Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift mit in den Text eingefiigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Dr. Martin Luthers mit in den Text eingeftigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel, Pastor prim. zu Neusalz a. d. O. «« «. , . -»«.,»·«,»., -»HAVJMPO-VVWWA«««.«»-.-«« »».«·,»»«»»»» Band 4 Das Alte Testament Der zweiten Hälfte oder der Lehr- und prophetischen Bijcher zweite Abteilung: Die prophetischen Bücher W W Verlag therischen andlung Heinrich — 29393 Oesingen Wir Hasen ein sesteei prophetisches Wort, und ihr thut wohl, dap ihr drauf achtet, als auf ein Licht, das da scheinet in einem duniiekn Ort, bis der Tag anbrechq und »der Moigenstern alifgehe in euren Herzen. 2. peiki i, 19. Inhalt , Seite ie Propheten: D« Jesaja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 1 Jeremia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 207 , , «. Die Klagelieder Jeremia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417 Hesekiel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 441 Daniel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 657 Hosea . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 728 Joel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 772 Amos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 786 Obadja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 811 Jona . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 817 Micha . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 828 Nahum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 855 Habakuk . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 866 Zephanja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 879 Haggai . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 887 Sacharja . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 893 Maleachi . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 938 S 2004 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung ISBN 3-86147-269-4 (Band 1—7) ISBN 3—86147—273—2 (Band 4) Herstellung: Druckhaus Harms — 29393 Grols Oesingen Telefon (0 58 38) 99 08 08 — Telefax (0 58 38) 99 08 09 Zu beziehen durch: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Martin-Luther-Weg 1 — 29393 Grolå Oesingen Telefon (0 58 38) 990 880 — Telefax (0 58 38) 7 02 Vorrede. So ist denn, nachdem seit Erscheinen des III. Bandes dieses Bibelwerks noch nicht 272 Jahr ver- flossen, nunmehr auch der IV· Band, damit aber das ganze alte Testament beendigt, woneben auch von dem neuen Testament bereits ein ansehnlicher Theil in den beiden ersten Evangelien fertig geworden; vielleicht schöpfen unsere Abnehmer, von denen viele beim ersten Anfang sehr zweifelhaft waren, ob ein einzelner Mann mit seiner ganzen Lebenszeit werde im Stande sein, ein so umfassendes Werk zu bewältigen, nunmehr die Zuversicht, daß nach einer Reihe von noch einigen Jahren ein voll- ständiges Ganze ihnen zu Diensten stehen werde, wenn es des HErrn Gnadenwille ist, zur Arbeit weiter Kraft und Einsicht zu verleihen, wie bisher. Freilich hat der Herausgeber nicht ganz allein gearbeitet: Buch Esther und Buch Hiob, die Salomonischen Bücheiz die apokrhphischen Biicher Weisheit und Jesus Streich, die zwölf kleinen Propheten und vom Propheten Jeremias Kap. 34——52 nebst den Klagliedern hat Herr Pastor sen. von Lorcntz inWitzenhausen erklärt; auch hat derselbe sich bereit sinden lassen, mehrere Episteln St. Pauli im neuen Testament und das Sachregister über das ganze Werk zu über: nehmen, wonach Aussicht vorhanden, daß binnen 4 Jahren auch das neue Testament (mit dem VII. Bande) sein Ende erreicht. »Schicket euch in die Zeit-«: diese Mahnung des heil. Apostels (Röm. 12, 11) hat gerade in diesen unsern Tagen eine so wichtige Bedeutung erlangt, daß der Herausgeber nicht umhin konnte, nach Maßgabe seiner Einsicht und Erkenntniß, wie sie ihm durch sein Schriftstiidium zu Theil geworden, die Leser darüber zu verständigen, wie hoch es wohl gegenwärtig an der Zeit sei im Neiche Gottes auf Erden; denn nur wer das weiß, vermag sich in die Zeit zu schicken und sie auszukaufen (Ephes. 5- 6). So ist denn namentlich der Propbet Hesekiel von Kap. 33, 21 an in einer» Weise bearbeitet, welche diesen Zweck bestimmt in’s Auge faßt, und können wir die Freunde des Bibelwerks nur einladeu, sich « mit diesem Abschnitt-einmal eingehend zu beschäftigem wenn sie auf der einen Seite sich sagen müssen: ,,es ist jetzt böse Zeit-«, und auf der andern Seite mit der bangen Frage, besonders auch in Betrefs ihrer Kinder, in die Zukunft blickem ,,was soll daraus werden?« Der Herausgeber ist sich dessen voll- kommen bewußt, daß, während er mit seinem Bibelwerk bisher ein geruhiges und stilles Leben hat führen können, weil dasselbe von Seiten der Kinder des Unglaubens noch gar keine Beachtung gesunden hat, er nunmehr in ein Stadium eingetreten ist, wo es an Spott und andrer Nachstellung nicht fehlen wird; und wirklich hat schon eine größere Zeitung der Preußischen Hauptstadt unter der Aufschrifn ,,Frommer Wahns inn« auf eine Stelle des Bibelwerks Beziehung genommen, um die dazu gemachte Bemerkung, daß wir nicht weit mehr von dem Zeitpunkte entfernt find, wo das Wort Christi in Luk. 21, 24: ,,Jeriisalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit ersüllet wird« seine Erledigung und die Weissagung St. Pauli in Röiir II, 26: »und also das ganze Israel selig werde« ihre Erfüllung findet, auf Muthwillen zu ziehen. Der Schreiber jenes Artikels hat gerade keine Meisterschaft im logisch richtigen Denken an den Tag gelegt, wenn er mit den Worten beginnt: »Ver- fasser historischer Tabellen und Lehrer der Geschichte an hohen und niederen Schulen werden mit Dank die neue Entdeckung entgegennehmen und zu verwerthen wissen«; denn bekanntlich haben Verfasser solcher Tabellen und Lehrer der Geschichte es nur mit dem zu thun, was bereits geschehen ist, die Zukunft geht sie gar nichts an, die muß sich erst noch ausgestalten und entzieht sich aller blos menschlichen Berechnung, sie kann nur von deni prophetischen Wort der heil. Schrift soweit enthüllt werden, als es den Menschen zu ihrer Seligkeit und zu ihrem Troste nöthig ist. Aiich das, was weiter gesagt wird snatürlich ist es nur eine Erfindung des Schreibers, nm seiner ungesalzenen Rede doch wenigstens etwas beizumischem das in den Aiigen der iinkundigen Menge wie Salz aussehen könnte): »Wie wir hören, hat sich auf Grund jener Entdeckung das Comitö für die Mission unter den Juden für die nächsten 23 Jahre aufgelöst, und auch vom Bau neuer Shnagogen wird man Abstand nehmen«, zeugt keineswegs von einer sonderlichen Ausbildung des Denkvermögens; denn was zunächsi die Gesellschaft für die Mission unter den Juden betrifft, so löst bekanntlich eine Gesellschaft sich gerade dann am wenigsten auf, wenn sie bestimmte Aussicht hat, das Ziel ihrer Bestrebungen in nächster Zeit zu erreichen, und was sodann den Bau neuer Synagogen angeht, so ist das eine Sache derjenigen, die zur Zeit Jesum Christum und sein Wort noch verwerfen, sich also weder nach der einen noch nach der andern Seite hin in ihren Unternehmungen davon bestimmen lassen, so daß ihre Heranziehuiig in diesem Zu- sammenhange geradezu ein Nonsens ist. Wir könnten dem Schreiber jenes Artikels auch aus seine VI Vorrede. Frage: ,,Dürfte es nicht rathsam sein, von nun an freiwillig alle auf Jahrhunderte berechneten Bauwerke, Unternehmungen und Einrichtungen einzustellen?« mit der kurzen Gegenfrage dienen: ob er denn niemals das Wort Christi in Matth 24, 37—-39 (Gleich aber wie es zu der Zeit Noä war 2c.) gelesen habe? und daran einige Bemerkungen über die ,,Verechnung auf Jahrhunderte« knüpfen, die für die Gesammtheit des Menschengeschlechts, wenn sie in sleischlicher Sicherheit gemacht wird, eben so thöricht ist, als wenn ein einzelner Mensch seine noch hiuterstellige Zeit auf so und so viel Jahre oder Jahrzehnte mit aller Zuversicht wollte ansetzen, gleich als gälte ihm das Wort nicht: ,,es kann vor Nacht leicht anders werden, als es am frühen Morgen war«; ·es wird aber schon das Wenige genügen, um dem Spötter den alten Spruch in Erinnerung zu bringen: si taeuissessz philosophus mansisses Wie mit diesem, so hoffen wir aiich mit anderm ähnlichen Geschreibsel bald fertig zu werden; nachdem aber ein- mal eine einzelne Stelle aus dem Zusammenhange, in welchem sie mit dem ganzen Organismus der eschatologischen Anschauungen und Gedanken steht, die sich uns aus der Schriftforschung ergeben haben, herausgerissen und dadurch, abgesehen von einem sinnentstellenden Druckfehler in der Copie des Citats, zu einer Carricatur gemacht worden ist, so benutzen wir den Raum, den diese Vorrede gestattet, zu einer summarischen Darstellung und näheren Begründung dessen, was die Schlußsahrzehnte des gegenwärtigen Jahrhunderts nach den Andeutungen der alt- und neutestamentlichen Prophetie bringen werden, und glauben damit den geängstigten und verzagten Herzen, die nicht wissen, wie sie in diese unsere Zeit sich finden und in dieselbige sich schicken sollen, einen Dienst zu erweisen. Als Christus in der oben angeführten Stelle des Lukas von der Zertretung Jerusalems durch die Heiden redete, hat er nicht sowohl die Zerstörung der Stadt diirch die Römer vor Augen gehabt, denn diese war schon mit den Worten erledigt: «sie werden fallen durch des Schwertes Schärse und gefangen geführet unter alle Völker«; vielmehr enthüllt er den Rathschluß Gottes, wie lange, um mit den Worten des Propheten Daniel (9, 27) zu reden, der Zorn über die Vei«wüstung, d. i. iiber das verwüstete und in alle Welt zersireiite Volk triefen oder in allen nur möglichen linglücksschlågem wie sie in 5. Mos 28, 15 ff. gedrohet siud, sich ergießen soll. Und da hat denn bereits die Weltgeschichte es offenbar gemacht, welches diejenigen Heiden sind, denen die heil. Stadt und das heil. Land zur Zer- tretung preisgegeben worden — nämlich die Muhamedaney iii deren Händen, seit der Chalis Omar Jerusalem im J. 637 n. Chr. erobert hat, Stadt und Land bis zum J. 1874, in welchem wir gegen- wärtig stehen, sich nun schon 1237 Jahre lang befinden; alle Kraftanstrengungen während der Kreuzzüge haben nichts weiter als eine kurze Unterbrechung herbeizuführen vermocht, und alle Politik der europäischen Groszmächte in der orientalischen Frage, weil dieselbe sich fiir jetzt als eine unlösbare erweist, läuft zu: letzt immer wieder darauf hinaus, dem ,,kranken Nimmt« vor der Hand sein Dasein noch zu stiften, was deutlich genug auf einen bestimmten, unabänderlichen Rathschluß Gottes hinweist. Wenn wir nun zu Matth 24, 33 gesagt haben, daß zu diesen 1237 Jahren noch 23 Jahre hinzukommen müssen, ehe an dem bisherigen Stande der Dinge sich etwas Wesentliches ändern werde, so könnten wir für die Wahrscheinlichkeit solcher Annahme schon politische Gesichtspuntte geltend streichen, wir beschränken uns aber auf die heil. Schrift; und wie nun für die Zeit der chaldäischen Diensibarkelt Jsraels die Zahl 70 maßgebend gewesen ist, so tritt diese Zahl. auch iu den 1260 Jahren iins entgegen, denn 1260 ist ein Prodiikt von 3 X 6 X. 70, in 3 u. 6 aber haben wir ebensowohl shmbolische Zahlen vor uns, wie in,70, und auf solche Zahlen kommt es überall bei göttlichen Rathschliisseii an, wie fchriftkundigeii Leuten hin: länglich bekannt sein wird. Von ,,Jahreti« kann die biblisclse Prophetie dann nicht reden, wenn ihre chronologischen Angaben über die nächste Zukunft Jsraels, das seine Jalne nach dem Mondlaiif berechnete, hinausgehen und in eine Zeit hineingreifeik wo eine ganz andere iiud richtiger-e Berechnung an die Stelle treten würde; zumal bei 1260 Jahren würde eine ungeheure Differeiiz gegen Sonnenjalyre sich heraussiellem Sie seszt also ,,Tage« für Jahre, und sind daher schon in Dain I, 24 ff. unter ,,Wochcii« nicht Zeiträume von 7 Tagen, sondern von soviel Jahren gemeint. Ferner aber löst die Prophetie, wenn sie es mit einem großen Zeitumfang zu thun hat, der etwas Schlimmes in sich birgt oder etwas, das nicht Tag für Tag andauert, sondern eine zeitweilige Unterbrechung erfährt. die Tage lieber in ,,Monate« auf, worin ebenfalls etwas Symbolilches liegt, und rechnet auf den Monat in ruuder Summe 30 Tage. Während also sie ans dem ersteren Grunde statt 1260 Jahre lieber 1260 Tage fest; nimmt sie nach dem zweiten Grunde 30 : 1260 = 42 s.bioiiate. Blicken wir von diesem prophetischeii Standpunkte aus in Offenb. 11, 1 hinein, so stehen da wirklich die Worte: »und die heilige Stadt werden sie (die Heiden) zertreten zwei und vierzig Monate« Wozu aber soll uns das nützen, wenn wir so erfahren, wann die Zeit der Zertretiiiig Jeru- salems und des Triefens des Zornes Gottes iiber die Verwiiltiiiig zu Ende· geht? Nun allerdings nicht dazu, um diese Wissenschaft bei Aussielliitig von historische-n Tabelleii oder bei Geschichtsisorträgeii aus höheren und niederen Schulen zu verwertheiiz sondern ,,alle Sihrift von låsott eingegelsen ist niitze zur Vorrede. VI! Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit«, und so soll also auch die auf die Schrift gegründete Entdeckung, wie hoch es in diesen unsern Tagen an der Zeit sei nach der Uhr im Hause Gottes, uns einen Gewinn austragen zur Gottseligkeit. Das thut sie denn auch reichlich; denn 1) lehrt sie uns verstehen, warum es setzt so kommt, daß eiii Streit unternommen wird wider die zween Zeugen, wider die heil. christliche Kirche, und läßt uns auch erkennen, womit der Streit schließlich endet, nämlich mit der Ueberwindung und der Ertödtung der zween Zeugen. Jn Luk. 21, 24 fährt ja der Heiland fort: ,,bis daß der Heiden Zeit ersüllet wird«, und zeigt damit an, daß das Reich Gottes nur für so lange den Heiden gegeben sein werde, als es von Israel genommen ist, oder, um mit Paulus (Röm. 11, 17 ff.) zu reden, daß Gott die aus dem Oelbaum, der von Natur wild war, ausgehauenen und in den guten Oelbaum gepfropften Zweige nicht verschoneiy sondern zu der Zeit, wo er die natürlichen Zweige wieder einpfropft in ihren eigenen Oelbaum, abhauen werde. Das bestätigt fiel) denn auch durch die Weissagung in Offenb 11, 2-—-10., wo den fiir Jerusalems Zertretung an- gesetzten 42 Monaten parallel gehen die 1260 Tage, während welcher die zween Zeugen weis sagen. Es ist das etwas Gutes nnd etwas, das ohne Unterbrechung dauert; denn von den Zeugen gilt, daß sie ,,Tag und Nächte nimmer schiveigen« (,,es muß allezeit eine heilige christliche Kirche sein und bleiben«, heißt es im Vll. Artikel der Augsb. Confession). Daher stehen nicht wieder 42 Monate, sondern 1260 Tage. Der Geist dieser Zeit will die zween Zeugen nicht mehr haben; die auf Erden wohnen, fühlen sich gequält von diesen zween Propheten — nun wohlan, sie sollen sie auch nicht mehr haben, sie sollen sich eine Zeitlang freuen dürfen, daß die Propheten zu Leichnamen gemacht worden sind und als unschädlich und stumm aus der Gasse der großen Stadt liegen, die da heißt geistlich die Sodoma und Egypten, da unser HErr gekreuzigt ist, und sollen ivohlleben dürfen, iingenirt durch kirchliche Censur oder sonst etwas, was an die Kirche-von ehedem erinnert. Was von gewisser Seite her man unter dem Namen einer Kirche auszubauen im Schilde führt, das Haus des Gemeindebewußts eins, dem »idealen Christus« geweihet, dies Laodicea, das die Signatur an sich trägt: »Weder kalt noch warm«, Wird bald Otlsgefpkeen fest! (Ossetlb— 3, 14 ff.); auf die Girondisten werden geschwind hinterdrein die Jakobiner folgen, und die werden auch Laodicea nicht gelten lassen, sondern: »Nein ab, rein ab, bis auf ihren Boden!« das wird die Loosung dieser Kinder Edoms sein, wenn nun der Tag Jerusalems, d. i. die Stunde kommt, wo die aus den Heiden gesammelte Kirche das Gericht erleiden soll, das sie wohl verdienet hat. Doch nicht zu bleibender Niederlage soll das Gericht ausschlagen, sondern nur dazu, daß die wahre Kirche erfahre, was das heißt (Micha 7, 8): ,,Freue dich nicht, meine Feindin, daß ich darnieder liege; ich werde wieder aufkommen« Jhr Jünglinge, die ihr in jetziger Zeit Theologie studiren wollt: eure Zahl wird von Jahr zu Jahr kleiner; es ist deutlich zu merken,- unser himmlische: Gideon reducirt sein Heer. Er mag alle die nicht haben, die an der Welt hängen und ein bequemes Leben im Kirchendienst suchen; er kann am Tage Midians nur solche Leute brauchen, die zufrieden sind, wenn sie nur die augenblickliche höchste Nothdurft finden (Richt. 7, 1—7). Da richtet euch bei Zeiten ein, oder gehet lieber wieder nach Hause, wenn es euch nicht ernstlich um Den zu thun ist, der euch er- worben hat mit seinem heiligen theuren Blute! — Wer mag sagen, was da geschehen wird, wenn nun in etwa 27 Jahren sich erfüllt, was wir in Offb. 11, 13 lesen, und die große Erdbebung sich einstellt, in Folge deren der zehnte Theil der Stadt fällt? wer mag berechnen, was die unheinilichen Mächte, die sich schon jetzt aus der Ferne hören lassen, in unsern staatlichen undgesellschaftlichen Zuständen alles an- richten werden, wenn der HErr in ihnen nun seineZuchtruthe schwingen wird über die von ihm abge- fallene Christenheit? Wer aber sein Leben verlieret um Christi willen, der wird es finden; deiin das ist weiter der Gewinn, den wir davon haben, wenn wir erkennen, in welcher Periode der Entwickelungs- geschichte des Reiches Gottes wir jetzt stehen: L) ivir wissen, was hinter der großen Erdbebung und der Ertödtung der siebentausend Namen (Parteiführer) der Nienschen kommt, nämlich: »die Andern er- schraken und gaben dem Gott des Himmels die Ehre« Und die zween Zeugen bleiben auch nicht in dem Tode, den man ihnen beigebracht hat: ,,nach dreien Tagen und einem halben fährt in sie der Geist des Lebens aus Gott«(Offb.11,11), und die neuerstehendeKirche hier zu Lande wird eine andere sein, als die man zu Grabe getragen oder vielmehr als todten Leichnam auf der Gasse der großen Stadt hat unbeerdigt liegen lassen und zu einem Schaustück gemacht. Das Wort in Röirn 11, 15 nach der revidirteii Uebersetzung, welche die Eisenacher Kirchenconferenz aufgenommen: »so ihre (der Juden) Ver- werfung der Welt Versöhnung ist, was wird ihre Annahme anders sein, denn das Leben von den Todten?« birgt einen reichen Schatz des Trostes und der Hoffnung in sich gleich für die ersten Jahre des kommenden Jahrhunderts. Schwere Tage werden unsere Kinder erleben, wenn ihnen noch ein ganzes Menschenalter beschieden sein sollte; aber ,,wohl dem, der da erwartet und erreichet tausend drei- hundert und fünf und dreißig (1335) Tage« (Dan. 12, 12)! Steinkirche, den 24. Februar 1874. Deichsel, P. Die Propheten. Die Weissagung ist eine Art von Geschichtsschreibung sofern die göttliche Geschichtsschreibung das Vorrecht vor der menschlichen hat, daß die Erzählung der Thatsache ebensowohl vorangehen als nach- folgen kann. (Baco von Verulam.) Der Propbet Jofuku. Jesaia sollte nicht sowohl ein Propbet, als vielmehr ein Evangelist heißen; denn er hat die gesammten Geheimnisse Christi und der Kirche so deutlich und klar geschaut, daß es dir vorkommen wird, als ob er nicht von zukünftigen Dingen weissage, sondern eine Geschichte der Vergangenheit schreibe. (Hieronymus.) Das l. Kapitel. Bnszpredigt an die Undankbaren Juden. voran steht als Titel oder lteberskhrift ein eigener vers, ioetiyer Inhalt nnd Verfasser des Kuchen nennt, den Mittelpunkt bezeichnet, um welchen die darin enthaltenen Gesiitzte sitt) bewegen, und die Kett angiebt, iii welche die W rlifaiiiliett des Propheten fällt. 1. Dies sdas hier folgende Buch seinem Ge- sammtinhalte nach] ist das Gesicht Jesaity des Sohnes Aiiioz [2, Kost. 15, 7 Anm.], welches er s he von [dem Reichej Jud« uud sder Hauptstadt dieses Reichesj Jerusalem, zu! Zeit Ufia [bei dessen Tode, im J. 758 v. Chr., seine Berufung zum Propheten geschah Kap. 6, 1 fs.], Jotham [von 758—742]- Ahas [von 742—727] und Jehistia soder Hiskia, von 727—6s8 v. Chr.], der Könige Juda [ihre Regierungsgefchichte s. in 2. Kön. 15, 1-—20, 21; 2 Ehren. 26, I —32, 33]. Dieser Titel ist ohne Zweifel vom Propheten selbst der ganzen Sammlung seiner Weifsagun en vorange- stellt Nur scheint derselbe zu eng zu fein, da die Weissagungen des Jesaia sich auch auf das Reich Israel mit seiner Hauptstadt Summa, ja selbst auf fremde Reiche beziehen; indessen ist in der That nur Juda und Jerusalem der Gegenstand der Gesichte des Propheten. Denn »innerhalb des weitesten Kreises der Weltmächte liegt der engere Kreis der Nachbarvölteiy und in diesem der noch engere Gesammtisrael smit Etnschluß Samaria’s, in diesem wiederum der engste des Reiches Juda; alle diese Kreise zusammen aber haben Jerusalem zu ihrem Mittelpunkt, die Stadt des Tempels des HErrn und des Kdnigthums der Verheißung Da hat die Gottes- emeinde ihren eigentlichen Ort, und die ganze Weltge- chichte ist ihrem innersten Beweggrund und ihrem letzten Ziele nach nichts anderes als Geschichte eben dieser Gottes- gemeinde«. —- Was den Ausdruck Gesichte betrifft, so ist derselbe nicht auf Gesichte im engeren Sinne zu be- schränken, d. i. auf Offenbarungem die der Piophet im Zustande der Entzückun empfing, iii welchem ihm gött- liche Dinge unter aller ei Bildern und Gleichnissen ge« eigt wurden, unter Bildern und Gleichnissem die er nicht sowohl mit dem leiblichem als mit dem inneren Geistes- Auge schaute und deren Bedeutung der Geist Gottes ihm aufschloß, daß er wußte, was ihm damit gezeigt war; vielmehr begreift der Ausdruck hier alles das in sich, was Jesaia in: Geiste gesehen, gehört· und ans Einge- bung des heil. Geistes geredet und geschrieben hat, ohne Rücksichh auf welche Weise ihm diese verschiedenen Offen- barungeii zu Theil gcioordein Es reicht aber die ö fsents liche Wirksamkeit des Propheten bis in das 15. Jahr des Königs Hisiia (7t2 v. Chr.), iinifaßt also einen Zeitraum von 46 Jahren. Sie hat zn ihrem Mittel- Punkte die beiden, für die Theokratie so entscheidenden Ereignisse jener Zeit: den Zug der verbündeten Könige von Israel und Syrien gegen Jerusalem (2. Köln 16 u. 2. Chr. 28) einerseits, nnd den Eins-il: dco assyrischen Königs Sanherib in Juda (2. Köin 18 f. n. 2. Chr-on. 32) andererseits. Als dann Hiskia nach feiner Gaste. sung von tödtlirher Krankheit mit ebenso unklugcr als unlgöttlichcr Eitelkeit den Gesandten des assyrifchen Va- sa en, des Königs MerodacipBaladan von Pudel, alle seine-Herrlichkeit und Schätzn seine Zcughäuser und Waffen- vorräihe zeigte (Kap.38 u.39.), vielleicht weil er glaubte, an diesem aufstrebenden Fürsten einc Stütze gegen den ge- meinsamen Feind, den König von Assyriem zu haben (2.» Kön. 20)- hiermit den Beruf eines thcokrcitischen Königs, welcher seine Zuversicht allein auf den HErrn sollte setzen, verleugneic und dnrch solche T()oi·heit Babeh welches einst das Gericht Gottes an dcni Reiche Juda vollstreckcn sollte, selber nach Jerusalem lockte, begnügte sich Jesaia mit dem kurzen Drohwoi·te, wclches die künftige Entwickelung der Verhältnisse voraussagte (Kap. 39, 5 ff.), trat von dem öffentlichen Schauplatze ab und widmete sich fortan vor einem stillen Kreise eingeweihter Jünger dem Berufe, die ewigen Tröstungen des Glau- bens für die bevorstehenden trüben Zeiten dem gläubigen Reste des Gottesvolkes sschearzjaschub Kap. 7, Z; 10, 20 ff; 11, 11) zu verkünden nnd dabei der Kirche aller Zeiten das gewisse, durch die Erfüllung immer mehr bestätigte Unterpfand des endlichen Sieges zu hinter- lassen. — »Wer den Propheten Jesaia will nützlich lesen und rechi verstehen, sagt Luther, der lasse ihm, so er es nicht bqser hat oder weiß, diesen nieinen Rath und An- eigung nicht verachtet sein: Zum Ersten, daß er den Titel oder Anfang dieses Buchs nicht überhüpfg sondern 2 Jesaia I, 2 —-8. einige Zeit dabei stehen bleibe, bis er solchen aufs Allerbesie kann verstehen; denn der Titel dieser Weissas gung ist fast für eine Glosse und Licht zu halten über das ganze Buch. Den Titel aber meine nnd heiße ich nicht alleine, daß du diese Worte: ltsia, Jotham, Albas, Hiskia, der Könige Juba, lesest oder ver- steheft, sondern vor dich nehmest das letzte Buch von den Königen und das letzte Buch der Chroniim dieselbigen wohl einnehmest, sonderlich die Gefchichtem Reden und Zusälle, so sich begeben haben unter den Königen, die im Titel genannt stnd. Denn es ist vonnöthem so man die Weissagungen verstehen will, daß man wisse, wie es im Lande gestanden und die Sachen drinnen gelegen sind gewesen, weß die Leute gesinnt gewesen oder für Anschläge gehabt haben mit oder gegen ihre Nachbarm Freunde oder Feinde, und souderlich, wie sie sich in ihrem Lande gegen Gott und gegen die Propheten, in seinem Wort und Gottesdietift oder in Abgöttered gehalten haben. Der Jlnffchrift des Buches folgt nunmeler die Vorrede, welche gleichsam die Quuertüre (das eriiffnende Tonstück) zu allen folgenden Reden bildet; denn der Propbet besin- det fim anf der verhängnisvollen Grenze zweier Hälften der Gefchithte Jota-le. Da das volle act) weder durch den Ueiasthsm göttliche: Güte, den es vormals erfahren, noch durch dir Zächtlgnngen göttlichen Hornes, dir neuerdings ihm Wunde über Wunde geschlagen, hat zur Buße leiten nnd zur tiesinnnng bringen lassen, die göttlichen Erziehung-- mittel also rrsmiipfi sind, so bleibt nur Eins noch übrig, dies nämliak daß der tjErr den gegenwärtigen Vollesbestand in Feuer aufgeben lasse, um aus dem Ren: feuerbestäudigen Geldes einen neuen zu skhaffen Am Rande des Kbgrundes denn, in den Israel no) hinabznslsirzen im Begriff steht, ertönt noch einmal die Stimme des treuen Zeugen, ihnen die Bedeutung dieses Jlugeubltclts warnend nnd ermahnend zur tieherzlgnng vorzulegen; und was da der prophet im Uamrn des htxrrn nnd ans feinem Geiste heraus redet, tu san; nnd gar ein Nacht-lang des Liedes Mosis tu 5. Was. D, dessen Anfang es wörtlich wieder aufnimmt. I« V. 2——9. Israel, trotz aller Wohlthaten des HØrru von demselben abgefallen; Israel, trotzdem es die Straf- hetmsnchnng des ihErru bis zum Kenßersieu erfahren hat nnd nur eben noch nicht gar nertilget ist, macht Miene, bei seinem Abfall zn brharren 2. Horn, ihr Himmel, and Erde, nimm zu Ohren; denn der HErr redet sihr seid einst oon ihm zu Zeugen aufgerufen worden, als er seinem Volke an der Schwelle des heil. Landes seine Großthaten an ihm nnd seine Heilsgedariken mit ihm noch einmal vorhielt und ihm Leben und Tod, Segen und Fluch vorlegte, daß es das Leben erwählen und vor dem umkommen von dem Lande bewahrt bleiben möchte s. Mos 4, 26; 30, 19; 32, 1 ff; darum follt ihr auch nunmehr, da der bisherige Abschnitt in der Geschichte des Reiches Gottes zu seinem Abschluß gekommen, aus feinem Munde vernehmen, was Er, der HErrz als Frucht seiner Bemühungen mit Israel, als Ergebniß der von dem Volke getroffenen Wahl zu bezeugen und zu beklagen hat]: Jch habe Kinder [die, welche ich erst zu meinen Kindern gemacht 5 Mos 32, 6 Arm» durch weitere väterliche Er- weisungeti dann auch] auferzogen, nnd [habe sie durch so viele ihnen verliehene Ehrengabenj er- böhet szu einer hervorragenden Stellnng unter den Weltvölkern emporgebracht] nnd sie sind [nachdem sie schon in ihrer Jugend wie ein eigeuwilliger nnd widerspenstiger Sohn sich verhalten, jetzt, im reifen Mannesalter, geradezu] von mit! abgefallen. Seit Salomo gegen Ende seiner Regierung sich dem Götzendienste hingab, hatte dieser bis in die jesaianifchc Zeit selbst öffentlich u bestehen nie gänzlich und auf die Dauer auf ehört. Zwei Reformationen hatten ihm bis dahin ein Ende. zn niachett gesucht: die eine von Assa begonnene und von Josaphat Vollendete (2. Chiron. ist. 15. 17 u. l9 f.)- sodann die von Joas bei Lebzeiten des Hohenpriesters Jojada, seines Relters und Erziehers, be- werkftelligte (2· Chr-on. 24); aber die erste hatte ihn nicht gänzlich wegzuräumen vermocht, und der von Joas hinweggeräumte kehrte, sobald Jojada gestorben war, doppelt greulich wieder. Also gilt das «stnd von mir abgefallen«, welches alle Undankbarieit Jsraels in Ein Wort zusammenfaßt und bei ihrer Wurzel erfaßt, von Jsraels ganzer Geschichte« seit der davidischssalomoittscheti Gtpfeizeit bis auf die Gegenwart. (Delitzsch.) 3. Ein Ochse [der doch der dümmsteii unter den Thieren eins ist] kennt svermöge des natür- lichen Instituts] seinen Herrn [dem er zuge- hört, und läßt von seiner Stiinme sich regieren], nnd ein Esel [der noch dümmer und träger als der Ochse ist, kennet, wenn auch vielleicht seinen Herrn nicht selber, doch wenigstens] die Krippc seines Herrn sdaraus er von ihm das tägliche Futter empfängt, und fühlt sich dadurch an ihn gebunden und zu ihm hingezogenjz aber Israel [das den Ehrennameti eines Glaubens: und Ge- betshelden ohne Gleichen an sich trägt l. Mos. 32, 281 ienntes nicht, nnd mein Voll kdas ich mir zum Eigenthum vor allen Völkern der Erde erkoren Z. Mos II, 5 f.] vernimmt es nicht swas es seinem Eigenthumsherrn schuldig ist und daß sein Bestehen und Gedeihen dann allein möglich, wenn es sich treulich zu Jehova’s Wort und Dienste hält]. Recht eindringlich stellt dieser Vers dem Volke vor, wie schwer, wie unverzeihlich seine Schnld sei. Dazu dienen l) schon der einfache Gegensatz don Thier nnd Mensch; Z) die Steigerung, welche dieser Gegensatz nach beiden Seiten hin erfährt: diese dummen Thiere (Ps. 32, I) und dagegen das erleuchtete unter den Völkern, das Volk Gottes; Z) der Gegensatz von Herr und Be« fitzer, der nur zu seinem eigenen Vortheile hält, und da· gegen dem Vater, der in aufovfcrnder Liebe groszzieht Aehnlichesin Jcreun 8,7. (Drechsler.) Die Kripva wo wir unsere Speise fiir den Leib finden, ist das Land mit seinen Früchten, das nus der HErr ergeben; die Krivve für den Geist ist jede Stelle, wo ottes Wort in Schrist und Spruch zu uns redet und stch uns offen· bart. Durch göttliche Fügung ist es geschehen, daß auch das fleifchgewordeite schöpferische Wort Gottes selbst, Jesus, in einer Krippe gelegen, die für das Vieh be- stimmt war; und diese Verknüpfuitg hat die christliche Kirche wohl verstanden als ein gnadenreiches Zeichen der Herablassnng des HErra Darum singt sie zum Weih- nachtsfest: Des ewigen Vaters einig Kind jetzt man in der Krippen findt. — Du prangst daher auf dürren: Gras, davon ein Ochs und Esel aß.— Das Oechslein Trotz der erfahrenen Güte und Strafheimsuchung beharrt Israel bei feinem Absall. 3 und das Cfelein erkannten Dich, den Herren sein. —- O Mensch, daß du es nicht verstehst und deinem HErrn entgegengehstl (Schmieder.) 4. O sso fahre ich, der Propbet, die Anklage dessen, der mein Freund und Gebieter ist Kap. Z, 1. zur Wehklage wandelnd, nun fort] tvehe des silndigeuVolkes [das, statt ein heiliges Volk 2. Mos. 19, 6 zu sein, ein ganz in der Sünde steckender Haufe ists, des Volks von großer Missethat fdas aus einem hochbegnadigten Volke ein tief oerschul- detes geworden], des boshafiigen Satueus [der nicht mehr Abrahaiiis, Jsaaks und Jakobs Gefchlecht, sondern eine Brut von Bösewirhterii ist Matth. Z, 7; Joh. 8, 33. 44], der schädlichen Kinder sdie durch Gottes That des HErrn Kinder geworden waren b. Mos. 14, 1., mit ihrem eigenen Thun aber nur des Verderbens Kinder sind Z. M. 4, Its. 253 31, 29], die [während doch die Heiden ihren nichtigen Götzen Treue halten] den HErra kihren Gott] verlassen, Ha] den Heiligen in Israel »« [der an Jsrael durch Wort und That sich als den Heiligen erwiesen, zu Jsraels Heiliger sich bege- ben und nun auch bei und von Israel geheiligt sein will, durch völlige Verleugnung und Verkeh- rung aller dieser Beziehungen] lcisteru, [und] tveicheu sstatt seine Nachfolger zu sein, wie sie sollten, mit recht geflissentlicher Gottentfremdung von ihm] zurück [in dem sie ihm den Rücken kehren und lauter selbst erwählte Wege einschlagen-»F. «) Diese Formel gehört unserm Propheten als eine ihm charakteristisch eigenthüinliche an und kommt bei ihm im Ganzen 29 Mal vor, 12 Mal im ersten (Kap. l —-39), und 17 Mal im zweiten Theil seines Buches (Kap. 40——66); er hat also, wie Luzzatto so ireffend be- merkt, gleieh als hätte er vorausgewußy daß man ihm den zweiten Theil seines Buches absprechen würde, jenen Gottes-Namen beiden Theilen wie sein Petschast aufge- drückL Wir treffen ihn auch dreimal in den Psalmen (Ps. 71, 22; 78, 41; 89, 19), und nicht ohne Beziehung aus Jesaias zweimal bei Jeremias (Jer·50, Es; 51, 5); seit aber Jesaia in der Viston ,.Kap. 6, 1 ff. die Seraphim hatte das Dreimalheilig singen hören, war dies der Grundton seines Lebens und all seines Predi- gens geblieben— «) Man übersehe den Nachdruck und die Steigerung iiicht, die aus dieser Häufung von gleichs bedeutenden Ausdrücken entstehen; es sind deren vier für den Begriff s·ündig, drei für abweichen ge- braucht Jndem aber auf die vier Ausrusungssätzqmm das jammervolle Siebent vollzumachem drei Aussage- sähe folgen, soll Jsraels Absall als ein totaler, allseitiger be chrieben werden; denn es ist Absall in Gesinnung sverlasseii den HErrnx Abfall in Worten slästern den Heiligen in Jsrael), Abfall in Handlungsiveise weichen zurück). Z. Was soll man weiter [zu eurer Züchtigungj au euch schlagen, so ihr [durch die Züchtigung euch doch nieht bessern lasset, sondern] des Abweichend uur desto tuehr machet [wie deß ein Exempel der gottlose Ahas gewesen 2. Chron. 28, 22., auch nicht einmal an dem schon genugsam geschlagenen Volks: kdrper eine Stelle zu sinden ist, die für neue Schläge noch frei wärejr Das ganze Haupt ist trank, das ganze Htkz ist Mai! [und mit dem gesammten Fürsten- und Priesterstande ist auch jeder Einzelne im Volke so äußerlich oerkomiiien und innerlich verdorben, das; es ein wahrer Jammer ist]. · s. Von der Fustsohle sdes jüdischen Volkskörpers] bis aufs Haupt ist [in Folge der verschiedenarti- gen und versthiedenalterigen SchlägeJ uichts Ge- sundes fdas noch heil wäre] an ihm, sondern fes find » klaffende, von Sehwerthieben erzeugte] Wunden, [unterlaufene, mit Geiselhieben oder Faust- schlägeii beigebrachteJ Sttietueu uud [nässende, von äußeren Quetschungen oder inneren Schäden her- rührende] Eiterbculeu, die swie mit klaffenden Wunden das geschehen müßte, damit das Fleisch sich wieder schließe] tiieht geheftet, uoeh [wie man mit unterlanfenen Striemen thun muß, damit sie sich erweichen, mit Compressen u. dgl.] verbunden, uoeh [wie mit eiternden Stellen am Körper zu geschehen hat, damit sie sich reinigen] mit Oel gelindert sind. 7. lDoch laßt es euch lieber ohne Bild und Gleichniß sagen, was ich smeine!] Euer ssonst so fruchtbares] Land sgenau dem Zustande entsprechend, den die Strafdrohungen Gottes in Z. Mos 26, 14 ff.; Z. M. 28, 15 ff. seinem Volke für den Fall des Ungehorsams zum Voraus verkündigeiq ist lvuste, eure Stadte [abgesehen von Jerusalem, der Hauptstadtj find [in Folge der seindlichen Ein- fälle] nut Feuer verbrannt, Fremde verzehren eure Aeeker [den Ertrag eures Bodens] vor euren Augen, und sum es kurz, mit einem Worte zu sagen] ist music, als das, so durch Freutde verheerei ist fes sindet eine Verwüstung, eine Verheerung statt, wie Fremde oder Barbaren sie anzurichten pflegen]. Es is] eine, dein Jesajas eigenthiimliche Redesignr (griech. epanophora genannt» daß ein in der Mitte des Verses gebrauchten Stichwort ain Ende desselben zu be- sonderem Nachdruck noch einmal wiederholt wird (vgl. Kap. 4, s; 6, U; 15, 8; 42, 19; 53, 7); so hier das Wort Fremde. Andere Ausleger deuten den Schluß un· fees Werks: und isi wüste (eine Verwüstungh wie die Verwüstung der Fremden, d. i. die Verwüstung, welche das Land des Volkes Gottes betroffen hat, ist einer so völligen Uciikehrung ähnlich, wie sie Gott übe: Völker verhängt, die außerhalb des Bundesvcrhältnisses stehen, so daß hier schon an die in V. 9 erwähnte Um- kehrung von Sodom und Gomorra gedacht wäre. · 8. Was» aber noch icbrig ist von der Toihter Zion« snämlich die Hauptstadt selber], ist wie ein seinsam stehendes] Hauslein itu Weinberge [wo vor der Lese frbhliwes Getümmel ivar], wie kiuk fdürftigej Nachtbuttein den Knrbisgarten Dergleichen die Wächter auf freiem Felde sich errichten], wie eine bethecrie»[genauer: blockirte] Stadt Die, still und auf sich selbst beschränkt, inmitten der weiten Oede daliegt] «) So heißt zunächst die um die Zionsburg wohnende Stadtgemeiildm zu der die einzelnen Stadtbewohner sich wie Kinde: zur tlliutter verhalten; hier ist die Stadt selbst mit Einschluss der Einwohnerschaft gemeint. Diese, 4 f Jesaia l, 9——18. im Gegensatz zu den Städten auf dem Lande, war noch verschont geblieben; denn genauer iibersetzt lautet der Vers: Und ist übrig die Tochter Zion wie ein Häuslein im Weingarten, wie eine Hänge- matte im Heckenfeldh wie eine blockirte Stadt. — Auch die verderbte und zertretelieKirche bleibt immer noch der Weinberg Gottes. Jn die Zeit der Wirksam- keit des Propheten fallen zwei Verwiistungen des Landes Juda, bei welchem Jerusalem nur durch wunderbare Schirmung Jehooa’s verschont blieb: das erste Mal unter Ahas in dem syrisch - ephraimitischen Kriegsjahre (2. Kön. 16, 5), das andere Mal unter Hiskia, als die assyrische Heeresmacht das Land verwüstetc, um zuletzt an Jerusalem zu zerfcheitern (2. Kön. t8, IS—- 19, 36). Während nun nicht wenige Ausleger die Abfassung der in unserm Karl. vorliegenden Weissagungsrede in die erstere Periode verlegen, und zwar näher in die Zeit, als die Gefahr des syrisch -ephraimitischen Krieges von Jerusalem abgewendet, das Land Juda aber noch aus den offenen Wunden blutete, welche ihm dieser auf Ver- nichtung abgesehene Krieg geschlagen hatte, denken wir mit andern vielmehr an die zweite Periode; denn unsre Rede setzt einen Zeitpunkt voraus, da der Bestand des Reiches Juda auf Jerusalem beschränkt (V. 5—9), beim Volke aber durch all die harten Erfahrungen nichts weiter als ein todter Ceremoniendienst erwirkt worden war (V. ll—17)· ,,Als Jesaias seine gesammte pro- phetische Thätigkeit zu Buche brachte und durch dessen Hinausgabe den letzten Akt seiner Amtswirksamkeit aus- übte, stellte er als ein orientirendes (zurechtweisendes) Vorwort eine Rede an die Spitze, welche die Zeit und die ganze Periode, innerhalb welcher die zu veröffent- lichende Sammlung zunächst ihre Wirkung äußern sollte, in ihrem Mittelpunkte erfaßte und ihrer wesentlichen und « bleibenden Stellung nach charakterisirte Nun blieb auch während der Bliithezeit der hiskianisclien Periode das Stadium, in welches das israclitische Volk getreten war, der Hauptsache nach und im Wesentlichen dasselbe: war damals auch das Aeußerste des Verderbens durch den kurzen Lichtblick einer letzten Gnadenfrist für einen Augen- blick zurück edrängi, so war dennoch das Reich Juda ein durch alle Zzzorstusen der Heimsuchuilg bereits hindurchs gegangenes, bei dem Aeußersien nunmehr angelangtes, dem jede nächste neue Strasheimsuchung nur als eine .totale und radikale kommen konnte; es war und blieb Israel ein mit Wundenrnaalen bereits an allen Theilen seines Körpers bedecktes, woran eine Stelle für neue Schläge weiter nicht mehr zu finden, so daß die nächste Steigerung des Gerichts der beim letztvorhergegangenen noch allein aufgesparten Hauptstadt galt· Nur als eine dünne Decke lagerte sich der auf Augenblicke zuriickges kehrte Gliicksstand über den Abgrund her, der bei der nächsten Gelegenheit gleich mit einem Male in seiner ganzen Furchtbarkeit zu öffnen sich bereit war. So zeigte es sich denn auch wirklich nach Hiskia unter Manasse durch die Assyrer (2. Chron. 33, 11), so nach Josia unter Joahas durch die Egopter (2. Chron. 36- 3 f.) Aus diesem Grunde nun also gefiel es dem HErrn, dem Propheten gerade in demjenigen Augenblicke seiner Wirk- samkeit, welcher von neutraler Bedeutsamkeit war und die Gestalt der ganzen nächsten Zukunft in seinem Schooße barg, gerade eine solche den Charakter des zusammen- fassenden und die Alternative (Doppelwahl) stellenden Zeugnisses an stch tragende Rede einzugehen; und Jesaia, in der erleuchtenden Kraft desselben Geistes, welcher sie ihm geoffenbart hatte, verstand es, ihr zu seiner Zeit bei der Zusammensiellung seiner Weissagungen die beste Stelle anzuweisen« St. Wenn uns der HErr Zebaoth [mit Hilfe der unsichtbaren Heerschaarem über welche er gebietet 1. Sam. I, 3 Anm.] nicht ein Weniges sin der noch erhaltenen Stadt Jerusalem] ließe til-erblei- ben [genauer: hätte übrig gelassen]; so wetten wir wie Sodom nnd gleichwie Gomorra [die gänz: lich umgekehrt und spurlos von der Erde vertilgt wurden I. Mos. II, 24 f.]. H· v. 10—20. Gegen den Vorwurf drs Jst-falls non Gott und die Androhung eines sonder-n, ans schließliuie ver— tilgnng hinanslaufeudrn dluheits soll das zu einem So— dom nnd Gomorra gewordene Israel sich iu ninlt ans den uoch in rifriger Uebung befindlichen äußeren Gottes— dlrust berufen; denn nicht todt-g Ceremonialnsrseu in es, was der Hure sucht nnd begehrt, sondern Buße nnd Er— neuer-any. Wurde aber diese erfolgen, so sei drin voller non) einmal zu helfen, wie zur Herstellung seines Gna- drustandez so zur Wiedrrriusetznug in deu ihm oerheikenru Odium-stund. . 10. Höret des HErrn Wort sden urtheile- spruch, den er über euch fällt], ihr Fürsten von Sodom [ihr Vornehmsten im geistlichen und welt- lichen Stande, die ihr mit euerem in Bosheit verhärteten Gemüth und eurem ruchlosen Lebens- wandel auf gleicher Linie mit denen zu Sodom steht Kerls. 3, s; Heut. 16, 49]; nimm zu Ohren unsers Gottes Gesetz saus dem Munde der zu seiner richtigen Auslegung berufenen Propheten], du Volk von [Jerusalem, das aber kein Zion mehr ist, sondern ein] Gomorra [Jerem. 23, 14]. 11. Was soll mir die Menge eurer Opfer [die ihr äußerlich darbringt, wenn ihr dabei an dem einzig mir wohlgefälligen Opfer, an der Ueber- gabe eures Herzens an mich, es fehlen laßt Pf. 40, 7; 5l, 18 f.)-Z spricht der HErr Jch bin [da ihr beharrlich dies Opfer mir verweigert, bis zum Ekel] satt der Brandopfer von Widdern [um deretwillen ihr meint, ihr müßtet bei mir gut an- geschrieben stehen] und des Fetten von den Ge- mästeten sdas ihr zu euren Dank- und Sünd- und Schuldopfern verwendet, s. Anm. zu s. Mos. 3, 5], und habe keine Lust zum Blut der Farren, der Lämmer und Vdcle [das in Beobachtung der ge- setzlichen Vorschriften an meinen Altar gesprengt wird Z. Mos. l, 5 Anm.]. 12. Wenn ihr [bei den 3 hohen Jahresfesten oder sonstJ herein kommet sin meinen Tempel] zu etscheinen bot mit [wie ich allerdings euch geboten habe 2. Mos. 23, 17; 34, 23]; wer fordert solches von euren Händen [diese blos äußerliche Leistung, daß ihr dem Leibe nach da seid, aber Herz, Seele und Gemiith dahinten laßt, und damit allein dies thut], daß ihr auf meinen Vorhof tretet fund den Fußboden desselben abnutzt]? 13. [Ueberhaupt, wollet ihr, was ich geboten, nicht so leisten, wie ich es geboten, so unterlasset es lieber ganz.] Btinget salso fernerhin] nicht mehr Speisopfer so vergeblich [genauer: Speis- opf er der Lüge, ein Speisopfer hinter dem nichts Nicht todtes Ceremonienwesen, sondern Buße und Erneuerung fordert der HErr. 5 ist von der Gesinnung, die es scheinbar ausdrückt]. Das Rtiuchtverk fwelches beim täglichen Gottesdienst auf dem Rauchaltar angezündet wird 2. Mos. 30, 7 ff.] ist [in der Befchaffenheit, wie das eure, wo es eine Form ohne Inhalt, und ein todtes und heuchlerisches Werk ist] mit? ein Gkenel; der Neu- nionden und Sabbathe, da ihr [nach der Vorschrift in 3. Mos. 23] zusammen kommt und Mühe und Angst habt [mit Fasten, Beten, Opfern und äußer- lichem Werkdienst«], derer mag ich nicht. ·) Das sind zwei Stücke des Teufels, Lügen und Mord oder falsche Lehre und uneechtcr Bann. (Luther’s Rand- glosse.) -— Vesser übersetzt man den letzten Theil des Verscs: Neumond und Sabbath, und (ziir Feier derselben die gesetzlich vorgeschriebene) Berufung der Gemeinde iwas diese Sachen betrifft, auf die ihr euch soviel zu Gute thut) -—- nicht mag ich Frevel und Festversammlung (den Widerspruch: auf der einen Seite dichtgedrängte Festversammlung und auf der an- dekn Seite innerltche wüste Leere und sittliche Schlechtigs seit, vermag ich nicht zu ertrageu). 14. Meine Seele tst feind euren Neumondeu und Jahtzeiten [den Feiertagen, die ihr dem Fest- kalender in 4. Mos. 28 u. 29 gemäß haltet, weil ich eure Seele nicht dabei finde]; ich bin derselben iiberdrüßig ich btirs müde zu leiden [sie sind mir eine Bürde geworden, die ich nicht länger tragen mag]. 15. Und wenn ihr schon eure Hände [im Gebet zu mir] ausbreitet, verberge ich doch meine Augen vor euch fund will die ausgebreitetenHände gar nicht fehen]; uud ob ihr schon viel betet sum durch Wortschwallzn ersetzen, was euch an Jnbrunstfehlt], höre ich euch doch nicht; denn eure Hände sind [in Folge der vielen wider das fünfte Gebot be- gangenen Sünden, wenn es auch noch nicht zu einer eigentlichen Mordthat gekommen wäre] voll B o Die jüdische Geberde bei feierlichem Gebet war das Ausbreiten der auseinander gehaltenen, zum Himmel emporgereckten Arme (2. Mos. 9, 293 I. Stdn. s, 38), die Stellung eines Menschen, der gleichsam die aus der Höhe ihm zugeworfene Gabe auffangen will. Christen dagegen pflegen die Arme mit den Händen verschränkt zum Himmel emporzuhebem wobei sie die Finger zum Zeichen des gebrochenen Herzens brechen und ein fünf- faches Kreuz bilden, zur Erinnerung an die im Namen Jesu ihnen zugesagte Erhörung. 16. Waschet euch sdurch Vergießung reichlicher BnßthränenL reiniget euch [durch aufrichtiges Be- kenntniß eurer Schuld und Missethat], thut [durch brünstige Bitte um Vergebung] euer böses Wesen von meinen Augen sdaß es aus meinem Seh- bereich verschwinde], lasset [durch Fassung ernsten Borsatzes der Besserung] ab vom Bösen; 17. Lernet sindem ihr dann auch haltet, was ihr versprochen habt] Gutes thun [denn das ist eine Kunst, in der man nicht durch eine augen- blickliche Entschließung, sondern nur durch beharr- liche, tägliche Uebung zum Meister wird; und da gehet vor allem ihr höheren Stände, die ihr das Regimeni führt, den andern mit gutem Exempel voran] trathtet nath Recht snehmt vermöge des Amts, das euch vertrauet ist, euch wieder der Rechtspflege an, die jetzt so tief darniederltegt«k], helset dem Unterdrückten snach andrer Auslegung: bringet zurecht den Gewaltthätigen, haltet ihn durch strenge Zucht in Schrankem daß er seinen Muthwillen nicht üben kann], schaffei den! Waisen Recht [während, wie es gegenwärtig siehet, Gottes besondere Schützlinge L. Mos. 22, 21 f. mit ihren Klagen gar nicht einmal gehört werden], und helfet der Wittiven Sache [daß sie zu ihrem Rechte ge- langen"]. «) Daß aus der Wurzelerniahnungx ,,lernei Gutes thun«, vier Zweigermahnungen hervorgehen, welche die Rechtspflege betreffen, erklärt sich daraus, daß kein an- drer Prophet ein so scharfes Angeumerk auf Staat und Gerichtswesen hat, wie Jesaias Er unterscheidet sich dadurch von seinem Zeitgenossen Micha (2. Kön. 15, 36, Anm.), dessen Charakter mehr allgenieimethisch ist, der des Jesaias dagegen allseitig-v olitisch. (Delitzsch.) «) Die Bekehrung hat zwei Momente: Buße und Erneuerung; diesen beiden Stücken entsprechen die Sätze in den beiden Versen 16 u· I7. Die Buße ferner sucht erstlich Sündvergebung, und faßt zweitens den Vorsatz der Besserungz diesen beiden Punkten entsprechen die zwei Hälften in V. 16. Wenn aber danach V. 17, der die Erneuerung zum Gegenstande hat, nur von den Pflichten der Liebe gegen den Nächsten spricht, so schließt dies die Gebote der ersten Tafel und deren Erfüllung in stch; denn wer nun hingeht auf diese Erinahnung und thut, was ihm hier gesagt ist, der hats ja dann in der Liebe zu dem Ermahner gethan. (Drechslek), 18. So kommt dann uud laßt uns [in anderer Weise, als es bisher geschehen, wo ihr mit eurer Selbstgerechtigkeih die doch nichts als eitel Schein- gerechtigkeit und blnttriefende Ungerechtigkeit ist, den Proceß verlieren mußtet] rechten, spricht det HEte [der Ausgang unsers Rechtssireits aber wird sein, daß, wie ihr von dem Bösen, so ich von der Strafe lasse. Ja noch mehr: ich will eure Sünde nicht allein ansehen, als wäre sie nicht, sondern will sogar sie in ihr Gegentheil verwandeln] W e tin eure Sutide gletch blutroth ist [V. 15], spit s» IN! schUMvktß lPs-51-9] werden; und toenn sie gleich ist«, wieRosinfarbef soll ste doch [so lichtweißj wie [die vom Wäscher gereinigte] Wolle [Dan. 7, 93 Ofsenb. I, 14] werden. «) R osin farb e ist bei Luther das Karntoistnroth eine aus der Kermess oder Karmoiftn-Schildlaus (coccus jtjcis L) bereitete hochrothe Farbe. Nun ist ein eigen- thümlicher Streit unter den Erklärerm ob Luther bei dein Worte an die Farbe von Rosen oder an die von No« sinen edacht habe; man hat bei ersterer Ableitung an die rot braunen, den Rosinen ähnlichen Larven der Schildläufe gedacht, es ist aber das Wort ursprünglich das vom mittelhochv röse abgeleitete Adfeetiv röstky das an und für sich schon rosenroth, rosig oder rosenfarben be- deutet. (Jütting.) Daß das Werk der Gnade, welches 6 Jesaikk i, 19 «—- 31. Gott verheißt, als Wandlung aus Noth in Weiß dar- gestellt wird, hat nicht minder tiefen Grund in der Far- bcnsymbolid als wenn in der Osfenb. St. Joh. (Kav. 19, 8; 13, 4i die Gewänder der Heiligen glänzend weiß sind, das Gewand Vabylons dagegen purpuru und fcharlachcm (Delitzsch.) II. Wollt ihr mir [daun in dem, was ich euch hier geboten und angeboten habe] gehorchen sdctß ihr jenes V. 16 f. thut und dies V; 18 annehmet], so sollt ihr· [abgesehen von dem inneren Her: zensfriedem der aus eurer Rechtfertigung hervor- gehen wird Rom. 5, l., auch den in Z. Mai. 25, 18 ff.; 26, 3 ss.; 5. M. 28, i ff« verheißenen äußeren Glückfiand wieder erhalten und] des Lan- des Gut genießen swahtend ihr jetzt eures Landes nicht recht froh werdet V. 7 ff.]. Erfüllt hat sich diese Zufage an Hiskia und den Gläubigen unter feinen Zeitgenossen. Hiokia hatte schon vordern sich ivillig bewiesen zu hören; darum wurde die Strafe, die im Ganzen und Großen nicht aufgehoben werden konnte, weil das Volk eben seiner Gesainintheit nach eine ivesentliche Veränderung tiiclyt verspüren ließ, ihm zu lieb verschoben und er für seine Person ivirklich im ruhigen Besitz und Genus; des Landes auf die Dauer seines Lebens belassen: L. Kön. 20, 6; 2. Chron. 32, AS. Etwas Aehnliches gcfcheih auch itaihher an Josiat Z. Kön. 22, 18 ff. (Drechsler.) 20. Weigert ihr euch aber sauf die Anerbie- tung meiner Gnade einzugehen], Und seid Unge- horsatn sder Stimme, die euch zur Buße und Be: kehrung ruft, fahret dagegen fort in euerm bösen Wesen] so sollt ihr [statt des Landes Gut zu essen V.19, vielmehr selbstj vom Schwertgefresfen werden swie fchon in Z. Mos 26, 25 gedräuet wird; und das ist kein leeres Wort, über das man mit leichtem Muthe sich hinwegsetzen könnte, sondern wird ge- wißlich zur Ersüllung kornmen]; denn der Mund des HErrn sagt es. Hi· V. 21—3t. Ein: so frltdliche Lösung des Mißver- hciltuifsro zwisktieii Sehooah und seinen Xiiiidrru ifi jedoch nicht zu erhoffen; denn Jerusalem iti allzutief wartet, die ursprünglich ano lauter iiihtrm Silber gebildete Gemeinde zur bloßen Sihlaclte herabgesunken und das Voll: des Hexen( so bunt) und duckt) orrsiilschn das; ro sehn-erlitt) - den Weg der Gnade, der ihm angeboien wird, erwählen T mag. Jehooah muß daher eines; andern Liiitelg der « Znrcrhtbriuguug sitt) bedienen: Rettung durch Gkrlthi hindurch ili uorh dcr einzige Weg zur Erhaltung der Ge- meinde, die nach Jerusalem sich nennt. Ja driu xskiirr ; drr göttlichen Strasgerichie nun, die da tioiniutn werden, . wird zwar der iibrig geblicbene unvergänglich: Eiern der Gemeinde sitt) iiryflallisiren und diese solch: Uiihter und Horaisan, wie ne vordem sie gehabt, schließlirti wieder be- nommen; jcne Jurürttsiihruiig Jerusalems aber auf das edle Metall ihm wahren Wesens; lianu nur eine un— witderbriiiglime Verbrennung alles falsthtu Wesens und aller derer, die von demselben angesteckt sind, zu ihrer Voraussetzung haben. 21. Wie gehet das zu, daß die [vortuals, unter David und Salomo und anderen gottesfürchtigen Regentem so] fromme san dem Bündniß Jehovcks mit ihr unwandelbar festhaltendej Stadt [Jeru- l festem] zur Hure worden ist [die es mit fremden Göttern hält und mit allerlei Siinden und Schauden sich befleckt 2. Mos 34, 16 Anm.]? Sie war sdazumalj voll Rechts, Gerechtigkeit wohnte drinnen sals an ihrer Heimathsstätte], nun aber [hausen daselbst] Mörder! svon Profefsiom die alle Sünden wider das fünfte Gebot zunftartig betreiben B. is] 22. Dein Silber [das, was an dir ehedem Silber war, das aus treuen Knechten des HErrii bestehende Geschlecht, deine Priester und Fürsten] ist Schaum worden szu Schlacken oder solchen unedlen Metallen herabgesunken, wie sie vom Silber durch Schmelzung ausgefchieden werden], nnd dein Gettånt sder edle Wein, den du ehemals in der Kraft der bei dir herrschenden Tugenden darstelltesis mit Wasser? vermischt [wie betrügerifche Kaufleute ihn in den Handel bringen]. 23. [Oder, damit ich es ohne Bild und Gleich: niß sage, was ich meine, vgl. V· 7:] Deine Fürsten sind [in ihrem Verhältniß zu Gott] Ab- triinnige nnd [in ihrem Verhältniß zu dem Nächstenj Diebsgcfellen [indem sie durch Geschenke von ge- raubtem Gut sich zur Ungerechiigkeit gegen die Be: raubten erkaufen lassen], sie nehmen alle seiner wie der andere] gerne Geschenke, und trachtet: nach Gaben [gehen gierig auf Bestechungen zur Befrie- digung ihrer Habsucht aus], dein Waisen [oon dem sie keinen Vortheil ziehen können] schaffen sie nicht Recht, nnd der Wittlven Sache [bei der auch nichts für sie abfallen würde] kommt [gar] nitht seist] bot sie. Wohl waren die Zeiten, welchen unsre Rede ange- hört, die Zeit der Regierung des hie-tin, im Vergleiche zu andern Zeiten unter andrer Regierung und in Hin« ficht auf geivisse Seiten des öffentlichen Lebens gut zu nennen; aber wer vermag eingerosietes Verderben völlig zu heben? war ja doch Ahas vorhergegangen! Und noch bei weitem mehr gilt die Bemerkung, daß der Propbet Israel, wie es wirklich war, mit Israel, wie es fein sollte, vcrgleicht Darum ähnliche Rügen, auch aus Hiokias Zeit, lesen wir bei Micha Z, I ff.; 6, 1() ff. (Drechsler.) 24. Datum [weil bei der großen Masse des Volkes das in V. 16 ff. angebotene Rettungs- niittel doch vergeblich und eine Rettung durch Ge- richt hindurch das einzige Erhaltungsmittcl der Gemeinde ist] spricht der HErr [der iiber die ganze Welt herrschet und mit feinem Besitz keineswegs an Israel gebunden W, HErr Zebaoth sder Heer- fchaaren genug zu feinem Diensie hat, um die Ge- richte seines Zorne-s zu oollstrecken], der Miichttge in Israel [der, wie er vorhin seine Allgewalt zu Jsraels Erlösung bewiesen, so nun auch zu Jsraels Vernichtung sie gebrauchen kann]: O weh swenn nun über dich kommt, was ich bei mir befchlosseii habe]! Jeh werde mich trösten smeinen Zorn an der zur Hure gewordenen Stadt V. 21 stillen] durch meine Feinde ldie ChaidäerL und mich ssiir Rettung durch Gericht hindurch ist noch der einzige Weg zur Erhaltung der Gemeinde. 7 das schwere, mir angethane Unrecht des Treubruchsj rathen durch weine Feinde kzu denen ich nunmehr mich halten werde, statt zu meinem Volk in Jeru- falem]; 25. Und tnnß [statt sie in Gnaden dir entge- genstrecken zu können] meine Hand wider dich kehren, nnd sdoch soll bei all diesen Ziichtigungem die ich in Beziehung auf dich vorhabe, die Strafe nur Mittel, dein Heil dagegen der Endzweck fein. Ich will nämIIchJ deinen Schaum auf-s lauterste fegen [die Gottlosen in deiner Mitte im Schnielzofen der Trübsal vernichten, damit das Silber, das in dir noch vorhanden, d. i. die Zahl der wahrhaft Frommen und Gerechteiy zu Tage trete], und alle dein Zinn [alle die Heuchlen die von außen schön gleißen, aber mit ihrem Herzen die Kraft der Gott- seligkeit verleugnen L. Tini. 3, h] wegthnnz Tit. Und dir wieder Richter geben, wie zuvor sin der Zeit unter Mose, Josua und den ersten Richtern 2. Mos. 15, 1 ss.; 24, 3 ff.; Jos. 24, 15, ff; Richt 2, 6 ff] waren, und Rathsherren, wie im Anfang [zur Zeit deines geiftlichen Braut- sickndes Jerem. L, 2 f.]. Alsdann wirst du Weder, wie ehedem V. 211 eine Stadt der Gerechtigkeit, und eine fromme [ihrem himmlischen Eheherrn treu ergebene] Stadt heißen. Israel ist ganz, ist in seiner Substanz selbst ausge- artet und degenerirt (schlccht geworden) Da haben bis- her alle Strafen nichts geholfen tV. 4—9); selbst die Mittel des Heils hat ihre radikale Vecderbtheit zu nichte zu machen gewußt (V. 11--15). Man sollte glauben, unwiederbringlich sei Israel verderbt, rettungslos cor- rumpirtz aber -— was gilts? — der HErr der Heer· schaaren bringt sie doch wieder zu Kräften! So unend- lich weit auch Jsrael, wie es jetzt ist, von Israel, wie es ursprünglich war, abgetominen zu sein scheint, jedennoch soll es dem HErrn nicht zu schwer sein, sie adjntegrum zu reftituiren (in ihren urspriinlichcii Stand wieder herzustellen) Was nun die Ersiillung des an vorlie- gender Stelle Verheißenen in dem historisch Gewordenen betrifft, so betrachte man zunächst die Zeit nach dem Exil: wirklich kann man von dieser Zeit sagen, daß da- inals vielfach im cigentlichstcn Sinne das Alte neu wurde, das Ursprtingliche wiedertehrta Was Moses —— Josua als Gründe: gewesen, das war Esra als Wiederher- steller; wie Moses Aeltcste eingesetzt hatte (2. Mos. 18, 21), so stellte Esra sie wieder her fEsra 7, 25), und wirklich hielten die Aeltesien von nun an im Vergleiche zu den Zuständen vorexilifcher Zeit an Gottes Wort und Iehovas Dienst fest. Auch ist das nicht zufällig, daß in unsern Versen nirgends von Königen oder einem König die Rede ist, sondern nur von Richtern und Raths- herren; denn auch in dieser Beziehung war ja mit dem Erile das ursprüngliche wiedergesehen das Königthum nicht wieder hergestellt worden. Welch bedeutenden Schritt darnach die Weissagung mit Christi Erscheinung ihrer völligen Erfiillung entgegenthat, braucht nicht mit vielen Worten auseinandergesetzt zu werden; es genügt, in dieser Beziehung nur zur zweiten Hälfte des 26. Verses die Parallelen anderer, von den messianischen Zeiten und Zuständen handelnden Prophezeiungen anzuführen: Jerem.33, 15 f. 23, 5 s.; Pf. 72, I f.; Jes. t1, 3 «; 32, 16. Ebenso ist aber auch ohne iveitläusige Darle- gung klar, wie sehr bei alledem eine vollständige und adäquate (anvassende) Erfiilliing bis auf den heutigen Tag noch nicht eingetreten sei. (Drechsier.) 27. Zion [soweit es in Wahrheit noch Zion und nicht bereits ein unwiederbringlich verlorenes Geschlecht von Abtrünnigen ist] muß [so lautet überhaupt das Gesetz für die weitere Geschichte des ,Reiches Gottes in Israel] durch Recht erldset fdurch ein Strafgericht der göttlichen Gerechtigkeit von den Banden, die es jetzt geistlich gefangen hatten, frei gemacht] werden, und ihre Gefangenen fnach der Lesart des GrundtextesH ihre Zurück- « kehrenden, d. i. diejenigen aus ihrer Mitte, die durch Buße und Bekehrung wieder zu einem Zion, zu einer Stadt des lebendigen Gottes werden, müssen] durch Gerechtigkeit [durch ein göttliche-s Gnadenwerb welches Gerechtigkeit schafft, in den richtigen Stand znrückgebracht werden«] 28. fund bei jenem Strafgerichte der gött- lichen Gerechtigkeit, welches diesem Heilswerke der göttlichen Gnade vorarbeitet, wird es dann ge- schehen] Daß die Uebettreter [die Abtrünnigem die innerlich von Jehova sich losgesagt haben] nnd [die] Sünder [die in offenbaren und herr- schenden Sünden dahin leben] mit einander zer- brochen [oder zerscheitert] werden, nnd [daß] die den HEtrn verlassen [in der einen oder andern Weise sich Gott entfremdet haben und nicht mehr zu ihm zurückzubringen sind], umkommen [wäh- rend sie jetzt in hohen Ehren stehen]. Je) Luther hat nach der Septuaginta über-seht, welche RJTZVZJ gelesen zu haben scheint statt ITZTYI -—- W) Ins« dem Gott in feiner strafenden Gerechtigkeit sich offen- bart, erwirit er eine Gerechtigkcih iveiche denen, die jener entnommen, als Gabe der Gnade zu eigen wird. Der Begriff der Gerechtigkeit ist hier auf nentestatnenti lichem Wege: seine Vorderseite ist gesetzlich feurig, seine Kehrseite ist evangelisch licht; hinter dem Zorne ist als lctztes Agcns (was da treibt und handelt) die Liebe ge- borgen, wie hinter Geivitterwolkeii die Sonne. (Delitzfch.) 29. Denn sie svon denen ich eben geredet habe V. 281 tniissen zu Schanden werden über den Eichen, da ihr [mit euch selber, die ich im Sinne habe, rede ich nun und wandle meine Aussage ZU? AUspMcheJ Lust zn habt [als- zu den Gegen- . ständen eurer abgöttischen Verehrung], und [müsset] schamroth werden über den Gärten, die ihr er- wiihlet sum daselbsi euer götzeiidienerisches Wesen zu treiben]; sit. Wenn ihr sunter dem Strafgericht gött- licher Gerechtigkeit verschmachtend und verkornmend] sein werdet, wie eine Eiche mit dürren Blättern [an der das Feuer einen leicht entzündlichen Brenn- stoss findet] und wie ein Garten ohne Wasser [der, weil ihm aller Zufluß von Lebenskräften fehlt, gar bald zur Wüste wird]; 31. Wenn der· Schuh seuer Abgott, auf den ihr euch verließet und mit dessen Hilfe ihr meintet, den Gerichten Gottes Trotz bieten zu können] wird 8 Jesaia 2, t——6. fein wie Werg, und fein Thau sder Dienst, den ihr ihm geleistet, eure Abgötterei-Sünde] wie ein Funke [der zündend in den nichtsnutzigem leicht brennbarett Flachsabgang hineinfährt], nnd beides mit einander angezündet werde szu einem fo neächtk gen Brandes daß niemand [ihn] lösche szu löschen vermöge] Ein kleiner Funken verzehrt auf einmal einen großen Haufen Werg, und je größer dieser Stoff ist, desto größer und unauslöschlicher wird das Feuer. So geht der Sünder unter mit seinen Werken und durch seine Werke. (Schmieder.) Das 2. Kapitel. Izerus der Heiden un der Juden statt. nachdem wir mit der Eröffnungsrede drs vorigen Kavitrls dir Vorhalle nun hinter uns haben, trrtrn wir mit drm vorliegenden Kapitel in das Innere drs Buches ein. Dir erste Rede die nus da begegnet und dir nun) durlh dir niicljslfotgendrn Kapitel sitt) fortzieht, gehört in eine Zrit, wo Jlada nnd Jerusalem in hohen! äußertlchem Woblstandr net) befanden, aber auth mit ihrer Kusartung in welt- förmiges Wesen des HGrrn Strafgerichte rntgegrnrristem Juden: aber Jerusalem gerichtet wird, wird es gehustet, und indem es gesichtet wird, wird es gerettet und verherr- licht: wie fiel) jetzt die gerichtsrrife widergöttliche Herrlich— bcit dascllsst ronrentrirh so wird sich in ihr einst auch das sticht der nettzeitigen wahren Jtjcrrlichltrlt ronrrnlrirrn Un— sannnendrättgrnx I« d.1—22. Der Vrophet hebt mit einem Ausspruch seines Zeit- und Amte-genossen itiicha an, drr Ssrarls endzeitige wahre Herrlichkeit in dem erhabenen und wrttunifassetldrn Berufe dieses Volkes in prägnanttr (virl- sagrndrrs Kürze darlegt, stellt dann dir jetzt beiden) Volke Gottes im Schwatlgr gehende fal sehr Herrlichkeit, die das gerade Gcgentheil der wahren ist und mit Nach— ahnnmg fremder dlnsntru and Jtubrtuug hridnischrr Götter Hand in Hand geht, statt daß umgekehrt das Voll: Gottrs berufen ist, den Mittelpunkt alter andern völtter zu bilden und von aller Welt ausgesucht zu werden, gegenüber, nnd zeigt, wie das ein grrikhtsreifrr Zustand ist. Ohne weitere Vermittelung fiihrt cr dann das Gerirhi selber vor, wie das stiller Einbilduug noch jetzt so hrrrliktsr Voll; steh fchimpslich vkrttricchrn muß, wenn nun Jrhovcks non ihm verwerfe-te tjrrrltnsteeit sich offenbaren wird, nnd wir es dann mit den Götzen so ganz ans sein wird, daß man die, vor denen Hohe und Uirderr sich jetzt blieben, rrzürnet über dir imglslrlifelige Täuschung, in der man tnit ihnen befangen gewesen, von sich wirst and sle den Augen des Richtrrs in den Eöctjrrn der Maul— tviirfc and Flrderlnlilisc zu verbergen sucht, um darnach « iu Steinrilzra und Fclslllsiften sitt) srlbrr zu verbergen. 1. Dies swas in Kap. 2—4 und dann auch in Kap. 5 oerzeichnet sieht] ist’s [in Summa], das Jesaia, der Sohn Amog [Kap. 1, 1], sahe-«· sznr Zeit der Regierung des Königs Jotham 2. Kön. l6, Z. Anm., etwa um das Jahr 750 v. Chr."] von Juba und Jcritsalemttiä V) Wenn Nienfcheti mit einander reden, so werden die Worte nicht geschaut, sondern gehört; wenn aber Gott mit dem Propheten redet, so geschieht es in einer übersinnlichen Weise und der Propbet sch aut es. Denn der Geist hat zwar so toenig Augen als Ohren; aber der für Wahrnehmung des Uebrrsinulichen befähigte Geist ist ganz und gar Auge. (Deli sch.) — ») Zwar fällt nach dem auodrücklichen Zeugni se des Jeremiao(Jer.26, 18 f.) die Weissagung Michael , auo welcher die in unser Oratel (V. 2 ff.) aufgenommenen Worte hergenommen find (2. Kön. 15, 36 Anm.), in die Zeit des Hiskiaz da in- dessen das Buch Micha ein Ganzes bildet, mit welchem der Prophet das, was ihm während der ganzer: Dauer seiner prophetischett Wirksamkeit war geoffenbart worden, am Schluß derselben als in einer Quintessenz sHaupti Summa) niedergelegt hat, so kann jedem einzelnen in dieser Sammlun enthaltenen Stücke mit gleichem Rechte ein doppelten atnm beigelegt werden, eins nach dem Zeit- Punkte der ursprünglichen Offenbarung. ein anderes in Rücksicht auf die Zeit der Veröffentlichung durch Heraus« gabe oder Vorlesung des Ganzen. In letzterem Betrachte nun konnte der Abschnitt in Biicha 4, I ff. recht wohl in die Zeit unter Hiokia versetzt werden; nichts desto weniger aber kanner füglich bereits unter einem der früheren Könige das erste Mal gesprochen worden sein. Und da ist vielleicht die Zeit, in welcher Jotham für seinen kranken Vater die Regentschaft führte (2. Kön. 15, 5), diejenige, in welcher Piicha seine prophetische Wirksamkeit eröffnet (Micha 1, I) und auch den in Rede stehenden Aus: spruch vom HErrn empsau en hat (760 v. Chr.); Jefaia aber, der erst zwei Jahre später berufen ward (2. Kön. l5, 7 Anm.), nimmt ein Jahrzehnt nachher das Ver· heißnngswort seiner! Zeitgenossen wieder auf, um Jsraels wahre und falsche Hetrltchkett gegen einander zu halten (Kap. 2——-4) und durch die Nachweisung wie der Weg von der letzteren zur ersteren durch das Gericht einer Verwüstung über Jehooad Weinberg hindurchgehe (Kap. 5), die Gefchichte seiner eigenen Berufung vorzubereiten (Kap. 6). —- «"«·) Die folgenden Kapitel setzen den Zu« stand des Volkes alo einen blühenden, glücklichen voraus, Israel aber treibt mit den Segnungen des HErrn Miß- brauchz ed herrscht Luxus im Lande und die Gesinnung fleischltcher Sicherheit, die ded HErrn in solchem Stande gar nicht weiter zu bedürfen meint, sondern auf den Reich« thum und die treffliche Kriegsverfassuttg sich verläßt. Das alles paßt besonders auf die Zeit unter Usia und Jotham (2. Kön. 14, 22 vgl. mit Kön.10,22; 2. Chrom 26, 5 ss.). · 2. sHören wir zuerst, was in Micha 4, 1—-3 oou Jsraeks wahrer Herrlichkeit, von seinem, als des Volkes Gottes, erhabenen und weltum- fassendeu Berufe bereits gesagt ist:’] Es wird zur leisten Zeit« der Berg [Zion, in Verbindung mit dem Berge Morija gedacht Pf. 76, Z; 78, 68], da des HEtttt Haus [die einzige Stätte des wahren Gottesdietistes aus Erden] ist, gewiß [in dieser seiner, jetzt noch verborgenen Herrlichkeit auch all- gemein anerkannt] sein, srvird in Folge desseu, auch äußerlich anzusehen] hoher, denn alle Berge [feiu,’«" die jetzt noch mit ihren mächtigen Höhen und weit aufsteigenden Gipfeln scheel und höhnisch auf den kleinen Kalkberg herabsehem den Jehooah sich erkoren Pf. 68, 16 f«]- and aber alle Hügel erhaben werden sfo daß keine Höhe irgend welcher Art jenem Berge an Höhe mehr gleich kommt oder gar ihn überragt, und auch die äußere Erschei- nung dem inneren Wesen und Werthe entspricht Hefer. 40, 2; Such. 14, 10]; und werden alle Heiden [ihre Götter und deren Stätten der An: betung oerlassend] dazu laufen [wie die Wassev Erste Rede des Propheten. Gerichtsverkiindigung an das abgöttische jüdische Volk. 9 fiutheii allzumal ihrem Samml- und Einheits- punkte, dem Meere, zuströmenfs Z. Und fes werden] viel Völker hingehen lstait daß jetzt nur erst Ein Volk nach Zion zu den Festen VES HEXEN WAUfODVMJ- Und lsich gegenseitig auf- munternd eines zu dem andern voll Heilsbegierdej sagen: Kammer, lasset uns auf den Berg des HErrn gehen, zum Hause des GOttes Jakob, daß er uns lehre seine Wege [wie er in seinem Wort sie dar- gelegt und vorgezeichnet hat], und wir [darnach als seine gehorsamen Schüler auch] wandeln auf seinen Steigen [die wir bisher alle in der Irre gegangen sind und ein jeglicher auf seinen Weg gesehen haben Kuh. 53, 6! Ein solches allge- meines Wallfahrten der Völker nach Jerusalem zur Ergreifung des Heils ist aber ganz in der Natur der Sache begründet] Denn [also lautet das Grund- gesetz für die Entwickelungsgefchichte des Reiches Gottes auf Erden-J von Zion wird das Gesetz [die Unterweisung auf alle Fragen, die der Mensch an Gott zu stellen hat] ausgehen, und des HErrn Wort [das, wie es ehemals die Welt geschaffen, so auch den Menschen geistlich umschafst] von Je- rusalem [so daß also, was die Völker wahrhaft glücklich macht, allein von Zion-Jerusalem her- kommt Joh. 4, 22z vgl. in Beziehung auf die Erfüllung Luk. 24, 47; Joh. 12, 20 ss.; Apostelg 2, 5 ff.; 8, 26 ff] 4. Und er [der HErr, dessen Wort seiner Offenbarung die Völker sich so zu lern- und heils- begierigen Schülern hergeben] wird sfortan ver- möge dieses feines Worts, das zur höchsten richter: lichen und schiedsrichterlichen Jnstanz für sie wird] richten unter den Heiden, nnd strafen viel Völker [indem er alle ihre Zwistigkeiten auf sriedlichem Wege beilegt]. Da werden sie [weil es bei dieser friedestiftenden Macht des göttlichen Worts, der sie alle willig sich uuterordnen, nicht mehr eiserner Waffen zum Austrag ihrer Streitigkeiten bedarf] ihre Schwerter zu Pflugschareu und ihre Spieße zu Sitheln machen [und nur noch Werkzeuge fried- licher Arbeit kennen]. Denn es wird kein Voll ttvider das andere kfernerhinj ein Schwert auf- heben [um es iiu Kriege zu bekämpfen, der, so sehr er auch jetzt noch ein göttliches Zuchtmittel zum Segen der Völker in, doch seinem Ursprunge und ganzen Wesen nach die innerliche Zerriittung der Menschheit bekundet und am Ende der Tage wieder aufhören inuß], und werden fort [in dem neu anbrechenden Zeitalter der göttlichen Reichs: gefchichtel nicht mehr kriegen lernen Kriege-exer- citien treiben H] «) Es ist der Geist der Propheten, welcher hier ein bereits vorhandenes Prophetenwort dem Geiste Jesaias in Erinnerun bringt und zum Ausgangspunkt der fol- gends in Jesaias Geiste hervorgetriebeiieii Gedanken macht. Die entlehnte Verheißung sieht hier gar nicht iim ihrer selbst willen da, sie ist nur das Selbftbegriiw dungsiiiittel der folgenden Erinahnniig und Gerichtss Drohung, durch welche hindurch die jcsaianische Rede zu einem, mit dem fremden Anfang kreislinigt in einander laufenden selbsteigeiien Schlussc (Kap. 4, 2 ff.) empor- strebt. (Deli;zfch.) —- ") Die Formel: zur letzten Zeit wörtlich: am Ende der Tagex bedeutet immer den letzten Zeitraum des vom Propheten gerade über- schatiten Theiles der Volks· oder Reichsgeschichte Jsraels· Bei Jakob in l. Mos 49, 1 bedeutet sie den Zeitpunkt der Besitznahiiie Canaans durch seine Nachkommem weil Jakobs Fernblick mit diesem Ereignisse die letzte Grenze der ihm gewordenen Offenbarung beginnen sah; bei Jesaias dagegen ist »das Ende der Tage« immer der Anbruch der« messianischen Zeit, welche bald die Periode der Menschwerdung Christn bald die Vollendung seines Reiches umfaßt. — XVI) Der Grundtext besagt, wört- lich übersetzt: Der Berg des Hauses des HErrn wird gestellt sein auf das Haupt (d. i. an die Spitze) der Berge, womit nicht blos eiiie Erhöhung des Tempelbrrgs im Bewußtsein der Völker, sondern auch in phhsischey änßerlicher Wirklichkeit geiveissagt wird. Die Frage, wie das schon diesseits sich verwirk- licheti könne, da es eine Umwälzung der ganzen gegen- wärtigeii Erdoberfläche zur Voranssetziing haben würde, erledigt fich dadurch, daß der Prophet bei diesen Worten nach einer andern neuen Ordnung der Dinge hinaus- schaut, in welcher der Berg Zion als Mittelpunkt der Welt anch sichtbar sich auszeichnen wird (Offenb. l, 10 f.): er unter den Höhen der Erde die höchste, um ihn her die übrigen Höhenziige sich lagernd, als Aus· strahlungen gleichsam von ihm ansgehend und nach ihin hin auch wieder zusamnienlanfend —- -i-) Wie Vordem die Menschen in der Ebene Sinear einander entfremdet wurden und die Völker entstanden (1. Mai. 11, 1 ff)- fo werden die Völker dereinst auf dem Berge des Hauses Jehovalys stch znsainmensinden und da wie Glieder Einer Familie wieder befreunden; und« wie Bube! (d. i. Verwirrung: l. Mos. 11, 9) der Ort war, von wo der Strom der Völker in alle Welt auseinander ging, so wird Jerusalem (d. i. Friedensstättc I· Mos 14, 18 Anm. I) der Ort, wohin der Strom der Völker mündet nnd stch wieder vereinigt— -H-) Diese Verheißnng geht auf die Vollendung des Himmelreichs, wenn das Gericht über die Heiden (Osfenb. 20, It) gehalten und nur noch Brod und Wein zur ewigen Feier des Bundesmahles (Luk. 22, 18) nöthig fein wird. Jm Keime begann die Erfüllung bereits bei der Geburt des Friedensfiirsten (Luk. L, l4), und wird durch die stille Geduld der Hei« ligen (Matth. 5, s) täglich inehr dargcstelln Z. Kotnmet ihr nun lzuerst zu jenem Berge V. L, den ihr bereits in eurer Mitte habt und nicht erst von weit her zu ihm pilgern dürft, wie die anderen Völker, ihr] vom Hause Jakob, laßt uns [jetzt schon] wandeln im Lichte des HErrn finden: wir uns durch sein Wort erleuchten nnd durch einen Geist auf den rechten Weg bringen lassen, damit die Heiden in Ergreisung des Heils uns nicht zuvor- kommen]. h. Aber [was will ich dies Volk zum Wandel in deinem Lichte, o HErrl ermahnen, sehe ich doch im Geiste schon, wie ans gerechtem Gericht] du haft dein Volk, das Haus Jakob kdae du hast niit so vielen Gnadenwohlthateu überschüttet] lassen fahren fund damit umgehen, sie in die Gewalt der Heiden dahin zu gebenjz denn sie treibend mehr [in Ueppigkeit und Siiiide], denn die gegen den l0 Jesaia S, 7—22. 3,1-—7. Aufgang snach andrer Uebersetzungx sie sind an- gefüllt mit morgenländischein Wesen], und sind Tagetvcihler [3. Mos 19, 26; s. M. 18- 10. 14], wie die [im Niedergang oder Westen hausenden] Philister sunter denen Zauberei nnd Wahrfagerei znnftmäszig betrieben nsird], nnd machen der fremden Kinder viel [im Lande, indem sie mit gebotnen Heiden zu verbotenen Ehen sich ver- binden]. 7. Jhr Land ist [in dieser Zeit, wo Salomos Herrlichkeit unter Us"ta’s langjährigem und kräftigem Regiment wieder ausgelebt, vgl. Einl. zu L, Kein. 15, 32 ff] voll Silber und Gold, und ihrer Sehiitzc ist kein Ende; ihr Land szu einem weite: ren bedenklichen Anzeichen von dem Vorhandensein alles des, was zum Abfall reizt S. Mos. 17, 16 f.] ist voll Rossn nnd ihrer [Streit-] Wagen ist tein Ende. 8. Anch sfehlt es nicht an Beweisen, daß der Abfall bereits gefchehen; denn weiter] ist ihr Land voll Einen, nnd [sie] beten an ihrer Hände Werk, welches ihre Finger gemacht haben. I. Da [oor solchem Werk der eigenen Hände] bitrlet sich [anbetend] der Pöbel sdas gemeine Volk], da deinitthigen sieh sstatt vor dem HErrn, dem allein wahren und mächtigen Gott] die Junker Idie Vornehmen und Hochgestellten Pf. 4, 3 Anm.]. Das seinen so schxnählichen Abfall, bei welchem die Ehre deines hochheiligen Namens auf dem Spiele sieht] wirst du sHErrJ ihnen nicht vergeben link:- dern mit schwerem Strafgericht über sie herein- brechen]. 10. [Siehe, vor nieinein Seherange sieht es als leibhaftige Gegenwart schon da, dies kommende StrafgerichtU Gehe fvor der Ueber-macht der wider dich heranziehenden Feinde] hin in den Felsen sdu vermeintlich so herrliche Nation] nnd Verbirg dich in der Erde [wie in den Tagen Midians nnd zu andern Schreckenszeiten gefchehen Nicht. 6, L; 1- STIM- 13- 6], vor der Furcht des HErrn sdie er mit seinem richterlichen Erscheinen vor sich her verbreitet] nnd vor feiner herrlichen Majestcit fdie er im Fenerglanze feines Zorns nun offenbaren wird]. 11. Denn alle hohe sstolz emporgeworfene] «« Augen [derer, die jetzt mit vornehmer Verachtung ; an dem Tempel des HErrn vorüber-gehen und da: gegen vor den Götzen sich bücken V. 8 f.] werden geniedrigt werden, nnd was hohe Leute sind [die sich ietzt briisteit mit ihrem Reichthum und ihrer Kriegsstärke V. 7], wird sich swider Willen vor dem HErrUJ bücken müssenz der HErr aber [den man so gering achtet, daß man alles Eitle und Nichtsntttzige ihm VorziehtJ wird allein hoch sein zu der Zeit. 12. Denn der Tag des HEtrn Zebaoth fda er Gericht hält] wird swie ein Gewitter, das die ( si ji i trifft, vernichtenDJ gehen über alles Hosfårtige und Helle, nnd über alles Erhabene [das sich nicht selbst hat vor ihm erniedrigen wollen], daß es snun mit Allgewaltj geniedriget werde; 13. Anch über alle hohe und erhabene Cedetn ans dem Libanon [diefe Abbilder menschlicher SelbsiüberhebrtngL nnd über alle Eichen [im Lande senseit des Jordan] in Basan [die mit ihrer Festig- keit ein Gleichniß menschlicher Unbeugsamkeit und hartnäckigen Trotzes sind]; 14. Ueber alle hohe Berge [diefe Abbild» dessen, was in der Nienschenwelt als nnerschütteik lich fes] dasieht], und aber alle erhabene Hngel [die mit ihren: scheinbar bleibenden Wesen ein Gleich- niß menschlicheii Sicherheitsgefühles sind]; 15. Ueber alle hohe Thüren: [die Fürsten zu ihrem Schutze steh gebaut haben], und über alle feste Mauern [hinter denen die Bürger einer Stadt sich geborgen wähnen]; Its. Ueber alle Schiffe im Meer [in denen man weite Fahrten unternimmt] und über alle köstliche Arbeit [in welcher des Menschen Hoch: muth den Uinsatig menschlichen Vermögens selbst- gefällig bewundert]; 17. Daß sich bücken muß [wie schon in· B. 11 gesagt] alle Höhe der Menschen, nnd demnthigew was hohe Leute sind; nnd der HErr allein hoch sei. 18. Und mit den Göfzcn swelche in der Stufen- leiter der Dinge, von denen jetzt das Land sirotzt V. 7 f., die unterste Sprosseeinnehmen und das Grnndübel aller andern Uebel sind] wird? ganz aus sein fans mit ihren Bildern und ihrem Dienst, aus selbst mit ihrem Namen und ihrem Gedächtnis- Sach. is, 2]. 19. Da wird man [dem sarkastischen Com- mandowort in V. 10 in hastiger Eile Folge gebend] in der Felsen Höhlen gehen, nnd in der Erde Klüfte ffich daselbst zu bergen] vor der Furcht des HErrn, und vor feiner herrlichen Majestah wenn er swie ein von seinem Thron zornig fiel) erhebender König] sich aufmachen wird, zu schrecken die Erde. 20. Zu der Zeit wird jedermann wegwetfen feine silbernen und goldenen Gönnt, die er ihn! ; svom Goldschiniedj hatte machen lassen sdieser un: « nützen Bitt-de, die nichts helfen, wohl aber die Flucht erschweren kann, sich zu entledigen], it! die Löcher der Maultoürfe und der Fledermanse sum sie dem Auge dessen, der mit seinen Gerichten den Götzendienern hinterdrein ist, zu verbergen] 21. Auf daß er snnn erleichtert, wie er meint, von der Last, welche die Hände, und von der Last, welche das Gewissen befchwert] möge in die Steinrifzen nnd Felsllüfte kriechen [und seine Person in Sicherheit bringen] vor der Furcht höchsten Baumspitzen nnd Mast-en am leichtesten j wenn er sich anfmachen wird zu schreiten die Erde. Die faische Herrlichkeit Jsraels trägt in steh den Zorn Gottes. 22. So lasset nun swenn ihr noch beizeiten euch eine Lehre ziehen wollet aus dem allen, was ihr hier von dem Tage des HErrn Zebaolh ge: höret habt] ab srnit enerm thörichten und verderb- lichen Vertrauen] von dem Pienschem der Odem in der Nase hat [und dessen ganze Macht und Größe auf der Stelle dahin ist, wenn der, der diesen Odem gegeben, ihn wieder hinweg nimmt Pf. 104, 29]; denn ihr wisset nicht, tote hoch er gesichtet ist sbedenket nicht, indem ihr euch auf Menschen verlasset, daß ihr da einen schlechten Grund und Boden unter euren Füßen habt] Lntbers Uebersetzung in unserm Verse beruht aus der Auffassung der Aelterem welche den Worten eine Beziehung auf Christum gaben, etwa in dent Sinne: Lasset ab, höret auf, Christum den Gottssjkenschen zu lüstern, der Odem in der Nase hat t1nd gar lleftig zür- nen und strafen kann; denn ihr wisset tiicht, wie hoch er von Gott, seinem himmlischen Vater, geliebet und geachtet wird (Ps. 8, 7; Apostelg 10, 42)· Das Z. Kapitel. Strafe der Zinbnrmherzigtieit und schritt. II— U. l-—Kap· it, l. Juden: der sit-ruhet seine int vori- gen Jtbskhnitt mehr allgemein gehaltene und ans das Ende aller Dinge hinausbliettende Gerithtgverltündiguag von dienen: anhebt, geht er speziell ausJuda und Skru- saletu ein nnd zeigt, wie die ganze itetthsherrlichieeii unter ttsiahz nnd Iothamn Regierung den Zorn Schon» iu sich trägt; wie denn der Kur-brach dieses Zorns auch bald hernach unter Khae seinen Jtnsaug uahut und unter Histtia nur eine zeitweilige Unterbrechung, lkeinc wirklich: waudeluug erlitt. Schott: wird aber dra jüdisitieu Staat iu Trümmern stürzen, ihn: alte Stützen seines Baues ent- sieheudz er wird insonderheit den obrigiteittichen Stunden, als die in das völlige Gegenthril ihrer eigentlichen Ze- siltntuung ausgeartet sind, das Urtheil sprechen, nnd die hosscirtigen nnd sinnigen Frauen durch Entuellnng und änserste Eutehruug bestrafen, so daß an die Stelle ihres erleüuuelten puheg schmaasvoller Mangel tritt und ihre eitle Gesallsnast in schimpfliche tiewerbstngswuth ntnsctstägn l. sVom Vertrauen auf Menschen, dieser Grund- sünde der gegenwärtigen, scheinbar so glücklichem in Wahrheit aber gerichtoreiscit Zeit, habe ich vorhin Kap. L, 22 abgemahnt; nnd das mit gutem Bedachh weil der Tag nicht fern mehr ist, wo euer ganzes Staats- wesen »über den Stüszen seines jetzigen Bestandes zusam- mcvbttchtil Denn siehe, der HErr svon unwider- stehlicher Allmacht, der] HEtr Zcbaoth [dem so viele Heerschaaren zu Gebote stehen Kaki. 1, 241 wird [wenn er nun zum Gericht sich rüstet] von Jerusalem nnd Juba shinwegq nehmen allerlei Vorrath [in dessen Besitz ihr euch so sicher dünket], allen Vorrath des Brods und allen Vorrath des Wassers [daß es bis zur äußersten Hungersnoth kommen wird Z, Mos. 26, 26 ff.; Jerem. 14,18; KlageL 2, 20; 4, 10], 2. Starke und Kriegsleute seitre bewährten Heerführer sammt den kriegstüchtigen Gemeinen] Rtchier [die von der Regierung bestellten Hand- haber der Rechtspflege und Verwaltungs, Propheten i 1 i ll [die Gottes Wort euch sagen, die ihr aber nicht habt hören wollenL Wabrsager [die ihr lieber ge: hört habt] und Aeltrste [die ihr zu Senatoren in eueru Stadien gesetzt], Z. Hanptleate über fünfzig sdenn aueh die niederen Glieder eures Staatskörpers sollen nicht verschont bleiben] und ehrliche [in Rang und Ansehen stehende Luk. 14, 8] Leute, Rlithe sitn weiteren Sinne des Worts] nnd weise Wettleute [2. Köln 24, 14 ff.J, und tlugc Redner [die aus Zaubersormeln sich verstehen — kurz alle wahren und falschen Stiitzett des Staate; sollen weggenommen wer« den und soll dasiir eine förmliche Anatchie oder Herr· scherlosigieit eintreten] 4. Und [ich] will sspricht der HErn damit auf die ietzt wiedererblühte salomonische Herrlichkeit noch einmal eine RehabeamebZeit folge 1. Kön. 12, 10] ihnen Jünglinge zu Fürsten sRathgebern des Königs] geben, und Kindische [die mit dem Volke ihren jungenhaften Muthwillen treiben] sollen über sie herrsasen [Pred. 10, 16]. Z. Und das Volk wird [bei dieser Auflösung aller staatlichen Ordnung, au deren Stelle nun eine Pöbelherrschaft der gemeinsten Art tritt] Schinderei treiben, einer über den andern, und ein jeglicher über seinen Nächsten sso das; auch alle Familienverhältnisse der tiefsten Zerrüttung anheim- fallen]; und der Jüngere wird [in Umkehrung dessen, was das Natur- und Sittengesetz vor- schreibt] stolz scin sungestüm losfahren] wider den Alten, und ein loser Mann [der der Hefe des Volkes angehört] wider den Ebklichen lder bisher in Amt und Würden gestanden] b. Dann sindem der Staat nun zu einen! wilden und wüsten Durcheinandergewordem wo niemand mehr Lust hat, ein obrigkeitliclses Amt zu übernehmen, durch das— Obenaufsein der Buben aber das Bedürfniß nach Wiederkehr geordneter Verhältnisse nur desto brennender erwacht ist] wird einer lder erste besie] seinen Bruder aus seines Vaters Hause [in der allgemeinen Verlegenheit alle Rücksichten bei Seite sehend] ergreifen [um ihn zur Uebernahme des Regiments zu zwingen]: Du hast swenigstens noch] Kleider swäre es auch nur eine Blouse, um mit einigem Anstand als obersten Machthaber dich geberden zu können]; sei sdenn du] unser Fürst, hilf du [dem Staate von] diesem Unfall [oder Verfall wieder auf]. 7. Er aber [wider den angebotenen Ehren- Posten feierlich ProtestirendJ wird zu der Zeit [wo am besten daran ist, wer auf das eigene Haus sich zurückziehen kann und mit öffentlichen Ange- gelegenheiten nichts zu schaffen hat] schwören nnd sagen: Jch bin kein Arzt sder die zerbrochenen Arme und Beine des dahingestürzten Staates wieder einzurichten vermochte] es ist weder Brod noch Kleid in meinen: Hause; sestet mich sden 12 Jesaia 3, 8 —26. nackenden und dem Hungertode nahe gekommenen Mann, der sich selber nicht mehr aufrecht auf den Füßen halten kann] nicht zum Fürsten im Volk. 8. sDieses tiefe, tragische Elend ist aber iiichts als eine gerechte Vergeltung] Denn Jerusalem fällt dahin und Juda liegt [am Boden] da, weil ihre Zunge lind ihr Thnn salles ihr Vornehmen in Wort und That] wider den HErrn sihren Bundesgotq ist, daß sie den Augen seiner Mase- stcit widerstreben [die Furcht vor diesen heil. Nich- teraugen gar nicht mehr kennen, sondern ganz ungescheut darauf los sündigeiis 9. Ihr Wesen hat sie kein Hehi ssondern trägt frei und ossen ihre Gottentfremdung in ihrem An: gesicht zur Schau], nnd rühmen sschreien selber aus] ihre Sünde, wie die zu Sodom [1. Mos 19, 5], und verbergen sie nicht [während doch ein noch nicht ganz verruchter Menfch wenigstens dies Selbstgericht noch über sich übt, daß er seiner Sünde sich schäint und nicht damit an das Licht der Oefsentlichkeit tritt] Wehe ihrer Seele! denn damit [mit solcher frechen Herausforderung des gottlichen Sonne] bringen sie sich selbst in Unglück. 10. Prediget sdamit Juda und Jerusalem wo möglich, ehe es zu spät wird, den rechten Weg des Heils noch erwählej von den Gerechten, daß sie es gnt haben stvenn auch eine Zeitlang es ihnen übel ergehet]; denn sie werden [fchließlich] die Frucht ihrer Werte essen sin allerlei Glück und Segen, der ihnen zu Theil wird Pf. 37, 37]. 11. Wehe aber den Gottloseu [ob sie gleich eine zeitlang dem Glück im Schooß zu sitzen schei- nen]! denn sie sind botshaftig [genauer: sie wer- den-e iidet habe» und es wird tichiießiickz wenn nun Zeit und Stunde des HErrn zur Ab- · rechnung da ist] ihnen vergelten werden, wie sie es verdienen sSprithm 1- Bli- 12. sAllerdings aber hat das Volk weniger Schuld als seine Verfiihrm und gerade das macht den Zustand so iiberaus traurig und trostlos, daß es in den oberen Regioneu so übel bestellt ist.] Kind« kwenn auch an Jahren schon vorgerückte, doch an Gesinnung und Handlungsweise den muthwilligen Buben gleichende Männer] sind Trciöer meines Volks kindem sie die ihnen Untergebenen zum Spielball ihrer lau- uischen Willkür machen], nnd Weiber herrschen [vom Harem ans] über sie [indem sie die Könige nnd Fürsten, deren Lüsten sie dienen, nach ihrem Willen zu leiten wissen. Und denke ich vollends an den Stand der Prediger iind Lehrer, ach da treibt mich der Jammer, nicht mehr blos von meinem Volke, sondern geradeswegs zu ihm zu reden] Mein Volk, deine Tröster [die Hof: propheten, durch die man dir einreden läßt, es stände alles gut und hätte keine Gefahr] verführen dich, und zerstören [genauer: verschlingen] den « Weg, den szu deinem Heil iiach Gottes Willen] dn gehen sollst [daß deine Augen ihn nicht sehen und deine Füße ihn nicht finden können] is. Aber [lange wird das nicht mehr so fort: « gehen, sondern] der HErr stehet da shat bereits in der Absicht von seinem Sitz im Himmel sich erhoben, mit seinen Widersachern] zu rechten, nnd ist aufgetreten [hat sich auftecht hingestellt], die Völker zu richten. 14. Und der HErr swenn er nun] kommt zn Gericht [dies auch wirklich zu halten, hat es« zu: nächst zu thun] mit den Aeltesten seines Volks, und mit seinen Fürsten [die statt Führer desselben zu sein, zu Verführeru für dasselbe geworden sind, und wird selbst zu ihrem Ankläger bei ihm wer- den]. Denn swird er zu ihnen sagen] ihr habt den Weinberg [meines Volks Kap. 5, 1 ss., den ich euch zur Hut und Pflege anvertraut hatte, so wenig gehütet und gepflegt, daß ihr im Gegen- theil ihn] verderbt sselber abgeweidet und in aller nur erdenklichen Weise euch an ihm vergriffen habt],. und ssiehe da den handgreislichen Beweis dafür, wie ihr, die ihr zu Gärtnern bestellt waret, zu Böcken geworden seid:] der Rand von den Elrmsen fwas ihr ihnen abgepreßtJ ist in enrem All c. 15. Warum zertretet ihr mein Volk [wie könnt ihr euch nur beikommen lasseu, mein Volk zu zer- treten], nnd swas fällt euch ein, daß ihr] zer- schlaget die Person der Elenden [indem ihr sie, die ohnehin schon Gebeugten, durch unbarmherzige Härte von eitel) stoßt und zur Verzweiflung treibt]? spricht der HErr sder Allgewaltigh der] HErr Zebaoth svor dem man billig sich doch fürchten sollte, daß man sein Eigenthum und seine beson- deren Schützlinge nicht antasietes 16. Und der HErr spricht snoch ist es ein anderes Wort des HErrn, das mich überkommy die Weiber betreffend, die am meisten Gabe und Beruf zur Erhaltung des lauteren Gottesdienstes hätten, aber ihren Einfluß ebenfalls zum Verder- ben meines Volkes verwenden V. 12]: Darum, daß die Töchter Zions [die vornehmen und reichen Weibspersonen in Juda und besonders zu Jeru- salem, die ihrer wahren Würde so ganz vergessen I. Petri Z, 3 ff] stolz soder hoffärtig] sind, und gehen mit ausgerichtetem Halse [die Nase hochtra- gEUdL mit geschminiten Angesichteu [nach anderer Auslegung: mit buhlerisch umhergeworfe- nen Augen 2. Petri 2, 14], treten strippeluden Ganges, recht kleine Schritte machend] einher nnd schlocinzenJ und haben köstliche Schuhe an ihren Füßen [geuauer: machen Geklirr mit ihren "Fußspaiigeii"]; 17. So wird der HErr den Scheitel der Töchter Zions [von dem seszt langes Haar herabwallt] kahl [genauer: gr in dig] machten« und der HErr Strafverkündigung an die entartete Obrigkeit und an die hoffärthigen üppigen Weiber. 13 wird ihr Geschmeide wegnehmen soder noch stärkerx ihre Scham entblößen, indem er sie der Schändung durch rohe Kriegsknechte preisgiebt Saih M, 2]. -s- V) Zu vergleichen ist die Stelle bei Göthe: »Gar cdel vor sich hin sie geht, ohne initSchleppe und Steiß zu schwäuzeiiC Wao den trippelnden Gang betrifft, so ist er der der Kinder: ,,Obwohl kundig der Sünde und alt an Jahren, wollen die Damen Jerusalems doch immer kindlich jung erscheinen-« — H) Die vornehmen Frauen damaliger Zeit trugen oberhalb der Fußknöchel goldene Ringe, die durch eben solche Kcttchen mit ein· ander verbunden waren und nur kleine Schritte gestat- tetenz sie setzten dann die Füße so, das; die Knöchelreifen an einander schlugen, auch waren die Schrittkettchen selber häusig mit Schellen versehen, uui sich auf diese Weise bemerklich zn machen. — Hi) Der Sinnenreiz, den die durch verschwendcrische Kunst gesteigerte natür- liche Grazie (Anmuth) ausübt, ist groß; aber der Pro- pbet, blind für diese Pracht, sieht nur den Unflath der Seelen und verkündigt den vornehmen Frauen ein gar nicht ästhetischen, schmuiziges Geschick. (Delitzlch.) f) Was will ein, bnhlerifche Blicke umherwerfendes Weib in seinem letzten, wenn auch nicht klar bewußten Ziele anders, als was hier angedrohet wird, aber dann frei- lich mit allen Scheußlichkeiten der Rohheit verbunden sein müßte! Gott straft an dem, womit man zu sündi- gen pflegt. 18. Zu det Zeit [wenn die hereinbrechende Noth in Krieg, Theurung Pest und Aufruhr nun da ist] wird der HErr den Schmuck« an den köst- lichen Schuhen [den Prunk jener Fußknöcheb Spangen V. 16 Auen. 21 wegnehmen, nnd die Hefte laus Gold- oder Silberdraht geflochtene, unterhalb des Haarnetzes getragene, von einem Ohr bis zum andern reichende StirnbänderL die Spangen [um den Hals beseitigte und auf die Brust herabhängende Halbmöndchem ähnlich wie die zum Schmuck der Kameelhälse dienenden Richt 8, 21 Anm.], II. Die Kettlein [Ohrbommeln], die Arm- spangen sentsprechend den Fnßknöchel-Spangen V. 16 u. 18], die Hanben sein aus einem nach vorn herabfallenden und einem andern über Kopf nnd Nacken zurückgeschlagenen Theile beftehender Schleier]. 20. Die Fiittetn fSchmucksachen auf dem Haupte, die Diademe], die Gebriiine sRandbesätze der Kleider, nach Andern: die Schrittkettchen V. 16 Am. 2], die Schnürleiii lschmale Gürtel von edeln Stoffen Jerern. 2, 32J, die Biesemcipfel sBisambüchschen in Apfelsorm, am Gürtel getragen], die Ohrenspangen [in den Ohren oder am Halse getragene Amulette oder Schutzmittel gegen böse Einfiiisse], U. Die Ringe [an den Fingern] dic Haar- biinder [richtiger: Nasenringe Nicht. 8, 24 Anm.], 22. Die Feiettleider sdie man trägt, wenn man öfjentlich in Gala oder im Hochputz sich zeigt], die Mantel siiber dem gewöhnlichen Kleide getragene Qberröcke], die Schleier [Umschlagetücher Rath Z, 15J, die Beutel [feidene, mit Gold ge- stickte Geldtaschen], 23. Die Spiegel [von geschlisfenen Metall- platten Hiob 37, 18 Anm.], die Kollet [Brnst- kleider oder Vorhemdchen vom feinsten Linnen], die Botten [aus buntfarbigen Tiichern zusammen: geschlagene Kopfbuiide], Kittel sschleierartige Ueber- würfe über die andern Kleider oder Florkleider]; «) Dies Wort steht an der Spitze als der alles sol- gende zusaminenfasseiide Gesainmtbegrifh so das; genauer zu übersetzen ist: weg thun den Schmuck der Fußspaiigem (den SchrmIckJ der Hefte (Stirn- bändcr), der Spangen (Halbinoiide) u. s. w. Es ist dem Propheten in dieser Weiffagungsrede überall um den schrosfen Gegensatz der aufgedoniiertciy buntscheckigcii Weltherrlichkeit und der wahren geistlichen, inajcstätifchs einfachen, von innen heraus oerklärendcn Herrli(i)keit, dic der HErr dem Volke seiner Macht bcstimmt hatte, zu thun. 24. [Alle diese 21 Toilettenstücke —- eiiie drei- fache böse Sieben! —- wird der HErr wegnehmen.] Und wird Gestank* [wie er von der Fäulniss eiternder, schlecht gepflegter Wunden aufsteigt] für guten Geruch saus den Balsarnbiichschen V. TO] sein [an die Stelle desselben treten], und ein loses [d. i. schlechtes, nichtsnutzigeLF Band [s. v. a. ein Fetzen oder Strick] für einen Gürtel sfür ein Schnürlein V. 20], und eine Glatze [kahles Haupt] für ein kraus [geringeltes,gelocktes] Haar swie die Putzsucht jetziger Zeit mit allerlei künft- lichen Mitteln es sich zu drehen weiß], und für einen weiten Mantel sprächtigen Kleiderüberwurf V. 22] ein enger Sack [wie Trauernde und Büßende ihn tragen l. Mos. 37, 34 Anm.]; solches alles «« [worin nur Schmach und Trauer sich kund thut] anstatt deiner Schöne [in der du jetzt so stolz und hoffärtig einhertrittst]. «) Luther hat hier »Staat« geschriebeiy wie er auch bei andern Worten die Vorfetzsilbe ,,ge« wegläßtt Fahr (1. Sara. 20, 21), Fahkcichkeik (2. Eos. u, Un, Lin— diqkeit HPhiL 4, 5), Ruch (Hoh2si. 7, 13), Schmack (2. Mo. l6, 3l), Unzieser (2. Mel. 8, 21), Brauch (Wcish. l5, 7) u. s. w. umgekehrt aber braucht er diese Silbe bei Worten, die sic in unserm jetzigen Sprachgebrauch nicht mehr haben: Edelgefteine (2. Stint. 12, 30)« Gezitter (Svriihw. 7, 6), Gcschmuck (Esth. 2, 9),« Gehalt (Pf. 27, 5), Gezeug (1. Kön S, 7), Ge- zeugniß (Matth. 15, 19), gedenken (1. Mos 50, 20), gesegnen (Apostg. 21, 6), gewarten (Sir. 38, 37.). «) Nach anderer Uebersetzung: und Brandmaal anstatt der Schöne; man bezieht dies dar.iiif,daß den jetzt in junonifchein Stolze cinhergehendeii Schöneii von den Siegern, die sie nun zu ihren Sklavinnen machen, ein Maal, das Zeichen ihrer Knechtschafh an der Stirn eingebrannt werden solle. 25. Dein [der Tochter Zion] Pöbel [Manns- xs von] wird durclys Schwert innen, und deine [oor- UehmstenJ Krieger im Streit [Klagel. 2, 21]. 26. Und ihre [der Tochter Zion oder Jerusa- lem’s] Thore werden traiiern nnd klagen sdaß sie, wo die Männer sich sonst so zahlreich versammel- ten, nun einsam nnd oerlassen stehen], nnd sie 14 Jefaia 4, 1-—6. s, 1-—3. wird svon ihrem bisherigen Hochsitz herunterge- stoßen Kap. 47, l] jämmerlich sehen ans der Erde . [wie eine Wittwe, die ihre traurigen Verhältnisse E bejammert], Kuh. 4, l. silud der Stolz der Töchter Zions, um die jetzt viele Viänner buhlen, wird mit der Unnatürlichen Selbsidemiithigrtiig enden,] Daßsieben Weiber werden zu der Zeit Einen Mann sden ersten besten, der ihnen in die Hände kommt] et- greifen, und sprechen: Wir wollen nnd selbst näh: ren und kleiden sauf die dem Manne gesetzlich ob- liegende Speisung und Kleidung seiner Frauen Z. Mos 2l, 10 verzichten]; laß uns link lillch deinem Namen heißen sfür deine Weiber gelten], daß unsere Schmach [der Ehelosigkeit Kaki. 54,4] von uns genommen werde. Siehst du den Zorn, welcher alle öiraft der Rede tiberbietetZ siehst du die allerbitterfte Strafe und Qual? fiehst du die allerhiirteste Knechtfchaftx Daraus magst du auf die Größe der Sünde (dcr Uepvigkeitl schließenx denn der gütige Gott würde eine solche Züchtigung nicht verhängt haben, wenn nicht die sie herbeisührende Sünde noch schrecklicher wäre. lChrhsoftomuss Das 4. Kapitel. Meissagnng non Christo. Hi« h. 2—6. iiiit ihrem Schlusse ltehrt dir Rede nach Sirt einer tireisliuir zu ihrem Anfang znrünu ilachdrm die Klasse Israkls sammt den Gegenständen ihres itikhtigen Stolzes liinweggrtilgt ist, wird für den übrtbleibrndem das Gericht überdanrrndcn Rest den dlollirs Gottes der dann kommende Jtirssias der Gegenstand rechtmäßigen Stolzes sein. Lilie: auch der dlaasblieb jener Gerichts— schmelznng selber wird eine aus eitel heiligen bestehend: Grinrinde sein, du Israels Beruf nun an jeder einzelnen person verwirklicht in. Kllrr Schmiilz ist von Jerusalem hlnivrggkniaschcty alle Slutslectirn sind von ihr til-gespielt; des ijGrrn Grill waltet riststeud nnd htiligend übe: ihren Bewohnern, nnd über jegliche Stätte des Berges Zion und über alle Fesloersainmlnngen der neuen Gemeinde breitet äu) dir leitende und schirmende Wollte, deren Rauch sich des dlarhts in flammend Feuer verwandelt. 2. Jn der [oorhin sind. s, 18 u. Kap. 4, l gedachten] Zeit« [wenn nun Israel durch Gericht gesichtet und geläutert ist] wird des HEtrn Zweig [der, welcher seinem himmlischen Ursprnnge nach von dem HErrn entsprossen Such. Z, 8; · S, l2] lieb nnd Werth sder Gegenstand eines wohlbegründeten Stolzes an Stelle all’ der eiteln nnd nichtigen Dinge, worauf man jetzt soviel sich einbildet Kap.3,18 ss.] sein, und die Frucht der Erde sder, welcher seinem irdisclxmetischlicheu Ursprunge nach dem gelobten Lande selbst ent- stammsps herrlich und schön bei denen, die [ein durch das Gerichfhin durch geretteter Ueber- restJ behalten werden in Israel sstatt daß man jetzt allem Ausländifchen nachjagtKap.2,6fs.]. «) Wie der Propbet im Bisherigeii die sämmtlichen Geriehtsheimsuchungen Jsraelm ja die Gerichte über dic ganze Weit als Einen Gerichtsait behandelt hat, so auch Von nun an die Verwirklichung aller Gottesoerheißnngcin die Erfüllung aller Bedürfnisse, die Stillnng aller Sehn- fnchi, welche des Nienschexi Brust bewegt. (Drcchsler.) «) Diese Dovpelbeneniiiiiig des Znkiinftigen bezeich- net die Doppelfeitigkeit seines Ursprungs: er kommt einerseits von Jehova, und doch anch andererseits ans der Erde, indem er ans Jsrael hervorgeht. Ncntestas mentllch betrachte: läßt sich sagen, des HErrn Zweig, der zugleich die Frucht der Erde ist, ist das Weizenkorm welches die welterlöfende Liebe am Charfrcitage in die Erde gesenkt hat; dael Weizenkortn welches am Oster- sonntag die Erde zu durchbrechen und himmelan zu wachsen beginnt; das Weizenkoriy dessen goldener Halm am Himmelfahrtslage himmelwärts aufsteigt; das Wei- zenkorn, dessen mhriadenreiciie Aehre am Pslngsltage sich zur Erde herritt-verneigt nnd die Samenköriier aus- schütteh aus welchen die heil. Kirche geboren wird. lDsiktzichJ s. Und· wer da wird übrig sgelassenj sein zu Zion, und nberbleiben zu Jerusalem szu den Ueber- gebliebenen nach der Wahl der Gnaden Eli-Im. 11, 5 gehört, von denen schon in 5. Mos 30, 1 ff. die Rede gewesen und in unserm Buche noch öfter die Rede sein wird Find. l0, 20 ss.; 11, 11. 16; 28, 5], der wird heilig heißen [der Welt entron- nen und von ihren Wegen abgesondert]; ein jeg- licher swird also heißen und zur Gemeine. der Heiligen zählens der geschrieben ist unter die Lebendigen zu Jerusalem kiin Buche dem, die aus Jerusalem zum ewigen Leben derordnet sind, ver-zeichnet steht Apostclg 13, 48; Röm. S, 293 L. Mof. 32, 32 Anm.]. 4. Dann wird sum die Heiligkeit derer, die da heilig heißen sollen, auch thatsächlich zu ver- wirklichen] der HEtt den Unflalh det Tdchiet Zions sden unter ihrem pruni: und gefallsüchtigen Auf- putz Kap. Z, is: H. verdeckten sittlichen Schmutz, ab-] wascheth nnd die Blutfchulden Jerusalems [die ihre Oberen durch die in Kuh. 3, 14 f. geschilderte Behandlung der Dlrmen und Elenden ihr zuge- zogen] vertreiben von ihr ldaß sie ansgetilgt seien und nicht wieder zum Vorschein kommen], durch den sheiligeris Geist» der richten [Joh. 16, 181 und ein Feuer anznnden wird [in den Herzen Many. 3, us. 5. Und der HEtr swie er einst das Israel der eghptifchen Erlösungszeit in einer Rauchwolke des Tages und einer Feuerwolie des Nachts geführt und« geschirmt hat 2. Mos is, 21 f.; l4, 19 ff.] wird sanch für das Israel der künftigen Erlösungs- zeitj schaffen uber alle Wohnung sjegliche Stätte] des Berges Zion, nnd süberalls wo sie [die neue Gottes-gemeine] versammelt ist szur Feier ihrer Feste, also nicht mehr blos über dem Raume des Allerheiligstem wie im alten Bunde 2. Mof. 40, 34 ff» sondern über den ganzen Berg, als der selbst zum Allerheiligsien geworden] Wolken und Rauch seine New-Wolke] des Tages, und Feuer- glauz, der da brenne des Nachts sale Zeichen seiner beständigen Gnadengegenwart]. Denn »es sdiese DoppelsäUleJ wird ein Schirm fein uber alles, Weissagung von Christo undseiner heiligen Gemeinde. 15 was herrlich ist siiber die gaiize Gemeine, die als: dann in allen ihren einzelnen Gliedern besonders herrlich vor Gott seitt ivirdj, is. »Und wird eine Hütte sGoites bei den Men- schen Offenb.21, s] sein zum Schatten des Tages bot det Hitze [der Anfechtung und Trübsal], Und eine Zuflucht und Verbergung vor dem Wetter und Regen [der Verfolgung und Bedriietiings Dieser, bei Tage von einer Nauchivolke niid bei Nacht von flaminendein Feuerschciu überdachte Berg Zion ist kein anderer, als der Berg des Hauses Jehooa’s, der über alle Berge erhabene, zu dein die Völker wall- fahrten, und dieses inwendig heilige, attsweitdig allenti halben herrliche Jerusalem kein anderes, als das, von welchen: dereinst das Wort Jehottcks in alle Welt aus» gehen wird (Kap. L, 2 ff.). Was ist das für ein Jeru- salem? ist es das Jerusalem der diesseitiaeii Herrlichkeiten zeit des Volkes Gottes (Offenb. Joh. its, oder ist es das Jerusalem des tieuenHiiumets utid der treuen Erde (Osfeiib. Joh. 20 H? Die rechte Antwort ist: beide in Einem. Der Propbet ist wirklich gemeint, die heil: Stadt in ihrer fenseit des schließlichctt Gerichts gelege- nen uttvergänglicheti Eitdgestalt zu schilderiiz in seiner Anschauung aber fließen das eudzeitige nnd das ienseitige, das irdisch verklärte und das himmlisth verklärte Jeru- salem iii einander. Denn es ist den: alten Testanteute eigen, das eiidzeitige Diesseits und dao ewige Jenseits als eine dicsseitig geartete forilaufende Linie anzuschauen; erst das treue Tesn zieht eine Queriiiiie l)iiidiirch, welche Zeit uiid Einigkeit scheidet. Die iientestiiiiientliclte Pro- phetie redet zwar, tvie die letzten Kapitel der Offeiib Jud. zeigen, vom Jeuseitigeii auch noch theilweise in diesseitigen Bildern, niit dem Unterschiede aber, daß nun, nachdem jene Querlinie gezogen, die iin alten Tcst. noch unbewußte Forderung gestellt ist, die dicsseitigeit Bilder ienseitig zu verstehen und die einigen Tliealitäten lWirks ltchkeitenj von den zeitlichen Formen zu sondern. (Dclitzsch.) Das Z. Kapitel. Vom züdischett Weinberge. Au die ersie Rede schließt sieh eine zweite an, derselben Zelt wie jene angehdrig und ihrem Gedanlkentirkise nach nahe mit ihr verwandt, allem Kuseheiite num aus dem Wort in Lan. Z, 14 ersannen, aber gänzlich urrheißtiugolos in ihrem Schluß. I« V.1—7. Die Grundlage der Rede bildet ritt höchst sajwuiigvollez tnehinülhiges Lied, das eine parat-et (2.Sam. is, 4 Blum) enthält. Cz hat der, welchen der pronhet lieb hat, einen Wriiibrrg, an welchem er altes gethan, was irgend zn thun war; es hat aber der Weinberg die Er— warlutig seines tzesiherg getiiiischt nnd llatl drr Trauben nur tseerlinge gebracht, daran: zieht dieser seine Hand vou ihm ab und giebt ihn der Vrrioilderung preis. still diesem Gteichniß isl denn niemand anders als Israel gemeint, writing, nachdem der ihErr alle Pflege ihm hat angedeihen lassen, seine Erwartung aufs sehmählirhsle täusrh t. · I. Wohl«-«, ich lvill meineutLiebea[demBräu- tigam der Gemeine zu Dienst, dessen Freund und Wortführer ich bin Joh. Z, 29] ciu Lied meines Vetters singen sein Lied vortragen, das ich ihm, · meinem Lieben, der zugleich mein Vetter ist, « nicht etwa andichte oder in den Mund lege, son- dern das er leider selber singen muß und ich nur i ihm nachsingej von seinen: Weinberge [wte es ihm damit ergeht]. Mein Lieber hat [genauer: hatte] einen Weinberg an einem fetten Ort sit: einckxivap Natur schon fruchtbaren, dem Sonnenschein von allen Seiten zugänglichen und für den Weiiibaii besonders sich eiguendeit Hiigellaiides 2. Und er hat [als er den Weinberg daselbst . anlegte] ihn verzännct [Mark.12, 1 — naoh ande- rer Llttslegung: ihn umgegrabeih d. i. den Boden mit einer Hacke für ihn zurecht gemacht] und mit Steinhaufen verwahret srichtigen ent- steiiit, von Stein und Geröll bcfreitj, und edle Reben drein gesenkt [iveil er eine Friteht der besten Eilet, die es im Morgenlande giebt — kleine, blan- rothe, sehr süße Trauben mit der Zunge kaum fühlbaren Firmen— erzielen wolltes El? bauete auch «« szu Schutz und Zier für den sorgsam an- gelegten und so kostbar bepslatizten Weinberg] einen Thurm drinnen, und grub sfür die Zeit, wenn nun die Ernte kommen würde] eine Keller darin-f- [die er mit vieler Mühe iui Felfengrunde aushieb Nicht. is, 11 Anat. 2]; und wartete, daß er Trauben brachte. Aber er brachte Heerlinge fivilde Trauben, ivie Luther ursprünglich übersetzt hat, iboruuter inau sowohl die unreif gebliebenen, verküm- niertcn Trauben des edlen Weiitstockix als die an sich kleinen herben Beeren des wilden ÄWeiris verstehen kanns. «) Die Eröffnungsrede »in Kuh. l hat der Pro- bhet wie ein anderer Ptoses begonnen, und die erste Rede in statt. 2 nicht iniuder sbanucnd mit dein Terie eines älteren Propheteiiivoriuz diese andere beginnt er ivie ein Spielmantyder mit lockendeu Worten fiel) selbst und die Ziihörer·ausruft, und iiidem er so anhebt, hat er fsei es itn Geiste oder in äußerer Wirklichkeit) einen Haufen Volkes ans Jerusalem und Juda unt sich. (Delifzsch.) ——") Auch Jesaia war ooin Stainme Juba. fLutherJ Vgl. Z. Köln 15, 7 Anat. — "·) Das Wörtlein auch steht iiu Grundtext erst beim folgenden Satzex Er bauete einen Thurm in feiiier Mitte, und auch eine Kelter hieb er aus darin; es wird daiiiit,,die alles, auch das Kleinste und Entfernteste —- uoch war ia von Friichten keine Rede, daß die Kelter wäre nöthig gewesen — vorsichtig und oorfeheitd anordiiende Gnade Gottes fiir seiii Volk« gekennzeichnet. »— f) Der ,,fette Ort« ist das von Milch und Honig triefende Canaan (1. Mos- 12, 7 Anin.); das Uingtaben und Eiitsteinigeii bezeichnet die siäumtitig des Landes von seinen seitheri- gen heidiiischeit Bewohnern und die Einsetzung Jsraelo tu sein Erbe (Ps. 44, I; H; die edlen Reben siud die Kinder Israel selbst von seiten ihrer· edlen Herkunft und tresslieheii tlltisritstiitig (Kiip. 5l, l f.; S. Altes. 4, 6 ff.); der fchützeiide nnd zierende Tisuriti iitinitien des Wein- gartens ist Jerusalem, die Königs- und Tcitipelstadd mit seinen Priestern, spropheten und theotratiscb gesinn- ten Königen; die Kelter eudlich ist die dein Volke ver- « heißene große Zukunft, da es zu edlem Weitre werden, d. h. die Fiille des heil. Geistes empfangen und init dein ans ihin hervorgehenden Heil den Durst aller Völker stillen sollte. AufJsraels Ausartuttg und seine linbraiichs barkeit für diese Gnadeiiabsichteit Gottes deutet schließlich der Ausdruck ,,.Heei7liuge« hin. Z. Nun richtet senticheidet selbst] ihr Bürger zu Jerusalem, nnd ihr Männer form] Juba, zwi- I schen mir sdein HErrn, dessen Lied eiich so eben 16 Jesaia Z, 4—19. sein Freund und Prophet gesungen hat V. l» f.] nnd meinen! Weinberge sauf welcher von beiden Seiten die Schuld liege, daß es mit der Frucht des Weinberges zu nichts als zu Heerlingen ge- kommen ist«] it. [An mir, dem HErrn, doch gewiß nicht, als ob ich etwas versäumt hätte] Was sollte man doch snach dem, was in den Worten: »Mein Lieber hatte einen Weinberg ——— grub eine Kelter drein« gesagt worden] mehr thun an meinem Weinberge, das» ich tncht gethan habe an ihm? [Jhr wißt auf diese Frage nichts namhaft zu machen, sondern bekennet mit eurem Schweigen, daß alles in überreichem Maße an dem Weinberge geschehen, was irgend gethan werden konnte. So laßt euch weiter fragen:] Warnm hat er denn Heerlinge gebracht, da ich »[mit Fug und RechtJ wartete, daß er Trauben brachte? 5. [Jhr wisset auch auf diese Frage nicht zu antworten, weil ihr euch nicht in Neue und Buße als die einzigen Schuldner bekennen wollt.] Wohlan, ich will ench zeigen, was ich meinen: Weinberge [in Bälde] thun will. Seine Wand [die äußere Einfriedigung, welche um ihn herumläuft] soll weggenommen werden, das; er [von dem eindrin- genden Vieh] vcrtvustet werde, und sein Zaun [die innere Umfriedigung] soll zerrissen werden, daß er [von den Füßen roher Menschen] zertreten werde."« «) Das Gleichniß macht aufmerksam und ruft ein unbestochenes Urtheil des Rechtsgcfühls hervor, das dann zum Gericht über den Frevler selbst angewandt wird, so daß dieser sein eigener Richter werden muß; so Jothain zu den Einwohncrn von Sichem sticht. 9,7 ff» Nathan zu David Sam. 12, 1 ff. (Schmieder.) — «) Hier- mit wird hingewiesen auf den gesammten Proccß, der von nun an dic ganze· bevorstehende Zeit crfüllen soll: Gottes unmittelbarer und mittclbarcr Schutz wird von Israel genommen, und es wird von nun an dem An— drange der Heidcnvölker preisgegeben (dcr Assyrer, Chal- däer und weiterhin der Römer) Vgl. Matth 21,33 ff. b. [Aber auch nicht von Neuem angebaut soll der also verwiistete und zertretene Weinberg wer- den.] Jth will [im GegentheilJ ihn wüste liegen lassen [fürimmer], daß et sferner nicht mehr, wie bisher] geschnitten uoch gehaclt werde [da dies doch keine Besserung der Frucht und nur neue Täu- schungen bewirken würde], sondern Disteln nnd Dornen lsollen in solchem Maße] draus wachsen sdaß er ganz darin aufgeht]’; nnd will den Wolken gebieten, daß sie nicht drauf regnen [und ihn je wieder zu einem fruchtbaren Boden machen"]. «) Der Sinn dieser Worte» ist: keine Obrigkeit mehr, keine Lehrer und Propheten mehr, sondern Anarchie und Sektirerei. — ") »Was der Re en für den Weinberg, das ist für die Gemeinde jenes asser des Lebens, wel- ches den geistlichen Durst l·o·scht, das Wort Gottes. Im Crile und nach dem Exile hatten freilich die Juden noch Propheten, noch perennirendc (ausdaucrnde) Quellen lebendigen Wassers in ihrer Mitte bleibend; aber das ! Exil ist eben auch nicht die Erfüllung dieser Worte« 7. Des HErrn Weinberg aber [um euch nun auch die Deutung des Gleichnisses zusagen, ob ihr gleich dasselbe in seiner Hauptsache schon von selber verstanden habt] ist das Hans Israel, nnd die Männer Don] Juda lsind des Weinberge vor: nehmster und am besten gepflegter Theil, sie sind] seine sdes HErrnj zarte Feser [die Pfianzung seiner Wonne; denn bei ihnen hat er den Sitz seines Heiligthums und den Thron seines recht- mäßigen Königthums. Aber gerade hier ist ihm auch die Täuschung, von welcher in V. 2 die Rede war, auf’s bitterste bereitet worden]. Er wartet anf Recht [daß es unter den Männern Juda grüne und blähe, wie es sich gebührt] siehe, so isks sivas er bei ihnen findet] Schinderei sfremdes Eigen- thum an sich reißende Thrannei]; ans Gerechtigkeit [daß man sie übe und allen ohne Parteilichkeit und Eigennutz zu Theil werden lasse], stehe, so isks [was er als Frucht seiner an Jsrael gewendeten Pflege einerntet] Klage fder Armen und Elenden iiber unerhörte Bedrückung] Die bitter-e Tänschun , die Jehova erfuhr, wird durch zwei Wortspiele (im "rundtcxt: mjschpat=Recht, ntispaoh=Schinderei — zedakah=Gerc-chtigkeit, Isa- kah-Klage) ausgedrückh welche die Überraschende Ver· wandlung des Gchossten in sein Gegentheil nachbiiden. Der Prophet malt in Tonsigurem wie die gehofsten edlen Trauben sich in nur änßcrlich ähnliche wilde ver- wandelten. (Dclitzsch.) —— Wie die wilde Traube, der wildwachsende Wcinstock äußcrlich sich ausnimmt, wie dic edle stehe, so hat auch Israel den Anschein, das Volk csiottcs zu sein, ja selbst den (pharisäischcn) Schein der Gottseligkeii. (Drechslcr) H· h. 8—23. In einem sechsfarljen Weh: charoittetisirt der Propbet dic schlerhten Früchte im Einzelnen, welthe des ijtzrrn Weinberg seinem Besitzer bringt: das ern: ergeht über die Habsucht als die Wurzel alles tlebels (d1.8 — li)), das zweite über die sicher in den Tag hin« kinlebende Skitwetgcrki (v.1l—17), das dritte über dir mit mnthwtlltgru Sünden nnd länerlichen Reden Gottes Gericht hcransfordrrnde iriootität W. 13 u. 19), das vierte iiber die, Gottes Wort nnd Wahrheit geradezu veriiehrendr Jiioral des Zeitgeitles W. 20), das fünfte iiber dic, aus eigene Weisheit sich gründende nntheoieratische Politik in. 2I), das sechste iiber jene Rechtspflege im Staat, die, um den eigenen Lüsten stöhnen zu Können, das Recht verdreht und verkauft. 8. Wehe denen, die [in unersättlicher Hab- sucht und schnöder Verachtung der göttlichen An- ordnungen 3. Mos 25- 10 ff.] ein Hans an das andere ziehen nnd einen Acker zum andern bringen [Micha 2, 2], bis daß lein Raum szum Wohnen für Andere] mehr da sei, daß sie alleine das Land [in seinem Grund und Boden] besihem 9. Es ist [diese himmelschreiende Sünde, ob- gleich jetzt alles ungestraft zu bleiben scheint] vor den Ohren des HErrn Zebaoth kund er sagt mir auf deutlich vernehmbare Weise in m eine Ohren voraus, wie es diesen Habsüchtigen ergehen wird]: was gilks sich will nicht Gott sein], wo nicht die Zweite Rede. Der Weinberg Jsrael bringt trotz sorgsamer Pflege nur Heerlinga 17 vielen Häuser [die ihr an euch gerissen] sollen ! niederwärts zur Hölle geht], und jedermann gede- iviiste werden, iind die großen und feinen Paläste [die ihr aus dem Raube fremden Gutes euch er- bauet habt] öde stehen sohne daß auch nur ein einziger Bewohner darinnen wäre]? In. Denn zehn Acker Wcinberges sollen [in der Zeit des Mißwachses und der Unfruchtbarkein die da kommen wird, nicht mehr als] einen Eimer [ein Bath = 1733 Beil. Quart Z. Mos. 29, 40 Anm.] geben, und ein Malter sein Homer=32x3 Preuss. Scheffel 2. Mos. 16, 36 Anm.] Saamens soll nur einen Scheffel sein Epha = 6 Messen] geben [und die allgemeine Huiigersnoth gar bald eine arge Entvölkeruiig herbeiführens 11. Wehe denen, die des Morgens frühe auf sind, des Saufeiis sich zu fleißigen [Pred.10,16], uiihdi sitzen bis in die Nacht, daß sie der Wein er , DE. Und haben szur Verherrlichung ihrer Ge- lage und zur Betäubung ihres Gewissens] Hufen, Psalter, Panken, Pfeifen [4.,Mos. 10, 2 Anm.] und Wein in ihrem Wohlleben [das aus rauschen- der Musik und berauschendem Getränk 3. Mos. 10, 11 Anm. bestehn, und sehen nicht ans das Werk seiner Hände [das in der Gegenwart sich schon oorbereitende Gericht], und schauen nicht aus das Geschäft seiner Hände [daß sie wieder nüch- tern würden aus des Teufels Strick, von dem sie gefangen sind zu seinem Willen 2, Tini. D, 26]. 13. Datum [weil feine Oberen so strebsam und raffinirt sind in den Geschäften des Fleisches, aber so blind und stumps für das Geschäft der Hände des HErrnJ wird mein Volk [das ich, der Propbet, so innig liebe und so gern vor dem Verderben bewahrt hätte] müssen weggesührt wer- den unversehens [indem es bis zum letzten Augen- blick nicht glauben will, was über ihm beschlossen ist], und werden seine Herrlichen [die vornehmen Prasser in seiner Mitte] Hunger leiden, nnd sein Pöbel [die sauflustigen Gesellen ans den niederen Ständen, die durch jener Exempel zu gleichem Fleischesdienst sich verführen lassen] Durst leiden. 14. Daher sum noch einmal, wie schon im vorigen Verse, an den Gedanken in V. 11 f. an- zuknüpfen] hat die Hölle [die Unterwelt oder das Todtenreich Hiob 7, 9 Anm.] die [sreßgierige] Seele [die ihr eignet, indem sie alles Oberirdische einfordert und verschlingt] weil anfgesperreh und den Rachen aufgethan ohn alle Maße sda hier eine so reiche Beute für sie ist]- daß hinunter fahren [in ihren Schlund] beide ihre [der Stadt Jeru- salem] Herrlichen und sähe] Pöbel, beide Reichen [die da schwelgen] und [ihre] Fköblichen [die Musikanten, die jenen aufspielen]; is. Daß swie schon in Kap. 2, 11 u. 17 angedeutet] jedermann [der jetzt hoch und trotzig einherfährt] sich bücken müsse [wenn’s nun niit ihm miithiget werde [der sich nicht selber hat demü- thlgstl WDUEIW und die Augen der Hofsärtigen [iiidem sie jetzt in die entsetzliche Tiefe starren, wie sie vorhin himmelan wider den HErrn sich erhoben] gedemuthiget werden; 16.» Aber [daß] der HErr Zebaoth erhöhet werde Im Recht [als der allein Erhabene in dem Rechtsoollzug sich bewähre], und Gott, der Heilige, geheiliget werde ssich selber heilige, dieweil man seinen Namen nicht hat heiligen wollen] iii Ge- rechtigkeit [in Gerechtigkeitserweisuiig]. Dieser Vers enthält eine Rückbeziehung aus V. 7. Entweder mit oder wider ihren Willen verheerlicht die Creatur den HErrm weil sie nicht durch Recht iind Gerechtigkeit als freiwillig dargebrachte Frucht eines er- ncuerten Herzens den Namen des HErrn hat heiligen wollen ·(Ka»p. 8, 13), so iibt er seinerseits Recht und Gerechtigkeit und erweist sich solchergestalt an ihnen als den Heiligen. (Drechsler.) 17. Da Jverden dann [in den jetzt so üppigen Gefilden] die Lämmer [eingewanderter Völker] weiden an jener [der gottesvergessenen Schwelger] Statt lwieauf ihrer altgewohiitem heimischen Trift], nnd Fremdlinge werden sich nähren in der sznr Gras-J Wuste [gewordenen Garten- und Part- landschast] der Fetien sjetzt in ihrer Glücksfülle so strotzenden Prasser]. Das alte Jerusalem ist auch in äußerer Wirklich- keit gleich der Rotte Korah (4. Mos. l6, 30. ZZJ unter- irdisch geworden; wie Babylon und Maine, deren Trüm- mer man aus der iinerschöpflichen Fundgrube ihres weit- hin sich erstreckenden Grund und Bodens ausgräbt, in die Erde versunken sind, so wandelt inan im jetzigen Jerusalem iiber dein in die Erde versunkenen altenjuiid uiaiiches Rathsel der Topographie (Ortsbeschreibung) wird solaiige ein Räthsel bleiben, als das alte Jerusalem nicht wieder aus der Erde herausgescharrt ist. Und be« denken wir, daß das heil. Land jetzt ein großer Weidepsatz arabischer Hirtenstämine und das aus dem Schutte aufgerichtete neue Jerusalem eine muhamedanische Stirbt ist, so hat sich buchstäbtich erfüllt, was V. 17 weissagt. (D«Il!blch) 18. Wehe denen, die sich zusammen koppeln mit lofen Stricca, Unrecht zu thun snach anderer Uebersetzung: welche die Niissethat ziehen an Strickev der Lüge], und mit Wagenseileiy zu sitndigen [oder: nnd wie am Seite des Wagens die Sünders 19« Und sprechen [ihre frivolen oder leichtfer- tigen Grundsätze auch offen an den Tag gebend]: Laß eileiid und bald kommen sein [so oft schon an- gedrohtes, aber doch noch nieinals eingetreteness Werk [der Strafe], daß wir’s [endlich einmal, statt immer nur aus das Glauben verwiesen zu werden, mit Augen] sehen; laß heifahren iiiid kommen den Anschlag des Heiligen in Israel swie die Prophe- teii ihn nennen], daß wir’s [was er angeblich zu thun beschlossen, durch eigenes Erlebnis-J inne werden [Jei:em. 17, 15; 2. Petri Z, 3 fs.]. I8 Jefaia 5, 20——30. s, l. «) Jn seiner Ausgabe der Propheten vom J. 1532 hat Luther übersetzt: die am Unrecht ziehen mit Stricken der Eitelkeit, und aii derSünde niit Wagensciletr — Sie wissen sich viel mit ihrcni Unglaubeii, aber dieser Unglaube ist doch nichts als die Halfter, womit sie ivie Zugoieh an die Sünde und also auch an deren Strafe geschirrt sind; die ziehen sie, blind für den Frachtwagen, der hinter ihnen ist, immer fort und weiter. 20. Wehe denen, die [so arg schou ver- blendet sind in geistlichcn Dingen, daß sie Tugend nennen, was Laster, Lüge, was Wahrheit, süße Freude' was bitteres Weh m« und umgekehrt; di« auffahten wie Staub [wie Gestieb, das der Wind hinwegfiihrt Nein. 4, i. 3]. da] Böses gut, und Gutes Böse heißen; die aus Finsternis Licht, und aus Licht Finsternis; ukachen, die aus sauer [genauek: einen süß, und aus süßsaner[biuer] machen 21. Wehe denen, die sbaar aller Furcht des HErrm die doch der Weisheit Anfang ist Spriici,iw. 1,7; Pf. 111, 10] bei sich selbst weise sind sSprüchin 3- 7; Rom. 12, 17], und halten [mit ihren Ansichten über das, was dem Staate in dieser schweren Zeit frommt] sich selbst für klug [so daß sie von einer Staatsklugheit, wie die Propheten auf Grund des göttlichen Worts sie an die Hand geben, nichts. wissen niögen Kap« 28, 9 f."; sc, 1f.]. 22. Wehe denen, die Helden sind saber nicht, wie ihr Beruf als Richter des Volks erfordert, nüchtern Sinns das Unrecht zu rächen, sondern] Wein zu sausen, und Krieger [wackere, bievere Männer, aber nicht in Unterscheidung von Schuld und Unschuld, sondern] in Vbllerei sgenauerx in der Kunst, stark Getränk zu mischen, den Wein durch Beimischung von allerlei Zuthat recht stark· und berauschend zu machen]; 23. Die [dann, um diesen ihren Gelüsten stöhnen zu können nnd sich immer von Neuem Geld dazu zu verschaffen] den Gottlosen [ob er gleich in seinem Rechtshandel offenbar Unrecht hat] recht sprechen [sür unschuldig und gerecht erklären] um Geschenk willen [damit er sie bestochen], und [die nun] das Recht der Gerechten von ihnen wenden [sie verurtheilem als hätten sie die ungerechte Sache]. III· le. 24——30. illit seinem sechsten Wehe bei den ange- rechten Richtcrti angelangt, bricht er zunächst tu ungr- Itiinie Strasnrrleiindiguiig wider diese aus, erweitert aber sofort seine Rede und macht zum Gegenstand derselben den ganzen Weinberg. dessen schlenitejrnrtitr sie find, nämlich Juda uiid Etrusc-tritt. Weil das Voll: in seinen vor— nchiiislen Gliedern oor allein, aber auch in seinen unteren Srhichleitz drn iisEteii und sein Wort verworfen hat, soll es ganz und gar dein rasrhcsten und unrettbarllen Unter— giiiige anhkiiiisallcn (V. 24); in wiederholten, die Grund— scsleii des Staate trsthiitternden Schlägkn wird der ijGrr Israel lieiinsiirticii und in Menge diihinraffen W. 25), zuletzt aber wird er die Völker aus der Ferne kntbieteii und durch ein slrritbarekg leaiiipfbkgicrigco Heer, das uurrbittliktj und iinwidetslrhliitj in seinen Angriffen ist, seinem Voller dein Garang bereiten W. 26—30). 24. Darum [weil sie gerichtsreis genug ge- worden, um rasch und unaufhaltsam hinwegge- rafft zu werdenL wie des Feuers Flamme Stroh verzehren und die Lohe Stoppeln hinnimmt [wenn draußen aus dem Felde der Acker nach geschehener Ernte von Stoppeln, Gestrüpp und Unkraut ge- reinigt wird 2. Mos. 22, 6 Anm.]; also swerden auch sie, dies nichtswürdige Gewächs, mit Stumpf und Stiel ausgerottet werden —— es] wird ihre. Wurzel [in der Erde] verfaulen, und ihre Sprosseu [das, was von ihnen oberhalb der Erde steht] Denn sie verachten das Gesetz des HEtrn Zebaoth fdas er durch Mvse ihnen offenbart hat], und lcisteru die Reden des Heiligen in Israel [die er durch seine Pro- pheten ihnen verkündigen läßt]. 25. Darum [ob solcher Verachtung und Läste- rang, die ein um so größerer Frevel ist, je er- habener und heiliger der Gott ist, der in seinein Gesetz und in seiner fortlaufenden Verkündigung sich bezeugt] ist der Zorn des HErrn ergrimmet über sein Volk, und [er]"reclt seine Hand über sie szu gerechter ZüchtigungL Und fchlcigt sie [mit so erschütternd niederfallenden Schlägen], daß die Berge [die Heftigkeit dieser Schläge mitiühlend] bebenlz nnd ihr [der im Kriegsgemetzel Umge- kominenen] Leichnam [vielleicht ist damit auf das durch den syrisclyephraimitifchen Krieg in Juda an- gerichtete Blutbad 2. Chron. »28, 5 f. hingedeutet] ist wie Koth [Kehricht, wie anch Luther in der Ausgabe der Propheten vom J. 1532 übersetztj auf den Gassen [denn er bleibt unbegraben im Freien liegen und niemand von den Ueberlebenden sorgt für eine ehrenoolle Bestattung 2. Klio. 9", 37; Pl. 83- 11]. Und in dein allen [so entsetzlich anch der Anfang seines Strafgerichtes istJ läßt fein Zorn nicht ab [weil ihm noch lange nicht Genüge geschehen] sondern seine Hand ist noch ausgereektM szu weiteren Schlägen]. «) Die Natur verhält sich nach Gottes schöpserischer Ordnung zuni Menschen, wie der Leib des Menscheii zu seiner Seele: jeder Zornschlag Gottes. der ein Volk trifft, trifft zugleich das init ihm verwachsene Land; in diesem Sinne bebten auch iiii shrischsephraimitifchen Kriege, wenngleich niir für eingeweihte Ohren vernehm - bar, Judas Berge. sDelitzschh — «) Diese Worte wiederholen sich hernach öfter in den unter König Ahao gesprocheneii Bieissagiiiigem Kap. 9, 12. 17, 213 10, 4. (Vgl. Hof. 7, 10.) 26. Denn er wird [in Erfüllung deß, was er schon im 5. Mos. 28, 49 ff. gedrohet hat] ein Panier aufwerfen seine hohe Stange mit flattern- der Fahne aufrichien] ferne Unter den Heiden lzum Zeichen, daß sie zum Kriege gegen sein Volk sich zulammenichaaren sollen]- und dicselvigen swie ein Bienenwärter mit Zischen oder Pseifen die Bienen aus den Stöcken lockt, daß sie auf der Flur sich Sechsfaches Wehe über Israel. Der Prophet schaut Gottes Herrlichkeit 19 niederlassen] locken vom Ende der Erde saus den weiten Länderräntnen jenseit des Euphrat Kap. is, b; 39, 3]. Und siehe, eilend und sehnell kommen sie daher sden unglänbigen Spöttern in V. 19 ihr Verlangen in Erfüllung zu brlngen]; 27. Und ist keiner unter ihnen sdiesen lebens- srifchen und kampsgerüfteten Kriegerschaarem die der HErr zu Werkzeugen seiner Gerichte sieh auser- sehen] müde oder schwach, keiner schlummert noch schläft; keinem geht der Gürtel auf an seinen Lenden, und keinem zerreißet ein Sehnhrieme ssondern an Strapazen gewöhnt und für weite Märsche gehörig eingerichtet rücken· sie, ohne der Rast zu bedürfen und ohne in ihrem Laufe aufgehalten zu werden, heran]. 28. Jhre Pfeile swenn sie nun in der Nähe ihres Zieles anlangen] sind scharf sbereits gespitzt, um sofort gebraucht werden zu können]- nnd alle ihre Bogen UchonJ gespannet Seiner sdieses an- stürmenden Feindes] Rosse Huse sind wie Felsen geaehtetsso hart wie Kiese1]"«, und ihre Wagenrcider [die Räder an ihren Streitwagen] wie ein Sturm- wind [so reißend schnell drehen sie sich um]. 29. Sie btüllen [indem sie seht ihr Schlachb geschrei erheben] wie Löwen [wenn sie auf Beute ausgehen], nnd briillen wie junge Löwen [die noch viel gieriger sind als die alten]; sie werden brau- sen, und den Raub erhaschen, nnd davon bringen, daß niemand erretten wird [besser: und es knurrt,") und packt den Raub, und trägt ihn"’«) davon, und niemand reitet] «) Da man im Alterthum die Pferde nicht beschlug, so gehörte ein harter Huf zu den vorzüglichften Eigen- fchaften eines dauerhasten Kriegsrosses — «) Der Ausdruck bezeichnet die dumpf verhaltene Stimme des Löwen in dein Augenblick, wo er sich zum Sprunge fertig macht und über feine Beute herfällt. — «") Unter dem Raube ist Juda gemeint, aber Jesaias nennt dieses Objekt der Beute nicht; »Es bleibt, als ob es der Pro- phet nicht über seine Lippen zu bringen vermöchte, un· ansgefprocheirst 30. Und [das feindliche Heer] wird über sie [die Judäerj brausen zu der Zeit, wie das Meer [toset und dröhnt, wenn es vom Sturmwind ge- peitscht wird«]. Wenn man dann das sietzt noch so gesegnete und den sreundlichsien Anblick darbie- tendej Land ansehen wird, siehe, so isrs finster vor Angst [weil aller Trost und alle Hilfe ihm ent- zogen ist], nnd das Licht sder göttlichen Gnaden- sonneJ scheinet nicht mehr oben über ihm"]. ·) Jn dem einen Bilde vereinigen sich mehrere Züge auf sehr bedeutsame Weise. Das feindliche Heer ist uns hiemit dargcftelltx l) seiner Menge nach als unüberfehbaiq 2) als in eiementarisch blinder Wuth tobend, ohne Ohr, ohne Herz; Z) als in eleinentarisch blindem Gehorsam den Willen des HErrn unbewußt aussiihrendz 4) als jeden Widerstand weit umher dar- niederwersend (Drechsler.) —— «) Diese, im Grund- text so unvergleichlich schöne, aber äußerst schwierige Sielle wird von den Auslegern verschieden übersetzt und aus- gelegt; es würde uns zu weit führen, die Ansichten ein- zeln·auszufiihreii, wohl aber geben wir noch einige An- deutungen über den Sinn. Der Propbet giebt uns Meldung, welche Wahrnehmung ein außerhalb der Kata- strophe stehender, der Von feinem Standpunkte wie etwa von einer Höhe aus das Land und die Vorgänge in und über demselben liberblicken könnte (vgl. 1. Mof. 19, 27 f.), inachen würde. Da ist es denn wie ein heran« ziehendes und über dem Lande sich entladendes Gewitter, n-as dem Anblickc sich zeigt; eine Wolkennacht breitet mehr und mehr ihre sinsteren Fiitige verdüsternd über demselben aus, das Wetter bricht los unter Hagel und Wetterleuchten, aber während die Gewitter in der Natur, nachdem sie sich entladen haben, den Himmel um so klarer und reiner hinter sich zurücklassem folgt hier eine recht tiefe Nachh die nicht einmal von einer Ablösung direct) den Tag, von einer Hoffnung ans Morgenroth etwas weiß. Das s. Kapitel. Jefaia siehet egottes Herrlichkeit. Im grellen Contrast zu dem nächtlichen Dunkel, mit ioelchem dao im vorigen Kapitel geschildert: Strafgericht seinen Ausgang nimmt, trsiheint hier drr volle Sonntag eines Gott-stunden. Wir haben in unserm Kapitel die Gin- weisnng des Jesaia in sein Jlmt vor uns, welch: der Propbet wohl darum erst hier erziihlt, weit dir dem Jlhas in Kopfe' gegebene Weisfagnng auch in ihren Gnaden— Zügen nur zur tderltoitiung dienen mußte, in der predigt zur vderstoneuug aber des Sesaia rigenthümlirher Beruf beslan . l« v. l-7. Zu riiier Zeit, wo in der Geschieht: Soraelz ein horhiviclsiiger und entscheidender wrndepnnlet eintrat (2. Nu. II, 7 Jlnm.), belionnnt der prophet den tljErrn zu sshanen tm Gesicht, sehend ans seinem Königsthron im himmlischen tjeiligthum nnd in erhabenen wechselgesängen ge— priesen von den am ihn versammelten Seraphim ; daß nun aber er, ein Mensch von nnkeiuentkippeu nnd einem Voll: von unrei- nen tkipneu zugehörig, so stumm dastehen muß angesjchts des ijErrn der kjeerschanrrn und unter den Eobgesängrn der eugelisehen Chöre, das erregt in ihm verntchtenden Jlngstschuirrz der Srlbltorrnrtheilnng Da flikgt dkk Seraphim einer nach dem dtänchattay der, das Urbild des deänctjallaro ini jernsalemisrhen Tempel, ini Heiligen droben steht nnd während des Gottegdiensleg sein keimt)- opser aussteigen laßt, holt eine Kohle von dort, rührt des Propheten Jung: damit und spricht ihn rein von seiner iklisseihat und Schuld. 1·. Des Jahres, da der König Usia soder Asar1a] starb [758 v.»Chr. 2. Kön. 15, 1——7; 2-. Chroir 26J, sahe ich sim Geist oder im Z»- stand der Entzückung 1. Kön. 22, 22 Anm.] den HErtn sden hernach, in der Fülle der Zeit mensch- gewordenen Gottessohn Joh. 12, 411 sigm sin Menfchengestalt »Hefek. 1, 26] ans einem [im himmlifchen Heitigthum Pf. 11, 4 ausgestelltem nach Art eines irdischen Königthrons 1.Kön. 10, 18 fs.·eingerichtete»n] hohen und erhabenen Stuhl; und sein Saum fullete den Tempel [die herab- wallenden Enden des Schleppgewandes, das er anhatte, reichten weit hinein in das, vor dem Allerheiligsten besiiidliche, aber nicht durch einen Vorhang von demselben getrennte Heilige dieses himmlischen Tempels *]. -20 Jesaia 6, 2 -—11. Z. SeraphimTEngel von einer besonders hohen Rangstufej stunden [in unermeßlicher Menge] über ihm [s. v. a. um ihn her, zu seinen Diensten bereits, ein jeglicher hatte sechs Flügel [2. Mos- 25, 20 Anm.]; mit zween deckten sie [vor dem, dessen Anblick auch sie nicht zu ertragen vermögen 2. Mos. Z, 6; 1. Kön. 19. 13] ihr Antlitz, mit zween deckten sie [im Gefühl des tiefen Abstandes auch der erhabensien Geschöpfe von dem Schöpfer] ihre Füße [als dürften sie in ihrer Mangelhaftig- keit sich gar nicht vor ihm sehen lassen Hiob 4, 18, 15, 15], und mit zween flogen sie kso daß ihr Stehen über dem HErrn nur ein Schweben mit aus- gebreiteten Flügeln war im freien Raum oberhalb seines weithin rcichendeii Schleppgewandes]. 3. Und einer rief ziun andern [indem sie in zwei Wechselchören einander gegenüber standen und jeder einzelne in dem einen Chor seinen Ge- genmann im andern Chor hatte]: H eilig, heilig, heiligm ist der DE« Zebaoth [der dreieinige Gott 1. Mos.1. 26; 48, 15 f.; 4. M· 6, 24 Anm.]; alle Lande [der Erde, ob es gleich oft- mais den Anfchein hat, als wolle daselbst die Macht der Finsterniß die Oberhand bekommen] sind [dennoch vor unsern Augen, die wir das Ende seiner Wege 4. Mos. 14, 215 Hab— T, 14 als lichte Gegenwart erkennen, jetzt schon, so gut wie die Himmel Habak s, Z; Matth. 6, 10] seiner Ehre voll sRuth 2, 4 Anm.]! 4. fJhr Gesang aber rauschte so mächtig da- her] Daß die Ueberschwellen bebeten [dee ganze Schwellenbau des Portals, in welchem ich stand, im tiefsten Grunde mit ergriffen wurde von an- betender Ehrfurcht H« nnd das Hans ward voll Rttllchs [denn ein Näucheropscr aus dem im Hause stehenden Altar V. 6 begleitete diesen Lobgesang, gleich- wie auch im Tenxpel zu Jerusalem beim täglichen Morgen- und Abendopser giit Riiuchwerk auf dem Räuchaltar angezündet wurde 2. Mos So, 1 ff; Luk. I, 8 ff.]. «) Der himmlische Tempel ist der überirdische Ort, welchen Jehova, indem er sich da Engeln und Seligen zu schauen giebt, zum Himmel und zum Tempel macht. Jndem er da seineHerrlichkeit zu schauen giebt, muß er sich zugleich verhiillem weil die Creatur sie nicht ertragen kann; was sie aber verhiillh ist nicht minder prächtig, als was von ihr offenbar ist. Das ists, was sich für Jesaia in dein langen Schleppgeivand verbildlicht. (Delitzsch.) — «) Es ist dies die einzige Stelle der heil. Schrifh wo der Seraphim gedacl)t wird; jedenfalls haben wir dabei an höhere Geister oder Engel (Hiob 1, 6 Anm.) zu denken, und zwar an Engel von besonderer Würde und hoher Rangstellung, wie denn die kirchliche Darstellung unter den 9 Engelchören sie mit den Cheru- bim obenan stellt. Ob sie mit diesen (1. Mos. 3, 24z 2. M. 25, 18 ff) einerlei, oder von ihnen verschieden seien, ist eine Strcitsrage, bei welcher die heil. Schrift selber zu Gunsten der letzteren Ansicht entscheidet; denn die Cherubim, welchen nur 4 Flügel zugewiesen werden (Hesck. 1; Offend 4), tragen den göttlichen Thron· wagen, wogegen die Seraphim den Thronsttz des HErrn umschwebem nnd während erstere als Mittler des göttlichen Zornfeuers erscheinen, geben letztere als Mittler des göttlichen Ltebesfeuers sich zu erkennen. Ihren Namen führt man meist aus die Bedeutung: »Flammende«, d. i. leuchtende, in Feuer strahlende Wesen, zuriickz das dem Namen zu Grunde liegende Zeitwort bedeutet aber nicht brennen oder leuchten, sondern vielmehr verbrennen, und da giebt V.6 f. Ausschluß, was der Ausdruck: ,,Verbrennende« besagen will. Als Mittler der die Sünde tilgenden Liebe brennen sie, aber nichtkraft ihrer eigenen feurigen Natur, sondern mittelst des, vom himmlischen Altar entnommenen göttlichen Feuers, die Sünde hinweg, wogegen die Cherubim die Träger des die Siinde vertilgenden Zornes sind (Hesek. 10, 6 ff) — «) Der gefallenen Creatur ist Gott als der Heilige ein Gegenstand der Furcht; daher durch das ganze alte Testament hin dieser S(hrecken, Gott esehen zu haben, diese Furcht ihn zu sehen. Ein Bei« szpiel dieser Art bietet sich uns gleich im Folgenden an Jesaia selbst dar (V. 5). Aber ebenso, wie Gott als der Heilige Gegenstand der Furcht ist für die gefallene Creatuy wäre er für die reine Creaiur gerade ohne diese Eigenschaft ein Gegenstand des Schrcckens: ein Allmächtiger ohne Heiligkeit — ein Gedanke des Ent- setzens : Pf. 99, s. 5. 9; Offenb. 6, 10; 15, 4. (Drechslet.) —— f) Jn dem seligen Jenseits steht den Geistern nichts unbeweglich und unempfindlich gegenüber, sondern alles ist wie Aceidenz (Nebensache) der freien Persönlichteit und weicht den Eindriicken dieser, und begleitet willig alle Regungen derselben. (Delitzsch.) Z. Da sprach ich [mit Zittern und Beben]: Wehe mir, ich vergehe [bin oerloren]; denn ich füberhaupt ein sündiges Menschenkind] bin [inson- derheit auch] unt-einer LippenA und [was meine persönliche Unreinheit noch verdoppelt, vgl. Esra 9, S] wohne unter einem Volk von sgarj unreinen Liizpeu [Kap. 3, 8; s, 18 ff.]; denn ich habe den Konig sHimmels und der Erden], den HEtrn Zebaoth, gesehen mit meinen Augen [2. Mos 33- 205 Nicht. 6, 22 und muß hier, wo alles ihm hul- digt, stumm bleibens I) Daß der Propbet seine Siindhaftigkeit gerade in« dieser bestimmten Richtung, in Beziehung auf die Rede ausspricht, hat darinnen seinen Grund, weil er, unter die Engel-Priester und ihren himmlischen Dienst mitten hinein versetzt, an dem Lohe des HErrn, wozu allein doch alle Creatur geschaffen, Theil zu nehmen durch seine Umviirdigkeit sich verhindert sieht; dazu kommt vielleicht noch dies, daß es ihm als Propheten doppelt nahe lag, von dem Gefühle seinerunlauterkeii auch nach dieser Seite hin ergriffen zu werden. it. Da [auf» einen Wink des HErrn] .fio»g der Seraphim einer zu mir, und hatte eine gluhende Kohle in der Hand, die er mit der Zange vom [Räuch-] Altar sdes himmlischen Heiligthumsj ttahttt [mit der Zunge genommen hatte, denn auch eines Seraphs Hand berührt nicht unmittelbar das Gott geweihete Geräth und Gott gehörige Opfer]; 7. Und rührte [mit dieser Glühkohlej meinen Mund [Jerem. 1, 9.], und sprach: Siehe, hieuiit [als dem sacramentlichen Zeichen der Zueignung göttlicher Gnade] sind deine Lippen geruht-et, daß deine Missethat [deren du dich angeklagt] von dir genommen werde, nnd deine Missethat verfohuet sgesühnt Z. Mos. 1, 4 Anm.] set. Des Jefaia Einweifung in fein Prophetenamt 21 «) Jn Joh. 13, 10 fpricht der HErn ,,Wer gewa- schen ift, der darf nicht denn die Füße wafchen, sondern er ist ganz rein-«; an unsrer Stelle thun’s die Lippen und ihre Reinigung. Grund: weil der Propbet über die bestimmte Art der Unreinlicbkeit geklagt hatte, welche ihm den Gebrauch feiner Lippen untersagte, wo er die dringendfte Verpflichtung hatte, dieselben zum Lohe Gottes zu gebrauchen. (Drechsler.) H« V. 8——13. Sudem seht des Halten Stimme erschallt, die uaih dem rechten Manne fragt zu einerttotschafi an Israel, bietet Jesaias seine Dienste an. Auf seine Reinigung im ersten Jilet folgt denn nunmehr seine Sendung im zweiten Titel, die aber ist das furchtbare Gegentheil von der seraphifchen Sendung, die er soeben an sich selbst erfahren; denn er soll das her; feines dlollies versteuern, ihre Ohren fchwerhörig nnd ihre Augen lclebricht machen, damit sie nicht liönnen glauben, weil ihnen nun ltein Raum zur Buße nnd liein weg der Errettung mehr gegeben ist. Idee Propbet weigert sieh dieses erdrärttend schweren nnd erschütlernd ernsten Auftrags nicht; wohl aber hat er eine Frage auf dem Herzen, wieweit Gottes Strafurtheil über Israel reiche nnd wie lange das Ge- richt der verwerfnng dauern werde, und empfängt da Ausschluß über seines Volkes weitere Führung. Israel als Masse wird für immer verworfen und immer vom dienen vertilgt werden; aber ein heiliger Same wie der Wurzelstocte eines Bandes wird gerettet nnd dem erhabenen Ziele der Berufung des tooltis»entgegengeführt. s. Und ich [nachdem ich so entfündigt und würdig gemacht worden war, in der himmlifchen Versammlung zu stehen] hörte die Stimme des HErrn, daß er sprach: Wen soll ieh fan mein Volk Israel mit den Aufträgeus senden [die an dasselbe anszurichten sind]? Wer will [da es in einer so hochwichtigen Sache auf freiwillige Dienst- leistung ankommt] unser feutweder des dreieinigen Gottes l. Mof. 1, 26 oder besser noch: der hier Verfammelten*] Bote sein? Ich aber [in Folge meiner Entfündigung nun muthig geworden, mich zu Dienst zu stelleii] sprach: Hie bin ich, sende mich sdenn ich fühlte wohl, daß eben behufs Ab- ordnung zu dieser Sendung mir das ganze Ge- stcht V. 1 ff. zu Theil geworden war]. «) Der Plural ist ohne Zweifel mit Beziehung auf die Seraphim gemeint, die wie in l. Kön 2, I ff; Dan. 4, 14 u. f. w. mit dem HErrn zusammen eine Rathsversammlung tPf 89, s) bilden, wie ste auch ihrem Wesen nach als Kinder Gottes (Ps.29,1; 89, 7) mit Gott ihrem Schöpfer zusammen Eine Familie (Ephef. 3, 15 nach anderer Ueberfetzungs find, so eng verbunden, daß sie Götter heißen können, wie Gott ihr Schöpfer (Hiob l, 6 Anm.), ähnlich wie die Gemeinde der Gläubiger! in 1. Cor. II, 12 Christus heißt wie Christus, ihr Haupt. (Delitzfch.) s. Und et ider HErrJ sprach: Gehe«hin, nnd sprich zu diesem Voll [von unreinen Lippen, wie du es genannt V. 5, und das ich nicht mehr »Mein« Volk nennen mag Z. Mof. 32, 7; Jerem. 7, 16; Hof. l, 9]: Höret es fauch ferner- hin, wie bisher, was ich in meinem geschriebenen Wort nnd in meiner fortlaufenden Offenbarung durch die Propheten euch zu hören gebe]- und versteh-l es nicht [denn es soll keine Frucht brin- gen an euern Herzenjz sehet es [was ich unter Zeichen und Wundern Großes vollbringe zur För- dernng des Werks meiner Rathfchlüfsa und als Vorboten der kommenden Gerichte geschehen lafse], nnd metlet es nicht sdenu es soll euch nicht mehr zur Buße und Bekehrung helfen]. 10. [Du aber, Jefaia, bekommft zur Voll- sireckung dieses meines Zornwillens an Israel hiermit den Auftrag:] Verstocke smit deiner gan- zen prophetifchen Thätigkeih die du von nun an beginnen follfi] das Herz dieses Volkes, Und laß ihre Ohren dicke fein, und blende [genaner: ver- kIebeJ ihre Augen, daß sie nicht sehen mit ihren Augen, noch hören mit ihren Ohren, noch ver- stehen mit ihrem Herzen, und [fie] fich belehren [von ihrem bösen Wesen] und [von ihrer Krank- heit zum Tode] genesen [denn das eben will ich ihnen unmöglich machen, ich will ihnen die Thür zur Buße zuschließen und den Weg der Rettung abschneiden]. Wie kann der gnadenreiche Gott, der da will, daß allen Menschen geholfen werde (1. Tim. 2, 4), Urheber der Verftockung sein? Ueber diese schwierige Frage vgl. das zu Z. Mof. 4, 21 Gesagte, hier aber sei noch be- Iueritt Wie das Wasser, in Weißgliihhitze versetzt, nicht mehr löfcht, sondern brennt, so Gottes Lebenswasscr auf einem im Feuer der Bosheit zum höchsten Grade ent- flammten Herzen; es giebt einen Punkt, wo das Gna- denfeuer in das Zornfeuer umfchlägt, nicht mehr schmilzt, sondern verbrennt (Röm. l, 28). Die älteren Lehrer drücken Gottes Wirksamkeit bei der Verstockung so aus: Gott verhärte nicht causaljter arti. etkecrive, so näm- lich, daß er wirklich die Verstocktheit in’s Herz senkte, dasjenige, was die Gnade verschmäht, selber im Herzen schaffte; sondern juclicjaljteiz permjssive et; dessem-e, d. i. er läßt dahin sinken in immer tiefere Widerfetzlichs seit, hält den Satan nun nicht mehr zuritck, sondern läßt denselben, zur Warnung und Abschreckuug einmal mit feinen Wirkungen nach Herzenslust offenbar werden und giebt der Gottlosigkeit Gelegenheit, immer fchwerer nnd fchwärzer an’s Tageslicht hervorzntretem ja noch mehr, er läßt die Wahrheit, obgleich völlig einleuchtend und nicht zu verkennen an sich selbst, an die betreffenden Mcnfchen unter solchen Umständen kommen, welche dem Satan Veranlassung eben, das Herz derselben zu ver- schließen, es der Wahrheit noch mehr zu entfremden und wider sie auffässig zu machen, An dergleichen Gefäßen des Zorns wird dann, den andern zur ernsten Mahnung und zum abschreckcnden ExeknpeL ein Stück von Ver- dammniß und von Hölle schon in dieser Zeitlichkeit offenbar. 11. Ich aber [von tiefstem Mitleid mit dem Volke, dem ich selber angehörte, ergriffen, vgl. 2. Mof. 32, 9 ff] sprach: HEry wie lange [foll dieser mein Dienst zur Verstockung und dieser Zu- stand der Verstocknng bei meinem Volke dauern? Wird niemals die Zeit kommen, wo du Jsraels dich wieder erbarmst und es von Neuem zu Gna- den» annimmst]? Er sprachnBis [dahin] daß die Stadte wufte werden ohne Einwohner, und [die] Häuser ohne Leute, und das Feld sgleich den ver- ödeten und entoölkerten Stadien] wuste liege. 22 Jefaia S, 12 .13. 7, 1—3. 12. Denn der HErr wird die Leute ferne weg- thun [in ein fremdes Land] daß das Land [Juda] sehr berlassen [die Verlassenheit im Inneren des Landes sehr groß sein] wird [2. Kön. 25, 8 fs.]. 13. Doch soll [es mit diesem ersten Straf- gericht, bei welchem] noch das zehnte Theil [der Einwohner wird] drinnen [im Lande] bleiben snicht genug sein]; denn es wird [auch dieses zehnte Theil feiner Zeit, wenn das zweite Gericht sich vollzieht Las. II, 41 ff] weggeführet und ver- heeret werden sdaß Jsrael sein wire-J, wie eine Eiche und Linde [genauer: gleich einer Tere- binthe und gleich einer Eiche, die man bis auf die Wurzel abgehauen hat. Aber gerade in diesem Vergleich ist ein Trost für die anscheinend so troftlofe Zukunft enthalten; denn beide sind solche Yäumes welche den Stamm haben, obwohl ihre Blatter abgestoßen werden srichtigerx von wel- chen, wenn sie gefällt, zwar nur noch ein Wnrzelstarnm bleibt, doch kann dieser wieder ausschlagen und neue Zweige treiben] Ein heiliger Same ssoll denn auch von Israel bleiben, sowohl bei dem ersten, als dem zweiten Vertilgungsge- nicht; und dieser heilige Same oder der das Ge- richt iiberdauernde Rest des Volkes"] wird solcher Stamm [Wurzelsiumpf] sein [deun ein neues Israel wird aus ihm aufsprossen, nachdem das alte hinweggetilgt ist"*]. «) An die Terebinthe und Ciche (1.E)Jtos.35,4Anm.) knüpfen sich eine Menge Erinnernngen aus Jsraels Vorzeih und eignen sich darum diese fast immer grünen und gleichen Eindruck erweckenden Bäume besonders gut zu Sinnbitdern ftir das Volk. — «) Jn wenigen fchwergewichtigen Worten ist so« der Weg entworfen, den Gott fortan mit seinem Volke gehen wird; es ist ein Abriß der Geschichte Jsraels bis in die Endzeii. Jsrael als Volk ist unvergänglich kraft göttlieher Verheißnng, aber die Masse des Volks ist hinfort dem Untergange bestimmt kraft göttlichen Riehterspruchs und unrein Rest, der sich bekehrt, wird Jsraels Volksthtimtichkeit fort- pflanzen und die herrliche Zukunft ererben. Dieses Gesetz des in den Abgrund des entbundenen Fluchs ver- senkten Segens waltet auch jetzt noch in der Geschichte der Juden. Der Weg des Heils steht allen offen, ein» zctne finden ihn und gewähren uns eine Ahnung dessen, was sein könnte und werden soll; aber die Masse ist aussichtslos verloren, und erst wenn sie hiuweggetilgt ist, erwächst ein Gott, dem Bundestretiem geretteter heiliger Same zu einem neuen heiligen Israel, welches laut Kap. 27, 6 den Erdboden mit seinen Friichten ersüllen oder, wie der Apostel in Rdm.11, 12 es ausdriickh der Heiden Reichthum werden wird. (Delitzsch.)—"')Die- sent Gottes-Worte gemäß, das fortan ein Hauptstiick der jefaianischen Predigt bildet, nannte hernach der Prophet seinen ältesten, im J. 757 v· Chr. gebotenen Sohn SaariJasub (,,der Rest bekehrt sich«Kap.7,3). Das ·7. Kapitel. Der Messias soll· von einer Jungfrau geboren werden. Auf di: Geschichte von der Weihe des Propheten zu seinem Amte, bei welcher ihm als eigeuthümllclzer Auftrag der zu Theil geworden, die Herzen des Volkes, zu dem er gesendet wird, mittelst seines Worts zu versiocleku Man. is, 9 ff.), folgt nun, nachdem inzwischen, nach Verlauf von etwa 17 Jahren, die Zeit dazu reif geworden, diejenige Verhandlung mit dem König: Atlas, in der es so recht zu Tage tritt, wir das Haus Davids und das lcand Juda in Folge göttlichen Gerichts dazu geseht sind, daß sie ,,uitht sehen mit ihren Augen, noch hören mit ihren Ohren, noch verstehen mit ihrem Herzen, und sich beliehrcn und genesen« l« v. 1—25.- Gs haben kenn« der König zu Ihnen, nud herab, der König non Israel, einen tiricgszug wider Jerusalem unternommen mit drr bestimmten Absicht, das Vavidische Königshans seiner Herrschaft iiber Iuda zu eulsehcn und einen von ihnen abhängigen diasatlenhönig dort auf drei Thron zu dringen. Ahas und ganz Jeru- salem sind voll Schrecken und Angst vor der feindlichen llebermaihh und es ist schon im Werke, den ktdutg von Assixtlcu um Hilf: anzurufen. In solche: Ztdranguiß nun bietet der hGrr durch Jesaia sein heil, verheißt die Erfolglofiglieit des snrisctzsrphraitiiitisuzen Unternehmens und will das Ausschaneu nach der asshrisctzen hilf: in Glauben an ihn und in vertrauen auf seine allmäclztigtz des schon bestimmten Ltiieles nicht verfehtcnde Leitung wandeln. Aber Ahas verschließt Ohr und Her; der göttlichen Werbungz die fromme, theohratische hlolitlle des Propheten kommt bei ihm zu spät, er ist mit sich bereits fertig und beharrt bei seinem stllaue auch da, als Sesaia ihm im dlamen des hGrrn die ganze well zur Verfügung stellt, um sich ein Zeichen zur titeglanbignug dessen, was ihm gesagt und versprochen ist, ganz nach eigenem Be— lieben zu fordern. G: will nein Zeichen haben, um, wie er spricht, den cljGrru nicht zu versuchen; so wird ihm ein Zeichen aufgedruugrm das Wunderzeichen der Geburt eines Knaben von dcr schon dazu ausersehenen Jungfrau, der rin Jmutannel sein werde. Aber so groß die Gnade ist, die damit einein zuliüuftigen Geschlecht verbeißen wird, so sct)wer auch auf der andern Seite das Gericht, dem Juda bis dahin, wo die verhrißung sich erfüllt, in Folge seiner ltlerwerfung des HGrrn und seines theils von Stand an eutgegeneiln ein Gericht, in welchem ihm das Wasser wird bis an den hats reichen. I. Es begab sich zur Zeit Ahas, des Sohns Zotten, des Sohns usw, des szwölftenj Königs [im Reiche] Jnda [welcher 16 Jahr, von 742—— 727 v. Chr., in gar abgöttischer und verderblicher Weise, ganz anders als seine beiden Vorgänger, zu Jerusalem regierte 2. Köu. 16, I ff.; 2. Chron. 28, 1 ff.], zog [etwa im zweiten Jahr seiner Regierung, also 741 v. Chr] heraus Reziu, der König zu Speien, und Pekah der Sohn Renialjcn der König Israel [nachdem sie schon unter Jo- tham’s Regierung oerschiedene Streifzüge wider Juda unternommen Kön. 15, 37 und jetzt sich ausdrticklich dazu verbündet hatten, dem Davidi- schen Königshause ein Ende zu machen und einen von ihnen abhängigen Menfchen, den Sohn Ta- beal’s, auf den Thron Juda’s zu erhebeu], gen Jerusalem, wider sie zu streiten; konnten sie aber sum hier gleich den schließlichen Ausgang dieses ihres Eroberungszugs mit wenigen Worten anzu- geben] nicht gewinnen. Unser, mit der Stelle 2. Kön. 16, 5 fast wörtlich genau übereinstimmender Vers beschreibt uns den sy kis ch - ephraim itisch en Krieg wider Ahas blos im Allge- Jesaia empfängt vom HErrn Aufschluß über Jsraels weitere Führung. 23 nieinen, nach seinem Anfang und Ende, ohne den ei ent- lichen Zeitpunkt im Verlauf dieses Krieges, auf we chen das »Da« im Eingang des folgenden Verses sich be- zieht, näher zu charakterisiren; aus den zerstreuten Nani- richten aber, die wir theils hier und in 2..Kön.16, 5 f., theils in 2. Ehren. 28, 5 f. darüber finden, ergiebt sich Folgendes. Bald nach dem Regierungsantritt des jun« gen und bei der Ui1zusriedenheit, welche seine, von dem Glauben und den Grundsätzen der Väter abweichende Richtung vielfach im Lande hervorrief (2.Kön.16, 2 f.; 2. Ehren. 28, 2 ff.), so schwacheii Ahas operirten die beiden, zum Sturz des Davidischen Königshauses ver- bündeten Könige von Shrien und Ephraini allein Aii- schein nach in der Art, das; Rezin durch das Land jeiiseit des Jordan, auf dessen Wiedergewinnung er’s zunächst abgesehen hatte, nach Edom marschiria um von da ans den ganzen Süden gegen Juda in Bewegung zu. setzen. Er war glücklich in seinen Unternehmungen, indem er nicht nur ein Heer des Ahas, das ihm den Weg versperren sollte, schlug und eine große Menge Ge- fangener nach Dainaskus abführte (2. Ehren. 28, 5), sondern auch die neubefestigte Hafenstadt Elath an der Südgrenze Edoms eroberte und mit einer syrischen Co- lonie bevölkerte (2. Kön. 16, 6), die Edomiter von der jüdischen Oberherrschaft losmachte und durch ihren Ein- fall in das Reich Juda dessen Bedrängniß verstärkte, wie denn auch die Philister den Feinden Juda’s sich zu- gesellten (2. Chiron. 28, 17. 18), worauf er dann gegen Jerusalem selber vorrückte sJJiittlerweile hatte auch Pekah, der von Norden her vordrang, dem Ahas eine siegreiche Schlacht geliefert und eine ungeheure Menge von Gefangenen gemacht; zwar wurden diese auf An- dringen des Propheten Oded wieder freigegebeu und wohl versorgt und ehrenvoll geleitet in ihre Heimath zu- rückgesandt (2. Chron.28,5-—15), gleichwohl ließ Pekah von seinen seindseligen Absichten wider das Brudervolk und von der Verbindung mit dem syrischen König nicht ab, sondern ließ sich, als dieser von Süden her gegen Jerusalem vorrückte, durch die Aussicht auf glücklichen Erfolg auch der weiteren Unternehmungen bestimmen, seinerseits von Norden her noch weiter gegen die Haupt- stadt des Nachbarreichs vorzudringen. Dies ist der Zeitpunkt, bei welchem wir mit unserm Kapitel stehen; es ist der Zeitpunkt einer Krisis Entscheidung) für beide Theile des Volkes Gottes, für Ephraim, das nördliche Reich sowohl, wie für Juda, nur init dem Unterschiede, daß Ephraim steh bereits eiitschieden hat, während die Entscheidung Juda’s ihrem Ausgange nach sich aller- dings auch schon voraussehen läßt, der HErr jedoch durch den Propheten Jesaia mit dem Hause Davids noch ringt, die Entscheidung zum Bösen abzuwenden und eine Entscheidung zum Guten herbeizuführen. Ephraim, sagten wir, hat sich bereits entschieden: es hat mit einem der Erbfeinde des Volkes Gottes gegen das Schwcsterreich sich verbunden; mit Heiden hat es sich verbündet gegen die Stadt des lebendigen Gottes, gegen die Stätte, an welcher er seinen Thron hat auf« gerichtet. Mit dem Heidenvolke zusammen hat es den Sturz des Hauses Davids verabredet, desjenigen Ge- schlechte, an welchen die messianische Verheißung unauf- löslich geknüpft war, und steht im Begriff, an die Stelle dieses Hauses, aus welchem der altzugesagte Heiland Jsraels hervorgehen soll, einen heidnischen Herrscher zu setzen und damit Juda völlig zu entnationalisiren und so zu sagen zu entgelten. Jndcm so das Maß des Ab- falls von Seiten Ephraims erfüllt ist, ist naturgemäß auf Seiten des HErrn auch Ephcaims Verwerfuiig eine endgiltig beschlossene Sache, daß es nach 65 Jahren (V. s» —— d. i. im J. 676 o. Chr) durch Verpslanzung heidntscher Ansiedler nach dem Lande, daraus es hinweg- getrieben (2.Kön. I7, 24 ff.; Esra 4,2), selber entnatio- nalisirt und entgottet sein wird. Für Juda dagegen, sagten wir weiter, ist der entscheidende Augenblick erst gekommen; indem es jedoch sich unbedingt entscheiden muß, ob es in der bis aufs Aeußerste bedrängten Lage, da es von irgend einer Seite her Hilfe bedarf, um nicht unterzugehem mit seinem Hilfegesuch aii den HErrn, seinen Gott, oder an die, gerade jetzt wie ein Stern erster Größe aiii politischen Himmel auftauchende asso- rische Weltmacht sich wenden will, entscheidet sich zugleich sein eigenes Geschick, ob der Uebergaiig aus der alten in die neue Zeit, aus- der Zeit des Particularismus in die des Universalisinns (2.Köii.15, 36 Anm.), für dasselbe auf dem Wege einer ivohlthätigen und wohl- thuenden Uniwandelung oder auf dem einer gewaltthäs tigen Zertrüminerung gefchehen soll. Ahas nun, und in und mit ihm das Haus Davids und das ganze Juda, bestehet in der Prüfung nicht; nur äußere Machtmittel wissen sie zu schätzen und nehmen deshalb ihre Zuflucht zu Tl)iglath-Pilessar, dem Könige zu Lllssshrien (2. Kön 16, 7 ff.). Das scheint auch für den Augenblick zu hel- fen; denn, wie der uns vorliegende Vers am Schlusse bemerkt, Nezin und Pekah konnten Jerusalem nicht ge· minnen. Dennoch aber, was Thiglaih-Pilessar gegen Syrien und Jsrael unternahm (2.Kön. 16, 9; 15,29), geschah nicht in Ahas’ Jnteresse, sondern in dem seiner eigenen Weltherrschasy und wie der assvrische König Juda nicht recht half, so bedrängte er dasselbe hernach auch dergestalt, daß er dessen König aus einein freien, selbstständigen Fürsten zn einem zinspsiichtigen Vasallen machte. Unser Prophey durch den Geist Gottes erleuch- tet, weiß das voraus; darum bietet ec alles auf, den Ahas und die Einwohnerschaft zu Jerusalem durch die lockendsten Verheißungen zur rechten Cntscheiduiig zu be- wegen. Er weiß aber auch, schon aus dem, bei seiner Prophetenweihe an ihn ergangenen Worte (Kap.6,9 f.), daß all sein Locken nichts hilft, daß Ahas mit seinem Volke in dem Aeußersten der Bedrängniß nicht bei dein HErrn, sondern bei einer Weltmacht Hilfe suchen wird, und daß in späterer Zeit (Kap. 36 u. 37) dieselbe Welt- macht dasselbe Maß der Bedrängniß, und zwar geriittelt und geschüttelt voll, über Jerusalem bringen wird; den- noch versucht er sein Werk nicht blos einmal (V.3—9), sondern noch ein zweites Mal (V. 10 sf.), denn der Augenblick ist zu wichtig und zu entscheidend für alle Zukunft. 2. Da sals Rezin von Süden und Pekah von Norden her wider Jerusalem heranzogeiiJ ward dem Hause David sdamals in Ahas und seiner Familie bestehendj aiigesagn Die Syrer verlassen sich auf Ephkaim shaben mit ihm gemeinsame Sache gemacht, um den König von Juda zu ent- thronen und einen andern an seine Stelle zu setzen V. 5 f.] Da bebete ihm [oor Schrecken und Angitj das Herz, uiiv das Herz seines Volks, wie die Baume im Walde beben vom Winde. Z. Aber der HEtr [dieser, menschlich ange- sehen, allerdings ganz natürlichen Muth- und Rath: losigkeitmitdesto lockenderen Verheißungen uiid be- stimmteren Zusagen, ivelchen Ausgang die gegen- wärtige Bedräiigniß nehmen werde, entgegenkom- mendj sprach zu Jrsala [der im untereii Theile der Stadt wohnte]: Gehe hinaus [vor die Stadt], Ahas entgegen, du und [mit dir zugleich] dein Sohn Sear-Jasub*«, an das Ende der Wasser: 24 Jesaia 7, 4—15. röhren am oberen [Gihon-] Teiche [auf der Westseite Jerusalems l. Kön. 1, 33 Anm.], am Wege beim Acker des Fclrberstt suach der Straße hin, wo die Tuchwalker ihr Gewerbe treiben und wo er, der König, sich jetzt befindet, um Vorkeh- rungen für den Fall einer Belagerung zu treffen]- 4. Und sprich zu ihm: Hüte dich [vor eige- nen, aus blos menschlicher Klugheit hervorgegan- genen QJiaßregelnL nnd sei stille ssuche vor allem eine ruhige, gottvertrauende Gemiithsstiinmung dir zu erringen]; sürehte dich nicht [als mußtest du in dieser gegenwärtigen Noth schlechterdings zu Grunde gehen], und dein Herz sei unverzagt vor diesen zween raukhendrn Lbschbränden [Brand- stummeln, die schon zu Ende smd mit ihrem Feuer nnd nur noch die Augen beißen mit ihrem Rauch 1. Kön. U, 25 Anm.], ncimlich vor dem Zorn Rezins, sammt den Shrern sob auch ihrer noch so viele ihm zur Seite stehen, daß er mit dir thue, was ihm gefällt], Und svor dem Zorn] des Sohns Retnalja [der im Vergleich mit dir, dem Sohne des mit so herrlichen Verheißungen begnadigten David, nicht einmal den Namen eines Königs verdient] 5. [Ja, laß keinen Augenblick dir grauen darum] Das; die Shrer wider dich einen bösen Rathschlag gemakht haben, sammt Ephraim und sseinem Fürsten] dem Sohn Remalja, und sagen: 6. Wir wollen hinauf [-ziehen] zu Juba fund ihrer Hauptstadt Jerusalem], nnd sie lans ihrer siolzen Sicherheit] aufwecken, nnd unter uns sals Oberherren] theilen [genauer: und sie mit Be- lagerung ängstigen Luk. 19, 43 und durch Er: oberung ihre Fesiungswerke nach uns hin öff- nen] Und zum [gemeinschaftlichen Vasallen-] Kö- nige drinnen machen den Sohn Tabeals.*" 7. Denn also spricht der HErrahErrx Es soll nicht bestehen, noch also gehen [wie beide Könige sich norgesetzthaben und ihrer Sache sich so gewiß sind, als wäre sie schon eine vollendete Thatsache: nimmermehr soll es denselben gelingen, den Lauf der Geschichte, wie der HErr ihn geordnet, zu ändern]. 8. Sondern wie Damaskus das Haupt ist in Syrinx, so soll Rezin das Haupt zu Damaskus sein süber diesen eng gezogenen Kreis der göttli- chen Vorherbestimmung kann er nicht hinaus, ob er auch noch so sehr sich anstrengen würde, ein anderes Reich, wie hier das Reich Juda dazu zu erobern] Und über fünf und sechzig Jahr [wenn nun das Land, aus dem das Volk der 10 Stämme hinweggetrieben, mit heidnischen Colonisten besetzt und also nicht einmal Grund und Boden mehr in seinen Händen sein wird Z. Kön. 17, 24] soll es mit Ephraim aus sein, daß sie nicht mehr ein Voll seien. 9. Und wie Samaria das Haupt ist in Ephcaim, so soll der Sohn Remalxa das Haupt zu Samaria sein fund auch er über den Kreis seines ihm zugetheilten Herrschaftsbereichs nimmer hinaus kommen]. Glaubt [nun] ihr [oom Hause Juda, dieser so bestimmten göttlicheir ZUsageJ nicht ssondern machet Fleisch zu eurem Armj, so bleibt sauch ihr] nicht sin dem Lande eurer Väter, son- dern werdet daraus hinweggetrieben werden, wie Ephraim aus dem seinen, wenn ihr gleich davor bewahrt werden sollet, daß ihr aufhöret ein Volk zu se1n].-s V) Der Name des Propheten selber, welcher ,,Heil Jehooa’s« bedeutet, soll durch die darin liegende Ver- heißung den König zu Jehova lockcn; damit aber, wenn nun Jesaiä Sendung ihren Zweck bei Abas verfehlt und der HErr um seiner widergöttliclsen Entscheidrkng willen Rathschlüsse fassen muß, die Juda’s schließlichen Untergang zur Folge haben, es schon jetzt offenbar werde, wie in alle dem nichts geschehe, was nicht der HErr längst zuvor gesehen, muß der Prophet seinen Sohn mit sich nehmen, dessen Name: ,,Dcr Rest bekehrt sich« (Kap. Z, 13 Anm.) nichts isi als eine Abbreviatur stutz- gefaßte Bezeichnung) des letzten Zielpunktes auf welchen Gottes Wege hinauslaufen. — «) Die Oertlichkeit ist hier die nämliche, wie in Kap. 36, 2. »Nicht umsonst hatte der HErr dem Propheten das scheinbar Gleich- giltige der Oertlichkeit so genau vorgeschrieben, nicht ohueAbsicht das auscheiiiend Univesentliche derselben hier und nachher wieder so ausfiihrlich verzeichnen lassen. Hier« in unserm Kap. spielt der erste, in Kuh. 36 der letzte Akt der großen Tragödie (Trauerspiel): an dem· selben Fleck, an welchem der Abgesandte des lebendigen Gottes mit Ahas unterhandelt hat und von ihm schnöde abgewiesen-worden, genau an eben demselbigen Punkte schreiben riachher die Gesandten derjenigen Macht, gegen welche Juda dazumal seinen Gott darangegeben hatte, ihre Bedingungen vor, und gegen sie giebt es nun menschlichem Vermögen nach keine Abweisung mehr« lDrechslerh — W) Unter diesem Sohne Tabcals mei- nen sie ohne Zweifel einen Syrer, also einen Heiden, vielleicht den obersten Anführer ihrer Heere; der Name Tabeal kehrt in Esra 4, 7 in der Form ,,Tabeel« als Name eines persischen Statthalters in Samaria wieder und bedeutet in der letzteren, ursprünglicheri Form ,,gutcr Gott«, ist aber durch die Umlautung an unserer Stelle in die Bedeutung: »der Nichtgutw = Tauges nichts verkehrt, was mit wohliiberlegter Absicht geschieht. f) Der Gedankenfolge nach gehört die erste Hälfte des 9. Verscs zur ersicn Hälfte des 8. Verses, und die zweite Hälfte jenes zur zweiten· Hälfte dieses Verfes: Rezin nnd der Sohn Remalja, der eine wie der andere, sind fest an den Kreis ihrer Bestimmung gebunden und können Iuda und dem Hause Davids nichts anhaben, alle ihre Anstrengungen sind von Haus aus fruchtlosz gleichwie nun aber Ephraim durch seine unnatürliche Verbindung mit einem heidnisrhen König zur Ausrottung derjenigen Stätte, wo der HErr seinen Sitz hat, und zur Vertilgung desjenigen Königshauses an welchem die messianische Verheißung hängt, sich selber das Schicksal bereitet, daß es nach einem bestimmt abgemessenen Zeit— raum aus der Reihe der Völker wird ausgestrichen sein, so wird seinerseits Juba, wenn es in dieser entscheiden· den Stunde sich un läubig gegen des HErrn Zusage erweist und seine Zu ucht zu einer heidnischen Weltmacht nimmt, sich wenigstens dem Gericht aussehen, daß es auf dem Boden seiner Väter nicht bleibt, sondern ein Jesaia vor König Ahas Verheißung der wunderbaren Geburt des Messtas 25 Svielball in den Händen der heidnischen Welimächte sein wird, bis der HErr seine Zeit sich ersiehet, dem SearsJasub oder dem sich bekehrenden Reste zu lieb es wieder in seine Heimath zurückzuverpflanzem Wir haben also in den vier Gliedern, weiche V. 8 n. 9 zusammen bilden, einen Parallelismus (2. Sam. El, 27 Amn.) übers Kreuz (wie Glied I in Glied III, so kehrt Glied 1l in Glied IV wieder) vor uns, welcher die prophetische Rede viel kräftiger und nachdrucksvoller macht, als wenn die gewöhnliche Gedankcnsolge beobachtet wäre. Was nun insonderheit die beiden Glieder 11 u. IV betrifft, so verweilen wir in Beziehung auf die dort uns begegnende so bestimmte Weissagung welche selbst das Jahr des Ereignisses zuvor bezeichnet, auf die Vemert zu 1.Kön. 13, 2.; in Beziehung aus den, auch in 2. Chron·20,20 vorkommenden Gedanken des vierten Gliedes aber ist das Wortspiel des hebr. Grundtertes zn beachten, wel- ches im Deutschen sich etwa so wiedergeben läßt: Be- weifet ihr nicht Festhalten an Gott, so werdet ihr nicht festen Halt haben, sondern den Boden unter euren Füßen verlieren! Uebrigens enthält Luthers Ue- bersetzung: gläubt—bleibt, ebenfalls ein Wortspiel (Epistel am Tage der Verkündigung Mai-ich) 10. Und der HErr [da er wußte, daß seine Rede, die Jesaia getreulich an Ahas ausrichtete, bei diesem nicht versing, sondern derselbe einen, wie er meinte, besseren Helfer als Jehova bereits an dem Könige von Assyrien in Ausstcht genommen hatte] redete sweil er nach dem Reichthum seiner göttlichen Güte, Geduld und Langmüihigkeit den unglückseligen Daoidssohn noch nicht verloren geben wolltej abermal [durch den Mund des Pro- pheten] zu Ahas, und sprach: U. Fordere dir [zum gewissen Unterpfand dafür, das; die vorhin V. 4 ff. dir gegebene Zu- sage von der Erhaltung Juda’s mit seinem Kö- nigthum und von der Erfolglosrgkeit des frevel- haften Unternehmens der beiden verbündeten Reiche eine gottgegebene und darum auch unzweifelhaft sich erfüllende ist] ein Zeichen von dem HErrn, deinem Gold* [und zwar ein Zeichen ganz nach deinem Gefallen, in welchem Bereiche es sich zu- tragen soll] es sei unten in der Hölle [in der Unterwelt, dem Reiche der Todten 1. Sam. 28, 7 ss.], oder droben in der Höhe [Kap. as, 7 ff. — auch die kühnste und gewagteste Forde- rung soll dir gewährt sein, damit du sehest, wie der HErr, dein Gott, mit der ganzen Fiille sei: ner herablassenden Liebe und seiner helfenden All- macht sich dir zu Diensten stellt]. «) Noch vcrschmäht es Jehova nicht, sich den Gott dieses sich selbst verstockenden Davidssohns zu nennen: vielleicht, daß die heilige Liebe, in welcher dieses »dem Gott» brennt, in seinem finstern Herzen zündet; vielleicht daßer sieh aufdieVundesverheißungen und Bundespslichten besinnt, die dieses ,,dein Gott« ihm in’s Gedächtnis; ruft. lDslktzfchJ 12. Aber Ahas [nm sich in seiner assyrischen Politik nicht stören zu lassen, mit erheuchelter Frömmigkeit das Anerbieten um der Warnung b. Mos S, 16 willen ablehnend] sprach: Ich wilks nicht fordern, daß ich den HErru nicht versuche. Gott verbietet den Kindern Israel, ihn zu versuchen, wie sie ihn zu Massa versucht hatten; näm ich unnöthis get« Weise und aus ungläubigem Grund ihres Herzens (Ps. 78, I8 f.) hatten sie dort ein Wunder verlangt, mit srivoler Willktirlichkeit eine Probe iestgesetzt (ogl. Matth 4, 7). Aber Gläubige fordern ein Zeichen, ja Gideon fordert zwei (Richt. 6, 17. 36 fs.) und gebraucht selbst den Ausdruck ,,oersuchen« (V. 39). Ahas nun will mit solchen Schwärmern, wofür er sie ausgiebt,- nichts zu thun haben; er weiß schon, daß ihre Grund- ansichten, ihre Hoffnungen ganz verschieden von den seini en sind. Heuchlerischetw wennnicht gar spöttischer Weie verbirgt er seine Gottentfreindung hinter Mosis Wort: 5. M. 6, 16. (Drechsler.) — Jn dieser Stunde nun, wo Jesaias vor Ahas steht, entscheidet sich das Geschick des jüdischen Volkes aus mehr als zwei Jahr- tausende. 13. Da [nun, entschieden und ohne Mötzlich- keit weiteren Znredens von dem Könige abge- wiesen] sprach er [Jefaia]: Wohlam so höret ihr vom Hause David [die ihr euer Haupt und euren Repräsentanten in diesem völlig gegen den HErrn stch verschließenden Ahas habt]: Jfks euch zu wenig, daß ihr die Leute seinen Menschem wie mich] beleidiget [indem ihr mei- nem und anderer Propheten so treueifrigen Be- mühen um eure Rettung und Wohlfahrt so gar keine Folge gebt], ihr müsset auch meinen Gott beleidigen [indem ihr alle Mittel zu eurer Zu- rechtbringung ihn erfolglos erschöpfen laßt]? Glauben wollen sie nicht, ohne zu sehen; und wenn ihnen sollen Zeichen zu sehen gegeben werden, damit sie glauben, so wollen sie auch nicht sehen: vgl. Luk. 11, «9 f.; 22, 67 f. (Delitzsch.) —- So eben erst noch (V. U) hatte der Prophet den HErrn des Ahas Gott genannt; setzt ist das Band gelöst, Jesaia steht nicht mehr zwischen Jehova und Ahas, sondern für Je- hova wider AhaeL (Orechsler.) 14. Darum [weil ihr selbst kein Zeichen for- den, um ungestört in eurem Unglauben verharren zu können] so wird euch der HGrr sdamit er euch die Henchlermaske abziehe, als hätte Gottes: furcht und Bescheidenheit euch verhindert, so Gro- ßes von ihm zu begehren] selbst ein Zeichen geben [nach seinem eigenen Ermessen; das kann aber naturgemäß nun nicht mehr blos ein augen- blickliches Zeichen zur Bürgschaft dafür sein, daß den beiden Königen ihre Anschläge nicht ge- lingen werden, sondern ein Zeichen, welches diese Bürgschaft nur in untergeordneter Weise in sich schließt, seinem eigentlichen Wesen nach dagegen erst am Ende der gegenwärtigen Zeiten und erst nach schweren Gerichten, die seinen Eindruck vorbereiten, sich ersüllen wird]: Siehe, eine Jungfrau ist schwanger, und wird einen Sohn geraten, den wird sie heißen Jmmanuel sGott mit uns] 15. Butter und Honig klauter solche Nah- rnngsmittel, wie sie in einem von Nomaden be- 26 Iefaia 7, IS. 17. wohnten Lande, die sich um Land- und Garten- bau nicht kümmern, sondern von demjenigen leben, was die Heerden und was Feld und Wald bieten, allein zu haben sind V. 21 ff.] wird er [um die Zeit] essen [da er nun soweit herangewachsen sein wird]- daß er wissk, Bofes zu vermessen, und Gutes zu erwahlen 16. [Aber gleichwie sein Eintritt in das reife-re Alter bewußter freier Selbstbestimmung mit der- jenigen Zeit zusammenfällt, wo feine Heimath, das Land Juda, aus einem Lande voll üppiger Ge- treidefluren und Weingärteii zii einer großen be- waldeten Weidetrift geworden fein wird, so fällt in seine frühere Jugend die Verödung jener bei- den Länder, deren Kriegsheere jetzt noch ein Schrecken sind für dich, den König Jnda’s]. Denn ehe der Knabe» lernet Bjofes verwer- feii, und Gutes erwahlem wird das Land fEphraim sowohl wie Syrien], davor dir grauet [weil du der doppelt auf dich anstürmenden Macht dich nicht gewachsen» fiihlstL verlassen sein von feinen zween Konigen [geiiauer: wird das Land verlassen sein,· vor dessen zween Königen dir jetzt grauet]. Ohne allen Zweifel hebt in V. 14 die Weissagung an init der Verkündigung der Geburt dessen, der von einer Jungfrau im eigentlicheii Sinne des Wortes em- pfangen werden und in iveseiihafter Weise ein Jmmaiiuel oder Gottimitsuns sein sollte (Matth. 1, 23); und in der That ist ja die Geburt Jesn von der Jungfrau Maria und die Vereinigun der Gottheit nnd Mensch- heit in feiner Person das s under aller Wunder, das schlechthiii höchste Zeichen, gegen welches alle anderen Zeichen, mögen sie unten in der Hölle oder droben in der Höhe geschehen, für iiichts zu rechnen sind. Warum nun der HErr gerade damals ein auf so eigenthümliche Weise in Räthfel und Schwierigkeiten gehülltes, auf den Glauben so sehr berechnetes Zeichen gewählt habe, erklärt sieh aus dem Zusammenhang unserer Stelle von selbst. Hatte vorher Ahas die freie Wahl, sich ganz nach Be- lieben die Stätte für ein Wunderzeichen aiiszusuchem und hatte der HErr die ganze weite Welt, Himmel, Erde und Hölle, ihm zur Verfügung gestellt, damit er fich durch seine Gnadenhilfe im Czlaiiben stärken lasse, so ist es nunmehr die wohlverdiente Strafe, das gerechte Gericht für seine schnöde Verachtung solcher« ausbündigen Herablassung Gottes, wenn ohne alle Rückficht auf ihn und fein eigenes Bedürfnis; ihm ein Zeichen gegeben wird, ja ein Zeichen, wie einem Manne nach dcni Herzen Gottes kein größeres und seligeres gegeben werden könnte, wie aber auch für einen hattnäckigcn und verstockten Widersacher Gottes keines es giebt, das ihm mehr zum Aergerniß und zum Fall gereichen müßte. David’s Haus tst in seinem gegenwärtigen Repräsentanten, dem König Ahas, in das gerade Gegeiitheil dessen umgeschlagem was einst David’s Sinn und Art gewesen; das muß offenbar werden, und es kann nicht klarer zu Tage treten, als indem Jefaia dem Ahas ein Geruch des Todes zum Tode wird, gleichwie einst Nathan (2. Sam. 7, 4 ff.) dem David ein Geruch des Lebens zum Leben geworden. Darum ist ficherlich gerade jetzt die rechte Stunde zur Fortbildung der mefsianischen Verheißung welche seit Davids Tagen bis hierher geschwiegen. Und zwar ist dies der Fortschritt in der weiteren Entfaltung dieser Verheißung. daß von demjenigen, der dem David kund gethan wurde als einer, der von feinem Leibe kommen sollte und dem der HErr sein Vater fein wollte, nunmehr gesagt wird, wie er nicht sowohl aus dein Haufe Davids heraus, als vielmehr in dasselbe hinein, als eine wunderbare, von aller menschlichen Mitwirkung unabhängige Gabe des Himmels, geboren werden solle und eine fchlechihin übermenschliche Person oder Gott in lcibhaftiger Selbftdarftellung fein werde. So tiberfchwänglich groß uiid anbetungswürdig aufder einen Seite dies neue Moment in der ineffianifchen Ver- heißung ist, was damit gegeben wird, ein Moment, das David nur erst voii ferne ahtiete (2. Sam. 7,19; Pf. 1l0, 1); so wird doch auf der andern Seite darin ein Veriverfungsurtheil ausgesprochen über das Haus David s, das in Ahas von dem HErrn sieh »losgefagt hat. Denn ,,nicht Ahas ist es, und nicht-ein Sohn des Ahas oder überhaupt des dermaligen, ftch selbstver- ftockcnden .Hauses·Davids, diirih welchen Gott fein Volk streitet, sondern eine iiameiilose Jungfrau von niedriger .li»iingstufe, welche Gott erkoren hat und im Spiegel seines Rathschlusses seinem Propheten zeigt, wird den göttlichen Retter feines Volks in den bevorstehenden Drangfalen gebären; womit fich andeutet, daß der, wel- cher Juda’s»Fortbeftand verbiirgt, nicht kommt, ohne daß das gegenwariige schlechte Haus Davids, welches Juda an den Rand des Untergangs bringt, zuvor beseitigt ift.« Wie aber, so fragen »wir uns beim Lesen der Verse 15 und 16», ists möglich, daß dieEntwickelungsftufen im» menschlichen Leben des Sohnes Gottes, der erst 730 J. spater von einer Jungfrau geboren« ward, zum Zeitmaß genommen werden für die, auf diejenige Gegenwart, in welcher wir mit unserm Abschnitt stehen, uninittelbar folgenden Ereignissss Nach etwa IX« Jahren, so läßt sich aus Vers »14 (vgl. Kaix Z) schließen, war Je- rusalem von feinen beiden Drangern, von dem Könige voii Shrien sowohl, wie von dem Sohne Remalja, n Folge der in L. Kön. Its, 7—9 und 2. K. 15, 29 mitgetheilten Vorgänge befreit; etwa 18 Jahr später, so deiitet V. 16 an, nämlich im J. 722 v. Chr» war, gleichwie früher schon Syrien, auch Evhraim verlassen von feinen Bewohnern (2. Kön. 16, 9; 17, 6), und 19 Jahrfpäter befand Juda sich in einem Zustande, wie er iii V. 15 vorausgesetzt wird (2. Kön. 9, 29). Linn versteht es fich zwar von selbst, daß der, welcher Jsraels Bluthe und Krone oder der Höhepunkt seiner Geschichte ist, diese Gefchichte auch beherrfcht, und daß ivichtige Zeiipuiiktein der letzteren mit gewissen Entwi- ckelutigsftufen in seiner eigenen Geschichte parallel laufen; und in der That ist ia Jesus geboren und ziim reifen gJtaniiixe hderangewacchfgn in eäier it; wellaher das ei. an , einer frü eren egensi e erau t, unter der Botmäßigkeit des damaligen Weltreichs, des römi- schen, stch befand (Liik. Z, 1 ff.). Aber dieser Gedanke ist doch viel zu allgemein, als daß sich hiermit schon der Inhalt von V.»15 u.·16 in befriedigender Weise er- klarte. Wir musfen vielmehr einen andern Umstand hin- zuiiehmen,»der uns die Möglichkeit, wie das Jahr 5 v. Chr; mit dem Jahr 741 so ohne» Weiteres zufam- mengernckt und als ein und dieselbe Zeit betrachtet wer- dea kolnntfa Zog? kbefser zum Blewztßtsein bringt. Und die er tm an ein anderer a s er, daß überall, wo Gott im alten Testament eine Verheißung in Beziehun auf den zukünftigen Heiland oder älJtefsias giebt, er au allemal demjefitiigen cgieschlechå oder gaiisghdem die Frat- eißung zuer gege en iiii ur ewa run au ie kommenden Geschlechter anvertrkiut wird, eine tkizorläiisige Erfüllung in irgend einer speisen dieses Geschlechts oder Hauses» zu Theil werden laßt, daß er demselben so zu sagen einen Substituten (Stellvertreter) fest, an welchem Des HErrn Strafverkündigung über Ahas und dessen Haus. 27 die wesentlichen Momente, welche die Verheißung ent- hält, bis zu einem gewissenMaße zur Erscheinung kommen, aber eben nur bis zu einem geivissen Maße und darum zugleich in einer Weise, welche direct) sich selber schon den Ab- stand der vorläufigen Erfüllung von dem, was die Weis- sagung so hoch »und l)ehr Verkündigt hat, handgreiflieh herausstellt, damit niemand mit dem bloßen Substituten sich beruht e und an ihm hangen bleibe, sondern jeder Gläubige seine Augen vorwärts richte nach dem, von welchem jener nur ein Unterpfand oder Vorbild ist. So haben wir’s bei Abrahany durch dessen Samen gese net werden sollten alle Völker auf Erden; ihm wird Jsaak zum einstweiligen Stellvertreter dieses zukünftigen Sa- meris- welcher ist Christus, gesetzt, darum auch Jsaak durch Gottes wunderbare Kraft aus einem schon erstor· benen Mutterfchooße hervorgeht und von des Vaters eigener Hand zum Braudopfer geopfert werden soll. So haben wir’s ferner, der Weissagungen Bileanks (4·Mos. 23 u. 24) zu geschweigen, bei David, dessen Sohn dem Namen des HErrn ein Haus bauen soll und dein der HCrr den Stuhl seines Königreichs bestätigen will ewiglichz ihm wird Salomo zur einstiveiligen, stellvertretenden Erstli- lung gegeben, daß er mit seineni Namen und mitsetiiem Tem- pclbau die zukünftige vollkommene Erfüllung der göttlichen Zitfage gewährleistu Hier-nach werden wir annehmen dürfen, daß auch damals, wo der Prophet die Weissas gung in V. 14 ausgesprochen, bald darauf ein Sohn empfangen worden ist, welcher zwar nicht der Sohn der Jungfrau und der Jinmannel im oollen Sinne des Wortes war, aber doch ein in Kraft besonderer Wirkung Gottes empfangener Sohn, bei dessen Geburt schon das Land Juda mit seinem Königshause des HErrn Ein- greifen in so augenfälliger Weise bereits erfahren hatte, daß die Frommen im Lande singen und sagen konnten: »Gott ist mit aus«. Wir dürfen indessen die Mutter dieses Kindes, die stellvertretende,,Jungfrau,« nicht, wie von vielen Auslegern geschieht, unter den, den Prophe- ten während seiner Verhandlung mit Ahas neugierig umstehenden Jungfrauen des Volks oder unter den Jungfrauen des königlichen Harems suchen, sondern nur im Terte selber. Und da werden wir in Kap. s, 3 f. von einer Prophetin hören, zu welcher Jesaia hernach- mals einging und die in Folge dessen schwanger ward und zu ihrer Zeit einen Sohn gebar. Es ist damit des Propheten Ehegattin gemeint, freilich keine Jungfrau mehr, denn sie hat vor 16—-17 Jahren bereits einen Sohii geboren, denselben Sear-Jasub, den Jesaia bei sich hat, während Jesaia mit Ahas redet (V. 3); aber, so fetzen wir muthmaßend, doch des Zutressens unserer Vermuthung nicht weniger gewiß, als wenn wir einen gefehichtlichen Belag dafür hätten, hinzu, sie ist seitdem verschlossen gewesen und hat jetzt keine Hoffnung mehr zu gebären, wie einst Sarah zu ihrer Zeit (1. Mos 16, 1 f.; 18, 10 ff) Dieser Umstand stellt sie in ge- wisser Hinsicht mit einer Jungfrau auf gleiche Linie: kann letztere nicht empfangen, ohne daß sie zuvor auf- hörte das zu sein, was sie ist, so kann erstere gleichfalls nicht empfangen, es sei denn, daß an Stelle des Willens des-Fleisches und des Willens eines Mannes etwas an- deres trete, die Kraft und Wirkung des göttlichen Wil- lens. Wenn beide Verhältnisse, die der unbefleckten Jungfrau nnd die der unsritchtbar gewordenen Pro- phetin, sich nicht gegenseitig decken, sondern diese von jenen weit überragt werden, indem die Prophetin doch von ihrem Manne erkannt werden muß, um zu empfan- en, während die Jungfrau schlechthin unberührt bleibt, o ist das ganz in der Ordnung; denn die stellvertretende Prophetin ist nur das unvollkommene Vorbild der von der Weissagung gemeinten, unmittelbar von der Kraft des Höchsten zu überschattenden Jungfrau. Wenn dann aber ferner der Sohn der Prophetin nicht, wie der der Jungfrau, den Namen »Jmmanitel« empfängt, sondern der andere: ,,Raubebald, Eilebeute« dafür substituirt wird (Kap. 8, 3), so bringt das ebenfalls feine ganze Vestimmiing, als Substitut oder Stellvertreter cinst- weilen für diesen einzutreten, niit sich; zugleich aber er— klärt lctzterer Name näher, in welchem untergeordneten Sinn alleiu der Sohn der Prophetin ein »Gott-mit- uns« ist für das Geschlecht seinerZeit, insofern nämlich bis zu der Zeit seines Alters, wo er anfängt den Vater- und Mutternainen zu lallen (Kap. 8, 4), also etwa bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres, gleichwie die Macht Damasei (2. Kön.16,9), so auch die Ausbeute Samariä (2. Kön.15, 29) wird weggenommen sein durch den König zu Assprien Letzteres geschah noch zu den Zeiten des Pekah, des Sohnes Remalfa, allem An- schein nach in dessen letztem Regterungsiahre 739 v.Chr., während ersteres vielleicht IX, Jahr früher, also 740 v. Chr» sich creignete; dagegen ist in V. 16 unsers Kapitels auf den Abschluß des Gerichts über die beiden Länder von Ephraim und Syrien oder auf die Zeit hingewiesen, wo das Land der I0 Stämme ebensowohl ein von feinen Cinwohnern Verlassenes war (·2. Kön. 18, 9 ti·)- wie früh» schon das Syrickiand (2. Kein. 16, 9), daher auch dort ein anderer Zeitpunkt in der Lebensentwickelung des Kindes namhaft gemacht wird (ehe der Knabe lernet Böses veriverfen und Gutes er- ivählen), als in Kap. 8, 4 (also der Knabe rufen kann: Lieber Vater, liebe Mutter). 17. Aber [obwohl so das Zeicheu, das der HErr selbst dir giebt, o König Ahasi dir tröst- liche Aussicht für deinen Thron und dein Volk dir eröffnet, daß die beiden, dichietztbedrängenden Könige mit ihren Reichen vielmehr in kurzer Zeit selbst zu Grunde gehen, statt daß sie dich zu Grunde richten werden Vers 14. 16, so liegt doch in eben diesem Zeichen, wie schon vorhin in V. 15 angedeutet, für dich und dein Land, nach- dem du so schnöde des HErrn Gnadenhand zurückge- Wiesen, zugleich die Ankündiguna einer noch viel schlimineren und gefährlicheren Zeit, als die du jetzt mit Hilfe der assyrifchen Weltmacht abzu- wenden suchsd und zwar einer Zeit, die eben diese Weltmacht, welche du ftatt des HErrn zur Hilfe dir erkoren, heraufführen wird. Denn] der HErr [statt daß er dich und dein Volk und deines Vaters Haus würde unberührt von den Kämpfen und Zuckungen, die im Bereiche der großen benach- barten Weltmächte eintreten werden, bewahrt haben, wenn du seine Helfershand im Glauben an sein Wort und Zusage ergriffen hättest] wird über dich, über dein Voll, nnd über deines Vaters [Daoid] Haus Tage kommen lassen, die sindem sie Juda zuerst an den Rand des Unterganges brin- gen und ihnen dann, nach einer nur kurzen Er- leichterung, schließlich auch wirkiich den Untergang bereiten, so schwer und so voll Noth und Elend] nicht kommen sind [in den ganzen 234 Jahren daher], seit derZeltEphraim [das Volk der 10 Stämme] von Juda geschieden ist [1.Kön. 12, 1 ff.],durch den König zu Assyriett [dessen Unterdrückuugs- und Veruichtuugs- werk nach ihm der König zu Babel vollenden wird]- 28 Jefaia 7, 18-25. 8,1—-4. 18. Denn zu der Zeit svon der ich rede] wird der HEtr Zischen [iu lockender Weise zurufen] der Fliege am Ende der Wasser in Eghptem und der Bcene im Lande Assur [Assyrien], 19. Daß sie [beide mit ihren unermeßlichen Seine-Steinen] kommen, nnd alle fich legen an die trockenen Bache, und m »die Steinilufth und in alle Hecken und in alle Busche [des Landes; Juda, da Befriedigung zu suchen für ihre Gelüste]. Was später etwa um das J. 713. v. Chr. G., also nach 28 Jahren, in der That sich ereignete, daß das Land Juda der Schanplatz wurde für den Zusammen- stoß der beiden Weltmächte, der assyrischen in Nordosten und der egvvtischen in Südwesten, darunter denn das Land unsäglich zu leiden hatte, bis es nach weiteren Leiden unter dem Druck dieses immer gewaltiger wer- denden Zusammenstoßes im J. 588 v. Chr. zu Grunde ging (vgl. die Geschichte der Könige Judas von Hiskia bis Zedekia in 2. Köln 18,1——25, 30), das stellt bier der Prophet unter einem Bild oder Gleichniß dar. ,,Das egypiifche Volk, das ungemeiu ahkreiche, wird mit der schwärmenden F liege, und das a mische, das kriegeri- sche und eroberungssiichtigs mit der stcchendem schwer abzu- wehrendeu Bien e (5. Nios.1,44; Ps.118, 12) verglichen; die Bezeichnungen entsprechen auch ganz der Natur beider Länder, die Fliege dem schlammigen und deshalb an Mückem Schnaien, Bremsen und besonders auch Fliegen so reichen Egyptekn und die Biene dem gebirgigereku wal- digeren Assyrtery unter dessen Haupterwerbsziveige noch jetzt die Bienenzucht gehört« Diesen Mächten nun wird der HErr zischen — ein vom Bienenzüchter her- genommener Ausdruck, der die Bienen mit Zischen oder Pfeifen aus ihren Stöcken lockt, auf der Flur sich nieder- zulassenx denn er wird es sein, der ihnen zum Schaui platz für ihre Entscheidungskämpfe das heil. Land eröffnet. Sie werden kommen, die eine vom Ende der Nilarma also aus dem äußersten Winkel des Landes und somit aus dessen ganzem Umfange, die andere von jenseit des Euphrat und Tigris her, werden miteinander im heil. Lande zusammentreffen und dort mit ihren Schwärmen sich niederlassen an Orten, welche den Fliegen und Bienen gemächliches Obdach und reiche Nahrung gewähren: an den trockenen Bächen, d. i. den Vadlys oder Bach- thälerm die zwar im Sommer meist austrockneih aber doch im Ganzen die nassen Stellen im Lande bezeichnen, in den Steinkliiftem den beliebten Wohnstätten der Bienen, in den Hecken des Stechdorns oder in den Dorngehegem wo sie ihre Nahrung suchen, und in den Büschen oder genauer: auf den Weidetriften, wo sie Nahrung in reicher Fülle finden. Jni folgendes! Verse wird dann der Scheide, den diese Mächte an Juda’s Land undVolke anrichten, beschrieben; aber das bis- herige Bild wird verlassen und ein neues an die Stelle gesetzt, indem Land und Volk Juda? als ein Mann vorgestellt wird, dem man alle Haare am ganzen Leibe absebeeri, das Kopf- und Schaamhaar sowohl wie das Barthaay und so beides zugleich mit ihm thut, ihn auss Aeußekste entleert und auf’s Aergste entehrtz das Messer aber, welches diese völlige Scheerung vollbringt, ist eben jenes feile Assyriem welches Ahas zu seiner Rettung wider Syrien und Ephraim für schweres Geld zu dingen so eben im Begtiff steht, dessen aber der HErr darnach ebenfalls sich bedienen wird, um Juda zu feiner wohlverdienten Strafe gänzlich und in schimpflicher Weise zu mitten. 20. Zur selbigen Zeit wird der HErr [dem Lande und Volke Juda als einem in die Gerichte feines Zorns dahingegebenen Manne] das Haupt und die Haare an Füßen abscheeren, nnd den Bart [am Kinn, des Mannes ehrenvollsten Schmuck 2. Sam. 10, 4 Anm.] abnehmen, durch ein ge- nliethct Stheermesser [durch diejenige Weltmachh die du, Ahas, jetzt, um andere zu scheeren, dir dingen willst]; nämlich durch die, so jenseits des Wassers sdes Euphrat] sind, als [und zwar, um es noch näher zu bezeichnen] dlitth den König von Asshrien 21. Zur selbigen Zeit ksoweit wird der jetzige Wohlstand des Landes durch jenes Scheeren V. 20 herunterkommen] wird ein Mann einen Haufen Kühe [riehtiger: ein Kühlein Rindviehs, eine Fährfe, nachdem das ausgewachsene, starke Vieh, das er vormals besaß, eine Beute der Feinde geworden], und zwei Heerden sein Paar weib- liche milchgebende Schafe oder Ziegen] ziehen sals letzte Habe, die er fich gerettet hat], 22. Und wird [da einerseits alles Land zu einer einzigen großen Weidetrift an Stelle der jetzigen Aecker und Weinberge geworden, und in überreicher Fülle Futter gewährt, andrerseits aber der zu einer Haushaltung gehörige Menschenhe- siand auf wenige Personen zusammengeschtnolzen ist] so viel zu melkeu haben, daß er Butter essen [die wegen ihrer Menge nicht alle süß zu genießende Milch zu Dickmilch 1. Mos. 18, 8 Anm. 1 zu- bereiten] wird [um sie auf diese andere Weise zu verwerthen, fich aber nun auch diese Nahrungsmittel zum Ekel essen]; denn Butter nnd Honig sdies und nur dies, was allein die in Weidetriften und Walddickichte umgewandelten Fluren undBergenoch gewähren, aber kein Brot nnd Wein und Fleisch, noch sonst etwas zur Abwechselung] wird essen, wer übrig im Lande bleiben wird sda dann um den Ertrag der Reben und der Felder und um eigentlichen Heerdenbesitz es wird geschehen sein]. 23. Denn es wird zu der Zeit geschehen, daß [auf einem Grundstück] wo jetzt tausend Wein- störte [von der edelsten Art] stehen, [zufammen] tausend Sildcrlinge Werth« [alfo jeder einzelne zu 2674 Gr.2. Mos. so, 13 Anm.] da werden Dornen und Hecken sein, 24. Daß man mit Pfeilen und Bogen [um gegen die darin reißenden Raubthiere sich zu schützen] dahin gehen muß. Denn im ganzen Lande werden [iu Erfüllung des göttlichen Strafurtheils, das über Jerusalems und Judas Volk, den Weinberg des HErrn Kuh. b, I ff. ergangen ist] Dornen und Heckeu sein", 25. Daß man auch zu alle den Bergen, so man sieht, wo der Wein- und Obstbau noch im vollen Schwange geht] mit Halten pflegt umzu- hacken, ffernerj nicht kann kommen [um sie wieder in dieser Weise anzubauen], vor Sehen der Dornen nnd Heller! [die gar nicht mehr auszurotten sind]; Vorausverkündigung der Wegführung Jsraels durch die Assyren 29 sondern man wird Ochitn daselbst gehen und Schafe darauf treten lasseuiti [eine weitere Pflege dieser bisher so sorgfältig bebauten Hügel für immer aufgebend]. «) Heute rechnet man in Shrien, wo man die Wein« berge noch nach der Zahl der Weinstöcke schätzt, die Rebe zu I Piasier = 2—3 Er. (Burckhardt.) —- ") Die Beschreibung ist absichtlich recht tautologisch und pleonastisch (mit vielen Worten immer wieder dasselbe sagend), schwerfälli und schleppelidz sie soll den Ein- druck einer öden . aide, eines langweiligen Einerlei machen. (Delitzsch.) — »Es) Die Erfitllung dieses Ab« schnitts that die ersten Schritte gleich nachher unter Ahas selbst durch Tiglath-Pilesar (2. Chrom 28, 20 f.), sie vervolliommnete sich während des ganzen darauf folgenden Zeitraums durch die Assyrer bis auf Sanherib (K«ap. 37, 30 f.; 1, 7—9); nach einer kurzen Pause machte sic wieder Fortschritte und ward durch die Ereignisse unter Nebucaduezar nur um vieles zutrcffender (2. Kön. 25, 12; Jcrem. 39, 10; 43, 5——7); ihrem Höhepunkte end- lich wurde sie zugeführt durch die Katastrophe (Wcnduug der Dinge) unter den Römern sscit dem Jahre 70 n. Chr. G.). Diesen in der Verwirklichung eine Reihen« folge von Entwickelungen beschreibendeu Verlauf der Dinge schauete Jefaia im Geiste als ein gleichzeitiger; Ganze, sah alles Folgende gleich mit Assue in Eins zusammen. (Drechsler.) II· Lan. Z, t——8. Gleichwie Zlhas zuerst mit dem huren, so ist nun auch der itjErr seinerseits mit Khas fertig, und Srsaias hat nicht weiter mit ihm zu verhandeln; nikhts desto weniger maß das, was Gott ihm vorge- nommen und was er als seinen Rath sur die ferne, wie für dir näihste Ltaliuuft bereits verliundiget hat, zu feinem Insect: nnd Ziel kommen. In ijiusicht auf die stachli- liegeude Juleuuft nun tu dem HGrrn daran gelegen, daß die Befreiung Jerusalems von den beiden Königen, die es jetzt bedrängen, obwohl sie durch den, von Jlhas zu Hilfe gerufeueu Kouig vou Jtsfurien sich verwirklichen wird, dennoch nicht als Frucht der selbstgeschaffenen Hilf· er« filtrirte, sondern als sein Wort nad Wille; drum maß der Prophet eine, mit den Worten ,,uaubebald, Eil-deute« beschriebene Tafel öffentlich aufhängen und zween zuver- lässige Zeugen dabei hinzugehen, and muß den von fei- nem Wribe außerordentlich empfangenen Sohn mit deu- friben Worten benennen, indem dessen Entwiitieluug zu einigermaßen bewußtem Jllter zugleich den Zeitpunkt be— zeichnet, bis zu welchen: die iiorausfaguug dessen, was da ltommeu werde, sich erfüllt haben wird. Aber weil doch die Hilfe aus Seiten Inda’s und seines Königs eine felbsigefchasfene gewesen, die eine schnöde dterwerfung Sehovcks nnd seines Heils zu ihrer Voraussetzung hat, traun nur das sitjwrrfle Unheil hinter ihr verborgen lie- gen; darum, damit aller vermeiutlirhe Trost daraus ver— sehn-lade, wird dieses Unheil in seiner ganzen Schwer: dem uoltir Judas schon jetzt gezeigt, ein Unheil, das nur deswegen niiht über die gefährlichste Höhe bis zu völligen! iiuin ebenso für Iuda wie sur Israel fort- schreitet, weit Iuda bereits die uerheisuug eines ,,Imma- sinkt« gegeben ist. Kuh. s, 1. Und der HErr fnachdem ich die Verhandlung mit Ahas Kap. 7, 3 ff. abge- brochen und wieder in die Stille mich zurückgezo- gen] sprach zu mit lttm’s J. 740 durch Eingebung feines Geistes]: Nimm vor dich einen großen Brief [eine große metallene Tafel, wie sie zu einem öffentlichen Anschlag, der jedermann in die Augen fallen und gleich durch sein Aeußeres als eine Bekanntmachung von hoch bedeutfamem Jn- halt sich zuerkennen geben soll, sich eignet], uud schreib darauf sehe du die Tafel an einem der be- fuchtesien Plätze in Jerusalem aufhängst] mit Menscheugtisfcl [mit kunstlosen, auch dem gemeinen Volk verständlichen Schriftzeichen oder Buchstaben, die beiden Worte]: Raubcbalih Eilebeute [als kurzer, inhaltvoller Ausdruck dafür, daß es in Beziehung auf die beiden Könige, die jetzt die Stadt bedrängen, bald dahin kommen soll, wo ihre eigenen Haupt- städte beraubt werden, und daß die Macht, der sie unterliegen werden, schon heran eilt, ihre Beute an ihnen zu machen Kap 7, 4 ss.]. 2. Und ich [als ich diesen Befehl nun zur Ausfüh- rung brachte, die Tafel mitden beiden Orakelsprüchen beschrieb und sie öffentlich aushängen wollte] nahm [wie der HErr weiter mich angewiesen hatte] Zu mir zween treue [um ihres Amts und großen Ansehns beim Volke willen für dieses vollgiltige] Zeugethdeu [damaligen Hohe-J Priester Uria [2. Kön IS, 10 ss.]- nnd Satt-»ja, den Sohn Jeberechja [ans dem Geschlecht der Kinder Assaph 2. Chr-on. 29, 13], s. Und ging [als ich auch diesen Auftrag er- füllt und also dafür gesorgt hatte, daß zu der Zeit, wo die Geschichte der nächsten Zukunft den Sinn und die Bedeutung jener Orakelsprüche ent- räthseln würde, zween Zeugen im Volke selbst vor- handen wären, welche ihm sagen könnten, wie lange vorher das, was da geschehen, vom HErrn schon vorausgefagt worden sei] zu einer Ptophetiu szu meinem, ebenfalls mit der Gabe der Weissa- gung ausgestattetenWeibe, ihr ehelich beizuwohnen], die ward [nach langer Unfruchtbarkeit durch Gottes besondere MachtWirkUUgJ schwanger, und gebar [neun Monate später] einen Sohn [der dem Ge- schlechte der Gegenwart zum einstweiligen Unter- pfand für die Geburt des, einem viel späteren Ge- schlecht bestimmten Jungfrauen - Sohnes Kap. 7, 14 ff. dienen sollte] Und der HEtr sprach zu mit: Nenne ihn snach denselben beiden Worten, die du vormals auf die Tafel geschrieben V. 1] Ranbebald, Eilebeniei sdaß er an Stelle der metallenen todten Tafel noch eine viel beredtere lebendige sei]. 4. Denn ehe der Knabe rufen kann: Lieber Vater, liebe Mutter [bevor er also sein erstes Le- bensjahr wird zurückgelegt haben]; soll die Macht Damasci [alle Habe dieser reichen und mächtigen Hauptstadt Syriens sammt der Einwohnerschaf selbst], und die Ausbeute Samariä fwenn auch noch nicht alles Vermögen und alle Mannschaft der israelitischen Hauptstadt, so doch ein ansehn- licher Raub oder Tribut aus ihr] weggenommen werden durch den König zu Assprienit [2. Kön is, 9; 15, 291. 30 Jesaia 8, 5——-13. sssAuch der ältere Sohn des Propheten, von wel- chem in Kuh. 7, 3 die Rede, hatte einen vollstandigen Satz zum Namen; ahnllche Falle tm alten Testament s. 1 Ehren. 3, 173 26- 4; Esra 8, 4. Die englischen Jndependenten zu Cromweüs Zeiten liebten es, der- gleichen ganze lange Svriiche als Namen zu führen. (Drechsler.) -— VI) Jehooah weiß die Folgen voraus, welche die Anrufung der Hilfe Assyriens für Syrien und- Jsrael haben wird; dieses Wissen legt er urkundlich mit Zuziehung von Zeugen nieder. Erfüllt sichs, so ist’s zu- gleich geschehen um die Freude des Königs und Volkes an der selbstgeschaffenen Hilfe; denn sie wissen aus Gottes weiterer Verkündigung, die ebenso sicher eintreten wird, daß, wenn Afsur mit Damascus und Assyrien fertig, die Drangsal für Juda nicht vorbei ist, sondern erst recht angeht. (Delitzsch.) Z. Und der HErr redete szu der Zeit, da die Prophetin ihren Sohn, den ich ,,Raubebald, Eile- beute« nennen mußte, geboren hatte, die Belage- rung der Stadt inzwischen von den beiden ver- bündeten Königen aufgegeben Kap. 7, 1 und also das Volk in Jerusalem von seiner augenblicklichen Furcht Knie. 7, 2 befreit worden war] weiter mit mir [denn nun galt es, eben diesem Volke seine salsche Freude zu benehmen und ihm und seinem widergöttlich gesinuten König eine noch viel schlim- mere Zeit als Strafe für seine Verachtnng der angebotenen Heilsgnade des HErrn zu verkündigen], nnd sprach: b. Weil dies Volk lJsrael nach seinen beiden Theilen, in die es zerfällt, so völlig von mir ab- gefallen, daß es nichts mehr von meinem Heil und Gnaden wissen mag, sondern sich ganz der irdischen, weltlichen Macht zugewendet hat, indem der eine Theil, Juda] verachtet das Wasser zu Siloah, das stille gehet« [statt in jenen Angst: und Schreckenstageii Kap. 7, 2 sich auf mein stilles, so geräuschloses und unscheinbares, aber desto segensreicheres und wohlthuenderes Regiment zu verlassen und von den Bergen her, da ich meinen königlichen Sitz aufgeschlagen habe, seine Hilfe zu erwarten, nach der assyrischen Weltmacht feine Hände mit der Bitte um Beistand und Errettung ausgestreckt hat], nnd [der andere Theil, EphraimJ tröstet fich des Rezin und des Sohnes Remalja shatte an diesen beiden Königen seine Freude und Wonne, als hätte durch ihre Verbin- dung mit einander das beabsichtigte Werk, Jeru- salem zu stürzen und das davidische Königshaus dort auszurotten, nothwendig gelingen müssen]; 7. Siehe, so wird der HErr nber sie süber beide Theile, Juda sowohl wie Ephraim] kommen lassen starke und viel Wasser des [Euphrat-] Stromes szur gerechten Strafe und ZüchtigungL namlich den König zn Asfyrien, und alle feine Herrlichkeit [die da besteht in gewaltigen, trefflich geriisteten und alles siegreich vor fich niederwerfenden Krieges- heeren], daß sie sdie assyrischen Heere, den hoch angeschwollenen Wassern des Euphrat gleich, die, wenn im Frühling und Sommer der Schnee auf dem armenischen Hochgebirge geschmolzety das Strombett des Flusses weithin überfluthens über alle ihre Bäche fahren, nnd über alle ihre Ufer gehen fund da zunächst Syrien und Ephraim über- schwemmen und ertränkens 8. Und werden [bei Ephraim, nachdem sie diesem Reiche den Garaus gemacht haben, nicht stehen bleiben, sondern auch] einreißen in Juda, nnd schwemmen, und überher gehen kaltes daselbst unter Wasser fetzend], bis daß sie sden Bewohnern des Landes] an den Hals reichen; unb werden [diese, den übersluthenden Wassern des Euphrat gleiche Kriegsheere AssyriensJ ihre Flügel snach beiden Seiten, nach links und rechts] ausbreiten, daß sie dein Landilin welchem du dermaleinst sollst geboren werden] o Jmtnanuel sKalx 7, 14J- fülleth soweit es ist« [nnd würden ihm stcherlich eben- falls den Untergang bereiten, wenn nicht um der Verheißung deiner Zukunft willen es vor dem äußersten Verderben bewahrt bliebe]. «) Ueber die Ortslage der Quelle Siloah in jener Bergschlucht zwischen dem siidwesilichften Abhange des Vtorcsa einerseits und dem südöstlichften des Zion andrer- feile, sowie über ihre eigenthiimliche Beschaffenheit, daß sie, von der Mariaquelle herkommend und mitten durch den Telnpelberg fich hindurchziehend, nur ein geringes Gefälle hat und deshalb einen still und leise gehenden, ruhig dahinfließenden Lauf, haben wir zu Z. Sam. 17, 17 nnd l. Köln 17, 26 das Nöthige bemerkt. Hier nun ist sie einerseits ein Gleichniß für das Regiment des HErrn, des eigentlichen Königs Jsraels, der auf dem Berge Morija seine Wohnung hatte, und konnte umso mehr zum Gleichniß dafür genommen werden, als sie gleichsam unterhalb des Thrones dieses unsicht- baren Königs hervorquoll (vgl. Offenb. 22, l) und mit ihrem ruhig dahinfließenden Bache lfie fließt, sagt Stephan Schnlz in seinen ,,Leitungen des Höchften«, wie Oel) trefflich den unscheinbaren und leisen, aber sicher und segensreich zum Ziele führeuden Gang der göttlichen Führung versinnbildetz aber für Judas und seines Königs Fleischesaugen war eine solche Herrschaft und Führung ein geringes und verächtliches Ding, man zog es vor, fich an eine Macht anzuschließem die äußerlich impouitte und handgreifliche Hilfe versprach, ohne zu bedenken, daß man damit auch aller Willkür uud Gewaltihätigkeit dieser Pracht, die ihr Bild und Gleichniß in den ge- waltigen, aber mit schonungslosey blinder Gewalt daher- fahrenden Wasserwogen des Euphrat hat, fich preisgab Anderntheils aber ist das Wasser Siloah, weil zugleich am südösilichen Abfall des Zionsberges fließend, auch ein Bild des auf Zion thronenden davidischen König- thums, welches die Verheißung des auf Ptorija woh- nenden Gottes hat. Um seiner augenblicklichen Schwäche willen wird es von Ephraim oera«chtet, das sich desto stärker wähnt, weil es in dem Sohne Remalsas einen thatkrästigen Fürsten hat und an Rezin einen aufstre- benden Bundesgenossen, und sogar auf dessen Vernichtung es abgesehen hat; aber wenn Ephraim Fleisch für seinen Arm hält, dann isi der König zu Assvrien noch ein that- kräftigerer und ausftrebenderer Fiirst und die Wasser- fluthen seiner Heere sind mächtig genug, sie beide, Rezin und den Sohn Reinalja’s, mitsammt ihrem Volke hin- wcgzuschwemmem daß sie nicht mehr da seien. — «) Ju der That war hernach das Geschickdes Zehnsiäminereichiy das es durch Thiglathsspilessar und Salmanasfer erfuhr Ermahnung und Trost an die Gottesfürchtigen im Lande. 31 (2. Kiste. 15, 29; 17, 3 ff. 18, 9 ff.), von dem des Reiches Juda durch Sanherib (·2. Kön. 18, 13—19, 37) in der Art verschieden, daß dem ersteren die Wasser über dem Kopf znsammenschlicgeri und es in demselben gänz- lich unterging, während sie diesem nur bis an den Hals reichtcn und die Möglichkeit einer Rettung übrig blieb, die auch wirklich kam. Und selbst noch später zeigte sich dieselbe Vceschiedenheih denn Ephraiui ging sein Land für immer verloren, für Juda dagegen, als dies in die babhlonische Gefangenschaft abgesührt wurde, blieb das Land aufbewahrt bis zur künftigen Rückkehr. Das 8. Kapitel. Bestrafung des ganzen Volks Israel, nnd Trost der gotte8sürehligen. Hei feiner Verkündigung im vorigen Abschnitte befand sieh der prophet inmitten des weiteren Kreises eines gerichtss reifen nnverbesserlichen Volks nnd hatte für dieses uur einen Trost in den bevorstehenden Geriehteu Gottes, der dasselbe nichts anging. Er weiß aber auch unter den( Wolke, in dessen iilitte er steht, eine kleine Schnur gläubiger Seelen, deren Wege von denen der großen Masse durchaus ver— schieden End, die, wenn in ihrer Hand die Entscheidung ge- legen hätte, für den HGrru und sein Heil sich würden ent- schieden haben. Ihnen allein gehört der Trost, der in dem ,,Roubebald, Studente« mittelbar verborgen liegt, deutlicher aber noch in den Worten am Schlaf; der vorigen Rede aus— gedrückt ist: ,,dein stand, o Juunauuelfi I· V. 9—22. Ver Proohet nimmt den Trost ans, von dem wir soeben redeten, um mit trinmohireudem Snbel über alle Feinde des Volkes Gottes sich zu erheben und ihnen für alle ihre Anschläge nnd Unternehmungen den diiasterspruets gdttlicher vernichinng zu verkünden W. 9 und 10). Diese seine siegessreudige Stimmung im Ge- gensatz zu der Furcht bei der großen Masse des Volkes, die zu einem uiidergättlictien Bündnis oerleile, erweist er daun als die allein rlastlge Staatsklugheit aus einer ihm gewordenen Offenbarung des Glis-ern, welche ihm dieselbige an die Hand gegeben habe w. 1l—15), befiehlt hierauf die zu Einem Geist mit ihm verbundenen Sänger für- biitend dem ihnen, daß er ihnen und denen, die nach ihnen die kleine Gemeinde der Gläubiger: darstellen wer- den, das wvrt seines lteugnisses sicher bewahre w. 16 u.17), und ermahnt srisliehlicth sias nicht durch den Geifl der gegenwärtigen Zeit von der Hoffnung aus eine gar gnndenreichg durch mehrfache tlnterpfäuder verbürgte Zukunft abdräugen zu lassen; denn die jeht mit dem Strome des Lteitgeiftes schwimmen, werden so wenig das iilorgenroth der künftigen tjeilszeit mit genießen dürfen, daß ne vielmehr in herziveislungsnnast hinabsinken müssen its. 18—22). O. sWeil denn Jmmanuel unser König nnd unser Land sein Land ist, so macht mich nicht bange, das; Juda um seiner Sünde willen der Weltmachn an die es sich hingiebt, bis aufs Aeußerste preisgegeben werden soll V. 8; im Jubel heiligen Trohes rufe ich vielmehr alle Nationen der Erde, die seht oder künftig wider Gottes Volk anstürmem zu:] Seid böse, ihr Völker [so sehr ihr immer wollet], und gebet doch die Flucht [als solche, die mit all’ ihrem sich Erbosen nichts ausrichten, wie kürzlich an Rezin und dem Sohne Remaljcks zum Vorbild für alle Zukunft sich ge- zeigt hat]. Hbret ihr-s, die ihr in fernen Landen seid swas ich als Endgeschick aller uns feiudlichen Weltmächte im Namen des HErrn euch verkün- dige]: Rüstet euch, und gebet doch die Flucht; lieber [Richt. 4, 19, Anm. 1], rüstet euch, und gebet doch die Flucht! 10. Beschließct einen Rath, und werde nichts draus. Beredet euch [über noch so kluge Maß: regeln, wie ihr den gefaßten Rathschluß sicher zum Ziele führen wolltl nnd es bestehe nichts svon allen euren Maßregeln]; dem! hie [auf unsrer Seite] ist Jmmanuel [und an dem Rathe des Gottes, der in diesem Jmmanuel mit uns ist, müssen alle eure Anschläge zerscheitern] Gleichwie in Kuh. 7, l4 das Wort Jmmanu ei nicht als Eigenname, sondern in seiner eigentlichen Bedeutung: ,,’mit uns ist Gott» genommen wird, so ist wohl auch an unsrer Stelle diese Auffassuug vorzuziehcn Wie Hiskia dieses Triumvhgefaiiges in der Stunde der Noth sich erinnerte nnd die Herzen seines Volkes damit im Glauben stärkre, s. L. Chr-on. 32, 7 f. «» II. sDaßaber das die rechtc, göttliche Politik oder Staatsweisheit ist, zu fürchten den HErriy um dann nimmer vor iuenschlichcn Feinden sich zu fürchten, son- dern über sie zu trinniphiren noch vor dem Siege, das hat der HErr selbst zu der Zeit, da er mich zum König Ahas sandte Kap. 7, 3 ff» mir bezeugt] Dekmsp spkschk sgenauerx sprach] der HEtr zu mir, als fafsete et mich bei der Hand [indem seine Hand, die mit besonders überwältigeuder Kraft gerade bei dieser Offenbarung über mich kam Hesek. Z, 14, all mein eigenes Denken nnd Empfiuden niederhielt«], und uutetwelfete mich, daß ich [sammt allen Frommen] nicht soll wandeln auf dem Wege dieses sdie Po- litik des Fleisches erwähIendenJ Volkes; und spkicht [nnd zwar war es dies, was er zu mir sprach]: «) Nach der gewöhnlichen Lesartx THE! DEIELI hat man zu übersehen: im Drange der Hand, wo— mit der Zustand einer besonders eindringlichen Gottes- wirkung oder ein Zustand, in welchem Gottes Hand sich besonders stark am Propheten erwies, bezeichnet werden soll. Eine Anzahl von Handschristen dagegen liest: nEIDgDz darnach übersetzt Luther mit der Vnlgata 12. Jhr solltnicht sagen: Bund sWohlanl laßt uns ein Bündnis; mit Assyrien schließen, daß wir der Uebercnacht unsrer Feinde gewachsen seien«]. Dies [unglänbige, abtrünnige] Volk [welches auf seinen Gott nicht trauen mag] redet von nichts, denn vom Bund [als bestehe darin die einige und rechte Hilfe; ihr aber, meine Getrenem sollt euch ihnen Uscht glsichstellenl Fürchtet ihr euch nicht also, wie sie thun svor Menschen, die im Grunde doch so wenig zu schaden vermögen Lnli 12, 4 f·], und laßt euch nicht grauen svor Feinden, wie dieser Rezin und der Sohn Remalja, die ja selber schon dem Gericht verfallen sind Kön. 7, 4 ff.]; l3. Sondern heiliget [indem ihr über alle Dinge ihn fürchtet] den HEtttt Zebaolh [vgl. die Bemerk. zu l. Stirn. l, 3]. Den laßt [weil er allein 32 Jesaia 8, 14———22. schrecklich ist und mächtig zu verderben] eure Furcht und Schrecken sein; 14. So wird er [für euch] eine Heiligung sgenauer: ein Heiligthuin"] sein [auf dem Wege der Gerechtigkeit und des Heils euch be- wahren]; aber [dagegen wird er sein] ein Stein des Aiistoßens und ein Fels der Aergerniß den zweien Hciusern Israel Ider Masse des Gesammt- volkes beider Reiche, die den HErrn schoii jetzt nicht heiligt und bei ihrer Weise, wie sie in V. 12 beschrieben ist, auch ferner bleiben wird], zum Strick und Fall*" [genauer: zum Fallsirick und zur Schlinge wird er insonderheit auch sein] den Bürgern zu Jerusalem [die für das Haus Juda den Ton angeben], 15. Daß ihrer viel sich daran san selbigen Stein des Anstoßens und Fels der Aergerniß] stoßen, fallen, zerbrechen, [und ihrer viel darin, in diesen Fallstrick und Schlinge] verftrickt Und gefangen werden. « «) Daß Luther so den Sinn der schivicrigen Worte verstanden habe, geht aus seiner Randglosse hervor: »Das jüdische Volk traute Gott nicht und machte Bund mit den Heiden umher, welche doch ihre Feinde waren« Andere dagegen übersetzen: ,,s)teuiiet nicht alles ein Bünd- iiiß, was dieses Volk also nennet«, und deuten dies da- hin: ,,thut nicht jeder Zusammenrotiuiig wie» z. B. der Vereinigung Reziiks und Pekah’s, ivelche die Gemiither in solchen Schrecken gesetzt hat, die Ehre an, sie ein Bünd- uiß zu nennen-«; dies giebt jedoch einen schiefen Gedanken, da die Verbindung Rezins und Peiahs wirklich ein Bund, eine Verschwörung wider das Haus Davids war. Darum ziehen wieder andere die Erklärung vor: »Nicht heißer Verschwörung alles, was dieses Volk Verschivörung nennt«, indem sie die Warnung darauf beziehen, daß die Propheten, wenn sie gegen die Anriifung auswärtiger Hilfe eiferteiu als im Dienste des Feindes stehend, gegen welchen man Hilfe suchte, und also als Mitverschivorene zum Sturze des Staats verschrieen wurden sAinos 7, 10; Jerem. 37, 11 ff.); hiernach wäre der Sinn der, daß man nicht, wie die große Masse des Volkes, es für Coiispiration Uemeingefährliclie Verschwörung) ansehen solltc, wenn der Prophet und die Seinigen so entschieden einer Verbindung mit Assyrien entgcgeuarbeiteteiig son- dern für Inspiration (göttliche Eingebung) oder fur die Politik Jehovas selber. — P) »Wer den HErrn» der Heerschaaren heiligt, den umfängt er wie Tempelwandw birgt ihn in sich, während draußen» Tod und Drangsal hausen, und tröstet- speiset, heiligt ihn in seiner giiadeiii reichen Gemeinschaft« (Kap. 4, 5 f.; Pf. 27, 5; 31, 2l.) — Mk) Die Tendenz (Abzweckiing) des eben anhebenden neuen Zeitraums wird nach unsrer Stelle dahin charakteri- sitt, daß der HErr zu gerechtein Gericht dem Volke, welches die Wahrheit durchaus nicht haben wolle, die- selbe in einer Gestalt offenbar werden zu lasscn vor- habe, an welcher der verkehrte Sinn wirklich Veran- lassungsinden könne sichzu ärgern. Voniiun an nämlich soll der Rath des HErrn zur Erlösung des Nterisclzengesclilcchts mehr und mehr in seiner hohen Paradoxiq in seiner den Fleischesaugen anstößigen, dem Fleifchcssinne unbegreif- lichen und ividerwärtigen wahren Gestalt als Erhöhung durch Erniedrigung, als Ehrenrettung durch Schmach offenbar werden. Jn coneentrirter und Potcnzirter (zu- sainmengedrängter und gesteigerter) Weise findet denn aber alles dies in demjenigen statt, welcher Mittel· und Ausgangspunkt der gesammten weiteren, von dein Pro- pheten iiberall hier in Eins zusammciigefaßten Ent- wickelung ist, iri Christo, auf den sich daher auch die vorliegenden Verse in so besonderem Grade und in so eigcnftem und uninittelbarstem Sinne beziehen: Luk. 2, 343 l. Petri 2, 7 f.; Rönm 9, 32 f. (Drechsler.) 16. sDaruin denn, weil jctzt eiiie Zeit des Ge- richts begonnen hat, wo für die große Masse des Volks und des Hauses David dein Wort der Weissagung, o ibErrl vergeblich ist und nicht eher gläubige Aufnahme sinden wird, als bis diese Zeit des Gerichts und der Verstockung vorüber ist, so sorge wenigstens dafür, daß jenes Wort unangetastet nnd unverfälscht den zukünftigen Geschlechtern durch heilige Ueberlieferung erhalten werde] Binde [aiso, ich bitte dich] zu das Zengiiiß [meiner auf die Zukunft bezüglichen Predigtem damit es nicht wie die Blätter eines uneingebundenen Buches zerstreuet und von dem Winde verwehrt werde], berflegele das Gebot [das auf eben diese Zukunft vorbereitende Wort der Unterweisung, das du mir in den Mund gelegt hast] meinen Jüngern« sdaß es in ihren Herzen wohl verwahrt und sicher auf- gehoben sei]. II. Denn ich hoffe» auf den HErrn, der herzt, wo die Gerichte feines Zornes beginnen, auf ge- raume Zeit] sein Antlitz verborgen bat vor dem Haufe Jakob svor Juda sowohl wie vor Jsrael]; ich aber hatte sein [in der gewissen Zuversicht, daß hernach auch eine Zeit kommen wird, wo seine Gnade in desto überschwänglicherem Maße wieder erscheinen wird] . 18. sDafür bin Jch selber, der Propbet, sammt Weib und Kind und Jüngerschafy dieser kleinen Ge- meinde des HErrn mitten in der großen Masse der Ver- ivorfenen, niir Biirgschaft und Unterpfand] Siehe, hie bin ich [mit meinem Namen bedeutend: »das Heil des HErrn«], Und die [beiden] Kinder, die mir der HErr [auf noch anderem, als dem blos na- türlichen Wege, nnd zu noch höherem, als dem gewöhnlichen Zweck des eigenen Familienglücksj gegeben hat« [den einen Sohn, Sear-Jasub Kuh. 7, 3., näirilichJ zum Zeichen nnd [den andern, Raubebald-——Eilebeute V. 3., zum] Wunder in Israel, [ja, zu Vor- und Wahrzeichen des zu- künftigen Heils, auf daß ich mit meiner Person und mit meinem Hause und mit meinem Anhang meine Heimath nicht in der Gegenwart, sondern in der Zukunft hätte, sind meine Kinder mir ge- geben] vom HErrii Zebaoth, der auf dem Berge Zion wohnt! sals der HErr Zebaoih aber, dein zu- steht alle Geivalt im Himmel und auf Erden, kann er das zukünfti e Heil verwirklichen, und als der, der auf dem Berge Zion rvohnet und seinen Bund mit Israel hat, ivird er’s verwirklichen] «) Schon hier kündigt sich der große Gedanke an, welchen hernach der zweite Theil des Buches Jesaia, von Kap. 40 an, iveiter ausführt. Der Ausdruck Jün- ger, welcher außer hier nur noch in«Kap. 50, 4 u. 54, 13 (Luther: «gelehrt vom HErrn«) im religiösen Sinne vorkommt, ist nicht schlechthin gleichbedeutend mit »Schu- ler«, sondern at den Nevenbegriff eines Eingew ei hten, der seinem eister und Herrn auch innerlich nahesteht Ermahnung, sieh nicht die Hoffnung auf eine gnadenreiehe Zukunft rauben zu lassen. 33 und dessen Wesen in sich aufnimmt, dem dieser sichgaiiz anvertrauen und seine tiefsten Geheimnisse mittheilen kann. —- "«) Nach des HCrrii Fügung, dessen ist hier der Prophet sich bewußt, stellt er mit feinem Hause den zukünftigen Heiland mit den Seinigen oder mit seiner heil. christlichen Kirche abbildlich dar: Er das Haupt, sie die Glieder, beide zusammen aber Ein Ganzes, Einen Leib bildend. Mitten hineingestellt unter ein unschlachtis ges und verkehrtes Geschlecht als ein Zeichen, welchem von alleii Seiten widersprochen wird, sind sie mit ein- ander diirch die Gemeinschaft der Leiden verbunden und machen die gegenwärtige Zeit zii einem Vorspiel und einer Vorbereitung der Leiden, die in Christo sind. Während nun die beiden Söhne des Propheten in ihren Namen das Verhältnis; der Gemeinde zum HErrn iiach ihren beiden Theilen repräsentirem der eine den Rest, der fiel) bekehrt und gerettet wird, der andere denjenigen Theil, welchem das heraiinahende Gericht an die Stirn geschrieben steht, erscheint er selbst, Jesaia, der nicht nur als Sünder unterjSüiidern mit den andern leidet, son- dern vielmehr durcb sie und, weil beziehungsweise als der unschuldige, auch für sie, ihnen zum Heil, als Vor- bild auf Jesum und nimmt ganz die Stellung eines Mittlers, einer Mittelsperson ein. Darum tritt er, nach- deiii er als der, welcher die Gesainmtheit der Gtiiubigen iii sich beschließt, von der Einzahl in V. 11 ohne Wei- teres in die Mehrzahl V. 12 ff. übergegangen, mit V. 16 fürbittend für jene Gesammtheit ein, nnd was er in diesem und dem folgenden Verse spricht, isi wie eine kurze Summa des hohenpriesterlichen Gebets Christi (Joh. 17), wobei es bedeutsani ist, das; er seine Schüler oder Anhänger mit dem volleren Namen ,,Jünger« be- zeichnet. So dastehend am Eintritt einer gefahri und versuchungsreicheii Zeit, fürbittend für die Seinen und von V. 19 an zugleich warnend und unteriveisend, ganz so, wie hernach Christuo dastand, als die Stunde der Finsterniß herbeigekommem geht der Prophet nach dein ganzen Geist und Charakter der alttesiainenilichen Prophe- tie iiber sich selbst hinaus und der Geist Gottes legt ihm, dem Typus Christi, Worte in den Mund, die ihren Voll· gehalt erst in Christi Munde erreicheii; iind so ist denn der Aposiel ganz in seinem Rechte, wenn er in Hebt. 2, 13 die Worte des 18. Verses: ,,Siehe, hie bin ich, und die Kinder, die mir der HErr gegeben hat«, als unmittelbar von dein Sohne Gottes selbst geredet behandelt. U. Wenn sie abtr sdie Leute voni gewöhn- lichen Schlage, in dieser bedrängten verhängniß- vollen Zeit, da jedermann Auskunft begehrt über die dunkle Zukunft und die große Masse aller Arten heidnischen Aberglaubens wie sie jetzt zu Jerusa- lem getrieben werden Kuh. 2, s; Z, 2 f., sich zu nutze macht, um solche Auskunft siih zu holen] zn tun) [meinen Jüngern V. 16] sagen: Jht müsset [gleichwie wir es thun] die Wahrsager nnd Zeicheudeuter [genauer TodtenbeschWörerJ fragen, die da schmeißen nnd dispntiren [mit ihren Formeln die Verstorbenen herauszubringen wissen und sie dann, wenn sie unter fledermansai:tigem Geschwirr sich eingestellt haben, Aufschluß über die Zukunft ertheilen lasseu], —- so sprecht —— it ssolehe Aufforderung entschieden von euch abweifend und die Leute auf die Uniiatur hinweisend, die darin liegt, wenn Jehovcks Volk nicht feinen Gott, son- dern solche heidnischwämouische Betrüger fragend angeht]: Soll nicht tin Volk [dem der HErr sich so gnädig geoffenbart hat, eben diesen] seinen Gott fragen swenn es Rath in schweren Fällen be- darfjr oder, soll man die Todten [die nur ein Schattenleben führen und nicht einmal wissen, was auf Erden vorgeht] für die Lebendigen fragen sals könnten jene diese etwas lehren, während doch um- gekehrt diese viel besser als jene die Dinge und Ver« hiiltnisse, die sie vor Augen sehen, zu benrtheiien im Stande stnd]? ') Diese 2 Worte stehen nicht im Grundtext, sonderii sind von Luther zu besserem Verstäiidniß des Zusammen- hangs eingeschoben; daher sie in unsern gewöhnlichen Bibelansgaben in Klammern eingeschlossen werden. 20. Ja sgewiß —- fo sage nun ich, der Pro- phet, zu euch, meinen Jüngern ——— soll man fra- geu], uaeh dem [näm1ich, was] Geseh nnd Zeug- niß [aber nimmer nach dem, was die Wahrsager und Todtenbeschwörer sagen; dies Wort: ,,Gesetz nnd Zeugniß!« isi die Parole oder das Feldge- schrei im Lager des ächten Israel Nicht. 7, 18]. Werden fie sdie zwar äußerlich zu Gottes Volk sich rechnen, aber doch innerlich von dem HErrm ihrem Gott, abgefallen sind] das nicht sauch noch] sagen [und also umkehren zu dem HErrm um wieder zu Gnaden von ihm angenommen zu werdens so werden sie die Morgenrdthe kdes be- reits im Anbruch begrisseiien Heilstages Kap. I, 2] nicht haben [oder, wie Luther früher übersetzt hat: so sollen sie das Morgenlicht nimmer iiberkoins men, solleii solche fein, denen kein Morgenroth einer bessereii Zeit aufgeht]; 21. Sondern werden [in Verzweifinngsuacht während der kommenden TrübsaIszeiiJ im Lande nmhet gehen, hatt geschlagen [voii Jammer und Elend allerlei Art], und hungrig [nachdem alle Vorräthe ihnen weggenommen und Felder und Weinberge verwüsiet sind] Wenn sie aber Hunger leiden [nnd ihr Elend in recht empfindlicher Weise immer vorn Neuen ihnen zum Bewußtsein kommt] werden sie zürnen [in Wuth gerathen, wie bei allen denen, die Gottes Gericht nicht zu bekehren vermag, solches Gericht nur diese Folge hat, daß es ihre Bosheit steigert Osfenb. IS, 10 f· 21], und [in der Wuth der Verzweiflung] fluchen ihrem Könige nnd ihrem Gott [Ps. 5, Z; 68, 25, daß er nicht mit einer besseren Regierung sie verforgt habe], 22. Und werden lbcildj über sich gaffen kob der schwarze Himmel über ihrem Haupte sich nicht eniwölken wolle], und sbald wieder] unter sich die Erde ansehen [ob diese ihrer Noth sich iiicht er- barme-n werde], nnd niihts finden, deiin Trübsal und Finsternis; denn sie sind müde iii Angst, nnd gehen irre im Finstern sdakuiu ehe» gaffen sie bald nach oben und blicken bald wieder nach iiiiteii, ihren Trost bei der Creatur suehendHda sie den HErrn der Creatur verloren haben] Kein. 9, 1. Denn es wird [zu der Zeit, wo sie also im Lande iimher gehen V. 21 f.] eine 34 Jesaia 9, 1—-7. andeke Mühe [noch viel größere Trübsal] sein, die ihnen [alsdann] Angst thut, denn zur vorigen Zeit war funter denNothstäuden, welche die KönigePhul, Thig- lath-Pilessar und Salmanassar 2.Kön. 15, 19 f. 29; 17, 3 ff. den nördlichen Stämmen durch Bedrückung ihres Landes und ihre Wegführlttig in die assyri- sehe Gefangenschaft bereiteten], da es [ansangs, unter Phul und Thiglath-Pilefsar, noch] leicht zuging im Lande Sebulou nnd tm Lande Naphthalh und serstj hernach fuuter Salmauasfar] schwerer ward [in: Lande] am Wege des Meers san der Westseite des Sees GenezarethL dlessell des Jok- dan, in der Heiden Galileia Jndem Luther nach dem Vorgang der Vulgata den Vers in dem Sinne auffaßt, wie er hier erklärt ist, und denselben also in unmittelbare Beziehung zu V.2l u. 22 setzt, muß er ihn zum 8. Kapitel hinzuziehely wie er auch gethan hat. Es bezieht aber der Vers sich viel« tuehr auf dieSclsliißlvorte des 20. Perser-s, wo von einer nach dem Dunkel der bevorstehenden Trlibsalszeit an- brechenden Altorgeltröthe die Rede ist, und beschreibt sie als gerade über denjenigen Theil des heil. Landes zuerst anbrechend, welcher zuvor an: tiefsten in Niedrigkeit und Finsternis? vrrslmkerr war. Diese andere Auffassung, bei welcher unser Vers wirklich ein neues Kapitel beginnt und unmittelbar zum Jnhalt des folgenden Verfes über- leitet, ist dnrchdie Anführung der ganzen Stelle in Nlalth 4, 12 ff. und die Erfüllung in Christo Feste, welcher seine öffentliche Wirksamkeit in Galiläa eröffnete und dort am meisten gelehrt hat, als die allein richiige esichert Nach ihr ist zu iibersetzem wie im folgenden bschnith den wir mit diesem Verse beginnen, näher an- gegeben wird. « Das 9. Kapitel. « Des Iliessias, Geburt, Namen und Reich. II« V. 1-—7· Hatte der prophkt in den lthten Versen des vorigen tiauitrlo das trosllosr Elend desjenigen Vollies geschildert, welches die odiorgenröthe nicht haben wird, so geht rr jrhi zu demjenigen voller über, welches den Wiedrraufgaug des tkirlstes nach sjuflrrrr Nacht, den Tag des Heils nach dcu Tagen des Gerichts erlebt; und für diese Zeit hat der HErr vor, das Licht nicht zuerst über dem Lande Bude: ausgehen— zu lassen, sondern iibcr dem Lande Sebnlon und tlaphtalh und also gerade diejenigen Gegenden am meisten zu Ein-m zu bringen, welkhe er vordern am tiefsten in Schmach versenkt hat (k1.l). In— dem nuu Jesaias sich hlueluorrsrht iu jene Gegenden, schildert er die großartige Wandel-any, die mit dem Volk: dort auf einmal vor sich geht; denn aus Finsternis wird bei ihm heller Tag, aus einer uarh Zahl und Stand tief herabgcleoucutenen dlatiou eine zahlreich: nnd froh jubelnd: Gemeinde, die nach Beseitigung alles Druaers und nach Erlösung von allem tlkbrl einen ewigen Frieden friert w. 2 ——5). Tiber es ist nun nicht mehr das Xaud Sebuton und ilaohtali allein, welches der Propbet bei Zeichnung dieses tsildrs der zuluinftigru xtjerrllrhlreitsztit im Sinn: hat: fein« Gesichtskreis verbreitet suh über das ganze tdaud Schar-ad, und von diesen! Standort aus singt cr cin Wrihnarhtgltcd als wäre die. grwrthetr Nacht, da Christus geboren ward, schon da, und ein tiied von der Art, wie sie im Reich: der Herrlichkeit rrleltngen werden, atospzvitrc dar: End: aller Ding: schon genommen w. 6 u. e. I. Doch nicht finster bleibt’s, wo seht Bedrän uiß ist. Zur vorigen Zell svou Anfang der Geschichte sraels in Canaan an bis herab tn die Zeiten des Messlasj hat er [dcr HErrJ Schmach gebracht auf das Land Sebltlon und anf das Land Naplhall finden! hier gleich anfangs und auch ferner besonders viel Vermischung mit heiduischen Elementen slattfand stirbt. l, 30 ff; Blatt. 5, t5., hier die Schmach hciduischer Fremd- herrschaft in besonders hohem Niasze sich geltend iuachte Nicht. 4, 2 sf.; 17,3 ff, und hierauch die Ein- wohner von jeher in tiefer Geringschätzung beim ganzen Volke staudenL Kön. I, 11 ff., vgl. Joh. l, 47; 7, 52]«.; aber in der letzten sukessialiischens Zeit bringt er sdesto mehr] zu Ehren den Weg am Meer sden Landstrich westlich vom galiläisclsen Pferd, das Jenseitige des Jordan sdas Osiiordanlandh den Kreis der Heiden sden nördlichen Grenzdisirikt Palästinaos Auf Grund dieser Lizeissaguug war die messianischr Hoffnung Jsraels von jeher auf Galiläa gerichtet, wie denn auch der Talmnd die Erwartung ausspricht, daß von Tiberias aus die Erlösung aubrecheti werde. (Epist. am heil. ChristtageJ 2. Das saus der Sichtuugszeit Kasus, 21 f. übrig gebliebene] Volk, so ssnoch unter den Nach- Wirkungen jener Zeit leidend] im Finstern [in der Finsierniß geistlicheu und leiblichen Elends] wandelt, siehet [auf einmal, wenn nundie Zeit der Morgeuröthe Klio. 8, 20 gekommen sein wird] ein großes Licht [ihm ausgehen Kap. So, 1 ff.], und über die da wohnen im fiustern Lande fwörtlichz im Lande des Todesschatteus, d. i. in dem Lande, über welches der Tod seine Schatten geworfen], scheinet es helle denn der Ta des Heils ist nun angebrochen nach den agen des Un eils, da die, welche die Morgenröthe aufhielten, nun- mehr beseitigt sind] . s. Du machst fdurch die Predigt des Evan- geliums] der Heiden [d. i. der bekehrten Hei: den, die zum alten Vundesvolk in der neuen Gemeinde hinzutreten] viel, damit machst du sdenJuderh die darüberscheel sehen b. Mos. 32, 21 Anm. s] der Freuden nicht viel kuach an- derer Lesart Z. Mos 11, 21 Auen. ist aber viel- mehr zu übersetzen: Du machst des Volkes, das bis auf einen kleinen Rest zufammengeschmolzrn war, wieder viel Kap. 26, 153 as, 8; Sach. Ist, 10 f., damit machst du ihm auch der Freu- den viel, weil es sich so vom Neuen in den, dem Abraham verheißeneu Segen 1. Mos. 15, 5 ein- gesetzt fühlt] Vor dir aber [also mit einer hei- iigen Freude] wird man fiel) freuen, tvieman sich freuet in der Ernte sliber den reichen Segen der Felder, zumal wenn eine lange Reihe von Nothjahren vorausgegaugen ist Pf. 126, 5]; wie man fröhlich ist, wenn man snach einem glorreieh über die Feinde, die bis dahin das Land gedrückt und beraubt hatten, erlangten Siege] Beute austheilet [2. Chr-m. 20, 25; Pf. ne, 1621 4«. sEs ist aber auch in der That eine Sieges- und Triumphes-Freude, die dem Volke dann be- Des Messias Geburt, Namen und Reich. 35 reitet ist.] Denn du hast das Joch ihrer Last [das Jvch, welches bis dahin sie belastet hat], und die Ruthe ihrer Schulter svie Ruthe, womit ihr Nacken an der Stelle, wo die beiden Schultern sich begegnen, geschlagen worden] und den Stecken ihres Treibers [den Stecken deß, der wie ein Frohnvogt sie auf den Rücken schlug 2. Ptos s, 7; H, 10 ff.] zerbrochen, wie zur Zeit Mi- dians swo du auch nicht mit einem großen Heere, sondern mit einer Handvoll unberzagtey in dir starker Streiter die siebcnjährige Zivingherrschaft gebrochen stinkt. 6 u. 7J. Z. Denn aller Krieg mit Ungestüm [ge- nauer: jeder Stiefel, womit die Krieger im Schlachtgetümmel unter großem Ge- tös auftreten], und blutig Kleid sjeder mit dem gewaltsam vergossenen Blutgetränkte Soldaten- mantelJ wird kzu Asche] verbrannt, und [so völlig und unwiederbringlichj mit Feuer ber- zehrt werden sdaß es überhaupt keinen Krieg mehr giebt, sondern eine ewig währende Friedens- zeit beginnt] C. Denn [eben darum hört alle Zwingherr- schaft V. 4 und aller Krieg V. 5 auf, und es tritt eine unvergänglich-e Freiheit, ein nimmer auf- hörender Friede an die Stelle, weil der Messias da ist, ein Fürst tiach einer neuen Ordnung, und ein Reich gegründet, das auf einer ganz andern Grundlage beruht:] uns [soviel wir ihrer aus der Zeit des Gerichts auf die Zeit der Morgen- röthe Kuh. 8, 20 behalten werden] ist Nunmehr, in der Fülle der Zeit] ein Kind geboten [eben jener Jungfrauensohm von dem in Kuh. 7, 14 die Rede·war], ein Sohn swas noch mehr sagen will als das vorher gebrauchte Wort ,,Kind« l. Mos. 29, 31 ff] ist [in Folge eines außer- ordentlichen Gnadengescheiikes Gottes Joh. Z, 16] uns gegeben, welches sals des nunmehrigen Königs über uns] Herrschaft skeine eigen- mächtig angenommene, sondern eine ihm ange- boreneJ ist [so daß sie ruht] auf seiner Schulter [und ihm, dem Sproß des ange- stammten Davidischen Herrscherhauses, nimmer ent- rissen werden kann]; und er heißt sgenauen man wird ihn, bei immer mehr fortschreitender Erkenntniß seines Wesens nnd Waltens, nennen] Wusnd erb ar seine jenseit menschlicheii Begreisens undnatürlichenGeschehensliegendeErscheinungNicht. 13- 18], Rath fder alt; die persönliche Weisheit Sprichm 8 und im Besitz des Geistes des Raths Kuh. It, 2 in seinem Königsamt keiner mensch- lichen Rathgeber bedarf, wohl aber aller Rath: losigkeit seines Volks ein Ende macht Col. 2, 3], Kraft, Held [beide Worte sind vielmehr nach Kap. 10, 21 mit einander zu verbinden und also zu übersetzen: starker Gott, als in welchem die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig wohnt COL Z, 9J- Ewig-Vater sals dessen Herr: schaft eine ewige, nicht wie die der kurzlebigen Menschen eine zeitweilige, zugleich aber auch eine väterliche, in liebevoll fürsorgenden die Wohl: fahrt seines Volks zärtlich bedenkender Weise ist Pf« 72], Friede-Fürst [als der allem Streite auf Erden ein Ende macht und sein Reich in gnglejZrtem Frieden regiert Joh. 14, 27; Ephes f ) 7. Auf daß seine Herrschaft groß werde sstch immer weiter nnd weiter ausdehnt» bis sie den ganzen Erdkreis umspannt Luk. 1, 32], und des Friedens sunter seiner allunifasseiis den Regierung] kein Endesk aus dem Stuhl Davids [welchen einzunehmen er von Gott verordnet W, Und [in] seinem König- reiche sdas ihm bestimmt is] L. Sam. 7, 12 ff.]; daß er’s sfein Köntgrcichj zurichte und stiirke mit Gericht und Gerechtigkeit [ihm zu Pfeilern und Grundlagen seines Bestan- des gebe Recht, welches er spricht und ordnet, und Gerechtigkeit, welche er felbst ausübt und auf alle Reichsgenossen überträgt] von nun an [da er geboren worden] bis in Ewigkeit sdenn wie sein Regiment V. 6, so ist auch sein Reich ein ewiges] Solches wird thun [diese neue Zeit Daoidischen Königthnms, welche jetzt nur erst eine Sache des Glaubens und der Hoffnung ist, auch wirklich · herbeiführen] der Eifer des HErrn Zebaoth fmit weichen: er, was er ihn: vorgenommen und was er halten will, auch seiner Zeit liißt kommen zu seinem Zweck nnd Ziel; als dem hGrrti Zebaoth aber snd ihm alle Feinde nnd alle Hindernisse doch viel zu wenig zum Widersiande]. «) Merkwürdiger Weise hieß der röniische Kaiser, unter welchem Christus geboren wurde, Augustus, d. i. Mehrcr des Reichs, herrschte von einein Ende der damals bekannten Welt bis zum andern und regierte iin Frieden (Liik. 2, I.). Eine weitere Rede dro Propheten hat die act-gestreckte Hand Schon« wider sein voll( zu ihren! Gegenstand und legt auf Grund eines durch göttliche Offenbarung empfan- genen Wortes näher dar, wir die beiden tjäsiser Jorciels gegenwärtig in das Stadium einer Straflieiiufnchniig einge- treten fiud, die zu einer gründlichen nnd völligen Stchniiig führt. Sie nelll dabei das Rein) Gohraini in den Vorder- grund, nimmt aber dann innner wieder auf dar andere Reine, auf Inder, Beziehung iind beschreibt nnn den Ge- richts:- iind Stchltiiigguerlanf in uier Stufen, jede einzelne Stufe durch Wiederholung des früher schon dageutefcneii Aussprache: »An dein alten läßt fein Zorn nicht ab, seine haud ist noch anggcreclit«, abfrhließeiid und suon der fol- genden sonder-nd. Die Gliederung der ganzen nede in dieser ihrer Anlage ist eine sehr regelmäßige: während die beiden ersten Stärke je fiiuf derglrichrii enthalten, liominkn auf die beiden andern je vier. Ii d. its-is. Die Wahrheit des deui Propheten grossen— barlea Worts wird nor allen Dingen nnd zuerst fiel) dem oerbletidetslen Theil· des Bnndeooolltezdeitt lieirhe Jo rarl aufdrangcm In flclschlietjetii lleliermntli nnd hoffiiitigkiii Tritt; gegen tlkiolt befangen, wiegt uian sitt) dort gegen- wartig in tliorichttn Hoffnungen; aber das gerade Gegen— 36 Jesaia 9, 8-—-21. 10, 1-—-3. thrit von dem, was man erwartet, ivlrd geschehen — nicht Israel wird Juda verschlingen: inlt Hilfe der Sixrcr nnd philifleiq sondern diese im Vtenfl rliier dritten Macht, L: dkr hErr herbrihoth werden Israel fressen niit vollem an. 8. Der HErr hat ein Wort sdrohendeu Jn- halts als Unglücksbvten] gesandt in Jakob sdaß es beiden Reichen, dem nördlichen, wie dem süd- lichen, Untergang und Verderben bringe], Und [dieses Wort] ist in Jsrael gefallen shat sich auch bereits auf Jsrael herniedergelassen, den ihm er- theiltencAuftrag an demselben zu vollbringen], it. Daß es szunächst und am empfindlichsten aus Erfahrung] sollen inne werden [wieviel es zu bedeuten hat] allrs Volk Ephraim [im nördlichen ReicheL und die Bürger zu Sauiaria sder Haupt: stadt dieses Reiches], die da [nach den schweren Verlusten, die sie vordem durch die Assyrer erlitten haben 2. Kön. 13, 19 f.] sagen in Hochmuth [als wären sie vermögend genug, das alles leicht zu verwinden] nnd stolzen! Sinn [als könnten sie der gewaltigen Hand des HErrn trotzen und brauchten sich nicht dnrch seine Strafgerichte schrecken zu lassen]: 10. Ziegelsteine sind gefallen snur aus gewohn- lichem Material erbaute Häuser sind in unserm Lande zerstört worden]; aber sdaran ist weiter nichts verloren] wir wollend swas niedergerissen ist, gar PrächtigJ mit Werkstücken sgroßen Quader- steinenJ wieder bauen; man hat Manlbeerbciume abgehauen [vernichtet, die ja doch von Haus aus nicht viel werth waren 1. Chrom 28, 28 Anm.]. so wollen wir Cedetn setwas Hohes und Gewaltt- ges] an die Stelle fehlt! fund nun kommen sie, um ihre Selbstvermessenheit auch zu belhätigeiy wider das Reich« Juda daher 2. Kön.15, 5., weil ste vermeinen, im Verein mit den Syrern und unterstützt von den Philisiern 2. Chcoir. 28, 17 ff., könne es ihnen gar nicht fehlen, sie würden dies Reich mit leichter Mühe ver- schliugen uiid so von ihren sriihcrcii Niederlagen zu desto größerem Flor sich einporschivingen]. II. sAber so sehr wird cs ihnen fehlen, ihr Ziel zu erreichen, daß ini Gegeutheil sie diejenigen sind, die da vollends verschlungen werden, und zwar von einer, uiit denselben Völkern verbiindcleii Macht, die jetzt auf ihm Seite stehen] Denn der HErr wird des Rezln smit dem sie jetzt genieinschaftliche Sache machen] Kriegsvolt [nach der gewöhnlichen Lesart des GriindtextesN Widersacher, nämlich die Assyrer L. Kön. 16, 7 ss.] wider sie sdas Volk Ephraim und die Bürger zu Samaria V. I] erhöhen, nnd ihre Feinde [eben diese Asshrey von denen ste schon soviel erlitten haben 2. Kön. 15, 19 f.] zu Hauf rollen sivider sie ausstacheln, und es wird nun Ephraim dasjenige Reich sein, mit dem es zum Garans kommt]: 12. Die Shrer vorne cvon Osten] her, und die Philister Von hinten saus Westen 1· Mos. 13, 9 Arm] zu, daß sie Israel fressen init vollem Maul szuerst schon bei dem Einfall Tiglath-Pi- lessar’s 2. Kön. 15, 29 und dann vollends bei dem des· Salmanassar 2. Kön. 17, 5 ff.]" In den: allen laßt [wie schon früher in Beziehung auf das ganze Volk Ephraim und Juda gesagt Kap. 5, 25 und anch hier V. 17. 21; Kap.10,4 immer wiederholt werden muß] sein sdes HErrnJ Zorn noch nicht ab, seine Hand ist noch ausgereclt «) Manche Handschriften lesen It? statt ’".I.Ti,; nach erstercr Lesart hat Luther übersetzt, letztere ist aber um so mehr vorzuzichem da in PS? V? ein Wortspiel liegt. «) Inwieweit bei den Kriegsziigen der Asshrer wider das nördliche Reich neben den Shrern anch die Philister betheiligt waren, geht aus den biblischen Geschichtsbiicliern nicht näher vor; sie erscheinen dort, außer in 1. Kön. 15, 27., immer nur als Feinde des südlichen Reichs, in- dessen liegt doch die Annahme sehr nahe, daß, gleichwie die Syrcr nach ihrer Niederlage dnrch Assyrien (2. Kön. 16, s) stch gezwungen sahen, im Heere ihrer neuen Herren egen die ehemaligen Bundesgenossen initzukämpfen II. K. 15, 29), dasselbe auch die Philister bei den weiteren Unternehmungen der assyrischcii Könige (2. Kön. 17, S. 5) thun mußten, da diese zugleich gegen Phönizien bis hin nach Eghpten gerithtct waren. II· V. 13—17. Jlbrr das von Israel so hart brdcohrtr und so gnadrnrrtih von seinen tlachsirltuugeu befreite Juda wrudrt sich auch nicht zum nimm, daß es in Erkenntnis seiner Hilfe sitt) unt: auch gründlich zu ihm brlirhrru wollte; non schlechten Qbrrrn regiert nnd von salschru Propheten verführt, vrrsinlet es immer mehr in so ttrsei verdrrbein daß ro ebenfalls von oben bis unten muß til-gehauen werden, weil der hErr nein: Freude mehr haben kann an seiner jnngru nlannscliast nnd lirtu Er— baruirn mehr mit seinen Waisen nnd Witwen. 13. So lehret sich das Volk [in Juda, obgleich es bei alle diesen Züchtigungem die das nördliche Reich erfährt, mit gemeint ist] auch nicht zu Dein, der es schlägt, und fragen nichts nach dem HErtn Zebaoth sdaß sie seine Gnade und Hilfe mit le- bendigem Glauben suchen wollten, damit sie noch Rettung fänden 2. Kön. 17, 19 f.]. 14. Darum wird der HErr abhaneu von Israel [von Juda sowohl wie von Ephraim] beide swie man mit einem gewiihnlichen Sprichwort zu sagen pflegt, wenn man alles ohne Unterschied zusammen- fassen will Kap· 19, 15], Kopf nnd Schwanz sdas Würdigste nnd das Verächtlithste am Körper der ThieteL beide, Ast und Stnmhf [genauer: Palm- zweig und Vinse, das Höchste und das Nied- rigste im PsianzeiireicheL auf Einen Tag [2. Kön. 25]. 15. Die alten ehrlichen Leute sdie an der Spitze des Volkes stehen] sind swie das Sprichs wort es anch also meint] der Kopf [am Leibe des Staatskorpersjz die Propheten aber, so falsch lehren, sind det Schlvtlttz sdenn diese, dem Volke und seinen Lüsten schmeicheliiden Propheten sttzen am Staatskörper in der That wie ein hündisch wedelnder Schwanz am Hintertheil deo Thieres, indem ste den Leuten nur sagen, wonach ihnen die Ohren jücken 2. Tini. 4, 3]. 16. sAuf Einen Tag, wie in V. 14 gesagt, wird der HErr von Jsrael abhauen beide Kopf und Schwanz; und da habe ich auch nichts dagegen, wenn man um— Dritte Rede. gekehrt, als in V. 15 gedeutet worden, unter dem Kopfe die salschlehrenden Propheten verstehen will, und unter dem Schwanze das von ihnen geleitete Volk] Dkmk die Leiter dieses Volkes [die demselben, wie das Haupt dem Körper, den Weg zeigend vorangehen] find snichts als] Verführer [Kap. s, 12; Micha Z, 5; Jerem. 23, 13 ss.]; und die sieh [von ihnen] leiten lasseu, find verloren [Luk. 6, 39]. 17. Darum ltveil es bereits so weit gekommen, das; gar keine von »den verfchiedenen Klassen des Volkes auch nur im Entferntesten das mehr ist, was sie feinfollte und könnte] kann sieh der HErr über ihre junge Maunschafi nicht freuen kais über die Blüthe des Volks, die man mit besonderer Sorgfalt pflegt und erhält] noch ihrer Waisen nnd Wittweu [sich] erbartuen sdenen er doch sonst am meisten sein hilfreiches Erbarmen zugesagt hat Pf. 10, 14;68, ej; denn sie find allzumal Heuchler svon wegen ihres verkehrten, nnredlichen Herzens] und Böse [von wegen ihrer scbändlichen Hand- lungsweise], und aller Mund redet Thorheit [frevel- haste und lästerliehe Worte Pf. 14, 2; Hiob 2, 10]. II! M! Alles! U« V« 121 läßt sein Zorn noch uicht ab; feine Hand ist noch ausgerectt salso daß das Aeußerste des Gerichts, wenn es nun da zu sein scheint, immer wieder durch ein weiteres Aeußerstes über- boten werden wird]. III« d. Its-W. Im Reiche Israel herrfnzt bereite in Folge götilinjer preiigebnug gotlioseo Wesen in so fnrnjts barenc Maße, daß das Feuer der wildesien Eeidensnjafteu due Volk verzehrt nnd dineer, hoher Kann) über dem brennenden Walde steht; iieiner schont mehr des andern, sondern gegenseitig reibt man mit einer zfreßwntin die keine Befriedigung sindct und ihren Hunger selbn an den nächßen Stute-verwandten zu stillea sanft, sinz selber auf. Das kann nur san: eaisehlinisteu Untergange führen. 18. Denn [um hier wieder auf das Volk Ephraim und die Bürger zu Samaria V. 9 zu kommen] das gottlofe Wesen [daselbst] ist ange- zündet wie [ein hochaufloderndesj Feuer, nnd ver- zehret Dornen nnd Hecken sdas niedrige Gesträuch, das zunächst von ihm ergriffen wird], und brenuct svon da aus immer weiter nm sich greifend] wie in! dicken Walde [den es mit seinen Bäumen ebenfalls in Brand steckt], und giebt [indem das Volk nun nicht mehr blos in einzelnen Gliedern, sondern in allen Stauden und Genossenschaften von dem Feuer fressender Leidenschaften verzehrt wird] hohen Rauch [in allerlei Schandthaten und Greueln, von denen die Zeitgeschichte erfüllt ist]. is. Denn im Zorn des HErru Zebaoth fder sein Volk zur völligen Entfesselung aller bösen Lei- denschaften preisgegeben] ist das Land verfinstert [in diesen Zustand allgemeinen Brandes hinein- gerathen] daß das Voll ist wie Speise des Feuers [gleichfam das Brennholz dazu bildend]; leiner Bein« des andern sfondern in der unmenschlichsten eife reiben fiewährend anarchischer Bürgerkriege ein- Ankündigung des göttlichen Gerichts über die Reiche Juda und Israel. 37 ander selber aus, wie das in der Geschichte ihrer Könige ZU scheußlichsteu zu Tage tritt Z. Kön. 15, 8—31; l IJO 20. [Und diese gegenseitige Selbstzerfleischung hat kein Ende] Ranben sie zur Rechten, so leiden sie Hunger [nach einem neuen Gegenstande für ihre Freßgiedz essen sie zur Linien, so werden sie nicht satt [sondern nur immer gieriger]. Ein jeglicher frißt das Fleifch feines eigenen Arms findcm er selbst über feinen Familien- und Stamm- genossen sich hermacht Jerem. 19, 9], U. Manasse [frißt] den Ephraim, Ephraim den Manasse sobtvohl sie doch, als von demselben Ahnherrn, dem Joseph, herftammend, zu einander im Verhältniß der engsten Brüderschaft stehen]; und sie beide [machen dann wieder gemeinfchaft- liche Sache] niit einander wieder Jnda [wie jüngst wieder im syrifchiephraimitischen Kriege geschehen, an dessen Folgen wir jetzt noch zu leiden haben]. In dem allen [vgi. V. 12 u. 171 laßt fein Zorn nicht ab; feine Hand ist noch ausgestreckt. Das 10. Kapitel. Strafe der Ungerechtigkeit. Untergang der Assyrer. W. v.1—4. Tiber auch tin Ueinfe Iuda seh« iin Grunde ninji besser aus: da nnd nugerechte Manjthaber nnd Richter, die ihre Mann nur bei-unfrei, um Gewalt zu icben an den Armen und Cleriden, nnd das kiecht nur verwenden im Dienst der snfuödesleu Selbfisunjt wider die Wittwen nnd Waisen. Zins kann nun) keinen andern Ausgang nehmen als den, daß ein Tag der ijeimsuchnng und des Unglücke kommt, wo die, die keine Zuflucht nnd Hilfe für die tzedrcingten gewesen, nun anrh keine Lin— sinnst nnd thilfe mehr siuden, nnd die, die andere gebeugt und niedergesnslagen haben, nun selber gebeugt nnd er- schlagen werden. 1. Wehe den Schriftgelehrten sden mit der Arntsgewalt des Dekretirens und Unterschreibens ausgestatteten Machthabern des Volkes] die [mit solcher Amtsgewalt einen frevelhaften Mißbrauch treibend] uurechte Gesehe makhen [zur Einführung rabulistischer Rechtsformen], nnd die [wenn sie nun als Richter fungiren] unrecht Urtheil schreiben, 2. Auf daß sie die Sache der Armen ben- gen, nnd Gewalt nben im Recht der Eleuden unter meinem Vol! [ihnen die Beschreiiung des Rechts: weges gradezu unmöglich machend]; daß dieWiitweu [mit dem, worauf sie wohlbegründeten Anspruch haben] ihr Rand, nnd die Waisen [von Seiten des ihnen gebührenden Erbtheils] ihre Beute sein Massen. Z. Was wollt ihr [ungerechten, habgierigen Richter denn] thun am Tage der Heimfuchnag nnd des Unglnels, das von ferne kommt sum ench da vor Gottes Gerichten zu bergen]? Zu wem wpllt ihr fliehen un: Hilfe [wider das Schicksal, das euch bevorstehtjt Und wo wollt ihre eure Ehre [eure Seele Pf.7, 6] casseu [in Sicherheit bringen] 38 Jesaia 10, 4—19. 4. Daß fle- tticht [bei der allgemeiuett Weg- fiihrang in fremdes Land] unter die Gefangenen [die mit gesenktem Haupt einhergehen] gebeugt werde, nnd snicht vielleicht schon vorher, während des allgesneiiiea Blutbadesj unter die Erschlagenen falle? Jn dem allen ff. Kap. 9, 12. 17. 21] läßt sein Zorn nicht ab, seine Hand ist noch ans- gcrekit sdas Ende des Endes, so entsetzlich diese Zeiten auch sein werden, ist noch immer nicht da]. Der Propbet verfolgt aber den surchtbaren Stufen- gnug riicht weiter: das Exil, tooratts diese Strophc deutet, bildet ja auch wirtlich eilten Periodeuschluß. (Dclitzsch.) An die vorige Rede, die wohl iu demjenigen Zeitraum gesprochen worden, der zwischen Syriruo Vrraüthigung durch Tiglatiypilessar G. Mit. is, 7-—16) nnd des letzteren Zng gegendaoZehtistammrrrich (2·Kön.l5,»29) lag, schlikszt sich ein: neue, ohne Zweifel mit jrttrr gleichzeitig: an. in wrlchrr»die mcsstanifchc Weissagnng, narhdcm sie in Kap. 7 dem Un— glauben ihre Ftrirhfeite zugekehrt und in Kap. it u. 9 mit ihrem berheißanggiahalt als mit rinrm großen Dicht die Finsternis durchbrochru hatte, nunmehr auf ihrer dritten nnd höchsten· Stuf: steht: war a: in Kap. 7 rote ein Stern in der tiacht, in Lan. il n. 9 wie der anbrtchendr Morgen. so eatwiitlkt sich seh: dkr Himmel ganz und gar, nnd srr in wie di: mittägige SonneN s I» V. 5-—l9. Der prophet beginnt damit, daß er das Wehr iibcr Iuda am Schluß den vorigen Jtbsrhnitto W. 1 ff.) zu einem Wehe über Jtssnr wandelt: das auf seine eigene straft trotzend-«, übermätltigr Kssyrien ist weiter nichts; als ein: Zeitlang der Zutun-Sternen ia der ijaaddrohtärrtu nachdem es seine Iliensie grihanhaynerfälli es selbst dem Zorne nnd wird zerbronjen nnd weggeworfen. Z. O wehe Assnty der sdessen König in Ge- meinschaft mi-t dem hernachmals ander Spitze der Weltmacht stehenden Könige von Babylon Kap. 7, 171 meines Zornes Ruthe, und ihre sbeider Könige] Hand meines Grimmes Stecien ist snach anderer Uebersetzung: und der Stecken in ihrer Hand, das was ihre Schläge so schwer nnd empsiudlich ruacht, ist mein Grimm, der ihnen die Züchtigtttig geheißen hat]. is. Jth lvtll ihn szuerst den König von Assyrien L. Kön. is, 29; e. Ehren. 28, 20; 2. Kön. 17, 3 ff.; 18, 13 ff. und hierauf den König von Babylonieti 2. Kön. 24 u. 251 senden wider ein Hettclseldolk swider das Reich Juda sowohl wie gegen das Reich Israel, die beide aus Gottes Volk zu einer ruchlofen Nation geworden Kap. O, 17]. nnd then Befehl thun wider das Volk meines Zorns iJcrcnn 7, 29], daß er’s beraube nnd sdie bei ihm gemachte Beute] altsthellh tltld zetttele es smache es zu Zertreteuetn], wie Koth auf der Gasse [Kap. 5, 25; Micha 7, 10J; 7. Wicwohl er’s nicht so meinet sdaß er näm- lich meinen Befehl mit dem, was er thut, aus- richtsn wolle-J, nnd sein Herz nicht so deutet [daß irämlich sein Vermögen nicht weiter gehe, als bis wohin die Vollmacht seiner Sendung reicht] sondern sein Herz sit: Verfolgung eigener übermüthiger Pläne] stehet salles andere neben ihm] zu ver- tilgen, und auszurotten nicht wenig [d. i. nur recht viele] Völker [damit seine Herrschaft über die ganze Welt sich erstrecke]. « 8. silnd da meint er denn, mit Jsrael es machen zu können, wie mit den andern Völkern, die er bereits seiner Gewalt unterworfen hat«] Denn er spklcht [vgl. die fast wörtliche Erfüllung dieser prophetifchen Darlegung iu der Geschichttb erzählung Kap. 36, 18 ff. 37, 10 ff.]: Sind meine Fürsten [die oon mir abhängigen Vasallen und die Großen meines HofstaatSJ nicht allzumal sehemals felbststäUDigeJ Könige sdie ich aber zum Schemel meiner Füße gelegt habe]? 9. Jst Kaltto sChalue l. Mos. 10, 10 am linken Ufer des Tigris, gegenüber oon Seleueia, s. Karte 17.] nicht smit seinem vormals eigenen König ebenso mir uuterthäuig] loie Chatchemtö [auf der Ostseite des Euphrat 2. Chr-on. so, 2012 Jst Hatttath [am Orontes in Syrieu 1.tMos. 10, 18] nicht sebenso widerslandlos nur, d. i. meinen Vorgängern auf dem assyrischen Königsthron 2. Kön. 18, 34 Blum» erlegen wie] Arhad [oder Arphad 2. Sam. 8, 6 Anm.]? Jst nicht Samatta sschon so gut wie meinem Reiche einverleibt 2. Kön. 15, 29; 18, 9 ff] wie sdies bereite der Fall ist mit] Damastus [2. Kön. te, 912 « 10. Wie meine Hand fnnden szu überwältigetr vermocht hat] die Königteikhe der Götzkn [die eben genannten und noch viele andere, zu Jerusalem und Samaria mit dem Namen ,,Götzenreiche« ge- brandmartte Königreiche], so doch ihre Gdhen sdie Götter, denen man darinnen diente] stärker waren [schon durch ihre große Zahl oder Menge] denn die sGotterj zu Jerusalem nnd Samaria sind [wo man nur Einem Gottdietin dem HErrnZebaothL II. Sollte ich nicht Jerusalem [edenso].thun Können] nnd ihkenGötzcn [dem HErrn ZebaothL lvle ich [abgesehen von den übrigen Kdnigreichem auch schon] Samaria and ihren Götzen Denselben, denen man zu Jerusalem dient] gethan habe szum ihatsächlichen Beweis, daß das Königreich des HErrn Zebaoth nicht sichrer vor mir ist, als die andern Königreiche, da die eine Hälfte desselben bereits vou mir veknichtet worden]? Die in diesen Versen mitgetheilte Rede soll uns Assnr auf dem Höhepunkt seiner himmelstürmettden Hosfarth, in weit-her er unter Hiskia vor Jerusalem stand (2. Kön. 18, 33 fs.; 19, 10 fs.), darstellen. Jsracl bedurfte an.- gesichts so übertuüthiger und drohender Aufforderungen, tote sie die assyrischrn Feldherren damals ergehen ließen, eines starken Trostes: er ist ihnen hier geboten, dadurch insonderheit geboten, daß ihnen aus diese Weise schon so viele Jahrzehnte vorher die ganze Summa jener Reden, zugleich aber auch bereits das Ende solcher Prahlerei vorhergesagt worden war. (Drcchelcr.) 12. Wenn aber der HErr alle seine Werte [die er zur Strafheimsuchung seines von ihm ab- trünaig gewordenen Volkes beschlossen] andgettchlet hat auf dem Berge Zion nnd zu Jerusalem soenn er züchtigt die Seinen wohl, aber er giebt sie dem Vierte Rede. Tode nicht Pf. us, 18], will ich fspricht er] heimsnchen stnit Strafe und Deinüthigung bis zur VernichtiingJ die Frucht des hochmiithigen Königs zu Assnt [sein Vertilgungswerk V. 7, in dem sich seine hochmüihige Gesinnung zu erkennen giebt, wie in der Frucht die Beschaffenheit des Baums] und die Pracht seiner hoffiihrtigeu Augen [da er, im stvlzen Vertrauen auf fein stolzes, sieggewohntes Heer selbst den HErrn Zebaoth zu iäsiern wagt V. 8 ff·]. is. Darum [aber muß es mit ihm, nach dem Spruch 1. Petri 5, h» bis zu völliger Vernichtung kommen] daß et sptichit Ja) hab es swas ich an den Königreichen der Heiden und insonderheit auch dem Königreich des Gottes Jsrael vollbracht] durch meiner [eigenen] Hände Kraft ausgerichteh und durch meine [eigene] Weisheit. denn ich bin klug [Kap. 19, II; Heselå 28, 3 ss.]; ith habe [der- möge dieser meiner Kraft und Weisheit] die Länder anders getheilt [indem ich die Völker unter Einen Herrscherstab gebracht und mein großes, gewaltiges Reich ganz nach Belieben in verschiedene Provinzen abgetheilt habe], und ihr Einkommen sihreSchätzej geraubt, nnd wie ein Nicichtiger [wie ein Starken dem niemand zu widerstehen vermag —- nach an- derer Lesart: wie» ein Stier, wohl mit Be- ziehung darauf, daß der Stier ein Emblem der asshrifchen Herrscher war] die Einwohner lnach anderer Uebersetzung: Thronende , die auf einem Fürstenstuhl da saßen] zu Boden geworfen; » 14. Und meine Hand hat fnnden die Vetter, wie kwenn einer] ein Bogelnest lsinden das er mit leichter Mühe ausnimmt] daß ich habe alle Lande znfammengeraffh wie man Eier saus dem Neste in seine TafcheJ aufrafftz die [von dem Vogel- weibchen beim ersten Herankoinmen deß, der das Nest ausnimmt] verlassen sind, da nieniandsvon den Jungen, selbst wenn sie schon ausgekrochen sind] eine Feder regt ssich zu wehren], oder den Schnabel anfsperrh oder zlschet [den Angreifer von sich abzufchrecken]. 15. sWas aber ist das doch für ein lächer- licher Hochmutht spricht der HErrJ Mag fich auch eine Axt rühmen wider den, so damit hcinet [als ob nicht er, sondern sie es wäre, die den Schlag fuhrtjr oder eine Sage trotzen sgroß thun] wider den, so fie zeiichtX [ist sie doch ohne seine bewegende wirkende Kraft nichts, als ein todtes, ohnmächtiges Werkzeug. »Ja, ich, der HErV hand- habe einen solchen fcheinbar so mächtigen Eroberer so gaiiz und gar nur nach meinem Gefallen] wie der rühmen kann, der den Sieclen fiihret und hebet, nnd führet ihn so leichi, als wcire er kein Holz ssondern ein Strohhalm]. « Nach anderer Deutung ist der Sinn des letzten Theils des Verses dieser: Assurs Rühmen und hoffärtiges Ge- bahren ist nichts anderes, als ob schwenkte ein Stab Wehe über Asfyriem die Zornruthe Gottes für das Volk Jsrael. 39 die, welche ihn emporhebemals ob der Stecken etwas einporhübe, was kein Holz, sondern ein Mensch ist — d. i. als ob nicht der Mcnsch den Stab, sondern umgekehrt, der Stab den Menschen regierte. 16. Datum ssolchem lächerlicheii Hochmiith ein schmähliches Ende zu bereiten] wird der HEtr DIE! Cllmächkkge Gott] HErr Zebaoih [Jehova der Hesvichaaten Kalx I, 241 unter feine Fettcn sseine wohlgenährten Magnaten] die Darte [Schwind- sucht] senden, und feine Herrlichkeit sseine kostbar gsküstkks Hsekssmevgej wird er sdurch einen darunter gelegten Brand] anziinden, daß fie brennen wird wie ein Feuer [ein in Feuer aufgeheiider Scheiter- hausen] 17. Und das Licht Jstaels [der, welcher Js- raels Licht ist] wird [feines Volkes sich aiinehmend, für den es verhöhnenden und bedrängenden König von AssyrienJ ein Feuer sein, und sein [Jsraels] Heiliger wird [für seines Volkes Widersacher, den übermüthigen Sanherib 2. Kön. 18, 13 ff] eine Flamme fein, und wird seine Dornen und Hecken [die Heeresmenge des affhrischen Königs] ungün- deu, und verzehren auf Einen Tag. 18. Und die Herrlichkeit seines Waldes nnd feines Feldes sdie Schaar der assyrifchen Fürsten und Großen] foll zu nichte werden, von den Seelen bis anf’s Fleisch [voin innersten, unsichtbaren Kern des Lebens aus bis in dieüufzersien sicht- baren Theile], nnd wird [wie ein Schwindsuchts- kranker, bei dem das Leben von innen heraus ver- zehrt nnd völlig ausgesogen wird] zergehen und verschwinden, » · 19. Daß die ubrigen Baume seines Waldes sdie von seinem großen und prächtigen Heeres- Park noch übrig bleibenden wenigen Bäume] mögen smit leichter Brühe] gezcihlet werden, nnd ein Knabe mag sie einschreiben swürde ihre Ziffer zu- fammenrechnen und ausschreiben können, so wenig sind ihrer noch] Diese Weissagung nimmt Beziehung auf das in Kuh. 37,36 ff. Erzählte(vgl.2.Kbn.19, 35 sf.); diese Niederlage Assuns geschah wirklich in Folge eines unmittelbaren Eingreifens von Seiten des HErrn und war eine so vollsiändtgh daß nur ein kleiner Rest des gegen Jeru- salem gezogenen Heercs nach Hause entrann. II· v. 20———34. Dem kleinen diene von Jlsfyrirng ver- uiaiteter Größe hellt hierauf der Propbet den Rest Joraekg entgegen, welcher der Samen für eine neu erflehende Größe des boliieg Gottes wird. Dieser Rest wird fein Heil nirgends anders suchen, ais bei dem Sitten. Er, des rjlzrrn Voll: iin wahren Sinne des Worin, darf sich nun) in den kommenden Strafgerichteiy wenn: die große Masse des nnachteu Israel hiuwegiilgen sollen, vor Jiffnr uichlfiirclzlem denn über ein Kleinen, fo ist des iijlkrrn Zorn vorüber, so ist Jlfsnr von feiner Hand gefällt und Israel von dem linechtifnien Joche diefeg nenckgyptifchrn Zwing- herrn wieder frei. Zu einem Vorbild und Unterpfand deß wird der in etwa einem Viertel-Jahrhundert bevor- nehende Kriege-zeig Sanheribni wider Jerusalem mit feiner fo wunderbar schnell die Tochter: Zion ano allen ihren Zedrcingniffen ereetlrndeu Niederlage dienen. 40 Jefaia 10, 20—34. » 20. Zu der Zeit [wenn der HErr alle feine Werke ausgerichtet auf dem Berge Zion und zu Jerusalem, und auch die Frucht des hochmüthigen Königs zu Assyrien und die Pracht seiner hof- färtigen Augen heimgesucht hat V. 12] werden die «[aus den Strafgerichten noch] Uebrigen in Israel, und die errettet werden im Haufe Jakobs [Kap. 4, 2 f.], sieh nicht mehr verlassen auf den, der sie schlagt [auf Assur, den sie seht, gleich als wäre er ein besserer Hort, denn der HErr, ihr Gott, zu Hilfe gerufen 2. Kön. 16, 7., den sie aber dann für eine Geißel des göttlichen Zorns, womit fte geschlagen worden, erkannt haben werden] ; sondern sie werden sdurch Erfahrung gewitzigh wie nah-los, ja verderdlich die Hingebung an die Weltmacht sei] sich verlassen auf den Ost-Inn, den Heiligen in Israel, [uud zwar nicht mit einem heuchlerifcheii und unbe- ständigen Herzen, sondern] in der Wahrheit [auf- richtig und treu Kap. 38, 3]. 21. sNachdem also sich erfüllt haben wird, was der Name Sear-Jasub Kap. 7, 3 drohend verkündigh wird sich auch die in ihm liegende Verheißung erfülleu:] Die Uebrigen werden steh bekehren, ja die Uebrigen in Jakob, zu Gott, dem Starken [d. i. zu Gott in Christo Kap. I, 6 f.]. Die Erfüllung dieser Weissagutig lag von der Asshrii schen Bedrättguiß in Kap- 36 u. 37 freilich noch weit ab in großer Ferne; aber in den prophetischett Weissai gungeu tritt eben die nahe und die ferne Zukunft noch ungetheilt durch Zwischcnräunic vor die Augen der Seher, einem nach den Bergen hin abgegrenzten Gestchtskreie gleich, wo die zwischen den, am Horizont hervortretenden Bergreihen liegenden Thäler verschwindcn und die fernfte Ferne in unmittelbare Nähe rückt. 22. [Aber, wohl gemerkt! es ist in allen Fällen und zu allen Zeiten immer nur ein Rest, der auf dem Wege der Buße und des Glaubens zur Ver- gebung der Sünden und zum Erbe der Verheißung gelangt.] Denn ob dein Volk, o Israel [zu irgend einer Zeit gleich] ist wie Sand am Meer; sollen [des Volkes] doch [so wenig alle, welche zu dieser großen Masse gehören, den Segen becrben, daß im Gegentheil nur] die Uebrigen desselben [die einen verschwindend kleinen Rest ausmachen] be- ichtet werden«« Denn wenn den: Verderben [durch Vertilgung der großen MasseJ gesteuert wird, so kommt fdarnach erst] die Gerechtigkeit überschwäng- lich [und sind es also nur wenige, die da selig werden]. 23. Denn der HErr [der Allmächtigd HErr Zebaoih wird eln Verderben gehen lassen [in Be- gleitung der von ihm beschlossenen Strafgetichtes und demselbigen sfeiner Zeit] doch [wieder] fteuern im ganzen Lande sum einen kleinen Rest seines Volkes stch zu bewahren"]. «) Die Propheten fanden für ihre, eine Zeit des Unglücke nnd des Herunterkommens ankündigenden Weissaguiigeii bei dem Volk ein Hindernis) daran, daß dcr große Haufe den blühenden Stand des Volkes als Erfüllung des Worts gbttlicher Berheißun , wie dasselbe schon an Abraham ergangen war il. s of. 22, l7), ansah und eine Aenderung in dieser Beziehung als mit des HErrit Treue streitend nicht für möglich halten wollte. Dein gegenüber nun spricht der Propbet in obigen Worten eine allgemeine Regel, ein von nun an bei jeder Gelegenheit aufs Neue sich geltend tnachendes Grundgesetz des göttlichen Regimentea aus. Noch vor ganz kurzem hatte unter den Königen Ufia in Juda und Jerobeam ll. in Israel daa gefammte Jsrael in hohem Flor gestanden ff. Eint. zu 2. Kön is, I ff.); ja, Ephraim war noch in diesem gegenwärtigen Augenblicke der Meinung, in einem neuen Attsschwung begriffen zu fein (Kap. 9, 9 f.); desgleichen hatte fich in der späteren Zeit Hiskicks das Reich Juda wieder erholt; namentlich war auch zu Christi Zeit das Volk wieder zahlreich ge- worden. Aber dennoch galt allcmal wieder die hier aus- gefprochene Regel. (Drechsler.) ——— «) Luthers Ueber- fetzung in V. 22 b u. 23 beruht auf der Deutung der schwierigen Worte wie die Vulgata sie giebt, während neuere Alisleger iibersetzetu Vertilgung ist unabänderlich beschlossen, daherfluthend Gerechtigkeit (d. i. die wie ein Wogenschivall göttliche: Zorngerechtigkcit herbeikommyz denn Garaus nnd Strengbei schlosfeues setzt der HErh Jehovah-Zebaoth, in’s Werk inmitten des ganzen Landes; St. Pauli Anführung der Stellc in Rom. I, 27 f. wiederum beruht auf der Deutung der Septuagintcn 24. Darum sweil Afsur nicht verfahren darf, wie weit und welcherlei Weise es ihm beliebt V. 6 ff., und weil Jsrael nicht garaus werden, sondern wenigstens mit einem Reste davon kommen soll V. 20 ff] spricht der HErr [der Allmächtige], HErr Zebaothx Fürchte dich nicht, mein Volk, das zu Zion [dem Sitze meiner göttlichen Gnaden- gegenwart und dem Sitze des unoergäuglichen Königthumsj wohnet [soweit du noch in Wahrheit mein Volk bist«J, vor Afsur sdurch den ich meine Strafgerichte zur Vertilgung der ungläubigen Masse V. 22 f. ausführen werde]. Er wird [zwar —- denn soviel lasse ich ihm zu] dich tnit dem Stocke schlagen, nnd feinen Stab wider dich aufheben, wie smit deinen Vätern von Seiten Pharao’s] in Egypten geschah [2. Mos I, sffz z, s ff; s, 9]. «) Dies Wort ergeht nicht etwa nur an Jerusalem und seine Einwohner als die Anwohner des Zion: alle, die durch jährliche Wallfahrten zum Heilt thun: be« kannten, daß sie dorten eigentlich und wahrhatt zu Hause seien, sind zugleich mit eingeschlossem Kap. 12, S. (Drechslcr.) 25. [Aber ganz und gar vernichten darf Afsur dich nicht] Denn es ist noch gar um ein Kleines [um ein winzig KleiUesJ zu thun, so wird die Un- gnade küber Israel] nnd mein Zorn über ihre Untugeud ein Ende haben. 26. Alsdann wird der HErr Zebaoth eine Geißel über ihn [der: Assur] erwecken, wie in der Schlacht Midians [gefchabJ- auf den: Fels Oreb [Richt. 7, 24 f.]; und wird feinen Stab, des er am [Schilf-] Meer brauchte sfein Bote Israel trocken durchhin ziehen zu lassen 2. Mof. 14, 15 ff.], aufheben [wider Afsur, ihn im Wasser zu Trostwort an den· gläubigen Rest des Volkes Jsrael. 41 ertränkenL wie in Eghpten [mit Pharao und seinen Vettern] geschah [»2. Mos. 14, 26 ff.]. Weil Assur auf Eghpttsch den Stab erhoben über Jsrael (V. 24), so wird ihn auch Jehova auf Egyptisch erheben über Asfuic (Dclitzsch.) 27. Zu der Zeit wird seine [Assur’s] Last von deiner Schulter weichen müsseu kdaß du tiicht mehr darfst sein Lastthier sein], und sein Joch [das er wie einem Zugstier dir aufgelegt] von deinem Halse; denn das Joch wird verfaulen vor dem Fette [zu- nichte gemacht oder gefprengt werden von deinem, für dasselbe zu feist und stark gewordenen Halse] Sonst pflegt das Joch dem feistcn Fleisch des Stiers durch Druck und Reibung verderblich zu werden, hier aber tritt der umgekehrte Fall ein, daß die Feistheit des Stiers zum Verderben des Joches wird. (Kimchi.) Vgl. Römer 11, 17. 28. [Jn dieser trostreichen Aussicht freue dich des unaufhaltsamen und überall Schrecken ver- breitenden Vordringens des Assur mit seinem Heere vielmehr, als daß du dich fürchtest V. 24; denn jeder Schritt zu seinem vermeintlichen Siege bringt ihn in Wirklichkeit seinem Untergange, dich aber deiner Erlösung näher. Siehe:] Er kommt« —-— laf gleich [immerhin] sein sdiese drei Worte stehen im Grundtext nicht, sondern sind von Luther zur Erleichterung des Verständnisses eingeschoben]l —- gen Ajath [Ai, 6 Meilen nordöstlich von Jeru- salem Jos. 7, 2 Anm.], er zeurht durch Migron Hüdlich von Ai1. Sam. 14, 2 Anat-J, er mustert seinen Zeug släßt die Bagage unter mititärifcher Bedeckung zurückj zu Michntas [I. Sam. is, 16 vgl. das Kärtchen zu I. Sam. 9, 5]; TO. Sie ziehen vor unsern: Lager Geba über frichtigert Sie durchziehen den beschwerlichen Engpaß zwischen Michmas und Geba l. Sam. is, 23 Anm. und rufen sich bei den Strapazen, die sie da zu bestehen haben, einander Muth zu: das nahegelegene, bequeme Geba Richi. 19, 13 Anm. sei unser NachtlagerJi Ytiama[Jof.18, 25; I. Sam. 7, 16 f., an welchem Ort sie bei ihrem Weitermarfch am folgenden Morgen vor- beizieheUJ erschrickt, Gibeath Sanks U· Sam- s, 1., auf welches nunmehr ihr Zug los geht] deucht; M. Du Tochter sBewohnerschaft von] Gallitn [1. Sam. 25, 44]- schteie laut auf [denn an dich kommt setzt die Reihe mit der Verwüstung und alle den Greueln, die sie anrichten]; merke auf [wie sie näher und näher an dich heranrücken], Laisa [nicht näher bekannt, nicht zu verwechseln mit dem in Nicht. 18, 29 erwähnten Lais], du elendes Anathoih [Jos. 21, 18, jetzt kommt über dich die Noth] Si. Madtneua [unbekannt] weicht [von dannen]; die Bürger zu Geditn [ebenfalls unbekannt] starken sieh [richtiger; bringen ihre Habe in Sicher- heit]. 32. Man bleibt vielleicht einen Tag zu Nod [der unmittelbar vor Jerusalem gelegenen Priester- stadt 1. Sam. 22, 19 Anm., um angesichts der zur Vernichtnng ausersehenen Stadt neue Kräfte zu sammeln und den Angriffsplarr zu entwerfen]; so wird er «· seine Hand re en szum Schlage aus- holend] wider den Berg der Tochter Zion sanf dem diese liegt], und wider den Hicgel Jerusalems. 33. Aber siehe, der HErr kder Allmächtigej HErr Zebaoih [läßt es nicht weiter kommen, als bis hierher; denn er läßt seine Stadt im entschei- denden Augenblick nicht im Stich, wie die Götter von Calno und Carchemis V. 9. Er] wird die Aeste sdes gewaltigen Meers-Waldes, der vor Jerusalem dasteht] mit Macht verhalten, und was both aufgerichtet stehet, verkürzen sauch die hoch: wüchsigen Stämme des so entästeten Waldes fällen, also beide, die großen gedrängten Kriegerhaufett sammt den stolzen Heerführerm mit Einem Schlage vernichten] daß die Hoden [welche trotzend auf eigene Kraft und Klugheit sich hoher Dinge ver- maßen V. 13 f.] geniedtiget werden [Jak. 4, 6]. 34. Und der dicke Wald sdas ganze Wald: dickicht der unermeßlichen, zahllosen Armee V. 18 f.] wird mit Eisen [d. i. schonungslos und ohne Er- barmen] umgehauen werden, und Libanon fdas assyrische Heer, das dem Berge der Tochter Zion und dem Hügel Jerusalems gegenüber V..32 sich ausnahm, als wäre das gewaltige Libanongebirge mit seinem prächtigen Cedernwalde wider sie, die winzig kleinen Hügel herangerückt] wird fallen durch den Mächtigen [der da herrlicher und mächtiger ist, denn die Raube-Berge Pf. 76, h; vgl. Pf. 93, 3 f.]. - V) Der Propbet schaut hier den Kriegszug des asso- rischen Königs Sanherib wider Jerufaleny der im 14. Jahr des Htskia iich ereignete (2. Kön 18, 13 ff.), voraus und verkündet ihm sein klägliches Ende (2. Kön. 19, 35 ff.); nun aber kam Sanherib damals nicht unmittelbar von Norden her wider die Stadt, wie die folgende Schilderung es darlegt, sondern Vielmehr von Südweften aus drtachirte er ein Corps unter seinen: vornehmsten Fcldherrn nach Jerusalem, es zur Ueber- gabe zu überreden (2. Kön. 18, l7 ff.; 19, 8 ff) — wie stintmt da die geschichtliche Erfüllung mit der pro· phetischett Weissagung? Aber, »was der Prophet hier weissagt, hat sieh, recht verstanden, alles buchstäblich er· fülltt der Assyrer ist mit Sturmschritten eines Eroberers von Norden gekommen, und die genannten Städte sind wirklich von den Gefahren und Schrecknissen des Kriegs betroffen worden. Das ist’s, was der Prophet schildert, indem er aus göttlich» Höhe schaut, aus dem Jnwens digen des göttlichen Rathschlusses schöpft und mit Far- ben, wclche die gebrochenen Strahlen jenes Rathfchlusses in seiner Seele sind, das Künftige malt. Die Schil- derung gehört, ästhetifch (von Seiten der künstlerischer: Schöuheiti angesehen, zu dem tnaleriscls Großartigstem was je mcnschliche Poesie hcrvorgebrachU —- ««) Bis hierher bewegte sich die Rede in stürmischen Eilschrittenz nun wird sie zaudernd und wie klopfend vor Bangigkeit, dann bricht sie in dacthlischen Schwingungen (— ««-) hervor wie ein langer roliender Donner. sDelitzschJ 42 Jesaia 11, 1 - 8. Das 11, Kapitel. Christi und seines Euangelii Kraft. III· v. 1—1il. hinter dein, was aii Mut, deni Reprä- sentanten der Weltmacht zur jetzigen Zeit, in der nächsien Zukunft un) ereiguei, liegt aber non) eine weitere Zu— traust, wo ein ganz ähnlinser Zustand der Dinge wieder- kehrt, nur non) in gesteigertem Maße. Da wird aber- mal die Weltmacht den Höhepunkt ihrer ijerrlichiteit erreinst haben, das Haus Davids dagegen bis zur äußersten Gefahr des Untergangs herabgekommen sein; während jedoch bei jener auf die ijerriinsleeii plötzliche Erniedrigung folgt, wird dieses ans der Tiefe seiner tliedriglieit ganz unerwartet zur höniflen njerrtinstceit erhöhetk Der bis auf den bloßen Wurzetßocti alsgehauene Baum des Hauses Davids treibt einen frischeu Zweig tu dem verheiseeuen Ekiessiaiz der ein tserrscher ist ganz und gar, wie er sein soll tu! n. 2), dessen Regi- ment Gerechtigkeit ist und Handhabung des dlensts tu. 3—5), und dessen Rein) ein Rein) des Friedens sein wird, weil ein Rein) der Gottseligtteit tu. 6—9). Seiner herrschast werden dann nun) die Völker net) freiwillig unterwerfen W. 10), das erwählte voll: des Gigenthums aber wird ans seiner tiefen Versalliuheit zn einer Herr— linsteeit emporgehoben, wie ne dieselbe nie zuvor gehabt (v. 11—l4). (Ep. am Tage Mariä Heirnfuchungh l. Und es wird [zu der Zeit, wo die Weltmacht in einem andern, spätern Reiche wieder auf dem Gipfel ihrer Höhe steht, das Haus Da- vid’s aber in feiner tiefsten Tiefe darnieder liegt, f. Luk. L, 1——5]» eine Ruthe [ein Reis oder SchHßliiigJ ausgehen von dem Stamme [im Boden zurückgelassenen Strunk des abgefällteii Baumes? Jsai [d. i. aus dembis zur Unan- fehnlichkeit des Stammhauses zurückgesunkenen Reste der erwählten Königs-Familie l. Sam. IS, 1.ff.], und ein Zweig« aus seiner Wurzel fausdem in der Erde verborgenen Wurzclgesiecht dieses Strunkes] Frucht brin- gen ssich zu einem neuen, gar herrlich gedeihenden und reiche Frucht tragenden Baume« entfalten]; 2. Auftvelchem fnämlich auf dem, unt-er dieser Ruthe und diesem Zweig gemeinten, in ChristoJesu hernach gefchichtlich gewordenen MesfiasJ wird ruhen lnachdem er sich zu bleibenden: Besitz auf ihn hat niedergelassen Matth. 3,16; Joh. i, 32 ff] der Geist des HGrrn [in uugetheilter Fülle Sah. Z, 34 H« der G etst der Weisheit und des Verstandes [der das Vermögen verleiht, durch die Erscheinung hindurch den Dingen bis auf ihren Grund zu schauen und sie in solcheni Verständniß ihres We: fens fcharf und klar von einander zu uuterschesdeus der Geist des Naths und der Starke [der da tüchtig raucht, in schwierigen Verhältnissen das Richtige zu treffen und es auch mit that: kräftigem Willen inss Werk zu setzen], dcr Geist der Erkenntnis und der Furcht des HGrrn [der Gottes Wesen und Gedanken ver- stehen lehrt und mit Bewunderung der göttlichen Majefiät das Herz erfüllt-Hi «· Der durch fein naturgeschichtliclses Werk berühmte, im J. 23 n. Chr. gebotene Römer Plinius der Acltere sagt von gewissen Bäumen svgl. Kap. 6, 13): Sie vertrocknen und wachsen voni Neuen, sie werden zwar alt, abcr sie schlagen aus den Wurzeln immer wieder aus stnarescunt rursusque nctolescuntz se— nescunt quäle-m, sed e raclicibtis repulluluntn XVI, 44). -— Es) Die Erfiillungsgefchichte hat hier selbst an den Klang der Weissagung angefpielh der vorerst winzige und unscheinbare Nezer (Zweig, in Kuh. 4, 2 Zemach genannt) war ein armer verachtcter Nazarenerx Matth. Z, 23. (Dclitzfch.) Es liegt aber auch in dem Aus- druck: «Frucht bringen«« eine Anspielung auf Bethlehciiy früher Ephratcy d. i. die fruchtbare (Ruth l, 22 Anm.), genannt. — «"··) Jndem der Prophet abermals darauf kommt, den Messias zu schilderin ist es wiederum das königliche Arn: desselben, welches er in’s Auge faßt. Der Grund, weshalb Jefaias den Mefsias in den vor- liegenden Reden überall von dieser Seite nimmt, wäh- rend er dagegen in dem sog. zweiten Theile dcr Samm- lung» (Kap. 40 ff) so entschieden das propheiische und hohevriesterliche Amt hervorhebh ist kein anderer als der, daß die Reden hier eben alle in Kan 7 wurzeln und nur dazu bestimmt sind, den Inhalt jenes Kuh. weiter zu entfalten. Die Mächte dieser Welt haben sich gegen das Haus Davids und gegen fein Reich gewaffneh und wähnen es bereits unter sich gebracht zu haben; der HErr aber will, es soll nicht falleu, tm Gegentheii zu noch herrlicherer Gestalt sich verklären. Die von Juda und die vom Gefchlecht Davids sind zwar selbst ab- trünnig geworden nnd haben ihre eigene wahre Ehre aufgegeben; auch soll es eben darum dahin kommen, daß das Haus Davids und das Reich Juda» preisge- geben und von heidnischen Erobercrn unter die Füße etrcten wird. Aber mitten aus der tiefsten Schmach Fell der hervorgehen, welcher, in Gestalt der Hilsiosigteit an’s Licht dcr Welt tretend, hernach sich zum mafesiätis fchen Jnhabcr eines, alles Verlangen menfchlicher Sehn« sucht, alle Herrlichkeit göttlicher Verheißung erfülleuden Reiches wunderbar verklären wird. (Drechsler.) i) »Der Mesfias muß als Mensch alle Herrlichkeit, deren überhaupt menfchliche Natur theilhaftig werden kann, in sich vereinigen; so muß cr denn auch seiner menschlichen Natur nach mit dem heil. Geiste gesalbt, und zwar tu dem Maße gefalbt werden, daß, während bei dem Men- schen sonst die Gaben des Geistes nur vereinzelt zur Erscheinung kommen, ihm die Gefamtiitheit aller Gaben »beiwohnt.« —- -H-) Wenn man unter dem Geist des HErrn mit vielen würdigen Auslegeru und mit der Ueberlieferung der älteren Kirche eine besondere Gabe, die Gabe dcr Weiffagung versteht, so kann man hier sieben Gaben des heil. Geistes zusammcuzähletu die stebenfältigc Gabe (c10num Septenarium — vgl. Luthens Lied: Komm, Gott Schöpfer, heil. Geist te. V. 4: Du bist mit Gaben stebenfalt der Fingr an Gottes rechter Hand it» nnd dazu Offenb. l, 43 4, 5). Aber so gewiß sonst die Zahl Sieben in der heil. Schrifi oft als be— deutungsvolle heilige Zahl vorkommt, so ist doch hier diese Beziehung erkiinftelu Es sind hier 6 Gaben, die der Eine Geist enthält und mittheilt, genannt, oder ge· uauer drei Punkt, welche den wahren Köngis des Gottes- reichs zum rechten Wissem Können und ollen befähi- gen: 1) Der Geist der Weisheit und des Ver- standes, der die verborgene Wahrheit, den wirklichen Zusammenhang der Dinge, das geheime Band findet und den trügerifchen Schein, alle Lüge und Klti elei zunichte macht, der den rechten Tieffinn und Scharf nn Der Mefsias, eiii vollkommener Herrschey gerecht, sriedsertig, gottselig. 43 und so das rechte Wissen giebt; der Geist des Raths und der Stärke, der das Vermögen schafft, in jedem einzelnen Falle die Mittel, die zum Ziele führen, zu entdecken und jeden Widerstand und jedes Hindernis; zu überwinden, der so das rechte Können giebt; Z) der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HEtrm der bewirkt, daß der Ntensch in Gott ist nnd Gott in ihm, und daß in solcher Erkenntnis; der Mensch sich der Heiligkeit Gottes ganz ergehe, der mithin das rechte Wollen giebt· (Schmieder.) Z. Und sein Riechen wird sein in der Furcht des HErrn [Luther: sein Opfer das vor Gott reuchh und sein Rauchwerk wird nicht sein, wie des alten Priesterthums, in äußerlichem Rauch: merk, sondern in der Furcht Gottes, d. i. sein Gebet wird im Geist geschehen Joh. 4- 23 —- nach anderer Uebersetzung: Und sein Riechen wird sein an der Furcht des HErrm wo er die bei jemandem wahrnimmh da ergötzt er sich daran wie an einem süßen Duft] Er wird [da als Richter erzugleich Prophet isi] nicht richten, nach dein seine Augen sehen, noch strafen sgenauer Recht sprechen], nach dem seine Ohren hören [wie irdische Könige gebunden sind an das, was der äußere täuschende Sinn an die Hand giebt, an das Gerücht, an Aussagem an die Art und— Weise, wie sich einer giebt oder stellt]; 4. Sondern shat sowohl den rechten Maß: stad als auch die rechten Erforschungsmittel in den Händen, und] wird [nun’] mit Gerechtig- keit richten die Armen sdaß sie, die den Schutz der Obrigkeit am allermeisien brauchein nach jetzigen Weltverhältnissen aber ihn am allerwenigsten ge- nießen Kap. 5, 23; 10, »2., zu ihrem Rechte ge- langen können], und mit Gericht strafen die Elenden im Lande [in Geradheit oder mit ohnfehl- bar richtigem Urtheil den Elenden aus Erden, die das besondere Augenmerk seiner. königlichen Fürsorge sind, Rechtsprecheidz und wird mit dem [bloßen] Stabe seines Piundes sohne noch eines weiteren Mittels zu bedürfen, d. i. mit seinem Wort, das nicht weniger ein riehterlich ver- dammendes, wie ein werkthätig schöpserisches ist Pf. 33- s; Osseud l, 161 die Erde sdie wider: christlich gesinnte Welt] schlagen [wie das schon im Stande seiner Erniedrigung z. B. in dem Ereigniß Joh. l8, 6 sich zeigt] Und mit dem Odem [Hauche] feiner Lippen findem nicht ein- mal ein Wort seines Mundes dazu nöthig ist] den Gottlosentt tödten ltvie das selbst das Wort seiner Diener, in denen er unsichtbar gegenwärtig ist, vermag Apostelg Z, Z. to; 13, 11]. Z. Gerechtigkeit [welche der unverbrüchlichen Nichtschuur göttlichen Wirkens folgt und einem jeden das Seine giebt] wird der Gurt seiner Lenden [des hinteren Theils seiner Hüften] sein [alle Eigenschaften und Bethätigungen seiner Per- son wie ein Bund zusamtnenhaltendL Und der Glaube sdie Treue, die bei Gottes Ordnung und Verheißung unverrückbar beharrt und einem jeden Glauben hält] der Gurt seiner Nieren sder die Hüften vorn abschließenden Weichenms «) Der Gedankeusortschritt im vorigen und in diesem Verse läßt stch also bestimmen: Der Messias verwaltet sein Richteramt vollkommen, l) hinsichtlich des Rechts- buchcs, das er zu Grunde legt (sein Riechen wird sein an der Furcht des HEirn)«, L) hinsichtlich der Unter- suchungsmitteh die ihni zu Gebote stehen (er wird nicht richten, nach dem seine Augen sehen 2c.); 3) hin- sichtlich des Urtheilsspruchs, der ohne Ansehn der Person allezeit der Richtschnur entspricht (er wird mit Gerechtigkeit richten die-Armen 2c.); 4) shiiisichtlich der Vollstreckung, die augenblicklich und ohnsehlbar er- folgt (ivird mit dem Stabe seines Mundes die Erde sihlagen 2e.) — «) Man deutet dies Wort vielsach aus den Bösewicht im höchsten Sinne des Worts, auf jene Person der letzten Zeit, in welcher die Feindschaft gegen den HErrn und seinen Gesalbten satanisch gipfelt (2. This]- 2, 8). — «"!·) Bei irdischen Königen findet man gar oft dl äußere Pracht und Herrlichkeit anstatt dieser geistigen Schönheit. [Und wie dieser, mit dem Geiste Gottes ohne « Maß ausgerüstete Davidssproß V. l. 2 der rechte volls kommenc König ist V. 3—6; so auch sein Reich das schlechthin höchste und seligste; da herrscht Friede nicht nur in der Menschenivelt Kuh: I, 5, sondern auch in der Thierwelh und Friede der Thiere und Menschen Untttsktlsndktsl Die Wölfe [ihre jetzige Natur Matth 8, 15 ganz und gar ablegend] werden bei den Liimmern wohnen [ohne ihnen das geringste Leid zu thuUL Und dkk Pittdtl [lat. par-das, griech. pardalis = Pantherj bei den Bdckttt [riihig] liegen [denn der Friede des Paradieses hat sich erneuert, und was die Völtersagen von einem goldenen Zeitalter der Vvrzeit berichten, gestaltet sich in weit höherem Maße zur abermaligen Wirk- lichkeits Ein kleiner Knabe sdeniweder Klug- heit und List, noch Kraft und Erfahrung beiwohnt, so daß man ihm nach gegenwärtigen Verhältnissen nicht einmal zahmes Vieh anvertrauen kann] wird Kälber und junge Löwen sdiese mitten innen] und Mastvieh mit einander [vor sich her zur Weide] treiben [Und die jungen so gefährlichen Löwen ver- greifen sich weder an jenem schwachen Nachbar, noch lüstert sie nach diesen fetten]. -7. Kühe und Beim! [diese, die jetzt nur jagen, die Natur jener annehmend] werden Zusammen] an der sauf die] Weide gehen, daß ihre Jungen sdann draußen] bei einander liegen [in friedlichster Eintracht]; und Löwen snicht mehr nach Blut dürstend] werden Stroh [vom Dreschschlitten zer- schnittenes Stroh oder HäckselJ efsen wie die Ochsen. 8. Und ein Sciugling [in aller Unbefangenheit und Sicherheit] wird seine Lust haben [mit Kin- derspiel sich die Zeit vertreiben] am Loch der Ottek [deren Biß bisher so augenblicklich tödtete] und tin Etitwdhnter sKnabe von etwa 3 Jahren 1. Mvs. 2I, 8] wird [dreist und gefahrlvs] seine Hand 44 Jefaia l1, 9—-16. 12, i. 2. stecken in die Höhle des [im höchsten Grade giftigen] Basilisken [nachdem auch die erste unter allen Feindfchaften zwischen Menschen: und Thierwelh die Mutter aller übrigen, die Gott selbst einst feierlich aufgerichtet l. Mof. S, l5. wieder aufge- hoben ist]. »Nicht von Ur an, sondern mit dem Sündenfalle ist dass Verhältniß der Feindschaft zwischen Menschen nnd Thieren gesetzt; vorher war alles gut, namentlich auch die Thiere verschiedener Kategorie. Die Thiere waren dem Menschen zu hilfreich dienende-r Umgebung beigesellt (1. Mos L, l9), wie wir es denn auch nachs her, und zwar, gerade in Beziehung auf die später schlechthiu verfeindete Gattung, wirklich finden l. M. B, l); waren ja doch ursprünglich die Thiere a e mit ihrer Nahrung ausfchließlich auf Vegetabilienfipflanzeni koft) angewiesen (l. M. I, 30). So aber. wie es an- fänglich gewesen, soll es am Ende wieder werden (Nöni. 8, 19); daher denn auch dieselben Ansflchteiy wie sie uns in unserer Stclle eröffnet werden, an mehreren Stellen des alten Teftaments uns ent egentreten: Kuh. 35, 93 65, 253 Hefek 34, 25. Es; Hof. Z, 18. (Dreeh«sler.) 9. Man wird ffelbst von Seiten der Thier: weit, im völligen Gegensatz zu dem jetzigen Zu- stand, wo Menfchen wider Menschen Kap. l, l5] nirgend letzen [d. i. verletzen oder befchädigenj noch verderben auf meinem heiligen Berge fdem ganzen heiligen Gebirgsland meines Volks 2. Mof l5, 17; Pf. 78, 54 als dem engeren Herrfchafts- gebiet des Davidsfohnes und paradieftlchen Mit- telpunkt der Erdenwelt]; denn das Land [Jsraels, von welchem das Heil ausgeht und auch die Ver- klärung sich verbreiten soll über die ganze übrige Erde, vgl. l. Mof. 2, l0] ist Vol! Erfahrungs- mäßigerz auf Liebesgemeinfchaft gegründeterf Er- leuntniß des HErrn wie mit Wasset des Meeres bedeckt fden Waffern gleich, die den Meeresgrund bedecken Habah 2, l4]. 10. Und wird geschehen zn der Zeit [wo in Folge der im Volke allgemein gewordenen Gottes- erkenntniß alles umgewandelt nnd selbst in der Thierwelt der Friede eingekehrt istL daß die Wur- zelJfaP [Offenb. l, l]- die da stehet zum Panier den Vdllerntc nach der werden die Heiden fange- lockt von dem seligen Zustande in solchem Frie- densreiche] fragen [Röm. l5, l2 ist diese Stelle nach der Septuaginta wiedergegebenfz und seine fdes vorher ,,Wurzel Jfai« genannten Davids- fohnes] Ruhe [die Stätte, wo er wohnend und thronend sich niedergelassen] wird Ehre [oder Herr- lichkeitj sein [d. i. der Wohn- und Thronsitz eines alles überftrahlenden und alle Völker um sich fchaarenden Königs"’]. «) Der stolze Baum des Davidifchen Kdnigthuins ist umgehauen, und nur noch die Wurzel ist übrig ge- blieben; der neue David ist der Wurzelfprößling Jsars und in gewissem Sinne die Wurzel selbst, weil diese längst itntergegangen wäre, wenn sie nicht den von Anfang in sich träge, der nun aus ihr hervorfptoßt (Deliizsch.) — «) Ein Panier pflegte man auf Ber- gen oder weithin fichtbaren Hügeln auszurichten, un: das Volk aus irgend einer Urfach dahin zu versammeln (Kap. 5, 26; 49, 223 62,10), oderdaß die Flüchtlingeslch dort zufammenfändcii (Jerem. 4, s; Pf.60,6), oder daß die auf Einen Punkt znfammengezogenen Truppen von da aus den Feind angeeifen follten (Kap. 18. B; Jerem. 4, 2lz 5l, 27), oder auch um.(eine Art Telegraph) eine Nachs rieht von etwas zu geben (Jerem. 5(), 2). —- "·«·) Die Vulgata überfetzh et; Sepulcrum ejus gloriosumz dar- nach verfteht man in der katholischen Kirche das »Panier« vom Kreuze Christi, die ,,Rnhe« von der Grabesstätte, und braucht unsre Stelle als eine Haupt· stelle zur Empfehlung der Wallfahrtem 11. Und der HErr wird zn der Zeit fwo der größte Theil des Volkes, aus welchem und für welches der im Vorigen beschriebene König zunächst ist, von den Strafgerichten in Kap.6, l2f. her noch in der Zersireuung sich besindetj zutu andern Mal fgleichwie er’s vorbildlicher Weise fchon ein Mal thut bei der Zurückführung aus der babylonifchen Gefangenfchaft Efra l, I ff.;. 7, 1 ff] feine Hand ansftrecten, daß er das Uebrige seines Volkes ertriege fzurückerwerbe oder zurücksank« s. Prof. 28, est fo überlisteten cnicht völlig aufgezehrt] ist von den Olffhrern [dem Jn- begrifs aller Dränger Jsraels zur ietzigen und in der zukünftigen Zeit], Eghptern [den Drängern der Vorzeit Kuh. 10, 24. 