
4. Mose 14, 21 Aber so gewiss ich lebe und meine Herrlichkeit die ganze Erde erfüllen wird:
4. Mose 14, 22 Diese Männer werden nicht in das Land kommen, das ich ihren Vorfahren versprochen habe! Sie haben meine Herrlichkeit gesehen und die Wunder, die ich in Ägypten und in der Wüste getan habe, und trotzdem haben sie mich nun zehnmal auf die Probe gestellt und sich gegen mich aufgelehnt. Keiner von denen, die mich missachtet haben, wird das Land betreten.
4. Mose 14, 24 Nur meinen Diener Kaleb will ich in das Land bringen, das er erkundet hat; seine Nachkommen sollen dort leben. Denn in ihm war ein anderer Geist, er ließ sich nicht beirren und hat mir vertraut.
4. Mose 14, 25 In den Ebenen aber bleiben die Amalekiter und Kanaaniter wohnen. Morgen kehrt ihr um und zieht wieder durch die Wüste, dem Schilfmeer zu.«
4. Mose 14, 26 Der Herr sagte zu Mose und Aaron:
4. Mose 14, 27 »Wie lange soll ich es noch hinnehmen, dass dieses eigensinnige Volk sich gegen mich auflehnt? Ich habe wohl gehört, wie sie gegen mich murren.
4. Mose 14, 28 Richte ihnen meine Antwort aus! Sage zu ihnen: ‘Ich, der Herr, schwöre euch: Was ihr da gesagt habt, lasse ich in Erfüllung gehen – so gewiss ich lebe!
4. Mose 14, 29 In dieser Wüste sollt ihr sterben, alle wehrfähigen Männer von zwanzig Jahren an aufwärts. Das ist die Strafe dafür, dass ihr euch gegen mich aufgelehnt habt.
4. Mose 14, 30 Keiner von euch soll in das Land kommen, das ich euch mit einem Eid zugesichert habe, mit Ausnahme von Kaleb und Josua.
4. Mose 14, 31 Eure kleinen Kinder dagegen, von denen ihr gesagt habt: Sie werden den Feinden in die Hände fallen – die werde ich in das Land hineinbringen, das ihr verschmäht habt; genau sie werden es in Besitz nehmen.
4. Mose 14, 32 Ihr aber werdet in dieser Wüste sterben.
4. Mose 14, 33 Doch auch eure Söhne werden wegen eurer Untreue zu leiden haben: Noch vierzig Jahre lang müssen sie mit ihrem Vieh in der Wüste umherziehen, bis von eurer Generation keiner mehr am Leben ist.
4. Mose 14, 34 Vierzig Tage lang habt ihr das Land erkundet; so sollt ihr nun vierzig Jahre lang, für jeden Tag ein Jahr, eure Schuld abbüßen. Dann merkt ihr, was für Folgen es hat, wenn jemand sich von mir abwendet.
4. Mose 14, 35 Ich werde mein Wort nicht zurücknehmen. Keiner von euch soll aus dieser Wüste herauskommen; alle werden in ihr den Tod finden. Diese ganze böse Gemeinde, die sich gegen mich zusammengerottet hat, soll ihrer Strafe nicht entgehen.’«
4. Mose 14, 36 Die Männer aber, die Mose ausgesandt hatte, um das Land zu erkunden, bestrafte der Herr auf der Stelle, sodass sie tot umfielen. Sie hatten nach ihrer Rückkehr schreckliche Dinge über das Land erzählt und so die ganze Gemeinde gegen Mose aufgewiegelt und zum Murren gegen ihn gebracht.
4. Mose 14, 38 Nur Josua und Kaleb blieben verschont.