26], Pathros [L(md- fchaft Thebais in Obereghpten l. Mof. 10, l4], Mohrenland fAethiopien oder Nubien und Abeffi- nien I. Mvs 10, 6], Elantiten [im füdlichen Me- dien, ösilich von Tigris l. M. 10, 22], Sinear fMefopotamieii nnd Babhlonien l. M. l1, 2], Hart-ais) [in Syrien l. M. 10, l8], und von den Jnscln des fmittelländifchen] Meers [mit Einfchlnß von Kleinafien und Europa l. Mof. 10, 513 12. Und wird einPanier unter die Heiden aufwerfen fdaß das Uebrige seines Volks sich zu demselben fammle], und zusammen bringen fzur Heimholung in ihr Vaterland] die Vetjagteu Jsraels [aus dem nördlichen Reiche], nnd die Zet- ftreaten aus Jnda [dem füdlichen Reichej zu Hauf führen, von den vier Oertern des Erdreichs faus Ost und West, Süd und Nord]; Die Erfüllung dieser Weissagung hat angefangen von der allgemeinen Sammlung und Bekehrung der zerstreuten Juden zur Zeit Christi und der Apostel (Apoftelg. 2, 9 ff.; l. Petri 1, l; Joh. l, l), ist in den folgenden Zeiten bis auf diese unsre Ta e weiter fortgefetzt worden, erreicht aber ihren höchften rad erst in der künftigen allgemeinen Bekehrung der in der Jrre herumgehenden Juden, wenn die Fülle der Heiden wird eingegangen sein. (Röm. l1, 25 ff.), 13. Und der [bisher beftandene] Neid wider Ephraim fnach anderer Auslegung: die von jeher beftandene Eifersucht Ephraims Kuh. I, 21] wird [damit das wieder heimgebrachte Volk unter feinem Friedenskönig auch in sich ein einiges, brüderlich verbundenes sei] aufhören, nnd die Feinde Jnda fwie wir gegenwärtig solche gefehen haben» Freiwillige Unterweisung der Völker. Herrlichkeit des auserwählten Volkes. 45 in den mit den Syrern verbundenen Ephraimiten 2. Kön. 15, 37; 16, 51 werden ausgetottet wer- den [denn dergleichen Erscheinungen sollen ein für alle Mal unmöglich gemacht werden], daß Ephraint nicht [mehr] neide den Juba, und Juba nicht sei tvider Ephtaim [der sa nun zu Davids Königs- hause zurückgebracht ists. Etwas von Erfüllung zeigt sich schon in den Ver- hältnissen nach dem babhlonischen Exil. Vgl. zu unsrer Stelle Hesed 37, l5 ff. 14. Sie werden aber [nach ihrer Wiedervew einigung nun stark genug, um wie in den Zeiten Davids und Salomo’s die feindlichen Nachbar- Völker in Unterwürfigkeit und Gehorsam zu erhalten, statt, wie seither, sich von ihnen bedrän- gen und bedrücken zu lassen oder gar mit ihnen sich eins gegen das andere zu verbünden] den Philistern auf dem Halse sein gegen Abend, und sgemeinschastlichs berauben alle die, so gegen Mor- gen wohnen [Ri»cht. S, 3 ss.]. Edom nnd Moab werden ihre Hande gegen sie falten [sich ihnen demüthig unterwerfends Die Kinder Ammon werden [ihnen für die Zukunft] gehorsatn sein. Aber wie reimt sich diese keiegerische Aussicht mit der vorausgegangenenVerheißung paradiesischen Friedens und dem dabei vorausgesetzten Ende alles Krieges? Es ist ein Widerspruch, dessen Lösung darin liegt, daß es nur Bilder sind, den gegenwärtigen Volksverhältnissen und Kriegshändeln entnommene Bilder, in welchen der Prophet die durch geistliche Waffen behauptete Herrschaft des zukünftigen einigen Israel über die Nachbarländer veranschaulicht. (Delitzsch.) IV« U. 15 —- snu l2, 6.« Die Rede liehrt zurück zu den schau im vorigen Kbsihnitt ausgesprochenen: Gedanken der ijermiederbringang Israel-z in sein augesiammtro Gewand· Klle Wunde: göttliche: Allmacht nnd Gnade werden bei dieser gegeubttdlichen Erlösung sich wieder- holen, die eiun bei der voehlldlichem der Erlösung ans Ghin-ten, sich ereignet haben; aber gleichwie Israel nach der damaligen Erlösung seinem Gotte ein Xolslied sang am jenseitlgen ilser des Schiismeery so wird auch die nun Gnade nur Gnade sehönsende liänslige wiederheegei heilte Gemeinde ihren kotipsalm haben. U. Und der HErr swenn er zum andern Mal seine Hand ausstreckt, daß er das Uebrige seines Volks erlriege, so überblieben ist von den Assyrern und Egyptern re. V. II] wird vkkhgukkku [mit einem Bann belegen, wie er das schon ein- mal durch Mosen gethan 2. M. 14, 16. 211 den Strom des Meeres in Eghpten sdie zwischen Egypten und das angrenzende Arabien in das Land hinein sich ersireckende Meerzunge, näm- lich das Schilfmeer, daß den Rückkehr-enden seines Volks ein Durchzug sich öffne], und wird Ida- mit auch die Spaltung des Jordan beim Einzug in das gelobte Land Jos. Z, 14 ff. sein Gegen- bild habe] seine Hand lassen gehen über das Wasser sden Euphrat] mit seinem starken Winde svekmöge dessen er die Wasser des Stromes theilt —- nach anderer Uebersetzungt in der Gluth seines Hauches, indem er ihn mit seinem glühenden Odem anhancht], und die sieben Ströme schlagen srichtigerx und ihnzu sieben Rinnsalen schla- gen, ihn in lanter kleine, seichte Bächlein zer- thek1en],» daß man mit Schuhen dadurch gehen mag [ohne diese erst ausziehen zu müssen, um durchzu- waren] 16. Und wird [so durch den Strom hindurch] eine [freie] Bahn [·vorhanden] sein den Uebrigen seines Volks, das nberblieben ist szu jener letzten Zeit] von den Asshrekn [und den sonstigen Welt- mächten, unter die das Volk zerstreut worden V. 11], wie Israel geschah zur Zeit, da sie aus Egpptenland zogen [2. Mos. 14, 29]. Das isi die Jdee, die sich dem Propheten gerade so verbildlicht, ohne daß sich danach fordern ließe, daß sie sich gerade so und nicht anders in der Geschichte ver- leiblichen sollte. (Delitzsch.) -- Jn diesen: Vers wird die Hinwegräuniung der Hindernissh so die Bekehrung der Juden aushalten würden, verbeißen. Der Prophet siehet hiebei aus eine zwiefache Geschichtu einmal auf den Ausgang der Kinder Jarael aus EgVPten, da Gott das rothe Meer austrockncie, daß sie vor den Eghpterm die sie verfolgten, durch dasselbc hindurchgehen konnten; hernach siehet er auf die Einnehmung der StadtBabel von Curio, welcher den Euphrat ableitete und dadurch Babylon gewann (2. Chiron. 36, 20 Anm.)·, durch welche Einnehmung die Auslassung der Juden ans dem babylonischen Gefängniß befördert wurde. (Starke.) Das 12. Kapitel. Danßlied für die gutthnton des Ziiiessiaa 1. Zu derselbigen Zeit wirst du so Israel, wie du einst nach deiner Erlösung aus Egypten einen Lobgesang am andern Ufer des Schilfmeers anstimmtest 2. Mos. 15,1ff., ebenfalls ein Dank- lied singen — ,,Jsrael als Volk betrachtet hat seine Existenz außerhalb und über den Individuen«- Amos b, 25 ff. — und also] sagen: Jch danke dir, HErn daß du zornig bist gewesen über mich, nnd dein Zorn sich gewendet hat [d. i. daß, nachdexn du zornig bist gewesen über mich, dein Zorn sieh gSWSUdCtJN nnd trdstest tnith [nun um so über- schwänglichey je größer meine Angst unter deinen Gerichten war]. «) Der Hebräer in der Einfachheitund Einfalt seiner. Rede kennt nur einfache Saszoerhältnisse und ordnet einander bei, was wir einander unterzuordnen pflegen. Z. Siehe [was ich so lange ersehnt, nun ist es DAL Gott ist mein Hei! [geworden, indem er mir Rettung verschafft hat], ith bin [fortan] sicher svor allem UnglückL nnd fürchte mich nicht sals könnte weiteres Uebel drohen]; denn Gott der HErr ist meine Stätte sdie mich nnüberwindlich macht], nnd [darum auch] mein Psalm [der Gegenstand meines Ruhmes nnd Preises], nnd ist mein Dei! [2. Mos is, 23 Pf. 27- l; ils, 14]. · 46 Jefaia 12, 3 — S· 13, 1—6. 3. Ihr [oom Haufe Israel] werdet [aber auch, gleichwie eure Väter bei ihrem weiteren Zuge Wunderwaffer in der Wüste tranken, um nicht fchniaclzteii zu dürfen 2. Mof. is, N; 17, 1ff.; 4. M. TO, 2 ff; l. Cor. 10, 4] mit Freuden sda nun die Zeit erschienen, wo alle Thränen von euren Augen abgewifcht fein sollen Osfenb. 7, 17] Wasser [das all euer Bedürfniß siilltj fchöpfcn aus deui Heils- bruitnen [den ihr allewege bei euch habt Joh. 4,14; 7, 37 ff; Ossenb. 7, 16 f.; 2l, S; 22, 17]. Aus Grund dieses Worts (vgl. 1· Sain. 7, G) ge- hörte zu den Gebrauchen, womit im Laufe der Zeit die Feier des Laubhlittenfestcs ausgezeichnet wurde, jene Libation oder Wasferansgießung deren wir zu Z. Mos Es, 43 Erwähnung gethan; an diese Cercinonie hat vielleicht Jesus seine Rede in Joh.7, 37 ff« angtktlüpfd nur stimmt damit nicht recht der »Wie Tag des FREE- der am herrlichsten war-«, weil am achten oder Schluß- lage die Wasserlibatioii nicht stattfand 4. Und werdet [im Genuß dieses Heilswasserth das euch Stoff und Antrieb zu neuen Lobliedern giebt, ferner] sagen zur selbigeu Zeit [V. 1]: Dunkel dem HEttn [in Liedern zu seinem Preis i. Ehren. 17, 8; Pf. 105, 1]- vrediget seinen Namen [im Bekenntnifå seiner HeilsthaienL macht iund unter den Völkern sein Thun [an seinem Volke, das auch ihnen zum Heile gereicht], ver- kindigeh wie sein Name so hoch lsberühmt und des Ruhmes so Werth] ist. Z. Lobsinget dem HErrn, denn er hatssich herrlich bcweiset fseine hoch emporragende Erha- benheit thatfächlich kund gethan]; solches set kund tu allen Landen sdaß man auch da ihn preise und seiner sich freue]. s. Jauchze und rühme smit sotcher Aufforde- rung fchliefze ich« der Propheh dies zweite Lied der erlöfeten Gemeinde, gleichwie mit der Verheißung in V. 3 das erste, ab], du Einivohnetin zu Zion [die du einen solchen Gott in deiner Mitte woh- nend hastjz denn der Heilige Jsracls ist groß in dir fwird auch ferner, wie bisher, durch Wunder in deiner Mitte und an dir oollbracht als den Großen sich ossenbarens Das 13. Kapitel. Zerstörung des hatjylonischen Reioha Drin seligen Blick: in das vollendete Gotte-reich, womit die vorangehende Reihe von wcissaguugrn funkeln, folgt jetzt ein trüber llltcti in die Entwtrlirluugagesoztmte der umwohnenden Völker, welche tu ihrer Feindschaft wider Israel die ttrbildrr de; dein Reich: Gatten lutiupfeud gegen— iibcr trrtenden Weltmachte aller Zeiten sind. Co euthalt also diese fernere liicibe von Weiffagungeu Gan. 13—Y3), lauter Gram, die das über alte wider-göttlichen Reime, Stadt: und personen hcrelubrrozeude Gericht verküudigen und den Gedanken ausführen, wie alle dtttkhe der Erde und as: Welt werde gezwungen werden, bei drm Hirt-u, dem Gott· Jota-la, duo Ljril zu suchen, nud die dirs nicht thun, ver« utchtkt werden müssen, nud wie auch die fernsten und ftrmdesleu Helden dcrttnsi dcuikjGrru ihre Gaben zum Sau seiuro Reich« darbrlugeu werden. I« v. l—äap. it, N. lieu Jlufaug dieser Wetssaguugen macht ein richterliche: Gotteospructz über Basel, dtu Sitz derjenigen Welt-nacht, die tu dar Erbe der setzt noch bcstehendeu assyriftlzcn eintreten und Gottes Gericht: an Israel vollenden soll. Ver Gotteosoruih beginnt mit einem Knsgebot zuui kriegt, das uns mitten tn die Sache hlurtnversehh wie der tJGtr olöhttctz in rtucm bisher tu Thema— und Uameulosigkelt begcabeneu Volks-dumme einen unwiderstehlichen Drang erweckt, das derselbe sich ausmacht, tu die Wtttläufe ktugrelst und nicht eher ruhen wird, bis er dir vom Hatten ihm zugedachte Mission vollbracht hat w. 2 u. 3). In Folge des Zlufgebotg tu denn auch die Ererullonkzriuke gar bald beisammen; wir sehen he aus dein nördlichen gebirgigco Theil: Stan- uaih dem babhlonischeu Uicdrrlaude unter Führung dessen, der sie zur Uollslrectiuug seines Zorngertchtre berufen hat, herabstetgtu w. 4 u. St, und vor dem aus der Fern· kommenden Heer« zieht der Sihreckeu her durch alle Lande W. 6—tl). Wie nun das Gericht furchtbar drohend nn- gezrigt worden tu seinem Zunge, so ist— ro auch schreclis liih in seinem Jiiigbrnctzez denn den Sündern gilt es. und ihrer Vertilgung vom Erdboden hinweg W. 9—l6). Tiber to läßt auch nichts als Schreiten hinter sitt) Zorn-n, indem die tjriuisuchung eine srhouuugolosc ist und die Wirkung eine vollständige: Keil-et wird zur Wiss: nnd muß für immer eine solche bleiben sit. 17—22). Die Frucht dieses Geriihto ist Ioracli Wiederherstellung« dasselbe wird vom dienen zu Gnaden» von dem hErrn » angenommen nud ans» seinen eigenen Grund nud Boden bei-pflanzt, viele Fremdling: schließru sich ihm an und to befindet net) fortan in einem Staude drr dieberlegenhelt anstatt drr Abhängigkeit und prrlvgebuuxk der e: vor— dem verfallen war Maul-l, t. 2); befreit aus allkc jdlähsal und Plage aber friert re in einem trinmphireni den Svottlied dru Sturz der -iiwlugherrsctzaft, und der Spott findet seinen Widerhall selbst in des: Untern-M, da der hochmüthige nud setdstvrkmesskue König zu Gabel unn hiuabgrfloßeu ist, dem nicht einmal die Ehre einen ordentlichen Begräbnis« zu Theil wird und dessen Ge- schlecht auf ewig veruiihtet th sit. Z—23). Zuletzt ein dtüctibltiti auf Figur, die zur Zelt noch bestehende Welt— macht; denn die Weifsaguug wider sie ist das postauteut Hinter-geheilt aus wrlihri die kalt wider Habe! gestellt ist. 1. Dies ist die Las» srichterlicher Drohung Gottes 2. Kerl. 9, 251 uber Babelxtt die Jesaia, der Sohn Amog [Kap. l, l in wirklichen Bege- benheiten vor feinem Geistesauge sich entfalten] sahe. « - · «) Das hebt. Wort IV? leitet man ab von NLYI l) entweder in der Bedeutung: ausladen (l.Mof. 3l,17) und überfetzt es durch. Last svalgj onus, f. 2. Stdn. Z, I7), so daß ed dem Worte wesentlich wäre, unheilsi volle Orakel zu bezcichnein L) oder in der Bedeutung: aussprechen, vorbringen (2. Mos 20, 7: den Namen Gottes zu nichtigen oder frevelen Dingen vorbringen, auf die Lippen nehmen—Liither: unnlt lich führen oder mißbrauchenh und übersetzt es dur Ausspruch (Sprichw. 30, I; St, l), insbesondere Ausspruch Gottes (Sach. 9, 1;12,l); Z) oder in der Bedeutung: nehmen, empfangen (Pf. 24, 5), und liberfetzt es: Ein· psangeues (oou Gott —Septuaginta: Thus-O; 4) oder in der Bedeutung: die Stimme erheben, mit erhobener Lobpsalm der Gemeinde des HErrn. Von der Zerstsrung des babylonischen Reichs 47 Stimme etwas vortragen (Kap.3, 7 — Luther: schwö- rcn), und übersetzt es durch Hochspruch, Spruch im höheren Styl (Klagel· 2, 14 —- Luthen Predigt). Wie dem aber auch sei, sedenfalls ist das Wort in dem Sinne: richterlicher Gottessprtich, Orakel drohenden Inhalts, zu fassen. — «) Dazumal stand Afshrien noch auf dem Höhepunkte seiner Macht, Babel aber war nnr erst die zweite Hauptstadt des Reichs und der Si noch abhängige: Unterkönigez dennoch schaut der Prof) et im· Geiste chon voraus, was erst mehr als 100 Jahre später eintrat, daß nicht Assyrien Vollstrecker des schließ- liehen Gerichts an Juda sein werde, sondern ein anderes sdas chaldäisches Reich, welches Babel zum Mittelpunkt haben werde. Aber auch an Pudel, gleichwie an Afsur (Kap. 10, 5 ff.), werde der HCrr sein Volk zu rächen wissen nnd es ans Babels Dienstbarkeit wieder erlösen: dies ist die trösiliche Fernsichd zu der der Propbet sieh erhebt nnd damit zugleich andeutet, in welcher Bedeu- tung der Name »Assur« in vielen Stellen der früher da« gewesenen Orakel zu nehmen ist. Wir müssen aber, ehe wir die folgende Weissagung betrachten-zuvor dieStadt, die ste betrifft, uns etwas genauer ansehen. —- Pudel, in einer großen Ebene am Euphrat gelegen, der sie in zwei Hälften theilte, war zur Zeit ihrer höchsten Blüthe in’s Viereck gebaut, hatte nach Herodoh der sie selbst sah, 12 deutsche M. im Umfan Ellen Höhe und 50 Ellen Starke mit 250 Thürmen (Jerem. 5i, 58) und 100 cherne Thore (Jes. 45, 2)- außen umlief die Mauer ein mit Wasser angefüllter Graben, auch wurde die Stadt, vermuthlich auf der Weithin, durch Sümpfe, weiche man aus dem Euphrat künstlich gebildet hatte, geschützt (Jerem. 5i, 32). Die Häuser, ——4 Stock hoch, waren wie die Mauern aus gebrannten und ungebrannten Backfteinen mittelst As- phalts gebaut und u 50 Straßen geordnet, welche sich in rechten Winkeln urchschttitten und so die Stadt in eine Anzahl Quadrate theilten. Die beiden merkwür- digsten Gebäude der Doppelstadt waren die königliche, mit festen Mauern nmsehlossene Burg (Dan·4,26) und der Tempel des Belus, ein Biereck, auf jeder Seite zwei Stadien (1200 Fuß) lang. Mitten in dem Tempelraum ein hoher, ans 8 über einander errichteten Thürmen be- stehender Thurm, mit von außen hinaufsührendem rings- um laufenden Treppen; er enthielt 2 heilige Gemächer, deren eins zum Sehlafgemach des Gottes, das andere zu seinem Speisezimmer bestimmt und prächtig ausge- schmückt war. Außerdem galten die steinerne, ein Sta- dium lange Brücke über den Euphrat, dessen beide Ufer man ausgemauert hatte, ohngefähr in der Mitte der Stadt, nnd die schwebenden Gärten in Terrassenform, auf jeder Seite 4 Morgen lang, für große Merkwürdig- keiten. (Winer.) D. Wetfet Panier anf serrichtet eine hohe Stange mit weithin flatternder Fahne zum Signal für die Kriegstruppem daß sie zum Feldzuge sich sammeln sollen Knie. 5, M; 11, 10 Anm.«], auf hohen sdurch Entwaldung eigens für diesen Zweck kahl gemachten] Bergen sdamit man das Signal weithin sehe], rufet getrost [mit laut hallender Stimme] wider se [ihnen, den zu sammelnden Truppem entgegen, zum Eifer sie anzuspornen], lvetfet dlsHand anf smit heftigem Winken zur s Eile sie zu treiben], laßt sals Sieger sie] einziehen durch die Thore der [Stadt, wo] Fürsten [hausen, d. i. in die Thore von Babel, der Hauptstadt der die Welt beherrschenden Chaldäer]! s. sAber wer, so fragt ihr, läßt solches Auf: eine Mauer von 200 » gebot zum Kriege ergehen? und wen sollen wir herbeirufen und herbeiwinken? — Nuu:] Ich sder HErr, der auch König über die Heiden ist Ps- 47, I] habe meinen Geheiligten kden zu mei- nen Werkzeugen schon auserseheneiiViZIkerschaarenJ geboten, und meinen Starken [den zu meinem Dienst schon angeworbenen Helden] gerufen zu meinem Zorn [denselben zu vollstreckcn], die da fröhlich find in meiner Herrlichkeit [die dann auch das Werk, das zu meiner Ehre gereicht, freudig und muthig ausrichten werden«] «) Wer der hier Redendg sowie die hierAngeredeten seien, sagt uns Jesaia nicht: es spannt dies unsre Aufmerk- samkeit und verleiht der Rede ein gehcimnißvolles Halb- dunkel. Den Namen des Anredenden giebt Vers 4; die Angeredcten nennt erst Vers 17. sDrechsierh «) Man verge enwärtige sich hier, was in 2. Stdn. 22, 2 Anm. zuerZ svor der Erklärung des Buches Judith) über Medien und dessen älteste Geschichte, und hernach (nach der Erklärung jenes Buchs) über die weitere Geschichte von Khaxares I — Kyaxares lI ge« sagt worden ist; es sind aber hinzuzunehinen die Be- merkungen zu 2, Kön 25, 27 u. 2. Chron 36, 20, da es aus den Jnhalt dieser zum Verständnis; unserer Stelle hauptsächlich ankommt. Darnach sind es, mehr noch als die Meder, eigentlich die Perser (Esra I, 4Anm), welche Gottes Zorngerichte an Bade! vollstrecktenz diese sedoch werden erst von Hesekiei und Daniel an im alten Testament genannt, man muß also in V.17 unsers Kapitels den Namen »Weder« als Gesammtbenennung der arischen Völkerschaften des setzigen Jran, die von dem herrschenden und bedeutendsten Volksstamm entlehnt ist, fassen. 4, Es ist snun, indem von den zum Streite wider Bade! ausgerufenen Völkerschaften V. 2 dem Befehl sofort Folge geleistet wird] ein Geschrei einer Menge lGetöse einer Volksmenge] auf den [nordöstlich von Babel gelegenen] Bergen [ogl. das Zagros-Gebirge auf Karte 1v.], wie eines großen Volkes sdas steh dort zusammengefundenjz ein Geschrei [Gedrohn] als eines Getümmel(- der versammeiten Königreiche der Heiden [da Streit- wagen an Streitwagen stößt] Der HErr Zebaoth rüstet ein Heer zum Streit kund hält Atusterung über die herbeigerufenen Schaaren], Z. Die aus fernen Landen kommen [sind] vom Ende des Himmels [dem gebirgigen asiatischen Norden]; ja, der] HEkt selbst [ist daher kommen] sammt dem Zeuge [Werr- oder Rüstzeugej seines- Zorns is» V« AVsichtJ, zu verderben das ganze Land ldas ganze Gebiet der herrschenden Welt- macht, der ehaldäischebabylonischen Monarchie 2. Kön. 25, 27 Anm. 2]. - s. Henlet [die ihr zu diesem Reiche gehört] denn des HErtn Tag [zum Gerichte über euch] ist nahe; er kommt tvie eine Verwüstung [nicht blos von Menschen —- das wäre noch zu ertra- gen —-, sondern, wie er denn das auch wirklich ist] von! Allntåchtigen [der unbeschränkte Verder- bensmacht besitzt Joel l, 15]. 48 Jesaia 13, 7 -——22. 7. Datum [weil die, »die es betrifft, das auch merken] werden alle Hunde [von Schrecken ge- lähmt] laß sdaß sie Gegenwehr iiicht einmal ver- suchen], nnd alle! Menschen Herz [im ganzen Lande V. 5] wird skigr sein sin der Angsthitze zergehen Kap. II, 1]. · 8. Schrecken, Angst [-Krämpfe] nnd Schmerzen soder Wehen] wird sie ankommen, es wird ihnen bange fein, wie einer Gebarerin sdie im Kreisen sich windet Kap. 21, 3]; einer wii·d sich vor dem andern kutschen sentsetzt ihn anstarreiijz feuerroth sindem die Angst das »Blut nach oben treibt] werden ihre Angesichte sein. Nach Xenophon »und Herodot haben die Babhlonier tin Vertrauen auf die wohlbeseftigte Stadt nnd auf den Vorrath an Lebensmitteln der Belagerung gespoitet (vgl. Kap. 2l, 6 und Atem. zu 2. Chron 36, P)- Damit besteht unser Abschnitt ganz gut;» denn »erstlic»l) ist diese ganze Schilderung doch mehr dahin gemeint, die herarinaheride Gefahr nach dem ganzen Maße ihrer Furchtbarkeit zu malen, ihre Ersiilluiig ist eigentlich viel mehr in dem zu suchen, was die Perser gewesen und was sie vermocht, als in dem, was die Babhlonier ge- than. Zweitens ist das hier Gesagte keineswegs auf die Babylonier einzuschränken: vor dem aus der Ferne kommenden Heere zieht der Schreckcn her durch alle Lande. (Drechsler.) 9. Denn siehe, desHErrn Tag kais einemm- hin die ganze Erde in Mitleidenfchaft ziehende völkergeschichtliche KatastropheJ tonmit grausam, zornig, grimmig [voll lauter Zeichen der inneren Erregtheit und der Zornesgluth dessen, der» ihn fendet], das Land zn berstoren [in eine Wusinifz zu wandeln V. 19 ff.], nnd die Sunder draus zn vertilgen kais» durch anckici grobe und feinerer-got- terei und namentlich auch durch die Art, wie sie das iStrafgericht an Juda vollzogen Kap. 47, an dem HErrn sich oersündigt habcn]· 10. Denn die Sterne arti Himmel [w»eil über- all da, wo der HErr Gericht halt, die ganze Natur niitleiden muß und insonderheit »die Ge- stirne gleich anfangs zu «ZeichEU« VOU Ihm Sk- setzt sind I. Mos. I, 14] nndsvor allem] sein Orioii sdas glänzeiidste»Lichtbild des gestirnten Himmels während der heißen Jahreszeit Hiob 9,9; Anios b, 8] scheinen nicht helle; die Sonne geht finster auf san diesem Tage des Zornes], und der Mond scheinet dunkel kiaßt »nur-i ezgienzen sein Licht, so daß selbiger Tag, gleichwie ein nachtliclier son- nenloscr Tag, so auch eine sternenlose Nacht ist Hefck. 32, 7 f.; Joel 2, 10; s, 4· 20; Matth. 24, 29]. 1l. Ich will sso offenbart der» HErr mir, sei- nem Propheten, weiter, um mir auch kund zu thun, was er an seinem Tage V. 6 u. 9 eigent- lich vorhabe und in welcher Weise er seinen Zweck -zu erreichen gedenke] den Erdboden [soweit er in den Gesichtskreis der Gegenwart hiUeinreichtJ heim- snchen im: seiner Bosheit willen, nnd dieGottlosen um ihrer Uutngeud [Verschuldung] willen; nnd will des Hochmnths der Stolzen ein Ende mache« -und die Hosfart der Gcwaltigeu demiithigem 12. Daß [in Folge der vielen Niederlage-n, welche die Leute bis auf eiiien kleinen Rest um- bringen] ein Mensch [um der Seltenheit willen, womit man noch Menschen cintrifftj thenrer sein soll, denn fein Gold [dessen es so wenig giebt], nnd ein Mensch neither, denn Goldstücke ans Ophir [der Landschaft Oman in Arabien I. Mos. 10, 29, vgl. 1. Kön. 9, 28 Anm.]. 13. Darum [diefe Strafheimsuchung an den Menschen zu ihrer Veriiichtung auch zu verwirk- lichen] will ich den Himmel bewegen, daß die Erde beben soll von ihrer Stätte [Anm. 1 u. 2 zu Hiob 9,i6], durch den Grimm des HErrn Zebaoth, nnd durch den Tag seines Zorns. 14. Und sie [die Stadt Babel, die zuvor der Weltmarkt war für JnnewAsien und der Sammelplatz der Verschiedeiisten Volksgenossenj soll sein tvic ein zerscheucht Reh [wie ein auseinander gefcheuchtes Rudel von Gazellen, die in vollen Sprüngen da- voniaufen], nnd wie eine Heerde ohne Hirten sder das Ganze zusammenhält I. Kdn. 22, 17], daß sich ein jeglicher [von denen, die von auswärts dahin gekommen] zu seinem Volke heimkehren, nnd ein jeglicher svoii denen, die etwa in Gefangen- fchaft dort festgehalten wurden] in sein Land flie- hen wird [Jerem. 50, 16; 51, 9]; 1ä. Darum [weil man weis-J, das, welcher sich da [in der von den Siegern eroberten Stadt] finden läßt, [ohne Unterschied von denselben] et- stochcn wird, nnd welcher dabei ist sschon fliichtig sich doch noch ergreifen läßt], durrlys Schwert fallen ivird [Jerem. 50, 30]. is. Es sollen auch sum das Maß der Strafe für die Einwohner selbst voll zu machen] ihre Kinder vor ihren Augen zerschmettert [Ps.137,9], ihre Häuser ges-tituliert, nnd ihre Weiber geschritt- det werden [Sach. 14, 21« 17. Denn siehe [um dir nun auch den Namen derer zii nennen, die ich wider die Babylonier zii Werkzeugen meines Zorngerichts aufzubieten ge- denke] ich will die Meder [vgl. Aiim. zu V. B] über sie erwecken, die nicht Silber sncheu, oder nach Gold fragen sniiht kommen, um Beute zu machen, und deshalb auch mit Geld sich nicht ab- sinden lassen]; 18. Sondern sweil sie einen Rachekrieg füh- ren Jerem. 51, 11, diejenigen, um die es am meisten Schade] die Jünglinge srücksichtslosj mit Bogen crsihießety und sieh [dessen, dessen man am allerersten sich erbarmt] der Fkncht des Leibes nicht erbariuen, noch der Kinder sohne Ansehung des Gefchlechtes] schonen [Neh. 3, 10]. 19. Also soll Bebel« das schönste unter den Fünfte Rede. Bade! wird zur Wüste und muß für immer eine folche bleiben. 49 Kbnigreicheu [die, während es sonst schon Ehre genug für eine Stadt, die Zierde eines einzigen Landes, die Hauptstadt eines einzelnen Reichs zu sein, diese Stellung sogar unter Königreichen ein: nimmt und gleichsam als eine Kaiserin dasteht Kap. 47, 5], die herrliche Pracht der Chaldcier fdas Schau- und Prachtsiück unter allem, worauf die Chaldäer, die selbst die Elite oder Auswahl der Völker der Erde sind V. L, sonst noch stolz sein körmeni umgelehret werden von Gott sdurch eine über die gewöhnliche, durch Menschenhand bewirkte Verstörung hinausreichende Katastrophe], wie Sodom nnd Gomorra [1. Mos. 19, 24 f.], So. Daß man hinfort nicht mehr da wohne, noch jemand da bleibe für und für; daß auch die [in Zeiten hausenden und mit dem Grauen der Wüste so wohl bekannten] Araber keine Hüllen szum vorübergehenden Aufenthalt] daselbst machen, nnd die [mit ihren Heerden umherziehenden] Hir- ten keine Hiirden faus Weidengefiecht gebildete Umzäunungen für das Vieh, wenn es auf freiem Felde übernachtet it. Mos. 32, 19 Anm.] da anf- schlagen. 21. Sondern Zihim [uns nicht näher bekannte Wüstenthierej werden sich da lagern, nnd ihre Häuser [die Ruinen der ehemaligen Häuser und Paläsie der Stadt] voll Ohio! lThiere mit klagen- der, heulender Stimme, nach andern: voll Uhu’s] sein; nnd [nur in dürren Sandwüften sich aufhaltende] Sttaußen [die ebenfalls klagende, ächzende Thiere sind Hiob 39, 13 Anm.] werden da wohnen, und Feldgeister sWaldteufel nach Art der Satyre und Faunen s. Mos. is, 2 u. 17, 7 nimm] werden da hüpfen’; 22. Und Eulen [ivörtlich: Heuler, nach anderer Deutung, als der Luther gefolgt, Schas kaIe Nicht. 15, 5 Anm.] in ihren Palästen singen [heulen], nnd Drachen« srichtigen Gold- hUndeJ in den lustigen Schlbssern [wo es vor- mals so üppig und ausgelassen zuging]. Und [zwa«r] ihre [Babel’s] Zeit wird schier [d. i. bald oder schnell Katz. 21, 11; Pf. 94, 17; Phil. 2 241 kommen. und ihre Tage [»da der Zorn des HErrn sie trifftj werden sich nicht saumenrrsc «·) Was die unreinen Geister betrifft, so darf man nicht vergessen, daß es ein Gebiet giebt, welches die Weisheit des HErrn dem Menschen gnädig verhüllt hat. Nachdenklich find die Worte: Piatth l2, its; Luk- 11,24; vgl.Ossenb. s, i4; i8, 2. (Drechslcr.) Nierkwiirdig auch, daß der Missionar Joseph Wolf, der Wanderer nach Bachs-m, auf den Ruincn Babhlons Wallsahrcr der Hemden-Seite (Teufels-Anbeter) sah, welche dort beim Mondenschein seltsamen graucnhasten Goitesdieiift begingen und wunderliche Tänze mit eigenthiimlichcn Geberden und Tönen tanzten. Mit Recht erinnerte er sich bei diesen gcspenstischen heulenden Niondscheinwallern an die geweissagten ,,tanzenden Feldgeistergs (Dclitzsch.) ·')Drache War-two, drei-o) heißt bei Griechen und Römern eine große, furchtbare Schlange, wie dergleichen viele durch Hörensagen im Alterthum bekannt geworden waren, von Dichtcrn aber mit freier Phantasie ges-bilden werden. Die angeblichen Beobachtungen legen diesen Thieren eine zum Theil erstaunliche Länge (bis über 130Fuß) bei und beschreiben sie nicht seiten als gehörnt (nach Art des Cerast oder der gehörnten NatterL Mos. its, 17) oder mit einem Kamme auf dem Kopfe ver- sehen, auch wohl als gcslügelt (Kap. 14, 293 30, 6). Nach Septuaginta und Vuigata nun hat Luther an mehreren Stellen des alten Testaments das hebe. DIIH (Kav. 34, 133 43, 20; Jerem. 9, 11; 10, 22z I4, s; 49, Bis; KlageL 4, Z; Micha l, 8; Pf. 44, 20), welches die Mehrheitsform Von ikI oder ils (der Schakai), zu- gleich aber auch ein selbstftändiger Singular (Hesek.29,3) und gleichbedeutend mit PEUI (Seeungeheuer, große Schlange, Krokodilc 1. Mos. i, 213 Z. M. 7, 9 ff.; Z. M. 32, 333 Hiob 7, l2z Pf. Si, is: Jes. 27, 1; 5i, 9; Jerein. 51, 34) ist, in letztcrem Sinne genom- men; außerdem übersetzt er mit »Drache« auch die Worte: NR!- YDD ilyiwelchesämmtlich verschiedene Schlangen- arten bedeuten, und daß er unter jenem Ausdruck eben- falls Schlangen meint, geht aus Hiob 30, 29 hervor, wo er die DIE! durch «Schlangcn« wiedergiebt ««·«) Auch hier zeigt sich die Prophetie »dem Gesetze der perspectivischen Verkürzung untergehen-J denn was sie oerküudi t, hat sich zwar alles bnchstäblich, aber nicht sofort, ondern erst im Laufe der Jahrhunderte erfüllt. Als Cyrus, der Führer des inedopersischen Haares, die Stadt im J. 538 v. Chr. einnahm (2. Ehren. 36, 20 Ann1.), ließ er sie mit ihrem zwiefachen Mauerring noch bestehen; erst 18—20 Jahr später ließ D arius Hystass pis bei der zweiten Einnahme (Esra i,4; s, 18 Anm.) die festen Mauern bis auf ein Viertheil ihrer Höhe, wobei aber immer noch 50 Ellen iibrig blieben, nieder- reißen und machte die Stadt, diese Verwlisterim zu einer oerwüsteten (Ps. 137, 8); darauf vernichtete Xerres (v. 486—465 o. Chr.) völlig ihren so herrlichen Belus- Tempel (Jerem. 5i, 44). Als Alexander der Er. (v. 336—323 v. Chr.) seinen Welteroberungszug (l. Mark. l, 4 u. 8 Anm) vollendet hatte, gedachte er Babylon zum Mittelpunkt seines Weltreichs zu machem und 10,000 Arbeiter mußten 2 Monat nur damit beschäftigt werden, den Schutt vom Fundament des Belustempels hinwegzuräiimenz aber das ganze Unternehmen gelang nicht, indem dieser Monarch durch frühen Tod darüber hinweggerafft wurde. Der Fluch, daß Babylon auf ewig nicht wieder zu einer bewohnten und beoölkerien Stadt werden soll, erwies sich eben als wirksam (ogl. Jerem.51, 9). Jmmer mehr bestätigte sich das, ais sie durch häusi es Austreten des Euphrat in Siimpse ver- sank; und o legte Seleuius Nimmt, der Stifter des SeleucideniReiches in Syrien (v. 3i2——28i v. Chr.), eine neue Stadt am Tigris an, die er nach seinem eige- nen Namen Seleneia nannte (Dan. li, I) Anm). Babylon, so sagt Plinius, gerieth fortan in Vercinsai mung, aller Einwohnerschaft entleert durch die Nach« barsehaft Selenciasz Strabo (im J. 60 v. Chr. gebo- ren) wendet auf sie, die zu seiner Zeit bereits eine voll- ständige gkoßeWiiiie war, das Wortdes Dichters an: ,,eine große Wüste ist die große Stadt-«, ein gelehrter Theolog unserer Zeit aber sagt: »die ganze Gegend erschetnt als eine von Nicnschcn entblößen mit dürftiger Vegetation ausgesiatteta den Thieren des Feldes preisgegebene Ein« öde, die dnrch die großen Schutthaufen von Backfieinen und Maucrresten nur noch schauerlicher wird« Ueber das Ruinenfeld der Stadt nach den Forschungen der Zu · Jetaia i4, i—- i2. Gegenwart und den NimrodssThurtn bei Borsippa werden wir zu Dan. 4 ausftihrlicher handeln. Kalt. 14, 1. fDae aiiee win- mit Bade( um des Volkes willen geschehen, das nach Gottes Nathschluß seine hervorragende sSlltejlluig uiiterd denålicseltvölkeiriid någ einmal einnehmen o . km; kk kk wk über Jakob [fein Bundesvolk, nachdem er es ge- züchtigthatJ erbarmen, nnd Jsrael noch weiter [noch einmal] erwählen szum Volk des Eigen- ihums aus allen Völkern der Erde Saeh l, 17; 2, 12], und sie swenn sie ihre Strafzeit verbüßt haben] in ihr Land [Canaan] seszett [Jerem. 23- 7 f.]. Und Fremdlinge faus den Heiden, die den Gott der Exulanten, den Gott Jsraels, für den allein wahren Gott haben erkennen und bekennen lernen] werden steh zu ihnen than kais Begleiter bei ihrer Rücktehrh nnd dem Hause Jakob an- bangen [wie einst Rath, die Moabitin, mit Naemi zog, Ruth 1, 16 ff.]. 2. Und die sheidnischenj Völker werden sie [die vom Hause Jakob, zu ihren Pfieglingen] att- uehuien sEsra I, öd; III TO. 24z LOZZ Rom. 15, 26 f.]- un e ringen an ren r snach Ierusalem], daß sie [diefe MttgezogeUenJ das Hans Israel befi en» wird iueLande des HEttty zu Kttechtett und agden sdteahnen unter- thänig sind Esra Z, 65]; nnd sdieKinderJsraelj werden [fortan, und zwar nicht auf eine Zeit blos, sondern beständig] gefangen halten die, von welchen sie gefangen waren [2. Con 10, 5]- und werden herrscheu uber ihre Treibet kwae are: im Grundå doch keine Våxglekltuäg tzoosnbclixeiclsiclepni mit Erset- chem i, denn vom o e o e cerr zu wer en ist das Glück, und von ihm sich beherrschen zu lassen die Freiheit der Völker —— vgl· Tacin hist. v, 5]. Auch hier waltet· die Weise des prophetiichen Zu- sammensafsens und tnsEiiiskSehens ob, so daß der Inhalt dieser Verse theils bereits erfullt ist, theils· aber auch annoch ausstehend, einer vollsiandigen Erfiillung zu seiner Zeit eiitgegensehend —- Weifsagung und Geschichte, obwohl zuletzt aus Eines deutend, sind gleichwohl zunächst verschiedene Dinge, haben ein jedes seine besondere Ausgabe und demgeniaß auch seine eige- nen Gefetze. Die Weissagung ist Offenbarung des ver- borgenen Willens Gottes, jedoch nicht im Sinne einer antiäpirteisichfvftiraiis genomgjieititeiig Ggdålchtn sofnttgrn in der igen a .eines von o ein-« rrn au erani bildung des Ptenscliengeschleclsts tveislich berechneten Lehrs und Erziehuiigsmittelel Von dieser Seite, ans dem pädagolklzischege unds Btdckktischetnrsiifeckä ödes fix einzig und a ein ienen o, omm ur ie a aa und Ziel gehende Princip; darnach gestaltet sie sich durchnkeg hat, wfeitdeiiäfleldrxiytnifclsts wediter zu Fig, as; eine b os vorgrei en e on er etung er zur ei no im Fnchiäoå delrdisukclznft litegendezittfsjsfchiextzittey låincfkichtgch der etoe e gi an emg i en erz eeire Norm (Nichtschntir). Es leuchtet ein, daß, wenn man d« en Gedanken weiter verfolgt, Auffassung und Würdi- giieisig des prophetischen Worts eine ganz andere werden muß, als es gewöhnlich der Fall ist, daß die ganze Ve- handlung desselben in einem freieren Geiste zu ge- schehen hat. Vielfachund ingsar mannigfaltiger Weise werden oder mltssen vielmehr eissagung und Geschichte, vollkommen unbeschadet der vollständigsten Zusammen« ftimmiing beider iiii Wesen und iii der Wahrheit, aus einander gehen und inehr oder weniger differiren Jii solcheni Falle gilt es nur, mit der dem endlicheiu vollends dem durch die anhaftcnde Sünde blöde und irre gewor- deneii Verstande geziemendeii Detnuth und Selbstbw scheidung nach dem Zusammenhange zu forschen, welchen Wort und That im Sinne des göttlichen Lehrineifters haben. Eine Haiiptfolge der in dem prophettfcheu Worte waltcnden Erziehungsiveisheit ist nun aber auch sene so ost schon besprochene Eigcnthüinlichkeit der Weis- sagung. vermöge deren sie eine ganze Reihenfolge von Gliedern der Entwickelung in Eins zufainmcnfaiiy jedes Ding, jeden Vorgang in seinein Ende, in seiner Vollendung darstellt. In der Geschichte gilt das Gesetz des Wer- dens; alles geschieht dorten in Form der Entwickci lung als allmälig fortschreitender Prozeß. Dies des- halb also, weil eben die Weltgefchichte dazu dienen soll, daß jeder einzelne nach seinem Verhältnis zu der Er- löserthat Gottes unter den für ihn nach seiner Eigen- thüinlichkeit besonders ersehenen Unigebuiigen und Um« ständen sich und allen andern offenbar werde. Ganz anders die Weisfagung: sie soll eine Piltgabe sein auf den-Weg der Entscheidung, soll denen, die sich wollen helfen lassen, Handreichung thun zu Gewinnung des Ziele. Auf dieser Wanderung isi’s nur dies Eine, was wahres Interesse slir den hetlbedürfiigen Ellienschen hat: die Gegenwart und ihre rtchtige Verwendung im Lichte des Ende-s. Nur soviel also hat die Weisfas gung von dem Fortgange und von dem Aiisgange mit· zuweilen, als hinreichend ist, die Gegenwart zu erhellen zur Auffindung des richtigen Weges. Unter Umständen ist zu Erretchung dieses Zwecks das Eingehen in das kleinste Detail der Zukunft, wohl selbst der eiitlegenfteii und fernsten, erforderltch (vgl. den Pius-h. Dunkels. Tritt ein solcher Fall ein, so kostet es dem Worte der Weissagiing gar nichts, das Außerordentlichste und Er- staunenswürdigste zu bieten; aber nur dann thut es dies, wenn es zu Erreichung des Zivecks unumgänglich nothwendig ist —- außerdeim als bloße Befriedigung der Neugierde, wäre die Mittheilung vom Uebel. Jni Uebrigen lehrt die eigene Lebenserfahrung, das tägliche Erlebnis, die in Rede stehende Eigenthümlichkeit der Weissagung richtig zu würdigen. Der Mensch ist von Natur so eschaffem daß, hat er irgend eine fllr fein ganzes Leben entscheidende Krisis vor sich, das Jnteresse für die gesammte Zukunft in der Einen Frage nach dein nächst bevorstehenden Wendepunkte aufgeht; alles Weitere, alle etwaigen ferneren Krisen und Fragen ftellcn sich als Nebensachen dar, deren Lösung sich, wenn nur erst das Nächstbevorstehende nach Wunsch überstanden sein würde, von selbst ergeben werde. Aehnlich verfährt das Wort der Weissagung — nicht daß es aus dem Grunde nienschlicher Aussassungsweise heraus geboren wäre, son- dern weil es sich an inenschliches Vorstellungsvekmögen richtet, also lediglich aus freier Wahl, in Folge gdttlicher Herablassung fDrechslcrJ Das 14. Kapitel. Untergang der Biitiulonier und ahnte-r. s. Und zu der Zeit, wenn dir so Israel] der HErr Ruhe geben wird von deinen: Jammer [der dich quälte] nnd Leid [das dich ängstigte], und von deui harten Dienst, darin du gewesen bist; 4. So wirst du ein solch Sprichwort-« führen wider den König zu Babel [der dir nun zu einem Die Frucht des Gerichts über Babel ist Jsraels Wiederherstellung 51 Gegenstand des Hohnes und Spottes geworden] und sagen: Wie« ists mit dem Treiber [Zwing- herrnJ so gar ans, und der Zins so. i. Druck —- nach anderer Lesart": Uebermuth, die über- müthige, ungestüme Behandlung] hat eiu Ende! ·) Hier ist Sprichwort shebtn mass-hab, wie öfters, eine ganze Kette von Sprachen, worin die ernste stnnige Betrachtung eines großen Ereignisseeh eines Got- tesgerichts ausgedrückt ist, eine Betrachtung, wie sie in der griechischen Tragödie den: Chor in den Mund gelegt wird. (Scb1nieder.)—") VIII? statt HEFT-D. Lehrer-es Wort kommt nur hier vor. Z. Der HErr hat die Ruthe der Gottlofen [der in dem König zu Babel persönlich concentrir- ten chaldäifchen Weltmachq zerbrochen, die Rathe der Herrscher, b. Welche die Völker fchlng im Grimm ·ohne Itiufbdrcn lohne Maß UND Zieh, und mit Wirthen herrschete über die Heiden Nationen] und Vet- folgete sheßte sie ab] ohne Barmherzigkeit. 7. Nun ruhet doch alle Welt [in-sein auch die bisher noch nicht unterfochten Völker des Kampfes um ihre Selbftständigkeit nun überhoben sind], und jauchzet fröhlich sbricht in Jubel aus wegen der überstandenen Noth und überstandenen Ge- fahr].. s. Auch srruru steh [in den allgemeinen Jubel der Menfchenwelt mit einstimmend] die Tannen fCopressen 1. Kön. Z, 8 Anm.] itder dir sdaß es nun mit dir ein Ende hat, der du so übel unter ihnen gehaustL und die Cedern auf dem Libanon (tltld sagen, gleich als hätten sie Leben, Verständ- nis; und Sprache): Weil du sim Todesschlafe V. 18 nun darnieder-f liegst, kommt niemand [fürder] heraus, der [in unersiittlichetm überallhin langendem Uebermutlq und abhaue sum unser Holz zu Pracht-, Belagerungs- und Schiffs-bauten zu verwenden, vgl. Kap. 37, 24]. s. Die Hdlle drunten swo die Gottlosen unter der Herrschaft des Todes für das letzte Gericht behalten werden Hiob 7, 9 Anm·] ctzitttrt [ge- räth in Aufruhr oder Unruhe l. Saat. 28, 151 vor dir, da du ihr entgegentaniest sdenn ste hatte von dir, dem unüberwitidlichen Weltherrfcher, nicht erwartet, daß du auch zu ihr hinabsieigen mußtest, oder hatte doch nicht so bald dich bei ihr erwartet]. Sie fobwohl sonst das Neich des Schweigens und der Todtenstille Hiob Z, 13 ff] erweckt dir [den hohen neuen Ankömmling will- kommen zu heißen in ihrer Mitte] die Todten [die abgeichiedenen Seelen in ihren SchattenleibernL alle Bdcie der Weit [insonderheit die Seelen derer, die einst Leitböcke von Völterheerdeti gewesen] und beißt alle soormaligen] Könige der Heiden von ihren Stühlen [Tbtvvissseln- die sie cwch TM Schattenreichh wie vordem im Leben, einnehmen] aufstehen szu deiner Begrüßungh to. Daß diefelbigen alle um einander fder Reihe nach] reden, und smit höhnifchecn Spott, vgl. Held· TM- l7 ff.] sagen zu dir: Du bistnnch geschlagen [oon dem Gipfel deiner« unermeßlichen Macht herabgestürzt zur Ohnmacht des Schatten- lebens], gleichwie wir; nnd gehet dir, wie uns [die du alle weit zu überholen vermeintest] Das Ganze ist zunächst nur poetische Einkleidttngz doch aber sind diefeZitge nichts weniger als blos erdich- tet. Dort werdet! sie in einem Zsoischeitzusiandry wäh- rend sie des lsierititts harren, den Traum des Erden« ledens in qetotsscm Maße fortträun1eir, insofern nämlich, als ihre Qual felbft einen Schein des Chemie, einen Wahn davon in slch schließt (dgl. But. is, 23 ff.). Auch wird gegenseitige Verhöhtiutig einen nicht geringen Theil der ewigen Schmach Gan. M, L) ausmachen. Drei-liebst) 1l. fJa wohl! so rufen weiter die Lebenden und von deiner Gewalt Erretteten V. 3 f. dir nach:] Deine Pracht [all der Luxus, der vormals dich umgeben Kap. 47, l] ist stnit dir zugleich] herunter in die Hölle gefahren, sammt dem Klange deiner Harfctt [darauf du dir oorspieien ließest] Motten werden [nun, nachdem dein Leib dem Grabe der Verwesung übergeben tu, statt der weichen Dioans in den pruukoollen Gemächern] dein Bette sein. und Würmer ssiatt ver kunstvollen babylonifchen TeppicheJ deine Dcckek 12. Wie bist du vom Himmel gefallen, du schöner Morgenstern [oon deinem hohen Stand, den du unter den Fürsten auf Erden eingenom- men, da du für den erhabensten unter ihnen gal- test, so tief hinuntergestoßen]!" Wie bist du zur Erde gcsållet [du hoch aufgerichteter Baum voller Zweige, Kap. 10, 333 Hefeh St, Z ff.; Date. 4, 7 ff.],»dkk du die Heiden [die Völker rings um dich her] schwächtest [daß sie nicht vor dir zu be- stehen vermochten]! «) Vgl. das Lied von Michael Mauer: Ach wie nicbtig, ach wie flüchtig er» bes. V. 11 u. l2: Ach tote nichtigs, ach wie flüchtig ist der Bienschen Herrfchcitt Der durch SJtacht ist hoch gestiegen, muß zuletzt aus lltwertnögen in dem Grab darnieder liegen. —- Ach wie mastig, act) wie fiüchtizf ist der Nienicheit Prangen! Der in Purpur hoelwermessen ist gleichwie ein Gott ge— sessen, dessen. wird im Tod vergessen. — IV) Morgen- steten, der hellste unter den Sternen, der König der Sterne, und, weil die Sterne selbst in der tvniftbetr (oordildlichett) Sprache König bedeuten (4.Ptos.24,17), König der Könige. Der wahre Morgenstern, der lichte König der Könige, ist Jesus Christus (Offenb. 17, It; 19, 16; 22, is; vgl· Ph. Nicolais Lied: Wie schön leuchtet der Ptorgeustertr 2c.); im Reiche der Geister da« gegen ist Satan der anmaßliclke König der Könige, der trügerifche Morgcctsiern (·lat. Lucjfer —- vgl. P. Gerhards Lied: Die giildtre Sonne re. V. Z: Laster und Schande, des Lueifers Bande, Fallen und Tücke treibe ferne zurücke, laß mich auf deinen Geboten be· stehen) und diesen haben die christlicheit Ausleger ganz richtig als das Urbild der prophetifchcn Schilderung er. kannt, dessen Gewaltherrfchaft und Sturz flink. 10, 18) hier nur noch oerhiillt vorgebildet wird. (Schmieder.) 52 Jesaia 14, 1Z——30. 13. Gedachtest du doch in deinem Herzen sdan mit so weit greifenden Eroberungsplänen sich trug]: Jch will [hinauf] in den Himmel steigen und meinen lköviglichevl Stuhl über die Sterne. Gottes erhöhen [gleich als gäbe es für dich gar kein: Bis hieher sollst du kommen, und nicht weiter Hiob 38, 11]; 14. [Ja, über alles Creatürliche hinaus strebie dein hochfahrender Sinn, indem du gedachtesi:] Jch will mich feßen auf den Berg des Stifts sda «— nach den Vorstellungen der Heiden — die Götter ihre Wohnung habeu]- an der Seite gegen Mitternacht [d. i. im höchsten Norden -— dort nämlich dachten steh die morgeniändischen Völker diesen Götterberg, bei den Persern til-herrisch, die Burg, genannt, vgl. den Olympus der Grie- chen]; ich will über die hohen Wollen fahren, und gleich sein [mich gleich machen] dem Allerhbchsten [vgl. Dan. S, 7 f.]. 15. Ja [im Gegentheils zur Hblle fcihreft du [hinunter, in's Reich der Todten deinerSeele nach], zur Seite der Grube [in den untersten Winkel des Grabes dem Leibe nach Hesek. 32, 23]. its. Wer [von den Lebenden] dich [die nun in Fäulniß übergegangene LeicheJ siehet, wird [sinnend] dich kam] schauen nnd snachdenklicihj ansehen (und fagen): Jst das der Mann, der die Welt zittern, nnd die Königreiche beben machte? 17. Der den Erdboden smit seinen verheeren- den Eroberungszügen] znr Wüste machte, nnd die Städte drinnen zerbrach, nnd gab seine saus dem ganzen Kreise des Erdbodens zusammengeschleppten] Gefangenen nicht los swie er z. B. mit dem Volke der Juden gethan Jerem. 50, 3312 18. Zwar alle Könige der Heiden mit einander sauch die der assyrischen Monarchie] liegen doch [dem Leibe nach, obschon ihre Seelen zur Hölle gefahren V. 9 f.] mit Ehren szur Erde bestattet], ein jeglicher in feinem Hause [im Bereich des Palastes, den er sich erbauet 2. Kön. 15, 20 Anm.]; 19. Du aber« bist verworfen sfernab hinge- worfen] von deinem Grabe, wie ein verachteter Zweig [wilder Schößling des Baums, den man abschneidet und bei Seite wirft, ohne stch auch nur nach ihm umzufehenjz wie ein Kleid der Er- schlagenen, so mit dem Schwert erstochen sind [das, weil ganz mit Blut besudelt, nicht werth geachtet wird, vom Schlachtfeld als Beute mit aufgehoben zu werden], die fnämlich die Erschlagenen, so mit dem Schwert erstocheii sind] hinunter fahren zn den Steinhaufen der Hblle srichtigerx Grube, d. i. deren Leichen man auf der Wahistatt zu- sammenliest, ein Loch für sie macht und nun mit Steinhaufen sie zudeckt Z. Sam. 18, 17 — ja, noch schlimmer als ihren Leichen soll der deinen es ergehen; sie wird sein], wie eine zertretene Leiche [wie ein Aas, das man gar nicht erst einscharrt, sondern in den Koth tritt Jerem. is, 4; 22,19; Z. Kön. 9, 33 ff.]. V) Der König von Babel ist hier nicht als einzelne Person, sondern als Zusammenfassung aller Vionarchen der chaldäischsbabhlonischen Dynastte zu denken; was dem letzten Sprößling des Hauses Nebukadnezar (2. Köln 25, 27 Anmh wider-fuhr, der in einem Ausstand der Großen seines Reichs aus dem Wege geschafft wurde (Dan. 5, 30), das gilt dem ganzen Hause, gilt inson- derheit dcm Stifter desselben, dem Nebucadnezar selber. «) Auch diese Weissagung spricht» dafür, daß in Dan. 5, 1 ff. unter König Belsazer nicht, wie man e- wöhnlich meint, Naboned zu verstehen sei; denn diekier warf, nach des Berosns Bericht, bei Babels Belagerung durch Cyrus scch mit dem Reste seiner Truppen in die Festung Borsippn (2. Chron- 36, 20 Anm».), ergab sich hernach freiwillig dem Sieger, und dieser wies ihm Carmanien zu seinem Wohnsitz an, wo er sein übrigen isttebsn in Ruhe zubrachte und eines natürlichen Todes ar . 20. Dn wirst [aber aus ganz gerechtem Grunde] nicht [einmal] wie dieselben [deine gering- sten Unterthanen] begraben werden; denn du hast dein Land verderbet sthrannisch geschunden und aus-· gesogen], nnd dein Vol! erschlagen [als willenloses Werkzeug zur Befriedigung deiner Eroberungsgelüste hingeschlachtet -— und da soll denn selbst ein blo- ßer Steinhaufe Erschlagener nicht die Stelle eines Grabmals oder Monuments bei dir vertretensz denn man wird der Boshaftigen Samen nimmer- mehr gedenken fes ist das ein Richtekspkuch göttliche: Vergeltung, daß die babyionische Monarchie mit ihrem letzten Besitzer auf einmal und gänzlich soll ausgerottet und das Gedächiniß der babhlonischen Könige auf immer soll ansgelöfcht werden], 21. Richtet zu [so sage ich, der Prophet des HErrm auf Grund dieses göttlichen Richterspruchss daß man feine lden babylonischen Königs] Kinder schlachtn um ihrer Väter Missethat willen [2. Mos. 20, 5; Jerem. 32, 18], daß sie nicht [wieder] aufkommen sein neues Herrschergeschlecht zu begrün- den], iwch das Land erben [Länder erobern], noch den Erdboden voll Nester] Städte machen fum ihn ihrer Gewaltherrschaft unterwürsig zu erhalten]. Die Geschichte kennt zwar einen Nebucaditezar 1l., der für einen Nachkommen des Hauses Nebucadnezass I. sich ausgab und von den Magiern an die Spitze der Cinpörung Babels wider Darius Hystaspis gestellt wurde (Esra l, 4 Anin.); derselbe war iedoch ein Be- trüger und wird auch als solcher in der großen Inschrift des Darius zu Behistan als solcher bezeichnet. 22. Und ich will über sie kommen, spricht der HErr Zebaotlh und zu Babel ansrotten ihr Gedtichtniß, ihre Uebrigen [die bei der ersten Ka- tastrophe, die über ihr Geschlecht ergeht, etwa da- vonkommen möchten], Neffen [Anverwandten Nicht. 12, 14gAnm.] und Nachkommen, spricht der HErr. As. Und ich will sie [die Stadt Babel selber, denn auch diese soll nicht fortbestehen] machen zum« Spottlied Jsraeis über Babels Sturz. Gottessprueh über Assur und Eghpten 53 Erbe den sbesonders an wüsten Orten sich gern aufhaltenden] Jgellh und [durch Zerstörung der Dämme, die jetzt ihre Versumpfung verhüten] zum Wassersee sindem nun der Euphrat unausgesetzt sie unter Wasser setzeii kann], nnd will sie mit einem Besen des Verderbeus kehren [gründlich und vollftändig hinwegfegeii], spricht der HEtr Zebaoth. 24. sJetzo freilich ist von einer cbaldäifchen Welt- macht noch nicht einmal ein Anfang vorhanden, sondern die assyrische steht noch aus dem Höhepunkt ihrer Größe; indessen diese wird zu ihrer Zeit schon fallen, um jener Platzziimachem wie iiiKap. l(),5ff. bereits angedeutet] Der HErr Zcbaoth hat geschworeu nnd gesagt: Was gilks [ich will nicht Gott sein, wenn nicht ——], « es soll gehen, wie ich denke, und soll [dabei] bleiben, wie ich’s im Sinn habe? As. sNämlich dics:] Daß Assnr zerschlagen werde in meinem Lande [Palästina], und ich ihn zertrete auf meinen Bergen [die in diesem Lande, insonderheit um Jerusalem her sind Heset 38,21; Zu, 2. 4]; auf daß sein [des AssUrJ Joch von« ihnen [den Bergen meines Landes, d. i. von Israel] genommen werde, und seine Bürde von ihrem Halse komme [Kap. 10, 27]. As. Das swas hier über Assur und vorher über Babel, diese beiden Weltmonarchiem gesagt worden] ist der Anschlag, den er [der HErrJ hat über alle Lande [die jetzt dem Assur, und später dem König zu Vabel unterworfen sind Jerem. 50, 17 f.]; und das ist die ausgereckte Hand [Gottes] übe: alle Heiden [die bei den, über beide Reiche ergehendenKatastrophen mit betheiligt sind]. 27. [Und nun wird’s auch an beiden Mäch- ten sich erfüllen, wie an Assur in nächster Zeit Kap. 37, 6 ss., so an Babel in künftigen Jahr- hundertenJ Denn der HErr Zebaoth hat’s be- schlossen: wer will-s wehren? Und seine Hand ist aiisgereclk wer will sie [rückwärts] wenden sdaß sie nicht thue, wozu sie sich fchon erhoben hat]? Das 15. Kapitel. Iiekheerung der Philister. II« V. 28—32. Ziii dein Schlusse des vorigen Gottes— snrurheg darin auf Kssurks Niederlage im heiligen Lande hingewiesen wurde, sieht der unu folgende wider Phili- näa ini engsten Zusammenhang. Die Minder, Israel- alte Erbfeindcy hatten das syrisrhieohraimitisihe liiinduiß gegen Juda zur Zeit des Königs Allein, tenrz vor dessen Ende unser Qraleel vom Propheten gesprochen in, benutzt, das Rein; Juda gar sehr zn sehn-Hasen; hier aber wird ihnen gesagt, daß sie ihrer Eroberungeu net) nicht freuen sollen nnd nicht zu friihe jauchzeu iibrr diejrlzigr mathe- loflgleeit dre Hauses David. vielmehr werde immer neue Demüthignng durch dieser Haue in der nächst bevor- flehendeu nnd iu der ferner liegenden Zaieunft äbrr fle kommen, uud zugleich warte ihrer eine Srhrrnienozeit von demselbigen Assur, vor dessen Angriffen Jerusalem, die Stadt de- lebeadlgen Gottes, werde behutet werden. 28. Im Jahr, da der König Ahas starb [d. i. im J. 727 v. Chr» also zu einer Zeit, wo die Philister noch im Besitz der dem Reiche Juda in der Ebene Sephela und in dem Südlande abge- nommenen Städte 2. Chron 28, 18 sich befan- den, die Demüthignng dieser Erz- und Erbfeinde Jsraels. insbesondere des Reiches Juda aber nahe bevorstand 2. Kön. 18 , 8], war dies die Last [der drohende Richterspruch Gottes, den ich, Jesaia, an jenen Feinden vor meinem Geistesauge sich entfalten sah Kuh. 13, 1]: 29. Freiie dich nicht, du ganz Phiiisterlann daß die Ruthe, die sehemals —- unter David, Salomo, Josaphat und Ufia 2. Sam. 8, 1; I. Korn 4, 1; 2. Chroen 17, 11; 26, 6 f.] dich schlug [indem da das Reich Juda feine Ueber- macht dich fühlen ließJ, zerbrochen ist sinsofern nämlich unter Ahas das Davidische Scepter ein macht: und krastloses geworden]. Deut! aus der Wurzel der Schlange. saus der bis auf die Wurzel abgehackten Schlange, d. i. aus dem, auf die Niedrigkeit seines Stammhauses herabgekommenen Königsgeschlechte in Juda, das dir vordem so ge- fährlich gewesen] wird ein Basilisk seine noch weit gefährlichere Schlange in dem, diesem Geschlecht entstammenden König Hiskia dir] kommen [der dir alle deine Eroberungen wieder wegnimmt und dich innerhalb deines eigenen Gebiets vollständig fchlägt], und ihre ssener Schlangen-Wurzel] Frucht wird ein feuriger sliegender Drache sein [der künftige Messias, der für Jsrael Friede, für dich aber Tod und Verderben ist]. Der Basilisi ist das Davidische Königthum der näch- sten, der feurige fliegende Drache das Davidische König- thum der scbließlichen Zukunft. Das Bild kann unpas- send erscheinen, weil die Schlange Symbol des Bösen ist; aber sie ist nicht blos Symbol des Bösen, sondern auch des Find-es, der Fluch aber ist die Euer ie (Voll- kraft) dei- strasenden Gerechtigkeit, und als ollftrccker dieser, als ein Gottesgericht über Philistäm heißt der Davidische König hier in dreifacher Steigerung eine Schlange. Vielleicht ist die Wahl des Bildes mitbe- stimmt durch 1. Mai. 49, 173 denn der Spruch über Dan hat sich erfüllt in Simfon, dem geschworenen Feinde der Philisten Dclitzschh -—— Dei: fliegenden Schlangen thun die lten in Beziehung auf Arabien und Egypten öfter (Ileroci. Il, 75; 1lI, l09) Erwäsp nung; selbst Neuere haben behauptet, dergleichen im Orient gesehen oder doch davon gehört zu haben. Gleichwohl erscheint die Sache als sehr nnsicherz aus den betreffenden beiden Stellen unseres Propheten (hi«er und in Kap. 30, S) folgt das wirkliche Vorkommen noch gar nicht. (Drechsler.) 30. Denn die Erstlinge der Diirstigeu [die Dürftigsten unter den Dürftigem nämlich die jetzt so tief heruntergekommenen und allerwärts be- drohten Glieder meines Volks 2. Chron. 28] werden sich weiden [nnter dem Scepter ihres künf- tigen Königs ans dem Haufe Davids ein Leben genießen, wie es in Pf. 23, I ff. beschrieben ist], 54 Jesaia 14, di. 32. U, l—-9. l6,1—3. und die Armen seben diese, so viele Noth und Mangel jetzt leidenden Kinder JSraeIsJ siehet ruhen sals die kein Unglück mehr zu fürchten haben Pf. 23, 4 fs.]; aber deine Wurzel [dich- nachdem du bis auf die Witrzel heruntergekommen bitt] will ich mit Hunger tödten, nnd deine Uebri- gen sdie etwa noch am Leben bleiben] wird et [der Feind, von dem im folgenden Verse die Rede] erwürgem di. Heute, Thor sdu Sammelpunkt in den einzelnen Städten des Landes, wo die Aeltesten Rath zu halten pflegen l. Mos. 19, 1 Anm.], schreit, Stadt swelche von den verschiedenen Städten der Philister es auch sei Jos. II, 2 Anm.]! Ganz Philisterland ist feige sgenauen müsse verzagen wegen des Untergangs, der ihm bevor- sieht — lies hier 2. Kön. 18, 13]; denn von Mitternacht sder Gegend, nach welcher hin Assh- rien liegt] kommt ein Rauch sein sengendes und brennendes Feuer, das durch den von ihm auf- steigenden Rauch schon aus der Ferne sich ankün- digt], und ist sbei dem heranrückenden afsyrischen Heere] lein Einsamrr in feinen Gezelten skeiney der feige oder lässig oder krank hinter den andern zurückbliebe Kap. 5, 27]. 32. Und was werden [nun, nachdem ganz Philifterlattd von dem rüstig und mächtig daher- schreitenden Heere genommen und oerderbet ist] die Boten der Heiden swelche die verschiedenen Nachbarvölker nach Jerusalem senden, um erkun- den zu lassen, wie es dieser von den Asshrern noch weit mehr, als Philistäa bedrohten Stadt ergangen sei] hin nnd wieder sagen sbei ihrer Rückkehr von der Verkuudschaftungji Nämlich sdies werden sie als Nachricht zurückbringeit von der sLage der Sache, nachdem sie gesehen haben, was in T. Kön. m, 35 f. erzählt wird]: Zion hat der HErr ge- gründet [darum hat es dem gewaltigen Feinde unerschüttert Stand halten können]; und daselbst [in der von dem HErrn wunderbar befchirmten Stadt] werden die Elenden seines Volks foie glåubigen Glieder seiner Gemeinde, die in dieser Welt gar gering und verachtet dastehen Pf. 72, it; Such. H, 71 Zuversicht haben lWEil" sie es auf? Neue erfahren haben, wie sicher und geborgen sie unter dem Schuhe ihres Gottes sind] Die Wcissagring ist abstchtlich oraculös sgeheimniß- voll oder räthselhastsz mit den Völkern redet die Pro- phetie anders als mit Israel, ihre Sprache ist da dik- tatorisch kurz, selbst gefühlvoll erhaben, hochflicgcnd voetisch und jc nach dcr Besondcrheit des Volks, dem das Orakcl gilt, eigcntbiltnlich gefärbt. (Delitzfch.) Wie übrigens selbst in diesem Theile des Orakels die Pcrspeltive einer noch ferneren Zukunft liege, zeigt Irre-man, der in feiner Weissagtiiig gegen die Philister Man. 47) den Spruch Jefaians aufnimmt. (Or«-cbsler.) Aber nur die zweite Slropbe (V. 31 u. 32) nimmt Jeremias wieder auf; dao knesftautfche Element der ersten (V. 29 u. so) setzt Sacharja in Kuh. 9 fort. tDelitzfchh Das M. Kapitel. Plage: und sfall der Moahilen III· Lan. 15 u. Its. In diesem Qraliel tolrd dar« Land der Jrtoabltrrx das, ans der Onseite des todten Meeres gelegen, damals über seine llordgrknze beim Karl) Jlrnon sich weit hinein in das Gebiet der ltubrniter nnd Gadiler ausgedehnt hatte, gleich anfangs alg mit Einen! Schlag: alrdergrioorsra dargetlrllt; die beiden ijauptorte sind urplötzlich ist-errichtet, darüber dann Weh— lelagk nnd Trauer: im ganzen Land: net) erhebt nnd eine allgemeine Flncht aber die Sfsdgrenze hinaus be« glnnl Rad. 15). Es in Sgrarks Scnntzherrliajlcrlh die flc nachsuchen müssen und deren sie ach znur voran- ver— sirlirra sollen Gan. to, l——5). Diese! künftigen Selbst« drmüthigung Maul-II. welche dir Frucht seiner Straf— lrldrn fein wird, steht nun aber fein: jetzige Sclbslrrhcs bang entgegen. Von iiarhiunlh ganz und gar besessen prahlte rg nnd war dabei voll Wall) gegen Israel, wes— halb nun eben so virl Jammer aber dasselbe Kommt, den der Propbet fclbn beklagt w. 6—l2). Zuletzt ioird nach der Erfüllnngstrrmin des setzt nicht Hain rrflrn Mal Grwrlssagten angegeben W. is. 14). Kost. 15, I. Dies ist die Last sder richter- liche Gottesspruch Kuh. 13, 1] übe: Maul) [4. Mos. N, 11 Anm.]: Des Nnchts salso kolos- lich und ganz unerwartet Hiob 27, TO] kommt Berstbrnng über Dir in Moab sdie am Arnon gelegene Hauptstadt des Landes 4. Mos. 21,15 Anm.]; sie ist [alsbald auch, sowie nur die Ver- störung kommt, mit Einem Schlage] dahin. Des Nachts sum nvch einmal, wie vorhin, auzuhebenj loannt Versiörnng über Kir in Moab fdiefe ge- waltige, fast unzerstorbare Festung des Landes 2. Kost; B, Oh, vgl. Karte Illsx sie ist sebenfalls mit Einem Male] dahin sfo daß Moab in gleich: zeitiger Zerstörung seiner Hauptstadt nnd seiner Festung in kurzem Augenblick erliegt]. Z. Sie [die Moabitetz wenn nun dies Unglück über sie gekommen] gehen hinauf gen Baith [viel- leicht s. v. a. Beth-Baal-Meon 4. Mos. 32, 38 oder BetlxDiblathaim Jerern. 48, 22; 4. Mos. 33, sitt] llltd Dtboll [4. M. 21, sc; 32, sit] zu den Altaren [die sie daselbst zum Dienst ihres Gottes Camos errichtet haben B. Mos. 18, 21 Aum.1, daß sie weinen, nnd fgIeicherweiieJ heulen sstei über sd. i. auf den Höhen von] Nebo und Medba in Moab [4. Ntos 32, As; U, So] Alter Haupt szum Zeichen der tiefen Trauer des anzen Volks] ist beschwert, aller Bart ist abge- iihttiltett [5. Mos. le» ki Anm.]. s. Auf ihren Gasse« sden Marnplätzen ihrer Städte] gehen sie niitScicken umgürtet; auf ihren Dächern und Straßen [a1so überall, wo sie sich zeigen] heulen sie alle, nnd gehen weinend herab sgenauerx niederrinnend in Weinen oder in Thränen zerfließend]. l« Besten nnd Eleale sbie Einwohner dieser beiden, auf hohen hügeln mit weiter Aussicht Fall und Flucht der Moabiten 55 gelegenen Städte 4. Mos. 21, 27 ff.; 32, Z. 371 schreien [so laut und gewaltigL daß niatks zu Jahza [4. M. Si, 231 hütet. Darum [ob solchen allgemeinen Jammers] wehklagen [selbsi] die Ge- tüsteten in Moab [obwohl sonst rauhe Krieger weniger den weichen Gefühlen des Herzens zu- gänglich sind]; denn es gehet ihrer Seele übel [die Seele in allen Gliedern des Volksleibes bebet vor Schmerz] s. Mein sdes Propheten, eigenes] Herz schreiet zn Moab [ihm entgegen, von Mitleiden mit dem armen Volke bewegt — denn dadurch unterscheiden sich Jsraels Propheten von denen der Heiden, daß ihnen das Unglück, welches sie den Welivölkern anzukündigen haben, zu Herzen gehet]; denn ihre [der MoabiterJ Flüchtigen fliehen von der dreijäh- rigen Kuh [aus ihrem, einer dreijährigem noch an kein Joch gewohnten Färse vergleichbaren Lande —- der ganze Satz wird aber mehrfach auch an- ders gedeutet], bis gen Zoar [an der Südspitze des todten Meeres 4. Mos. 19, 22 Anm., um von da aus auf judäisches Gebiet hinüber zu ent- kommend; denn sie gehen [die Berglehnej gen Lnhith szwischen ArJDioab und Zoar, also mitten im eigentlichen Moabiterlande gelegen] hinan, nnd weinen; und auf dem Wege zu Horonaim zu swo der Weg wieder abwärts geht Jerem. 48, 5 vgl. Nehmt. 2, 10] erhebt sich ein Jammergesehrei sein immer erneutes, sich Linderung und Hilfe verschaffen wollendes Geschrei über die drohende Gefahr des gänzlichen Untergangs] · s. Denn die Wasser zu Niiurim swohl nicht das Beth-Nirnra hoch oben im Norden, im Gefilde Moab 4. Mos. 32, Z. 36., sondern der jetzige Quellbach Mojet Name-re im Süden des Landes] versiegen ssind in Folge der Versiörung forthin EinödenL daß das Heu verdorret, und das Gras verweilen und wcichset kein grün Kraut. 7. Denn smit diesem Bindewort reihet hier der Prophet einen Gedanken an den andern, ohne daß gerade der folgende eine Begründung des vorhergehenden enthielte -— Schlag auf Schlag sollen die einzelnen Scenen hervortreten, der Leser in häusender Aufzählung gleichsam übertäubt werden] das Gut, das sie gesammelt, und das Voll, das sie getirsiet [besser: den Vorrath, den sie zusammengebracht] haben, fnhrei man über den Weidenbach [den Grenzfluß im Süden des Landes]. s. Geschrei geht um [gleichsam die Runde machend durch das ganze Land] in den Grenzen Moabsz sie heulen bis gen Eglaim svermuthlich nicht weit vom Südende des todten Meeres Hesek. 47, 10], und heulen sind] bei dem Born Eli-a sim Nordosten des Landes 4. Mos 21, 16]. s. Denn die Wasser za Diinon soder Dir-on« V. 2 —- alle Quellen, Brunnen und Bäche, die sich in dieser wasserreichen Gegend befinden] find boll Bluts sder Erschlagenen, die in der über das Schicksal des Landes entscheidenden Schlacht da- selbst gesallen sind]. Dazu will ich sspricht der HErrs aber Dimon noch mehr kommen lassen sals dort bereits geschehen ist]; beide tiber die erhalten sind in Moab des Löwen [d. i. »zum Stande der ,,großen Hausen« gehörig], und nber die Uebrigen im Lande [die zum gemeinen Volke zählen "]. «) »Der Prophet verändert den Namen der Stadt, damit er die entsetzliche Schlacht daselbst desto nachdruck- licher anzeigen möchte, wie Dibon, d. i. eine Trauer- stadt, auch Dimon, d. i. eine Blutsiadh sein werde.« IV) Nach anderer Uebersetzung: will kommen las- sen über die erhalten (dies Mal davon gekommen) sind in Mond, einen Löwen (denKönig Nebukad- nezar Jerem.4, 7; 5, S» der ihnen den Garaus machen wird) und (ebenso) über die Uebrigen im Lande sdie dies Mal gar nicht vom Unglück betroffen worden). Knie. 16, i. Lieber [d. i. ich bitte euch Richr 4, 19 Atem. I] schickt, ihr Landesherreu [ihr Fürsten von Moab], Lämmer [als Zeichen eurer demiithigen Wiederunterwerfung unter das Scepter der Könige Juda’s, dem ihr vordem dienstbar gewesen« 2, Sam.8,2; 1.Kön.4,2l·24] von Sela [an· Edomitertande 4. Mos 21, 17 Anm., dahin ihr euch jetzt geslüchtet habt Kalb. 15, 5 u. 7] ans der Wufie [genauer: wüstenwärts, durch die zwischen Sela und Jerusalem gelegene Wüste 2. Kön. Z, 8 hindurch"], zntn Berge der Tochter Zion [Kap. 10, 32., damit von dorther euch Hilfe zu Theil werde]. «) Unterwersung unter das Haus Davids ist Moab’s einzige Rettung: das ist’s, was der Propbet, mit den Weinenden weinend, ihnen bis in den äußer- sten Schlupfwinkeh wo sie sich geborgen, bis in die Fel- senthalstadt der Edomiter hinein so langathmig, hastig und drin lich zurust. tDelitzschh —— «) Es scheint dies eine müfsge Beigabe, ist’s aber nicht: heraus sollen sie ihr Deputat geben, nicht länger es bei sich behalten, sondern außer Landes schicken. (Drechsler.) L. Aber [nicht blos, die nach Süden entkom- men sind, werden also Juda’s Schutzherrlichkeit anrnfen müssen, sondern vielmehr noch die Ein- zelnen und Versprengten, denen dieser Fluehtweg abgeschnitten worden und die fetzt an der Nord- grenze des Landes umherirren;] wie ein Vogel [unstät] dahin fleugt [und Zufiucht suchend um- herfiattert], der aus dem Nest getrieben wird, so werden sein die Töchter Monds [Frauen und Kinder, nachdem die Männer durch’s Schwert gefallen], wenn sie vor Arnon nberziehen knach den Furten dieses nördlichen Grenzflusses dahineilen — auch ihnen bleibt nichts übrig, als an Juda sich zu wenden, damit das sie aufnehme und unter seine Fittige sie b ]. ergeä Santntelt [besfer: Schaffet] Rath [ihr Fürsten und Aeltesien von Jerusalem: so lautet die Stimme ihres Flehens], haltet Gericht sent: 56 Jesaia is, 4 —- M. scheidet, was mit uns zu thun sei], mache dir so Zion] Schatten des Mittags [für uns] wie eine Nacht [d. i. breite deinen Schatten über uns, der fo wirksam ist, daß wir am hellen Mittag für unsre Feinde unsichtbar und unauffrndbar werden, als deckte uns schwarze Nacht]; Verbirg [uns] die Verjagten [bei bitt, Und melde die Flüchtigcn nicht [liefere uns Flüchtige dem Verfolger nicht aus]. 4. Laß meine Bersagten bei dir herbergenz Ha] liebes Moab« [wende nur getrost also flehend dich an Juda, und ich selbst, der Propbet, will für- sprechend bei der Tochter Zion mich für dich ver- wenden, indem ich jetzt an deiner Stelle zu Jeru- salem fage], sei du ihr [der Flüchtigen und Ver- jagten] Schirm vor dem Berstdren so wird der Treiber ein Ende haben [sie nicht mehr plagen], der Verstbrer aufhören [sie zu drängen und zu ängstigens nnd der Untertreter ablasseu im Lande [aus demselben abziehen]. «) Unsere Stelle wird sehr verschieden aufgefaßt; wir müssen darauf verzichten, die mancherlei Erklärungen der Reihe nach aufzuzählen, aber selbst Luthers Ansicht von der Stelle ist es nicht, die wir in unserer Para- phrase wiedergeben, wir haben vielmehr versucht, den Leser über die Schwierigkeiten möglichst leicht hinwegzu- helfen. Es bleibt, wie überhaupt an der Schrift, so auch hier uns vieles dunkel, bis die Weissagung offen« bar wird zur letzten Zeit; denn aus dem folgenden Verse ist klar zu erkennen. daß der Prophct hier die ganze Zukunft ihrem vollen Umfange nach mit seinem Gefichtskreife umspannt und er auf diejenige Zeit hin- ausblickt, da alle Weltinacht überhaupt abgethaii werden und alle Herrschaft an denjenigen übergehen wird, der des Menfchen Sohn, eben so sehr aber auch der ewige Sohn des ewigen Vaters ist. Z. Es wird aber [Und das ist’s, warum Zion solchen erfolgreichen Schutz gewähren kann, da- selbst] ein [Ksnigs-] Stuhl bereitet werden aus Gnaden [ganz im Gegensatz zu den Thronen die- ser Welt, die auf einem ganz anderen Grunde ruhen], daß einer darauf sitze in der Wahrheit [Gottes, der seine Zusage und Verheißung 2. Sam. 7, 12 ff. gewißlich hältL in der sjetzt sehr ver- fallenen, dann aber neu aufgerichteten Amos 9,11] Hütte Davids, nnd richte und trachte nach Recht swährend gegenwärtig das Recht vielfach versagt wird und kein Gehör findet], nnd fötdere Gerech- tigkeit [sie durch sein ganzes Regiment verwirklichend]. b. Wir hören aber [Und das ist der Grund, warum Moab erst durch eine so schwere Straf- heimsuchung hindurehgehen muß, wie in Kap. 15 angekündigt worden, ehe es mit ihm zu der im vorliegenden Kapitel beschriebenen Selbstdemüthb gung kommt] vou dem Hochmulh Moab’s sin der vorigen und noch zu dieser unserer Zeit], daß er fast s= sehr Nicht. is, I Anna] groß ist; daß anch ihr Hochnmth Stolz nnd Zorn [der Ingrimm, womit sie gegen uns, das Volk Gottes, Wirthen] größer ist, denn ihre seingebitdetq Macht sderen sie prahlerisch sich rühmen und viel davon in's Gelag hineinreden]. 7. Darum ssotehen Hochmuth und solche Prah- lereien gründlich zu Schanden zu machen] wird [wenn nun die Zeit der Strafheicnfuchung kommt Kap. 15, 1 ff] ein Moabiter über den andern heulen, allesannnt werden sie heulen. Ueber die sgeschleiftej Grandfeste der Stadt Kir-Hareseth [oder Kir in Moab Kap. 15, 1] werden die Beriabtnten seufzen [nach anderer Uebersetzung: Um die Traubenkuchen vonKinHarefeth werdet ihr ächzen, völlig niedergeschla- gen, weil es mit diesem Haupterzeugniß der Stadt nun für immer aus ist]. 8. [Und wie mit der einen, so hat es auch mit aller übrigen Herrlichkeit ein Ende] Denn Hesbon ist ein wüstes Feld worden, der Weinstock zn Sibma [ganz nahe bei Hesbon 4. Mof.32, 38., durch seine vorzüglichen Weinsorten berühmt] ist verdreht, die Herren unter den Heiden [mit ihren fiegreichen unwiderstehlichen KriegSheerenJ haben seine edlen Reben zerschlagen, nnd sdas waren ja Reben, die] sind-kommen bis gen Jakser slangten nördlich hinauf bis zu dieser Stadt 4. Mof 21, 32J, und ziehen mn in der Wüste srankten sstlich hinüber bis in die arabische Wüste hinein], ihre Tegel;- sind zerstreuet und bis über das Meer ge- n r . Die Feser d. i. der Fächser oder Seiner, die abge- schnittene zweijährige Weinrebe, welche in die Erde ge· legt wird, um Wurzel zu treiben. Die Fäehser dieser Stadt breiteten so weit sich aus, daß isie felbst das todte Meer überschritten und auch dort zu Weinpstanzungen verwendet wurden. — Die reichen und iippigen Wein- pftanzungen des Stammlandes der Ammoniter und Moabiter sind unter dem Bilde Eines großen, weit aus· gebreiteten und üppig wuchcrnden Weinstocks, der seine Ranken nsrdlich bis Jaesey östlich bis in die Wüste hinein, westlich bis über das todte Pieer hinaus ver- breitet, dichterisch dargestellt. (.Hendewerk.) — Noch ietzt erzeugt Szalt, d. i. Ramoth in Gitead, wovon Jaeser nicht sehr weit entfernt war, Trauben in ungeheurer Menge und verhandelt sie getrocknet. (Knobel.) S. Darum [das Elend des so hart betroffenen Landes mitfühlendj weine ich um Jaeser, und tun den Weinstock zu Sibma; nnd vergieße viel Thra- nen um Hesbon nnd Genie. Denn es ist ein Gesang [wörtlich: ein Hedad, statt des bisheri- gen lustigen Rufs der Kelterer, wenn sie nach der Lese die Trauben mit ihren Füßen austreten, ein wildes Geschrei der die reichen Fluren zertretenden und niederstampfendeti Krieger] in deinen Stimme: und in deine Ernte gefallen, 10. Daß Freude nnd Wonne im Felde [oon Seiten derer, die da ernten] aufhören und in Weinbergen jauchzet noch ruft sfrohlockts man« nicht [wie sonst bei der Lese geschah]. Man tkttkkt keinen Wein smehrj in den Keltern [Richt. s, 11 Moab, hochmiithig und feindlich gegen Israel, wird gedemüthigt und elend. 57 Am. 2]; ich sder HErrJ habe des Gesange sdes lnstigen Hedad der Keltererj ein Ende gemacht. Es hat etwas Aufsallendes, daß oben die Trauben- kuchen genannt-werden, als wäre das etwas gar Kost« bares, überhaupt daß die Zerstörung des Weinbaiies durch den vorliegenden Abschnitt in einer Art hervorge- hoben wird, als wäre das die Hauptsache; man hat es daher versucht, die Rede des Propheten in unsern Versen als in uneigentlichem Sinne gemeint zu verstehen. Jn- dessen das Auffallende verschiviiidey sowie man bedenkt, daß alles darauf ankommt, daß Moab in demienigeii getroffen werde, was der Mittelpunkt seines Wesens und Lebens ist: Moab muß wohl im Dienste des Fleisches, in Wohlleben, Ueppigkeit und Wollust versunken gewesen sein; sie nun, die Genußsüchtigem sollen des Genusses beraubt, sie, die Freudesiichtigem in eitel Klage und Heulen gestürzt werden. Dies ist der Grund, weswegen in unsrer Weissagung so gar viel von Trauer und Weh· klage in ihren stärksten Ausbrüchen die Rede. (Drechslcr.) Die ållaturschönheiten und die Fruchtbarkeit des Landes, welches einem Volke zugefallcm sind Gaben aus dem Reichthum der göttlichen Güte, Reste des paradiesisehen Anfangs und Thpen des paradiesischeii Enden; der Men- schengeschichte und eben deshalb auch für den Geist der Prophetie nicht gleichgiltige Dinge. Es ist eben deshalb auch nicht unwürdig des Propheten, der die Erneuerung und Vollendung der Natur zu paradiesischer Schöne weissagt, über solche Verwüsiiingeiy wie die fest vor seinem Geiste stehende, zu weinen: die ebenso men ehliche als göttliche Prophetie wird hier weieh und zerflossen wie eine Eli-site, d. i. Klagelied (Delitzsch.) 11. Darum [von dem, was mein Mund hat verkündigen müssen, in meinem Jnneren auf’s Tiefste erschüttert] briiinint mein Herz uber Mond, ivie eine Harfe, nnd mein Jnwendiges tun Kir- Hares [Kir-Harefeth V. 7 oder Kir-Mvab Kap. 15, 1]. ,.Herz, Leber und Nieren, die edelsten Organe der Seele, find gleichsam der Resonanzboden dieser in jedem Menschen befindlichen verborgenen Laute« 12. Alsdann swenn die Zeit der oben geweiss sagten Strafheimfuchung und gänzlichen Verstö- rung kommt] wird-s offeiibar werden, wie Moab tnnde ist bei den Altaren fsich ganz umsonst ab: gemühet hat mit allen nur möglichen Gaben und Opfern und Bußübungem damit es· bei seinen GötzemAltären sich eingefunden 1.Kön.18,26ff.]; nnd wie er [Moab — das Volk als eine einzige Person gedacht] zn seiner Kirche [dein Heiligthum seines Gottes Camos Z. Kön. 10, 23 Anm.] ge: gaugen sei zu beten, und doch nichts ansgerichtet habe [da Götzen ja nicht hören und nicht helfen können] Der letzie Theil des Orakels (V. S— 12) bildet ge- ivissermaßen ein Ganzes für sich: wie die Weissagung wider Bube! mit einem Spottliede (Kap. 14, 3 ff.) schließt, so unser Orakcl mit einer Elegie auf Monds Fall. (Drechsler.) — Es giebt keine Weissagiing im Buch Jesaia, in welcher das Herz des Propheten so schmerzlich bewegt ist von dem, was sein Geist schaut und sein Mund weissagen muß; alles, was er weissagt, empfindet er mit, als gehörte er zii dem armen Volk, dessen Unglücksbotc er sein muß. sDelitzschh II. Das swas in Katz. 15, 1——«—16, 2 gesagt worden] ists, was der HErr dazumal fvielleicht zu derselben Zeit, in welcher Jesaia auch das Orakel über die Philister empfing Kap. 14, 28., also im J. 727 v. Chr] geredet hat. 14. Nun aber fda das Orakel niedergeschrieben worden] redet der HEir [weiter, auch die Zeit der Erfüllung bestimmt bezeichnend], nnd spricht: In dreien Jahren [vom jetzigen Zeitpunkt ab], wie eines Taglohiiers Jahre sind so. i. genau in 3 Jahren, denn von der Arbeitszeit läßt der Lohnherr nichts nach, und der Löhiier giebt nichts zu]- wird die Herrlichkeit Mond-s geringe werden in der gztoßen Menge fniit all·dem großen Hau- fen der Menschen, · worin « sie setzt pranget], daß gar ein wenig [ein wrnzig kleiner Rest davon] uberbleidh nnd fzwar gar] nicht viel [so daß das älxberlbäilebene leicht wird zu zählen fein Knie. , . Nachdem das Land der Moabiter 60—’·0 Jahre laiig dem Scepter des Hauses David unterworfen ge· wesen, fiel es bei der Reichsspaltung im J. 975 v. Chr. an diespKönige des Reiches Israel und lieferte Tribut von seinen Heerden nach»Sainariciz dieser Zinspflicht aber entzog sich der inoabitische König Mesa bei Ahab’s Tode im J. 8»97, und hatte der Feldzug der beiden ver· biindeten Könige Jorani von Jsraehund Josaphat von Juda wider ihn, der in das darauf folgende Jahr fällt, keinen rechten Erfolg (2.Ksn. 1,·l; Z, 4ff.), doch miß. lang auch der in Gemeinschaft mit anderen Volkerschaß ten von den Moabitern einige Jahre nachhcr (etwa 891 v. ChrsgemachteEikifall ins Reich Juda,»bei dem es auf nichts Geringeres als auf eine Vertreibuug des Volkes Gottes gbgesehen war, durch des HErrn Da· zwischentreten ganzlich (2». Chron.·20).« Hernachmals machten die endlosen Kampfe mit den»Syreru dem nsrdlicheii Reiche die Behauptung Moab s» und über. haupt des ganzen Ostiordanlandes unmöglich; ja die dortigen Volkerfchaften erdruckten die isvraelitische·Bevöl. kerung »und rechte-it» an dem Xeschwachten Reiche den VerluL ihrer Selbststandigkeii U. ön.10, 32 f.; U, 20). Crst Jerobeam Il. (v. 8»-4—783 v. Ci)r.) eroberte, wie der PropheHJona geweissagt hatte, das ganze Gebiet Jsraels zuriickz von Hamath ini Norden an bis zum todten· Meere im Suden (2.Kri·n.14, 25 ff.), und die Moabiter verhielten allem Anschein nach sieh ruhig» bis die Osisordanstamriie im 739 durch Tiglathdpilessar ins Exil geführt wurden (Z. 15, 29), wo sie die Ge- legenheit benutzten,«ihr ehemaliges Besitzthuni (4. Mos 21930 Anin.)»zuruckzunehmen, und stch in alle den Stadien udrdlich voiii Arnon fesiseszten, die seither von den Stämme« Raben und Gab beoölkert gewesen waren. Dies ist derStand der Dinge» den wir bei unsere: Yteissagung antreffen; denn da« ist von Hesbom Eleqle, Jgoser u. s. w. als von moabrtiscben Stadien die Rede, wahrend sie in Ins. 13, I5 ff. (vgl. 4.Mos.»34, 33ss«) als Städte der stinder Ruben und Gad erscheinen. Das llngluck über» diese setzt moabitischeii Stadte und das eigentliche, sudlich davon, Jenseit des Arnon gelegene Moabiterland kommt »von Norden her, i. ohne Zweifel Ton Asshröem endigt mitkinerl förmlichen Vertilgung; a wir a er· ni , wissen, mi we ehem Termine die Ren» nung der» z Jahre in V. 14 ihren Anfang nimmt, können wir auch nicht sagen, welcher afshrischc Kiini , ob Salmanassay Sargon oder Sanherib (2. Kön. 1 , 58 Jesaia 17, 1-—14. 3 ff. vgl. Anm. zu L. K. is, 20) es gewesen, der die Moabiter gar arg mitgenommen. Jedenfalls war in« dessen die noch unter Jesaias erfolgte Katastrophe die abschließende Erfüllung seiner Weissagiing nicht, war vielmehr nur eine minder bedeutende Strafheimsitchung als man nach dem Jnhalt des Oraicls vermuthen sollte, da hernach Jeremias in Kap. 48 seines Bnchs die Weissa nng des Jesajas wieder ausnimmt und sie bei ihm als ert zu seiner Zeit zur cigentlichen Erfiillung gelan- gend erscheint. Die Hauptausführung der Drohung blieb decnnach den Chaldäern vorbehalten, denen die Moabitcr zuerst bei ihren Unternehmungen wider Jeru- salem beistanden (2.Kön.24,2), von tvelchen sie hernach den König Zedekia abwendcg zu machensuchten(Jcrem. 27, i ff. vgl. Anm. zu 2. Kön. 24, 20s, nnd als deren Verbündete sie wieder bei der Zerstörung Jerusalems ctscheiiictt (Hesek. 25, 8 ff.; Zcph Z, 8 ss.); im 5.Jal)r darnach aber, so erzählt Josephus (Ar1t.. l0, 9. 7) be· kriegte Nebukadnezar die Moabiter und unterwarf sie gänzlich, woraus ihr Name nur selten noch vorkommt und zuletzt ganz in dem der Araber verschivindet »Je- saias hatte aber auch dies Mal wieder die ganze Zu- kunft in Ein Gemälde zusarnmengesasrtz die nach Ablauf des durch Vers 14 festgesetzten Zeitraums eintcetende Krisis kam nur als eine mehr oder weniger hervortre- tende dazwischen ein«« Das 17. Kapitel. Das! Dama8kus, der Jsraeliten und Assyrer. IV. V. l—14. lieber Don-nolens selber, nach welcher Stadt dir hier vorliegende Weissagnng überschriclsea ist, ergeht die Strafanlciindignng nur nebenbei; vielmehr ist es Gphrnink das Jehnsicimmerrtclt , welches durch seine Verbindung mit der damagrenisclsen Macht zu ge— weinschastliclsrr Zletion wider Iuda nnd Jerusalem Ich den Richterspruch sum Tode geholt hat· Während dahcr im Eingange des Materie, wo das Gericht selber be· schrieben ist, Eohraim nnd Vamaglrns neben einander er— scheinen ais solche, die ans der Reihe sribslstciudiger Staaten gestrichen werden nnd eine Deporlation (wcgsiih- rnag dcr Einwohnerschaft) erfahren w. l——3), tritt her— nach, wo es snh um die Sichtnng handelt, die solchem— statt til-er Gphratm genommen nnd die ein: vollständige sciu wird sowohl dem Grade der Ausführung als dcr Wirkung nach, Shrien völlig zurück; die Sichtnng aber wird eine so gründlich: nnd wirksam: sein, das nnr ein vcrschwindend ltleiuer Rcst bleibt, der zu drIn.tsErrn, seinem Gott, siltl bekehrt, nnd das alles darum, weil Israel Gottes, seines Heils, vergessen nnd in Unterneh- mungen stth eingelassen hat, dir, wenn auch noch so got angelegt und dem Anschein: nach noch so viel verspre- chend, zuletzt doch in rilrl Täuschung strh auflösen muß« trn w. 4—l1). iinn ist aber Jlllur diejenige Macht, durch welche das Gericht dtr Sichtuna vollzogen wird; sie wird gegen Juba nnd Jerusalem wieder ausnehmen, was Damaglkns nnd liipisraim zuvor versucht haben, nnd als ein furchtbar drohender Völlirrgetümuict wider die heilige Stadt hcranbrausriy doch während sie tobt, zer- biebi sc: plötzlich, zwischen Abend und Morgen ist sie da- , hin, ein Beispiel aller verstärkt des Volkes Gottes (v. l2—14). I. Dies ist die Last über Damaslns sdie Hauptstadt des Königs von Syrien 2, Sam.8,6; I. Kön. 11, 25 und Apostg I, 2 Anm.]: Siehe, Damadlus lvlkd [binnen Kurzem] teilst Stadt mehr sein, sondern ein zersallener Steinbanfe sein Haufe eingesiürzter Trümmer, vgl. 2.Kön. 16, 9]. 2. Die Städte Atoilt ssowohl . die beiden Aroiår selber 2. Sam. 24, 5., als andere Städte im Ostjordanlande] werden verlassen sein [2. Kdn 15, 29], daß Heerden daselbst weiden, die niemand fchcllthe sweil es eben keine Einwohner dort mehr giebt]. « s. Und see] wird aus sein mit der Beste Ehhraim [das Zehnstämmereich wird alle seine festen Plätze verlieren, daß es nicht mehr im Stande der Wehrhaftigkeit sich besinde T. Kön. is, 2915 ltttd das Königreich zu Damaslus swird ebenfalls ein Ende nehmen, das; keins mehr existirt 2.K.16,9], nnd das Uebrige zu Shrien swas von den Syrern nicht im Kriege selber fällt] wird sein, wie die Herrlichkeit der Kinder Israel swie die zahlreiche, kriegerische Bevölkerung des nördlichen Reichs, worauf dies jetzt so sehr pochh indem jenes Uebrige gleicherweise zur Deportation verurtheilt werden wird] spricht der HErr Zebaotb Die Kinder Jsrael haben ein Bündnis mit der shrischen Macht für vorzüglich« geachteh als den Bund mit Gott; diese Macht wird aber alsdann um nichts besser daran sein, alo sie selber. 4. Zu der Zeit tvtrd die Herrlichkeit Jakobs sdes ZehnstämmereIchSJ dünne sein, nnd sein sdieses Staates seht noch so] settet Leid lvtrd mager sein [gar sehr heruntertommen und wie ein Kranker dahinschwinden 2. Kön. I5, 30 Anat] 5. Denn sie wird sein [«es wird mit dem Dahinschwinden der Herrlichkeit Jsraels her-gehn] als wenn einer Getreide einsammelte in der Ernte sznr Zeit der Ernte die Aehren hoch oben unter dem Halme zusammenfaßte, um ste mit einander abzuschneiden« — so wehrlos und ohne alle Kraft zum Widerstand wird sie, Jsraeks gerichtsreise Herrlichkeid crliegens nnd als wenn einer mit seinem Arm die Aebrcn ssie nun auch wirklich abschneidend] cillctlttcte [so leicht und doch so sicher wird sie erlicgen], nnd als wenn einer Achter lass im sfruchcbarenj Thal Repbaiu ksüvcich von Jerusalem Ins. 15, 8 Anm., wo immer Schaaren oon Aehrenlcserti sich zusammensindciy also am eisrigsien ge- sucht wird und am locnigsieki etwas liegen bleibt -— so völlig wird mit ihr aufgeräumi werden], S. Und» swenn denn auch, wie es allerdings der Fall sein wird] eine Nacbetnte drinnen sbei dieser Aufräumnng mit Jakobs Herrlichkeit] bliebe [so wird es doch eine gar dürftige sein"]; als wenn man einen Oelbaum schüttelte [5. Mos 24, 20 Anm.], daß setwaj zwo nnd drei Becken blie- ben oben it! dem Willst! sdie man mit aller Mühe nicht hat erreichen können], oder, als wenn vier oder fimf Früchte an den Zweigen bangen [blieben- die man im dichten Buschwetk übersehen hat], spricht der bitter, der Gott Israel. Strafoerkiindigung über Damastus, das Zehnsiämmereich und Assur. 59 «) Jn dieser Weise schnitten die Hebräer das Ge- treide. mähtcn es also nicht, wie wir zu thun pflegen, unten am Boden ab; die stehcn gebliebenen Stoppel-i wurden hernach mit Feuer hinweggrbrannt (Kap. 24; 2. Mos 22, 6 Anm.). —- Ht Mit diesem Verse geht die Rede zu einem andern Gleichniß über: Dort) bleibt davon eine Nachlese wie beim Oliven- schlagenx zwei, drei Becken oben im Wir-sei, vier, fünf in seinen, des Fruchtbanms, Zwei- gen. Man bemerke einerseits die Absichtlichkeit des Zu- satzes ,,des Fruchtbaums« (so fruchtbar er anch sein mag, jener Oelbaum, mit Früchten so eben noch diebt besetzt, »so soll’s doch nur ein kleiner Rest sein, der zurücks bleibt), andrerseits die auch hier als Gesetz der künftigen Geschichte Jsraels hervor-gehobene Regel: sent— —jnsttb (Kap. 7, 3). 7. Zu der Zeit swenn das Gericht der Sichtung seinen Zweck erreicht hat] wird sieh der Mensch [der aus dem GerichtErrettete, in der Weise, wie es ihm als einem nach Gottes Bilde geschassenen Menschen nach dem Rechte dieser seiner Schöpfung gleich von Hans gebührt hätte] halten zu dem, der ihn gemacht hat szu seinem Schöpfer]; und seine Augen werden sunoerrückten Blicks] auf den Heiligen in Israel schauen sals auf den einigen Hslfstlx 8. Und wird sich nicht [mehr, wie das Volk bisher gethan] halten zu den Alten-en, die seine Hände [aus eigener Machtoollkommenheit für den Zweck abgöttischen Gottesdienstes] gemacht haben, und werden nicht schauen ans das, das seine Finger gemacht haben, weder ans Haine [5. Prof. is, 21 Anm.] noch Bilder [wie die des Baal]. D. Zu der Zeit [wenn das Gericht die Ver- wüstung, die durch dasselbe geschehen soll V. 1ff., attrichtetj werden die Städte ihrer Stätte sdie stark befestigten Städte Ephraims auf die man jetzt sich so verläßt] sein, wie ein verlassener Ast Und Zweig« srichtigerx wie die Verlassenheit des Waldes und der Gipiel], so verlassen ward vor den Kindern Israel [d. i. wie die in Wäldern und auf Bergesgipfeln befindlichen Burg: Namen, die jetzt noch öde in das Land hinein- starren von der Zeit der Cananiter her, die einst bei der Eroberung des Landes ihre Burgen und Festen vor dem israelitischen Heere räumen muß- ten]; nnd werden witfte [eine eben solche Oede] fein. «) Luthrtss Meinung bei dieser Uebcrsetzung war die: Wie die Kinder Israel kaum einen Ast und Zweig ließen, d. i. wenig Volks, da sie das Land der Cananiter ein- nahknen, also soll es ihnen (den Kindern Israel) als· dann auch ergehen; rinter den ,,Städten ihrer Städte« aber versteht Luther die Städte, darinnen ihre Götzeu und Gotteadienft war, darauf sie sich verließen. 10. Denn du sJsraelj hast vergessen Gottes, deines Heils [als welcher, sehr itu Unterschied von jenen Stadien, wirklich Hilfe zu gewähren ver- mvcht hätte]- nnd nicht gedacht an den Fels deiner Slckkir [5. Mos. 32, 4. 15. IS. 30 f.; Pf. 18, s; 31, 3]. Datum sin dieser deiner Gottent- fremdunas wirst dn lustige Pflanzen sehen smit allerlei Plänen, wie sie deinem verkehrten Sinn zusagen, dich tragen und allerlei darauf abzielende Unternehmungen anfangen], aber du wirst damit den Fremden die Feser [Kap. 16, 8 Anm.] gelegt haben [daß die den Vortheil davon haben b, Mos 28, so. 33]. 11. Zur Zeit des Pslanzens wirst du sein sdes Gepflanzten] wohl warten, daß dein Same zeitlich lschnell und gleichsam über Nacht] wachse [wie denn das herzliche Einverständniß mit Syrien außerordentlich bald zum gemeinsamen Plan gegen Juda und Jerusalem gediehen ist 2. Köu.16,5f.]; aber iu der Ernte, wenn du die Monden: sollst erben sda du denkst die Garben von diesem so vermeintlich klug bestellten und sorgsam gepflegten Acker einzubeimsevL wirst du dasitr Schmerzen eines Betrübt« haben [2. Köm 15, 293 17, Z ff.]. I2. sDoch freilich — das mächtige Heer, das aus Norden wider dich heranbraufh Gottes Gericht an dir zu vollstreckem es wird ebensalls dem GerichteGottes verfallen und demselben plötzlich unterliegen] O wehe der Menge so großen Volks sdie ich wider dich heranrücken sehe, die aber, ohne es zu ahnen, doch nur ihrem eigenen Untergang entgegcngehql Wie das Meer wird es brausen, und das Ge- tümmel der Leute sder Asshrer selbst und aller unter ihrer Macht zu Einem großen Völkerschwall vereinigten Nationen] wird wüthen [bransen], wie große Wasser wüthen [wenn der Sturm sie in Bewegung setzt]. is. Ja, wie große Wasser winden, so werden die Leute windend. Ader er [der HErr, dem es nur Ein Wort kostet, auch die wildesten Wasser: wogen zur Ruhe zu bringen Matth. 8, 261 with sie schelten, so werden sie ferne weg fliehen; und wird sie solle diese ungeheuren Völkermassen] ver- folgen saus einander jagen], wie dem Staube aus den Bergen sder dort beim Ausdrusch des Ge- treides zuriickbleibenden Spreu, f. Anm. zu H. Mof. 25, 4 n. Nuth Z, 4] geschieheh und wie einem Windwirbel idem vom Sturme in Wirbel aufge- peitschten Staube] von! Ungewitter [von der Windsbraut] geschiehet sman lese hier 2. Kein. II, 35 s] 14. Um den Abend, siehe, so ist Schreelen da; nnd ehe es Morgen wird, sind sie [selber] nimmer da [fondern auf und davon geslohens Das ist der Lohn unserer Räuber sder Assyrer], und das Erbe Moos] derer, die uns das Unsere nehmen«( «) Die Worte des Propheten tauschen selbst wie große Wasser; sie brausen wie die Wogen des åljteeres « [Umbreit.1 Das dehnt sich und streckt sich aus zum lang- 60 . Jesaia 18, 1-—7. gezogenen, schlevpenden Satze; es ist, als wolle es gar nicht aufhören zu wallen und zu brausen und zu toben und zu tauschen. (Drechsler.) —- ") Das; gerade das Orakel über Damasttis auf der vierten Stufe so um- fassend und siir Israel verheißend lautet, erklärt sich daraus, daß Svrien in der Bekämpfung JsraePs der Vorläuser Assur’s war, und daraus, daß das Bündnis Jsraels mit Sorien die Ursache der Verwickeluiigen mit Assur geworden. (Deliszsch.) Das is. Kapitel. Der Mahl-en Heimsuchung und Bekehrung. V· v.1-7. Ftlit dem Schlnß der vorigen weissagt-eng, der auf den Untergang des afsyrischen tjeeres unter Sau— herib im J. 713 v. Ehr. hinwirs, hängt die nun folgende Weifsagung iiber silohrenlanw worunter die Länder ilnbien, Kbessinien und Qberegypten zu verliehen sind, aufs engste zusammen, wie sie denn ancl) durch tteine besondere itebersmrift vou derselben geschieden in und leeinen andern Gedanken verfolgt als den, dir Wirkung der in jenem Untergange Kfsuks suh offenbarenden wun- derbaren Jlnshllfe des tjGrrn als eine bis in die ferastea Gegenden hinein, ja über den ganzen Erdboden hin sitt) erslrecitende zu beschreiben nnd als solche zn kennzeichnen, deren Frnchi eine geisiliche Grobernng von höchster ge— dentnng ist. Der prophet wendet mit einem Zorns, der zum Knsmerieru aufsordert, Ho) an ein kund, das er nicht nennt, sondern nun) seinen charaliierisiisclseu Eigenthüm- liasteeiten bezeichnet, nnd an ein volle, das eben jetzt, wo das asshrische Heer in Sud-in einsieht, in rührigsie Thätigi lieit versetzt iß, um dem gewaltigen Feinde, dessen eigent- licht: Plan ihm gilt, im Streite zu begegnen: es soll nnr getroli alle seine tcriegerischen vernahmen unterlassen nnd hatt derselben lieber mit dem ganzen Kreise des Ged- bodras recht Jtcht haben ans das, was der tiGrr beginnen wird (v.1——3). Der wird, vor der Hand fiel) ganz stille verhallend, in demselben Augenblick, wo die Xrntht der asyriselsen Pläne zur Errichtung einer den ganzen Erd— baden umfassenden Weltherrsclsast reif zu sein scheint, daß es nur non) gilt, he zu daneben, urplötzliaj dazwischen treten und das ganze Gewächs zn uiaste mael)en, und Zitssnrs ilebermath wird mit einer furchtbaren ilieders lage endigt-i, daß die Raubthiere an den 185,0ll0 Eeichen Sommer nnd Winter über Xraßes genug haben. W. 4—6). Kngesichts solcher Wnnderthateu wird dann das volle, das im Eingang angeredet ward, dem Gotte, der ans Zion thront, seine tjnidigung bringen und mit den Völkern der enllegrnsten Ferne als Eigenthum zufallen G. 7). 1. Wehe dem Lande, das unter den Segeln im Schatten sderselbenj fährt snach Lnthers eigener Erklärung: das Land, das viel schattige Segel oder viel Hafen und Schiffe hat, nach anderer Uebersetzung und Auslegung: He! Land des Flügelgeschwirres, das feines Wasserreichs thums und Klimcks halber von Insekten allerlei Art wimmeltL diesseit der Wasser des Mohren- laudes [innerhalb und oberhalb der Qnellenströme des Nil gelegen, bei Seba 1.Mos.10, 7 und noch weiter südlich hinauf, s. Karte I.], Z. Das fweil es jetzt in feinem König Thit- haka die Herrschaft über ganz Egypten besitzt I. Kdm Z, 1 Anm., bei der Kunde von dem Heran- rücken des assvrischen Heeres gegen dies Land, dem Sanherib’s Kriegszug in seinem letzten Ziele gilt 2. Kett. 18, 13 Amen] Botschaften aufdem srothens Meer sendet, nnd in Rohrschiffeu [2.Mos. 2, 3 Anm. 2] auf dem Wasser! fährt [um das Aufgebot zur Rüstung wider den assyrischen Eroberer in alle Gebiete des Reichs hinauszutrageih vgl. 2.Kön. 19, 9]! Gebet hin, ihr srl)nellen Boten sdes äthio- pischen Herrschers: so rufe ich, der Prophet des HErrm euch zu; ihr braucht mit der Ueberbrim gnug des Aufgebots euch gar nicht erst zu be- mühen, sondern könnet ohne Weiteres wieder heim- kehren und dagegen eine andere Kunde überbringen, nämlich die, daß der Feind schon vernichtet ist], zum Volk seures Landes], das zerrissen [wohl richtiger: langgestreckten Wuchses Kap. 45, 141 und geplündert [von verunzierendem Haarwuchs ge- reinigten Leibes] ist [die Aethiopier wie die Egypiier pflegten nämlich sich sehr glatt und schmnck zu halten]; zum Volk, das grentichee sum seiner Leibesstärke und Tapferkeit willen furchtbarer] ist, denn sonst irgend eins; zum Volk, das hie und da ausgemessens snaeh anderer Deutung: das überall, wohin es kommt, die Meßschnur zieht, d. i. alles der Erde gleich macht Kap. 34, II] mtd zertrelen ist [wohl richtiger: und überall, wo es erscheint, alles niedertritt], tvelchellt die Wasferftröme sein Land einnehmen sin ver- schiedenen Bächen und Kanälen durchschneidens Wozu diese sonderbare Ausfiihtllchieii statt der ein- sachen Nennung des Volkes, das gemeint ist? Es liegt eine göttliche Jronie darin, daß das so große, herrliche und (auf seine Naturgaben gesehen) nlcl)t ohne Grund selbstgefiihlvolle Volk sich angesichts der drohenden Ge- sahe in so gewaltiger Aufregung befindet und so gewaltige Anstreiigungen macht, ihr zu begegnen, da Jehova, der Gott Jsraels, die gefahrdrohende Macht selbst über Nacht vernichten wird und also alles Sorgen und Mühen Aethiopiens ganz und gar unnütz ist. Der Prophet weiß das gewiß, daß die Boten heim gehen können, um eine solche That Jehoocks den Ihrigen und aller Welt anzuzeigem Delitzschh Noch ist einer völlig ander· artigen Ausfa ungsweise unsrer Stelle Erwähnung zu thun, die sich in den alten Uebersehungen und bei den Rabbinen sindet Diese halten das Volk, an welches die Gesandten enthoten werden, für das israelitiseh e; man deutet die betreffenden Worte dann etwa so: «Gehet zu einer Völkerschash zerzaust (eigenilich hin und her aezerrtJ und zerraust (vgl. Kap. 50, 6), zu einem Volke, furchtbar von da (der Niederlage Sanherih·s) an nnd weiterhin, einer Völicrschast der Schnur-Schnur Fließ- schnur der Vertilgung) und Zertretting (in pa sivem Sinne), deren Land Ströme (feindliche Heere Kap. 17, 12) zeriviihlten.« Luther, obschon seine Uebersetznng grade so lautet, als ob sie auf diesem altübeelieserten Verständniß beruhte, versieht gleichwohl die Worte des Propheten von ,,denen Völkern, die am Ufer des rothen Meeres wohnen, als da sind die Troglodyten(·L)öhlenbewohner), Egvdtiey Araber. Jsmaeliter«, und legt sich den Sinn der verschiedenen Ausdrücke so zurecht, daß jene Völler- schaften als durch gegenseitige Gewaltthat und See- räuberei sich unter einander beschädigend bezeichnet würden. (Drcchsler.) Weissagung von der Möhren Heimsuchung und Bekehrung. 61 Z. [Aber nicht blos ihr Aethiopier vernehmet von euren heimgeschickten Boten die Kunde von dem, was der HErr thut.] Alle [vielmehr], die ihr auf Erden mehret, nnd die sirgendwoj im Lande sitzen [es sei auch, wo es sei], werdet sehen ssollet hinsehen], wie man das Panier auf den Bergen aufwerfen wird [oder besser: wenn das Panier auf den Bergen sich erhebt], nnd [sollet] hören, wie man die Trommeten blasen wird [wenn man in die Drommete stößt—denn der HErr schickt sich an, die Welt von der assyris schen Weltmacht jetzt zu erretten]. 4. [Das thut er aber gar heimlich und still, ohne erst langer Vorbereitung zu bedürfen, und thut es plötzlich und in einem Augenblickj Denn so spricht der HEtr zu mir: Jch will [erst eine gute Weile] stille halten [mich ganz ruhig ver- halten und nicht hindernd eingreifen], nnd [zu-] schanen in meinem Sitz [hier oben im Himmel 1· Köln— S, 395 Pl. II, 14]- wie eine Hitze, die den Regen anstrockneh nnd wie ein Mehlthau in der Hitze der Ernte. Diese Uebersetzung beruht auf einer Auffassung der Worte, als sollte hier eine Hungersnoth über die Völker des Südens angctündigt werden, es ist aber vielmehr so zu übersehen: während heiterer Wärme bei Sonnenschein, und während Thaugewölkes in der Sonnengluth, d. i. unter den allergünstigsten Verhältnissen sollen vermöge dieses meines ruhigen Zu- sehns die Pläne und Absichten Assur's bis zu dem Punkt sich entwickeln dürfen, wo es nur noch darauf ankommt, gleichsam die Ernte zu halten oder dem Werke die Krone auszusetzen — lies hier Z. Kön. l8, 13--19, 13. Z. sDer HErr kann aber sehr wohl alles, was wider sein Reich gerichtet ist, wie hier bei Assur, sich günstig und bis auf den letzten Augenblick der Enticheii dung entwickeln lassen, weil er noch in diesem Augen: blick einzugreifen vermag; so thut er denn auch hier] Denn vor der Ernte snoch ehe es zur völligen Zeitl- gung der Früchte, hier zur wirklichen Einnahme Jerusalems kommt] wird [durch eine Wunderthat seiner Allmacht 2. Kön. 19, 351 das Gewächs ab: nehmen, nnd die kimmer noch] unreife Frncht in der Blüthe verdorten, daß man die Stengel sals nun völlig nutzlosj muß mit Siebeln abschneideu, nnd die [oorher soviel versprechendenJ Reben weg- thnn nnd abhanen; s. Daß tnan’s lwas unter dem Bilde der Reben und Stengel hier gemeint ist, nämlich die plötzlich und in solcher Masse umgekommenen Assyrer, die dem Höhepunkt ihrer Macht schon so nahe waren] muß lassen liegen dem Gevögel auf den Bergen kzum Fraß) und den Thieren im Lande szum Raube, weil man die zahllosen Leich- name nicht einmalzu beerdigen vermag Kap. 37, 361 ; daß des Sommers die Vögel darinnen nisten sden ganzen Sommer über darauf zubringen, weil sie mehr als genug zu fressen finden], nnd des Winters allerlei [Raub-] Thiere im Lande darinnen liegen ssich zu sättigen]. 7. Zu der Zeit [wenn das alles nnd noch manches andere, was einer späteren Zukunft vor- behalten bleibt, geschehen sein wird] wird das zer- tissene und gepländerte Volk [von dem in V. 2 die Rede warJ, das greulicher ist, denn sonst irgend eins, das hie und da abgemessen nnd zertreten ist, welchem die Wasserströme sein Land einnehmen [nach der oben gegebenen Erklärung dieser Aus- drücke ein Volk von besonderer Vortrefflichkeih wenn man die natürliche Begabung ansieht, also eine geistliche Eroberung von ungewöhnlicher Be- deutungL Geschenke bringen dem HErrn Zebaoth [ihm, dem Vollslrecker solcher Großthatem als seinem Gott zu huldigenl an den Ort, da de: Name des HErrn Zebaoth ist, zum Berge Zion [in Jerusalems Diese Weissagung ist zu ihrer Zeit, nach der Erschei- nung Christi ersitllt worden: der Erstling war der Käm- merer aus Mohrenlnnd (Aethiopieu), Schatzmeister der Königin von Merois (Apostelg. s, 27 sf.); später wurde das ganze Polk chriftlich, und in Abessinien hat sich die chriftiche Kirche mitten nnter Muhamedanern erhalten bis auf unsre Zeit. (Schmieder.) Das 19. Kapitel. Zerstörung und Bekehrung der Egyptetn VI« V. 1—25. von Jlethiopiem dem zur Zelt herrfchendru Lande, steigt die weiffagung nunmehr herab zu Quoten, dem brherrfchtenz weil aber lkeln Volk der Erde von der patriarchenzeit au tu die Gefchtthte des Uetcheo Gottes fo eng verfloihtrn gewesen, als Egyoten (2. Was. IS, 40 Jlnm.), nnd Israel nie vergessen darf, daß es dort groß geworden nnd viel Gutes genossen hat (5. in. Es, 7f·), ist die Weisfagnng bei diesem Lande besonders iuierefsirt und kann net) selber nicht genug thun sowohl in dem, was ne droht, als in dem, wag fle verheißt. was nun zunächt! dle drohende Hälfte unsers Qrakels W. l — is) betrifft, fo liändlgt fle einen in Kürze bevorstehenden Jtrt göttlicher Heimsuchuug an, durch den dag egyplifche we— fea in seinem Grund: erschüttert werden full; eine völlige Jerskhung dar-h allgemeinen Zürgerkrieg, etnr gänzllnie Rath— und ijaltlosigltkit in der Politik nnd darauf fol- gende Gewalthertfchaft sind dle Zustände, denen das tlöand entgegengeht, ja, feine Existenz selber kommt in Frage, indem der All, dieser Queltpnnkt aller zeitlichen Wohl— fahrt für Ggnptem mit feinen Zinnen und Eanälen ver- siegt nnd dru ganzen Uährlland zu Grunde ruht-et. Da wird denn auch der tlehrttaud zu Schand-n mit den: Ruhme der Grbweighein den er sith angemaßn und ein Gericht der drrlslendung wirkt völlige Rath— nnd Thal— lohgkkit flatt jener dänkelhaften Sellsflsrllgkcln dle dao alte Egnpten fo vorzugsweise charaktrrlstrn Die Brüste: zwischen den beiden Hälften des Denken, zmsfcheu dem Gericht, welches der trat, nnd dein Heile, dar der andere Theil verkändlgtz bilden hierauf v. 16 u. 17; M! Alls-MS Eint! Wendung zum Ziff-ten bezeichnet der allgemeine Saft-tara, der fiel) der Egnoter bemächtigt nnd vor Saraeko Gott und Sgraeko Lande, vor denen fie vorher fo gar keine Sehen trugen, mit einem wahren Gransen sie erfüllt. Was nunmehr dle andere oder die vertselßende Seite unsrer Welsfagnug W. til-Dis) betrifft fo seht dtefe in immer neuen Fugen ebenso viel- ftvftg sitt) fort, fo groß vorhin der Knäuel von Strafe« gewefen, den dle ern: Hälfte des Qeakeli auseinander legte; sie zeigt der Bekehrung Anfang tu fünf Städt» 62 Jesaia II, 1—l9. des Landes auf, die Tanaatia Sprache reden und Jehona sicii zu eigen gelten, zeigt der Bekehrung Fortgang in einem Altar des HErrn, der mitten ini Lande, nnd in einein iilalsiein des Sitzen« der an der öslllilien Grenze nath Catiaaii zu steht zn einem Zeugnis daß Egnpten aufgehört hat, vrosaner sgenieiner oder lieidnisctteri Boden zu sein, nnd zeigt der Bekehrung Vollendung in der das ganze voll: umfassenden Ausbreitung der Erltenulniß des tjGrrn nnd der Leitung nnd Erziehung desselben non Seiten Jehonah nach den Grundsätzen seiner heil-ordnung. Aber mit solcher Vollendung der Bekehrung Ggypteug is] es noih nicht genug; es lionitnt olelinelir auch zu einer Vollendung deo rechten Verhältnisses der Welloiillier zu einander, deren slaiiotrenriiseutanten Ggnnien einer ist, nnd zn einer Vollendung des rechten Verhältnisses der Weltndliier zn Israel, die an ihm ihren Segensoertnlttler haben. I. Dies ist die Last [Kap. is, i] über Eabdieit U. Mos. 12, 10 Anm.]. Siehe, der HErr wlid auf einer schnellen Wolle further-J fahren [wie er allezeit thut, wenn er sich in seiner richterlichen Biajesiät offenbaren will Pf. is, 11], und in [nach] Egvdttu kommen sum dort sein Gericht zu halten] Da werden dieGdtzen in Eghpten foereii ed daselbst eine zahllose Menge giebt Jerem.43, 12 f.] vor ihm beben sdenn sein Gericht gilt ihnen, als die nun gestürzt werden sollen] und dett Eghdleru sweil sie wissen, daß sie in das Gericht über ihre Göheii miioerwickelt sein werden] wild dad Herz feige weiden svor Angst schmelzenj in ihrem Leibe. 2. Und ich will [mein Gericht an dem Lande jetzt dollar-eilend] die Eghbler an einander hetzrti fzu blutigen BiirgerkriegeiiL das; ein Bruder wider den andern, ein Freund wider den andern, eine Stadt wider die andere, ein Reich wider dad au- dere streiten wird. Vergl. die geschichtliiite Erfüllung dieser Weissagitng in dem Zeitalter der sog. Dodeiarchin ivelche die äthiopii sche Herrschaft in Eaxlpten oerdrängte und eine lange Reihe von Blirgericiegen erzeugte (l.Kön. Z, l Anm.]. Z. Und dek Muth soll swährend dieser trauri- gen Zeiten] dctt Eghdlcttt unter ihltett saus ihrem Herzen] vergehen sdaß ihr Geist wie ganz ausge- leert sein wird]- ilttd sich] will ihre Anschläge zu ttichte utachen sdaß sie, dies sonst so kluge und rathfertige Volk, sich tiicht mehr zu rathen und zu helfen wissen] Da werdet! sie dann sdamit die Rath schaffeiiJ fragen ihre Göhen nnd Pfaffen sGötzenpriester —- wörtlich: Murmler, Beichrvö- rer], nnd Wahrsagen und Zeichendenter sderen Stammsitz zu sein ihr Land sich rühmen kann]. 4. Aber see wird ihnen alles nichts helfen] ich will [vielinehr] die Eghpler swähreud jener DraiigsalSZeitJ übergeben in die Hand grausamer Herren seben der Dodeiarchein die sich der Herr- schaft über das Land bemächtige-is; nnd ein hattet König sPsammeiich 1. in Gemeinschaft mit seinen Nachfolgcrn l. Kön. Z, «! Auen; 2· K. 23, 29 u. 2.K. 24, 20 Anm.] soll snachdem die Zeit der Dodeiarchie ein Ende hat] über sie herrschen sdenn ob er gleich das Land äußerlich in einen blühenden Zustand versetzt, wird er doch das Volk mit seinen ausländischen Söldnern und seinen kostspieligen Unternehmungen gar schwer drücken) spricht de! Herrscher, der HErr schnallt. s. Und das Wasserin den Seen fund Canäletydie das Land durchschneiden und ihm seine Fruchtbar- keit verleihen 1. Mos. 41, 4 Anm.] wird vertrocknen sdamit zu dem von mir verhärigten Tyrannen- druck noch ein anderes Sirafgeschick komme, die NahrungslosigkeitL dazu der Strom [der Nil selber] wird versiegen und verschwinden. is. Und die Wasser sin den verschiedenen Armen des Nil bei seineni Ausfluß] werden verlaufen szn stinkenden Pfützen werden] daß die Seen au Dcitutnen sdie eingedämrrtten Bäche] werden geringe fseichtj und trocken sLuiher schrieb: treuge, wie das Volk auch fest noch spricht] werden- beide, Rohr und Schilf sdie an den Ufern wachsen und so vielfältige-m Gebrauche dienen] verweilen tsin Folge des Wassermangelö zusammenschrumpfenh 7. Und das Grad an den Wasserti srviev wie titsche] verstieben, nnd alle Saat fselbst auf den unmittelbar] am Wasser sgclegenen AeckeritJ wird verweilen und zu niehte werden. 8. Und die Fischer werden trauern swell sie in dem sonst so sischreichen Nilstrotn it. Mos II, 5 keinen Fang mehr machen kdunen]; ttttd alle die, so Auge! iirs Wasser werfen, werden kaber die brodloseit Zeiten] klagen; und die, so Nest aud- wetfeu aufs Wasser, werden betrübt sein saus Mangel an Nahrung beisammen] u. Es werden mit Schatiden bestehen sweil auch ihr Erwerbdzweig dadurch, das; nichts mehr wächst V. 7, zu Grunde gerichtet litt, die da gute Garue wtrieu [genciuer: gehechelten Flachd verarbeiten zu Kleidersioff für die Priester und zu Bandageii für die Mumien I. Mos. 50, 2 Anat. 2 u. Z] uud Nthe stricken [riihtiger: die da Weißzeug weben und alle Nichtpricster mit Kleidungsstoffen versehen]. 10. Und die da Htiltet szur Aufbewahrutig der Fische] haben, sammt allen, die skaiisitichej Teiche szur Lustbarieit für die Großen] machen, werden beii·iuimert sein. Ratt) anderer Auslegung: Und seine snlimlich Egypteital Säulen (d. i. die oberen Kasten oder vor- nehmen Stände des Volkes) werden niedergcschlas gen, alle uin Lohn Arbciiende cdie niedrigen Klassen) Seelcnbetriibte sein. it. Die Fürsten zu Zoan sder uralten Stadt am ianitischeii Nilarmkdie einst aus ihrer Mitte dem Lande seine Könige gegeben 2. Mai. b, 1 u. l. Kiste. Z, I Anm.] sind Thoren [indem sie bei solcher Lage der Dinge keinen Rath zur Abhilfe wissen]- die weisen Ncithc Phatao sebeti die genannten Fürsten, deren der König noch immer zu seinen vornehmsten Rathgebern sich bedient] sind im Rath Erste (drohende) Hälfte der Weissagung über Egyptein 63 zn Narren worden swegen ihrer Rath1nsigkeit]. Was sagt ihr doch bon [richtiger: zu] Pharao [die erb- liche Weisheit eurer Kaste vor ihm riihinend]: Jch bin der Weisen Kind, nnd komme von alten Königen her [vermag also auch einem Könige guten Rath zu geben]? Aeltere Ausleger verstanden die Worte: Jch bin der Weisen Kind re. als im Namen oder auo der Seele isxgctiracks gesprochen; daher übcrsetzt Luther so, wie hier c . 12. Wo find denn nnn [o EgypteiiJ deine Weisen sauf die du immer soviel dir eingebildet l. Kön. 4, ZOJZ Laß sie dirs [wenn sie wirklich etwas verstehen von Gottes Gedanken, in der jetzigen Zeit der Noth und BedrängUißJ verkün- digen und anzeigen, was der HErr Zebaoth über Eghpten heschlossen hat [um darnach den schon vorhandenen Nothsiänden abhelfen und etwa weiter noch folgenden vorbeugen zu können] U. Aber [siehe! es ist nichts mit der Weis- heit deiner Weitem] die Fürsten zu Zoan sind [wie oben V. ll gesagt und immer handgreiflicher sich herausstelltj zn Narren worden, die Fürsten zn Naph [oder Meint-bis, einer andern Residenz der eghptischeii Könige l. Mos. 41, 14 Anm.] sind betrogen [mit ihren stolzen Gedanken, die sie von sich selber hegenjz sie verfuhren sammt Egvbten idem Volk des Landes] den Eckftein der Geschlechter [den, auf welchem das ganze Staatsgebäude ruht, den König] U. Denn der HErr hat sales gerechteni Gericht, um die innere Richtigkeit alles Weliwesens an der soselbstgefälligen Weisheit und Kunst Egyptens durch jämmerliche Rath- und Haltlosigkeiti aut·’s kläglichste offenbar werden zu lassen] einen Schwin- delgeist unter sie ansgegossen, daß sie smie falschen Rathschlägen und Hoffnungen] Eghbten verführen in alle ihrem sder Eghpterj Thntt [und diese, durch die Wahliiveisheit ihrer Priesterkaste verdreht gemacht, sind nun] wie ein Trnnlenbold [der da] tanmelt, wenn er speiet sin seinem eigenen Gespei daliegt und, ohne sich herausfmden zu können, darin herum- tastet und sich herumwälzt]. " 15. Und Egvpten wird nichts skein wirklich zum Ziele sührendes, der Zerrüttung steuerndes Werk] haben, das [da] Haupt oder Schwanz, Ast oder Stuinpf [1. Sam. 5,4Anm.] zeuge sdas die Klasse der Vornehmen oder die des gemeinen Volkes Kap. s, 14 aus ihren Gedanken hervorzu- bringen vermöchte]. M. ZU det Zeit wird Esdpten [so scheu und blöde] sein wie Weiber; nnd sich fürchten nnd er- schienen, wenn. der HErr Zchaoth [in der oben beschriebenen Weise] die Hand über sie wehen [zu immer neuen Schlägen schwingen] wird. 17. Und Egvvten wird sieh siirchten vordem Lande Jnda ldas es vordem so oft zum Schauplatz seiner Kriege gemacht, nun aber als ein Land kennen gelernt hat, dessen Schuszgott mit seiner Macht über ihr eigenes Land schalten und walten kann, wie er will, und wird in solchem Maße ein Grausen vor demselben empfinden] daß, wer des- selbigeu [durch irgendwen daran erinnert] gedenkt, wird davor erschrecken, uder dem Rath seen» wegen des Rathe] des HErrn Zebaoth, den Er aber sie beschlossen [und in so entsetzlicher Weise zur Aus- führung gebracht] hat. Wie weit unsre Weissagung in die künftige Geschichte Egyptens hineinreicht, läßt sich nicht näher angeben; es stellt sieh ini geschichtlichen Verlauf, wie Drecbsler so tresfend deinem, überhaupt nicht diese wirkliche Scheidung zwischen dem ersten (V. l—15) und zweiten Theile (V. l6—25) des Orakels, die wir hier im Texte vor uns haben, dar, so daß etwa die Erfüllitng des ersten Theils vollständig zu ihrem Ende gediehen sein müßte, ehe der zweite Theil in Verwirklichung zu treten begöiiiia Sowie sich einerseits der erste Theil weithin ausbreitet über Zeiten und Zeiträume, so greift andrerseits dir Er« füllung des zweiten Theils zurück, setzt in den Prozeß« in wclchem die Verwirklichliiig des prophctischen Gehalts des ersten Theils ihren Verlauf bat, ein, und legt ihre ersten Stadien Entwickeluiigdstusety gleichzeitig mit diesem zurück. as wir daher als geschiclitlieh schon erfüllt antiierken können, ist ininter nur ein inehr oder minder zutrefsendes Vorspiel der schließlichcn Erfüllung, da Geschichte und Weissagliiig sich vollstäcidig decken werden. 18. ZU der Zeit [nachdem der Glaube an die eigenen Götter erschüttert, der Urheber ihrer Plagen den Egyptern bekannt geworden uiid nun der Wunsch ihnen nahegelegt ist, mit dem Gotte Jsraels sich zu versöhnen und in ein Freundichaftsverhälts nisz zu ihm einzutreten] werden funf Stadte in Eghbtenlaud [vgl. über die Bedeutung der fünf mit Beziehung auf Egvpten die Bemert zu 1. Mos. 47- 2 u. 2 M. 2- 101 reden nach der Sprache Canaans [als welche die heilige, dem Dienste des Einen wahren Gottes gewcihete Sprache isi], nnd schworen bei den: HErrn Zebaoth sals solche, die zu» seinem Namen sich bekennen b. Mos. 6, 1s]. Eine wird heißen Jr-Heres. «Man hat diese Stadt in der Stadt On oder Helio- polis (l».» Alles. 41, 45) wieder-erkennen wollen; allein dann mußte der Name statt Its-Ferse tStadt der Zer- störung) vielmehr Its-Obstes (Sonnens Stadt = Helio- polis) lauten. Jedenfalls haben wir es hier, gleichwie in Ossenb.-9, 11 bei ,,Apollyon«, mit einem apotalhptii schewNameit zu thun; doch kann man dabei allerdings an Heliopolis denken, so daß der Sinn dieser wäre: Die Stadt, welche bisher 1k-Che1·es, die Hauptanbctuiigss stätte des Sonnengottes war, wird verniittelst einer kleinen Verkürzung ihres Namens zu Its-Hexen, zur Stadt der Zerstörung (nämlich der Zerstörung des Götzen- dieiisieiy werden. 19. Zur selhigeii Zeit wird sauchj des HErrii Altar mitten in Eghbttttland sein« [zum Zeichen, daß man daselbst seinen Dienst kennt und seiner Anbetung sich theilhaftig gemacht hat], nnd ein Malstein des HErrn feine ihm geheiligte Säule nach Art der ObeliskeIiJ an den Grenzen sdes 64 Jesaia 19, 20—25. TO, 1—2. Landes stehen, zum Zeichen, daß auch jenseits dieser Grenzen das heilige Land sich fortfetze], 20. Welcher sAltar und Plalstein aber wiederum] wird ein Zeichen nnd Zeugiiiß sein fauchj dem HErrn Zebaoth in Eghptenland [daß er des Landes als seines nuninehrigen Eigenthums stch helfend und segnend anzunehmen hat; und daran wird er’s gewiß nicht fehlen lassen]. Denn sie werden [nun, nachdem sie sich zum rechten Gott bekehrt haben] zum HErtn schreien vor den Beleidigern [Bedrän- gern]; so wird er sgaiiz so, wie er’s je und je mit Jsrael gethan Richt. L, Its. is; Z, I; 2. Kdn. 13, 4 f.] ihnen senden einen Heiland und Meister seinen Helfer und Streiter], der sie etretle [wäh- rend früher, solange sie zu den Götzen schrieen, er selbst ihr Dränger sein mußte V. 3 f.]. «) Als im J.162 v. Chr. Demetrius Soter den fhrischen Thron bestiegen hatte (Dan. 11, 5 Anat) und nun die seit Hinrichtung des Menelaus erledigte hohcpriesterliche Würde dein Alcimus übertrug (1. Matt. 7, 4 ff.), sioh unter den Zerrüttungem die hierauf in Judäa herrschtem Onias, Sohn oder Enkel des friiher ermordeten Hohenpriesters Onias 1l1. (s. Anm. zu 1. Matt. I, 11 u. 16), von Priestern und Leviten be- ieitet, zu dem König Ptolemäus Philometor von Fsghpten (reg. von l87——145 v. Chr-J und erlangte von ihm, indem er theils eine Stärkung der politischen Anhänglichkeit der egyptischeii Juden an die htolomäische Dynaftie in Aussicht stellte, wenn die von jenen bisher nach Jerusalem eiitrichteten Weihegelder zu einem eigenen Tempel verwendet würden, theils aus unsre Stelle als eine göttliche Willenserllärung iiih berief, die Erlaubnis zu solcbeni Teinpclbauz die Stelle dafür wurde ihm in der Provinz Heliopolis angeiviesen und ein nicht weit von Leontopolis (f. Karte IV) gelegenes, der Bubaste geweihetes Heiligthuin »zum Umbau überlassem Man erklärte nun oben in V. 18 den Namen les-licenses nach dem Aiabischen für ,,Sladt des Zerreißers«, d. i. des Löwen, fand in jenem Verse eben die Statt Leontopolis (Löwcnstadt) geweifsagt, und betrachtete überhaupt unser gan es Orakel als durch den neuen Tempel erfreut. Auf 60 Fuß hohem Fnndament errichtet, glich derselbe mehr einem Thurm, als dem fcrusalemischen Tempel, der Altar war jedoch nach Größe und Gestalt wie der jerusalemischez statt des skeuchters hatte man eine hank gende goldene Krone. Dieser Tempel nun gelangte bei den helleiiistifchen Juden zu einigem Ansehen» jPhilo jedoch erkennt ihn nschi an und erwähnt ihn mit keinen Wort); er stand 233 Jahre (von 160« v. Chr. bis 723 n. Chr.), und als Kaiser Vespasianus ihn aufheben ließ, um den nach Zerstörung Jerusalems in Egypten und Cyrene sich fortsetzeiiden Ausstand der Juden zn unter« drücken, fand sich ein ungcheurer Tlieichthum daselbst vor. Es leuchtet ein, wie ivenig die Gründung eines solchen neuen Tempels in Egyptenland dem Sinne unsrer Pkophezeiuiig gemäß sei, da sie an sich» schoic dem Ge- bote Gottes voii nur Einer Cultussiatte»(3.Mos. l7, 1 ff; s. M. 12, 17 siJ widerfprichh überdies aber oben nicht von der Verehrung Jehooas durch Juden in Eghptem sondern von der Bekehrung der einheimischen Egopter zu dem wahren Gott die Rede ist; dagegen kann mcin allerdings die Macht und das Ansehen, welches das Judenthum im Zeitalter der Ptolomäer in Eghpteu erlangte (1. Matt. l, ·11 Atem) liierhcr ziehen, inso- fern dies selber schou ein Sieg der schonet-Religion über die egyptischen Götter wsa und jedenfalls dem Ju- denthum viel Verbreitung auch unter den Etngcboreiien verschafft« Viel herrlichek aber noch fand unsre Propheten- stelle ihre Erfüllung in der christlichen Zeit; denn da gab es schon gegen Ende des I. Jahrh mehr als einen ålltalsteim dein man von Palästina nach Eghpten kom- mend, und inehr als einen Altar, dem man, mitten in Egypten angelangt, begegnete. 21. Denn sdas ist überhaupt das Ziel, wo- rauf die Zukunft immer entschiedener hinausweisU der HErr wird den Eghpiern sdurch Kinn-geharr- gen seiner Macht und Gnade an ihnen] bekannt werden; und die Eghpter werden den HErrii sin fortschreitender Erkeiintniß seiner Herrlichkeit] kennen zu der Zeit [so daß es von jenem Anfange der fünf Städte und des vereinzelten Altars und Mal- steins schließlich zu einer Bekehrung des ganzen Egypten kommt) nnd [die Egypten ihre Erkennt- niß des HErrn auch bethätigend] werdet! ihm dienen mit Opfer und Speisopfer sdie sie nach Borschrift des mosaischen Gesetzes ihm bringen] und werden dem HEttn saus freier Entschließung auch solche Opfer, zu denen kein gesetzlicher Zwang vorliegt] geloben nnd sihre Gelübde] halten. Man se e nur diese von dein alttestamentliiheii Bun- desverhältnisse entlehnten Ausdrücke in nentestamentliche Sprache um, so ist alles aufs Genaueste erfüllt. 22. Und der HErr wird die Egypter sindem er sie nach derselben Heilsordniing behandelt, unter welcher Jsrael steht Z. Mos. 26, 44; H. M. Zu, 361 plagen [weiin sie Sünde thun] nnd heilen sso daß bei den Plagen immer nur die Absicht der Heilung obwaltet und diese auch wirklich nach: fvlgt]; denn sie werden sseine Absicht bei den Plagen verstehends sich betehreiizuiii Mein, und et wird fich [wenn sie, nachdem sie sich bekehrt, um Abwendung der Zuchtruthe flehen] erbittert lassen, nnd sie hellen swie ekle mit allen seinen Auserwählten macht Z. Saat. 7, 14 f.; Pf. 89, 31 ff.]. Nachdem Egypten in den ersten Jahrhunderten n. Chr. eine hohe Bedeutung in der Geschichte der christ- lichen Kirche gehabt, ist es seit dem J. 640 n. Chr. eine Beute des Jslam geworden: wann es da zur Bekehrung kommt, und ivie die Heilung geschehen werde, muß die Zukunft lehren. ——— Vgl Paul Gerhard’s Lied: Sollt ich nieineni Gott nicht singen te. V. 9 u. 10. Wie eiii Vater seinem Kinde fein Herz niemals ganz entzeucht, ob es gleich bisweilen Sünde thut und aus der Bahne weicht: also hält auch mein Verbrechen mir mein frommer Gott zu gut, ivill meiii Fehlen mit der Rath, und nicht mit dem Schwerte rächen. Alles Ding währt te. Seine Strafen, seine Schläge, ob sie mir gleich bitter feind, dennoch, wenn iclfs recht eriväge, sind es Zeichen, daß mein Freund, der mich liebet, mein gedenke und mich von der schnöden Welt, die uns hart gefangen hält, durch das Kreuze zu ihm lenke. Alles Ding währt seliie Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit. Tit. Zu der Zeit [wenn nun alles, was bis- her sich feindlich gegenübergestandem geeinigt nnd unter Ein Haupt verfasset ist Eph. l, 10]·wikd eine Bahn lVeriehrsftraßej sein von Eghpien in snachj Zweite (verheißende) Seite der Weissagung über Egyptem 65 Assprieiy daß die Assyrer in Ggvptem nnd die Egydtet in Assvtlen sznr Pflege brüderlicher Freund: schast und Gemeinschaft] kommen, nnd die Eghptet sammt den Assptern Gott dienen. «) Man wird das Verhältniß der Steigerung, in welchem die fünf,- den ziveiten Theil unserer Weissagung bildenden Absätze unter einander stehen, nicht übersehen: erst (V.16f.) die Furcht als eine knechtifche, aii u1id für fiel) noch gar keine Form der Bekehrung; dann (V. 18) bereits Aneignung eines neuen Lebens, doch aber zu- nächst nur in Anfängen, als Sache weniger Einzelner; mit V. 19—-22 -dagegen nimmt die Bekehrung einen öffentlichen Charakter an, das Volk als solches tritt zum HErrn in’s Verhältnis der Kindschastz ein neues Stadium tritt mit V. 23 ein, der Zwiespalt der Weltniächte, in ihren Ursprung niit einbeduiigen, wird weichen durch die Erkenntniß des wahren Gottes. (Drechsler.) 24. ZU der Zeit [wenu auch das bisherige Bundesvolk seine Bestimmung, ein Segen für alle Geschlechter auf Erden zu werden l. Mos. 12, Z» CMTchk hat] wird Israel selb dritte [mit den bei- den andern zusammen der dritte 2. Petri T, 5] sein, niit »den Egyptetn nnd Asshrern kzwischen welchen beiden Großmächtenrs bisher immer wie in der Klemme sich befunden], durch den Segen, so auf Erden sein tvird [besser: zum Segen inmitten der Erde, deren Völker in Egypten und Assur ihre Repräsentanten haben]. 25. Denn detHErtZebaoth [den mitAbraham be- gonnenen partikularistifchen Bund nun zum weitesten, großartigsten Universalismus 1. Mos 14, 20 Anm. gestaltendJ wird sie [indem er auf alle drei die Ehrennamen Jsraels: mein Volk Kuh. l, 3., ein Werk meiner Hände Kap. So, I und mein Erbe Pf. 33, 12; Jerem. 10, 16 ver- theilt und so sie ihnen allen dreien in gleichem Maße zutheiltj segiien, aussprechen: Gesegnet bist du«, Saht-ten, mein Volk, nnd dn Assur, meiner Dande Wert, nnd du Israel, mein Erde. Egypten und Assur werden Eins in Jehorah, und Jsrael ist der dritte im Bunde. Israel ist dann nicht mehr allein Gottes Volk, Gottes Schöpfung, Gottes Erbe, sondern Eghpten und Assur stnd alles dreies wie Israel; um das auszndrückein werden die drei Ehren- namen Jsraels unter einander gemischt und jedes der drei Völker erhält einen der köstlichen Namen, wobei auf Israel das in seine Anfangsgeschichte zuriickweisende ,,mein Erbe« kommt. Diese wesentliche Gleichstellung der Heidenvölker mit Jsracl ist für dieses keine Degras dation (.Herabsetzung); denn obwohl hinfort kein wesent- licher Unterschied der Völker in ihrem Verhältniß zu Gott besteht, so ist es doch immer Jsraels Gott, der zur Anerkennung gelangt, iind Jsrael das Volk, welche-s ver- heißnngsgemäß zum Segcnsmittler der Erde geworden ist· l sltdlcho Das 20. Kapitel. Der Egnpter und Moljren gesängniss Mk« v. l—6· sinkt) der, in der erhabeußen Sprache feier- licher Wnrde iiber Zethiopien oerlinndigteu Wrissngnng Gan. 18) nnd der, in der Sprach: ruhiger, in’s Breite list) ergehenden Schilderung abgefaßten Jtnzeignng dessen, was der BErr über ilignvten für Gedanken habe Man. 19), folgt nun in dein nahmen schlichter geschichtlicher prosa ein Oraliel über beide Reime zugleich. Zuerst werden die Jeitoerhältnisse angegeben, auf die es flrh bezieht: es sind die, da der König von Jissizrien nach der Einnahme von Kssyrien durch seinen Feldherrn die Stadt Ksdod belngeru läßt, um dann nakh Eroberuug derselben gegen die zu Einem Königreich vereinigten beiden Länder: in Ost-Urian zu operiren w. l). Damals mochteu diejeni- gen in Iuda, welche bisher den Bdnig ijieliia zu einem Bünduiß mit jenen Großmächteu gedrängt halten, denken, mit der Bewältigung desselben habe es gute Wege, Assur- Unternehmungen würden nnd müßicn niißliiigen Ztber zu einem Zeichen und Sinnbild dessen, was da kommen werde, muß der praphet 3 Jahre lang wie ein Bkraubter und Besit)imostet, wie ein Bettler oder Krirgsgcsangeuer eiiihergehem denn Jlssnrien wird der nriegsgesangeueu nnd Gxulanteu genug ans den beiden Ländern hinweg- schlrppen W. 2). Und als die Seit nun da in, wo das, was das Zeichen und Sinnbild so lange den Jlngrn nor- gesührt hat, nun) zur thatsächlicheu Erfüllung kommt, tritt das Wort der Auslegung non Seiten des sjErrn hinzu: Juda weiß nun, was es an jenen Großmächtrn an: eine tjilfe hat, die ja sieh selbst nicht haben helfen deinen. 1. Jui Jahr, da Tharthan [ein assyrischer Feldhern derselbe, der 8 Jahre später in Gemein- schaft mit Rabsaris und Rabsake vor Jerusalem erschien, die Stadt zur Uebergabe an Sanherib aufzufordern 2. Kön.18, 17 fs.] gen Asdod [die Philisterstadt Jus. is, 2 f. Anm.] kam [etwa im J. 721 V. Chr., unmittelbar nach der Einnahme Samaricks und der Wegführung der 10 Stämme in die assyrische Gesangenschaft Z. Kön. 17, 4——6; 18, 9——12], als ihn [mit einem Heere von Sa- maria aus] gesandt hatte Sargon, der sauf Sal- manassar folgende oder ein und dieselbe Person mit ihm bildende 2. Kön. l5, 20 Anm.] König za Asshrlem nnd stritt wider Asdod sdiese so starke Festung, die den Schlüssel zur Eroberung Egyptens ausmachte, worauf es der asshrische Kö- nig hauptsächlich abgesehen hatte], nnd gewann sie shernachmals auch wirklich, woran sich dann eine theilweise Bewältigung des äthiopisch -egyptischen Reiches durch Sargon anschloß]; 2. Znk selbigen Zeit [nämlich im Anfang der Belagerung, die nicht ohne besondere Bedeutung für die Geschichte des Reiches Gottes war, weil Juda da sehen konnte, was es mit seinen Hoff: nungen aus Egypten gewinnen würde 2. Kön. 18, 211 redete der HErr diitrh Jesaia, den Sohn Antoz [wollte durch seine Vermittelung eine Offen- barung erlassen], nnd sptach [diese Offenbarung zunächst an. eine sinnbildliche Handlung von Seiten des Propheten knüpfend, bevor er sie dann V. 3 ff. in bestimmte Worte faßte]: Gehe hin [in deine Kammer], nnd zench ab den Sack [den groben leinenen oder härenen Ueberwurf, den du über dem gewöhnlichen Kleide nach Art der Propheten trägst 2. Kein. 1, 8 Anm.] von deinen Lenden 66 Jesaia 20, 3—6. 21, 1.—5. [über welchen derselbe mit einem geringen Gürtel zusammengeht-M« WTWL und zench deine Schuhe ans von deinen Füßen sum auch diese zu ent- blößen]. Und er that also [ohne noch zu wissen, weshalb? und zu fragen, warum?], ging nackend [im bloßen Unterkleid 2.Mos. 12, 34 Amen] und barfuß [also ganz in dem Aufzuge eines Beraubteu und Beschimpftecy eines Bettlers etwa oder eines Kriegsge- fangenen, und zwar 3 Jahre lang]. 3. Da [im J. 718 erst, nachdem der Prophet so lange Beschwerde und Spott sich hatte ruhig gefallen lassen] sprach der HErr [dnrch seinen Mund zu den "Lenten]: Gleichwie mein Knecht Jesaia [im treuen Gehorsam gegen mein Wort, wie denn überhaupt meine Propheten auf meinen Befehl manche Dinge unternehmen müssen, die ungereimt und ansiößig erscheinen, aber immer nur Sinn- bilder für geisiliche Wahrheiten sind Jerem. II, 1 ss.; Hesek. s, 1 ff.; Hosen 1, 2 ff] nackend und barfuß gehet, zum Zeichen und Wunder sum die Aufmerksamkeit nnd Verwunderung auf Seiten des Volkes zu erregen, während] dreier Jahre, [und zwar dieVerwunderung] über Eghpien Und Mehrert- lakid swelche beide Länder jetzt unter Einem Scepter vereinigt sind 1· Kön. Z, 1Anm. und auf welche die un- theokratiscbe Politik am königlichen Hofe ihr Vertrauen setzi 2. Kön 18, 16 Anm.], 4. Also wird der König zu Asshrien swohl eben in diesem J. 718 vor Chr·, nachdem er Asdod durch seinen Feldherrn gewonnen V. 1] hintreiben das gefaugene Eghpten sviele Gefangene aus diesem Landes, und vertriebene Mohrenland [viele Exulanten aus Aethiopien’], beide, Jung Und Alt, [wird sie« vor sich hertreiben in derselben Gestalt, in welcher ihr den Propheten gesehen] nackend und barfuß, mit bloßer Scham sentblößtem Gefäß 2 Sam.10, 4 f.], zu Schanden Eghptens sdas trotz seiner Macht in der Vereinigung mit Mohrem land sich so tief hat demüthigen lassen, und zur heil- samen Lehre für die, welche Juda ein Bündniß mit Cghpten anrathen s. Kap.«22, 15 ff; 30, 1 ff; 31, 1 ff] «) Unsere Kenntniß der Geschichte jener Zeit ist noch gar zu mangelhaft, als daß sich die Erfüllung der Weis- sagung im Einzelnen nachwcisen ließe; doch geht aus Reh. , 8—10 und der Entzifferung der Jnschrifien in den Palastsälen zu Khorsabad (2. ön.15, 20 Anm.) soviel hervor, daß Sargon nach der Erobernng von Asdod den Feldzug gegen Aethiopien und Egypten wirk- lich zur Ausführung brachte, die damalige Residenz der Pharaonen Alb-Anton (Theben in Oberegypten s. Karte I) eroberte und Gefangene aus Egypten und Aethiopien nach Assvrien deportirte, wie er denn überhaupt auf allen seinen Kriegszügen die Versetzung der Völker in groß- artigcm Maßstabe als Mittel zur dauernden Unter- wersung der Länder verwandte Freilich, wenn gleich die Assyrer seit Sargon’s Regierung die. Unterwerfung Eghptens anstrebten und zeitweise auch erlangten, ver- mochten sie doch nicht dieselbe auf die Dauer auch zu behaupten. 5. Und sie [die Egypters werden erschteckew und mit Sehanden bestehen, uber dem Mehrm- land, darauf sie sich verließen [mit dem vereinigt » ste sich für unüberwindlich hielten dem König zu Assyrien gegenüber]; und (wiedernm das Mehrm- land’) [wird erschrecken nnd mit Schanden be- stehens uber den Eghptern welcher sie sich riehmten sum ihrer Oberherrschaft über dieselben willen für eine unnahbare Großmacht sich hielten]. is. Und die Einwohner dieser Inseln steuer« Küstenländer von Aethiopien und Eghptenj werden sagen znr selbigen Zeit: Jst das sdieses sich Ver- lassen der einen Macht auf die andere] unsere Zuversicht-· da wir hinflohenmn Hilfe, daß wir errettet wurden von dem Komge zu AsshrieUZ Wie fein [ironisch, s. v. a. wie schlechtJ sind wir ent- ronnen [und haben keines das andere schützen können]! «) Diese zwischen runden Klammern stehenden Worte finden sich nicht im Grundtextn ldndern find von Luther nach Maßgabe seiner Auffassung der Stelle eingefügt worden. Besser aber übersetzt man so: b. Da werden sie [die, von welchen am Schluß der Erklärung des vorigen Verses die Rede war] er- schrecken und sich schämen über dem Mohreni land, darnach sie sHilfe suchend] ausschaiitem und über den Egypterm welcher sie sich sals guter Bundesgenossen] rüh«mten. , S. Und die Einwohner dieses Küstenlans des sPaläsiina sei-h. 2, 5] werden sagen zur selbigen Zeit: Jst das [dieses Mohrenland und die- fes Eghptem die sich selber» nicht haben helfen können] unsere Zuversichh da wir hinflohen um Hilfe, daß wir errettet würden von dem Könige zu Asshrienii Wie sollten nun wir, wir entrinnen [nachdem es unsern Schutzmächten so übel ergangenjt Das 21. Kapitel; Die Last Rubrik, Dumck und Urabinc W«- U 1——17. Unser Kapitel verbindet drei weissa- gnugen zu Einem Ganzen, indem es die Länder, wide: welche die Guttessurüche ergehen, mit sinnbitdtirtseu kla- men bezeichnet. Der erste richtet sikh wider Bad et, die wüßt: um irleer (lI. 1—10), der zweite wider Eurem, das stand der Tndteusiilte w. 11u.12), der dritte wider. Jtrabieu und tritt als Grabe! am Jibeud aus Eis— 17); alte drei aber sind zur Tröstnng Igraekg gemeint, welches aus der ersten Weissagnug, aus Kabels Ero- berung durch Eurem, die in einer weise geschildert wird, daß wir dem Kbsrhuitte die dlebersehrisu ,,Sicherheit, überrascht vom Falle« geben dünnen, den gewissen din- iergang seines drängen: uud die sriedsame Frucht der Gerechtigkeit ernennen soll, die aus seiner Jäastignng durch diese macht ihm erwachsen werde. Jlus der zweiten, ganz liurz gehaltenen Weissaguagk dte auf das Thema hinauuläusu Hhilseruf ohne Bekehrung findet leeiue Guade«, soll Israel sirh abnehmen, daß sein alter Erb- feind Edum sich nie aus die Dauer erhoteu traun, viel- mehr, weit er den einzigen heil-weg. den liöulgtiasen Weg der Buße versktsmähh nichts als Uakht und Tudteusiitte zu seiner Zntcuust hat. Zins der dritten weisse-gnug endliih, die da zeigt, wie der ritterliche Sinn der seht noch aus ihre Freiheit su setzen, lraurpsgewohnteu Söhne der wüste in kurzem zu feiger Furcht werden und ihre ganze ungeheure Zogeuzahl auf einen unbedeutenden Rest zusnmurenschucetzeu wird, solt Israel ein Gleichaif sich Schluß-Orakel über Egvpten und Aethiopien und wider Bat-ei. 67 ersehen seines eigenen dienen, oon dem so oft dte Rede gewesen, nur mit dem Itnterschtkh daß, während mit Krabieno Ren es Abend, mit Israel-I slteberlslteb da- gegen es Morgen wird (ngl. san. it, 20). »1. Dies ist die Last [Kap.13,1] über die Wnste am Meer [genauer: die Wüste des Meeres, die Stadt Babel«]: Wie ein Wetter vom Mittag kommt, das alles ntnkehret sdenn dort, in den unbegrenzten Steppen des Südens oder Südostens haben die überaus heftigen, alles um- siürzenden Orkane ihren Ausgangspunkt Hiob 1, 193 37- 93 Sach. 9, 14]; so kommt-s kdas zer- störende Unwetter wider Babel] ans det Wüste, ans einem grausamen sfurchtbarenj Lande» sman lese hier die Anm. zu 2. Chron. Its, 20]. V) Das Festland, auf welchem Babel steht, ist eine große, südlich in das wüste Arabien sich verlaufende Ebene, welche dergestalt vom Euphrat nebst Sümpfen und Seen durchbrochen ist, daß sie wie im Meere schwimmt. Diese Naturbeschaffenheit der Stadt nun wird zu einem ominösen (bedenklichen) Vorzeichen ihres End eschicies gemacht; in Jerenu 50, 385 51, 13 sin- det eh dazu die rechte Deutung. (Delitzfch.) Dieser Name deutet wohl auch darauf hin, daß die große Stadt, gleich der Wüste, in der sie liegt, trotz aller ihrer Herr- lichkeit eiftlich öde und angeordnet ist und das Meer der Böser, eine brausende Menge wüster Menschen- wogen sie verhüllt und umgiebt. Die Weltstadt Babel ist das Gegentheil des Reiches Gottes und des von Gott geordneten Jerusalem. (Schmieder.) «) Das grausame Land ist das medo-persifche, aus welchem Cyrus mit seinen Krtegerschaaren kam und welches dazumal in seinen Bewohnern außerhalb des Kreises der Culturvölker stand (Kap. 13, 17 f.); inso- fern dann Cyrus, nachdem er das sagrossGebirge und den GhndessFluß überschritten, dem Laufe des Choaspas folgend in das Niederland hinabsiieg und von dort aus wider Babylon vorrückte ff. Karte IV), kam er wirklich von Mittag und aus der Wüste. Z. Denn mir ist ein hart Gesicht [das Schwe- res und Unerträgliches verkündigt] angezeigt fund zwar ist folgendes der Inhalt des Gesichts].— Ein Verächtet [der rücksichtslos raubt und plündert] kommt wider den andern, ein Berftörer wider den andern [der Medo-Perser soll jetzt an dem Chal- däer dasselbe mit seiner Bedrückung und schonungs- losen Verwüstung thun, was dieser zuvor an an- dern gethan hat, namentlich an Israel, dem Volke Gottes«]. Zeueh [denn, um solchen dir ertheilten Auftrag auszurichten] heraus [aus deinem Lande im Osten Babyloniens], Elam [hier f. v. a. Perser 1. Mos. 10, 22; 14, 1]; belege sie [die Chaldäer, in ihrer Stadt Babel], Madai [du Wieder, der du von Norden herkommst Kap. 13, 17]; ich sder HErh indem ich folches Aufgebot zur Bela- gerung an euch ergehen lasse] lvill alle [ihre, der von Babel unterdrückten Völker, und inson- derheit] seines smeines Volkes Jsrael Pf. 137, 1 ff] Senfzens cdurch dichj ein Ende machen. «) Luther übersetzt hier nach der rabbinifchen Auf· fasfung der Stelle; man kann aber auch denselben Sinn durch eine genauere Uebersetzung erreichen: Der Ver- ächter verachtet (d. i. der jetzt noch herrschende Chaldäer geht mit andern Völkern, insonderheit dem Volke Gottes gar rückstchtslos und grausam um), der Verstörer verstört (es kommt aber in dem Medo- Perser ein Verstörer über ihn, der ihn und sein ganzes Land verwüstet). Z. Derhalbeu [weil es so ein hartes Gesicht ist, das mir, dem Propheten, angezeigt worden V. 2, und ich, indem ich es unter allcrlei Schreckensbildern wiedergebe, gleichsam unterWehen es gebären muß« vgl. Kap. 15, 53 16, 9] find meine Lenden voll Scbmerzens nnd Angst hat mich ergriffen, wie eine Gebärerinz ich krumme mich, wenn ich’s höre, nnd erschiene, wenn iclys anfehe fnach dem Grundtext: ich winde mich, daß ich nicht höre, und erfchrecke, daß ich nicht sehe = daß mir Hören nnd Sehen vergeht]. 4. Mein Herz zittert fklopft in höchster Aus- regungL Gkanen [angstvolle Bangigkeit] hat mich erschreckt; ith habe in der lieben Nacht keine Ruhe davor fes verwandelt das, was ich schaue, das mir so liebe Nachtdunkel, wo ich sonst der stillcn Sammlung und dem Ausruhen von äußerer und innerer Arbeit mich hingeben kann, in Beben"]. «) Die Propheten verhalten sich nicht interesfelos zu dem Inhalt ihrer Weissagungen, als wären sie blos mechanische Werkzeuge des inspirirenden Geistes; sie werden zu Furcht und Hoffnun aufgeregt, mit Schmerz und Freude ersüllt, und das oii in solchem Maße, als wäre das Geweissngte ihr eigenes Erlebniß Daß aber in solchem Falle nicht ihre eigene natürliche Gefühls- stimmung es ist, die sie bewegt, sondern eine solche, wie sie erst durch die objektive Einwirkung des göttlichen Geistes bei ihnen hervorgerufen worden, erhellt besonders daraus, daß das dem Propheten natürliche Gefühl öfters geradezu in das entgegengesetzte nmseblägh So ist z. B. dem Propheten, wenn er die Gerichte über die Feinde seines Volks Verkündigt, das natürliche Gefühl offen- bar das der Freude; demungeachtet finden sieh Stellen (außer in Kap. 13 u. 16 besonders auch hier), in denen der Prophet so sehr in die eigene Erlebung des Wehcs, das er den Feinden ankündigt, hineingezogen wird, daß er felbst in Wehklage ausbricht und den Jammer ganz als seinen eigenen fühlt. umgekehrt aber kommen auch Stellen vor, wo das dem Propheten natürliche Gefühl keinen Einfluß üben darf auf seine Weisfagunzizz so bitter ihm nach jenem Gefühl der Inhalt seiner eissagung auch fein mag, muß doch auch cin solches Gotteswort ihm munden und, aufgenommen in sein Jnneres, ihm zu Freude und Wonne werden (Hesek· 2, 8—3, B; Osfenb. 10, 8 ff.). —- ") Wenn in der Form des Ge- waltsamen, begleitet von überwältigendem und darnieder- wcrfendem Schreck, der Geist der Weissagung hier über Jesaia kommt, so solt sich in seiner Person und seiner ganzen Darstellung die Natur der Vorgänge. mit denen seine Rede es zu thun hat, abspiegeln als solcher, die ihrer Zeit mit urplötzlichem Schrecken eintreten und wie ein Fallstrick über die in Sicherheit dahin lebende Welt kommen sollen. s. Ja [lebe nur in sorgloser Sicherheit so üppig und sehwelgertfch fort, wie du zu thun pflegst, du vornehme Welt in Babhlon], richte einen Tisch zu, laß szum Ueberfiuß ein Paar Soldaten] ss 68 Jesaia II, 6—16. wachen auf der Watte [daß kein Feind unversehens die Stadt überfalle, und nun, weil’s ja Friede ist und hat keine Gefahr], esset, trintetz [siehe, auf einmal wird’s hineinschallen in eure Fress- und Saufgelage:] macht ettch auf, ihr Fürsten [zum Kampfe wider einen plötzlich eingedrungenen FeindJ, schmieret den Schild [Jceem. 51,11., nach— dem ihr in eurer Sicherheit bisher versäumt habt, die Waffen in Ordnung zu bringen Kap. 13, 8 Anm., ob- gleich es freilich nun zn spät·ionimt]. » is. [Jch, der Prophet des HErrn, weiß aber genau, wie es kommen wird, obgleich bis dahin noch mehr als 180 Jahre vergehen werden.] Denn der HErr [indem er die künftigen Vorgänge schon voraus im Geiste mich will durchmachen lassen] sagt zu mir also: Gehe hin swährend die babylonischen Fiirsten da sitzen in ihren Paläsien und schweigen in sorgloser Sicherheit], stelle einen Wächtert saus auf der Waete der Stadts der da schane fwas in der Ferne sich begiebt 2. Sam. IS, 34 ff.; 18, 24 ff.; 2. KötL 9, 17 ff] Und ansage ssobald er irgend etwas wahrnimmts r) Sonst ists der Propbet selbst, der auf der Watte steht (V. 1l; Habak 2, l f.); hier im Gesichte aber wird der Prophet von dem, den er auf die Warte- hinauf- siellt, unterschieden, so dass er gleichsam in 2 Personen sich spaltet. (Oclitzich.) 7. Er siehet aber [nachdeni er eine Weile da- gestandenj Reiter reiten und [andere] fahren ans Rossen, Eseln und Kameelen [also einen langen, langen Zug, der in geordneten Reihen ganz still, wie eine Karawane, von den Gebirgen Mediens daherkommt Kap. 13, 2 sf.], nnd hat mit großem Fleiß Achtung darauf sund horcht, so scharf er horchen kann, daß er erkunde, was der Zug zu bedeuten habe]. . 8. [Aber der todtenstill slch dahinbewegende Zug läßt nichts nicrkcn, wohin seine Absichten gehen; er ist auch bald wieder vor den Augen des Vzächters verschwunden] Und ein Löwe ries[derWächter, dem über dem langen, vergeblichen Weiterspähen die Geduld ausgegangen, brüllt, als ob er ein Löwe wäre — so grollend dumpf, so langathmig tief aus voller Brust]: HEry ich stehe auf der Watte immerdar des Ta- ges, und stelle mich auf meine Hut sbehaupte nieineii Stand auf derselben] alle Nacht [aber —- ich sehe nach jenem unerklärlichen und nun wieder ver- schwundenen Zuge nichts mehr!]. Die Zwischenzeit scheint dem Wächter in seiner gespaniiten Erwartung der Dinge, die da kommen sollen, lange: ein Vorbild des schmerzlichen Harrens, mit dem man hernachinals auf das Wort des Propheten hin dem endlichen Fallc Babhlons sehnsuchtsvoll entgegensah (Drechsler.) 9. Und stehe [noch ehe der Wächter seine Klage ausgeredet], da kommt einer [ein kleiner, nur wenige Reiter zählender ZugL der fahrt ans einem Wagen sum irgend wohin eine Botschaft zu briugenj, der anttvprtet [indem er Bericht giebt, was der siegreiche Ausgang jenes ersten langen Zugs V. 7 geworden], Und spricht: Bade! ist ge- bannt, sie ist gefallety und alle Bilder ihrer Götter nd zu Boden geschlagen [Ossenb. 18, 1 f.]. 10. Meine liebe Trunk, da ich ans dresche [richtiger: O du mein Zerdroschenes und du mein Kind der Tenne, d. i. du mein liebes Israel, das ich, der HErry unter die tyran- nische Uebermacht des babylotiischen Weltreichs dahin gegeben habe und das auf der Tenne zu Babel auch weidlich gedroschen worden, aber nicht zu deinem Verderben, sondern nur zu deiner Sichtung und Läuterung««]: Was irh [der Pro- phet vgl. Anm. zu d. Mos 11, 141 gehütet habe vom HErrn seh-roth, dem GOtt Jsraels, das ver- titndige ich euch [zu eurem Troste im Voraus, noch ehe diese Zeit, da ihr sollet gedroschen werden, kommt, damit ihr wisset, daß solche Zeit mit Babeks gewissem Untergange auch ihr Ende er- reicht]. «) Babcl ist Gottes Tenne; denn er ivollte Israel zerdreschen nnd zerschlagen. (Luther.) 11. Dies ist die Last sGottes RichtersprUchJ über Dnttia [das Land der Todtenstillq d. i. Edom’ 4.Mos.20,17 Anm.]. Man ruft zu mir ans Seit sich, kraft meines Prophetenamtes von dem HErrn auf eine Watte gestellt, die Geschicke der Völker zu überschauem vernehme in der jetzt die Völker deckenden Nacht der Angst und Drangsal aus dem Edomiterlande ein Fragen der immer mehr sich steigernden Dringlichkeit und Hast," ähnlich wie ein Kranker das Ende der schlasiosen Nacht herbeisehnt und stch bei seinem Pfieger wieder- holt erkundigt, wieviel Uhr es sei]: Hinter [der du auf der Warte Gottes stehst und die Zeit in seinem Reiche kennstL ist die Nacht schier kraus] hin? Hittey ist die Nacht schier hin [wieviel ist davon schon vergangen? wird sie nicht bald ein Ende haben]?«" V) Der Name Difjkt (Edoin) ist durch Wegrückung des AsLautes von vorn nach hinten zum Emblem (Sinn- bild) des künftigen Geschickes Edoms gemacht; es wird ein ftp-ist, ein Land der Todtenstille, des Todtenschlafes, der Todtennachtx Pf. 94, 17; 115, 17. sDelitzschh «) Nacht ruht anf dem ganzen Erdkreise ringsum: es ist der lastende Druck asshrischer· Herrschast, die alles eiitweder schon unter die Füße getreten hat oder unfehl- bar demnächst unter die Füße treten wird, ohne daß vor den Augen der Welt irgendwo Hilfe wäre, irgendwie eine Hoffnung des Heils. Auch Edom ist unter dem gewaltigen Tritte des Eroberers entweder bereits zer- malmt, oder es hat keine andere Aussicht mehr, als in kürzeste: Frist (vgl. V. les) gleichfalls zermalmt zu werden. Nur ein Volk steht zu der Zeit (zwischen dem 7. u. 14. Jahre Histia’s) iioch unan ctasiet da inmitten der Völker — das Haus Juba, nnd oll späterhim wenn auch an- geiasiet und schwer getroffen, so doch glorreich ans der Heimsuchung gerettet, ja durch seine Rettung ein Grund des Heils für alle andern werden. An dieses Vol! wendet sich Edom in seiner höchsten Noth. Die Weissagung wider Babel, Edom und Arabien ist eine Tröstnng für Jsrael. 69 ««") Vgl. die Anwendung dieses Worts in dem, um’s J. 1700 n. Chr. gedichteten Morgenliede von Chr. Fic Richter: Hüteiy wird die Nacht der Sünden nicht ver- schwinden? Hüter. ist die Nacht schier hin? Wird die Finstetniß der Sinnen bald zerinnen, darein ich ver- wickclt bin? — und im 2. Verse des Aiissionsliedes von Fr. A. Kruminacherx Eine Heerde und Ein Hirt. 12. Der Hüter aber sprach [die Antwort, welche ich aus solche Fragen zu geben habe, ist gar keine andere als die]: Wenn der Morgen schon kommt, so wird es doch Nacht sein sderselbe doch sofort von der Nacht wieder verschlungen werden’]. Wenn ihr schon fraget, so werdet ihr doch simmer müssen] wieder kommen nnd wieder fragen sehne je eine tröstlichere Antwort zu erhalten," es sei denn, daß ihr innerlich umkehrct, euch bekehret und in geistlichem Sinne fragt, wo es dann allerdings einen Trost für euch giebt«"·]. ") Die Jdumäer, dem Reiche Juda tributpflichtig (l. Prof. 27, 40 Anm.), hatten lange Zeit gehabt, die Verbindung mit Israel sich zunutze zu machen und der Wahrheit .iaum zu geben; sie hatten das nie gethan, hatten vielmehr allezeit fneuesteris noch unter Ahas 2. Chron 28, 17) Feindseligteit gegen Juda gehäuft ans Feindseligkeit Wenn sie stch gegenwärtig nach Jerusalem wenden, so isi’s nicht ein Zeichen innerer Umkehr, son- dern lediglich eine Folge äußerer Bedrängniß, in nichts anderem als nur dem Wunsche, der zeitlichen Heim- suchung los zu werden, gegründet. Dies Volk in solcher Herzensstelluiig ist nicht ein Volk, das reine Lippen hätte, daß es dem Herrn nahen dürfte; mit denen kann der HErr sich nicht abgeben, er muß mit ihnen eine fremde Zunge sprechen (Kap. 28, 1I), die sie nicht ver- stehen (Matth. 13, l3), damit sie in sich gehen, wenn sie gerettet sein wollen· Daher die Kürze dieses Aus« spruchs, eine Kürze, dic fast bei dem engen Verhältnis Edoin’s zu Juda aufsallend sein würde; daher aber auch der ganze, so höchst eigenthiimliche Ton, in welchem das Orakel gehalten ist, dieses Räthselhaste insbesondere auch die verhiillende Ueberschrift (Drechslcr.) «) Diesem Befcheide entspricht die Geschichte: auf die assyrische Gerichtszeit folgte die chaldäische, und auf die chaldäische die persifche, und auf die persifche die griechifchq und auf die griechische die röinische; immer ein Morgenschimmer für Edom dazwischen (und welch einer in der Herodeer 3eit!), aber sofort wieder in neue Umnachtung untcrgegangem bis Edom ganz und gar zu Dnnia geworden und aus der Völkergcschichte ver- schwunden ist. Es ist mit Edom ganz anders als mit Jsrael, dessen Nachtgeschichte einen verheißungsgeniäßen Morgenanbruch zu ihrem unwiderisuflichen Schlusse hat. «") Der Weg zum Heile ist, wie für Israel, so siir alle Völker kein anderer als der Weg der Buße. is. Dies ist die Last [Kap. 13, 1] über Arabien« [im Osten von Palästina, nördlich bis zum mittleren Euphrat reichend, südlich bis zum glücklichen Arabien, s. Karte IV]: Jhr werdet im Walde in Arabien wohnen [im Buschwerk und Dorngestrüpp eures eigenen Heimathlandes, des sonst auf seine Freiheit so stolzen Arabien über- nachten niüssen], anf dem Wege gegen Dedanim [richtiger: ihr Karawanen der Dedaner"]. «) Wenn im Grundtext steht Isiyxi litt Arabien), so kann man dies so deuten, daß nach einein auch sonst bei den Morgenländern und auch bei den heil. Schrift» stellern und in der Kirche üblichen Sitte (2. Sand l, 18 Anin.) das ganze Orakel nach einem in demselben vorkommenden Worte (s. das gleich folgende: »ii«n Walde in Arabien-«) bezeichnet wäre. Andere dagegen leiten die eigenthüins liche Bezeichnung davon ab, daß der Propbet eine sym- bolische Beziehung beabsichtigt, indem er stillschiocigend im Sinne hat zu sagen: DE; (d. i. am Abend), dafür aber III; sagt, welches man allerdings nur ,,über Arabien« übersetzen kann, dabei iedoch gleich sich erinnern soll, daß es um ein «Orakel am Abend« sich handelt, wie es denn auch gleich darauf mit einer Abendscene be- ginnt. Jn der That haben wir es auch in diesem ganzen Kapitel mit apokalyptifchen Ueberschriften zu thun (s. V· l u. l1): »Wie Edom zu Duina wird, indem über das sekiitisihe Gebirgsland eine morgenlose Nacht hereiiibrichy so wird es in Arabien bald am Abend sein, indem die Sonne Arabiens untergehn Abenddunkel sich über dasselbe lagert und das Morgenland zu einem Abendlande macht« — «) Luther hat die hebräische Pluralform rsihjdt (von HIN Weg, Pfad) auch in Hiob S, 19 niit ,,Wege« ühersetzh obgleich dort offenbar Karawaneu zu verstehen sind. Die Dedaner sind ein handeltreibendercuschttischsabrahamidischer Elltifchstamni (1. Mos. 10, 7 Anm.), dessen von der Westseite des per- sischen Meerbusens etwa nach Tyrus oder nach Mu- zarib in Hauran (s. Karte Ills reifcndeKarawaiien hier als durch den, von Norden nach Süden hin sich herun- terziehenden Krieg von der Karaivanenstraßa die wir zu 4. Mos U, 10 näher beschrieben haben, verschlagen erscheinen, wie sie, am Abend in einsamer, unwirthlicher Wildniß campiren müssen. Die Gegend, in deren Nähe die Scene verlegt wird, ist jenes ismaelitische Thenian an der Ostseite von Gilead, das wir bei Hiob is, 19 als vorzüglich berühmt dnrch seinen Brunnen kennen lernten, und es ist nur das Kräiikende, was in diesem und dem folgenden Verse ausgedrückt werden soll, dies, daß die Dedaner die Gastfreiindschaft, diesen Stolz arabischer Sitte, in so beschränkter Weise und in so unwürdiger Heimlichkeit in Anspruch nehmen, die Themaniter aber so verstohlen sie an ihnen üben müssen, weil nirgend im Lande mehr Sicherheit und Freiheit ist. Die Karaivaiien können da nicht inehr die ordcntliche Straße ein- halten, sondern durch allerlei Umivege, je nach Maßgabe der Umstände, sucheii sie bald in dieser, bald in jener Richtung ihr Ziel zu erreichen. 14. Bringet den Dnrstigen Wasser fhinaus nach ihrem Bergungsorts entgegen, die ihr wohnet im Lande Thema; bietet Brod den Fliichtigen [daß sie nicht umkommen in ihrer Wildniß V. 13]. 15. Denn sie fliehen vor dem Schwert, ja vor den! bloßen [noch nicht wieder eingestecktem sondern hinter ihnen her zuckenden] Schwerh vor dem ge- spannten Bogen, vor dem großen Streit. Es thut eine schöne Wirkung, dieser Contrast zwischen dem gerüstet und schlagfcrtig das Feld behauptenden Feinde und dein das Abgelegene scheu aussuchendcn Be- wohner des Landes. (Drechsler.) 16. [Eine solche gänzliche Umwandlung aller Verhältnisse des Landes steht aber gewißlich, und zwar in nächster Zeit, beben] Denn also spricht der HErr zu mir: Noch in einem Jahr Ho genau gemessens wie des Tageldhners Jahre sind [Kap. 16, 14], soll alle Herrlichkeit sdie Freiheit und Wehrhaftigkeiy der Reichthum und dieFüllej Kedars 70 Jesaia ei, 17. 22, 1-o. sdes Hauptstammes unter den arabifchen Völker- schaften von ismaelitifcher Herkunft und ebenso fchlagfertiger als händelsüchtiger Natur 1. Mos. 25, 13; Pf. 120- 51 untergehen; 17. Und der übrigen saus der großen Nieder- lage noch übrig bleibenden] Schüssen der Helden [heldenhaften und berühmten Bogenschützens zu Kedar [vgl. I. Mos 21, 201 soll weniger werden sbis sie später zu einem ganz geringen Rest zu- sammenschmelzenjz denn der DER, der Gott Israel, haks geredet fund es wird also geschehen, ob auch gegenwärtig nicht die geringsie Wahr- scheinlichkeit dazu vorhanden]. Jm Ganzen wissen wir wenig über die Geschichte dieser Völkerschaftem und da gilt, was Vitringa an· inerkt: »Das unter den göttlichen Weissagungen uns ausbehaltene Orakel vertritt die Stelle der Geschichte und füllt ihren Mangel aus.« Indessen wird bei Hero- dot(Il,141) Sanherib als König der Araber und Asshrer bezeichney und in den Jnschriften der assvrischen Denkmäler rühmt sich sowohl Sargon als Sanherib der Unterwerfung arabifcher Stämme. Wenn nun in Jerem 49, 28 ff. unsre Weisfa ung wieder ausgenommen und in Beziehung auf die Zeit der Chaldäerherrschafi weiter ausgeführt wird, so hat »der jesaianische Ersiil- luugstermim als er eintraf, einen zweiten aus sich her- ausgefetzh indem aus dem assyrischen Weltreich ein zweites, das chaldäische, stch entpuppte und damit eine Meile Völkergerichtszeit begann; nach einem kurzen orgenschimmer ist es über Edom zum zweiten Male Nacht (V. 12), und über Arabien zum zweiten Male Abend gewordentt Das R. Kapitel. Jerusalem belagert, sebna gestürzt, Esiakini berufen. IX« V·1—25. Zwischen die Gesichte iiber heidnische bötiier und Städte tritt hier ein Gesicht über die Stadt Jerusa- lem; denn auch Jerusalem und Inda gehören zu der großen dölltergeineiue der Menschheit, gleichwie alle Völker der Erde ini Rathsrhlnsse Gottes über sein Reich nnd sein voll: ihre Stelle einnehmen, nnd wenn Jnda und Jerusalem sündigen und andern Göttern dienen, so wer— den sie nicht geschaut, sondern wie die Kinder des hausen desto mengte, doch nicht ohne Erbarmen and Trost ge- zäkhtigt Das Gesicht über Seen alem nun W. l—l4) versetzt nni in einen bestimmten eitpunlit der Geschichte der Stadt, von dem wir nachher weiteres sagen werden, und führt oon da aus sofort zn einem anderen, viel späteren über, in Beziehung aus welchen wir ebenfalls ans die Erklärung nernietsenz nnd mit diesem Gesiiht verbindet hu) ein Gericht ist. 15—-25), das über den gegenwärtigen Hosmeisler deg Königs, dem die Schlüsse! abgenommen werden, um sie einem treuen sttanae zu überweisen, nur daß dieser ebenfalls schließlich dem all- gemeinen Geschicke Indern erliegt. 1. Dies ist die Last sder Gottesspruchl über das Schaulhal snämlich die Stadt Jerusalem, welche ihrer äußeren Lage nach, rings von über- ragenden Bergen eingeschlossen Pf. 125, 2., in siiller Zurückgezogenheit, dem Weltverkehr entnom- men, dahin zu leben berufen ist, aber auch das Auge für den Himmel ausgeschlossen haben soll, bereit, von dorther Gesichte zu empfangen, wie denn ihren Propheten wirklich solche Gefichte zu Theil werden’]: Was ist denn euch [ihr Bürger von Jerusalems, daß ihr [voll freudigen Jubels, weil ihr die euch drohende Gefahr abgekauft zu haben meint] alle so auf die Dachse laufet sum von da aus Umschau zu halten und euch zu über- zeugen, wie der Feind aus dem Lande abziehen statt daß ihr, dem hohen Berufe eurer Stadt als »Schanthal« gemäß, ausschauen solltet nach dem HEren und nach dem Geschäft seiner Hände« Kuh. S, 1213 · «) Wie Babel in Kuh. 21, »1·, wird auch Jerusalem hier m der Ueberscbrift zur Demnthigung an »sei·n eigent- liches Wesen· tm Gc en atz zu seiner gegenwärtigen Er- fcheinnng erinnert: abel im Gegensatz zu seiner Si· cherheit an seine ursprüngliche Niedrigkeit, Jerusalem im Gegensag zu seiner Versunkenheit in’s Fleisch an sei- nen hohen eruf. (Drechsler.) —- Babel, eine Stadt der großen Wüste, selbst eine wiiste Häusermasfe-—J eru- salem»am »Oelberge gelegen, von Thälern umgeben, selbst eine liebliche Thal« nnd Hügelstadtz Babel an großen Wasserm von Völkermeeren umgeben, selbst nach Art solcher großen Städte ein Völkerfumvf —- Jeru- salem die Stadt, da der HErr wohnt und seinen Sehern in Gesichten die Zukunft eröffnet. (Schmieder.) —-· Nehmen wir hinzu, daß das Hans Jesaia’s in der Unterftadt gelegen war (Kap. 7, B) und also der Stand- punkt der Benennung ist, so ist sie in noch mehr Bezie- hungen passend; denn da hatte der Prophet im Osten den Tempelberg und den gegen 300 Fuß höheren Oel- berg, und im Süden den» Zion vor sich, und Jerusalem erschien also als Thalstadt nicht minder in Be iehung zu den Bergen innerhalb als außerhalb. sDeliszszchh ") Wie m Kap. 13,2ff.; 15, l »sf.; 18, 1f·f.; 2·1, l f., versetzt der Prophet auch hier gleich mitten m die Lage der Verhältnisse hinein, die er bei seinem Gestehte vor sich hat. Es fragt sich nun, welchen Zeitpunkt in der Geschichte Jerusalems er an unsrer Stelle uns vor die l Augen führt; und da theilen wir unter den verschiedenen Meinungen der Ausleger diejeni e Ansicht, welche hier den in S. Kön. 18, 1. —16 belxchriebenen Moment in Anfpruch nimmt. Als das auf dem Marsche gegen Egvpten begrtsfene assyrifche Heer im J. 713 v. Chr. verheerend über Juda hereinbrach (vgl.Kap.10,28·-32s und eine Festung um die andere wegnahm, ließ Hiskia durch Gesandte Sanherib um Frieden bitten, mit dem Anerbieten, ihm alles, was er fordern würde, bezahlen zu wollen. Sanherib schien zu einem Abkommen ge- neigt, indem er Hiskia die ungeheure Schaszung von 300 Talenten Silber und 30 Talenten Gold auferlegte. Jn dieser Zeit nun, wo man die Gefahr .ab ewendet meinte, weil der König wirklich die Summe aulgebracht und nach Lachis entsendet hatte, war Jerusalem voll leichtstnnigen Jubels, ohne auch nur von ferne zu ahnen, was unmittelbar darauf ihr bevorstand (2.Kön.18,17 fs.); darin zeigte sieh so recht ihre tiefe Versunkenheit in’s Fleisch. Der Propbet aber, den Charakter Jerusalems als Schauthal auch hier bewahrend, fchaut über die ganze unmittelbar folgende Zukunft, da die drohende Gefahr durch des HErrn Dazwischentreten in der That noch abgewendet wurde, weil Jerusalem wenigstens nach- trä lich seines hohen Berufes sich erinnerte (2.Kön.19, 1 .), hinaus und in eine andere, spätere hinein, wo die Stadt im ganz entgegengesetzten Sinne zu einem Schau« thal werden solltez denn schon vom nächsten Verse an steht ihm das Bild der Stadt in dem Zustande vor der Gottessprueh über Jerusalem· 71 Seele, welcher 125 Jahre nachher eintrat. Am s. des 4. Monats im 1l.J. des Zedekia nämlich, nachdem in Folge einer anderthalbsährigen Belagerung die Hungersnoth aufs hdchste gestiegen war, wurde die Mauer von den Chaldäern durchbrochem so daß die Stadt nicht weiter gehalten werden konnte und der König sammt seinen Kriegsleuten durch die Flucht zu entrinnen suchte (2. Kön. 25, 3 ff.; Jerem. 52, 6 ff.). A. Du warest [sonst] Voll Getdues ldes regsien VerkehrsL eine Stadt voll Volks, eine fröhliche Stadt [aber ach! wie sieht es nun] Deine Er- schlagenen sdie Leichen derer, die todt auf den Straßen umherliegen] sind uicht mit dem Schwert erschlagen, und nicht im Streit gestorben swas doch wenigstens ein ehrenvoller und schneller Tod gewesen wäre KlageL 4, 9]; . s. Sondern [von Hunger aufgerieben, durch Seuchen dahingerafsh ganz wie es ins. Mos. 26, 25 f. und b. M. 28, 49 ff. angedrohet worden. Und wie steht es mit denen, die mit dem Leben davon gekommen? Siehe] alle deine Hauptleute [den König mit eingerechnet 2. Kön. 25, 4] find vor dem Bogen weggewichen nnd [auf der Flucht eingeholt] gefangen; alle, die man in dir fanden [aufgegrissen] hat, sind gefangen und ferne geflo- hen [in die weite Welt zerstreuet, wie dem Staube auf den Bergen vom Winde geschiehet nah, 17, 13; 2. Köln 25, U. 21]. 4. Datum [weil ich dies zukünftige Schauspiel schon jetzt vor Augen sehe] sage ich [im Gegensatz zu euerm jetzigen Jubel V. 1]: Hebt euch von mir [und verlangt nicht, daß ich mit euch auf die Dächer laufe], laßt slieber zum Voraus mich das thun, was dann ein Anderer nach mir KlageL 1, 16 ff.; 2, 11; Z, 48 ff. in leibhastiger Gegen- wart thun wird «, nämlich] bitterlich weinen [wört- lich: es bitterlich machen mit Weinen]; mühet euch nicht, mich zu trösten, über der Ver- störung der Tochter meines Volks [indem ihr mir einreden wollt, es habe damit keine Noth, es werde soweit nicht kommen] «) Siehe, wie der Prophet hier iene Klagelieder an- ticipirt (voraus nimmt), welche heruachmals der Au en- zeuge und Zeitgenosse des Unglücks, Jeremia, aus rö- men sollte und auch wirklich ergossen hat. (Vitringa.) Z. Denn [es wird allerdings soweit kommen, weil Jsraeks Verhalten bei einer in naher Zeit bevorstehenden Heimsuchung also sein wird, daß das Maß seiner Schuld voll wird. Das ist aber die in kurzem bevorstehende Heimsuchung, die ich meine:] es ist ein Tag des Getümmels [wo Men- schenmassen tosend durcheinander wogen] uud der Zertretung [wo es in Absicht steht, Jerusalem und seine Bewohner zu zertreten], uud [der] Ber- wirruug [wo alles in der Stadt in Verwirrung geräth] vom HEtru [dem Allmächtigen] HEttn Zedaoth [schon beschlossen, daß er ihn halte] im Sehauthalz [und es wird dieser Tag vermöge sei- nes eben beschriebenen Charakters, vgl.Kap«37,3, ein Vorbild und Vorbote sein eines andern, von dem ich vorhin geredet« V. 2 f.] um des Unter- grabens willeu der Mauern [von Seiten der die Stadt belagernden Feinde], und des Geschreies am Berge [das die wilden Kriegerschaaren in un- unmittelbarer Nähe der heiligen Stätte erheben Kap. as, 2ff.; 37, 10 ff.]. s. Denn Elam [Kap. 21, 2, hier den einen Theil der Völkerschaften des assyrischen Weltreichs bezeichnend] stihret daher mit Köcher [und Bogen] Wagen, Leuten und Reitcrnz nnd Kir[2.Sam. 8, 6 Anm., hier den andern Theil jener Völkerschast ten bezeichnend"] gläuzet daher mit Schilden [in voller Wasfenrüstung wider Jerusalem anrückend]. 7. Und wird geschehen, daß deine [Jerusalems] auserwählten Thale [von den Thälerm welche die Stadt auf drei Seiten umgeben, besonders die schönsten und fruchtbarsten im Süden Kap.17, 5] werden Voll [Streit-] Wagen sein [von den Rädern der Wagen und den Hufen der Rosse zertreten], nnd Reiter werden steh lageru vor die Thore [um sofort wider dieselben anzusprengen und in ste ein- zubringen, sobald das Signal dazu gegeben wird’«"]. «) Die durch Sanherib über Juda und Jerusalem bald nachher gekommene Heimsuchung, welche Jesaia hier im Auge hat, war der letzte Versuch, den die lang- niüthig warnende Geduld des HErrn noch einmal mit dem Reiche Juda anstellte; von da an trat die Zeit radikaler (bis ans die Wurzel oder den Grund gehender) Heimsuchungen ein, wie gleich die nächste, durch Nebu- cadnezar kommende eine solche war. (Drechsler.) —- ") Sucht man Kir am Flusse Cyrus in Armenien, so wäre in Elam der Süd- und in Kir der Nord-Theil des Reichs bezeichnet; wie dem aber auch sei, jedenfalls ist ganz Assyrien mit den ihm unterworfenen Völker- schaften gemeint· — Mk) Erfüllt war das Wort des Propheten, als noch im J. 713 v. Chr. die drei Feld- hcrren Sanherib’s ,,mit großer Macht« vor den Thoren Jerusalems erschienen und bei der Wasserleitung am oberen Teich Posto faßten, die Stadt zur Uebergabe aufsordernd (2. Kön. 18, 17 ff.). 8. Da wird der Vorhang Juda aufgederlt werden [im Sinne Luther’s’: alles hervorgesucht werden, was an verborgenen Reichthümern man hat], daß man schauen wird zu der« Zeit den [so sorgfältig oerwahrten] Zeug im Hause des Waldes skosibaren Wafsenvorrath in den Rüstkammern des Salomonischen Palastes 1,Kön. 7, 2—5 Anm.]. «) Nach anderer Auslegung bedeuten die Worte: Da wird es mit der Demiithignng aufs höchste kommen, Juda den Feinden zur äußersten Schmach preisgegeben werden (mit Beziehung darauf, daß im Morgenlande eine entschleierte Frau siir eine entehrte gilt); oder man faßt sie so: Da wird der Vorhang oder die Decke, welche Juda blind machte gegen die drohende Gefahr, weggezogen werden (2. Cur. Z, 14 ff·). 9. Und [ihr] werdet [indem ihr euch weiter bedeutet, was in der jetzigen äußersten Noth zu thun sei] der Risse an der Stadt Davids [der 72 Jesaia 22, 10-—19. Lücken in der den Berg Zion einschließenden Ptauer 2. Sam. 5, 9 Anm.] viel sehen [und schleunigst sie ausbessern], nnd werdet sum zum Aushalten einer Belagerung mit Wasser wohl versorgt zu sein] das Wasser im untern Teich sammeln müssen [2. Kön. 18, 13 Anm.]. 10. Ihr werdet auch die Häuser zu Jerusalem zählen seiner Musterung unterwerfen, um die entbehrlichen auszuscheiden]; ja ihr werdet die Häuser [eben die ihr untauglich und entbehrlich befunden] abbrechen, die Mauern [mit dem ge: wonnenen Material] zu befestigen. 11. Und werdet einen Graben [ein Beckenj machen zwischen beiden Mauern szwischen der, den Zion im Norden begrenzenden, und der, um den Linn-Hügel nordostwärts sich hinziehenden Mauer, — s. den Carton zu Karte IIl], vom Wasser des alten Teiches [das ihr in diesem Teiche, nachdem ihr die Ouellen draußen verstopft habt, aufsam- melt*]. Noth [bei allen diesen, scheinbar so klug ergrifsenen Maßregeln, da ihr nur sehet auf das, was vor Augen ist und mit Händen .sich greifen läßt, im Geringsten aber nicht daran deutet, daß ihr im Schauthal V.1, also an der Stätte geist- lichen Hellsehens wohnet] sehet ihr nicht auf den, der solches thut [die Ereignisse herbeiführt, durch die ihr euch zu dergleichen Vorkehrungen treiben lassen; und schanet nicht auf den, der solches schasfet von ferne her« [alle diese Ereignisse, denen ihr durch eure Maßregeln begegnen wollt., längst zuvor, ehe sie eintreten, in seine Rathsehlüsse auf- » genommen hat’"]. «) Der Gedankenfolge nach gehört V. 10 zum Jn- halt von V. 9a und V. 11a zum Jnhalt von B. Ob. Vgl. die Bemerkung zu Kap. 7, 9. «) Rhetorisch sehr efscktvoll (wirkiingskräftig) ist die lange Häufung bei Hcrzählung der mancherlei Vorkeh- rungen in V. 8 ff» und im Gegensa dazu die Kürze in V. 2b: so viel, so unsäglich vie machen sie sich zu schaffen, und so gar sticht koinmt das an die Reihe, was allein noththut. (Drechslcr.) «) Wir haben hier und in Kuh. 37, 26 innerhalb des ersten Theils des Bubhs Jesaia dieselbe Jdeenlehre, welche ein durchgreisender Grundton des soviel ihm ab- gesprochenen zweiten Theiles ist: was in der Zeit sich verwirklichh exiftirt schon lange vorher als Geistcsbild, d. i. als Idee, in Gott. Seinen Propheten giebt es Gott zu schauen, und die Prophetie, indem sie das Kitnftige weissagt, beweist somit, daß es, wenn es slch nun erfüllt, Gottes Werk ist und Gottes schon vor- längst gcfaßter Rathschluß gewesen ist. Die ganze Schrift setzt die Prä-Existenz der göttlichen Idee vor der geschichtlichen Wirklichkeit voraus, Jesaia aber ist inner- halb Jsraels (ähulich wie Plato in der Heidenwelts der geflissentlichlte Jnterprct (Ausleger) dieser Voraussetzung So heißt hier Jerusalems Strafgeschick präformirt (vor- ausgebildet) in Gott; Jerusalem könnte seiner Verwirk- lichung durch Buße zuvortommem denn ein der-return absolutum funabänderlicher Rathschluß) ist es nicht. Sobald Jerusalem Buße thäte, würde die Verwirklichung stille stehn, und soweit sie» schon vorgeschrittem ist sie ein Bußrus Jchovas sDclidschJ 12. Darum [damit ihr dies Eine, was noth thut, erkennetj wird der HEtr [der Augen-artige] HErr Zebaoth zu der Zeit kwo der Tag des Ge- tümmels und der Zertretung und Verwirrung V. 5 nun da istJ rufen lassen sdurch die Ereig- nisse selber, die mächtig genug zur Buße treiben], daß man weine und tlage, und szur äußeren Kund- gebung des inneren Seelenschmerzess sich bescheere, und Säcke anziehe lwas denn auch für einen tur- zen Augenblick wohl geschehen wird 2. Kön. 19, I .« 14 . . ssÅZie ungern doch Gott straft (Jerem. 8, 7 f.), Gegen seine Zilchtigung schützt aber allein die Buße, nicht Schwcrt und Mauer; die Reuethräticn wären da- her für Israel damals die besten Wassersammlungen gewesen. 13. Wietvohl jetzt [bald darauf, nachdem die drohende Gefahr eben erst glücklich vorübergegan- gen 2. Kön. 19, 35 f.J, siehe, ist’s [wieder, wie vorhin, ja in noch gesteigertent Maße] eitel Freude und Wonne, Ochsen nützen, Schafe schlachten sfür den Zweck schwelgerischen Wohllebens, und nun das Wohlleben auch selber], Fleisch essen, Wein trinken — und [die ihr so in den Tag hinein- lebt] spreche» lzum Beweis, wie ihr von der er- fahrenen Züchtigung keinen anderen Eindruck be- halten, als daß unter den rings um das Land her brausenden Stürmen doch über kurz oder lang die entscheidende Stunde schlagen werde, ganz in der Weise der gottesoergesseuen Weltmenfchem die, je drohender die Zukunft sich gestaltet, desto stumpf- sinniger und toller sich geberden Kuh. 56, 12; Weish 2, 1—9; l. Cor. 15, 32] —: Laßt uns essen und trinken, wir sterben doch morgen. 14. Solches [euer gottloses Thun und Treiben und dieser euer, seinen Gerichten hohnsprechender TroHJ ist vor den Ohren des HErrn Zebaotb offenbar [und er hat mir nun auch in meine Ohren geoffenbarh was er dazu sagt, vgl.Kap.5, 9]. Was gilts, ob euch diese Piissethat soll vergeben [und nicht vielmehr in solchem Maße an euch heimgesuchtj werden- bis ihr sterbet- spricht der HEkr HEtr Zebaoth [und habe ich, sein Prophet, diesen Ausgang eurer Frevel euch bereits in den Bildern V. 2 u. 3 vor die Augen geführt"]. - «) Diese Worte (,,und sprechet«) sind von Luther des leichteren Verständnisses wegen dem Terte zuge- fügt. ,,Jn furchtbarem Ernste hält sie der HErr gleichsam beim Wort: sterben sollen sie, wie sie in V. 13 leichtfertig sagen, sterben um eben der Lust willen, nach welcher ste so heißhungerig gegeizt.« Vgl. Kuh. 30, 16. «) Bemerkenswerth ist hierbei, wie der dem gött- lichen Walten überhaupt durchweg zu Grunde liegende Maßstab strenger Wiedervergeltnng auch hier sich be- währt: mit dem Gedanken an den Tod haben ste läster- lich gespielt, des Todes sollen sie mehr bekommen als sie gedacht; und zwar sollen sie an Hunger sterben, die Schweigen: nnd Fresser, und von Seuchen hingerafft werden, die so üppig und niedlich ihr Fleisch gehalten; auch die Gefangenschash welche durch V. 3 in Aussicht gestellt wird, das widerstandslose unterliegen, die Flucht Antündigung der Belagerung Jerusalems und der Absetzung Sebna’s. 73 in die Ferne, alles dies ist die nach demselben Grundsatz zugemesiene Strafe für die in V. 8—1l gerügte Sünde. (Drechsler.) l5. So spricht der HErr [der Allgewaltige] DE« Zebaoih [welcher die Sünde des Volks in seinen, den Ton angebenden Führern zuerst nnd in recht handgreiflicher Weise bestraft«]: Gehe hinein [in das Haus — die Worte des Grund- textes sind jedoch nach l. Mos. 45, 17 allgemeiner zu fassen: Geh’, begieb dich hin] zum Schafz- meister svertrautesien Diener des Königs] Sebna, dem Hofuteister" [Dan. l, 3 Anm.], und sprich zu ihm [wenn du draußen an der Stelle, wo er sich und seiner Familie ein Erbbegräbniß zu er- bauen gedenkt, an ihn herantrittst]: 16. Was hast du hie [zu schaffen]? wem— ge- hdrst du [deiner Herkunft nach, s. Anm. zu V.20] an, daß du dir ein Grab hie san diesem ausge- zeichneten Punkte der Stadt, vermuthlich in der Nähe der Königsgräber 1. Kön. 2, 10 Anm.] hauen lässest, als der [voll Dünkels und Vermes- senheit sich unter die Königssöhne zählend] sein Grab in der Höhe hauen läßt, nnd als der svoll Eitelkeit und Hossahrt stch einen unsierblichen Namen beimessendj seine Wohnung in den Felsen machen läßt? U. Siehe [es wird ganz anders kommen, als du dir einbildestL der HErr wird dich wegwerfen [von deiner Stelle weit hinwegschleudern], wie ein Starke! eiuen [der gar schwach von Kräften ist] wegwirfd und dicb znscharren [im Staube de: Bergessenheit begraben]; 18. Und wird dich umtreiben [zn einem runden Knäuel zusammenwickeln und ohne daß es irgendwo einen Anstoß oder Hinderniß gäbe, das im Rollen dich aufhielte], wie eine Kugel auf weitem [nach allen Seiten hin ebenen] Lande [ohne Aufhalt fortrollt, nach einem eben solchen Lande, nämlich nach Babhloniem hinaustreiben]; daselbst wirst du sterben sund nicht hier, im Lande Palästina, noch weniger in der Stadt Jerusalem*"], daselbst werden sanch mit dir] deine töstlichen Wagen bleiben, mit Schmach des Hauses deines Herrn i« ldaß man dort, im Lande deiner Ver- bannung, spöttisch von dir sagen wird: Siehe, das ist jener Großwürdenträger des Königlichen Hauses in Juba, der in prächtigen Carossen 2. Sam. 15, 1 so stolz einherfuhr]. «) Das Orakel fällt in dieselbe Zeit, in welcher das vorangehende (V. 1—14) gesprochen ist, und steht mit demselben in nächster Verwandtschafn «Kraft derselben blinden Flcisehlichkein vermöge deren der Gedanke an den Tod denen zu Jerusalem nicht eine Mahnung zum Ernste und zur Buße, sondern ein Beweggrund zu um so gierigerem Lebensgenusse ist (V. 13), hat auch für Sebna der Gedanke an das Sterben seine wahre Be- deutung verloren; ihm ist der Tod nur ein Gelegen- heitsmitteh um stolze Prunksucht und verschwenderifchen Aufwand zu treiben (V. 16). Aber auch das Gericht tst ein genau übereinstimmendes; zum fürchterlichen Ernste soll auch dem Sebna dasjenige werden, womit er ein frivolcs Spiel getrieben, der Tod soll ihm kommen, aber unter Schimpf und Schande, fernab von der Stätte seines eitlen Prangen« «) Ohne Zweifel war Sebna das Haupt der egvptisirenden Magnatenpartch gegen welche Jesata schon in Kuh. 20 seinen Spruch richtete, und mit dieser untheokratischen Politik der Haupt- gegner des Propheten in Berathung des Königs. Daß nun Jesaia mit solchem Freimuth den vielvermögendem hochemporgekotnmenen Mann anreden durfte, zeigt, daß unter Hiskia noch eine andere Zeit war, als unter sei- nem Sohne und Nachfolger Manasse (2. Kön. 21, 16). — IN) Jn 2. Kön. 18, 18 u. 37 erscheint Sebna (oder Sebenas nicht mehr als Hausministeiz sondern an seine Stelle ist bereits Eliakim, der Sohn Hilkia, ge- treten, während er aber immer noch in hohen Würden steht als Schreiber oder Staatssekretär des Königs und dieser ihn zugleich mit Eliakim zu seinem Abgesandten und Stelloertreter verwendet. Was also Jesaia hier weissagt, hat sieh nur nach und nach erfülltz zuerst be- siätigte sich das, was vom folgenden Verse an über den Stoß, den der HErr dem Sebna giebt, um in seiner Stellung ihn wankend zu machen, geschrieben steht, bis dann auch die Verbrennung des Mannes nach Babylo- nien oder Mesopotamien und sein ruhmloses Ende er- folgte. Uebcr diese Verbannuug fehlen uns alle weiteren Nachrichten; die Weissagung ersetzt auch hier die Ge- schichte und ergänzt sie (vgl. das Wort Vitringcks zu Kuh. 2l, 17). Hinsichtlich der Amtsentsetzung dagegen läßt sich vermuthen, daß sie unmittelbar nach der Weis- sagung des Propheten nnd wohl in Folge des in unsrer Stelle an Jesaia ergangenen Gottesworts von Seiten des Hiskia geschehen sei, als dieser die in Kuh. sit, 3 erwähnten Gesandten an die Großwürdenträger des assyrischen Königs abordnete. Hiskia, so scheint uns, wollte nicht anders als mit reinem Gewissen in die Ver- handlungen mit Thartan, Rabsaris und Rabsake ein- treten, und nicht durch einen Anhänger der auswärtigen, sondern der einheimischen Politik repräsentirt sein; darum nahm er, schnell entschlosfen, einen Ministerwecbfel an seinem Hofe vor, ehe er seine Abgeordneten vor die Thore Jerusalems entsenden, und wenn er dabei den Sebna noch nicht ganz entfernte, sondern ihm nur die zweite Stelle nächst Elialim anwies, so mag er wohl gewußt haben, daß es für jetzt nur erst auf eine gerin- ere Demüthigung des Mannes ankam, auf eine Be· syeitigung dessetben vom Amt der Schliisselgewalt in set- nem Hause (V. 2·2) und damit auf eine thatsächliche Erklärung seinerseits, daß nicht egyptifche Politik es war, die zum Abfall von Assyrien ihn bestimmt hatte, sondern ein anderes Princip, das wir in der Anm. zu 2. Kön. 18, 16 näher dargelegt haben. Und vielleicht ist die Theilnahme an jener Mission in Kap. 36, 3 ff. für Sebna ein Mittel geworden, daß er dem ihm weiter angedrohten Gericht durch bußsertige Selbstdcmiithigung zuvorgekommen, und ist darum auch in Beziehung aus die Geschichte von seinen weiteren Schicksalen nichts er- wähnt. Das ist gewiß, schreibt Delitzlckh daß die drei- fache Weissagung von Sebncks Fall, Eliakim’s Erhö- hung und wiederum des letzteren Fall nicht dastehen würde, wenn sie Ursache gehabt hätte, sich ihrer Ver- gleichung mit der Erfüllung zu schämen. -— sie) Besser übersetzt man: Du Schmach des Hauses deines Herrn· ,,Dem Hofe eines Hiskia, als welcher vom ersten Augenblick an ausls Ernstlichste bestrebt war, sein ganzes Regiment dem Willen des HErrn gemäß einzu- richten, war dieser Mensch ein Sehandfleck.« 19. Und ich sspricht der HErty indem er nun 74 Jesaia 22, 20-25. 23, l. zur Verwirklichung dieser feiner Drohungen schrei- tet] will dich von deinem Stande idem hohen Ehrenposiem den du als Hofmeister V. 15 jetzt einnimmstj stürzen, und von deinem Amt will ich dich seyen. 20. Und zn der Zeit swo diese deine Ent- setzung gefchieht] will ich rufen fdaß er herbei- komme] meinem [mit Herz und Wandel mir er- gebenen] Knecht Eliakiln [d. i. Gott richtet auf S. K« 23- 34J- den! Sohn Hiliia sdessen Name bedeutet: der HErr ist mein Theil Pf. IS, 5«J; 21. Und will ihm deinen Rock anziehen, und mit deinem Gürtel ihn gürten fdaß er hinfüro dein Amt bekleidet] nnd deine Gewalt in seine Hand geben, daß er [als des Königs Hofmeister und ihm am nächsten stehender Beamter] Vater sei derer, die zu Jerusalem wohnen, nnd des [ganzen] Hauses Jnda [1. Mof. 41, 43; 2. Chron. 26, 21]. · «) Mit diesem seinem eigenen Namen und dem seines Vaters, sowie mit der Bezeichnung als Knecht Gottes, ist Eliakim viel besser geeignet, seinen königlichen Herrn, den Hiskia, dessen Charakteristik uns in 2. Kön. 18, 5—7 gegeben ist, den übermüthigen Abgesandten San- herib’s gegenüber zu repräsentirem als der untheokratisch - und egvdtisch gesinnte Sebna; darum mußte er nach Gottes Willen und Fügung noch im letzten Augenblicke der Entscheidung, wo man an dem Wendepunkte in 2. Kön. 18, 17 ff. angekommen war, wo die auswär- tige Politik zu Schanden geworden und nun die einhei- mische aus Niedrigkeit zur Herrlichkeit emporsteigen sollte, an Sebncks Stelle»treten. Des letzteren Name scheint ein svrischer (saftvoller, blühender Jüngling) zu sein, und der Mann selber, ein Emporkömmling von fremder Herkunst, ma durch Ahas aus Syrien mitge- bracht (2. Kön. IS, 1 ff.) und in seiner hohen Stel- lung auf Hiskia vererbi worden sein; der König ·ent- ledigt sich seiner als der letzten Spur aller auswärtigen Politik, die ihm etwa noch anhängt, wenn er ihn auch nicht gänzlirh aus seiner Umgebung entfernt, vielleicht weil er sonst manche gute Dienste gethan hat und die Frucht seiner Werke als politischer Rathgeber mit durch- kosten utnß. -—— «) Die Hofbeamien müssen, wie man sieht, bei den Hebräerm gleich den Priestern (2.Mos.28 U. 29) und gleich den Hosbeamten der heutigen Perser und Türken, eine besondere Amtskleidung getragen haben, die nach den einzelnen Hofämtern verschieden war, daher die Uebertragung des Amtes mit einer Einkleidung (Jn- vesiitiirx verbunden zu sein pflegte. (Gesenius.) 22. Und will die Schlüsse! zntn Hause Davids [die Jnsignie der Amtsbefugniß über alle Güter, Vorräthe und Gerechtsame dieses Hauses] auf seine cdes Eliakimj Schulter legen sals welchee nunmehr solche Amtsbefugniß tragen soll Kap. 4, 5«], daß er austhne, und niemand znschließej daß er znschließe, und niemand anfthne [mit unbe- schränkter Gewalt über alles am Königlichen Hofe verfüge, ohne daß jemand seine Anordnungen rückgängig machen könne"]. ·) Man kann die Worte zunächst im eigentlichen Sinne fassen, sofern der Schlüsse! als Jnstgnie oder Würdezeichen entweder dem Kleide des Hofmeisters auf der Schulter eingestickt war oder von der Schulter her- abhangend getragen wurde; im höheren Sinne aber ist von der Schlüsselgewalt als derjenigen die Rede, die nicht blos in Aufsicht über die königlichen Gemä- cher, sondern auch in der Entscheidung über Zulassung oder Nichtzulasscing zum königlichen Dienst besteht. ,,Aehnlich ist im neuen Testament die Uebergabe der Schlüssel des Himmelreichs an Petrus (Matth. is. 18 f.); dort ist Binden und Lösen Uebergang in ein sinnverwandtes Bild, hier ist in Anfthun nnd Zuschlie- ßen das des Schlüssels festgehalten.« —- ««) Hierin war Eliakim ein herrliches Vorbild von Christo, der, als der Sohn im Hause, eine unumfchränkie Gewalt über die Kirche hat; man lese Offenb.3, 7 vgl. mitMatth. is, 19. (Engl. Bibelwerkh 23. Und will ihn [den Eliakim] zum Nagel stecken [einfchlagen] an einen festen Ort fder auch ihn nicht fahren läßt Esra 9, 8], Und soll haben den Stuhl der Ehren in seines Vaters Hause [richtiger: nnd soll werden zum Stuhl der Ehren für seines Vaters Haus, daß er, wie ein prächtiger Stuhl das ganze Zimmer, so seine bisher unangesehene Familie ziere], 24. Daß man sum hier wieder auf das Bild vom Nagel in V. 238 zurückzukommen] an ihn hange alle Herrlichleit sdie ganze schwere Menge] seines Vaters Hauses, Kind nnd Kiudeskinder [genauer: die Absprossen und die Seiten: s ch o»s s en , die Verwandten allerlei Art] alle kleine Gerathe, beide Trintgefaße und allerlei Saitenspiel. Nach der ursprünglichen Bedeutung der letzten Worte im Verse, die Luther in ihrer abgeleiteten Bedeutung 1. Chron 17, 5 genommen, ist zu übersehen: von den Gefäßen derBecher an bis zu allerleiGefäßen der Krüge. 25. ZU der Zeit [aber, wo auch dieser neue Hofmeisier das Gericht verwirkt haben wird], spricht der HErr Zebaoth, soll der Nagel wegge- nommen werden, der am festen Ort steckt [V. 23J, daß er zerbreche, nnd falle, und seine Last kdie er trug V. 241 unlkolnnie fund das wird gewiß cållso lgxschehens Denn de! HEtt sagt es [Kap. Während man in V. 23b an Josevlys Stellung in Egypten (1. Mos 45, l7 ss.) erinnert wird, hebt mit dem folgenden Verse die Rede an, in einen satyrisch esärbten Ton umzuschlagenz und während in denselben Zltorten (V. 23b) eine Rückbe iehung auf den Schluß des 18, Verses: »Du Schma des Hauses deines Va- ters,« nicht zu verkennen ist, weissagt die Rede in V. 25 der ganzen Sippe des Hauses Eliakims einen ganz ähnltchen Untergang wie der des Hauses Sebna. Da- rein haben sich viele Ausleger nicht zu sinden gewußt, weshalb man den 25. Vers wieder aus Sebna bezieht, dem 24. Vers aber einen möglichst günstigen Sinn unter- legt. Jndessen ist ,,keineswegs Sebna der Gegenstand tinseres Spruchs, sondern die fleischliche Sicherheit derer zu Jerusalem; nicht dem Eliakim will der Prophet eine Huldigung vorbringen, sondern von der Richtigkeit, von dem beschämenden Ausgang aller auf die Zuverlässigkeit der zeitlichen Dinge berechneten Hoffnungen und Pläne hat er zu reden. Gerade das ist für den Nachdruck der Predigt unsers Propheten sehr wesentlich, daß auch an Eiiakiin wieder die falsche Sicherheit Veranlassung nimmt in ihrer Verwerflichkeit offenbar zu werden; der Von der Berufung Eliakirns, des neuen jüdischen Hofmeisiers « 75 Sturz aber, von dem Jesaia in unserm Verse redet, ist nicht eigentlich Eliakims, sondern seiner Nepoten (Ver- wandten) Sturz. Wenn Eliakim später weichen mußte, so kann das, obwohl den fleischlich gesinnten Verwand- ten zn gerechtem Gericht, seinerseits möglicher Weise in allen Ehren geschehen sein, etwa aus Veranlassung des nächsten Thronwechsels, in Folge oon Manasses Gott- loslgkeih Uebrigens wird auch Elialim in seiner Stel- lung erfahren haben, wie übermächtig dem Einzelnen gegenüber die Verhältnisse des Lebens, wie sie nun ein- mal sind, sich erweisen. Man erinnere sich an dasjenige, was uns aus decn Leben seines Herrn, des Hiskia, als das Letzte erzählt wird: Kap. II; 2. Cbron 32, 31.« Somit wäre Elialim auch noch in einer andern, als der zu V. 20 angedeuteten Hinsicht ein vollständiger Repräsentant Hiskias Das W. Kapitel. Zerstörung und Miedererbauuug oon Cyrus. X· V. t—18. Wie die Reihe der Strafdrohuugen in san. 13 mit Bube! eröffnet wurde, so schließt sie nun in diesem gaoitel mit Cyrus; denn beide Städte flehen in naher Beziehung zu einander, worüber wir zu d. 1 uns ausführlich« verbreiten werden. Die can wider Tnrno aber nellt glelkh in ihrem Eingang dir Stadt als völlig rninirte dar, in welazer die von anewärts heimlcehrendeu Sees-ihrer nach langen Strapazen setzt lirine heimathw hätte zur Erholung mehr finden nnd über deren Juli man im engeren wie im weitesten greife bestürzt in (V.1—5). liebe« Meer nun muß ne slletxen unter lautem Geheul, ne, die ehedem so innige, oon eher in’- Weite stehende; was niemand gedacht, hat Irr htirr über sie gebracht und die Kronen verihrilende, lauter fiiraliaz gestellte und iiberall angesehene zhandelsherren in ihren Jliauern bergende Stadt zum Gericht tiefer Gut· ehrnug verurtheilt W. s——9). Die so lange unter har- tem Drnclr gehaltenen colouieen werden setzt sitt) frei machen; er steht aber, wag der hErr iibrr Tnrue vers hängt hat, tm Zusammenhang mit einer besonderen Ge- rinztoheimsuelznng, die er dieo Mal iiber das Meer und über den Rest der alten Tananitrrlandeo beschlossen nnd die auf Skhäudnng einer bisher für unnahbar sich hal- ieudrn Jungfrau hinaus-läuft; und zwar ist die Ent- ehruug um so schimpflicher, weil sie durch ein voll: voll— zogen wird, dao vor nicht langer Zeit ern aus einem diictstvolli zum voller femaast worden durch dieselbe Weltmarlzk deren Kugrifen Tyruo zu trotzen vermochte O. l0——t3). Indem d e Rede hierauf noch einmal zn ihrem Jinfang zurärliliehry um den ersten Theil ihrer Verkündigung abzuschließen (i).t4), geht sie alsbald zum zweiten Theile über, der eine Wiederherstellung der Stadt nach 70 Jahren weiqagt und eine Wledrreinsetznng in den vorigen Vermögens-Kund, nur daß dieser hinfort dem hErrn gehelligt sein nnd seinem Voller zu gute trommen soll O. 15—1li). 1. Dies ist die Last [Kap. 13, 1] über Thrns [die Ins elstadt, aus einem etwa 12 Minuten weit in’s Meer vorspringenden Felsen gelegen und V« Meilen von der landeinwärts liegenden Alt: stadt entfernt Jos. It, 8 Anm. is: Drittel, ihr Schiffe auf dem Meere [wenn ihr von eurer Fahrt nach Tarsis oder Tartessus in Spanien V. 10 zurückkehrt und unterwegs von euch be- gegnenden Schiffen die Schreckenskunde erfahrtjz denn sie seure Hecmathssiadt Tyrusj ist zerstoreh daß iein Haus smehrj ba ist, uoch jemand dahin zruchi [dort mehr einkehren kann; und das muß euch ja um so herber sein, da ihr nach langer mühevoller Fahrt in der theuren Heimath euch zu erholen gedachtet]. Aus dcui Lande Chitin! [auf ihrer letzten Station, der Stadt Citium auf Cypern l. Mos. 10, 4 u. Karte lVJ werden sie [die heimkehrenden Schiffe] das gewahr werden [die Bestätigung der unterwegs schon gehörten Nachricht aus dem Munde der hierher Geslilchtetem welche Augen— zeugen der Zerstörung gewesen, empfangens »Der Hörer möchte nun vor allen Din en wissen, wie es sich mit der hier zur Sprache gebra ten Kata- strophe des Näheren verhalte; allein nach Prophetenart geht Jesaia daraus weder in den zunächst folgenden Versen noch in dem weitern Verlauf seiner Rede in aus- drlicklicher Auseinandersetzung ein, nur beiläusig einge- streute Züge sind es, die dem Leser mitgetheilt werden und aus denen er sich dann, hier wie anderwärts, den Hergang selbst zurechtzulegen hat-« Knüpfen wir, nm das zu thun, zunächst an das zu 2. Kön. 10, 36 über Phöniciens Geschichte Bemerite an, so war zu der Zeit, als Samaria zerstört ward und das Zehnsiämmereich durch Asshrien seinen Untergang fand (722-1 v. Chr» Z. Kön. 17, 6), Eluläus König von Thrus. Salam- nassar, nachdem er scch die Landstadt Tyrus und viele andere phönizische Städte unterworfen, überzog mit Hilfe derselben auch ihn mit Krieg; er aber fiel mit 12 Schiffer: über die feindliche Flotte her, zersireute sie und machte 500 Gefangene, so daß der König von Asshrien nun nichts weiter thun konnte, als daß er Wächter am Flusse Leontes und an den Wafserleitungen zuriickließ, um den Tyriern das Siißwasser abzuschnei- den. Das dauerte 5 Jahre, während welcher Zeit die so Bewachten aus gegrabenen Brunnen tranken, zuleht aber den Triumph erlebten, daß der Feind unverrtehteter Sache von ihnen abziehen mußte und sie nun in desto größeren Ehren standen als solche, die unüberwindlich seien durch ihre Flotte und durch ihre Lage, wie denn auch in 2. Kön. 18, 34 der Erzschenke des Sanherib sich dessen enthält, Tyrus unter die von seinem König und dessen Vorfahren unterworfenen Städte nnd Länder zu rechnen. Von dieser Lage der Sache geht unsere Weis-« sagung aus: Tyrus ist dem Propheten nächst Babeh das damals noch gar mcht als ei enes, selbsiständiges Reich existirte, sondern erst nach A yrien auf den Plan treten sollte (Kap.«13), das zweite Hauptbild stolzer Heidenmachtz sie ist die Stadt des Welthandels, wie Babeldie des Weltreichs; sie ist der Mittelpunkt der größten Seemachh wie Babel der der größten Land- maeht; sie deutet so sriedlich als möglich die Schätze der Völker aus und sichert sich ihren Vortheil durch Colo- nieen und Faetoreiem wie Babel die Völker unterjocht mit eisernem Arm und seine Herrschaft sich sichekt mit. telsi Deportation Wie aber Babel, die Wüste am Meer (Kap. 21, 1), ihr Gericht erfährt durch die Weder, ein Gericht zu völliger und bleibender Vernichtung (Kap. is, 17 ss.), so zuvor Thrus, die Feste am Meer (V. 4), durch die Chaldäer und deren Köni Nebucadi nezar, wie hernach Hesekiel in Kap.26-28 Keines Weis« sagungsbuches näher darlegt; und während jetzt, wo allem Vermuthen nach Sanherib eben wider Jerusalem heranzieht nnd dies an seinem Jehova, wie es scheint, ein schlechtes Bollwerl hat wider den gewaltigen Sie er (vgl. Kap. 36), Tyrus in seiner Lage am Meer ene Gewähr der Unübertvindlichkeit zu besitzen glaubt und voll triumphirenden Uebercnuths auf alle die Reiche blickt, die dem asshrischen Eroberer als Beute zugefallen 76 Jesaia 23, 1-11. und noch zufallen werden, schaut der Propbet über den Zeitraum von mehr als 140 Jahren hinaus und er- blickt die stolze Stadt für immer gefallen. Mit dem J. 586 v. Chr. nämlich, wie aus mancherlei Umständen sieh schließen läßt (s. Heset 29, 17., vgl. die Bemerk. zu 2. Kön. 25, 2), beginnt die lsjährige Belagerung durch Nebukadnezar, welcher durch einen Erdwall die Jnselstadt mit dem festen Lande verband und sie, die des Falles Von Jerusalem (im J. 588 v. Chr-J sich schon gesreuet und davon sich Vermehrung ihrer Macht und ihres Reichthums versprochen hatte (.Hefek. 26, 2), nach unsäglichen Mühen und Beschwerden (im J.573J2 v. Chr.) endlich eroberte und vermuthlich durch Cupi- tulation in seine Gewalt bekam, nur daß die Tyrier ihre reichen Schätze bereits in Sicherheit gebracht hatten und der Eroberers also für jene Beschwerden keine Ent- schädigung in der gehdssten Beute fand (Hesek. 29,17 fs.). Der damals regierendeKönig von Tvrus warJthobal (Ethbaal) Il.; doch war die Einnahme keine völlige Zerstörung der Stadt, wie auch Alexander der Große nach stebenmonatlicher Belagerung in derselben Weise, durch Ausschüttung eines Dammes, sie (imJ.332v«Chr.) nur einnahm, nicht vernichtete (1. Matt. 1, 4 Anm.) und sie selbst unter syrifcher und römischer Oberhoheit noch eine bedeutende blühende Handelsstadtwar. Ebenso haben die Kreuzfahrer im J. 1125 n. Chr. sie blos er- obert; ihre Zerstörung erfolgte erst 150 J. später durch die Saracenery jetzt aber ist alle Herrlichkeit von Tyrus theils in’s Meer versunken, theils unter Triebsand ver- graben. Ans der Ruinenstätte der ehemaligen Jnselstadt steht ein Dorf, das aus erbärmlichen hölzernen Hütten besteht und den Namen Sur führt; sie ist aber keine Jnsel mehr, denn der Damm, den Alexander baute, ist durch angeschwemmten Flugsand eine breitete und festere Erdzunge geworden, welche die Jnsel mit dem Strande verbindet. Jesaias schaut also in unserer Stelle noch weiter als über den Zeitraum von 140 Jahren hinaus; die durch Nebucadnezar gebrochene Macht von Tut-us sällt für ihn in der Anschauung mit der gänzlichen Ver- nichtung zusammen, die der Geist Gottes ihm ossenbarta Hiernach darf es nicht befremden, daß auch nach der obigen Katastrophe die Stadt ihre eigenen Herrscher hatte, jedoch in ziemlicher Abhängigkeit von den Chal- däern und nachmals von den Perserm Nach JthobalIl. regierte nämlich, wie ein Fragment aus Menanoer mit- theilt, 10 Jahr lang Baalz daraus wurden Richter eingefetzn die aber fast alle nur einige Monate lang sich hielten, bis wieder ein König Balatorus I Jahr hin- durch auf dem Throne saß. Demnächst ließen die Thrier sich den Merbal, und nach dessen Tode den Hiram aus Babylonien kommen, Nachkommen ihres alten einheimifchen Königsgeschlechts, das die Chaldäer dahin in die Gefangenschaft geführt hatten. Jm l4. Jahre des letzteren ward Cyrus König in Persien. 2. Die Einwohner der Inseln kdes Eilandes, auf welchem die Stadt vorhin gestanden, soweit sie durch die Flucht sich haben retten können] sind stille worden [und tnüssen nun auf das rege Ver- kehrsleben Von und nach Tyrus verzichten]. Dir Kaufleute zu Zidon sder Muttersiadt von ganz Phönicien Jos. 11, 8 Anm. 1], die [von dir aus] dnttiys Meer [nach allen Richtungen hin] zogen, fitlleten [vordem] dich smit Waaren und allem Getöse des Handels an]. Z. Und was sitt Früchte am Sihor [hier ver- muthlich, anders als in Jos. 13, Z» den oberen Nil bezeichnend], nnd Gcireide an! Wasser [dem unteren Nil, in Egyptem der großen Kornkammer der alten Welt] wuchs, brachte man zu ihr [der Stadt Tyrus, wie in eine Scheuer] ein durch große Wasser [auf der Fahrstraße des mittelländi- schen Meeres]; und du [Tyrus] warest der Heiden Markt worden [da man kaufte und verkaufte] 4. Du magst wohl erschienen, Zidon smit dem ganzen Phönicierlande von wegen des Falles der- jenigen Stadt, welche die Perle unter allen phö- nicischen Städten und das Bollwerk phönicischer Freiheit war] Denn das Meer [in welches die Stadt hineinragteh ja die Beste am Meer [Tyrus, das gerade zu jetziger Zeit, in welcher ich, der Propheh weissage, für eine uneinnehmbare Festung gilt] spricht szu der Zeit, von welcher ich rede]: Jch bin nicht mehr schwanger sgroßen Volks, wie zuvor], ich gebäte nicht mehr [meine Landeskinder aussendend nach fern gelegenen Stapelvlätzen und Colonieen 2z Sarn. 5, 11 Anm.]; so ziehe ich kauch fernerhin] teine Jünglinge ans, und erziehe [fortan] keine. Jungfrauen [sondern muß dahin leben wie eine Wittwe, die ihrer Söhne und Töchter für immer beraubt ist]. Z. Gleichwie tnan sehedem 2. Mos 15, 14sf.] ersehnt, da man von Egypten [und der über das- selbe ergangenen Katastrophel hdteie [weil nach dem Fall. einer solchen Großmacht kein Land mehr sich sicher sühlte]; also wird man auch erfchreckem wenn man von Tyrus [und seiner Niederlage] hvten ivitd snach anderer Deutung: Sowie das Gerücht von dem, was geschehen, nach Egypten kommt, wird man erschrecken beim Gerücht über Thais, weil die Eghpter nun nicht blos ihren Wohlstand zerrüttet sehen nach dem Fall derjenigen Stadt, an welche sie ihr Getreide abseszren V. 3, sondern auch befürchten miissen, daß, nachdem das letzte Hinder- niß, das dem Eroberer innerhalb des asiatischen Bereichs im Wege stand, beseitigt ist, nun die Reihe mit dem unterliegen an sie selber kommt, Heseh 29, 17 fs.]. s. Fahret hin auf-s Meer [die ihr mit dem Leben davon gekommen seid, um nach der fernsten Colonie eurer Stadt, s. Anm. zu V. 10, euch zu retten]; heulet, ihr Einwohner der Inseln sVewohner des Eilandes V. Z, denn während es sonst unmäniilich ist, zu klagen, hat doch der Schmerz bei Schlägen, wie sie euch getroffen haben, sein volles Recht Kap. 15, 4]. 7. Jst das sdieser menschenleere Trümmer- hause, den man setzt an der Stelle, wo Jnsel: Tyrus gestanden, antrifft] ente fröhliche Stadt sdie ihr ehedem so laut als den Inbegriff aller Lust- barkeit gepriesen habt], die sich ihres Alters sals der frühesten unter allen phönizischen Städten nächst Sid»on«] rühmen? Ihre Fuße werden sie ferne wegfuhren n wallen kiuspseku ihr« Bewohner nun weit von der eimaih ab im fremden Lande als Gesangene leben müssen — nach anderer Deutung: die ihre Füße fernhin trugen sich anzusiedelni womit auf die vielen, zu Schiffe unternommenen Reisen Gottesspruch über Throns. 77 und die allerwärts hin entsendcten Eolonieen Beziehung genommen wäre]. «) Auch Curtius (ein römischer Geschichtsschreiben berühmt durch sein Werk über die Thaten Alexanders des Großen) bezeichnet Thrus als eine Stadt, ,,ausge- zeichnet durch das Alter ihres Ursprungs« svetustate originis jnsjgnis). Nach Josephus (1. Ehren. 25, 7 Anm.) wäre sie 240 Jahr vor Erbauung des salomonis sehen Tempels egründet; das wäre nach unsrer Rech- nung um das . 1252 v. Chr. 8. Wer [unter den Menschenkindernj hätte das gemeiner, das; es Thrus, der Krone kunter allen Handelssiädten auf dem Meer*], so gehen sollte; so doch ihre Kaufleute [die Großhändler aus ihrer Mitte] Fursteu sind [in Ansehung ihrer Pracht und ihres Neichthums den Fürsten gleich stehend Kind. 13, 2], und ihre Krämer [die Kleinhändler] die Herrlichsten in: Lande [weit und breit auf Erden hochangesehen und geehrtjcö «) Die im Grundtext stehende Form HJIDZZYD ist lliph und bedeutet: die Krönende, Kronengeberinz so wird Tyrus bezeichnet als eine Stadt, welche in den von ihr gegründeten Niederlassungem wie Eitium auf Eos-ern, Tartessus in Spanien und anfangs auch zu Carthago in Afrika, Könige einsetzte, ähnlich wie in neuerer Zeit die oftindische Compagnir. Luther dagegen hat nach der Vulgata wovon-neu) sich gerichtet und anderwärts geradezu die Gckrönth hier aber die Krone spljaenm corona electissimas übersetzt; man faßt da obige Form als Hopln (= HJDYZYIJY wozu wohl die in 5 Handschriften stch findende Lesart HJHZPJJ Veranlassung gegeben. O. Der HErr Zebaoth [aber] hat-s also ge- dacht [und in seinem Rathe beschlossem woran kein Mensch denken konnte], auf daß er [dessen Weise ja überhaupt es ist, zu nichte zu machen, was etwas ist 1. Cor. 1, 26 ff] schwcichte alle Pracht der lustigen Stadt, nnd verclchtlich mache alle Herrlichen im Lande [richtiger: auf Erden, in- dem diese an den gedemüthigten Tyriern nun einen Spiegel haben, wie es ihnen selber einmal ergehen wird]. 10. Fahre snun frank und frei] hindurch dein Land [ohne daß die Mutterstadt ferner dich hin- dern könnte, dich ganz nach Belieben darin aus- zubreiten als in deinem Eigenthum) wie ein Strom [wie der Nil das Land rings umher überfluthet, wenn er aus seinen Ufern getreten], du Tochter des Meers [richtiger: du Tochter Tarsis]; da ist kein Gurt mehr [der dich einschnürte und an aller freien Bewegung hinderte]. Das hehr· Tharschisch ist das griech. Tartessus snach unsrer Auslegung nicht zu verwechseln mit Thars sis oder Tharsisa in l. Mos. 10, 4; 1. Chron. 1, 7), ein vhönicifches ColonialsLand im südwestlichen Spa- nien, ohnsern der Mündung des jetzigen Guadalquivir (bei den Alten Baltis genannt). Die Phönicier besetzi ten nämlich schon frühzeitig, gleichwie die balearischen Inseln, so auch die südlichen Theile von Andalusien bis an die Grenzen von Granada und bis Murcia mit vielen Psianzstädtem darunter einerseits die StadtTari tessus, anderseits aber die Jnselsiadt Gades, das jetzige Cadir aus der Westspitze der Jnsel Leon, besonders her· vorlcuchtetenz bei ihrer Ankunft lag dort das Silbererz so zu Tage, daß die Einwohner es nur zu schürfen brauchten und ihre gewöhnlichen Gefäße daraus anfer- iigten. Bald singen sie selbst an, Bergwerke dort an- zulegen und durch Sklaven auf Gold, Silber, Sinn, Blei, Eisen graben zu lassen (Hesek. 27, 12 f.); abge- sehen von dieser Sklaven- und Fröhnerarbeit beim Berg· bau aber mußten die dortigen Colonisten und Einwoh- ner auch die tyrischen Schiffe im Hasen erwarten und andere Knechtsdienste verrichten. Solches unbedingte Abhängigkeitsverhältniß, worin die Mutterstadi das Land erhielt, wird hinfort aufhören und das Land sieh frei bewegen können: das ist’s, was der Propbet an unsrer Stelle sagen will, und ist daher Tartessus nur als Beispiel genannt, um dasselbe von den thrischen Colonieen über- haupt zu bezeugen. Weil nun aber zu diesen Fahrten nach Tartessus als nach einer weit entlegenen, fernen Gegend (in dem Sinne von dem äußersten Westen kommt der Name in Kaki. Bis, 19 u. Pf. 72, 10 vor) große, zu weiter Meerfahrt geeignete Schiffe gebraucht wurden, so erhielt das Wort TarsisiSchiff den allge- meinen Begriff von großem Meer-Schiff (1. Kön. 10, 22 Anm.); ja, die älteren Ausleger, zu denen auch Luther zählt, übersehen den Namen Tharschisch ge- radezu mit Meer, selbst an solchen Stellen, wo, wie in unserm Verse, bestimmt nur an jene phönieische Co« lonie zu denken ist (vgl. Jerem.10,9; Hesek.27,12.25; 38, 133 Inn. I, Z; 4, 2). Nach dieser Uebersetzung nun müßte man an unserer Stelle unter der ,,Tochter des Meeres« Tyrus selbst verstehen, gleich als erginge an sie die Aufforderung, ihre noch am Leben gebliebenen Ein- wohner hin nach den auswärtigen Niederlassungen zu entlassen, weil kein Band an die Heimath ste mehr binde und alle staatliche Ordnung daselbst aufgelöst sei. Andere, die, wie wir, »du Tochter Tarsis« übersetzen und also Tartessus für die angcredete Stadt halten, fassen die Worte: ,,fahre hin durch dein Land« als Aufforderung, die Bevölkerung dieser Stadt solle über das Land rings umher sich weiter ausbreiten, weil sie durch Aufnahme der vielen Flüchtlinge aus Tyrus zu sehr angewachsen sei, als daß alle innerhalb der bisherigen Mauer-Um- gebung noch Platz hätten, und deuten auf eben diese Mauer-Umgebung den Ausdruck ,,Gurt«. Wie eine Jungfrau, wenn ihr der Leib schwillt, den Gürtel lüften muß, oder wie der Nilstrom, wenn seine Wasser zu sehr anschwellem die Dämme durchbricht, so muß auch That- sis seine Ringmauern nun erweitern und seine Bevölke- rung über das Land ergießen. 11. Er [der HErr, der früher schon die Reiche auf dem Festlande seinen gewaltigen Arm hatte fühlen lassen] reckt [fetzt, wo Tyrus gefallen] seine Hand sauchj über das Meer lzum thatsächlicheu Beweis, daß, wie nicht blos ein Gott der Berge, sondern auch der Ebene 1. Kön. 20, 23. 28. so auch er ein Gott sei über das Meer so gut wie über das Festland, was die Tyrier nicht haben glauben wollen, vielmehr in ihrer Feste am Meer sich für unnahbar und unüberwindlich hielten V. 1 Anm.], und erschreckt die Königreiche [in überseeischen und bisher unbezwungenen Landen, weil sie nun vor Augen sehen, daß vor ihm keine Macht der Welt sicher sei]. Der HEtr gebeut [jetzt, nachdem er es lange in Geduld getragen und den in 1. Mos I, 25 u. Z. M. 23, 23 ff. 78 Jesaia 23, 12-18. 24, 1. 2. ausgesprochenen Fluch nicht sobald in ganzer Schwere vollstreckt hat] über Canaan sdas von den Cananitern noch übrige Phönicier - Land I. Mos 10, 15], zu vertilgen ihre Mächtigen [die den Mittelpunkt eines jeden von den verschie- denen Gebieten dieses Landes bildenden festen Punkte und Städte] 12. nnd spricht: Du sgllst nieht mehr swie seither] frohlich sein, du geschandete Jungfrau, du Tochter Zidon [bis jetzt hast du dich für eine Jungfrau gehalten, die niemand antasten darf, du Sidonierin oder Sidonierland, aber du bist nun zu einer Vergewaltigten und Geschändeten geworden und der Ruhm deiner Unverletzlichkeit ist für immer dahin]. OChitint [d. i. Cypern— nach anderer Deutung, die auch Luther in seiner Erklärung des Propheten befolgt, ist vielmehr zu übersetzent Gen Chitim) mache dich auf, und zemh fort sum dort dir eine Zusiuchtsstätte zu gründen, es wird dir aber nicht gelingen]; denn du wußt [Esth. 8, 8] da uicht bleiben l« witst daselbst CUch Ukcht Ruhe haben« —- s. Luther’s Ausg. der Propheten vom J. 1532], Mit dem folgenden Verse beginnt ein neuer Satz, der nach dem Grundtext mit dem vorigen Vers nicht weiter zusammenhängt, so daß am Schluß desselben ein Punkt zu setzen und im folgenden Verse zu lesen ist: sstatt ,,Sondern in«): Siehe der Chaldäer Land. II. Sondern in [Siehe] der Chaldiier Land, das [vordem] nicht ein Volk war swenn auch schon dem Bestande nach, doch noch nichtin staatsbürgerlicher HinsichtL sondern Assnr hat [dies in der Niederung seines Gebiets gelegene Land] angerichtet zu fu«-if- sen [richtiger: gegründet für Wüstenbewohs ner, zum festen Wohnsitz der nach Art von No- maden bisher noch umherschweifenden Chaldäew horden eingerichtet] nnd [diese, durch die Assyrer erst zu einem ansässigen und bedeutsamen Volk gemachten Chaldäer nun sind es, die da] haben feste Thitrme sals BeIagerUngswerkzeUgeJ drinnen [in dem Lande der seither für unüberwindlich ge- haltenen Tyrierj ansgerichteh und Palaste aufge- banet [richtiger: und ihre, der Turm, Paläste bis auf den Grund zersiört]; aber sie ist gesetzt, daß sie geschleift werden soll [im Grund- text stehen blos die Worte: sie, die Chaldäer, haben es, nämlich Tyrus, zum Trümmer- haufen gemacht] Luthens Uebersctzuntzl der so dunkeln Stelle beruht auf einer ganz andern usfassung, als die wir oben seinen Worten untergelegt haben. Er bezieht die Auf- forderung des Propheten auf die Katastrophe unter Alexander dem Gr., Versteht V. 13 dahin, als wolle Jesaia den Thriern in der Zerstörung Babplons durch die Macedonier einen Fall vorhalten, der ihnen ihre eigene Zukunft bestätigq und legt nun V. 12 u.13 also aus: O Chitim (d. i. Maeedonien 1. Matt. l, 1), mache dich auf, und zeuch fort; denn du mußt da (in deinem .heim«athlande) nicht bleiben, sondern in der Chaldäer Land (ziehen und dieses Reich zerstdren), das (ehedem) nicht ein Volk snoch keine Monat-wie) war, sondern Assur hat es angerichtet zu schiffen sdie Form Dskg gleichbedeutend genommen mit III, vgl· 4. Mai. 24, 24 mit Bau. 1l, 30), und (die Assprer) haben feste Thürme drinnen aufgerichtet, und Paläste aufgebauet (die Form III) uicht als Poe! von II, sondern als Fiel von Hex) genommen); aber sie (Babel in Chaldäa) rst»(euch) gesetzt, daß sie geschleift werden soll sanderi warts übersetzt Luther: ,,Siehe der Chaldäer Land, da setzt kein Volk ist, das hat Assur gegründet, daß man da schisfet, und Thurmgebäu drinnen aufgerichtet, und Paläste ausgebauetj und ist doch geschleift worden). — Inwiefern die Chaldäer erst von den Assvrern zu einem seßhaften Volke gemacht worden sind, können wir bei der Dunkelheit, in welche die Urgeschichte des Chaldäers volks zur Zeit noch gehüllt ist, nicht näher eingehen; wohl aber gereicht es nach der oben gegebenen Erklärung der Stelle mit zur Steigerung des den Tyriern ange- kündigten Gerichts, daß die auf ein unvordenkliches Alter stolze Stadt durch ein neuentstandenes Volk, die auf der glorreichen Grundlage vielhundertjähriger Ueber- legenheit sicher ruhende Macht durch einen namenlosen Emporkömmling unter den Völkern daniedergeworseu werden soll. »Ja, noch specieller traf das zu. Tprus, in diesem Augenblick (da Jesaia weissagte) kein Ende findend des Riihmens über den Widerstand, den es dem an Siegen und an Ehren so reichen Assur geleistet (s.Anm. zu V. 1), soll durch ein Volk fallen, das nichts weiter ist als ein Gemächte dieses selbigen Assur; die Stadt der Künste und Cultur durch eine eduinenhorde; die unüberwindlich sich dünkende Feste im Meer durch ein Volk der Steppq unter Anwendung von Werkzeugen der gewöhnlichen binnenländtschen Belagerungskunsi. Kein Wort in dem ganzen Verse ohne besondere Absicht» 14. Denlet [denn, wie ich gleich im Eingang dieses Orakels V. l euch zugerufen], ihr Schisse auf den: Meer sdie ihr von euren Tarsisfahrten zurückkehrt]. Denn eure Macht sdie starke Feste Tyrusj ist zerstören 15. Zu der Zeit svon diesem ihrem Falle an gerechnet] wird Thrus [deren Name vordem auf aller Lippen gewesen] vergessen Werden siebenzig Jahr, solange ein König [allenfalls, wenn’s aufs Höchsie kommt] leben sals König regieren] mag [hier wohl eine Anspielung auf die Dauer der chaldäifchen Herrschaft 2. Kdn. 25, 27 Anm. 2]. Aber nach stebenzig Jahren wird tnan von Tprus ein Hirtenlied singen kwikv ee der, eine: Vuhkdikne aufs Haar gleichenden Stadt, die ja auch jedermann des Gewinnes wegen zu Willen gewesen und aus Be« friedigung der Fleischeslust ein einträgliches Gewerbe ge- macht hat, ergehen, wie es in einem weltlichen Volks- liebe heißt von einer Metze Nicht. 5, 30 Anm. 1, wenn sie nun nach jahrelan er Vergessenheit ihre Reize wieder bemcrklich zu machen sucht]: » Its. Nimm die Harfe, gehe rn der Stadt [rnit süßen Tönen lockend] umher, du vergessene Hure; mache es gut auf den: Saitenspiel und singe ge- trost krecht eifrig], auf daß deiner wieder gedacht werde. 17. [Und es gelingt auch dieser Buhlerin, von der hier die Rede, was andern Buhlerinnen kaum einmal gelingen möchte] Denn nach siebenzig Von dem Wiederaufbau des zerstörten Tyrus 79 Jahren wird der HErr Tvrus beimsnchen ses mit ihr aus weisen und gnädigen Absichten, wie er ja auch das siindliche Thun und schändliche Trei- ben der Menschen feinem Reiche dienstbar zu machen weiß, dahin kommen lassen], daß sie wie- der komme zu ihrem Hureniohn szu dem vorigen, aus kaufmännischen Geschäften ihr erwachsenen ReichthumL nnd Hnrerei sihren alten Handels: verkehrj treibe mit allen Kbnigreichen auf Erden. Das nur auf irdischen Vortheil bedachte kaufmänni- sche Treiben, insofern es keine von Gott gezogene Schranke anerkennt und sich mit aller Welt gemein macht, wird ein ,,Hurereitreiben« genannt, weil es eine Prostitution der Seele ist und aus Märkten und Messen, zumal den phönicischen (da die Phönicier Astariediener waren), von jeher auch die Prosiitution der Leiber hei- misch war. (Delitzselz.) 18. Aber ihr liaufhandel nnd Hurenlohn [die mit den gewinnreichen Handelsgeschäften erworbe- nen NeichthümerJ werden dem HErru heilig heißen [feinem Dienste geweihet und für die Förderung seines Reiches bestimmt Z. Mos 27, 14. 21; Jos. S, 19]. Man lvitd sie nicht [wie früher] zum Schaf; sammeln noch verbergen [zu Capitalien zurücklegen]; sondern die vor den: HEttn wohnen· [die Glieder der Bundesgemeinde, deren eigent- liche Wohnstätte angesichts der göttlichen Gegen- wart im Tempel ist Pf. 27, 4; 84, 5], werden ihr [der zu neuem Vermögen gelangenden TyrierJ Kanfgni sals von denselben empfangenen Tribut, als freiwillig dargebrachtes Geschenk] haben, daß sie essen nnd satt werden ssich reichiich davon nähren], nnd wohl bekleidet fein [sich stattlich da- von kleiden können]. »Mit dem Eintritt der persischen Herrschaft ereignete sich wirklich ein Vorspiel des hier Geweissagicm indem nach dem Mandat des Cyrus Sidonier und Tyrier den jerusalemischen Tempelbau unterstützten sEsra 3, 7). Ein zweites Vorspiel ists, daß bald im Anfange der apostolischen Wirksamkeit eine chriftliche Gemeinde in Tyrus bestand, welche Paulus besuchte (Apoftg.2l,3ff.), und daß diese von da in stetem Wachsthum begisfen war; auch so trat der Handel von Thrus in den ienst des Gottes der Offenbarung. Aber das christliche Tyrus isi’s ja, welches jetzt in Trümmern liegt (s.Aum. zu V. 1); eine der bemerkenswerthesten Rninen ist die herrliche Kathedrale von Treus, für die Eusebius von Cäsarea (-s- 340 v. Chr) eine Einweihungsrede schrieb und in welcher vermuthiieh Friedrich Barbarossa (im J. 1190 n. Chr. im Kalikadnos ertrunken) begraben liegt. Also hat die Weissagnng bis jetzt nur Vorfpiele ihrer Erfüllung erlebt, ihre schließliche Ersüllung ist noch u erhoffen; ob fie sich aber nur ideal erfiillen wird, in o- fern mit den Reichen der Welt auch der Welthanbel Gottes und feines Christus wird. oder geifti in dem Sinne, wie die Offenb. St. Johannis dies ort e- braucht, b. i. so, daß in einer andern Stadt das Wesen des alten Tyrus sich darstellt, wie in Rom das Wesen Babel’s, oder ob leibhaftig, d. h. so, daß jenes nämliche Fischerdorf Sur vor dcm ansseinen Trümmern wieder erstehenden Tvrus wieder verschwinden wird, das kann kein Ansleger sagen, welcher nicht selbst ein Pro- phet ist«« Wir fügen diesen Worten von Delitzsch hinzu, daß nach unsrer Meinung die Erfüllung nach und nach sowohl geistig als ideal eschehen wird, und zuletzt auch leibhaftig; die geistige Erfüllnng erblicken wir bereits zu dieser unsrer Zeit in England, die ideale in den Klöstern und Stiftern des Mittelalters. Das 24. Kapitel. Verwüstung des jädisahen Landes. Ohne besondere dlebeeschrift schließt an die Reihe der weissagt-eigen in Lan. 13—23 eine andere in Kunst-L? sich an und bekundet schon dadurch ihren engen Zusammen— hang mit jener: die Einzelgerichtg welche dort gegen verschiedene Völker nnd Städte nnd personen verkiindigt wurden, und, zwar in einer, alle Weit dergestalt umschlie- ßenden Allgemeinheit, daß Gegenwart nnd Zukunft, Festlaud nnd Meer, Wüste nnd Eultnrland, »die Stadt deg heilig— thnma und die Stadt des Tit-falle, and noch manche andere Eegeusähe gleichmäßig ihre kieräcksicistigung fanden, münden » hier in dem End gerichte wie in einem edlen, nnd allen heil, welches dort den strahlenden Saum der Qraliel gegen die Völker: bildete, trifft hier, wie Dritt-set) so tresfend be— merkt, in Miltagssonneuhöhe zusammen. I· V. 1—23. Jiuf den Trümmern dieser gegenwärtigen Welt mit all« ihrer Pracht nnd Herrlichkeit soll siih als eine neue Schöpfnng das Reich Gottes erheben: da- ist das Thema, welches unserm Abschnitt zu Grunde liegt. wie so oft, verseht der proohet auch hier un- gleich mitten in die Sache hinein nnd beschreibt in eini- gen, alles umfassenden Sätzen rasaz nnd lebendig die letzte Latastrophtz welche die ganze abtrännige und bund- brncizige Erde trifft und nur einen geringen dies non Erretteteu selbd in der indischen Theokratie übrig läßt, wie vielmehr bei allen übrigen Völkern sit. 1—1Z)t Jene: Rest ans Israel wird dann uom heil. Lande an- seine Stimme nach Qsl und Weil erschallen lassen, die Herrlichkeit des tjErrn zireisend; nnd von beiden Enden der Erde her erschallen ihm Eegengesängq die Ehre der Gerechten verkündend til. 14—16a). Indem der Alto- phei hierauf noch einmal die letzte Eeriaztizeit an unserm Blicke vor-überführt, deren Leidens— und Schrecken-Herein- nisse er im Geiste mit dato-macht, schildert er das Er· rirht ais ein nnentrinnbaree nnd allumfassendem due noch gründlichen aia zn ihrer Zeit die Snadsiuih, die Erde verderben die tjimmelemächte »so gnt als die weltmäaste nützt nnd dem Jibgruude überliefert, an die Stelle der gegenwärtigen Weltordnnng aber eine ganz neue setzt, in welcher des HEtrn diegiment alles in allem nnd über die ganze Welt eitel Gotte-reich ist W. 16b—23). 1. Siehe, der HErr macht stn künftiger, Zeit die ganze Erde, wiejetzt im Vorspiel] das Land sJsraelj leer nnd reinste, nnd wirft neu, was drin- nen ist sdadurch es eben wüste], und zerstreuet seine Einwohner [dadurch es leer wird]. Es herrscht hier ganz die typische (vorbildliche) Be« handiung vor; die Beziehungen auf die Zeitgeschichie stnd ganz Nebensache und dienen blos zur Veranschaui lichung des großen allgemeinen Gotteswerks, dessen Zweck ist, der einstigen Erscheinung der Herrlichkeit Gottes in der gereinigten Menschheit durch Gerichte den Weg zu bahnen. (Schmieder.) Z. Und [es] gehet [bei dieser Umkehrung und Zerstreuungj dem Priester wie dem Volk, dem Herrn wie dem Knechte, der Frau wie der Magd, dem Verlcinfer wie dem Kiefer, den: Lethe: sder 80 Jesaia 24, 3-—23. umsonst, auf bloße Rückgabe hin darleihetj wie dem Bettler, dem Mahnenden [der gegen Zinsen aus- leihet] wie den: Schttldiger fes ist ein, alle ohne Unterschied des Standes und Zustandes erfassen- des Gericht]. Z. [Es ist aber auch ein gründlich auf- räumendes Gericht.] Denn das Land [in dem V. 1 angegebenen Sinne, da es nicht blos das Land Israel, sondern auch die ganze Erde bedeu- tet] lvitd leer nnd derandt sein [genaner: wird leerend ausgeleert und plündernd ge- plündert, und das wird ohnfehlbar geschehen]; denn der HErr hat solches geredet. 4. Das Land stehet sin Folge des Flucht» der dasselbe getroffen] jämmerlich nnd verderbt sin Trauer versenkt und wie zu einer welken, vor Hitze verschmachteten Pflanze geworden], der Erd- boden nimmt ab kschmachtet dahin] nnd verdirbt; die Höchsten des Volks im Lande [ebensowohl als die gewöhnlichen Leute] nehmen ad lbis zu völliger Kraftlosigkeit]. it. Das Land ist saber auch ganz und gar] entheiliget von seinen Einwohnern [nnd wie selber ruchlos geworden unter ihrem ruchlosen Thun und Treiben]; denn sie übergehen lindem von der Menschheit überhaupt gilt, was an Israel noch auf besondere Weise zu Tage getreten] das Gesetz, nnd lindern liiberschreitenj die Gebote [die ihnen in’s Herz geschrieben waren Röm. 2, 15], nnd lassen fahren den ewigen Bund sden Gott in Noth mit ihnen aufgerichtet l. Mos. I, 9 ff.]. Z. Darum [weil, was Jsrael für den Fall der Bundbrüchigkeit insonderheit einst gedrohet worden, nun auch an der Menschheit überhaupt sich erfüllen muß] frißt der Fluch das Land [wie ein verzehrendes Feuer]; denn sie verschulden es, die drinnen wohnen. Datum [indem sie ihre Schuld jetzt büßen müssen] verdorren die Einwoh- ner des Landes [schwinden bis auf einen geringen Rest zusammen] daß wenig Leute dberbleibetn 7. [Da tritt denn an die Stelle des Ueber- flusses und der Freude Entbehrung und Trauer] Der Most verschwindet, der Weinstock verschmachtet sdaß diejenige unter allen Naturgaben Gottes, welche die herzerfreuendste ist Pf. 104, 15; Nicht. g, 13., gänzlich fehlt oder doch nichts Anziehendes mehr hat Joel l, 12. 18]; nnd alle, die [sonst] von Herzen fröhlich waren [und ihres Lebens sich freueten], seufzen- 8. Die Freude der Panlen felert [weil nie- mand mehr nach ihr verlangt], das Jauchzen der Fröhlikhen ist ans, und die Freude der Harfen hat ein Ende. - s. Man singet nicht [mehr, wie vordem] beim Weinttiuken [t»veil man keine Freude dabei hat]; nnd gnt Gettanl [so gewürzhast es auch durch allerlei Beimisehung gemacht worden] ist [gleich- wohl] bitter denen, so es trinken [denn die Welt mit ihrer Lust ist nun einmal vergällt nnd ge- richtet] 10. Die leere Stadt snach andrer Uebersetzungx Die Stadt der Verwirrung]istzerdtochen, alle Hause: [die etwa noch stehen] sind zngeschlofsem daß niemand [wegen der, den Eingang versperren- den Trümmer] hinein gehet. Es ist die Ecntralstadt der gottentfremdeten Welt gemeint, bezeichnet nach ihrem Ende, welches Tohu (d. i. wüste oder öde) sein wird, wie ihr Wesen Tohu war; ihr Wesen war Zerrüttung der Harmonie öttlichcr Ordnung, so wird ihr Ende Zerrüitung ihres Lsestandes und gleichsam Rücksturz in das Chaos des Uranfaugs El. Mos 1, 2: »die Erde war wüste und leer «) sein. Dentzschh 1l. Man klagt swenn ja noch jemand aus den verschlossenen Häusern sich hinauswagt] Wein« auf den Gassen, daß alle Freude weg ist, alle Wonne des Landes dahin ist. V) Der Wein vertritt hier, wie auch sonst bei Je· saias, die Stelle aller natürlichen Freudenqnelleln 12. Eitrl Wüstnng ist in der Stadt geblieben [so daß, was von ihr geblieben, eben nichts als Verwüstung ist], nnd die Thore [die sonst von Menschen wimmelten] stehen öde [naehdem sie zu Trümmern zerschlagen] is. Denn es gehet im Lande und in: Volke [genauer: inmitten der Erde, mitten unter den Völkern, d. i. im Lande Israel sowohl wie im ganzen weiten Umkreis der Erde] eben, als wenn ein Oelbannt abgehftüclt ist; als wenn man nachliefen so die Weinernte aus ist sman wird nur sehr wenig Menschen dort wie hier noch finden Kaki. 17, 5. 6]. 14. Dieselbigen [die wenigen aus Jsrael Ge- retteten, ihres apostolischen Berufs an alle Welt sich freuend und seiner getreulich wahrnehmend] heben ihre Stimme auf, nnd rühmen nnd janchzen vom [mittelländischen] Meer her swelches das heil. Land bespült], über det sin Gericht und Gnade offenbar gewordenen] Herrlichkeit des DErtm 15. So preiset nun [so rufen sie von ihrem Lande am Mittelmeer aus] den HErrn in Grün- den [in den Niederungen ——— nach anderer und dem Zusammenhang entsprechenderer Deutung des nur hier vorkommenden hebräischen Worts: in den Sonnenlanden, den Ländern des asiatischen OstensL in den Inseln des Meers sden Jnsel- und Küstenländern des europäischen Westens] den Namen des Akten, des Gottes Israel [sein in Gericht und Gnade kundbar nnd nennbar ge- wordenes Wesen] 16. sUnd die Aufforderung erschallt nicht ver- geblich, sondern sindet ihr Echo in dankbaren Ge- genliedern von Seiten der aus der ganzen übrigen Sechste Rede. Auf die] Einzel gerichte folgt das End gericht und das Reich Gottes. 81 Welt Geretteten.] Wir sdie wir jetzt schon in Wahrheit zu Gottes Volke zählen] hören [im Geiste an das Ende aller Dinge und in den Herrlichkeitsstand der zukünftigen Gottesgemeine verfeHtJ Lobgesänge vom Ende der Erde kaus jenen Ost-, wie aus diesen Westländern uns Antwort gebend]»zu Ehren dem Gerechten so. i. wir hören Lieder, die das selige Loos aller derer rühmen, die durch den Glauben gerecht und der zukünfti- gen Herrlichkeit theilhaftig geworden Kap. Z, 10; 2S- T— 73 HAVE« T, 4]. Und ich [der Prophet- ivenn ich aus dem schließlichen Heil, das ich eben schaute, mich der Zeit nach etwas weiter zurück- versetze in das schließliche Zorngerichh das jenem vorausgeht] muß sagen: [Sie, die Verherrlichtem schreiten so triutnphirend und jubelnd einher!] Wie bin ich aber [der ich die Kämpfe und Leiden der vorangehenden Zeit mit durchmache] so mager [vor Herzeleidjl Wie bin ich aber so mager suud schier dem Vergehen nahe]! Wehe mir [unier den Zu- ständen dieser Zeit]; denn die Verächter [Gottes auf Erden] verachten, ja die Vercichter [mit einer Sicherheih die ihrer Schande sich noch rühmt] verachten. 17. Darum sum solcher unter euch herrschen- den Gottesverachtung willen] kommt über euch, Einwohner des Landes fdes Erdbodens V. I, wie über das Wild, das der Jäger zuerst aus seiner Ruhe aufscheucht, dann in die Fallgrube oder in’s Fåcitngcxkzarn hineintreibt], Schrecken, Grube nnd r! . Im Hebräischen lauten diese drei Worte: Pack-Hi, pachath, sprich, die etwa deutsch sich wiedergeben lassen: Grausen, Grube, Garn. 18. Und ob einer entflohe vor dem Geschrei des Schreckens sals der ersten von den Gefahren, die aller Arten und aller Orten ihn umgeben] so wird er doch in die Grube fallen [der andern Gefahr er1iegen]; kommt er ans der Grube ssich daraus noch errettend], so wird er doch im Strick gefangen werden salso in jedem Falle seinen Un- tergang finden, sei es so oder so]. Denn [der HErr selbst ist es, der seinen räthfelhaften Gerichts- vollstreckern zur Seite steht und, wenngleich eine Sündfluth, wie die erste, nicht mehr in derselben Weise kommen soll 1. Mos. I, 11. 15., dennoch ähnliche Mittel zur radikalen Ausrottung wie da- mals zu Hilfe nimmt, damit niemand seinem Gericht entrinne:] die Fenster in der Höhe sind aufgethan [1. Mel— 7, 11], nnd die Grundsesten der Erde beben [um, was von oben her nicht er- säuft wird, von unten her zu oerschlingen, wie beim Gericht über die Rotte Korah 4. Mos. 16, 31 ff.]. II. [Ja, der Erdball selbst wird alsdann in «? den allgemeinen Untergang hineingezogeiuj Es l wird dem Lande übel gehen, nnd nichts gelingen, nnd wird zerfallen [richtiger dem Sinne nach und mit besserer Wiedergabe der Lautspiele des Grund- textesx Krachend kracht die Erde, berstend birst die Erde, wankend wankt die Erde] 20. Das Land [Die also zum Wanken ge: brachte Erde, nicht im Stande mehr, sich auf- recht zu erhalten] wird tanmeln wie ein Trunke- ner nnd weggeführt wie eine Hütte shin und her geschwenkt wie eine Hängematteh denn seine fihrej Missethat drückt es [sie, das auf ihr lastende Frevelthun der Menschen drückt wie eine allzuschwere Last, die sie nicht mehr tra- gen kann Pf. 38, 5., sie immer wieder nieder, wenn sie auch sich aufraffen wollte], daß es sdaß sie] fallen muß und kann nicht stehen bleiben [nicht wieder aufstehen]. 21. Zu der Zeit [wo so die Erde selbst zu Grunde geht] wird der HErr sgleichmäßig mit Strafe und Gericht] heimsnchen sdas Oberste so- wohl in der himmlischen als in der irdischen Sphäre, nämlich einestheils] die hohe Ritterschash so in der Höhe sind [nämlich die Thronen und Herrschaften, über welche ein vorläusiges Gericht schon ergangen, über die aber zuletzt noch eine schließliche Verfügung getroffen werden soll Col. I, 16; Judä 16], und [anderntheils] die Könige der Erde, so auf Erden sind sdie sich wieder ihn auf- gelehiit und sich nicht haben zurechtweisen lassen Pf. 2, 2. 10], 22. Daß sie versammelt werden in ein Bünd- lein sbeide miteinander als eine Genossenschaft von Gefangenen, die das Gegentheil ist von dem Bünd- lein der Lebendigen 1. Sam. 25, 29., abgeführt ioerden] zur Grube [dem Abgrund 2. Petri 2,4; Offenb.Kap. 21 ff.], und verschlossen werdenim Kerker sder einigen VerdammnißL und [so] nach langer Zeit [der Geduld und des langmüthigen Nach: sehens, welche des HErrn Gnade den Weltmächten und der Welt überhaupt, mit dieser und iim ihrer willen bis zu einem gewissen Grade aber auch seuen Himnielsmächten geschenkt] wieder sdies Wort steht nicht im Grundtext, eher ist dem Sinne nach zu ergänzen: endlich] heimgesucht werden. 23. Und der Mond wird sieh schämen, und die Sonne mit Sehanden bestehen finfofern die für die Zeit des gegenwärtigen Weltlaufs ihnen über- gebene Herrschaft 1. Mos. 1, 16, 18 mit dem Ende dieses Weltlaufs nun selber ein Ende hat Kap. 60, 19 f.; Offenb. 21, 2Z1- wenn der HErr Zebaoth sieht, nachdem der Fürst dieser Weithin- lveggethan und der Herrschast der Sünde und des Todes ein Ende gemacht ist, im ganzen. vollen . Maße] König sein wird [1. Cor. 15, 281 auf dem Berge Zion und zu Jerusalem [der Central- stätte seines, die ganze neue Welt umfassenden 82 « Jesaia 25, 1--—12. Gvttestsichs Kot» 10, 12], und vor feinen Aeltesten in der Herrlichkeit [vor den, in die unmittelbarste Nähe ihres himmlischen Königs verfetzten Aeltesten der Gemeinde, die da seine Herrlichkeit wider- strahlen und Theil nehmen an seiner Herrfchaft Z. Mos. 24, 9 sf.; Matth. 19, 283 Ofsenb. 4, 4]. Das 25. Kapitel. Danlifaguug für diezfoktpflanzung des Reiches Christi. II· V. l—l2. Da unser Zur-optici, wie wir ihn in nah. 12 haben liennen lernen, zugleich ein psalmlst ist, so feiert er, was er im vorigen Kapitel geschaut, nunmehr in einem Liede, damit den Stand der Dinge, wie er am Ende der Tage sein wird, als einen Stand loborei- senden Dankes sharaliterlsireiid Ab. 1—5). Indem er aber so in das Geweisfagte sitt) versenkt und daraus srtjövsh führt er dasselbe wcisfagend weiter nnd lehrt uns jenen Stand ferner als einen Stand seligen Genusses, der durch lceine Iiörende Beimischung getrübt ist, trennen. sit. 6—8). Von Uenem zu Psalm nnd Lobgesang sich erhebend, alsbald aber in den Ton der Weissagnng wieder einlenlreiid, zeigt er sclbigen Stand eiidlichsals einen Stand dersefriedignng nach langen! Harren nnd der sihnlzreicheii Beiwohnung des ihErrn nach langer Schmach von Seiten der Widersasher Ob. 9-—12). 1. HErtJ du bist [im ganzen und vollen Sinne, weß du dich mir versprochen hast L. Mos. 20, 2; Pf. 81, u] mein Gott [Ps. 118, 28]; dich preise ich sschon im Voraus die Gefühle und Herzensbedürfiiisse derer ans-drückend, welche die vorhin beschriebene Herrlichkeitszeit Kap. 24, 14 ff. 23 erreichens Ich lobe deinen Namen, denn du thust Wunder swie es nunmehr, am Ende der Zeit, im allerhellsten Licht zu Tage getreten ist Pf. 77, 12]. Deine Vornehmen von Altein her [die Rathschlüsse, die du vorlängst gefaßt und längst auch kund ethan Kuh. 46, 9 f.] sind treu und wahrhaftig [in einem Umfaiige nnd mit einer Fülle ietzt·ausgeführt, wie es deiner Treue und Wahr- haftigkeit entsprichts » 2. Denn du machest sgenauerx hast gemacht] die Stadt [die iii Kap. 24, 10 gemeint war«] zum Steinhaufen [daß sie nichts mehr vom Wesen einer Stadt an stch trägt]; die feste seiner steilen, nnbezwinglichen Burg gleichende] Stadt, daß sie fals Name] auf einem Hausen liegt; der Fremden Palast [die Stadt der Feinde des Volkes Gottes, die einem weitläusigen Pracht- oder Palasibau glich], daß fsiej nicht mehr eine Stadt sei [Kap. 17, 1], und nimmermehr gebaut werde. V) Doch kann man das Wort auch in seiner Allge- meinheit und Unbestimmtheit lassen, ohne an irgend lvelche einzelne, am wcnigsten historisch individuelle Stadt zu denken. »Es liegt ja in der Natur dcr Sache, daß sicl) zu allen Zeiten das Weltivefeii mehr oder weniger als Weliftadt concentrirt darstellt.« Z. Datum [weil ,,deine Urtheile nun offenbar geworden« Offenkx 15, 41 ehtet dich [durch deine großen nnd wuudersamen Werke von deiner All- macht überzeugt] ein mächtig [nach andrer Ueber- setzung: strenges] Volk sdas sich dem Gehorsam des Glaubens nur mit Mühe hat beugen lassen], die Städte gelvaltiger sgenauerx gewaltthätigerj Heiden [die in despotischer Unterwerfung anderer ihren Ruhm fanden] fürchten dich ssich selber fortan» dir unterwerfend Ossenlk U, 13]. 4. Denn du bist [das ist der thatfächliche Er- weis deiner Herrlichkeit, der in allen Ereignissen der vorangegangenen Weltzeit zu Tage getreten] der Geringen Stärke, der Armen Stärke in Trüb- sal sdeiner bedrückten und bedrängten Gemeinde Bollwerk in der Noth, die sie von ihren Wider: sachern zii erleiden hatte]- eine Zuflucht bot dem Ungewitter [Kap. 4, 6], ein Schatten vor der Hitze, fund dann] wenn die Tyrannen wiitheu sein so fester Halt, daß all ihr Wüthen so vergeblich isi], wie ein Ungewitter [umsonst] wider eine Wand [die sest gegründet ist, seine Wnth ausläßt, siiite- mal alle Schloßen nnd Regengüsse an ihr sich brechen, ohne sie hinwegzuschweinmen]. 5. Du demüthigest der Fremden Ungestüm fdae ungeslüme Wüthen der Feinde wider deine Kirche] wie [du zu dämpfen weißt durch eine fchattige Wolke] die Hitze in einem lvhnedies ichovl dürren Ort [so daß sie auch da nicht alles verderben kann, sondern selbst in der Wüste noch etwas wächst und gedeihet], daß die Hisze [im Gegentheilj den Reben der, Tyrannen verderbe fihre auf das Verderben der Kirche gerichteten Anschläge Kap. 17, 10 f. zu Schanden machen mußt« und die Wolke sunter welche du die Deinen birgst, ihnen] detlznoch sobgleich sie viel anszustehen haben] Schatten c e . g is. Und der HErr Zebaoth [wenn er nach solcher Demüthigung der Feinde und Errettung der Freunde in der Kap. 24, 23 beschriebenen Weise nun Kö- nig ist] wird allen Völkern ssoviel ihrer sich feiner Bundesgemeinde durch den Glauben zugesellt haben] machen auf diesem Berge fals der Stätte seiner« Gnadengegenwart und der Anbetung von Seiten der Gemeinde] ein [Mahl, das in Speisen und Getränken das Trefflichste bietet, was irgend sich aufbringen läßt] ein fett [aus den markigsten Stoffen bestehendes] Mahl, ein Mahl von reinem sedlem und wohl abgelagertemj Wein, [ja, diese Ausdrücke genügen lange noch nicht, die Herrlich: keit und überschwäugliche Fülle dieses Mahles au- zudentenz wir inüssen vielmehr es nennen einMahlj von Fett, von Mark [von Fettfpeifeiy die noch mit Mark· versetzt sind], von Wein, darin keine Hefe [der nicht blos recht dnrchgegohren hat, sondern auch vor dem Trinken noch siltrirt worden] ist. Geistlicher Genuß ist häufig unter dem Bilde leib- lichen Essens und Trinkens dargestellt (Kap. 55, I .; Dankpfalm für die neue Schöpfung, das Reich Gottes. 83 Pf, 23, I f. s; se, 9 s; Osfenb. a, Los; uoch näh» trifft es, wenn die Verheißung der großen Zukunft Unter dieser Form ausgesprochen ist (Kap. 65, 13; Pf. 22, 27. so; Besuch. 8, 11; 22, 1 ff; ge, 29; gut. 14, is; Osfenb. s. it. l9, 9; 22, 2). Ein Vorbild dieses Mahls war jede Opfermahlzeit alttesiamentliehcr Glaubensge- nossen ff. Anm- zu 2. Mof. 20, 343 3 M. 3, 17). Außerdem vgl. 2. Mof. 24, 11; 1. Ehren. 17, Z. sDrechslerJ — Der Klang des Verfes ist unnachahmlich malerischz er ist eine fröhliche Musik zur himmlischen Nial)lzeit, es ist, als ob man Streichinftruinente in schnellftem Bogenwechfel spielen hörte. fDelitzschJ ·7. Und er wird auf diesem Berge das Hallen ff. v. a. die Hülle] wegt,«hun, damit alle Völker [in ihrer jeßigen geistlichen Blind- heit] vethüllet sind, und die Decke fder Dumpfheit und Stumpfheit für’s Geistliche) da- mit alle Herzen sauch die Jsraels Kap. 29, 10; 2.Cor.3,15f.] zugedeckt sind. Das folgende Wörtchen »Denn« steht im Grund- iexte nicht, es tritt vielmehr ein neuer Gedanke auf, der mit dem vorigen in keiner unmittelbaren Verbin- dung steht. 8. Denn er wird den Tod verschlingen sin sich aufnehmen, d. i. in den Zorn über die Sünde, aus dem er ihn herausgesetzt hat Röm. s, 23., zurücknehmen, da die Sünde nun getilgt und der Zorn aufgehoben, ihn zurücknehmem so daß er nicht mehr existirtJ ewiglich« fund der, der alles verschlungen hat, zuletzt selber verschlungen wird, um nimmer wieder hervorzukommen l. Cor. 15, 53 ff; Osfenb. 20, 14]. Und der HErr wird die Thrcinen [diefen Inbegriff alles Uebels von fubjektiver Seite, wie der Tod dessen Inbegriff von objektiver Seite ist] von allen Angefichten [derer, die durch feine Gnade sich haben retten lassen] abwiskhen [Kap. 35, l0; Osfenb. 7, 17; 21, 4], und wird aufheben die Schmach seinesVolkes [Jsrael, das noch besondere Ansprüche vor allen andern Völkern an feine Gnadenerweifungen hat] in allen Landen [dahin es zerstreut worden, indem er gerade dieses fein Volk, das um seinetwillen am meisten Schmach und Mißhandlung erfahren, im Reich der Herr- lichkeit zur höchsien Ehrensiufe erhebt« Kap. 24, 23. Das alles aber wird gewißlich also ge- schehen]; denn der HErr hats gesagt. «) Im Grundtext: rsggs (1a—nezach). »Hier ist es, wo eins der tieffinnigften Worte, welches die heil. Schrift hat, in’s hellste Licht tritt: Ganzheit (Ps. 31, l: sogar, d. i. ganz und gar), Wahrheit (Habak. I, 4: kann keine rechte Sache gewinnen = nicht nach der Wahrheit wird Recht gesprochen) Kraft, Dauer (Hiob 34, 36: bis an’s Ende oder bis aufs Aeußerste), Sieg (1. Chr. 15, 54: ist verfchlungen in den Sieg), ja sogar nach erster Grundbedeutung Aug; bedeutet im Shrifchern l) glän- zend fein, 2) siegen) reiner Glanz — alles vereinigt sieh, zu bezeichnen den Sieg der Verklärung im Gegen- fasz von Max-eilt, Tod» (Stier.) s— Hi) Glelchivicy tiachdenr der Zlitensch vom Baume der Erkenntnis; ge- gessen hatte, Verfinsterung im Geistlieben eintrat, am Ende aber der Tod, so werden sie einstens essen vom Baume des Lebens, da dann jeder Sinn für das Gött- liche ausgeschlossen, Herrlichkeit sein wird ohne Ende: Osfenb. 22, 2 ff. (Dreehsler.) 9. ZU der Zeit swo nun der HErr in offen- barer Gegenwart da isi als Ueberwinder des To: des, als Trockener der Thränen, als Erretter fei- nes Volkes] wird man svornehmlich auf Seiten der Erlöfeten aus diesem feinem Volke V. s] sagen: Siehe, das [der also sich herniedergelaffeii und uns befucht hat als der Aufgang aus der Höhe LUk- I, 781 ist unser Gott, auf den wir harren, nnd er wird uns helfen [befs·er: auf den wir, die Gläubigen in Israel, von den Zeiten der Väter her 1. Mof. 49, 18 se und je Pf. 42, 6.12;Ief. 8, 17 harreten, daß er uns helfe]; das ist der HErr, auf den wir harren [harreten, under hat auch in der That geholfen; darum gebühret uns nun], daß wir uns freuen nnd fröhlich sein in feinem Heil smicnoch ganz an- derer Lust und Seligkeit, als vordem unsre Herzen er· süllte, wenn wir seiner vorlaufenden Gnadenwunder gedachten Pf. 118, 24]. 10. [In dieser Weise wird im Lande der Ver- heißung diesfeit des Jordan Jubel und Frohlocken herrfchenJ Denn die Hand des HErrn ruhet ssegnend und helfend, schützend und schirmend] ans diesem Berge [auf dem Berge Zion und zu Je- rusalem, da er König ist vor seinen Aeltesien in der Herrlichkeit Kap. 24, 23]. Moab aber [im Lande jenfeit des Jordan, als dasjenige Volk, welches Gottes Volk fürchtete und versluchen wollte, darnach aber es zum Abfall und zur Unzucht zu iserleiteli suchte 4. Mof. 22, 1 ff; 25, 1 ff., um) so ein Hauptrepräfeiitant der Feinde des Reiches Gottes ist] wird unter ihm [unter den Füßen des- selben HErrm der feine Hand segnend und schützend Tiber das gerettete Israel walten läßt] zerdrofchen [niedergestampft] werden fdaß es in den Pfuhl hinunter muß1- wie Stroh zerdrofchen wird and wie Koth fbesserx wie Stroh, damit es ver- faule und zu Dünger werde, zerdrofchen wird in Misigruben-Jauche]. »Ein fchknntziges Bild, aber eben als folches mit Fleiß gewählt nach Maßgabe des verhaßten Gegen- standen« 11. Und er fder HErrJ wird seine Hände aus: breiten mitten unter fle [die wie die brausenden und fchwellenden Wogen sich nicht wollen bändi- gen lcissen], wie sie ein Schwimmer ausbreitet, zu schwimmen [die Wasserfiuthen hinunter zu drücken, sich aber oberhalb derselben zu erhalten]; und wird ihre Pracht [all ihr hoffärtiges Wesen, von dem in Kuh. 16, 6 die Rede war] niedrigen [hinunter- zwingen in die Tiefe] mit den Armen seiner Hände [daß es nicht wieder herauskommen darf], 12. Und die hohe Festung eurer fder Moabiteej 84 Jesaia 26, 1—I7. Mauern [dahinter ihr euch geborgen glanbtet] beugen, niedrigen nnd in den Staub zu Boden werfen sdaß sie nimmer wieder aufstehn]. Das 26. Kapitel. Alismunteruug der Kirche, Hatt in Trübsal zu vertrauen. M« V. t-—2t. Jia dein Siegesjubel der Zukunft, wie er in dem vorangehenden Kapitel laut geworden, werden in der Zrasl dessen, der zur Zeit non) der leidenden nnd streitenden Ktrnfe angehört, verwandle Töne der glau- benemntlitgen Zuversicht man« diese entströmen dann dem Mund: des Propheten in niächtigeni Grgusse durch das ganze vorliegende Kapitel. Im ersten Theile dieses Kapitels its. 1—10) hat er es zunächst mit dem neuen Jerusalem zu thun, das zu einer iotrliltni nnüberwiiid liehen Festung erhoben wird wahr-end Manns feste Städte ninits weniger als das sieh erwiesen haben), nnd mit einer Bevölkerung finz füllt, die nicht einen Flenien oder Kanzel oder deß etwas hat; darauf besnfäftigt er sen) weiter mit dem gewissen Grund des Hoffens und mit der eben so zuncrsichlliclsen als fehnfiichtigen Erwartung. Im zweiten Theile w. 1l——2t) folgen zuerst verfehle- dene Gebetsruftz ein jeder mit »Herr-r« beginnend, meinte den Inhalt des Glaubens, zu dem der proohet freudig sitt) betiennt, näher darlegen nnd zugleich den Grund be— zeichueu, auf welnjem solcher Glaub: beruht; darnnnj folgt eine Vermahnung an das Volli Gottes, das in« stiller Geduld eine Zeit lang an der bloßen Hoffnung sen) soll genügen lassen, bis die in Jtnssieht stehende große Ja— lianft wirklich erscheint. 1. ZU der Zeit [wo man diesseit des Jordan so fröhlichen und triumphirendeu Herzens ist, während in Moab jenseit des Jordan es den Städten des Landes und den Leuten dieses Volks so übe! ergehen Kap. 25- 9 g] wird man ein solch Lied singen im Lande Jud» Wir haben san un- srer Haaptstadt Jerusalem] eine feste Stadt [die in Wahrheit allen Angriffen der Feinde zu trotzen Vermag Pf« 87- 1]- Mauern und Wehre [der- selben] sind [nicht todtes Gesteiiu sondern das vom HErrn ihr geschenkte lebendige und nie sich aus: lebende] Heil [Kap. 60, 18]. Z. IDa werden nun, wenn dies neue Jerusalem, eine unmittelbare Schöpfung Gottes Offenb·2l, 2., it! die Erscheinung tritt, die Chöre der zur Bürgerschaft berufenen, ähnlich wie einst bei Einführung der Butt- deslade 2.Sam. 6, 12 ff» die Chöre der den Zug Be- gleitei1den Pf. 24, 7 n. 9., rufe-in] Thus dieThgkk auf, daß herein gehe das gerechte Volk [Kap. 24, IS]- dns den Glauben fdie Bnndestreiie gegen den HErrm der selbst sich so treu erwiesen Pf. St, 241 betvahret lund die heiligen Engel werden, wie vormals die Levitenfänger unter Obed-Edoin und Jehiel 2. Sam. 6, 15 Anm., dem Ruf auch Folge leisten] Dies (V· 1 n. 2) die beiden Beziehungen, in wel- cheii dem Propheten gerade damals die Unangeinesseni heit zwischen Jdee und Wirklichkeit auf das schmerzlichste entgegentrat: eine Stadt, die den dazumal beständig drohenden Gefahren einer Vcdrängntß, einer Einnahme durch die Heiden entnommen wäre; eine Büegerschcifn die im Stande vollkommener Heiligkeit, alles Aergerntß vermiedel (Drechsler.) Der Dichter von Pf. 118 hat in V. 19 f. unsere Stelle auf die Verhältnisse feiner Zeit übertragen. Z. Du [o HErrJ erhältst [dann diesem Volk des neuen Jerusalems] stets Frieden nach gewisser Znsclge fiiidem ihm alle die auf deine Heilsratly fchlüsfe gegründeten Verheifzungen gelten]; denn man verlässet sich auf dich fes ist ja auch die Be- dingung dazu, nämlich das festeHangen an dir, in den Herzen vorhanden Philipp. 4, 7]. 4. Darum [so ergeht im Jiiteresse solcher Frie- denserhaltung die Mahnung von oben, ans dem Chor der heiligen Engel V. 2, an die zu Jeru- allem] berlasset euch auf den HEern ewiglich; denn Gott der HErr [hebr. JahJehovah Kap. 12, 2], ist [wie sein Name in höchst möglicher Steigerung des Ausdrucks L. Mos. 3, 14; 6, 3 besagt] ein Fels ewiglich [5. M. 32, 4]. Z. Und sdas hat er auch in den Ereignissen der letzten Zeit fattsam erwiesen, sich da als einen Felsen bewährt, an welchem alles zerfchellt, was wider seine Gläubigen anftürmtz denn] er benget [wie an dem Sturz der moabitischen Städte Kap. 25, 12 nnd iioch mehr an dem der Welt- stsdt KAiL 24- 10 ff. zu sehen] die, so in der Höhe [wie auf einem steilen, unbezwinglichen Felsen] wohnen; die hohe Stadt titedrtget er [dafz sie von ihrer Höhe, auf der sie für unangreifbar sich hielt, herunter muß] ja, er stdßct sie zu der Erde, daß sie im Staube liegt, e s. Daß sie mit Füßen zertreten wird sals eine der Verachtung für immer preisgegebene], mit Füßen der Armen, mit Fersen der Geringen keinm- lich derer, die sie selber vormals zertreten und mit Schmach überhäuft hatte Katz. 25, 4]. 7. Aber [die, welche nach dem Urtheil der Welt jetzt irre gehen, erfcheiiien dann in den: gerade entgegengesetzten Lichte] des Gerechten Weg [das wird dann, wenn das Ziel dieses Weges nun er- reicht ist, klar heraustreten] ist schlecht [geht in gerader Linie, auf wagerechter oder ebener Fläche fort Kap. ad, 4 Anm.], den Steig des Gerechten machest du [o HErr, wie mit Setzwage und Richt- fcheitJ richtig [daß er sichereii und unaufgehalteneu Schrittes zum erfehuten Ansgauge führt Sprichw. it, 26J. Z. fDas wissen die Gerechten auch gar wohl, daß cs schließliclz also niit ihrem Pfade sich verhalten werde, uiid streckcii sehnlich und erwartungsvoll nach diesem Ausgang« lich aus-l Denn wir warten auf dich, HEtr sfprechen sie hier, in der Zeit, solange ihre Wege noch als krumm und verkehrt bei den Kin- dern der Welt bei-schrieen sind], im Wege deines Rechten sdaß du auf dein Wege deiner Gerichte über dieWelt endlich als iinfer Erlöser kominest]; Aufmuiiteriiiig der Kirche, Gott in Trübsal zu vertrauen. 85 des Herzens Lust [und Verlangen] stehet zii dei- nem Namen nnd deinem Gedcichtiiiß sdaß du durch eine recht herrliche Offenbarung deiner selbst dich in deinem hochheiligen und gerechteii Wesen uns wieder zum lebendigen Bewußtsein und Angedenken bringest]. I. Von Herzen begehre sdenn auch] ich sder Prophet, der ich als ein Glied deiner jetzt noch sireitenden und dann triumphirenden Kirche mich weiß] dein des Nachts [in der gegenwärtigen Trübsalsnachth dazu mit meinem Geist in mir toache ich frühe [noch ehe von dem anbrechenden Morgen sich schoii etwas merken läßt] zu dir sum mit dem Auge des Glaubens die Spuren deines göttlichen Waltens in dem Gange der Schicksale wahrzunehmen, und habe darum selbst die Zeit deiner vorlausenden Gerichte lieb]. Denn wo [d. i. immer dann, wenn] dein Recht in! Lande gehet [deine Gerichte die Erde treffen], so lernen die Einwohner des Erdbodens Gerechtigkeit sindem sie dadurch zur Erkenntniß und Aneignung dessen, was recht ist, gebracht werden Pf. 9, 17]. 10. Aber [dagegen] wenn den Gottlosen gleich sin einem fort] Gnade angeboten wird sum das Land vor Strafgerichten zu bewahren] so lernen sie doch nicht [wie es recht wohl sein könnte, wenn sie durch Gottes Güte sich wollten zur Buße leiten 1assen Rom. 2, 41 Gerechtigkeit, sondern thun nur findem sie dadurch zu frevelhafter Sicher- heit sich verleiten lasseii, desto mehr] Uebel sauch] im richtigen Lande swo sonst alles recht steht und reviich hergeht]; denn sie sehen des HErrii Herr: lichieit nicht ssondern es hängt die Decke vor ihrem Herzen Z. Cor. 3, 15]. 11. HEriz deine Hand ist [ivohl ietzt schon in dem, ivas du bisher gethan] erhbhet sdaß jeder- inann sie sehen sollte], das sehen sie [aber dennoch] nicht; wenn sie es aber sehen werden sund es wird eine Zeit kommen, wo sie es sehen müssen, mögen sie wollen oder nicht], so werden sie zu Schanden werden im Eifer über die Heiden [denen sie den Eingang in dein Reich so gern wehren möchten und doch nicht wehren können]; dazu wirst du sie mit Feuer, damit du deine Feinde verzehrest, verzehren. Wenn die Gottloseii werden die erhöhete Hand des HErrn sehen, daß sie die aus den Heiden gesammelte Fiirche nicht unterdrücken können, so werden sie darüber in Zorn und Eifer gerathen, bis sie zu Grunde gehen. (Luther.) 12. Aber Uns, HErr, [den Gläubigen aus Israel, die deine erhöhete Hand jetzt schon sehen und sie fürder sehen werden] wirst du Friede schaffen suns dazu aushelfen]; denn alles, was wir ausrichten [seither zu Stande gebracht haben], das hast du uns gegeben [so daß es nicht unser Selbstwerh sondern nur dein Werk an uns und für uns gewesen ist]. 13. HEry unser Gott, es herrschen wohl sin dieser Zeit, wo noch der Faden der Weltgeschichte sich abwIckeItJ andere Herren über uns, denn dii [der du unser einiger rechtmäßiger König bist]; aber wir gedenken doch allein dein und deines Namens [es wird doch einmal die Zeit kommen, von deiner Hand herbeigeführt, wo trir deinen Namen dank« bar feiern können, weil du von alle dergleichen fremden Herrschern uns frei geinacht]. 14. Die Todten bleiben nicht leben [diejenigen, welche jetzt noch unsere Zwingherrn sind, sind schoii so giit wie todt und werden nicht ewig leben Knie. 14, 4 ff·], die Verstorbenen sdie vormals unsere Zwingherren waren, aber nun in die Unter: welt hinabgefahren sind] stehen nicht auf [in deni Sinne, daß sie noch einmal ihre Herrschaft auf Erden erlangen sollten]; denn du hast [damit, daß du sie von der Erde hiniveggenomtnen und in das Todtenreich versetzt hast] sie heimgesucht und [für immer] vettilget, und [dergestalt] zu iiiehte gemacht all ihr Gedåchtniß sdaß wir nicht einmal dnrch die Erinnerung an sie in dem süßen Friedensgenusse, der unser wartet, gestört werden] 15. Aber du, HErr [währeiid unter deni Drucke der Zeit deine Gemeinde wie vernichtet und aiisgerottet erscheint Pf. 66, 12] fåhkkst for: unter den Heiden [dir Glieder derselben zu sam- meln], du fiihrest immer fort unter den Heiden [dein Reich auszubreiten], beweisest deine Herrlich- keit sin großen Zeichen und WundernL nnd kommst ferne [dringst mit der Predigt deines Worts immer weiter] bis an der Welt Ende. Luthens Uebersetznng hängt mit seiner Grundansicht voii dem Inhalt des ganzen Stücke! iii Kap. 24—27 zusammen; er deutet dasselbe auf die ,,Berwüstung der Synagoge und des jüdischen Volks, von welcher Chri- sius in Matth 24, 15 redet,« und giebt zu unserm Verse die Erklärung: »Du vermehrcft deine Kirchc durch die Bekehrung der Heiden, nachdem die unglänbigeSiy nagoge verworfen worden, und also herrschet deine Herrlichkeit durch das Evangelium bis an aller Welt Ende« Ncuere Ausleger haben zum Theil eine ganz andere Auslegung und Uebersetzung; es thut aber nicht noth, näher darauf einzugehen, da überhaupt ein cr- schöpfendes und allfeitig befrirdigendes Versiändniß des ganzen Abschnitts, wie es bei einer Stelle, in welcher »der Propbet, von der unmittelbaren Aeußerlichkcit der Zeitgeschichte abgewendet, sich in ienseitigen Tiefen be- wegt,« kaum anders sein kann, noch nicht erreicht ist. Its. sBlickcn wir voii der schließlichcn Erlösung in V. 1—7 noch einmal, wie schon in V.8u.9 geschehen, auf die vorangegangene Trübsalsnacht zurück, so hat diese ihren besonderen Seaen gehabt, sie hat uns beten gelehrt] HErn wenn Trnbsal da ist» sdas hat sich auch da bewähren, so suchet man dich; wenn du sie [dieDeinigen] zuchtigest, so rufen sie angstlich [oft freilich nur mit stillem, sprachlosem Flehen Pf. 18, 7; 77, 4; Hof. 5, 15—6, 1ss.] 17. sAber auch die Erkenntniß unserer tiefen Ohn- macht und wie niitzlos und vergeblich alle eigne An« strengung zur Hcrlscifiihrung des Heiles sei, hat uns 86 Jesaia 26, 18——21. 27, 1——-G. die Ttübselgebrachtl Gleichwie eine Schwangera wenn sie schier sann bald] gebciren soll, so ist ihr angft fdaß sie kreiset nnd sich windet], fchteiel in ihren Schmerzen [und arbeitet aus allen Kräften, die Stunde der Erlösung herbeizuführen]: so geht-s uns auch, Horte, vor deinem Angesichte [in Beziehung auf unser Verhältnis; zu dir, vgl. Joh. 16, 21; Offenb. 12, 2]. 18. Da [wenn es sich um den Tag des Heils und der Erlösung handelt] find lvit auch schwan- ger und ist uns bange, daß wir kaum Odem holen [als vermöchten wir mit unserm Ringen und unsern Anstrengungen das Heil aus uns heraus- zusetzen]; noch können wir dem Lande nicht helfen svielmehr dauert sein Strafzustand unter dem Drucke der Weltmacht fvrt], und die Einwohner auf dem Erdboden wollen nicht fallen sein neues, das öde Lands« von neuem bevölkerndes Geschlecht ergiebt sich nicht als Frucht unsrer Geburts- wehen]. II. Aber [da, o HErr, wirst mit leichter Mühe und in einem kurzen Augenblick eine neue Bevölkerung aus denen schaffen, die bereits als Leichen im Grabesstaube liegen; denn] deine Todten [die in dir und um deinetwillen gestor- ben, nachdem sie in ihrem Leben zu deiner Ge- meinde gehört hatten Pf. 44,23] werden leben swieder ausleben], und mit dem Leichnam auferstehen [genauer: und meine, d. i. des schon im Tode entschlafenen Gottesvolkes Leich- name werden auferstehen Hes. 37 I, ff.; Offenkx 20, 4 ff.]. Wachet auf und rühmet [tretet mit ein in unsre jubelnden, srohlockenden Chöre], die ihr [einst im HErrn entschlafen, noch] lieget unter der Erde [so wird es dann heißen von Seiten derer, die von Gläubigen noch im Leben find 1. Thess. 4, 13 ff.]; denn dein Thau [so rufen sie weiter, mit glanbens- und hofsnungsvollen Gebeten an den HErrn selbst sich wendend] ist ein Thau des grünen Fel- des [von dir geht eine verborgen wirkende Kraft aus, die ebenso die Leiber der Verstorbenen zu neuem Dasein ruft, wie nach bisheriger Weltord- nung der Thau, der vom Himmel fällt, die Erde befruchtet, daß sie in Frühlingsgrün sich kleidet] Aber das Land der Todten wirst du stür- zen [die dem Tode verfallenen Gottlosen zwar auch wieder aufwachen lassen, doch nur zur ewigen Schmach und Schande Dan. 12, 2., und dann den Tod und die Hölle in den feurigen Pfuhl werfen Offenb. 20, 14]. Die letzten Worte des Verses werden von andern Eklnolcgern vielmehr so übersetzt: und die Erde ——- Schatten läßt sie fallen oder gebiert ne. Die Erde, die Schatten der Verstorbenen in stch fchließend, wäre darnach als ein großer Ntutterleib gedacht, der zu seiner Zeit auf des HErrn Wort von sich giebt, was bisher in ihm dem Erwacheti cntgcgenschliimmerte 20. Gehe [denn, bei so herrlichen Olusfichteii für die Zukunft, statt mit eigener Kraft in viel Rennen und Laufen der über dich verhängten Heimsuchung begegnen zu wollen] hin, mein Vol! [Jsrael, zu dem auch ich, der Propbet, zahle] in deine Kammer, nnd schlenß die Thier nach dir zu [um in stiller Einkehr und in Gebet ein oerborgenes Leben zu führen Matth. e, 6]; verbirg dich einen kleinen Augen: biick, bis der Zorn siiber die gerichtsreife Welt] voküdergehes [und dann auf einmal, ohne daß von deiner Seite etwas anderes, als stilles Warten in Geduld nöthig wäre, der Tag der Erlösung kommt] » 21. Denn siehe, der HErr wird ausgehen von seinem Ort« [da er in seiner ganzen Herrlichkeit sich offenbart, obwohl es auf Erden so scheint, als wohne er dort in völliger Zurückgezogenheit und kümmere sich nicht um das, was hienieden geschiehtL hetmzusnchen die Bosheit der Einwohner des Landes [besser: der Erdbewohner] uber sie san ihnen, sie dafür zu strafen], daß das Land sdie Erde] wird offenbaren ihr Blut szu Tage bringen das von ihr aufgenommene Blut der von den Gottlosen frevelhaft Umgebrachten], und nicht weiter verhehlen [in ihrem Schooße verborgen halten], die drinnen [auf Erden, »besondere«; aber im Lande Israel, unschuldig] erwurget sind. V) »Bei den letzten Gerichten ist nur das Grab, der Hades, die sichere Kammer, wo die Frommen be- wahrt werden im Frieden, bis das Gericht vorüber ist: Kap. 57, 1f.« Unser Wort läßt sich daher sehr gut als Leichentext verwerthctix I. Gehe hin in deine Kam- mer, Gottes Volk, geh in das Grab; geh mit Freuden, deinen Jammer legst du dann auf einmal ab· Sci getrost, auf allen Seiten werden Engel dich begleiten. 2. Geh, wenn deine Zeit verflossen; denn die Thüre wird nach dir fest und eilends zugeschlosseru Engel hatten Wach’ dafür, und die Zeit wird bald vergehen bis zum frohen Auferstehew — «) Das Ausgehen des HErru von seinem Ort, von seinem heil. Tempel (Micha l, 3), seinen! erhabenen Stuhl (Kap. 6, l) ist ein solches Ausgehen seiner Kraft und Gegenwart, bei welchem der Ausgehende doch zugleich daheim bleibt (ogl. Joh. Z, 13). Dies beruht auf dem Wesen des ewigen Geistes. sSchmiederJ Das 27. Kapitel. gottes kgericljt über alle Verwüster des geist- lichen Weinberg-es. U«- V. 1——13. Zu der letzten Zeit, welche der prouhet im Geiste schaut, werden zuoötderst alle wtdergöttlichcn Mäitjte beseitigt sitt. 1), nnd es wird hierauf eine Ge- meinde hergestellt werden, die ein Weinberg deo denen Weines ist, von dem HErrn behntet nnd geseuchtet nnd seiner Gnade nnd seines; Friedens verfiaiett tu. 2—5). Mit scgenoreiajeu Früchten wird nun dag wiederge- uflanzte nnd in neuer weise erblühende Israel den ganzen Erdboden etstillen Ab. 6). Da wird cg dann offenbar, in welcher Weise nnd für welchen Zweit( der Vertilgung der widergöttlichen Mächte und Herstellung der Gottesgemeinda - 87 hErr sein Voll: heimsucht nnd züchtigt; aber durch diese Jäitjtigung ninß er wegen seiner gegenwärtigen Beschaf- fenheit nothwendig erst hiadurits und eine tief rrniedrigende tseiuisnchang seiner Hauptstadt erfahren (ilI. 7—1l). hat dann iheimsuihnng und Züchtigung ihren ltweite erreicht, so wird Gottes voll: in dem vorigen Lande seines Erb- iheils aaih wieder Bestand gewinnen; nicht nur der Tod, sondern aneh Jtssnr nnd Egnpten müssen ihre Gefangenen heran-gelten, nnd es wird Eine große, den HErrn im Geist und in der Wahrheit anbeteade Gemeinde zn Je— rusalem sein w. 12 n. 13). 1. Zu der Zeit [von der so eben die Rede war Kap. 26, 21 und auf die schon in Kap. 24, 17 ff. hingewiesen wurde] wird der HErr heim- suchent mit seinem harten, großen und starken Schwert fdas nicht biegt und bricht, sondern alles durchhaueh überallhin reicht und, weil von einem gewaltigen Arm geführt, auch viel ausrichtet], beide «· den Leviathan shier s. v. a. gewundenes Ungethüm Hiob 40, 20 Anm 1], der eine schleehte swagerechte oder gesirecktes Schlange, und den Leviathaty der eine krumme Schlange ist; und wird die sgenauerx den] Drachen im Meer« etwütgen [erschlagen]. «) Das von Liither so oft gebrauchte Wort heim- suchen ist s. v. a. daheim oder zu Hause aussuehenz von Gott gebraucht bezeichnet es bald einen ausgczeichs neteu Gnadenakt (l. Mof 21,1; 2. M. Z, 23 ff.; l. Sam. 2, 21 u. s. w.), bald einen Ausbruch seines gerechten Zorns (2. Mos 20, 5; Jereni.6. s; 15, 3), also einen Akt der göttlichen Strafgerechtigkeit. In die- sem Sinne steht es auch hier. —- -") Der Ausdruck beide ist bei Luther und in den älteren Agendeu viel· fach ein adverbialer Begriff, der unserm jetzigen «sowohl -—— als auch« entspricht; nicht selten werden nach diesem Wörtleiu nicht blos zwei, sondern drei oder noch mehr Sachen aufgeführt (z. B. schreibt Luther in der Aus- legung des 15. Kuh. des 1. Briess an die Corinther vom J. 1534: ,,er wird hinter sie kommen beide mit Pestilenz theurer Zeit, Krieg und Mord«). Es ist da- her keineswegs zu billigen, wenn die in der Cansteinschen Bibelanstalt 1867 erschienene, von einer besonderen Com- misston veranstaltete revidirte Ausgabe der Lutherschen Uebersetzung des N. T. das Wort als adjektivisches Zahlwort behandelt und durch alle Casus deklinirt (Röm. l, 14: beider; Röm. 11, 35: beides; I. Cor- 1, 24: beiden u. s. w.). — Eis) Es sind hierunter die widergilitlichen Mächte je licher Art und jeglicher Sphäre zu verstehen, die Herrschaften in der Höhe, die ihr Für· fteiithum nicht behalten haben, nnd die Könige und Reiche auf Erden, in welchen die ividergöttliche Natur- macht Gestalt gewonnen hat; sie werden beide alsdann dem Strasgerichte verfallen. Jnsofern aber die wider« göttlichen Mächte dieser Welt für den Gesichtskreis un- sers Propheten unter Assyriem Babhlonien und Egyp- ten sich darstellen, können wir obige drei Ausdriicke auf diese drei Reiche im Besonderen beziehen. Und da ist in der That der ,,Drache im Meer« das stehende Sinn« ein) Egyptekis (Kap. Hi, s; Pf. 74, is; Heut. 29, 3; 2); die Bezeichnung Assyrieus aber als eilfertigey gestreckten Laufes sich bewegeuder Leviatham und Baby- loniens als geivundencr oder in schlangenlinichteii Krüm- mungen ftch bewegender Leviathan ist zunächst durch die Lage der Haupistädte beider Reiche veranlaßt, insofern Ninive am Tigris lag, der wegen seines raschen Laufes und seiner furchtbaren Stromschnellen Hiddekel (der scharfe, ftürmischm I. Mos. 2, 14) heißt, Babylon« aber am Euphrat, der, früher ein geradeaus laufender Strom, durch künstliche Krümmungen so geschlängelt worden war, daß er dreimal an demselben Orte, Arderiika ge- nannt, vorüberführta Jnwiefern dann alle drei Sinn- bildet auch dem Charakter der ividergöttlicheii Mächte der letzten Zeit entsprechen, wird erst durch die schließliche Erfüllung unsrer Weisfaguug offenbar werden. 2. Zu der Zeit [wenn so alle widergöttlichen Mächte überwunden und vernichtet find] wird man [im Gegensatz zu dem Liede in Kap. 5, I ff] singen von dem Weinberge des besten Weins. sdenn zu einem solchen ist nunmehr die Gemeinde Js- rael, die vormals nur Heerlinge trug, geworden]. Luther übersetzt nach der Lesart: (Weiii- berg des feurigen, edlen Weins 5. Mos 32, 14); andere dagegen ziehen die Lesart OF· vor: Weinberg der Anmuth oder Lust (Kap. 32, 12), und übersehen, indem sie die Worte als eine dem Liede vorangehende Aufforderung zum Singen fassen: Zu der Zeit (wird man sagen): Ein Weinberg der Lust (ist die erncuerte Zionsgemeinde dein HErrn): singet ihm (stimmet in Beziehung aus ihn ein Lied an)l Z. [Und das Lied wird ein Lied zweier Wech- selehöre sein, da zuerst der HErr redet:] Ich, der HGriy behüte ihn und feuchte ihn bald [allaugen- blicktich, so oft es ihm noth thut], daß man seine Blätter nicht Vermisset [er vor Trockenheit nicht verkomme Pf. 1- 3]; ich will ihn Tag Und Nacht behitten sdaß niemand sich an ihm vergreife]. V) Auch hier hat Luther eine andere Lesart, die der Schule von Tiberias, vor sieh: DIZY JHEY H; was aber die Worte, wie sie gewöhnlich lauten, bedeuten, haben wir dem letzten Gliede des Verses beigefügt. 4. [Darauf antwortet er, der Weinberg selber, d. i. die erneuerte Zionsgemeinde:] Gott zirrnet nicht mit mir [er züchtiget mich wohl, aber er giebt mich dem Tode nicht Pf. 118, 18. Und in diesem beseligeiiden Bewußtsein bin ich so kam- pfesmuthig und siegesfreudig wider alle Anfech- tung, daß ich sie geradezu zum Kampfe wider mich heraussordern könnte] Ach, daß ich möchte mit den Hecken und Dornen kriegen! so wollte ich . unter sie reißen [auf sie Iosgehen], und sie ans einen Hausen austreten. Z. Er [der HErr —— das ist der Grund sol- cher meiner Kampfes- und Siegesfreudigkeiij wird mich erhalten bei meiner Kraft, und wird mir Friede schaffen; Friede wird er mir dennoch schaffen [wenn auch noch so viel Krieg sich wider mich erhübe]. Bei den jetzigen Auslegern findet sich meist eine ganz andere Uebersetzung und Auffassung der Stellez wir haben es aber vorgezogen, uns der von Luther anzu- schließen, um den Leser nicht zu verwirren. is. sWas nun aber die Entstehung und das Wachsthum dieses Weinbergs, von dem eben V.2ff. 88 Jesaia 27, 7—-13. 28, 1——3. die Rede war, betrifft, so spricht der HErr:] Es wird dennoch [so wenig Aussicht auch gegen- wärtig dazu vorhanden scheint] dazu kommen, daß Jakob wurzeln wird, und Jsrael grauen nnd blu- ben wird, daß sie [ihrem Berufe, ein Segen zu sein für alle Geschlechter auf Erden, gemäß] den Erdboden mit Fruehten ersnllcn [Kap. 37, 31 f.; Rötrn 11, 12]. 7. sDiesc Gewißheit, daß das Bundesvolk dennoch sein Ziel erreicht, obgleich es scheinbar ganz hoffnungs- los darniederliegh ergiebt sich nämlich aus der Art der Ziichtigung die es von Seiten des HErrn ersährtIJ Wird er lJakobJ doch nicht geschlagen, wie ihn seine Feinde schlagen [die ganz fchonungslos mit ih·m umgehen]; nnd [cr, Jsraelswird nicht ek- wnrget, wie ihn seine Feinde erwnrgen [die ihn völlig zu vertilgen meinen]; 8. Sondern mit Maßen kgenau das Maß ab- wägend, wie weit du gehen kannst, ohne daß es ihre Tragkrast überschreite und ihren Bestand als Volk gefährde] riehtest du sie [o HErr, vgl. 2. Sam. 7, 14 f.], und lässest sie [zur rechten Zeit wieder] los-», wenn du sie betrnbet hast mit deinem ran- hen Wind, namlich mit dem Ostwind kmitHilsedek von Osten kommenden, verderbenbringendem fortreißens den und ausdörrenden Weltmaehh nämlich der ehaldäischi babylonischeiu Hiob 27, 213 Jerem. 18, 17; Hesek.17,10; D. Köln 25, I ff.]. it) Genauer müßten wir sagen: ergiebt sich aus der Verschiedenheit der Ziiehtigung, die es von Seiten des HErrn erfährt, verschieden von der, welche über die Jspeidenoölker ergeht; denn unser Vers dürfte vielmehr so zu übersetzeii sein: Hat er »(der HErr) ihn (Jakob) doch nicht geschlagen, wie er (der HErr) seine ides Jakob) Schläger schlägt (die er, wenn seine Gerichte einmal über sie ergehen, dann für immer ver- uichtet Kap. 13, 19 ss.); und (Jsrael) ist nicht er- würget, wie feine (des Feindes, der ihn erwürget hat) Erwürgten (in dem Strafgerichte, das über den- selben kommt) erwürget sind (die im Tode bleiben, während die, die von Jsrael umgekommen, wieder auf- gestehe» Kap. As, 14. 19). —- --) Luther faßt nåey iu der Bedeutung: los- oder freilassen (1. Kön. 20, 42), während neuere Ausleger es in dem Sinne: ver- werfen, verstoßen (Kap. 50, 1) nehmen; er nimmt dannsernernzitjer rafft dahin, oder: er, derHErn sichtet, fegt) = Hgin (Hiph. von Fig; s. v. a. betrü- den, Kuh. 51, 23). Dies zur Orientirung für die, ioclche den Grundtext und andere Erklärungen verglei- chen; fiir den praktischen Gebrauch aber thut es nicht rieth, unsre deritsche Bibel zu verlassen und an ihrem Wortlaut zu ändern. s. Darum [weil die Strafe über dein Volk nicht sowohl ein Vertilgungs- als vielmehr ein Zucht- und Heilmittel ist] wird dadurch sin Folge der Bekehrung, welche sie bewirkt] die Sünde Jakobs aufhören [indem sie nun vergeben werden kann]; und »das ist der Nutz [wiederum] davon, daß seine Sunden weggenommen werden, [die Er- neuerung Jsraels, bestehend] in dem, daß er [Js- raelJ alle Steine des Altars sden er irgendwo in seinem Lande den Götzen errichtet hat] macht, wie zerstoßene Steine, [ja] zu Asche [oder Mulm, in welchen der Mörtel sich auflöstz und so kommt es dann], daß keine Haine noch Bilder [Kap.17,8] mehr bleiben [im Lande oder gar auf’s Neue zum Vorschein kommen, — s. die Bemerk von Schlier zu Esra 4, 3]. 10. [Die Strafe über Jakob und Jsrael wird· aber gewißlich kommen und nicht ausbleiben.] Denn die [unter dem Schuhe des HErrn jetzt noch so] feste Stadt [Jerusalem, wider die alle Macht Assyriens nichts ausrichtet Kuh. 36 u. 37] muß [wegen der Unbußfertigkeit ihrer Bewohner] einsam werden sin Folge der Zersiörung, die über sie kommt 2. Kön 25], die schdnen Häuser [die man mit Sünden und aus Verachtung Gottes sich darinnen bauet Kuh. 5, 8 f., müssen] det- stoßen und verlassen werden, wie eine Wüste, daß, [sie, die Stadt, sei wie ein offenen von allen Seiten zugänglicher Steppenplatz und jedermanns Belieben preisgegeben, indem] Kälber sin aller GemächIichkeitJ daselbst weiden und ruhen, nnd daselbst [von der mit Buschwerk überwachsenen Rninenstätte] Reiset abfressen [Kap. 5, 17; 32, l3 f.]. 11. Ihre [dieser mit Buschwerk überwachsenen großen RUknenstättej Zweige snachdem im Som- mer Kälber das Laub davon abgefrefsen haben] werden vor Dürre brechen sim Herbst kahl und dürre werden] daß— [dann zur Winterszeit] Weiber kommen nnd szu Hause] Feuer damit machen wer- den. [Zu solch gänzlicher Verstörung und Ver- wüstung Jerusalems aber, das setzt noch von Menschen wimmelt und eine schön gebaute, feste Stadt ist, muß es kommen] — Denn es ist ein nnverstclndig Volk sdas drinnen wohnt, zwar mehr als klug für die Dinge dieser Welt, aber ohne allen Verstand für das, was zu seinem Frieden dient Luk. 19, 42. 44]; darum sweil sie so gar nicht auf sein Wort wollen merken] wird sieh auch ihrer nicht erbarmen, der sie szu seinem Volke] gemacht hat [der HErr]; nnd der sie geschaffen [mit besonderen Gnadengaben vor allen Völkern der Erde ausgestattet] hat, wird ihnen nicht gnä- dig sein. 12. Zu der Zeit [jedoch, wo Jsrael Buße gethan und in Gnaden nun wieder heimgesucht wird V. 9] wird der HErr tvorfeln sin dem gan- zen weiten Bereich des ehemaligen israelitischen Landes] von dem Ufer des Wassers kEuphrat im Nordosten] bis an den Bach Eghptens [den Wadh el Arjsoh in Südtvesten 4. Mos 34, 5; vgl. l. M. 15, 18; 1.Kon. 8, 6513 nnd ihr Kinder Jsrael [die ihr bei diesem Worseln als guter Weizen auf der Tenne zurückbleibt, nachdem die Spreu von dem Winde hinweggewehet ist, Matth. Z, 121 werdet sdurch Wiederweckung von den Todten Jsraels Hein1suchung. Eine große heilige Gemeinde zu Jerusalem. 89 Kap. 26, 19] versammelt werden einer nach dem andern [um in die erneuerte Gemeinde mit ein- zugehen Kap. 26, 1 f.]. 13. ZU der Zeit sweun so die erneuerte Ge- meinde aufgerichtet wird] wird man [außerdem, um die Zahl der Bürger des neuen Jerusalem aus den noch Lebenden, aber in alle Lande der Erde Zerstreuten voll zu machen] mit einer großen [überall hin schallenden] Posaune blasen; so wer- den kommen die Verlorcnen sheiinathlos Umher- irrenden] im Lande Assnr [an dem einen Ende der Welt] nnd die Verstoßenen im Lande Egvpten sam andern Ende Knp. 11, 11 f.; 19, 23 ff.], nnd [sie werden aus der Fremde nach der Hei: tnath kommen und in rechter gottesdiensllicl)er Weise, gereinigt von allem götzendienerischen Wesen] anbeten auf dem heiligen Berge zu Jerusalem sH.Kap. 24, 23; 25, 6 f.]. Das 28. Kapitel. Las! des Reichs Israel und Juba. Wie zu Kur. l, 1 bemerkt, grnppirt no) die gesaiumte orophetismc Thättglieit des Iesaia um 2 Punkte, sein Zu— faiumeutreffeu mit Jlhns am Wege beim Linie: des Färbers einerseits Gan. 7, 3 fs.), und die Botschaft, welche. cr dem Hisliia zu bringen hatte, als das ifeer des Jtsshrers 28 Jahr später an derselben Stelle stand End. 36 n. 3«7), andrer— selig. In Lan. L— 27 nun hatten wir die eine Gruppe seiner Weissagnngem die sämmtiicl) auf jenes eräe Ereigniß sich beziehen nnd darin il)ren Zrennpuntet haben, nor uns; nnd da charuleteristrteu Bau. 2—5 in vorbereitrnder Weise das volle Gottes als ein gerithtsreifes, Bart. 6 tierichtete dann seine Dahingabe in das Gericht der Verflachung, Rast. 7 brachte sofort die Bewährung dieses Gerichts in der Zaräriiweisnug göttlich-r Hilfe, nnd während hieraustian 7—12 näher darlegtem was die, ltatt drr göttlichen er- wählte asshrisihe Hilfe dem voller einbringen werde, wie aber auch Ziffer, wenn es seine Mission ftir Israel über— schreiten würde, zu Eunsieu der liänftig aufzurichteuden allein iuahreu ltlninersnlmonarclsie werde zertrümmert werden, führten Rast. 13 —27 des weiteres( ans, wie in dies Gericht der Uericichtnng außer Jlssur nun) alle übrigen feind- licheu Weltmächte nnd das gesammte Weltwefea überhaupt verschlungen werden solle, um dem Ueiche Gottes und seiner Herrlichkeit Platz zu macl)en. iilit Bau. 28——35 dagegen eröffnet sich eine zweite Gruppe von weissagungem und bereiten diese Kapitel in ähnliche: weise auf das Ereigniß in Ruh. 36 u. 37 motivireud nor, wie dies mit Einst. 2 -6 in Beziehung auf Lan. 7 der Fall war; sie weisen iiact), wie das Gericht, weiches in than. b, 9 f. ans das llolli gelegt ward, noch immer, obwohl die Beitoerhältnisse ihrer äußeren Erstheinuug nach seit der Regierung des Königs ijisliia sich wesentlich geändert, in Kraft nnd Gel- tung sei, da das Voll: Iudn innerlich ja doch nicht an- ders geworden, als es vordem gewesen. i« 1——29. Seine Beweisführung eröffnet Ilesnia damit, daß er zu einer Zeit, wo der iu Lan. 36 u. 37 berichtcte Einfall Sanheribs ziemlich nahe bevorstand, einen vor mehr als 20 Jahren gethaueu Ausspruch übcrEphraim, der an diesem Reiche inzwischen sitt) uotläändig erfüllt hat, reprodueirt (d1.1—6) nnd auf Iuda anwendkt; denn letzteres isi ebenso nur-geartet, wie weiland Ephrniui W. 7 n. O, und zmar in so argcm Maße, daß an ein Jurechlbriugen durch Belehrung nicht mehr zu denken, daher der ojErr im Wege strenger theimsnthung mit ihnen verfahren wird W. 9——13). Es wird nun dieses Er— rikht äber Suda zunächst näher dargelegt als ein solches, dessen Gestalt der HErr gemäß dem Gesetze der Vergeltung genau nach der Gestalt ihrer Sünde bemißt (d. 14——22), darnach aber als ein solches, bei welihein der ijErr das rechte maß iuuehält nnd mit weiser etc— rechnuug auf ein gutes Ende es abgesehen hat W. 23 -—29), wie ja nun) der im Eingang des Kapitals wie- derholte frühere Ausspruch tu seinem zweiten Theile W. 5 n. b) auf cin gutes Ende html-ein, nachdem der erste Theil Co. l— 4) tin Gericht schwerer tlfeimsnchiiug verliiindigt hat. 1. Wehe der prächtigen Krone der Trunlencu von Ephkaim [ihrer, der von einem Schwindelgeist ergriffenen Ephraimitem auf einem terrassenförmb gen Hügel gar prächtig, wie ein Kranz auf dem Haupte, gelegenen Hauptstadt Samaria 1.Köii. 16-241- der welken [schon im Wellen begrisseneiij Blume ihrer sder Ephraiinitenj lieblichen Herr: liehkeit sauf die sie sich soviel zu gute thun]- ivelche [auf dem Gipfel des von Fruchtbarkeit strotzenden und von Weinpflanzungen rings um- gebenen Hügels erbauet]stehet oben aber einem fetten Thal derer, die sim geistlichen Sinne] von Weilt taumeln sdenn nachdem sie Unrecht gesoffen wie Wasser Hiob 15, is» sind sie verstockten Herzens und für alle Mahnung und Warnung ganz un- zugiiuglich geworden] Ephraim wird dargestellt als ein Weintrinkeiy der das Haupt mit einer Blnmenkrone tiinkränzt hat, sein Kranz ist Sninarim aber ihre Herrlichkeit ist im Vergehen, wie ein verwelkter Bluinenkranz (Schmieder.) —- S amaria lag auf einem, die Umgebung königlich beherrschendetn schönen rundangeschivellten Hügel (Amos 4, I; s, 1), in einem, von einein riesigen Kranze höherer Berge sAmos Z, 9) uiuschlossencn großen Thalbeckcn von etwa 2 Stunden Durchinesseiu Die Lage war domiuirenty der Hügel bis oben hin terrassenförinig angebaut, die Umgebung herrlich und fruchtbar. (Delitzsch.) — Wie passeud zu diesem Situationsvcrhältniß das Bild von der Krone! Sainaria gleichsam das Diadem auf der Stirne des Hügels, der wie ein Haupt über dein Thal- boden euiporragtz durch deii in den Worten: oben über einem hohem Thal, enthaltenen Zug soll dann, nament- lich iin Gegensatz zu Jerusalem tnit seiner sterilen, trau- rigen Umgebung, Sauiaria als ein wahres Prachtstiick in jeder Art von Herrlichieit bezeichnet werden. (Drcchsier.) 2. Siehe, ein Starker nnd Mächtiger vom HErrn sder König von Assyriem Salmanasfer oder Sargon 2. Köln 17, 4ff.], tvie ein Hagel- sturm, wie ein schcidlich Wetter sdas pestileiizialk fchcn Hauch verbreiten, wie ein Wassersturm, die mächiiglich einreißen [wie ein Wetter mächtiger übersiathender Wasser], wird ins Land gelassen mit Gewalt, » . Z. Daß die prachtige Krone der Trunkenen von Ephraim [über die vorhin V. 1 das Wehe gesprochen ward, zu Boden geworfen und] mit Flißen zertreten werde sim J. 722——21 v.Chr.]. 90 Jesaia 28, 4—— is. 4. Und die welke Blume ihrer lieblichen Herr- lichkeit, welche stehet oben nber einem fetten Thal [wie Samaria weiter in V. 1 genannt ward], wird sein gleich wie das Reife vor dem Sommer, welches verdreht, wenn man es noch an seinem Zweige hangen siehet. Genauerx Samaria wird sein gleich wie eine früh- r eife, vor der eigentlichen Erntezeit im August reif gewor- dene Feige, welche von dem, der ihrer ansichtig ge- worden, mit besonderer Lüsternheit auf der Stelle abge- pflückt und gleich aus der Hand verschlungen wird. -—— DiePointe (Spitze der Vergleichung) liegt in der reißenden Schnelligkeih womit die frühreife Frucht ver- schwindet. »Darauf ist auch die ganze Rede in unserm Verse so kunstreich angelegt. Bisher lauter Zögerung: erst diese Ausfiihrlichkeit in dem, was zum Lobpretse Samaricks dient; dann, in den die Katastrophe vorbe- reitenden Worten, welch fiihlbares Zurückhaltem bis end- lich in den Schlußworteti plötzlich Beschleunigung ein- eintritt, mit Einem Nuck ihr Schicksal sich erfüllt. Zwi- schen Pflückem wenn sie einmal erblickt ist, und Ver« sehlucken vermag das Auge nicht zu unterscheiden.« Das; dann Salmanasser oder sein Nachfolger Sargon erst nach Verlauf von 3 Jahren Samaria erobcrte (·2.Kbn. 18, 9 s.), schmälert die Wahrheit der Weissagung nicht; ,,gettug, daß sowohl dieGier des Eroberers als die gänz- liebe Vertilgung der Stadt der Weisfagung entsprochen hat,« wiewohl auch die dreijährige Beia erung im Ver« gleich mit den viel länger, bis zu 17 Ja ren dauernden Belagerungen jener Zeit eine sehr kurze war. Z. Zu dek Zeit [wenn er so als den einigen HErrn und allgenugsamen Gott aufs einleuch- tendste sich erwiesen hat] wird der HErr Zebaoth sein [statt der falschen und nichtigen Krone, da«- tnit man prunkte V. l] eine liebliche Krone und [ein] herrlicher Kranz [statt der welken Blumen, darauf man vormals sein Vertrauen setzte] den Uebrigen seines Volks [dem noch erhaltenen Juda und dem von dem untergegangenen Ephraim noch iibrig gebliebenen Theil]; Ei. Und [damit das bürgerliche Wesen fortan auf der rechten Grundlage bei den Werken des Friedens sowohl wie bei denen des Krieges ruhe] ein Geist des Rechtes [Kap. 11, 21 dem, der »so Gericht sitzt [dem Stande der Richter]; nnd eine Starke denen, die [siegreich] vom Streit wieder kommen zum Thor [ihresHeimathsortes, d. i. dem Stande der Krieger]. Die legten Worte des Verses dürften aber vielmehr so zu über estzeu sein: die zurücktreiben den Streit zum Thor tdes Feindes, von dem er ausgegangen ist I. Mos 22, 17; 24, 603 Amos Z, 3), womit ausge- drückt wird, daß die Kriege künftig nur Vertheidigungss kriege sein werden, bloße Abwehr ungerechter Beeinträch- tigun . Jn V. l—6 haben wir, wie Drechsler nach- gewielen hat, einen Ausspruch des Propheten vor uns, den er bereits früher, etwa um die Zeit gethan, wo der Ausdruck: »die welke Blume ihrer lieblici)en Hetrlichkeit« in der, durch Tiglath sPilasser geschehenen Schwiichung des Neiches Ephraim (2. Kön. l5, 29) eine passende Beziehung fand; er stellt ihn hier an die Spitze der zweiten Gruppe seiner Weissagungen in ähnlicher Weise, wie er an die Spitze der ersten Gruppe einen Ausspruch seines Amtss und Zeitgenossen Pticha gestellt hat (vgl. Kap. 2, 2—4), und wie an letzterer Stelle Jsraels wahre und Jsraeks falsche Herrlichkeit einander ent- gegengesetzt wurden, so stehen an unsrer Stelle Jsraeks falscher und Jsraels wahrer Schmuck sich einander ge« geniiber. Was nun den zweiten Theil dieses früheren Ausspruchs betrifft, so hatte die Regierungszeit des Königs .Hiskia, wenigstens in vorbildlichey anbahnender Weise, die Erfüllung der darin enthaltenen Verheißung bringen sollen; und von außen betrachtet, schien es auch wirklich so, als ob diese Zeit das Bild des hohen und herrlichen Ehrenstandes, welches die beiden Verse 5 u.6 vorhalten, an Juda verwirklichen wollte. Während unter Ahas ossener Absall vom HErrn im Schwangc gegangen war und mehr und mehr sich gesteigert hatte, so daß endlich die Thüren des Tempels geschlossen wur- den (2. Chron 28, 24), hatte Hiskia damit begonnen, daß er Buße that, die vorgefundenen Greuel mit allem Eifer beseitigte und den rechten Cultus vollständiger als je wieder aufrichtetez auch hatte mit dem Regierungs« antritt dieses Königs das Gemeinwesen sast vollständig die Gestalt des Gesetzsörmigen angenommen, so daß man im Reiche Juda mit der Erwartung stch tra en mochte, die Propheten würden dem Volke lauter Fieber) und Gutes zu sagen haben, von Ziichtigungen und Straf- erichten, die da kommen würden, könne nicht mehr die Fiede sein. Da ist es nun die Aufgabe des Jesaia, dem Volke in dieser zweiten Gruppe seiner Weissagungen zu bezeugen, wie noch immer das in Kap. S, 9 f. auf dasselbe gelegte Gericht in Kraft und Geltung sei. Denn es war mehr nur die äußere Erscheinung, die in His- kia’s Zeit, verglichen mit der unter Ahas, gewechselt hatte; im Wesentlichen war es mit Juda beim Alten geblieben, noch immer herrschte die gleiche Verschlossens heit des Sinnes, dieselbe bis zum völligen Unvermögen gesteigerte Verhärtung gegen die Wahrheit. Dem durch den « önig gegebenen Anstoße folgend, hatten sie zwar in die Bahnen der Gesetziörmigkeit sich äußerlich hinein- leiten lassen; allein ihr Bekenntniß war bloßes Lippen- wert, ihr Gottesdienst angelernte Pienschensatzung ihre ganze Rechtgläubigkeit nichts als anhebender Phari- säisinus, anhebendes Schristgelehrtenthuny womit in ieimartiger Ungeschiedenheit Sadducäismus und Libertis nismus (Freiheitssucht), Fleischesdienst und Weltförmixp keit Hand in Hand gingen, beide gottesleugnerisch in ihren: innersten Kern und nach ihrer ganzen Art. Und wie nun seiner Zeit Abtes, so erwählten auch ste die Hilfe der Weltmacht viel lieber, als den Beistand des -HErrn, indem ste mit großer Angelegentliehkeit und unter Darbringung von nicht geringen Opfern ein Bünd- niß mit Egypten suchten. Dies ist die Gestalt der Zeit- verhältnissn von welchen der Prophet im Folgenden weiter redet; anknüpfend an den früher über Ephraitn gethanen Ausspruch, will er dem Volk von Juda bezeu- gen, wie — weit entfernt, daß an ihm das in V. 5 u. 6 entworfene Bild verwirklicht erschiene — es im Ge- gentheil dem Volk von Ephraim in dem V. l—4 ge- zeichneten Bilde desselben geradezu gleich sei, so schlimm, als dieses nur immer gewesen· 7. Dazu sind diese [dieJudäer 2. Kein. 17, 19] anch vom Wein toll worden [im geistlichen Sinne des Worts], nnd tanmeln von starkem Getriink [wie solche, die sich leiblich vollgesoffen haben]. Denn [vor allen die, die Wächter der Nüchtern- heit sein sollten, sind ihrer selbst nicht mächtig;] beide Priester nnd Propheten sinsofern die Gesichta die ste sehen, und die Bescheide, die ste ertheilen, den Geist der Verblendung athmen, von dem ste übermocht find] sind toll von starkem Geirante, (Zweite Gruppe der Weissagungen:) Siebente Rede. Gericht iiber Juba. 91 sind in Wein ersoffen, und taumeln von starkem Getranlez sie sind toll im Weissagem und töten« die Urtheile heraus. 8. Denn alle Tische sind voll Speiens und Unflaths an allen Orten« siudem bis in alle Verhältnisse des Lebens hinein dieses vom Schwin- delgeist ergriffene Wesen der Volksfiihrer sich gel- tend macht] «) Ein trunkener Richter sveict ein Urtheil heraus, wie es ihm in’s Maul fällt; also tolle Propheten sagen auch, wie es ihnen in Sinn sauer. (Luther.) Das Wort köken scheint mir ein schallnachahineiider Naturlaut zu sein, da man beim heftigen Voniiren (Brechen) wohl den rülpsenden Ton ,,köck« hört. (Jiitting.) Die Ent- riistung Jesaia’s zeigt sirh daran, das; seine Rede das Torketn und Stolpern der Säufer (ähnlich dem tat. Sizii, pas, stu mi pas, stu pas, ne labere mi pes) nachahmtz man beachte die dreiuialige Wiederholung: shigu — täglntz shsgu —- täg11u, shigu -— päkix (·Oelitzsch.) — IV) Man vergesse nicht, das; wir ein Werk orientalischerRhetorik vor uns haben, und bedenke wohl, das es der heil. Zorn des Propheten ist, der Ekel vor solchem Wesen, der ihm die Worte in den Mund legt. ("Orechsler.) 9. Wen soll er [der HEru durch seine Pro- pheten, die da niichtern sind] denn lehren das Ek- kenntniß sdas richtige Verständnis; göttlicher Dinge überhaupt, namentlich aber auch der göttlichen Schickungen in den Ereignissen dieser Zeit]? Wem soll er zu verstehen geben die Predigt cvon dem bevorstehenden Gericht und dem, was damit zu- sammenhängt]? Den Entlvdhnten von der Piiichz denen, die von Brnsten abgeseht sind kee würde ein eben so vcrgebliches Beginnen sein, die Leute dieses Ge- schlechts durch Vorhaltung der Wahrheit zurecht bringen zu wollen, wie wenn einer den eben erst entwöhnten Kindern predigen wollte; unvernommen und Unverstan- den rauscht das Wort der Ermahnung ganz nutzlos an den Ohren voriiber]. 10. Denn (sie [behandeln den, der sie den rechten Weg lehren will, als einen unerträglichen Moralisten und wenden sich mit spöttischer Rede von ihm ab, indem sie] sagen): Geheul hin, ge- beut her; gebeut hin, gebeut her; harre hie, harre da; harre hie, harre da; hie ein wenig, da ein wenig. 11. Wohian smögen sie denn fortfahren, den HErrn in seinen rechten Propheten so verächtlich nnd spöttisch von stch abzuweisen], er wird ein- mal [wenn seine Zeit kommt, ihnen mit gleicher Münze bezahlen] mit spöttischen Lippen und mit eitler andern Zunge snämlich durch die der rohen und barbarischen Völker, deren er zu seiner Züchtß gnug sich bedient] reden zu diesem Both-«· welchem jeszt [in aller Freundlichkeit und zu seinem eigenen Besten] dies geprediget wird; V) Hiermit drohet er den Spötternz ich will dereinst durch die Apostel das Wort des Evangelii lehren, wo- mit ich eurer gesammten Gerechtigkeit und Gesetzes spotten werde; ja ich will dieselbe ganz und gar auf- heben und an eurer Stelle die Heiden annehmen. (Luther.) In 1. Con 14, 21 gebraucht der Ah. Paulus unsre Stelle, um einer einseitigen Ueberschätziitizz des Zungenredens entgegenzutreten. Der Apostel ermahnt die Coriiither nicht aus den Augen zu verlieren, was das eigeutlich Frommende, das wahrhaft Fördernde und Auferbauende sei; das Reden in fremden Zungen aber hätte, wie dies doch in unserer Stelle der Fall, in der Eigenschaft eines Gerichts, als letzter und äußerster Versuch, berhärteteii Unglauben zu brechen, gar niemals austreten können, wenn es nicht einen gewissen exoterischen (auf solche, die da draußen stehen, berechneten) Charakter seiner Natur nach nothwendig an sich hätte. (Drecholer.) 12. So [wie ich’s euch durch meine Propheten sagen lasse] hat man Ruhe, so [wie ich’s euch heiße] erquickt man die Müden, so [auf dem Wege, den ich euch zeige] wird man stillez und wollen doch solcher Predigt nicht. Jehova wies sie durch seine Propheten nach den schwer genug empfundenen bisherigen Gerichten (Kap. 14, 80s ans den rechten Weg zur Ruhe und Erholung (Jerem. 6, 16) und ermahnte sie, dem Volke, welches unter Ahas durch die Kriegsunfiille soviel gelitten hatte (·2. Chron 28), doch Ruhe zu gönnen und es nicht durch Aufftachelung gegen Assur in einen neuen Krieg hineinzureißem durch Erkaufung der Hilfe Eghpteno noch über den Tribut an Assur zu belaften (2. Kön. l8, 16 Anm.). Aber sie wollten nicht hören; ihre Politik isi eine andere als stille sein, glauben und harren. So wird denn das Wort Jcl)ova’s, das sie für eine endlose Reihe kleinlicher Satzungen hielten« sich ihnen in eine endlose Reihe peinlicher Leiden verwandeln. (Delitzseh.) 13. Darum soll [zu gerechter Vergeltung] ihnen anch des HErrn Wort eben also werden [wie sie selber vorhin gesagt haben V. 10]: Gebeut hin, gebeut her; gebeut hin, gebeut her; harre hie, harre da; harre hie, harre da; hie ein wenig, da ein wenig; daß sie hingeben, und znrucl feinen, zerbrechen, verstrickt und gefangen werden [Kap. 1 8, 5]. 14, So hbrei nun [weil ihr für Zurechtiveisung in Güte so unzugänglich seid V. 12] des HErrn stiber euch ergehendes Straf-] Wort, ihr Spötter, die ihr herrschet über dies Volk, so zu Jerusalem ist [und mit euren Spottreden V. l0 dasselbe von dem HErrn recht geflissentlich abführet, statt es ihm zuzuführen, wie doch euer Beruf wäre]. 15. Denn ihr sprechet [denket bei euch, wenn ihr die, Verderben und Untergang in Aussicht stellenden Mahnungen der Propheten hört und das Gericht auch wirklich von Tag zu Tage näher rücken seht]: Wir haben [indem wir an die egypti- sche Groszmacht als eine starke Schutzmacht uns angeschlossen haben] mit dem Tode einen Bund, und mit der Hölle einen Verstand sein Einver- ständniß oder Uebereinkommenj gemacht sdaß sie nicht uns, wie die Propheten drohen, sondern unsre Feinde, die Assyrer, verschlingen sollen. Und Egypten ist ja gewiß stark genug, wider alle Ge- fahr uns zu schützen]; wenn eine Fluih [von Assur aus] dahergchet [die uns hinwegschwemmen will], wird sie uns nicht treffen ssondern an der egypti- schen Hilfe wie an einem Felsen zurückprallen]z 92 Jesaia 28, 16—29· denn wir haben die Lügen unsere Zuflucht, nnd Heuchelei unsern Schirm gemacht [wie werden un« fern Anschluß an jene Großniacht schon vorsichtig und lange genug vor Assur zu verbergen ivissen, bis dieZeit zum offenen Abfall reif geworden 2. Kbtn 18, 16 Anm.].- Gemeint isttitd L« d d ch l i die Geiibtheit innListeiin und! gSsliliiilert alldrlå Eilet-edit Kunst der Vcrftellung, des heiinlichen Jntriguirens (Ränteschmiedens), und was sonst noch u den Ptitteln einer falschen Diploinatik sStaatstviffeii chaft) und ge- meinen Politik gehört. Daß sich die Gegner niit denen Jesajas zu thun hat, mit vielem Eifer ·auf«diesem" Ge- biet beivegten, ist aus Kap- 30, l ff.; 31, l ff. zu er- sehen: auch den HErrn selbst behandcltcii sie so wie eine Großinacht dieser Welt, gegen welche es Geheim- halten und Hintergehen gälte (Kap. 29, 25), und auch diese Berechnung des Aberwitzes gehört hierher, sie vor allem. Uebrigens hat der Propbet die Ausdrücke von seinem Standpunkte aus gewählt: sie selber hatten für das alles ohneZioeifel- die prächttgstenNatneu. (Drecht«ler.) 16. Darum [wie vormals dem Ahas, als er eben solche Politik, wie ihr jetzt, trieb, eine messianifche Verheißung gegeben ward, die hin- sichtlich ihres beseligenden Jiihalts ihn selber nichts anging, wohl aber ihre Fluehfeite ihm zu- kehrte und ein Geruch des Todes zum Tode für ihn geworden Kap. 7, 14 ss.] fpriiht der HErr HErr fganz in derselben Weise nun euch behan- delnd]: Siehe, ich sbiu es, der Jerusalem schützt, nicht aber eure egyptische Politik ist die Hilfe wider Assnrz nnd zwar] lege [ich] in Zion [oder habe vielmehr von Ur an fest und tief- iu dem Volke und in der Stadt und in dem Kö- nigthum meiner Wahl gelegt] einen Grund- stein [der Hilfe nicht blos wider die bevorstehende, sondern auch wider alle und jede Noth], einen bewährten Stein [der als eigentlicher Träger meines Gottesbaues auf Erden sich bewährt hat— und ferner je und je sich also bewähren wird, zu- gleich aber auch ein Stein der Bewährung oder Prüfung ist, an welchem vieler Herzen Gedanken offenbar werden Kap. 8, 14 f., Luk. 2, 34 f.], einen köftlichen [ans dem kostbarsien Material gEhAUEUeUJ Eckstein, der [wie er in seiner Ei- genschaft als Eckstein die beiden, aus Juden und Heiden zusammeiigefügten Wände der Kirche zu einem Ganzen zusammenfchließt Ephes 2, 14 ff., so zugleiih] wohl gegründet ist svermöge feiner eigenen festen und tiefen Gründung allemal dem, was sich daraus erbanet, unerschütterlichen Halt ge- währt] Wer [also] glaubet [im Glauben sich auf diesen Eekstein gründet], der fieucht nicht [giebt sich nicht verloren, wenn alles verloren scheint, sondern weiß, daß auch die Pforten der Hölle die Kirche nicht zu überwältigen vermögen, und hält standhaft auf seinem Posten aus Pf. ils, 223 S)Jtatth. 2I, 42 ff; Apostelg 4, 11 f.; Rom. d, 33; 10, n; 1. tret. s, i1; i. Petri 2, ej. 17. Und ich will findem ich mein Zion auf dem in demselben gelegten Grundstein baue, in Beziehung auf die, die da nicht glauben, sondern von dem rechten Grunde des Vertrauens hinweg zu falscher Hilfe fliehen] das Recht fstrenger Ver: geltung, dem nichts von Gnade betgemifcht ist] zur Richtschnur, und die [strafende] Gerechttgteit sdie nicht mehr langmüthig schont] zum Gewicht [oder Senkblei] machen fauf daß alles, was dem heiligen Bau stch nicht einfügt und anpaßt, hin- weggehauen werde]; so wird det Hagel fmeiner nun beginnenden Strafgerichte] die falsche Zuflucht [der Großen in Jerusalem, da sie auf Egyptem statt auf mich, sich oerlassen] wegtreibeu [hinweg- raffen, daß von diesem Lügeuobdach kein Sparren bei dem andern bleiben soll], nnd Wasser sdes wie ein Regen sich ergießendensornesj follen den Schirm [den sie mit ihrer Lüge und Heuchelei V. 15 zwi- schen sich und die drohende Gefahr zur Bergung htngestellq wegfchwemmem 18. Daß euer Bund mit dem Tode fdeffen ihr euch rühmtet] los faufgelöst oder zerrissenj werde, nnd euer Verstand Vertrag] mit der Hölle [V. is] nicht beftehe fsonderii Tod und Hölle volle Ge- walt haben, euch zu versehlingen]; nnd wenn eine Fluth daher gehet [wie sie denn wirklich kommen wird], wird fie eulh [diefe Fluth heranrückender Feindesheerej zeriteten [mit ihren Füßen, wie Koth auf der Gasse Kap. 10, 6]; sobald [genauer: so oft] sie daher gehet, wird sie euch weg- nehmen. 19. Kommt sie des Morgens, so gefehiehrs [auch gleich] des Morgens [daß see euch weg- nimmt]; also auch- sie komme des Tages oder des Nachts [nach andrer Deutung: Denn alle Morgen wird sie daher gehen, bei Tage und bei Nacht, d. i. mit jedem Morgen nimmt das Unheil einen neuen Anfang, und wüthet fast den ganzen Tag und die folgende Nacht bis zum neuen Morgens Denn allein die Anfechtung lehret aufs Wort merken [darum eben muß Schlag auf Schlag kommen, da sie die freundliche Predigt in V. 12 nicht leiden mochten] Die Schlußworte hat Luther nach der Vulgata über- setzt; wenn nun gleich es ziemlich zweifelhaft ist, ob diese Ueberfetzung den Grundtext richtig wiedergiebt, so gilt doch in Beziehung auf. das köftliche Wort, das sie ent- hält, dasselbe, was wir zu 2. Sam. 22, 36 bemerkt haben, und ist es um so niißlichen etwas anderes an die Stelle zu schrie, je weniger über die richtige Auf· sassuiig der Stelle es unter den Auslegern schon zu einem festen Resultate gekommen ist. 20. Denn fdas egyptische Bündniß, in dem sie Ruhe und Schuß zu haben meinten, wird sie in eine Lage bringen, von der das Sprichwort gilt-J das Bette ist so enge, daß nichts ubrig ist [zu kurz, als daß man fich drin aussirecken konnte]; und die Decke so kurz, daß man sich drin schmiegen tuuß [zu schmal, uin sich drin einzuwickeln]. Das Gericht schwerer Heimsnchung über Juda nimmt ein gutes Ende. 93 21. sWie haben ste überhaupt mit diesem Bündniß in ihren Erwartungen sieh iämmerlich oerrechnetU Denn der HErr wird sich ausmachen, wie [er einstj auf dem Berge Prazim svon dieser Höhe bei der Ebene Rephaim aus wider die Phi- lister sich ausmachte und ihnen eine entscheidende Niederlage beibrachte L. Sam. 5,17—21 ; I. Chron. 15- 8—12]; nnd zürnen, wie ser vormals] im Thal Gideon sseitwärts von Ajalon — s. das Kärtchen zu I. Sam. J, Z— mit Aufbietung aller, auch der äußersten Mittel tobte wider die Jebu- siter und Amoriter Jos. 10, 1—14], daß er sein Wert sdas er wider die Vom Hause Juda vor- hatJ thue ans eine andere sals die gewohnte] Weise, und daß er seine Arbeit thue auf eine andere [in’s ungeheure, Räthselhafte gehende] Weise [indem er nun nach Feindes Art mit denen umgeht, die doch sein Eigenthum und bisher mit unzähligen Proben Ferd zärtlichsten Fürsorge von ihm übersehüttet worden M Der Grund, weshalb Jesaia aus der Gcschichte der Vergangenheit gerade diese beiden Vorgänge zur Ver- gleichung gewählt hat, ist in der Art und Weise, wie in unserm Kapitel die Gerichte Gottes in Bild gekleidet werden, gegeben. Mit Hagel schlug der HErr im Thal bei Gibeon die Cananiten damit vgl. in unserm Kuh. in V. 2 u. 17 den Ausdruck »Hagelsturin und Hagel.« Gewaltig und unwiderstehlieh, wie Gewässer reißen, hatte der HErr im Thale Rephaim die Philister dar-niederge- worfen durch die Hand Davids: damit vgl. das Bild ,,Fluthen der Gcwässew in V. 2 u. 17.; anch was in V. 15 u. l8 von der ,,Fluth« gesagt ist. (Drechsler.) 22. So laßt nun lwenigstens bei dieser euch gemachten Vorhattung] euer Spotten [womit ihr bisher über alle prophetische Mahnung und War- nung euch hinweggesetzt habt V. 9 ss.], auf daß eure Bande [mit denen ihr in solche Abhängigkeit von den Mächten des Verderbens hineingebunden seid] nicht [noch] härter werden [als sie ohnedies schon sind, und das Gericht zu einem unerträg- lichem Maße sich steigern müsse]; denn ich habe ein Verderben nnd Steuern sein Verderben, dem seiner Zeit doch wieder gesteuert werden soll Karls. 10, 23] geh-Frei, so vom HErrn [dem Allmächtigeu] HErru Zebaoth geschehen wird in aller Welt. Da ist nun zwar auf der einen Seite keine Wahl mehr, die Zeit der Langmuth und Geduld ist vorüber und das Verderben wird kommen, wohl aber könnet ihr wenigstens andrerseits das Steuern noch möglich machen, damit die Trübsal euch zum Segen gereiche. 23. Nehmt-i fand] zu Ohren, und hbret meine Stimme; mertet auf, und hbret meine Rede [ich ivill durch ein aus menschlichen Verhältnissen ent- nommenes Gleichniß euch anschaulich machen, wie Gottes Gericht zum Verderben gleichwohl nicht zum Verderben, sondern auf ein gutes Ende mit weiser Berechnung gerichtet ist]: 24. Pflüget oder brachet [s. v. a. mit der Egge auslockern Hiob 39, 10], oder arbeitet anch ein Ackermann seinen Acker immerdar zur Saat [so daß er an diesem Durchwühlen des Bodens und scheinbaren Verstören seine Lust und seinen eigentlichen Zweck hätte]? 25. Jsks nicht [vielinehr] also? Wenn et’s sdas Erdreich durch Pflügen und Eggen] gleich [eben und für Aufnahme der Saat empfänglichs gemacht hat, so streuet er Wirken, und wirft Küm- mel, und sciet Weizen und Gaste, jegliches, wo ers hin haben will, und Spelt an seinen Ort san die Ränder der Gerstenfelder als eine Art Einfassung, wie bei uns etwa der Hans]. 26. Also zuchtiget sie [die Glieder des er- wählten Bundesvolkesj auch ihr Gott durch Recht [nicht über die Maßen und ohne Unterlaß, son- derii wie er nach seiner Weisheit siehet, daß es ihr Bestes crsordert], nnd lehret sie [bedient sich der Züchtigung nur als eines Erziehungsmittels, für die Ausnahme des Samens seines Worts ihre Herzen enipfänglich zu machen]. 27. [Und dasselbige Gleichniß von den Geschiisten des Landbaues zeigt noch weiter, wie der HErr bei der Züchtigung selber verfährt und da genau Maß und Ziel hält, daß es nieht eine Züchtigung zum Tode sei, son- der» zum Segen-l Denn man drischt die Wirken [genauer: den Dill] nicht ntit Eggen [mit dem Dreschschlitten b. Mos. ·2.5, 4 Anm.], so läßt man auch nicht das Wagenrad sden DreschwagenJ über den Kümmel gehen sweil man sonst diese zarteren Hülsenfrüchte sich verderben würde]; son- dern die Wirken schlägt man ans mit einem Stabe, und den Kiunmel mit einem Stecten [wie inakrs mit dem Getreide nur dann thut, wenn man des- selben wenig hat Nicht. 6, It; Nnth 2, 17]. 28. [Was aber das Getreide betrifft-J Man mahlt es [Und zermalmt es also allerdings, aber auch nicht, um es zu verderben, sondern im Ge- gentheilh baß es Brod werde, und lschon zuvor, beim DrescheUJ drischt [man] es nicht gar zn nichte, wenn man-s mitWagenrcidern und Pferden ausdrischet ssondern auch bei dieser gröberen Behandlungsweise der Feldsriichte, waltet allein der Grundsatz: zu Nutz ver- iverthen, aber nicht zu Grunde richten] 29. Solches geschieht auch vom HErrn Ze- baoth [in Beziehung auf sein Volk Israel: Mag er in noch so furchtbaren Gerichten, bei denen von Maß und Ziel nichts mehr zu spüren, über dasselbe hereinbrecheih Vertilgung ist es darum doch nicht, was er mit ihm vor hat]; denn sein Rath ist wunderbarlich, und führet es herrlich hinaus kwas e: in Weisheit oesch1ossen, das weiß er also in’s Werk zu fegen, daß a uch in den Ntittelit und Wegen, derer er steh bedient, cine Weis- heit zu Tage tritt]. Die ernste Lehre, der liebliche Trost hinter dem Schleier der Parabel ist, kurz zusammengcfaßh dieser: Jehovah straft, aber um scgnen zu können; er stchtet, aber Ver- nichtet nicht; er drischt die Seinen nicht, sondern er klopft sie, und wenn er sie auch dräsche, deß können sie sich angesichts der bevorstehenden Gerichtszeit getrösteiy so werden sie doch nicht zermalmn (Delitzsch.) 94 Jesaia 29, 1—13. Das 29. Kapitel· Jerusalem soll zerstören die Juden verblendet, die Heiden bekehret werden. II· V. l—24. Die vorliegende Weissagnng, in welcher der im vorigen Kapitel als Zluiiienlirone hezeiihiieten ephrainiitischen Hauptstadt die Stadt Jerusalem unter der Benennung ,,2lriel«, dadurch sie als Gottesheerd und als Gotteeldwe zugleich iharalcterisirt ist, gegenübersteht, beginnt der proplset ncit einein großartigen snmmari- schen Introitns Einleitung) nnd legt wie mit Riesen— schritten die weite sahn zwischen Drohung und der— helßuiig in einem kurzen Wort znrfirli (v.1u.2); darauf aber beginnt er den Weg, den er in wenigen inajestiiiis schen Worten dnrchniessein von vorn nnd entfaltet zunächst den ernen Theil seiner Verkündigung durch Darlegung dessen, wohin es cnit Jerusalem in bemessener Brit kommen werde sit. 3 u. 4), um darnach auch dir Rettung zu prophezeien, dadnrrh der Hatte wie mit Einem Schlage die Stadt ihrer äußersten ttedrängniß entrinnen werde (V. 5——li). hierauf spricht er ans, wie den jtuhörern diese seine predigt eine befremdliche nnd icnfaßliche sein werde; dies sei aber nnn einmal nicht anders, da das Gericht der derbleuduug auf ihnen liege nnd der HGrr beschlossen habe, wunderbar mit diesem Volke zu ver— fahren (ltl. 9——t4). Indem er dann die Vermessenheit straft, womit das Geschlecht dieser Zeit inil eigenen Plänen, die es dem Hairrn verbergen zu können vermeint, siih selber helfen will (v.15 n.16), geht er iibrrzn dem tun— schwang aller Verhältnisse nnd Gedanken, den der ijtbrr in Kurzem zn Staude bringen werde, und zur Gemeinde der nnigewandelten neuen Zukunft; denn altes Unver- besserlictje nerfiillt dem Untergange, Jsraers Ende aber wird der heil. Wurzel seines Ursprungs entsprechen und künftig eine Gemeinde an die Stelle der jehigen treten, in welcher die gegenwärtige Selbslvetblendung einem rechten Verständnis, nnd das gegenwärtige Widerstreben einer freudigen tterubegier gewichen sein wird sit. 17 -—24). l. Wehe Ariel, Ariel« [d. i. Jerusalem], du Stadt des Lagers Davids [wo David» sein Hof- lager ausschlug Z. Sam. S, S ff.]l Ihr haltet Jahrzeiten [genaner: füget Jahr zu Jahr], und friert Feste [lebt nur immer in eurer Sicher- heit so dahin, im ruhigen Gleichmaß der Jahre und seiner Feste, gleich als würde es allezeit so fort- gehen, im ungestörten Frieden, wie ihr meiner] 2. Aber sitt nicht zu langer Frist wird der ruhige gewohnte Gang der Dinge plötzlich sich än- dern] ich lvill [auf einmal] den Ariel ängsten, daß er traurig nnd jamnierig sooll Gestöhn und Jammer] sei; und soll mir [in Folge solcher über ihn kom- menden Angst nnd Noth] ein rethter Ariel [im vollen Sinne des Worts das, was der Name besagt] sein. It) Man kann zweifelhaft sein, in welchem Sinne der apotalhptische Name Jerusalems (vgl· Kap. 22, l, das Schauthal) hier zu nehmen sei; denn das Wort bedeutet einestheils Löwe Gottes (2. Sain. 23, 20), anderntheils Heerd Gottes (Heset. 43, l5 f.). Viel- leicht aber ist der Name mit Absicht doppelsinnig ge- wählt, so daß cr in V. l in der zweiten, in V. 2 aber in der ersten Bedeutung steht. Ein Heerd Gottes war nämlich Jerusalem insofern, als David nicht nur sein Hoflager dort aufgeschlagen, sondern auch die heil. Lade dahin gebtacht hatte (2. Sam. 6); seitdem hatte der HErr zu Zion Feuer, nnd zu Jerusalem einen Heerd sKap. St, It. —— «) Hier also nehmen wir das Wort in der Bedeutung Löwe Gottes; der Sinn ist dann dieser: »Jch kaniss nicht übers Herz bringen, sie wirk- lich zu iiberwältigeiu meine Gnade, die ihr zur Seite steht, wird meine Anschläge ans sie zu nichte machen, der Wucht meines Angriffs gegen sie die Spitze ab- brcchen. Durch ihre Gebete, durch ihre Deniüthigruig durch ihre Buße (Kap. 37) wird sie inich überwältigeiy wie Jakob-Israel dnrch meine Kraft unbesiegbar war für inich selber und oblag im Kampfe mit mir (1. Mos 3«2, 24 ss.). Ein Löwe Gottes von Gottes Gnaden, als solchersich beivährend selber gegen Gott» Andere, die auch hier die zweiic Bedeutung festhalten, legen obige Worte so aus: ,,Bcfähigt durch mich wird sie sich als Gottesheerd beweisen, indem sie wie ein Gluthofen die Feinde verzehrt (Kap. 37, 36 s.) oder indem diese wie auf dem Altar ansgeschichtetes nnd in Brand anfgehendes Holz an Jerusalem ihren Untergang finden« » Z. Denn [was zunächst die Aengstigung be- trisst, zu der es mit dir kommen soll:] ich will dich sdurch das Heer Sanheribs Kap. 361 belagrrn rings umher, und will dich cingsten seinschließen oder umzingeln] mit Bollwerk, und lvill Wålle um dich ausführen lassen [vg1. Luk. II, 43]. 4. Alsdann sollst du geniedtiget werden sin größten Nöthen wie ein Büßendeiz der vor Gottes Gerichten angstvoll zagt, am Boden liegen Kuh. 3»6- 22—37, 4i- und ans der Erde swie aus tiefster Tiefe Pf. 71, 20; 130, I] reden, mit) aus dem Staube mit deiner Rede Murmeln, daß deine Stimme ssiatt der übermüthigen Spottredem die jetzt bei dir laut werden Kein. 28, 14 f. 221 sei, wie [die] eines Zanberers aus der Erde sder znm Schein von dort her ein Gespenst reden läßt l— Sam. 28, 7 Anm. 2], und deine Rede ans dem Staube lvtspelc sgar leise und kläglich er- klinge]. Z. Und [was darnach deine Bewährung als ein rechter Ariel V. 2 betrifft :] die Menge [derer], die dich zerstreuen sworfeln oder sichten], werden snachdeni der HErr sie selber zerstreut hat Kap. 37, 36 f.] so viel sein als ein dünner Staub [den der Wind gar schnell hinwegwehet], und die Ellienge der Tyrannen sdie dich bedrängen und ängstigeu], wie eine webende [davon fliegende] Spreu; und das sdiefes Verwehen des zahlreichen Feindes] loll Plötzlich bald sin einem kurzen Augen- b1ick] geschehen. d. Denn du wirst vom HErrn Zebaoth heim- gesucht werden [in Gnaden] mit Wetter und Erd- bebeid nnd großem Donner, mit Windwirbel nnd Ungewitter, und mit Flammen des verzehrenden Feuers [welche Gewaltmittel er, wenn auch nicht in leibhaftiger Wirklichkeih doch in ähnlichen, sein unmittelbares Einschreiten bekundenden Zeichen, aufwendet, von deinen Drängern dich frei zu machen, vgl. Anm. zu 2. Sam. 22, 8 f.]. 7. Aber swas für dich eine Heimfuchung in Gnaden, ist für die Assyrer eine Heimsuchung im Weissagung von Jerusalems Zerstörung und der Selbstverblendung der Juden. 95 w! Zorn:] wie ein Nachtgeücltt im Traum, so sebenso schnell und spurlos verschwunden] soll sein die Menge aller Heiden, so« wider Ariel [Jerusalem] streiten, sammt alle ihrem Heer und Bollwerh und die ihn [den Ariel, besonders die Burg auf Zion, die Feste der Stadt] ängstigen. «) Das Wörllein so steht 1)den1onsirativ: in der Be- schaffenheit sit-a) oder in dem Grade (sic) s. 2. Chron, 18, II; 1. Cor· 7, 7; 2) als Relatiouin = welcher, welche, welches (der, die, das), bis zum 17. Jahrln in allen Casus, später auf Nomiiiativ und Accusativ be- schränkt, von Luther gern angewandt, um die Aufein- anderfolge zweier gleichlauteiiderr Wörter zu vermeiden (Gal. 2, 6. 18; Pf. 33, 183 Mattlx 5, 44; Dan. 11, 32), jetzt nur noch in der Dichtkunst und erhabenen Sprache gebräuchlich, und selbst da noch selten; Z) als couditionales Bindewort = wenn (Luther gebraucht da- für auch öfter: ob, s. Jes. 49, 15; Sprüchm S, 30 oder wo, s. l. Mos. 27, 46; 2. M. l, «l0); damit nahe verwandt ist 4) die hinbrütend-bezügliche Bedeutung, die jetzt viel allgexneiner ist als jene conditionale, s. Spriichto l, 10; Matth. 6, 14; l. Mos. 24, 8. sJilttingJ 8. Denn sum das Bild des vorigen Verses noch einmal, aber in anderer Wendung, zu ge- braucherq gleich wie einem Hungrigen träumet, daß er esse, wenn er aber auswachen so ist seine Seele [der seine Empfindungen der Seele mit: theilendeMagenInoch leer; und wie einem Durstigen träumet, daß er trinke, wenn er aber auswacheh ist et matt und durstig lwie zuvor, weil er eben nur geträumet hat]; also sollen sein [mit ihren Hoffnungen, Jerusalem zu oerfchlingem völlig be- trogen] die Menge aller Heiden, die wider den Berg Zion streiten. ') Hungern und Leehzen des Erwachten wird seiner Seele zugeeignet (vgl.Kap.8·2,6; 5, 143 Spr.6, 30), weil die Seele die Ursache des physischen Lebens ist und alle sinnlicher! Regungen und Verrichtungen ohne sie keine Empfindungen und Erlebnisse sein würden. Der hungrige Magen ist nur das Etnpsuirdeue und allcs Empfindliche an der Leiblichkeit ist nur Encpfindungos rnittel, das Empsiudende ist die Seele. Aus dem Zu« stande des Träumens in den des Wachens übergegangen fühlt die Seele ihr Begehren so ungestillt wie zuvor. lDekidschJ I. sJndessen — diese tiefe Erniedrigung Ariel’s, diese wunderbare Rettung, diese urplötzliche Emporrek ßung aus dem Abgrund in die Höhe, die ich hicrntit V. l— 8 geweissagt habe -- wird sie bei Euch, denen die Vcrheißung gilt, wohl Glauben und Verständnis) finden? Luk. 18, 8. Jm Gegentheih ihr seid verblüfft über dem, was ich sage, und glotzet mich an, weil ihr euch nicht drei» zu findet! willst] Erstarret sdenn im- merhin vor Erstaunen], und werdet vetsturzh ver- blendet euch [bis zu völligem Erblindens und werdet trunken, doch nicht vom Wein swelche Art von Trunkenheit wenigstens ein bald vorüberge- hender Zustand W; taumelt, doch nicht von star- kem Getränke sich meinestheils wundere mich nicht über diesen euren Unglauben nnd geistlichen Stumpf- sinn]. 10. Denn der HErr hat euch [wie er gleich bei rneiner Berufung zum Propheten mir offenbart Kap. 6, 9 f.] einen Geist des harten Schlafe ein- geschenkt, nnd eure Augen zugethan sdaß ihr, gleich smnlos Betrunkenen, für Belehrung ganz unzugänglich und völlig unfähig geworden, in euch zu gehen und zur Besinnung zu kommen]; eure Propheten nnd Fürsten, sammt den Se- hern [die so zu sagen eure Häupter und eure Augen im Kopfe zu sein berufen sind] hat er geblendet [und damit auch den ganzen Leib des Volkskör- pers finster gemacht« Matth. 6, 22 f.]; II. Daß euch aller (Prophetcn) Gesichte [alle Offenbarungem die der HErr einem unmittelbar von ihm erleuchteten Propheten, wie mir, über die Gestaltung der näheren und ferneren Zukunft zu Theil werden läßt«] sein werden, wie die Worte eines versiegelteu Bachs, welches, so mau’s gäbe einem, der lesen kann, und spräche: Lieber, lies das; und er spräche [so würde er sagen]: Jch kann nicht, denn es ist versiegen. 12. Oder, gleich als wenn man’s gäbe dem, der nicht lesen kann, und spräche: Lieber, lies das; und et spräche [so würde er nicht blos daran sich stoßen, daß das Buch eben versiegelt ist, sondern auch abgesehen davon sagen]: Jch kann süberhaupt] nicht lesenKtt «) Wenn die Prediger Christi schlafen, so schläft auch die ganze Gemeinde; deshalb soll man für niemand so inbrünstig, als für die Lehrer beten. — ") Unsireitig lagen die ihres vollen Gebrauchs gewissermaßen erst noch harrenden Weissagungem welche Jesaias seit Kap. 7 ge- sprochen (vgl. Kap. 8, is) doch sebon in Schrift gestellet vor. (Drechsler.) — m) Mit solchen, welche sich auf Geschriebenes verstehen, sind hier die Propheten und Qberen des Volks verglichen; mit solchen. die sich nicht darauf verstehen, die Masse des Volks. Beiden ist durch Gottes Gericht alles und jedes, was Gott seinen wah- ren Propheten zu schauen iebt, verschlossen: die einen mögen ein äußerlichen Ver ändniß haben, aber der in- nere Verstand der Offenbarung ist ihnen versiegelt; die andern haben nicht einmal jenes, sondern stieren das Wort des Propheten an, wie einer, der nicht lesen kann, Geschriebenes anstiert. (Dclitzsch.) 13. Und der HEtt [in Beziehung auf dies Gericht der Verstockung, das zu gegenwärtiger Zeit unter Hiskicks besserem Regiment nicht weniger sich vollzieht, als unter dem gottlosen des Ahas, insofern das Volk ans dem Stande des Unglau- bens doch nur durch äußeren Einfluß in den Stand todter Rechtgläubigkeit versetzt und die Bekehrung keine wahrhafte, innerliche geworden ist] spricht sähnlich wie in Kap. I, 11 ff. gesagt nsorden]: Darum, daß dies Volk zu mir nahet solosj mit seinem Munde, und [allein] mit seinen Lippen inich ehretz aber ihr Herz ferne von mir ist, nnd slediglichs mich fürchten nach Menschen- Gebot, die sie lehreu srichtigerx die ihnen äu- ßerlich, durch die von Hiskia vorgenommene Re- formation 2. Kön. 18, 3 ff., angelernt wor- den, vgl. Matth. 15, 8 f.]: 96 Jesaia 29, 14—-24. 30, I. 14. So ioill ich auch [iiieiterhiii, wie ichschon angefangen habe zu thun, aber nun in einer neuen, besonders augenfälligen Art] mit diesem Volk wunderlich umgehen, auf-s wunderlichste und seltsauiste, daß die Weisheit seiner Weisen unter- gehe, und der Verstand seiner Klugen verblendet werde [genauer: sich verkrieche, so daß es so gut ist, als wäre sie gar nicht vorhanden] Was die früheren Ftihriingen der Art betrifft, so ge- hört hierher z. B. Ahas’ Geschick, welcher gerade· durch die Assyrer, von denen seine Staatsklugheit Hilfe er- wartet hatte, Unheil erfährt (2. »Kön». 16). Jndeni die Wege, die sie in eigener Weisheit mit so gut-ein Grunde betreten zu haben glaubten, mißlungen, die trefflichst angelegten Plane nicht einschlagen oder wohl gar swie denen von Ephraim das Biindniß mit Egyptein fruher schon mit den Arainäerii: 2- Kön. 17, 4;· i6, 5 ff) gerade zum Verderben wurden, kani es dahin, daß sie endlich rathlos daftanden, nieht wußten, ivas sie sagen i1nd thun sollten. So auch seht. Nunmehr habeii sie einen andern Weg eiiigeschlageii, als unter Ahas, den der scheinbarein jedoch von keiner Wiedergeburt des Her« zens begleiteten Gesetzlichkeir Sie halten sich ganz» ge- wiß fiir geborgen: und doch hilft auch dieser Weg iiichti die Assyrer koinnien doch! Und auch Eghpteii hilft iiicht, das Bündniß mit ihm hat ihnen slaut sjapz 36, 61 eher geschadet! Da stehen einem wahrhaftig dieGedankcn stille; da miiß man’s hinfort lieber aufgeben, iin Voraus etwas zu berechnen, auf dies oder jenes sich Rechnung zii machen, dieseii oder jenen Weg als Rettungsmittel rinzufchlageiy nichts hilft mehr, es giebt gar »nichts mehr, das eine Wirkung äußerte, wie es foll, es laßt sich gar nicht mehr von irgend etwas im Voraus berechnen, was dabei heraiiskonimeii werde. So war ein tief ein- gewurzelter Gedanke die tleberzeiiguiig der HErr könne uin sein selbst willen das Volk des Eigcnthums nicht völlig Preisgeben. Diese Ueberzeuguiig war schoii zii Schandeu geworden an Ephraim; sie ging in noch be- dcnklicherem Grade der, wie es schien, uiisehlbaren Be- schämung entgegen, als Sanheribs Boten Jerusalem zur Uebergabe aufsorderten. Da war’s mit aller Weis- heit aus, zu begreifen, wie denn derHErr das werde vereinigen können init seiner Ehre» seines Namens Jn- teresse, seiner Verheißung So wieder zu Christi Zeit: die falsche Weisheit der im Eigendiinkel ausgeblaseneiy auf Asterweisheit stolzen Lehrer mit ihren vernunstigen Lehren von einer durch hohe Werke glanzeiider Heilig- keit zu eriverbenden Gerechtigkeit wird zu riichte an der thörichten Predi t Von einer den Suiiderwzu Theil werdenden Rechtertigung Und noch mehr: indeiwder HCrr in Knechtsgestalt erscheint, indem er durch Leiden und unterliegen und Sterben in Schmach und Schimpf mit dem Tod des Misseihäters siegt, vergehen allen Weisen die Gedanken. Demnach meine ich, der haupt- sächlichsie Sinn der Worte in V. 14 sei der: In eine Tiefe des Unglücks ioill der HErr Juba, Jerusalem hin· einführen, daß niemand mehr einen Ausweg weiß, ein Mittel der Rettung angeben kann, alle Weisen iiii Volke, nachdem all’ ihre aufs beste ausgesonnencn Anfchläge nicht gesruchtet, was sie sollten, vielmehr das Gegentheii gewirkt, rathlos dastehen nnd nichts mehr wissen. (Drechsler.) » · » « 15. Wehe [denen], die [indem sie heimlich mit Egypteii in Unterhandluiig treten, weinend, der von Gott erleuchtete Prophet werde sa doch nichts davon merken und sie also auch nicht iim solcher untheokratischen Politik willen strafen kön- nen Kap. 28, 15 Arm] verborgen sein wollen vor dem HErru, ihr Vornehmen zu verhehlen, und ihr Thau ini Finstern halten, und ihres-en: Wer siehet uns? nnd wer kennet uns cwüßie etwas von dem, was wir so im Geheimen betreiben]? is. Wie seid ihr [die ihr also denke: und redet, doch] so verkehrt! Gleich als wenn des Töpfers Thon [den er zu einem Gefäße bildet] gedächtu nnd ein Wert sprciche zu seinem Meister lder es macht]: Er hat mich nicht gemacht sich kann seiner entrathen und bin mir selber genug]; und ein Gemächte [aus Thon gebildetes Gefäß] spräche von seinem Töpfer: Er kennet mich nicht [oermag nicht in mein Jnneres zu schauen, wie ich beschaffen und gestaltet bin; einen solchen Unsiun, wie das wäre, begehet ihr wirklich mit jenen euren Reden] 17. Wohlan, es ist noch um ein klein wenig zu thun; so foll [die gegenwärtige Gestalt der Ver: hältnisfe eine völlig veränderte, oder, um es in einer sprichwörtlichen Redensart auszudrilckew der] Libanon ein Feld werden, und das Feld foll ein Wald gerechnet werden. 18. Denn sum dieses Gleichniß nun aiich zu deuten:] zur selbigen Zeit [welche ich vorhin bei dem Ausdruck »ein klein wenig« im Sinne hatte] werden die swelche ietzt den] Tauben sgieich find, insofern das Wort prophetischer Predigt völlig nutzlos in ihre Ohren erfchallt] hören die Worte des Bttchs [so daß es iveder für die einen ein ver- siegelies Buch mehr ist, noch für die andern eine Schrify die sie nicht lesen können V. 11 f.], und die Augen der sieht] Blinden werden [so scharf und helle sein, daß sie selber] ans dem Dunkel und Finstertttß feheu [durch die bisherige Uninach: tung frei und ungehindert hindurchschaueu]. Jn ihrem nächsten Sinne beziehen wohl die Worte sich auf den Umschwung aller Gedanken und Urtheile, der mit dem Ereigniß in Kuh. 37, 36 f. eintrat; hinter dieseni nächsten Sinne liegt aber der weiter gehende, daß der jctzt noch ivaldige und unbebaute Libanon der Hei- deniveltzii einem Frnchtgefilda und wiederum das jetzige Fruchtgesilde des alttestamentlichen Buiidesvolks zu einer Wildniß werden foll. Jn Beziehung auf erstereiiPiiiikt vollzieht sich daiin das Wunder, von dem der HErr in Matth 11, 5 redet: »Die Blinden sehen und die Tau- ben hören« (vgl. Apostg. 26, 18; Ephes. 5, 8). 19. Und die Elenden kim Volk, welche jetzt schon Empfänglichkeit uiid Verständniß für Gottes Wort haben, aber vor der großen Menge und der Uebermacht der andern mit ihrem Glauben nicht können zu Worte kommen] werden wieder Freude haben am HErrn kais der ihren Glauben nun als die rechte Weisheit erwiesen hat], uud die Armen unter den Menschen [die von der großen Masse jetzt iiberschrieeii und bedrückt werden] wet- deii frdhlich sein in dem Heiligen Jsraels [dessen Namen nun wieder in ooller Herrlichkeit strahltjz Von der Gemeinde der umgewandelten neuen Zukunft. 97 20. Wenn die Tyrannen [die Schreier und Bedrückey wider die sie vorhin nichts vermochten] ein Ende haben, nnd mit den Spbttern [die über sie herrschten Kalb. 28, 14., es] aus seitt wird, und vertilget sein werden alle die, so wachen, Mühe abzurichten [alle die unglückseligen Plan- macher], 21. Welche die Leute fiindigen machen durch-s Ptedigen seinen jeden, der nicht auf ihre Pläne eingeht, für einen Frevler oder Landesverräther erklären Kap. 8, 12 Anm.], und stellen dem nach, der sie straft im Thor sAmog h, 10., daß sie ihm den Prozeß machen, um sich seiner als eines un- bequemen Strafpredigers zu entledigen], tveichett durch Lügen vom Gerechten sstürzen durch allerlei nichtige Vorwände und Beschuldigungen den Ge- rechten] 22. Datum [um diesem gegenwärtigen trost- losen Zustande, da das Volk Gottes vor der Menge der Verfiihrer und Verfolger in seiner eigenen Mitte nicht kann zu dem Rechte kommen, dem Gebot und Willen dessen gemäß, dem es als Ei: genthum angehört, sein ganzes bürgerliches und gottesdienstliches Leben einzurichtem künftig einmal ein Ende zu machen] spricht der HEtty der Abra- ham saus der in’s Heidenthum versunkenen Mensch- heit] erlöst-i [und zum Ahnherrn einer heil. Got- tesgemeinde berufen] hat [1. Mai. 12, 1——3], zntn Hause Jakob [dem Träger dieser Berufung] also: Jakob soll swenn nun die Zeit seiner Erlö- sung von den sündigen Machthaberti in seiner Mitte V. 20 f. da ist] nicht mehr zu Schauder werden [daß es sich noch ferner von dergleichen Menschen müßte beherrschen und bedrucken lassen], und sein Antlitz soll sich nicht mehr schämen sdaß es auch ferner so wenig, wie zu dieser gegenwär- tigen Zeit, den Charakter einer heiligen Gottes: gemeinde an sich trüge, sondern selbigenCharakter vielmehr in deutlich erkennbarer Weise ausprägeti]. 23. Denn wenn sie [die in Wahrheit zum Hause Jakob ietzt schon gehören, alsdann, wenn die Zeit der Erlösung von den Tyrannen und Spöttern und Planmachern V. 20 gekommen ist] sehen werden ihre Kinder [die nach ihnen den Bestand der Gemeinde bilden], die Wette meiner Hände unter ihnen [die im Zusammenhange mit einer durchgreifenden Umwandlung des Zustandes der Dinge ich auf dem Wege des Wunders zu— rechtgebracht habe]; werden sie meinen Namen heiligen, nnd werden den Heiligen in Jakob heili- gen, und den Gott Jsrael fürchten sdaß ich- der ich bisher den Namen hatte, daß ich Jakobs oder Jsraebs Gott sei, nun auch in der That als sol- cher werde anerkannt und verehrt werden] 24. Denn die, so sieht, wenn man die Volks- gemeinde nach der Beschasfenheit der bei weitem größten Zahl ihrer Glieder benrtheilt, nur für Dächselts Bibelwort. solche gerechnet werden können, die] irrigett Geist haben [V. 10 fi.J- werden findet« doch wenigstens ein Theil davon sich zurecht bringen läßt] Verstand annehmen szu rechter Erkenntniß und lebendiger Aneiguung meiner? Wort-H, und die [setzigeit] Schtoäher [die murrend allen meinen Mahnungen widerstreben] werden [soviel ihrer sich bekehren und erneuern lassen] sich lehren lassen smeitten Mah- nungen fortan zu folgen]. Wir vernehmen hier in einer unbestritten ächien Weis- sagung Jesaiad schon die Sprache von Katz. 40—66; man kann durch dcn ersten Theil hindurch das allmälige Werden der dort herrschenden Gedanken und Formen beobachten. tDelitzschh Das 30. Kapitel. Uns Hatt, und nicht auf Creaturerh soll man das Vertrauen setzen. lll- u. 1—33. wankend is: usw. so, 15 de: hin» ans Seiten der atiagnaikn tGroßeus in Juba, einen Abfall von Ksshkten durch ein titüuduiß mit Geboten zu ermög- lichen, noch als ein in tiefster theimlichlieit entworfener und vorbereitet« erscheint, ist dieser Plan nunmehr tu der Ausführung begriffen; die Abgesandten sind bereits unterwegs, um mit phurao zu uuterhandelu und ihn durch reiche Geschenke für das beabsichtigt: Winter-nehmen zu gewinnen. Da ruft denn der Propbet sein Welt: über die abtrüunigen Kinder, die in ihrer Widerspeusiiglkeit geradezu daraus net-gehen, Sünde auf Sünde zu häufen, und in ihrer Gborheit nicht einsehen wollen, daß sie auf ihren Wegen sich nur sihmähliche Täuschung, aber ltkiuc hilft: holen (v. 1——5). Er gehet dann auf die unge- heure ioertiehrtheit näher ein, womit man soviel Mühe mit Gghpteu flch sannst, so vielen Opfern und Beschwer- den sich unterziehh sich diesem Volke an den hats zn werfen, und das alles doch um nichts nnd wieder nichts; denn Gghptktn dies Grobthuervoltn ist doch nur ein Homer und Stillsihetz und damit Iuda schon jetzt wisse, was für eine Erfahrung ihm bevorsteht, wird« ihm ans eine Tafel vor die Augen und in ein Buch zum bleibenden Gcdcichtulß geschrieben (li1.6—tl). Jlber diese Liebe zur Lüge, in der Gottes voll; nicht hören will, wag ihm frommt, sondern nur das, darnach ihm die Ohren füttern, hat dasselbe zu einer risstgen Mauer gewann, von der schon Stein an Stein sich herauodtiingh den nahen völli- gen jtusammknslurz verliüudcadseg wird wie ein Topf, von dem nicht einmal ein ordentlich« Scheibe zurückbleibt, vollständig zkrsihlagen werden; weil es nicht hat wollen stille sein und hoffen, wird der hErr von ihm sieh wen— den und es lange auf die Wiederkehr seiner Gnade war- ten lassen; weit es in: Gegentheil auf Rossen und seita- feru hat fliehen und eilen wollen, soll es flüchtig werden iu der schrecltliclfarn Weise und creilet von seinen her· folgern (v. 9-——18). Und dennoch giebt es hinter der Zeit des Gerichts auih eine Zeit der Gnade, und hinter dem Stande der Verwertung auih wieder einen Stand der Wohlfahrt, und dieser begreift überskhwäiiglich viel Glürlt in geistlicher und leiblichcr Hinsicht in sich (V. 19——2l)·). Solch« Stand der Wohlfahrt ltann aber erst eintreten, weuu alle widergiittlicise Weltmacht beseitigt ist, und solche Beseitigung wiederum hat ihr ittorsptel au dem, war; nächheuo mit Zlssur fish begeben wird (v. 27—33). I. Wehe den abtrünnigen Kindern svom Hause Ast-· It. 2. 7 98 Jesaia 30, 2—— I7. Juda], spricht der HEriz die ohne mich rathschla- gen [Kai-. 29, 15], und ohne meinen Geist sia wider das, was mein Geist durch den Mund der Propheten ihnen sagt] Schtliz snchen sgegeii Assy- rien durch eiii Bündnis; mit der« egvptischeii Groß- macht], zu häufen eine Sünde über die andere sindem sie den an sich schon sündlichen Gedanken Schritt für Schritt immer weiter verfolgen bis zur vollen Verwirklichuiig]; Z. Die fsetzt bereits in den Gesandten, die sie abgeordnet haben V. 4] hinab ziehen in [nach] Eghbten nnd fragen uieinen Mund nicht [zuvoe, ob ihr Vorhaben auch mit meinem heil. Willen libereinsiimmtkh daß sie sich starken mit der Macht Maine, nnd sich beschirnicn unter dcui Schatten Eghplklls sobivohl schon ein natürliches Gefühl ihnen sagen könnte, daß von deni dermaligen Dränger ihres Volks, ans dessen Hand ich sie erst mit meinem starken Arm habe erretten inüffeiy um sie zu einem eigenen selbftständigen Volke zu machen, nimmermehr ihnen Gutes kommen werde] Z. sWohlanl so follt ihr’s durch dieThat erfahren, was ihr meinem Worte nicht glauben wollt, daß ihr von Egypleifs Grenze fiir immer müsset geschieden blei- ben 5- Nios 17, 16·1 Denn es soll euch die Starke Pharao [auf die ihr euer Vertrauen setzt] zur Schande gerathen [so daß ihr in euern Erwar- tungen euch gänzlich werdet getäuscht feheii], und der Schutz sden ihr snchet] unter dem Schatten Eghptens [soll euch] zum Hohn [gereicheii, da diese Schutzniaeht in der Stunde der Noth euch wird im Stich lassen]. «) Den Mund des HErrn fragte man ehedem durch die Weise des Lichts und Rechts i2.DJ?ol.28, 30 Auen; Jus. 9, l4; Nicht. 1, l f.; 20, 18; 1. Saat. 23, 6.9; Z. S. 2, 1); seitdem aber der auf Gesetz nnd Ver· hcißung begründeten Oekononiie des alten Teftamento die Prophetie als ein organischen Glied eingefiigt war, verniittelte diese uin so mehr den persönlichen Verkehr des Volkes mit den: HEem als namentlich die Zeit miter den Königen meist eine Zeit war, wo auch die geistlichen Obcren ihrem Berufe untreu wurden und sicl) als unbrauchbar erwiesen, dem Volke wie Gottes Gesetz iibcrhaupt zu deuten, so auch feinen Willen für einzelne, concrete Fälle zu erkunden. 4. Ihre Fürsten Fdie Israel behufs des beab- siiihtigten Bündnisses als Unterhändler abgeschicktJ sind wohl zu Zoan gewesen swerden allerdings bis Tunis, der Residenz Pharaos in Unteregypten 2. Mof. b, 1 Anm., gelangenL lind ihre Bot- schaft gen Hattes [der Residenz in Mittelegi)pteii, südlich vom Möris-See am Nil gelegen« —- s. Karte IV] kommen; 5. Aber sie müssen doch swenn sie auch noch soviel Vlühe sich geben, ihren Zweck zu erreichen, und noch so tief hinein in das Land ziehen mit ihren BIttgesUchenJ alle zu Schanden werden über dem Volk [der Egvpter]- das ihnen nicht ttüsze sein kann, sdas ihnen] weder zur Hilfe noch sonst zii Nutz, sondern nur znr Schande und Spott [dient]. «) Unter Hanes ist wohl das heutige Hut-s oder blhnås zu verstehen, einerlei mit Andere; bei Her-Oel. It, 137 und Tiger-essen§ steile; bei strabo XVIL 8l2. is. Dies ist die Last sder Gerichtsspruch Kein. 13, 1 Anm., den mir der HErr mitgetheilt hat] über die Thiere, so gegen Mittag ziehen« sübee die mit Schätzen« beladenen Esel nnd Kameele, welche man von Seiten Judcks nach Eghpten ent- sendet hat, um Pharao durch reiche Gefchenke fiir ein Bündnis; zu gewiniinen: Sie, die Magnaten Juda’s, die an der Spitze des Zuges stehen, aber mit diesem ihrem Beginnen fiel) dümmer und er- kenntnißlofer beweisen, als die Thiere, die sie bei sich haben, in ihrer Art sind Kuh. 1, Z» ziehen einher durch die große und grausame Wüste], da Löwen und Lbioinnen siud, ja Ottern und feurige fliegende Drachen [5.Mos.1,19; 8,15; 32,10., ziehen einher im wilden und angebahnten Lande Jerenn 2, 6], im Lande der Trübsal und Angst fdas den Nelsenden unfäglich viele Gefahren nnd Befchwerden bereitet, f. Anm. zu 2. Mos 13, 20 u. 4. M. 13, U. Sie führen ihr Gut sdas sie erst mit schweren Opfern von dein armen Volk eingetriebeii haben] auf der [Efel-] Fltllctt Rücken, und ihre Schähe sdie sie viel besser im Lande lie- ßen, demselben in den schweren Zeiten wieder aus- znhelsexij auf der Kamme— Höclen zum Voll, das ihnen nicht nütze sein kann. 7. Dritt! Eghplen [dem sie mit so vielem Auf- ivaiid von Mühe und so schwerem Gewicht von Opfern sieh gleichsam an den Hals werfen] ist iiichteh iind ihr Helfen sdas sie, die Egypter, im Augenblick vielleicht zusagen] ist vergeblich snichts als ein leeres Versprechen] Darum [weil ich, der HEriy fchon zum Voraus denen von Juda sagen kann, was alle ihre Bemühungen mit Egyp- ten fiir einen Erfolg haben werden] predigt ich davon also: Die Rahab [svrich: Rahab Jos. S, 25 Anm., d. i. die Ungestüm, Trotzigh nämlich die egyptifche Grofzmacht Hiob I, l3 Anm.] wird stille dazu szu allein Unglück, das euch widerfähreJ sitzen [und keine Hand rühren, euch zu helfen"]. V) Nachdem der Prophet den Gedanken, der ihn zu- nächst beschäftigen soll, durch V. 1——5 als in einem Thema festgestellt hat, folgen von nun an die an den Inhalt jener Verse sich kniivsendeii Vctrachtnngein Zu— nächst ist es der Gedanke der ungeheuren Täuschung, bei welchem er verweilt: mit solchem Ernste, uiitcr Auf- nienduiig von so viel Niiihc read so großen Opfern sich zu bewerbcn — um ein Stuhls. Ihn, die lebendige Quelle (Jerem. 2, l3), zu verlassen und init folcheiii Kostenanfwande löcherichte Brunnen sich zu graben! Uni die erstarrten Herzen seiner Znhörer mit der Darstellung dieses lieberfchwangs wahnfinniger Verblendnng möglichst wirknngskräftig zu treffen, hebt er ex abrupto (ganz un- vorbereitet, ohne alle Verbindung mit dem Vorigen) wie vom Neuen an, läßt diesen Gedanken in einein kleinen Bilde zu einem fclbsistäiidigen Spruche sich abwenden, will, daß dieser kurze Spruch als eine Qnintessenz der Warnung nnd Ermahnung dein Volke allezeit gegen- ivärtig sei. Auf Gott und nicht auf Creaturen soll man sein Vertrauen sehen. 99 «) Råhab ist poetisclser Name für Egypteih sofern die eghptische Macht fiir Jsrael frühzeitig vermöge der großen, die Stunde seiner Geburt zum Volke begleitenden Vorgänge die Bedeutung eines Re- präsentanten der gcsammtcn wider-göttlichen Weltmacht als eines Jnbegriffs von theils dänionis(hen, theils ele- mentarisckseii Gewalten annahm. Diesen Gebrauch des Wortes hat der Prophet im Auge, indem er verwundert fragt: Ein Rähab, ein übermiithig troigendes ringe- stüm sollen, wollen die scin? Nicht doch! Ein schebeth (Stillsti3ir, Stubenhockeij soll man sie lie- ber nennen. (Drechsler.) s— Unsere Stelle ist ohne Zwei- fel die Grundsiclle, von der die andern Stellen, in wel- chen Egypten ebenfalls Rahab genannt wird (Ps.87,4; 89, l1), abhängig sind; Jesajas giebt deutlich zu erken- nen, daß er den Namen erst neu bildet. (Hengstenberg.) 8. So gehe nun [damit ihnen nach wirklich erfolgter Täuschung es nicht entgehe, wie ich, der HEriU solchen Ausgang aller ihrer Bemühungen um Egyptens Schutzherrschaft wie vorausgewußh so auch vorausgesagt habe, du, mein ProphetJ hin, nnd flhreib es sjenes mein Wort: »Die Rahab wird siille dazu sitzen-«] ihncn vor auf eine Taf« ivgls Kind« 7- 2C3L und zciehne es in ein Buch, daß es bleibe für und für ewiglich szur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit auch für alle nachlebeiiden Geschlechter 2. Tim. Z, 16]. I. Denn ssie bedürfen der unwiderleglichsten Beweise, die ihres Unrechts sie überführen, sinns- malj es isi ein ungehorsam Volk, and vcrlogene Kinder, die nicht hören wollen des HEtrn Gesetz; 10. Sondern [wenn man ihre Gedanken und Worte auf den nnverblümten Ausdruck ihrer eigent- lichen Gesinnung zurückführt] sagen zu den Seher« [1. Sam. 9, 9]: Jhr sollt nicht sehen; nnd zu den Schaukm [2. Kon 17, 13]: Jtr sollt une- itichl slhaucn die rechte Lehre swenn sie unsern. Wünschen und Ansichten so wenig zusagt, wie das immer mit euern Ausfprücheii der Fall iftjz pre- diget uns aber sauft swas itnsemi Fleische wohl- gefällt], fchauet uns Tänscherei swas uns in süße Träume wiegt]; 11. Welcher vom Wege lder so schmal] macht euch von der Bahn [die so dornicht ist Matth 7, 14]; laßt den Heiligen Israel sden ihr soviel im Munde führt Kap. 1, 4 Am. I] aufhören bei uns [und nennt diesen Namen gar nicht mehr, denn er ist wie ein fcharfes, zweischneidiges Schwert Hebt. 4, 12; vgl. 2. Tim. 4, 3]. 12. Darum [damit ihr sehet, wie wenig all euer Nichthörenwollen euch niiht] spricht der Hei- lige in Israel [welchen Namen ich gleich hier abermals nenne] also: Weil ihr dies [wider eure untheokratische, auf Egypten rechnende Politik ge- richtete] Wort verwerten nnd vctiasset euch auf Frevel nnd Muthwillen [indem ihr durch Gelder- pressungen im Lande und durch allerlei Schleich- wege, von denen die Propheten nichts merken sollen zi Pläne gar nicht Katz. 29, 15·, dochein Bündniß mit jene: aus: wärtigen Macht sucht zu Stande zu bringen], Und , lrohet daraus sgleich als könne das Gelingen eurer fehlen]; ] 13. So soll euch solche Untugend sdieseschivere E Schuld, die ihr durch so beharrliches Widerstreben gegen die Wahrheit, durch so unverbesserliche Liebe zur Lüge und zum Unrecht auf euch ladet] sein, wie ein Riß an einer hohen Mauer, wenn es soe- reitsJ beginnt zu tiefem, die Dann] plötzlich fund] unversehens cinfcillt nnd zerschmettert fwenn es soweit mit ihr gekommen, daß eine große Partie als Berst überhanget]; 14. slind mit eurer Zerschmetterung, die der HErr über euch kommen läßt, wird es sich so ver- halten] Als wenn ein Topf zerschmettert würde, den man zerstößh und sein [als eines nun einmal zu völliger Zerschlagung bestimmten Gefäßesj nicht schonet, also, daß man von seinen Stücken nicht eine Scherbe svon nur einiger Größe mehr] fin- det, darin man Feuer hole vom Heerde, oder Wasser fchövfe ans einem Brunnen. 15. [Eine solcheZerschmetterung eures ganzen Staatswesens aber habt ihr mit euern gottent- fremdeten Selbstbefreiungsgeliisien 2. Kön. 18, 16 Anm. im hohen Maße verdient] Denn so spricht [seinerfeits] der HErr HEry der Heilige in Israel sindem er allerdings eure Befreiung von dem assyrischeit Joche, unter welches ihr unter Ahas gerathen seid, ebenfalls vorhat]: Wenn ihr stille bliebet fund die rechte Zeit und Stunde abwarten könnten statt daß ihr allerlei Mittel und Wege der eigenen Klugheit ausfindig zu machen sucht], so würde euch geholfen; durch stille sein [in Enthaltung von allem eigenen unruhigen Treiben] und hoffen [in oertrauensvolletn Hinblick auf das Schaffen und Wirken eures Gottes] würdet ihr sder so nnüberwindlich fcheinenden assyrischen Weltmacht gegenüber] stark fein [Ps. 37, 7; 62, 2]. Aber ihr lvolll nicht fauf diesem vom HErrn euch gewiefenen Wege gehen], 16. Und sprechen Nein fdas geht uns viel zu langsam]- sondern ans Rossen wollen wir fliehen sdaß wir so schleunig als möglich der assyrischen Oberherrschaft entkommen] Darum werdet ihr sindem der HErr euch beim Worte nimmt und euch erfüllt, was ihr begehrt, nur sreilich in einem ganz andern Sinne, als ihr’s meint] flüchtig fein fnämlich in dem Sinne der Fluchdrohung 5.Mof. 28, 25]. Und aitf Läufetn sschnellen Renneriy sprechet ihr] wollen tvir eilen ldaß wir in siürmi- scher Eile zur Freiheit gelangen] Datum finden: auch hier euch werden full, was ihr fordert, nur eben in ganz entgegengesetztem Sinne] werden euch eure Verfolger übereilen [5. Mos. 32, so; 2. Kein. 25, 4 ff.]. 17. Deiin swie schon im Gesetz euch angekün- 100 digt worden S. Mos. 26, 36f.] euer tausend wer- den fliehen vor eines Einigeu Schelten, ja vor fünfen werdet ihr alle fliehen, bis daß ihr über- dleibet [auf einen Rest reducirt seid, der so einsam nnd vereinzelt dasteht], wie ein Mastbaum [den man] oben auf einem Berge sales Signalstange aufgerichtet hatt, und wie ein Panier oben auf eitlen! srings umher abgeholztenJ Hügel [Kap. 11, 10 Arm. 2]. 18. Darum sweil er erst dies Geschäft mit euch abzuniacheii hat, um eures Unglaubens wil- len bis auf einen ganz kleinen Nest euch zusam- menfchmelzen zu lassen] harret der HEtr [in zögerndeu zuwartender Weise], daß er eueh gnädig sei swas er allerdings einmal thun will, doch erst thun kann, wenn aus den zertrümmerten Schalen des jetzigen Volksbestandes sich der gläubige Volks- kern herausgefchält haben wird] nnd hat sieh auf- gemacht svon dem gegenwärtigen Geschlecht steh davon gemacht und gleichsam in den Himmel sich zurückgezogen Hosea s, 6], daß er [erst, nach- dem er auf lange Zeit seine Gnadengegenwart euch« entzogen und, weil ihr euch nicht habt stille verhalten wollen und harren V. 15, nun feiner: seits zur Strafe sich so verhalten] sich euer erbarme: denn der HErr ist ein Gott des Gerichts sder überall nach Recht und Gerechtigkeit verfährt]; wohl [aber] allen, die swährend der ganzen lan- gen Zeit dieses seines Harrens nun ihrerseits auch] sein harren sbis er wieder gnädig wird und sich erbarmet: sie werden eine desto feligere, gnaden- reichere Zeit erlangen hinter dem bevorstehenden Gericht Pf· L, 12; 34, 9]. 19. Denn das Voll Zions sdas ais solches einen ganz andern Grund seines Wesens und Be: ttandes hat, als die Weltstadt, die zur ewig be- toohnerlofen Ruine werden soll Kuh. 13, 19 f.; 25, L] wird [wieder, wenn seine Strafzeit zu Ende ist, und dann auf immer] zu Jerusalem [die der HErr sich erwählet und dahin er feinen Namen geletzt hat 2«Kön« 21, 71 wohnen, du wirst [aiso] nicht [immerfort] weilten [wie du allerdings eine Zeit lang wirst thun müssen Pf. 137, 1 ff.]. Er sder HErrJ wird [doch zuletzt] dir gnädig sein, wenn dn rnfeftz er wird dir antworten, sobald er’s sdeiri flehentliches Rufen aus einem zu ihm be- kehrten Herzen] hötet ssodaß hören und erhören werden zusammenfallen Katz. 65, 24]. 20. Und der HErr wird szwar in diesem eu- rem neuen Gnadenstande euch nicht mit jedweder Züchtigung verschoneiy wohl aber] euch in Trübsal Brod sdes Lebens] und in Aengstetc Wasser« sdes TrofteSJ geben [Kap. 33, 16., das; ihr unter der Züchtigung ausharren könnt, bis sie überstanden ist, wie das vorbildlicher Weise schon in der bald bevorstehenden Noth Katz. 37, 1 ff. 14 ff. sich zeigen wird] Denn er wird deinen Lehrer tin Jesaia so, 18—-30. den Propheten, die er dir gegeben] nicht mehr lassen wegsliehen [wie derselbe z. B. in der gan- zen Periode seit dem Zusammentreffen mit Ahas Katz. 7, 3 ff. bis zu dem Augenblick in Katz. 37, 2ff. von dem thatfächlichen Eingreifen in den Lauf der Dinge fiel) zurückgezogen hat], sondern deine Augen werden [ohne Unterbrechung und in freier öffentlicher Wirksamkeit] deinen Lehrer sehen sdasz du überall und bei jeder schwierigen Frage dich an ihn wenden kannst], 21. Und deine Ohren werden sindem dein Lehrer, wie ein Hirt hinter der Heerde, hinter dir hergeht, um ein stets wachsames Auge auf dich zu haben nnd des rechten Weges dich nicht fehlen zu lassen] hören das Wort hinter dir sagen also her: Dies ist der Weg, denfelbigen ge- bei; sonst weder zur Rechten, uoch zur Litllctl sund wirst du so vor allen Abweichungen von der richtigen Bahn nach der einen oder andern Seite hin bewahrt bleiben 5.Mos. 5, 32; 28, 14., während du jetzt dergleichen Weisungen zwar auch Vernimmst, aber keine offenen Ohren dafür hast Katz. 28, 11f.]. 22. Und ihr werdet eniweihen sfür unrein er- klären 2·Kö11. 28- sit] eure iibersilberteu Einen, und die gitldenen Kleider« sueberzügej eurer saue- Holz gefertigten] Bilder, und werdet sie smit Ab- scheu] wegwerfew wie einen Unftath, und zu ihnen sagen: Hinans sinit euch, wir wollen nicht einmal das kostbare »Hier-all von euch zu anderweitigem Gebrauch behalten, weil wir gar keinen Zusammenhang mehr mit diesem friitzercn götzendienerischen Wesen unter uns dul- den mögen 1. Pius. 35, ·2. 4]! 23. So wird er [wenn nun jede Brücke zwi- schen euch und dem alten Sündendienst abgebro- chen ist, auch alle zeitlichen Gaben dir verleihen und] deinem Samen, den du auf den Acker ge- saet hast, Regen geben, und Brod von des Ackers Einkommen sdir zuwenden], und desselbigeu volle Genüge snicht blos zur höchsten Nothdurft]. Und dein Vieh wird sieh zu der Zeit sda du ein neu- begnadigtes, wiedergeborenes Volk fein wirst] wei- den in einer toeiien [ausgedehnten, geräumigen] Aue [wo Nahrung die Fülle für dasselbe vor- handen]. 24. Die Ochsen nnd [Esels-] Füllen, so den Acker bauen [zur Landwirthfchaft gebraucht wer- den, jene zum Pfiügen und Dreschem diese zum Diingen und Körnertrageii f. Anat. zu b. Mos. 25, 4 u. Hiob I, Z» und die nun einer beson- ders kräftigen Nahrung bedürfeti], werden gemess- get Futter saus Weizen, Gerste, Wirken, Erbsen n. dgl. bestehend], welches snach dem Abernten und Ausdreschen mit derselben Sorgfalt, wie das zur Nahrung für die Menschen beftimmte Brod- korn behandelt und zur Reinigung von Spreu und Sand] geworfen ist mit der Worfsehanfel lind Wanne [Getreideschwinge]. 25. Und es werden [während bisher nur Thäler Auf das Gericht der Verwerfung folgt eine Zeit der Gnade und Wohlfahrt. und Gründe gut bewässert gewesen, die Höhen aber gar sehr der Dürre und Trockenheit ausge- setzt waren] ans allen großen fauch den am höch- sten gelegenen, fortwährend von der Sonne be- schienenens Bergen, und auf allen großen Hiigeln zettheilte Wasserftrbme sBäche voll reichlichen WasserSJ gehen, zur Zeit der großen Schlacht, wenn die Thurme fallen werden salsbald von der Zeit an, wo die Gerichte Gottes über die Welt werden ergangen und darin alle Höhen und Be- festigungen werden gestürzt sein 2. Cor. 10,4f.]. 26. Und des Piondes Schein wird sdann so helle und licht] sein wie [gegenwärtig] der Son- nen Schein, und der Sonnen Schein wird sieben- mal heller sein, denn jetzt [in seiner Auslegung der Advents-Episteln und Evangelien vom J. 1522 fügt Luther auch den schönen Zusatz im Grund- text, den die Septnaginta ausgelassen, bei: gleich als ein Licht von sieben Tagen, indem der Strahlenglanz, der nach der jetzigen Ordnung der Dinge zur Erzeugung der Tageshelle für die ganze Woche aiisreicht, dann auf Einen Tag eoncentrirt tst]; zu der Zeit, wenn der HErr den Schaden seines Volks svon dem in V. 13 f. die Rede war] verbinden, und feine Wunden sdie er selber ihm geschlagen] heilen wird. Der Ton der prophetiichen Rede wird hier wahrhaft iührend und väterlich. Die Bilder der geistigen und leiblichen Segnnngen verbinden sich und fließen in dem lieblichen Lichte zu einem herrlichen Gemälde messianii scher Zeit zusammen. Da giebt der HErr in Trübsal Brod, und in Aengsten Wasser; aber cs ist nicht die irdische Nahrung gemeint, sondern das Hiinmelsbrod und der Lebenstraiik bcgliickeiider Belehrung, nach der sich das Herz der Bekehrten geschnt. Nun werden sie die geraden Pfade der Gotteswege sicher wandeln, stets be· gleitet von den Wariiniigsrufen sorgfältig sie behiiteiider Lehrer. Vor der Reinheit dieses neuen Lebens tritt ihnen der Glanz der triigerischen Götzeii als Schmutz zurück, als abscheiilicher Unfiath, den sie mit Entschiedenheit ver- iverfen. Und dieser frischen Saat des Geistes wird auch die des Bodens entsprechen, den sich der HErr zur Of- seiibarungsstätte seines hiinmlischen Gnadenregeiis ersehen. Friichtbare Saatfeldcr der kräftigsten Ernährung und grünende, weite Triften dehnen sich vor dem Blicke des Sehers aus, und selbst die treuen Begleiter des Shim- sctien, die Rinder nnd Esel, die seinen Acker bauen, über- sieht die allernähreiide Liebe Gottes nicht; er erbarmt sieh der seufzenden Creatur und sättigt sie mit der schinacks haftesten Speise. Quellen crquickeiiden Wassers ergießen sich auf allen Höhen der neuen Erde, und vom neuen Himmel strömt das siebenfach verstärkte Licht des milden Mondes in der Nacht und der glänzenden Sonne am Tage. Das ist der helle Schein von dem, der da sagt: ,,ich bin das· Licht der Welt;« das ist das Wasser des Lebens, das sich von dem ergossen, der die Miithleligen und Belabenen, daß sie erquicket werden, zu sich ruft! Aber ehe die neue Zeit beginnt, wo der HErr die Wun- den seines Volks verbindet, niuß erst die große Schlacht geschlagen sein, und die Thürme müssen fallen: das Ge- richt Gottes muß über die Heiden ergehen und ihr Trotz gebeugt werden. (Umbreit.) W. sWie aber verhält es sich mit dieser Zeit der 10l großen Schlacht V. 25, die zugleich eine Zeit fein wird, da der HErr den Schadeii seines Volkes verbindet V. 2621 Siehe, des HErrn Name ser selber in der straf- richterlichen Offenbarung seiner Herrlichkeit] kommt von ferne sdenn bis daher hatte er sich wirklich ferne gehalten und seine Widersacher frei gewähren lassen], sein Zorn brennet sivie ein gewaltig auf: steigendes Feuer] und ist sehr schwer [so daß dicke Rauchsäiilem Entsetzliches verkünde-nd, sich über dem Feuer verbreiten] seine Lippen [wie die eines zornentbrannten Riesen] sind Voll fseichen des] Grimmcs [indem sie beben. und schäumen], nnd feine Zunge sistJ wie ein verzehrend Feuer [inso- fern seine Worte wirkungskräftig genug find, zu vertilgen auch ohne irgend welche Mittel Kuh. l1,4], 28. Und sein Odem ivie eine Wasserflnth die [wenn sie einmal, furchtbar überraschend und alles unter Wasser sehend, sieh ergossen hat, denen, iiber die sie sich ergossen] bis an den Hals reicht [Kap. 8, 8 uiid ihnen kein Entrinnen mehr möglich macht], zu zerstreuen die Heiden, bis sie zu nichte werden [genauer: zu schwingen die Heiden in der Schwinge des Verderbens, damit alles, was bei diesem Gerichte der Sichtung nicht als gutes Korn zurückbleibt, der Vernichtung an- heimfalle] und snun hat er sich wohl vorgesehen, daß er] die Völker mit einem Zaum in ihren Backen hin und her treibe sihnm wie Rossen und Mäuler-it Pf. 32, 9 Zaum und Gebiß angelegt, daß sie seiner Gewalt nicht entrinnen können, sondern in das Verderben hinein inüssem das er ihnen bereitet hat]. 29. Da swenn so unter den Gerichten über die Heiden eure schließliche und völlige Erlösung sich zu vollziehen beginnt Luk. 21, 28] werdet ihr singen, wie zu Nacht eines heiligen Festes swie es jetzt zu geschehen pflegt in der dem Passafest vor: angehenden Nacht vom 14.—-—15.Nisan, da man Lobgesänge cinstimmt Matth. 26, 30., und wie es vormals geschehen in der Nacht, da der HErr ausging, zu schlagen alle Erstgeburt in Eghptem die Kinder Israel aber beim Passamahl fröhlich waren 2. Mos. 1«2, 28f-1- nnd euch von Herzen freuen [in ähnlicher Weise, doch in weit höherem Maße], als wenn man sieht, so oft eins der drei hohen Fesie herbeikonimt, in geordnetem Zuge] mit der Pfeife [unter den Gesang begleitendem Flötenspielspsitz s] gehet zum Berge des HErrn, zum Hort Israel [bei dem des Jahres dreimal alle Mannsbilde in Israel sich einfinden sollen 2. Mos. 23, 17]. 30. Und der HErr lwährend ihr auf einem solchen Freudenwege zu heiliger, herrlicher Höhe in der That euch auch befindet] wird [unterdessen draußen, ohne alle eure Mitwirkung, die Welt- macht aus dem Wege träumend] seine herrliche [mafestätisch-gewaltige] Stimme schallen lassen [in dem Getöse des Donners Pf. 18, 14; 29, 3 ff. und alle Verderbensmächte eines Gewitters sich 102 Jesaia 30, 31—-33. 31, 1——·9. 32,1-—4. entladen lassen], daß man sehe seinen ausgereckten Arn! [wie er nun auf den Gegenstand der Züch- tigung niederfällq mit zornigem Dritten, und mit Flammen des verzehrenden Feuers, mit Strahlen, mit starlein Regen, und mit Hagel [Kap. 29, (5]. til. Denn [um hier auf diejenige Weltmacht besondere Beziehung zu nehmen, um die es in der nächsibevorstehenden Zeit sich handelt] Assnr wird ersehrecktn [innerlich zusammenbrechen] vor der Stimme des HErrn, der ihn mit der Ruthe schiägt [Kap. 37, 36 f.]. 32. Denn es wird die Ruthe ganz durchdrin- gen, und wohl treffen, wenn sie der HErr über ihn [den Assur] führen wird, sund jeder Schlag wird gefchehenj mit Partien und Harfeu [aufSei- ten des Volks von Jerusalem, welches nur das Zusehen hat und seiner nahen Erlösung sich freut], und allenihaiben snach anderer Deutung: in Ktimpfeu geschwungenen Arms, d. i. unter gewaltigem Ausholen seiner Hand zu recht mäch- tigen Schlägen, wird er, der HErrJ wider sie streiten sindem er in kurzer Zeit soviel Tausende dahinrasst]. 33. Denn die Grube [genauer: das Thophet oder die Greuelopfersiätte 2.Köii. 23, 10] ist von gestern [nicht jetzt erst, sondern vorlängst schon, tiärnlicij im Rathe Gottes] zugerichtet [in welcher die Leichen der Erschlagenen als ein Greuel ver- brannt werden sollen, zur gerechten Vergeltung dafür, daß durch Assyriens Einfluß der Riolochs- dienst zuerst Eingang gefunden hat in Juda 2- Köa is, 3]; ja, dieselbige ist auch dem Könige bereitet sinsofern er mitsammt seinem Reiche von da an dem völligen Untergange preisgegeben wird o. Kein. 19, 37 Anm.], tief und weit genug [um recht viele Opfer — 185,000 Mann 2.Kön.19, 35 — in sich aufzunehmen]; so ist die Wohnung drinnen [nämlich tief und weit, daß ein recht großer Scheiterhaufen sich daselbst errichten läßt], Feuer nnd Holz [hat dieser Scheiterhaufeu] die Menge shoiz an denen, die hier verbrennen sollen, für Feuer aber isi von oben her gesorgt]. Dei? Odem des HErrn [nämlich] wird sie anzünden, wie ein [vom Himmel fallender] Sehwefelstrom U. Prof. 19, 24; vgl. Jst. 10, 16J. Das II. Kapitel. Tliikhiige Hilfe der Egyptern göttlich« Sieg wider die Assyrer. IV« V. 1—9. Immer: wieder ieommt der pronhet auf das tiijuduiß init Egypten streuen, das seine Warnung nieht hat hindern können, das vielmehr bereits im vollen Gange is; ja, was er im vorliegenden Kapitel schreibt, ist dem Inhalt des vorigen Kapiteln dem äußeren Zin- sehein nach sehr gleichariig lind doch, indem er immer aufs diene mit derselben Sache sich befahl, gewinnt er immer neue Seiten ihr ab. hat er in nun. 30, l——5 gezeigt, was mit dem Vertrauen, welches mau ans die Ereatnr unter Hintausehuug des Hirten setzt, heraus— Komme: es liißt zu schanden werden; so legt rr in Kuh. Si, l—3 dar, was mit der Hiniansetznng des Zweit, deren man bei jenem Vertrauen sich schuldig macht, herauskommt: der HEtr weiß schon zu neuesten, daß alles, was man da unternimmt, nieht gelingt, daß nichls als dlnheil soigt und alles genau so ergeht, wir er’s zuvor gesagt hat. Halle dann weiter der von nah. 3(), 6 ff. an folgende Jibsihuilt das itugereimte des ver· leanene ans die Crealnr zum Gegenstande der weiteren Jlnoeinandersehiing, so wird in blau. Si, 4—9 der Ge- danlic icähcr dnrkhgefühty wie der Hafer sieh selber, ja sich allein, nnd ohne alle Dazwischeiileunft der Ceeatnez die hilft: vorbehalten habe, welche die von Juda bei Ggnoien nottut-eilen, und diese Hilfe werde eine ebenso inajestätisktpherrliche als» nathdrürlelietjsierästige sein. I. Wehe denen, die hinab ziehen in Eghpteu um Hilfe, und verlasseu steh auf Rosse [die sie von dorther erlangen wolien], und hoffen auf sStreiH Wagen, daß derselbigen viel sind, und auf Reiter [2. Mos. 14, 7 Anm.]- darum, daß sie sehr stark sind, und halten sitt) nicht [wie sie doch thun soll- ten und so oft ermahnt und gebeten worden siud zu thun] zum Heiligen in Israel, nnd fragen nichts nach dem HErrn [als welcher doch recht wohl im Stande ist, ihnen ohne alle rnenschlicheii Mittel zu helfen] Z. El? aber sden man zu umgehen und mit den eigenen Klugheiisinaßregeln gleichsam hinter’s Licht zu führen sucht Kap. 29, iß] ist szum min- desten ebenso] weise [wie die, die ihn täuschen zu können meinen] nnd bringet Unglück herzu süber die, die sein Heil nicht haben mögerlL und wendet seine Worte nicht [die er durch seine Propheten hat reden lassen]; sondern wird sich aufmachen wider das Haus der Bösen swider das Hans Jakob, das zu einem Hause von Bösewichtern geworden Kote. l, 4]- und wider die Hilfe der Uebelthiiier [die diese so eifrig suchen, d. i. Ggypten]. Z. Denn Egyvtea ist Mensch und nicht Gott snichts weniger als göttlich von Natur und an EigenschaftenL und ihre Rosse sind Fleisch und nicht Geist sdaß darauf ein nach Gottes Bild ge- schafsener Mensch sein Vertrauen sehen dürfte] Und der HErr wird seine Hand austreten, das der Helfer sEgyptenj stranchele, und der, dem geholfen wird [Juda], falle, und alle sbeidej mit einander umkommen. 4. sDaß es aber also kommen wird, weiß ich gewiß] Denn so spricht »der HErr zu mir: Gleich- wie ein Löwe und ein junger Löwe lirrellet über seinem Raube, wenn der Hirten Menge ihn an- schreiei [ihm den Raub dadurch wieder abzuneh- men, daß sie ihn davon zu verscheuchen suchen], so erschrickt er sgleichwohlj vor ihrem Geschrei nicht, und ist ihm auch nicht leid ibangei vor ihrer Menge: also wird der HEcrZebaoth lohne irgend: Verschmähutig der allgenügeitdeu Hilfe Gottes bringt sjdiißlingen der Unternehmungen. 103 wie Eghptens zn bedürfen und durch das Geschrei nach dessen Hilfe sich stören zu lassenJ hernieder fahren, zn streiten anf dem Berge Zion und anf feinem Hügel [um ihn wider die andriirgenden Assyrer zu behaupten; denn es ist der Berg Zion sein Raub, sein Erbtheil]. Z. Und der DE« Zebaoth wird Jerusalem bestimmen, wie die Vögel thun mit Flügeln, [er wird] schützen, erretten, drinnen umgehen, nnd anshelfeu Ivgi. Kap. 37]. Wie efseitvoll (tvirkungskräftig) der Contrast der beiden Ctleichnissa unter welchen der Propbet den Schutz des HErrn als einen zuverlässtgen darstellt! Erst der starke Löwe, dao Bild eines nnerschrockeneti Kriegs- heldenz dann der schüchterne Vogel, ein Bild der zärtlichstcn Bewahrung: so stark, mnthtg und kühn nnd unerschrocken (V. 4), so zärtlich, so ntiitterlich fürsorgend selvst für sie eintretend, sich selber einsctzeud für sie . 5). c. Kehret ldenn aus Ehrfurcht vor diesem starken Löwen nnd aus hiugebender Gegenliebe zu dieser treuen Vogelmutterj um [von euren falschen und so nutzlosen Wegen] ihr Kinder· Israel, die ihr sehr [oon ihm, dem HErrn] abgewlehen seid sdamit ihr euch eine große Beschämung ersparet, dem HErrn aber seht schon die Ehre anthut, die seinem Namen gebührt]. 7. Denn zu der Zeit swenn die Stunde der Heimsnchung kommt] wird ein jeglicher seine sil- bernen nnd güldenert Gbhen verwerten, welche euch eure Hände gemacht hatten zur Sünde sweil ihr sehet, daß es mit ihnen nichts ist, und sie euch nun zu einer schwerem nnerträglichen Gewissenslast geworden sind Kap. L, 20; 27, 93 So, 22]. 8. Und Assur soll fallen, niiht dnrch Manns Schwert, und soll verzehret werden, nicht durch Menschen Schwert; und wird doch vor dem Schwert fliehen [Kap. 37, 36], und seine junge Mannschast wird seiner andern Macht, die nach Assyrien zur Herrschaft gelangt] zinsdar werden; 9. Und ihr Fels sKönig Sanherib] wird vor Furcht wegziehem und seine Fürsten werden vor dem Panier [in blinder Furcht schon vor einer bloßen Signalstange erschreckend] die Fineht geben [Kap. 37, 37], spricht der HErr, der zu Zion Feuer [ein unnnterbrochen brennendes Feuer auf dem Brandopferaltar], nnd zu Jerusalem einen sHeerd hat [also der eigentliche Hausherr daselbst ist und stch auch als solchen erweisen wird]. Durch w nnderbares Einschreitcn wird der HErr als den Hausherrn zu Jerusalem sich erweisen: dies eine Steigerung im Brrhältniß zu V.4 n. b! Er hätte ja schützen können sein Volk, ohne gerade eine so ans« gezcichnete Niederlage zu verhängen über den Feind. iDrechslerJ Das 32. Kapitel. Jdesiitndige Glückseligkeit des Reiches Christi. V« V. t—20. Wenn die Weltmamh die gegenwärtig ihren Typus in Jissnr hat, fsir immer gestürzt ist, so beginnt für das unter den Gerichten der letzten Jttklt ebenso ge— retten, als gesichtetr nnd gelänterte holte Gottes eine ganz neue Zell, ein Zustand der Erneuerung in Recht nnd Gerechtigkeit nnd ein Stand der ungestörten Sicher- heit nnd dcg seligften Frtedknggentissea In Beziehung anf die Erneurer-lag tu. 1—8) nimmt der proohct seinen Jlnogaiiggorrnlkt von dein Könige nnd dessen Für· strn: Vor seinen! Ztnge steigt ein Staaiogebätrde auf, von tierht nnd Gerechtigkeit getragen, an Hain-i und Gliedern vollendet; er schnitt die Zellen der Vollendung, wo dir: Macht der Wahrheit zu unbedingten! Ansehen in allen verhältnisses: deg öffentlichen tret-eng htndnrchgcdrirngerr ist· In Beziehung anf den Sicherheits- nnd Frie- dengstaud its. 9—20) dagegen wendet er sich stirbt— dersi an den soeglosen Lcimtsinik der Frauen in dieser gegenwärtigen Zeit, oerlntndigt ihnen, wie in kurzer Bett ihr Wohlleben der tioth nnd Welslrlage weichen werde, nnd geht darnach erst in der Zeit über, wo der Geist ans der thiihe älter Gottes volle sirh ergießen nnd diesem eine Fülle von Gaben mit sich bringen wird, nio dann an die Stelle der falsrhen fteischltchen Ruhe eine gottge- roirlrte wahre nnd von ltelncr Gefahr bedrohte Ruhe treten wird. l. Siehe, es wird szu derjenigen Zeit, die zu der fertierery aufSanheribs Niederlage folgenden Regierungszeit des Hiskia Kap. 38, 15 ff.; 39, 8 sich verhält, tote der Körper zum Schatten Col. 2, 171 ein König [im Reiche Juba] regieren, Gerechtigkeit anzurichtcn sdas Land ans dem Zu- stande der Zerrüttnng, in den es dnrch gottver- gessene Politik und Verwahrlosung des Rechts ge- rathen ist Kap.1, 21—23., herauszureißenh und Fürsten werden surtter ihm als seine obersten Be: amtenj herrschen, das Recht zu handhaben sauf daß Jerusalem eine Stadt der Gerechtigkeit und eine fromme Stadt heiße Kap. 1, 26]. 2. [Solch gerechtes Regiment aber wird dem Volke den Segen bringen] Daß jedermann sein wird als einer, der vor dem Winde bewahret ist, und wie einer, der vor dem Plahregen verborgen ist sweil er eben an seinem König und dessen Fürsten eine sichere Zuflucht Kap. 4, S; 25, 4 besitzt; ja, der König und dessen Fürsten sind allen ihren Unterthanen] wie die Wasserbciche am dürren Ort sihnen allerlei Lebenskräfte zuführend Pf. r, 3], wie der Schatten eines grossen Felsen im trockenen Lande [ihnen allerlei Erquickung und Labsal gewährend]; 3. Und der Sehenden Augen [die Augen derer, die den Beruf haben, das Rechte zu sehen und von der Wahrheit zu zengen] werden sieh nicht smehr Kap. 29, 10 f.] blenden lassen sdurch trü- gerischen äußeren Schein], nnd die Ohren der Zu- hörer werden [anders, als es jetzt der Fall ist, wo der Bann der Verstockung auf dem Volke liegt Kap. 6, 9 f.] aufwerfen. 4. Und die Unvorsichtigen [die, welche in ihrem gegenwärtigen Zustande geistlicher Verwirrung aller Ueberlegung unfähig und alles Rathes baar sind] werden Klugheit lernen [die Unterscheidungegabe 104 besehen, die Dinge in ihrem wahren Wesen und in allen Verhältnissen das wahrhaft Frommende zu erkennen] und der Stammelnden Zunge [die Zunge derer, die im Taumel ihrer betrogenen Sinne vormals nichts als ungewaschenes Zeug redeten Kap. 28, 7 ff.] wird fertig [in geläusigem Vortrage] und reinlich snicht nur klar und deut- lich, sondern auch fein und elegant] reden. Vgl. das Lied: O Jesu Chrisie, wahres Licht re. 5. Es wird nicht mehr [wie gegenwärtig, wo oft ein so großer Widerspruch besteht zwischen dem, was der Mensch seinem wahren Wesen nach ist, und dem, was er nach seiner Stellung in der Gesellschaft gilt] ein Narr [oder Thor in dem Sinne von Ps. 14, 1., also ein srch aufgeklärt dünkender Religionsspötted Fürst heißen, noch ein Geiziger lnach anderer Deutung: Arglistiger] Herr genannt werden. is. [Ein derartiger Widerspruch verträgt sich nicht mit dem künftigen Stande der Erneuerung, in welchem es dem Volke Gottes in jeder Bezie- hung wohlgehen soll.] Denn ein Narr suach sei- nem schlechten Herzen und egoistischen Sinne] redet von Narrheit [bringt nichts als Dinge hervor, durch die er andere von der richtigen Bahn zu verführen sucht Kap. 9- 1l3]- und sein Herz gehet mit Unglück sheillosen Gedanken] um, daß er Heuchelei lGottlosigkeit unter dem Volke] anrichie, Und predigt vom HErru Jrrsal [das, was seinem lauteren Worte schnurstracks widerfpricht], damit er die hnngrigen Seelen [die nach dem Worte des Lebens verlangen] aushuugere [sie leer aus- gehen lasse an dem, was den Hunger wirklich stiUtL und den Durstigen [die des Trosies und der Aufrichtung bedürfen] das Trinken wehte sihnen den rechten Heilstrank vorenthalte]. 7. [Und was den Geizigen oder Arglisiigen betrifft, so verhält es sich mit ihm auf dieselbe Weise] Denn des Geizigen Regieren ssein ganzes Thun und Treiben, wie er seine Zwecke zu errei- chen sucht] ist eitel Schaden svoller Bosheit]; denn er erfindet Tücke sallerlei Ränke nnd Listen] zn verderben die elenden mit falschen Worten, wenn er des Armen Recht reden koertheidigenj soll [nach anderer Auffassung: auch wenn der Arme fein Recht darthut]. 8. Aber die Fürsten [die an der Spitze der künftigen Landesverwaltung, wie sie in V. 1 f. beschrieben worden, stehen] werden [ihrem Stande Ehre machend] fütstliche Gedanken haben und drü- ber halten [die Gedanken auch zur Ausführung zu bringen] 9. sAlsdann wird auch an die Stelle der jetzigen falschen Sicherheit eine andere treten, die wirllichen Bestand hat und nicht, wie diese, von Schrecken und Wehklagen abgelbst wird] Stehet Jesaia 32, 5—- 20. 33, l. auf, ihr stolzen [so wohlgemuth dahin lebenden] Frauen [die ihr so ganz von dieser falschen Sicher- heit hingenommen seid Kap. Z, 16 ff.], hötkt meine Stimme [und weil dieselbe Gottes Wort euch verkündigh so gebührt sich’s ja, sie stehend zu vernehmen Richt. 3, 20]; ihr Töchter sJeru- salems], die ihr [im Vertrauen auf Nichtiges] so sichet seid sals könnten niemals andere Zeiten für euch kommen] nehmet zn Ohren meine Rede: 10. Es ist um Jahr und Tag zu thun set; wird von ietzt ab etwa noch ein Jahr hingehen], so werdet ihr Sicheren zittern sdaß die genußreiche, üppige Ruhe, der ihr dermalen euch hingebt, auf einmal dahin W; denn es wird kin Folge der Verwüstungem die der Feind im Lande anrichtet 2. Köu 18- 131 keine Weinernte, so wird auch kein Lesen skeine ObsternteJ werden sdoch ist das alles nur Vorspiel einer viel schlimmeren Zeit, die dahinter liegt]. 11. Erschreelen ihr stolzen Frauen, zittert, ihr Sicherenz es ist vorhanden [für eine gar nicht fern liegende Zukunft euch vorbehalten, vgl. L. Kost. 251 ausziehen [die Freudenkleider und gegen Trauerileider sie vertauschen], blößen [allen Schmuck ablegen und dahinten lassen] und gürten um die Lenden szur weiten, beschwerlichen Reise in das Land der Fremde und Gefangenschaft] l2. Man wird sda in noch gar anderer Weise, als nächstens um die verlorne Wein- und Obst- ernte V. 10] klagen um die Aecker [indem man sich geradezu die Brust zerschlägt«], ja, um die lieblichen Anker, um die fruchtbaren Weinstöcke r) Dieser Sinn liegt in dem Grundtext, wie wir ihn vor uns haben: Dspsgib Dkjzkszztman wird schla· gen auf die Brüste); dagegen übersetzt Luther, als hätte er DIE-Erz (p1u1-. von III-« Acker, Gefilde) ge- lesen (man wird klagen um die Aecker). 13. Denn es werden auf dem Acker meines Volks [wenn es nun in die Verbannung hinweg- geführt ist] Dornen und Hecken wachsen, dazu sDornen und Heckenj über allen Frendenhiinsern in der fröhlicheu Stadt [auf der Stätte,.wo die Häuser gestanden, in denen jetzt soviel ausgelassene Freude und leichtstnniger Jubel herrscht] 14. Denn die Paläste werden verlassen sein, und die Menge in der Stadt [die gegenwärtig so geräuschvolle Stadt] einsam sein, daß die Thurme und Festungen [die sie jetzt noch hat] ewige sfür lange, lange Zeit zu] Höhlen werden, und dem Wild zur Freude [indem es daselbst nach Herzens- lust sich herumtunimeln kann] den Heerden zur Weide [indem sie daselbst reichliche Nahrung an den hervorwachsenden Gesträuchern finden] 15. Bis so lange, daß über uns lzur Erneue- rung de! Herzen] ansgegvssen werde der Geist aus der Beständige Glückseligkeit des Reiches Christi. Höhe [und nicht mehr der Geist des harten Schlafs Kap. 29, 10 bei uns herrsche]. So wird denn [indem die Erneuerung der Herzen zu ihrer Folge auch eine Wendung des Strafzustandes herbeiführt] die Wüste [in welche Juda nach V. 13 verwan- delt worden war, wieder] zum Acker werden, und szwar zu einem so herrlichen, fruchtbaren Acker, daß] der Acker swas jetzt für einen fruchtreichen Obst- und Getreideacker gilt, wird] für einen Wald gerechnet werden [so sehr wird die Herrlich- keit der Neuzeit alle Herrlichkeit der Jetztzeit in Schatten siellen]. its. Und das Recht wird in der Wüste woh- nen, und Gerechtigkeit auf dem Acker hausen sso daß das ganze Land, die rinbebauten Triften nicht weniger als die angepslanzten Gefilde, ein Wohnsitz des Rechts und der Gerechtigkeit fein wird]. . 17. Und del« Gerechtigkeit Frucht soder Ertrag] wird Friede sein, nnd der Gerechtigkeit Nutz [der Lohn, den« sie für ihren Dienst gewährt] wird ewige Stille und [ungestörte] Sicherheit sein; 18. Daß mein Volk in Hciusern des Friedens wohnen wird, in [traulich] sicheren Wohnungen, und in stolzer Ruhe [bei der es keine Gefahr und keinen Wechsel mehr zu fürchten hat]. 19. Aber sehe dieser geruhige, trauliche, glück- liche Friede, von dem die gegenwärtige fleischliche Sicherheit V. 9 ff. nur ein Zerrbild ist, sich ver- wirklicht, muß zweierlei zuvor geschehen:] Hagel wird sein den Wald hinab sein Hagelwetter gött- lichen Gerichts muß ergehen über die Macht, die einem dicken Walde gleicht, und unter dem Hagel- weiter wird dieser Wald zusammenstürzen Kap. 10, 34; so, 30f.], und die Stadt danieden wird niedrig sein [die Stadt Jerusalem muß in Niedrigkeit niedrig, d. i. recht tief gedemüthigt werden] 20. Wohl euch, die ihr [diese Herrlichkeitszeit erleben werdet-J siiet allenthalhen an den Wassern s»säet, wo ihr immer wollet, vor allem also an den wasserreichstem ergiebigsten Stellen des Landes, weil ihr ja nunmehr dessen alleinige Herren seid, durch keine neben euch wohnenden Völkerschaften in dessen Benutzung beschränkt und durch keine von außen eindringenden Feinde im friedlichen Anbau gehört, und habt dabei wenig Mühe und Sorge]; denn da möget ihr die Fuße der Ochsen und Esel drauf gehen lassen sbraucht eure Saat- felder nicht ängstlich vor irgend welcher Ver- wüstung durch euer Vieh zu behüten, da ja der Boden in so reicher Fülle trägt, daß auch wohl Esel und Rinder sich frei daraus tummeln können, ohne euch einen eigentlichen Schaden zu thun Kap. 7, 2t ff; 30, 23 ff.]. 105 Das so. Kapitel. Die Assyrer sollen verjagt, Jerusalem unddio Kirche, beschützt werden. H« V. l-—24. Bezug M) Lan. 22 auf denjenigen Zelt- piinlei, wo man in Jerusalem glaubte, die Gefahr einer Belagerung durch das in Inda oerwsislrnd eingefallen: assyrische ihrer mit schwerer Ertbnizahltrilg abgewendet zu haben, so hat das vorliegende Kapitel (ngl. d. 7 n. it) mit der unmittelbar darauf folgenden Zeit der Gnttiius schung es zu thun, da Sanherib trrulaser Weise den vertrag brach und nicht nur die Belagerung von tkachis nicht aufhob, sondern sogar drei seine: vornehmsten Be— amtrn uach Jerusalem enlsaudte, die Stadt zur tlrbergabe aufzufordern (2. Klio. 18,17 sf.). Da ruft der Propbet, indem er mit den Waffen der Weissagung und des Gebets net) zwischen Kssnr und sein Voll; stellt, dein verstärkt nnd verachtet sein wehe zu (tl. l) und wandelt alsbald das prophetisate irlachtworn das diesem seine eigene Verstörnng und Verarhtung ankündigt, zu gläubigem Gebet für das bedräugte Juda nnd ist sitt) dessen gewiß, daß die Hilf: tiicht fehlen und reiche Beute von den nächtig gewordenen Feinden der Ausgang der jetzigen Brdräugntß fein werde (kl. 2—4). Sofort ist jedoch sein Zeuge einer ferneren Zukunft zugewendet, wo die ttoth der Zeit ihre nahen Früchte getragen und Schon« Sieg iiber alle feiudlichetr meinst: dem Voller seiner Wahl zu dem thut zugedachten Ehren« uud Herrlichlieitssiandr ver- helfen haben wird w. 5 n. 6). von da aus wieder in die gegenwärtige Vrungsal hinriaschauend, entgeht ihm nun freilich trittst, welch ein Jammerstand zur Zeit tu Jerusalem, tm Lande ringsumher, ja im ganzen trande weit und breit vorliege sit. 7 — 9); indessen ist gerade damit für den ssGrru auch Zeit und Stunde da, richtet— lich einzuschreiten nnd mit der Feuer-gemalt seines Zornes die Feinde zu verbrennen w. 10—12). vor dem Ge- rechten und 2tllmaaftigen, wenn er nun an Jlssnr seine tilerderbrnetiiacht bewiesen, haben dann auch dir Sünder zu Zion ihres Bleibens nicht mehr; sie müssen entweder sich bekehren, oder sie ltiinuen es in seiner Näh: niihi länger aushalten sit. 13—16). Eine ganz anders gear- tete Gemeinde, als die jetzige, wird so zu Zion einst wohnen; und die wird einenucajesiäiisch herrlichen lidutg haben statt des jcht tief gedemüthigtem und ein erwei- tertes und befrritrs Land besiheu hatt des jetzt gelinechs tetrn und auf einen kleinen Rest zusammengeschrttinostrn (V.17——19). Die Hauptstadt Jerusalem aber wird dann eine sichere Wohnung von bleibendcm Wesen und rine wohlbesihnhte nnd uuangrrifbarr Festung sein; es wird ein heilige: Ort sein, dieses neue Jerusalem, alle Kran- lien flnd darin genesen, allen Sündern ist darin verziehen (V. 20—-24). l. Wehe aber [im Gegensatz. zu dem glück- seligen Loose derer, von denen vorhin Kap. 32,«20 die Rede war] dir, du Vetstdrer [meines Volks, Assur Kap. 16, 4]! Meinest du [weil du bisher im Verstören der Länder und Völker so viel ausgerich- teil, du werdest nicht verstöret werden? Und du Ber- cichter [der du im Bedrücken und Berauben alles Maß überschreitestp meinest du, man werde dich nichl [auch einmal, wenn deine Zeit und Stunde gekommen] verachten? Wenn du das Vetstöreu lspwsill vollendet hast [als der HErr in seinem vorbedachten Rath es dir zulassen will], so wirst 106 Jesaia Its, 2 —- 18. du anch verstbret werden; wenn du des Vetachteis ein Ende gemacht [die dir in dieser Beziehung von Gott gestellte Aufgabe zu Ende gebracht] hast, so wird man dich wieder verachten [5. Mo« 32, 32 xs.]. 2. HErr [so rufen wir, die wir zum Volke Gottes gehören, zu dieser Zeit, da der Verstörer noch verstören und der Verächter iioch verachten Dorf, in geivisser Zuversicht der Erhörung Kap. 30, 19], sei uns gnadigk denn auf dich harren wir [Kap. 26, 8]; sei ihr [derL»Oeiiiigen] Arm sder sie schirmt und vertheidigt] fruhe [genauer: mit jedem Morgen, denn die Gefahr erneuert sich atltäglichL dazu unser Heil szu unsrer völligen Erlösung Kaki. 25, 9] zii der Zeit der Trubsal [die ihren Ciipselvunkt nuii bald erreichen wird] «) Jndeni dnrch diesen Vers die Gedanken des Hö- rers in so aiissalleuder Weise die Richtung auf den HErrn erhalten, ist daniit die Nichtnng aus ivelcher die Hilfe kommt, angedeutet; und indem dies in so auffallender Weise, so ex eibrupto (in Gestalt des Abbrechens und Unter- brechens) geschieht, ist damit angedeutet, wie die Hilfe plötzlich, unerwarteh unvorbereitet, in einem den natür- lichen Laufuiitcrbrechriidcn Eingreifen geschehe Orechslerh Z. Laß ftiehens die Völker [des VerstörersJ vor dem großeuGetummel swomit du sie schreckest Knie. 30- 30f—1» und die Heiden zerstreut werden, lvenn du dich ITn der Kuh. so, 27 f. beschriebe- nen Weise] ertI--hest. «) Genaner übersetzt lautet der Vers: Vor der Stimme des Gctöses fliehen die Völker, vor der Erhebung zerstreuen sich die Völker· Wir haben also hier nicht mehr Gebet, sondern Angabe der Art, wie das Gebet werde Erhörung finden, vor uns. 4. Da stiseiin dieses Fliehen von Seiten der Völker, diese Zersireunng der Heiden geschiehet] wird man euch sihr assyrifchen Heerschaarem soweit ihr als todte Leichname im Lager zurückgeblieben seid 2. Kein. IV, 35 f.] aufrasfen als einen Raub, wie man die sHaufen umgekommened Heuschrecken [2. Mos. 10, 12 Anm.] aufreisst» sum das Feld davon zu reinigen] nnd wie die Kafer s·Henpferde] zerseheucht werden, wenn man sie nbcrfallt Nach dein Grundtext sind diese Worte vielinehr zu übersetzen: wie ein Gelaufe der Käfer wird’s drinnen laufen. Der Propbet giebt dein Bilde, wie er das öfters thut, iii1 zweiten Gliede eine andere Wen- dung, um ihm eine neue Seite abzngewinnenx »die Jerusalem» seliwäriiieii im feindlichen Lager wie Käfer durch einander, alles ist auf den Beinen und rappset, was es kanns' Vgl. 2. Kön. 7, 163 l. Matt. 4, 233 6, 6. Z. Der HErr ist erhaben [so rufe ich, der Propheh aus, indem ich diese bevorstehende Scene schon fetzt im Geiste ichaue], denn er wohuet in der Höhe [des Himmels, unzugänglich für jeden Angriff der V?enschen, wie denn die Assyrer wirk- lich versucheu werden, ihn anzugreifen Kap. 36, 18 ff; 37, 10 ff] E! hat Zion sdurch die Fol- gen, welche an seiiie wunderbare Hilfe sich kiiü- pfen] voll Gerichts und Gerechtigkeit gemacht [so daß eine ganz neue Zeit im Volke Gottes nun beginnen wird, eine Zeit, wie sie in Kap. 28, 17 geweissagt worden]. a. Und wird zu Dieser] deiner Zeit [die dir, 0 Zion, bevorsteht] Glaube sein [also daß der HErr allein hoch fein wird zu der Zeit in Zion Kap. L, U. 175 12- 4], nnd Herrschaft, Hei! [beide Worte sind zu Einem Begriff zu verbinden: eine Fülle von allerlei Heil], Weisheit, Klugheit, Furcht des HErrn werden sein sdes Vol: kes Gottes zu Zion] Schatz sein [statt daß man jetzt noch sein Heil und sein Theil iiii Sichtbnren und Vergänglichen sucht] 7. Dafür, daß nian so mit seinen Hoffnungen und Erwartungen slch tin die Dinge dieser Welt hängt und auf Vergängliches sein Vertrauen setzt, ist aber auch der gegenivärtigeZeitpniikt eine Stunde der äußersten Noth und Verlegenheit, vgl. 2.Köii. 18, 17.] Siehe, ihre Boten [die sie an Sanherib zur Vermittelung des Abzugs aus dem Lande mit fchwerem Gelde ab- geschickt haben] schreien sschonj draußen [vor den Thoren der Stadt, noch ehe sie in dieselben ein- treten] die Engel des Friedens [von denen man erwartete, sie würden die Kunde, daß nun wieder Friede sei, von ihrer Sendung heimbringen] wei- nen biiterlich [wegen der trostlosen Kunde, die sie statt dessen zu bringen haben] ——— (uud sptecheiiM ·) Diese von Luther nach seinem Verständnisse der Stelle hinzugefügten Worte sind vielmehr zu strcicheth so daß das Folgende nicht Inhalt der Kunde, ivelche die Boten überbringen, sondern Fortfetzung der Schilderung des aiigenblicklictieiiNothstaiides ist. Statt des Kolon ist darnach ein Punltuui am Schluß des Verses zu sehen. 8. Die Steige [im ganzen Lande] sind wüste, es gehet niemand mehr sweil er vor dem, das Land noch immer befetzt haltenden Feinde sich fürchtet] auf der Straße [Richt. 5, 6]. Er sder assyrische König Sanherib] hellt weder Treue noch Glauben; er verwirft die Städte [indem er fort- fährt, sie zu belagern und zu ängstigen] und achtet der Leute nicht [indem er alle Opfer aii Menschenleben und aii Wohlfahrt der Landeseim wohner, die seine Pläne erfordert, nicht in Anschlag bringt]- 9. Das Land [weit und breit’, bis hinauf in den höchsten Norden und hinüber in die Gegend jenseit des Jordan] steht kläglich nnd jämmerlich [in Folge der von den Kriegsschaareii niedrigem- tenen Saaten und verwüsteten Früchte] der Liba- non [niit seinen prächtigen Cederiibäumen 4.Mos. 24, 6 Anm.] stehet schändlich zerhaneru und Saron [die liebliche, fruchtbare Ebene an der Küste des Mittelmeeres Jes. 9, 2 Anm.] ist wie ein Ge- filde lwüsieSteppeJ, und Vase-u smit seinen groß- artigen Eichenwäldern 4. Mos. 21, 30 Anm.] nnd Carniel sdas einem Fruchtgesilde gleichende Vorgebirge 1. Kön. 18, 20 Anm. Z] ist dde [entlaubt und verwelkt"]. Die Assyrer sollen versagt, Jerusalem und die Kirche beschiitzt werden. 107 «) Nachdem uns Vers 7 einen Blick in die Stadt, V. 8 im Gegeusatz dazu aufs Land ringsumher hat werfen lassen, erweitert sieh mit V. 9 die Seeue zur Gesanuntheit des heil« Landes, ja alles Grund nnd Bo- dens, auf welchem Israel wohnt, überhaupt. (Drcchsler.) «) Der herbstlichc Anblick, den der Libanon mit feinem welken, Vasan und Carmel mit ihrem fallenden Laube gewährten, sah sich an wie Schaum und Trauer über das Unglück des Landes. (Deliszseh.) 10. Nun [da die Heimsuchtrng über Juda diese zuvorversehene Höhe erreicht und der Assyrer das Maß des Uebermuthes erfiillt hat] will ich mich aufmachen saufsieheti von meinem Throne, um in’s Mittel zu treteu], spricht der DER, nun will ich mich erheben, nun will ich hoch kommen [mich emporrichteu Pf. 12, 6]. 11. Mit Stroh gehet ihr schwanger sihr Assy- rer, indem ihr so frevelhafte Pläne wider Jeru- salem nnd die Gemeinde des HErrn gefaßt habt], Sioppeln gebciret ihr [indem ihr die Pläne auch in so ruchloser Weise zur Ausführung gebracht]; Feuer [des göttlichen Zorns] wird euch [die ihr nun zum Gerichte reif und so ganz ein Gegen- stand für göttliches Zornesfeuer geworden seid] mit etterm Muth [da ihr glaubt schon gewonne- nes Spiel zu haben] verzehren. 12. Denn [besser: Und] die Völker [die San- herib wider die heil. Stadt heraufgesührt hat] werden zu Kalt verbrannt werden sdaß nichts von ihnen bleibt, als ein wenig Asche; und zwar wer- den sie so plötzlich und im Nu verbrannt], wie man abgehanene Dornen mit Feuer ansteclt [2. Mos. 22, 6 Anm., da denn die Flamme schnell ausprasselt und in kurzer Zeit ihr Zerstörungswerk vollbracht hat Kuh. b, 24]. l3. So hdrei nun lnachdem geschehen, was so eben V. 11 als künftig geweissagt worden] ihr, die ihr ferne seid lzn den Heidenvölkern ge- hört], was ich gethan habe; und die ihr nahe seid sihr Bürger von Jerusalems meriet meine Stärke swas ich auszurichten vermag, denn ihr könnet euch von dem, was ich gethan, sofort auch durch den Augenschein überzeugen 2. Körn II, 35]. 14. Die Sünder zu Zion [denn, indem sie auch wirklich sehen, was da in unmittelbarer Nähe der Stadt vorgegangen] sind ersehroeien [bei die- ser furchtbar-anschaulichen Probe wie von dem Richter-Ernste, so von der Verderbensmacht des HErrn, dessen Wort sie bisher so schnöde verachtet haben], Zittern [iu dem Gefühl, wie geschwind dieser Richterernst und diese Verderbensmacht auch über sie hereinbreehen kann] ist die Heuchler [welche äußerlich den rechten Gottesdienst mitgemacht, aber im Herzen doch dem HErrn immer mehr sich ent- fremdet haben und sogar meinten ihre Pläne ihm verbergen zu können Kuh. 29, 151 ankommen (nnd sprechen nun in der Angst ihres Gewissens, wobei es ihnen ganz unheimlich wird, daß sie zu Jerusalem in der unmittelbaren Nähe dieses ern- sten und gewaltigen Gottes wohnen): Wer ist unter uns, der bei einem [so] verzehrenden Feuer [als wie Gott der HErr ist h. Mos.4,24; 9, Z] wohnen möge! Wer ist unter uns, der bei der ewigen Ginih [bei Gott dem HErrn, dessen Zor- nesfeuer aus nie verlöschettder, beständig in ein: anderschlagender Lohe besteht] wohne? sKeiner von uns Bürgern zu Jerusalem kann es ferner an dieser Stätte, da der HErr Feuer und Heerd hat Kap. St, 9., aushalten]. 15. fund doch, ihr Sünder und Heuchler, vermag manch einer es hier auszuhalten, ja, statt in Furcht und Zittern, in rechter Lust und Seligkeit hier zu tuohnen —- nätnlichsi Wer sdas Gegentheil von dem ist, was ihr bis jetzt gewesen seid Kap. 1, 11fs.; 5, 7 ff» und das ist, was auch ihr bei gründlicher Bekeh- rung und lebendigem Glauben noch werden kön- net; wer, wie Pf. 15 u. 24 schon es ausgespro- chens in Gerechtigteit lonndelt und redet, was recht ist; wer Unrechi hasset sammt dem Geiz, nnd seine Hände abzeucht, daß er uicht Geschenke liehme; wer seine Ohren zustopsh daß er nicht Blutschul- den [Worte, womit man ihn zur Theilnahme an einer Blutschuld bereden will] höre, und seine Augen zuhcilh daß er nicht Arges sehe; 16. Der wird in der Höhe sfür alle Anfech- tungen und Gefahren unzngärtglich] wohnen, nnd Felsen [da er hinter unbezwinglichen Mauern sicher und geborgen ist] werden seine Feste und Schriß sein. Sein Brod wird ihm gegeben sdaß er kei- nen Hunger leide], sein Wasser hni er gewiß [daß er nie dürften darf] 17. Deine Augen so Gottesvolk zu Jerusalem, wenn du zu solcher Gerechtigkeit dich bekehren und deine Herzen erneuern lässest] werden den Kdltig sdeines Landes, der jetzt so niedergedrückt ist durch die Parteien im Inneren und gedemirs thigt durch die Feinde von außen] sehen in seiner Schöne [im vollen, durch nichts getrübten Glanze seiner Majestäts du wirst das Land sdas jetzt durch feiudliche Oceupation so eingeengt und bis auf den Rest einiger wenigen noch sreien Städte beschränkt ist 2. Köln. 18, 13., wieder bis an die äußersten Grenzen, die es jemals gehabt] erwei- tert sehen, 18. Daß sich dein Herz sehr verwundern wird [wenn du an die Noth und den Druck der Ge- genwart denkst, weil du es kaum fiir möglich hältst, daß es zu irgend einer Zeit anders gewesen, als es nunmehr istL und sagen: Wo sind nun die Schristgelehrten [die Schreiber, welche die Controle bei der Tributerhebung zu führen hat- ten]? Wo sind die Räthe [die Wäger, welche das Vollgewicht des eingetriebeneu Geldes und Silbers prüfen mußten]? Wo sind die Kanzler [die Thurmzähley welche so piiiiktlich daraus hielten, 108 Jesaia 33 , 19 ——24. 34,1—13. daß Jerusalem nicht mehr Thürme nnd Beteiligunge- werke habe, als es dem, das Land in seiner Gewalt haftenden Zwingherrn beliebte]? II. sAller dieser Zwang und Druck der Jetzt- zeit wird dir als ein bloßer Traum erscheinen] Dazu wirst du das starke [ungeberdige, grausarne] Volk uicht [mehr] sehen [weil es eben für immer verschwunden ist, das steh so srech und unoersehämt gegen dich bewies und in seinen Forderungen nicht zu befriedigen war], das Voll von tiefer Sprache, » die man nicht vernehmen kann, und von nnordent- licher Zunge, die man nicht verstehen tann [so daß keine Verständigung mit ihm möglich war]. Wenn die Assyrier anch seinitiseh sprechen, so waren sie doch von so ganz anderer Nationalität und Sitte, daß ihre Sprache einem Juden noch fremder klingen mußte, als einem Deutsilsen das Holliindische oder einem Mitteldcntscheti das Niedersiichsischh (Delitzsch.) 20. Schane, Zion [du Bundesgemeine des HErrnL die Stadt unsers Stifts [Jerusalem, die Stadt der Zusammenkunft Gottes mit seinem Volk 2. Mos. 35, 21 Anm., in was für einer Gestalt diese nunmehr erscheint! Unbezwungen und nnverletzt steht sie da, ja, es ist in ihr alles aufs Bleiben, auf’s Beständige eingerichtet]; deine Augen werden Jerusalem sehen, eine sichere Woh- nung [so recht das Musier und Urbild der sicheren Wohnungen überhaupt, in denen Jsrael fortan wohnt Katz. 32, 18], eine Hütte, die nicht smehr wie die, welche Mose in der Wüste erbaute 2. M. Kuh. 36-—38 u. 401 wkggeführt [von einem Ort zum andern geschafstj wird s4. M. 10, 17], wel- cher Nägel [Zeltpf1öcke] sollen nimmermehr ausge- zogen, und ihrer Seite soermittelst deren sie an den Psiöcken befestigt ist 2. M. 26, 14 Auen] leines zerrissett werden [Jerem. 10, 20]. 21. Denn der HErr wird mächtig daselbst bei uns sein [in Zeichen nnd Wundern, durch die er seine Feinde schreckt und seinen Namen verherrlicht], nnd werden [rings um die Stadt, vor feindlichen Ueberfällen sie zu schützen] weite Wassergrabrnseiu [und zwar so weit oder so breit], daß darüber kein Schiff mit Rudern fahren, noeh Galeeren lFahv zeuge von mehr als gewöhnlicher Größe und Aus- rüstUngJ dahin sehiffen werden [so gewaltig ist die Fluth, so mächtig der Wogendrang]. 22. Denn der HErr ist unser Richter, der HErr ist unser Meister, der HErr ist unser König, der hilft uns [indem er als Richter über unser Recht und unsere Ehre wacht, als Meister den Commandostab bei uns führt und als König mit- ten unter uns thront und für jede drohende Ge- fahr schon im Voraus die sicherste Abwehr bei der Hand hat, daß nichts sein Herrschaftsgebiet be- einträchtigen darf]. 23. Laßt sie [die Feinde, welche die Wasser: graben um Zion her V. 21 zu überschifsen ver- suchen, daher immerhin] ihre Stricke [Segeltaue] shannen, sie werden doch nicht halten; also werden sie auch das Fähnlein [die Nationalitäts-Flagge] nicht anf den Mastbaum aussteelen Dann swenn das ganze Unternehmen nun gescheitert ist, was ja in Einem Angenblick und ohne alle unser eige- nes Zuthun geschehen wird] wird viel köstliches Raubs [der auf dem Schiffe stch befand] ausge- theilet werden, daß auch die Lahmen [unter uns, wenn es solche noch gäbe V. 24] rauben werden. 24. Und kein Einwohner sin diesem künf- tigeit Jerusalem] wird sagen: Ja) bin schwach shabe irgend welche leibliche oder geistliche Noth]. Denn das Volk, so drinnen wohnt, wird Vergebung der Sünden haben [wo aber Vergebung der Sünden ist, da ist auch Leben und Seligkeit]. Das sit. Kapitel. Heiles Zorn und gericht wider alle Feinde der Kirche. In einem ähnlichen Verhältnis, wie Ilion. 13——27 zu nah. 7—12, stehen nah. 34 u. 35 zu Kap.28—33. Im vorliegenden Leop. nun vertiest sieh dem Propheten das Ge- richt nber llssnr zum Gericht über die diölleer überhaupt; dem retht sich darnach im folgenden Kapitel ein Stiele anf die Seligkeit der algdaun anf immer und ewig von allem nnd jedem Leide frei gewordenen, trinmphtrenden Ge- meinde an. I« V. 1—-17. Ver proohet verbündet zunächß, wie das schltrßllche Gericht über alle Heiden und dem Reiche Gottes feindselig gegenüberstehenden Völker, das an Ja— rael’s neidischen; nnd gehässigeui Zrnderoollee Edom in seinem ganzen furchtbaren Charakter näher zur Anschau- ung gebracht wird, auch den größten tlationeu und aller ihrer welilicheu Herrlichkeit ein Ende macht in slnt nnd Grauen (v. 1—15); darnach fordert er anf, wrnu der— einst die Zelt der Erfüllung dessen, was er geweissagl hat, genommen sein wird, so sollen die, weirhe diese Zeit erleben, tu dem Buche des tjErrm der hell. Saum, noch- sehen, um sieh zu überzeugen, wie genau und vollständig dao nun Verwirltlirhte mit dem ehemals aus dem Geiste Gottes« Geweissagten zitsammeuktimmt (V. 16 u. 17). 1.· Kommt herzu, ihr Heiden [alle], und böser, ihr Voller, merket auf [du, was ich im Folgenden zu verkündigen habe, euch insgesammt angeht und alle einzelnen unter euch betrifft in ihrem Ver- hältnis; zur Gemeinde des HErrnjz die Erde höre zu, nnd was [von Creaturenj drinnen ist, der Welttceis, sammt seinem Gewaehse sda ja die irdische Gesammtnatur das Gericht über die Völker mit zu erleiden hat]. 2. Denn [dies der nächsie Jnhalt meiner Ver- kündigung] der HErr ist zornig sund will solchem Zorn auch seinen Lauf lassen] uber alle Heiden, nnd grimmig uber alle ihr Heer; er wird sie [wenn die Stunde zur Ausführung der desfalls bereits gefaßten Beschlüsse kommt] vethannen [mit dem Fluche der Vernichtung helegen], und zum Schlachtea [von seiner Seite] aber-antworten. Achte Rede. Gottes Zorn und Gericht wider alle Feinde der Kirche. 109 3. Und ihre Erschlagenen swenn nun dies Schlachten sich vollzogen hat] werden sunbegraben Kur. 14, 19] hingeworfen werden, daß der Ge- staut von ihren Leiehnamen aufgehen wird, und die Berge mit ihrem Blut fließen svon deinselben gleichsam aufgelöst und weggesehwemmt werden, vgl. Ossenb. 14, 20]. 4. Und wird [weil mit diesem letzten Gericht über alle Völker zugleich das Ende aller Dinge kommt] alles Heer kGestirnj des Himmels verfau- len [in Moder und Fäulniss übergehen], Und der Himmel [selbst, an dem Sonne, Mond und Sterne gestanden] wird eingewickeli [zusammengeklappt] werden wie ein Brief [der ausgelesen isi], und alle sein [Sternen-] Heer wird verweilen [in einem Augenblick, und dann so leicht und geschwind her: abfalleuL wie ein Blatt verweiket am Weinstock [und schon von einem leisen Lüftchen berührt zu Boden fällt] und wie ein dürr Blatt am Feigen- bannt [Matth. 24, 29; Offenb. 6, 13 f.]. Z. Denn sdies der Grund solcher Schreckens- scenen, wie sie hier vorgeführt worden] mein Schwert ist trunken im Himmel lsprichtderHErex nachdem das Schwert meines Zornes so lange im Himmel hat ruhen müssen, obgleich es von dem Verlangen verzehrt wurde, seine Vlutarbeit auf Erden an den Frevlern und Verächtern zu ver- richten, ist es riun von dem Grimme des Allmäch- tigen wie von einem Rausche dahingenommett]; nnd siehe, ed wird [in seiner Schlachtungswnthj herniedersahten svor allem, um hier statt aller andern, der theokratischen Gemeinde feindfelig ge- genüberstehenden Völker dasjenige zu nennen, welches, obwohl Jsraels Bruderoolk, dennoch Jsraels Hasser gewesen ist von Anbeginn bis zu- lehr, in welchem also alle Feindschaft und Ver: folgung gipfeltj ansEdoln [1. Mos. 27, 40 Anm.], nnd Über? das verbannte [eben dies nun dem Fluch und der Vernichtung preiSgegebeneJ Volk zur Strafe. S. Des HErrn Schwert findem es ietzt seine Strafaufgabe vollzieht] ist voll Bluts [in Folge der überaus großen Menge, die es hinschlachtet], nnd die! [gleichsam gemästet] von Fettem [derer, die es durchsticht], vom Blut der Lämmer und Böele [voll], von der Nieren Fett aus den Wid- dern fdick — d. i. vom Blut und Fett der Schlucht: opfer aus dem gewöhnlichen Voike]; denn der HErr heilt ein Schlachten zu Bozra [4«MOl— TO, 17 Anm.], und ein großes Würgen im sganzen übri- gen] Lande Edom. 7. Da [bei diesem allgemeinen Schlachten und Würgen] werden [aber auch] die Einhörner [s. Auen. zu 5. Prof. 33, 17 u. Hiob 39, g] sammt ihnen sden Lämmerm Böcken und Widdern V. 6] her- unter utüssen [unter den Streichen jenes Schwer: tes fallen] und dieFarren, sammt den gemiisteten Oehsen snämlich die Großen und Vornehmen und Reichen in Einem] Denn ihr Land wird trunken werden von Blut, und ihre Erde dick werden von Feiiem [das Draht, welches das Schwert fiel) anrichtet, foll so reichlich sein, daß auch Erde und Staub des edornitisrhen Landes von Blut unt) Fett bis zum Ueber- maß gesättigt werden, wie das Schwert selber V. 6]. 8. Denn es ist der Tag der Rache des HErrn, und das Jahr der Vergeltung, zu rachen Zion [an ihren Drängern und Widersacherm und was er nun ans Langmuth bisher versäumt hat, bringt -er jetzt mit Schärfe wieder ein, vgl. 5. Mos. 32, 41 ff.]. I. Da werden ihre Bache [die Bäche im Lande dieser vom Banne getroffenen Edomiter] zn Pech werden [wie weiland mit dem nahe dabei gelege- nenen Thale Siddirn geschehen ist l. Mos. 19, 24 M. nnd ihre Erde zu Schwefel; ja, ihr Land wird zu brennenden: Pech werden, 10. Das [ein Abbild des feurigen Pfuhls, der mit Schwefel brennet Offenb. 19, Z. 20; 20, 10] weder Tag noch Nacht veridsehen wird, sondern ewiglich wird Rauch von ihr [der zu Schwefel ge- wordenen Erde V. 9] aufgeben, Und [das Land] wird für und für wüste sein, daß niemand dadurch gehen les durchwandern]- wird in EtvigkeilN 11. Sondern Rohrdommelu lPelikane s. Mos. 14, 171 und Jgel [Kap. 14, 23] werdens inne haben, Naehteulen nnd Raben werden daselbst woh- nen [Kap. 13, 21 f.]. Denn er [der HErrJ wird eine Meßschunr darüber ziehen, daß ste fdie Erde des edomitischen Landes] wüste werde, nnd ein Richtbleh daß sie dde [oder leer] sei salso in den- jenigen Zusiand zurückkehre, in welchem die Erde überhaupt im Anfang der Schöpfung steh befand 1. Mos. 1, 2]. r «) Der Propbet meint zwar zunächst, daß das geo- graphisch bestimmte Land Edom das angegebene, in Bildern und Farben, welche die Angrenzung Edoms an das todte Meer und die vulkanische Befchaffertheit dieses Gebirgslandes nahe legte, dargestellte Strafgeschick tref- sen wird; aber dieses Strafgeschick repräsentirt das aller Völker nnd Einzelnen, deren Gesinnung und Verhalten gegen die Gerneinde Jehooa’s edomitifch ist. (Delitzsch.) 12. [Da ist denn das uralte Edomiterreich mit seinem vorisraelitischen Königthnm l. Mos. 36, 31 für immer dahin] Daß ihre [der Edomi- tekJ Herren heißen müssen Herren ohne Land kais die nun kein Land mehr haben, für weiches sie einen König ausrufen können I. Mos. 36, 33 Anm.], und alle ihre Fürsten ein Ende haben [genauer: zu Nichtfen werden, also zu dem hhysifchen Wüste und Leer in V. 11 auch ein ethisches auf dem Gebiete des Staates hinzu- trete] Hi. Und werden Dornen wachsen in ihren [der vormals so stolzen und praehtliebenden Edo- miterflirsien l. Mos. 36, 40 ff] Paltisten, Nesseln und Disteln in ihren Schlössernz und wird kdie Il0 Jesaia 34 , 14——17. 35,1--7. Ruineusiätte dieser Paläste nnd Schlösser] eine Behausuug sein der Drachen, und Weide sur die Straußeu [Kap. is, 21 f.]. · 14. Da werden unter einander laufen san Stelle der Großen, die daselbst vormals ihre Zu- sammenküiifte hielten] Matdet und Geier [wohl richtigen Goldhunde oder SchakaleL nnd ein Fcldteufel [3. Mos. is, 2 u. 17, 7 Atem] wird dem andern begegnen sals Carrikatur derer, die ehedem einander hier begegneten]; det Kobold shebru die Lilith«] wird auch daselbst herbergen, und seine [ihre] Ruhe daselbst finden. «) Seit dem 13. Jahrh. erscheint in den deutschen Sprachdenkmäierri ein niythischecL sagenhaftes Wesen itnter dem Namen Kobold, welcher« Name swohl ent- sprungen aus dem tat. cobulus, gricch. arise-zog d. i. Schall, Possenreißers gegenwärtig mehr auf den Begriff eines ncckisdieri Grubengcisics der Bergleute eingeschränkt wird, sriiher aber im Allgemeinen einen winzig kleinen, trügerischen nnd nrciisilseii Hausgeist bezeichnen Die l)ebr. Lilith ist cin weiblichcs TtiachtgespeiisL nach der späteren iiidischeir Sage ein söhönes, geputztes Weib, welches besonders den Kindern nachstellt und sie tödtet. Jn Beziehung aus die Verwendung von dergleichen Vollsvorstelliiiigcn in der prophetischen Rede, s. die Bcniect von Drcchsler zu Frau. is, 21. — »Es ist noch Leben in Edonu aber weich eine Carrieatur des gewesenen! Da, wo Edoins Fürsten den ncuen Kszöiiig ausrieseii, rufen sich Satyre zum Tanze, und da, wo Könige und Fürsten in ihren Palästeu und Lustsclilössern schliefen, da hat Lilith, der es da am besten gefällt, wo es am gruusigsten ist, wie nach langem Suchen den be- quemstety gcniäclslichsten Ruheplatz gesunden« 15. Der Jgel [richtiger: Die Pfeil- oder SpringsehlangeJ wird auch daselbst nisten nnd [Eier] legen, brnten und aushecteu unter ihrem Schatten; auch werden die Weihen [Geier, die so seht· die Gesellschaft lieben, aber einen stinken- den Geruch verbreiten] daselbst zusammeukommeu sso einzig passend für ihre Bedürfnisse sinden diese Thiere jenes Land, so ungestört den Ansenthalt daselbst, daß sie fortan tritt dort sich schauen, dort und nirgend anders ihre Heimath nehmen] «) Die Pfeil- oder Springsclzlangh in Afrika und Arabieii heimisch, pflegt sich psetlschnell von Bärt- men oder sonst aus einem Hinterhalte auf Menschen und Thiere zuznschnellen und sie tödtlich zu verwundert. Das so ausfallende Zufammentresseii des dafür imHebn gebrauchten Wortes fix-IF mit TOF (der Jgel, s. V. 1l), welches die Alten verleitet hat, beide Worte geradezu für gleichbedeutend zu halten und gleichmäßig durch Jgel wiederzugeben, erklärt sich daraus, daß der eine wie der andere Name von dem Grnndbegrisf ,,zusain- menziehen« ausgeht: man zieht (die Füße u. dgl.) zu- sammen, um sich fortzuschnellcm zu springen; aber auch der Jgel zieht sich zusammen, indem er aus Furcht sich crust-out. 16. Suchet nun [ihr, die ihr die Erfüllung dieser meiner Weissagung erlebt] in dem Buche des HEttu [dem dieselbe als unveräußerlicher Be: standtheii angehört] nnd leset [was ich von den Wesen allen, die in Edom hausen werden, gesagt habe], es wird nicht an einem derselben fehlen-«; man vermißt anch nicht dieses, noch das ssondern sie treffen sich alle dort zusammen, die als Execu- toren des Bannes über Edom durch eine gemein- schaftliche Mission verbunden sind"]. Denn e! sder HErrJ ist-s, der durch meinen Mund gebeut sdas ,,Werde« spricht 1. Mos. I, 3., wo Er aber spricht, da geschieht’s, wo Er gebeut, da steht es da Pf. II, 9]; nnd sein Geist sdurch den er alle Dinge nach einem wohl angelegten Plan und zu einem vorher ersehenen Ziel hinauszuführen weiß] ist’s, der es [alles, was vorhin von Wesen der Einöde und des Grauens genannt worden ist, in dein Lande] zusammenbringt. 17. Es giebt sdenn auch, nachdem er jene Wesen alle dahin zusammengebracht hat] das Loos nber sie [das ganze Land in ähnlicher Weise unter die schauerliche, thierischchämoiiische neue Bevölke- rung zu vertheilen, wie Canaan durch das Loos unter die Kinder Israel vertheilt worden ist Jos. 14- 2]- und seine Hand theilt das Maß aus unter sie srvie lange und weit sie wohnen sollen, gerade wie er es bei den Menschen überhaupt gemacht hat Apostg 17, 26], daß sie drinnen erben ewig- lieb, und drinnen bleiben sur und fur sdeiin wenn Gott der HErr selber bis in’s Einzelne hinein einen solchen neuen Rechts- und Besitzsiand her- stellt, wer will da noch an eine Aenderung denken ?*"]. V) Auf solche. Weise will uns der Mann Gottes zu verstehen geben, das; seine Rede nicht poetisch, sondern prophetisch zu verstehen sei. (Umbreit.) — «) »Aber die Satyre und die Lilith, die doch nur Geschöpfe des Volks- glaubens sinds« Ulrich diese; denn im Sinne des Pro- pheten sind es Dämonen, die er nur mit volksbekanuteii Namen gespenstischeii Eindrucks benennt.« — ist«) Ein Vorspiel der Erfiilluiig kam über das edomitische Ge- hirgsiand ncich dcr Kntasirophe JerusalemsWJialeachi l, 2—-—5); es hat sich seitdem nie wieder zur früheren Cul- tur erhoben und wiinmclt von Schlangen, nur wilde Kriihen und Adler und große Schaaren des Kattavogels beleben die öden Berghöhe-n und unfruchtbaren Hoch« ebenen. Aber die letzte Erfiillung, aus welche die Auf- forderung in V.16 geht, ist noch zu erwarten nnd wird die Wohnsisze derer treffen, welche geistlicher Weise dem Cirkel der Feindschaft gegen Jehova (Jesum) und seine Gemeinde angehören, im welchem das alte Cdoin nur das vom Propheten sixtrte Centrum ist. (Delitzsch.) Das 35. Kapitel. igliieliseliger Zustand der Kirche: des neuen Tesiamentdx H· v. 1—10. Der skyauerttchcu wüste des von Gott ge— richteten alten Gebt-indes Edonr gegenüber erhebt sitt) diejenige, durch welche das erlöstr Israel in die hetinath zieht, in dem glänzriidßeu Schmuck: bläheuder Herrlich— lrtit in. 1 u. 2). Juden! der Prouhet diese tin Geiste schon vor flch want, fordert ernste, die mit ihm gleichen Beruf haben, aus, das Wert: des Trost» und der Er— tnuthigung un den matten nnd schmausen Herzen zu treiben; denn noch iß die Rettung nicht erseht-nett, son- Glückseliger Zustand der Kirche des Neuen Testaments 111 dcrn dag maß der Trübsal muß erst noch ganz voll wer- den, wohl aber ist aurh der Tag der Rasse nnd Ver· geltuug an Igraets gedrängter: und ilnteedkiiiiiern nahe, und schon jetzt teann der Tröster sagen: Siehe da, ener Gott, der Blinde sehen, Taube hören, kalinie springen, stumme reden macht und in der wiisle Wasser der Er· qniitiung flch austtiiiu läßt w. 3—7). wohlgeelinkt ist da zngleiih der weg, aus dem sitt) der Zug der Gotter- löslen in die kjciinath bewegt; nur Reine wandeln ihn, nnd wandeln ihn in uugehörter Sicherheit; ste gelangen dann sicher nach jtlon unter Julielgesiinciem und eiic Stroh— « lenglanz uiiiiergiiuglicher Freude sehiiielit iilier ihnen als einer geivelheten prieslersihaar sit. 3—-ll)]. 1. Aber sswährend Edom, wie im vorigen Kap. geweissagt worden, erliegt, um nie wieder zii erstehen, ja sein Land in eine schauerliche Wüste verwandelt wird, tritt das gerade Gegentheil an einer andern Stelle ein:] die Wüste und Einiide [felber, durch welche das erlöste Israel aus feiner Gesangenschast nach der Heimath zieht] wird lustkg sein [in lebendiger Theilnahme an der Freude oer Erlösteus und das Gefilde [die Stepp"e, durch welche die Rückkehr nach Jerusalem erfolgt] wird fröhlich stehen lplötzlich ein grünendes und blühen- des Freudengewand anlegen, so sehr sie an sich auch nur eine wüste und unfruchtbareEiiiöde ist], und wird blühen wie die Lilien [die Kkokus oder— die Herbstzeiilosem die im Frühjahr und Herbst auf einmal so schnell aus deiii Erdboden beroorschießeii xind tm schönsten Farbenschmuck prangen, iioch ehe sie Blät- ter gezeitigt haben]. 2. Sie wird blühen nnd fröhlich stehen in aller Last nnd Freude. Denn die Herr! chteit des Libanon [in seiner ganzen prachivolleii Vcgctation] ist ihr gegeben, der Schmuck Carmels [1. Kost. is, 20 Anm.] und Sarons [Jes. 9, 2 Anm- damit sie nicht weniger im Festkleide erscheine, wie diese ausgezeichnetsten Stellen des heil. Landes] Sie sWiiste sowohl wie heil. Land] sehcn [näiu- lich] die Herrlichkeit des Wien, den Schmuck nu- sers Gottes [sollen der Schauplasz sein für die Erfcheinung der Herrlichkeit und Pracht des HErrm unsers Gottes]. Z. Ståtket [daher durch Hinweisung auf die- sen seligen Umschwung aller Dinge, der nach den Zeiten der Noth und des Elends, wie sie jetzt sind und noch lange sein werden, eintritt, ihr Knechte Gottes, Propheten uiid Lehrer] die müdetl Hände [derer, die in Gebet und Ausdauer matt werden wollen], und etquiclet smacht rüstig und fest] die ftrauchelitden Kniee sder Schwaciy und Kleingläubigeus 4. Saget den verzagten Herzen smeines iii deii Aengsten der Gegenwart hangenden und baii- genden Volks]: Seid getrost, fittchtet euch nicht sals möchtet ihr unterliegen und verderben unter dem Drucke der Weltmacht]! Siehe, euer Gott, det kommt sdem nächsten Zwecke nach] zukRache süber eure Bedriicker und Verstörer]; Gott, der da bet- gilt [Ps. Ist, 1], kommt saber auch noch siir einen weiteren, höhern Zweck] und wird euch helfen [zur Erlösung und Freiheit und zum Vollbesitz des Heils, das er in seinem Rathe euch zugedacht hat]. Z. Alsdann sweun nun diese Heilszeit da ist] werden szur Beseitung aller Gebrechen im Volke] der Blinden Augen ausgethan werden, und der Tauben Ohren werden geöffnet tverdeii*]. - it. Alsdann werden die Lahinen liefen« sgar lustig und fröhlich umher springen Hiob 21, it] wie ein Hirsch, und der Stummen Zunge wird Lob sagen stdiattlx It, 5]. Denn [es is: nun die Voltendunzisherrlichkeit da, da nirgend Elend und Mangel, sondern allüberall Leben und Fiille ist;] es werdsii [da] Wasser in der Wüste hin und her fließen san verschiedenen Orten aus der Tiefe her- vorbrechciiL und Ströme in den Gefilden [Step- den, daß Wüste und Steppe ihren traurigen Charakter verlieren und zu Fruchtgefilden werden] V) Die leiblichen Gebrcclieii hier als Bild geistlicher zu fassen ist iinbcrechtign die Heilung der leiblicheii Ge- drechen ist aber itiir die Aiißenseite dessen, was die Er- scheinung Jehova’s des Erlösers wirkt. Ebenso ist her- nach sin V. 6 L) die Wandlung der Wüste in wasser- reiches Gesiloe kein- poetische Zierratlu die xliaiiir wird in der letzten Erlösuugszeit wirklich Theil haben an der Hcrrlichkeih die von Gott dem Erschienen-n aus seine Erlöstcn ausgeht. (T.selitzfch.) —- Wj Das Litort löckeii (Luther schrieb: le ten, und sollie die Form um so mcbr beibehalten werden, weil ohnehin das Wort sonst erlo- schen ist) iourde besonders von den jungen Kälbern ge: braucht, die vor Freude und Muthtviltcii hüpfen und dabei init den Hiiiterfiißen ansschlageit (Ps. 29, S. S; Jereirr 50, 1t; Helek 34, 2l). Die bisher gewöhnliche Erklärung von frohlockeit in Anlehnung an löckeii mit froh = freudig springen scheiiit schon aus dein Grunde veriverftich, iveil löcken cben die iinorganische, von Luther und seinen Zeitgenossen iiicht gebrauchte Form ist, iviihreiid er doch frohlocken seh-rieb und nicht frohlecken; vielmehr ist locken hier wohl geradezu unser jetziges ,,locken«, das im Althochdeutscheii zuerst die Be« deutung: ,,init slachcr Hand klopfen oder streichelu« hat, dann: ,,anziehcii, zu sich kommen machen-«, vgl. Heselä 21, 17; Pf. 47, 2. (Jiilting.) « 7. lind wo es zuvor trocken ist gsivesen fund nur der auf die dürre Steppe hingezauberte Schein einer Wasserfläche zu sehen war«]- solleu Tetche swirkliche Seen] stehen; nnd wo es durre gewesen ist, solleu Bruunenquellen sein. Da zuvor die Schlangen gelegen [und Schakale gehaustj haben, soll Heu[Gras] und Rohr und Schilf stehen sals Zeichen der an die Stelle der öden Wildniß nun getretenen Vegetation"]. «) Jn Folge der von der großen Hitze aufsteigenden Dünste kommt es in den Sandivüsieii des Orieuts nicht nur bei Tage, sondern auch des Nachts, wenn der Mond scheint, vor, daß vermöge einer Strahlenbrcchiing der Horizont ivie eiiie große Wasscrfläclie oder auch iii Ge- stalt mehrerer gesondeitcr Seen, bald mit sanftem Wel- lenfchlagy bald als ruhiger Spiegel erscheint. Jn Eu- 112 Jesaia 35 , 8— 10. Bis, 1——5. ropa kommt dies Phänoinen (die Kimmuiig oder Fett-i Morganin frank mieage genannt) nur im siidlichen Frankreich vor. Jndem der Grundtext aii unsrer Stelle lautet: Und es wird die Kiminiiii zum Weiher (oder Teiche), isi der Sinn dieser: er scheinbare See, die Plage des Wanderers iii der gliiheiiden Wüste, oft ivohl selbst seiiie Verzweiflung und sein Verderben, wird zum wirklichen. (Drechsler.) —— Dieser Wasser- sihein der Wüste ist ein sprecheiides Bild fiir den Schein der Befriedigung, wodurch die Gegenstände der fleischlii then Begierde den armen Siinder aiilocken, täuschen und ins» Verderben stürzen; wo aber die Herrlichteit des HErrn erscheint, da tritt aii die Stelle der verderblichen Scheinbefriediguiig wirkliche Erquickung der ditrsteiidcn Seele. (Schniieder.) —- Mi Dies ivar der Ariblick der ersten Zeit der Gnade. Die Oerter, in welchen die Drachen zu liegen pflegten, wo ttch die grausamen Ver- folger der Wahrheit aufhielten, als Roiin Mailand, Wien, Karthago, Corinth, Athen, Ephesus, Nicoinediem Antio- chien, Alexandrieii u. dgl. m., siiid in Kircheii, Akademieen und Schulen verwandelt worden. iii welchen die Lehren der wahren Religion von vortrefsiichen tlliäniiern vorge- tragen worden, die aus dem Heidenthiim entsprungen und nach verändertem Boden zur großen Zierde der Kircheaufwuchsen (Vitringa.) Es wiederholt steh das- selbe in der Mifsionsgeschichte immer auf’s Neue. 8. Und es wird daselbst [in der selber zu einem Garten des HErrn I. Mos. 13, 10 um- gewandelten Wüste, durch welche der Zug aus dem Lande der Verbaiiiiuiig in das Land der Heimath geht»eine shoch angelegte] Bahn [oder HochstraßeJ sein, und ein Weg, welcher· der heilige Weg beißen wird [in geiftlichemSinnex die chkistiiche Heilsordnung, da der heil. Geist durch heilige Mittel, als Gottes Wort und Sacrameiit, das Werk der Heiligung an denen, so geheiliget werden, vollbringt], daß kein Uiireiiier dar- auf gehen wird [sondern nur die durch Leiden geläutet-te, geheiligte Gemeinde, und wer aus den Heiden im Glauben sich ihr anschließtsz wird·zu diesem Wege zugelassen]; und derselbigr wird für sie sein, daß man drauf gehe list aus-« schließlich ihnen, den Reinen, die zur heiligen Stadt wallfahrten, bestimmt und allem profanen Verkehr entzogen, zugleich aber ist er so kenntlich vorge- zeichnet und vermöge seiner hohen Lage in die Augen fallend], daß auch die Thoren [die wenig Weisheit und Unterscheidungsgabe besitzen] nicht irren mögen. · · I. Es wird da [auf diesem Zugedurch die Wüste] kein Löwe sein, und ivlrdiein reißend Thier drauf treten [indem selbst die gewaltigsten und allerreißendsten Raubthiere die Hochstraße V. 8 nicht zu erklimmen vermögen], noch daselbst fun- deu werden sindem die Wüste ja überhaupt nun aufgehört hat eine Behausnng schädlieher und todt- dringender Thiere zu sein V. 7]; sondern man wird frei stcher fohne etwas befahren zu müssen und ohne etwas befürchten zu dürfen] daselbst geben [weil es eben Erlöfete find, für die der Weg bestimmt ist V. 8 —— vgl. das Vorspiel dessen in Esra 8, 31]. 10. Die Erlöseten des HErrn [die er schon einmal losgekauft aus der Hand der Ggypter b. Mos. 7, 8., jetzt aber aus der Knecht- schaft und Drangsal ihrer Verbannung von Neuem sich eingeiöst hat] werden wiederkommen [nach dem Lande ihrer HeimathL Und gen Zion [zu der Stadt von lautereni Golde, welche Perlen- thore hat uiid krhstallenes Lebenswasser und Bäume dran, die ohne Aufhören Früchte tragen Osseiib 21 u. 221 koiiiinen » mit Jauchzen« ewige Freude wird iiber ihrem Haupte fein kwic Sonnenlicht über ihnen spielen, wie eine schöne Krone sie umsehwebeiijz Freude nnd Wonne [die so lange vor ihnen her gefiohen und sich nicht ivollte von ihnen einholen lassen] werden sie [wie mit ihrer Hand] ergreifen sdaß sie dieselbe nun für immer haben und sie ihnen nicht wieder entweichen kann], nnd Schmerz und Seufzen [wooon dagegen sie verfolgt und sooft ergrissen wurden] wird weg mnsscn [daß es auf ewig hinter ihnen liege und niemals wieder zum Vorfchein komme]. Mit dem mesfiaiiifchen Element ist’s in Kap.28—35 ganz eigen. Es naht sieh nun der Augenblick, wo die Perfpictivik der Weissaguiig sieh ändert, die Kreise der Prophetie steh scheiden, Assur sich ablöst uiid die ferneii .ß)intergründe der Zukunft stch davon unterscheiden Assitr hat mit Sanherib die Höhe seiner eigentlichen Mission an Israel erreicht, der Blick des Sehers streift von iuiii an über Assur hinaus, geht über zn neuen Völkergriipi neu, ivie dies iii Kap.40—66 der Fallz dies Verhältnis kündigt stch aber schon in Kap. 28 — 35 an· Assiir ist da nicht inehi· der Träger des Eschatologischen fder zu- künftigen lctzten Dinge): in Kap.7—12 war er’s noch! Und das ist die große Bedeutung von Kuh. 34 u. 85, daß diese Kapitel schon den weiteren Hintergrund, die zweite, fernere Region der Weissagung zu welchcr sie nun mit Kap. 40—66 sörmlich und ausführlich über- gehen wird, andeuten, aiideiiteiid vertreten. fDrechslerJ Der ganze V. 10 in Kap. 35 ist ivie Mosaik ans Kap. 51, It; 61, 7; 51, s; und was von der heil. Straße gesagt wird, sagt Kap- 52, 1 von der heil. Stadt; vgl. Kuh. 62, 123 As, 4. Es ist hier alles und jedes in Gedanke und Sprache Vorspiel des Troftbuehs für die Exitlanten (Verbaniiteii) in Kap.40—66; sowohl desseii neuteftamentlich geisiliche Gedanken, als dessen in saiif- ter, lichter Majestät dahinschwebende ätherische Sprache ist hier ain Endpunkt ihres Werdens (Delitzsch.) Jst es doch, als sollten ivir in dem Wege des Friedens und ewiger Freude, den die Erldsten und Heiligen aus der in ein erquickendes, voii frischen Wassern strömendes Land iimgeivandelten dürren Wüste nach Zion hinausgehen, eine oorbildliche Sehatteiizeichnung des neuen, zuni himmlischen Jerusalem einporführenden Bandes sehen. (Unibreit.) Saget, 1. Fr., ist das ewige Leben iiicht über alles tvünschenswerth? sollte es uns nichtTag und Nacht iiii Sinne liegen? sollten wir uns nicht aus dem Tiefsten des Herzens sehnen: Ach, daß ich in den Him- mel käme, ach daß ich genZioii käme niit Jauchzenlt2 O denket nur, was das sein müsse: in den Himmel kommen, zu der Herrlichkeit gelangen, von der die Sterne, die oben herab scheinen, nur ein schwacher Abglaiiz sind; mit den Engeln iind Auserwählten zusammenwohiiem mit ihnen verkehren in süßer seliger Liebe, ohne Miß- verständnis ohne Neid iiiid Streit; mit ihnen die Wunder Die erste geschichtliche Verwirklichiing der Weissagungen des Propheten. der hiininlischeii Welt betrachten, mit ihnen die Gnade und Allinachh die Herrlichkeit Gottes in unerschöpflicher: Lobgesängeii erhöhen; und Gott selber schauen von An- gesicht zu Angesicht, den HErrn sehen, der uns erlöset hat, an seinem treuenHerzen ausruhen, nllc seine Ehren nnd Seligkeiten mitgenieszenz und das ewig, ewiglich, daß keine Flucht der Stunden, Tage und Jahre, menschs lich zu reden, uns kümmern darf, das; keine bange Sorge das selige Herz beschlcichen darf: ivas wird hintennach toinment O wie leuchtet das ewige Leben zu uns her- nieder in dieses trübe Zeitlichel Aber wie klagt es auch iibet uns, daß wir« so stuinpfsinnig sind! Glauben wir denn keines? Wenn man uns fragt: Glaubt ihr ein ewiges Leben? — so wird es wohl auch Leugiier und Spötter geben, doch die meisten werden sagen: Wir glauben es. Aber obwohl wius glauben, so reizt es uns wenig; an der Erde, an der eitlen, armen Erde haften unsre Gedanken und Wünsche, unsre Herzen. Zwar ich lasse der Erde ihre Reize und Schönheiten: Gott hat sich auch hier nicht unbezeugt gelassen, hat uns viel Gutes gethan, und vomHiinmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben, und unsere Herzen erfiillet mit Speise und Freude. Aber was ist doch all dieses irdi- sche Leben, wenn wir nicht ein ewigseli es im Hinterhalt haben? Jch sage, es ist ein überaus e end und jämmer- lich Wesen darum; es wäre besser, daß der Mensch gar nicht geboren wäre, wenn er nicht ein ewig seliges Leben im Hintcrhalt hat. Denn da ist doch viel Arbeit und Mühe, da ist immer Sorge, Furcht, Hoffnung, meist Ftäiischte Hoffnung, ein wenig Anfathmem ein wenig rholung, eine Lust ohne Befriedigung, eine tiefere Freude mit Leid vermischt, dann wieder Kampf und Noth, und zuletzt der »Tod. Und um sich nun durch so viel Eitelkeit, Täuschung, Müh und Noth zu Grabe zu schleppen, sa in die ewige Unruhe hinein, dafür sollte man leben? Aber Gott hat uns in Christo ein besseres Loos beschieden. Es ist eine Heimath da, wo der müde Pilger ausgewandert hat und als Bürger des Reiches cinfitztz es ist ein Vaterland da, wo man gnte Freund- schast und festes Bleiben findet; es ist ein Zion da, eine helle Gottes-findt, wo man die Stimme des Weinens und Klagcus nicht mehr hört, sondern ewige Jubellieder! O darnach will ich mich ausstreckenl Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wär in dir u. s. w. (Redenbacher·) Das 36. Kapitel. Jerusalem oon Sanherib belagert. Was Gentralpnnlit der bisherigen Weifsngungrn gewe- sen, zunächst der der zweiten Gruppe in Kur. 28——35., mittel- bar abrr auch der früheren in Lan. 2—27., die durch den liiinig Sanherib non Jlsshricn herbeige- führte Krisis, das wird uns in diesem und dem nächsts folgenden Kapitel oon Seiten seiner geschichtlichen ver« wirlelichnng gezeigt. Lllit dieser Krisis aber hat die in Bau. 6 angelnlndigie Strafheiiisfuchiing zum ersten Mal ihren Kreislauf beschlossen; sowohl, was hier durch Jissar geschieht, als das, was an Jlssur sikh rreignrt, ist für die gefammte Zukunft Jst-ans, mit der dcr sllrophet es zu than hat, in iibcrsikhtlichem Verlauf: oorbildcndcs Wahrzcichrin Es folgen darnach noch zwei andere Kapitel von gesusicht lichem Inhalt. iilit dern Gerichte iiber Jlssur nämlius ifl für Israel eine zeitweilige Gnadenfrist clngetreieik die an ljioliiiks wtrdergruesung ooli tiidtlictfec Kranbhcit Rad. sit) ihren Typus hat; die so gleichsam von vorn wieder anhe- bende Entwickelung der Zukunft erhält dann sofort ihre bestimmte Iliitstmig, ihr deutlich crlieuabarcs Gepräge direct) 113 das tlichtbefiehen der Glaubensprsifnug welch: an Hislkia durch die Gesaodtsctjaft des babhlonisctjeu Königs idlcrodactss Zaladan Mino. 39) herantritt. Da wird denn die fiir einen Jlugenblioi ausgesehte Strafaaliiindignug von Uenem anf- genonniien und wieder in Kraft gesetzt: was in Kinn. 39, 5-—7 gesagt wird, steht zwischen beiden Hälften des jcfaia- nischen Wctfsagsiiigsbnctis wie ein wkgweiseiz dessen Jlria die Inschrift: Babel trägt. ,,Vorlhin geht der weiter: Weg der Geschicht: Beweis, dorthin ist Jcsaia fortan mit seinem volle: im Geiste begraben, dort predigt er in Klio. 40—66 den babhlonlschen Gxnlantea die nahe Erlösung« I« v. 1—22. Zins den idealen Forum, in welche klar. 34 n. 35 uns entriiclit hatten, treten wir in die zeitgesctsieht liihe Wirklichkeit oou Blau. 33 zurück: an der Wasser— leituug des oberen Teirhcs bei der Straße des Walten— feldes, wo vor 28 Jahren Khas der Hilfe Jehooas die Hilfe Ilssitrbs vorgezogen Mino. 7, 3 ff.), erscheint eine Gesaudtsctfaft des Königs oon Jlssur mit einer Jibtheiluiig seines Heores und fordert in höhoifihem tleberinuthe die lllebcrgabe Jerusalems. Vgl. L. Nu. ist, 13—37; 2. Thron. 32, 1-16. I. Und es begab sich, im Vierzehnter: Jahr des Königs Hiskia so. i. 713 v. Chr.] zog der König zu Assyriem Sanherib sdes Sargon Knie. To, 1 Sohn und Nachfolger], heraus wider alle feste Stadte Juba [Kap. 10, 28 ff] und gewann sie sbis aus Lachis und Libna an der Grenze nach Philistäa hin, stand aber eben im Begriff, diese Festungen ebenfalls einzunehmen]. 2. Und der König zu Assyricn sandte den Rabsake sseinen Obermundschenh nebst zwei anderen seiner höchsten HofbearnteriJ von Lachis IV» M. südwestlich von Jerusalem, wohl die stärkste von allen Festungen des Landes Kön. 14, 19] gen Jerusalem zu dem König Hiskia sobwohl derselbe bereits nahe an 1V« Millionen Thaler als Tribut gezahlt und sich der assyrischen Oberhoheit wieder unterworfen hatte, vgl. Kap. 33, Z] mit großer« Macht sum nöthigensalls die Uebergabe der Stadt zu erzwingen, fürs erste aber auf gütlichem Wege dazu aufzufordern) Und er trat an die Wasser: röhren des obern Teichs, am Wege bei dem Acker des Färbers · 3. Und es ging zu ihm heraus Eliakioy der Sohn Hiliia, der Hofmeister [ogl.Kap.22,15ss.], und Sebena, der Kanzler, und Joah, der Sohn Assaphs der Schreiber [da der König unter seiner Würde es erkannte, persönlich mit Rabsake zu verhandeln]. , 4. Und der Erzschenie sprach zu ihrem: Saget doch dem Hiskicu So spricht der große Konig, der König zu Assyriem Was ist das sur ein Trotz, daraus du dich verwest? ldsUU dir selber kcumst du doch unmöglich zntrauern der asshrischen Macht widerstehen zu können.]» » Z. Jch achte, du lassest dich bereden, daß du noch Rath und Macht wissestzu streiten sdaech trügerisches Einreden läßt du in dem Wahn dich bestärken, als gäbe es allerdings noch Mittel und Wege, in einen Kampf gegen mich dich einzulassens 114 Jesaia 36, 6—«22. 37, 1—-14. Auf wen verlcissest du denn dich, daß du mir bist abfällig worden? s. Verlasscst du dich [etwa] auf den zerbro- cheuen Rohrstab [Kap. 20, 3 ff] Eghpten? wel- cher, so jemand sich drauf lehnet [in der Meinung, er sei noch stark und nngebrochen], gehet er ihm in die Hand, nnd durchbohret sie U. 2. Kein. 18, 21 Auen] Also thut Pharao, der König zu Gaul-ten, allen, die sich auf ihn verlassen [Kap. so, 3 ff.; vgl. 2. Kön. 17, 4]. 7. Willst du aber mir sagen: Wir verlassen uns auf den HErrn, unsern Gott? [so gebe ich dir zu bedenken:] Jfks denn nicht der, welches Höhen und Altare der Hiskia [in seinem Ueber- muthe würdigt Rabsake den Hiskia nicht einmal des Titels eines Königs, s. B. 4] hat abgethan, und zu Juda und Jerusalem gesagt: Vor diesem Altar sollt ihr anbeten [2. Chrom 29—31]? 8. Wohlan [damit du noch zur rechten Zeit zur Erkenutniß deiner eigenen Ohnmacht und Wi- derstandsunfähigkeit kommst, da ja nicht daran zu denken ist, daß eine fremde Macht dir beistehen werde] fo nimuks an swas ich dir als eine Art Wette anbieteJ mit meinem Herrn, dem Könige zu Asshrienx ich will dir zweitausend Rosse geben; laß sehen, ob du bei dir könnest ansrichten [soviel kriegstüchtige Männer aus deinem Volke zusam- menbringen], die drauf reiten. I. Wie willst du denn [bei solchem Stande der Dinge] bleiben vor einem Hauptmann, der geringsten Diener einem meines Herrn? [geschweige, daß du mit ihm selber und seiner Hauptmacht es aufzunehmen vermöchtestj Und [nun weißt du auch recht wohl, wie schlimm es um dein eigenes Vermögen bestellt ist; aber, wie gesagt] du ber- lcissest dich auf Egvpten, um der Wagen nnd Rei- ter willen [die dieses Land dir stellen werde, und doch ist das eine so eitle, thörichte Hoffnung] I0. Dazu meinest du [oielleicht], daß ich ohne den HErrn bin herauf gezogen in dies Land, das- selbige zu verderben [und daß also dieser vor dem Aeußersten dich bewahren werde]? Ja» [im Ge- gentheil], der HErr sprach zu mir: Zeuch hinauf in dies Land, und verderbe es [von daher wird dir also auch keine Hilfe kommen]. It. Aber Eliakim, und Sebeua, nnd Joah svracheu zum Erzschenkem Lieber, rede mit deinen Knechten auf Shrifch [in deiner eigenen Sprache) denn wir verstehen-s wohl; und -rede nicht auf Jüdifch litt Unsrer Sprache] mit uns vor den Ohren des Volks, das auf der Mauer ist [denn es ziemt sich nicht, daß dieses unsre Verhandlungen so mit anhöre]. 12. Da sprach der Erzscheuke swelcher in schlan berechneten Absicht gerade des Jüdischen sich bedient hatte]: Meinest du, daß mein Herr mich zu deinem sdes Eliakim als des Wortsührers unter den dreien] Herrn oder zu dir gesandt habe, solche Worte zu reden; nnd nicht vielmehr zu den Männern, die [dort] auf der Mauer sitzen [und bei fernerem Widerstande von eurer Seite dem entsetzlichen Schicksal würden entgegen gehen], daß sie sammt euch ihren eigenen Mist fressen nnd ihren Haru fanfen [wenn’s nun zur Belagerung kommt]? 13. Und der Erzschenke stund ktrat noch näher an die Mauer heran. um mit den Männern dort unmittelbar zu verkehren], und rief laut auf Jü- disch nnd sprach: Höret die Worte des großen Königs, des Königs zu Asshrien [V. 4]. . 14. So spricht der König: Laßt euch Hiskia nicht betrügen; denn er kann euch nicht erretten [aus meiner Hand) is. Und laßt euch Hiskia nicht vertrösten auf den HEkru [den Gott eures Volks], daß er sagt: Der HErr wird uns erretten, nnd diese Stadt wird nicht in die Hand des Königs zu Assprten gegeben werden. is. Gehorchet Hislia nicht. Denn so spricht der König zu Assvrienx Thnt mir zu Danke kwas ich fordere], und gehet zu mir heraus, so sollt ihr ein jeglicher sfür fetzt noch in aller Gemächlichkeitj von seinem Weinstock nnd von seinem Feigenbaum essen und aus seinem Brunnen trinken; 17. Bis daß ich [wenn ich mein Vorhaben in Egypten ausgerichtet habe, auf dem Heimwege] komme nnd hole ench in ein Land, wie euer Land ist, ein Land, da Korn und Most innen ist, ein Land, da Brod und Weinberge innen sind. 18. Laßt euch [wie schon gesagt V. 151 His- kia nicht bereden, daß er sagt: Der HErr wird uns erlösen. Haben auch der Heiden Götter ein jeglicher sein Land errettet von der Hand des Königs zu Asshriens 19. Wo sind die Götter zu Hamath und Arpad [in Syrien]? Wo sind die Götter zu Sephar- vailn [am Euphrat s. Karte IVJL Haben fle [die Götter eures Brudervolks Ephraimj auch Satnaria errettet von meiner Hand [2. Kön. 17, 5 f.]? 20. Welcher unter allen Göttern dieser Lande hat sein Land errettet von meiner Hand, daß der HErr sder doch wahrlich nichts Besseres ist·, als derselben einer] sollte Jerusalem erretten von mei- ner Hand [vgl. Kap. 10, 8 ff.]? 21. Sie [sowohl das Volk aus der Mauer, als die drei Abgesandten Hiskia’s] schwiegen aber stille, nnd antworteten ihm [decn RabsakeJ nichts; denn der König hatte [beoor noch die Unterhand- lung vor sich ging, aus weisen Gründen 2. Kön. 18, 36 Anna] geboten und gesagt: Antwortet ihm nichts. » 22. Da [nach Beendigung dessen, was Rab- sake zu sagen hatte] kamen Eliaiiuy der Sohn Hilkia, der Hofmeister, nnd Sebeua, der Kanzler, und solch, der Sohn Affe-ruhet, der Schreiber, mit Jerusalem von Sanherib belagert. König Hiskia empfängt Zusage göttlicher Hilfe. zerrissenen Kleidern szu dem König in seinen Palast auf Zion]- und zeigten ihm an die Worte des Erzschenlen Das R. Kapitel. sanheriifs Macht wird auf Hisßiä gebet geschlagen. It. U. 1—38. Stettin, als er die tzotsehaft von dem, was Uabsalie geredet, vernommen, demätlllgt sitt! aufs Tiefhe vor dem wären, sucht due-it Abgeordnete Trost und ca— bang— bei dem Propheten Sesaia nnd begehrt seine Fär- bilte bei dem Sitten. Er empfängt auch eine uorlänsige Jusage göttlicher Hilfe; doch steigt die dloth erh noch höher, ais König Sanherib durch einen an Hislila gesen- deten Zries nom hüeinisclier die tlebergabe Jerusalems fordert und wohl auch bereits mit seinen theeressänlen der Stadt näher rückt. Da sendet denn Htsliia zum zweiten iklal tm Tempel sich ein, thut ein gar gewaltiges Gebet zu dem Akten, seiueni Gott, nnd empfängt auch gar bald aus des Propheten Munde des tjErrn Antwort. In der darauf folgenden diacht tiommen lli5,tl00 Mann von Sauherilks Heere um; er verläßt schleunigst das kund nnd sindet später seinen Tod durch zwei seiner Söhne. Va sind denn alle jene glorreichen Weissagungen des Iesaia, deren uitr bisher so viele in Beziehung auf diese Kutaslrophe gehört, aufs ijeerllazhe ersieht. Vgl. D. Ahn. II, 1—37; L. Thron. IT, 17—23. I. Da aber der König Hiskia das hörete, zer- riß sanch Kap. se, 22] er seine Kleider, und hüllete einen Sack sein Trauerkleid von grobem Stoff I. Kaki. 21, 27] um steh, und ging in das Hans des Hlsrtnz »— , » T. Und sandte Eliakim, den Hofmeistey nnd Sehena, den Kanzler, sammt den altesten [v»ornehm- sten] Priestern, ssie alle ebenfalls] mit Sacten um- hättet, zu dem Propheten Jesaia, dem Sohn A Mot- Z. Daß sie zu ihm sprächenz So spricht His- tia: Das ist ein Tag des Trnhsals sfür uns] Scheltens nnd Lästerns kfür den HErrn]; nnd gehet gleich, als wenn die Kinder bis an die Ge- burt kommen sind, nnd ist ieine Kraft da, zu ge- bäten 11. Kein. 19, If. 4. Daß doch der HErr. dein Gott [dem du so treulich diensi und der vielleicht, was er uns ver- sagt, dir gewähren ivird], hören wollte die Worte des Erzschenlem welchen sein Herr, der König zu Asshrien, gesandt hat, zu lätern den lebendigen Gott [indem er ihn den todten Götzen gleich stellte Kein. 36, 20], und zu schelten mit solchen Worten sals sei es eine Thorheih ihm zu vertrauen], wie der DER, dein Gott, [die lästerlichen und ver- wegenen Reden ja selber] gehört hat. Und du wolltest dein Gebet erheben fiir die Uebrigen, die noch [vom Volke Gottes] vorhanden sind [nachdem der eine Theil in dem Reiche Ephraim bereits sei- nen Untergang gefunden] Z. Und die Knechte [die oben V. 2 genannten 115 HofbeamtenJ des Königs Hislia kamen zu Jcsaia [der m der Unterstadt wohnte] s. Jesaia aber sprach zn ihnen: So saget eurem Herrn-Der HErr spricht also: Fürchte dich meht vor den Worten, die du gehört hast, mit welchen mich die Knaben des Königs zu Asshrien l2· Köw II, 61 geschmclhet haben; 7. Siehe, ich will ihm einen andern Muth macheu [statt seines Uebermuths einen Geist der FFkchk TN ihn gebenL nnd soll etwas sein Gerücht] hören, daß er wieder heimziehe tu sein Land; nnd will ihn durchs Schwert fallen in seinem Lande. 8·. Da aber der Erzschente sRabsake von der Ansrichtung seines Auftrags in Kap. Bis, 2J wieder kam sseinem Herrn Bericht zu erstatten, was er geredet hätte Kap.·36, 4——20], fand kk den Konig zu Afshrien streiten wider [die, etwas näher nach Jerusalem zu gelegeue Festung] Libnaz denn· er [der Erzschenkq hatte gehört, daß er [der Konig zu Assyrienj von Lathts gezogen war sdaher er sogleich vor Libna ihn aussuchte und nicht erst nach Lachis ging]. S. Denn sdies der Grund, warum Sanherib weiter bis Libna vorgerückt war] es kam ein Ge- rucht von Thirhata, der Möhren König, sagend: Ei; txt fkirlisgezogeu wider dich zu streiten [Kap. « 10. »Da er nun solches hörete, sandte er sweil ihm soviel daran lag, Jerusalem schnell in seinen Besitz zu bekommen 2. Köln. 19, 13 Auen» in der Absicht, eine freiwillige Uebergabe der Stadt zu erwirketn nochmcilsj Boten zu Visite, nnd ließ ihm sagen: Sagt Hisiia, dem Könige Juba, also: Laß dich deinen Gott sdurch das, was seine Pro- pheten dir sagen] nicht betrügen, auf den du dich verlassest und sprichst: Jerusalem wird nicht in die Hand des Königs zu Asshrien gegeben werden. 11. Siehe, du hast gkhöret, was die Könige ; zu Assyrieu gethan haben allen Ländern, und sie »? verbaunet [ihnen den Garaus gemacht], und du i solltest errettet werden? F 12. Haben auch die Götter der Heiden die ; Lande errettet, welche meine Väter verderbet E haben, als Gosan [am Kjsil Ozan in Medien —— t i. Karte IV], Haran [in MesopotamienJ, Rezeph ; [in · Speien] und die Kinder Edens zu Thelassar z szivischen Thadmor und dem Euphratp . 13. Wo ist der König zu Vorrath, nnd der König zu Arius cKan Is- 19J, und de: König der Stadt Sepharvaim, Heua nnd Jwa [am Cuphrat]? ; 14. Und da Htstia den Brief von den Boten z. empfangen und gelesen hatte, ging er soom Berge H Zum, wo seit! Palast Mino] hinauf in das Haue - des Mein, und breitete ihn aus vor dem DErrn [damit dieser gleichsam selber Kenntniß nehme von dem Jnhalt 2. Kön. 19, 14 Anm.]. 116 15. Und Hiskia betete zum HErru nnd sprach: » 16. HErr Zebaoth, du Gott Israel, der du uber den Cherubim sitzest [2. Mos 25, 17 fis-J; du bist allein Gott uber alle Köuigreiche auf Erden, du hast Himmel nnd Erde gemacht [2. Kost. 19, 15]. Juden: Hiskia sein Gebet mit diesem Bekenntuisse eröffneh macht er auf das Wirksamste Von vorn herein seine Sache zu einer Chrensache für den HErrn selber. (Drechsler.) 17. HErr, neige deine Ohren sgeciauerx dein Ohr«] und höre doch; HErr, thue deine Augen auf· und siehe doch; höre doch alle die Worte San- her1bs, die er gesandt hat, zu schmahen den lebendigen Gott. «) Man neigt, wenn man etwas hören will, Ein Ohr dein Sprechenden zu, daher beständig: neige dein Ohr (Ps. 17, 6; St, 3), selbst im Pluralt neiget euer Ohr (Ps. 78, I; Jes. 55, 3); dagegen immer: thue deine Augen auf. (Gefenius.) 18. Wahr ist-s, HErn die Könige zu Asshrien gabedu wuste gemacht alle Köuigreiche sammt ihren tm en, 19. Und haben ihre Götter in’s Feuer gewor- sen [das alles war nichts seltsames, sondern ver- stand sich von selbst]; denn sie waren nicht Götter, sondern Meufchenhände-Weri, Holz und Stein. Die sind umgebracht. 20. Nun aber, HErr, unser Gott, hilf uns von seiner Hand, auf daß alle Königreiche auf Erden erfahren, daß du der HErr seist allein. 21. Da [ein merkwiirdiges Zeichen von der Bedeutung des Worts Kap. 30, 19; 65, 24] sandte Jesaia, der Sohn Aruns, sseiner Schüler einen] zu Hiskia, und ließ ihm sagen: So spricht der HErr, der Gott Israel: Daß du mich gebeten hast des Königs Sanherib halben, zu Affen-ten, 22. So ist’s das, das der HErr von ihm redet: Die Jungfrau Tochter Zion verachtet dich [Sanherib, indem sie deine Anträge zurückweist], und spottet dein [deiner Drohungen, des Schutzes ihres HErrn gewiß Kuh. 31, 4], und die Toch- ter Jerusalem schüttelt das Haupt dir nach sweil du mit Schimpf und Schande wieder von ihr ab- ziehen mußt] » · W. Wen hast du geschmahet nnd gelastertZ Ueber wen hast du die Stimme erhoben? Und sum es mit deutlichen, bestimmten Worten dir uoch entschiedener vorzuhalten: du] hebest deine Hand empor wider den Heiligen in Israel [2. Kön 19, 22]. 24. Durch deine Knechte hast du den HErru geschänden und sprichst: Ich bitt durch die Menge xneiner Wagen [ohne anderweitige Hilfe, allein durch den Ueberschwang an Mitteln materieller Macht Kap. Bis, 8 f.] herauf gezogen auf die Höhe der Berge, an den Seiten Libanons sbis auf dessen höchsten Gipfel]; und habe seine hohen Cedern abgehanen, sammt seinen auserwählten Jefaia 37, 15»—38. 38, 1-——(3. Tannen [Cyprefsen]; und bin swas keiner vor, keiner außer mir vermocht] durch die Höhe bis an’s Ende sden höchsten Ruhepunkt aus dem Liba- non 2. Kön 19, 231 kommen, an diesen Wald auf dem Lande [zum Walde seines Baum: gartens]. 25. Ich habe Iiu der nach Egypten zu gele- genen Wüste et Tili «—- f. Karte II] gegraben Und getrunken die Wasser: [alle Schtvierigkeiten durch meinen gewaltigen Willen besiegend]; nnd habe sin Egypten selber] mit meinen Fußsohlen ausgetrocknet alle vcrwahrte Wasser [die Canäle und Arme des Nilstromes, als wäre er nur eine geringe Lache, die man mit dem Fuße austritt]. 26. Hast du aber nicht gehöret, daß ich vor- zeiten also gethan see also VorbeDachtJ habe, und bot Alters so gehandelt [eingerichtet], und thue jetzt auch also [lasse es nunmehr auch so kommen, wie ich in meinem Rathe beschlossen und in mei- nem Worte vorher verkiindigt habe], daß feste Städte sdurch dich] zersiöret werden zu Stein- hausen, 27. Und ihre Einwohner geschwäkht und zag- haft werden, nnd mit Schauden bestehen, und wer- den zu skurz dauerndem, leicht versengtemj Feld: gras und zu grünem Kraut sdas bald dahin weckt] als Heu ans den Dächern sdas um so schneller welkt, je weniger Erdreich es unter sich hat, oder als Brandkorn] welches dorret, ehe denn es reif wird? Die Meinung ist diese: Nicht du bist der Urheber, nicht dein Vermögen und überlcgene Kraft die Ursach so reißender Fortschritte und dcr Niedersteigen aller dieser Städte und Staaten, sondern lediglich mein Wille, Ge- richt durch dich zu üben. 28. Ich kenne aber deine Wohnung sgenauerx dein Sitzen s. o. a. dein Denken und Beschließens deinen Auszug und Einzng [dein Thun und Lassen] nnd dein Toben wider mich [da du nicht mein bloßes Werkzeug sein willst bei dem, was du vor: nimmst, sondern geradezu dich gegen mich em- pörst]. 29. Weil du denn wider mich tobest, und dein Stolz herauf vor meine Ohren tommen ist, will ich dir einen Ring an die Nase legen skoie man mit einem sonst nicht zu bändigenden Bären thut], und ein Gebiß in dein Maul swie mit Rossen und Maulthieren gefchieht], und will dich des Weges wieder heimführen, deß du kommen bist [ohne das; du dein Ziel erreichen sollst]. 30. Das sei dir aber [Hiskia, für den das alles hier gesagt ist, da Sanherib selber ja doch keine Kunde anders davon erhält, als durch den Erfolg selber] das Zeichen [von der Wendung der Dinge, die hiermit geweissagt worden]: Jß dies Jahr, was zertreten ist; das andere Jahr, was selbst wächsetz des dritten Jahrs säet, und erntet, Sanheribs Heer wird auf Hiskiä Gebet gefchlagen pflauzet Weinberge, und esset ihrer Früchte f·2. Kein. II, 29 Anm.]. II. Denn die Erretteten vom Haufe Juda, und die [in Folge der Erlösung von dem drohen- den Untergang] iiberbleibein werden noch wiederum unter sich wurzeln, niid über sich Frucht tragen [nach allen Seiten hin lustig treiben und neue Kraft eutwickeln]. 32. Denn sdas ist nun einmal die Regel oder Loofung für die weitere Geschichte Jsraels Kap. 6, 13Aiim.:] von Jerusalem werden noch ausgehen, die iiberblirben sind, und die Erretteten von dem Berge Zion. Solches wird thun der Eifer des HErrn Zebaoth [Kap. 9, 7]. 33. Darum lgleichfam die Summa ziehend von dem bisher Gesagten] spricht der HErr also vom Könige zii Asfhriem Er soll nicht kommen in diese Stadt, und soll aueh keinen Pfeil daselbst hinfchießen, und kein Schild davor kommen, und soll keinen Wall um sie schürten [nicht zum Sturme, ja nicht einmal zur Einschließung soll es mit der Stadt kommen]; set. Sondern des Weges, dcß er kommen ist, soll er wiederkehreii, daß er in diese Stadt nicht komme, spricht der HErn 35. Denn ich will [wie schon in Kap. 31, 4 geweissagt worden] diese Stadt Mühen, daß ich ihr aiishelse um meiner willen [wie Hierin gebe- ten V. Los, und um meines Dieners Davids willen [dem ich ewige Gnade zugesagt 2. Sam. 7]. Jn Kap. 36, 1—37, 35 stellt uns die Geschichte drei scharf gezeichnete Gestalten auf, die in ihrem Ver« halten und Reden bestimmte Grundrichtiingen des Gei- stes aussprechen: Nabfake, Hiskia und Jefaia. Der hochmüthige und trotzige Assyrer, der den leben- digen Gott nicht kennet und darum ihn verhöhnt, ist das Abbild alles Unglaubens zu jeder Zeit; der fromme König Hiskia erscheint als treuer Zeuge des Glau- bens, der nicht zur beständigen und ganzen That des Lebens geworden; der Prophet aber veraiifchaulicht uns das hohe Heldenthum lebendigst strömendey unwan- delbar fester, den Kleinmuth stärteuder Glaubenslrafn (umoreit.) Bd. Da [nachdem Sanherib noeh an demsel- bigen Tage, wo Jefaia dies weissagte, mit seinem Heere von Libna ausgebrochen und bis nahe an Jerusalem vorgeriickt war] fuhr aus der Engel des HEtru [in der auf diesen Tag solgenden»Nacht], und schlug im assyrischen Lager hundert funs und achtzig tausend [185,000] Mann. Und da sie sich [die von der Plage oerfchont blieben] des Mor- gens früh anfmachleu [um heute zur Belagerung Jerusalems zu fchreiten], siehe, da lag es alles eitel todte Leichuanie [Kap. 17- 13 is; 31- 8 f-J- 37. Und der König zu Afshriem Sanherib, brach aus, zog weg, und kehrete wieder heim, nnd blieb zu Ninive [der Hauptstadt seines Reichs] 38. Es begab sich auch seine Reihe von Jah- ren nachhey etwa 15 Jahr« späters da er anbetete 117 im Haufe Nisrocli, seines Gottes, schlugen ihn seine Söhne, Adramelech und Sarezer, mit dem Schwert; und sie flohen ins Land Ararat Und fein Sohn Afsarhaddon ward König an seine Statt. Von diesen beiden Söhnen stammen die Saffunier nnd Arzeruiiicr in Arinenien ab; aus dem Fiirftenhanfc der letzteren stammte dann wieder der byzaiitinifche Kaiser Leo der Arlnenier (813—-820 n· Chr) her. Das 38. Kapitel. Ysjisliiä tödiliehe Tliraciläheih igenesuiig und Los) Hatte-s. III. di. l—22. Bald nach dem Jlbzng der Assyrer aus dem Land: verfällt Hirten: in tödtliche Krankheit und würde derselben auch erlegen sein, wenn er nirht den tijGrrn uni Hilfe gebeten nnd dieser ihm eine Gnadeuzeit von weiteren fünfzehn Jahren gewährt hätte; daher er denn bei seinen! Teinprlbcsurti atn dritten Tage darnach dir ihm widerfahrene Gnade in einein besonderen Dan- iiegpsalm preist und seinen! Gott zu recht stillem und drmiitliigcm Wandel sich verpflichtet. dgl. L. Kein. 20, 1-—11z L· Thron. BE, III. 1. ZU der Zeit snoch im J. 713 v. Chr.] ward Hislia [vielleicht an einem Karbuukel] todt- krant Und der Propbet Jesaia, der Sohn Amoz, kam zu ihm- und sprach zu ihm: So spricht der HEM Bestelle dein Haus sgenauerx Thue Be- fehl deinem Hause, d. h. thu deiner Familie deinen letzten Willen kund], denn du wirst sterben und nicht lebendig bleiben [2.Kön. 20, 1 Arm. 3]. 2. Da wendete Hislia [der im Geiste das Wort verstand: »wenn lauter Nein erfcheinet, ifi lauter Ja gemeinen« und im Geiste sich getrieben fühlte, das Nein in Ja umzusetzen] sein Angesicht zur Wand, nnd betete serst längere Zeit still] zum HErrn fbis er dann fein Anliegen auch laut wer: den ließ], Z. Und sprach: Gedenie doch, HErr, wie ich vor dir gewandelt habe in der Wahrheit mit voll- lommnem Herzen; nnd habe gethan, was dir ge- fallen hat. Und Hiskia weiuete sehr [s. Am. zu 2. Köln 20, 2 u. 3]. 4. Da geschah das Wort des HErrn zu Jefaia [der nach dem Worte in V. l deii König ver- lassen hatte, aber noch nicht zur Oberfiadt halb hinausgegangen war], nnd sprach: 5. Gehe hin, und sage Histim So fpricht der Dritt, der Gott deines Vaters David sals dessen ächten Sohn du dich bewiesen haft 2.Kön.18,3]: Jeh habe dein Gebet gehört, und deine Thriineii gesehen; siehe, ich will deineii Tagen noch fünf- zehn Jahr zulegen; b. Und will [auch während dieser 15 Jahre, gleichwie während deiner bisherigen Regierungszeits dich sammt dieser Stadt erretten von der Hand des Königs zu Asshrlen sdaß er dir nichts weiter 118 Jesaia its, 7—-22. anhaben kann]; denn ich will diese Stadt wohl vertheidigem Es find hier zuerst die letzten beiden Verse (2l u. 22) dieses Kapitels zu lesen, welche einen Nachtrag liefern zu dem, was hier V. 7 ff. summarisch und möglichst kurz berichtet wird. 7. Und habe dir snimm dir in Beziehung auf deine Bitte in V. 221 das zum Zeichen von dem Visiten, daß der HErr solches thun wird, was er geredet hat: 8. Siehe, ich lvill [wie du selber so bestimmt hast——den genaueren Sachverhalt f. L. Kön. 20, 9 u. 10] den Schatten an: Sonnenzeiger Ahas zehn Linien zuruck ziehen, uber welche er gelaufen ist, daß die Sonne zehn Linien zurück laufen soll am Zeiger, uber welche sie gelaufen ist [und so geschah es auch auf des Propheten Gebet 2. Kein. 20 II. «G·end.tuer übersetzt lautet der Vers nach der Auslegung von Delisich: Siehe, ich mache zurückgehen den Schatten die Stufen, welche er hinabgegans gen an der Stufenuhr des Ahas durch die Sonne, rückwärts zehn Stufen. Und es ging zurück die Sonne zehn Stufen an der Stufen- uhr, welche sie hinabgegangen war. Dazu die Bemerkung von Stier: Hiskia wird hier Collektiobild (Gesammtbild) für Israel in Krankheit, Frist und Tod; wie der Schatten am Zeiger, so gehet dcr ablaufende Gnadentag noch ein Paar Stufen zurück. D. Dies swas in V. 10-—20 folgt] ist die Schrift Hiskith des Königs Juda [in welcher er sein Danklied aufgesetzt], du er krank gewesen, und von der Krankheit gesund worden war kund welche nun hier dem größeren Schriftwerke des Propheten zum bleibenden Gedächtniß eingeschaltet worden] l0. Ich sprach sdas war mein Klagen und Weinen, als ich die Ankündigung in V. 1 ver- nommen hatte]: Nun muß ich zur Höllen Pforte fahren [Hiok; 7, 9 f. Anm.], da meine Zeit aus war, da Ich gedachte, noch länger zu leben* «) Genauer übersetzt: Jn der Stille meiner Tage Fwas manche so verstehen: mitten im ruhigen Verlau gesunden Lebens Pf. 102, 25., ssich aber auch so deuten läßt: da ein Stillstand, eine Pause eingetreten in meinem Leben — mit Beziehung aus die eben erst überstandene Noth in Kuh. 36 u. 37 und die gerade jetzt eröffnete Aussicht auf einen gedeihlichen Standä soll ich fahren zur Höllen Pforte, ich bin ge raft um den Rest meiner Jahre soder, wie Luther selber anderswo übersetzt: ich muß meine übrigen Jahre vermissen d. i. die zur Erfiillung eines gewöhnlichen Menschenalters noch fehlenden Jahre werden mir entzogen] II. Ich sprach sdas war mein Sinnen und Denken nach jener für. mich so erfchütternden Bot- schaft]: Nun muß [darf] rch mehr mehr sehen den HErrn sihn in feinen gnadenreichen Offen- barungen, wie sie kürzlich erst mir zu Theil ge- worden, erfahren], ja den HErrn im Lande der Lebendigen [denn im Lande der Todten giebt es keinen Verkehr mehr mit ihm’]; nun f muß ich falsch] nicht mehr schauen die Men- schen bei denen, die ihre Zeit leben [richtiger: bei den Bewohnern der Stillefkd d. i. des Todten« reiches, denn da giebts es keine Menschen mehr im vollen Sinne des Worts, sondern nur Schatten) «) Hiskta trifft hier und in V. 18 f. mit den Pf.:6, Z; 30, 10; 88, 1l ff.; 94, 17; its, 17 zusammen. So lange die That, durch welche der Tod überwunden ward, noch nicht geschehen, so lange die Herrfchaft des Todes thatfächlich noch nicht gebrochen war, muß der Zustand der Verstorbenen wirklich ein anderer ewesen fein, ein gebundenen, auch für die im Glauben ahins geschiedenem Dazu kommt die Natur des Liedes als eines lhrischen Ergusses Die Propheten schreiten voran zu immer klarerem Ucberblicke über die Herrlich- keiten der Zukunft: man halte nur mit unserm Liede die Stellen: Kaki. 25, 8; 26, 19 zusammen. Die Prophe- ten sind ja die Verwalter der objektiven Wahrheit, die Wahre-r der in den Besitz der Gemeinde Schritt für Schritt übergehenden Schätze der Erkcnntniß Dagegen gehört der Psalm der Sphäre des individuellen Lebens an; er faßt die Sache auf von Seiten des Subjekts, wie sie in dessen Empfindung, für dessen Erwartung existirt. (Drechsler.) — «) Der Ausdruck EIN; »Pfl- ist Gegensatz zu dem andern: Ist-W (Bewohner die- ser zeitlichen, vergänglichen Welt) welcher uns in Pf. 49, 2 begegnet (Luther: alle, die in dieser Zeit lebcn), nnd darf nicht mit demselben verwechfelt werden, wie von den älteren Auslegern häufig gefchchem Nachdem Hiskia beklagt hat, daß im Reiche der Todten aller Verkehr mit Gott aufhöre, will er ausdrücken, daß dort auch aller Verkehr mit Menschen ein Ende habe. 12. Meine Zeit ist dahin, und sdas Haus, in dem ich bisher gewohnt, d. i. mein Leib, wird] von mir aufgeräumet [hinwegversetzt], wie eines Hirten Hutte [die auch keine aus die Dauer berechnete Art der Behaufung ist, sondern nur ein, für den augenblicklichen Zweck aufgefchlagenes, leicht abzubrechendes Zelt]; und reiße mein Leben ab, wie ein Weber. Er sder HErrJ sauget mich dürre aus sanderwärts übersetzt Luther: er bricht mich ab wie einen dün- nen Faden, was der zu 1. Sam. 17, 7 gege- benen Deutung der schwierigen Worte näher kommt] Du machst es mit mir ein Ende, den Tag vor Abend sehe mein Leben noch das eigentliche Ziel menschlichen Alters erreicht hat]. 13. Ich dachte: Möchk ich bis morgen leben sbeschwichtigte trotz der Heftigkeit der Krank- heit meine Seele die ganze Nacht hindurch bis zum Morgen, hoffend, daß da Besserung sich ein- stellen werdejl Aber er [der HErrJ zerbrach mir alle meine Gebeine, wie ein Löwe [be- wies immer vom Neuen feine allgewaltige Kraft an mir Schwachen Hiob 1(·), 16., daß ich die Hoffnung bald wieder artsgeben mußte]; denn du machst es mit mir aus, den Tag vor Abend sdas war nun einmal dein Beschluß und Wille V. 12]. let. Jch winsclte soor Schmerz und Angst] wie ein Kranich [der langgedehnte, heifere Töne Dem todtkranken Hiskia wird auf sein Gebet Genesung und Lebensverlängerung zugesichert. von sich giebt] und szirpte in klagendem Weheruf wie eine] Schwalbe, und girrete wie eine Taube; meine Augen wollten mir brechen [und nur einen letzten matten Vlick aus dem ver- löschenden Auge konnte ich noch emporsenden mit der Bitte-J: HErr, ich leide Noth [der König des Schreckens Hiob 18, 14 wird immer mehr und mehr meiner mächtigL lindre mir’s [genauer: stehe fiir mich ein Hiob 17, 3]. II. O wie will ich noch reden swas soll ich sagen, um ihm es genugsam zu danken L. Sam. 7, 20], daß er mir zugesagt hat swas ich von ihm erbeten hatte]- und thut es auch [denn heute schon, am dritten Tage nach der Krankheit, kann ich den Tempel besuchen L. Kön. 20, 11]. Ich werde [das soll der werkthätige Dank für die widerfahrene Gnade von meiner Seite sein] mich scheuen alle meine Lebetage vor solcher Betrübnis; meiner Seele kwerde alle» die Jahre, die dnrch Gottes Gnade meinem Leben zugesetzt worden, in aller Demuth und Stillex Pf. 42, 5., gleichsam feier- lich einhergeheii ob der Betrübnis; meiner Seele, ihrer nie vergessend, sondern alle Zeit sie vor Augen be- haltcnd]. Its. HEry davon [von folchen deinen Gna- denworten und Gnadenthatew wie sie mir zu Theil geworden] lebet man [5. Mos. 8,»3], und das Leben meines Geistes stehet gar snach allen Seiten hin] in demselbigen [daß ich deiner Gnade recht eingedenk bleibe]; denn du ließest mich entschlafen [dem Tode ganz nahe kommen] und machtest mich [wieder] leben. 17. Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber· hast dich meiner Seele herzlich angenommen, daß sie nicht verdiirbez denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück [sie gar nicht mehr zu wissen und nie mehr an die- selben dich zu erinnern Nehem. 9, 263 Pf. 32, 1f.; Micha 7, 18 f.] Genauer übersetzt (vgl. jedoch Kap. 28, 19 u. 2. Sam. 22, 36 Anm.) lautet der Vers: Siehe, zum Frieden ward das Bittere mir, das Bitten;- und du hast heransgeliebt meine Seele aus der Grube der Vernichtiing Denn du hast ge- worfen hinter deinen Rücken alle meine Sün- den. Das für ,,lieben« gebrauchte Wort ist wunderbar süß; es bedeutet an jemand hangen, mit der innigsten Zuneigung sich an einen Andern hingeben, und wird be· fonders von bräutlicher Liebe gesagt. 18. [Ja, du hast mich nicht imTode entschlafen, sondern wieder lebendig werden lassen, weil du dich des Lebens und des Lobes der Deinigen freuen] Denn die Hölle lobet dich nicht, so riihmet dich [auch] der Tod nicht, und die in die Grube fahren, warten nicht auf deine Wahr- heit sjdaß du ihnen helfest, vgl. V. II Anm. 1]; 19. Sondern allein die da leben, loben dich, wie ich jetzt thue. Der Vater sahn, der 119 jetzt dich lobt] wird [auch] den Kindern sdie nach ihm kommen] deine Wahrheit kund thun [und so wird dir durch deine Erbarmung gegen mich ein neues Heilsgeschlecht erblichen] 20. HErr, hilf mir swie dies Mal, so auch ferner allezeitjz so wollen wir [ich und mein Haus] meine Lieder singen [genauer: mein Saitenspiel rühren], so lange wir leben, in dem Hause des HErrn. Der Psalm setzt ein besonderes Studium des Buches Hiob voraus und stimmt mit vielen in diesem Buche vorkommenden Gedanken, Wendnngen und Ausdriicken überein; Hiskia hat aber auch nicht nur den liturgischen Gebrauch der Psalmen Davids und Assaphs wieder- hergestellt (2. Chrom 29, 30) und eine Nachlese salomoi nischer Sprüche zu dem bereits gangbaren falomonisclien Spruchbuche veranstaltet (Spriichiv. 25, 1), sondern auch eine eigene Commisfion für den Zweck der Wieder- herstellung der alten Nationalliteratur niedergesetzh die unter dem Namen der ,,Männer Hiskia« bekannt ist. Die folgenden beiden Verse sind dem gesehichtlicben Verlaufe gemäß bald nach V. 6 zu lesen. 21. Und Jesaia hieß, man sollte ein Psiaster bot! Feigen [ein Stück von einem Feigenkucheiq nehmen nnd auf seine sdes Königs] Drüse legen, daß er gesund würde [2. Kön. 20, 7 Anm.]. 22. Hisiia aber sprach Dritte, als ihm der Prophet die mitgetheilte Botschaft in V. 5 f. brachte, gesagt]: Welch ein Zeichen ist das swas sur ein Zeichen giebst du mir zum Unterpfand] daß [der HErr mich wieder gesund machen wird und] ich snach Verlauf von drei Tagen] hinaus zum Hause des HErrn soll gehen? sDas Weitere s. V. 7 u. 8.] Jn diesen beiden Versen will Drechsler nicht einen Nachtrag zu der obigen Geschichtserzählung erkennen, der nur aus Verschen an die unrechte Stelle gekommen ist, sondern vielmehr einen Anhang zu Hiskiä Liede aus des letzteren Feder. Oben, so meint dieser Gelehrte, hat Jesaias bei seiner Berichterstattung sich auf das beschränkt, was fiir das Gemeinwesen von Wichtigkeit ist, aus das öffentliche Leben und dessen Gestalt Einfluß äußert, die Umstände aber, die mehr zu Hiskiä Privatleben gehören, bei Seite gelassen; hier nun holt der König selbst diejeni- gen Punkte nach, die bei seinem Liede besonders in Be- tracht kommen. »Es ist, als ob Hiskta durch diesen Anhan nochmals mvtivircn wollte den zum Schluß seines iedcs gelobten lebenslänglichen Dank; es ist, als ob er den Grundton, der bei allem Singen nnd Spie- len durchklingen sollte, zur Probe noch anschlagen wollte. Man kann sagen V. 20b ist = Pf. 18, 50 und V.21 u. 22 = Pf. 18, 51.« Das Its. Kapitel. sgiskiii Ehrgeiz wird gestraft. IV« V. l—li. Uitht lange nach der Erkrankung des Lö- nigg and seiner so wunderbaren wlcdergenesnng erscheiut in Jerusalem eine Gesandtschaft dra babylontsrtjeu Königs Llrkodathssaladan für den anscheinend harmlosen Zweite dkk Gkqmtqtcqn und, wie in L. Thron. M, 3l ange- deutet wird, in chatdätfihsaslrotogisitiem Interesse, nun) 120 dem Wunder am Souuenzeiger des Khag (Lao.20, 7f.) steh zu etlinndigen hinein, von Gitellteit berückt, siatt den fremden Gesandten gegenüber die Gnade und Macht seines Gottes zn rühmen, zeigt ihnen die Schätze und itlorriithe seines Palastes; da muß der prophet strafend ihm verständigen, wie er in seinen llachliontmen einst alles das verlieren werde, woran er jetzt ein so ungött- liehes Wohlgefallen an den Tag gelegt, und zwar ver· lieren durch eben dieselbe Macht, mit der er jetzt in so tingöttlichcr weise gebnhlt. dlactzdem also Jlssnr seine Mission au Israel vollendet hat, wird nunmehr ltlar nnd deutlich ausgesprochen, das Bahn, der Erbe der ahnet- sthen Weltherrsnzafh es sein werde, welcher; die Strafe der Wegfeihrung in freuideg fand an Israel vollzieht; nnd indem Ilesaia diese Gesihichte hier erzählt, baut er die tsriiclig welche den ersten Cheil seines weissagangw buehes mit dem von Mo. 40 an folgenden zweiten Theile verbindet. Vgl. L. Ahn. M, 12——19; E. Thron. 32, 25 n. As. l. ZU der Zeit swohl im darauf folgenden J. 712 o. Chr.] sandte Merodach Belieben, der Sohn Valadavs, sassyrischer Unter-J König zu Pudel, Btiefe Uttd Geschenke ztt Hiskia [durch eine vornehme GesandtschaftJz denn er hatte gehören daß er krank, und wieder stark worden wäre sum) wollte ihn beglückwünschem zugleich aber ein Biindniß mit ihm einleiten L. Kön. 20, 12Anm.]. 2. Deß freuete sieh Hiskia [indem sein Herz sich erhub 2. Chron 32, 25 und er vergaß, was er in Kap.38,15 gelobt hatte-J, und zeigte ihnen das Schahhaus Silber und Gold, und Speeerei, köstliche Salbeu, und alle seine Zeughäuser nnd allen Schatz, den er hatte. Nichts war, das ihnen Htstia nicht zeigte in seinem Hause und in seiner Herrschaft. 3. Da iam der Propbet Jesaia [in Folge eines vom HErrn enipfangetiett Auftrags] zum Könige Htskich und sprach zu ihm snicht als hätte der Prophet noch nicht gewußt, wie die Dinge standen, sondern damit Hiskia sich auf sich selbst besinnejx Was sagen diese Männer? und von waunen kommen sie zu dir? Hiskia svorhin das Beispiel eines durch Betrug der Eitelkeit berückten Sinnes, nun das Muster eines aufrichtigeu und offenen Charakters] sprach: Sie kommen von ferne zu mir, nämlich von Rahel. 4. Er aber sprach: Was haben sie in deinen: Hause gescheit? Hisiia sprachx Alles was in meinem Hause ist, haben sie gesehen; und ist nichts, das ich ihnen nicht hätte gezeiget in meinen Sei-isten. Z. Und Jesaia sprach zu Hisiim Höre das Wort des HErru Zebaoth 6. Siebe, es kommt die Zeit, daß alles, was in deinem Hause ist, und was deine Väter gesam- melt haben bis auf diesen Tag, wird gen Babel gebracht werden; daß nichts bleiben wird, spricht der HErn 7. Dazu werden sie deine Kinder, so von dir konuneit werden nnd du zcngen wirst, nehmen, Jesaia 39, 1—8. 40, 1——5. und mussen Käiumerer sein im Hofe des tioaigs zu Bahn. 8. Und Hiskia [indem er sich detnüthigte, daß sein Herz sich erhoben hatte 2. Chron 32, 261 fpcach zu Jesaia: Das Wort des HErrn ist gut [nicht so streng, als es hätte ausfallen können]. das du sagest. lind sprach: Es sei nur Friede und Treue, weil ich lebe [vgl. hierzu die Erklä- rung zu L. Kön. 20, 19j. Worüber Hiskiii sich freute, ging in Wahrheit in Crfüllung und noch mancher seiner Nachfolger· auf dem Throne Davids ward in Ruhe zu seinen Vätern ver: sammelt. Als aber das Volk, das Jehova aus der Knechtschaft Egvptetis erlöst und detrch Mose und Josua in das Land, da Milch und Honig fließt, unter den glänzendsten Großthaten seiner Gnade zurückgeführh in undauibaretn und trculosettt Sinne von seinem Gesetz, durch welches er ihm die chrendste Auszeichnung vor allen Gefchlcchtern der Erde gegeben, immer weiter ge- wichen, nich: achtend der warnenden Stimmen der er- weckten Propheten, da erfuhr Zedekia, was dereinst dem Hivkia vorher verküudigt worden. Der König wanderte mit feinen Schätzen gen Babcl, und sein Volk diente in der Fremde. In den ergreifendcn Trancrtönen Jere- mia’6« hören tvir Von dem Beginn dieser dunkeln Sei« ten der verdienten Schmach und Strafe des Volkes Gottes, und aus den freudig bewegten Reden, die in Kuh. 40——66 unsers Buches folgen, bricht der inorgetts röthliche Schcin der Gnade und Erlösung hervor. Wohl dtirfen wir den Propheten, wie er von nun an redet, den Evangelisten des alten Bandes nennen; denn so, wie er, hat keiner der Propheten die frohe Botschaft von dem Aufgang ans der Höhe kund gethan. (Umbreit.) Das 40. Kapitel. Zukunft Christi. Seines iiorläusecs Predigt. Das tiefsinnig« dem bei Jclsova nuvergessenen uud keineswegs fiir inimer versloßeuen Wollte der verbanaung sich zuweudeude Trost-traf, welches deu zweiten ztjanpltheil der Wetssugungen des Sesaiag bildet und ihn als einen solchen uns verführt, der ganz mitten im Exil lebt nnd webt, enthält drei, in je dreimal drei iieden seines. 40——4ti; 49—57; 58—66) gesrhiedene Gruppen. Auf den Flügeln der Gotteglirafh die ihn trägt, schwingt steh der prophet auf den Gipfel alttestamentliklzer Offenbarung und eröffnet von da ans seinem wollte den seligsieu Xernblim anf das Ende der Wege Gottes mit seinem Israel bis in das uene Jerusalem, bis in die neue Welt hinein, die ans deu Trümmern der alten entstehen soll. Dao ganze neue Testa- ment, von Ghristi illorlänfcr an bis zutn letzten Kapitel der Offenbarung St. Johanniz breitet sieh bald wie ein, ohne Rücksicht auf die Gesetze der Perspeletine (sernsictzt) entwor- fenes Gen1iildc, bald mit mehr oder wettiger deutlicher Schattenoertheilung vor seinen! Schnrfbltett ans: wir ver- stehen, wie Petrus (1. P. l, 11) von den Propheten sagen bannte, sie seien begierig gewesen zu erforschen, auf welche und welcherlei Zeit dentete der Geist Christi, der in ihnen war, und wie unsre alten Kirchenlehrer behaupten durften, auch die Väter deo alten Landes seien durch den Glauben an Christum gerechtfertigt worden. I« v. 1—31. Der zunächst uns vorliegende Jtbschnitt ent- hält nun) der weise des Qesaia die grundlegende, alles Folgende lteioiartig in sich bergendctllröffnungoredk Der tjtkrr hemmt gewiß, um sein volle zu erlösen; schon hört das vom Geist der weissagnng geössuete Ohr die Stimme des ihm vorangehenden therolds in der Wisse erschollen, und überaus herrlich wird das isell sein, das er bringt sit. i—ll). was siir ein unvergleichlich herr- lieher, über alles Ilrdisrhe hoch erhaltener Gott isi doch, wenn man seinem Wesen nnd Walten weiter nakhsinnn der, dessen Erscheinen znr Erlösung seines vollis so nahe bevorsteht sit. 12—17)t Diese seine unvergleirhlinse Er— habenheit nun, wie sie einerseits den Unverstand des Götzen· nnd Zilderdiensles osfenitar macht, dem die Mehr— heit der pltiensihrnwelt hnldigt nnd zn den! auch Israel so sehr hiunetgt sit. til-List, so gereicht sie andrerselts dem idoltie Gottes zmn Trost, und des Trosles lsedars dieses gerade seht in seiner iierdannnng um so nicht, je weniger es sich da in Gottes Wege zn sinden weiß W. N— 31). (Epistel am Tage St. Iohannis des Täufers) » I. Trösteh tröstet-I« mein Volkxisk spricht Eilet Gott sihr Kinder Israel in der Verbannunxn zu seinen Knechtety den Propheten; denn auch mitten im Zorn, der jetzt auf euch lastet, daß ihr in euerm Elend nicht wisset, wo aus und wo ein, hat er dennoch nicht aufgehört, euer Gott zu sein]. L. Nedet mit Jerusalem freundlich lio befiehlt er ihnen, auf daß sie Vertrauen zu mir gewinnen »und in ihrer deangsalvolleii Lage wie- der Muth fassen1.Mos. 34, 3; 50, 21; Nicht. 19- 3], und prediget ihr, das; ihre Ritter- fchaft fihre harte und müheoolle Dienstzeit unter einem fremden Machthaber,"’ darin sie lernen sollte, den guten HErrn, von dem sie früher sich losgesagh wieder zu snchen] ein Ende hat, denn ihre Missethat ist vergeben [-hat durch Dul- dung der verdienten Strafe befriedigende»Abtra- gung gefunden]; denn sie hat Zwtefalttges H· v. a. vollaufH empsangemvon der Hand des HErrrn um alle ehre Sande H U. Am. zu V. 10]. V) Es ist göttlich, Andern die Thränen abzutrockncn: vielleicht soll dein Glaube das Handtuch sein, womit du deinem Bruder die Thränen abwischest; der zweimal spricht: ,,tröstet«, kann dich zn einem Barnabas (Apostg. 4, 36), zu einem Sohn des Trostes machetn (Spurgeonf). «) Israel, welches zu trösten die Propheten Au - trag erhalten, ist ungeachtet seines Abfalls von dem HErrtn seinem Gott, doch einmal nach ewiger, unwider- ruflicher Erwählung dessen Volk, und wenn auch das Volk seinem Bunde untreu den HErrw seinen Gott, verläßt, kann doch der HErr nach seiner unwandelbaren Treue Israel, sein Volk, nicht verlassen Er muß es strafen für seinen Abfall von ihm mit der« Verhängung des schmerzlichsten Gerichts; aber die Wurzel des Ge- richts ist die Liebe des Vaters zum Sohne, und seine herrliche Frucht wird sein die Antwort des reuig sieh be- sinnenden Sohnes auf die, wenn auch ernste und schmerz- liebe, doch liebevolle Sprache des Vaters in Wort und That: dein Volk! (A.Hahn.) — "«') Einen solchen harten Dienst, wo man kämpft und arbeitet mit viel Gefahr nnd Noth, und dafür schlechten Lohn empfängt und streng gehalten wird, hatte Jsrael in Vabel(Kap. 14,3); aber noch viel härter ist der Dienst unter dem Satan und der Sünde im Unglaubem Röm. 7, 20 ff. (Schmieder.) s) Es ist dies nicht juristisch zu nehmen, in welchem Falle Gott als über-gerecht und also ungerecht erschiene: Hisklä Ehrgeiz. Strafverküitdigung durch den Propheten. 121 Jerusalem (die heil. Stadt ist hier zusammengedacht mit dem zu ihr gehörigen Volke) hat nicht mehr gelitten, als es Verschuldet hat. Aber Gotte-I Erbarmen sieht, was seine Gerechtigkeit über Jerusalem verhängen mußte, nun als überreichlich an; dieses Erbarmen drückt sich in dem Worte »Um alle ihre Sünde« aus, es erübrigt kein Rest, der noch weiter zu strafen wäre. Der Wende· punkt vom Zorn zur Liebe ist gekommen; der Zorn ist zwiefältig ergangen — in welcher Jntensivität sinnerer Elliachtfüily wird nun die lange verhaltene Liebe hervor« brechen! (Deliszsch.) —— sHs Der Vers läßt sich auch folgendermaßen übersetzen: Redet Jerusalem zu Herzen und prediget ihr, daß ihre Dienstbot- keit ein Ende hat, daß ihre Missethat abge- tragen ist, daß sie Zwiefältiges empfangen hat von der Hand des HErrn um alle ihre Sünde. Hiernach soll »der Inhalt der Verkündigung ein dreifacher sein; und diesem dreifachen Inhalt ent- sprechen dann die drei, oben näher angegebenen Gruppen unsers TrostbuchecL Z. sHorchl schon läßt fiel) der Ruf des Heroldes vernehmen, der den zur Erlösung seines Volks kommen- den HErrn anmcldet und die Aufforderung bringt, die Wege für ihn in Stand zu setzen, daß nichts die Schnel- ligkeit des Kommenden aufhalte und nichts die Fülle seiner Gnaden trübe.] Es ist swas ich, Jesaia, mit geistigem Ohr setzt höresdie Stinzme eines Predigerssk [der] en der Wu e [durch welche der HErr ziehen muß, um zu ei- nem Volke zu gelangen, daher tritt, und sein Heroldsrus wie ein lang angehaltener Trompeten- ließ, erschallt also]: Bereitet fwie es sich ge- bührt, wenn ein König die Unterthanen seines Reiches besucht] dem HGrrn den Weg, machet auf de m Gefilde [in der Steppe, die das Land der Verheißung von dem Lande eurer jetzigen Knechtschaft trennt] eine ebene Bahn unserm Gotte [damit er von dort euch könne hierher zurückholens 4. Alle sauf diesem Wege durch die Wüste befindlichen und seinen majestätisehen Zug aufhal- tenden] Thale sollen erhöhet szur Pläne oder» ebenen Fläche ausgefüllt werden], nnd alle Berge und Hügel solleu geniedriget sabgetrageiis werden, nnd was Ungleich skrumm oder schief] ist, soll eben [richtig oder gerade], und was höekericht fooller Steine und Geröllej ist, soll schlecht« [schlicht oder WagerechtJ werdens-«« s. Denn die Herrlichkeit des HErrn oll [in einer sichtbaren Herabknnft desselben] v en· baret werden; und· snicht blos Israel-dein diese Erfcheinung der Herrlichkeit des großen Got- tes zunächst gilt, sondern auch] alles Fleisch miteinander: [die ganze Menschheit auf Erden] wird schen saus der thatsächlichen Erfüllung dessen, was eben gesagt wurde, erkennen], daß des HErrn Mund redet kdies Wort de: Ver« heißung ein Wort des heilsgeschichtlichen Gottes selber ist, kein hochfliegenden von dem eigenen Geist eingegebe- ner Gedanke eines Menschen] ») Wer der Rufer sei, bleibt ein Gebeten-riß: seine Person verschwindet in dem Glanze seines Bewies, tritt 122 Jesaia 40, 6 —16. zurück vor dein Juhalt seines Ausruss. Die Erfüllung der Wcissagiing aber (Matth. s, Z; Joh. i, 23) hat das Geheimnis; enthüllt; und damit er auch in seinem äußeren Wesen sich als Erfüller zeige, ist Johannes der Täufer hernach wirklich in einer Wüste aufgetreten. «) Das Wort schlecht bedeutet 1) im eigentlichen Sinne: geradlinick wagerecht, eben sGegensatz von krumm Pred l, 15; 7, l4; Jef.27,1; Jerem. 3l, 9); L) im uneigentlichem sittlichen Sinne: gerade gesinnt, redlich, aufrichtig, oder auch: ungekünstelh einfältig, ein- fach« tchlichh in welchem Sinne es oft mit recht ver· bunden wird (2. Sam. 15, B; Pf. 25, lt). Als Adver- bium gebraucht ist das Wort s. v. a. schlechthim schlech- terdings, durchaus (4. Mos 15, Si; 5. M. 23, 2). »O) Die Aufforderung, geistlich verstanden, geht auf Crmuthigung der Niedergeschlagenem Demüthtgung der Selbsigerechten und Sicheren, Wandlung der Uiiredlichkeit in Einfalt und des unziigänglichen Trotzes in Ergebung. (Delitzsels.) Vgl. das Adventslied: Mit Ernst, oMens schenkinder re. C. [Mag’s auch noch lange währen, ehe das Gesagte eintrisst, so wird es doch gewißlich sich erfüllen. Horch!] Es spticht eine [zweite] Stimme [nämlich die des HErrn felber]: Predigt! Und et san den der HErr die Aufforderung rich- tet —- ,,eine ideale Person, die der Prophet in visronärer Gegenständlichkeit vor sich hat«] sprach [besser: svrichtjx Was soll ich predigen? sDes HErrn Antwort aber lautet: Das ist’s, was du predigen sollst:] Alles Fleisch Wiss, Was Nketlsch heißt, alles was im Fleische lebt, in dieser be- schränkten, ohnmächtigen, hinsälligen Menschen- natur] ist [in Hinsicht aus seinen Bestand nichts weiter als] Heu sgenauerx Gras], nnd alle seine Güte sauch das, was am herrlichsten prangt und am meisten verspricht«] ist [doch nur, trotz aller scheinbaren Größe und VortrefslichXeitJ wie eine Blume auf dem Felde [die zwar als etwas Bes- seres, denn gewöhiiliches Gras, sich ausnimmt, aber nichts desto weniger zu derselben Art mit ihm gehört und dasselbe Schicksal mit ihm theilt Hiob 14, 1 f.; Pf. so, 5 f.; 103, 15 f.]. 7. Das Heu verboten, die Blume vetivelket [nachdem sie kurze Zeit, jenes in Frische, diese in Blüthe gestanden]; denn des HEkkn Geist [der, wie er die natürliche Welt zum Leben gerufen 1. Mvs 1, 2., so nun auch sie fort und fort durchwaltet und bald ivohlthuend und erhaltend, bald verderbend und zerstörend sich erweist] bltiset darein [im versengenden Ostwind" l. Mos 41, s; Hefek. 17, 10; Hos. 13, 15]. Ja, das Voll [der ganzen Erde, alles, was Fleisch oder »Mensch heißt V. S] ist das Heu [von dem hier die Rede] s. Das Heu [in diesem bildlichen Sinne, gleichwie das im eigentlichen Sinne V. 7] ver- dorret, die Blume verivellet sindem ein Geschlecht nach dem andern dahinstirbt, und eine Größe nach der andern unter den Menschenkindern in den Staub sinkt]; aber das Wort unsers sdes heilsgefchichtlichenJ Gottes [der uns, feinem aus allem Fleisch erwlihlten Volk b. Mof. 7, 6 s» große Berheißungen geschenkt hat] bleibt swie er selber Pf. 92, 9; 102, IS. 27 f.] ewiglich [durch alle Zeiten hindurch sich erfüllend und am Ende der Zeiten in seiner ganzen Herrlichkeit sieh be- während"«]. «) Güte ist alles Wohlthun oder gutes Leben, so Vernunft vermag und thut. sLutherJ Alle Macht des Fleisches, so gewaltig sie auch in die Erscheinung tritt, muß zuletzt das Gericht des Wortes, das Geist und Wahrheit Gottes ist, über sich ergehen lassein (Umbre»it.) «) Unser Gras sieht freilich »auch im Frühling frisch, im Sommer üppig und im Späiiahr dürr und gelblich aus; aber Gras bleibt es unter allen Umständen. In Palästina wächst das Gras nur so lange, als der Boden durch Winterrcgcn be- feuchtet wird. Reiset man im Frühling durch solche Gegenden, dann kann man sich am lippigen Wachsthum und der Menge der Blumen erfreuen; das ganze Land scheint dann dem Reisenden zuzurufem Siehe uns an und sage, ob wir Hügel und Thäler nicht, wie die Schrist sagt, ein Land voll Milch und Honig sind? Aber kaum find die Spätregen vorbei und die Früh« jahrsstürme vorüber, so verzehrt die hohe Sonne Gras und Blumen, die versengenden Südostwiiide wehen aus der Wüste, nnd der Reisende, der heute über einen grü- nen und bunten Teppich von Gras und Blumen reitet, entdeckt drei Wochen später kein Grashälmchen mehr; alle Vegetaiion ist verbrannt, und hat in der Zwischen« zeit der Siroceo mit Macht geweht, dann ist auch das zu Heu vertrocknete Gras weit weg gefegt, so daß die Erdrinde in schmutzig gelbes Kupfer verwandelt zu sein scheint. (van de Velde.) —— «) Hat Gottes Wort überhaupt ewigen Bestand, so insbesondere das Wort von der Erscheinung Gottes des Erlösers, das Wort, in welchem alle Worte Gottes Ja und Amen werden. Die Unvergänglichieit dieses Wortes aber hat die Vergäng- lichkeit alles Fleisches und seiner Schöne zur dunkeln Folie (Unterlage): sterblich sind die Zwingherren Jsraels, und ihre Güte, wodurch sie imponiren und besiechen, ist vergänglich, aber das Wort Gottes, dessen Israel sieh etrösten kann, behauptet das Feld und sichert ihm einen herrlichen Ausgang seiner Geschichtn (Delttzsch.) I. [Um solcher Unwandelbarkeit der göttlichen Verheißung ivillen freue dich, Volk des HErrn, jetzt schon des Kommenden, als ob er bereits er- schienen ware.] Zion, du [zur ersten Erfahrung des Heils berusene Muttergemeinde und darum auch zur Eoangelistin für die Tochtergemeinden verordnen] Predigerin steige auf einen hoben Berg [Um von da als von einer Kanzel herab die Botschaft in das ganze Land hinein zu rufen]. Jerusalem, du Predigerim hebe deine Stimme auf mit Macht [daß sie weit, recht weit gehört werde], helf [sie] ans [mit freudigster Zuoersicht], nnd furchte dich nicht [als wäre es noch kein rechtes, vollendetes Heil, das» du zu verkündigen hasi]; sage [vielmehr] den Stadien Jnda szu denen du im Verhältnis; einer geistlichen Mutter stehest]- Siebe, da ist euer Gott [er hat lich, nachdem er lange von euch ferne gewesen, nun in neuer und viel herrlicherer Weise wieder bei euch eingestellt] 10. [Das Heil aber, »das. er da mit stch bringt, ist in der That ein volliommeiies und unbeschränkten] Denn siehe, der Stier-DE« Zloeiter Theil: Das Trostbuch fürs Exil. Erste Rede des ersten Drittels: Das Wort des Trostes 12 3 sder Allherr, Jehova] kommt getvaltiglieh [in der Eigenschaft dessen, der alle Gewalt hat im Him- mel und auf Erdenjz nnd sein Arm wird sfortan allmächtig schützend und hütend über seinem Volke] herrsthen sdaß Klagen wie die in Kap. 63, 19 nicht wieder laut werden dürfen] Siehe, sein Lohn [womit er sein Volk segnen will dafür, daß es sich zu ihm bekehret hat] ist bei ihm, nnd seine Vergeltung [womit er Jsrael für alle seine Leiden entfchädigen will] ist vor ihm ser hat den Lohn bei sich in der Hand, um ihn auszutheilen, und die Vergeltung hat er offen vor sich hingelegt, daß jeder nur zugreifen und nehmen darf Kap 62 11]. «Jn V. 2 wird der letzte Satz von vielen Auslegern auch so verstanden: sie empfängt Zwiefältigcs aus der Hand des HErrn snämlich doppeltes Heil, v l. Kap. 61, 7), um alle ihre Sünde (statt all des lends- das sie mit ihrer Sünde sich zugezogen). Für diese Aufsassung spricht besonders dies, daß nach der ein- stimmigen Lehre des alten und neuen Testaments Gottes Gerechtigkein so schwere Gerichte sie aucl) über die Menschen verhängen mag, doch noch viel schwerere ver- hangen könnte, wenn ihr nicht immer die Gnade hem- mend zur Seite ginge, die Strafen Gottes also den Sünden der Menschen noch nicht einmal glcichkommem eschweige dieselben, und zwar um das Doppelte über- steigen. Machen wir von dieser andern Aussassung, die wir oben nur darum uns nicht angeeignet haben, weil wir zunächst an Luthers Uebersetzung uns anschließen wollten, hier Gebrauch, so können wir die Vergeltung an unsrer Stelle von eben jenem doppelten Heil, das Jeöusalem aus des HErrn Hand empfangen soll, ver- e U. 11. Er [Jehova] wird seiueHeetde [nach- dem ste diese Zeit daher wie verlassen gewesen und in die Fremde versprengt war] weiden- tvie ein Hirte [Und leitend und bittend, näh- rend und pflegend sich ihrer annehmen Joh. 10, 1l ff.; Pf. 23, 1ff.]; er wird [die Hirtentreue gegen sein Volk in ganz besondere Fürsorge und Pflege an den Tag legend] die [an’s Laufen noch nicht gewohnten] Lämmer swelche mit der Heerde nicht gleichen Schritt halten können] in seine Arme sammeln, und in seinem Busen tragen [damit sie nicht dahinten bleiben und zu Grunde gehen], nnd die [besonderer Schonung bedürfeUdenJ Sehasntittter swird er in einer ihrem Bedürfnis; entsprechenden Weise] führen [indem er nur sachte sie gehen läßt und beim Treiben der Heerde sich genau nach ihnen richtet i. Mos es, 13]. Auch der Inhalt dieses Verses stimmt gut u der, in der Anm. zu V. 10 dargelegten andern Au assung des L· Verses: ,,Solche Hirtenpflega wie sie hier der Zrophet dem Volke von Seiten seines Gottes für die ukunft in Aussicht ftellt, ist wahrlich das Doppelte von dem, was ihm je bis dahin von Sorge und Pflege seines Gottes zu Theil geworden« U. Wer misset die [gefammten] Wasser der Erde mit der Faust [der bloßen Höhlung seiner Hans-J, nnd sum-J fasset den Himmel knakh dessen ganzer unermeßlich weiten Ausdehnung] mit der Spanne fseiner Finger], und begreift die Erde [allen Staub, aus welchem dieselbe besteht] mit einem Dreiling [Drittel-Epha oder Zweimetzem Maß 2. Mos 16, 36 Anm.], und toieget die Berge mit einen! Gewicht [auf einer Schnelltvage], nnd die Hügel mit einer [Krämer-] Wage? sDas thut der, dessen Macht und Größe so unendlich ist, daß alles Große und Erhabene in der Welt gegen ihn geradezu zu einer Kleinigkeit zusam- menschrumpftJ 13. [Und wie er so von unendlicher Macht und Größe ist, so auch von unendlicher Weisheit und Einsichaj Wer unterrichtet den Geist des HEttn swas er beschließen solle und wie er das Besehlossene auch ausführen könne], nnd welther Rathgeber nutertveiset ihn [bei seinen Werken im Himmel und auf Erden Nöm. 11, 34; I. Cur. 2, 1617 14. Wen fragt er um Rath, der ihm Ver- stand gebe [in schwierigen Fällen mit richtiger Einsicht zu Hilfe komme], nnd lehre ihn den Weg des Rechts swie er als der, der aller Welt Rich- ter ist 1. Mos 18, 25., sich zu verhalten habe] nnd lehre ihn die Erkenntnis sum in allen Sachen das Rechte zu treffen] und unterweise ihn den Weg des Verstandes sum allewege ein einsichts- volles Verfahren zu beobachten]? 15. sWas sind doch gegen diesen unermeßlichen und unergründlichen Gott, dem ein Mensch weder nachmessen kann, was er vordem bei der« Welt·- schöpfung abgemessen, noch vorsagen, was er wei- terhin bei der Weltregierung zu thun habe, alle Völker in ihrer vermeiutlichen Größe und stolzen HMUchkeitIJ Siehe, die Helden [die in ihrer un- zählbaren Menge so gewaltig, und wegen der Rolle, die sie in der Weltgeschichte spielen, sogewichtig sich vorkommen] sind [vor ihm] geachtet, tvie ein Tro- pfen, so im Eimer bleibt swenn man diesen seines Jnhalts entleert hat: wer rechnet den noch für Wasser?], nnd wie ein Scherflein [oder Sandkörns lein], so in der Wage bleibt [von dem, was man darauf gewogen: wer bringt das in Abzug von dem vorhin ermittelten Gewicht? Man rechnet eben Tropfen und Körnlein gleich Null]. Siehe, die Inseln [selber, d. i. die verschiedenen Länder und Erdtheile, auf welche die Heidenwelt hin und her verstreuet ist und die sich ausnehmen, wie einzelne Stücke Fesiland im großen, weiten Ocean, der die Erde umgiebt] sind [vor ihm] wie ein Steinblein sdas in der Luft schwimmt] 16. Der Libanon [mit der ganzen unermeß- lichen Fülle seines Holzesj tocire zn geringe zum Jener sum diesen Gott nach Gebiihr zu ehren], nnd seine Thiere [alle mit einander] zu geringe zum Brandopfer lwenn diesem Gott ein Opfer; 124 gebracht werden sollte, das seiner Größe und Er- habenheit entspräche]. Es giebt in Ansehung der Sprache im alten Testa- ment nichis Vollendeteres, nichts Verklärteres, als die Trilogie (drei Drittheile) jesaianischer Reden in Kav.40 -—66. In Kuh. 1—-39 ist die Sprache des Propheten vorherrschend gedrängter, lapidarischer sinehr kurz gefaßt nach Art der Steinfchristen), plastischer (bildnerischet), obwohl auch da schon fein Sthl in allen Farben wech- selt. Hier aber, wo er nicht mehr auf dem Boden der Gegenwart sußt, sondern in ferne Zukunft wie in seine Heimath entrückt ist, behauptet auch die Sprache den Charakter des Jdealen und so zu sagen Aetherisehenz sie ist zu einem breiten, klaren, lichten Strome geworden, welcher uns aus mascstätifcheiy aber sanften und durch· fichtigen Welleii wie in das Jenseits hinüberträgt lDslttzlchJ 17. Alle Heiden [nun, um hier den Gedanken des 15. Verses wieder aufzunehmen] sind vor ihm nichis [wie ein einzelner, im Eimer zurückgeblie- bener Tropfen so gut wie nicht vorhanden], nnd wie ein Nichtiges nnd Eitcles sdem Scherflein oder Sandkörnlein auf der Wage gleich] geachieL 18. Wem wollt ihr [vom Hause Israel, die ihr von der vermeintlichen Herrlichkeit der Heiden so sehr euch eine falfche Bewunderung abnöthigen und durch ihr Exempel so leicht euch verführen laßt] denn [den, wie über alles Creatiirliche, so auch über all diese Herrlichkeit hoch erhabenen] Gott nachbilden? oder was für ein Gleichniß [das wirklich an feine Hoheit hinanreichte und nicht vielmehr eine Herabwürdiguug derselben wäre] wollt ihr ihm zurichten? II. [Am offenkundigsten tritt solches Herabwür- digen uns entgegen, wenn man die ganze Entste- hungsweise derartiger Bilder oder Gleichnisse, wie die Heiden sie haben, lebendig sich vergegenwärtigtJ Der Meister [den-irgend ein Reicher mit Verset- tigung eines Götzen beauftragt hat] genßt wohl ein Bild [von Form und Gestalt eines Menschem wenngleich dieser selber ein Nichts ist gegen Gott und also niemals bildlich ihn darstelleu kann], nnd der Goldschmied übergiildet es und macht [zur. Zierrath und Befestigungj silberne Kettchen dran [da ist dann der Gott fertig — in der That ein noch weniger als Nichts, soviel das Machwerk weniger ist, als der es gemacht hat]. 20. Desgleichen, wer eine arme Hebe saus Armuth nur eine geringe Weihegabe zu bringen] vermag, der tvåhlet szur Darstellung feines Gottes] ein Holz, das nicht fault svon Moder noch unan- gefressen und kerngesund ist]; und sucht [sein Mög: lichstes in arger Thorheit an eine nichtsnutzige Sache verschwendendj einen klugen Meister dazu, det ein Bild fertige, das sunten gleichmäßig ab- gehobelt und schwerer als oben] beständig sei [fest stehe und nicht bei jedem Anstoß über den Haufen falle] 21. Wissei ihr [vom Hause Israel, die ihr nach dem götzelidieiterifcheti Wesen der Heiden hin: Jesaia 40, 17-—-31. überschielt, als einer auch für euch annehmbaren Art der Gottesverehruugj nicht [schon aus natür- lichem Nachdenken, daß sa Gottes Wesen über alles Creatürliche hocherhaben und durch ein Creatitrliches nicht abzubilden ist Pf. 19, 2 ff; Rom. 1, 20]? Hörct ihr nicht swas die über- natürliche Offenbarung in Gottes Wort euch von ihm bezeugt]? Jsks euch nichl vormals [gleich von Anfang eures Bestehens als Volk an] ver- kimdiget [wie er von euch will angebetet und verehrt sein]? Habt ihr-s nicht verstanden swas da geschrieben steht] von Anbeginn der Erde fvon ihrem Ursprung oder ilner Entstehung, wer sie aus dem Nichts in’s Dasein gerufen und wer der Ur- heber auch der bei ihr vorhandenen Kräfte und Stoffe sei]? 22. sWohlant ich will euch ein Bild von ihm zeichnem wie das Werk der Schöpfung und das Wort der Offenbarung in seinem Verhältnis zur erfchassenen Welt ihn Uns beschtcibsnsi Er stht [auf feinem Stuhl Kap. 6- 1] über dem Kreis der Erde süber der« runden Fläche, womit die Erde gleichsam über- wölbt ist]; und die draus wohnen [die Menschetn kinder hier unten], sind [in seinen Augen, wenn er von seiner unerreichbaren Höhe auf sie herab- schaut, so winzig klein 4. Mos 13, 33] wie Heu- schrecken. sEr aber ist] Der [der] den Himmel fden feinen blauen Aether über unserm Haupt] ansdehnet tvie ein dünn Fell [besser: Gewand, d« i. wie ein FlortuchL und breitet sie kdie Him- mel] aus wie eine [Zelt-] Hütte, da man innen sganz stcher und behaglich] wohne» [Kap. 42, b; 44, 24; Pf. 104, 2]; 23. Der die Fürsten [die Inhaber des höch- sten Ansehens und Einflusses unter den Menschen] zu nirhie macht [der Nichtigkeit oder dem Unter- gange preisgiebt], nnd die Richter auf Erden [die, welche die höchfte Gewalt in Regierungssacheii besitzen] eitel swörtlicly zum Tohn, der Oede 1. Mos 1., 2 gleich] macht [Hiob 12, 27 ff] 24. Als hätte ihr [der Fürsten und Richter] Stamm weder Pflanzen, noch Samen, noch Wur- zel in der Erde [wodurch er sich irgendwie wieder erneuern oder verjüngen könnte, gleichwie Gewächse und Bäume durch Setzlinge oder Samen oder Wurzelschößlinge sich erhalten und fortpflanzen] daß sie lvkelmehkls wo [in irgend einem verhäng- nißvollen Ereigniß] ein Wind Unter sie wehrt, personen, und sie ein Windwirbei smit größter Leichtigkeit und zu völligem Verschwindeuj wie Stohpelu [oder Spreu] tvegsühret «) Man erinnere sich hier der berühmten Stelle aus Luther’s Briefe an den sächsischen Kanzler Dr. G.Brück vom J. 1530: Jch hab ueulich zwei Wunder gesehen, das erste, da ich zum Fenster hinaus sah die Sterne am Himmel und das ganze schbne Gewölbe Gottes, und sahe doch nirgends keine Pfeilen darauf der Meister folch Gewölb gesetzt hätte; noch siel der Himmel nicht ein, und stehetanch solch Gctvölbe noch feste. Nun sind etliche, die suchen solche Pfeilen und wollten« sie gerne greifen und fühlen; weil sle denn das nicht ver- mögen, zappeln und zittern sie, als werde der Himmel gewißlich entfallen. 25. Wem wollt ihr· denn mich [diesen so hoch erhabenen, majesiätifchen und allgewaltigen Gott] nachbilden, dem ich gleich sei? ssteht nicht im Gegentheil alles tief unter mir?] spricht de! Hei- lige [Kap. 1, 4 Blum. 1]. 26. Hebel eure Augen in die Höhe, und sehet sden Himmel über euch: so fahre ich, der Pro- phet, in der Rede des HErrn weiter fort 5,Mos. II, 14 Anm.]. Wer hat solche Dinge swie sie dort zu schauen, als Sonne, Mond und Sterne] geschaffen, nnd flthret ihr Heer fwie ein Fcldherr auf den Schlachtplan] bei der Zahl [in der gan- zen, von Menschen ungezählten Menge] heraus [wenn ste Abends und Morgens am Himmelsplan sichtbar werden]? Der sthut es, der] sie alle tnit Namen ruft sindem er nicht nur die Gesammt- zahl, sondern auch jedes einzelne Gesiirn aufs Genaneste kennt und ihnen allen als ihr Herr gebietet Pf. 147, 4]; sein Vermögen und starke Kraft ist so groß, daß nicht an Einem fehlen kann [sondern es steht ein jedes zur bestimmten Zeit an seiner bestimmten Stelle] 27. sJst es nun bei solcher Erhabenheit, Macht und Größe des lebendigen Gottes eine große Thorheit und geradezu eine frevelhafte Herabwüw digung, wenn man ihn in heidnischer Weise in’s Endliche herabziehh so ist es auch eine Verun- ehrung seiner Herrlichkeih wenn man in Klein- muth verzagt und steh nicht zu ihm, dem Unend- lichen, im Glauben erhebt.] Warum sprichst du denn [solchen Kleinmuths oollL Jakob, Und du, Israel [Kav. 29, 22], sageft klieber deu Einge- bungen des natürlichen Menschenherzeits Jerem. 17, 9 folgend, als den Glaubenscharakter deines Ahnherrn 1. Mos. 32, 28 bewährend]: Mein Weg [wie es hier, in der Verbannung, mir so übel ergehn] ist dem HErru verborgen fseiner Kenntniß so gut wie entzogen, weil er sich nicht darum kümmert«], und mein Recht swas mir, als seinem erwählten Volke, von Rcchtswegen zu: kommt] gehet funbeachtetj vor meinem Gott [der doch billig sich meiner annehmen sollte] übel? sin- dem er so gar keine Anstalten trifft, von der Ge- walt meiner Zwingherren mich zu befreien»]? «) Wie dirs und Andern oft ergehe, ist ihm wahr- lich tiicht verborgen; er sieht und kennct aus der Höhe der betrübten Herzen Sorgen. Er zählt den Lauf von heißen Thränen und faßt zu Hauf all unser Sehnen: gieb dich zufrieden! (Gic-b dich zufrieden &c. V. 3). 28. Weißt du nicht [hast du nicht schon aus der eigenen täglichen Anfchauung der Werke der Schöpfung, davon ich vorhin redete V. 21 u. 26., gelernt, was für ein Gott der HErr, dein Gott ist]? Hast du nicht saus der· von Alters her an dich ergangenen besonderen Offenbarung] gehört Der Gott des Troste-Pl. 125 [wie sein Vermögen sei mächtig und groß]? Der HErr, der ewige lnientals alternde, sondern im- merdar stch gleich bleibende 1. Mos. 21, 33·] Gott, der die Enden der Erde [die ganze Erde mit allem, was darauf und darüber ist, von einem Ende bis zum. andern] geschaffen [und da- mit gleich von vornherein als einen unendlichen nnd unerschöpflichen Gott sich bekundet] hat, wird nicht müde noch matt fals könnte er an Kraft und Vermögen je etwas einbüßenjz sein Verstand ist sfiir den kurzsichtigen, schwachen Menschen] nnalldfotschlikh fes find also allemal nur besondere Ab- sichteii und Wege, die sich senden in Lieb und Segen, wenn es den äußeren Anschein gewinnt, als könnte er nicht helfen, weil mit seiner Hilfe er zögert] 29. sDarum gilt es, statt zu klagen wider ihn, vielmehr sich stärken zu lassen durch ihn, auf daß man traue seinen Wunderwegenz und dazu ist er ja so bereit für alle, die sich bittend an ihn wenden.] Er giebt dem Müden sden seine Leiden und Kämpfe ganz er- schöpft haben] Kraft [daß er denselben doch nicht unterliege] und Stärke genug [zum geduldigen Standhalten und siegreichen Ueberwinden] dem sin ftch selber] Uuvermögendem 30. Die Knaben [freilich, d. i. junge Leute, die noch im Vollbesttz ihrer eigenen, natürlichen Kraft stehen] werden müde nnd matt kweil auch die stärkste Kraft durch allzugroße und allzulange Anstrengung zuletzt sich aufreibt], und die Jüng- linge [wenn ein zu fchlimmer Anstoß auf ihrer Laufbahn ihnen in den Weg kommt] fallen. 31. Aber die auf den HErru harren [und im Glauben mit ihm, dem nnerschöpflichen Lebensquell, verbunden sind], kriegen saus seiner Fülle nehmend Gnade um Gnade, allezeit] neue Kraft [wenn die bisher ihnen dargereichte sich erfchöpft hat], daß sie saus der dunkeln Tiefe ihres Leids] aufsahren [nach der lichten Höhe des Heils] mit Flügeln lmit so kräftigem Flü- gelfchlagJ wie Adler* [denen nach dem Mausern Micha l, 16 ein neues Gefieder gewachsen Pf. l03- 5]- daß sie sum in einem andern Gleich- niß zu reden, in den Schranken dem vorgehaltenen Kleinod l. Cor. 9, 24 ff. zu-] laufen, und nicht matt werden [so befchwerlich und mühe- Vvll auch ihre Bahn], daß sie wandeln srem Ziele immer näher kommend], und ssoweit der Weg bis dahin sich auch ausdehnt] nicht müde werden fiveil es eben bei ihnen von Kraft zu Kraft gehet Pf. 84, 8]. «) Es ist bekannt, daß das von Aug. Herrn. Franke in den J. 1698 — I701 zu Halle gestiftetc Waisenhans vorn unter den! Bilde des Adlers, der zur Sonne auf- fliegt, die Inschrift trägt: »Die auf den HErrn harren, kriegen immer neue Kraft« Welch ein Glaubensmuth und welche Glaubensgeduld erfordert wurde, um einen solchen Bau anzufangen, fortzuführen und zu vollenden, darlibcr hat Franke selbst, veranlaßt durch heftige An« feindungen, Bericht erstattet in der Schrift: Segensvolle 126 Jefaia sit, 1-—10. Fußtapfen des noch lebenden und waltenden, ltebreichen und getreuen Gottes. Das til. Kapitel. Eitelkeit des igötzendiensies II« V. l—-29. In dieser zweiten dtede des ersten Drittheils unsers Trost-ums, darin der pronhet mit dem Gegensatz Schau» nnd seines Voll-es Israel anf der einen, nnd der Götzen nnd ihrer Völker, der Heiden, auf der andern Seite es zu thun hat nnd dabei das Thema abhandcltr ,.prediget Jerusalem, daß ihre Ritter— sehaft ein Ende hat«· Man. 40, 2 Kam. 5), tritt der tsGrr in dem Tone, in weichem er schon in san-til, 25 das Wort ergriffen, redend auf nnd ladet zu einer Zeit, wo der versisclse König Cyrus seine Siegeslanfhahu be- reits begonnen hat. dir abgöttisrtsen Völker, deren Reichen er den Untergang bringt, zu einem dtectstestreit mit ihm, dem Akten, ein; indem er ihnen da in gar majeßätischen Worten verhält, daß Er es sei. der diesen gewaltigen Graberer erweelrt nnd zu dem Werke, das er ansrictstet, tüchtig gemacht hat, fährt er ihnen zugleich zu Gemäthg ob sie denn mit ihren nietztigen Götzen wider das, was er vornehme, das Geringste vermöchten W. t——7). ilurhdem er so den heidnlsctsen diöllrern gegenüber seine Erhabenheit über deren Götter in einer Weise behauptet hat, welche ihnen auch nicht Gin Wort des Widerspruchs gehalten wendet er sich ohne weiteres an sein Voll: Israel, welchem von demselben -Graberer, der die Heiden mit dem Untergang bedroht, die Erlösung non dem Joch seiner llienflbarieeit stammt, nnd redet ihm gar freundlich nnd trösilirh zu Herzen, ihm die seligsten verhrtßnngen erlheilend sit. s—20). Alsdann :aber teehrt er sich wie- der den heiden zu, den vorhin begonnenen diertstsstreit mit ihnen fortzusetzen, nnd fordert nun deren Götter » heraus, wenn sie das wirttlicts wären, wofär sie ausge- geben würden, darh ihre Gottheit mit einer weissagung til-er die näher oder die ferner liegende Zukunft, je nach ihrem Gefallen, zn erhärtem sie bleiben natürlich diesen Beweis schuldig, während der ijGrr in feierttchen warten noch einmal dies pranhezeiuug über Cyrus wiederholt. Damit behauptet er die Wahlstatt als Gott über alle Götter: wie Er allein die Welt regiert nnd die weitge- sctsiehte gestaltet, so auch iß Gr’s allein, der dir Zukunft lange zuvor, ehe sie anfängt sikh zu verwirklichen, nennt nnd ein prophetenthnm hat unter seinem voller All. 2l 29). 1. Laß die Inseln [die Länderbezirke, in denen die Heiden hin und her über die ganze Erde zer- streuet sind Kap. 40, 153 1. Mos. 10, H] vor tnir [dem einigen, wahren Gott, einen AUgenblickJ schtveigen sspricht der HErrs und die Völker kmit denen ich in einen Rechtsstreit mich einlassen will, hierzu zuvor] sich stärken [mit allen Einwendungen, die sie irgend gegen meine Sache vorzubringen haben, sich wassnen, damit hernach, wenn sie in dem Streite unterliegen, sie nicht sagen können, sie wären überrascht worden und außer Fassung gewesen] Laß sie [denn, wenn sie alle ihre Kraft zusammen genommen haben] herzu treten [vor den Richterstuhl der Vernunft, denn der soll das Tribunal sein, vor welchem der Streit geführt wird] nnd nnn reden [mir Antwort auf meine Fragen gebendL laßt uns mit einander rechten. Wenn Jehova Partei ist, wer ist dann der entschei- dende Richter? Diese Frage ist ebenso zu beantworten, wie in Kuh. Z, 3. »Die Heiden werden zum Gericht efordert, bemerkt Rosenmüller richtig, nicht vor den giiehterfiuhl Gottes, sondern der Vernunft« Die ent- scheidende Auktoeität ist die Vernunft. welche« den That- bestand und die sich daraus ergebenden Folgerungen an- erkennen muß. (Delitzsch.) 2. Wer* [das ist meine Frage an euch Hei- den, die ihr jetzt vor dem genannten Tribunal euch wirklich eingestellt habt] hat drti Gerechten [den ich im Sinne habe, nämlich den medoverfb schen König Cyrus, der den abgöttischen Völkern Verderben, meinem Volke Jsrael aber die lang- ersehnte Erlösung bringt Kap. 44, 28 f.; Esra r, 4 Anna] vom Ausgang» erweckt? Wer rief ihm, daß er ging [in den Streit wider Bade! und dessen Völker 2. Chron. 38, 20 Anm.)? Wer gab die Heiden und Könige vor ihm [dahtn], daß er ihrer maehtig ward, nnd gab sie feinem Schiverh [so mühelos und ungezählt sie zu ver- nichten] wie Staub, und feinem Bogen, [so nach allen Seiten hin sie auseinander zu fprengen] lvie zerftreuete Stoppelnz Z. Daß er ihnen nachjagen, nnd zog durch [alle die Länder, die feine Füße vorhin noch nicht betreten hatten] mit Frieden [ohne daß ihm jemand etwas anhaben konnte], nnd tvard [zum gewissen Zeichen, daß eine höhere Hand mit ihm war, die ihn stärkte und erhielt] des Weges ttoeh ttir made? «) Durch alle 27 Reden unsers Trostbuchs hindurch hat der Propbet das Exil zum festen Standpunkt und scheint, da er nirgend die Verschiedenheit seiner wirklichen Gegenwart sum das J. 700 v. Eben) von dieser idealen (um das J. 540) verräth, selber ein Eruiant zu fein; ja hier reift er sogar über das Exil noch hinaus und verfetzt Fa) an dessen Ende, in die Zeit, mit welcher das Buch Esra beginnt. Daß nun aber dennoch nicht irgend ein embekannter Propbet aus der letzten Zeit des Extis, wie man vielfach annimmt, sondern der uns wohlbe- kannte Jesaia, wie die neutestamentlichen Sehriftsteller voraussehen und mit ihnen die christliche Kirche behauptet, der Verfasser unsers Buches sei, geht schon daraus hervor, daß die in diesen Reden mit ihren Nebenum- siänden vorausgesetzte Erlösung Jsraels durchweg als etwas dem menschlichen Vorherwissen Entrücktes und nur dem HErrn Bewußtes erscheint, das, wenn es nun eintriffh ihn als den Gott der Götter bekundet: auf diesem letzteren Satze beruht namentlich auch der Ge- sammtinhalt des vorliegenden Kapitels «) Es ist dies eine Anspielung auf die Bedeutung des Namens Kot-es; denn das Wort heißt tm Persischen ,,Sonne«. slimbreirs Wer an einen lebendigen und persönlichen, allwissenden Gott glaubt und an die Mög· lichten, daß er Künfttges offenbart, der wird ihm auch die Macht nicht absprechen, den Namen eines künftigen Monarchen vorausverkündigen zu lassen. (Windifchmann.s it. Wer thut es und macht es fführt es her- bei nnd führt es aus, das also Geschehende, von dem in V. 2 und 3 die Rede war], ttiid ruft [nicht blos einen einzelnen Mann, sondern über- hauptj alle Menschen nach einander fdnrch fein Zweite Rede: Der Gott der Weltgeschichte ist auch der Gott der Weissagung 127 Machtgeheiß in’s Dasein] von Anfang her [seit es eine Menschengeschichte giebt auf Erden]? Jeh din’s, der Hain, beide [Kap. 27, 1 Am. 21 der Erste nnd der Lehte [Kap. 44, s; 48, 125 Offenbg. l, 17 . Nah) anderer Uebersetzung lautet der Vers: Wer thut es und machst-I Der die Menschenge- schlechter ruft von Anbeginn; ich Jehova, der Crste, und bei den Letzten derselbe. Es ist der Sinn des Jehova-Namens, den der HCrr hier entfaltet (2. Mos Z, 14 f.; 6,3). Z. Da das sdieses sieghafte Auftreten des Cyrus] die Inseln [die Heideiivölker in ihren ver- schiedenen Ländergebieten V. 1] sahen, fürchteten sie sich sdaß auch sie seiner Siegesmacht unter- liegen würden], nnd die Enden der Erde [denn bis in die entferntesten Gegenden erscholl der Ruhm seiner Waffen] erschraken; sie nahcten [einander oder thaten stch zusammen] nnd kamen herzu sder drohenden Gefahr zu begegnen]. s. Einer half demandern smit vermeintlich gutem Rath]- und sprach zu seinem Nächsten: Sei getrost fes wird uns schon gelingen, das Verderben abzuwenden, wenn wir nur des Bei- standes unserer Götter uns versichern]! 7. [Und nun ging es an ein Schaffen und Arbeiten in allen Werkstätten, um neue Götzen- bilder an Stelle der alten, wackelig gewordenen zu fabriziren und sie recht fest und standhaft her- zustellen.] Der Zimmermann [besser: Gu ß m eister, welcher die Götzenbilder aus Metall gießt Kap. 40, II] nahm den Goldschmicd sder sie mit einem goldenen Ueberzug versteht] zu sich [mit ihm zu Aufbietung aller nur möglichen Kunstfertigkeit sich zu verbinden], nnd machten sauch noch einen drit- ten und vierten Arbeiter, den Hammerglätter und Ambosschlägey in ihren Bund hineinziehend, auf daß etwas recht Tüchtiges zn Stande käme] cnit dem Hammer das sznm Goldüberzug bestimmte] Blick) glatt auf dem Ambos, und sprachen [nach- dem das Bild nun fertig war]: Das wird sein stehen [denn die Löthung, womit die Goldbleche an einander gefügt sind, ist vortrefflich gelungen und das Bild so gut als wäre es aus massioem Golde gegossen]; und hefieteins szuletzt noch] mit Nägeln san seinem Standorte fest], daß es nicht sollie wackeln [Und umstürzen Kap. 40, TO; aber welch närrisches Beginnen! Der das Reich vor dem Umsiurze durch den von mir erweckten Ge- rechten bewahren soll, bedarf für sich selber arm- seliger Nägel, um nicht auf seiner eigenen Stelle umzustürzen]. 8. Du aber, Jsrael, mein Knechtxr [dii] Jakob, den ich eriocihlkt habe [Kap. 43, 10], du Samen Abends-ais, meines Geliebten srichtigerx Liebhabers" oder Freundes Jak. 2, 23]; I. Der ich dich gestattet [besser: Du, den ich erfaßt, mit rettender Hand aus der Gewalt der Völker herausgerissen] habe von der Welt Ende [dem an den Grenzen der alten Welt gelegenen Ggypten Hof. 11, I] her, nnd habe dich berufen von ihren Gewaltigen sdie dich festhalten wollten, dem König Pharao und seinen Großwürdenträ- gern], nnd sprach zn dir [bei der Bundesschließung am Berge Sinai 2. Mos II, 5 f.]: Du sollst mein Knecht sein; denn ich erloahle dich kdazu aus lauter Gnade], und verwerfe dich nicht [d. i. ohne dich jemals wieder zu verwerfen Nöm. 11, 29]: 10. Fürchte [du bei dem Werke, das ich mit diesem Siegeslaufe des Gerechten vom Aufgang V. 2 vorhabe] dich nicht [wie die Jnseln bei demselben sich fürchten und die Enden der Erde erschrecken V. 5], ich bin Ha] mit dir sals ein allmächtiger Helfer, während mit jenen nur todte Götter sind, wider die der unendliche Gott strei- tet]; weiche nicht [genauer: schaue dich nicht um, wie die Furchtfamem Angsivollen thun, die hinter sich Verderben wittern] , denn ich fder ich das alles, was da geschieht, herbei- und ausführe V. 4] bin dein Gott lund stehe mit meiner gan- zen Macht und. Gnade dir zur Seite]. Ich starke dich [mit göttlicher Kraft; nachdem deine eigene Kraft in den vorausgegangenen Gerichten meines Zorns gebrochen worden Kap. 35, 3], ich helfe dir auch [mit einer Liebe, die sich selber nicht ge- nug thun kann], ich erhalte dich sdaß du in dei- ner Schwachheit nicht zugleich mit den andern zu Grunde gehest] durch die rechte Hand meiner Ge- rechttgkettkss [die, nachdem sie dich gebeugt hat, um dich zur Buße über deinen vorigen Abfall zu erwecken, nunmehr dir zum Rechte helfen will wider deine Drän- ger und Bedrücker]. «) Der für Kap.40—66 charakteristische, für die Ge- saniintanschauung und insbesondere auch für die Christo- logie (Christuslehre) dieser Reden ivurzclhafte Begriff: ,,Kiiccht des HErrcW tritt uns hier zuerst, und zwar in volklichem (auf das ganze Volk Jsrael bezüglichcny Sinne, entgegen. sEs hat eine objektive und eine sub- jektive Seite. Einerseits ist Jsrael Jehovcks Knecht kraft göttlicher That, und dies·e That seiner Erwählung nnd Berufung ist eine That pnrlautrer Gnade, welche, wie stch in V. I: »ich erwäble dich, und verwerfe dich nicht«, andeutet, nicht in Vorzügen oder Verdiensten Jsraels ihren Grund hat; vielmehr war Jsrael so un— scheinbar, daß Jehova es hätte verschmähen können, dcnnoch ist er ihm mit dieser Aufprägiiiig des charactek indelebilis Oinaustilgbaren Chrakterey eines Kncchts Jchovas in freier, unverdienter Liebe zuvorgekommen. Andrcrseits ist Jsrael Jehovcks Knecht, indem es sich als das bethiitign wozu Jehova es gemacht hat, nämlich theils durch anbetende Verehrung dieses Gottes, theils durch werkthätign Gehorsam. fDelitzschJ Es) Diese ezeichnung weisct hin auf den Grund der Ecivählung Jsraels zum Knechte Jehovas Um der Liebe Abrahams willen zu ihm, um der Hingabe desselben willen an ihn hat Jchova dessen Samen zu seinem Volke, zu seinem Knechte, zu seinem Streiter er- wählt unter der Bedingung, daß er in derselben hin· gebenden Liebe ihm diene, wie sein Stammvaten l. Mos 18, 17 ff. iHahnJ — «·’") Diese rechte Hand der Ge- reehtigkeit Gottes war damals Cyrus; wird aber der 128 Spruch auf die Sünden· und Todesnöthe bezogen, so ist sie unser HErr Christus, welcher noch in einem gar andern Sinne die Gercchtigkeit Gottes ist. (Rön1.10,4.) 11. Siehe [das ist die Hilfe zu deinem Recht, die dir bevorsteht, nachdem du so lange geklagt: ,,mein Recht gehet vor meinem Gott über« Kap. 40, 27], sie sollen svon meinen Gerichten getroffen und von ihrer stolzen Herrlichkeit herabgestürzt] zu Spott und Schanden werden, alle, die dir gram sind, sie sollen werden als nichts [die in ihrem Hasse bisher dich so verfolgt, bedrückt und verhöhnt haben Pf. 137, 3]; und die Leute so mit dir hadern, sollen umkommen sso spurlos verschwindet] 12. Daß du nach ihnen fragen möchtest sfragen wirstL und wirst sie nicht finden [Ps. 37, 36]. Die Leute, so mit dir zanken, sollen werden als nichts, und die Leute, so wider dich streiten, sollen ein Ende haben [flir immer] II. Denn ich bin der HErr, dein Gott kund als dein Gott wtll ich es geschehen lassen, als der HErr aber vermag ich auch zu vollbringen, was ich mir vorgenommen habe; in beiderlei Eigen- schaft bin ich’s denn zugleich], der deine rechte Hand stiirtet [indem ich bei derselben dich erfasse, aus deiner Noth dich herauszureißeiiL nnd [mit freundlichem Zureden] zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir [V. 10]. 14 So fürchte [nun, dieser rneiner Zu: sprache Raum gebend in deinem Herzen, auch in der That] dich nicht, du Wirrmlein Jakob [du setzt einem in den Staub getretenen, unter Schmerzen des Todes sich windenden Wurme gleiches, so tief bemitleidensiverthes Volk meiner Gnadenwahl] ihr arme Hause Jsrael sdie ihr bis auf wenige einzelne, dahin und dorthin versprengte Leute eures vorigen Volksbestandes zu- sammengeschmolzen seid]. Ich helfe dir [daß es bei dein gegenwärtigen Stande der Dinge nicht bleibe], spricht der HErr, und dein Erlbser [der aus deiner Knechtschaft dich wieder loskauft, ist der], der fals der] Heilige in Israel Zieh, seinen Knecht V. 8.,· nicht immerdar kann in der ewalt der heidnischeii Völker bleiben lassen, sondern dcssen Liebe zulctzt den Sieg über den Zorn davon tra- gen wird]. «) Die Bezeichnung ,,Würmleiu« ist wohl nicht ohne Bezug aus Pf. 22, 7; denn das Messiasbild bereichert stch in diesen Reden, indem Jsrael selbst messianisch an- gesehen wird, so daß der andere David nicht neben Israel zu stehen kommt, sondern als Jsraels Herz, als Jsraels wahres, inncrstes Wesen erscheint. sDelitzschh 15. [Und nicht blos von dem Druck deiner Widersacher dich zu befreien habe ich beschlossen:] Siehe, ich habe [zugleich, dich weit über alle deine Bedrücker zu erhöhen] dich zum scharfen neuen Dreschtvagen [mit sägeförmigen, niedrigen Walzen- rädern 5. Mos. 25, 4 Anm.] gemacht, der Zacken szweischneidige Eisen oder Sicheln an den Rädern] hat, daß da sollst Berge [selbst die höchsten, mäch- Jesaia 41, 11 25. tigsten Feinde] zcrdrcschen und zermalmem und die Hügel sauch die kleineren Reiche dieser Welt] wie Spreu machen [auf daß kein anderes Volk oder Reich neben dem deinen übrig bleibe] Its. Dn sollst sie sdie zerdroschenen nnd zer- rualmteti Berge und die zu Spreu gemachten Hügel] zerstreuen swie man Getreide, nachdem es gedroschen ist, worselt], daß sie der Wind lvegsichre Und der Wirbel [meiner Strafgerichte] vcrtvebe [in alle Lüfte verwehe*]. Du aber sallein zurück- bleibend und einzig Bestand habend] wirst srbhlich sein am HErrn [dessen Volk du bistL und wirst dich rühmen des Heiligen in Israel [der solche siegreiche Macht über die Völker der Erde dir ver- lei et. h')j Nicht genug, daß der zertretene Wurm Jakob, das gescbmähte Volk Gottes der rohen Behandlung sei- ner hochmiithi en Zwingherren entzogen wird, es soll auch zur Herrkschaft iiber die Heiden gelangen, und frü- her aus der hartcn Tenne der Läuterung gedroschen (Kap. 28, 23 ff.), wird es in der Hand des HErrn nun selbst zu einem Dreschschlittein einem scharfen, neuen und doppelschneidigem der Berge zermalmt und Hügel in Spreu verwandelt. Die in der Hülle des prophetis schen Worts vcrborgene Wahrheit ist geschichtlich an's Licht getreten: aus dem Geschlechte Jsraels ist nach sei« ner zeitlichen Erscheinung der gekommen, der, ein den Geist des Menscheii schars zertheilender Richter über alle Nationen (Hebr. 4, 12 f.), drifcht und worfelt, aus daß die guten Körner in seine Scheunen esammelt werden und die schlechte Spreu der Wind zer reue. (Umbreit.) 17. sAllerdings steht es jetzt noch so gar au- ders mit meinem Volk!] Die Elenden nnd Armen sdie Kinder Israel in ihrem gegenwärtigen Stande des Elends nnd der Armuth] suchen Wasser sdcs Trostes und der ErquickttngL Und ist nichts da sindem noch nirgend eine Aussicht auf Hilfe und Errettung aus ihrer übeln Lage sich zeigt]; ihre Zunge verdorret vor Durst [in der glühenden Wüste, darin sie sich befinden] Aber ich, der HErr, lvill sie erhdren [da sie nun reuig zu mir schreien um Gnade und Erbarmen] ich, der Gott Israel, lvill sie nicht verlassen [daß sie für immer den Gerichten meines Zorns sollten preisgegeben sein]. 18. Sondern ich will Wassersirbme aus den [kahleu, waldlosenf Höhen [4. Mof 23, Z] öffnen, und Brunnen mitten aus den Feldern sauf den ebenen, ftachen Stellen], ich will die Wüste sdarin sie jetzt, fern von ihrer Heimath wandern] zu Wasserseen machen, und das dürre Land sdie Heide brennenden Sand-es] zu Wasserqnellenz 19. Jch will in der Wüste [ihres Elends, darin sie Schatten suchen und keinen finden] geben [be- wirken, daß es daselbst giebt] Cedern, Fdren sAkck zien 2. Mos.»26, 15 Anm.], Mhrten und Kiefern sYOleaster I. Kön. s, 31 Anm.]; ich will ans dem Gefilde [in der Steppe] geben Tannen [Cy- pressen 1. Kön. b, 8 Anm.], Vncben [das Wort kommt auch in Katx 60, 13 vor und wird von Den Heiden kommt Untergang, Israel aber Erlösung vom Joch der Dienstbarkeit. 129 den alten Uebersetzern von der Platane, Ulme oder Fichte verstanden] nnd Vuehsbaum mit einander fdadurch Wüste oder Steppe zu einem in mannig- faltigsier Pracht sprosfenden Garten werden soll]; 20. Auf daß man sehe nnd erkenne, nnd merke nnd verstehe saus solcher, für menschliche Kraft schlechthin unmöglichen Umwandlung sinnlich und geistig den unausweichbaren Eindruck ernpfangej zugleich [nicht blos auf Seiten Jsraels, sondern auch auf Seiten der gesammten Weltvölker], daß des HErtn Hand [der kein Ding unmöglich ist] habe solches gethan, nnd der Heilige in Israel [der sein Volk nicht lassen kann] habe solches geschaffem · Was schon in Kap. 35, 6 f. geweissagt war, hallt in V. 18 wieder — ein Bild der mannigfaltigen Fülle erquickenden Trosies und wunderbarer Hilfe, welche stch den anscheinend Gottverlassenen mit Einem Male auf- thut. Was dann Vers 19 u. 20 ausmalen, ist ihre Wirkung: nicht blos spärliches Grün sprießt empor, sondern eine entsprechend manni falti e Fülle stattlicher, ditftiger und sehattiger Bäume, szo da die Steppe, wo Fuß und Auge keinen Ruhepunkt fanden, wie mit einem Zauberschlage in einen großen wasserreichen und dichten Hain verwandelt ist und in stebenfacher Herrlichkeit (es sind 4 si- 3 = 7 Bäumey prangt —- ein Bild der vielselti en Gnadenerweifun en, welche die nun Getröstw ten ersa ern. (Delitzsch.)—— er Buchsbaum ist ein in Asien und den europäischen Südländern häufig wach« sender, ziemlich hoher Baum mit etwas zugespitztem im- mer grünnen, steifen und glänzenden Blättern und einein in viele Zweige und Aeste getheilten Stamme von der Dicke eines halben Fußes; das Holz brauchten die Alten, da es sehr fest ist, zum Bauen (Kap. 60, 13), und machten daraus musikalische Instrumente und man- cherlei Geräthschaften sWinerh Jn neuerer Zeit wird es von Zeichnern und Xylographen Cholzschneidekünsti lern) verwendet, um Bilder darauf zu eichnen, ins Holz zu graviren und so in und mit dem ücheriText ugleich abzudrucken. —- Der HErr hat das Wort er- stillt, nicht nur den Jsraeliten in der Gefangenschaft, ondern im reichsten Maße, als die Zeit erschienen war, wo der von unserm Propheten verkündigte neue Bund in’s Leben der Völker trat, in dem sie geladen sind zu den Quellen lebendigen Wasscrs, das aus der Liebe des Sohnes strömt, den Durst auf ewig zu stillen und sich in dem Schatten der herrlichen Bäume zu erquicken, die der Erlöser zum Schutze gegen die Gluth der Sünde in der Wüste der armen Menschheit gepflanzt. So waltet und wirket der Heilige von Jsrael durch alle Zeiten: wohl denen, die es erkennen und darauf merken. (Umbreit.) 21. So lasset [nun, ihr Jnseln und Völker, die ich euch in V. I zu einem Rechtsstreit mit mir aufgefordert und in V. 2—7 davon über- führt habe, daß ich allein Gott und Lenker der Weltgeschichte bin] eure Sache herkommen swas ihr etwa wider mich vorzubringen habt], spritht der HErr [nachdem er in V. 8—20 sein Volk getrösiet und ihm die herrlichsten Aussichten in die Zukunft eröffnet hat]; bringet her, worauf ihr stehet sdie Beweisgründe dafür, daß die Götzem denen ihr dienet, eben so gut Götter wären, wie ich] spricht der König in Jakob [der über Israel als dessen Gott herrscht und es in feinen Schutz nimmt]. 22. Lasset sie [diese eure Götter, deren ihr euch rühmt, in eigener Person] herzu treten, und [ihre Gottheit zu beweisen] uns vetkündigem was künftig ist sgleichwie ich vorhin meinem Volke die Zukunft enthiillt habe V. 8 ss.]. Verkitndiget [denn, ihr Götter der Heiden — an euch selber wende ich mich jetzt] uns [was sich ereignen wird], nnd weissaget etwas zuvor sbezöge es sich auch zunächst nur auf die nächsi beoorstehenden Ereig- nisse der Zukunft, die aus den in der Gegenwart vorliegenden Anzeichen noch am ehesten zu erken- nen sind]; lasset uns [aber, die wir die Weissa- gung hören] mit unserm Herzen drauf achten nnd san dem, was die vorher verkilndigte nächste Zu- kunft bringt] merken, wie es hernach gehen soll [ob das auch wirklich eine Erfüllung der Vorher- sagung ist]; oder [ihr Götter, wollt ihr, um einen noch schlagenderen Beweis für eure Gottheit zu liefern, lieber auf die weit schwierigere Weissagung dessen, was der ferneren, späteren Zukunft ange- hört und aus der Gegenwart nimmermehr er- fchlossen werden kann, euch einlassen, wie denn auch ieh vorhin mit meiner Prophezeiung in das Ende der Zeiten hineiugegriffen habe, wohlan, so thut-N] lasset uns doch hören, was tin erst später Zeit] zuiuuftig ist; 23. Verinndiget uns, was hernach [in weit von jetzt abliegender Folgezeit] kommen wird; so wollen wir merken srnit desto größerer Anerken- nung euch zugestehen], daß ihr Götter seid. Trost [ich fordere euch heraus 2. Sam. 20, 11., doch irgendwie ein Lebenszeichen von euch zu geben, indem ihr in der einen oder andern Weise als handelnd auftretet], thut Gutes oder Schaden [es soll dabei ganz euerm eigenen Willen iiberlassen bleiben, ob es etwas Gutes oder Schlimmes sei, was ihr für die Zukunft vorbereitet und vorher- sagt Jerem. 10, 5; Zeph. 1, 12; 1.Mos. 24, 50]; so wollen wir davon reden sbessenznwartenduns einander darauf ansehen], undmiteinander schauen [ob die Folgezeit es bringen und eure Vor- hersagung bestätigen wird]. 24. Siehe, ihr [ihr ichweigeh könnet auf meine Herausforderung nicht antworten, könnet überhaupt nicht reden, und damit beweiset ihr klar und unwiderleglich: ihr] seid aus nichts [gehört dem Gebiet des Nichtigen und Eiteln an Kap. 40, 17], nnd euer Thun ist auch aus nichts sso daß ihr weder mit Worten noch mit Werken das Geringste vermöget]; und euch [zu Schirmherren und Gegenständen der Verehrung] wählen [wie eure Völker, die Heiden, thun] ist ein Gteuel [die verwerslichste und verderblichste Thorheit]. 25. Ich aber [der ich, wie der Lenker der Weltgeschichte, so auch der Vorherverkündiger der· 130 Jesaia 41, 26-—29. 42, l. Zukunft ausschließlich und in unbeschränkter Macht- vollkommenheit bin] etwecke [wie schon in V. 2ff. gesagt] einen bon Mitternacht saus dem Lande und Geschlechte der Meder], und [er, der von mir erweckte Cyrus] kommt vom Aufgang der Sonne saus dem Lande und Geschlechte der Perser’]. Er wird ihnen [den zu Babel noch gefangen gehaltenen Juden] meinen Namen predi- gen [indem er ste in meinem Namen aus ihrer Gefangenschaft entläßt und sich selbst zu demselben bekennt" Esra I, 1 ff.]; nnd wird [andererseits] über die Gewaltigen [unter den heidnischen Völ- kern] gehen, wie über Leimen cdaß er sie wie Lehm zertrete]; nnd wird den Koth [eben diese Gewaltigen, die er in den Staub niederwirft] treten, wie ein Töpfer sden Thonms «) Jn einem heidnischen Orakel wird Cyrus ais ,,Maulthier« bezeichneh und Hieronymus nennt ihn agitaeor bigae sFahrer eines Gespanns von 2Pferden); er gehörte also sowohl dem medischen als dem persischcn Stamme an sletzterem von Seiten seines Vaters Cam- byscs, ersterem durch seine Verbindung mit dem Königs- hause 2. Chron. 36, 20 Anm.) und war Führer einer medischspersischen Heeresmengh Medien aber lag nord- wärts und Persten ostwärts von Vabylonien — «) Die Worte des Grundtextes können bedeuten: ,,er wird anrufen (Jerem. 10, 25; Zeph. s, 9), oder: er wird ausrufen (Luther: predigen L. Mos. 33, 193 34, Z) meinen Namen« Unsre deutsche Bibel nimmt die Worte in ietzterein Sinne und setzt ,,ihnen« hinzu; dies scheint auf einem Mißverständniß zu beruhen, indem Luther in seinem »Pwphet Jesaia deutsch« vom J. 1528 schreibt: ynn meinen namen predigen, was wohl heißen soll: in meinem Namen pr., es wurde jedoch vnn (in) in inen Ahnen) verwandelt. Wir haben die Lesart beibehalten und sie dem Zusammenhange gemäß zu deuten versucht. Die aber die erstere Bedeutung: ,,meinen Namen anrusen« annehmen, berufen sich merst darauf, daß die Religion des Cyrus eine dem System des sendsAvesta ähnliche, dem· Götzendienst feindselig entgegentretende und dem jildischen Monotheismus kGlauben an Einen Gott) verwaudte gewesen sei. Obgleich indessen diese Religion das der Jehovareligion am nächsten stehende unter allen Heidenthiimcrn ist. so war sie doch eben eine heidnische und verleugnete solchen Charakter keineswegs; man muß vielmehr, wenn man in obiger Weise auslegen will, das am Schluß der Anm. zu 2. Chron. 36, 23 Gesagte in Betracht ziehen· «) Cyrus griff die mächtigsten Könige an, keiner konnte seinem Vornehmen widerstehen, er brachte sie unter seine Füße und Gewalt, sondcrlich übersiel er die vornehmsten Babylonier in der Nacht plötzlich und zer- trat sie wie Koth. (Starke.) « 26. Wer [von den heidnischen Götzen nun] kann etwas [von dem, was eben von dem Auf- treten des Cyrus zum zweiten Mal gesagt wurde] verkundigen von Anfang [d.1. jetzt, zu emer Zeit, wo von einem Anfang dazu noch gar nichts sich merken läßt’«]? so wollen wir’s sich, der HErr, und mein Volk Israel] vernehmen [als ein Zei- chen, daß den heidnischen Götzen wirklich eine Kraft der Gottheit innewohnt, anerkennen]; oder [wer von ihnen kann] weissagen zuvor swas in etwa 170 Jahren sich begeben wird]? so wollen wir sagen: Du [der betreffende Götze, der du es vorausgesagt] redest recht [genauer: bist im Recht, die von dir in Anspruch genommene göttliche Ehre gründet sich auf etwas, was in der That nur ein Gott leisten kann]. Aber [siehe] da ist [unter allen Göttern der Heiden] kein Vet- kitndiger lder Znknnfts keiner, der etwas hören ließe, sund da ist auch unter uns, die wir euch Götter ja geradezu herausgefordert haben, ein Lebenszeichen, sei es so oder so, von euch zu geben V. 22 f.] keiner, der von euch ein Wort hören möge [ihr seid vielmehr stumm geblieben, als die ihr nichts denn stumme Götzen seid]. «) Hier verräth sich deutlich, daß der Standpunkt unsrer Weissagungen nur ein idealer ist, gleich als lebte der Prophet mitten unter den Exulanten und die Zeit der Erlösung aus der babylonischen Gefangenschaft stünde nahe bevor; seine wirkliche Gegenwart ist viel- mehr die des Jesaia jenseit des 14. Regierungsjahres des Königs Hiskiih 27. Ich sder HErrJ bin [unter allen, denen man göttliche Ehre beimißtJ der Erste [ohne daß einer von jenen in Beziehung auf sein Volk mir zuvorkäme], der zu Zion [meinem auserwählten Volke] sagt: Siehe, da isks [was da geschehn soll]; nnd ich gebe Jerusalem sder von mir ge- liebten, jetzt aber so tief darniederliegenden Stadt] Prediger [guter Botschaft von der ihr bevorstehen- den Erlösung] ’ Hierbei hat der HErr hauptsächlich den Propheten Jesaia selber im Sinne, durch den er die Zeit des Erils und des Cyrus hat voraussagen lassen (Kap. 13, 1—14,23; 21, I ff.). Aehnliches gilt in Beziehung auf den Propheten Hesekiel in Des. 38, 17. 28. Dort aber [auf Seiten der Heidenvölker] schaue ich [ob da einer von denen, die auch Götter genannt werden, ein Gleiches mit seinem Volke zu thun vermagL aber da ist niemand; nnd sehe unter sie [forschend, ob nicht wenigstens einer sich seiner Verehrer durch Aufschluß über die Zukunft annehmen möchtes aber da ist kein Rathgeberz ich frage sie [ob sie etwas wissen von dem, was her- nach kommen wird] aber da antworten sie nichts. Es ist merkwürdig, daß zu keiner Zeit der alten Ge- scbichte so viele Orakel befragt worden sind, als hernach bei dem Auftreten des Eroberers Cyrus. M. Siehe [dies das Schlußergebniß des gan- zen hier dargelegten RechtsstreitesL ed ist alles eitel Mühe [ein nutzloses, vergebliches Wesen] nnd nichts tnit ihrem [der Heiden] Thnn [die sich sel- ber ihre Götter machen]; ihre Götter sind Wind nnd eitel [hebr. Tohu, d. i. Oede oder Leere]. Das 42. Kapitel. Christi Jüngste-it, der Juden Linde-aß. lll. v.1—25. dlachdcm am Schluß der vorigen Rede den Gdyen und ihren Dienern das Verwertung-steilen! ge— sprachen ist, ern Urtheil, dessen herdeifiihrnng der Völker· Dritte Rede: Weiffagung von noch einem gar andern Knecht Gottes, dem Mefsias 131 bezwingen von deui im Eingang die Rede war, zu fei- ner llnfgabe hat, Ietlt die weiffagnug nunmehr Einen auf, der den tiegriff eines Unechtes des tjErru im höch- Ien und ttefhen Sinne erfiillt nnd eine noch ganz andere Aufgabe vollbringt, als die, die Uiihtigtieit der Jtbgdtterei offenbar zu machen. Iliefe dritte Rede wird gleich in ihrem Eingange zu einer meffiauifcheu in fo klarer, augenfällig« Weile, daß selbst die jüdifctfe Grlilärnng lrein tdedenlieu getragen, den Uamen des Meffias ihr einznfiigem Er, der jenfeit der Periode des Cyrus er- ftheineude Christus, an dem Gott fein eigentliches Wohl— gefallen hat nnd den er mit dem Geist ohne Maß belegt, wird das höitfhe nnd Heile den Völkern bringen, die wahre Religion an Stelle der fatfchen Götter, und wie nufcheiubares Auftreten bei Jlusrlihtuug feines Berufs ihn charaliierisirn fo auch eine feelforgerliche Milde und Schonung, feinem Wirken aber wird ein allgemeinen tjeilsoerlaugeu auf Seiten der tieideuwelt entgegenkom- nien (v. l-—4). das Wort des tjErrm das bisher von dlefetn Knecht geredet, wendet flch nun zu ihm, um ihm zur Jtusrichtuug feines erhabenen Berufs auch die ganze sraflfiille des tierufeuden zuznficlfern und ihm zum Ge- lingen des ihm anfgetrageueu rheilswerlis mit diauien und Ehre des tierufers särgfcljaft zu leisten Oh. 5——9); da wird denn ein neues Lied von einem Ende der Erde bis zum andern erklingen, es itt das kied der ertöfeten Welt W. 10—-l2). Was nun der iljlkrr thun wird, um die rollt-kaufte Erlösung auch fruchtbar werden zu lassen Zur Erneuerung der gegenwärtigen Welt und um fein alle nsieder herkustellem wird in starber Sprache der Ierleiblicliung Gottes verbündet; aber der Jdlenfni bedarf der lebendigheu Uersiunliiliung, den persönlich wirliendeu Gott im Glauben zu erfaffen(d1.l3—16). Jinsgefchloffen vou Israels herfielluug uiiiffeu freilich bleiben, die vom gdkendienerifihen wesen nicht laffen können; darum zu— letzt ein gewaltiges Jindriugen auf Israel, des im Gan— zen und Großen fiber dem vollie der Gnadenwahl fo fiihtbar tageruden Zauues sich zu entledigen (h.l7—25). l. Siehe [aber, nicht dieser Vblkerbezwingen von dem im vorigen Kapitel die Rede war, ob- wohl er ebenfalls mir dient, insofern durch ihn ein Gericht über die Heiden ergeht, das die Richtigkeit ihrer Götter offenbar macht, ist eigentlich derjenige, auf den meine Leukung der Weltgeschichte hinaus- geht], das [vielmehr] ist mein Knecht [der meine Nathfchlüsse zur Vollendung bringt, von dem ich nun- mehr weifsagen will Matth.12,17 ff«J- ich erhalte ihn [erfasse ihn mit meiner göttlichen Kraft, daß er fest und aufrecht stehe nnd noch ein ganz anderes Werk, als jener Cyrus Kap. 41, 2ff., gliicklich hinaus- siihrejz und snoch in einem viel tieferen Sinne, als dieser Gerechte vom Aufgang, den ich erwecke, ist Er] wein Auserwählte» an welchem weine Seele Wohlgefallen hat [Matth. 3, 17; 17, s; s. Petri 1, 17J. Ich habe ihm mei- nen Geist gegeben smeinen Geist auf ihn gelegt Kap. u, 2 ff.], er wird das Recht ldie wahre, bis jetzt allein bei Israel vorhandene Religion] unter die Heiden bringen [und ihnen auf fried- lichem Wege zu dem höchsten aller Güter ver- helfen]. Die Grnndanschaunng des Knechtes des HErrn in Kuh. 40——66 ist allerdings die, daß Israel, das Volk, als Knecht Jehovcks gefaßt wird (Kap. 41, 8 f.; Jerem. 3»0, 1(»); 46, 27 f.), und dies in zwiefacher Beziehung: einerseits» als das Volk nach seiner· empirischen (erfah- rungsmaßtgcm Erscheinung — so ist es der blinde und taube Knecht, der vieles efehen hat und nicht beachtet, mit offenen Ohren nicht ört u. f. w. (Kap. 42, 18ff.); andererseits nach feiner Jdee, als das seiner öttlichen Berufung entsprechende Volk (»vgl. Pf. 24, s: akob = das Geschlecht derjenigen, die Gottes Antlitz snchen), und m diesersphinsicht von »dem Volk nach seiner empi- rischen Erscheinung unterfchieden und doch wieder Eins rnit ihm. Dieser ideale Jsrael stellt sich znnächst dar in dem Colleitivum der Knechte Gottes, in jener NIINA IPZZJ iRestlchaft Jakob, s. Kap. 7, Z; 10, 21), die unter dem allgemeinen Abfall die Treue bewahrt hat und die ferner ff. besonders Kap. 65, 8 f.) als ein ge. weiheter Same ans dem Volk hervorgehen und den Grundstock der neuen Gemeinde bilden foll. Daß zu dkesen Knechten Gottes auch die wahren Propheten ge- hören, versieht sich von selbst, ja man kann Kap. 48, 163 50, 4ff. insoweit auf den redenden Propheten beziehen, daß dieser hier aus der eigenenLeidenserfahrung heraus dasBild des Knechts darftellen würde. Aber durchaus unttchtig ist es, unter dem Knechte geradezu den Pro- phetenstand zu verstehen: wie sollte dieser den Beruf empfangen haben, dem wiedergebrachten Volke die vers« wüsieten Erbtheile auszutheilen in? um davon ganz ab- zusehen, daß die Propheten keine Corporation (geschlossene Körperssiafy bildcten, ja daß in Kap.56, 10 die Masse der »Wachter« als blind, uuverftiindig, stumme Hunde bezeichnet wird. »Wenn· nun aber der Knecht an unsrer Stelle als derjenige bezeichnet wird, den Gott zum Bunde ftir das Volk, zum Lichte der Heiden mache, ebenso in Kap.49, 1 ff. als derjenige, welcher die Stämme Jakobs wieder aufrtchtem das Volk iu das heil. Land wieder znriickführeu nnd dann den Heiden bis an die Enden der Erde das Heil Jehovcks vermitteln solle, so ist nicht zu verkennen, daß die Schilderung des Knechtes sich bereits hier in eme ideale Perfönlichkeitznspitzh derenTräger nur etwJndividuum (Einzelwesen), nlcht ein Aggregat Inbegriff) von Knechten Gottes, nicht das Volk sein kann. Und dies muß vollends ganz entschieden bei Kuh. 52 , 13 — 53, 12 behauptet werden. Wenn leich jener Rest der Frommen, in welchem das ächtc srael sich sortpsianzd dem Volke nach Kuh. 65, 8 seinen Fortbestand stcherh so ist doch auch in alleu denen, die sich als Knechte Gottes wissen, das Schnldgefiihl so lebendig, daß sie sich selbftmit der slindigen und darum der Ver- söhnung bedürftigen Gesammtheit des Volks zusam- menfassen (Kap. 64, 5; 59, 12); aus ihkek Mitte kann daher die vollgiltige Vertretung des Volks nicht hervorgehen (Kap. 59, 16), auch das Collektivum der Knechte Gottes kann die Versöhnung nicht bewirken. Vielmehr erhebt sich auf dem Grunde der Anschauung der treuen Zeit en, die nin des Bekcnntnisses Jehovas willen gelitten gaben, die Weisfaguug zur Anschauung eines gerechten Kncchtes, der ganz nicht um der eige- nen Sünde willen, sondern stellvertretend flir die Sünde des ganzen Volks sein Leben als Schuldzahlung hin- giebt, der aber in seiner Leidensgestalt von seinein eige- nen Volke, fiir das er eintritt, trotz der auf ihn hin- weisenden prophetischen Botschaft verkannt und wie ob eigener Schuld von Gott gestraft betrachtet wird, ja den man noch im Tode gleich gewaltthätigen Gottlofen und betrügerischen Reichen, also gleich solchen, denen dcr Fluch in’s Grab nachfolgt, behandelt. Aus dem Tode aber führt ihn Gott zur Herrlichkcih daß er nun für Viele Urheber der Gerechtigkeit wird und siegreich mit den Starken Beute theilt. Auf solche Weise sollte dem Volke in der Zeit, in der es keine Opfcrftätte hatte, an 132 der es durch der Thiere Blut die Versöhnung suchen konnte, die Erkenntniß erschlossen werden, daß durch die willtge Selbsthingabe eines vollkommen Gerechten die Sühne geleistet werde, von welcher der Eintritt des Heils abhän e. (Oehler.) Der Begriff: Knecht Jehova’s is, um es figürlich zu sagen, eine Pyramide: die unterste Basis (Grundfläche) ist Gesammt-Jsrael, der mittlere Durchschnitt das Israel, welches es nicht blos ,,nach dem Fleisch«, sondern ,,nach dem Geiste« ist, die Spitze ist die Person des aus Israel erstehenden Mitt- lers des Heils. Dieser ist 1) das Centrum im Kreise des Königthums der Verheißung-—der ander eD avid; Z) das Centrum im Kreise des Volkes des Heils — das wahre Israel; Z) das Centrum im Kreise der Menschheit — der andere Adam. (Delitzsch.) 2. Ei: wird [bei Ausrichtung seines Berufes, indem er da nicht sich selber dient und darum auch sich felbst enräußerq nicht schreien und rufen swie die Lügenpropheten thun, die, was ihnen an innerer Wahrheit abgeht, durch krampfhaste Ge- berden und übertreibende Leidenschaftlichkeit der Rede zu ersetzen suchen], und seine [dieses sanft- müthigen und von Herzen demiithigen Lehrers, dem es nicht um Aufsehen bei den Leuten, son- dern nur um die stille Bekehrung und Gewinnung der Seelen zu thun ist Matth. 11, 28 ff.] Stimme wird ntan nicht hören auf den Gassen [denn er bringt, was sich selbst empfiehlt und keines markt- schreierischen Ausposaunens bedars]. Z. [Mit diesem unscheinbaren Auftreten aber wird seelsorgerische Milde sich bei ihm paaren-J Das zerstoßeue sschon geknickte und halb zer- brochnes Rohr wird er nicht kvollendsj zer- brechen, und das glimmende sum: matt noch brennende und dem Verlöschen nahe gekommene] Docht wird er nicht [mit gewaltigem Hauch seines Mundes darüber herfahrend] auslbfehen [sondern im Gegentheil das im Ersterben begriffene geistliche Leben der Seelen, mit denen er es zu thun hat, retten und zu neuem, frischem Leben er- heben und anfachen]. Er wird das Recht wahrhaftiglikh halten lehren[besser:wahr- haftiglich lehren oder, wie Luther anderwärts übersetzt, mit Wahrheit hervor bringen, d. i. mit Berücksichtigung des wahren Sachver- halts in den mannigfach gearteten menschlichen Zuständen] » »« 4. Er wird nicht murrisch noch greulich sein snicht sauer sehen noch stürmen — nach anderer Deutung: nicht matt noch geknickt sein, in seinem Eifer nicht matt und in seiner Kraft nicht gebrochen werden], auf [genauer: bis] daß« er auf Erden das Reeht antichte sdemselbenzu festem Bestande auf Erden oerholfen haben wird]; und die Inseln [die Länderstrecken der Heidenvölker K» 41, i] werden auf sein Gesetz «[das ein Gesetz der Freiheit Jak. I, 25 und seinem Jn- halte nach Gnade und Wahrheit ist Joh. l, 17] Waffen [fo daß also seiner Verkündigung des Evangelii Jesaia 42 , 2 — 14. ein in der Heidenwelt liegendes tiefes Bedürsniß, ein durch die vorbereitende Gnade Gottes gewecktes Ver- langen nach Erlösung und Heil entgegenkommt] V) Jn Matth 12, 20 sind die Worte der zweiten Hälfte des 3. und die der ersten Hälfte des 4. Verses zu einem neuen Gedanken verbunden: bis daß er ausführe das Gericht zum Siege; wie es scheint, liegt hier die Lesart nggs H; ist-sog, zum Stege) statt npzks (mit Wahrheit) zu Genie-e, or) ab» upon» (ausfiihre) dem DIE; (anrichte) im 4. oder dem dergl» (hervorbringen, ausgehen lassen) im 3. Verse ent- spricht, läßt sieh nicht entscheiden. Es gilt in Beziehung auf solche freie Wiedergabe einer Schriftstelle die Be— merkung von Schultz, die wir zu Z. Mos. 20, 6 beige- bracht haben. 5. So spricht Gott, der HErr sder in Wahr- heit Gott ist im Gegensatz zu den eingebildeten Göttern der Heiden], der dte Himmel sehasset [besser: schuf] und ausbreitet [ausbreitete oder ausspannte], der die Erde macht [genauer: aus- dehnte, in ihrer ganzen Ausdehnung zurichtete] Und ihr Gelvåchse [Thiere sowohl wie Pflanzen I. Mos. 1, 11f. 20 f.J, der dem [Menschen-] Volk, so drauf ist, den Odem giebt [Lebens- odem gab], nnd den Geist denen, die drauf gehen fallen seelenlebetidigen Wesen auf Erden, Menschen und Thieren]: s. Ich, der HErr [der unendliche Urheber alles Seins und Lebens und der allmächtige Schöpfer Himmels und der Erden, der kraft dieser seiner Unendlichkeit und Allmacht anch zu vollbringen im Stande ist, was er verheißeu hat], habe dir [mei- nem Knecht, von dem in V. I ff. die Rede war] gerufen mit Gerechtigkeits uud habe dich bei dei- ner Hand gefasset sauf den Wegen, die ich dir vorgezeichneh dich zu führen und bei dem dir ver-« ordneten Werke dich zu stärken], uud habe dich [wider die dir und deiner Sache drohenden Ge- fahren] behütet, nnd habe dich [einestheils] zum Bund unter das Volk [Jsrael, zwischen mir und ihm statt des alten Bandes , den sie nicht gehal- ten haben, einen neuen Bund auszurichten Kap. 54, 10; 61 , 8; Jerem. 31 , 31 sf.; Hesek. 16, 60 ff; 37- 261 gegeben, [und anderntheils] zum ZichtZJder Heiden sverordnet Kap. 49, a; Luk. , 3 ; 7. Daß du [beiderseits, nicht blos auf Seiten der Heiden, sondern anch auf Seiten Jsraels Katz. 49, 8 f.] sollst öffnen die Augen der Blinden, und die Gefangenen ans dem Gefängniß führen« und die da sitzen in Finsternis, aus dem Kerker sihrers Sündennacht"’«]. V) Es ist die Gerechtigkeit Gottes, die in der Erwe- ckung, Sendung und Führung dieses Knechte zunächst offenbar werden soll, indem Gott ihn sendet als den— vollkommenen Gerechten, ihm mit göttliche: Gerechtigkeit seine Werke und Leiden vergilt, durch ihn das Recht aufErden siegen läßt und geltend macht, durch ihn das Gesetz der Gerechtigkeit unter den Menschen erftillet und« Dieser andere Knecht des HErrn ist Jsraels Mittler und der Heiden Heiland. 133 vollendet und die Ungerechten gerecht macht. (Schmieder.) «) Jst unter dem ,,Licht der Heiden« in V. 6 ein geistiges Licht zu verstehen, so müssen auch die Dunkel- heit und das Gefängniß geistig zu nehmen sein. (.Heng- stenbergJ Die Begriffe der Blindheit und Gefangen- schaft sind im Zusammenhange der Stelle sedenfalls identisch (gleichbedeutend), wie schon das letztc Wort: »die im Zånstern fitzen« zeigt. (Umbreit.) · Eis) as Cyrus leistet, ist nichis weiter, als daß er die abgötttschen Völker in Schrecken setzt und die Ern- anten aus ihrer Gefangenschaft entläßt (Kap. 41, 2 ff. 25); der Knecht Jehovas aber öffnet blinde Augen, die Befreiung also, die er bringt, ist nicht nur Erlösung aus leiblichcr, sondern vor allem aus geistlicher Gebun- denheit. Er führt sein Volk, aber auch die Heiden, aus Nacht zu Licht: er ist Erlöfer allerCrlösungsbedürftigen und Heilsverlangendew (Delitzsch.) 8. Ich, der HGrr [V. 6], das ist mein Name sderjenige Name, der als den einzig wah- ren Gott mich kennzeichnet und an meine Lebens-, Macht- und Gnadenerweisungen von Alters her erinnert 2. Mos. Z, 15; s, 2 ff.]; und will [nun fortan] meine Ehre [daß ich der einzig wahre Gott bin] keinem andern geben sin- dem ich ferner noch dulden sollte, daß irgend welcher eingebildete Gott neben mir verehrt und angebetet würde. Kap. 48, 11], noch meinen Ruhmden [in bloßen Bildwerken vorhandenen] Ghhen sdarum eben treffe ich jetzt Anstalt, daß dem Götzendienst auf Erden, in vorbereitender Weise durch Cyrus, in vollem Maße aber her- nachmals durch meinen Knecht, ein Ende gemacht werde] » I. Siehe, was kommen soll snämlich das vor- bereitende Wirken des Cyrus, der mit der sturm- windgleichen Gewalt seiner Waffen es offenbar macht, daß die Götzen Wind sind und eitel Kap. zu, 29], verkündige ich zuvor [und beweise schon damit meine Gottheit] , und vetkündige szugleich hinterdiesem Ersten ein nachmals geschehendes] Neues snämlich das, was oben von der sollen- denden Wirksamkeit meines Knechts gesagt worden istJ; ehe denn es [dieses Neue] aufgehet [noch irgendwie sich zu verwirklichen anfängt, indem ja noch dichteste Finsterniß den Erdkreis bedeckt und es zur Zeit unmöglich scheint, daß diese Finsierniß jemals könne gelichtet werden], lasse ich’s euch hören [und bewähre mich durch solche in die ferne Zukunft reichende Offenbarung in ungleich höherem Maße, als durch jene Offenbarung des zunächst Bevorstehendem in meiner ewigen Kraft und Gott- heit Kap. 41, 22 f.]. 10. Singet [denn ob solchem euch bevorstehen- den Heil, ihr gefammten Völker der Erde] dem HErrn ein neues Lied [wie es bisher in der Heidenwelt und auch in Jsrael noch nicht erklun- gen, ein Lied, welches in Folge neuer Großthaten Gottes aus neuem Dankestriebe des Herzens kommt Pf. 33, 3 Anat-1- sein Ruhm ist an der Welt Ende [und muß nun von einem Ende der Erde bis zum anderen erschallenjz die im Meer fahren [wie die Phönicier und andere, Handels- schifffahrt treibende Völker, sollen in diesen Lobpreis einstimmen], und was drinnen ist [im Meere lebt und webt Pl« 96- 11J- die Inseln, nnd die drin- neu [auf Inseln und in Kiisienländern] wohnen [also alle auf der westlichen Erdhälfte]. 11. Rnfet [aber auch] laut [eure Stimme zu Lobpreis erhebend] , ihr Witsten [auf der östlichen Erdhälftej und die Städte drinnen, sammt den Dörfern, da Kedat [irgend ein wildes, streitsüch- tiges Volk von umherschweifender Lebensweise Kap. 21 , 16 f.; Pf. 120, 5; Hohesl. 1, 5] wohnen Es janchzen smögen jauchzen, Jehova’s Ruhm besmgend], die in Felsen wohnen [wie die zu Petra im Edomitergebirge 4. Mos 20, 17 Anm.], und rufen von den Höhen der Berge [die auf diesen ihren Sitz haben]. 12. Lasset sie full-e Nationen weit und bueitJ dem HErcn die Ehre geben sdie sie bisher im Dienste ihrer falschen Götter ihm vorenthalten haben], und seinen Ruhm in den Inseln kalten Länderbezirken der Heidenwelt Kap. 41, 11 ver- iündigen lPs. 66, 1s.]. · 13. Der HErt wird sdaß in dieser Weise alle Lande seiner Ehre voll werden Kap. S, Z; Habak. s, Z] ausziehen [in den Kampf wider den bisher bestandenen Götzendienst] wie ein Riese sder schon viele Schlachten siegreich geschlagen], er wird den Eifer [der eine Zeitlang gleichsam geschlafen oder wie unter Asche geglommen] aufwecken [und zur hellen Flamme anfachen] wie ein Kriegsmann [wenn er nach zeitweiliger Ruhe zu frischer Kam- pfeslust sich erhebtjz er wird jauchzen und tönen [in laut geltenden Schlachtruf ausbrechen, indem er jetzt in den Streit auszieht], er wird seinen Feinden obliegen [und als einen Helden, der mit leichter Mühe sie zu Boden schlägt, sich an ihnen beweisen]. Die Schilderung ist anthropomorphifch (in Aus« drücken, die von rnenschlicben Verhältnissen hergenommen sind) grell und kühn, wie es die Selbstgewißheit und Lebendigkeit der israelitischen Gottesidee ohne Gefahr des Mißverstandes zuläßt. (Delitzsch.) 14. Ich schweige wohl eine Zeitlang sspricht er], nnd bin still [bei dem, was auf Erden ge- schkehetL Und enthalte mich [des thatfächlichen Ein· schreitens Kap. 57, II; Pf. 50, 21., wie ich seither gethan, da ich mein Volk hilflos feinen Drängern preisgabs Nun aber [weil Zeit und Stunde seiner Rettung und Verherrlichung ge- kommen ist] will i(h, wie eine Gebtiterin [wenn die Stunde der Treibwehen für sie da ist, wo sie ausgebären soll, was sie bisher siill unter dem Herzen getragen] schreien [und in der That habe ich ja auch etwas an das Licht der Welt zu ge- bären, womit ich solange schwanger gegangen, nämlich die Erlösung Und das Heil meines Volks]; 134 Jesaia 42 , 15-25. ich will sie fJsraels feitherige DrängerJ vetlviisieiy und alle verschlingen; 15. Ich will [indem das Werk, das ich vor- habe, zugleich eine Umwandlung der gesammten Naturwelt erfordert] Berge und Hügel verwitsten fdaß sie kahl und öde dastehenL Und alle ihr Gras [mit dem Gluthhauch meiner Gerichte] vetdorrenz nnd will die Wasserstrbuie zu Jnseln szu trockenem wasserlosen Landstrecken-] inachen, Und die Seen austtocknen fdaß die ganze gegenwärtige Welt- gesialt zu der gerade entgegengesetzten werden foll]. 16. Aber die Blinden [die Glieder meines Volks, denen ihre frühere Verschuldung und ihr gegenwärtiger Strafzustand alle geisiliche Sehkraft benommen] will ich anf dem Wege leiten, den sie nicht wissen; ich will sie führen auf den Steigen, die sie nicht kennen [weil sie, eben wegen ihrer geistlichen Blindheit, die erst durch den Ausgang offenbar werdende Absicht meiner Rathschlüsse nicht verstehen]; ich will die Finsternis vor ihnen her fden Zustand aussichtslosen Elends, in dem sie gegenwärtig sich befinden] zum Lieht machen fin- dem nun öffentlich erscheinet, wie treulich ich’s ge- meinet], und das Höclerichte zur Ebene [indem ich alle Hindernisse beseitige, die in fremdem Lande ihrem Heil und ihrer Errettung sich entgegenstellen]. Solches kwas hier gesagt] will ich ihnen thun nnd sie nicht verlassen [sonderu mit aller Macht der Liebe mich ihrer annehmen] 17.· Aber die sich auf Götzen verlassen [statt auf mich zu vertrauen], und sprechen zum gegosse- neu Bilde: Ihr seid unsere Götter [so daß sie auch durch meine jetzigen Zorngerichte von ihrem abgöttischen Wesen sich nicht zu mir bekehren lassen]; die sollen zurück lehren [von meiner ver- nichtenden Macht getroffen vollends zu Grunde gehen]- und zu Schanden werden. Derselbe Gott, der, von Gluth entbrannt, Berge und Hügel verwüftey fiihret im Drange unendlicher Liebe Blinde aus Wegen, die sie nicht kennen, macht Finsterniß helle und Krümmungen gerade. Jsrael in seiner Blindheit hätte wahrlich den Rückweg in die Hei- inath nicht gesunden, wenn der HErr sein Werk der Gnade nicht beschlossen und ausgeführt. Das zunächst geschichtlich beschränkte Wort hat aber den umfasseudsten Sinn allgemeiner Wahrheit: was wäre der Mensch ohne die unsichibare Leitung durch die Hand Gottes? — ein Blinder aus Steigen, die er nicht kennt, — von Dunkel umfangen. Auch in Israel wollten viele, nach des Vienschen Sinn und Art, sich selber Führer sein, oder sie bauten auf die Hilfe selbftggmachter Götter; die wer- den nun, wenn sie die Hand ottes fühlen, von verzeh- render Schamgluth durchdrungen. (Umbreit.) 18. Hdtet [denn, damit es euch nicht also er- gehe, wie in V. 17 gesagt ist, sondern vielmehr die Verheißung in V. 16 an euch ersüllt werden möge], ihr Tauben [ihr Glieder meines Volks Israel, die ihr bis jetzt für alles, was ich im Ge- setz und durch die Propheten zu euch geredet, so völltg verschlossen und unempfänglich euch bewiesen habt, als könntet ihr nicht hören]; nnd schauet her [verschließet nicht ferner mit abftchtlichem Wider- streben die Augen, wie ihr bisher gethan], ihr Blinden, [macht vielmehr sie weit auf] daß ihr sehet [wie aus Nichthörenden Hörende, so aus Nichtsehenden Sehende werdet, da ja Ohren und Augen an und für sich euch nicht fehlen Kap. 43, 8]. M. [Oder träfe euch etwa der Vorwurf nicht, den ich soeben euch gemacht habe? Achlj Wer ist so blind [im geiftlichen Sinne des Worts], als mein Knecht [Jakob« Katz. 41, 812 und wer ist so taub wie mein Bote, den ich seude [wie dieses mein auserwähltes Volk, das einen prophetischen Beruf hat für die übrigen Völker der Erde]? Wer ist so blind als der Vollkommene sdas von Anfang seines Lebens als Volk an mit allerlei Heil begabte und an die Spitze der Völker gesiellte Jsraeljr nnd so blindxtt ais der Knecht des HEkru [der ihm bei seinen Heilsabsichten für die Welt zum Segensvermittler dienen soll]? V) Jn Kap- 41, 8 ff. ward der Knecht Jehovcks ge- liebkost und getröstet, indem dort mit Absehn von der ihrem Berufe entfallenen Masse jenes wahre Israel in Anbetracht kam, welches eben so trostwtirdig als trost- bediirstig ist; in Kap. 42, l ff. wurde der Fine vor e· fiihrt, welcher wie das Centrum dieses inneren Kreises Jsraels und wie das Haupt am Leibe Jsraels ist; an unsrer Stelle aber ieht sich der Begriff von dieser seiner Spitze wieder auf seine unterste Basis (s. Atem. zu V. l) zurück, und der Knecht Jehovcks wird geschulter! und erügt wegen des schroffen Gegenst? in welchem steh ein Verhalten zu seinem Berufe, eine Wirklichkeit zu seiner Jdee befindet. fDelitzichd -— Pl) Diese Verdien- dung des auserwählten, mit der Mission an die Welt betrauten, schon des HErrn Knecht im Voraus eheißei neu, aber nur einen lügenhaften Dünkel be senden Volkes Gottes -— wann und wo hat sie sich völliger dargesiellt, als zur Zeit Christi, geradezu der Zeit, welche unser Kapitel zu Anfang in’s Auge faßte? (Stier.) 20. Man predigt sdkesem Volke] wohl viel, aber sie halten-s uichtzt man sagt ihnen genug, aber sie wollen’s nicht huren-«« sdarum eben heißen fie mit Recht ein taubes und blindes Volk]. «) So redet auch Paulus (2, Tini· Z, 7): Sie ler- nen immerdar und können nimmer zur Erkenntniß der Wahrheit kommen. Wir haben aber dieses imPapsii thum erfahren: Der Lehrer Anzahl war groß genug, es ab auch Zuhörer in Menge, und dennoch, wer ist in so großer Menge der Lehrer und Zuhörer gewesen, der einen Vers aus dem Psalm, eins von den zehn Geboten, ein Stück von dem Vaterunser recht inne ge- habt hätte? (Luther.) — VI) Luther hat hier ziemlich frei übersetztz in dem Werke aber vom J. 1532: »die Propheten alle deutsch« hält er sich genauer an den Grundtext: Es ist wohl viel Sehen, aber man behält’s nicht; man hat die Ohren offen, und hbret doch nichts. Ju beiden Fällen ist nach dem Kaki nNJ (int’. obs. statt IN) übersetzt, indem das Wort im ersteren Falle tm Sinne des prophetischen Sehens (predigen), im andern aber in seiner Grund· bedeutung aufgefaßt ist. Uebersetzt man dagegen nach Aufforderung an Jsrael, sich des auf ihm liegenden Bannes zu entledigen. der Terteslesart psizj so heißen die Worte: Du hast vieles gesehen (von jeher unzählig viel Beweise der Macht und Liebe deines Gottes erfahren) aber du be- hältst es nicht kbeachtest uicht die darin liegenden Mahnungen» er Jsrael —- ein ähnlicher Personen- wechsel wie in Kap. I, 29;14,30) hat die Ohren (zwar) offen (indem er der andringenden Predigt nicht ausweichen iann), und hört doch nicht (weil er nicht inuerltch ausnimmt, was er äußerlich vernimmt). Der folgende 21. Vers wird seinem nächsten Wortlaute nach von den Auslegern so verschieden gedeutet, daß wir ohne Weiteres an Luther’s Uebersetzung, die schon eine be- stimmte Deutung enthält, uns halten. 21. Noch ltrotz solcher Unempfänglichkeit und geistigen Bund: und Taubheit Jsraels, die es als ein unverbesserliches Volk erscheinen lassen] will ihnen der HErr lvohl [indem er ja fortfährt, sich ihnen zu offenbaren und seinen Heilsrathschluß unter ihnen zu verwirklichen; das thut er] unt seiner Gerechtigkeit willen kvermöge deren erden einmal gegebenen Zusagen und Verheißungen treu bleibt], daß et das Geseh [durch Erfüllung der dartihn enthaltenen Berheißungen] herrlich und groß Mit c. 22. [Von diesem Wohlwollen des HErrn gegen sie giebt freilich Jsraels gegenwärtiger Zustand nichts zu erkennen] Es ist [vielmehr, wie seine Lage im Exil es vor die Augen stelltj ein beraubt und geptiindert Voll! sals welches kein eigenes Kbnigthuirh kein Vaterland, keine heilige Stadt und keinen Tempel mehr hat]; sie sind [im Lande ihrer Verbannung] allzumal vetsttickt in Höhlen, und versteckt in den Kerteru kin elende Gefangenschaft und schmähliche Knechtschast dahin gegeben]; sie sind zum Raub worden sfremden Völkern], Und ist kein Grretter da [ohne daß menschliche Macht aus dieser tiefen Erniedrigung sie wieder herauszuführen vermöchte]; geplitttdert [genauer: zur Beute stnd sie worden], nnd ist niemand, der da sage [zu dem, der sie in Beschlag genommen]: Gieb sie wieder her [so daß also unter Menschen nicht einmal einer daran denkt, wieder etwas aus ihnen zu machen, wenn er’s auch könnte] U. [Wenn da doch Jsrael wenigstens diesen schreienden Widerspruch, in welchem sein gegen- wärtiger Zustand mit seiner ursprünglichen Herr- lichkeit steht, zu Herzen nehmen und nunmehr aufhören ivollte, taub und blind zu seini] Wer [so frage ich, der Prophet, euch, mein Volk, um euch zur Besinnung zu bringen, wer] ist unter euch, der solches sivie es jetzt mit euch stehtV.22] zu Ohren nehme, der anfmerie nnd höre, das her- uach totntnt [besser: aufmerke und höre für die FolgezeitJD U. Wer sdas fraget doch euch selbst] hat Jakob übergeben [an die feindlichen Mächte, es] zu plündern, und Jsrael den Räubern? Hat-s nicht der DErr gethan, an dem wir I—- ja auch 135 mich, den Propheten, nehme ich nicht von der Gesammtheit meines Volkes aus Esra 9 , 6 ff.] gesundiget haben? Und flieht-s nicht also-Z] sie sunsere Väter] wollten auf seinen Wegen nicht wandeln, und gehorchten seinem Geseh nicht. 25. Darum hat er iiber sie ansgeschüttet den Grimm seines Zorns, und eine Kriegsinarht [in den Heerschaaren der Chaldäer 2. Kön. 24 u. 25 wider sie wie ein verzehrendes Feuer erregt]; nnd hat sie svermittelst dieses Feuers] umher angezün- det [daß sie lichterloh brannten], aber sie [die in Flammen Gesetzten] tnerketks nicht [daß das alles nur ein wohloerdientes Strafverhänguiß Gottes istjz und hat sie angesteckt [daß, nachdem alle Städte und Orschaften im Lande zu Grunde ge- gangen, zuletzt auch Jerusalem mit dem Tempel zu einem Trümmerhaufen geworden], aber sie nehmend nicht zu Herzen [worauf das Strafver- hängniß abzweckt]. Das its. Kapitel. Die Iiiraje hat Trost bei Christo und seinem Leiden. Hi« d. l——2li: Die vierte Rede. -—Seht, uachdem die Strafzeit in Nov. 42, 24 f. zu Ende geht, nimmt der thErr seines Volkes, das ihm lheurer ist, als die größten und herriichsteu Völker der Welt, iu Gnaden flch wieder an. Er hat es, sein ungehorsames Kind, ais ein rechter date: mit der Strafe nicht verschonen dürfen, und daher »die Wogen des ltugtörlis und die Flammen der Eöuteruug über sei- nein tjaupte zusammeusrhlagen lasen; aber er selbst geht mit ihm durch Wasser und Feuer, daß es nicht darin verderbe, und nun giebt er Völker för dasselbe dahin, um ans seiner Gefangenschaft es loszultaufeik und wird aus seiner Jernreuuug es sammeln uou atteu vier Welt— gegendeu her w. l—7). Die Rede erhält hierauf eine ueue Weuduug Der Bitte, der die soeben oerheißue Erlösung seines volles lange zuvor, ehe sie eintritt, ver— kündigt, läßt sich mit den heiduischeu vötlieru abermals, wie schon früher er gethan, in eiue Streitoerhaudtung ein, zu der er auch sein bis jetzt so taubes und blindes voll: dem aber keineswegs Ohren nnd Augen zum hören und Sehen fehlen, herzu ruft: sie, die Heiden, haben tieinen unter ihren Göttern auszuraufen, der jemals Jatiönstiges geweissagt hätte, Israel aber weiß einen ganz bestimmten Fall zu nennen, mo ihm eine weisfaguug seines Gottes geworden und die Weltgeschichie auch die Erfüllung ge— bracht, und wie es nun daran den Beweis hat, daß sein Gott allein der achte rechte Gott ist, so hat es daran auch die Zörgsctsafy daß die Weissaguug von seiner nun- mehrigrn Erlösung sirh allen Hindernisse-r zum Trotz ver- wirklichen werde w. s——14). Zum zweiten Juni wendet sich die Rede. Dir Auslösung des chaldälsctieu Wette-eith- oerliöndigean alo welche um Israets willen sieh vollzieht, wein der pErr auf die Erlösung aus Egypten und die Wuuderthat im Schilfmeer zurörln Der Glanz der Herr— ttchlieit dieses Ereiguisses der vorzeit werde jeht erbleichen vor dem Elauze dessen, was er nunmehr mit seinem vollie vorhabe, nämlich ihm einen weg zu bahnen durch die uuwegsame wüste und ihm wassersiröme stießen zu lassen in der wasserlosen Einödtz und an diesem hell 136 Jesaia 43, l—- Ist. auch die naoerunnstige Creatnr Theil nehmen zu lassen. Zither nicht Verdienst der Werke von Seiten Soraelo in ro, warum so Großes an dem Voller geschieht, sondern purlauiere Gnade, welche die Sünden dro vollieo trägt nnd fle tilgt w. 15—28). l. Und nun [nachdem du in deinem Straf- zustande des Exils Kap. 42, 34 f. so schwer ge- büßet hast 40, 2 und die bisher hinter dem Zorn zurückgetretene Liebe wieder zu ihrem Vorrecht gelangen kann 48, 9 ff] spricht der HEkr, der dich geschaffen hat, Jakob [indem er in Jsaak aus den erstorbenen Leibern Abrahams und seines Weibes wie aus dem Nichts dich hervorgebracht 1. Mos. 18, 10 ff.; Röm. 4, 17 ff.; Hebt. 11, 11 f.], und dich gemacht [gebildet] hat, Jsrael [indem er die Siebzig der Familie Jakobs, die nach Egypten gekommen, dort zu einem großen Volke heranwachsen ließ 2. Mos. I, I ff.; Apostg. 7, 17]: Furchte dich nicht sals solltest du in deiner jetzigen Noth zu Grunde gehen; das kann und darf nicht geschehen, dafür leistet deine ganze Geschichte der Vorzeit dir tröstliche Bürg- schast], denn ich habe [einst auch, als die feind- liche Uebermacht Egyptens dich zu vernichten drohte, aus derselbigen] dich etlbset[2.Mos. Z, 7 s.]; ich habe sdarnach , bei der Bundesschlie- ßung am Sinaij dich bei deinem Namen gerufen sdeinen Namen aussprechend dir zuge- rufen]: Du bist mein [sollst mein Knecht, mein Volk sein 2. Mos. 19, 4 ff.]. 2. [Diese deine Erwählung, die noch fest steht, schützt denn auch gegenwärtig dich wider die Ver- nichtungsmacht auch der allerseindlichsten Gewalten und rettet dich hindurch auch durch die aller- größten, anscheinend unentrinnbaren Gefahren Pf. 66, 10 ff.]. Denn so du durch’s Wasser gehest, will ich [eben um deiner Erwählung willen] bei dir sein, daß dich die Ströme nicht sollen ersäufen kdenke an die Geschichte vom Schilfmeer und vom Jordan L. Mos. 14, 15 ff; Jos. Z, 14 ss.]; und so du ins Feuer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht anzitnden [denke an die Geschichte von den drei Freunden Daniels Dan. 3, 19 ff.]. Z. Denn ich bin der Wirt, dein Gott, der Heilige in Israel, dein Heiland [besser: Denn ich, der HErr, bin dein Gott, ich, der Heilige in Israel, bin dein Heiland, nnd kann nun in beiden Beziehungen mich nicht unbezeugt lassen]. Jkh habe [indem ich deine Befreiung durch den Perserkönig Cyrus fest beschlossen] Egyptety Möhren kAethiopienj und Seba [Meroe, 1.Mos.10, 7 s. Karte I] an deine Statt zur Versöhnung gegeben. 4. Weil du [als die Nachkommenschaft meines Freundes Abraham Kap. 41, 8] so wekth hist vor meinen Augen geachtet, mußt du auch herrlich sein [in deinem Verzuge vor Andern offenbar werden], nnd ich habe dich [als mein erwähltes Eigenthumsvolkj lieb; darum ebe ich [wie in V. 3 gesagt, gewöhnliche] Menschen sauf die ich keinen besonderen Werth lege, weil sie in keinem besonderen Verhältniß zu mir stehen Jerem. 32, TO] an deine Statt, und Völker [wie die dort genannten] für deine Seele [deine Freiheit mir damit zu er- kaufen Sprüchw. 11, 8; 21, 18]. Wahrscheinlich beabsichtigte Cyrus auch die Erobe- rung dieser Länder, zumal die Eghpter als Verbtlndete des Krösus und der Babylonier seine Feinde waren; indeß führte erst sein Nachfolger Cambhses dies aus (s. Esra 1, 4 Anm.). Als Eroberer des babhlonischen Reichs hatte er nun Ansprüche aus die Jsraelitem welche babhlonische Unterthanen waren; allein Jehova wird ihn, dadieJsraeliten frei werden und heimkehren sollen, durch die Unterwerfung andrer Völker entschädigem wie er ähnlich den Nebukadnezar (Heset. W, 18 fs.) für seine oergeblichen Anstren ungen vor Tyrus mit Eghpten entschädigte (Knobel.) aß erst Cambhses, und noch nicht Cyrus, Eghpten erobert hat, welcher dies nur vor- hatte (Heroci. I, 153), thut der Wahrheit der Verheißung keinen Abbruch: genug, daß Egypten und die Nachbar- reiche durch die neue persische Weltmacht unterjoeht wurden, während das jüdische Volk durch diese seine verlorene Freiheit wieder gewann. (Delitzsch.) Z. So fürchte dich nun nicht kais konnte irgend etwas deine Nückkehr in die Heimath, die ich beschlossen habe, aufhalten], denn ich bin mit dir [und werde, was ich beschlossen, auch hinaus« zuführen wissenl Jch will von: Morgen kaut Babylonienj deinen Samen sden Hauptbesiandtheil deiner Volksgemeinschastj bringen, nnd lviil dich von! Abend [soweit du nach Westen unter die Völker der Erde zerstreuet bisi Kap. 11 , 11 f.] sammeln; « s. Und will sagen gegen Mitternacht: Gieb her swas du von Angehörigen meines Volks in dich sufgettvmmetdz und gegen Mittag: Wehre nicht [denen, die aus der bisherigen Haft Kur. 42, 22 in ihr Land nun zurückkehren sollen]. Bringe [im Gegentheil, statt znrückzuhaltem unter Hilsleisiung und Geleit deinerseits Kap. 14, S] meine Söhne von ferne her, nnd meine Töchter von der Welt Ende, 7. Ade, die mit meinem Namen genannt sind sdaß sie meine Kinder heißen] , nämlich die ich geschossen habe zu meiner Herrlichkeit sfür den Zweck, daß sowohl sie mich verherr- lichen, als ich an ihnen Ehre einlege], nnd sie zubereitet und gemacht [zu Gefäßen meiner Barm- herzigkeit und zu Trägern meines Gnadenreich- thums]. 8. Laß [so ergeht Gottes Befehl an mich, seinen Propheten, indem er jetzt die Gerichtsoerx handlung in Kuh. 41 wieder aufnimmt] hervor treten [an den Gerichtsplatzj das blinde Voll, welches doch Augen bat; nnd die Tauben, die doch Ohren haben snamlich Israel, welchesso einsichts- Vierte Rede: Jsraels Strafznstand hat setzt ein Ende. 137 los und unachisam sich beweist, ohwohl es viel zu sehen und zu hören gehabt hat und noch hat Kuh. 42, 19 f.]. D. Laßt [zugleich] alle Heiden [auf denselben Plan] zusammen kommen zn Haufe, und sich die Völker [vor dem Tribunal der Vernunft] ver- sammeln [denn gerade sie sollen um so mehr bei der Verhandlung gegenwärtig sein, als dieselbe ihre Götter betrifft] Welcher [Gott] ist Unter ihnen [den Heidcn], der solches [wie in V. 3 ff. geweissagt worden, schon jetzt, wo bis zur Erfül- lung noch etwa 170 Jahre vergehen müssen — der realgeschichtliche Standpunkt des Jesaia im Unterschied von dem idealpropheiischen verräth sich auch hie-pl] berkiindigen möge, nnd uns hören lasse vorhin [so lange Zeit vorher], was [künftig] geschehen soll? Laßt sie soor mir und den Mei- net! Kaix 41, 221 ihre Zeugen darstellen [die da einen Fall namhaft machen können, wo heidnische Götter eine Prophezeiung gethan, die hernach in den geschichtlichen Ereignissen sich auch verwirklicht hat) - Und [damit] beweisen sdaß die heidnischen Götter wirklich Götter sind, wofür sie ausgegeben werden]; so wird walks hören und [den ihatsäch- lichen Beweis anerkennendj sagen: Es ist die Wahrheit [und verhält sich wirklich alles so, wie die Zeugen ausgesagt haben]. Its. [Sie bleiben aus, die Zeugen, von denen eben die Rede war! Die Heiden können niemand siellem der zu Gunsten ihrer Götter mit einem Beweis dieser Art einzutreten vermöchte!] Jhr aber sihr Kinder Israel] seid meine Zeugen, spricht der Hist: [welch’ untrügliches Wissen um die Zukunft ich besitze, denn ihr habt Belege in Menge dafür] nnd Neid] mein Flucht, den ich erwäh- let [Kap. 41, 8 und den ich vermöge des Bundes- verhältnisses, in das ich euch zu mir gestellt, schon so vieles zu hören und zu erleben gegeben] habe swas ein schlagender Beweis fiir meine ewige Kraft und Gottheit istJZ ans daß ihr [dnrch die Erfahrung belehrt] wisset und mir glaubet nnd verstehn, daß ich’s bin lnämlich das, um was es sich hier handelt, der allein wahre Gott im Ge- gensatz zu den nichtigen Göttern der hier mitans wesenden Heiden] Vor mir ist kein Gott gemacht, so wird auch nach mir keiner sein [von Ewigkeit her bin ich allein Gott gewesen, und werde es auch in alle Ewigkeit allein sein, daß aber die künstlichen und zeitlichen Gebilde, denen die Hei- den dienen, sollten auch Gott sein, ist ein Wider- sptuch i« sich lelbstl U. Ich, Jch bin der HErr [bin aus- schließlich und allein das, was der Name Jehova besagt, nämlich der schlechthin Seiende und als lebendig sich Bethätigende Kuh. 42, 8], und ist außer mir kein Heiland sdenn nur der, der seinem Wesen nach der HErr ist, kann seinem Wirken nach als Helfer und Erretter sich be- weisen]. 12. Jch hab’s [um hier aus der letzten Zeit das augenfälligste Beispiel von meinem Wissen um die Zukunft herauszugreifen] vetliuldiget [was durch und an Sanherib geschehen würde Kuh. 36 U· 37], nnd hab auch [meiner Verheißung gemäß in der großen Noth, die dieser König der Stadt Jerusalem bereitete] geholfen; nnd hab’s auch [ab- sichtlich lange zuvor, ehe es geschah] sagen lassen [um euch einen Beweis meiner wahren, lebendigen Gottheit zu geben], nnd ist kein fremder (Gott: Z« Mvss 32- 163 IMM- 3, 13) unter euch sder in gleicher Weise sich euch kund gethan hätte, wie oft ihr auch an fremde Götter euch gehängt habt]. Ihr seid meine Zeugen sdaß alles in Wahrheit sich so verhält, wie ich hier sage], spricht der DER; so bin ich [weil thatsächlich als solcher erwiesen] Gott [der allein Starke, absolut Mächtige, der· über Gegenwart und Zukunft gebietet]. 13. Auch bin ich [das, der absolut Mächtige, allein Starke] ehe denn nie kein Tag war swörtiichx von Tag an, welches besser in dem Sinne ver- standen wird: von jetzt ab, von Stund an, da es sich nun um eine neue Verheißung und deren Erfüllung, nämlich um die von der Errettung durch Cyrus handelt]; nnd ist [weil, wie erwiesen, außer mir kein anderer Gott ist] niemand, der ans meiner Hand erretten sdas von mir zu Gun- sten meines Volks befchlossene Heilswerk hinter- treiben] kann. Jch wirke [die Herbeiführung dessen, was ich beschlossen habe]; wer wills abwenden sdaß nicht auch wirklich sich vollziehe, was ich mir vorgenommen] ? 14. So spricht [nun, auf das Werk, das er vorhat, näher, als wäre es schon ein bereits voll- brachtes eingehend] der Aste, ener Gelöset, der Heilige in Israel [V. S; Kap. 41, 14]: Um enret willen [weil ihr so werth vor meinen Augen geachtet seid und nun auch, nach langer Ernie- drigung, herrlich sein sollt V. 4] hab! ich [den, von welchem in Kuh. 41, 2 f. u. 25 die Rede war, den medopersischen König Cyrus] gen Babel geschickt, und habe die Riegel [der Thore dieser so wohl befestigten Stadt] alle hernntergestoßenf nnd die klagendeu Chaldiier [die nach dem Unter- gang ihrer Stadt nun auf schleunigste Flucht be- dacht sein mußten] in die Schiffe gejagt. «« V) Sollte dies der Sinn sein, so müßte für This-l lhinabsteigen lassen, herunter stürzen) wohl besser stehen Ists (zerbrechen) oder Its-H (zerschlagen); deshalb ver- steht Luther das Wort ,,Riegel« lieber in figürlichem Sinne von den Fürsten der chaldäischen Monarchie, welche Cyrus· gestürzt hat. Allein es steht von Riegeln überhaupt nichts im Texte, diese Uebecfetzung beruht lediglich auf der Deutung der Vulgata, während die Worte DE? Dis-H richtiger so zu nehmen find: »als 138 Jesaia Es, 15—-28. 44, 1--3. Flüchtige sie alle-«, so daß der Sinn entsteht: und habe als FlüchtigesieallehinabgestiirzhdieBewohner alle als Flüchtlinge sich eiligst sortmachen lassen von der hohen, erhabenen Stadt. — «) Auch hier ist genauer zu itbersetzeiu und die Chaldäer (hinabgetrieben) in die Schifse ihres Jubels, daß sie in den Schif- fen, welche bisher der Gegenstand ihres Stolzes und ihrer Freude gewesen, auf dem Euphrat und dem per- sischen Meerbusen entstehen; während nun im ersten Gliede unter « sie alle« das Volk aus aller Welt Zun- gen, das aus dem Wcltmarkt zu Bube! zusammenströmte (Kap. 13, 14; 47, 15)», zu verstehen ist, bezeichnet der Ausdruck «Chaldäer« die seßhaften Bürger des babhloi nischen Reichs. » · 15. Ich bin sbewähre damit, daß ich so Fremde und Einheimische aus Babel nach der südlichen Meeresseite hinab treibe, daß ich bin] der HEry euer Heiliger sden ihr als den Heili- gen erkennt und bekennt], der ich Israel geschaf- sen habe [nnd meinen Zweck mit ihm nicht kann unerreicht lassen], euer König [der als solcher ich nicht zugeben kann, daß ihr immerdar unter der Knechtschaft der chaldäischen Zwingherren siehet] 16, So sprjcht sin Beziehung auf Babels Eroberung dnrch Cyrus und Jsraels Freilassung aus seiner Gefangenschaft weiter] der DER, der [wie die Geschichte der Erlösung ans der Knecht- schaft Egyhtens in 2. Mos 14 zeigt] in! Meer Weg, und in starken Wassern Bahn macht; 17. Der herausbringt [durch Pharacks Ver- stockung es veranlaßt, daß dieser, den Kindern Jsrael nachzujagen und sie wieder herumzuholem heraUsführtJ Wagen nnd Roß, Heer nnd [Streit-] Macht, [und der es dann plötzlich durch sein Ge- richt über den Verstockten König bewirkt] daß sie kWogen und Roß, Heer und Macht, von den zu- rückkehrenden Wassern überein] anf einen Haufen daliegen, nnd nicht swiederj aufstehen, daß sie ver- within, wie ein Doeht verlischt: 18. Gedenket shinsortj nicht smehrj an das« Alte san eben diese Geschichte von dem Auszuge aus Egypten und dem Untergange der Egypter im SchilfmeerL nnd achtet [ferner] nicht aus das Vorige [als wäre es eine außerordentliche, wun- derbare Begebenheit der Vorzeih die einzig da- stüride in der Weltgeschichte und ihresgleichen nie- mals sinden würde] II. Deun siehe, ich will ein sdas Alte mit seinem Glanze weit überstrahlendesj Neues machen [und zwar nicht in ferner, unbestimmter Zukunft] jetzt [oielmehr, so daß ihrs selber noch erlebt] soll es anftvachsen [hervorsprossen, dem Anfang nach sich ereignenjz daß ihr erfahren werdet, daß jch kwie im Meer V. IS» so auch]·Weg in der [uiiwegfamen] Wüste mache, nnd lwie izutch stakks Wasser eine freie Bahn, so] Wasserstrotne dnrch die Etudde [Kap. 35, s f.; 41, 18 f.]; 20. Daß mich das Thier auf dein Felde preise [indem, was zunächst um euretwillen V. 14 ge- schieht, auch ihm zu gute konimt], die Drachen [richtiger: Schakale Katz. is, 22 Am. 2] nnd Sttaußen [welche die Wüste bewohnen Knie. Ja, 1·3]. Denn ich will swie gesagt] Wasser iii der Wiiste geben, und Ströme in de·r Eiudde, zu trauten meiu Voll, meine Auserwahlteu sdamit sie sicher und bequem und ohne alle Gefahr des Ver- schmachtens hindurchziehens Wir erkennen hier den Propheten wieder, der, wie wir seit Kuh. 1l vielfach beobachtet, nicht allein ein mitletdiges Herz für das Weh der Menschenwelh sondern auch ein offenes Ohr für das Seufzen der Creatur hat: er weiß, daß das Ende der Leidenszctt des Volkes Gottes auch das Ende der Leidenszeit der Creatur sein wird, denn die Menschheit ist das Herz des Universums (Weltalls) und das Volk Gottes (aber ,, nach dem Geist« verstan- den) ist das Herz der Menschheit. (Delihsch·) Das Neue, das der HErr machen will, wird unter dem Bilde einer Wiederkehr aus Babel dargestellt und auch der Zeit nach nicht davon unterschiedenz gewiß aber ist es der Sache nach etwas Anderes, als die kümmerliche Rückkehr aus Babel, die wir aus Csra und Nehemia kennen — es ist das wirkliche Kommen des Reiches Gottes in seiner Herrlichkeit, das hier im großen Ueber-» blick des Geistes geschaut wird. Und nun sagen wir schoii jetzt in unserm Gebet nicht, oder höchstens in be- sonderen Fällen: Gott, der du Jsrael aus Egvpten er- löset hasti auch nicht: Gott, der du dein Volk aus Babel errettet! sondern: Gott, der du uns durch deinen Sohn von Sünde und Tod erlöset hast! Das Neue hat das Alte, das Größere das Kleincre zurückgedrängn (Schmieder.) , 21. Dies Volk [Jsrael] hab’ ich [nun einmal] mir zugerichtet [V. 1], es soll meinen Ruhm er- zählen sdarum werde ich in der oben beschriebenen Weise mich an ihm verherrlichen]. 22. [Das aber schließt alles Verdienst eigener Werke von Seiten Jsraels aus, wie schon dessen Berufung und Erwählung zeigt; denn da verhält es sich also :] Nicht, daß du mich hattest gerufen, Jakob, oder, daß du um mich gearbeitet hattest, Israel [sondern umgekehrt, ich bin dir in freier Liebe zuvorgekommen Joh. 15, 16]. W. [Und auch nach der Berufung, wo wäre da ein Verdienst? etwa das eines treuen, gewissens haften Gottesdienstes nach den Vorschriften des Gesetzes? Nun höre, was ich darauf zu sagen habe:] Mir zwar [d. i. fürwahr, gewiß: 1. Kaki. 8, 13 Anm. I] hast du nicht gebracht Schafe deines Brandes-fees, noch mich geehret mit deinen sSchlacht-] Opfern [sondern dein Gottesdienst zur Zeit, als du noch in deinem Vaterlande warst« geschah fast immer zu Ehren fremder Götter oder doch mit einem mir entsremdeten Herzen Katz. l, 11 ss.]; mich hat sauch darnach, seit du im Lande der Verbannung weilst] deines Dienstes nicht geliistet im Speisopfey sich] habauch nicht Lust an deiner Arbeit im Weihraueh sim Opfer- dienst gehabt, sondern mit all diesem Dienst bist du im fremden Lande verschont geblieben, er war dir da von mir geradezu unmöglich ge- Mschtb i Der HErr nimmt in wunderbar herrlicher Weise feines Volks sich wieder an. 139 24. Mir haft du Ida] nicht um Geld Kaleuus [Gewürzrohr, wie es bei heil. Handlungen ver- wendet wird 2. Mos 30, 24 Anm.] gekauft; mich haft du mit dem Fetten deiner Opfer nicht gefnllet sdaß du mir einen süßen Geruch damit bereitet hättest. Aber während ich dir gar keine Arbeit und Beschwer mit dem mir zu leistenden Dienst oerursacht habe, hat das gerade Gegentheil davon stattgefundeus Ja, mir haft du Arbeit gemacht in deinen Sünden, und haft mir Mühe gemacht in deinen Miffethateu [indem du sie mir als eine Last aufgebunden, an der ich bisher schwer zu tragen gehabt habe]. 25. Seh, Ich sder sie allein tragen kann, thue es denn auch, daß ich sie aus mich nehme, und nehme sie aus mich, daß ihrer ein Ende werde: ich] tilge deine Uebertretung um meinetwillen sweil ich der heilige und wahr- haftige Gott bin, welcher sein zum Eigenthum berusenes Volk der Sünde nicht für ewig über: lassen kann, sondern die Erlösung, die er beschlossen, auch hinansführen muß] und gedenke deiner Sünden swenn sie nun werden bezahlt sein und ich deine Schuld werde quittiren können] nicht [fo daß es so gut ist, als wären sie gar nicht vorhanden] As. Erinnere mikh [wenn du gegen diese meine Aussage von deiner gänzlichen Verdienstlosigkeit etwas einzuwenden hastL laß uns mit einander reihlen [daß auch du zum Wort oerstattet wer- destjz sage an, wie du gerecht sein ivillft fwas du etwa für verdienstliche Werke mir oorzuzählen hast]- 27. [Du schweigt?- weil du nichts zu deinen Gunsten vorzubringen weißt, weil deine ganze Geschichte von Anbeginn im Gegentheil wider dich zeugt] Deine Voteltern [die heil. Erzoätey selbst ein Abrahams haben gefüudigeh und deine Lehrer [die Propheten und Priester] haben [alle ohne Ausnahme] wider mich mißhandelt. W. Datum hab’ ich [bei der Verstoßung in’s Exil] die Fiitsten des Heiliglhums [die Priester und geistlichen Oberen] eniheiligt [indem ich ohne Rücksicht auf ihren heil. Stand auch sie in die Fremde sortgeschleppt habe, wo sie denn ihre Akntsthätigkeit einstellen mußten], und habe Jakob fdas ganze übrige Volk] zum Bann gemacht, nnd Israel zum Hohue sfür die heidnischen Völker] »Ich, ich til e deine Uebertretung« Warum? »Um meinetwillen.« r kann dir nicht vergeben um deinet- willen, das stehest du klar; auch ftihlst du, daß er dir nicht um andrer Leute willen vergeben kann; aber ,,um meinetwillen,« spricht er, aus daß ich mich verherrlichen möge. Nicht in euch, sondern in seinem eignen großen Herzen sindet er den Beweggrund, aus daß er seine Gnade herrlich mache. (Spurgeon.) Das 44. Kapitel. Heiles Majefiät wird gepriesen; der gätzendiensi verworfen. V· v. 1 — Es: Die fünfte Rede. —— Indem die Zeit, auf die am Snsluß der vorigen Rede hingewiesen ward, nunmehr vorüber, kommen die theneeu Uumen Kuenzi Jakob nnd Israel wieder zu Ehren und das Hundes— nerhältuiß gelangt wiederzuseiuem nenne; Israel hat so wenig ilrsanz un) zu fürchten, daß es vielmehr eine neue Kern zu erwarten hat, wo es, das seht einer öden Müh: gleicheade Volk, durnz die Segensnrdme oou oben zu einer lunigeu Jene, zu üppig an wnsferbäctzen wachsenden Weideubänmen wird, ja eine Zukunft zu erwarten hat, wo der Geist aus der Höhe sinz reichlich auf feine sinns- kommenfnsaft ergießt und die tjeideuwelt es zur häihflen Ehre sich rechnet, feinem Gotte und feiner vollesgemeins fnsast anzugehären (v.1—5). Indem der tJErr nun an- hebt, feine Ehre, die ihm, dem einigen Gott der Welt und ihrer Gefnzinztg gebührt und auch künftig non allen Völkern der Erde gebracht werden wird, fnjon seht zu verständigen und sie an dem, daß er allein nnd aus- snzließlinz die Zukunft zu gestalten nnd ooranszusagen vermag, zu belträfligew denkt er aufs Uene die Erbärm- ltihkeit der heidnifcheu Götter nnd die Thorheit ihres Dienstes aus (v.« s— TO. Indem er dann uiahneud an Israel sieh wendet, des Berufs als feines Unechtes ein· gedenk zu fein nnd die Verehrung, die es ihm fn1uldet, in ungetheilter Hingabe des Herzens ihm nun) zu brin- gen, verheißt er feinem Volke die Eilguug feiner Sande und die Erlösung aus dem gegenwärtigen Strafzuslandez und als Antwort der erlösteu Gemeinde auf diesen Lin— fprnch gdtilinjeu Troste-s erfnzallt die Aufforderung an die himwel in der, Höhe, an die Tiefen der Erde und an die von der Erde himmelwärts sich erhelseaden Berge and Wälder, in den Jnbel der Ertönen eiuznsiimweu w. 2l——23). Wie die Rede mit Zurnntweifung der Fnrnjt begonnen, so schließt sie mit lautem Sattel, der die Herzen häufen wacht in ahuendetz wouniger Freude. l. So höre nun [weil diese Zeit des Vannes und Hohnes Katz. 43, 28 jetzt für dich zu Ende gehn, mein Knecht Jakob [Kap. 41- 8J, und Israel, den ich [mir zum Erbtheil Pf. 47, h] erlvåhlet habe [was für ein Herrlichkeitsstand statt dessen dir nun zu Theil werden soi1]. 2. So spricht der HEry der dich gemacht und zubereitet hat [Kap. 43, 1], nnd der dir beifteht von Mutterleibe an sseit aus dem Auszug aus Egypten, wo du in die Reihe der selbsiständigen Völker eintratest, du als Volk gleichsam geboren wurdest V. 24]: Fürchte dich nicht, wein Knecht Jakob, nnd du Frouimer [hebr. Jeschukun b. Mof 32, 15 Anm.], den ich erwählet habe. Z. Denn ich will Wasser gießen aus die Dur- stige sdie nach Regen lechzende Einöde, der du jetzt in deinem Strafzuftande gleichst], nnd Ströme auf die Dürre [ans dich, mein Volk, das du ge. genwärtig schier verfchmachtest]; ich will snachdem ich so zunächst dir selbst eine Zeit der Erquickung nach der Zeit des Elends mit der Heimkehr aus der Gefangenschaft bereitet habe, später noch 140 Jesaia 44 , 4-—— l9. Größeres und Herrlicheres thun und zur Zeit des neuen Bandes] meinen Geist aus deinen Samen gießen [Hesek· Bis, 255 Jvel Z, 1]- und meinen [geistlichen] Segen [in himmlischen Gütern Ephes 1, s] auf deine Nachkommen, 4. Daß sie [nun noch in ganz anderer Weise, als du selber, erquickt und befrUchtetJ wachsen sol- len wie Gras [genauer: inmitten des Gra- ses, d. i. wie Bäume, die an feuchten Orten aus und über dem Grase emporwachsen], wie die Weiden an den Wafserbaihen [die da trefflich ge- deihen Ps. 1, Z] Z. sWie aber solche Geistes- und Segensmitthcilung das gerade Gegentheil des jctzigen Bannes ist, der auf dir liegt, so wird die Folge deines daraus hervorgehen- den blühenden Znstandes das gerade Gegentheil bewir- ken von dem Hohn der Völker, dem du jetzt preisgegeben bist; denn unzählige Heiden werden nun, um gleichen Segens mit dir theilhastig zu werden, deinem Gotte und deiner Volksgemeinschaft sich zuwenden] Dieses; szur größten Ehre sich’s "rechnend, wenn er deinem Gotte angehören darf] wird sagen: Jch bin des HErrm nnd jener [seine größte Ehre darin fin-· dend, daß er zu deinem Volke stch zählt] wird genannt werden [richtiger: wird rufen] mit den: Namen Jakob [ihn zum Mittel und Gegenstand seierlichen Ausrufs machen]; und dieser [als der dritte, die Ehre des ersten und die des zweiten zugleich und auf einmal für sich in Anspruch nehmend] wird sieh mit seiner Hand [in feierlicher Urkunde] den! HErrn zuschreiben [daß er sein eigen heißen und nur ihm angehören wolle], und wird mit dem Namen Jsrael genannt werden [richtiger: bekennen, in diesem Namen sich segnen]. is. So spricht [diese seine Ehre, die ihm künf- tig von den Heiden auch wirklich gezollt werden wird, schon jetzt vor ihnen verkündigend und ihren Göttern gegenüber erweisend] der DER, der König Israel, nnd sein [Jsrael’s] Erlöser, der HErr Zebaoth: Ich bin [wie ich schon in Kap. 41, 4; 43 ,- 10 behauptet habe» und immer aufs Neue bezeugen werde Kap.48, 12; 45, 5] der Erste, nnd Jch bin der Leßte sals der schon im Anfang der Geschichte gewesen ist und der noch am Ende der Geschichte sein wird], nnd außer mir ist kein Gott. 7. Und wer [unter den heidnischen Göttern] ist mit gleich, der [wie ich das vermag] rufe [den Dingen, die noch kommen sollen] und ver- küudige ssie schon zum voraus], und mir-s zu- tichte sführe es auch, was er beschlossen und ge- ordnet hat, mir gegenüber aus], der ich von der Welt her die Völker sehe? Laß sie [die Götter der Heiden, wenn sie wirklich, wie ihre Verehrer meinen, an der Regierung der Welt und der Lenkung der Völkergeschicke Theil nehmen] ihnen [die so meinen] die Zeiihen [der zukünftigen Dinge], und was Dereinst] kommen soll, verknndigen fund damit die Meinung ihrer Verehrer als Wahrheit rechtfertigen] 8. lAber siehe, es tritt der heidnischen Götter keiner auf, in den von mir angebotenen Wettstreit einzugehen; sie müssen mir die Ehre allein lassen, daß ich der Lenker der Weltgeschichte und der Verkündiger der Zukunft bin] Filtchtet sdenn ihr, deren König und Erlöser ich, der allein Wahre Gott, bin V. S] euch nicht, und etschrecket nicht [bei der großen Welt-Katastrophe, die da kommen wird, als könnte sie euch ein gleiches Verderben bringen -wie den Heiden Kuh. 41, 5 ff.]. Hab ielfs nicht dazumal [schon, als es noch nicht einmal sich vorbereitete Kuh. 41, 22 f.] dich [mein Volk Israel] hören lassen, und verkündiget [was künftig geschehen sollte]? Denn ihr seid meine Zeugen [daß, sooft ich Zukünftiges euch habe hören lassen, es auch immer so sich erfüllt hat, wie ich es verkündiget hatte]. Jst auch [diese Ueberzeugung muß ja dadurch fest in euch begründet sein] ein Gott außer mir? [Nein!] Es ist kein Hort [kein Fels, auf den man mit seinem Vertrauen sich gründen könnte], ieh weiß ja keinen laußer und neben mir]. D. Die Gbtzenmaeher [dagegen, die ihr Ver- trauen auf eben das, was sie mit ihren eigenen Händen zu Stande bringen, die Götzen, setzen Kap. 41, 6 ff.] sind allzumal eitel sohne festen Halt und Stand], und ihr Kbstliehes [das ihren Vertrauensgrund bildet] ist kein nütze. Sie [die Götzen] sind ihre Zeugen [wider sich selbst, indem sie mit ihrem ganzen Wesen schon sattsam beweisen, daß sie nichts als todte Götter sind], und sehen nichts, merken auch nichts; darum müssen sie [die an dieselben mit ihrem Vertrauen sich halten] zu Schanden werden. 10. Wer sind sie [doch], die einen Gott machen, nnd Götzen machen, der kein nütze ist? [beweisen sie sich damit nicht als die allergrößten Thoren?] · · 11. Siehe, alle ihre Genossen [die das von ihnen verfertigte Götzenbild dann anbeten und göttlich verehren] werden zu Sehanden werden; denn es find Meister ans Menschen [die den Ge- genstand ihres Vertrauens gemach: haben, und weil sie in sich selber schwache und hinfällige Creaturen sind, können sie nimmermehr etwas Uebermenschliches, Göttliches zu Stande bringen, im Gegentheil steht das Machwerk ihrer Hände noch tief unter ihrem eigenen Stande] Wenn sie [die von der Zunft der Götzenmached gleich alle zu- sammentreten sum mit vereinten Kräften .das Höchste zu leisten, was ihre Kunst vermag Kap. 41- 5 -— 7], müssen sie dennoch smit allen ihren Genossenj sich fürchten nnd zu Schanden werden sbei den Ereignissem die da kommen werden; denn sie werden ihren Untergang auch mit einem Götzenhilu von Fünfte Rede: Die neue Zeit, die dem Volke Gottes bevorsteht. 141 dem ste sagen: »das wird fein stehen«, nicht abwenden können] 12. sTretet einmal ein in die Werkstatt der Gähru- macher und sehet, wie ein heidnischer Gott zu Stande kommt: ihr werdet bei nur einigem Gcbrauch eurer Vernunft sofort gestehen müssen, welche Thvrheit es ist, auf solch nichti es Machwerk von Ntenschenhänden sein Vertrauen tu ist-m] Es schmiedet einer das Eisen saus welchem er den Gott bilden will] in der Zunge [mit der er es festhält], arbeitet in der Gluth, und bereitet es mit Hämmeru sdaß es die Gestalt eines Götzenbildes annehme], nnd arbeitet dann mit ganzer Kraft seines Ums, leidet auch Hunger, bis er nimmer kann sbis die Krafnosigkeit ihn zuletzt doch übermannt und er erst wieder etwas zu sich nehmen muß] - triuket auch nicht Wasser, bis er matt wird kund die Arbeit für einige Zeit einstellen muß —- und ein solcher, der selbst schwach wird, wenn er nicht immer wieder durch Speise und Traftfik stärkt, sollte einen Gott, einen Alltnächtigen c( M. . U. Der andere [der einen hölzernen Götzen zu machen gedenkt] zimmert Holz szu einem Block zurecht], nnd misset es sdas daraus zu arbeitende Bild] mit der Schnur sab, wie lang und breit es werden soll], und zeichnet es snach Maßgabe seiner äußeren Gestalt] mit Rdthelstein svor]- nnd dehanet es [bis es diese Gestalt erreicht hat], nnd zirielt es [indem er jetzt auch die einzelnen Kör- pertheile ansprägen will] ab, und macht es wie ein Mannsbild, wie einen schönen Menschen, der im Hause wohne ssei es ein Tempel oder das Privat- haus dessen, der den Götzen bestellt hat — wie tief wird aber doch damit das Wesen der Gottheit herabgewürdigtt Kap. 66, 1]. 14. [Und noch thörichter und« närrischer er- scheint diese ganze Götzenbildnereh wenn man das Material betrachtet, daraus ein derartiger Gott gemacht wird] Er [von dem in VYIZ die Rede war, wenn er zum Werke schreitet] gehet frisch dran ·nnter den Bäumen im Walde, daß er sje nach seinem Bedarf] Cedern abhaue, und nehme Bnchen nnd Eichen; ja swenn er unter den Bäu- men des Waldes nicht wählen kann], eine Ceder [richtiger: Esche, nach Andern: Fichte], die sim Garten] gepslauzen nnd die vom Regen erwachsen ist salso erst dem menschlichen Fleiß und der Fruchtbarkeit von oben ihr ganzes Dasein ver- dankt], 15. Und die den Leuten sihrer rechtmäßigen Bestimmung nach] Fenerwerl giebt, davon-man [auch, gleichwie von den andern, vorher genann- ten Baumartens nimmt, daß man sich dabei wärmt, uud die man anzitndet, und Brod dabei hättet. Daselbst [von eben demselben Holz, das für Erwärmung und Speisebereitung dient und stch’s gefallen lassen muß, zu beliebigen Zwecken des alltäglichen Lebens verwendet zu werden] macht er eiueu Gott von, nnd betet es sdas Bild, das er daraus gemacht hat] an; er macht einen Gdyeu daraus, nnd tnieet davor nieder. 