Einleitende Gedanken

Ein bei einem Goldschmied beschäftigter Mann gingen viele Ringe, Uhren und kostbare Juwelen durch die Hände. Er geriet in schlechte Gesellschaft und seine Kollegen überredeten ihn, einige Ringe zu entwenden, damit sie genügend Geld für Discos und Feste hätten. Der Mann liess sich überreden. Das Geld war aber schnell ausgegeben.
Da sagte ihm, Braun, einer dieser Kollegen: "Jakob, ich brauche Geld und du musst Uhren stehlen. Wenn du das nicht tust, geh ich zu deinem Chef und erzähle ihm, dass du der Dieb bist. So stahl er die Uhren. Es dauerte aber nicht lang, da forderte er mehr von ihm: "Du musst mir einen Diamantring stehlen und mir morgen früh um 8 Uhr bringen." - "Das kann ich nicht, Braun", war die abwehrende Antwort! - "Nun ja, dann gehe ich morgen zu deinem Chef und sage ihm, was Du alles Schönes aus seinem Geschäft mitgenommen hast. Das wird dich und deine Familie ruinieren", erwiderte er.

Nun war es genug für Jakob. Er sah ein, dass das in eine endlose Erpresserei führt. Er ging sofort zu seinem Chef und gestand ihm seine Diebstähle. Er bat ihn um Vergebung. Sein Chef vergab ihm unter der Bedingung, dass er nach und nach die gestohlenen Sachen abbezahlte und dann beteten sie miteinander.

Amos nächsten Tage erschien Braun im Geschäft. Er sagte Jakobs Vorgesetzten: "Wissen Sie auch, dass Sie einen Dieb im Laden beschäftigen?" - "Nein", antwortete er. – Braun berichtete, was Jakob alles geklaut hatte, er soll nur mal nachsehen, ob diese Ringe und Uhren noch in seinem Geschäft seien. Darauf liess der Chef Jakob kommen und berichtete ihm, was Braun soeben gesagt hatte. Jakob gab alles zu und fuhr dann fort: "Aber sie haben mir ja vergeben und ich bin kein Dieb mehr!“ Darauf sagte der Chef zu Braun: „Ich sagte ihnen ja, dass ich keinen Dieb in meinem Laden habe, aber sie sind ein Erpresser, das ist noch viel schlimmer. Ich werde gleich die Polizei rufen.“ Eilig verliess Braun das Geschäft.

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Es ist doch gut, dass es die Vergebung gibt. Die Möglichkeit, aus verfahrenen Situationen wieder herauszukommen. Ein schlechtes Gewissen in ein gutes und reines Gewissen zu verwandeln. Paulus sagte als er sich wegen seines Glaubens verteidigen musste:

„Meine Brüder, ich habe Gott immer mit einem reinen Gewissen gedient.“ (Apostelgeschichte 23, 1)

Dieses reine Gewissen hatte er nicht aus sich selbst, sondern weil er seine Schuld bekannte und Gott sein Gewissen gereinigt hatte.

So hatte auch das Volk Israel Vergebung erfahren. Gott hatte ihnen ihre schlimme Sünde vergeben. Er liess sie am Leben. Doch was Vergebung bedeutet und was sie nicht bedeutet, wollen wir heute genauer betrachten.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Apostelgeschichte 23, 1; 1. Timotheus 1, 5; 1. Johannes 1, 9

I.                

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Gottes Sehnsucht, uns zu vergeben

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Aufgrund der Fürbitte des Mose, vergab Gott seinem Volk.

„Ich vergebe ihnen, weil du mich darum bittest.“ 4. Mose 14, 20

Es ist wirklich sehr erstaunlich, dass Gott seinem Volk nochmals vergeben hatte. Wie er ja in diesem Abschnitt, den wir heute betrachten sagt, hatte sich das Volk Israel bereits zehnmal in massivster Art und Weise gegen ihn versündigt.

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“Sie haben mich nun zehnmal auf die Probe gestellt und sich gegen mich aufgelehnt.“ 4. Mose 14, 22

Für diese kurze Zeit, in der sie unterwegs waren, ganz schön viel. Das waren wirklich keine Banalitäten. Denken wir nur an das goldene Kalb, das sie herstellten, es anbeteten und sagten, das wäre der Gott, der sie aus Ägyptenland geführt hätte.

Das alles hatte Gott seinem Volk immer wieder vergeben!

Vergeben heisst, dass Gott auf sein Vorhaben verzichtete das Volk Israel völlig auszurotten. Er liess also Gnade vor Recht gelten, denn er hätte sein Volk mit Recht vernichtet.

Eins müssen wir hier in aller Deutlichkeit festhalten: Gott vergibt gern!

Seine Liebe und Barmherzigkeit ist eben für uns unvorstellbar gross. Durch das ganze AT finden wir Beweise dafür, wie Gott seiner Sehnsucht Ausdruck gibt, sein Volk zu gewinnen. Er würde ihnen gerne vergeben. Vergeben kann er ihnen aber nur, wenn sie einsichtig sind.

z.B. liess er durch Jeremia eine Botschaft ans Volk richten, in der er erklärte welche schlimmen Entwicklungen bevorstehen würden, wenn sie so weiterlebten. Das liess er ihnen aber nicht sagen, weil es ihm Freude macht Schreckensszenarien anzukündigen. Der Grund war ein ganz anderer:

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„Vielleicht werden die Leute von Juda umkehren, wenn sie hören, welches Unheil ich über sie bringen will. Vielleicht geben sie ihr verkehrtes Leben auf und ich kann ihnen ihre Schuld vergeben.“ Jeremia 36, 3

Gott ist kein Gott, der Freude an Rache und Gericht hat. Obwohl er Gericht übt, denn das erwarten wir auch von einem gerechten Gott, ist es ihm viel lieber, wenn er vergeben und sich erbarmen kann. Zu Hesekiel sagte er das in aller Deutlichkeit.

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„Meint ihr, ich hätte Freude daran, wenn ein Mensch wegen seiner Vergehen sterben muss? Nein, ich freue mich, wenn er von seinem falschen Weg umkehrt und am Leben bleibt!“ Hesekiel 18, 23

Dieser Wunsch, diese Sehnsucht Gottes, dass der Verlorene gerettet wird, ist so gross, dass er zu ganz drastischen Massnahmen griff. Er schickte seinen Sohn in diese Welt und liess ihn töten.

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„Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht.“ (Johannes 3, 16)

Nun möchte Gott, dass Du Dich Jesus zuwendest, dass Du Deine Schuld bekennst und Du so Vergebung erfahren kannst. Ab diesem Tag ist Dein Leben mit Gott in Ordnung gebracht. Der Himmel steht Dir offen! Und Gott sagt Dir:

„Ich werde nie mehr an ihre Sünden und an ihren Ungehorsam gegenüber meinen Geboten denken.“ (Hebräer 10, 17)

Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Mose 32, 1-6; Jeremia 36, 3; Hesekiel 18, 23; Johannes 3, 16; Hebräer 10, 17

II.            

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Gottes Art, uns ernst zu nehmen

Doch durch die Vergebung wurde nicht alles wieder zum alten Zustand zurückgeführt. Gott erfüllte ihnen sogar einen unvernünftigen Wunsch, den sie in ihrer Wut und Verzweiflung äusserten. Sie sagten nämlich:

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“Wären wir doch lieber in Ägypten gestorben oder unterwegs in der Wüste! Es wäre besser, wir kehrten wieder nach Ägypten zurück!“ 4. Mose 14, 2-3.

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Nun wird Gott ihnen diese Wünsche erfüllen.

„Was ihr da gesagt habt, lasse ich in Erfüllung gehen – so gewiss ich lebe!“ 4. Mose 14, 28

Sie müssen jetzt umkehren, in Richtung Ägypten zum Schilfmeer (Num.14, 25). Und jeder über 20 Jahren wird während den nächsten 40 Jahren in der Wüste sterben, ausser denen, die Gott vertrauten.