1t3. [Da könnte doch schon die gesunde Ver- nunft von selber lehren, was für ein Widerspruch in sich selber das ist, Gottesdienst zu leisten dem, was zum alltäglichen Dienst des Menschen be- stimmt ist.] Die Hälfte [von dem Holz des Bau- mes, den der Götzenmacher genommen V. Ist] verbreunet er im Feuer, nnd szwaiz um den Zweck dieses Verbrennens nach dem in V. 15 bereits Gesagten näher auseinanderzulegen] über der andern Hälfte sim Text steht blos: über der Hälfte davon, von dem aus dem gefällten Baume gewonnenen Holze, worunter wieder die vorige eine Hälfte zu verstehen ist] isset er Fleisch, er brät einen Braten und sättigt sich, wärmet sitt) auch snoch von dem übrigen Holze jener ersten Hälfte, soweit er dasselbe nicht zum Braten, son- dern zum Heizen verwendet] und spricht san der behaglichen Wärme sich ergötzend nnd vergnügt in die Flammen sehend]: Hoja, ich bin warm worden, ich sehe meine Luft am Feuer. 17. Aber das Uebrige sdie andere Hälfte vom Holz] macht er zum Gott, daß er sein Gdtze sei, davor er knieet, und uiederfälleh und betet, und spricht: Errette mich; denn du bist mein Gott sach, ein schöner Gott, der mit dem Brennmaterial des Heiz- und« Bratofens eines und desselbigen Wesens ist!]. Meisterhaft ist der Contrast zwifchen jenem und die- sem Gebrauche des Holzes heransgestellh gerade diese Bitte: Errette michl legt der Berfasser (?!) den Götzen- dienern bei, weil sie durch Cyrus bald werden bedrängt werden: Katz. 41, 5 ff. (Knobel.) r 18. [Wie sind sie doch so ohne alle Vernunft und Ueberlegung, die von den Götzen ihre Hilfe und Errettung erwarten !] Sie lvissen nichts, und verstehen nichts [in geistlichen Dingen, wie klug sie in weltlichen Dingen auch sein mögen]; denn sie sind [durch das gerechte Gericht dessen, dem sie nicht haben dienen mögen Röm. I, 8 ff] verblendet, daß ihre Augen nicht sehen, und ihre Herzen nicht merken können, 19. Und gehen nicht in ihr Herz seines Bes- seren sich zu besinnenjz keine Vernunft noch Wiss ist da, daß sie doch dichten: Jch habe die Hälfte [V. IS] mit Feuer verbrannt, und hab auf den Kohlen Brod gebacken, und Fleisch gebraten und shernach beides, das gebackene Brod und das ge- vratene Fleischj gegessen; nnd sollte das Uebrige sdie andere Hälfte V. 17] zum Gtenel sGötzen 1. Köw U, 51 nassen, nnd sollte knieen vor einem Klotz? Verständige Heiden haben allerdings die Thorheit des götzendienerischen Treibens theilweis selbst eingesehen. So wars Diagoras von Melos, ein Schüler Demokrits des berühmten griechischen Philosophen von Abdeea (gest. 356 v. Chr.), ein hölzernes Standbild des Her« kules in’s Feuer und sagte scherzend: Wohlaty Herknles, 142 Jesaia 44, 20——28. 45, 1-—3. vollbringe nun dein dreizchntes Werk (mit Beziehung aus die 12 großen Werte, welche die heidnische Götter- sage diesem Halbgotte zuschreibt) und hilf mir die Rüben o M. 20. Es giebt [dies Uebrige, das zum Gott verwendet wird, sogut wie das Andere» das mit Feuer verbrannt wird] Ascheund [zwar nicht blos äußerlich, da man’s ja ebenfalls verbrennen könnte, sondern auch innerlich im Gemiithe dessen, der es zum Greuel macht; denn es] täuscht das Herz, das sieh zu ihm neiget smit falschen Hofs- nungen], und kann seine [dessen, der sein Ver- trauen darauf setzt] Seele nicht erretten. Noch [obwohl die Nichtigkeit des Götzendienstes so klar zu Tage tritt] denket er [der Götzenbildner mit- sammt dem Göhendienen für den er arbeitet] nicht: Jst das auch Trägern, das meine rechte Hand ireibetZ [daß er dies ganze Treiben lieber unterwegs ließe.] Her Vers wird von den jetzigen Auslegern so ge- deu e : 20. Wer [wie der Gdlzendiener thut] um Asche sich bemüht [wdrtlich: sich daran weidet, das Nichtige und Vergöngliche zum Gegenstand seines Strebens und Bestrebens macht], ein bethörtes [von Irrwahn UtUstricktesJ Herz hat ihn abgeführt [non dem rechten, heilsamen Wege], und nicht reitet er seine Seele sdaß er zu derjenigen Er- kenntniß käme, die allein vom Verderben ihn ret- ten kann], und spricht nicht szur rechten Zeit sich noch besinnend, was ihm frommt]: Jst nicht Lüge in meiner Rechten [das, was ich treibe und wo- rauf ich mich verlasse, eitel Betrug und TäuschungK Mit diesem Wort als mit einem in sich gesehlossenen Sinnspruch rundet das über die Thorheit und Richtig- keit des Götzendienstes Gesagte stch ab. 21. Daran [daß der Götzendienst eitel Lüge ist] gedenke, Jakob nnd Israel sindem du, wäh- rend die Heiden gegen diese Wahrheit so blind sind, sie fest deinem Herzen eingeprägt sein läßt], denn du bist mein Knecht [und als solcher dazu berufen, meine Ehre durch eine Verehrung, die du mir allein zollst, in der Welt zu vertreten]. Jch habe dich zubereitet, daß du mein Knecht seiest [und habe damit gerechten und vollen Anspruch auf deinen ausschließlich mir zugewendeten Diensi]; Israel, vergiß mein nicht [so follst auch du mir unvergessen sein, statt daß, wie du meinst Kap. 40, 27; 49, 14., dein Weg mir verborgen sei und dein Recht vor mir übergehe]. 22. [Siehe vielmehr, wie sehr ich dich in Herzen und Gedanken habe :] Ich vertilge [nach meiner freien Gnade] deine Missethat [die als Scheidewand zwischen mich und dich getreten ist und unser gegenseitiges Liebes: und Freund- sehaftsverhältniß trübt, daß ich dich in die Strafe habe dahingehen müssen und du nun glaubst von mir vergessen zu sein, so leicht und völlig] wie eine Wolke [mit einem bloßen Hauch der Winde, wenn sie den Himmel umdüstert hat, daß alsbald das schöne Blau sich wieder zeigt Hiob As, 131,. nnd [verscheuche] deine Sünde [welche bisher die Offenbarung meiner Herrlichkeit an dir verhindert hat] wie den Nebel [der den heiteren Sonnenschein nicht hervortreten läßt] Kehre [also, nachdem du lange von mir abge- wendet gewesen] dieh [wieder] zu mir; denn ieh erlbs e dich. Wie evangelisch lautet auch hier die Predigt des alttestamentliehen Evangelisteni Sündenvergebung und Erlösung werden nicht unter der Bedingung der Umkehr verbeißen, sondern Gottes Erbarmen kommt Israel wider Verdienst der Werke zuvor; dieses soll es durch Umkehr, durch neuen Gehorsam nur erwiedern. (Delitzsch.) U. Janchzet [so rufet die gläubige Gemeinde, welche die hier verheißene Erlösung als nun ser- -tige Thatsache vor sich hat], ihr Himmel, denn der HErr hars gethan [was er zugesagt hatte, auch m’s Werk gesetztjz rufe, du Erde, herunter [besser:1ubelt, ihr Tiefen der Erde]; ihr Berge, frohlockehmit Jauchzen; Desgleichen] der Wald nnd· alle Baume drinnen smögen also froh- locken]; denn der HErr hat Jakob erlbset, und ist in Israel herrlich [und was er an seinem Volke gethan, erstreckt sich mit seinen segensreichen Folgen auf die gesammte Naturwelt bis in ihre äußersten Kreise hinein]. Jst die Erlösung vollbrachh dann ziehet des Him- mels Regen keine Bäume des Waldes mehr zu Götzens bildern, dann strahlt reines Licht, klingt guter Klang aus den Höhen der Erde, den Bergen, und bis in die Tiefen des Todes noch dringt viel Jubel der Errettung, Er· lösung (Siier.) VI« V. 24 -— up. its, Ob: Die sechste Rede. —— War am Schluß deo otigeu von der völligen Erlösung die Rede, die am Ende der Zeiten erfolgen und auch die Ereatur frei machen wird von dem Dieun des vergäuglieheu We— jene, so beginnt die uuuncehrige dtede mit der umha- beoorsteheudeu äußeren Erlösung, die Sorael in Feste« hnng auf die babhlouiswe Gefangenschaft zu erwarten hat, nnd nennt den Vermittler derselben bei dlamen Man. M, U— Ah. In folehea raschen net-ergangen vom Jlufaug der Wege Gottes: mit seinem dollte bis zu deren Ende, oder umgekehrt, wie wir hier einen solchen Fall vor uuo haben, in dem ganz unvermittelten Mitte— soruuge uom Ende aus den Anfang· zeigt net; so recht i die ganze Jlrt der prophetischeu Weissaguugx »He schaut zusammen, wao die Geschichte auseinander rollt, und sieht hinter der Gegenwart sogleich den Gipfel den End-i, obwohl zwischen beiden noch ein langer eketgulfoollee weg mitten inne liegt« diaehdem dann einmal der nächste, zeiigesktsichtliche Eelöser Sei-arti, der ein sehnt· tenbild des künftigen nnd ewigen Eelösero in, bei diamen genannt worden, wendet sieh Gottes Wort an diesen Korea, ihm seine Siege älter die heidnismen villlter und Länder, insbesondere auch Bat-plans, nerliändeud und den Zweck den göttlichen sein-Indes, der auf Soraelo se— frelung gerirhtet sei, einhüllend, nnd bewirlit damit, das dieser Zweit( hernach wirltliw erreicht wurde (vgt. die Gewerb. zu L. Ehren. sit, 23); dabei behält sedosh die Weissaguug das Ende der Wege Gottes, von denen jene ttefreinag un: der Anfang nnd ein Vorspiel sein soll, Sechste Rede: Jsraeks demnächsiiger Befreier wird bei Namen genannt. 143 fest in! Jinge Gan. its, 1—3). Im hinwei- aus seine lseoorflehende Erlösung wird hierauf Israel ermahnt, allen tlleinglanden, der der Herzen sich bemeihert hat, nnd alles murren wider Gott, dessen so viele in dem gegenwärtigen iiothslande seit) sihnldig machen, abzulegen - nnd dagegen mit nertrauensvoller Znverflcht sich dem tjtsrrn zuzuwenden, der, wie er mit altniänztiger Kraft die well geschaffen, mit derselben Kraft seine lsathstzlnsse in Cyrus wird hiuansznsühren wissen w. 9—13). In« dem das Jntiiiustige nun wieder für den Fetnliiitte des Propheten sieh verkürzt, sihant er mit dem Gericht, das durch Cyrus fiber die Weltodltier ergetzt in Eins zusam- men den gänzliitjen Sturz des Heldenmut-is, die allge- meine Anerkennung des Gottes Jsruels als des Einen wahren Gottes von Seiten der aus dem Untergange der Heiden geretteten Seelen nnd die schließliche Ilurajführuug der ans das tJeil der gesamniten Menschheit gerichteten biathsazliisse des iljtsrrn w. 14——25). 24. So spricht snun in Betreff der Verwirk- lichung der so eben V. 22 f. dir, Jakob und Israel, schon für die nächste Zukunft in Ausstcht gesiellten Erlösung] der -HErr, dein Gelöset, der dich von Mutterleibe hat zubereitet [und eben da- rum, weil er dir das Dasein gegeben V. 2., dich auch nicht dem Untergange kann verfallen lassen]: Jlh bin der HErr [genauer: Ich, der HErr, bin es], der alles thut sso daß nichts in der Welt geschieht, was nicht auf meine Macht und Weisheit als lehte Ursach zurückwieseL der sam Anfang, bei der Schöpfung der Welt] den Him- ntel ausbreitete allein [ohne der Mitwirkung eines andern Wesens dabei zu bedürfen Kap. 42, 5], und die Erde weit tuathte szur breiten, bewohn- bareu Fläche gestaltete] ohne Gehilfin snach ande- rer Lesart: von mir selbst, nach meinem eige- nen Entschluß]; 25. Der sieht, bei der Leitung der Dinge, die da kommen werden] die Zeichen der schaldäischen Kap. 47, 12 ff] Wahrsager kwomit sie ihre gött- liche Sendung erweisen wollen] zu nichte, und die Weissager swelche bei der, über Babel herein- brechenden Katastrophe der Stadt ein gutes Pro- gnostikon oder Wahrzeichen stellen, als habe sie nichts zu befürchten] toll tnaeht [indem ich’s werde zu Tage treten lassen, daß sie nichts sind als un- wissende Thoren]; der die Weisen sderen es zu Bade! so viele Klassen giebt, die in hohem An- sehen stehen Dan. 2, 2. 27; 5, 7 f.] zurück kehret sdaß sie mit Schanden bestehen], und ihre Kunst sdurch völlige Vereitelung ihrer AttssprücheJ zur Thorheit ntachtz W. Bestätigt aber sdurch pünktlichste Erfüllung dessen, was es vorausgesagtj das [vom heiligen Geist eingegebene] Wort seines Kuelhts sdes Vol- kes Jsrael, dessen Träger dieses Volk ist Nöten· s, 23 2. Petri 1, 19], nnd den Rath seiner Boten sden Ausschluß über die Zukunft, den die von ihm erweckten Propheten in Jsrael gegeben haben] vollsithretz der [in Verwirklichung dieses Prophetenworts] zu Jerusalem spricht: Sei snun wieder] belvehnetz und zu den Stadien Juba: Seid sauss Neue] gebanetz nnd der ich ihre sder in Trümmern liegenden Städte Judas Verwüstung sdurch Wiederherstellung derselben] ausrichte; 27. Der ich sum wiederum dieses an Jerusa- lem und die Städte Juda gerichtete Wort zu ver- wirkIichenJ spreche zu der Tiefe sdes Wasserstrw dels, der die Stadt Babel von allen Seiten um- giebt und sie zu einem von außen unzugänglichen Kerker für mein Volk macht]: Versiege sdamit der Befreier Jsraels trockenen Fußes hineindringe 2. Chron 36, 20"Anm.]; nnd zu den Strömen sden Armen und Canälen des Euphrat, den vie- lerlei Seen und Sümpfen, welche die Stadt zu einer Wüste am Meer Kap. 21, 1 machen]: Verttockuet swie einst das Schilfmeer sein Bett trocken legen mußte, damit mein Volk aus dem Lande seiner Knechtschaft ausziehe Kalt. 51, 10f.]; 28. Der iih spreche zu ttores [1. Kein. is, 2 Anm.]: Der ist mein Hirte sder von mir be- stellte Völkerbeherrscher Kuh. 41, 2 ff. 25L und set] svll alle weinen Willen sin Beziehung auf die Wiederherstellung meines Volks V. 261 doll- enden, das man sage zu Jerusalem: Sei gebadet, und zum Tempel: Sei gegründet. Das 45. Kapitel. Erlösung ans der bahylanischen igesangensajash I. So spricht der HErr zu seinem Gesalbten szu dem vorhin Kuh. 44, 28 genannten, von ihm eigens erweckten Kap. 41, 25 und eine be- sonderere Mission in seinem Dienst vollbringenden König Dan. 2, 1 Anm.], dein Kurs, den ich sals sein Führer und Beistand] bei seiner rechten Hand ergreife, daß ich die Heiden vor ihm unter- werfe nnd den Königen sAstens ihm gegenüber] das Schwert abgilrte sdaß sie kraftlos ihm unter- liegen]; auf daß vor ihm die Thüren sder Länder, in welche als Sieger einzuziehen er berufen ist] geöffnet werden, und die Thore sder Städte, vor welchen er als Eroberer erscheint] nicht verschlossen bleiben ssondern zu seinem Einlaß sich sffnen]: S. Jlh will [bahnbrechend] vor dir hergehen und die Höcker eben machen salle Schwierigkeiten, die sich dir in den Weg siellen, beseitigen]; ich will die ehernen Thüren sBabylonsj zerschlagen, nnd die eisernen Riegel swomit ihre 100 Thore verschlossen sind Dau. 4, 27 Auen] zerbrechenz s. Und tvill dir sin Besitzs geben die heim- licheu Schätze sder Stadt Jer. so, 37; Hi, 13J, und die verborgenen sin festen, unterirdischen Ge- wölben verwahrtenj Kleinode; [solche Sieges- macht und solches Kriegesgliick aber verleihe ich dir] auf daß du erkennest, daß iih der HErn der Gott Israel, dich bei deinem Namen genannt habe 144 Jesaia 45 , 4--16. [dazu ernannt, was du bist und als was du dich erweisest], 4. Um Jakob, meines Knechts- willen, und um Israel, meines Auserwählten lKap·41-8]. willen [ihn durch deine Hand zu erlösen] Ja, ich rief dich bei deinem Namen [wie in Kap. 44,«;28 weissagend geschehen] , nnd nannte dich srnit solchen Ehren- bezeichnungem ,,mein Hirt, mein Gesalbter, Mann, der meinen Anschlag thut« Kap. 44, 28; 45, I; its, 11], da dn mich sals noch lange nicht geboren Jerem. 1, 5] noch nicht kanntest. s. Ich bin der Aste, und sonst leiner mehr; kein Gott ist, ohne [ausgenommen] ich [5. Mos. 4, 35; 32, 39; Jes· 37, 20; 43, U: das ist die Wahrheit, die du aus alle dem, was ich an dir und durch dich thue, erkennen solltesi Esra 1, 2]. Jeh habe [zu kräftiger und siegreicher Ausführung meines Planes] dich gerüstet, da du mich noch nicht kanntest smehr als 100 Jahre vor deiner Geburt]; s. Aus daß man [weit und breit in der Welt] ersahre [aus den großen Ereignissen, die durch dich geschehen, erkenne], beide von der Sonnen Ausgang und der Sonnen Niedergang, daß außer mir nichts sei [ich alles in allem bin und außer mir niemand etwas vermag Kap. 44, 24]; J. Der ich das Licht mache, und schaffe die Finsternis sdraußen in der Naturwelt Jerem. 31, 3513 der ich Friede gebe, nnd schaffe das Uebel [Heil verleihe und Unglück verhänge drinnen in der Meuschenwelt Hiob 12, 14 ff.]. Ich bin der HEry der solthes alles thut. Jn dieser so nachdrücklichen Hervorhebung der Ein: heit Gottes und seiner Urheberfchast des Lichtes und der Finsternis des Guten und des Bösen liegt eine deutliche Beziehung auf die damit bekämpste Lehre des Zoroaster (Zekduscht, um 700 v. Chr.), welcher die Perser anhingen und welche wohl schon vor ihm keim- artig in alten Religionsvorsiellungen dieses Volkes lag. Zoroaster nahm ein unbegrenzte-es Urwesen an, aus wel- chem anfangslos durch das fchaffende Wort zwei Ur- wesen: Ormuzd und Ahriman hervorgingen, jener das reine unendliche Licht und Schöpfer alles Guten, dieser die Finsterniß und Schöpfer des Bösen, beide im unab- lässigen Kampfe mit einander be rissen. »Durch Mani (um 270 v. Chr-J ist dieser Jrrtsum des Parsismus in die christliche Kirche eingebrochen und daher der Mani- chäismus in der Christenheit sortgeschlichen durch alle Zeiten· aber schon Jesaia hat ihm Vorgebauh und ge« rade irr, wo der HErr zu dem Perserkönig Kores spricht. Es scheint auch, daß Kores, ohne dic Landes- religion der Perser zu ändern, was nicht in seiner Macht stund, sich von jenem Jrrthum gereinigt und frei er- a ten.« s. Träufelt [denn, damit die Heilsentschlüssh die ich über mein Volk und in diesem über die ganze Menschheit vorhabe, zur Ausführung kom- men], ihr Himmel, von oben [den geist1ichen Segen in himmlischen Gütern, den ihr in euch berget, wie einen Thau herablassend]; nnd die Wollen regnen smögen sich ergießend hernieder- strömen lassen] Gerechtigkeit. spie Erde [ihren fruchtbaren Mutterschooß öffnend] thue sich ans [den Segen der Himmel zu empfangenh nnd bringe sals Frucht desselbigenj Heil, nnd Gerech- tigkeit Wachse mit zu ssprosse mit dem Heile zu- gleich hervorJsz Ich, der HEITH schaffe es sdre Fülle von Heil und Gerechtigkeit, die aus der Befruchtung der Erde durch die Himmel hervor: geht, und bewirke damit eine neue Schöpfung]. . Die Meinung ist, Gott wolle von den Zeiten des Cyrus an eine größere Vereinigung zwischen Himmel und Erde stiften, die wahre Gerechtigkeit vom Himmel offenbaren, und die Erde oder die Herzen der Menschen durch seinen Geist so ordnen, daß ste solche Gerechtigkeit und das damit verknüpfte Heil im Glauben annehmen sollten. Der Anfang der Erfüllun ist um die Zeit der Wiederkunft aus Rahel, die völlige Zfrfüllung aber unter dem Messia im neuen Testament. (Starte.) Hiernach hat die Vulgata der Sache nach ganz Recht, wenn sie, die Stelle unmittelbar aus Christum und die Empfäng- niß des Sohnes Gottes von der Jungfrau Maria deu- tend, überfetzh Rorate coeli desuper (Thauet, ihr Himmel, von oben her), et nubes pluant justum cund die Wolken regnen den Gerechten); aperiatur terra ei; germiuet Sulvatorem (die Erde thue steh auf und sprieße den Heiland), et. justjtia oriatur sjmul fund Gerechtigkeit entspriuge zugleich) Die Worte sind dann zum Jntroitus für den Tag der Verkündigung Mariä enommen worden und bilden den Grundton der, acht Tage vor Weihnachten (am 18. Dezember) beginnenden RoratesMesscn in der katholischen Kirche. S. [Jn Aussrcht einer »so herrlichen Zukunft, wie die eben geweissagte, sollte darum keiner ver- zagt sein oder gar über das gegenwärtige Elend murren.] Wehe [daher] dem, der [wie Jsrael in Beziehung auf den HErrm seinen Gott, thut Kap. 40, 27; 49, 24; 51, 13·; 58, Z] mit ski- nem Schöpfer haben, nämlich kein solches Hadern des Menschen mit dem, dessen Gemächte er ist, ist eben so vermessen, als wollte hadern] der Scherbe mit den Topferu des Thons Spricht auch der Thon zn seinem Töpfer [der zu einem Gefäß ihn formt]: Wasunachst du [aus mir für ein geringes, ehrloses Gefaßss Du beweisest deine Hände nicht an deinem Werke sdenn wer mich siehet, wird nicht denken, daß ich das Kunststück eines so weisen und geschickten Meisters sei Jerem. 18, 1ss.; Rönn s, 20 f.]. 10. Wehe sum ein ander Gleichniß zu brau- chen] dem, der zum Vater sagt: Warum hast du mich gezenget swenn du mir kein besseres Lovs, als das, in dem ich mich befinde, hast verschaffen können]? nnd zum Weibe [das ihn unter dem Herzen getragen]: Warum gebietest du süberhaupt erst Kinder, wenn es ihnen nicht besser ergehen soll, als mir es gehet]? . II. So spricht [zu solchen rohen und selbst- vermessenen Krittlern, die wegen der Wege, die er sein Volk führt, ihn zur Rede stellen wollen] Jsrael wird ermahnt, mit vertrauensvoller Zuversicht sich dem HErrn zuzuwenden. der HErty der Heilige in Jsrael und ihr Meister sdessen Werk V. 9 und dessen Sohn V. 10 dieses Volk in der Gesammtheit seiner Glieder ist]: Fordert [wenn ihr über das, was die Zukunft bringt, beruhigt sein wollt] von mit die Zeichen [Kap.44, 7: ich will euch gern gestatten, in die- fer Beziehung Fragen an mich zu richten, und euch gern den befriedigenden Aufschluß geben, wie ich es ja anch in reichem Maße schon gethan habe]; weiser [aber nun auch] meine Kinder und das Wert meiner Hände zu mir sindem ihr mir ruhig überlaßt, wie ich meine Heilspläne mit Israel hinausführen werde, und nicht ferner das Volk zu Zweifel und unzufriedenem Murren auf- reizet]. 12. sBürgschaft dafür, daß ich zu allem, was ich thun will, auch die Macht besitze, habt ihr ja hinlänglich, so ihr nur deß wahrnehmen wollt an den bereits vorhandenen Werken, näm- lich an der Schöpfung der Welt] Jch [auf dieses Wort ist nach dem Grundtext ein Nachdruck zu legen] habe [am Anfang] die Erde gemacht, und den Menschen drauf geschaffen [1. Mos I, 1 ss.; Jes. 40, 28; 42, H; 44, 24]. Jch bin-s, deß Hände den Himmel ausgebreitet haben, nnd habe alle seinem Heer geboten sdaß es in’s Da- fein trete Kap. 40, 22. 26]. II. Jch [nun, der allmächtige Schöpfer und Erhalter der Welt] hab [denn, diese meine All- macht in den Dienst meines Volkes Jsrael stel- lend] ihn [durch den dasselbe aus seiner Gefan- genschaft entlassen werden soll, den Kores Kap. 44, 281 erweckt in Gerechtigkeit [Kap. 42, S]- und alle seine Wege will ich eben» machen [daß sie ungehindert für den beabsichtigten Zweck von Statten gehen V. 2]. Er soll [dies der Zweck feiner Sendung] meine Stadt [Jerusalem] bauen, und meine Gefangenen loslassen sdaß sie frei seien und wieder heimziehen dürfen], nicht Um Geld noeh un! Geschenk [wie sonst Gesangene für ihre Freilassung es zahlen müssen, weil ich bereits an- derweit ihn entschädigt habe Kuh. 52, Z; 43, 3], spricht der HErr Zebaoth Der bis zu einem gewissen Maße typische (vorbild- lich auf Christum hinwcisendes Charakter des Cyrus tritt immer deutlicher hervor; die Worte haben also auch eine ewig giltige geistliche Bedeutung. 14. So spricht der HErr [seine Rede nun unmittelbar an Israel selber richtend und ihm den herrlichen Ausgang der Wege, die mit Cyrus ihren Anfang nehmen, verkündend]: Der Eghpter Handel [was die Egypter mit ihrem Handel er- worben] nnd der Mohren Gewerbe swas die Aethiopier mit ihrer Hände Arbeit an Schätzen gewonnen], nnd der langen [langgewachsenen Kap. 18, 21 Leute zu Seba sim Staate Meroiå: 1. Mos I0, 7 ausdauernde Kraft] werden sieh dir [mein Volk] ergeben [in deine Volksgemein- schaft eintretendj und lmit dem, was sie sind und haben] dein eigen sein; sie werden dir folgen [von der Herrlichkeit dessen, was bei dir zu finden ist, angezogen] in Fesseln sder geistigen Macht, die du über sie aUsübstJ werden sie gehen szu dir überzutreten], nnd werden [um deß willen, der bei dir ist und sich an dir verherrlicht] vor dir nie- derfallen, und [zu dir] flehend* [: nimm in deine Mitte uns auf]; denn [so werden sie bekennen] bei dir ist Gott, und ist sonst kein Gott [Kap. 44, s] nicht mehr [Ps. 140, 11 Anm.]. V) Bemerkenswerth ist, daß die genannten drei Völ- ker immer im Vordergrund stehen, wenn davon die Rede, daß Gott seinem Volke das Erbe der Heiden (Pf. 111, 6) geben wolle (s. Pf. 68, 323 72, 10; Jes. 18, 73 19, 16); bemerkenswerth aber auch, daß das dieselbigen Völker sind, die in Kap. 43, Z dem Kores als Lösegeld für Israel zugesprochen werden. Geschicht- lich ersüllt nun bat sich die Weissagung dadurch, daß in den ersten Jahrhunderten nach Christo in jenen Ländern die blühendsten Gemeinden waren, wie denn auch dort die Dreieinigkeitslehre durch Athanasius den Sieg er- rang; ein Vorspiel der Erfüllung ist aber vielleicht ge- wesen, daß unter den Knechten und Mägden, welche mit dem heimkehrenden Volke nach Palästina kamen (Esra 2,65), manche egyptische Kriegsgefangene sich befanden, wenigstens wird in Xen. Cyr0p. Vll·, l, 45 berichtet, daß Cyrus den in der Schlacht mit Crösus gesangenen Egyptern besondere Wohnsitze anwtes. «) Es fällt auf, daß, was rechtmäßig nur Gott gebührt, närnlich Anbetung, Flehen, hier der Gemeinde des HErrn gezollt wird; der HErr und seine Gemeinde bilden ia aber in der That ein unzertrennliches einheit- liches Jneinanderz daher in I. Cor. 12, 12 der Aus- druck ,,Christus« von der Gemeinde gebraucht wird, in- sofern sie Haupt und Glieder in sich befaßt, und in Offenb. s, 9 wird die Anbetung ebenfalls der Gemeinde zu Theil. II. [Ja, wenn Gottes Wege mit dir dies Ziel er- reicht haben, daß die bis daher abgöttischen Völker in freier, demuthsvoller Anbetung vor dir und deinem Gotte sich beugen, wirst du über diese Wege in anbe- tende Verwunderung ansbrechen:] Fürwahr, du hist ein verborgeuer swundersam in der Geschichte der Völker waltender’« und auf verborgenen , für menschliche Augen unabsehbar verfchlungenen Wegen alles zu einem herrlichen Ausgange süh- render] Gott, du Gott Israel, [und bist, was du zu sein bebaUptestJ der Heiland. «) Wenn er zu ruhen scheint, ist er tl)ätig, das Größte zu schaffen; wenn er zürnt und straft, bereitet er schon der Erlösung vor; und (Röm. II, 32): ,,er hat alles unter die Sünde beschlossem auf daß er sich aller erbarme« Vgl. 5. Mos. 29, 29; 32, 34; Röm. 11,33 und den Zusammenhang dieser Stellen. (Schmieder.) Vgl. auch das Lied: Wunderanfang, herrlichs Ende &c. besond. V. S: Weil der HErr im Dunkeln wohnet —- 16. Aber die Gihenniacher snebst ihren Ge- nossen Kap. 44, 10 f.] ntnssen lwährend so, wie in V. 14 u. 15 gesagt, Gottes Herrlichkeit von Heiden und Juden anerkannt werden wird] alle- sainmt mit Schanden nnd Hobu bestehen, und mit einander schamroth hingeben sals der Thorheit ihres Thun und Treibens nun überführt Kap.-M, 9; 46, 2]. 17. Israel aber [das jetzt geknechtete und ge- schändete Volk des HErrnJ wird erlöset durch den HErrn [der es um seiner Sünden willen in die- sen Zustand dahingegeben hat Kap. 42, 24 f.], durch eine [von ihm erwirkte Hebr. 9, 12] ewige .[mit ihren seligen Folgen in die Ewigkeit hinein- reichende] Erlösung, nnd wird [weil durch diese Erlösung im Geiste so völlig erneuert, daß es nicht wieder in seinen« vorigen Sündenzustand hineingerathen kann] nicht [von! Neuen] zu Schan- den noch zu Spott immer nnd ewiglich. 18. Denn so spricht der HErn der den Him- mel geschasfen hat, der Gott, der die Erde zube- reitet hat, nnd hat sie gemacht und zugerichtetz nnd sie nicht gemacht hat, daß sie leer soll sein swiisie und leer, wie sie anfänglich gewesen 1. Mos 1, 2., fernerhin bleiben sollte]; sondern sie [in den 6 TagewerkenJ zubereitet hat, daß man drauf wohnen solle [Kap. 40, 22; 42, 5]: Jch bin der HErr, und ist keiner mehr sich habe durch alles das mich als den allein wahren Gott bekundet und muß nun als folcher zuletzt auch Anerkennung sinden bei allen Bewohnern der Erde, den Heiden V. 14]. 19. [Und was Israel betrifft:] Jch habe [zu diesem meinem Volke] nicht in’s Verborgene ge- redet, im finstern Ort der Erde [Ps. 139, is» so daß niemand oder doch nur eine kleine Zahl von Erwählten Kenntniß von meinen Offenbarun- gen erlangt hätte, vielmehr sind diese dem ganzen Volke durch meine Knechte, die Propheten, kund gethan worden Matth. 10, 27; Jos 18, 20]. Jch habe [auch] nicht zum Samen Jakob vergeb- lich [ohne ihm zugleich die bestimmte Anssicht auf Erfolg zu geben] gesagt: Snchet mich ssondern vielmehr in jedem einzelnen Falle, wo man mich gefragt hat, auch offenen, klaren Bescheid gegeben. So konnte ich handeln, weil ich für meine Worte und Weissagungen keine Bloßsiellung keine Wider- legung durch den Erfolg zu fürchten habe]. Denn ich bin der HErr, der [allezeit, wenn er sich hören läßt] von Gerechtigkeit [besser: der HErr, der Gerechtigkeit, d. i. Richtigesj redet, und verkündiget sniemals etwas anderes, als-J, das da recht ist [darum wird Israel gewiß einmal die Erfiillung von alle dem sehen, was ihm geweisfagt worden, und Ursach haben, in den Lobpreis V. 15 auszubrechen] 20. Laß [dann, wenn diese Erfüllung gesche- hen] sich versammeln, nnd kommen mit einander herzu die Helden der Heiden srichtigen die Ent- ronnenen der Heiden, d. i. die, welche in den letzten Gerichten, die über die Heiden zum Sturz ihrer falschen Götter ergehen, mit dem Untergange Jesaia 45, 17—25. 46, l. 2. verschont bleiben, um in das Reich Gottes hin- über gerettet zu werden; laß sie, die bisher zu denen gehört haben], die [von Gott 1.Thess.4, s] uichts wissen, und tragen] sich mit den Klbszen ihrer Gbszen, nnd flehen [in der Noth zu] dem Gott, der nicht helfen kann ssich versammeln, und kommen mit einander herzu, um Zeugniß zu geben, wer denn der rechte wahre Gott fei]. U. Verkündigt-i [so fordere ich sie auf] und macht euch herzu [mit etwaigen Beweisem die ihr in Händen habt Kap. 41, 2l], rathschlaget mit einander [damit, was der eine nicht weiß, der andere beibringt, und stehet nun gemeinschaftlich Rede auf meine Frage]. Wer [von allen, die Götter genannt werden] hat dies swas nun ge- schehen ist, den Untergang der Heiden und die Erlösung Jsraels] lassen sagen von Alters her, und dazumal [wo noch lange Zeit vergehen mußte, bis es sich thatsächlich ereignete] VerklMdiAetZ Hab’ ich’s nicht gethan, der HErr swährend von euren heidnischen Göttern keiner etwas von diesen Ereignissen vorausgewußt und zuvor verkündiget hat Kap. 41, 22 f.]? Und ist [mithin, wie sich nur klar herausgesiellt hat] kein Gott, ohne saußerj ich, sund zwar bin ichJ ein gerechter Gott nnd Heiland [der streng nach den Forderungen feiner Heiligkeit handelt und allerdings die, welche fre- ventlich seinen Zorn erregen, durch schwere Gericht vertilgt, aber, indem er durch Gericht hindurch seine Heilspläne in’s Werk setzt, reitet, die sich retten lassenjz nnd keiner ist [der also thäte], ohne ich [so daß ich, wie der allein wahre, so auch der allein seligmachende Gott bin]! 22. Wendet sdarum ihr, die ihr dem Gericht des Verderbens entronnen seid V. TO] ench zn mir [in gläubiger Unterwerfung und vertrauens- voller Zuversick)t], so werdet ihr selig, aller Welt Ende [welchem Volk und Land auf Erden ihr auch angehören möget Kap. 52, 10]; denn swie ihr nun sehet] ich bin Gott, Und keiner mehr [der im Stande wäre. ench zu retten] 23. Ich schwört [zu kräftiger Betheuerung, daß es zu diesem Endziel der ganzen Weltgeschichte, welches ich hiermit bezeichnet habe, dernialeinst noch kommen muß] bei mir selbst [der ich der wahre, lebendige Gott bin und gleichwie das gewiß halte, was ich einmal zugesagt, so auch zur Ausführung bringen kann, was ich mir vor- genommen habe]. nnd ein Wort der Gerechtigkeit gehet aus meinem Munde [besser: aus Gerech- tigkeits-Munde ergehet ein Wort], da soll es bei bleiben sKap.55,11], nämlich: Mir sollen sich alle Kniee beugen, nnd alle Zungen [bei mir] schlvbren ssich damit zu mir als dem alleinigen Gott bekennend 5. Mos 6,13; Rönn 14, 11; Philipp. 2, 10], 24. Und [alle sollen in Beziehung aus mich, Das Endziel der Rathschlüsse des HErrn ist das Heil der gesammten Menschheit. 147 indem sie mein Heil erkennen und freiwillig es annehmen] sagen: JtnHEtrn [und sonst nir- gends] habe ich Gerechtigkeit und Stcirie Gerechtigkeit, die von Sünden rein macht und das Herz heiligt, und Stärke, die den Sieg ver- leiht über alle Feinde der Seltgkeits Solcl)e swieviel ihrer erkannt haben, was man an dem HErrn hat] werden auch zu ihm kommen snicht eher ruhend, als bis sie ganz und gar zu ihm hingelangt sinhh aber alle, die ihm [in unüber- windlicher Feindschaft ihres Herzens] widerstehen, müssen zu Sthandeu werden. 25. Denn [dies der Ziel- und Eudpunkt aller Geschichte] im HErrn [und sonst auf keine andere Weise] werden gerecht aller Same Israel [alle, die zu den Kindern der Verheißung theils von Natur gehören, theils aus den Heiden ihnen zu- gethan werden Jerem. 4, 21, Und [werden] sich sein sals ihres Gottes und Heilaudes, außer wel- chem es keinen andern giebt] rühmen [die Kehr- seite dieser Wahrheit aber ist die, daß alle andern dem Verderben anheimfallen]. Vli- ntak te, 1—13: di: steten« um. — di: qu- Kapiteteiutheilnng verdient hier den Vorzug vor der neuen (1. Kein. 4, 20 Jlnnt.); denn es beginnt nunmehr das letzte Drittel der ersten leeihe von dreimal drei Reden, welches auf Gabel, die tjanptnadt des ehaldöischen Weltreichm aus deren Gefangenschaft Israel durch Cyrus befreit werden soll, net) bezieht. ilnd da ist es denn zuuöchsi der Sturz der Götter Andere, welche vom Propheten als eine eben durch Ghrns vollbrachte Thal— sathe geschaut wird (ll.1 u. 2). Daruach schließt hu) in dreifacher Wendung eine seelsorgerische Predigt des eilst-tu. Die erne Ermahnung w. 3—7) richtet sich an das volle Gottes in seiner Gesammtheih also auch an den Ren derer, die von( Hause Israel oder dem vor— mutigen Jehnsiiimmenreich nosh iibrig nnd nicht bereite in den Ländern der assyrischen Gefangenschaft im Heiden— thum nntekgegaugen sind: sie sollen die nnnergleichlictse tjerrlichtieit ihres Gottes, des Gottes Israel, gegenüber der Grbörmlichtiett der heiduisthen Götter zu Herzen nehmen und von diesen sich jenem wieder zuwenden in neuem, entschiedenen! Glauben. Die zweite W. 8—11) hat es mit den zwischen Iehovathum nnd tjeidenthum hin nnd her schwankenden nnd dem letzteren mehr als dem ersteren sich znneigenden Herzen zu thun: die sollen die frühere Geschichte ihres volles von graue: Vorzett her vor ihrem Geine vorübergehen lassen; ne wird ihnen zeigen, daß Sehova der ilnvergteichllctse ist, der se und je als solchen no) erwiesen nnd als den alleinigen Gott nun) neuerdings wieder sich bezeugt hat. Die dritte W. 12 u. is) endlich gilt den Freigeisierm welthe iiber den Eindruck des Werkes göttlither Gnade sich erhaben dünlien und von dem lebendigen Gott nichts mehr wissen mögen: sie haben, an seinem Wort irre geworden, die Hoffnung des Heils aufgegeben; aber siehe, es isi nun nahe herbeigetiommen nnd steht, so zu sagen, schon vor der Thier. Kost. 46, l. Der Bei [Babel’s HaUptgötzeJ ist gedenget [von einem vernichtenden Schlage getroffen, zufammengesunken], der Nebo [ein anderer Göhe des Landes] ist gefallen« [Kap. 21, 9], ihre Götzen [richtiger: ihre, dieser beiden Götzen Kunst- bilder] sind den Thieren sKameelen und Drome- daren] nnd Vieh [Rindern und Eselnj zu Theil worden [welche sie als eine Siegesbeute hinweg- schaffen sollen »in des Eroberers Heimathslands daß sie sieh mude tragen an eurer Last san der Last dieser Bilder," die ihr Babhlonier vordem viel in feierlicher Procession umhergetragen habt V. 7; Jerem. 10, 5]. «) Wie die babhlonischen Ei ennamen Beltsazar (Dan. l, 7; 5, 1), Undene-Haar, abopolåssatz Nebu- oadnezatz Nebusaradan (2.Kön. 20, 12 Anm.; 24, l; 25, 8) und vielleicht auch Abeddbsego (Dan. I, 7) beweisen, gehörten Bel und Nebo zu den Hauptgotti heiten der Chaldäerz neben dem ersteren scheint in Jerem. 50, 2 noch ein anderer Gott Merodach (vgl. den Königsnamen MerodaoIkBslucian in Jes. 39, 1) genannt zu sein, doch ist dies wohl nur eine andere Be- zeichnuug des Bei, die ihn als Schutzgott der Babylo- nier characterisirt, dage en wird in 2. Kön. 17, 30 noch Nergal (Nergel) erwä nt. Während nun Bei, den die Alten bald mit Saturn, bald mit Jupiter, bald mit Mars auf gleiche Linie stellen, die Babylonier aber als Sonnengott (Herrn des Himmels und des Lichts) ver- ehren, in dem berühmten Belustempel Birs-Nimrud: Dan. 4, 2 Anm.) eine goldene Bildsäule von 40 Fuß Höhe hatte, die 1000 Talente schwer gewesen sein soll, ist von Nebo (wohl einerlei mit dem Merkur der Römer) zur Zeit noch nicht bekannt, in welcher Art man ihn abbildete. —- MJ Die ungeheure Größe und Schwere des Belsbildes wurde schon in voriger Anmerkung er« wähnt; außerdem aber wog der sür den Gott aufge- stellte Mischbecher 1200 Talente. Den Besiegten raubte man gern ihre Götzenbildey theils wegen des Metalls und Kunstwerthes der letzteren, theils um den ersteren ihre Beschiitzer zu nehmen und sie für immer, wie man meinte, machtlos zu machen (1. Satn. 5, I fix; Jerem. 48, 7; 49, 3; Jes. 10, 10). Daß Cyrus später selber dem Bei zu Babel, sowie einem lebendigen Drachen ge- dient habe, wie die beiden, zu Dan- 6, 28 besprochenen - apokrhphifchen Stücke vorausse en, widerspritht durchaus dem nationalen und sittlichen harakter dieses Königs; denn die Perser waren Feinde des Btlderdienstes, und nach unserm Propheten, sowie nach der Darstellung der westlichen Schriftsteller war Cyrus ein durchaus edles Gemiith, von dem man wohl sagen kann, er war nicht ferne vom Reiche Gottes. 2. Ja, sie [eure Götter selber, als deren ganzes Sein und Wesen nur in dem Holz und Metall ihrer Bilder bestehtJ falleu nnd beugen sich allesammt, und können die sden Thieren und dem Vieh aUsgebiirdeteJ Last nicht lvegbritigen [daß sie ihre Bilder aus den Händen des Eroberers zu er- retten vermöchtenjz sondern ihre Seelen ennssen szugleich mit den Bildern] itks Gesangniß [in die Rumpelkammer der Sieger] gehen [weil eben Seele und Bild bei ihnen ein und dasselbe ist, sie keine andere Seele haben als das Bild]. Hiermit wird ohne Zweifel auf den Wahn der Hei« den angespielh welche von Götzenbildern (sjmu1acka) ihre Seelen (nukuina) unterschiedem und desto nach- drücklicher hervorgehoben, daß das Selbst oder die Per- sönlichkeit der heidnischen Götzen mit den Bildern ein und dasselbe sei und sie nichts seien als wesenlose Wesen, todte Bilder. 148 Jesaia 46, 3——13. 47, 1—3. Das 46.» Kapitel. rgoit ist seiner Kirche Schuh. Z. Hbtet sangeslchts dieser schmählichen Nie- derlage der babylonifchen Götter, mit denen ihre Verehrer vormals sich trugen, und die nun, ohne sich retten zu können, in das Gefängniß fortge- tragen werden] mir zu, ihr vom Hause Jalob sdem fiidlichen Reiche Juda], und alle Uebrigen vom Hause Israel sfoviel euer von den , in die afsyrische Gesangenfchaft geführten zehn Stämmen noch vorhanden sind], die ihr von mir im Leibe getragen werdet, nnd mir in der Mutter lieget [deren Leben ich ebenso hüte und auszngebären trachte, wie ein fchwangeres Weib feine Leibesbiirde mit aller Sorgfalt in Acht nimmt und unversehrt an’s Licht zu bringen oerlangt]. Das ist die liebliche Figur, daß er spricht, sie würden von ihm im Leibe getragen, als ein zartes Kind im Mutterleibe. Zum Ersten preiset uns Gott hiermit seine Neigung gegen die Mühseligen an, er sei kein Tvramy sondern eine Mutter, welche« große Sorge trägt, damit sie dem Kinde, so sie in ihrer Mutter trägt, nicht irgend ein Schaden thue. Zum Andern erinnert er uns, was wir sind und wie wir fein sollten, nämlich ein Kind, so in die Mutter eingeschlossen ist, welches nichts siehet, nichts empsindet, sich um nichts bekümmert, sondern alle Sorge kommt auf die Mutter an. Und obwohl das Behältniß enge ist, so ist es doch weich und wohl verwahrt. Also erinnert er uns, daß, wenn wir in Noth stecken, wir unsre Sorge fahren lassen sollen, damit wir nicht durch Empfindung der gegenwärtigen Uebel uns zu einem andern Gotte abwendig machen lassen. Ferner ist der Mutterleib Gottes das Wort der göttlichen Verheißung, in welchen wir getragen und gebildet werden: I. Cor. 4, 15. (Luther.) Die dieser Auslegung zu Grunde liegende Uebersetzung beruht auf der von der Vulgata angenommenen Deutung des im Grundtext beide Mal stehcnden Hat) in dem Sinne von sitgp (von mir); es ist jedoch dieses Wort die blos poetische Form für sp (von), und würde darnach zu übersetzen sein: die ihr (mir) aufgeladen seid von Mutterleibe an, (von mir) getragen wurdet vom Mutterschooße an. Dies bildet einen schla- genden Gegensatz zu dem, was in V. l u. 2 von den Götzen gesagt wurde: Babylon trug und pflegte feine Götter, aber umsonst, sie können setzt so wenig sich selber retten, als sie zuvor ihre Verehrer zu retten ver- mocht haben; Jsracl dagegen hat von der Zeit an, wo es, seit Abraham ein im Werden begriffenes Volk, aus Egypten ziehend, gleichsam an das Licht der Welt ge- boren ist, wie eine willig übernommene Bürde auf Je- hova gelegen, der es wie ein Wärter den Säugling (4. Mvf. 11, 12), wie ein Adler feine Jungen (5. M. 32, U) getragen. Wie er aber bisher in dieser Weise stch bkthätigt hat, so — das ist die Zufagc des folgen- den Verse-I —- will er auch in alle Zukunft bis auf die sväteften Zeiten des Volks nnd seiner Geschichte sich be- thätigetk 4. Ja, ich lvill swie ich vom Niutterfchoße an euch getragen] euch tragen bis in’s Alter nnd bis ihr gran werdet fbis in die fpätesie Zeit eures Daseins hinein] Ich will es thun swas ich bis- her fchon gethan], ich will heben sench auf meine Schultern nehmen] und tragen, nnd erretten [durch alle Nöthe und Gefahren sicher hindurch- bringen] Was vom Volke Gottes als Ganzem hier gesagt ist, gilt natürlich auch von jedem einzelnen Gliede des- selben in Beziehung aus sein eigenes, persönliches Leben. 5. Nach wem [also] bildet, nnd wem ver- gleicht ihr mich denn [könntet ihr mich bilden und vergleichenss Gegen wen messet ihr mich skönntet ihr mich messen], dem ich gleich sein solle [bin ich nicht vielmehr ein nnvergleichlicher Gott]? is. [Sehet dagegen, wie es den Heiden mit ihren Göttern gehet; was die für Kostenauflvand und fiir Mühe mit ihnen haben, und doch so gar keinen Gewinn von denfelbigen ernten l] Sie fchiitten das Gold ans dem Beutel, nnd wägen dar das Silber mit der Wage, nnd lohnen den: Goldfchmied [dingen ihn], daß er einen Gott draus [aus dem ausgefchütteten Gold und dargewogenen Silber, diesen todten Metallen, von denen doch anderes zu ganz anderen Zwecken verwendet wird Kap. 44, 9 ff.] mache, vor dem sie tniecn und aubeten [wollen, wenn er nun fertig ists. 7. Sie heben ihn [wenn er dann wirklich fertig ist] ans die Achfel, nnd tragen ihn swetl er ja nicht selber gehen kann], und sehen ihn an seine Stätte [wo er stehen soll, denn er kann auch nicht felbst über sich verfiigen]. Da stehet et san- genietet fest], und kommt von seinem Ort nicht fes sei denn, daß man erst wo anders hin ihn schafft] Schreiet einer sin feiner Noth] zn ihm [um Hilfe], so antwortet er nicht, nnd hilft ihm nicht aus seiner Noth [er ist eben nichts als eine todte Puppe Pf. 115, 4 fs.]. 8. Au solches [die in V. 6 f. so klar er- wiesene Richtigkeit und Nutzlosigkeit der heidnifchen Götter] gedenket doch [ihr vom Hause Jakob und alle Uebrigen vom Haufe Jsrael], nnd seid feste [1. Cor. 16, 13., »daß euch der Wirbelwind der Abgötterei nicht aufs Neue utnsioße«]; ihr Ueber- treter [insonderheit, die ihr bereits ansangt, dem Heidenthum euch znzuneigens gebet in euer Her [und besrnnet euch eines Befferens - 9. Gedenket sum zu erkennen, für wen ihr euch mit eurem Glauben zn entscheiden habt] des Vorigen von Alters her sder ganzen so glorreichen Geschichte eures Volks von den frühesten Zeiten an]; denn ssie ist eine fortlaufende Reihe von laut redenden Zeugnisfen dafür-J ieh bin Gott, und keiner mehr [Kav. 45, 5. 21], ein Gott, desgleichen nirgend ist fals der ich alle ehrfurchn erweckende göttliche Ptajestät in mir vereinige]; 10. Der ich verkünbige zuvor, was hernach kommen soll sden Ausgang, den eine neue Ge- schichtswendung nehmen wird, gleich bei ihrem Anfange voraussageL und [verkündige] vorhin, ehe denn es geschieht snoch nicht geschehene Dinge lange vorher, wo sie noch ganz außerhalb des Bereichs menschlicher Berechnung liegen, kund thue Kap. 41, 22. 26], uud sage [dabei zugleich]: Mein Anschlag bestehn, und ich thue alles, was mit gefällt [so gewiß bin ich mir meiner Sache —- die Möglichkeit, daß es auch anders kommen könne, als ich vorausgesagh ist, wenn ich einmal etwas zuvor verkündigt habe, schlechthin ausge- schlossen]. . U. Jch rufe [dies die Sache, um die es hier sich handelt] einem Vogel [genauer: Stoß- v ogel oder Adler] vom Ausgang [Kap. 41, 2. 25], und einem [in Kap. 44, 28 bereits mit Namen bezeichneten, so eben unter dem Gleichniß eines Adlers dargestelltenj Mann, der meinen Anschlag thue, ans fernem Lande [dem nördlicher als Persien gelegenen Medien Kuh. 41, 25; Is- 5]. Was ich [nun in Beziehung auf diesen] sage, das lasse ich ssicher nnd ohne daß es irgendwie gehindert oder rückgängig gemacht werden könnte, auch] kommen; was ich denke [in ihm beschlossen habe, nämlich Babels Sturz und Jsraels Befreiung Kuh. 44, 26 f.], das ihn ich auch. Bei der Vergleichung des Cyrus mit einem Adler erinnere man fich daran, daß nach Zeit. Oyr0p. vIl., 1, 4 das Feldzeichen dieses Königs hernach wirilich aus einem goldenen Adler, mit ausgebreitetcn Flügeln auf Stan en getragen, ähnlich wie die Adler der Römer und onaparte’s, bestand. Das 47. Kapitel. Zerstörung des tyrannisohen Pudels. 12. Hbrei [unter denen vom Hause Jakob und unter allen Uebrigen vom Hause Jsrael B. 3 weiter auch ihr] mir zu, ihr von stolzen: Herzen [ihr stagken Geister, wofür ihr ench haltet] , die ihr [in eurer vermeintlichen Erhabenheit über den religiösen Volksglanben] ferne seid von der Ge- rechtigkeit [von dem HErrn, eurem Gott, und der Erfüllung seiner Verheißung in Betreff der Wie- derherstellung der Theokratie nichts wissen wollt Kap. 57, 3 ff.; 65, 11 f.]. 13. [Was ich eurem Jndifferentismus oder Kaltsinn gegenüber mit dem in V. l f. gemeldeten Ereigniß zu erkennen gebe, isi dies:] Ja) habe meine Gerechtigkeit [insofern sie einmal gegebene Zusagen auch treulich erfüllt] nahe gebracht [so daß mein Gnadenwille in Beziehung auf Jsraels Wiederherstellung nun in Vollzug treten soll], sie ist nicht ferne [mehr, wie sie allerdings seither ferne zu sein schien], nnd mein Heil sdas die Zu- sagen in Ausstchl gestellt haben] säumt sich nicht [sondern wird jetzt schnell und mit Einem Mal sich entfalten]; denn ich tvill zu Zion das Hei! Siebente Rede: Der Sturz der Götter Babels. 149 geben [daß Jsrael dort wieder den Mittelpunkt seines Volkslebens haben soll], und in Jsrael meine Herrlichkeit [daß das Volk wieder in dem Schmucke prangen wird, den ich durch meine Er: wählung ihm gegeben habe Kap. 44, 26 u. 28]. VIII— v. l-—15. blau) den Göttern Bat-ers ttomml die Reihe der Gerichtsoerlinndignng nun an Babel selber: sie, diese stolze Herrin, wird eine dienende Magd, ent- blößt nnd gesihändet ncn ihrer tllntiarmherziglkeit gegen Israel nnd ihrer Setbltoergötternng willen, und alleihrr Stcrnleäufle nnd Zanberelen werden gegen das, was iiber sie beschlossen, nlchts ansrichlenz in jäher Flncht sliebt alles bei dem Brandt, der die Stadt ergreift, ausein- ander, daß Habe! nun) unter seinen ,,liandthierern«. deren es bisher so viele in diesem »Krämerlande« Hirsch. 17, et) gegeben hat, keinen Helfer findet. Kuh. 47,1. Hernnter [so lautet des HErrn Strafsenteiiz über die Stadt Babel selber, herunter von dem hohen und prächtigen Throne, auf wel- chem du gegenwärtig als Herrscherin über die Völker sitzest], Jungfrau [insofern du bis jetzt von niemand bezwungen werden konntest Kap. 23, 12], du Tochter Babel, seße dich in den Staub, sehe dich auf die Erde [als an den nunmehr dir gebühren- den Platziz denn die Tochter der Chaldäer [die stolze, von den Chaldäern gegründete Feste, worauf diese sich so viel einbildeten Kap. is, 19] hat keinen [Herrscher-] Stuhl mehr [sondern ist zur dienenden Sklavin erniedrigt]. Man tvikd dich nicht mehr [wie bisher geschehen, wenn man mit neidischer Bewunderung das Leben, das die Leute in dir führen konnten, betrachtete] nennen: Du Zatie und Lüstlin [die da über jede Plage des gemeinen Lebens hoch erhaben ist und in vollem Genuß aller Erdenherrlichkeit schwelgen kann 5.Mos. 28, setz. Z. Nimm [fortan, die bisherige Freiheit von aller Anstrengung gegen desto schivereren Mägde- dienst eintauschend] die Mühle [2. Mos IS, 24 Anm.], nnd Mahle sfür die, auf welche du sonst verächtlich herabgesehen] Mehl; flicht deine Zbpfe auf [nach anderer Uebersetzung: schlage deinen Schleier zurück, da es für dich mit dem Stande einer vornehmen Dame nun ein Ende hat], ent- blbße den Fuß [durch Ablegung des langen Schlep- penkleides], entdecle den Schenkel [dnrch Anlegung eines kurzen Schurzkleides, wie Sklavinnen es tragen], wate [am ganzen Leibe entblößt] durch’s Wasser [der Ströme, über die hinweg dein Weg in die Gefangenschaft geht], s. Daß deine Scham auffiel-eilt, und deine Schattde gesehen ivetde szur gerechten Vergeltung für die schamlose Hurerei, die du vormals im Dienst deiner Göttin Mylita getrieben hast 2. Kön. 23, 7 Anm.] Jch [der HErr, der solches Ge- schick über dich verhängt] will [damit] mich rächen [an dir wegen all’ des Bösen, das du wider mich 150 gethan hast], nnd soll mir kein Mensch abbitten sdaß es nicht also käme, wie hier gesagt worden]. 4. lSolches thut —- so ruft hier die Ge- meinde des HErrm indem sie seine Strafsenienz über Babel hört und wohl versieht, wie um ihret- willen, zu ihrer Verherrlichung und Erlösung sie ergeht, in freudig erhabenem Selbstbewußtsein aus —- Er:] Unser Erlöser [Kap. 41, 14], welcher heißt der HErt Zebaoth [als welcher er kann, was er will], der Heilige in Jsrael [als welcher er auch will, um was es sich nun handelt, nämlich sein Volk erlösen und verherrlichen]. »Cyrus ließ den Besiegten in Babylon alle Waffen absordern, gebot ihnen das Land zu bauen, Steuern zu zahlen und denen zu dienen, denen ein jeglicher als Leib- eigener gegeben wurde« 5. Seht dich lsv lautet hierauf des HErrn Strafsentenz über Babel weiter] in das Stille- gehe in’s Finstetniß [als Eine, die wegen der über sie gekommenen Schmach und Schande sich oor niemand mehr kann sehen lassen], dn Tochter der Chaldcler [V. 1]; denn du sollst nicht mehr [wie man jeht dich nennt] heißen: Frau über König- reiche [eine Kaiserin Kap. is, 19]. s. Denn da ich über mein Volk sseiner Sünde der Abgötterei wegen] zornig war nnd entweihete sdies Volk] mein Erbe [dazu ich mirs aus allen Völkern der Erde erwählt hatte I. Kön. 8, 51., indem ich es zu seiner Strafe in profanc, heidnische Hände dahingehen wollte], übergab ich sie in deine Hand kdu Tochter der Chacdäer]; aber du beweisetest ihnen keine Barmherzigkeit [daß du nur soweit sie gezüchtigt hättest, als mein Auftrag ging, sondern gingst in deiner grausamen Härte weit über das Maß meines Zornes hin- aus]- anch slber die Alten sdie von wegen ihrer Schwäche und Hinfälligkeit doch gewiß eine Scho- jnung verdient hätten] machtest dn dein Ioch allzu Wcc, ch 7. Und dachtest [bei dir, als du so nach meinem, deines Vollmachtgebers Willen gar nicht fkugest]: Jch bin eine Königin ewiglich [mit der es nimmermehr zum Sturze kommen kann] Du hast solches swie es nach dem oben Gesagten mit dir kommen wird V. 1—3 u. b] bisher noch nicht zu Herzen gefasset, noch dran gedacht, wie es mit ihnen [den Kindern Israel, die jetzt in deine Gewalt dahin gegeben sind V. 6] hernach werden sollte snämlich daß sie, ans dem Gericht zuletzt erlöset, zu desto größerer Herrlichkeit von mir hindurchgeführt werden sollten V. 4]. Die also, das lernen wir aus V. 6, erwerben sich bei Gott nicht Dank, sondern nur Rache, welche Ge- fallene, zu deren Strasruthen ste bestimmt sind, unbarm- herzig behandeln. Was werden da jene Richter ernten, welche fich die grausamsien Marterwerkzeuge für die von ihnen Verurtheilten ersannen, und was jene Fanatikey welche sich durch unbarmherzige Qualen der Ketzer einen Lohn bei Gott zu verdienen hofsten! — Die Strasrede Jesaia 47, 4 -—15. 48, 1-—-3. eschiehei, ehe Babcl noch seine Grausamkeiten an srael begeht: klingt sie da nicht wie eine väterliche Bitte Gottes für sein Volk, das er in die Hände der Chaldäer dahinzugeben beschlossen hat? 8. So höre nun dies, die du in Wollust lebest [V. I] nnd so sicher siszest [V. 7], nnd sprichst in deinem [selbstvermessenen, gottlosen] Herzen: Ich biu’s, und keine mehrzr ich werde keine Wittwe werden sdaß die jetzt mir unterwor- fenen Völker mit ihren Fürsten mir jemals sollten verloren gehen Ossenb. 18, 7 ff.], noch unfrucht- bar sein sdaß Krieg und Gefangenschaft mich jemals meiner Bevölkerung döllig berauben könnten] «) Diese Form, in welcher Babeks Selbstvermessens heit sich ausspricht, lautet im Vergleich mit ähnlichen Selbstzeugnissen Jehovcks (Kap.45, 5 f.; 18, W; 46,9) wie Selbstvergötterungz ebenso spricht Ninive bei Ze- phanja is. 32, 15), und Martia! (ein unter den Kaisern Domitian, Nerva und Trajan lebender Epigrammens dichter) schreibt: terrarum des« gentiumque Roma, cui par est nihjl et; njhil secundum (Rom, die Göttin der Länder und Völker, der nichts ist gleich und kein zweites neben ihr). I. Aber es werden dir solche [Strafverhäng- nisse] alle beide kommen plbhlich sganz unversehens, während du noch, von deiner Herrlichkeit umfan- gen, an nichts weniger als daran denkst] auf Einen Tag, daß du Wittwe und uufrn(htbar seiest; ja bollkömmlich [in vollstem Maße] werden sie über dich kommen, um der Menge willen deiner Zaube- rer, nnd unt der Beschwdrer willeu, deren ein großer Haufe bei dir ist [Dan. L, 2 Anm.]. « Richtiger dürfte der zweite Theil des Verses so auf- zufassen sein: trotz der Menge deiner Zaubereiem trotz der gewaltig hohen Zahl deiner Be- schwörungen swomit du glaubst den Gang der Dinge nach deinem Willen lenken und selbst die Macht der Götter binden zu können) 10. Denn dn hast dich auf deine Bosheit verlassen, da du dachtest: Man siehet mich nicht [,,es giebt keinen Gott, der mich sähe nnd in seiner Gewalt hätte ,« und nun durch Thrannei und List einen ewigen Bestand dir zu sichern suchtestjz deine Weisheit nnd Kunst [in allerlei Veschwörringew womit du glaubtest im Stande zu sein, jegliches Unheil mit Leichtigkeit von dir fern zu halten] hat dich gestürzt [zu einem Thun und Treiben verleitet, das in’s Verderben stürzt]; nnd sprichst snun in Vergötterung deiner selbst] in deinem Herzen: Jch bin-s, und sonst keine [V. 8]. 11. Datum [damit solcher Uebermuth, wo- mit du dich dem Unvergleichlichen gleich gestellt Kap. 46, 9., seine gerechte Strafe sindej wird über dich ein Unglück kommen, das du [bei allen deinen WahrsagereikünsteUJ nicht lveißesd wann es daher bricht; und wird ein Unsall ans dich fallen, den dn nicht sühnen [mit allen deinen Beschwö- rungskiinsten nicht abwenden] kannst; denn es wird , g Reden» Idee» Sturz der Weltstadt Babel selber. 151 plötzlich ein Getümmel sdes Untergangs] über dich kommen, deß du strotz aller Sterndeuterei und Zeichensehereij dich nicht vetsiehest 12. So tritt nun [wenn es denn da ist, wovon ich eben geredet habe] auf mit deinen Be- schwöreru und mit der Menge deiner sauberen unter welchen dn dich von deiner Jugend auf sseit du als Herrscherreich besiehestJ bcmühet hast sihre Künste zu pflegen und auszubilden]: ob du dir lmitHilfe dieser ihrer Künste] möchtest rathen, ob du möchtest dich [damit] stärken sstark genug erweisen, dem Unglück und Unfall und Getümmel Trotz bieten zu können] l3. Denn du [selber für dein Theil, was eigene Weisheit zur Abwehr der Noth zu erstnnen vermag] bist müde vor der Menge deiner An- schläge [weil keiner verfängt]. Laß [darum, wie in V. 12 gesagt] hertreteu, und dir helfen die Wieister des Himmeislanfs [die den Himmel zum Behuf ihrer Beobachtungen iii verschiedene Felder zer- legen Matth. 2, 1 f. Blum. 3] und die« Stern- gucker, die nach den Monden rechnen sbeim Be- ginn jedes neuen Monats nach ihren Forschungen kund thuuL was sim Laufe des Monats] über dich kommen werde. 14. Siehe, sie svermögen sowenig etwas zu deiner Rettung zu thun, daß sie im Gegentheil für sich selber so wehrlos dem Verderben preis- gegeben] sind wie Stoppelu, die das Feuer ver- brenuetz ste lbnnen smit aller ihrer Weisheit und Kunst] ihr [eigenes] Leben nicht [einmal] erretten vor der Flamme [des Strafgerichts, das da her- einbrechen wird]; denn .es wird nicht eine Gluth sein, dabei man sich warme, oder ein Feuer, da man um sitzen möge [kein trauliches Kohlen: oder Kaminfeuer Kap. 44, 16., sondern ein bis auf den Grund verzehrendes Feuer und eine ewige Gluth Kap. 33, 14]. is. Also srathlos für dich und hilflos für sich selber] sind sie, unter welchen du dich beiniihet [deine Weisen V. 12., auf deren Pflege du, um zur Zeit der Noth einen Nutzen von ihrer Kunst zu haben, soviel Mühe verwendet] hast, [und was] deine Handthiercr von deiner Jugend auf [betrifft, die Kauf- und Geschäftsleute andrer Nationen, die in Handelsverkehr mit dir gestan- den und ihres Vortheils wegen in deiner Mitte sich niedergelassen haben], ein jeglicher svon denen] wird [beim Ausbruch des über dich kommenden Gerichtsfeuers] seines Ganges hie- und daher gehen snur auf die eigene Rettung bedacht], und hast [auch unter ihnen] keinen Helfer. Das ist eine besondere Gewohnheit des Teufels und seiner Werkzeuge, daß sie den Menschen durch Verhei- ßung aller erwünschten Hilfe und Gliickseligkeit in ihr Netz verwickeln; wenn sie aber mit Stricken des Ver- derbens gesesselt sind, so gehen sie davon und lassen sie im Verderben liegen: Matth 27, 5. (Starke.) Das 48. Kapitel. Des Volks Sünde wird gestraft, egottes Ehre gepriesen. IX« b. l—22. In dieser letzten Rede der ernen Gruppe, wo es nun zum Jlhsctilnß des bisher behandelt-u Themas und des, dieses ganze Dritthetl bewegenden Gegensatzes (s. Eint. zu san. 41) kommt, wendet sich der Hoirr aa sein voll: im Exil, das großer rlameu no) ruhmt, daher es entsprungen, und einer heiligen Stadt, dahin es gehört, auch mit drm Zrlieuutiiiß der Eippeu sich zu ihm hält, obwohl das Her; noch nicht in der ruhten Weise zu ihm steht, und verwahrt sieh dagegen, daß Israel nicht, wenn nun das, was von der bevor- stehenden Zuliunst er ihm hat ver-kündigen lassen, sich ersäuf, es seinen Götzen zuschreibt oder als ein natürliches, selbstoersläiidlirhes Ereigniß auffasst, vielmehr soll Israel seine Güte und Eaiigmuth ernennen und die Hetlsgedanleen verfleheitz deren Verwirklichung er mittelst der Erlösung durch Cyrus anbahnt. Indem die Vermahnung in diese Verwtrliliihung selber schon hiuetugreist nnd aus einmal den, dnrkh welchen sie geschieht, den Sohn des Vaters, redend einführt, ladet sie in gar locncuder weise zur Grgreifnng des Heiles in Christo Jesu ein und schließt dielgottlosen und widerstreitenden Herzeniu Guiiglteit vom Hei r ans. 1. Hbret das [was ich, der HErr, auf Grund des im vorigen Kapitel Gesagten zu eurer Beherzigung nun weiter sagen werde], ihr vom Hause Jakob sihr Exulanten des vormaligen süd- lichen Reiches Kap. 46, 3], die ihr heißet mit Namen Israel, und ans dem Wasser Juda ge- flossen seid [auf der einen Seite an dem Ehren- namen ,,Jsrael« so gut Theil habt, wie die ehe- maligen Glieder des nördlichen Reichs, die diesen Namen für sich allein in Anspruch nehmen woll- ten, auf der andern Seite aber vor ihnen vor- aushabt, daß ihr zugleich der besonderen Verhei- ßungslinie in Jsrael l. Mos. 49 , 8 ff. als der Quelle eures Ursprungs Pf. 68, 27 angehörtjz die ihr [auch, was das äußerliche Religions- bekenntniß betrifft] schwbret bei dem Namen des HErrn [5. Mos. 10, 20 Anm.] und gedeutet des Gottes in Israel [als den einigen Helfer ihn preisend Pf. 20, 8], aber [freilich] nicht in der Wahrheit noch Gerechtigkeit lfo daß dem Bekenn- niß der Lippen auch die innere Gesinnung des Herzens und die gesammte Handlungsweise ent- spräche Sach. S, 8]. 2. Denn sie nennen sieh sLeutej aus der heiligen Stadt lJetulalsm Ksps 52- I» und sollten darum auch selber heilige Leute sein]; und trotzen aus den Gott Israel, der da heißt der HEcr Zehaoth [auf ihn, als ihren allmächtigen Helfer sich verlassend, und sollten darum billig auch so sich verhalten, daß er wirklich mit feiner allmächtigen Hilfe sich an ihnen verherrlichen kann, was beides leider noch wenig der Fall ist]. s. [Doch, wie der zweite Umstand für mich l52 Beweggrund ist zu reden und meiner Rede ihren Inhalt an die Hand giebt, so ergiebt das Erste, daß du wenigstens äußerlich dich zu mir hältst, mein Volk, für dich die Pflicht, mich mit dem, was ich sage, zu hören —- und nun ist es das, was ich zu sagen habe :] Jch hab’s [zu der Zeit, in welcher die vorliegende Rede geschiehet, um mehr als 170 Jahre] zuvor [ehe es eintritt] ver- iåndigeh dies Zukünftige [nämlich die durch den Sturz Babels sich vorbereitende Erlösung Jsraels aus seiner Gesangenschaft]; aus meinem Munde ist’s [als göttliche Weissagungj kommen, und ich hab’ es [durch meinen Propheten] lassen sagen; ich thu es anch [wenn nnn der Erfüllungstermin da ist] plötzliclz daß es [genau so] kommt swie es geweissagt worden] 4. [Mit solcher Vorherverkündigung aber habe ich mein Absehen daraus gerichtet, dich, mein Volk, von deinem abgöttischen Wesen zum leben: digen Glauben an mich, den einigen wahren Gott, zu bekehren.] Denn ich weiß, daß du hart bist [von Herzen Hesek. 2, 4; S, 7]; und dein Nacken ist eine eiserne Ader [s. v. a. Sehne Hiob 10, 11], und deine Stirn ist ehern sso daß das über dich kommende Strafgericht der babhlonischen Gefan- genschaft selber für sich allein dich noch nicht zu solchem Glauben zu bringen vermag Jerem. Z, 3]. 5. Jch habe dir’s Verkündigt zuvor, und habe dir-s lassen sagen, ehe denn es Nunmehr, mit dem Auftreten des Cyrus] kommen ist; auf daß du sieht, wo es nun geschiehtJ nicht sagen Mögest: Mein Götze thut’s, und mein Bild und Gbtze hat’s befohlen-fes also kommen lassen, denn bis in das Exil hinein wird die Hinneigung zu allen Greueln der Abgötterei euch anhängen Hesek 20, 30 ss.]. s. Solches alles swas laut Kap. 26 u. 27 an Babel und seinen Göttern geschehen soll] hörest du [schon jetzt, wo bis dahin noch ein Zeitraum von beinahe 170 Jahren verlaufen wird] und siehest es [nunmehr, nach Ablauf dieses Zeitraums, auf einmal erfüllt], und hasks doch nicht verkimdiget [besser: und ihr —- werdet ihr’s nicht ver- kündigen, nicht riihmcnd eingestehen müssen, daß alles nur so gekommen, wie ich es hatte vor- aussagen lassen, und damit endlich anerkennen, daß ich der einige, wahre Gott bin? Kap. 43, 10; 44, 8]. Denn ich habe dir zuvor Neues [eben dies Zukünftige, von dem in V. 3 die Rede, das aber nicht blos ein Zukiinftiges, sondern zugleich ein Neues insofern ist, als es aus den vorhande- nen Zeitumständen sich keineswegs wie von selbst entwickelt, vielmehr als etwas Außerordentliches Unvorbereitetes in die Geschichte eintritt] sagen lassen, und Verborgenes [für menschliche Combi- nation oder Berechnung schlechthin Unerreichbares], das du nicht wußtest sund im Geringsien nicht ahnen konntest] Jesaia 48, 4-—17. 7. Nun aber isrs geschaffen und nicht dazu- mal [richtiger: nicht vorlängst — als ein völlig Neues, das nicht schon lange im Werden begriffen war, tritrs ein], und hast nicht einen Tag zuvor davon gehöret [auch als ein völlig Verborgenes, daraus ein Mensch nicht einmal einen Tag zuvor mit seinen Gedanken und Vernunstschlüssen ver- fallen wäre, begiebt es sich — beides darum], auf daß du nicht [wenn es nun eintritt und sich begiebt] sagen Mögest: Siehe, das wußte ich wohl sich ahnete schon und konnte von mir selber er- warten, daß es so kommen würde]. 8.· Denn du hbretest es nicht sanders woher, weder von deinen eigenen salschen Propheten, noch von den Wahrsagern und Zeichendeutern der Babylonien weil beide auch nicht ein Wort davon haben fallen kaiserl, und wnßtest es auch nicht [aus eigener Berechnung und Schlußfolgerung] nnd dein Ohr war dazumal sals durch meine Propheten ich es verkündigen ließ] nicht geöffnet sdaß du von der prophetischen Weissagung her ein Wissen um dies Zukünftige, Neue dir bewahrt hättest]; ich aber wußte wohl, daß du verachten würdest sund gar keiner Berücksichtigung werth halten, was ich durch die Propheten dir sagen ließe], und von Mutterleibe an [gleichwie dein Stammvater Jakob an seinem Theil ein Unter- treter l. Mos. 25, 26; 27, 36., so für dein Theil] ein Uebertreter [Ps. 95, 10 f.] genannt bist sdarum konnte ich, ohne dem Zukünftigem Neuen etwas von seinem Character als eines auch Verborgenen V. 6 zu benehmen, es längst zuvor verkündigen lassen]. 9. Datum [wenn ich trotz solchen, deines treulosen und zum Abfall geneigten Wesens über- haupt eine Zukunft zu verkündigen habe, die eine Erlösung aus deinem Strafzusiande dir in Aus- sicht stellt V. Z] bin ich um meines Namens willen geduldig sdaß ich meinen Zorn nicht schon jetzt im vollen Maße lasse über dich losbrechen] , und um meines Ruhmes willen sdamit der ganze Heils- plan, auf welchen hin dein ganzes Bestehen an- gelegt ist, auch zur Durchführung komme] will ich mich dir zu gut [des vollen Gebrauchs meines Strafrechts gegen dich] enthalten, daß du [wie allerdings sonst geschehen würde] nicht ausgekottet werden. 10. Siehe, ich will sstatt auszurotten] dich läutern, aber nicht wie Silber sbei dem es nur auf eine Ausscheidung der unedlen Bestandtheile von dem schon vorhandenen guten Metall an- kommt]; sondern ich will dich auserwählt machen [aus einem durch und durch unedlen Erz, da du ja von Mutterleibe an ein Uebertreter genannt bist, erst zu einem lauterm, köstlichen Metall um- schmelzenj irn Ofen des Elendes. 11. Um meinet willen, ja um meinet willen Neunte Rede: Die Erlösung aus-Verlies. will iclns ihm: [so schonend und nicht zum Ver- derben, sondern zur Besserung mit dir verfahren], daß ich nicht svon den Heiden] gelästert werde [als stiinde es um meine Gottheit nicht anders, als um die ihrer Götzen]; denn ich will meine Ehre keinem andern [Kap. 42, s] lassen kvielmehr als der allein wahre Gott zuletzt überall auf Erden anerkannt und gepriesen sein]. Gleichwie die sämmtlichen Kapitel unsers Trostbuchs (s. Eint. zu Katz. 40) drei, in je dreimal dreiReden geschiedene Gruppen enthalten, so siellt auch der, aus den vorliegenden 9 Versen (V. 3—11) bestehende Ab- schnitt als ein ähnliches Ganze sich dar; denn dieser Abschnitt enthält 3 von einander gesonderte, aber unter sich verbundene Sätze von je drei Versen (V. 3—5; 6—8; 9—11). Man beachie, wie V. 3 dem 5. V., V. 6 dem 8. V. und V. 9 dem 11. V· in Gedanken und Ausdruck entspricht, wie ferner der Schlußvers des ersten Satzes (V. 5) in den Mittelvers des zweiten (V. 7) hinlibergreist (,,auf daß du nicht sagen mögest«), und wiederum eben dieser Mittelvers des zweiten Satzes (»Siehe«) in den Mittelvers des dritten (V. 10), end- lich, wie der erste Satz in V. 5 mit dem dritten Satz in V. 11 durch den Gcgensatz: »Mein Götze thut’s« und »ich will’s thun« verbunden ist· 12. Höre [um hier auf die Ermahnung in V. l zurückzukommen] tnir zu, Jakob, und du, Israel, mein Bernfenet [den ich zu meinem Knecht mir erwählet habe Kap. 41, 9]: Jch bin’s [genauer: Jch bin Er, der Gott, der allein die- sen Namen verdient 5. Mos. 32, 39], Jch bin der Erste, dazu auch der Letzte [Kap. 41, 4 Anm.1. 13. Meine Hand bat den Erdboden gegrün- det, nnd meine rechte Hand hat den Himmel um- spannet [richtiger: ausgespannt Kap. 42, b; 44, 24]; was ich rufe [in’s Dasein rufen wollte], das sieht alles da [Ps. 33, 9]. 14. Satntnelt ench alle [die ihr zu meinem Volke V. 12 gehöret], und hhret [auf meine Frage]: Wer ist unter diesen [den Göttern der HeidenL der solches [wie ich in Beziehung auf Kores verkündigt habe] vertündigen kann [Kap. 43, Ist? Der HErr liebt ihn [eben diesen Kores, der meiner Wassagung gemäß einmal erscheinen wird Kein. 45, 3J; darum wird er seinen sdes HErrUJ Willen an Bahn, nnd seinen sdes HErrnJ Arm an den Chaldäetn beweisen [in Vollsireckung des von dem HErrn ihm aufgetragenen Straf: gerichtss 15. Ich« ja ish half es gesagt fnicht aber einer von den heidnischen Göttern, was von Kores gesagt worden istJ- ich hab’ ihm gerufen sdaß er von Aufgang her und aus fernen Landen kom- men soll Kap.46,11]; ich will ihn auch szu der von mir bestimmten Zeit] kommen lassen, und sein Weg soll ihn! [durch meinen allmächtigen Beistand] gelingen. Its. Tretet her zn mir [ihr Angehörigen meines VvlksL nnd höre! dies [was ich weiter von mir zu bezeugen habe]: ich hab’s nicht im Verborgenen zuvor geredet [besser: nicht hab« ich von Anbeginn im Verborgenen gere- det, sondern je und je mich deutlich genug euch offenbar: Kap. 45, 19J. Von der Zeit an, da es geredet wird [richtiger: da nun diejenige Offenbarung, um die es hier sich handelt, nämlich das Auftreten des Kores, zu einer geschichtlichen Thatsache wird], bin ich da [wirksam dabei ge- genwärtig Spriichm 8, 27., um das, was im Schwange geht, so zu ordnen und zu wenden, daß es schließlich in eure Erlösung ausgeht]; nnd nnn swenn die Stunde der Erlösung, und zwar eurer letzten, völligen Erlösung, von der die durch Cyrus nur ein fchwaches Vorbild ist, herbeige- kommen] sendet mich [so greift hier der, der dann der Erlöser sein wird, in die Rede Gottes ein] der HErr Höhe, und sein Geist [mein Werk in noch viel tieferem Sinne, als das des Cyrus, mitthätig begleitend, wie es denn auch nicht mit Gewalt sleischlicher Waffen, sondern allein durch die Kraft dieses Geistes Gottes zu Stande kom- men soll Kap. 42, 1 ff.; Sach. 4, 6]. Und nun sendet mich der HErr HErr, und sein Geist: wer sagt dies? wer redet hier? Weder Kores, noch der Propbet kann es sein, sondern nur der HErr, der in diesem ganzen Abschnitte, und insbesondere auch von V. 12 an gesprochen. Aber wie kann der HErr sagen, daß ihn der HErr und sein Geist sendet? Kann der HEry der Schöpfer, der Erste und Letzte, der den Kores gerufen, auch selbst vom HErrn und feinem Geiste gesendet, also Herr und Knecht in Einer Person sein? Wir können nur antworten: Ja! Der ächte Knecht Gottes, der hier wie in prophetischen Träumen von sich und seiner Zukunft durch Jesaia redet, ist wirklich der HErr selbst, der Heilige in Israel, aber der HErr in einer zweiten Person, der HErr in Knechtsgestalh der von seiner Sendung, von seiner Menschwerdung redet, von dem Nun, das in der ge- schichtlichen Offenbarung soviel später eintritt. Es ist wunderbar, aber es ist allein dem Wortlaut angemessen; es ist wunderbar, aber macht allein alles Folgende ver- ständlich. (Schtnieder.) Hier, wo in Kap. 49, I ff. die Rede desjenigen Knechtes Jehovcks von stch selbst folgt, welcher sich als Wiederhersteller Jsraels und Licht der Heiden giebt und also weder Israel als Volk noch der Verfasser dieser Reden sein kann, liegt nichts näher, als daß obige Worte ein Präludium der in Kap. 49 ein- tretenden Rede des Einen einzigartigen Knechtes Jehovcrs von sich selbst seien: nur so erklärt sich die nur noch mit Sach. 2, 12 ff.; 4, 9 (wo der Redcnde gleichfalls nicht der Propbet, sondern ein über diesen erhabener göttlicher Bote ist) vergleichbare, überraschend mysieriöse Art und Weise, in welcher hier die Rede Jehovad in die seines Gesandten umschlägtz nur so das »und nun-«, welches sagen will, daß Jehova, nachdem er die Erlö- sung Jsraels durch weissagungsgemäße Herbeisiihrung des Cyrus und seines Waffenglücks angebahnt hat, ihn, den hier iliedendem gesandt hat, um die angebahnte Er- lösung mittlertsch zu bewerkstelligem (Deliizsch».) « 17. So spricht der HEry dein Erloser, der Heilige in Israel [weiter zu dir, o Israel; denn wie du an dem in Wort und That vorbereiteten Werk deiner Erlösung seine Unvcrgleichlichkeit erkennen sollst, so hängt auch von der Stellung, 154 Jesaia 48, 18—22. 49, 1—7. die du hinfort zu feinem Wort und Gebot ein- nehmen wirst, deine Zukunft ab]: Jch bin der HEUJ dein Gott, der [als dein allein berechtigter und auch allein rechter Lehrer] dich lehret, was niitzlich lNutzen oder Heil zu schaffen im Stande] ist, nnd sals dein allein berechtigter und auch allein rechter Führer] leite [ich] dich auf dem Wege, den du gehest szu gehen hast, um zum Heil zu ge- langen Kap. 42, 16]. 18. O, daß du [statt wie bisher mein Wort zu verachten und als einen Uebertreter von Mut- terleibe an V. 8 dich zu beweisen, nun forthins auf meine Gebote meritest sin gläubiger Annahme dessen, was ich zu deinem Heil dir darbiete]; so würde skraft der Erlösung V. 161 dein Friede sein lvie ein Wassersttom [so reichlich über dich kom- mend, daß du gleichsam darin baden würdest], und deine Gerechtigkeit wie Meereswellen ses würde über dich, das ietzt so sündige Volk, eine Gerechtigkeit kommen, die über und über dich be- deckt und all dein Wesen durchdringt und be- herrscht Kap. 11, 9; 66, 12]; 19. Und dein Same sindem nun die dem Abraham in 1. äNof. 22, 17 gegebene Verheißung zu ihrer rechten, vollen Verwirklichung käme] würde sein [so unzählbars wie Sand, und das Gelvcichse deines Leibes [so unermeßlich viel] wie desselbigen Kies snsie des Sandes einzelne Körn- lein; und dieser dein so unzählbarer Same und dies so unermeßlich viele Gewächs deines Leibes würde zugleich ein solcher Same und ein solches Gewächs sein], deß Name nicht würde ausge- rottet noch vetiilget vor mir salso ein in alle Ewigkeit hin bestehendes, unvergängliches Volks. 20. Gebet aus Von Babel sdem Lande der Knechtschaft nnd des Verderbens Jerem. 51, S. 45: so wird ein Freudenruf einst plötzlich erschal- len an alle, die in Glaubensgehorsam mir zuge- than sind V. 18]i, fliehetsmachet in Fluchteile euch weg 2. Mos I4, s] von den Chaldciern mit fröhlichen! Schall; Vetlitndiget [auf dem Wege zur HeiMathJ nnd lasset solches swas der HErr Großes an euch gethan Pf. 126, 3] hören, brin- get es ans bis an der Welt Ende szu einem Evangelium für die ganze Menschheits Sprechet [bedienet bei dieser Freudenbotschaft euch der Wortes: Der HErr hat seinen Knecht Jakob [Kap. 41, 8 Anm.] erlbset. Gleichwie die ersie Hälfte des Verses in 2.Cor.6,7; Osfenb. 18, 4 auf das innere, geistliche Leben ange- wendet wird, so hat die christliche Kirche die zweite Hälfte: »Prediget es mit sröhlichem Schall, das; man’s höre; bringet es ans bis an der Welt Ende: Der HErr hat seinen Knecht Jakob erlöst-il« zum Jntroitus am Sonntag Rogate gemacht und nennt davon diesen Sonntag auch Vocem jncunditaiis (Stimme der An· nchmlichkeit). 21. [Und wenn ihr dann hingekommen seid, wirirs von euch heißem] Sie hatten keinen Durst [durften niemals in Durst schmachten], da er [auf dem Rückzuge nach dem heil. Lande] sie leitete in der Wuste [durch die der Weg hindurch ging]; et lieh Un, in Erneuerung der Wunder der egyptischen Erlösungezeits ihnen Wasser ans Felsen fließen; er riß lspaltetes den Fels, daß Wasser heraus rann [2. Mos 17, 6; 4. M. So, us. 22. Aber die Gottloscn [die mein Wort nicht annehmen und mein Heil von sich stoßen], spricht der HEry haben keinen Frieden. . Dieser GottesspruclY wie er hier die erste Weissas gungsreihe unsers Trosibruches zum Abschluß bringt, so hernach (Kap. 57, U) auch die zweite; am Schluß der dritten aber (Kap. 66, 24) tritt an die Stelle des Spruchs ein schauriges Gemälde der ewigen Friedelostgieit der Gottloscn. Das 49. Kapitel. Christus vergißt seiner Kirche nimmermehr. mit dem Gegensatz Schon» und der Götzen auf der einen, nnd Ssraelv und der Heiden auf der andern Seite ist der Proohet unn fertig; das Thema: ,,prediget Irru- salem, daß ihre liiittrrsosaft ein Ende hats« in nun abge- handelt. Vie Unmca ,,Babtl« und »Warte« kommen ferner nicht mehr vor. Da tritt denn ein anderes Thema: ,,ihre Jilisseihat isi vergeben« Gan. 40, L) seht in den Vorder— grnnd, der Gegensatz aber, der die zweite Gruppe von jr dreimal drei dteden Man. 49——57) bewegt, ist der des Leidens des tbuekhtes Irhooas in der Gegenwart and seiner Herrlichkeit in der Zukunft, nnd ihre Blüthe er- reilht diese Gruppe in der fünften Rede Man. 52, 13 — 53, 12). welche wiederum die mittelae ist unter allen 27 Reden, so daß dag Kreuz Christi das Centrum dr- ganzeu Troslbuctss bildet. I« d. 1—26. Der schon in Bau. its, 16 auf einmal in des tjErru Rede eiugrisf und gegen das niedere Zukunfts- bild, den Cyrus, als das höhere in den Vordergrund der weissngnng trat, ergreift nun hier das Wort in selbsiständigcr Rede, die an die gesamniie Menschheit sich richtet, nnd zeugt von seinem Heilaudsberuß den er von Mutterleibe an eins-fangen, wie dieser zunächst aus Israel sieh beziehe, aber gerade darum, weil er hier fruchtlos zn sein scheint, zu einem Berufe fiir die Heiden no) er— weitere nnd also die Menswhkit bis an der Welt Ende umfasst (d. l— O. Seht liisi der sicher, in dessen Gottesspructj vorhin die diede seines Unechtes anglief, diesen ab, ortkändigt ihm den Stand der Herrlichkeit nach den Tagen der dliedrigkcit und der Schmach, be— zeichnet seinen Beruf fiir Israel näher als den eines Erlösrrs aus der Gefangenschaft nnd eines Wiederher- stellers der versliirtrn Erbe, nnd beschreibt der Rückkeh- rendrn thrimgang von Seiten der Wunde: göttliche: Gnade, die denselben begleiten W. 7 —13). Da aber tritt Zion unter dem Drum des Elends, von dem es zur Zeit noch gefangen in, mit Klagen über seinen vermeint- lich irosis und rettungslosen Znaaud hervor; sein Klein— mnth wird beschämt durch dcrwcisung auf Schon« mehr nlg mütterliche Liebe und den zu erwartenden sibersihwänglioxeu Segen, nnd sein Zweifel an der Mög« ltoskeit der Erlösung wird niedergesrhlagen durch die Berufung auf Gottes altes vermögeade Stärke, gegen die auch die diiesenmncht des Ehaldäerrriclses nur fiir Ohnmarht zu reazaen sei (d. 14—26). Des zweiten Drittels erste Rede: Das Zeugnis; des Knechts des HErrn von sich selbst. 1. Hbret mir zu, ihr Jnseln kihr Laut-erbe- zirke auf der ganzen, weiten Erde Kap. 41, l; 42- 4], nnd ihr Vbller in der Ferne sdenen das durch mich, den Heiland, zu erwirkende Heil ebensowohl gilt, als dem in die Nähe gestellten Volke Jsrael Ephes 2, 17]- meriet anf swas ich von meiner Erscheinung in der Welt und meinem Berufe an euch zu verkündigen habe]. Der HEtt [der ewige und allein wahre Gott, dessen Er- kenntniß ich dereinst, wenn nun mein Evangelium auch zu euch dringt, euch vermitteln werde] hat mir gerufen von Mutterleibe an kgleich bei mei- ner Empfängniß meinen Heilandsberuf mir zuge- theilt Jerem. I, b; Gal. I, 15; Luk. 1, 41]; er hat meines Namens gedacht sfeierlich den sol- chem Beruf entsprechenden, für mich bestimmten Namen mir fchon beigelegt] da ich noch im Mut- terleibe war [Luk. 1, 31; Matth I, 20 ff.]; Z. Und hat meinen Mund gcmaeht wie ein schats Schwert [daß ich mit dem aus meinem Munde gehenden Wort der Wahrheit siegreich allen Widerstand der Feinde niederschlagen soll Katz. 11, it; Ossenb. 1, 16;Hebr. 4, 12], mit dem Schatten feiner Hand hat er mich bedeckt [mich, wie das Schwert in der Scheide, in dem verhüllenden Dunkel feiner Allmachtshand solange verborgen haltend, bis die Zeit käme, wo er von mir Gebrauch machen und mich an’s Licht ziehen wollte Gut. 4, 4]. Er hat mich swie einerseits zum scharfen Schwert, so andrerseits] zum keinen [glatt volirten und daher leicht und tief eindringenden] Pfeil gemacht [die Herzen zu durchbohren und ihnen die allerheilsamsten Wunden beizubringen Pf. 45, 6; Pred. 12, 11], und mich sbis zu der Stunde, wo er den Pfeil auf den Bogen legen und nach dem Zielpunkte abschießen wollte] in seinen Kbcher gesteckt [in der Verborgenheit seines Liebesrathschlusses mich noch zurückhaltend]; Z. Und spricht zu mir sindein er mir nun ruft von Mutterleibe an V. 1]: Du bist mein Knecht [im höchsten und erhabensien Sinne des Worts Kap. 42, l« Anm.J, Jsrael sbist als die Blüthe, als das vollendete Jdeal des «Jsrael« ge- nannten Volkes derjenige], durch den ich will ge- hreiset werden [mir Anerkennung ais des allein wahren Gottes bei allen Geschlechtern auf Erden verschaffen] 4. Ich aber [als ich von solcher mir aufge- tragenen Berussthiitigkeit bei Ausrichtung derselben keine Erfolge sah Matth. 23, 371 dachte, ich ak- beitete vergeblich, nnd brachte meine Kraft um- sonst und unnithlich zu [ohne das Ziel meines Ringens zu erreichen und eine Frucht von meinem rasilosen, aufreibenden Eifer Pf. 69, 10;Joh. 2, 17 zu erntenjz wiewohl meine Sache des Man, und mein Amt meines Gottes ist kund also schließlich diese meine Sache gegen allen Wider- spruch und Widerstand doch durchdringen, und jener meiner Mühe und Arbeit ihr endlicher Lohn nicht fehlen wird I. Corinth 15, 58]. Z. Und nnu [nicht-nur den Erfolg meines Werkes an Jsrael mir gewährleistend, sondern auch eine weit darüber hinausreichende Berufs- bestimmung an die ganze Menschheit mir zuer- kennend] spricht der HErr, der mich von Mutter- leibe an zu seinem Knechte bereitet hat, daß ich soll Jakob zu ihm belehren, auf daß Jsrael sdurch seine Strafgerichte] nicht weggeraffet snach anderer Lesart, s. Anm. zu Z. Mos 11, V» UND it! anderer Fassung des hehr. asaph - jasaph 4. Mos. 11.25 Anm.: und Jsrael aus seiner Zer- streuung Kuh. 53, 6 ihm gesammelt] werde; darum lschon um dieses meines Berufes für Jsrael willen Muth. 10, 5 f.; 15, 241 hin ich vor dem HErru herrlich [in seinen Augen geehrt trotz aller Schmach und Verachtung, die von Seiten des Volks mir angethan wird], und mein Gott ist meine [des anscheinend so schwachen und hilf· losen Menschensohnes] Stärke, is. Und er [um nach diesem Zwischengedanken am Schluß des vorigen Verses den im Eingang desselben begonnenen Satz wieder aufzunehmen] spkichk Es ist ein Geringes [ein deiner Er- habenheit und Heilandstreue noch zu wenig ent- sprechender, obgleich an sich schon hehrer und heiliger Berusp daß du mein Knecht bist, die Stimme Jakobs [aus der Tiefe ihres geistlichen Verderbens, in welche sie hinabgesunken, durch Erlösung von der Macht der Sünde] auszu- richten, nnd das Verwahrlosetes in Js- rael [den Auswurf oder die Hefe des Volks Adam» 21,31; Luk. is, 1 f.] wieder zu bringen; sondern ich habe dich auch [zu einem weit höheren Berufe dich bestimmendj zum Licht der Heiden gemacht [Luk. 2, 32], daß du seiest mein Heil bis an der Welt Ende« [Aposig. 13, 47]. V) Auch in Katz. l, 8 hat Luther mit der Vul ata und den Rabbinen das im Grundtext stehende ort durch verheert übersetzt; die neueren Ausleger bestrei- ten diese Bedeutung, übersehen dort: »Wie eine bewah- rete oder blockirte Stadt,« und hier: die Bewahreten Jsraels, indem sie das von den Uebrigen in Jsrael, den aus Gottes Gericht Geretteten (Kap. 4, Z; 6, 13; 66, 19) verstehen. — Es) Die geschichtliche Erfüllung dieses Gottesspruchs beginnt mit dem Ereigniß in Joh- 12, 20 ff., als nun die Heiden Jesum zu sehen be- gehrtem 7. So spricht [die Anrede an seinen Knecht nun selbstständig weiter fortführendj der DER, der Erlbser Jsrael, sein sJsraelsj Heiliger, zu der veraihteten Seele [zu eben diesem seinem Knecht, den man des Lebens nicht werth achtet], zu dem Volk, deß man Greuel hat [richtiger: zu dem Abscheu der Leute oder zudem, der für die große Menge ein Gegenstand des Abscheus], 156 Jesaia 49, 8-——22. zu dem Knechte, der unter den Tyrannen ist [auf den alle Schmach und Verfolgung, welche das wahre Jsrael von Seiten heidnischer Zwingherrn oder der eigenen gottlosen Volksgenossen Kap.66, 5 von jeher zu erleiden gehabt, wie ein zusammen- geballtes Unwetter sich entlädt]: Könige sollen sehen [wie ich aus tiefster Niedrigkeit zu höchster Herrlichkeit dich erheben werde] und [voll Ehrer- bietung gegen dich oon ihrem Throne] aufstehen, und Fürsten sollen [in den Staub vor dir sich niederwerfend] anbeten um des HErrn willeu, der treu ist [durch deine Erhöhung sich als wahrhaft in seinen Verheißungen erwiesen hat], um des Heiligen in Israel willen, der [wie in solcher Er- höhung sich zeigt] dich erwahlet hat» Dieser Gottesspruch gehört m dte Zeit des Leidens und der tiefsten Schmach Jesu, da er vom Bolkeveri schinäheh von Herodes verachtet, von» Pilatus gerichtet ward. Jn dieser Erniedrigung wird ihm die Verehrung der Könige und die Anbetung der Fürsten zugesagt. sSchmieder.s 8. So spricht der HErr sferner zu seinem Knechtef durch den. er die künftige geistliche Er- lösung bewirkt]: Jch habe dich erhöret zur gnädi- geu Zeit sals der Zeitpunkt zur Bethätigung der ganzen Fülle meiner Gnade nun herbeigekommen, der freilich fürdich eine Zeit war, da du Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und Thräuen opfern mußtest Hebt 5, 7], und habe dir am Tage des Heils sals das Heil der Welt verwirk- licht werden sollte] geholfen [indem ich aus dem Tode, dem du da unterliegen mußtest, zu neuem und oerklärtem Leben dich erweckte]; nnd habe dich behiltet [vor der Macht der Verwesung Apostg. 13, 35 ff. — nach andrer Ableitung des hehr. Worts: gebildet oder zugerichtet] und zum Bund unter das Volk gestellet szum Mittler eines neuen Bundes zwischen mir und dem Volke gemacht Kap. 42, 6 f.], daß du das [in tiefen Verfall geraihenes Land aufrichtest, und die verstorten Erbe [die verödeten Erbtheile der Kinder Jsrael] einnehinest sihren früheren Erbbesitzern als ein zweiter Josua zurückgebest Jos. 13, 6 f.]; 9. Zu sagen den Gefangenen: ·Gehet heraus [aus euerm Kerker Kap. 61, 1]; und zu denen tu Finsternis [der Noth und Trübsal]: Kommt hervor [an das Licht der Freude und des Wohlseins]; daß sie [während ihres Heimzugs nach dem Batze- IcmdJ am Wege iich weiden lohne zu threr Sat- tignng erst Umwege machen zu müssen], und-auf allen Hügeln [selbst auf den kahlen, sandigen Bergeshöhen Kap. 41- 18J ihre Weide haben. 10. Sie werden »[auf dem ganzes! Makschsl weder hungern noeh durften, sie wird keine Hitze qpch Spkme stechen [und keine Kimmung oder Luftspiegelung — dieser Sinn liegt in dem Worte, das Luther mit »Hitze« übersetzt hat —- sie irre führen Kerls« 35- 7 AUULJZ Mit! W Erharmer [der ihres langen Schmaehtens im Elend sich nunmehr erbarmet hat und für all’ das Böse, das see empfangen haben, sie nun desto reichlicher trösten will Kuh. 54, 10 f.] wird sie führen swie ein Hirt seine Heerde gemachsam führt l. Mos 33- 14], und wird sie an die Wasserquelleu [wo erfrischendes und gesundes Wasser zu finden ist] leiten [Kap. 40, n; 35, 7]. 11. Jch will alle meine Berge [alle Berge, über welche der Weg führt und die, weil sie meine Schöpfung sind, ich leicht umschaffen kann zu einer bequemen Straße] zum sleichten und mühe- losen] Wege [durch Abtragung und Niedrigung] machen, und meine Pfade [wenn der Zug durch Thäler und Untiefen geht] sollen snach der Macht, die auch über solche Stellen mir zu Gebote steht, durch wunderbare Ausflillung und Erhöhung] gebahnet sein. 12. Siehe, diese sunter den zurückkehrenden Exulantenj werden von ferne [aus dem äußersten Süden Kap. its, 6] kommen nnd stehe, jene von Mitternacht, und diese swiederum andere] vom smittelländischenj Meer [im Westen], nnd diese vom Lande Statut» svom Lande der Chinesen im äu- ßersten Osten]. V] Luthers Uebersetzung hängt damit zusammen, daß er in unserm Abschnitt unter dem Knechte, zu dem der HErr redet, nicht mehr den Heiland, sondern die Ge- meinde, das rrahre Jsrael versteht; ob nun gleich die Ansangsworte des 8. Verses in L. Cor 6, 2 in solcher Beziehung gebraucht werden, so ist das doch nur eine Anwendung der Stelle, keine Auslegungderselbern nnd alle übrigen Worte des ganzen Abschnitts weisen deutlich darauf hin, daß die Gottessprüche in ihm an denjenigen Knecht des HCtrrn gerichtet sind, der Jsraels Erlöser und Heiland sein soll. — «) Die Vnlgata hat diesen Namen blos mit »Südland« (bei dem »von ferne« denkt ste also an Osten), die Septuaginta dagegen mit ,,Persten« übersetzt; Andere verstehen darunter die Wüste Sirt, noch Andere den Stint, Andere wiederum Pein· stnm in Egypten (Hesek. 30, 15 f.). Daß indessen schon einige Jahrhunderte vor Chr. G. ein Landstrich im heutigen China Sin oder Tsjn hieß und eine Dhnastie dieses Namens dort regierte, ist durch neuere Forschungen festgestellt; und bleiben wir um so mehr bei obiger Deu- tung, da man das Wort von den Chinesen oersteht, als hierin vielleicht eine Erklärung des räthselhaften Verschwindens der 10 Stämme liegt (2.Kön.17,23Anm.). 13. Jauchzet [ob solcher Großthat Gottes], ihr Himmel, freue dich, Erde, lot-et, ihr Berge, mit Jauchzen« [Kap. 44, 23]; denu der HErr hat fein Volk ldurch oöllige Wiederherstellung des- selben] getrösteh und erbarmet sich seiner Cleriden [der gedrückten, zertretenem verwüsteten Kirche, daß er aus einer streitenden zu einer triumphi- renden sie erhebt]. Der Himmel kommt in Betracht als Wohnsitz der vollendeten Geister, welche sehnsüchtig harren des Zeit« Punktes, wo der Kampf aus der Erde wird zum Siege hinausgeführt sein, die Erde als der Wohnsttz der Menschen, der lebendigen und der todten, um deren Er- lösung es im Lauf der Zeit sich handelt, und die Berge Der HErr verkündigt seinem Knechte den Stand der Herrlichkeit nach den Tagen der Niedrigkeit. 157 stellen als die hervorragenden Theile der Erde die irdische Natur dar, welche auch an der Erlösung der Menfchen von dem Dienst des vergänglichen Wesens Theil haben soll. (Hahn.) 14. Zion aber [in seinem jetzt noch andau- ernden Zustande des Elends und der Noth, der gar keine Aussicht auf bessere Zeiten zu gewähren scheint] spricht [voll trostlofen Verzagens]: Der DE« hat mich verlassen, der HErr hat mein vergessen. 15. [Darauf nun antwortet der HErV solche Klage seines Volks auf Grund des Verhältnisses, in welchem er zu ihm steht, als einen Widerspruch in sich selbst darlegend:] Kann auch ein Weib ihres Kindleins [das sie noch an der Mutter- brust fängt] vergessen, daß sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes [ihm feine Nahrung und Pflege angedeihen zu lassen]? Und ob sie deffelbigeii vergciße swas unter Umständen allerdings möglich ist, da Menschen bisweilen treulos alle natürliche Liebe verleugnen oder sterblich, wie sie sind, nicht selten wider ihren Willen von den Jhrigen hinwegge- rissen werden], so will Jch lder treue und ewige Gott] doch dein nicht vergessen [1. Kön. z, 26; -2. K. e, 28 f.; Pf. g, 19; 74, 19]. Its. Siehe, in die Hände hab ich dich [mit iinauslöschlichen Zügen] gezeichnet fdaß ich niemals aus den Augen und Gedanken dich ver- lieren kann]; deine Mauern swenn sie auch hie- nieden zeitweise abgebrochen werden] find immer- dar vor mir [haben bei mir droben bleibendes Wesen und unvergänglichen Bestand, daß sie nur desto herrlicher aus ihren Trümmern wiedererstehen müssen] Vgl. hier das Lied von Joh. Heermannx Zion klagt mit Angst nnd Schmerzen. 17. Deine Bannleister [in denjenigen voii deinen Kindern, die aus der Gefangenschaft zu- rückkehren] werden eilen sdich wieder herzustellen], aber deine Zerbrecher und Verftörer werden fnun selber in die Verbannung getrieben Kap. 47, 2] sich davon machen fum nimmer wieder dir etwas anhaben zu können] 18. Hebe [nur, damit du sehest, wie es all- bereits sich verwirklicht, was ich so eben dir zu- sagte] deine Augen anf umher fstatt sie in ver- zagendem Kleinglauben V. 14 an den Boden zu heftenj , nnd siehe: Diese alle [die du schon ver- loren meintest, jetzt aber aus aller Welt Enden V. 12 herbeiströmeii siehestj kommen versammelt zn dir sum dir wieder als Kinder anzugel)ören]. So wahr iih lebe, spricht der HEtr, du follst mit diesen allen smit dieser ganzen unzählbaren Menge der zu dir heimkehrenden Kinder, welche deine neue Einwohnerfchaft bilden] , wie mit einem Schmuck [den ein Weib nach den Tagen ihrer Wittwentrauer anlegt], angeihan werden; nnd wirft sie uin dich legen, wie eine Braut [die zum Traualtar geführt wird, einen Prachtgiirtel um ihr Hochzeitgewand schlingt] 19. fEs wird aber in der That eine unzähl- bar große Menge solcher fein, die ihre Heimath bei dir suchen.] Denn dein sjctzt so] wiiftes, ver- stdrtes nnd zerbrochenes Land wird dir alsdann zu enge werden, drinnen zu wohnen [als daß du diese Bewohner alle in dasselbe aufzunehmen ver- mochten] wenn [nun] deine Verderber [die dein Land für sich in Befchlag genommen und gar unwohnlich gemacht hatten] ferne Von die« kommen IV. 17]; 20. [Ja, dahin wird es kommen] Daß die Kinder deiner Unfknchtbarkeii [die du wie ein lange unfruchtbar gewefenes, darnach aber desto reicher gefegnetes Weib erhältstJ werden weiter feines zu dem andern] sagen vor deinen Ohren [fo daß du deutlich Vernimmst, was sie fprechen, und dich nicht verhören kannst]: Der Raum ist mir zu enge [als daß ich auch noch mich hier niederzulassen im Stande wäre], rücke hin [von deinem Wohn- sitz einen kleinen Theil mir einräumend], daß ich bei dir wohnen möge. 21. Dnaber fbei solchen gegenfeitigen Ver- handlungen deiner Kinder unter einander, deren Ohrenzeuge du bist, die Sprache der Klage in V. 14 nun in die des freudigen Erstaunens wandelnd] wirst sagen in deinem Herzen: Wer hat mir diese gezeuget srichtigerx geboren — welche andere Mutter ist für mich eingetreten und hat auf meinen Schooß l. Mos 30, 3 geboren]? Jch bin swar ja] unfruchtbar, einzeln, vertrieben und verstoßen [fo daß ein Gebären meinerseits ein unmögliches Ding war]. Wer hat mir diese fwenn es etwa meine früheren Kinder fein sollten, die ich vor den Tagen meiner nachherigen Un- fruchibarkeit V. 20 geboren] erzogen fdaß ich sie nun groß und ausgewachsen vor mir fehe]? Siehe, iih war [ja] einsam [im wüsten, verstörten und zerbrochenen Lande zurück-J gelassen [während man alle meine Kinder in die Fremde geschleppt hatte, wo nichts als Sterben und Verderben ihrer wartetejt wo waren denn diese [bei wem geborgen und zu wem in Kost und Pflege gegeben]? 22. So spricht der HErr HErr fseinem also fragenden Zion Bescheid zu geben]: Siehe, ilh will [mit gebieterisclseiii Wink als der Allherrj meine Hand zu den Heiden aufheben nnd zu den Völkern mein Panier feine Signalstange, daran sie erkennen, ivohin sie mein Wink ruft] aufwerfen; so werden sie [verstehend, was ich von ihnen will, und mit pünktlichein Gehorsam es auch vollziehend] deine Söhne [die ich bei ihnen geborgen hatte] in den Armen herzutragen svor allem unfall aus der Reife sie sorgfältig bewahrend], nnd deine Töchter 158 Jesaia 49, 23—26. 50, 1-—6. auf den Achseln vertragen [die Beschwerlichkeiten des Reisewegs ihnen selber ersparend]. 23. Und die Könige [in deren Kost und Pflege ich deine Söhne iind Töchter gegeben] sollen sindem sie nun selber mit ihren Völkern zu dir übersiedelm forthin auch] deine Pslegeh und ihre Fütstinnen lfürstlichen Gemahlinnen] deine Scingamnien sein [jene alle ihre Kraft und Sorge deinem Dienste widmend, diese mit dem Mark ihres eigenen Lebens dein Wachsthum för- dernd]. Sie werden [um deß willen, der in und i bei dir gegenwärtig ist Kuh. 45, 15] vor dir [in iiefster EhrfUrchtJ niederfallen zur Erde ans-s An- gesicht, und [in ganz sich hingebender Huldigung] deiner Füße Staub lecken slchon das für einen großen Gewinn sich schätzend, wenn sie den Boden, auf dem du stehest und wandelsi, küssen können] Da wirst du fwenn du erst bis zu solcher Aner- kennung in der Welt Pf. 60, 14 ff. ivirst durch- gedrungen sein] erfahren, daß Ich der HErr bin, an welchem nicht zn Schanden werden, so ans mich harten [Ps. 25- 3J. Diese Wetssagung ist schon theilweis durch alle jene Könige und Kaiser ersiilli, welche seit Constantin dem Großen Cvon 323——337 n. Chr) die Schirmherrn und Pfleger der Kirche geworden sind. »Man beachte übri- geris wohl: der Staat wird nicht verschlungen sein von der Kirche, was nie geschehen wird und geschehen soll; aber es verwirklicht sich, indem er dieser dienstbar wird, ein Vorspiel des vollendeten Reiches Gottes, in welchem der Dnalismus (die in Gegensatz ausgeartete Zweiheiy des Staates und der Kirche aufgehoben sein wird. (DeliSsch-) 24. Kann man auch sso fragst du oielleichn in kleinmüthiger Verzagtheit schon an der Mög- lichkeit einer Erlösung deiner Kinder aus der Zwingherrschaft der Chaldäer zweifelnd, geschweige daß du solchen großartigen Verheißungem wie ich hier sie gemacht, wolltest Glauben schenken] einem Riesen sdenn einem solchen gleich ist dies habh- lonische Reich] den Raub nehmen [den er einmal sich erbentet day? oder kann man dem Gerechten sals welcher dies Reich in sofern erscheint, weil es der Vollsirecker der Strafgerichte Gottes über sein Volk ist] seine Gefangenen los machen sdaß er sie nicht länger behalten dürfte]? 25. [Das alles aber sind der alles vermö- genden Kraft Gottes und seinem Gnadenrathschliiß gegenüber ganz grundlose Bedenkcn.] Denn so spricht der HEtr: Nun [da die Zeit gekommen, meines Volkes mich zu erbarmen] sollen die Ge- fangenen dem Riesen genommen werden, nnd der Raub des Starken lsvlll los werden [Luk.11,21f.]; nnd ich will mit deinen Haderern so Zion] hadetn [den Rechtssireit zwischen dir und ihnen zu deinen Gunsteu ausiufechtev Pl. Bd, 11, und deinen Kin- dern helfen. 26. Und ich will deine Schinder [dieseChal- däer, die deine Kinder so unbarmherzig geplagt haben Katz. 47, s] speisen wit ihrem eigenen Fleisch [das Gericht der Selbstzerfieischung Such. 11, 9; Pf. 83, 13 Atem. über sie oerhängend]; nnd sollen mit ihrem eigenen Blut, wie mit süßem Wein, trunken werden; nnd alles Fleisch [die ganze Menschheit auf Erden Kuh. 40, Z; Heseh 21, b] soll erfahren, daß Ich bin der HErr [der allein den Namen eines Gottes verdient Kap. 37, 20], dein Heiland nnd dein Gelöset, der Mclchtige in Jakob [der die ganze Fiille seiner Macht zu dei- nem Heile verwendet Kuh. 60, 16]. Das 50. Kapitel. Der Juden lieirneksusixs Christi igeharsaitn U« v. l—- 11: per zweiten Itriiiheiln zweite Rede. De: nicht, drr es vorhin mit der Tröslung nnd Glaubens- Itarlinugdtonhz zu thun hatte, wendet sich nunmehr an ihre Kinder: wenn diese in ihrem gegenwärtigen Er— ilsuande einerseits alo versehen, andrerseito alg ver- lianste erscheinen, so hat soloie versioßung nnd verhan- suug uirht darin ihren Grund, daß der tjErr seines vol- liro überdrüssig geworden wäre, wie ein wanlirluiuthiger Ehemaun seines weiden, oder durch die dlolh gezwungen sei, wir ein zahluuggfcihiger Schuldner, sondern in der Schuld uud Uebertretung Israel-i, und diese Sihuld und Uebertretung wiederum wurzelt in dem dingten-den, der bis in das Crit sich hiueinzieht und da in vetsihlossew heit gegen das Evangelium und in verzwetselnng an der Möglichkeit der Erläsung sieh zeigt (v.1—Z). Jus einmal »aber sieht der Ertöser wie persönlich und schon gegenwarlig da nud»verlii"iudigt, wie er sein Amt aus· rirhtet, namlich in oolliger Hingabe an deu tjGrriy der ihu gesendet, und in williger Ilebernahnie aller niik sei— nein iierus verbundenen Leiden (v· 4—9). Das giebt denn dem HErrn vrranla«fsung, an die beiden Theil: des vollen, an die heilgempsaugtictjen nnd an die im Un· glauben sich veruoctienden sich zu wenden, mahnend an jene nnd drohend an diese (v. 10 n. ll). l. So spricht der HErt [zu den in’s Exil abgefiihrten und dort über ihren Nothsiand kla- gendeii Kindern Zion’s]: Wo ist der Scheidebties eurer Mutter, damit ich sie snach Willtür eines Mannes, der seines Weibes überdrüssig geworden, aus dem ehelichen Verhältniß zu mir 5. Mos. 24, 1 ff] gelassen habe? oder wer ist mein Wuchetet [s. v. a. Gläubiger b. Mos. 23, 20 Anni.], dein ich euch [weil ich meine Schuld an ihn nicht zu zahlen im Stande gewesen L. M. 21- 2 Arun- 1] verkauft habe? Siehe, ihr [habt weder solchen Scheidebrief aufzuweisen, noch wißt ihr einen derartigen Wucherer zu nennen — ihr] seid [vielmehr, wie ihr euch selber sagen müßt] um eurer Suiideu willen verkauft, nnd eure Mut- ier [Zioii, als für euch, die von ihr geborenen und erzogenen Kinder, verantwortlich] ist um enres Uebertretens willen gelassen. Z. [Soll ich diese eure Sünden auf die Grundsünda daraus sie alle hervorgegangen, zu- rückführem und euch dasjenige Uebertreten nam- haft machen, das aus eurer Vergangenheit bis in die Gegenwart hineinreicht und noch immer in ganzer Stärke sich geltend macht? Siehe, es ist der Unglaube, der Ungehorsam gegen mein Worts] Warum kam ich [zu euch mit der frohen Botschaft von eurer ErlösungL und war sunter euch] nie- mand da [der sie heilsbegierig aufgenommen und sich gläubig an mich angeschlossen hätte]? Ich rief ff. v. a. Warum rief ich euch] zu mir lMatth- II, 28 ff·1- und niemand antwortete sdaß er dem Rufe auch Folge geleistet hätte Mattkx 23- 371? Jst meine Hand nun fwirklich, wie euer ungläubiges, stumpfsiiiniges Verhalten gegen das Evangelium ste befchuldigt] so kurz worden, daß sie nicht [mehr, wie in den Tagen der egyptischen KnechtIchaftJ erlösen kann? oder ist bei mir [wie ihr, meine Heilsverheißungen zu- rückweifend, euch einredets keine Kraft zu erret- ten? Siehe, mit meinem sbloßenj Schelten sohne daß es etwas anderes als eines Zorneswortes aus meinem Munde bedürfte] mache ich [wie die Geschichte der Ausführung aus Egypten zeigt 2. Mos 14, 21 s.; Pf. 106, 9 und wie jeden Augenblick auch an dem WassergürteL hinter welchem Babel sich geborgen meint, geschehen kann Kur. 42- 155 44- 271 das Meer trocken, nnd mache die Wasserströme als eine Wüste, daß ihre [der WasserströMeJ Fische vor Wassermangel stinken, nnd Durst sterben [d. i. vor Wassermangcl an Durst sterben und in Fänlniß übergehend stinken 2. Mof. 7, 18]. s. Ich lleide swenn ich zum Gericht über die Dränger und Peiniger meines Volks mich aufmache] den Himmel mit Drittel, nnd ntache seine Decke als einen Satt [indem ich auch über ein so gewaltiges und herrliches Königreich, wie dieses Babel, die sonnen- nnd sternenlose Nacht des kläglichsten Untergangs herbeiführen kann Kap. 13, 9 f. —— warum denn haltet ihr jenen Wassergürtel und diese Macht und Herrlichkeit Babels für unbezwingliche Hindernisse eurer Er- lösung aus der jetzigen Knechtfchaft?]. Jn wem ist Jehova gekommen? Die meisten Aus- leger antworten: in seinen Propheten. Diese Antwort ist nicht salsch, aber sie reicht nicht aus, den Zusammen- hang des nun Folgenden mit dem Vorgehenden zn ver- mitteln; denn da ist es Einer, welchcr das Wort nimmt, und wer anders als der Knecht Jehova’s, der auch sonst in diesen Reden mit dramatischer Unmittelbarkeit als selbftredend eingeführt wird. Also: in seinem Knechte ist Jehova zu feinem Volke gekommen. Wir wissen, wer erfüllungsgeschichtlich dieser KuechtJehovcks ist: es ist der, welchen auch die neutestamentlicheSchrift, besonders die Apostelgeschichte (3, 13. 26; 4, 27. 30) das Kind des HErrn nennt. Nun ist es zwar nicht das babhlonische Exil gewesen, in welchem dieser Knecht Jehova’s mit dem Evangelium von der Erlösung an Jsrael herangetreten ist; aber das ist ja eben das Menschliche dieser Reden, daß sie das Auftreten des Zweite Rede: Der, HErr tröstet Zions Kinder nnd der Knecht des HErrn Verkündigt sein Amt. 159 Knechts des HErrn, des Heilands Jsraels und der Heiden, mit dem Exile znsammenfchauem indem ihnen mit dem Ende des Exils nach dem Gesetze vcrspecttoisch verkürzter prophetischer Fernstcht auch der Strasznstand Jsraels schließlich zu Ende geht und am Saume des Exils die schließliche Herrlichkeit Jsraels und das schließ- liche Heil aller Menschheit anbricht —- eine Zusammen- schau, welche uns als eine der stärksten Bestätigungen des vorexilischen und also jesaianischen Ursprungs dieser Reden gilt. An jenem Menschlichen hebt sich indesscn das Göttliche dieser Reden nicht aus, indem die Zeit, in welcher Jesus austrat, nicht allein der des babylonischen Erils ähnlich war, sondern auch in causalem (ursäch- lichem) Zusammenhang damit stand; denn das römische Weltrcich war die Fortsetzniig des babhlonischem nnd der sittliche Zustand des unter dem eisernen Arm der römischen Herrschaft befindlichen Volks war dem der babhloiiischen Ernlanten (Hef. 2, 6 f.) gleich geartet. lDslitzicha - 4. Der HErr DE» hat mir [so ergreift nun der selber das Wort, durch den die Erlösung Jsraels dereinst bewirkt werden soll] eine ge- lehrte Zunge gegeben« seine Zunge, wie svlche sie haben, die erst selbst sich haben lehren und nnterweisen lassen, um dann wieder für Andere zu Lehrern werden zu können], daß ich wisse mit dem Müden zn rechter Zeit zu reden« [wie mein Beruf als Heiland das er- fordert Matth. 7, 29]. Er wecket mich alle Morgen [so oft ein neues Tagewerk für mich be- ginntjz er weclet mir das Ohr, daß ich höre, wie ein Junger [und aus seinem, als meines Lehr- meisters Munde vernehme, was ich den Tag über reden und thun soll]. V) Wenn Christus spricht (Joh.12,49): «Jch habe nicht von mir selber geredet, sondern der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich thun und reden foll,« so bezeichnet er sich als die Er- scheinung dessen, welcher hier redet, und erklärt, daß der HErr Jehova eine gelehrte Zunge ihm gegeben, d. i. ihn lehren werde, daß er zu lehren wisse. (.Hahn.) Eis) Die Müden sind die nach Trost lechzenden Seelen, die durch das Gesetz erdrücktem im Gewissen beschwer- ten, dnrch die Aergernisse ihrer Zeit betrübten Seelen. (Vitringa.) Z. Der HEkk HEtk [hebr. Ädonai-2lehova] hat mir das Ohr geöffnet [begierig fein Wort aufzunehmen und es in ungetrübter Reinheit und ungetrübter Kraft denen zu vermitteln, deren Prophet ich sein soll]; nnd ich« bin nicht ungehor- sam sdaß ich irgend etwas verhielte von dem, was mir aufgetragen Joh. 17, 6 ff.], und gehe nicht zurück sdast ich der Schmach und dem Lei- den ausweichen wollte, womit mein Amt verbun- den ist Matth. is, 22 fs.]. S. Jch hielt [vielmehr in gegenbildlicher Erfitllung dessen, was Hiob von sich klagt und David im Voraus an sich dargestellt hat Hiob so, to; Pf. ge, 7; 69, s] meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, nnd meine Wangen denen, die mich ransten Imir das Barthaar zerzausten Nehem. 13, 25]; mein An- 160 m» - gesicht verbarg koder verhüllte] ich nicht vor Schmach und Speilhel ssondern ließ alle diese Mißhaiidlungen willig über mich ergehen Matth 27, 26; 26, 67 f.; 27, 28 ff] 7. [Jch weiß aber, daß ich trotz aller Er- niedrigungen dennoch siegen werde.] Denn der HErr hilft mir, darum werde ich nicht zu Samu- den. Darum sweil im Gegentheii die anfängliche Schmach nur in desto größere Herrlichkeit für mich umschlagen wird] habe ich [,,in heiliger Härte der Ausdauew Hesek. 3, 8 f.] mein Angesicht darge- boten als einen tdieselsteiu [der nichls fühlt und von dem alles abläuft, ohne in das Jnnere ein- zudringen]; denn ich weiß, daß ich nicht zu Schan- den werde. Hoher Gedanke eines Zeugen der Wahrheit gegen seine und ihre Feinde! Dazu gehört ein großer Glaube an die unzerstörbareKraft der Wahrheit, die ewig be- stehen wird, und an unsre eigene Unsterblichkeit, über welcher man die Leiden dieser Zeit nichtachtet. (Müller.) s. Er sder HErr = Jehova] ist nahe, der [meinem gottlosen Volk gegenüber] mir recht spricht sthatsächlich als den Gerechtem der ich bin, erscheinen läßt, indem er aus der Tiefe des Lei- dens, in welche die Feinde mich stürzen, glorreich mich emporhebt I. Timoth. Z, 16]: wer will [da in erfolgreicher Weise] mit mir hadern? Laßt [ihr meine Gegner] uns zusammentreten [vor den gerechten Richter hin]: wer ist, der Recht zu mir hat? der komme herzu mir [daß wir unsre Streit- sache mit einander auskämpfen] Diese Worte hat Jesus auch gelesen und gewußt, daß sie an ihm erfüllt werden mußten: Luk. 18, 31 ff. (Schrnieder.) 9. Siehe, der HErr HErr hilft mir: wer ist, der mich will verdammen? Siehe, sie sdie das wider ihr eigenes bessere Wissen und Gewissen dennoch zu thun versuchen] werden allzumal wie ein Kleid veralten, Motten werden sie fressen. Sie zerfallen wie ein abgenutztes Kleid und erlie- gen dem Motienfraßh den sie bereits in sich tragen -— ein Bild, welches in Kuh. 51, 8 (vgl. Hiob is, 285 Hof. 5, 12) wiederkehrt, anscheinend kleinlich, aber furchts bar, indem es auf eine unvermerkt und langsam, aber um so sicherer am Verderben des auserseheuen Ge en- standes arbeitende Zerstörungsrnacht deutet. (Delitz eh) 10. Wer ist [so nimmt nun wieder der HErn der in V. 1——3 sprach, die Rede auf] unter euch [ihr Kinder Jsraels der den HErru fürchtet, der seines Knechts Stimme [dessen Wort ihr in V. 4——9 vernommen habt] gehorche sund der eine und der andere wird doch wohl da sein, der dazu geneigt ist]? Der im Finstern seiner elenden und trosilosen Lage] wandelt, und sdas Licht der Wahr- heit und des Heils] scheinet ihm nicht? Der hoffe anf den Namen des HErrn [diesen festen und un- wandelbaren Grund guter Zuversicht für die Zu- kunft] nnd verlasse sich anf seinen Gott sder ihn nicht oerlassen noch an seinem Heil versäumen Jesaia 50, 7—11. 51, 1——10. wird, nnd er wird gewißlich noch gerettet und selig werden]. 11. Siehe [dagegenJ, ihr saubern] alle, die ihr ein Feuer [des göttlichen ZorUesJ auzlindet sJerem. 17, 4], tuit Flammen gerüstet [die ihr dann das angezündete Feuer durch hinzugetragene Brandpfeile der Empörung und Rebellion zur hellen Flamme emporschlagen macht]; wandelt hin tm Lichte eures Feuers nnd sstlirzetj in die Flammen, die ihr angezundet habt. Solches swenn ihr nun järnmerlich darin zu Grunde geht] wider- fclhret euch vou meiner Hand; in Schmerzen keines langwierigen Elends und eines nagenden Gewissens] umfset ihr liegen [wie auf qualvollem Lager] Der HErr hat hier sein Absehen theils überhaupt auf alle überhand nehmenden Sünden nnd Bosheiten der ungläubigen Juden, sonderlich auf die Verachtung des Messias und seiner Lehre und die Erwürgung des Heilandes nnd seiner Apostel und Bekennen theils aus die aufrührerisehen Anschliige und Unternehmungen wider die Römer, so kurz vor der Zerstörung Jerusalems ge- schahen. (Starke.) Wenn das Licht des von ihnen an· gezündeten Feuers von der Nacht des über sie kommen- den Gerichts verschlungen sein wird und sie in völliger Finsternis; wandeln werden, werden sie nach dem wah- ren Licht verlangen lernen, der Schmerz der Reue wird endlich sie erfassen, daß sie ihren Heiland in sündlicher Verblendung von sich gestoßen haben, und dieser Schmerz der Reue wird dann weiter zur Bekehrung zu dem Ver: Fhmäheten und damit zur wahren und ewigen Erlösung ühren. (Hahn.) Des 51.« Kapitel. Trost acler gläubige-n in gottes Verheissung gegründet. III« d. I— W. dtichtete die erste Rede dieses zweiter: Driltheils Gan. sitt) sich an Zion, die zweite Man. sit) an deren Kinder, so hat nun die hier vorliegende dritte Rede mit den beiden Parteien unter Zions Kindern, wenn wir dieses Jlusdracles uns bedienen dürfen, es zu thun, oder mit denjenigen zwei Klassen, auf die sihon in Lan. 50, 10 u. ll das orophriische Wort hinunter. Die eine Klasse ist die der den titlkrru Xlirchtenden und der Stimme seines üuethts Gehorkhendettz also der »Weder- geltliebenen nach der Wahl der Gnaden«, wie St. Paulu- ju drum. il, 5 sie nennt: sie werden von ihrem Klein— und Zweifrtmuthe geheilt, womit sie es für tin unmög- liches klingt-alten, daß das jetzt so verlasseue und ver- odetr Zion» je wieder etwas zu Lohe der ijerrlichleett Gottes werden staune, mit den seligsteu ldcrheißungen getrösict nud wider alle iueuschenfuretjt gewaupuet W. l— t6). die andere Klasse alter in die der das Feuer göttlichen Gerichts auf Israel kjcrauflieschwdreuden sammt denen, die in Folge dessen in Schmerzen liegen müssen: nun ist der Heiden Zeit erftitlet nud auf Seiten des uerstoseuen Gottesoolleg der mein) des Grimm-s des tjcrrn getraut-en bis auf den letzten Tropfen, da soll denn Jerusalem aus dem Schlafe der Ohnmacht und Betäubung, in den: es am Hoden daliegt, wieder aufgerichtet und der Taumel- nelch fortan von seinen Smindern und Peinigern getruulitu werden, die über alle Gedicht es gelrnerhtet und zertreten halten W. 17-—-23). Dritte Rede: Trostwort an die Uebriggebliebenen nach der Wahl der Gnaden. l. Ddret [in Beziehung auf das, was ich für die Zukunft mit euch vorhabe] mir zu sihr aus dem Volke Jsrael], die ihr [im Gegensatz zu der großen Menge, welche in ihrer Abkehr von mir nur sich selbst und die Dinge dieser Welt im Auge hat] der Gerechtigkeit nachjagen die ihr den HErrn suchet [Matth. 5, s; e, 33]: Schanet [um daraus ein Vorbild für euch selber abzuneh- men] den Fels an, davon ihr [die einzelnen Steine des Hauses Jakob] gehauen seid, und des Brunnens Gruft [den Stich oder SchachtL daraus ihr [wie Torf aus dem Stich oder Erz aus dem Schachtj gegraben seid. Z. Slhanet [um ohne Gleichniß zu reden und die beiden mit Namen zu bezeichnen, die ich unter dem Fels und des Brunnens Gruft meine] Abraham, euren Vater, und Sarah [sein Weib, 1.Mos. 17], von welcher ihr geboren seid. Denn ich rief ihm [1. Mos 12, 1 sf.], da er noch ein- zeln tvar [ohne Sohn und ohne alle Aussicht, jemals einen Erben, der von seinem Leibe käme, zu erlangen 1. Mos. 15, 2 f.; Hesec Eis, 24z Mal. T, 15I- nnd segnete ihn strotz seiner und seines Weibes natürlicher Unfruchtbarkeit mit der Verheißung, daß ich ihn zum großen Volke machen ivollte], und ntchrete ihn sdurch ein Wunder meiner göttlichen Allmacht hernach auch wirtlich also, daß die Verheißung schon äußerlich sich herr- lich erfüllt hat 2. Mos. I, 7; b. M. 10, W] Z. [Dies Wunder meiner Macht und Gnade soll denn an euch, die ihr euer so wenig seid, als wäret ihr ebenfalls nur einzeln, sich wiederholen] Denn der HErr tröstet Zion [eure geistliche Mutter Kuh. 50, 1., die- das Gegenbild eurer leiblichen Ahnfrau, der Sarah V. 2 istJ- er tröstet alle ihre Wilsten [in denen sie jetzt zertrümmert daliegt Kap. 40, 1]; nnd macht [diese] ihre Wåsten [indem er auf das Trostwort der Verheißung auch die Trostthat der Erfüllung folgen läßt Kuh. 49, is] wie Lustgarten [gleich dem Lande Eden, so lieblich und frnchtbar 1. Mos. 2, 8 ff.], und ihre Gefilde [genauer: SteppenJ wie einen Garten des HErrn [den er selbst angelegt hat, so herrlich und wun- derbar 1.Mos. is, 10; 4. M. 24, S» und läßt dieses neue Paradies in dem neuen Eden nicht menschenleer, sondern macht es so voll fröhlicher und jubelnder Zionskinder], daß man [beim Ein- treten in dasselbe] Wonne und Freude drinnen sindeh Dank nnd Lobgesang. 4. Meile auf mich, mein Voll [Jsraei], hdret mich, meine Leute [von der in V. 1 ange- gebenen Beschaffenheit, wenn ich noch Größeres als die eben in Aussicht gestellte, so herrliche Wiederherstellung Zions euch verkündige]; denn bon mir [dem unter euch gegenwärtigen Gotte] wird ein Gesesi ausgehen [das nicht blos, wie das vom Sinai, für ein einzelnes Volk meiner Wahl, Da ed sei« s Bibeltvert 161 sondern für alle Völker der Erde bestimmt ist s—- ich meine das Evangelium von der Erlösung], nnd mein Recht [die neue Lebensordnung, die diesem neuen Gesetz entsprichtJ will ich zum Licht der Völker gar bald stellen kais eine auch die übrigen Nationen erleuchtende und allseitig durch- waltende Macht, die sie mit euch zu Einer Heerde unter Einem Hirten umschaffu während das bis- herige Recht vielmehr zu einem Zaun gedient hat, der Israel von den Heiden scheiden sollte Ephes 2, 14 ff.]. Z. Denn meine Gerechtigkeit [die durch Ver- nichtung der Gottlosen den Frommen Raum schafft- zur Erfüllung ihrer Herzenssehnsucht zu gelangen] ist nahe s in der Welt sich zu offenbaren] mein Hei! [das den Frommen Leben nnd volle Genüge zu bringen be- stimmt ist] zeucht ans sum sich zu verwirklichen], nnd meine Arme srechts und links alle diejenigen nieder- werfend, die dieser Heilsverwirklichuug hinderlich im Wege stehen] werden die Völker richten [und bis auf den Rest derer, die für Empfangnahme des Heils empfänglich find, hinwegtilgen Joh.1 1 , 52]. Die Jnseln [die Länder der Heidenvölker, soweit da Seelen vorhanden sind, die nach Rettung von dem allgemeinen geistlichen Verderben verlangen] harren smehr oder weniger bewußt] ans mich [deu einigen Retter], nnd warten anf meinen Arin [daß er ihrer Erlösung zum Durchbruch verhelfe und das Heil ihnen spende]. h. fund dieser mein Arm wird anch nicht zögern, ihr Sehnen und Warten zu erfüllenz es wird das aber ein Stillen ihres Vedürfnisses für immer und auf ewig sein.] Hebet eure Augen auf gen Himmel, und scheinet unten auf die Erde sjetzt sind sie beide noch da, jener über eurem Haupte, diese unter euren Füßen — doch nur, so lange der gegenwärtige Zeitlanf dauern] Denn der Himmel [von der Unreinheit der sündigen Menschheit unter ihm jetzt so betrübt und Verdun- kelt Hiob 15, is; sb- 51 wird wie ein Rauch [der in nichts sich auflöst Hof. 13 , Z] Vergehen, und die foon der auf ihr herrschenden Bosheit so verderbte 1 Mvs S, II f·1 Erde wie ein Kleid sdas zuletzt in Fetzen aus einander fällt] veraltenz nnd die drauf wohnen, werden sterben wie Das [was man mit leichter Mühe so von der Hand wegbläsi Pf. 102, 27 f.; List. 21, 33]. Aber mein Heil bleibet ewiglich, nnd meine Gerechtigkeit wird nicht verzagen [in Trümmer gehen, sondern beide werden eine ihnen entsprechende neue Welt schasfen Kap. 65, 17; 66, 22; 2. Petri Z, 13]. 7. Höret mir zu [wenn ich aus dem eben Gesagten für die Zeit eurer jetzigen Drangsal und Verfolgung eine trostreiche Mahnung an euch ab: leite], die ihr die Gerechtigkeit kallbereits aus Erfahrung] kennt [indem ihr ja derselben als dem Ziel eures Ringens und Kämpfens nachjaget V. U; U— T— Il. 2. 11 162 Jesaia 51 , 8—23. du Voll, in welches Herz mein Geseh ist [so daß du es nicht blos als Buchstaben außer dir, son- dern als Lebensmacht in dir hast Pf. 37, 31; 40, 9]. Fütchtet euch nicht, wenn euch die Leute [in ihrem anmaßenden Troge, als wären sie eine Macht und Größe Pf. I, 205 10- 18] schmähen; und entseßet ench nicht, wenn fie euch [mit ihren Lästerreden wollen] verzagt machen [Matth. 5, 11; I. Petri 3, ist] s. Denn die Motten werden sie fressen, wie ein Kleid, und Würmer [genauer: Schaden] werden sie fressen wie ein wollen Tuch [so daß es nur eine Scheinmacht und Scheingröße ist, darauf sie trotzen]; aber meine Gerechtigkeit sdie ihr leben- dig in euch tragt] bleibet ewiglich, und mein Heil [das in sein eigenes Wesen euch verklärt] für und für. , S. Wohlans wohlauf [mit solchem Sehnsuchts- ruf antworten dann die Gerechten auf diese Mah- nung], zeuch [aus der Fülle der Allmachn die dir zu Diensten sieht] Macht an, du Arm des HGrrn fund führe das Heil herbei, das die Weissagung in Aussicht ftelltjl Wohlauf, wie vorzeiten, von Alters her [in den Zeitläufen der Vorwelt, so beweise dich auf’s Neue kräftig und gewaltig]! Bist du nicht der, so die Stolzen [genauer: R ahab, die egyptischeGroßmacht. Kap. 30, 7] ausgehauen, nnd den Drachen fden egyptischen Pharao Kap. 27, 1 ; Hesek. 29, Z] verwundet hat? 10. Bist du nicht, der das Meer der großen tiefen Wasser sdas egyptische Schilfmeey in welchem der unterhalb des Festlandes befindliche große Wasserspeicher 1. Mof. 7, il; s, I f. zu theil- weiser Erscheinung kommt] anstrocknete? der den Grund des Meers zum Wege machte, daß die Erlöseteu dadurch gingen [2. Mos 14- 21 f» und solches Wunder zu seiner Zeit von Neuem thun kannst]? 11. sJa gewiß! du kannst und wirst es auch inBeziehung auf die Ausführung aus Babel thun.] Also werden [wie bereits in Kap. 35, 10 gesagt] die Erlöseteu des HErrn wiederkehrem und gen Zion kommen mit Ruhm soder Jauchzen]; und ewige Freude wird auf ihrem Haupte sein. Wonne und Freude werden sie ergreifen, aber Trauern und Seufzen wird von ihnen fliehen. 12. Ich, ich [so setzt der HErn feine Mah- nung und Verheißung von vorhin aufs Neue be- ginnend, die Rede fort] bin euer Tröster. Wer bist du [Zion] denn [mit all’ deinen Aengsten und Nothsiändens daß du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? nnd vor Menscheulinderm die als Heu [so bald und leicht wie dieses Kap. 40, 6 sf.; Pf. 37, 2; 90, 5; los, 15] verzehret werden? ssind nicht vielmehr der Thatsache gegen- über, daß du mich zum Tröster hast, all’ deine Aengste und Nothstände viel zu gering, als daß noch irgend welche Furcht in dir aufkommen dürfte? Matth. 10, 28.] 13. Und [wer bist du, Jsrael, doch, daß du] vergisseft des HErrn, der dich gemacht hat sund derselbe Gott ist Kap. 44, 24], der den Himmel ausbreitete, und die Erde gründete? [Denn wenn du wirklich seiner gedächtest, in welchem Berhältniß er zu dir steht und welche Allmacht ihm zu Ge- bote steht, würdest du alle Aengste und Vesorgnisfe ans deiner Seele bannen.] Du aber fwegen dieses deines Vergessens seiner] fürchtest dich täglich den ganzen Tag lTag für Tag all’ Augenblick und Stunden] vor dem Grimm des Wittherichs [der dich verfolgt] wenn er vornimmt zu verderben fals könne und werde ihm seine Absicht auch gelingen] Wo blieb [denn, wenn du an die Geschichte von der Erlösung aus Egyptens Druck und Knecht- schaft dich erinnern wolltest] der Grimm des Wü- therichs ssenes Pharao, von dem in 2.Mos. 1,8 ff. erzählt wird], 14. Da er sunter den Schlägen, die einer nach dem andern von meiner Hand ihn trafen, zuletzt] mußte eilen nnd umherlaufen, daß er sdie Kinder Israel, die er bis dahin nicht hatte wollen ziehen lassen] los gäbe [2. Mof 12, 30 ss.], nnd [da hingegen] sie nicht starben unter dem Verderben [2. M. 1.1, 4 ff.], auch keinen Mangel an Brod- hatten [2. M. 12, 34 fsjr 15. [Jn gleicher Weise nun kann ich auch bei deiner nunmehrigen Erlösung von dem Grimm eines anderweiten Wütherichs, der dich plagt und gefangen hält, meine unbedingte Macht, der alles sich fügen muß, beweisen] Denn ich bin der DER, dein Gott, der das Meer bewegt, daß seine Wellen wüthen fund dieser dein Gott, der des Meeres Wüthen erregt, kann ebensowohl der Menschen Wüthen auf einmal stillen]; sein Name beißt HErr Zebaoth [Kap. 54, 5]. Its. Jch lege sindem ich dich, o Israel, zum Träger meines Heils und zum Segensvermittler für die Menschheit gemacht habe] mein Wort in deinen Mund nnd bedecke dich [weil ich um solches deines hohen und bis in die fernste Zukunft hin- ausreichenden Berufs willen dich nimmer kann zu Grunde gehen lassen] unter dem Schatten meiner Hände; auf daß ich [deiner als meines Werkzeugs mich bedienend] den [neuen] Himmel pflanze sauf den das Ende meiner Wege mit dem menschlichen Geschlecht hinzielt], und die [neue] Erde gründe [welche so sehr alle Wünsche befriedigen soll, daß man der vorigen nicht mehr gedenken und sie nicht zurückwünschen wird Kap. 65, 17], und zu Zion [nun auch in neuer, die ganze Tiefe dieses Worts erst jetzt offen darlegender Weise] spreche: Du bist mein Volk. Jerusalem wird aufgerichtet und der Taumelkelch seinen Peinigern aufgezwungen werden. 163 17. [Darum, wie vorhin auf Grund der Zu- sprache des HErrn ein Aufruf der Gemeinde an Jehova’s Arm sich erhob V. 9 f., so richte ich, der Propbet, auf Grund der eben gehörten Ver- heißung Gottes in seinem Namen und auf sein Ge- heiß jetzt an mein armes, gequältes, zertretenes Volk die Aufsorderung:] Wache auf, wache auf [aus deinem Schlaf der Ohnmacht und Betäubung, in welchen der Druck und die Noth dich versenkt hat], stehe ans [von dem Boden, an welchem du nieder- gestreckt daliegstL Jerusalem, die du von der Hand des HErrn den Kelch seines Grimmes [in lang- wierigen und schweren Strafleiden, die über dich verhängt worden] getrunken hast; die Hesen des Tanmelkelchs [der die aus ihm Trinkenden in be- wußtlosen Zustand, da sie ihrer selbst nicht mehr mächtig sind, versetzt] hast du ausgetrunken, nnd die Tropfen [die etwa am Rande hängen geblieben, ebensalls] geleekt [so daß nichts, gar nichts von dem schlimmen Tranke dir erspart wordeu]. »Man beachte den wehtntithigem das Schreckliche nachempfindenden Tonfall in den Worten des Grund- textesx schathitltz mazitlu d. i. getrunken, ausgeschliirsn 18. Es war szur Zeit dieser furchtbaren Lei- den Jerusalems] niemand aus allen Kindern, die sie geboren hat, der sie leitete kihr hätte ein Füh- rer werden können durch die sinstere Nacht]; nic- mand aus allen Kindern, die sie erzogen hat, der sie bei der Hand nähme sum sie aufrecht zu halten, weil alle ihre Kinder von dem Bewußtsein der verdienten Sündenstrafe selber, auss Tiefste nieder: gedrückt waren]. Welche elegische Musik ist hier in den tief herunter- gehenden Cadenzenx mikobbanim jin-Ida, mikokbnntm gjddölal So grauenvoll war ihr Unglück, daß niemand, wie es im Folgenden weiter heißt, das Schweigen des Entsetzens zu brechen und ihr Beileid zu bezeugen wagte; selbst der Prophet muß, menschlich geredet, bekennen: wie (wörtlich: als wer) sollt ich· dich trösten? er wußte kein gleiches oder größeres Leiden, ans welches er Jeru- salem nach dem Erfahrungssatzm solamen miseris socios habuisse malorum (Leidenden ist es ein Trost, Genossen ihrer Leiden zu haben: I. Petri 5, 9) hätte hinweisen können« 19. Diese zwei [zweierlei Arten von Uebeln] sind dir begegnet: wer trug Leide mit dir smit trösilichem Zuspruch dir entgegenkommend]? Da war Verheernng [von außen], Schaden [oder Zer- rtlttung nach innen], Hunger [innerhalb] und Schwert laußerhalbjx wer sollte [genauer: wie sollt« ich] dich trösten? 20. Deine Kinder waren verschmachtet [ge- nauer: bedeckt, d. i. umnebelt an Sinnen und Kräften]; sie lagen ans allen Gassen [oder an allen StraßeneckenL wie ein verstrictter Waldochs [der im Jägernetze sich gefangen und in erfolglosen Be- freiungsversnchen bis zur' Selbsterdrosselung sich er- schöpft hat], voll des Zorns vom HErrn [welchen sie ans dem Kelch B. 17 getmnkenL und des Gehei- tens von deinem Gott. Wir zweifeln nicht, daß der Prophet hiermit hinaus blickt auf die nun schon fast 2000jährige Leidenszeit Jsraels seit der Zerstörung Jerusalems durch Titus, und werden bei Erzählung der Geschichte von dieser Zerstörung (Apostg. 28, 31 Anm.) diese Leidenszeit, so- weit es zum Verständniß der Schrift erforderlich scheint, mit in Betracht ziehen; denn auch unter den Gerichten seiner Zerstreuung ist und bleibt Israel das Volk Gottes tGottes Gaben und Berufung mögen ihn nicht gereuen, und er hat alles beschlosfen unter den Unglaubem auf daß er sich aller erbarme: Röm. 11, 29 sf.), und eine schlagendere Antwort konnte Friedrich dem Großen aus seine Forderung eines kurzen, bündigen Beweises flir die Wahrheit der heil. Schrift nicht gegeben werden, als mit den Worten jenes Predigers, we cher ihm erwiederte: ,,Maiestät, die Indem« 21. Datum [weil nunmehr der Taumelkelch des Zornes Gottes von dir getrunken ist bis auf die Hefen und die Zeit da, aufzuwachen und auf- zustehen V.»17] höre dies, du Elende und Trun- kene ohne Wein [die du besinnungslos wie eine Trunkene hin und her taumelst, ohne daß Wein und stark Getränke im buchstäblichen Sinne es wären, was dich trunken gemacht hat Kap. 29 , 9]. 22. So spricht dein Herrscher sdessen Magd du bist], der HErr, und dem Gott, der sein Vol! råchet [als Rechtsanwalt für dasselbe eintritt, wenn seine Zeit und Stunde gekommen]: » Siehe,- ich nehme den Taumeikelch snachdem du ihn ausgeleert] von deiner· Hand, sammt den Hefen des Kelchs meines Grtmmsz du sollst ihn nicht mehr trinken [als wollte ich noch einmal für dich ihn fiillen]. « 23. Sondern ich will ihn sden neu gefüllten] deinen Schindern soder Peinigern] in die Hand geben sdaß nun sie ihn trinken müssen — deinen speinigernL die zu deiner Seele sprechen [so langeals sie dich ihrer Gewalt preisgegeben wußten]: Bncle dich, daß wir ubethin gehen [mit·unsern» Füßen über dich wegschreitens nnd lege deinen Rucken zur Erde, und [mache ihn, indem du dich zu Boden wirfstJ wie eine Gasse, daß man uberhiu lauft. Mit den Worten: zu deiner Seele, wird hinge- wiesen auf die persönliche Würde der Unterdriicktem welche die Quäler so völlig außer Augen setzten; das Verlangen, daß jene sich zu Boden werfen sollen, um mit Füßen iiber sich hinwegschreiten zu lassen, bezeichnet die iibermüthige Selbstilberhebung und riicksichtslose Härte dieser, die an den Chaldäern ihr Vorbild haben (Kap. 47, 6); der letzte Theil des Verses aber lautet genauer: und du machtest (macht- und willenlos in die Gewalt deiner Feinde dich hingebend) der Erde gleich deinen Ritcken und zum freien Wege fitr die drüberweg Schreitenden — welch eine charak- teristische Zusammenfassung der Judenverfolgungen aller Zeiten! Zum Verständniß unsers Kapitel-s bcachte man Folgendes: »Seit jenem Abschiedswort des von Israel verworfenen Messiast Matth. 23, 38 ist Jerusalem und der entheiligte Tempel dem Untergange geweiht; das Reich Gottes soll dem jüdischen Volke genommen und 164 Jesaia 52 , l —- 9. den Heiden gegeben werden (Matth.21,43). Die ganze Zeit von da an bis zum Einbruch der Katastrophe iiber Jerusalem und den Tempel dient noch dazu, aus dem alten Bundesvolke die Uebergebliebenen nach der Wahl der Gnaden (Röm. 11, Z) zu sammeln, damit sie die Wurzel der neuen Heilsgemeinde bilden, den Stamm, dem die gläubig gewordenen Heiden eiugepropft werden. Diese Heilsgetneinde ist nun der Israel Gottes (Gal. S, 16); auf sie gehen alle Prädikate des. letzteren über, daß sie ist das auserwählte Geschlecht, das königliche Priesterthnm, das heilige Volk, das Voll des Eigen- thums (1. Petri 2, 9), ihr gelten die göttlichen Verhei- ßungen Und doch ist auch das alte Israel nach dem Fleisch, an dem Gott vor den Augen aller Welt gezeigt hat, wie er liebt und wie er straft, noch uicht aus dem Gebiet der Verheißuug ausgeschlossen; über ihm bleibt das alte Gesetz« in Geltung, daß es auch in der Ver- stoßung und Zerstreuung nicht untergehen kann, vielmehr aufbewahrt wird zur Einführung in das göttliche Reich. Josephus weiß freilich nicht, was er sagt, wenn er das Wort an Jerusalem richtet (b. Jud. V, 1. 3): vielleicht daß du-einmal wieder aufkommfh wenn du deinen Gott, der dich zerstörte, versöhnt haben wirst; aber der Mund der Wahrheit deutet darauf, daß die Gefangenschaft Jsraels und die Zertretung Jerusalems dauern werde, bis die Zeiten der Weltvölker erfüllt seien (Luk.21, 24), denn wenn die Fülle der Heiden eingegangen ist (Röm. 11, 25), wird Israel als Volksganzes dem Rufe des Gran eliums folgen nnd seinen Messias begrüßen: Matt . 23, II. (Oehler.) vDas 52. Kapitel. Von Erlösung der Kirche, und Diebliohlieit des Eoangelii. IV. V. 1——12. Juden: diese 4.iiede mit der vorigen im engsten Zusammenhang sieht, nimmt sie ihren Jlnsgang vom Ende aller Dinge, von. der Zeit, wo nun aller Uathschluß Gottes mit Israel nnd Jerusalem zur vollen— duug kommt; ne blinit aber oon da ans alsbald tönt— loörts in die Zeit der Erlösung durch Jesnm Christum, und non) weiter rünuoärts in die Brit der Erlösung aus der liabylouischen Gefangeuschaft Im Einzelnen zu scheiden, was dem Anfang oder dem Mitte! oder dem Ende des ganzen großen Zeitraumes non der Riiniltehr ans sabel bis zum Ginzug in das neue Jerusalem an- gehört, märe ein nnmögliches Ding, denn das prophetische Schanen richtet sich nun) andern Gesetzen als das lagisnJe Denken; wir sollen aber nun) bei Betrachtung solcher erhabenen Weissagnngen nicht zetbröncetn nnd zerflsinieln wollen, sondern uns auf dieselbe warte, auf der die Propheten standen, erheben lassen und die Jlugen für denselben weiten Gesinuslirets aufthnn, den sie am— spannten 1. Mache dich auf, mache dich auf, Zion- saus dem Schlafe der Ohnmacht und Betäubung, in dem du bisher am Boden gelegen Kap.51,1·7., dich erhebend]; zench deine Stärke an sdie so lange wie gebrochen war und gänzlich geschwunden schien, aber als von dem HErru in dich gelegt, doch nicht für immer vernichtet werden kann, sondern zu ihrer Zeit in ganzer Fülle wieder hervorbrechen muß], schmückt dich herrlich [mit Prachtgcwändern und kostbaren "Zierrathen], du heilige Stadt Jeru- salem [wie solcher Schmuck deinem priesterlich- königlichen Charakter entsprichts Denn [nun hast du deine erhabene Bestimmung erreicht und sollst das in Wirklichkeit sein, was du dem Namen nach heißest, die heilige Stadt :] es wird hinfort kein Uubeschnitteuer Und Unreiner [von denen jener noch ungeweihet, dieser aber wiederum entweihet ist, zu dir eingehen, geschweiges in dir regieren [um mit seinem unheiligen Wesen deinen heiligen Cha- rakter zu befiecken]. . 2. Mache dich aus dem Staube kin dem du bis daher gelegen, alle Spuren desselben von dir abschüttelndL stehe ans [vom Erdboden, auf dem du in dem Stande deiner Erniedrigung hattest da- sitzen müssenL du gesungene Jerusalem [nach an- derer Auslegung: setze dich hin, Jerusalem, nämlich um den dir gebührenden Königsthron ein- zunehmen«]; mache dich los von den Banden dei-- ues Halses, du gesungene Zion» sals die du nun frei sein sollst für immer]. «) Nach dieser Auffassung, welche die Form Uns von DE; ableitet und nicht, wie Luther, als Adjectivum (vgl. Z. Mos.12, 29) nimmt, wäre der Zuruf das Widerfpiel von dem, der in Kap..47, 1 an die Tochter Babel ergeht: ,,Jerusalem sitzt als Gefangene ohne Sessel am Boden, aber um hoch erhöhet zu werden, während die Tochter Babel als Herrscherin auf dem Sessel sitzt, aber um tief erniedrigt zn twerden.« 3. Denn also spricht der HEm Jhr seid [von mir, als ich euch in die Gewalt eurer Feinde dahingabj umsonst verkauft [ohne daß ich einen Kaufpreis von ihnen genommen und damit meinem Anrecht an euch entsagt hätte], ihr follt auch [weil ich demzufolge euch zuriickfordern kann, zu welcher Zeit es mir gefällt] ohne Geld gelösel werden [es bedarf zu solcher eurer Erlösung nur eines Macht: spruches aus meinem Munde Kap. 45, 13]. 4. Denn so spricht der» HErr HErr sdieses ,,umsonst verkauft« aus der Gefchichte Jsraels auch thatsächlich zu beweisen]: Mein Volk zog am ersten fals es nur erst aus 70 Seelen bestaud l. Mos. 46, 271 hinab in Eghptea daß es daselbst ein Gast wäre [von Egyptens König selber zu solchem gastlichen Wohnen eingeladen I. Mos. 45, 16 ff., die nachherige Knechtschaft dort aber war eine Ge- waltthat des neuen Königs, der von Joseph nichts wußte und nach dem HErrn nicht fragte 2. M. 1, 8 ff; 5, 1]; und Assur [von dem hernachmals das Volk der 10 Stämme in die asshrische Ge- fangenschaft geführt worden Z. Kön. 17,. 5 f.] hat ihm ohu Ursach [ohne seinerseits ein Recht dazu zu haben] Gewalt gethan [mit solcher Knechtung]. Z. Aber wie thut man mir [der ich bei mei- nem Volke auch dann, wenn ich es in fremde Ge- walt dahin gebe, gegenwärtig bin l. Mos. 46, 4] jetzt allhier fim babhlonifcheu Gefängniß? übersteigt Vierte Rede: Von Erlösung der Kirche und Lieblichkeit des Evangelii. 165 da nicht die tyrannische Willkür und der freche Uebermuth der Zwingherren alles Maß und Ziel]? spricht der Hain. Mein Volk wird umsonst sohne daß der Chaldäer menschlicherweise ein Recht dazu hätte] versiihret [d. i. vom heimischen Grund und Boden hinweggeschlepptk seine Herrscher sdie chal- däischen Zwingherren Kuh. 14, 51 machen eitel Heulen sindem sie als launenhafte Tyrannen in roher Weise es ankreischen Pf. 137, 3], spricht der HErrz nnd mein Name wird [oon ihnen] im- mer tiiglich gelcistert [indem sie ihn zum Stichblatt ihrer gotteslästerlirhen Witz: und Spottreden machen] s. Datum [damit solcher fortwährenden Lä- sternng auf einmal ein Ende werde] soll mein Volk meinen Namen kennen [besser: in Erfah- rung bringen, wie hehr und heilig derselbe ist Pf. 111,-9] zu derselbigen Zeit [wo nun die Stunde seiner Erlösung gekommen ist]; denn siehe, ich will selbst reden [und durch thatsächliches, plötz- liches Eingreifen als den Allgegenwärtigen und Allesvermögenden mich bekunden] » 7. [Jm Geiste sehe ich, der Propheh diesen Tag der Offenbarung der Herrlichkeit des großen Gottes schon herbeigekommen, sehe, wie die noch in Trümmern liegende Stadt Jerusalem so eben die frohe Botschaft von derErlösung ihrer Kinder und von deren Rückkehr zur Heimath mit jnbelnder Freude empfängt] Wie lieblich [so rufe ich, in den Kreis der Wächter auf Jerusalems Warte mich versetzend und ihre Freude bei dem Anblick, der nach langem Ausschauen auf einmal von den im Norden der Stadt gelegenen Höhen sich ihnen dar- bietet, theileUlU aus] sind auf den Bergen die sim raschesten Laufe, als wären sie beflügelt, daher- eilenden] Füße der Boten, die da [das zeigt schon dieser ihr hurtiger Lauf aus der Ferne an] Friede verkiitidigen, Gutes predigen, Heil vetküudigen salso in jeder Beziehung rechte Freudenboten sind]; die da [wenn sie nun mit ihrer Botschaft vor den Mauern der Stadt anlangen] sagen zn Zion: Dein Gott ist König [hat, nachdem er lange sein Königthuni an die heidnische Weltmacht verloren zu haben schien Kap. 63, 19., durch Erlösung seines Volks aus dieser Macht und gänzliche Vernichtnng der- selben seine Herrschaft in neuer Weise, so herrlich und allumfassend wie nie zuvor , angetreten Kap. 24, 23]. Das »der HErr ist König« (Ps. IS, I; 96, 10; 97, I; 99, l) fand den Anfang seiner Bewährung in dem Stur e Babels und in der Errettung Israel-s, feinem vo en Gehalte nach aber ist es messianisch: in Christo ist der ZErr wahrhaft herrfchend geworden, und wird es in zukunft noch herrlicher werden (Offb. 11, 175 19, 6). »Das »der HErr ist König« rufen seine Diener noch immer den tollen Anläufen der Welt gegen die Kirche entgegen, mit denen sie weiter nichts aus- Den« richtet, als daß sie eine neue herrliihere Offenbarung feiner Herrschaft herbeirufn Es ist das heilige Feld- geschrei der Kirche im Angesichte der Welt, wobei man der Worte Calviiks wohl zu gedenken hat: ,,mit dem Munde bekennen alle, was der Prophet hier lehrt; aber wie viele wohl setzen diesen Schild wie es fiel) ziemt der seindlichen Weltmacht entgegen, so daß sie nichts fltrchten, und sei es noch so furchtbar« «(Heng- sienberg.) Das Evangelium der schnellftißigen Boten ist das Evangelium von dem herbeigekommeneu Reiche Gottes, und die apostolische Verwendung dieser jesaianis schen Stelle in Röm. 10, 15 hat ihre Berechtigung da- rin,- daß der Pro het mit der- Endschaft des Exils die Jchließliche a seitige Erlösung zusammensehanr. (Delitzsch.) ·8. Deine Wächter [Jerusalem, »die von hoher Warte aus der Ankunft der Freudenboten entgegen- geharrt nnd in deinem Elend dich damit getröstet haben, daß ein solcher Tag guter Botschaft kom- men werde] rufen s beim Anblick der Boten] laut mit. ihrer Stimme [die nunmehrige Ankunft der lange Ersehnten dir vermeldend], und ruhnien mit einander [der Botschaft, die sie vernehmen, ent- gegenjaiichzend, zumal unmittelbar nach dem Ein- treffen der Boten sich auch schon die Erfüllung ihrer Ankündigung zeigt] ;- denn man lvird’s mit Augen sehen sgenauer: denn Auge in Auge, d. i. so nahe, wie ein Mensch dem andern ist, wenn er in dessen Auge mit dem eigenen hinein- schaut 4. Mos. 14, 14., so daß also eine Täu- schung nicht möglich ist, werden sie sehen], wenn der HErr Zion beichtet so. i. rviederherstelly wie er da an der Spitze seines Volks selber ein- herzieht]. Während bei den »Boten« im vorigen Vers, soweit derselbe auf die erste Zukunft Christi zur Zeit-des neuen Testaments geht, an die Evangelisten und Apostel zu denken ist, haben wir unter den ,,Wächtern« die altiestamentlichen Propheten zu verstehen, die von der zukünftigen Gnade geweissagt und geforscht haben, auf welche und welcherlei Zeit deutete der Geist Christi, der in ihnen war (1. Petri I, 10 f.); sie haben den Beginn der Erfüllung ihrer Weissagung oder den Anbruch der neutestamentlichen Zeit gewissermaßen erlebt in Jozam nes dem Täufer, in welchem die vorchristliche Prop etie die oberste, ihren Gesammtinhalt thatslichlich zusammen- fassende Spitze erreichte (Matth. 11, 7 ff.), der zum Gegenstand seiner Predigt die Botschaft hatte: ,,das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen« (Matth. Z, 2) und die Erftillnng seiner Freude in Joh. s, 29 ff. so nnzweideutig zu erkennen giebt. Jnsofern aber miser Abschnitt auf die letzte Zeit oder die zweite Zukunft Christi sich bezieht, fällt der Dienst der Boten und der Wilchter in Eins zusammen, man müßte. denn von den Evangelisten und Aposieln noch den Apokalyptiker, den Seher der Offenbarung unterscheiden; und allerdings ist es kein bloßer Zufall, daß dieser ebenfalls Johannes heißt, inwiefern aber die Kirche in ihren Dienern auch einen apokalyptischen Beruf hat, zeigt das herrliche Wächterlied von Ph. Nicolai: Wachet aus, ruft uns die Stimme sc. 9. Lasset [aber auch, gleich wie Jerusalems Wächter laut mit ihrer Stimme rufen und « mit einander· rühmen] fröhlich sein, und mit einander 166 Jesaia 52 , 10-—- 15. 53, 1. 2. rühmen das Wüste zn Jerusalem [die Trümmer, in denen die Stadt liegt, weil nun die Zeit ihrer Wiedererhebung gekommen ist]; denn der HErr hat sein Volk [mit Erfüllung der ihm geschenkten Ver- heißungeiq getrdsteh und Jerusalem erlöset sdaß es nun ganz herrlich wieder dastehen soll]. 10. Der HErr hat snachdem es so lange ge- schienen, als ließe er alles gehen, wie es selber will, und könnte, was seinem Rath gefällt, nicht zu Stand und Wesen bringen] osfenbaret seinen hei- ggen Arm, vor den Augen aller Heiden; daß aller elt Ende [nun] siehet das Heil unsers Gottes [wie er uns, sein Volk, nicht auf immer in Noth und Elend stecken läßt] 11. Weiehet [denn], lveiehet [von der heid- nischen Umgebung, in deren Mitte ihr im Lande eurer Verbannung seither euch befunden, ihr Exa- lanten zu Vabel], ziehet aus von dannen [da ihr nun entlassen seid aus dem Gefängniß Kuh, 48, 20], nnd rühret kein Unreines an sdaß ihr irgend etwas, was aus dem Heidenthuin stammt und mit demselben zusammenhängt , von dort mit- nehmen und dadurch euch verunreinigen wolltet"]; gehet ans von ihr [der unheiligen und dem Ver- derben geweiheten Weltstadt, damit ihr nicht in das über sie verhängte Gericht verwickelt werdet 1. Mos. 19, 15 f.], reiniget sbesonders ihr] euch, die ihr des HCrrn Geräthe traget [ihr Priester Jos. 3 , s; Esra I, 7 ff» indem ihr nicht blos vor allem Unreinen euch bewahrt, wie die Andern, sondern auch durch außerordentliche Maßnahmen in eine, eurem priesterlich heiligen Character ent- sprechende Verfassung euch bringt]. it) Eine Befolgung dieses Gebots war es z. B., wenn die neue Colonie unter Esra tEsra 8, 21 ff.) es verschmiiheth Geleit und Reiter für den Reiseweg in die Heimath vom König zu erbittert. Doch ist die Mah- nuiF natürlich znmeist im geistlichen Sinne zu fassen: 2. or. 6, 17. 12. lJhr werdet aber, um so für den Aus: zug euch in die rechte Verfassung zu setzen, hin- länglich Zeit haben.] Denn ihr sollt nicht [wie vormals bei dem Auszug aus Egypten der Fall war 2. Mos. 12, 39; 5. M. 16, Z] mit Eile ausziehen, noch mit Flucht wandeln sals die vor dem ihnen nachjagenden Feinde sich zu fiirchten hätten, sondern gemächlich und sicher eure Reise antreten]; denn der HEtr wird vor euch herziehen foon vorn den Zug zu decken], und der Gott Israel wird euch sammeln [er wird euren Zug schließen, ihn als Nachhut zusammenzuhaltend]. Der HErr wird vor euch herziehen, und wird eben- so durch seine persönliche ut die Letzten in eurem Zuge decken und schtitzen, daß einer verloren gehe, er wird euch Vor- und Nachhut sein. So ist das ganze Volk Gottes gesammelt, umgeben von des HErrn Herrlichkeit« (Schmieder.) Das 53. Kapitel. Christi Leiden und Auferstehung. V. v. 13——aap. 53, te. mit de: jetzt folgenden sank— ten Rede des L. Iltrittels unsers Troslbnchs haben wir nicht nur die itlitte dieses Mittels, sondern auch den Höhepunkt des Ttostbnchs selber erreicht (s. Eint. zn Kap. 49). ,,Golgatha nnd Scheblitninß oder die hohe Erhöhung des Kncrhtes des tjErrn ans tiefer Erniedri- gnng«, so mit Recht läßt sitt) der Inhalt unsrer Rede in der nütze bezeichnen; wer aber Sinn für Wahrheit hat, kann nicht anders, er muß mit Staunen in dem pro— phetenbitdtz das vor unsern Jtngen hier entrollt wird, die Leidens— nnd Herrtichkeitsgeschictite Jesn erkennen, so genau entsprechen einander alle Züge der Wrissagnng nnd alle Züge der passion nnd ihrer Folge. wiederum würde für sich selber kein Mensch im Stande gewesen sein, auf Grund des nns vorliegenden vronhetischen Ab— schnitts eine Gesihikhte zu ersinnen und zu gestalten, wie das Evangelium von dem gekreuzigten Christns sie dar— bietet, eine Geschichte, in welcher alle von dem Propheten- wort aufgestellten sdlotnentein so zus ainmenhängendey zutref- fender nnd doch ganz sakhs nnd naturgemäß sich abwiaietw der Weise zur Verwirklichung kommen; man muß, wenn man sich nicht muthwillens gegen die Eindrücke der Wahrheit verschließt, offen bekennen, eine solkhe Geschichte konnte nur Gottes tjand selber weben, nnd giebt also ebenso die Weissagnng der Erfüllung Zeugnis, daß sie von Gott sei, wie die Erfüllung den göttlichen Ursprung der Weissagnng bezeugt, diese aber hatte zu ihrer Zeit den Zweck, daß der Glaube in Israel fortan nicht blos des Löwen ans dem Stamme Snda (1. Mos. 49, 9ss.), sondern var allen Dingen des Dammes Gottes harre, das der Welt Sünde trägt (Soh. I, 29 ss.). 13. Siehe sspricht der HErr, indem er über den, der in Kap. 49, 1 ff. und 50, 4 ff. das Wort führte, nun selber wieder sich äußert, wie er das schon in Kap. 42, I ff.; 49, 7 ff.; 50, 10 f. gethan], mein Knecht [der zukünftige Messias] wird weislich thun [der ihm gestellten Berufe-auf- gabe gemäß sich verhalten, so daß er dieselbe glück- lich zum Ziele führt], und wird [in Folge dessen und zum Lohn dafür] erhdheh nnd sehr hoch er- haben sein [genauer: wird emporkomnien in der Auferstehnng, und sich erheben bei der Himmelfahrh und hoch sein sehr durch sein Sitzen zur rechten Hand Gottes]: 14. Daß [zwar bei dem weislich Thlin selber, bei dem berufsmäßigen Hinausführen des Erlö- snngswerkes in dem KreUzestOdJ sich viele über dir [meinem Knechte] ärgern [oder entsetzen Matth. 5, 29 f. Anm.] werden, weil seine leben »dieses mei- nes Knechts] Gestalt [die er da an sich trägt] häßlicher ist, denn [die] anderer Leute, und sein Aussehen shäßlichers denn Das] der Menschenkinder denn er wird bis zur Menschenunähnlichkeit ent- ellt und unter Manneswürde hinunter erniedrigt werden Pf. 22, 7; Joh. 19, 5]. Aus der Ansprache geht der HErr hier sofort wieder über zur Aussage, wie in Kap. I, 29 umgekehrt er aus der Aussage plötzlich nmspringt in die Aufs-rathe. Fünfte Rede: Von Christi Leiden und Auferstehung. 167 15. Aber alfo [wenn auf das weislich Thun nun das Emporkommen und sich Erheben und sehr hoch Erhobenfein folgt] wird er viel Heiden fmit seinem Blute i. Petri I, L] befprengen sund ste, die bisher für unrein galten V. 1., mit dem Volke Gottes zu Einer heiligen Vundesgemeinde zufam- menschließen Ephes 2, 13 ff.], daß anch Könige [voll staunender Verwunderung über den, vom fchmachvollsien Tode zu einem Leben in überfchwäng- licher Herrlichkeit Erstandenen] werden ihren Mund gegen ihm zuhalten [sammt ihren Völkern sich sei- ner Herrfchaft demüthig unterwerfend.] Denn [ste, alle die vielen Heiden] welchen nichts davon [von dieser, durch Leiden des Todes zu erlangenden Herrlichkeih durch die prophetifche Weiffagung im Voraus] verkttndiget ist, dieselben werdens [im Gegensatz zu Israel, welches die prophetifche Vor- ausverkündigung hatte und doch, als sie nun zur Erfüllung kam, sich ärgerte V. 14] mit Lust sehen; nnd die nichts davon gehoret haben sund also ganz unvorbereitet die Predigt des Evangelii empfangen], die werdens merken [im Glauben in ihr Herz aufnehmen, was das Evangelium ihnen kund thut Kap. 65, I; Röm. 15, 21]. »Die christlichen Gelehrten, sagt der berühmte Rab- bine des 15. Jahrh. Abrabanel, erklären diese Weis- fa ung von jenem Manne, den man in Jerusalem auf- ge ängt gegen Ende des zweiten Tempels, und der nach ihrer Ansicht Gottes Sohn gewesen, indem er Mensch geworden im Schooße der Jungfrau; die indi- schen Gelehrten aber deuten sie auf den künftigen Mes- fias.« Auf den Mefsias also geht die Stelle nach beiderseitiger Erkenntnis» nur daß die Juden von einem künftigen träumen, weil die Decke vor ihrem Herzen hängt, daß sie mit den Christen nicht an den, der schon gekommen ist, glauben mögen. Polykarp Leyfer, ein luther. Theolog aus der Z. Hälfte des 16. Jahrh., nennt unsere Stelle »das goldene Pafsional des altte- stamentlichen EvangelistenC und Delitzsch bemerkt da- zu: »es ist wie unter dem Kreuze auf Golgatha ge- schrieben und von der Himmelsklarheit des erfüllten schehlimini (Setze dich zu meiner Rechten: Pf. 110, l) beleuchtet; es ist die Enträthfelun von Pf. 22 u. Pf. 110; es ist das Centralste und Tiefste, was die altte- ftamentliche Prophetie, sich selbst überslitgelnd, geleistet hat.« Wenn da e en andere Ausleger behaupten, es liege hier übera eine Weissagnng vor, am wenigsten eine Weisfagung aus Jesum, sondern der Prophet rede entweder von dem Volke Israel, insbesondere von dem besseren Theile desselben, oder von ihm selber oder einem anderen Propheten, etwa Jeremias oder Hefe- kiel, so müssen wir mit Stolz sagen: « austfchliige thun meinem Körper nicht so wehe, als sol e Urtheile meiner Seele thun« Kost. 53, V. 1. Aber [wenn wir von den Heiden, die bisher noch nie Gehörtes, etwas, das erst als vollendete Thatfache ihnen kund wird, gläubig und mit Freuden aufnehmen Kap. 52,15., den Blick jetzt auf uns, das Volk Jsrael, wenden, müssen wir da nicht klagen:] wer [unter uns] glaubt unserer Predigt [der schon lange zuvor, ehe die Zeit der Erfüllung kam, von uns in man- cherlei Weissagungen vernommenen Kunde, welche so deutlich auf Person und Werk des Knechtes Gottes hinwies, daß wir bei seiner Erscheinung ihn fogleich hätten erkennen müssen]? und wem sunter uns] wird der Arm des HErrn offenbaret [wird es in dem, was an und von dem Erschie- nenen geschieht, offenbar, daß hier des HErrn eigener Arm eingegriffen hat, um das Hei! feines Volks dem längst schon gefaßten Rathschluß gemäß durchzufetzen Kap. 52, 10]? Zier klagt Jsrael durch den Mund des Propheten im orans über seine Verblendnng, womit es im Un- glauben gegen den Heiland und fein Heil sich verschließt, und zur Zeit Jefu und der Aposte wird die Klage ausdrücklich aufgenommen (Joh. 12, 38; Röm. l0, 16); es hat ftch da mit Israel genau so verhalten, wie die Weisfagung vorausftehh das Volk, zu dem der Sohn Gottes als zu seinem Eigenthum kam, hat ihn nicht ausgenommen, vielmehr die Heiden, die da fremde waren von den Testamenten der Verheißung, sich lassen zuvor kommen. Jetzt klagt Israel in stummer Weise also und ist der seufzenden Creatur in Röm. 8 gleich, die im Stillen sich sehnt, ohne zu wissen, was ihr fehlt.- Einst wird es auch laut so klagen (Sach. 12, 10 ff.) und erst spät, aber doch endlich in sich gehen (1. Mos 45, 8 Anm.). »Wenn das einstmals geschehen wird, dann, und erst dann, wird dieses Kapitel, welches bis dahin nach einer alten Benennung aarniäcjum Rabbinorum (die Marterkammer für die Rabbinen) Eis, seine ganze volle ersüllungsgefchichtliche Auslegung n en.« » 2. Denn sdies der Grund, warum der Knecht des HErrn gleich im Anfang seines Lebensganges von den Seinen verkannt werden wird, zugleich aber auch ein deutliches Merkzeichen, wie Jehova’s Arm gleich anfangs in feinem Lebensgange sich offenbart] er sehießt auf vor ihm [dem HErru, dessen Rathfchlüsse in ihm zur Ersüllung kommen] wie ein [von dem bis auf die Wurzel abgehauenen Baume des Davidifchen Königsgefchlechts Kap.11, I heroorbrechendes] Reis, und wie eine Wurzel [wie ein Schößling aus den; im Boden zurückge- bliebenen Wurzelstumpf diefeskBaumesj aus dürren: Erdreieh [indem zur Zeit feiner Geburt und feines Auftretens Land und Volk in einem geknechtetew tief herunter gekommenen und troftlofen Zustande sich befinden Matth 2, 1; Las. 2, 1 ff; 3,1f.J. Er hatte [da, weil so ohne alle irdische Pracht und Herrlichkeit erscheinend, für die Augen solcher, die nach weltlichem Maßstabe messen] keine Gestalt noch Schone; wir sahen ihn [denn er wohnte und weilte unter uns, so das; wir leibhaftig ihn vor uns hatten], aber da war sfür uns, die wir so ganz in den Dienst des vergänglichen Wesens ver- sunken waren] keine Gestalt, die nns gefallen hätte [denn zur Erkenntniß derjenigen Gestalt und Schöne, die allerdings ihm eignete, gehörten an- deäre Augen, als mit welchen wir ihn sahen Joh. I, 1 —14J. 168 Jesaia 53, 3—10. In den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche, während ihres Drucks und ihrer eigenen Knechtsgestaly setzte sich auf Grund unsrer Stelle die Ansicht fest, daß Jesus seiner äußeren Gestalt nach häßlich gewesen sei; diese Behauptung verstummte aber, seitdem die Kirche zu Macht und Ansehen gelangt war, und im Mittelalter niachte sich auf Grund von Pf. 45, 3 die entgegengesetzte Ansicht eltend, daß der HErr eine schöne Letbesgestalt gehabt abe. Jn der kathol. Kirche ist besonders ein Brief verbreitet, den ein gewisser Lentulus, ein zu Je- rusalem stationirter römischer Beamter, über die Gestalt Jesu nach Rom geschrieben haben foll; darin wird seine Körperbildung in allen einzelnen Theilen aufs Genaneste beschrieben und so ar sein Läugenmaß angegeben. Luther seinerseits urt eilt so: »Das ist wohl möglich, daß einer am Leibe so schön gewesen ist als Christus, auch find vielleicht Andere schöuer gewest; denn wir lesen nicht, daß stch die Juden fast über des HErrn Schönheit verwundert haben.« Jn der Malerei, wie ch durch Leonardo da. Vincks und Raphaeks Christusgestalten ausgebildet hat, erscheint der Kopf stets von mildem, ernstem, an’s Elegifche streifendem Ausdruck, von ovaler Gesichtssorm mit gerader Nase, gewölbten Augenbrauen, klarer hoher Stirn und langen, zgescheiteltem auf die Schultern fallenden Haaren. »Der ecb, den der Err von Maria empfing, war keine Königsgestalh o wohl der Glaube die Herrlichkeit hin- durchschimmern sah; er war keine Königsgesialt, denn von Mutterleibe an war der Todesschmerz des Gottes- lammes feine Mit ist, der Verklärte dagegen ist über alle Kunstideale er aben.« » Z. Er war [in seinem ganzen öffentlichen Leben, besonders aber bei seinem Leiden] der aller- verachtetste und unwcrtheste smit dem Leute von Stande nichts zu thun haben mochtenL voller Schmerzen und Krankheit [fo daß im Gegentheil Herzeleid von innen und allerlei Art des Elends von außen sich ihn zu ihrem Umgang und zum Gegen- stand ihrer Heimsuchung auserkoren hatten]. Er war so verachtet, daßntan das Angesicht vor ihm [wie vor einem mit ekelhafter Krankheit Behaftetenj verbarg sum ihn nur nicht länger ansehen zu müssen Pf. 22 , 7 »f.; Mark. I, 12]; darum sweil unsre Volksobersten ihn so tief in unsern Auxåitherabgesetzt hatten] haben wir ihn nichts ge« e . 4. Fürwahr [so müssen wir jetzt, nachdem uns die Augen über» die Ursach und Bedeutung dieses seines Leidensftandes aufgegangen sind, be- kennen], Er sdes HErrn Knecht in der ganzen vollen Bedeutung des Worts, der nach seiner voll- kommenen Gerechtigkeit ein Recht gehabt hätte, von aller Krankheit und ieglichem Schmerze frei zu bleiben] trug svermdge seines Mittleramtes, dem er sich nach Gottes Willen unterzogen hatte] unsere Krankheit [in alle den Folgen nnd Strafen der Sünde, die wir mit unserer Ueber- tretung verwirkt hatten nnd die nun auch von jemand gebüßt werden mußten], und lud sals eine Last, die so schwer war, daß sie uns erdrückt haben würde, wenn wir selber hätten büßen sollen] auf sich unsere Schmerzen sum durch stell: vertretende Genugthuung für unsre Sünde, damit wir die Schmerzen uns zugezogen, derselben uns zu entledigen Mater» 8, 17; Joh. I, Los. Wir— aber [in unsrer damaligen Verblendung, als wir in unsern Volksobersten selber die Werkzeuge waren, dadurch er in das tiefste Leibes- und Seelenleiden hinabgestoßen wurde] hielten ihn für» den, der [als ein Auswurf der Menschheit, als ein Frevler über alle Frevler auch mit Leiden ganz besonderer Art] geplagt nnd von Gott geschlagen und gemartert wäre. Z. Aber lwenngieichdas ganz richtig, daß er in seinem Leiden so recht wie ein Träger gött- lichen Zornes, wie ein Ausbund menschlicher Ver: worfenheit erscheint, den nun auch aller Fluch Gottes auf einmal trifft und « ein Auszug von allem., was es an Strafen für menschliche Sünde giebt, so war doch eben das das Verkehrte, daß wir meinten, seine eigene Missethah feine eigene Sünde habe ihn zu solchem Zornesträger, zu sol- chem Ausbund der Ungerechtigkeit gemacht;] er ist [vielmehr, wie wir nunmehr, vom Geiste Gottes erleuchtet, verstehen] um unserer Mifsethat willen [mit Kreuzesnägeln auf -den Tod] ver- wundet, und um unserer Sünde tvillen sdurch Belegung mit der gewaltsamsten, marter- vollsien TOdesartJ zerschlagen. Die Strafe liegt [da, indem er solchen Tod hat erleiden mü"ssen] auf ihm, auf daß wir snachdein er ihn erlitten und uns dadurch mit Gott verföhnet hat] Friede hatten [als die, an denen nun nichts Verdammliches mehr ist Röm. 8, 1], und durch feine Wunden [durch die Blutstriemety die ihm geschlagen wurden] sind wir geheilet [von unserer geistlichen Krankheit V. 4., daß es nun zu einem neuen göttlichen Leben mit uns kommt 1. Petri 2, 24]. is. Wir saußer den Heiden, die ganz und gar von Gott und seiner Erkenntnis abgekommen waren, auch wir vom Volke Israel, mit denen der HErr zwar seinen Bund aufgerichtet, wir aber hatten diesen Bund verlassen und von Gottes Wegen uns recht geflissentlich abgewendet Kap. 63, 17] gingen alle in der Irre wie Schafe sdie ihrem Hirten entlaufen sind 1. Petri L, 25., und schweisten nun ohne Zusammenhalt unter einander in der Wüste umher, von rücksichtslosem Belieben und niedriger Selbstsucht geleitet], ein jeglicher fahe ans seinen Weg Rad. 56, 11]; aber der HErr [de-r an solchem Thun und Treiben, da wir« uns selber den Zorn häuften auf den Tag des Zornes und der Offenbarung seines gerechten Gerichts, uns nicht wollte zu Grunde gehen lassen, sondern vielmehr durch die größte That feiner Liebe und Erbarmung unsre Seele herum holen aus dem Verderben] warf nnfct aller Sünde auf ihn sdaß Die Charfreitags-Epistel der Kirche. 169 fein Zorn über uns sich gleichsam an ihm aus- stürme und das von uns verwirkte Gericht sich an dem, der stellvertretend für uns eintreten mußte, vollziehe, wir hingegen nicht in’s Gericht kämen, sondern vom Tode zum Leben hindurch drängen Joh. 5, 24z 2. Cor. b, 21]. 7. [Und wie willig hat er zu solcher Stells vertretung sich hergegeben und wie still gehalten allem, was in Folge derselben über ihn kam!] Da er gestraft und gemartert ward, that er seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlacht- baut geführt wird [Jerem. 11, 19], nnd wie ein Schaf, das verstummet vor seinem Saurer, nnd seinen Mund nicht aufthut [die letzteren Worte können auch auf den Knecht des HErrn bezogen werden, so daß das vorhin Gesagte zu desto grö- ßerem Nachdruck noch einmal von ihm bezeugt würde: also hat er nicht aufgethan seinen Mund Apostg 8, 32]. 8. Er ist. aber sdurch das Sterben selber, in welches sein Leiden auslief] aus der Angst und Gericht genommen: wer will seines Lebens Länge [in das er sofort damit eingetreten] ausreden [s1nte- mal er hinfort nicht stirbt, der Tod wird hinfort über ihn nicht herrschen Rom. 6, II? Denn er ist ans dem Lande der Lebendigen [Kap. 38, 11 durch gewaltsamen und frühzeitigen Tod] wegge- rissen, da er um die Missethat meines Volks [oon Gott] geplagt war [das er also gestorben ist, das ist er der Sünde gestorben zu Einem Mal Rom. 6, 10; drüber hinaus aber hat er mit dem Tode nichts mehr zu schaffen, noch der Tod mit ihm]. D. Und er ist [wenn je über das Sterben hinaus noch etwas zu seinem Leiden und zu der Schmach, die man ihm anthun dürfte, gehörte] begraben wie die Gottlosen swenigstens bestimmte man ihm, indem man unter Uebelthäter ihn rech- nete, auch sein Begräbniß bei denselben], und ge- storben wie ein [gewaltthätiger, überMüthigerJ Reichet [der durch viele Schandthaten sich allge- mein verhaßt gemacht hat und dem man noch den Fluch der Mitwelt mit in’s Grab hineingiebtjz wiewohl er niemand [bei seinem Leben] Unrecht gethan hat sdaß er mit Reichen dieser Art in Eine Klasse hätte gerechnet werden dürfen], noch Betrug in seinem Munde gewesen ist [um ihn den Gott- lofen zuzurechnen]. Wir haben den Wortlaut unserer deutfchen Bibel einstweilen stehen lassen und angegeben, in welchem Sinne er gefaßt werden muß, um keinen Anstoß daran zu nehmen, daß es im Hinblick aus die Thatfachen der Leidensgefchichte vielmehr umgekehrt heißen müßte: »Er ist gestorben wie die Gottlofen, nnd begraben wie ein Reichen« (Matth. 27, 57 ff.); Luther verstehet näm- lich unter dem Reichen im zweiten Satzgliede einen, der ,,fein Thun auf Neichthum fetzt«, so daß dabei auch wieder an einen Gottlofeiy wie im ersten Gliede, zu denken wäre, und noch viele neuere Ausleger halten an dieser Bedeutung fest (vgl. die Bem. zu Kap. 42, 1). Indessen miichte es doch vorzuziehen fein, mit andern Schrifterklärern so zu übersetzen und zu erklären: 9. Und man gab [bestimmte ihm, indem man ihn als einen Uebelthäter aus dem Lande der Leben- digen hinwegriß] bei Gottloseu seiu Grab [und da, an der Schädelstätte, wäre er ficher auch mit den Schächerii beerdigt worden, wenn es nach dem bis- herigen Lauf der Dinge gegangen wäre] aber et war sdurch Gottes besondere Fttgnng, die ihn alsbald mit dem Sterben aus der Angst und dem Gericht hin- wegnahm] bei einem Reichen nach seinem Martertode [indem er in dasjenRe Grab zu liegen kam, das fitr den Leichnam eines eichen bestimmt war Matth.27, 6015 darum [ist diese augenblickliche Wandelung, welche dem auf die fchniachvollste Weise Getödteten ein Grab der ehrenvollsten Art zu Theil werden ließ, geschehen] daß er kein Unrecht gethan, noch Trug ge- wesen iu feinem Lbiunde sseine Rechtfertigung und Verßhezxrlichung also sofort mit seinem Tode eintreten mu te . Jm Grundtext steht nicht einfach: »in oder nach seinem Tode«, sondern das Wort ist in die Mehr- heitsformz ,,·f einen Toden« gesetzt (vgl.Hefek.28, 10), um einen Tod zu bezeichnem der wegen feiner Schmerz- lichkeit einem mehrmaligen Sterben gleichkommt, so daß man es füglich mit ,,Martertod« übersetzen kann; der den Nachsatz beginnende Ausdruck aber kann ebenso wohl »trotzdem daß« (Luther: ,,wiewohl«) als »du-cum daß« bedeuten «— in ersterem Sinne bezieht er sich auf die erstere Hälfte des Vorderfatzes sman bestimmte ihm bei Gottlofen sein Grab), im anderen Sinne auf die zweite Hälfte (bei einem Reichen war er nach seinem Tode) —, und ließe sich dieser Doppelsinn durch: .»trotzdem und dieweil« wiedergeben, nur daß dann der Satz für den Leser etwas Verwirrendes haben würde. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß an dem Erliifer so oft feine Freiheit von jeglichem Trug, feine strenge Wahr- heitsliebe hervorgehoben wird (Joh. 8, 45 f.; I. Petri 2, 22; 2. Cor. 5, 21; ,1. Joh 3, 5): er kennzeichnet sich dadurch nicht nur als einen einzigartigen Menschen (Ps. 116, 117 Röm. 3, 4), sondern es gehört dies auch wesentlich zu seinem prophetischen Amte, wie es wie- derum die Ursache des giftigen Hasses war, womit man ihn verfolgte. 10. Aber· der HErr wollte ihn [der nichts Ungeschicktes gehandelt Luk. 23, 41 und also für sein Theil am allerwenigsien werth war den Mar- tertod zu erleiden] also zerschlagen mit Krankheit [um an ihm »und durch ihn seinen ewigen Heils- rathschluß hinauszuführen]. Wenn er [denn dem gemäß, was dieser Rathschluß ihm auferlegte] sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat ldaß für die» Frevel der menschlichen Sünde die von der gött- lichen Gerechtigkeit geforderte Genugthunng geleistet und die von der Menschheit verwirkte Schuld durch ein sie aufwiegendes Strafleiden gesühnt würde], so wird er [in Gemäßheit dessen, was derselbe Rath- schluß ihm zum-theilte] Samen haben [eine bis auf die spätesten Geschlechter hinabreichende geisiliche Nachkommenfchaft an der Gemeinde der erlösten Juden und Heide« Pf— 22- 31J- und in die Lange snämlich in die Ewigkeiteii der Ewigkeiten Offenb. 170 Jesaia 53, 11. 12. 54, 1—7. 1, 18] leben, und des HErrn Vornehmen wird durch seine Hand fortgehen sbis es am Ende der Zeiten zur schließlichen Vollendung kommt] 11. Darum lspricht in Beziehung auf ihn nun wieder der HErr, der .schon in Kap. 52,13ff. sein Bild uns vorführte], daß seine Seele san dem Werke, das ich ihm aufgetragen, mit der auf- opferndsten Treue und unter Uebernahme einer Miihfah die nicht blos leiblich alle seine Kräfte aufzehrte, sondern anch bis in’s tiefste Jnnere ihn zermarterte] gearbeitet hat, wird er [in dem fab- bathlichen Leben, das er nun im Stande der Er- höhung führt] seine Lust sehen [an den seligen Früchten, die seine Erlöfungsarbeit auf Erden bringt], und die Fülle haben [von jener Freude und Erqnickung, die er hienieden nur in beschränk- tem Maße und für einen kurzen Augenblick genie- ßen durfte Luk. 10, 21]. Und ler- der HEN- bezeichnet anch diese seligen Früchte, deren sein Knecht sich jetzt freuet, näher :] durch sein Erkennt- niß [dadurch, daß er die, für welche er gelitten, zur Erkenntniß feiner Person und seines Werkes bringt] wird er, mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen [zunächst durch die Rechtfertigung, die ihnen zu Theil wird, dann aber auch durch die Heiligung ihres ganzen Sinnes und Wandels]; denn er trägt ihre Sünde [die er vormals auf sich genommen V. 4., und sorgt vermöge seiner fortgehenden hohepriesterlichen Thätigkeit dafür, daß sie getilgt werde, in und mit der Vergebung der Sünde aber führt er zugleich ihnen die Kräfte der zukünftigen Welt zu, um in sein eigen Bild sie zu verklären] 12. Darum [damit er in dieser Weise Viele gerecht mache] will ich ihm große Menge [in denen, die aus allen Völkern der Erde Pf. 2, 8 an sei- nen Namen gläubig werden] zur Beute geben, und er soll [da auch] die Starken [die erst nach vieler Mühe den Stärkeren über sie erkennen] zum Raube haben [daß sie demüthig sich unter ihn beugen]; darum szum Lohne dafür will ich mit solcher sieghaften Herrschergewalt über die Seelen der Menschen ihn begaben], daß er sein Leben in den Tod gegeben hat [wörtlich: hingegos s en in den Tod seine Seele], nnd den Uebelthatern gleich gerechnet ist [besser: sich hat beizählen lassen Mark. 15, 28; Luk. 22, 37], und er [indem er das that] vieler Sünde getragen hat, und [nun dabei so frei von aller eigenen Missethat sich hielt und so treu als einen Träger fremder Sünde sich verhielt, daß er] für die Uebelthiiter [die ihm dem Tode überantwortet hatten] gebeten [Luk. 23, 34J. Der heil. Geist hat keine Freude daran, viele unnütze Worte zu machen; da er aber leichwohlshier als ein Vielredner erscheint, der ein un dasselbe fast mit den nämlichen Worten wiederholt, so ift kein Zweifel, er handelt hier von einer Sache, die recht zu erkennen im höchsten Maße noththut. (Brentius.) Der Kämmerer der Königin Kandace in Mohrenlaiid fragte beim Lesen dieses Kapitels den Philippus (Apostg. , 26): »Ich bitte dich, von wem redet der Prophet solches? von ihm felbst oder von jemand anders ?« Philippns aber that seinen Mund auf und fing von dieser Schrift an, und predigte ihm das Evangelium von Jesu. »Und ist freilich in der ganzen Schrift des alten Teftaments kein ktarerer Text oder Weissagung beide von den Leiden nnd der Auferstehung Christi. (Luther.) » Das 54. Kapitcn Der Kirche gnadengesahenli non Christo, ihrem Bräutigam. VI· v. 1——17. dlakhdem in der vorigen Rede die Weis— sagnng vom Knechte des iJGrrn ihren Höhepunkt erreicht hat, tritt sie in den nun non) übrigen 4 Reden des zweiten Drittels zurück, nnd das provhetischr Wort wird fortan zur Freudenbotschaft und Einladung, aber aukh znr Züge und Bedrohung für die Gemeinde sowie für die Fremden, die zur Hausgenossenschaft mit ihr berufen, und für die Männer, die mit dem thirtenamt in ihr be- kleidet sind. was denn znnächst die hier vorliegende sechste Rede betrifft, so bringt sie die Freudenbot- s ehafi für Jerusalem a) von dem weiten Umfang, den es im Stande der uerherrlirhnng mit Rfittisicht auf die Menge der ihm zn Theil werdenden Kinder einnehmen soll (tlI.1—3); b) von dem unverbrüchlirtjeu und für alte Ewigkeit bestehenden sonder-verhältnis, in das der htkrr fortan mit ihm eintritt w. 4——10); e) von der Herr— lirhlceit des Baues der neuen Stadt nnd von dem vollen- deten theil und der überskhwänglichen Seligkeit ihrer Bewohner tu. 11—13); d) von der Sicherheit nnd Un— antaubarlieit der Gemeinde, welche ans Grund der Ge- Eeschtlihtteiltddadurch sie bereitet ist, ihr als Erbe zufällt I. lJn Aussicht auf diese zahlreiche Nachkom- menschaft, die dem Knechte des HErrn, deinem Erlöser, zu Theil wird Kap. 53, 10 ff. und die dann dir, Jerusalem, zu gute kommen soll Kuh. 49, 17 ff» fordere ich dich auf:] Rühtnh du Un- sruchtbarh die du [seit das schwere Gericht der Verwerfung über dich ergangen] nicht [mehr] ge- bierest; freue dich mit Ruhm soder Frohlockens die du [seit deiner Verbannung] nicht [wieder] schwanger [geworden, sondern eine hernntergekom- mene, dürftige, an Einwohnerzahl gar geringe Stadt gewesen] bist. Denn die Eiusame szu der du in deiner Verlasfenheit von mir, deinem Ehe- herrn, geworden] hat [auf einmal, ohne daß sie selber weiß, wie das zugegangen] mehr Kinder, weder [= als 2. Chron. 29, 34 Anm.] die [die du vordem gewesen, als du noch im Genuß des ehelichen Verhältnisses zu mir standest, nämlich ein Weib, das] den Mann hat, spricht der HErr [in- dem er feinen Propheten mit selbsteigenem Wort hier ablöst]. Jn Gab 4, 21 ff. stellt der Apostel die Gemeinde der Gefetzeslnechtschaft und die Gemeinde der Glaubens- is. Rede: Die Freudenbotschaft für Jerusalem: Kinder die Menge und der neue Bund mit Gott. 17l kindschaft einander gegenüber unter dem Bilde der zween Söhne Abrahams, deren einer ihm von der Magd Ha ar nach dem leifche, der andere aber von seinem re tmäßigen Wei e Sarah durch die Verheißung geboren ward, und eignet nun, nachdem er beide Ge- meinden in ihrem wesentlichen Unterschiede charakterisirt hat, der neutestamentlichen Bundesgemeinde, die zur Zeit hinter der Gemeinde des äußerlich noch» blühenden Judenthums soweit zurllckzustehen schevint, ja von ihr unterdrlickt und verfolgt wird, die hier an Jerusalem gerichtete Verheißung zu: sie ist im Vergleich mit dieser die einsame, diese aber im Vergleich mit ihr die, die den Mann hat, insofern sie noch im Besitz; eines pruni- vollen Gottesdienstes und des heil. Landes, sowie im Besitz eines höheren Alters und der weltlichen Obmacht sich befindet, bis sie auch äußerlich wird ausgestoßen werden, nachdetn sie bereits innerlich um das Erbe ge- kommen ist. Ein Gleiches gilt zu unserer Zeit von dem Verhältnis; der evangel. und der kathol. Kirche zu ein- ander — jene die einsame, diese die den Mann hat. Wenn aber am Ende der Zeiten die Verheißung an Israel, das sich von seinem gegenwärtigen Unglauben bekehrt (Röm. 11, 23 ff.), zurückgegeben wird, dann wird sie im unmittelbaren Wortsinne unsers Textes sich an dem Volke der Gnadenwahl erfüllen: die einsame ist dann wieder Israel, das so lange unter dem Gericht der Verstoßung von Seiten seines Eheherrn hat seufzen müssen und jetzt von Neuem zum Eheweib von ihm angenommen wird; es empfängt alle die Kinder als ihm erzeuget und ihm erzogen, welche bis dahin durch den Dienst der christlichen Kirche aus der Heidenwelt berufen, erleuchtet und geheiligt worden sind, 1ind hat nun an diesen Kindern seiner Ilnfruchtbarkeit (Kap. 49, 203 viel mehr Kinder, als es jemals gehabt zu irgend einer Zeit seines alttestamentlichen Bundesverhälk nifses. Z. Mache sum die Menge dieser deiner Kin- der bei dir aufnehmen zu können 1. Mos 9, 27] den Raum deiner Hütte weit, und breite [dem er- weiterten Raume entsprechendJ aus die Teppiche deiner Wohnung, spare sein sdes Raumesj nicht [als könntest du bei Erweiterung desselben zu weit greifen]; dehne deine Seile [wie es die Größe der Zeltwohnung, die du dir herrichten sollst, erfordert] lang, und stecke deine Nägel [an denen die Seite zu befestigen sind 2. Mos. 27, 19; 35, 18] fest [weil es ein Zelt sein soll,· das nimmermehr ab- gebrochen wird Kuh. 33, 20]. 3. sEine so weite, umfangreiche Hütte aber, für die der Raum nicht zu sparen ist, mußt du aufrichten.] Denn du wirst ausbrechen zur Rechten snach Mittag] und zur Linken [nach Mitternacht 1. Mos. 13, 9 Anm.]; und dein Same [die dir zugedachte Kindermenge] wird die Heiden erben [indem diese selber als Erbe dir zusallen] , nnd in den berlvüsteten sbis dahin wüste und entvölkert dastehenden] Stcidten [deines Gebietes] wohnen [Kap. so, 21; es, g; Pf. 37, 9 ff; Onatth 5, 5]. 4. Fürchte dich [jetzt, wo deine Erlösung und mit ihr dein Herrlichkeitsstand nun da ist] nicht [mehr, wie seither, wo du in Noth und Verkom- menheit allerlei Art allerdings dich zu ängstigen Ursache hattest], denn du sollst nicht zu Schandeu werden smit deiner Hoffnung, wie du meinst]; werde nicht blöde [in Kleinmuth und Verzagtheit], denn du sollst nicht zu Spott werden kais hättest du einen Gott, der doch nicht als Gott sich an dir bewiese]; sondern dn wirst [in dem Stande der Herrlichkeih der ietzt über dich kommt] der« Schande deiner Jungfrausehaft [da du zur Zeit des egyptischen Knechtsdienstes warst wie ein Mäd- chen, das noch keinen Mann gefunden Heset 16, 7 f.] vergessen, und der Schmach deiner Wittwen- schaft sda du zur Zeit der babyloiiischen Gefangen- schaft warest wie ein Weib, dem der Mann ge- stvtben Ist« 51- 51 nicht mehr gedenken. Z. Denn [jene Schande deiner Jungfrauschaft uiid diese Schmach deiner Wittwenschaft ist, wie nun beide Male der Ausgang erwiesen hat, nur ein vorübergehender Stand, ein kurzer Durchgangs- Punkt gewesen, dem immer ein desto größerer Ehrensiand gefolgt; dort, nach der egyptischen Knechtschafh war dies das Ergebnis-J der dich ge- macht hat sdein und aller Creaturen Schöpfer] ist dein Mann [indem er am Sinai durch die Stif- tung des Gesetzesbundes in eheliches Verhältniß zu dir trat Jeiu 2, 2 f.; Hes 16, 60], HErr Zebaoth heißt sein Name sals dein auch die himmlischen Heerschaaren zur Verfügung stehen]; und [hier, nach der babyloiiischen Knechtschafh ist dies der Ausgang:] dein Erlöser [der wieder zum Volke seines Eigenthums dich erworben und gewonnen Hof. L, 19 f., ist derselbe Gott], der Heilige in Israel [der er auch da geblieben, wo er um deiner Sünden willen eine Zeitlang dich verkaufen und lasset! mußte Kap« 50- U, der aller Welt Gott genannt wird [und nimmer sterben kann, so daß deine Wittwenfchaft nur eine scheinbare, keine wirk- liche gewesen]. 6. [Allerdings, was insonderheit die Schmach dieser scheinbaren Wittwenschaft betrifft, war die- selbe keine geringe.] Denn der iHErr hat dich lassen sunter den Heiden] im Geschrei sein, daß du seiest wie ein verlassen und von Herzen betrübt Weib [mit dessen Wiederannahme es für immer vorbei ist]- und wie eiu junges Weib, das, [gänz- lich] verstoßen ist, spricht dein Gott. Das Wort des Grundtextes, welches Luther ,,hat dich lassen im Geschrei sein« übersetzt, diirfte wohl noch anders zu deuten und demgemäß der Gedankeuzusam- menhang ein anderer sein, als oben an egeben ist; in- dessen halten wir es ftir besser, in Fti en, wo es sich nicht gerade um einen wesentlichen Gewinn, sondern etwa nur um grammatische und lexilalische Genauigkeit handelt, den Leser bei dem Wortlaut der deutfchen Bibel festzuhalten und ihn nicht erst durch andere Auffassungen davon abzulenkem 7. sDoch hat das Geschrei sofort ein Ende, wenn nun mein schließlicher Rathschluß sich erfüllt, nämlich den] Jch habe dich einen kleinen 172 Jesaia 54, 8-—17. 55,1. Angenblick [solange dein Strafzustand dauern mußte] verlassen; aber mit großer Barm- herzigkeit [die alles Leiden dieser Zeit der Zuch- tigung reichlich überwiegt] will ich dich saus der Zerstreuung wieder zu mir] sammeln. 8. - Ich habe mein Angesicht im Angen- dlick des Zorns [der nun einmal seine Zeit haben mußte, wo er sich ergießen konnte] ein iveni von dir verborgenzaber mit ewi- ger nade [die keine Zeit haben, sondern ohne Ende währen soll] will ich mich dein erbar- lnen [indem ich sie, meine ewige Gnade, dir zu: wende], spricht der HErr, dein Gelöset. 9.— Denn solches sdaß ich nach dem augen- blicklichen Erguß meines Zorns mich dein fiir ewige Zeiten wieder erbarme] soll mir sein, wie das Wasser Noah fes soll in Beziehung auf diese Wendung vom Zorn zum Erbarmen dasselbe statt- finden, was einst in den Tagen Noah, nachdem das Gewässer der Sündfluth sich ergossen hatte, darauf aber wieder zurückgezogen wurde, pon mir geschahL da ich [nämlich] schwnr [es nicht blos einfach zusagte, sondern sogar mit einem besonderen Bundeszeichen als wie mit einem Eidfchwur be- kräftigte] daß die Wasser Noah sollten nicht mehr über den Erdboden gehen 11. Wiss« 8- 21 f«; S, 11. 15]. Also hab ich sauch setzt, indem ich so- eben dir die Zusichcrung in V. 7 u. 8 gab] ge- schworen, daß ich [hinfort] nicht [wieder, wie es bei dem von dir nun ausgestandenen Strafgericht der Fall gewesen] über dich zürnen, noch sauch] dich schelten [mit meinem Zorn bedrciuen] will. 10. Denn sdies der Inhalt des Schwurs, den ich im Gegenbild gegen den an Noah einst gerichteten ietzt vor dir thun] es sollen wohl Berge weichen, undHngel hinsallen [wenn der Bau dieser gegenwärtigen Welt dermaleinst zu- sammenbricht Kuh. 51, 6]; aber meine Gnade [die ich dir nun wieder zugewendet habe] soll nicht von dir weichen [wie dann die Berge von der Erde verschwinden werden] nnd der Bund meines Friedens [den ich neuerdings mit dir aufgerichtet] soll nicht hinfallen [wie dann die Hügel mitten in’s Meer sinken wer- den], spricht der HEry dein Erbarmerrr [Kap. 49, 10J. «) Aus das Bedenken, daß ja das nach der babylo- nischen Gefangenschaft vom Neuen erbaute Jerusalem und der wiederhergesiellie jüdische Staat nur zu bald, nach kaum 500 Jahren, dem Zorngerichte Gottes in der Zerstörung durch dieRömer wieder erlegen sei, ist zu antworten: »Es ist ja das bekehrte Israel der Endzeit gemeint, dessen Jerusalem nicht wieder zerstört werden wird; diese Endzeit aber schaut der Prophet dem Cha- rakter aller Prophetie gemäß mit dem Ende des Exils zusammen; denn in aller Prophetie ift neben der durch den Geist ermöglichten Fernficht auch eine durch den Geist nicht ausgehobene Kurzsichh neben dem unmit- telbar göttlichen Elemente der Zukunftsschau das menschliche und nichts desto weniger auch mittelbar göttliche, d. i. dem göttlichen Heilsplan diensibare Ele- ment der Hoffnung, von welcher die ferne Zukunft in die nächste Nähe der trüben Gegenwart hereingezogen wird. (Delitzsch.) —- IV) Das ist einer der mtlchtigsten Troftsprüche der heil. Schrift! Solche Verheißung ist dem geistlichen Zion sammt allen ihren Kindern gegeben, mithin allen denen vom leiblichen Volk Israel, die zum Errn sich bekehren, wie Hesekiel (37,21-«—-28) auslegtx re gilt aber auch jetzt dem geifilichen Zion, das bei der Verstocktheit Jsraels seine Berheißungen geerbt hat (Gal. 4, 26——28), und jeder einzelnen Zionsseele, die durch die Erkenntnis; Gottes, des Gerechten, gerecht ge- worden, ja jedem Sünder und Elenden, der sich auf- richtig zu dem HErrn bekehrt und seinen Namen an- ruft, denn auch er ist oder wird ein Glied Zions. (Schmieder.) 11. Du sjetzt noch so] Elende, über die alle Wetter gehen [als wollten sie ihre Wuth an dir austoben]- Und du Trostlose lals die du solange oergeblich auf eine Trostthat Gottes gewartet hast, von Menschen aber nicht getröstet, sondern vielmehr verhöhnet wirst]! Siehe [wie soll es bald gar anders mit dir werden], ich will deine Steine [aus denen ich dich neu herstellen werde] wie einen Schmuck legen sdaß sie für sich selber schon gar prächtig anzusehen sind l. Petri 2, 5], und will deinen Grund [darauf ich dich erbaue] mit Sa- phiren shinimelblauen Edelsteinen 2. Mof 24, 10; 28, 18] legen [Ephes. 2, 2o]; 12. Und deine Fenster ans [klaren, reinen Ofsenb. 4,- S; 22, I] Krystallen iiiachen sdaß die Sonnenstrahlen ganz ungeschwächt hindurchdringen können L« Cor Z, 18J, und deine Thore von Rubinen [oder feuerfarbenen Karfunkeln L. Mos. « 28, 12., als die nur solche einlassen, die gekom- men sind aus großer Trübsal und haben ihre Kleider helle gemacht im Blute des Lammes Ossb 7,»14., die aber haben draußen bleiben müssen, sind dem Zorngericht des ewigen Feuers verfallen Offenb. 2J,« 81- und alle deine Grenzen von er- wählten Steinen« [mit denen der Fußboden in dir und um dich her zu einem köstlichen Mosaik ver- bunden sein soll, zum Sinnbild der schönen Mannigfaltigkeit der Geistesgaben, die innerhalb deines åÆeichbilds zur Erscheinung kommen I. Cor. 12, 4 . ; 13. Und alle deine Kinder swill ich machen] gelehrt vom HErrn [daß sie keines menschlichen Unterrichts mehr bedürfen, sondern die himmlische Lehre in sich selber tragen Jer. 31, 34; Joel B, 1 f-; Seh« s, 453 1«Thess- 4- 9; 1»Jvh« 2- 20], und großen Frieden [oollendetes Hei! und damit zugleich vollkommene Seligkeit, will ich verleihen] deinen Kindern «« sanstatt der bisherigen inneren und äußeren Noth] » Es) Unsere Stelle ist die Grundstelle zu Tod. 13,20f. u. Offenb. 21, 18 ff. Das Farbenbunt der Pretiosen, in dem das neue Jerusalem prangt, ist mehr als kin- Die Herrlichkeit der neuen Stadt, die Seligkeit ihrer Bewohner und die Sicherheit der Gemeinde. 173 dische Ausrnalung Woher haben denn die Edelsteine ihren Reiz? Der letzte Grund dieses Reizes ist der, daß in der Gesammtnatur alles zum Lichte emporstrebt und daß die Edelsteine in der Steinwelt die höchste Stufe dieses aufsteigenden Verinnerlichungsprozesses dar- stelleu; es ist der Selbstentfaltungsprozeß der lgiittlicheii Herrlichkeit selber, welcher scch irr der Stufen eiter des arbenspiels und der Durchsichtigleit der Edelsteine ab- spiegeln Auch die Steinwelt schließt einen Wiederschein der ewigen Lichter in sich, von denen Gott ,,Vater der Lichter« (Jak. 1, IS) genannt wird, und die Seligen dereinst werden diese steinernen Typen in die Gottes- worte zu übersetzen vermögen, aus denen sie ihr Wesen haben. lDelitzschh Schon unsre Physikkwenn sie zu fassen und ahnen sucht, was in der jetzt gebundenen Creatur Krystalh Diamant, Edelstein, Gold sei, wird an diesen Reliquien der verlorenen Herrlichkeit der Erde oder vorliiusigeirAusgeburten ihrer zukünftigen vollstäu- digen Um ebärung merken, daß die Rede der Schrift etwas mehr als Gleichniß ist und einen tvirklichen Zu- sammenhang mit diesen jetzigen Realitäten hinter« sich hat. (Stier.s —- Ws Wie herrlich soll nicht sein die Gemeinde des neuen Bandes! ach wiiren doch unsre Gemeinden so gestaltet! aber wie weit sind sie nicht entfernt von solchem Preise! (Wlirtemb. Summ.) 14. Du sollst durch Gerechtigkeit [die nun dein Wesenscharakter geworden 2. Petri 3, 13., also] bereitet [und zu festem Bestand erhoben] werden sdaß die Ungerechtigkeit auch von außen her dir nichts mehr anhaben kanns. Du wirst [daher] ferne sein von Gewalt nnd Unrecht sdavon du so oft hast Schweres erleiden« müssenL daß du dicl) davor IfernerhinJ nicht dnrfest fnrchtenz nnd von Schrecken fauch nur der bangen Gedanken, als könne dir noch ein Leid widerfahren], denn es soll nicht zn dir nahen. 15. Siehe, wer will sich wider dich rotten und dich uberfalleu, so sie« swelche etwa die Lust dazu noch anwandeln wollte] sieh ohne mich rollen [würden, indem ich jetzt ihnen nicht das Geringste mehr zulasse von dem, was sie ehemals dir anthun durften, und was will da ihr Unterfangen bedeuten Röm. 8, 31 ff.]? 16, Siehe, ich schaffe es, daß der ·sWaffen-] Schmied, so die Kohlen im Feuer aufblaset seinen Spieß oder Pfeil, ein Schwert oder sonstiges Kriegsgeräth zum Kampfe wider dich zu fertigen], einen Zeug [Jagd- oder Kriegsgeräth I. Mos. 27, Z] draus saus dem Eisen, das er schmiedet] mache snieht sowohl, wie er im Sinne hat, zu deinem Verderben, als vielmehr] zu seinem Werk [,,daß er sich selbst und die Seinigen verderbe« -— so hat Luther— die Stelle aufgefaßt, deren Verständniß noch immer den Schriftauslegern große Schwierigkeit bereitet]; denn ich schaffe . es, daß der swider dich sich wendende] Verderber [selber] umlommt sstatt irgend welches Leid dir anzuthuns 17. Denn aller Zeug, der— wider dich zube- reitet wird, dem soll [das] nicht gelingen swozu man ihn bestimmt hat]; nnd alle Zunge, so sich wider diih seht lindem sie dich verklagt], sollft du tin-Gericht verdammen sals selber schuldig über: führen]. Das sdaß jede feindliche Waffe an ihnen zii nichte und jede verklägerische Zunge ihnen gegen- über zu Schanden wird, jene Unbesiegbarkeit ini Kriege und diese Sieghaftigkeit vor Gericht] ist das Erbe der Knechle des HErru [im neuen Jerusalem] nnd ihre Gerechtigkeit [die sieJ von mir szuertheilt und angeeignet erhalten] , spricht der HErr [der gewißlich auch hält, was er einmal zugesagt at] Die Erfüllung dieser prophetischen Weifsagung ist bereits im Leben der Kirche angebrochen; ihre ganze und volle Verwirklichuiig aber läßt sich erst von der Endzeit erwarten. Das 55. Kapitel» Uon wahrer Jzusze und Holler Mart. YHi V. 1—13. statt) der Freudenbotschaft in der vori- gen Rede folgt in dieser siebenten Rede des L. Drit- tels eine Einladung, ohne Zweifel an Israel geriet)- tct, mie sich schon aus der Verwandtschaft mit dem betten. Kbsajnitt der 7. Rede des l. clrittelg Gan. 46, 3—13) ergiebt; sie ergeht ans dem Munde deetjErrn selber, diese Einladung, nnd läuft im Grunde auf dao neutes slameatliche Thema hinaus: »Liebe, meine Mahlzeit habe ich bereitet, meine Qchseu und mein ouasloieh in geschlachtet, und alles bereit; liommrt zur HorhzeitP Je mehr aber von den geladenen Gästen nichts weiter ver- langt wird, alo daß ne kommen, um zn essen das Gute undncnzntreieu in den uenen Bund mit Gott nnd der Erfnllnng ihres strafe- fiir die Welt entgegengeführt zu » werden W. 1—5), desto mehr haben sie aucl) veranlas- fnng znzngreifen nun) dem ihnen verotdueten heil, alle eigenen Gedanken und Wege aufzugeben und ihre Hoffnung zn setzen ganz auf die Gnade, die ihnen au- geboten wird, die Einladung zum Mahle gestaltet hu) xisso 7alg1b5ld zn einer Aufforderung znin Glauben I. Wohlan [da ich mein Mahl, das jedes Bedürfniß der Seele wahrhaft befriedigt, iiun be- reitet Matth. 22, 1 ff. und durch das Leiden und die Verherrlichuug meines Knechtes Kuh. 52, 13ff. ein Heil erwirkt habe, das Jerusalems Neubau und ewige Verklärung zum Zielpunkte hat Kap. 54 - I ff·J, alle, die ihr [in eurem jetzigen Zustande des Elends und der Verkommenheit] durstig seid [und eines erfrischenden Trunkes wider das Verschmachten bedürfet], kommt her ziiui Wasser sdas ich in meinem Heilsbrunnen Kuh. 12, 3 euch darbiete Joh. 7, 37; 4, 10. 13 f.]; und die ihr nicht Geld habt [eucl) Brod zur Stillung des Hun- gers, der euch quält Matth. 5 , 6., zu kaufen], kommt her, ianfet [von mir] nnd esset sdas Brod, das ich euch reiche Joh. 6, 35]; kommt her sphne euch Bedenken wegen eurer Armuth zu machen, da ihr ja nicht hättet zu bezahlen] und kaufet ohne Geld iind umsonst sich aber will euch noch mehr als das, was zur höchsten Nothdurft ihr braucht, 174 Jesaia 55, 2- 12. bei diesem Kauf ohne— Geld und umsonst Rom. 11, S; Osfb. 21, 6; 22, 17 verabfolgen lassen:] beide [Kap. 27, 1 Atem. 21 Wein nnd Milch sdaß ihr nicht blos sollt erfrischt, sondern auch er- freut, und nicht blos gesättigt, sondern auch ge- heiligt und verkläret werden Pf. 104, 15; Hohel s, m. 2. Warum zählet ihr sindem ihr an unrechter Stelle die Befriedigung eurer schreiendsten Bedürf- nisse euch zu verschaffen sticht] Geld dar, da [doch] kein Brod [zu erlangen] ist [sondern höchstens Trüber, die die Säue essen Luk. 15, 16], und eure Arbeit [euren Verdienst sür schwere und mühevolle Arbeit Kap.4»5,14., für» etwas], da ihr nicht satt von werden konuet? Horet sstatt euch ferner von dem Betrug der Sünde gefangen neh- men zu lassen und damit immer tiefer in das Verderben zu gerathen] mludoch zu sder ich den Weg zur Seligkeit euch so leicht gemacht habe, daß ihr gar nichts dazu braucht als Armuth im Geist, die ihr fühlt, und Gehorsam des Glaubens, den ihr mir entgegenbringt Matth. 5, 3; 11, 28J- und esset das Gute sdas ich für euch in Bereit- schaft habe]; so wird eure Seele snicht blos satt Pf. 22, 27z Matth. 5», ·6., sondern» sogar] m Wollust fett smit überreichlichem, wonnigem Genuß, der über die bloße Nothdurft weit hinausgeht, er- füllt] werden lPs 36- 93 Mal. 4, 21- Mit Geld und Arbeiten fuchte man bei den Götzen Hilfe, mit Geld und Arbeiten (fälschlich sogen. guten Werken) bei den Priestern Ablaß, mit Geld und Arbeit sucht man noch bei der Welt Glück und Vergnügen iii Sünden zu erkaufen, und bleibt ungesättigt sSchmiederJ Man giebt sich um nichtigesz Vergebliche, zu· fchcidliche Dinge mehrentheils mehr Mühe, als um diejenigen, so uns zeitlich und ewig glücklich machen können: ist das nicht The-Weit? Pf. 49, 11 ff. (Starke.) 3. Neiget eure Ohren [zu meiner ·Einladung], und kommt sdenn auch wirkIHchJ zu mir sdaß ich euch geben kann, was ich euch anbiete]; horet [m der Weise, daß das Hören ein Gehorchen zur Folge hat] , so wird eure Seele leben smehr als das ist eurerseits nicht ersorderlich, um von einem neuen, göttlichen Leben durchdruiigen zu werden]; denn ich will mit ench [anstatt des alten, durch eure Untreue hinfällig gewordenen Bundes Jer.31, 31 ff.] einen ewigen [Kap. 54- 105 61,81 Bund machen [und in demselben euch alles schen: ken, was zum Leben und göttlichen Wandel dienet 2. Petri 1, 3], nainlich die gewissen Gna- den Dabids [die vollkommene Erfüllung aller dem David für ewige Zeiten einst zugesicherten Gnadenverheißungen 2. Sam. 7- 12 ffiz 23- 3ss«; Pf. so, 2 is; Apostg 13,·34]. «· 4. Sieht, ich habe ihn ldeU Davttn selbst schonJ den Leuten zum Zeugen gestellet [durch die Macht seines Worts in den Psalmen 2.Sam. 23,1 und die in seinem ganzen oorbildlichen Leben. ent- haltene WeissagungL zum Fürsten und Gebiete: den Völkern [wie er das selber erkannte 2. Sam. 22, 441. Z. Siehe, sin dem, der Davids Gegenbild und die persönliche Ersüllung aller ihm gegebenen Verheißungen ist, soll nun dein inneres Wesen, o Israel, und dein Beruf an die Völkerwelt in einem Maße zur Erscheinung kommen, das über das in David Verwirklichte weit hinausgeht:] du wirst Heiden [zum Mitbesitz des dir bereiteten Heils herzu-J rufen, die du nicht kennest szu denen du nicht blos von Haus aus in keiner näheren Beziehung gestanden, sondern von deren Dasein du nicht einmal gewußt hast]; und [wiederum] Heiden, die sihrerseitsj dich nicht kennen sin keiner Bezie- hung zu dir stehen, ja nicht einmal von dir wissen] werden zu dir laufen [voll Verlangens, in deine Volksgemeinschaft aufgenommen zu werden] um des HErrn willen, deines Gottes sdessen Herrlich: keit ihnen nun offenbar geworden Kap. 45, 14], und des Heiligen iii Israel [willen1, der dich preise [dich so verherrliche, wie sie sagen, und von dem sie auch- gern verherrlicht werden möchten so, 9J. is. Suchet [denn, ihr vom Volke Israel, denen die Worte in V. 1—5 gelten] den HErrn, weil [d. i. während oder solange I. Sam. 2, 13 Anm.] er zu finden [und versäumet diese kostbare Gnadenzeit nicht]; ruset ihn an [daß er euch alle Antheil haben lasse an dem, was er euch bereitet hat], weil et nahe ist [damit nicht, wenn ihr seine Einladung dazu verschmähen wolltet, eine Zeit komme, wo er mit feinem Heil euch ferne tritt 2. Cor. 6, 2]. 7. Der Gottlose [und ein solcher ist im Grunde jeder Einzelne unter euch, wenn er nur will sich recht erkennen nnd erforschen sein Wesen] lasse von feinem Wege [auf dem er bisher gewan- delt und sich nichts als Unheil geholt hat], nnd der Uebelthäter sder die innere Abkehr von Gott auch äußerlich mit Worten und Werken bekundet hat, lasse fahren] seine Gedanken [wvmit er den Straszusiaiid, der nun über ihn gekommen, sich falsch deutet Kuh. 40, 27 und an der Erlösermacht dessen verzweifelt, der in diesen Zustand ihn ver- setzt hat 49, 24], und bekehrt sich salle sündliche Selbstheit jetzt aufgebend] zum HErtn sindem zer ,,Buße thut, an Christum gläubt« Apostg. 2, 30], so wird et [der HErr, sich seinerseits auch zu ihm kehrendj sich sein erbarmen sdaß all sein Elend auf einmal ein Ende nehme]; und zu unserm Gott [bekehre er sich - daß seine Sünde getilget und er erlösct werde Kap.44, 22], denn bei ihm ist viel Vergebung [Ps. 130, 4. 7 und soll darum nie«- mand sagen, seine Sünde sei größer, denn daß sie ihm vergeben werden möge I. Mos. 4, 13]. Siebente Rede: Einladung zum Hochzeitsmahle des HErrn. 175 8. [Aber freilich lassen von euren Wegen und fahren lassen eure Gedanken müßt ihr, und euch mir und meinem Wort in ungetheilter Zu- kehr untergehen, weun’s zur Vergebebung und zur Erlösung kommen soll: anders geht es nichtlj Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der HtIrrz 9. Sondern, so viel der Himmelhbher ist, denndieErde, so sind auch meineWege höher, denn eure Wege, und meine Ge- danken [höher], denn eure Gedanken kund da werdet ihr mir doch nicht anmuthen wollen, daß ich die meinen eintauschen soll gegen die euren und euch erlösen und helfen auf den Wegen, die ihr gehet, und nach den Gedanken, mit denen ihr euch traget?]. Die Gedanken Gottes sind nicht unsre Ge- danken in Betress ihres Inhalts, nicht in Betrefs ihrer Ziele, nicht in Betreff ihrer Wirkun . Unsre find aus Sünden, seine ans das Hei gerichtet, unsre sind eitel, die seinigen setzen sich durch sein schöpferisches Wort in’s Werk. So sind auch unsre Wege nicht Gottes Wege; unsre Wege suchen Glück, die seinigen wahre Seligkeit; unsre sind ungewiß und verfehlen das Ziel, die seinigen sind fest und bestimmt und erreichen das Ziel. Denken wir an die Geschicke, an die Pläne, an die selbsterwählten Rechtfertigungs- und Heilsversuche der Menschen — im- mer findet sich eine himmelweite Kluft zwischen Gottes und unsern Wegen. 10. [Aber versucht’s doch einmal umgekehrt, tauscht eure Gedanken und Wege um gegen die meinen: was gilt’s! ihr werdet alsbald inne wer- den, daß ich meine Gerechtigkeit nahe gebracht habe und mein Heil sich nicht säumetKap.46, 13.] Denn [um die zweifellose Wirkungsmacht meines Worts an einem handgreislichen Gleichniß euch vorzustellenq gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt, und nicht [sofort in Dünste sich auflösend Hiob 36, 27 f., ohne Weite- res] wieder— dahin kommt [um neue Regen- und Schneewolken zu bilden]; sondern feuchtet [zuoor] die Erde [wie es dem Zweck feiner Her: abkunft entspricht] und macht sie fruchtbar und wachsend, daß sie [in der Fruchh welche in der Erntezeit eingeheimst wird] giebt Samen zu seien und Brod zu essen [wie es ihr Be: ruf erfordert 1. Mos. 8, 22; Pf. 104, 13 f.]: 11. Also soll das Wort, so aus mei- neu! Munde gehet [als ein Bote, den ich mit einem bestimmten Auftrag ausgesendet habe Kap. 9, 8; Pf. 107, 20; 147, 15 ff.], auch sein skein bloßer Hall, der in der Lust verklingt, und kein todter Buchstabe, der im Buch begraben liegt, wie eure Gedanken so meinen]. Es soll [viel- mehr, das Leben seines Ursprungs, des lebendigen Gottes, und die Vollmacht seines Senders, des HErrn Himmels und der Erden, in sich tragend Hebt. 4, 121 nicht wieder [als könnte es auf dem Wege durch Natur und Menschenwelh den es durchläuft, zu einem von der Persönlichkeit seines Auftraggebers losgerissenen Dinge erstarren oder wie eine, vom Nachdruck ihrer Ursache verlassene Wirkung zergehen] zu mit leer kommen [ohne etwas ausgerichtet zu haben],. sondern [bevor es von seinem Botengange wieder zu mir zuriickkehrt, erst] thun [seinem ganzen Umfange nach und bis aus jede einzelne Sylbe Matth. b, 18 vollbringen], das mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ieh’s s ende [sei es nun in heilskrästiger oder in strafrichterlicher Weise, es erweist sich alle- mal als wirksam mit unentrinnbarem Erfolge]. Der Wille Gottes, der im Worte concret und ver- nehmlich wird, ist die Aeußerung seines Wesens und hebt sich in diesem wieder auf, sobald er erfiillt ist. Die ewählten Bilder sind beziehungsreich: wie Schnee und egen die Mittelursachen des Wachsthums und also auch des Genusses des Geernteten sind (nach dem Grundtext bezieht sich nämlich der Satz: »und giebt Samen zu säen, und Brod zu essen« nicht auf die Erde, sondern ebenfalls auf den Regen und Schnee) , so wird durch das Wort aus Jehova’s Munde der Grund und Boden der Menschenherzen erweicht, ersrischt und trieb- kräftig oder wachsthtimlich gemacht, und dies Wort reicht den Propheten, der dem Säemann gleicht, den Samen, den er ausstreut, und es bringt mit sich Brod, das die Seelen nährt, denn Brod ist auch jeglich Wort, das aus Gottes Munde geht Z. Mos. 8, S. (Delitzsch.) Ganz wirkungslos hört das Wort Gottes niemand: bald ist es Regen, bald ist es Schnee, d. h. bald träu- felt es sofort befeuchtend und befruchtend in die Men- schenherzen ein, bald liegt es lange, wie von Winter- kälte gebunden, auf dem Gewissen, um erst in späteren " Ta en die unter seiner Decke aufsprießenden Keime früiilingshaft zu entfalten. 12. [Was ich hier Von dem Worte, das aus meinem Munde geht, überhaupt gesagt, das gilt denn namentlich auch in Beziehung auf das Wort von eurer Erlösung und von Zions Verherrlichung Kap. 44, 22; 46, 13: ja, es es soll nicht wieder zu mir leer kommen! 46, 10 f.] Denn [wie schon in Kap.41, 19; 44, 23; 49, 13 u. 52, 9 angedeutet] ihr sollt [aus eurem Gefängniß 48, 20] in Freuden [nicht so, daß ihr bei der ängstlichen Hast, womit der Auszug geschehen müßte, desselben nicht recht froh werden könntet 52, 12] ausziehen [51, 11], und im Frieden [nicht so, daß ihr euch auf dem Wege durch allerlei Hindernisse und Schwie- rigkeiten hindurchschlagen miißtet] geleitet werden. Berge und Hügel sollen [vielmehr] vor euch her [indem sie euer ansichtig werden] frohlocken mit Ruhm [in Jubel ausbrechen]- Und alle Bäume. aus dem Felde [vor Freude] mit den Händen klappcn sweil sie wissen, daß mit der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes auch ihre Befreiung vom Dienst des bergänglichen Wesens kommt, nach der sie lange schon sich gesehnt Röm. 8, 19 ss.]. 176 13. Es sollen [in der Wüste, durch welche euer Festzug nach Zion hindurchgehts Tannen sCy preisen] jur [wilde, stachlichtes Hecken wachsen, nnd Mhrten sur Dornen; und dein HErru soll [diese wunderbare Umgestaltung der Außenwelt bei der fexifrohen Heimkehr seiner Erlösten Kuh. ·35] ein Name [der ihm zu bleibender Ehre gereicht] nnd ewiges [Denk-] Zeichen sein, das nicht ausge- rottet werde. · « · Frohlocke, du Erde, nnd jauchzet, ihr Hügel, dieweil du deii göttlichen Samen genenßtz denn das ist Jehova sein göttliches Siegel, zum Zeugniß, daß er dir noch Segen verheißt. Du sollst noch mit ihnen aufs Präch- tigste grünen, wenn« erst ihr verborgenes Leben erscheinet, wornach sich dein Seufzen mit ihnen vereinet. (Es gläuzet der Christen inweudiges Leben —— V. 7.) Das 56. Kapitel. Vermahnung zur igottseliglieii. Strafe der stummen Hunde. VIlL · v.1—K-ap.57, L. Bei dieser achten Rede gehen die Jtnßchten der Jingleger auseinander, wie weit man sie rechnen soll nnd an welchem Punkte die dann folgende letzte Rede einfetzez wir glauben aber, daß die Jlblheilung unsrer deutschen Bibel, welche mitKap.57,2 abschließt, die allein zutressende sei. . Ebenso haben die Jlneleger mancherlei Meinungen über mehrere schwierige Sätze in unserm Abschnitt: und verstehen den Propheten bald so, bald so; wir glauben aber auch hier, daß wir nur einfach dem Wortlaut der lnther. Uebersetzung nach— gehen dürfen, um zum richtigen klerständuiß zu gelangen. Verbreitete über die vorige Rede das Gleithniß unsere holten in Matth W, 1 ff. das nöthig: Dicht, so jedem, daß nur erstdie Einladung an die zuvor berufenen Geiste: »Kommet zur stammt« zur Ausführung kam, während das verhalten dieser Gäste und die Folge ihres Verhaltens außer Betracht blieb; so haben wir es hier znneichn mit den Goltegfiireisligeu ans der tjeidennielt zu « thun und leduuen da Christi Wort an die uugläubigen Juden in ollatth.21, 43 heranziehen: »Das Reich Gottes wird von euch genommen und den Heiden gegeben wer- den, die seine Früchte bringen« W. 1——t3). Im zweiten Theil der Rede W. 9—-Liap. 57, L) ist dann die Rede Jesu wider die Sihriftgelehrten und Pharisäer in Mann. 23 eine erliiuternde Beihilfe fürs illerständnik und ltommt also in unserm Abschnitte auch der andere Theil obigen Gieichuisseg (-ctatth. M, 5-—9) zu seinem Rechte. 1. So spricht det HErr szur israelitischen Volksgemeinde in ihrem Bestande, wie sie beim Eintritt des neutestamentlichen Zeitalters sein wird]: Haltet das Recht [indem ihr die Vorschrifteu des Gesetzes gewisseuhaft beobachtet], nnd thut. Gerech- tigkeit [indem ihr rechtschaffene Früchte der Buje bringt]; denn mein Heil ist sieht, wo nun der er- scheineu soll, der da weislich thun wird und die Schnld bezahlt Kap. 52, 13 ff.] nahe, daß es komme [uud da muß er ein Volk vorfinden, wel- ches das Recht hält], nnd meine Gerechtigkeit [in Erfüllung derjenigen Leistungen, die Jch durch die gegebenen Verheißungen auf mich genommen habe Jesaia 55, 13. 56, 1—11. Kap. sie, 13], daß sie offenbart werde [und da will ich ein Volk vor mir sehen, daß auch seiner- seits Gerechtigkeit thut und aus gottesfürchtigeu Leuten bcsteht]. . »Es giebt eine gesetzliche Gewissenhaftigkeit, die aus Erkenutnij des ei enen Siindenelends und aus uuger nnd Durst nach ottes Gnade nnd der wahren erechs tigkeit entspringt; diese bereitet den Weg Gottes im Herzen. Sie wird von allen Propheten verlangt, damit Gottes Vergebung und Gnade Eingau finde (Kap. I, 16 ff.; -t0, 3 s.); dazu beruft auch Io armes der Täu- fer (Matth. Z, 8), und in diesem gesetzlichen Bußstaude waren denn jene gottesstirchtigen Männer aus allerlei Volk, das unter dem immel ist, die in Apostg 2, 5 erwahnt werden« Mit gutem Recht hat die preuß. Agende unsern Spruch zum Introitus stir die Advents- zeit verordnet; denn das Halten des Rechts und das Thnn der Gerechtigkeit in dem eben beschriebenen Sinne, wie es auch bei den edleren Heiden, obgleich sie das Gesetz nicht haben, fich findet, ist die rechte Rüstung zur Ausnahme des Heilaudesz wenn er nun kommt, sein Heil zu bringen. « 2. Wohl dem Menschen [in allerlei Volk Apvstgs 10, 35J- der solches thut lwas ich sogleich näher als das von mir geforderte Halten des Rechts und Thun der Gerechtigkeit bezeichnen werde], und dem Menschenkind ssaiich unter den Heiden, die da Fremde sind und außer der Bür- gekfchaft Israel Ephefs T, 121, der es fest hält [um es auch in seinem ganzen Verhalten zube- thätigen, worauf es bei einer gottesfürchtigem ge- rechtigkeitsliebenden Gesinnung hauptsächlich an: kommt], daß er snämlich erstens] den Sabbath halte nnd nicht entheilige, und sdaß er. zweitens zurück] halte seine Hand [in strenger Verwahrung derselben], daß et kein Atges lwider seinen Näch- sten] thue [ein solcher ist mir angenehm und soll meines Heils theilhaftig werden Apostg 10, 35»; Luk. Z, 8 ff.]. . Den Sabbath halten und nicht eutheiligen ist die gesetzliche Form, in welcher der ute Wille sich zeigt, daß man die Gebote der l. Tafel alten möchte; seine Hand bewahren, daß man nichts Arges thue, zeigt den guten Willeu für die Gebote der 2. Tafel. Es ist noch wenig, und doch schon viel; man kann zu einem solchen sagen: »du bist nicht fern uom Reiche Gotte-W, Mark. 12, 34. (Schmieder.) Diese Bedingungen nun, die der HErr hier stellt, fanden sich zur Zeit Jesu nnd der Apostel bei denjenigen Männern vor, die wirklich des Heils« theilhasti geworden find, und waren darunter auch gottessfür tigc Heiden, wie der Hauptmann von Kapernaum (Lul. 7, 2 fs.), der Kämmerer aus Wahren- laiid (Apoftg. 8, 26), der Hauptmann Coruelins (Apostg. 10, 1ss.); aus dergleichen ,,Fremde« geht dann die Rede im Folgenden näher ein. 3. Und der Fremde [seiner Herkunft nach einem heidnilchen Volk Angehörende Kap. 14, 1], der zum HErrn sich gethan hat [vgl. das über die Proselyten zu Z. Mel. 17, 9 GesagteL soll nicht sagen swenn die Zeit, da meine Gerechtigkeit offenbart wird, nun da isi]: Der HEttlvird miih scheiden von seinem Volk. fund an dem diesen be- Achte Rede: Das Reich Gottes kommt auch zu den Gottesfürchtigen aus der Heidenwelt. 177 reiteten Heil nicht Theil nnd Anfall haben lassen, weil ich nicht leiblich zu Abrahams Samen gehöre]. Und der Verschnittene [der durch die an ihm ge- schehene Versiümmeliing der Natur nach dem Ge- setz ins. Mos 23, l die Aufnahme in die Ge- meinde des HErrn verwirkt hat, so daß er iiicht einmal als Proselht zugelassen werden darf — das war z. B. bei dem Kiimmerer aus Möhren- laud der Fall] soll nicht sagen: Siehe, ich bin ein dürrer Baum knicht blos« reiorich zum Fruchiikageu in der Zeugung von Kindern untiichtig gemacht, sondern durch die Ausschließung vom Reiche Gottes auch geistlich dazu verurtheilt, ohne Lebenskraft und Fruchtbarkeit zu bleiben und endlich abgehalten und in’s Feuer geworfen zu werden Matth. 3, 10]. " - it. Denn so spricht der HErr zu den Ber- schnittenen, welche snach den, für die Zeit des neuen Tesiaments allein giltigen, in V. 2 genannten Be- dingungeii, unter welchen einer mir ,,angenehm« ist Apostg. 10, 35] meine Sabbathe halten, und er- wählen, was mir wohlgefiillt sindem sie uicht blos ihre Hand bewahren, daß sie kein Arges thun, son- dern dieselbe vielmehr ausstrecken], nnd meinen Bund feste fassen [ihn zu ergreifen, also Gewalt thun, das Himmelreich zu sich zu reißen Matth. 11, 12]-; - Z( Jch will ihnen in meinem Hausesdem Tempel] nnd in meinen Mauer-n sder heil. Stadt] einen Ortseigeiitlicly Hand, d. i. freie Hand oder Vollmacht] geben sin dasselbe einzutreten iind darin« zu bleiben], nnd einen besseren Namen sin dem Buche, in welchem Zions Bürger eingeschrie- ben steheii], denn den Söhnen und Töchtern [die blos dem Fleische nach meine Kinder sind und auf ihr äußerliches Bürgerrecht in Jsrael pochen, in- dem sie bei sich sprechen: »wir haben Abraham zum Vater« Markt» 3, 9]s; einen ewigen Namen [Ofsenb. 3, b] will ich ihnen geben, der nicht ver- gehen soll swährend der Name jener Söhne und Töchter ausgetilgt werden wird, daß vielmehr sie der dürre Bauin sind Matth. 2l , 19; Luk. II, l s. Und« der Fremden Kinder [wörtlich: die Kinder der Fremde Ephes 2 , 12], die sich zum HErrn gethan haben, daß sie ihm dienen sV. 3], nnd lzwar ans keinem andern Grunde, als weil sie] seinen Namen lieben sund nun zu seiner Stadt und nach seinem Hause kommen], ans daß sie seine Knechte seien [ohne Anspruch drauf zu machen, auch seine Kinder zu heißen V. 4], ein jeglicher [also], der den Sabbath hält, daß er ihn nicht entweihe, und meinen Bund feste hiilt [daß er ihn ergreise]: · 7. Dieselbigen will ich [ohne Ausschluß der Verschnittenerq zu meinem heiligen Berge [auf dem der Tempel steht] bringen, und will sie erfreuen in meinem Bethanse sindem ich auch ihr Gebet da- selbst erhöre Apostg. 8 , 27 f.; 10, 4 ff.], und ihre Opfer und Brandopfer sdariu sie sich mir zum Eigenthum übergeben] follen mir angenehm sein auf meinem Altar sden lieblichen Geruch der- selben zu riechen l. Mos 8, 21]·; deunspmein Haus heißt [fortan, indem jetzt die Schranken, die der alte Bund aufgerichtet hatte, mit diesem hin- fällig geworden find] ein Bethans alleu Völkern sswie das schon Salomo bet der Weihe des von ihm errichteten Tempels vorausgesehen hat —1. Kön. 8, 41 ff.; Mark. 11, 17].· 8. Der HErr-HErr, der [mit seiner Ein: ladung in Kap. 551 die Verstoßenen aus Israel [Kap. 11, 12., s. o. a. die verlorenen Schafe vom Hause Israel Matth 9, 36; 15, 241 sam- melt« sindem er zu den gottesfürchtigen Juden aus alleu Ländern der Erde Apostg. 2, 5 gleich die gottesfürchtigen Judengenossen Apostg. 6, 5; II, 43 hinzunimmtund da auch die Verschnittenen nicht ausschließt V. 1—-7] spricht: Ich will noch mehr zu dem Haufen [derer], die [nun bereits zu einer Heerde] versammelt sind, sammeln [und mich setzt an die Heidenwelt unmittelbar mit dem Ruf des Evangelii wenden Joh. 10, 16; Apostg. 11, 20 ff.; 13, 46 f.]. 9. sVon da an aber, wo der HErr diesen seinen Spruch zur Ausführung bringt, heißt es in Beziehung auf dasjenige Israel, das sich nicht zii der Heerde des guten Hirten hat sammeln lassen, sondern seine Sinne versteckt hat:] Alle Thiere auf dem Felde, kommt und fresset sdiese nun herrenlos gewordenen und dein Verderben preis- gegebenen Schafe Jeix 12 , 6 —- 91 , ja alle Thiere im Walde skommt und fresset Matth. 24 , 28]. · 10. Alle ihre [dieser dem Verderben preis: gegebenen Sch·afe] Wcichier [die auf Mosis Stuhl sitzenden Schriftgelehrten und Pharisäer Matth 23, 2] sind [in offenstem Widersprnch mit ihrem Titel und Beruf, da sie doch »Schauer« heißen und es ansagen sollten, als der Morgen des Heils nun anbrnch Kap. 21, 6 fs.] blind [Matth. l5, 14; 23, 13 ff; 2. Cor. 3, 14 f.], fie wissen alle nichts [1. Con 2, 7 f.]; stumme Hunde swelche die Sprache verloren haben] sind sie sdenen der HErr das Amt der Schäferhunde Hiob 30, 1 bei seiner Heerde vertrauet hatte, stumme Hunde], die nicht strafen snicht mit Bellen den andringen- den Wolf verscheuchen] können; sind faul [wohl richtiger: Träumer statt Seher —— in dem Worte des Gruudtertes liegt ein Wortspiel], liegen und schlafen gerne sstatt zu wachens 11. Es sind aber starke [wohlgeuährte, feine] Hunde von Leibe, die nimmer satt werden können sobwohl sie schon aufs Beste sich versorgt haben 178 Jesaia 56, 12. 57, 1-——9. Matth. 23, 14]. Sie, die Hirten [uin sie hier von einer andern Seite ihrer Berufsaufgabe in Betreff der Heerde zii beleuchten], wissen keinen Verstand sdaß sie Israel könnten den rechten Weg führen]; ein jeglicher siehet [wie die Heerde selber in der Irre gehend Kuh. 53, s] auf seinen Weg [statt das gemeine Beste im Aiige zu haben, blickt er nur dahin, wo er das eigene Beste zu finden meint], ein jeglicher geizet für sich in feinem Stande swie er denselben im Interesse des zeitlichen Vortheils möge ausbeuten Las. 16, 14]. 12. Kommt her sso lautet ihre Loosung, wenn sie beisammen sind und da nichts Besseres zu thun wissen als zu schmausen und zu schlemmeri], laßt uns Wein holen nnd voll faufenz und soll morgen sein wie heute sdaß wir alle Tage herrlich und in Freuden leben Luk. IS, 19J- uttd noch viel mehr sdaß es immer lustiger bei uns hergehe Weish 2, 6 ff.]. Knie. 57,1. Aber der Gerechte kommt [iinterdessen, während die Oberen und Leiter des Volks dergestalt ihren selbstsüchtigeu Gelüsten nach: hängen und in Saus und Vrans dahinleben] um [indem er vor der Zeit dahinstirbt, ja wohl gar der Gewalt der Ungerechiem welche die Herrschaft in Händen haben, unterliegt], und niemand ist, der es zu Herzen nehme swae in diesem frü- hen Hinsterben der Gerechten für eine Anklage nnd Drohung Gottes für das Zeitalter liegt Pf. 12, 2; . Micha 7, 1]; nnd heilige Leute werden auf-— shiniyegq gerafft, und niemand achtet drauf [was dieses Hinwegraffen zu bedeuten habe, daß nämlich etwas furchtbar Schweres dahinter liege, vor dem die heiligen Leute bewahrt bleiben sollen]. Denn die Gercchten werden weg- gerafft vordem Unglück [um dem schou im Anzug befindlichen Strafgericht Gottes, das über das gottlose Zeitalter ergehen soll, ihrerseits zu ent- gebeut; · Z. Und die richtig vor sich gewandelt haben [den Einen geraden schlichten Weg, den sie einmal sich vorgenommen, unbeirrt weiter gegangen sind], kommen zum Frieden swenn sie auch äußerlich umzukommen scheinen], nnd ruhen [wenn sie gleich in dem Dahingerasftwerdeii vieles erleiden mußten, doch nun, nachdem das alles überstanden ist] in ihren [Grabes-] Kammeru [dem vollendeten Heil, das durch Gottes nachfol- gende Gerichte sich Bahn brechen wird, entgegen- schlumuiernd]. ,,So Hiskia (2. Kön. 20, 19) und Iosia (2. K. 22, 20) , so Luther; bekannt ist, wie manchmal der Mann Gottes vom kommenden Gerichte sprach, vorher aber noch zu sterben witnschte.« Die Kirche hat unsre Stelle zu einem Trauerliede verwendet: Duca, quomodo mo- rjtur justus (Siehe, wie dahinstirbt der Gerechte Da) und denkt bei dem »Gerechten« an Jefum, den Gekreu- zigten, bei den ,,heili ,en Leuten« aber an feine Apostel und Märtyrer. Schnee, daß der herrliche Gesang so wenig noch im Gebrauch ist! Das 57. Kapitel. galt will? die widerspenstigen strafen, den Zinsz- sertigen Frieden schaffen. IX. v. 3-·21. Die Mige nnd Bedeutung, iu weiche dir vorige Rede ausrief (tiap.56, 9 — 57, 2), galt zunächst den Männern, die mit dem iiikienamt in Israel beklei- det nnd; wie sie aber zugleich auf das ganze ungläubig: Sndenvoili Ziele, das von seinen Wärhlcrn nnd Hirten sieh verführen und iu’s Verderben stürzen läßt, war gleich iin Eingang angedeutet und wurde dann aurh am Schluß benieriilikls gemacht. Sn dieser irhten Rede des L. Drittcis sehen wir nun Israel vor nns in sei- nem -liusiande, tu dein es siih seit dem Gericht: Gottes befindet, wovon es im S. 70 n. Chr. durch die Römer: betroffen worden; es sind die Kinde: der Tagioähierim der Same des Ghebrerisers und der Hure, die unter· dem Namen der Juden noch in der Welt trinken, nnd sie tragen die Eharaieierzeiiiseit derer an sieh, mit denen es der Propbet am Srhlnß nndKnfang seiner Thätigiieit zu thun gehabt, daher er sie auch ganz so zeichnet, als rede er von dem Gtsrhleihie seiner Zeit. Doch geht er alsbald über Ssraels letzten Strafznsiaiid hinaus und zeigt uns die schließliche Bekehrung und Wirderannahme dieses volles; doih die auch da sich nicht reitest lassen, denen gilt für alte Ewigkeit das Sihtußioortz das unter alten drei Hauptabschnittru unsers Tronbuihs seht: »die Gottlosen haben lieinen Frieden« Z. Und ihr [die ihr, nachdem das Unglück, vor dessen Eintritt die Gerechten hinweggerafft worden V. I» nun wirklich sich eiugestellt hat, von dem Volk der Juden übrig geblieben seid], kommt herzu svor den Richtstuhl meines hl. Worts, daß ich euch das Urtheil spreche und euch ein Bild vor die Augen male, was für Leute ihr euerin ganzen Charakter und Wesen nach seid], ihr Kin- der der Tagwahlerin, ihr Samen des Ehebtechers und der Hure. Mit dieser weiteren Anrede folgt schon die Charak- terisirung derer, die der Propbet vor Gottes Richter- stuhl gerufen, in ihren Grundzügen: sie sind im Gegen- fatz zu jenem Rest, der sich ekehrt hat (Kap. S, 13 Anm. Z) und in die neutestamentliche Bundesgemeinde hinübergerettet ist, also im Gegensatz zu Gottes wirk- ichen Kindern und Abrahams wahrhaftige-n Samen (Nöm. J, 6ff.), vielmehr die Kinder der Tagwählerim d. i. der Nachblieb jener ungläubigen Bundesgemeinde des alten Testament-s, welche, statt aus laiiter vom Geiste Gottes erfttlllen Propheten und aus lauter vom HErrn gelehrten Jüngern der Wahrheit zu bestehen, wozu sie berufen war, vermöge ihres Unglaubens aller- lei heidnisch abergltiubische Sitte uiid Kunst (5. Mos. 18, 9 ff.) zu ihrem Gewerbe gemacht und es darin schließlich zu einer größeren Meisterfchaft als die Heiden selber gebracht hat (Apostg. 8, 9 f.; 13, 6 ff.); und sie sind im Gegensatz zu Abrahams und der Sarah Kin- dern, deren wunderbare: Ursprung aus einer so lange unfruchtbar gebliebenen Ehe in Kap. 52, 2 zu ihrer Verherrlichnng hervorgeho en wurde, vielmehr die schandbaren Erzeugnisse eines Ehebrechers und einer Neunte Rede: Gottes Gericht iiber die abtriinnigeu Juden. 179 Hure, denen Vuudesbruch und Abfall von Gott auf der einen und das Jesabel-Weib auf der andern Seite, die Gottes Knechte verführt, urerei u treiben und Götzen- opfer zu essen (Offenb. , 20), as Dasein gegeben. Auch unser HErr nennt in Matth. 12, 39 das ungläu- bige Jndenvolk eine böse und ehebrecherische Art; und dieses aus dem Abfall von dem Engel des Bundes (Mal. Z, 1), den sie verworfen haben, ans der Leug- nung und Verleugnung Christi (1. solt. 2, 22; Apostg. Z, 13 ff.) und der ingabe an die Gesinnung, welche allezeit dem heil. Geiste widerstrebt und Gottes Pro- pheten umbringt (Apostg. 7, 5I f.), hervorgegangene Geschlecht ist denn in der That auch als Niederschlag oder Bodensatz übrig geblieben in denen, von welchen das Wort in 2. Cur. s, 14 f. gilt. 4. An wem wolll ihr nun [nachdem der Ge- rechte im höchsten Sinne des Worts Kap. 53, 11 durch euch umgekommen und ihr da allerdings eine kleine Zeit eure Lust an ihm sehen durftet Pf. 22, l8] eure Lust [fernerhin] haben list er doch aus der Angst und Gericht genommen und des HErrn Vornehmen ist durch seine Hand fortgegangen Kap. 53- 8 u. los? über wen wollt ihr nun das Maul aufsperren, und die« Zunge szum Lästern und Ver- dammen aus dem Halse lang] heraus recken [Ps. 22, 8 f.;i 35, 21., nachdem auch die heiligen Leute, die Propheten, Weise und Schriftgelehrte, die er zu euch gesendet Matth. 23, 34., weggerafft sind V. 1 und ihr solche Leute gar nicht mehr unter euch habt, um an ihnen euern Muthwillen zu liben]? Seid ihr nicht [in demjenigen Volks- bestande, der zitrückgebliebenJ die Kinder der Ueber- tretung und ein falscher Same snicht mehr der Israel Gottes Gal. 6, IS. , sondern Jsraels Auswurs], Z. Die ihr [ganz nach Art eurer Väter zu dieser gegenwärtigen Zeit] in der Brunst seures hurerifchen und ehebrecherischen Herzens] zu den Götzen laufet unter alle graue Baume [da den heidnischen Göttern gedienet wird 5. Mos. 12, 2·, um dort euer böses Gelüst zu befriedigen], und sthlarhtet szu Opfern für die Götzen Jer. 19, 5; Heut. 16, 20 f,; 23, 391 die Kinder an den Bticheu unter deu Felsklihpen [beide, die versteckten Felsenklüfte wie die schattigen Terebinthenhaina jene mit scheußlichem Mord, diese mit grenlicher Un- zucht, aus’s Schnödeste entweihend]? s. Dein Wesen ist an den glatten Bachsteinen sindem du sie zu Denkzeichen oder Bildern von Götzen machstL dieselbigen sind dein Theil sstatt des lebendigen Gottes, den David und andre Fromme zu ihrem Theil stch erwählt hatten Pf. Its, 5; 73, 26; Klagel Z, 24]; denfelbigen schiittest du dein Traniopfer [an den Altären aus], da [-rauf] du [ihnen auch] Speisopfer opfersu Sollt ich mich deß trösten seinen solchen, doch frei und offen den Götzen erwiesenen Gottesdienst als eigentlich mir geltend ansehen und etwa bei mir denken: ich will es mir gefallen lassen, siesmd in ihrer Art ja auch fromm]? 7. Du machst [in deiner Brunsi zu den Götzen V. s; Hes 23, 201 dein Lager sauf dem du dich fleischlich mit ihnen vermischen willst] auf einen hohen und erhabenen Berg [wo ihre Bilder und Altare stehen], und gehest daselbst auch hinaus zu opfern sdaß du ihre Gunst dir erwerbests 8. Und hinter der Thier und Pfosten sstatt nach 5.Mos. 6, 9; 11, 20 esan die Thlir und über die Pfosten zu schreiben] stellest du deiuGe- dachtniß [auf, das Wort, das dir siets im Gedächt- niß und vor den Augen sein soll: »Höre, Israel, der HErr, unser Gott, ist ein einiger HErrz und du sollst den HErrnx deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen« 5. Mos. 6, 4 f. —— weil du von diesem Wort nichts mehr wissen magst, wird es sozusagen von »dir in die Rumpelkammer geworfen]. Denn du waizest dichbotl mir [hinweg als ein Weib, das mit ihrem rechtmäßigen Ehe- herrn nichts mehr zu thun haben will], und gehest hinaus sanf die den Götzen geweiheten Höhen] und machest [dort, wo es zu fleischlicher Vermischnng kommen soll] dein Lager weit sdaß rechtbiele Buhler auf einmal bei dir Platz haben] und ver- bindest dich mit ihnen seinem nach dem andern dkch preisgsbend Hesek 16, 23 ff.]j; du liebest ihr Lager [mit so nimmer satter Begier, daß du ihnen beizukommen suchst], wo du sie ersiehesd Die Farben, womit der Prophet hier die böse und ehebrecherische Art, die er im Sinne hat, malt, entnimmt er von dem abgöttischeu Thun und Treiben Jsraels zu seiner Zeit, und zwar, da er der Tradition zufolge mit seinem Leben bis in den Anfang der Regierungpes Manalse, unter welche1n das lange zurljckgedrängte Heidenthum mit aller Viacht wieder hervorbrach und das Stlndenmaß voll wurde (2. Kön. 21, 9 ff.; 23, 26 f.) hineinreichte, wohl aus der religionsgeschichtlichen chronique scnndaleuse Jsraels unter diesem König, über welche uns in den Geschichtsbttchern des alten Testaments nur allgemeine Andeutungett egeben wer- den, jedoch so, daß wir die Bedeutung des ier Gesagten wohl ahnen können; schioieriger ist es, die einzelnen Züge des Bildes in Beziehung auf das nachchristliche ungliiubige Judenthum zu deuten, da hierzu ein genaues Studium der Geschichte desselben und ein tieferes Ver«- stäudniß der zu Tage tretenden Geistesrichtungeu gehört, auch die Zeit, welche unsre Stelle umfaßt, noch nicht zum Abschluß gekommen ist. Im Folgenden, wo er es damit zu thun hat, daß— in engster Wechselbeziehung mit Jsraels gottvergessenem Buhlen um die Gunst heidni- scher Götter ein Buhlen mit der heidnischen Welttnacht steht, und da den Servilismus und die Liebedienerei des unäläubigen Judenvolks gegen solche, die es ausnutzetc tut, geißelt, greift der Prophet etwas rückwärts in die Regierungszeit des Ahas hinein, unter welchem er einst seine Wirksamkeit eröffnet hatte (Kap. 7, 1 ff.). 9. Du zeuchst mit Oel sdas du als Huldi- gungsgabe darbringen willst Hof. 12, 2; Hesec 23, 41] zum Könige [von Assyrien], und hast mancherlei Wirrze sbei dir, die demselben Zwecke 180 Jesaia 57, 10———21. dienen soll]; nnd sendest deine Botschaft in die Ferne [2. Kein. is, 7 H, iind bist geniedriget bis zur Hblle sivirfst dich vor dem asfyrischen Weltherrscher in serviiem Buhlen um feine Giinst nicht blos bis zum Erdboden nieder 1. Mos 33, 3 Anm., sondern bückest dich bis zur Unterwelt hinab 2. Kein. 1(5, 10 ff.]. » 10. Du zerarbeitetest dich in der Menge [besser: Größe oder Weite] deiner Wege [die du bis an’s Ziel der Reise zurücklegen mußtest, also, daß du todmüde wiirdest und kaum die weite Tour zu Ende bringen konntestL Und sprachest strotz die- ser und der anderen schweren Opfer, die du bei deinem Vornehmen zu bringen hattest, doch] nicht: Jch lasse es swill lieber von dem unnützen Beinü- hen absiehen]; sondern weil du [deiner Einbildiing nach] findest ein Leben deiner Hand [deiner Art und deinem Sinne gemäßL wirst du nicht miide [wie denn der Mensch schwer von einem solchen Leben läßt, wenn er sich auch dadurch elend und zii Schanden macht und sich das selber eingesiehen muß]. . 11. Vor wem bist du so sorgfältig fdaß du. alle Mühe und große Opfer daran setzest, seine Gunst zu gewinnen], und [wer ist es denn eigent- lich, vor dem du] fürchtest also [dir in solchem Maße läßt bange fein, als wäre feine Ungunst das Schrecklichfie, was es in der Welt giebt]; so dn doch mit Lügen nmgehest smit solchem deinem Treiben zum Lügner wirst, zum pfiichtvergessenen Verleugner deines Bandes mit mir] , und denkest an mich nicht [dem du rechtmäßig angehörstL und iiimmst es nicht zu Herzen [welche schwere Schuld dii mit deinem Verleugnen und Vergessen auf dich indem? Meinest du, ich werde allewege [dazii] schweigen, daß du mich garnicht fiirchtest [weil ich in meiner Langmiith so laiige geschwiegen und mit viel Verschonen dich getragen habe]? 12. Jch will aber [wenn die Zeit meiner Heiinsuchung kommt] deine [eiiigebildete] Gerechtig- keit anzeigen slassen offenbar werden als das, was sie in Wahrheit ist, nämlich -das grelle schmutzige Gegentheil der Gerechtigkeit] und deine Werke fwomit du dir selber zii helfen versucht, in ihrer ganzen Richtigkeit dadiirch erscheinen lasseu], daß sie dir iein niiße sein sollen [in der Noth, die über dich kommt] 13. Wenn du sdann iini Hilfe] rufen wirst, so laß dir deine Haufen sdie Menge deiner Götter, die du dir zn Heifern erkoren] helfen sinan sollte ja meinen, da ihrer so viele sind, und du alles gethan hast, ihre Freundschaft dir zu sichern, so hätten sie nun Gelegenheit, sich an dir als Götter zu beweisen und dein Vertrauen zii rechtfertigen]. Aber swas wird’s mit ihnen sein?] der Wind wird sie alle wegfuhreii kwie Spreu Pf. 1, 4J, und [ihre eigene] Eitelkeit [da sie in sich selber nichts sind als ein Wind und leerer Hauch Kap.-II, 291 wird sie wegnehmen. Aber wer faus Israel während der Zeit, wo ich das Volk im Großen und Ganzen an seiiie eigenen verkehrten Wege da- hingegeben V. 5 ss.] ans mich tlauet [iind nieiiier Einladung in Kap. 55, 1 ff. folget], wird das Land [der Verheißungf erben und meinen heiligen Berg besitzeu [daß er noch vor der letzten Ent- scheidung Kap. 60, 21 aus dem Gefängniß zurück: kehren und in Zion wohnen darf], - 14. Und wird [wenn niin die Zeit kommt, daß Jakobs Sünde aushöre und ganz Israel selig werde Kap. 27, 9; Röm. It, 26]« sagen [zii einem der Missionare für das Volk werdend, dem er selber entstammt ist]: Machet Bahn, inachet Bahn, riinmt den Weg, hebet die Anstbße ans dem Wege meines Volks [daß es heimkehre in sein Land Ossenh 18, 4]. Es ist das der nämliche Aufruf, der uns iin 1. Buch dieser Reden Nah. 40, 3f.) begegnete und hernach auch im Z. Buch iKap. 62, 10) begegnen wird; wie er dort ain Anfang, hier in der Mitte des Buches steht, fo trist er an vorliegender Stelle am Ende des 2.Buches ctU . 15. Denn also spricht der Hohe nnd Erhabene [Kap.6,1], der ewiglich wohnet [dessen Leben ewig dauert und ewig sich gleich bleibt], deß Name heilig sinsosern er selbst der von aller Unreinheit und Unvollkommenheit der Creaturen Geschiedene, der· schlechthin Reine und Gute] ist; der ich in der Höhe iind im Hei— ligthum wohne [in einem Licht, da niemand zu- kommen kann 1. Tim. S, 16], und ldoch auch in der tiefsten Niedrigkeit Pf. 113, 5 f.] bei denen, so zerschlagenen und demiithigen sniedergebeiigtenj Geistes sind [Kap. 62, 2], ans daß ich erquicle den Geist der Gedemii- thigten, und [mit neuem Leben erfülle] das Herz der Zerschlagenem » · 16. Jch will nicht immerdar hadern [mit dem von inir verworsenen und mit fchwereii Gerichten heimgefuchten Volke], nnd nicht ewiglich zürnen fdaß ich ihm nicht mehr Raum znrBiiße geben sollte]; sondern es soll von meinem Angesicht ein Geist weben [ausgehen, der die Herzen zur« Umkehr ivende], und ich will Odem machen [der neues Leben in ihnen schafft] 17. Jch war [in der langen Zeit ihrer Ver: blendiiiig und Verstockiing Röm.«1l, 25; Z. Cor. Z, 14] zornig über die Untugend ihres Geizes [der eine Wurzel und ein Jnbegriff alles Uebels ist Col. Z, 5; I. Tun. S, 10], und schlug sie sum der Verschuldung willen, die sie mit dieser ihrer Untugend sich zugezogen hatten], verbarg mich sdaß ich ihnen keine Gnade weiter erzeigete], nnd ziirneie swie einer, der sich von ihnen abgewendet und Die schließliche Bekehrung und Wiederannahme Jöraela 181 nicht mehr mit ihnen redete, sondern sie fich selber überließk da gingen sie hin uud her im Wege ihres Herzens sauf lauter Jrrwegen nnd wußten nicht, an wen sie sich halten sollten]. 18. Aber da ich] ihre Wege ansahe lund ihre Noth mir tief zu Herzen ging], heilete ich sie [oon ihrem Ungehorsam Jer. 3 , 221 , und leitete sie lauf den Weg der Wahrheit], und gab ihnen fnach der langen Zeit, wo sie trostlos einhergehen mußten] wieder Trost, nnd denen, die sfür ihr Theil früher zur Erkenntnis; der Wahrheit gekom- men] iiber jene [die noch Unbekehrten] Leide trugen lKap. 66, 10 f.; Röm. 9, 1 ff.]. 19. Jch will Frucht der Lippen schaffen [denen], die da [für Israel] predigen: Friede, Friede, [und das Evangelium des Friedens verkün- digen] beide denen in der Ferne nnd denen in der Nähe sdaß sie beiderseits herzukonimen und sich bekehren zu dem Gotte ihres Heils], spricht der HEry nnd will sie [die Verstoßenen oder Versprengten aus Israel] heilen [daß sie mit denen in Kap. 56, 8 Geuaunten zu einem und demselben Hirten gesammelt werden]. 20. Aber die Gottlosen [die auch bei dieser letzten Berufung gegen den Ruf sich oerftocken und in ihrem Unglauben beharren] sind [in dem Her: zensziistaiida dem sie nun für immer verfallen] wie ein Ungestüm Meer, das soom Sturme in sei- nen Tiefen aufgeivühlq nicht siille sein kann, nnd seine snach jetzigem Sprachgebrauch wiirden wir sagen: dessen] Weilen Koth und Unflath aus- lversen soon dem Unfrieden, der sie quält, wird der böse Grund ihrer Seele nach oben getrieben imd tritt in Lästerungen und Schmähungem in allerlei bösen Worten uud Werken zu Tage]. 21. Die Gottlosett [die mein Wort nicht an- nehmen und mein Heil von fich stoßen] haben nicht Friede, spricht mein Gott szum Schluß auch dieses L. Buches, wie er das schon am Schluß des 1. Biichs Kap. 48, 22 gesagt]. Die älteren Ausleger unsrer Kirche beziehen die- Weissagnng des Propheten von Kap. 56, 9 auf die Verwüstung der christlichen Kirche durch die Norrnänney Angelsachsem Saraeenen, Hunnen, Tartaren, Gotheiy Vandaleu u. s. w» auf« die falschen Lehrer und schlechten Hirten in der Christenheit, namentlich des Mittelalterz auf die Rotteu und Seetirer und die Mißbräuche im Katholicismiis n. s. w."; und es läßt sich nicht leugnen, daß auch hierauf die prophetischeu Worte eine passende Anwendung gestatten, wie man z. B. in StarkeZ Bibel- swerk fie findet. Der Prophet hat es aber zunächst und in eigentlicher Meinung mit demjenigen Volke, fltr wel- ches er berufen war, mit Jsrael zu thun; man hat das nur verkannt, weil Luther die Bekehrung der Juden, die er in frltheren Zeiten selbst gelehrt, so insbesondere in— der Predigt über Matth. 23, ' 9, später-hin verworfen hatte, und diese nachmalige Berwersiing hat einen so großen Einfluß eitbt, daß man die betr. Stelle jener Predigt in den usgabeu der Kirchenpoftille nach feinem Tode geradezu weggelassen hat. Ei· spricht sich ander- wärt-Z über die Juden so aus: »Ein Jude oder jlidisch Herz ist so stock, stein-, eisen-, teufelharu das mit keiner Weise zu bewegen ist; wenn Moses käme mit allen Propheten -und thäteu alle Wunderwerke vor ihren Augen, das; sie sollten ihren harten Sinn lassen, so wäre es doch umsonst. Wenn sie auch so greulich ge- straft würden, daß die Gassen voll Bluts rönnen, daß man ihre Todten nicht mit Hunderttausend, sondern mit Zehnhunderttaiisend rechneti initßte, wie zu Jerusalem unter Vespesiano und zu Bittor unter Adriano geschehen ist, dennoch müssen sie recht haben; wenn sie auch über diese 1500 Jahre noch 1500 Jahre sollten im Elend sein, dennoch muß Gott ein Lügner, sie aber wahrhaftig sein. Summa, es sind junge Teufel, zur Hölle ver- damnit, ist aber noch etwa was Menschliches in ihnen, dem mag solch Schreiben zu Nat; und Gut kommen — vom ganzen Haufen mag hoffen, wer will, ich hab da keine Hoffnung, weiß davon keine Schrift.« Demgemäß hat Luther Röm. I1 in anderem Sinne als von einer schließlichen Bekehrung der Juden verstanden; er hat aber zu sehr blos die gegenwärtige Verstocktheitz die eine Folge göttlichen Gerichtes ist, in’s Auge gefaßt, und daß nun gerade aus solcher Verstocktheit zu helfen ein desto größerer Preis« der göttlichen Barmherzigkeit sei, scheint ihm darüber ganz entgangen zu sein. Vgl. Jer. Z, 25 Auen. Das 58. Kapitel. Rom ckcifieii und Heiligung des sabtiatljs Vor uns liegt die dritte Gruppe der 3 X 9 Reden oder das letzte Dritte! unferø Stahl-artig; es fleht da im Vordergrunde derGcgriIfah innerhalb Jsraelg felbsi, zwischen den hcnchlerm Frrolcru nnd vcråchtern auf der einen, nnd- drn Frommen, Gerechten und Tranrigcn auf der andern Seite, das Ganze alirr wird vou dem Thema behcrrfchtk »He einofciiigt Zwiefciltiges ans der Hand dr- HGrrii um alle ihre Libido« Man. 40, 2). Wurde im l· Theil Gan. 40—48) die Erlösung aus sabel darge- stellt, in welcher die Weisfaguicg Schon« sich erfüllt, den Göhen und ihren verehrten zur Bcfclzämuiig und zum Sturz, darnach im L. Theile (tiao.49—57) die durch tiefe Erniedrigung liindnrclf erfoigendc Erhöhung des Knecht» des halten vorgrfiihrh welche zugleich Israel-z Erhebung zur Höhe feines lllcltbernfo ist, fo folgen jetzt im Z. Theil Man. 5i3——66) die Bedingungen der Theilnahme an der znlninftigrn Erlösung uud Herrlichkeit. I. V.1——14: Vle erste Rede des lrhleu Mittels. — Dr: proohet erhält den Auftrag, als Strafprediger wider Israel anfzntreten tV.1), und wag nun folgt, redet durrh ihn der Mund des tjErru selber: es ift Strafe, Zurcchtweifitiig nnd Ucrhcißnng zumal. Gesiraft wird voruiiiniictz die heuihlertfitje Irrt, wie Israel durih ver— anftattniig von Fasltagen den tjGrrn sucht und naih dem Jlnbrnch seines Heiles fragt, nnd doch dabei in feinen Snndenwegen fortgeht und damit die Erscheinung der göttlichen Hilfe immögliilj inachl (V.2—5); indem dar— nach gezeigt wird, worin dar rechte, Gott niohlgefölligc Falten benetzt, uämliih iu Xrcigebung der ltnterdröttitrn nnd iu rltiildthötiglicii gegen die hilflofeu (k1. 6 n. 7), ergiesst fich fofort die vechcißung in reichen Strömen. Mitten im Ergoß derselben wird zwar theils an die Bedingung der dliiiiiehr zur Barmherzigkeit erinnert w. 9f.), theils die Heiligung des Sabbathi als weitere Bedingung namhaft gemacht (l1.l3); dafür aber sind cg auch die thenrrn und allergrößefleii verhcißnngrsy die Israel hirr gefclfenliet werden W. 6—l4). 182 Jesaia 58, 1—13. 1. Rufe getrost ·[eigenilich: aus vollem Halse, daß man dich gar nicht überhören kann], schoue nicht sspricht der HErr zu mir, seinem Pro- pheten], erhebe deine Stimme wie eine Posaune [daß sie durch’s ganze Land erschalle 4. Mos 10, 2 Anm.]; und verkündige meinem Volk sMicha Z, 8 - vgl. den Schluß der Anm. zu 2.Kdn.15,36] ihr Uebertreten [wie es so schmählich von mir ab:- fällt], und dem Hause Jakob ihre Sünde [womit sie meine Gebote so sreventlich übertreteii und doch jenen Abfall und diese Sünde für so gar nichts achten, daß sie sich geberden, als wären sie die sfrömmsien und vortrefflichsien Leute] 2. Sie suchen mich tiiglich [gehen Tag für Tag mit ihren Opfern nnd Gebeten, die sie regel- niäßig in meinem Hause mir darbringen, mich an, daß ich doch bald zu ihrer Hilfe nun einschreiten solle], nnd wollen meine Wege [die ich, sie ans der Noth zu lauter Herrlichkeit zn führen, einzu- schlagen geDächteJ wissen [Hesek. TO, l ff; 33- 30 ff.], als ein Volk, das Gerechtigkeit schon ge- than, und das Recht ihres Gottes nicht verlassen hätte [und also den vollen Anspruch darauf habe, daß ich ihrer endlich mich annehme] Sie fordern mich zuRecht [als ob ich ihnen den Lohn ihrer Frömmigkeit vorenthielte], und lvollen mit ihrem Gott rechten ldaß er gegen alle Gebiihr feine Ver- heißung an ihnen verziehe]. 3. Warum fasten loir [so sprechen sie bei diesem Rechtsstreih zu dem sie mich herausfordernL nnd du siehest es nicht an [da du uns ja immer länger in unserm Strafznstand bleiben läßt]? Warum thun wir [mit, weit mehr Kasteiung, als die im Geists gebotene Z— Mvs W, 291 unserm Leibe wehe sindem wir noch viele andere Fasttage halten Sach. s, 19], und du willst es nicht wissen snimmst nicht einmal Kenntniß davon, statt unser gutes Werk anzuerkennen und zu belohnen]? Siehe, [hier habt ihr ineine Antwort aus solch euer Klagen nnd Fragen:] wenn ihr fastet szu derselben Zeit, wo— ihr mit euerm Fasten ench den Anschein gebt, als ob ihr ench unter meinen Willen beugtet und Buße thätet für eure Sünde, damit ich sie euch vergeben könnte]- so übet ihr smittlerweile mit euerm ganzen übrigen Verhalten] euren Willen ssindem ihr doch nur» thut, was ench gelüstet, ohne darnach zu fragen, was mir gefällt], und treibet alle eure Schuldiger smit Härte, daß sie bezahlen sollen, was sie ench schuldig sind Matth 18, 28 ff.]. 4. Siehe, sdamit ihr noch weiter merken jkönnet, warum ich euer Fasten nicht ansehe und »euer Kasteieti nicht wissen will:] ihr fastet smit so großer Unlust« des HerzensL daß ihr san einem Fasttage gerade doppelt verdrießlicls nnd reizbar] hadert smit dem Nächsten, an ihm euern Groll und Widerwillen gegen mich auslasseiid], und zan- ket, und schlaget lsogarj mit der Faust ungöttlich smit boshaft geballter Faust]. Fastet nicht also, wie ihr jeht thut, daß ein Geschrei von euch sein Geschrei der von euch mit Härte behandelten Schuldner und boshaft Geschsagenem statt des Ge- schreies aus euch, nämlich aus einem zerschlagenen nnd nach Vergebung verlangenden Herzen] in der Höhe gchöret wird [denn jenes schreiet vielmehr um Rache, während dieses allein meine Gnade euch zuzuwenden vermag Jak. 5, 4; Jes. 57, 15]. 5. Sollte das ein Fasten sein, das ich er- wählen [als gut nnd mir wohlgefällig gelten lassen] soll [wie das eure ist, lediglich darin bestehend], daß ein Mensch seinem Leibe des Tages ssfür den einzelnen, zur Kasteiung bestimmten Tag] übel thue swährend er nachher wie vorher nur desto mehr seinen Lüsten frdhnt], oder seinen Kopf säußerliclsj hänge wie ein [geknicktes] Schilf [Matth. 6, 16., während er innerlich ihn um so höher trägt], oder aus einem Sack und in der Asche liege swährend das Herz doch gar nichts weiß von rechter Er: kenntniß der Sünden und wahrhaftiger Bußtrauerp Wollt ihr das ein Fasten nennen, und kden Tag, an welchem ihr in dieser blos gleißnerischen Weise ench vor mir demiiihigeij einen Tag dem HErrn angenehm [dem er seine Gnade und sein Wohlge- fallen zuwenden müßte, um ench dafür sein Heil zu senden Kap. 56, 7; 61, 2]? — 6. Das ist aber ein Fasten, das ich erwcihle sanerkennen kann und mir wohlgefallen lasse]: Laß los, welche du mit Unrecht verbunden [die ver· bindlich gemacht] hast; laß los, welche du smit Auslegung deines Jochs Kuh. 47, 6] bcschwerestz gieb frei, welche du [mit harter Verfolgung deiner Rechtsansprüche an sie] drängcstzreiß weg allerlei Last [die du dem Nächsten aufgebiirdet]; . 7. Brikh dem Hungrigen dein Brod [es mit ihm zu theilenL und die, so im Elend sind [indem sie heimath- und obdachlos umherschiveisen müssen Pf. 119, 50 Anm.], führe iu’s Hans [ihnen bei dir ein Unterkommen gewährendjz so du Einen nackend siehst, so ileide ihn soon deinem eigenen Kleidervorraths nnd cntzeuch dich nicht sin irgend welcher Noth, die den Nächsten betrifft] von [ihm] deinem Fleisch sHioo 31, 13 ff.; Heut. is, 7 f.; Tod. 4, 7 ff.; Matth 25, 35 f.; Jan r, 27]. Es liegt eine bittere Ironie in dieser Lektion, wie wenn etwa die Alten sagten, nicht essen sei jejunjum naturelle (natiirliches Fasten), aber sich der Sünde ent- halten jejunium spirjtuale sgeistliches Fastenh Als während der Belagerung Jerusalems dnrch die Chaldäer eine allgemeine Freilassung der Sklaven israelitischer Abkunft beschlossen und vollzogen worden war, holten, sobald die Chaldäer abgezogen waren, die Herren ihre Freigelassenen in die Dienstbarkeit zurück (Jer.34,8fs.): diesen selbstisckpdespotischen Sinn hatte das Volk, wie V. 6 zeigt, auch in der Verbannung nicht abgelegt. (Delissch-) L etzte s Drittel des Trostbuchs 1. Rede: Von scilscher Gerechtigkeit und gottgefälligen Tugenden. 183 8. Alsdann swenu auch du ein solches Fasten erwählst, das nicht in dem Nichtessen als solchem, sondern in dem mitgesühlool1en Thun selbstoerleug- nender Liebe besteht, welche sich des eigenen Besitzes und Genusses und der eigenen Bequemlichkeit zu Gunsten des bedürstigen Nächsten entäußert] wird dein Licht [das die Nacht deines Leidens ablösende neue Heil Eis, I] hervor brechen, wie die Morgen- töthe [so mächtig die Finsterniß zuriickdrängend und so sicher den vollen Tag verkitndendL nnd deine Besserung [von den dir geschlagenen Wunden] fchnell wachsen, und deine Gerechtigkeit [die der HErr selber ist Jer. 23, s] wird lBahn brechend und den Weg zeigend] vor dir her gehen, und die Herrlichkeit des HErtn wird [hinter dir hergehend und deine Nachh1it deckend] dich zu sirh nehmen [daß sie dich zum Ziele deiner eigenen Verheer- lichung bringe]. 9. Dann wirst du» rufen sum was für eine Gnadenhilfe es auch sei], so wird dir der HErr saus der Stelle] antworten sdurch Erhörung deiner Bitte]; wenn du wirst schreien sum irgend eine Erweisung seiner Güte nnd Treue] wird er sagen: Siehe, hie bin ich [und sofort sich deiner anneh- men]. So du niemand [mehr, wie du es setzt in so unverantwortlicher Weise thust V. s] bei dir lmit allerlei Ungerechtigkeit und Gewaltthat] be- schweren wirst, noch [ferner auf den Gerechten, ihn zu verhöhnen Sprüchw. 6, 131 mit Fingern zeigen, noch übel reden [saules Geschwätz aus deinem Munde gehen lassen Ephes. 4, 29], 10. Und wirst den Hungrigen lassen finden dein Herz sdaß dn zu seiner Lebenserhaltung gern ein Opfer bringstL und die elende Seele [die Mangel und Entbehrung niedergedriickt und dem Umkommen nahe gebracht hat] siittigeuzso wird dein Licht in Finsteruiß ausgehen cdein Heil auf einmal die gegenwärtige Leidensnacht durchbrechem gleichwie aus der äußeren Nacht das Sonnenlicht hervorbricht Pf. 112, 4], und dein Uetzigesj Dunkel [da es stockdick finster um dich ist Hiob 10, 221 wird sein wie der [helle] Mittag [Hiob 11, 17; 37, 21; Pf. 37, ej; 11. Und der HErr wird dich immerdar saufs Beste dich versorgend und berathend] führen, und deine Seele sättigen in der Dürre [im soiinver- brannten, ansgedörrten Lande Pf. 68, 7., daß ihr auch da nichts mangele Kap. 43, 20], und deine Gebeine stärken [daß dein leibliches Leben ebenfalls gedeihe]; und wirst soou Seiten des Segens, den du empfängstj sein, wie ein gewiissertcr Garten [in dem ein blühenden Leben sich entfaltet Jer. 31, 12], und svon Seiten des Segens, den du oerbreitesti wie eine Wasserquellh welcher es nimmer an Wasser fehlet sum Durstige zu erquicken Seh« 7- 3815 12. · Und soll durch dich gebanet werden, was lange wnste siii Trümmern] gelegen ist; uud wirft Grund legen, der für und für bleibe swohl rich- tiger nach dem Zusammenhang: und die Gründe von Geschlecht zu Geschlecht oder Unterbaue früherer Menschenalter 61, 4 wirst du ausrichten]; und sollst Demgemäß] heißen: Der die Lucien ver- zciunet [zumauert] und die Wege [die bisher ver- ödeten 33, 8 und mit Schutt überdeckteii Straßen« der Stadt] bessert, daß man [in neugebauten Häu- sern wieder] da wohnen möge. Hier ist unter anschaulichen Bildern der große Rath- schluß Gottes ausgesprochem daß das« Volk Gottes, selbst zur Gerechtigkeit vollkommen wieder hergestellt, zur Wiederherstellung der Welt als Kne t des HErrn dienen soll. Das Bild ist von der Wieder erstellung des Landes Canaan nnd der Stadt Jerusalem entlehnt und deutet gewiß auch aus diese Herstellung hin, die nach der babylonischen Gefangenschaft eintreten sollte; aber immer muß man im Auge behalten, daß nicht diese Wieder- herstellung, die geschichtlich vollendet ist, dem Propheten und dem Geiste Gottes in ihm das Ntichste und Wich- tigste war, sondern die letzte vollkommene Erneuerung, die Vollendung des Reiches Gottes. (Schmieder.) Unter dem, was lange wiiste elegen, haben wir die uralten Trümmer des einstigen eiches Gottes in der Heiden- welt zu verstehen, die Israel, wenn es selbst aus seiner Zertrümmerung wird wiederhergestellt sein, aufbauen wird; es wird das wüste Reich der Welt draußen zum Reich Gottes ueugeftalten und die nur ihren unzerstör- baren Gründen nach aus der Urzeit her noch bestehende Stadt Gottes in der Heidenwelt bauend wieder auf- richtetr (Hahn.) Das ist der Unterschied des alten und des neuen Testam., daß im alten das Natitrliche zum Christlichen emporstrebtz im neuen aber das Christliche das Natürliche zu sich emporhebtx das alte Testament ist in dem Stre- ben begriffen, das Aeußerliche zu verinnerlichem und dieses Streben kommt im neuen Testament zum Ziele, das weitere Ziel ist aber nun, daß das Aeußerliche dem Jnnerlichem das Naturleben dem Geistesleben gleich- förmig werde. (Delitzsch.) · 13. So du deinen Fuß von den: Sabbath kehrest sdich scheuest, den geheiligten Boden des Sabbaths mit werkeltagsgeschäftigem Fuß zu be- treten 2. Abs. Z, 5], daß du nicht thust, was dir gefallt, an meinem heiligen Tage snicht auch da deinen gewöhnlichen Verrichtungen und fteischlichen Geliisten nachgehest]; so wird’s ein lustiger Sabbath heißen, den HErru zu heiligen nnd zu preisen [besser: sondern heißest den Sabbath eine Lust, statt ihn, wie bisher, darum für» eine Last anzusehen, weil er dich von deinem Alltagstreiben hinwegruft Amos 8, 5 f., und den Heiligen des HErrn, eben den Sabbath, den der HErr mit dem Glanze seiner Heiligkeit bekleidet hat 1.Mos. 2, 3., ehrwiirdig]. Denn so wirst du denselbigen preisen, wenn du [richtiger: und ehrst ihn nun auch wirklich damit, daß du an dem- selbigen] nicht thust deine Wege [mit «Abmachung oon allerlei Alltagsgeschäfteiis noch darin erfunden werde, was dtr gesallt swie etwa die Veranstaltung von Lustbarkeiten und VergnüguiigenL oder was 184 Jesaia 58 , 14. 59, 1——12. du redeft [um überhaupt nur zu reden, also eitles Gerede. und unnützes Geschwätz, das nicht zur Besserung dient]. 14. Alsdann shier folgt der Nachsatz zu dem in V. 13 Gesagten, daher der vorige Vers nicht mit einem Punktum, sondern mit Kolon abzu- schließen wäre] wirst du Lust haben am HEtru [der dir die Lust an seinem heiligen Tage mit Freude nnd Wonne, wie nur die Gemeinschaft mit ihm sie gewährt Pf. 4s, 4; 51, 10., vergelten wird Hiob 22, 26], und ich sder HErrJ will dich [statt daß du jetzt ein Knecht fremder Herren sein mußt] über die Höhen auf Erden schweben lassen [5. Mos 32, 13; 33, 29J, nnd will dich speisen mit dem Erbe deines Vaters Jakob sindem ich dir das ihm verheißene Land Pf. 105, 11 zu freiem, nnangefochtenem Nießbrauch zurückgebe. -—- Amen, das ist gewißlich wahr]; denn des HErrn Mund sagt es [Kap. 1, 20; 21, 17; 22, 25; 24, Z; us, 8; 40, 5]. Das 59. Kapitel. Die Sünden der Juden werden erzählen Christus bei-heissen. II. v. 1—21: Die L. Rede. Während die vorige Rede . der falschen Gereihtiglieitz worauf das voll: in der Ver— buuuuug seinen Anspruch auf Erlösung geändert, die gottgefälligen Tugenden. entgegeustellte, denen der hist: sie als Gnadenlohn verbeißen, legt diese Rede nun un— mittelbar die Sünden und iiiuiugenden Ssraels dar, welihe die Erlösung geradezu aufhalten. Ver Propbet entlehnt da die Farben zur Schilderung der Verderbnis aus den Zuständen und Verhältnissen seiner Zeit, weil er weiß, diese Farben passen auch aiif die Zukunft, die er im Geiste vor Augen hat; zuerst aber ist es ein Bild seines Thnns und Treibens, was er dem ioollie verführt, dann aber eine Selbstanlilagn die« er ihm in den Mund legt. Indem er hierauf den hErrn zeigt, wie er sich dem gottiosen und heillosen Wesen gegenüber, dem nie- mand mehr nennt, verhalten trink, nämlich sich selber helfen durch Handhabung seiner Gerechtigkeit in furcht- baren Gerichten, die er lioinmen läßt, nnd ihn da als einen Eriegshelden verfährt, der ganz die Kleidung eines solchen trägt, obwohl er dessen Waffen nicht führt, lässt er schon merken, woraus es bei Gott allemal abgesehen ist, wenn er sikh selber hilft, darauf nämlich, daß er seinem voller von seinem eigenen Unwesen zum tjeile helfe; und bald steht nun auch das Hei! iii seiner ganzen Fülle nnd herrlichlieit da: es ist die schließliche Erlösung Beweis, wie sie auf dessen endliche Bekehrung folgen nnd einen neuen Zuud zur Folge habeii wird, den iiein Treubruch wieder zu uichte macht. l. Siehe [du klagendes Israel, das du wider deinen Gott zu murren anfängst, weil er mit seiner Hilfe ausbleibt, und die Schuld davon bald auf Mangel an der gehörigen Macht auf seiner Seite, bald auf unbarmherzige Härte schiebst, womit er deines Rufens und Schreiens nicht achte], des HErrn Hand ist nicht zu iurz, daß er [weil diese seine Hand nicht bis in dein Elend hineinreichte] nicht helfen-könne [Kap. 50,—2]; nnd seine Ohren sind nicht swie du dir ein- redest] dicke worden, daß er sdeines Herzens Verlangen] nicht höre; L. Sondern eure Untngenden schei- den euch nnd euren Gott von einander sdaß seine Macht, der kein Ding unmöglich ist Luk. l, 37., euch nicht zu gute kommen kann]; nnd eure Sünden verbergen das Ange- ficht [des gnädigen und barmherzigen HErrn L, Mos 34, S; Pf. 111, 4J von euch, daß ihr nicht gehdret werdet sMicha-3, 4]. 3. Denn eure Hände [die ihr im Gebet zu mir ausbreitet] sind snach wie vor Knie. l, 151 mit Blut befleckt, und eure Finger sdie ihr beim Händefalten in einander legt] mit Utitugend [Kap. 58, 9]; eure Lippen [mit denen ihr zu mir schreietj reden [gegen den Nächsten, von dem ihr herkommt, wenn ihr vor mich tretet, und zn dem ihr zurück: kehrt, wenn ihr euer Gebet abgemacht habt] Fal- sches, eure Zunge [womit ihr des Herzens Ver- langen mir kund thut] dichtet [im gewöhnlichen, alltäglichen Leben] Unrechles släßt da laut werden, was das Herz Böses ersonnen hat Jak. 3, 10]. Minder schärfsten Zergliederung enthüllt der Pro- phet das innerlich und äußerlich verderbte Leben des» Volks: in solchen Entwickelnngen ist der sittlich richtende Geist des alten Testaments besonders groß. Wie voll ist der Ausdruck in der Beschreibung des Mannes der Schuld! Es genügt nicht zu sagen, die Hände seien befleckt mit Blut, auch die Finger werden in dieser Perukireinigung noch besonders hervorgehobenx nicht nur die Lippen reden Lüge, auch die Zunge spricht Frevel. (Umbreit.) 4. Es ist [in diesem Volke, um noch näher über das Wesen desselben mich auszusprechen] nic- mand, der von Gerechtigkeit vredige sgegenüber dem iunschlachtigen nnd verkehrten Geschlecht seiner Zeit 2. Petri 2, 5], oder treulich richte snach Pflicht und Gewissen sein Urtheil fälle im Gericht —- Luther versieht aber auch diesen Satz »von falschen, giftigen Lehrern«]. Mut! verlrauet aufs Eille [indem man sich falschen Einbildungen und leeren Hoffnungen hingiebt], Und redet uichls Tüch- liges Uondern lauter nichtswürdige Dinge, die weder zur Ehre Gottes noch zur Wohlfahrt des Nächsten gereichen]; mit Unglück find fie schwanger« [das sie einer dem andern bereiten wollen], und gebären Mühe [was bei solchem ihrem Thun und Treiben heraus kommt, ist nichts als eigenes Un- heil Hiob is, as; Pf. 7, 15]. « Z. Sie brüten [legen in den boshaften An: schlägen, die sie machenj Basilisken-Eier, nnd wirken [in ihren Unternehmungen] Spinntoebr. Jsset man von ihren Eiern swemi einer etwa auf ihre Anschläge sich einläßt], so soll [s. v. a. muß, 2. Rede: Die Sünden und Untugeiiden Jsraels sind’s, die seine Erlösung aufhalten. 185 da ,,n.üssen« bei Luther vorwiegend die Bedeu- tung ,,dürfen« hat Esth 8, 8] man sterben [wie wenn man Gift getrunken hätte]; zcrtritt man’s aber [ihrer BasiliskeinEier eins, indem man ihren Anschlägen sich widersetzt oder gar sie zu Schanden macht], so fahrt eine Otter heraus [die einen auf den Tod verfolgt]. - S. Ihr Spinntoebe shat nur die äußere Aehnlichkeit mit einem Gewebe von gutem, halt- barem Stoff, in Wirklichkeit aber] taugt [solches lose, nur auf Berückung der Unvorsichtigen berech- nete Gespinnst Hiob 8, 141 nicht zu Kleidern, und ihr Gewitke taugt nicht zur Decke kdaß man irgend welchen Nutzen von ihren Unternehmungen hätte, so listig sie auch vorgeben, daß sie das gemeine Beste damit bezweckten]; denn ihr Werk ist Wtühe [sie richten nur heillofes Elend mit ihren Werken an], nnd in ihren Händen ist Frevel [alle ihre Hand: lungeu find lediglich auf Kränkung des Nächsten in seinem Rechte und Besitze gerichtet]. 7. Jhre Füße laufen-zum Bösen ssie gehen mit allem Eifer nur darauf aus, Böses zu voll- führen], und sind schnell, [in Verfolgung und Tödtung der treuen Vekenner der Wahrheit] un- schuldig Blut zu vergießen [vgl. die Klagen des Psalmisten in Pf. no, es. 42. 46. 51. ei. .. 15o. 157. 161]; ihre Gedanken sind Mühe Uhr Dichten und Trachten geht auf heillose Dinge], ihr Weg sden sie zurücklegen] ist Verderben und Schaden z s. Sie kennen den Weg des Friedens nicht seine von Friedensliebe ausgehende und auf Frie- densvermittelung abzielende Handlungsweise ist ihnen völlig fremd], und ist kein Recht in ihren Gängen» sdaß sie des Nächsten Recht anerkennen und bei ihren Unternehmungen fiel) darnach richten wollten Rom. Z, 15——17]; sie sind verkehrt auf ihren Straßen [ja wählen recht geflissentlich die krummen und qneren Pfade]; wer drauf geht sindem ersmit ihnen gemeinschaftliche Sache macht], der hat nimmer keinen Frieden [Ps. 140, 11 Anm.]. 9. Darum [weil, wie in V. 4—8 nachge- wiesen, unsre Untugenden uns und unsern Gott von einander scheiden und unsre Sünden sein An: gesteht vor uns verbergen V. 2 f., nicht aber, weil, wie wir uns einbilden, des HErrn Hand zu kurz wäre und seine Ohren dicke worden V. 1 — so lerne Jsrael erkennen und bekennen] ist das Recht [die Ausgleichung der bestehenden Mißver- hältnisse durch richterliches Eingreifen von Seiten Gottes] ferne von uns, und wir erlangen die Ge- techtigkeit [die, nachdem miser Strafzustand schon so lange gedauert, »die Strafwerkzeuge der eigenen verdienten Strafe preisgäbe und dagegen an uns Gnade für Recht ergehen ließe] nicht. Wir sin unsrer gegenwärtigen Lage] hatten aus’s Licht sdaß der· Tag des Heils nun anbrechen werde, da ja einige Hoffnungsstrahlen unsre Nacht schon zu dnrchbrechen scheinen], siehe, so wird’s lstatt heller, nur desto mehr] finster [um uns hersz aus den Schein [der Sonne, daß sie nun am Himmel em- porsteigen werde], so wandeln wir sstatt dessen] im [stockdicken] Dunkel. Der Standpunkt des Propheten, den er hier ein- nimmt, ist das letzte Jahrzehnt des Exils Es läßt sich denken, daß damals, etwa in der Zeit des lydischen Krieges, als Cyrus einen gliicklichen Schlag nach dem andern ausflihrte, aber doch erst spät sich gegen Babel wandte (im J. 538 v. Chr. 2 Chroin Bis, 21. Atem. —- nach unsrer, zu Dan. 5, 31 vorgetragenen Geschicht-s- auffassilng dürften aber besonders noch die 2Jahre nach Babelks Einnahme bis zur Entlassung Israel-s ans der Gefangenschaft hierher gehören), Hoffnung und Muth- losigkeit in den Gemüthern der Exulanten unaufhörlich wechfeltem Die dunkle Zukunft, welche der Prophet im Lichte des Geistes durehfchanh wurde da von Hoffnungs- ftrahlen durchbrocheiq aber es kam nicht zum Lichte, nicht zu völliger Anfhelluiig vielmehr blieb Finsternis: der Grundzustand, und im dichten tiefen Dunkel gingen die Exulanten dahin, ohne daß sich ihnen die geweissagte Entkerkerung durch den Völkerbezwinger verwirklichtr. iDelibschJ 10, Wir tappen nach der Wand, wie die Blinden [wenn sie von bekanntem Wege abgekom- men sind und aus ihrer Verirrung sich wieder herausfinden wollen], nnd tappen, als die keine Augen haben [iiidem wir wohl merken, daß dieses bloße Herumtappen mit den Händen das Licht der Augen, das wir haben könnten, durch eigene Schuld aber entbehren müssen, uns doch nicht ersetzen kanns. Wir stoßen uns im Mittage [während über uns die Sonne hell genug scheint], als in der Dämmerung [sowenig hilft uns das Sonnen- licht draußen, weil wir eben kein Augenlicht in uns haben b. Mof 28, 29]; wir sind im Düstern wie die Todten [in ihren Grüften Klagel. 3, 6]. 1l. Wir sin unserm angstvollen Harren auf den Aufgang des Heils bald die tiefen Klagelaute der Ungeduld und- des Mnrrens, bald die leisen Töne der Schwermuth nnd des Schmachtens von uns gebend] briunmcn alle wie die Bären [wenn sie auf ihrem Wege nicht finden, was sie suchen], und ächzen wie die Tauben [Kap. 38, 14; Heseb 7, 16; Nah. L, 8]; denn wir harren aufs Recht [V. 9, daß es jetzt, wo alle Berhältnisse sich da- zu anzulasfen scheinen, uns zu Theil werde], so ist’s nicht da fund unsre aufkeimende Hossniiiig cr- weist sich als Selbsttäuschullgiz aufs Heil [daß es jetzt mit Macht hereinbrechen werde], so ist’s ferne von uns sals wollt’ es immer weiter von uns fliehen] 12. [So soll’s wohl anch fein, o HErrz du willst mit uns handeln nach deiner strengen Gerechtigkeitq Denn unserer Uebertretung vor dir ist zu viel [als daß du sie uns vergeben könntest], 186 Jesaia 59, 1Z—21. so, 1—7. und niisere Süudeii antworten wider uns swenn wir deine Hilfe in Anspruch nehmen wollen, indem sie uns sagen, wir seien solcher Hilfe nicht werth, wir hätten sie fiir immer verscherzt]. Denn Unsere Uebertretniigen find bei uns [wir können sie uns nicht vcrhehleii], iind wir fühlen unsere Sünden [wie groß sie sind und wie schwer wir uns damit verschuldet haben]; 13. Mit Uebertreten snämlichj und Lügen wider den HErrn [da wir seinen Bund verlassen und ihm die Treue gebrochen haben] , Und [mit] zurückkehren von unserm Gott [dem wir vielmehr hätten uachfolgeii sollen, statt hinter ihm abzuwei- chen 1. Sinn. 12, 20]- und mit Reden zum Frevel nnd ungehorsam swodurch wir einer wider den andern gewesen sind, die Oberen wider das Volk nnd das Volk wider die Oberen], trachten nnd dichten falsche Worte aiis dem Herzen sdas ist der Griindzng unsers Verhaltens unter einander gewesen]. 14. Darum sweil gewaltsam herausgedrängt aus der Stellniig, die es hätte einnehmen sollen] ist auch das Recht zurückgewicheir saus unserm Volksleben, daß es gar nicht mehr darin zu finden war], nnd Gerechtigkeit ferne getreten [ohne ab- wehrend in das ungerechte Treiben eingreifen zu können]; denn die Wahrheit [ohne welche Recht und Gerechtigkeit nicht bestehen können] scillt anf der Gasse [genaiier: ist auf der Straßenbreite, dem freien geräumigen Platze, wo die Rechtspflege gehandhabt wird, bei uns zii Falle gebracht, daß sie ihre Stimme nicht mehr bei Gerichtsver- handlungen darf hören lassen], nnd Recht [die Biederkeih welche gerade durchgeht und vor iiie- mandes Person sich scheuet 5. Mos. 1, 17] kann nicht einher gehen [findet keinen Einlaß in unsere Gerichtssitzungeii , sondern miiß draußen stehcnh 15. Und die Wahrheit ist dahin sdaß sie in keinerlei Weise mehr sich bethätigtjz Und wer vom Bösen weicht [sich davon unbefleckt zu erhalten] der muß [wie ein Geächteterj jedermanns Raub sein [daß ihn plüiidern und ausziehen darf, wer Lust hat]. Solches swie verrottet bei uns alle Zustände und Verhältnisse sind und so gar keiiie Aussicht auf Selbstbesseriing vorhanden] siehet der HErr, nnd gestillt ihm übel, daß kein Recht sin dem Leben seines Volkes mehr] ist. ·« is. Und er siehet, daß niemand da ist [der dem Verderben zu steiiern vermöchte], nnd Ver- wundert sich [da ein so heilloser Stand der Dinge doch offenbar sein strafrichterliches Einschreiten mit Gewalt heraiissordert], daß niemand [dadurch, daß er eine Mauer gegen den Versall bildete und den Riß mit seinem Leibe deckte Hesek 22, 301 sie vertritt [4. Mos 17, 12 f.; 25, 7]. Darum hilft er ihm selbst mit seinem Arm sund läßt ihn mit der ganzeii Wucht seiner Strafgerichte auf das Volk treffeii, iim sich Recht in seiner Sache zu verschassens nnd seine Gerechtigkeit erhält ihn sin- dein er mit seinen Gerichten nicht eher nachläßt, als bis er der Ehre seines Nainens volle Genüge verschasft hat Kuh. b, is; 63, 5]. 17. Denn er zeucht Gerechtigkeit an wie einen Panzer [der den Leib eines Kriegshelden nach allen Seiten hin undurchdriiigiich umgiebt, ihn aber macht seine Gerechtigkeit jetzt unerbittlichL nnd seht einen Heim des Heils anf sein Haupt sinsosern der letzte Zweck, für welchen er in den Kampf aus- zieht, die Erlösung der Bedriicktem das Heil der Zukunft ist]; nnd zeucht sich an zur Rache sdaß die Rache an den Uebelthäterm die er in maiinig- facher Abstrafung üben wird, gleichsam den grell- farbigen Waffenrock an ihm bildet] und kleidet sich mit [Zornes-] Eifer wie mit einem [feuerrothen] Rock [besser: Mantel], 18. Als der seinen Widersachern swas sie gegen ihn gesrevelt haben] vergelten, und seinen Feinden [ihre Verachtung seiner Heiligkeit] mit Grimm bezahlen willz ja, snicht blos sein Volk, sondern auch] die Inseln [die verschiedenen Län- der nnd Erdtheile, auf welche die Heidenwelt hin und her verstreuet ist Kuh. 40, 153 41,1.5; 42, 4] will er bezahlen [damit, wenn nun das Heil nach den Läuterungsgerichten anbricht, die ge- reinigte Gemeinde ihre Stätte innerhalb einer Welt habe, in welcher nirgends mehr das ungerechte Wesen zu siiiden ist]; 19. Daß svielmehrj der Name des HErrn gefürchtet werde vom Niedergang swo die Inseln 1iegen], und seine Herrlichkeit vom Aufgang der Sonne swo Zions Lage ist, nnd also eine neue Erde, auf der Gerechtigkeit wohnet, die Stätte seiner Gemeinde sei]; wenn er kommen wird wie ein sbisher von den GatternJ aufgehaltener Strom, den der Wind des HErrn treibet sdaß er die Gatter durchbricht und nun desto reichlicher und gewaltiger seine Wasser ergießt] 20. Denn denen zu Zion ssooiel ihrer im Glauben sich dem Gotte ihres Heils schon zuge- wendet habeiiJ wird ein Erlöser kommen sder von allem Elend, darunter sie iii der gottloseu Welt seufzen müssen, frei macht], Und sgleichivie ihnen, so aiich] denen, die sich snoch in der letzten Zeit] bekehren von den Sünden in Jakob sda maii nicht glauben wollte Röm.11,26], spricht der HErn 21. Und ich mache solchen Bund mit ihnen [wenn nun beide, die zu Zion sowohl, wie die von den Sünden in Jakob Bekehrteiy der Erlösung werden theilhastig gewordeii sein], spricht der HEm Mein Geist, der liest] bei dir sineiuem Die schließliche Erlösung Jsraels ist das Ziel der Gerichte Gottes über dasselbe. 187 erneuertem Volke] ist, nnd meine Worte, die ich sdeinem Prophetencharakter gemäß] in deinen Mund gelegt habe [Kp. 51,16], sollen von deinem Munde nicht weichen [daß du je wieder deinem heiligen Beruf untreu werden könntest] noch von dem Munde deines Samens und Kindeskindes fbio in die fernsten Geschiechter, sondern du sollst als ächter Same Abrahains 1.Mos. 18, 17fs.; 20,7 mein Propbet und Evangelist sein], spricht der HEttz von niin an bis in Ewigkeit. Das 60. Kapitel. Der Kirche N. T· Versammlung. schätze nnd guter. III. v. 1—22: die Z. new. Jius die dem) Gottes Gerichte get-Zittern, von den Sünden in Jakob bekehrte nnd mitten isi eine iieue, ebenfalls geheiligte Völkern-elf hineingrfteilte Gemeinde hatte die vorige Rede hinge- wiesen; der Jiiittelpiiiilit dieser Gemeinde nun ist das neue Jerusalem, mit weiiheni denn die hier vorliegende Rede sieh brsiiiiiftigt Der prophet greift da hinein in dar- itjeil der letjten Zeit nnd beschreibt die zu eigent- licher verlilärnug siih entfalteiide Hcrrliihtieit Zions, wie sie plötzlich and-ietzt, während überall ans Erden Finster- nlß und Dunkel ist, nnd von ihr ans erst den Völkern die endliche Seligkeit zu Theil wird; das volle verständ— niß seiner Worte aber erfordert eine genaue Kenntnis; der Qsfenbatungen deg neuen Tcfiamentg über die Wege Gottes, die er mit seinem Volke vorhat, nnd verbreitet namentlich die Offenbarung St. Johanuis dar« reihte Eiiht Tiber folche aittesianienttielie Abschnitte. (C«pifiel mn Tage EpiphaiiiiiJ 1. Mache dich auf [von deiner äußeren und inneren Niedergeschlagenheit, darin du wie am Boden liegst, v Zion, du heilige Stadt Jerusalem KP· 52- II, werde Licht [die du jetzt noch ganz in Finsterniß versenkt und rings von der Nacht des Trauerns und der Sünde umfangen bist]; denn dein Licht kommt sin dem. iiberschwänglichen Heil, welches nunmehr über dir anbricht], nnd die Herrlichkeit des HErrn [welche solange liinier dem Gewölk seiner Zorngerichte verborgen· gewesen] gehet auf iiber dir sund in der Kraft dieses Lichts und dieser Herrlichkeit kannst du selbst Licht werden und vom Boden dich erheben] 2. Denn siehe, Finsterniß kais Folge der Strafgerichte, weiche auch über die Jnseln ergangen sind Kp. 59, 18] bedeckt szur Zeit nochl das Erdreich [rings iim dich her], und Dunkel [des geistlichen und leiblichen Elends] die Völker [weit und breit]; aber über dir [als dem Punkte, wo gleichsam die Sonne zuerst aufgeht, um von da aus weiterhin Finsterniß und Dunkel zu vertreiben] gehet auf der HEra und seine Herrlichkeit erfeheinet über dir fuach dem auch für die Geschichte der letzteii Zeit geltenden Grundsatz: »das Heil kommt von den Juden« Ioh. 4, 22 und: ,, s Zion bricht an der schöne Glanz Gottes« Pf. 0, 2]. 3. Und [wie nun der HErr dich in die Gleiche seiner Herrlichkeit verklärt, sollst hinwiedew um du die Weltvölker in die Gleiche der dir ge- schenkten Herrlichkeit hineinziehenq die Heiden werden in deinem Lichte wandeln, und die Könige fder Erde] im Glanz, der iiber dir aufgehet [indem sie, von dem Strahlenschein der über dir aufgehenden Sonne mächtig angezogen, herzuwallem desselben ebenfalls theilhaftig zu werden und ihn mit zu genießen]. 4. Hebe [als wäre die Zeit schon da, die dir als Zukunft bevorsteht] deiiie Augen auf, und siehe umher [du kamist es in dem Glauben, der da ist eine gewisse Zuversicht deß, das man hoffet, und Nichtziveifelii an dem, das man nicht siehet]: Diese alle ldereu Namen wegeii ihrer großen Menge ja nicht einzeln zu nennen sind] versammelt szweiiier uniibersehbaren Schaar Ko. 49, 18] kommen zu dir [oon Ost und West, von Süd und Nord II, 12]. Deine laus der Heideiiwelt dir gebotenen] Söhne werden von ferne kommen l49- 12], und deine Töchter snoch jung nnd zart, so daß sie den weiten Weg nicht selber macheii können, von ihren Miiitern] zur Seite erzogen [genauer: gehalten oder getragen, d. i. auf den Armen herbeigebracht 49, 22; 66, 121 werden. Z. Dann wirst du [bei solchem Anblick] deine Luft sehen und kin Freudenjubelj aus- brechen, und dein Herz wird sich wundern füberwältigt von dem großartigen Eindrnckj und ausbreiten sum die Fiille der Freude zu fassen], wenn fich die Menge am Meer zu dir be- kehret sum fortan dir anzugehörenj , und die, Macht der Heiden zu dir kommt lsich dir zu Diensten stellend Kap. 45, 14; 49, 18]. 6. Denn die Menge der Kameele faiif welchen die handeltreibenden Völker ihre Waaren herzubringen] wird dich bedecken sdaß dein Ge- biet gleichsam davon wiinmelt], die Lauf« [Dromedare Richt. 6 , 5 Anin.] aus Midian und Epha san der Ostküsle des äleanitischen Meerbnseiis I. Mos 25, 2 u. 4., s. Karte Il]. Sie [die Midiauiter und Ephaiterj werden aus Saba [im südlichen Arabieit I. Kön. 10, J] allc kommen, Gold nnd Weihrauch fdas sie dort eingehandelt, als freiwilligen Tribut] bringen, und des HErrn fdes Gottes Jsraels] Lob verkiindigen lals des einigen und wahren Gottes, bei dem allein das Heil zu finden] 7. [Und wie die handeltreibendeu, so kommen auch die noinadisirenden Völker uiid führen, was sie haben, zu dir ein.] Alle Heerden in Kedar 188 Jesaia so; 8-22. Cl, 1. [in der syrischmrabischen Wüste l. Moic 25, 13., s. Karte lV] sollen zn dir versammelt werden, nnd die [Schaf-] Bbcle Nebajoths [der den Kedarenern benachbarten und staminoerwandten Nabathäer i. Mark. s, 27 Anm.] sollen dir dienen. Sie sollen auf meinem angenehmen Altar smir zu Wohlgesallen auf meinem Altar] geopfert werden; denn ich will das Hans meiner Herrlichkeit [mit den Huldigungsgaben der bekehrten Heidenwelt] irren. z Man darf aus solchen Weissagungen nicht schließen, daß das Thieropfer dereinst wieder hergestellt werden wird; das Thieropfer ist durch das Selbstopfer des Knechtes des HErrn ein für allemal abgethan, aber der Propbet kann innerhalb der alttesiamentlichen Schranke Neutestamentliches nicht anders schildern, als mit alt- testamentlichen Farben. (Delitzsch.) 8. [Von dem Lande, auf dem Karavanen und Heerdenzüge herbeikommen, lenke deinen Blick jetzt aufs Meer:] Wer sind die, welche süber das- selbe daher] stiegen [so schnell] wie die [vom Winde gesagten] Wolken [diese ,,Segler der Lüfte«], und wie die [oon der Sehnsucht nach dem Heim getriebenenj Tauben zu ihren Fenstern szn den Schlupflöchern ihres Taubenhansesss I. sJch will dir’s deuten, wer sie sind:] Die Inseln [die weiten Striche der Heidenweltj harren« anf mich [ihren Erlöser und SeiigmacherL und die Schiffe im Meer swelche von Tarsis, dem« äußersten Ende des europäischen Jnselwelttheils Kap. 23, 10 Anm. daher fahren] vorlcingst her sund kommen nun, da die Erfiillung ihrer Sehnsucht in dem dir bereiteten Herrlichkeitsstande vorhanden ist, eilends herbei], daß sie deine [o Zion] Kinder bon ferne herzu bringen, sammt ihrem Silber und Golde, dein Namen des HErrn, deines Gottes [zu Ehren], und dem Heiligen in [zu] Dienst, der dich herrlich gemacht hat [begehreiid, an dieser Berherrlichung auch Theil und Anfall zu haben]. 10. Fremde snachdem sie sich zu dir bekehret .bl haben] werden deine [des neuen Jerusalems] Mauern bauen, und ihre Könige werden dir kbei deiner WiederaiIfrichtUUgJ dienen. Denn in mei- nem Zorn hab ich dich geschlagen sdaß du lange in Trümmern gelegen], nnd in meiner Gnade erbarme ich mich über» dich sdaß alle Kräfte zu deiner Wie: derherstellung helfen sollen]. 11. Dritte Thore sollen stets offen stehest [in- dein kein Eindringen von Feinden mehr zu sürch- ien], weder Tag noch Racht ssollen sieJ zugeschlossen werden, daß [im Gegentheilj der Heiden Macht [in dem, was sie besitzen und vermögen] zu dir gebracht, nnd ihre Könige sals Ueberwundcne, die sich dir zu Füßen legen wollen Kuh. 49, 231 herzuge- ftihret werden. 12. Denn lsie wissen wohl, daß jedes Volkes und Reiches Bestand fortan durch die unterwer- siing unter die Gemeinde des heilsgeschichtlichens Gottes und durch den Eintritt in dieselbige bedingt ist, wissen:] welche Heiden oder Königreiche dir nicht dienen wollen, die sollen umkommen, und die Heiden [die sich nicht dazu verstehen mögen, einen und denselben Gott mit dir anzubeten Such. 14, 16 ff» sollen] verwüstet werden. 13. Die Herrlichkeit · Libanons [in seinen prächtigen Cedernbäumen] soll an dich kommen, Tannen sgeiiauerr Cypressen], Buchen svielleicht s. v. a. PlataUenJ nnd Vnchsbanm [Kap. 41, 191 mit einander, [in schönen Allesen oder Baumgän- gen] zu schmücken den Ort meines Heiligthnms; denn ich will die Stätte meiner Füße sden Tem- pel, wo ich, der aller Himmel Himmel Ueberra- gende, gleichsam meine Füße auf Erden .stehen habe 1. Ehren. 29, 2] herrlich machen sdaher denn gerade die Bäume, welche in königlicher Herr: lichkeit die übrige Pfianzenwelt überragen, herzu- gebracht werden müssen, die Umgebung dieser Stätte Zii zieren] 14. Es werden auch [in ihren» Nachkommen] gebückt zu dir kommen, die dich [in ihrem Ueber- muthe vormals] unterdrückt haben sindem sie nun- mehr sich entwaffnet fühlen und tief bereuen, was sie Schweres dir angethan]; und alle, die dich ge- ltistert haben, werden svon dem Bewußtsein deiner Hoheit zu Boden gestreckt] niederfallen zn deinen Füßen sals die nur da zu liegen werth wären], und· werden [für die früheren Spottnamen nur die dir gebührenden Ehrennamen eintauschendj dich nen- nen eine Stadt des HErrm ein Zion des Heiligen in Israel. 15. Denn darum loder zur Entschädigung dafür]- daß du bist sseitherj die Verlasscne nnd Gehaßte gewesen [und eine Stadt], da niemand ging [indem du ganz in Trümmern lagestJ , tvill ich dich zur Pracht ewiglich machen sdaß du nicht os prächtig tm Allgemeinen , sondern durch und durch Pracht sein sollstJ- nnd znr Freude soder zum Entzücken aller GeschIechterJ siir nnd für, 16. Daß du szu reicher Nahrung für dein gedeihliches Wachsthum] sollst Milch von den Hei- den saugen [die gern und willig ihr Lebensmark au dich hingeben, wie eine Mutter dem Kinde es reicht in der Viuttermilchls Und der Könige Brüste sollen dich siingen sindem sie eine Ehre darein setzeii, deine Pfleger zu werden Ko. 49, 2313 auf daß du saus solcher Berherrlichung, die dir ja vor allen Heiden und Königen durch meine gnädige Fügung zu Theil wird] erfahren, daß ich, der HErr, bin dein Heiland, nnd ich, der Mcichtige in Jakob, bin dein Erlöser [Kap. 49, 23 u. 26]. 17. Ich will [bei deinem Wiederaufbau , der ebenso prächtig als für ewige Dauer bestimmt sein soll] Gold anstatt des Erzes [oder Kupfersh und 3. Rede: Das neue Jerusalem. 189 Silber anstatt des Eisens"bringen, nnd Erz anstatt des Holzes, und Eisen anstatt der Steine; und lvill saus daß mit der äußeren Herrlichkeit anch eine innereHand in Hand gehe] machen, daß deine Vorsteher Friede lehren sollen, nnd deine Pfleger Gerechtigkeit predigen [besser: zu deiner Vor- steherschaft oder Obrigkeit- den Frieden machen, und zu deinen Pflegern oder Vög- ten die Gerechtigkeit, will den Frieden in eigener Person die Stelle eines Magistrats und ebenso die Gerechtigkeit selber die Stelle der Polizei bei dir vertreten lasseii]. 18. Man soll [wie bei solcher Verfassung sieh von feibst oerstehts keinen Frevel mehr hören in deinem Lande sdaß noch irgend ein Fall vorkäme, da der Stärkere in roher und ungerechter Weise den Schwächeren unterdrückte], noch Schaden oder Verderben in deinen Grenzen sdaß noch irgend etwas geschähe, ivodiirch Verheerung und Berti-bin- mernng angerichtet wird]; sondern sdamit auch von außen her alle Vergeivaltignng und Verwü- stung von dir abgehalten werde] deine Mauern sollen Heil, nnd deine Thore Lob heißen sdasHeih das dir dein Gott gewährt hat, wird dir zu einer nnnahbaren Schutzwehr gereichen, dieses aber oder der Ruhm, den du vor allen Völkern derErde genießesh wird ihnen nur gestatten, mit ehrfurchts- voller Scheu dein Jnneres zu betreten] 19. — Die Sonne soll nicht mehr des Tages dir stheinensals bedürfest du noch fürder ihres Lichiesh nnd der Glanz des Mondes soll dir nicht leuchten [weil du über seinen Bedarf nuiimehr er- haben bist]; sondern der HErr [den dii unmittelbar bei dir gegenwärtig hastJ wird dein ewiges Licht, nnd-dein Gott wird dein Preis sein fder alles Nächtliche genugsam erhellt]. 20. Deine Sonne wird nicht mehr unter- gehen [wie -es in dieser jetzigeu Weltzeit alle Abend geschieht], noch dein Mond [ain Morgen, wenn sein - Dienst als nächtliche Lampe zu Ende geht] den Schein verlieren; denn der HErr wird dein ewiges Licht sein, nnd die Tage drittes Leides sollen ein Ende haben [daß es zu einer Nacht gar nicht mehr erst kommt Offenb. 21, 23 fs.]. « 2l. Und dein Volk sdas in dir wohnt] sollen eitel Gerechte sein, und werden sindem es aus diesem Grunde zu dem Strafzustiiiide einer Ver- bannung nicht mehr kommt] das Etdreich sbesser: das Land, iiämlich das Land der Verheiszung," CanaaiiJ ewiglich besitzen; als die der Zweig mei- ner Pslanznng seine durch Gericht und Gnade von mir umgeschafsene Gemeinde], Und ein Werk mei- ner Hände sind, [das ich mir ausgerichteq zum Preise [und daher keinen Makel noch Flecken an sich hatt· » 22. Aus dem Kleinsten sollen sdurch Zu: wachsj tausend werden, und ans dem Geringsten sdurch ungemein große und sehnelle Vermehrung] ein mcichtig Voll. Ich, der HEry will solches [wie ich hier gesagt habe] zu seiner Zeit eilend aus- richlen [daher niemand an« meiner Verheißnng zweifele, weil setzt noch die Zustände nnd Verhält- nisse der Art find, als könnte es niemals zur Ver- wirkiichung kommen]. Welche Geheimnisse der Erneuerung hier noch ver- borgen liegen, wer vermag es auszulegen? Man muß sich hier eben so sehr vor falscher Vergeistigung wie vor sleischlicher Versinnlichung hüten; alles wird Wesen, Leben und Gestalt sein, aber anders als jetzt. (Schmieder.) Das til. Kapitel. Christi Lehramt Der Kirche Freude. IV. v. t——ll: Die 4. Rede. Während im Zighcrigrn der Halte selber redete iind seine Guadrurathschliisse iibtr Jsrael linnd that, tritt nun derjenige redrud ein, den der Hoirr zum mittler seines diatlischliissrs bestellt hat: es ist derselbe Knecht Gottes, der auih in Lan. 49, 1 ff; 50, 4 is. seinen Hriiaiidsbkriis darirgte und seine Knirs- lrrlcbnissr voran-sagte; er hat denn hernach, ais er in drr Fülle der Brit rrschieitz angdrüitiliiti unsre Stelle auf sieh bezogen (tt’uli. 1l, 16 sf.), daher die Meinung der indischen Jiiislcgeiz als rede der dtrophet hier von ihm selbst, von ihristliiticn Sitzriftertilärrric nicht wiederholt werden sollte, zuinal aneh wissrnsrtiaftliclie Gesinde rat- fihieden dagegen sprechen. Dieser Knecht des heim: nun, aiiliniiiifcnd an den Zustand des Elends und der "t3rtri"ibiiisj, in uirlelikin diis volliSstael zur Jeit der beginncudeii airtiifiiiig sieh befindet, iiiindigt zunächst seine iirophrtisetie Thätiglictt an, zu der ihn der HGrr hier berufen iind init seinem Geiste ausgerüstet hat, uiid init ihr ulnuiit ein Gnadeiijalir seinen Anfang, das in der That und Wahrheit zu eiuciu Ørtahsahr wird; wir er aber die angesagte Erlösung lirmirlien wird, darauf geht er nicht näher ein, sondern greift sogleich weit aus in das End: der Zeiten, wo die vollbrachte Erlösung alte ihre Segensfriiiistc fiir Israel gebracht haben wird, zeigt, wag Israel fiir die Welt sein wird und wie die beliebt— tcii Heiden ihrerseits zu Israel stehen werden, nnd faßt .dns ain Sihlusse iu ein Gleichniß zusammen. 1. Der Geist des HErrii HErrn [Kap. 50, 5] ist über mir sseiuem Knechte 42, 1., iu- dem er sich zu bleibeiidein Besitz auf mich nieder- gelassen hat 1l, 23 Luk. 3, 22], darum sweil er dies geistliche Salböl über mich ausgegossen] hat mich der HErr gesalbet [«zn seinem Propheten Apvsta l0, 38]. Er hat [dies die Aufgabe meines prophetischen Amtes] mich ge- sandt, den Elenden sgnte Botschaft] zu pre- digen, die zerbrocheiien Herzen zu ver- binden [genauer: der Geist des HErrn HErrn ist über mir, daruni daß mich der HErr ge- salbet hat, den Elendeu frohe Botschaft zu bringen. Er hat mich gesandt,«die zer- brochenen Herzen zu verbinden — Luther hat sich nach der Septuaginta gerichtet, weiche der Stelle Lin. 4, 18 zu Grunde liegisz zu predigen den 190 Jesaia 61 , 2-—11. 6«2, 1—7. Gefangenen eine Erledigung svon ihren FesselnL den Gebnndenen eine Oeffnung [des Kerkers, in dem sie bisher gelegen -— nach andrer Auslegung, bei der das »den Gebundenen« in dem Sinne: »den an den Augen Gebundenentt = Blinden Pf. 146, 8 genommen wird: eine Oeffnung der Augen, also: den Blinden das Geficht, doch wird in Luk. 4, 18 die erstere Lliislegung noch dazu gefetzt: den Z erschlag enen, daß sie frei und ledig fein follen]; 2. ZU predigen [in lauter Verkündigung] ein gnädiges Jahr [oder GriadenjahrJ des HErrn [vorgebildet durch das alttestamentliche Erlaßiahr s. Mof 25, 8 ff«1- und einen Tag der Rache unsers Gottes [über alle Feinde, die fein Volk so lange gefangen gehalten und be- drückthaben], zu trösten alle Traurigen sdie der Straszustand Jsraels innerlichst gedemüthigt und dessen lange Dauer tief bekümmert hat Kap. 57, 15; 66, 10; Matth. 5, 4]; 3. Zu schaffen den Traurigen zu Zion, daß ihnen Schmuck [auf das Haupt] fnr Asche [5. W. 14, 2 Anm.], und Freudenöl [Ps. 45, 81 fnr Traurigkeit fbei der sie das Salben uiiterlassen haben 2. Sam. 14, 2; Dan. 10, 3], nnd schöne Kleider für einen betrübten Geist fbei dem sie im Sack einhergegangen sind 1.Kön. 21, 271 gegeben werden; daß [wenn nun das Evangelium seine Heilswirkiing an ihnen ausrichtet zu ihrer Recht- fertigung und Heiligung] sie genannt werden Baume der Gerechtigkeit fals die in Kraft der ihnen gefchenkten Gerechtigkeit so fest und üppig grünend dastehen wie die Eichen], Pflanzen des HErrn zum Preise fals die seine Hand selber eingepflanzt hat, um Ehre an ihnen einzulegen Kuh. 60, 21]. 4. Sie werden [in Folge ihrer eigenen inne- ren Erneuerung durch das Evangelium] die alten Wüstungen sauch jenseit der Grenzen ihres Landes] bauen, und was vorzeiten zerftöret ist, aufbringen [wieder iii die Höhe bringen]; sie werden die ver- wüsteten Städte, so sitt nnd sitt svon einem Men- schenalter bis zum andern] zerstört gelegen sind, Vctllcllclb Z. Fremde werden [in eurem eigenen Lande, ihr Glieder meines Volks, von denen ich bisher geredet und an die ich mich jetzt unmittelbar selbst wende, da-] stehen [auf den Triften], und eure Heerden weiden [die Geschäfte des niederen alltäg- lichen Lebens völlig eiich abnehmend]; und Aus- lånder werden eure Aclerleute und Wetngiirtner sein. 6. Jhr aber sinmitten der Völkerwelt das nun geworden, was vormals Aarons Geschlecht in- mitten Jsraels war, und auf die Höhe eurer Uran- fänglichen Bestimmung 2. Mos II, sgestelltj sollt Priester des HErrn heißen, und man wird soon Seiten der bekehrten Heiden, die fortan gleichsam den Laienstand in der Kirche bilden] euch Diener unsers Gottes nennen; nnd werdet der Heiden fzeitlichej Güter essen [dasür, daß ihr sie mit euern geistlichen Gütern habt reich gemacht Röm. 15,27], und über ihrer Herrlichkeit fwas sie vormals Großes vor euch vorausgehabt] ench rühmen [indem ihr darin einherstolziret]. 7. Für eure Schmach [die ihr habt ausstehen müssen] soll Ztviefciltiges [an Ehre] kommen, und für die Schande fdaß sie — die Anrede springt hier fchnell wieder in Aussage um Kp. 52, 14 — in fremden Landen haben traurig sein müssen Pf. 137, 1 ff] follen sie fröhlich sein auf ihren Aeclern Denn sie follen Zwiefciltiges [Kap. 40, Fjbbesißen in ihrem Lande, sie follen ewige Freude a en. 8. Denn ich lsagt der, dessen Knecht bisher geredet, indem er das Wort desselben weiter führt] bin der HErr, der das Recht liebet fund es da wieder herstellt, wo es verletzt worden ist, wie von den Heiden an Jsrael geschehen Kp.47, 6], und hasse riiuberische Brandopfer lnach anderer Punktation des Grundtertes: den frevelhaften Räuber, der sich schwer an meinem Volke vergangen hat 49, 24 ff.]; und will schaffen, daß ihre Arbeit soll gewiß sein [indem sie ihnen, meinem so hart ge- drückten Volk, auch den gebührenden Lohn in desto größerer Freude einbringt]; und einen ewigen Bund will ich mit ihnen machen fdaß ich nicht wieder füber sie zürnen noch sie schelten will Kap. 54, 9 .J. 9. Und man foll ihren Samen [an der Herr- lichkeit, die ich wie einen Stempel ihnen aufdrückeii werde] kennen unter den Heiden, nnd ihre Nach- kommen unter den Völlernz daß, wer sie sehen wird, soll ste kennen [auf den ersten Blick an be- stimmten Merkmalen ihres Hoheitsstandes es sogleich heraussindenL daß sie ein Samen sind, sauf ganz besondere Weise und im Vorzug vor allen Ge- schlechtern der Erde] gesegnet vom HErrn. 10. Jch [riift dieser gefegnete Same selber dann aus, wenn er siehet, wie hochgeehrt er uiiter den Völkern dasteht] freue mich im HGrrn, und meine Seele ist fröhlich in meinem Gott; denn er hat mieh angezogen mit Kleidern des Heils [das Heil in so reicher Fülle mir widerfahren lassen, daß es mich rings, wie die Kleider den Leib, umgiebt], nnd mit dem Rock der Gerechtigkeit gekleidet fmein Heil zugleich so vollständig durch Recht und Ge- rechtigkeit Kuh. l, 27 herbeigeführt, daß ich gegen alle Vorwürfe geschützt bin, als beruhte mein Vorzug auf einer parteiischen Bevorzugunglz wie einem Bräutigam [dcm der Tnrban, womit er das Haupt 4. Rede: Christus kündigt sein Lehrarnt an. 19l umwindet, ein priesterlichcs Ansehn 2. Mos. W, 9; so, 28 verleiht Höher. Z, 11], mit Priester- lichem. Schmuck gezieret [V. 6], und wie eine Braut [ausgestattet, wenn sie am Tage der Hoch: zeitJ in ihrem Geschmeide berdet ssich brüstet]. 11. Denn ssagt nun wieder der Knecht des HErrm über den Enderfolg seiner evangelischen Predigt auf Erden sich näher erklärend] gleichwie Gewächs [allerlei Art I. Mos. l, ll f] ans der Erde [dem gewöhnlichen Erdreichj wächst, nnd Samen [den man erst gesäet hat] im Garten sdem mit Fleiß ausgesuchten und angebauten Grund und Boden] ausgchek also wird lfür die Völker über- haupt als das Allgemeine nnd Gewöhnliche] Ge- techtigleit und sfür Israel insbesondere als das dieses Volk Auszeichnendd Lob vor allen Heiden [wie es in V. 9 angedeutet worden] ausgehen-aus dem HErrn HErrn sder zum Erdreich für die Völker überhaupt und zum Gartenboden ftir Jsrael wird, um beiden Theilen zu geben, was sein Rath- schluß ihnen bestimmt hat]. Das 62. Kapitel. Herrlichkeit der Kirche; dienen Tesiaments V« V. 1—12: Die s. Rede. Seinen kriecht, der iru no· rigen Kapitel Jlufaug nnd Ende feiner Erlöserwirtrsatiiteeit in Beziehung auf Israel in einem Eesansmtbitd darlegte, ohne die zwischcn beiden liegenden Dnrchgärtge und Jtiiitelslufen weiter zu berilctesichtigetk löst hier der tjErr in unmittelbar: eigener Rede ab und bezeugt, wag für einen Stand der Rechtfertigung nnd verherrlichung er am Schtnß der Entwirttelungageschichte seines dieirheg auf Erden seinem Zion, der heil. Stadt Jerusalem zu— gedarht habe. Er wolle denn auch, um gleichsam selber sikh an das Wort seiner Verheisnng fortwährend erinnern zu lassen, so daß es weder auf der einen noch auf der andern Seite in Vergessenheit gerathen traun, Jerusalem Wächter bestellen auf ihre Mauern nud nicht ruhen, bis ihr herrlichleeitgsiand nun zur leibhaftigen Wirklichkeit werde; ja, so sehr ist nor den! tJErru die einstige Jn- ttuuft wie die lichte Gegenwart, daß er sce alg bereits vorhanden behandelt nnd für die clbe schon jetzt sein Wort nnd seine Diener nnd die amen für seine Ge- meinde nnd seine Stadt znrechtiegi. l. Um Zion willen sweil es eben Zion, meine erwählte Gemeinde ist], so will ich nicht schweigen sdaß die Predigt meines Mundes je aufhören sollte], nud ntn Jerusalem willen [weil es eben Jerusalem, meine heilige Stadt isi], so will ich nicht inne halten [mit dem Schaffen und Wirken meiner Hände], bis daß ihre Gerechtigkeit aufgehe tvie ein Glanz [mit welchem am Morgen die Sonne durch die Nacht hindurchbricht Kap. 60, 1 f.; Spr. 4, 18], und ihr Heil entbrenne wie eine Fackel [welche mit ihrem lodernden Schein, soweit er reicht, auch die dichteste Finsterniß verdrängt]; 2. Daß die Heiden sehen deine Gerechtigkeit [so weithin wird ihr Glanz sich -erstrecken] , nnd alle Könige deine Herrlichkeit kais welche ·alles, was sie von Herrlichkeit zu besitzen meinen, tief in Schatten siellen wird]; nnd du sollst [da dein alter Name nun nicht mehr ausreicht, dein neues Wesen zu beschreiberq mit einem neuen Namen genannt werden, welchen lda nur derjenige vermag, den deinem neuen Wesen entsprechenden Namen zu be—- stimmen, der dich so gerecht nnd herrlich gemacht hat] des HErrn Mund nennen wird [wie er einst dem Abraham und dem Jakob einen neuen Namen gab 1. Mos. 17, 5 u. I5 f.; 32, 27 f.; Jes. 65, 153 Ossenb. 2, 17]. 3. Und du wirst sum dein neues Wesen schon jetzt in einem Bilde oder Gleichniß darzulegen] sein eine schöne Krone in der Hand des HErrn, und ein königlicher Hut in der Hand deines Gottes. 4. Man soll [um wenigstens vorläusig den neuen, diesem Wesen entsprechendem wenn auch dasselbe nur nach seiner äußeren Erscheinung kenn- zeichnenden Namen anzudeuten] dich nicht mehr [wi»e bisher] die Verlassen« noch dein Land eine Wnftung heißen [Kap. 60, 15j; sondern du sollst [wie Hiskias Gemahlin 2. Kön. 21, I: Aleph-j- b8b- d. i.] meine Lust an ihr lnämlich an Jeru- salem], und dein Land [ringsher]. lieber Buhle shebn Beute-h, Vermähltej heißen; denn der HErr hat Lust an dir, nnd dein Land hat [iu der Ein: wohnerschafh die dasselbe neu und zahlreich bevöl- kertJ einen lieben Buhlen sdem er gleichsam als Gatte angetrauet wird]. Z. Denn wie ein lieber Buhle einen Buhlen lieb hat soder ein Jüngling die Jungfrau sich ver- mählt], so werden dich deine Kinder snämlich die neuen Bewohner] lieb haben [indem sie eherechtlich dich in Besitz nehmen und so gleichsam sich mit dir vermählenjz und wie sich ein Bräutigam freuet über der Braut, so wird sich dein Gott sals wä- rest du seine erste Liebe] übet dir ftcncn [Zeph. 3, 17]. is. O Jerusalem, ich will [in den Propheten, die ich dir schenkej Wächter auf deine Mauern bc-. stellen, die den ganzen Tag nud die ganze Nacht nimmer stille schweigen sollen [vgl. Wach auf, du Geist der ersten Zeugen, die aus der Mau’r als treue Wächter stehn, die Tag und Nächte nimmer fchweigen 2c.], und die des HErrn gedenken stich- tiger: ihn gedenken machen oder erinnern] sollen, aus daß bei ench sindem sie keine Ruhe sich lassen, sondern ihr Erinnerungsamt treulich ausrichten mit Gebet und Flehen] kein Schweigen sei snnd die göttliche Verheißung sozusagen einschlafe]; 7. Und ihr von ihm tiicht schweiget sindem sie mit ihrer beständigen Erinnerung an die Ver- heißung ihm keine Ruhe lassen —- »kühne Rede, 192 Jesaia 62, 8—-12. 63, 1——6. die an das Gleichniß vom ungerechten Richter Luk. 18, l ff. erinnert!«], bis daß Jerusalem ge- fetttget [völlig emporgerichtetj und sseiner Bestim- mung gemäß Kap.61,11] geseht loetde zum Lohe ans Erden. Jehova schenkt dem wiedererstandenen Jerusalem treue Propheten, welche er, damit sie weithin sehen können iiiid weithin gehört werden, auf die Mauern der Stadt stellt: von dort ergeht Tag und Nacht ihr Mahnrus siir die ihrer Obhut vertraute heil. Stadt empor zu Jehooa iind ihr Zeugnis; an die Welt ringsum. Denn nachdem Jerusalem wiedererstanden und wiederbevöltert ist, ist das weiter zu erreichende Ziel dies, daß Jehova die neubegründete nach innen ausbaue und ihr nach außen zu der centralen Ehrenstellitng ver-helfe, die ihr bestimmt ist. Solche nachexilische Propheten waren Haggai, Sa- charja und Maleachiz Haggai steht aus Jerusalems Mauern und Verkündigt die Herrlichkeit des zweiten Tempels vor dem ersten; Sacharja weist von Iesua und Sernbabel hinaus ans den Sproß Jehova’s, welcher Priester und Fürst in Einer Person ist und den rechten Gotte-Stempel baut; Maleachi weissagt das Kommen des HErrn zu seineni Tempel und den Ausgang der Sonne der Gerechtigkeih Unter deii Augen dieser Propheten erhob-sich von Neuem die Stadt Gottes, nnd sie stehen auf ihren Zinnen nnd schauen von da in ihre herrliche Zukunft, und riisen sie herbei-durch das Wort ihres Zeugnisses (Delitzsch.) Wohl wird Jerusalem, die hoch« gebaute Stadt, gepriesen unter den Heiden; aber imnier noch wachen Wiichter über ihren Mauern, und rufen und bitten, und lassen dem HErrn keine Ruhe, bis er sein Werk vollendet und Zion zum Lobgesang auf der ganzen Erde geniacht. Auf, zur Wache auf Zion! tönet auch in unsre Zeit herüber der Ruf des alten Propheten. (Umbreit.) " " " » " 8. Der HEUI hat sin Beziehung auf diese Fertigung und Verherilichniig Jerusalems auf Erden V. 7] geschworen bei seiner Rechten [die er nur, wenn es sich um eine festbeschlosseneSache handelt, zur Betheueriing erhebt Kap. 45, 23; Hebt. 6, 17 ff.], und bei dem Arm seiner Macht [womit er das einmal Beschlossene auch unwider- ftehlich durchsetzt Kap. 46, I1]: Jth lvill dein Getrcide nicht mehr [wie es während deiner Straf- zeitder Fall war H. «Mos. 28, 331 deinen Fein- deii zu esseu geben, noch deinen Most, daran dii gearbeitet hast, die Fremden trinken lassen; 9. Sondern die, so es sdas Getreidej ein- sammeln, sollens auch essen nnd den HErrii [dabei] rühmen sdaß er sein Volk fiir immer aus- der Ge- walt aller Feinde erlöst hat]; und die ihn [den Mem] einbringen, sollen ihn [se1ber] trinken sund zwar] iii den Vorhhsen meines Heiligthnms kindem sie in treuer-Befolgung der Vorschrift in 5. Mos 14, 22 ff. ihren Erntesegen durch Danksagung heiligen und so all ihrEssen nnd Trinken zu einem Gottesdieiist niachen 1. Tim. 4, 3 f.]. 10. Gehet hin, gehet hin [so wird einst ein Aufruf erschallen aii mein im Exil besindliches Volk] durch die Thore sder Stadt, die bis daher ench gefangen hielt, denn die Stunde, da ihr nun ausziehen dürfet, ist gekommen Kp. 48, 20; 52, 11], bereitet dem Volk den Weg [so wird zugleich ein Auftrag ergehen an die, welche zu Dienern des Evangeliums, zu Helfern des Heils berufen sind 40, s; 57, 14]; machet Bahn, machet Bahn [durch Ausgleichung der Straße, auf welcher das erlhsie Israel nach seiner Heimath zurückkehren soll 40, 4], rcinmet die Steine auf kdaß der Fuß nir- gend ansioße oder im raschen Vorwärtsschreiten aufgehalten werde 57, 1413 wetfet ein Panier auf über die Völker sdae weithin sichthar sie über- ragt, damit die Verjagten Jsraels und die Zer- streneten aus Juda von den vier Oertern des Erd- reichs zuhauf kommen, dem Zug der Heimkehrenden sich anzuschließen Kuh. 11, 123 49, 22]. It. Siehe, der HErr lasset sich hören smit der Kunde, die Stunde der Erlösung für Jakob sei nun gekommen Kp. 44, 233 48, 20], bis an der Welt Ende. Saget [so lautetsein Auftrag an die, welche er zu Botschaftern dieser Kunde angesiellt hat] der Tochter Zion sder in Zion heimischeiy jetzt aber noch in der Frerndebesiiidlicheii Gemeinde —- in Matth. 2t, 5 find diese Worte mit Sach. O, 9 zu einem eigenen Spruche zusammengestelltp Siehe, dein Hei! kommt sin der Person dessen, der sich seinem Volke in Gnaden nun wieder zu: wendet]; siehe, sein Lohn ist bei ihm, nnd- seine Vergeltung ist» vor ihm [Kap. 40, 9 n. 10]. 12. sAlsbald aber, sowie diese Kunde sich vernehmen läßt, wird sich auch das ganze, über Israel und Jerusalem beschlossene Heil verwirklichen]: Man wird sie [die Kinder Israel] nennen das heilige Volk, die Erlhseten des HErrn [Kap. so, 215 51, 1l]; nnd dich [Jerusalem, von deren Herrlichkeitsstande in diesem Kapitel besonders die Rede gewesen] wird man heißen die besuchte und unverlassene Stadt [als welcher der HErr nach langer Verlasseiiheit mit neuer Liebe sich zugewendet 54, 6 ff. und die fortan nimmer wieder menschen- leer und öde sein wird V. 4 f.]. i Das ,,Saget der Tochter Zion« tönte schon vor bei dtzm ersten vorbildlicheii Einzuge Christi in Jerusalem: das Ende wird ini Anfang vorgebildetz nicht um damit die Hoffnung auf das Ende abzufinden, sondern unt sie durch dies Zeichen zu stärken. tSchmieder.)-- Das as. Kapitel. Christi Ilaiiipf nnd Sieg. VI. v. He: Die a. um, di: klein-n qui» qui« 27 Reden unseres Trennt-stetig. Dei: proz-yet, im Geist: so lebhaft tii die Geschichte der letzten Zeit, voii der so eben der Hutte selber Jgtaclg Erlösung und Jerusalems ver— herrliihnng gewriisagt hat, versetzt, alg siiinde er mitten darin und sähe die Ereignisse vor feincnxugen sieh voll- ziehen, schaut Einen, der vom Geriehte über die weit— völlier duherleoinmt nnd anch seine lchte blutige Arbeit an Jsraclg sihlimnisiem und nächllgelegruem Feinde, an 5. u. 6. Rede: Jsraels Erlösung und Jerusalems Verherrlichung — Gericht über die Weltvölken 193 Rom, vollbracht hat. Es ist eine hohe wundersame Gestalt, die er erblickt, mit einem Kleide von hervor- stechend rother Farbe angethan, mit dem Jiusdrnae hohen Selbstgesülsls und dem Bewußtsein nnwidersiehlicher Sie— gesmacht einherschreitendz indem er aber trägt, wer der- selbige sei, steht der, nach dem er steigt, schon vor ihm und giebt mit eigenem Munde Bescheid, giebt ihm anch Bescheid auf die weitere Frage, woher die Farbe seines Kleides, daß er anssehe wie ein Keltertretey und eröff- net damit das Verständnis, inwiefern das guädige Jahr des Extra, das im Eingang der ersten Rede dieses mitt- leren Stücke des letzten ibrittels Man. 61,1f.) der Knecht des tjGrrn ankündigte, zugleich als ein Tag der Rathe unseres Gottes bezeichnet werden mußte. dlatiirs lich ist der, den der Vrophet hier schaut, dieser selbe Knecht des halten; und so bildet unsere lliede gewisser- maßen das Gegenstück zu san. 53: ,,dort trägt Gottes Knecht zum Ztnfang der Erlösung allein die Sünden seines Volks, dessen geislliche Glieder unter allen Völkern zer- streut scnd; hier zermalmt er zur Vollendung der Erlö- snng allein die ungereehten Völker, aus welchen durch wahre hinkehr zum tjGrru alle tjeilsbeglerigen ausge- schieden sind« 1. Wer ist der, so von Edom [dem Gebirge»- lande im Süden des todten Meeres 4. Mos. 20, 17 Anm.] kommt, mit rdthlichen [genauer: grell- oder blutrothen] Kleidern von Bazra [der edomiti- schen Felsenstadt Kp. 34, 6 u. Karte 1I]? der so ge- schmückt sschmuck oder prächtig anzusehen] ist in seinen Kleidern, und einher tritt in fdem Bewußt- sein] seiner großen Kraft? Jeh bin’s [so antworiet er selber auf meine Frage], der Gerechtigkeit lehret swenn er Gericht den Unterdrückern seines Volkes droht, diesem aber Heil und Segen verheißt 45, 19] und ein Meister bin zu helfen sdas meinem Volk verheißene Heil auch durch Gericht über seine Wi- dersacher hinauszusührens 2. Warum sfrage ich weiter] ist denn dein Gewand so rothfarb [genauer: ist Noth an dei- nem Gewande, dessen Gruudfarbe ja eine ganz andere ist], und dein Kleid wie eines Keltertreters [dem der rothe Saft der Weinbeeren das Kleid über und über geröthet hat Ofsenb. 19, 13]? 3. Ich trete [so antwortet er aus solche Frage] die Kelter allein [so daß nun auch der Saft in dem Blute derer, die ich habe zertreten müssen, ganz ·nnd ausschließlich meine Kleider besprützt hat], und ist niemand unter den Völkern mit mir sder mir bei dem Treten des unermeßlich großen Kelter- troges Richt. B, 11 Anm. 2 beistündez vielmehr sind die Weltvölker selber die gerichtsreifen, abge- schnittenen Trauben, die ich zu zertreten hatte Joel Z, 18; Offenb. 14, 19 f.]. Jch habe sie geteltert in meinem Zorn, nnd zertreten in meinem Grimm IKIageL i, 15]. Daher ist ihr Vermögen [ihr Lebenssaft oder ihr Blut] auf meine Kleider ge- sprüht, nnd ich hab alle mein Gewand [meinen ganzen Anzug] besudelt. 4. Denn ich hab einen Tag der Rache stiber alle Heiden, die mir und meinem Volke widerwär- tigen Weltvölker] mir slängst schon Kap. 34, 1 fs.; 59, 17 f.] vorgenommen [und nun ist die Zeit vorhanden, denselben auch auszuführen]; das Jahr, die Meinen zu erlösen, ist kommen sdiefe Erlösung aber kann nicht geschehen, ohne daß zuvor Rache geschieht an denen, ans deren Gewalt sie erlöst werden sollen St, 2], « 5. [Solche Rache mußte ich denn selbst und allein in Vollzug setzen V. 3.] Denn ich sahe mich Um [ob nicht irgendwo auf Erden ein gerechtes Volk wäre, dessen ich mich als Werkzeug bedienen könnte], nnd da war kein Helfer [der das grausige Werk mir abgenommen hättesz und ich war im Schrecken [ob denn wirklich keiner sich sinden sollte, der zur Vollstreckung des Gerichts mir dienstbar werden wollte], und niemand enthielt sunterftiitzte 2. Ehren. 32, 221 mich [so daß bei einem blos natürlichen Laus der Dinge der Tag der Rache, den ich mir vorgenommen, nimmer hätte oollzogen werden können]; sondern mein Arm [den gewohn- lichen Entwickelungsgang durch unmittelbares Ein- greifen durchbrechendj mußte mir helfen, und mein Zorn [als des Heiligen und Gerechten, der» endlich einmal Recht schaffenmuß der ihm ergebenen Ge- meinde und umbringen alle, die wider ihn huren Pf. 73, 27] enthielt mich [Kap. 59, 163 Offenb 19, 15 ff.1. 6. Darum [weil ich so in eigener Personsdas Gericht habe ausführen müssen zum Siege] hab ich die Völker zertreten in ineincm Zorn, und habe sie trunken gemacht in meinem Grimm sindeni ich ihnen den Taumelkelch dieses meines Grimmes zu trinken gegeben Kuh. 51, 17 ff-J- Uttd ihr Ver- mögen [hcbr. nezactx 25, 8 Anm. I] zu Boden gestoßen ldaß die Erde ganz überdeckt ist mit ihrem Blute . Unjfere Rede zeigt den HErrn nach vollbrachtem - Völtergerichtz das vorerst mit den übrigen Weltvölkern ansränmt und dann auch an Edom fich vollzieht; indem der Prophet ihn von da in blutrothem Kleide erscheinend erblickt, ist die Blutarbeit nun zu Ende und der Tag der Rache bereits vollzogen, so daß Jsraels völlige Erlösung jetzt eintreten kann. Von jeher hat sieh Edom, Israels Brudervolh durch unverföhnlichen, grimmigen, blutdtirstigen Haß gegen die Gemeinde Gottes charakte- ristrt; wie Babel die gewaltthätige, tyrannifche Welt- macht beim Propheten repräsentirt, so Edom die gegen Israel als Israel oder Volk Gottes feindselig gesinnte und so sich bethätigende Welt. Babel hat Israel gegen- über kein anderes Interesse, als dasselbe trotz seines Schutzgottes Iehova gleich andern Reichen zu unter- jochen und alle Möglichkeit seines Wiederauskommens zu vernichten; Edom aber, welches in Israels Nachbar- schaft wohnt und mit ihm aus Einem Vaterhause stammt, haßt Israel, obwohl es dessen Gott besser kennt, mit tödtlichem Erbhaß, weil es sich durch Israel aus seinem Erstgeburtsrechte verdrängt weiß. Soll nun Israel, nachdem es aus der T raunei der Weltherrin erlöst ist, ein solches Volk und ti erhaupt solche Nachbarvöller in seiner Umgebung haben, so ist sein Friede unaufhörli bedroht: erst muß nicht allein Babel fallen, sondern an 194 Jesaia 63, 7—17. Edom niedergetreten werden, ehe Israel erlöst werden und als völlig erlöst gelten kaum« Welche Bedeutung aber das hier vom alttestamentlichen Standpunkt aus gefchaute Gesicht fiir die Ereignisse der letzten nentesta- mentliehen Zeit hat, darüber werden wir erst nach Ent- faltung der Gesichte in der Offenbarung St. Johannes uns klar werden; hier ist vorerst nur noeh darauf zu achten, daß Ed om im Hebräifch. ,,Rothland« und Bozra Winzerin oder Winzerstadt bedeutet: »der HErr kommt aus Rothland mit gerötheten Kleidern, ans der Winzer- ftadt als der Winzer, der die Trauben abgeschnitten, m die Kelter geworfen und mit feinen Fußtritten ihren Saft ausgequetfeht hat.« Jn Kap. 2l, 11 f. wurde Edom durch eine kleine Abänderung in der Stellung der Buchstaben in Dunia verwandelt, um fo fein letztes Gefchich daß es zum Lande der Todtenslille werden foll, finnbildlich zu kennzeichnem s «Das 64. Kapitel. Jfreis gättlioher Munderthatea Erlösung. Vll usw. es, 7 —s— 64, te: vie inne. di: jetzt sol- geuden 3 letzten Kapitel stehen unter sich in engem der— gebet um baude und schließen die nun vollendete Weissagung in der« weise ab, daß Iesaia selber« zu einem der Propheten wird, von denen in san. 62, 6 u. 7 die lliede war. Er tritt da zunächst in der vorliegenden Rede mit einem Gebet-e ans, wie es in Israel alsdann laut werden wird, wenn für das von Gott verworfene nnd in alle ilolh des Gerishls dahingegebene Volk die Zeit der the— sinnung kommt und jene Blindheit von ihm weicht, von der St. Paulus in Köln. 11, 25 f.; L. Gar. Z, 15 f. schreibt. Das Gebet beginnt mit einer Erinnerung an Gottes Gnadeuerweisungen non der ersten Errichtung der Kinder Israel an nnd stellt dieser vorigen Zeit sofort die schlimme Gegenwart gegenüber, die eine nölhige Um— kehrnug des ursprünglichen verhältnisses aufweist; denn Israels Freund ifl zu Jsraels Feind geworden, und der ehemals dem Volke seiner Wahl alle nur erdenkliche Giite erzeiget, der streitet jetzt wider dasselbe, weil es seinen heil. Geist erbittert nnd entrüstet hat All. 7-—10). früher hat eine— solche gegenseitige Stellung der durch Erbitterung auf der einen Seite erregten Feindschaft auf der andern Seite in vorbedenteuder Weise wohl oft genug auch schon stattgefunden, der tJErr aber immer wieder das Erldsungswiinder der Mosiszeit wiederholt nnd sandte seine Retter; doch jetzt hält ßch Gottes große lferzlietje Barmherzigkeit hart gegen Israel nnd scheint nikhls mehr von ihm wissen zu wollen (io.11—15). Da faßtdas Gebet den tjErrn bei seinem Vater-Namen an, legt das Elend derer, die er zu seiner Lindschaft berufen und die uinnner ohne ihn wieder zu etwas werden ledernen, in seiner ganzen vollen Schwere dar, und wird da so dringend und gewaltig, daß es von Gott begehrt, er möge den Himmel zerreißen und herabfahren nnd durch Wunder, die iiein Mensch voraus weiß, die er aber immer zur thand hat, wenn er einmal erretten und erlösen will, dein Elend ein Ende tuatheii (v. 16 — Karl. litt, 5). Wieder senkt sieh der Blick in die dloth hinein, aber wieder richtet er sieh auf nach oben zum Vater nnd Zitdner Jsraels (lo. 6—9); und abermal weist der Ein-- ger auf den trostloseii Zustand der Gegenwart, doeh aber- mal greift die Gebetshcisid dem tljErru an’s tjerz niil der iiorhaltnng, die höchste Zeit zur Hilfe sei gekommen W. 10—12). 7. Jch [beletJsrael in der Zeit seines völligeti Verfalles, wenn es nun anfängt, auf feinen Gott und das ihm verheißene Hei! in Reue und Leid über seinen Abfall 3. Mos. 26, 41 Anm. sich zu besinnen] will der Güte des HEren gedenken sdie er vormals wie einen reichen Strom der Gnade über sein Volk ausgegossenL und des Lobes des HErrn [das ihm von Rechtswegen gebührt] in allem, das uns der HEer gethan hat, und des großen Guts soder des vielen Guten] an dem Haufe Israel, das er ihnen gethan hatsdnrch seine Barmherzigkeit und große Güte. — 8. Denn et sprach fbei der Bundesschließuiig am Singt, wo er sie in das Kindschaftsverhältniß zu ihm einfehte 2. Mof. 19——31]: Sie sind ja "[d. i. gewiß oder wahrhaftig] mein Voll, Kinder, die nicht falsch sind [fo daß ich mich zu ihnen der Bundestrene als dankbare Erwiderung meiner Bundesgnade wohl versehen darf]. Darum war et [denn auch, wo immer fie der Hilfevon oben bedurften] ihr Heiland. · · . . Obgleich, menfchlich geredetjdas Wort: ,,Kinder, die nicht falfch sind,« sich gewissermaßen als eine Selbst- täufchuug Gottes erwies und die damit ausgesprochene Voraussetzung fichnicht erfüllte, muß doch das Wort in feinem innersten Kern ein wahres Wort fein; und fo bestätigt auch die Gefchichte, daß Israel trotz aller zeit- weiligen Verirrungen nnd Abfälle Kinder waren, die nicht falfch find. Kein Volk hätte diese Zähigkeit im Festhalten des Bundes und der Verheißung geleistet, wie sie das monotheistifch gebliebene und auf den Mefsias wartende Judenvolk bis zu dieser Stunde bewährt, nnd kein Volk hat soviel ftlr die Ausbreitung des Evan- geliums gethan, wie das bekehrte Israel noch einmal thun wird am Ende der Zeiten. Zu Rom. 9, 20 ff. ist fchon öfter von den Auslegern angemerkt worden, daß Gott bei der den Völkern zugewiesenen Stellung nicht willkürlich verfahren sei, sondern sich wie ein weiser Tö- pfer in Herstellung feiner Gefäße nach der Beschaffenheit des Thons gerichtet habe; nur ist dabei nicht außer Acht zu laffen,»daß er selber erst den Thon sich gebildet und Zurecäyttgemacht hat, wie er ftlr feine Rathfchlilsfe ihn rau . I. Wer fie ängstet« der eingslete ihn auch [vgl. die Bem. zu Z. Mos 11, 21]; und der Engel, so vor ihm ist sder Engel seines Angesichts e. M. 23, 20 f.; 33, 14 An1n.], half- ihnen. Er erlöfete fie sdurch Vermittelung dieses Engels, in welchem sein Angesicht ihnen fortwährend zuge- wendet war], darum, daß er fie liebete nnd sin oergebenswilliger Milde] ihrer schonen. Er nahm fie auf snämlich auf seine .Arme], nnd trug sie lKalA 40, 11; 46- -4J allezeit von Alters her lwie ein Vater seine Kinder oder ein Hirt die Lämmer feiner Heerde) 10. Aber sie erbitterter nnd eulrüfleten sei- nen heiligen Geist [durch ihr immer wiederholles und zuletzt bis aufs Aeußerste gesteigertes Wider- streben Apvsts 7, .51J; darum ward er [de"r sich ihnen allezeit als Vater erwiesen, das bisherige 7. Rede: Preis göttlicher Wunderthaten in früherer Zeit. 195 Verhältniß in das Gegentheil umkehrend] ihr Feind, und stritt wider sie sdaß es mit ihnen schließlich dahin gekommen, wie es jetzt um sie stehet, zu einem solchen.Verfall, gegenwelchen selbst die babylonische Gefangenschaft» nur erst ein schwaches Vorbild ist] Wie in V. 9 der- Engel, der Jehovcks Angesichh d. i. die Repräsentatioii seines Wesens ist, sowohl durch seinen Namen als dnrch die ihm zugeschriebene mittlerische Er- löfmgsthätigkeit als Person bezeichnet wird, so in V. 10 der eist der Heiligkeit dadurch, daß ihm Kränkung an- gethan werden nnd er also Kränkung empfinden kann (Ephef. 4, 30); es« werden also Jehova und der Engel seines Angesichts und der Geist feiner Heiligkeit als drei Personen nnterschiedem so zwar, daß die beiden Letzteren ihr Dasein ans dem Ersten haben, welcher Urgrund der Gottheit und alles Göttlichen ist. Bedenken wir nun, daß der Engel Jehovcks zwar ein Engel, aber die en- gelische Voransnahme der Erscheinung Gottes des Mitt- lers im Fleisch ist nnd· der Voransdarstellung dessen dient, welcher als Ebenbild des Unsichtbarem als Abglanz seiner Herrlichkeit nnd Ahprägung seines Wesens (Col. l, 15: Hebr. 1, 3) nicht-blos zeitweiliges Selbstdar- stellungsmitteh sondern vollkommen persönliche Selbst- darstellung des göttlichen Angesichts ist, so deutet sich hier unverkennbar schon das Geheimniß des dreieinigen Wesens Gottes des Einen an, welches in dem-neuteftamentlichen Erlösu swerke erfiillnngsgeschichtlich offenbar wird. lDslitzi ») . . » 11. Und er [der HErrJ gedachte fja doch früher, sooft er da auch schon ihr Feind ward und wider sie stritt, Winter] wieder ilwenn sie sich zu ihm bekehreten] all die vorige Zeit, an den Mose, so unter seinem Volk war sfür dasselbe zu einem Heranszieher von ihm verordnet, nachdem er ihn selbst zu einem Herausgezogenen gemacht 2. Mos. L, 10 Auen» und gab seinem Volk immer wieder dergleichen Erretters Wo ist denn nun sieht, -in dem gegenwärtigen Verfall, wo sie eines Erlösers mehr als je bedürfen, der Gott], der sie szur Zeit der Erlösung aus Egypteu, die das Vorbild aller folgenden Errettungen - gewesen] aus dem Meer silhrete, [s1e, das Volk, herausfiihretej sammt [ihm, dem Mosej dem Hirten seiner Heerde [Ps.77, 21; 2. Mos. 14, 15 ff.]? Wo ist [der Gott], der seinen heiligen Geist unter sie gab .[wie sowohl das, Lied in 2. Mos. 15, 1 ff., als auchder Vorgang mit den 70 Aeltesten in L. M. 24, 9 ff. u. 4. M. II, 24 ff. beweist Reh. 9, 2012 12. Der Mosen bei der rechten Hand führen, dnrch seinen herrlicheuArm [indem er in allerlei sichtbaren Wundern seiner Allmacht , die er durch denselben ausrichtete, zu erkennen gab, daß er selber, der unsichtbare Gott, ihm zur Seite siehe]? der die Wasser trennete vor ihnen her [2.Mof. 14, 16 ff]- auf daß er ihm einen ewigen Namen machte [Kap. 55, 1312 - « - 13. Der sie führete durch die Tiefe sdaß sie auf den sonst so dunklen und gefährlichen Pfaden des Nieeresgrundes so leicht und sicher dahin schrittenL wie die Rosse in der Wüste [auf blachem Felde dahereilen], die [weil sie einen sicheren, un- behinderten Weg unter. ihren Füßen haben] nicht straucheln lPs. me, 9]? » « - 14.- Wie das Vieh [der Wildniß], so svdn den kahlen Bergen oder aus Steinklüsten] ins« [freie, offenes Feld hinab gehet, welches der Odem des HErrn treibet ssich Ruhe und Erquickung in der frnchtbarety wasserreichen Aue zu suchen]? Also hast du aneh dein Voll snach langem, beschwerlichem Zuge durch die sandige Wüste zur Ruhe des von Milch und Honig triefenden Canaan 5. Mos. 12, 9 s] gefahren auf daß du- dir einen herrlichen Namen machtest. 15. So schaue nun [der du in den Tagen der Vorzeit so mächtig und gnädig an deinem Volke dich erwiesen] vom Himmel, und siehe herab von deiner heiligen herrlichen Wohnung [droben, dahin du dich, seit du uns dem gegenwärtigen Strafzustande preisgegeben, auf dich selbst znrück- gezogen hast, als wolltest du nichts mehr von uns wissen]. Wo ist nun dein Eifer [womit du vor- dem für dein Volk gegen dessen Bedrücker zu eifern pflegtestL deine Macht [womit du allezeit es aus seiner Noth gerettet hastJ? Deine große herzliche Barmherzigkeit ssie ist wohl noch da in deinem Herzen, das weiß« ich; aber sie] heilt sieh hart gegen mich sdein Volk; -und thut sich gewissermaßen Ge- walt an, um absichtlich mir nicht wirksam zugut zu kommen Kap. 42, 14]. " Its. sAn wen anders aber, als an dich, follen wir mit unsrer Hoffnung und mit unsrer Bitte um Erlösung uns halten?] Bist du doch unser Vater [der nach seine-r rathschlußmäßigen Gnade« und durch seine schöpferische Macht uns zu seinem erstgeborenen Sohn gemacht hat Z. Mos. 32, 6 Anm.]. Denn Abraham sob wir ihn gleich in gewissem Sinne auch unsern Vater nennen Kuh. Hi, 2;" Matten-s, 9; Ich. 8, 531 weiß von uns nicht [da er längst gestorben und begraben ist, auch nimmermehr für sich selber im Stande wäre, unsers Elends sich anzunehmen], und J s- rael snach — dem wir als Volk uns bezeichnen] kennet uns nicht [als der dem Diesseits weit entrückt und ganz unvermbgend ist, in die Geschicke feiner Kinder einzugreifen] Du aber, EVEN, bist unser Vater [im eigentlichen, vollen Sinne des Worts] und unser Erlöser [der um unser Elend weiß und daraus helfen kann]; von Alters her [von dem Wort in L. Mos. 3, 7 ff. an] ist das dein Name [den du dann auch je und je durch die That bewährts Man soll in der Noth nicht die verstorbenen Heiligen, sondern Gott allein ausrufen; der kann« und will helfen. (Wtlrtemb. Summ.) . - 17. Warum [wenn du das bist,-unser rechter Vater und unser Erloser von Alters her] lässest 196 Jesaia 63, 18. 19. 64, 1—12. 65, 1—4. du uns, HErr, irrend von deinen Wegen [wie es nun schon so lange mit uns der Fall W, und unser Herz verstocken ss. v.a. in solcher Verstockung], daß wir dich nicht siirchten swelches ja ein Zeichen ist, daß du uns in das Gericht deines Zorns da- hingegeben]? Kehre wieder [indem du mit deiner Gnade dich vom Neuen uns zuwendestL gut deiner Knechte willen [die ja noch in der Masse des Volks in ziemlicher Zahl vorhanden] um der Stämme willen deines Erbes sderen Gnadenwahl ja nicht für immer hinfällig werden kanns. « 18. Sie [die Fremden] besitzen dein heitiges Volk [das doch niemand als dir zu eigen gehört] schier [bald oder beinahe] gar ldaß nichts mehr für dich übrig bleibt], deine Widersacher zertreten dein Heiligthum [ebeu dies dein heiliges Volk] II. Wir sind gleich wie vorhin, da du nicht über uns herrfchetest sehe wir durch Gnadenwahl dein heiliges Volk geworden] nnd wir [noch] nicht nath deinem Namen genennet waren [alfo gleich den Heiden, die du ihre eigenen Wege hast gehen lassen, so daß es so gut ist, als hätte nie ein Vundesverhältniß zwischen dir und uns be- standen]. Kurs. 64, l. Ach, daß du sfolchen Zustand, da du hinter dichtes, undurchdringliches Wolken- dunkel deine Gnadengegenwart zurückgezogem ein Ende zu machen] den Himmel zerrissest, nnd fuhrest herab [zu deinem verlassenen Volke], daß die Berge [die als eine hohe, unübersieigliche Scheidewand jetzt zwischen dir und uns aufgerichtet dastehen] vor dir [der du allein sie hinwegschmelzen kannst] zer- o en flssZZ Wie ein heiß Wasser [nachdem es zuersi in Wallung versetzt worden, dann auch] vom hef- tigen Feuer versiedet; daß dein Name fdessen wir uns rühmen, als der eines Gottes, der für seine Widersacher ein verzehrend Feuer sei Kp. 33, 14] kund würde unter deinen Feinden, und die Heiden [die mit so furchtbarer Gewalt jetzt über uns herrschen] vor dir zittern müßten, Z. Durch die Wunder lin Folge der staunen- erregenden Gerichtsthaten], die du thust, deren man sich nicht versiehetz da du herabsuhrest, und die Berge vor dir zerflossen [da wäre es ja auf ein- mal geschehen, was wir vorhin V. 1 baten: du hättest den Himmel zerrissen, um zu uns herabzusahrem und die Berge wären vor dir zer- flossen]. · 4. Wie denn [allemal, sooft du dem Volk erlösen wolltesi, es sich gezeiget hat, daß] von der Welt her nicht gehöret ist, noch mit Ohren ge- höret [besser: vernommen], hat aUch kein Auge gesehen, ohne dich, Gott [der du freilich alles aus dir selbst von Ewigkeit her weißest und siehest], was denen geschiehet, die aus ihn feinen solchen Gott, wie du bist] harren [1. Cor. L, 9; deine Wunder smd da immer der Art gewesen, daß man sich ihrer nicht versiehet]. Z. Du begegnetest [je und je mit unerwar- teten Wundern deiner Helfermacht] den Frbhlichen sdenen es eine Freude war, dir anzuhangen], und denen, so Gerechtigkeit kehrten, nnd aus deinen Wegen [wandelnd] dein gedachten lindern sie für die bereits erfahrene Hilfe dir dankten und auf Grund solchen Dankens sich neue Hilfe ersehntens Siehe, dn zürnetest [früher auch] wohl, da wir sündigten und lange drinnen fin unserm Sündigett wider— dich] blieben; uns ward aber ftveil wir mit dir noch nicht völlig gebrochen, sondern uns immer wieder zu dir zurückbringen ließen] dennoch geholfen. 6. Aber nun sseit unserm letzten und schtver- sten Abfall] sind wir allesammt wie die unreinen [das ganze Volk in allen seinen Gliedern zu einem Aussätzigen geworden, der vor stch her rufen muß: Unrein! unrein! s. Mos. II, 45], und alle m:- sere Gerechtigkeit [was wir etwa Löbliches an uns zu haben meinen] ist [ttm unsrer Person willen, die einer Menstruirenden gleich für unrein erklärt ist 3. Mof 15, 19 ff.] ein unftcitig Kleid kdas niemand anrühren darf, ohne selber unrein zu werden] Wir sind alle verwelket wie die Blätter [die vormals so frisch auf dem Baume grüneten, aber nun ihrer Lebenskraft beraubt stud]; und unsere Sünden [die Strafen, die uns für unsre Verschuldungen treffen] führen uns dahin, wie ein Wind [der das dürre Laub von den Bäumen streift]. 7. Niemand [unter uns] ruft deinen Namen an [mit Gebet und Flehen aus dem tiefen Verfall, in den wir gerathen sind, sich zu erheben] oder macht sich auf [aus dem Zustande der Sicherheit und geistlichen Schlafsucht sich aufrüttelnd], daß er dich halte [und wie Jakob nicht eher lasse, als bis du ihn und das Volk wieder segnest l. Mos. 32, 26]. Denn du verbirgest dein Angesicht vor uns und lässest uns in unsern Sünden verschmachten [daß dein Fluchbann, den wir wohl fühlen, uns alle niederdrückt]. 8. Aber nun, HErr, sfangen wir endlich an, uns auf dich und auf uns selber zu besinnen :] du bist unser Vater ldessen Liebe zu seinen Kindern sich nicht auf immer zurückhalten kann Kap. 63, 16J; wir sind Thon, du bist unser Töpfer [der uns erst aus dem bloßen Natursioff zu einem ihm werthen Gefäß gebildet hat], und wir alle sind deiner Hände Werk [da stehet ja deines Namens Ehre darin, uns nicht völlig und für immer aufzu- geben] Si. HErr, zürne [darum] nicht zu sehr fbis aufs Aeußersie, wo es kein Erbarmen mehr giebt] und dente nicht ewig der Sünden sdaß keine Ver: gebung mehr möglich wäre] Siehe doch das an, daß wir alle sauch die wir zu den zerbrochenen Zweigen des Oelbaums geworden Rom. 11, 17 ff.] dein Volk sind [nach Gabe und Berufung] 10. Die Städte deines Heiligthums [da vor- mals deines Namens Gedächtniß im Schwange ging] sind zur Wiiste szu einem Weideland für das Vieh] worden; Zion [selbst, die herrlichste und ge- segnetste unter diesen StädteUJ ist [gleicherweise] zur Wüste worden, Jerusalem liegt zerstötet sdaß es wie eine Einöde erscheinet]. It. Das Haus unserer Heiligkeit und Herr- lichkeit [mit welchem du gleichsam den Himmel zu uns auf die Erde verpflanzt hattest], darin dich unsere Väter. [mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen Liedern] gelobt haben, ist mit Feuer verbrannt; nnd alles, was wir Schönes hatten sdaß es uns zu einer heiligen Lust Pf. 27, 4 gereichteL ist zu Sihanden gemacht [und der Ver- heeruiig verfallen] 12. HErr, willst du so hart sein zu solchem sdaß trotz alle diesem Jammer du deiner großen herzlichen Barmherzigkeit iioch ferner Gewalt an- thun wolltest Kap. es, 15J, und schweigen sdaß wir keiner gnädigen Antwort mehr gewürdigt wiirden], und uns so sehr niederschlagen sdaß keine Wieder- herstellung mehr folgen sollte]? Alle diese Gebete, so der Prophet den Juden, die sich bekehren werden, allhier vorschreibt und in den Mund legt, sind von dem heil. Geist eingerichtet und können nicht ohne Erhiirung sein, weil sie nach giittlichem Willen vorgebracht find. Daher hieraus die künftige Bekehrung der Juden ganz deutlich erhellet. (Vitriiiga.) Wann es bei Israel zu solchen Gebeten kommen wird? Wir glauben zu der Zeit, von der der HErr in Matth. 24, 21 ff. redet und die auch den Juden, soweit sie wirklich an Gott halten, bis an die Seele gehen wird (Ofsenb. 13). Das Reform-Judenthum dagegen führt auf die Wege des Antichrists (Kap. 66, 17 f.). Das 65. Kapitel. Rerstoszuiig der Juden. Jzerus der Heiden. VI1I. v. 1—25: Die e. neue. Zins ins aeoci des reuig sich wieder zu Jehova windenden Israel folgt nun die Antwort von Seiten des tjGrru Sie geht davon ans, daß Israels Fall der Welt lsteichthum und Jsraels schade der Heiden tsleichthuin geworden, daß das dteich Gottes nun von denen genommen sei, denen es ursprüng- lich bestimmt war, die aber die Gnade, die ihnen so lange nnd so dringlich sich eingetreten, schnöde und be- harrltch zuriiitigestoßeii haben, nnd stellt die große Masse Jsracls tu so tiefer verderbthcit dar, daß es nicht anders hat liomiiien liönneiu sie ninßte endlich der Feuerstotf für den göttlichen Rorntiraiid werden; ihr gegenwärtiger Zustand mit dem noch schlimmerm, der dahinter folgt, ist nur eine gerechte, volle Bezahlung der eigenen Misse- that sammt der ihrer Väter (d).1—7). Ztlser der etfrige Gott, der die Sünden der Väter heimsucht an den Kin- dern in’s dritte nnd vierte Glied, will den Weinberg, Gebet um Erlösung fiir die Gegenwart. 197 den er geoftaiizt hat, nicht in deiii Maße verderben, das: er auch die Trauben, die er hier nnd da sindet, mit zu Grunde richtete; rr weiß wohl, daß in dei1i verivorseiieu Voller ihrer etliche seine Knechte sind. tlud da will er denn aus Ialiob einen Saaten erwachsen nnd aus Juda noch ein Geschlecht hervorgehen lassen, an deni er seine berheißung von dem Wiederbesttz des hell. Eandes nnd von der Wiederherstellung Jerusalems in Herrlichkeit in Erfüllung bringen lianu Un. 8—10). dlachdeni nun von dieser Verheißung ausdrücklich alle die ausgeschlossen nnd, iii denen Jsraels alte und liiise Jtrt sich fortseht nnd immer neii ausgestaltet, und ihnen das gerade Gegen- theil von dein, was den Jlndern bevorsteht, die vorhin ihr sljerz anssehiitteteic im Gebet, als ihr Theil zugencesseii worden (v. 11—16), ergießt sich der Strom des eljeils und Segens in solcher Fülle iiber diese Andern, daß er bis an den neueii Hlinniel und dle neue Grde hinanreiitiy die das Ende aller Heilswege Gottes sind W. 17—25). 1. J ch sspricht der HErr] werde sjetzh seit ich mich Von Israel abgewendet habe] gesucht von denen, die sals ehemalige Heiden, da sie keine Hoffnung hatten und ohne Gott waren in der Welt Ephes L, 121 nicht nach mir frag- ten; ich werde funden von denen, die kais Fremde von den Tesiameiiten der Verheißung und außer der Bürgerschaft Israel] mich nicht suchten lRöm. 10- 20]; und zu den Heiden, die meinen Namen nicht auriefeu ldaß ich doch auch zu ihnen kommen und sie besuchen möge], sage ich sin zu- vorkoinmender Barmherzigkeit ihrer Seelennoth mich annehmend]: Hie bin ich, hie bin ich [und berufe sie durch das Evangelium zu meinem Volk Röm. 15, 9]. 2. [Solche Berufung der Heiden zu meinem Reiche aber hat Israel selber herbeigeführt durch seine Verstockung Matth 21, 43; Rom. 11, 11.] Denn [ich hatte alle Ursach über Jsrael zu klagen:] ich rette meineHiinde aus den gaiizen Tag [wie einer, der den, welchen er liebt und nach dessen Besitz ihn verlangt, an sich heranziehen will, daß er ihn in seine Arme schließex es ist aber ein AUSreckenJ zu einem ungehorsamen lstörrigen oder widerspenstigen Rom. 11, 21] Volk, das seinen seigenens Gedanken naehwandelt lRöIw 9, 31ff.] auf einem Wege, der nicht gut ist ssondern in’s Verderben stürzt Sprüchw 16, 29]. 3. Ein Volk, das [mit seinem frechen Trotz] mich entrüstet, ist sin diesem Israel] immer vor meinem Angesicht sals wollte es uiich zwingen, die Greuel, die es treibt, ruhig mit anzusehen], opsert in den sden Götzen geweiheteUJ Gärten [Kp. 57,5; 66, 17]; und räuchert [statt aus dein ihm befoh- lenen Altar L. Mos. 20, 24 f., nach der Weise der Babylonier und Assyrer 2. Köln IS, 10 fs.] aus den Ziegelstelnenz 4. Wohnet [wider das ausdrückliche Verbot Z. Mos 18, 1l die Todten fragend] unter deu Gräbern, nnd hiilt sich sheidnische Mysterien be- gehend] in den Höhlen [2. Ehren. 33, 6]; fressen 198 Jesaia ab, 5 — 20. [bei ihren Opfermahlzeiten l. .Macc. I, 501 Schlveinesleisch .[das ihnen selbst für den gewöhn- lichen Genuß verboten ist b. Mof 14, 8],i und haben [bei eben diesen Opfermahlzeiten] Greuel- suppen [aus Brühen von gesetzlich verbotenen Fleischsorten bestehendJ in ihren Töpseuz 5. Und sprechen szu meinen Knechtem die sie zur Buße vermahnen und von ihren Heidengreueln zurückbringen wollen]: Bleibe daheim und rühre mich nicht; denn ich soll dich heiligen l»dn Pro- phet darfst mich nicht lehren heilig werden, laß mich dich lieber heiligen oder lehren, wie du heilig wer- dest«: Luther’s Randgl.]. Solche [mit denen es nun soweit gekommen, daß sie nicht nur mit vollem Bewußtsein von mir abgefallen und in abgöttisches Wesen versunken sind,»sondern auch in stolzer Ver- mesfenheit sich ihres Treibens als einer besonderen Heiligkeit rühmen] sollen ein Rauch werden in meinem Zorn [Gegenstand meines rauchenden, dampfenden Zornes 5. Mos. 29, 20], ein Feuer, das den« ganzen Tag brenne [nachdem ich den ganzen Tag, d. i. immerfort oder unab- lässig, meine Hände vergeblich zu ihnen ansgereckt habe V. 2]. « is. Siehe, es stehet vor mir [als unwider- rufliches Strafurtheil, das ich schon gesprochen habe Jer. 22, 303 Hesek. Z, 10] geschrieben: Ich will nicht schweigen lzu ihren FrevelnL sondern bezah- len; ja, ich will sie in ihren Busen bezahlen [in- dem ich das ganze volle Maß meiner Gerichts- strafe überssie ausschütte Luk. S, 38], 7. Beide [eins sowohl, wie das andere Kap. 27, I Anm. 2., will ich bezahlen:] ihre [eigene] Missethat nnd ihrer Väter Misfethat mit einander [so daß die Strafe nach der beiderseits verwirkten Schuld sich bemißt Matth. 23, 35 f.], spricht der HErr, fihrer Väter] die auf den Bergen gercinchert nnd mich aus den Hügeln [mit ihrer Abgötterei Hesek 6-, «1-3;· Hof. 4, 131 gefchändet haben; ich will ihnen [den Kindern dieser Väter, deren Sünde sie in gesieigertem Grade fortsetzen] zumcssen ihr voriges Thun sdenn was die Väter gethan, isi dadurch zu der Kinder eigenem Thun gewor- den] in ihren Busen [daß ein voll, gedrückt, gerüttelt und überflüssig Maß der Strafe sie tressen soll]. 8. So-spricht der HErr [in Beziehung auf seine weiteren Gedanken mit Israel, nachdem er das Volk im großen Ganzen dem eben ausgespro- chenen Urtheilsspruch unterworfen hat]: Gleich als wenn man [bei Ausreutung eines Weingartens, dessen Stöcke fonst nichts als Heerlinge oder frucht- lofe Ranken gebracht, doch hier und da] Most in einer Traube [d. i. eine mosthaltige Traube] findet, und spricht [nun zu sich selbst]: Berderbe es nicht [die einzelne Traube mit dem Garten zugleich] denn es ist ein Segen [nämlich die edle Gottes- gabe des Mosts] drinnen fund der darf nicht ver- loren gehen, sondern muß an das Licht gebracht und zum Nutz verwendet werden]: also will ich fder HEW bei Ausreutung meines Weinbergs Kap. b, 1 ff] um meiner Knechte willen [die ich in dem verderbten Israel V. 3 ff. allerdings noch habe Kap 64, 17] thun, daß ich es nicht alles [mit dem Weinberg zugleich diese einzelnen most- haltigen Trauben] verderbe; . . « 9. Sondern ich will ans Jakob Samen wach- sen lassen, und ans Jllda [einen Erben hervor- bringen], der meinen Berg [Kp.14, 25; es, 251 besitze, denn meine Attserwcihlten fnicht die unter- schiedlose Masse des ganzen Volks] sollen ihn be- sitzen, nnd meine Knechte [die sich eignen, der Zweig meiner Pflanznng nnd ein Werk meiner Hände zu werden znmPreise 60, 21] sollen da- selbst [in meinem heiligen Berglande] wohnen. 10. Und Saron [diese herrliche Ebene am Mittelmeer Jof. 9, 2 Anm., nachdem sie, solange der Fluchbann auf Israel lag, eine Wliste gewesen] soll ein Haus [Aufenthalts- oder WeideortJ für die Heerde, nnd das Thal Achor fwestwärts vom Nordende des todten Meers Jos. 7, 24 Anm., das immer nur das Thal der Betrübniß geheißen] soll zum Viehlager [zum Rinderlagerplatzd werden meinem Voll, das mich suchet [und nun wieder weit und breit im heil. Lande sich ansässig machen darf, um es im Frieden zn besitzen] »11. Aber ihr [Andern in Jakob und Juda], die ihr den HErrn Verlasset [daß ihr euch gar nicht mehr ais fein Volk fühlt Kap. 64, 9], nnd meines heiligen Berges vergesset [daß ihr keitrHcimnsely nach Canaan empfindet, wie es in Kap. "64, 10 f. sich ansspricht], und richtet Gad [dem Gott des Gkücks I· Mvl 30- U] eilten Tisch [an dem ihr ihm zu Ehren eure Göttermahle haltet], nnd schen- ket von— ein vom Trankopser dem Meni [dem» Götzen des Schicksals, feiner Gunst euch zu ver- sichern], 12. Wohl«, ich will [als der rechte Schul- salsgott, der einem jeden sein Loos zntheilt, wie er es verdient] euch zählen znm.Schwert, daß ihr euch alle bücken müsset zur Schlacht [in der das Schwert euch hinschlachtetJ, darum [oder zur gerechten Ver- geltung dasür], . daß ich fauch in der letzten Zeit meiner Liebeswerbung um Israel] rief, und ihr antwortetet nicht, daß ich redete, nnd ihr höretet tiichtz sondern thatet, was mir icbel gefiel, nnd erwahleteh das mir nicht gefiel. 13. Darum [um den Gegensatz innerhalb Jsraels für die Endzeit nochmals hervorzukehren, den Gegensatz derer, die endlich noch sich bekehren, und derer, die beharrlich sich VersiockenJ spricht der HErwHErr fder Gott des Heils und Gerichts, 8. Rede: Die eine Antwort des HEirn der die Macht hat, seine Verheißungen und Drohun- gen in’s Werk zu setzen, zu den beharrlich sich Ver- stockendenJ also: Siehe, [iene V. I] meine Knechte sollen [im vollen Genuß des Heils, das ihnen zu Theil wird] essen, ihr aber sauf ewig davon aus- geschIossenJ sollt hungern; siehe, meine Knechte sol- lcn trinken [indem dies Heil jedes ihrer Bedürf- nisse stillt und volle Genüge gewährt] ihr aber [an allem Mangel leidend] sollt dürften; siehe, meine Knechte sollen fröhlich werden süber all» dem Guten, dessen sie sich zu erfreuen haben], ihr aber sollt [mit all’ den Abgötterm an die ihr das Herz gehängt] zu Schanden werden; 1.4. Siehe, meine Knechte sollen vor gutem Muth [da überschwängliche Seligkeit ihnen das Herz drirchziehtJ jauchzeu, ihr aber sollt vor Herze: leid [über das, was ihr verscherzt und verloren] schreien und« vor Jammer süber das unendliche Elend, das ench getroffen] heulen [Matth. 8, 12], 15. Und sollt euren Namen lassen meinen Auserwählten zum Schwur [so daß die Redens- art: Gott thue mir dies und das! 1. Sam. 14, 44 hinfort eine bestimmtere, von eurem Geschick entlehnte Form annimmt Jerem. 29, 21 f.]; nnd der HErr-HErr wird dich- tödten [das euer Ge- schick und das zugleich die bestimmtere Schwurfor- mel], und sdagegen wird er] seine Knechte mit einem andern Namen [als dem, den sie bis daher mit euch gemeinschaftlich geführt] nennen [Kp. 62, 2]; 16. Daß, welcher [künftig] sich segnen wird ans Erden [wohl richtiger: im Lande, nämlich CanaanL der wird sich in dem rechten Gott [wörtlich: in dem Gott Amen, der, was im- mer er verbeißen, mit diesem andern Namen seiner Knechte nun vollstäudigzu Ja und Amen gemacht hat 2. Cor. 1, 20; Aposig. 3, 14] segnen; und welcher schlvbren fund damit zu dem Gott, an den· er glaubt, sich bekennen b. Mos. 10, 20 Anm.] wird auf Erden [im Lande], der wird bei dem rechten Gott [bei eben diesem Gott Amen] schlvbren [iudem nun auch für mich kein anderer Name als dieser so herrlich bewährte mehr«gilt]; denn der vorigen Angst sdes Strafziistandeen in welchem mein Volk solange seufzen mußte] ist ver- gessen sdaß nicht einmal eine Erinnerung daran den seligen Genuß der Gegenwart mehr trübt], und sdie Drangsale dieser Angstzeit] sind von inei- nen Augen verborgen [so daß auch ich nicht daran denke, jemals irgend etwas dieser Art wieder ein- treten zu lassen]. 17. Denn siehe sdies der Gipfelpunkt aller meiner Rathschlüsse, der Zielpunkt aller meiner Verheißnngem wie ich ihn schon in-Kap. 51, 16 vorläufig angedeutet habe], ich will einen neuen Himmel nnd seine] neue Erde schaf- fen; [nnd dieser neue Himmel und diese neue auf das Gebet des bußfertigen Israel. 199 Erde werden so sehr durch ihre Herrlichkeit fesseln, so sehr alle Wünsche befriedigen] daß man der vorigen sdes alten Himmels und dersalten Erde ungeachtet der theilweisen Herrlichkeih die auch« sie gehabt] nicht mehr gedenken wird, noch zn Herzen nehmen lsich irgend etwas davon zurück- znwiinschen 2. Petri 3, 13; Offenb. 2l, 1]. 18. Sondern sie [die der Herrlichkeit des neuen Himmels und der neuen Erde theilhastig werden] werden sich ewiglich freuen und fröhlich sein über dem, das ich schaffe sdaß es zu einem Zurückdenken undZurückwünschen gar nicht kom- men kann] Denn stehe, ich will Jerusalem [in dieser neuen Welt um-] schaffen zur Wonne, und ihr Volk zur Freude [daß der immer gleiche Zu- stand für jenes die Wonne und für dieses die Freude sein soll Kap. 35, 10; Offenb. 21, 2 ff.]. 19. Und [auch] ich [meinerseits 5."Mos. so, 9] will fröhlich sein über Jerusalem, nnd mich freuen über mein Voll snachdem ich mit beiden nun zum Ziel meiner Rathschlüfse gekommen bin Kp. 62, 5]; nnd soll nicht mehr drinnen [in Jerus - lem und unter meinem Volk] gehbret werden die Stimme des Weinens, noch die Stimme des Klagens [sondern nur Wonne und Freude, Dank und Lobgesang 51, 3 u. l1]. 20. Es sollen nicht mehr [wie es in dem gegenwärtigen Zustand der Dinge so häufig vor- kommt, daß es zur Regel geworden] da sein funter dem zu Jerusalem gehörigen Volk] Kinder, die ihre Tage nicht erreichen swörtlichx Säuglinge von Tagen, die nur zu dem Alter von einigen Tagen gelangen], oder Alte, die ihre Tage nicht erfüllen snicht anf das Vollmaß menschlichen Lebens bringen]; sondern die Knaben von hundert Jahren sollen sterben [die, welche als Jünglinge sterben und also für frühzeitig Verstorbene gelten, sollen nnd die Sunder von hundert Jahren sollen ver- flucht sein serst wenn einer eine Gnadenzeit von 100 Jahren hinter sich hat, soll er dem Fluche des Todes versallen, der nun einmal auf dem sündigen Menschengeschlechte lastet]. Jn Folge der Bekehrung Jsraels wird dereinst Keiner aus seiner Mitte sterben, ohne seine Tage voll zu machen; während gegenwärtig alle seine Glieder zur Unzeit ster- ben, entweder schon als wenige Tage zählende Säng- linge, oder als Jünglinge von wenigen Jahren, oder als Greise im Alter von höchstens 70 oder 80 Jahren (Ps. 90, 10), werden sie dann zwar auch noch sterben, weil sie alle noch Sünder find, wenn auch bekehrte Sünder, aber nicht mehr vor der eit, als Säuglinge, Jünglinge, junge Greise, sondern nicht eher, als bis sie ihre Tage voll gemacht, die Zahl von Tagen gelebt haben, welche dem Menschen ursprünglich von Gott zn leben ver-ordnet nnd dazu erforderlich ist, sein Wesen auf Erden zitr Reise und zum natürlichen Abschluß zu brin- gen, so daß der Tod nicht als die nnzeitige, gemeinsame, schmerzhafte Scheidung von Geist und Leib, sondern als doch nicht vor dem hundertsten Jahre sterbeu],« 200 Jesaia as, 21—25. se, 1-—-3. die rechtzeitige, naturgemäßy selige Vollendung nach Geist und Leib erfolgt. (Hahn.) 21. Sie werden Häuser bauen und [auch felbst] bewohnen; »sie werden Weinberge pflanzen, und derselbigen Fruchte essen [Kap. 62, 8 f.]. 22. Sie sollen nicht bauen, daß ein Anderer bewohne, und nicht pflanzen, daß ein Anderer esse [weil sie eben nicht mehr vor der Zeit vom Tode sollen hingerafft werden, ohne ihres Bauens und Pflanzens sich freuen zu können] Denn die Tage meines Volks werden sein, wie die Tage eines Baumes seiner Eiche, Ceder u. s. w., die ihr Alter nach Jahrhunderten berechnet], nnd das Werk ihrer Hände swas sie mit ihren Händen geschafft haben] wird alt werden bei meinen Auserwählten [indem sie es in eigener Person ausnutzen und ver- brauchen] 23. Sie· sollen nicht [wie es setzt so vielfach geschieht] umsonst [ohne einen Erfolg von ihrer Mühe zu haben] arbeiten, noch unzeitige Geburt [Kinder, die, ehe sie die rechte Reise erlangt haben, den Mutterschooß schon wieder verlassen, zengen und] gebären; denn sie sind der Same kein Ge- schIechtJ der Gesegneten des HErrn [von denen aller Fluch, der auf der gegenwärtigen Erde ruht I. Mos 3, 17., fern bleibt Kap. 61, 8 f.], und ihre Nachkommen [sind] mit ihnen [ihre Kinder bleiben ihnen, ohne vor der Zeit ihnen entrissen zu werden Hiob 21, 8]. 24. Und soll geschehen [indem alles Gebet dann sogleich Erhörung finden kann, weil ihr Wille ganz und vdllig mit dem meinen geeint istJ- ehe sie rufen, will ich antworten lfchon die erste Ge- betsregung im Herzen mit Gewährung des Ge- wünschten ktövevdiz wenn sie noch reden, will ich hören [auch zu dem halbausgesprochenen Gebet ohne Verzug mein Ja und Amen sagend Katz. 30,19]. 25. Wolf und Lamm sollen [neben einander] weiden zugleich [da der erstere nun seine Raub- thiersnatur abgelegt hat und in den Stand der urfprünglichen Schöpfung zurückgetreten is] l. Mos. I, 30 Anm.], der Löwe wird Stroh [oder Häckseq essen, wie ein Rind, und die Schlange [obwohl auch sie dem Menschen nun nicht mehr nach dem Leben trachtet] soll [gleichwohl das in 1. Mos 3, 14 ihr für immer auferlegte Loos tragen und] Erde esseu. Sie lalle die Thiere, die in der gegenwärtigen Welt unter dem Namen der reißenden und wilden befaßt werden] werden nicht schaden noch verderben auf meinem ganzen heiligen Berge finnerhalb des ganzen Gebiets meines heil. Berglandes Canaan], spricht der HErr [Kap. 11, i; -— 9]. Wo wäre in der Heilsgefchichte ein Ort siir die Er- fiillung solcher Weissagungen, wie von dein Friedenssiande der Naturutugebung der Gemeinde, wenn nicht im Millennium stausendjährigen Reiches) Ein Prophet ist doch kein Phautafh daß sich sagen ließe: es sind schöne Träume! und wenn, was freilich wahr ist, feine Weis- sagungen nicht dem Buchstabem sondern dem Geiste des Buchftabens nach verstanden fein wollen, so ist doch eben der Buchstabe die Scheide des Geistes, wie ihn Luther nennt, und man darf nicht für Geist des Vnchstabens ausgeben, was nur ein Quidproquo (ein X für ein U) des Buchstabens ist. Der Prophet verheißt eine neue Zeit, in welcher die patriarchalischen Lebensmaße (1 Mof. 5, 3 ff.) wiederkehreiy in welcher der Tod nicht mehr ein im Aufblühen begriffenes Leben knickt, in welcher der Krieg des Menschen mit der Thierwelt in Frieden ohne Gefährdung übergeht. Wann soll das geschehen? doch nicht im seligen Jenseits, auf welches diese Verheißungen zu beziehen absurd ist nnd schlechthin unmöglich, da sie eine noch nicht schließlich gebrochene, nur beschränkte Macht des Todes voraussehen. Wann also denn? — auf diese Frage bleiben die Antichiliaften (Gegner eines tausendjährigen Reichs) die Antwort schuldig. Sie ver- setzen die Auslegung der Prophetie in ein Stadium zu- rück, wo man den concreten Inhalt der Weissa ungen aus einige allgemeine Glaubens-sähe herabsetzte; sge ver- ftecken sich hinter die Räthselhaftigkeit der Apokalypse (Offenbarung St. Johannis), ohne anzuerkennen, daß das, was die Apokalypse in der bestimmten Form des Millenniums weissagt (Ossenb. 20, 1—6), der Inhalt aller Prophetie ist, und daß vom Standpunkte eines orthodoxiftischen Antichiliasmus aus keine Auslegun der Prophetie nach gesunden Principien mehr mögli ist, denn diese Antichiliasten verdrehen den Propheten das Wort im Munde und erschütlern durch diese Schrift- verdrehung die Grundlage aller Dogmen (Glaubensfätze): alle diese ruhen ja auf dem einfachen Wortverstande der Offenbarung. — Aber Eins läßt sich dagegen geltend machen, daß der Prophet hier den Zustand des Willen- niums male: der Schilderung geht ja die Schöpfung eines neuen Himmels nnd einer neuen Erde voraus; er scheint also das Jerusalem zu meinen, welches in Offenb. 21, 1 ff. nach der Umschaffung der Erdenwelt vom Himmel auf die Erde herniederfährt. Darauf ist zu antworten, daß der alttestamentliche Prophet das- jenige noch nicht auseinander zu halten vermag, was der Apokalyptiker periodisch sondert. Von einem seligen Jenseits weiß überhaupt das A. T. nichts: jenseit des Diesseits liegt der Hadesx einen Himmel mit seligen Menschen kennet das A. T. nicht, um den himmlischen Thron Gottes find nur Engel und nicht Menschen. Und ehe der Auferftandene gen Himmel gefahren, ist auch wirklich der Himmel für Menschen noch nicht offen, giebt es also auch kein himmlifches Jerusalem, dessen semb- fahrt auf die Erde gehofft werden könnte. Deshal fließt in der alttestamentb Weissagung allerdings die eschato- logische Idee der neuen Welt mit dem Millennium zu- sammen: erst im N.T. tritt die Neuschöpfun als Scheide- wand zwischen Diesseits nnd Jenseits, wä reud die alt- testame1itl. Prophetie diese Neuschöpfung selbst in das Diefseits hereinzieht und kein von dem neuen Jerusalem des tausendjiihrigen Reichs verschiedenes Jerusalem des seligen Jenseits kennt. (Delitzsch.) Der Chiliasmns, wenigstens in der einen seiner gegenwärtigen Formen, hat keine praktische Bedeutung für die Gemeinde, er hat nur die Bedeutung eines theologischen Problems. Als solches lasse ich den Chiliasiiius stehen; denn so wenig ich ihn zu einem Moment meines Glaubens ma- chen kann, so wage ich doch nicht, ihn entschieden in Ab- rede zu stellen. Jch halte mir die Frage noch offen in Hoffnung, zu größerer Sicherheit darüber zu gelangen. Aber für unveraiitwortlich inuß ich es erklären, daß dieses schwierige, noch mitten im Fluß theologischer Ent- wickelung begrisfeue Problem in die Gemeinde hinein- Die Berufung der Heiden iind die schließliche Wiederannahme Jsraelssp , 20l geworfen, auf den Kanzeln verhandelt, ja als ein neues Evangelium gepredigt wird, was doch iiur dazu dienen kann, de1i Blick des Volkes von den großen Thatsachen des Heils abzulenken und einer fleischlicheii Neugierde Befriedigung darzureichem (Thomasius.) Es hat seine Bedeutung hauptsächlich für Israel! Das 66. Kapitel. Ausbreitung des wahren igotiesdiensies IX. V. 1—24: Die b. Rede. Die Antwort des thGrrn gehet hier weiter, aber nicht in deui Sinne, daß sie iiber das, womit das vorige Kapitel skhloß, hinausgrissu denn dieser Schluß handelte ja bereits von deiii Ende aller Dinge, von dcui Zustaiid in dem Reiche der Herrlichkeit; wohl aber beleuchtet sie das im vorigen Rats. Gesagte von einer neuen Seite, hebt niil derselben Zeit an, mit welcher dort der Anfang gemacht wurde, nnd weist auf dasselbe Ende hinaus, welches dort den Zielpunkt bildete, nnr daß es noch nähere nnd bestimmtere Jlntselilüsse sind, die da gegeben werden, wobei allerdings das jetzt zu Sagende mit dem früher Gesagten sich inehrfach berührt. Die Rede, welche es wieder mit scharfer Scheidung der Gottloseu und Frommen, der itngläubigeii und Gläubiger: in Israel zu thun hat, verläuft in 4 2tbsähen: a) iilerwerfuug des unbußsertigen und selbstgerechten Israel mit sammt ihrem Tempel nnd Goltesdieiist Ab. 1—4); b) Jiutnindiguiig des Gerichts über das pro- pheteiiiiiörderisehe Jerusalem, aus dem das neutestameul- liche Zion still nnd nnvermertit herausgeboreii ist w. 5 bis 9); o) Freude über Jerusalem nnd Trost an Zion in überschwänglich« Fülle schon während der Zeit der rhrislliclien Kirch: Ob. 1t)—-12); d) doch liomint der volle Trost erst, wenn das letzte Gericht liommt über Jerusa- lenis Widersacher nnd die schließliche Vollendung der heil. Stadt litt. 13—24). 1. So sptichi der HErr szu dem abtrünnigen, nnbnßfertigen Jsrael, das der Verheißung von der Herrlichkeit des neuen Jerusalems sich bemächtigt nnd ihre Erfüllung diirch die Erbauung eines neuen prächtigen Tempels herbeizuführen meint]: Der Himmel ist mein Stuhl [auf welchem ich als mei- nem Königsthron sitze], und die Erde meine Fuß- bank sanf welche ich, dort thronend, meine Füße stelle Matth. 5, 34 f» ich erfülle also mit meiner Gegenwart die ganze Welt als mein Haus, und selbst die Himmel· in ihrem weitesten Umfang mögen mich nach meinem unendlichen und über alles Ereatürliche erhabenen Wesen nicht in sich fassen, wie einst Salomo bei Erbauung des Tem- pels richtig erkannt hat 1. Kön 8, 27]: was ists denn für ein Haus, das ihr mir bauen wollt sin der Meinung, als köuntet ihr in dasselbe mich ein- schließen, daß ich da wohnen müßte, wenn es äu- ßerlich in Pracht und Herrlichkeit dasteht]? oder welches ist die Stätte, da ich ruhen soll sauch wenn die Zeit, für welche ich allerdings meine Gnadengegenwart an bestimmte Zeichen und Sinn- bilder gebunden hatte 2.Mos. 25, 10 ss.; Z. Ehren. 29, 2., nun zu Ende geht]? 2. Meine Hand hat [ia] alles gemacht, was da ist [die ganze Welt des Sichtbarew die euch umgiebt —— wie könnt ihr da meinen, mit einem winzigen Bauwerk eurer Hände meine unendliche Hoheit gleichsam zu umkreisen? Apostg 7, 49; 17, 24], spricht deuHEru Jch sehe aber fweun ich irgendwo mit meiner Gnadengegenwart mich niederlassen nnd eine Stätte meiner Ruhe mir selber bauen will Kap. 57, 15] an den Elen- deu [von der in 61, 1 beschriebenen Art], und [den] der zerbrocheiies Geistesist lPL 34- 19;51,19], und [den] der sich fiirchtet vor meinem Wort [Ps. 119- 1611- Die Zeit, flir welche diese Rede des HErrii gemeint ist, ist nicht die des Serubabel’scheii, sondern vielmehr des Herodiauischen Tempelbaues (Schlußbem. zum 1. Maccabäerb Nr. 11 O; Herodes der Große, indem er im t8. Jahr seiner Regierung den Tempel aufs Prächtigste wiederherzustellen begann, hatte vermuthlich auch im Sinne, die Weissagiing in Hagg Z, 7 ff. und namentlich die Worte: ,,es soll die Herrlichkeit dieses letzten Hauses größer werden, denn (die) des ersten gewesen ist«, in Er- füllung zu bringen, aber dasselbe Jahr, wie zu But. l, 28 bemerkt werden wird, war vermuthlich zugleich das Geburtsjahr der Jungfrau Maria. Herodes scheint sich esingebildet zu haben, wenn nur erst jene Weissagung äußerlich sich erflillt hätte, so wäre ja dem Worte Gottes, vor dem er abergläubisch sich fürchtete, genug geschehen, und wie sehr er die Zukunft des Messias, des Konigs aus dem Hause Davids, abzuwenden bemüht war, sehen wir aus Matth 2, 1 ff.; er wollte seiner Dynaftie den Thron in Juda sichern und unternahm es nun, Gott mit einem recht prächtigen steinernen Tempel und glanz- vollen äußeren Gottesdienft abzufinden, daß er feiner weiteren Rathschllifse über der Ehre, die ihm geschehe, vergessen möge — ungöttlich und fleischlich esinnte Menschen tragen sich ja immer mit dergleichen erstel- lungeii liber Gott. Aber wer mit dem prächtigen Tem- pel und Gottesdienft sich abfinden nnd von dem rechteii Heilande und Erlöser abbringen ließ, daß man ihn um des Tempels willen verwarf und im verkehrten Eifer für den äußeren Gottesdienst an’s Kreuz schlug, das war das unbußfertige, heuchlerische, verblendete Israel unter der Leitung seiner Obersten; und dies Verhalten Jsraels gegen Jesum und sei1ie Apostel, das die Zer- störung gerade dieses Tempels durch die Römer herbei- führte, ist es nun, was im Folgenden verhandelt wird. 3. [Meine nur nicht, du unbußfertiges und ungläubiges Judenvolk, daß ich an deinen Opfer- handliingen in dem neu hergesiellten Tempel, die so ganz in der Aeußerlichkeit der Handlung ausgehen, während das Innere deines Herzens durchaus der heil. Bedeutung der Opfer wtdersprichh mein- Ge- fallen habe: im Gegentheih sie sind mir der aller- ärgste Greuel.] Dem! lver [mit folcher Herzens: gesinnung, wie die deine] einen Ochsen smir zum Opfer] sehlachtet, ist [in meinen Augen] eben als der einen Menschen erschlüge [er thut weiter nichts, als daß er Blut vergießet, und wie er setzt an dem Leben eines Thiers sich vergreift, als ob ich Ochsenfleifch essen ivollte oder Bocksblut trinken Pf. 50, 14., so vergreift er sich ein ander Mal 202 Jesaia 66, 4—11. an dem Leben eines Menschen, als thäte er mit der Tödtung desselben mir einen Dienst Joh. 16, 2]. Wer [von solchem Hab und Gut, wie das deine, mir] ein Schaf opfrrt, ist als der einem Hund den Hals briiche [alles, was zu deinem Viehbestand gehört, ist um der Ungerechtigkeit willen, womit derselbe erworben und besessen wird, unrein und eine Verhöhnung meines heiligen Wesens, wird mir auch gar nicht von opferwilligen Händen ge- bracht, sondern gleichsam nur erdrosselt oder er-- würget]. - Wer .[von dem Mehl oder Gebäck oder ersten Getreide, wie das deine ist, mir] Speisopfer [3. Mos. 2] bringt, ist als der Siiublut opfert sbringt mir eine ebenso widerwärtige und abscheu- liche Gabe, als wenn einer sich einfallen ließe, das Blut des allerunheiligsten Thieres 5. Mos. 14, 8 als Trankopfer auf meinen Altar auszugießen 3. M-. 2, 16 Anm.; denn wie dein Viehbesiand voll Raubes, so ist dein Fruchtbesiand voll Fraßes Matth. 23, 25]. Wer [mit solcher Religiositäh wie die deine —« das 4te Glied des vorliegenden Berses entspricht dem ersten, wie das Zte dem zweiten] des Weihrauchs gedenkt sWeihrauch zu seinem Gedächtniß vor dem HErrn Z. Mosx 2, 2; a, 15 anzündet], ist als der das Unrecht khier s. v. a. die Abgötter oder Götzen, wie Luther selber in der Randgi. bemerkt] lobet [denn diesen, und nicht dem HErrn, gilt sein Weihrauchopfer]. Solches [mit lauter falschem und heuchlerischem Gottesdienst mtch abzufinden] erwählen sie in ihren Wegen [die fern ab von den meinigen liegen und von denen sie sich nicht zu mir bekehren wollen], und ihre Seele- hat Gefallen an ihren Greneln [daß sie dabei sich gar noch einbilden recht fromme und heilige Leute zu sein Röm. 2, 17 ff.]. -4. Darum ewill ich auch erwählen, das sie verspotten [als könne es nie über sie, mein auser- wähltes Volk, kommen, nämlich Geschicke, die ihnen arg mitspielen werden]; und was sie scheuen [Lebenslagen,. die schon beim bloßen Gedanken da- ran sein Grauen eiiislößen], will ich über sie kom- men lassenz darum [zur gerechten Vergeltung da- fiir], daß ich [in den Tagen, da ich in meinem Sohne sie heimsuchte Las. 19, 441 rief, nnd nie- mand antwortete, daß ich redete, und sie höreten nicht, und thaten, was mir übel gefiel, und er- wcihlten, das mir nicht gefiel [Kap. 65, 12]. Z. Höret [dagegen ihr Wenigen in Israel] des HErrn Wort, die ihr euch fürchtet vorseinem Wort [V. 2; es ist das, was ich kommen lasse, fiir euch eine Erlösung Luk. 2l, 28]: Eure Brü- der [und Gefreundte nach dein Fleisch Röm.9, 3], die euch hassen und. sondern euch svon der jüdischen Gemeinde, indem sie euch in den Bann thun] ab um meines Namen willeii«[Liik. 6, 22; Joh. 16, 2], sprechen [jetzt, wo sie noch die Macht in Hän- den haben und sich fiir die rechtmäßigen Jnhaber aller Heilsgüter Jsraels halten, mit höhnischer Verspottung eures Glaubens und eurer Hoffnung« in Christo Jesu]: Lasset sehet sehen, wie herrlich der HErr sei "[zu dem ihr euch bekennet]; lasset ihn [doch, wie ihr rühmt, daß er das thun werde] erscheinen zu eurer Freude; — die sdiese eure Brüder und Verfolger, die seht also zu eiich, mei- nen Gläubigen, sagen] sollen [binnen kurzer Zeit] zu Sehanden werden [mit aller ihrer Macht und ihrer hochmüthigen EinbildUUg, da sie sich nennen aus der heiligen Stadt und trotzen auf den Gott Jsrael Kap. 48, 2]. " 6. « Denn man wird hören eine Stimme des Getirmmels [der heranrückenden Kriegerschaarenj in der Stadt swenn nun die Zeit herbeikommh von der in Luk. 19, 43 f. die Nede], eine Stimme vom Tempel [den nahen Untergang desselben ver- kündend], eine Stimme des HErrn, der seine Feinde [die ungläubigen Juden, nach dem Urtheils- sprurh in Kap. 65, 6 f.] bezahlet [vgl. die Ge- schichte von der ZerstörungJerusalems zu Apostg. 311 28 , . - Ein ungebildeten Landmann, erzählt Iosephus im 6. Biichfeiner Geschichte des jüdischen Kriegs (Kap. 5, §. 3), Josua oder Jesus, Ananks Sohn, kam 4 Jahre vor dem Kriege (also in dem auch sonst durch viele Er- eignisse in der christlichen Kirche wichtigen J. 62 n. Chr., f. die chronologische Uebersicht zu Apostg. 1, 3), als die Stadt noch im tiefen Frieden und besten Wohlfein sich befand, auf das Laubhlitteiifest nach Jerusalem und fing plötzlich an zu schreien: ,,Stimme von Morgen, Stimme von-Abend, Stimsmevon den vier Winden, Stimme über Jerusalem und den Tempel, Stimme über den Bräutigam und die Braut, Stimme über das ganze Volk!« Also« schrie er umherziehend Tag und Nacht durch alle Gassen. Einige angesehene Einwohner ärgerten sich über den Unglücksprophetem ergriffen den Menfchen und ziichtigten ihn mit Schlägenx er aber, ohne das Geringste weder für sich noch gegen die zu sagen, welche ihn züchtigten, fuhr mit dem gleichen Rufe fort wie vorher. Die Obersten der Juden hielten es fiir eine übermenschliche Eingebung und brachten den Menschen vor den römischen Landpfleger; hier ward er mit Ru- then bis auf die Knochen zerfleischt — er flehte nicht -und weinte nicht, sondern mit dem« allerkliiglichsten Ton der Stimme schrie· er bei. jedem Hieb« ,,Wehe, wehe Jerusaleml« Als ihn Albinus (fo hieß der Landpflegew fragte, wer er sei und woher, und warum er also rufe, antwortete er kein Wort, sondern fuhr fort mit seinem Klageruf über die Stadt, bis Albinus ihn für wahn- sinnig erklärte und entließ. Bis zum Ausbruch des Krieges (im Mai 66 n. Chr.) ging er mit niemand um, nie sah man ihn sprechen, sondern als wäre es sein Gebet, klagte er Tag für Tag: ,,wehe, wehe Jerusalem l« Auch fluchte er weder denen, die ihii schlugen, noch dankte er denen, die ihm Speise reichten; seine einzige Antwort an jedermann war immer die Unglücksweifsm gung. Am stärksten schrie er an den Festen; und so ließ er 7 Jahre und 5 Monate sich vernehmen, ohne heiser oder miide zu werden, bis er während der Belagerung die Erfiilluiig feiner Prophetenstimme sah; nun erscholl sein letzter Ruf. Während er eines Tages mit dem Geschrei: ,,wehe, wehe der Stadt, dem Volk und dem J. Rede: Die andre Antwort des HErrn. 203 Tempel!« um die Stadtmauern lief, fligte er plötzlich hinzu: »wehe auch mirl« Jn demselben Augenblick traf ihn ein Wurf uns einer Steinschleuder nnd tödtete ihn auf der Stelle: so gab er unter feinem Weheruf den Geist auf. ·· 7. srhabeii aber die Spötter zu euch gesagt: Lasset sehen, wie herrlich der HErr sei; lasset ihn erscheinen zu eurer Freude V. 5 — wohlan, es soll in Wahrheitalso geschehem sie sollen sehen, wie lierfrlich ich seit] Sie [die heilige Stadt, Je- rusalem] gebietet sindem sie in euch eine heilige Gemeinde, die christliche Kirche aus sich heraussetztL ehe ihr wehe wird sehe ihr noch eine Gebiirtswehe ankommt iii all’ den Aengsien und Schrecknissem die mit dem letzten jüdischen Kriege über das äußere Jerusalem hereinbrechen]; sie ist genesen eines Knaben sdenke hier an Christum und seine Gläubigen aus den Juden, Kap. 7, 147 11- l; Apostg 2, 41; 4, 4; 5, 14 u. s; w.t, ehe denn ihr Kindsnoth kommt sdenke an die Uebersiedelung der Christen nach Pella bei Ausbruch des fiidischen Krieges Lnk. 21, 20 f.]. 8. Wer hat solches je gehöret sdaß ein Weib gebier·t, bevor sie kreißete]«?" Wer hat solches je gesehen sdaß sie eines Knabenventbunden wird, ehe die Wehen sie ankainen]? Kann auch sum das Weib zu nennen, das bei diesem Gleichniß gemeint ist, das Außerordentliche und unerhörte des Vor- gangs aber noch mehr hervorzuhebenL ehe denn ein Land swie hier das jüDischeJ die Wehe kriegt, ein Volk zugleich sein ganzes großes Volk auf ein- mal] geboren werden? Nun hat ja- doch sim vor- liegenden Falle] Zion [die geistliche Mutter der neu- testamentlichen Gemeinde] ihre Kinder ohne die Wehe.geboren. r . I. [Ein solches Wunder göttlicher Schöpfer- macht steht mir aber ganz wohl an und ist am besten geeignet, meine Herrlichkeit offenbar werden zu lassen.] Sollt ich andere [so oft ein Weib ein Kind zur Welt gebierts lassen die Mutter brechen [so daß das, was lange im verborgenen Mutter- schooß sich vorbereitet und gebildet hat, nun zu Tage tritt], und selbst nicht auch gebären? spricht der HErr [dessen Kinder ja eigentlich die neuen, aus dem Geist gebotenen Zionskinder sind, der also ihr Vater nnd ihre Mutter zngleich ist Joh. l, 13]. - Sollt ich andere lassen gebären, und selbst ver- schlossen sein [daß ich nicht auch Kinder ans mir heraussehen könnte]? spricht dein Gott so Zion, der die Predigt des Evangelii bei dir hat kräftig werden lassen, daß nun soviele Kinder, die eine ganz neue Gemeinde bilden, dir angehören]. « Wie öfter, so ist auch in den beiden letzten Versen, die Rede des Propheten dunkel, weil so sehr tief; nicht niir ist da die Deutung der einzelnen Worte des Grund-« terms, um. eine völlig entsprechende Uebersetzung zu ge- winnen, schwierig, sondern auch die vollstäiidige Erschö- pfung des Sinnes. Wir wollen uns aber mit Aufzäh- -der HErr ihr gnädig sei]. "vermagJ, Und euch lnng der verschiedenen Erklärungen der Schristausleger umso weniger aufhalten, als meist schon die Grund- auffasssuiig des ganzen Kapitels verfehlt erscheint nnd darum auch die Einzelerklärung 1iicht genügen kann; wir halten uns, wie imnier in solchen Lageiy einfach an den Wortlaut unserer deiitschen Bibel nnd sncheiizdeii Leser zur Erfassung des richtigen Sinnes hcnznleitein wenn wir auch ihn nicht völlig ergründen können. 10. [Aber nicht blos will ich den Hassern und Spöttern in V. 5 gegenüber wirklich zeigen, wie herrlich der HErr sei, sondern auch zu eurer Freude erscheinen, ihr meine Gläubigen; undivie ich vorhin V. 7 ff. Zion auf euch hinwies als aus eure Kinder, so weise ich nun euch auf Zion hin als auf enre Mutter :] Frenet euch mit»Jerttsale·in, und seid srdhlich über sie, alle, die ihr sie lieb habt sund deshalb die Zeit iiber sie herbei-sehnt, da Frcnet euch nnt ihr alle, die ihr swegen ihres tiefen VersaUsJ uber sie traurig gewesen seid [Kap. -57- 183 Pl. I02- 14 f.; Tod. is, 10 ff.]. 11. Denn dasiir sdaß ihr bisheriger Ziistaiid euch eine Quelle großer Betrübnis; gewesen] sollt ihr swenn ich sie nun schaffe zur Wonne» Kap.65- 1.8] sangen und satt werden von den Brusten ihres Trostes sihrer Tröstnng und Erquickung, »die sie selber erfährt Apostg s, 20 und euch zur geistlichen Nahrung darreicht, wie eine Mutter ihre reichlich mit Milch gefüllte Brust dem Kinde]; ihr sollt dafiir sdaß ihr sie lieb habt und gerne wolltet, daß sie gebauet würde] sangen smit vollen Zügen schlürfen von dem Trost, den fortan sie zu gewähren Herrlichkeit sder sie nunmehr theilhaftig geworden) Der Inhalt dieser beiden Verse hat dem 4. Sonntag in der Fastenzeit Gaetare d. i. Freue dich) den Namen gegeben; sein Jntroitus indem er zugleich aus Kap. 54,·1 Bezug nimmt und den Wortlaut unserer Stelle etwas abändert, heißt: »Freue dich, Jerusalem, und kommet zusammen alle, die ihr sie lieb habt; sreuet ench gar sehr, die ihr in Traurigkeit gewesen seid.« Dieser Jn- troitus beweist, daß mit dem Sonntag ein mächtiger Umschwung in dem Gedanken, den der Verlauf« des Kirchenjahres ausdrückt, eingetreten; denn während die vorangehenden Sonntage ( nyoeavjt bis 0culi) aus großer Tiefe zu Gott aufgeschrieen haben (J13s. 91, 15f.; 25, 6 u. 22. 15 f.), ruft nun dieser zu heiliger Freude auf. An jenen Sonntagennahm nämlich die alte Kirche die Teiifelaustreibnng mit den-Täuflingen vor; dies Werk ist nun vollendet, der Katechunien hat Buße ge- than und dem Teufel abgesagt, da findet denn am Sonntag Las-take die Zusage und Verlobung statt —- der, welcher dem Teufel entsagt hat, sagt sich jetzt dem FErrn zu und verlobt seine Seele mit dem Seelen- räutigam Jn der kathol. Kirche hat der Sonntag eine eigene Wichtigkeit noch dadurch, daß an ihm die Weihe der goldenen Rose, welche als Geschenk vom römischen Stuhle solchen fürstlichen Personen verliehen wird, von denen er eine besondere Förderung seiner Interessen, Schntz nnd Schirm fiir die Kirche erhalten, geschieht; bei der Ueberreichiing sagt dann der Papst: »Die— zwiefache Freude Jerusalems, der- streitenden nnd trininphirenden Kirche, wird durch sie angedeutet, durch ergötzen von der Fiille ihrer 204 welche auch allen Christgläubigen offenbar wird die schönste Blume, welche die Freude und Krone aller Heiligen ist.« Daher heißt der Sonntag der Rosen- fonntag; in Schlesten dagegen hat er den Namen Tod- fonntag, weil einst an diesem Sonntage im J. 965 n. Chr. das heidnifche Schlesien nnd Polen unter dem Herzog Micislaus feine Götzen Tod-Götze) in’s Wasser geworfen und darauf rnit grünen Zweigen nach Hause ging, welche Sitte, mit emem grünen Mayen zum Sommer zu gehen, sich bis auf den heutigen Tag er- halten hat. 12. Denn also spricht der HErr süber den Trost, den er Jerusalem bescheiden will V. 11]: Siehe, ich breite aus den Frieden saller innerlichen Giiter höchstes Joh. 14, 27; Phil. 4, 7] hei ihr, wie einen Strom [daß er in überströmender, jeg- lichen Mangel ausschließender und alles Bedürsniß befriedigender Fülle da sei Kp. 48,18], und die Herr- lichkeit der Heiden [was diese an äußerlichen Gü- tern irgend Großes und Herrliches besitzen 61, 61, wie einen ergossenen süber die Ufer getretenen] Bach sdaß auch dem zeitlichen Glück nichts abgeht]; da werdet ihr sangen [nach Herzenslust euch ooll sau- gen, wie ein Kind an seiner Mutter Brüsten, und in Frieden und Reichthum schwelgen 60, 16]. Ihr sollt [von den Heiden, die sich beeiferu wer: den, euch alle nur erdenkliche Fürsorge und Zärt- lichkeit zu erzeigen Kap. 49, 231 ans der Seite [dem Arm oder der Schulter Kap. 49, 22; 60, 4] ge- tragen werden, und auf den Knieen wird man euch freundlich halten [wie man Kinder auf den Schooß nimmt und sie liebkost]. 13. Jch will euch [dann später, wenn ihr aus dem Kindesalter zum Mannesalter oorgerückt seid und da zum Bewußtsein kommt, daß zum vollen Heil euch doch noch etwas fehlet] trösten, wie einen sder aus der Fremde wieder zurück: kommt] feine Mutter tröstet sdaß bald alle traurigen Erinnerungen, die er mitbringt, aus sei- ner Seele schwinden]; ja ihr sollt szuletzt in oollem Maße] an Jernsiilem ergbtzt werden swenn ihr, das Volk Zions, nun wieder zu Jerusalem wohnen werdet Kap. so, 19; 54, 11 ss.]. Während in den Worten V. 10—12 die Zeit der christlichen Kirche in’s Auge gefaßt wird, in welche als in das geistliche Zion die Gläubigen aus Israel hin- übergerettet worden und da Trost und Frieden reichlich genießen in Christo Jesu, auch in der That der Herr- lichkeit der Heiden theilhaftig geworden sind, wie diese ihrer geistlichen Güter (Röm. l5, 27), wendet sich in V. 13 die Weisfagung nun zu dem, was noch Größeres in der letzten Zeit geschehen soll. Zions Kinder, die aus Israel herkommen, sind ja doch nur, solange das äußere Jerusalem von den Heiden zertreten ist (Luk.T1, 24), in der Fremde; bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird, befindet sie sieh gleichsam aus der Wanderschafh und mit dem Schmerz, wie ihn St. Paulus in Röm. 9, I ff. aussprichh verbindet sich das Heimweh nach dem Lande der Väter, nach der Stadt des großen Königs. Da heißt es nun, wie der Schluß unsers Verfes noch ge- nauer zu übersetzen sein dürfte: »und (zwar) in Jeru- salem sollt ihr getröstet werden«; wie aber dies stch Jesaia se, 12——24. einst erfüllen wird, wird erst bei der Weiffagung vom tausendiährigen Reiche (Kap. 65, 25 Anrn.) uns klar werden. Vgl. Jeretm Kap. 30—33. 14. Jhr werdet es sehen [in welcher Herrlich: keit ich Jerusalem werde wieder erstehen lassen Kap. 60, 1 ff.], und euer Herz wird sich freuen, und euer Gebein soll grauen wie Gras sindem auch euer äußerlicher Mensch in verjüngter Kraft dastehen wird Kap. 58, 11]. Da wird man er- kennen die Hand des HErrn an seinen Knechten [wie Großes und Herrliches sie zu schafsen und zu geben vermagL und den Zorn an seinen Feinden [wie grimmig er dagegen mit diesen verfährts 15. Denn siehe, der HErr wird kommen swenn nun die Zeit da ist, daß er des Antichrists ein Ende mache 2. Thess 2, 8fs.; Ofsb. 19, 11 ss.] mit Feuer, nnd seine Wagen [auf welchen die ihn begleitenden Verderbensmächte daherfahren, mit solcher Schnelligkeit und folchem Gebraus] wie ein Wetter, daß er vergelte im Grimm seines Zorns swas seine Widersacher an ihm gefündigt haben 2. Thess. 1, 8], und sein Schelten [die von ihm angedroheten Gerichte, hervorbrechen lasseJ in Feuer-flammen swelche die Widerwärtigen ver- zehrens « 16. Denn der HErr [dem verderbliche Natur- wie verderbliche Geschichtsereignisse gleicherweise zu Gebote neben] wird durchs Feuer richten swelches verbrennt], und durch sein Schwert swelches zu Boden schlägt, und zwar wird er so richten] alles Fleisch [alles, was unter den Menschenkindern nur Fleisch und nicht vom Geiste geboren ist Joh.3, 6; 1. Mos. S, Z» also alle, die Gott nicht erkennen und dem Evangelio nicht gehorsam sind]; und der Getödteten vom HErrn [die er mit dem Schwert umbringt Zeph 2, 12] wird viel seine unnennbar große Zahl Ossb. 19, 211 fein. 17. lDarunter denn auch die ihrer Gnaden- wahl nun oöllig entfallene und den Heiden in allen Dingen gleich gewordene große Masse in Jsrael:] Die sich smit der sorgfältigsten Beobachtung aller heidnischen Gebräuche, womit man sich den Götzen weihet] heiligen und reinigen in den Gärten, einer hie, der andere da, und [machen alles genau nach, was die heidnischen Priester ihnen vormachen, setzen dagegen in frechster Weise über Gottes Gesetz sich hinweg] essen Schweinesleisch [Kap. 65, 4], Greuel [wie Krebse, Aale, Austern u. dgl. 3. Mos. 11, m] nnd Mäuse [3.M. 11, 29 — es isi die besondere Art von Mäusen: glis esou1entus, ge: meint, die namentlich bei den Römern als Deli- katesse behandelt wurde], follen gerasfet werden mit einander lohne daß einer mit dem Verderben verschont bliebe], spricht der HErr [der jede selbst: willige Durchbrechung der von seinem Gesetz gezo- genen Schranken als einen Frevel ansieht — nur Trost an Zion während der Kirchenzeit und völliger Trost in der- Ansschluß aller Verächtein 205 wen der Sohn frei macht, der ist recht frei Joh. 7, 36; Gal. 5, 1]. 18. Denn ich will [zum Gericht über sie] kommen, und sammeln ihre Werke und Gedanken, sammt allen Heiden nnd Zungen [ihre Gedanken, nach denen sie Vorhaben, mit den von meinem Bunde ausgeschlossenen Völkern und durch weltliche Jnteressen verbundenen Genossenschasten im Thal Josaphat sich zu versammeln und wider Jerusalem zu streiten Joel 3, 14., nur soweit sich verwirk- lichen lassen, daß sie daselbst in der That sich ver- sammeln; aber der Erfolg wird kein anderer sein als der], daß sie kommen und sehen meine Herr- lichkeit [in der schreckenvollen Machtosfenbarung die alsbald vor sich geht und mit den Heiden und Zungen auch die in gleichen Gedanken und zu gleichem Werk erschienenen Juden Sach. 14, 14 vernichtet]. 19. Und ich will ein Zeichen unter sie sdie bis daher noch ungläubig gebliebenen Juden] geben [aus welchem, die noch irgend zn retten sind, den Mefsias Jsraels erkennen werden, daß auf einmal die Decke vor ihrem Herzen abfällt 2. Cor. 3,16; Röm. 11, 23. 25 f. — vgl. das Zeichen, das dem Saulus auf seinem Wege nach Damaskus gegeben wurde Apostg 9, 3 ff.]; und ihrer etliche, die [aus jenem Gericht V. 15 ff. in Folge ihrer Be- kehrung noch im letzten entscheidenden Augenblickj errettet sind, [als Verkündiger des Evangelii] sen- den zn den Heiden am Meer sim Weiten von Europa Kuh. 60, 9 und weiter hinaus im Erd- theil Amerika] , gen Phul lwohl s. v. a. Put 1. Mos. 10, S; Jer. 46, 9] nnd Lnd [1. M. 10, 13], zu den Bogenschiiszen [in Afrika], gen Thnbal san der Südostküste des schwarzen Meeres 1. Mos. 10, 2., wohl f. v. a. Ost-Ästen über: haupt] und Javan [=West-Asien nnd Ost-Eiiropa], und in die Ferne zu den Inseln [Anstraliens], da man sbis daher] nichts von mir gehört kstch also auch an dem Unternehmen in V. 18 nicht bethei- ligtJ hat, und die meine Herrlichkeit sweil die Predigt des Evangelii noch nicht zu ihnen gedru1i- gen] nicht gesehen haben; nnd sollen [wie vormals der ans einem Verfolger wunderbar zum Apostel der Heiden umgewandelte Paulus] meine Herr- lichkeit [in dieser letzten Zeit vor dem Ende aller Dinge] unter den Heiden verkiindigem 20. Und [sie, die bekehrten Heiden] werden alle eure san Christum gläubig gewordenen] Bru- der sund Gefreundte nach dem Fleisch Röm. 9, 3 ff.] ans allen Heiden [unter welche fie bis da- her zerstreuet gewesen Kur» U, 12; 60, 4 ff.; Zeph. 3, 10] herzubringen dem HErrn zum Speisopfer [oder Weihegeschenks auf Rossen, auf Wagen, auf Sinnen, auf Mciulern sMaulthieren 2.Sam.13,29 Anm.] und Länfern [Dromedaren Nicht. 6, 5 Anm.], gen Jerusalem zu meinem hei- ligen Berge, spricht der HErrz gleichwie die Kin- der Israel [jetzt, so lange noch die alttesiameiitliche Haushaltung währt] Speisopfer [das, was als Speisopfer auf dem Altar kommen soll, wie Seminelmehh Gebackenes, Erstlingskörner Z. Mos. L, 1ff.] in reinem Gefciß bringen zum Haufe des HErrn Das Speisopfer sind dann sie selbst, die aus der Zerftreuung herbeigebracht werden, die Darbringenden sind die bekehrten Heiden und die reinen Gefäße sind deren Rosse und Wagen u. f. w.; denn wie die bekehrten Heiden für ihre Person zu Gefiißen der Barmherzigkeit geworden (Röm. 9 , 23.), so ist auch all das Jhre zu einem Gefäß der Ehre Gottes geheiligt. 21. Und ich will sweil in dem erweiterten Jerusalem Kap. 54, 2 f. der Tempeldienst ein viel größeres gottesdienstliches Personal erfordert, als je zuvor] aus demselbigen [aus den bekehrten Heiden, welche die Verjagten Jsraels und die Zer- streuten aus Juda mir zum Speisopfer herzu- bringen und damit schon zu erkennen geben, daß der allgemeine priesterliche Charakter meines Volks auf sie übergegangen Z. Mos. 19, 6; 1. Petri 2, 5 ff] nehmen Priester und Leviten [die dann im großen Ganzen meines nunmehrigen Reichs mit Israel dieselbe Stellung einnehmen werden, wie sie in Kap. 61, 6 angedeutet wnrde], spricht der HGM 22. Denn gleichwie der neue Himmel nnd dic neue Erde, so ich mache szn machen im Be- gklss bis! KUP« 65- 17J- Vor mir stehen [als meine Diener und Lobredner meiner Herrlichkeit 1. Kön. 10, 8; 17- l; Pf. 19, 2J, spricht der HErr; also soll auch euer [d. i. Jsraelsj Samen und Namen soor mir] stehen sals deren Beruf an die Völkerwelt nun zur Vollendung gekommen und die in dem neuen Haushalt meines Reichs anch meine vollendeten Priester sein werden]. 23. Und alles Fleisch [die ganze Menge der aus allen Völkern und Zungen in mein Reich Aufgenommenem die in dem neuen Haushalt die Stellung der Laien einnehmen Kap. 61, Z] wird einen Monden nach dem andern, und einen Sab- bath nach dem andern saus den verfchiedenen Theilen des heil. Landes nach Jerusalem] kommen, anznbeten vor mir, spricht der HErr [so daß fort- an nicht mehr, wie in dem bisherigen Haushalt, nur dreimal des Jahres 2. Mos. 23, 14 ff. hei- lige Festoersammlung des Volkes beim Tempel stattsindet, sondern an jedem Neumonds-, ja an jedem Sabbathtage]. 24. Und sie werden [sooft sie wieder beim Heiligthum gewesen und da die Seligkeit geschmeckt haben, die im neuen Jerusalem ihnen bereitet ist] hinaus gehen [vor die Thore der Stadt, sich nach Hause begebend] und sda immer auss Neue im 206 Thal Josaphat und im Thal Hinnom, durch wel- ches ihr Weg sie führt l. Kön. l, 35»Anm., mit dem wohlthuenden Gefühl der Befriedigung über mein gerechtes Walten und die eigene giiädige Er- rettung] schauen die Leichname der Lente,-die an mir imißhandelthaben fund darum in dem Straf- gericht V. 15 ff. umgekommen sind]; denn ihr sder diese Leichname fressende] Wurm wird nicht sterben [als ob er je einmal nichts mehr zu fressen fände], und ihr fdas dieselben verzehrende] Feuer wird nicht verlöschen fals ob es je iiichts mehr an« ihnen zu verzehren hätte], und sdie so in alle Ewigkeit daliegenden, vom Wurm gefressenen und vom Feuer verzehrten Leichname der Getödteten vom HErrn V. te] werden allem Fleisch [von dem in V. 23 die Rede war] .eiii Greuel sein [Kap. 48. 22sAnm.]. Jeremia I, I. » Wie ist es möglich, daß alles Fleisch, d. i. alle Menschen aller Völker, in Jerusalem und dem Tempel Platz finden? und wie können Leichnam, während sie verbrennen, zugleich von Würmern zernagt werden? und wie können sie, ohne für menschlichen Anblick je zu verschwinden, eine endlose Beute der Würmer und des Feuers sein? Der Prophet hebt also durch-seine eigene arstellungsweise die Möglichkeit auf, sich das -Darge- stellte in diefseitiger siiiiilicher Wirklichkeit zu denken; er redet vom Jenseits, aber er redet davon diesseitig. Der Gegenstand seiner Weissagung ist kein anderer, als das jenseitige neue Jerusalem und dieewige Pein der Ver- dammten; aber die Art, wie er beides schildert, nöthigt uns, es aus dem Diesseits, in welchem seine Vorstel- lungsweise er noch festhält, in das Jenseits zu über- setzen (Judith 16, 20 f.; Sir. 7, 193 Mark. 9, 43 ff.). Das ist ja eben der Unterschied des alten und des neuen Testaments, daß das A. T. das Jenseits verdiesseitigt, das N. T. aber das Diesseits verjenseitigt; daß das A. T. das Jenseits in den Gesichtskreis des Diesseits herabzieht, das N. T. aber das Diesseits in das Jen- seits emporhebn (Delitzsch.) Schlnsilirmcttiiingen zum Propheten Itefaias Gleichwie alle übrigen kanonischen zWeissagungsschriften von den Propheten, deren. Namen sie tragen, ivesentlich so, wie sie vorliegen, niedergeschrieben und zusammengeordnet sind, so kann es auch in« Beziehung auf Jesaia uns keinen Augenblick zweifelhaft sein, daß er seine Weissagungen eigenhändig zusammengestellt und dem Ganzen jene eigenthümliche und tiefsiniiige Gliederung gegeben hat, »wodurch dasselbe zunächst in- zwei Hälften (Kap. 1—39 u. Kap. 40——66) zerfällt, .demnächst aber die erste Hälfte in sieben (Kap.1—6; 7——12; 13—.23; 24—27; 28—-33; 34—35; 36-—39) und die zweite in drei Gruppen (von je 3 mal 3 Reden: Kap. 40—48; 49—57; 58—66) sich zerlegt. Mit ihren beiden Haupttheilen hält die Orakelfammluug im Ganzen und Großen denselben Gang ein, welcheii auch das geistliche Leben des einzelnen Menschen sowohl, wie der Menschheit überhaupt, in seiner Entwickelung beobachtet und der daher dem Schriftkanon in seiner Totalität selber zu Grunde liegt; denn Erkenntniß der Sünde und Bewußtsein der Strafwürdigkeih Zerknirschung und Buße ist im ersten Stadium des geistlichen Lebens das Vorherrscheiide, worauf dann der Trost eines neuen Lebens folgt und Friede nnd Freude in der Gnade des HErrn. Was hierauf die siebentheilige Anlage der 1. Hälfte betrifft, so findet sie sich auch in andern prophet Schriftiverken vor; nainentlich ist es bei Hesekiel bedeutsam, daß in Kap. 25—32 zuerst Weissagiingen gegen 7 fremde Völker vorliegen (25 —- 28) und dann die Weifsagung gegen Egypten sich in 7« Stücke zerlegt (29——32), bei sHosea und Amos aber dürfte es nicht schwer fallen, ein jedes dieser beiden prophetischen Bücher durch dieselbe Zahl zu gliedern. Die Siebenzahl ist für Israel das Zeichen sein-es Bundesverhältnisses, in welchem« es zu dem HErrn steht (1. Mos. 35, 26 Anm.); diese Bedeutung giebt ihr denn auch das Recht, den ersten Theil der Weissaguiigen des Jesaia zu beherrschenspan dessen Spitze (Kap. 1, 2) das Wort sieht: «Höret, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren; denn der HErr redet: Jch habe Kinder auferzogen und erhöhen und sie sind von mir abgefallen.« Dagegen die dreitheilige Anlage der 2x "Hälfte«anlange«nd, so ist einerseits die Dominante oder der Hauptton, in welchem die Melodie sich bewegt, die dreitheilige Ver- kündigung an Jerusalem (Kap. 40, 2): ,,ihre Ritterschaft hat ein Ende; ihre Missethat ist vergeben; sie empfängt Zwiefältiges von der Hand des HErrn um alle ihre Sünde;« andrerseits aber, wie es dem Propheten bereits gegeben wird, das Geheimnis; des dreieinigen Wesens Gottes, welches hernach in dem neutestamentlichen Erlösungswerke erfüllungsgeschichtlich offenbar geworden, im Voraus anzudeuten (Kap. 63, 9 f.), so wird ihmauch verliehen, nicht nur alle 3 Aemter Christi aus’s Genaueste zu be- schreiben, sondern zugleich die 3 Perioden der Entfaltung des neutestamentlichen Heils, die Borbereitungs-, Verwirklichungs- und Vollendungszeit, im Geiste zu schauen und also Evangelist, Apostel und Apokalyp- tiker in Einer Person zu sein. Derjenigeii Wissenschaft, welche nun einmal ihre Ehre darein setzt, ein biblisches Schriftwerk-als ein rein menschliches zu behandeln, es von vornherein gerade darum, weil das Wort göttlicher Offenbarung nicht als Menschenwort, sondern, wie es denn wahrhaftig ist, als. Gottes- wort aufgenommen sein will, zu bemißtrauen, zu verurtheilen und kurzen Prozeß mit ihm zu machen» überlassen wir, ganz nach ihrem Belieben aus den: Buche unsers Propheten zu streicheii, was ihr nicht Schlußbemerkungen zum Jesaia. — Vorwort zum Jeremia. 207 in den Kram paßt, ohne uns weiter mit ihr herumzustreiten: sie hat überhaupt keine Propheten, keine heiligen Menschen Gottes, die dageredet haben, getrieben von dem heiligen Geist, und hat kein festes prophetisches Wort, das da scheinet als ein Licht in einem dunkeln Ort; sie hat nur Profanschriftsteller und ein maßloses Vertrauen auf die Unumsiößlichkeit ihrer Satzungen. Wir aber haben, Gott sei Dank. eine Freiheit, damit uns Christus befreiet hat, und wollen darin bestehen; an «Männern, welche den Goliath jener vermeintlichen Wissenschaft bereits zu Boden gestreckt und ihm-mit seinem eigenen Schwert den Kopf abhauen,. fehlt es zu unsrer Zeit, Gott sei Dank, auch nicht. Da braiichen wir gar nicht erst nach dem Stein in die Hirtentasche zu greifen und den tödtlichen Wurf zu versuchen, sondern können unsern Lesern sogleich fertige Resultate der wahren Wissenschaft bieten; und die laufen denn darauf hin- aus, daß unserm Propheten sein Buch ganz und vollständig angehört ohne Abzug auch nur eines ein- zigen Kapitels, geschweige eines ganzen Theils; auch in der zweitenHälfte ist es Jesaia selber und nicht erst ein Mann des Exils, der da redet, nur daß ihn der Geist des HErrn seiner Zeit entrückt hat, daß er nur dem äußeren Menschen nach noch unter den Königen Hiskia und Manasse lebt, innerlich aber oder als Prophet am Anfang der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. auf seiner Warte steht und von da aus bis an das Ende schaut, wo alle Zeit und alle Geschichte aufhört und die Herrlichkeit des ewigen Lebens beginnt. Was er nun vormals bis zum 14. Jahre des Hiskia geredet und gewirkt und was er darnach von dieser seiner Watte aus geschaiit, das hat er« am Abend seines Lebens, bevor Manasse auch an seinem Blute sich vergriss, in ein Buch. gebracht und damit den- letzten Akt seiner Prophetenthätigkeit vollzogen. Er verhielt sich da keineswegs als bloßer Sammler, dessen Aufgabe es gewesen wäre, mit gewissenhafter Treue die Erzeugnisse einer bereits zur Vergangenheit gewordenen und der Geschichte angehörenden Wirksamkeit zusammenzustellen; ihm war das in Schrift zu sassende Werk eine Sache für sich, das seinen Zweck in sich selber hatte, und so behandelte er die einzelnen Stücke seines mündlichen Vortrags mit einer gewissen Selbständigkeit und Unabhängigkeit und stellte sie mit der Frei: heit des reproducirenden Geistes unter denjenigen Gesichtspunkh der ihm durch die Rücksicht auf das Ganze an die Hand-gegeben wurde. Da erklärt es sich denn von selbst, wie nun ein Werk zu Stande kam, das sich deutlich als Arbeit aus Einem Gusse zu erkennen giebt, nach, einem großartigen Plane angelegt und süralle Zeiten der Kirche berechnet. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß im Schriftkanon der Prophet Jesaia die Reihe der prophetischen Bücher eröfsnetzs denn ,,Jesaia ist der Universalprophet des alten Testaments und beherrscht, an den wichtigsien Wendepnnkt der Geschichte Jsraels, den Beginn seiner Conflikte mit dem Weltreich hingestellt, die ganze folgende Entwickelung, so daß erst Daniel eigent- lich Jesaia fortsetzt und die Propheten zwischen beiden, auf das Wort ihrer Verkündigung gesehen, nur wie Abseiiker der allumfassenden prophetischen Persönlichkeit Jesaia’s sind.« xller Allraphet jeremia Es ist eine Thatsache, die mitVerlvunderungj ja mit Erstaunen erfüllt, daß die Namen so vieler alttestamentlicher Gottesmänner und Persönlichkeiten mit dem Wesen, mit der eigenthümlichen Aufgabe und Wirksamkeit oder mit den Lebensführungen und der Geschichte ihrer Träger in schlagender Weise übereinstimmen (2, Mos 2, 10; 17, 19; 1. Sam. 9, Z; 16, 13; 2. S. 12, 24; 1,Kön.17,1.). Gleichwie nun Jesaia bedeutet ,,Heil des HErrn« (2. Kön. 15, 7 Anm.), und dasHeil des HErrn durch den Messias in der That der Hauptinhalt der Weissagungen dieses Evangelisten unter den Pro- pheten ist, er auch selber seinen Namen als einen prophetischen ansieht, der vom Heil des HErrn weis- saget (Jes. 8, 18);.so heißt Jeremia: »Der HErr schlendert weg, wirft fort, verwirft« (2. Kön. 22, 7 Anm.), und nun ist die Summe seiner Predigt die, daß der HErr das jüdische Volk nach Babylon schleudern, es von seinem Angesicht verwerfen werde. (Caspari.) « H gungen einpsangen und verkündet sind, sowie endliky den Das l« Kaptteb Zeitpunkt, niit welchem Sleremias diesen Theil seines Ieremias wird. berufen, die Zerstörung WHAT« WUDUVHV · Jerusalems zu verständigen. l. Dies [das folgende Biich in seinem, von v 1 Z «» H« i U» sch »» »» d» Haupt Kap. I, 4 bis 39, 18 reichenden Haupttheile? .——. dran e.ene eerriuer - - - « · npEkkk dRd »h- Wki Wes-»Er«- rssrixsxnlsii;:..r;:"k.:,:::.;::«:; lllkdskå"«kikss’iklttllsssst Lisdmlks tlspikskischssi n ja eceuaegn r » .- « .. und die Zeit angiebt, in welcher die folgenden Uleissw Aussprache] JckcmlilHkk des Sohnes Hkllm 208 Jeremia I, 2—7. [«2. Kön. 22, 7 Anm.], aus den Priestern zu Anathoth [etwa Z« St. nordösilich von Jerusalem] im Lande Benjamin leiner der 4 Levitensiädte in diesem Stamme Jos. 21, 18], 2. Zu welchen; geschah das Wort des HErrn [das ihn zum Prophetenamte berief] zur Zeit Josia, des Sohns Amon, des Königs Jnda lund zwar, um es noch genauer anzugebemj im drei- zehnzßn ] Jahre seines Königreiehs [d. i. 629 V. r. , 3. Und [welcher] hernach sProphet war wäh- reiid der ganzen folgenden Regierungszeit dieses Königs bis 610 v. Chr» aber auch später göttliche Offenbarungeu empfing und verkiindigth nämlich, von der dreimonatlichen Zwischenregierung des Joahas Kap. 22, 11 ff. ganz abgesehen] zur Zeit des Königs [von] Juda, Jojakim, des svon 610— 599 v. Chr. regierenden] Sohnes Josia [sowie zur Zeit der sd lurzen Regierung seines Sohnes und Nachfolgers Jojachin oder Jechonja Kap. 22, 24 fs.], bis an’s Ende des elften Jahres Zidekia, des ljüiigstenj Sohnes Josia [und letzten Königs des Reiches Juba, der von 599——588 v. Chr. regierte], bis auf-s Gefängniß Jerusalems sbis auf die Einnahme der heil. Stadt und die Wegführung des Volkes Juda in die babylonische Gefangenschaft, die da geschah] im fünften Monden leben jenes 11ten Jahres Zidekia, im August 588 v. Chr.]. V) Nicht das ganze Buch umspannt die obige Ueber- schrift, so wenig als die Thätigkeit des Propheten mit dem J. 588 ihr« volles Ende erreicht. Aber wie der Hauptsache nach der Prophetenberuf Jeremicks mit der Erfüllung der von ihm geweissagten göttlichen Strafge- richte erfüllt war, so bildet auch der die Weissa- gungen, welche vor Zerstörung Jerusalems wider Juda und Jerusalem gesprochen wurden, enthaltende Theil den Haupttheil des ganzen Prophetenbuches und besaßt Kap. 1——39. Was Jerem. noch nach jenen Gerichts- tagen, in denen er selbst in und mit seinem Volke zer- brochen war, vom HErrn empfing als göttliche Offen- barung für Israel, und was er, der den Trübsalskelch bis zur Hefe selbst zu leeren hatte, von Menschen er- dulden mußte, das findet sich unter einer besonderen ,Ueberschrift in Kap. 40 - 45 zusammengestellt und als erster Anhang angesügn Eine dritte Schrift von all- gemeinerer Bedeutung (an befonderen Ueberschriften für einzelne Weissagungen, Kapitel und Abschnitte ist in die- sem Buche kein Mangel) findet sich in Kap. 46——51 unter dem» gemeinsamen Titel (Kap.46, 1): Wort des HErrn wider alle Heiden, die sich denn als einen zweiten Anhang kenntlich macht. Ein dritter An- hang endlich ist in Kap. 52 ohne Ueberschrist angeftjgt; derselbe ist rein historischen Inhalts und handelt von Jerusalems Zerstörung und der 26 Jahre später erfolg- ten Erhöhung Jojachins durch Evil-Merodach· Nehmen wir, da von diesem eigenartigen Abfchnitte an seinem Orte besonders wird geredet werden müssen, für jetzt nur auf Kap. 1—51 des eigentlichen Weissagungsbuchs Rücksicht, so ergeben sich zuniichft die 3»Theile desselben: 1) Weissagungen über nnd wider Juda vor dem Exil (Kap. 1—39)«; 2) Weissagiingen über und wider Juda nach dem Exil (Kap. 40——45); s) Weissagungen wider die Heiden (Kap. 46—51). Die Weissagungen wider Juda im 1. und L. Theile lassen sich auch zu einem Ganzen vereinigen, und es gäbe dann einen längeren ersten Theil: Wider Juda (Kap. 1—45), und einen weit kürzeren, zweiten Theil: Wider alle Heiden (Kap. 46—5l). Soweit ist die äußere Anordnung des Prophetenbuches eine überaus klare, während dagegen die innere Einrichtung desselben und die Anordnung der einzelnen Weissagungen ihre erheblichen Schwierig- keiten macht, so daß einzelne Ansleger gar keine Anord- nung in dem Buche finden wollten, andere zwar eine solche nachzuweisen versuchten, allein ohne bis jetzt mehr als Versuche vorgeführt zu haben. IV) Unter den IHHDJJ III-I (d. i. Worte Jeremia), wie es im Grundtexte heißt, sind zwar auch Geschich- ten zu verstehen; denn der Prophet theilt zu Anfang und Schluß der einzelnen Weissagnngeii sehr oft Anlaß und Erfolg derselben mit, und sein Vuch enthält viele geschicktliche Abschnitte kleinerer und größerer Art; den- noch i·t der Hanptinhalt Reden, nur daß diese nicht aussch..ießlich Verheißungen der großen Zukunft des Volkes sind, obwohl auch solche in Kap. 32 u. 33 sich finden, sondern hauptsächlich Sehr: und. Strasworte. ,,Meint man, Jeremias habe nur Weissagungem so kann man sich in sein Buch nicht finden; wenn wir aber in der Geschichte des Reiches Juda das Vorbild des Unter- gangs der Königreichh Staaten und Völker anerkennen, so ist die Sieh-gis- (Straspredigt), die Jeremias ver- tritt, unmittelbar auf unsere undalle Zeiten anzuwen- den. Denn hier werden die innersten Keime des Sin- kens und Untergangs aller politischen Dinge bloßgelegtz und darum gehört Jeremias zu deu allersruchtbarsten Propheten. (Vilmar.·) — Zu einem richtigen Verständ- niß des Propheten ist aber sehr nöthig, ,,daß man die Geschichten anfiehet, die sich begeben haben unter den Königen, zu welcher Zeit er gepredigt hat; denn wie es dazumal gestanden ist, so gehen auch seine Predigtem (Luther.) — Man lese also, ehe man sich an die Be- trachtung des zunächst uns vorliegenden 1. Theils be- giebt, die Abschnitte: 2. Kön. 22, 1 —— 25, 21 und . Ehron 34, I —— 36, 21. VII-if) Was die Ursach’ der in dem obigen Vorwort zu unserm Propheten angedeuteten Uebereinstimmung zwischen den Namen so vieler alttestamentlichen Gottes- männer und ihrem Wesen, ihrer Lebensaufgabz ihrer Wirksamkeit und ihren Schicksaleu betrifft, so ist Folgen- des zu bedenken: ,,Jn der heil. Geschichte hat Gott überall seine Hand im Spiel, nnd zwar in einer noch anderen, bei weitem unmittelbareren und handgreifliche- ren Weise, als in der Weltgeschichte; er regieret und leitet in ihr alles auf eine direktere und offenbarere Weise, fein Plan tritt hier sichtbarer hervor. Die heil. Geschichte ist eine gottmenschliche Geschichte, ja gewisser- maßen eine Schöpfung Gottes, nnd alle hervorra- gendenden Männer in ihr sind seine Geschöpfe, von ihm zur Vollslihrung seines Planes geschaffen, ein jeder z1i seiner Aufgabe nnd jeder mit seinem ihr entspre- chenden Wesen: foll nun nicht der Schöpfer seinem Ge- schopf, der HErr seinem Werkzeug und Diener seinen Namen geben? Und die Namen der hervorragenden alttestamentlichen Männer wurden ihnen auch wirklich von Gott gegeben; die Eltern hatten den Geist Gottes, sie warst! so zu sagen Propheten, wenn sie ihnen den- selben gaben. Sie dachten dabei an Eins, und Gott dachte an etwas Anderes; die Uebereinftimmung aber zwischen dem Namen der» altteftamentlichen Gottesmän- ver, ihrem Wesen und ihrer Wirksamkeit sollte darauf hindenten, daß er es war, der durch sie redete und han- delte, und sollte ihnen selber ein glaiibensiärkendes Berufung Jeremiä zum Prophetenamt 209 Unterpfand sein, daß sie von ihm zu ihrem Werke be- rufen seien. (Caspari.) I· v. 4—10. In der Zeit, da das voll( schon reif zum Gerichte war nnd auch vou der ernstgemeiuten Reforma- tion des Iosta sirh nur. äußerlich berühren, nur anf- weebeig aber nicht zum Aufstehen von seinem Sünden— lager bewegen ließ, berust der HErr seinen Propheten, damit er das nahe, in der Hauptsache unabwendbare Gericht verkünde und das Volk, noch bevor dasselbe ein- tritt, zur demüthigen Beugung unter Gottes strafende Hand bewege; dieser weigert sich anfangs der Annahme des schweren, gefahrvollen, fast trostlosen licenses im Gefühl einer dlntiichtigleeitz wird aber durch das be· stimmte ort des Mitten, welches-alle Widerrede ab- srhneidet und dem Schwachen die göttliche Kraft und Stärkung 3usagt, ja gewissermaßen sarramentlich zneignet, zum Jlntritt seines rechtmäßigen, ordentlichen Amtes bewogen. 4. Und des HErrn Wort geschah lzum ersten Mal« in jenem 13. J. des Josia V. 2"] zu mir [dem Jeremia], nnd sprach [da der HErr in einer nächtlichen Erscheinung 1. Kön. 3, Z; 9, 2 also:] 5. Jch fder ewige, allmächtige und allwissende Gott, der da ruft dem, das nicht ist, daß es sei Röm. 4, 17., und dem alle seine Werke bewußt smd von der Welt her Apostg. 15, 18., ja, für den jeder einzelne Mensch in der Gefammtheit sei- ner Beschaffenheit und seiner Lebensgeschichte ein Gegenstand seines ewigen göttlichen Wissens und Wollens isi Pf. 139, 13 ff.; Jes. 45, 4 f.] kannte dich, ehe denn ich dich in Mutterleibe be- reitete, und fonderte dich aus kfür meinen Dienst Gal. 1, 15], ehe denn du von der ålJiiitter gebo- ren wurdeftckit nnd ftellete dich zum Propheten Unter die Völker-s— [wies dir deinen Wirkungskreis an als Propheten unter den Völkern, daß du nicht blos den Judemfondern auch den Heiden, ja allen Menschen, die noch künftig fein werden, zu Trost und Warnung meine Gerichte verkündigen solltest]. « is. Jch aber [als ich solche Worte des HErru hörte, weil ich mich vor dem zu allen Zeiten schwer-en, aber in dieser so betrübten Zeit doppelt schweren und gefährlichen Amte eines Propheten fürchtete V. 8 und es gern abgelehnt hätte] sprach sähnlich wie Mofe in 2. M. Z, 11.ff.;f4, 1 ff.]: Ach THE-re, HEry ich tauge nicht zu predigen sbin zu dem Prophetenamie kein geeigneter Mann]; denn ich bin zu jnngH swörtlichx ich bin ein Knabe, Jüngling, dem es noch an aller Lebens: erfahrung, an starker Kraft zum Tragen und an dem gehörigen Ansehen fehlt bei denen, für welche du mich berufst]. « » «) Niemand darf ein Amt verwalten, er sei denn dazu berufen; darum schickt die heil. Schrift gewöhnlich den Beruf allem andern voran. So rühmt Paulus im Eingang zu seinen Briefen seine Berufung; ebenso wird von Mosis Berufung im Eingang zu seinem 2. Buch gelesen. ,,Das ist gegen die gerichtet, welche sich ein- DF ch sel’ s Btbellverb bilden, die Kirche werde zusammenbrechem wenn sie nicht selbst lehreten. O wenn sie doch nur herbeikämem welche meinen, es sei ihnen ein Talent anvertraut, wie gern wollten wir ihnen unsern Posten abtreten und die- fes beschwerliche Berufsfeld ihnen überlassen! Die Guten aber nahen mit Bangen und werden nur mit Mühe herangezogen; die Gottlosen fliegen gierig herzu und reißen den heiligen Dienst durch Simonie oder Gewalt an sich, oder besser gesagt: die Frucht des heiligen Juda, fing schon im Z. Jahre seines Königreiches an, den HErrn zu suchen, und im 12. J. Juda und Jeru- salem von den Höhen und Hainen »und Götzen und ge- gofsenen Bildern zu reinigen (2. Chron. 34, 3). Jere- mias schien also im folgenden Jahr mit seinen Buß- predigten und Weifsagnngen in eine gute Zeit gefallen zu sein, allein der klägliche Inhalt seines Buches zeigt das Gegentheil an. Dies sollen sich alle diejenigen zur Witzigung merken, die von der Gewalt der Obrigkeit eine allzngroße Hilfe zur Bekehrung der Menschen er- warten, und ohne dieselbe nichts wagen und hoffen wollen. (Roos.) — Wiss) Hiermit ist nicht blos gesagt, daß Jehova von Ur her um die Person Jeremias wußte, sondern da nach der richtigen Bemerkung der Alten das ,,Kennen« gewöhnlich ein Kennen cum etkeotu et; affectu (mit begleitender Wirkung undinnerer Be- theiligung) bezeichnet, daß er diesen Jeremia seit ewig zu der prophetischen Wirksamkeit erkor, in welche er jetzt den in die zeitliche Geschichte Eiugetretenen beruft. (Delitzfch.) Wie das Erkennen und das Erktiren selber, so hängen auch die Akte, nach denen ihre Zeit bestimmt wird, zusammen; und sie werden durch dieselben weit zurijckgefchobem weil alles Wissen und Beschließen Got- tes von langer Hand her ist: Jes. 22, U; 37, 26 ff. (Hitzig.) — f) Der» ewige Vorsatz Gottes, die Bildung der Seele und des Leibes im Mutterleibe, der göttliche Beruf und die Mittheilung der Geistesgaben machen allein einen Propheten. (Roos.) Der HErr läßt es sei- ner Kirche nie an den Kräften fehlen, die Zeit und Ort erfordern; er braucht sie nicht zu fuchen oder auf sie zu warten: er macht sie. (Nägelsbach.) Schon in den ersten Keimen seines Daseins ist der Menfch berufen; gebunden. Er wird nicht erst das, was er fein soll, durch sich, er wird geboren als das, was er ist; nun hängt es von ihm ab« ob er der urfprünglichen Dis- position folgt. (Vilmar.) — H) Allerdings mag Jere- mias, da er hernach gegen 50 Jahre im Amte stand, damals noch jungen Alters gewesen sein; doch ist nicht zu denken, daß der HErr in dem allzu jugendlichen Alter von 14 Jahren, wie die Rabbinen behaupten, ihn berufen habe zu einem so hohen Amte; sein Wort ist vielmehr »ein Wort der Noth, wie es den Lippen fast aller Heiligen entfährt, welche auf ihre Kraft nicht vertrauen. Denn sie wissen recht gut, wie es nöthig und schwer ist, sich den Mächtigen der Welt entgegenzu- setzenz deshalb sind sie nicht ehrgeizig, und obgleich das Fleifch sich einredet, es richte folches mit eigener Kraft und Beredtsamkeit aus, so halten sich doch die Frommen für Kinder am Geist, und das mit Rechts« 7. Der HErr aber [meinen Einwand durch einen unbedingten, alle weitere Gegenrede abschnei- denden Befehl widerlegend] sprach zu mir: Sage, nicht: Jch bin zu jung [als müßtest du erst da- rauf mich aufmerksam machen, während es doch schon längst in meinem Willensbeschluß bedacht und vorgesehen s1st]; sondern du sollft gehen, wohin ich dich seude, und predigen, was ich dich heiße« [so A· T. 1I. 2. 14 Dienstes. (Oecolampadius). — M)«Josia, der König« sein Beruf ist an die uranfängliche Schöpferdisposition 210 Jeremia l, 8——16. daß du also nur meine Wege zu gehen und meine Worte zu verkündigen hast, dazu aber thut sonst nichts noth, als ein williger Fuß und ein treuer Mund, während eigene Klugheit und eigne Kraft alles verwirren und verderben würde]. 8. [Und was deinen Mangel an Ansehen bei denen» betrifft» zu welchen ich dich sende, so sage ich im Gegentheil:] Fürchte dich nicht Vor ihnen sgenauen vor ihrem Angesicht, vor dem An: sehen und Einfluß der Großen, dem Trotz und Widerspruch der Gewaltigen , der Menge und Ueberiuacht der Widersacher]; denn Jch bin bei dir nnd ivill dich erretten« ldaß du, der Eine gegen Viele, der Kleine und Schwache gegen Große und Starke, wohl zurecht kommen sollst], spricht der HErr [dessen Wort wahrhaftig ist, und was er zusagt, das hält er gewiß Pf. 33, 4]. «) Der Mensch, der etwas sein will, ist die Materie, daraus Gott nichts, ja daraus er die Narren macht; ein Mensch -aber, der nichts fein will und nichts für sich hält, ist die Materie, daraus Gott etwas macht, herr- liche,» weise Leute vor ihm. Ein Mensch, der sich vor Gott für den geringsten achtet, ist bei Gott der größte und herrlichste (Scriver.) Wie der HErr anderwärts erwählt, was thörichtz was schwach, was unedel ist vor der— Welt (1. Cor. l , 19 ff.), so erwählt er wohl auch einen, der sich und Andern zu jung vorkommt: ,,es ift’ nicht allezeit am grauen Bart gelegen.« (Förster.) sit) Daraus, daß wir der unmittelbaren Nähe Gottes gewiß sind, fließt allein die Furchtlvstgkeiy welche rechte Diener amWorte haben und haben müssen. V l. das Lied von Joh. Joseph Winckler (seit 1714 O erpre- diger am Dom zu Magdeburg, f— 1722): Sollr ich aus Furcht vor Menschenkindern &c. 9. Und der HErr [der mir in einem Gesicht l. Kön. 22, 22 Anm. erschienen war] rekkle [nun- mehr, nachdem mich sein Wort schweigend und gehorsam gemacht hatte Kap. 20, 7] seine Hand [nach mir] ansJtnd rührte lmit den Spitzen seiner Finger] meinen Mund sum mir die Berufung zum Prophetenamte durch eine licht: und flihlbare Hand: lung recht gewiß zu machen und mir zumeinem Berufe als mit eigener Hand Kraft und Freudig: keit zu übergeben] nnd sprach zu mir sindem er das that]: Siehe, ich lege Damit, daß ich deinen Mund jetzt ruhte, von diesem Augenblick an] meine Worte in· deinen Mund ldaß du fortan einer der heiligen Menschen Gottes seiest, die da reden getrieben von dem heil. Geist 2. Petr. l, 21.] « 10. Siehe, ich sesze dich lnachdem ich dich so im Allgemeinen zu meinem Propheten gemacht habe, im Besonderen noch. gleichwie auch Jesaia vormals seine besondere Mission nach Lage der Zeitverhältnisse empfing Jes. 6, 8 ff.] henle dieses Tages sniit welchem Zeitpunkte eine neue Wande- lung in» der Entwickelungsgeschichte meines Reiches auf Erden anhebt, zu meinem Beamten] über· Völker und Königreiche [die mein Gebiet und Eigenthum sind, und gebe dir mit der Vollmacht auch die-Macht über sie, mit der formellen Be- rechtigung auch die materielle Befähigung], daß» du [inittelst des. Worts, das ich in deinen Mund gelegt habe, nach der einen Seite deines Prophetenamtesj ausreißen [was nicht von mir gepslanzt ·Matth. 15, 33], zerbrechen swas nicht von mir gebauet ist], verstören [die Anschläge und alle Höhe, die sich erhebt wider die Erkenntniß Gottes] »und verderben sollst« [die Befesiigungeii 2. Cor. 10- 4 H, und [dann, nach der andern Seite deines Amtes] bauen [an Stelle des Zerbro- chenen] nnd pslanzenikt [an Stelle des "Ausgerisse- nen Kap. 18, 7 ff.]. «) Wie in Jes. s, 7 eine Zueignung göttlicher Gnade unter einem sacramentlichen Zeichen stattfand, so auch hier: der Propbet empfängt mit dem Auftrage auch die Kraft des heil. Geistes zu dem Amte. »Die Anriih- rung des, Mundes ist ein Zeicheiy welches auf die Wirksamkeit des heil. Geistes hinweist, denn dieser ist der Finger Gottes, der den Dienern die- Lippen öffnet: Pf. 51, 13 f. 17; Luk. 21, 15. (Förster.) Es giebt eine unmittelbare Berufung, welche sich jedoch auf die Träger des prophetifchen und apostolifchen Amts be- fchränktx wir wissen vo.n keinem Propheten, der durch Menschen wäre zum Propheten erwählt und berufen worden— (Aaron und Elisa, die man als Ausnahmen anführt, sind es nur scheinbar), und auch die Apostel find sämmtlich vom HErrn unmittelbar berufen. Wie aber diese unmittelbare nnd außerordentliche Berufung nur für diejenigen Diener und Werkzeuge ilt, deren der HErr stch bedienen will zur Gründung seiner Kirche, so müssen alle die, welche in der bereits gegründeten » Kirche Träger des Amts fein wollenzhierzu 1-ite, d. h. durch die dazu berechtigten menschlichen Organe berufen werden: Auge-b. Eonf Art. 14. (Nägelsbach.) Wen Gott fchickt zu seinem Dienst, den macht er auch ge- fchickt zu demselben. — «) Für den Propheten war es die erste Aufgabe zu zerstören. Die vier Zeit- wörter, von welchen die beiden ersten sich noch besonders zusammenschließem im Grundtext durch Gleichklang mit einander verbunden, zeigen in ihrer-Häufung, wie tief das Unkraut feine Wurzeln geschlagen hatte, wie lang- wierig und mühsam die Arbeit des Ausreißens und Reinigens sein werde; aber diese Worte haben noch einen weit tieferen Sinn: »Der Prophet foll durch feine Weissagungen den.Untergang befördern, das Gericht be- fchleunigenx das ist der Erfolg aller Verkündigung des göttlichen Wortes bei denen, die das prophetische Wort nicht annehmen. An dem Propheten haben sie sich ge- ftoßewund durch dieses Anstoßen ihr Zerfchellen e- schlennign (Vilmar.) — IV) So gering auch des Pro- pheten Aussicht auf positiven Erfolg von vorn herein war, indem er sein Hauptwerk in der Strafe und feines Amtes vornehmste Wirkung in der Verstockung und Be- schleunigung des Gerichtes sehen mußte, wie denn für diese seine negative Thätigkeit vier Ausdrilcke gebraucht werden; so war doch feine Aussicht auch keineswegs eine unbedingt trostlose: er foll strafen, vorzu sweife stra- fen, aber auch heilen; er soll auch auen und pflanzen, Neues, Gutes aufrichten und, wenn auch mit geringem, doch wenigstens mit einigem Erfolg, auf die neue Zeit hinweisen, welche durch Gottes unverdiente Barmherzigkeit hervorblühen foll. Da ist es nun merk-s würdig, wie der Name Ieremia zu diesem doppelten Berufe ganz trefflich paßt; denn nicht blos, wenn auch zunächst, liegt darin der Begrisf des Verwerfens Weg- Der HErr zeigt dem Jereinia zwei Gesichte zur Bestätigung seines Prophetenberufs 211 schleuderns (s. das Wort der Ausschrist), sondern auch der Begriff des Gründen-s. In seiner Sendung zeigt Gott, daß er sein Volk zwar hinwerfen und feinen Tempel zerbrechen werde, aber auch den ,,Rest, der sich bekehrt« heilen, erhöhen und gründet( werde auf einen ewigen Felsen und Eckstein; denn es ist des HErrn Weg, erst zu demüthigem die er erhöhen will, undseine Lust ist an den zerbrochenen Herzen, daß er sie helle. II. V. 11——19. Zur weiteren Bestätigung des ihm über— trageneu sernfee zeigt der hGrr dem Jeremia zwei Ge- sichte, welche er gleichzeitig selber austrat. Ja dem ersten, dem vom Lnandelbanm-Stabe, bezeugt er, daß« er dem von Irremia zu weissagenden Strafwort eine ganz sichere Geltung und Erfüllung verschaffen werde; das zweite Gesiiht dagegen, das von dem heiß— siedendeii Taufe, welcher dem Propheten von Mitter- naiht her siclztbar wird, zeigt diesem, woher das von dem Volke mit seiner Untreue gegen den tjGrrn ver- wirkte Gericht iilier Inda kommen werdet In welchen Eonstikt min der Prophei mit der Verkündigung diese-z Gerichts; kommen werde, weiß der tjoirr gar wohl; aber er will ihn anth stark machen, den Gonflilit zu überstehen, und vermag ihn zu stählen, seinen Beruf treulich aus— zurichten. « 11. Und es geschah [in einem andern, wohl bald auf jenes erste V. 4 folgenden Gesicht, bei welchem mir etwas gezeigt wurde Amos 8, 2 f] des HErrn Wort zu mir und sprach: Jereinia, was siehest du? Ich sprach: Ich sehe einen ioacleren Stab [einen Zweig, eine Ruthe des Wacker- oder Mandelbaums]. . 12. Und der HErr sprach zu mir: Du hast recht gesehen [wenn du nicht im Allgemeinen blos einen Stab oder eine Ruthe nennst, sondern beson- ders das »wacker« ins Auge faßt]; denn ich tvill wacker sein aber mein Wort jin Beziehung auf jenes mein Wort, das ich in deinen Mund lege V. 9, frühe aus oder mit Eile und Eifer daraus bedacht sein], daß ich es thue [bald und gerade so in Erfüllung gehen lasse, wie du es verkündigen wirst, Jes. 55, 11]. Die Septuaginta übersetzen in V. II: Nußbaum- stab, welcher Uebersetzung Theodoret die Auslegung giebt: »Wie die Nuß eine bittere Schale und darin den eßbaren, süßen Kern hat, so ist »die göttliche Zucht schwer und bitter zunächst, dann aber folgt das Heilsame und Gutes« Doch billigt auch Theodoret schoi1 die rich- tigere und mit dem folgenden: »Jch will wachen, wacker fein« besser zusammenstimmende Lesart der Masoretheiu welche nur an den Stab von einem Mandelbaum denken läßt. Jst der Stab als Ziichtigungsmittel (2. Mos. 21, 20z 4. M. 22, 27) überhaupt das Sinn- bild der Strafe (Jes. 9, 4; 10, 5), so kommt es hier besonders auf das Wackersein oder Aufwachen an; denn wie Gottes Langmuth häufig unter dem Bilde des Schlases vorgestellt wird, so sein strasrichterliches Ein- schreiten nnter dem des Erwachens oder Aufstehens vom Schlafe (Ps. 44, 24; 78, 65). Und nun ist es gerade der Mandelbaum der von seinem frühen Erwachen deii Namen hat (2. Mos. 25, 40 Anm.). Daß Jereniias den Stab sogleich sitt· eine Ruthe oder einen Zweig bon eben diesem Baum erkennt und daß er denselben nicht mit einem andern (1. Mos. 28, 19; 30, 37), sondern mit dem, der Absicht des ihm gezeigteii Bildes ent- sprechenden Namen (Pred. 12, Z) bezeichnet, ist ebenso eine Bekundung der bei seiner Berufung ihm mitgetheil- ten Fähigkeit, prophetische Gesichte zu vernehmen(B.9), wie das bekannte Urtheil Salomo’s in 1. Kinn Z, 16ff. eine Bekundung der in nächtlichem Gesicbt ihm verliehe- nen Richterweisheit ist; das bringt ihm auch der HErr zum Bewußtsein mit den Worten: »du hast recht ge- sehen« nnd entkräftet damit des Propheten früheres Wort: ,,ich tauge nicht zu predigen, denn ich bin zu jung. 13. Und es geschah [bei dem nämlichen Ge- sicht, von dem in V. 11 die Rede war] des HErrn Wort zum andern Mal kais in diesem Gesicht noch ein zweites Bild mir gezeigt wurde] zn mir, nnd [Gott] sprach [wieder, wie vorhin]: Was sie- hest du? Jch sprach: Ich sehe einen heißen sie- denden [wörtlich: einen angeblasenen, d. i. durch Anblasen des Feuers in’s Sieden gebrachten] Topfs von Mitternacht her lsich mir präsentirends 14. Und der HErr sprach zu mir [auch die- ses Bild mir deutend]: Von Mitternacht [Kap. 4, S; G, l. 22; 10, 221 wird das [durch den hei- ßen siedenden Topf sinnbildlich dargestellte] Unglück ausbrechen über alle, die im Lande [Juda] wohnen. 15. Denn siehe, ich willrufen allen Fürsten in den Kdnigreichen gegen Mitternachtti [genauer: allen Stämmen der Könige des Nordens], spricht der HErr, daß sie kommen sollen sals die von mir bestellten Richter über mein Volk] nnd ihre Stiihle [deren es gar viele geben wird, da jeder einzelne von all’ diesen Stämmen meinem Rufe auch wirklich folgt] sehen vor die Thore zu Jerusalem, und rings nm die Mauern her sdaß an ein Entrinnen der Belagerten nicht zu denken sein wird] und vor alle Städte Juda sihnen das gleiche Schicksal mit der Hauptstadt zuebereiten]. 16. Und ich will das Recht lassen über sie [die Einwohner Jerusalems und aller Städte Judas] gehen, um aller ihrer Bosheit willen [die sie gegen mich begangen], daß sie mich verlassen [deu Bund, welchen ich mit ihren Vätern geschlossen habe, brechen] und ränchern lbringen Rauch: und andre Opfer dar] andern Fremden, nichtigen] Göttern, und beten an ihrer Hände Werk [in den Götzen- bildern Jes. 2, 8; 37, 19]. ») Die Auffassungen der Ausleger Zehen hier aus- einander. Unter Berufung auf die Ste en: Hesek. 11, 3 ss.; 24, 6ff. versteht man ineistentheils unter dem Topf (oder Kessel L. Köm 11, 38 fs.) die Theokratie, die heilige Stadt; das zu heftiger Glnth angesachte Feuer rings um den Topf her bezeichnet dann die Schrecken und Aeugste der Belagerung Jerusalems, unter diesem Feuer aber fängt das Fleisch im Topse an zu kochen, d. i. dem Volke in der Stadt und im ganzen Lande wird immer heißer und ängster, bis der eine Theil zu Grunde geht ——das, was überschäumh wären die aus dem heil. Lande vertriebenen Einwohner. Und nun zeigt sich der Topf von Mitternacht her, weil das Werkzeug Gottes zur Entzündung des Feuers die aus dem Norden kommenden Chaldäer mit ihren Heerscham M« 212 Jeremia l, 17——19. 2, 1—3. ren sind. Nach anderer Auffassung dagegen ist der Topf mit dem stedenden Wasser darin ,,das Bild eines Heeres von brausenden, erregten Völkern, denn das Wasser bedeutet Völker tPs. As, 3 f. Anm.) , der Topf die Zusammenfassung, Vereinigung der Völker«; von Mitternacht her aber zeigt stch der Topf, weil von dort- her das Heer der Chaldäer, durch welches der HErr Juda für seine Trenlosigkeit züchtigt, sich einstellt. Das Bild läßt sich dann weiter, als im Texte angedeutet ist, ausführen: »Wie wenn ein Topf voll siedenden Wassers über einen Menschen ausgegossen wird, so soll stch der Chaldäer Heer über Juda ergießen« Bei der Frage, für welche von beiden Auffassungen wir uns entscheiden sollen, kommt der Zusammenhang mit dem vqrhergehew den Gesicht (V."11f.) und der Inhalt der nachfolgenden Offenbarung Gottes (V. 15 f.) in Betracht. Da er- fcheint denn der siedende Topf im Verhältnis; zu der Zuchtruthe oder dem Stabe im vorigen Gesicht als eine Steigerung — er ist »ein Bild der äußersten Zornesgluth; was nun die Zuchtruthe thut, sie schlägtz das thut seinerseits der siedende Topf, er brennt oder verbrennt, überschüttet mit versengender Gluth die, in deren Mitte er steht und die er mit seinem überfchäu- menden Wasser erreicht.« Jst dieser Gedanke nun gleich im Bild nicht näher angedeutet, so liegt er doch in den erklärenden Worten des HErrn: »Von Mitternacht wird das Unglück ausbrechen über alle, die im Lande woh- nen.«« Hiernach ist ohne Zweifel die zweite Erklärung dem Zusammenhang gemäßer, als die erste, bei welcher die Erwähnung des Feuers um des Folgenden willen nicht hätte fehlen dürfen; denn die Hauptsache bei dem Gesicht, die Jeremias in seinerAntwort auf die Frage des HErrn auch hervorkehrt und die der HErr dann im folgenden Verse bei seiner Ausdeutung des Bildes sofort an die Spitze stellt, ist das »von Mitternacht her«, und - da dies auf die von Norden kommenden Chaldäer geht, so durfte das, was nach der ersten Erklärung die Chal- däer bezeichnet, das Feuer, nicht fehlen, sonst stehen Sinnbild und Ausdeutung ohne innere Beziehung zu einander. -— W) Noch hat es die Weissagung des Jeremias für’s Erste blos mit der allgemeinen Verkün- digung zu.thun, daß die von Gott zur Zijchtigitng sei- nes Volkes ausersehene Weltmacht von Mitternacht her kommen werde, bis sie dann später (Kap. 25, J) den König zu Babel, Nebucad-Nezar, als denjenigen Knecht des Errn bezeichnet, der das Strafgericht aus- zuführen ha e. Man braucht sich nicht viel— damit ab- zumühen, um den Ausdruck »von Norden her« mit Rücksicht daraus zu rechtfertigen, daß. ja Babylonien mehr östlich, als nördlich von Palästina gelegen habe (s.KarteIV): es handelt sich hier nicht um geographische Genauigkeit, sondern um heilsgeschichtliche Gesichtspunkte, und wie nun von diesem Standpunkte aus Egypten die Weltmacht ,,gegen Mittag« ist (Dan. 11, 5ff.), so das, in das Erbe der assyrischen Monarchie eintretende Ba- bylonien die Macht ,,gegen MitternachtC Hätte der sonst so fromme König Josca, in dessen 13. Regierungs- jahre dem Propheten die Weissagung hier zu Theil wurde, dieselbe recht verstanden, so würde er 18—-l9 Jahr später in Pharao Nechcks Wort: 2. Chiron. 35, 21 Gottes mittelbare Stimme nicht verkannt haben, statt daß er nur den Grundsätzen weltlicher Politik und den Eingebungen des eigenen, wenn auch wohlmeinend-en Herzens folgte und dadurch einen frühen Untergang sich bereitete (2. Köm 23, 29 Anm.). Gottes Wort ist nn- sers Fußes Leuchte und ein Licht auf unserm Wege für alle Lagen und Verhältnisse des Lebens; nur redet es oftmals nur leise, in Bildern nnd Gleichnissem in bloßen Andeutungen und allgemeinen Umrissen, es muß Gottes Geist dazu kommen, daß wir es auch recht verstehen » «und anwenden, wir müssen nicht blos flüchtig darin lesen, sondern beständig darin leben, sonst bleibt ein « großer Theil seines Segens ein verborgener Schatz im Acker. 17. So begürte nun deine Lenden kmache dich fertig zum eiligen Gehen im Dienst deines Amte 1. Kot« 18, as; Lin. 12, 35]- und mache dich auf [diesen Dienst sofort anzntreten l. Chron. 23, 16.]; und predige ihnen sdem gottlosen Volke in seiner Gesammtheitj alles, was ich dich heiße [V. 7]. Fürchte dich nicht vor ihnen, als sollt ich dich absehreckeni sauch ein solches Verdam- mungsurtheil über dich fällen, wie es aus ihrem Munde laut werden wird, als wärest du ein Ketzer und predigtest wider Gott und seine Kirche]. 18. Denn ich tvill sdaß du also keine Ursach hast dich» zu fürchten, wenn du »nur sest an diese meine Zusage dich hältst] dich heute [gleich von diesem Tage ab, mit welchem dein Amt beginnt V« 105 KAP- S, 271 zur festen Stadt [die man umsonst belagert], zur eisernen Säulestt [die man nicht umzustoßen vermag] und ehernen Mauer [die man berennen, aber nicht stürzen kann Kap.15,20] machen im ganzen Lande««- sdaß du, der Eine, den Kampf führen kannst wider Alle], wider die Könige Juda [deren du mehrere wirst aufkommen und untergehen sehen und denen du ihrer Herr: schaft und theilweis auch ihres Lebens trauriges Ende weisfagen sollst], wider ihre Fürsten [Staats- beamten und falschen Rathgebew deren Sturz so unwiderruflich ist, als der des Staates felber], wider ihre Priester [welche nicht in meinen Wegen wandeln, die falschen Propheten eingerechnet, welche ihres Herzens Gesichte predigen Kap. 23, 9 fs.], wider das [gemeine] Volk im Lande [das, weil es mit den Fiirsten und Priestern die Sündenwege wandelt, auch der Sünder Lohn mit ihnen theilen wird], 19. Daß, wenn sie [Könige, Fürsteiy Priester und Volk, entweder im Verein mit einander, oder der eine oder andere Theil für sichJ wider dich streitenxspt dennoch nicht sollen wider dich siegen; denn Jch bin bei kund mit Jes 41, 10] dir, spricht der DER, daß ieh dich swenn du mein treuer Knecht und wackerer Streiter sein wirst, aus der Hand der Gottlosen] errette [und aus der Hand der Tyrannen erlöse Kap. 15, 21]. V) Dieses Wort liegt wohl der Bitte Jeremicks »in Kap. 17, 15—17 zu Grunde. Es dürfte jedoch der Grundtext vielmehr so zu übersetzen sein: Erfchtick nicht Esei nicht niedergeschlagen, d. i· furchtsam, zaghaft vor ihnen [wenn du vor ihrem Angesicht stehest], auf daß ich dich nicht [wenn du etwa· aus fleischlicher Furcht und unzeitiger Zaghafs tigkeit dein Amt nicht recht führen solltest, in der That] vor ihnen erfchrekie [unter ihren sichtlichen Augen niederschlage als unbrauchbares W k - breche 1. Tor. 9«, 16]. er Zeug z« Es wird in dem Grundtext einerlei Wort, aber nicht in einerlei Verstand wiederholt, und dieses nicht ohne besondere Zierlichkeih (Psafs.) »Es) Solche Männer sind das wirklich, was die bei- den Säulen Jachin und Boas vor Salomo’s Tempel thpisch bezeichneten (Schmieder.) IN) An dem, von Natur so weichen Jeremias (2. Kön. 2’2, 7 Anm.) zeigt sich im Verlauf des Fol- genden ,,eine bewundernswürdige Festigkeit u1id Zuver- sicht bei Verkündigung des Gerichts, wird kund seine Festigkeit und sein Muth im Amte. Jeremias ist nicht nur Janimerer, sondern er hat das bestimmte Bewußt- sein seiner Berufung, und nie jammert er menschlich, trostlos. (Vilmar.) Mit diesen drei bildlichen Ausdriicken zeigt Gott, mit roelcher Kraft er den Jeremias gegen alle Feinde gerüstet habe, nnd sind die Bilder herge- nommen von einer festen Stadt, um die eigne Verthei- di ung, von einer ehernen Säule, um die Ertragung a er Lasten, welche ihm auferlegt werden könnten, zu be- zeichnen, und von einer ehernen Mauer, um anzudeuten, daß er die Kriegsqualen ohne Beschädigung ertragen und abschiitteln werde (Christoph Castro , ein spanjscher Jesuit.) —- Er verheißt ihm also keinen Frieden oder Ruhe, sondern Kampf und Sieg. Diese Verheißung hat er auch der Kirche gegeben; denn dem hl. Petrus sagt er: Aus diesen Felsen will ich bauen meine Gemeine, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht iiberwältigem Er sagt nicht: e sie ldie Pforten der Hölle) werden nicht kämpfen, sondern: sie werden im Kampfe nicht die Kirche überwältigem Aber auf der anderen Seite wird der Sieg durch Kampf, und zwar nicht ohne schweren Kampf erfochterk (Theodoret.) Ver Einleitung des Bulhes oder der in san. 1 vorge- führten Berufung des Propheten folgen nun in man. 2—24 weissagungen allgemeiner Zlrt nnd oon znsammenfassendem Inhalt ans der in der llleberskhrift angegebenen Zeit der Wirksamkeit Jeremia’s. Davon bilden zunächst san. 2—6 einen besonderen Abschnitt, der ans die dieforinationsvev suche des Königs Iosia sich bezieht nnd sie ganz so dar- stellt, wie wir sie in der Arm. zu L. Nu. Es, 25 bereits liennen gelernt haben, erusigemeint oon Seiten des Königs, aber erfolglos auf Seiten des Volkes» Der erste Theil dieses Jlbschnilts reicht oon Kur. 2 bis s. Z, 5 nnd legt die reiche Gnade, welche Gottes Treue dem voller bat zu Theil werden lassen nnd den dieser Treue gegenüberstehen- den, ganz nnerlilärticljen Jlbfall Ssraels in allgemeinen Zügen dar. I. its. 1—-3. Der folgenden strasrede geht eine Jlrt Einleitung voraus; sie greift aus die Zeit der Jugend Israels zurück, da der tjTrr seinen Bund mit dem voltie schloß, nnd erinnert an dessen erste, leider ver- lassene Liebe (Qssenb. L, 4). Knie. 2 , V. 1. Und des HErru Worten- schah zu mir sunmittelbar nach jenem 18. Regie- rungsjahre des Josia, als das Volk in Folge der Auffindung des Gesetzbuches von seinem frommen Könige sich zu einer Art Buße hatte mit fort- reißen lassen, ohne jedoch sich wirklich zum HErrn zu bekehren 2. Kön. 22 , 3 —— 23 , 27], und sprach: 2. Gehe hin [Jeremia, von deinem bisherigen Wohnort Anathoth im Lande Venjamin Kap.1, 1 nach Jerusalem, wo fortan deine Wirknngsstätte sein soll], und predige öffentlich zu Jerusalem [genauer: rufe vom Tempel aus in die Ohren Des Volkes Israel erste, leider verlassene Liebe. 213 Jerusalems, daß jedermann es hören und, wenn er nur will, zu Herzen fassen kann Offenb. 2, 11], und sprich: So spricht der HEm Jch [der ich einst in zuvorkommender Gnade mich zu einem heiligen, unaufhörlichen Bunde mit dir zu- sammengeschlossen habe, oJsrael] gedenke [dir zum Besten noch der Zeit], da du [als ich dir Mosen zum Erlöser aus der Knechtschaft Egyptens sandte] eine freundliche junge Dirne kdie in die, zum Liebesbunde ihr damit von mir gereichte Rechte bereitwillig einschlug 2. Mos. 4, 31] und sals ich dann den Gesetzesbund am Sinai anfrichtete] eine liebe Braut [die ihrem Gatten in Liebe sich zu- wandte 2. M. 24, Z] wareft; da du mir [wenn anch in mancherlei Schwachheit und jugendlichem Leichtsinty doch auch mit vertrauensvoller Hingabe an meine Führung] folgtest in der szwischen Egypten und Kanaan gelegenen arabischenJ Wüste fund also, wie du selbst diese Wüste genannt 4. Mos 20, z] im Lande, da man nichts säetz 3. Da Israel des HErrn eigen kaus der ganzen großen Menge der sich selbst überlassenen Heidenvölker dem allein wahren Gott geweihtes Besitz: oder Heiligthum 2. M. 19, Z; Z. M. 20, 26; 5. M. 7, 6] war, und seine erste Frucht [wörtlich: sein Erstling des Ertrags 5. M. 26, l0., indem es zu den übrigen Völkern sich verhielt, wie die dem HErrn geheiligte Erstlings- frucht zu der Masse der gemeinen Feldfr-üchte. 2. M. 23, 19; 5. M. 26, 2 ff.]. Wer [daher] sie fressen [irgendwie zu ihrer Vernichtung sich an ihnen vergreifen 5. M. 7, M] wvllie, mußte [ge- rade so wie der, der an den, nur den Priesiern zum Genuß verstatteten Ersilingsfrlichten 4. M. 18, 12 f. sich vergreift 3. M. 22, 10sf.] Schuld haben, nnd Ungliick über ihn kommen cwie das Schicksal Pharao’s, der Amalekitey Midianiter und Kanaaniter beweist 2. M. 4, 22 f.; 14, 13 fs.; 17, 8 fs.; 4. M. 31 , 1ss.; Jos.12,1 ff.], spricht der HErtm Diese Worte bilden den Eingang allerdings zunächst der ersteren Rede, aber zugleich der gesammten prophe- tischen Verkündigung Jeremia’s; ja man kann sagen, sie enthalten den weit tiber Jeremicks Weissagnng hin- aus ragenden, der Gesammtgeschichte der Theokratie zu Grunde liegenden Gedanken, daß trotz» alles Abfalls von der einen und tret; aller Strafgerichte von der andern Seite doch Liebe der Grundton des Verhältnisses; zwi- schen Gott und Israel, und letzteres seines HErrn un- entreiszbares Eigenthum sei. (Nägelsbach.) Das 2. Kapitel. gsttes wahren-risse De: Jede« seit-de und Undanläbarkeit II. but-El. Wie entsetzlich hat Israel seitdem die Treue gebrochenl tlud doch hat der hTrr nicht nur niemals 214 Jeremia 2, 4——18. in seinem verhalten gegen das tziindesoolli etwas ver- sehen, sondern dasselbe trotz seines glrikh anfangs sich zeigenden Jlliweichens vielmehr 1nit allerlei Wohlthaten iiberskhältet Seht nun ist Hort) und niedrig, ja das ganze voll: immer weiter und tiefer abgewichciiz solcher Abfall aber ist ein bei den tjeideu lieisuiellosey ein für das voll: geradezu freuelhafter nnd thöricljter zugleich, es ist ein Tausch, da Israel alles preisgielct und nichts erwirbt, nnd die Folge ist, daß der ijErr es unter die Hand der fremden loöllier thut, deren Götter es auge- lietet, deren Hilfe es gesucht hat, uud daß es unter fol- ihcr Gewalt seinem Untergange entgegeugeht 4. [So stand es ehemals mit Jsraels Ver- halten gegen mich, und wie steht es damit bald von jener allerersten Zeit an bis herein in die Ge- genwart?]· Hbret des HErrn Wort, ihr vom Hause Jokob und alle Geschlechter vom Hause Israel [auf daß ihr erfahret, wessen dieses Wort die gesammte Nation in allen Zeiten ihres Beste- hens zu verklagen hat]. Sehr bedeutsam tritt (in der jüdischen Perikopen- Eintheilung Luk. 4, 20 Anm.) der Parasche (Abschnitt aus dem Gesetz): 4. Mos. 33—36 als Haphthare (Ab- schnitt aus den Propheten) diese Rede bei Jeremias gegenüber. Dort zählt der Gesetzgeber die Stationen auf, wo Israel während seines Zugs aus Eghpten nach dem Verheißungslande sich «gelagert; das waren Jehovcks Wege vorzeiten mit dem erwählten Volk, dieses folgt aber jetzt ganz andern Wegen, es geht die verschluuge- nen Pfade des Verderbens. (Neumann.) 5. »So spricht der· HErr: Was haben doch eure Vater Fehls an mir gehabt [welche Untreue oder Pflichtversäumniß meinerseits haben sie etwa wahrgenommen, die einen Anlaß ihnen geboten hätte], daß sie sgar frühzeitig fchon, nachdem ße sich kaum erst mir ergeben hatten V. S] tvonnnir wichen [2.Mos; 32- s] nnd hingen an den unnutzen Götzen; da sie doch nichts erlangeten sim Gegen- theil damit, daß sie dem Eiteln nach gingen, selber eitel wurden L. Kön. 17, 15]?«« Ein wahres Wort spricht der Prophett ,,sie wan- delten dem Nichtigen nach und wurden nichtig«; damit ist alles von dem ewigen Quell der Wahrheit abge- wandte und dem Scheine und der Lüge zugekehrte Leben in seiner Vernichtung gerichtet "— wonach der Mensch strebt, das wird er. (Umbreit.) is. Und dachten nie keinmal lPs. 140, 11 Anm.]: Wo ist der HErr [daß wir ihm uns untergeben], der [unter lauter Wundern seiner Gnadeund Allm·acht] uns »aus Egyptenland führen, und leitete uns in der Wustez im wilden unge- bahnten Lande [wo wir ohne seine Führung und · Versorgung elendiglich hätten umkommen müssen] im dürren nnd finstern Lande kdas uns bald würde haben verfchmachten und verderben lassen, wenn er uns nicht getränkt und wider alle Gefahr be- schirmt hätte], im Lande«, da niemand wandelte, noch kein Mensch wohnete [da niemand auch nur als Reisender sich hindurchwagen, geschweige seinen bleibenden Aufenthalt daselbst nehmen konnte, wir aber sind solange dort gewesen, ohne auch nur den geringsten Schaden zu leiden oder irgend welchen Mangel zu empfinden 5. Mos 1, 19; 29, 2—6]? 7. Und ich brachte euch snach solcher Leitung im wilden und angebahnten, dürren und finstern Lande] in ein gut Land [in dieses Kauaan, das seiner ganzen Beschaffenheit nach ein wahres Frucht- gesilde und der gerade Gegensatz der Wüste ist], daß ihr cißet seine Früchte und Güter [5. Mos s, 10 f.]. Und da ihr hinein kamet, verunreinigtet ihr [bald von der Zeit der Richter an Richt. 2, 6ff.] mein Land [3. Mof. .25, 23 durch den Dienst, den ihr den fremden Göttern darin anrichtetet 3. M. 18,«24 ff.], und niachtet mir [auch durch viele andere Sünden, die ihr nach der Weise der Heiden beginget Esra I, 141 mein Erbe [eben dieses Land, das ich mir von allen Ländern der Erde zu besonderem Besitz erwählet, daß ich meine Wohnung daselbst hätte Pf. 79, I] zum Greuel [Kap.19, 4]. Ein ruchloser Sünder und gottloser Mensch verun- reinigt das Land und den Ort, da er haust und wohnt, und macht ihn zum Greuel vor Gott; die lustigste Ge- gend, das fruchtbarste Land, das schönste Schloß und Haus wird ein Fluch nnd Greuel vor Gott um der Sünde willen der Einwohner. Was ein SauftalL eine Wolfsgrube, eine Schlangenhöhle einem Menschen ist, das ist der Gottlosen Wohnung, wie prächtig sie auch sei, vor Gott. (Sciver.) 8. [Die am meisten unter euch berufen waren, mich zu suchen und nach mir zu fragen, thaten es am wenigsten, ja trugen alles dazu bei, daß dass ganze Volk sich immer tiefer in Abfall verstricktej Die Priester sdie doch ihr Amtund ihren Unter-i halt mir allein verdanken] gedachten nicht: Wo ist der HErrTZ ldaß sie mit ihrem Herzen sich zu mir gewendet hätten;] und die Gelehrten [die das Ge- setzbuch zu studiren und daraus die Rechtsentschei- dungen zu treffen haben] achteten mein nicht [daß sie anch wirklich nach meinem Wort sich gerichtet hätten]; und die Hirten [welche das Volk durch ordentliches Regi- ment zusammenhalten und auf den rechten Weg bringen sollen] führeten die Leute von mir [gleich- wie sie selber zu Abtrünnigen geworden]; und die Propheten sstatt von meinem Geist sich treiben und erfüllen zu lassen] weissagten vom Baal [defsen Lügensprüche verkündigendh und hingen an den unnützen Gdtzen [als wären das die rechten Helfer] 9. Jch muß mich immer mit euch und euren Kindeskindern sals mit einem widerspenstigen und abfälligen Volke herum-] schelten, spricht der HErr sdenn wie eure Väter es getrieben, so treibet ihr’s, und wie ihr es treibet, werden’s eure Kinder in allen folgenden Geschlechtern wieder treiben , daß der Abfall von mir geradezu als eure Erbsünde erscheinet]. 10. lDa ist doch bei den heidnischen Völkern eine ganz andere Treue zu finden, wenn es auch eine Treue des bloßen Wahnglaubens ist«] Gehet hin in die Inseln Ehittim [nach Cypern und den darüber hinaus liegenden Ländern des mittelländischen Des HErrn tadellose Bundestreue und der Juden beispiellose Abtrünnigkein Meeres 4. Mos. 24, 24z Dan. 11 , 30], nnd schaueh nnd sendet [eine Untersuchnngs-Commission] in Kedar lzu den Hirtenvölkern des Morgenlandes Jes 42- 113 W« 7J- nnd merket mit Fleiß und schauet, ob’s daselbst so zugehets [wie bei euch]? II. Ob die Heiden [ebenfalls] ihre Götter ändern [wenn sie einmal denselben ihren Glauben und Gottesdienst zugewendet "haben], wiewohl sie doch nicht Götter sind [so daß es im Grunde weiter nichts oerschlüge, wenn sie bald diesen, bald jenen dieneten]? Und mein Volk san dem ich ge- nugsam mich als den allmächtigem lebendigen Gott erwiesen habe] hat doch [im schneidendsten Gegen- satz zu .all', den götzentreuen Heiden] seine« Herrlich- leit sda es allein des wahren Gottes als seines Gottes sich rühmen durfte Pf. 106, 201 verändert Un! einen nichtigen Götzen svertauscht gegen das, was nichts nützt, gegen die nichtigen Götzen].. Die falschen Götter, die selbstgeuiachtem welche aus der Eiiibildung des Volkes entstanden, dauern doch fort, erscheinen mit dem Leben der Völker verwachsen und gehen erst unter, wenn des Volkes natürliches Leben zur Neige geht; nur der lebendige Gott wird vergessen, das eigentliche, ewige Leben wird aufgegeben. Es ist eine allgemeine Eigenheit der Sünde, daß das Böse mit unglaublicher Zähigkeit an dem Menschen haftetk Wenn irgend ein Jrrthucii proklamirt wird, so schwatzen ihu viele Menschen nach, selbst wenn sie wissen, daß, was sie hören, falsch uiid Dummheit ist; man vergißt es nie oder spricht doch stets darüber. (Vilmar.) Diejenigen, welche falscher Religion zugethan, sind gemeiniglich eifriger und· geschäftikger bei derselben als die, ivelche die wahre Religion hu en; jene thun und leiden auch m der Regel mehr bei ihrer falschen Religion, als die Rechtgläubigen bei der wahren. Das ist des Teufels Trieb, damit er die Leute bei salscher Religion behalte und sie berede, je saurer sie solche sich werden lassen, je angenehmer sie bei Gott wären. (Würt. SuuimarienJ 12. Sollte sich doch der Himmel sindem er von seiner Höhe aus alles mit ansehen muß, was ihr unter ihm aus Erden oornehmt und am besten euer Verhalten mit dem aller andern Völker ver- gleichen kann] davor [wie ihr es treibt] entschw- erschrecken und sehr erbeben, spricht der HErr [5. Mos. 32, l; Jes. 1, -2]. 13. Denn mein Volk [im Vergleich mit den Heiden, die, wenn sie den Götzen dienen, in- sofern sich nur einfach versündigen, als ich ihnen nicht auf besondere Weise mich geossenbart und sie in ein bestimmtes Vundesoerhältniß zu mir gestellt habe] thut einezlviesacheSünde: mich, die lebendige Quelle [genauer: die Quelle lebendigen Wassers Kap. 17, IS; I. Mos. 26, 19], verlassen sie; und machen ihnen [damit, daß sie den unnützen Götzen nachlaufen] hie nnd da [an verschiedenen Orten zugleich ihr Heil probirendj ausgehauene Brunnen [Gru- ben oder Cisternen l. Mos 37., 24 Anm.], die doch lbchericht sind svoller Risse nnd Sprünge, so daß nicht einmal das darin aufgesammelte Re- genwasser sich darin hält] nnd kein Wasser geben ssondern nur Schlamm enthalten Kap. 38, 6". Dieierste Sünde ist die Verleugnung der Wahrheit, die zweite die Erdichtung der Lüge, ucn die Stelle der Wahrheit zu vertreten. Eins kommt aus dem andern; wer Gott verläßt, macht sich Abgöiteix Trinken muß der Mensch: hat er die lebendige Quelle verlassen, so gräbt er sich Brunnen, die freilich kein Wasser halten, höchstens Sumpfwassey aber er bildet sich doch ein, er trinke und lösche seinen Durst, bis er verschmachtet oder die verlassene Quelle wieder sucht und findet. (Schmie- der".) Wie kominrs doch, daß der HErr sagen muß: mich, die lebendige Quelle, verlassen sie? daher kommt’s, daß uns die· ausgehauenen Brunnen besser gefallen. Das Geschöpfliche zieht uns so mächtig an; alles, was von unten ist, hat so eine« Anziehungskraft fiir das schwankende Herz, daß es sich von der lebendi en» Quelle abziehen läßt und das Cisternenwasser dieser Welt wohl- schmeckender findet als das lebeiidi e Wassey den leben- digen Gott und sein Wort. Gochfdzetterh 14. [Solche zwiefache Sünde hat denn auch bereits ihre heillosen Früchte getragen unddas Volk an den Abgrund des Verderbens gebracht, an dein es zu gegenwärtiger Zeit sich befindet] Jst denn [so möchte man fragen, wenn man den Zustand der] Dinge, wie er jetzt vor Augen liegt, näher be- trachtetJ Israel ein Knecht oder leibeigen, daß er [wie ein leibeigener Knecht, der aus einer Hand in die andere verkauft wird] jedermanns Raub» sein muß [und bald dieses, bald jenes Volk ihn an sich reißt]? 15. Denn die Löwen brüllen über ihn nnd schreien [so mächtige und raubsüchtige Feinde, wie die Assyrey die schon das ganze nördliche Reich zu Grunde gerichtet haben, fallen mit dem Gebrüll eines Löwen, wenn er eine fette Beute erhaschtz über ihn her Ist. H, 29], nnd verwiisten sein. Land, und verbrennen seine Städte, daß niemand drinnen wohnet [2. Kein. 17, 4 ff.]. « . 16. Dazu so zerschlagen die von Noph und Thachhanhes sdie Egypter unter ihren Königen der verschiedenen Dynastieen I. Kön. s, 1 Auen. , die bald in Mitteleghpten zu Memphis, bald in Unter- eghpten zu Daphne am pelusischen Nilarm resldirem s. Karte 1I.] dir [dem südlichen ReicheJ den Kopf svielleicht eine Anspielung auf Josia’s noch bevor: stehenden Untergang L. Kötu 23, 29]. « 17. Solches sschlimme Schicksah das dir wi- verfährt, als wärest du ein leibeigener Knecht V. 14 und nicht mein erstgeborener Sohn 2. Mos. 4, 22] machst du dir selbst so Israel, damit], daß du den HErrn, deinen Gott, verlcissest, sooft er dich sauch durch Unterricht und Vermahnung seiner Diener] den rechten Weg leiten will [und nun dein Heil lieber aus allerlei Wegen des eigenen Gut- dünkens suchst] 18. Was hilft dich’s, daß du in Egypteu zenchst und willst des Wassers Sihor sdes Nil Jes. 23, Z] trinken [dich durch die Verbindung mit 216 der südlichen Weltmacht stärken]? nnd was hilft dich-s, daß du gen Asshrien zeuchst nnd willst des Wassens Phrath sdes Euphrat 1. Mos. 2, 141 trinken sdir Hilfe und Zuflucht suchen bei der nörd- lichen Weltmacht]? 19. Es ist [wenn bereits von dem nörd- lichen Reiche der Anschluß an Egypten den Unter- gang durch Assyrien nicht abzuwenden vermocht, sondern im Gegenlheil ihn nur desto schneller her- beigeführt hat 2. Kön. 17, 4., und wenn gegen- wärtig über das siidliche Reich trotz der Rücksicht auf Assyrien 2. Kön. 23, 29 Anm. das Verderben von Eghpten her hereinbricht, Israel also, zwischen die beiden We-ltmächte hineingesiellh keine Hilfe von der einen wider die andere, vielmehr nichts als Elend bald von der einen "und bald von der andern er- fährt] deiner ·Bosheit Schuld, daß du so gestaupet wirst, und deines Ungehorsams, daß du so gestraft wirft. Also sindem ich gerade durch diese deine Hineinstellung zwischen die beiden Mächte dich ganz darauf angewiesen, ausschließlich und allein an mich dich zu halten, aber damit auch schon die Zuchtriithe von beiden Seiten auf den Fall zurecht gelegt hatte, daß du von mir abfallen und an das weltliche Wesen dich hingeben würdest] mußt du [jetzt, wo du mit beiden Zuchtrnthen zugleich ge- fchtagen wirst] inne werden und erfahren, was für Jammer nnd Herzeleid bringet, den HErrn, deinen Gott, verlassen und ihn nicht fürchten, spricht der HErr HErr Zebaoth , 20. Denn du hast svon AIterSherJ immerdar [wie ein wildes, widerfpenstiges Zugthier Kap. 31, 16: Hof. 4, 161 dein Joch ldas ich mit meinem Gesetz dir-aufgelegt] zerbrochen und deine Bande [womit ich dich an meinen Dienst geknüpft] zerrissen und [im falschen Freiheitstrieb deiner alten bösen Natur] gesagt: Jch will nicht so unterworfen sein sdaß ich durchans dem ein n Gott nur an einer einzigen Stätte dienen müßte]; sondern [indem du meinen Dienst zugleich mit dem aller nur möglichen Götter oertauschtesis auf allen hohen Hügeln und unter allen grünen Bäumen liefest du der Hurerei [im geisilichen Verstande des Worts 2. Mos. 34, 16 Anm.] nach. U. Jch aber [als ich dich zu meinem Volke machte] hatte dich gepflanzt zu einem saßen Weinstock [der, weil aus einer Edelrebe gezo- gen, auch süße Trauben hätte bringen Wissens, einem ganz rechtschaffenen Samen Idee, weil von ächtem Gewächs genommen, auch Lauterkeit und Wahrheit zu seinen Früchten hätte haben könnens Wie bist du mir denn gerathen zu einem bittern wilden Weinstock [der nichts als wilde Ranken treibt und bittere Beeren triigt]? Wir kennen den lautern, richten Samen, den die Hand des HErrn in die Seele Abrahams und seines Geschlechts gestreut, den kindliche11, reinen Glauben an Jeremia I, 19——32. den, der Himmel und Erde gemacht; aber der Gifthauch der Sünde hatte ihn verweht und weggetragen. (Umbreit.) III. di. 22——37. Alle heuthlerischen versuche der Selbst— rechisertigiiug und Enisihuldignng sind Gott ebenso offen· bar wie die Sünde selber und werden die Schuld nicht kleiner, sondern nur desto schwerer machen; sie sind nur neue Blöken, die Israel sieh giebt, und derben neue Seiten ans, von denen aus die Ztiiblage sieh wider dasselbe - richten kann. Weil aber das Voll: seiner( Gottes und der ihm gclobtcn Treue so gar vergißt und von seinem Siiudenlebety da es Bosheit aus Bosheit hättst, nicht lassen will, so wird auch seine Strafe nicht ausbleiben. Die Rede, obwohl in Ilosiag Zeit gehalten, bleibt dorh bei dieser nicht stehen, sondern faßt mit ihr die ganze Folgezeit bis zu Sudav Untergang zu einem uugelhcits » ten Ganzen zusammen. 22. Und wenn du dich gleich mit Lange witscheft, und niihmest swas sonst zur Reinigung dient] viel Seife sMal. Z, 2] dazu; so gleißt doch deine Untugend desto mehr vor mir ssie tritt auf dem lichten Grunde, der dadurch gewonnen wird, nur desto greller in ihrer blutrothen Farbe Jes. I, 18 hervor, der lichte Grund aber ist der, daß an mir kein Fehls in meinem Verhalten gegen dich V. 5], spricht der HErr HErn 23. Wie darfst dn denn [mit denen vom Reiche Israel dich vergleichend, um so dich rein zu wafchen] sagen: Ich bin nicht unrein lwie jene zu ihrer Zeit allerdings es gewesen sind], ich hänge nicht an Baalim [dem Gott der Sidonier l.Kön. 18, 1812 Siehe an, wie du es treibest im Thal sHinnom bei Jerusalem l, Kön. l, 35 Anm.], und bedenke, wie du es ausgerichtet swas für Greuelthaten du unter Ahas, Manasse und Amon 2. Ehren. 28, Z; 33, 6. 22 f. dort begangen] hast sdaß es neuerdings ebenso hat behandelt wer- den müssen wie der Altar zu Bethel 2. Kön. 23, 10 u. 16]. 24. Du läufst [wenn wieder einmal die Lust nach Begattung mit den heidnischen Göttern in dir erwacht ist] umher [suchend, wo irgend du auf einen stoßen Mögest, mit dem du dich einlassest], tote eine Kameelin in der Brnust ssseit nach dem Kameelhengst läuft]; und wie ein Wild [weiblichen Geschlechtss in der Wüste pflegt, wenn es vor gro- ßer Bruust lechzet und läuft, daß niemand aufhalten iatm salso siellest auch du dich von selber den Götzen, sie brauchen sich nicht erst lange um dich zu be- mühen, wenn du vou der Sucht nach ihnen ent- brannt bist]. Wer es wissen sdein Lechzen und Schnappen nach dem Buhlen mit den fremden Göttern aus eigener Anschauung kennen lernen will] darf nicht weit laufen; am Feiertage sder Neumonde 4. Mos. 28, 15 Anm.] sieht man es wohl sdenn er wird ganz im Dienst des heidnischen Wesens verbrachh als wäre es deine eigentliche Brunstzeits Zur Sünde des Abfalls gesellt sich noch die der Heuchelei. wodurch das Gericht beschleunigt wirdszZlY Der Grundtext ergiebt« einen etwas andern Sinn; doch ist Lutherds Deutung keineswegs verfehlt, indem wirklich die Neumondsfestz wie bei uns Kirtnse, Fast- nacht u. dgl., bei den Juden zu allerlei Lustbarkeiten und Ausschweifungen gemißbraucht wurden, die ihren religiösen Anstrich von dem heidnischeu Cultus entlehnten. 25. Lieber lRicht. 4, 19 Anm. 1], halte doch [ruft wohl manchmal ein Diener Gottes, mit freundlicher Mahnung nnd wohlgemeinter Warnung in den Weg tretend, dir zn], lanf dich nicht so hellig [d. i. lechzend, durstig, daß dir der Hals darüber ganz trocken wird und du die Schuhe von den Füßen verlierstsl Aber du sprichst: Das lasse ich [daß ich in meinem Laufe mich sollte aufhalten lassen und wieder umkehren]; ich muß mit den Fremden buhleu [die Begierde darnach ist gar zu mächtig, als daß ich sie nicht stillen sollte], und [muß] ihnen nachlaufeu ssonst ist mirs nicht wohl]. · ,,Unaufhd"rlich ein Neues sich aneignen zu wollen, ist das Bestreben der Gottesvergessenem und characteristisch, daß man diese Unruhe für die eigentliche Bestimmung des Menschen ausgiebt, auch in unsern Tagen« As. [Da wird denn auch die Strafe nicht ausbleiben; ja, sie wird plötzlich, ehe du dich’s verstehst, hereinbrechen.] Wie« ein Dieb [der da - meinte, es werde immer so fortgehen, daß er seine Werke im Verborgenen treibe und dabei doch den Namen eines ehrlichen Mannes behaupte, auf ein- mal] zu Schanden wird, wenn er sanf frischer That beim Stehlen] begriffen wird, also wird das Haus Israel [das bei seiner Bosheit bisher so sehr sich geschmückt hat, mit einem Male] zu Schanden werden sammt ihren Königen , Fürsten, Priestern und Propheten [V. 8], . 27. Die [als Diebe der schlimmften Art sich beweisen, -indem sie] zum Holz—sagen: Du bist mein Vater; und znm Stein: Du hast mich gezeuget [besser: geboren, bist meine Mutter; — also meinen Ruhm, da ich allein der Schöpfey Erhalter und Versorger meines Volkes bin, mir rauben und« den hölzernen und steinernen Götzen geben] Denn sie kehren mir [wenn ich durch meine Knechte sie lehren und zu mir rufen lasse 32, 32 f.] den Rücken zu, und nicht das Angesicht. Aber wenn die Noth hergchet, sprechen sie [für einen kurzen, vorübergehenden Augenbllckstch einmal wieder mir zuwendend, wie es jetzt bei den bedrohlichen Aus- sichten für die Zukunft der Fall ist 2. Kön. 22, 16 f.; 23, 3 fs.]: Auf, Und hilf uns sbist du doch, HErr, unser Vater nnd unser Erlösem von Alters her ist das dein Name Jes. 63, 16]! 28. Wo sind aber denn [so will ich, nun auch meinerseits dir den Rücken zukehrend, und nicht das Angesicht, sagen] deine Götter, die du dir gemacht [und so lange als deine Helfer und Versorger gepriesen] hast? Heiß sie ausstehen ldaß . weisen lassen, Gutes zu thun Pf. 36 , 4]. sie deiner sich annehmen]; laß sehen, ob sie dir helfen könnenin der Noth sRichn 10, 14; Jes. h7, 13 —- bei ihrer großen, unzählbaren Menge kann es ihnen ja nicht schwer fallen, dich zu erretten] Denn so manche Stadt, so manchen Gott hast du, Juda [Kap. 11, 13]. Der Abfall von Gott tritt immer in ruhigen, glück- lichen Zeiten heraus, nie in Nothzeitem kommt dann aber die Noth heran, so wendet sich um der äußeren Noth willen die Menschheit auch wieder einmal zu Gott. Durch diese in der Noth vollzogene Znrückwendung lassen, die nicht von Gott gelehret sind, sich täuschen und halten sie schon für eine wirkliche Bekehrung: das ist diese Art der Zurückwendung noch nicht, sie kann es wohl werden, bleibt aber in der Regel nur eine äußer- liche, scheinbarr. (Vilmar.) 29. Was wollt ihr [wenn ich ungeachtet eurer scheinbaren Rückkehr zu mir mich nicht kehre von dem Grimm meines großen Zorns über euch 2. Kein. 23, 26 f.] noch Recht haben wider mich [als handelte ich hart und ungerecht]? Ihr seid [ob ihr euch gleich anstellet, als hättet ihr von eurer Bosheit euch bekehrt, doch] alle von mir abgefallen, spricht der HErr. 30. Alle Schlcige [womit meine Hand euch züchtigtJ sind verloren an euren Kindern Ihaben nicht die Folge, daß in diesen ein besseres Geschlechh um dessentwillen das Unglück, das ich euch gedenke zu thun, mich reueu könnte Kap. is, 7 f., her- anwüchse], sie lassen sich doch nicht ziehen sund ihr selber sorgt dafür, daß sie gar nicht könnexiåsich clm euer [mörderisches] Schwert frißt gleichwohl [wenn ihr auch für den Augenblick euch siellet, als wäre es um eine gründliche Volksbekehrung euch zu thun 2. Kön. 23, 22 f., nach wie oor diejenigen, die zu euch gesandt werden, solche Bekehrung in’s Werk zu setzen, nämIichJ eure Propheten, wie ein wüthiger Löwe [der niemand mit dem Leben davon- kommen läßt, der ihm in den Weg tritt Kap. 37, 11 ff; 38, 1 ss.; Matth. es, 37]. 31. Du böse Art [5. Mos 32, 5 f.], merke auf des HErru Wort [womit er deine Gestalt und dein Wesen dir vorhält]. Bin ich denn Israel eine Wüste swelche diejenigen, die sich in sie hin- eintragen, elendiglich umkommen läßt] oder ödes Land sin dem es dem Wanderer grausig und un- heimlich zu Muthe wirdje Warum spricht denn mein Volk sgleich als wäre es im Bunde mit mir nicht auszuhattenk Wir ·sind die Herren [haben das Recht, über uns selbst zu verfügen, wem wir angehören wollen oder nicht], und müssen dir nicht naehlaufen [daß du uns zu deinem Dienste zwingen könntesi]? i 32. Vergissct doch eine Braut ihres Schmaus nicht [womit der Bräutigam am Tage der Hoch- zeit sie geziert] noch eine Braut ihres Schleiers Lworin sie demselben als Gattin zugeführt worden« 218 Jeremia L, 33——3»7. 3, 1—7. daß sie nicht immer und immer wieder sich dadurch c an ihren Ehebund erinnern ließe]; aber mein Volk [das ich ja so herrlich geschmückt habe vor allen Völkern der Erde und zum. Weibe mir vertrauet] vergisset [dagegen] mein ewiglich [daß niemals die Zeit kommt, wo es ftch ernstlich auf mich besinnen wollte Kap. 18, 14]. 33. Was schmückest du viel [mit allerlei fcheinbaren Gründen und Entfchuldigitngen 2. Kön. 17, 9] dein Thau, daß ich dir [als wäre dasselbe gar fromm und gut und verdiente allen Lohn, der den Gerechten verheißen ist] gnädig sein soll? Unter solchem Schein [damit du rauh, den Her: zenskündigey doch nicht täuschen kannst, sondern nur dich selbst betrügest und den Weg zur Buße und Bekehrung dir versperrest] treibest du je mehr nnd mehr Bosheit [daß deine Schuld und die da- durch verwirkte Strafe immer größer wird] 34. Ueber das [von deinem götzendienerischen Treiben, das du so viel schmückest und für einen mir geltenden Gottesdienst ausgiebst, abgesehen] findet man Blut der armen und unschuldigen See- len [das im Lande Vergossen wird] bei dir an allen Orten; und ist nicht heimlich san einzelnen ver-« borgenen Stellen, solches Blut zu sinden], sondern offenbar an denselben Orten snänilich an allen Orten des Landes, bis an die äußersten Grenzen - hinaus]- 35. Noch ftrotz dieser so laut wider dich zeugenden Frevelthatem die "au den armen und nnschuldigeti Seelen begangen werden Kap. 22, H] sprichst du: Jch bin unschuldig fund habe es nicht verdient, daß das Unglück über mich komme, wie es in 2. Kön. 22, 16 gedrohet worden] , er. wende [daher] feinen Zorn »von mir [statt mir sagen zu lassen, daß seinGrimm sich werde an- zünden und nicht werde ausgelöfcht werden «2. K. 22, 17J. Siehe, ich will mit dir rechten fgerade darum lasse ich’s kommen, wie ich gedrohet habe, und werde meine Strafgerichte über dich herauf- fiihren], daß du sprichst: Jch habe nicht gefündiget während, wenn du deine Missethat erkennen woll- test, daß du wider den HErrm deinen Gott ge- sündiget hast Kap. Z, 13., ich allerdings meinen Zorn von dir wenden würde] 36. Wie weichft du doch so gerne soon mir ab, daß dir jeder Weg, jedeGelegenheit dazu will- kommen istL Und scillst jetzt dahin, jeszt hieher sin- dem du dich bald aus die— Seite von Assyrien schlägst, bald auf die von Egypten 2.Kön. 16, 7ss.; 24, 20]. Aber du wirft an Eghpten zu Schanden [mit allen deinen Hoffnungen auf diese Macht be- trogen] werden, wie dn an Affyrieti zu Schanden worden bist [2. Chr-m. 28, 20 f.]. 37. Denn du mußt von dannen [oon Egyp- ten, dahin du deine Boten um Hilfe sendest V.18] auch tvegziehen, und [vor Jammer über das Un: glück, das du statt der verhossten Hilfe dir dort geholt 2. Kein. 25, 1 ff.] deine Hände über dem Haupt zufammenfchlagetc f2. Sam. is, 19]; denn der HErr wird deineHoffnnng fehlen lassen [ge- .nauer: der HErr verachtet die, auf welche du vertrauest, sie sind ihm gegenüber viel zu ohnmächtig, als daß mit ihrer Hilfe die von ihm einmal beschlossenen Gerichte sich abwenden ließen], und wird dir sbei ihnen nichts gelingen [daß du das Ziel deiner Absichten erreichtest]. Wenn du auf Gott gehoffet hättest, so würdest du aus deiner Hossnung eine reiche Frucht geerntet haben; nun du aber auf Menschen dein Vertrauen gestellt haft, bist du mit deiner Hoffnung zu Schanden geworden. (Theodoret.) O htitet euch doch, ihr Schwachgläubigety vor den nichti en Stützen des Lebens, auf daß ihr nicht nöthig ha t, wenn sie zerbrechen, die Hände über euer Haupt zufammenzufchlagem (Umbreit.) . IV. V. 1—5. dloth sieht, gegen die sonstige Regel des Gesetzeg und allein nach Maßgabe der göttlichen Barm- herzigkeit, die Wiederaufnahme in dag Bunde-verhältnis mit Gott und damit der Weg zur Errettung von dem Verderben dein voller offen; aber Israel ist viel zu sehr auf die Klsgötterei versoffen, als daß eo Tun hätte, zu jenem Bnndeeoerhältnisz ernstlich zurückzukehren, nnd viel zu sehr in dem Betrug der Sünde vernichtet, als daß nicht immer wieder sein böses Wesen zum Durch— brach käme. . Kap. Z, V. 1. Und [der HErr, indem er so nichts als trostlose Aussichten für die Zukunft dir eröffnet] spricht [sein Verhalten, warum auch deine augenblickliche Bekehrung an dem einmal be- schlossenen Gerichte nichts mehr ändern kann, zu rechtfertigen]: Wenn sich ein Mann bon seinem Weibe scheiden lasset sfte aus seinem Hause ent- läßt mittels eines Scheidebriefs, den er ihr giebt], und sie zencht von ihm, nnd nimmt einen andern Mann; darf er sie auch [wenn nun dieser andere Mann ihr gram wird und sie von sich fchicktJ wieder annehmen? Jft’s [nach dem Wortlaut des Gesetzes in 5. Mos. 24, 1——4] nicht also, daß das Land verunreiniget würde swenn der erste Mann sie wieder annehmen wollte]? Du aber [Jsrael, das ich mir zum Weibe vertrauet, ohne daß ich jeinals dir einen Scheidebrief gegeben und aus dem ehelichen Verhältniß zu mir dich entlassen hätte Jes. 50, 1] haft-mit vielen Bnhlern gehuret [durch den Dienst, den du allen nur möglichen Götzen erzeiget und damit gesetzlich es eigentlich unmöglich gemacht, daß ich dich wieder annehme, selbst wenn du von deinen Buhlern ließest]; doch komm wieder zu mir, fpricht der HErr fin seiner unergründlichen Barmherzigkeit, welche das gesetzlich Unmögliche, deine Wiederannahme, dennoch möglich macht]. 2. [Wie steht es aber? solgst du wirklich die- sem Rufe meiner Barmherzigkeit und kommst zu Der HErr in feiner Barmherzigkeit zeigt den Weg der Errettung, aber-»das Volt»bersclzmaht«denselben,Zl9 mir, daß ich dich wieder zum Weibe annehme? oder ist’s nicht vielmehr also, daß du nach wie vor mit vielen Buhlern hurest und nun mir zu- muthest, ich soll dies dein Thun und Treiben gut- heißen und auch dabei dich für mein Weib erken- nenss Hebe deine Augen auf zu den Höhen, nnd siehe, wie du allenthalben Hurerci treibest sist doch keine einzige Höhe, auf der du nicht schon mit den Götzen dich« eingelassen h»ättest]. An den Straßen sitzest du und wartest aus sie [deineVuh1er1.Mos. 38, 14., mit jolcher Begier], wie ein Araber in der Wüste [den Rcisenden auflauert, die er be- rauben will], und veruureiuigest das Land mit dei- ner Hnrerei und Bosheit. Z. Darum muß auch sin Erfüllung der Dro- hung 5. Mos 11, 16 f.] der Frithregen ausblei- ben, und kein Spatregen [3. M. 26, 5 Anm.] kommen saber du läßt durch solche Zlichtigung dich nicht bewegen, deine Sünde zu erkennen und dich von Herzen zu mir zu bekehrens Du haft eine Hurenftirn, du tvillft dich [der Sünde, die du treibsts nicht mehr schämen; 4. Und schreiest gleichwohl sals stündest du deinerseits im besten Verhältniß zu mir, ich « aber verhielte michnicht so gegen dich, wie es einem solchen Verhältniß entspräche] zu mir: Lieber Vater [der du zu deinem Volke mich gemacht], du Meister meiner Jugend [dem ich bald im Anfang meines Volksihums zur Gattin mich ergeben Sprüchm 2, 17; Hof. 8, 3 Anm.]; 5. Willft du denn sda ich nur ein wenig mich vergangen, aber nun schon mich wieder zu dir ge- fanden habe] ewiglich zürnen, und nicht vom Grimm IJwiderJ mich lassens Siehe [iedoch, die du mit solchen Reden dich zu mir wendest, wie sehr du mit deinem Herzen dahinten bleibstL du lehreft [durch gegenseitige Beredung unter einander] und thust sdas Besprochene auch aussührend] Böses, und lässest dir« nicht steuern ksondern setzest deinen bösen Willen durch 2. Chron. 34, 33]. Diese Rede scheint zur Zeit einer großen Dürre (Kap. 14, 1 ss.) gesprochen zu sein, und zwar unter Felsen, wo das Volk, besonders seit der Erneuerung des Bandes mit dem HErrn, die im 18. Regierungs-fahre des frommen Königs geschehen, sich fromm stellte. (Schmieder.) Das 3. Kapitel. Vermahnung zur· Buße. tferheiszung göttlicher Hunde. Es folgt der zweite Theil des mit nun. 2 beginnen— den nnd bis zum Schluß des Cis-up. reichenden Zlbschnitts Das tm l. Theile eutrollte sild des totaleu Kbfalls des Reiches Juda, mit dem gerade zur Jtieit des Sosia sieh Trotz nnd Heuchelei verbunden haben, um ihn desto un— uberwiudlicher und strafbarer zu machen, wird hier durch noch feinere uud schärfere Zeichnung der wirlilictzeu Be— schasfenheit des volles so bis iu’s Einzelne hinein nahe gebracht, daß die Jtehnliktzlieit eine unverkennbar-e ist; dar-h solche eingehende, einsehneidende Zußuredigt aber wird das Jleuuerste versucht, Grtkeuntuiß der Sünde nnd Umkehr zu Gott zu bewirken, wäre diese überhaupt fär jetzt schon zu erhoffen. . I. u. 6—25. nie tiefe Stufe des Zeus-ins, aus wetkyee Jnda angelangt ist, wird durch eine Vergleichung mit Israels Abfall, für welchen die Strafe nun längst schon eingetreten ist, iu’s sticht gestellt. Jud-I hat die Strafe gesehen, wie es die Sünde des ldrnderuollies gesehen, und weiß, warum dasselbe so schwer heimgesucht worden; dennoch, statt sitt) warnen zu lassen, thut es dieselbe- Sünde in demselben nnd wohl noch in schlimmerem Maße -nnd fiigt dazu die Heuchelei, welche nor lteiner Strafe sich fiirchtet Da ist Israel, die Jtbtrüunigg für fromm zu rechnen gegen Endo, die Verstande, und steht jeue der Gnade endltchcr Bekehrung noch näher uts diese. Darum empfängt der Prophet auch wirklich den Auftrag, mit dem tlieliehrnugs und Gnadeurtif des llJGrrn an das Haus Israel sich zu wenden und diesem die neue Zeit des Heils, wie sie dem Voller noch einmal in Aussicht steht, znoerleändigenz Jnda aber wird nur so an dem zukünftigen Heil Theil haben, daß es auch erst durch die verstoßuug nach Mitternacht hindurchgeheti muß und nun dort mit Israel zur Heimleehr iu’s tkand der Vater suh znsammenschließt Die Zeit dieser beidersei- tigea Bekehrung wird kommen, so wenig auch die Zu— stände der Gegenwart dazu angethan nnd; ja, der pro» phet empfängt schon für diese Zeit das Wort, womit der hGrr nnd sein voll: sirh wieder mit einander ver- loben. - u. Und der HErr sprach zu mir, zur Zeit» des Königs Jofia lunter den nämlichen Verhält- nissen, wie sie zu Kap. 2, 1 angedeutet worden]: Haft »du auch [freilich nicht aus persönlicher An- schauung, denn es ist nun schon fast ein Jahrhun- dert darüber hingegangen, wohl aber im geistlichen Miterlebniß der Gefchichte der Vorzeit] gesehen, was Israel, die Abtrünnige sjeneAhala, welcher in Hes 23 ihre Schwester Ahaliba gegenübergestellt wird, näm- lich die Genossenschaft der 10 Stämme des nörd- lichen Reichs, die bald von ihrer Stiftung unter Jerobeam I. an in einer grundsätzlichen und nie- mals unterbrochenen Abtrünnigkeit von mir sich befunden bis zu ihrem Untergange in der assyrischen GefangeUschastJ that [so lange sie noch bestand]? Sie ging hin auf alle hohe Berge, und unter alle grüne Baume [in dem Bereich ihres Gebiets], nnd trieb dafetbft [mit ihrem Dienst der fremden Göt- ter 2. Mos. 34, 16 Anm.] Hnrerei [2. Kön 17, 9 f.]. 7. Und ich sprach, da sie solches alles gethan fund sie damals schon die Strafe der Verwerfung von meinem Angesicht bewirkt] hatte sich aber in meiner großen Langmuth und Barmherzigkeit sandte ihr einen Propheten nach dem andern, den Elias, Elifa, Hosen, Amos und Jona]: Vekehre dich zu mir. Aber sie beichtete sich nicht fund führete so dasGericht der Verwerfung doch über« 220 Jeremia 3, 8—-20. sich heraus 2. Kost, 17,6—-18]. und obwohl ihre Schwester Juba, die Berstockte soder Treulose — diesen Namen muß ich ihr ja geben, gleichwie Jsrael »die Abtrünnige« zu heißen verdient V. 6], gesehen hat, » » · · s. Wie ich der Abtrunnigen Israel Ehebrnch smit der Wegführung nach Assyrien] gestraft, und sie verlassen [aus meinem Hause, dem heiligen Lande, entlassen 5. Mos 24, is, und ihr szur Auflösung des Bundesverhältnisses mit ihr] einen Scheidebrief gegeben habe; noch fürchtet sich ihre Schwester, die verstockte Juba, nicht, sondern [als hätte sie den Ausgang, den das Thun und Trei- ben der Sgchwester genommen, nicht gesehen] gehet [sie, von jener ihr Thiin und Treiben selber sich absehend] hin sauf alle hohe Berge und unter alle grüne Bäume Kap. 2, 20], nnd treibet auch Hurerei [-2. Kön 17, 19]. I. Und von« dem Geschrei ihrer Hurerei [die ganz frech überall auftritt und allenthalben bekannt geworden] ist das Land verunreiniget [Kap. 2, 7]; denn sie ireibet Ehebruch mit Steinen und Holz [indem sie Göttern dient, die doch nichts sind als das Kap. 2, 27]. 10. Und in diesem allen sirotzdeni es mit solchem ehebrecherischen Wesen bereits auf’s Höchste gekommen, wie die Zustände unter Manasse und Amon beweisen L. Kön 211 bekehret sich die ver- steckte Jnda, ihre [der abtrünnigen Israel] Schwe- ster [jene sogar noch iiberbietend mit dem, was sie thut] nicht zu mir von ganzem Herzen [da sie doch wissen müßte, was für einen Ausgang es nehmen wird"], sondern heuchelt also [daß ihre gegenwärtige scheinbare Bekehrung unter Josia auf Likge und Täuschung hinausläuft"], spricht der . Mk. - H Hi) Für die Gottentfremdeten giebt’s keine Erfahrung mehr, sie wollen keine machen, wollen nichts lernen; sie sind aller Erfahrung von vornherein entgegen und köii- neu nicht einmal das Wort hören und leiden. (Vilmar.) VI) Die Obrigkeit kann mit dem besten Willen die Menschen nicht gut machen; gerade die beste Obrigkeit zieht leicht viele Heuchler heran. 11. Und der HErr [von dein, was er in dieser Rede mir zu erkennen gegeben, den Schluß ziehend] sprach zu mir: Die abtrünnige Israel ist [wie schlimm sie es ihrer Zeit auch getrieben, doch für] fromm szu rechnen] gegen die verstoclte Juda [die, abgesehen von den größeren Gnadenmitteln, die ihr durch den Tempel und das rechtmäßige Königihum geboten sind, auch ein gewaltiges Ex- empel der Warnung vor sich gehabt hat und es doch viel schlimmer treibt Hesek 16, 51 f.]. Die Schwere der Sünde niuß bemessen werden nach der Größe der Unglaubeiisz denn wo der Unglaube größer ist, da ist auch die Sünde schwerer, und der Unglaube ist um so größer, je klarer die Predigt und je größer die Erkenutniß Was wird da unsre Ent- schuldigung sein, die wir so deutlich das Wort Gottes vernommen haben! die wir die Blindheit der Juden eschaiit haben und durch so viele Beispiele gewarnt sind! Oecolampadiush 12. Gehe [denn, weil dort dein Wort noch eher osfene Ohren und empfängliche Herzen sinden wird, als hier in Juba] hin, iind predige gegen der Mitternacht [nach Assyrien zu gewendet, wohin die 10 Stämme nun schou seit einem Jahrhundert in die Gefangensihast abgeführt worden sind] also und sprich: Kehre wieder [von deinem vorigen Wesen zu meinem, als des einigen nnd wahren Gottes Dienste] du abtriinnige Israel, spricht der HErrz so will ich mein Ant- lih nicht gegen euch verstellen [daß ich euch ferner noch so finster ansehen sollte wie seither] Denn. ich bin barmherzig, spricht der HErr, und will nicht ewiglich znrnen [2. Chron. 30, 9]. 13. Alleine [die Bedingung muß ich dir siellenq erkenne deine Missethah daß du wider den HErrn, deinen Gott, gesiin- diget hast, und hin und wieder [bald da-, bald dorthin] gelaufen zu deii fremden Göttern unter allen grünen Bäumen, nnd habt meiner Stimme [die manchmal und mancherlei Weise euch zur Buße rief] nicht gehorchet, spricht der HErn Unermeßlich ist die Gnade und Freundlichkeit des HErrn, welcher nach einer ungeheuren Zahl von Ueber- tretungen nur die Reue verlangt. (Theodoret.) Es beut uns Gott seine Gnade an, ja er flehet und bitter, wir sollen doch wieder zu ihm kommen, so wolle er Buße annehmen für die Sünde. is. Arnd.) 14. Bekehret euch, ihr abtrünnigen Kinder, spricht der HErr [mit der ganzen Leutseligkeit seiner barmherzigen Liebe]; denn ich will euch [über die meiii Recht als Eheherr ich eigentlich niemals auf- gegeben habe] mir swieder zu meinem Eigenihums- vom] vertrauen-« und will euch [aus dem Lande der Fremde, dahin ich euch aus meinem Hause entlassen habe V. 8., zurück-J holen, daß einer eine ganze Stadt und zween ein ganz Land führen sollentt [d. i. wenngleich der Zurückkehrenden gar wenige wären, so soll doch jede Stadt wenigstens durch. einen und jedes Stammgebiet wenigstens durch zwei vertreten fein, so daß das Volk in sei- ner ganzen Gliederung nach Stämmem Geschlech- tern nnd Familien 2. Mos. 6, 14 Anm. wieder- hergestellt werden kann]; und will euch bringen gen Zion [dem Centralpunkte des heil. Landes Jes. 35, 10]. 15. Und lvill euch sdaselbst] Hirten [oder Regenten Kap. 10, 211 geben nach meinem Her- zen [wie David ein solcher war I, Sam. I3, 14; Apostg is, 22], die euch weiden sollen mit Lehre [besser: Einsicht] nnd Weisheit [wie Salomo in der guten Zeit seiner Regierung das gethan 2. Chron. 1, 10 ff; vgl. Irr. 23, 5 f.]. Juda hat sich durch, Jsraels Llbfall und Verbannungsiiichtgwarnen lassen. » 221 Its. Und soll geschehen, wenn ihr [nachdem bei der Rückkehr selber euer nur wenige waren] gewachsen und euer viel worden ist im Lande [was durch rasche Vermehrung und unter einem gedeih- lichen Regiment gar bald der Fall sein wird Kap. 23, 3 f.; Jes. 49, 19 ff.; 54, 1 ff.], so soll man, spricht der HEry zur selbigen Zeit [da nun alle Vorbedingungen erfüllt sind , daß mein Reich zu seiner oollen Offenbarung komme] nicht mehr sagen von der Bundeslade des HErrn [als bedürfte man ferner noch eines solchen smnbildlichen Zeichens meiner GnadengegenwartL auch derselben nicht mehr gedenken, noch davon predigen, noch sie be- suchen, noch daselbst mehr [wie am großen Ver- söhnungstage geschieht] opseru ssie wird, weil kein Gegenstand des Bediirfnisses auch kein Gegenstand des Begehrens mehr sein, man wird sie nicht ver- missen, ja ihrer gänzlich vergessen]z 17. Sondern fes sind ganz neue Verhältnisse an die Stelle der alten getreten, welche diese völlig in dem Hintergrund drängen 2. Cur. s, 17; Hebt. 8, 13 —] zur selbigen Zeit wird man [näm1ich] Jerusalem [felber] heißen: Des HErrn Thron [fo daß, was vordem die Bundeslade ge- wesen im Verhältniß zu der heil. Stadt 1. Stirn. 4, 4; I. Chron. 29, 2., nun diese ist im Ver- hältniß zu den Ländern der Erde]; und werden sich dahin sammeln alle Heiden um des HErrn Namens lvillen [der daselbst gepredigt und ange- rufen wird, nämlichs zu Jerusalem lals von wo nun einmal das Heil der Welt ausgehen muß Jes. 2, 2 f.; Micha 4, 1 ff.], und werden kzum Beweis, daß sie nicht äußerlich nur, sondern von ganzem Herzen dem Reiche Gottes zugethan sind] nicht mehr wandeln nach den Gedanken ihres bösen Herzens [und also dem bekehrten Jsrael V. 22 ff. innerlich gleichgeartet sein]. «) Er hatte gesagt, er habe einen Scheidebrief gege- ben (V.8), d. h. es öffentlich bezeugt, daß er mit jenem Volke keine weitere Verbindung haben wolle; denn das Exil war gleich der Scheidung. Nunmehr sagt er: ich bin euer Gattex denn wenn ich auch von euch so schwer beleidigt worden bin, da ihr mir die geleistete Treue gebrochen habt, so bleibe ich doch fest in meinem Vorsatz, daß ich euer Gatte bin. (Calvin.) Eben darauf gründet der HErr seine Heilsverheißung daß er der Gemahl Jsraels ist, und nie aufgehört hat, noch aufhören wird es zu sein. CNägelsbachJ , Darum aber, weil Jehova der rechtmäßige Herr nnd Gemahl des Volkes ist, kann er auch das ab ewandte zur Rückkehr zu ihm auffors dernx und er thut es im Drange »unaustilgbarer·Liebe. (Umbreit.) ——W) »Wie genügsam ist die unvergleichlrche Güte des an Vergebung reichen Gottes! Arm· etwa einer aus der Stadt und zwei aus dem Staiiime uiögen sich bekehren, und er will einen neuen Anfang mit ihnen in Zion begritnden.« Immer noch blickt der Menfch gern auf die Haufen der Andern und bleibt zurück, weil die Meisten zurück bleiben; hier aber ergeht das Wort der Gnade an die Wenigen: Gottes Arme sind auch den Einzelnen offen, die ans der Menge heraustreten, und er führet sie gen Zion in sein Reich. Viele find berufen, aber wenige sind auserwähled 18. ZU der Zeit [der großen Wendung, von der in V. 14 die Rede war] wird das Haus Juda [das dann auch seitJahrhunderten ein solches ge: wesen sein wird, welches wegen seines Ehebruchs gestraft und von mir verlassen worden ist V. s» aber nunmehr sich bekehrt und sich mir wieder ver- trauen läßt] gehen zum Haus Israel san dem Heil desselben Theil zu nehmenL Und werden [beide] mit einander kommen von Mitternacht [da- hin sie verstoßen gewesen V. 18; Kuh. 16, 15; 31, 8] in’s Land, das ich euren Vätern zum Erbe gegeben habe-« [Kap. 30 u. Si; Hesck 37, i5ff.; Hof. l, 10 f.]. 19. Und ich sage dir [dem vereinigten Hause Juda und Jsrael] zu swas ich vorhin V. 16 zu- nächst dem in geringer Anzahl heimkehrenden Jsrael in Aussicht stellte]: Wie will ich dir so viel Kin- der geben, Und fwill dir zum Wohnsitz für die- selben geben] das liebe [oder edle Sach. 7, 141 Land [Ps. 106, 24], das schöne Erbe, nämlich das Heer der Heiden [Kanaan, welches alles Herrliche, was die Heiden haben, weit aufwiegt]! Und ich sage [zu dem Segen des äußeren Wohlbesindens auch den des inneren Wohlstandes fügend] zu: Du wirst alsdann [in der That und Wahrheit, und nicht mehr in heuchlerischer Scheinheiligkeit V. 4] mich nennen: Lieber Vater; und [für alle Zeiten] nicht von mir weichen. «) Der Prophet geht aus von einer Vergleichung des gegenwärtigen Juda mit dem in gewissem Sinne schon der Vergangenheit angehörigen Jsrael, « und diese Vergleichun fällt zu Gunsten Jsraels aus; dadurch wird eine eissagnng provocirt, die Jsrael das höchste leibliche und geistige Heil in Aussicht stelln Hieran knüpfen sich zwei Fragen. Da die Verwirklichung dieses eiles an die Bedingung der Bekehrung Jsraels ge- nüpft ist, so entsteht die Frage: wird diese Bekehrung stattfinden? und wann? Kann doch der prophetische Blick bis in 1inabsehbare Zeitfernen hinein keinen Mo- ment religiöser und politischer Wiedererhebung bei dem Jsrael der 10 Stämme wahrnehmen, wie denn dieselben in der That bis auf den heutigen Tag verschollen sind (2. Kön.17, 23 Anm.). Also muß es der Endzeit vorbehalten sein, die verlorenen 10 Stämme wieder an’s Licht und zugleich in das Licht der Erkemitniß und des Heils zu stellen. Da entsteht aber die weitere Frage: Wird denn dann Israel allein und nicht auch uda dieses Lichtes der Erkenntnis; nnd des Heils theil- gaftig werden? Wir können die Lösung dieser Frage ereits von V. 14 an zwischen den Zeilen lesen; der Prophet giebt sie aber in V. 18 f. noch mit ausdrück- lichen Worten. tNägelsbachh Es ist eine Demüth gung für Juda, daß es der Prophet zu Israel, den Bekehr- ten, gehen läßt, um sich, von seinem Geiste durchdrnn- gen, mit ihm zu versöhnen. (Umbreit.) Auch mag da ie Absicht, in den jüdäifcheii Lefern eine edle Eifersucht zu entzünden (Röm. II, 11), mit obwalten. (Hitzig.) 20. Aber [freilich, zwischen dieser Zukunft und den Zuständen der Gegenwart ist noch ein him- melweiter Unterschied »und eine große Kluft; denn 222 Jeremia Z, 21-——25. 4, 1. 2. wie es jetzt steht, muß ich sageu:] das Hans Israel sin dem Juda dessen Hurerei in ganz unverant- wortlicher Weise fortsetzt und auf die Spitze treibt V. 6—11] achtet mein nichts [sondern wird mir völlig untreu]; gleichwie ein [wandelbares, wollü- sies] Weib ihren Buhlen [den rechtmäßigen Gatten, dem sie ihre Liebe zugesagt, wenn er dieser Liebe auch noch so Werth ist] nicht mehr achtet [sondern sich bald an diesen, bald an jenen Buhler hängt], spricht der HErn Der hier gebrauchte Ausdruck Buhle bezeichnet bei Luther an und fiir sich noch ein rein sittliches Verhältnis; (f. v. a. der Geliebte oder Gatte ,Jes. 62, 4f.), obgleich er die allmälig eingedrungene unedle Bedeutung (s. v. a. Ehe- brecher, Hurer) schon kennt: Wie man sprichtx ,,mein holder Buhle« und: ,,ich muß einen Buhlen haben«, welches vorzeiten ehelich eine Metze (Richt. 5, 30 Anm.1) hieß, darum ein Geselle buhlet zur Ehe —- nun ist’s in andern Verstand gerathen (Hof. 2, 5; Hefek. 16 , 37; 23, 5 ff.). Dagegen gebraucht Luther das aus Buhle fortgebildete Buhl-er nur im entschieden üblen Sinne (V. I; Heseh 16, 33). 2l. Darum lvird [aber gleichwohl es noch einmal zur Besinnung und reumiithigen Erkenntniß solcher Sünde kommen, und je schwerer die Sünde gewesen, desto tiefer wird auch das. Herzeleid des bußfertigen Volkes sein:] man [wird] ein klciglich Heulen nnd Weinen der Kinder Israel hören auf den Höhen Denselben, welche« jetzt noch die Schau- plätze ihres Frevelssind V. 6 u. Kap. 2, 20]; dafür swerden sie in so kläglicher Weise Buße thun], daß sie übel gethan und des HErrn, ihres Gottes, ver- gessen haben. 22. [Dann wird der in V. 14 im Voraus ergangene Bußruf auch Wirkung haben und nun mit der ganzen Erweckungskraft meiner Freund- lichkeit und Leutseligkeit aufs Neue erklingen, was schon in Hof. II, 2 ff. Israel zugerufen worden:] So kehret nun wieder, ihr abtriinnigen Kinder; so will ich [als euer Arzt 2.— Moss 15, 26] euch heilen von eurem ungehorsam. [Sie aber, der Einladung in gründlicher Selbstverurtheiluiig und aufrichtiger Herzensbekehrung Folge leiftend, werden zur Antwort«geben:] Siehe, wir kommen zu dir; denn du bist der HErn unser Gott. 23. Wahrlich, es ist eitel Betrug mit Hügeln und mit allen Bergen [mit den Götzen, die wir dort angebetet und von ihnen unser Heil erwartet haben]. Wahrlich, es hat Israel keine Hilfe, denn [allein] am HErrn, unserm Gott [Ps. s, 9]. 24. Und unserer Väter Arbeit sin den ab- göttischen Stiften und Gottesdiensten], die [sie mit so vielem Fleiß zu Stande gebracht] wir [aber mit so großer ZähigkeitJ von Jugend auf gehalten haben, müsse [als ein«fLuchwiirdigesUUterfangenJ mit Schanden untergehen, sammt ihren Sehnen, Rinden» Kindern und Tbchtern [sammt dem gan- zen greulichen Cuitus, da sie nicht nnr ihre Schafe und Rinder den Götzen opferten, sondern auch ihre Kinder dem Moloch schlachteten und ihre Töchter der Astarte zu Ehren preisgaben 5. Mos. IS, 21 Anm.]. 25. Denn darauf wir uns verließen [die nichtigen Götzen] , das ist uns jeyt [nachdem wir zur rechternErkenntniß gekommen] eitel Schande; nnd deß wir uns trosteten sals unsrer Zusiucht für die Fälle der Noth]- deß mussen wir uns jetzt fchcimen [im Grundtext steht blos: Da liegen wir in unsrer Schande und uns bedecket unser Schirnpf- was Luther in seiner Ueber- fetzung näher erläutert] Denn wir sundigten da- mit wider den HErrn, unsern Gott, beide [Jes. 27, 1 Am. 21 wir und unsere Vater, von unse- rer Jugend auf sbald vom Beginn unsers Volks- thums an], auch bis auf diesen heutigen Tag [wo wir erst ganz zuletzt noch zur Erkenntnis; gekommen sind]; und gehorchten nicht der Stimme des HErrn, unsers Gottes« [so oft er auch von dem Wege des Verderbens uns zurückrufen wollte]. Die Lehre vom tausendjährigen Reiche (Jef. 65, 25 Anm.) beruht nicht blos, wie man es fo häufig ansiehet, auf einer vereinzelten Stelle der Offenb. St. Johannis, sondern die ganze Prophetie des alten Bundes kann ohne dieselbe gar nicht wahrhaft verstanden werden; und was das neue Testament betrifft, so weist der Grundbe- griff der Lehre Jesu, in welchem er die Hauptfnmme der messianifchen Weifsagungen zufammenfaßh der Be- griff des Reiches Gottes, schon durch seinen Namen auf die Verwandtschaft mit dieser Lehre hin. Gewöhnlich faßt man die Sache so auf, als habe Jesus im Gegen- satz zu den äußerlichen, fleifchlichen Messiaserwartungen des jiidifchen Volks ein rein innerliches, sittliches, geisti- ges Gottesreich gepredigt; das ist aber zu der materia- listischen Auffassung der damaligen Juden nur das« an- de.re, spiritualistische Extrem. Freilich mußte der HErr dem Fleifchessmn seines Volkes gegenüber auf die in- neren Bedingungen für die Theilnahme am Reich, auf Buße und Glauben, mit doppeltem Nachdruck dringen; aber darum läßt er das Reich nicht in dieser Jnnerlich- keit ausgehen, sondern es ist ihm »die göttliche Ordnung der Dinge, welche durch ihn, den Messias, verwirklicht wird als eine von innen nach außen fich entfaltende.« So hat das Reich Gottes verschiedene Perioden: es ist erschienen in Christo (Matth. 1·2, 28), es breitet in der Welt sich aus auf inwendigen, verboägenen Geifteswegen (Matth. is, 33); aber eigentlich als eich in königlicher Herrlichkeit kommt es doch erst bei Christi Erscheinung (Luk. 19, H; 21, 31; 22, 18), wie uns denn der HErr noch fort nnd fort um das Kommen des Reiches beten heißt (Matth.·6, 10). Und das ist nun nicht nur die ewige Seligkeit nach dem jüngsten Gericht, welche aller- dings die letzte Reichsvollendung ausmacht (Matth. 25, 34), sondern esist schon vorher ein irdifches, israeliti- sches (aber freilich nicht fleifchliches) Reich der Herrlich- keit, wie es die Propheten geschildert haben, denen Jesus ,m keinem Stück widerspricht , sondern deren Weifsagung er anknüpfend voraussetzt (Matth. 19, 28; Apostg. l, 6—8). So sehr man fich nun hüten muß, die Zustände des kommendenReichs über die Keuschheit des Schriftworts hinaus in ein Detail auszumalein welches der Vater seiner Llltacht vorbehalten hat, fo wenig ist man andrerseits berechtigt, die zahlreichen, Vermahnung zur Bußeund Verheißung göttlicher Gnade. 223 hierher gehörigen Worte Iesu und seiner Propheten und Apostel zu verfliichtigen oder umzudeutem Dieser letztere Fehler ist aber, anch bei der gläubigen Schriftauslegung noch immer der vorherrschendr. Nicht blos der Natio- ualismus, sondern längst vor ihm die Kirche selbst hat das Verständniß des großen göttlichen Reichsganges verloren; es ist uns Heideuchristen wirklich begegnet, wovor uns Paulus so nachdrlicklich warnt, wir haben vergessen, daß wir als wilde Zweige in den edlen Oel- baum Jsraels eingepsropft sind. Wir sind sicher ge- worden in der schriftwidrigen Meinung , das Christen- ihum sei nur flir uns, für Weltoerhältnisse wie die unsrigen da; wir zucken die Achseln über das Volk der Wahl und seine Zukunft. unsre. eschatologischen Ideen beschränken sich ans die himmlische Seligkeit, und nur in äußerer, nnvermittelter Weise denken wir uns das jüngste Gericht als Abschluß im fernen Hintergrunde. U1id doch hätte eigentlich blos der Katholicismus Anlaß, gegen eine solche Auffassung des Verhältnisses von Welt und Reich Gottes, wie sie vorhin dargelegt wor- den, sich zu sträuben: er ist seinem innersten Wesen nach eine falsche Auticipation(Vorwegnahme) des tau- sendjährigen Reichs in der kirchengeschichtlicheti Zeit, eine Vermischung von Kirche und Reich. Die Reformation, die uns wieder auf’s Glauben allein hingewiesen hat, sollte uns geheilt haben von ähnlichen, im jetzigen Pro- teftantismus gaiigbaren Jrrthiinierm wonach man, statt zu glauben, sehen und Werke thun will. Das evange- lische Glaubensprincip vollendet sich erst in der bibli- schen Grundanschauung vom göttlichen Reichsgan e: ihn an der Hand des prophetischeu . Wortes versiegen zu lernen, ist Aufgabe jetziger Theologie; und bei« HErr bietet eben jetzt seiner Gemeinde dies Verständnis; von verschiedenen Seiten dar, weil sie desselben für ihre be- vorstehenden Kämpse bedarf. Von der Bekehrung der Juden, sagt schon Oetinger, reden die Theologen nur exegetisch, ja problematisch, nochviel mehr vom tausend- jährigen Reich. Warum? Weil das den früheren Zeiten verliehene Erkenutnißmaß diese Lehren noch nicht fassen konnte; in unsrer Zeit aber entwickelt sich eine hellere Erkenntuiß, der Zusammenhang der Glaubens- artikel mit den letzten Dingen tritt bereits klarer her- vor. (Auberlen.) Wie ein Vertnächtniß, das der Apostel Uns Christen aus den Heiden hinterlassen wollte, haben wir die Belehrung über die Zukunft Jsraels in Röm. 11", 11 ff. anzusehen; es ist, als habe es der heil. Geist vorausgesehen 1ind warnen wollen -vor der falschen Jdeutisicirung (Gleichstellung)" der heidenchristlichen Kirche mit Israel, welche so frühzeitig Platz griff, die Anschauung der römischen Kirche und ihre Anticipation der Zukunft beherrscht und auch in unsrer (lutherischen) Kirche einheimisch wurde. Eine Ermahnung zur De- muth, eine Warnung vor Gedanken eigener Klugheit nnd vor der Verkenuiing der Zukunft Jsraels ist diese Stelle. Was Luther betrifft, so ließ derselbe in seiner ansänålichen Sinuesweise (vgl. die Vem. zu Jes.57,21l vom chriftwort sich bestimmen, später aber von den Erfahrun en, die er machte (er hatte von einem Rück- sall von sucht er denn mit dem Schriftwort zurecht zu kommen, so gut es gehen will. Aus Röm. l1 folge die Bekeh- rung der Juden keineswegs, schreibt er, Paulus meine etwas ganz Anderes; welches aber dies sei, sagt er nicht. («uthardt.) Ein tiefer Schmerz wird Israel, wenn es dereinst sich bekehrt, durchziehen, des Bandes seines Gottes so lange vergessen und die Liebe dessen, der sie je und je geliebt hat, so lange verachtet zu haben. Das wird seinem Glauben eine besondere Lebenskraft und seiner Liebe eine besondere Jnnigkeit geben; es wird gescheheu, was in Such. 12, 10 geschrieben steht. (Althaus.) hristen in das Judenthum veruommen); da« Das 4. Kapitel. wiederholte Ibuszpredigt Meissaguiig non Verheerung des jiidischeu Landes. H« v. 1-·3l. Gleich an der Snihe dieses ganzen Kli- lchuittg steht der Grundgedanke desselben in der deutlich ausgeprägten Form des ,,beliehre dich«; dieser Ruf wendet sich aber nicht, wie es in der vorigen Rede der Fall war, an das bereits in der illerbaiiiinng befindliche Israel der 10 Stamme, um diesem seine letzte glorreiehe Zukunft zn ioeiffagen, sondern an dac- Geschlecht der Gegenwart, nnd da iIt ja von Israel unr tioiti das ffidliche Reich im sestande nnd ihm allein noch die Möglichkeit gelassen, durch eine Bekehrung von der rechten Jlrt das Strafgericht der ioerbannung non sich abzuwenden. Ilae Wort deg heim: versucht nun auf alle mögliche Weise, den seliehruuggriif kräftig uud wirksam an den Herzen der verflochten Iuda zu tuaeheiq es giebt genau und bestimmt an, worin die reihte Ze- liehriiiig besteht und wie sie einzugreifen sei, es malt auch lebendig und haiidgreiftiih das Verderben vor die Augen, das da nicht ausbleibt, wenn eg nicht in deik letzten Stunde noch zu solcher Bekehrung koninit, nnd niiicht in der einfchneideudslen weise« den Eng und Trug der falschen Propheten zu Skhandem welche die Seelen mit verderblichen Hoffnungen non dein einzigen Wege der tirttnng zurückhalten. Der prophet in Grleuitzticiig des Geistes Gottes ist aber so sicher sich dessen bewußt, daß aller Weaieruf zur Buße umsonlt und vergeblich 1iiid Juba eben die versteckte ist, daß er mit feinem Herzen schon mitten drin steht iiu Feuer des Gerichts Gottes, nlH wäre es allbereits zum Ztugbruch gekommen. l. Willft du dich, Israel lsoweit du noch im Lande der Väter da bist], bekehren [um das Ge- richt, das den andern Theil, die 10 Stämme, schon betroffen hat Kap. Z, 8., von dir abzuwen- den], spricht der HErn so bekehre dich faiich tritt: lich] zu mir-« luud nicht blos, wie du jetzt thust 2. Kön. 23, 1 ff» von einer Sünde zur andern] Und so du deine Greise! [der Abgötterei nicht blos äußerlich, sondern so griindlich] lvegthuft bot: mei- nem Angesicht sdaß ich anch in deinem Herzen nichts mehr davon wahrnehmeL so sollst du tiicht vertrieben werden. 2. Alsdann [wenn Ydu wirklich dich zu mir bekehrst und griindlich von deinen Greueln dich reinigstj tvitst du smit anderer Gesinnung, als es bisher geschehen Jes. 48, 1., nämlich] ohne Heu- chelei sund mit andrer Handlungsweisa nämlich] recht und heiligllch [so daß dem Bekenntniß des Niundes 5. Mos to, 20 Anm. auch ein Wandel in Heiligkeit nnd Gerechtigkeit entspricht] schlvötem So wahr der HErt lebet. Und die Heiden sfür die ich dich zu meinem Misstonsvolk berufen habe, daß du vor ihnen meinen Namen tragen sollst Jesi 2, 3; Aposta 9, 15] werden in ihm [mei- nem Namen] gesegnet werden [besser: sich seg- nen], und sich sein rühmen [Kap. 12, is; Jes 65, IS; da wird es« denn deiner gewaltsamen Zerstreuung unter dieselben nicht erst bedürfen 224 Jeremia 4, 3 —14. sondern ich kann auf friedlichem Wege meine Ab- sichten mit dir und der Heidenwelt erreichen"]· «) Jft’s mit dir zur Abkehr von der Sünde und der Creatur gekommen, so siehe auch zu, daß du dich zu deinem Gott von Herzen kehrest und dich nicht etwa von einer Sünde zur gegenseitigen, z. V. voii der Ver- schwendung unter den; Schein der»Sparsamkeit zum Geiz, oder sonst zu einem selbsterwcthlten Gottesdienst begebeft; auch mußt du dich nicht blos zu den Gnaden- mitteln und deren Gebrauch kehren, sondern mußt dich dadurch zu Gott selbst und seiner wahrhaftigen·Gemein- schaft wenden, so daß du dabei alle andern Dinge aus den Augen und aus dem Herzen fahren lafsest. (Starke.) Wo die Buße rechtschaffen fein foll, so muß sie das rechie objectum halten, d. i. muß auf Gott und zu Gott gerichtet sein. (Cramer.) · Mk) Vgl. die Auseinatidersetzling von Drechsler, die wir zu L. Kön 1»5, 36 mitgetheilt haben. ,,»Juda that bei der Reformation des Josia außerlich seine Greuel von Gottes Angesicht weg· (2. K. 23, 4 ff.), aber es war doch weit entfernt, sein Herz nur ·allein und fest auf denHErrU zu richten; ·es flunkerte vielmehr, indem es theils dem HErrn,- theils doch auch» wieder seinen Götzen dienen »wollte Zeph. 1,»P. (·Nagelsbach.)» So ernstliih und tiesgefühlt die Frömmigkeit des Konigs war, so oberflächlich und heuchlerisch war bei den mei- sten Andern die Rückkehr zu Jehova,»und was in Hof. 7, 16 vom Zehnstämmereich gesagt wird, das galt jetzt vom Reiche Iuda und wird auch eben so stark von den Propheten derdamaligen Zeit hervorgehobeir Es war also nur dem letzten hellen Aufflackerii eines verlöfchen- den Lichtes zu vergleicheii, wenn der Staat sich noih einmal zu heben schiem das innere Verderben und die Fäulniß war so groß, daß·der glückliche blirgerliche und kirchliche Zustand nur wie künstlich hervorgezaubert schien und alle Stützen unaufhaltsam zusammenbrachem als sich die Augen desKonigs schlossen. (Vaihinger.) 3. sAber so freilich, «wie es setzt noch· mit euch stehet, kann es zu einer friedlichen Lofung nicht kommen, sondern es muß von Grund aus anders werden.] Denn so spricht der HErr [der die Herzen kennet und weiß- was im Menschen ist] zu denen in Juda und zu Jerusalem: Epfluget ein Neues fein neu und grlindlich urbar gemachtes Land, einen Neudruck) Hof« 10- I2«- indem Eh! vor allen Dingen euch erneuert im Geiste eures Gemiiths Hefet 18, 31; Ephes 4- 23 f.]. und siiet nicht lmit Beseitigung einzelner Fehler und Mißstände und Vornahme einzelner Besserungeiy während der Grund eurer Herzen doch der alte bleibt] unter die Hecken [wo im Dorngestrüpp der Sorgen und Wolliiste dieses Lebens Arbeit und Sanie verloren ist Matth. 13- 7s 22 — »Es konimt nichts Gutes heraus, wenn Göttliches und Fleischliches unter einander gemischt wird«]. 4. Beschueidet euch fwenn ihr mit dem Wie- dereiniritt in meinen Bund 2. Kön. W, 3 AUch das lange unterlassene äußere Bundeszeichen l. Mos. 17, 10 ff. wieder herstellt Jos. 5 , 2 ff] dem HErrn sdaß ihr damit nicht blos eine äußere Ordnung beobachteh sondern auch wirklich eurem Gott euch zu eigen gebt], und thut [der geistlichen Bedeutung des heil. Gebrauchs gemäß] weg die Vorhaut eures Herzens [durch Abthun alles Natur- wüchsigen, aller schlechten Natürlichkeitz die den Ein- wirkungen meines Geistes hinderlich im Wege steht z. Mos. 10, 16 Anm.], ihr Männer in Jnda, und ihr Leute zu Jerusalem; ans daß nicht [wie denn in der That es schon nahe daran ist, daß solches geschehe L. Kön. 22, 16 f.] mein Grimm ausfahre, wie Feuer, und brenne, daß niemand löschen möge, um eurer Bosheit willen [womit ihr die in 5. Mos. 28, 15 ff. gedroheten Strafge- richte verwirkt habt]. Z. Ja [sähret dieser Grimm einmal aus wie Feuer], dann verkiindiget [immerhin] in Juda [so- viel ihr wollet], und schteiet laut zu Jerusalem [so gut ihr könnet], und fprechet [um dem drohen- den Unglück mit Waffengewalt 4. Mos. 10, 9; 31, S; Jes. 18, 3 zu begegnen]: Blaset die Trom- meten im Lande szum heiligen Kampf wider den eindringenden Feind]. Rufet [nur in. allen euern Grenzen] mit voller Stimme, und sprechet Izu denen in Wettern und auf den Dörfern]: Sam- melt eiich, und lasset uns in die festen Städte ziehen [wo wir besser Widerstand leisten können]. « s. Werfet zu Zion [der vermeintlich unein- nehmbaren Stadt 2. Kön. 19, 211 ein Panier auf [daß alles Volk dorthin fliichte Jes. 11, 10 Anm. 2], hiiufet euch [laufet haufenweis dahin zufammen], und siittmet nicht [mit allen nur mög- lichen Vorsichtsmaßregeln — was wird’s helfen? das Feuer wird gleichwohl brennen, daß niemand löschen möge]. Denn ich bringe ein Unglück herzu von Mitternacht [Kap. I, 13 ffsL und einen großen Jammer [in Folge des gänzlichen Unter- gangs der Stadt S. Kön. 25, 1 ff.]. 7. Es fclhtet knämlichj daher der Löwe aus seiner Hecke [Nebucadnezar, der König zu Babel Kap. 50- 17]- und let] der Verstörer der Heiden fals der schon so viele heidnische Völker zu Grunde gerichtet] zeucht einher aus seinem Ort [dem Lande der Chaldäexl daß er kauchj dein Land [o Volk Juba] verwuste und deine Städte ausbreune, daß niemand drinnen wohne. 8. Darum ziehet Siicke an [1. Mos. 37, 34 Anni.], tlaget und heuletz denn der grimmige Zorn des HEtrn fnachdem er nun einmal zum Ausbruch gekommen] will nicht aufhören von uns [so werdet ihr klagen müssen] Z. Zu der Zeit [wo ich das eben angedrohete Unglück von Mitternacht herzubringe V. 6 f.], spricht der TIERE, wird dem [von falfchen Rath- gebern verführtenj Könige und den Fürsten [die ihn auf die verkehrten Wege gebracht haben L, Kön. 24, 18 ff] das Herz entfallen [1. Mos 42, 28]; die Priester [welche der Fürsten und der Propheten Helfershelfer gewesen sind] werden vetstürzh und die Propheten [so aus ihrem eigenen Herzen ge- Wiederholte Bußpredign 225 weissagt· haben »Hesek. 13, 2 f.] erschrocken fein [wenn sie nun mit ihren Verkündigungeii öffentlich zuLügnern geworden Kap. 37, 19]. 10. Ich aber [der wahre Prophet, indem ich diese Dinge, die da kommen werden, so klar und hell ooraussehe, als wären sie nicht erst zukünftige, sondern bereits geschehene] sprach: Ach, HErr HEry du hasrs diesem Volk nnd Jerusalem weit fehlen lassen [mit den Hoffnungen, die sie auf Grund der Aussprüche ihrer tollen Propheten sich machten], da sie [die tollen Propheren, die ihrem eigenen Geist folgen und haben doch nicht Gesichte, zu— ihnen] sagten: Es wird Friede bei euch sein [und hat keine Gefahr Kap. 6, 13 f.; Hesek. 13, 10]; so doch [im Gegentheil] das Schwert bis an die Seele reiehet [die äußerste Gefahr des Unter- ganges nahe genug schon gerückt ist]. .Nach anderer Uebersetzung lauten die Worte viel- mehr: Ach HErr HErix du hast saus gerechtem Gericht dafür, daß man das Wort deiner wahren Propheten nicht hat annehmen wolleng diesem Volk und Jerusalem eine arge Täuschung ereitet, da du fprachst sdurch falsche Propheten ihnen einreden ließest I. Köm 22,19——23]: Es wird riede bei ench sein — und nun [da es sich herausste t, was dein eigentlicher Rath gewesen] reicher das Schwert bis an die Seele [daß kein Entrinnen mehr möglich ist Pf. 69, 2]. 11. Zur selbigen Zeit [um hier wieder aiif das »dann« in V. 5 zurückzukommen] wird man [wie es ja beim drohenden Ausbruch eines Orkans Sitte ist, ihn denjenigen Landesbewohnern, welche davon zu leiden haben werden, zu signalisireiy da- mit sie auf ihren Schutz möglichstiBedacht nehmen können] diesem Volk nnd Jerusalem sagen: Es kommt ein dürrer [heißer, oerfengender] Wind über dem Gebirge [über die kahlen Felsberge im Osten] her, als aus der Wüste [was ein Anzeichen ist, daß er mit ungeheurer Heftigkeit wüthen wird Hivb 1- 195 27- 21], des Weges zu der Tochter meines» Volks zu sgerades Wegs auf Juda und Jerusalem« los Jei 27, 8], nicht zu worfeln noch zu schwingen swozu nur West- oder Südwind zu brauchen ist, sondern auszureißen iind zu verderben. Kap. 18, 17; Hesek. 17, 10]. 12, Ja, ein Wind kommt, der ihnen zn stark sein wird [als daß noch ferner Friede bei ihnen sein könnte V. 10]; da ivill ich denn auch [nach- dem sie so lange mit mir gerechtet haben Kap. L, s. 29; 44, 17 f.] mit ihnen rechten. Die Winde sind in Palästina und Shrien in Rich- tung, Verlauf und Wirkung sehr regelmäßig. Der Weft- und Südweftwind, der über das mittelländifche Meer kommt, ist feucht und bringt ewöhnlich Re en (1. Körn 18, 44 f.; Luk. 12, 54); er Zerrscht vom o- vember bis in den März und bewirkt da die Regenzein Der -Süd-, besonders Südostwind streicht über die ura- bische Wüste nnd hat Hitze zur Folge (Luk. 12, 55), die um die Frühlingsnachtgleiche in Egy ten zu einer Gluth von 16——36 Grad ansteigtz er we t hauptsächlich im März, und zwar oft 3 Tage hinter einander, fiihrt D sichs-P s Abels-arti. Staub und Sand mit sich, ist aber, je weiter er nach Norden vordringt, desto fchwächer und in den Gebirgen weit erträglicher als in den Ebenen. Der Ostwind, welcher für Palästina aus den Steppen des wüsten Arabiens kommt (Jer. 13, 24), ist durchaus fcharf und heftig, fehr trocken und daher versengend auf die Veges tation einwirkend (Jon. 4, 8). Mit dem erstickenden Sturmwind Samum des wüsten Arabiens, der im April und Mai herrscht, hat er Verwandtschaft, doch dieser selbst weht nicht in Palästina, möglich aber, daß an einigen Stellen des alten Teftaments (Pf.11, S) auf ihn« angesfpielt wird. Es bläst aber der Ostwind in Palästina regelmäßig während der Sommermonate bis in den Juni und macht selbst in der Umgegend Jeru- salems die Hitze beschwerliih Der Nord- oder Nord- weftwind bringt Kühlung »und Frische (Hohesl. 4, 1(·s), selbst Kälte und Trockenheitx er erhebt sich gewöhnlich gegen die Herbsinachtgleichz wo er dann wohl an 3 Tage hinter einander anhält. (Winer.) Im Sommer ist der Ostwind selten, denn es kommen auf ihn im Monat durchschnittlich nur 2—3 Tage; häufiger ist er im Winter und bei Frlihlingsanfang wo er bei längerem Anhalten die junge Vegetation versengt und ein Hunger- jahr erzeugt, weshalb er auf dem Libanon semüm heißt, was heutigentags den Giftwind, ursprünglich aber wohl den verödenden Wind bezeichnet. Der Ostwind ist trocken, regt das Blut auf, beengt die Brust, verursacht Unruhe und Angst, schlaflofe Nächte oder böse Träume; Mensch und Thier fühlt sich bei spfeinem Wehen schwach nnd krank, daher vergleicht man im Leben das Unan- genehme, Widrige mit ihm. Zur Erntezeit kann, so lange der Ostwind anhält, das auf den Tennen liegende und bereits gedrofchene Getreide nicht geworfelt werden; dazu braucht man eine gleichmäßige, miitelstarke Luft- ftrömung, welche nur dem West- und Südwinde eigen ist. Der Nordwind ist allzustarh und der Ostwind charakterisirt sich durchfortwährende Stöße, die, wie der Hauranier sagt, Häckerling und Körner wegsührem Stürme find beim Ostwind selten (sie entstehen meistens bei Westwind); bringt aber einmal der Ostwind einen Sturm, so ist dieser seiner heftigen Stöße wegen meist schadenbringend und entwurzelt die größten Bäume. (Wetzstein.") 13. Siehe, er [der ebenso mit diesem Bilde eines« Ostwindes, ivie»vorhin V. 7 mit dem eines Löwen gemeint ist] fahret daher smit feinen Hee- resmassen], wie [d1chte, schwarze] Wolken, und feine [Kriegs-] Wagen sind shinsichtlich der Schnel- ligkeit, mit der sie daher brausen, und der Wucht des Stoßes, womit sie anrückenj wie ein Sturm- wind, seine Rosse find schneller denn Adler [Habak. I, 6 ff.]. Wehe [so erhebt sich dannein Klagge- schrei bei denen, die so lange in Sicherheit sich haben einwiegen lassen und nun aus einmal sehen, daß sie dem Verderben nicht mehr entrinnen kön- nen V. 10], wir uiussen verftoret werden. 14. So wasche nun, Jerusalem, [jetzt, wo Rettung vor dem drohenden Verderben allenfalls noch möglich ist, mit Thränen aufrichtiger Buße und gründlicher Bekehrung] dein Herz von der Bosheit sdavon es verunreiniget ist], auf daß. dir geholfen werde sehe es zu spät wird] Wie lange wollen bei dir bleiben die leidigeii Lehren kindem du dein Herz fort nnd fort von Gedanken besiricken A. c. II. 2. 15 226 Jeremia 4, 15—31. lässest, die doch nur Leid und Unheil gebären und das Uebel schlimmer machen, statt es abzuwenden Hiob 16, 2]? Das Herz ist die Quelle, so niit der Sünde verun- reiniget ist, also muß aiich der Anfang der Besserung mit demselben gemacht werden; es ist von Natur ver- kehrt, darum muß es bekehrt, es ist verfinstert, darum muß es erleuchtet, es ist verhärtet, daruni muß es er- weicht werden. (Starke.) Des Satans höllifches An- haucheii ist bis in das Innerste der Seele durchgedrun- gen, so muß auch die himmlische Kraft und der Odem Jesu Christi bis dahin reichen. (Scriver.) Wir sehen hier die Güte Gottes, welcher, indem er drohet und die Strafe bestimmt, " dennoch immer mit Vermahnung zur Buße bei uns anhält: womit er genugsam anzeigt, daß er keinen Menschen ohne Weiteres verwerfe, sondern daß er bei allen Droh- iind Strafpredigten sich die Buße und Bekehrung wolle vorbehalten und mit einge- schlossen haben. Nur sollen wir mit der Buße nicht verziehen, bis die Strafe uns aus den Hals kommt; alsdann ist es zu spät, wenn man erst Buße thun will, wenn das Feuer des göttlichen Zorns schon in aller Macht daherbrennt oder der Feind das Pferd schon an unsere Zäune gebunden hat. (Wiirtemb. Summ.) 15. Denn sum zum dritten Mal V. 5 is. u. V. 11 ff. das über dich beschlossene Unglück dir vor die Augen zu malen, als wäre es schon da] es kommt ein Geschrei von Dan her [dem äußer- sten Nordpunkte des Landes überhaupt Hof. 19, 47 Anm.], und [bald hinterher] eine bose Bot- schaft vom Gebirge Ephraim her sder Nordgrenze des Reiches Juda — so iasch und unaufhaltsam rückt es immer näher und näher Jes 10, 29 fs.], Its. Wie die Heiden ruhmeiis [die daher-zie- henden Kriegerschaaren der Heiden ein Feldgeschrei erheben, daß man weithin sie hören kanu]. Und es ist smm geschwind] bis geii Jerusalem erschollen, daß Hafer-«« kommen aus fernen Landen, und werden schreien wider die Stadte Jiida sals denen ihr Eroberungszug gilt]. 17. Sie werden sie [und darunter denn vor- nehmlich Jerusalem] rings umher belagern, wie die Hnter auf dem Felde [die etwa einen Fuchsbau umstellen, bis sie die ganze Brut umgebracht haben]; denn sie [die in den Städten Judas und in Jeru- salem wohnen] haben mich erziirneh spricht der HErr [darum lasse ich auch diese Feldhiiter in der Eigenschaft von Versiörern Kap. b, 6; S, 25 über sie kommen] It) Die Worte des Grundtextes werden in der Regel übersetzt: VerkiindigPs den Heiden, aber ohne daß die Ausleger in befriedigender Weise diesen Satz in seinem Zusammenhange nnd iiach seinem Sinne zu er- klären vermöchten; da hebt nun zwar Lutherbs lieber- setznng die Schwierigkeit, allein, wenn auch das Zeitwort des Satzes die Bedeutung ,,rühmen, preisen« unzweifel- haft hat, so dürfte doch sowohl die gebrauchte Form als die Art, wie das Hauptwort damit verbunden wird, eine solche Uebersetzung nicht zulassem Für den praktischen Gebrauch kann man ruhig den Wortlaut unsrer deutschen Bibel gelten lassen, wissenschastlich dagegen sich damit zufrieden geben, daß obiger Aufruf in Verbindung mit dem folgenden Satze: siehe, lasset’s erschallen über Jerusalem, daß Hiiter kommen er. nur dazu dient, die Wichtigkeit und Bedeutung des zu ver- küiidigenden Einfalls bemerklich zu machen, als welcher in seinen Folgen auch iiber viele andere Völker entschei- dend werden sollte (Kap. 25, 13 ff.). Es) Luther macht hierzu die Rand losse: »Wider- sinnisch (d. i. ironisch), die Versiiirer eißt er Hüter.« Die Vergleichung» bezieht sich anf die Hütten, welche die Hüter auf den Feldern und in Weinbergen aiifschlageii und deren Constriiction folgende ist: »Man richtet vier Stangen so auf, daß fie die Ecken eines Quadrats bilden, dessen Seiten gegen 8 Fuß lang sind; 8 Fuß über der Erde werden an sie iint Strickeu 4 Qnerhölzer festge- bundeii, auf welche man Baumäste oder Bretter, wenn sie zu haben sind, legt. Hier ist das Nachtlager des Wächters, das ans einer Streu besteht. 6—7 Fuß iiber diesem Lager sind an die 4 Stangen wieder Quer- hiilzer angebunden, aiif denen Laubzweige oder Schilf oder eine Matte ein Dach bilden, zwischen Dach und Lager werden 3 Seiten mit einer Matte oder mit zu- fammeugebnndenem Schilf oder Stroh behängt, um so- wohl kalte Nachtwinde abzuhalten, als auch die Diebe über die Zahl der Wächter in Ungewißheit zu lassen. Zu dem Lager führt häufig eine kleine Leiter, die Partie zwischen der Erde nnd dein Lager aber ist nur an der Westseite geschlofsen, um die heiße Nachmittagssonne ab- zuhalten, deiin Tags über sitzt der Wächter bei seinem Hiinde unten anf der Erde« Doch giebt es auch lHüttem die nur aus Baumzweigen leicht zusamniengeste t sind. Mit diesen Hütten niin vergleichen sich die Gezelte der Belagerer, welche in Kuh. , 3 unter einem ähnlichen Bilde als Hirten, die mit ihren Heerden fchoniingslos die ganze Gegend verwüsten, dargestellt werden. Nach Vermuthung einiger jüdischeii Ausleger liegt in dem fiir Hiiter hier gebrauchten hehr. Wort nozör eine Anspie- lung auf deii Namen Nebucadiiezar, dessen letzte beide Sylben einigermaßen damit übereinstimmen. 18.» Das hast du [Jiida und Jerusalem] zu Lohii sur dein Wesen nnd dein Thnn sdaooii du dich iiicht hast bekehren ivolleii.] Dann sweiin dir so Bitteres widerfährn daß es dir bis an die Seele reichet V. 10] wird dein Herz fühlen, wie deine Bosheit so groß ist sivährend du jetzt, wo ein Entrinnen noch inöglich wäre, es durchaus iiicht einsehen ivillst Kuh. 2, 19; Jes. 59, 12]. So süß aiich die Sünde im Anfang ist, so bitter wird sie hernach, ivenn das Gewissen durch das Gefühl der Gerichte Gottes aufwacht: Pf. 38, 5. (Starke.) 19. »Wie ist mir so herzlich weh! Mein Herz pocht mir in meinem Leibe svor Jammer und Schweig, Und habe keine Ruhe« [bis ich der in- nereii Qual durch lautes Reden Lust gemacht habe]; denn meine Seele hort der Posaunen Halt, und eine Feldschlacht siiiid ich weiß, daß das das Ende nieines Volks sein ivird], 20. Und ein Mordgeschrei nber das andere sniuß ich mit anhören]; denn das ganze Land wird sdzesnial piotzlichj verheeret, ploszlich werden meine Hinten und meine Gezelte [die mir so lieben Wohnungen aller meiner Brüder nach dein Fleisch] verstoret. «) Der Anfang dieses Verses laiitet nach wörtlicher Uebersetzung: Meine Eingeweidel Meine Ein- geweide! niich schmerzt es! ineine Herzens: Weissagung von Verheeruiig des jüdischen Landes. 227 kammerul Es tobt mir mein Herz! ich kann 1iicht schweigen. Diese abgerisfenen Worte und Seufzer find der lebendigste Ausdruck von dem unsägs lichen Schmerz, unter dem Ieremiä Herz bkutet bei dem Anblick der Verstockung und des Untergangs seiner Brüder. Vgl. Paulus in Röm. 9, 1—3 und die Wem. zu Jef. 23, 21. Wie lange soll ich doch das Panier sehen, und der Posaunen Hall hören? -,[Mich widern diese Zeichen einer Vertheidigung an, die doch so unnütz" ist und nur ein Zeichen des Unglaubens V. 5 f.]. 22. Aber mein Volk Upricht der HErrJ ist [eben] toll [in seiner wahiisinnigen Verblendung], und [sie] glauben snun einmal] mir lund meinen Worten] nicht; thbricht sind sie [in allen ihren AnschlägenL Und achten’s nicht lhaben dabei keine Ahnung von ihrer Thorheit]. Weise [oder psifsigJ sind sie genug, [wo es gilt] Uebels zu thun; aber wohlthnn fund damit sich am besten berathen] wol- len sie nicht lernen. " Das Volk ist zu einem Thoreii, einem Herum- läufer geworden, sie sind unfähig« leeres Spiellverk treibende Kinder geworden; aber eins können sie noch: wenn. die Gottentsremdnng längere Zeit gepfle t ist, ent- wickelt sich ein eigenes Talent, Böses zu t un. Die Folge des Wachsthunis der Sünde ist eine immer zu- nehmende Stumpfheit und Dummheit in höheren Din- gen, aber wenn’s aufs Böse ankommt, sind sie unge- mein schlau und verschlagen. Das ist die eigentliche Teufelswirkiing (Vilmar.)- Vgl. den Gegensatz Rönn 16, is: ,,Weise auf’s Gute, einfältig auf’s Böse. » » 23. Jch fchauete das Land an, siehe, das war wUste nnd öde [als wäre es in den chaotischen Zustand der Urzeit zurückgesuiiken l. Niof 1, 2], « und den Himmel, und [auch] er war finster sals hätte er ein Trauergewand angelegt ob dieses Herze- leids im Lande Juba] So pflegfs denen zu ergehen, welche in Noth ver- fallen: ihnen scheint das Licht kein Licht, der Tag kein Tag, das Süße nicht süß zu sein, sondern alles ver- wandelt sich in das GegentheiL (Theodoret.) »» » 24. Jch sahe die Berge an, und siehe, die bebeten, und alle Hagel zitterten [wie wenn Gott mit seinem dröhnetiden Donner erscheint]; 25. Jch sahe, und siehe, da war kein Mensch, und alles Gevogel unter dem Himmel war wegge- flogen [so daß überall nur die furchtbarste Ver: ödung zu erblicken war]. 26. Jch sahe, nnd sieh« das Baiifeld sdas sonst so fruchtbare Gefilde] war eine Wustez nnd alle Stadte drinnen waren zerbrochen kund lagen in Schutt und Trümmern] vor dein HErrti, nnd vor seinem grimmigen Zorn [der sie so zerstbrt hatte]. «) Große Wirkung in der Beschreibung thut dies immer wiederkehrende ,,ich sehe«, als wollte der Pro- phet sein Auge abwenden von dem tranrigen Bilde und doch gedrungen würde, stets von Neuem hinzu- schauen, um seinen Thränen freien Lauf zu lassen. (Umbreit.) 27. Denn so spricht der HEm Das ganze Laiid soll wüste werden, und will’s doch nicht gar lund für alle Zeiten] ausmachen« [iind vertilgen, sondern einen kleinen Rest als Same übrig lassen für ein späteres Geschlecht Jes. s, 13; Hesek. 20, 17 . V) Aiie wunderbar berühren fich hier der Zorn und die Liebe Gottes! wie maßvoll erscheinen ste beide, wie ist eins die Schranke des andern! Gott liebt nicht so, daß er nicht zürnen könnte; und er zürnt nicht so, daß er nicht lieben könnte. (E)iägelsbach.) . 28. [Jm Allgemeinen aber wird das Straf- gericht ein entscheidendes sein.] Darum sals wollte die Kreatur zu dem Thun des Schöpfers ihre Uebereinstimniung erklären] wird das Land betrübt, und der Himmel droben traurig sein sein schwarzes Trauergewand anziehen V. 23], denn ich hab’s geredet, ich hab’s beschlossen, und soll mich nicht teuer, will auch nicht davon ablasseu svielmehr es genau so eintreten lassen, wie ich es gedroht habe]. 29. Alle lBewohner der] Städte werden vor dem Geschrei der [feind1ichen] Reiter und [Vogen-] Schiiheii fliehen, und in die dicken Wälder laufen, nnd in die Felsen kriechen; alle Städte werden verlassen stehen, daß niemand· [der etwa zurückge- blieben, ferner] drinnen wohnet. 30. Was willst du alsdann thun, du Ver- stbrte [Juda]? Wenn du dich schon mit Purpur kleiden, und mit giildenen Kleidern schmücken, und dein Angesicht schminkeii würdest« sum in buhleri- scher Weise deine Feinde für dich zu gewinncn]; so sehmiickest du dich doch vergeblich, denn sdeine Vuhler] die dir jetzt hofiren [deren Gunst du jetzt zu besitzen dir einbildest, weil sie dir deii Hof machen Weish 14, 2l], werden- dich [in jener Zeit, wo sie wider dich heran ziehen, mit allem deinem üppigen Putz] verachten, fund von deinen Schmeicheleien uiid Reizen sich nicht fangen lasseii, sondern] sie werden dir nach dem Leben trachten. 31. Denn ich höre laus deinem Munde] ein Geschrei, als einer Gebcirerinz [ja] eine Angst, als einer, die in den ersten Kindesnbthen ist; ein Geschrei der Tochter Zion, die da kmit dem ge- wissen Vorgefühl des Todes 1. Mos 35, 181 klagt und shoffnungslos um Schonung] die Hände answirft [und dabei ruft]: Ach» wehe mir, ich muß schier vergehen vor dem Wurgentt lgenauen meine Seele sinkt ermattet dahin den Mördern, denen sie preisgegeben worden] E) So schmiickte und fchminkte fich das gottlose, ehe- brecherische Weib Jsebel beim Herannahen des Feindes Jehu, fand aber keine Gnade, trotz aller Buhlerkiinste (2. Kön. I, 30 ff.); ebenso wenig wird Juda von glei- chem Gebahren gegen die Chaldäer (Hesek. 23, 40 f.) Erfolg haben. —- M) Der Vergleichiingspunkt ist hier nur das Angstgeschrei, nicht aber die Freude, die nach der Geburt des Kindes den Schmerz der Mutter reichs lich vergüten (Schmieder.) III« 228 Jeretnia S, 1——1 1. V Das Z. Kapitel. Mnncheclei Sünden des jiidisohett Volks, und die dawider gedroht-en Strafen. III. v. 1—31. Die Strafgerichte, welche in der vor- hergehenden Rede ungebändigt worden waren, werden nnn hier als durchaus gerecht von Seiten des lhGrru nnd als wohl verdient von Seiten des vollteo nachge- wiesen. Er, der Wer, geht so ungern an die Ausfüh- rung dieser Gerichte, daß aurh die leiseste Möglichkeit, Gnade fiir dieeht ergehen zu lassen, ihm ganz willlconcs lcommeu sein und auch schon das geringste Maß des Glaubens, wenn er’o fände, ihm zur Verschonnug genug sein würde; aber sie, das Voll: von Juda und Jerusalem, machen mit ihrer tinverlsesserliktseu Bosheit die verscho- nung schlelhterdings unmöglich —- Gott müßte geradezu aufhören zu sein, was er ist, der heilige nnd Gerechte, der Wahrhaftige nnd Treue, wollte er eine solch durch nnd durch verderbte Masse noch ferner in ihrem Zesiande lassen und sitt) nicht rathen an solchem volle, wie dies in. Freilieh wohl sind in Juda nnd Jerusalem auch solche Seelen vorhanden, wie König Iosia mit dem Stand der« rechten Propheten sie repräsentirt; aber eben darum ist das nuausbleibliche Strafgericht auch durch ein »ich will’s nicht gar ausmachen« temnerirt, und wird in der nutzen Frist bis zum Eintritt des Gerichts noch alles aufnehmen, auch andre Seelen zu retten, so viel oder so wenig irgend zu retten sind. l. Gehct fspricht der HErr zu den Wenigen, welche noch an ihm hangen und mit Fürbitte, wie eiust Abraharu von Sodom und Gomorra 1.Mos. 18, 17 ff., das Strafgericht von Jerusalem ab- wenden möchieu L. Köm 22, 11 f.] durch die Gassen zu Jerusalem, und schaun, und erfahren und suchet« auf ihrer Straße [so sorgfältig und angestreugt als ihr immer könnt nnd so lange als ihr irgend wollt], ob ihr jemand [unter dem gan- zen übrigen Volk] findet, ders recht thue und nach dem Glauben frage sdaß er nach der Richtschnur meines Worts, in Wahrheit und Treue sein Leben anzustellen gedächte]; so tvill ich ihr lder Stadt, um dieses Einen Gerechten willenj gnädig fein [ich erkläre also mit einem tveit geringeren Maße, als bei der Verhandlung um die Verschonung jener Städte, ja mit dem geringsten, das es überhaupt giebt, mich zufrieden]. Stärker könnte die völlige Verderbtheit Jerusalems nicht ans edriickt werden, als es hier geschieht: noch jetzt will er HErr von seiner Stadt das iiber sie ver- hängte Strafgericht abwenden, wenn man Einen drin finde, der Recht thue und Wahrheit suche. (Umbreit.) 2. Und wenn sie sdie Einwohner von Jeru- salem, bei Betheuerungetq schon sprechen: Bei dem lebendigen Gott» [geuauer: So wahr der HErr lebt, und damit zu mir sich zu bekennen scheinen s. Mos. 10, 20 Anm.], so schwören sie doch falsch ssclbst der heiligste Gottesuame isi ihnen zur leeren Phrase geworden und wird nur noch zum Lügen und Trägen in den Mund genommen Ies 48, 1]. » 3. HErr, deine Augen sehen nach dem Glauben sdaß nur ein aufrichtig dir ergebenes Herz, nicht aber der blos äußere Schein eines gottseligen Wesens, dir Wohlgefallen mag; nnd da müssen wir, wenn du uns, die Fürsprecher für Juda und Jerusalem, anffordersh dir auch nur einen einzigen Gerechten in diesem Sinne, um dessentwillen du verschonen könntest, aufzuweisem allerdiugs bekennen: wir finden keinen, sondern lauter oerschlossene und uuoerbesserliche Herzen] Du schlcigest sie, aber sie fühlend nicht soerratheu mit keiner« Miene, daß die Schläge ihnen wehe ge- thanjz du plagest sie, aber sie bessern sich nicht [Kap. 2, 30; Jes 9, 13]. Sie haben ein hattet Angesicht denn ein Fels, und tvollen sich nicht be- lebten lJei 48, 4; Hei. 2, 41.. »Warum setzt Gott den Glauben als alleinige Be- dingung des Heils? 1) Weil der Glaube Gott die höchfte Ehre giebt; Z) weil der Glaube zu leich die leichteste und dte schwerste Leistung des mens iichen Herzens ist, denn n. glauben oder Gottes Gnade als em Geschettk annehmen soll und muß jeder können, und b. wer es kann, der hat in dem Einen stch selbst bezwungen und alles gewonnen« 4. Ich dachte aber luach solchem Befund der Herzenszustände im Volk]: Wohlau, der arme Haufe sdeu ich bei dem Urtheil in V. 3 zunächst im Auge gehabt] ist fnun einmal] unberftcindig, weist nichts um des HErrn Weg und um ihres Gottes Recht sman darf sich daher bei ihm nicht sehr ver- wundern, weuu alle Besserungsversuche ohne Erfolg bleiben] « i « « Z. Jch will zu den Gewaltigen Den-Leuten der vornehmen Stände, den Gebildeten und Rei- chenJ gehen, und mit ihnen reden sihre Gesinnung und ihren Wandel zu erforschen]; dieselbigen wer- den um des HGertc Weg und ihres Gottes Recht wissest [und wird sich bei ihnen ein besserer Befund herausstellenJ Aber dieselbigen allesammt swie sich gar bald ergab] hatten [im Uebermuthe ihres fleifchlichen, selbst: und herrschsüchtigen Sinnes s. Mos zu, is; Sprüchm so, g] dqs Jpch kdes göttlichen Gesetzes, das sie allerdiugs genau kunnten] zerbrochen [Kap. S, 20], und die Seite swomit der HErr an seinen heiligen Willen ste gebunden] zerrissen lPs 2, 3].» Das Joch des HErrn ist leicht den Jüngern, uner- träglich den Knechtem (Matth. 10, 30.) Eisern sind die Bande, so lange sie gefiirchtet werden; man möge sie lieben, und sie werden golden sein. (Bonaventura.) 6. Darum wird sie auch swie in Kuh. 4, 7 gesagt ward] der Löwe, der aus dem Walde kommt fKtlnig Nebucadnezar von Babel], zerreißen; Und sum hier noch einige ähuliche Bilder zur Bezeich- nnng der nämlichen Sache beizufügen] der Wolf aus der Wüste wird sie verderben, und der Paedel wird auf ihre Städte lauern sHos 13, 7]; alle, die daselbst heraus gehen, wird er fressen [Kap. 6, Auch nicht Ein Gerechter mehr unter dem Volk in Jerusalem. 229 25; 2. Kön. 25, 4 ff.]. Denn ihrer Sünden find zu viel, und [was das Schliniinste dabei ist, siej bleiben verstoclt in ihrem ungehorsam [die Abwendung des Verderbens damit unmöglich machend]. Die Gewaltigen meinen oft, es stehe ihnen alles wohl an und was sie thun, das sei recht; wenn Gott über die Sünde zürne, so gehe es nur über den gemeinen Pöbel. Aber hier sagt Gott der HErr das Gegentheil: weil sie das Joch des göttlichen Worts zerbrechen und die Seile seiner Gebote zerreißen, so solle sie auch der Löwe aus dem Walde zerreißen, gleichwie den armen Haufen; ja, es wird einmal ein scharfes Gericht über solche Gewaltige ergehen, weil sie vielmals die ärgern, denen sie mit gutem Exempel sollte1i vorgehen — Weish. 6, 7. (Würtemb. Summh 7. Wie soll ich dir sJerusalemj denn gnadig fein [so gern ich auch dem Verlangen deines from- men Königs willfahren möchte Z. Kön. 22, 1312 weil mich deine Kinder [durch Abfall zii den frem- den Göttern] verliisseii nnd schworen bei dem, der nicht Gott ist [Kap. 2, 11]; und nun ich sie km dem Lande, das ich ihnen eingegeben habe zii be- sitzen, mit allerlei Gut] gefiillet habe, treiben sie [wie das in Z. Mos. 32, 13 ff. schon vorausge- sehen ist] Ehebtuch [im theokratischen Sinne] nnd laufen m’s Hurenhaus [iii die Götzentempeh wo aber auch Hurerei im leiblichen Sinne auf die allergreulichste Art getrieben wird]. » 8. Ein· jeglicher iviehert [im; nach seines Reichsten Weibe, wie die vollen mussigen Hengste [die eigens der Zucht wegen unterhalten und ge- füttert werden Hesek. 22, 10f.; 23, 20; 33,26]. Die eiden haben, wie der Apostel sagt (Röm. 1, 25), das Ges öpf geehrt anstatt des Schöpfersx sie haben die Fruchtbarkeit und Zengunskraft der Natur vergöttern Soll nuii dieses Naturle en an sich selber schon das Göttliche sein, und zwar, je strotzeuder es sieh entfaltet, desto mehr, wie kanii es anders sein, als daß nun dieselbe Naturkrafh wie sie im Mkenschen ist, zuin Ausbruch kommt, aber ebeii nur als Natur-kraft, wild und unge- bändigt, eutfesfelt von der Zucht des Geistes, unter wel- cher der Segen einer geheiligten Ehe steht, iiichts als die Ungebundenheit des ziichtloseii Fleisches? Das ist von der fchlimmen Ursache die fchliinme Wirkung, wie es wiederum der Apostel bezeich1iet (Röm. I, 24): als solche, die in ihres Herzens Gelüsten dahin leben, giebt sie Gott dahin in alle Unreinigkeit hinein zur furchtbaren Strafe. Wie schrecklich kann ein Volk ausarten, wenn es einmal angefangen hat, auf diesem Abhang auszu- gleiten! Da geht das Dichten voii abscheulichen Sa en über die Götter, und das Treiben von abscheuli en Dingen gleich diesen Göttern, Hand in Hand; da müssen im Dienste besonders des Baal-Peor junge Töchter sich der Schande weihen (4. Mos. 25, 1 sf.); sda gehörten zum Götzentempel als dessen Sklaven und Sklavinnen Jünglinge und Töchter, die einen Namen führten, der ursprüuglich gleichbedeutend mit heilig ist, aber diese Heiligen des Götzentempels sind zu keinem andern Dienst als eben zu dieser Schändlichkeit geweiht (l. Mos. 38, 15 Anm.); in deii Suchoth-Benoth, die später vou Babel her in’s Land kamen (2. Kön. 17, 30), wurden wahr- scheinlich solche Dinge. verübt, wie sie auch der griechische Gefchichtschreiber Herodot (l. 199) als ganz besonders schändlich bezeichnet; aus Paläftiiia berichtet derselbe, daß er Säulen angetroffen habe, worauf ein weibliihes Glied abgebildet war (ll. 106), das waren höchst wahr- scheinlich jene Ascheren, die Luther mit »Haine« übersetzt (5. Mos. 16, 21 Anm.); wie aber noch bis auf den heutigen Tag in Indien geschieht, war es eine weit verbreitete Sitte, auch das Bild von männlichen Gliedern als Gleichniß der Fruchtbarkeit aufzustellen, und wie frech und fchamlos es nun bei dein Herumtragen solcher Bilder durch Weiber zuging, schildert derselbe Schrift- steller (ll. 48 u.60) aus deinbenachbarten Egypten iii einer solchen Weise, daß man es selbst unter Männern nicht wiederholen mag. Dergleichen Abschnitte nun, wo die Rede auf solche Dinge zii sprechen kommt, iebt es genug in unsrer Bibel, namentlich in den prop etifchen Büchern. Wer dieselbe durchliest, der stößt darauf, und wer zarteii Gemüthes darnach trachtet, die Reinheit des Herzens zu bewahren, der wird froh sein, wenn er hin- durch ist, wie er froh ist, wenn er nicht genöthigt wird von allem zu erfahren, was unter den Menschen Greu- liches im Schwange geht; aber an dem Schriftwort wird er nicht irre werden, wenn es, weil so Schändliches ja leider wirklich vorkommt, dasselbe auch mit unver- blümteii Worten straft. Daß bei uns eine zartere Scheu, von unreinen Dingen zu reden, und ein Anstand der Sitte, gegen welchen jene unverblümte Rede zu ver- stoßen scheint, sich allgemeiner verbreitet hat, das danken wir dem Evangelio Christi: möchte nur auch von alleii, die Christen heißen, gesagt werden können, es geschieht dergleichen nicht mehr bei ihnen, möchten wir« in Wahr- heit versichern dürfen, wir sind nicht mehr gewohnt, daß solche schändliche Dinge unter uns verübt werden, wie es doch leider in gro er und feiner Weise inannig- fach geschieht. (Riggenbach). « « 93 Und ich sollte sdas alles immerfort ruhig mit ansehen und] sie um solches nicht hcimsucl)en [Jes. 27, 1 Am. 1»]e spricht der HErrz und meine Seele sollte sich nicht rachen an solchem Volk, wie dies ist [V. ge; nat» g, 912 Gerechte Rache des heil. Gottes, der sein Bundes- recht schützt und nicht ungestraft übertreten läßt! sonst wäre es ihm nicht Ernst mit feinem Bunde. (Schmieder.) 10. slJm Gegentheih ich habe die, welche ich zu Werkzeugen meiner Rache mir ausersehen, schon bestellt vor die Thore Jerusalems und gebe ihnen nun den Befehl-J Stürmet ihre Mauern, und werfei sie um sdaß ihr ein großes Verderben in der Stadt anrichtet Z, Kön. 25, 4ff.], und macht es [nur] nicht gar aus [denn bis zu gänzlicher Vernichtung darf es nach Fneinem Rathschluß nicht kommen Kap. 5, 27]. Fuhret ihre sdiesesbittern wilden Weinstocks ·Kap. 2, U] Reben weg [indem ihr die Einwohner in die Verbannung nach einem fremden Lande schleppt 2. Kön. 24, 14ff.; 25, 11], denn sie find nicht des HErrn snicht seine Pflanzung und Gewächs, daß sie noch ferner in seinem Lande bleiben dürften]. « 11. Sondern sie verachten mich [wie ein treulos Weib dem rechtmiißigen Gatten deii Rücken kehrt], beide das Haus Israel swelches ich darum schon früher verstoßen habe Kap. Z, 8] und das Haus Juda [dem ich nun auch den Scheidebrief geben will], spricht der HEW 230 Jeremia b, 12—-31. 12. Sie verleugnen smit ihrem Unglanbem den sie dem Wort meiner Propheten entgegenstellen] den HErrn, und sprechen: Das ist er nicht- [ein so harter und strenger Gott, wie die Propheten ihn beschreibenL nnd so übel wird es uns nicht gehen [wie dieselben prophezeien], Schwert Und Hunger werden wir nicht sehen [1. Mos.19,14]; II. Ja, die Propheten [wenn sie von der- gleichen Strafgerichten, die da kommen würden, reden] sind Wtischet [die nur fades, nnnützes Ge- rede machen Hiob It, 2; Sie. 20, 21; 32, 6], und haben anrhGottes Wort nicht swie sie vor- geben, sondern sind Liigenprediger Mich. 2, 11]; es gehe über sie selbst also [wie sie uns es an- drohen]. «) Solche Verleugnung Gottes war es nicht, als sich bei den rechteii Atheisten befindet (die Gottes Dasein selber leugnen); da sie aber die Strafgerechtigkeit Gottes verleugneten, war es eben so gut, als ob sie Gott selbst verlengnet hätten. Denn wer Gott die Heiligkeit und Gerechtigkeit wegnehmen oder ih1i sttr so ohnmächtig ansehen will, als ob er das Böse nicht bestrafen könne, sondern sich von den Menschen alles müsse gefallen lassen, so bleibet er nicht mehr Gott. (Starke.) 14. Darum sprtcht der HErr, der Gott Ze- baoih [1. Sam. 1 , 3 Anm., indem er selber zum Schiedsrichter wird zwifchen mir, seinem Propheten, und meinen iingläubigen Zeitgenossen, sich zuerst an diese und dann sofort an mich wendend]: Weil ihr solche Rede treibet [und mit euerm Unglauben selber es unmöglich machet, daß das Unglück mich rette, das ich euch gedenke zu thun Kap. 18, 8], so will ich meine Worte in deinem Munde [so wenig Wind sein lassen, wofür diese Läsierer sie ausgeben, wenn sie dich einen Wäscher nennen, daß ich vielmehr sie will] zu Feuer machen, und dies Volk zu Holz [für dasselbe, damit es einen Stoff habe, an dem es seine Kraft bewähren kann], und soll sie verzehren [Jes. 5- 24]« Sobald die Worte des HErrn in eines Lehrers Munde zu Feuer werden, so werden die Znhörer zu Holz, und da hat das urtheilen, als sei er ein Wiischey ein Ende nnd das Gefühl geht an, der Geruch geht an, es sei zum Leben oder zum Tode; von da an wird das Predigen Ernst und das Lachen wird den Zuhörern von selbst verboten. (Zinzendorf.) II. Siehe [so wendet sich die Rede jetzt wieder an meine unglänbigen Zeitgenossen], ich will über euch vom Hause Israel [die ihr noch im Lande der Väter da seid Kap. 4, 1], spricht der HErr, ein Voll voii ferne [und zwar von Mitter- nacht Kap. e, 221 bringen [dessen Namen ihr auch seiner Zeit erfahren solltKan 25,12; Habak. 1, 6 ff.]; ein mächtig Volk, die das erste Voll gewesen sind [insofern sie mit ihrer Abstammung, bis in die ältesten Zeiten znriickreichen 1- Mos. 10, 223 2. Kön. 20, 12 Anm., wenn sie auch bis jetzt noch gar nicht als selbstständig in der Welt- geschichte dastehen Jes. 23, 1313 ein Volk, deß Sprache du nicht verstehen, nnd nicht vernehmen kannst, was sie reden [so das; es ganz sich dazu eignet, die Drohweisfagung in 5. Mos 28, 49 ff. durch dasselbe in Erftilliing zu bringeii]. 16. Seiiie Köeher sind offene Gräber [als die soviel tödtliche Pfeile in sich bergen, daß eiier eine nnermeßliche Zahl des Grabes Beute sein wird Pf. 5, 10], es sind eitel Riesen swider die alle eure Gegenwehr Kuh. 4, 5 s. gar nichts ausrichten wird]. 17. Sie werden deine Ernte und dein Brod verzehren sdaß es zur ärgsten Hungersnoth kom- men wird L, Kon 25, 3J, sie werden deine Söhne und Töchter fressen [da wirst du denn, was du nicht hast glauben wollen V. l2, Schwert und Hunger in der That sehen, wie meine Propheten dir verkündigt habcn], sie werden deine Schafe nnd Rinder verschlingen, sie werden deine Wein- störte Und Feigenbtitime fwas dieselben an Friichten tragen] verzehren [also Hunger auch von dieser Seite]; deine festen Städte, daraus du dich ver- liissest [als könntest du hinter ihren Mauern meinen Gerichte Trotz bieten 5. Mos. 28, 52], werdet; sie mit dem Schwert verderben [alfo Schwert auch an diesen Znflnchtsstättens 18. Und ich wilPs sobwohl das Schwert bis an die Seele reichen soll Kap. 4, 10], spricht der HErr [der auch im heftigsten Wüthen seines Zor- nes dennoch nicht vergißt, wie weit er nach den Rathschlüssen seiner Weisheit gehen darf Jes. s, 13 Arm» 2J, zur selbigen Zeit nicht gar ausmachen [V. 10]. 19. Und lspricht der HErr weiter, von mei- nen Zeitgenossen abermals an mich sich wendend V. 14] ob sie [wenn es nun eintritt, was du ihnen prophezeiet hast, und sie dich nicht mehr einen Wäscher nennen können] würden sagen [wie sie denn in ihrer furchtbaren Herzensverblendung aller- dings so sagen werden Kap. 16, 10]: Warum thut uns der HErn unser Gott, solches alles ssind wir ja doch sein Eigenthumsvolb das nur Gutes von ihm zn erwarten hat]? sollst du ihnen anl- worten: Wie ihr mich verlasset, und fremden Göttern dienet in eiierm eigenen Lande swo ich doch alle Mittel euch gegeben I. Mos. 12, 7 Anm., bei eurem eigenen Gott zu bleiben]; also sollt ihr auch Fremden [den Chaldäern Kap. 25, 11] die- nen in einem Lande, das nicht euer ist [in Babhlonieii]. Je genauer die Strafe dein Verbrechen entspricht, desto leichter ivird sie vom Gewissen als Strafe empfun- den. (Schniieder.) 20. Solches swie ich in V. 21 f. sogleich näher angeben werde] sollt ihr [meine Propheten, und ihr Wenigen, die ihr noch zu mir haltet V. J] verkiindigen im Hause Jakob [so lange die kurze Zwischenzeit bis zum Eintritt des Strafgerichts Es ist ein tolles Volk, das keinen Verstand hat, und ein undankbares, mit dem nichts zu machen. 231 noch dauert]- Und predigen in Juda [ohne an den Spott der Verächter V. 12 f. euch zu kehren] und sprechen [ob es vielleicht noch möglich wäre, die eine oder die andere Seele heruinzuholen aus dem Verderben und sie zu erleiichten mit dem Lichte der Lebendigen]: 21. Hörer zu, ihr tolles Volk [Kap. 4, 22], das keinen Verstand hat [und nichts merken will Hei« 7- 11J, die da Augen haben, und sehen nicht, Ohren haben, und horen nicht [Jes. 6, 9 f.]. 22.» Wollt ihr mich sdenn ganz und gar] nicht furchteu, spricht der HErn und vor mir nicht ersehreclen sdaß ihr in herzlicher Buße und aiif- richtiger Bekehrung meinenZorn abzuwenden suchtet]? Der ich sziim offensichtlichen handgreiflichen Beweis, ivas für ein mächtiger Gott ich bin] dem Meer den Sand zum Ufer setze fHiob 38, 8 ff.], darin es allezeit bleiben muß, darüber es nicht gehen muß [= darf Esth 8, 8]; und ob es schon ioallet [nnd mit seinem Ungestüm einen Versuch zu machen scheint, die ihm gesetzten Schranken zu durchbrechenL so vermag es doch nichts; inid ob seine Wcllen schon toben, so müssen sie doch nicht drüber fiiber die ans leichtem Sand gebauten und weite Strecken lang so flachen Ufer] fahren. 23. Aber dies Volk sobwohl es bei nur eini- gem Verstand einsehen müßte, wie thöricht es handelt, wenn es gegen meinen heil. Willen sich auslehnt, und wie es nur sich selber den Untergang bereitet, wenn es in solcher Auflehnung beharretJ hat ein abtrünniges nngehorsames Herz fdas nicht nur unverständig, sondern geradezu feindselig mir gegeniiberstehtL bleiben ltrotz allen meinen Bemü- hungen, sie mir wieder zuzuwenden] abtrünnig und gehen immerfort weg fals die mein Wort gar nicht mehr hören mögen Kap. 6, 10]. 24. Und sprechen nicht einmal [indem selbst die Beweise meiner Güte und Treue gegen sie kei- nen Eindruck ans sie machen] in ihrem Herzen: Laßt uns doch den HErrn, unsern Gott, fürchten, der uns sallen Regen, dessen wir, damit das Land sein Gewächs-gebe, bedürfen, nämlich] Friihregen und Spatregen [3. Mos. 26, 4 f. Anm.] zu rech- ter Zeit giebt [Apostg. 14, 17], nnd uns die Ernte treulich swie er es versprochen l. Mos. 8, 22] und jährlich [so daß wir in einem Jahr so gnt wie in dem andern unsre Nothdurft haben] behiitet Nach anderer Auffassung lauten die letzten Worte des Verse-s: uns die Wochen (im vornehmsten Sinne des Worts, nämlich die sieben zwifchen Ostern und Pfingsten, 3. Mos. 23, 15 f.; S. M. 16, 9 f.), die bestimmte eit der Ernte (von Mitte April bis Anfang Juni . Mos. 23, 17 Anm.), bewahret (oder enthält, so daß er uns nicht blos Getreide wachsen, sondern auch gut nnd sicher einernten läßt). — »Der Erntesegen : führt er?« a) von wem kommt er? b) zutvem 25. Aber eure Missethaten fmit welchen ihr nichts als Strafe verdient] hindern solches [daß der HEry euer Gott, auch ferner euch Regen und fruchtbare Zeiten gebe, wie er denn bereits den Frühregen und Spatregen theilweis hat ausbleiben lassen Kap. Z, 3], und eure Sünden wenden solch Gut von euch fdaß ihr, weil ihr euch nicht bekeh- ren wollt, znletzt gar keine Ernte mehr haben werdet]. M. Denn man findet unter meinem Volk [und zwar an der Spitze desselben, in denen, die berufen find, es zu regieren und zu führen] Gott- lose, die den Leuten stcllen fhinterlistig allerlei Nachstellungen bereiten], und Fallen znrichten, sie zu sahen, wie die Vogler [in Beziehung auf die Vögel, denen sie auflauern] thun mit Kiobem Der· Klob en, s. v. a. gespaliener Stock, besteht aus zwei genau auf einander passenden, an einem Ende durch eine Hülfe mit einander verbundenen schlankeiy 3 Fuß langen Hölzeriy welche vermittels eines durch das dickere Hölzchen ehenden und mit dem dünneren elastischen Hölzchen ver undenen Fadens zusammengezogen werden können, um die Füße. der Vögel, die sich darauf setzen, einzuklemnien und sie zu fangen. 27. Und ihre [dieser VolFsoberenJ Häuser sind voller Tücke [voller Hilfsmittel nnd Werkzeuge des Betrags Micha s, 1o ff«J- wie ein Vogel- baucr voller Loclvbgel ist fdie zum Mittel der Einfangung anderer Vögel dienen sollen]. Daher fdurch lauter solchen unrechtmäßigen Erwerb] wer: den sie gewaltig und reich, fett und glatt [wie einer, der sich mästet mit Wohlleben 5. Mos. 32, 15]. 28. Sie gehen mit bösen Stücken um falles überbietend, was sonstwo an Schlechiigkeiten sich findet Katz 9, 2]; sie halten [dagegen] kein Recht [wie es doch ihre Schuldigkeit wäre, auf Recht und Gerechtigkeit im Volke zu halten], dem Waisen fördern sie seine Sache nicht [sondern erlauben sich alles, was ihrem Eigennutz dieni], und gelinget ihnen [auch, ihre bösen Anschläge durchzusetzen] , nnd helfen dem-Armen nicht zum Recht. 29. Sollt ich denn solches nicht heimsuchem spricht der HErr swie er das schon einmal in V. 9 fagte], und meine Seele sollte sich nicht rächen an solcheui Volk, wie dies ist? Es: sollt Einer lieber den tiirkischen Kaiser mit seinem ganzen Heer zum Feinde haben, als eine arme Wittwe mit ihren vaterlosen Waisen: der Wittwen Thränen sind das Wasser, so über alle Berge steigt und dann wieder herabfiillt und alle ihre Feinde in die Hölle hinunter- schwemmn (Luther.) 30. Es stehet [je näher man die öffentlichen Zustände betrachtetj greulich nnd scheuslich im Lande [indem schauderhafte Dinge daselbst vorgehen Kap. 18, is; 23, 14]. 31. Die Propheten [welche zur mündlichen Auslegung des geschriebenen Worts und zur rich- tigen Anwendung auf die einzelnen Fälle des prak- 232 tischen Lebens berufen sind] lehren falsch [mit ihren neuen Offenbarungem die sie empfangen zu haben vorgeben Kap. »20, S; 29, 8 s.], und die Priester [welche darüber zu wachen haben, daß keine neue, dem Schriftwort widerslreitende Lehre oder Weissa- gung anfkomme Mal. L, 7] herrschen in ihrem Amte [besser: treten auf oder schalten und walten nach ihrer, der falschen Propheten, Weisung, ihr einflußreiches Amt dazu benutzend, daß sie mit jenen geineinschastliche Sache machen Kap. 29, 2 ff.], Und mein Volk [an dessen gesundem Sinn, wenn es sich von meinem Geist wollte leiten lassen, die Verderbtheit der Propheten und Priester scheitern müßte] hat’s [vielmehr] gern also [wie diese es treiben — statt dem entgegenzuwirkem macht es mit Kap. 18, 18]. Wie will es euch znleht [wenn nun das Ende vom Liede kommt Jes. 10, 3] drob gehen? Alles, was in diesem Kapitel gesagt ist, kehrt auch in der christlichen Kirche in Zeiten des Verderbens wieder; man darf nur an die Stelle der falschen Pro- pheten »die Träger des Zeitgeistes« stellen. (Schmieder.) Das 6. Kapitel. Ibabhlonische gefangenschafh und deren Ursachen. IV. V.1—3l). Der Propbet, da nun lieine Frage mehr ist, ob das Strafgericht werde abgewendet werden oder nicht (2. Also. W, 16 s.; Es, 26 f.), ist iin Geiste in die Zeit versehn wo es zur Belagerung Jerusalems stammt, gleichwie er diese Zeit schon in man. 4, 5 sf. varanssahz wenn er aber dort beim heranziehen der feindlicheu iheeresmassen die Eandeseinwohuer von den nördlichen Gegenden her sich nach Zion fliichten ließ in dem thiirictslen wahaglaubem daselbst Rettung finden zu können, so fordert er dagegen hier seine Stammes— genossen, die tliinder Benjaniin, auf, sieh aus Jerusalem südlich,»nach der Wüste Jnda, zu siüchten und auf einem dortigen Berge ein Panier auszupsianzeic für die, welche wirtilich dem iberderbeu entrinnen wollen, denn zur Her— siöruug Jerusalems lioinmt es gewiß und unhintertreibs . lich, der HErr hat die Stadt den Zelagerern selbst in die thand gegeben W. 1—7). Wenn nun gleichwohl immer wieder die Ermahnung zu srisleiiniger Bekehrung sich hören läßt, so lange noch die linrze Gnadenzeit währet, nnd die immer wiederholte Jluliiindigniig und Beschreibung des Strafgerichts wohl auch den jiwerli hat, der Ermahnung dlaihdructi nnd wo möglich Erfolg zu verleihen, so ist die Darstellung dieses Gerichts so lebendig nnd ausihaulicts gehalten, als wiire dasselbe bereits da; ja, die verltiiiidignng wendet suh sogar von Israel ab an die heideuwelt nnd an die Erde, weil dort beine Ohren mehr-sind, die sie hören wollten und könnten. iiian sieht überall, Israel isi schon aufgegeben nnd verworfen, wenn es gleikh noch ein paar Jahrzehnte . imkande bleiben darf; alle Arbeit des Propheten an dein Volke ist umsonst, nnd das wird ihm auch zum Schluß in einem Gleichniß ossen gesagt. 1. Sanimclt euch szu eiliger Flucht], ihr Kin- der Benjamin lmeine Brüder Kap. 1, 1], ans Jereinia 6, 1--11. Jerusalem [soviel euer daselbst ihren Wohnsitz haben Richt. I, 21; l. Ehren. 10, 3 ff» daß ihr nicht auch umkomml in der Viissethat dieser Stadt l; Mos 19, 15], und blasetswenn ihr nun gllicklich nach Mittag entkommen seid] die Trom- meten auf der Watte sbesscr blos: in] Thekoa [2. Sam. 14, 2; 23, 26; Amos l, 1], Und werfet ans ein Panier aus der Watte [genaiier: auf] Beih-Cherem sdem jetzigen Frankenberge I. Sam. 9, 5 Anin., vgl. Karte I1l., auf daß alle, die sonst noch Rettung finden wollen, sich dort- hin ·zusammensinden]; denn es gehet daher ein Ungluci von Mitternacht [Kap. l, 13 sf.], und ein großer Jammer [indem Jerusalem zu Grunde gehen wird Kap. 4, 6]. »Es ist eine sehr große Gllte Gottes, wenn er uns, ehe die bösen Zeiten eiubrechen, davon Nachricht geben läßt, damit wir uns dagegen recht anschicken können« Warum aber fordert der Prophet gerade seine Stammes- genossen, die Kinder Benjamin auf, Iioch zu rechter Zeit stch aus Jerusalem zu machen? etwa aus fleischlicher Vorliebe für seine Gefreundte, oder weil diese bessere Gesinnung als die Uebrigen von Juda und Jerusalem an den Tag gelegt hatten? Keinenfalls, wie uns so- gleich ein Blick auf Kap. 11, 21 ff. belehrt; vielmehr erscheint Jeremias hier als ein Vorbild Christi bei der Verkündigung der zweiten Zerstörung Jerusalems, wenn dieser da auch den an ihn Gläubigen, seinen Brüdern nach dem Geist (Matth. 12, 48 ff.), die Weisung zu rechtzeitiger Flucht ertheilt (Matth. 24, 15 fs.). Luther hat unsre Stelle ftjr demiSinne nach übereinstimmend mit Kap. 4, 5 f. gehalten nnd demgemäß Thekoa und Beth-Cherem flir erhöhete Punkte oder Warten in Jeru- salem angesehen, indem jenes etwa »Trommeteiistoß«, dieses aber ,,Weinbergshaus« bedeutet; dies hat jedoch nur insofern Bedeutung, als durch den Salz: ,,blaset die Trommeten in Thekoa« eine Paronomasie (Zusam- menstellnng gleichlautender Winter) herauskommt und deshalb Thekoa an erster Stelle genannt ist, obgleich es seiner Lage nach die zweite Stelle einnimmt, denn es liegt noch etwas weiter nach Süden als Beth-Cherem. 2. Die Tochter Zion sJernsalem mit seiner Kdnigsburg und seinem Tempel] ist sjetzt noch] wie eine schöne und lustige Aue sdie mit Sorgfalt ge- pflegt worden ist und im besten Wohlsein sich be- funden, da niemand ste rauh behandeln durfte Jes 37, 22. 33 ff.]. 3. Aber es werden Hirten [ganz eigener Art Kap. 4, 16 f., nämlich die Chaldäer mit ihren wilden Horden 2. Kötn 24 , 2 ff; 25, 1 ff] über sie kommen [als] mit ihren Heerden, die werden sKriegslager als] Gezelte rings um sie her ausschlagen, und weiden ein jeglicher an seinem Ort [so daß planmäßig die ganze Aue abgeweidet nnd nirgends von dem üppigen Wuchs etwas übrig bleiben wird] — Und [werden die unter dem Bilde von Hirten hier dargestellten feindlichen Heer: führer zu ihren Kriegsleutenj sprechen [die beiden Worte: »und sprechen« hat Luther zu näherer Verdeutlichung beigefügt]: . 4. Ritstet euch zum Kriege wider sie! Wohl- Das feindliche Heer ist wie schon im Aninarsch: bessere dich, Jerusalem, ehe es zii spät wird! 233 auf, laßt uns hinauf ziehen fgen JerusalemL weil es noch hoch Tag ist sdaß wir das Werk ihrer Zerstörung sogleich heute in Angriff nehmen]; ei, es will Abend werden, und die Schatten werden groß [wir dürfen also keine Zeit verlieren, damit nicht die einbrechende Nacht uns zum Aufschiib nöthiges Z. Wohlau fmag gleich der Abend schon da sein], so laßt uns sdeniiockys auf sein, nnd sollten wir [gleich] bei Nacht hinaufziehen [müssen, so hat auch das weiter uichts zu sagen, wenn wir nur unser Ziel erreichen] , Und ihre Palaste verderben [so eilig und gierig werden sie über die heil. Stadt hersallen, daß es ihnen ganz gleich ist, ob sie zu rechter Zeit oder zur Unzeit vor derselben einge- trosfeii]. 6. [Und nun wird auch nicht erst wegen seindlicher Uebergabe verhandelt werden 5. Mos. 20,10f.; 2. Köin 18, 17 ss.; 24, 10 ff] Denn also spricht der HErr Zebaoth kzu diesen chaldäischen Kriegsheerem die er zu Vollsireckern seines Strafgerichts sich auserfehen]: Fället Bäume [zur Herstellung von Belagerungswerkzeugen 2. Chr. 26, 15 Anm., ohne euch an den Unterschied zwi- schen Frucht-» und Nutzbäiiinen b. Mos. 20, 19 f. zu kehren] und macht Schritte fErdwälle L. Sam. 20, 15; S« Köw 25. I] wider Jerusalem, denn sie ist eine Stadt, die [mit völliger Zersiöriing Z. Kaki. d» 19 Drum] heimgesucht werden soll. Jst doch eitel Unrecht drinnen [so daß es sich nicht mehr um die Frage handelt, ob schonen oder ver- derben]. 7. Denn gleichwie ein Born sohne abzusetzen] fein Wasser quillet, also qnilletanchihre Bosheit [der giftige Brunnen ihres Herzens, in einem fort das Wasser von allerlei Schande nnd Laster]. Jhr Frevel und Gewalt [die in ihr begangen wird] schteiet uber sie szum Himmel um Rache 1,Mos. 18, 20; Ossenb 18 , 5]; nnd ihr Morden und Schlagen [womit einer den andern zu Grunde richtet] treiben sie taglich vor mir [der ich in mei- nem Tempel mitten unter ihnen wohne , daher ich auch die Stätte meines Heiligthiims nun preis- gebe] Wie eine lebendige Wasserquelle ohne Aufhören Wasser von sich giebt, also fließet immerdar Sünde und Bos- heit aus dem menschlichen Herzen, wenn es in feiner ei enen Natur betrachtet wird; darüber auch Gott der Hssrr klaget (1. Mos. 6, 5): ,,alles Dichteu und Trachteu des inenschlicheii Herzens ist nur böse iii1merdar«, uiid Christus spricht (Matth.15, 19): »aus dein Herzen kommen arge Gedanken, Mord, Ehebruch, Hurerei 2c.« Wir sollen zusehen, wie die Philister dem Jsaak seine Brunnen verstopft haben (1. Mos. 26, 14 f.), daß wir auch diesen Brunnen unsers Herzens verstopfen; oder wenn das, solange wir im süiidlichen Fleische lebeii, nicht gänzlich sein kann, sollen wir doch, wie Mose das bittere Wasser süß gemacht (’2. Mos. 15, 23 ff.), die böse sitndliche Quelle unsers Herzens verbessern, welches qeschehen kann, wenn wir von dem Holz des Kreuzes Christi, so mit Glauben ergriffen wird, hineinwerfen, dadurch allen unsern siiudlicheii Schwachheiten kann ge- holfen werden und wir ein Brunnen des Wassers werden können, das in das ewige Leben qiiilleti Joh. 4, 14. (Wiirtteiiib. Suinm.) 8. [Aber jetzt ist ja, was in V. 1——7 ge- sagt wurde, immer noch Zukunft, wenngleich schon in den nächsten Jahrzehnten bevorstehende Zukunft; darum iäßts der HErr auch in der elften Stunde noch an dem Versuch nicht fehlen, sein Volk herum: zuholen, und« gerade die gegenwärtige Resormations- zeit unter Josia ist eine Mahnung so stark und eindringlich wie irgend möglich :] Bes s ete dich, Jerusalem sehe es zu spät wird, und laß dich warnen], ehe sich niein Herz von dir wende, undich dich [wenn sich nun wirklich mein Herz von dir gewandt hat] zum wüsten Lande mache, darin niemand wohne [Kap. 22,-6]. 9. lWas wird jedoch die Mahnung helfen!] So spricht [darum, weil er die Fruchtlosigkeit aller seiner Rettungsversuche um Juda voraus weiß] der HErt Zedaoth: Was [bei der ersten Weinlese, da ich vor etwa 100 Jahren die zehn Stämme iii die Berbannung nach Assyrien abführen ließ] übrig ist geblieben, das muß auch nachher [in der durch Juda? unverbesserliches Wesen nöthig gewordenen Nachleses abgelefen werden, wie ein Weinstock lden man« aller seiner Trauben beraubt Kuh. 2«, St; 8, 13]. Der Weinleser [Nebucadiiezar] wird [da] eins nach dem anderii in die Butten werfen fin- dem er einen Theil des Volks nach dem andern in die Gefangenschaft nach Babel abführt Kap. 52, 28 ff.]. 10. Ach [so muß ich vor dem HErrn klagen und fragen, wenn er aiich durch mich den Mahn- ruf in V. 8 ergehen läßt und ich da wohl fühle, wie wichtig es ist, daß dem Ruf auch Folge ge- leistei werde] mit wem soll ich» doch reden und Zungen? daß doch jemand hören wollte! sbesser werdeii beide Sätze zu einem einzigen verbunden: mit wem soll ich doch reden und zengen, daß sie hören?] Aber [genaiier: Siehe,] ihre Ohren sind unbeschnitteii [5. Mos 10, 16 Anm.], sie mögen? [s. v. a. könneirs Ruth 4, 6 Am. I] nicht hören. Siehe, sie halten des HErrn Wort für einen Spott [Apostg. 2, 13; 17, 32], nnd wollen sein nicht [Kap. 7, 26]. 11. Darum bin ich [nun aber auch, weil sie daniit nur desto furchtbarer sich häufen den Zorn auf den Tags des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtsj des HErrn Dräuen [in meinem Herzen] so voll, daß ich es nicht lassen kann [»ich muß Gottes Dräuen und seines Zornes Wort gleichsain ausfchiitten und also dem Faß den Boden ausstoßeii« Matth 12, 34; und der HErr seiner: seits verlangt keineswegs, daß ich sein Dräuen in 234 Jereniia S, 1-2——26. der Brust verschliesse, im Gegentheil ist es sein heiliger Wille, daß ich dem, was mir das Herz bewegt, freien Lauf «lasfe]. Schritte ans smeinen Grimm, spricht er], beide über Kinder auf den Gassen [di»e da init Spiel sich eraötzen Matth.11, 16 f.], uber die Mannschaft sGesellschaft der zu Männern heranwachsenden Jünglinge, die unter dem Thor sitzen 1. Mos. 19, 1 Atem] im Rath mit einander fund wie über diese beiden Alters- klassen, so über alle andern Theile des Volks ohne irgend welche Rücksicht, die sonst das Erbarmen gebeut Klagen 2, 21]; denn es sollen beide Mann nnd Weib, beide Alte und der Wohlbetagtn gefan- gen kweggesührtj werden. « Immer noch Langmuth Gottes! Er läßt auch jetzt noch durch den Propheten seinen Zorn, die Offenbarung feines strengen Gerichts zur Warnung in Worten aus- gießen, ehe er ihn durch die Werkzeuge bessern-s, die seindlichen Heere, thätlich ausschütten (Schmieder.) 12. Ihre Häuser sollen den Fremden zn Theil werden, sammt den Aeclern und Weibern [5. Mos 28, 30], denn ich will meine Hand ausstrecken, spricht der HEry über des Landes Einwohner [sie zii verderben, und bin des Erbarmens müde Kap. 15, 6]. 13. Denn sie geizen [sind auf schnöden Er- iverb und Gewinn bedacht] allesammt, Klein und Groß [von den Kleinsten bis zu den Größten], und beide [Jes. 27, 1 Am. 21 Propheten iind Priester [die doch das Volk auf den rechten Weg leiten sollten, find geradezu dessen Verführer und] lehren allesammt falschen Gottesdienfh 14. Und trösten mein Volk in seinem Unglück [das ich durch meine rechten Propheten ihm an- kündigen lasse L. Kön. 22, 16 f.], daß sie es geringe achten sollen sweil nimmermehr so schlimm es kommen werde], nnd sagen: Friede, Friede l»es gehet und stehet wohl, ist alles sicher und hat keine Noth« l. Thesf 5, 3]! und ist doch nicht Friede [fondern die alleräußerste Noth und Gefahr) · Der Prophet berührt hier den wunden Fleck des Predigtamts fiir alle Zeiten. Die rücksichtslose Wahrheit ist eine seltene Erscheinung; das ist einer der gewöhn- lichften Fehler der Lehrer des Volks, daß sie ihm seine offenen, Gefahr nnd Tod dringenden Wunden nicht zeigen, sondern mit Schonung bedecken. tlimbreit.) 15. Darum lverden sie swenn nun das Un- glück wirklich kommt] mit Schanden bestehen, daß sie solche Greuel treiben [mit ihren falschen Frie- densweiffagungen die, bei ernsilicher Bekehrung noch heilbare Krankheit meines Volks zu einer unheil- baren machenjz wiewohl sie wollen lingeschtitldet sein [»uicht hören, daß sie böse sollten sein nnd zu Schanden werden«]- und wollen sich nicht schämen shaben vielmehr das Sichschämeii ganz und gar verlernt und kennen keine Scheu]. Darum müssen sie [mit den Opfern ihrer Verführuiig den Leuten aus dem Volk] sallen itber einen Haufen [wie sehr sie auch ftch einbilden mögen, sie würden für ihre Person mit heiler Haut davon kommen]; und wenn ich sie heimsnchen werde, sollen sie sohne daß irgendwie ein Rettungsweg ihnen offen sein wird Jes 10, 3 f.] salleu lunter die Erschlagenen) spricht der HEru Its. So spricht der HErr [das Volk zu er- innern, wie es trotz seiner Verfithrer, der falschen Propheten und gottlosen Priester V. 13 ff., den rechten Weg wohl finden könne, wenn es nur wolle]: Tretet auf die Wege, nnd schanet [stehet, wenn ihr bei euerm Wandel durch’s Leben ver- schiedene Wege vor euch sehet und nun nicht wisset, welchen ihr einschlagen sollt, eure Rathgeber aber der eine diesen, der andere jenen euch empfehlen, einen Augenblick mit rückwärts gewandtem Blick still, statt blindlings dem ersten besten Rathgeber zu solgen], und fraget nach den vorigen Wegen, wel- ches der gute Weg sei ses läßt sich aus den ver- schiedenen Wegen, die hinter euch liegen und die eure Väter seit der Urzeit Tagen gegangen find, derjenige, der zum Guten und zum Heil führt, be- stimmt herauserkennen unter den andern, die in’s Verderben stürzen], und wandelt drinnen [schlagt nun den unter den vor euch liegenden Wegen ein, der die Fortsetzung des je und je als gut bewähr- ten Pfades ist]; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele [Matth. 11, 29 und, nachdem ihr so aus eigener Erfahrung den guten Weg habt kennen lernen, euch nicht mehr wägen und wiegen lassen von allerlei Wind der Lehre Ephes. 4, 14]. Aber sie sprechen [obgleich sie recht wohl ein Bewußtsein davon haben, welches von Anbeginn der gute Weg gewesen, der Forderung gegenüber: wandelt drin- nen! mit abfichtlicher HerzensoerfchließungP Wir wollen’s sticht thun [ihr Erwählen der Jrrwege ist also fowenig ein Nichtwif sen des rechten Wegs, daß es vielmehr ein Nichtwollen desselben heißen mu . Yo« fähret hier fort, das jttdifche Volk der Hart- näckigkeit zu überweisen, nnd kehret die Rede von den falschen Propheten, welche die Menschen verleiteten, auf diejenigen, die durch dieselben verleitet wurden. Er scheint da einein Einwurfe vorzubeugen, den das Volk vielleicht machen würde, daß sie nämlich denjenigen Weg nähmeih den ihre Priester und Propheten ihnen antviesen, und darauf vorgingenx hierauf antwortet der HErr, sie sollten es machen, wie Reifende, wenn sie den Weg tiicht wissen oder daran zweifelhaft werden, weil sie verfchie- dene Fnßsteige vor sich sehen, ohne unterscheiden zu können, welcher von denselben sie nach dem Ort, wohin sie gedenken, führen wird. Alsdann fragen sie sorgfältig bei solchen Leuten nach, die im Stande sind, ihnen zu sagen, welcher Weg hier- oder dorthin läuft: so sollten sie? auch machen, wenn sie wegen der verfchiedeuen Wege, worauf sie durch die Propheten gewiesen würden, Zweifel hätten, da diese Propheten alle, die wahren so- wohl wie die falschen, iut Namen des HErru zu ihnen fprächem Sie sollten stille stehen, um zu untersuchen, Trotz der Verführer könnte das Volk den rechten Weg wohl Juden, wenn es nur wollte. 235 wer den rechten Weg wiese; und unt bei dieser Unter- suchung wohl zu verfahren, sollten sie zu den göttlichen Aussprüchett und den heil. Denkschriften aus den vorigen Zeiten ihre Zuflucht nehmen und überlegen, was für ein Weg darin angepriesen werde und für diejenigen, die darauf gewandelt, gut befunden war. Denselben sollten sie dann trotz alle dem, was fiir das Gegentheil gesagt werde, wählen nnd darauf fortgehen; so würden sie sicherlich wohl thun, wie Andere vor ihnen gethan. (Engl. Bibelw.) 17. Jkh habe lspricht der HErr weiter, das Volk zu erinnern, wie es auch über seine Zukunft nicht im Unklaren gelassen sei, sondern genau vor- aus wissen könne, was da konnnen werde, ie nach: dem es den guten Weg wähle oder den falschen Rathgebern folge, in den Propheten, die ich bei allen entscheidenden Wendepunlten eurer Geschichte erweckt habe aus eneru Brüdern] Wächter über euch gesetzt [die von ihrer· Warte ausschauen in die Weite, was am fernen Horizont der Zukunft auf- taucht, voraus sehen und wenn nun eine Gefahr drohet, sogleich in das Horn stoßen zur Warnung Amos 3, 6 f.]. Merket [denn, wenn ihr das Lärmsignal höretj auf die Stimme der Trommeten [so könnet ihr zu rechter Zeit vor jeder drohenden Gefahr euch vorsehen und ihr ausweichens Aber sie sprechen sauch hier]: Wir wollen’s nicht thun [sie wollen also gar nicht gewarnt sein, um in ihrem Thun und Treiben nicht ineommodirt zu werden, sondern laufen muthwillens in’s Ver: derben].« » Jn einer Beziehung soll das Propheteuthum·, wäh- rend es selbst m die Ordnungen des Gesetzes hineinge- stellt ist, der todten Ueberlieferung der gesetzlichen Satzungen wehren und die Forderungen des göttlichen Willens je nach dem Bedürfnisse der Zeit und in der Frische eines immer neii ergehenden Gottesworts dem Volke verkündigenz in zweiter Beziehung soll es dem Volke stets Licht über seine Zukunft geben, ihm zur Warnung oderzum Troste die« göttlichen Geschichtsrath- schlüsse enthüllen, auch hierin wieder das Zeugnis» des Gesetzes sortsetzend, das ja nicht blos die göttlichen Forderungen an das Volk, sondern auch das Gesetz der göttlichen Führung desselben und das Endziel der gött- lichen Reichswege eoffenbart hat. In beiden Bezie- hungen ist die Prop etie eine der höchsten Guadenerwei- sangen, die Gott seinem Volk erzeiget hat; sie wird in gleiche Linie mit der Erlösung aus Egypteri und der nachherigen Führung des Volks gestellt (Hos. 2, 10 f.; Amos Z, 10 f.), es ist darin ein fortdaiiernder leben- diger Verkehr gestiftet zwischen Jehova und dem Volk, in dessen Mitte er wohnt und wandelt, weswegen um- gekehrt das Verstnmmen der Prophetie ein Zeichen da- von ist, daß Jehova von dem Volke fich znrückgezogeu hat: Amos s, 11 f.; KlagL 2, O; Pf. 74, 9. (Oehler.) 18. Darum sweil ich bei meinem Volke ia doch kein Gehör finde für das, was ich sage] so hdret ihr Heiden, und merket sammt euren Leuten [was sie, die trotzigen nnd unbußfertigen Juden, betrifft und ihnen widerfahren soll]. · 19. Du Erde s5. Mos. 32, 1; Jes. I, 2J, hote zu [denn schweigen kann mein Wort nun ein- mal nicht, und sollte es sich auch seinen Hörerkreis in der leblosen Creatnr müssen suchen oder unter denen, die nichts von mir wissen]. Siehe, ieh lvill ein Unglück über dies Volk bringen, nämlich ihren verdienten Lohn 1dafür], daß sie auf meine Worte nicht achten, und mein Gesetz verwerfen. 20. Was frage ich [wenn ihr etwa meint, in der äußerlich wiederhergestellten Ordnung des Gottesdienstes Z. Kön. 23, 5—24 einen Schutz- brief zu haben gegen meine Strafgerichtes nach dem Weihtanch, der ans Rcieharabien [1. Kein. to, U, nnd nach den guten Zimmetrinden sLutherx ,, oder Kalmeew 2. Mos so, 24 Anm.], die aus fernen Ländern kommen fund von euch zum Räuchopfer 2. Mos. 30, 34 ff. verwendet werden]? Eure Vrandopfer find mir nicht angenehm, und eure Opfer gefallen mit! nichts [weil ihr damit nur von der Verpslichtung loszukominen sucht, mir euer Herz zu geben Jes. l, 11 fs.]. 21. Darum svricht der HErr also: Siehe, ich will diesem Volk ein Aergerniß [Jes. 8, 14 f.] stellen, daran sich beide Biiter nnd Kinder mit ein- ander stoßen, und ein Nachbar mit dem andern umkommen sollen. . 22. So spricht der HErr [sich näher über das, was er unter diesem Aergerniß oder Stein des Anstoßens« meint, erklärend]: Siehe, es wird ein Volk kommen von Mitternacht, und ein groß Voll wird sich erregen hart an unserm Lande [oder: oon den Enden der Erde Kap. s, 15], 23. Die Bogen nnd Schild führen. Es ist grausam und ohne Barmherzigkeit sganz der Weis: sagung in s. Mos. 28 , 49 ff. entsprechend]; sie brausen daher wie ein Ungestüm Meer, nnd reiten auf Rossen, geriistet wie Kriegsleuttz wider dich, du Tochter [Jes. s, 26 fs.]. 24. Wenn wir von ihnen hören werden, so werden uns die Fauste entsinicn sdaß wir gar nicht recht den Muth haben, uns gegen sie zu wehren]; es wird uns angst und weh werden, wie einer Gebärerin sweil wir wissen, daß die Stunde unse- rer Heimsuchung nun da ist Kap. 4, 31; 22, 23; so, g; its, 411. «) Aergerniß oder Anstoß zum Fallen hier nicht, um in Sünde zn fallen (denn das war schon geschehen), sondern um wegen der Siindenschuld ins Elend zu fallen. (Schn1ieder.) 25. Es gehe ja niemand hinaus aus den Acker [wird’s in der belagerten Stadt heißen], niemand gehe über Feld; deiin es ist allcnthalbcn nusicher vor dem Schwert des Feindes. 26. O Tochter meines Volks, zeuch Nunmehr, da du es früher in Bußtraiier nicht hast thun wollen, in Leichentratierj Säcke an, und lege dich in die Asche; trage Leid wie um einen einigen Sohn, und ilage tvie die, so hoch betrübt sind; 236 Jeremia 6, 27—-30. 7, 1———12. denn der Verderber kommt iiber uns plöhliih fund ist kein Entrinnen mehr möglichs Die gerechten Gerichte Gottes: I) sie fcheuen die Oesfentlichkeit nicht, sie appelliren vielmehr an das Rechtsgeftihl der ganzen Welt; Z) fie bringen über den Menschen den verdienten Lohn; Z) sie können abgewendet werden, aber nicht dnrch tiußerlichen Gottesdienst, son-, dern durch anfrichtige Unterwersung unter Gottes Wort. (Nc’i"gelsbach.) » · 27. Jch habe [spricht der HErr am Schlusse dieser Rede zu mir, seinem Propheten] duh zum Schmelzer geseszt unter inein Volk, das so hart« ist [iind dieselbe Behandlung wie eine aus dem Bergwerk hervorgegangene Erzsiuse erfahren muß], daß du ihr Wesen erfahren und prnfen sollst [da- mit zu Tage trete, ob dieses Wesen wirklich edles Metall in sich enthalteL Hi) Das Wort des Grundtextes ist hier dasselbe wie das in Kap. 1, 18 bei der Bezeichnung des Propheten als einer ,,feften Stadt« gebranchte und daher dem Sinne nach von Luther diirch ,,hart« wiedergegeben; es fcheint aber das Wort zugleich dasselbe zu bedeuten, was ein anderes, von dem nämlichen Stamme abgelei- tetes besagt, nämlich die Gold- oder Silberstnse, wie man sie durch den Bergbaii gewinnt, aber nun erst noch der Arbeit des Schnielzers unterwerfen muß, um den Metallgehalt von den Schlacken zu scheiden. Den Pro- pheten will Gott zu mlbzar machen, nämlich inc Sinne einer festen, unangreisbaren Stadt (Kap. l, 18); das Voll? seinerseits ist nun auch mibzar shart und unzu- änglich, fest und verfchlossen), es läßt sich an ihm nichts bessern und ändern, aber wenigstens die Arbeit hat der Prophet an ihm zu vollbringen, daß er es wie eine ab- gehauene Erzstufe einem gründlichen· Schmelzen unter- wirft und da zu Tage bringt, was dieser Erzstiise Wesen sei, nichts als Schlacke, zu tiichts als zum Wegwerfen nütze, so das; das bevorstehende Gericht der Verwersnng in jeder Hinsicht als gerecht erscheint. 28. [Was nun hat, so spricht der HErr weiter zum Propheten, deine Schmelzerarbeit als Resultat ergeben2]» Sie sind allzumal Abtrnnnige nnd wandeln verratherlschz sie sind eitel verdorben Erz nnd Eisen [von Silbergehalt ist keine Spur in ihnenHesekp 22, 18]. · - 29. Der Vlasbalg ist verbrannt, das Blei verschioindetzr das Schmelzen ist umsonst, denn das Bose ist nicht davon geschieden» ssondern die. ganze Masse selber böse nnd verderbt].» 30. Darum heißen sie auch ein verworfen Silber [Jes. 1, 22]; denn der HErr hat sie ver- worfen [Kap. 7, 15]."« is) Wenn ein Goldschmied das Silber reinigen will, so thut er Blei dazu und setzt es in ein Geschirr voll Asche, künstlich zubereitet, zum Feuer, welches er mit einem Blasebalg ansbläsetx da zeucht denn Blei und Asche das unreine Metall theils an sich, theils verzehret es das Feuer, und das gute Silber bleibt übrig. Gott will also sagen: Dir, meinem Propheten, geht es viel anders, du wendest in der Reinigung meines Volks alle Mühe und Arbeit vergebens an, als wenn das Silber so böse wäre, daß viel eher der Blasebalg vom Feuer anginge und verzehret würde und das Blei verschwände, denn das Silber rein würde; denn wie das böse Silber ungeachtet aller Reinigung des Goldschmieds böse bleibet, so bleiben die bösen Juden in ihrer vorigen Bosheit stecken und lasseii sich nicht zur Bitße lenken, darum ich sie auch wegwersen werde. (Starke.) Wenn die Gold- schmiede das Silber läutern wollen, thun sie Blei hinzu: wenn die Prediger der Zuhörer Herzen prüfen wollen, müssen sie das Gesetz hinzu thun. Das Feuer ist Gottes Wort lKap As, 29), der Blasebalg der heil. Geist in dem Munde der Lehrer; das Metall sind die Ziihöreiz deren etliche verwerslich, etliche unverwerslich sein. (Cramer.) —- ’"«) Keine Kunst hat ihre Bosheit über- Wunden, das sagt der HErr, aber nicht die Natur, son- dern den Willen anklagend; denn er selbst ift’s, der die Natur gab, und nie würde er diese von ihm geschassetie Natur anfingen, ihren Willen aber haben sie selbst sich gegeben. (Theodoret.) — IN) Der Schluß ist traurig; aber dieses verworsene Silber ist nicht Israel überhaupt, sondern nur das åegenwärti e Israel: Kap. Z, ll ss.; 4, 27; Z, 10. ( ägelsbachs Das 7. Kapitel. Dei« iiufserliche igottesdieiifh ohne wahre Ruhe, ist nor igott ein graues. « während in dem vorigen Abfihiiitt von Reden Gan. 2——6) der prophet fich noch im Allgemeinen hielt nnd vorzugsweise mit der Rechtfertigung dessen ei: zu than hatte, daß ans die Frage dee Iosla für das volle nnd für ganz Juda aus dem Munde der sbrophetin tjiilda eine so trost- und hoffnungslos: Antwort deg thØrrn erging (2.Kön.22, 12—l7), führt er dagegen in deni vorliegenden, von Mo. 7—10 reichenden Abschnitt uuo in diejenige Wirksamkeit ein, wodurch er dem, wao Jofiao in äußerlich» lhtnficht fiir di; heilige Stätte nnd dle liteorganisiition des Kultus that, sozusagen die innerlirhe Seite hiiiznfligtn nnd deklit dem hollie die ganze Bedeutung des liommenden Geriehts nach seiner höheren Uothwendiglieit und seiner Bestimmung von Seiten Gottes auf. Diefe Reden find von einem Chor des Tempels auo au das zu einem Fest im Vorhof ver- sammelte volli gehalten nnd erfehetnen da fo recht wie eine predigt von den Därhern («tUatth. 10, 27). I. it. 1—Aap. it, 3. Die Rede beginnt sogleich init der Hauptsache, aiif dic ro bei diesem ganzen Abschnitt iiaehd den äbdeii dgegFbEaen Zttndeutitingeäi aägefehkn lud: war e esm er ei: an eren epara nr eg empeg nn mit der iiiißeren dieformation im Gelüste, dazu eo durch Bei; Königs rasilofe Thdätklixit glieliqtinimemiaugi Izu Eine: er enserneiierung un r eng e erimg u u a am· mai, so wiirde der tjErr fort iind fort unter feinem lilollie in diesem Tempel wohnen, nnd auch das voll: diirfte unn beständig in feinem tikande bleiben. Aber leider ltoinmt eo zn einer solchen Erneuerung nnd tief— ernng nicht; Iuda huldigt wielmehr dein thorikliten ahn, der daa tielligthnm sur einen Ort ansieht, wo man nur dem Weibe nach anwesend zu fein und feine Opfer der gefetzlicheu iilorfrhrift nach darzubringen« brauche, um vor allen iibeln Folgen der Sünde sirher zu fein nnd in alten Sliiidenfortwandeln zu lidinten naih wie. vor, und hält so das thano des tjixrrn für eine itlördergrtiba Da liann ro denn nicht ausbleiben, Jerusalem wird initfammt deni Tempel dein Untergange preisgegeben werden, wie einst Stlo preisgegeben wor- den; der Tag der heimfuchnng liann nicht mehr durth Fürliitte abgewendet werden, nnd was er bringt, wird eine fnrelitbnre Vergeltung für die begaiigeiien Grenel fein. . Juda ist ein verworfen Silber. Seines Gottes Haus hält es für eine Mördergrube l. Dies ist das Wort, welches suoch in der Zeit des Königs-Josia, als die von diesem unter- nommene Reparatur des Tempels zu Stande ge- bracht war 2. Kaki. 23, 3 ff] geschah zu Jeremia vom HErrn, und [derHErr] sprach [zu mir, wohl bei Gelegenheit eines von den 3 Hauptfesien, wo das ganze Volk des Landes im Heiligthum sich eingefunden hatte]: « « 2. Tritt in das Thor im Hause des HErrn swelches aus dem äußeren« nach dem höher gelege- nen inneren Vorhof führt, s. den Grundriß zu i. Kett. 6, 36": Es, und predige daselbst dies Wort lwie ich es dir sogleich näher angeben werde V. 3 ff,], und sprich [zu dem im äußeren Vorhof versammelten Volke]: Hötet des HErru Wort, ihr alle von Juda,-die ihr zu diesen Thoren sauf der Mittags-, Morgen: und Mitternachtsseitex J, I) u. E] eiugehet, den HErru anzubeten sund meinet, damit, daß der Tempel im Gegeusatz zu den vorangegangenen Zeiten unter Manasse und Amon T. Kön. 21 fleißig wieder besucht wird, sei Josia’s Reformation nun durchgeführt und stehe alles aufs Beste]. Jn-Kap. 26 ergeht der nämliche Auftrag an den Propheten ,,itn Anfang des Königreichs Jojak1ms, des Sohnes Josia’s, des Königs Judas« also um das Jahr 610 v. Chr» nnd es folgt in abgekürzter Form dem wesentlichen Inhalt nach dieselbe Rede wie hier; es hat das seine besondere Bedeutung, diese Bedeutung aber wird von denjenigen Auslegern verkanut, welche beide Stellen mit einander vermischen und den vorliegenden Fall für einerlei halten mit jenem andern. Z. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel [Kap. St, 35]: Bessert euer Leben und Wesen snach dem Grundtext: eure Wege und Werke ————— eure Gesinnungs- und Handlungs- weise], so will ich bei euch wohnen audie- sem Ort [daß ihr nicht von dannen vertrieben werden sollt Kap. 4, 1]. 4. Verlasset euch nicht auf, die Lügen sder falschen Propheten und Priester Kap. s, 13 f.], wenn sie sagen: Hie ist des HErrn Tempel, hie ist des HErrn Tempel, hie ist des HErrn Tempel sganz und vollsiändig in allen seinen Theilen — Vorhof, Heiliges und Allerheiligstes —-, auch fleißig besucht an den 3 hohen Festen; da haben wir ja die sicherste Bürgschafh daß Jerusalem nicht unter- gehen und das Volk nicht vertrieben werden wird] Jn der dreimaligen Nennung des Tenipels liegt wohl zngleich eine rnittelbare Hinweisung darauf, daß diese Rede eben so gut, wie hier auf den ersten (Salo- monischen), so hernach auf den dritten (Herodianischen) Tempel Bezug abe, wie denn wirklich Christus das Wort in V. 11 auf das Geschlecht seiner Zeit anwendet. 5. Sondern bessert euer Leben nnd Wesen swie es leider jetzt beschassen ist Kap. S, 26 f.], daß ihr [fortan, wie ich im Gesetz euch geboten habe] Recht thut einer gegen den andern; s. Und den Fremdliugety Waisen und Wittwcn 237 keine Gewalt thut, und nicht unschuldig Blut ver- gießet an diesem Ort sKap. 22, 3]; und folget nicht nach andern Göttern zu eurem eigenen Schaden: 7. So [aber nur in diesem Fallej will ich immer und ewiglich bei euch wohnen an diesem Ort, im Lande, das ich euren Bciteru gegeben habe [Kap. 25, 5]. · 8. Aber nun sstatt auf solche Bedingung ein- zugehen] berlasset ihr euch auf Lügen, dieleiu nütze sind ssondern euch immer tiefer in’s Ber- derben hinunterziehen]. Es ist eine große Thorheih wenn man sich darauf verlassen will, daß man Tempel und Gottes-Häuser unter sich hat: hat Gott seinen Tempel und Wohnung nicht in deinem Herzen, so wird dir jenes tiicht helfen. (Starke.) 9. Daneben [während ihr äußerlich am Hei: ligthum festhaltet nnd damit euch gesichert glaubt gegen alle Strafgerichte] seid ihr Diebe, Mörder, Ehebrecher und Meineidiga nndrcinchert dem Vaal, und folget fremden Göttern nach, die ihr nicht keunet sdie sich euch durch nichts kund gethan haben, sondern lediglich ein Gegenstand der Ein: bildung sind 5. Mof. 11, 28]. 10. Darnaeh kommt ihr denn snachdem ihr mit solchem Unwesen meine Zorngerichte muthwil- lens herausgefordert habt] und treiet vor mich in diesem Hause, das nach meinem Namen genannt ist und spreche« Es hat leine Noth mit uns, weil U. v. a. auch wenn] wir solche Greuel thun sdenn wir gehen dafür auch in Gottes Haus und machen damit alles wieder gut, daß wir ungescheut unser voriges Wesen wieder von vorn anfangen können] 11. Haltet ihr denn- dies Haus, das nach meinem Namen genannt ist, für eine Mdrdergrtcber sfür eine Zufluchtsstätte für Räuber, und Mörder, wo dieselben von Blut und Schmutz sich reinigen können, um auf neue Unthaten auszugehen Matth. 21, 1312 Siehe, ich sehe es wohl, spricht der HErr [wofür ihr mein Haus ansehet und will es nun auch als solches ansehen und behandeln, indem ich es der Zerstörung preisgebe Pf. 78, 16 ff.]. 12. Gehet [um an einem geschichtlithen Bei: fpiele zu lernen, wie ich eine Stadt recht wohl verwerfen und zu Schanden machen kann, auch wenn sie durch die Anwesenheit Ineines Heiligthums zu ciner heiligen geworden war] hin an uleluett Ort zu Silo, da vorhin mein Name gewohnet hat [Jos.18, U; und schaun, was ich daselbst gethan habe um der Bosheit willeu meines Bolls Israel-«« [nicht nur habe ich der Stadt mein Heiligthum hinweggenommen I. Sam. 4, 3 ff» sondern auch in der assyrischen Katastrophe sie untergehen lassen, so gut wie andere Städte] it) »So nothwendig die Lehre non der Kirche im Organismus der christlichen Dogmattk ist, so gefährlich kann dieselbe werden, wenn die Kirche einseitig als ob- 238 Jeremia 7, 13—33. jective Heilsansialt aufgefaßt nnd die subjectiven Bedin- gungen ihrer Wirksamkeit zu gering angeschlagen werden; denn daiin wird sie als die allein seligmachende ange- sehen, und zwar nicht nur in »dem Siniie, daß man einer einzelnen Partikiilarkirche im Gegensatz zu andern ausschließlich diese Kraft zuschreibt, soii ern aiich in dem Sinne, daß man meint, die Kirche allein, als obiective Heilsanstaly vermittle das Heil, ohne daß der Mensch etwas Anderes zu thun brauche, als sich passiv, d. h. ohne bewußten Widerstand .(0bex·) der· Kirche gegeniiber zu verhalten. Von dieser allein seligmachenden Kirche ist nur ein Schritt zur unfehlbar seligmachendeii, d.» h. zu derjenigen, als deren passives Glied man gar nicht verloren sein könne, möge man aiich stehlen, morden, ehebrechen, falsch schwören u.» s. w. Wo dieser verderb- liche Wahn herrscht, da ·fistirt· man sich in der Kirche, macht die Ceremonien mit, wischt sich das Maul und spricht: siiivi sumus (es hat keine Noth mit iiiis); aber dadurch wird die Kirche Christi ziir Mördergrube.« »Es) Ebenso unberechtigt wie dies Vertrauen der Juden auf ihr irdisches Heiligthuni als die erwählte Stätte göitlicher Gnadengegenwart und Segensspendung ·ist aiich innerhalb der christlichen Kirche jedes dem ähnliche Vertrauen aiif eine wirklich oder vermeintlich voii Gott erwählte irdische Unterlage göttlicher Heilserweisung es niag dieselbe nun Ort, Amt oder Geschlecht heißen. So find ja alle diirch des HErrn Gegenwart und der Apostel Wirksamkeit geheiligten Orte zerstört und dem Greuel der Verwüstung preisgegeben worden: Jerusalem mit Oelberg und Golgatha, Bethleheuy Nazareth» ganz Pa- lästina, Kleinasien iind Griechenland sind christlich gewesen iind doch eine Beute des Halbmonds geworden. Darum darf auch Rom um so weniger aiif einen ewigen Bestand rechnen, als der angebliche Stuhl Petri dort nicht ein- mal auf göttlichen sondern nur auf ivilllürlicher mensch- licher Satzung beruht. Auch die »legitim»en Herrscher- geschlechter, die so gern wa·hiieii, die unwiderruflich er- wählten zii sein, sollten iiie vergessen, daß der HErr Könige ebensowohl absetzt als einsetztt Dan. 4, 29; H, 21. (Nägelsbach.) 13. Weil ihr deiiu alle solche Stucke treibet swie die gewesen, die das Gericht über Silo und ganz Ephraim herbeigeführt haben], spricht der HErr, und »ich stets cuch predigen lasse, »und ihr wollt nicht horen; ich rufe euch, und ihr wollt nicht antworten [Spr. J, 24 ff.; Jef 15, 12I: 14. So will» ich dem Haufe, das nach tueinem Namen genannt ist, darauf ihr» euch verlasset, und dem Ort, deii ich euren Vater-u lauter David] gegeben habe snämlich Jerusalem 2». Samt. 5, 6 ff.; 24, 16 ff.], eben than, wie ich Silo gethan habe; 15. Und will euch lvoni Reiche Juda] von meinem Angesicht wegwerfeu [2. Korn »24, 20], wie ich weggeworfen habe alle eure Bruder, den ganzen Samen Ephraims svom Reich der 10 Stämme 2. Kön 17, 7—18]. Its. Und du [Jerem»ia] sollstfur dies Volk nicht bitten» und sollst sur sie keine Klage uoeh Gebet vorbringen, auch nicht fie vertreten vor uiir sdaß i·ch ihrer verschonen und. meine Gerichte zu- rückhalien iiiöchte 2. Kön. 23, 26 f.]; denn ich will dich tiieht hören lwenii du etwa mit solcher Fiirbitte vor mich treten ioolltest Kuh. 1l, 14; 14, 11 f.]. · Gott zeuget hier von der Kraft des Gebet-Z, das? ihm würde iin Wege stehen, daß er nicht fortfahren könnte; darum muß er vorerst dem Propheten das Gebet verbieten. Also sagt er auch Mosix Laß mich, daß mein Zorn iiber sie ergrimme (2. M. 32, 10)l Soviel ver- mag das liebe Gebet. (Cramer.) Jeremias war ein recht betrübter Mann, dessen Herz und Auge, wie aus seinen Schriften hin und wieder erhellt, immerzu iu Thräiien geschwommen· wie heftig er aber für sein Voll gebetet, ist daraus abzunehmen, daß Gott der HEri inehr als einnial ihm gebietet, daß er nicht ftir dasselbe mehr bitten solle. (Scriver.) Die untersagte Fttrbitte die Jeremias vielleicht uui der unmündigen Kinder unt wenigen Frommen willen hätte thun mögen, gehet nicht eigentlich auf die Bekehrung und Abwendung der ewigen Verdammniß sondern auf die Abwendung der zeitlichen Strafgerichte, die Gott ohne Abbruch seiner Gerechtigkeii bei deni durchgängigen Verderben nicht konnte nach- lafseii. (Starke.) 17. Denn siehest du nicht, was sie san ihren Neumoudsfesteu Kap. 2, 241 thun iii den Stadien Juba, nud auf den Gassen zu Jerusalem? 18. Die Kinder lesen Holz, so züuden dii Vater das Feuer an, und die Weiber tueteu [unierdessen] den Teig, daß sie der Melecheth [d. i. Königin] des Himmels suämlich der Astarte oder Mondgöttin 5. Mos. 16, 21 Anm.] Kuchen backen szum SpeisopferL und Traukopfer den fremden Göttern geben, daß sie mir Verdrieß thun Undeni sie damit wollen zu erkennen geben, daß sie von den fremden Göttern besser mit gutem Weitei versorgt würden als von mir Kuh. 44, 16 ff.]. 19. Aber sie sollen nicht mir damit, spricht der HEi«r, sonderii ihneii selbst Verdrieß thun sweuu ich nun ihre Misfethat bezahlen werde Kap is, 18]; nnd iniisscii zu Schauder werden smii ihrem Dienst der Htmmelskönigins 20. Darum spricht der HErr HErr smitBei ziehung auf die Art, wie er ihnen bezahlen wird]: Siehe, mein Zorn und mein Grimm ist [wie dei Feuerregen iiber Sodom und Gomorra l. Mos 19, 241 ausgefchüttet über diesen Ort, beide über Menschen und über Vieh, über Baume auf dem Felde, uiid über die Friichte des Landes; und dei soll anbrennen, daß niemand löschen möge [Kap. 4, 4; Si, 12]. Die Kinder wurden von den Eltern zum Götzendienst früh ungeleitet: so ward der Keim der Frömmigkeit in dem Herzen der aiifwachsenden Jugend zerstört. (Schmie- der.) So ist es immer, wenn die Siinde herrschend wird in einem Volke; die Väter ztinden ihr Feuer an, und die Kinder mtissen das Holz dazu sammeln. (Uinbreit.) »21. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel szu diesen Leuten, die, wenn sie mir ein Opfer bringen, es blos in der Meinung thun, ich ivollte Ochseufieisch essen Pf. 50, 15., und da sei es eben genug, wemi nur das Opfer äußerlich ge: bracht werde]: Thut eure Brandopfer und andere Opfer zu Hauf swerfet sie alle mit einander aus· Des HErrn Zorn ist ausgeschüttet über Jerusalem; BeinHinnoni wird zum Würgethal werden. 239 einen Haufen zusauimen], nnd fresset [selber] das Fleisch [derselben, ich mag nicht das Geringste da- von haben]. 22. Denn ich habe euren Vätern des Tages, da ich sie· aus Eghpteiiland ftihrete [und dann meinen Bund mit ihnen am Sinai schloß], weder- gsagt noch geboten von Vrandohferu und andern pfern sals käme es darauf bei dem Bunde an]; 23. Sondern dies gebot iih ihnen, niid sprach [2.»Mos.19, 5 f.; s. M. 2i3, 3—13]: Gehorchet meiueni»Wort, sowill ich euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk fein; und wandelt auf allen Wegen, die« ich ench gebiete, auf daß es euch wohl gehe [vgl. die Bem. zu Pf. 50, 15 u. 23]. Vor Gott gilt uichts Aeußerliches, es habe einen Scheiii wie es. wolle, wenn es auch von ihm selbst be- fohlen wäre, wo uicht ein bußfertig, reuend, gläubig und gehorsam Herz dabei ist, wie er deiin hier zu den Juden sagt, sie möchten ihre Vrandopfer und andere Opfer häufen, so viel sie wollten, er begehre ihrer nicht, sie sollten es nur selbst fressen; wenn sie aber seiueni Worte gehorsam und auf seinen Wegen wandeln würden, die er ihnen gebiete, so wolle er ihr Gott sein und sie sollen fein Volk sein, nnd soll ihnen wohl gehen. Darum sollen wir zusehen, daß wir Buße thun, unsre Sünde und Unrecht erkennen und bereuen, Gottes Wort glauben und gehorchen, so wird dann auch unser äußerlicher Gottes- dienst ihm angenehm und gefällig fein; ohne welche Buße aber er alles, was man ihm zu Dienst zu thun ver- meinet, für Siinde rechnet. (Wiirttemb. Siimui.) 24. Aber sie sdiese eure Väter, deren gleich: geartete Kinder ihr seid] wollten nicht hören, noch ihre Ohren zuueigen sdaß sie auf das Gebot des Gehorsams V. 23 gemerkt hätten] ; sondern wan- delten uach ihren! eigeueii Rath, nnd nach ihres bösen Herzens Gedimken [Kap. 3, 17; 11, 8; Jes. 65, 2]; nnd gingen hinter sich, und nicht vor sich [iiidem sie mir statt des Angesichts den Rücken znkehrteii Kap. 2, 27]. 251 Ja, von dem Tage an, da ich eure Väter aus Egypteiilaiid gefiihret habe, bis auf diesen Tag sda ihr, die Kinder, in die Stelle der Väter ein- getreten seid], hab iih stets zu eiich gesandt alle meine Knechte, die Propheten. 26. Aber sie ldie Kinder ebenso wie die Väter, die von Anfang an ein widerspenstiges Volk gewesen 2. Mos 32, g; 5. M. 10, 161 ioollen mich nicht hören, noch ihre Ohren neigen; sondern sind halsstarrig [Kap. 17, 23; 19, 15J, und machen es ärger, denn ihre Väter [Kap. is, 11 f.]. 27. Und wenn du sJeremiaj ihnen dies alles schon sagest, so werden sie dich doch nicht hören; rnfst du ihnen, so werden sie dir nicht antworten f·Kap. 6, 10]. Jst ein schlechter Trost und eine der allergrößten Uebungen der Zeugen, wenn sie mit einer solchen Gleich- giltigkeit behandelt werden, daß ihnen zwar nichts iu den Weg gelegt, aber auch eigentlich gar kein recht Gehör gegeben wird; da sitzt der Satan am sesteste1i nnd seine Sache ist tief eiugeiourzely wo er es zu einer solchen Gleichgiltigkeit gebracht hat. Doch muß auch eine solche Zeit überstanden werden. (Zinzendorf.) 28. Darum [fälle das Schlußurtheil über ihre Wesensbeschassenheih wie es sich aus dem ganzen Verlauf der Geschichte von Anfang an bis auf diesen Tag ergiebt, und] sprich zu ihnen: Dies ist das Volk, das den HErrn, ihren Gott, iiicht hören, noch sich besserii will. Der Glaube lnach dem der HErr allein fragt, nicht aber nach äußerlichem Opfer und Werkdienst Katz. 5, Z] ist untergegangen, und aus- gerottet von ihrem Munde [denn wenn dieser Mund sich gleich noch geberdet, als. bekenne er sich zu mir, so treibt er doch nur Heucheleiz er kann nichts vom Glauben wissen, wenn das Herz nichts davon weiß] 29. Schneide [denn, Jerusalem, als des Vol- kes Königin oder Mutter] deiiie Haare ab, und lvirf sie von dir [zum Zeichen tiefer Trauer wegen des Strafurtheils, das auf Grund jenes Schluß- urtheils über deine Kinder ergeht] und heute kläg- lich auf den Höhen; denn der HErr hat dies Ge- schlecht, über das er zornig ist, verworfen [Kap. s, so] und verstoßen. 30. Denn die Kinder Juda thun iibel vor meinen Augen, spricht der HEru Sie sehen swie das ja unter Maiiasse und Amon geschehen L. Kön 21] ihre Greuel in das Hans, das iiach meinem Namen getiannt ist, daß sie es verun- reinigen. 31. Und bauen die AltäreThopheth [2. Kbn 23, 10] im Thal Ven-Hiniiom [1- Köid 1- 35 Anm.], daß sie ihre Söhne und Töchter verbren- neii; welches ich nie geboten, noch in Sinn genom- men svielmehr ausdrücklich und ernstlich verboten 3. Mos. 18, 21] habe [Kap.19, 4 f.; 32, 34 32. Darum siehe, es kommt die Zeit sder endlichen Heimstichung für diese gegenwärtig durch einen frommen König zwar äußerlich abgestellten L. Kön 23., vom Volke aber nicht ernstlich bereu- ten und durch gründliche Umkehr auch aus den Herzen entfernten Greuel], spricht der HErr, daß man es sjenes im Süden von Jerusalem gelegenen und zu einem ,,Ort des Abscheus« gemachte Thal] nicht mehr heißen soll Thopheth sals wäre mit diesem Namen schon die Siinde gebüßt und fiir immer bedeckt] und das Thal Ben-Hinnom sals wäre die ganze Gegend, zu der es gehört, nun wieder ehrlich geworden], sondern svielmehrJ Winge- thals szum bleibenden Gedächtniß des großen Wür- gens, das daselbst geschehen wird]; nnd man wird im Thopheth müssen begraben [also an unreiiiem Orte Kap. 19, 11 fs.], weil sonst kein Raum mehr sein wird sdie Leicheu der Erschlagenen alle unterzubringen] 33. lind die Leichname dieses Volks [von dein iuinier iioch ein großer Theil wird unbeerdigt liegeii 240 Jeremia 7, 34. 8 , 1—16. bleiben] sollen den Vögeln des Himmels und den Thieren auf Erden zur Speise werden, davon sie niemand scheuchen wird [Kap. 9, 22; 19, 7 f.; 34, 20; Pf. 79, 2 f.]. V) Die Redensart geht auf keine absolute Vertret- nnng, sondern auf eine solche, welche diesen Ort nebst der vorigen Benennung durch die neue zum rechten Scheufal machen sollte. (J. Lange) Thopheth wurde zum Grabe der verstockten Juden, da die Meisten, so zur Zeit der Belagerung durch die Babylonier an der Pest starben (2. Kön. 25, 2 f.), über die Mauern ge- werfen» wurden in’s Thal Hiunom. sStarke.) 34. Und [ich, der HErrJ will in den Städten Jnda und auf den Gassen zu Jerusalem wegnehmen das Geschrei der Freude und Wonne [wie es in den Tagen eines bewegten Volkslebens gehört wird Ofsenh 18, 22 f.], nnd die Stimme des Bräuti- gams nnd der Braut [,,d. i. Pfeifen und alles Freudengefchreh so zur Hochzeit dem Bräutigam zu Ehren klingen« Luther’s Randgl.]; denn das Land soll wüste sein szu einer Wüste oder Einöde werden Kap. 16, 9;.25, 10 f.]. Kap. 8, V. 1. Zu dersclbigen Zeit [oon welcher in V. 32 ff. die Rede], spricht der HErtJ wird man die Gebeine der Könige Judas soon denen das in V. 2 Gesagte gilt und die gleich von Haus aus reicht unter der Könige Gräber 1. K. L, 10 Atem. gekommen sind 2. Chr. 28, 273 L. Köw 21- 18 U· W]- die Gebeine ihrer Fitt- slen [die durch bösen Einfluß sie irre geleitet haben 2. Kost. 21, 9 Anm.], die Gebeine der Priester, die Gebeine der Propheten [die beiderseits zu den Greueln mitgeholfen Kap. 6, 13 fs.], die Gebeine der Bürger zu Jerusalem [die nicht haben meiner Stimme gehorchen wollen Kap. S, 16 f.], ans ihren Gräbern werfen fwie Josia mit den Gebei- nen der Priester der Höhe zu Bethel gethan hat 2. Köln 20, Its; 2. Und werden [die meine Strafgerechtigkeit an den Gebeinen aller dieser Götzendierter zu voll- strecken haben] sie zerstreuen unter der Sonne, Mond und allem Heer des Himmels, welche sie [die Götzendienem in Verachtung meines Worts Z. Mos 4, 19 s.; 17, 3J geliebet, und ihnen ge- dienet, und ihnen nachgefolget snachgewandelts nnd sie gesucht, und angebetet haben [2.Kön.23,11f.]. Sie [die so zerstreuten Gebeine] sollen nicht wie- der anfgelesen und lspäter noch einmal ehrlich] be- graben werden, sondern Koth auf der Erde« sein [2. Sam. 22, 43; 1. Kön. 14, 10; 2. K. 9, M; vgl. Baruch L, 24 f.]