Manchmal erfüllen sich in unserem Leben unvernünftige Wünsche. Gott nimmt uns als Gegenüber ernster, als uns lieb ist. Gerade Menschen, die fast gedankenlos Flüche aussprechen, sollten sich dessen bewusst werden.

Mit den meisten Flüchen, verfluchen wir uns nämlich selbst. Wenn wir Gott in unserem Leben ausblenden und nur von uns aus gehen und auf uns schauen, so fluchen und verwünschen wir, wie wenn es kein Gott gäbe, aber eben, Gott kann unsere unvernünftigen Wünsche erfüllen.

Mir wurde das einmal sehr deutlich bewusst. Ich war damals noch nicht Christ. Ich gehörte auch nicht zu denen, die ständig fluchten, aber als ich mit einem meiner besten Freude in Bündnerland war und ich leicht alkoholisiert den Zug verpasste lief ich durch die Unterführung und schrie aus Wut einen grässlichen Fluch in diese Unterführung. Die Unterführung verstärkte den Fluch und warf in mir quasi wieder zurück. Da fuhr ich innerlich zusammen. Mir wurde bewusst, was ich eben erbeten hatte. Ich lief die Treppe der Unterführung hoch und flehte innerlich zu Gott: Bitte verdamme mich nicht, verdamme mich bitte nicht. Ich habe es nicht so gemeint, sei mir gnädig.

Wie wir heute wissen, war er mir glücklicherweise gnädig.

Aber Gott kann uns unsere Wünsche erfüllen, oder es zulassen, dass wir etwas tun, das ihm nicht gefällt, denn er respektiert uns als eigenständige Persönlichkeiten.

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Nehmen wir einmal den Bileam, von dem auch im 4. Mose berichtet wird. Balak, der moabitische König schickte zu Bileam, er soll kommen und das Volk Israel verfluchen. Bileam fragte Gott, was er dazu meine und die Antwort Gottes war deutlich:

„Geh nicht mit ihnen! Du darfst dieses Volk nicht verfluchen, denn ich habe es gesegnet.“ 4. Mose 22, 12

Der Fall ist klar. Er schickte die Leute weg. Gott hatte sich unmissverständlich ausgedrückt. Nun kam aber eine weitere Gesandtschaft des Königs und forderte ihn erneut auf mitzukommen, er würde dafür reich belohnt. Bileam lehnte so halbherzig ab und sagte den Leuten sie sollen über Nacht bleiben, er möchte von Gott erfahren, was er dazu meinen würde.

Es war also sein Herzenswunsch diesen Auftrag auszuführen. Vielleicht lockte ihn die Belohnung. So sagte ihm Gott, er soll halt gehen, wenn ihm das so wichtig sei.

Das wurde ihm dann aber zum Verhängnis. Sein Leben hätte einen besseren Verlauf genommen, hätte er die erste Antwort Gottes akzeptiert.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 4. Mose 22-24; 4. Mose 22, 12; Römer 1, 24ff

III.         

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Gottes Weg, uns zu schützen

Aber kommen wir zurück zum Volk Israel in der Wüste. Alle über 20 Jahren müssen in den nächsten 40 Jahren in der Wüste sterben. Erst dann kann die nächste Generation das Land erobern. Gott sagte:

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„Vierzig Tage lang habt ihr das Land erkundet; so sollt ihr nun vierzig Jahre lang, für jeden Tag ein Jahr, eure Schuld abbüssen. Dann merkt ihr, was für Folgen es hat, wenn jemand sich von mir abwendet.“ 4. Mose 14, 34

Diese Folgen sind also eine erzieherische Massnahme Gottes. Sie sollen erkennen, dass Sünden Folgen haben, denn so lässt Gott nicht behandeln.

Es gibt also einen Unterschied zwischen der Vergebung und den Folgen der Sünden.