. — DE) Die Chaldiier sind bei ihrer Grausamkeit doch durch eine geheime Vorsehung nnd Macht Gottes gelenket worden, den Willen Gottes blos an den Gottlosen zu vollbringen. (J. Lange) Die Gräber der Frommen blieben sicher; denn auf das Grab Davids beruft sich noch Petrus in Apostg Z, 29. (Rambach.) «) Ueber die bereits Todten soll der Tod gleichsam in neuer Gestalt kommen; die Gebeine der Begrabenen sollen nämlich ausgegraben, hingestreut und im Augesicht der Gestirne, ihrer ohnntächtigen Götzen, zu slinkendem Mist werden· Man beachte die Ironie: ohnmächtig fchauen die Gestirne auf die Gebeine ihrer Verehrer herab, während diese — sie arcstintenl (Nägelsbach.) Z. Und alle Uebrigen von diesem bösen Volk [die bei dem Würgen Kap. 7, 32 mit dem Leben daoongekomuten und nunin die Gefangenschaft ab- geführt worden sind S. Kön. 25, 5 ff. 11 f.], an welchem Ort sie sein werden, dahin ich sie ver- stoßen habe, werden swegen der Schmach und des Elends, darunter sie zu seufzen haben 3.Mos. 26, 17. 36. 39] lieber todt, denn lebendig sein wollen [und diejenigen um ihr Geschick beneiden, die am Tage der Heimsuchung umgekommen], spricht der HErr Zeöaoth Das 8. Kapitel. Den unbuszsertigen Juden wird der Chaldiier Einfall gedroht-i. II. it. 4—22. Es ist eine sonst unerhörte hartnäckig- lteit, mit welrher das illolk bci der einmal eingeschlage- nen verlirlsrteu ttichtrtug verharrt. Freilich will es nicht einsehen, daß diese seine Richtung eben eine vcrltehrte ei, sondern behauptet auf dem ruhten, srhriftmäßigcn rge zu sein, indem es non salschettsrtiristgelchrten suh betrügest läßt; darum sollen aber auch solche Lehrer zu schanden und non dem Strafgericht am härtesten mit— betroffen werden am Tage der tjcicusuchnttg Und nun steht dieser Tag der Hcimsuchung mit allen seinen Schrrctrelr und Keugslrm mit allen seinen Folgen und vorbrdentutrgcn auf eine dahinter liegende non) srlsuiererr Strafzeti dem Propheten so lklar und hell vor der Seele, daß rat; seinen Zuhörern vor die Ztngrn muten traun, was ihnen bevorsteht, doch auch im tiefen idlitgcsüljl mit dem unsciglirhrn Weh und hosfuungslosrn Jammer: seines volles in schtuerzliche Klagen ausbricht. 4. Darum sdaruit du noch alles aufbietesh sie zur Besinnung zu bringen, ehe die angedrohte Schreckenszeit hereinbrichh obgleich ich dir schon gesagt habe, daß sie doch nicht dich hören werden Kap. 7, 271 sprich zu ihnen: So spricht der HEM Wo ist sin den alltäglichen Verhältnissen des Lebens]»1emand, so er fällt, der nicht gerne wieder aufstunde? Wo ist jemand, so er irre geht sanf einem fälschlich eingeschlagenen Wege], der kitehtegerne wieder zurecht [auf die richtige Straße] ame. 5. Noth tvill ja [obwohl es in geistlichen Dingen doch unendlich gefährlicher ist, auf einen verkehrten Weg gerathen zu sein] dies Voll zu Jerusalem irre gehen sur nnd für. Sie halten so hart an dem falschen Gottesdienst [darin eben ihr Jrrweg besteht] daß sie sieh nicht wollen abwenden lassen stroszdem ich einen Propheten nach dem an- dern ihnen sende, sie zurecht zu bringen] Das verkehrte Volk will das Recht des HErrn nicht wissen. 241 Es ist der bewußte Widerstand gegen den Ruf -zur Buße in diesen Worten ausgesprochen, der dann ein- tritt, wenn Gott recht stark an uns herantritt, und dessen Meinung im Grunde die ist: wir wollen unter- gehen, wollen uns nicht bekehren lassen. s. Jch sehe und höre swenn ich ihr Thun und Treiben beobachte und auf die Reden merke, die sie unter einander führen], daß sie nichts Rech- tes svielmehr lauter Unwahres, Erlogenes] lehren fund so sich gegenseitig immer mehr im Bösen be- stärkens Keiner ist, dem seine Bosheit leid wäre, sdaß er daran dächte, scch davon abzuwenden] und sprcichn Was mache ich doch« sdasz ich so math- willens in’s Verderben mich stiirze]? Sie laufen alle [der einmal eingeschlagenen verkehrten Richtung gemäß] ihren szuletzt an den Abgrund des Verder- bens führendecq Lauf, wie ein grimmiger svon blinder Kampfeswuth zu der man ihn angestachelt hat, vorwärts getriebeUerJ Hengst im Streit sder auch vor dem ihm drohenden Untergange nichi zu- rückschreckt Hiob 39, 19 fs.]. 7. Ein Storch unter dem Himmel weiß seine Zeit [wenn er im Herbst von dan- nen ziehen soll]; eine Tnrteltaube sim Mor- genland ebenfalls zu den Zugvögeln gehörend HvheSL 2-12]- Kranich und Schwalbe mer- ken ihre Zeit, wenn sie sim Frühjahr] wie- derkommen sollen; aber mein Volk will das Recht des HEtrn sin dessen Wort ihm ja so bestimmt und deutlich gesagt ist, was ihm gut und nütze sei Micha 6, 8] nicht wissen« [Jes. I 3 . , V)]Sie meinen entweder, ihr Leben, ihr Handel nnd Wandel, ihr Thun und Lassen, sei schon so gut, daß es keiner Verbesserung bedürfe, oder es habe mit; ihren Sünden nichts zu bedeuten; sie sündigen immerhin auf Gnade, kvie die bösen Schuldner immer lassen anschrei- ben und denken nicht, wo es endlich hinaus will. (Scri- ver.) —- -I«k) Gott schlägt uns das Naturbuch auf, nicht allein, daß wir uns daraus an Gottes Weisheit und Allmacht spiegeln, sondern auch daher gute Exempel der Zucht und Besserung nehmen sollen; denn wenn wir solche Exempel in der Natur ansehen, so haben wir uns ja billig zu schämen, daß die underniinftigen Kreatur-en so willig und Yjxzeehorsatn sind und thun, wozu sie er- schaffen, wir enschen aber, die wir doch zu seinem Ebenbilde gemacht und mit dem heil. Geist auf den Tag der Erlösung verstegelt sind, sind ihm so widerspenstig, rebellisch und ungehorsam. Das wird endlich gewiß aus den Fall der Nichtbesserung einen teufelischen bösen Aus- gang nehmen. (Cramer.) 8. Wie möget ihr doch sgleich als wäre es ein ungerechter Vorwurf, wenn ich euch beschuldige: »Mein Volk will das Recht des HErrn nicht wissen«] sagen: Wir wissen [gar wohl], was recht ist, nnd haben die heilige Schrift Ho, wie unsre Schriftgelehrten sie uns auslegen] vor uns snnd nach dieser Auslegung richten wir uns auch in un- serm Leben]? Jsks doch eitel Lügen, was die Schristgelehrtcn lmit ihren Spriichen und Ausle- gungenj sehen [Kap. 7, 8j. Dach se l’ S Bibelwerb 9. Darum sdamit es an ihnen selbst vor allen andern und am offenkundigsten zu Tage trete, daß es nichts als Lüge gewesen, was sie euch ge: sagt haben] müssen solche Leute swenn es nun ein- tritt, was ich durch meine rechten Propheten euch habe verkündigen lassen] zu Schanden, erschreckt und gefangen werden lindem sie dann rathlos mit ihrer eingebildeten Weisheit dastehen und gleich als die ersten von dem Strafgericht erfaßt werden S« Kein« 24- 14 ff-1; denn wie können sie Gutes lehren [das wirklich mit meinen Wegen und Ge- danken übereinstimmte und dem Volke zum Heil gereichte], weil sie [fi’tr ihre eigene Person] des HErrn Wort verwerfen [und nun ein Interesse daran haben, daß auch Andere nicht zur Erkennt: niß der Wahrheit kommen Matth. W, 13]? Sie geben sich stir gute Seelenärzte aus und wollen Anderer Wunden mit Worten (eigener Weisheit) heilen, während sie doch selbst aus vielen Wunden eige- ner Schandthaten bluten. (Hieronymus.) 10. Darum [wie schon in Kap. s, 12——15 gesagt] so will ich ihre Weiber den Fremden sals Sclavinnexq geben, und ihre Aecker szum BesitzJ denen, so sie verjagen werden. Denn sie geizen [mit ihrer schnöden Erwerb- und Gewinnsucht] allesammh beide Klein und Groß, und beide Prie- ster und Propheten lehren smit ihrer lügenhaften Auslegung meines Worts] falschen ,Gottesdienst, 11. Und trösten mein Voll in ihrem Unglück sdas nach der Verkündigung meiner rechten Pro- pheten so nahe bevorsteht], daß sie es gering achten sollen sals werde es so schlimm nicht werden], und sagen: Friede, Friede slaßt euch nicht so bange machen, es wird im Gegentheil alles ganz gut werdend! und ist doch sin Wahrheit] nicht Friede ssondern die äußerste Gefahr] Das falsche Evangelium besteht vornehmlich in dem falscher! Trost, den man sicheren Sündern einspricht, indem man in ihrem unbußfertigen Zustand sie dennoch selig preisen O, solche falsche Tröster thun in den Ge- meinden unaussprechlichen Schaden; aber sie werden auch dereinst mit Schanden bestehen und fallen in dem Gericht des HErrn (Vilmar.) 12. Darum werden sie swenn das Unglück nun da sein wird] mit Schanden bestehen, daß sie smit ihrer falschen Vertröstung, die den Schaden meines Volks unheilbar macht] solche Greuel trei- ben; wiewohl sie ljetzt noch] wollen ungeschlindet sein, und wollen sich nicht schciuten ssondern halten mit unverschämtem Trotz an ihren lttgnecischen Weissagungen fest] Darum miissen sie smitsammt denen, die stch von ihnen verführen lassen] fallen über einen Haufen, und wenn ich sie heimsttcheu werde, sollen sie lohne daß es ihnen gelingen wird. die eigene Haut zu retten] sallen [unter die Er: schlagenen], spticht der HErL 13. Ich will sbei dieser Heimsuchung die ich si meine und die einer Aberntung der Weinstöcke und A. T. II. 2. 16 . überall im Lande heißen: 242 Jeremia 8, 14— 22. s, 1. 2. Feigenbäume gleichen wird] sie alle [wie mit den Verführten die Verführer, so auch mit den Ver- fuhrern die Verführtekq ablefen, spricht der HErr [der da wohl weiß, daß die Verführten eben so viel Schuld haben, als ihre Verfiihrer Kap. 6, 16], daß keine Trauben am Weinstock und keine Feigen am Feigenbaum bleiben, ja, auch die Blätter wegfallen follen; und was ich ihnen gegeben habe Idies gute und treffliche Land 5. Mof. 8, 7 ff] das soll ihnen genommen werden [wenn ich sie nun in die Hände ihrer Feinde dahingebe]. Das Gemiilde des Sehers nimmt eine herbstliche Färbung an; der HErr will die Unbußsertigen sammeln lassen, wie die Früchte des Weinbergs und Gartens Da fchauen wir in traurige Verödung: die Blätter find verwelkt, keine Traube mehr am Stock, keine Feige mehr am Baum —- alles preisgegeben den Fremden, die der HErr über die Gefilde ziehen ließ. (Umbreit.) 14. Wo werden wir dann [wenn das Unglück V. 11 hereiUbrichtJ wohnen swird’s nicht vielmehr Was sitzen wir hier still? und wird nicht ein allgemeines Drängen nach den festen Städten hin entstehen Kap. 4, 5; S, 1]? Ja [thut immerhin alfo], sammelt euch dann [auf einen Haufen], und lsprechet zu einan- den] laßt uns in die festen Städte ziehen, und daselbst auf Hilfe harken sausbleiben wird die Hilfe allerdings nicht, aber nicht diejenige wird kommen, die ihr euch einbildet, sondern die, die euch längst vorausgefagt worden]. Denn der DER, unser Gott, wird uns helfen [vgl. das über die irouische Redeweise zu 1. Kön. 22, 15 Gesagte] mit einem bittern Trunk [nämlich mit dem des schrecklirhsten Untergangs, mit dem Kelche seines Zornes, den wir dafür trinken müssen], daß wir so süudigen wider den HErrn [und gegen alle seine Rufe zur Buße und Bekehrung uns verstocken]. - is. Ja, verlasset euch [nur] draus swas euch die falschen Priester und Propheten mit ihrer Trö- siung V. 11 einreden], es solle keine Noth haben fsondern Friede und Heil kommen], so doch in WirklichkeitJ nichts Gutes vorhanden ceuch befchiedetq ist; Und daß ihr [wie jene sagen] sollt heil werden loon allen Schäden der Gegenwart], so doch eitel Schaden sein schreckliches Verderben für die un- mittelbar folgende Zukunft] vorhanden ist [Kap. 14, 191. 16. Man höret, daß ihre sder von Norden heranziehenden Feinde Kap. S, 22 f.] Rosse bereits fchnauben zu Dan [Kap. 4, 15], und ihre Gäule [wörtlich: Starken, d. i. Hengste Kap. 47, Z; 50, II] schreien [wiehern so kampfbegierig und siegesgewiß], daß das ganze Land [welchem der Kriegszug gilt] davon erbebet. Und sie [die darauf reiten Kur. S, 15 ff.] fahren daher und werden das Land aufsressen mit allem, das drinnen ist, die Stadt sammt allen, die drinnen wohnen. «17. Denn siehe sum es noch unter einem andern Bilde zu sagen, was euch befchieden ist], ich will sin den Verderbern, die über euch kommen] Schlangen nnd Vasilisken [Vipern der giftigsten Art Jes 11, 8] unter euch senden, die nicht beschworen fdurch keine Beschwörungskiinste T. Mof. 7, 9 A»nm. unschädlich zu machen] sind [Ps. 58, 5 f.]; dle ·sollen euch stechen [ohue daß eure Propheten, Wetssager u. f. w. Kap. 27, 9 f. etwas wider sie ausrichtenL spricht der HErrx » Man» könnte eine Strophe wie diese mit den Varia- tionen eines musikalischen Themas vergleichen: je öfter das Thema ferne Gestalt wechselt, desto besser prägt es sich »ein und desto mehr Wege des Eingangs eröffnen srch ihm. fNiigelsbachh Wie das Schnauben der Rosfe m den Ohren des Prophetemlange vorher geklungen hat«, so follfuns auch stets In den Ohren klingen die Stimme Christi: Stehet auf, ihr Todten, und kommet zum Gertchtl (Cramer.) 18. Da [wenn ich so meine Strafgerechtigkeit nun an» euch kann walten lassen] will ich mich mei- ner Mnhe sdie ich vergeblich mir um euch ge- macht] und meines Herzeleids [das ich so lange um eures halsstarrigen Trotzes willen habe empfinden Massen] ergossen swecl mir nun eine befriedigende Genugthttng dafür zu Theil wird]. Luther hat den Vers noch als zur Rede des HErrn gehörig aufgefaßt und, indem er beide Mal las, den kurz gefaßten Satz desGrundtextes wohl so verstanden: »Ausheiterung für mich von der Wirthe, von meinem leidtragenden Herzen« wird das sein, was euch zur Strafe für die mir bereitete Noth und das mir ange- thane Herzeleid widerfahren wird. Indessen haben wir genauer sozzu übersetzen: « » 18. »[Wo ist] Trost für mich im Jammer! In mir fest] inem Herz gar siech! und die Worte als einen Ausruf des Propheten zu fassen, dem das» Unglück feines Volkes tief in’s Herz schneidet. Ermochte es so gern retten, all sein Mühen und Streben Ist nur darauf gerichtet; aber vergebens, keine Buße, keine Bekehrung erfolgt, das Strafgericht muß eintreten, er sieht es schon in seinem ganzen Um- fsllge VVV stckh Und da ist ihm gar sehr »Um Trost bange, und zwar um so mehr, als sich ihm hinter den Tagen der Angst und des Schreckens, die zunächst kommen werden, der Blick m die dunkle Nacht der Hinausstoßung seines Volks in fernes Land und der Gottverlassenheit und Hoffnungslosigkeit, der es dort preisgegeben sein wird, öffnet. · 19. Siehe, »die Tothter meines Volks [Kap. 4, I·1; S, «26] wird schreten aus fernem Lande her sdahin ste in dte Gefangenschaft abgefiihrt worden und woselbst sie nun in Ihrem Elend erst erkennt, wte gut sie es hier zu Lande unter ihres Gottes Regiment hätte haben können]: Will denn der HErr nicht mehr Gott sein zu Zion fdaß er mich nicht zurückholt zu sich in das Land, davon er gesagt hat-» es tst mem Kaki. -2, 7]? oder soll sie keinen Kontg mehr haben ldaß er so unter fremder Herr: schaft mtch seufzen läßt]? Ja· [so wird der HErr auf Ihr Schreten antworten: ich will sie nicht zu- Des Propheten Klage-über des Volkes-Sünde und unvermeidliche Bestrafung rückholem ich will nicht ihr König mehr sein], warum haben sie mich szu der Zeit, wo ich sie bei mir und unter meinem Regiment hatte] so erzitt- uel durch ihre Bilder [denen sie dieneten statt mir] nnd fremde unnüsze Gottesdienste sdie sie sich er- wählten statt des Von mir ihnen geboterien]? 20. Die Ernte ist vergangen sfo werden sie dann weiter klagen, wenn eine Zeit nach der au- dern, von der sie bestimmt ihre Erlösung und Wiederannahme erwarteten, dahin geht, ohne daß die Erwartung sich erfüllete], der Sommer sals die Zeit der Obstlese Jes. 16, s; 28, 4] ist dahin, nnd uns ist keine Hilfe kommen ksolches immer vergebliche Hoffen aber und solche immer sich wie- derholende Tänschung ihrer Erwartung wird sie in einen Znstand völliger Rathlosigkeit und stum- pfer Verzichtleistung versehen, in dem sie zuletzt gar nicht mehr zu hossen wagen]. U. Mich [den Propheten, wenn ich im Geist in diese Zeit der Trost: und Hoffnungslosigkeit mich oersetzq jannneri herzlich, daß mein Volk so ver- derbet sso tief ins Verderben hineingerathenj ist; ich gräme mich darüber, nnd gehabe [auch in mei- ner äußeren Erscheinung] mich übel [in Trauerklei- dern einhergehend]. 22. Jst denn keine Salbe szur Heilung von Wunden] in Gilead? oder ist kein Arzt ider die rechte Anwendung der Salbe verstünde] nicht da? [hat nicht vielmehr gerade das heil. Land vor allen andern Ländern den Vorzug, daß in ihm der ächte Balsam vorhanden 1. Mos. 37, 25 und kunstverständige Aerzte genug sich mit Bereitung und Gebrauch desselben befassen?j Wa- rum ist denn [wenn nun auch im geistlichen Verstande das heil. Land gerade dasjenige ist, wel- ches im Vorzug vor allen Ländern der Heiden Gottes Wort hat und in den gottgesendeten Pro- pheten die rechten Ausleger desselben 5. Mos. 4, 7 f.; is, 14 ff.; Pf. 147, 19 f.; Rom. Z, 21 die Tochter meines Volks soon ihrem geist- lichen Schaden] nicht geheilet? [und ist es nicht im höchsten Maße zu beklagen, daß sie trotz des Besitzes aller Mittel des Heils dennoch verloren gehtij Ach, das ist die größte Plage, wenn am Tage man das Licht nicht sehen kann. Güter, wird die Nacht der Sünden — V. 9.) Wie? willst du dir im Lichte stehn und ohne Noth verloren gehn? willst du der Sünde kän er dienen, da, dich zu retten, Er erschienen? O nein, ver aß die Sttndenbahm mein Heiland nimmt die Sünder an. (Mein Heiland nimmer. — V. 7.) Wie hast du doch an mich gewandt den Reichthum dei- ner Gnaden! Mein Leben dank ich deiner Hand; die hat mich überladen mit Ruh, Gesundheit, Ehr und Brod; du machst, daß mir noch keine Noth bis hieher können schaden. — Hast auch in Christo mich erwählt tief aus der Hölle Fluthen, so daß es niemals hat ge- fehlt an irgend einem Guten; und daß ich ja dein eigen sei, hast du mich auch aus bloßer Treu gestäupr mit 243 Vaterruthew —— Wer giebt den Kindern, was du mir gegeben zu genießen? schenk aber in) Gehorsam dir? Das eiget mein Gewissen, mein Herz, in welchem nichts esun , das tausend Slindenwttrnie wund bis auf den Vod4 gegossen. (Jch will von meiner Missethat —- Das 9. Kapitel. Iereniiä Klage über seines Volkes Sünden. und derselben Strafen. III. b. l—2i3. Dem Propheten bleibt unter solchen Umständen, wie er sie eben charabterisirt hat, da alle vorhandenen Heilmittel nnd auch die sorgfättigsten heil— oerfnche an seinem dollre doch nichts nützen, nichto übrig, als fihon jetzt sich in dar Meer der Trauer zn nützen, welche die kommenden Tage ihm bringen werden, nnd schon jetzt möchte er weinen Tag und Wanst, wenn nur dag Haupt Wasser genug dazn hergeben wollte nnd seiner ,,beiden Jlugrn sum« nicht gar zu bald versiegtr. In— dem nun aber der Gedanke an die Juliuuft in ihm so— fort wieder von dem Gedanken an die Gegenwart ver— drängt wird, welihe diese Zukunft verursacht, hat er’- aufs dlene mit Jud» Sünde zu thun: solche furchtbare illerderbniß mit ansehen zu müssen, macht ihm den Auf· enthalt unter seinem dlotlie unerträglich; ihm wäre ei lieber zu wohnen in der Wüste, wo alle Bequemlichkeit fär’g Erben abgeht, alg hier, nur der Beruf seines heil. Amtes hält ihn nach, daß er nicht wirklich geht, und solchen Beruf nimmt er denn nochmals wahr, indem er ganz und gar als äkhteu Propheten sich erweist nnd das voll: ans seinen falschen Träumen non der Zukunft aufschrerlih » I. Ach, daß ich Wasser sgenugj hätte in meinem Haupte, und meine Augen sum-er- fieglicheJ Thränenqncllen wären, daß ich Tag nnd Nacht beweinen inöchte die Er- schlagenen in meinem Volk sdie es geben wird, wenn das gedräuete Unglück nun da ist KlageL 2, 11]! Z. Ach, daß ich eine Herberge hätte in der Wüste [dahin ich aus dieser entsetzlichen Gegenwart, welche jene schreckliche Zukunft V. 1 herbeiführen wird, mich fliichten könnte], so wollte ich mein Volk verlassen, und von ihnen ziehen [um nicht länger mehr ihr Thun und Treiben mit ansehen zu müssens Denn es sind eitel Ehebrecher sim geistlichen Sinne des Worts Kap. Z, 8 f.], mid ein frecher Haufe [der den Bund mit Gott in ruchloser Weise bricht Kap. 2, 20 f.]. Wo ist wohl der Drang nach dem Ergusse des Schmerzes in lindernden Thränen von einem Dichter wahrer und stärker bezeichnet worden, als wenn der Prophet (nach wörtlicher Uebersetzung des Grundtextes) sagt: ,,o daß mein Haupt zu Wasser würde, und mein Auge zur Thränenquelle!« Das ist so recht das Grundwort der großen Trauergefäiige Jeremia’s: wollt ihr einen Spruch unter sein Vildniß setzen, wählet die- sen. (Umbreit.) Gewiß, wer sähe und bedachte, wie viel Seelen täglich, durch die Liiste dieser Welt verführt, ver- loren gehen, er würde wohl Aehnliches reden. (Oeco- lampadins.) — ,,Ach, daß ich eine Herberge hätte in 1697 244 Jeremia 9 , 3 -——2I. der Wüste:« so klingt’s hie und da, wenn der Knecht des HErrn aus der Beichte kommt, aus der Kirche, von Kranken, von Hausbesuchem am großen Bußtage und fast alle Sonntag Nachmittage. Ein schöner Charakter eines engen, wenn er nichts als ein Plätzchen in der Wüste rancht, keine Verbesserung, keine großen Fuhren &c. (Z1nzendorf.) Es ist kein gut Zeichen für eine Gemeinde, wenn treue Prediger weinen, seufzen und ftch wegsehnen: Hebt. is, 17. (Starke.) Z. Sie schießen mit ihren Zungen eitel Lügen [die wie giftige Pfeile das Herz des Frommen ver: wunden Pf. II, 2: 58, 8; 64, 4 f.] und keine Wahrheit [da doch gerade ihnen, den Großen und Mächtigen, zukäme, nach Redlichkeit zu schalten und walten] und treiben-s mit Gewalt im Lande [in- dem sie die Geringen überoortheilen und bedrücken Kap. 23, 10], und gehen von einer Bosheit znr andern, und achten mich nicht [daß sie noch etwas von mir und meinem Worte wissen wollten Pf. 12, h; Jes. So, 1], spricht der HErr. 4. Ein jeglicher [so mußt du, der Propheh auf Grund selber gemachter Erfahrung Kalt. II, is; I2, 6 warmen] hüte sich vor seinem Freunde, nnd trane auch seinem Bruder nicht; denn ein Bruder unterdrückt den andern, und ein Freund verriith den andern [so weit ist es schon mit dem Verfall der Wahrheit und Gerechtigkeit in diesem Volke gekommen Micha 7, 5 f.]. Z. Ein Freund täuscht den andern, nnd reden kunter einander] kein wahr Wort; sie fleißigen fich drauf süben ihre Zungen ordentlich drauf ein], wie einer den andern betrüge, und ist ihnen leid, das; sie es nicht [zu einer noch größeren Meister- schaft im Lügen und Trügen gebracht und es nicht noch] ärger machen können [im Freveln, als sie es jetzt schon machen]. is. Es ist allenihalben Triigerei unter ihnen [so daß du unter lauter Schelmen und Betrügern deinen Wohnsitz hast], nnd vor Ttügetei sdie sie ganz und gar beherrscht] lvollen sie mich nicht kennen [so daß wir beide mit unserer Gesinnung nnd unsern Absichten allein dastehen unter diesem Volk], spricht der HErr 7. Darum [weil eine so tief wurzelnde und so allgemein verbreitete Verderbniß nur dnrch einen Prozeß völliger Umschmelzting beseitigt werden kann] spricht der HErr Zebaoth also: Siehe, ich will sie sin dem Ofen des Elends Jes. 48, 10] schinelzen und prüfen [bis daß ein neues Geschlecht aus ihnen hervorgehe Jes. S, II; Sach. is, 9]. Denn was soll ich sonst thun [wie könnte ich als ein gerechter Gott anders handeln] , weil mein Vol! fich so zieret [sich so verhält, wie es mit ihm der Fall istjil 8. Ihre falschen Zungen iwie schon in V. 3 ff. gesagt] sind mördliche [nach jetziger Lesart unsrer deittfchen Bibel: mörderische] Pfeile; miijhtem Munde reden sie freundlich gegen den Nachslem aber im Herzen lauern sie auf denselben [Pf. 28, Z; 55, 22z 62, 5]. 9. Sollt ich nun [uin hier das Wort in Kap. b, 9. L? wieder aufzunehmen] folches nicht heimsuchen an« ihnen, spricht der HErty und meine Seele sollte sich nicht rathen au solchem Volk, als dies ist? Jn jedem Volke, das irgend welche Bedeutung ge- habt hat, ist die Lligenhaftigkeih wenn sie allgemein wird, ein sicheres Vorzeichen des Gilde-s, eins der be- zeichnendsten Merkmale für die Unwiederherstellbarkeit des Volkes. Das griechifche Volk ist durch die Lügen untergegangen. (Vilmar.) Neben der Sünde der Ab- götterei, damit die Juden die Strafe der Gefangenschaft zu Babel verdient haben, ging auch mächtig im Schwange l1ntreue, Lügen, Falschheit, Feindschaft, Haß, Neid, nnd alle Liebe ist erkaltet und erloschen gewesen. Wenn das geschiehh so ist Gott aus einem Lande und Stadt hin- weg, ja aus der Sllienscheii Herzen. Und darauf fol- get der Untergang. sAriid.) — 10. Jch lder Propbet, der ich in allem, was ich rede, mich so völlig Eins weiß mit dem HErrm daß ich ohne Weiteres in seine eigene Rede ein- greifen kann Jes. El, 1,0; 40, 26; 5. Mos. 11, 14 Anm.] muß [iiidem mir die künftige Verhee- rung des heil. Landes vor die Seele tritt, als wäre sie schon sichtbare Gegenwart] auf den Bet- gen weinen und heulen, und bei den Hiirden der Wüste [oder Weidetriften Lnk. 2, s; 15, 4j; denn sie sdie bisher so voll blühenden, regen Lebens und so bevölkert von lustigen und zahlreichen Viehheer- den gewesen] find sann] so gar vetheeret soder verödet], daß niemand da wandelt, und man auch nicht ein Vieh schreien [blöketi] hbret Es ist beide, Vogel des Himmels und das Vieh [auf den Auen] alles weg [Kap. 4, 23 ff.]. 11. Und ich lspricht setzt wieder der HErr, sein Heimsuchen und Sichrächen in V. 9 näher erklärend und mein Weinen nnd Heulen in V.10 begrünDendJ will Jerusalem zum Steinhaufen [Ps. 79, l] und zur Drachenwohnnng fzur Wohnung der unter Ruinen sich aufhaltenden Schlangen, nach anderer Deutung: der Schakale Jes. IS, 22 Anm.] machen, nnd will die Siiidte Juda [derge- Hi] wiisie machen, daß niemand drinnen wohnen o Man hat 11icht selten die Vermuthung aufgestellt, daß hernach bei der Wegführung nach Babel ein großer Theil des Volks im Lande zurückgeblieben, die Deportation nur eine theilweise gewesen sei; allein diese Behauptung ent- behrt aller Begründung. Als eine totale erscheint die Verödung und Entvölkerung des Landes überall (z. B. Kap. 44, is. 22; 2. Chron. 36). Wie ernsthaft es die Chaldäer mit der Wegführung von ganz Juda meinten, erhellt aus der Notiz in Kuh. 52, 30., NebusaspAdaii habe noch im 23. Jahre des Nebucadnezar 745 Juden in’s Exil weggeführt, ohne Zweifel solche, die sich nach und nach wieder im Lande gesammelt hatten. Die letzteu jüdischen Bewohner nach den früheren Wegsührungen waren bei Veranlassung der Ermordung des Gedalja nach Eghpten geflüchtet (Kap. 40, 13 ss.) und von den umwohnenden heidnischen Völkern hatte keins es gewagt, der Verfügung der Herrscher jenfeit des Euphrat vor- greifend, von denen man erwartete, daß sie eine Colonie in’s Land schicken würden, wie ja auch das Land der 10 Stämme noch nach geraumer Zeit seit deren Weg- fllhrnng eolonisirt worden war, sich desselben zu bemäch- tigen. Dazu hatten diese Völker auch umso weniger Veranlassung, da sie selbst durch die Züge Nebucadnezans sehr geschwächt waren und ganz an ihren Wohnsitzen genug hatten. Sie mochten wohl das Land durchstreisen und zu Viehweiden benutzen; als sie aber nach Ablauf der Zeit des Exils von dem Befehle des Cyrus (Esra I, 1 fs.) hörten, zogen sie sich sofort scheu zurück. Die rückkehrenden Exulanten kamen also in ein ganz ver- ödetes und uncnltivirtes Land (Ps. 107, 33 ff.), und nicht die geringste Spur von Landsleuten, die sie dort bereits antrafen, kommt« vor. Das Buch Esra geht überall von der Voraussetzung aus , daß die Zurückge- kehrten die einzigen Bewohner des Landes. (Heiigs stenberg.) 12. ließe fes] ihm zu Herzen gehen sivas uns hernach begegnen wird 5. Mos. 32, 29], und berknndigth was des HErrn Mund zu ihm sagt, warum das Land [so] verderbet und verheeret wird, wie eiue Wüste sim eigentlichen Sinne] da niemand wandelt sder wäre ein ächter Prophet und thäte uns wirk- lich Gutes, da wir ia noch zur rechten Zeit uns bekehren könnten; aber an solchen ächten und rech- ten Propheten fehlt es leider] 13. Und der HErr [weil die, die sich für weise ausgeben und göttliche Ossenbarung zu be- sitzen behaupten, aber doch nur in Lüge oder blin- dem Wahn befangen sind und nur das Volk in Träume der Selbstgerechtigkeit einwiegenj sprach [Grund und Ursach dessen, was über uns kommt, sowie Schwere und Tiefe desselben unmittelbar selber verkündigend]: Darum, daß sie mein Gesctz verlassen, das ich ihnen szur Richtschnur des Glau- bens und Lebens] vorgegeben habe [5. Mos. 4, 8], und gehorcheu meiner Rede nicht sdaß sie mit ihrem Glauben an mein Wort sich hielten], leben auch nicht darnach [in ihrem Thau und Lassen]; 14. Sondern folgen ihres Herzens Gedanken [Kap. 3, 24], und Baalim [den unnützen Götzen Kap. 2, 8. 23; Z. Mos. 4, 3], wie sie ihre Väter [die mit ihrem Vorgange in der Wüste D. Mos. 32 und ihrem späteren Treiben Richt. 2 eine heillose Tradition aufgebracht] gelehtet haben: 15. Darum spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel, also: Siehe, ich will dies Volk Liselches das Maß der Väter erfüllet hat] mit D ermnth speisen und mit Galle tränken sdurch all das unsägliche Elend, das ich über dasselbe ver: hänge Kap 23, 15; KlageL Z, 19]; 16. Jkh will sie unter die Heiden zerstreuen, welche weder sie noch ihre, Vater kennen fund da- her mit ihnen als mit solchen umgehen, auf die sie gar keine Rücksicht zu nehmen brauchen]z nnd will das Schwert hinter sie [her] schielen [das sie noch auf dem Wege nach dem Lande ihrer Ge- h Jerusalem und das ganze Land soll ivüste werden. Wer nun sunter uns] weise wäre, und» 245 fangenschaft und selbst noch dort hinwegrafft], bis daß es [ivenn auch nicht ganz und vollständig Kap. 5, 18; 30, 11; Z. Mos. W, 44] aus mit ihnen sei [Kap. 42, is; 44, 27]. Vergleicht man Hess 5, Z. 12; l2, 14 sf.; 3. Mos. 26, 33., so ergiebt sich folgende Erklärung: Jch lasse sie von dem Schwert verfolgen und weit fortjagen, da- mit keiner bleibe oder in der Niihe bei-weile, um bald zurlickzukehrem so daß niemand im Lande Iuda mehr iibrig nnd das Volk dort als solches vollständig ver- nichtet sei —- vgl. Kap. 49, 37 u. 39. (Graf.) 17. So spricht der HErr Zebaoth sbei dem unser Verderben so fest beschlossen ist, als wären wir schon vom Tode dahingerafft]: Schasfet und bestellet Klagewciber [2. Sara. 3, 31 Anm.], daß sie kommen, und schicket nach denen, die es wohl konnen [die auf die Abhaltung einer Todtenklage sich gut verstehen], 18. Und sdaß sie, wenn sie nun sich einge- funden haben] eilend uns klagen [mit aufgelösten Haaren und entblößter Brust, die Arme mit den Händen schlagend, wie es Brauch ist, ihre Klage- gesänge schon fetzt über uns anstimmen und uns dadurch so die Herzen erweichen], daß Unsre Augen mit Thränen rinnen nnd unsre Augenlider mit Wasser fließenzt 19. Daß man [indem wir alle mit einander » zu den Leidtrageiiden bei unserm eigenen Begräbniß werden] ein kläglich Geschrei höre zu Zion, näinlich also: Ach, wie sind wir so gar verstöret und zu Schanden worden sKap. 4, 13; Hi, 5i]! Wir müssen das Land räumen, denn sie sdie Feinde] haben unsre Wohnungen geschleifet [und schleppen uns mit sich fort]. V) Sonst riift man die Klageweibey damit sie über bereits Verstorbene, die eben deshalb andere Personen als die Rufeiiden sein müssen, wehklagen: hier sollen sie über die selbst, welche sie rufen, und zwar über deren zukünftigen Untergang ihre Wehklagen anstimmen. (Nägelsbach.) 20. [Und wenn es nun bei dieser Todtenklage sich noch besonders um diejenigen handelt, welche wirklich dem Tode zum Opfer fallen, so reicheii alle berufsmäßigen Klageweiber zusammen bei weitem nicht aus; ihr Chor muß wegen der massenhaften Todesopfer ungemein verstärkt werden.] So hbret nun, ihr Weiber sim Volk], des HErrn Wort, und nehmet zu Ohren seines Mundes Rede swas er euch hernach in V. 22 verkündigen läßtjz lehret [mit Beziehung darauf] eure Töchter weinen kdaß sie auch zu solchen werden, welche sich aus die Todtenklage V. 17 verstehen] , und eine lehre die andere klagen, nämlich also: 21. Der Tod ist zu unsern Fenstern herein- gefallen [eingestiegen Joel 2, 9., sich seine Opfer aus den einzelnen Familien zu holen] nnd in unsere Paläste kommen, die Kinder zu ioürgeu sdaß nun zkeins mehr] aus der Gasse ssich zeigt]- und die - · Dies ist der Gerichtsfpruch des 246 Jünglinge ldaß man deren keine mehr sieht] auf der Straße [sondern die freien Plätze der Stadt Von dem munteren und geschäftigen Treiben der Jugend fortan gänzlich entleert sind]. 22. So sprichl der HErr: Sage: Der Menschen Leichname sollen [bei dem Untergange der Stadt] liegen, wie der Mist auf dem Felde [weil sie unbeerdigt bleiben müssen Kuh. 7, 33; s, 2], und wie Garben hinter den Schnittern sin Ansehung der dichten, unzählbaren Menge, doch sind es im Unterschied von wirklichen Garben solche], die niemand sammelt soielmehr bleiben sie unbeachtet liegen, wo sie einmal liegen]. « Erd-n, auf dessen schreckliche-Z Gericht V. 17-—2l vor ereiten sollte, um desto kräftiger noch zur Umkehr zu erwecken. (Schmieder.) 23. So spricht der HErr [zuletzt noch das einzige Rettungsmitteh um dem eben geweissagten Verderben zu entrinnen, bezeichnend]: Ein Weiser boon der in Kap. 8, 8 f. besehriebenen Art] rühme ch nicht seiner foermeinilicherq Weisheit [bei der er ja doch mein Wort verwirft und auf den eige- nen Verstand sich verläßt Spr. 3, 5], ein Starker [sei es nun, daß leibliche Kraft oder Macht und Ansehn ihm zu Gebote steht] rühme sich nicht sei- ner Stärke sals könne er über mein Gebot sich hinwegsetzen und nach eigenem Gutdünken schalten und walten Kap. 5, 26 ssJ - ein Reicher rühme stch nicht seines Reichthums sals lebe der Mensch davon, daß er viele Güter hat Luk. 12, 15]; 24. Sondern wer sich rühmen will [wenn’s denn ja gerühmt sein soll], der rühme sich des, daß er mich wisse und kenne kund zwar nicht blos dem Namen nach, sondern mich wisse und kenne in meinem heiligen Wesen und Walten], daß Nämlich] Jch der HErr bin sder ewig seiende, allein wahre Gott], der Barmher- zigkeit, Recht und Gerechtigkeit übet auf Erden; denn solches [wenn ein Menfch wirklich in dieser Weisheit und Erkenntniß stehet] gefällt mir, spricht der HErrt [weil dessen Thun und Lassen nun auch meinem heiligen Willen gemäß sein wird]. 25. Siehe [jedoch, wie es zu solcher Erkennt- niß Meiner in Juda gleichwohl nicht kommt], es kommt soielmehrj die Zeit, spricht der HEry da ich smit meinen» Strafgerichten] heimsuchen werde alle, die Beschnittenen mit den Unbeschnitteneu [indem jene so böse und verderbt sind wie diese]; « 26. Nämlich Eghpten [gegen Mittag auf der einen Seite] , Juda sin der Mitte] , Edom [gegen Mittag auf der andern Seite], die Kinder Ammon, Mond, und alle, die in den Oertern soer syrisch- arabischeUJ Wüste [Kap. 25, 23 f.; 49, 28 ff.] wohnen lgegen Morgens Denn nlle Heiden [wie hier Egypteiy tEdom, die Kinder Ammon, Moab und die in der-Wüste wohnen] haben nnbeschnittene Jeremia s, 22———26. la, l—.14. Vorhautz aber das ganze Haus Israel swie vor- mals das der 10 Stämme, so jetzt auch das in Juda noch vorhandene] hat sobwohl es an der Vorhaut des Fleisches beschnitten ist, gleichwohl] ein unbeschnitten Herz« fund steht seiner Gesin- nung und seinem Wandel nach mit den Heiden auf gleicher Stufe der Verdammnißs V) Aller Selbstruhm beruht auf Unkenntniß und Ver- achtung Gottes und führt zum Fall und Gericht, wie die Juden erfuhren nnd der in Gott weise Mann (V. 12) verstehet. (Schmieder.) —- ’I«»!«) Klares Zeugniß, daß die heil. Sacrameute nichts schaffen per opus Oper-drum, d. h. um des bloßen Werks willen! Denn die Juden waren zwar am Fleische beschnitten, das sollte ihnen aber ein Zeichen sein der Gerechtigkeit, daß sie im Glau- ben und guten Werken geistlich sich beschneiden sollten; weil aber solche geistliche Beschneidung nicht erfolgte und sie am Herzen unbeschnitten blieben, half ihnen die andere (fleischliche) Beschneidung gar nicht, sondern ge- reichte ihnen vielmehr zur Sünde. (Cramer.) Das 10. Kapitel. Nicht die Höhen, sondern sgoit allein soll man fürchten und anrusen. IV. v. l-—25. blau) dem Schluß der vorigen Rede hätte es scheinen können, als sei es mit der Beschneidung, dein Zeichen des Bandes Gottes mit Israel (l.;tlIos. 17,7ff.), nichts, als wären die tzefchuittenen mit den unbeschnit- tenen ein unterschied-tosen gemeiner völlierhaufe und hätt: Gott etwas vergebliches damit gethan, daß er ein Voll; des Eigenihums sich berief aus der Menge der Heiden. Wie aber seiner Zeit der Apostel Paulus auf die Frage, zu der ihu seine Aussage über Ssraels her« zeusbefchaffenheit hiagedräugt hat Eint. L, 17-3, 1): »was haben deuu die Juden lootthetlsi oder was nützt die Beschneidung i« alsbald die Antwort bereit hat (3, L)- ,,Zwnr fast breit« so nennt auch unser lllrophet feines illollies Vorzug und dessen Beruf unter den Heiden gar wohl, und der Geist der weiffaguiig lehrt ihn, daß ge— rade die Zeit, die da kommt, da der ljErr heimfnchen wird alle, die Befchuittenen mit den tlnbefchuittkuein und zwar nach der Regel feiner tjaushaltiing die Befchuittk nen zuerst, dazu dienen werde, diese gründlich von allem götzendieuerisclieu Wesen, von alle: Gleichheit mit den ltlnbeschnitteneu zu heilen (2. Thron. Its, 21 Anat. 2); und da giebt er denn im ilanien des lhilirrn das heil— mittel mit, ein Wort Gottes, welches Israel an seinen tietuf erinnert und ihm die Thorheit des Göheudieustes lilar unter die Augen stellt. Die Auslegcr ltdnuen mein in diesen Zusammenhang des Abschnittes U. l—16 mit dem vorhergehenden sich nicht finden, sondern betrachten ihn als ein fremdes, eingefrhobeaes Stück; lautete aber der Suiluß der ersten Reihe von Reden in Kuh. s, 28 —- 30 gar traurig, so soll nun am Schluß dieser zweiten Reihe eine erfreuliche Aussicht sich ans eröffnen: Israel geht im Exil einer Erneuerung feines iuweudigeii Neu— schen entgegen, im zweiten Abschnitt des vorliegenden Kur. fis. 17-——25) aber sehen wie es in Reue nnd saß: vor Gott liegen, das Gericht dagegen über die Unbe- schnittenen fiel) Zusammenziehen. I. . Höret, was der HErr [wenn nun die Heimsuchung von der in Kap. I, 25 f. die Rede Wer sich rühmen will, der rühme sich deß, daß er den HErrn kenne. 247 war, an euch als dem Hause Gottes anfängt 1. Petri 4- 171 zn euch vom Hause Israel [die er unter die Heiden zerstreuet Kap.9, 16 und doch davor bewahren will, daß ihr nicht den Heiden gleich werdet, sondern euch als ,,aus göttlichem Stamme« beweiset] redet [und in diesem seinem Wort euch auf den Weg in die Gefangenschaft den Samen mitgiebt, aus welchem ihr wiedergeboren werden sollt zu Leuten von beschnittenem Herzen] 2. So [aber] spricht der HErr [zu euch]: Jht sollt sdort im fremden Lande] nicht der Hei- den Weise lernen sdaß ihr ihre Art der Gottes- Verehrung, ihre Religion Apostg 9, 2 wolltet an- Nehmen s. Mos. 18, 3], und sollt euch nicht fürch- ten vor den Zeichen des Himmels [in den verschie- denen Constellationen oder Gestirnstellungem Sonnen- und Mondsinsiernissem Erscheinungen von Kometen u. dgl.], wie die Heiden sund zwar gerade in Babyloniem dem Heimathslande und Hauotsitz der Sterndeuterei, am meisten] sich svor solchen Zeichen, indem sie ihnen einen Einfluß auf die menschlichen Schicksale zuschreiben] fürchten. V) Trefflich sagt zu diesem Verse Joh. Arnd in sei· nem Buche vom wahren Christenthum: Denen, so aus Gott geboren sind und in der neuen Geburt leben, kann der Himmel und die ganze Natur nicht schaden; darum sich dieselben vor den Zeichen des Himmels nich: zu stirchten haben (Ps. 112, 7). Und hier heißt’s: Sapiens dominabjtur astrist der gottweise Mensch herrschet über das Gestirn. Denn die aus der neuen Geburt sind, sind über die nattirlichen Himmel mit ihrem Wandel, und sind nicht mehr ijlii Saturnh Jovis, Mermis, oder iilii Selig, Herein-ji, Luna-V« sondern sind iilii Dei, Kinder Gottes, und leben im Glauben, dadurch sie sich den Kräften und Eindrücken des snatiirlichen Himmels ent- ziehen. Die aber nicht in der neuen Geburt leben, son- dern nach dem Fleisch, die haben sich zu ftirchtem Denn fie miissen des Himmels Streiche leiden, weil sie heid- nisch leben. «) Nicht Söhne des Saturn, dem der Samstag oder Sonn- abend, nicht des Jupiter, dem der Donnerstag, des Mars, dem der Dienstag bei den alten Griechen und Römern geheiligt war, auch nicht der Sonne (Sonntag), des Mercurius (Mitt- woch), des Monds (Montag). Z. Denn der Heiden Götter [gen.: Satzun- gen, nämlich in religiösen Dingen] sind lauter nichts [wie schon die ganze Entstehungsweise ihrer Götter lehrt Jes. 44, 12 ss.]. Sie hauen im Lande einen Baum, nnd der Werkmeister niacht sie Bie Götter, aus dem rohen Holzmaterial] mit dem eil l 4. Und schtniiekt sie mit Silber und Gold, nnd heftet sie mit Nägeln nnd Hcimmerm daß sie nicht unifalleu [Jes. 40, 19; 41, 71. 5. Es sind ja ssomit diese Götter] nichts, denn Säulen smit GolDbIechJ überzogen Sie können nicht reden; so muß man sie auch tragen, denn sie können nicht gehen [Pf. us, 5 ss.; Jes. 46- 71. Darum sollt ihr euch nicht vor ihnen fürchten, denn sie können weder helfen, noch Scha- den thun [Jes. 45, 20J« s. Aber dir, HErr [der du Jsrael dich zum Gott gegeben], ist niemand gleich; du bist groß, nnd dein Name ist groß, und kannst es mit der That beweisen [Ps. 86, 8; Kap. 16, 21]. 7. Wer sollte dich nicht fürchten, du König der Heiden lPs 47, 8 f.; ge, 10]? Dir sollte man ja gehorihenz denn es ist unter allen Weisen der Heiden, nnd in allen Köuigreichen dein glei- then nicht ldaß irgend einer deine Rathschlüsse auch nur erkennen, geschweige sie vereiteln könnte Jes. 29, 14; 40, 13 ff.]. 8. Sie [die götzendienerischen Heiden mit- sammt ihren Weisen] sind allznmal Narren nnd Thorenz denn ein Holz sdas man als Gott ver- ehrt] miiß ja ein nichtiger Gottesdienst sein. 9. Silbern Blech bringt man ans dem Meer [aus Tarsis Jes. 23, l0 Anm.] her, Gold ans Uphas [vielleicht s. v. a. als Ophir l. Kön. J, 28 Anm.], durch den Meister und Goldschmied zngerichtetz gelbe Seide und Purpur zieht man ihm an, nnd ist alles swas ein solcher Götze Herr-- liches an sich hat] der Weisen Wert. 10. Aber der HErr ist ein rechter Gott, ein lebendiger Gott, ein ewiger König. Vor seinem Zorn bebet die Erde, und die Heiden können sein Drciuen nicht ertragen lJes 65, 163 37, it; Pf. 10, IS; Nah. 1, 5 f.]. 1l. So spreehet nun [ihr vom Hause Jsrael V. l] zu ihnen sden armen, blinden Heiden, statt daß ihr deren Weise lernen solltet V. L, vielmehr] also: Die Götter, so den Himmel nnd Erde nicht gemacht haben, müssen vertilget werden von der Erde nnd unter dem Himmel. Weil Jeremia wußte, daß die Juden nach Chaldäa würden weggeführh so mengte er unter seine hebräischen Worte einen chaldäischen Vers und sagt den Juden, wie sie ihr Glaubensbekenntnis bei den Chaldåern in deren eigener Sprache sollen ablegen. (Roos.) Im Grundtext bilden die Worte ,,nicht gemacht« und »ver- tilget« ein Wortspielx für letzteres Wort könnte man daher wohl lieber sagen: »weggeschafft« oder »weg- gerafft.« 12. Er aber [der HErr, der rechte, lebendige Gott und ewige König V. 10] hat die Erde dukch seine Kraft gemacht, nnd den Weltkreis bereitet durch seine Weisheit, und den Himmel ausgebreitet durch seinen Verstand [Jes. 42, 5; 45, 12. 18; sie, 22; Pf. es, 7; 104, 2. 5]. 13. Wenn er donnert, so ist des Wassers die Menge unter dem Himmel, nnd zencht die Nebel [die aus dem Meer aufsteigenden Dünste] auf von! Ende der Erde; er macht die Blitze im Regen sdaß sie demselben vorausgehen und in Regen sich auflösen], nnd läßt den Wind kommen ans heim- iichen Oettern [wo er ihn so lange unter Verschluß gehalten, bis er zu seiner Zeit hervorbrechen sollte Pf. las, 71. 14. Alle Menschen sind Narren mit ihrer 248 —.---. --——.— .-—- - .. -—- W — «. .- --...—---—.. Kunst [das zeigt sich recht auffällig gerade bei einem aufsteigenden Gewitter, wo sie wie verblüfft da- stehen und sich keinen Rath wissen Hiob38, 22fs.], und alle Goldfchmiede stehen mit Schanden mit ihren Bildern [die folche Gotteswerke, wie ein ge- wöhnliches Gewitter sie aufweist, unmöglich fchaffen können Jes. 44, 9 u. 11]; denn ihre Götzen find Trugerey iind haben kein Leben [Bar. is, 50 ff.]. 15. Es ist eitel nichts, und ein verfiihrerisch Werk [das die, welche es für einen Gott halten, nur irret und tiiufcht]; sie [diefe Götzen, haben nur so lange Bestaiid, als der HErr ihnen das Dasein fristet, und] müssen fauf der Stelle] um- kommen, wenn sie [in einem Gericht, das über das Land ihrer Verehrer ergeht] heimgesucht werden [Jes. 46, 1; Jer. 51, 44]. » 16. Aber also ist der nicht, der Jakobs Schatz [Erbgut und Bestib der ihm zu Theil ge- wordene Gott 5. Mos 4, 19 f.] ist; sondern Er ist es, der alles gefchaffen hat, und Israel ist fein Erbtheil [der ihm als Eigenthum zugehörige Völ- kerstamm Pf. 74, 2; Jes. 63, 17]. Er heißt HErr Zebaoth [Jes. 51, 15; Jer. 51, 15—19]. Sehen wir auf den inneren Zustand des Volkes im Exil, so läßt sich nicht verkennen, daß zwifchen ihm und den bis zur letzten Katastrophe in Jerusalem Zu- rückgebliebeneih sowie den nach Egypten Geflitchtetery welche sich nach Kap. 44 mit fast wahnsinnigem Eifer dem Götzendienste hingaben und alles Ungliick, statt aus der Gottlosigkeit, vielmehr aus der Unterlassung des Götzendienftes ableiteten, ein großer Unterschied stattfand. Schon Jeremias bezeichnet in Kap. 24 die Exulanten als die Pslanzschule, als die Hoffnung des Reiches Got- tes. Diese Verschiedenheit ist nicht allein aus der heil- samen Einwirkung des Exils zu erklären, wie denn je- dem Leiden an sich keine bessernde Kraft beiwohn’c, es vielmehr ebenso gut schlechter macht als besser; sondern ihr erster Grund muß, worauf auch jene Stelle des Jeremias hinführt, tiefer und zwar darin liegen, daß gerade der bessere Theil der Nation in’s Exil wegge- führt wurde, der schlechtere im Lande zurückblieb und entweder dort durch die Gerichte des HErrn vernichtet wurde oder nachher nach Egypten floh, um da von ihnen ereilt zu werden. Dieser bessere Theil nun, wel- cher früher nur die Stellung einer Partei einnehmen konnte, wurde durch die Führung des HErrn mit der Nation mehr oder weniger einerlei, seine Sinnesweife die unbedingt herrschende; dazu trugen noch mehrere Ursachen bei, welche die den Besseren schon Angehörenden in ihrer Treue gegen den HErrn ftärkten, ihren Eifer gegen alle abgöttische Befleckung belebten und zugleich bewirkten, daß von den in’s Exil weggeführten Gottlosen Manche in sich schlugen und allem heidnischen Unwesen entsagten. Was sie von den Heiden erlitten, zerstörte ihre frühere Sympathien für das Heidenthum; je ent- fchiedener aber alle Hoffnung auf menfchliche Hilfe ge- schwunden, je sicherer nach menschlicher Ansicht Jsraeks Nationalität für immer untergegangen war, desto mehr horchte man auf die schon im Gesetze neben der Drohung ausgesprochene nnd von den Propheten beständig wie- derholte Verheißung, daß der HErr sein gefangen Volk erlösen werde, und suchte die von ihm geftellte Bedin- gung dieser Erlösung zu ersüllen, indem man alles ab- göttische Wesen entfernte und sich in wahrer Buße zum Jercmia 10, 15— 25. HErrn wandte. Man glaubte den Verheißungen um lo leichter, je genauer die Drohungen in Erfüllung gegangen waren, je mehr man Gelegenheit gehabt hatte, in schmerzlicher Erfahrung die Wahrhaftigkeit Gottes zu erkennen. Ferner machte der Sturz der heidnischen Völker und Religionem mit denen die Jsraeliten bisher in Verbindung gestanden, und namentlich das letzte große Ereigniß dieser Art, der Sturzder untiberwindlich scheinenden chaldäischen ·Macht, sie mißtrauisch gegen die Weltmacht und Weltreligion überhaupt und bele te zu- gleich ihren Glauben an die alleinige Gottheit ihres Gottes, der alle diese Umwälzungen durch seine Pro- pheten vorher verkündet und aus sich als ihren Urheber hingewiesen hatte. Eine bedeutende Wirkung brachten auf das Volk demnächst die Beweise fortdauernder Er- wählung hervor, welche es mitten in feinem Elende er- hielt, und eine noch stärkere endlich die Befreiung aus dem Exil. Ein nicht geringer Antheil an der großen Veränderung muß denn auch gewiß der langjährigen gewaltigen Wirksamkeit des mit reichen Gaben ausge- statteten Hesekiel beigelegt worden, um den sich die Exa- lanten als um ihren geistigen Mittelpunkt sammelten (Hes. 8, J; U, 25; l4, l; 33, 31 fs.); den mächtigften Einfluß aber übte das Elend selbst aus, zwar nicht auf die rohen Gemtither — diese werden durch die Leiden nnr noch mehr verhärtet -—, aber doch auf diejenigen, an denen die Gnade schon ihr Werk begonnen, und zu diesen gehörte, wie wir schon sahen, die Mehrzahl der Weggefiihrten An dem, was sie litten, erkannten sie, was sie gethan, nnd wurden zur Buße erweckt. Was im Vaterlande, bemerkt Ewald, alle besseren Könige und Propheten nicht vollkommen genug hatten erreichen kön- neu, das vollendete jetzt in kurzer Frist der unerbistliche Ernst dieser Zeiten in der Fremde ohne viel Zuthun der Menschen. (Hengstenberg.) 17. Thue faber jetzt, wo es sich noch nicht um den Aufenthalt im fremden Lande selber, fon- dern nur noch um die Wegführung dahin handelt] dein Gewerbe fd. i. dein Erworbenes Weish 13, 191 weg ans dem Lande [wie wir sagen: ,,fchnüre dein Bündel,« mache dich fertig zum Aufbrnch Kap. 46, 19 ans dem Lande hier, da deines Bleibens nicht mehr sein wird], die du tvohnest in der festen Stadt [genauer: fitzest in der Bedrängniß]. Der ProPhet hat die Zeit im Auge, wo Jerusalem von dem Feinde schon belagert ist, und schneidet für diese Zeit alle Hoffnung aus fchließliche Be reiun der Stadt ab: Kuh. 8, 1«4. f g » 18, Denn so spricht der HErn Siehe, ich will die Einwohner des Landes auf dies Mal [nicht wieder, wie vormals, von der Gefahr einer Wegfuhrung erretten L. Kön. 18, 13 sf., sondern] verfchleudern [wie mit der Schleuder aus dem Lande werfen], und will sie fnachdem alle meine Gnadenerweifungen an ihnen fruchtlos geblieben] angsten [in »dem Lande, dahin ich sie fchleudere], daß sie es fahlen sollen lwie schwer sie sich an mir verfündigt haben]. 19. Ach, meines Jammers und Herzeleidsl fso wird dann die Tochter meines Volks ausrufen, wenn sie durch die Größe ihrer Noth zur Erkennt: niß ihrer Sünde gekommen 5. Mof. 4, 30.] Ich denke aber fso wird sie in Demüthigung unter die Jsrael geht im Exil einer Erneuerung seines inwendigen Wesens entYgem gewaltige Hand Gottes fortfahren zu sprechen]: Es ist [das mir auferlegte Elend] meine [mir nun einmal bestimmte] Plage; ich muß sie leiden smenfchliches Dawiderstreiten kann ja doch nichts daran ändern, sondern nur göttliches Eingreifen· zu feiner Zeit Pf. 77- l1J« 20. Meine Hütte ist zerstbret [so ruft das Land im Vorgefühl der ihm bevorstehenden Ent- svdlkerung und Verödung V. 17 f. fchon jetzt aus, da du, Juda, noch nicht daran glauben willst], Und alle meine Seite [womit das Wohnungszelt am Erdboden befestigt war 2. Mos. 16, 14 Anm.] sind zerrissen Meine Kinder sdie bei mir in meiner Hütte wohnten] sind weg, und [für mich so gut wie] nicht mehr vorhanden· U. Mos 42, 36]. Niemand richtet meine Hutte wieder auf sdaß ich wieder ein bewohntes und bevölkertes Land würde], und mein Gezelt schlügt niemand wieder auf ssondern ich muß für immer in diesem verwüsteten und verödeten Zustande bleiben]. 21. [Und es weiß auch das Land, warum es ihm also ergeht] Denn [so fügt es seiner hoff: nungslosen Klage als schwere Anklage hinzu] die Hirten lwelche das Volk hätten auf den rechten Weg führen und mit gesunder Kost weiden sollen] sind zu Narren worden lJes 3- 12J, und fragen nach dem HErrn nicht [Kap. 2, 8]; darum können sie auch nichts Rechtes lehren svaß das Unglück vom Lande abgewendet würde], sondern alle Heer- den sind [befser: ihre ganze Heerde, die ihnen gizoerftäaut war, ist] zerstreuet [Kap. 23, 1 f.; 22. Siehe, es kommt Darum] ein Geschrei daher [von den anrückenden feindlichen Heeres- massen] und ein groß Beben von Mitternacht [Kap. s, 22z 8, 16., aus welchem deutlich zu merken], daß die Städte Juda verwüstet und zur Drachen- wohnnng [Kap. e, n] werden sollen. 23. Jeh weiß, HEtr [so wird Jsrael, wenn es erst zur Erkenntniß der wahren Ursach seines Unglücks und zu der rechten Demüthigung V. 19 wird gekommen sein, auf die Klage und Anklage seines Landes V. 20 f. zur Antwort geben], daß des Menschen Thun stehet nicht in seiner Gewalt [da"ß er selber über sein Schicksal verfügen und das, was du über ihn verhängiL abwenden könnte], und stehet in nicmandes Macht, wie er wandele oder feinen Gang richte* [sondern du allein be- stimmst das Ziel, dahin es mit ihm gehen soll Sptx 5, 21; 16, S; 19, 21]. 24. Ziichiige [nun, da du mich in diese meine Trübsal zur Strafe für meine Sünde her- eingeführt], mich HErr, doch mit Maße» [daß nicht mehr, als durchaus die Gerechtigkeit fordert, mir Schweres auferlegt sei], und nicht in deinem Grimm [bei dem keine Milde und Schonung wäre], auf daß du mich nichtans- reibest swie du wohl thun könntest, wenn di: nicht schließlich Gnade für Recht ergehen ließest Pf. s, e; 38, 2; Hab. i, 12]. 25. Sehiitte aber deinen Zorn über die Hei: den, so dich nicht kennen, und über die Geschlechte: soder Nationen], so deinen Namen nicht anrufea Denn sie haben [als du ihrer als Strafwerkzeuge wider mich dich bedientest, über alles Maß des Rechts hinausgehend Jes. 47, 6 f.] Jakob aufge- fressen und verschlungen; sie haben ihn anfgercinmet [als müßte es gänzlich mit ihm ein Ende nehmen] und seine Wohnung verwüstettrt sdamit aber ver- dient, daß du sie aufreibesi Kap.30,11; 46, 28; Pf. 79, 6 f.]. · V) »Die Zukunft liegt in unserer Hand, ein jeder ist seines Gliickes Schmied« sagt die Welt; das ist grund- falsch. Nur in sofern machen wir unsre Zukunft, als wir unsrer Sünden Vergebung annehmen oder verwerfen. (Vilmar.) — «) Das weiß ich fürwahr und lasse mir’s nicht aus dem Sinne’gehn: Christenkreuz hat seine Maße und muß endlich stille stehn. Wenn der Winter "ausgeschneiet, tritt der schöne Sommer ein; also wird auch nach der Pein, wer? erwarten kann, erfreuet. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit. (Sollt ich meinem Gott nicht fingen ——— V. 11.) DER) Beide Theile unsers Kapitels sind eine kräftige Auslegung des Spruchs (Kap. 9, 24): »Wer sich rüh- men will. der rühme sich deß, daß er mich wisse und kenne« Jm ersten Theil (V. 1—16) wird diese Erkennt- niß freudig ausgesprochem im zweiten (V. 17——25) liegt sie verhüllt im vollen Eingestiiiidniß der menschs lichen Ohnmacht; beides ist dem Geiste nach ein und dasselbe Bekenntniß ——- das Bekenntniß der Herrlichkeit Gottes fordert das. Bekenntniß der eigenen Ohnmacht, dieses aber ist nur dann vollkommen wahr und gut, wenn es sich auf das erstere gründet. (Schmieder.) Das II. Kapitel. gottes Rund. Der Juden Uebertretung. Ieremiii Leben8gefahr. Jlu die beiden Reihen von Weifsagungen aus Jan» Zeit Man. 2——6 n. 7—10 schließt sitt) hier eine dritte ans der Bett Jojaliimni nnd Sojactjtwe (von 6l0—598 v. Chr. L. Nu. 23, 31 — 24, 17) an, die ebenfall- allgemeineren Charakter trägt nnd bis Frau. 20 reicht. In diesem Cynlue nun heben sieh mehrere zufammengehörige Siiiitie als ilniertheile ab, von denen uiir es zunächst mit tiap.1l-—13zuthnu haben, wo der Propbet damit beginnt, die furchtbaren Fläche des Gesehes dein dlolne vorzuhalten, die dasselbe mit seinem fortgehenden ungehorsam sich zu— gezogen, nnd thut das unter den schmerzhaftesten Empfin- dungen eiuee im Jammer um fein voll: sitt) verzehrenden Herzens; was da Ioraele demnächst bevorstehende Zukunft fein werde, bringt eeznr Jlnfkhanung data) eine vom hErru ihm dargeboteue und anch ivirtiliai auogeführte symbolisrhe Handlung. I- V. 1—23. Das erste Wort des Mein, das Ieremta in dieser Reihe von Reden empfängt, erinnert an den Auftrag, der ihm iiu is. dtegiekuugejahre des Joao ge— worden, den Bewohnern von Suda und Jerusalem über— all die Worte deo Hundes, den ne damals von treuem 250 auf hu) genommen, zu verständigen und sie zur øefolgung desselben unter dem ttedenlen zu ermahnen, wie sie eigent- lich in das Erbe der schweren Schuld ihrer Väter ein— getreten seien und also eilen mußten, ihre Seele zu er- retten; er hat da auch gethan, was ihm befohlen war— den, aber wie isi denn nnn der Stand der Dinge jetzt, nachdem der fromme Josin mit Frieden in sein Grab versammelt worden nnd einer seiner Söhne anf dem Königssiuhle Mit? Zieh, das Hans Juda hat den Bund, den es aufs tIene beschworen, aufs diene auch wieder gebt-onna, das dlnglüue rächt immer näher; denn das volle hat act) so nnverbesserlictj erwiesen, das; leeiue Für— bitte mehr für dasselbe geschehen darf, sondern nur ein sasreclelictjes warten des Gerichts ihm bevorsteht W. I —t7). dlni dem Propheten selber alle Lust zur Für— sprache zu nerleiden, wird ihm vom-Sekten geossenbart, was die Bürger zn Jlnathoth wider ihn anhaben; da— ran ttann er lernen, wie es dem tjErrn zu Jiinthe ist bei des illollees verschwiiruug gegen sihu nnd wie hier die Gerechtigkeit gebieterisrh ihr diecht fordert. (v.18—23.) I. Dies ist das Wort, das zu Jeremia [etwa 15 Jahre später als das in Kap. 7,l —- 10, 25., da an Jojakim sich nun genugsam herausstellte, in welchem Geiste er sein Regitnent zu führen ge- denke L. Kön. 23, 36 f., und die Großen des Reichs in demselben Sinne ihr Wesen trieben] ge- schahe vom HErrm und [er, der HErr, indem er zunächst an den Tag der Vundeserneuerung unter Josta L. Kön. 23, l——3 mich erinnerte] sprach: 2. [Jch gebot damals den Priestern und allen Aeltesten in Juda und Jerusalem, die mit dem König in den Bund traten:] Höret die Worte dieses Vundes [die Josia eben hat vorlesen lassen], daß ihr sie denen in Juda nnd den Vicrgern zu Jerusalem saget sdamit das ganze Volk im Lande tvisse, wozu es sich durch seine Vertreter verpslichtet at ]. s. Und sprich zu ihnen [so habe ich dann noch insonderheit zu dir, meinem Propheten, gesagt, damit, wenn auch die Priester und Aeltesten unter- lassen sollten, was ich ihnen aufgetragen, mein Gebot doch durch deinen Mund zum Vollzug käme]: So spricht der »Wer, der Gott Israel. [die wich- tigsten Stellen aus dem Vorgelesenen in eine kurze Summa zusammenfassend]: Verslucht sei, tvefnicht gehorcht den Worten dieses Bandes [5. Mos. 27, 26; 29, 91, 4. Den ich euren Vätern gebot des Tages [d. i. zu der Zeus, da ich sie aus Egyptenland führen, ans dem eisernen Ofen [d. M. 4, TO]- und [dort, bei der Gesetzgebung vom Sinai] sprach: Gehorchet meiner Stimme, nnd thut, wie ich euch geboten habe, so sollt ihr mein Volk sein, nnd ich will euer Gott sein [2. M. 19, 3 ist, Z. Auf daß ich [in den weiteren Führungew die ich vom Sinai aus mit euch vorhabe 4. M. 10, 11 ff] den Etd halten möge, den ich euern Vätern geschwoten habe [1. M. 12, 7; ge, Z; 28, 13], ihnen zu eben ein Land, darin Milch und Honig fleußt 2. M. s, 8. 17]; wie es Jeretnia It, 1—18. denn snachdem inzwischen diese Zusage längst in Erfüllung gegangen] heutiges Tages stehet sihr euch wirklich in diesem Lande besinden daher auch das Wort in V. 3: ,,verflucht sei, wer nicht gehorcht den Worten dieses Bandes« nun mit desto größe- rem Ernst an euch herantritt]. Jch antwortete [als der HErr mir seinen Auftrag ertheilte], und sprach: HEty lAmen, d. i.J ja, es sei also kund wiederholte so im Namen des Volkes meiner Zeit, was einst alles Volk bei der Vorlesung zwischen dem Ebal und Garizim ausgerufen und damit zur treuen Haltung des Gesetzes sich verpflichtet hatte 5. Mos. 27, 11 fs.; Jos. 8, 30 ff.]. 6. Und der HErr snachdem ich ans diese Weise zu seinem Gesetze mich bekannt, den Auftrag in V. 3 erneuernd, zugleich aber mir zu verstehen gebend, wie eigentlich die Zeit schon gekommen sei, daß der über die Uebertreter gesprochene Flnch sich erfülle, vgl. V. 8 mit 2. Kön. 22, 16 f.] sprach zu mir: Predige alle diese Worte [die bei der Bundeserneuerung Z. K. 23, l ff. gelesen worden] in den Stadien Juda, und auf den Gassen zu Jerusalem, und sprich [so oft du ihnen ein Stück aus dem Gesetz vorgehaltem in meinem Namen zu ihnen]: Höret die Worte dieses Bandes, nnd thut [schleunigst] darnach [weil’s die höchste Zeit ist und das angedräuete Strafgericht schon vor der Thier] 7. Denn ich habe euren Vätern bezenget [Ps. 81, 9] von dem Tage an, da »ich sie ans Eghpten- land führen, bis auf den heutigen Tag [2. Kein. 17, 1315 und zeugete früh [d. i. eifrig und unab- lässig], nnd sprach: Gehorchet meiner Stimme. 8. Aber fee gehorchten nicht, neigten auch ihre Ohren nicht keinmal, um nur wenigstens äußerlich anzuhören, was ich ihnen bezeugen wollte Kap. 7, 24 n. 26]; sondern ein jeglicher ging nach seines bösen Herzens Gedünten szu thun, was ihm selber beliebte] Datum will ich auch [nnnmehr in euch, ihren Kindern] über sie gehen lassen alle [Drohungs-] Worte dieses Bandes, den ich geboten habe zu thun, nnd sie doch nicht darnach gethan haben [so daß es jetzt zur Ausführung des in 3. Mos. 26, 14 ff. u. H. M. 28, 15 ff. Gesagten kommen soll]. Vielleicht hat der Prophet den König Josia auf fei- ner Rundreise, von welcher in 2. Stdn. 23, 15 ff. die Rede ist, begleitet und da Gelegenheit genommen, dem Gebote Gottes in aller Treue nachzukommem vielleicht auch hat er nicht versäumt, den Ausspruch der Prophetin Hulda, der dem König auf feine Anfrage zu Theil ge- worden (2. K. 22, 12 ff.), seinen Vorträgen beizufügen. Das Volk war also überall im Lande auf den Ernst der eit, in der es lebte, aufmerksam gemacht und von allen eiten her darauf hingewiesen (Ps. 95, 8): »Heute, so ihr feine Stimme höret, so verstocket eure erzen nichts« Was hatte nun aber die Mahnung und arnung bis zu der Zeit, in welche die vorliegende Rede nach V. 1 uns verfetzh fiir Frucht gebracht? Ganz Israel, so hören wir vom folgenden Verse an, anstatt den Bund mit dem HErrn zu halten, rottet sich zu einer Verschwö- rung wider ihn zusammen. Z. Reihe der Weissagungent Dem Propheten wird die Fürbitte für das unverbesserliche Volk untersagt. 251 I. Und der HEtt [indem er nach der Erin- nerung V. l ff. mir hierauf entdeckte, wie es ge- genwärtig mit dem Volke feines Eigenthums siehe] sprach zu mir: Jch weiß wohl, wie sie in Juda nnd zu Jerusalem [wider den, dem sie doch bei der Bundeserneuerung unter Josia vom Neuen Treue und Gehorsam zugesagt] sich rotten [als ob sie alle sich das Wort gegeben hätten, von ihm abzu- sallen]. 10. Sie kehren fich eben zu den Sünden ihrer vorigen Vater, welche sder Bundesschließung am Sinai alsbald den Bundesbruch in der Abgöt- terei mit dem goldenen Kalbe folgen lafsend 2. Mos. 321 auch nicht gehorchen wollten meinen Worten, nnd folgten auch andern Göttern nach, und dieneten ihnen. Also sindem es in derselben Weise fortgegangen von einem Geschlecht zu dem andern] hat das Haus Israel [fowohl, als beide Theile des Volkes noch ein Ganzes bildeten, als auch, da die 10 Stämme sich zu dem eigenen Reiche Israel abgesondert hatten] nnd [ebenso sei- nerseits] das Haus Juda (immerdar) meinen Bund gebrochen , den ich mit ihren Vätern gemacht habe. 11. Darum siehe, spricht der HErr, ich will ein Unglück über sie [die noch von dem gesammten Israel übrig sind, nämlich über Juda und Jeru- salem V. 9] gehen lassen, deuisie [mit allen ihren eigenen Anstrengungen] nicht sollen entgehen mögen; und wenn sie [dann in der Noth, die dieses Un- glück nach sich zieht] zu mir schreien, will ich sie Inachdem sie so lange nicht auf mich gehört, auch] nicht hören [Spr. I, 28; Jes. 1, 15]. 12. So laß denn sweil sie an mir keinen Helfer mehr haben] die Städte Jnda nnd die Bürger zu Jerusalem hingeben und zu den Göttern schreien, denen sie gercnchert haben [denn die hätten wohl Ursach, fich dankbar für solchen Dienst zu beweisen]; aber sie [diefe todten Götter, die sich selbst nicht helfen können] werden ihnen [auch] nicht helfen in ihrer Noth [Kap. 2, 28; 5. Mos. se, 37 U. I3. sReich an Zahl sind sie freilich mehr als zu viel] Denn so inanrhe Stadt, so manche Götter hast du, Juda [und es brauchten da immer nur die Götter einer einzelnen Stadt sich dieser anzu- nehmensz und so manche Gassen zu Jerusalem sind, so manchen Schandaltar habt· ihr aufgerichtet lHvss 12- 12], dem Baal zu rauchern [so daß dieser oielgespaltene Baal in feinen einzelnen Thei- len immer auch nur einen kleinen Theil der Stadt zu retten hätte, wenn er wirklich etwas ver- möchte]. 14. So bitte du nun [Jeremia, wie ich schon einmal dir gesagt Kap. 7, 161 nicht für dies Voll, und thue kein Flehen noch Gebet für sie; denn ses bleibt dabei, was ich mir vorgenommen V. 11:] ich will sie nicht hören, wenn sie zu mir schreien in ihr]er Noth [und darum kann ich auch dich nicht hören . 15. Was [so werde ich vielmehr sagen, wenn sie im Tempel unter Opfern ihr Hilfsgeschrei an mich richten] haben meine Freunde sals die sie sich betrachten, ohne darnach zu fragen, ob ich sie auch dafür erkennen kann] in meinem Hause zu schaffen sdahin nur Leute gehören, die, wenn sie mir ein Opfer bringen, in dem Opfer sich selber mir geben Z. Mos I, 2 Anmkk Was aber haben diese vor- geblichen Freunde mit ihrem Opfer eigentlich im Sinnes? Sie treiben alle Schalkheit, nnd meinen, das heilige Fleisch sdes Opferthieress soll es von ihnen nehmen [was sie mit solcher Schalkheit für Schuld und Strafe auf fich laden, ohne daß sie selber heilig zu werden brauchten]; nnd wenn sie [nun auch fernerhin] übel thun, stnd sie guter Dinge drüber [als habe es damit nichts weiter auf sich, eine Strafe könne sie ja um des heiligen Flei- sches willen, das alles weggenommen, doch nicht treffen Kap. 7, 19 ff.]. Gleichwie die Mutter ihr Söhnlein Junker Junge) heißt, so heißt er sie auch seine Freunde, die frommen Kindlein, die alle Büberei und Abgiitterei treiben, und soll doch wohlgethaii sein. (Luther.) Das ist der Heuchs ler ihre Art, daß sie St. Martin einen Pfen iøg opfern und darnach ein Pferd stehlen, und wenn fies ott und feinem Wort fich aufs Aeußerste widersetzt haben, sich darnach zum Opfer, Fasten und Almosen wenden und wollen sich damit weißbrennem (Cramer.) 16. Der HErr nannte dich [Jsrael, als er zum Volke feines Eigenthums dich berief, mit Rücksicht aus das, was du dieser Berufung nach sein und durch seine Gnade immer mehr werden solltest, wenn auch nicht den Worten doch dem Sinne nach] einen grünen, schönen, fruchtbaren Oelbaqm [2. Mos. 19, S; Pf. 52, 10; Hof. 14, 7; Röm. 11, 24]; aber nun [nachdem du deiner Vestimmung so ganz vergessen hast und ein dürrer, häßlichen unfruchtbarer Oelbaum geworden bist] hat er mit einem großen Mordgeschrei sivelcheg die hereinbrechenden Kriegsheere erheben werden] ein Feuer um denselbigen angezündet, daß seine Aeste verderben müssen [und nur ein verstümmelter Ueberrest im Boden zurückbleibt] 17. Denn der HErr Zebaoth, der dich swie zu einem süßen Weinstock Kap. 2, 21., so auch zu einem schönen Oelbaum] gepflanzt hat, hat sum aus der bildlichen Rede nun wieder in die unver- blümte, gewöhnliche überzugehen] dir ein Unglück gedrcinet, nni der Bosheit willen des Hauses Js- rael und des Hauses Juba, welche sie sdamits treiben, daß sie mich [5. Mos. 11, 14 Anm.] er- zürnen mit ihrem Rcinchern, das sie dem Baal thun sKap. 19, is; 44, 3]. 18. Der HErt hat [dann bei der Gelegen- heit, wo er von der Verschwörung derer in Jnda 252 und zu Jerusalem wider ihn selber redete V. 9ss.] miks [zugleich] offenbart swas die Vtänner zu Anathoth wider mich, seinen Propheten, im Schilde führen], und» zeigte mir ihr Vornehmen, 19. Vanilla» daß sie mich, wie ein arm [gen.: wie ein zahm] Schaf zur Schlachtbank sdas ge- duldig und vertraulich sich hirgiebt und in seiner Arglosigkeit keine Ahnung hat, was man mit ihm thun will], führen wollen. Denn ich wußte nicht, daß sie wider mich berathschlagt hatten, nnd keiner zu dem andern] gesagt: Laßt uns den Baum mit seinen Früchten [diesen Propheten sammt seinen uns so lästigen Strafpredigtenj verderben, und ihn aus dem Lande der Lebendigen ansrotten, daß sei- nes Namens nimmermehr gedacht werde swir nie wieder, auch nur durch die Erinnerung an seinen Namen, etwas von ihm zu hören bekommen]. Der erste Theil des Verses lautet genauer: Jch aber war wie ein zahm Schaf, das zur Sthlachtbank geführt wird, und wußte nicht, daß sie wider mich berathschlagten. Tritt schon hierdurch die Beziehung auf die Weissagung von Christo in Jes. 53, 7 deutlich hervor, wie denn wirklich in der ganzen Persönlichkeit des Jeremias, besonders aber in seinen Leiden und Berfolgungen etwas Vorbild- liches auf Christum liegt; so haben die alten Kirchen- lehrer seit Justin und Tertullian eine noch viel bestimm- tere Weissagung in der Z. Hälfte des Verses, in welchem das »Ausrotten aus dem Lande der Lebendigen« an Jes. 53, 8 erinnert, damit erreicht, daß sie die Worte des Grundtextes, welche Luther dem geschichtliihen Zu- sammenhange gemäß übersetztt ,,laßt uns den Baum mit seinen Früchten verderben«, vielmehr, unter Anwen- dung einer andern Lesart, also deuteten: ,,laßt uns das Holz auf’s Brod legen« Unter dem ,,Holz« verstanden sie das Kreuz, unter dem »Brod« aber den HErrn Jesum als das Brod des Lebens (Joh. 6,32ff.), und wie ihnen nun so die Stelle zu einer unmittelbaren Weissagiing auf Christi Kreuzestod ward, so benutzten sie dieselbe zugleich für die Lehre vom Sacrament des Altars, indem sie sagten: Wie der HErr schon hier im alten Testament seinen Leib prophetisch als das Brod bezeichnet hat, so hat er hernach im neuen Testament, den Typus erfttllend, seinen verklärten Leib in das irdische Brod gelegt und theilt ihn unter dem Brode uns mit, daher denn auch das Brod der Leib des HErrn genannt wird. 20. Aber du, HErr Zebaoth, d»n gerechter Richter, der du Nieren und Herzen prusest [Ps. 7, 10., und also wohl weißt, daß nur um meines Amtes willen und nicht wegen eigener Ungerechtig- keit ich solchen Haß und solche Verfolgungssucht von Seiten der Leute meiner Vaterstadt Kap. l, 1 erfahren muß], laß mich deine Rache über sie [die in mir dich selber »hassen und verfolgen] sehen; denn ich habe dir meine Sache befohlen [Kap. 20, 21. Datum spricht der HErr [indem er nun auch wirklich meine Sache vertritt und die Rache in seine Hand nimmt] also wider die Männer zu Anathoth, die dir [denn er wendet sich dabei nicht an diese selber, sondern an mich] nach deinem Leben Jeremia 11, 19—«23. 12, 1—4. stehen, nnd sprechen [zu dir, wenn auch nur heim- lich, mit ihren Rathschlägen wider dich V. 19]: Weissage uns nicht im Namen des HErrn sda du doch nichts anderes als Unglück zu weissagen hast]- willst du anders nicht von unsern Händen sterben. 22. Darum [um den Eingang des vorigen Verses nach dem längeren Zwischensatze wieder auf- zunehmen] spricht der HErr Zebaoth [seine Straf- drohung wider die Männer zu Anathoth nun wirklich folgen lassend]: Siehe, lch will sie heim- surhensmit meiner Rachesz ihre junge Mannschaft ldie kriegstüchtigen Männer unter ihnen] sollen mit dem Schwert getödtet werden, und ihre Söhne und Tochter Hungers sterben, daß nichts von ihnen [die da wollten, daß deines Namens nicht mehr gedacht werde V. 191 ishekhsejhez . 23. Denn ich will über die Männer zu Anathoth [noch im besonderen Sinne] Unglück gehen lassen des Jahrs, wenn sie [mit dem ganzen übrigen Volke] heimgesucht saber dabei auch wegen ihrer Anschläge wider dich zur Recheiischaft gezogen] werden sollen. . Wenn der HErr oben dem Propheten die Fürbitte für sein Volk untersagte, so konnte es scheinen, als sei die göttliche Langmuth geringer als die inenschliche Barmherzigkeit; darum wird nun hier dem Jeremia ein Einblick gegeben in die tiefe Verworfenheit des Volks, indem er erfährt, was seine Mitbürger in Ana- thoth wider ihn selber für boshafte und schändliche An- schläge gefaßt haben. Das Gefühl, wie Gottes Gerech- tigkeit hiergegen einschreiten und den Widersachern be- zahlen müsse, wie sie’s verdient, regt sich da in ihm; er bitter: ,,laß mich deine Rache über sie sehen,« und damit tritt an den Tag, daß menschliche Barmherzigkeit nur so lange größer ist als die göttliche Langmnthjals der Mensch selber noch nicht der Getränke, Berfolgte, in empörender Weise Behandelte ist, auf der Stelle aber dem Verlangen nach Genugthuung weicht, sobald dieser Fall eintritt. Was das besondere Unglück betrifft, wel- ches die Bürger zu Anathoth hernach bei der Belage- rung und Zerstörung Jerusalems betroffen, so haben wir darüber keine näheren Nachrichtenz vermuthlich kam die Einwohnerschaft dieses Orts bis auf eine geringe Zahl um, daß sie aber nicht völlig untergegangen, er- hellt aus Esra 2 , 23 u. Reh. 7, 27. Es ist also auch da ,,des strengen Urtheils Lauf« in etwas aufgehalten worden, wie bei dem übrigen Volke überhaupt (Kap. 4, 27); und vielleicht hat Jeremia selber hernach Für-bitte bei dem HErrn für Anathoth eingelegt, daß der Stadt es nicht ganz nach dem »daß nichts von ihnen liber- bleibe« ergehe. Hierfür war eine Fürbitte zulässig. Das 12. Kapitel. Der gottlos-en sgküoßsesigtieit nimmt bald ein Ende. II. d. 1——t7. Den! Propheten liegt es schwer ans dem Herzen, daß er sehen muß, wie ro gerade den Gotilosen so wohl geht, während ihm so viel Elend beschieden ist, und er muß Gott deswegen zur Rede setzen, doch ist er Die Bürger zu Anathoth haben sich verschworen, Jeremia zu Verderben. 253 Mit) wohl bewußt, wie dies nur mit dem Beding gesche- hen kann, daß der hErr Recht behalte in dem Streit; er hat denn auch lianm seine Frage geheilt, so ist ihm auch schon die Antwort zur Hand, was es eigentlich um das Gliicti der Gottlosen fiir eine Bewandtniß habe W. 1—3). Freilich tritt die frage wieder in anderer Gestalt an ihn heran: um der Bosheit der Einwohner willen muß das ganze tcand niit allen sonstigen Iusassen so viel leiden, wie es zur Zeit siehet, nnd jene ziehen iiur die angedroheieii Strafgerichte auf Spott, statt hu) zu bekehren; dort) nun beschämt ihn auch des ijErrn Vorhalt, dasi er, der bisher noch lange nicht das Schwerste von denc, was ihn( Böses augelhaii wird, wisse, schon in seiner Geduld ermüdet, und er empfängt dabei Ausschluß; was fiir tieferes Leid er mit der Feind— schaff seiner eigenen Bruder und verwandten noch weiter zu tragen habe W. 4—6). Da ist sein Entschluß ge- faßt, sein tjaus zn verlassen und sein Erbe aufzugeben, aber eben damit ist er auch zu einem Jlbbild des hErru von Seiten dessen Verhältnisses zii seinem Haus und Erbe geworden, wie es in den gegenwärtigen Jeitumständen sich darstellt (ltl. 7—13); nnd zugleich wird er auch zn einem Propheten für diejenigen udltierschaftety die ge- genwärtig Gottes Eigenthum antaslen (lo. 14—17). 1. HErr, wenn ich gleich mit dir rechten [in einen Streit mich einlassen] wollte swegen einer Frage, die mich oft anficht], so behaltst du doch [das weiß ich im Voraus Hiob 9, 2 f.; 39, 32; Ps di, 6; Rom. Z, 4; 9, 201 Recht; dennoch muß ich sum meine zeitweisen Anfechtungen über- winden zu können] vom Recht iiitt dir reden [eine Rechtserörlerung mit dir anstellen wegen deiner Vorsehung und Weltregierung]. Warum gehet es doch den Gottlosen so wohl, nnd die Verachter haben alles die Fulle sHiob 21, 7 ss.; Pf. 73, B fs.;—Mal. 3, 15]? 2. Du pflanzest sie, daß sie wurzeln und wachsen nnd bringen Frucht slässest sie festen Ve- stand im Lande gewinnen und reichen Kindersegeu erlangen, was alles gerade den Frommen und Ge- rechten als ihr Theil zugesagt ist 2.’Mo»s. 20, 1»2; Pf. 128]; du lassest sie viel von dir ruhmen km- dem sie wohl deinen Namen im Munde führen, aber doch nur, um ihn zur Sünde zu mißbrauchen Kap. s, 2], iiud znchtigesi sie incht swegen ihrer Heucheleii. · 3. Mich »aber, HCrr, kennest du, nnd siehest mtch, und prusest mein Herz vor dir snud da weißt du wohl, daß ich anfrichtig dir ergeben bin, und lässest doch es mir so -übel ergehen]. Aber du lässest sie Dagegen] frei soou Plage aus-J gehen. [Doch nun weiß ich schon, wie das gemeint ist: sie gehen nur frei aus und werden mit Wohlleben gleichsam gemäsiet], wie Schafe, daß sie geschlachtct werden; und svarest sie, daß sie gewurget werden. Ein Gottloser, deui es so wohl geht hienieden, ist niehrentheils von Gott übergeben nnd verlassen; er ein- pfiingt sein Gutes in diesem Leben und hat au·dem künftigen keinen Theil, ja keinen Tropfen Wassers zu hoffen; er ist wie eine Mastsau, welche wohl gehalten wird und espart, daß sie gewürget werde (2. Petri L, 12). Er at mit der Welt so viel zu thun, daß er weder an Himmel noch Hölle gedenken kann; er ist zu- erst lanlich und kaltsinnig in geistlichen Din en, hernach verfällt er in Verachtung, Spöttereh Unglau en, Sicher- h"eit, und geht also mit verblendeten Augen und Herzen zur Hölle. (Scriver.) Nach dem Grundtexte dürfte in- dessen die zweite Vershälfte vielmehr so zu übersetzen sein: Reiße sie hin, wie Schafe zur Schlach- tung, und weihe sie swie Opferthierej zum Tage des Wiirgens »So spricht Jeremia als Rechtsan- toalt im Namen des göttlichen Gesetzes nnd zugleich für die Wohlfahrt des ganzen Volkes Gottes zu Gott, dem gerechten Richter, der mit seiner Entscheidung zögern« 4. sStehe auf, HErw erhebe deine Hand! Pf. 10, i2.] Wie lange soll doch das Land so jtimilierlich stehen [wie es gegenwärtig der Fall ist Z. Kote. 24, 1 Armes, nnd das Gras ans dem Felde allenthalben verdorren [Kap. 14, 1 ff] um der Einwohner Bosheit willen sunier der alles mit leiden mußL daß beide Vieh und Vogel sin- dem sie Hungers und Durstes sterben müssen] nimmer da sind? [Dazu denken diese Gottlosen gar nicht daran, daß sie stch bekehren wollten, sondern trei- ben’s immer ärger] Denn sie sprechen: Ja, er weiß viel, wie es uns gehen wird [Kap. 5, 12 f.]. Im vor. Abschnitt beschäftigte den Propheten die Frage, wie es denn mit Gottes Gerechtigkeit sich vertrage, daß er’s den Gottlosen so wohl gehen lasse, während er die wenigen Frommen in Leiden oft der schwersten Art versenke, da er doch im Gegentheil diesen das Glück verbeißen habe, das jenen znfällt. Behalten wir Luthetfs Uebersetzung am Schluß des It. Verses bei, so hat er sich selbst alsbald die Antwort gegeben, daß dieses ganze Glück der Gottlosen nur ein scheinbares und im Grunde nichts weiter sei, als was bei den Mastthieren die Mii- stung auf den Tag der Schlachtung, also nur der Vor- bote des gewissen Untergaugesx nehmen wir aber die andere Uebersetzung an, so bleibt der Sinn iu der Hauptsache derselbe, es ist nur, was dort der Prophet sich selber zur Erklärung des räthselhaften Verhaltens Gottes sagt, hier in die Form einer an Gott gerichteten Aufforderung gekleidet, das; er das den Gottlosen ver- liehene Gltjck zu einer bloßen Mästuiig auf den Tag der Schlachtung mache und, indem er sie nun bald dem Untergange preis-gebe, sie zu Opfern seiner Gerechtigkeit weihe. Diese an Gott gerichtete Aufforderung, den Tag des Gerichts zu beschlennigen, wird denn im vorliegen- den Verse weiter begründet durch die Hiuiveisuug auf Gottes Güte, welche ja nicht zulasse, daß immerdar das ganze Land, insbesondere auch die unvernünftige Creatur, unter der Bosheit der Gottlosen leiden müsse; denn schon zur Zeit des Josia blieb der Friihregen aus und kam kein Spatregen (Kap. Z, :si), egenwärtig aber sind die Zustände im Lande noch viel eillosere nnd die damalige Plage der Dürre ist in viel gesteigertem Maße wieder da, wenngleich in den Geschichtsbüchern des alt. Testameiits uns nichts weiter über alle diese Unglücks- fälle mitgetheilt wird. Aber so wenig ließen die Ein- wohner des Landes sich dadurch zur Buße lenken, daß vielmehr ihre Bosheit einen immer höheren Grad er- reichte, wie ja zu Kap.10, 16" schon bemerkt wurde, daß das Leiden an sich nicht besser, sondern ebensowohl schlechter macht, als besser; auch hier gilt der Spruch: »wer da hat, dem wird gegeben, wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, das er hat,« und es ist hemach bei jenen eghptifchen Exulanten (Kap3 44) gerade wieder so. Fraglich ist nun, in welchem Sinne oben die Rede Jeremia 12, 5-—17. 13, I. 2. der Gottlosen gemeint ist: »Ja, er weiß viel, wie es uns gehen wird ,« ob sie das von Gott sagen, der sich nicht um sie kümmere, so daß sie ungestraft thun könn- ten, was ihnen "beliebe, oder ob sie in Beziehung auf den Propheten also reden, dessen Weissagung von dem ihnen bevorstehenden Schicksal sie damit bestreiten, als hätte er nicht Gottes Wort, sondern nur seine eigenen Einfälle verkündigt. Diese letztere Auffassung dürfte unbediu tden Vorzug verdienen, wie sie auch der Ueber- setzung uther’s zu Grunde liegt. 5. Wenn fdich [so antwortet mir der HErr auf solche Klage wider meine Spötter und Ber- ächter, die Ntänner zu Anathoih, schon] die müde machen, die zn Fuße gehen fund mit denen gleichen Schritt zu halten doch wahrlich nicht zu schwer ist], wie wird dir*s gehen, wenn du mit den Reitern laufen [d. i. in deinem Amte und Beruf noch weit Schlimmeres, wie ich’s dir sogleich näher be- zeichnen werde V. 6, auf dich nehmen] sollst? Und so du im Lande, da es sim Vergleich mit den künftig herrschenden Zuständen jetzt noch] Friede ist fund die Nachstellung Einzelner noch nicht viel zu bedeuten hat], Sicherheit snchest [als wäre da schon dein Leben auf’s Aeußerste bedrohet], lvas will mit dir werden bei dem hoffärtigen Jordan [wenn nun in der Nothzeit, die über Jerusalem kommt, über- müthige Tyrannen, wie aus dem Rohrgebüsch des Jordan heroorbrechende Löwen, über dich herfallen werden Kap. 37 u. 38; 49, II; Such. 11, 3]. b. Denn [was die Reiter betrifft, mit denen du laufen sollst, so muß ich dir, nachdem ich dir in Kap. 11, 18 f. über die, die zu Fuße gehen, meine Offenbarung gemacht, nun sagenxs es der: achten dich snicht allein die Männer zu Anathoth, die als bloße Mitbürger noch immer nicht deine Allernächsten sind, sondern] auch deine Brüder [dem Stande nach, die Priester Kur. 1, l] und deines Vaters Haus [deine Blutsverwandten] nnd schreien Zeter über dich swie man hinter einem Diebe oder Mörder her schreit, den man verfolgt und unschäd- lich niachen will] Darum vertraue du ihnen nicht, wenn sie gleich sreundlich mit dir reden [ihr Ein: verständniß mit den übrigen Männern zu Anathoth dir noch unter» der Maske der Freundschaft ver- bergen]. » Das Furchtbarste ist, was du erfahren wirst, daß nicht blos die, welche du für Feinde Gottes hältst, dich bestreiten in deinem heiligen Werk, sondern daß auch solche, welche dir als mitarbeitende Brüder und Genossen deines Hauses gelten, treulos von dir abfallen und bei äußerlicher Freundlichkeit hinter deinem Rücken sich laut gegen dich erklären. Jn der That, einen empfindlicheren Schmerz über Untreue kann es nicht geben, als wenn der Kämpfer des HErrn sich von denen verlassen, ja be- seindet sieht, auf deren Mitwirkung in der Schlacht für die Ehre Gottes er gerechnet. (Umbreit.) 7. Darum [weil ich nach dem eben mitge- theilten Wort des HErrn auch meinen Brüdern und meines Vaters Hause nicht mehr vertrauen durfte] habe ich [der Prophet] mein Haus sin Anathothj verlassen müssen, und mein Erbe [da- seIbstJ meiden, und meine liebe [richtiger: das Geliebte meiner] Seele [das, woran mein Herz hing, mein theures Eigenthum] in der Feinde Hand geben [aber damit nur gethan, was der HErr in Beziehung auf sein Haus, sein Erbe, sein werthes Land auch thun muß, nämlich in Bezie- hung auf Juda und Jerusalems 8. Mein Erbe ist mir worden wie ein Löwe im Walde [auf den ich, ohne in meiner Atglosig- keit seine gefährliche Nähe zu ahnen, gestoßen bin], und britllet wider mich [daß er mich verschlinge]; darum bin ich ihm gram worden sgleichwie der HErr auch seinem Erbe 5.Mos. 32, 9 aus der nämlichen Ursach gram geworden Pf. 106, 40]. 9. Mein Erbe [oder das Land Juba, spricht er] ist wie der sprenglichte [buntgesiederte, farbige] Vogel, um welchen sich die sübrigenj Vögel sam- meln [über ihn herzufallen und ihn zu zerzausen]. Wvhlanf [so wird jetzt eine Parole ausgetheilt unter allen benachbarten Völkern] und sammelt euch, alle Feldthierh kommt und fresset! Während in den beiden vorigen Versen die Rede des Propheten doppelsinnig ist, so daß, was er von sich in Beziehung auf sein Haus und Erbe aussagh durch seinen Mund zugleich der HErr von seinem Ver- hältniß zu Juda und Jerusalem spricht, das auch zu einem brüllenden Löwen gegen ihn geworden und dem er daher gram sein müsse, führt im vorliegenden Verse der HErr die Rede in Beziehung auf Juda oder sein Land weiter und schließt zunächst in einem Gleichniß an die naturgeschichtliche Thatsache sich an, daß, wenn irgend ein fremder Vogel, sei es nun unter den Tagviigeln eine Nachteule oder ein scheckiger, mit hellen Farben ge« schmtickteh sich unter den andern blicken läßt, diese die ungewohnte Erscheinung mit lautem Geschrei verfolgen und befehdenz darnach, unter einem andern bildlichen Ausdruck das erste Gleichniß deutend, geht er auf die Zustände des Landes während der J. 602-—599 v.Chr. (2.Kön. 24, 2f.) näher ein, nur läßt sich nicht bestimmt erkennen, ob die Rede hier weissagend auf eine nächst- dem bevorstehende Zukunft hinaus, oder aber darstellend auf schon eingetretene Verhältnisse hinweist. Ersteres ist das Wahrscheinlichere (vgl. in L. K. 24, Z: ,,nach dein Wort des HErrm das er geredet hatte durch seine Knechte, die Propheten«), und haben wir also keine zwin- gende Ursache, unser Stück seiner Entstehung nach erst in jene Zeit zu verlegen: der Prophet kann recht wohl schon einige Jahre zuvor im Namen dessHErrn also geredet und damit bei Zeiten den König vor dem Ab- fall von der chaldäischeti Oberherrschaft als vor einer Empörung wider Gott selbst (vgl. 2. K. 24, I Annu 2 mit unserm r. Verse: »und brüllet wider mich«) gewarnt haben. Indessen hat auch die andere Ansicht in V. 11 ihre Berechtigung; es läßt sich überhaupt bei den Pro- pheten die Zeit, in welcher sie eine Rede gesprochen, oft schwer entscheiden. 10. Es haben Hirten [gar übler Art Kap. 6, Z]- und szwarj deren viel, meinen Weinberg [Jes. 5, 71 verderbet und meinen Acker [5. Mos 32, 9] zertreten, sie haben meinen schönen Acker zur Wüste gemacht, sic habend ldas Land, das vor Selbst die Priester und nächsten Bluts-verwandten des Propheten suchen ihn zu tödten. 255 mir wie ein Lustgarten war Joel 2, 3J- öde [zur öden Steppej gemacht. U. Ich sehe bereits,zwie es so jcimmerlich verwiistet ist; ja das ganze Land ist wüste. Aber es will es niemand zu Herzen nehmen [genauer: denn niem-and war, der es zu Herzen nahm, noch zur rechten Zeit in sich gegangen wäre, alle lebten in ihrem unbedachisamen Leicht- sinne fort Jes. 57, 1]. 12. Denn [um noch einmal auf die Beschrei- bung der Zustände des Landes zurückzukommen :] die Verstbrer fahren daher über alle Hügel der Wüste, nnd das fressende Schwert des HErrn sdas in dem Schwerte der Feinde wüthet Kap. 25, 29; 45, 6] von einem Ende des Landes bis zum an- dern; und kein Fleisch wird Frieden haben ssondern zuletzt noch alles Lebendige umkommen]. ,13. Sie [die Bewohner des Landes] seien Weizen, aber Disteln werden sie ernten; sie lassen’s ihnen sanet werden [mit Bestellung der Felder in Hoffnung auf bessere Zeiten], aber sie werdens nicht genießen; sie werden ihres Einkommens nicht froh werden, vor dem grimmigen Zorn des HErru [5. Mos. 28, 30 ss.; Jes. 62, 8 f.]. Im Folgenden nimmt nun die Weissagnng diejenigen Völkerschaften zum Gegenstand ihrer Rede, sdie jetzt das Land Juda Verwüster» die Syst-er, Moabitey Ammonitey und wohl auch die Edomiten weil sie wider das, gegen seinen HErrn verschworeue Bundesvolk wiederum sich verschworen haben, sollen sie mit ihm zu ihrer Zeit die- selbe Strafe der Ausreißung aus dem Lande, der Weg- führung in fremde Gefangenschaft erfahren; hernach aber, wenn sie in der Buße und Bekehrung zum HErrn mit Israel gemeinsame Sache machen, sollen sie auch in " der Erlösung nnd Neugrtjndnng gleich gehalten werden; während aber bei ihnen zugleich die Möglichkeit des Un- gehorfams und in Folge dessen der gänzlichen Ver-nich- tung in’s Auge gefaßt wird, ist dies in Beziehung auf Israel nicht der Fall (vgl. Kap. 30-—34). 14. So spricht der HErr wider alle meine [nämlich des HErrm dessen Rede hier schon vor- bereitet wird, vgl. Kap. 14, IS] bösen Nachbarn, so das Erbtheil antasten, das ich meinem Volk Israel ansgetheilet habe: Siehe, ich will sie aus ihrem Lande ausreißen [Kap- 25, 29], und das Haus Juda lzuoorj aus ihrem Mittel reißen [einer- seits, um es gegen ihre fortwährenden Befehdungen sicher zu stellen, andererseits aber auch im Vorspiel dessen, was ihnen selber darnach geschehen soll]. 15. Und wenn ich sie nun ausgerissen habe, will ich mich wiederum über sie erbarmen, und will einen jeglichen zu seinem Erbtheih und in sein Land wieder bringen. 16. Und soll geschehen, wo sie von meinem Volk lernen werden, daß sie schwören bei meinem Namen [Kap. 4, Si; 5.Mos.6,13; 10, 20: So wahr der HErr lebet, wie sie (znvor) mein Volk gelehret haben schwören bei Baal, so sollen sie unter meinem Volk swenn dies nun in sein Land wird zurückgeführt und zum Vollbesttz alles dessen gelangt sein, was ihm verheißen ist Kuh, 32, 37ss.] erbanet werden [indem sie in den Verband mit ihm eintreten Jes. 56, 6 f.]. 17. Wo sie aber [auf die an sie gerichteten Ermahnnngen zur Buße und auf die Einladung, auch ihrerseits von den todten Götzen sich zu mir zu bekehren] nicht hören Wollen, so lvill ich solches Volk ausreißen und nmbringen, spricht der HErr [Jes. 60, 12]. Jch kriegte vor einiger Zeit in dem sogen. Herrn: hutischen Losungsbüchlein aufs I. 1737 die Worte zu Gesicht aus Jes. 49, 17: ,,deine Zerbrecher und Verstö- rer werden sich davon machen«; darunter standen die zwei Zeilen: ,,laß sie lieber bleiben und bei uns be- kleiben!« » Das ist das, was auch Jeremia sagt: sie können auch noch zurecht kommen. Paulus hat es mit feinem Exempel bestätigt: er war in drei Tagen ein Verfolger, ein falscher Lehrer, ein armer Sünder, ein gerechtfertigter Sünder, ein Zeuge, ein Apostel. Mit Freuden gönne ich diese Seligkeit einem jeden unter denen, die ich in diesem Augenblicke nicht anders als für Feinde des Kreuzes Christi ansehen kann. (Zinzendorf.) Das 13. Kapitel. Strafe der Juden, in Izildnissen noui leinenen Gürtel? and Meinlegec III— v. 1—27. Der pronhet hat vor längerer Zeit den Befehl von Gott erhalten, einen leinenen Gürtel zu kaufen, ihn anzulegen und nicht in’g Wasser zu thun; nachdem er dies gethan, ist ihm die Weisung geworden, an den Euphrat zu gehen und dort den Gürtel in einen Steiuritz zu vergraben; als er hierauf nach langer Zeit wieder an den Qrt gesendet worden, um den vergrabe- nen Giirtel hervorzuholem war derselbe verdorben nnd nicht mehr zu gebrauchen (d. 1——7). Hieran schließt fuh denn die Offenbarung des tjoirrn an Jeremia, um die es fuh eigentlich handelt: der Gürtel ist ein Bild Jgraelo und seiner jetzigen tiefen iberderbuiß W. 8—11). Das Verderben, welches deshalb über dag Voll: kommen wird, wird demnächst unter dem Gilde der gefüllten Weinlegel dargestellt, die an einander gestoßen und in Scherben zerbrochen werden W. 12———14). Uochmalo er- geht die Wahunng zur Buße und Umkehr; aber frrilich ist fie vergebens, das Gericht in seiner ganzen Schwere ist dem Propheten schon so gut wie gesonnen, und er stehet onus, daß ro noch lange, lange dauern wird, ehe Israel zu seiner vollen Reinigung hindnrrh dringt sitt. 15—-27). 1. So spricht [befser: sprach, wohl zu An- fang der Regierung des Königs Jojakim, als dieser die Bundeserneuerung unter Josia wieder rückgän- gig machte 2. Kein. 23, 34 ff.] der HErr zu mir: Gehe hin, und kaufe dir einen leinenen Gürtel- und giirte damit deine Lenden, und mache ihn swährend der ganzen Zeit, da du ihn trägsts nicht naß. 2. Und ich kaufte einen Giirtel nach dem Ve- fehl des HErrn [1. Köln. 20, 42 Aum.], und gürtete ihn um meine Lenden. 256 Jeremia is, 3 -— 18. Z. Da geschahe snach einiger Zeit, als ich den Gürtel nun so lange getragen, daß er schmutzig geworden] des HErrn Wort zum andern Mal zu mir, und sprach: -4. Nimm den Gürtel, dcii du [nach meinem Befehl] gekauft und um deine Lenden gegürtet hast, nnd machedich auf, und gehe hin an den Phrath [den Euphrat in Babhlonien l. Mos. 2, 14; 2« Köir 20, 12 AIMLL und versteeke ihn daselbst in einen Steinrisz [in eine Felsspalte, um ihn sicher zu bergen, daß niemand ihn finde, sondern du her- nach V. 6 f. dich überzeugen kannst, was aus ihm geworden]. Z. Ich ging hin, und versteckte ihn am Phratlz wie mir der HErr geboten hatte smerkte mir auch genau die Stelle, wo ich ihn verborgenjs d. Nach langer Zeit aber [vermuthlich gegen Ende der Regierung Jojakim’s 2. Kön. 24, 1—6] sprach der HErr [in einer dritten Offenbarung] zu mir: Mache dich auf, und gehe sabermalj hin an den Phrath, nnd hole den Gürtel wieder, den ich dich hieß daselbst verstecken. 7. Jch ging hin an den Phrath, nnd grub san jener Felsspalte V. 4] auf, Und nahm den Gürtel von dem Ort, dahin ich ihn versteckt hatte; nnd siehe, der Gürtel war cvom Moder] verdorben, daß er nichts mehr taugte [Hesek. 15, 4]. 8. Da lunmittelbar bei diesem Befunde der Dinge] geschahe des HErrn Wort zu mir sdie sinn- bildliche Handlung, die ich in seinem Aufträge hatte vollziehen müssen, mir nun auch deutend] « nnd sprach : 9. So spricht der HEm Eben also swie diesen vorher so prächtigen Gürtel] tvill ich auch verderben die große Hosfart Juda nnd Jerusalem. 10. Das böse Volk, das meine Worte nicht hören will, sondern gehen hin nach Gediinken ihres Herzens, und folgen andern Göttern, daß sie den- felbigen dienen und anbcten lKap. 7, 24; 11,8]; sie sollen werden wie der Gürtel, der nichts mehr s taugt. 11. Denn gleichwie ein Mann den· Gürtel um seine Lenden bindet, also hab ich, spricht der HErr, das ganze Haus Israel und das ganze Haus Juda um mich gegurtet, daß sie mein Volk sein sollten, zu einem Namen sden ich mir an ihnen machen wollte 2.·Sam». 7, 23], Lob und Ehren; aber sie wollen nicht hören. Bei den bekanntlich sehr weiten Unterkleidern der Morgenländer war der Gürtel noch bei den Hebräern eins der wesentlichsten Kleidungssttickq dessen hoher Werth auch daraus hervorgeht, daß er als bemerkens- werthes Geschenk und als Handelsgegenstand erscheint (2. Sam. 18, U; Spr. 31, 24). Natürlich gab es ihrer von verschiedener Art je nach Stand, Lebensweise und Geschlecht der sie Tragendent arme Leute und streng ascetische Propheten trugen einen, etwa V, Fuß breiten Gürtel von Leder (2. Kdn. I, S; Matth ·3, 4), Reiche aber nnd Vornehme bedienten sich eines viel schmaleren, nur 4 Finger breiten, von Linnen, der noch dazu kost- bar verziert, mit Gold, Edelstein u. dgl. geschmückt war (Dan. 10, 5). Der Frauengiirteh der tief und locker getragen wurde, während der Männergürtel um die enden (1. Kön. L, H) und von den Priestern noch höher gegen die Brust angeschnallt wurde, bildete ein Haupt- stück des weiblichen Luxus (Jes. Z, 20 u. 24; 49, 18). Der Gürtel diente überdies außer zum Zusammenhalten des Unterkleides, um dasselbe am Auseinanderflattern zu hindern, wodurch man am Gehen und andern Bewe- gungen gehindert würde (2. Sam. 6,14), nnd um dessen schleppende Länge zn kurzen, indem es unter dem Gürtel herausgezogen und so festgehalten wurde, daß durch dessen Ueberhängen eine Art Tasche entstand, zum Ausbewahre1i des Geldes (Matth. 10, 9) und zum Tragen des Dolches oder Schwertes und des Schreibs zeuges (Richt. Z, is; Heseb I, 2). Für Soldaten war daher ein sestzusamnienhaltender Gürtel unentbehrlich (Jes. S, 27; Hesek. 23, l5), und »sich gürten« ist s. v. a. sich zum Kampf, zur Reise rüsten, bereit sein (Luk. l2, 35; Ephes. 6, 14). Aus diesem mannigfachen Gebraiich des Gürtels erklärt sich, daß ein Uebergeben desselben an einen Freund ein Zeichen der innigsten, vertraulich- sten Verbindung war, wie es das Symbol der Bestak lnng eines Beamten war, wenn der Fürst ihm den, wohl mit besonderen Iiisignien seines Amtes versehenen Gürtel übergab: 1,Sam. 18,-l; Jes. 22, 21. (Riietschi.) Wie nun unter allen Kleidungsftücken der Gürtel das engst anschließende ist, so ist Israel unter allen Völkern das mit Jehova am engsten verbundene; und wie der schön verzierte Gürtel zum Schmuck des Mannes ge- hört, so gedachte der HErr Israel wie eine Zierde sich anzulegen. Einen leinenen Gürtel sollte der Prophet kaufen, ohne Zweifel, weil von Leinwand die heil. Prie- stertracht war (2. Mos. 28, 40 ff.) und weil Israel ein heiliges, priesterliches Volk sein sollte t2. M. is, 6); über die Frage dagegen, warum er den Gürtel nicht in’s Wasser bringen sollte, ist viel gestritten worden. Offen- bar ist dabei vorausgesetzt, daß der Prophetz wenn der Gürtel schmutzig geworden, ihn gewaschen haben würde reinen leinenen G. bringt man nur in der Absicht in’s Wasser, um ihn zu waschen —- anders verhält es sich mit den ledernen Gurt, den man überhaupt nicht in’s Wasser thut, da er darin nur rauh und hart werden und zuletzt verderben wtirde), und das sollte nicht ge- schehen: er sollte schmutzig bleiben, als ein schmutzig ge- wordener sollte er nach dem Euphrat gebracht werden. Da nun der Giirtel das Volk bedeutet, so sollte dem- selben dadurch vor Augen gestellt werden, was ihm als einem schmutzig gewordenen uiid von Gott in seinem Schmutz lange getragenen bevorstehe. (Nägelsbach.) Daß der Propbet wirklich und thatsächlich 2 Mal die weite Reise nach Babylon gemachh und wir es hier weder mit einer bloßen Vision noch mit einer allegorischen Er- zählung zu thun haben, die nur als solche, nicht durch ihre wirkliche Ausführung, eine Bedeutung hätte, gilt uns nach dem zu Hof. I, 2 Gesagten als eine ausge- machte Sache. »Man erwarte nur nicht, daß Jeremia sich bemühe, mit vielen Worten geltend zu machen, was er mit diesen Reisen Großes gethan: wer so schlichh ohne alle Ausrufungen erzählt, wie man ihn ins die Schlammgrube geworfen (Kap. 38), der konnte anth hier die Abwägung des Gewichts der Thatsachen den Lesern überlassen«; nnd die beiden weiten Reisen mußten gewiß mit dazu dienen, daß der Prophet seinen Verfolgern, von denen wir in Kap. 11 , 18 f. u. 12, 6 gehör: haben, auf eine bequeme Weise entzogen würde, wie sie ihn denn die Mühseligkeit des Exils im Voraus schmecken ließen. Daß jedoch das Tragen des Gürtels nach dem Euphrat und das Verbergen des- Gürtel und Weinlegel, Bilder der Verderbniß und Bestrafung Jsraels 257 selben in einem Steinritz dort nur mittelbar und nicht an und fiir sich schon auf die Wegfiihrung Judcks nach Babel hinweisen soll, geht daraus hervor, daß die Ver- derbnis; des Volkes nicht eine Folge des babylonischen Exil-s war, dieses vielmehr in Folge der vorausgegan- genen Verderbnis; eintrat, wohl aber hat Juda schon unter Hiskia (2. Köm 20, 13 Anm.) und dann· weiter unter Manasse und Amon (2. Ehren. 33, 5 u. 22) des Wassers Phrath wollen trinken (Kap. 2, 18), indem es einerseits auf ein Bündnis; mit Babhlonien seine Rech- nung baute und sich unter dem Schutze dieses Reichs geborgen meinte, andrerseits zu dem bisherigen Götzen- dienst auch den assyrischchabylonischen Gestirndienst hin- zunahm, dadurch aber ist es völlig untauglich geworden und reif fiir das Gericht der Wegftihrnng nach Babel, wie in 2.-Kön. 20, 17 f.; 2l, 1l ff. u. 23, 26 f. be- zeugt wird. ,,Der vom Wasser verdorbene Gürtel ist das schuldbefleckte Volk, das, mit den Göttern der Fremde buhlend, in seinem Hochmuthe sich von seinem Gotte losgelösn An den Strom der götzendienerischen Fremde hat der Prophet den Gürtel tragen müssen: dort an feinen Ufern, bei den Göttern Chaldiia’s, hatte sich das treulose Volk lange Zeit wohl geborgen ge- wähnt; aber, obschon der Gürtel in eine Felsspalte ge- graben worden, ist doch das wilde Wasser des feindlichen Stroms an ihn gedrungen und hat ihn verdorben« Die Beziehung auf das Exil ist also andrerseits auch nicht zu verkennen: »Juda’s Stolz soll dort darnieder- gelegt, das auserwählte Volk soll wie der Gürtel wer- den, der nichts mehr tangt«; und die elende, kümmer- liche Zeit, die das Volk nach der Rückkehr aus der Ge- fangenschaft hat durchmachen müssen und aus der es sich eigentlich nie wieder zu einem eigenen, mächtigen König- reich erhoben, ist die geschichtliche Erfüllung dieser in einer shmbolischen Handlung gegebenen Weissagung isephs Z, 11 f-)— 12. So sum das ihnen bevorstehende Gericht noch in einer andern sinnbildlichen Handlung ab- zubildeiq sage ihnen nun dies Wort: So spricht der HEry der Gott Israel: Es sollen alle Lege! svon dem tat. lagenula s. v. a. Flasche, Bouteille, genauer: Krüge — anderwärts übersetzt Luther so das hebt. Schläuche 1. Sam. 16, 20; 25, 18; 2. S. 16, J] mit Wein gefiillet werden. So werden sie [nur an die Außeiiseite der befoh- lenen Handlung sich haltend und in ihrem geist- lichen Uiiverstand nicht merkend, was dieselbe bedeu- ten sollj zu dir sagen: Wer weiß das nicht, daß man alle Legel [die eben dazu da sind, um als Ge- fäße für den Wein zu dienen] mit Wein füllen soll? [Wenn du uns weiter nichts zu sagen hast, dann bleib mit deiner Weisheit zu Hause; wir be- dürfen deiner Unterweisung nicht.] 13. So sprich [nachdem fie durch jene Aus- forderung, um deren Erfüllung es sich gar nicht handelt, auf das aufmerksam geworden sind, was du ihnen anzukündigen hast] zu ihnen: So spricht der HEtR Siehe, ich will [wie ihr eure irdenen Legel mit irdischem Wein füllet] alle, die in diesem Lande wohnen [das ganze Volk ohne Unterschied der Stände] die Könige, so auf dem Stuhl Davids sitzen szuerst und vor allen Andern], die Priester und Propheten sdarnach ziizweit], und DaehselW Bibelioerb alle Einwohner zu Jerusalem sziidrith als die gei- stigen Legel auch mit einem Weine, nämlich mit dem meines Zorns], fülleu, daß sie trunken wer- den sollen lund Vor Schrecken, Angst und Ban- gigkeit nicht wissen, was sie thun und lassen sollen 2. Kaki. 25, 3 ss.]. 14. Und will [dann, wie Trunkene taumelnd gegen einander rennen] einen mit dem andern, die Väter sammt den Kindern sals wenn Kruge an einander geworfen würden], vetstreuen [in laiiter Scheiben zerbrechen, daß sie fallen und nicht wie- der aufstehen Kap. II, 11; 25, 27; 5l, 57], spricht» der HErrz nnd wi«ll Ida] weder schonen, noch iibersehen, noch barmherzig sein über ihrem Verderben sdaß irgendwie demselben Einhalt ge- schehen sollte Kap. 21, 7]. Die Kruge sind bauchigt, sie blähen sich gewisser- maßen auf, aber inwendig sind sie hohl und leer und dabei von zerbrechlicheni Stoffe; sie find also ein treff- liches Bild jenes fleischlichen aristokratischen Hochmuths, dem inneres Verdienst mangelt. (Nägelsbach.) Der Taumelgeist, den der HErr zur Strafe einem gottlosen Volke zu trinken giebt, bringt Hoffart, falsche große Jdeen und Hoffnungen, Empörung, Zwietracht, Rotten und Sekten, und bereitet so zum Untergange vor. (Schmieder.) Der HErr spottet der stolzen Sicherheit des Volkes: wie Krüge will er alle Bewohner des Landes, die Könige, die unwürdigen Nachfolger David’s," die Priester und Propheten, mit Wein anftilleii, aber der Wein, der sie trunken macht, ist der Gluthtrank des göttlichen Zorns — ein vortrefflich gewählte-Z Gleichniß, das die hochmüthigen Menschen nur wie Gefäße Gottes hinstellt. (Umbreit.) 15. So höret nun [alle, die ihr in diesem Lande wohnet], und merke: aiis [das, was in die- sem Gleichniß von den Legeln euch zur Warnung gesagt wird] und trotzet nicht sdaß ihr in stolzer Sicherheit euch darüber hinwegsetzen wolltet —— es wird vielmehr gewißlich also kommen]; denn der HErr hat-s geredet. - 16. Gebet dem HErrii, eurem Gott, die Ehre [die ihm als dem heiligen und gerechten Gott ge- bührt, iiidem ihr euch unter seine gewaliige Hand demüthigt Jos. 7, 19; Pf. 68, 35; Mal. L, «2], ehe denn sdurch wirklichen Eintritt der von ihm aiigedroheten Gerichte] es finster werde [Am. 8, 9], und ehe eure seinen Ausweg aus der Bedrängniß suchenden] Füße sich an den dunkeln [in solcher Finsteriiiß nicht zu sehenden] Bergen stoßen [an unvorhergesehenem unvermeidlichen und unübersteig- lichen Hindernissen euch zu Falle bringen Kap. 23, te; Jes 59, 10; Sack» 4, 71; daß snicht die Zeit komme, da] ihr des Lichts wartet [meiiiet, mit jedem Augenblick müsse die Rettung gewiß kommen], so er’s sim Gegentheih der alleiii könnte helfen] doch gar finster und dunkel machen seuch immer tiefer in Noth und Elend stürzen] witd sbis er euch vernichtet hats. 17. Wollt ihr aber kalten Mahnungen und A. T. II. L. 17 258 Warnungen zum Trotz] solches nicht hören [was ich, der Prophet, im Namen des HErrn euch habe vorhalten müssen, und Gott nicht seine Ehre geben], so muß meine Seele doch heimlich weinen über solcher Hoffart [die sich durchaus nichts sagen lässet, was zur Besserung dient]; meine Augen müssen mit Thräneit fließen stveil allerdings dann mir nichts übrig bleibt, als das Weinen, aber es wird nun auch ein Weinen sein, da ich ganz in Thrä- nen zerfließe Kap. 9, l; 14, 17; KlageL I, 16], daß des HErrn Heerde sdenn auch das so schmäh- lich von ihm abgefallene Volk ist und bleibt doch immer noch seine Heerde Pf. 77, 213 Such. 10, Z] gefangen shinweggeführtj wird. 18. [Schon sehe ich den Anfang dieser Weg: führung in nächster Zeit mit den Königen, so auf Davids Stuhl sitzen V. 13, gernachi; denn also spricht der HErr zu mir:] Sage dem Könige sder nach dem jetzt regierenden den Thron besteigen wird 2. Kön. 24, 6] und der Königin [-Mutter, der Gebirg-h oder Herrin 1. K. 15, 10 Anm.]: Setzei euch herunter [von eurem Thron in’s Nie- drige Jes. 47, 1]; denn die Krone der Herrlichkeit swird euch nicht länger als 100 Tage schmücken 2. Kötd M, 8 f» sisJ ist euch von eurem Haupte gefallen [als sollte sie überhaupt nicht von euch getragen werden Kap. 36, 30., sondern es geht mit euch zuerst in die Gefangenschaft 2. K. 24, 10 fs.]. 19. [Und wie wird’s 11 Jahre später im ganzen Lande aussehen !] Die Stcidte gegen Mittag [selber, bis wohin der Feind nach Jerusalems Zerstörung 2. Kön. 25, 8 ff. ebenfalls vorge- drungen] sind verschlossen sdaß man nicht mehr wegen der vor den Häusern liegenden Trümmer hinein kann], und ist-niemand, der [von innen Jes. 24, 10] sie anfthne sweil alle Häuser völlig menschenleer geworden]; das ganze Juda ist wie weggeführet. M. Hebel sihr Einwohner zu Jerusalem V. 131 eure Augen auf, und sehet, wie sie sdie Heereshaufen der Feinde von ONitternachtJ daher kommen [Und zuerst über euch herfallen, dann aber auch an den übrigen Städten Judas das Zerstö- rungswerk vollziehen]. Wo ist nun [nachdem dies geschehen] die Heerde, so dir [Jerusalem, der Hauptstadt, in den übrigen Städten] befohlen war sdaß du ihnen mit einem guten Beispiel auf dem Wege zum Heil vorangingestJ , deine herrliche Heerde [die du aber mit bösem Exempel irregeleitet und mit dir in’s Verderben hinabgezogen hast]? 21. Was willst du sagen [das auch nur dem Scheine nach den HErrn, deinen Gott, dafür ver- antwortlich machte], wenn et dich so [mit Heraus: führung der Feinde von Mitternacht] heimsUchen wird? Denn dn hast sie sdiese Völker in Mitter- nacht] so gewöhnet wider dich, daß sie Fürsten und Jeremia 13 , 18 ——27. 14, 1——7. Häupter [über dich] sein [und auch ihre ganze volle Obmacht an dir beweisen] wollen [damit so» ge- wöhnet, daß du deinen rechtmäßigen Fürsten, den HErriy und dein rechtes Oberhaupt, den König im Himmel, hintenangesetzt und dafür mit den fremden Viächten gebuhlt hast, zuerst mit den Afsyrerm darnach mit den Chaldäern Jes. 7 u. 39]. Was gilts, es wird [wenn nun die Frucht solcher Buhlerei, dieser Hingebiing an die Weltmachh zum Austrag kommt] dich Angst ankommen, wie ein Weib in Kiudesnöthen [Kap. 4, 31; 6, 2412 Nur das Festhalten an dem HErrn, dem wahren Gott, konnte dem Volke Gottes Festigkeit und Selbst- ständigkeit geben; daran hatte es aber auch schon dem frommen König Hiskia gefehlt, er liebäugelte mit dem Ausland, mit. Babel. (Schmieder.) 22. Und wenn du sbei deiner Wegführung in die Gefangenschaft] in deinem Herzen sagen willst: Warum begegnet doch mir solches [die ich ja des HErrn Weib bin, so daß er, mein Mann, mich nimmer in solche Lage, da ich aufs Aeußerste ver- höhnt werde Nah. s, 5 f.; Jes. 47, 2 f., hätte sollen kommen lassen]? Um der Menge willen deiner Sünden [so lautet auf solche Frage die Antwort] sind dir deine Saume [die Schleppen deiner Kleider] aufgedeckh und deine Schenkel (n1it Gewalt) geblößet sdaß man deine Scham wohl sehen muß V. Te; Hof. 2, 10]. 23. sErmahnt und gewarnt seid ihr genug worden, daß es dahin mit euch nicht kommc.] Kann [aber] auch ein Mohr seine Haut wandeln sdaß er ein Weißer werde], oder ein [buntsarbiger] Parder seine Flecken sdaß er nur Eine Farbe an sich trage]? So [d. i. so wenig, wie der Mohr ein Weißer und der Parder einfarbig werden kann] könnet ihr auch Gutes thun, weil ihr des Bösen gewohnt seid. Je länger der Mensch der Sünde ohne Neu und Scheu nachhtingt,· je mehr beherrscht sie sein Herz, · je gesährlrcher ist sein Zustand; es entsteht endlich eine Gewohnheit daraus, welche macht, daß er die Sünde nicht mehr achtet und nicht ftir Sünde hält. (Scriver.) 24. Darum sweil ja doch alle Ermahnungen und Warnungen an ihnen umsonst sind, spricht der HErr in Beziehung auf euch] will ich sie zerstreuen wie Stoppeln, die vor dem Winde aus der Wüste verweht werden sHiob 21, 18; Pf. 1, 43 35, 5; 83, 14]. 25. Das ssolches Schicksal, wie es den Gott- losen zugesagt ist] soll dein Lohn sein und dein Theil, den ich dir sJuda und Jerusalemg zuge- messen habe, spricht der HErr. Darum, aß du mein sals deines rechtmäßigen EhegatteUJ vetgessen hast und verlässest dich auf Lügen sindem du von falschen Rathgebern dich zur Vuhlerei mit der Weltmacht verleiten lässeft]; 26. So will auch ich [deiner nun ebenfalls als meines Weibes vergessend und als bloße Buhl- Dürre und Hungersnoth im jüdischen Lande. diene dich behandelndj deine Saume hoch aufdeclen gegen dir swährend du dessen dich nicht erwehren kannst], daß man deine Scham wohl sehen muß [Jes. 20, 4]. 27. Denn ich habe gesehen deine Ehcbrecherei [im geistlichen Sinne des Worts 2. Mos. 34, 16 Anm.], deine Geilheit [Kap. Z, 2], deine freche Hnrerei [Kap. Z, 7 ff.], ja deine Grcuel, beide auf Hügeln nnd auf Aeclern sgenauew auf den Hügeln im Felde] Wehe dir, Jerusalem! Wann willst du doch immer mehr [d. i. je einmal] geteiniget werden? lDazu wird es noch lange Zeit und einergar schweren Prüfung und Läute- rung bedürfen Kap. Z, 18 ff.; 12, 14 ff.]. Gleichwie eine langwierige Krankheit zuletzt unheil- bar wird, also nimmt der Teufel die Sünder zuletzt gänzlich gefangen; nur die Allmacht Gottes kann sie alsdann noch erretten und giinzlich erneuern. (Vilrnar.) Das 14. Kapitel. Jeremiii 2fiirbitie. Den zweiten tlntertheil des mit san. 11 begou· neuen Rede-China- bildet dieses Kinn. im Verein mit dem folgenden, nnd hat es da der Prophet mit einer großen Dürre zu thun, die ihm die Veranlassung zu seiner Rede giebt. man nimmt diese Diirre auch wohl blos im figur- liehen Sinne non der Gntzirhicng aller Gnade nnd segens- wohlthnt, die damit augedrohet werde; indessen, wenn aukh die Geschiehtsbücher des It. T. von einer damals einge- tretenen wirlilichrn Dürre nichts meiden, ist es dort) am einsaklsstem bei der eigeutlicheu Bedeutung des Worts stehen zu bleiben. Dürre und Hungersnotlj I. v. 1—-—18. Indem dem Propheten durch das Wort des Akten, der mit ihm redet, die dioihsiitnde im Lande, da Menschen und Vieh unter dem Denn: der-Brit versehmachteik so nahe unter die Jlugen gerümt werden, daß sie ihm zu Vorzeichen eines noch weit skhwereren Gerichtes wer- den, das da lrammen wird M. l—6), versucht er mit Bekenntnis- der Sünde und Jlnrnsung der gdttticheti Gnade das Unglück von seinem itlolke abzuwenden W. 7—9); aber alles, was er zu dessen Gunsten vor- bringt, wird vom hGrru zurüetigewiesetk er solt für das— selbe nicht um Gnade bitten (V. 10—16), vielmehr soll er immer aufs itene dem illollee sein Unglück, das die falschen vropheten ihm ans dem Sinne reden, vor die Jlngen malen als ebenso snrchtbar nnd enisehtlieh, wie unvermeidlich nnd allgemein W. 17 u. 18). 1. Dies ist das Wort, das der HErr zu Jeremia szur Zeit des Königs Jojakimj sagte, von der [in Steigerung der früheren Plage Kap. Z, 3 eingetretenen] theuren Zeit [genauer: Dürre Kap. 12 , 4 Anm. , was dieselbe zu bedeuten habe und wo es damit hinaus wolle]: 2. Juda ssprach er, mir den Zustand des Landes in recht anschaulicher Weise vor die Seele führend] liegt jämmerlich sindem alle Leute darin eine wahre Jammergestait bilden], ihre Thore stehen elend [indem »die dort sich zusammensindenden Einwohner der Städte 1. Mos. 19, 1 Anm. in Trauerkleidern erscheinenL es stehet kläglich auf dem Lande [so daß man in tiefer Niedergeschlagen- heit unter freiem Himmel am Boden dasitzt Hiob 2- s« ist, und ist zu Jerusalem eine große Dürre [nach richtigeree Deutung: und Geschrei Jeru- salem’s steigt auf gen Himmel] Z. Die Großen sReichen und Vornehmen in Stadt und Land] schicken die Kleinen [die in ihren Diensten stehenden geringen Leute] nach Wasser; aber wenn« sie sdie Ausgeschicktem zum Brunnen kommen, finden sie kein Wasser, und bringen ihre Gefaße lc»er wieder. Sie gehen Daher] traurig nnd betrubt [als solche, denen ihre Hoffnung zu Schanden geworden], nnd verhiillen ihre Häupter szum Zeichen der tiefen, in sich gekehrten Trauer 2. Sam. 15, 30]; · 4. Darum, daß die Erde lechzet, weil es mcht regnet auf die Erde. Die Ackerlente gehen traurig [besser setzt rnan am Schlusse des vorigen Verses ein Punktum, beginnt mit diesem Verse einen neuen Satz und liest nun: Darum, daß die Erde lechzen weil es nicht regnet auf die Erde, gehen die Ackerleute traurig] , nnd verhüllen [gleichfalls] ihre Häupter« [wegen der entsetzlichen Trockenheih die alle Landbestellung unmöglich macht]. 5. Denn [besser: Ja] auch die Hinden sHirschkiihe Pf. 22, 1., die sonst um ihre Jungen so zärtlich besorgt sind], it) auf dem Felde werfen sindem die Angst sie aus den Wäldern hinausge- trieben und vor der Zeit zum Werfetr gebracht hat Pf. 29, 9], verlassen die Jungen, weil kein Gras lvcichst [um dieselben auch am Leben zu er- halten] 6. Das Wild snamentlich der wilde Esel Hiob 39, 5 Anm., dies Thier der Steppe, das sonst an Ertragungwon Durst und Hitze gewöhnt ist] steht auf den Hugeln, nnd sehnappet [da, jeden kleinen Windzrtg in Acht nehmend] nach der Luft wie die Drachen [z. V. Krokodile Jes. 13, 22 Anm., wenn sie den »Kopf mit aufgesperrtem Rachen aus dem Wasser strecken], nnd verschmachtet [im vergeblichem Ausschauen nach irgend welcher NahrnngL Weil kein Kraut wächst. Die Uebereinstimmung in den Schlußworten der Verse 3 u. 4, und die iibereinstiminenden Gedanken am Schlusse von V. 5 u. 6 malen die Trostlosigkeit des durch die Dürre verursachtem Menschen, Vieh nnd Wild heimfucheiiden Elends: überall dasselbe Elend, überall aus demselben Grunde; denn auch die unvernünftige Creatur seufzt mit unter dem Fluche der Menscheia 7. Ach, HErr «[so wandte ich mich da be- kennend und fiirbitlend an Gott], unsere Mis- sethaten [die wider uns zeugen] haben’s ja Verdienet sdaß du so schwer uns züchtigst Kap. S, 19], aber hilf doch um deines Namens willen lda wir dich vor aller Welt als unsern 17737 260 Jeremia 14, 8—-22. 15, i. Nothhelfer preisen und die Heiden bald sagen würden, wir müssen doch einen schlechten Helfer an dir haben, wenn du in der Noth uns verderben ließest]; denn sdas Recht dazu, uns verderben zu lasseii, hättest du allerdings:] unser ungehorsam ist groß, damit wir wider dich gesiindiget haben [aber eben darum geht unsere Bitte dahin: ,,laß dein’ Gnad und Barmherzigkeit mehr gelteii denn Gerechtigkeit-«] 8. Du bist der Trost Israel, und ihr Noth- helserz warum stellest dii dich [jetzt, wo es so schlimm mit uns sieht und so gar nichts von dei- ner Seite geschieht, uiis zu trösieu und zii helfen], als, wiirest du ein Gast im Lande sder nur hin- durchzieht und für Wohl und Wehe seiner Jnsassen keinen Sinn hat], nnd als ein Fremder, der nur über Nacht drinnen bleibt [und nichts darnach fragt, was aus dYien werden soll, von denen er am andern Morgen weiter zieht]? 9. Warum stellest du dich [indem du auch nicht einen einzigen Griff thust in unsre Noth, sie zu wenden und zu enden] als ein Held, der [nach- dem er vordem so große Thaten gethan, nun aiif einmal] verzagt ist lund sich nicht getrauet, auch andere noch zu thnnj, und als ein Riese, der [nachdein er so oft geholfen] nicht [mehr] helfen kann? Du bist doch ja ssiändig und bleibend] unter uns, HErr fund kein Gast im Lande oder ein Freiiider], und wir heißen nach deinem Namen sdaß alle Welt als deiii Polk uns kennt und nennt s. Mos 28, 10]: Verlaß uns nicht [als wollest du uns nun aufgeben und für immer fallen lassen]. Warum steckst du doch deine Hand in den Busen, und siehest in der Stille zu, als ginge es dich nichts an? — — Warum wird das Land mitgerissen? warum wird das Eisen auf dem Ambos gehäinniert? warum wird das Gold und Silber ins Feuer gesetzt? warum wird der Edelstein polirt und geschliffenr warum wird die Perle durchbohrt? Nämlich darum, das; das Land gute Friichte trage, das Eisen zu einem guten Werkzeug gedeihe, das Gold geläntert und bewährt werde, der Edelfiein desto heller leuchte und lieblicher spiele, die Perle an -die Schnur gezogen und zum Schmuck ge- tragen werde. (Scrider.) 10.· So spricht der HErr sineinen Vorhalt mit einen Gegenvorhalt·erwiedernd] von diesem Volk [in Beziehung auf welches ich ihm geklagt: ,,warum ftellesi du dich als ein Fremder, der nur über Nacht drinnen bleibt?« und dann bezeugt: »du bist doch ja unter uns, und wir heißen nach deinem Nainen«]: Sie laufen gerne hin nnd wieder [von einem fremden Gott zu dem andern], und bleiben nicht gerne daheim sbei dem Gott, nach dessen Namen sie genannt sind Kap. 2, 27 f» 31 u. 36]; darum [indem er ihnen vergilt nach ihrem eigenen Thun und sich stellet als ein Gast im Lande, ja zuletzt sie gar verläßt] will ihrer der HErr nicht, sondern er denket nun an ihre Misse- that, nnd will ihre Sünden heimsiichen [Hof. s, lsz o, g] 11. Und der HErr sauch meine Fürbitte und Sündenbeichte in V. 7 ablehnend] sprach sweiterss zu mir: Du sollst fwie ich fchon öfter dir gesagt Knie. 7, 16; U, 14] nicht fiir dies Voll um Gnade bitten. 12. Denn sdeiue Fürbitte könnte doch nur von mir erhört werden, wenn ich deine Süiideiibeichte für einen Ausdruck des eigenen Herzeiisstandes des Volks ansehen könnte; es ist aber nur ein heuch- lerisches Wesen um alles, was auf Seiten desselben so aussieht, als redetest du s eine Sprache. Darum] ob sie gleich fasten, so will ich doch ihr Flehen nicht hören [Jes. 58, 3 ff.]; iind ob sie sgleichj Brandopfer und Speisopfer [in jetziger Zeit der Noth, wo es ihnen zum Bewußtsein kommt, daß ihre Götter ihnen nicht helfen können Kap.11,12., mir] bringen, so gefalleu sie mir doch nicht [weil das Opfer eines geängsteten und zerschlagenen Herzens fehlt Kap. S, 20]; sondern ich will sie mit dem Schwert, Hunger und Pestilenz aufreiben sdamit die in 5. Mos. 28, 15 ff. ausgesprocheiien Drohungen erfüllend]. 13. Da sprach ich [das Volk zu entschuldigen damit, daß diejenigen, deren Beruf es war, das- selbe auf dem rechten Wege zu erhalten, statt dessen es vielmehr dnrch triigerische Vorspiegelungen sicher gemacht hciben]: Ach, HErr HEw siehe die Pro- pheten [von denen sie sich leiten lassen] sagen ihiien swenn ich mit deinem Gericht sie schrecken und zur Buße treiben will]: Ihr werdet keiu Schwert sehen, und keine Theuruug bei euch haben, sondern ich will [spricht der HErr durch unsern Mund] euch guten . Frieden geben an diesem Ort sim heil. Lande, in welchem ihr bleiben und nimmer daraus vertrieben werden sollt] 14. Und der HErr ssolche Entschuldigung ebenfalls zurückweisend] sprach zu mir: Die Pro- pheten [wie viele ihrer also reden] weissagen falsch in meinem Namen [indem sie frech genug sind, sich auf eine von mir empsangeneOfsenbariing zu be- rufen]; ich habe [wie ich hiermit ein für alle Mal erkläre] sie nicht gesandt, und ihnen nichts befohlen, nnd nichts mit ihnen geredet; sie predigen euch soie ihr in unverantwortlichem Leichtsinn ihnen glaubt, ohne weiter nach ihrer Glaubwürdigkeit zu fragen] falsche Gesichte, Deutung sieere Wahrsagerei oder Gaukeleij, Abgötterei soder nichtiges Gerede] und ihres Herzens Triigerci swas sie sclbst sich ausgesonnen haben] 15. Darum [damit es auch recht augenfällig an den Tag komme, wie sie mit ihrer Prophezeiung V. 13 nichts als Lügenwerk getrieben] so spricht der HErr von den Propheten, die in meinem Namen weissagen, so ich sie doch nicht gesandt habe; und sie dennoch predigen sals hätten sie ein Jeremiä Fürbitte für sein Volk wird vom HErrn abgewiesen 261 Golteswort zum Grunde ihrer VerkündigungL es werde kein Schwert noch Theurung in dies Land kommen: Solche Propheten sollen svor allen An- dern im Volk, das sie betrogen haben] sterben durch Schivett und Hunger sdaß keiner von ihnen mit dem Leben davon komme]. 16. Und das Volk, dem sie weissageti fund das es gerne also hatte, daß man ihm des Herzens Trügerei predigte, damit es nur nicht dürfe Buße thun und sich bekehren Kap. 5, Si] sollcn [eben- fallsj vom Schwert nnd Hunger shingerasstj auf den Gassen zu Jerusalem hin und her liegen fund noch im Tode die Schmach erleiden], daß sie. nie- mand begraben wird; also anch ihre Weiber, Söhne - und Töchter; und will sich dergesialtj ihre Bosheit [die dadurch oerwirkte Strafe] über sie schiittew Obwohl Prediger ihre Zuhörer verführen, so sind doch dadurch die Zuhörer nicht entschuldigt; sondern wenn sie sich verführen lassen, so falleu die Blinden und die sie leiten (Lnk. 6, 39) zugleich in die Grube. (Cra1ner.) 17. Und du sals mein rechter Propbet] sollst zu ihnen sagen: Meine Augen stehen nichts von einer friedlichen Zukunft, wie die falschen Propheten sie euch normalen V. 13., sondern] fließen mit Thränen Tag und Nacht, und hören nicht auf szu weinen über das, was in Wahrheit sich begeben wird Kap. 9, 1 ff.; is, 17]; denn die Jungfrau sals die sie allerdings noch zur Zeit Sanheribs gehalten wurde Jst. 37- 22], die Tochter meines Volks [Kap. 8, 19], ist greulich zerplagt fdurch das Unglück, das über sie kommt Kap. 4, S; S, 1] nnd jcimmerlich geschlagen [daß sie nicht wie- der aufkommen kann] 18. Gehe ich hinaus anf’s Feld, siehe, so liegen da [im Streit] Erfchlagene mit dem Schwert; komme ich in die Stadt, so liegen da vor Hunger [während der Belagerung] Verschmachtete [Klagel. 4, 9. Und die am Leben geblieben, erfahren das Unglück erst recht im vollen Maße] Denn es müssen anch die Propheten, dazu anch die Priester salso selbst diejenigen Stände, welche im nächsten Verhältniß zum HErrn stehen Z. Mos 10, 3 und am ehesten auf ein Berschontbleiben von dem all- gemeinen Schicksal stch hätten Rechnung machen ten-nein, in ein Land ziehen, das sie nicht kennen fwie z. B. Daniel und Hesekiel 2. Kön 24, 1 u. 16 Anm.]. II. V.19-—Kap.15,9. Uoehmnls, wie schon in v.7-—9, versucht der Prophet für seiu Voll: in den Riß zu treten, beleennt ebrnsowohl Jsraels Sünde nud schwere Schuld, als deo HGrrn alleinige Hetsermacht nud Gottheit, und berust sich, um ihn zum helfen zu bewegen, ans seines Namens Einer, seiner Gnndengegeuwart Sinnbild nnd seines Bandes dlnuerbrficljllchlceitz alter, so giebt der ljilirr ihtn zur Antwort, wenn auch ein Most oder Sa- muel zwischrneintreten und zwischen ihn! und Israel vermitteln wollten, es würde dort) eiichti helfen. »Fort mit ihnen non meinem Ungestüm« das sei nun einmal sein uualsciitderiicher Spruch iiber dies unorrbehcrltctjttz henrhlrrische volle, nnd da wiirdrn sie denn auch hinein iniisskit in das iihcr sce itrrhättgte Verderben, dies Ver— derben aher werde ihrem schweren nnd argen Abfall entsprechend auch ein arges und schweres sein. 19. Hast dn denn [so hub ich jetzt vom Neuen an mit dem HErrn zn verhandeln] Jnda ber- worfen? Oder hat deine Seele einen Ekel an Zion? Warum hast du uns denn so geschlagen, daß uns niemand heilen kann? Wir hosften, es sollte Friede werden, so kommt nichts Gutes; wir hosften, wir sollten heil werden, aber siehe, so ist mehr Schadens da [Kap. s, 15;" Hiob so, 26]. 20. HErr, wir erkennen unser gottlos Wesen, nnd unserer Väter Missethatz denn wir haben wider dich gesündiget [2. Chron. 12, 6; Dan. 9, 7 f.]. 21. Aber um deines Namens lvillen [nach welchem wir genannt sind V. 9] laß uns nicht geschtindet werden; laß den Thron deiner Herrlich- lett lden Tempel, in welchem du über Cherubim sibest Jes 37, Its] iticht verspottet werden; gedenke doch swas du in Z. Mos 26, 11 f. versprochen hast], und laß deinen Bund mit uns nicht auf- hören [5. M. 4, 3t]. 22. Es ist doch ja unter der- Heiden Göhen keiner, der Regen könnte geben; so kann der Him- mel auch svou ihm selber] nicht regnen [sondern allein du bist unser Heiland Hof. 13, 4]. Du bist ja doch der HErr, unser Gott, auf den wir hoffen; denn du kannst solches alles swas wir vom Regengeben gesagt, allerdings] thun lHiob b, 10; 38, 25 f.]. Der Thron der göttlichen Herrlichkeit ist ursprltnglich und ewig der Sitz der Majestät in der Höhe (Jes.6,1), dann aber anch durch Gottes Gnadenwahl das Alter· heiligste der Stiftshiitte und des Tempels, wo die Bundeslade stattd (2. Mof. 40, 34; Jer. 17, 12) und endlich nach der Verheißuug die in Christo erfiillt wer· den soll, ganz Jerusalem und das heilige Volk Gottes (Jer. 3,17). Jn diesen drei Beziehungen war der Thron der göttlichen Herrlichkeit der Verkennitug und dem Spott ausgesetzt, wenn der HErr in der Höhe nicht half, als db er ohnmächtig wäre, wenn er das Gebet in seinem Tempel nicht erhörte, als ob er ab- wese11d wäre von der bleibenden Stätte feiner Offen- barung, wenn er das Volk verwarf, was er zum künf- tigen Thron seiner Herrlichkeit erwählt hatte. (Schmieder.) Das 15. Kapitel. Strafe über die Unbuszserligem 1. Und der HErr [diese meine Fürfprache noch viel entschiedener als in Katz. 14, 10 ff. zu- rückweisendj svrach zu mir: Und wenn gleich Mose nnd Samuel ldie zur Zeit ihrer Wirksamkeit am« meisten mit ihrer Gebetskraft über mich ver- 262 Jeremia 15 , 2 — 14, mocht haben Pf. II, 6; Sie. 45, l; 46, 16] vor mir stnndeuA so habe ich doch kein Herz zu diesem Volk; ircibe sie [die mit Fasten und Gebet, mit Brandopfer und Speisopfer vor mich zu treten wagen Kap. 14, 12., vielmehr] weg von mir [statt daß du ·sie mit deiner Fürsprache unterstützest], Und laß sie hinfahren [wohin sie gehören]. 2. Und wenn sie zu dir sagen: Wo sollen wir hin [wo weist er uns mit diesem Verwersungs- urtheil hin]? so sprich zu ihnen: So spricht der HEm Wen der Tod trifft, den treffe er; wen das Schwert trifft, den treffe es; wen» der Hunger trifft, dcn treffe er; wen das Gesangniß trifft, den treffe es [es nehme eben ein jeder das über ihn verhängte Geschick hin, wie es kommt, abge- wendet kann nichts mehr werden Kap. 43, U; Sach. 11, 9]. · v Z. Denn ich will sie heimsnchen mit vielerlei Plagen [Hes. 14, 21], spricht der HErrz Mit dem Schwert, daß sie erwurgettoerdenz mit Hun- den, die sie schleisen follenz mit den Vogeln des Himmels und mit Thieren ans Erden, daß sie ge- fressen nnd verweset sverderbetj werden sollenssp 4. »Und ich will sie· in allen Königreichen ans Erden hin und her treiben lassen, izm Manasse willen, des Sohnes Jehiskia, des Konigs Indaz deshalben, das er zu Jerusalem begangen hat [2.Köti. 21, 11 ff.; 23, 26 f.; 24, 3]. V) Die Für-bitte ist die eigentliche Weihe und Krone des Gebetslcbens, in welchem, was Paulus in Cor.13 von der Liebe preist, im innersten Herzens- grunde, also in der reinsten Wahrheit offenbar wird; gerade in Zeiten, in denen das Volks- und Staats-leben nienschlich unheilbare Wunden zeigt ui1d der Schaden Josephs ossen da liegt, in deiien der Einzelne an seiner thätigen, eingreifenden Hilfe ver-zweifeln muß, ist die Fürbitte das Einzige, was ihm oft bleibt uiid was — hilft, wie Luther, dessen Sache Quietisinus (Nichtsthun unter dem Vorgehen, daß Gott ja alles von selber schon thun werde) doch am wenigsten gewesen ist, selbst alle gewonnenen Schlachten eines königlichen Feldherrn nicht dem Erfolge seiner Waffen, sondern der Fiirbitte seiner gläubigen Unterthanen will zngefchrieben wissen. (Beck.) Der Gedanke, daß Gott einem dem Gericht versallenen Geschlecht wegen der für dasselbe eintretenden Gerechten Gnade gewährt, zieht sich durch das ganze alte Testament hindurch. Diese Vertretung der Ge- rechten wird verschieden gefaßt: inmitten einer verdor- benen Masse erwirken sie diese Verschoiiiing kraft ihrer Gerechtigkeit, damit nicht der Gerechle niit dem Gottlosen weggerafft werde (1». Mos. 18, 23 ff.; Hefek Z2, 30f.); die gerechte That eines Mannes, der in riiclfichtsloseni Eifer flir Jehovcks Ehre eintritt, vermag den in Folge schwerer Verfchuldnng auf der Gemeinde lastenden Bann zerbrechen (4. Mos 25, 10 fs.); endlich ist auch die Fürbitte der Frommen für das sijndige Volk wirksam, wie Moses, nachdeni der HErr das Schnldopferz als das er sich flir das Volk dargestellt, nicht angenommen hat, durch sein Gebet die göttliche Erbarm11ng beschrvört (2. M. 32, 32 ff.; Pf. 106, 237 Am. 7, 1ff.). Freilich, wenn der Schade des Volks rinheilbar geworden,« ilt keine Jntercession (Fürbitte) der Knechte Gottes me r; denn die Pflicht des Propheten, in den Riß zu treten (Hesek. 13, 5), hat ihre Grenzen. lOehler.) Der Ver- storbenen Heiligen Fürbitte für lebende Menschen kann nicht (wie die Katholischen meinen, welche sich die Sache so vorstellen, als wäre hier an Mosis und Sa- muels Vermittelung nach ihrem Tode als eine da besonders wirksame nnd kräftige gedacht) aus obiger Stelle erwiesen werden. (Starke.) Denn der ganze Ausspruch zielt nur dahin, daß, wenn Mosis und Samuel noch im Leben wären und also aus Erden ihre Fiirbitte für das Volk einlegten, wie jener in 2. Mos. 32 nnd dieser in l. Saat. 7 gethan, dies nichts wirken würde. (Förster.) —- V. 2 u. 3 besagen, daß Israel gleichfalls unter die Jurisdiction oder Ge- richtsbarkeit von vier Verderbensmächten gesiellt werden soll; zuerst sind es diese vier Mächte überhaupt, deren einer oder andern ein jeder zugetheilt wird, darnach aber wird von denen, die dem Schwert verfallen, wie- derum einerlei ausgesagt — vom Schwert erwürgt, der todte Leib von den Hunden herumgeschleift (1. Köm II, 23), das Fleisch von den Aasvögeln zerrissen und dann vol- lends von den Naubthiereu aufgefressen und in Nichts aufgelöst (Kap. 7, 33). Uiigemein wirksam und ein- schneidend ist V.2 in hebräischer Zunge und Kürze, ob- wohl er auch in der deutschen Uebersetzung von markers schütternder Kraft und Schärfe ist; im Hebräisch. heißrs nämlich: ascher 1nmmäweth-jammeiiveth, woascher 1ach6reb-lacIiiä-reb, weasclier lariialylariialyweaseher laschebislasohcäbi 5. Wer lvill denn [weiin ich,- der HErr, es nicht mehr thue] sich dein erbarmen, Jerusalem? Wer wird denn swenu ich schonungslos in das verdiente Strafgericht dich dahingebe] Mitleiden mit dir haben? Wer tvitd denn fioenn ich zu einem Gegenstand des Schauders siir alle Natio- nen dich macheJ hiiigehen, und dir Frieden erwerben san dich herantreten nnd als Freund sich nach dei- nem Wohlbesiiiden erkundigen]? C. Du hast mich verlassen, spricht der HEry nnd bist mir abgefallen [Jes. 1, 2 u. .4]; darum hab ich meine Hand smit der ich oft so wunderbar dir geholfen] ausgestreckt wider dich, daß ich dich verderben will; ich bin des Erbarmens müde sdaß ich mich des Uebels sollte nochmals gereuen lassen, das ich dir angedrohet habe]. Die Rede greift auch hier, wie es schon in Kap. 8 der Fall war, iiber Jsraels nächste Straszeit in die letzte hinüber, die noch jetzt auf dem Volke lasiet, und berechnet darauf die Ausdrücke. 7. Jch will sie [wie Spreu von der Tenne Pf. 1- 4] mit der Worsschaufel zum Lande hinaus [in’s Weite] worfeln, uud will mein Volk, so von seinem Wesen sich nicht bekehren will, zu eitel Waisen macheu lindem ich es aller jungen Mann- schaft beraube] nnd Umbtingclt ldaß es mit seinem Volksbestand ein Ende habe]. s. Es sollen mir [auch durch den Untergang der verheiratheten Männer] mehr Witwen unter ihnen» werden, denn des Sandes am Meer ist. Jch will uber die Mutter der jungen Mannfchast kdie auserwählte, kriegstiichtige Söhne zum Heer gestellt hat] kommen lassen einen ossenbarlichen Verderber sder am hellen Tage, da man sich am siehersten Strafe über die Unbußfertigew 263 fühlt und am wenigsten an einen Ueberfall denkt, einbricht], und die Stadt damit szu allgeineinem Schrecken und Verderben] plbszlich unversehens über- fallen lassen; 9. Daß die, so sieben Kinder hat, soll elend sein und von Herzen seufzen. Denn ihre Sonne [die Sonne ihres Glücks, das durch den Besitz so vieler Söhne ihr zu Theil geworden] soll bei hohem Tage untergehen sArnos 8, 9], daß [mit dem Untergange dieser Söhne auf einmal] beide ihr Ruhm und Freude ein Ende haben soll. Und die Uebrigen [die bei der Belagerung und Eroberiing einstweilen noch mit dem Leben davongekommeiq will ich in’s Schwert geben vor ihren Feinden sdaß sie auf der Flncht und bei der Wegführnng in die Verbanniing umkommen Micha S, 14], spricht der HCW · Obgleich die Gottlofen einem Unglück entgehen, so gerathen fie doch bald wieder in ein anderes, darin sie ihren Untergang finden. (Schmid.») III. V. 10——2l. Daß der Zilrophet mit seiner Fürbitte nichts bei Gott zu ändern vermag, sondern das be— schlossene lluglücli mit all seinen Schrecken nnd Qualen unaufhaltsam über Israel ansgeschüttet werden soll, das iuacht seine eigene persönliche Lage zu einer höchst be- deulilictscnz er sieht voraus, daß die ganze Wulh des Vollies sich gegen ihn richten werde, der nirhts als Elend niid Untergang weissagen kann, alle ljosfnniig auf Scho- iinng und Erbarmen abschneideu muß und so als des Uollies Feind erscheinen wird, der aii dessen Verderben seine Freude habe; darum indchte er lieber nicht, als für einen solchen Beruf geboren sein, bei welchem ihm das Her; bricht (k1. 10). Da aber versiäudigt ihn der Hutte, wie ja etliche übrig bleiben sollten, denen es wieder wohl gehen werde, nnd wie hinter den Tagen des llnglüclis ein Tag der lijilfe niid der Rettung aus dein eisernen Gefängniß Babylons liomine sei. 11 n. 12). Zuvor freilich müsse es iuit Jsrnels Gut und Schätzen, darauf sie sikh verlassen, in die kiappnse niid mit deni überaus süudigeu voller in die Fremde gehen; dort aber werde auch die jeht nicht zu bcwirlieiide Umkehr, rechtes Zelienntniß der Sünden iiiid rechtes Beten geschehen sitt. 13—18). Darum solle der prophet niir treu aus— harren in seinem Beruf. 10. Ach, meine Mutter, daß du mich geboren hast [vgl. Kap. 20, 14 ff.], wider den jedermann hadert nnd zanktim ganzen Lande! Hab ich doch weder auf Wucher geliehen. noch svon jemand ein Darlehn] genommen, noch flucht mir jedermann sals wäre ich der mißliebigste , unausstehlichste Mensch. · Der Prophet entnimmt weder Darlehen von Andern, die er als fchlechter Schuldner nicht zurückbezahlte, noch leiht er selbst Geld ans, das er als strenger Gläubiger mit Härte einforderte. (Nägelsbach.) Unverwickelt in weltliche Händel, in keinem irdischen, zur Entzweiung reizenden Verkehr mit der menschlichen Gesellschaft, frei iind unabhän ig dastehend im alleini en Dierist der Wahrheit, muß er sich von denen, diei u se iien sollten, verflnchen lassen. (Umbreit.) Was der Prop et zu leiden hatte, das läßt sich fchon denken, auch ohne die Geschichte zu befragen. Wäre er auch von allen persönlichen An- feindungen frei geblieben, welch ein Schmerz mußte es nicht fchon sein, unter einer solchen Generation zu woh- nen, ihr Verderben immer mehr wachfen, fie dem Ab- grnnde immer näher kommen zu sehen, alle seine treuen Warnungen unbeachtet, seine ganze Wirksamkeit, wenig- fteng was die Masse des Volks betraf, als eine ver- gebliche! »Ach, gäbe man mir nur in der Wüste eine Herberge der Wanderer — so spricht er schon unter Josias (Kap. I, 1) —- so wollte ich verlassen mein Volk und gehen von ihnen; denn sie alle sind Ehebrechey eine Rotte von Treulofeinll Aber diese persönlichen Anfeindungen blieben nicht« ans, nnd konnten nicht aus- bleiben; Spott, Haß, Verläumdniig, Beschimpfung, Nachstelluug, Verfluchung, Kerker, Banden waren sein Theil. Solche Last zu tragen, muß jeder Eigenthüm- lichkeit fchwer fallen, am meisten aber einer solchen, wie die feinige: ,,zartes Herz, tiefer Schmerz« Er war kein zweiter Elias, er hatte ein weiches Gemüth, einen reizbaren Sinn; die Augen gingen ihm leicht über. Und er, der so gerne mit allen in Frieden und Liebe lebte, muß, da er in den Dienst der Wahrheit getreten, ein zweiter Jsmael werden, seine Hand gegen Alle und die Haiid Aller gegen ihn (1. Mos. l6, 12); er, der sein Volk so heiß liebt, muß diese Liebe verkannt, muß sich von denen, welche selbst des Volks» Verräther waren, als Verräther an ihm gebrandmarkt sehen. Das alles brachte ihm heißer! Kampf, den er unsmehrfach offen vorlegt, weil durch den Sieg der HErr verherrlicht wurde, der allein ihn gewähren kann. (Heugsteuberg.) 11. Der HErr smich von meinem Schmerz damit wieder ausrichtend, daß er mir zeigte, wie er hinter allen Gedanken des Leids, die er für jetzt an Israel zur Ausführung bringe, doch nur Ge- danken des Friedens für die weitere· Zukunft habe Kap. 29, 11] sprach: Wohlan, ich will ·euer etliche saus dem bevorstehenden Untergange] ubrig behalten, denen es soll ·wieder wohl gehen lJes. 6, 13 Anm. 2]; niid will euch Iwenn die Stunde der Errettung nun da ist] zu Hilfe· kommen in der Noth niid Angst unter den Feinden sm deren Land ich euch fchleudere 14]. · · 12. Meinest du nicht, daß etwa ein Eisen sei, welches könnte das Eisen und Erz von Mit- ternacht zerfchlagen [vgl. Jst« 45- 1—4J? 13. Jch will aber sehe solche Rettung durch meinen Gesalbten und Grkorenen eintreten kann] zuvor euer Gut niid Schatze sdarauf chiszeach ver- lassen habt] in die Rappuse geben [zu einem Ge- genstand der Wegnahme nnd Plünderung für die Feinde machen ·Kap. 17, 3;· Hes 23, 46]·,· daß ihr nichts dafur kriegen fkemen Ersatz dafur ie- mals erlangen] follt; und das um aller eurer Sünden willen, die ihr in allen euren Grenzen be- ugen habt. · · · 14. Und will euch zu euren Feinden bringen in ein Land, das ihr nicht·keniiet; denn es ist das Feuer in meiiiem Zorn nber euch angegangen [Kap. 17, 43 5. Mos. 32, 22].· · · Die Worte des Grundtextes bereiten hierdurch ihre Kürze, durch die Unsicherheit der· Les-are, die· Zweifel- hastigkeit der Conftricktion und die Mehrdeutigkeit ein- zelner Ausdriicke so mancherlec Schwierigkertem daß die Ausleger in ihren Ansichten gar sehr auseinandergehen 264 und doch zuletzt nur einen Sinn herausbringen, der »den Abschnitt als ein eingeschobenes, nicht hierher gehoriges Stück erscheinen läßt. Wir lassen da billig auf»sich be- ruhen, was nur für Gelehrte von Interesse ist, und halten uns eiiifach an den Wortlaut unsrer deutfchen Bibel, der allerdings keine eigentliche Uebersetzung, son- dern mehr eine erllärende Umfchreibung nach demjenigen Sinne ist, den Luther mit dem Abfchnitte verbunden hat, aber doch mit feinem Takt und großem Geschick über alle Schwierigkeiten hinweghilfh Ueber fein Ver- ständnis; des 12.Verfes, bei dem die Aiisleger besonders viel hin und her reden, fpricht sich Luther» iii der Rand- glosfe dahin aus: »Gott kaiin einen Bösen über den andern, die Perser über die Chaldäer fihicken;« wir haben dazu eine erläuternde Stelle. aus Jefaia beige- fchrieben, welche aber den Ausdruck ,,einen Bösen« nicht pcifsend erfcheiiieu läßt, sondern wir müssen bei dem ,,Eifen« weniger an einen harten, grausamen Feind, als an einen festen, unbezwiiiglichen Siegeshelden denken, dem auch die fchwersten Hindernisse nicht zu fchwer find. Das Wort Rappuse in V. 13 hängt vielleicht mit dem böhm. rabuse (Kerbholz) zusammen oder ist sonst aus der Fremde eingedrungen; gewöhnlich leitet man es ab von rappen = raffen, so daß die Bedeutung wäre: etwas preisgeben, daß es raubt, wer da mag nnd kann. 15. Ach, HEth dU weißt es [ob etwa ein Eisen sei, wie du gesagt V. IT, welches könnte das Eisen und Erz von Mitternacht zerfchlagen]; gedenke an Uns [wenn wir nun bei dem Feinde in dem Lande sind, das wir nicht kennen V. 14], iind nimm dich unser an, iind rache uns an unserii Verfolgern Nimm uns auf findem du uns wie: der für dein Erbe und Eigenthum erkennesi] Und verzeuch nicht deinen Zorn uber fie [die uns drängen und peinigenfz denn du weißt, daß wir um deinet- willen geschmahet werden. Its. Indessen erhalte uns [erhalte im Besiand bei uns 2. Chr. 32, 22 Anm.] dein Wort, wenn wi«r’s kriegen [Pf. 119, 4315 und.dafselbe dein Wort ist unsers Her- zens Freud und Trost; denn wir sind ja nach deinem Nauiengenannh HErr, Gott Zebaoth 17. Wir gesellen uns nicht zu den Spötterm noch freuen uns mit ihnen, foiidern bleiben alleine vor deiner »[fo schwer auf uns liegenden] Hand; denn du zurnest sehr mit uns [vgl. Pf« 137- 1—6 18.« Warum, wcihret doch unser Schmerz so lange, nnd Unsere Wunden fdie du uns »Mit deinen Strafgerichten geschlagen] sindjo gar hole, daß sie niemand heilen kann? Du bist uns wordeii wie ein Born, der nicht mehr qucllen will fund fem Wasser versagt] Wie Luther im vorigen Abfchnitt die im Grundtext vorliegende Anrede: »du, dir, dich, dein-«, um des »auch« ani Schluß des M. Verfes willen nicht auf den Pro- pheten, sondern auf das Volk bezogen und so in ein ,,ihr, euch, euer« unigesetzt hat, so hat er nunauch in V. 15-—18 das ,,ich, meiner, mir, mich, mein« des Grundtextes als aus der Seele des Volkes geredet be- trachtet und zum Verständnis; für den ungelehrte1i Leser Jeremia 15, 15-—21. 16, 1—-10. ohne Weiteres iii ein »wir, unser, uns 2c.« verwandelt. Die Aiisleger dagegen, welche« hier an den Propheten denken und ihn um Befchleunigung der Strafe, die Gott durch ihn dem unverbesferlichen Volk gedrohet hatte, bitten lassen, damit nicht durch Verzug derselben die Bösen Zeit behalten, ihn feines Zeugnifses wegeii um- zubringen (Kap. U, 19; 1·2, 6), werden zwar dem un- mittelbaren Wortlaut gerechter und lassen leichter den Zusammenhang mit dem folgenden Abschuitt erkennen; aber eine recht befriedigende Entfaltung des inneren Gehalts der Stelle lassen -sie«vermisfen, so daß wir dem Leser wenig vorenthalten, wenn wir auf ihre Uebersetzung und Deutung nicht näher eingehen. 19. Darum [weil es darauf ankommt, daß aus der verderbten großen Masse ein heiliger Same gerettet werde, der das beoorstehende Gericht über- dauert nnd die Seligkeit davonbringt] sprichi der HErr also: Wo du dich [ohue auf das Schwere, das dein »Beruf dir auferlegt V. 10, zu achten] zu mir haltft, so will ich mich zu dir halten, und sollst mein Prediger bleiben sdaß ich auch ferner- hin dich gleichsam zu meinem Munde mache]. Und wo du die Frommen lehreft sich sondern von den bofeii Leuten, so sollst du mein Lehrer [an das Volk] sein. Und ehe du solltest zu ihnen fallen sweil sie mit ihren Meinungen und Gedanken Recht behalten hätten] , fv müssen sie eher zu dir fallea [daß dein Name noch groß und hochgeehrt in Jsrael einst dastehen wird Matth. IS, 14]. 20. sHalte demnach in deiner Stellung dem Volke gegenüber nur treu aus] Denn ich habe dich [wic du von deiner Berufung her Kuh. 1, 18 f. weißt] wider dies Voll zur festen eheriien Mauer gemachtz fund nun erneuere ich auch die damals dir gegebene Verheißung:]»ob sie wider dich streiten, sollen sie dir» doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, daß ich dir helfe und dich etrette, spricht der HErn 21. Und will dich auch erretten aus der Hand der Busen, und erlösen aus der Hand der Tyrannen svon deren Gewaltthaiigkeiten du noch Größeres zu erleiden haben wirst, als du bisher von Seiten des Volkes schon gelitten Kap. 12, 5 f.]. Hört ihr’s, ihr Knechte des HErrn? Ihr könnt fuspendirt werden, removirt, Einnahmen verlieren, um Aemter kommen, Haus und Hof einbüßen, aber ihr werdet wieder Prediger: da ist das Wort der Verhei- ßungl Und wenn man an 12 Orten abgefetzt wird, uiid kriegt wieder eine neue Stelle, so ist man in 13 Gemeinden Predigerz denn in allen vorhergehenden predigt unsre Unschuld, unser Kreuz, uiifer Glaube kräf- tiger, als ob wir da wären. (v. Zinzendorfh Hierzu ist zu bemerken, daß man, um Mund des HErrn zu sein, nicht gerade eine Stelle haben muß. (Nägelsbach.) Ein Lehrer, der auf Gottes Wort beharrt und sich dabei an Gott hält, hat endlich den gewissen Segen, daß feine Widersacher zii seiner Zeit den Glanz der örtlichen Wahrheit erkennen müssen und demselben ni tweiter widerstehen können 2. Tini. 2, 25 f. (Starke.) Gott weiß feine Auserwählten und Knechte aus allem Unglück zu erretten: 2. Petri 2, 9. (Schmid.) Der HErr ermahnt den Propheten treu ausznhalten in seinem Beruf. 265 Das 16. Kapitel. Die Juden sollen gen Gabel? geführt, und von dannen wieder erlöset werden. In dem dritten Untertheil der Reden aiis Sein— iiim’s und Sojachiirs Jirit hat der prophet es mit dein Thema zu thiin: das Voll: iii seiner sicisktilicheu Sicherheit nnd hatsstarrigen Unverliesserlichlicit ist uiiretibar ver· loren; es bleibt ffir dasselbe nichts mehr ais ein schmu- tiehes Warten des Gerichts nnd des Fern-reifen, der die Widerwärtigen verzehren wird. I« V. 1—2l. Gemäß dem Berufe, den die Propheten in Israel hatten, nicht blos mit Worten zu predigen, son- dern zugleich in ihrer persönlichen Erscheinung, in ihrer ganzen Lebensweise nnd Lebensstellung das darziisietlem was der silund redete, wird dein Jereniia voiu tjGrrn untersagt, in diesem dem verderben genieiheten lcciiide erst noeh ein Weib zu nehmen und Kinder zu Zeugen; es wäre das ja doch nur ffir ciiie iinrze Zeit, denn weil-ern und Kindern allzumal steht ein elende-z, schmäh- iiches Ende nahe bevor W. 1-—4). Ebenso wird deni Jereniia bedeutet, daß er fernerhin weder an irgend einein der herlidmmlichen Traiiergetircinme uiii Todte, noch an irgend einer fröhlichen Jiisammeuliiiiift der Familien Theil nehmen dürfe; er salt’s damit dem Volke unter die Jliigen stellen, daß ihnen allen eiii Sterben beschieden sei, ohne daß auch ein ehrliches Zegriibuiß und eine Todteuiilagr um sie stattfinden werde, und daß es mit fröhlichen Festen fiir sie ein Gude habe W· 5—9). Ja dieser Beichensprache soll deiiii von Seiten des Propheten auch eine Wortpredigt kommen, die den Leuten ihre Sünde nnd deren Strafe ohne Bild iind Gleich-riß an- zeigt, jedoch auch mittelbar nnd von ferne das heil eiiier späteren jiulkunft ße sehen läßt, um Gottes Friedens— gedaniien in seinen Wegen des Leids sie niruigsieiis ahnen zu lassen W. 1i)—2t). 1. Und des HErrn Wort geschah zu mir, ma- sprach: 2. Du sollst [ais der du mit deiner Person und all deinem Thun schon an sich eine Predigt an das Volk sein mußt 1. Kön. TO, 42 Blum» vgl. Jes. 7,— F; 8, 3-u. is] kein Weib nehmen, und weder Sohne noch Tochter zeugen an diesem Ort szu Jerusalem und in ganz Jnda]. » Z. Dem; so spricht der HErr von den Soh- nen und Tochtern», so an diesem Ort geboren werden, dazu vonghren Minnen, die sie arbeiten, und von ihren Baum, die sie zengen in diesem Laube: 4. Sie sollen an Krankheiten liebes auf seine Weise eines elenden Todes Kap. 15, 2 f.] sterben, und weder beklagt uoch begraben werden [Kap. 14, 16]; sondern sollen Mist werden aus dem Lande [Kap. 8, 2], dazu durch Schwert und Hunger umkommen [Kap. 14,» 12 u. is· H, und ihre Leichuame sollen der Vogel des Himmels und der Thiere ans Erden Speise sein sKap. 7, 33]. r Liicherlich sind die Papistem welche ans diesem Vor- bild einen Artikel ihrer Religion iiber die Ehelosigleit der Priester anfzurichten versuchenx denn 1) ist die ganze Sache an unsrer Stelle nur typisch gewesen, stnnbildliche oder vorbildliche Theologie aber hat keine Beweiskraft zu allgemein giltigen Vorschriften nach des Thomas v. Aquino eigenem Lehrsatz, L) auch wird nicht dem Propheten die Ehe schlechthin an jedem, sondern nur an diesem Orte untersagt. (Förster.) Obwohl der Ehe- stand niemand, der sich tüchtig dazu befindet, verboten ist, so kann doch eine Zeit kommen, da es besser ist ledig zu bleiben, alsæhelich zu werden: Matth. 24, 195 l. Cur. 7, 26. (Wiirttemb. Siinim.) Der Christ soll danii eine Ehe nicht eingehen, wenn ihre Flthrung durch die obwaltenden Umstände sehr zweifelhaft wird, den Gatten schwer zu iiberwindeiide Anfechtungen bereitet und die Gefahr des Abfalls vom Glaiiben nahebriugy der Mensch soll Gott nicht versuchen. (Wuttle.) Z. sAber auch mit meinem übrigen Verhalten, abgesehen von meinen eigenen Familienverhältnissem wurde ich zu einem Zeichen und zu einer Vorbe- deiitnng für das Volk gemacht Hes 12, 1l; 24, 24 u. 27.] Denn so spricht der Hist» Du sollst sschon von jetzt an] nicht zum Tranerhaus gehen, und sollst auch nirgend hin zu klagen gehen, noch Mitleiden über sie haben sdurch Beobachtung irgend welcher Beileidsbezeiguugensi denn ich habe meinen Frieden von diesem Volk weggenommen [Ofsenb. S, 4], spricht der HErr, sammt meiner Gnade und Barmherzigkeit; 6. Daß beide Groß und Klein, sollen in diesem Lande sterben, iiiid nicht begraben noch be- klaget werden [vgl. Kap. 22, 18 f.], und niemand wird sieh über sie [nach der Weise der Heiden] zer- ritzen noch kahl machen [5. Mos. i4, 2 Anm.]. . Und man wird auch nicht fvou Seiten ihrer Freunde und Angehörigen] unter sie Brod austheiien über der Klage, sie zu trösten über der Leiche [indem man etwa, wie mit solchen, die einen Todten beerdigen mußten, zu geschehen pflegt, ihnen einen Leichenschmaus veranstaitete 2. Sam. s, 31 Anm.], und ihnen auch nicht ans dein Trostbecher zu trinken geben über Vater und Mutter [die sie haben zu Grabe gebrachts 8. Darum lihnen das, was da kommen wird, noch in andrer Beziehung vor die Augen malend] sollst du it! kein Trinkhaus [wo man wegen irgend eines freudigen Familienereignisses ein Festmahl hält] gehen, bei ihnen zu siheiy weder zu essen lioch zu trinken sund an der allgemeinen Freude dich zu betheiligen]. 9. Denn so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Siehe, ich will an diesem Orte aufheben, vor euren Augen und bei eurem Leben, die Stimme der Freude und Wonne, die Stimme des Bräutigams und der Braut sdaß ihr keinen fröhlichen Familientag, insbesondere einen Hochzeit- tag Nicht. 14, 11 Anm., mehr feiern sollt Kap.7, 34]. O wehe uns, wenn der .s)Err seinen Frieden von uns nimmt! Siehe doch, Seele, daß du vor allen Dingen diesen theuren Frieden behaltest und daß derselbe deine Sinne in Christo Jesu zum ewigen Leben bewahre Phir 4, 7; Lin. m, e. (Tiio. Bin) 10. Und wenn du solches alles kwas in V. 4 u. 9 verküudigt worden] diesem Volk gesagt hast, und sie [die Viiene der Unschuld annehmend 266 Jeremia is, 11—21. und sich als fromme und gerechte Leute geberdend] zu dir sprechen werden [vgl.Kap.5,19; 13, 22]: Warum redet der HErr über uns alle dies groß Unglück? Welches ist die Riissethat und Sünde, damit wir wider den HErrn, unsern Gott, gesun- digei haben sdaß er so schivere Strafgerichte über uns verhängen will]? 1l. Sollst du ihnen sagen: Darum, daß eure Väter mich verlassen, spricht der HErr, nnd andern Göttern gesolget, denselbigen gedienet und sie angebetet, mich aber verlassen und mein Gesetz nicht gehalten haben; 12. Und ihr noch ärger thut, denn eure Väter [Kap. 7, 26; 11, 16J. Denn siehe, ein jeglicher lebt nach seines bösen Herzens Gedünkeiy daß er mit nicht gehorche [Kap. 3, 17; 7, 24]. 13. Darum will ich euch ans diesem Lande stoßen in ein Land, davon weder ihr noch eure Väter wissen [Kap. 7, 155 9- 1613 daselbst sollt ihr [wenn ihr denn einmal auf den Götzendienst so versessen seid, als könntet ihr ohne den nicht leben Kap. Z, 2; 8, 21 andern Göttern dienen Tag nnd Nacht [so lange und viel ihr wollt, ja wohl mehr und schlimmer, als euch lieb ist 5. Mof 4, 28; 28, 36 u. 64], daselbst will ich euch keine Gnade erzeigen sdaß ich mich weiter darum kümmern sollte, wem ihr dienet und wie es euch in solchem Dienst ergehet]. Sinn: Da könnt ihr es erfahren, ob die Götter, nach denen euch jetzt geliistet, helfen werden. nachdem ich euch meine Gnade entzogen habe. Als Erlaubniß oder gar als Gebot ist es nicht gemeint. (Schmieder.) Wenn ein Mensch durchaus der Gnade Gottes nicht folgen will, ist es alsdann eingereiht, daß sie Gott in verkehrten Sinn dahingiebt zu thun, das nicht taugt? Röun l, 28. (Starke.) 14. Darum siehe sum euch, die ihr schon einmal in einem Lande der Knechtschaft gewesen seid und die Erinnerung daran im ganzen Volks- leben bewahrt habt, auch von dieser Seite her die abermalige Verstoßiing in ein solches Land recht sicher zu verbürgenL es kommt die Zeit, spricht der HEry daß man nicht mehr sagen wird: So wahr der HErr lebt, der die Kinder Israel aus Eghp- tenland gefiihret hat; 15. Sondern: So wahr der HErr lebt, der die Kinder Israel geführet hat aus dem Lande der Mitternacht nnd ans allen Ländern, dahin er sie verstoßen hatte sKaix 23, 7 s.]. Denn ich will sie wieder bringen in dac- Land, das ich ihren Vätern gegeben habe. Jhr wisset, von wanneu eure Väter ausgezogen find, nämlich aus dem eisernen Ofen (Kap. U, 4) und gleichsam aus tiefem Tode; daher auch die Erlösung daraus im Gedächtniß bleiben follte bis an’s Ende der Welt (2. Mof. 12, M; 13, 3). Aber nun wird euch Gott in einen Abgrund werfen, der viel tiefer ist als jene Knechtfchaft Egyptens, aus welcher eure Väter her- ausgerissen wurden. Denn wenn er von da euch wie- der erlöst, wird folches Wunder als ein viel herrlicheres auf die Nachkommen gebracht werden, daß es fast aus- löfcht oder doch wenigstens verdunkelt das Gedächtnis; jener früheren Erlösung. (Calvin.) Demgemäß ist der Inhalt von V. l4f. zunächst nicht ein tröstlichen sondern ein trauriger; er bestätigt ja die Ankiiiidigung des Exils (Nägelsbach.) Wunderbar ist dieses Wort des Propheten, mitten im irdischen Elend, das er zunächst verkiindigen muß, wie mit unaushaltsamer Blitzesgewalt am fernsten Horizont aufthnend den Himmel der göttlichen Gnade; aber schnell verschließt er sich wieder und wir miissen jetzt iioch im Dunkeln weilen. Ehe man schwören kann bei dem Gotte, der die Kinder Israel her-ausgeführt aus dem Lande des Nordens und aus allen Ländern, wohin er sie gestoßen, müssen sie erst wandern in die nordische Fremde; ehe sie wiederkehreu auf ihren Boden, den der HErr ihren Vätern gegeben, müssen sie erst die Tage erleben, wo sie ihn mit Trauer verlassen. (Umbreit.) Stufenweife hat sich diese Weiffagung erfüllt: »Ich will sie wiederbringen in das Land, das ich ihren Vätern gegeben habe.« Ju leiblicher Weise führte der Err Israel aus dem Exile, aus Babel; in geistlicher eise vollbrachte Jesus die Erlösung aus der babylouischen Gefangenfchaft. Dennoch war beides nicht durch den Gnadenwilleu Gottes, wohl aber durch den ungehorsam der Meuschen unvollkommen geblieben. Israel kehrte nnr zum kleineren Theile heim in das Land der Väter, und nur zum kleineren Theile ließ es sich eift- lich erlösen durch Christum. Dafür ward der größere, ungehorfame Theil durch ein neues Strafgericht über Jerusalem vernichtet oder verbannt an die Enden der Erde. Einst aber, wenn die Fülle der Heiden in das Reich Gottes eingegangen fein wird (Rönr. l1, 25 ff.), dann wird an Israel der HErr wieder gedenken, und in geistlichileiblicher Weise zurückführen das Volk der Verheißung in sein Land (Offenb. 16, 12 ff.), und dann wird dieser Vers sich in vollkommeney herrlichfter Weise erfiillen. » 16. Siehe, ich will sdie Aiisstoßuiig aus dem Lande V. 13 gleichsam kuustgerecht zu betreiben und zu verhüten, daß bei der Abführung in die Fremde niemand hier zUriickbIeibeJ viel Fischer aussenden, spricht der Hist-irr, die snämlich die Chaldäeu die ich mit diesem bildlichen Ausdruck meine] solleu sie fischen; und darnach will ich viel Jager aussenden, die sollen sie sahen anf allen Bergen und anf allen Hugeln und in allen Stein- rissen« [also daß kein Versteck sicher und verborgen genug sein foll, meinem Gericht zu entgehen]. 17. Denn meine Augen sehen auf alle ihre Wege, daß sie vor mir sich nicht verhehlen können sKap. 23,»24; Sir. 23, 28]; und ihre Missethat ist vor meinen Augen nnverborgentt Daß, wenn ich dieselbe heimsuchen werde, sie meiner Hand nicht entrinnen können Kuh. 52, 28——-30]. 18. Aber zuvoritt sehe die in dieser Dro- hung zugleich verborgene Verheißung sich erfiillt] will, ich ihre Missethat und Sunde zwiefach sJes. 40- 2]·bezahle·n; darum, daß sie mein Land mit den Leichen ihrer Abgotterei [d. i. mit ihren Götzen, die nur der Meinung nach Götter, in Wahrheit aber todt und nichtig sind und deren Berührung unrein macht wie die eines Aasess ver- nureinigeh und mein Erbe mit ihren Greueln voll gemacht haben. Die Juden sollen gen Babel geführt und von dannen wieder erlöset werden. 267 V) Wie Fischer und Jäger, die nach den Regeln ihrer Kunst verfahren, die Thiere aiis allen ihren Schlupfwinkeln herauszutreiben wissen, so sollen die Feinde den Jsraeliten thun. (Nägelsbach.) Will man die beiden Bilder genauer anshsenteiy so kann man unter den Fischern diejenigen von den Feinden verstehen, welche die Einwohner der belagerten Städte gleichsam in einem Netze fangen nnd sie »dann schaarenweise mit fortschleppen (Am. 4, Z; Hab. 1 , 157 Hes 12, 13), während die Jäger diejenigen von den Einwohneriy die aus den Städten entkommen sind und in den Gebirgen nnd Felsen eine Zuflucht gesucht haben, einzeln ans ihren Schlupswinkeln austreiben und tödten oder weg- flthren. (Graf.) Die Weissagiiiig wird aber anch in dem entgegengesetzten Sinne erklärt, da die Fischer und Jä er Männer Gottes sind, die aus allen Ländern, wo in sie zerstreuet) die Gefangenen wiederbringen sollen (Jes. 27, 12 f.), wie denn Jesus die Apostel zii rettenden Menschensischerii (Matth. 4, 19) weihet und auf ein heilsames Wasser, in welches die so gefangenen Fische versetzt werden, die Stelle Hes 47, 10 deutet. Das rechte Verständnis; dürfte dieses sein, das; der HErr weislich Fu seinem Aussprache die Deutung unentschieden läßt, damit alle zunächst die Drohung der Wegführung, die biißfertigen Herzen aber zugleich die verdeckte Ver- heißung der Wiederbringu1ig darin lesen. Diese Dop- peldeutigkeit findet sich auch in den beiden folgenden Versen; aber die drohende· Deutung liegt zunächst vor Augen, die Verheißung schimmert gleichsam nur durch. (Schmieder.) — «) »Dies klingt nur wie Drohung; aber man kann eben so wortgetreu das Hebn anch so deuten: denn meine Augen sehen auf alle ihre Wege, sie sind nicht verborgen vor meinem Ange- sicht; und (so) ist auch ihre· Missethat nicht verhljllet vor meinen Augen. Darin liegt: Ich sehe sie in ihrem Elend, um ihnen zu helfen; ich sehe aber auch ihre Sünden, um sie heimzusuchen.« — Hätt) War der vorige Vers ein, nnr von Seiten seines drohenden Inhalts ausgesprochener Satz, während die Seht-fette, die Verhei- ßung, unausgesprochen blieb und wie hinter einem Ge- dankenstrich verborgen gehalten wurde, so will nun Luther’s »Aber zuvor« im· t8. Verse (zuvor, ehe ich gnädig sein kann) diese tröstliche Seite hervorkehren; in- dessen ergiebt der Wortlaut des Grundtextes auch noch andere Bilelziehungeiy wenn man übersetzt: »Und auf’s Erste tvi ich ihre Stände und Missethat zwiefach be- zahlen.« Das Wort ,,auf’s Erste« läßt da dnrchblickem das; hinter der babhlonischen Gefangenschaft noch eine andere liegt, die, in welcher Israel sich seit der zweiten Zerstörung Jerusalems und der jetzigen Zerstrenung in alle Welt befindet; in der Thatwar dies Strafgericht ein weit schwereres und durchgreifenderes im Vergleich mit dem ersten, vor wel em das Volk zur Zeit des Propheten stand und das ereits als eine zwiefache Be- zahlung gelten konnte. Damit fällt denn auch auf die in V. 16 u. 17 verborgene Verheißuiig ein neues Licht; es handelt sich da uni diejenigen Diener und Werkzeuge Gottes, welche zii Jsraels Bekehrung, wie sie in Ofsb. 11, 11 ff. unsrer Meinung nach angedeutet ist, wirksam sein werden, und wird bezeugt, daß auch auf Israel iii der Zeit seiner jetzigen Verstoßiing des· HErrn Augen noch gerichtet sind, um es endlich wieder zu Gnaden anzunehmen. 19. HEtr sso spreche ich, der Propbet, iin Gegensatz zu dem so thörichten und verblendeten Volke, das je und fef andern »Göttern gefolgt ist V.11f.], du bist meine Starke und Kraft, nnd meine Zuflucht in der Noth [Kap. 17, 17., und befinde mich da in Gemeinschaft des Glaubens mit allen Frommen der Vorzeit Ps.28, 8; 59, 17; 2. Sam. 22, 3]. Die Heiden [so- gar, die jetzt noch nichts wissen von dem lebendigen Gott] werden [noch einmal, nachdem sie zur rechteii Erkenntnis gebracht sind] zu dir kommen von der Welt Ende, und sagen: Unsere Vater haben falsche und nichlige Götter gehabt, die« nichts nützen können. 20. lSie werden staunen, wie thöricht und verblendet sie gewesen, daß sie so lange dergleichen Göttern gedient-l, und sich selber verwundert fragen :] Wie lann ein Mensch Götter machen,- die nicht Götter sind? 2l. Darum siehe [giebt der HErr auf solch Bekenntnisz seiner alleinigen Gottheit mir zur Ant- wort], nun sindein ich Israel der fchwercn Strafe, von der ich in V. 13 geredet, unterweise] tvill ich sie [die auf dem Wege der Gnade sich durchaus nicht haben zur Erkenntiiiß der Nichtigkeit der Götzen und der alleinigen Hilfe bei mir haben bringen lassen, auf dem Wege des Zorns] lehren, und meine Hand und Gewalt ldurch eben jene Strafe, die ich über sie verhänge] ihnen kund thun, licåß Jerfahreii sollen, ich heiße der HErr sHes , . Ohne Zweifel hat der heil. Geist dem Propheten gezeigt, wie die Zerstreuung Jsraels unter die Heiden. ein Mittel zur Bekehrung derselben sein werde, wie es aiich hernach geschah, da nicht nur viele Heiden zum Judenthum bekehrt wurden, sondern auch die christliche Kirche in den heid1iischen Ländern, wo zerstreute Juden waren, ain besten gepflanzt werden konnte. Die Heiden hatten uänilich daselbst schon einige Erkenntniß von den Juden bekommen, iiiid die Judenschulen waren immer die ersten und besten Werbeplätze der Apostel, wie Lukas in der Apostelgeschichte anzeigt. (Roos.) Das 17. Kapitel. lihgötterei. Vertrauen aus die Creaturem Entheiligung des Sahbaths in. sind Ursacheii alles Ungliioks II« v. 1—18. Judas: Sünde, so beginnt der prophet mit heil. Gntrüftiing in Gottes dlamen zu bezeugen, ist iii dreifacher Weise nrliiiiidlictj festgestellt: mit etsernein Griffel nnd diamantener Spitze is! sie eingetragen in des Volkes Erleuchte, in dein eigenen Sthntdbewußlfriii aber auch gegraben ans die Tafel ihres Herzens, nnd in dem, an die Hörner ihrer Ztltäre gebrachten Gpferblut ihrer Kinder deren Erinnerung iinauglöschltch eingeprägt. dlnd nun tritt sogleich das Zeugnis des ljtltrrn hinzu, was er um dieser Siiude willen inlt allem, was Siida besitzt, thini und wie er mit deiii vottie selber verfahren werde (t.1.1——4). Daran schließt sitt) tin Städt, welches diesen ganzen dtedcrnrliig deutlich als aus derjzettsojatttme nudsojaitiins flammend lieniizetchuetz es spricht den statt) aiig übte denjenigen, der als Haupt Indis- dessen Ab— trfiiintgliett nach allen Seiten hin znui Leu-drum gebracht 268 Jeremia 17, 1—14. hat und nun auch Gottes Strafe über solche Abtes-buntg- leeit au seinem eigenen Ergehen lebendig darstellen muß W) 5—13), und enthält eine Bitte des profitieren unt Stärkung für ihn in seiner seliwierlgeii Enge und Ehren— reltung seines amtlichen wirkten- (V. 14—18). l. Die Sünde Juda [die es mit seinem immer aufs Neue und immer schlimmer hervorbrechenden Götzendienst Katz. 16, 11 f.; 7, 30 f. begangen] ist geschrieben mit eisernen Griffeln sdaß die Er- innerung daran gar nicht mehr zu verlöschen ist], nnd mit spiszigen Demanten geschriebeu szu ewigem »Gedächtniß Hiob 19, 24], niid auf die Tafel ihres Herzens gegraben sso daß sie davon das Brandinal im Gewissen haben 1». Tim. 4, 2], und aus die Hörner an ihren Altarcn [an welche das Blut der den Götzen gebrachten Opfer gespritzt worden 2. Mos. 27, 2 Anm.]; 2. Daß ihre Kinder gedenken follen derselben Altare [denn auch das Blut von Kinderopfern ist dahin gekommen 2. Kön. 21:, 6], Und [der] Hailte [Ascherasäulen, die zu dem kindermörderischeu Molochsdienst in Beziehung gestauden], bei den grünen Bäumen, auf den hohen Bergen sdeim schou bei dem bloßen Anblick grüner Bäume und hoher Hügel hin muß in ihnen die Erinnerung an jene schrecklichen Altäre und Bilder erwacheu]. Z. Aber ich will deine Höhen [-Altäre1, beide, auf Bergen nnd Feldern, sammt deiner Habe nnd allen deinen Schuhen, in die Rappnse so. i. zum Raube, zur Plünderung Kuh. 15, is] geben, nm der Sande willeu, in allen deinen Grenzen begangen-« [Hos. 10, 8]. · 4. Unddu sollst aus deinem Erbe verstoßen werden, das ich dir gegeben habe «· [daß das nun wüste liegende Land ihm feine Feier gefallen lasse s. Mos. 26, 33 ff.]; nnd will dtch zu Knechten deiner Feinde machen, in einem Lande, das du nicht kennest [Kap. 5, 19];» denn ihr habt· ein Feuer meines Zorns angezuiidet, das ewiglich brennen wird [Kap. 15, 14]. «) Genauer lautet der Grundtext: Meinen Berg im Felde (d. i. den, wie ein Berg im Felde Kap. 21, 13, weithin sichtbaren Tempelbetgd deine Habe, alle deine Schätze will ich zur Plünderung geben, deine Höhen um der Sünde willen in allen deinen Grenzen; der HErr bezeugt damit, daß er alles Eigenthum seines Volks, bewegliches und unbe- wegliches, giittliches und menschliches, auch das seinem Dienste, wie das dem Dienste der Götzen geweihete, zum Raube hin eben wolle, weil alles zumal um der durch das ganze and verbreiteten Sünde willen verunreiniget und geschlindet ist. Luther dagegen hat die ,,Höhen« von der letzteu Stelle an die erste hinaufgerückt, statt ,,meinen Berg« eine andere Wortfornr gelesen »und das daneben stehende ,,Feld« als selbstständtgen Begriff neben die ,,Berge« gestellt. — IV) Die hehr. Worte scheinen zu bedeuten: Und du sollst eier haben (oder ab- lasseu, wie es dir in Z. Mos 5, 1 ss. geboten ist, du aber nicht hast thun wollen), und zwar durch dich (iu sofern du, in die Fremde verstoßen, selber feiern mußt) von deinem Erbe, das ich dir gegeben habe (damit dieses zu der in meinem Gesetz ihm aus- bedungenen Ruhe B. Wes. 25, 7 Blum. komme und nicht fortwährend im Dienste der Selbstsucht und Sünde von dir ausgebeutet werde). Wäre dies die richtige Deutung, während die Ausleger gewöhnlich in das »und zwar durch dich« sich nicht finden können, sondern eiuanderes Wort dafür lesen, das sie mit ,,ablassen« verbinden (,,du sollst ablasfen deine Hand an deinem Erbe 2c.«), so käme hier fiir das, was in L. Chron. 36, 2l gesagt wird, noch ein besonderes Wort des HErrn durch den Mund Jereiniä zu der Weissagung von deu 70 Jahren hinzu; nicht blos die Zeit der Gefangen- schaft wäre durch unsern Propheten im Voraus ange- geben worden, sondern auch schon der Gedanke durch seinen Mund ausgesprochen, daß das Land auf diese sWlleeise die ihm vorenthaltenen Ruhejahre einbringen o e. 5. So spricht der HEtr [der in den bevor- stehenden Gerichteu es recht will zu Tage treten lassen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, nnd dem, der ihm nicht dienet Mal. 3- 181: Verflncht ist der Mann, der sich auf Menschen verlaßt sstattaufden lebendigen Gott Pf. us, 8; 146, 3j, nnd halt Fleisch sd. i. ohnmächtige, hinfällige Menschenkinder mit ihren äußerlichem zeitlichen Machtmitteln Pf. 56, b; Jes 31, 3] für seinen Arm [der ihn fchirme und vertheidige Jes. 33, 2; 2. Chr. 32, s] nnd uiit seinem Herzen vom HErru wetcht [dem Trost und Nothhelfer Jsraels Kap. 14, s; is, l9]. »Es. Der wirdseiu wie die Heide« in der Music, nnd wird nicht sehen den znkunftigeu Trost [den Israel von seinem Gott noch zu hoffen hat Pf. 27», 13;· 106, 5]»; sondern wird bleiben tu der Durre, in der Wuste, in einem nnfruchtbareu Lande, da niemand wohnet [Ps. as, 7; 52, 7 ff.]. V) Das Wort des Grundtextes kommt außer hier und Kap. 48, 6 sonst nur uoch in Pf. 102, 18 vor und bedeutet dort einen Verlass even, eigentlich Nackten, Entblößtem der heimathlos, machtlos, ehrlos, vor Men- schenaugeii aussichts- und hoffnungslos im Leben dasteht; dieser Begriff eines Splitternackteiy Verlasfeneu oder seinem Elend Preis-gegebenen läßt sich auch hier festhalten, und ebenso in Kap. 48, S. Die grierh. Uebersetzung dagegen hat an beiden Stellen eine Besonderung des Grundbegriffs aus dem Zusammenhange erschließen zu müssen geglaubt und dort den Wildesel, hier aber die Feldtamariske ausfindig gemacht; Luther hat dafür die Heide, als welche ein armselige-s Dasein in der Wüste fristet, gesetzt und diese Uebersetzung auch an jener an- dern Stelle beibehalten. 7.- Gesegnet aber ist der»Mann, der sich ans den HErrn verläßt, und [dem] der HErr seine Zuversicht ist [Ps. 146, 5f.; Jes so, 18]. 8. Der ist wie ein Baum am Wasser ge- pflanzet, und am Bach gewurzelt [Ps. 1, 3;» Hei. «, 12]. Denn obgleich eine Hitze kommt, surehtet er sich doch nicht sals werde ihm nun die Nah: rang ausgehenh sondern seine Blätter bleiben Abgötterei, SabbathssEntheiliguiig u. a. sind Ursache alles Unglücks 269 grunz und sorget nicht, wenn ein durces Jahr kommt, sondern er bringet ohne Anfhoren Fruchte ltveil das reichlich fiießende Wasser des Baches, nach dem seine Wurzeln sich ausstreckem ihm immer neue Lebenskräsie zuströmt]. O Meiifch, auf Menschen-Hilf und Gunst verlaß dich nicht; sie ist umsonst, der Fluch hängt dran —- glttckselig ist, der Hilfe sucht bei Jesu Christ. 9. sWenn nun so das Vertrauen auf den HErrn allein zum Heile führt, das auf Menschen dagegen in lauter Elend, wie kommts denn, daß so wenige jenen Heilsweg einschlagen, die meisten vielmehr in falscher Zuversicht und in Gottfremdung dahin gehen? Siehe:] Es ist das Herz [des Menschen] ein trotzig nnd verzagt [genauer: überaus arglistig und bösartig] Ding: wer kann es [in seinen Künsten, womit es sich dem Guten und Rechten zu entziehen weiß Pred. 7, 30] ergruuden? Wenisis übel geht, fügt Luther in der Randglosse zur näheren Erklärung bei, so ist’s eitel Verzageu, weiin’s wohl geht, so kann’s niemand zwingen noch halten in seinem Miithwillen, höret kein Strafen 2e., weiß sich auszudreheu und zu schmücken, auch wider Gottes Wort, aber doch hilft’s nicht; auf Deutsch sagen wir: »es ist ein verzweifelt bös Ding um ein Herz, es kann weder Gutes noch Böses ertragen« Indessen er- giebt der Grundtext doch einen noch allgemeinere1i, um- fassenderen Sinn: »Es giebt in der Welt nichts so Arglistiges, als das Menschenherz, welches gar trefflich die Kunst versteht, unter dem Schein, das Rechte zu wollen (Kap. 5 U. I, 2 ff.), doih nur auf das Schlechte auszugehen; diese Arglist aber ist nur ein Anzeichen des tiefen Verderbens, der unheilbaren Krankheit, von wel- cher die Herzen ergriffen sind. (Nägelsbach.) Darin zeigt sich vor allem die Hinterhaltigkeit und Ungefundheit des Herzens, daß es dem unvermeidlichen Angesichte der göttlichen Wahrheit gegenüber zur Befchönigung der Sünde Ausfliichte sucht und iii Menge weiß, in dieser traiirigen Erfindungsgabe aber sich selbst ein ewiges Räthfel bleibt. Der Menfch in seinem natiirlichen Zu- stande giebt sich daher nie nach feinem Thun, i1ach den Früchten seiner Werke (V. 10), und möihte ein grüner Baum an Wasserbächeii sein (V. 8), wo er ein dürrer in der Wüste (V. 6) ist. (l1mbreit.) Der heil. Basilius erkannte, als er als Einsiedler in der Wüste lebte, daß, ob er wohl alles verlassen, hätte er doch seines Herzens nicht los werden können. Luther spricht an einem Orte, er fürchte sich mehr vor seinem eignen Herzen, als vor dem Papst mit allen seinen Cardinälen »— Keiner kann fein eigen Herz recht· sehen oder kennen; za das Herz ist oft unser grbßter Feind, und hat einer genugsam zu schaffen für sich, er sei, wer er wolle, daß er sein Herz zähme und stille und ein wenig vomArgen lenken möge, wie solches alle Heiligen bis in ihr Grab erfahren und bekennen. (Selnecker.) Es ist keiner so heilig, so fromm, so rein, er hat täglich an feinem bösen gerzen zu bessern. (Arnd.) Daher haben viele gottselige eelen geklagt, daß sie ihres Lebens überdrüssig geworden iim der angeborenen Bosheit ihres Herzens, uiid haben brünstig gebetet, daß sie nach Gottes Willeii desto eher sterben möchten, daß sie, von ihnen selbst erlöst, ohne Sünde leben möchten. (Scriver.) 10. Ich der HErr kspricht Gott] kann das Herz ergründen, und die Nieren prüfen fdaß menschliche Arglist und Heuchelei mich nicht zu täuschen vermag, sondern es ist alles bloß und ent- deckt vor meinen Augen Pf. 7, 10; Hebr. 4,13]; tind gebe smin als der, der auch den Rath der Herzen kennt und ein recht Gericht zu richten ver- mag 1. Cor. 4, v] einem jeglichen nach seinem Thau, nach den Fruchten seiner Werte [Rsm. 2 6]. « 1t. [Da ergeht es nun insonderheit auch den Habsüchtigeii und Ungerechtewgar übel] Denn gleichwie ein Vogel, der sich uber Eier sehet [die er nicht selbst gelegt hat] tind brutet sie nicht ans [indem er noch vor Ablauf der Brützeit wieder davon verscheucht wird]: also ist der, so Unrecht Gut sammelt; denn er muß davon, wenn er es am wenigsten achtet, und muß doch zuletzt Spott dazu haben [als der nur für lachende Erben ge- sammelt nnd selber keinen Gewinn von dem Zu: sammengebrachten hat Pf. 39, 7; Luk. 12, 20]. 12. Aber die »Statte unsers Heiligthums nämlich der Thron gottlicher Ehre lJes so, 13], ist allezeit fest geblieben lund sind diejenigen nie zu Schanden worden, die dahin ihre Zuflucht genom- men und Hände des Gebcts ausgestreckt haben Pf. 121, 1J. 13. Denn, HEry du bist die Hoffnung Israel. Alle, die dich verlassen, inussen zu» Schanden wer- den, und die Abtruiiiiigeit mussen in die Erde ge- schrieben werden sdaß ihr Name da schnell vom Winde verwischt werde]; denn sie verlassen den HErrn, die Quelledes lebendigen Wassers [Kap. 2, 13]. Es ist iu dieser Rede eine Beziehung auf den König Jojakim, sein Thun und Treiben und sein Lebensende gar nicht zu verkennen; denn l) war dieser Köui hab- süchtig« tyrannisch uiid verschwenderisch (2· Köin Z, 35 Anm.); Z) hat er davon gemußt »in der Hälfte seiner Tage«, wie es in V. 11 (Luther: »wenn er es am wenigsten achtet«) nach dem Grundtext eigentlich heißt, da er nur ein Alter von etwa 36 Jahren erlangte (2.Kön."23,86); Z) hat er sich viele vergebliche Unruhe gemacht und ge- sammelt, ohne zu wissen, wer es kriegen sollte, da sein Sohn Jojachin nur 3 Pionate auf dem Throne saß (2. K. 24, 8), und hat Schmach genug bei seinem eige- nen Ende davon getragen (2. K. 24, 6 Anm.); 4) steht er als Abtrünniger, der fein Vertrauen auf Egypten und dessen Rosse (V. 5) setzte statt auf den HErrn, im schroffen Gegensatz zu Hiskia, dessen Zuflucht in der Noth der Tempel des HErrn gewesen, der sich ihm auch als eine sichere Burg bewiesen (2. Kön. 19, 14 ff.); b) endlich ist Iojakims Name, den er in eitler Selbst-· verblendung angenommen zu haben fcheiiit, nach dem zu Matth. l, 11 Bemerkten wirklich in die Erde geschrieben und aus dem Buche von Davids Geschlecht vermischt. Nach Hitzig gehört das Stiick in die Zeit unmittelbar nach dem Tode des Königs: ,,es spricht aus den Worten jenes erhöhte Gefühl uiid jene Zuversicht, mit dem wir am Grabe des mächtigeti Sünders, welchen Gott rich- tete, anbetend stehen, unferer Uebereinstimmung mit Gott uns getröstend in gedämpster Freude.« 14. Heile du mich, HErr lvon den Wunden , die mein eigenes Volk mit giftigen 270 Jeremia t7, 15 —- 26. Spottreden und schändlichen Nachstellitngen mir schlägt Pf. S, 3J, so.werde ich heil: hilf du mir [von den lofen Verächtern Pf. 25, 3], so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm [der, dessen ich im Gegensatz zu ihnen mich rühme Kap- 9, 24z Pf. 71, 5 f.]. 15. Siehe, sie sptcchen zu mir [Jes. 5, 19]: Wo ist denn des HEkrn Wort fdas du laiige schon Verkündigt hast und das noch immer« nicht eingetroffen istjft Lieber, laß her gehen [cs wird nun Zeit, daß es sich erflille, wenn wir dich nicht für einen Lügenpropheten halten sollen Hes l2, 22]. its. Aber ich bin drum [obwohl das von dir mir aufgetragene Wort uicht gleich einzutressen scheint] nicht von dir gestehen, mein Hirte sdaß ich nun nicht mehr deiner Leitung hätte folgen wollen], so hab ich Menscheiitage [d. i. Ruhm bei Men- schen, die doch elend und nichts sind in ihrem Ruhm, Leben und Tagen: Luther’s RandgLJ nicht begehret, das weißt du; was ich geprediget habe, das ist recht vor dir sum) ich will weiter nicht darnach fragen, wenn ich von einem menschlicheti Tage gerichtet werde l. Cor. 4, 3]. 17. Sei du mir nur nicht schrecklich, meine Zuversicht in der Noth [daß auch du dich feindlich zu mir stellen wolltest]. 18. Laß sie zu Schanden werden, die mich verfolgen [indem dti deine Ungliicksdrohung an ihnen erfüllstL Und mich nicht findem dieselbige etwa unerfüllt bleibe]; laß sie etschrecken swenn nun kommt, was ich ihnen habe verkündigen müssen], und mich nicht [weil etwa meine Rede falsch gewesen]; laß den Tag des Ungliicts iiber sie gehen, und zerschlage sie zwiefach [wie sie es mit ihrer Verhöhnung deines heil. Worts, dadurch sie ihre Sünde nur desto größer gemacht, verdient haben]. Seht, wie die Kinder Gottes einen Gegensatz zwi- schen Gott und der Welt machen, und sich fröhlich er- klären, daß sie alles gern und fröhlich in der Welt verlassen nnd vergessen, alles geduldig leiden, alles leicht überwinden wollen, wenn sie nur Gott und seine Gnade behalten, zu ihm einen freien Zutritt in der Noth haben und mit dem Licht feines Antlitze-s erfreut werden. (Scriver.) — Gehört unser Stlick wirklich, wie oben angenommen wurde, in die Zeit unmittelbar nach JojakimB Tode, als dem Könige noch ein ehrenvolles Begräbnis; zu Theil ward (2, Kön. 24, 6 Anm.) und sein Sohn Jojachin die Regierung übernahm, so sind es wohl die in Kap. 22, 13 ff. u. 36, 30 f. früher von Jeremia ausgesprochenen Weissagungem die dem äußeren Buchstaben nach nicht in Erfüllung gegangen zu fein schienen, obwohl sie ihrem Wesen nach vollkotnmen sich bewahrheitet hatten; man höhnte und verspottete nun den Propheten, und diesem war es vielleicht selbst ein Räthseh warum alles nicht genau so gekommen, wie er voraus-gesagt, wenn er auch vertrauen, daß der HErr dennoch Recht behalten werde. Kaki) das hier beginnende nnd bis Lan. 20 reichende letzte Stätte des mit Karl. 1t eröffneten Redeganzem wel- thes eine Reihe von Thateu nnd Erfahrungen daruelly aus denen sich ergiebt, wie vergebens bei dem verderbten du— liaude des volles jeder nerfuth gewesen sei, es zur Itmieehr zu bewegen, bezieht ohite Zweifel sieh auf die Zeit unter Iojaiiim und Iojaoiiin I. to.19——27. Jtn Iereinia ergeht der Befehl des hehren, zuerst unter ein liefiimnites Thor des Tempels zii treten itnd sich da den Wirtin, der vor demselben gehalten wird, zu besehen, dann nach den Tboreti der Stadt zu gehen, und weuu er nun stehet, wie dort am Sabbath ein Last« tragen nnd Wnarenherbeifchafscu fiir jeueu Markt statt— findet, das volle aii Gottes Sabbathsgcbot zu erinnern und es zur Heitighaltung des Uuheiags zu ermahneu; dabei solt er denn die Vrrlieißitug eines bleibenden Ze- staudes dein iiöiiigreich und der Stadt sitt: den Fall in des ijGrru blaiuen nusfprechem das: man durch gewissen- tiafte Beobachtung feines heil. Gebotes sieh rechtfcisaifeu zu ihn: bekehrt, aber auch fiir deu gegentheitigeu Fall, daß man fortfahren würde, den Sabbath zu entheittgen, ein niait zu tdfchendes Feuer audrolieik das die Thore und Hause: Jerusalems zerstören werde. Jller Propbet sagt nicht, was die Folge feiner predigt gewesen; aber der Leser traun es wissen, auch ohne daß es ihm aus- driikttticti angegeben wird: die Kiinige Juda nnd das Voll: im Eande und die Einwohner zu Jerusalem haben sich gar nicht um die predigt getifuumertz sondern nach wie vor ihr Wesen getrieben, und so ift denn auch das augedrohete Festes: nach wenigen Jahren ausgebrochen und tuit deui davidifchen Köuigshaufe hat es ein Ende genommen. 19. So spricht der HErr zu mir: Gehe hin fnach dem Tempelberges und tritt unter das Thot des Volks funter das, aus dem äußeren Tempel- bezirk f auf dem Grundriß zu l. Kön. 7, 5 nach dem Vorhof des Volkes e führende Thor D auf dem Grundriß zu l. K. S, 36], dadurch [auch, nach der Wem. zu 1· K. 10, 12] die Könige Juda fwenn sie aus ihrem Palaste auf Zion zum Besuch des Gottesdienstes im Tempel sich einfinden] aus- und eingehen [genauer: ein- und ausgehen, so daß sie bei ihrem zweimaligen Durchgange durch deii Tempelbezirk wohl wahrnehmen können, was in dem letzteren vor sich geht], und [gehe dann von dem Tempelberge hinab in die Stadt und tritt] unter alle Thore zu Jerusalem [die von außerhalb nach der Stadt: Nr. 1—8. 1t—13 u. 15 auf dem Carton zu Karte IlI., oder aus der Stadt nach dein Tempelbezirk führen, f. die beiden Oeff- uungen im Westen und Osten auf dem Grundrifz zu I. Kön. 7, 6], 20. Und sprich zu ihnen fden Königen sowohl wie dem Volk]: Horet des HErrn Wort, ihr Könige Juba, und sihr Leute aus] ganz Juba, und alle Einwohner zu Jerusalem, so zu diesem Thor [richtiger: zu diesen Thoren, nämlich der Stadt und des TeMPelbezirksJ eingehen. 2t. So spricht der HEm Hütet euch [geii.: Hütet euch in euren Seelen, seid in gewissen- hastester Weise auf eurer Hut, nehmt euch bei Leibe in Acht], und traget swas zunächst euch, die Leute Der HErr besiehlt dem Ieremia das Volk zur Heilighaltung des Sabbaths anzuhalten. 271 aus ganz Juba, betrifft] keine Luft am Sabbath- tage durch die Thore sder Stadt] hinein zu Jerusalem. 22. Und fithret swas dann weiter euch, alle Einwohner zu Jerusalem selber, betrifft] keine Luft am Sabbathtage ans eiiern Hiiusern sum sie auf den Markt droben beim Tempel zu bringen], und thut sbeiderseits auch sonst] keine Arbeit san diesem Tage]; sondern heiliget den Sabbathtag, wie ich Hab 2. Mos 20, 8 ff] euren Vatern geboten il c. 23. Aber sie hören nicht kgleichwie ihre Väter auch schon nicht hören wollten Kap. 7, 24 ff. — das beweist diese von den Vätern ererbte Un- sitte des Markthaltens ini Tempel, die du, mein Propbet, vorhin bei der Umschau vom Ostthor D aus V. 19 vor Augen gesehen und welche die Könige, als wäre sie eine durch die Tradition ge- heiligie, dulden, obwohl gsie die Greuel derselben bei ihrem Ein: und Ausgehen durch dasselbe Thor oft genug haben beobachten können], und neigen ihre Ohren nicht sauf mein Gebot: ,,Gedenke des Sabbathtages, daß du ihn heiligest,« zu merken]; sondern bleiben halsstarrig kais legten sie es ordent- lich darauf an], daß sie mich ja nicht hören, noch fiel) ziehen lassen szur Heiligkeit und Gerechtigkeiy darin sie wandeln sollen]. Schon Luther hat sich nicht darein zu sindeu gewußt, was mit dem ,,Thor des Volks« gemeint und wie es von ,,allen Thoren zu Jerusalem« zu nnterscheideii sei, und hat darum, weil er jenes Thor mit diese11 Thoren in ein und dieselbe Klasse setzte, das Ein- und Ans- gehen der Könige Juda in ein Aus- und Eingehen ver- wandelt, am Schlusfe von V. 20 aber für das Ein- gehen zu ,,diefen Thoren«, nämlich der Stadt, ein Ein- gehen zu ,,diesem Thor«, nämlich ,,des Volks«, in den Text gebracht. Wenn nun gleich die neueren Ausleger den Unterschied bemerken und das richtige Verständniß andeuten, so bieten sie doch nur lauter Unklares iiber das ,,Thor des Volks-«, indem sie bald an das Mittel- thor in Kap. 39, 3., bald an das Thor zwischeii zweien Mauern in Kap. 39, 4., bald an das Wasserthor in Neh. 3, 26., bald an das Thalthor in 2. Chrotu TO, 20 u. 32, 6., bald an das Grundthor iii L. Chr. W, 5 denken; vielmehr, wie der Prophet in Kap 7, 2 in ein Thor am Haufe des HErrn treten muß, so auch hier, nur war es dort das Thor zwifchen dem Vorhof des Volks und dem der Priester (I«’ auf dem Grundriß zu I. Stdn. 6, 36), hier aber ist es das Thor, das aus dem äußeren Tempelbezirk nach dem Vorhof des Volks führt (D) und mit Beziehung hierauf Thor des Volks genannt wird. Dort kam es ja darauf an, daß nicht blos das Volk im niederen, sondern auch die Priesterschaft im höheren Vorhof das Wort des HErrn vornehme; hier dagegen hat der Prophet unter dem Thor des Tempels nicht zu reden, sondern zu sehen, sein Reden geschieht erst hernach unter allen Thoren der Stadt. Was er nun unter dem MorgensThor des Tempels (beim herv- dianischen Tempel »die schöne Thiir« Apostg. Z, 2 u. 10 genannt, s. Nr. 9 auf der Ansicht zu Matth. 4, 7) vor sich sehen soll, das ist der Markt im äußeren Tempel- bezirk, dem man dort (wie zur Zeit Jefu im Vorhof der Heiden, der damals die Stelle des Tempelbezirks einnahm seh. L, 14 ff.; Matth. 21, 12 ff) mit Be- dürfnissen für den Tempel und Gottesdienst hielt und fiir welchen denn die Leute aus den auswärtigen Ort- schafteii ihre Verkaufsgliter durch die äußeren Stadt- thore, die Bewohner Jerusalems aber durch das Wasser- thor oder das Grundthor hereinbrachten und so die heil. Ruhe des Sabbathtages in schnöder Weise störten, ohne daß die Könige gegen dies Unwesen einschrittem nach- dem er es gesehen und Augenzeiige des Markthalteiis selber gewesen, muß er nach allen denjenigen Thoren der Stadt sich begeben, wo die Leute ihre Marktwaaren hereinbringem um sie ans frischer That beim Sabbaths- bruch zu ertappen und ihnen vorzuhalten, wie sie, die mit ihren Waaren den Tempel und Gottesdienst zu ver- sorgen vorgeben, mit ihrem Sabbathsbruch vielmehr das Gericht Gottes über den Tempel und die ganze heil. Stadt herbeiführen. Bei dem Treten unter das Thor des Volks ist ausdrticklich hervor-gehoben, daß hier die Könige ein- und ausgehen, also zweimal Gelegenheit haben, bei ihren Tempelbesuchen von der Unsitte Kennt- niß zu nehmen, weil sie mit ihrer Duldung nun das Urtheil über sich verwirken, daß es mit dem davidifchen Königthum iiberhaupt ein Ende nehmen wird. 24. So ihr mich hören werdet, spricht der HErr [dessen Verheißungswort an Salomo nach Erbauung des Tempels I. Kön. 9, 3 ff. ja zur Zeit noch Bestand hat], daß ihr [in schleunigster Abstellung der so lange gehegten und so tief ge- wnrzelten Unsitte und in redlichen griindlicher Um- kehr zu mir und meinem heiligen Gesetz] keine Last traget des Sabbathtages durch dieser Stadt Thore ein; sondern denselbigen heiliget, daß ihr [übe.rhaupt] keine Arbeit an demselbigen Tage thut [Jes. 58, 13; Neh. 13, 15 ff.]; 25. So sollen auch durch dieser Stadt snun nicht mehr dnrch Sabbathsschändung entheiligte] Thore aus: und eingehen lli Köw 3- 7 AUMJ Könige und Fiirsten [s. o. a. Könige mit den ihnen Untergebenen Fürsten oder Großen des Reichs] die auf dem Stuhl Davids fitzen [so daß das Reich in seiner Selbstständigkeit unter einem eige- nen, noch besonderer Verheißungen gewürdigten Königthum sich behauptet], nnd reiten Und fahren beide [Jes. 27, 1 Arm. L] auf Wagen und Rossen, sie nnd ihre Fursten, sammt allen, die in Juda und Jerusalem wohnen Uene sich damit als unabhängige Regenten und Standesherren, diese als freie Bürger beweisendjz und svll diese Stadt ewiglich bewohnet werden. 26. Und sollen kommen aus den Stcidten Juba, und die um Jerusalem her liegen, und ans dem Lande Benjamiiy aus den Gründen svgl. Jos 9, 1 und dazu die Anm.], und von den Gebirgen [4. Mos is, 25 status, und vom Mittag [4. M. 13, 21 Anm.], die dalzur rechten, im Gesetz be- stimmten Zeit als Ausdruck ihres Dankes für alle die Segnungem die sie von mir in ihrem Lande erfahren] bringen Brandopfeh Opfer, Speisopfey und Weihrauch, zum Hause des HErrn [3. Mos. 2(5, 3 g; s. M. 28, 1 ff.; ge, 1 ff] 272 27. Werdet ihr mich aber nicht hören, daß ihr den Sabbathstag heiliget, nnd keine Last traget durch die Thore zu Jerusalem ein am Scibbaths- lage; so will 1ch [in Erfüllung der Strafdrohung i. Kön. 9, 6 ff] ein Feuer unter ihren fvon euch so lange und so schnöde entheiligten] Thoten an- stecken, das die Häuser zu Jerusalem verzehren und nicht geloscht werden soll sAmos 1, 14 f. 5, S; Hof. 8, 14; Hef W, 47]. Die Entheiligung des Sabbathtags durch Alltags- verkehr, im Widerspruch mit dem Gesetz des HErrn, war ein osseiibarer Frevel und Zeichen des Abfalls »von Gott. Freilich kann das Sabbathsgebot von »phar1säi- scher Gesetzlichkeit auch iibertrieben und gemißbraucht werden, wie Joh. B, 10 geschah; aber der Mißbrauch des Gesetzes hebt das Gesetz und den rechten Gebrauch nicht auf, sondern fordert beides nur desto mehr. (Schmieder.) Es giebt iii allen Zeiten gewisse Haupt- suchen, die, wenn sie erkannt werden, zur Urnwendung des Einzelnen und des Volkes führen. Durih die Sab- bathsheiligung wiirde das Volk gezeigt haben, daß es noch das Gesetz als ein göttliches betrachte. (Vilmar.) Von da aus also war noch Rettung möglich; indem aber das Volk alles in den Wind schlug iiiid seine Könige es fiir nichts achteten, was der HErr ihnen sagen ließ, steht die Rede hier als ein Denkmal und Zeuniß da von der Unverbesserlichkeit Judcks und der Notgweudigkeit des nachher hereingebrocheneii Gerichts. Das 18. Kapitel. Wahre Ruhe erhält; Uiibiifzferiiglieii nerdirtit II. V.1—23. ilachdem die vorige Rede mit beidein, zuerst uiit einer iberheißung uiid daiin mit einer Dro- hung geschlossen, so wird nun in der jeht folgenden Rede durch ein Gleiehniß anschanlictj gemacht, wie beides hinßchtlirtz der Erfüllung, ob« es ziir dlerwirlilichiing der verheißnng oder zur Ueruiirkliitfiiiig der Drohung kommt, von dem verhalten des Volkes abhängt, letzteres also kein Recht habe zu meinen, durch seine Verheißung habe der lijGrr sich aiif alle Fälle verbunden, ihiii uiir Gutes zu erweisen, seine Wahrhaftigkeit litte nicht, daß ihm je Unglück widerfährtz es liöiine dariiiu ganz iiiige- schent alie Ermahnung ziir Umkehr von seinen bösen wegen verachten, und brauche aiis des Propheten Lin— liiiudigung heranziehender Strafgerichte sich nichts zu machen, weil ja doch niihts daraus werde; es ist aber das Gleichniß das von einem Töpfer, der auf der Drehsrheilie den Thon zu einem bestimmten Gefäß zu bilden anfängt, doch alsbald, wenn der Thon die von ihm beabsichtigte Forin nicht annimmt, denselben wieder in den vorigen kiluinpeii zusamniendrfickh um ihn niiii zu einem andern Gefäß zii gestalten, und iunß Jeremia anodriirlelirti zu einem Töpfer erst hinausgehen in seine Werkstatt, damit dessen Thau, wodurch er dem Volke des HErrn Jilachtuollkoinmenhrit zum Bewußtsein bringen soll, ihm frisch unter die Jlugen trete W. 1—12). Das Volk läßt aber schlechterdings sich nicht zur Grlienntiiiß der Wahrheit führen; troh seinem ebenso unerhörten als Unnatürlichen Abfall, trotz seinem fo offeußrljtlictj Gottes Gericht heransfordernden Treiben vertraiiet es anf die Eügenredcu seiner falschen Führer und diathgeber nnd verschniött sich gegen denjenigen Propheten, der ihm in Wahrheit des tJGrrn Wort verkiiiidlgn ihn mnndtodt zu Jeremia 17, 27. 18, l-—6. machen (V. 13—-13)· Da kann denn dieser nnr klagen wider das voll: nnd es anlilageii, daß es «den verderben will, der das Verderben oon ihm abwenden wollte; iind solche Anklage gestaltet ßeh von selbst zu einem Gebet iini Zeschlrunigiiug der Gerichte, damit Gottes Gerechtigkeit nnd Wahrhaftigkeit zu Ehren leoninie W. l9—23). 1. Dies ist das Wort, das [einst, wohl noch in den ersten Regierungsjahren des Königs Josa- kimj geschah vom HErrn zu Jeremia, und fee, der HErrI fprach: » 2. Mache dich auf nnd gehe hinab tin das südlich von Jerusalem gelegene Thal Gihon l. K«ön. l, 33 Anna] in des Töpfers Haus [in das des einen von denen, die in jenem thonhaltigen Thal Matth. 27 , 7 ff. ihre Arbeitsstätte haben]; da- selbst will ich dich meine Worte horen lassen. Wir benutzen die Gelegenheit, hier etwas Nähere-s über die gebräuchliehsten Handwerke bei den alten Hebräeru mitzutheilen, soweit es zum Verständnis; der heil. Schrift nöthig erscheint. — Einige Handwerke ein- facherer Art wurden von den Hausvätern (Landwirthen) selbst betrieben, namentlich die gröberen Arbeiten in Holz et» selbst das Bauen der Häuser. Die flir den eigentlichen Lebensunterhalt nöthigen Geschäfte, z. B. das Backen (2. Sam. is, 3), das Weben (2. Mos 35, 25; Sprttchm 31, 24), das Kleidermachen und Schnei- dern auch der Manns-kleidet (Spr. 3l, 21; l. Sam.2, 195 Apostg. I, 39) besorgten die Frauen und Sklaven, und in den späteren Zeiten noch, als sich auch filr diese Beschäftigungen eigene, selbftständige Handwerke gebildet hatten, wenigstens theilweise. Alle Handwerke aber, welche vielerlei, schwierigere Manipulationen und somit ein besonderes Geschick erforderten, wurden früher schon von eignen Personen, die später sich zunftartig zusam- menfchlossen, betrieben. Jn Egypten waren die einzelnen Handwerker in Kasten vereinigt, und der Kastenstolz wurde dadurch sehr ausgebildet, daß die einzelnen Kasten einander uicht neben-, sondern untergeordnet waren. Unter alleii Handwerken dieser Art steht obenan das Metallarbeiten und zwar um deßwillem weil dieses Handwerk das älteste ist, da es auf den Kaiuiten Thu- balkain, den Meister in allerlei Werkzeugen von Kupfer (Erz) nnd Eisen, sich zurückführen läßt (1. Mos. 4, 22), und zugleich das wichtigste flir Ackerbau, Jagd und Krieg. Darum heißt im Hebräischen der Metallarbeiter der Handwerker schlechthin, und erst durch Zusatz« des nichtinetallischen Materials wurden der Steinarbeiter und die Holzarbeiter kenntlich gemacht. Wir be- ginnen soniit die Reihenfolge der Handwerker mit den Metallarbeiterm 1) Die Gold- und Silberarbeitctx Goldene Geschmeide werden schon von Elieler der Rebekka als Brautgescheiike übergeben (1. Mos 24, 22. 53); kostbare Gefäße werden in Nicht. 5, 25; l.Kön. 10,21; Esra Z, It; Esth. 1, 7 erwähnt. Diese Gold- und Silberarbeiter stehen im Dienste Iehovahs mit ihrer Kunst (2. Mos. 37—39; 1. Kön. 6, 21 ff.) bei dem Bau der Stiftshtitte und des Tempels, viel öfter frei- lich in abgöttischem Bilderdienst &c. (2. Was. TO, 23; 3«2, L; Nicht. 17, 4). Ihre verschiedenartigen Arbeiten des Läuterns und Schmelzens iJef. l, 22. 257 Apostg. 19, 24), des Probirens des Gusses (Spritchw. 17, 3), Viischens (Hesek.1, 4. 27; Offb. l, 15; 2, 18), Gießens von Statuen (Jes. 40, 19) und Gesäßen (2.Mos. 25, 12), der Blechbereitung (Jes. 44, 12), der getriebeuektz ex· habenen Arbeit (2. Mos. 25, 31. 363 4. M. 10, 2), des Ueberziehens mit Buch, des Löthens, Schneidens Jn eines Töpfers Hause schaut der Prophet im Sinnbild, was er verkündigen soll. 273 von Goldfäden (2. Mos sit, St, Einsassens von Edel- steinen (2. M. 28, U. 17), Korallen (Hiob 38,18), Perlen (Hohesl. 1, 1()) werden mehr oder minder oft genannt und theilweise in den prophetischen Schriften zu Gleichnifsen des Reiches Gottes benutzr. Ambos, Hammer, Sange, Meifel, Blasebalg, Schmelztiegelwaren ihre Werk- zeuge, Schmelzofen und Schmiede ihre Werkstätten. —- Zl Die Arbeiter in Erz oder Kupfer und Eisen. Die Waffen- und Grobschmiede durften zur Zeit der Unter- drückung durch die Philister nichts arbeiten (1. Sam. 13, 19; Richt Z, 8), um so mehr entwickelte sich dieser Handwerkszweig zur Zeit der Könige. Man fchlug das Erz zu Buch, goß Säulen, Spiegel (1. Kön. 7, 46; Hiob 37, 18), verferti te allerlei Gefäße, Kochtöpse (3.Mos. S, 287 4. M. 16, St; Jer. 52, ist, ferner Waffen, Leim, Panzer, Speer (1. Sam. 17, s; 2. S· 2l, 16), etten (Richt. 16, 2l). -— Schlosser und Kleinschniiede sind wahrscheinlich erst in späterer Zeit aufgekoutmen t2.Kön.24,16; Jer.29,2), obwohl Schloß und Schlüssel schon früher erwähnt werden (Nicht. Z, 25). Stahl- arbeitet sind erwähnt in Nah. 2, (1. — Z) Steinschneiderei (2. Mos. 28, ll fs.; 2l) hatten die Hebräer von den Egyptern gelernt. —- 4) Holzarbeitetu Bildschuitzey Tischler, Zimmerleute, Wagner werden sehr oft erwähnt, ebenso ihre Geräthex große Axt, Beil, Hobel, Zirkel, Rothstift, Säge, Bleiloth, Richtschnur, Setzwage —- 5) Die Steinnietzen (1. Kön 7, 9; Z. K. t2, is; 2. Sam. 5, 1l), auch im Marmorglätten theilweise er- fahren. -— S) Die Maurer (1. Chr. 14, I; 2. Kön. 12, 185 HeseL 13, S) und Tiincher fHes 13, 11)· — 7) Die Ziegler, Fabrikanten von Backfteinen (in Er- mangelung der Baufteine), kommen weniger in Palästina als m Babylonien (1. Mos 11, 3) und Asshrien (Nah. Z, 14) vor, und waren diese Arbeiten den Juden aus ihrer Drangsalszeit in Egypten in unverlöschlicher Er- innerung (·2. Mos. 5, 7); die aiis Lehm nnd Stroh be- reiteten Steine trocknete entweder die Sonne oder man brannte dieselben· im Ziegelofen (2. Sam. 12, II; Fett. 43, 9). — 8) Die Töpfer (Ps. 94, 97 1. Chr. 4, 23; Jes. 29, 16; 45, 9; 64, 7; Hiob 10, 9; Matth. 27, 7. 10; Sir. 38, 32 ff.) sabrizirten Krüge, Flaschen, Töpfe, Schalen, Vecken (namentlich für die Aermeren), sie glastrten dieselben Lzuweilen (nach Spriichtm 26, 237 Sir. 38, 34). , ahrsiheinlich wohnten verschiedene Töpfer in der Nähe des Ziegelthors fTöpsereithors Kap. 19, 2); sie arbeiteten auf der Scheibe, welche aus zwei übereinander sich bewegenden, durch den Fuß in drehende Bewegung gesetzten Platten bestand (Sir. 38, 32). — 9) Glaser werden in der Bibel nicht erwähnt, sondern erst im Talmud, doch darf auf die Bekanntschaft der Juden mit der Glasfabrikation aus dem Verkehr mit Phönizien geschlossen werden; in Hiob 28, 17 wird wahrcheinlich das Glas (nach Andern der Bergkrhstalh erwähnt. Was Luther dagegen in Spriichm 23, 31 mit ,,Glas« übersetzt, ist wahrfcheinlich ein metallener Becher. — 10) Lederarbeiterz Die Geister, wetche wegen des üblen Geruchs ihrer Werkstätte und wegen des meist mit ihrem Geschäft verbundenen Abdeckens nicht sehr geachtet waren , wohnten vor der Stadt an Flüssen oder am Meere (Apostg. 10, 6). Die Schuh— macher erwähnt erst der Talmud, des Pfriemens da- Wen ist schon 2. Mos 21, 6 gedacht. — II) Die eber. Der Flachs wurde in hölzernen Kämmen gehechely der Abfall (Werg) als Zunder (Jes. I, St) enutzt, oder zu Schnüren, Stricca, Seilen geflochten lJos 2, II; l9, s; Richn 15, 13; Pf. 18, 6). Die Wolle wurde gekämmt. Man kannte Rocken, Spindel, Spulen, zog die Faden von der Spule auf den Weber- baum und« wob stehend mit dem Weberfchifslcin den Emschlcig etc! (1. Sam. 17, 7 Aum.). Ewig, Kameeli D ä chs el ’ s Bibelwerb und Ziegenhaare wurden verarbeitet, letztere zu Trauer« kleidern, Gilrteln, Zeltdeckem Die Zelttuchmacher (Apg. 18, 3) hatten als Material die Haare der zottigen eili- zischen Ziege; entweder ein solcher Zelttuchmacher oder ein Zeltmacher war der Apostel Paulus (Apostg. 18, 3). Verschiedeitartige Stoffe durften nicht in einander ge- woben werden« (3. Mos 1l), M; 5. M. 22, 1l), nur die Vuntweberec machte eine Ausnahme; sie geschah durch Einschlag von Golrfäden, blauen und rothen Purpurfädem Carmoisinfäden te. (2. Mos 26, Bis; 27, ; 28, 39; Hesek.16, 10; Pf. 45, 15). Damastweberei betrieben besonders die Phönizier (2. Mos. Les, I. Si; 28, C; 35, 35 2c.) , buntgewirkte Kleider und Teppiche waren alte LuxusartikeL — l2) Die Walkey welche frische Gewebe und getragene Gewänder &c. durch Ein- weichen in Wasser, durch Schlagen und Stampfen in einem Trog, durch Mineralkali und vegetabilische Lange und Asche (von Seifenpslanzen Jer.2,22; Mal. 3,2ec.) eutfetteten, sowie durch Urin und Wallererde reiuigtem Das Geschäft wurde auf dem Walkerfeld im Westen der Stadt am oberen Teich betrieben und war nicht beson- ders angesehen bei den Juden (2. Kön. 18, 17; ,Jes. 7, Z; 36, 2). — 13) Die Färber kommen in der heil. Schrift nicht vor (in Mark. I, 13 ist der »Walker« statt ,,Färber« zu übersetzen), doch erwähnt sie der Talniud. — M) Die Salbenbereiter (2. Mai. so, 25. 35; Pred. 10, l; l. Sam. 8, 13; Reh. Z, 8; Sir. 38, 7) mischten meist seines Olivenöl mit anderen wohlriechens den Oelen und Harzen, Galbanum, Weihranch, Myrrhem Sclavinnen verstanden diese Kunst (1. Sam. s, 13); doch betrieben auch Männer dieselbe (Luther übersetzt an dergleichen Stellen immer ,,Apotheker«). -— 15) Die Båcker besaßen in Jerusalem ihre Straße, eine Art Bazar (Jer. 37, 21). Der Prophet Hosea (7, 4 ff.) erwähnt die Bäckerei als selbstständiges Gewerbe, was dieselbe frtlher nicht war; wohl aber waren die Bäcker schon in Egypten eine abgesonderte Kafte (1. Mos. 40,2: der Oberbäcker ist der Vorsteher der ganzen Kaste). - 16) Die Barbiere kommen schon zu Hesekiels Zeit vor (Hes. 5, 1). — Auch 17) Die Kåsemacher hatten ihr besonderes Quartier (1. Sam. 17, 1 « 2. S. 17, L. . —- 18) Die Schneider endlich kennt die Schrift nicht, sondern erst der Talmud; das Verfertigen der Kleider war eben meist Frauenarbeit. — Die meisten Handwcrke mögen die Hebräer von den Egyptern in der Zeit ihrer Knechtschaft gelernt haben, manche von den Cananitern, den früheren Bewohnern Paläftina’s, die noch theilweis unter ihnen lebten, sowie von den Philistern, die beson- ders kunstvollen aber von den Phöniziern, deren Rath und Hilfe die jiidischen Könige in späterer Zeit sich oft- mals erbaten. Erniedrigend war der Betrieb eines Handwerks durchaus nicht; nur einig; Handwerker waren weniger geachtet, als die anderen. ußer den als folche erwähnten Gerbern und Walkern sind noch hierher ge- hörig die Barbiere, Salbenmacher (wohl wegen ihres etwas ungebundenen Verkehrs mit dem weiblichen Ge- fchlecht) und die Weber. Letztere waren wegen ihrer Armuth und gemeinen Sitte sprichwörtlich. Diese fünf Handwerke durfte nach dem Talinud ein Hoherpriester nicht betreiben; sonst galt die Erlernung eines Hand- weils, auch für die größten Gelehrten, nicht als Schimpß sonder« ais Ehre und Pftjchk kMakr. e, Z; Essig. 18, 3), bis in die spätesten Zeiten des jlidifchen L) s Z. Und ich ging sdem göttlichen Befehl ge- horchend und in gespannter Erwartung, was für Worte der HErr mich werde hören lassen] hinab« in des Töpfers Haus; nnd siehe, er arbeitete eben auf der Scheibe [den beiden hölzernen Platten, A. c. lL Z. 18 274 über welchem Töpfer die Gefäße formen Sir. 38, 32 ff. . 4. Und der Topf, so er aus dem Thon machte, mißrieth ihm unter den Händen kindem der Thon nicht die von ihm beabsichtigte Form anneh- men wollte]. Da machte er [den Thon wieder in einen Klumpen zusammendrückend und die Arbeit von vorn beginnend] wiederum einen andern Topf, wie es ihm gefiel. Z. Da [als ich solchem Thun des Töpfers, wie es mehr als ein Mal vorkam, eine Weile zu- gesehen und dann, worauf es für die folgende Offenbarung hauptsächlich ankam, es mir anfchaulich vor die Seele geführt hatte] geschah des HErrn Wort zu mir, nnd sprach: is. Kann ich nicht auch also mit euch um- gehen, ihr vom Hause Jsrael, wie dieser Töpfer [der den Thon , wenn er nicht zu dem ursprüng- lich beabsichtigten Gefäß gerathen will, schnell zu einem andern umformt]? spricht der HEM Siehe, wie der Thon in des Töpfers Hand knichts ist als ein bloßer Stoff, der über die Gestalt, die er an- nehmen soll, nicht selber zu bestimmen hat, sondern allein der Bildners solche seid auch ihr vom Hause Jsrael in meiner Hand [diese allein hat über euer künstiges Geschick zu entscheiden, daß ich aus euch machen kann, was ich will, und euch zu etwas Anderem formen, wenn ihr mir nicht zu dem ge- rathet, wozu ich ursprünglich euch habe bilden wollen]. Das Symbol veranschaitlicht trefflich die widerstands- lose Hingabe des Volks in die freibildende Hand Gottes, der unermüdlich beschäftigt ist, nach mannigfaltig miß- rathenen Versuchen ein Gefäß der Ehre aus ihm zu Stande zu bringen. Beuge deinen Stolz, o Mensch, der du wähnesh dein Leben zu einem dir wohlgefälligen Kunsterzeugnisse zu formen, und nicht bedenkst, wie du nur ein Topf auf der Drehscheibe Gottes bist, den er umgestalteh wann und wie er will. (Umbreit.) Diese Stelle kann man nicht mit Recht gebrauchen, um die Freiheit des menschlicheii Willens zu leugnen; denn von dem Lenken der Herzen durch Gottes Geist ist hier überhaupt nicht die Rede, sondern davon, daß der HErr durch seine früheren Drohungen oder Verheißnn en nicht gebunden ist, den Menschen Glück oder Unglü « zu sen- den, Gefäße des Leidens oder der Freude ans ihnen zu machen, sondern daß er die Gestalt ihres Geschickes ändern kann, wie der Töpfer die Gestalt des Thones ändert, den er noch unter den Händen hat. Die Stelle Röm. 9, 21 behandelt, allerdings auch unter dem Bilde vom Töpfer und vom Thon, eine ganz andre Frage. (Schinieder.) 7. Plöhlich [wie wir jetzt sagen: Bald—- bald V. I] rede ich [durch den Mund eines meinerProphetenswider ein Volk und König- reich [wie z. B. wider das zu Ninive durch den Mund des Jona I, I ff.; s, as, daß ichss auslrotten, zerbrechen und verderben wol e. 8. Wo sich’s aber [auf solche Strafan- drohung hin, wie die Leute zu Ninive thaten Jeremia 18, 4—21. Jon. Z, 5 ss.; Matth. l2, 41] beichtet non seiner Bosheit sdas Volk und Königreich näm- lich], dawider ich rede, so soll mich auch renen [1.Sam.15,11 Am. 11 das Unglück, das ich ihm gedachte zu thun [denn nicht um das Unglück, sondern um die Bekehrung ist mir’s zu thun gewesen Heseh 18, 23]. I. Und sebenso kann anch der umgekehrte Fall eintreten:] plötzlich rede ich von einem Volk und Köuigreih daß ich’s bauen und pflanzen sKaps l, 10] wolle. 10. So es aber [wie z. B. das Haus Jsrael V. 61 Böses thut vor meinen Augen, daß es mei- ner Stimme nicht gehorcht [die durch gnädige Ver- heißung zu desto größerem Eifer im Gutesthun es hat reizen Zvollens so soll mich auch renen das Gute, das ich Ihm verhetßen hatte zu thun sich bin durch die ausgesprochene Verheißung keineswegs verpflichtet, wie das Haus Jsrael meint, ihm Gutes zu thun, ob es seinerseits gleich Böses thut vor mei- nen Augen]. Wie der Töpfer, wenn das Gefäß die zuerst beab- sichtigte Gestalt nicht annimmt, ihm eine andere Gestalt giebt, so ändert auch Jehova seinen Rathschluß, je nach- dem sich fein Geschöpf seinem Willen ftigt oder ihm toiderstrebi. Die Kuudgebung seines Willens durch seine Propheten ist daher stets nur eine bedingte: hat er auch einem Volke Unglück und Verderben angektindigh so kann doch die Umkehr dieses Volks von seinem bösen Wege auch diesen Beschluß wieder rückgängig machen; und hat er auch einem Volke Glück und Heil verhetßem so kann doch das böse Thun und der Ungehorsam des Volkes ihn veranlassen, diese Verheißung wieder zurück- zunehmen, sich das Beschlossene gereuen zu lassen. (Graf.) 11. So sprich nun sum an dem Hause Jsrael, das meine Verheißung gemißbraucht und für einen Freibrief zu allem Bösen angesehen hat, den umgekehrten Weg, auf dem es uoch gerettet werden könnte, den der Strafandrohung V. 7 f. zu versuchenj zu denen in Juda, und zu den Bür- gern zu Jerusalem [wie denn das dein eigentlicher Beruf von Anfang an gewesen ist Kap. 7, 1 ff; 25, 1 ff; 26,.1 ff.]: So spricht der HEm Siehe, ich bereite euch ein Unglück zu, und habe Gedanken [des Strafenss wider euch; darum lweirs ja noch möglich ist, mich dahin zu bestimmen, daß ich mich renen lasse das Unglück, das ich ench ge- denke zu thun] kehre sich ein jeglicher von feinem bösen Wesen, und bessert euer Wesen und Thun. 12. Aber sie [auch diesen Heilsversuch an ihnen von Haus aus mit ihrer frechen Entschlossen- heit zu Schanden machend] sprecheu [so oft ich, der Propbet, nach des HErrn Weisung zu ihnen rede]: Da wird nichts aus ldaß wir uns von unserm bösen Wege kehren und unser Wesen und Thun bessern sollten Kuh. 6, 16]; wir Wollen [vielmehr nach wie vor, unbekümmert um Gottes Gedanken V. u] nach unsern Gedanken wandeln [Jes. 65, 2], nnd ein jeglicher thun nach Gedunken ihres bösen Der HCrr ändert seinen Rathschluß, je nachdem sein Geschöpf sich gegen ihn verhält. 275 Herzens [vergl. den Schluß der Bemerk. zu— Jes. 28, 15]. is. Darum spricht der HEm Fragt doch unter den Heiden, wer hat je desgleichen gehöret, daß [unter ihnen ein Volk, wie] die Jungfrau Israel [Kap. 31, 4. 21; Am. 5, 2., von der man doch nach dem hohen Stande ihres Berufes zur Verlobten des einigen wahren Gottes am mei- sten Zucht und Treue erwarten sollte] so gar greu- lich Ding thut sund seine Götter in eben so fchnö- der Flleise verläßt, wie sie den ihren Kap. 2, 10 f. «; 14. Vleibtdoch der Schnee [obgleich an sich so wandelbar und schnell vergänglich] länger auf den Steinen im Felde [liegen], wenns vom Liba- non herab schneiet [Ps. 133, 3., als Jsraels Treue gegen mich anhält]; und das Regenlvasser [der GEeßbächeJ verschießt nicht so bald, als mein Volk mein vergißt. 15. Sie riiuchern den Göttern [diesen nich- tigeii, auf blos rnenschlicher Erfindung oder Ein- bildung beruhenden Wesens nnd richten [was die Führer und Regierer des Volks betrifft] Aergerniß an auf ihren Wegen [die sie mit ihrer Lehre und eigenem Vorgang weisen] für nnd für, und gehen swas die Gefährten und Regierten betrifft] auf nn- gebahnien Straßen [von denen man von vornher- ein fchon wissen könnte, wohin sie schließlich führen Sprüchw. 12, 28], Its. Auf daß szwar nicht ihrer Absicht und Meinung nach, wohl aber gemäß dem von mir beschlossenen Strafgericht, das sie muthwillens her- aufbeschwörens ihr Land zur Wüste werde, ihnen zur ewigen Schande, daß, wer vorüber gehet san der Stelle, wo Jerusalem einst gestanden, wenn er nun die Trümmer siehet], sich vertvnndere nnd den Kopfschütiele [Kap. 19, 8; 22, 8 f.; Klagel.2, 15 f.; 1. Kot» 9, 8 f.]. 17. Denn ich will sie durch einen Ostwind cKap. 4, 11 f.; 13, 241 zerstreuen vor ihreii Feinden; ich will ihnen [in gerechter Vergeltung dessen, was sie mir gethan Kap. 2, 271 den Riicken nnd nicht das Antlitz zeigen, wenn [der Tag kommt, da] sie snun in Ausführung des ihnen gedräueten Unglücks] verderben. 18. Aber sie sprechen [so oft ich von diesem Tage des über sie kommenden Verderbens rede, in- dem sie lieber sich meiner Person zu entledigen suchen, als daß sie sich rathen ließen, wie sie dem Verderben entrinnen mögen , unter einander]: Kommt, nnd laßt uns wider Jeremia rathsehlagen swie wir diesen lästigen Propheten los werden kön- nen, der immer so ganz andre Meinungen und Ansichten vorträgt, als die von unsern berufs- mäßigen Führern und Regenten uns an die Hand gegeben werden Kap. 8, 8 ff» nnd was diese sagen und bezeugen »ist doch gewiß das Richtige]; denn die Priester lonneu nicht irren im Gesetz sdaß sie je dasselbe falsch deuten sollten] , und die Weisen sdes königlichen Staatsrathes] können nicht fehlen mit Rathen [daß die von ihnen befolgte Politik eine verderbliche sein sollte], nnd die Pro- pheten sdie uns des HErrn Wort verkündigen, wie wir’s gern haben Kap. s, 13 f.] können nicht unrecht lehren [daß ihre Weissagnng auf Täuschung beruhen sollte]. Kommt her, laßt uns ihn sden Jeremia, der da mehr gelten will als unsre Prie- ster, Weisen und Propheten] mit der Zunge todt- schlagen sindem wir ihn einen Wäscher und Lügen- propheten nennen Kap. 5, 13], nnd nichts geben auf alle seine Rede! Um dem Prophetenwort zu entgehen, steiften sich die Juden auf die göttliche Einsetzung und das Alter des Priesterthums, gleichwie die Papiften gegen alles Zeugniß der Schrift sich hinter den Schild verbergen: die Kirche kann nicht irren; der Papst, die Bischöfe, die Geistlichen stellen die Kirche dar und sind die Nachfolger der Apostel, deren Geist ste haben. ,,So machten es die Juden: Sollte dieser einzelne Mann austreten, sprachen sie, und das Maul aufsperren wider Gottes« Wort und Verheißung, daß dies göttliche Königreich , Priesterthum und auser- wählte Volk follte also hingeworfen werden, daß ein fremder, gottloser König sollte den Tempel und die Stadt fchleifen und alles hinwegführen? Auf dem Sinn blieben sie steif und höreten nicht auf, den Propheten um solche Predigt zu verdammen und zu verfolgen, bis sie dar- über hingingen und der Glaube ihnen in die Hände kam. Also ist es den lieben Propheten allezeit gegangen, daß ste wohl zerplaget wurden mit dem Schein und Namen der Kirche und des Volkes Gottes; denn fie haben allezeit ihnen damit widerfprocherr. (Luther.) 19. HErr, lwenn so die Leute in Beziehung auf das in deinem Namen von mir ihnen ver- kündigte Wort sagen: wir haben nicht Acht auf seine Rede, und trachten nun mich zu ver- derben, so] hab [du desto mehr] Acht auf mich sdaß du mich nicht lassest ihren Anschlägen unter- liegen], und höre die Stimme meiner Widersacher ses an ihnen heimzufnchem was sie reden]. 20. Jsrs recht, daß man Gutes mit Bösen: vergilt? [Das aber thun die Leute in Beziehung auf mich.] Denn sie haben szuni Dank für .alle Liebe, die ich ihnen entgegeUgebrachtJ meiner Seele eine Grube gegraben. kmich heimlich umd Leben zu bringen Pf. Bd, 7]. Gedenke doch, wie [manch- mal] ich [mit Fürbitte für sie] vor dir gestanden bin, daß ich ihr Bestes redete, nnd deinen Grimm von ihnen wendete [Kap.7,16; 11,14; 14, 7ss.; wie aber hätte ich mehr Gutes ihnen erweisen können? und dafür lohnen sie mir mit tückischen Anschlägens 2l. So strafe nun swie du ihnen so oft durch mich hast androhen lassen] ihre Kinder mit Hunger nnd laß sie sihre kriegstüchtigen Männer] in’s Schwert fallen, daß ihre Weiber ohne Kinder und [durch ihren, der Männer Verlust] Wittlven IS« 276 Jeremia 18, 22. 23. 19, 1-—15. seien, und ihre Männer zu Tode geschlagen und ihre junge Mannschaft im Streit durchs Schwert erwiirget werden; 22. Daß ein Geschrei and ihren Häufern ge- höret werde, wie du piöhlich habest Kriegsvolt über sie kommen lassen. Denn sie haben eine Grube gegraben, inich zu sahen, nnd meinen Füßen Stricke gelegt lsie zu Fall zu briiigen]. »23. »Und weil du, HErr,» weißt alle ihre An- fchlage wider mich, daß sie uiich todten wollenz so vergieb ihnen ihre Missethat nicht, nnd laß ihre Siinde vor dir nicht ausgetilget werden [Ps. 109, I4]. Laß sie vor dir gestürzt werden, und han- dele mit ihnen nach deinem Zorn [vg1. die Bein. zu Kap. 11, 23]. Der Prof-eher, der sonst für die Sünder gebetet (V. 20), dem Gott mehrmals die fernere Fürbitte ver- boten hatte, ziirnet nun auch von Herzen über die Sünder; denn er erkennt, daß ihre Sünde Todfiinde, unheilbare Verstockung ist. Und doch jammerts sein Herz im Verborgenen (Kap. is, 17). Ob bei diesem . heiligen Zorn, der in Gottes gerechtes Gericht einstimmt, « auch etwas Menschliche-s mit untergelaufen, das mögen wir dem Herzensktindiger überlassen, auf das; wir nicht als Splitterrichter erfunden werden. (Schmieder.) Nun war endlich dem Jeremia die Sache völlig klar gemacht; nun konnte er Ja und Amen zu den unwiderruflichen Drohungen über Juda und Jerusalem sagen. Jhre Antwort: Da wird nichts aus (V. 12) und ihre trotzige Feindseligkeit wider Jeremias selbst machten ihm nach langem Predigen und Flehen klar, daß sie der mißrathene Topf seien, den der HErr von Nechtswegen zerbreche, und das Königreich, das er von Rechtswegen verderbe. Er vereinigte also seinen Willen mit dem Willen Gottes und fprach selbst das Urtheil aus, das bei dem HErrn schon vorher beschlossen war. (Roos.) — Bis dahin hatte Jeremias die Bosheitssiinden der 2 Juden sich immer noch nicht so entfetzlich vorgeftellt, wie sie waren , bis er es gegen fich selbst erfuhr , und dem HErrn ganz beiftimmen mußte. Stimme du auch so von Herzen den Urtheilungen und Drohungen Gottes gegen die beharrlich und boshaft Ungläubiaen bei, und wolle nicht in falscher Weise und gegen Gottes geoffen- bartes Wort barmherzig gegen solche sein! (Richter.) Das 19. Kapitel. Zerstörung Jerusalems mit Zerbreohung des irdenen Jirugs neigt-bildet. III. v. 1—t5. Zu demselben Töpfer, bei wein-ein der prophet zu Anfang des vorigen Lauitrls siih zuvor durch den Augenschein von der wunderbaren Leirhtiglirih niit welcher ein solcher Handwerker auf der Siheibe dru Thon gestaltet, überzeugen mußte, ehe ihm das Wort des tsTrrn zu Theil ward, welches er dem dlollie vorzu- halten hatte, wird er hier abermals gesendet, daß er einen irdenen Krug von ihm hause; in Gegenwart der Kelteäen des volles und der Priester, die er mit sieh genommen, muß er dann hinabgehen in das Thal sen— tjinnom nach der Grenelstätte Thopheth, wo drin stiolokh uon den Königen Snda Aiiideropfer gebracht worden End, und selbige Stätte niit dem Uamen Würgethal unter Beziehung auf das, was dort geschehen werde, belegen, darauf aber den Krug unter dem Gottrssiirnnzu »So will ich dies Voll: nnd diese Stadt auch zerbrechen« in lauter Scherbrn zersihrllen (V. 1—-13). Zins dem Thal im Süden der Stadt jetzt nach dem Vorhof des Tempels zurückgekehrt, wiederholt Sereniia vor dem gesammtrn voller, was er dessen Vertretern vorhin hat sagen müssen, in aligeliürzter Form (V. 14 n. 15). l. So spricht der HErr [zu mir]: Gehe hin [in des Töpfers Haus Kap. 18, 2], und cause dir einen irdenen Krug vom Töpfers« sgehe aber dies Mal nicht allein dahin, sondern] sammt etli- cheii von den Aeltesten des Volks und von den Aeltesieti der Priester [die du zuvor zu Zeugen nehmen sollst dessen, was dn thust, ehe du dann mein Wort ihnen verkündigst]; 2. Und gehe snachdem der Krug gekauft ist] hinaus in’s Thal BenaHinnoni [1. Kein. 1, 33 Anm.], das vor dem Zicgelthor [genauer: Töpfe- reithor, wohl einerlei mit dem Mist- oder mit dem Bruimenthon f. den Carton zu Karte l1l n. Reh. 2, 13 f.] liegt; und predige daselbst [vor den dich begleitenden Arbeiten] die Worte, die tch dir sage, Z. Und fprich: Höret des HErrn Wort, ihr Könige Juda und Bürger zu Jerusalem [Kap. 17, 20]; so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Siehe, ich will ein solch Unglück über diese Stätte gehen lassen, daß, wer es hören wird, ihn! [wie von einem schrillen, entfetzlichen Ton] die Ohren klingen sollen U. Sam. Z, u; 2. Kote. 2i, 12]; 4. Darum, daß sie mich verlassen, und diese Stätte einem fremden Gott gegeben haben, und andern Göttern drinnen geräuchert haben, die weder sie, uoch ihre Väter, noch die Könige Jnda gekannt sBeweife ihres Daseins und ihrer Macht in Wohlthaten und Hilfleistungen von ihnen em- pfangen] haben; und haben diese Stätte voll nn- fchuldiges Bluts gemacht [Pf. to, 6; 37 f.]. Z. Denn sie haben dem Baal Höhen gebauet, ihre Kinder zu verbrennen dem Baal zu Brand- opfern, welches ich ihnen weder geboten, noch da- von geredet habe, dazu in mein Herz nie kommen ist» [Kap. 7, 31]. V) Wenn der Mensch nur ein platonischer andau- rhropos wäre und in keinem Fleische wohnte, sondern nur eitel Geist und Seele wäre, wie ihnen die Schtvenb selder einen folchen iuwendigen Menschen träumen, so « bedürften sie solcher sichtbaren Zeichen nicht; weil aber der Menfch von Leib und Seele besteht, so gebraucht Gott neben dem heil. Geist auch der Worte und der Sacramente und anderer eichen. (Cramer.) So lange Juda noch mit weichem T on verglichen werden konnte, hätte uoch ein Gefäß der Barmherzigkeit daraus wer- den können; aber der harte, gebrannte Thon ist unwi- derruflich ein Gefäß des Zorn, das zerbrochen wird, dessen Scherben zerstreuet werden bis in ferne Lande. (Schmieder.) — VI) Was Ich, der wahre, einige Gott, nie filr meinen Dienst beansprucht habe, das ließen sie willig den selbsterdichteten Göttern, die ihnen doch nichts Die Zerstörung Jerusalems durch Zerbrechen eines irdenen Kruges vorgebildet. 277 nlitzen können. »Der Teufel treibt die, so Gott und sein Wort verachten und verlassen, zu erfchrecklichen Sünden« is. Datum sum hier die in Kap. 7, 32 f. ausgesprochene Weissagung zu wiederholen] siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HErr, daß man diese Stätte nicht mehr Thophelh noch das Thal Ben-·Hinnom, sondern svon der Menge der daselbst Ercvürgten V. II] Würgeihql heiße« wird. 7. Denn ich will den Gottesdienst Juda und Jerusalem, dieses Orts, [den von Juba und Jeru- salem an diesem Ort angerichteten gteulichen Got- tesdienst V. 4 f· auch an diesem Ort] zetstöreitf nnd will sie dnrelys Schwert fallen lassen vor ihren Feinden unter der Hand derer, so nach ihrem Leben stehen, und will ihre Leichname den Vögeln des; Himmels und den Thieren auf Erden zu fressen ge en; 8. Und will [in Ersüllung der Drohung s. Inn-s. as, se; s. M. 29, 2-2 ff.; i. Kein. g, 7 f.] diese Stadt wüste machen nnd zum Spott, daß alle, die vorüber gehen, werden sich verwun- dern über alle ihre Plage, und ihrer spotten. i9. Jch lvill [in Erfüllung auch des Worts in 5. Mos 28, 52 ff] sie lassen ihrer Söhne und Töchter Fleisch fressen, und einer soll des Andern Fleisch fressen, in der Noth nnd Angst, damit sie ihre Feinde und die, so nach ihrem Leben ]stehen, bedrängen werden [Klagel. T, 20; 4, 10 . 10. Und dn sollst [nachdem du solches, wie in V. 6—9 angegeben, gesprochen] den Krug zer- brechen vor den Männern, die mit dir gegangen sind« [vor den Aeltesten V. 1]; 11. Und sprich zu ihnen: So spricht der HErr Zebaolh: Eben wie man eines Töpfers Gefäß zerbricht, das nicht mag wieder ganz wer- den, so will ich dies Volk nnd diese Stadt auch zerbrechen; nnd sollen dazu im Thopheth begraben werden, weil sonst kein Raum fein wird zu be- graben [Kap. 7, 32]. » 12. So will ich mit dieser Statte [Jerusalem], spricht der HErr, und ihren Einwohnern umgehen, daß diese Stadt werden soll, gleichwie Thopheth sein ,,Ort des Abschens«]. 13. Dau sollen die Häuser zu Jerusalem nnd die Häuser der Könige Juda eben so unrein werden, als die Stätte Thopheth; ja, alle Hausen da sie auf den Dächern s5. Mos M, 8 Anm.] geräiichert haben allem Heer des Himmels, und andern Göttern Trankopfer geopfert haben [2. Kön. 23, 12; Kur. 7, 18]. «) Jm ebr. heißt es: den Rath Juda u. Jeru- salem; die ropheten heißen gemeiniglich Abgiitterei und falschen Gottesdienst »vergeblich, eitel Ding« (vgl.Matth. l5, 9), item »der Gottlosen Rath und Lehre« (Ps. 1,1) — bemerkt Luther zur Begründung seiner Uebersetzung; doch kann man auch unter dem ,,Rath Juda und Jeru- salem« die Hoffnungen und Gedanken über die Zukunft verstehen, die man sich aufGrund der Weissagun der falichen Propheten (Kap. is, IN) machte, diese wi der HErr ausgießen, wie es im Grundtext rviirtlich statt »Ur-stören« heißt, und indem der Propbet bei diesem Wort mit dem Kruge die Geberde wirklich macht, wie wenn man eine Flasche ausgießh spricht er damit aus, daß alle jene Hoffnungen und Gedanken an diesem Ort sollen hingegossen werden wie Wasser, daß Juba und Jerusalem nun ganz rathlos sein werden. IV) Es ist dies die zweite Stufe der sinnbildlichen Handlung; der ortschritt besteht darin, daß durch das Zerbrechen des rugs der völlige Untergang von Stadt und Volk und durch das Hinwerfen in’s Thopheth das Wtist- und Unreinwerdem mit andern Worten das selbst zum Thopheth Werden der heil. Stadt fymbolisirt wird. 14. Und da Jeremia wieder von Thophelh [im Thal BervHinnoms laut, dahin ihn dek HGtt gesandt hatte zu weissagen [V. 2], trat er in den Vorhof am Hause des HErrn swohl in das Thor zwischen dem äußeren und inneren Vorhof, wie in Kur. 7, 2], nnd sprach zu allem Volk sdas im Vorhof zum Gottesdienst versammelt war]: 15. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Siehe, ich will aber diese Stadt und uber alle ihre Stadte alle das Ungluck kommen lassen, das ich [so oft und so lange] wider sie ge- redet habe sum sie zur Buße und zur Umkehr zu bewegen, wodurch dasselbe noch hätte abgewendet werden können, nun aber wird’s eintretenfx da- rum, daß sie halsstarrig sind, und meine Worte nicht horen wollen [Kap. 17, 23]. Gott nennt sich einen Gott Jsraels, weil er ein besonderes Recht an Israel durch seine vielen Wohl- thaten sich erworben, welches auch die Juden, ob sie gleich von ihm abgefallen waren, nicht aufheben konnten. (Berleb. Bin) Mit Halgstarrigkeit und Ungehorsam gegen göttliche Drohungen richtet man nichts aus , son- dern macht, daß Gott solche nur mehr und mehr schärfer. (Schmid.) Das 20. Kapitel. Jeremia nerlkiiindiget die tgefangenschast in Rahel; klagt über sein Amt und rgeburtstazx IV. b. 1—l8. dahin, der Qberanfseher des Tempeln, der selber eitler jener lieileverleündeiiden falschen pro· pheten war, die das votli in seiner verderblichen Sicher- heil erhielten Gan. 7, 4), hat die warte des Ieremia, die er in! Vorhof des Tempels redete Gan. 19, 14 f.), mit angehört; er nimmt ihn fest als einen, der durch seine Drohungen sieh frevelhaft an dem tjeiiiglhnm deo ijixrru vergangen, läßt ihn wie einen gemeinen Wisse— thiiter schlagen nud in den Block legen, am folgenden Tage aber will er ihn ans seiner hast wieder frei geben. Da vertiündigl der Propbet seinem die-folget dae ihn! noch besonders bevorstehende Gericht (U.1-—6). dinn aber Iereniiag wieder allein ist, schüttet er sein angesochtenez bedrängten und bedrsimten Herz vor dem tjErrn ans, das sich versucht fühlt zu wünschen: ach, hättest du nimmer den Beruf eines Propheten auge- 278 Jeremia 20, 1——9. uomment W. 7—13) ja, die Anfechtung steigt so horh, daß er sogar den Tag seiner Geburt oerflncht W. 14—18); aber er erzählt dao als einer, der auch diese schwerste Knfemtuug bereits überwunden hat und ihrer Herr ge— worden in. 1. Da aber Pashny ein Sohn Immer, des Priesters [ein Glied dieser Priesterklasse I. Chron 25, 14., also nicht von den in Esra L, 38 ge- nannten Kindern Pashur], so zum Obersten im Hause des HEtrn lzum Oberaufseher des Tempels] geset war,* Jeremia hörete solche Worte tvei agen; 2. Schlug er den Propheten Jeremim nnd wars ihn in das Gewölbe [bcsser: in das Stock- haus 2. Chron. 16, 10 Anm.] unter dem Oberthor Ben1am1n, welches am Hause des HErrn ist«· V) Dieser Pashur findet sich nur hier erwähnt (ein Anderer ist der in Kap.21, l; 38, 1 u. 1. Chrom 10, 12 genannte Sohn Malchia —- allenfalls könnte der Vater des Gedalja, der auch Pashur hieß Kap. 38, 1., einerlei mit dem hier erwähnten sein); er gehörte zu derjenigen von den 24 Priesterklassen, die nach Immer benannt (Esra 2, 37), und bekleidete das Amt eines Vorftehers der Aufseher des Tempels. Daß er als folcher einen sehr· hohen Rang hatte, geht daraus her- vor, daß der Priester Zephan1a, der später dieses Amt bekleidete (Kap. 29, 26), in Kap.52, 24 als der Nächste nach dem Hohenpriester genannt wird; er gehörte somit zu jenen Fürsten des Heiligthums (Jef. 43, As) oder Obersten unter den Priestern (2. C . 36, l4), die den Unter ang des Staates und Heiligthums mit verwirkten. Die beraufsicht über den Tempel gab dem Pashnr eine bestimmte polizeiliche Gewalt und ein Strafrecht, welches er an Jeremias ausübtez und zwar ist die Be- handlung, die er diesem widerfahren ließ, genau dieselbe wie die, welche später (Apostg.16, 22 ff.; 35 ff.) Paulus und Silas von Seiten der Hauptleute zu Philippi zu erleiden hatten. Er schlug ihn, d. i. er ließ ihm Streiche geben, vielleicht nach der Vorschrift: 5. Mos. 25, 3 (vgl. 2. Cur. 11, 24), und ließ ihn dann bis zum folgenden Tage in das Gefängniß werfen, wo feine Füße in den Block gelegt wurden. (Graf.) Jn diesem hervorragenden Priester repräsentirt sich der Gipfel der Unverbesserlichkeit des Volks: man will die Weissagung nicht hören, es soll nicht geweissagt werden von dem Ende. Der Prophet ist auch das Vorbild fiir alle die im Reiche Gottes, welche zum Voraus die Schauer des Untergangs empfinden müssen. (Vilmar.) VI) Der Tempel stund einestheils auf dem Grunde des Stammes Juba, anderntheils auf dem Grunde des St. Benjamin (vgl. Jos 15, 5 ff. mit 18, 15 ss.), sagt Kimchi; das hier genannte Oberthor Venjamin, welches durch die Bezeichnung »am Hause des HErrn« von dem Stadtthore Benjamin (Kap. z7, 137 38, 7) unterschieden, durch den Beisatz des »obern« aber als zum oberen oder inneren Vorhof gehörig näher bestimmt wird, ist allem Anschein nach einerlei mit dem hohen, an der Nordseite des inneren Vorhofs befindlichen Thor am Hause des gErrn (vgl. den Grundriß zu 1. Köm 6, 36: G-), wel- es der önig Jotham größer und schöner wieder her- estellt hatte (2. Köm 15, Bis) und das nun in Kap. 6, 10; 36, 10 das »neue« Thor heißt (nach 2. Kön. 12, 9 fand sich dort das Volk besonders zahlreich im Tempel ein, daher auch dort die Opferftöcke angebracht waren). 3. Und da es Morgen ward, zog Pashnr Jetemia aus dem Gewölbe sdaß er nun seines Wegs gehe, wohin er wolle, jedenfalls aber nicht wieder in dieser Weise wider den Tempel und Altar und wider die heil. Stadt und Gottes Volk rede]. Da sprach Jeremia zu ihm: Der HErr heißt dich nicht Pashur Ivielleicht s. v. a. Wohl- befinden oder Freude ringsherL sondern Magur [d. i. Furcht oder SchreckeUJ Um und Um lhebkx mager missabib Kap. S, 25]. 4. Denn so spricht der HErrx Siehe, ich will dich [zuerst] sammt allen deinen Freunden in die Futcht geben sdaß ihr cuch beständig eures Lebens erwegen müßt Weislx 17, 15], und sollen fdarnach deine Freunde] fallen durch das Schwert ihrer Feinde; das sollst du mit deinen Augen sehen [und so noch ferner in fortwährender Angst schwe- ben"]. Und will das ganze Jnda in die Hand des Königs zu» Babel übergeben; der soll sie [theilweis] wegfuhren gen Babel, und ktheilweisj mit dem Schtvert tödten [2. Kaki. 25, 20 f.]. 5. Anch will ich alle Güter dieser Stadt, sammt allem, das fte gearbeitet [sich erworben haben], und alle Kleinodien, nnd alle Schcige der Könige Juda lJes. 39, s] in ihrer Feinde Hand geben, daß sie diefelbigen rauben, [mit sich] nehmen und gen Babel bringen. 6. Und du, Pashnr, follst mit allen deinen Hausgenossen gefangen gehen und gen Babel kom- men; daselbst sollst du lnachdekn alles, was ich im Namen des HErrn geweissagh sich erfüllt hat] sterben nnd begraben werden sammt allen deinen Freunden, welchen du Lügen predigest [und die etwa mit dem Leben einstweilen noch davon ge- kommen warens. «) Die Bedeutung dieses Namens ist ziemlich dunkel. Luther erklärt sie so: »Pashur kommt her von pas, d. h. breit, und hur ist weiß; magur heißt Furcht. So verkehret nun Jeremia dem Pashur feinen Namen, als wollte er sagen: du sollst nicht so groß, breit und weiß einhergehen, wie dein Name lautet, sondern Furcht nnd Schrecken soll um dich her sein, daß es enge und fchwarz genug um dich sei.« Das letztere nun trifft völlig zu: Pashur wird zu einem »Magur um und um« gesetzt, zu einem, der immer von allen Schrecken um- ringt ist, aber gerade dadurch, daß er vom Schreckliclk sten selber nicht erreicht wird, sondern zuletzt nach Babel abgeführt wird, um erst dort zu sterben, daß er zusehen muß, was Andern widerfährt, aus den Qualen der Angst nicht herauskommt. Das-gegen ist für Pashur die oben angegebene Deutung: » ohlbesinden (eigentlich: Ausbreitung) oder Freude rings umher« wohl entspre- chender, da der Mann als falscher Propbet dem Volke soviel von beständigem Frieden und unerschlltterlichem Wohlbefinden predigte. — «) Pashur’s Strafe besteht darin, daß er den entsetzlichen Jammer miterdulden und mit ansehen muß, ohne sterben zu können; er ist ein Vorbild des ewigen Juden. (Nägelsbach.) Wie sich in der Christenheit die Sage gebildet hat, daß der Lieb- lingsjünger des HErrn nicht sterbe (Joh. 21, 23 ff.), so finden wir als Gegenbild davon von einem Feinde Jeremia wird vom Oberaufseher des Tempels getnißhandelt 279 des Erlöfers, der bis an’s Ende der Tage, von Unruhe des Gewissens umhergetrieben, zu einer ewigen Wan- derfchaft verurtheilt ist bis zur Wiederkunft des HErm Diese Sage vom ewigen Juden erscheint, wie alle Sagen, unter verschiedenen Gestalten und in verschiede- nen Faffungen. Der älteste christliche Schriftsteller, der sie erwähnt, ist der Benediktiner nnd englische Chronift Matth. Parisius(-s-1259). Nach der Erzählung, die er aus dem Munde eines armenifchen Bischofs haben will, dem felbst wieder der ewige Jude seine Geschichte erzählt habe, hieß dieser erst Cartaphilus und war Pförtner des Palastes, im Dienste des Pilatus. Als nun die Juden den zum Tode verurtheilten Christus aus dem Palast fchleppten, versetzte ihm der Pförtner unter dem Thor einen Schlag mit der Faust in den Nacken, und sprach spottend zu ihm: »gehe hin, Jesus! immer· gehe schneller, was zögerst du?« Jesus sah sich nm mit strengem Blick und sprach: ,,ich gehe, du aber sollst warten, bis ich wiederkomme« Der· Pförtner war damals etwa 30 Jahr alt, aber alle Mal, wenn er wieder 100 Jahr zurückgelegt hat, wird er von einer unheilbaren Schwäche ergriffen und fällt in eine Ohn- macht; dann wird er wieder gesund und lebt wieder auf und kommt wieder in das Alter, das er zu jener Zeit hatte, da er an dem HErrn sich vergriff. Carta- philus ward in der Folge von Ananias getauft und er- hielt von da den Namen Joseph, was Veranlassnng gab, feine Gefchichte auch mit der des Joseph von Ari- mathia zu verwirren. Er führte als Christ ein from- wes, strenges Vitßerlebely in der Hoffnung, dereinst be- gnadigt zu werden. Der Schanplatz dieses ewigen Juden ist der Orient, namentlich die beiden Armenien. Anders gestaltete sich die Sage im Abendlande. Hier geschieht des ewigen Juden erst Erwähnung im 16. Jahrh., und zwar tritt er hier unter dem Namen Ahasverus auf. Er soll zuerst 1547 in Hamburg, bald darauf in Danzig, dann zu verschiedenen Malen in andern Städten in und außer Deutfchland gesehen worden sein; er fiel durch seine alterthijmliche Tracht nnd fein seltsames Benehmen auf. Aus seinem eigenen Munde will Dr. Paulus von Eigen, Bifchof von Schleswig, Folgendes vernommen haben: Ahasverns lebte zur Zeit Christi als Schuster in Jerusalem und war einer von denen, die am lautesten in das ,,Kreuzige« einftimmtem Als dann Jesus zur Schädelfiätte hinan-s- gefiihrt wurde, führte der Weg an des Schusters Hause vorbei; ermattet von der Last des Kreuzes lehnte sich der Heiland an den Thürpfostem allein der Schufter, der mit dem Kind auf dem Arm in der Thüre stand, wies ihn mit harten Worten weg (nach einigen Berich- ten schlug er ihn sogar mit dem Leiften), worauf Jesus sich nmwandte und zu ihm fprach, indem er ihn starr ansah: ,,ich will allhier stehen und ruhen, aber du sollst gehen bis auf den jüngsten Tags' Zu Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrh. kehrte jedoch in England die Sage vom ewigen Juden zur itrspriinglichen mor- genländisch en Fassung zurück. Ein Fremdling ließ sich sehen, der sich für einen Offizier des Hohenraths zu Jerusalem ausgab und von sich dasselbe erzählte, was die alte Sage von Cartaphilus meldet, nämlich er habe Jesu, als dieser den Palast des Pilatus verließ, einen Stoß versetzt und gesagt: ,,gehe, packe dich, wa- rum weilst du noch hier?« Die beiden englischen Lan- desuniversitäten fchickten die gelehrtesten ihrer Professoren an diesen Fremdling ab; er wußte ihnen über alles Rede zu stehen, erzählte vieles von den Aposteln, auch von Mahomed, Tamerlan, Soliman, die er fämmtlich ge- kannt zu haben versicherte, kannte die genauesten Data der Krenzzttge u. s. w. Die Einen hielten ihn fiir einen Betrüger und Phantasten, Andere aber schenkten ihm Glauben. (Hagenbach.) 7. HEry du hast mich [dazu, daß ich als Prophet aufgetreten bin] überredeh und ich habe mich überreden lassen findem ich von mir selber mich nimmer dazu entschlossen hättejz du bist mir zu stark gewesen sals daß ich deiner ausdrücklichen Berufung hätte widersteheii können], und hast ge- wonnen [daß ich alle Bedenken, die ich dagegen hatte, mußte fahren lassen Kap. l, 4 ff.]; aber sder Erfolg meiner Wirksamkeit ist doch gar kläglich, denn] ich bin darüber zum Spott worden täglich, nnd jedermann verlacht mich«- swenn ich mein Amt ausübes 8. Denn seit ich geredet, gerufen und ge- predigt» habe von der Plage und Verftörnng swelche Israel für seine Sünde widerfahren solle], ist mir des HErrn Wort zum Hohn und Spott worden täglich fdaß ich in jedermanns Augen für einen Lügenpropheten gelte]. 9. Da dachte ich: Wohl«, ich will sein Idee HErrUJ nicht mehr gedenken und nicht mehr in seinem Namen predigen ffondern die Leute ihrem Schicksal überlassen , ohne sie weiter durch Gottes Strafdrohnng zur Buße wenden zu wollen]. Aber es ward fdas mir aufgetragene Gottesworh das ich bei mir verschweigen und zurückhalten wollte] in meinem Herzen wie ein brennend Feuer in meinen Gebeinen verschlossen, daß ich es nicht lei- den lfolches Zurückhalten des Worts im Herzen nicht länger ertragen] konnte; nnd wäre fhätte ich noch ferner dem inneren Triebe des Geisies Gottes widerstehen wollenj schier vergangen «« [vgl. Pf. , . V) Jch suchte dem Amte eines Propheten zu ent- gehen; ich sagte, daß ich zu jung und diesem Amte nicht ewachsen sei; du haft mir da versprochen, es zu bewir en, daß ich stärker sei als meine Widerfacher, und mir zu zeigen, daß ich wie eine eherne Mauer nnd eiserne Säule sein werde; —- und jetzt bin ich zum Gelächter geworden. (Theodoret.) Der gegen den schwachen Menschen ein so unerschrockenes Wort geführt, klagt kleinmüthig feinem Gott gegenüber? Aber auch darin hören wir die Sprache der Wahrheit (vgl. die Dem. zu 1. Mos. 15, 3): unbeugsam wie ein Fels steht der Prophet, sein Antlitz frei und hoch der Welt des Spottes zugekehrt; doch vor dem, der die erzen nnd Nieren prüft, ergießt sich seine Seele mit un eschränlter Hingebung in ihren Leiden und Kämpfen. (Umbreit.) Dies ganze Gefpräch mit Gott soll zeigen, wie der an- gefochtene Diener Gottes und jeder Gläubige bei schwe- ren Berufspflichten unter Beten und Wachen durch den Glauben fein Fleisch überwinden soll. (Schmieder.) IN) Genaue» ges chrie en habe. »Wer in ruhigen Zeiten der Kirche rufen und schreien wollte, der würde nur schaden; wenn aber der Teufel alles hinreißt mit feinem Wtithem so kann man nicht sanft reden.« IN) Es ist besser, das Feuer der Trübsal von außen bei der verkündigten Wahrheit zu leiden, als inwendig das verzehrende Feuer eines unrnhigen Gewiftsens bei Fxkfchkwzigiing der Wahrheit zu erdulden: Hefe . Z, 18. ar e. 280 Jeremia To, 10—-18. 10. Denn iih höre, wie mich viele schelten [verspotten], nnd allenthalben schreclen sgenauen sagen: Schrecken ringsnink da ist der Rings- uni-Schreckeii-Mciiin!] Hut, verklaget ihn! sruft einer dem andern zu, und jeder antwortet: Ja] wir wollen ihn sauf Jnjurien und Läsierung bei dem Könige oder Hohenrathej verklagen , [er·hat Gott gelästertt er ist des Königs Freund nicht! So] sprcchen allc sMänner meines Friedensssp d. i. alle welche] meine Freunde und Gesellen [sein müßtennwir wollen ihm aufpasseii], ob wir ihn iibervortheilem und ihm beikommen mögen, und uns an ihm rächen. [Alles, auch meine nächsteii Freunde von früher her nicht ausgelchlossem bläst in Ein Horn wider mich und treibt einander dazu an.] V) Hier finden sich die beiden Worte magor missabib (V. 3), welche den neuen Namen Pashurs bilden. Es ist somit sehr wahrscheinlich, daß man die letzte Weissa- gung des Jeremia (V. 3 fs.) dadurch zu entkräfteri suchte, daß inan sie in’s Liicherliche zog und den Pro- pheten, den Ringsum-Schrecken-Mann, den Schwarzseher und Pessimisten, durch lautes Nachrnfen dieser Worte verhöhnte. Zugleich drohte man ihm mit Verklagem weil er den Priesterstand in seinem Vertreter, und den König selbst durch seine Worte beleidigt habe. «· ) Wenn auch Freunde und Brüder an einem Diener Gottes irre werden und ihn verklagen, das thut doppelt weh und ist eine schwere Prtisung (Schtnieder.) Der Prophet ist auch hierin ein Vorbild unsers Heilands, Pashiir ist des Jeremiä Jscharioth, und vielleicht noch man- cher andere aus seinem Priesterstande, mancher Amts- bruder, mancher Verwandten Schrecklich aber ist’s, wenn man die Verkündigung des Wortes Gottes nur deshalb mit anhört, den Gottesdienstnur darum besucht, um wo niöglich einen Haken in der Predigt zu finden, an welchem man den Prediger fassen, ein Wort, um dessentwillen man ihn pon Amt» und Brod bringen konnte. Und doch find diese Art Kirchgänger heutzutage nicht wenige — und das Denunziren heutzutage an der Tagesordnung, wie zu Jeremiti Zeit. 1l. Aber der HErr ist bei mir, wie ein starker Held« sgetreu seiner Verheißung Kap. 1, 8. 19;15,20; Jessz41,I0 als mein Jmmanuelk darumnerden meine Verfolger kstatt meiner] fallen, und nicht [wie sie geträumt] obliegen; sondern sollen· sehr zu Schanden werden; darum, daß sie so thoricht handelnzrt ewig wird ihre Schande sein, der dman [in der Kirche Gottes] nicht ber- gessen wii [Ps. 27, 2]. «) Nun hat der Glaube gesiegt, weil er dem HErrn in der Anfechtung treu geblieben ist, wozu der HErr selbst ihn gestärkt hat. (Schmieder.)»— «) Das ist doch Ei; htsaiitrigstewggeräleikidung die argste Thorheiy der arei zu ierreen. 12. Und »nun, HErr Zebaoth, der du die Gerechten ptufesst süherhaltpt ein gerechter Prüfer oder Richter bist], Nieren [Ps.7,10f.] und Herz siehest, laß mich« deine Rache an ihnen sehen, denn ich habe dir meine Sache befohlen« [Kap. U, 20]. «) Es sind keine größere Heiligen und liebste Kinder Gottes, denn eben diese, die solche Probe und Zlichtis gnug aushalten, als wir an Hiob, Kap.42,2ss., David und Jereinia (Jer. 20, 12 f.) sehen. Denn diese lernen den Glauben in der rechten Schule. Die zarten krenz- flüchtigen Heiligen meinen, sie wollen den Glauben auf Polsterii ohne Kreuz lernen. (J. Arnd.) «) Andre geben es: Jch werde deine Rathe sehen 2c., daß es nicht sowohl ein Wunsch, denn eine Weissagung wäre. Er redet aber sehr vorsichtig und gottselig, daß er nicht seine, sondern des HErrn Rache sehen will, um seine Gerechtigkeit zu preisen. (Starke.) IV) Meine Sache ist die deine, deine Rache sei die meine; eine andre will ich nicht. 13. Singet dem HErrm tühmet den HErrn, der des Armen Leben aus der Bosbaftigen Händen errettet [der auch mich den Händen Pashurs ent- rissen hat] Der Prophet schickt das Lob des HErrn voraus, um dem Folgenden jeden Vorwurf der Lästerung zu benehmen. (Theodoret.) 14. lJch war nahe daran, der Anfechtung zu unterliegen, und wenn der HErr nicht wäre bei mir gewesen, so hätte ich müssen denken, so hätte ich gewiß auch aiisgerusen, was Satan mir in’s Ohr rannte] Verflucht sei der Tag, darin ich geboren bin [Kap. 15, 10; Hiob s, 1; Kaum, i81; der Tag müsse ungesegnet sein, darin mich meine Mutter geboren hatt* 15. Verflucht sei der [Mann], so meinem Vater gute Botschaft brachtetr [und sich einen Dank mit der Nachricht zu verdienen glaubte], Und sprach: Du hast einen jungen Sohn, daß er ihn sröhlich machen wollte. 16. Derselbige Mann müsse sein, wie die Städte sSodom und Gomorrha I. Mos. 19], so der HErr umgekehret und ihn nicht gereuet hat; und müsse des Morgens hören ein Geschrei, und [auch] des Mittags [noch] ein Heulenztrt 17. Daß du mich doch nicht getödtet hast-s im Miitterleiby daß meine Mutter mein Grab ge- wesen, nnd ihr Leib ewig schwanger geblieben wäre. [O wäre doch meine Mutter vor meiner Geburt gestoiben und hätte mich gleich mit sich in’s Grab genommen. So muß ihr das Schwert durch die Seele gehen, und der Gram das Herz verzehren, solchen schmachbedeckteu Mann ihren Sohn nennen zu müssen . 18. arum bin ich doch aus Mutterleibe hervor kommen, swenn mir weiter nichts für dies Leben beschieden war, als] daß ich solchen Jammer und Herzeleid sehen [iind unoerdienter Weise er- fahren] muß, und meine Tage mit Schanden zu- bringen? [Gott aber sei Lob, daß ich dieser so schweren Versuchung durch seinen Beistand bin Herr geworden. Vgl. V. 13.] «) Diese Verse l4—18 scheinen in gradem Wider- sprache mit dem Lobpreise Gottes zu stehen (V. 12. M) und deshalb ist dieser Abschnitt von mehreren Auslegern als eine freindartige Zuthat, dieses Propheten und jedes Der Prophet beklagt in der Hitze der Anfechtung sein Amt und seine Geburt. 281 frommen Menschen unwitrdig, bezeichnet worden. Andere, welche zwar die Echtheit nicht bezweifelten, versuchten auf andere Weise, den Jeremias von dem Vorwurfe der Lästerung zu reinigen. So bezog man diese Verse auf den Pashur und ergänzte: »So aber wird Pashur sprechen in seiner Noth«, offenbar sehr künstlich, ja zu gesucht, um wahrscheinlich gefunden zu werden. Andere meinen, der Prophet habe diese Worte in der Person der in Verzweiflung gerathenen Juden gesprochen, es sei also eine Weissagung der künftigen Selbstverflnchung verzweifelnder Juden. Allein hierfür fehlt jeder An- haltspunkt, hiergegen fpricht der Zusammenhang. — Diejenigen, welche dem Propheten diese Worte in den Mund legen als Klage über das eigne Leid, als Ver- wünschung des eigenen Lebens und Gebnrtstages spal- ten srch wieder in mehrere Gruppen: l) Man hält diese Worte für wirklich so in der Anfechtung gesprochen, ein Beweis, daß auch fromme Männer in schwere Sünde fallen und bis zur Lästerung Gottes sinken, aber dann auch durch Gottes Gnade wieder errettet werden könn- ten. Jn diesem Falle wären diese Worte ein nachträg- liches aufrichtiges, offenes Bekenntniß vor dem HErrn, von göttlicher Traurigkeit und herzlicher Reue zu Gott emporgetragen, dessen Hilfe bereits der V. 13 gepriesen habe, dessen Vergebung der Prophet gewiß set. Die Worte selbst aber seien anzusehen, wie die in hitzigen Fiebern gesprochenen Phantasieen der Kranken. Jst doch die Anfechtung ein Feuer, eine Hitze auch an- derwärts genannt, nnd der Grad der Anfechtung des Propheten als ein ungemein großer leicht denkbar. —- 2) Eine andre Auslegung nimmt an, daß der Prophet in V. 1l seinen Muth wieder erhoben, sich getröstet, ja V. 13 sogar im aufgeregten Muthe gejubelt, dann aber — in einem seelenkundlich wohl erklärlichen Gegensatze — von der höchsten Stufe der Freude in eine neue An- fechtung gefallen sei, größer und tiefer, als die bisherige, und in dieser sei der Prophet so weit efallen, daß er. Hiobs Sünde beging (Hiob Z, I ff.). llein dann ver- mißt man am Schlusse den Hinweis, daß und wie der Prophet auch dieser neuen, schwereren Versuchung sei Herr geworden· Zudem ist dieser Abschnitt ein so unst- mäßig ausgebildeter Fluch- und Klagegesang, daß er als der unmittelbar aus der Brust hervorgeftoßene Klageschrei nicht angesehen werden kann, sondern nur als »der formulirte Klageschrei der unter ihrer Last erltegenden menschlichen Natur, die im Jammer zusam- menbricht Die Verzweiflung am Leben findet hier ihren vollen angemessenen Ausdruck.« Aber erst außer- halb der Versuchung stehend lonute der Prophet diese poetische Gestalt dem Flnche geben, und es liegt sehr nahe anzunehmen, daß er während der Anfechtung selbst diese Worte gar nicht gesprochen habe, sondern nur den V. 9, als dessen Erläuterung wir dieses Lied aufzufassen haben. —- ,,Darnm kann man den Propheten, der solchen Fluchgesang gedichtet hat, weder anklagen noch entschnl- digen; denn niemand kann wissen, in wie weit er sich der sündlichen Verzweiflung, die darin ausgesprochen ist, für seine Person hingegeben hat, und, in soweit dies geschehen wäre, können wir noch weniger die ganze Schwere der Anfechtnng ermessen, unter der er einen Augenblick erlag, um desto stärker wieder anfznstehnz denn der HErr hat ihn ja aufgerichtet. Daß aber die tiefste Zerknirschung aller natürlichen Menschenkraft einen so starken und angemessenen Ausdruck gefunden, daß die innerlichste und schwerste Versnchnng des leidendeu Dieners Gottes so aus der Finsterniß an’s helle Tages- licht gestoßen ist, das haben wir getrost dem Geiste , Gottes zuzuschreiben, der allein das Herz ergründen s« und das Verborgenste offenbaren kann. (Schmieder.) Dies wäre somit die Z. Auffassung der Stelle. Es ist eine dichterisch ausgesihmückte Schilderung der Tiefe und Schwere der Anfechtung, abgefaßt zur Zeit, als die Anfechtung überwunden und die Ergebung in des HErrn Rath zurückgekehrt war, darstellend das Ende, welches eine solche Anfechtung haben müßte, wenn der Mensch in derselben rein auf sich allein gestellt wäre nnd wenn Gottes Beistand ihn nicht vor dem eigent- lichen Erliegen bewahrte. So haben wir in der Jn- haltsangabe dieses Abschnittes und der Verserklärung selbst die Sachlage aufgefaßt. — »Daß aber Jeremia in der Sammlung seiner Weissagun en gerade hier jenem Flnchgesang seine Stelle gegeben Bat, ist deswegen geschehen, weil er gerade hier bei dem entscheidenden Wendepunkte in seinem Prophetenleben offenbaren wollte, daß die Kraft, mit welcher er auch fortan und bis an’s Ende dem Auftrage Gottes diente, nicht sein, sondern Gottes war. (Schmieder·) Diejenigen, welche heftig gequält werden, pflegen die Umstehendeu zu schelten und mit den Händen zurückzustoßem und bis- weilen, wenn der Schmerz gar zu arg ist, die Hände zu verwunden. So geht’s hier dem Propheten. (Theodoret.) Jeremias steht darin zum Exempel der Warnung allen Zeugen der Wahrheit, daß sie wegen der Verwerfung, Verachtun·, Spottes und Hohns, so ihnen um deswillen widerfä rt, nicht sollen ungeduldi werden, anch dann nicht, wenn die große Langmutg Gottes den Spiittern so lange nachsieht und mit seinen Gerichten noch immer verziehet, da eine trübe Wolke nach der andern wieder vorübergehet, und es nicht so gehet, wie man gefürchtet, oder auch sich wohl feft mag vorgestellt haben, da der unerforschliche Reichthum der Langmnth und Geduld Gottes schon seine Grenzen hat, so lange sie aber währet, immer noch mit Danksagung zu erkennen ist, und wir im Gebet und Fürbitte anzu- halten haben, ob noch hie und da eine Seele gleich einem Brand aus dem Verderben möge errettet werden. (Berleb. Bib.) — El) Die Rabbiner nnd Hieronymus meinen, es sei dieser Mann Pashur selbst gewesen; allein das ist doch eine wenig glaubliche Conjectur (Ver- muthnng). Vielmehr mag dieses nur ein Stück Dich- tung in diesem Liede sein, und es hat wohl gar solchen Boten reicht gegeben, wie schon Theodoret meinte. THE) Man hat gemeint, das Geschrei der Einwohner zu Sodom und Gomorrha habe bis an den Mittag etwa gedauert, und Jeretnias wünsche diesem Manne also das gleiche Loos für ihn und sein ganzes Haus. f) Jm Hebräischen heißt es genauer: Daß man (oder der Bote V.15.16) mich nicht getödtet hat. Luther läßt den Propheten mit dem Du wohl auch nicht Gott, sondern den Boten anreden. Das 21. Kapitel. Von Eroberung der Stadt Jerusalem, und Zedekiä igesängnisj »Gegen das Ende. der Herrschaft deo Jedeliia hin, ali die Chaldäer sihon die Belagerung der Stadt anfingen, fand Stamm, vom Könige sellsfi aufgefordert, eine Gelegenheit, sich angdrüciellch über die Zukunft sowohl deo ganzer: Reichs als aneh vorzüglich des königlichen hause- und der Großen nnd Leiter des volles zn äußern. In der hier vorliegenden Reihe von Reden Man. 2l—94) benutzt er nun jenen Anlaß, um alle die wichtigsten Kur-spräche zu— sammcn zu fassen, die er je über die Leiter deo voller, sowohl die Könige nnd weltlikhen suchen, als auch die Propheten nnd Priester öffentlich vorgetragen hatte; denn gerade hier, wo die züchtigeudea Reden zu Ende gehen, is 282 der passendstc Ort zu einer solchen Zusammenstellung. Jln all den sitllichen dierkehrtheiten nnd Gefahren des Volks, welche in den vorigen ttedestüttien so vielfach erklärt und, sind doch zuletzt vorzüglich die Hirten dieser Heerde, die welttiasen nnd geistlichen Leiter, vor allen also die tiiönige mit ihren Rathgeberii und die Propheten schuld, eben so gewiß als eine nachhaltige Besserung des Volks umgekehrt nur von einer gründlichen Seher-eng der Leiter selbst ans— gehen kann. Darum erhebt ßch denn auch die Reihe der zäihligenden diedestüitie zuletzt bis zu diesen entferntcr lie- genden, aber desto mächtiger einwirlienden Ursachen der jetzigen großen ilebel;— an die Wurzel des faulen Baums wird hier die Jirt gelegt, nnd wie wenig Jeremia überall nnd zu jeder Zeit auch gegen die itiachthaber und dir vielgeltendeu Srrprophctrn die reine Wahrheit klar auszu- sprechen gefürchtet habe, wird erst hier ganz deutliehft I« U. 1—14. Jiuf des Königs Zededia verlangen, er, der Propbet, möge, wie einst Iesaia bei Jerusalems se— lageruug durch Sanherib gethan (2.Kiin.19, 1sf.), aurh jetzt, bei der Belagerung dnrch ilebncadnezay Färbitte einlegen bei dem bittern, damit der Feind wieder ab- ziehen müsse von der Stadt, giebt Jleremia im tlamen des tjGrrn den Bescheid, daß alle versuche, den herau- ziehendeu Kriegsheeren des Feindes mit einer Streitmacht zu begegnen, nnd sie von der Belagerung abzuhalten, umsonst sein sollen; vielmehr wird diese Streitmachh wenn he, draußen vor den Mauern geschlagen, sieh in die innere Stadt znrückziehtz nur dazu dienen, die tloth drinnen aufs Jleußerste zu steigern, nnd was dann vor der pesiileuz Sthwert und Hunger vom voller fcbrig bleiben wird, wird mitsammt dem Künigsgeschlechte in ttebnradnezarbz Hände fallen (t1. 1——7). tioch ist für das Volk ein Ausweg übrig, mit dem Erben davon zu kommen Ob. it—10), nicht aber für die vorn tijause des Königs W. 11—14). 1. Dies ist das Wort, so vom HErrn geschah zu Jeremia [im J. 590 v. Chr» als Nebncad- nezar die Belagerung der Stadt begonnen hatte Kap. Z4, 1»ss.; Kön. 25, 1 Anm.], da der König Zedekia zu ihcn sandte Pashny den Sohn Malchia [einen Priester aus der Klasse Malchia oder Malchiia 1, Ehren. 25, 9., also nicht den in Kap. 20, l genannten Oberausseher des Tempels], nnd Zephaujw den Sohn Maescja [aus der Klasse Maeseja oder Maesia l. Chr. 25, 18], des Priesters [richtiger: den Priester, der die nächste Stelle nach dem Hohepriester entnahm S. Kön. 25, 18], nnd ließ ihm sagen: » 2. Frage doch den HErru sur uns swas ge- schehenc wird, nnd bitte ihn, daß nichts Schlimmes geschehen möge]. Denn Nebukadnezar, der König zu Bahn, streitet wider uns [und da kommt es darauf an], daß der HErr doch mit uns thun wolle nach allen seinen Wundern sin derselben Weise, wie er so oft schon uns wunderbar aus schweren Bedrängnissen errettet hats, damit er sNebucadnezarj von uns abzoge Wenn die Gottlosen Gottes Hilfe begehren, so Ver- langen fie- gemeiniglich nicht seine heilende znr Besserung, sondern seine wunderthätige zur Errettung bei ihrer be- harrlichen Unbußfertigkeid (Starke.) .Die Erinnerung der vorigen Wunder Gottes thut große Dienste, die Hoffnung auf ihn zur Erlangung zukünftiger Errettungen Jeremia II, 1—14. 22, l. in» uns zu erwecken, aber nur unter der Bedingung, daß wer uns unter eben den Umständen. seinem Willen zu gehorchen, befinden; sonst nicht, wie wir in dem Falle von Juda und dessen Königen zu dieser Zeit sehen. (Engl. Bibelw.) Z. Jcremia sprach zu ihnen [den beiden Ab- gesandten des Königsjz So faget Zedekia: 4. Das spricht der HEry der Gott Israel: Siehe, ich will lso wenig enerm Streiterheer dran- ßen, welches das Heer des Belagerers von der Stadt abhalten soll, beistehen, daß ich vielmehr werde] die Waffen zurück wenden, die ihr in euren Händen habt, damit ihr streitet wider den König zu Babel nnd wider die Chaldäen welche euch draußen an der Mauer belagert haben [um, nach- dem sie euch dort geschlagen, die eigentliche Ein: schließnng und Bestürmung Jerusalems vorzuneh- men]; uud will sie eure Waffen] zu Hauf sam- meln mitten in der tadt sdaß zuletzt euch nichts übrig bleibt als eine Bertheidignng innerhalb der Stadtmauern selbst]. Z. Und ich will [da, wenn ihr nun ganz auf Jerusalem als die einzige Stätte, die euch noch geblieben, beschränkt seid, erst recht] wider euch streiten mit ausgerectter Hand, mit starkem Arm, mit großem Zorn, Grimm und Unbarmherzigkeit [daß zu der Noth von außen noch viel größere Noth von innen hinzukommt 2. Köm 25, 3]. is. Und will die Bürger dieser Stadt schlagen, beide Menschen und Vieh, daß sie sterben sollen durch eine roße Pestileuz 7. Un darnach, spricht der HErr, will ich Zedekia, den König Juba, sammt seinen Knechteu und dem Volk, das in dieser Stadt vor der Pestilenz, Schwert und Hunger überbleiben wird, geben in die Hände Nebueadnezar, des Königs zu Bahn, nnd in die Hände ihrer Feinde, und in die Hände derer, so ihnen nach dem Leben stehen; daß er sie mit der Schärfe des Schwcrts also schlage, daß kein Schönen, noch Gnade, noch Barmherzigkeit da sei [2. Kein. 25, 4—7]. » 8. Und sage diesem Volk [hat der HErr mir weiter in Beziehung auf die Bürger von Jerusalem geboten]: So spricht der HEM Siehe, ich lege euch [mit dem, was ich in V. 9 f. euch durch meinen Propheten verkündigen lasse] vor den Weg zum Leben nnd den Weg zum Tode szunächst im leiblichen Sinne, doch hat dies Wort auch seine Bedeutung im geistlichen Sinne b. Mos. 11, 26., insofern es sich ja nun an dem, was ich euch sagen lasse, entscheidet, wer unter euch noch in der letzten Stunde sich im Glauben und Gehorsam zu mir wendet oder uichtJ: I. Wer in dieser Stadt bleibt [meinend, es werde zum Aeußersten doch nicht kommen], der wird sterben müssen durchs Schwert, Hunger nnd Pestilenzz wer aber hinaus sich [be-] giebt [Jes. Jesus« erkürt-Ist de«»LHITTSJ»ZSDJEFE»birgt»seetstekskksdcssssftilkeeeg»skhdstGeissteektlchekkEs? 3, 24 Am. 1] zu den Chaldciern, die euch be- lagern [weil er unter meine gewaltige Hand sich zu demüthigen entschlossen ist], der soll lebendig bleiben, nnd soll sein Leben als eine Ausbeute behalten [vgl. Kap. 38, 2 f. 19; 38, 9; se, 15]. 10. Denn ich habe mein Angesicht itber diese Stadt gerichtet zum Unglück und zu keinem Guten, spricht der HErn Sie soll dem Könige zu Babel übergeben werden, daß er sie mit Feuer verbrenue [2. Kost. 25, 8 ff.]. Daß dem Propheten der Wille Gottes höher stehen mußte als das, was nach beschränkter menschlicher An- sicht die Ehre und das Interesse seines Landes erfor- derte, ja daß er gerade durch den Gehorsam gegen er- steren jene Ehre und jenes Interesse am besten gewahrt wußte, ist ossenbar. (Nägelsbach.) Gott legt noch den Weg zum Leben und zum Tode vor; der Weg zum Leben ist aber immer wider die menschliche Vernunft derjenige, auf welchem sie lauter Tod ttnd Schande steht. Willst du dich retten, so mußt du das salsche, dem Gericht verfallene Jerusalem verlassen (Offenb. 18, 4 f.) und dein Leben da suchen, wo lauter Tod vor- handen scheint. Wer sein Leben erhalten will, muß es verlieren, und wer es um der Wahrheit willen hingiebt, der wird es erhalten. (Diedrich.) 11. Und höret des HErrn Wort sdarin für euer Theil euch früher der Weg zum Leben und der Weg zum Tode vorgelegt worden] , ihr vom Hause des Königs Juda sihr aber habt den Weg zum Tode gewählt, für die Erwählung des Wegs zum Leben dagegen ist, wie ihr wohl selbst erken- nen werdet, nun keine Zeit mehr euch gelassen]. 12. Du Haus David, so spricht der HErr [iudem er an das Prophetenwort an Jojakim euch erinnert, das auch Zedekia in den 9 Jahren seiner bisherigen Regierung für nichts geachtet hat]: Haltet des Morgens [an jedem Tage vom frühen Morgen an, um die Zeit der Gnade noch recht auszuraufen] Gericht, nnd errettet den Veranbten aus des Frevlers Hand [Kap. 22- 3]; aus daß mein Grimm nicht aussahre, wie ein Feuer, und brenne also, daß niemand löschen möge, um eures bösen Wesens willen [Kap. 4, 4; 7, 20]. 13. Siehe, spricht der HEry ich sage dir [du Eintvohnerschaft von Jerusalem] , die du [in dieser deiner Stadt] wohnest svon Morgen ans be- trachtet] itn Grunde, [oon Mittag aus gerechnet] iu dem Felsen, und [von Mitternacht her es ange- sehen] aus der Ebene, und sprichst [meinend, in einer solchen Stadt wie in einer unbezwinglichen Burg zu hausen]: Wer tvill uns itbersallen, oder in unsere Feste kommen? 14. Jch [dem keine Burg zu sest ist, daß ich nicht ihr beikommen könnte] tvill euch heimsuchety spricht der HEry nach der Frucht eures Thnnsz ich will ein Feuer anzünden »in ihrem Walde [der prächtigen Häuser und Paläste]- das soll alles um- her verzehren. Dieser Ausspruch steht in keinem Zusammenhange mit dem vorhergehenden Theile dieses Kapitels, er muß seinem Inhalte nach einer früheren Zeit angehören als der Zeit der Belagerung, wo das hier angedrohete Strafgericht schon eingetreten war, wo die Einwohner Jerusalems sich nicht mehr, wie hier, vor jedem An riss geborgen glauben konnten und wo es uspiit war, em Hause Davids Gerechtigkeit anzuempfe lett. (Graf.) Wir sind durch die Verwandtschaft unsers Stiicks mit Kap. 22, 3 ff. ganz in die Zeit Jojalims (oder vielmehr des Joahas) gewiesen; zu der an diesen König gerichteten Rede bildet es die 11eberleitung. (Nägelsbach.) Warum aber wird dazu übergeleitet? Doch nur, um zu zeigen, wie das Haus Davids klar und eindringlich genug auf den rechten Weg hingewiesen worden und also das an demselben stch vollziehende Strafgericht ein wohl ver- dientes sei; es ist der Mahnung des HErrn gegenüber: ,,kehre sich ein jeglicher von seinem bösen Wesen, und bessert euer Wesen und Thun,« dem Volke mit der Loosung vorangegangen: ,,da wird nichts aus; wir wollen nach unsern Gedanken wandeln« (Kap. 18,11 f.) vorangegangen, und da deutet sich durch die Verbindung dieses Stücks mit dem Abschnitt V. 8—10 an, daß, während dem Volke noch jetzt der Weg zum Leben vor- gelegt wird, sttr die vom Hause des Königs Juda es keinen Weg, auch nur mit dem nackten Leben davon zu kommen, mehr giebt, wie in V. 7 schon ausdriicklich gesagt. Vgl. zu uns. Kuh. die gleichzeitigen 30 u. 31. Das 22. Kapitel. liom Regentenctmb Strafe dreier Könige, Joahas, Jajakim und cleehansm II. its. 1—30. In den letzten Versen des vorigen Ratt. hat der prouhet bereits Beziehung genommen aus eine frühere, beim Regierungsantritt des nächsten Nachfolger- deg Sosta cmpsangene göttliche Offenbarung. Diese fügt er denn in lebendiger biede als unmittelbare Gegenwart hier an (b. 1—9), verbindet aber damit eine andere, die einige Monate nachher bei dem abermaligen Thron— tuerhsel ihm zu Theil geworden Als. 10—12), nnd geht sofort über aus ein nur sur die schriftliche Auszeichnung bestimmt gewesenen Stätte, das sich aus Sojaltim und Jojachin bezieht nnd diesen ihr Setzielisal verständige w. 13——19 u. 20—30). während in dem ersten Theil unsers Kapiteig dem Kiinigshanse in Suda Segen und Fluch vorgelegt wird, sprechen die drei folgenden Ab— schnitte iiber alle drei Könige, die nach Sonn aus dem Thron gefesselt haben, dae Strasurtheil aus; dem vierten uud letzten König Bedeltia aber isi sein Urtheil schon in Kuh. U, 7 gesagt worden. 1. So spricht der HErr [zu mir, seinem Propheten, der ich an dem Ort, wo er seines Namens Gedächtniß gestiftet hat, im Tempel auf Morija mich befinde, während drüben auf dem Zion der neue, nach dem Tode seines Vaters Josia vom Volk erwählte König Joahas 2.Kön. 23, 30 seinen Einzng hält in den königlicheu Palast]: Gehe soon diesem, obwohl nicht sittlich, doch im geistlichen Sinne — um des Hauses des HErrn willen — höher stehenden Berge] hinab in das Haus des Königs Jnda [auf Zion] nnd rede da- selbst [an der Außenpsorte der königlichen Hofburg 284 Jeremia 22 , 2 —19. vor den Ohren aller, die ietzt zur Feier des Thron- wechsels dort einziehen] dies Wort, 2. Und sprich: Höre des HErrn Wort, du König Sude, der du auf dem Stuhl Davids West, beide du und deine Knechte kdeine Hof« Militain und CioilbeamtenL und dein Volk, die zu diesen Thoren eingehen. s. So spricht der HErrx Haltet [dn, der König, und ihr, seine Fürsten und RathgeberJ Relht nnd Gerechtigkeit [indem ihr die Bösen straft und die Frommen schützt] und errettet den Be: raubten von des Frevlers Hand [Kap. 21, 12]; und schindet sunterdrückt und übervortheilet] nichi die Fremdlingq Waisen nnd Wittwen [Kap. 7, a; Z. Mos 22, 21 H; und thut niemand Gewalt, und vergießet nicht unschuldig Blut an dieser Stätte sdurch Fällung eines ungerechten Todes: urtheils]. 4. Werdet ihr solches thun [und euch damit, wie überhaupt mit euerm ganzen Wesen und Wandel, dem Bunde treu erweisen, in welchen ihr unter Josia auf’s Neue mit mir eingetreten seid 2. Kön. 23, 3], so sollen sgleichwie heute, so auch in allen künftigen Zeiten] durch die Thore dieses Hauses einziehen Könige, die auf David-s Stuhl sitzen, [einziehen] beide zu Wagen nnd zu Roß [in Voller königlicher Pracht und Herrschaft Kap. 17, 25], sammt ihren Knechten nnd Volk [damii es dem David, wie ich ihm zugesagt, nicht gebreche an einem Manne vor mir, der da sitze auf dem Stuhl vor mir I. Kön. 2, 4; s, 25]. Z. Werdet ihr aber solchem kwas ich euch jetzt geboten habe] nicht gehorchen lsondern die Wege der Gottlosigkeit und Ungerechtigkeit erwählen —— und allerdings sehe ich voraus, daß dies in immer schlimmerer Weise von euch geschehen wird], so hab’ ich bei mir selbst geschworen [und werde auch so gewiß, als ich nimmermehr an mir selber meineidig werden kann, es also kommen lassen], spricht der HEry dies [prächtige] Hans sdes Königs, dahin sich jetzt eine so große Menschenmenge zu: sarnmeUdräUgtJ soll verstöret [zu einer Wüstenei oder Einöde] werden. . s. Denn so spricht der HErr [der, gleichwie er alles vorausstehh was die Menschen gegen ihn und sein Wort unternehmen, so auch seine Rath: schlüsse in Zeiten darnach einrichtet] von dem Hause des Königs Jüda [von dem königlichen Palaste hier auf Zion]: Gilead, du bitt mir das Haupt itnLibanon [richtiger: ein Gilead bist du mir, ein Haupt des Libanon —- in deiner hohen und fcheinbar so gesicherten Lage, in deinen stolzen und mit Cedernbalken so prächtig ausgeführten Banwerken prangst du ietzt vor mir wie die waldreichen und unzugänglichen Gebirge Gilead und Libanon, die Grenzwächter des Landes im Osten und Norden]; was gilt’s siedochL ich will dich zur Wüste [zum baumlosen Flachlande] und die Sitidie [Jerufalem und die andern Städte, die mit ihren Häusern und zahlreichen Bewohnern ein Nachbild sind deiner eigenen Herrlichkeit] ohne Einwohner machen? 7. Denn ich habe sin den Kriegern des Königs Nebukadnezar von Babel] Verderber über idieh bestellet, einen jeglichen mit seinen Waffen sals denjenigen Werkzeugen, womit hier das Ab- holzen und Flachlegen geschiehet]; die sollen fes ausrichten, was einst der übermüthige Sanherib vergebens zu thun dräuete, weil ich die Jungfrau, die Tochter. Zion, wider ihn in Schutz nahm 2. Kon. 19, 21 ff» nämlich] deine auserwählten Cedern nmhauen, und in’s Feuer werfen [den so prächtig ausgeführten Palast einreißen und die ganze Stadt mit Feuer verbrennen] s. So werden [dann in Erfüllung dessen, was ich ehedem durch Mosen H. M. 29, 22 ff. und zu Salomo l. Kön. 9, 7 ff. geredet] viel Heiden vor dieser Stadt [oor-] übergehen, und unter einander [sich gegenseitig fragend] sagen: Warum hat der HErr mit dieser großen Stadt also gehandelt? Si. Und man wird antworten [auf Grund meines heiligen und wahrhaftigen Worts sich selbst die Antwort geben]: Darum, daß sie den Bund des HErrn, ihres Gottes, verlasseu, und andere Gotter angebetet, und denselbigen gedienet haben. Der König Ioahas, bei dessen Thronbesteignng der Prophet die hier vorliegende Weissagung sprechen mußte, that trotz aller Warnung dennoch, das dem HErrn übel gefiel (·2. Kön. 23, 32); schon nach drei Monaten ward er dann von Pharao Necho abgesetzh in Fesseln elegt und nach Egypten abgeführt (2. Kön. W, f.: . Chron. 36, 2 ss.). Als nun fein älterer Bruder Jojakim an feiner Stelle den Thron bestieg und also abermals eine Hnldigungsfeier auf dem Zion statt- fand, da, so meinen wir, empfing der Prophet eine neue, weiter« gehende Offenbarung des HErrn, die wir in V. 10—-—12 vor uns haben nnd die nur darum so unmittelbar an die vorige Rede angeschlossen wird, ohne daß im Geringsten angedeutet wäre, daß sie der Zeit nach 3 Monate später fällt, weil sie ganz in der näm- lichen Weise und an derselben Stelle veröffentlicht wor- den. Die Herzen des bei der Krönung gegenwärtigen Volks waren dies Mal triibe gestimmt; man kannte be- reits den Jojakim als einen gewaltthätigety habgierigen und fchwelgerifchett Charakter (2. Kön. 23, 30 Anm.) und hatte deshalb den Joahas nach Josicrs Tode zum König gemacht, und nun war dieser des Thrones ent- setzt und dafitr fein geftirchteter älterer Bruder König geworden, und zwar ·egen eine ihm auferlegte Contri- bntion von 287,980TZlr. (2. K. 23, TO. Da brach der Schmerz um den Verlust Josrahs (2. K. 23, 30) um so heftiger wieder hervor, als dieser ja mit dem Feldzuge, in welchem er gefallen war, die Oberherrschaft Nechw von dem Lande hatte abwenden wollenx man tröstete sich aber mit der Erwartung, des Joahas Gefangenschaft werde nicht von langer Dauer sein, der HErr werde wissen ihn zu befreien und seinem Volke wieder zu Verkündigung des Strafurtheils über die Könige Joahas nnd Jojakinn 285 geben, und ertrug um der gehofsten Zukunft willen den einstweiligen Druck der Gegenwart. Aber eben diese geträumte bessere Zukunft ist es, die der Prophet zu Schanden machen muß mit feinem Wort, das er im Folgenden zum Volke redet. l0. Weinet sihr Bürger von Jerusalem und ihr Bewohner des ganzen Landes] nicht über die Todten süber König Josia, daß er so frühe seine Laufbahn geendet], und gkåmet ench nicht darum [denn er, dieser Fromme und Gerechte, ist dadurch zum Frieden gekommen und weggerafft vor dem Unglück Jes. 57, 1 f.]; weinet aber über den, der dahin zencht [über den als Gefangener nach Egypten abgeführten Exkönig Joahas]; denn er nimmer wieder kommen wird, daß er sein Vater- land sehen möchte [geschweige, daß er eure Hoff: nungen, die ihr auf ihn setzt, jemals in Erfüllung bringen könnte] il. Denn so spricht der HErr von Salluny dem Sohne Josia, des Königs Juda lvon eben diesem Joahas , wie ihr seinen ursprünglicketi Namen »Johanan« bei seiner Thronerhebung ge- wandelt habt, der HErr aber läßt solche Wande- lung nicht gelten, sondern setzt eine andere, Sallum, an deren Stelle 2. Kön. 23 , 30 u. I. Chr, 3, 1J5 Anm.], welcher svor 3 Monaten] König ist [worden] anstatt seines Vaters Josia, der saber jetzt] von dieser Stätte hinansgezogen ist [des Thrones entsetzt und zum Leben in der Ver- bannung oerurtheilt]: Er lvitd nicht wieder her- kommen; 12. Sondern muß sterben an dem Ort, da er hin gefangen gesühret ist, und wird dies Land nicht mehr schen. Einige Zeit nachher (nach unsrer, zu V. 19 näher begründeten Ansichh ein Jahr später), als Jojakim den gewaltthätigem Habgierigen und prunkstichtigen Charakter seiner Regierung bereits offen an den Ta legte und feine stolzen, hochstrebenden Gedanken theils m der An- nahme seines Sohnes zum Mitregenten, theils in der Vornahme prachtvoller Bauten zu erkennen gab, ward in Beziehung auf ihn dem Propheten ein Wort des HErrn zu Theil, das aber nicht dazu bestimmt war, wie die beiden vorigen Ausspriiche in V. I ff. u. V. 10 ss., öfsentlich vor dem König und dem Volk geredet zu werden, sondern das er nur in das Buch feiner Weissagungen als Mich-cui) (Luther: Schrift Jes.38, 9), doch zugleich als Michtam (Lied voll tiefen, der Menge nicht zugänglichen Inhalts Pf. 16, l) einzutra en hatte. Es ist hier den vorigen Ausspriichen unmittelgar ange- ftigt, weil es nach dem Worte V. 10 ff. den Inhalt von V. l ff. weiter entfaltet, muß aber, nach Katz. 17, 14 ff. zu urtheilen, dennoch im Volke bekannt worden sein —— vielleicht in Folge dessen, was in Kap. 36 er- zählt wird. 13. Wehe dem, der [wie König Jojakim thut] sein Hans mit Sünden bauet, und seine Gemächer mit Unrecht; der [ganz ver- gessend, das; anch einem Könige in Beziehung auf seine Unterthanen gilt, was in Z. Mos. II, 13 gesagt wird] seinen Nächsten umsonst arbei- ten laßt, und giebt ihm seinen Lohn nicht sJac 5, 4]; 14. Und denkt [nur auf Pracht und Wohl- leben für sich selber bedacht]: Wohl«, ich will mir ein groß Haus bauen nnd weite Palaste; nnd laßt sindem er seinen Vorsatz anch zur Ausführung dringt] ihm Fenster drein hatten twie sie dem großartigen Maßstabe, nach dem das Haus ange- legt ist, entsprechen], nnd [die Säle und Gemächer desselben] mit Cedcrn täseln, und« fgar prachtvoll mit Mennige, wie man sie zum Anstrich der Ge- bäude VerwendetJ roth malen. « 15. Meinest du, du wollest König sschon da- rum einer langwierigen und glücklichen Regierung gewiß] sein, weil du mit Cedern prangest [in einem stolzen Cedernhause wohnest, « ohne daß es weiter darauf ankäme, in welcher Art du dein Regiment führsts Oder daß das zum Stande eines Königs gehöre, einem übermäßigen Wohl- leben zu fröhnen und alle Ungerechtigkeit sich zu erlauben]? Hat dein Vater [Josia] nicht auch gegessen und getrunken sdie Freuden einer könig- lichen Tafel genossen], nnd hielt dennoch über dem Recht und Gerechtigkeit, nnd ging ihm wohl? 16. Er half dem Elenden und Armen zu- recht, und ging ihm wohl. Jst-s nicht also, daß solches heißt, mich recht erkennen? spricht der HErr [Kap. 9, 24]. 17. Aber deine Augen nnd dein Herz stehen nicht also sdaß du auch auf Recht nnd Gerechtig- keit wolltest bedacht sein]; sondern ans deinem Geiz sdaß du dir möglichst viel Schätze sammlest· und Vvttåthe häufests aus unschuldig Blut zu vergteßen, zu freveln nnd nnterznstoßem 1.8. Darum spricht der HErr von Jojalim», dem Sohn Josia, dem Könige Juba: Man wird [wenn es nach wenigen Jahren mit ihm zum Ende kommt] ihn nicht klagen [wie man beim Tode lieber Angehörigen klagt 1. Kön. IS, 30]: Ach Bruder, ach Schwesterl Man wird ihn nicht lwie seinen Vater Josia 2. Kön. 23, 30] klagen: Ach Herr, ach Edlerl 19. Er soll soielmehrj wie ein Esel begraben werden [dessen Leichnam auf den Schindanger ge- worfen wird , wo er mit seinem Gestank die Luft verpestet Jef 34, 3], zerschleift und hinaus ge- worfen vor die Thore Jerusalems [2. Kön. 24- 6 Anm.]. Eine andere Weissagung ähnlichen Inhalts f. in Kuh. Bis, 3 f. Die unsrige betrachten wir, wie schon angedeutet, als itn J. 609 v. Chr. gest-rothen, von welcher Zeit an die Regierung Jojakitns in Gan. 1, l gerechnet wird; damals, so scheint es , wurde der bis- her ,,Eliakim« heißende König durch Pharao Necho zu einer Namensänderuiig gedrängt, und er wandelte nun jenen Namen in den andern ,,Jojakcm« um (2. Kön. 23, 34l, weinend, die von Gott verheißene Aufrichtung des dadidischen Königthums (2. Saat. 7, 12 ff.) auf 286 Jereniia 22, 20-—-30. 23, 1—5. diese Weise in ein noch bestimmtere-s Verhältniß zu Jehova, dem Bundesgoth zu setzen und den Fortbestand seiner Dynastie sich zu sichern. Vielleicht auch, daß er in der nämlichen Absicht seinen damals achtjährigeii Sohn zum Mitregenten annahm, wenigstens» deutet da- rauf hin die Lesart in 2. Chr. 36, 9: »acht Jahr alt war Jojachim da er König ward« (vgl. 2. Köln 24, 8), wenn sie nicht auf einem bloßen Schreibfehler beruht; statt seines ursprünglichen Namens ,,Jechanja« (1. Chr. s, 16) gab er ihm den umgewendeten »Jojachin«, weil so gleichfalls die in dem Worte liegende Beziehung auf 2. Sam. 7, 12 ff. schärfer hervorzutreten fchien. Aber mit alle diesen Anstrengungem sich und seinem Geschlecht die Königsherrschaft zu erhalten Und die prophetischen Androhungeti einer nahe bevorstehenden Erniedrigung des davidischen Königshauses, die bisher schon ergangen, zu hintertreiben, betrog Jojakim, der in allem das ge- rade Gegentheil von feinem Vater war (2. Kön. 22, l1 ff.), nur sich selber; die Rede Jeremiä in V. 2—9 unsers Kap. war von ihm völlig in den Wind geschlagen worden, wie gleich der Anfang seiner Regierung Bewies, darum kommt, nachdem in V. 18 f. ihm selbst das Ur- theil gesprochen ist, im Folgenden auch ein Ausspruch iiber seinen Sohn, auf den seine thörichten Erwartungen sich stützten, hinzu. 20. Ja , dann lwenn das eben Gesagte V. 18 f. sich erfüllt und damit die Zeit gekommeii ist, daß auch sofort andere Ereignisse sich anschließen S. Kön 24, 1 ff] gehe sdu Tochter Zion oder Volk von Jerusalem] hinauf aus den Libanon [im Norden des Landes], nnd schteie [wie eine ihres Verlobten beraubte Jungfrau auf den Bergen ihrer Heimath um denselbigen klagt Nicht. II, 37 ff.], und laß dich boten zu Vasan [auf dem östlich gegenüber liegenden Hauran-Gebirge], und schteie von Abarim [von den Bergen des moabitischen Hochlandes 4. Mos. 3l , 20 Anm.]; denn alle deine Liebhaber sdie Könige, die sich mit dir ver- trauetg insofern sie in dir ihre Residenz hatten] sind jämmerlich umgebracht. 21. Jch habe dit’s sdaß es also kommen würde, zu-] vor gesagt, da es noch wohl um dich stund [und das Unglück noch hätte abgewendet werden können]; aber du sprachest: Ich will nicht hören. Also hast du dein Lebetage ·[schon von Mosis Zeiten an, da du angefangen, ein selbstsian- diges Volk zu sein]» gethan, daß du meiner sdes DIE-ern] Stimme nicht gehorchen. · » 22. Der Wind weidet alle deine Hirten [treibt, hinter ihnen fortfahrend·, alle deine Hirten und Könige fort], und deine Liebhaber [eben diese Könige, deren Verlobte du bist] ziehen gefangen dahin; da mußt du dochzu Spottiind zu Schan- den werden, um allerdeiiier Bosheit willen sdamit du meiner Stimmeuichthast gehorchen wollens 23. Die du setzt im Libanon [in Hausern mit Säulen und Gebälk vom Libanon Kap. P, 141 wohnen, und in Cedern nistest [du in prach- tigen Gebäuden hausende Einwohnerschaft von Jerusalems; wie schon »[1. Kön. 15, 22 Aiim.] wirst du sehen, weiin dir Schmerzen iiiid Wehe kommen werden, wie einer in Kindesnöthen [und nun all das Unheil von dir geboren wird, womit du bisher schwanger gegangen]! 24. So wahr ich lebe, spricht der HErn wenn Chanjar soollständig: Jechanjas der Sohn Jojalims, der König Juba, ein Siegelring wiire an meiner rechten Hand [so nahe mit mir ver- banden, wie der Ring sich eng an den Finger an- schließt HvheL 8- 6J, so wollt ich dich sChanjaj doch abteißen [von meinem Finger], 25. Und in die Hände geben derer, die nach deinem Leben stehen, und vor welchen du dich fürchtest sdaß sie mit dir machen können, was sie wollen], niimlich in die Hände Nebucadnezay des Königs zu Bahn, und der Chatdcien l) Nach gewöhnlicher Annahme würde durch diese Namensverktirzung (Weglassung der Vorsylbe Je) das »wird« (den Jehova festigen wird), also die Verhei- ßung für die Zukunft weggenommen; wir finden aber darin vielmehr eine sgmbolische Verstärkung der Dro- hung: ,,ich will dich a reißen« 26. Und will dich und deine Mutter [Ne- husths Kap- 13, 18] die dich geboren hat [und von deren Einfluß du bei deiner Regierung dich bestimmen lässest 2. Köiu 24, 8], in ein ander Land treiben, das nicht euer Vaterland ist; und sollt [beide] daselbst sterben [2. Kön. 24, 12.. I5; 25, 27 ff·]. « 27. Und in das Land, da sie von Herzen gerne wieder hin wären sin das Land ihrer Vater, nach Palästinas sollen sie nicht wieder kommen. 28. Wie ein elender, verachteter, verstoßeuer Mann [so wird man dann ausrufen müssen] ist doch Chanjal ein uiiwerth Gefäß sdas in den Augen seines Herrn nichts mehr nütze war nnd das er darum zertrümmert hat]! Ach, wie ist er doch sammt seinem Samen so vertrieben, und in ein nnbekanntes Land [Kap. 5, 191 geworfen! 29. O Land, Land, Land sdas du also um deinen König klagstL höre des HEtrn Wort [das dir Anfschluß giebt über den göttlichen Rathschluß, Tefuin solch herbem Geschick sich an ihm er- ü t : 30. So spricht der HErrk Schreibet an diesen Mann für einen Verdorbenen smii dem sein Geschlecht erlischt], einen Mann, dem es sein Lebetage nicht gelinget swas sein Vater sich von ihm verspricht, nämlich, daß auch seine Kinder nach ihm den Thron in Juda werden inne haben]. Denn set wird [wenn es auch an Kindern ihm nicht gänzlich fehlen wird, doch] das Glück nicht haben, daß jemand seines Samens auf dem Stuhl Davids sige und furder in Juda herrsche svielmehr wird mit ihm der Königsthron seinem Geschlecht für immer verloren sein]. Der König Zedekia, welcher auf Jojachin folgte und 11 Jahr zu Jerusalem regierte, war nicht dessen Sohn, sondern seines Vaters Jojakim Bruder (2. Kön 24, 18— Strafurtheil über den König Jechansa 287 25, 7); nach diesem aber hat überhaupt kein Nachkomme Davids mehr auf dem Thron gesessen. Wie dann nur aus zwiefachem außerordentlichem Wege, einmal durch Anwendung des Gesetzes von den Erbtöchterm und weiterhin durch Schließung einer Leviratsehe, Jojachiti der Erhalter der königlichen Geschlechtslinie geworden ist, sartiber vgl. Anm. zu I. Chron. s, 19 u. Matth l I . l Das 23. Kapitel. Die bösen Hirten und falschen Propheten werden beschrieben und gestraft; Christus, der gute Hirte nnd große Propheh verbeißen. III. V. 1—40. Das über die drei nächsten dlachfotgrr Sosia’s im Einzelnen ausgesprochene verwerfungsnrthett wird znnächß hier non) einmal in einen allgemeinen Wehe— rnf über die Hirten zasamnieugefaßh welche die ihnen auvertrauete Heerde verwahrlosh verderbt und zerstreuet « haben; die verdiente Strafe wird sie dafür treffen, doch nochmals wird der hGrr den liest der zerstreueten Heerde wieder sammeln nnd auf ihren Weideplatz zurückführen, wo sie unter guten Hirten sicher nnd furchtlos weiden, vom dienen gedeihen und ßch mehren wird, ja ein ge- rechter Sproß Davids wird mit Weisheit und Gerechtig- leeit als König über Suda nnd Israel regieren — »ijGrr, der unsere Gerechtigkeit« wird man ihn heißen —, und da wird denn eine Erlösung aus dem Lande der Mitternacht geschehen sein, welche die einstige Erlösung aus Ggyvten weit überstrahlt und in den hintergruud des Bewußtseins drängt W. 1—8). Da aber die fal- schen Propheten auch zu den Eeitern des volles gehören, die dasselbe verführen und verderben und sein Gericht herbelziehem so schließt sich an die Strafrede wider jene Hirten sofort eine wider diese Propheten an. Zuerst werden sie in ihrem Treiben als Uollcsverführer gefehlt— dert (d1. 9—15); dann wird das voll: vor ihrem Truge gewarnt w. 16—24); hier-auf wird ihnen ihr schnöder Mißbrauch des iiamens Gottes anfgeriictit (dl. 25——32), und zuletzt wird das Voll: gezüchtigy daß es die rechten weissagungen Gottes spöttisch und boshaft eine ttafl des hErrn nennt W. 83——40). « 1. Wehe euch Hirten [s. v. a. Regenten Kap. 2, s; 3, 15; 10, 21], die ihr die Heerde meiner Weide [die mir zugehörige Heerde, welcher ich mein Land zum Weideplatz angewiesen habe und die ich dort auf’s Beste versorgt wissen will Kap. 13, 17; Pf. 74, 1; 100, Z] ambringet [mit euern Gewaltthaten nnd Bedrücknngen zu Grunde richtct Kap. 22, 13 ff] und zerstreuet [mit dem geistlichen Verderben, das von euch ausgehet, die Ursach seid, daß sie zerstreuet und ans dem Lande hinweggeführt wird Kap. t5, 4]! spricht der HErr [vgl. Hesec 34]. Z. Darum sdies znnächst im Allgemeinen ge- sprochene Wehe auf die Könige Juda’s zu dieser letzten Zeit noch im Besonderen anwendends spricht der bittre, der Gott Israel, von den Hir- ten, die mein Volk weiden [Joahas, Jojakim und Jojachin]: Jht habt [mit eurem gottlosen, selbst- süchtigen Regimentj meine Heerde zerstreuet und verstoßen [dahin gebracht, daß sie verstoßen und vertrieben werden muß], und nicht besucht snicht Acht auf sie gehabt, wie doch euer Beruf es mit fich gebracht hätte Hef 34 , 2 «f.]. Siehe, Ich will [nun zur Strafe für dieses NcchtbesUchenJ euth heimsuchen [Jes. 27, 1 Anm. I] um eures bösen Wesens lvilleu [womit ihr im Gegentheil alle lin- gerechtigkeit begangen habt Kap. 21, 12], spricht der HEra 3. Und ich will die Uebrigen meiner Heerde [wie viel ihrer aus dem Gericht der Berstoßung nnd Verbannung als Rest Jes. S, 13 u. 10, 22 Anm. gerettet werden sollen] sammeln aus allen Ländern, dahin ich sie verstoßen habe; nnd will sie wiederbringen zu ihren Hurden [Jes. 13,20., d. c. zu den Städten und Ortschaften des heil. Landes] daß sie ldurch große Fruchtbarkeih die ich ihnen daselbst verleihen werde] sollen wachsen und viel werden. 4. Und ich will Hirten über sie sehen, welche [in treuer nnd gewissenhafter Wahrnehmung ihres Amts] sie weiden sollen [im wahren Sinne des Worts Kap. 3, 15], daß sie snnn wohl regiert und gut geführt, in meiner Gnade erhalten und in meinem Bnndesverhältniß bewahrt] sich nicht mehr sollen fürchten, noch erschrecken soor aber- maligen Gerichten meines Zornes], noch heimge- sucht werden [dahin, daß wiederum ein großer Flåeil von ihnen verloren ginge], spricht der Ist. Diese Verheißung hat zwar den Anfang ihrer Er- fiillung gehabt zur Zeit der Befreiung aus der Chal- diier Gefangenschaft und Ausrichtung des jiidischen Reichs, da sie an Serubabel, Josua, Nehemia, Esra, auch den Propheten Haggai, Sacharja, Maleachi und Ihresgleichen ihre guten Hirten oder Regenten und Lehrer gehabt; daß sie aber dadurch schon zu ihrem vollen Maße gekommen sei, läßt sich nicht sorgen, denn es ist ja das jüdische Volk nach dieser Zeit eineswegs außer aller Fnrcht und Schrecken und außer aller feind- lichen Heimsuchung und Verstörung geblieben, wie all- hier verheißen wird. Was sie in deu folgenden Zeiten bis auf Christum theils von den egyptischem theils von den syrischen Königen, sonderlich von Antiochus und Epiphaues und auch von den Römern erlitten haben, das ist bekannt; nimmt man nun auch die ersten Zeiten des neuen Testament-z hinzu, so erfolgte anstatt der hier verheißenen Sammlung die Zerstreuung mit der inner- lichen Verstockung bei den allermeisten, in welchem Zu- stande sie sich bei ihren Nachkommen noch jetzt befinden. Es gehört demnach diese Weissagung nach dem vollen Maße der Erfüllung in die letzten und noch jetzt zu: künftigen Zeiten. (Starke.) 5. Siehe [das ist’s besonders, worauf die in V. 4 ansgesprochene Weissagung hinausläuft], es kommt die ZettJ spricht der HErr, daß ich dem David [in dem 2. Sam. 7, 12 ff. ihm verheiße- nen Sohne] ein gerecht Gewächs sJes. II, l; 53- 23 Stich« Z, 8; S, 121 erwecken will; nnd [dersetbige] soll ein Komg sein, der wohl regieren 288 Jeremia 23, 6-—16. wird [d. i. mit Weisheit und zum Segen Jes. 52, 13], nnd Recht nnd Gerechtigkeit auf Erden an- richten [Jes. 32, I; Heset 34, 23]. s. Zu desselbigen Zeit soll Juda geholfen werden fdaß es zu wahrhaftem und dauerndem Wohlsein gelange], iind Israel [wic die Verhei- ßung in s. Ntos 33·, 28 besagt] sicher wohnen. Und dies wird sein [dieses Königs, des gerech- ten Gewächses Davids] Name fein, daß man ihn nennen wird: HErr [feinem Wesen nach Jef.45,17]- der unsere Gerechtigkeit ist«· svon Seiten seiner Wirkung an uns I. Cor. l, 30. Vgl. hiermit Kap. 30, 21 f.]. «) Das »Siehe, es kommt die Zeit,« bezeichnet nach dem durchgäiigigen Spraehgebrauch des Jeremias nicht etwa im Verhältnis; zu dem Vorhergehenden einen Fortschritt in der Zeit, sondern es macht auf die Größe des zu Verkündenden aufmerksam. Hingedeutet wird zugleich auf den Gegensatz der Hoffnung gegen das Sichtbare, das zu ihr gar keine Berechtigung darbietetF mag die Gegenwart noch so trübe sein, so kommt doch noch die Zeit. (Hengftenberg.) Den Schafen, die durch die Schuld ihrer Hirten verjagt werden mußten in fremde Lande, will der HErr ihre Verirrung nicht immer entgelten lassen: die Uebriggebliebenen sollen zu- rückkehren auf ihre Triften und sich von Neuem mehren; neue Hirten will er ihnen geben, unter deren Leitung fie sicher sein sollen vor Furcht und Zittern und aber- malt· er Flucht. Da haftet der freudig begeisterte Blick des hohen Sehers an der heraufsteigeiiden Gestalt dessen, der gesagt: ,,ich bin ein guter Hirte«; er schaut den kommenden Gesalbten des HErrn aus David’s Stamm, der da übet Recht: und Gerechtigkeit »und wohlfähret auf Erden. (Umbreit.) — W) Es ist ein shmbolischer Bei- name, der von einem gewöhnlichen Nenn-Namen da- durch sich unterscheidet, daß er nicht zum wirklichen Gebrauch, sondern nur zur objektiven Charakteristik, gleichsam zur idealen Inschrift dient; deshalb wird dieser Name auch einem Objekte beigelegt, das fchon feinen Namen hat. Jn ähnlicher Weise giebt Nathan seinem Zöglinge Salomo den Namen Jedidja ('2. Sam. 12, 25), den derselbe in Wirklichkeit nie geführt hat; auch mit dem Namen Immanuel (Jes. 7, 14; 8. 8 u. 10) scheint es dieselbe Bewandtnis; zu haben. (Nä eis- bach.) Der auszeichnende, so inhaltsvolle Name so ge- wiß auf die Hanptperson des Verfes, den Messias, m dessen Tagen Juda gerettet und Israel sicher wohnen wird, bezo en werden, nicht aber auf Israel, wie « Durch den verheißenen Konig wird sk Manche wo en. erfüllt, was in H. Mai. S, 25 gesagt ist. In szjener Stelle heißt es freilich: ,,es wird uns zur Gerechtigkeit werden, wenn wir strenge darauf halten, dieses ganze Gebot vor Jehova, unserm Gott, sowie er uns geboten, zn thun«; aber wer hat das Gesetz vollständig erfltllt im alten Bunde? der fromme David? der weise Sa- lomo? oder wer? Darum tritt hier »der Niessias in der ganzen Nothweiidigkeit seiner Erfcheinung, in dem vollen Lichte seiner Bedeutung uns entgegenz er, der einzige wahre Gerechte, macht viele gerecht» die an ihn glauben (Ies. 53, 1l); in sich das heilige, gottliche Leben wirklich offenbarend, verschafft er» dein, der an ihn glaubt, Gottes Gerechtigkeit, ja wird ihm»zu solcher. (Umbreit.) Sehr ähnlich ist der Ausfpruch in Kaki. 33, 16: ,,Zu derselbigen Zeit soll Juda geholfen werden, und Jerusalem sicher wohnen; und man wird sie (Jerusalem — Luther hat auch hier: ihn) nennen: der HErr, unsre Gerechtigkeit Gebot-a zidkeniyl Hier ist es unzweifelhaft, daß der Name Jehova nicht Jerusalem bei elegt werden kann, sondern nur der ganze Spruch: Jeäova (ift) unsere Gerechtigkeit. Die Stadt Gottes wird dadurch bezeichnet als eine solche, die für alle ihre Bewohner keine andere Gerechtigkeit hat und kennt, als die aus dem Glauben an den HErrn (Jehova) kommt, indem jede Zunge daselbst bekennt, wie in Jes. 45, 24 åeschrieben steht: ,,im HErru habe ich Gerechtigkeit und tärke.« Dieselbe Deutung ließe sich nun auch an unsrer Stelle anwenden, wenn es von dem verheißenen König hieße: ,,Jehova meine Gerechtigkeit« (hebr. Jehova zidki, was gleichbedeutend mit dem Namen Zidekia wäre). Aber da der Zusatz »Unsere Gerechtig- keit« sich nicht anf den König, sondern auf das Volk bezieht, so würde der Name für·den verheißenen König selbst ohne Bedeutung sein und ihm nur als Sinnbild des Volkes beigelegt werden, wenn nicht das Hauptwort ,,»Jehovci« ihm gälte. Dei: Sinn ist also an unsrer Stelle ern anderer als dort, wie der Name auf eine ganz andere Person bezogen wird, und wir müssen aus- legen: »Dies er tder verheißene Köni ) ist Jehovctz der unsere Gerechtigkeit ist; als Gott im leifche erschienen, ist er der einzige Quell der Gerechtigkeit für sein Reich und sein ganzes Volk. (Schmieder.) 7. Darum sum an der in Kap. 16, 14 f. zunächst als Drohung ausgesprochenen Weissagnng nun auch die tröstliche Seite hervorzukehren] siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HErr, daß man nicht mehr sagen wird: So wahr der HErr lebt, der die Kinder Israel ans Egpptenland ge- fnhret hat; 8. Sondern: So wahr der HErr lebt, der den Samen des Hauses Israel hat heraus gefiihret, nnd gebracht ans dem Lande der Mitternacht, nnd aus allen Landen, dahin ich sie verstoßen hatte, daß sie in ihrem Lande wohnen sollen. Die Glanzerscheiniing des Hirten aller irten ist nur wie vorübergehend; das Auge des Prop eten wendet sich daher zur Heerde zurück, die der HErr dereinst ge- wißlich aus Babel auf ihren Boden wiederkehren lassen wird. » » 9. Wider die Propheten [die da falsch weissagen im Namen des HErrn und sammt den Priestern das Volk ebenfalls in’s Verderben stürzen, wie die Könige und Regenten Kap. 14, 13 ff» folgt nun das ihnen gebührende Wehe] · Mein Herz will mir [bei dem, was ich wider die Propheten zu sagen habe] brechen, itlle meine Gebeine zittern [wegen der Furchtbarkeit der über sie empfangenen Ossenbarung], mir ist wie einem triinlenen Manne [der feiner selbst nicht mehr mächtig istL nnd wie einem, der vom Wein tanmelt, vor dem HErrn nnd vor feinen heiligen Worten* sdie er mir aufgetragen in Betress der vorhandenen, seine Gerichte herausfordernden Zu: stände zu verkündigen]; 10. Daß das Land [in den Propheten und Priestern und durch sie] so voll Ehcbrecher [im eigentlichen Sinne Kap. 29, 231 ist, daß das Land [in Folge der Greuelz die von seinen Bewohnern getrieben werden] so jamnietitch stehet [Kap. 12, 4; Weheruf über die bösen Fürsten und falschen Propheten und Priester. 289 14, 2 fs.], daß es so verflucht [von dem auf die Uebertretung der Gebote gelegten Flnch 5. Prof. 28, 15 ff. getroffen] ist, nnd die Auen in der Wüste [auf welchen das Vieh weidet] verdorren [Kap. 9, 10]; und ihr Leben ist böse [indem sie eifrig und uiiablässig nur auf Böses ausgehen Kap« b, 8; 9- 23 Jes. 59, 7]- und ihr Regiment [da sie nur stark sind in der Lüge und Untreue] taugt nicht [Kap. 8, 6]. 11. Denn beide, Propheten und Priester, sind Schritte« [Taugenichtse, elende Menschcsn -—— hehr. Unheilige], und finde auch in meinem Hause» ihre Bosheitpttr spricht der HErr sindem sie sich nicht scheuen, selbst an heiliger Stätte ihre Unznchts- stinden zu begehen]. V) Die große Liebe macht Gottes Knecht so brünstig, daß er gar gewaltig auf die Verführer losschlägt; er denkt nicht daran, daß er nun in ein Wespenuest ge- schlagen und sich sein Leben hier auf immer verbittert hat, denn er hat noch ein höheres Leben und giebt die- ses niedere willig um der Liebe willen hin. Doch wird ihn alle Welt für einen unverbesserlichen und tollen Eiferer gehalten haben, der Keines schone; er sagt selbst, er sei von Gott und seinem Wort wie betrunken, wenn er das Land dagegen anfchaue. (Diedrich.) VI) Das Wort Schalk bedeutet 1) urfprtinglich (goth. ska1ks) einen leibeigenen Knecht oder Diener, und heißt daher in Otfried’s Eoangelienharmoiiie selbst Sinieon (Luk. 2, 29: Diener) ein alter Schalk, wie denn auch das jetzige Wort Marschall = Marschalk (Pferde- oder Stallknecht) mit dieser ursprünglichen Be- deutung zusammenbringt. Darnach bezeichnete 2) das Wort (mittelh. Schale oder Sake-noli) einen Menschen von so niedriger Gesinnung iknd rohen Sitten, wie sie im Sklavenstande unter dem beständigen Druck sich auszubilden pflegen; Luther gebraucht es daher für Ausdrücke des Grundtextes, die Heuchler, Gottlose be- deuten, in dem Sinne: ein geheimer, hinterlistiger Bube, ein Taugenichts, bei dem Hinterlist und Verstel- lung hervorstechende Laster sind (Sir. J, 22 ff.; Matth. 6, ' s; 25, 26), und hat in Niattlx 18, 32., wo es darauf ankam, »die ursprüngliche noch gute Bedeutung auf die eines gemeinen, rohen, fiir alle edlere1i Gefühle abgestumpften Knecht-s herabzudrücken, des zusammen- gefetzten Worts: »Schalksknecht« sich bedient, so daß Stier’s Klage: Schade, daß das lutherische »Schalks- knecht« nicht mehr geändert werden kann, es drückt nicht eigentlich aus, was hier steht: ,,arg er Knechtl« ein bloßes Eifern im Unverstand ist. Jn der 3) jetzt tiblichen Bedeutung bezeichnet Schalk einen »Mit Ver- stellung vergniiglich listigen Menschen, selbst zu ern- stem Zweck;« wir halten eineii Schalk siir weniger schlimm als einen Schelm — ,,währeud der Schalk auch mit einer Jronie den andern zu bessern beabsichs tigen kann, geht der Schelm nur auf fein angelegte, listige, scherzhafte Streiche aus. (Weigand.) « DER) Zu solcher Unzncht boten die Nischen und Zeilen des Tempels Gelegenheit (vgl. 1. Sau« 2, 22); und die Priester, nach der Ordnung ihrer Klasse dienst- thuend, waren von ihren Weibern entfernt (Luk. 1, tt f.; 23 f.). Den Propheten ihrerseits, welche viel im Tem- pel verkehrten und gerade von Weibern öfter, als von Männern, um Rath angegangen werden mochten (1. Stdn. 14, 2 f.; 2. K. 4, l. 8), wird in V. 14 Ehe- bruch ausdrücklich vor-geworfen. (Hitzig.) D it. ch sel’ s Bilielwerb 12. Darum szur gerechten Strafe für solch Treiben im Verborgenen Sie. 23, 25 ff.] ist ihr Weg wie ein glatter Weg im Finstern, daraus sie gleiten und fallen [Ps. 35, S; Sprüchm 4, 19]. Denn ich will Unglück über» sie kommen lassen, [nämlich]» das Jahrihrer Heimsnchnng [Kap. U, 23], spricht der HEm 13. Zwar bei den Propheten zu Samaria [der Hauptstadt des Reiches Israel seit dem Auf- kommen des gottlosesten Königshauses 1.Kön. 16, 23 ff.] sahe ich sschon so Schlimmes, daß man hätte denken sollen, Schlimmeres könne es nun nicht mehr geben, nämlich so arge] Thorheit [Ps. 14, 1 Anm. 1 u. 2], daß sie weissagten durch Baal, und verfiihreten mein Volk Israel [1. Kein. 16, 33 Anm.]. 14. Aber bei den Propheten zu Jerusalem sehe ich [doch noch weit Schlimmeres, ja geradezu Schanderhaftes oder] Grenel [Kap. 5, 30], wie sie heimlich] ehebrechen, und gehen mit Lügen um, und stärken linit ihren trügerischen Vorspiegelitngeii V. 17; Kap. e, 14; 14, 131 die Boshaftigem aus daß sich ja niemand sdurch den Glauben an die von meinem wahren Propheten verkündigten Strafgerichte zur Buße lasse erwecken und] belehre von seiner Bosheit ssie verführen also nicht allein durch ihr Exempel das Volk zum Bösen, sondern erhalten es auch durch ihre Auetorität darin und halten es vom Glauben zurück Hes 13, 22]. Sie sind alle vor mir sin Ansehung des Straf- gerichts, das ich über sie verhangen werde], gleich- wie Sodom, nnd ihre [der Hauptstadt Jerusalem] Bürger [die zunächst durch sie verderbt worden, die aber wiederum auch die übrigen Landesbewohner verderbt haben] wie Gomorra [5. Mos. 32, 32; Jes. I, 10]. 15. Darum spricht der HErr Zebaolh [indem er nun zur Ausführung des Gerichts schreitet] von den Propheten also: Siehe, ich will [an ihnen vor allen andern und im besonderen Maße thun, was ich in Kap. 9, 15 dem ganzen Volke ge- dräuet habe, ich will] sie mit Wermnth speisen, uiid mit Galle tränken; denn von den Propheten n Jerusalem kommt Heuchelei aus in’s ganze Land sdaß die abtrlinnige Israel noch für fromm zu rechnen ist gegen die verstockte Juda Kap. Z, 11]. Das ist eine natürliche Folge der Superiorität (Ueberlegenheit), die die Consistoriem Akademien, Mini- sterien u. s. w. haben, und in ihrem Maß haben sollen, daß, wenn sie verderben, so theilen sie ihr Verderben der ganzen Gegend mit, und man nierkrg im ganzen Lande, was flir Theologeii an: Ruder schen. so. Zin- zeiidorf.) Its. So spricht der HErr Zebaoth szu denen in Jerusalem und im ganzen Lande]: Gehorchet nicht den Worten der Propheten, so euch weissageu sdaß ihr der Weissaguiig derselben wolltet Glauben A· T« U. L. 19 290 Jeremia 23, 17—-36. schenken und euch dadurch bei euerm Verhalten bestimmen lassen Kuh. 27, 14 f.]. Sie betrügen euch serfüllen euch mit thttrichtem, nichtigem Ver- trauen auf eine gliickliche Zukunft Hesek It, 2 H; denn sie predigen ihres Herzens Gesicht, und nicht aus des HErrn Munde sals hätte der HErr ihnen wirklich etwas geoffenbart und ihnen einen Auftrag ertheilt Kap. 14, 14]. 17. Sie sagen denen, die mich [den HErrnJ liistern sindem sie mein wahres Wort verachten]: Der HErr hat es gesagt, es wird euch wohl gehen. Und allen, die nach ihres Herzens Dünkel [in un- glauben und VerstockUngJ wandeln, sagen sie: Es wird kein Unglück über euch kommen [da ist ja schon an dem inneren Widerspruch zwifchen dem Jnhalt ihrer Verkündigung und der Beschaffenheit derer, an welche sie sich wenden, deutlich zu merken, daß sie Liigenpropheten sind]. 18. Denn wer [von uns beiden, jene Pro- pheten mit ihren Glücksverkündigungem oder ich mit meinen Strafdrohnngen im Namen Gottes] ist im Rath des HErrn gestanden, der sein Wort gesehen und gehöret habe? Wer hat sein Wort vernom- men und gehöret [und nun anch das Richtige oder die Wahrheit gesagt]? II. Siehe sdas wird sich bald geniig an dem Erfolge zeigen], es wird ein Wetter des HErrn mit Grimm kommen, und ein schrecllirh Ungewitter den Gottloseii auf den Kopf fallen. 20. Und des HErrn Zorn wird nicht nach: lassen, bis er thue und ausrichte, was er im Sinn hat; hernach werdet ihr es wohl erfahren lwer von uns lieidenim Rath des HErrn gestanden und sein. Wort gehöret und vernommen hat Kap. 30, 23 f.]. 2l. [Aber schon jetzt läßt euch der HErr wissen, wie es mit jenen steht, die euch lauter Glück in Aussicht stellen, wenn ihr nur seinem Zeugniß wolltet Glauben schenken] Ich sandte die Propheten nicht sso hat der HErr ausdrücklich zu mir gesprochen, und ich habe es euch treulich wieder berichtet Kap. 14, 14], noch liefen sie; ich redete nicht zu ihnen, noch weissagteu sie. 22. Denn wo sie bei meinem Rath blieben sin demselben gestanden hätten, wie sie vorgeben V. 18], und hatten meine Worte [die ich wirklich ihnen aufgetragen] meinem Volk gepfedigetz so hätten sie [weil ein guter Baum nur gute Früchte bringen und ein rechter Prophet nur heilsam auf das Volk wirken kann Matth 7, 15 ff.] dasselbe von ihrem bösen Wesen und von ihrem böseiiLeberi beichtet [nun sie aber die Boshaftigen stärken, auf daß sich ja niemand bekehre von feiner Bosheit V. 14, ist’s ja offenbar, daß sie nur mit Lügen umgehen]. und hörte nicht, was sie thunsj Gottes Wort bekehret, alle andere Lehre verführen (Luth. Randglh Sie würden das Volk von seinem bösen Verhalten abzuziehen und zuritckziirufen ge- trachtet, und nicht in der Stinde bestärkt haben, wie sie jetzt thun: so verstehe man die Stelle lieber, als daß man sie dahin erkläre, daß, wenn diese Propheten dem Volke Gottes Wort getreulich vorgetragen hätten, dasselbe alsdann würde bekehrt worden sein; denn das ist nicht allezeit das Loos der wahren Propheten und getreuen Knechte Gottes (Jes. 53, 1), ja, es ist nicht das Loos des Heilandes selbst gewesen, als er auf Erden war. (Engl. BibelwJ sGlauben jene Propheten etwa , ich sähe Bin ich nicht ein Gott, der nahe [auch auf Erden allenthalben gegenwärtig] ist, spricht der HErr, nnd nicht ein Gott, der ferne [auf seine Wohnung, den Himmel, gleichsam eingeschränkt] sei? 24. Mcinest du [dii thörichter MenschL daß sirh jemand so heimlich verbergen könne, daß ich ihn nicht sehe [Kap. is, 17; Pf. 139, 7 ff« Amos 9, 2 ff.]? spricht der HErr Bin ichs nicht, der Himmel nnd Erde fiillet [1.Kön. 8,27; Jes. 66, I; Sir. 16, 15 ff.]? spricht der HErn «) Im Grundtext heißt es eigentlich: Bin ich ein Gott (nur) von naheher tder nur weiß, und sieht, was in seiner unmittelbaren Nähe vorgehn, und nicht (auch) ein Gott von ferneher (der auch das, was in weitester Ferne von ihm sich zuträgtz zu überschauen vermag)? Es ist das von dem Standpunkt des Him- mels aus, als der Wohnung Gottes (Ps. 2, 4; 115, 3), geredet; Luther dagegen bei seiner Uebersetzung nimmt den Standpunkt von der Erde, der Wohnung der falschen Propheten aus: da ist ihnen Gott nicht ferne (Apostg. 17, 27), sondern nahe genug (Ps. 139) — der Sinn bleibt iu beiden Fällen derselbe. 25. Jch höre es wohl, daß die Propheten predigen [als hätte ich sie zu meinen Predigern Kap. 15, 19 gemacht], nnd falsch weissagen in meinem Namen, und sprechen: Mir hat geträumt, mir hat geträumt» sich habe eine Offenbarung im Traum, im Traum gehabt]. 26. Wann wollen doch die Propheten auf- hören smit ihrem heillosen Treiben], die falsch weissagen und ihres Herzens Triigerei weissagen, 27. Und wollen fbezivecken mit solchem Weissas gen nichts anderes als dies], daß, mein Volk mei- nes Namens vergesse über ihren Träumen, die einer dem andern predigt [nicht ein Prophet dem andern, sondern der Prophet einem seiner Nächsten aus der Masse des Volks, der es dann wieder auch Andern verkündigt]; gleichwie ihre Biiier mei- nesNamens vergaßen iiber dem Baal [dem sie nun einmal gern dienen wollten, als hätten sie sich auf ihn versesseiijr 28. Ein Prophet, der Traume hat, der pre- dige [immerhin] Träume [iveiin er denii einmal sich darauf versessen hat, nur gebe er sie nicht als göttliche Offenbarung aus]; wer aber mein Wort hat, der predige mein Wort recht. Wie reimen sich Stroh und Weizen znsammen?" [und Träume Das Volk wird vor den falschen Propheten gewann. 291 find in der That leeres Stroh; mein Wort aber, das der gute Weizen ist, soll nicht damit vermengt werden] spricht der HErtx 29. Jst mein Wort nicht wie ein Feuer, spricht der HEry und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißtrrr sHebiu 14, 12]? V) Unter den in 4.Mos.12, 6ff. genannten Formen der göttlichen Offenbarung nimmt der Traum aii sich schon die unterste Stelle ein, denn in ihm können ani leichtesten die Trnggebilde des eigenen Herzens den Schein göttlicher Offenbarung annehmen; außerdem aber eiitzieht sich der Traum am meisten der Controle An- derer, es ist daher nichts leichter als zu sagen: mir hat dies oder das geträumt. Mit Beziehung hierauf wird denn bereits in 5. Mos II, i ff. ein Träumer ziemlich gleichbedeutend mit einem falschen Propheten genommen; und nun mußte in dem uns hier vorliegenden Falle schon das die angeblichen Ossenbarungen der Propheten sehr verdächtig machen, daß sie nur zu sagen wußten: ,,mir hat geträumt, mir hat geträumet.« Besonders in der späteren Zeit gingen, wie es scheint, die Träume Hand in Hand mit der Wahrsagerei (Sach. 10, 2); keiner der Propheten, von denen wir Schrifteii be- Wen, beruft fiel) daher ferner aiif diese Form gött- licher Mittheilung; erst in Matth. 1, 20; Z, 13 n. II; 27, 19 wird sie wieder aufgenommen, doch gehört der letztere Fall nur mittelbar hierher. — «) Er lasse mei- nen Namen mit Frieden nnd sage nicht, daß es meine Worte seien, was ihm träumet, sondern es sei s ein Wort und habe seinen Namen. Luth. Rdgl.: Wer sein Maul oder die Dinte nicht halten kann, der exper- torire (auslasse) sich; aber er sage es frei und ehrlich, daß es seine Träume sind, was er predigt« Freilich wissen die falschen Propheten gar wohl, daß pure Liige leeres Stroh ist; sie mischen deshalb iinmer etwas vom ächten Gotteswort darunter, da ist denn Weizen unter dein Stroh. Eine heillose Mischungl in dieser Mischuiig besteht des Satans höchste Kunst, damit er zugleich sein Werk allein fördert und wider sich selbst zeugt. (Nägels- bach.) Der Prophet macht einen feinen iii1d wahren Unterschied zwischen Traum und Wort, zwischeii Er- zählen und Reden: den Traum behandele man als Traum uiid erzähle ihn, das Wort rede man treu und entschieden. (Umbreit.) — IN) Man kann mein Wort leicht unterscheiden von dem .Menschentand; denn mein Wort hat eine sonderliche Kraft und Wirkung. Es ent- zündet das Herz zum geistlichen Leben, zur Liebe gegen Gott und den Nächsten, daß der Mensch wird brennend oder brünstig im Geist; es reinigt und läutert auch immer mehr die Herzen der Gläubigen und zerschlägt wie ein Hammer die Herzen und Gewissen der Gott- losen, indem sie durch dasselbe kräftig gerührt, überzeugt und überwunden werden· (Starke.) Gottes Wort be- kehrt, all andre Lehre bethört (Luther.) 30. Darum siehe, ich ivill an die Propheten swill mich über sie machen mit meinem Gericht Jes. Ei, 8], spricht der HEry die mein Wort stehlen einer dem andern saus erster Hand zwar von einem ächten Propheten, aus zweiter Hand aber von einem ihrer Zunftgenossen oder wo sie es sonst finden]. 31. Siehe, ich will aii die Propheten, spricht der Mir, die ihr eigen Wort fuhren wörtlich: ihre Zunge nehmen, schon damit ihre eigene Ersindung zu einem Gotteswort stempelii zu kön- nen sich einbilden, daß sie prophetische Redensarten gebrauchen] und sprechen: Er hat es gesagt. 32. Siehe, ich ivill aii die, so falsche ser- IogeiieJ Traume weissagem spricht her HErn und predigen dieselben sindem sie ihre Träume den Leuten erzählcn], und verfuhren mein Volk mit ihren Lugen und losen Theidingen [2. Mos. 21, 22 Anm.]; so ich sie doch nicht gesandt· und ihnen nichts befohlen habe, und sie auch diesem Volke nichts nutze sind [sondern dasselbe nur immer mehr in Sicherheit wiegen und in feiner Bosheit be- stäcken], spricht der HEw Drei Propheten- nnd Predigerfitnden werden hier getilgt: l) die Selbfigefälligkeit, die tnit fremden Federn sich schmiicken will, da Einer dem Andern Gottes Wort stiehlt, das, was dem Andern gegeben ist, sich zu Nutze niacht, um damit zu glänzen; L) Un- treue, die Gottes Wort verachtet und nach eigenem Dünkel Menschenwort an dessen Stelle setzt; Z) Phan- tasterei oder Schwärmereh die mit Träumen und Bildern die Einbilduiigskraft befriedigen nnd Bewunde- rung erregen will, statt die Gewissen mit Gottes Wahr- heit heilsam zu erschüttern. (Schmieder.) Niemand kann Gottes Segen über sein Amt erwarten, der nicht von ihm zu dem heil. Dienst gerufen und gesandt ist. (Polus.) Niemand stoße sich doch daran, wenn falsche Lehrer noch nicht ihrer falschen Lehre wegen von Gott gestraft wor- den: sie werden nicht ungestraft bleiben, sondern zu sei- Zeit schon empfahen, was ihre Thaten werth sind. (Schmid.) 33. Wenii dich lJeremiaj dies Voll oder eiii Prophet oder ein Priester Hünftighin wieder in spöttischer Weise] fragen wird und sagen: Welches ist die sWillenskundgebung, oder vielmehr, wie wir das nun schon an dir gewohnt sind, die] Last des HEtrn fdie du uns zu überbringen hast]? sollst du [das doppelsinnige Wort nun wirklich in dem aus- schließlichen Sinne, den sie ihm gegeben, gebrau- chend] zu ihnen sagen, was die Last« sei [die ich fortan unter dem Worte verstehe; nämlich ihr sel- ber, und da ist mein Spruch]: Jch will euch hin- werfen, spricht der HErrtr sals eine Last, die ich nicht länger tragen mag ·Kap. 7, 29; 12, 7; Jes. 1, 14]. 34. Und wo ein Prophet oder Priester oder sjemand vom] Volk [in Beziehung aiif einen durch « dich ihnen eröffneten Ausfpriich meinerseits] wird sagen: Das ist die Last des HErrm denselben will ich sabgesehen von dem allgemeinen Gericht, welches das Volk trifft, noch besonders] heimfucheih Und sein Haus dazu. 35. Also soll aber [damit das so schändlich gemißbrauchte Wort ganz vermieden werde, künftig] einer mit dem andern reden, und unter einander sagen: Was antivortet der Hist« nnd was sagt der HErr? 36. Und neniiet es nicht mehr swas an Gottessprüchen euch gesagt werden wird] Last des HErrnz denn einein jeglichen wird sein eigen Wort W« 292 [schon der Gebrauch des hiermit ein- für allemal verbotenen Worts, auch wenn der Gottesspruch, in Beziehung auf welchem es gesagt wird, an sich keine ,»,Last« sein sollte] eine Last sein, weil ihr also die Worte des lebendigen Gottes, des HErrn Zebaoth, unsers Gottes, berichtet ssie unter einen ganz verkehrten Gesichtspunkt stellt und darnach be- zeichnet] V) Es scheint Sitte gewesen zu sein, daß man die Propheten, wenn sie sich zeigten, fragte, ob ihnen irgend eine neue Offenbarung, und welche, zu Theil geworden sei; dabei bediente man stch für »Offenbarung« wohl des Ausdrucks mass-r, der nach dem Jef. IS, 1 Bemerkten zunächst einen Gottessprnch überhaupt (Klagel. Z, 14) bezeichnet. Da aber das Wort auch ,,Laft« be- deutet und Jeremicks Beruf hanptsächlich der war, dro- hende Richtersprüche Gottes im Gegensatz zu den falschen Propheten zu bertlindigely so wendete man bei ihm dasselbe nur in diesem letzteren Sinne an, um damit anzudeuten, daß jede neue Weisfaguirg in seinem Munde nichts als eine neue Last sei, die er auf das Volk wälze, daß nur Lästiges und nie etwas Erfreuliches von dem Gott komme, in dessen Dienst er sich gestellt, nnd fragte ihn höhnisch: Nun, Jeremia, was für ein mass-r hast du denn wieder zu bringen? Solcher frevelhafteti Ver- spottung des Wortes Gottes, die desselben sich zu er- wehren sucht, wird nun hier der Weg damit abgeschm- ten, das; auf den ferneren Gebrauch des geniißbrauchteii Worts ein feierliches Verbot gelegt wird. » «) Wenn das Wort Gottes den Menschen unerträg- lich wird, so werden die Menschen unserm HErrgoit wieder unerträglich; ja, sie sind dann nichts anderes als eine unnütze Last, welche das Land nicht mehr tragen kann, darum müssen sie ausgworfelt werden. (Cra1ner.) 37. Darum sollt ihr znm Propheten kden ihr mit jenem Ausdruck habt höhnen und ärgern wollen, künftig vielmehr, wie schon in V. 35 in Beziehung auf alle Propheten überhaupt bemerkt] also sagen: Was antlvortet dir der HErr, und was sagt der. Wer? 38. Weil [richtiger: Wenn] ihr aber strotz meinem Verbot dennoch wieder] spreche« Last des HErrnz darum spricht [besser: so fpricht dartun, wie zum Entgelt dafür] der HErr alfxn Nun ihr dies Wort eine Last des HErrn nenuet, nnd ich sdoch Botschaft] zn euch gesandt habe und sagen lassen, ihr sollt es nicht nennen Last des HErrm 39. Siehe, so will ich euch hinwegnehinen [genauer: aufheben, wie man eine Last aufhebt, die man fortschleudern will], nnd euch sammt der Stadt, die ich ench und euren Vätern gegeben habe, von meinem Angesicht wegwerfenz 40. Und will euch ewige Slhande nnd ewige Schmach zufügen, deren nimmer vergessen soll werden [Kap. So, 11]. Leider ist Vielen auch selbst das Evangelium eine Last, fein Driugen auf Uniändernng -des Herzens und Lebens ohnedies, und sollte uns doch ein sanftes Joch (Matth. 11, 30; v l. auch Kön. 6, 17 f. 20 ff.) sein: was bei solcher Ge tnnung herauskommt, zeigt V. 30 f. u. 38—40. (Calw. Bibelwh Jeremia 23, 37——40. U, l—10. Das 24. Kapitel. igesicht non guten und bösen Folgen, und war; sie bedeuten. IV. V. l——10. Alls im J. 598 n. Chr. dlcbncadnezar dru König Jofalhiu mit dem Kern des Volke; gen Babrl weggefiihrt nnd über die im Lande Zurücitgcblietienen den Ltlctthanja unter dein Uamen Bedetila zum König gesetzt hatte (9. kenn. U, 10 ff.), scheinen diese sich ein· geliildet zn haben, daß sie dnrrh ihre Vrrfchonung vom tliiglütn der Wegführung thalsüaflich für die iitfseren in des HErrn Jlngcn crlltiirt worden seien, das das Straf— grrlcht nun vorüber, das znrümgellllebeue Voll: bereite: gefühnt nnd gereinigt, nnd für dasselbe fo wenig mehr etwas zu fürchten set, daß im Gegenthell alsbald die nenc Zeit des Heils beginnen werde; ja, Jrdelrla hat wohl gerade diesen nennen: ,,Irhoua’ø Genauigkeit« in der thörichtcii Erwartung angcnonctnetu der hErr werd: durkh ihn nnd unter seiner Regierung dic dem Blinde-wollte in san. 23, 5 . gegebene berheisznng er— fiillen (2. Mit. 24, 17 Latini. , weshalb rr anlh bald nun) seiner« Glnsehung eine Gesandtfchast nach sahe! ab— fertigte (llap.2l), 3), die hauptlüchllch den Zweit: hatte, die ttiiclllcelir der Gefangenen bei tleburadnezar auszu- wlrlerin Solcty argctn nnd gcführlirhcm Selbllbrtrug tritt denn der ist-Her ln diesen! Gesicht von den zween Frigcnltiirben mit solcher Entfihicdenhclt entgegen, das; er vielmehr die lierelto lu das Land der Chaldäer Weggcfiilsrtcn für den besseren Theil des voller; erklärt, der sich tret-ehren, bcl ihm Gnade stnden und nach dein heil. Lande zurürnlirlfreti werde, ntn die klcrhelßnng zu ererben, während Zedeliia mit den jeht noch in Suda Zuriictigelasseneli oder nach Egyptcn Knggetvandertesi den schllniiiifleii Theil ausmacht, der durch seine weitere Vevflortiiiiig noch vollends den in 5.slof. W, 36 f. aus— gcsorokhcnen Fluch übe: sich heranffüljreit werde· I. Siehe, der HErr zeigte mir sim Gesicht 2. Kein. s, 17] zween Feigentörbe, gestellet vor dein Tempel des HErru san dem für die Dar- bringung der Erstlinge von Früchten bestimmten Ort L. Mos. 23, II; h. M. 26, 4], nachdem der König zu Bahn, Nebucadnezay hatte wegge- führt Jechanjm den Sohn Jojatimth den König Juba, sammt den Fürsten Juda s2. Köln 24, 15], Zimmerleute und Schmiede [2. K. 247 14 u. le] iåon Jerusalem, und gen Babel gebracht [Kap. 9, 2 . 2. Jn dem einen Korbe waren sehr gute Fels-en, wie die ersten reifen Feigen sind kais be- sonders zart nnd wohlschmeckelid ein willkommener Leckerbissen Jes 28, 4]; im andern Korbe waren sehr böse Fetzen, daß man sle tilcht essen konnte [Kap. 29, 17], so böse waren sie. 3. Und der HErr sprach zu mir [wie bei dem Gesicht in Kap. 1, II u. 13., um znvörderfi festzustellen, daß ich den Hauptpunkt, auf den es eigentlich ankam, auch richtig in’s Auge gefaßt »hätte]: Irrt-into, was siehest du? Jth sprach: Fugen; die guten Feigen sind sehr gut; und die bösen sind sehr böse, daß man sie nicht essen kann, so böse sind sie. Warnung an die im Lande Zurückgebliebenen vor Selbstbetrug. 293 Der Feigenbaum ist ein prophetisches Sinnbild des Volkes Israel (Hof. 9, 10; Luk. 13, 6 ff.); die einzel- nen Jsraeliten sind die Früchte dieses Baumes, nnd ihr Wandel vor Gott entscheidet darüber, ob sie gute oder böse Früchte sind, ob der HErr sie annimmt oder ver- wirft. Die Erstlinge der Feigen wurden Gott nach dem Gesetz im Tempel dargebracht, gleich den Erstlingen an- derer riichte (5. Mos 26, Z) , ein Bild des glänbigen Jsraeliten, der sich selbst dem HErrn heiligt; darauf beruht das hier erzählte Gesicht und dessen Deutung. (Schinieder.) Den Gefangenen ist ihr Trotz gegen Gott vergangen: sie sind ausgeschieden aus der Zahl de,r weltlich bestehenden Völker, politisch find sie gestorben und nun anf’s Innere gewiesen. Da will Gott nun an ihnen zeigen, was seine Liebe vermöge; sie sollen wiederkehren und in rechter Gottesnähe sein rechtes Israel sein. (Diedrich.) , 4. Da geschah des HErrn Wort zu mir sdas Gesicht mir auch zu deuten], Und sprach: 5. So spricht der HErr, der Gott Israel: Gleichwie diese Feigen gut sind sin den Augen eines jeden, der sie siehet, und er sie mit Wohl- gefallen betrachtet], also will ich mich gnädiglich annehmen der Gefangenen ans Juda- welche ich babe aus dieser Stätte lasseu ziehen in der Chal- dcier Land ldaß ich ihnen mein Wohlgefallen und die Erfüllung meiner Verheißung zuwenden will]; S. Und will sie gnädiglich ansehen sdas an ihnen zu thun, was in Beziehung auf die Uebrigen meiner Heerde ich im Sinne habe Kap. 23, 3 ff.], nnd will sie wieder in dies Land bringen [vgl. Kap. 30]» und will sie [wenn sie nun zurückge- bracht sind] hatten, nnd iiicht abbrechen, ich will sie pflanzen, und nicht ansraufen [Kap. 12, 15 f.; 18, 7 f.]. « 7. Und will ihnen swie in Kap. 31 weiter ausgeführt werden wird] ein Herz geben, daß sie mich kennen sollen, daß ich der HErr sei. Und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein; denn sie werden sich von ganzem Herzen zn mir bekehren. 8. Aber wie die bösen Feigen so böse sind, daß man sie nicht essen kann ssondcrn wegwerfen muß Kap. 29, 17], spricht der tzErrz also will ich dahingehen Zedekia, den König Juba, sammt seinen Fiirsten, nnd was übrig ist zu Jerusalem, nnd übrig in diesem Lande, nnd die in Eghptcin land wohnen [wohin sie sich gefiüchiet haben, so daß das Wort in Kap. 15, 11 keineswegs ihnen gilt, wie sie sich einbilden]. I. Jch will ihnen [in weiterer Ausführung der Drohung Kap. 15, 3 f.] Unglück zufügen, nnd sie in keinem Königreich aiif Erden bleiben lasseu; daß sie sollen swie in 5. Prof. 28, 37 gesagt] zu Sehanden werden, zum Sprichwort, zur Fabel nnd zuni Fluch« an allen Orten, dahin ich sie verstoßen werde. «) Bis in die neuefte Zeit hat das unter dein Fluch seufzende Jndenvolk die schlimmen Elemente seiner na- tionalen Eigenthliinlichkeit vielfach anch zum Verderben der Völker, unter die es verstoßen ward, entwickelt. »10. Und lichi ivill Schwert, Hunger nnd Pcstilenz unter sie schicken, bis sie umkommen von dem Lande, das ich ihnen nnd ihren Vatern gegeben habe. » Von denselben Gedanken, wie sie hier ausgesprochen werden, ist hernach des Jeremias Brief an die Wegge- ftjhrten durchdrungen, den er selber in Kap. 29 uns mittheiltx ebenso ifi er nach diesen Grundsätzen denen gegenüber verfahren, die nach« Gedaljcks Ermordung nach Egypten fliehen wollten (Kap. 42 u. 44). Aus dem Verwerfungsurtheil über Zedekia erkennen wir zu- gleich, warum in den verschiedeiieii Rede-Cyklen voii Kap.2—-20 auf diesen König» gar nicht Riicksicht genom- men und selbst in Kap. 22 er ganz außer Vetracht ge« blieben ist; er zählt eben auf dem Standpunkt des Propheten nicht mit in der Reihe der Könige Juda’s, sondern stehet außerhalb der eigentlichen Heilsgefchichttz weil er init der Annahme des Namens »Gereehtigkeit des HErrii« die Weissagung in Kap. 15, 11 widerrecht- lich auf sich bezogen, nachdem er sie doch nur mittels eines falschen Propheten erstohlen (Kap. its, 30), und damit in der griibsten Weise an dem Heiligthum des HErrn sich vergriffen hat. Jm vorliegenden Cyklus (Kap. 21—-«24) haben wir theils eine Remedur seines angemaßten Ehrentitels, indem in Kap. 23, 6 ihm der entgegengestellt wird, der der HErr selber und in Wahr- heit unsre Gerechtigkeit (Zidkenu) ist, theils die Ver- kündigung des Ausgangs, den er nehmen soll, indem in Kap. 21, 7 ihm nichts als völlige Hingabe in die Hand Nebucadnezarcs zu rettungslosem Untergange in Aus- sicht gestellt wird. Jn deni nuii folgenden Theil unsers Weissagnngsbuchs (Kap. ?5—29) dagegen, in welchem eine Zusammenstellung von Aussprtichen ganz« fpezielleii Inhalts uns vorliegt, die sich sänimtlich auf den Unter- gang Jerusalems durch die Chaldiier und die Dienst- barkeit Judcks unter der Chaslsdäischen Zrvingherrschaft beziehen, sind wir recht eigeiitlich in die Zeit des Ze- dekia versetzt, während die des Jojakim in Kap. 25 u. 26 nur zur Folie dafür dient. Das 25. Kapitel. Siehenzigfährige Gefangenschaft zu Rahel. die Urberschiist in than. 25, 1., ans welche eine ähn- liche erst wieder in Kap. 30, 1 folgt, beinah, daß wir in klein. 25—29 abermals rin znsaniinengehorigeg Ganze von ttcdku vor nng haben, dessen einzelner Theile siai denn and) inehrsach auf einander beziehen· I. V. 1—38. In dein so eittssheidcndeu Jahre, in inei- cheg der Sieg des Uebneiidiiezar bei Carehcnite oder Cir- cesjnui aiii Euphrat fällt Gan. 46, L) und damit dir erste odu deu 4 Weltnionarchteeiu mit denen te der Propbet Dante! in Lan. 2 n. 7 zu thun hat, gegründet ward, euinfängt Jeteniin eine Offenbarung des Listen, in wrlehcr Kbrrrhniiiig niit Snda grschirheh es hat nun 23 Jahre hindurch die Wirksamkeit des Propheten an sich erfahren, aber deu ttnf zur sahe nnbefolgt gelassen, ja, wie absichtlich hat ro den Zorn Gottes iinrner arger iiber sich lietaiifbrschiiioren zu seinen! Unglück; dirs soll denn nnniuehr auch lioinmen über dao entweihet: kund zu gciiizliiiier verddting und iibrr das ungehorsam: Volk zu sirbiigjähriger Knechtschast unter dem König von 294 Jeremia 25 , 1—27. Babel W. 1—1l). Jenseit dieser 70 Jahre liegt aber auch die Zeit der Heinisuchung über den König von sabel und über alte feine Völker, daß nun die Reihe des Dienens an he kommt und sie die Vergeltung em- pfangen, die sie verdient haben w. 12—14). Die pro· vhetiscije Rede geht hierauf in den Ton eines prophrtis skhen tjochgefangg über, der allen ioöltiern der Reihe nun) Gottes Gerirht verleüudigh und deg Propheten Auge äitjatiä dasszsztjou hinein in die Zeit des lehteu Gerichts l. Dies [die in diesem Kap. enthaltene Rede, wenigstens zunächst der erste Theil derselben in V. 3 ——11] ist das Wort, welches zu Jeremia geschah itbet das ganze Volk Jnda fund die übrigen in Beziehung zu ihm stehenden Völker V, 9 u. 15 ff.], im vierten Jahr sdcr Regierung] Jojakims, des Sohns Josia, des Königs Juda [d. i. 606 v. Chr] — welches [4. Jahr Jojakiinsj ist das erste Jahr Nebucadnezar’s, des Königs zu Babel —, Z. Welches auch [in pünktlichem Gehorsam gegen des HErrn Befehl und in treuer Wahrneh- mung seines Amtes] der Propbet Jeremia swohl unmittelbar nach der in jenem Jahr geschehenen Schlacht bei Carchemis 2. Kein. 24, l und noch vor der ersten Einnahme Jerusalems, tvelche den Anfang der in V. 11 angegebenen 70 Jahre be- zeichnets redete zu dem ganzen Volke Jnda, und zu allen Bürgern zu Jerusalem, und sprach: Es ist das erste Mal, daß einer Weifsagung unsers Propheten eine Zeitbestimmung vorgesetzt wird; nur ganz allFLmeine Zeitbestimmungen finden sich in den früheren eissagungen, und auch diese nur selten (Kap. Z, S; 14, U, erst mit dem Eintritt der großen Kata- strophe, und sofort denHauptstadien ihres Verlaufs ent- sprechend, finden wir genaue chronologische Angaben (Kup. 28, l; 32, I; Bis, l; 39, I u. s. w.). Hier zum ersten Male auch nennt stch Jeremia Prophet (denn Kap. 20, 2 fällt in spätere Zeit): es ist, wie wenn er auf diesen Titel verzichtet hätte, bis er den Beginn sei- ner Drohtveissagung ankündigen konnte (5. Mof. 18, 21 f.). Jn eben diesem Jahre sing Jeremia an, auf göttlichen Befehl seine Weisfagnngen aufzuzeichtien (Kap. 6, 1fs.)z er that dies, um vielleicht noch in der elften Stunde durch den Gesammteindruck jener prophetischen Reden die Herzen zu erschüttern, womit zugleich ausgesagt ist, daß ein Zeitpunkt des Abschlnsses und der unwiderruf- lichen Entscheidung damals vorhanden war. (Nägelsbach.) 3. Es ist von dein dreizehnten Regierungs-J Jahr an Josia, des Sohns Dämons, des Königs Jnda [d. i. von 629 v. Chr. an Kap. I, 2], des HErra Wort zu mir geschehen bis auf diesen Tag; Und hab euch nun [in dieser, von 629——606 rei- chenden Zeit] drei und zwanzig Jahr mit Fleiß seifrig und ringt-lässig] geprcdiget, aber ihr habt nie hören weben. 4. So hat der HErr auch lzur Zeit der Väter Kap. 7, 25 f.; n, 7 f.] zu euch gesandt alle seine Knechte, die Propheten, fleißiglich [mit altem Fleiß oder eifrig und unabläfsigsz aber ihr habt nie hören wollen, noch eure Ohren neigen, daß ihr ge- horchet. 5. Da et swas besonders mein eigenes pro- phetisches Wirken betrifft Kap. 18, 11; 7, 3 ff] sprach: Beiehret ench, ein jeglicher von seinem bösen Wege und von eurem bösen Wesen; so sollt ihr in dem Lande, das der HErr euch und euren Vätern gegeben hat, immer und etviglich bleiben. 6. Folget nicht andern Göttern, daß ihr ihnen diene! und sie anbetet, ans daß ihr mich nicht er- züruet durch eurer Hände Wert, und ich [dann, damit meinem Zorn auch sein Recht werde] euch Unglück zufügen müsse. 7. Aber ihr wolltet mir nicht gehorchen, spricht der HErr, auf daß sals hättet ihr es darauf ab- gesehen, daß] ihr mich ja wohl erzürnetet durch eurer Hände Wert zu eurem eigenen Unglück. 8. Darum so spricht der -HErr Zebaoth: Weil ihr denn meine Worte uicht hören [und durchaus euch nicht bekehren] wollt; 9. Siehe, so will ich [in Erfüllung der Dro- hung Kap. l, 14 ff] ausschicien und kommen lassen alle Völker gegen der Mitternacht, spricht der HEth auch [wie ich nun bestimmter noch an- gebe] meinen Knecht kDakn 2, I Anm. 21 Nebu- kadnezar, den König zu Babel, nnd will sie bringen über dies Land und über die, so drinnen wohnen, und über alle dieses Volk [alle die VölkerschastenL so umher liegen, und will sie verbanuen und ver- stören, und zum Spott und ewiger Wüste machen [Kap. 18, 16; 19, 8]. 10. Und will heraus nehmen sans dem Lande Kap. 7- 345 is, 9] allen fröhlichen Gesang, die Stimme des Bräutigams und der Braut, die Stimme der Mithlen [2. Mof. te, 24 Anm.], und [das] Licht der Laterne [alles, was irgend darauf hindeutet, daß Menschen daselbst wohnen]; 11. Daß dies ganze Land [mit all feiner Umgebung] wüste und zerftöret liegen soll. Und sollen diese Völker dem Könige zu Vabel [den Königen der chaldäisch - babylonischen Dynastie 2. Kein. 25, 27 Atem. 2] dienen siebenzig Jahr. Wenn in dieser, nicht ohne Urfach chronologisch so genau bestimmten Weifsagung eine siebzigjiihrige Dienst« barkeit gedroht wird, so kann der Zeitpunkt, von welchem an man zu zählen hat, nur in eben das Jahr gesetzt werden, in welchem die WeissagunF ausgesprochen wurde, in das 4. Jahr des Jojakini (60 v. Chr.); über den Endpunkt aber kann gar kein Zweifel sein, die natürliche Grenze dcr 70 Jahre bildet das erste Jahr des Cyrus, in welchem Israel in seine Heimath entlassen wurde (536 v. Chr. Esra 1, 1 ff.). Jn der, schon inmitten des 70jährigen Zeitraumes ausgesprochenen und an die jiidischen Exulanten gerichteten Weisfagung in Kap. 29, 10 wird mcht etwa ein neuer Anfangspunkh der m der Zeit der Abfassung der Weissagung zu snchen wäre, an- gegeben, sondern es wird mit ausdrtlcklicher Beziehung auf die frühere bertihmt gewordene Weissagung gesagt, daß die in ihr festgesetzten Jahre nach unabänderlichem göttlichen Rathschluß erst ihren Ablauf haben müßten, ehe an eine Rückkehr der Gefangenen gedacht werden könnte, daß es daher thöricht sei, den falschen Propheten Dem Volke Juda wird seine siebzigsährige Gefangenschaft zu Babel angekündign 295 Gehör zu geben, welche im Hinblick auf eine große, damals unter Egyptens Leitung gegen die Chaldäerherr- schaft sich bildende Vereinigung den Exiilaiiten mit eiteln Hoffnungen einer nächstens bevorstehenden Riickkehr "sch1neichelten, ihre Gemüther anfregten und sie in äußere Gefahr brachten, was aber noch schlinmier war, sie ab« führten von der jetzt ihnen gestellten Aufgabe, in auf- richtiger Buße die Versöhnung mit dem HErrn zu suchen. (Heiigstenberg.) 12. Wenn aber die siebenzig Jahre um sind, will ich den König zu Babel sdem alle Völker während jener Zeit dienen sollen Kap. 27, 7] heim- suchen und alle dies Volk [der Chaldäer V. 9],- sprieht der HErr, um ihre Missethat swomlt sie mein Volk über Gebiihr geknechtet haben Jes. 47, S]- dazu dasszLand der Chaldiiey iind will es zur ewigen Wuste machen [Kap. 51, 26. 62]. 13. Also will ich uber dies Land bringen alle meine Worte, die ich geredet habe wider sie; nam- lich alles, was in diesem Buch [Kap. 46—51]»gc- schriebeii steht, das Jeremia geweissagct hat uber alle Völker. Der Abschnitt von V. l2 an kann nicht fijglich gleich urspriinglich zu der Rede, wie sie dem Propheten im 4. Jahr Jojakiims eingegeben wurde, gehört haben, sondern ist eine Erweiterung dieser Rede bei der nach- maligen Zusammenstellung alles dessen, was dem Irre- mia vom HErrn zu reden und zn schreiben befohlen worden, zu einem eigenen Buch, und zwar eine von ihm selbst verfaßte Erweiterung, hervorgegangen aus den in Kap. 46—51 ihm zu Theil gewordenen Orakeln, die er hier in eine kurze Summa zusainmensaßtx es wurde ja schon zu L. Mos 20, 6 bemerkt, wie die Wiedergabe früher empfangenen Gottesworts bei den Männern Gottes eben so sehr ein Ausfluß des lebendig schaffenden Geistes zu sein pflegt, als die erstmalige Verkündigung desselben, nnd kann also eine solche, durch Hinzunahme späterer Gottesoffenbaruiig bewirkte Erwei- terung nicht befremden, sie ist eben fitr Leser berechnet, deren Gesichtskreis auch ein weiterer ist als der der erstmaligen Hörer. Neben dergleichen Andersgestaltnm gen des ursprünglichen Gottesworts, welche die Em- pfänger und Träger desselben« unter der Leitung des hl. Geistes selbst vorgenommen haben, kommen indessen an einzelnen Stellen der biblischen Bücher auch kurze Be- merkungen vor, die nicht von ihnen selbst, sondern von denjenigen Gottesinännern herrühren, welche die bibli- schen Bticher gesammelt nnd zu einem Ganzen vereinigt haben. Eine solche zusätzliche Bemerkung haben wir hier in den Worten: ,,nämlich alles, was in diesem Buch gefchrieben steht, das Jeremia geweissagt hat über alle Völkcr«z vielleicht verhält es sich mit dem ,,wie es denn heutiges Tages stehet« am Schliiß des 18. Verses ebenso, obwohl das auch ein Ziisatz von Jeremiä eige- Eier Hand bei Abfassung seines Weissagniigsbuches sein bunte. « 14. Und sie [die Völker und Könige von Chaldäa] sollen auch dienen, ob sie gleich große Völker und große Koiiige sind. Also will iih ihnen vergelten· nach ihrem Verdienst, und nach den Werken ihrer Hande [Jes. is, 1 —- 14, 27]. 15. Denn also sum hier zn dem Gerichte über Babel auch das über» die andern Völker hin- zuzuiiehmeiq spricht zu mit· der HErr, der Gott Israel: Nimm diesen Bechet Weins voll Zorns von meiner Hand, und schenke daraus allen Völ- kern, zu denen ich dich sende [Kap. I, 7], 16. Daß sie trinken kund in Folge des zu sich genommenen Zorntrankes V. 27 Anm.] tan- meln und toll werden vor dem Schwert, das ich unter sie schicken will sund nicht mehr wissen, wo aus und eins. 17. Und ich nahm den Becher von der Hand des HErrn und schenkte alleii Völkern, zu denen mich szwar nicht persönlich, wohl aber vermöge des in Beziehung auf sie mir ausgetragenen Worts als auch ihren Propheten] der HErt sandte, 18. Nämlich [zuerst, nach dein heilsgeschichb lichen Grundsatz: l. Petri 4, 171 Jerusalem, den Stadien Juba, ihren Königen und Fürsten; daß sie wüste nnd zerstört liegen und ein Spott und Fluch sein sollen [Kap« O, 11; 24, 9], wie es denn heutiges Tages stehet [vgl. die Bem. zu V. 13]; 19. Auch Pharao, dem Könige in Gallura, sammt seinen Knechten, seinen Fürsten und seinem ganzen Volks« 20. Allen Ländern gegen Abend soon Baby- lon aus ——— nach anderer Deutung: allen Nitsch- oölkernL allen Königen im Lande Uz sHiob I, 1 Anat. 1], allen Königen in der Palastinersd i. PhilisterJ Lande, sammt Askalon, Gaza, Alaron und deii übrigen zu Asdod lJos II, 2 AUM»J; 21. Denen von Edoni, denen von Moab, den Kindern Ammon [im Süden und Osten vom tod- ten Meer, s. Karte IIl.]; 22. Allen Königen zu Turms, allen Königen zu Zidon [in Phönizien 2. Sam. b, 11 Anm.], den Königen in den Inseln [d. i. Küstenländernj jenseit des smittelländischens Meers saus Chpern und bis hin nach Tartessus in Spanien]; 23. Denen von Dedan [1. Mos to, 7; 25- 3], denen von Thema [1. Mvs 25, 153 Jels 21, 14; Hieb 2, 11 u. e, 19], denen von Bns [1. Mos 22, 2; Hiob 32, 2J, und allen Fürsten in den Qeriern sder Kedarener Kap. I, 25]; 24. Allen Königen in Arabien, allen Königen gegen Abend swohl besser: der MischvölkerL die in der [syrisch-arcibischen] Wüste wohnen; 25. Allen Königen in Simri swohl einerlei mit Simron l. Mos. 25, 2 und zwischen Arabien und Persien zu suchen, s. Karte 1V.], allen Königen in Elam, allen Königen in Meden lJes 21, 215 26. Allen Königen gegen Mitternacht sals Ararat, Meni und Askenas Kap. 51, 27], beide in der Nähe und Ferne, einem mit [besser: nach] dem andern; und allen Königen auf Erden, die auf dem Erdboden sind [denn ganz ausnahmslos soll mein Strafgericht über sie alle ergehen]; nnd König Sesach soll uach diesen trinken«- 27. Und sprich zu ihnen: So spricht der 296 Jekemia 25, 28—38. De, 1—3. HErr Zebaoth, der Gott Israel: Trinket fden euch eingefchenkteu Becher Weins voll Zorns V. 15], daß ihr trunken werdet, [und dann wie Trunkene] speiet und niederfallet, und nicht aufstehen indget vor dem Schwert, das ich unter euch schicken fund damit euch zii Boden fchlagenJ willIW V) Jn Kap. 46—51 folgen die Drohweiffagnngen in dieser Ordnung auf einander: I) wider Egypten (461, L) wider Philisttiw Tyrus und Sidon (47), Z) wider Moab (48), 4) wider Ammon (49, 1—6), Z) wider Edom (49, 7—22), s) wider Damaskus (49, 23-—27), 7) wider Kedar und Hazor (49, 28——33) , 8) wider Elam (49, 34—39), 9) wider Babel (50 u. 51). «) Dieser Sesach kommt hernach in Kap. 51, 4l noch einmal vor und giebt sich dort dem Parallelismus der Glieder (2. Sam. 1, 27 Anm.) g-mäß deutlich als den König von Babel zu erkennen; derselbe Name er- iedt sich aber auch, wenn wir das sog. Athbasch oder izabbalistische Alphabet, nach welchem die Buchstaben des regelmäßigen Alphabets in 1imgekehrter Reihenfolge fiir einander gesetzt werden (A ist der erste Buchstabe, da- für tritt der letzte, das Th ein —- Atli —,- ebenso ftir den weiten Buchstaben B der verletzte, das Seh — hast: — u. f. w.), zu Hilfe nehmen, denn nach dieser iinigekehrten Reihenfolge steht für B beide Mal das S(cl1) und fiir L ein Oh, also Babel-Besuch (die Vokale kommen nicht in Betracht, da sie im Hebt. nicht mit geschrieben werden). Wir brauchen kein Bedenken zu« tragen, eine derartige Geheimfchrift hier, wo die Weifsagung einen apokalyptifchen Charakter (Dan. 7, 1 Anm.) annimmt, vorauszusetzen, da auch in Offb. 13,18 es sich um eine kabbaliftifche Symbolik (die Gematria-, welche mit Hilfe des Zahlwerthes der Buchstaben de1i geheimen Sinn des Textes ermittelt) handelt; überhaupt " steht die Kabbala dem Geiste der Schrift von Haus aus niiht so fern, daß wir sie für leere Spielerei oder Thor- heit halten dürften, sondern führt wirklich in vieler Be- ziehung zur Erkenntniß des wunderbaren Baues des Flsortes ckGottFsb its? Tiex feiger Låeisxeitg pwgel sik ennau aii ro ei em runeru . n a., bedient sich Jeremia nochmals des Athbasoh und schreibt in dem Satze: ,,Siehe, ich will erwecken wider Babel und wider (ihre) Einwohner (die) Orts-käm· (d. i. Chal- daer V. 24 u. 35) einen scharfen (verderblichen) Wind,« für Oasdiin (Nr. II, 2l, 4,»1(), 13 des Alphabets) vielmehr ledig-kamen (Nr. 12, L, II, 13, 10), wodnrch der. Sinn hinauskommt: ,,wider die Bewohner vom Herzen meiner Widevrsacher« (Luther: ,,wider ihre Einwohner, die fich wider mich gesetzt haben«) und Babel als der Mittelpunkt oder das Centrum aller Feingschag nåieder deifiüHEgrn Fardcikterisirzhiftd (andere prop etis e amen r as a1i der al äer und Babel f. in Kap. 50, 2l n. 31 f.). Gleicherweife ist auch an unsrer Stelle der so gewonnene Name Sessel) fitr Babel. nicht ohne tiefere Bedeutung; das Wort foll ohne Zweifel so viel sein als: Demüthigung, Unterwer- fang, und Verkündigt im Voraus das der stolzeii Be- drltckerin Jsraels bevorstehende Schicksal (Jes.13,19ff.; El, zsf.k3l37, 1lff.).si—— VIII) Fast vom sorgt]- und aumel e ist äu "g in er ei. rift (Jef. , 17. 223 Hes 23, 31 ff.; Hab. L, 16; Pf. 60, 5; 75, 9); Bis Trinkeixwdes Kelgzs daks Pilz; de; Erlgixns delr trase, die ir ung es rin ens aus un aume , ist Bild der gebrochenen Kraft, d«er verlorenen Haltung nnd Fassung. (Nii«gelsbach.) Das» Bild ift großartig, wie diese Bolker alle gleichsam zu einem Trinkgelag ver- sammelt find, wo sie statt Freudenwein den Taumelkelch der götilichen Strafgerichte trinken müssen. Es ist nnr ein prophetisches Geficht, aber von furchtbarer Wahrheit; die Geschichte zeigt iins Gleiches noch heute, nur die Propheten fehlen, wiewohl auch nicht ganz, warnende Stimmen sendet Gott immer seinen Strafgerichteii vor- aus, wenn nur die Völker sie hören wollen. (Schmieder.) « 28. Und wo sie den Becher nicht wollen von deiner Hand nehmen und trinken, so sprich zu ihnen: Also spricht der HErr Zebaoth: Nun sollt ihr trinken [wie sehr ihr auch gegen meinen Zorn: Becher euch sträuben möget]. 29. Denn siehe, in der Stadt, die nach mei- -nem Namen genannt ist fJerusalem und den Städ- tcn Jud« V. 18]- fahe ich an zu plagen; nnd ihr solltet ungestraft bleiben?«« Jhr sollt nicht ungestraft bleipen lKciix 49, 12]; denn ich rufe das Schwert uber alle, die auf Erden wohnen, spricht der HErr Zebaoth V) Ganz wahr ist jener Ausspruch nach einem Wort des Clemens von Alexandrienx wer Gott am näheftem den trifft er am eheften. Damit muß man aber das Wort des heil. Bernhard zusammenhalten: die hier nicht unter der Plage der Menschen stehen, konimen dort unter die Plage der Teufel. (Förster.) Läßt Gott feine liebsten Kinder nicht ungestraft, wenn sie ftindigen, wie sollte er denn die können ungestraft lassen, die nicht feine rechten Kinder find und durch muthwillige Sünden ihn täglich erzürnen? (Starke.) 30. Und du [Jeremia, der du den Wein voll Zorns von meiner Hand nehmen und daraus fchcnken sollst allen Völkern zu deiien ich dich sende V. 15 ff] sollst fwenn siemuii ihn nicht von dei- ner Hand nehmen und trinken wollen, in weiterer Ausführung des Worts: Nun sollt ihr trinken« V» 28] alle diese Worte«ihiieu weisfageih und sprich zu ihnen: Der HErr [wie schon it; Joel Z, 21 uspAmos 1, 2» gesagt ist] wird brullen aus der Hohe» nnd feinen Donner horen »lassen »aus feiner heiligen Wohnung; er wird brullen uber seine Hurdcn sWeidetrifteniz et· wird sum hier auch die Weissagung in Jef. 63, 1»—6 wieder aufzu- nehmen; singen ein Lied wie die Weiiitreter, uber alled täiinivohiijser ÆsltLäingcs, deß Hall erschallen wir is an er e ne. Wie der Löwe plötzlich brüllend aus dem Dickicht hervorftürzt ·und verheerend in die sorglos lageriide Heerde etiibricht (V. 38; Kap. 49,19; 50,44), so bktillt Jehova aus der Höhe und läßt aus feiner heil. Woh- nung, dem Himmel, im Gewitter herannahend, seine Stimme ertonein er donnert vor·feine»m Heere her HEXE; IsåiihkssikåhkägkKispiwxsie iZ’«Iik1TTT’k-««"«ZY3«’9 in, ie r e eoen herbeistiirzeii und niit wildem Kampfgeschrei sich im Blute der hingefchlachteten Völker baden, ist Er’s ge- wiffermaßen selbst, welcher brüllt gegen feinen Anger, wo feine Heerde ruht, gegen die ihm geheiligten Wohn- sitze seines Volks (Kap. 10, 25; 2. Mof. 15, 13), und ein Jauchzen wie die Kelterer anhebt über alle Bewoh- ner der»Erde, ein Heil-it! (Jef. 16», 9 f.), welches gleich dem weitfchallenden Rufe der Weinleser, so auch der wilde Essig deztfääntjztftsnden is, weziåi fic»h1volä)Bli1t« gier au en ein rzens up. « ; .) , I , ·n- dem er die Völker zermalmt und in«ihrem Blute wartet, Der Prophet ver-kündigt allen Völkern der Reihe nach Gottes Gericht. 297 wie der Kelterer die Weintrauben mit seinen Füßen zgcxftåifngpft und» von dem Blute der Rebe bespritzt wird. St. Der HErr hat zu rechten mit den Hei- den, und will mit allem Fleisch Gericht halten; die Gottlosen wird er dem Schwert übergeben, spricht der HErr [Jes. es, 16 f.]. Des Propheten Blick schaut hier schon in diejenigen Ereignisse hinein, die in Osfenb. l4, 14 ff. u. l9, II ff. in Beziehung auf das Gericht über den Antichrift und seine Heerschaaren geweissagt werden; so ist auch das Folgende nur im Hinblick auf dieseEreignisse richtig zu verstehen, ihre Gestalt im Einzelnen aber für uns noch ziemlich dunkel, bis der Tag der Erfiillung sie in vollem Lichte zeigen wird. Ein Vorspiel davon wird dasjenige sein, was in Offenb. 16, 12—l6 gemeint ist und von unsrer Zeit nicht so weit ab in der Zukunft liegt. 32. So spri(hi der HErr Zebaoth [in Hinsicht auf die Art der Ausführung des eben geweissagten Gerichts]: Siehe, es wird eine Plage koder Unheil] kommen von einem Voll zum andern, und ein groß Wetter wird erwecket werden von der Seite des Landes [von den Enden der Erde her, wie ein Gewittersturm, wenn es am Horizont heran- zieht, vom hintersten Ende desselben herzukommen scheint Kuh. 10, 13]. 33. Da [wenn nun das Wetter des Gerichts sich entladen hat] werden die Erschlageneii vom HErrn [Jes. 66, 161 zur selbigen Zeit liegen von einem Ende der Erde bis an das andere Ende [Kap. 12, 12J: die werden nicht getlaget,. noch aufgehoben, noch begraben werden; sondern müssen aus dem Felde liegen, und zu Mist werden [Kap. 8, L; IS, 4; Jes. 34, Z; 66, 24]. 34. Heulei nun, ihr Hirten [ihr Könige und Machthaber der Völker Kuh. Z, 8; 10, St; 22, 22; 23, 1 f-], und schreiet walzet euch kwie solche thun, die in höchster Bedrängniß um Gnade und Hilfe flehen Kap. 6, 2ss in der Asche, ihr Ge- wattigen über die Heerde; denn die Zeit ist hie, daß ihr geschlachtet und zerstreuet kwohl s. v. a. zertrümmert] werdet und zerfallcn müsset wie ein köstlich Gefäß fzu eurem ewigen Berderbeus 35. Und die Hirten werden nicht fliehen kön- nen, und die Gewaltigen über die Heerde werden nicht entrinnen können [Amos 2, 14]. 36. Da werden die Hirten schreien, und die Gewaltigen über die Heerde werden heulen, daß der HErt ihre Weide ldie Triften, ans welchen sie ihre Heerden bisher so ungestört und sicher weiden konn- ten] so berwüstet hat; 37. Und ihre Auen, die so wohl stunden, verderbet sind vor dem grimmigen Zorn des HErrn 38. Er [der HErrJ hat seine Hütte [seine heil. Wohnung im Himmel V. so] verlassen, wie ein junger Löwe Uelne Lagerstättqz und ist also ihr Land zersiöret vor den: Zorn des Tyrannen [des gewaltigen Bürgers, nämlich des HErrn Kap. 46, 16;50, 16], und vor seinem grimmigen Zorn. Diese Rede nutzet, daß wir das stiße Brausen Gottes in seinem heil. Predigtamh weil wir es haben können, nicht ausschlagem noch die Ohren dafür verstopfen solleaz sonst möchte die Zeit kommen, daß wir das Brüllen Gottes hören müßten, da uns Gott slir behüte. (Cratuer.) Das 26. Kapitel. Jeremiii Jöuszpredigh Anklage, Verantwortung und Izeschützunxz II. v. 1—24. Je bestimmter die Offenbarung, die der sbrophct genniß dem vorigen Kapitel im 4. Jahr: Infa- tiinss empsing, auf drn nan bald durch dlrbucaduezar broorsichecidrn dliitetgang Jud« und auf riur siebzig- jährigc Vionflbarlecit unter dem Könige zu sahe! lau— tote, desto entfrhirdcnrr mußte nun auch der Widerstand der nngläulsigru iiöitigr und des volles gegen eine solche Zukunft und der Widrrfprach der falskhcn Propheten gegen eine folkhe Wcifsagung, desto uachdrarlelicher aber nun) das Auftreten des Srrruiia werdet! zur Luft-ruht- haltung dessen, wao nun einmal als unabänderlich« Rirhterfprach des tjErrn frftfland Sein Eingreifen mit sinubildlirtzem Handeln, mit thatfiichlichrin Erzengel! nnd mit rriaahaendem Schreillrn werden wir hernach in Aar. 27——29 erfahren; ro wird act) da zeigen, daß drr tjErr die bei seiner ttrriifnng zum Propheten ihm gegebene Zufagc (tiap. 1, 19): »wenn sie gleich wider dtch ftrcts ten, sollen sie dennoch nicht wider dict) siegen, denn let) bin bei dir, daß let) dich Meile« iu rrrht aagcnfälligcr Weise an ihm erfüllte. Aber nicht ers! von jener schwersten Kampfe-Zeit an that der HErr das: fehon früher, non) im Jlufang des Aönigrrlrhg 3osaleim, war Gottes Sankt; in recht hervorlesirhtrndrr Weise dem Stamm, als er auf Tod und Erben angelilagt wurde, widerfahren W. 1——19); dran wag ohne diesen beson- deren Setsatz mit ihm geschehen wäre, zeigt das kann eines andern ächten Propheten, der ebenfalls wider dir Stadt nnd dao ltaud im Namen deo iJGrrn gewrifsagt hatte, der aber drn llathslellungen deo Königs hernach— walo zum Opfer sirl W. 20-—-24). l. Jm Anfang dks Königreichs Jojakims des Sohns Josia, des Königs Juda spielleicht beim Ostetfsst des J« 609 v— Cht—J- escl)ah dies Wort vom HErrn szu JeremiaL und brach: 2. So spricht der HEm Tritt in den Vor- hof am Hause des HErrn [wohl wieder, wie in Kap. 7, 2., in das Thor zwischen dem äußeren und inneren VorhofL und predige allen Stcidten Jnda, die da herein gehen [in dem äußeren Vorhof sich versammeln] anznbeten im Hause des HErrty alle Worte, die ich dir [mit dem, was in V. 4—6 folgt] befohlen habe ihnen zu sagen, nnd thue nichts davon-l· [5. Mos. 4, L; 12, 32]. 3. Ob· sie vielleicht hören wollen, nnd fiel) belehren, ein jeglicher von seinem bösen Wesen; damit mich auch reuen möchte das Uebel, das ich gedenke ihnen zu thun um ihres bösen Wandels willen« [Kap. IS, 8; 36, 3]. 298 Jeremia 26, 4——24. 4. tlnd sprich zu ihnen: So spricht der HErr: Werdet ihr mir nicht»gehorchen, daß ihr m meineui Gesesz wandelt, das ich euch» vorgelegt habe; » Z. Daß ihr [eiidlich] horet die Worte meiner Knechte, der Propheten, welche ich stets zu euch ge- scindt habe, und [werdet ihr fortfahren mit euerm bisherigen Verhalten allen meinen Vorhaltungen gegenüber, daß] ihr doch nichi hören wolltet lKap. 35, 14 U. 17]: s. So will ich’s mit diesem Hause niachen, tvie mit Silo sdaß es trotz der Bundeslade darin untergehen soll Kau 7- 14].- und diese Stadt zuiu Fläuchlglken Heiden aus Erden machen« [Kap.24,9; , . V) Dies Gebot ist hier wichtig zur Rechtfertigung des Jerernia, ist aber überhaupt eben so wichtig als das andere: »thue nichts dazu« (Offeiib. 22, 19). Wo der Mensch zu Gottes und feines Geistes Wort iiichts dazu thut und auch nichts davon thut, sondern sagt es treu, wie er es vom HErru eni·pfäi1gt, da nur predigt er Gottes Wort rein. (Schmieder.) — IN) Obwohl Gott schon oft von den Menschen abgewiesen worden, wenn er sie hat zur Buße ermahnei1 lasseii, so setzt« er doch immer auf’s Neue an und versucht, ob er sie endlich zur Buße bewegen könne: Matth. 23, 37. (Stark«e.) VII-V) Wie zu Kost. 7, 2 bemerkt, ist der· hier dem Propheten ertheilte Aiiftrag nicht mit demjenigen zu vermischen, den er dort zur Zeit des Königs Josia, also etwa 15 Jahr früher empfing, wenn aiich der Inhalt des Gottesspruchs und die Oertlichkeit der Verkündigung in der Hauptsache sich gleich bleibt; und zwar veritieiigen die Aiisleger in der Regel· beide Vorhaltungen iii der Weise, daß sie die Zeitbestimmung in V. 1 auf» Kapz 7 übertragen, V. 2—6 nur für eine kurze Recapitulation des Inhaltes von jenem Kapitel ausgeben, V. 7—15 aber als einen gefchichtlichen Nachtra dazu betrachten. Indessen war schon zur Zeit des Josiaeine Rede, wie Kap. 7 sie enthält, an ihrer Stelle und sollte dort vor falscher-Sicherheit warum; hier dagegen ist sie mehr· eine Erweisung der Langmuth nnd Güte Gottes, ·womit er noch in der elfteti Stunde zur Buße leiten will. 7. Da nun die Priester, Propheten und alles Vol! [jene vom inneren, dieses vom äußeren Vor- hof aus] höreten Jeremia, daß er solche Worte redete im Hause des HErrnz 8. Und Jeremia nun ausgeredet hatte alles, was ihm der HErr befohlen hatte, allem Volk zu sagen [indem der ihm ertheilte Auftrag eilte noch umfassendere Verkündigung enthielt, als oben in V. 4—6 mitgetheilt worden]; griffen ihn die Priester, Propheten sals die eigentlichen Rädels- führer V. U] und das ganze Volk swelches stch den ersteren anschloßL Und sprachen: Du shast Lästerworte geredet wider diese heil. Stätte Apostg o, 13 und] mußt sterben [3. Mai. 24, 15 f.]. 9. Warum darfst serkühnst Many. 22, as] du [dich zu] weissageii im Namen des HErrn iiiid Izu] sagen: Es wird diesem Hause gehen wie Silo, und diese Stadt soll so wüste werden, daß niemand mehr drinnen wohne? Und das ganze Volk sam- melte sich in: Hause des HErru wider Jeremia [wegen der vermeintlichen Lästeriing die Hände an ihn zu legen]. Die Priester und Propheten erscheinen hier als die eigentlichen Gegner Jereniia’s; höchst wahrscheinlich waren die meisten der falschen Propheten selbst Priester. (Kap. 2(), 1 ff.) Das Volk läßt sich mit fortreißeii nnd ist ebenso geneigt, auf die Rede der Fiirsten hin fttr Jeremia gegen die Priester und Propheten Partei zu ergreifen (V. 16), als es unter Umständen bereit ge- wesen wäre, das Todesurtheil aii ihm zu vollziehein sdiägelsbachh 10. Da solches höreteii die Fürsten Juda sdaß im Tempel ein Anflauf entskehe], gingen« sie ans des Königs Hause [wo sie beim Könige sich besan- den, also vom Berge Zion aus] hinaus iit’s Hans des HErtn [die Sache zu untersuchen], nnd setzten sieh sals die, welche als Stellvertreter des Königs jetzt Gericht halten wollten] vor das neue Thor des HErtn [Kap. 20, 2 Anin.]. 11. Und die Priester und Propheten [indem sie als Kläger mit dem gesangenen Jeremia hin- traten] spracheii vor deii Fürsten und allem Voll: Dieser ist des Todes schuldig; denn er hat ge- weissagt wider diese Stadt, wie ihr mit euren Ohren gehöret habt [uiid also der Lästerung sich schuldig gemachts 12. Aber Jeremia sprach zu allen Fürsten kais den Richtern], und zii allem Voll [als den Zeugen, welchen aber in solchen Fällen anch eine richterliche Befugniß znstand]: Der HErr hat mich gesandt, daß ich solches alles, das ihr gehöret habt, sSotgtgtweissageii wider dies Haus und wider diese il . 13. So bessert nun eiier Wesen niid Wandel, nnd gehorchet der Stimme des HErru, eiires Gottes; so wird den HErrn auch gereuen das Uebel, das er wider euch geredet hat [und dies Haus und diese Stadt nicht verderben, sondern bei euch wohnen an diesem Ort Kap. 7, 3]. 14. Siehe, ich biii iii euren Händen; ihr möget es machen mit mir, wie es euch recht und gut dünkt. 15. Doch sollt ihr wissen, wo ihr mich tödtet, so werdet ihr unschuldig Blut laden aus euch selbst, auf diese Stadt und ihre Einwohner [und damit das geweissagte Gericht nur desto sicherer herbei- führen, statt demselben zu entgehen, wie ihr meinet]. Denii wahilich, der HErr hat.mich zu euch ge- sandt, daß ich solches alles vor euren Ohren reden sollte [er also würde auch mein Blut an euch rächen . J weiß in neueren Zeiteii einen Mann, der Je- remiä Benehmen ganz unasfektirt geübt hat, ein Pfarrer, ein Lehrer, ja man mag wohl sagen ein Prophet vieler tausend Menschen. So oft der sich verantworten sollte (das begegnete ihm dann nnd wann), so oft predigte, so oft wiederholte er seinen Commissuren die Materien über die er verklagt war, gestand und leugnete nicht legte sie aii ihr Herz und zeigte aliud agenclo seine Jeremiä Bußpredigh Anklage, Verantwortung nnd Besehütznng. 299 Unschuld, seinen Sinn, seine Standhaftigkeit und alles zngleich so deutlich, daß ste dann allemal mit völliger Ueberzeuguug zurtickkamen und nicht recht wußten, waren sie hingegangen, einen Propheten zu sehen, oder waren sie geschickt, ein Vergehen zu untersnchein »Es hat noch nie ein Mensch geredet,« hieß es, ,,wie dieser ENenschA Nachmachen läßt sich das nicht; man muß so von der Sache, so ganz in dem Gegenstande, so gedrungen in seinem Herzen, mit eben dem Feuer entzündet sein, uni mit einer solchen Gleichgiltigkeiy Ruhe und runden Art sich zu erklären, wenn einem das Messer an der Kehle steht. (v. Zinzendorfh « 16. Da sprachen die Fürsten und das ganze Volk snaehdem die Verhandlung, in welcher etliche der Aeltesten im Lande die Sache zum Guten ge: lenkt und dievFiirsten sowohl wie das Volk auf das richtige Verhalten hingelenkt hatten V. 17 ss., zu Ende war] zu den Priestern! und Propheten [als den Klägern in diesem Prozeß]: Dieser ist des Todes nicht schuldig; denn er hat zu uns ge- redet im Namen des HErrn, unsers Gottes. 17. Und es stunden auf [um hier über den Gang der Verhandlung selber das Wichtigste nach- träglich noch zu berichten] etliche der Aeltesten im Lande swelche der Rathssitzung der Fürsten V; 10 beiwohnten], und sprachen zum ganzen Haufen des Volks [als der Gemeinde]: 18. Zur Zeit Hislia des Königs Juda, war ein Propbet, Micha von Maresa Derselbe, von dem wir noch ein Weissagungsbiich besitzen Micha 1, 1], nnd sprach zum ganzen Volk Juda fwie in Micha 3,12 zu lesen ist]: So spricht der HErr Zebaoihx Zion soll wie eiii Acker gepfliiget werden, und Je- rusalem ein Steinhaufen werden, und der Berg des Hauses (des HErrn) ziun wilden Walde fzu einer wilden Höhe]. 19. Noch ließ ihn Hislia, der König Juni, nnd das ganze Juda darum nicht tödten sdaß er wider die heil. Stadt und· wider den Tempel ge- redet, als sei er ein Gotteslästerersz ja, sie fürch- teten vielmehr den HErrn, und beteten vor dem HErru swie aus L. Kön. 19, I ff. hervorgeht]. Da reuete auch den HErrn das Uebel, das er wider sie geredet hatte. Darum thiin wir sehr übel wider unsere Seelen fund laden Blutschuld auf uns, wenn wir über« Jeremia ein Blutgericht halten wollten]. Wenn du ein erlittenes Uiirecht bei Gott niederlegst, so ist er der Rächer; wenn einen Verlust, so ist er der Erstatterx wenn einen Schmerz, so ist er der Arzt; wenn deinen Tod, so ist er der Erwecken (Tertullian.) 20. So [richtiger: Und es] war auch einer sum hier eine Geschichte ans derselben Zeit, in welche diese Anklage und Todesbedrohung Jeremias fällt, anzufügen, die aber einen ganz andern Aus- gang nahni], der im Namen des HErrn weissagte, Uria, der Sohn Semaja, von Kiriath-Jearim swestlich von Jerusalem» l. Sam. S, 21]. Der- selbe weissagte wider diese Stadt nnd widerdies Land, gleichwie Jeremia » · 21. Da aber der Konig»Jo1aiim, und alle seine Gewaltigen, und die Furften, seine Worte höreten, wollte ihn derjtönig tödten lassen. Und da Uria das erfuhr, furchtete er sich, und floh, und zog m Eghpteu 22. Aber der König Josaiim schielte Leute in Eghptem Eluathan, den Sohn kdes in 2. Kinn 22- 12 erwähnten] Achbor [des Königs Schwäher, wie es scheint 2. Kön 24, 8], und andere mit ihm. · » 23. Die fuhteteii ihii ans Eghpten fdessen König Pharao Necho nichts gegen die Auslieferung einzuwenden hatte, weil Jojakim fein Vasall war], und brachten ihn zum Könige Jojatimz der ließ ihn mit dem Schwert tödten, und ließ seinen Leichnam unter dem gemeinen Pöbel [auf der Süd- osifeite der Stadt Z. Sam. 15, 23 Anm·] be- graben. «· —24. Also sdaß es dem Jeremia nicht auch wie jenem Uria eigings war die Hand Ahikam, des Sohnes Saphans [2. Kön 22, 12], mit Jeremia [indem er unter den Fürsten V. 16 ff. hauptsächlich derjenige war, der die dem Propheten günstige Weudung der Sache herbeiführen half und ver- muthlich auch darauf aufmerksam machte, wie derselbe die nämliche Rede schon unter Josia ge- halten, ohne deshalb verfolgt worden zu sein, da- mit alzer verhüteteL daß er nicht dem Volk in die Hande kam, daß sie ihn tödtetensttr «) Sollte das Folgende (V· 20——23), wie Etliche wollen, etwa eine Antwort der Aukläger Jeremiä sein, in welcher sie mit einem gegentheiligen neueren Exempel das vorige widerlegen und ihr Todesurtheil rechtfertigen, ja billigen wollen, indem es zu Jojakims Zeiten ge- schehen sei, so müßte zu Anfang des Verses eine Aus- lassung an enommeii werden, etwa also: Andere aber (oder die nkläger) sagten dagegen; welches aber ge- zwungen ist lauch konnte die Begebenheit damals, am Anfang der Regierung·Jojakim’s V.1, kaum schon gszeschehen sein, da ·1a die Sendung nachv Egypten und die Znrückholung iedenfalls längere Zeit erfordert» Andere meinen, die Vertheidiger Jeremiä(V. l7) redeten hier noch fort und wollten mit dem Exempel Uriä zeigen, was inan allerdings vermeiden müsse; allein die Vertheidiger Jeremiä nnd die Fürsten würden, weil Jojakim iioch lebte, auch wohl schwerlich also wider ihn geredet haben. Es ist also die Meinung derer am wahrscheinlichstem die es für eine Erzählung des Jeres mia halten (beim Niederschreibeu der ganzen Geschichte als etwas seitdem Geschehenes von ihm hinzugesiigth nnd daß damit habe sollen angedeutet werden, daß es dem Jeremia eben wie dem Uria wtirde ergangen sein, wenn nicht Ahikani durch Gottes Regierung es verhin- dert hätte. (Starke.) — W) Uria-s, ein treuer Prophet, predigte ähnlich wie Jeremias, darüber wollte ihn der König tödten lassenz er entfloh nach Egypteiy es konnte ihn aber nicht retten. Jeremia floh nicht nnd blieb hier verschont. Unser Laufen und Sorgen hilft zu nichts: die Bosheit der Welt muß sich ja noch zu ihrem Gericht an Gottes Knechteu offenbaren, iind diese müssen 300 Jeremia 27, 1——«22. es, I. fcch dazu hergeben; welchen es aber zuerst treffen foll, das hat Gott in feiner Hand, und alles Sorgen und Fliehen können wir uns sparen. (Diedrich.) «"·) Wir werden hier erinnert, daß Gott seinen treuen Knechten bisweilen einige Beschützer zutheilh wie dem Jeremia hier den Ahikam nnd in Kap. 38 den Ebed-Melech, dem Elias und den Propheten seiner Zeit den Obadja (1. Kön. 18, 7 ff.), dem Luther die Char- fiirften von Sachsen Friedrich den Weisen, Johann den Beftändigem Johann Friedrich den Großmlithigen (Förster.) Die Furcht Gottes trieb bei Ahikam die Menschenftrrcht aus: er wollte lieber bei Jojakim in Ungnade fallen und dem Volke verhaßt werden, als den Gerechten in der Noth verlassen. (Schmieder.) Das 27. Kapitel. Juda und seine Nachbarn müssen unter das Ltooh des Ltiöiiigs zu Rahel. III. V. 1—1liap. M, 17. Jllg König Zedekia nach dem ersten Dritte! seiner Regierung durch Abgesandte der umliegenden Völkersehaften fiir den Plan einer gemein- samen kierschwörnng gegen die chaldäisctse Qbcrkerrscisaft zur Jibfcisicttelung des von tiebneadnezar auferlegten Soehg gewonnen werden soll, bekommt Jeremia Auftrag vom leisten, eitlem solchen Unternehmen mit allen! stach— denkt: entgegcuzuwirlkcu Er must deshalb in sumbild- licher Handlung sich ein Joch zurechttnacljen und auf— legen, und so zuerst eg anschaulictz darstellen, wie das Joch der rhaldäisctsen Qberherrsclsaft ein vom tjGrru so— wohl dem Reiche Iuda alg den benachbarten Völkern auferlegt» nnd jeder Versuch zur Kbschüttcltkug ein Unter— nehmen wider des tjErrn Rath und Willen sei; dann aber, was die sinnbitdliche Handlung bedeutet, auch noch mit orophetisctzem Wort erläutern und aus; Herz legen (U.1——22). Die vorhalinng des Jeremia trug ihre guten Früchte, die beabsichtigt: Vereinigung gegen Bube! nuterblielk und nicht lange nachher reiste Zedekia selbst zum König, ihu seiner Ergebenheit zu versicheru Jllg aber ltnrz nun) obiger Begebenheit ein falscher prophet hanauja im Tempel sich get-redet, alo wisse er besser als Ieremia um des hErru Gedanken nnd Rathschlüssly be- kommt er seine Jlbfertignng vor der Priesters-hast nnd dem voll: uud nach 2 Monaten seinen Lohn fiir die er- logrue Weissagung Mino. M, 1—17). 1. Jm Anfang des Königreichs Jojakim [richtiger: Zedekia V. 3..12 u. Katz. 21, I— die Lesart: Jojakim beruht lediglich auf Ver- sehen eines Abschreibers, der diesen Vers für eine Wiederaufnahme von Kap. 26, 1 hielt], des Soh- nes Josia, des Konigs Juda [und zwar im 4. Jahr seiner Regierung Kap. 28, 1., als die Maa- biter, Edomiter und Phönizier Unterhandlungen mit ihm anknüpften zu einer Verfchtvörung gegen die chaldäische Oberherrfchaft 2. Kön. 24, 20 Anm.], gefchah dies Wort vom HErrn zu Irre- m1a, nnd sprach: · · « Z. So spricht der HErr zu mir: Mache du« en! Joch [von Holz V. II] und bange es an dei- nen Hals; s. Und fchtcke es ldiefes Joch, mittelbar, in- dem du es denen, die deinen Auftrag ausrichten sollen, hinhältsts zum Könige in Edom, zum Kö- nige in Mond, zum Könige der Kinder Acheron, zum Könige zu Terms, und zum Könige zu Zidou, durch die Boten, fo zu Zedekia, dem Könige Juda, gen Jerusalem kommen find« swegen des abzuschlie ßenden Bündnissesk 4. Und besteht ihnen, daß fee ihren Herren sagen: So fpricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: So follt ihr euren Herren sagen: 5. Jch habe die Erde gemacht und Menschen und Vieh, so aus Erden sind, durch meine große Kraft und ausgeftreektcn Arm [Kap. 32, 17]; und gebe sie, wem ich will [Dan. 2, 21; 4, las. 6. Nun aber hab ich alle diese Lande gegeben in die Hand ineiucs Kucchts [Kap. 25, 91 Nebu- eaduezar, des Königs zu Babeiz und hab ihm auch die wilden Thiere auf dem Felde gegeben, daß sie ihm dienen follen [Dan. 2, 37 f.; o, 19]. 7. Und follen alle Völker dienen ihm und feinem Sohn und seines Sohnes Sohn [2. Köu 25, 27 u. Date. 5, l Anm.], bis daß die Zeit feines Landes auch komme [wo es mit demselben ein Ende nehmen soll Kap. 25, 12. 26., bis da- hin aber steht seine Gewalt unerschütterlich festsz denn es sollen ihn! lfo habe ich? in meinem Fiathe beschlossens viele Völker und große Könige learn. 8. Welch Volk aber und Königreich dem Könige zu Dabei, Nebucaduezay nicht dienen will, und wer feinen Hals ntcht wird unter das Joch des Königs zu Babcl geben, solch Volk kais das wider mich und meinen Rathfchluß sich aufgelehnt hatswill ich heimfuchen mit Schwert, Hunger und Pefnlenz, spricht der HErr, bis daß ich sie durch seine Hand nmbringa I. Darum fo gehorchet nicht euren Prophe- ten, Weisfagecm Traumdeuterm Tageivcihlern und Zaubercrn, die cuch sagen: Jhr werdet nicht die- ncn müsseu dem Könige zu Bebel« » 10. Denn sie weissagen euch falsch, auf daß sie. [wenn auch nicht gerade mit bewußter Absicht, doch nach dem gewissen Erfolg, den ihre Weiffa- gung herbeiführt Kap. 11, 17; 18, IS] euch ferne aus eurem Lande bringen, und ich euch aus- ftoße, und ihr cimkoccsmetm 11. [Vielmehr ist das wirklich Beste allein die gehorfame Unterwerfung unter meinen Willen.] Denn welches Voll feinen Hals ergiebt unter das Joch des Königs zu Bahn, und dienet ihm, das will ich in feinem Lande lassen, daß es dasfeibige baue und bcwohue, spricht der HEW «) Daß der Prophet durch sein eigenes Erscheinen den Boten das Joch, das ihren Königen aufgelegt blei- ben sollte, vor Augen stellte und gewissermaßen sinnbild- lich mit auf den Weg gab, gentigte fiir den Ztveck sei- ner Weiffagung, die doch eigentlich nur auf fein eigenes Juda nnd feine Nachbarn iniissen unter das Joch des Königs zu Vabel. 301 Voll Eindruck machen sollte und konnte, so daß das Senden des Joches liicht anders zu verstehen ist, als das Ueberreicheii des Zornbechers an alle Völker in Kap. 25, 15. (Graf.) — «) Ob es zwar oft siheint, als wenn der Teufel der Pieris-then Bestes suche, so suchet er doch in der That nnr ihr Verderben: I. Mos Z, 4 f. (Starke.) —— THE) Es ist ein Theil unserer ver- derbten Unart, daß wir leichter der Lüge glauben als der Wahrheit; denn wenn Jercmias und seine Collegeii predigtein so war keiner da, der da glaubte, sobald aber die falschen Propheten kamen und das Maul austhateu, da mußte alles, was sie redeten, vom Himmel herab geredet sein, und was sie sagten, das mußte gelten auf Erden tPs 93, 9), was dagegen Jerecnias sagt, das niuß nicht gelten. Exempel unsrer Mutter Eva: was Gott sagte, das mußte nicht gelten, aber was die Schlange sagte, das war eitel kiistlich Ding. (Cranier.) 12. Und ich redete solches alles swas ich den Boten der andern Könige hatte sagen müssen, auch] zu Zedelia, dem Könige Juda, uiid fprach smich zugleich an die Umgebung des Königs wendend]: Ergebet euren» Hals· unter das Joch des Königs zu Vabel, und dieiiet ihni und seinem Volk; so sollt ihr lebeiidig bleiben. «13. Warum wollt ihr sterben, du und dein Volk, diirch das Schwert, Hunger und Peftilcnz? Wie de1iii fdaß solche Heimsuchung als» Strafe kommen werde] der HErr geredet hat aber das Volk, so dem Kouige zu Vabel nicht dienen will [V . Si. 14. Darum gehorchet nicht den Worten der Propheten, die euch sagen [Kap. 14, 13 ff; 23, 16 fs.]: Jhr werdet nicht dienen iniisseii dem Kö- nige zn Vabel. Denn sie weissagia euch falsch, 15. Und ich habe sie nicht gesandt, spricht der HErrz sondern sie weissagen falsch in meinem Namen, auf daß ich [vgl. V. IOJ euch gusstosze, und ihr umkommet, sammt den Propheten, die euch weifsageu « 16. Und zu den Priestern, niid zu alle diesem Volk redete ich luachdem ich an den König und seine Fiirsten meinen Auftrag ausgerichtetL und sprach: So spricht der HErrz Gehorchet nicht den Worten eurer Propheten, die eiich weissagen und sprechen: Siehe, die Gefäße aus dem Hause des HErtn [die Nebucadnezay der König zu Vabel, hat von diesem Ort weggenommen und gen Vabel geführt Kap. 28, Z] werden nun bald von Vabel wieder herkommen. Denn sie weifsageii euch ich» 17. Gehorchet ihnen iiicht, sondern dienet dem Könige zu Vabel, so werdet ihr lebendig bleiben. Warum soll doch diese Stadt zur Wüste werden? 18. Sind sie aber Propheten, und haben sie des HErrn Wort, so laßt sie den HErrirZebaoth erbilten, daß die iibrigcn Gefäße im Hause des HErrii nnd im Hause des Königs Jnda und zii Jerusalem nicht auch gen Vabel gcfiihret werden [wie das eine bereits bei ihm beschlossene Sache ist II. Köw 25, 13 fs.; sie würden damit, daß sie den HErrn bewegeten, des Uebels sich reuen zu lassen, sich als seine wahren Propheten ausweisens Merke das: Wer Gottes Wort hat, der kann auch beten; wer es nicht hat, der kann auch iiicht beten, son- dern wie seine Predigt falsch ist, so ist auch sein Beten nichts, (Luth. RdglJ Sind sie Propheten, so laßt sie den HErrn erbittenr das war des Elias große Beweis- ftjhri1ng»(1, Kön.18, 21 ff.), an die hält sich Jeremias. Es ist eine unfehlbare Thatsache, daß ein falscher Lehrer kein Herz zum Heilaude hat niid ihm aus dem Wege geht. (v. Zinzendorfh 19. Denn also spricht der HErr Zebaoth von deii Säulen, und vom Meer, und von dem Ge- ftiihle, nnd von den Gcfiißen, die noch übrig sind iii dieser Stadt, 20. Welche Nebukadnezar, der König zu Vabel, nicht wegnahm, da er Jechanja, den Sohn Jojatiny den König Jnda, von Jerusalem wegfüb- rete gen Vabel sammt allen Fürsten in Juda mid Jerusalem [2. Köw 24, 10]. 21. Denn so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel, von den Gefiißeiy die iioch übrig fiiid im Hause des HErrii, und im Hause des Königs Juba, uiid zii Jerusalem: 22. Sie sollen gen Vabel gefiihrt werden, und daselbst bleiben, bis auf den Tag, da ich sie hciiiisiiche, spricht der HGrr, und ich sie wiederum herauf aii dieseii Ort bringen lasse sEsra 1, 1——11]. »Um der Sünden willen läßt Gott zu, daß der äu- ßere Gottesdieust in der Kirche eine Zeitlang verboten wird; wird nun solches zur Besserung angewandt und der innere desto fleißiger beobachtet, so kann Gott schon machen, daß auch der äußere Gottesdienst wieder frei- gegeben wird«: eine Weisung fiir diejenigen, welchen es eschiedeu ist, die in ziemlich naher Zukunft bevorstehende Zeit: Ofsenb.11,7—10 zu erle en; dahinter folgt dann gar bald die andere Zeit: Offenb. 11, IS. Das 28. Kapitel. Jereniia hat ein eisernos Joch; zeigt Hiinansin dem falschen Propheten, den gewissen Tod an. 1. Und im selbigen Jahr [594 v. Chr-J, ini Anfang des Köuigreichs Zedelia, des Königs Juda- ini fiiusten Monden idem Ab 2. Mos 12, 2 Anm.] des vierten Jahre? fdenn es kommt hier nicht blos auf die Zelt im Allgemeinen, sondern wegen V. 17 insbesondere auch auf den Monat des bete. Jahres an], sprach Haiianja, der Sohn Azurs, eiii Prophet von Gideon feiner Priesterstadt des Stammes Benjamiii Jos. 9, s; 21, 17], zu mir im Hause des HErru, iii Gegenwart der Priester und allcs Volks, und sagte smit Beziehung 302 Jeremia 28, 2—-17. 29, 1—-7. auf das, was ich kurz zuvor dem Könige und dem Volk im Namen des HErrn vorgehalten]: 2. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel lKap. 29, 14 H: Ich habe das Joch des Königs zu Babel zerbrochen; Z. Und ehe zwei Jahr um sind [V. 121, will ich alle Gefäße des Hauses des HErrn, welche Nebucadnezay der König zu Babel, hat von diesem Ort weggenommen und gen Bade! geführt [2. Köxn 24, 13], wiederum an diesen Ort bringen; 4. Dazu Jechanja, den Sohn Jojatims, den .König Juba, sammt allen Gefangenen aus Juba, die gen Babel gesiihret sind [2. Kein. 24, 14 ff.], will ich auch wieder an diesen Ort bringen, spricht der HErrz denn ich will das Joch des Königs zu Babel zerbrechen. ,,Wo der liebe Gott seine Kirche bauet, da hat der Teufel seine Kapelle daneben« Dieser Hananja zeigt uns deutlich, was es heißt, bei Gottes Namen lügen oder trügen. »O HErr, der theure Name dein muß ihrer Schalkheit Deckel ein!« 5. Da sprach der Prophet Jeremia zu dem soorgeblicheiq Propheten Hananja in Gegenwart der Priester nnd des ganzen Volks, die im Hause des HErrn stunden sgleichwie jener in deren Ge- Inwart seine Prophezeinng ihm vorgetragen hatte . 1 ff.], 6. Und sagte: Amen [Kap. U, 5], der HErr thue also [wie du eben verkündigt], der HErr bestcitige dein Wort, das du geweissaget hast, daß er die Gefäße aus dem Hause des HErrn von Babel wieder bringe an diesen Ort, sammt allen Gefangenen [käme es auf menschliches Wünschen an, so sollte deine Weissagung mir ganz recht sein nnd würde ich die meinige gern dagegen zurück: ziehen] 7. Aber doch höre auch dies Wort, das ich sgemäsz dem Geist 5. Mos. 18, 22 Anm.] vor Ziuken Ohren rede, nnd vor den Ohren des ganzen ol s: — 8. Die Propheten, die vor mir und vor dir gewesen sind von Alters her, die haben wider viel Länder und große Königreilhe geweissageh von Krieg, von Unglück und von Pestilenz kund was von jeher und so allseitig Verkündigt worden, das trägt in dieser Einstimmigkeit der Zeugen schon eine Bürg- schaft der Wahrheit an sich]; I. Wenn aber ein Propbet [der trnglücks- weissagung aller andern entgegen] von Friede l weissaget, den wird man kennen, ob ihn der HErr wahrhaftig gesandt hat, wenn sein Wort erfiillet wird so. Mos 18, 21 f.]. Es kam zwar bei Ankiindigung der Gerichte Gottes auch auf den Erfolg an zur Bestätigung der Weissagung; allein man konnte einem Propheten, der solche unange- » nehme Drohungen im Munde führte, schon zum Voraus» l so viel leichter glauben, daß er dazu einen Befehl und eine Eingebung von Gott haben müsse, so viel weniger l; jemand aus eigener Erfindung darauf kommen und sich damit selbst Feinde und Leiden zuziehen würde; von einem riedensprediger dagegen konnte man soviel eher vermut en, daß er aus eigenem Triebe und Menschen- gefälligkeit handele. (Starke.) Es sind gewißlich falsche Propheten, die lieblich trösten, so doch die Leute böse sind. Guts. Rdgrh 10. Da nahm der Prophet Hananja [als wäre er »seiner Sache sich ganz gewiß nnd bedürfte es für seine Weisfagnng gar nicht erst der Bestä- tigung dnrch den Erfolg] das Joch vom Halse des Propheten Jeremia [Kap. 27, «2], und zer- brach-s. 11. Und Hauattja sdie Bedeutung solches sei- nes Handelns auch erklärenDJ sprach in Gegenwart des ganzen Volks: So spricht der HErr: Eben so [wie jetzt des Jeremia Joch zerbrochen worden] will ich zerbrechen das Joch Nebucadnezars des Königs zu Rahel, ehe zwei Jahr umkommen [V. 3], vom Halse aller Völker. Und der Pro- phet Jeremia sder hier nicht wieder gemäß dem Geiste reden wollte V. 7 ff., sondern wartete, bis er im Geiste oder durch den Geist reden könnte] ging seines Weges. 12. Aber des HErru Wort sdas auch in der That nicht lange auf sich warten ließ] geschahe zu Jeremia svielleiclht sogar unmittelbar daraufL nach- dem der Propbet Hananja das Joch zerbrochen hatte vom Halse des Propheten Jeremia, und sprach szu demselbigen]: 13. Gehe hin [wieder nach dem Tempel, wo noch die Priester nnd alles Volk beisammen sind V. l] und sage Hananjax So spricht der HErr: Du hast das hölzerne Joch zerbrochen [V. 10J; so mache nun ein eisern Joch an jenes Statt swenn du in Wahrheit sinnbildlich ausdrücken willst, was da kommen wird b. Mos. 28, 48]. 14. Denn so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Ein eisern Joch habe ich san Stelle des hölzernen, das sie nicht leiden wollen Kap. 27, 8 ff] allen diesen Völkern an den Hals gehangen damit sie dienen sollen Nebueadnezar, dem Könige zu Babelz und müssen ihm dienen, denn ich habe ihm auch die wilden Thiere gegeben [Kap.27, s» und gebe nicht zu, daß sich jemand wider meinen Rathschluß auflehne]. 15. Und der Propbet Jeremia sprach zum ? Propheten Hananja sihm im Namen des HErrn das ihm persönlich betreffende Strafurtheil verklin- « digend]: Höre doch, Hananja: Der HErr hat dich nicht gesandt [wie du frevelhafter Weise vorgiebst V. 2 u. Hi, und du hast gemacht, daß dies Volk auf Lügen sich verläßt fund also Gottes Willen i widersirebts 16. Darum spricht der HErr also: Siehe, ich will dich ldurch einen schnellen Tod] vom Erd: boden nehmenc dies Jahr sollft du sterben; denn Jeremiä Abfertigung des falschen Propheten Hananjxx 303 du hast sie mit deiner Rede vom HErrn abge- wendet sdaß sie seinem wahrhaftigen Wort zu ihrem großen Schaden uicht geglaubt haben) 17. Also [indem auchtn der That es so kam, wie Jeremia gesagts starb der Propbet Hananja desselbigen Jahrs im siebenten Monden szwei Monat nach dem in V. 1 H. u. 10 f. Erzählten —- im Gegenbild zu den von ihm verkündigteii 2 Jahren"]. V) Jm Grundtext lauten die Worte: dich uicht ge- sandt und: dich nehmen sehr ähnlich und bilden ein gar eindringliches WortfpieL —- «·««) Wäre er eher hin- gerafft worden, so würde das Volk darüber nicht also zum Nachdenken gekommen sein, als es wird geschehen sein, da sie zwei Monat Zeit hatten, schon vorher der Sache nachzudenkenz und indessen konnte die angektin- digte Todespost auch vorher dem ganzen Lande kund werden und der darauf geschehene Erfolg, nachdem er war erwartet worden, so viel mehr Nachdenkens erregen. Wäre aber auch das Strafgericht weiter hinausgesetzt worden, so würde man dariiber sicher geworden sein. (J. Lange) Das 29. Kapitel. Sondhrief Lleremiä an die gesangenen Juden zu Rahel, mie sie sich sollen verhalten. IV. V. 1——-32. Das Jluftreten unsers Propheten bei der im vorigen Abschnitt gemeldeten Gelegenheit hatte zur Folge, daß iäöriig Bedeltisr mit deu Abgesandten der Edomitey rdioalsiter nnd sbhönizier sich nicht in ein Bündnis wider die chaldöische Gberherrschaft einließ, vielmehr an dlebnradttezar eine Gesandtschaft abordnetc, ihn seiner Treue und Ergebenheit zu vcrsichertt und allen Verdacht eines geheimen Einoerständnisses mit etwaigen Empöruiigsversttchen seitens jener völltrr von sich abzu- lenltcn (2. Nu. U, 20 Kum.). Da fühlt sich denn « Ierrmia veranlaßt, wie er im eigenen Lande das voll; vor der tlerfiihrtittg der falsiheti Propheten zu bewahren nnd ihm gemäß der in Kuh. 25 mitgethriltcn Offenba- rung einzuschärfen hatte, daså die 70 Jahre der habt)- tonischen Dienslbarlteit in Gottes ttathschlusz nun einmal feststätideti und nur eine Vemiithigung unter seine ge- waltige Hand zn dem Ziele einer tiachmaligen Wieder— erhöhung führen könnte, das Gleiche in einem Send- srhreiben an die bereite in der Gefangenschaft Erfind- lichen, die ja ebenfalls von falschen Propheten mit trü- gerischen nnd verderblichen Hoffnungen auf oerleehrte Wege geführt zu werden in Gefahr standest, an diesen auszurichten; er giebt also den beiden Gesandten des dedeleia einen Brief mit All. 1—3), in welchem er sei- nen göttlichen Jlnftrag mit Ermahnung und Lehre, mit Trost nnd illerheißnug vollzieht W. 4—-14), desto traut· driictelicher nun aber auch vor den beiden Etigcnprophetcn Jlhab nnd Zedeieia warnt nnd deren schreclstliches Ende prophezeit sitt. 15—23). Ein dritter von den Irrlehs rern der Gefangenen, Semaja von tlehalam, den des Propheten Brief verdrossen hat, schreibt an den Tempel— vorsteher in Jerusalem, warum er diesen Ieremia von Jlnathoth nicht in Kerker und Statt: lege nnd ihm so das Briefesenden nach Zabel unmöglich mache; da he— leommt Sereniia auch in Beziehung aus Semaja das Strafurtheil des thErtn zn hören, das dann dem vor- liegenden Kapitel in einem Zitthang beigefügt wird W. 24-—-32). 1. Dies sind die Worte im Briefes« den der Propbet Jeremia sandte von Jerusalem zu den übrigen sunter den Triibsalen der Wegführung in die Gefangenschaft bis dahin noch nicht umgekommenens slleltesten, die weggesührct waren, und zu den sprie- stern und Propheten, und zum ganzen Volk, das Nebukadnezar sim J. 598 v. Chr. an der Zahl ZIBOHOOOJ von Jerusalem hatte weggefiihrct gen a ei, » 2. Nachdem der König Jechauja und die Königin mit deu Kammerern und Fursteu iu Juda und Jerusalem, sammt den Zimmerleuten und Schmiedeu zu Jerusalem, weg waren [2. Kost. 24, 10—16s· 3. Durch Elias-i, deu Sohn Saphan, und Gemarja, deu Sohn Hilkia [beide Männer sind sonst nicht näher bekannt) welche Zedekia, der König Juba, fetwa im s. Jahr seines Königreichtx 593 v. Chns sandte gen Babel zu Nebucadnezan dem Könige zu Babelz und sprach« ssich in dem Wiese, gemäß dem ihm vom HErrn zu Theil ge- wordenen Austrag, also aus]: V) Wir haben im Folgenden nicht die Abschrift des von Jeremia gesandten Briefes; denn die Briefsorm ist nicht festgehalten, sondern nur eine Angabe des Inhalts desselben, aus den es allein ankam. (Gras.) ") Dass volle Herz des hohen Freundes feines Volks, da es nicht in dem unmittelbar lebendigen Wort miindlicher Rede sich öffnen kann, strömt seine allums fassende Liebe dnrch den schwächeren Griffel schriftlichen Zurufs in die Ferne hinüber. Aber der Prophet ver- leuguet sich auch in dieser Form der Mittheilung nichtx wir dürfen sagen: er schreibt kaum, sondern er redet den Brief. (Umbreit.) 4. So spricht der HErr Zcbaoth, der Gott Israel, zu alleu Gefangenen, »die ich lder HErrs habe vou Jerusalem lasseu wegsuhren gen Pudel: 5. Bauet Häuser, darinnen ihr wohnen mögei; pflauzet Gärten, daraus ihr die Fruchte esseu mogctzt is. Nehmet Weiber, und zeuget Söhne und Töchter; nehmet euren Söhnen Weiber und gebet euren Töchtern Brauen, daß sie» Sohne und Tochter zeugenz mehret euch daselbst, das; eurer sgemiiß dem noch in Kraft gebliebenen Segen 1.s1seos. 13, 165 15- H; 17- Z] nicht wenig sei. » 7. Suchct»der Stadt Restes, dahin ich euch habe lassen wcgfuhrea und betet sur sie zum HErruz denn wenn es ihr wohl gehet, so gehet-s euch auch Wohls«« f) Die falschen Propheten und Wahrsager verklin- digten, wie die in Jerusalem (Kap. 27, 9; 28, 2 ff.), daß das Joch des Königs von Babel bald zerbrochen sein nnd die Verbannung nur kurze Zeit dauern würde, und erhielten so durch trügerische Hoffnungen die Weg- gefiihrten in einem Zustande der Unruhe und Aufregung, der sie an fester Niederlassung und Einrichtung hinderte. (Gras·) —- ") Kein Mensch ist an ein gewisses Land ge- 304 Jeremia 29 , 8 —- 32. banden, sondern wo Gott einen hinfordert, daß er blei- ben kann, da ist auch sein Vaterland. (Würt. Summ.) IN) Wir werden hier erinnert, daß man für die Obrigkeiten beten müsse, und nicht allein fiir die, so unsrer Religion ziigethan und- Glieder der wahren Kirche sind, sondern auch für die, welche außerhalb der Kirche, selbst für heidiiische Regenteii wie Nebukadnezar und Kaiser Nero (2. Tini. 2, 2); denn auf der Wohl- fahrt des Staates beruht auch die Wohlfahrt und Sicher- heit der Kirche, und Luther sagt sehr bezeichnend: der Staat dient (servit) der Kirche, die Kirche aber erhält setzt-var) den Staat. (Förfter.) 8. Denn so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Laßt eiich die Propheten, die bei ench sind, und die Wahrsager nicht betrügen; nnd- gehorchet euren [eigeiien] Träumen nicht, die euch träumen. 9. Denn sie weisfagen euch falsch in meinem giåmenz ich habe sie nicht gesandt, spricht der irr. 10. Denn so spricht der HEM Wenn zu Bube! lseit Beginn der in Kap..25, 11 geweis- sagten DieUstbarFeitJ siebeiizig Jahre aus sind [eher nicht, aber dann auch gewiß iind zuverlässig] , so will ith euch besuchen und will mein gncidiges Wort iiber euch erwecken, daß ich eiich wieder an diesen Ort bringet 11. Denn ich weiß wohl, was ich für Ge- danken über euch habe, spricht der HErr, ntimlich Gedanken des Friedens und nicht des Leibes [Ge- danken, die auf eure völlige Wohlfahrt und auf euer Heil abzielen, nicht aber auf euer Verderben; ja, es ist mein väterlicher gditiicher Beschiitßl daß ich euch gebe das Ende, deß ihr wartet keinen sol- chen Ausgang der jetzigen Trübsalswegh wie ihr ihn herrlicher und fchöner eiich nicht wünscheii könnt]." 12. Und ihr werdet [wenn ihr unter der Noth werdet zur Erkenntniß eurer Sünde und zur Unikehr auf meine Wege gekommen sein 5. Mos 30, 1 ff] mich aurufen, und hin- gikhen, und mich bitten; und ich will euch er- oreii. 13. Jhr werdet mich suchen nnd finden. Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet: » » 14. So will ich mich von euch finden lasseii, spricht der HErrz und will euer Ge- fängnis; wenden und euch sammeln aus allen Bol- kern nnd von allen Orten, dahin »ich euch verstoßen habe, spricht der HErrz und will euch wiederum an diesen Ort bringen, voii dannen ich euch habe lassen wegfuhreinttt » s) Das ist der Hauptspruclz welcher zu der Zeit das Volk erhalten hat und in Daii. A? gepreiset wird. (Luth. Rdgl.) Das Wort »der Verheißung ruht oder schläft gleichsam bis zur Zeit der Erfüllung; es ist wie ein Keim, der in der Erde liegt und seine Zeit abwar- tet, wo es offenbar wird, daß er nicht todt, sondern iiur verborgen war. In der Erfülliing geht das Ber- heißungswort auf wie eine Pflanze, die im Frühling aus dein Wiuterschlafe erwacht. (Sch:nieder.) »Es) Der eigenmiichtigem griindloseii Aufstellung der Jrrpropheten setzt der Prophet nicht eine hart und streng lautende, sondern eine so überaus milde und trostreiche Gegenübersiellung entgegen, in welcher auch der härtesie Punkt, die siebzigjährige Dauer des Exils, auf die schoneiidste Weise ausgedriickt ist; der HErr will offen- bar die durch falschen Trost trotzig gewordenen Gemii- ther durch Vorhaltung des rechten Trosies erweichen und gewinnen, daher aiich der überaus liebliche Ge- danke in V. 1l: ,,ich weiß meine Gedanken noch, ich habe sie nicht vergessen oder außer Augen gesetzt« (Nägelsbach.) Auch mitten unter der Züchtigiing hegt Gott Gedanken des Friedens; darum laßt uns seine Zuchtriithe in wahrer Herzensbuße und Gelassenheit verehren! (Tüb. Bib.) »Die Gedanken des HErrn itber uns: I) es sind Gedanken des Friedens, und iiicht des Leibes; Z) aber man muß auf ihre Verwirk- lichung warten — der HErr verzögert ihre Ausführung, doch vergißt er sie nichts· —- "’«·’««’«) Es ist ja gewiß, daß diese Verheißuiig von der Weiidung des Gesängnisses sich auch auf die Strafzeit bezieht, in welcher Israel seit der Zerstörung Jerusalems sich befindet, auf seine endliche Bekehrung und Wiederannahnie und die dem- nächstige Zurückführung in das heil. Land. Wenn die Dauer der Zeit, während welcher die heil. Stadt von den Heiden wird zertreteii sein (Liik. 21, 34), in Offenb. II, 2 auf 42 Monate angesetzt wird, so haben wir dies von prophetischen Monaten (wie der gewöhnliche Monat durchschnittlich 30 Tage enthält, so der prophetische 30 Jahre, vgl. Daii. O, 24 ff.) zu verstehen, also 1260 Jahre zu rechnen; und nun ist das in der That eine Zahl, welche sich durch 70 ohne Rest theilen läßt, es sind 18 X 70 Jahre. Die Weissagiiiig Jeremiä von 70 Jahren des Gefängnisfes bleibt also auch für die gegenwärtige Verstoßung des Volkes in Kraft, nur daß die 70 Jahre 18 Mal genommen sind; dieses 18 Mal hat seine siiinbildliche Bedeutung (die Sechs als Sinn- bild der Elltühe und Arbeit, der Knechtschaft und des Dienstes ist verdreifacht), spiegelt sich aber auch iii deni Hauptgebet der Juden, deni sogen. Achtzehn-i (schemoneii- Gerad) Gebet wieder, das aus drei ursprünglichen Ge- beten vorn und hinten besteht, in der Mitte aber 12 spätere Einschiebsel enthält. Das ungläubige Judenthum hat da (uiiter Nr. II) noch ein 19. Stück hi1izugesetzt, ein Gebet wider die Christen und getauften Juden; Michaeks Kampf wider den Drache1i in Offenb.12, 7 ff. wird iii seinem Siege auch das zur Folge haben, daß dieses Gebet wieder herausgeschasft werde, und mit der wiederhergestellteii Achtzehn werden dann auch die 18 X 70 = 1260 Jahre der Dienftbarkeit Jsraels ein Ende haben uiid es wird geschehen, was iii Offenb. U, 11f. u. l6, 12 ff. geweissagt ist. 15. fWas ich da ini Namen des HErrn euch gesagt, wird freilich ziinachst euch vor den Kopf ftoßen.] Denn ihr meinet, der HErr habe euch zu Babel Propheten auferweckt fund die redeten iii von einer nahe bevorstehenden Wiederkehr nach dem heil. Lande, während ich euch auf eiiie siebzig- sährige Diensibarkeit verweilen muß]. 16. [Aber laßt euch nicht durch den äußeren Schein täiischen, als spräche dieser für die Wahr- heit dessen, was jene eure Propheten euch verkün- digensj Deiiu also spricht der HErr vom Konige, der auf Davids Stuhl sitt, iind von allem Volk, Sendbrief des Propheten an die zu Babel gefangeneuJuden. 305 das in dieser Stadt wohnet, niimlieh von euren Brüdern, die nicht mit euch hinaus gefangen ge- zogen sindz 17. Ja, also spricht der HErr Zebaoth: Siehe, ich will Schwert, Hunger und Pestilenz unter sie schicken, nnd will mit ihnen umgehen, wie mit den bösen Fugen, da einem vor ekelt zu essen [Kap. 24, 8 ss.]; 18. Und will hinter ihnen her sein mit Schwert, Hunger und Pestilenzz nnd will sie in keinem König- reich auf Erden bleiben lassen, daß sie sollen zum Fluch, zum Wunder, zum Hohn und zum Spott untedr allen Völkern werden, dahin ich sie verstoßen wer e: 19. Darum, daß sie meinen Worten nicht ge- horchen, spricht der HErr, der ich meine Knechte, die Propheten, zu euch stets gesandt habe; aber ihr wolltet nicht hören, spricht der HErr. DIE) Jerusalem mit seiner zurückgebliebenen Bevölke- rung, den theokratifchen König an der Spitze, blieb für die Exulanten natürlich immer die Sonne ihres Glücks und ihrer Hoffnung; so lange Jerusalem und der Tem- pel stand, war die Hauptgrundlage der Theokratie uner- fchiittert, war also die Hoffnung vorhanden, daß dem gegenwärtigen Ungemach jeden Augenblick eine Wsendung zum Besseren folgen könne. Deshalb mußten denn auch die Weissagungen der Jrrpropheten stets vor allem den .Fortbestand Jerusalems zum Gegenstand haben; auch das gegenwärtige Mißgeschick, die theilweise Wegführung des Volks und der heil. Geräthe, obwohl sie das alles gewiß nicht in Anssicht gestellt hatten, konnten sie für eine bloße Episode tswischenhandlungP welche den Hauptinhalt ihrer Verheißungen nicht widerlege, erklären, so lange Jerusalem und der Tempel stand, so lange es noch einen König und ein Volk in Jerusalem gab. Deshalb zieht Jeremia jenen Jrrpropheten den Boden unter den Füßen weg, wenn er in V. 16——19 der ge- genwärtigen Bevölkerung Jerusalems sammt dem Könige Vertreibung und gänzliche Vermehrung ankündigt. (Graf.) »20. Ihr aber alle, die ihr gefangen seid weg- gesichtet, die Ich von Jerusalem habe gen Babel ziehen lassen, horct des HErru Wort sin Beziehung auf die beiden vornehmsten unter den Propheten, die bei euch sind V. 8 u. 15]. 21. So spricht der HErr Zcbaoth, der Gott Israel, wider Ahab, den Sohn Kolaja, und wider Zedekia, den Sohn Maseja die euch falsch weissagen in meinem Namen sbeide Männer sind sonst nicht näher bekannt]: Siehe, ich will sie geben in die Hiitide Nebucadnezar, des Königs zu Rahel, der soll [wegen ihrer aufreizenden und die Gemiither irre fiihreuden Predigt] sie schlagen [hinrichten] lassen vor euren Augen kin der in V. 22 angege- benen Weise]; 22. Daß man wird aus denselbigeu einen Fluch machen unter allen Gefangenen aus Juba, die zu Babel sind, und sagen: Der HErr thue dir, wie Zedekia und Ahab, welche der König zu Babel auf Feuer braten [in einem Feuerofcn ver- brennen Dan. 3, 6 Blum] ließ; 23. Darum, daß sie eine Thorheit in Israel begingeu [1. Mos 34, 7; 5. M. 22, 21; Nichr TO, s. 10; 2. Sam. 13, 12], Und trieben Ehe: bruch mit derAndern Weibern, nnd predigteu falsch in meinem Namen, das ich ihnen nicht be- fohlen hatte. Solches weiß ich, und zeuge es fbin Zeuge davon, daher ich es auch an’s Licht bringe] spricht der HEru " Falfches Prophetenthuny Fleischessünder: und Empö- rung gegen die von Gott geordneten Obrigkeiten werden merkwiirdiger Weise im Briefe Judä V. 8 auch zusam- mengefundent ,,Desgleischen denn auch diese Träumer (falschen Propheten) das Fleisch besleckexy die Herrschaften aber verachten und die Majestäten lästern.« Die Zucht- loscgkeit der Gesetzesverächter sündigt wider das kirchliche, eheliche und staatliche Gesetz. (Schmieder.) 24. Und sum hier gleich noch den Ausspruch wider einen anderen babylonischcn Jrrpropheten an- hangsweise beizufügen, der mir später zu Theil ge- worden, so trug mir der HErr Folgendes auf:] wider Semaja von Nehalatn feiner sonst unbekann- ten OrtschaftJ sollst du sagen: Dieser Ausspruch branchte nicht brieflich an Semaja selbst gesandt zu werden; es geringre, daß er eben so- wohl als alle Weggefiihrten (V. 31) ihn hier in dieser Schrift, die ja auch an sie gelangte, wie die andern darin enthaltenen Weissagungen lesen konnte. (Graf.) Jeremia empfing dieses Gotteswory nachdem zu seiner Kenntniß ein Brief jenes Semaja gelangt war, in wel- them dieser ihn wegen des obigen Schreibens zu Jeru- salem verklagte; wahrscheinlich wurde Semajcks Brief den riickkehrendeii Gesandten mitgegeben. (Hitzig.) 25. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Darum, daß du unter deinem Namen sauf eigene Hand hin, ohne irgend welchen Auf- trag von der Gemeinde der Exulanten zu haben] hast Briefe gesandt zu allem Volk, das zu Jeru- salem ist, nnd zum Priester Zephanja, dem Sohn llJifaseja [Kap. 21, 1], und zu allen Priestern, und ge agt: 26. Der HErr hat dich [Zephanja, nach dem Abtreten des Pashur von seinem Posten Kap. 20, 1 ff] zum Priester gesetzt, anstatt des Priesters Jehvjada swelcher zuerst das Amt eines eigentlichen Aufsehers iiber den Tempel eingerichtet und bekleidet hat 2. Ko» u, 18], daß ihr sollt Aufseher sein im Hause des HErrn iiber alle Wahnsinnige [als vom prophetischen Geist Ergriffene sich geberdenden Volksredner 1. Sam. 10, 10 Anm.] und Meissn- ger, daß du sie in Kerker und— Stock fwie Pashur vormals gethan Kap. 20, L] legest 27. Nun, warum strafst du denn nicht Zere- mia von Anathoth der euch weissaget [und hast ihm nicht Einhalt gethan]; 28. Darum, daß er zu uns gen Babel feinen Brief V. 1—23] geschickt hat und lassen sagen: Es wird noch lange währen sehe ihr aus Babylon wieder heimkehren diirft»]; bauet [also im Lande eurer Gefangenschaft] Hausen darin ihr wohueh A· T. ’lI- L. 20 306 Jeremia 29, 29—32. 30, l——10. nsifidt pflanzet Gärten, daß ihr die Früchte davon c e . Der Sinn ist dieser: daß dem Jeremia kein Hinder- niß in den Weg gelegt worden ist und daß du die dir obliegende Pflicht der Aufsicht im Tempel nicht erfüllt hast, geht daraus) hervor, daß Jeremia sich hat erdreisten dürfen, eine Botschaft nach Babel zu schicken. Der Tem- pel war der ewöhnliche, wenn auch nicht alleinige Ort, wo die Propheten öffentlich vor dem Volke auftraten; insofern konnte Semaja allerdings glauben, die Tempel- behörde als solche hätte der prophetischen Wirksamkeit Jerernicks Einhalt thun können. Die falschen Propheten, wie hier Semaja, erhaben also den Anspruch, daß man ihnen frei gewähren lasse, niemand solle sich unterwinden, etwas wider sie zu sagen oder zuschreiben; aber Gottes rechter Prophet sollte als Wahnsinniger nnd Verrlickter behandelt und in Kerker und Stock gelegt werden! 29. [Jeremia aber wußte genau um den Jn- halt dieses nach Jerusalem von Semaja gerichteten Briefsg Denn Zephanja, der Priester, hatte den- selben Brief gelesen, und den Propheten Jereinia sivelchein er nicht abgeneigt war Katz. 21, l; 37, Z] lassen zuhören. 30. Darum [weil eine solche Verhöhnung des wahren Propheten Gottes und folche Agitation gegen sein Wirken nicht tingesiraft bleiben konnte] geschsh des HErrn Wort zu Jeremia, und ptn : 31. Sende hin sNachricht oder Botschaft] zu allen Gefangenen und laß ihnen sagen: So spricht der HErr wider Semaja von Nehalaun Darum, daß euch Semaja weisfaget, und ich hab»ihn doch nicht gesandt, nnd macht, daß ihr auf Lugen ver- trauetz 32. Darum sum den Anfang des Satzes wieder aufzunehmen] spricht der HErr also: Siehe, ich will Semaja von Nehalain heimsuchen sammt seinem Samen, daß der Seinen keiner soll unter diesem Volk bleiben [sondern sein Geschlecht soll in Juda aussierben]; Und [er selbst, für seine Person] soll das Gute nicht sehen, das ich meinem Volk thiin wtll, spricht der HErr sdaß er die Zeit der Rückkehr noch erleben wiirde]. Denn er hat sie mit seiner Rede vom HErrn abgewendet [daß sie nicht in den einmal beschlossenen Rath sich fügen, sondern thörichten Hoffnungen sich hingeben Kap. 28, 1.6]. Die sieh selbst Trost machen ohne Gott, müssen ewig- lich des wahren Troste-s entbehren, welchen Gott denen verleiht, welche sich in dieser Zeit unter ihn demllthigem die falschen Trost predigen, stärken den Widerstand gegen Gottes: Führung und predigen somit den Abfall, indem sie meinen, recht conservativ zu verfahren. Sie sehen in ihrer Blindheit aber nicht, welche Zeit es ist. (Diedrich.) Je mehr Lehrer und Prediger des-Wortes halber, das sie im Namen Gottes lehren und verktindigeiy von ihren Feinden beneidet werden, desto mehr fucht sie Gott darin zu befestigen (Apostelg. 12, 1 u. 24). — Was gottlose Lehrer nicht mit Worten ausrichten können, das fnchen sie durch Schriften ausznrichtem und was sie nicht in ihrem Namen thun können, dazu bedienen sie sich des göttlichen Namens. (Schmid.) Das 30. Kapitel. Ferheiszung non dem fiidischon Volk. in den letzten Zeiten des neuen Mundes. Witrdeu in dem vorigen Rede-Guitton lanter Kusfprüclie zusammengestellt, die den Zweck hatten, dir oou den Irr— propheten angeregte und nnterhaltene Erwartung einer kurzen Dauer der gegenwärtigen Strafzeit und einer bal- digen Zitriictefiilfrung der Gefangenen zn desto herrlichercr wiederaufrichtung drg jüdifchcn Staates niederzuschlagen nnd die Herzen des dollig zur deuiüthigen und geduldigrn dluterwerfung unter das Joch des tköiiigg zu Gabel anzu- leitrn, so folgen nunmehr 4 Kapitel, in welchen die Ge- dautirii des Friedens, die der HGrr über Israel hat, näher auseinander gelegt werden und da; Ende, dessen man war— ten soll, in das hellste Wicht giittlicher Offenbarung tritt; die beider: ersten Kapitel enthalten Aufschläge, dir der Propbet zur Befestigung feines eigenen Glaubens und zum Gedächtnis? für lifinftige Zeiten empfangen hat und die er aug diesem Grunde tu ein Buch schreiben soll, die beiden letzten Kapitel dagegen bringen lindern die ihm zu einer Zeit in den itluud gelegt worden, als die Stadt durch dir Belagerung schou viel gelitten und die bevorstehende Er· oberuug und derwiillinig durch die Ghaldiirr zilr handgreif- lichrn Gewißheit geworden war. I« V.1——24. Nach vorauggefchiclitrr Einleitung, worin dem Propheten der Befehl zum Jluffchrciben der jetzt ihm auzuvrrtraiiruden Weifsagntig ertheilt nud zugleich deren Zielpunkt im Allgemeinen bezeichnet wird w. 1 -—3), folgt nnii dag Gottegworh das zum Groll und zu: lliiterweisuug drr kommenden Geschlechte: bestimmt ist, nnd kikndigt gleich anfangs als auf beide Theile des aurcrwiilteii Volks, auf Israel sowohl wie auf Inda bezüglich sich an w. 4). Das Wort führt mitten hinein tu dir Jtngsts und Summen-kluge, die gegenwärtig fchou ihren Jtufaug genommen niid binnen Kurzem sich zur furchtbarsten tiatafirophr entwickelt: wird, wo die Mein— ner in Slaliob den Weibern gleichen werden, wenn die lliiiidegnöthe über sie kommen; eg wird aber auch in der Ghat diese Angst— iiiid Schrerlieiiszeit in ihrem end— ltchen Kuggange ein: Zeit der Geburt-wehen fiir dir herrliche Zukunft werden, da Jakobs Dieusibarlteit für immer ein Ende hat und Gottes Voll: allein dem Adern, feinem Gott, nnd feinen: Könige David dient (v.5-—9). Das Wort wird hierauf zum freundlichen Zuspruch, die Lciuteruuggiioth sieh nicht zum verzagen dienen zu lassen, die tåranliheiloiioth in ihrer ganzrii Tiefe zu erkennen, aber nun auch den herrlichkeitofiand der daraus her— Vorgehen, und die wiedergenefuitg, die darauf folgen wird, recht in’g Zeuge zu fasse» W« 10-·17)- Mk EIN« mal strht dann das Bild deo neuen Jerusalems und der wiederhcrgefielltrn Gemeinde, vor allem aber deo Farben, der fee regieren nnd ihr Verhältnis? zu demGGrrn als vollkommener Priester vermitteln wird, in feiner ganzen Schöne da (v. 18—22); doch lirhrt das Ende zu dein Anfang zurück und lässt von Urucm die Schrecken: des Gerichts fühlen, durch welche die Zukunft von der Ge- genwart geschieden ift (v. 23 u. 24). 1. Dies ist das Wort, das vom HErrn ge- schah zii Jeremia soielleicht im 9. Jahr der Re- gierung des Königs Zedekia, nachdem er dessen Gesandte mit schlechten Alissichten für die nächst- beoorstehetjde Zukunft hatte entlassen müssen Kap. 21, 1 ff. : Weisfagung von den letzten Zeiten des neuen Bandes. 307 2. So spricht deriHErr, der Gott Israel [zu dir, seinem Propheten, dem er zu Trost den Blick in eine gar andere Zukunft, als die dem Könige gezeigt werden mußte, eröffnen will]: Schreibe dir [zur Aufbewahrung für die künftigen Geschlechter] alle Worte in ein Buch, die ich sin diesem und in dem folgenden Kapitel] zu dir rede. 3. Denn stehe [wie ich dich schon in Kap. Z, 12 ff.; 16, IS; 23, 3 u. 29, 14 habe andeuten lassen, jetzt aber dir noch ausführlicher darlege], es kommt die Zeit [Kap. 23, 5 Amn.], daß ich das Gefängniß meines Volks fund zwar meines Volks in seiner Gesammtheith beide Israel nnd Juda, wenden will, spricht der HErr, und will sie [beide Theile, Israel sowohl wie Juda] wieder bringen in das Land, das ich ihren Vätern gegeben Pathe, daß sie es besitzen [auf’s Neue einnehmen] o en Jn dieser Weissagung wird die Wegfiihrnng Juba?- nach Babel schon vorausgesetzt, und daraus hat man geschlossen, daß sie auch wirklich schon vorher erfolgt sein müsse. Ein falfcher Schluß! denn das Wort Got- tes versetzt die Propheten im Gesicht häufig in künftige Zeiten, als ob sie gegenwärtig wären. (Schmieder.) Der Gott der Gnade verheißet jetzt schon, wo die Nacht kaum angebrochen, den Seinen den Morgen der Frei: heit: sie sollen wiederkehren in das Land, das Jehova ihren Vätern zum Erbe gegeben, und zwar das so lange getrennte Israel und Juda an dem Bande friedlicher Einigung (Umbreit.) Diese trostreichen Aussichten auf eine schönere Zukunft, die nach einer langen Prüfungs- zeit dem ächten Volke Gottes Gliick und Heil bringen sollte, konnte der Prophet nicht miindlich dem Volke vortragen, denn weder war der Theil des Volkes, den sie besonders angingen, irgendwo versammelt, so daß er hätte vor ihm austreten können, noch war eine augen- blsickliche Einwirkung auf das jetzige Handeln oder Denken desselben beabsichtigt; vielmehr sollte den geängsteten und in fremde Länder weggeführten oder versprengten Volks- genossen ein trost- und hoffnungsreiches Bild zukünftiger Zeiten eröffnet und bis zu der noch entfernten Erfüllung hin als ein bestimmtes und sicheres Zeugniß der gött- lichen Verheißungen vorgelegt werden; darum bedurfte es dazu der schriftlichen Darstellung, in welcher es in die Hände Aller gelangen konnte. (Graf.) Vgl. Kcap. 22, 12 Anm. 4. Dies sind aber die Worte, welche der HErr [nach der so eben gemeldeten Ansprache nnd Weisung] redet [zu mir] von Israel und Juba. 5. Denn [um jetzt auf diese Worte näher einzugehen] so spricht der HErr [indem er mich mitten in die Angstzeit hineinversetzt, die der von ihm beschlossenen Erlösung vorangehen muß, und die Angstrufe derer, welche jene Zeit durchmachen werden, mir unmittelbar vorflihrt]: Wir hören ein Geschrei des Schreckens [von allen Seiten her]; es ist eitel Furcht fund Entsetzen] da, und kein Frilsdesnirgend eine Aussicht auf Rettung und Hi e]. is. Aber sorschet doch und sehet sdie ihr mit mir die Angstzeit wie vor Augen habt, wie da die Männer allzumal sich geberden wie kreisende Wei- ber]- ob ein Mannsbild gebären möge? Wie geht es denn zu [wenn es um eine leibliche Geburt sich hier nicht handeln kanns, daß ich alle Männer sehe ihre Hände auf ihren Hüften haben salg befanden sie gleichwohl frch in Wehen Jes. 13, 8; 21, Z; 37, 3], wie Weiber in Kindesnöthen, und alle Zlniggsichte lvor Bangigkeit des Herzens] so bleich M . 7. Es ist ja sauch in der That] ein großer Tag [da das Gericht die Welt durchzieht Hof. l, 11; Joel 2, 11; Zeph l, 14], nnd seinesgleichen ist nicht gewesen svon Anfang der Welt bisher Matth. 24, 21], und ist eine Zeit der Angst in Jakob san welchem, als an dem Hause Gottes, das Gericht seinen Anfang nimmt I. Petri 4, 17]; noch soll ihm faber im Gegensatz zu den übrigen Völkern, welche in dem Gericht untergehen] draus geholfen werden szu oölligem Heil Kap. 23, e]. 8. Es soll aber [wie schon durch den Pro- pheten Jesaia 10, 27z 14, 25 geweissagt worden] geschehen zu derselbigen Zeit, spricht der HErr Zebaoth, daß ich sein fdes feindlichen Zwingherrn] Joch von deinem Halse so Jakob] zerbrechen will nnd deine Bande [womit jener dich gebunden hatte] zerreißen, daß er [Jakob] darin sin solchen Banden] nicht mehr den Fremden dienen muß; El. Sondern dem HErrn, ihrem Gott, und ihrem Könige David, welchen ich sin Davids gro- ßem Sohne, dem Messiasj ihnen erwecken will fund der ein zweiter David, aber im höchsien und vollkommensten Sinne, sein wird, sollen sie, beide Israel und Juda, ansschließlich und für immer dienen Kap. 23, 5]. " Der Prophet riickt die beiden großen Tage, wo Je« rusalem fällt und das Volk mit seinem Könige in die Gefangenschaft wandert, und wo der Ruf Gottes zum Wiederaufbau der Stadt und zur Rückkehr der Ver- bannten erschallen wird, unmittelbar zusammen. Er läßt uns die Stimme des Erschreckens hören und zeigt uns die kräftigen Männer wie zitternde Frauen, wenn sie Wehen haben und die Stunde des Gebärens naht; sie legen die Hände auf die Hüfte der Schmerzen, alle ihre Gesrchter sind in Bläffe gewandelt. Aber wir sehen auch sogleich die Hand des Erlösers, der von dem Halse des Volks das Joch und die Bande zerbricht, und hören die Verheißung feines Mundes, daß sie Fremden nie mehr dienen sollen, sondern nur Jehoba, ihrem Gott, und dem neuen David, den er ihnen erwecken will. (Utnbreit.) 10. Darum [um hier die freundliche Zusprache an das in der Gefangenschaft befindliche Volk Jes. 44, 1 f. u. 51, 7 wieder aufzunehmen] fürchte du dich nicht, mein Knecht Jakob, spricht der Hist-r, und entsetze dich nicht, Israel [vor der schweren Drangsalszeih durch die du hindurchgehen mußt] Denn siehe, ich will dir helfen ans fernen Landen 308 Jeremia so, 11-—— 24. sin welche du vertrieben worden] Und deinem Samen ans dem Lande ihres Gcfängnisses, daß Jakob soll wieder kommen sin das Land seiner Väter], in Frieden [daselbst] leben, und Genüge haben [in Besitz von allem, was zum geistlichen und leiblichen Wohlergehen gehört], und niemand soll ihn schrecken sdaß er je wieder aus seinem Lande und aus diesem Besitz vertrieben werden könnte]. 11. Denn ich bin bei dir sauch dort in fer- nen Landen, in dem Lande deines Gefängnisses Kap. 42, 11; Jes 43, 1 f.], spricht der HErn daß ich dir [daraus] helfe. Denn ich wilks [wenn nun die Zeit meiner Gerichte kommt] mit allen Heiden ein Ende machcn, dahin ich dich zerstreuet habe; aber mit dir will ich’s [wie schon in Kap. 4, 27;·5, 10 u. 18 angedeutet] nicht ein Ende machen [sondern unter allen Veränderungen und Drangfalen der Welt als ein besonderes Volk dich erhalten und zu desto größerer Verherrlichung auf: sparen]; züchtigen aber will ich dich sbis zur Zeit dieser Verherrlichnng jedoch] mit Maße [Kap. 10, 24., so weit es nämlich der Zweck erfordert], daß du dich nicht unschuldig hattest [vielmehr deine Niissethat erkennest, daß du wider den HErrm dei- nen Gott, gesiindiget hast Kap. Z, 13]. 12. Denn also spricht der HErr sindem er das ganze Elend und die völlige Trosb und Hilf: losigkeit deines Strafzustandes gar wohl erkennt]: Dein Schade [den du genommen] ist verzweifelt böse sdaß du so wenig dir selber helfen kannst wie einer, der am ganzen Leibe zerbroehene Glieder hat], und deine Wunden [die dir geschlagen wor- den] sind [für inenschliche Kunst geradezu] nnheilbar [Kap. 15, 18]. 13. Deine Sache handelt niemand, daß er sie verbinde fes macht auch einer gar nicht erst den Versuch, dir die Wunde auszudrücken und einen Verband anzulegen Jes. l, 6]; es kann dich nie- mand heilen sdas weißein jeder nur zu gut und überläßt dich darum von Haus aus deinem eigenen Elend] 14. Alle deine Liebhaber sdie etwa sonst mit dir schön gethan Kuh. 22, 281 vergessen dein, fragen nichts darnach [wie es jetzt dir gehet, sie sehen eben, daß nichts mehr an dir zu gewinnen, nichts mehr mit dir zu machen ist]». Ich habe dich geschlagen, wie ich einen Feind schluge [den ich für immer zu verderben gedächte], mit nnbarmherziger Staupe soder Ruthe, wie ein Ziichtiger, der gar keine Schonung mehr kennt], um deiner großen Missethat und um deiner starken Sünden willen swomit du solche Behandlung allerdings auch ver- dient Kap. 13, 22]. 15. Warum schreiest du [denn, indem du lange schon zwar deine Noth und dein Elend fühlst, aber doch immer und immer nicht die Ursach er- kennen und den Urheber merken willst] über deinen Schaden, und über deinen verzweifelt bösen Schmer- zen sals hättest du es mit einem fremden Schick- salsgott zu thun und mußtest unter einem blinden Ohngefähr leiden, das gerade dich zum Opfer sei- ner furchtbarsien Schläge vor allen Völkern der Erde ansersehen]? Hab ich [der HErn dein Gott] dir doch solches getban um deiner großen Missethat und um deiner starken Sünden willen. 16. sAber gerade darin, daß ich’s gethan, liegt auch die Möglichkeit beschlossen, daß es einmal wieder anders mit dir werde, wenn es nur erst dahin mit dir gekommen sein wird, daß du dich nicht mehr unschuldig hältst V. 11.] Darum [merke doch, wie es einmal wieder anders werden wird, aus daß du dich die Züchtigung zur Buße treiben lassest:] alle, die dich gefressen [wie Raub- thiere verfchlungen Kap. L, Z] haben, sollen ge- fressen werden; und alle, die dich geängstet haben, sollen alle gefangen werden; und die dich beraubet haben, sollen beraubet werden; nnd alle, die dich geplündert haben, sollen geplündert werden [Jes. 33, I; 41 11 f.]. 17. Aber dich sdessen Sache niemand hat handeln wollen noch handeln können V. 131 will ich wieder gesund machcn, und deine Wunden sdie so unheilbar schienen, daß Menschen nicht einmal an die Möglichkeit einer Heilung glauben mochten, will ich] heilen; darum, daß man [wer an dir oorbeigeht Kap. 18, 16; 19, 8] dich nennet die verftoßene, Und [man, wer von dir spricht, gering- schätzig äußert] Zion sei [unter allen Völkern die- jenige], nach der niemand frage [da also habe ich am meisten Veranlassung und am besten Gelegen- heit, meine Gedanken des Friedens Kap. 29, 11 in ihrer ganzen Größe, wie sie über alles Meinen und Denken der Menschen hinausgehen, dnrch ganz unerwartete Ausführung zu offenbaren] Wenn wir zu Offeub. 11, 11 ff. u. Its, 12 ff. die Bekehrung Jsraels und die Rlickfiihrung in das heil. Land für eine Zeit ansetzen werden, die nach kaum einem Menfchenalter uns bevorsteht, so ist, wie die vorliegende Stelle zeigt, das kein Grund gegen die Richtigkeit un- srer Berecynung, daß die Verhältnisse gegenwärtig am wenigsten dazu angethan scheinen, dergleichen erwarten zu lassen; nur die Zukunft selber könnte jene Berech- nung als irrtthümlich erweisen, doch ist es ja handgreif- lich, daß die Zeit der Heiden (V. 11; Luk. El, 24) jetzt zu Ende geht, wenn Christus wie im Sturmlanf aus dem Staate, aus dem Hause, aus der Schule und selbst ans der Kirche hinaus-gedrängt wird, damit der mate- rialistische, von Gott sich lossagcnde Zeitgeist alle diese Gebiete in Besitz, nehme, und ebenso offenbar ist, daß, nachdem Jerusalem seit der Besitzergreifung durch die Türken im J. 637 n. Chr. nun schon 1235 Jahre von diesen Heiden zertreten ist, nur 25 Jahre noch fehlen an den in Offenb.11, 2 geweissagten 42 (prophetischen) Monaten (1 Monat = 30 Jahr). Wir müssen aber diese antichristliche Zeit wohl unterscheiden von der eigentlich antichristischem zwischen beiden liegt bei- Das neue Jerusalem, die wiederhergestellte Gemeine und ihr Fürsi und Priester. 309 nahe ein volles Jahrhundert, während dessen die aus Israel geretteten ,,Uebrigen« jene Zionsgemeinde bilden, von der wir in Offenb. 14, 1 ff. lesen. Wir bemerken » dies vorläufig, da wir unsre Auslegung der Offenba- rung St. Johannis noch nicht- vollständig verlegen kön- nen, um von dorther das rechte Licht aus die Weissas gungen der alttestamentlichen Propheten fallen zu lassen. 18. So spricht der HErr [nun auch näher angebend, was er unter diesem Gesundmachen und Heileu meine]: Siehe ich will das Gefängniß der [aus den] Hütten Jakobs [Hinweggeführten] wenden, und mich über seine [Jakobs] Wohnung erbarmen [daß sie nicht mehr verödet und zertrümmert da- stehen foll]; nnd die Stadt sdcs HErrn. Find. 31, 38] soll wieder aus ihre Hügel [im der Stelle, wo sie früher gestanden Joh. 15, 63 Anm.] ge- bauet werden, und der Tempel soll stehen uach sei- ner Weise [auch sollen die Paläste Jerusalems an ihrem Ort sich wieder erheben und die übrigen Städte des Landes vom Neuen erstehen] 19. Und soll von dannen heraus gehen Lob- Und Frendengesang sgiiicklicher und froher Bewoh- ner, die ihre Dankfeste begehen oder Hochzeiten an- stellen Kein se» Hi; denn ich will sie mehren und nicht [mehr, wie zur Zeit der Strafheim- suchung] mindern, ich will sie [in den Augen aller Völker] herrlich machen und nicht kwie es seither der Fall gewesen] lletnern sdaß jedermann verächt- lich auf sie herabblickt]. 20. Ihre Söhne sollen szahlreich und kräftig] sein gleich wie vorhin sunter David’s und Sa- lomo’s glorreicher Regierung KlageL 5, 21], nnd ihre Gemeine [alles, was zum Volksbestande gehört] vor mir [unter meiner Obhut und Fürsorge] ge- deihen; denn ich will heimsuchen alle, die sie Plagen ldaß niemand fortan wagen wird, sie an: zutasten]. 2l. Und ihr Fürst [der sie regiert und von ganz anderem Wesen als andere Regenten, ein König im vollen Sinne des Worts ist] soll ans ihnen herkommen [5. Mos 17, 15j, und ihr Herrscher [der es ein- für allemal sein und bleiben soll Mich. 5, 1] von ihnen [der leiblichen Abstam- mung nach Rom. 9, 5] ausgehen, und er soll sals im engsten Verhältniß zu mir stehend und selber wahrhaftiger Gott Sach. 13, 7; 1. Joh. 5, TO] zu mir nahen [so daß nun vermöge dieses ihres Königs zwischen ihnen und mir eine vollkommene Gemeinschaft zu Stande kommt, die vordem, zur Zeit des alten Bandes, nicht dagewesen]; denn wer ist [unter allen sonstigen Priestern und Königen] der, so mit willigem Herzen cmit dem vollen Be- wußtsein und der Bürgschaft im Herzen, das; er es dürfe, ohne mit seinem Leben dafür büßen zu müssen L. Mos. 33, 20] zu mir nahm? spricht der HErn 22. Und ihr sollt sdenn nun, weil fortan in euerm Priester-König ganz mit mir geeinigt] mein Volk sein [im vollen Sinne des Worts], Und ich will [in Erfüllung dessen, was im alten Testament nur erst vorbildlich und verheißungsweise gesagt war L. Mos. 19, 5 f.; s. M. 26, 1-2] euer Gott fein. Die Stimme der Verheißung erhebt sich im freu- digsten Schwnnge; mit besonderer Liebe aber haftet der Blick auf dem neuen Herrscher an Gottes Statt. Er soll aus ihrer Mitte in hoher Herrlichkeit hervorgehen (das im Grundtext für »Ftirst« gebrauchte Wort bedeutet den Herrlichen und steht sogar von Gott selbst in seiner eindruckvollsten Majestät Pf. 93, 4; Jes. 10, 34); hoch- bedeutend ist auch das Wort, daß Gott ihn zu sich kommen lasse, weil nur Er sein Herz ihm ganz ver- pfände, ihm zu nahen. Und unter einem solchen Köni e wird erst das alte Wort zur vollen Wahrheit: »i r sollt mein Volk sein, ich aber will euer Gott sein.« (Umbreit.) 23. sAber sreilich, zwischen der traurigen Gegenwart und der eben geweissagten herrlichen Zukunft liegt eine gar schwere Strafzeih wie sie in Kap. P, 19 f. schon angezeigt »wnrde:] Siehe, es wird ein Wetter des HErrn »m1t Grimm kommen, ein schreckliches Ungewitter wird den Gottlosen auf den Kopf fallen sund da zunächst das in Kap. 21, 3 ff. Geweissagte bestätigen] 24. sEs liegt aber hinter der ersten Strafzeit noch eine andere, viel schwerere.] Denn des HErrn grimmigcr Zorn wird nicht nachlassen, bis er thue und ausr1chte, was er un Sinn hat; zur letzten Zeit [während der Jahrhunderte von Jerusalems zweiter Zerstörung an bis zum Beginn des neuen Heils] werdet ihr solches erfahren. Die Weissagungen der Propheten, wenn man sie, wie die Worten lauten, versteht, stellen folgende That- fachen in Aussichu l] daß Israel sich schließlich bekehrt, Z) daß es aus seiner Zersireuung in den Ländern der Heiden wieder gesammelt wird in Canaan, s) daß es von dort aus — durch die Erscheinung Jehovcks oder seines Messias aus der Hand aller feiner Feinde errettet — eine Herrschaft über die nmgebende Völkerwelt ans- üben wird, in der die Gottesherrschast über alle Lande sich verwirklichn Man vergleiche folgende Stellen: Mos. 26, 39——45; Z. M. 4, 29——31; 30, 1—10: 32, 36—43; Pf. 72; 110, 3—7; Jes g, 1——7; 11, 1 —16;65, 13—25; as, 18—24;Jer.1,6, 15; 23, 7 u. 83 30, 3.10. 1l;31,1ff.; 32, 37—44; 33, 24 —26; Hes. Its, 53—63; 36, 8—15. 2«)——38; 37, 12 —28z 39, 25——29; 43, 7—9; Dan. 2, 44u.45; 7, 9——14.26 u. 27; 12, 1—3; Hof. 1,-10 u. n; 2, 14 —23; Z, 4 u. Z; 14,3—10; Joelsz Amos 9, I3——15; Obad. 15—-21; Micha 5; 7, I4——20; Zeph. Z, 8—-—20; Hagg. 2, 7—-10. 23 u. 24; Sach.2; 8, 7u.8. 20—23; 10,6——12;12,1—13, 6; Kap. 147 Mal.4,1——3. Welch eine Reihe gewaltiger, gegenseitig einander er- gänzender Zeugnisse, die sich leicht noch vermehren ließen! Jn zwiefaeher Weise hat man indeß, was sie besagen, nmzudeuten gesucht: l) so, daß man für das Subjekt, dem alle diese Verheißungen gelten, nicht das jiidische Volk, sondern die christliche Kirche, die neutestamentliche Gemeinde der an Christum Glänbigen erklärte, fiir deren Dasein es gleichgiltig ist, ob das jiidische Volk ihr ange- höre oder nicht, wie es denn wirklich bis auf den heu- 310 Jeremia 31, 1 — 7. tigen Tag seiner großen Mehrheit nach ihr nicht an- gehört; 2) so, daß man den Inhalt der Verheißungen umdeutete, sei es, daß man die Güter, die sie zusagen, rein geistlich faßte oder sie in das Leben der Ewigkeit, in die neue Welt verlegte, welche nach dem jüngsten Gericht an die Stelle der alten tritt. Nicht das jitdische Volk, sondern die Kirche, die Gemeinde der Gläubiger: wird durch Christus mit allerlei geistlicheni Segen in himmlischen Gütern gesegnet und geht schließlich in die Seligkeit auf der neuen Erde ein: das soll der wesent- liche Inhalt der alttestame11tlichen Prophetie sein. Aber fchou I. gegen die Vertauschung des Subjekts, dem der Verheißungsgehalt der alttestamentlichen Pro- phetie gilt, ei1tscheideii folgende Gründe: I) Anerkannt ist dies, daß die Drohungen, welche seit Moses die Propheten über Israel anssprachen, nämlich die Ver- heerung Canaans durch Feindesmachh die Zerstörung Jerusalems, die Zerstreuuug der Bewohner in alle Lande, an dem jüdischen Volke in Erfiillung gegangen sind; nun aber gelten die Verheißungen, welche die Propheten gleichfalls aussprechem demselben Subjekt, an dem die Drohungen sich verwirklicht haben, d. h. also dem jüdischen Volke gelten sie. Gerade auf dem Ge- danken lieggzt in vielen Stellen der Ton, daß eben das nämliche olk, das zur Strafe seiner Sünden so furcht- bar geschlagen ist, schlteßlich doch noch begnadigt, beseligt und verherrlicht wird, um die übersihwängliche Größe der Barmherzigkeit Gottes in’s vollste Licht zu stellen (vgl. außer V. 12 ff. besonders auch Hesekx 16). Der Nerv des Gedankens wird hier, wie an so maiichen an- dern Stellen, geradezu zerschnittem wenn man die Stras- drohungen auf das jüdische Volk, die Gnadenverheißungen dagegen auf ein ganz anderes Subjekt, nämlich aiif die größtentheils aus Heidenchristen bestehende Kirche, die Gemeinde der Gläubigen beziehen wollte. 2) Als Grundbedingung der in Aussicht gestellten Segnungen der Zukunft nennen die Propheten die Bekehrung Israels: welche Bedeutung soll diesem Gedanken zu- kommen, wenn unter Iuda, Israel und ähnlichen Aus- drücken in der prophet. Sprache die christliche Kirche zu verstehen ist? etwa, daß die Gesammtheit der christlichen Völker fich schließlich bekehren wird? Man sagt, im neuen Bunde seien aus Israel, nämlich aus dem wah- ren, alle diejenigen Nachkommeii Abrahams ausgeschlossen, welche an den Messias Israels nicht glauben, dagegen eingeschlossen alle Gläubiger! aus den Heiden —— aber dann doch wohl nur die wahrhaft Gläubigem Gegen eine derartige Ausdehnung des Begriffs Israel, der zu- folge er die Gesammtheit der Getauften unter fich be- faßte, spricht die einfache Regel: was dem einen recht ist, ist dem andern billig. Darf das jüdische Volk seiner überwiegenden Mehrheit nach, weil es an den Messias nicht glaubt, hinfort keinen Anspruch machen auf den Ehrennamen Israel, den nur diejenigen tragen, welche in den Fußtapsen des Glaubens Abrahams wandeln, darf es fich nicht als die Volkspersönlichkeit ansehen, welcher die Verheißungen eines schließlichen Heiles gelten, so ist es billig, auch alle die Christen auszuscheidem welche nur den Namen tragen, daß sie leben, und sind todt. Mit andern Worten: Israel ist dann nur die Gemeinde der wahrhaft Gläubigem Was soll es nun aber bedeuten, wenn die Propheten von dem so gefaßten Israel aussagen, daß es fich bekehren werde aus schwerster Verirrung? Die Gemeinde der wahrhaft Gläubigen, die Unsichtbare Kirche braucht sich nicht zu belehren, wenigstens nicht als Ganzes, trotz aller auch ihr anklebenden Stindhastigkeit nnd trotzdem, daß Einzelne aus ihrer Mitte tief fallen, so daß ihnen zugerufen werden muß: «gedenke, wovon du gefallen bist, und thue Buße.« Als Ganzes angesehen ist sie bekehrt zu dem Hirten und Bischof der Seelen; sie steht in der Gnade und wird durch Gottes Niacht fest behalten bis an’s Ende. So muß sich denn also wohl, was die Propheten von der schließlichen Bekehrung Israels aus seinem Ab- fall weissagen, aii einem andern Subjekt, nämlich an dem jüdischen Volke erfüllen, das allerdings einer Be- kehrung bedarf. Ist dem aber so, dann sind natürlich auch alle die Segnungen, welche die Propheten als Folgen der Bekehrung Israels in Aussicht stellen, gleichs falls auf das jüdische Volk zu beziehen. Z) Allerdings schließt die alttestarnentliche Weissagung von den Seg- nungen der Zukunft die Heiden nicht aus, sagt vielmehr, daß sie Antheil haben werden an dem Heile, welches Israel empfängt, unterscheidet aber eben damit von diesem die Heiden uiid giebt so zu erkennen, daß unter Israel nicht die christliche Kirche, sondern das jüdische Volk zu verstehen sei. Durch die gesammte alttestament- liche Weissagiiiig, wie überhaupt durch die ganze Schrift alten und neuen Testaments zieht sich die Unterschei- dung zwischen dem Volk ((3 tocögx d. h. den Juden, und den Völkern (ro’e Ida-h: die Heiden Ies. 11, it) fs.; Röm. 15, 8ff.; Apostg. 9, 15); diese feststehende Unter- fcheidung wird vermischt, wenn maii unter dem Israel der Propheten, sobald fich ihre Weissagung auf die mes- stanische Zeit bezieht, ohne Weiteres die christliche Kirche versteht. 4) Vielmehr verhält es fich so: das Israel der Zukunft, von dem die Propheten reden, ist das jü- dische Volk, aus dein jetzt bereits die Genieinde Iesu hervorgegangen ist, in welche die Gläubigen aus den Heiden aufgenommen sind, das fich aber in der Endzeit in seiner Gesammtheit bekehren und einen« Segen erlan- gen wird, an dem die Gläubigen aus den Heiden als völlig ebenbürlige Miterben Antheil erhalten; mit an- dern Worten: die Weissagung der Propheten verwirk- licht sich fchließlich in einer Zeit, wo das ganze Volk des alten Bandes, durch die göttliche Gnade von dem über dasselbe verhängten Gericht der Verstockung befreit, wieder in das Reich Gottes aufgenommen sein und den Mittelpunkt desselben bilden wird. —- Wenn man II. versucht hat, alle die leiblich-irdischen Güter, welche das prophetische Wort dem Israel der Zukunft verheißt, z. B. die Rückkehr nach Canaan, die paradiesische Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes, Entfernung alles Schädlicheu aus der Natur, Friede innerhalb der Thierwelh Herrschast über die Heiden spiritualistisch (in vergeistigender Weise) nmzudeuten, indem man geistliche Gaben darunter verstehen wollte, so kennt zwar die alttestamentliche Weissaguug diese geistlichen Gaben auch, stellt ihnen aber die irdischileiblichen als ein Zwei- tes an die Seite und giebt eben damit zu erkennen, daß beides auseinander zu halten sei. So verkündigt Hesekiel in Kap. 36, daß Gott die Israeliten von ihren Sünden reinigen (V. 25), ihnen ein neues Herz und einen neuen Geist, nämlich seinen Geist geben werde (V. 26 u. 27); aber auf diese geistlichen Güter folgen leibliche: das Wohnen im Lande Canaan, in das, wie bereits V. 24 gesagt hatte, der HErr die Israeliten zu- rückführen werde, die Fruchtbarkeit der Natur (V. 29 f. u. 33 ff.), die Wiedererbauung der zerstörten Städte (V. 33), die Mehru1ig der Bevölkerung (V. 37). Zu welchen Geschmacklosigkeiten derjenige gelangt, welcher derartige Stellen geistlich umdeutet, zeigt z. B. folgende Auslegung zu Jes. 11, 6-—18: »Der heil. Geist ver- steht hier unter Löwen, Bären, Wölfen nicht die wilden Thiere, sondern die Heiden und Gottlosen, deren Bekeh- rung und Einverleibuiig in die christliche Kirche hier ge- weissagt wird; daß aber Kühe und Bären würden auf der Weide gehen, bedeutet, die bekehrten Heiden bilden mit den gläubigen Juden Eine Heerde; und was den kleinen Knaben betrifft, der Kälber und junge Löwen und Alle Geschlechter Jsraels haben Theil an dem bevorstehenden Heil. 311 Mastvieh mit einander treiben wird, so haben ja die hl. Apostel und andere vor der Welt gering geachtete Pre- diger die jungen Löwen, die unbändigen Heiden, durch daschfeepter des Evangeliums bekehrt und regiert« sKo . « Das 31. Kapitel. ckernere Weifsaguiig non dem, dem jüdischen Volk noch bevorstehenden Heil. II. V.1—40. fast mit den nämlichen Worten, mit welchen die Verheißuug des vorigen Kap. in V. 22 schloß, um dann in its. 23 u. 24 erst wieder anf dir zwischen der Gegenwart nnd der Erfüllung liegende Ge- rirhtezeit hinzuweisen, hebt sie in: vorliegenden find. vom iieueti an, nur das? ausdrücklich ,,alle Geschlechter Israel-s« als von ihr iuufasit bezeichnet werden und also die Nile- deroereiuiguug der friilser getrennten Stciinme zn Einem Volke gleich anfangs in den Vordergrund tritt Alt. 1). Alsbald aber nimmt die Weissagnng ihre besondere Be— ziehuug zunächst auf die dlebriggeblicbeueu von Ephraiin oder den 10 Stämmen und verweilt nun bei diesen am längsten nnd ansfsihrlichsicitz »die« sie, auf. das Geschei- nende gesehen, am rettnngglosesieit verloren und fiir immer vom Halten verworfen schienen« (il1.2—2L); hierauf wendet sie sieh au Iuda (il1.23——26), schließlich alter liehrt sie non den beiden Theilen des volles zur Gesammtheit zitrsicli W. 27—40). Sie rundet sieh also vollkommen ab, anch dadurch, das; in diesem Schlusse gerade die Krone der vrrheißuugety der tieru und still— telunultt des hier in til. 33 wiederkehrenden: »und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein ilsollt sein« enthalten ist. 1. Zur selbige-r Zeit kvon der in Kap. 30, 18—22 die Rede war], spricht der HErh will ich [um hier noch bestimmter anzugeben, wen das »ibr« dort angeht] aller Gefchlechter Jsraels [Ephraim’s sowohl wie Judas, als die beide mit einander sich bekehrt haben und nun wieder Eines Sinnes geworden sind Kap. Z, 18; Jef. 11, 12 f.] Gott sein, und sie sollen mein Volk sein. 2. So spricht der HErr szuuächst das, was er an Ephraim thun will, darlegend, indem er uns gleich in die Zeit selber hineinversetzh da die Herwiederbringitng erfolgen soll, als wäre sie eben sich vollziehende Gegenwart]: Das Volk sder 10 StämmeL so swährend der langen Zeit meiner Strafgerichte] überblieben ist vom Schwert fund in seinem noch vorhandenen Bestande freilich als ein gar sehr verkommenes nnd fast verschollenes er- fcheint], hat Gnade svor mir] fanden in der Wüste [in die es hinausgestoßen war und in der ich es ausgesucht habe, um seiner mich anzunehmenjz Israel zeucht sdenn jetzt, da ich mich nun aufge- macht habe, es in das Land seiner Väter zurück- zubringen] hiu zu feiner Ruhe fdaß es wieder zu bleibenden: Wesen und friedlichen Verhältnissen gelange] . 3. Der HErr ist mir erschienen von ferne [fo wird dann Israel seinerseits rühmen; denn gar ferne war er in der Zeit» meiner Strafe von mir« getreten, daß er meinen Augen ganz eutschwunden war, aber jetzt ist die Hilfe aus Zion über mich gekommen Pf« 14- 7]: Jch habe dich je und je geiiebet sso spricht er, indem er mir erscheint, und will auch die lange und schwere Zeit seines Zornes mich als eine Veranstaltung feiner Liebe und tmverbrlichlichen Bundestreue erkennen lassen], darum hab ich smitteis der Züchtiguiigj dich zu mir gezogen aus lauter Güte sdaß du end- lich deine Missethat erkennen und in Reue Und Leid von den verkehrten Wegen dich zu mir even: den solltest, damit ich deiner mich wieder annehmen könnte Jef. 54, 7 f.]. Von den Liebeszügen Gottes an den Sei- nen: fie sind l) nicht zu zählen, und werden doch so häufig übersehen; L) gar mächtig, und wird ihnen doch so häusig widerstanden; Z) so fegeusreich, und werden doch fo häufig nicht benutzt. (Floreh.) 4. Wohlan [so fährt der HErr mit Bezie- hung auf das in V. 2 Gesagte weiter fort], ich will dich swenn du nun in dein Land zurückge- kommen] wiederum bauen, daß du sollst gebauet heißen sfür beständige Zeiten, weil du nicht wieder abgebrochen werden sollst Kap. 24, 6]; du Jung- frau Israel sdenn in diesen Ehrenstaitd des Heilig: seins dem HErrn und der Unantastbarkeit für die Welt 2. Kön. 19, 21 bist du nun wieder einge- setzt], du sollst noch san Freudenfestem die dir in reicher Fülle werden befchieden sein] fröhlich paukcn smit Pauken zu festlichen Aufzügen dich schmücken] und herausgeben saus den Thoren deiner Städte] an den Tanz se. Mos 15, 20 Atem. 2z Nicht. 21, 21], 5. Du sollst wiederum lwie in den Tagen der Vorzeit geschehen] Weinberge pflanzen an den Bergen Samariä sHos 2, 15]; pflanzen wird man, und dazu pfeifen sindem man seiner Zeit auch fröhliche Weinlefe halten und der Früchte ge- nießen wird Jef. 65, 21j. 6. Denn es wird die Zeit noch kommen, daß die Hüter an dem Gebirge Ephraiui swelche dazu gesetzt sind, dem Volke im Lande die Wiederkehr eines Nenmonds- oder andern gottesdienstlichen Festes anznkündigen] werdet! rufen: Wohlauh und laßt uns hinauf gehen gen Zion zu dem HErrn, unserm Gott [ihm in seinem Heiligthum den Dank fiir die Segnungem deren unser Land sich erfreut, darzubringen Hof. Z, 5]. Man hing fiir die Beobachtnng der hohen Feste von der sinnlichen Anschauung des Neumondes ab; war dieser glaubhaft gesehen worden, so fteckle man Feuerzeichen auf, und auf diese achten hier die Wächter, welche auf Anhöhen und Bergen poftirt sind. (Hitzig.) Der Ruf: Auf nach Jerusalem zur Anbetung Jehovcksl wird wie- der wie vor der Trennung erfchallenx Israel nnd Juda werden im HErrn wieder vereinigt fein. (Nägelsbach.) 7. Denn also spricht der HEre cuns abermal 312 Jeremia 31 , 8 ——20. in die Zeit, wo sein Heilsrathschluß sich zu voll- ziehen beginnt, versetzeniy wie in V. 2]: Rnset über Jakob mit Freuden, nnd jauchzet über das Haupt unter den Heiden [oder Völkern, nämlich Israel Am. S, 1; 5. Mos. 4, 7 f.; 2. Sam.7, 23]; ruset laut, rühmet und sprerhet: HEry hilf deinem Volk, den Uebrigen in Israel sdem zu besonderer Verherrlichnng aufbehaltenen Ueberrest oder heil. Samen Jes. S, 13]. 8. Siehe, ich will sie aus dem Lande der Mitternacht [wohin sie vertrieben worden Kap. 16, 151 bringen, und will sie sammeln aus den Enden der Erde 15. Mos so, 4], beide Blinde, Lahme, Schwangere nnd Kindbetterinncn lalso nicht blos die Rüstigen und Gesunden, die den Be: schwerden einer solchen Reise gewachsen, sondern auch die Schwächsten und Gebrechlichstem denen durch meine allmächtige Kraft über alle Schwie- rigkeiten leicht hinweggehoben werden soll Jes. 35, 3 ss.], daß sie mit großem Hausen [als eine große Volksgemeindd wieder hieher kommen sollen. 9. Sie werden weinend kommen und betend smit den Thränen der ausgestandener! Schmerzen der Trennung und der aufrichtigen Reue, unter heißen Gebeten zu dem wiedergefnndenen Gott —- »so kehrt stets der verlorene Sohn in die Arme des Vaters zurück«], so will ich sie leiten, ich will sie leiten an den Wasserbiichen aus schlechtem Wege, daß sie sich nicht stoßen [Jes. 35, 6 ff.; 49, 10 f.]; denn ich bin Jsraeis ldes Volkes aller 12 Stämme Kap. 3, 19; Jes. es, 16] Vater, so ist Ephraim sdas Volk der 10 Stimme] mein erftgeborner Sohn sdem ich meine Liebe und Gnade mit allem Segen zuerst wieder zuwende Kap. Z, 11 ff] 10. Höret, ihr Heiden [für welche Israel durch sein entsetzliches Schickfal ein Gegenstand des Entsetzcns und« des Hohns geworden war Kap. 18, 16], des HErrn Wort, und verkündiget es ferne in die Inseln snach den Kiistenländern und Inseln des mittelländischen Meeres], und sprechet: Der Israel zerstreuet hat, der wirds auch wieder sammeln, und wird ihrer snachdem er sie in ihre Hürden zUrÜckgebrachtJ hüten, wie ein Hirte seiner Heerde [Kap. 23, 3; Pf. 80, 2]. 11. Denn der HErr wird Jakob erlösen, und von der Hand des dJtcichtigen sdes Weltherrschersu der ihn bisher in seiner Gewalt gehabt] errettet! sum felbst als König über ihn zu herrschen Jes. 52, 7]. 12. Und sie werden kommen, und auf der Höhe zu Zion [wenn sie damit nun den Höhepunkt ihrer Rückkehr in’s Vaterland erreicht haben Jes. 51, 11] jauchzen, und werden koon da aus sich durch das ganze Land verbreitend , um es wieder anzubauen] sich zu den Gaben des HErrn hausen sdie in reicher Fülle ihnen zusirömeti werden 5. Mof. s, 8 f.], nämlich zum Getreide, Most, Oel nnd jungen Sehafen und Ochsen; daß ihre Seele wird sein wie ein wasserreicher Garten kooll Lust und frischer Lebenskraft Jes. 58, 11], nnd sue] nicht mehr bekümmert sein [in Elend und Noth dahin schmachten] sollen. 13. Alsdann werden die Jungfrauen fröhlich am Reigen fgiu [Ps. so, 12], dazu die junge Mannschaft, und die Alten mit einander swerden Freudenlieder singen Pf. 148, 12 ss.]. Denn ich will ihr Trauern in Freude verkehren, nnd sie trösten, und sie erfreuen nach ihrer Betrübnis; [Joh. 16, 12]. 14. Und ich will der Priester Herz voll Freude machen sihre Seele sättigen mit Fett in Folge der zahlreichen Dankopfer, die nun gebracht werden] nnd mein Volk soll ineiner Gaben die Fiille haben, spricht der HErr [Ps. se, 9]. Von dem freudigen Ausblick in die herrliche Zukunft Jsraeks und namentlich Ephrainrs wendet sich dass Auge des Propheten wieder zurück auf die traurige Gegenwart dieses letzteren. Verödet und verwaist ist jetzt das» Land Ephraims Rahel trauert um ihre Söhne; doch sie soll getröftet werden, ihre Söhne werden wie- der zurückkehren, denn Ephraim ist durch sein Unglück zur Einsrcht und zur Reue über: seine Sünden gekommen und sehnt sich nach Versöhnung mit feinem Gott, und der HErr ist von innigem Mitleid ergriffen und kommt ihm liebevoll entgegen. Die Heimkehr steht bevor, die lange Entfremdung soll nun aufhören und ein neues Elzrhkiktniß zwischen Israel und seinem Gotte eintreten· ra. 15. So spricht der HErr: Man höret eine klägliche Stimme und bitteres Weinen aus der Höhe sdas Wort des Grundtextes, das allerdings ,,Höhe« bedeutet, ist hier besser als Eigenname zu fassen: in Rama l. Sam. 1, 1 Anm.]; Rahel weinet über ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen iiber ihre Kinder ldie durch Ephraim und Benjamin repräsentirten Glieder des Zehnstämme- rcichs], denn es ist ans mit ihnen. · 16. Aber der HErr spricht also: Laß [für die Zukunft, die nunmehr bevorsteht] dein Schreien und Weinen, und die Thrcinen deiner Augen; denn deine Arbeit [da du abermals deine Kinder mit Aengsten zu gebären suchst Gal. 4, 19] wird wohl belohnet werden, spricht der HErn Sie sollen wieder kommen aus dem Lande des Feindes sdahin sie zerstreuet worden]; 17. Und deine Nachkommen haben viel Gutes zu gewarten [nach anderer Deutung: es ist eine Hoffnung vorhanden für deine Zukunftj, spricht der HErrz denn deine Kinder follen wieder in ihre Grenze kommen sund das heil. Land be- 1 en . ftz U]m dieser Stelle willen halten viele neuere Ausleger dafür, das Grab der Rahel habe nicht, wie aus 1.Mof. 35, 16 ff. u. Matth. Z, 18 hervorgeht, sich im Süden von Jerusalem, in der Nähe von Vethlehem befunden Also auch auf das Volk der 10 Stämme geht die Weissagung. 313 (vgl. Ruth 1, 22 und das Kärtchen zu 1. Sam. 9, 5), sondern vielmehr nördlich von Jerusalem bei Rama Samueksx man versteht dann das in l. M. 35, Its-ff. genannte Ephrat von der Ortschaft Ephron oder Ephrem (2. Chr. IS, I9; Joh. 11, 54 — in Ins. 18, 23 Ophra genannt) und bekommt nun allerdings in so fern einen ansprechenden Sinn, als seit der Wegführung der 10 Stämme in die asshrische Gefangenschaft Rahel gleichsam in ihrem Grabe bei Rama keine Ruhe mehr habe, son- dern nächtliches Weinen und bitteres Wehklagen sich dort vernehmen lasse. Jndessen muß man nun nicht nur die Bemerb über Ephrath in I. M. 35, 19 u. 48, 7: »die nun Bethlehem heißt« für einen späteren Zusatz erklären, der auf einem Jrrthum beruhe, sondern auch behaupten, in Matth.2,18 habe der Evangelist eigentlich kein Recht, unsere Stelle mit dem Kindermord in Beth- lehem in Verbindung zu bringen, die ganze Anführung falle vielmehr von selbst mit der Berichtigung des Irr- thums, in dem auch Matthäits befangen gewesen, in nicht-s zusammen und habe höchstens nur die Bedeutung einer allgemeinen Bezugnahme auf das trostlose Klagen nnd Weinen einer Mutter um den Verlust ihrer Kinder; sie sei eine Erinnerung an jene Prophetenstelle, die einem wie von selbst einfalle, aber von der Erfüllung einer Weissagung könne im Grunde nicht die Rede sein. Da werden wir aber sofort fühlen, daß der Jrrthum im Gegentheil auf Seiten der neueren Ausleger sei; gerade darum, weil Rahel nicht bei Rama, sondern bei Beth- lehem begraben lag, hatte der Evangelist ein Recht, sie« sozusagen bei nächtlicher Weile aus ihrem Grabe her- aufsteigen zu lassen, um als Repräsentantin der beth- lehemitischeu Mütter deren Kinder, wie von dem Hin- schlachten derselben unmittelbar selbst betroffen, zu be- weinen. Man hat nun zwar, damit schon beim Pro- pheten wenigstens ein ähnliches Verhältnis; vorläge, an- genommen, Rama komme hier als Sammelpunkt der Exulantem von welchem aus sie in die Gefangenschaft nach Babel abgeführt wurden (Kap. 40, I; 2. Kön. 25, 11), in Betracht: bis dahin sei gleichsam die alte Stamm- mutter des Volks, in ihrem Grabe bei Bethlehem keine Ruhe mehr findend, ihren Kindern nachgezogen, um sie dort zu beweinen, bis sie einst wiederkehren würden. Allein man übersieht dabei, daß es sich an unsrer Stelle nicht um die Wegführung nach Babel handelt, sondern Ephraim, das Volk der 10 Stämme, ist der Gegenstand der Weissagung; und da kann Rama, mitten im Stamme Benjamin gelegen (Ios. 18, 25), nur als Grenzfeftung des Reiches Ephraim gegen Juda hin (1. Kön. 15, 17) in Betracht kommen. Joseph’s und Benjamitsis Stamm- Mutter lag im Stammgebiete Juba, iu der Nähe von Bethlehem begraben: das hätte für Ephraim eine be- ständige Erinnerung sein sollen, wie eng es mit Juda und dem Hause Davids verbunden sei, daß es, auch nachdem es unter Gottes Zulassung zu einem eigenen Reiche sich gestaltet, dennoch eine solche Grenzsperre, wo- durch nicht nur 10 Stämme sich abschlossen, sondern auch der St. Benjamin in zwei Theile auseinander ge- rissen wurde (1. Kön. 11, 39 An1n.), niemals aufgerich- tet hätte. Indem es nun aber gleichwohl in jenem Rama dem Reiche Juda für immer sozusagen den Ab- sagebrief schrieb, verurtheilte es sich zu einem fchließlichen Untergange, bei dem mit Raheks Kindern es für immer und unwiderbringlich aus zu sein schien, seit dieselben indie asshrische Gefangenschaft abgeführt worden; nnd dieser scheinbar völlige und unwiderbringliche Untergang, nicht blos die Wegführung in die Gefangenschaft über- haupt, ist es, was die Stammmutter, von der Grenze des jüdischen Reiches aus, in dessen Gebiet sie begraben lag, nach dem des nördlichen gleichsam hintiberblickend, beklagt und beweinet und worüber sie fich nicht will trösten lassen. Der 78. Psalm in dem Sinne, wie wir ihn aufgefaßt haben, ist ein solches Klagen und Weinen, in welchem Rahel so zu sagen zu Worte kommt; dieser Psalm schließt nur mit Klage und Anklage, die Hoffnung einer ,,Herwiederbringung« (Apostg. 3, 21) enthält er noch nicht, dagegen folgt die Weissagung der letzteren nun an unsrer Stelle, so daß Rahel in der Zeit, auf welche die Weissagung deutet, ihr Klagen und Weinen fortan einstellen soll, ihre Arbeit im Geist, ihr Verlangen nnd Flehen findet jetzt ihren Lohn in der Wiederkehr der 10 Stämme und in der Wiedervereinigung mit Juba. Bei Matthäus scheint gerade das, was bei Jeremia als nun zu Ende gehend in den Hiutergrund gedrängt wird , Raheks Klagen und Weinen über den Verlust ihrer Kinder, im Vordergrund zu stehen, ja den ausschließlichen Vergleichungspitnkt zu bilden; bleibt man aber bei diesem Schein stehen, so kommt man eben zu einer bloßen Vergleichung und begreift nicht, wie der Evangelist von einer Erfüllung des Propheteuworts reden könne. Wir müssen daher den Gedanken hinzu- nehmen» daß, gleichwie bei Jeremia Raheks Klagen und Weinen nur als ein Durchgang zu desto größerer Freude ersche1nt, so auch. Matthäus das Wehklagen und Iammern der bethlehemitifchen Mütter in das Licht des heilsgeschichtlichen Endes stellen will: das Blut jener unschuldig getödteten Kinder ist nicht vergeblich geflossen, ein anderes Kind ist geborgen und um den Preis jenes Blutes gerettet, und dies Kind wird für den gegenwär- tigen Jammer der bethlehemitischen Mütter nicht nur, sondern auch für Naheks weit älteren und größeren Jammer einen überschwänglicheu Ersatz und voll- kommenen Trost bieten, es ist der Helfer nnd Erlösey durch welchen des Jeremia Wort, sofern es die Weissa- gung einer gar herrlichen Zukunft enthält, zur Erfül- lung kommt, und liegt eine Gewähr für diese Erfüllung darin, daß jenes Wort, sofern es die Unterlage für die Weissagung bildet, in den bethlehemitischen Müttern seine Erfüllung bereits gefunden. 18. Jch habe swenn nun die Zeit der großen Buße Jsraels Jes. 63, 7; 64, 12 wird einge- treten sein] wohl geh-Irrt, wie Ephraim [das mit dieser Buße den Anfang macht Kap. 3, 12 ff. »18. 22 ff] klagt: Du hast mich gezüchtigeh und ich bm auch gezuchtigey wie ein geil Kalb [Hos. 10, 11]; bekehre du mich sfo ruft es, seine Hilfe auch zur rechten Umkehr allein von mir er- wartend Klagel.5, 21], so werde ich bekehretz denn du, HEry bist mein Gott [und habe ich sonst keinen Helfer und Errettey an den ich mich wenden könnte]. 19. Da ich bekehret ward, that ich Buße; denn nachdem ich gewttzigt bin, schlage ich mich auf die Hufte svoll Schmerz und Zerknirschung über meine bisherige Abkehr von dir]. Denn lch bin zu Schanden »worden, und stehe schamrothz denn uh muß leiden den Hohn meiner Jugend [den Hohn, den ich zur Strafe für die Sünden meiner Jugend, als ich noch im Vundesverhältniß mit dir stand, aber solchem Verhältniß so untreu mich bewies, seitdem getragen habe]. 20. Jst nicht Ephraim mein theurer Sohn [so gebe ich mir selbst auf solche Beichte und Bitte znr Antwortj, und mein ttauied 314 Jeremia 31, 21— 30. Kind? Denn ich denke noch wohl dran, was ich ihm geredet habe sdaß ich nämlich nicht ewiglich ihm zürnen wollte Kuh. Z, 12; Hof. u, 8]; darum bricht mir mein Herz gegen ihn, daß ich mich sein erbarmen muß, spricht der HErr [Jes. 49, 15]. Die Sünden der Jugend lassen sich nicht so bald vergessen (Ps· 25, 7; Hieb 31, 18); darnm soll man sich in den jungen Jahren wohl vorsehen, daß man die- selben also vertreibe, damit man im Alter nicht daran zu kauert und zu dauen habe. Jtem, nutzet zum Trost, daß den Bußfertigen vergangene Sünden der Jugend nicht schaden sollen. (Cramer.) Es kann dieser Text solchen Seelen, die im Bußkampf stehen, um zur rechten Glaubensfreudigkeit zu gelangen, vor andern wohl zu statten kommen; denn wenn es aufSeiten des Menschen heißt: »die Sünde ist mächtig worden,« so heißt es da- gegen auf Seiten Gottes (R’o"m. 5, 2()): »die Gnade ist viel mächtigen« (Starke.) 2l. Richte dir auf Grabzeichen, sefze dir Trauerinale, und richte dein Herz auf die gebahnte Straße, darauf ich gewandelt habezsp kehre wieder, Jungfrau Israel IV. 4], kehre dich wieder zu diesen deinen Slädlen [die du nun von Neuem bauen soiIst]. 22. Wie lange willst du in der Irre gehen, du abirünnige Tochter? [bist du nicht des langen Umherziehens endlich müde? so zögere nicht länger und halte dich nicht ferner zurück]. Denn der HErr wird ein Neues im Lande erschaffen: das Weib wird den Mann umgeben« Dis) Luther hat das hehr. ssisg das im Allgemeinen ein aiisgerichtetes Steindeukmal, in Hes.39,15 dann im Besonderen ein Grabmal bezeichnet, auch schon in Z. Köm 23, 17 und ebenso hier in diesem besonderen Sinne verstanden; demgemäß sind ihm auch die DIIWFH oder aufgerichteten Säulen zu Trauermalen geworden, und weiter hat er sich nach der Lesart im Texte VIII! ,,ich habe gewandelt« gerichtet; über den Sinn nun, den er mit seiner Uebersetzung verbindet, spricht er sich fol- gendermaßen aus: ,,Er heißt sie trauern und den alten Mose begraben und sich auf des HErrn Weg richten,« so daß die Stelle auf die Errichtung eines neuen Testa- ments (Joh. 1, 17) ginge. Daran aber ist im Zusam- menhang der ganzen Rede hier noch nicht zu denken, sondern Ephraim, an welchem der HErr sein väterliches Erbarmen beweisen und seine Verheißung erfiillen will, bekommt nun sofort bie Weisung, Anstalten zur Riickkehr zu treffen; und da soll es denn solche, die des Weges kundig sind und noch wohl wissen, auf welcher Straße das Volk einst aus der Heimath in die Fremde abge- führt worden, diese Straße, auf welcher man jetzt um- gekehrt aus der Fremde in die Heimath zurücktvandern wird, mit Steinmälern und Wegweisern bepflanzem da- mit das heimkehrende Volk sie sicher treffe und vom Wege nicht abirre. Uebersetzen wir nach diesem Sinne, auf welchem auch die Randlesart IHFHJ (von Luther in den J. 1532-—41 befolgt, bis er durch die Vulgata sich für das Chethib bestimmen ließ) beruht, so heißen die Worte in dieser ersten Hälfte des Verses: Richte dir Merkzeichen (in steinernen Säulen) aus, setze dir Denkmale (in aufgeschiitteten Steinhaufen, die zum Wegweifer dienen), und richte dein Herz auf die Straße, DSUWESP den du (einst) egangen bist (du wirst ihn sicher wieder herausfiuden . Da es sich hier um die 10 Stämme handelt, die wie verschollen und verloren erscheinen, daß unter Menschen sie niemand mehr herauszusinden weiß, so soll wohl durch die vor- liegende Aufforderung ausgesprochen werden, daß für den HErrn sie nicht verschollen sind, sondern er dieselben, soweit sie noch in gesondertem Besiande vorhanden und nicht bereits in die eigentlichen Juden aufgegangen sind (2. Kötn 17, 23 Anm.), auf dem nämlichen Wege zu- riiclbringen wird, auf dein sie einst in die Länder ihrer Verbannung gebracht worden sind (V. 10); und da ist die Weissagung in Offenb. 16, 12 ff. von Bedeutung, welche sreilich von den Auslegern meist falsch verstanden wird, indem sie »die Könige von Ausgang der Sonne« für Genossen und Helfershelser des Antichristen, statt fiir Naehbilder des Cyrus und Werkzeuge in der Hand des HErrn zur Verwirklichung seiner Rathschlüsse tiber Ephraim ansehen. —— H) Der liebenden Ungeduld des HErrm der sein Voll, riachdem er sich in Gnade ihm wieder zugewendet hat, gern aufs Schleunigste in vollem Maße beseligen und gewissermaßen durch desto größere Eile die lange Zeit wieder einbringen möchte, die über dem Verzuge der Weissagung hingegangen, folgt Ephraim der Einladung zur Rückkehr nicht schnell ge- nug; es ist ihm die Scheu und Zurückhaltung, womit dasselbe sich nicht recht getraut, das ihm vorgehaltene Erbe in Besitz zu nehmen, wie ein Nachblieb seiner frü- heren Abtriinnigkeit, wie sie denn auch in der That im Bewußtsein der früheren Schuld ihren Grund hat. Darauf, so scheint uns, beruht die Frage in der ersten Hälfte des Verses und die etwas befremdliche Anrede: »du abtrünnige Tochter«, die aber dadurch sich hebt, daß der Gedanke angedeutet werden soll: du bist ja nicht mehr die abtriinnige (Kap. 3, 6 ff.), sondern die bekehrte, so brauchst du auch nicht mehr in der Jrre zu gehen. Jn der zweiten Hälfte des Verses hat die Aus« leger die Frage viel beschäftigh was dies Neue, das der HErr im Lande schaffen will, sei, indem er spricht: »das Weib wird den Mann umgeben?« und sind darüber ganze Bücher geschrieben. Luther sagt: »Ich werfe den Verstand nicht weg, da die Alten sagen, Christus sei der Mann, von Maria umgeben, d. i. enipfangen und ge- boren«z darnach hätten wir hier die Erfiillung der Weifsagung in Jes. 7, 14 (vgl. 1.Mos. 4, l). Indessen, wie Starke richtig bemerkt, ist hier nicht von den ersten , sondern von den letzten Zeiten des neuen Testaments die Rede; und da giebt Offenb.14,1——5 den Aufschluß über den richtigen Sinn der Worte, es ist das neue Bundesverhältniß in welchem Israel nach seiner Rtjck- kehr in’s heil. Land zu dem HErrn stehen wird, gemeint. 23. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel sin Beziehung auf Juba, dessen er keines: wegs bei Verwirklichung seiner Rathschliisse über Ephraim oergessen wird]: Man wird noch dies Wort wieder lwie es vordem z. B in dem Wall- fahrtsltede Pf. 122 geschehen istJ reden im Lande Jnda nnd in seinen Stadien, snämlich dann wird man? wieder reden] wenn ich ihr Gefangniß wenden werde·[Kap. 29, 14; 30, 3. 18]: Der HErr segne dich [Je·rusalem], du Wohnung der Gerechtigkeih du heiliger Berg [Kap. 50, 7; 23, 6; Jes. 66, 20; 9, 16]. « 24. Und Juda sammt allen seinen Stadien Israel und Juda sollen wieder vereinigt und gleichermaßen gesegnet sein. 315 ssammt allen Bewohnern seiner Städte Kap. 11, 121 sollen drinnen [im Lande Juda V. 231 woh- nen, dazu Ackerleute, und die mit Heerden umher ziehen [so daß man ungestört der friedlichen Be- schäftigung des Ackerbaues und der Viehzucht oblie- gen wird, wie in Samaria der des Weinbaues V. 5]. 25. Denn ich will die micden Seelen erquicken, nnd die bekbmmerten Seelen sättigen lich will mein Volk, das so lange von Noth und Sorge, von Hunger und Durst allerlei Art gequält und gedrückt war, in vollcnr Maße befriedigen und beseligen]. 26. Darum sum das in V. 25 Gesagte zu thun] bin ich aufgewacht [von meinem bisherigen langen Schlaf], und sahe auf swie einer, der beim Erwachen am Morgen darauf sich besinnt, was ihm nun zu thun obliege], und habe so sanft ge- schlafen sdenn ich wußte ja, ich würde die rechte Zeit nicht verschlafen noch versäumen]. Bei den vorzugsweise an Ephraim ertheilten Ver- heißungen künftigen Heils konnte Juda neben dem übrigen Israel zurückgesetzt scheinen; darum werden wie zur Beruhigung diese Verheißungen noch ansdrücklich auch auf Juda ausgedehnt, da ja aus allen Stämmen Jsraels zusammen das Eine Volk Gottes bestehen, kei- ner derselben vom bevorstehenden Heile ausgeschlossen sein sollte. (Graf.) Auch Juda wird in sein Land zu- riickkehrenx das Heiligthum, der Mittelpunkt und Quell alles Segen-s, wird wieder mit Segenswiinschen begrüßt werden; das ganze Land wird wieder bewohnt, Acker- bau und Viehzucht wird im Flor sein; denn der HErr ist willens, für alle Noth Abhilfe, für jedes Bedürfniß Befriedigung zu gewähren. (Nägelsbach.) Wie unzählig oft von Gott gesagt wird, er habe sein Volk vergessen, er sei ferne, wenn er nach seinem Rathschlnß es eine Zeit lang in Sünde und Elend dahin gehen läßt, und dann wieder, er gedenkt seines Volks, er besucht es, wenn er mit Gericht und Gnade sich sein annimmt, so wird in V. 26 sein langes Zurückhalten seiner rettenden Aufsicht und Macht als ein Schlaf geschildert, sein neuer Anfang der Hilfe als ein Erwachen und Aufsehen (vgl. Pf. 7d4, 65 f.). Der Zusatz: »und mein Schlaf ist mir süß gewesen» bezeugt, daß Gott ruhig und sorglos die Stunde abwartet, wo er mächtig wieder sich erhebt zum Gericht, weil er sicher ist, er versäumt sie nicht. (Schmieder.) 27. Siehe, es kommt die Zeit [Kap. 23, 5 Anm.], spricht der HErr, daß ich das Haus Israel und das Haus Juda sdie nun wieder zu Einem Volke vereinigt fmd Kap. 3, 18] besamen will, beide mit Menschen und Vieh [Kap. 33, 10 f·; Hesck 36, 9 ff.]. 28. Und gleichwie ich lzur Zeit, da meine Strafgerichte sich verwirklichen solltenj über sie ge- wacht habe [Kap. l, 12], auszureutem zu reißen, abzubrechen, zu verderben und zu plagen; also will ich iiber sie wachen, zu bauen und zu pflanzen [Kap. 18, 7 ff.], spricht der HErn 29. Zur selbigen Zeit wird man nicht mehr sagen [wie man das bisher vielfach in frevelhaftem Sinne gesagt hat, aber auch im richtigen Sinne mit Grund wohl sagen konnte]: Die Vater- haben Heerlinge [Jes. b, 2] gegessen, und der Kinder Zahne sind stumpf worden [Hesek. 18, 2; KlageL ! ) 30. Sondern ein jeglicher wird um seiner Mtssethat willen sterben, und welcher Meusch Heer- linge isset, dem sollen seine Zahne stumpf werden [5. Mos. 24, 16]· Das hier zum ersten Mal erwähnte Sprichwort von den sauren Trauben und dem Stumpfwerden der Zähne kann einen doppelten Sinn haben; es kann heißen: die Väter haben angefangen, Heerlinge zu essen, aber erst den Kindern sind die Zähne davon stumpf gewor- den, d. h. die Strafe trifft nicht immer gleich den ersten Schuldigen, sondern oft erst den Schuldigen der zweiten, dritten, vierten Generation. Es kann aber auch heißen: die Strafe trifft nicht immer den schuldigen Vater, sondern oft erst den unschuldigen Sohn oder Enkel. In letzterem Sinne bekämpft Hesekiel in Kap. 18 das Sprichwort als eine Lästerung der Gerechtigkeit Gottes; im ersteren Sinne enthält aber dasselbe keine Gottes- lästerung, sondern drückt nur dasselbe aus, was das Gesetz selbst mit den Worten aussprichtz ich bin ein eifriger Gott, der die Sünde der Väter heimsucht an den Kindern bis in’s dritte und vierte Glied derer, so mich hassen (2. Mof. 20, 5; Bis, 7; 4. M. 14, 18; 5. M. 5, 93 Jer. 32, is; Klagel.5, 7). Dieser Grund- satz der göttlichen Gerechtigkeit beruht auf der Voraus- setzung, daß es nicht blos eine individuelle, sondern auch eine korporative Sünde, eine Sünde der Familien, Ge- schlechter, Generationen, Völker, Staaten gebe. Natür- gemäß hat jede solche, vielen gemeinsame Sünde ihre Geschichtez sie entfaltet sich wie jeder andere Keim, bis sie ihre weiteste Ausdehnung und volle Reife erlangt hat, mit dem Stadium der Reife aber fällt das Gericht zusammen. Die dann Lebenden bekommen die Zähne stumpf, möglicher Weise wohl als die minder Schuldigen (man denke an Ludwig XVI. von Frankreichlx immer- hin aber gewiß als die Kinder ihrer Väter in dem Sinne, wie der Ausdruck in Many. 23, 31 f. gebraucht ist, d. h. als der nicht weit vom Stamme gefallene Apfel, als die organische Fortsetzung und Vollendung der von den Vätern eingeschlagenen sittlichen Richtung. Wenn es nun heißt, daß man auch in diesem Sinne das Sprichwort nicht mehr brauchen, also nicht blos subjektiv den HErrn nicht mehr, wie zur Zeit des Hesekieh der Ungerechtigkeit anklagen werde wegen der über das Volk gekommene« Leiden, als müsse dies wegen fremder Sünde büßen, sondern auch objektiv höchstens noch individnelle, keineswegs aber korporative Sünde begehen, so wird damit gesagt, durchschnittlich werde der sittliche Zustand ein so hoher sein, daß Versündigungen nur noch als vereinzelte Ausnahmen von der Regel vorkommen; im Großen und Ganzen wird Israel eine heilige Gemeinde sein, in welcher die Macht des Ge- sammtgeistes das von einem Einzelnen etwa ausgehende Verderben nicht wird aufkommen lassen, dasselbe wird vielmehr auf den Urheber beschränkt bleiben und an diesem sogleich sein Gerichtund seinen Untergang finden: Jes. 60, 18. (Nägelsbach.) Gerechtigkeit und Gericht soll in dem heil. Lande so gepflegt werden, daß nicht mehr Sünden und Strafgerichte über ganze Geschlechter- reihen sich» ausbreiten, sondern jeder einzelne Sünder sogleich seine gerechte Strafe empfange. (Schmteder.) Eine Verwtrklrchung dieses sittlichen Hoheitsstandes trat in der ersten Christengemeinde ein, und zeigt nun das 316 Jeremia 31 , 31—40. Gericht über Ananias und Sapphira (Apostg. 5), wie das Wort in V. 29 f. gemeint sei; die Kirchenzucht kann aber weder einen solchen Hoheitsftand herbeiführen oder bewahren, noch sich selbst längere Zeit iu der rech- ten Verfassung erhalten, erst die Zionsgemeinde des 20. Jahrhunderts, von der wir in Offb. 14, I zu handeln haben, hat die Erfiillring der Weifsagung zu erwarten. 31. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der DER, da will ich fder vorläufigen Stiftung nach schon mit der Erfcheinung des Messias, der wirk- lichen Aufrichtung uach aber erst mit der Wieder: annahme meines Volkes Hof. 2 , 16 fs.; Offenb. l1, 121 mit dem Hause Israel und mit dem HanfessFuda einen neuen Bund machen [Hebr. 8, 8 . . 32. Nicht wie der Bund gewesen ist, den ich mit ihren Vätern machte, da ich sie bei der Hand nahm, daß ich sie aus Eghptenland führete sso daß allerdiugs auch diesem ersten Bunde große Gnaden- erweifungen vorausgegangen waren und er gar wohl schon feine Klarheit hatte 2. Cor. Z, 7 ff.]; welchen Bund sie [jedoch, vernidge ihres dabei nn- ernenert gebliebenen Herzens] nicht gehalten haben, nnd ich sie zwingen mußte [nach andrer Auslegung: und ich einen Widerwillen gegen sie faßte, die Fürsorge fiir sie aufgab], spricht der kk’ 3:3. Sondern das soll der Bund sein, den ich mit dem Hause Israel machen will nach dieser Zeit [die erst vergangen fein muß, ehe die neue Zeit in 31 anbrechen kann], spricht der HEkrt Jch will mein Gefetz in ihr Herz geben, und in ihren Sinn schreiben [Hesek. 36, 76 f.; 2. Cor. 3, 3]; und sie sollen [nunmehr, indem das schon beim ersten Bund Geforderte Kap. 7, 23 jetzt auch wirklich von ihnen geschieht] mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein [Kap. 24, 7; 30, 21 f.]. 34. Und« wird keiner den andern [wie es vor- dem der Fall gewesen, wo es zur Offenbarung meiner Erkenntniß besonderer Mittler und Prophe- ten bedurfte], noch ein Bruder den andern lehren und sagen: Erkenne den HErrnz sondern sie sol- len [weil selber zu Trägern des heil. Geistes und zu Propheten geworden Joel s, 1 ff.] mich alle kennen, beide Klein und Groß [Jes. 54, 13; Jst-« e, 45; 1. Joh. 2, 20. 27J- spricht der HEru Denn [vgl. Heim 10, 16 f.] ich »will ihnen ihre Missethat vergeben, und ihrer Suude nimmer mehr gedenken lJes 43, 25; 44, 22]. Daß der Prophet den neuen Bnndesfchluß mit der Wiederherstellung Gefammtisraels auf dem Boden des Verheißungslandes zufammenschauh ist ganz in der Ord- nung; doch deutet in dem Ausdruck V. 33: ,,nach dieser Zeit« sich schon an, daß die neue Zeit nicht nur sich er- füllt haben, sondern innerhalb derselben auch der ge- suchte Platz gefunden sein muß. (Delitzsch.) Das wesent- liche Moment der biblischen Bund esidee ist dies, daß es nach ihr sich nicht um ein reines Vertragsverhältuiß zwischen Gott und dem Menschen handelt, sondern daß lediglich von dem ersteren die Initiative, die Anfrichtung des Bundes, und eben darum die Feftstellung der Bun- desordnung ausgeht, mit andern Worten: der Bund Gottes ist wesentlich Stiftung. Andrerfeits kann nun aber auch jedes von Gott zwischen sich und den Men- fchen gestistete Verhältniss, wie die dem David gegebene Gnadenverheißung (Ps. 89, 4), ja jede von ihm der Creatur auferlegte Ordnung und Schranke (Kap.33, 20; Hof. 2, 18; Sach. l1, 10), namentlich jede theokratische Ordnung, wie das Sabbathsiiistitut (2. Mos. 31, is) als Bund bezeichnet werden. Noch bestimmter hat der Bund des Evangeliums den Charakter einer gnaden- reichen Stiftung, in gewissem Sinne eines Vermächts nisses (man beachte in dieser Hinsicht besonders die Stelle Luk. 22 , 29 in ihrer Rtickbeziehung auf V. 20); hiernach rechtfertigt sich die an die letztere Bedeutung des Wortes t»Teftament«) anknlipfende Beweisführung m Gal. Z, 15 ff; Heim. I, 16 f. (Oehler.) Die erste vorziiglichere Verheißung Gebt. 8, 6), auf welche der neue Bund zu stehen kommt, ist diese, daß an die Stelle des äußerlichem von außen nöthigenden und so den Widerspruch reizenden Buchsiabens der ihnen innerlich gewordene, sie von innen treibende Gotteswille treten und das sie mit Gott verknüpfende Gemeinfchaftsband werden soll; die zweite ist diese, daß in Folge inner- licher, jedermann erfahrbarer Gottesoffenbarnng lebendige Gotteserkenntniß gemeinsames Eigenthum aller sein wird; die dritte ist diese, daß alle Sünden, ohne daß es einer Leistung von Seiten der Menschen bedarf, entgegenkom- mende Gnade ewiggiltiger Vergebung finden. Diese letztere Verheißung ist die Grundlage und gleichfam der Eckstein aller: vgl. das Schlußwort der Rede Jefaili III. (Delitzfch.) Eljierkn wer in der Zeit des neuen Bundes noch in der Weise des alten Buudes lebt und nicht im Glauben an Iefum ein neues Herz empfängt, der wird auch nach der Weise des alten Bundes behandelt. Jn- sofern dauert der alte Bund für die Ungläubigen — Christen wie Juden —- noch fort bis zum letzten Ge- richt; aber er hat nun gar keine Verheißungen mehr, welche sänimtlich nur im neuen Bunde erfüllt werden. (Schmieder.) 35. So spricht »der HErr, der die Sonne dem Tage zum Licht giebt, und den Mond und die Sterne nach ihrem fbestimmt geregelten] Laus der Nacht zum Licht [1. Mos. l, 14f.»; Ps.136, 7 ff-J; der das Meer bewegt, daß seine Wellen brausen; HErr Zebaoth ist sein Name fHiob 26, 12; Jes. 51, 15]: 36. Wenn solche Ordnungen abgehen vor mir [daß ich nicht mehr sie bestehen ließe, was aber eben niemals gefchehen wird, so lange diese gegen- wärtige Welt besteht Kap. 33, 25 f.; I. Mos. s, 21 f.; 9, 9 ff.], spricht der HErr,· so soll auch aushoren der Same Israel, daß er nicht mehr ein Volk [von felbstständigem »und unerfchütterlichem Bestandq vor mir sei ewiglich. 37. So spricht der HEm Wenn man den Himmel oben kann messen [Kap. 33, 22; Jes. 40, 12], und den Grund der Erde erforschen [was aber eben niemand kann]; so will ich auch [weil nun auch meine Barmherzigkeit und Gnade ebenfalls ihr Ende erreicht hätten Pf· BE, s] ver- werfen den ganzen Samen Israel um alles, das Die Krone der Verheißungx Jch werde ihr Gott fein und sie werden mein Volk sein. 3l7 sie thun sso daß nun wieder ein solches Strafge- richt käme wie früher], spricht der HEW Nicht nur durch Jnnerlichkeiy sondern auch, was da- mit freilich enge zusammenhängh durch ewige Dauer wird der neue Bund vor dem alten sich auszeichnen. Der alte ist von Jsrael gebrochen, und das Volk ist deshalb von Jehova verworfen worden: dies wird unter dem neuen Bunde nicht mehr geschehen; derselbe wird gleichsam eine zweite Naturordnuug werden, er wird eben so unerfchiitterlich bestehen, wie die großen Natur- gesetzes. (Nägelsbach.) Es entsteht die Frage: ist denn aber damit auch wirklich eine unvergängliche Dauer des neuen Bundes mit Jsrael ansgesagt, da ja Him- mel und Erde in der That einmal vergehen werden (Matth.5, 18; 24, 35)? Wir müssen aber hinzunehmen, das; der HErr einen neuen Himmel und eine neue Erde fchasst, und wie nun diese neue Schöpfung ewig vor ihm besteht, so wird auch der Same Jsraels ewig be- stehen (Jes. 54, 10; 65, I»7»u. 66, 22). Aus unsrer Stelle geht deutlich hervor, daß auf Jsraels Bekehrung und Wiederannahme nicht so ohne Weiteres der Unter- gang der Welt, das Weltgericht und das neue Jerusalem folgen wird, das des Lichtes der Sonne und des Mon- des nicht mehr bedarf; sondern, wenn anders wir die Gefichte der Offenbarung St. Johannis richtig ver- stehen, verlaufen die letzten Dinge in folgender Ordnung: a) gegen Ende des 19. Jahrh. Jsraeks Bekehrung, Wiederannahme und Rückkehr in das heil. Land, wo die Zionsgemeinde etwa ein Jahrhundert lang in ihrer Reinheit und Schöiie sich bewährt und für den HErrn mifsionirt —- es ist das gleichsam der Brautstand des zu Christo bekehrten Volkes (Offenb.11,11f.; 12, 13——16; 16, 12—16; 14, 1-—5); b) während dieses Jahrhun- derts wirkt sich das Geheimniß der Bosheit aus in dem betreffenden Theil der abendländischen Kirche und gegen Ausgang des 20. Jahrh. tritt der Antichrist auf, durch dessen Vasallen zunächst das Gericht über die große Hure vollstreckt nnd durch dessen Propheten dann die Verfol- gung und Ausrottutig der wahren Kirche angestiftet wird (Ossenb. 13. 17 u. 18; 16, 17 ff.); c) indem der Antichrist auch nach der Zionsgemeinde im heil. Lande feine Hand ausstrecken will, sie anzutasten, führt er da- durch Christi Erscheinung vom Himmel, seinen eigenen Sturz und die Aufriehtung des Reiches Jsrael in Herr- lichkeit, dessen Dauer auf 1000 Jahre bemessen ist, her- bei; dieses 7te Jahrtausend des Weltbestandes ist gleich- fam die Sabbathsrnhe nach den 6 Jahrtausenden der Arbeit und des Kampfes (Ossenb. 19, t—20, 6); d) es folgt die Loslassung Satans aus seinem Gefängniß und die Versammlung Gog’s und Magog’s in den Streit, mit deren Vernichtung aber auch die Ausstoßnng des Teufels in deu feurigen Pfuhl und der Untergang dieser gegenwärtigen Welt, die Auferweckung der Todten und das Gericht (Ossenb. 20, 7-—15); e) jetzt erst ist von einem neuen Himmel und einer neuen Erde die Rede (Ossenb. 21 U. 22). Wie mehrfach schon angedeutet worden, stehen wir gegenwärtig so nahe vor dem An- fang dieser letzten Dinge, daß nur noch ein Vierteljahr- hundert bis zum Eintritt der unter u genannten Bege- benheit vergehen wird; aber nicht die eigentlich anti- christifche Zeit, wie man vielfach meint, steht uns so nahe bevor, sondern nur deren Vorlänferim die Herr- schaft des antichristlichen Geistes, die zum Heile der evang. Kirche mitten in ihrem Fortschritt, also schon nach 372 Jahren ihres Bestehens abgebrochen wird, so daß eine Regeneration an deren Stelle tritt; und zwar wird diese Regeneration durch Jsraeks Bekehrung herbeige- führt (Ossenb. 11, 11 ff.), und wird man nun verstehen, was St. Paulus in Röm. 11, 15 (nach dem Wortlaut des Grundtextes, der unsrer deutschen Bibel bedarf hier einer näheren Erläuterung) gemeint hat. Steht aber Jsraeks Bekehrung und sein Wiederbesitz des heil. Lan- des, das seit Ornar’s Eroberung Jerusalems im J. 637 nun schon fast 42 prophet. Monate = 1260 Jahre lang ,,zertreten ist von den Heiden« (Ofsb. 11, 2), nahe be- vor, so hat die folgende Weissagung noch ihr besonderes Interesse: 38. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HErn daß die Stadt des HErrn soll gebanet wer- den [nördlich, f. den Carton zn Karte Illj vom Thurm Hananeel an, bis an’e·s Eckthor [Nr. 10 — 15] · 393 Und die Richtschnur wird westlich] sieben demselben »[dem EckthorJ weiter heraus gehen bis an den Hngel Gatcb [wie er in Jos. 15, 8 näher beschrieben ist], und sich gen Gaath [wohl ein Punkt im Südosten der Stadt, vermuthlich am Berg des Aergernisses — das Wort scheint »Fels- hiigel« zu bedeuten] wenden; » 40. Und das ganze Thal der Leichen und der Asche sdas Thal Benhinnom mit dem Thophet I. Kön. 1, 33 Anm.], sammt dem ganzen Acker bis an den Bach Kidron sden von Josia verunrei- nigten Feldern des Kidronthals 2. Kön. 23, 4], bis zu der Ecke am Roßthor gegen Morgen, wird dem HErrn heilig sein, daß es sdieses Heiligthum des HErrm diese von nun an ganz dem HErrn geweihete Stadt Kap. s, 171 nimmermehr zerbro- chen noch abgebrochen soll werden [Sach. 14, 11j. Ein Roßthor haben wir in Z. Chr. 23, 15 (vgl. 2.Kiin.11, Its) kennen gelernt, das innerhalb der Stadt- mauer sich befand und zu den Gebäuden des königlicheit Palastes auf Zion gehörte; nicht weit davon haben wir auf dem Carton zu Karte III. unter Nr. 4 das in Reh. Z, 28 genannte Roßthor, es fragt sieh aber, ob dieses Thor nach unsrer Stelle nicht vielmehr an der Westwand des Kidronthales unterhalb der Ostecke des Tempelplatzes nahe an der Siidecke der Ophel-Mauer, gesucht werden müsse, in welchem Falle auch die Stelle bei Nehemia noch anders aufgefaßt werden müßte, als von uns ge- schehen ist. Wie dem aber auch sei, jedenfalls soll durch unsre Weissagung nicht gerade eine Erweiterung des äußeren Umfanges der Stadt, sondern zunächst nur so- viel in Aussicht gestellt werden, daß Jerusalem in seiner ganzen früheren Ausdehnung wieder hergestellt werden wird (Sach. 14, 1015 dagegen werden im Süden und Osten die vormals für unrein und unheilig geachteten Orte, ja die geradezu entweihet nnd geschändet worden und die Aborte der Stadt gewesen sind, als wieder ge- weihet und dem HErrn ebenfalls heilig hinzugerechnet werden. Das Gedächtniß aller Greuel also, die in Jerusalems unmittelbarer Nähe begangen worden (nnd darunter besonders auch das von Hakeldema, des Blut- ackers Matth. 27, 7 f., oder das des Verrathes, den in Judas einst ganz Juda an seinem Heilande begangen Such. 11, 12 f.), wird ftir immer ausgetilgt und die ganze Vergangenheit von Seiten ihrer Schandthaten vergeben nnd vergessen sein, so daß ein abermaliges Gericht der Vernichtung für Jerusalem nicht mehr zu fürchten steht; dagegen wird das Thal Josaphat (2. Chr. 20,-26·Anm. 1) der Schauplatz des Gerichtes über den Antichrist werden (Joel Z , 6 ff.; Jes. 66, 23 f.«, Osfb. 14, 14 ff.; M, 11 fs.), und zwar wird dieser Schau- 318 Jeremia 32, 1—-15. platz fich erstreckeii von den Feldern des Kidronthals im Nordosten nach Sitden hinunter und um die Siidostseite herum bis zu dem Roßtlzor an der Stelle, wo wir es auf unserm Cartoii verzeichmt haben, so daß der oben berührte schwierige Punkt in Betreff der Bestimmung jenes Thors sich erledigte und nun auch die Weifsagung in Sach. 14, 3 ff. ihr Licht gewönne. Das 32. Kapitel. Jeremia Kunst, zum Zeichen der Wiederkunft aus Rahel, einen Untier. III. its. 1——44. Seit der Weissagnng der beiden vorigen Kapitel ist nun schon ein volles Jahr vergangen; da empfängt der slrophet iin Gewahrsam, darin er gefangen gehalten wird W. 1—5), eine Offenbarung des Liszt-en, daß sein better hanameel ihni einen Jlrlkrr in Jsliiathoth zum Verkauf anbieten wird. Alle nun der Vetter in dieser Absicht wirklich zu ihm kommt, erkennt er sofort den Willen deu Eckern, auf das Anerbieten einzugehen, und lkauft den Zither unter allen Förmlichlieitcn und unter Buzielsiiiig von Zeugen w. 6—-15); alsdann wen- det er sich im Gebet an Gott und bittet ihn uni Auf· schtuß, warum er solchen Kauf ihn: geboten habe, da doch die Stadt, von den Ghaldäern belagert, bald deu Feinden in die iljäude fallen und Liuda in die längst schon ihm angeltiindigte Gefangenschaft wandern würde (b.16—25). Er emvfängtdaraiif zur Antwort, daß Er, der tjØriz allerdings jetzt die Stadt un( der alten und neuen Sünden des idollteg willen übergeben werde; aber er habe ja auch vor, seiner Zeit dag Gefängniß zu wenden, das voll: wieder heimzuführen in fein ikand und in demselben ei; geistlich nnd leiblich zu segneu, also daß Kaufen und verkaufen von dienen: stattfinden werde Ab. 26—44), und — dao ist der Jtiifsclzliiß, den Irre- mia von selber ans dieser Jtiitwort sitt) entnehmen soll — deß zu einem gewissen Unterpfand oder zu einer thatsäctzlichen Weissaguug sei der Kauf des Ali-here von ihm vollzogen worden. I. Dies ist das Wort, das vom HErrn ge- schah zu Jeremia, im zehnten Jahr Zedckia, des Königs Juda swohl noch im J. 589 v. Chr. oder doch im Anfang des J. 588], welches ist das achlzehnte Jahr Nebucadnezars sdessen Regierung seit 606 v. Chr. zählt Kuh. 25, 1]. 2. Daznmal belagerte das Heer des Königs zu Babel Jerusalem s2. Kön. 25, I f.]. Aber »der Prophet Jercmia lag gefangen im Vor- soder Macht-J hofe des Gefcingnisses am Hause des Königs Juda [:2. Chr. 16, 10 Am. U, 3. Dahin Zedekia, der König Juba, ihn hatte lassen verschließen, und gesagt sdies als Grund solcher Einschließung angegebenk Warum weissagest du, und sprichst lzu dem Volke, das durch solche Weissagungganz entmuthigt und verzagt gemacht wtrd]: So spricht der HEm Siehe, ich gebe diese Stadt iii die Hände des Königs zu Babeh und er soll sie gewinnen [Kap. 21, 4 ff.; 34, I—3J; 4.» Und Zedekia, ter König Juba, soll den Chaldaern nicht entrinnen, sondern ich will ihn dem Könige zn Babel in die Hände geben, daß er swegen seines Eidbruchs Hes 17, 12 ff. zu schwe- rer Verantwortung gezogen] mündlich mit ihm reden und mit feinen Augen ihn sehen soll [2. Kett. 25, 6 f.]. 5. Und er wird Zedekia gen Babel führen, da soll er auch bleiben, bis das; ich ihn smit natür- lichem Tode 4. Mof.»16, 291 heimsucht, spricht der»HErr; denn ob ihr schon wider die Chaldåer streitet, soll euch doch nichts gelingen swas ihr da- mit beabsichtigh nämlich das über euch beschlofsene Gericht abzuwenden) Im I. Jahre Zedekicks hatte die Belagerung Jeru- salenfs durch die Chaldäer begonnen (Kap. 39, I ff; 52, 4» ff.), war dann aber wegen der Annäherung eines egyptischen Hilfsheeres auf kurze Zeit aufgehoben wor- den (K·cip. 37, 5. 11); nachdem dieses znrückgefchlagem hatte sie dann aufs Neue begonnen (V. 24). Jeremia, der von Anfang an seden Widerstand ftir vergeblich er- klärt und daher zur Uuterwerfung gerathen hatte (Kap. 21, 4 ff.), war, als der Absicht zu den Chaldäern über- zugehen verdächtig in das Gefängniß (Kap.37, 13—16) nnd von dort nach längerer Zeit auf den Befehl Zedekicks in den Hof der Wciche im königlichen Palast gebracht worden, wo er wahrscheinlich eine der an den Hof anstoßenden Räumlichkeiten bewohnte und daselbst bis zur Eroberung der Stadt in Gewahrsam blieb (Kap. 37, 17—2l), indem er aus der Grube, in welche man ihn einst geworfen, wieder hervorgeholt wurde (Kap. 38, 1——13). Jn diesem Getvahrsam konnte er wenigstens niit den Leuten, die im Wachthaiis auss und eingingen, frei verkehren, u1id wer ihn sprechen wollte, wurde zu ihn! gelassen (vgl. Apostgz 28, 16——«31); Zedekia wollte nur verhindern, daß er nicht öffentltch zum Volke redete, um durch feine Unglttcksprophezeinngen nicht in weiteren Kreisen Entmuthigiing zu verbreiten oder wohl gar durch Aufforderung zum Uebergehen (Kap. 21, 9) die Verthei- digiingsanstalten zu lcihmeu (Kap. 38, 4). 6. Und Jercmia [als er nun die nach V. I ihm zu Theil gewordene Offenbarung und die durch sie veranlaßte symbolische Handlung verkliiidigteJ sprdcih ist des HErrn Wort geschehen zu mir, Uti lki : » 7. Siehe, Hauameeh der Sohn Sallnms, deines Vetters [Oheinis],» kommt zu dir und wird sagen: Lieber, kaute» du meinen Acker zu Anathoth; denn du hast das nachste Freundrecht [3. Mos. 25, 49 Auen] dazu, daß du ihn laufen sollst sich aber sehe in dieser schweren Zeit zur Veräußerung mich genöthigt Kuh. 52, 6]. 8. Also kam Hanameel, meines Vetters [O»heims] Sohn, wie derspsErr gesagt hatte, zu mir vor den Hof des Gesangmsses und sprach zu mir: Lieber, kaufe meinen Acker zu Anathoth, der im Lande Benjcimin liegtz denn du hast Erörecht dazu, und du bist der Nachstez Lieber, tause ihn! Da merkte ich sweil er genau so geredet, wie mir in der Nacht zuvor war Fund gethan werdens, daß es des HErrnWoit ware swas er von mir verlangte]; Zum Zeichen derWiederkunft aus Babel kaust Jeremia einen Acker. — Das Buch Barnh 319 9. Und kaufte den Acker von Hauameeh mei- nes Vetters fOheimss Sohne, zu Anathoth, und wog ihm das Geld dar, sieben Sectel und zehn Silberlinge [genauer: siebenzehn Seckel Sil- ber - 14 Thln 2674 Gr. 2. Mof 30, 13 Anm.]; 10. Und schrieb einen Brief, und verstegelte ihn, und nahm Zeugen fwelche den abgeschlossenen Kaufvertrag mit zu unterfchreiben hatten V. U] dazu; und wog das Geld dar auf einer Wage; 11. Und nahm zu— mir den versiegeltett Kauf- brief nach dem Recht und Gewohnheit, und eine offene Abschrift [um jederzeit nachfehen zu können, was »in dem versiegelten Kaufbriefe siehe]; - 12. Und gab den Kansbricf Barnctz dem Sohne Mein, des Sohnes Mahascja [der mir auch die Kauffumme beschafft hatte], in Gegenwart Ha- nameels, meines Vetters, nnd der Zeugen, die im Kaufbriefe geschrieben stunden, und aller Juden, die am Hofe des Gefcingnisses wohnetett fwörtlichx dort saßen, gegenwärtig waren]; 13. Und befahl Baruch vor ihren Augen, und sprach: 14. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Nimm diese Briefe, den versiegelten Kauf- brief sammt dieser offenen Abschrift, und lege sie fzu sicherer Aufbewahrungs in ein irden Gefäß, daß sie lange bleiben mögen fda für jetzt kein Ge- brauch davon zu machen ist]. 15. Denn so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Noch soll man Häuser, Aecter und Weinberge kaufen in diesem Lande fdann werde auch ich in den Besitz des erkauften Ackers treten oder doch meine Nachkommen B. 43 f.]. Zum ersten Mal wird hier Baruch, der Schreiber des Propheten (Kap. Bis, 4. 323 45, 1), erwähnt, und ist deshalb seine Abstammung genau angegeben. Der Name bedeutet s. v. a. Benedikt, der Gesegnete; da nun auch derjenige Seraja, der ein Hofbeamter des Königs Zedekia war und denselben auf seiner Reise nach Babel um das J. 594 begleitete (Kap. 51, 59 — zu unter- scheiden von einem Andern d. N. Kap. 36, 26), als ein Sohn Neria, des Sohnes Mahfea bezeichnet wird und also Baruch dessen Bruder war, so gehörte er einem vornehmen Gefchlechte an, was Josephus bestätigt, der ihn zugleich als in der heimifchen Sprache vorzttglich gebildet und derselben kundig schildert (Ant· X, 9, 1). Von welcher Zeit an er des Jeremia Schiiler und Freimd geworden, läßt sich nicht näher angeben, doch nden wir ihn schon im I. 606 v. Chr. (1m 4. Jahr des Jojakim) in dessen Gesellfchaft tKap. 36, 1ff.), von tiefem Herzweh über die Slinde seines Volks und die demselben angedroheten Strafgerichte erfüllt (Kap. 45, 1 ff.); und nun blieb er auch bei ihm bis zur Ein- nahme und Zerstörung Jerusalems im J. 588, ja , er theilte da dasselbe Schicksal mit ihm , indem auch ihm gestattet wurde, im Lande zu bleiben. Als darauf nach Gedaljcks Ermordung die im Lande Zurückgeblie- benen mit der Absicht sich trugen, der befiirchteten Nache Nebucadnezar’s durch eine Auswanderung nach Eghpten sich zu entziehen, Jeremia aber im Namen des HErrn solchem Vorhaben sich widersetzt« ward Baruch befchul- digt, er habe dem Propheten das eingeredet (Kap. 43, I ff.); es kam gleichwohl zur Auswanderung; wir fin- den hernach den Propheten bei den Ausgewanderten m Thachpanhes (Kap. 48, 8 ff.), und auch Baruch war mit dahin gefchleppt worden (Kap. 43, 6). Von da an verliert er sich ans der Geschichth und es sind nichts als unsichere Sagen, auf die wir weiterhin angewiesen sind, indem die Einen ihn in Eghpten sterben, die An- dern von dort uach Babhlonien ziehen und daselbst Jahre nachdem Fall Jerusalems· (576 v. Chrh fern Leben beschließen lassen· Bekanntlrch besitzen wir tm Anhang unsrer deutschen Bibel unter den apokrhphischen Büchern als Nr. 5: das Buch Beinah, das von Kuh. l, 1——5, 9 das wirklich enthält, was der Titel besagt, in Kap. 5, 10 «— S, 72 dagegen einen Brief des Jeremias an die Gefangenen zu Babel in Abschrift mittheiln Was jenen ersten Theil, das Buch des Baruch betrifft, so befindet sich nach der sehr ver- worrenen, vou Widersprtichen gegen die wirkliche Ge- schichte strotzenden Einleitung Baruch im 5. Jahr nach der Verbrennung des Tempels zu Babeluud liest fein Buch dem gefangenen König Jojachin und den übrigen Exulanten vor; man demtithigte darauf sich vor Gott, sammelte eine Collekte und sandte sie sammt den von Zedekicc gefertigten, bei der Plünderung der Stadt mit nach Babel entftihrten Tempelgefiißen an den Hohen- priefter und das Volk in Jerusalem mit der Aufforde- rang, das Geld auf den Opferdienst zu verwenden, für das Leben des Königs Neburadnezar und feines Sohnes Belfazar zu beten und Gott um Abwendung seines Zorues anzuflehen (Kap. 1, 1—13). Gleichzeitig wird das Buch Baruchs beigelegt mit der Anweisung, dasselbe an Festtagen im Tempel vorzulesen und dabei ein Stin- denbekenntniß und Gebet um Gottes Gnade zur Rettung aus der Zerstreuung und Gefangenschaft zu sprechen, welches denn auch folgt (Kap. l, .l4—3, 8). Wie es scheiut hat derjenige, der das Buch (wahrscheinlich in hehr. Sprache, aus der es dann in’s Griechische übersetzt worden) geschrieben, den Baruch mit seinem Bruder Seraja verwechselt und jenes Buch, welches Jeremia diesem, als er den König edekia auf seiner Reise nach Babel begleitete, an die efangenen mitgab (Jer. 51, 59 ff.), ersetzen wollen (darauf deutet auch in Kap. 1, 8 der Ausdruck: »die silbernen Gefäße, welche gezeuget oder gemacht hatte Zedachia, der Sohn Josia, der König Juda« «— das ist jedenfalls ein Mißverständnis; des hebe. Wortes DIE, welches allerdings machen bedeutet, aber im Grundtext in dem Sinne einlösen oder zu- riickkaufett gemeint war, und diese Absicht, die Tempel- gefäße zuriickzukaufeiy kann recht wohl Zedekia bei jener Gefandtschaft gehabt haben), dabei den Wunfch des Proph. in Vetreff der Tempelgefäße (Jer. 28, S) für eine Bekräftigung der Weisfagung des Hananja genom- men, schließlich aber wieder in eine ganz andere Zeit sieh versetzt, nämlich in die, welcher das Gebet in Tau. 9 angehört. Jn dem weiteren, von Kap. 3, 9 —— 4, 9 reicheudeu Abschnitt wird ohne Uebergang Jsrael auge- redet und die Quelle seines Ungliicks im Verlassen der göttlichen Weisheit, die im Gesetz gleichsam verkörpert erschienen ist, nachgewiefen, in der Umkehr zu demselben das einzige Heil gezeigt; doch soll der Ueberrest getrost fein, denn nicht zu völligem Verderben ist Israel den Heiden hingegeben. Der darauf folgende Abschnitt von Kap- 4, 9—--29 bringt im unmittelbaren Anschluß an den vorigen eine dem perfonificirten Jerusalem in den Mund gelegte Klage, worin fse vor den übrigen Städten 320 Jereniia 32 , 16 —43. Judas ihre Berlafsenheit und den Raub ihrer Kinder betrauert, doch diese selber auch wiederum tröstet und sie Gott um Hilfe anrufen heißt, so würden sie gerettet und ihr wieder geschenkt werden. Doch nun wendet i1i Kap. 4, 30 — 5, 9 sich die Rede umgekehrt an Jerusalem; während ihren Feinden Unheil und Verderben verkün- digt wird, erfcheint sie selber im Stande der ihr ver-» heißenen Herrlichkeih wobei die Schilderung deutlich aii Prophetenstellen wie Jef. 60, Z; 43, 5 f.; St, 10; 59, 19; 40, 4 anklingt. Jn Betreff des zweiten Theils, des Briefs des Jeremia, dürfen wir nur dessen uns er- innern, was zu Jer. 10, 1——1(5 bemerkt worden ist; dort gab der Prophet feinem Volk für den Aufenthalt unter den Heiden ein Wort Gottes mit, welches dasselbe an seinen Beruf erinnern und es von der Thorheit des Götzendienstes überzeugen sollte, und das wird nun an einem eigenen Briefe an die Exulanten unter Nachah- muiig des Briefes in Irr. 29 hier weiter ausgeführt. Die Verbindung dieses Briefes Jeremiä mit dem Buche Baruch findet sich schon in der Bulgata, und ist dann von Luther beibehalten worden; dieser hielt zwar an sich das ganze Buch für »sehr geringe« und hätte es bei- nahe mit dem s. u. 4. Buch Esra lassen ,,hiuftreichen«, wie er sagt, doch hat er es noch lassen ,,mitlaufeu unter dem Hausen, weil es wider die Abgötterei so hart schreibet und Mosis Gesetz fiirhält.« 16. Und da ich den Kaufbrief hatte Baruch, dem Sohn Rette, gegeben, betete ich zum HErriy und sprach: 17. Ach, HErr HErr, stehe, du hast Himmel nnd Erde geiuacht durch deine große Kraft und durch deinen ausgestreclten Arm [Kap. 27, 5], und ist kein Ding vor dir unmöglich [Luk. 1 37]- « 18.’ Der du wohl thust vielen» Tausenden, und vergiltst die Misfethat der Vater in den Busen ihrer Kinder uach ihneii [2. Mof 20, 5 f.; 34, 7; Jef. 65, 6 f.], du großer und starker Gott [5. M. 10, 17];»HErr Zebaoth ist dein Name [Kap. 10, te; 31, 35]. 19. Groß von Rath [d. i. an Weisheit und Einsicht Jef. 28, 291 nnd mitchtig von That sin unwiderstehlicher Weise deine über die ålslteuscheii gefaßten Beschliisse auch hinausfiihrend Pf. 66, 5; Jes 11, 2; »Kap. 10, 6]; und deine Augen stehen offen uber alle Wege der Menschenkinder, daß du einem jegltchengebeft nach seinem Wandel und uach der Frucht seiiies Wesens [Kap. 16, 17;» 17, 10]. 20. Der du iu Egyptenland hast Zeichen und Wunder gethan, siind hast auch mit solchem Thnn nicht aufgehört] bis auf diesen Tag [Kap. 7, 25; 11, 7], beide, an Israel und Menschen [die nur eben Menfchen find, an den mit dir iu keinem Bundesverhältniß stehenden Völkern]; und hast dir einen Namen gemacht, wie er heutiges Tages ist [Jes. 63- 12 u. 141 21. » Und hast dein Volk Israel aus Egyptem land gefuhret, durch Zeichen und Wunder, durch eine machtige Hand, durch ausgeftreelten Arm, und dutch groß Schrecken sdas die Nachbarvölker ergriff 5. Mof W, 8; 2. M. 23, 27; Jos. 5, 1»]. 22. Und haft ihnen dies Land gegeben, wel- ches· du ihren Vatern gesihworen hattest, daß dii es ihnen gebeii wolltest; ein Land, da Milch und Honig innen fleußt [Kap.11, 5; 2. Mofj s, 8j. 23. Und da sie hinein kamen und es besaßeu simBefitz genommen hatten], gehorchten sie deiner Stimme nicht, wandelten auch nicht nach deinem Gesehz nnd alles, was du ihnen gebotest, das sie th1in sollten, das» ließen sie; darum du auch ihnen alle dies Ungluck ließest widerfahren 5. Mof. 31, 29]. 24. Siehe, diese Stadt ist belagert, daß sie gewonnen und vor Schwert, Hunger und Peftilcnz [Kap. 14, IS; 2i, 7J in der Chaldiier Hande, welche wider sie streiten, gegeben werden muß; und wie du geredet hast, so gehet es, das siehest du lhast du doch felbst diesen Stand der Diiige herbeigeführt]. 25. Und du, HErr HErr, sprichst zu mir: Kaufe du etneu Acker uin Geld, und nimm Zeugen dazu, so doch die Stadt m der Chaldaer Haude gegeben wird [uiid also, was ich gekauft habe, fcheinbar nie werde besitzeu]. Wohl hatte Jeremia in der Aufforderung zum Kan- fen des Ackers des HErrn Befehl erkannt und befolgt; wohl hatte er, indem er die Verschreibnng aufbewahren ließ, es kund gethan und ausgesprochen (V. 15): einst wiirden wieder Häuser nnd Felder und Weinberge ge- kauft werden in diesem Lande. Und doch, mußte nicht jetzt, wo der längst von ihm vorausgesagte Untergang der Stadt und des Reiches unvermeidlich bevorstand und an keine Rettung mehr zu denken war, eine solche Hand- lung thöricht, eine solche Hoffnung eitel und ihre Erfül- lung unmöglich scheineu? Um solche Zweifel weniger in sich, als in d’eiieii, die feine Worte hörten (oder für die sie in Zukunft bestimmt waren), zu bekämpfen, wendet er fich fragend und Erleuchtung und Belehrung suchend, im Gebete an Jehova, den Schöpfer Himmels und der Erden, für welchen allerdings nichts unmöglich ist, den Allmächtigen und Allweifen, welcher den Meu- fchen vergilt nach ihrem Thun, an ihn, welcher Israel mit mächtigen Wundern und Zeichen in das herrliche Land geführt, das er ihnen verbeißen: sie haben aus feine Mahnung nicht gehört und feinen Geboten nicht gehorcht, darum hat er jetzt all dieses Unglück über sie verhängt; die Stadt in der äußersten Bedräiigniß ist schon ganz in der Gewalt der Chaldäer und alles wird der Verwüstung preisgegeben —- und wie? mitten in diesem Strafgerichte will der HErr, als ob dies alles nicht wäre, daß Jeremiä sich in der Nähe Jerusalems ein Feld kaufe? Darauf vernimmt denn im Folgenden der Prophet die Antwort Jehova’s, der das schon in seinem Gebete vertrauensvoll Ausgefprochene (V.17) be- stätigt: sollte für den HErrm den Regierer aller Dinge, etwas unmöglich sein, so daß er seine Verheißungem so unglaublich sie scheinen, nicht erfüllen könnte? Freilich für jetzt ist der Untergang von Stadt und Reich ein uuwiderruflicher, die Chaldäer werden Jerusalem ein- nehmen und zerstören. Es ist dies nur die gerechte und längst verkündete Strafe fiir die Sünden, die das Volk Israel trotz allen Warnungeiy die ihm der HErr Jeremiä Gebet und des HErrn Antwort. ngesandt hat, fort und fort began en; denn von Frühester Zeit an haben die Kinder srael nur ge- than, was Jehova mißfällig war, alle, Hohe und Niedere, haben ihm dem Rücken gekehrt und seine Zucht ver chmäht, haben durch die Gränel ihres Götzendienstes den Tempel des HErrn verunreinigt und im Thale Hinnom ihre Kinder dem Moloch ge- opsertund stets so gehandelt, daß sie ihn erzürnen mußten; darum war auch Jerusalem von jeher der Gegenstand seines Zorns, er will die götzendienerische Stadt nicht mehr vor Augen sehen, die Häuser, auf deren Dächern den Götzen geopfert worden, sollen verbrannt werden. Wenn aber auch jetzt die Stadt erobert und verwüstet wird, Jehova führt sein Volk wieder zurück aus den Ländern, in welche sein Zorn es verschlagen, und läßt es hier wohnen im Glück und Frieden; er läßt es einmüthig wandeln in seiner Furcht und knüpft mit ihm einen ewigen Bund, einen Bund der Gnade und Liebe von seiner Seite, der Treue und Hingebung von Seiten seines Volks, so daß er sich freut ihm wohl- zuthun und es ficher und ungestört in seinem Lande wohnen zu lassen. So gut er jetzt über das Volk all das Unglück ebracht, das er ihm angedroht, so wird er ihm eins? auch-das Heil verleihen, das er ihm je t verheißt; und so wird dann auch wieder Grund- beyitz in dem jetzt verödeten und verwüsteten Lande, rings um Jerusalem und in dem ganzen Reiche Juda, gekauft werden. (Graf.) 26. Und des HErrii Wort geschah zu Jeremia und sprach: 27. Siehe, ich, der HErr, bin ein Gott alles Fleisches [aller Menschen, die vom Weibe geboren sind, und überhaupt aller lebendigen Geschöpfe auf Erden 4. Mos. 16, 22; 27, 16]. Sollte mir [wie du schon selber dir das vorgehalten V. 17] etwas unmöglich sein? As. Datum [so wenig die verblendeten Leiter des Volks und das Volk selbst das auch glaub-en wollen Kap. 7, 45 21, 13], fv spricht der HErr also: Siehe, ich gebe diese Stadt in der Chaldiier Hände, und in die Hand Nebucad-Nezars, des Königs zu Babelz und er soll sie gewinnen. 29. Und die Chaldiien so wider diese Stadt streiten, werden herein kommen, nnd sie mit Feuer anstecten und verbrenneu[Kap. 17, 27: 21,10u.14] sammt den Hiiiiseriy da sie auf den Dächern Baal geriiuchert nnd anderii Göttern Trankopfer ge- opfert haben, auf daß sie mich erzürneten [Kap. 7, 9; 19, 4 u. 13]. 30. Denn die Kinder Jsrael foon den 10 Siämmem die schon längst ihre Strafe getroffen] und die Kinder? Juba [die nunmehr an die Reihe kommen] haben von ihrer Jugend auf gethan, das mir übel gefiillt [Kap. 22, 21]; und die Kinder Israel [im weiteren Sinne, da die Kinder Juda auch dazu gehören] haben mich erzürnet durch ihrer Hände Wert [die Götzen, die sie sich gemacht Kap. 25, 6 f.], spricht der HEtn 31. Denn seit der Zeit diese Stadt lJerusalem Kap. 5, 1] gebauet ist [da schon unter David, ihrem Gründeiy in Absaloms Verschwörung sich. der ungehorsam des ganzen Volkes gegen nieineii D it ch s e l’s Blbelwert 321 heil. Willen sich offenbareteL bis auf diesen Tag, hat sie mich zornig und grimmig gemacht; daß ich sie muß von meinem Angesicht tvegthnn [Kap. 52, Z; 2. Stdn. 24, 2o], 32. Um aller der Bosheit willen der Kinder Israel nnd der Kinder Juda, die sie gethan haben, daß sie mich erzürneten. Sie, ihre Könige, Fürsten, Priester nnd Propheten, nnd die in Juda und Jerusalem wohnen, 33. Haben mir den Rücken, nnd nicht das Angesicht zugekchret, wiewohl ich sie stets lehren ließ [durch»mein»e Knechte, die ProphetenL aber sie wollten nicht hören, noch sich bessern [Kap. 2, 26 f. ; Such. 7, 11]. 34. Dazu haben sie ihre Grciuel in das Hans. gesetzt, das von mir den Namen hat, daß sie es verunreinigten. 35. Und haben die Höhen des Baal gebauet im Thal Ben-Hinnom, daß sie ihre Söhne nnd Töchter dem Moloch verbrannten; davon ich ihnen nichts befohlen habe, niid ist mir nie in Sinn gekommen, daß sie solchen Griiuel thun sollten, damit sie Jnda also znsündigenbrächten [Kap. 7, 30 f.; 19 s] 36. Und nun, um deßwillen [weil, wie in V. 27 gesagt, mir nichts unmögiich ist, und sieh das auch nach der andern Seite hin bewahr- heiten muß] spricht der HErr, der Gott Israel, also von dieser Stadt, davon ihr [wenn euch nun der Glaube an das, was ihr vordem nicht habt glauben wollen, in die Hand kommt] saget, baß sie werde vor Schwert, Hunger und Pestilenz in die Hände des Königs zu Babel gegeben [V. 24]: 37. Siehe, ich will sie ldie Gefangenen Jsraeis und Judas Kap. so, s] sammeln ans allen Landen, dahin ich sie verstoße durch meinen großen Zorn, Grimm und Unbarmherzigleitz und will sie wiederum aii diesen Ort bringen, daß sie sollen sicher wohnen [Kap. 23, Z; Hei. se, 11. 33; Hof. U, 11]. 38. Und sie sollen nieiii Volk sein, so will ich ihr Gott sein. 39. Und will ihnen einerlei Herz uiid Wesen geben, daß sie mich fürchten sollen ihr Lebenlangz auf daß es ihnen uiid ihren Kindern nach ihnen wohl gehe. 40. Und will einen ewigen Bund mit ihnen machen, daß ich nicht will ablassen ihnen Gutes zu thun; und will ihnen meine Furcht ins Herz geben, daß» sie nicht von mir weichen [Kap. 24, 7; 31, 31 ff.]. 41. Und soll meine Lust sein, daß ich ihnen Gutes thun soll [5. Mos 28, 63;- so, 9; Jes. es, 5]; nnd ich will sie in diesem Lande pflanzen, treulich, von ganzem Herzen und von ganzer Seele [Kap. 24, 6]. A. sc. II. Z. 21 322 Jeremia 32, 42——44. 33, 1—-9. 42. Denn so spricht der HErn Gleichwie l Offenb- 12- 7 if— symbvlisirt Wir haben also nicht ich über dies Volk habe kommen lassen alle dies gtroße Unglück: also will ich auch alles Gute über e kommen lassen, das ich ihnen geredet habe [Kap. 31, 28]. 43. Und sollen noch Aecker gekauft werden in diesem Lande, davon ihr saget, es werde wüste liegen, daß weder Leute uoch Vieh darinnen bleibe, und werde in der Chaldcier Hände gegeben. 44. Deunoch wird man Aecter um Geld kan- sen und verbriefeu, versiegeln und bezeugen im Lande Benjamin [wo du den Acker gekauft hast], und um Jerusalem her, und in den Städten Juba, in· Stiidten ans den Gebirgen, in Stiidten in Gründen, und in Städten gegen Mittag lKOpz 17- 265 33- 13]« Denn ich will ihr Ge- xaöigizß wenden, spricht der HErr [Kap. 29, 14; Ohne Zweifel gehören diese aus dem Wachthof stammenden Weissaguiigen (Kap.» 32 u. 33) zu dem Großarti sten, was die Prophetie überhaupt ervor- ebracht gut. Wir werden sehen, wel e Tiee des lends dieser Wa thof für den Prop eten und für Israel in sich schlo ; und gerade mitten in diesem Elend erhebt der mißhandelte Prophet seine Stimme zur herrlichsten Heilsverkündigung, damit die Wunder- macht Gottes erkannt und epriesen, der Glaube aber, der nicht siehet auf das ichtbare, sondern auf das Unsichtbare (2. Cor. 4, 18), dadurch ge tärkt und ge- tröstet werde. Die Ersüllnng dieser Ver eißung durch- läuft alle Stadien, von jenem ersten schwachen An- fange an, der nach der Rückkehr aus dem Exil ge- macht wurde, bis zur Vollendung des Himmelreichs, welche uns die zukünftige Weltzeit bringen wird. gliägelsbachh Wenn wir nun oben (zu V. 15) die eit der Bekehrung und Wiederannahme Jsraels auf die letzten Jahre des gegenwärtigen Jahrhunderts an efetzt haben, so scheint freilich die innere Herzens- ste ung dieses Volks, wie sie in diesen Tagen» noch ist, eher auf das Gegentheil, als auf ein »Glau»big- werden an Christum, hinzuweisen; der bei Weitem meiste Theil hilft vielmehr dazu, daß in der christ- lichen Kirche selber der antichristliche Geist zur Herr- schaft komme. Wir haben aber zweierlei zu bedenken: 1) ist es nicht ganz Israel der äußeren Zahl nach, das da selig werden soll, sondern nur von den ,,Uebrigen« gilt diese Verheißung; und das ist im Verhältniß zur großen Masse immer nur eine geringe Zahl, denn in Offenb. 7, 4 ff. u. 14, 1 ff. werden nur 144,000 Verfiegelte genannt, aus jedem Stamm zwölftausend. Und 2) ist die geistliche Wiedergeburt, die Erweckung vom Tode zum Leben, wenn auch innerlich vorbereitet, doch nicht ein allmählicher Ueber- gang aus dem einen Zustand in den andern, kein langsanier, stufenmäßiger Fortschritt, wie das bei der Heiligung der Fall ist,·sonderii ein plötzlicher Durch- bruch, eine augenblickliche Wendung, in Bezie ung auf welche nach außen hin das Wort gilt: »der ind blaset, wo er will und du hörst sein Sausen wohl; aber» du weißt nicht, von wannen er kommt und wohin er fährt« In der himmlischen Welt wird etwas vorgehen, was für Israel diesen plötzlichen Durchbruch, diese augenblickliche Wendung, wie sie in L. Cur. Z, 16» u. Sach. 12, 10 ff. angedeutet wird, herbeiführt; jener himmlische Vorgang wird in zu fragen, ob Israel jetzt schon reif sei zur Erfüllung der Weissagung an ihm; vielmehr entscheidet sich die Frage, ob unsere Zeit wirklich dazu angethan sei, daß die Erfüllung nun bald eintreten könne, darnach, wie es mit der abendländischen Christenheit, und da insonderheit mit der evangelischen Kirche in Deutsch- land, als durch welche am meisten jene Weissaguiig Christi (Matth. 21, 43) sich verwirklicht hat: »das Reich Gottes wird von euch genommen und den Heiden gegeben werden, die seine Früchte bringen«, egen- wärtig stehe, ob sie einen Zustand ausweise, er es deutlich genug merken läßt, daß der Heiden Zeit nun erfüllet (Luk. 21, 24) und der HErr also gewisser- maßen genöthigt ist, seinem alten Bundesvolke sich wieder zuzuwenden. ir werden das schwerlich in Abrede stellen können, wenn es bereits so weit gekom- men, daß ein Schriftsteller zu behaupten wagt, die Welt wäre glücklicher gewesen, wenn sie nie etwas von Gott gewußt hätte, daß die Bibel nichts anderes sei, als eine Verfälschung von Natur und Geschichte, criminalistisch strafbar aber seien die Lehren von der Offenbarung und Inspiration. Gesest auch, sagt derselbe weiter, es gäbe einen Gott, o ist doch die Verheißung der Lehre Jesu einer wahren Jdee Got- tes völlig nnwürdig; er, Jesus, fiel als Opfer seiner fals en Berechnung und innerlichen Unklarheit, die Apotel aber waren Menschen von bornirtem Ver- stand, und als Vorbild auf sie stand an der Krippe Jesu ein Ochs und ein Esel. Jn ganz gleich frivoler Weise reden auch die Tageshelden des Materialismus, deren Schrifteii und Ansichten bis hinab in die tiefsten Volksschichten begeisterten Anhang finden, und Hand in Hand damit geht eine Ver· ötterung der Natur und des Menfchen, zumal des alents und Genie’s, deren Loosung jenes Wort Max Stirner’s bezeichnet: ,,mir geht nichts über mich«. Die Religion der Zu- kunft, hören wir einen Andern sagen, ist der Menfch als das Erste, Höchste und Letzte; das transscredente Gottesbewußtsein (oder das Bewußtsein, daß ein Gott außer und über uns ist) ist der Grundstein der ganzen wurmstichigen Gesellschaft, und so lange der Menfch nur noch mit Einer Gedankenfafer am Himmel hängt, ist kein Heil auf Erden. Unsere Zeit, so läßt ein Dritter sich vernehmen, bedarf einer andern Lei- tung, als durch das Christenthum, der Leitung durch sich selbst, den Zeitgeist; der Menfch allein ist unser Gott, unser Ri ter, Erlöser, kein Heil außer dem Menschen; der N ensch ist Gott nothwendig, nicht aber Gott dein Menschen Nun hätte es allerdings nicht allzuviel zu sagen, wenn einzelne am Glauben schiff- brüchig gewordene Seribenten also redeten; aber sie sprechen im Grunde nur aus, was den verborgenen Lebensgrund der großen Massen bildet, und was als Bedürfnis; und Forderung der Zeit sich geltend macht, arbeitet me r oder weniger bewußt darauf hin, jenem Lebensgrun e zur Ausgestaltung zu verhelfen und von den Schranken ihn zu befreien, die seine Verhän- gung nach außen uoch zurückhalten. Glaube, wer da will, daß auf dem Wege derjenigen Entwickelung, die gegenwärtig in immer rascherem Laufe sich vollzieht, wir in wenig Jahrzehnten auch zn neuen blühenden Zuständen· der Kirche, zu einein frischen Gedeihe1i des religiösen Lebens gelangen würden; die Zeit wirdss lehren, daß die bisherige Christenheit im Gegentheil nun bald u der großen Stadt geworden sein wird, die da hei t geistlich die Sodonia 11nd Egyptem da unser HErr ekreuziget ist (Offeiib. 11, 8), und hat sie erst dazu sich entwickelt, so ist auch Gottes Stunde gekommen, Jsraels zu gedenken, und durch dessen Dereinstige Erlösung aus der unvermeidlichen Gefangenschaft in Babel wird verbeißen. Wiederherstellung eine Reaktion bei uns zu bewirken, welche auch die thatkräftigften Anstrengungen der Gläubigen nimmer herbeizuführen vermögen. ,,Das Heil kommt von den Juden«: dieses Wort aus Christi eigenem Munde (Joh. 4, 2·Z) soll sich noch einmal in einer Weise bewähren, die jetzt nur selten einer ahnt, wenn der HErr Laodieea, die gegenwärtig sich aus- geftaltende Kir e des Gemeindebewußtfeins, wird ausgefpieen ha en aus seinem Munde (Offenb. Z, 14 ff.] und nun vorerst keine evangelifche Kirche mehr da ist, sondern das Thier, das aus dem Abgrund aufsteigt, die zween Zeugen zu kalten Leichnatnen gemacht hat (Offenb. II, 7 ff.). Das 33. Kapitel. Erlösung aus der Hesangenschaft Nobels, Christus und sein Reich verheißt-in. IV. v. 1-—26. Zum zweiten Mal empfängt der prophet in seinem Gewahrsam eine Offenbarung des HGrru von höchst iriistlicheiti Inhalt, deren Verwirklichung durch Zeu- riifung Gotteg zu der Zeit der tlolh herbeigeführt wer- den soll So. 1-—3l. Die jetzt behufs Gewinnung von Material zu Bollwerk und Wehr wider die Eelagerer abgebrochenen oder mit den Leichen derer, die zur ver— theidigung der Stadt heretngekonimem zu füllendeu tijiiuser und Paläste werden wieder hergestellt, die Ge- fangenen Jud« und Slgraetg znrüuegebracht nnd alle Sünden, womit sie sitt) vergangen haben, vergeben wer— den; ja, Friede und tjeil wird in solcher Fülle der neuen Gemeinde zu Theil werden, daß eg ihrem Gotte zum Ruhm und den Weltudlleern zur tttestürzung ge— reichen wird (ko. 4—9). In dem Lande, mit welchem es zu einer osölligen Verwüstung kommt, wird wieder fröhlirlfes Erben erbliihen, Gottes Gnade gepriesen und regelmäßiger Goltegdienfl gehalten werden All. 10—13). Iln dem gerechten Sproß Davids wird ein gutes und gesegnetes dtegimeut erstehen, nnd wie an dem natio- tialeutiönigthusm so wird es aukh an einem nationalen zllriesterthnm nimmermehr fehlen (V,14——18). Beide Säulen und Grundfesteti deg Gottegreiujm auf weleheu dessen Bestand beruht, bleiben für ewige Zeiten dem Volke verlangt, das mit nichten, wie die dlngläubigen und versagten behalte-ten, für immer verworfen, sondern fiir immer erwählt ist (io. 19—26). 1. Und des HErrn Wort geschah zu Jeremia zum andern Mal, da er noch [wie in Kap. 32, 2] im Vorhof des Gesängnisfes san: Hause des Königs] verschlossen war, nnd sprach szu ihm]: Z. So spricht der HEru der solches swie er nachstehend dir wiederholt offenbarte, auch] macht, fund was er ihm vorgenommen] thut und aus- tichtei fdaß es zu voller Verwirklichung komme]; HErr ist sein Name [31, 35; 32, 18]. 3. Rufe mit· fmit allen denen, die jetzt und künftig im Glauben an meinen Namen stehen, in den Nöthem die da über Juda und Jerusalem kommen werden, in vertrauensvollem Gebet um endliche Aufhebung des darin sich vollziehenden StrafzustandesL so will ich dir [mit thatkräftigem Eingreifen in den Gang der Dinge] antworten, und will dir anzeigen große nnd gewaltige Dinge, 323 die du nicht weißt [und nach dem natürlichen Lauf für unmöglich hältst, indem ich sie durch thatsächliche Verwirklichung dir vor die Augen ellte . st Es! kann ausfallen, daß dem Propheten hier die Offenbarung großer, ihm unbekannter Dinge verheißen wird, um die er sich durch Gottes Anrufung zu be- werben habe, während doch die folgende Verkündigung kaum Ein hervorftechendes eigenthümliches Moment enthält; auch wird der Aufforderun zum Gebete von Jeremias keine Folge gegeben. ndeffen erledigen sich sofort alle Bedenken, wenn wir das Anrufen nicht als ein Bitten um Auffchluß, sondern um Rettung aus den bevorstehenden Nöthen (55, 17 , nnd das An eigen nicht als ein bloßes Kenntni geben oder Wiffenlasfem sondern als ein Kundthun durch die That verstehen, worauf auch die Ausdrücke im L. Verse ausdrücklich hinweisen. Die Worte enthalten also ,,kein Vorspiel zu der folgenden Offenbarung, vielmehr eine Mahnung an das Volk, in feiner Dran - fal sich an den HErrn, feinen Gott zu wenden; Lso werde er sie große, für menfchliches Erkennen un- erreichbare Dinge erfahren oder erleben lassen« 4. Denn so fpricht der HErr, der Gott Jsraels, von den Hiinsern dieser Stadt und von den Hciufern der Könige Juda, welche [jetzt, wo Jerusalem von den Chaldäern belagert wird] ab- gebrochen sind, saus dem Baumaterialien derselben] Bollwerk zu machen zur Wehre swider die Be- lagerer und ihre Kriegswerkzeuge Jes. 22, 10]; 5. Und von denen faus dem ganzen Lande Juda] so herein kommen sind, »daß sie lwas ihre Absicht betrifft] wider die Chaldaer streiten mögen, daß fie [dagegen, auf den wirklichen Erfolg ge- sehen] diefelbigen [die Häuser und Paläste, welche stehen geblieben sind] füllen müssen mit todten Leichnamen [nämlich ihren eigenen] welche ich in meinem Zorn und Grimm erschlagen will; denn ich habe mein Angesicht von dieser Stadt verbor- gen, um aller ihrer Bosheit willen: 6. Siehe, ich will sie [die Stadt] heilen und gesund machen, und will sie [die Bewohner, eben- falls heilen und] des Gebete; um Friede und Treue [um Friede, der das Vertrauen durch keine Wech- selfälle täufcht Z. Kön. 20, 19] gewiihtenksp 7. Denn ich will das Gefängniß Juda und das Gefängniß Jsraels wenden, und will sie lJuda und Israel] bauen, wie von Anfang lbevor durch ihren Abfall eine solche Zerrüttung aller staat- lichen Verhältnisse herbeigeführt wurde Jes. 1, 26]. 8. Und will sie reinigen von aller Ptissethah damit sie wider mich ge- siindigt haben, und will ihnen vergeben alleMissethat, damit sie wider mich ge- fündigt Und übertreten haben fund darauf ein neues Bundesverhältniß mit ihnen gründen Kap. 31, 34]. 9. Und das soll mir ein fröhlieher Name, Ruhm und Preis sein unter allen Heiden auf Erden, wenn sie [die Heiden] hören werden alle 218 324 das Gute, das ich ihnen thue. Und werden sich verwundern und enisehen uber alle dem Guten und uber alle dem Frieden, den ich ihnen [Juda nnd Israel] geben will» [und· begehren, solcher ihrer Gnadengiiier ebenfalls iheilhaftig zu werden Jes. 19,» 17 fs.]. » » «) Mit -4 beginnt die Darlegung der großen und unbegreiflichen Dinge, die der HErr seinem Volke kund thun will, mit einem ,,Denn« eingeführt, insofern die Darlegung dieser Dinge die·Verheißung derselben begründet; zuerst nun werden die genannt, denen die Verheißung gilt, die Hunger Jerusalems und die Menschen, welche die Sta t vertheidigen (V. 4 f.), und dem entlzprechend ergeht denn Vers 6 zuert an die Stadt un demnächst an die Menschen. ( eil.) Man brach bei Belagerungen Häuser ab, um die Mauern aus ubessern oder zu verstärkenx daß man dazu die nä stgelegenen Häuser verwendete, sie moch- ten nun Privat- oder öniäliches Eigenthum sein, liegt nahe. (Nägelsbach.) tatt der zerstörten Häu- ser nun sollen neue erstehen, und » an die Stelle der jgefallenen Sünder soll ein, zahlreiches besseres Ge- chlecht treten; diese Verheißung wird freilich nicht dem gegenwärtigen Geschlecht, sondern dem Volke überhaupt für künftige Zeiten —de»r Bekehrung gegeben. SSchmiederJ —- «··) Nachdem»sie· mit Schreckeir er- annt haben,·da·sz sie den allmachtigen und allgutige1i Gott über nichtigen Götzen versäumt haben, werden sie ersterem sich wieder zuwenden. (Nägelsbach.) 10. So spricht der HErrx An diesem Ort fnämlich dem des ganzen LaiidesgebietesL davon ihr saget: Er ist music, weil weder Leute noch Vieh in den Stadien Inder, und cinf den Gassen zu Jerusalem bleibet,» die so verwustct sind, daß weder Leute, noch Burger, noch Bieh drinnen« ist, 11. Wird man dennoch [obwohl es jetzt für immer verstummt scheint Kap. 7,. 34; 16, 9; 25, 10 f.] wiederum· horcn Geschrei von Freude und Wonne, die Stimme des Brauiigams nnd der Braut, und, die Stimme derer, so da sihre Goitesdienste beim Tempel haltend] sagen: Dunkel dem HErrn Zebaoih, daß er so gnädig ist und thut immerdar Gutes sEsra 1»1; Pf. 106, 1]; und derer, so da Dankopfer bringenzuni Haiise des HErrn »[Kap. 30, 18 f.]. Denii ich will des Landes· Gefanguiß wenden, wie von Anfang sals ich mein Volk aus Egypten sührete], spricht der HErrtr [Kap. 32, 44]. · » · V) Besser, als Luther gethan, sind die Worte dieses Vordersa es so mit einander zu verbinden: An diesem rt, davoni·hrsaget: er istwüste, weil weder Leute noch Vieh darin, in den Städteu Juda und auf den Gassen zu Jerusalem, die Bd» verwüstet sind u. s. w» —- "·) Mit denselben ildern, mit welchen früher die Verwüstung des Lan- des gemalt ivurde, wird je t seine neue Belebung be- gkchriebem die verklungene tinime der Lust un der reude, des Bräutigams und der Braut wird wieder ehort, Danklieder auf die ewige Gute Gottes er- Tchallen aus dem· neu erstandenen Tempel; im Fol eu- en tritt dann hinzu, wie in den einst verödeten el- dern sich grünende Triften erstrecken, und Schafe ziehen an der· Seite des Hirten, der sie hütet und zahlt. (Umbreit.) « Jeremia 33, 10——25. 12. So sprichi der HErr Zebaoihz An die- sem Ort IV. 10], der so wuste ist, daß weder Leute noch Vieh drinnen sind, nnd in allen seinen sdes Landes JiidaJ Stcidten, werden dennoch wie- derum Hirienhiiuser [besser: Anger für Hirten] sein, da die Heerden weiden. » 13. Beide [Jes. 27, 1 Anm. 2] in Stadien ans den Gebirgen, und in Sicldten in Grunden und in Stiidien gegen Mittag- im Lande Beun- min und um Jerusalem her, und in Stadien Juda [Kap. 32, 44]; es sollen dennoch wie- derum die Heerden gezcihlet swie das bei großer Menge derselben geschieht] aus und eingehen, spricht der HErr. Eine wichtige Lehre kommt uns in diesen Worten entgegen, daß nicht die Gaben Gottes es sind, wonach wir greifen sollen, sondern die Liebe Gottes selbst, die sich darin erweist, daß er uns die Sünde nicht zurechnetx sonst geht es uns mit den Wohlthaien Gottes wie den Fischen, welche mit der Lockspeise die Angel verschlucken. (Heim.) 14. Siehe, es kommt die Zeit [Kap. 23, 5 Aum.], spkichi der HErr, das; ich das gnädige Wort erwecken saufrichten , zur Verwirklichung kommen lassen] will, welchcs ich deni Hause Israel und dem Hause Juda lvon dem Segen, der ihnen beiden zu Theil werden soll 1. Kön 8, 56] ge- redet habe. 15. Jn denselbigen Tagen und zur selbigen Zeit will ich sum diesen Segen hier näher zu bezeichnen] dem David ein gerecht Gewiichs ausgehen lassenzund soll Derselbe, der mit diesem gerechten Gewächs gemeint ist] ein König sein, der wohl regieren wird««, und soll Recht und Gerechtigkeit anrichten auf Erden skann auch heißen: im Lande] 16. Zur selbigeu Zeit soll Jnda ge- holfen [mit Hei! begabt] werden, und Jeru- salem sicher wohnen; und uian wird ihn srichtigerx sie, nämlich Jerusalem] nennen: Der HErr, der unsere Gerechtigkeit« ist srichiigerr der HErr ist unsere Gerechtigkeit Kap. 23, 6 Anm.] 17. Denn so spricht der HErri Es soll szu piinktlicher Erfüllung der dem David einsi gegebenen Verheißung ·2. Sain. 7, 12 ff] nimmer: mehr fehlen, es soll einer von David sitzen aus dem Stuhl des Hauses Israel-W. 18. Desgleichen soll’s nimmermehr fehlen, es sollen Priester« und Leviien [richiiger: P riesten Leviien, d. i. Priester aus levitischem Geschlecht H. Mos. 17, 9 Anm.] sein vor mir, die da Brandopfer thun, und Speisopfer anziindciy und Opfer schlachten ewiglichqL d) Dieser Satz: »und soll ein König sein, der wohl regieren wird« ist aus Kuh. 23, 4 ier aufgenommen und von Luther, als zum vorliegen en Text eigentlich nicht gehörig, in Klammern eingeschlossen worden. «) Die älteren Ausleger glaubten durchaus eine Wiederholte Berheißung der Erlösung und von der Aufrichtung des Gottesreiches wörtliche Uebereinftimmung mit Kap. 23, 6 heraus- bringen zu müssen, und hat auch Luther sich darnach gerichtetx aber gleichwie die Worte, daß der Verheißene ein König sein soll, der wohl regieren wird, die in Kap. 23 im Gegensatz stehen zu dem gegenwärtigen schlechten Regiment in Juda, an unserer Stelle ent- behrlich sind, so kommt es nun hier nach dem ganzen Zusammenhange der Weissagung darauf an, das Bun- desvolk über die unmittelbar bevorstehende Zerstörung der heil. Stadt (V. 4) zu trösten und es auf das künf- tige Jerusalem in seiner ganzen Herrlichkeit und Schöne hinzuweisen, und diese Herrlichkeit wird eine folche sein, das; Jerusalems König dieser seiner Stadt den Stempel seines eigenen Wesens ausdrückt und sie zu einer nicht blos objektiv, sondern auch subjektiv heiligen Stadt macht. Wenn dabei die 10 Stämme für einen Augenblick außer Acht gelassen werden, daß es scheint, als ob das verkündigte Heil nicht auch ihnen gelte, so wird doch im folgenden Verse dieser Schein sofort beseitigt, indem da von einem ,,Stuhl des Hauses J srael« die Rede, auf welchem zu allen Zeiten einer von David sitzen soll. Jsrael ist nun eben mit Juda wieder zu einem ungetheilten Ganzen zusammen- geschlossen. —- TVJH ·Die Zusage fchließt sich dem Wort- laut nach an diejenige Form an, in welcher David selbst die ihm zu Theil gewordeneVerheißung kurz vor seinem Tode gegen Salomo reproducirt und dann auch der HErr sie diezem erneuert hat (1. Kön. Z, 4; 8, 25 u. 9, 5); ihr ernvunkt ist der, daß Israel nicht mehr fremden Herrfcherm sondern seinem eigenen angestammten Königshause unterworfen fein soll, das aber verwirklicht sich nicht dadurch, daß immer einer aus diesem Hause in successiver Regentenfolge auf dem Stuhle Jsraels sitzt, sondern der Eine, der das Haus Davids ein für alle Mal in sich schließt, wird für alle Zeiten diesen Stuhl inne haben, der Mesfias. f) Der Ausdruck: ,,Priefter, Leviten« entspricht dem ,,König aus Davids Geschlecht« im vor. Verse; die von Levi abstammenden und nach dem Gefetz allein be- rechtigten Priester werden anderen gegenübergestellh die möglicherweise das Priesterthum sich aninaßen könnten, und ist eine Bezugnahme auf des Jerobeam Willkür in I. Kön. 12, 31 nicht zu verkennen. Zum Baue (V. 7) und zum sicheren Bestande Jsraels gehört nothwendig als zweite Säule neben dem gottgeordneten Königthum auch das gottgeordnete Priefterthum, das dem Volke den Zugang zu Gottes Gnade ebenso sicher vermittelt, wie jenes ihm Gottes Leitung und Re- gierung gewährleistet; wie aber dies mit der Lehre des Hebräerbriefs in Kap. 7 stimmt, daß das levitische Priesterthum als niedere Stu e einer höheren, nämlich dem Priesterthum nach der Wei e Melchisedeks gewichen sei, und m welcher Weise die erheißung sich bei der Wiederherstellung Jsraels verwirklichen werde, darauf werden wir zu Hefek. 44, 15 ff., wo die nämliche Weissagung gefchiehet, des Weiteren zu handeln haben. 19. Und des HErrn Wort geschah szu der- selben Zeit wie in V. 1——18] zu Jeremia und sprach: » · 20. So spricht der HGm Wenn mein Bund [den ich nach den Tagen der Siindftuth aufge- kichtet 1. Mos 8, 22; 9, 9 ff] aufhören wird mit dem Tage nnd Nacht, daß nicht Tag und Nacht sei zu seiner Zeit swas aber niemals ge- schehen wird Kuh. 31, 35 ·f.]; · U. So wird auch mein Bund aushoren mit meinem Knechte David, daß er nicht einen Sohn 325 habe zum Könige auf seinem Stuhl, und mit den Leviten und Priestern [besser: mit den Levitem den Priestern, d. ·i. den Priestern aus Levi’s Gcschlechthmeinen Dienern [daß sie nicht mehr die priesterlichen Darbringungen V. 18 verrichten sollten]. 22. Wie man des Himmels Heer nicht zählen, noch den Sand am Meer nicht messen kann il. Mel« 15, 53 »22- 17], also will ich mehren den· Samen Davids, meines Rechts, und die Lehnen, die mir dienen [so daß es niemals an fvlchett fehlen W, die den Thron Davids ein- nehmen und das ordentliche Priesterthum ver- walten können]. Diese letztere Verheißung ist eine Verstärkung und Bekräftigung der vorhergehenden, aber nicht mit künft- licher Umdeutung von dem ganzen Volke Israel u verstehen, welches nicht nur in ein·Priefteråefchlecst, son ern auch (vgl. 2. Mof.«19, 6) in das esczlzecht Davids verwandelt werden solle. ·(Graf.) Das ort ist· erfüllt durch die fortgehende geistliche Zeugung von Kindern· und DienernGottes urch das Wort und den Geist Jefu Christi: Jef·. 53, 13« Joh. I, 12 f.; 1. Petri l, 23; Z, 5. (Schmieder.) So wenig Gottes Ordnung in der Natur aufhören darf, ebensowenig und noch weniger kann fein Wort in seinem Gnaden- reich·aufhören,· und all sein Wort bezieht sicgi auf den göttlichen Davidssohn und dessen etvBges eich der Gnaden; ja, das ganze unzahlige Jsrael, brahams geist- liche Nachkommenschaft sollen Davideund Leviten werden, d. h. Priester und·Köiiige, wie darauf fchon Israel angelegt war. (Diedrich.) ·· Ohne Zweifebist aber zu einem unmittelbaren Verstandnkß der Weissagung die S·telle: Offenb·. 20, 476 ·mit in· Betracht zu ziehen; ·h·ier·ist von· einem Mitregieren mit Christo im tausend- jährigen Reich und von einem Priesterthum derjenigen die Rede» welche zur ersten Auferstehung gelangen, es sind die Seelen der Enthaupteten um des Zeug- nisfes Jefu und um des Wortes Gottes willen, was sich auf die Märtyrer der apostolischem und die, die nicht angebetet hatten das Thier 2c., was sich auf die Märtyrer der antichriftischen Zeit bezieht. 23. Und des HErtn Wort geschahe snoch weiter] zu Jereinia und shrach: 24. Hast du nicht gesehen [oder vernommen I. Mos 42, U, was dies Vol! [um feinen Zwei- fel an der eben ausgesprochenen Verheißung V. 21 zum Ausdruck· zu bringen] redet und spricht: Hat doch der HErr auch die zwei Geschlechter [Jsrael· und Juda selber] verworfen, welche er auserwahlet hatte [also kann noch weniger von einem besiändigen davidischen Königthum und levitischen Priesterthum die·Rede sein]; und låstern sindem sie so sprechen] mein Volk, als sollten sie [Jsrael und Juba] nicht mehr mein Volk ssondern für immer verstoßen] sein. 25. So spricht der HEkr sdies lästerliche und gottlose Gerede ein für alle Mal mit einer ganz bestimmten Erklärung niederschlagend]: Halte ich meinen Bund nicht mit Tag und Nacht [V. »20], noch die Ordnung des Himmels und der Erde [Kap. 31, »36]; 326 Jeremia 33, 26. 34,1——9. AS. So will ich auch verwerfen den Samen Jakobs, und sdamit auch den Samen] Dabidih meines Knechte, daß ich nicht aus ihrem [rtcht·iger: seinem, nämlich Davids] Samen nehme, die da herrschen über den Samen Abrahams, Jsaaks und Jakobs. Denn [um dies immer und immer wie- der zu bezeugen Kap. 29, 14; 32, 44·-; 3»3, 11»] ich will ihr Gefangniß wenden, und mich uber sie erbarmen [Kap..12, 15]. Das Volk von Jerusalem iihlte jetzt, daß Gott bald Juda in die Hände »der» haldäer geben würde, wie er fruher Israel in die Hunde der Assyrer gegeben, und meinte nun, mit dieser Verwerfung sei Abrahams Same auf immer verworfen und die alten Gottes- verheißungen könnten gar nicht mehr erfiillt werden; die ge) meinten und redeten, nennt der HErr dieses Vol »als ware es ein ganz fremdes, ihm nicht mehr zugehöriges Volk, und stellt ihm »Mein« Volk ent- Zagen, das, durch ihr Gerede gelel tert werde. (Schmieder.) ie Weltlichem wenn sie fleischliche Ruhe haben, trotzeiy als ob kein Gott sie strafen konnte, und wenn sie in Trübsal kommen, sind sie so verzagt, als ob kein Gott mehr helfen könnte; erst wollen sie sich nicht warnen lassen, und nach er wollen sie keinen Trost gelten»lass·en (Ka . 17, 9). er rechte Prophet aber verkundigt tia dem Gesetz den Sundern wohl den Tod, darnach jedoch Gnade zur Erneuerung und zum Leben. Jene Perzagtheit ist lauter Gotteslästerung; Gottes Reich ist un bleibt und kommt auch zur Vollendung, aber die Verzagten kommen nicht hinein. (Diedrich.) Das 34. Kapitel. Zedeiiiä nnd seiner Unterthanen igesängniß und Strafen, wegen Rerörechung des kfeeijaljris V. so. 1—7. Jlls Anhang zu den vorhergehenden zwei Kapiteln wird hier der genauere Bericht über jeiieiii Ko. BE, 3 ff. nur angedeutete, ans Befehl des hGrrn ge- haltene dlnterredung Ieremiiks init dem König Zedeliia mitgetheitn iu Folge deren ihn der König, welcher trotz der ihm günstigen iberliiindigiing eines ruhigen Gndes und eines ehrenvollen Begräbnisses in der ioerbanniing eine noch erfrenliihere Kunde erwartet hatte, von dleuem zur Strafe in den Vorhof der königl. wache verwies, wo ihm dann die trosireiche Offenbarung: Kap. 32 u. 33 zu Theil wurde nnd er wahrscheinlich auch diesen speziellen Bericht iiber die siatlgefuudene tlnterreduiig abfaßte Demnach geht die Geschichte unseres Abschnitte« den beiden vorigen Kapiteln der Zeit nach voran. Folgendes aber ist der Inhalt: während der Belage- rung Ierusaleins empfängt der Propbet vom tjilirrn den Befehl, zum König zu gehen nnd ihm zu oerleiiudigeiiq die Stadt solle in die Hände des babylonischen cliönigs gegeben und mit Feuer verbrannt werden; Zedcleia selbst solle gefangen, vor Nebukadnezar gestellt nnd nach Habe! geführt werden; doch solle er nicht durch’s Schwert umkommen, sondern im Frieden sterben iiud mit könig- lichen Ehren besiattet werden. Diesen Jinftrag richtet Ieremia wörtlich aus zur Zeit, da Jerusalem und die noeh nicht eiugenommenen festen Städte trarhis und Jtselia belagert wurden. I. Dies ist das Wort, das [im 10. Jahre Zedekiass d. i. am Ende des J. 589 oder am Anfang 588 v. Chr] vom HErrn sals entschei- dender RichtersPrUchJ geschah zu Jeremia [nachdem dieser den König zum letzten Male vergeblich er- mahnt hatte, sich und die Stadt zu übergeben Kap. 38, 17 ff.], da Nebukadnezar, der König zu Pudel, sammt allem seinem Heer und allen König- reichen aus Erden, so [-weit sie] unter seiner Gewalt waren, und allen [ihm unterworfenen] Völkern, stritten wider Jerusalem und alle ihre [Töchter-] Städte [nachdem das feindliche Heer von dem Feldzug gegen das egyptische Hilfsheer zurückgekehrt war, also in der letzten Zeit der Be: lagerungL und sprach: 2. So spricht der HErr, der Gott Israel: -Gehe hin, und sage Zedekia, dem Könige Juba, und sbrich zu ihm sfolgenden unabänderlichen Ge- richisbefchlußL So spricht der HErr [der ewige König dieses Volks]: Siehe, ich [selbst] will [nunmehr, nachdem du alle meine Erinahnungen, dich unter meine gewaliige Hand zu demiithigen und dem König zu Babel freiwillig zu ergeben, verworfen] diese Stadt [von der ihr wähnet, sie sei uneinnehmbaiy und ihr könntet sie mit eurer Macht noch retten] in die Hände des Königs zu Bade! [der sie belagert] geben, und er soll sie swie ich fchon Kap. 21, l8 gedrohet] mit Feuer ver- brennen; 3. Und du Herbst] sollst seiner Hand strotz aller deiner Fluchtversuche auch] nicht entrinnen, sondern gegriffen, und in seine Hand gegeben werden, daß du ihn mit sdeinen eigenen] Augen sehen, und mündlich [von Mund zu Mund] mit ihm reden wirst, und [gefangen] gen Babel kommen [Kap. 32, 4 f.]. 4. lDoch auch im Gericht will dir der HErr noch Gnade beweisen, darum, daß di: gegen mich, seinen Propheten, Wohlwollen bezeigt hastx] So höre doch, Zedekia, du König Juba, des HErrn [freundliches] Wort san dich]: So fpricht der HErr von dir: Du sollst nicht swie dein tyran- nischer Bruder Jojakim eines gewaltsamen, nachr- lichen Todes] durch-s Schwert sterben; 5. Sondern du sollst im Frieden sgeehrt und wohlwollend gepflegt in Babel] sterben. Und snicht sollst du, wie dein genannter Bruder, noch im Tode beschimpft werden, sondern] wie man über deine Väter, die vorigen Könige, so vor dir ge- wesen find, [bei ihrem Begräbniß neben anderen königlichen Ehrenbezeigungen Räucherwerkj gebrannt hat, so wird man auch sdir königl. Ehren be- weisen und auch] über dich [i’iber deine Leiche Rauch: Werk] brennen [2. Sam. Z, 31 Anm.; Z. Ehren. 16, 14 Anm.], und dich [wie einen König be-] klagen: Ach [wehe], HErr [Kap. 22, 18., das soll gewißlich geschehenjl Denn ich hab es geredet, spricht der HErr saus deß Munde kein leerer Trug hervorgeht] Des HErrn Richierspruch über Zedekia und das Volk. Diese Weissagung vom Ende Zedekia’s stimmt mit den übrigen Andeutungen über dasselbe überein. Vgl. Kap. 32, s; 39, 5 ff.; 52, 9ff.; 2. Kett. 25, of. Die schreckliche Strafe, daß seine Kinder sammt den Fürsten Juda vor seinen Augen getödtet, dann ihm selbst die Augen ans-gestochen (Kap. 5Z-·, 10 f·) und eine Weiber den babhlonifchen Fürsten übergeben werden sollten (Kap. :-38, 21 ff.), wird in V. Z nicht erwähnt, ebenso wenig a1ich Rücksicht genommen aus die Möglichkeit, daß Zedekia den ihm schon oft gezeigten Rettungsweg noch betreten könne, weil ihm nunmehr kurz und bündig das nnaushebliche Urtheil verkündigt, einfach gesagt werden soll, was geschehen wird. Eben daher kam auch tro der folgenden Milderung der Härte des Urtheils der orn des Königs gegen den Propheten, so daß er ihn zur Strafe in den Wachthof zurückver- wies (Kap. 32, 3). — Ein ruhiger Tod wurde dem Könige verbeißen, aber damit war ihm auch ein langes Leben in der Blindheit, Einsamkeit und Gefangenschaft gedrohet Dem einen kann ein schneller und gewalt- samer Tod heilfamer sein, um ihn noch zu erschüttern und zur Buße zu bringen; dem andern ein langsames Sterben in seinem Bette. Das Begräbniß unterschei- det den Menschen im Tode von den Thieren, weil es auf die Auferstehung des Leibes hindeutet, und darum ist es eine göttliche Wohlthat. Nur muß man nicht vergessen, daß ein ehrlich Begräbniß zu den zeitlichen Wohlthaten gehört, die manchmal den Gläubigen ab- gehen, den Gottlosen zufließen. Das e renvolle Be- qräbniß war dem Zedekia ein Hoffnungs lick in seinen Leiden, weil er sie vom HErrn als eine Verheißung empfangen und sie ihm daher einen Halt an der Ver- gebungsgnade Gottes darbot. (Heim.) 6. Und der Propbet Jeremia sgmg getrost und muthig hin und] redete alle diese Worte [genau, wie der HErr ihm befohlen] zu Zedekim dem Könige Juda, zu Jerusalem sobwohl er rechi wohl wußte, daß der König jetzt solche Worte nicht gern hören mochie"«], 7. Da das Heer des Komgs zu Bube! schon stritt wider Jerusalem und wider alle ubrige Stadte Juda [alle Städte Juda, welche übrig geblieben waren], nämlich wider Lachis und Afeka [in der Schefela, dem südwestlichen Theil von Juda Jof.15, 33. 35. 39]; denn dikse waren, als die sbefonderss festen Städte, noch ubrig blieben unter den Stadien Juda. «) Wenn es den Gottlosen schlimm geht, so er- warten sie von den Dienern Gottes nichts als Trost und milden Zufpruch. Kommen diese nun nach ihrem Gewissen und Gottes Befehl mit ern tlichen Ermah- nungen zur Buße, so klagen sie über ie Grausamkeit und das finstere Wesen folcher Männer, die ihnen ihre Lage noch schwerer machen, sie fragen wohl auch: was kann man mir denn Böses nachsagen? (Heim.) »Als Anhang zn der ganzen Uedesammlnng than. 2 —33) zeigt der Propbet im folgenden Abschnitt (ll. s— kenn. BE, 19) an einem eclatanten Beispiel, nämlich an der vollzogenen, aber gleich darauf widerrnfenen ztfreilafsnng der hebräisilzen Sclaven, wie gänzlich ungeneigt das voll: Israel zum Gehorsam gegen seines Gottes Gebot sei, während diesem ungehorsam durch· das Beispiel rührenden Gehor- sams, welchen die Rehabiten gegen das Gebot ihres irdi- schen Sianimvaters an den Tag legen, eine für Israel höihsi beschämeude Folie gegeben wird. man sieht hieraus, das; die Anordnung der Ittedensammlung keineswegs eine 327 vlanlose ist« Der Zeit nach liegen die hier zusammenge- fugten Stuklie weit auseinander, indem das Ereigniß des ersten in das 10. Jahr des Zedeleia während der Unter— brechnng der Belagerung, das zweite in die Zeit Iojaliiiuz als man den ersten Ginfall der Chaldäer erwartete, fällt, sind aber zusammengestellt, damit anf dem liihteii Unter— grund des letzteren der Schatten des erfleren desto besser heroortretn » Daß aber das ältere Stiiiti über die Reha- biten dem jnugercn nachfolgt, hat wohl darin seinen Grund, weil das folgende Kinn. 36 etwa derselben Zeit, wie das ältere Stätte, angehört. I. v. 8—29. Jlls die tdedrängniß der Belagerung durch die Ghaldäer immer mehr zunahm, erfaßte die- Gewoh- ner von Jerusalem sammt dem König eine zeitweilige ønßgesinnung über ihren ungehorsam gegen Gottes Ge- bote, und sie vereinigten siih zu einem feierliilien Hund und beschlossen, Gott durch ein gutes Wert: zu versöhnen, nämlich das Gesetz von der Freilassung der Sclaven nach 6 Jahren der Kuechtsihaft nach langer selbstsüchtiger vernaihlassigung seht einmal im weitesten Umfang zu erfüllen. tlnd wirlklich schien dem edlen Entschluß ein günstiger Gefolg auf dem Fuße zu folgen: die Chaldäeiz durch die aus Jlfritia kommenden Gghpter bedroht, hoben die Belagerung auf. Alls aber die nächste Gefahr und illoih vorüber war, da hörte auch die ttinßgesinnnng auf, nnd sie brachen ihr Gelübde, indem sie die Sclaoen wieder nnterjoihten (ils. 8 —11). Da tritt der proohet im dlamen des hGrrn auf, hält ihnen das Gesetz über die Befreiung der Sklaven und ihre ireulose tinndbrid chiglieit vor (ill.12—16) nnd Verkündigt ihnen das gött- liche Strafurtheil über dieselbe, nämlich die Rüelelielfr der Ghaldäey die Zerstörung der Stadt und ihre eigene Freilassnng und verwerfnug ans dem tttunde nnd llienste Gottes, dazu die Freiheit für das Schwert, den Hunger nnd die Pest, zur Ausübung der tin-he Gottes an den Buudbrüchigen Oh. 17——22). 8. Dies snämlich das in V. 12 Folgende] ist das Wort, so» vom HErrn geschah zu Jeremim nachdem der Konig Zedekia [in Folge der großen Bedrängnisse bei der Belagerung] einen Bund ge- macht hatte mit dem ganzen Volk zn Jerusalem, ein Freijahr sfür die hebräischen Sclaven unter ihnen] auszurufem · 9. Daß [nämlich] ein jeglicher sso wie es das Gesetz Gottes 2. Mos. 21, 1 ff.; Z. M. 25, 39 ff.; b. M. 15, 12 ff. oorschrieb, aber schon lange nicht mehr geübt worden war] seinen Knecht und ein jeglicher feine Magd [welche Schulden halber oder durch Kauf von Anderen ihre Sclaoen geworden], so [-fern sie] Hebraer nnd Hebraerinnen waren smöchten sie nun bereits 6 Jahre im Dienste sein und also nach dem Gesetz einen Anspruch auf Freilassung haben oder nicht, allesammt] sollte frei- geben, [in] daß sfürderhins kein Zude [mehr] den andern unter denselben sleibeigen hielte. Schon von Anfang an hatte die Selbstsucht Js- raels fich nicht gescheut, die unzweideutigen Vorschriftem daß jeder hebräische Sclave nach 6 Jahren des Dien- stes ,,mit gefiillten Händen« entlassen werden sollte, unbeachtet zu lasen. Auch die Reformation Joisias’ Bitte wohl die enntniß des Gesetzes, aber nicht eine esolgung aufgefrischt. Jetzt nun wollte man, von der Noth gedrängt, alles nachholen und schenkte allen ohne Unterschied ihrer Dienstjahre die Freiheit, theils wohl weil man auf die Dankbarkeit der Freigelassenen 328 und ihre verdoppelte Anstrengung bei der Vertheidi- gnug, theils weil man auf die dadurch zu erwerbende Gunst des HErrn hoffte. 10. Da gehorchten alle Fürsten nnd alles Voll, die solchen Bund eingegangen waren, daß ein jeglicher follte seinen Knecht und feine Magd fmöchteii sie ihnen schon 6 Jahre oder auch weniger gedient haben] frei geben, nnd sie nicht mehr leibeigen halten; und fsie gehorchten und] gaben sie los-« 11. Aber darnach fals die drtngendste Ge- fahr durch den Abzug der Chaldäer vorüber war] kehreten fie sich fwieder] um fhielten die Erfüllung ihres feierlicher: Gelübdes nicht mehr für nöthig] und forderten die Knechte und Mägde wieder zu sich, die sie frei gegeben hatten, und zwangen fie, daß fie fwiederJ Knechte und Mägde sein mußten. E) Die Eedehnte Rede des ropheten von dem königlichen hun malt wohl die efpreiztheih mit wel- cher dasselbe in’s Leben trat, das Aufsehen Erregende und absichtlich Aufsehen Weckende der pomphaften Ab- fchließung des Gelübdes ab. (Neumann.) Die Heuchley wenn fie büßen, so thun sie es l) nicht aus Glauben, sondern aus Schrecken der Noth und Gefahr, darin sie für dies Mal stecken; 2) machen sie nicht in allen Stücken des Un e orfams Aenderung, sondern nur in etlichen, wie allhier mit dem Freijahr geschah, gerad als wenn sonst nichts mehr zu ändern wär vorgefallen; Z) ergreifen fie solche Ding, die einen großen Schein vor den Leuten machen und ein groß Aufsehen haben, wie denn das Freijahy dadurch das Gesind losgegeben ward, ein groß Geplijrr und Ansehen hatte, unterdeß aber wenig Gedanken vom Glauben, Liebe, Furcht Gottes, Hoffnung und Danksagung; 4) währet solche Buß nicht lang, sondern sobald als die Noth ein Loch kriegt, so ist die Andacht aus. (Cramer.) 12. Da geschah des HErrn Wort fder Strafe über diese offene Verhöhnung seiner heil. Gebote] zu Jeremia vom HErrn, nnd sprach: 13. So spricht der HErr, der Gott Israel: Ich hab einen Bund. gemacht mit euren Vatern, da ich fie aus Egyptenland, aus dem Diensthaufe [in welchem sie wie eingefperrte Sclaven zu schwe- rem Dienste zurückgehalten wurden], führen, und sprich: 14. Wenn sieben Jahr um find [d. i. im je 7ten IX« 5. Mos. 15, 12; L. M. 21, 2], so soll ein jeglicher [in dankbarem Andenken an seines Volkes vormalige Knechtschaft und gnädige Erlö- sung 5. M. 15, 15] seinen Bruder, der ein He- bräer ist und sich ihm fzum Sclave·n] verkauft und sechs [volle] Jahr gedienet hat, frei von fich lassen. Aber eure Vater gehorchten mir [in diesem Gefetze ans fchändliehem Eigennutz nnd Gottvergessenheit bisher] nicht, nnd neigten ihre Ohren nicht fzu diesem meinem Befehle]. 15. So habt ihr euch heute fvon dem Wege eurer Väter] bekehret nnd gethan, das mir wohl- gefiel, daß ihr ei»n Freijahr ließet ausrufen, ein jeglicher seinem Naihsteuz und habt deß f= dar- Jereinia 34, 10- — 22. 35, 1——4. über] einen ffeierlich beschworenen] Bund gemacht Vor mir [in meiner, des Allwissendem Heiligen und Gerechten Gegenwart] im Hause, das nach meinem Namen genannt ist fund darin ich mit meiner Herrlichkeit unter euch wohne] 16. Aber ihr seid ftreulos] umgeschlagen fund habt euch wieder von dem eben erwählten Wege abgewandt] und fhabt durch schändlichen Bund- bruch und NTeiUeiDJ entheiligct meinen Namen [bei welchem ihr eueren Bund geschlossen und be- schworen hattet]; und ein jeglicher fordert fnun] seinen Knecht und feine Magd wieder, die ihr hattet frei gegeben, daß sie ihr f= ihrer] selbst eigen wären fund nach Belieben über sich verfügen könnten 5« Mos 21- 14]; nnd zwinget sie nun, daßssfie fwieder] eure Kuechte und Mägde fein MU en. 17. Darum spricht der HErr fdessen klar an- erkannten heiligen Willen ihr so offen verachtet habt] also: Ihr gehorehet mir nicht, daß ihr ein Freijahr ausriefet, ein jeglicher seinem Bruder und seinem Nächsten fdenn das von euch ausge- rufene und sofort wieder zuriickgenommene ist so gut wie keines]; siehe, sv rufe ich [der ich euer Herr bin, und dem ihr als Kuechte angehöret 3. Mvss 25- 42s 55J- spricht der HEW euch ein Freijahr ans fentlasse euch aus meinem Dienste, zerschneide das Band, das euch mit mir verbindet und entziehe euch meine schützende Obhut], zum Schwert, zur Peftilenz, zum Hunger fdaß diese nach Belieben mit euch schalten und walten kön- nen]; und will euch fwie die Vogelfreien] in kei- nem Kbnigreich auf Erden fvor diesen drei Fein- den sicherJ bleiben lassen. 18. »Und will die Leute, so meinen Bund fim Gesetze Moses] übertreten, und die Worte des Bundes fdes feierlich beschworenen Vertrags], den sie vor mitgemacht haben, sticht halten fnicht gehalten haben], so machen, wie das Kalb fdas junge Rind], das sie [bei ihrem Bunde ge- vpfert und] in zwei feinander gegenüber gelegte] Stücke getheilet haben, und zwischen den Theilen fdessen sie] hingegangen findzrr 19. Nämlich die Fürsten Juba, fund] die Fürsten Jerusalems, fwelcheJ die Kcimmerer foder Hofbeamten des Königs heißen], die Priester nnd das ganze Volk im Lande, so zwischen des Kalbes Stücken hingegangen find. 20. Und will fie geben in ihrer Feinde fder Chaldäen vor denen sie sich jetzt so sicher dünken] Hand, rund derer, die ihnen nachdem Leben stehen, daß ihre fzerstiickten] Leichname febenso wie dort bei Abrahams Bundesopfer vorbildlich geschah I. Mos. 15, II Arm] follen den Vögeln unter dem Himmel und den Thieren auf Erden zur Speise werden fKap. 7, 33]. Das in der Bedrängniß ausgerufene und nach der Gefahr wieder zurückgenommene Freijahu 329 V) Wie im Deutschen ,,nach acht Tagen« so viel heißt, als »wenn 7 Tage völlig vergangen sind«, so auch im Hebräischen oft: ,,nach sieben Jahren« soviel als ,,nach Verlaufvon 6 vollen Jahren, im siebenten JaBreQ ,,nach drei Jahren« soviel als »in1 dritten Ja re« 5. Mos. 14, 28. — ist) Schon im köchsten Alterthum wurden die Bündnisse auf Grund· lutiger (Versöhnungs-)«Opfer geschlossemund zwar mcht blos bei den Jsrael1ten, sondern bei den meisten Völkern des Alterthums, theils weil nur solche, welche keine Schuld auf dem Gewissen haben, sondern mit Gott versöhnt sind, Treue und Glauben verdienen, theils weil der Frieden mit dem Nächsten den Frieden mit Gott zur nothwendigen Voransse ung hat. Dabei wurden die Opferthiere stets in tücke zerlegt Und gegenüber gelegt (1. Mos. 15, 10), und die Bund- schließenden gingen zwischen den Theilen hindurch, ursprünglich wohl um damit die fernere innige Zu- sammengehörigkeit der Verbündeten zu versinnbildlichen, später, wie aus unsrer Stelle hervorzugehen scheint, um zugleich die stillschweigende Verwiinschung aussu- drücken, daß dem Bundbrüchigen das Schicksal es Opferthieres widerfahren möge. 21. Und Zedekia, den König Juda, und feine Fürsten [die seinen engeren Rath bilden nnd die Regierungsgeschijste mit ihm besorgen] will ich geben in die Haude ihrer Feinde, nnd derer, die ihnen nach dem Leben stehen, nnd szwar gerade] dem Heer [in die Hände des HeereJJ des Königs zu Babel, die seht von euch abgezogen sind. 22. Denn siehe, ich will ihnen belebten, spricht der HErr, und will sie wieder Zurück] vor diese Stadt bringen, und sollen wider sie streiten und sie geloinnen und mit Feuer verbreiteten; und will die Stadte Jnda verwusten, daß niemand mehr da wohnen soll [Kap. 37, 5—8]. Daß Gott spricht, er wolle die Chaldäer wieder vor Jerusalem bringen, beweist, daß diese Rede des Propheten in der Zwischenzeit vorkam, als diese gegen die Egypter gezogen waren. Das 35. Kapitel. Von der Tiiechabiter egehorsank nnd des jüdisohet Volke; Angebot-sann. . II« U. 1—19. Als beschämeudrs Gegenslncli gegen Jsraels tlngehorsam und srevelhafte tlntrene stellt nun der pro— phet ein Wort des hGrrn ans früherer Zeit, aus dem 4ten dtcgtcrnngsjalire Iojaleiinen als Nebukadnezar und sein Heer noch tiitht angenommen waren, also etwa aus dem Sommer des II. 606 v. Chr» hierher. In schlichter Øinsachheit schildert dasselbe den Gehorsam und die fromme Scheu des uiehtiigraelitischen Geschlechts der Rot-abiten, die Gebote nnd Satzungen ihres irdiskhcn Stauinioaters zu bekehrte. Ober Inhalt gliedert snh in folgender Weise: Aus göttlichen tdefehl fährt Sleremia die Familie der tli»ehabiten, die vor dem Jtnriioteu der Chaldäer nach Jerusalem gesiüthtct war, in eine der Tempelzellen nnd setzt ihnen wein zum Trinken vor (id.1——5). Sie weigern sieh zu trinken, da ihr Stamm— unter ihnen den Genuß des Weins, wie auch den weht; von häusern und den Feldbau untersagt nnd das woh- nen in Zellen geboten habe W. 6—11). Dies soll Je— remia dem Volke Judas; vorhalten. Ibie Uehabiteu be— folgen treu das Gebot ihres Ahnherrn, Jud» Voll: dagegen übertritt die ihm beständig vorgehaltenen Gebote seines Gottes w. 12——1li). Darum wird das gedroht: Unheil über Suda hereinbrrchenz das Haus Uehab’s aber soll znm Lohne seiner Treue gegen die Vorschriften seines Ahnherrn ewiglich bestehen (v. 17——19). I. Dies ist das Wort, das vom HErrn ge- schah zu Jeremia, zur Zeit Jojakims, des Sohns Josia, des Königs Jnda [und zwar im 4. J. sei- ner Regierung , etwa im Sommer 606 V. 11], und sprach: · Z. Gehe hin in der Rechabiter Hans szur Faniilie der Rechabitey die sich hierher nach Jeru- salem gefliichtet haben] nnd rede mit ihnen [über- rede sie], und führe sie in des HErrn Hans, [ond zwar] in der san die Tempelvorhöfe angebauten] Kapellen loder Zellen zur Anfbewahrung von Vor- räthen, zu Wohnungen der Tempeldiener oder zu Versammlungsorten für Lehrvorträge und Opfer- mahlzeiten 1. Chr. 29, 12; 1. Kön. 6, 36] eine, nnd schenke ihnen Wein sein, daß sie trinken] Na l. Chr. 2, 55 waren die Rechabiter ein Zweig es Nomadenstamms der Keniter (Richt. 1, 16 Anm.), zu denen Pobah Mosis’ Schwager gehörte, und die mit Jsrae nach Kanaan gezo en waren und sich demselben politisch und reli iös angexsichlo en hatten. Sie wohnten theils in der üste an der üdgrenze des Stammes Juda als Nomaden, theils im Stamme Naphtali seßhast Die kenitische Familie der Recha- biter hatte ihren Namen von ihrem Stammvater Rechab, dem Vater jenes Jonadab, der mit Iehu eng befreundet und mit ihm an der Ausrottung des Baut- dienstes im Reiche Israel in hervorragender Weise betheiligt war (2. Kön. 10, 15. 23). Dieser Jonadab scheint amals unter den Kenitern in hohem Ansehen gestanden zu haben; er gab seinem Geschlecht strenge und, wie man sieht, durch 3 Jahrhunderte bis auf Jeremicks Zeit auch genau beobachtete Vors riften, welche allesammt zum Zweck hatten, die Re abiten bei der Einfachheit des Nomadenlebens ihrer Väter zu erhalten und sie vor jeder Versuchung sich ansäßig zu machen und somit vor der mit dem seszhaften Leben in Verbindung stehenden religiösen und sittlichen Ver- derbniß zu bewahren. —- Das Beispiel dieser Recha- biten süåglte sich Jeremia vom Geiste Gottes getrieben, seinem olke als Gegenbild des eigenen Thuns vor- zuhalten, und indem er sie ösfentlich ewissermaßen au die Probe stellte, durch den Anblickg ihres treuen Festhaltens an dem Gefetze ihres menschlichen Gesetz- gebers das von den Ge etzen eines Gottes abtriinnige olk zu beschämen. (Graf.) 3. Du nahm [oder holte] ich Jasanja [ihr dermaliges FamilienhauptL den Sohu»Jeremiq, des Sohns Habazin1a, sammt seinen Brndern und allen seinen Sohnen, und [überhaupt] das ganze Hans der Rechnbeterz 4. »Und fuhrete sie in des HErrn Haus, kund zwar] in die Kapelle [den wohl besonders großen VersammlungssaaU der Kinder [d. i. Schüler und Anhänger] Staatens, des Sohns Jegdalja, des Mannes Gottes seines sonst nicht weiter bekannten, erleuchteten Propheten, dessen Eigenthum dieser 330 Saal gewesen, worin derselbe etwa einst seine Vorträge gehalten und seine Schüler sich noch immer VersammeItEUJ- welche neben der Fürsten Kapelle sder Stammeshäupter Rathszimmer] ist, über der Kapelle [oder Wohnung] Maseja, des Sohns Sallums, der Thorhüten « Nach der Zahl der Tempelthore gab es 3 Thor- hüter (2. Chr. 31, 14), welche den höchsten Rang nach dem Hohenpriester und seinem Stellvertreter einnahmen (2. Kön. 25, 18). Sallum war wohl derselbe, dessen Sohn nach der Wegfiihrung seines Vaters mit Joja- chin unter Zedekia eins der höchsten priesterlichen Aemter bekleidete (Kap. 29, 25). 5. Und ich setzte den Kindern von der Recha- biter Hause Becher [Humpen] voll Weins und Schalen [in welche ich aus den Humpen Wein einscheUkteJ vor, und sprach zu ihnen: Trinket Wein. 6. Sie aber antworteten: Wir trinken nicht Wein. Denn unser [Stamm-] Vater Jonadab, der Sohn Rerhabs, hat uns geboten, und gesagt: Ihr nnd eure Kinder sdurch alle GeschIechterJ sotlet nimmermehr keinen [Ps. 140, 11 Anm.] Wein trinken, 7. Und kein Haus bauen, keinen Samen seien, keinen Weinberg pflanzen noch haben; sondern sollei in sleicht abbrechbaren] Hütten [oder Zeiten] wohnen euer Lebenlang, auf daß ihr lange lebet im Lande, darin ihr waltet. Aehnliche Gesetze befolgte der Beduinenstamm der Nabatäer«-(1. Macc. 5, 27 Anm.), und selbt bei den heutigen Beduinen ist’s ersichtli , daß die efolgung dieser Nationalgesetze und Ueber ieferungen die Quelle edler Tugenden, wie der Mäßigkeit und Einfachheih der Zufriedenheit, der Gaftfreundschaft und Treue gegen den Gast, einer edlen Freiheitsliebe und eines echten Nationalgefiihls und einer treuen Bewahrung der Ueberlieferungen in Sitte und Religion ist. 8. Also gehorchen wir der Stimme unsers [Stamm-] Vaters Jonadab, des Sohns Rechabs, in allem, das er uns geboten hat, daß wir keinen Wein trinken unser Lebenlang, weder wir, noch unsere Weiber, noch Söhne, noch Töchterz 9. Und bauen auch keine Häuser, darin wir wohueten, und haben weder Weinberge, noch Anker, noch Samen; 10. Sondern wohnen in Hütten [Zelten], und gehorchen und thun alles, wie unser [Stamm-] Vater Jonadab geboten hat. 11. Als aber Nebucadnezay der König zu Dabei, snach der Schlacht bei KarcheMischJ herauf in’s Land zog sum nach Niederwerfung seines Gegners, des egyptisclyen Königs Necho, auch dessen Vasallenkönig in Jerusalem zu unterwerfen], sprachen wir sin der Besorgniß, daß das Chaldäew heer sich über das ganze Land ausbreiten und uns von Jerusalem abschneiden möchte, untereinander] Kommt, laßt uns gen Jerusalem ziehen vor dem Heer der Chaldrier und Syrerzt und sind also Jeremia 35, 5——19. saus Noth auf einige Zeit hierher gekommen nnd] zu Jerusalem geblieben. . It) Daß das Heer der Syrer noch besonders als für die Rechabiten zu fürchten genannt ist, at seinen Grund in den vielfachen Verheerungem wel e früher- hin Israel und Juda durch die Syrer erlitten hatten; auch ist in 2. Kön. 24, 2 ausdrücklich berichtet, daß nach Jojakinrs Abfall syrische Streitschaaren in’s Land fielen. (Graf.) 12. Da [nach solcher, vom HErrn erwarteten Weigerung der Rechabiten, ihres irdischen Stamm: Vaters Gebot zu iibertreten] geschah des HErrn Wort zu Jeremia, und sprach: 13. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Gehe [nun] hin [in den Vorhof, wo die Menge des Volks versammelt ist und auf dich wartet] und sprich zu denen in Juda und zu den Bürgern zu Jerusalem: Wollt ihr euch denn nicht bessern, daß [auch] ihr meinen [eures himmlischen Stammvaters nnd Gesetzgebers] Worten gehorcheiY spricht der HErn 14. Die Worte Jonadabs, des Sohns Re- chabs, die er seinen Kindern geboten hat, daß sie nicht sollen Wein trinken, werden soon denselben treulich] gehalten; und Die] trinken keinen Wein [nun schon gegen 300 Jahre 2. Kön. 10, 15] bis auf diesen Tag, darum, daß sie ihres Vaters Gebot gehorchen. Ich aber seuer himmlischer Vater, dessen Gebot euch weit heiliger sein sollte] habe stets euch smeinen heil. Willen] predigen lassen; [den-] noch gehorchet ihr mir nicht. 15. So hab ich auch [neben der gewöhnlichen, täglichen Predigt durch die Leviten, noch ganz Be- sonderes gethan, ich habe sogar] stets zu euch ge- sandt alle meine [auserwählten] Knechte, die Pro- pheten, und [euch] lassen sagen: Vekehret euch ein jeglicher von seinem bösen Wesen, und bessert euren Wandel, und folget [insbesondere] nicht andern Göttern nach, ihnen zu dienen; so sollt ihr [aus allen Gefahren errettet] im Lande bleiben, welches ich euch und euren Vätern gegeben habe. Aber ihr wolltet eure Ohren nicht neigen, noch mir gehorchen; 16. So doch die Kinder Jonadabs, des Sohns Rechabs, haben ihres [irdischen] Vaters Gebot, das er ihnen geboten hat, gehalten. Aber dies Volk [das mir alles verdankt und allen Ge- horsam schnldig ist] gehorchet mir nicht. 17. Darum so spricht der HErr, der Gott Zebaoth und der Gott Israel: Siehe, ich tvill über Juda und über alle Bürger zu Jerusalem kommen lassen alle das Unglück, das ich wider sie [Kap. u, 11] geredet habe; darum, daß ich kfür jeden unter ihnen hörbar und unzweideutig] zu ihnen geredet habe, und sie [dennoch muthwillens] nicht wollen hören, ich habe lmit freundlich locken- den und ernst drohenden Worten laut und ver- Die Rechabiter als Zeugen wider Juba. 331 nehmlich] gerufen, und sie mir nicht wollen sdurch Umkehr] antworten. Wie der HErr in Luk. 11, 31 f. zu den Juden seiner Zeit sagt: Die Königin von Mittag und die Leute von Ninive werden austreten vor dem Gericht wider die Leute dieses Geschlechts und werden sie ver- dammen, denn hier ist mehr, wie Salomo und Jona, so konnte Jeremia zu seinen Zeitgenossen sagen: Die Rechabiten werden austreten wider euch und euch ver- dummen, denn hier ist mehr denn Jonadab· (Nä- gelsbach.) 18. Und zum Hause der Rechabiter sprach Jercmia [am Schlusse seiner Verhandlung mit ihnen, noch in der Seiteukapelle]: So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Darum daß ihr dem Gebot eures [Stamm-] Vaters Jouadab habt gehorchen nnd allesecue Gebote gehalten, und alles gehalten, was er euch geboten hat; 19. Darum spricht der HErr Zcbaoth, der Gott Israel, szu eurem ganzen Volksstamm] also: Es soll dem Jonadab, dem Sohn Rechabs, [welcher euch diese Gesetze gegeben und auch meinen Namen gefürchtet und zu meinem Volke sich gehalten hat] nimmer fehlen, es soll jemand von den Seinen allezeit vor mir stehen ssein Geschlecht soll unter meinem Schuhe und im treuen, wohlgefälligen Dienste meines Namens beständig fortdanern Kap. 33 18]. ,Auch der rechte Gehorsam ge en äußere weltliche Ordnungen hat schon eine gro e Ver eißungx denn durch ihn lernt der Mensch den rechten ehorsam ge en Gott und seine heiligen Ordnungen. Darum begrifTen die deutschen Volksstämme, insbesondere die Sach en (vgl. den Heliand), bei welchen die Treue und der Gehorsam gegen ihren angeftammten Lehnsherrn so über alles hoch stand, nachdem sie an den HErrn Christum gläubig geworden waren, alsbald das Wesen des rechten Glaubens als die göttli e Treue und ge- horsame Hingabe an ihren himmlichen Herzo und Lehnsherrn Der Hauptmann von Kapernaum( uk.7) hatte aus seiner Eingewöhnung in die römische Dis- ciplin, aus dem unbedingten Gehorsam gegen das römische Jmperium jenes unbedingte Vertrauen auf die Ma t Christi, das der HCrr so ho erhOebt, ge- lernt. eine Eingewöhnung in die römi che isciplin diente ihm also als Mittel zur Erkenntnis; Christi, sie war die irdische Wurzel seines Glaubens. Solche Naturgrundlagen des Glaubens und Gehorsams gegen Gott sind daher ja nicht gering zu schätzen Auch jetzt noch kann der strenge militärische Gehorsam und die stramme Kriegs ucht ein Zuchtmeister auf Christum fein, und treue ewahrung alter Volksüberlieserungen in Sitten und Gebräuchen, ja selbst in Trachten hat auch jetzt noch ihren großen Werth, ja göttliche Ver- heißung. Die srömmsten Gegenden in Deutschland, z. B. in Hessen, sind die, wo die Großmutter an den Winterabenden hinter dem Ofen den lauschenden Enkeln die uralten Märchen erzählt, die sie selbst auch von ihrer Großmutter oft hat erzählen hören; wo die alten Volkstrachten und die überlieferte Zucht und Sitte noch unzer tört ist. Das Christenthum steht allerdings über a en Nationalitätem aber es wurzelt in der Persönlichkeit und diese in der Nationalität. —- ,,Gott giebt mancherlei Berufsweisens selig aber, wer sich in der unscheinbarsten zufrieden ühlen kann und in dieser Welt den Pilgrimssinn stetig festhält. Es ist auch nicht gegen Gottes Ordnung, daß ich besondere Familien-, Standes- und Berufsweisen bilden, oder daß zur Uebung für Zeiten und Umstände von etlichen Genogenschaften besondere Weise an enommen wird, ii nli wie die Gemeinde zu Jerusalem eine Art ütergemeinschaft einfü rtez nur darf man in solchen Weisen nicht besondere eiligkeit sehen; sie sind nur Uebungen, und es kommt darau an, in wel em Sinne man sie vornimmt. (Diedrich.) — Des H rrn Wort von der beständigen Fortdauer und dem stetigen Gottesdienst der Rechabiter wird sich bewähren, wenn auch unserm Auge die Bewährung noch undurchschau- bar blieb. Man denke nur, was alles schon das aus den Trümmergriisten der vergessenen Vorzeit empor- steigende as yrisclze Alterthum bewährt at, nnd harre der neuen ust er sich verjüngenden enschheit, alle Zeugnisse auszuspüren für das Wort des Lebens. Und hier hat nicht nur Benjamin von Tudela die Rechn- biten in einem District Theima in Arabien wiederge- funden, sondern nach neueren BeriZten des Missionars Joseph Wolsf werden die Beni heiber im Gebirg norstötlich von Medinah für Nachkommen derselben gehalten. .(Neumann.) Das 36. Kapitel. Jeremiä Predigten werden zerrissen, verbrannt und non neuem gesoheieben Es folgen nun vier Kapitel vorwiegend gefehichtlichen Inhalts über Ereignisse aus der Zeit Josaliims und Ze- dcliia’s. Das erste Man. sit) berichtet ein einzelnes, both— niichtigrs Ereigniß aus dem» 4. u« 5. Ikchkk Iojllkknksp nciinliclj die schriftliche Jlnfzeimnnng der bisherigen weissa- gnngen deshhrophetenz die drei folgenden dagegen erzählen die Erlebnisse nnd Jtnssprfiaze Jeremiahz wahrend der Be— tagcrnng nnd Grobernng dee Stadt. I. v. t——32. »von! II. Jahre Josias an bis zum 4. Iojaliim’s, seit 23 Jahren hatte Ieremin als Praphet gewirkt Ruh. 25, 3), hatte zur Buße nnd znr blmbehr aufgefordert, aber ohne Erfolg; weil das von ihm als bevorstehend verkündete Strafgericht noch immer nicht eingetroffen war, hatte sich sein voll: in falsche Hinter— heit gewiegt, hatte ihn wegen der Nichterfüllung seiner Zlserliündignngen verhöhnt nnd seine warnungen nicht be— achtet. Jetzt aber schien die Frist, welche der hGrr in seiner ttangmnth seinem abtrünnigen bollie zur tzeliehrung gegeben, endlich abgelaufenz nachdem pharao Yecho den König Iosia bei Megiddo geskhlagen nnd getodtrt und seine Qberhoheit siber Juba durch Ginsetznng Jojaliims geltend gemacht hatte, wurde er im 4. Jahre Iojaliims bei Karctsemism von blebucadnezar geschlagen, nnd die siegreich oordringenden theere des Konigs von habe! br- drohten alle Länder: mit Eroberung und Verwaltung. Ha dieser Zeit, wo die Erfüllung des so oft von ihm im blamen des hGrrn Jlugedroljtcn bevorstand, wo ihn das nun wirklich einbrechende Strafgericht aneh in den Augen derer, die sich bisher ungläubig von ihm abgewendet, als wahrhaft von Gott gesandten Propheten bewahren sollte, ergiug an Ilereniia das Wort des heitern, alle seine bisherigen Reden aufzuschreiben, damit Snda viel- leicht noeh auf die Drohungen achten und sich bekehren möchte (v.1-—3). So lies- er denn durch seinen Gehilfen tzaruch alle Worte des thGrrn in eine tdnehrolle schreiben, mit der Weisung, dieselben am xtsasitage dem volle: im 332 Jeremia se, 1—-22. Tenipel oorzulesen Co. 4—ii). Jtls hierauf Satan) dem versammelten Volke die weissagnngen in einer Tempel— zelle vorlas, meldete isiicha die Sache den versammelten Mienen, die daraus Gattin) zu sikh rufen und die Rolle ebenfalls vorlesen ließen, aber über den Inhalt derselben so erschraken, daß sie glaubten, dem Könige dariiber beriniten zn müssen w. 9——19). Karl) der König ließ sieh in Folge dessen die Knkhrollc holen und daraus nor- lesen; aber lianm hatte man einige Spalten vorgeleseiu so zerschnilt nnd verbrannte er die blolle nnd befahl, Ieremia und Barnch herbeiznholen Aber der KGrr verbarg dieselben Ob. 20—26). Da befahl der KGrr dem Propheten, alle seine Worte von treuem aufschreiben zu lassen nnd dem Könige ein skhmachvolles Ende zu verständigen, was denn anrh Ieremia that W. 27——32). Konnte schon das vorige Kapitel mit dem Gegenbild der dieehabiten jedermann zeigen, daß das voll: znm Gerichte reif sei, so dies Kur» wie der Frevel des Königs gegen das Wort Gottes alle Keime der tltnße im Wollte vir- nichtete, die öffentliche Herrschaft des bösen Geistes ent- schied nnd den Untergang des Königshauses nnd des » Volks nnwiderrnflich herbeiführte. Darum ist aiieh dies Kam, obwohl das Ereigniß 17 Jahre vor der Zerstörung Jerusalems geschah, unmittelbar vor der Geschichte des letzten tlmstnrzes eiugeschaltet 1. Jm vierten Jahr Jojakinis, des Sohns Josich des Königs Juba [606 vor Chr., unmittel- bar vor der ersten Einnahme Jerusalems durch Nebucadnezar Frau. 25, 1], geschah dies Wort zu Jereniia vom HErrn, und sprach: Z. Nimm ein Buch seine Buchrolle], und schreibe drein [genauer: darauf] alle Reden, die ich zu dir geredet habe über Israel, über Jnda nnd alle Völker, von der Zeit an, da ich zn dir geredet szu reden angefangen] habe, tiämlieh von der Zeit Jvsia lund zwar dem 13. Jahre seines Königreichs Kap. 1, Z] an bis aus diesen Tag [also 23 Jahre hindurch Kap. 25, 3], 3. Ob vielleicht das Haus Juba, wo sie sunter dem gleichzeitigen Eindruck des bereits über sie hereingebrocheuen Strafgerichts, über dessen An- drohung sie bis jetzt so oft ungläubig gespottet haben, noch einmal in kurze Worte zusammenge- drängt] hören alle das Unglück, das ich ihnen ge- denke zu thun, sich [noch in der elften Stunde] be- kehren wollten, ein jeglicher von seinem bösen Wesen; damit ich ihnen ihre Missethat nnd Sünde vergeben [und mein Strafgericht über sie noch mildern] könnte. Demna e t die Abi t des öttli en Be e ls nicht dahinih dgdrih Propheteiichzur schrg tlichcckzn FixiiciPng und Zusammenstellung aller seiner eden zu veran- lassen, ondern die Auf eichnurig soll nur als Mittel dienen, dem Volke nochmals den gesammten Inhalt seiner Weissagungen vor nhalten, um dasselbe womög- lich zur Umkehr zum H rrn zu bewegen. (Keil.) Da- rum ist auch kein wortgetreues Aufschreiben gemeint, sondern eine Zusammenfa sung des wesentlichen Jn- alts aller Reden, die· eremi nng aller einzelnen onner Und Blitze zu einem gro artigen prophetischen Gewitter. Dies konnte Jeremia sehr wohl aus dem Gedächtnisse ausschreiben, da sich ja alle eine Reden um dieselbigen Gegenstände — Rügen der herrschenden Sünden, Strafandrohung und Verheißung —- bewegten. — Aus der Zeit vor dem 4. u. 5. Jahre Jojakims finden sich in unserem prophetischen Buche folgende Abschnitte: Katz. Z; 3—6; 7—10« 1 —- : ; · 18; 21, 11—14; 22, 1—23; es; å5; 26; 46, 1—12; 47,1——49, 33. Auch die Kap.30 u.31 fallen vielleicht in diese Zeit; da sie aber weniger Drohweissagungen als Verheißungen enthalten, so könnte es zweifelhaft fein, ob sie vom Propheten mit aufgenommen wurden. 4. Da rief Jeremia Varuch, dem Sohn Neria sseinem Amtsgehilfen Kap. 32, 12 ff. Anm.]. Derselbige Barnch schrieb in ein Buch [auf eine Buchrolle] ans dem Munde [d. i. nach dem münd- lichen DictatJ Jeremia alle Reden des HErrn, die er zu ihm geredet hatte. 5. Und Jeremia gebot Baruch, und sprach: Ich bin gefangen [kvsrtlich: verhindert dnrch irgend welche unbekannte Umstände V. 19], daß ich nicht kann in des HErrn Haus gehen. 6. Du aber gehe hinein und lies das Buch, darein du des HErru Reden aus meinem Munde geschrieben hast [V. 4] , vor dem Vol! im Hause des HErrn am Fasltage sder nun bald wird ge- halten werden]; und sollst sie auch lesen vor den Ohren des ganzen Juda sder Landleute], die ans ihren Städten szu dem Fasttage nach Jerusalem] herankommen: 7. Ob sie vielleicht [dann endlich noch] sich mit Beten vor dem HErrn demüthi en wollten, und sich bekehren ein jeglicher von seinen: bösen Wesen; denn der Zorn und Grimm ist groß, da- von der HErr [in meinen Weissagungerq wider dies Volk geredet hat. 8. Und Varnch, der Sohn Mein, that alles, wie ihm der Propbet Jeremia befohlen hatte, daß er die Reden des HErrii aus dem Buch lese im Hause des HErrn. 9. Es begab sich aber im fünften Jahr Jo- jakims, des Sohns Josia, des Königs Juba, im nennten Monden [d. i. im Dezember 605 v. Chr] daß man ein [außerordentliches] Fasten [roahr- scheinlich zum Gedächtnis; des Jahrestags der ersten Einnahme Jerusalems durch Nebucadnezar im vorigen Jahre] verkündigte szur Anbetung] vor dem HErrn allem Voll zu Jerusalem und [auch] allem Volk, das aus den Stcldten Juda gen Je- rusalem szu solchen besondern Tagen] kommt. Während des Niederschreibens des Hauptinhalts der bisherigen Reden des Propheten durch Baruch war die Einnahme der Stadt dnrch Nebucadnezay die Unterwerfun Jojakims, sowie die Wegfiihrnng der Tempelgerätlse und etlicher Geißeln erfolgt. Jojakim aber faßte ehr bald, wie wir aus Z. Kön. 24, 1 wissen, Abfallsqedankem Als daher der Tag der Einnahme der Stadt zum ersten Mal (im Dezember 605) wiederkehrte, da laubte der König diese Gele- genheit benutzen u müssen, um das Gefühl des Volks gegen die chaldäiche Dienstbarkeit aufzuregen« und wo- mdglich einen religiösen Aufschwung um Widerstande im Volke hervor-zurufen, und veranstaltete entweder Baruch schreibt die Weissagungen Jeremiä nieder und liest sie dem Volke vor. 333 selbst oder, was wahrscheinlicher txt; durch Andere, einen außerordentlichen Vuß- und asttag, trotzdem daß der esetzliche große Buß- und Versöhnungstag fim 7. onat) noch nicht lange vorangegangen war. Aber der außerordentliche Fafttag sollte ja aucgnicht zur wirklichen Demüthigung und aufrichtigen ekeh- rung des Volks dienen, sondern zum Gegentheil, zur Abschüttelung der Strafe Gottes. Die äußere Hülle ur Täuschung der Einsältigen war sehr schön und sromm; der Zweck rein politisch. Eben darum, und weil er wußte, daß jede Auflehnung gegen den König von Babel nur zum Verderben Juda’s ausschlagen konnte, ließ Jeremia gerade an diesem Tage dem ver- ammelten Volke von bedeutsamer Stätte aus durch aruch die Summa aller seiner früheren Verkündi- gungen nochmals verlesen, um ihnen zu sagen, daß sie auf dem eingeschlagenen Weg der Heuchelei und des Ungehorsams nur die gewisse Erfüllung aller verkün- digten schweren ZornHerichte erbeiführen würden. Nur wenn man diese ahl des asttags berücksichtigt, läßt sich der große Schrecken der Fürsten (V.16) und der Zorn des Königs (V. 23 sf.) recht verstehen. 10. Und Baruch las san diesem Tage] aus dem Buch die Reden Jeremia, im Hause. des HErrty fund zwar befand er selbst sich] in der Kapelle [oder Zelle, welche Eigenthum des] Ge- marja [war], des Sohns Saphans [und wahr-« scheinlich des Bruders jenes Achikam, der sich frü- her schon als Beschützer des Propheten gezeigt hatte Kap. 26, 24], des Kauzleks [oder Staatsfecretairs eines der Fürsten und Räthe des Königs V. 1l], swelche Zelle] im obern [oder Priester-] Vothofh vor [nahe an] dem neuen [oder, wie es früher hieß, oberen Kap. 20, 2 Anm., vgl. den Grund- riß zu l. Köln 6, IS: G] Thore, [das Nordthor von den drei ThorenJ am Hause des HErru, [und zwar las BarUchJ vor dem ganzen lzu dem Fast: tage zusammengeströmten] Volk. Die Zelle befand sich offenbar an der Außenwand des inneren Vorhofs, so daß man von ihr aus den äußern Vorhof im Gesicht hatte und Baruch von hier aus dem dort versammelten Volke vorlesen konnte. (Keil.) It. Da nun Michaja, der Sohn »Gemarja, des Sohns Saphantn alle Reden des HErrn [oor- lesen] gehöret halte aus dem Buch; 12. Ging et [von dem höher gelegenen Tempelvorhof] hinab in des Königs Haus, fund zwar] in die Kanzelei ldas Gemach des Kanzlers oder Ministers Elisatna]. Und siehe, daselbst saßen alle Fürsten [zu einer Berathung versammelt] Elisama snämlichL der Kanzler, Delaja, der Sohn Semaja, Elnathan, der Sohn Achbors Ge- Maria, der Sohn Saphans und Zedekia, der Sohn Hananjm sammt allen [andern] Finstern. 13. Und Michaja zeigte ihnen an alle Reden, die er gehöret hatte [und welch einen gewaltigen Eindruck sie auf ihn und das Volk gemacht] , da Zarkuch las aus dem Buch vor den Ohren des ol s. 14. Da sandten alle Fürsten Judi, den Sohn Nethanjm des Sohns Selemja, des Sohns Chnsif nach Bat-ich, nnd ließen ihm sagen: Nimm das Buch, daraus du vor dem Volk gelesen hast, mit dir, und komme szu uns] Und Baruch, der Sohn Verm, nahm das Buch mit sich, nnd kam Um. V) Wahrscheinlich ist dieser Name Cuschi nur ein Veiname des Urgroßvaters des Judi gewesen wegen seiner Abstammung von den Kuschiten 15. Und sie sprachen ffreundlich und ehr- furchtsvoll] zu ihm: Setze dich und lies funs vor], daß wir’s [auch] hören. Und Baruch las ihnen vor ihren Ohren. 16. Und da sie alle die Reden [welche ihnen Baruch aus dem Buche vorlas*] höreten, euisetzten sie sich kund gaben] einer gegen den andern sdurch Geberden und Reden ihrem Entsetzen Ausdruckz denn die Art, wie der Prophet die Sünden des Volks strafte, und die furchtbaren Gerichte, welche er verkündigte, machten, da sie sie jetzt von Neuem höreten, einen tiefen Eindruck auf sie; aber zugleich mußten sie von dem gewalithätigen König fiir den Propheten und Baruch, die seine Absichten und Wünsche so kühn durchkreuzt hatten, das Aergste fürchten, wie ihnen die Erfahrung auf’s Klarste lehrte Kap« W, 20 ff.], und sprachen zu Barnch: sdie öffentliche Vorlesung dieser Reden von dem Volke im Tempel wird dem König gewißlich hin- terbracht,] Wir [seine Räthe, können darum nicht anders, sondern] wollen [genauer: müssen] diese Reden dem Könige [amtlich] anzeigern 17. Und fragten den Baruch: Sage uns, wie hast dn alle diese Reden aus seinem Munde geschrieben? 18. Barnrh sprach zu ihnen: Er las soder dictirte] mir [fortwährend] alle diese Reden ans seinem Munde, und ich fchrieb sie sgleichzeitigj mit Dinte ins Buch. is. Da sprachen die Fürsten sdie wohl wuß- ten, daß der König versuchen werde, diese Wahr- heitszeixgen zu todten] zu Bauch: Gehe hin, nnd vherbisrgd dich mit Jeremia, daß niemand wisse, wo i r ei . 20. Sie aber gingen hinein zum Könige in den Vorhof sden innern Hof des Palastes, in welchem die königl. Gemächer lagen]; und ließen das Buch [einstweilen] behalten [aufbewahren] in der Kammer sder Wohnung] Elifama, des Kanz- lers, nnd sagten vor dem Könige [in kurzen Wor- ten] an alle diese Reden. 21. Da sandte der König lvoll Zorn] den Judi [ab], das Buch zu holen. Derselbige nahm es ans der Kammer Elisama des Kanzlers Und Judi las vordem Könige nnd allen Fürsten, die bei dem Könige stunden. 22. Der König aber saß Damals] im Winter: hause [in dem Theil des Palastes, der für die 334 Jeremia 36, 23—32. 37, 1-—7. Wintermonate eingerichtet war, denn es war] im neunten Monden [im DezemberL vor dem Kamin [oder genauer: vor einem Kohlenbecken mit glühenden Kohlen in einer Vertiefung in der Mitte des Fußbodens wodnrch das Gemach er- wärmt wurde]. 23. Als aber Judi drei oder vier Blatt sSpalten der Vuchrolle"] gelesen hatte, zerschnitt er’s [nämlich der König die ganze Rolle] mii einem Schreibmesser [mit welchem man den Schreib- griffel aus Rohr anzuspitzen pflegte] und warf es in’s Feuer, das im Kaminherde [im Kohlentopfe] war, bis das Buch [dieBuchrolle] ganz verbrannte im Feuer. it) Nicht den ganzen Inhalt der Buchrolle, sondern die hervorragendsten, den tiefsten Eindruck versprechen- den Stellen über die Sünden des Volks und die zu erwartenden Gerichte las wohl Baruch sowohl dem Volk als auch nachher den Fürsten vor. Die Vor- lesun des Ganzen würde wohl zu lange Zeit bean- spru t und durch Ermüdung den Eindruck abgeschwächt aben. —— Hi) Jedenfalls ist’s eine Rolle gewesen, nicht ein aus vielen Blättern bestehendes Buch; daß man derartige Bücher damals schon gebraucht habe, ist nicht nachweisbar Die Rollen waren in Spalten getheilt. Noch jetzt gebrauchen die Juden nach alter- thiimlicher Sitte in ihren Synagogen eigentliche Rollen, die auf einem Stocke aufgerollt sind. Auf diesen ist der Bibeltext nicht in Zeilen geschrieben, welche die. ganze Breite der Rolle einnehmen, sondern in Felder ab etheilt, welche gewissermaßen unsere Seiten vor- ste en. Nachdem nun Judi einige dieser Spalten oder Felder gelesen, übermannte den König der Zorn, der vor keiner noch so rvßen Rohheit und Beschimpfung des Heiligen zurück chreckt, und er zerschnitt die Rolle und warf Stück für Stück in’s Feuer. 24. Und niemand entsetzte sich süber die schweren Strafgerichte, welche der HErr durch sei- nen Propheten dem Volke in dem Buche drohte], noch zerriß seine Kleider [oor Betrübnis wie doch einst Josia gethan 2. Kein. 22, 11], weder der König, noch feine Knechte [die eigentlichen Hofbe- dientenL so doch alle diese Reden gehoret hatten [so verftockt und unbußfertig waren ihre Herzen schon geworden]. 25. Wiewohl Elnathan, Delaja nnd Gemarja swelche ja schon vorher eine tiefe Erfchtitterung be- wiesen hatten] baten den König, er wollte das Brcihch nicht verbrennen; aber er gehorchte ihnen ni i. Wenn’s Johannis’ Haupt gilt, so untersteht sich Herodes nicht, sich seinen Magnaten zu widersetzen Wenn Daniel in die Löwengrube soll, da hat Darius das Herz nicht, seine Fürsten zurückzuweisen Wenn Jeremia soll ausgeliefert werden, so spricht Zedekia mit großer BescheideUIJeit zu seinen Fürsten: ,,Der König kann nichts wider euch« (Kap. 38, 5). Aber wenn etwas Böses zu unterlassen ist, da können die Herren s on auf ihrem Kopfe bestehen. Hier aben wir eine robe: er gehorchte ihnen nicht. (Zinzen orf.) 26. Dazu [nicht zufrieden mit der Vernich- tung des Bachs] gebot noch der König [dem] Je- rahmeel, dem Sohn Hamelechs [richtig.: d e s K ö n i g s, d. i. einem königl. Prinzen], nnd Seraja, dem Sohn Asriels, und Selemja, dem Sohn Abdeels, sie sollten Baruch, den Schreiber, und Jeremica den Propheten, greifen. Aber der HErr hatte sie [in seiner Gnade selbst so sicher] verborgen [daß ihre Mörder sie nicht zu finden im Stande waren]. 27. Da geschah des HErrn Wort zn Jeremia, nachdem der König das Buch und die Reden, so Baruch [darauf] hatte geschrieben ans dem Munde Enachch dem DictateJ Jeremim verbrannt hatte, und pra : 28. Nimm dir wiederum ein ander Buch seine andere Rolle] und schreibe alle vorige Reden drein sdaraufL die im ersten Buch stunden, wel- ches Jojakim, der König Juda, verbrannt hat; 29. Und sage [außerdem] von Jojakim, dem Könige Juda- So spricht der Hist-r: Du« hast dies Buch verbrannt und gesagt: Warum hast du [o Jeremia] drein geschrieben, daß der König von Babel werde [wieder] kommen, und dies Land ver- derben [oerwüsten], nnd niachen, daß weder Leute noch Vieh drinnen mehr sein werden [und hast folches gerade an meinem Fasttage dem Volke vor- lesen lassen B. 9 Anm.]? i) Die Weissagung wird über Jojakim, natürlich nicht persönlich zu ihm, ausgesprochen, daher in V.3() die dritte Per on, doch wird zuerst in V. 29 die Rede in lebendiger Weise in der 2. Person an ihn gerichtet, als ob er gegenwärtig wäre» wie er selbst als persön- lich dem Jeremia seine Weissagung der Verwüstung des Landes durch den König von Babel vorwerfend eingeführt wird. (Graf.) 30. Darum spricht der HErr von Jojakim dem Könige Judex: Es soll keiner von den Seinen svon seinen Söhnen] auf dem Stuhl Davids sitzen, Und sein Leichnam soll [mit Schiinpf und Schande] hingeworfen des Tags in der Hitze, und des Nachts in dem Frost liegen; Ueber die Erfüllung vgl. L. Kön. 24, 6 Anm. 31. Und ich will ihn und seinen Samen und seine Knechte heimsncheii um ihrer Missethat willenz und ich will über sie nnd über die Bürger zu Je- rusalem und über die in Juda kommen lassen alle das Unglück, das ich ihnen geredet habe sdurch Je- remia], und sie doch nicht sdaran geglaubt haben und nicht] gehorchen [Kap. 35, 17; 19, 15]. 32. Da nahm Jeremia ein ander Buch und gab es Baruch, dem Sohn Neria, dem Schreiber. Der schrieb darein aus dem Munde snach dem mündlichen Dictat] Jeremia alle die Reden, so in dem Buch stunden, das Jojakim, der König Juda, hatte mit Feuer verbrennen lassen; und über die- selbigen wurden der [nunmehr ausgeschriebenen] Reden noch viel mehr, denn jener szuerst aufge- schriebenen] waren. Es ge ört zur göttlichen Ironie, daß die Welt mit all ihrer osheit und Gewaltthat gegen Gottes Reich Jojakim oerbrennt die Reden Jeremiih Baruch schreibt sie zum zweiten Male. 335 und seine Diener das gerade Gegentheil von dem, was sie will, erreicht. — Uebri ens ersehen wir hier- ans, daß auch die erste Ro e nicht alle einzelnen Reden voll tändi enthielt, sondern nur nach ihren hauptsächli sten estandtheilenx sonst hätte der Pro- phet nicht noch vieles hinzufügen können. Das 37. Kapitel. Jeremia wird geschlagen und gefangen. II. u.1—2i die nachfolgende« 3 napnci einen ein Ganzes und erzählen die lehten iBeiden und Kämpfe des Propheten während der Belagerung nnd Groberung der Stadt; sie sind aber trohdeni prophetischer Natur, da sie die Stellung der leitenden Personen, des Königs Zedeleia und der Beamten, zu dem hErrn nnd seinem Wort iii’s ltlarste sticht setzen, zugleich aber zeigen sie, wie der thGrr den Seinen, zunächst den Propheten, unter allen schweren Weiden Schuh nnd seinem, btettiiug und Hilfe sendet.— Der Inhalt von Kur. 37 zunächst fällt in jene Zeit des 10. Jahres des Königs 3edeliia, als das Belagerungs- heer der Ghaldäer eine Zeit lang abgezogen war, um den Gghptern zu begegnen, und dadurch in dem König und volle neue Hoffnung entstanden war. Der Inhalt zerfällt in 2 Theile: König Jtedeleia schiclit eine Ge- sandtschaft zu deiii Propheten nnd läßt ihn bitten, für sie zu Jehoua zu flehen. Der Prophet aber erwidert ihm mit dem icnabänderliclzen Beschluß, daß die tlighpier in ihr tsand zurückkehren, das Ehaldäerheer wiederkommen nnd die Stadt einnehmen und verbrennen werde Ob. 1 —-10). Jlls bald darauf Iereniia Jerusalem verlassen will, um eine Erbschaft im Lande Beujamin zn regeln, wird er am Thore unter dem blorniande, der silrophet wolle zum Feind übergehen, festgenommen, von den Fürsten mißhandelt und in’s Gefängniß geworfen. Uach längerer Beil läßt ihn der König lieiiiilich von da zu siih holen, um ein Erostwort non Gott zn hören. Der snrouhel weiß ihm aber nur ein ihm geltendes Wort zu berichten: »Du wirst in die Hände der Ehaldäer gegeben weiden« Dennoch läßt ihn der König aus seine Bitten nicht ln’s Gefängniß znräclibringem sondern im Wnclitliof verwahren und nothdärftig versorgen W. 10 —21). I. Und Zedekia, der [iüngsie] Sohn Josia, ward sim J. 598 v. Chr.] Kbnig anstatt Jechanja [auch Josachiii nnd Chanja genannt Kuh. 22, 24 Anm.], des Sohns Jojakinls snachdein dieser nach Zmonatlicher Regierung mit allen Vornehmen nnd Kriegern in die Gefangenschaft hinweggesiihrt wor- den war]; denn Nebueadiiezay der König zu Rahel, machte ihn zum Könige im Lande Juba. Z. Aber er und seine Knechte soder Beamten] und das Volk im Lande gehorchten strotzdem daß die Gottesgerichte zur Erfüllung der Worte des Propheten schon seit 8 Jahren hereingebrochen waren] nicht des HErrn Worten, die er durch den Propheten Jeremia redete sdarum niußten sich nothwendig die Strafgerichte völlig erfüllen, und vergeblich hofften die Unbußfertigen auf die Gnade ihres Gottes]. Z. Es sandte gleichwohl der sdnrch den zeit- weiligen Abzug der Chaldäer wieder muthig und hoffnungsooll gewordene] König Zedelia seine glänzende Gesandtschaft, nämlich] Juchah den Sohn Selemsa seinen der Füesten Kap. 38, 1], und Zephan1a, den Sohn Mase1a, den Priester shöchsten Ranges nachst dem Hohenpriester Kap. 2t, 1], zum Propheten Jeremia swie er dies schon einmal am Anfang der Belagerung gethan hatte Kap. 21], und ließ ihm sagen: Bitte [doc»l)] den HErrn, unsern Gott, fur uns [ob er nicht vielleicht xetzt unsre neu gewordene Hoffnung auf völlige Erret- tung von den Chaldäern durch die Hilfe der Egypier erfüllen und seine Wunder uns zeigen wolle, wie einst zur Zeit Sanheribs 2. Kön. 19, 35 f.]. 4. Denn sum zu verstehen, wie man dazu kam, Jeremia so zu· ehren, und wodurch die Hoff: nung wieder so gestiegeti war, muß man wissenJ Jereniia ging nun swiederj unter dem Volk aus und ein, und legte ihn niemand in’s Gefangiiiß fivie dies unter Joxakim Kap. 36, 26 geschehen war uiid bald nach diesem geschah V. 15]. 5. So war [anch] das Heer Pharao szzophras Kap.»44, 30., des Fliachfolgersdes Königs-Pfarre- niuthis, wahrscheinlich auf Bitten Zedekias Hes 17, 15., zum Kriege gegen die Chaldäer] ans fEghptenlgezogeigz eends die Ehaldaerszsso »vce)r Ferti- aem ge egen a e olch [Kriegs-] ern tgebrt hatten, wareii von Jerusalem ab eogen [um die Si Egypter zurückzuschlagenz Zedekia aber und sein Volk gaben sich schon ganz der trügerischen Hoff: nusgg hin,h Fa? jetzt die Stunde ihrer, Errettung ge agen a e . Es fällt demnach dies Ereigniß der Gesandtschaft an Jeremia in etwas spätere· Zeit, als das von Kein. 21. »—, Jeremia soll durch» sein Gebet die trugerischem irdischen Hoffnungen, die der Komg und die Großen des Reiches nahmen, kraftigen; Gott soll thun, was sie wollen. Es ist dies eine der schwersten Gottes- versuchungen, durch das Gebet Gott zwingen wollen, zu thun, was wir nach unseren irdischen Gedanken wollen. -— Die bose Art der Gottlosen hat keine Lust, sich unter des HErrn Willen zu beugeiuwbsehon see in ihrer Angst» verlangen, daß man fur sie bitten solle; sondern bleiben einmal wie das andere mal In ihrer Unart stecken, zumal wenn sie wieder etwas Luft be- komsmen egnetr vergdebkiclkäftdaßchitnsrilkkigcleitter an einer a i e , un e m i een.« Jeremia aber antwortet, wie es ein Verkündiger des Wortes Gottes, zumal in Zeiten wo es zum Ende Eingehen thun soll, ohne sich auf irgend welche Unter- andlung oder Belehrung mehr einzulassen, rund her- aus, mit bestimmten, alle irdischen Hoffnungen ab- schneidenden Worten: »Es ist zu Endel« — 6. Und des HErrn Wort geschah zum Pro- pheten Jeremia und sprach: 7. So spricht der HErr, der Gott Israel: So saget dem Könige Jud« der euch zu mir ge- sandt hat, mich zu fragen: Siehe, das Heer Pharao, das euch zu Hilfe ist ausgezogen, wird 336 Jeremia 37, 8—21. 38, 1. [oor den anriickenden Chaldäern unverrichteter Sache] wiederum heim in Eghpten ziehen; 8. Und die Chaldcier werden wiederkommen [die Belagerung wieder aufnehmen] und wider diese Stadt streiten, und sie gewinnen, nnd mit Feuer verbrennen. S. Darum fpricht der HErr also: Betrüget eure Seelen [doch] nicht [durch eitle Hoffnung] daß ihr deutet, die Chaldcier werden [von Pharao gefchlagen und vertrieben werden und in Folge dessen] von uns abziehen; sie werden nicht ab- ziehen. 