Sünden haben nämlich meistens Folgen und zwar negative Folgen. Das musste später auch der König David erfahren. Er versündigte sich durch den Ehebruch und den Mord des Mannes von Batseba unentschuldbar vor Gott und den Menschen. Doch Gott hatte David in seiner Gnade vergeben.

Doch trotzdem, dass Gott im vergeben hatte, musste er Folgen der Sünde tragen. Das ging soweit, dass er von seinem Sohn aus dem Palast in Jerusalem verjagt wurde und er ihn sogar umbringen wollte. Hätte sich David nicht versündigt, so hätte er den Palast in Jerusalem nicht verlassen müssen.

Es ist eine falsche Vorstellung von Vergebung, wenn wir meinen, der Zustand, der vor der begangenen Sünde bestand, würde wieder hergestellt.

Das haben wir in der kleinen Geschichte eingangs auch gehört. Der Chef vergab seinem Mitarbeiter unter der Bedingung, dass er den Schaden auch wieder in Ordnung bringt. Das bedeutete für ihn, dass er in den nächsten Monaten weniger Geld zur Verfügung haben wird und auf einiges verzichten muss.

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Das ist vermutlich das, was Johannes der Täufer bei seinem Bussruf sagte:

„Bringt Frucht, die zeigt, dass es euch mit der Umkehr ernst ist.“ (Matthäus 3, 8)

Die Vergebung ist nicht dazu da, dass ich mich meiner Verantwortung entledige.

Beim König David bewundere ich gerade, dass er sich über die Folgen seiner Sünden nie beklagte. Er war bereit, die schweren Folgen zu tragen. Er war glücklich und dankbar darüber, dass Gott ihm diese Sünde nicht anrechnete.

Wenn Gott uns vergibt, dann heisst das, dass er uns die Schuld nicht anrechnen wird. Ich bin durch die Vergebung mit meinem Schöpfer versöhnt. Es gibt nichts Wichtigeres als das.

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Als die vier Männer, das Haus abdeckten und Jesus einen Gelähmten vor die Füsse hinunter liessen, sagte Jesus zum Gelähmten den wichtigsten Satz:

„Mein Freund, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Lukas 5, 20)

Wie befreiend muss das für diesen Mann gewesen sein. Er war immer noch gelähmt, aber nun war er von seiner Schuld befreit und mit Gott versöhnt.

Die hohen Theologen sahen darin sofort eine Gotteslästerung. Natürlich bemerkte das Jesus und fragte sie, was denn einfacher sei, zu sagen, deine Sünden sind dir vergeben, oder steh auf und lauf. Natürlich dachten sie, dass das zweite schwieriger sei. Und dann heisst es:

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„Doch ihr sollt wissen, dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben.“ Und er wandte sich zu dem Gelähmten und sagte: „Ich befehle dir: Steh auf, nimm deine Tragbahre und geh nach Hause!“ (Lukas 5, 24)

Das Wichtigste an der Vergebung ist, dass die Beziehung zu Gott wieder hergestellt ist. Ob wir dann noch gesund werden, oder ob sich die unangenehmen Umstände meiner Sünde verbessern oder verschlechtern, ist Nebensache.

Eine völlig gelähmte Frau, lag hilflos auf ihrem Bett und wartet auf den bald eintretenden Tod. Ihre Krankheit sei unheilbar, sagten die Ärzte. Eines Tages besuchten sie zwei Männer, die mit ihr um Heilung beten wollten. Einer fragte sie: "Wenn Jesus jetzt zu ihnen käme und sie fragen würde: ,Welches Wort möchtest du aus meinem Munde hören?', was würden sie ihm dann antworten?"
Freudig schaute diese kranke Frau die beiden an und sagte: "Wenn Jesus mich so fragen würde, dann würde ich ihn bitten: ,Herr, sprich noch einmal das Wort: Sei getrost, meine Tochter, deine Sünden sind dir vergeben!'"
Vermutlich hatten die beiden Bekannten eine andere Antwort erwartet. Aber dieser Frau stand nicht die Gesundheit im Vordergrund, sondern das Heil. Das hatte sie bei Jesus gefunden: Vergebung der Sünden und Erlösung durch sein Blut. Die Gnade Gottes und das Blut Jesu hatten allen Schaden in ihrem Leben gutgemacht. Wenn Jesus ihr begegnet wäre, hätte sie gerne diesen Zuspruch aus seinem Munde nochmals gehört. Das hielt für sie das Wichtigste!

Es ist für uns wichtig, das zu verstehen. Die Vergebung setzt uns nicht an den Punkt vor der Sünde zurück. So ist es übrigens sogar mit unserer Erlösung. Adam und Eva versündigten sich und deshalb kam der Tod in diese Welt. Nun ist Jesus für unsere Sünde gestorben und er hat – wenn wir an ihn glauben und ihm folgen – uns für Zeit und Ewigkeit gerettet. Wie Paulus sagte:

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Wenn also ein Mensch zu Christus gehört, ist er schon »neue Schöpfung«. Was er früher war, ist vorbei; etwas ganz Neues hat begonnen. 2. Korinther 5, 17

Jawohl, wir sind neue Schöpfung. Doch werden wir durch die Erlösung nicht in den Zustand von Adam und Eva vor dem Sündenfall versetzt. Wir haben auch hier noch Folgen der Sünde zu tragen, denn wir müssen sterben.

Wenn ich als Buchhalter einer Firma grössere Beträge unterschlage und ich entdeckt werde und vor Gott meine Schuld bekenne und ihn aufrichtig um Vergebung bitte, so wird er mir vergeben. Doch werde ich die Folgen tragen müssen, seien es Gerichtsverhandlungen, Strafen und Bussen bezahlen müssen.

Sicherlich wird uns Gott helfen auf diesem Weg der Bereinigung von Sünden, aber es wird nicht ungeschehen gemacht.

Übrigens hatte Gott auch das Volk Israel während diesen 40 Jahren versorgt. Er sorgte dafür, dass sie zu Essen und zu Trinken hatten. Er ging ihnen voraus in einer Wolken- und Feuersäule. Er hatte sie während dieser Zeit nicht hängen lassen!

Oder nehmen wir das Beispiel, wenn jemand seine Ehe bricht. Es tut ihm nachher sehr leid und er bittet seinen Ehepartner und Gott um Vergebung seiner Schuld. Nun vergibt ihm Gott und auch der Ehepartner. Doch die Ehe geht nicht einfach dort weiter, wo sie stand, bevor der Ehebruch geschah. Der, der die Ehe gebrochen hat, kann von seinem Partner nicht erwarten, dass einfach alles bleibt, wie es war. Er muss sich bemühen, das Vertrauen des Anderen wieder zu gewinnen.

Das ist ein Erziehungsmittel, mit dem Gott uns davor schützen will, dass wir hemmungslos sündigen.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 2. Samuel 11; Matthäus 3, 8; Lukas 5, 20+24; Apostelgeschichte 8, 21-22; 2. Korinther 5, 17; Galater 6, 7-8

IV.        

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Gottes Massstab, uns zu beurteilen

Noch ein wichtiger Gedanke. Uns scheinen die Folgen, die das Volk zu tragen hatte, sehr streng. Doch angesichts der vielen Lästerungen und des häufigen Ungehorsams, ist das gar nicht so übertrieben.

Denken wir doch nur, dass Mose eigentlich dasselbe Urteil für eine – in unseren Augen – Bagatelle traf. Er sollte zum Felsen sprechen, damit Wasser für das Volk daraus hervor strömen soll.  Statt zum Felsen zu sprechen, schlug Mose mit dem Stab an den Felsen. Das Wasser kam, aber daraufhin folgte ein hartes Urteil Gottes:

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„Ihr habt mir nicht vertraut und wolltet mir keine Gelegenheit geben, mich vor den Leuten von Israel als der heilige und mächtige Gott zu erweisen. Darum könnt ihr dieses Volk nicht bis in das Land führen, das ich ihnen versprochen habe.“ 4. Mose 20, 12

Aaron und Mose mussten deswegen ebenfalls in der Wüste sterben. Das mag oberflächlich betrachtet ungerecht erscheinen, aber es nicht ungerecht.

Hier findet ein wichtiges göttliches Prinzip seinen Ausdruck, das Jesus einmal erwähnte:

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„Wem viel gegeben wurde, von dem wird viel gefordert, und wem viel anvertraut wurde, von dem wird umso mehr verlangt.“ (Lukas 12, 48)

Das ist doch gerecht. Es ist wie bei einem Lehrer, der die Arbeiten seiner Schüler nicht an den Leistungen eines Nobelpreisträgers misst, sondern sie ins Verhältnis zu ihrem möglichen Wissen und Fähigkeiten setzt.

Deshalb mussten die Männer, die das Land besichtigten sofort sterben, denn sie hatten mehr Einsicht und mehr Verantwortung, als alle anderen.

Deshalb durfte Mose nicht das Land Kanaan betreten, denn er sprach mit Gott von Angesicht zu Angesicht und er hatte genau gewusst, was Gott ihm gesagt hatte.

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Weil Gottes Gerechtigkeit so funktioniert. Warnte sogar Jakobus davor, wenn man die Verantwortung als geistlicher Lehrer übernehmen will. Er schrieb:

„Meine Brüder, nicht zu viele von euch sollten Lehrer der Gemeinde werden wollen. Ihr wisst ja, dass wir Lehrer vor Gottes Gericht strenger beurteilt werden als die anderen.“ Jakobus 3, 1

Gott beurteilt uns also nicht nach einem einzigen Massstab, sondern er sieht darauf, was wir für Voraussetzungen haben und er nimmt uns als Persönlichkeiten ernst.

Bibelstellen zum Nachschlagen: 4. Mose 20, 12; Lukas 12, 47-48; Hebräer 13, 17; Jakobus 3, 1

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Schlussgedanke

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Das war eine schwere Zeit für das Volk Israel. Als sie hörten wie die nächsten 40 Jahre ihres Lebens aussehen werden, wurden sie sehr traurig.

„Da begann das Volk zu weinen und zu klagen.“ 4. Mose 14, 39

Natürlich können wir das Volk Israel verstehen, dass sie darüber sehr traurig waren. Doch hätten sie auch glücklich sein können, denn Gott verschonte sie. Sie konnten weiterleben und Gott versorgte sie weiterhin mit allem, was sie benötigten.

Gottes Güte war deutlich im Leben der Israeliten zu erkennen. Vielleicht ist Dein Leben auch von Spuren vergangener Sünden geprägt. Strecke Dich aus nach vorne und freue Dich darüber, dass Dir Gott vergeben hat und er Dir selbst in dieser Situation hilft.

In der Zeit Nehemias, wurde dem Volk Israel das Gesetz verlesen. Sie wurden darüber sehr traurig und weinten, weil sie sahen, wie schlecht es dem Volk ging, weil sie sich schwer versündigten. Esra sagte ihnen:

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„Geht nun, esst und trinkt! Nehmt das Beste, was ihr habt, und gebt auch denen etwas, die nichts haben. Der heutige Tag ist ein Festtag zur Ehre des Herrn! Macht euch keine Sorgen, denn die Freude am Herrn umgibt euch wie eine schützende Mauer.“ Nehemia 8, 10

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Oder wie es Luther übersetzte:

„Seid nicht bekümmert; denn die Freude am Herrn ist eure Stärke.“ Nehemia 8, 10

Bibelstellen zum Nachschlagen: Nehemia 8, 9-10; Römer 2, 4; 2. Korinther 7, 10

Amen