10. Und wenn ihr schon schlüget das ganze Heer der Ehaldciey so wider euch streiten, und blieben ihrer [nur] etliche verwundet über; so würden sie doch [ohne sich vorher mit einander verabredet zu haben, auf göttlichen Antrieb] ein jeglicher in seinem Gezelt sich aufmachen, und diese Stadt [ohne daß ihr es hindern könntet] mit Feuer verbrennen. [So unzweifelhaft gewiß ist Gottes Rathfchluß, der Untergang eurer Stadt und eures Reiches] , So schwer ist es, Gott selbst zum Feinde haben. Gegen ihn kämpfen, ist eine vergebliche Mühe. Er bedarf zur Vollbringung seines Willens keiner großen Werkzeuge. Selbst wenn die Feinde Gottes nur mit Schatten von Menschen, die Gott gesandt, zu kämpfen haben, so können sie doch der Sache Gottes nicht ent- gehen. (Ealvin.) Die Beharrlichkeitz mit welcher zzeremia die Zerstörung Jerusalems verkündete und jede» Hi) nung auf Rettung niederschlug, mußte ihm natitrli die zu Feinden machen, welche noch die Un- abhängigkeit ihres Landes von dem chaldäischen Joche durch kriegerifche Mittel zu erreichen hossten, und den Rath, den er vielsa und unverholen aussprach, einen ja doch erfolglosen iderstand aufzugeben und durch freiwillige Unterwerfung das Aeußerste und Schlimmste zu vermeiden, mußte ihn in ihren Au en als Ver- räther des Vaterlandes und als im inverständniß mit den Feinden handelnd erscheinen lassen. Die Antwort, die er den Abgesandten Zedekias’ gegeben, konnte den Haß, den sie gegen ihn hegten, nur ver- mehren, und sie fanden bald die erwünschte Gelegen- Fett, ihn bis aus Weiteres unschädlich zu machen. Graf.) 11. Als nun der Chaldcier Heer von Jeru- salem— wieder abgezogen um des Heers willen Pharaouis fund die Wege also wieder frei waren]; 12. Ging Jeremia sdiese Zwischenzeit be- nutzend] ans Jerusalem und wollte in’s Land Ben- janiin gehen [und zwar wohl in seine Vaterstadt Anathot], Aecker zu bestellen [genauer: seinen Antheil an väterlichen Besitzthümern und damit neue Mittel zu seinem Lebensunterhalt« von dort zu holen, und das nicht heimlich, versiohlener Weise, sondern mitten] unter dem Volk [ging er dahin]. V) Da es dem Propheten gewisser als irgend jemandem sonst war, daß die Chaldäer zurückkehren würden und eine Zeit noch größerer Noth und Be- drängniß folgen würde, so lag es sehr nahe, die freie Zeit zu benahm, um sich neue Existenzmittel zu ver- schasfen. 13. Und da er unter das [Nord-] Thor sdas nach] Benjamiii kund weiter nach Ephraim hin- führt und daher Benjamins- oder Ephraimsthor hieß Z. Köln. 14, 13 u. Carton zu Karte 111.] kam, da war einer bestellet zum Thorhüter soder Befehlshaber der Thorwaches mit Namen Zettel, der Sohn Selemja, des Sohns Hananja sein fonst gänzlich unbekannter, aber jedenfalls gegen den Propheten feindselig gesinnter Mann]; derselbige griff den Propheten Jeremia nnd sprach: Du willst zu den Chatdaern fallen sübergehen und uns ver- rathen] » 14. Jeremia sprach: Das ist nicht wahr, ich will nicht zu den Chaldiiern fallen [übergehen, und überdieß sind dieselben ja gar nicht mehr da! Und wenn deine Veschuldigung wirklich wahr wäre, so müßte es ench ja lieb sein, meiner ledig zu werden] Aber Jeria wollte ihn nicht hören-«, sondern griff Jeremia [um was es ihm auch allein zirthnn gewesen war], und brachte ihn zu den Furstein 15. Und die Fürsten« [nahmen in ihrem Haß gegen den uiiliebsamen Wahrheitszeugen die Beschuldigiing Jeiicrs gegen den Propheten sofort als begründet an,] wurden zornig über Jeremia, u»nd ließen ihn schlagen und warfen ihn iu’s Ge- fangniß [das sich] im Hause Jonathan’s, des Schreibers [oder Kanzlers, befand]; denselbigen fetzten sie [zugleich] zum Kerkermeister sfür Jeremia]. « Its. Also ging Jeremia [wie ein gemeiner VerbrecherJ in die Grube [das unterirdische Ge- wölbe] und sden sinstereHJ Kerker, nnd lag lange Zeit daselbst. V) Das »ist die Art der Feinde Gottes, daß sie das Thun seiner Knechte schmählich mißdeutern wo sie sich dann zwar rechtfertigen, aber wenn sie keii1 Ge- hör finden, leiden und schweigen; nur das Bekenntniß der Wahrheit dürfen sie nicht unterlassen. (Heini.) «) Unter diesen Fürsten war keiner mehr von jenen befreundeten Männern, die Jeremia zu Jojakinrs Zeiten in Schutz genommen hatten; jene waren ohne Zweifel alle mit Jojachin nach Babylonien geführt worden; die Fürsten Zedekicks waren ein neues, aus niedrigem Stande hervorgegangenes Geschlechh die Irerfrsia und seine Weissagungen haßten Kuh. 38, I ff. ra. "17. [Mittlerweile kehrten die Chaldäer nach Vertreibung des egyptischen Heeres wieder ziirück und begannen von Neiiem nnd mit verdoppelter Energiedie Belagerung der Stadt.] Und Zedekim der König, sdadurch wieder in größere Bedrängniß gebrachiJ sandte hin, und ließ ihn [dessen Wort durch seine seitherige Erfüllung noch mehr Geltung erlangt hatte, aus dem Kerker] holen, und fragte ihn heimlich in seinem Hause saus Scheu vor seinen, dem Propheten feindseligen FürstenL und sprach [in der Hoffnung, jetzt nach solch gefähr- Jeremia wird mißhandelt und in’s Gefängniß geworfen. 337 licher Kerkerhaft und auch unter Vier Augen einen günstigeren Bescheid vom Propheten zu erlangen]: Jst auch ein Wort vom HErrn vorhanden sdas mir und meinem Volke gilt]? Jeremia sprach [ohne Scheu und ungebeugt durch die Leiden des Kerkers]: Ja; [das Gericht Gottes wird fich vollenden, wie ich gesagt, an deinem Volke und an dir] denn du wirst dem Könige zu Babel in die Hände gegeben werden. 18. Und Jeremia sim Bewußtsein seiner Un- schuld und seines Rechts glaubte diese Gelegenheit benutzen zu sollen, um über die ungerechte, lebens- gefährliche Kerkerhaft Klage zu führen, und] sprach zum Könige Zedekiar Was habe ich [eigentlich] wider dich, wider deine Knechte foder Beamten] und wider dies Volk gesündiget, daß sie mich [wie einen gemeinen VerbrecherJ in den [finstern] Kerker geworfen haben skönnet ihr die Beschuldk gungen, die ihr gegen mich vorbringen auch im Geringsten nur beweisen]? 19. [Sind nicht alle meine Weissagungen als Gottes eigenes heiliges Wort durch ihre buchstäb- liche Erfüllung erwiesen worden, während eure Lügenpropheten mit ihren Reden schmählich zu Schanden geworden stnd?] Wo sind nun [nach- dem alles so gekommen, wie sie nicht vermutheten] eure Propheten, die euch szu Lieb] weissagten und sprachetu sEs hat keine Noth l] Der König zu Babel wird nicht über euch, noch über dies Land kommen? [Sie mögen doch austreten und sich wegen solcher Lügenprovhezeiungen rechtfertigen.] 20. Und nun, mein Herr König, [da du zu: gestehen mußt, daß meine Einkerkerung so gänzlich widerrechtlich ist, so] höre mich nnd laß meine Bitte vor dir gelten, nnd laß mich nicht wieder in Jonathans, des Schreibers, Hans [V.15] bringen, daß ich nicht sterbe daselbst [denn dieser mein Kerker ist sehr hart und lebensgefährlich]. 21. Da befahl der König Zedekia, daß man Jeremia [nicht wieder in den früheren Kerker zu- riickfiihre sondern] im Vorhofe des Gefängnisses [genauer: im Wachthofe des königLsPalastes gefangen] behalten solltez und ließ ihm [sogar während der ganzen übrigen Zeit der Belagerung] des Tages ein Laibleiu Brod geben sdas man auf des Königs Rechnung] aus der Btickergasse [wo der Brodmarkt war, für ihn kaufte], bis daß alles Brod in der Stadt auf [gezehrt] war. Also blieb Jeremia lvon nun an in freierer Haft bis zur Eroberung der Stadt] im Vorhofe des Gefäng- nisses [im Wachthofe des Palastes] Von hier aus begab fich Jeremias etwas später noch einmal freiwillig zum Könige und hatte jene in Kap. :52, 4 ff. angedeutete, im Kap. 34, 2 ff. genauer berichtete Unterredung mit ihm. — An Jeremia ist seine Standhaft1gke1t, mit der er immer die Wahr eit predigte, als eine Frucht des Glaubens, zu bemer en. Er weissagte nicht, wie man’s gerne hörte (1.Kön.22, l3). Er glaubte, und redete, wie er glaubte, wurde aber darüber sehr gepla t. Doch erfuhr er auch die Er- rettung, die ihm Esasx 1, 19) verheißen worden war. Gott erweckte immer Leute, die sich seiner annahmen (Kap. 26, 24; 37, 17; 38, 7)· Sein letzter Arret im Vorhofe des Gefängnisses war noch für einen Vortheil zu rechnen; denn er war da gesichert gegen das Ge- tümmel des Volks, gegen die Hungersnoth und gegen das Schwert der Chaldäey das ihn bei der Eroberung der Stadt unter der Men e der übrigen Juden hätte tödten können. Wer dem Errn treu ist, erfährt eine unermeßltche Treue in den größten Gefahren. (Roos.) Nach dem Exempel Jeremiä mag man die tyrannische Obrigkeit um Linderung der Verfolgung wohl bitten, aber um Linderung willen nicht zu Gefallen reden. (Kramer.) Das 38. Kapitel. Jeremia mird in eine grubi- Mmorfem daraus errettet, und zum geheimen Hefpräch vom Iiöitige gefordert. III« V. 1—28. Es werden nun zwei Ereignisse berichtet, welche in die letzte Zeit der Belagerung Jerusalems, kurz vor Eroberung der Stadt durch die Ehaldöer fallen; das Kost. zerfällt daher in 2 Kbschaitlte (v.1—13; 14——23). Dadurch, daß Zedekia den Seremia indem Wachthofe beließ, war der Zweck oereitelt, welchen die Fürsten gehabt hatten, als sie ihn in dem unterirdischen Ge- fängnisse im hause Ionathans einkerkerten, nämlich jede Einwirkung seinerseits aus die Einwohner Seen- salems unmöglich zu machen; denn hier nannte er wieder mit vielen Leuten verkehren und gegen sie seine Ueber- zeugnug aussprechen, daß jede bleriheidignng nntztos sei und daß nur, wer die Stadt oerließe und zu den Ehaldäeru ginge, sein Erben retten könne, da Gott unwiderruflich besxhlosseu habe, die Stadt in die Ge- walt der Ehaldäer zu geben. Darüber wurden die Fürsten so erbittert, daß sie seinen Tod besrhlosseu und von dem Könige sich die Erlaubniß ans-wirkten, ihn in eine tiefe Schlammgrnbe zu werfen. Alls aber Ebedmelectk ein äthiopisclzer hosbeamtg die Lage Ie- remicfs hörte, weiß et dem Könige das Unrecht so vorzustellen, daß er non demselben die Erlaubniß er— taugt, den Propheten wieder herauszuziehen und zu retten (itl. 1——13). Kicht lange nachher läßt der König deu Propheten ans dem Wachthose zu einer neuen ge- heimen tlnterredung holen. Der König verlangt, daß Seremia ihm rückhaltslos die Zukunft enthielte, und verspricht ihm mit einem Eide Schonung und Schuh seines Lebens. Jeremiä aber kann dem Könige noch immer nichts anderes sagen als: llebergabe ist das einzige kiettnngsmitteh Der König verbietet dem Propheten, den Fürsten den Inhalt der blntertedung mitzutheiletn Stuf diesen Kefehl sagt Jeremia den Fürsten, die wirk- lich kommen, um ihn anszasorschetg er habe den König nur gebeten, nicht in den unterirdisshen Kerker in Sonathows Haus zur-umgebracht zn werden. Mit diesem Kescheide müssen die Fürsten ßch zufrieden geben, Jeremia aber bleibt im Wachthose bis zur Eroberung der Stadt Ob. 14——28). 1. Es höreten »aber Saphatja, der Sohn Matt-ans, nnd Gedal1a, der Sohn Pashurs [o:el- leicht desselben, der Jeremia einst in den Block gelegt hatte Kap. 20, I f.], und Juchah der Sohn A. D. If. Z. 22 338 Jeremia 38, 2-—14. Selemja, und Pashny der Sohn Malehia kdie Fürsten und höchsten Räthe des Königs, welche den Propheten in den unterirdischen Kerker hatten werfen lassen und geglaubt hatten, ihn unschädlich gemacht zu haben Kap. 37, 1«5j, die Rede, so Jeremia [von seinem freierer: Gefängnisse im Wachv hofe aus] zu allem szn allerlei] Volk [zu den im Wachthofe stationirten Kriegsleuten nnd zu dem dort aus- und eingehenden Volk] redete, und spracht Z. So spricht der HErrQ Wer in dieser Stadt bleibet [und sich dadurch an der Sünde des Trotzes des Königs und seiner Großen gegen den Gerichtsbeschluß des HErrn betheiligt], der wird durch Schwert, Hunger und Pestilenz sdiese drei stetigen Gerichtsdiener Gottes] sterben müssen; wer aber [des HErrn Wort als wahr und gewiß er- kennet und sich unter dasselbe beugend] hinaus gehet zu den Chaldiierm der soll sweil er sich zunächst wenigstens äußerlich von der Sünde und dem Abfall scheidet] lebend bleiben, nnd wird sein Leben wie eine Beute davon bringen. Z. Denn also spricht der HErn Diese Stadt soll übergeben werden dem Heer des Königs zu Rahel, und sollen sie gewinnen [wie ich solches alles von Anfang an immer wieder geweissaget habe, aber ihr glaubtet mir nicht; jetzt seht ihr die Erfüllung vor Augen Kap. 21, 9]. «) Wäre Jeremia kein von Gott esandter Prophet, wären solche Worte ihm nicht von ott selbst befohlen und in den Mund gelegt, also Gottes eigene Worte gewesen, so hätten die Fürsten wohl Recht gehabt, wenn sie ihn des Hochverraths beschuldigten als einen Menschen, der die Kriegsleute zum Abfall, ja zum Eidbruch verleite und alles Volk feige und verzagt mache. Es lag ihre Schuld also stets in ihrem Un- glauben gegen das Wort Gottes. 4. Da sprachen die Fürsten zum Könige: Laß doch diesen Mann sder da oorgiebt, ein Prophet des Höchsten zu sein] tödten; [er hat reichlich den Tod verdient] denn mit der Weise wendet er [auch] die [wenigen] Kriegsleuie [noch] ab, so noch übrig sind in dieser Stadt [nachdem schon so viele weg: geführt, getödtet oder übergelanfen sind], desgleichen das ganze Volk auch, weil er solche Worte zu ihnen sagt [die sie nur entmuthigen, ihr Leben noch länger zur Vertheidigung der Stadt zu opfern]. Denn wahrlich] der Mann sucht nicht, was zum Friedtien diesem Voll, sondern was zum Unglück lcUc . Jeremia ist wie ein laufender Brunnen, der Wassers die Fülle hat. Man kann die Mündung der Röhre verstopfen Aber sobald auch nur eine schwache, momentane Oeffnung entsteht, bricht das Wasser mit Macht hervor. Obwohl er wußte, was ihm bevor- stand, schwieg er doch nicht. Denn er konnte nicht schweigen (Kap. TO, 9). Und wenn sie ihn auf dem Platze mit Kenlen todtgeschlagen hätten, o würde er sterbend no gerufen haben: »Wer hinausgehet, wird am Leben leiden« Jeremia war aber kein Hoch- verräther, sondern er war der beste Patriot in ganz Israel. Beweist das nicht der Muth, mit welchem er seinen scheinbar so unpatriotischen Rath uner- schütterlich wiederholte? Freilich seine Gegner halten ihn für den gefährlichsten Menschen im Volke, ähnlich wie Ahab den Elia beschuldigte, daß er Jsrael ver- wirre (1. Kön. 18, 18), Amazia den Amos (Am. 7, 10), die Juden den Paulus (Apostelgesch. l6, 20)· (Nägels- bach.) Von jeher haben sich die Prediger des Wortes Gottes von den Gottlosen den Vorwurf gefallen lassen müssen, daß sie vaterlandslose Menschen, schlechte Patrioten, Volksverderber, ja Hochverräther und Lan- desverräther seien. Die Gottlosigkeit kann eben in ihrem blinden Unglauben nicht be« reifen, daß nur der sein irdisches Vaterland wahrhat lieb haben kann, der sein himmlisches Vaterland gefunden hat und in ihm heimisch ist, daß das Leben in Gott seinen Ur- sprung nicht im nationalen Leben hat, also auch keine nationale Sache, sondern etwas über allen Nationen Stehendes ist. Bei den Heiden war die Religion Sache des einzelnen Volks, weil sie eben nicht den Gott Himmels und der Erden, sondern aus dem Leben des Volks geborene Götzeii anbeteten. —- Wehe aber dem Diener Gottes, der sich durch solche Schmähungen verleiten läßt, über das Unrecht zu schweigen oder gar es recht zu nennen! Der Propheh der mit Christo stirbt, wie Jeremia in der Schlammgrube, wird auch mit Christo auferftehem 5. Der Komg Zedeiia sprach smit Aa)sel- zucken]: Siehe, er ist in euren Händen shaltet ihr es für recht, dem Staatswohle nützlich oder noth- wendig, daß er sterbe, so thut mit ihm nach eurem Willen]; denn der König kann nichts wider euch. Jojakim war ein boshafter Mensch; Zedekia ein Schwächling, dem Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht ziemlich gleich galt, der sich mit Pilatus ein- bildete, wenn er nichtfelbst das Unrecht ausführe, sondern dem Andrängen aus Menschensurcht nur nachgebe, so falle keine Schuld auf ihn. Welcher von beiden war schlimmer? Der HErr sagt: Weil du aber lau bist, und weder kalt, noch warm, so will ich dich ausspeien aus meinem Munde. Stellt man KonstantinX. Ludwig XVL und Zedekia neben einander, äußerlich betrachtet, keineswegs die schlechtesten in der Reihe der letzten Beherrscher ihrer Reiche; warum brach das Gericht Gottes gerade über sie herein? Ihre Charakter- losigkeit, ihre sittliche Nichtigkeit, ihre Lauheit sowohl gegen Gottes Gerechtigkeit als gegen menschliche Un- erechtigkeit, die vor Gott schlimmer ist als Gottes- fgeindschafh giebt den Schlüssel zu dieser merkwürdigen Erscheinung in der Geschichte Vgl. Kap. 36, 25 Blum. A. Da nahmen sie Jercmia und warfen ihn in die Grube soder Cisterne] Malchicn des Sohns Hamelechs [genauer: eines Königssohnes, der dieselbe wahrscheinlich hatte bauen lassen], die am Vorhofe des Gefangnisses [im Wachthofe des Pa- lastes] war [und pielleicht schon öfter als schwerstes Gefängniß gedient hatte] und ließen ihn an Seiten hinab in die Grube, da [zwar] nicht Wasser, son- dern Schlamm kennen] war. Und Jeremia sank m den Schlamm. Die Fürsten mögen einerseits allerdings Jeremias qualvollen Tod beabsichtigt, andererseits die Ausrede im Sinne gehabt haben, sie hätten sein Blut nicht Vergossen, sondern ihn nur in das dem Hochverräther gebührende Gefängniß geworfen. Wenn er darin um- gekommen sei, so sei das nicht ihre Schuld (l. Mos.37,22). Der Prophet wird in eine Grube geworfen, daraus errettet und heimlich zu Zedekia geführt. 339 So erbärmlich wie Jeremia ist nie ein Propget miß- handelt worden. Jm Mittelpunkte der T eokratie egenüber einem mit diabolischem Hasse erfüllten Essrophetew und Priesterthum und einem ohnmächtigem von diesen geleiteten Königthum befindet sich hier der vereinsamte ,,Knecht Jehova’s« auf der tiefsten Stufe der Erniedrigung und des Leidens. Aller Haß des Jerusalem, das da ,,tödtet die Propheten und fteini- et, die zu ihm gesandt sind (Matth. 23, 37)«, gipselt Für die damalige Zeit in diesem Ver ahren gegen Jeremia, wodurch das Maß der Vers uldung voll- gemacht und das Gericht der Vernichtung über die unglückliche Stadt herabgerufen wird. Es entspricht diesem geschichtlichen Momente als erfiillender und vollendender Antitypus das, was dem HErrn selbst widerfuhr, welcher ebensowohl der Gegenstand des aufs öchste gesteigerten asses von Seiten des sleischli en Israel, als der rophet seines definitiven Untergangs gewesen ist: Matth. 23, «4. (Nägelsbach.) » 7. Als aber Ebed Melech, der Mohrd em Kammerer [d. i. Eunuche oder Verfchnittenem der] in des Königs Hause [Anfseher über den Harem war] hörete, daß man Jeremia hatte in die stiefe Schlamm-J Grube geworfen; und der König eben saß im Thor Benjamin [Kap. 37, 13., wahrscheitp lich dem am meisten bedrohten Punkte in der nörd- lichen Stadtmauer-J; 8. Da ging Ebed Melech [der als hoher Staatsbeamte und besonders als Aufseher über den Frauenpalast den freiesten Zutritt zum· Könige hatte] aus des Königs Hause, und redete mit dem Könige, und sprachg » » » 9. Mem Herr »Komg, die Manner [deine RathgeberJ handeln ubel [in allen Stiicken] mit dem Propheten Jeremia, daß sie ihn haben in die Grube geworfen, da er swenn auch nicht gerade durch den Schlamm, so doch jedenfalls] muß Hungers sterben; denn [so lange er im Wachthofe war, war er versorgt und empfing seine tägliche Brodportion Kap. 37, 21; nun aber fragt niemand mehr nach ihm, jedermann hat für sich schon zu wenig, denn] es ist kein Brod mehr in der Stadt. r) Da das Gesetz (5. Mos. »Es, I) ausdrücklich ver- bot, daß in Jsrael Verschnittene sein sollten, so nahmen die Könige der späteren Zeit Ausländer, Aethiopier meistens, die Gunuchen waren, als Aufseher Über den Frauenpalast m ihren Hofdiensn wie auch jetzt noch diese Art Menschen meist aus Oberegypten herkommen. — Wie jener Hauptmann unter dem Kreuze Christi als erster Heide seineStimme erhob und sprach: ,,Wahrlich, dieser ist ein gerechter Men ch, dieser ist Gottes Sohn gewesen«, so mußte sich hier ein Mohr, ein Heide er- armen und gegen den ungeYuren Frevel seine Stimme erheben, während ganz Jsrael schwieg. Dadurch vollendet sich das Zeugniß vom Ver alle Jsraels und erscheint die Schuld als eine gemeinsame (Luc. 4, 25 ff; 19, 40; Matth. 8, 10). Der HErr aber lässet keinen Trunk Wassers, den jemand einem seiner Kne te ge- rei t, unbelohnt; zur Vergeltung ward Ebed elech na her mit Jeremia gerettet (Kap. 39). 10. Da befahl der König Ebed Melekh, dem Möhren, und sprach: Nimm dreißig Männer mit dir szu deiner Hilfe und zu deinem Schutze gegen etwaige Versuche der Fürstem die Rettung des Propheten zu hindern] von diesen [die hier die Stadt vertheidigenL nnd zench den Propheten Jeremia aus der Grube, ehe denn er sterbe. 11. Und Ebed Melech nahm die Männer mit sich, und ging in des Königs Haus [und zwar zu- nächst in einen Raum] unter die Schahlammeu und nahm daselbst zerrissene und vertragene alte Lumpen [die möglichst weich waren und an deren gänzlichem Verbrauch nichts gelegen war], und ließ sie au einem Seil hinab zu Jeremia in die Grube. 12. Und Ebed Melech, der Mohr, sprach zu Jeremim Lege diese zerrissenen und vertragenen alten Lumpen unter deine Achseln um das Seil sdamit dasselbe dir nicht in das Fleisch schneide, wenn wir dich jetzt emporziehens Und Jeremia that also. Die Fürsten verfuhren, als sie Jeremia hinab- stießen in die Cisterne, wohl nicht ganz so sanft. 13. Und sie zogen Jeremia heraus ans der Grube an den Steinen. Und blieb also Jeremla kvon nun an] im Vorhofe des Gefcinguisses [im Wuchr- hofe des Palastes bis zur Eroberung der Stadt] Glei wie zu Christi Zeiten die äußere Theokratie ihrem de ’nitiven Sturze entgegen ging, so zu Jeremias Zeiten ihrem vorläufigen. Christus war der Prophet jenes definitiven, Jeremia dieses vorläufigen Unter- gangs. Wie Christus angeblich als Hochverräther und Volksverderber angeklagt wurde (Joh. 11, 48. 50), so auch Jeremia. Der wahre Grund ier wie dort war der diabolische Haß gegen die götti e Wahrheit und der fleischliche Trotz auf äußerliche tützen und eigene Vortrefflichkeit Die Fürsten, welche Jeremia in die Grube werfen, entsprechen den Obersten des Volks zur Zeit C risti, der schwache Zedekia dem schwachen Pontius ilatus, Ebed Melech jenen Gläu- bigen aus den Heiden (Hauptmann von Capernaum, kananäisches Weib, Samariter), welche durch ihren Glauben Jsrael beschämen. Und wie Jeremia aus der Grube errettet wird, so geht Christus nach drei Tagen aus dem Grabe hervor. (Nägelsbach.) 14. Und der König Zedeiia sandte [wohl kurz nach jener Rettung des Propheten aus der Schlammgrube, vielleicht noch an demselbigen Tage] hin nnd ließ den Propheten Jeremia kaus dem Wachthofe] zu sich holen, sdaß er eine geheime Unterredung mit ihm halte] unter dem fweiter nicht genauer bekannten] dritten Eingang am Hause des HErtn lwahrscheinlich einem verdeckten Gang vom Palaste nach dem Tempel, dessen sich die Könige zu bedienen pflegten] Und der König [defsen gequälte Seele, unfähig stch gehorsam und demüthig unter Gottes Wort und Willen zu beugen, noch immer zwischen Furcht und Hoffnung bangte und schwankte] sprach zu Jeremiax Ja) will dich etwas fragen smöchte noch einmal von dir er- fahren, was dir Gott geofsenbaret hat über meinen und meines Volkes Ausgangiz Lieber [Richt. 4, 19 Anm.] verhalte mir nichts sich bin gefaßt, auch das Schlimmste zu erfahren, nur Gewißheit in meiner schrecklichen Lage möchte ich haben]. 227 340 Jeremia 38, 15—— 28. 39, 1—-—3. Kommt die Noth ernstlich heran, so wendet sich die glaubenslose Welt doch von ihren Lieblingem den ügeugredigerm die sie früher m den Schlaf sangen, ab un schenkt den Wahrheitszeugem selbst· wenn sie sie haßt, allein Glauben, wenn sie gleich nicht gewillt ist, sich ihrem Wort zu unterwerfen. — Das cheint nicht selten Fiirstenaräzzzu sein. Man sagt: Jch wi die Wahr- heit, nur die ahrheit, die volle Wahrheit hören. Und wenn man ihnen dann die Wahrheit sagt, hat man sich die höchste Ungnade zugezogen. Denn diese Herren, an ein homerisches Götterleben gewohnt, mögen in dieser ihrer Seligkeit nicht gerne åzsstört werden. Nichts aber berührt unsanfter als die ahr- heit. Auch dem Zedekia scheint es mit feinem ,,Lieber, verhehle mir nicht-s« nicht Ernst gewesen zu sein; denn sonst würde er weni tens das Mögliche gethan haben, um des Propheten ath zu befolgen. (Nägels- bachJ Wie stellt doch Jsraels Geschichte an jedem Punkte so treu die Geschichte des menschlichen Herzens ar II. Jeremia sprach zu Zedelim Sage ich dir etwas swas Gottes Wort ist und dir nicht ansteht], so tödtest du mich doch [noch, wie du ja noch kürzlich den Fürsten dazu die Erlaubniß ge- geben; ich kann dir trotz deiner Gunsibezeugungen kein Vertrauen schenken]; gebe ich dir aber einen Rath [wie du dein Leben und deine Seele noch retten kannst] so gehorchest du mir [doch] nicht [denn der sich demüthig beugende Glaube fehlt dir]. Its. Da schwur der König Zedeiia dem Jeremia heimlich, und sprach: So wahr der HErr lebt, der uns smir und dir] diese Seele gemacht hat [die du deinerfeits durch mich gefährdet glaubst], so will ich dich nicht tödten, noch den Männern sden Fürsten] in die Hände geben, die dir nach deinem Leben stehen. Hätte der König ihm lieber gefchworen, daß er dem Propheten und dem Worte Gottes gehorchen wolle, gern hätte dieser ihm den andern Schwur er- lassen, hätte auch sein Leben gern daran gegeben. 17. Und Jeremia sprach zu Zedekia: So spricht der HErn der Gott Zebaoth, der Gott Israel: Wirst du hinaus gehen zu den Fürsten sObersien und FeldherreUJ des Königs zu Babel [welcher selbst in Riblath abwesend ist Kap. 39, Z. 5], so sollst du leben bleiben, und diese Stadt soll nicht verbrannt werden, sondern du und dein Haus [deine Familie] sollen am Leben bleiben; 18. Wirst du aber nicht hinaus gehen zu den Fürsten des Königs zu Basel, so wird diese Stadt den Chaldäern in die Hände gegeben, nnd werden sie mit Feuer verbrennen, und du wirst auch nicht ihren Händen entrinnen [wie ich dir dies alles mit denselbigen Worten schon öfters gesagt habe Kap. 21, 4——10]. 19. Der König Zedekia [dessen Herz, weil er die Freiheit der Knechtschaft Gottes nicht mochte, in der Knechtschast der Menschenfurcht gefesselt war] sprach zu Jeremia: sJch möchte deinem Rathe wohl folgen] Jch besorge mich aber, daß ich den Juden, so [bisher schon aus Unzusriedenheit mit meiner Regierung] zu den Chaldäeru gefallen [iibergegangen] sind [und sich außerhalb der Stadt als Partei zusammenhaltenL möchte [in die Hände fallen, oder auch von den Chaldäern] übergeben werden, daß sie [mich mißhandeln und] mein spotten. 20. Jeremia sprach: [Sei nur getrostJ Man wird dich nicht [den dich hassenden Juden] über: geben. Lieber, gehorche doch der Stimme des HErrn, die ich dir sage sund deniiithige dich unter seine gewaltige Hand]; so wird dir’s wohl gehen, und du wirst lebend bleiben. 21. [Eins nur ist dir Noth, daß du hörest auf die Stimme des HErrnJ Wirst du aber [ihr nicht gehorchem dich] nicht sfreiwillg ergeben und] hinausgehen, so ist dies das [feste und ge- wisse] Wort, das mir der HErr gezeiget hat. 22. Siehe, [du fürchtest die übergelaufenen Juden, die dir alleSchuld beimessen — von ihnen wird dir nichts begegnen, aber anstatt dessen weit größere Schmach:] alle Weiber [deines Hof: siaates], die noch [aus den Zeiten der früheren Könige übrig und neben deinen eigenen] vorhanden sind in dem Hause des Königs Juba, werden kais gute Beute] hinaus wandern] müssen zu den Fürsten [den Feldherren] des Königs zu Babelz dieselbigen werden [dich] dann smit Hohn und Spott im Lager der Chaldäer nach Eroberung der Stadt begrüßen und folgendes Spottlied zn dirs sagen: Ach, deine Tröster [die Großen deines Reiches und die Lügenpropheten, auf welche du so Großes hieltest] haben dich smit ihren iiblen Rath- schlägenj überredet nnd verführet und in Schlamm [in dem du nun stecken] geführeh nnd lassen dich nun [darin] stecken [keiner von ihnen ist bei dir geblieben und hat versucht, dir heraus zu helfen. — Solcher Spott aus Weibermund wird dir dann viel weher thun]. 23. Also werden dann [auch] alle deine Wei- ber [deine eigentlichen Gemahlinnen] nnd Kinder sals Gefangene] hinaus milsseii zu den Ehaldäernz und du selbst wirst ihren Händen nicht entgehen [wie du wohl noch immer hoffsi]; sondern du wirst vom Könige zu Babel gegriffen, und diese Stadt wird sdurch deine Schuld] mit Feuer verbrannt werden. 24. Und Zedekia sgehorchte aus Charakter- schwäche und Furcht vor seinen schlechten Rath- gebern dem Worte des HErrn nicht; er fiirchtete aber auch schon, nur in den Verdacht zu kommen, sich zu Jeremia und seinem Rathe hin zu neigen; daher] sprach see] zu Jeremia: Siehe zu, daß [ia] niemand diese Rede szwischen mir und dir] erfahre, so wirst du nicht sterben swährend ich dich im anderen Fall, wenn die Fürsten sie erfahren, vor ihrem Todeshaß nicht werde schützen können] Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar. 25. Und ob es die Fürsten [dennoch] er- fiihren swas leicht inögltch ist], daß ich mit dir geredet habe, und kamen zu dir, und sprachen: Sage an, was hast du mit dem Kpnlge geredet, leugne es uns nicht, so wollen wir dich nicht tödten; und was hat der König mit dir geredet? 26. So sprich: Jch habe den König gebeten, daß er mich nicht wiederum ließe in Jonathans Haus [in den dunkeln unterirdischen Kerker] fuhren; ich möchte daselbst sterben. » 27. Da kamen sdenn auch wirklichs alle Fnrsten zu Jeremim und fragten ihn; und er sagte ihnen, wie ihm der Konig befohlen hatte. Da ließen sie von ihm, weil sie nichts erfahren konnten [wenn- gleich sie vermuthetery daß die Unterredung auch noch Anderes betroffen haben möchte]. Die Ausle er sind darüber getheilter Ansicht, ob die Antwort Jeremicks auf die Frage der Fürsten der Wahrheit entsprochen habe, oder ob der Mann Gottes hier fich am Ende einer Lüge bedient habe. Aber von dem Tode und todesgefährlichen Gefijngnisse ist zwischen dem Könige und dem Propheten ja ganz gewiß die Rede gewesen und also auch wohl von dahin gehenden Bitten des Propheten, die ja jmplioite schon in den uns berichteten Worten (V. 15)« gelegen sind. Alles Fu erfahren, was geredet worden, hatten die Fürsten einerlei Recht Jeremia aber hatte um so weniger eine Pslichh ihnen alles zu sa en, als sie offenbare Mörder waren, denen er mit seiner vollen Mittheilung der Unterredung selbst das Messer in die Hand gege en hätte, ihn zu ermorden. Es war also nur eine Vereinigung der Klugheit mit der Einfalt und Wahrhaftigkeit in der Antwort Jeremicks ent- halten. Vgl. zu 1. Sam. 16, 3. 28. Und Jeremia blieb im Vorhose des Ge- fängnisses sim Wachthose des Palastes] bis auf den Tag, da Jerusalem gewonnen sund er von den Chaldäern selbst aus seiner Haft befreit] ward. Jn diese allerletzte Zeit fiel dann wahrscheinlich noch die Unterredung in Kap- 32, 2 ff.; 34, 1-5. Das 39. Kapitel. Jerusalem wird eroliert Zedekia gefangen, Jeremia nnd Glied Meleoh erhalten. lV. v. 1—18. Uachdem im vorhergehenden dargestellt worden ist, wie Gottes Erbarmen und loitieude Gnade alle Mitte! erschöpft hat, um den König und das un- gliictilictje Voll: noch in der letzten Stunde zur Erkennt— uiß dessen zu führen, was zu ihrem Frieden diente, zeichnet uns der prophet nun mit wenigen groben Strichen ein Bild von der treuen Erfüllung seiner Melssagung in den Tagen des Jammers, der Groberung und Zer- störung der Stadt, des Saiiitisats des Königs, der Seinigen und des volles. dlicht einen genauen Bericht von allen Greignissen, in denen sikh Gottes Gericht iiber Jnda entlud, galt es zu geben; einen solchen giebt vielmehr Karl. 52 u. L. Amt. 25; nur ein prophetiseties Bild, in wetchem blos die schlagendslen sllunlile hervor- treten, soll es sein. Gs stnd aber zwei Stirne, die Iereniias von seiner prophetisaien warte aus thut, einen in die eroberte Stadt W. 1—14), den andern auf 341 den Uusihiten itlbed Melech w. 15—18). Der erste welst nach, wie die Treulosiglieit gerichtet wird, der zweite, wie die verheißene Gnade denen erfüllt wird, welche ge- rettet worden, well fle des ljitirrn Wege gingen. — dlachdem in v. 1—3 die Thatsache der Groberung Je· rnsalems lenrz mitgetheilt ist, wird in its. 4—7 die Flucht Jtedeliias seine Gesangennehninng nnd Verurtheilung erzählt; daran wird in U. 8—10 ein liurzer Bericht über das Sihictisal der Stadt Jerusalem und ihrer He— vdlliernng angereiht nnd in di. 11——14 der Bericht iiber das Schicksal des Propheten Seremia angefägh Kuf diesem dunkeln Grunde hebt sieh (itt. 15—18) die Rettung des glänbigen iheiden ans ihanis verworfeiiem Stamme aus dem Gerichte intt eigenthämlichem ttichte ab und össnet uns den Stint in die Zeit, da alte, auch die am fernsten stehenden Heiden ans Gnaden selig werden, Israel aber nur auf dem vom HGrrn geordneten Wege due-h den Tod zum Siege gelangen wird. Letzteres in vor-gebildet in dem Srhirlisat Sereniiaxy des Knecht« Gottes, dessen Darstellung deiin auch das sindeglied zwischen den beiden Haut-theilen des Kapitels bildet. I. Und es geschah, daß Jerusalem gewonnen ward [wie es Jeremia wiederholt als Gottes un- abänderlichen Beschluß oorherverkündigt hatte]. Denn tin nennten Jahr Zedelia, des Königs Juba, im zehnten Monden sund zwar am 10. Tage des- selbigen Monats, etwa im Januar 590 v. Chr» Knie. 52, 4; 2. Kaki. 25, 1] kam Nebukadnezar, der König zn Rahel, nnd alle sein Heer vor Je- rusalen, nnd belagerten dieselbige. Z. Und im elften Jahr Zedekicy am neunten Tage des vierten Monden [genannt Thammuz, etwa unserem Juli, des J. 588 v. Chr.], brach man sdurch die in die Mauer geschossenen Bre- schen] in die Stadt snachdem die Belagerung 18 Monate gedauert hatte]; s. Und [da] zogen hinein alle Fürsten des Königs zu Bube! [welcher selbst noch in seinem Hauptqnartier Riblath verweilte], und hielten sfaßten Stellung] Unter dem [in der Mauer, welche die obere oder Zionsstadt von der Unterstadt trennte, besitidIicheUJ Mittelthor sauch altes Ephraimsthor genannt, s. Carton zu Karte IlI., weil stch von hier aus die beiden genannten Theile der Stadt am leichtesten beherrschen ließen], nämlich Netgal Sarezer swahrscheinlich der Oberbefehlshaber der gesammten Belageruugsarmee], Sangat Rede, Sarsechim svielleichn Sangar-Nebo-Sarsechim, als nur Eine Person bezeichnend, zu lesen]- der oberste Kcimmeren Nergal Sarezer, der Hofmeister sge- nauerx der Obermagier Dan. 2, 2 Anm.], und alle andern sweniger hervorragende] Fürsten des Königs zu Babet Auffallend ist es bei diesen Namen, daß der Ober- magier (Hofmeiter) denselben Namen trug, wie der zuerst genannte ürstz ferner daß in V· 13 ein anderer oberster Kämmerer und ein anderer sofmeister genannt wird, und zwar wiederum ein ergalsarezen Es haben daher viele Ausleger angenommen, daß V. 3 u. 13 in den Eigennamen der Fürsten Schreibfehler vorhan- den sein müßten. Das ist wohl möglich; aber es ist 342 unmöglich aufzufinden, wie die Namen urfprünglich gelautet aben und auf die einzelnen Aemter vertheilt ewesen ind. Man wird daher am wohlsten thun, sich bei dem vorhandenen Text der Namen zu be- ruhigen, zumal da Ia der Sinn durch denselben gar nicht gestört wird· 4. Als sie nun Zedekia, der König Juba, [Von seinem Palaste in der obern Stadt aus von Norden her in die Unterstadt mit ihren Kriegern eindringen und an der Zwifchenmauer am Mittel- thore Stellung nehmen] sahe, fund er] sammt feinen Kriegsleuteic kin feiner Umgebung daraus erkannte, daß auch die Oberstadt nicht mehr zu halten sei], flohen sie bei Nacht [in entgegengefetztem füdlicher Richtung] zur Stadt hinaus [auf dem Wege] bei des Königs Garten [nahe bei dem Teiche Siloah Neh. Z, 15., und zwar] durch’s [sog. Brunnen-J Thor zwischen zweien Mauern szwischen der Doppelmauey die wahsxscheinlich Zion mit Ophel verband «, f. Carton zu Karte 1II·, und gelangten zunächst in den Ausgang des Tyropöom oder KäsemacherthalsL nnd zogen [oon da durch’s Kidronihal am Königsgarten vorbei] durch’s Feld hindurch [genauer: nach der Arabah, der Ebene des Jordanthals um von da womöglich über den Jordan nach Gilead zu entkommen] V) Nach anderer Auslegung ist nicht eine Doppel- mauer gemeint, sondern die einander gegenüberliegenden Mauern, die Mauer an der Ostseite des Zion und die auf der Westseite des Ophel gemeint. Dann wäre das Thor ,,zwischen den beiden Neauerirt nicht das Brunnen- thor, sondern das Roßthor (Neh. 3, 28), das sich in der über das Tyropöonthal gezogenen und jene beiden Mauern verbindenden Mauer lag. Z. Aber der Chaldcier Heer jagte ihnen nach, und ergriffen Zedekia im Felde [in den Steppen] bei Jericho [Jof. 4, 13., noch ehe er über den Jordan gekommen war], und fingen ihn fnahmen ihn gefangen], und brachten ihn zu Nebukadnezar, dem Könige zu Bahn, gen Riblath, die im Lande Hemath [am Orontes, noch setzt Ribleh genannt, 2. Sam. 8, 6 Anm.] liegt, [wo Nebucadnezar sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, wahrfchein- lich um noch andere Feldziige besonders gegen Tyrus, oorzubereiten]; der sprach ein Urtheil über ihn. is. Und der König zu Babel ließ die Kinder Zedelia vor feinen Augen tödten zu Riblath und gödgete fließ tödten] alle Fürsten foder Edeln] U E. , 7. Aber Zedekia ließ er die Angen ausftechem und ihn mit Ketten binden, daß er ihn gen Babel führen, [wo er bis zu feinem Tode im Gefängniß saß Kuh. 52, 11]. Die Strafe, welche über Zedekia erging, war zwie- fach grausam. Einmal, weil er der Execution an feinen eigenen Söhnen zusehen mußte. Dieselbe be- stand, wie der ebräische Ausdruck andeutet, in einem langsam qualvo en Hinschlachtem womitdenn auch das- jenige, was uns in den Hügeln von Nimrud und Jeremia 39, 4—-18. Chorsabad an grauenerregenden Seulpturen mit der- artigen kanibalischen Todesmartern erhalten worden ist, übereinstimmt. Dann in seiner eigenen Person. Er selbst wurde des Augenlichts beraubt, doch so, das; jene Schlachtung seiner Söhne das letzte Bild war, das seine Seele aus der Welt des roglgen Lichts in die ewige Nacht mit hinübernahnu ls Strafe war die Blendung im alten Orient keineswegs unge- wöhnlich. Auch davon haben wir Scenen, von ihren Urhebern in Stein gemeißelt, damit sie den Jahr- tausenden der Nachwelt Zeugniß von dem Geiste geben, der zu ihnen trieb. Schon der hebräische Aus- druck klingt wehevoll, er bezeichnet ein Ausgraben der Augen mit spitzem Speer. Die Nacht seiner Au en Ezeichnete nur sein finsteres Loos überhaupt. er rönig truå die ehernen Ketten und schleppte als Blin- der und ebundener sein Geschick nach Babel. So löst sich das dunkel, aber gewaltig tönende Wort an ihm, das Jeremia vom HErrn gefchaut hatte. (Neumann.) 8. Und die Chaldäcr verbrannten kwie die umständlicheren Berichte Kap. 52, 12 ff» L. Kön 25, 8 ff. erzählen, einen Monat nach der Eroberucig bei Absendung des Trabanten-Obersten Nebufaradan durch den König nach Jerusalem] beide des Königs Haus und der Burger Häuser, und zerbracheu die Mauern zu Jerusalems« 9. Was aber noch vom Voll in der Stadt war ldas nicht während der Belagerung umge- kommen war], und was sonst« Dvährend der Be: lagerung fchon] zu ihnen sden Chaldäern] gefallen sübergegangerq war, die fuhrete Nebusaradam der Hofmeister [der Oberst der Trabanten oder der »königl. Leibwache], alle mit einander gen Babel gefangen. 10. Aber von dem geringen Volk, das nichts hatte, ließ zur selbigen Zeit Nebusaradan, der Hauptmann [V. 9], etliche im Lande Judaz und gab Ihnen Weinberge und Dörflein [genaner: A ecker] ein. »Es) Die Absendung Nebusaradans, des höchsten Adjutanten des Königs von Riblath nach Jerusalem zur Vollstreckung der Zerstörung der Stadt und De- portation des Volks, sowie das Datum der Ausführung des Befehls wird weggelassen, wodurch es den An- schein gewinnt, als sei alles sofort nach der Einnahme der Stadt erfolgt und Nebusaradan sofort an Ort und Stelle gewesen. Denn es kam hier nicht darauf an, einen historisch genauen Bericht zu liefern über die einzelnen Vorgänge, sondern nur die Hauptsachen kurz zu erwähnen, um die dem Propheten widersahrene Behandlung in das rechte Licht zu setzen und überhaupt die genaue Erfüllung seiner Weissagung zu zeigen. 11. Aber Nebukadnezar, der König zu Bahn, hatte Nebufaradam dem Hauptmann (V. 9), fbei seiner Absendung aus RiblathJ befohlen von Jeremia und gesagt: « , » 12. Nimm ihn, und laß dir ihn befohlen sein, und thue ihm kein Leid; sondern wie ers von dir begehret, so mache es mit ihm. Nebucadnezar, der König, und Ebed Melech, der Aethiopier, erhöhten die Schuld der Juden. Denn diese, wiewohl sie Heiden waren, scheuten sich doch vor Zedekia’s Kinder werden vor seinen Augen getödtet und er selbst dann geblendet. dem Propheten· Die Juden aber, die mit den prophetischen Worten waren groß ezogen worden, wollten auf die göttlichen Worte nicht achten, haben vielmehr den Propheten mannigfachen Mißhandlungen unterworfen. (Theodoret.) 13. Da sandte hin Nebusaradam der Haupt- mann soder Oberste der Leibwache], und Nebu Sasban, der oberste Kcimmerer sder oielleicht erst nach der Einnahme Jerusalems zusammen mit Nebusaradan vom Könige nach Jerusalem abge- sandt worden war und daselbst den oben V. 3 genannten Oberstkämmerer Sarsechim abgelöst hatte] Nergalsarezer der Hofmeister [genauer: der ObermagierL und alle Fursten des Königs zu Bahn, 14. Und ließen Jeremia holen aus dem Vor- hofe des Gesaugnisses sdetn Wachthofe des PaIastesJJ und befahlen ihn Gedalsa, dem Sohn Ahtkams [welcher schon früher den Propheten in seinen Schutz genommen hatte Kap. 26, 24], des Sohns Saphans, daß er [welchen der König zum chal- däischen Statthalter über Juda und die im Lande zurückgelassenen Juden ernannt hatte] ihn hinaus in sein Haus [in welchem er als Statthalter re- innere] führeie und bei dem Volke bliebe [genauer: und so blieb er, Jeremia, unter dem Volke in Juda]. «) Hiernach scheint Jeremia bis zur Ankunft Nebucadnezars im Wachthof gesessen Zu haben und erst von Nebusaradan auf Befehl des önigs daraus befreit und dem Statthalter Gedalja zugewiesen wor- den zu sein. Damit steht aber die An abe: Kap. 40, I ff. in Widerspruch. Laut Kap. 40, 1 . entlie Nebusar- adan den Propheten in Rama, wo er mit andfesseln unter den Gefangenen Iuda’s, die nach Babel weg- geführt werden sollten, ich befand, als Nebusaradan ihn holen ließ und die reiheit ihm schenkte. Dieser Widerspruch ist nur durch die summarische Kürze, mit der in unserm Vers über Jeremias S icksal bei der Eroberung und Zerstörung Jerusalems erichtet wird, entstanden und ist unschwer so auszugleichen: Bei der Einnahme der Stadt wurden die Bewohner der Stadt, namentlich die Männer, die keine Waffen getragen atten, von den Ehaldäern festgenommen und aus der tadt nach Rama transportirh wo sie bis zum Ein- gange der königlichen Entscheiduug über ihr Schicksal efangen gehalten wurden. Dieses Loos theilte Jeremia mit seinen Landsleuten. Als sodann Nebusar- adan nach Jerusalem kam, um die königlichen Befehle über die Stadt und ihre Bevölkerung aus uflihren, ließ er auf speciellen Befehl seines Königs den ropheten Jeremia aus der Menge der Gefangenen, die bereits nach Rama geführt waren, holen, seine Fesseln ihm abnehmen und die freie Wahl seines Aufenthaltes ihm anbieten. Diese Befreiun des Jeremia aus seiner Haft konnte in summariFcher Darstellung ein Holen aus dem Wachthofe genannt werden, wenn derselbe auch bei einer Freilassung nicht mehr im Ge ängnißhofe des alastes in Jerusalem saß, sondern als Gefangener schon nach Rama geführt war. (Keil.) So weiß der HErr seine Knechte zu seiner Zeit aus ihren Trübsalen zu erlösen, daß ie die gerechte Rache Gottes an ihren und»seinen einden dabei sehen müssen, da er ihnen hingegen das Herz der Feinde 343 zuwendet, daß digelben ihnen alles Gute beweisen müssen. (Berleb. ib.) 15. Es war auch des HErrn Wert kder Verheißung für den gläubigen Heiden Ebedmelech] Zschehen zu Jeremia, weil sso lange] er noch im orhofe des Gefangnlsses [im Wachthofe des Pa- lastes] gefangen lag sund zwar nicht lange nach der Errettung aus der Schlammgrube; dasselbe wird aber erst hier berichtet, weil sich im Gange der Erzählung von dem Ereignisse seit jener Er- rettung keine passende Gelegenheit bot], und [es ward vom HErrn zu mir] gesprochen: 16. Gehe hin, und sage Ebed Melech, dem Mohren [wenn er demnächst einmal in den Vor- hof, wo du gefangen bist, kommen wird]: So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Siehe, ich will meine Worte [die ich durch meinen Pro- pheten geredet] kommen lsich erfüllen] lassen über diese Stadt kund zwar] zum Unglück und zu kei- nem Guten [genau wie sie lauteten]- und du sollst es [alles, wie sie sich erfüllen, mit deinen eigenen Augen] sehen zur selbigen Zeit sdas soll der erste Lohn deines Glaubens an meine Worte sein, wo- durch sich dein Glaube noch befestigen soll]. 17. Aber [auch einen leiblichen, handgreiflichen Gnadenlohu deines Glaubens will ich dir verleihen: ganz Jerusalem mit allem darin lebenden Volk wird zu Grunde gehen, doch] dich will ich erretten zur selbigen Zeit, spricht der HErr, und sollst den Leuten [den Chaldäercq nicht zu Theil werden [in die Hände gegeben werden], vor welchen du dich fürchtesn 18. Denn ich will dir davon helfen, daß du nicht durch’s Schwert sahest, sondern sollst dein Leben wie eine Beute davon bringen, darum, daß du mir [und meinem Worte] vertrauet sund diesen deinen Glauben durch die Hilfe, die du meinem Knechte Jeremia geleistet, bewähret] hast. « Wohl dem, deß Hilfe der Gott Jacobs ist, deß Hoffnung aus den HErrm seinen Gott steht (Ps.146, 5). Wohl dem Volk, deß der HErr sein Gott ist Ps·144, 15). Denn was half es dem Zedekia, daß er önig war? Und was schadete es dem Ebedmelech, daß er ein Knecht war? Denn jener mußte um seiner Gott- losigkeit willen solches alles erleiden, dieser aber hat um seiner Frömmigkeit willen das Uebel nicht er- duldet. (Theodoret.) Das 40. Kapitel. Jeremia bleibt bei gedalja im Bande. Mit dem im vorigen Kapitel gefijhrten Nachweis, wie sitt) alle Worte Gottes, die er dnrch den Mund Ieremicks geredet, aufs Genaueste erfüllt haben, fasliesil der Haupt— thekl unseres proohetenbucha ab; denn das Gericht über das abgefallene Juda zu verkündigety war Jeremia Beruf, mit dem Eintritt dieser Gerichts ist darum die Hanptperiode feines Berufe abgelaufea Als Jluhan g zu diesem Haupt— lheil Man. l—39) folgen nun non) sechs Kapitel 344 Gan. 40——45), in denen berichtet wird, was der stlrophet nach jenen Schreclienstagen als Ossenbarungen vonc HGrrn empfing, sowie was er, nachdeiii er alle Srhreelieu des von ihm verltündeten Gerichts hatte durchschiiiertien müssen, nach ferner durch die Bosheit der Menschen erdulden mußte. I« v.1——16. dlach einer tleberschrift über den ganzen Anhang von 6 Kapiteln berichtet der prophet zunäaist noch einmal genauer, wie er ans seinen Bau— den befreit nnd dem Statthalter Gedalja übergeben worden sei (V.1——6). Hierauf folgt die Darstellung der Ereignisse im Eaiide Inda bis zur Erinnr- dung Gedalsas Zunächst saninielten sich die während der Belagerung nnd Zerstörung der Stadt im Eaiide versprengteu Kriegslente und, die zu den benachbarten Völkern gestehen waren, nin den als Statthalter ijber das lkand eiugesehten Gedalja, welcher ihnen Schuh und Sicherheit versprach, wenn sie die Oberherrscliaft der Ehaldäer anerkennen nnd ruhig deii Landbau betreiben ivsirdeu W. 7—12). Da wurde ruchbar, daß Jsnineh einer der Anführer jener wieder znriiiiigetkehrteu Flucht— linge, aus tiönigliiheni Stamme, von dem Könige der Kmnioniler angestiftet sei, Gedalja zn ermorden. Daher warnten die übrigen Anführer den Gedalja vor Ismaeh dieser aber glaubte ihnen nicht, nnd als Joihanan sieh sogar erbot, Jsniael heimlich zu ermorden, duldete es Gedalja nicht und erlilärte den Verdacht gegen ihn für eine Lüge W. 13—16). 1. Dies ist· das Wort, so vom HErrn ge- schah zu Jercmia , da ihn Nehmt-Adam der Hauptmann sder Oberst der Leibwaches losließ zu Romas; denn er war sals dieser 1 Monat nach der Eroberuug von Nebucadnezar nach Jerusalem gesendete Oberbefehlshaber ihn zu sich nach Jeru- salem holen lteß Kuh. 39, 14 Anm.] auch [in der allgemeinen Verwirrung wider den Befehl des Königs] mit Ketten gebunden [nach Rama gebracht worden 1. Sam. 1, 1 Auen. mitten] unter alleii denen, die zu Jerusalem und in kder Landschafq Juda gefangen sgenommen worden] waren, daß man sie [von da] gen Bade! wegfnhren sollte. V) Soweit reicht die Ueberfchrift über den Abschnitt Kap. 40-—46. Dieselbe steht in deutlicher Beziehung zu der Ueberschrift Kap. l, Z; wie diese allen Weissa- gungen gilt, welche Jeremia vom 13. Jahre des Josia an bis zur Zerstörung Jerusalems und der Wegführung des Volks im 1l. J. des Zedekia ausgesprochen hat, so die unsrige allen Weissagungety welche der Prophet nach der Zerstörung Jerusalems ausgespro en. Die besonderen Ueberschriften zu Kap. 44 u. 45 ind dieser Hauptüberschrift ebenso untergeordnet, wie die Ueber- schriften zu den einzelnen Abs nitten Kap. 7, 1; U, I; 14, 1 u. a. der Hauptiiber chrift in Katz. l, 2. —- Der Ausdruck:·,,Dies ist das Wort, so vom HErrn geschah« fcheint nicht rechtzu passen, da »den-Haupt- inhalt des Abschnitts geschichtlicher Natur ist; indessen ist ja auch die geschichtlicheMittheilung vomprophetischen Geiste eingegeben und durchhaucht, nicht rein gefchicht- lichen Zweckes, und ferner bezeichnen diese Worte stets den Anfang eines Hauptabschnitts auch da, wo die Geschichtserzählung iiberwiegh indem die Geschichts- erzählung der Abfchnitte nur als einleitender und erkliirender Commentar zu den nachfolgenden Gottes- offenbarungen dient. 2. Da nun der Hauptmann kder Trabanten- Jeremia 40, 1-—.—12. OberstJ Jercmia zu sich snach Jerusalem] hatte lassen holen, sprachet zn»ihm: Der HEry dein Gott, hat sdurch dich] dies lnun vor unseren Augen Liegende] Ungxuck sdessen Werkzeuge wir gewesen] aber diese Statte geredet, 3. Und hat es auch kommen lasseii, und ge- than, wie er geredet hat; denn ihr habt gesnndiget wider den HErrn», und seiner Stimme nicht ge- horchetz darum ist euch solches widerfahren. Es konnte einem Heiden nicht schwer fallen, anzu- nehmen, daß der National ott der Juden, erzürnt darüber, daß das Volk andere Götter ihm vorziehe, es preisgegeben habe. Aber hier ist mehr: Nebu- saradan hat auch erkannt, daß Jeremia ein von Gott gesandter» Prophet sei, und daß alle feine Worte sich erfullt hatten. »Es» ist auch schon tvichtig, daß die Chaldäer den Eindruck empfin en, daß in dem Schick- sal Jerusalems und Juda’s ottes Hand zu spüren sei, und wie mitchtig der Gott der Juden sei. —— Ob- wohl das Unglueh so uber Jerusalem ergangen, groß und fchrecklich ist, dennoch läßt Gott nichts so Böses geschehen, er weiß was Gutes daraus zu machen, wie denn der chaldaische Hauptmann allhier nicht dunkel zu erkennen ·iebt, daß er einen ziemli en Anfan der Erkenntni des wahren Gottes gema t habe. Denn er bekennet erftlich, daß der Gott des Propheten ein HErr sei; zum anderen, daß er zukünftige Dinge wisse; zum dritten, daß er dieselben zuvor durchseine Diener habe verkündigen lassen; zum vierten, daß Gott den Krieg geführt und alles gethan habe; zum fünften, daß er ihm dasfündliche Wesen des Volks (darunter Abgötterei die fürnehmste war), habe miß- fallen lassen« zum sechsten, daß er den Ungehorsam egen fein Wort gestraft habe. (Cramer.) So muß er Fall des Volks Gottes den Heiden ein Aufersteheii werden (Dan. 3, 30 Anm.). 4. Nun siehe, ich habe dich heute losgemacht von den Ketten, damit deine Hände gebunden waren. Gefallt dirs, mit mir gen Babel zu zie- hen, so komm, du sollst mir [zu Pflege und Schutz] befohlen sein; gefällt dir’s aber nicht, mit mir gen Bube! zu ziehen, so laß es anstehen. Siehe, da hast du das» ganze Land vor dir; wo dich’s gut dankt und dir gefcillh da zeuch hin. ·Nach solchen Worten schwieg Nebusaradan eine Weile und erwartete, daß Jeremia ihm seinen Wunsch und Willen über sein ferneres Verbleiben kund thun werde. 5. Denn weiter hinaus wird kein Wieder- kehren fein. Darum [richtiger: Da er, Jeremia, sich aber noch nicht umwendete, um hierhin oder dorthin zu gehen, sondern unentschlossen stehen blieb und schwieg, so sprach Nebusaradam des Propheten Wunsch errathend, weiter: So] magst du [um-] lehren zu Gedalja, dem Sohn Ahikams, des Sohns Sahhans, welchen der König zu Babel sals Statthalter] geseßt hat über die Städte in Juda, und bei demselbigen unter dein Voll bleiben; oder lwenn du das nicht willst- so] gehe, wohin dirs wohlgefiillt Und der Haupt- mann gab ihm Zehrung und Geschenke, nnd ließ ihn gehen. Gedalja wird vom König zu Babel als Statthalter über Juda gesetzt. 345 s. Also kam Jeremia zu Gedalja, dem Sohn Ahiiams gen Mizpa [im Stamme Benjamin, wo Gedalja seinen Wohnsitz genommen, nicht weit von Rama, demselbigen Ort, wo einst Samuel das Volk gerichtet und Saul zum König gewählt hatte 1.Sam.7,15 ff.; 10, 17]; und blieb bei ihm unter dem Volk, das im Lande noch übrig war. Jn Babylonien winkte dem Propheten Ehre und ein behagliches Leben, in Judäa Gefahr, Schmach und Noth in dem verwüsteten Lande· Jn Vabylonien stand ihm ein ansehnliches Arbeitsfeld offen unter der Hauptmasse des Volks, in Judäa hatte er nur Gesinde! und etliche Bandenführer um sich. Aber Jeremia war kein schlechter Patriot, wie ihm Manche Schuld geben. Er hat durch das; der scheinbar chaldäer-freundliche und juda-feind- liche Inhalt seiner Weissagungen getragen war von der reinsten Liebe u seinem Volke und zu feinem Vaterlande. Des al ahmte er auch Moses nach, von dem (Hebr. 11, 25 geschrieben steht, daß er viel lieber erwählte, mit dem Volke Gottes Ungemach zu leiden, denn die zeitliche Ergötzung der Sünde zu haben. Der heilige Boden des Vaterlandes fesselte ihn, und zudem —- wenn er ging, wer war dann, der des ver- lassenen, armen Ueberrestes sich geistlich angenommen, Ym Gottes Wort ver ünd1gt, und ihm Trost und iahnung gespendet hätte? Jene m Babylomen hatten ja einen Hesekieb Und konnte der HErr ihnen nicht noch andere Propheten erwecken? So blieb er denn bei den Schafen, die keinen Hirten latten. Jeremia hat Zeitlebens nicht das Seine gesuchr Auch hier nicht. (Nägelsbach.) 7. Da nun die Haus-Mute, so [während der Eroberung des Landes und seiner Hauptstadt sichJ aus dem Felde sdem platten Lande hierhin und dorthin zerstreut hatten und] sich [in schwer zu- gänglichen Gegenden, wo sie von den Chaldäern nicht erreicht werden konnten] enthielten l= auf- hielten], sammt ihren [Kriegs-] Leuten [die mit ihnen geflüchtet waren und unter ihrer Führung standen] erfuhren, daß der König zu Babel hatte Gedalja, den Sohn» Ahikams, über das Land ge- seht, und beide uber [die alten, schwachen, ge- brechlicherq Männer und [die] Weiber, kund] Kinder sderen Gatten und Väter im Kriege um- gekommen waren], und die Geriugen im Lande, welche nicht nach Babel gefithret waren [Kap. II, 10]; 8. Kameu sie sallmählich aus ihren Verstecken heraus und sammelten sich] zu Gedalja [welchem sie wohl Ursache haben mochten Vertrauen zu schenken] gen Mizpa lund suchten in ihm einen festen Mittelpunkt, an welchem sie sich halten könnten, um ein sicheres Leben führen zu können], ncimlich Jsmaeh der Sohn Nethanja kund Enkel Elisama’s, aus königlichem Geblüte Kap. 41, 1], Johanan und Jonathan, die Söhne Kareah [2. Kön. 25- 23J, und Seraja, der Sobu Thau- humeths, und die Söhne Ephai von Netophath [genauer: die Söhne Ophai aus Netopha in der Nähe von Bethlehem 1. Chr. Z, 54], und sein Bleiben in Judäa gezeigt, « Jesanja, der Sohn Maachati [richtiger: aus Maacha, einer syrischen Landschaft in der Nähe des Hermon b. Mos. s, 14], sammt ihren Man- nern [die als Kriegsbanden von ihnen angeführt worden waren]. 9. Und Gedalja, der Sohn Ahikams, des Sohns Saphaus, that ihnen und ihren Männern einen Gib, und sprach: [Jhr habt bis jetzt als Freischaaren gegen die Chaldäer Kriege geführt, aber] Fürehtet euch nicht, daß ihr [nun, nachdem der Krieg mit der Niederlage unseres Volks been- digt ist und euer fernerer Widerstand vergeblich wäre] den Chaldiiern unterlhan sein solletz bleibet im Lande, und seid [in gehorsamer Demüthigung unter Gottes schwere Gerichtej dem Könige zu Babel unterthan, so wird-s euch wohlgehen. 10. Siehe, ich wohne [von jetzt an] hie zu Mizpa, daß ich [als Statthalter des Königs] den Chaldiiern diene, die [als königl. Beamten oder Kriegsschaaren] zu uns kommen [werden, und habe damit Recht und Pfltcht, eure Rechte und Inter- essen zu vertreten und zu wahren]; darum so sseid unbesorgt, lasset euch nieder, wo ihr wollt, bebauet das Land und] sammelt [da jetzt, im Au- fang August 2. Kön. 25, 8., die Frtichte anfangen reif zu werden] ein den Wein und Feigeu und Oel [Oiiven, keltert es], und leget es in eure Ge- fiiße [so viel, als wir zu unserem Bedarf nöthig haben, wird immer, trotz der Verwüstung des Landes, gewachsen sein], und wohuet in euren Stadien, die ihr bekommen habt [nach eurem Wunsch in Besitz bekommt V. 12]. Gedalja, eine merkwürdige Person in dieser Ge- schichte, war aus einer Familie, welchegich immer als eine Veförderm der Religion und önnerin ihrer Lehrer ausgezeichnet hat. Seinen Vater Ahikam, sei- nen Großvater Sephan, seinen Oheim Gemarja, und dessen Sohn Micha kennen wir bereits von dieser rühmliehsten Seite. Diese alle hatten« sich, ihrer Frömmigkeit ungeachtet, auch bei Hofe im Ansehen erhalten; doch auch wohl eben dadurch viel Feind chaft auf sich geladen, daß sie den Propseten so sehr be- günstigten und dem Bündnisse mit gypten abgeneigt waren, wofür sie denn aber auch nach Eroberung der Stadt vom Sieger mit besonderer Achtung behan- delt wurden· (Heß.) 11. Auch alle Juden, so [während des Kriegs geflohen und] im Lande Moab und [im Lande] der Kinder Ammon und in Edom und in allen kanderen Nachbar-] Ländern waren, da sie höreten, daß der König zu Babel hiitte lassen etliche in Juda überbleibew und über sie geseszt Gedalja, den Sohn Ahikams, des Sohns Saphansz 12. Kamen sie alle wieder von allen Orten, dahin sie verstoßen szerstreutj waren, in’s Land Juda zu Gedalja gen Mizpa kwelcher ihnen als: dann Wohnorte anwies]; und sammelten ein sehr viel Weins und Sommerfrüehte [so daß Gottes 346 Jeremia 40, 13——16; 41, 1——9. Güte in der reichen Ernte sie zur Buße und De- muth lockte]. 13. Aber Johanna, der Sohn Kareah, sammt allen den [anderen]Hauptleuten, so aus dem Felde [im Lande] sich sin VersteckenJ enthalten [aufge- halten] hatten, kamen lnach der Rückkehr jener Flüchtlinge aus Moab] zu Gedalja gen Mtzpa 14. »Und sprachen zu ihm; Weißt du auch, daß Banns, der Konig der Kinder Ammon, ge- sandt fund aiigestiftetJ hat Jsmaeh den Sohn Ne- than1a, daß er dikh soll erschlagen?i · Das wollte ihnen aber Gedalja, der Sohn Ahikams, nicht glauben» · i) Was den König von Ammon zu einem solchen Mordanschlag veranlaßte, ob Haß gegen die Chaldäer- herrschafh oder die HVffnung, sich selbst »in den Besitz des verlassenen Landes zu setzeii«,»läßt sich nicht be- stimmen; bei Jsmael mochte politifcher Haß gegen den der chaldäischen Partei angehörenden Gedalja, den er als Vaterlandsverräther ansah, oder Eifersuchh da er selbst dem königl. Geschlechte angehörte und sich ihm nicht unterordnen wollte, die Triebfeder sein. (Graf.) H) Gedalja schenkte der Anklage keinen Glauben. Wahrscheinlich sah· er ge als eine Eingebung der Eifersucht der übrigen auptleute gegen Jsmael an. ,,Die frommes Gemuths sind können sich nicht so viel Böses vermuthen, als man von Leuten sagt. Aber man muß nicht zu viel trauen, denn die Welt ist voll Falschheit (Sir. 37, 3). Wer allzuleicht glaubet, der wird oft betrogen, und wer Keinem glaubet, wird auch betrogen. Darum ist der wohl ein seliger Mann, der das Mittel halten kann. (Cramer.) 15. Da sprach Johanna, der Sohn Kareah, [der wohl einsah, daß die Ermordung Gedaljais die Zerstreuung des Ueberrestes von Juda, welcher sich wieder um Gedalja gesammelt und angesredelt hatte, zur Folge haben mußte] zn Gedalja heimlich zu Mizpax Lieber sRichr 4, 19 Anm.], »ich will hingeben, und Jsmael, den Sohn åliethanfin [ehe er seinen Mordanschlag auf dich ausftthrt, selbst er-] sch1agen, daß es niemand· erfahren soll jdaß ich ihn getödtet und du meine That gebilligr hast] Warum soll er dich erschlagen fda wir doch nun diesen seinen Plan wissen; warum sollen wir es also ruhig gescheheii lassen, Ia selbst rizitverschuldem was die gewisse Folge ist], daß alle Juden, so zu dir versammelt sind, kauch noch] zerstreuet werden, und die noch aus Juda iiberbl1ebensind, lauch noch] umkommen? Die Versuchung hat stets» sehr vernünftige, fast zwingende Gründe, ia oft Grunde, die von der For- derung und Erhaltung des Reiches Gottes hergenom- men sind, zur Hand, mit denen sie die Sünde, zu der sie räth, weiß zu waschen sucht Die Welt, die kein absolutes Recht und auch kein absolutes Unrecht kennt, sondern nach Gründen der Nützlichkeit und des eige- nen Vortheils handelt, ist unfähig, dem Verfucher die Maske des Lichtengels abzureißen. Wer aber Gott fürchtet, der fürchtet auch das geringste Unrecht, und wenn es auch noch so großen Vortheil verfpräche. Its. Aber Gedalja, der Sohn Ahikams, ssprach zu Johanna, dem Sohn Kareah: Du follft das nicht thun;» es ist nicht wahr, das du von Jsmael sagest sich kann es nicht glauben, daß er, der mir bis setzt keinerlei Anlaß zu Viißtraiien gegeben, mein Vertrauen so schändlich lohnen sollte]. Das 41. Kapitel. Jsmaec erschlägt tgeduljaz Johanan jagt ihm nach. II. h. 1—18. Ver Verdacht gegen Jginael ivar nur zu begründet. Wirklich erinordet derselbe Gedalja und dessen aus Iudäern und Ghaldäern bestehende Umgebung W. 1—3), ebenso 70 igeaelttischr Männer, die Opfer· gaben zu dem zerstörten lheiligthum bringen wollen litt. 4—9). Das übrige volle führt er gefangen von Mist-a weg, wird aber von Johanan nnd den anderen Baiidrnfülireru eingeholt. Die Gefangenen entrinnen ihm sofort, er selbst euttiommt mit arht Mäiiiiern zu den Jlmniautterii (V.10—15). Darauf sammeln die Führer das ganze Voll; in der Uähe von Bethlehenk unt sich zum Zuge nach Ggypten zii rüsten; denn in Folge der Ermordung Gedaljckg glaubten sie, bei längeren! Bleiben im Wand: von der Rache der Ghaldäer das Jteußerste fürchten zii müssen All. 16«—I8). 1. Aber im siebenten Monden [nur zwei Monate nach Zerstörung Jerusalems und nach Er: nennung Gedaljcks zum Statthalter] kam Jsmaeh der Sohn Nethanja, des Sohns Elifama sent: weder jenes Staatsfchreibers Kap. 36, 12., oder jenes Sohnes David’s L. Sam. 5, 16; I. Chr. Z, 8], aus kbniglichem Stamm kund zwar viel- leicht ein Sprößling aus einer Seitenlinie des davidischen Hauses-J, sammt den Obersten [besser: und einer von den Großen, den höchsten Würdenträgern] des Königs [Zedekia], nnd zehn Männer [die wahrscheinlich auch bei dein König von Ammon Zuflucht gesunden hatten und von ihm bestochen waren] mit ihm, zu Gedalja, dem Sohn Ahikams gen Mizpaz [dieser nahm sie arg- los und besonders freundlich auf, lud sie sogar zu Tische ein] und [sie] aßen daselbst zu Mizpa mit einander. Jsmaels Herkommen wird hier genauer mitgetheilt, um ein Licht auf seine Mordthaten zu werfen. Er hatte scheinbar alle Ansprüche, an des Statthalters Stelle Jsrael vorzuftehen. Da mußte ihm theils ein anderer Gebieter über die Reste seines Volkes im Wege fein, theils und besonders aber ein Mann, den des gewaltigen Ueberwinders Gunst dazu erhoben hatte, o ne seinen Ansprüchen irgend Rechnung zu thun. us solchen Erwägungen geht ihm der Blut- gedanke in der Seele aus, und das festliche Mahl, bei dem Gedalja ihn und die Seinen bew1llkommnet, ihre Lebensgemeinschaft, das Zusammenhalten zu einem Ganzen und gemeinsamer Gesinnung, friedlicher Er- ebung an Babeks Macht, wird zum Schauplatz seiner hat. (Neumann.) Ermordung Gedaljas und vieler angesehener Juden durch JsrnaeL 347 Z. Und JsmaeL der Sohn Nethanja, machte sich [während der Mahlzeit plötzlich] auf, sammt den zehn* Männern, die bei ihm waren und schlugen [den wehrIoseriJ Gedalja, den Sohn Ahi- kams, des Sohns Saphans, mit dem kbisher ver- borgen gehaltenen] Schwert zu Tode; darum, daß Ehr; der König zu Babel über das Land geseht a te. Z» Dazu alle Juden« die bei Gedalja waren zu Mist-a, und die Chaldaen die sie daselbst fan- den, und [besser: nämlich] alle [chaldäischen] Kriegsleute swelche Gedalja zum Schutze beigegeben waren und gerade den Tagesdienst hatten und wohl auch gänzlich unvorbereitet waren] schlug Jsmaet It) Wie ist das möglich, so Viele und Gewaltige unter der Hand von zehn Männern neben Jsmael, wie möglich, da das Volk (V. 13) keineswekgs auf seiner Seite war? Offenbar wurden zuerst die riegs- leute getödtet, so daß die alles terrorisirende Schreckensherrschaft jede Widerstandsmacht zuerst brach, und dann alles niederwerfend wirkte, trotzdein daß sie nur von einem Einzelnen ausging, eine Erschei- nung, wie sie Aeußerungen dämonisch verzerrter Volksherrschaft auch in unseren Tagen an das Licht gebracht hat. (Neumai1n.) 4. Des andern Tages, nachdem Gedalja er- schlagen war und [es] noch niemand hußerhaib Mizpa"s] wußte; 5· Kanten achtzig sgottesfürchtigq Männer [Nachkommen der Jsraeliten des Zehnstämmereichs welche unter den von Asarhaddon dort angesiedelten heidnischen Colonisten wohnend, sich von den Tagen Hiskias und Josicks an zum Gottesdienste des HErrn in Jerusalem hielten und zu den Festzeiten dorthin zu wallsahrten pflegten Esra 4, 3 Anm.] von Sieheny von Silo ssiidlich von Sichem] nnd von Samariih und hatten [in tiefer Trauer über den Untergang des Volkes Gottes, des Heiligthums des HErrn und des Opfer-s] die Bärte abgcschoren, und ihre Kleider zerrissen, und sich [am Leibe init MessernJ zerritzt sum damit im Bilde ihres Her: zeus tiefe Wunden darzustellen Hiob l, 20]; und trugen Speisopfer und Weihrauch mit sich, daß sie [zu dem bevorstehenden, sonst so fröhlichen Laub: hüttenfrst wenigstens] es [diese unbliitigen Opfer] brächten ins [in das nun in Trümmern liegende, aber auch so noch ihnen heilige] Haus des HErrn szu Jerusalem] s. Und Jsmael, der Sohn Nethanja, ging heraus von Mizpa, denselbigen [die ihr Weg ge- rade an Mizpa vorüber führte, mit sreundlichen Mienen] entgegen, ging [langsam] daher nnd wei- nete [immerfort in schändlicher Heucheleh hinter der die Mordlust lauerte, als ob er mit ihnen trauere über die Zerstörung des Heiligthnms des HErrn]. Als er nun an sie kam sund sie freund- lich bewillkommnet hatte], sprach er zu ihnen: kJch bin zu euch gesandt, euch einzuladen] Jhr sollt zn Gedalja, dem Sohn Ahikams, kommen ldaß er euch zuvor labe]. 7. Da sie aber [nichts Böses ahneiid] mitten in die Stadt kamen, ermordete sie JsmaeL der Sohn Nethanja, und die [zehn] Männer, so bei ihm waren, [und warf sie] bei dem [wörtlich: in den] Brunnen [der sich in der Nähe befand] 8. Aber es waren zehn Männer drunter, die sprachen zu Jsmael: Lieber, tödte uns nicht; wir haben Schätze sreiche Vorräthe in unterirdischen Speichern] im Acker [init wohl verdeckten Ein- gängenj liegen von Weizen, Gerste, Oel nnd Honig [die wollen wir dir gern als Lösegeld für unser Leben geben]. Also ließ er ab, und tödtete sie nicht mit den andern. 9. Der Brunnen aber, darin Jsmael die todten Leichname sWeish Sah I, 15 Anm] wars, welche er hatte erschlagen, sammt dem siseichnam des] Gedalja [den er schon vorher hatte hineingeworfen, also daß»er seine schändlich heuch- lerische Einladung an die Pilger V. 6 in ent- setzlichem Sinne wahr» gemacht hatte], ist der [närnliche], den der Konig Assa svon Juda als Cisterne zu reichlichem Wasservorrath bei einer Belagerung iu MizpaJ machen ließ sund zwar aus den Steinen, die er von Rama holen ließ, nach siegreickzer Beendigung des Krieges] wider Bach, den Konia Jsrael [1. Kein. 15, 22; S. Chr. 16, 6]; den fullete Jsmaeh der Sohn Nethanja, Nunmehr] mit den Erschlagenen. · Die Mordthat an Gedalia war ein Werk des Am- momterkönigs, der nur den von königlichem Geblüte stammenden Jsmael hiefür zu seinem Werkzeuge sich grsahs weg»»er· dessen åoekjsiålnlkijche Eifersucht geggnd dlen on em onige zu a e i m vor ezogenen e aJa für seine Plane ausbeuten konnte. «gDas Motiv, den Rest Juda’s zu vernichten, d. h. die Sammlung und Wiederherstellung Juda? zu Veso-eiteln, liegt ohne Zweifel auch der Ermordung der frommen Tempel- pilger zu Grunde. War Jsmaeh ein roher Banden- suhrer, auf den Plan des Ammoniterkonigs einge- angen, so mußte ihm» alles, was zur Erhaltung und vnxlidirung Flteugsrundungh zJrisdcksH iåienen kannte, ein orn im uge ein, un ie er a gegen «Fu a, dessen Stärke in seiner Religion und Gottes-Verehrung lag, trieb ihn, die israelitischen Tempelpilger zu er- motrdenf wktbei tjedcifch AusgichhZSchätztk zu erlägilhem miwiren onne, o a er en n, ie im e’ e Perborgener Porräthe zu sein vorgeilbem das Lebkn schenkte, damit läßt sich auch seine Heuchelei unschwer vereinigen, da Scheinheiligkeit nicht selten von Böse- wichtern zur Ausfiihrung ihrer Frevelerheuchelt wird. Werk? dEiiZvlschwarzisire Thus talds igieszsfn Gäiiisgh mae en igern en gegen, a ie ei ige e i e nur noch einmal aufzuweisen -—— des Oudas Kuß in der Nacht des Verraths Und wie nahdsberühren die beiden sich innerlichl Ein Judaskuß ist der feierliche Gang im Weinen, als zögen die Schaaren durch das Thal der Thränen auf zu den siegesfråijhen Höhen auf Zion. Sie kommen nur vorüber bei ipa, und die Gesandtschast aus derselben Trauer mu te sie ver- 348 Jeremia 41, 10—18. 42, 1—10. muthen lassen, daß Gedalja, zu dem sie von ihr ge- rufen wurden, eine besondere Theilnahme, Vielleicht ein roßes allgemeines Trauerfest im Sinne habe. Sie olgen darum und finden statt des HErrn Nähe da- durch — den Tod. Auch hier jene tragische Ironie des Geschicks, welche die letzten Tage Jsraels so ver- zweiflungsvoll gezeichnet hat. Ihr Sehnen, ihr from- mer Gottesdienst, hatte solches Loos nicht verdient. Fast kannibalisch ist die Wuth, in der Jsniael sie nie- dermetzelt, als wollte er jeden Funken heiliger Gottes- gemeinschaft in Jsrael auslösihen (Neumann.) 10. Und was übriges Volk war zu Mizpih auch des Königs Töchter knicht blos Töchter des Königs Zedekia, sondern überhaupt weibliche Glie- der des Königshauses], führete Jsmaeh der Sohn Nethanjm gefangen weg, sammt allem übrigen Volk zu Mizpm über welche Nebnsar -Adan, der Hauptmann fder TrabantenoberstL hatte gefetzt Gedalja, den Sohn Ahikamsz und zog hin, und wollte hinüber zu den Kindern Ammon. 11. Da aber Johanna, der Sohn Kareah, [sehr bald darauf] erfuhr, und alle Hanptlente des Heers [Anführer von KriegerschaarenL die bei ihm waren, alle das Uebel, das Jsmaeh der Sohn Nethanjm begangen hatte; Rahmen [sammelten] sie [schnell] zu sich alle Männer und zogen hin, wider Jsmael, den Sohn Nethanjm zu streiten; und trafen ihn [noch] an [da er mit seinen Gefangenen erst eine halbe St. nördlich von MizpaJ bei dem großen Wasser [-be- hättet] an Gideon [2. Sam. Z, 13 Anm. 2 sich befand] 13. Da nnn alles Volk, so bei Jsmael war, sahe den Johanan, den Sohn Kareath, nnd alle die Hanptleute des Heeis, die bei ihm waren, wurden sie froh [denn nur gezwungen waren sie ihm gefolgt und erwarteten von ihm für sich kein glückliches Loos im fremden Lande]. 14. Und das ganze Volk, das Jsmael hatte von Mizpa weggeführet, wandte sich um, und kehtete wiederum zu Johanna, dem Sohn Kareah. 15. Aber Jsmael, der Sohn Nethanja, ent- rann [nach kurzem Kampfe, darinnen er zwei Leute verloren haben mag] dem Jvhannan mit acht Männern nnd zog zu den Kindern Ammon 16. Und Johanna, der Sohn Kareah, sammt allen Hanpilenten des Heers, so bei ihm waren, nahmen alle das übrige Volk, so sie wiedeigebracht hatten von Jsmaeh dem Sohn Neihanja, aus Mizha zu sich, —— weil [besser: nachdem] Gedalja, der Sohn Ahikams erschlagen war —- niimlich die Kriegsmiinner [mit denen sie gegen Jsmael ausge- zogen waren], Weiber ldarunter die Königstöchteq nnd Kinder nnd Kämmerer [Diener der weiblichen Glieder der Königsfamilie], so sie sum es genauer zu sagen] von Gibeon hatten wiedergebracht. 17. Und zogen knach Süden] hin, und kmachten znnächst Halt nnd] kehreten ein zum Kimham zur Herberge, der bei Bethlehem wohnete [genauer: und kehreten ein in die Karawam serei oder Herberge Kimhams, w elche nahe bei Bethlehem liegt I. Kön. 2, 7 Anm.]; nnd wollten snachdem sie sich miteinander berathenj in Eghpten ziehen vor den Chaldciern 18. Denn sie fürchteten sich vor ihnen ldaß sie, weil die eigentlichen Thäter entflohen waren, an ihnen möchten Rache nehmen durch blutige Strafe oder Deportations weil Jsmaeh der Sohn Nethanja, Gedalja, den Sohn Ahikams, erschlagen hatte, den [doch] der König zu Vabel kais seinen» Statthalter] nber das Land gesetzt hatte. Als Sam1nelort sollte wohl auch jener Punkt dienen. Noch waren einzelne Haufen oder Individuen im Lande zerstreut. Auch mußten jedenfalls Vorbe- reitungen für den Zug durch die Wüste getroffen werden. Die Rache der Chaldäer trotz der wahrlich leicht zu beweisenden Unschuld der Judäer erschien aber so gewiß, und die Furcht davor war so groß, daß der Entschluß, nach Egypten zu fliehen, bereits feststand, ehe sie den Propheten um Rath fragten. —- Es ist sehr merkwürdig, daß dem unglücklichen Volke auch noch dieser letzte Kern und Sammelpunkt ver- nichtet werden mußte. Man sollte meinen, mit der Zerstörung der Stadt und Wegführung des Volks hätten die Gerichte ihr Ende gehabt. Es scheint, als überschreite die Unthat Jsmaels und der Wegzug des Ueberrestes nach Egypten das vom HErrn gesetzte Strafmaß, denn den Jsmael hatte der HErr nicht gesandt, und den Zug nach Egypten hat er geradezu verboten. Und doch scheint es, daß das Land nur durch Jsmaels That und die Flucht nach Egypten zu jener Sabbathsruhe kommen konnte, von welcher in 3. Mos. 26, 34 f. die Rede ist. (Nägelsbach.) — Die prophetis en Momente der Auflösung, welche dieser Bericht ( ap. 41) uns entgegenbringt, werden wir leicht darin erkennen, daß 1) ein Mann aus könig- li’ch ein Geschlecht dem elend zerschlagenen Volke der davidischenHerrlichkeit den letzten Todesstoß giebt, daß Z) auch die heiligsten Jntensionen derer, die nach dem Gesetz des HErrn ihre Wege lenkten zu seinem Hause, in dessen Schatten die betrübten Seelen zu erquicken und Ruhe zu finden (Ps. 87) in ihrem Schmerz, nicht mehr für heilig galten, sondern diejenigen, welche dem HErrn dienen wollen, hingeschlachtet werden, Mordgier also das Gesetz mit Füßen tritt, daß B) die von ihr Getriebenen wie in feiger Angst freiwillig dem Lande der Väter den Rücken kehren, um unter den Stäm- men des Fluchs, bei Ammon’s Kindern, ihr Leben hinzufristem daß 4) als auch das nicht glückt, als sei die ganze Kette der Heilsführungen voni rothen Meere ab vergeblich gewesen, der Rest der Elenden unter Leitung der Frommen, die mit blutigen Händen des HErrn Macht eben noch hatten schirmen wollen (Kap. 40, 15), jetzt zuriickverlangt nach Egyptens Knechtschaft, um nur der Noth des Au·enblicks, dem drohenden Todesloose zu entrinnen. ie haben ihrer Berufung Herrlichkeit verloren, David’s Königskrone, haben kein Gesetz mehr und keinen Segen von ihrem Gott, und damit ist die Berufung selbst erloschen, sie das ver- worfene Geschlecht für alle Zeit. — An dem Hause, da das Brod des Lebens Jsrael noch winket, zieht dies Geschlecht vorüber, weil ihm der Gedanke nach Egypten hinsteht, dessen Todesweisheit Mosis Stab einst Jsrael entführt, und die Wunder des HErrn an seinen Feinden. Dort wollen jetzt sie ihre Heimath suchen. (Neumann.) Jsmaeh von Johanan verfolgt, flieht zu den Ammonitern. 349 Das 42· Kapitel. Jeremia wide-erlitt) den Juden, in Egnpieii zu ziehen. III« V. 1—22. Jln der Rnhestätte in Aethlehem ange- lionnnen, halten ro die Hanotleute nnd das von ihnen gefnhrte volle für nöthig, durch den Propheten Jeremia den willen Gottes über ihr Vorhaben zu erfragen, nnd wenden sich an denselben niit der Bitte, er möge fsir sie betend sich in dieser Saihe an den HCrrn wenden, indem sie zugleiih feierlich versprerhen, deni Worte Gottes, dae er empfangtz in jedem Falle gehorehen zn wollen (d. 1— 6). Der hlrophet erfüllt ihre Bitte und enspfängt nach zehn Tagen eine Offenbarung des hØrrn über dag Vorhaben des Volks, nach Cghpten zu ziehen, welche er sofort den Jlnführern und dem ganzen Wollte mittheilt. Dasselbe lautet: Wenn sie im Lande bleiben, sollen sie von den Ghaldäern niihtu zu fürchten haben, vielmehr wird der tjGrr das tjerz deu Könige lenlien und ne wieder erbauen. Wenn sie aber nicht im Lande bleiben, sondern ans Furcht vor den Ehaldäern nach Eghuten fliehen, sollen sie in tlighuten durch eben die- jenigen Drangsale mitkommen, denen sie durch die Flucht zu entgehen meinten (7 —18). Zuletzt ermahnt sie der sdrophel eindringlink diese Warnung nicht zu verachten; denn der fijErr selbst habe zu ihnen geredet nnd ihnen das Ziehen nach Gghvten untersagt. Dann deiiil er den seelrngesährlichen Srrlhum bei ihnen auf, daß sie erst einen Ausspruch deg tJØrrn über ihren Man— begehrt nnd in der geheimen Hoffnung, er werde nach ihrem Willen ausfallen, unbedingten Gehorsam zugesagt haben, nun aber das ihnen nicht zusagende Wort der HEern doeh nieht befolgen wollen W. 19—22). l. Da traten herzu [nach geineinschaftlicher Berathung und Uebereinkunft] alle Hauptleute des Deus, [namenilich] Johanna, der Sohn Kareah swelcher nach der Ausscheidung Jsmaels die her- vorragendste Stellung unter dem Volke eiuncihm], Jesanja [ans Maachat Kost. 40, 8], der Sohn Hosaja [Kap. 43, 2], sammt dem ganzen Volk, beide Klein und Groß; 2. Und svrachcn zum Propheten Jeremia fwelchen sie aus Mizpa, wo er sich unter dem Volke aufgehalten, mit den übrigen Bewohnern dieses Orts mitgenommen hatten Kap. 41, 16]: Lieber l= Yittes laß unser Gebet siinser Anliegen] vor dir gelten nnd bitte für uns den HErrn, dei- nen Gott sals dessen Propheten und Gesandten wir dich erkennen], um alle diese Uebrigen, —- denn unser ist leider wenig fübrigj von vielen, wie du uns selbst siehest mit deinen Augen sum so mehr hoffen wir, daß der HErr deine Fürbitie für uns erhören und den geringen Ueberrest seines auser- wählten Volks nicht auch noch verwerfen und unter- gehen lassen werde],— 3. Daß uns der HErr, dein Gott, wollte anzeigen, wohin wir [in der vorhandenen Bedräng- niß und Gefahr vor den Chaldäernj ziehen, und [überhaupt] was wir thun sollen. Nicht aus purer Heuchelei ging der Entschluß, des HErrn Willen zu erforschen, und die Bitte an den Propheten bei dem Volke hervor, sondern aus der natürlichen Selbfttäuschung des eigenwilligen und trotzigen Menschenher ens, dem es stets nahe liegt, Gott damit zu versu en, daß er Bzu seinen selbftfüch- tigen Plänen und selbstgewählten egen Ja sagen, sie sanctioniren und unterstützen möge. Sehen wir es do täglich noch, wie die Welt 1 re Gedanken und An chauuugen gar u gern der irche aufdringen möchte, daß sie dieselben bestätige und zur Geltung bringe, wie die Welt für ihre noch so sehr dem ewigen Gesetz Gottes widerstreitenden Handlun en die Sanc- tion und Verherrlichiing Seitens der irche Gottes, die sie doch sonst kaum beachtet oder gar miß andelt und verfolgt, begehrt. Die Juden waren ents lossen, den von ihnen selbst erdachten Weg zu gehen, aber sie versuchten zuvor, demselben den Schein des Re ts zu geben. Jhre Selbfttäufchun war dabei so gro , daß sie sich ernstlich einredeten, er Prophet werde ihren Plan bestätigen müssen, vielleicht desto eher, wenn sie sich recht freundlich und unterwürfig ihni naheten. Ebenso weni wie der Teufel kann es auch die Welt begreifen, da ein Mensch immer dieselbe öttliche Wahrheit, dasselbige göttliche Recht zum Maß tab sei- ner Gedanken und Handlungen haben könne. Des- wegen versucht sie in ihrer Dummdreistigkeit unver- drossen immer wieder, ob sie einen Mann Gottes nicht zum Verlassen seines Weges bewegen könne. 4. Und der Propbet Jeremia sprach» zu ihnen: Wohlam ich will gehorchetu nnd siehe, ich will den HErrn, smeinen und] euren Gott bitten, wie ihr gesagt habt; und alles, was euch der HErr ant- worten wird, das will ich euch anzeigen, und will euch nichts verhalten. 5·. Und sie fprachen zu Jeremia: Der HGrr sei ein gewisser und wahrhaftiger Zeuge zwischen uns sder strafend gegen uns austreten rnöge], wo wir nicht thun werden alles, das dir der »Wer, dein Gott, an uns befehlen wird [2. Mof 19, 8]. is. Es sei Gutes oder Böses, so wollen wir gehorchen der Stimme des HGrrn, unsers Gottes, zu dem wir dich senden; auf daß uns wohl gehe, so wir der Stimme des HErrn, unsers Gottes, gehorchen. 7. Und nach zehn Tagen geschah des HErrn Wort zu Jeremicn Durch das zehntägige Warten sollten die Fragen- den Zeit zur Besinnung und zu ruhiger Erwägung der Lage der Dinge erhalten, um die den Befürch- tungen und Wünschen ihres Herzens nicht entsprechende göttliche Antwort mit Ruhe und Besonnenheit auf- nehmen und befolgen zu können. (Keil.) 8. Da rief er Johanna, den Sohn Kareah, und alle Hanptleute des Heers, die bei ihm waren, und alles Volk, beide Klein und Groß; · 9. Und sprach zu ihnen: »So spricht der HEru der Gott Israel, zu dem ihr michszgefaudi habt, daß ich euer Gebet vor ihn sollte bringen: 10. Wetdet ihr [in deniüthiger und unmü- thiger Anerkennung eurer Sünde, in gehorsamer 350 Jeremia 42, 11-—22. its, 1——3. Unterwersung unter meine Gerichte mich allein fürchten und alle Menfchenfurcht abwerfen und also] in diesem Lande bleiben, so will ich [euch meine Gnade und Erbarmung wieder zuwenden und] euch bauen und nicht [ferner] zerbrechen; ich will euch falsdann als edlen Samen, daraus mir ein neues Volk erblüht] pflanzen, Und nicht [gänz- lich] ausreuten, denn es hat mich kder ich nicht Lust habe am Tode des Sünders, sondern will, daß ei· fich bekehre und lebe] schon gerenets das Uebel, das ich euch gethan habe. 11. Ihr sollt [mir ganz allein vertrauen und] euch nicht fnrchten vo»r dem Könige zu Gabel, vor dem ihr euch [jetzt] surchtet sals werde sein Zorn über die Ermordung seines Statthalters euch un- fehlbar ausrotten], spricht der HEry ihr sollt strotz der scheinbaren Wahrscheinlichkeit dieser Ge- fahr, alle Menschenfurcht aus dem Herzen ver- bannen und im herzlichen Vertrauen auf mich] euch vor ihm nicht furchtenz denn ich will bei euch sein, daß ich euch helfe und von seiner Hand errelte [denn in meiner Hand sind aller Könige Herzen, und ich will euch Gnade und Erbarmen in des Königs Herzen schaffen] 12. [Ja] Jch will [wenn ihr in Gehorsam euch beuget und euch zu mir bekehretJ euch Barm- herzigkeit erzeigen, und mich über eukh erbarniem nnd euch wieder in euer Land bringen srichtcgerx ich will euch —- bei dem König zu Pudel— Mitleid verschaffen, daß er fich euer er- barmet und euch wieder in euer Land, aus welchem ihr im Geiste schon ausgewandert seid, zurückführt]. «) Gott ist nicht ein Menschenkind, daß ihn etwas gereue (4. Mos. 23, 19; I. Sam. 15, 29), und doch stehet in der eil. Schrift 10mal (1. S. 15, II Anm.; Joel 2, 13 nm·), daß Gott etwas gereuet habe. Es ist dies einer von jenen s einbarewWidersprü en» in der Schrift, welcher,»wie a e, fich bei naherer insicht vollkommen armoniskh auflost Menschliche Reue, die Folge der ündhastigkeit und Jrrthums ahigkeitz ist Gott gänzlich fremd; denn er ist in seinen athschlussen unveränderlich, heilig, gerecht, allivissend nnd allweise Aber die menschliche Sünde erwecket in ihm gottliche Reue, entweder zum Ausdruck feines Zornes und Ab- scheues über die Sünde, oder zum Ausdrurk seines ewigen Erbarmens, das des· Sünders Tod m t will. Die wifsenschaftliche Theologie spricht ganz be onders bei der Reue Gottes von Anthropopathismen (Be- zeichnungen von Gemüthserregungen m Gott, welche von menfchlichen Herzenszustanden entlehnt seien) und erklärt do in der That mit diesem Worte so wenig, daß man ast an das »Göthe’sche Wort erinnert wird: ,Denn eben wo Begriffe fehlen, da stellt zur rechten eit ein Wort fich ein.« Besonders beden lich ist es aber bei dem Zorn, Grimm, Eifer u. s. w. Gottes von Anthroponathismen zu sprechen Allerdings kon- nen wir Men chen stets nur eine unserem Menschen- wesen entsprechende, niemals eine aus deuTiefe des öttlichen Wesens in seinem Ursprung ge chopfte Er- enntniß des Wesens Gottes und seiner igenschasten erreichen. Aber man muß vor allem daran festhalten, daß Gott fich uns also geosfenbart hat, weil er den Menschen nach seinem Ebenbilde eschaffen hat. Sind diese Ausdrücke der göttlichen A ekte wirkliche Offen- barung, so sind wir vielmehr berechtigh die Reue, den Zorn, den Grimm als in Gott urbildlich, im Menschen aber abbildlich und sündlich aufzufassen und in der Betrachtung der Eigenschasten Gottes überhaupt von Gott als dem Urbild herabzusteigen um Menschen als dem Ebenbild, als umgekehrt. Aus diese Weise behalten die Ausdrücke von Gottes Eigenschaften ihre Realität und werden nicht zu Bildern und endlich leeren Worten verslüchtigt Ebenso ist auch, wenn von Gottes Gestalt, Gesicht, Antlitz, Augen, Ohren, Geruch, Händen, Fingern, Füßen u. s. w. geredet wird, auf die Ebenbildlichkeit des Menschen von Gott zurück- zugehen, und man sollte fich auch hierbei nicht mit dem Worte Anthrvpomorphismen suebertragung von Bezeichnungen der Menschengestalt aus Gott) und mit der Annahme von Bildern begnügen. 13. Werde! ihr aber [wie ich leider fürchten muß] sagen: Wir wollen nicht im Lande bleiben, damit ihr ja sgenauerx also daß ihr] nicht ge- hokchet der [euch durch mich hiermit ausdrücklich geossenbartenJ Stimme des HErrn, eures Gottes; 14. Sondern sagen: Nein, wir wollen in Eghptenland ziehen, daß wir keinen Krieg sehen, noch der Posaunen Schall [serner] huren, undnieht Hunger Brods halben [noch weiter] leiden inussenz daselbst wollen wir bleiben; Es waren dies jedenfalls die Reden, die in der flüchtigen Menge ausgingen, und mit denen sie ihren Ungehorsam gegen Gottes Willen zu entschuldigen suchten. Eghpten ist ihnen ebenso der Ort der Sehn- sucht nach Be riedigung der Fleischeslush dahin ihr Herz sie vom HErrn und dem Gehorsam gegen seine Führung und Gemeinschast hinweg zieht, wie ihren Vätern unter Muse. Darum bleibet auch Egypten das Urbild der Heimath, darinnen fich das natiirliche Menschenherz mit seinen Lüsten und Begierden wohl fü lt, und da- rinnen das abgefallene Volk Gottes bis an die Wurzel ausgerottet wird. 15. Nun, so hbret des HErrn Wort, ihr Uebrigen ans Juda sdie ihr des HErm heiliger Same zu einem neuen Volke werden konntet, aber durchaus ein iintergehender Rest sein wollt]. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel [nichi ich, wie ihr wähnen mögei]: Werber ihr euer Angesicht [eure Sehnsucht und Lust] richten, in Eghptenland zn ziehen, daß ihr [gegen meinen Willen] daselbst bleiben wolletz 16. So s»oll euch [gerade] das Schwert, vor dem ihr euch fllrchlel fund dem ihr zu entfliehen hoffet], in Eghvtenland treffen; und der Hunger, deß ihr euch besorget, soll [wie ein gewappiieter Mann] stets hinter euch her sein in Eghplem und sollet daselbst sterben. Nirgends ist für die Seele Sicherheit und Ruhe, als allein in der seligen Gnadennähe Gottes und im Schatten seiner Verheißungen Aber obwohl fich feine Verheiszungen Viel tausendmal bewährt haben, obwohl Gottes Wahrhaftigkeit fich den Juden eben erst aufs Klarste in den furchtbaren Gerichten über Jerusalem, sein Volk und seinen König bewiesen hat, dennoch geht Die Juden wollen nach Egypten ziehen, was ihnen von Jeremia widerrathen wird. 351 die Sehnsucht des natürlichen Herzens von Gott und seinem gewissen Schutze hinweg. Die Sünde macht den Menschen dazu dumm und blind; er glaubt, sehr klug zu handeln und einen sichern Zufluchtsort vor dem Uebel zu wählen, vor welchem ihn schützen zu können er dem HErrn nicht zutraut, und siehe da, er läuft der rächenden Macht Gottes und gerade dem gefürchteten Uebel geradewegs in die Arme. Der Gottlose sucht sein Verderben auf, statt es zu fliehen. 17. Denn sie seien wer sie wollen, die ihr Angesicht richten, daß sie in Eghpten ziehen, da- selbst zu bleiben, die solleu sterben durchs Schwert, Hunger und Pestilenzz und soll keiner überbleiben, noch entrinnen dem Uebel, das ich über sie will kommen lassen 18. Denn so spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Gleichwie lsoeben vor euren Augen] mein Zorn und Grimm über die Einwohner zu Jerusalem gegangen ist, so soll er anch über euch gehen, wo ihr in Eghpten ziehet; daß ihr [wie ich euch schon früher angedrohet habe Knie. 24, J; 25, In; 29, is, den Bewohnern von EghpteUJ zum Fluch [womii einer dem andern Böses wünscht], zum Wunder [und Staunen über die an euch sichtbar gewordene Strafgerechtigkeii Gottes], Schwur [mii welcher sie einander etwas betheuern] und Schande lVerhöhnung und Verspottung] werdet, und diese Stätte sdas heilige Erbtheih das ihr mit dem fluchbeladenen Lande der Knechtschaft ver- tauschen wollt] nicht mehr sehen sollet. 19. Das [so eben euch verkündete] Wort des HErrn gilt euch sganz besonders], ihr Uebrigen aus Juba, [und auch ich beschwöre euch] daß ihr nicht in Egypten ziehet. Darum so wisset, daß ich euch heute sdie drohende Strafe Gottes] bezeuge [und euch gewarnt habe, also daß ihr keine Ent- schuldigung habt, wenn ihr dennoch eurem Willen folgt und die Strafe auf euch herabziehet]. 20. Jhr werdet sonst euer Leben verwahrlosen swörilichx Denn ihr täuschet euch selbst mit Gefährdung eures Lebens] Denn ihr habt mich gesandt zum HErrn, eurem Gott, und gesagt: Bitte den HErrm unsern Gott, für uns; und alles, was der HEry unser Gott, sagen wird, das zeige uns an, so wollen wir danach thun. 21. Das habe ich [nach eurem Wunsche ge- than und habe, was der HErr mir offenbaretj euch heute zu wissengethanz aber sich sehe es im Geiste schon klar] ihr lvollt der Stimme des HErrty eures Gottes, nicht gehorchen, noch alle dem, das er mir an euch befohlen hat. 22. So sollt ihr nun wissen, daß ihr ssür diesen Fall] durays Schwert, Hunger und Pestilenz sterben müsset an dem Ort, dahin ihr gedeutet zu ziehen, daß ihr daselbst wohnen wollet. Diese Drohung ist erfüllt worden durch die Er- oberung Egyptens durch Nebueadnezar (Kap. 43, 8—13). — Die Treue Gottes warnet den Menschen vor dem Eigensinm wenn aber der Mensch gleichwohl in seinem Eigendünkel verharret und sich dadurch der ihm zuge- dachten Gnade verlustig macht, so kann ihm auch nichts anderes, als schwere Gerichte geweissagt wer- den, die er sich selber über den Hals ziehet. (Berleb. Bib.) Das 43. Kapitel. Die Juden ziehen in Eghpieu IV. v. 1—13. Jtus diese Erössnung welche Jeremia im Uamen des Harren den Juden gemacht, erklären ihm diese, er beliige sie mit dem vorgeben, der ijErr habe ihm solches offenbart, vielmehr habe der Chaldäerfreund Zorn-h ihm solches eingegeben(b.1—3). Darauf machen sie steh mit der ganzen Masse den volles, in deren Mitte sich auch Jeremia und Zatnch befinden, ans nnd ziehen nach Gghptetg mo sie sich zuuächst in Tashoanheg niederlassen w. 4—7). hie: erhält Jeremia eine neue Offenbarung Gottes. Durch eine symbolische Hand— lung soll er allen Juden die Weissagung nor Jtugen malen, daß der HØrr den König Nebukadnezar nakh Gghoten führen und dieser seinen Thron daselbst auf— stellen nnd sein Zelt ausspannen werde w. 8—10). Dann werde Uelsucadnezar ganz Ggyplen vermeinen, die Gdtzentemoel zerfliiren nnd tm Frieden nach lltntertueesnng des Landes abziehen (d1.11u.12). Ganz besondern hebt der proohet zuletzt nochmals hervor, daß Uebnrads nezar die Säulen von Zeth-Schemesch, d. h. den be— rühmten Sonnentempel daselbst zerstören werde. 1. Da Jeremia alle Worte des HEtrn ihres Gottes, hatte ausgeredet zu allem Volk, wie ihm denn der Hist-r, ihr Gott, [gewißlich] alle diese Worte sgenau so, wie er sie gesprochen] an sie be- fohlen hatte; · » · · » 2. Sprach AsarIa socelleichi rrchttgen Je- sauja Kap. 42, 1 Anm.], der Sohn Hosajasts nnd Johanna, der Sohn Kareah, nnd alle freche Männer sdie sich in ihrer festen Hoffnung, Zere- mia werde durch ein Gotteswort ihren eigenen Willen bestätigen, getäuscht sahen] zu Jeremitu Du lngestz der HEry unser Gott, hat dich [gar] nicht zu uns gesandt, noch gesagt: Ihr sollt nicht in Eghpten ziehen, daselbst zu wohnen; 3. Sondern Baruch, der Sohn Netto, beredet dich deß suns unsern Weg zu verbieten und, da- mit wir eher gehorchen, vorzugeben, der HErr habe es dir ossenbaret]. uns zuwider [weil er uns feind istlz auf daß wir den Chaldcieru übergeben werden, daß sie uns tödten nnd [die Uebrigen] gen Babel wegsithren V) Da hier Asarja Jesanja) zuerst ’enannt wird, während sonst immer ohanan den an eren Haupt- leuten voransteht, so läßt sich daraus schließen, daß er der Tonangeber unter den frechen Widersachern ge en Gottes Wort gewesen sei. — Es ist hier ein chara te- ristisches Beispiel von der Tücke des menschlichen Her- zens vorhanden. Es ist nicht seine Sache, sich in Ge- duld und Gehorsam unter die gewaltige Hand Gottes zu demüthigen und unter der vom HErrn zur such- tignng auferlegten Trübsal auszuharren Jst es irgend 352 Jeremia its, 4-—13; 44, I. möglich, so reißt es sich los und sucht einen Auswe , durch welchen es dem Schweren, was der HErr aus- gelegt hat, sich entziehen zu können glaubt. Strafen ann die Diener Gottes solchen Trotz und solche Feig- heit, so müssen sie Lügner sein, die aus Privatinter- essen so reden, wie sie reden. Diese Tücke ist um so «rößer, wenn, wie hier und bei allen Christen in ihrer onfirmation, das Versprechen voraus esangen ist, sich ehorsam unter den geoffenbarten Ast en Gottes zu sügem Ausflüchte und Entschuldigungen werden aber sehr bald gefunden und sollten sie vom nächsten besten Zaun gebrochen werden, wie hier· Jeremia muß auf einmal ein Lügner sein, der gar nicht von Gott er- leuchtet und gesandt sei, oder ein alter, schwacher Mann, der sich von dem bos asten Varuch etwas hat einflüstern lassen« die Diener ottes müssen heute noch eingebildete, hoihmüthige Menschen sein, die vorgeben, von Gott gesandt zu sein, weil man nicht Lust hat, auf Gottes Wort zu hören und ihm vollen Ge or am zu leisten. Daß die Juden ihren Zorn und Aerger, den ie gegen sich selbst hätten wenden sollen, gerade auf aruch entluden, hat wohl seine Ursache darin, weil derselbe schon früher öfter an des Propheten Statt kräftig und mit Einsetzung seiner eigenen Person und Sicherheit aufgetreten war, so beim Vorlesen der Weissagungen Jeremias im Tempel und vor den Fürsten. Gewiß hatte auch er, wie Jeremia, das Volk oft ermahnt, dem Worte des HErrn zu gehorchen und sich bei Zeiten dem Könibge von Babe I: ergeben. Vielleicht gab man ihm ü erhaupt Schuld, influß auf Jeremia auszuüben, vielleicht auch mehrte die Miß- gunst wegen seiner befreundeten Stellung zu Jeremia den Haß gegen ihn. 4. Also gehorchte Johanna, der Sohn Kar- iah, und alle Hanptlente des Heers, sammt dem ganzen Volk, der Stimme des HErrn nicht, daß sie im Lande Jnda waren geblieben; · 5. Sondern Johanna, der Sohn Kareah, und alle Hanptleute des Preis, nahmen zu sich alle Uebrigen aus Juba, so von allen [Nachbar-] Völkern, ahin sie swährend der Belagerung Je- rusalems] geflohen, wieder kommen waren, daß sie im Lande [»in Ruhe] wohneten; s» Namlich Mann, Weiber und Kinder, dazu des Königs Töchter [die Prinzessinnen des königl. Hauses] und [überhaupt] alle Seelen, die Nebusar Adam der Hauptmann, bei Gedalja, dem Sohn Ahitams, des Sohns Saphans, sals königlichem Statthalter] hatte gelassen sdaß er dieselben regiere und beschiitze], auch den Propheten Jeremia, und Barnch, den Sohn Neriazt 7. Und zogen in Eghptenland denn sie woll- ten der [dnrch Jeremia ihnen klar bezeugten] Stimme des HErrn nicht gehorchen, und kamen Endlich] genThachpauhes sder ersten Stadt nahe an der Grenze, am pelusiotischen Nilarm gelegen und von den Griechen Daphne genannt; hier machten sie znnächst Halt, um weiter zu berathen, wohin sie sich wenden sollten]. V) Nachdem sich einmal das ganze Volk auf den Weg nach Egypten begeben hatte, konnte unmöglich Jeremia und Varuch allein im öden Lande zurüc- bleiben. Sie mußten mit ihrer Heerde ziehen. Je mehr dieselbe aus Jrrwegen war, um so mehr bedurfte sie der Hirten. Also auch, wenn man sie ni t - zwangen hätte, mußten sie doch mitziehen Es cheint aber aus dem Grundtext V. 5 sich zu ergeben, daß man ihnen keine Wahl ließ. Sie wollten eben doch den Propheten bei sich haben. Jn keinem Fall kann man sagen, daß Jeremia geflohen sei, denn nachseiner eigenen Weissagung wußte er ja, daß er gerade in Fgctlssten dem Untergang entgegen gehe. (Nägels- a . 8. Und des HErrn Wort geschah zu Jeremia zu Thachpanhes, und sprach: 9. Nimm große [Ouader-] Steine, und ver- schatre sie [in dem Mörtel, welcher vor dem] Ziegelosen [liegt], der [in einiger Entfernung] vor der Thür am Hause Pharao swelches jetzt im Bauen begriffen] ist zu Thachpanhes, [und zwar so] daß die Männer ans Juda zusehen kdenn ihnen und ihrem Schicksal in Egypten gilt diese sinn- bildliche Handlung zunächst]; . 10. Und sprich [dann] zu ihnen: So spricht der HErr Zebaotly der Gott Israel: Siehe, ich will hinsenden und meinen Knecht Nebucadnezay den König zu Bade! [der meine Gerichtsbefehle an meinem abtrünnigen Volke ansführt], holen lassen, und will seinen Stuhl oben auf diese seinen festen unbeweglichen Unterbau abgebenden] Steine setzen, die ich sieht] verscharret habe [so daß sie niemand sieht, die aber einst, wenn der Palast Pharacks fertig ist und der Ziegelofen abgebrochen wird, vor jedermann sichtbar werden; und es soll seine Herr: schaft über Egypten so viel fester sein, als diese Steine fester sind denn die Ziegelsteine, aus denen Pharaas Palast gebaut wird]; und er soll sein Gezelt drüber schlagen [genauer: und er soll s ei- nen Prachtteppich, das Zeichen seiner Königs— würde, über demselben, dem Thronsesseh aus: breiten] Die Wege des HErrn sind wunderbar. Jsrael flieht vor Nebucadnezar weit we nach Egypten Aber sie sind dort nicht sicher. Der ZErr läßt ihnen ver- kün igen, daß am Emgan e zum Königspalast in Tach- panhes Nebucadnezans elt hen wird. Zwar ist dort jetzt eine Ziegelstätte Jn den Lehm derselben muß Jeremia Steine le en, gleichsam die Grundsteine zu des Chaldäerkönigs gciracht elt. So legt der HErr die verborgenen Keime zu künstigen Dingen, und was er im Verborgenen bereitet, macht er zu feiner Zeit offenbar zum Ruhme seiner Weisheit, Allwissenheit und Allmacht (Nägelsbach.) 11. Und er [Nebucadnezar] soll kommen, Und Eghptenland [auf das ihr euer Vertrauen gegründet habet] schlagen, Und [mit Hunger und Pest] tödten, wen es trifft; gefangen führen, wen es trifft; mit dem Schwert szum Tode] schlagen, wen es trifft. 12. Und ich will die Häuser der Götter in Eghpten mit Feuer aufteilen, daß »er sie verbrenne und [die Götzenbilder selber] wegfnhre. Und er soll sdas Land mit der Hand fassen und] ihm Eghp- tenland [wie ein leicht zu handhabendes Kleid] an- ziehen, wie [nur] ein Hirte [anf freiem Felde in Die Juden ziehen trotz der Abmahnung des Propheten dennoch nach Egyptem 353 kühler Nacht] sein [Ober-] Kleid [oder Mantel] anzeuchl [indem er sich fest und bequem darein hüllt], nnd [soll dann in den Schmuck dieser Beute gehüllt, als voller Sieger] mit Frieden [ohne Feinde hinter sich zu IassenJ von dannen ziehen. 13. Er soll süberhauptj die [hohen, herrlichen] Bildsäulen [oder Obelisken, welche am Eingange des großartigen Tempels des SonnengOttesJ zu BellpSemess [oder mit ihrem heiligen, egyptischen Namen Pera, d. i. Haus der Sonne, genannt, stehen, und welche die Herrlichkett des Götzendienstes] i in Eghptenland [am stattlichsten vertreten] zerbrechen, nnd die Meigen] Götzentirchen in Eghpten sauch allesammt] mit Feuer verbrennen [und dadurch den Götzendienst im Lande überhaupt vernichien].*« V) Pera (Bethsemes), vom Volke Du, von den Griechen Heliopolis genannt (1. Mos. 41, 45 Anm.) lag nordöstlich von Kairo und Memphis, bei dem jetzigen Dorfe Matarieh, also ziemlich tief im Lande Egypten und war berühmt durch ihren großartigen, dem Sonnengotte Rä geweihten Tempel, an dessen Eingang mehrere größere und kleinere Obelisken stan- den, von welchen die beiden größeren, von Pherom dem Sohne Sesostris’, zu dem älteren Paare ge ellten glegen 150 Fuß hoch waren, deren einen der Kaiser ugustus nach Rom schaffen ließ, während der andere seit 1160 um estitrzt ist, einer der älteren kleineren aber noch an rt und Stelle in der Mitte eines fchönen Gartens mit seiner Spitze über einem dichten Laub- dache hervorragt (Keil.) —- «) Diese Weissagung von der Eroberung und Unterwerfung Egyptens durch Nebucadnezar, wie auch die ähnlich lautenden in Katz. 46, 13——26 u. in Hes 29, 17—21, haben si nach dem durchaus glaubwürdigen Zeugniß des Ge chichts- sehreibers Berofus auf’s Genaueste erfüllt. Zwei Jahre nach der Eroberung und Zerstörung Jerusalems, im J. 586 v. Chr» begann Nebucadnezar die Bela erung der Jnselstadt Tyrus, der letzten Stadt in hrien, welche sich noch gegen die Chaldäer frei zu erhalten gewußt hatte, um durch dessen Eroberung Syrien in seinem ganzen Umfang in seinen Händen zu haben. Aber 13 Jahre warb er vergeblich um die unüber- wundene Feste. Erst im J. 573 kam ein Vertrag zu Stande, durch welchen die Tyrier die Oberherrfchaft der Chaldäer anerkannten. Nachdem Nebucadnezar die Einnahme der Stadt und die Unterwerfung ganz Syriens gelungen war, mußte er vor allem daran denken, durch Unterwerfung Egyptens sich den Besitz Syriens und Palästincks zu sichern. Denn so lange P arao Hophra oder Apries in Egypten auf dem T rone saß, der nicht nur dem Könige Zedekia eine Heeresmacht zur Entsetzung des von Nebucadnezar belagerten Jerusalem gesandt hatte, sondern auch wäh- rend der Belagerung; von Jnseltyrus einen zweima "- gen Feldzug gegen ypern, Sidon und die übrigen phönizischen Städte unternahm und diese Städte auch unterwarf, um so zu verhindern, daß Nebucadnezar nach Eroberung von Jnseltyrus seine Herrschast über ganz Syrien und auch über Cypern ausbreite, konnte der le tere seine Herrschaft über Vorderasien nicht für ge ichert erachten· Daher zog er um das J. 573 gegen Egyptew eroberte und verwüstete das Land, wobei die meisten Juden durch Hunger, Pest und Schwert umkamen und nur wenige nach Juda zurück- kehrten, tödtete aber Pharao Hophra nicht, sondern begnügte sich damit, ihn zinspflichtig zu machen. Diese D ä chsePs Blbelwert Eroberung Egyptens durch die Chaldäer bra te bei den Egyptern eine große Erbitterung gegen harao Zophra hervor, da er ja Nebucadne ar durch jene riegszüge vielfältig gereizt und die roberung und Verwüstung des Landes dadurch vegchuldet atte. Daher unternahm Pharao Hophra na dem bzug der Ehaldäer noch einen Kriegszu äegen Cyrene im Westen von Egyptem um urchg roberung die er Provinz die Egypter ein wenig für die erlittene Nie- derlage durch die Ehaldäer zu entschädi en, wurde aber wiederum geschlagen und verlor in olge dessen Thron und Leben. Herodot, welcher letzteren Feldzug erzä lt, erwähnt nichts von der Eroberung Egyptens dur die Chaldäey was aber durchaus nicht verwun- dern kann, da er in seinen Berichten der egy tischen Priestersage folgt, welche alle demüthigendeu ieder- lagen der egyptifchen Pharaonen durch ·die Chaldäey z. B. auch die bei Karchemifch, sorgfältig verschweigt. Das 44. Kapitel. Die widerspenstigen Juden werden non Ieremia gestraft. v. n. 1—30. »Ja» die Indes: act; in sgypteu km ver— srtjiedeuen Orten niedergelassen hatten, ergaben sie sich eifrig dem Dienst: der tjitnmelsleonigim wohl durch da- Zeispiel ihrer heidnischen Umgebung dazu bewogen, in dein Wahne, dadnrrh ihre bnrgerlikhe Wohlfahrt zu för- dern (V. 17 f.). Der prophet benutzt: daher eine Ver· sammlung der im Lande zerstreut wohnenden zu einem Feste in adberegnpten w. 15), iini ihnen die verderblichen Folgen ihres Treibens ernstlich vorzuhalten. Er erinnert sie zunächst an das Strafgericht, welches sie nnd ihre Väter durch beharrliclzeu Abfall vom thixrrn nnd durch Höhen— diensc iiber Jerusalem nnd Jnda gebracht haben (V. 2 kund stetem sie, Einen) äortslshiiing Lesstwhendtegiistäs n en n ergang es no u r gen e es von u a herbeizuführen (V. 8—10), mit der Drohung, daß der thErr alle, die nach Egypten gezogen, dnrth Schwert, Hunger nnd Pest vertilgen werde W. 11-—14). Tiber die ganze Versammlung erklärt ihmwdaß sie seines: Worte niiht gehorchen sondern bei der erehrnng der mutet-- liänigin behartdn wollen, weil es ihren Vätern, so lange sie diesen Dieast betrieben, wohlergangeitz und ern als sie denselben aufgegeben, Krieg nnd Hunger: über sie ge- . kommen sei (V.15—19). Diesen Wahn widerlegt Irre- inia (V. Ell-Es) nnd kündigt ihnen nochmals in fein— liiher Weise das Gericht der Vertilgung durch Schnierl nnd hangen: in Øgnpten an, wobei er sthlieselich (V. 24 -—30) znin Zeichen dessen, daß der thErr sein Wort halten werde, die Hingabe des Königs tjophra in die tjand Uebnradnezars weissagt« 1. Dies ist das Wort, das zu Jeremia stän- gere Zeit nach der in Kap. 43, 8—13 erhaltenen Offenbarung, etwa zwischen 585 u. 580 v. Chr] geschah an alle Juden, so snunmehr hin und her] in Egyptenland wohneteiy ncinilich zu Migdal sin Unteregyptew in der Nähe des rothen Meeres], zu Thachpanbes koder Daphne Kur. 43 , 7]», zu Noph [oder Memphis in Mitteleghptens lind die im Lande Palhros sOberegypten oder Thebaisj lvohneleth Und sprach szu ihnen bei Gelegenheit eines Festes, wo sie alle versammelt waren]: U. c. II. 2. 28 3544 Jeremia 44, 2—-24. 2. So spricht der HErr Zebaoih, der Gott Israel: Jhr habt gesehen alle das Uebel» das ich habe kommen lassen über Jerusalem nnd nber alle Städte in Juda; und siehe, heutiges Tages sind sie wüste, nnd wohnet niemand drinnen; 3. Und das um ihrer Bosheit willen, die sie thaten, daß sie mich erzürueten, und hingingen nnd rcincherten und dieneten andern Gbtteru, welche weder sie, noch ihr, noch eure Väter kunnten. 4. Und ich sandte stets z1i euch alle meine Knechte, die Propheten-« nnd ließ euch sagen: Thnt doch nicht solche Greuel, die ich hasse. Z. Aber sie gehorchten nicht, neigten auch ihre Ohren von ihrer Bosheit nicht, daß sie sich bekehreten, und andern Göttern nicht geräucherthätteu 6. Darum ging auch mein Zorn nnd Grimm an, und entbrannte über die Städte Juda, nnd über die Gassen zu Jerusalem [in loderndem Feuer], daß sie zur Wüste nnd bde worden sind, wie es heutiges Tages [vor euren Augen da] stehet. V) Jahrhunderte lang unablässig durch»die Pro- pheten gewarnt — und wie gewarntl nicht durch sentimentales Gerede, sondern durch Donnerworte und Kraftschläge, man denke nur an Elias, Elisa, Hosen, Jesaia u. s. w.! — hat Juda doch den trotzigen Nacken nicht gebeugt. Da erging denn endlich das Geri t der gerechten Liebe, nachdem die lan mütkåige Lie e szich erschöpst hatte. Und nun steckt doch. in em elen- en Rest die ganze alte Wurzel des Unglaubens und Gehorsams noch ungebrochem (Nägelsbach.) — 7. Nun, so spricht der HErr, der Gott Ze- baoth, der Gott Israel: Warum thut ihr doch sfort und fort] so groß Uebel wider euer eigen Leben; damit unter euch ldurch meinen gerechten Zorn] ausgerottet werde beide Mann und Weib, beide Kind und Sängling, aus Juda, und sendlich gar] nichts von euch überbleibez s. lWarum thut ihr es doch] Daß ihr mich so erzürnet durch eurer Hände Werk, nnd räuchert [nun wieder] andern Gbtteru in Egypteuland da- hin ihr [doch nur] gezogen seid, daselbst zu her- bergen, auf daß ihr [wie ich euch wiederholt ge- drohet habe] ausgerottet und zum Fluche nnd Schmach werdet unter alleu Heiden auf Erden? 9. Habt ihr sdenn wirklich schon] vergessen des Ungiücks lgenauerx der UebelthatenJ eurer Väter, des liuglücks sder Uebelthatenj der Könige Juba, des Unglücis sder uebelthatenj ihrer Weiher [die allezeit den Götzendienst, besonders den der Himmelskönigiry am eifrigsten betrieben) dazu eures eigenen Unglücks senrer eigenen Uebel- thaten], und eurer Weiber Unglücks [Uebel- thaten], das euch begegnet ist [genaner: die sie begangen haben] im Lande Juda, und auf den Gassen zu Jerusalem? 10. sVon solchen Menschen muß ich mein heilig Angesicht abwenden] Noch sind sie bis auf diesen Tag nicht gedemüthiget [genauer: Sie haben bis auf diesen Tag keine Reue und Zerknirschung]; fürchten sich auch nicht, nnd wandeln nicht in meinem Gefesz nnd Rechten, die ich euch und euren Vätern vorgestellet habe. II. Darum spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel, also: Siehe, ich will snachdem ihr euer Angesicht wider mich und mein Gebot gerichtet, nunmehr] mein Angesicht wider euch richten zum Unglück, und ganz Juda [so weit es in Egypten wohnet] soll ausgerottet werden. 12. Und ich will die Uebrigen ans Juda nehmen [genauer: hinwegraffen], so ihr Au- gesicht gerichtet haben, in Eghptenland zu ziehen, daß sie daselbst lwider meinen Willen] herbergen; es soll ein Ende mit ihnen allen werden in Egypteuiaud Durchs Schwert sollen sie salleu, und durch Hunger sollen sie umkommen, beide Klein und Groß; sie sollen durch Schwert nnd Hunger sterben, nnd sollen ein Schwur, Wunder, Fluch und Schmach werden [Kap. 42, 17 f.]. 13. Jch will auch die Einwohner in Egyp- tenland mit dem Schwert, Hunger und Pestilenz Beibmsnchem gleichwie ich zu Jerusalem gethan a E, l4. Daß szugleich durch dieses Gericht über Eghpten der abtrünnige Rest von Juda soll ver: tilgt werden, und] aus den Uebrigen Juda keiner soll entrinnen noch überbieiben, die doch [nur] da- rum hierher kommen sind in Eghptenland zur Her- berge, daß sie [einmal] wiederum in’s Land Juda lzurückj kommen mbchten, dahin sie [sich sehnen und] gerne wollteu wieder kommen nnd wohnen; aber es soll keiner wieder dahin kommen, ohne [etwa die Wenigen] welche lwiihrend des Gerichts viel- IeichtJ von hinnen fliehen [die aber um ihrer ge- ringen Zahl willen gar nicht in Betracht kommen werden] 15. Da antworteten dem Jeremia alle Män- ner, die da wohl wußten, daß ihre Weiber andern Göttern [namentlich der Himmelskönigiiq räucherten [und solchen Götzendienst mit Willen duldeten], und svon V. 19 an auch] alle Weiber, so mit großem Hausen da stunden [denn man feierte wahrscheinlich gerade ein Fest der Himmelskönigiry wobei die Weiber die Hauptrolle spielten], sammt allem sjüdischen] Volk, die in Egypteuland wohneten nnd [zwar war es] in Pathros [oder Oberegyptem wo diese Versammlung nnd Verhandlung siatifand], nnd sprachen: Its. Nach dem Wort, das du im Namen des HErrn uns [da] sagest, wollen wir dir nicht ge- horchen; 17. Sondern wir wolleu thun nach alle dem Wort, das [als Gelübde] aus unserm Munde "[hervor] gehet lgegangen istL und ivolleu [wie wir gelobet haben] Melecheth [d. h. der Königin] Der Prophet Verkündigt den abgöttischen Juden in Eghpten Gottes Strafgericht. 355 des Himmelsrräuchetm und derselbigen Tranlopfer opfern,»wie wir und unsere Vater, unsere Könige und» Fursten sauch früher] gethan haben m den Stadien Juda und auf den Gassen zu Jerusalem. Da hatten wir [in Folge dieses Dienstes] auch Brod genug, u»nd ging uns IimmerJ wohl, und sahen kein Unglnck. 18. Seit der Zeit aber wir haben lzucrst durch den König Josia von Jnda dazu gezwungen S. Korn 23, 4 fs.] abgelassen Melecheth sder Kö- nigin] des Himmels» zu raucheru und Trankopser zu opfern, haben wir allen Mangel gelitten, nnd sind [in Folge der vielen feindlichen Einfälle der Egypter und Chaldäer unter Josia und seinen Nachfolgern bis auf ZedekIaJ durch Schwert und Hunger umkommen» «) Die Verehrung der Himmelsköni in (Kap·7, 18; 5. Mos. 17, 21 Anni.) stammte aus Flssyriein Der Mond mit seinem milden, freundlichen Lichte wurde von den Assyrern und Per ern unter dem Namen Tanais als Sinnbild des » wig-weiblichen« in der Natur, der stets empfangenden und gebärenden Kraft, aber auch als Sinnbild der Keuschheitund Reinheit und als Beschützerin der Ehe göttlich verehrt, am meisten von den Frauen. Aber fchon frühzeitig wurde dieser ursprünglich relativ reine Dienst aus elassene Schwär- merei und verband sich mit allen La tern der Wollust. Als er nach Palästina sich verbreitete und sich dort mit dem ähnlichen Götzendienst der Aschera vermischte und als Artemisdienst nach Vordera ten und Griechen- land kam, war er bereits ein höchst chmutzigey laster- hafter Dienst, welcher aber von dem Volke Israel, namentlich von den jüdifchen Frauen mit großer Be- eisterung ergriffen und mit großer Zähigkeit fest e- galten, Ja sogar mit nach Egypten gebracht wurde. ein Wunder! »Ist doch die schwärmerische Neigung ur Anbetung des Seelischen in weiblicher Gestalt selbst in der christlichen Kirche, besonders bei den Frauen, wieder eingeschlichen und herrschend eworden: auch sie haben eine HimmelsköniginJt Au läßt sich unschwer nachweisen, daß die ersten Anfänge einer gKöttlichen Verehrung der Jungfrau Maria durch die ollyridianerinnen in Arabien im 4. Jahrhundert mit dem letzten Rest der Verehrung der Himmelskönigim der Mondgottheit, in Ver indung stand. ») Der Unglaube betet stets den Erfolg an und beurtheilt die Handlungen nnd Ereignisse nach ihrem Erfolg: post hager, ergo propter (darnach, also da- durch). ,,Jsraels Unglück ist nach der Reformation Josia’s und der Ausrottung des Götzendienftes ge- kommen; folglich ist diese die Ursache von 1enem«. Dabei ist die Gottlosigkeit so blind, daß sie das frühere Unglück, die Vorboten der endlichen Gerichte Gottes gänzlich vergißt und übersieht. Aber so ist’s alle- wege gewesen. Auch heute noch erwartet die Welt von der Zerreißung der Bande und der Wegwerfung der Seile Gottes das goldene Zeitalter für das Volk und, wo in einem Lande Unordnung und Zerriittung herrs t, da muß die Kirche und Gottes Wort daran Schul tragen. 19. Auch sso ergriffen nunmehr die Weiber i der Versammlung das Wort] wenn wir sFrauenj Melecheth sder Königin] des Himmels ränchern, und Tranlopser opfern, das thun wir ja nicht ohne unserer Männer Willen [ohne daß unsre Männer um unsre Gelübde vorher gewußt und sie gebilligt hätten, also daß wir nach dem Gesetz 4. Mos. 30, 9 ff. außer Verantwortung sind und du nicht sagen kannst, daß unsere Gelübde nichtig gewesen seien; unsre Männer wollen selbstL daß wir derselbigeii [die üblichen Opfer-] Kuchen [in Gestalt einer Mondsichel oder des Vollmondesj backen sum ihr diefelbigen als Speisopfer darzu- bringen] und Trankopfer opfern, sie zu beliimmern sbesser: daß wir derselbigen Kuchen backen, sie darin abzubildeu, und Trankopfer opfern]. Es ist kein Zweifel, daß die unbeständigen, leicht- fertigen Weiber fich zuert haben mit Abgötterei ver- führen lassen, wie Eva («. Tor. 11, 3). Wenn dann diefelbigen eingenommen sind, so fährt dann der Teufel wohl weiter und weiß auch wohl den Adam nachzu- holen. Darum bewahr die Thür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläst: Mich. 7, 5. kCramerh Die Einigkeit und Gefälligkeit der Eheleute ommt sie nicht leichter an, als wenn’s gegen den HErrn ehei, und es ist nichts Ungewöhnliches daß der Hausfriede zur Ursach angeführt wird, warum der Ernst im hristenthum unterbleiben Es ist eine alte Gewohn- heit: Ahab, A as und Salomo aben’s nur Adam nachgemacht. ie Frau mußte erückt werden von einer listigen Schlange« der Mann hielt über dem Hausfriedenz sie gab ihm, da aß er. (Zinzendorf.) 20. Da sprach Jeremia zum ganzen [oersam- wetten] Volk, beide [Ehe-] Männern und [Ehe-] Weibern, nnd allem saubern, unverehelichterd Volk, die ihm so geantwortet hatten: 21. [Jhr sagei, weil ihr keinen Glitzendienst getrieben, darum sei all das Unglück seit Josia’s Zeiten über euch gekommen.] Jch [aber] meine ja, der HErr habe [gerade] gedacht an »das Räuihern sfür die Götzen] so ihr in den Stadien und aus den Gassen zu Jerusalem svor und nach Josiajs Zeiten] getrieben habt, sammt euren Vatern, Ko: nigen, ürsten und [überhanpt] allem Volk im Lande, nnd hat’s zu Herzen genommen; 22. [Also] Daß er [endlich, als das Maß seiner Langmuth erschöpft war] nicht mehr leiden konnte euren bösen Wandel und Greuel, die »ihr thaieiz daher [gerade] auch euer Land zur Wuste, zum Wunder und zum Fluch sfür die Heiden] worden ist, daß niemand drinnen wohiiei, wie es heutiges Tages steht sgenau so, wie der HErr es euch lange zuvor gedrohet hatte, nicht aber, wie ihr meinet, weil ihr die Himmelskönigin verlassen hättet] 23. [Sondern gerade] Datum, daß ihr Idee- seIbenJ getäucheit habt, und wider den HErrn ge- simdigei, und der Stimme des HErrn nicht ge- horchet, und in seinem Gesetz, Rechten und Zeug- ntß nichkgewandeli habt, darum ist aueh euch solch Uuglucl widerfahren, wie es heutiges Tages siehet. 24. Und Jeremia sprach sweiterj zu allem Volk, und [insbesondere] zu allen Weibern swelche 230 356 Jeremia 44, 25—30. 45, 1——4. am zähesten an dem Götzendienst der Mondgöttin hingen]: Hdret [nun] des HErrn sletztes und entscheidendes Gerichtsq Wort alle ihr ans Juba, so in Egyptenland find. 25. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Jhr und eure Weiber habt saus eigeneni bösem Willen der Himmelskönigin Gelübde] mit eurem Munde geredet ldaß ihr derselben dienen und opfern wolltetj und [habt dieselbigen auch] mit euren Händen vollbracht [so, wie ihr sie gelobt habet], daß ihr saget [uiid saget dazu voll frechen Trotzes]: Wir wollen unsre Gelübde halten, die wir gelobet haben Melechet [der Königin] des Himmels, daß wir derselbigen rcinchern nnd Trankovfer opfern. Wohlan, ihr habt eure Gelübde erfüllet, und eure Gelübde gehalten [genauer: Wohlan, gelobet nur, nach eurem eigenen Willen und Gutdiinkem Gelübde und erfüllet nur eure Gelübde!], Die Treue in Erfüllung ihrer Gelübde, welche sie vorfchütztem hält ihnen der HErr als ihre große Schuld vor Augen. Denn wem haben sie gelobt? wem sind sie treu gewesen? dem Teufel, das ist dop- Sünde, zuerst das Geloben, dann das Halten. M. So hbret nun des HErrn Wort, ihr alle ans Juba, die ihr in Egyptenland wohnet: [Jhr habt dem Götzen Treue gelobet!] Siehe, ich schwbre bei meinem großen Namen [so wahr ich der allein wahre, heilige und gerechte, allmächtige und ewige Gott bin und mich als solchen genugsam euch geosfcnbaret habe], spricht der HErr, daß svon nun an] mein Name nicht mehr soll durch einiges [eines einzigen] Menschen Mund aus Juda lder den Götzen Gelübde gelobet und seinen Bund mit mir damit gebrochen hat] genannt werden ini ganzen Egypteuland, der da kzum Zweck der Be- theueruiig oder eines Gelübdes] sage: So wahr der HErr HErr lebet. . Das ist die äußerste und allerschwerste Strafe, daß Gott seinen heiligen Namen und Wort will hinweg- nehmen, wie er sagt 5. Mos. 32, TO: Jch will mein Antlitz vor ihnen verbergen; will sehen, was ihnen zuletzt widerfahren soll. Und das ist der Hunger, nicht nach Brod, sondern nach dem Worte Gottes, welches sie suchen und dennoch nicht finden werden: Amos 8, II. (Cramer.) 27. [Denn] Siehe, ich will [mit offeneni Auge] über sie wachen zum Unglück, nnd zu keinem Guten«- daß, wer aus Jnda in Ehhptenland ist, soll durch-s Schwert und Hunger umkommen, bis es ein Ende mit ihnen habe [iind sie meinen heiligen Namen nicht mehr entheiligen können] ") Dies ist ein gewisses Zeichen des Untergangs, der über sie mit einem Eid gleichsam, also daß er nicht mehr abgewendet werden kann, von Gott be- Lchlossen ist» wenn das schwere Gericht offenbar wird, aß Gott nicht mehr genannt und angerufen werden ma ; welches das Gericht der Teufel ist, die wohl wis en, »daß ein Gott ist, aber ihn vor Bosheit weder mit einiger Zuneigung nennen, viel weniger in einiger Zuneigung anrufen können; dahingegen so oft man den theuren Namen Gottes noch mit einiger Zwiet- ung des Herzens nennen oder auch wohl mit der uversicht einer gnädigen Erhörung anrufen kann, solches ein Zeichen der Gnade ist, wie jenes ein er- schreckliches Zeichen der Verwerfung (Berleb. Bib.) 28. Welche aber dem Schwert entrinnen, die werden doch ans Eghptenland in’s Land Juda wiederkommen mussen[genauer: Nur die, welche etwa dem Schwerte entrinnen, werden—- zurückkehren und zwar] mit geringem Hausen. Und also werden dann alle die Uebrigen aus Juba, so in Eghpteuland gezogen waren, daß sie daselbst herbergeten, erfahren fdcinn aber zu spät und zu ihrer eigenen Verdammnißl - weß Wort wahr worden sei, meines oder ihres. Jhr Un lücklichen, was wollet ihr? Meiner ihr, Gottes Wa Fett werde unterliegen, oder ihr werdet ihn selbst dur eure Raserei und euren Trotz zerbrecheUP Wahrlich, Gott wird härter sein, als euer Trotzi (Ca vin·) · 29. Und zum Zeichen, spricht der HEry [daran ihr erkennen sollt] daß ich euch an diesem Ort [so wie ich euch eben gedrohetJ heimsnrheu will, damit ihr lschon zuvor, ehe es·eititritt] wisset, daß mein Wort soll wahr werden nber euch zum Unglück; · » 30. So spricht der HErr also: Siehe, iih will Pharao Hophra [oder Apries, wie ihn die Griechen nennen] den sietzt noch regierendens König in Egypten sdessen Macht, auf die ihr euch ver- lassei, jetzt noch ungebrochen ist], ubergeben in die Hände seiner Feinde und derer, die ihm nach seinem Leben stehen [daß er von auswärtigen Feinden ge- schlagen und endlich Thron und Leben verlieren und elend umkommen soll]; gleichwie ich Zedekta, den König Juba, ubergeben habe in die Hand Nebucaduezars des Königs zu Wirbel, seines Fein- des, nnd der ihm nach dem Leben stund. Es war etwa im J. 580, als Jeremia den abtritn- nigen Juden dieses Wahrzeichen der gewissen Erfüllung des Gerichtes Gottes über sie aufstellte. Zehn Jahre später, 570, wurde Pharao Hophra (Kap·43,13Anm.) in Folge seines unglücklichen Feldzugs gegen Cyrene bei einem Aufstan der Unzusriedenen von seinem treulosen Feldhauptmann Aniasis gefangen genommen, anfan s in der Königsburg zu ais mit Schonung behan elt, dann aber von dem wüthenden Volke er- würgt. Nirgends aber ist non Jeremia geweisgagh daß Nebucadnezar gerade Pharao Hophra tödten olle, wie viele Ausleger behauptet haben. — Es ist von vielen Auslegern bezweifelt worden, daß die Drohung Jeremims an die nach Egypten gegen Gottes aus- drücklichen Willen ausgewanderten Juden, daß sie mit weni en Ausnahmen durch Schwert, Hunger und Pest verti gt werden sollten, auch wirklich erfüllt worden sei, da ja zu Alexanders des Großen Zeiten so Massen- hafte Juden in Egypten gewesen seien, daß Alexander seine neuge ründete Stadt Alexandria zum rößten T eil mit i nen habe bevölkern können. A ein es lä t sich durch nichts beweisen, daß dies Nachkommen jener unter Jeremia eingewanderten und mit dem Gericht der Ausrottung bedrohten Juden gewesen sind. Jeremia trdstet seinen um Jsraels Zukunft bekümmerten Gehilfen Barnch. Vielmehr steht fest, daß in den letzten persischen Zeiten (namentlich nach der Wiederunterwerfung Egyptens durch Artaxerxes lIl. Ochus im J. 349 v. Ehr) viele Judäer nach E ypten versetzt wurden, daß ferner die neugegründete tadt Alexandria gleich von der Zeit ihrer Gründung an noch unter Alexander, mehr noch unter Ptolomäus Lagi, eine stets) wachsende Menge jiidischer Einwanderer von au en an sich zog; daß eben derselbe Ptolomäus, als er sich im J. 320 Phöniziens und Cölesyriens und, wie es scheint, durch eine List an einem Sabbathe auch Jerusalems bemächi tigt hatte, viele ·jiidische Gefangene und Geißeln aus dem ganzen Lande nach Egypten versetzte, ja daß er 30,000 jüdische Krieger in die festen Städte Egyptens als Besatzung gelegt at. Danach ist es leicht erklär- lich, wie m en 250 ahren zwischen Jeremia und der Gründun Alexandriens die Zahl der Juden in Eghpten sich urch Gefangenschaft, Sclaverei und frei- willige Einwanderung so in’s Ungeheure vermehrte, wie sie unter Ptolomäus Lagi darge tellt wird. Das; aber schon Alexander so viel Juden ort vorgefunden habe, daß er fast ganz Alexandrien damit habe be- völkern können, ist eine unbeweisbare Sache. Dem- nach ist auch keinerlei Grund vorhanden, daran zu zweifeln, daß sich das durch Jeremia in unserm Kap- gedrohte Gericht der Ausrottung an den wohl ni t die Zahl von mehreren Tausenden übersteigenden jü . Einwanderern, die mit Jeremia nach Egypten gezogen waren, bei der Eroberung Egyptens durch die hal- däer unter Nebucadnezar und nachher auf’s Pünktlichste erfüllt habe. —- Das Vernichtungsgerichy welches Je- remia den Juden bei der Fe tversammlung in Patros verkiindigte, war die letzte ffenbarung an ihn, die wir in seinem Buche besitzen, und also wohl auch die legte, die er überhaupt empfing, also daß seine pro- phetifche Thätigkeit einen seinem Gesammtberuse, wel- cher m der Verkündigun und persbnlichen Erfahrung des definitiven Gerichts- ottes bestand, entsprechenden Abschluß fand. Das 45. Kapitel. Tizarnch wird non Jereniia gekräftigt. VI. V. t——5. Jlls Anhang zu allen, Jnda und Israel betreffenden Weissagungen fügt der Propbet hier eine seinem treuen Gehilfen iiarnch vom tjGrrn bei Gelegen- heit des in san. 36 berichteten iliederschreibens der bis zum it. Jahre Iojaliims ausgesprochenen Drohioeissagungen gegen Israel nnd in Folge dadurch oeraulaßter großer oeliüinmerniß Zaruchs über seines Vollies Verderbnis nnd die Gottesgerichte gegebene bcrheißnng an. Diese damals demselben mündlich gegebenen Teostniorte Gottes schrieb der prophet später, vielleicht ersl in Ggnptem nieder nnd stellte sie hier an den Schlus- seines Israel betreffenden Weissagnngsbnchy als er ani Abend seines betrübten tkebens in Ggynten die ganze Sammlung sei- ner weissagungen znsamnienstellte nnd ordnete. 1. Dies ist das Wort [des HErrnL so der Propbet Jeremia redete zu Baruch, dem Sohne Mein, [damals] da er [Baruch] diese Rede [gen.: Reden, welche der HErr zum Propheten von den Tagen Jofia’s an geredet hatte, auf des HErrn Befehl Kalx ZE- 2 ff] ans ein Buch [genaner: eine Buchrolle] schrieb ans dem Munde snach 357 dem mündlichen DSctateJ Jeremia, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Jofia, des Königs Juba, nnd sprachx 2. So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel, von [besser: zu] dir, Vatucht 3. Du sbist erschüttert und tief betrübt durch den Eindruck, den die schweren Gerichte Gottes, die nach meinen von dir niedergeschriebenen Worten über mein Volk kommen follen, auf-dich gemacht haben, und] sprichst: Wehe mir! Wie hat mir der HErt [in seinen Gerichtsdrohungen noch] Jam- mer über [oder zu] meinen [Seelen-] Schmerzen [die ich schon über meines Volkes tiefe Verderbnis; und Sünde empfand] zugefkcget [Kap. 8, 18 ff; 15, 18]; ich seufze mich müde, und finde keine Ruhe [Ps. 6, 7; Klagel 5, 5]. Es ist unmöglich, daß ein im Gehorsam gegen Gottes Wort stehender Mensch den Abfall seiner Brü- der mit gtoischer Kälte und Gleichgiltigkeit ansehe; denn die iebe und Barmherzigkeit, die er selbst an gich erfahren, läßt ihn auch ür das ewige Heil und ie Wohlfahrt seiner Brüder rennen. Wenn er aber die Gerichte Gottes über seine Brüder heranziehen sieht, so bringt dies seinen schon vor andenen Seelen- schmerzen noch Jammer und Herzelei hinzu, und ge- rade um so mehr, je gerechter er die Gerichte finden muß. So sehen wir es bei allen Prop eten, nament- lich Jeremia, so bei C risto, der ü er Jerusalem weint, da er des Geri ts der Berwerfung desselben gedeutet. 4. Sage ihm also: So spricht der HEN- Siehe, sdas Gericht ist fest beschlossenx das Volk und Reich Gottes mit allen seinen heiligen Ord- nungen] was ich [selbst] gebauet habe [daß es sei mein Heiligthum, mein köstlichstes Erbtheil], das breche ich [wieder] ab [darum, daß es von der Bosheit verwüstet und zur Buße unfähig geworden]; nnd was ich Herbst] gepflanzet habe, das tenteich [wieder] ansJ sammt diesem ganzen meinem eige- nen snun aber dem Gerichte der Verwüstung be- stimmten] Lande«· Ha, mein Gerichtwird von hier, vom Hause Gottes, aus sich immer weiter über alle andern Völker, endlich über die ganze Erde, erstrecken] «) Es giebt keinen verderblicheren Wahn, als· zu meinen, daß der HErr sein eigenes Werk nicht wieder er tören könne. Freilich wird die Zerstörung nur das Ecslechte daran treffen. Aber gerade die Schlechten au der Erde, im auserwählten Volke, in der Kirche, auf den Thronen sind es die sich durch die Thatsache göttlicher Stiftun oder Erwählun geborgen wähnen trotz ihrer Schle tigkeit, wodurch sie Gott zum Sün- dendiener machen. Gott hat die Erde geschasfem Er wird sie durch Feuer zerstören. Aber eine neue Erde und ein neuer Himmel wird aus dem Weltbrande ger- vorgehen. Er hat das Volk Jsrael sammt der eil. Stadt und dem Tempel zerschlagen und zerstreut. Aber der Jsrael nach dem Geist lebtnoch und wird dereinst den Jsrael no? dem Fleisch wieder mit neuem Leben durchdringen· ie christliche Kirche im Orient it dur den Jslam verwüstet worden, und welche arantie haben denn Rom, Genf und Wittenber , daß es ihnen nicht so ergehen könne, wie Jerusalem 358 Jeremia 45, 5. 46, 1—10. Die Fürsten vollends sollten doch das Prinzip der Legitimität nicht so verstehen, daß Gott Fürsten zwar einsehen, aber nicht absehen könne. Es wird aber, auch wenn alle gegenwärtigen christlichen Kirchen soll- ten zerstört und a e Throne umgestürzt werden, doch weder die Kirche des HErrn überhaupt aufhören, noch die Obrigkeit, die von Gott ist. · (Nägelsbach.) · » «) 001 »Heute-· steht hier, wie so oft, doppelsinnigz es kann heißen: die ganze Erde und das ganze Land, und beide Bedeutungen sind gewiß auch vom Propheten emeint, denn Volk und Land Jsrael mit seiner ge- samniten Ges ichte ist ein gottgewollter Typus für die Völker und änder der ganzen Erde mit ihrer ge- sammten Geschichte Das Gericht über das Volk und Land Israel ist ein Spiegel und der Anfang des Ge- richtes über alle Völker der Erde. — Z. Und dn begehrest dir sfür dich, der du doch nur ein einzelnes Glied deines Volkes, ja gar der ganzen Menschheit bist] große Dinge [wie, daß du unberührt von meinen Gerichten in Ruhe und Frieden dein Leben zubringen könntest]. Begehte es nicht [da verlangst etwas, das dir nicht ziemt und unmöglich ist]. Dem: siehe, ich will szur Aus: rottnug der Frevler und zur Buße für die Ge- rechten] Unglnck kommen lassen uber alles Fleisch [in allen Landen], spricht der HErrz [da müssen denn auch die Gerechten mitleiden, auf daß sie sich nicht für unschuldig halten, und müssen zufrieden sein, wenn sie im Gerichte von meiner Hand ge- halten und durch mein Wort getröstet werden; da- rum gieb auch du dich zufrieden, denn es kann dir das Leiden mit deinem Volke nicht ersparet werden] aber deine Seele sdein Leben] will ich dir zur Beute geben sdaß du es aus allem Kampf und Strauß unversehrt davon tragen sollst], an welchen Ort sanch immer] du ziehest sdas sei dein Gnaden- lohn für deine mir bewiesene Treue] Wenn besonders schwere Gerichte vor der Thür sind, davon die Gläubigen durch Gottes Geist in ihrem Jnwendigen schon wer en erinnert werden, dieweil der HErr nichts thut, er offenbare denn sein Geheimniß seinen Knechtem den Propheten, und durch diese seinen Gläubigen, so haben sie dann auch nichts Sonderbares u bBehrem wodurch man etwa vermeinen möchte, em erderben noch mit teuern zu können; sondern wenn alles zu den Geri ten reif wird, wenn die Un- gerechtigkeit gan überhand nimmt und die Liebe in en Herzen erka tet, so hat man nur dahin zu trachten, wie man möge einen gnädigen Gott erlangen, und sich dann begnü en zu lassen, wenn man seine Seele kann zu einer usbeute davon tra en, da Gott als- dann einer jeden gerechten Seele scgon wird ein Zoar ausersehen, dahin sie fliehen und ihr Leben wird er- retten können. (Berleb. Bib.) Das 46. Kapitel. Eghpion soll« eingenommen und zersiöret die Juden aus der igesangensohafl erlöset werden. Vie folgenden 6 Kapitel (der III. tjanptthetl des ganzen sonst) bilden ein kleines sinkt) für Ich, dessen einzelne Theile zwar zu verschiedenen Zeilen vom Propheten em- pfangen nnd ausgesproihen und niedergeschrieben worden fein können, das aber bei der Anordnung des Ganges ab- sichlltch zusammen —- nnd an diesen seinen Ort gestellt worden ist. Es sind aber diese Reden wider die Völker Ruh. 46-—51) nur eine weitere Kitsfiihrnug des Gerichts, welihes der Vrophet in Man. 25 kurz vor dem Auftreten dlebnradnezarw des Königs von endet, im 4.S. Ioiaktms, allen Völkern nnd Könlgreiihen der Erde angekündigt hat. Ilie lange Reihe von Völkern und Völkerstämmen in der Vöhe und Ferne, wrlrhen er tu Ep.25,17—26 den Becher des göttlichen Zorns aus der Hand des tjGtrn reimt, ist hier ans dir Zahl von 9 Völkern beschränkt. thlrr wie dort beginnt Eghplen und schließt lzabel die Reihe, als die beiden Jlugclputikte unter den Edelsten, in denen sich der widergtiltltche Geist offenbarte. Zwisihen beiden flrhen die Völker, die auch geograplsisch zwisihen ihnen wohnten, und zwar so, daß Vhöiiizieu mit den Vhilisiern znsamniengesaßt wird, die vielen arabtschcn Völkerstüiiiiue durch die dlaincn Vedar und Hause, die äönigretche des Nordens durch Datuaslius, die des Ostens durch Glum vertreten werden, den 3 mit Israel verwandten Völkern Mond, Jlmmon nnd Edom aber je eine besondere Wcissaguug gewidmet wird. Zum Voltzug dieses von Jeremia verküudelen Gerichts über die Völker hatte Gott den König von Bube! bestimmt, welcher tu der itiichslen Zeit die wellherrschaft haben sollte bis zu der ihm bestimmten Frist, nach deren Ablauf auch Habe! dem Gerichte erliegen und für Israel intt seiner Erlösung auch das Heil anbrechcti sollte, woran alle Völker Theil haben sollten. Jlehnliche wrissagnngen iiber hetd- nisthe Völker haben auch Etwas, Iesaia nnd Hesektel ans- gcsproclzeitz doch mit anderem Zweck und verschiedenen Ge- fithtspntskteu Jln diese, soweit sie vor ihm lagen, lehnte sitt) Sereinia tu seinen Verkündigungen an, indem er ihre Jlnssprüctze den Verhältnissen seiner Zeit anpaßt nnd weiter entfaltet. —— »Die Gesichtspunkte, von denen aus die Ge- sostshte der Völker von dem Propheten betrakhtet wird, sind folgende: l) Gott, der allmächtige Sitzöpfeiq der Heilige Israel-I, tst dcr liebte, dcr die Gesrhtclir aller Völker lenkt; L) der hErr züchtigt die Völker um ihrer Sünden willen, erbarmt sich ihrer aber auch wieder nnd will seine Herr· lichkeit au ihnen offenbaren; Z) er straft besonders die flolzeu Heiden, die seines tlaniens spalten, die sein Volk verführen und drücken, nnd wird Israel nach allen wohl- verdienten Züchtigungen rächen und retten« 1. Dies ist das Wort des HErrn, das zu dem Propheten Jereniia geschehen tst, wider alle Heiden. In« V. 2—-12. Das eine Volk, wider welches sitt) Im— inia wendet, tst Eghpten, das im Trotz auf die eigene Stärke Gottes Volk znm Vertrauen auf Flelsches Macht verführt. Gs sind aber zwei weissagnngem welche der Vrophel gegen Eghpten ausspriihk die erste (V. 2—12) tm 4. Jahre Iojaktms gegen Vharao Mino, der da- mals als illcbenbnhler dcr afaldiiisctsen Macht sctn Reich bis an den Euphrat erstrerkte nnd die früher befelzle Stadt üarasemisrh (Clrreslnm) am bitsalniiicnflnß des Euphrat und Ehaboras durch ein Kriegsheer gegen die Ehaldäer zu verlheidigeu suchte, aber geschlagen ward und in kurzer Zeit darauf die croberlru Zdrouinzen verlor (2. Um. Es, M; L. Ehr. II, 20). Diese dlicdcrlage des eghptischen Hceres bei Karkhrintscts wird hier ge- wetssagt nnd ausführlich geschildert nnd zwar so, daß in der erben Slrophe (V. 3——6) znerk die Krieger erniahnt werden, sich zur Schlacht zu rüsten, dann die dltederlage nnd srtsrciiiensvolle Flnkht mit Angabe des Ortes der Schlacht gesihildett wird. In der zweiten Strophe (V. 7——12) wird gleichfalls der ganze Gang des Kampfes von Jlnfang bis zum Ende tu seinen Hauptzügen und Jeremias erste Weissagung wider Eghpten zwar mit speziell egypttsttjen Farben gefchilderk die Niederlage aber bestimmt als ein von Gott über Ggnvten verhängteg Gericht bezrichnet — Dieser weissagnug ist in V. 2 eine gefchictitliche iileberfchrift vorangestellt, welche naliirlich erst, als die weissagang sich erfüllt ha iind vom Propheten schriftlich niedergelegt wurde, ver— faßt morden ist. Z. [Dies, im folgenden ganzen Kap. Ent- haltene ist das Drohwort des DIE-ern] Wider Eghpteiu sllnd zwar zuerst] Wider das Heer Pharao Recho [II., des Sohns Psammetichs I., aus der 26. Dy- nastie], des [von 614-—-598 v. Chr. regierendeuj Königs in Egvpten [2. Kein. 23, 29; 2. Chr. 35- 20 Anm.], tvelches [auf die Nachricht, daß Ninive von Kyaxares und Nabopolassar belagert werde und das assyrische Reich im Begriffe stehe zusammenzubrechen, um für Egypten einen mög- lichst großen Theil des Reiches zu erlangen nnd seine Herrschaft bis an den Euphrat auszudehnen, in Acco landete, den König Josia bei Megiddo schlug und tödtete, Jojakim als Vasallenkönig einsetzte» und dann weiter nach Osten vorrückte, um einen festen Platz zu besetzery und nunmehr] lag atn Wasser sStrome] Phrat, zu Karchemisch [einer Festung auf einer Halbinsel, welche der Euphrat und Chaboras bil- den, gegenwärtig als Ruine Abu Psera genannt], das [aber] der König zu Pudel, Rebucadnezar [der gerade an Stelle seines kranken Vaters Nabopolassar den Oberbefehl über das Heer übernommen hatte, aber im folg. J. 605 erst zur Königsivürde ge- langte], schlug [und ans Syrien und Palästina bis nach Cgypten trieb] im vierten Jahr Jojakims, des Sohns Josia, des Königs Juda [d. i. im J. 606 v. Chr. s. Kap. 25, 1]: 3. Riistet [kleirie] Schilde, nnd Tarischen sgroße, den ganzen Leib bedeckende, Schilde l. Kön. «10, 17 Anm.], und ziehet in den Streit sihr kampfbereiten Krieger Egyptensjl 4. Spannei Rosse san die KriegswagenJ an sihr Wagenkämpfer], nnd lasset Reiter aussiszen, setzet die Heime auf sgenauerz besteiget die Pferde, ihr wohlgeriisteten Reiter Egvptens stellet euch in Helmen auf], und schiirfet die Spießtz und ziehet Panzer an sauf daß ihr zum Kampf gerüstet seid, ihr Fußsoldaten]. 5. [Siehe, wohlgerüstet ziehet das egyptische Heer zur Schlacht aus!] Wie kommks aber, daß ich [mit einem Male] sehe, daß sie [die so muthig auszogen] verzagt sind, nnd [was ist die Ursache, daß sie] die Flucht geben, nnd ihre Helden [die sonst keine Gefahr fürchteten, vor SchreckeUJ er- schlagen [zerschmetiert] sind? Sie fliehen, daß sie sich auch nicht umsehen. Schrecken ist um und um, sprichz der HErr szu mir als Antwort auf meine Frage . 359 6. Der Schnelle kann nicht entfliehen, noch der Starke entrinnen. Gegen Mitternaeht am Wasser Phraih [sehe ich sie im Geiste schon besiegt, da] sind sie gesallen und darnieder gelegt. Es ist wahrscheinlich, daß Jeremia diese Weissagung kurz vor der S lacht bei Cireesium aussprach, als Pharao Necko ereits den König Josia besiegt und sich am Cha oras festgesetzt hatte. Denn vorzüglich die Niederlage der egyptischen Weltmacht durch Nebu- cadnezar ist es, worauf sich seine Weissagung bezieht. »Als der Prophet vernahm, daß das egyptische Heer am Euphrat bei Carchemisch Stellung genommen habe, erkannte er sofort die Bedeutung der Situation. Er wußte, daß nun ein Zusammenstoß der siidlichen und nördlichen Weltmacht unvermeidlich sei, daß dort am Euphrat die Geschicke der Welt für die nächste Zukunft sich entscheiden müßten. Egypten am Euphrat! Das war die verhängnißvolle Conjunetun die ihn zum prophetischen Spruche herausforderte« (Näge sbach.) 7. Wo ist nun der [besser: Wer ist der], so [mit gewaltigen Heerhaufen] heraufzogps wie ein Strom swie der — über seine Ufer gehende und das ganze Land iiberschwemmende —- Nil], nnd seineWellen sich erhaben fund rauschteci], wie des Wassers swie die Wellen des Nil]? «) Da der Prophet etwas vor seinem inneren Auge gegenwärtig Vorhandenes schildert, so ist hier, wie in den folgenden Verben, das Präsens anstatt des Im- perfects zu denken. 8. Eghpteii zog herauf falles mit feinen Heeresmassen überschwemmend] wie ein Strom swie der Nil] und seine Wellen erhaben sich [und rauschten] wie des Wassers [des Nil], und sprach: Ich will hinausgehen, das Land [ringsum] bedecken, und die Stadt ·[genauer: die Städte] verderben, sammt denen, die drinnen wohnen. b. Wohlaiy sihet auf die Rosse, rennet mit den [berühmten Kriegs-] Wagen, lasset die [kriegs- geübten] Helden ausziehen, die Mohren [oder Aethioper], und [die Krieger] aus Pui [die Libyer eure Hilfsvölkers die den Schild lso trefslich zu] führen [nnd im Handgemenge zu kämpfen ver- stehen] und die [geschickten Bogen-J Schutzen ans [Afrikanisch-] Lhdien [l. Mos. 10, 13. 22; Jes se, 19; Hei. 27, 10]. 10. [All’ diese eure tresfliche Kriegsmacht wird euch nichts nützen] Denn dies sder Schlachttag, zu dem ihr herangezogen seid] ist der Tag des HErrn HErrn Zebaoih [den er nach feinem vor- bedachten Rathe gemacht und herbeigeführt »hat], ein Tag der Rache, daß er sich an seinen Feinden [zu denen vor allen ihr Egypter von Alters her bis zur jüngsten Zeit, wo ihr den frommen König Josia getödtet, Joahas Fveggeschleppt und Jojakim eingesetzt habt, zählet] rache, da das [vom HErrn bestellte und gerüsteieJ Schiveri ·[Nebueadnezar’s Gottes Feinde] fressea und von ihren: ZBlut voll nnd trunken werden wird. Denn sie mussen dem Hirten HErrn Zebaoih ein Schlachtopfer werden 360 Jeremia 46 , 11—-—26. [damit er schwere Schuld sühnet Jes. 34 , S] im Lande gegen Mitternacht, am Wasser Phrath Jeremia befchreibt genau die stattliche und präch- tigeKriegsrüstung der Eghpter, um desto besser zu Yxgem wie Gottes Arm, wenn er strafen will, keine enschengewalt achtet. Das ist nöt ig, uns zu sagen, die wir so gern am Aeußern nnd ichtbaren hängen bleiben und den Sieg nur von der sichtbaren Macht erwarten. Das erwecke unsern Muth, wenn es scheint, daß die Feinde der Kirche siegen. Denn vor dem HErrn müssen sie fchnell die Flucht ergreifen. Je rößer der Hochmuth und die Siegestrunkenheit der gypter war, desto mehr wurde Gottes Macht an ihnen verherrlichtz der sie niederwarf, und Gottes Ge- rechtigkeiy der sie strafte. —- An dieser und den fol- enden Weissagungen sehen wir die Wahrheit des ortes, das am Anfange des Buches steht: Siehe, ich setze dich über Völker und Königreichq daß du ausreißery zerbrechen, zerstören und verderben sollst: Kap· 1, 10. (Heim.) U. Gehe hinaus gen Gilead sdas kräuter- reiche Land Kap. 8, 221 nnd hole sdir Heil-J Salbe lfür den schweren, tbdtlichen Schlag, den du vom HErrn durch seinen Knecht Nebucadnezar bei Karchemisch empfangen, du bisher von niemandem überwundenej Jungfrau, Tochter aus Egyptenlandz aber [dein Schlag ist unheilbar] es ist umsonst, du viel arzeneiest; du wirst doch nicht [wieder] 12. sBeranbet bist du nun deiner Jungfrau- schaft.] Deine Schande ist [weithin] unter die Heiden Dinge-um] erschollen, deines Heulens süber die erlittene Schmach] ist das Land [die Erde] voll, denn ein Held fcillt über den andern, und liegen [genauer: stürzen] beide mit einander dar- nieder [so schrecklich nnd verwirret wird deine Flucht sein]. Ib- U. III-Es. Die zweite, nicht sehr lange nach der ersten nnd also nicht lange nun) der Schlacht bei Kur· wen-ists) empfangene Weissaguug über Ggnolen verliündigt diesem laut der llebetsrhrift di. 13 die Eroberung des eigenen standen durch Nebukadnezar, den König von Babylon, dieselbe, welche Ieremia aukh den in Süd— Egyoten versammelten Juden in Ko. its, il ff. verlcüudigtg so daß diese letztere Verkündigung wahrscheinlich nur eine Erneuerung unserer llleissagnng sneriell zu dem dortigen Anlaß für die Snden gewesen ist. Karl) diese Rede zerfällt in zwei Streut-en (i1. 14—19 n. 20—26), wozn dann in v. 27 n. 28 non) ein Troslwort für Israel gesägt wird. Der Gedankengang ist folgender: Egynten möge sieh nur rüsten, seine Makht wird dort) nicht Stand halten und seine hilf-Völker werden fliehen (v. 14——16). pharaos Untergang ist gewiß; der Feind wird mit Macht kommen nnd ganz Gghnten in eine Mühe verwandeln (v· 17——19). Der Verderber kommt von Norden, die Söldlinge fliehen, und die Feinde hauen den unzählbaren Dienschenwald nieder w. 20—23). Eghpteu wird in die tsand des Volkes ans ilorden ge— geben, denn der hGrr wird Götter, Fürsten nnd Voll: strafen nnd Eghpten dem Zduige von tlabel Preisgeben; einflmals aber soll Eghpten wieder bewohnt werden wie rhedem W. 24—96). Dagegen braucht Israel nikhti zu fürchten, denn sein Gott wird es aus seiner Gefangen- srhaft zurückführen (v.27 u. Ah. — Das über Egyoten zwei Weissagnngetc hier ausgesorochen werden, mehr als über die tlachbaroölliey traun uns bei der weit höheren Bedeutung tlighptens für das Rein) Gottes durchaus nicht bestanden. 13. Dies ist das Wort des HErrn, das er zu dem Propheten Jeremia seinige Zeit nach dem ersten Wort der Weissagung von der Niederlage Eghptens am Euphrat] redete, da [genaner: dar- über, daß] Nebueadnezan der König zu Bahn, daher zog [gen.: daherziehen werde], Eghpten- land zu schlagen: 14. Berkimdiget sihr Bewohner der Landes: grenze] in Egyptem und saget es an zu Migdal sder nächsten Stadt an der nördlichen Grenze]; saget es an zu Noph [oder Memphis, der nörd- lichen Hauptstadt des Reichs] und Thachpanhes soder Daphne am pelnsischen Nilarm Kap. 2, 16; 44- 1], und sprecl)et: Stelle dich zur Wehre [o Egyptenlandk denn das Schwert sdes Feindes rückt auf dich ein, schon] wird les] fressen [gen.: hat es gefressen] was san Reichen und Län- dern im Norden] um dich her ist lwie Juda, Philistäa und Edom]. «) Es kann hieraus nicht geschlossen werden, daß unsere Weissagung erst nach der Zerstörung Jerusalem? ausgesprochen worden fein möge; denn schon im ersten Jahre nach der Schlacht bei Karchemisch konnte man so, wie hier, reden, da Nebueadnezar gleich nach der Schlacht die Egypter bis an die Grenze ihres Landes verfolgte und nur darum nicht damals schon weiter vordrang und in Egypten einfiel, weil die Nachricht vom Tode seines Vaters Nabopolassar ihn nach Ba- bylon zurückrief, damit er sich die Herrschaft sicherte. Aber damals schon heißt es in 2. Kön. 24, 7: der König von Babel habe alles genommen vom Euphrat bis zum Bache Egyptens, was Pharao gehört hatte. 15. [Aber, was sehe ich?] Wie geht es zu, daß deine Geivaltigen [dein König mit seinen FürstenJ zu Boden fallen und [oer-] mögen nicht [zu] bestehen [Stand zu halten gegen den Feind]? Der HErr hat sie so [nieder-] gestürzt sdarum isi ihr Widerstand vergeblich]. Its. Er macht, daß ihrer [noch] viele fallen, daß einer mit dem andern soon denen, die das Land vertheidigen sollten] darnieder liegt. Da sprachen [genauer: sprechen] sie [die als Fremde im Lande wohnen, sei es als Handelsleute, sei es als Mieths- oder Hilsstrnppen]: Wohlauß laßt uns wieder zu unserm Volk ziehen in unser Vater: land vor dem Schwert des Tyrannen sdes gewalt- thätigen Eroberers, der gegen Egypten heranzieht. Was sollen wir vergeblich unser Leben Preisgeben, da der Widerstand doch ohne Erfolg ist]. 17. Daselbst [im Lande hin und her, inmitten der allgemeinen Bestürznng und Zerstörungj schrie man ihnen nach [genauer: schreit man]: Pharao, der König in Eghplem liegt [er ist oerloren]; er hat sein Gezell gelassen [besser: er hat die Frist, die ihm vom HErrn nach der Nieder- Die andere Weissagung über Eghptens Fall. 361 lage bei Karchemisch gegönnt war, da Nebucad- nezar nicht sofort sein Land eroberte, versäumt und vorübergehen lassen, ohne zu versuchen, sein Ungllick noch abzuwenden] Statt in jener Niederlage ein Gottesgericht zu er- kennen, reizte Pharao durch wiederholte Angrisfe auf die chaldäische Macht den Zorn Nebucadnezars und führte so selbst seinen Untergang herbei· 18. [Ja] So wahr als ich lebe, spricht smit einem heiligen Schwure] der [wahre] König [der in Ewigkeit thronet Pf. 29, 10] , der HEtr Ze- haoth heißt, er [mein auserwähltes Werkzeug zur Ausrichtung des Gerichts über Pharao, der König von Bad-il] wird lgegen EgVPtenJ daher ziehen, so hoch [über alle anderen irdischen Mächie empor: ragend] wie der [hoch in die Lüste ragende] Berg Thabor [im kleinen Hermon] unter den [ihm be- nachbarten] Bergen ist, und wie der skühn hoch- aufragende] Carmel am Meere ist [der etwa 500 Fuß aus dem Meere emporstarrt 1.Kön. is, 20 Anm. 2]. 19. Nimm [nur] dein Wandergercithe kzur Hand], du Einwohuerin sdes Lanves], Tochter Eghptenz denn Noph [oder Memphis, die Haupt- stadt deines Landes] wird [bald] wüste und ver- brannt werden, daß niemand drinnen wohnen wird [dann nsirst auch du in die Verbannung wandern müssen]. 20. Egypten ist sieht] ein sehr schbnes Kalb seine schöne junge Kuh, in einem schönen, frucht- baren Lande gut und reichlich genährt] , aber [es kommt] es kommt von Mitternacht der Schlcichter [besser: eine Bremse, die wird die junge schöne Kuh vor sich her zum Lande hinaustreiben]. 21. Und [seine] Taglöhner soder Söldner’], so kzahlreichj drinnen wohnen, sind auch wohlge- nährt] wie gemästete Ktilberz aber sie müssen sich dennoch wenden, flüchtig werden mit einander, und werden nicht bestehewsnicht Stand halten vor der heranbrausenden Bremse]; denn der Tag ihres Unfalls sihres Untergangs] wird über sie kommen, nämlich die Zeit ihrer [gerechten, göttlichen] Heim- snchunsgs «) ie egyptischen Kriegstruppen bestanden damals; zum Theil aus Hilfsvölkerm wie die Lhbier und Lydier BGB. 9), zum Theil aus Miethstruppety namentlich arier und Jomer, mit welchen Psammetich die Herr- schast über ganz Egypten erkämpst atte. Sie waren m eigenen Kriegerdörfern zwischen ubastis und Pe- lusium an beiden Ufern des östlichen Nilarms ange- siedelt und wurden sehr gut gehalten, da die Könige auf sie vertrauten. (Keil.) 22. Sie fahren daher, daß der Harnisch Prasselt [genauer: Ihr, der Tochter Egyptem Laut, wie sie tief gebeugt am Boden liegt, leise wimmernd und stöhnend, gleicht dem Geräufche der Schlange, welche im Moose und abge- fallenen Laube des Waldes vor den Holzhauern davon geht], nnd sihre Feinde] kommen mit Heereslrafh nnd bringen Aexte über sie, wie die Holzhauer sum den Menschenwald Eghptens nie- derzuschlagen]. 23. Dieselbigen werden hauen also in ihrem Walde [genauer: werden ihren Wald von Menschen umhauenL spricht der HEry daß nicht zu zählen ist [besser: denn nicht möglich ist’s, ihre, der Feinde, Zahl zu ergründen]; denn ihrer ist mehr, weder [d. i. als 2. Chr. 29, 34 Anm.] Heuschrecken, die niemand zählen kann. 24. Die ssonsi so stolze und übermüthige] Tochter Egyhtens steht mit Schandeu svernichtet da], denn sie ist dem Volk von Mitternacht [den ChaldäerUJ in die Hände gegeben. 25. Der HErr Zebaoth, der Gott Israel, spricht: Siehe, ich will [mit meinem Strafgericht] heimsuchen sdie beiden höchsten Mächte, unter deren Obhut und Regierung das Land steht, nämlich den höchsien Götzenj den Regenteu [oder Aktion, den Gott der Frühlingsfonnq zu No [oder Thebe, der altberühmten Königssiadt Oberegyptens, wo er seinen großartigen Tempel mit einer zahlreichem gelehrten Priesterschast und ein berühmtes Orakel hat Nah. Z, 8 Anm.] nnd den Pharao, und Idas ganze Land] Eghpten sammt [allen] feinen Göttern und Königen-« [die es von Anfang an gehabt hat], ja Pharao mit allen, die sich auf ihn kals wäre er ein Gott] verlassen «« [auch den Juden, die von ihm so zuversichtlich Hilfe gegen ihre Feinde, die Chaldäer, erwarten] «) Unter diesen Königen hat man nicht etwa Unter- könige oder Statthalter zu denken, sondern der Prophet hat hiertdie Gesammtheit des Volkes» nicht nur in der Gegenwart, sondern auch in der Vergangenheit als das zu Bestrafende im Auge, über alle von i m und seinen Königen begangenen Sünden wird xetzt Gericht gehalten, und so trifft die Strafe gewissermaßen wie die Götter, so auch die Könige insgesammh ») Es ist gut aus den HErrn vertrauen und sich nicht verlassen auf Fürsten (Ps. 146). Wenn sie am besten helfen sollen, legen sie sich nieder und sterben· (Förster.) 26. Daß ich sie gebe in die Hände denen, die ihnen nach ihrem Leben stehen, und [zwar] in die Hände Nebucadnezars des Königs zu Pudel, nnd seiner Knechte. Und sdoch soll diese Nieder- lage und Zerstörung, die ich um deines Götzew dienstes und um der Verführung meines Volkes über dich bringe, nicht das Ende deines Volkes und Reiches sein, sondern] darnach swenn mein Reich in Herrlichkeit kommen und über alle Völker, auch über Egypten ausgebreitet sein wird] sollst du swieder in so blühendem Zustand und in solchem Frieden] bewohnet werden, wie vor Alters [da du zu den weisesten, gliicklichsten und reichsien Völkern ziihltest], spricht der HErr [der sowohl seine Ge- richtsdrohung als auch seine Verheißung zur Er: füllung zu bringen die Macht hat]. 362 Jeremia 46, 27. 28. 47, 1—6. Ebenso wird anch Moab (Kap. 48, 17), Ammon (K. 49, 6) und Elam 49, II) am Schlusse der Gerichtsverkündigung eine Wendung ihres Gefäng- nisses in der letzten Zeit in Aussicht gestellt. Ueber die Erfüllung der Gerichtsweissaguiig über Egypten vgl. Kap. 43, 13 Anm. 27. [Ja, mit dem Gericht der Vernichtung will ich heimsuchen alle, die sich auf Pharaos Macht verlassen, insbesondere auch die abtrünnigen Glieder meines Volkes Jsrael.] Aber du, mein Knecht Jakob [mein wahres Bundesvolls fürchte dich [wie ich schon einmal Kap. 30, 10 f. zu dir gesagt habe, vor den schweren Züchtigungem die ich über dich bringen muß] nicht, und du, Israel [du echtes Gottesvolk], Verzuge nicht sin deiner Drangsal]. Denn siehe, ich [werde dich zwar um deines Ungehorsams willen den Heiden zur Peini- gung übergeben, aber ich] will dir aus [den] fet- nen Landen [dahin ich dich zerstreuen muß], nnd deinem Samen ans dem Lande seines Gefcingnisses [dahin ich dich verstoßen muß, wie ich dir ver: kündigt habe] helfen; daß Jakob soll wiederkommen sin das Land seiner Väter] , nnd in Friede sein, nnd die Fülle san allen Gütern, die ihm zu seinem zeitlichen und ewigen Wohlergehen dienen] haben, nnd niemand soll ihn sie wieder] schrecken sdaß er dieser Güter und meiner Gnadengemeim schaft nochmals beraubt würde] 28. Darum fiirchte dich nicht, du Jakob, mein [anserwählter] Knecht sdnrch welchen ich meinen ewigen Rathschluß doch noch vollenden will], spricht der HErrz denn ich bin bei dir kdich zu trösten und zu stärken auch mitten in meinen Ge- richten und im Lande deines Gefängnissess Mit allen Heiden, dahin ich dich [um deiner Sünden willen] verstoßen habe, will iclys [dereinst, wenn meine Zeit der gerechten Gerichte über sie kommt] ein Ende machen, aber mit dir [den ich für alle Ewigkeit zum Werkzeug meines Gnadenrathschlusses erwählet habe] will iclfs swenn es gleich setzt so den Anscheiu hat] nicht ein Endemachenz sondern ich ivill dich [mit Liebesruthen] züchtigen mitMaße lsoweit es meine Gerechtigkeit und Weisheit fordert], auf daß ich dich nicht ungestraft lasse ssondern dich von allen Schlacken reinige und läutere und zu der dir verheißenen Herrlichkeit emporbringe]. Aelänlich wie in die Gerichtsdrohung für Babel Verhei ungen für Israel eingereiht sind (Kap. 50, 4 —-7, 19. 207 5l, 5 f.; I0, 35 f.; 45, 50), so ist auch diese Verheißun an den Schlnß der schweren Gerichts- Verkündigung ü er Egypten gestellt; denn Babel und Eghpten waren unter den neun Völkern, denen Jere- mia das Gericht verkiindi te, die für das Geschick des Reiches Gottes« bedeutend ten und einflußreichstem — Der Trost für die Frommen in Jsrael ist nach dieser Verkündigun von der Verwüstung Egyptens und namentlich a er Orte, wo jüdis eAnsiedelungen waren, völlig am Platze, und dies it sehr mit Unrecht von manchen käglehrten Auslegern verkannt worden, welche meinten, . 27 n. 28 hätten sich aus Jer.30, 10-11, wo sie ebenfalls gelesen werden, nur gleichsam hierher verirrt. Aber im Gegei1theil, sie sin der eigentliche Zweck der ganzen vorher ehenden Weisfagungz ie sollen, als Citat aus Jer.3 dieses ganze Trost apitel in Erinnerung bringen und nach Vertilgung; des fal- schen Vertrauens aus Egypten das re te ertrauen auf den HErrn neu beleben. (Schmieder. —- Alle alten Völker sind untergegangem Jsrael, das furchtbar zer- streute Volk, besteht beispiellos wunderbar nnd unver- mischi bis heute! Und wenn Gott die antichristisch gewordenen Völker richten wird, dann wird Israel wiedergebracht und dann werden an ihm alle ihm ge- gebenen Verheißun en re t erfüllt. (Richter.) » Noch arret diese Verhei ung ür Israel ihrer entgiltigen rfüllung. Denn noch harret auch das Gericht über den sleischlichen Wollustgeist, dessen Urtypus Egypten ist, sowie den gewaltthätigen Geist der Erhebung über alles, was Gott und Gottes Reich heißt, die sich beide mitten in der Christenheit je länger je breiter machen, seiner Ersiillung Erst wenn dies eintritt, wird Israel seines Gefängnisses gänzlich entledigt werden und im seligen Cnnaan einer nie geahnten Friedensherrlichkeit entgsssengehen Vgl. Offenb ll, 7——-14. s enn Gott schon das Unterste oben kehrt, und es sich ansehen läßt, daß weder Stumpf noch Stiel blei- ben werde, so muß doch sein änflein erhalten werden. Und die Strafen, die den ottlosen zum Verderben gereichen, die gereichen den Gottseligen ur Besserung. enn von diesen nimmt er die ewi e trafe, und die zeitliche muß ihnen anch zum Vort eil ereichen, aber die Gottlosen sausen die Hefen aus. ( ramer.) Das 47. Kapitel. Weissagung wider die Philister, Tnrus und Stdn-l. II« its. 1—7. »von ltiotden her sieht der prophei feind· llrhe Schaaren großen wasserftnthen gleich wider die Philister herankommen. Entsetzen wird diese ergreifen in dem Grade, daß nicht einmal Idäter nach ihren Ein— dern ßeh nmsehanen werden. Ida werden denn die Philister bis auf den letzten Rest ans-gerettet, den phönisieru der letzte Helfer genommen werden w. 2—4). Gaja nnd Jtølialon werden fallen, denn die Erwägung, daß das Schwert des ihtxrrn schon genug blutige Arbeit gehabt habe und auch nur vor der letzten ges? Stzfzdle stille stehen werde, ltami nikht Mal; greifen 1. Dies ist das Wort des »HErrn, das» zum Propheten Jeremia geschah wider die Philister szu einer Zeit] ehe denn Pharao sNecho II. nach der siegreichen Schlacht bei Megiddo die Haupt: stadt des Landes] Gaza schlng [eroberte, also daß diese Weissagiing vor der gegen Egypten, etwa im J. 609 v. Chr. vom Propheten ausgesprochen wmdei ch ch Zs so ch D·s es « tli e uatz o ni t etwa an- deutenjeddißg diel rsüllung der nachfolgenden Meissn- gung eben in der Erobernng Gcåkcks geschehen sei; denn Pharao kam unmöglich von Orden, wie die fim Folgenden gedrohte Heeresmassez vielmehr hat diese Noti den Zweck zu zeigen, das; Jeremia die Eroberung Philistäas und Phöniziens durch Feinde aus Norden, Weissagung wider die Philister. 363 d. h. durch die Ehaldäer — geweissaget habe, als eben ihre Eroberung durch einen Feind aus Süden drohte, daß er die Herrschaft der Ehaldäer auch über diese Länder schon verkündiget habe, als die Egypter noch eine unbestrittene Herrschaft über Syrien und Palästina ausübten und sich ansch1ckten, dieselbe auch über das Philifterland auszudehnen — Die Auslegung in Be- Zzig auf Pharao schwankt zwifchen Psammetich, Pharao echo 11. und Pharao Hophra, von welchen beiden ersten es feststeht, daß sie Gaza erobert haben, wä rend es von Hophra höchst wahrfcheinlich ist. Das ahr- scheinlichste bleibt, daß Pharao Necho II. gemeint sei, von welchem Herodet (II. 159) erzählt, daß er nach der Schlacht bei Megiddo Gaza genommen habe (2.» Kön. 23, 33).» Jn der That lag es sehr nahe, daß Necho, ehe er gegen Nebucadnezar zog, nicht blos Syriens und Palästina’s, sondern vor allcm des Schliissels zu diesen Ländern, der Festung Gaza sich zu versichern suchte, damit er nicht in Gefahr kam, vom Rückzug abgefchnitten zu werden. Jst nun mit der Notiz Jeremicks diese Eroberung Gazcks gemeint, so fällt unsere Weissagnn früher als die gegen Egyptem etwa in das J. 609 v. hr., ja früher als alle andern Weifsagungen gegen die Heiden. Dies entspricht durchaus dem Verhältnis; des Philistervolks gegen Jsrael. Unter allen Nachbarvölkern waren die Philister dasjenige, tvelches Jsrael am längsten und mit dem mei ten Erfolge anfeindete. Denn von den Zeiten des Ri ters Samgar (Richt. 3, 31) an bis auf Hiskia (2. Kön. l8, s) waren sie ebenso haßerfüllte, als ge- fährliche Nachbarn Selbst die große Helden- und Siegesperiode Jsraels, die Zeit Samuels, Sauls und Davids, hatte nicht das Er ebniß einer vollständigen Unischädlichmachung dieser fxilrchtbaren Gegner. Noch He ekiel nennt sie unter denjenigen, welche mit bos- hafter Schadenfreude am Falle Jerusalems ich wei- deten (Hes. 25,15). Darum gedenket die rophetie Ihrer auch so oft (Jef. II, l4; 14, 28 sf.; Obad1. 19; Am. l, 6 sf.; Zeph. 2, 4ff.; Hes 25, l5 ff.), nnd es gehört zu den trost eichen Seiten der Zukunft Jsraels, daß ihm von den Propheten die Vernichtung dieser Feinde Verkündigt wird. Aber auch für sie ist die Gnade nicht verschlossen; zwar als Volk sollen sie auf- hören zu existiren, aber die Einzelnen sollen sich zum HErrn bekehren und in Israel ausgehen. (Sach. I, 7.) 2. So spricht der HEm Siehe, es kommen Wasser [wie eine stark sprudelnde Ouelle aus der Erde] herauf von Mitternacht, die eine Fluth machen szu einem alles iiberschwemmendcn Winter-Bach cmschwelleiq werden; und beide»Land [Phillstäa] nnd was drinnen ist, beide Stadte und die, so drinnen wohnen, wegreißen werden; daß die Leute werden schreien, und alle Einwohner im Lande heulen; Z. sEs ist das gewaltige, alles vor sich nieder- wersende Heer der ChaldäerJ Vor dem Getümmel sdem donnernden HUfschIagJ ihrer starken Rosse, so daher traben, und vor dem Rasseln ihrer [Kriegs-] Wagen, und Poltern ihrer Räder swird alles so bestürzt und nur auf die schleunigste Flucht bedacht lein]; daß sieh die Väter [auf ihrer FluchtJ nicht keinmal] werden umsehen nach den Kindern [ob sie auch mit ihnen fliehen und gerettet werden], so verzagt werden sie sein; 4. sEntsetzen wird sich alles.] Vor dem Tage [des vom HErrn beschlossenen Gerichts]- so da kommt, zu verstören alle Philister und [dazu auch] auszureuten Thrns und Sidon [d. i. ganz Pho- nizien, dessen größte und mächtigste Städte sie waren], sammt« ihren andern sihnen noch übrig gebliebenen, letzten] Gehilfen [die ihnen etwa noch gegen Chaldäas Uebermacht hätten beistehen können, uämlich allen Philisternds Denn der HErk wird die Philister, die das Uebrige sind ans der Insel KaPhthorH [alles, was von dem, von der Jnsel Kaphthor herstammendenVolkePhilistäcks noch übrig ist], verstören. · «) Diese nebensächliche Erwähnung der Phönizier erscheiut auffalleud, erklärt sich aber theils daraus, daß Jeremia nur gegen die Hauptfeinde Judcks be- sondere Weissagungen ausgesprochen hat, theils wohl auch mit aus den ge ichtlichen Verhältnissen, daß die Philister den Phöniziern in den Kämpfen gegen die großen Weltmächte Hilfe geleistet haben mochten. (Keil.) · Uebrigens hat sich des Propheten «Weissagung über die Phönizier bald nachher erfullt. Die Phöntzier mögen bei der nach Jerusalems Zerstörung von Seiten der Chaldädr über sie gekommenen Bedrängniß ihrer psheilistäischen Nachbaren schrner liäz vermißt haben. ( ägelsbachh —- «) Daß die hilisterspaus Kaphthor stammten, steht fest (Am. 9, 7), nicht aber, wo da selbe u suchen sei. Da in Zeph· 2, Z; Hes. 25, 16 die Philister auch Kreter genannt werden, so haben viele Ausleger die Ansicht, daß Kaphthor ein anderer Name für die Insel Kreta sei Aber sollte dies auch der Fall sein, so könnte es doch nur ein durch Einwan- derung der Kaphthorier aus dem pontischen Cappadocien (1. Mos. 10, 14) hinzugekommener Name dieser Jnsel sein. (Jos. 13, 2 Anm.) Z. Gaza [die starke, südliche Festung, der Schliisselides Landes] wird sgleichsam als Haupt des ganzen Landes in tiefster, schmerzlichster Trauer] kahl werden« [5. Mos 14, 2 Anm.; Mich. I, 16], nnd Askalon [die Seesiadt, die Mündung des Ver- kehrsstromesL sammt den Uebrigen in ihren Grün- den, verderbet [wörtlich: nnd Askalon wird gleichfam als Mund des Landes verstummem daß ihre Thore geschlossen sind und niemand mehr ein- und ausgehet, weil der Feind vor den Thoren stehet; sie, der Rest ihres Tieslandes, also daß, wenn diese beiden Städte im Tieflande auch noch in die Hände der Feinde gefallen, das ganze Land, das nördliche Bergland und das südliche Tiefiand, in Feindesgewalt ist]. Wie lange ritzest du dich sdu Philisterlandis bringst dir aus Ver- zweiflung, Gnade und Hilfe von deinen Göttern stehend , selbst blutige Wunden am Leibe bei 1.Kon. is, 2812 is. lVerzweiflungsvoll rufet ihr Philister aus:] O du Schwert des HErrnssp sdas der HErr zum Gericht über uns gesandt hat], wann willst dn doch aufhören suns zu würgen, wann wirst du satt sein von unserem Blute und dich unser erbarmen]? 364 [Ach] Fahre doch swieder] in deine Scheide, und ruhe, und sei still. 7. sDoch der Prophet antwortet auf solche klagende Bitte:] Aber wie kannst du aufhören gzu zerstören, du Schwert des HErrnL weil [ja] er HErr [der König und Richter aller Völker] dir Befehl gethan hat wider Absalon, set] der dich wider die sganzej Aufritt am Meer [die ganze Philisiäische Meeresküste zum Gericht] beftellet? «) ,,Während im Vorhergehenden das Gericht über das Philisterland als ein noch zukünstiges bezeichnet wird, erscheint es hier als ein zum größten Theil schon eingetretenes· Der Prophet sieht im Geiste das Land schon in den Händen der Feinde« Daher stehen hier und im Folgenden lauter Perfecte im Grundtexta ») Es g wichtig, daß den Philistern hier der We eruf: ,, chwert es HErrn« in den Mund gele t wir , womit angedeutet wird, daß sie durch diese Trübsal zur Erkenntnis; geführt werden werden, daß es das gerechte Gericht es wahren Gottes sei, das über sie gekommen. Das 48. Kapitel. Weissagung wider Moab. III» U. 1—47. Der Tag des Untergangs, welchen nicht nur Atnos Gan. L, l—3) und Jesaja Gan. 15 u. 16), aueh lieuhauja Grau. L, tt——11)’, sondern schon Bileam (4. Dies. M, 17; vgl. A, 27 sf.) den stloabitern ge- weifsagt hatten, sollte mit dem Erscheinen der Ghaldäer in paläftiua aubrechem Daher nimmt Seremia die Aussprüehe dieser alten provheteu über Moab, die bis dahin unerfüllt geblieben waren, nun aber ihrer Er— füllung entgegengingen, wieder auf, wie er nun) sonst mit älteren Gottessprücheu zu thun pflegt, und beleräf- liget sie. vorzugsweise sind es die weissagt-agen Jesajas über Moab, die er in freier Weise wiederholt und sie mit Aussorüaseu des Propheten Aruns, des tiileam nnd anderer älterer Propheten, die sie sowohl über Moab, als über die für das Gericht reifgewordene Heideuwett überhaupt gethan, zu einer umfassenden Verkündigung des Untergangs dieses hossürtigettz mit Ingrimm gegen Israel erfüllten Vollies gestaltet. Das Ganze gliedert fioz in 7 Straphru, deren jede, mit Ausnahme einer, mit den Worten: ,,Der itjGrr hat’s gesagt« oder ,,suriiht der hGrr« anfängt oder schließt. Zunächst schildert der prophet (V. 1—25) das über Moab hereinbreklzende Strafgericht, wie die Verwüstung von Stadt zu Stadt, von dlordeu bis Süden fortschreitet und mit Moab- tsauotliädten aueh seindtuhm dahiufinltt Seine Feinde, die von dlordeu kommen, makheu an der Grenze Pläne, es gäuzlieh auszurotten. Da erhebt sieh alleuthalben Gesozrei über Verwüstung und Wehlilage und Flucht. Sein Götze Gauios sammt Priestern und Fürsten wandern ins Elend, Stadt und Eaud wird oerwüstet (V. 1—8). Da möchte Moab mit Flügeln entrinnen, um dein Ver— derben zu entfliehen; denn es lebte oou Alters her in seinem Lande jeher, nun aber wird es aus seinen wohn— sitzen vertrieben uud troh seiner Tapferkeit sammt dem Götzen Eamos zu Sehauden (V. 9—15). Oloab’s Ver— derben nahet, seine tjerrliehlieit geht zu Grunde, das ganze liaud mit allen Stüdteu wird oerwüsiet und seine sacht zetbroehru (V. l6—25). lind warum das alles? Sein Doehmuth und Stolz ist es, der mit Verwühung Jeremia 47, 7. 48, 1—7. seiner herrlichen Welusidclie nnd seiner Ernte bestraft wird; darum wird das ganze kund mit Trauer und wehltlage über die Verwüstung des Landes und die Vertilgung aller, die deu Götzen eintreten, erfüllt (V. 26——35). Da erhebt der prouhet mit dem unglück- likhen Volke, das wie ein oeraehtetes Gefüh zertrümmert wird, eine Todtenlilage (V. Z6-—38); denn Moab wird zum Gesuötte nnd zum Schreiiien aller seiner dlaehbaeem der Feind erobert alle seine Feslnngen nnd niemand entrinnt dem Verderben (V. 39——44); von der Grenze im klordeu geht eiu Feuer ans, welches das ganze kund verzehrt, und das Volle muß in die Gefangenschaft wandern. Aber einst am Ende der Tage wird der ijGrr sdloabs Gefängniß wieder wenden (V. 45—47). 1. Wider Moab [4. Mos 2l, 11 Anm.] Um u zeigen, wie wohlbegrtindetund verdient das hier verkün ete Strafgericht über Moab war, und uns zugleich über die Zeitverhältnifsz unter denen diese Weissagung ausgesprochen wurde, Lkzu orientiren, geben wir zu dem, was in Jes. is, 14 nm. über die Gefchichte Moabs seit David’s Zeit gesagt ist, noch Folgendes. — »Die Roabiter hatten åich aus, dår Ostseite tdes toxten eeres, wo vor eiten ie mim wo nen au ge- breitet (5. Mos. 2, los. Aber schon vor Einwanderung der Jsraeliten in Canaan hatten die Amoriter unter dem Könige Sihon den nördlichen Theil dieses Ge- bietes bis an den Arnon erobert (4. Mos. 2l, 13). Die Jsraeliten sollten auf ihrem Zuge durch die Wüste die Moabiter nicht befeinden und ihr Gebiet nicht be- Führen (5. Nkios 2, I; Nicht. ähåä IF. laber er Amoriter bnig Sihon von en srae iten ge a en nnd sein Köntgreich erobert worden war, nahmen Tie Jsraeliteåi es: das vsen Sihotå ero2lkerte, eheuziscclfige moabitis e e iet im orden es rnon in e itz, indeän es dåeeii Fäammå Ziubezi zåtimgcsrhztgzeilespgegJejri wure(4. o.1,2 «« . . .«-.-o· e. Es, 35 ffk.). Diesgu Heilig? de: udrdriktäi Hälfte? ihgizes an es onnten ie oa iter ni tver mer en. er Sieg der Jsraeliten über die mä tigen Amoriterkönige Sihon in Hesbon und O von Basan flößte ihnen grauenBvilirkder Fluch; Ziekiås Volllåes ein,d so As; ihr öni a a wä ren ie srae i en in en eppen Moass gegenüber Jericho lagerten, den Zauberei: Bileam aus Mesopotamien kommen ließ, um durch die Macht seiner Bannflüche Israel zu verderben. Und als dieses nicht gelang, indem Bileam wider seinen Willen Jsrael segnen mußte, statt ihm zu fluchen, suchten die Moabiter durch Verfüårun zu ihrem gieixsgis«iks»ksz.sskis«sen r; rings-Entg- a z a . . « — . - seligkeitsetzten sie später fort. Nicht lange nach Jofuas Tode ging der Moabtterkomg Eglon, durch Ammoniter und Amalekiter verstärkt über den Jordan und eroberte Jerikckjoähxtm bis? de; adus läfsJalzlrte langlcdie Jsragtiten u ne en, 1 e en raeien ge ng na em Ehudbden KörsicilglEglon ngeuchlikxigsL ergnordliiå hatte,bdie oa iter zu agen un in i r au zur· zutrei en. Witz. Z, 12 sf.) Später wurden sie von Saul bekriegt (1. am. 14, 47) und von David völlig besiegt, hart fsezüchtigt und zmsbar gemacht G» Sam. 8, 2). Dies e . FETMEJTIEHFY IF? MkiilikiiåiigåW tåäspääiikkdå«"t Aus« 2. Kön. Z, 5 Anm.f) zu fchließen, mit dem Tdde Salomos und dem Zer all des Rei es geändert zu haben. Die Moabiter waren nämli bei der Besitz- nahme jenes von den Amoritern eroberten Gebietes im Norden des Arnon von Seiten der Jsraeliten Weifsagung wider Mond. 365 keineswegs ausgerottet worden, sondern neben und unter den Jsraeliten wohnen Lgebliebem und da der Stamm Ruben hauptsächlich iehzucht trieb und die Weidegegenden des Landes sich zueignete, auch nicht gänzlich, wenigstens nicht dauernd unterworfen worden und benutzten vielmehr jeden Anlaß zur Schwächung Jsraels, um nicht nur ihr ehemali es Gebiet zu be- haupten, sondern auch, um sich von srael unabhängig zu machen. Dies gelang i nen auch beim Tode Salomos. Erst der kräftige dnig Amri von Jsrael bemächtigte sich wieder des Bezirks von Medaba und die Moa iter wurden durch ihn und seinen Nachfolger Ahab 40 Jahre lang schwer bedrückt, bis es dem Moabiterkönig Mesa ,,mit Hilfe seines Gottes Camos« gelang, das von den Jsraeliten ihnen entrissene Gebiet wieder zu erobern. Unter Josaphat von Juda fielen sie sogar, vereint mit den Ammonitern und einem Theile der Edomiter, in Juda ein, um Jerusalem zu erobern, rieben sich aber durch Entzweiung gegenseitig auf, so daß Josaphat einen glänzenden Sieg über sie davontrug (2. Ehr. 20), und wohl um diese Feind- seligkeiten zu rächen, bald darauf mit Joram von Jsrael einen Feldzug in ihr Land unternahm, in welchem sie empfindlich geschlagen wurden (2. Kön. 3, 6—27). Später wird noch ein Einfall moabitischer Streifschaaren in Jsrael »unter dem König Joas er- wähnt, aber diese Einfälle blieben ohne nachhaltigen Erfolg, bis daß die l0 Stamme, unter ihnen auch Ruben und Gad jenseit des Jordan, von den Assyrern in’s Exil geführt worden waren; da finden wir die Moabiter unter Hiskia von Juda wieder im Besitz des entvölkerten Landes Rubens , und sie hatten also ihr ehemaliges Gebiet wieder eingenommen. (Keil.) Ueber aupt waren sie seitdem wohl wieder frei von jeder israelitischen Herrschaft Feindselig aber blieb ihre Gesinnung auch in der Folgezeit gegen Juda; denn unter Jojakim zogen auch moabitische Truppen zegen diesen Kdni , um ihn für seinen Abfall von den Paldäern zu zü tigen (2. Kön. 24, 2), wobei die- se ben ihrem alten Hgsse gegen Juda zugleich Genüge thaten. Jn dieser Zeit war es wohl, als Jeremia die nachfol ende Weissagung von dem wohlverdienten gänzli en Untergang des moabitischen Volkes für sei- nen uralten, unversöhnli en Haß gegen Gottes Volk ausspraclx Da aber Ne ucadnezar und die Chaldäer gar nicht in derselben erwähnt werden, so ist es wahrscheinlich, daß unsere Weisagung einige Zeit vor der Schlacht bei Karchemisch und den Zug Nebucad- nezars nach Syrien iind Palästina zur Verfolgung Necho’s (6U6), also längere Zeit vor dem Abfall Jo- jakims von den Chaldäern und dem Rachezug der Moabiter (602) verfaßt worden sei. [1.] So spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel lzu mir]: Wehe [dem hoffärtigen Volke Moab’s, denn nun kommt über es das gerechte Gericht der Vergeltung für seine Sünden; schon stehet cs vor meinen Augen als geschehen da; da- rum wehe allen seinen Städten vom Norden her bis zum Südende, vor allem] der Stadt Nebo [nicht weit von der gleichnamigen Spitze des Ge- birges Abarim an der Nordgrenze des Landes 4. Mos. 32, Z. 38; Jes. 15, 2]! Denn sie ist zerstbret und liegt elend [in Schanden da]; Mita- thaim ssetzt die Ruine Kereyat, 4 St. südwestl von Medaba und südlich von Machärus, gleichfalls wie Nebo, am östlichen Rande des westlichen Hoch: gebirgSJ ist gewonnen; die [Felfen-] Feste [das Hochgebirg des Landes mit diesen seinen beiden festen Städten, worauf die Moabiteriso festes Ver- trauen setzten] steht elend lzu Schanden geworden da], und ist zerrissen szerbrochens 2. Der Dochmüthigej Trost Moabs smit dem es sich der Unbezwingbarkeit seiner Burgen rühmteJ ist aus, den sie an Hesbon hatten; denn man gedenkt Böses wider sie [besser: denn in Hesvoiy an der Grenze seines Landes im Nor- den, einst der Hauptstadt der Amoritey dann Raben, zuletzt den Ammonitern gehörig, 4. Mos. 32, 37., stehet das feindliche Heer im Begriff, in’s Land zu brechen, da rathschlagetman Böses wider dasselbe], nämlich: Kommt ssprechen sie, nachdem sie einen Kriegsplan berathen und beschlossen, unter einander], wir wollen sie anstellen, daß sie kein Vol! mehr seien. Und du, Madmen seine unbekannte moabitische Stadt], mußt auch verderbet sstumm und matt] werden; Denn] das [Eroberer-] Schwert wird hinter dich kommen. 3. [Horch!] Man hbret ein Geschrei zn [genaner: von] Horonaim [Jes. 15, 5 unweit Luhith — her], von Vecstdren nnd großem Jam- mer [unter den Rninen der zusammenstürzenden Stadt] 4. lGanzj Moab ist zerschlagen [Und zu Grunde gerichtetL man hötet kallenthalbenj ihre Jungen [genauer: ihre durch das Elend gering und arm gemachten Bürger] schreien [über die Niedrigkeit, in die sie nun verstoßen sind] Z. lDa fliehen alle Bewohner vor dem von Norden her eindringenden Heer in den Süden.] Denn sie gehen [eilends] mit Weinen den Weg hinauf gen Luhith [in der Mitte des Landes Sei. lö- 5], nnd die Feinde hören ein Janimergeschrei den Weg von Honoraim herab [wört1tch: denn sie, die Flüchtigem hören schon hinter sich die Dränger und Urheber des Jammergeschrei’s, wie sie den Weg von dem am Abhang gelege- nen Horonainy nördlich von Luhith, herab kommen], is. Nämlich« [Und sie rufen einander zu]- Hebet ench weg lftiehet eilends, schon ist der Feind uns auf den Fersen] nnd errettet [wenn möglich« koenigstens] euer Leben. Aber Upricht der Propbet] du wirst [o Bewohnerin Monds, schutz- und hilf- los] sein wie die Heide [genauer: wie eine Vet- lassene] in der Wüste. ·) »Nämlich« steht nicht im Grundtext, sondern ist von Luther, weil er die Feinde (V. Z) für redend an- nahm, erklärend hinzugefügt. 7. Darum, daß du dich ans deine Gebeine [deine Anstalten zur Erhaltung deiner Macht] ver- iåssest, nnd ans deine Schätze [die du in früheren Zeiten angehäuft hast], sollst du [ebenso, wie alle, 366 Jeremia 48, 8 -— 31. die auf ihre Macht trotzen, von den Werkzeugen meiner GerichteJ auch gewonnen werden; nnd sdein großer Götze] Camos [den du als deinen König und Verleiher der Sieges anbetest 3. Mos. 18, 21 Anm.; 4. M. 21, 291 muß [in seiner Ohnmacht offenbar geworden] hinaus gefangen wegziehen, sammt feinen Priestern und Fürsten [die ihm bis- her so treu gedient haben]. 8. Denn der Berstörer sden ich selbst sende] wird über alle Städte fMoabsj kommen, daß nicht Eine Sind! kleinen HäUDeUJ entrinnen wird. Es sollen beide die Gründe, fdie Hochftächen deines Landes vom Arnon bis nach Hesbon, das »Ge- filde Moabs« 4. Mos. 21, 20, das du mit so viel Mühe endlich nach Wegführung der 10 Stämme in die Gefangenschaft wieder erlangt hastJ verderbet, nnd die sdies Gefilde im Westen be- grenzenden Thal-J Ebenen [des Jordan] verstört! werden; denn der HErr hat-s gesagt. 9. Gebet Moab [Schwung-] Federn, er [gen.: es] wird ausgehen, als ftdge er fhinwegftiegen muß es, sonst wird es dem Racheschwert nicht entrinnen können]; nnd [also ist alles Entrinnen unmöglich] ihre Städte werden wüste liegen, daß niemand drinnen wohnen wird. 10. [Denn des HErrn Strafgericht ists, das über Moab kommt.] Verflucht [aber] sei, der des HErrn Werk fdas er ihn gewürdigt hat auszu- führen, wie einst Saul 1. Sam. 15, 15 ff.] lässig [und mit selbsiwilligen unzeitiger Schonung] thut; verflucht sei sdarum auch hier in Moab]. der [ob- wohl vom HErrn in’s Land gesandt- das Straf- urtheil an Gottes Feinden auszuüben] sein Schwert aufhält, daß es nicht Blut vergieße. Die Rede wendet sich hier an die Chaldiier, als wollte der HErr ihnen zurufen: Schonet nicht, ver- ießet Blut und lasset euch keine Milde rühren; Gott elbst hat euch bewaffnet, daß ihr sein Gericht streng durchführet und keines Blutes schonet. (Calvin.) Zwei Sünden werden in diesen Worten auf’s Strengste unter- fa t: 1) Läfsigkeit in dem Werke, dazu uns Gott be- ruksen; Z) unzeitgemäßes Mitleid. (Förfter.) 11. [Denn] Moab list reif für das Gericht; es] ist von seiner Jugend auf [seit es sich, zu einem Volke herangewachsem nach Unterjochung der Emim in seinem Lande festgesetzt hat] sicher fund unge- stört im Lande] gewesen [und kein Feind hat es trotz aller von ihm gefiihrten Kriege aus seinem Lande zu treiben vermocht] nnd list also wie Wein] auf feinem Hefen stille gelegen, und ist nie aus einem Faß tn’s andere gegossen, und sum dies Bild gleich zu erklären] nie in’s Gefängniß [das Exil, von irgend einem Gewaltigen besiegt] ge- zogen; darum ist swie es beim Weine, der lange ans seinen Hefen im selbigen Fasse liegen gelassen wird, zu sein pflegt] sein Geschmacl ihm geblieben, nnd sein Geruch nicht verändert worden sfeine Gefun- nung aber war von Anfang an hoffärtig und stolz und sonderlich gegen feinen Bruder, das Volk Israel, feindfelig, und ist mit der Zeit, während es ruhig im Lande blieb, nur bitterer und gehäs- siger geworden, wie geringer Wein durch langes Liegen herber und dicker zu werden pstegt]. Moab ist ganz in feinem alten Wesen verblieben, fern vom großen Weltverkehr hat es sich in sich recht wohlgefiillig zufammengehalten Doch geht es »so nicht ewig fort m dieser Welt, aus der Ruhe wird jede Familie, jedes Volk einmal unsanft aufgeschrecky denn das Eigene, Natürlichq Volksthümliche ist noch nicht das Gute. Das wird hier nur unter Kampf und Trübsal durch Gottes Wort unter den Menschen. Das Eigene ist voll Götzendienfh und alle Götzen werden gleichermaßenzu Schanden: das goldene Kalb der Jsraeliten freilich zuerst, darnach aber auch Camos. (Diedrich.) 22. Darum siehe, spricht der Dis-Irr, es kommt fmm bald] die Zeit, daß ich ihnen will Schrdteris [Männer, die die Weinfässer aus dem Keller herausschaffenj fchicten, die sie ausschroteu saus ihrem Lande hinaustreiben] sollen [wie man die Weinfässer aus dem Keller hinausschrotet], und Issie sollen] ihre Fässer [da der Wein ihres Volkes so lange auf seinen Hefen gelegen] ausleeren und ihre Legcltt soder Kruge] zerschmettern [denn die von mir gesandten Feinde werden nicht blos das Volk. Moabs hinwegführen, sondern auch seine Einrichtungen und Staatsverhältnisse gewaltsam zerstören] ») Das Wort »Schröter, schroten«, d. i. schiebend em orwälzen, ist mitteldeutfch und hat mit dem Wort ,,f roten«= zertheilen, klein machen, nichts zu schaffen. «; Legel oder Lägel stammt ·vom»lat. lagen-i, die Flas e, wobei das n ebenso m l übergegangen ist, wie in Kümmel von eumjnum Es bedeutet entweder den im Morgenland zu Wein sehr gebräuchlichen Schlauch oder ledernen Beutel (1. Sam. 16, 20) oder einen Krug, wie hier. 13. Und Moab soll [dann die Ohnmacht und Richtigkeit seiner Götzen erfahren und] über« dem Catnvs [seinem Hauptgötzenj zu Schanden werden [mit ihm zu Grunde gehen]; gleichwie [auch] das Hans Israel fdas abtrünnige nördliche Reich der 10·Stämme] itber Bethel [und seinem goldenen Kalt-e] zu Schanden worden ist, darauf sie sich verließen. 14. Wie dürft ihr [dann noch prahlend] sagen: Wir find die Heiden nnd die rechten Kriegslcntr. 15. So doch Moab [gewißlich] muß ver- stbret, und ihre Städte [von den Feinden] er- stiegen lverden fmögen sie auch wie Adlernesier hoch oben auf den Felsen erbauet sein], Und ihre beste Mannschast [die kriegstlichtigen Jünglinge] zur Schlachtbank saus den hohen Städten] herab gehen müssen, spricht der [wahre] König, welcher heißt der HErr Zebaoth sder Herrscher der ganzen Welt, auch der äNoabiter]. Ganz Moabiterland soll verwüstet und das abgöttische Volk vertilgt werden. 16. Denn der Unfall Moabs wird schier kommen, und ihr Unglück eilet sehr ksteht nahe bevor]. 17. Lieber [Richt. 4, 19 Anm· = Acht] Dann] habt doch Mitleiden mit ihnen [und be- klaget es, das; eine so starke und herrliche Macht, wie die Moabs, zusammenstürzet], die ihr um sie her wohnet und [auch ihr, die ihr in der Ferne wohnet und doch] ihren Namen kennet, und sprechet: Wie ist die starke Ruthe sdas Scepter der Stärke] und der herrliche Stab [der Stab der Majestau den Moab schwang] so lschneu und so gänzlich] zerbrochen! 18; [Denn es heißt nun balde:] Herab von der Herrlichkeit, du Tochter, die du zu Dibont [der quellenreichen Stadt am Bergrande in schöner Ebene, nördlich vom Arnon] lvohuest, nnd sitze in der [wasserlosen, öden] Dürre [denn du sollst zur Ruine und Einöde werden]. Denn der Verstörer Moabs wird zu dir hinauf kommen, und deine Festen sdeine starken VefestigUngenJ zerreißen. «) Dibon ist noch jetzt unter dem Namen Diban eine Ruinenstätte mit viel Mauerwerk und in Felsen ausgehauenen Brunnen. 19. Tritt sheraus aus deinen Thoren] aus die kHeeH Straße [die an dir vorüber gehet] und schane, du Einwohnerin Aroerst [am nördlichen Rande des Arnonufers]; frage die, so da san dir vorüber] fliehen und [durch den Uebergang über den Arnon vor dem von Norden kommenden Feind zu] entrinnen [suchen], und sprich: Wie geht es lWas ist geschehen]? 20. Ach, swerden sie dir antworten] Moab ist verwüstet und verderbet, heulet nnd schreietz sagt es an zu Arnon [am Ufer des Arnon], daß Moab [im Norden desselben, schon] verstdret sei. «) Ebenso wie Dibon ist auch Aroer, früher den Amoritern gehörig, später auf der Grenze des Stam- mes Ruben und des Moabiterlandes, zuletzt wieder moabitische Stadt, noch als Ruine vorhanden, unter dem Namen Araayn 2l. Die Strafe ist [in-on] über das ebene Land [die Hochebene nördlich vom Arnon] ge- gangen, nämlich über [die einst rubenitischen Städte] Holon [in unbekannter Lage], Jahza [am Saume der Wiiste 4.Mos. 21, 23], Mephaath lnicht weit von Jahza Jos. 13, 18]. 22. Dibon [V. 18], Nebo [V. 1], Beth Diblathaim lwahrscheinlich nördlich von Dibon a. Mos. 33, 46], 23. Kiriathaim [V.1], Beth Gamnl [in un- bekannter Lage], Bett) Meon P« Stunde südlich von Hesbotr Jos. 13, 17; 4. Mos. 32, 38], 24. Kirioth IV. 41, wahrscheinlich dasselbe wie Ar Moab, die alte Hauptstadt Moabs 4.Mos. 22, Bis; Am. 2, 2] , Vazra lgleiehfalls eine der größten moabitischen Städte, aber in unbekannter 367 Lage, nicht zu verwechseln mit dem Bozra in Edom und dem andern Bozra in Hauran 1. Macc. 5, 25], und [überhaupt] über alle Städte im Lande Moab, sie liegen [nun] ferne san der Grenze] oder nahe [im Innern des Landes] 25. Das [sich kühn erhebende, alles mit Macht niederhaltende] Horn Moabs lnämlich seine starken Festungen] ist [damit] abgehanen, nnd ihr [Herrscher-] Arm ist zerbrochen, spricht der HErr. 26. sKommet herbei, ihr Werkzeuge meines gerechten Gerichtes über Moab; reichet ihr den Becher des« Zornes Gottes.] Machet sie [damit] trunken [Kp. 25, 15], —— denn sie hat sich wider den HEktu erhoben sund sein Volk aus seinem ihm verliehenen Erbthetl verdrängt] — daß sie seinem Betrunkenen gleichj speien und die Hände ringen mnsse [genauer: daß siein ihr eigenes Gespei hineinfallen müsse], aus daß sie auch [wie ihr dselbst früher Israel, den Völkern] zum Gespdtt wer e. 27. Denn Israel hat dein Gespbtt sein müssen [so oft ihm irgend ein Unglück widerfuhr], als wäre er unter den Dieben gesunden [worden und wenn er denn um irgend einer Untreue willen be- straft wurde, durftest du ihn darum höhnen, der du doch mit den anderen Heidenvölkern zusammen der eigentliche Dieb und Jsraels Versührer warest?]; und weil du solches wider sie redest, sollst du auch weg müssen [genauer: und so oft du von ihm redetest, schütteltest du voll Hohn und Schaden: freude den Kopf] 28. [Darum] O ihr Einwohner in Moab verlasset [nur] die Städte und wohnet in den [unzugänglichen] Felsen [-klitften, als Zufluchtsstätten vor den Feinden, denn ihr werdet ihnen doch nicht Widerstand leisten können]; und thut wie die [wilden] Tauben, so da nisten in den hohlen [Felsen-] Löcher-n [iiber den gähnenden Abgründen eures Landes HoheL 2, 14]. 29. Man hat [in Jsrael und unter seinen Propheten] immer gesagt von dem stolzen Moab, daß e»r sehr» stolz sei, hoffärtig, hochmüthig trotzig und ubermuthig. 30. Aber [es ist noch ein Anderer, der diesen deinen maßlosen Hochmuth weiß; auch] der HErr spricht: Jch erkenne seinen Zorn [und verhaltenen Grimm gegen mein Volk] wohl, daß er [sicl) selbst« und Andere belügt, weil er] nicht so viel vermag lals er in seinem Hochmuts) redet]; und untersteht sich [bildet sich im Selbstbetrug ein], mehr zu thun denn sein [wirkliches] Vermögen Izu leisten im Stande] ist [Jes. is, 6]. 3l. [Ja, Moab wird unter Gottes Gericht, wie ein Trunkener, zusammenstürzen mit großem Jammer.] Darum muß [auch] ich [der ich solches verkiindigen muß, aus Jammer] über [so schwere 368 Jeremia 48, 32—47. Strafe des einst mächtigen Volkes] Moab heulen, und über das ganze sgroße Land] Moab knordlich und südlich vom Arnon, das oerwüstet wird] schreien, und [sonderlich] über die Leute zn Kirheres [der stärksten Festung im Lande Jes. 16, 7; 2. Kdn. Z, 25 seufzen und] klagen [denn wenn dieses oerwüstet wird, wie wird es den anderen ergehen?]. Dadurch nnterscheiden sich die Propheten Jsraels von den heidnis en Propheten wie Bileam, daß ihnen das Unglück, we ches sie den Weltvölkern ankündigen, zu Herzen geht. (Raschi.) 32. Jch muß über dich [du wein- und obst- reiches] Jaeser [ebenso sehr wie über dich], dn Weinstock zu Sibma, weinen, denn deine press- lichenj Reben sind kselbst bis] über das starke] Meer [hinüber] gefahren [bis dorthin ausgebreitet], und sindeiner NachbarschaftJ bis an’s Meer san die Seeen von] Jaeser gekommen sweit und breit rings umher sind deine herrlichen Reben angepsianzt worden, selbst in Engeddi jenseit des todten Meeres Hohn. I, 14]. [Aber wehe nun deinem herrlichen WetnbaUJ Der Verstörer ist in deine [Obst-] Ernte und Weinlese efalleu (Jes. 16, 9]. Jaeser uud ibma waren Nachbargtädth nicht weit von Hesbon im äußersten Norden es Landes, in furchtbarer, obst- und weinreicher Gegend. No jetzt liefert jene Gegend vortrefsliche Trauben in N enge. Von Szalt, das nur 4 Stunden nördlich von Jaeser, jetzt die Ruine es szjre liegt, werden Rosinen und eintrauben nach Jeru alem geführt, die vortrefflrch sind. Der Weinbau dieser Gegend war nach Jes. 16, 7 f. bis über das todte Meer ausgebreitet, was hier di - terisch als das Reichen der Ranken eines Weinfto s über das todte Meer hin dargestellt wird. Von einem Landsee dicht bei Jaeser (denn von einem kleinen, auch künstlichen Gewässer wird das hehr. Wort für Meer ebenso gut gebraucht) ist zwar nichts zu entdeckem aber wohl hat die schöne grüne Ebene in seiner Nähe mehrere Teiche, die früher wohl einen größeren See, in welchen sich die Wasser des dort vorhandenen Wady Szir sammelten, gebildet haben können. 33 Freude und Wonne ist snun bald] aus dem sfruchtbaren Obst-J Felde weg und aus dem kganzenj Lande Moab, und man wird keinen Wein mehr teuern, der Weintrecer sder die Trauben in der Kelter zertretende Winzer] wird nicht mehr sein sfriShIichesJ Lied sbei der Arbeit] singen ldenn ein anderes Lied, den Schlachtenrriß wird man statt dessen hören]; Die Schlußworte dieses Verses: III-J di«- III-T] übersetzt Lutger nicht. Sie enthalten ein Oxymoroty das dem Jn alte nach in der Klarnmer gegeben ist. Das hebr. hedad kann nämlich beides bedeuten: den lauten Zuruf der Kelterer beim Stampfen der Trauben, als auch den Schlachtenruf, was der Prophet so an- wendet, daß er sagt: Ein Jauchzen (wird man hören) und doch kein Jauchzem oder: ,,Feldgeschrei, kein Ge- schrei im Felde«. (Jes. 16, 10.) 34. Von des Geschreies wegen zu Hesbon, bis gen Genie, welches» bis gen Jahza erschalletz von Zoar an, der dreijahrigen Kuh, bis gen Horouatm [genauer: Von dem GeschreiHesbons drin- get der Schall bis gen Eleale, ja bis gen Jahza, von Zoar an bis gen Horonainh ja bis zum dritten Eglat dringet derselbe; ja bis in den äußersten Süden des Landes wird die Zerstörung reichen]; denn auch dieWasser [-quellen von] Nimtitn [am Südende des todten Meeres, wo jetzt der Quellbach Moie Numere und die Ruine Numere sich noch findet] sollen versiegen [weil die Feinde sie verschiitten werden] Der Prophet nennt hier (auf Grund von Jes. 15, 4—6) je drei Orte im Norden und im Süden des das Moabiterland in der Mitte durchschneidenden Arnon und sagt, daß man das Jammergeschrei über die Ver- wüstung von dem je ersten Orte aus bis um zweiten, ja dritten hören werde. Hesbon und leale lagen beide auf Hügeln einander egenüber in einer Ent- fernung von 14 Stunde von er Nordgrenze; wie an den Ruinen Hesban und El Al noch zu sehen ist; von dem Hügel Eleales aus iiberblickt man einen iemlichen Theil der südlich davon sich ausbreitenden Zochebeng auf welcher südöstlich von Hesbon, gegen die Wüste hin auch Jahza (V. 21) lag. Bis hieher soll das Klagegeschrei von den beiden ersten Städten aus schallem Wie nun in diesen Städten der Norden, so wird in den anderen der Süden des Landes repräsen- tirt. Zoar (4. Mof. 19, 22 Anm.) und Horonaim (V. 3) liegen beide im Süden, jenes an der Südspitze des todten Meeres, dieses östlich davon. Endlich eglat soh’ lisohija (Luther: die dreijährige Kuh) steht in J? 15, 5 hinter Zoar, in der Mitte (wonach es auch nt er in unserm Verse stellt), statt wie hier am Ende. enn der Ausdruck Beisatz zum Lande Moab wäre, so hätte die Uebersetzung ,,dreijährige Kuh« einen Sinn, so aber als Beisatz zu Horonaim giebt sie keinen Sinn· Man muß also annehmen, daß Eglat ein dritter Städtename des Südens sei, ähnlich wie in der ersten Vershälfte, und daß der Zufatz sch’ lisohija (wörtlich: die dritte) diese im Süden an der Grenze gelegene Stadt von zwei gleichnamigen weiter nördlich åelegenen Städten habe unterscheiden sollen. Dieses glat be- zeichnete dann ebenso das Ziel, bis wohin das Klage- gjchrei von Zoar und Horonaim aus erschallt, im üben, wie Jahza im Norden. 35. Und ich will, spricht der HErr, in Moab [mit dem Volke auch allen Götzendienst ausrotten, ich will es] damit ein Ende machen, daß sie nicht mehr auf den Höhen opfern, nnd ihren Göttern riiuchern sollen. Ueber den Götzendienst der Moabiter vgl. 4. Mof. 25, 5 Anm. 36. Darum brnmmet [oder tönet mir] mein Herz [in tiefer Trauer] über Moab, wie einr Tromlnete sgenauerx wie eine die Todten beklagende Flöte Mattln 9, 23], und ssonderlichj über die Leute zu Kirheres [V. 31] brnmmet mein Herz, wie eine Trommete; denn sie haben’s übermachh darum müssen fie zu Boden gehen [richtiger: denn über ganz Moab wird das Gericht der Verwüstung kommen, darum ist auch all ihre Habe, die sie gesammelt, verloren Jes.15, 7; 16,11]. 37. sDarum wird auch das ganze Land in tiefe Trauer und Wehklage Versinken; denn] alle Auch Moab soll dereinst in der letzten Zeit als bekehrtes Volk wieder aufleben. 369 [ihre] Köpfe werden kahl [geschoren] sein, nnd alle Bärte abgeschoren [5. Mos 14, 2 Anm.; Jes. IS« 2 f.]- aller Hände lim Schmerz blutig] gelingt, und jedermann wird Säcke sals Büßergewand I. Mos. Z7, 34 Anm.] anziehen. 38. Auf allen Dächern [in der Einsamkeit] nnd sössentlich auf den] Gassen, allenthalben iii Moab, wird man staut] klagen; denn ich habe Moab zerbrochen, wie ein unwerihes Gefäß, spricht der HErr [Kap. 22, 28]. 39. O wie ist sie [die ganz Volksgemeinde Monds] verderbt, wie heulen sie! Wie schändlich sbesserx beschämt] hängen sie die Kbpfelt Und Moab ist zum Spott nnd zum Schrecken worden allen, so um sie her wohnen. «) Es kommt auch wohl an die natürlichen Leute, daß sie Kopfhänger werden; und gemeiniglich sehen um die Zeit die Gläubigen auf und heben ihre Häupter empor, darum, daß sich ihre Erlösung nahet. (Zin- zeridorf.) 40. Denn so spricht der Hist« Siehe, er [den ich sende, ausgerüstet mit Macht, mein Ge- richt zu üben an meinen Feinden] fleugt skühn und stolz und gierig nach Beute] daher wie ein Adler, nnd breitet seine Flügel aus über Moab sund schießet unversehens herab auf seine erspähete Beute Z. Mos. 28, 49]. 41. Kiriath sdie Hauptstadt des Landes V. 24] ist svon den Feinden] gewonnen, nnd [alle] die [übrigen] festen Städte sind eingenommen; und das Herz der Helden in Moab wird zur selbigen Zeit sso voll Todesangst] sein, wie einer Frauen Herz in Kindesnbihen [Kap. 49, 22]. 42. Deiiii Moab muß vertilget werden, daß sie kein Volk mehr seien, darum, daß es sich wider den HEtrn erhoben sund sein Volk stets bitter ge- haßt und beschädiget V. 2. 26] hat. 43. [Von allen Seiten wird das Verderben dich umringen, daß du nicht zu entfliehen vermagst] Furcht, Grube und [Fall-] Strick kommt über dich, du Einwohner in Moab, spricht der HErn 44. Wer der Furcht entfleucht, der wird in die Grube fallen; und wer aus der Grube kommt, der wird im Strick gefangen werden« [also daß keiner der Strafe entrinnt]; denn ich will über Moab kommen lassen ein Jahr ihrer Heimsnchung spricht der HErr. ') Der Gedanke in diesen beiden letzten Versen gründet sich auf Jes 24, 17 f., vgl. Am. 5, I9. Und zwar bilden die drei Ausdrücke: ,,Fur t, Grube, Strick« im Grundtext ein Wortspiel spacha , par-hatt« par-h, wie Grauen, Grube,«Garn), womit esagt wird, das; es immer dieselbe rächende Hand ist, die die Schuldigen erfaßt. 45. [Ja, kein Entrinnen wird für irgend welche Bewohner Moabs möglich sein; denn] Die ans der Schlacht entrinnen, werden Zuflucht snchen zu Hesbou wörtlich: Ermattet bleiben die Flüchtlings im Schatten Hesbvns stehen und hoffen in der festen Stadt eine Zuslucht gegen die Feinde zu sinden]; aber [sie sind getäuscht, denn] es wird swie zu Mosis Zeiten 4. M. 21, 281 ein Feuer [das Kriegsfeuey welches das ganze Land verzehren soll, gerade] aus Hesbon san der Nord: grenze, wo die Feinde den Plan über die Erobe- rung und Verwüstung des Landes geschmiedet haben, von wo sie also ausbrechens nnd eine Flamme aus [= von einem zweiten König] Sihon« [aus-] gehen [also daß sich dann die uralten Siegeslieder Jsraels über den Amoriterkönig Sihon völlig er- füllen werden 4. M. 21, 28], welche swie Bileam schon dem Volke Moab geweissagt hat 4. Mos. 24, 17] die Oerter [oder Endseitenj in Moab [und seinem Volkes und die [Scheitel der] kriegerischeu Leute [damit aber den ganzen Volks- körper] verzehren wird. «) Man darf bei diesen Flüchtlingen nicht an Leute aus dem ganzen Moabiterland denken, die sreilich sehr thörichter Weise in Hesbons Schatten Zuflucht suchten, da ja der Feind gerade von Norden aus zieht und sie also demselben entgegenflöhem sondern es ist nur an Flüchtlinge aus der Umgegend Hesbons zu denken. ») Schwierig zu erklären sind die Worte: ,,es wird eine Flamme aus Sihon gehen«, wofür 4. Mos 21, 28., welche Stelle Jeremia hier absichtlich wörtlich aus dem Siegeslied über den geschlagenen Amoriter- könig Sihon wiederholt, ,,eine Flamme aus der Stadt Sihons« steht. ,,Erwägen wir, daß die in jenem alten Siegesliede gefeierte Einäs erung Hesbons svon Seiten der Jsraeliten durch den moriterkönig Sihon herbeigeführt war, da die Jsraeliten Moab nicht be- krie en sollten, sondern nur gegen Sihon, der Hesbon u seiner Residenz gemacht hatte, Krieg führten und sein Reich eroberten, so kann es nicht zweifelhaft sein, daß Jeremia »aus der Stadt Sihons« absichtlich in »von Sihon aus« geändert hat, um damit anzudeuten, den Moabitern werde in Nebucadnezar und dem chal- däischen Heere ein anderer Sihon erstehen, aus dessen Kriegsschaaren die Moab verzehrende Flamme hervor- brechen wird. Sihon ist dabei nicht als Einzelpersom ssosniiern als Heerführer der Kriegsschaaren gedacht. ( ei ») 46. Wehe dir, Moab! Volk sdesj Camos [V. 7; 4.Mos. 21, 29]; denn man hat deine Söhne nnd Tbchter so. i. all deine Bewohner] genommen, und [in die Verbannungj gefangen weggeführetds «) Jm Grundtext steht nicht das parte-Cum, sondern das prangen-- 47. Aber sdennoch soll dies furchtbare Straf- gericht über Moab nicht das Ende seiner Geschichte sein, sondern] in der zukünftigen [letzten] Zeit [wenn der Heiland aller Völker kommen und alles in seinen vorigen Stand zurückbririgen wird] will ich das Gefängniß Moabs wieder] wenden [und es soll als bekehrtes Volk wieder auferstehen und mit meiner großen Gottesgeineinde vereinigt wer- den], spricht der HErtz Das [Kap. 481 sei ge- sagt von der Strafe uber Moab. Verloren ist das- 370 Jeremia 49, 1—6. Weil uns mit der Moabiter Untergang nirgend als nur zur Buße gedient ist, müssen wir in gute Acht nehmen, was insonderheit für Sünden spezifizirt werden, derer siefschuldrg worden, und damit sie solche schwere Strafen uber si gehäuset haben, welche sind gewesen: 1)Trotz·, daß sie niemand ein ut Wort geäebem unfreundlich gewesen und nur gekfchnarchet un gepochet haben mit 1edermanniPs.52,3). 2)Das Vertrauen auf ilzxre Festungem auf ihre Macht, Geld undRei thum (2. hr.32,8; Jes.40,6), Z) Sichep h»eit, »a es vollauf und guter Fried, welches waren die Sunden der Schwester Sodom (Hes.16, 49; Zeph. 2, »9). «4) Großsprechen und thra onische Ruhm- redigkeit Aber wiewohl Goliath ein olcher hochmü- thiäer Geselle war, mußte er dennoch in’s Gras bei en (1. Sara. 17, 50). 5) Hoffart und Ueber- math- Aber die thun nimmer nt; solche fahren denn klu mit Gewalt und Unrecht. ber um Gewalt und ·nrecht und Geizes willen kommt ein Königreich von einem» Volk aufts andere: Sir. l0, 8. (Cramer.) Zu wunschen aber wäre, daß allein die Moabiter solche Leute gewesen wären, und könnten wir uns glücklich preisen, wenn , nicht noch heutiges Tags viele mit solchen moabitifchen Sünden angesteckt wären; aber leider! es finden sich nur allznviel. Denn wie viel sind derer, die sich auf ihre Macht und Gewalt, feste Städte und Gebäude, Reichthum, Geld und Gut ver- lassen und alle·ihre· Fosfnung und Vertrauen darauf sehen? Wie viel sin derer, die, wenn sie eine Zeit lang in Frieden sitzen, ganz sicher werden und meinen, es habe· keine Noth mehr, weder vom Aufgang noch vom· Niedergang der» Sonnen? Wie viel sind derer, die sich auf eigene Kräfte verlassen, dürfen sagen, man solle nur einen Feind lassen herkommen, sie wollten ihm stark gewachsen genug sein? Wie viel sind derer, welche, wenn sie an Leibes» und Seelengaben oder auch nur an verganglichem ab und Gut Andere übertreffen, dadurch stolz und ho ärtig werden; Geringe neben sich verachten, verspotten, übel halten, als hätten sie solche unter den Dieben gefunden, wie Gott der HErr hier redet? ·Zu geschweigen, daß man des lieben Gottes auch nicht verschonet. (Würteinb. Summ·) Will man aber die Bedeutung dieser Geri tsweissagung über das Moabitervolk recht verstehen, Usho darf man nie vergessen, daß die Moabiter aus der Blutschande eines Gliedes der Familie hervorgegangen sind, die in Abraham vom Hlszsrrn erwählet wurde, die Erlösung der Welt zu vermitteln; daß die Moabiter nach den Edomitern die nächsten Verwandten Jsraels waren. Sie wußten also um Jsraels Beruf, sie kannten das Heil und den Weg dazu, aber ihr Hochmuth und die Verachtung des Volkes Gottes hielt sie fern, bewog sie vielmehr zum bittersten Haß, zur Verfolgung der Glieder des Reiches Gottes. Diese aus der Blut- schande erzeugten Moabiter fehlen unter den jetzigen Christen· ganz und gar nicht. Es sind die, welche schon mit der Muttermilch von ihren Eltern den Haß gegen den Glauben und »alle wahren Kinder Gottes empfangen, welche alle ihre Mittel da u anwenden, um den lebendig-en Christusglauben zu schädigen und das Gebiet der Kinder Gottes möglichst einzuschränken. —— Was die Erfüllung unserer Weissagung anlangt, so berichtet Josephus Heut. X, 9, 7), daß Nebuca nezar im 5. Jahre nach der Zerstörung Jerusalems die Moabiter bekriegt und unterjocht hat, eine Nach- richt, die nicht zu bezweifeln, wenn auch das an ege- bene Jahr nichtrichtigxzsein sollte. Anderweiti eIga - richten über die es olk fehlen. Nach der ückke r der Juden aus abel werden außer in Esra 9, l; Reh. is, I. 23., wo von Ehen der Jsraeliten mit moabitischen Frauen die Rede ist, die Moabiter als Volk nicht weiter erwähnt, auch nicht in den Büchern der Maceabäey welche doch von Kriegen des Judas Maee. mit den Ammonitern und Edomitern erzählen (1. Mace I, Z; 4, 6i), noch bei Josephus, der noch gelegentli von Moabitis, d. h. der Landschaft und ihren Stä ten redet. Jhr Name scheint nicht lange nach dem Exile in dem Namen der Araber unterge- gangen zu sein. Aber der Untergan des Namens dieses Volks schließt nicht aus, daß sich Nachkommen derselben erhalten haben, welche bei der Ausbreitung des Christenthums im Ostjordanlande in die Gemeinde des HErrn aufgenommen wurden. (Keil.) Das 49. Kapitel. Weissagung wider etliche andere Völker, der Juden Nachbarn. IV. v. 1——6. Zum Dritten wendet sitt) der proohet gegen die Jimuioniteydas tliriideeoolli der Moabiter so— wohl naih seiner Heini-oft, als nach seinem Charakter und verhalten gegen Israel, nnd im Uordeu derselben wohnend. Obwohl als Kinder Eots gleichfalls nahe verwandt: Israels und darum beim Etiiziige Ssraels in Canaan verschont, hatten sie sich ebenso wie dle Moabiter stets feindselig gegen Israel bewiesen (llliht. , « , is; 1l, 12—-32; 1. sum. tl; L. S 10 u. 11, l; IV, 26 ff.; L. Chr. M; 26, s; N, 5). Inst) sie liounteii es nicht vergessen, daß der Theil ihres Lan— des, den ihnen der Jlmoriteriiönig Sihon abgenommen hatte, nach dessen sesiegnng durch Israel dem Stamm: Gad zuerthellt wordeii war; all ihr Bestreben ging dar— auf, Israel zu denifithigen nnd diesen Jltitheil Landes wieder zii erlangen. Sobald daher die Stämme Raben, Gad iiiid ztlanasse aus der Ostselte des Jordan von dein assykisihen König Tiglathpilesser iu’s Øril geführt waren (2. Kein. 15, M; l. Chr. s, 26), bemäkhtigten sich die Kmmoniter des entvöllierteii Landes der Stämme Gad nnd Raben, indem sie auch tjeobon auf der Grenze beider Gebiete einoahmen. Diese wlderrechtllche Aneignnng bildet den Ausgangspunkt unserer Weissagung, welche den Jlmmonttern für ihren Haß gegen Israel verwil- nnng ihres ttandes und Gefangeusktiast ankündigt. Vor Ieremias hatte besonders Junos Hin. l, 13 —— 15) den Jtininoniterii Strafe verständig« diese Weissagung nimmt Lteremla hier wieder ans, führt sie aus und be- stätigt se, da sie sich bis zu seiner Zeit noch niiht erfüllt hatte. Was dle Zeit der Abfassung dieser, sowie der folgenden weissagnngen dieses Kaoitels anlangt, so läßt sich dieselbe uietft näher bezeichnem nur las scheint ge- wiß, daß sie vor der Schlacht bei Carcheniisih abgefaßt sind, da weder Nebukadnezar, noch die Chaldäer genannt werden. Der Inhalt unseres Jllssehnitts zerlegt sit) in 3 Theile: Dafür, daß Jlmmon das Erbtheltvon Gad in Besitz genommen, sollen seine Städte verwäsiet werden, Israel aber soll sein Eigenthum wieder erlangen W. 1 n. 2). Jlnimon wird tief treuem, weuu sein Gott iiiid seine ji«-isten in die Gefangenschaft wandern (v. 3u.4). Sein Vertrauen auf den Reichthuui seines Landes wird ihm nichts nützen, sondern sein voll: wird, von allen Seiten ersihreitih ans dem Eande gesihenelit Einst aber soll es auch wieder hergestellt werden W. 5 n. 6). I. Wider die Kinder Ammon spricht der HErr also: Hat denn Israel swemi er gleich i Weissagung wider die Aminoniter 37l gegenwärtig im Eril und also vor der Welt so gut wie todt ist] nicht Kinder [in denen er einst wiedererstehen wird] oder hat er keinen Erben [dem sein Eigenthum rechtlich zusiele]? Warum [wenn diese Frage zweifellos bejaht werden muß] besiszt denn [der Götzej Malchonr [den ihr Am- moniter als euren unsichtbaren König und Be- herrscher eures Landes verehrt, dennoch] das Land [des Stammes] Gad [das doch mein Eigenthum, des wahren, ewigen Königs, ist, welches ich mei- nem Volke fitr immer verliehen habe], und sein Volk wohnet [wider alles RechtJ in jener [der Jsraeliten oder Gaditen] Städte-i [die sie nur auf eine Zeit lang, so lange sie von mir verworfen nnd vom Asshrerkönig weggeführt sind, haben ver- lassen müssen]? Jn »Malchom« liegt eine absichtliche Doppelsinnig- keit. Zunächst ist der König der Ammoniter, der das: Land nach vielen früheren, vergeblichen Versuchen nach der Wegführun Gad’s in Besitz genommen hatte, ge- meint; denn alchom heißt ,,ihr König«, zugleich aber deutet der Ausdruck auch auf den Hauptgötzen der Ammoniter Milcom hin. — Die Versündigung Ammon-Z, wie auch Moabs, in der Wegnahme israe- litischen Gebiets war eine eigentliche Verneinung der göttlichen Erwählung Jsraels und seines ewigen Be- rufs, den zu vollbringen ihm dies Land gerade ge- geben war. Je mehr aber Ammon von dieser Er- wiihlung und diesem Berufe Jsraels wußte, desto größer war seine Schuld. 2. Darum siehe, es kommt die Zeit, spricht der HErr, daß ich ivill ein Kriegsgeschrei erschallen lassen über Rabbaih [der großen, stolzen Hauptstadtj der Kinder Ammon [am oberen Jabbok, jetzt noch Ruine Aman, 5. Mos. 3, It; 4. M. 21, 30 Armut, daß sie soll auf einem Haufen wüste liegen, und ihre Tbchter [die übrigen ammonitischen Städte 4. M. 32, 34—38; Jos. 13, 15—28] mit Feuer angesteckt werden. Aber swenn ich] Jsrael [wieder in sein Land einsetzte, so] soll ses wieder erben und] besitzen die [d. i. den Besitz derer]- von denen sie [und ihre Länder] besessen [in Besitz genommen worden] waren [nämlich die Ammoniter und ihr Land südlich vom Jabbok], spricht der HErr. 3. Heute, o Hesbon [an der Grenze im Siiden]! Denn Ai [eine andere bedeutenden, aber sonst unbekannte Stadt in—Ammon] ist verstören Sehreiei sund wehklaget], ihr siibrigenj Töchter Rabba sihr Städte, die ihr um die Hauptstadt herumlieget], und ziehet [in Schmerz und tiefer Trauer] Säcke aii, ilaget nnd lanfet sverzweiflungek voll und verzagt. noch Widerstand leisten zu kön- neu] auf den Mauern herum» Denn Malchom [euer Gott] wird gesanigseii weggesuhreh sammt sei- nen Priestern nnd ürsten kund damit eure Selbstständigkeit und euer Glück]. » · 4. Was trohest dii aus deine lherklicheiy fruchtbaren] Auen [mit seinen reichen Korn- und Weizenfeldernp Deine Auen sind bei-sanft swohl besser: Was rühmest du dich, daß dein Thal, das Hauptthal deines Landes, in welchem deine Hauptstadt Rabba liegt, voll Ueberflusses an allen Gütern ist?]; du ungehorsame ldeiiier Ab.- stammung von Lot so untreu gewordene, alleVer- wandtschaft mit Jsrael verleugnendej Tochter [Ammon], die du dich auf deine Schcihe verlcissesh und [hochmüthig] sprichst in deinem Herzen: Wer darf sich an mich machen? Z. Siehe, spricht der HErr HErr Zebaoth: Ich tvill sdiesen deinen Hochmuth züchtigen und] Furcht kund Niedergeschlagenheit] iiber dich kommen lassen von allen [Völkern], die um dich her wohnen san deren Niederlagen durch denselben Gewaltherrscher du dein eigen Geschick im Voraus empsinden sollst], daß ein jeglicher [oon dir] seines Weges vor sich hinaus verstoßen werde [so eilig zum Lande hin- aus getrieben werde, daß er sich nicht einmal um- schaut]- und niemaiid sei, der die sso schleunig] Fliichtigen summte. 6. Aber darnach [in der letzten Zeit, wenn der Heiland aller Welt erscheinen und auch die Heiden in sein Reich aufgenommen werden] will ich wieder wenden das Gefängniß der Kinder Ani- mbu sdaß sie auch wieder ein Volk werden], sprichi der HErr Auch über die Erfüllung dieser Weissagung hören wir durch Josephus, daß Nebueadnezar die Ammoniter im 5. Jahre nach der Zerstörung Jerusalems besiegt und unterjocht habe. Kurz vorher hatte ir König Baalis den Statt alter Gedalja aus dem ege räu- men lassen (Kap. O, l4). Auch nach dem Exil setzten sie ihre Feindseligkeiten gegen die Jsraeliten fort, in- dem sie den Bau der Stadtmauern Jerusalems zu hindern suchten (Neh. 4, 1 ff.) und noch im Macca- bäischen Zeitalter gegen die Juden kriegten (t. Macc. 5, S. 30——43. Erst im 2. Jahrh. nach Christo ver- schwand ihr ame in dem der Araber. (Keil.) V. n. 7—e2. Sack: ankam hanc (4.mss.21,18) de« Jsrael so bitter hassendeii Gdomiterm gegen die sich nun Jeremiwg Weissagiing wendet, ungebändigt, das; der aus Israel anfsiehende große herrschet sie in Besitz neh- men werde. Jiber bis znni Exil waren dieselben innner nur vorübergehend von Jsrael unterjoeht worden, immer wieder was-ten sie sich frei zu machen und betiriegten Jsrael. Wegen dieser seiner nnnersöhnlictjen Feindschaft hatten sich schon die älteren Propheten Des. 34, 5—t7; Am. 1, 11 s.; See! 4, 19) gegen Edom gewendet, ins— besondere aber Qbadja ihm Gottes Strafgericht ange- liüiidigtz mit wiederholender nnd ansführender Bestäti- giing dieser letzteren Drohlueissaguiig oertiiindigt ihn! nun Stamm, wie auch später Heseliiet (ct]es. 25, 12 ff.), den Untergang. Dei: Inhalt zerfällt in 3 Strophein . Die erste Ob. 7—13) schildert das Gericht iiber Edom als nnabweitdbar nnd vom HGrrn unwiderruflich be- schlossen, also daß Theniane berühmte Weisheit Edom nicht mehr tetteu kann. Die zweite (tl.14—-18) be— schreibt das Gericht selbst nnd seine Veranlassung. Die Völker werden Edom mit Krieg überziehen und klein machen, nnd es wird wegen seines überinsithigen Ver— trauene anf die festigteeit seiner Wohnsitz: zmn Spalte aller versinkt-gehenden werden. Die dritte Strophe w. 19 247 372 Jeremia 49, 7—-26. —22) zeigt den Erfolg des Gordius. Der tJGrr selbst wird einem Löwen gteich die Edomiter überfallen und ans ihrer irisenburg wegschleppetiz von ihrem Falle aber wird die Erde erdröhneu und die Helden Todes— angsk überfallen. 7. Wider Edom. So spricht der HErr Zebaoth: Jst denn [gar] keine ldoch so altberühtntei Weisheit mehr zu Thema-i [der Landschaft im Norden des Landes 4. Mos. 21, 10 Anm.; Am. l, 12; Obadja 9 - übrig, die noch einen Ausweg aus dem über Edom her- einbrechenden Unglück zu finden wüßte]? Jst denn [gar] kein Rath· mehr bei den Klngen [die doch sonst immer Rath wußten]? Jst denn ihre Weis- heit so lose [so versiegt? Siehe, der HErr fähet die Weisen in ihrer Listigkeit und stürzet der Ver- kehrten Rath Hiob 5, 13]. 8. »[Nein, unwiderruflich bricht Edom’s Ge- richt herein. Darum] Fliehet, wendet euch [auf enerer friedlichen Wanderung durch Edom um], nnd verkriechet euch tief , ihr Bürger von Dedan [mit euren Karawanen Kuh. 25, 23; I. Mos. to, 7; 25, Z; es utöchte euch mein Gericht, da ihr so nahe zu Edom wohner und mit ihm durch Handel so verbunden seid, auch erfassen]; denn ich lasse [nun] einen Unfall über Esau [den seinen Haß nicht vergessenden Bruder Jakobs oder JsraeIsJ kommen [von dem er nicht wieder aufstehen soll], die Zeit seiner kaues vergeltendenj Heimsnchung. 9. Es sollen Weinleser über dich soEdoml kommen, die dir kein Nachlesen [übrig] lassen; lind Diebe des Nachts sollen über dich kornmen, die sollen lbis daß sie] ihnen genug sgeraubt und ver- wüstet haben] verderben lObadja 5]. 10. Denn ich habet· Esan sseiner uneinnehm- baren Festigkeit]entblößet, und seine heimlichen Orte [die nur ihm selbst bekannten Verslecke in seinen Felsengebirgenj gebffneh daß er sich [vor den über ihn kommenden Feinden] nicht verstecken kann; sein [eigener] Same [die Edomiter], seine Brüder [oder stammverwandten Völker, als Amalekiter l. Mos Bis, l2., Horiter l. M. 36, 20 ff., Simeoniten I. Chr. 4, 421 und seine Nachbarn [wie die Be: wohner von Dedan V. 8, Thema und Bus Kap. 25, 231 sind [allesammt] verstöret, daß ihrer keiner mehr da ist. V) Die Perfekte dieses Verses sind im Grundtexte Fnturm 1l. Doch was übrig bleibt von deinen Waisen [wenn du selbst sie verlassen und in das Gericht .des Vernichtungskriegs ziehen mußt], denen will ich [der Vater und Versorger der Waisen, obwohl du meinen Namen gehasset] das Leben gönnen sund erhalten]; nnd deine Wittwen werden [mögen getrost] auf mich hoffen. 12. Denn so spricht der HEm Siehe, die- jenigen, so es snach ihrer hohen Begnadigung als auserwähltes Volk Gottes] nicht verschuldet hatten [genaner: denen es nicht von Rechtswegen zukam], den Kelch [des Zornes Gottes in schwe- ren Gerichten] zu trinken, müssen sihn um der Sünden willen, mit denen sie ihre Herrlichkeit be- sudelt haben] trinken; und du [der seine Erstgeburt verachtet, die Erkenntnis; Gottes verworfen und den Götzen gedient, dabei doch noch dieselben Sünden wie Israel aus dich geladen] solltest [alleiu] unge- straft bleiben? Mein, gewißlichq Du sollst nicht ungestraft bleiben, sondern ses ist fester Beschluß] du mußt [ihn] auch trinken. 13. Denn ich habe bei mir selbst geschworem spricht der HErr, daß kEdoms Hauptstadt] Bazra ssüdlich vom todten Meere, wo jetzt noch aus einem Hügel das Dorf Buseira mit einer großen Ruine liegt] soll [allen, die es sehen] ein Wunder sznm Entsetzem eine] Schmach, Wüste nnd Fluch seine verfluchte Stätte, die keiner wieder anbanet] werden, nnd alle ihre Städte sim übrigen Edomiterlaudq eine ewige Wüste. 14. Jch [der Prophet Gottes] habe seine Kunde] gehöre! vom HErru, daß [bereits] eine Botschaft koom HErrn aller Völker] unter die Heiden gesandt sei [mit dem Besehle]: Sammelt euch [ihr meine Strafwerfzeugd und komtnet [mit euren Kriegsheeren] her wider sie [die Leute von Edom] machet euch auf zum Streit sObadja 1]. 15. Denn siehe, ich habe dich gering gemacht sich mache dich gering] unter den Heiden, und vcrachtet unter den Menschen [Ob. 2]. 16. Dein Trotz [den du allen Völkern botest], dadurch du ihnen Furcht vor dir einflößtestJ nnd deines Herzens Hochmuth hat dich betrogen, weil du in Felsenklüften wohnest, nnd hohe Gebirge iu- nen hast. Wenn du denn gleich dein Nest so hoch machtest, als der Adler; dennoch will ich dich von dannen heruntersiürzem spricht der HErn sObadja 3 4 Was» die Welt Schutz nennt, kann doch gar nicht schützen gegen Gottes Gerichttn der Tod steigt über alle Felsen. (Diedrich.) « 17. Also soll Edom wüste werden, daß alle die, so vorübergehem sich wundern und pfeifen werden [oor Spott] über alle ihre Plage; 18. Gleichwie Sodom und Gomorra sammt ihren Nachbarn sAdatna und ZeboimJ umgeiehret ist, spricht der HEUU [so soll auch Edoms Land eine Wüste werden] daß niemand daselbst wohnen, noch kein Mensch drinnen hausen soll. 19. Denn siehe, er sder mein Gericht an Edom oollstrecken wird] kommt herauf wie ein Löwe vorn [Rohrgebüsch des] stolzen Jordan her wider die steifen-J feste Hütte [Edoms]; denn ich will ihn [Edom] daselbst her [ans dieser seiner Felsenwohnung] eilends laufen lassen sin einem Augenblick vertreiben] Und wer weiß, wer der Weissagiing wider die Edomiter und St)rier. 373 Jüngling [genauer: Auserwählte] ist, den ich wider sie rusten [und zum Herrscher über sie setzen] werde? [Wer will mich hindern, zu erwählen, wen ich will, daß er Edom beherrfcheYJ Denn wer ist mir gteichs Wer will mich meiftern fund über mein Thun zur Rechenfchaft ziehen]? und wer ist der Hirle sirgend eines Volkes, wer ist unter den Fürsten Edoms, die fiel) in ihren Felfenburgen so unantastbar sicher wähnen] der mir [dem Allrnäctx eigen] widerstehen kann? 20. [Darum] So hdrel nun fund nehmet zu Herzen] den Rathschiag [den selten Beschluß] des HErrn, den er iiber Edom [gefaßt] hat, nnd feine Gedanken, die er [insbefondere] uber die [auf ihre Weisheit so stolzen und darum Gottes Rathschlüsse gering achtcndenJ Einwohner in [der Landfchaft] Theman hat. sSein Rathfchlnß aber lautet also:] Was gilts, ob nicht die Hirtenknaben sdie schwa- ihm, elenden Glieder der Heerde des HErrm d. i. Israel] sie schleifen [befiegen, von ihrer Höhe her- abstürzeii und fortschleppen] werden, und ihre Woh- nung zerftörenst 2l. Daß die Erde [bon der Gewalt ihres SiUrzeSJbebeii wird, wenn es sann] in einander fälltz Und ihr Geschrei fdes Jammers über ihren Unter: gang] wird man sweit im Süden] am Sihilfmeer been? h V) Die ähnliche Stelle in Hes 25, 14 hat schon die Vulgata und nach ihr Luther bewogen, die ,,Geringen der Heerde« (wie es nach dem Grundtext statt ,,Hirten- knabenll heißt) zum Subjekt des Satzes zu nehmen und dahin zu verstehen, daß Edom einst Jsraels Beute werden solle. Allein einmal redet unser Prophet im ganzen Zusammenhang nur Von einem auswärtigen Gewaltherrfcher, der einem Löwen gleich Edom über- fallen werde, und nicht, wie Hesekiel und Obadja, von der dereinftigen gän lichen Einverleibung Edoms in Jsrael Hur Strafe fzür seine Versündigungen gegen Gottes olk; und sodann passen die Ausdrücke in un- serem Verse nur zu einem Subjekte, wie etwa der ini vorhergehenden Verse genannte· Löwe. Die ,,Gerin en der Heerde« sind da er als Objekt des Satzes zu fasen und darunter die domiter, die schwachen, hilflvfen Schafe der gegen den Allmä tigen ohnmachtigen Hirten in Edom zu verstehen. örtlich lautet dem- nach die zweite Vershälfte: Wahrlich, man wird sie, die Geringen der Heerde, sortfchleppem wahrlich, entfetzen wird sich jiber sie ihre eigene Aue, auf der·sie bisher weideten, d.· h. ihr Heimathland, so schrecklich wird ihr Schickfal sein. 22. Siehe, er [der Gewaltige, den ich wider das hochmüthige Edom sende] fleugt szum Gebirge] herauf wie ein sseiner Beute »gewisser] Adler, und wird feine Flügel ausbreiten nber sEdoms Haupt- stadtJ Bazra Zur fclbigen Zeit wird das Herz der Helden in Edom fein, wie das Herz einer Frau in Kindesnbthen [Kap. 48, 40 f.j. Ueber die Erfüllun dieses Geri ts an Edom vgl. Obadja am Schlnß un Mal. 1, 4 um. Ferner vgl. über die reichsgeschichtliche Bedeutung des Edomiter- Volkes Obadja I Anm. VI. v. 23——27. Sei den! Gerichte Gottes über alle völlier - welches Jetemia vertiiindigh liann auch Jlram oder Shrien nicht fehlen, von welchem wir zu l. Kön. 1t,25 gezeigt haben, wie es siih ans vielen kleineren Reichen nach dem Tode Davids zu einem großen iuiiihtigku Rein) mit der Hauotstadt Damasliiis gestalten, mit welchem so— wohl Israel als Iuda viele und sihwcre Kämpfe zu be— flehen halten, welkhes aber endlikh unter dem Könige diezln von dem Assyrer Thiglai isllilesser ans Anlaß des Königs Jihas von Judas zerstört nnd zu einer asshrifrtseu Provinz gemacht wurde. Seine mächtigsten Städte waren Damm-uns, hamat nnd Jtrvad (vgl. 2.Sain.8,li3nm.), welche ehemals eigene« Könige hatten. Ziber in unserer weissagnng, welche auf den älteren Weissaguiigen gegen Shrien von Kmos sum. l, 3——5) nnd Sesaia Des. t7, 1 sf.) ruht, ist unter Vamaslius nicht die Stadt, sondern das nach dieser seiner Hauptstadt benannte syriselie Rein) genieiiir dlicht wie bei Junos die Grausamkeit Syrieiis gegen Israel, nicht wie bei Iesala die Verbindung des— selben mit Israel zum lllntergang Judas, überhaupt nicht eine einzelne, besondere Veränderung, sondern seine allgemeine bersehiildiing durch thaß des dtolties Gottes nnd heidutsuieii tsorliiiintli bildet die Unterlage der Ge- riehtsvertiiindigiing gegen Syrieu bei Jeremim Der Inhalt ist folgender: »Ein von dlordeii her liominender Feind bedroht zuerst haniat und Ali-und, wetihe darüber in nnruhige Bewegung wie das Iturnibewegte Meer ge— rathen. Diese Aufregung erreiiht aukh Damm-uns, daher Mnthlosigliein Angst, theilweise Flucht. Doch wird die Stadt nicht von allen Gruppen verlassen, daher großes etlutbad und dlerniehtiing der heeresinactit in den Gassen und Zerstörung der Stadt dnrih Einen« 23. Wider Damaskus [Welch ein Schrecken bemächtigt sich aller Bewoh- ner des Reiches und Landes Shrienl Die Städte im Norden des Landes] Hemalh [am Orontes, jetzt Hama genannt I. Mof. to, 17; 4· M. 34, 8] und Arpad [7 Stunden nördlich von Haleb, jetzt das Dorf Arfad 2. Kön. t8, 34] stehen jämmer- lich [ooll Beftürzung und Befchämung über ihre getäufchte Zuverficht]; sie sind verzagt [oor Furcht und Augft], denn sie hören ein bbfesGefchrei soder Gerücht, daß ein feindliches Heer gegen sie anrückez ja, bis zu denen hin] die [nach WestetiJ am [mittelländifchen] Meer wohnen, sind [alle Leute] so erschrocken, daß sie· lin ihrer Bekümmerniß] nicht Ruhe haben können. 24. [Anch] Damaskus [die große, herrliche Hauptstadt des Landes] ist verzagt, nnd giebt die Flucht; sie zappelt fund zittert so sehr, daß sie nicht fortkommen kann] und ist in Aengsten und Schmerzen, wie eine Frau in Kindesnöthen 25. Wie? Jst [der Schreckeii denn so groß und lähmend, daß] sie nun nicht [bon ihren Be- wohnern durch die Flucht] verlassen sworden ist]- die berühmte und fröhliche Stadt? 26. Darum werden ihre junge Mannfchaft fdie es versäumt hat zu fliehen] auf ihren Gassen sdnrch das Schwert der Feinde] »darnieder liegen, und alle ihre Kriegsleute serschlagen werden und] untergehen zur felbigen Zeit, spricht der HErr Zebaotlk 374 Jeremia 49, 27---39. 27. Und iih will [wie schon Amos in Knie. 1, 4. 14 verkündigetj die Mauern zu Damastus mit Feuer anstecken- daß es die Palaste Ben Hadads [d. h. der syrischen Könige, von denen drei diesen Namen führten] verzehren soll. « Die Erfüllung dieser Drohung läßt sich aus Mangel an Nachrichten nicht nachweisen. Da Pharao Necho Syrien bis an den Euphrat erobert hatte, so ist leicht möglich, daß nach der Niederlage der Egypter zu Earchemisch bei der Erobernng Syriens durch Nebuead- nezar Damaskus hart mitgenommen wurde. Doch ist die Weissagung so allgemein gehalten, daß wir ihre Erfüllung nicht auf die Eroberung Nebucadnezars zu beschränken brauchen. (Keil.) Wenn auch Nebucadnezar Syrien und Damaskns besetzt, ja w l auch bis auf einen gewi sen Grad feindlich behandelt hat (sei es als assyrische rovinz, sei es als egyptischen Vasallenstaat), so erstreckt sich doch die Perfpective des Propheten über die ganze Zukunft von Damaskus. Er schaut in Einem Bilde, was in der Erfüllung in viele Stufen sich aus- einanderlegt (Nägelsbach.) VII. d. 28—33. Weiter wendet sich die Drohweissagnng des Propheten gegen die sämmtlichen Jtraberi oder Zedninennämmg sowohl die nomadisirenden, welkhe in den Uamen deg wichtigsten Stammes, Zwar, als auch die in Dörfern eingesogenen, welche in dem Gattunge- begrifs Jdnigreiche i] a; o r« zusamtnengefaßt werden. Da die weissagnng bereits den Uamen tiebncadnezarg nennt, so ist sie wohl später, als die vorhergehenden ge- srhriebem nämlich nach der Schlacht bei Gar-chemisch, etwa gleichzeitig mit der zweiten Weissagnng gegen Egypten — Der Inhalt derselben ist folgender: Den im Osten von patästinm in Jtraliien wohnenden Hirten· Völkern wird Bekundung, Verwüstung deg Landes nnd Zerstreunng durch ilebticadtiezar ungebändigt. Zuerst wird den Feinden 3ngerufen, daß sie heranziehen, die Kraber mit Kriegsgeschrei überfallen nnd berauben sollen (d. 28 u. 29); die Jicaber selbst aber werden ermahnt, zu fliehen nnd sich zu versteuern, um den wider sie ge- faßten diathschlägen zu entgehen. thierauf werden die Feinde von dienen! zum Artgriff aufgefordert, indem ihnen, gleichsam um sie anzumuten, gesagt wird, daß sie es mit einem rnhigen nnd nicht hinter tzotlwerlien ver· schanzten iilollie zn thun haben werden. Reiche Beute wird ihnen in Jtisgsicht gestellt. Jerstreunng nach allen Seiten hin soll der dem Eingriff von allen Seiten her entsprechende Erfolg fein. Das lkand aber soll verödet werden nnd aufhören, eine Wohnstätte für Menfchen zu sein sit. 30-—33). 28. Wider Kedar soder die Kedarener, einen hervorragenden, zwischen dem peträisctien Arabieu und Babylonien nomadisirenden Araberstamm, der hier alle nicht seßhaften Araberstämme vertritt 1. Mos 25, 13] und die Kduigreiche Hazorsp [d. i. die Araberstämme, welche feste Wohnsitze haben und von Stammesfürsten oder Scheichen regiert werdens welche Nebncadnezan der König zu Babel, swannd ist ungewiß] schlug [nnd seiner Herrschaft unterwarfs i) Das Wort itazor ist eigentlich Gattungsbegrifs und bezeichnet ein Dorf ohne Mauern und Thore. Jeremia gebraucht es hier aber als Eigenname. Noch jetzt heißen die seßhaften Araber Hadarije im Unter- schied von Waben-He, den Zeltarabernx hadar ist die feste Wohnung im Gegensag Zu besten, der Steppe, wo die Zelte bald hier, bal ort nur zeitweise auf- geschlagen werden. (Delitzfch.) [28.] So spricht der Hist« Wohlauf [ihr Chaldäeu denen ich mein Gericht befohlen], ziehet heraus in koder gegen] Kedar, and verstöret silber- haupt alle] die Kinder gegen Morgen [d. h. alle nomadisirenden Araber Nicht. 6, Z. 33; 7, t2; 8, 10]. 29. Man wird ihnen ihre Hütten [oderZelte] und Heerde nehmen; ihre Gezette [genauer: Zelt- teppicheL alle Geriithe und Kauieele süberhaupt alle-s, worin ihr Reichthum besteht] werden sie wegsiihreuz nnd man wird schrecklich über sie rasen Um Und um [wörtlich: man wird einen Schlachtruf über sie rufen: Grauen um und um !]. 30. sDarum rathe ich euch:] Fliehct [ihr Söhne der Wtistes hebet euch eilends davon, ver- kriechet euch tief, ihr Einwohner in Hazor [oon offenen Dörfern], spricht der HErtz denn [mein Knecht, den ich sende] Nebueadnezary der König zu Bade-l, hat etwas tm Sinne wider euch nnd metnet euch shat einen Anschlag wider euch ersonnen]. Eil. Wohtauf [ihr meine Gerichtshecres ziehet herauf wider [sie, ihr werdet keine große Mühe haben, sie zu schlagen und ihr Land zu erobern; denn sie sind] ein Volk, das genug hat sdas ruhig iii und nichts ahnet] und stcher wohuet, spricht der HErrz sie haben weder Thier noch Riegel skeine festen Städte] und wohnen alleine sin der Ein- samkeit ohne hilsreiche Nachbarin] 32. Jhre Kamele sollen geraubet und die Menge ihres Viehed [die großen Schaf- nnd Ziegenheerden ihnen] genommen werden; und ich [der HEW der sein Gericht über sie bringt] will sie zerstreuen in alle Winde, [alle] die in den Winkeln wohnen [gen.: die geschorene Haar- ecken haben’]; und von allen Orten her will EhE ihr Unglück über sie kommen lassen, spricht der U; 33. Daß Hazor [jegliche Wohnstätte der seß- haften Stämme] soll eine Drachenwohnung sbesserx Wohnstätte der Schakale Jes.13,22 Anm.] und eine ewige Wüste werden, daß niemand daselbst wohne, und tein Mensch drinnen hause. «) Es bezieht sich dies auf die noch jetzt vorhandene Sitte mehrerer Beduinenstämme, Haupt- und Bart- haare zu stutzen. —- Die Verschuldung der Witstenbe- wohner, um deretwillen ihnen dies Strafgericht an- gedrohet wird, ist nirgends angedeutet, ist also wohl nur die aller ohne Gott in der Welt lebenden Heiden- Völker, über welche alle das Gericht kommen muß, auf daß sie den lebendigen Gott erkennen lernen. — Wenn die Araber, deren Schnld hier nicht namentlich angeführt wird, doch Gottes strafendem Arm nicht entrinnen konnten, so mußten die Juden, die mit besse- rem Wissen den HErrn verworfen hatten, desto eher Weissagung wider Kedar, Hazor und Elaiu 375 die Gerechtigkeit ihrer eigenen Strafe einsehen. Ueber- dies, wenn Tod und Verderben wie eine Sündfluth über die ganze Menschheit herfällt —- und so geschah es damals —-, so werden die Menschen leicht hinge- rissen, nicht mehr an die Gerichte Gottes und die ab- sichtlichen Strafen für die ein elnen Völker und Per- sonen zu denken. Darum mu das Wort Gottes auf dieselben aufmerksam machen. Die Juden hatten den Untergang ihres Reiches erfahren, dasselbe eschah der Macht der Assyrer, den Egyptern, hernach kam die Reihe an Chaldäa, an die Meder und Perser. Da konnte es scheinen, es gehe eben alles in wildem und blindem Ungefähr wie in einem Sturme durcheinander. Da sollen die Gläubigen mitten unter der Verwirrung Gottes Hand erkennen. Deshalb haben die Propheten zum Voraus so genau vom Untergang der einzelnen Völker und Reiche gewe1ssagt. (He1m.) VIII. v. 34—39. Es folgt nun die Gerichisdrohnttg ftber die entsernterem jenseit des Tigris gelegenen Völker— schasten, die in jener völleerreihe in Karl. Bd, 25 n. 26 genannt sind, als deren Repräsentant hier Glatn gilt. Es ist damit die urspriingliih sentitische Völleerschaft am persisttzen meerbusen in Glymaiz der persischeu Provinz Johann, jetzt Chusistan, gemeint. Diese Elatniter gehörten unter Ksarhaddon noch zum assyrisiizen Reiche slxsra 4, 9) nnd fielen nach der Zerstörung desselben wnhrsrhetulikts den ikiedern zu. Da wir keinerlei Umh- richten über die ältere Geschichte Elams besitzen, so ist uns auch die Veranlassung zn unserer weissagnng unbe- kannt. Sie tsi uaih der tlebersthrist später entstanden als die vorhergehenden in Rats. 48 n. 49, 1-33, näm- lich erst im Jtnsang der blegierung Zedcliims und also nicht lange vor der Weissagnug gegen Rahel. Der In— halt derselben ist folgender: Elams Kriegsmachl soll vernichtet nnd in alle vier Winde soll seine Bevölkerung zerstreut werden; der ijGrr wird sir vor ihren Feinden verzagt machen und vom Schwerte verfolgen lassen, bis daß sie aufgerieben änd- Jm Lande selbst wird er Ge- richt halten nnd König und Fürsten ans demselben ver- tilgen. 34. Dies ist das Wort des HErrn, welches geschah zu Jeremia, dem Propheten, wider Elam im Anfang des Kouigreichs Zedekta, des Königs Juba, und sprachz 35. So spricht der HErr Zebaotln Siehe, tch will den Bogen Elams sdes von Alters her so kriegsberühmten Volkes, dereinst] zerbrechen, [die Waffe, durch welche sie] ihre vornehmste Gewalt sTöchiigkeit und Berühmtheit haben]; 36. Und lvtll [um sie also wehrlos und elend zu tnacheUJ die vier Winde [von meinem Geiste angetriebene und beseelte Strafwerkzeuge, nämlich feindliche Heere] aus den vier O»ertern des Him- tnels [d. i. von allen Seiten] uber sie kommen suud sie angreifen] lassen, und will sie sdurch diese] tu alle dieselbtgen Winde [d. h. nach allen Seiten hin] zerstreuen, daß kein Voll sein soll, dahin nicht Vertriebeue aus Elam kommen werden. 37. Und ich will Elam verzagt machen vor ihren Feinden und denen, »die ihnen nach ihrem Leben stehen; und Uuglucl aber sie kommen lassen mit meinem grimmigen Zorn, spricht der HErrz und will das Schwert hinter ihnen her schicken, bis tch sie ausreibe [Kap. s, 16]. 38. Meinen [Gerichts-] Stuhl will ich in Elam sniederj sehen, und will lGericht halten] beide [über] den König und die Fürsten sund sie] datgelbst umbringen [Kap. 43, los, spkicht de: rr 39. Aber in zukünftiger Zeit [wenn am Ende der Tage aller Welt das Heil erscheinen wird] will ich [auch] das Gefängniß [die Knecht.- schaft und Schmach] Elatns wieder wenden sdaß es als ein freies Volk in das Reich Gottes eingehe und mein Volk sei], spricht der HErr [Kap. 49, 6; 48, 47]. Jeremia verkündet hier das völlige Aufhören des elamitischen Staates, eine allgemeine Zerstreuung und Vernichtun des Volkes, ein StrafgerichtJ welches der HErr selbst über sie halten werde. Wann sich nun diese Weissagung an Elam erfüllt habe, .läßt sich durch- aus nicht genau bestimmen, da wir zu wenig zuver- lässige Nachrichten über die Schicksale dieses Volkes haben. Daß Nebucadnezar derjenige sein solle, der das Gericht an Elam vollstrecke, ist nirgends angedeutet, und wenn auch, was durchaus nicht nachweisbar ist, Nebueadnezar wirklich Elam erobert und das Volk unterworfen nnd zinsbar gemacht hätte, so wäre dies doch viel zu wenig zur Erfüllung dieser so ernsten Gerichtsdrohung Daß in Kap. 25 Nebueadnezar als derjenige Herrscher genannt wird, in dessen Gewalt alle Völker 70 Jahre dahingegeben werden sollen, fordert nicht, daß alle jene Völker, die dort genannt werden (auch Name, von Nebucadne r erobert und unterjocht worden ein müssen; denn jene Weissagung soll vor allem das Gericht Gottes über alle Völker anschaulich vorstellen. ,,Elam kommt in unserer Weis- sagung nicht nach seinem eschichtlichen Verhältnisse zum Volke Israel in Betracht, sondern als Repräsen- tant der fernen Heidenwelt, welche bis dahin noch in kein Verhältniß zum Volke Gottes getreten ist, aber dessen ungeachtet auch dem Gerichte über alle Völker mit verfällt, um durch das Gericht zur Erkenntniß des wahren Gottes geführt und seines Heiles theilhaftig zu werden. (Ketl.) Das 50. Kapitel. Zerstörung Nobels. Erlösung des jüdischen Volks. Un. v. 1—28. »kleinen«: hat aus des Ham- Geheiß den Zecher des liorueo Gottes zuerst dem abtrünnigen boltte Gottes, dann attzt heiduisitzeit Völkern tm Umkreise von tllgupten bis Glam gereicht. Das Werkzeug, durch welches diese göttlichen Strafgerichte vollzogen werden sollen, ist die stolze Weltstadi Gabel, der von: ersten Jahre tlebneadnezars an eine slrbeuzigjälzrige Herrschaft vom Lenker der weltgeskhictzte beschieden war. Zuletzt aber sollte Habe! auch den Zornbecher trinlteu (üap.25. 26), nnd das Gericht iiber Gabel sollte zugleich die Er— lösnng für die nnterjokhten Völker, besonders anrh für das voll: Gottes, für Iuda und Israel, sein. Die Krone nnd der Schliissel der gesamtnteu jerrmianistzen weissagnng ist dieser nrophettsttse Trinmphgesang uber tiabels Fall, welcher in den beiden Kapiteln 50 u. 5l " 376 Jeremia 50, 1—10. lwtsiierse lang vor uns« liegt. prophelisns ist dieser Gesang im hünsslen Sinne des Wortes, ninst darum, weil er fast serhzig Jahre zuvor viele einzelne charak- teriflisnse llmßiinde Verkündigt, die lsei der Einnahme Habels durns die weder nnd Perser einlrasen, sondern vielmehr darum, weil er über das gesnsinsllinse Habe! jener Bei! hluansblinit, und in der Größe nnd Weile des oroohetisnsen Blicks das Gericht Gottes über Bube! als das von allen Glänbigeu ersehnte Gerinst über die Weltmanzh über jedes große Weltreins nnd über den iürfleu derweil, den Satan, schildert, weil das gesnsictzt- lithe Habe! ihm donz nur Typus des mhstisnsen Habe! ist, weil die gehäusteu prachtvollen Bilder des vülkerkrtegs gegen Habe! eigentlins dons nnr die göttlichen Künste, welnse die macht dieser weit vernichten, verßnnlinzeii ruf« »du einem Mittelpunkt und Typus der gott- feindlinsen Weltmanzt haben aber nicht etwa erst die Propheten Bube! gestemveltx es ist ihm dieser Charakter seit seiner lirzeit ausgeprägt; denn es ist ja die Stätte der ersten irdischen zfürslentnanst gewesen. Jener stim- rod, dessen Gedüchtnlß non) bis aus den heutigen Tag durch den lininenthurm Hirs iitntrud erhalten wird, und der in den Traditionen des oliorgknlandes noch immer als ein großer Frevler nnd Feind der Gottheit sortlebt, hatte nans l. sites· 10«a!s Anfang seiner Herr— snsast Habe!. Der erße Despot nnd Eroberer ist also von Habe! ausgegangen. Dazu kommt, daß der habh- lonische Thurmban ein Werte des Gott tragenden, mensns- litheu dlebrrmnths warf· Diese in jener llrzeit gelegtr Saat ist in dlebneadnezar zur vollen Blüthe nnd Zins— bildung gelangt. Dorn) ihn iß Bube! wieklins das erste, alles versrhlingende Uleltretctz geworden. Was seine Ltlanst vor der Kssyriens, persieus nnd Roms anszeink nete, war, daß er auch das Rein) Gottes versnslungen hat, also daß es bis aus diese Jteit noch ninst aus der limklammertsng der wettmanst los gekommen in. Eben darum, weit Bube! die erste weltmanst war, welnse Gottes Rein) in diese liage brauste, ersnzeint es in der Snsrtst als die Weltmanst nnd alle Züge, melnse den einzelnen weltmüclsten beigelegt werden, werden im neuen Erd. ans Bube! übertragen nnd es gilt als dir· bild des autinzrisilinseu Reiches. — Wie Bube! die Beute aller Völker in seinen Mauern zusammengeführt nnd seine pracht dadurns gegründet hatte, so hänst Ieremia in diesem ljonsgesang des göttlinzen Gerinsts anrh die Gerinstssprünse der früheren Propheten (besonders Jes. is. 14. 2l. 473 odiinsa It; tjabaknks über Habe! nnd alle anderen süudigen Völker auf Habelo lyanpt zusam- men. Seiue Weissagung bildet so den Gipfel der unten. weissagung wider Babel, ja alle bisherigen Vülkergerinste laufen in diesem letzten, grüßten Gerinste zusammen. Der Grundgedanke des Ganzen ist Babels hinter· gnug und Israels Erlösung ans Babel. Der— selbe wird in einer Reihe lase zusammcnhäugender Bilder durnz 3 Haupttheile Gan. 50, 2—28; 50, Ob— El, Es; Hi, 27—58), welnze jedesmal mit einer lebhaften Ermahnung zum Kampfe beginnen, ausgeführt. In( ersten Theile herrsnst der Hlini aus die nothwcndige Er— tösnng Israels vor. Obwohl in den einzelnen Theilen ein wohlgeordneter Gedankeusortsnzritt vorhanden ist, so läßt sieh der Inhalt dons nur snswer tu gedrängter Kürze wiedergeben. Linnünsst verkündet der prophet laut allen Völkern den Fall Babels. Dann werden die Gefangenen Inda’s nnd Ioraeks heimziehen, um, von Sünde nnd Elend erlöst, ihrem Gotte in einem »ewigen Hunde anzu- hangen. Uans langer, schwerer Jnnstignng snslagt fnr Gottes Volk die Stunde der Befreiung, wenn der tjtcrr durns einen hausen Völker aus Jiitternanst Bube! ver- wüsten wird W. 2—-tZ). Der llroohet fordert die Feinde ans, ßnz gegen Habe! zu rüßen nnd Gottes dianse an ihr zu vollziehen; denn Israel soll an Habe! wie an Jissur gerünst werden, in sein Hand heimkehren nnd volle Vergebung seiner Sünden erlangen. dlorhmals enlbietet der Zdrophet den voltßrenier des Gerichts, die Rathe Gottes an Habe! zu vollziehen nnd snsitdert dessen Zins— suhrung W. 14—2li). I. Dies ist das Wort, welches der HErr durch den Propheten Jeremia geredet hat, wider Bube! und das [ganze] Land [und ReichJ der Chaldäer 2. Veriündiget [es] unter den sitt-eigen] Heiden, und !asset seure Stimme laut] erschallenz werfet ein Panier auf kerrtctstet eine hohe Signal- stange, daß sich die wichtige Freudenbotschaft so schnell als möglich verbreite]; lasset [mit Jubel die Stimme] erschallen, und verberget es nicht ldas große Ereigniß, das allen Völkern, sonderlich Jsrael nnd Juda Erlösung verheißet], und spreche-l: Bube! [die mächtige, große Stadt und mit ihr das ganze gottfeittdliche ReichJ ist gewonnen [erobert], Be! [oder Baal, ihr oberster Götze, den sie als den König des Himmels und der Erde verehren, hat seine Stadt nicht retten können und] steh! [nun] mit Schanden [da, denn seine Ohnmacht und Richtigkeit ist offenbar geworden], Metodach [oder Bel-Merodach, wie sie ihren obersten Götzen als den Schutzgott Babels auch nannten Jes. 46, 1 Anm.] ist sbestürztund wie] zerschmettert [darob daß er sein Reich nicht hat beschützen können], ihre Götzen [-bi!oer allesammt] stehen mit Schanden sbedecket da], ihre Götter [die doch nichts anderes sind als Klasse] sind zerschmettertr 3. Denn es zeucht von Mttternachl [her, an- getrieben vom Geiste des HErrUJ ein Volk [ja eine ganze Versammlung von großen, starken Völkern V. 9; Kap. 51, 27 f.] herauf wider sie, welches wird ihr Land zur Wiistc machen, daß niemand drinnen wohnen wird, sondern beide Leute und Vieh davon fliehen werden. 4. In deuselblgen Tagen und zur selbigen Zeit [wenu Bube! gefallen sein wird], spricht der HErh [werde ich auch mein auserwähltes Volk aus dem Gefängniß, aus der Sünde und Noth erlösen, da] werden Dann] tommen die Kinder Israel sdie 10 Stämme des nördlichen Rciches, we!che ich habe nach Assnr wegführeti lassen], sammt deti Kindern Juda swelche 70 Jahre lang in Babel geschmacly tet, im Frieden wiederum zu einem Volke Gottes vereinigt], lind swerden Thränen der bitteren Reue und Buße über ihren Abfall von ihrem treuen Bnndesgott] weinend sans Bube! in ihre Heimath] daher ziehen, und den HErrm ihren Gott kden ste verlassen], suchen. 5. Sie werden sorschen nach dem Wege gen Zion sder Stätte, da der HErr tbronet und unter seinem Volke gegenwärtig sein will], daselbst hin sich smit sehnsüchtig» Seele] kehren: Kommt Weissagung von Babels Untergang. 377 [werden sie, einander ermunternd, fprechen], und lasset Uns zum HEtrn [mit aufrichtiger Reue zu: riickkehren und zu ihm uns] fugen [mit ihm uns zusammenschlieszenj mit einem ewigen Bunde, deß knun und] nimmermehr vergessen werden foll lden auch wir nimmer wieder brechen wollen Kur. 31, 31 ff.". «) Bei dieser Schilderung der Verwüstung Babels, wie auch bei allen folgenden, ist immer im Auge zu behalten, daß Babel im Geiste der Weissagung zugleich Vorbild der Weltmacht überhaupt, die voll titanischen Uebermuths das Reich Gottes zu vernichten und sich die alleinige höchfte Macht auf Erden anzumaßen sucht, ist, daß also die Erfüllung der Weiffagung der ZerstörungBabels bis m die letzten Zeiten der Welt- gefchichte hineinreicht —-— «) Jndem der Prophet dem aus Babel heimkehrenden Israel die Aufforderung zu einem ewigen Bunde mit Jehova in den Mund legt, läßt er sie 1) bekennen, daß sie den ersten Bund ver- gessen aben; 2)» zeigt er uns, daß ihm die Zeit des neuen undes mit der Erlösung aus der babylonischen Gefangenfchaft beginnt. Er war aber weit davon entfernt, zu ahnen, daß diese Erlösung nur ein schwa- cher Anfan fein, daß die Erfcheinnng des Heilbringers noch Jahr underte sich hinausfchiebery daß Jsrael als äußere Lebensgemeinschaft immer noch tiefer sinken, und daß endlich das Jsrael des neuen Bundes selbst als ein Geheimniß erscheinen werde, in welches auch die Engel zu schauen gelüftet: 1. Petri l, 9——12. (Nägelsbach.) Der Sturz Babels at die Erlösung Jsraels zur unmittelbaren Folge. iese schaut der Prophet hier so, daß alle Stufen der Erfüllung —die Rückkehr aus Babel, die Wiedervereini ung der früher etrennten Stämme, die aufrichtige ekehrung der- selben zum HErrn und die Schließung eines neuen Bunde-s von ewiger Dauer ——, die in der Wirklich- keit allmälig in langen Zeiträumen erfolgen werden, sin Eine Anschauung zusammen gefaßt find. (Keil.) is. [Zu solchem Entschluß der Rückkehr zu ihrem Gott und HErrn wird die Kinder Jsrael nnd Juda das Elend führen, in das sie gerathen find] Denn mein Volk ist [geworden] wie eine sin der Wüste] verlorene Heerde; ihre [treulosen] Hirten [die falfchen Propheten, Fürsten und Priester] haben sie verführet, und aiif den Bergen [den verführerischen Stätten des Götzendienstes von den grünen Auen und den frischen Wassern der Ge- ineinschaft mit seinem Gott hinweg] in der Jrre gehen lassen, [also] daß sie von Bergen auf die Hügel [von einem Berg und Hügel, von einem Orte des Götzendienstes zum andern] gegangen sind, und ihrer Hiirden sda sie wohlveriorgt mit reichlicher Nahrung, sicher und wohlgeborgen vor jedem Feinde lagern konnten, nämlich ihres Gottes und feiner gnädigen Verheißungen] vergessen [haben]. 7. Alles [wilde Thier] das sie [auf diesen ihren JrrWegenJ antraf, das fraß sie fdarum auch]; und [die wilden Thiere der Heidenvölker] ihre Feinde [die, so lange Jsrael seinem Gott ein treues heiliges Volk war, nimmermehr ohne schwere Schuld und Strafe hätten wagen dürfen, es zu Gottes Wort und Verheißung. schädEgenJ sprachen [noch dazu]: Wir thun nicht Unrecht; darum, daß sie sich haben verfundiget an dem HErrn in der Wohnung der Gerechtigkeit [genauer: an dem HErrm der Wohnung der Gerechtigkeit, in welchem all ihre Gerech- tigkeit und damit all ihr zeitliches und ewiges Heil verborgen liegt Kap. 31 , 23], nnd an dem HErrn, der ihrer Vetter Hoffnung lFels und Burg, darauf sie all ihre Zuversicht setzten, gewesen] ist [weshalb sie auch dieser ihr HErr uns, ihren Feinden, preisgegeben hat]. Israel war auf ewigen Grund gegründet, auf Die Sünden der Bürger haben es gemacht, daß es auch in den Staub gelegt wurde, aber auf Hoffnung einer besseren Auf- erstehung. Babel muß aber auf ewig unter-gehen, denn in ihm ist die böse Weltma tzur höchften lüt e gekommen. Jeremia bekennt die ichtigkeit aller We t- reiche, daß sie dieser Naturordnung angehören und alle nur eine Zeitlang dienen. Man soll ihnen unter- than fein und ihr Bestes suchen um der Menschen- feelen willen, welche Gott darin erzieht; ein Christ aber kann sich für sie nicht mehr nach der Art der alten Heiden, nach Art des alten Jsraels begeistern, denn wir haben hier keine bleibende Statt, unser Bürgerthum ist im Himmel. Die Weltreiche sind keine Heiligthümer für uns, sondern die Ordnungen Gottes in ihnen sind wohl Heiligthümey und ihr Bestehen er- bitten wir mit dem tiiglichen Brode in der vierten Bitte. Jeremia braucht viele Worte und Bilder, die er bei den Gerichten anderer Völker fchon gebraucht hat, hier von Babel zusammen, um damit anzudeuten, daß in Babel alles Heidenthum der Welt auf einen Haufen komme. So muß hier auch die größte Angst werden. Was aber hier von Babel geredet wird, muß immer wieder an allen weltlichen Mit ten in Erfüllung gehen, so weit sie in Babebs Fu tapfen einher-gehend Fleisch für ihren Arm und die Materie die er Welt für Macht halten, sie heißen nun Staaten oder nennen sich Kirchen. (Diedrich.) 8. [Darnin] Fliehet [o ihr Kinder Jsrael, du Volk Gottes, das der HErr erlösen ivill, fliehet eilends] aus Babel [ehe denn Gottes Gericht über dasselbe hereiiibricht], und ziehet aus der Chaldåer Lande; und ftellet euch als Böcke [die] vor der Heerde her [-ziehen, an die Spitze aller derer, die dem Gerichte Gottes entfliehen und ihre Seele retten wollen Jef. 48, 20].’ « I. Deiin siehe, ich will große Völker mit Haufen aus dem Lande gegen Mitternacht sdurch meinen GeistJ erwecken und wider Babel herauf bringen, die sich wider sie follen rasten, welche sie auch follen ge- ivinnenz seine [dieses Völkerheeres] Pfeile find wie eines guten litiegers, der nicht fehiet knicht un- verrichteter Sache heimkehrets 10. Und das Chatdaerland foll ein Raub [dieser von mir erweckten Völker] werden, daß alle, die sie kbesserx es] berauben, follen [satt und] genug [Beuie] davon haben, spricht der hErrz «) Babel it geöffnet, nur muß man sie auch ver- lassen und ni t fest daran kleben, denn die Gefangen- schaft ist wohl eine zeitliche Zucht, aber nicht die gött- - herziehden zum ewigen Leben. 378 liche Ordnung ür die Kinder Gottes. Gottes Volk muß bei der a gemeinen Erlösung gleich Böcken vor der Heerde der Völker· hergehen, daß sie sich auch an Israel anschließen, wie dies auf’s Höchste zu Christi Zeit an den ersten Gemeinden und den Aposteln er- füllt worden ist, welche nun alle Heidenwelt hinter sich Da kennt der Prophet schon ie neue Menschheit, welche aus den Trümmern der alten hervorgeht, und das alte Jsrael geht voran, so werden alle, die ihm folgen zu Israel. (Diedrich.) 11. [Solches soll euch Chaldäern] Darum [widerfahren] , daß ihr [obwohl ihr doch nur die Werkzeuge meines Zorns gewesen] euch dcß freuet nnd [mit HochmUthJ rühmet, daß ihr mein Erb- theil sJsiael und sein Land] geptündert habt, und Idckei slustig hiipfet und ausschlaget voll Ueber- muths] wie die geilen Kälber lgenauerx wie eine auf dem Felde dreschende KuhL nnd wieheit ivie die starken Geleite. Die Vergleichung beruht darauf, daß die Kuh auf dem Felde wischen einer reichlichen Menge Getreide, ohne daß ihr das Maul verbunden ist (5.Mos·25,10), voll Freude springt und ausschlägh 12. [Möget ihr solches immer thun, eure Strafe und Beschämung dafür wird nicht aus: bleiben. Schon steht sie vor meinen Augen als geschehen da.] Eure Mutter [das Land nnd die Völkerschaft, die euch herVorgebrachtJ steht mit großen Schande-n [da], nnd die eiich geboren, ist zum Spott geworden; siehe, lgleichwie AmalekJ unter den Heiden [das erste Volk war, welches den Kampf gegen Gottes Volk-unternahm, nnd dar- über zu Grunde ging 4, Mos. 24, 20., so] ist sie [die große Pudel, eure Mutter] die geringste, [ge- nauer: die letzte, die Gottes Volk und Reich ge- haßt, bekämpft, besiegt, ja oerschlungen hat, darum auch sie] wirst, dürr und dde [werden soll sammt dem ganzen Volke, das sie geboren] 13. Denn [sie hat sich wider den HErrn er- hoben,] vor dem Zorn des HErrn muß sie [da- rum] nnbeivohnet kwerdenj nnd ganz wüste bleiben, daß alle, so vor Babel übergehen, werden sich süber seine Wüstenei und Oede] verwundern, und fvoll Hohn und Spott] pfeifen [oder zischen] über alle ihre Plage [die der HErr über sie gebracht hat Kap. 49, 17]. 14. kuufij Riistet euch kzum Kampf] wider Babel [und stellet euch rings] umher [um ihre Mauern] , alle [Bogen-] Schiihen sder Welt]- schießet [schonungslos] in sie, paret der Pfeile nicht; denn sie hat [ihr Leben verwirkh hat] wider den HErrn gesimdigen 15. Jauchzet [mit lautem Schlachigeschrei] über sie um nnd um, sie ninß sieh [er-] geben; [schon sehe ich im Geiste, daß es geschehen ist, siehe] ihre Grundsesten [genauer: Festungswerke oder Bannen] sind gefallen, ihre Mauern sind ab- gebrochen. lEs ist unmöglich, daß sie Widerstand Jeremia 50, I 1——24. leiste.] Denn das lnämlich ihre Zerstörung und Vermittlung] ist des HErrn Rache; rächet euch [ihr Völker der Erde, die sie bisher in unersätt- licher Gier bezwungen und geknechtet hat] an ihr, thut ihr, wie sie [euch, insbesondere aber dem Volke Gottes] gethan hat [Offenb. is, 6 f.]. Hier ist Babel als Stadt gedacht mit besonderer Erwähnung ihrer berühmten starken Mauern. Die Ausleger haben sich vergeblich viel damit zu schassen ge- macht, daß durch den ersten Eroberer Babylons, Cyrus, die Mauern der Stadt nicht zerstört worden seien, daß erst später Darius Hystaspis sie hat abtragen lassen, um nach einer neuen Empörung die Stadt zu üchtigen und zu schwächen. Der Fall Pudels, den Jeremia im Geiste sieht, ist das« vollständige letzte Ge- richt über die widergöttliche Weltmachr Das geschicht- liche Babel jener Zeit giebt nur die Farben zu dem Gemälde her, und es wird auf dasselbe übertragen, was dem geistlich gedachten Babel gilt. Die Erobe- rung Babels dar? Cyrus war nur ein typisches Vor- zeichen für die ünftige Erfüllung der viel weiter greifenden Weissagung , und dafür genügt es vollkom- men, wenn ein eine Züge des Bildes dabei erfüllt wurden, währen andere und die meisten ihrer Er- füllung, und zwar einer Erfüllung in anderer Gestalt noch warten. Der volle Sinn der Weissagung ist erst in Offenlx l8 von Johannes an’s Licht gezogen, aber auch da unter apokalyptischen Bildern, die wohl dar- stellen, was geschieht, aber nicht, wie es geschieht. Einstweilen jedoch vertreten diese Bilder für uns die noch nicht geofsenbarte geschichtliche Wirklichkeih von der sie immerhin einzelne Züge scharf gezeichnet enthalten. (Schmieder.) Its. Rottet ans von Bade! laus dem Lande BabyIoeiienJ beide den Siiemann nnd den Schnitter in der Ernte« smachet also das ganze Land zu einer unfruchtbaren Wüste], daß ein jeglicher [von den vielen Fremden, die im Lande Babel wohnen] von dem kalles verwüstendeUJ Schwert der Tyran- nen sdes Gewaltigen, den der HErr zum Gericht über Babel sendet] sich [eiligst] kehre zu seinem Volk, und ein jeglicher [der nicht zu dem Volke gehört] siiehe in sein Land. V) Man hat hier an Felder gedacht, welche nach den Zeu nissen der Alten sich innerhalb der Ring- mauern er Hauptstadt befanden, allein wenn von der Stadt die Rede wäre, müßte doch vielmehr die Zer- störung der Häuser oder Tempel und Paläste erwähnt sein. (Graf.) 17. lSolihes soll aber Babel widerfahren um seiner Missethat willen gegen Gottes Volk; denn] Israel hat müssen sein eine zerstreuete Heerde [wörilich: ein zersprengtes Schaf, welches] die Löwen [aus seiner Hürde in die weite Weit hin] versuiencht haben. Am ersten fraß sie [genauer: es] der König zu Hlssyrien [da er die 10 Stämme des nördlichen Reiches unter die Hei: den zerstreuie]; darnach überwältigte sie [wörilich: zerbrach ihm auch noch die Knochen] Nebukad- nezar, der König zu Babel [dadiirch, daß er das Reich Juda zerstörte und durch Wegführung feiner Bewohner den Gottesstaai gänzlich zertrümmern] Der HErr verheißt Jsraels Erlösung aus Babel. 18. Darum spricht« der HErr Zebaoth der Gott Jsraeiid also: Siehe, ich will [fiir solche ge- waltthätige Vernichtung meines Reiches] den König] zu Babel heimsiichen nnd fein Land; gleichwie ich sbereitsj den König zu Assvrien sfür die Schädi- gung meines Volkes und Reiches] heimgesucht habe [nämlich durch gleiche Zerstörung feines Reiches, aber ohne Hoffnung der Wiederherftellungs 19. Israel aber ssoll durch meine Allmacht wieder zum Leben erstehen, das] tvill ich sdanachj wieder heim zu seiner Wohnung [wörtlich: Aue] bringen, daß fee auf [den fruchtbarfteri Triften des Landes, als] Carmel kdiesseitsj und Bafan kjenieits des Jordans] weiden, und ihre Seele aus dem [an frischen, grünen Weiden reichen] Gebirge Epbraim und iGilead gefattiget werden soll [Jef. 33, 9; Mich. 7, 14; Nah. l, 4; Hohes. 4, 1]. 20. Zur selbigen Zeit und in denselbigen Tagen swenn mein Volk aus Babel entslohen und errettet worden sein wird, will ich einen neuen Bund der Gnade mit ihm aufrichten und ihm alle seine Sünde vergeben; da] wird man die Misseihai Jsraels suchen, spricht d·er HErr, aber es wird keine da fein; und die Sunde Juba, aber es wird keine sunden werden; denn ich will sie vergeben denen, so ichssaus der Zerstörung und Knechtschafi in Babel] uberbleiben lasse [Kap. 31,34; 33, 8]. Die großen Weltmächte bilden wohl die Welt- geschichte, sie haben aber keine Zukunft. Israel kommt immer wieder heim in das liebe, herrliche Land. Die Juden konnten deß zum Zeichen unter Cyrus zurück- kehren; die Sa e ist aber die, daß der wahre Heilige in Israel, Ehritus, uns zurück in’s Paradies geleitet, wenn wir an seiner Hand aus dem Babel dieser Welt fliehen und sie für uns ekreuzi tsein lassen. (Diedrich.) Das Volk Gottes und ein verfchuldetes Unglück wurde den Heiden zum Verderben, denn sie hatten sich an ihm versündigt. Unter dem Bilde eines von wilden Thieren zerrissenen Schafs zeigt Gott seine zärtliche Liebe zu Jsrael und seinen Haß gegen dessen Feinde. Gott will der Hirte Jsraels sein, das ist das Beste, was er ihnen verheißt, und seine Sünde hinwegthun. Die Welt hat genug, wenn sie von Strafe und Noth erlöst ist, weiter begehrt sie nichts, gleichwie ein schlech- ter Arzt nur die Zei en der vorhandenen Krank eit u vertilgen sucht, z. . den Durst oder die Hitze es Kranken, nicht aber die Krankheit selbst. Gläubige Seelen aber sind nicht eher beru igt, als bis sie die Gewißheit gefunden haben, mit ott versöhnt zu sein. Wir müssen auf die Ursache der Noth, auf den inneren Schaden gehen. So betet David nicht blos: HErr, besreie mich von meinen Feinden, rette mich vom Tode, ·mache mis gesund! sondern er fleht zu der Barmherzigkeit ottes über die Sünder. (Heim.) 21. [Wohlauf! Du mein Werkzeug zur Ve- slrafung und Ausrottung BabeIsJ Zeuch hinauf wider das Land, das alles verbittert hat kdas Land Marathaim, d. i. das Land ,,Doppeltrotz«, das sich in seinem Hochmuth und Trotz mehr als alle anderen Völker gegen Gott erhoben hat«]; zench hinaus wider die Einwohner der Heimfuchiing [wider die Bewohner von Pekod, d. i. von dem 379 Lande, das mehr als alle anderen heimgesucht und gestraft werden sklljz verheere und verbanne ihre Nachkommen [wörilich; verfolge sie mit dem mordenden Schwert, bis Keiner übrig bleibt], spricht der HErn und thue alles, was ich dir szur Bestrafung Babels] befohlen habe. V) Um darzustellem wie furchtbar der Frevel Babels und wie demselben entsprechend auch seine Strafe sein werde, giebt hier Jeremia dem Lande zwei Eigennamenx ähnlich wie Jesaja (J. 30, 7) Egypten den Namen Rahab, d. h. Ungestüm, oder wie Hesekiel (H. 2, 5) dem Haufe Jsrael den Namen ,,Haus Meri« d. i. Haus Widerspenstigkeit giebt, so nennt Jeremia hier Babel zuerst Marathaim, sodann Pekod, Doppel- trotz und Heimsuchung Weßhalb er dasselbe ,,Doppel- trotz, Doppelempörung« nennt, darüber sind die Aus- leger verschiedener Ansicht Die Einen meinen, weil Babel schon in der Urzeit in Nimrod und dem babt)- lonischen Thurmbau, sodann in jüngster Zeit durch Zerstörun des Reiches Gottes und Unterjochung aller Völker si in himmelstürmenden Hochmnth überhoben lzabex andere sind der Anficht, weil dasselbe in jüngster eit zweimal mit Haß und Feindschaft gegen Gottes Volk und Land aufgetreten sei, zuerst als die Assyrer, als deren Erbe Babel die Schuld trage, das Reich der 10 Stämme vernichteten, sodann als Babel selbst Juda zerstörte und ins Exil schlepptej Denn wenn es auch als Werkzeug des HErrn zur Bestrafung seines Volkes gehandelt hatte, so ging doch sein Ge- bahren aus einem frevelhaften Uebermuthe und einer frechen Verachtun des Heili ten hervor, welche be- straft werden mu te. Das Zlsahrs einlichste ist, daß der Prophet an diese sämmtlichen elegenheiten in der Geschichte Pudels, wo es s einen satanischenHochmuth und Empörungsgeist gegen Gott gezeigt, gedacht habe. Pekod aber nennt er es als den Ort, der die Statte göttlicher Heimsuchung und Strafe im Pöchsten Maße und für alle Frevel der Weltmacht ü erhaupt wer- den soll. 22. [So besiehlt der HErr feinen Knechtem die er zur Bestrafung Babels entsendet. Und als- bald führen sie auch feinen Befehl aus. Horchl] Es ist ein Kriegsgeschrei im Lande sBabyioniens und großer Jammer siiber die Zerstörung] . Wie geht es zu, daß der Hammer der ganzen Weit smit welchem der HErr die Völker und Königreiche der ganzen Welt zerschlagen hat, nun felbst] zerbrochen und zerfchlagen ist? Wie geht es zu, daß Babel [vor dem die Völker zitterten] eine Wüste worden ist unter allen Heiden süber die sie sich erstaunen und entfetzen] ? [besser: Wie ist der Hammer —zerschlagen! Jef.14, 5 f. Wie ist doch Babel — geworden!] 24. [Ganz unversehens und plötzlich soll diese Verwüstung über dich kommen, o Babel] Jch [felbst, der HErrJ habe dir seinem Vogelsteller gleich Schlingenj gestelletz Babel; darum bist du auch gefangen, ehe du dich’s vcrsahests [Kap. 51, 8; Jef. 47, 11]; du bist getroffen und [auch] er- griffen; denn du hast dem HErrn kdem Gott Himmels und der Erde, felbst] getroyel sindem sein heiliges Volk zn entlassen du dich weigerteft V. 33]. 380 Jeremia 50, 25——38. V) Pichts war zur Zeit, da Jeremia redete, un- laubl1cher als die rfisillung seiner Worte über Dabei. enn man bedenkt, wie unbedeutend noch die Macht d·er Meder oder Perser, wie groß und wohlbegriindet die der Chaldaer war, wenn man den Siegesjubeh Uebermuth und die sichere Ueppigkeit der Bab lonier betrachtet, »wenn man an die ungemein stare Be- festigung Babylons, an das Weltwunder seiner. Stadt- mauer denkt, welche thurmhoch war und so breit, daß mehrere Wagen neben einander darauf fahren konnten, an die zahlreichenzHeere, welche Babylon schiitztem so ist es kein Wunder, wenn der Prophet von allen ver- lacht wurde, welche mcht wie er durch den Szhein des menschlichen Wesens hindurchsahen in die Wahrheit der gottlichen Allmacht und Gerechtigkeir (Heim.) Und ennoch hat, was so unglaublich schien, die plötz- liche «und unvorhersgbesehene Eroberun Babylon-s, witrtlich sich erfüllt. enn Cyrus nahm abel dadurch ein, daß· er den Euphrat abgraben ließ. Dadurch kamen die Perser den Babyloniern so unvermuthet iiber den Hals, daß, als die äußersten Stadttheile schon besetzt waren, die in der Mitte Wohnenden noch gar nicht·meriten, daß sie genommen seien. Aehnlich wurden sie bei der Einnahme der Stadt unter Darius Hystaspisx dadurch überras t, daß Zopyrus durch Verrath den Belagerern die hore öffnete. 25. Der HErr hat seinen Schuh sseine Vor: rathskammer zu Werkzeugen seines Grimmesj auf- gethan sum sein Werk an dem Chaldäerlande aus- zUrichtenL und die Waffen seines Zorns Daraus] hervor gebracht; denn solches snämlich die züchti- gung Babels für seinen Trotz] hat der HErwHErr Zcbaoth in der Chaldaer Lande ausgerichtet saus- zurichten im Sinne] W. Kommet her sihr meine Knechte, die ihr meinen Zorn ausrichten sollt] wider sie, ihr falle: sammt] vom Ende svom ersten bis zum letzten], öffnet ihre [Babels] Kornbcinser süberhaupt ihre Vorrathshäusers werfet sie [die Vorräthe, die ihr darinnen IoorsinDetJ in einen Haufen nnd verbanuet sie [die Vorräthe durchs Feuer Jos. U, 12 f.], daß ihr nichts sweder von ihren Vor: räthen, noch von ihrer Stadt] ubrig bleibe. 27. Ertvürget [alsdann] alle ihre [Einwohner, Bot-nehme und Geringe, Männer und Weiber, gIeichwieJ Ränder, fiihret sie hinab zur Schlacht- bank sdaß sie dem Herrn zum Slihnopfer geschlach- tet werden]. Wehe ihnen! Denn der Tag sdes ZorngerichtsJ ist sfür sie] kommen, die Zeit ihrer Heinisnchung [Kap. 46, 21; Jes. 34]. 28.» [Horch»!] Man hötet szu dieser Zeit] ein Geschrei der Fluchtigem und derer, so entronnen sind aus dem Lande Babel snämlich der Kinder Israel, welche dcr HErr durch solches Gericht über Babel ans ihrem Gefängniß befreien wird, und welche seinem Rufe zu entfliehen in V. 3 gefolgt sind]; auf daß sie veriiindigen zu Zion Daß] die Rache des HErru unsers Gottes san Bube! geschehen sei], und die Rache seines Tempels sdaß die Verbrennung seines Tempels durch die Chal- däer gerächt sei]. Das räumliche Zion, das bei der Eroberung des gcfchichtlichen Babel noch in Trümmern lag, kommt Yer nicht in Betracht, sondern Zion ini geistlichen inne, »die Wohnung der Gerechtigkeit« V. 7. (Schmieder.) Es ist das Heiligthum Jehovcks für Jsrael das Höchste, das Babel verwüsten konnte, das Heiligthum, in dem seine ewige Gottheit heilwärtig ihm nahe war. Barg sich in ihm doch das verklärte Sein des Volkes. Das Ewige läßt sich aber nicht ertreten von der Macht des Staubes, und Jsraels erufung zum Reiche des HErrn, darin Gerechtigkeit und Friede sich küssen, ist eine ewige. (Neumann.) IX b— v. Eli-Ray, 5t, As. Wiederum tust der HGrr die Krieger der Viiltier dei- Uordeng ans, nm an sahe! Vergeltung zu üben; iind zwar ists der Hochmnth starrte, den es deni hErrn gegenüber an den Tag gelegt hat, der durch gänzliche vernichtmig non voll: und kund ge— demäthigt werden soll. Seine inaunschaft soll um« liomnien niid alle seine Macht durch jener verzehrt werden. Iuda nnd Israel sollen durch die starke Hand des ihilirrii aus Bat-ils sinechlsihaft errettet werden, während alle Stützen der Mach! nnd Herrlichkeit tiabels Feindin, sein Eand zur sihaiierlichrn wüste werden sollen W. 29—40). Dei: hollstrectior dieses Gerichts über Bade! wird aber ebenso ein aus dem llorden her ironi- inendkr Feind sein, wie einst bei Iiida und bei Eidam. Die Gerichte nnd gerechteii tjeiinsuchniigen Gottes über die Viiltier bilden nor Gottes-Singen eine Einheit. Darum wendet der Propbet das, was er in Kinn. b, 22——24 von Israel nud in Rad. 49, 19—21 non Edoiifs Geriait durch die Chaldäer gesagt hat, seht auf das Gericht über die Chaldärr selbst an. Eine löwensiarlie Kriegsmann soll Gabel, das hier; aller Widersacher des isGrrii, wie Spreu worfeln W. 4t—sap. 5l, 4), Denn Israel hat gerechte Sache wider Bat-il; es ist nicht eine uetlassene Wittwe; vielmehr soll es errettet nnd des rjlxernitactir an Bat-rinnt!- zogen werden. Einst war tiabcl wohl wie eiugolduet Becher, durch welchen derltjilirr deiiUJein seines Zoruesdeii völtiern reichte; uiiii aber iti cs ein kranker Mann. dem die ihm dienstbargcwordeneilldtlieroergeblichztrznrireichen. Darum werden sie Alte, auch Israel, ans deui Gefängniß ent- fliehen, nnd Gottes holt: wird hetiuzieheii nnd daselbst die Großthateu Gottes zii seiner tlirttnng iind Recht— sertignng verliiindigeu Da erhebt der Propbet einen dkrinialigen droht-us gegen Bat-et, daß seine sewälliger heranzicheik ihre Mauern ersteigen nnd die Stadt erobern sollru W. 5—14). Das aber wird aiisrtchten an sahe! der, welcher dle ganze Welt erschaffen nnd alle Götzen sanimt ihren Dienern Hei-scheitert. Ei: wird sich einen Hammer: erlesen, init welchem rr Mitte: nnd Königreich: zerschmettert nnd insbesondere Habe! alles Vergib, was— es an Zion gethan. Bat-et« glich wohl einem verderbeiibringendeu Vulkan, aber er ist ausge- brauut und sein Gestein wird so zerstört werden, daß es zu nichts inrhr verwendet werden liaiiu W. 15—26). 29. Rnfel Vielen [besser: den Schtitzen] wider Bahn, belagert sie um und um, alle Bogen- schühen [der Völker] und laßt keinen svon ihren Einwohnernj davon kommen; vergeltet ihr, wie sie verdienet hat; wie sie seuch, allen Völkern] gethan hat, so thut ihr wieder, denn sie bat stolz gehandelt wider den HErrin den Heiligen in Israel sda sie das Heiligthum Gottes mit Feuergerstört und sein heiliges Volk in der Gefangenschaft gehalten hat] sit. Darum sollen snun auch] ihre junge Maunschaft selend durchs Schwert] falleu auf Babel wird zerstört um seiner Gewaltthat willen an Jsraeks Volk und Heiligthum 381 ihren Gassen, und alle ihre Kriegsleiite untergehen zur felbigen Zeit [wenn der Tag meiner Rache kommt] spricht der HErr [Kap. 49- 261« 31. Siehe, du Stolzerk [wörtlich: du Stolz, du verkörperter Hochmuth wider Gott V. 21], ieh will nun an dich, spricht der HErr HErr Zebaothz denn dein [Gerichts-] Tag ist kommen, die Zeit deiner [strafenden] Heimsucliung 32. Da foll [dann] der Stolze sdieser fleisch- gewordene Stolz und HochmUthJ stürzen nnd fallen sso gänztichL daß ihn niemand wieder] ausrichtez ich will feine Städte [die um die Mutterstadt rings herumliegen und ihr gehorchen] mit Feuer einstecken, das soll alles, was um ihn her ist [die ganze Umgebung, die zu Babel hinzugehört und an seiner Sünde Theil nimmt] verzehren. ’) Er nennet die Babylonier »die Stolzentt als die, welche nicht durch Leichtsertigkeit oder Thorheit oder irgend eine andere eitle Begierde zum Kriege angetrieben worden sind, sondern die·sich gegen Gott erhoben haben, als Menschen ohne jeglichen Respect vor dem Heiligen, ohne alle menschlichle Rücksichts- nahme. -«(Ealvin.) Der Stolz muß fa en, denn er ist Lüge in fich gegen Gott, und alle seine Macht muß in Feuer ausgehen; so bleiben die Demüthigen und Sanftmüthigen im Befitze des Erdreichs: das hat weite Anwendung durch alle Zeiten bis in Ewigkeit. (Diedrich.) 33. So spricht der HErr Zebaoth: Siehe, die Kinder sdes ReichSJ Israel sammt den Kindern [des Reichs] Juba, müssen [fort und fort von ihren überinüthigen Zwingherren, den Chaldäern] Gewalt und Unrecht leiden; alle, die sie gefangen weg- gefiihret haben, [sowohl die Assyren als die Chal- däer] halten sie [fest, daß sie unter dem Drucke derVerbannniig schmachten müssen], und wollen [wie einst Pharao 2. Mos. 7, 14. 27; 9, 25 Jes. 14, 171 sie nicht los lassen. » · 34. Aber ihr sVertheidiger und] Erloser ist start, der heißt HErr Zebaotb lJes 41, 14; 44, 6]; der wird fsie einlöfen und befreien, wenn auch nicht mit Gold oder Silber; er wird als ihr Anwalt austreten und] ihre sRechtsj Sache so aus- führen, daß er [ihnen thatsächlich zu ihrem Rechte verhilft Jes. 34, 8; 49, 25; auf daß er] das Land bebend [genauer: die Erde, welche bis jetzt Babel immerdar in Angst und Unruhe oersetzt hat, ruhig], und die Einwohner zu Babel zitternd [ooll Unruhe und Angst in Erwartung der gerechten Vergeltung Gottes] mache [Jes. 14, Z. 7. 16]. 35. lGottes Rache-J Schwert soll kommen, spricht der HErr, über die »Chaldäer, und über die Einwohner zu Babel, und uber ihre Fristen, und über ihre Weisen fdaß ihre eingebildete Weisheit sich als Thorheit erweise Jes. 19, 11]. 36. lGottes Rache-J Schwerdt soll kommen über ihre Wcissager [die mit viel leeren Worten die Zukunft aus deu Sternen verkündigen Jes. 44, 25; 47, 13], daß sie soor den Leuten] zu Narren wir- den [und als Lügner und Thoren dastehen, die das Gcgentheil von dem geweissagh was geschehen til]- sGottes Rache-] Schwert soll kommen uber ihre Starken [die kriegserfahrenen Helden], daß sie verzagen. » 37. sGottes Rache-J Schwert soll kommen uber ihre Rosse und [Kriegs-] Wagen [auf die sie hauptsächlich ihr Vertrauen setzen Jes. 43, 17; Pf. 20, s] nnd allen Hilfsvölker], so drinnen ist, daß sie zu [schwacheri, zum Widerstand-e ohnmächtigenj Weibern werden. sGottes Rache] Schwert soll kommen uber ihre Schatzy daß sie geplundert werden. 38. ·Trockene [= Trockenheit und Dürre] soll kommen uber [alle] ihre Wasser sihre Strome, Canäle und Wasserleitungem auf denen die Frucht- barkeit ihres Landes beruht], daß sie versiegen; [also daß Babel mit seiner gesammteu Bevölkerung und allen seinen Hilfsmitteln vernichtet werden soll] denn [dies die Hauptursache ihres VerderbeUsJ es ist ein Gdtzenland, und troszen aus sbesserx lassen sich bethören und vernunftlos machen durch] ihre schreckliche Gbtzen [die jedermann durch ihre Ungestalt einen Abscheu einslößen und Schrecken erwecken]. »Das Schwert des HErrn zuckt Verderben vom Himmel nieder, denn es wahrt den Weg znm Baum des Lebens (1. Mof. Z, 24). Jn fünfsacher Steigerung (Anapher) wird das Racheschwert Gottes zur Ver- nichtung der Feinde Gottes mit allem, was sie find und haben, aufgerufen — denn im Grundtext wird das Schwert selbst angeredet ——, eine Steigerung, welche die niederfchrnetternde Gewalt der Gerichte des HErrn darstellt und scharffehneidend Ohr und Herz berührt. Es trifft ja Babel in allen Fugen feines Seins, alle Klassen seiner Bewohner, alle seine Macht. Und wenn endlich die Herbeirusnng der Dürre (V. 38) abschließt, so ist in des Euphrats Wogen die Macht und Lebensquelle Babels vertrocknet« Cherub (Schwert) Ohoreb (Dürre) bilden zugleich ein WortfpieL Das S ch w ert ist eine vorübergehende Strafe über die egen- wärtigen Bewohner, Tr o ck enh eit eine bleibende trase für das ganze Land, daß es ur Wüste wird, dieses Babel, das am Euphrat, an gro en Waffern, liegt. Schon Jefaia (Kap. U, 1) hatte Babel die Wüste des Meeres genannt. Das geschichtliche Babel ist nun zwar nicht zur Wüste geworden, denn feine Trümmer liegen heute noch am Euphrat. Aber es ist doch verödet und wüste, weil die Völkerfluthem die dort aus- und einströmtem sich verlaufen haben. —— Viele Ausleger haben hier darauf hingewiesen, daß Cyrus Babylon dadurch eroberte, daß er den Euphrat in einen Sumpf ab- leitete und durch das trocken gelegte Flußbette in die Stadt eindrang. Andere bemerken ganz richtig, daß diese Austrocknung nur sehr vorübergehend war und das Wasser doch in der Umgebung der Stadt in Canälen und Sünihfen stehen blieb. Der GeiF des HErrn kann also hier nur leichsam nebenbei an diese eschichtliche Thatfache angefpielt haben· Das Nächste iir den Prop eten war gewiß die in dem Geschick des gefchichtlichen abels nurunvollkommensich abbildende typi che Bedeutung, die ihm bei der gefchi tl. Vifion vors webte. (Schmieder.) Die Quelle des erderbens und ntergangs für Babel ist sein Götzendienft Das Pöbel [alle Söldner und« 382 Jeremia 50, 39 -46. 5l, 1-—5. lehret uns, daß, wenn Gott unter uns in Lauterkeit verehret wird und die reine Lehre bei uns herrschet, dies für uns der beste Schutz sei. Demnach werden wir unbesiegbarer sein, als wenn alle Macht und alle Schätze der Welt uns zuflössen, wenn wir Gott die rechte Ehre geben und uns bemühen, in seiner lauteren Verehrung zu verharren. (Calvin.) 39. « Darum [soll Babel zur ewigen Wüstenei werden, und es] sollen [nur] ungeheure [nur die Wüste bewohnende] Thiere [als: wilde Katzen] und Vögel [besser: Goldhunde oder Schakale Jes. 34, 14] drinnen wohnen und die jungen Stranßen [die in den dürren Sandwüsien ihr klagendes Ge- schrei hören lassen Hiob 39, 13 Anm.]; und soll nimmermehr [von menschlichen Wesen] bewohnet werden, und niemand drinnen hausen [sondern] für und siIr [eine von Gott verfiuchte Stätte bleiben]; 4i). Gleichwie Gott Sodom und Gomorra sammt ihren Nachbarn [Adama und Zeboim durch ein endgiltiges Strafgericht] nmgekehret hat, spricht der HErr [also soll es auch Babel ergehen) daß niemand drinnen wohne, noch kein Mensch drinnen hause lKap. 49, 18J- 41. Siehe swas ich einst von dir gegen Juda geweissagt habe in Kap. 6, 22—24., das soll zur gerechten Vergeltung dir selbst widersahren:] es kommt sauch über dich] ein Bolk von Mitternacht her; viel Heiden [wörtlich: eine große Nation] nnd viel Könige werden von der Seite des Landes [von den äußersten Seiten der Erde, d. i. aus dem hohen Norden] sich ausmachen. 42. Die haben Bogen und Schild [besser: WurfspießL sie sind grausam nnd unbarmherzig; ihr [Schlacht-] Geschrei ist wie das Brausen des Meers; sie reiten auf Rossen, gerüstet wie Kriegs- männer wider dich, du Tochtcr Babel [Kap. S, 23]. 43. Wenn der König zu Babel ihr Gerücht sdas Gerücht von ihrem feindlichen Anzuge] hören wird, so werden ihm die Fäuste [vor Muthlosigkeit und VerzagtheitJ entsinken; [ja] ihm wird so angst und bange werden, wie einer Frau in Kindesnöthen [Kap. S, 24; 48, 41]. · 44. Siehe [was ich ferner einst von dir gegen Edom geweissagt habe in Kuh. 49, 19—21., das soll ebenfalls zur gerechten Vergeltung deines Ueber- muths dir selbst widerfahren :] er [den ich bestellt habe zum Vollstrecker des Gerichts an dir] kommt herauf wie ein lhttngrigey nach Beute lechzenderJ Löwe vom sdichten Röhricht des] stolzen [pracht- vollen] Jordan, wider die festen Hütten [der Stadt Babel, die mit feinen zahlreichen Kanälen und ge- waltigen Mauern wie eine Felsenaue geschützt daliegt, schrecklich aber wird die Verwüsiung sein, die dieser Löwe anrichtet]; denn [er wird in die dichtgedrängte Heerde des Volkes von Babel ein- brechen und] ich will ihn daselbst her eilends laufen lassen. Und wer weiß, wer der Jüngling ist, den ich wider sie rüsten werde? [genauer: und ich will es, das Volk, durch ihn im Augenblick hinwegtreibem daß ihm alle seine Schntzmittel nichts helfen sollen. Und ich will den, der von mir dazu auserwählet worden ist, als Hirten und Herrn darüber einsetzen. Wo wäre aber der, der es unternähme, mich daran zu hindern?] Denn wer ist mir sdem ewigen Gott] gleich [an Macht und Stärke]? Wer will mich metstern [und zur Reehenschaft über mein Thim ziehen]? Und wer ist der Hirn, der mir widerstehen [und seine Heerde, die ich vertreiben und verstören will, vor mir schützen] kann? [Kap. 49, 19.] 45. So höret nun den Rathschlag kden festen Gerichtsbeschluß] des HErtn,s den er über Babel sgefaßtj hat, nnd seine Gedanken [der Vergeltung]- die er hat über die Einwohner im Lande der Chaldäcu Was gilts, ob nicht die Hirtenknaben sie schleifen werden und ihre Wohnung zerstören [richtiger: Wahrlich, man wird die Gerin- gen der Heerde, die Chaldäer als schwache, hilflose Schafe, aus dem Lande fortschleppen; wahrlich ihre eigene Wohnung wird fich über sie entsetzen, so schrecklich wird ihr Loos sein Kap. 49, 20 Anm.]. 46. Und die [ganze] Erde wird [vor: Schrecken und Angst] beben von dem Geschrei [Babel, die große Beherrscherin der Welt, ist genommen!’], Und llauter JUbelJ wird unter den Heiden sauern- hatben] erscheinen, wenn Babel genommen wird. r) Diese Worte bilden den Jnhalt des Rufes in der er ten Vershälfte und stehen im Grundtext da, wo sie in er Klammer eingeschoben sind. Vgl. Kap.49, 21. —- Jeremia wendet hier in tiefsinniger Art Straf- weissagungen, die er früher gegen andere Völker aus- gesprochen hat, mit Veränderung der Namen und von wenigem Anderen auf Babel an. ,,Babel erbt so gleichsam die Strafgerichte aller Völker unddieselbigen vereinigen fich über ihr, weil aller Welt Sünde in ihr vereinigt ist· (Schmieder·) Das 51. Kapitel. Die Meissagung non der Zerstörung Iznbels wird wiederhole-i nnd bestätiget. 1. So spricht der HErn Siehe, ich will einen scharfen Wind [oder nach anderer Deutung: den Geist« eines VerderberSJ erwecken wider Babel, nnd wider ihre Einwohner, die [Cha1däer, die] sich wider mich gesetzt haben [so zu sagen den Ausbund aller Feindschaft wider mich bilden Kap. 25, 26 Anm., daß er komme und sie ver- störe, die die Mutter aller Gräuel auf Erden ist Offenb. 17, 5]. «) Wind und Geist wird im Hebr. durch dasselbe Wort ausgedrückt. Ein verderblicher Wind ·ift ein Ueber den schrecklichen Fall Babels wird alle Welt sich entsetzen 383 Geist, der auf Verderben, auf Zerstörung und Ver- nichtung ausgeht. Der Wind ist der Naturtypus des Geistes: Sah. 3, 8. (Schmteder.) 2. Ich will [mit diesem Verderber] auch Worfler gen Babel schiaen Diämlich ein Heer von unbarmherzigen BarbarenL die sie worfeln sollen [wie man Geireide worfelt und die Spreu davon sondert] und ihr Land [von ihnen, die nichts als Spreu sind] ausfegem [barbarische WorflerJi die allenthalben um sie [der] sein [und sie von allen Seiten zugleich überfallen] werden am Tage ihres Ungluils Z. [Dieselbigen werden jeden Krieger Babels schonungslos tödten und seine ganze Kriegsinacht vernichten.] Denn ihre [der Cbaldäer] Schuhen werden nicht schießen, nnd ihre Geharnischten wer- den sitt) nicht serheben Und] wehren ionnen [darum die Bogenschützen der Feinde sie sofort niederstrecken werden]. So veischonet nun lkht fettldltchen Krieger] ihrer jungen Mannschaft nicht, verbannet [erwürget] alle ihr [Krieg6-] Heer;· 4. Daß die Erschlagenen da liegen iin Lande der Chaldiier, und die Erstochenen auf ihren Ga en. scfsis tritt in diesen V. V. der vorbildliche Charakter Babels als der Mittelpunkt und Heerd aller Gottes- feind chaft besonders deutlich hervor. Jn V. I wird es »als-ers, meiner Widersacher« genannt. »Diese Be- eichnun ist begründet in der Bedeutung, welche der Begriff abel im Bewußtsein der gesammten alt- und neutestamentli en Prophetie hat. Denn wenn auch ert in der O enb. Joh. Babel als das zusammen- fajsende Centrum aller und jeder Jeindschaft ·wider den HErrn und sein Reich deutlich hervortritt, so wur elt diese Vorstellung doch in den Anschauungen, welche die alttestamentlichen Propheten von Babel haben, und wir werden nicht irren, wenn wir gerade unsere Stelle als eine Haupt-Grundstelle für jene Betrachtungsweise des neutestamentlichen Propheten ansehen, der Babel für »die Mutter der Huren und der Greuel der Erde« erklärt-« (Nägelsbach.) Der Sitz und Stuhl des Antichrits wird ausdrücklich Babylon genannt, nämlich die tadt Rom auf sieben Bergen gebauet (Qffeub. 17, 9). Gleichwie Babel so viel Land und Königreiche unter sich gebracht und mit roßer Pracht, Stolz und Hochmuth selbige be- herrilchh (der güldene Kel , der alle Welt trunken ge- macht, war Babel in der and des HErrn Kalt. 51, 7; alle Heiden haben von ihrem Wein getrunken, darum sind die Heiden so toll gewordenh also hat das geist- liche Babylon einen Becher in der Hand voll Greuels und Unsauberkeit ihrer Hurerei, davon die Könige aus Erden, und die da wtsnen auf Erden, trunken gewor- den sind. Wie von abel gesagt wird, daß sie an großen Wassern wohne und große Schatze habe» also· schreibt Johannes von dem romischen Babylon, sie sei gekleidet mit Seide und Purpur und Scharlach und übergüldet mit Gold, Edelsteinen und Perlen (Osfenb. 18, 12)· Von Babel steht, es habe in Jsrael die Er- schla enen gefällt, also ist auch das geistliche Babel trungen geworden von dem Blut der Heiligen (Osfenb. 17, 6). Gleichwie aber das chaldäische Babel ein Vor- bild des geistlichen Babels gewesen, an Hochmuth und Tyrannen also ist es auch ein Vorbild des Untergangs, der über jene ergehen wird. Viele wollten Babel eilen, aber sie wollte nicht heil werden, also unter- gehen si viele, das baufällige, antichristliche Babylon zu unter tiitzen, aber umsonst und vergeblich. Denn gleichwie Babel endlich zu Grunde- gegangen, daß es zu einem Steinhaufen und Drachenwo nung geworden, also soll es auch dem antichristlichen abylon er ehen, davon in Osfenb. M, 8 stehet: »Sie ist ge allen, Babylon, die große Stadt, denn sie hat mit dem Wein ihrer Hurerei getränket alle Heiden«, und wiederum: Sie ist gefallen, Babylon, die Große, und eine Be- hausung der Teufel geworden und ein Behältniß aller unreinen Geister un ein Behältniß aller unreinen, seindseligen Vö el (Ofsenb. 18, 24). Gleichwie die Einwohner zu abel vermahnt worden: Fliehet aus Babel, damit ein ·eglicher seine Seele errette(Kap.51,6), und wiederum: siehet heraus, mein Volk, und errette ein jegli er seine Seele (Kap. 51, 45), also vermahnt der heil. Geit fast eben mit diesen Worten die Christen, daß sie von dem geistlichen Babylon ausziehen sollen, damit sie mit ihren Sünden sich nicht verunreinigen und zugleich auch ihrer Strafe theilhasti werden. Denn so stehet (Offenb. 18, 4): Jch hörte, sagt Johannes, eine Stinime vom Himmel, die sprach: Gehe aus von ihr, mein Volk, daß ihr nicht theilhaftig werdet ihrer Sünden, auf daß ihr nicht etwas empfahet von ihrer Plage· denn ihre Sünden reichen bis an den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel. (Würtemberger Summ.) « 5· [Solches alles soll Babel widerfahren vor allen um der Frevel willen gegen Gottes heiliges Volk] Denn [der HErr hat sich] Jdrael und Juba [auf ewige Zeiten erivählet und sich ihm in Treue und Liebe als sein Ehegatte vermählet, und wenn er sie auch um ihrer Untreue willen für kurze Zeit hat verstoßen und ihren Buhlen, den Heiden, Preisgeben müssen, so] sollen lsie doch] nicht [für ewig] Wittwen von ihrem Gott, dem HEtrn Zebaoth, gelassen werden Uondern er wird sein Eheweib den Händen Babels, die sie nicht lassen will, wieder entreißen und solche Gewaltthat Babels an seinem Weibe hiimsuchen Jes. 54, 4 ff.]. sFerner aber um Babels iibriger schwerer Versündigung willen:] Denn jener [der Chaldäerj Land bat sich kdurch greulichen Götzendiensh wie durch seine Mißhand- iung Jsraelsj hoch verschuldet am Heiligen in Israel [denn es leugiiet, daß er dieser sei]. Gott der HErr erweist Israel die Gnade, daß er sich als dessen Eheherrn erklärt (Kap. 2, L; 3, 1sf. . Wenn nun aber Israel und Juda im Exil sind, a) scheint es, als seien sie verstoßene oder Verwittwete Frauen. Aber das ist nur Schein. Der Ehegemahl Jsraels stirbt nicht. Er kann wohl eine Zeit der Züchtigung, der Läuterung und Prüfung über sein Volk verhangen, aber wenn diese Zeit ihr Ende er- reicht hat, kehrt der HErr den Stiel um und schlägt die, durch welche er Israel geziichtigt hatte, wenn sie vergessen hatten, daß sie nicht ihre ei ene Lust büßen, son ern nur des HErrn Willen an Jsrael vollziehen sollten. (Nägelsbach.) Eher kann ein Monarch mit der Hälfte eines Welttheils fertig werden, als er einen Na el aus einer Hütte zie t, die der HErr schützet nd wenn es wahr ist, aß Kaiser Rudolf, da er die Toleranz der Pikarden kassirt un denselben Tag eine Hauptfestung verloren, gesagt hat: »Ich dachte wohl, daß es so gehen würde, denn ich hatte 384 Jeremia 51, 6—17. Gott an das Scepter gegrisfenÆ so ist’s eine kluge Rede, ein Nachtrag zu en Worten der Weisen. (Zin- zendorf.) 6. [Ja, nahe ist das Gericht über die schuld- beladene Stadt; darum] Fliehet aus Babel sihr Kinder Jsrael, euer Gott gebietet es euch, so kann euch Niemand hindern], damit ein jeg- licher [von Babels Sünden stch lossage, zu seines Gottes Gnade und Gerechtigkeit zurückkehre und] seine Seele erretle, daß ihr nicht [wie einst Lots Weib, vom Gerichte mit erfaßt werdet und endlich sogar] untergeh et in [der Bestrafung] ihrer Missethat [Kap. so, 8; Offenb.18,4]. Denn dies ist »die Zeit der Rache des HErrn, der ein Vergelter ist, und lvill sie kfür alle ihre Misse- thaten] bezahlen. — Die eistliche Flucht vor aller Vermischun mit Babels ötzendienst, Hochmuth und Wollust ist hier wichtiger, als die leibliche Flucht: Z. Cor. 6, 14 ff.; Eph.5,11. (Schmieder.) Warum bringet sich di Keuschheit in Gefahr durch die Lüsternheit, warum die Deniuth in dem Reichthum, die Frömmigkeit in der Geschäftigkeih die Wahrheit im leeren Geschwätz, die Liebe in dieser gottlosen Welt? Flie et aus Babels Mitte, fliehet und rettet eure Seele! liehet zu den Zufluchtsstättem wo ihr für die Vergangenheit Buße thun, -für die Gegenwart Gnade erlangen, für die Zukunft die Herrlichkeit getrost erwarten könnt. (St· Bernhard) Es kann eine Zeit kommen, wo es gilt, si zu fepariren. Denn wenngleich in Spr. 18, 1 gxkagt ist: Wer sich absondert, der sucht, was ihn ge- iistet, und setzet sich wider alles, was gut ist —- und wenn deshalb im Allgemeinen die Separation der Gegensatz der Kirchlichkeih d. fchastssinnes und der demüthigen Unterordnung unter » das GeFtz des gliedlichen Zu ammenwirkens (2. Tor. 12, 25 .) zu verwerfen ist, so können doch im Leben einer Kirche Momente kommen, wo es Pflicht wird, die Gemeinschaft zu verlassen und sich abzusondern Ein solcher Moment ist dann gekommen, wenn die Gemeinschaft Babel geworden ist. Dabei ist aber wohl auszumerken, daß man mit solchem Urtheil ni t zu schnell fertig sei. Denn auch das Leben einer irche txt manchen Schwankunssen unterworfen. Es gibt erioden des Verfalles, erfinsterungen gleichsam, den Verdunklungen der Sterne vergleichbar,» denen aber, so lange nur die Fundamente feststehen, jedesmal eine Wiedererhebung und Rückkehr zum ursprünglichen Glan e folgen muß. Um eines solchen vorübergehen- den ufstandes der Krankheit willen soll niemand die Kirche ür Babel halten. Sie ist dies nur dann, wenn sie die objectiven, öttlichen Fundamente, die Gnaden- mittel, Wort und akrament, grundsätzlich und dauernd in ihrer heilskräftigen Wirksamkeit gehemmt hat. Dann erst also, wenn die Seele in der Kirche die reine gött- liche Lebensspeise des Wortes Gottes nicht mehrsfinden kann, gilt es, »die Seele zu retten, daß sie nicht unter- el)e in der Misgethat der Kirche.« Von dieser Ab- onderung von er Kirche ist aber wohl zu unter- eiden die Absonderun innerhalb der Kirche von a e dem, was dem geklunden Leben der Kirche selbst entgegengesetzt und deshalb als ein krankhafter Be- standtheil am Leibe der Kirche u· betrachten· ist. Solche Absonderung ist tägliche Lsgflicht des Christen. Magnet-ach) · gnldene Kelch zu Bebel«, der alle 7. Der Welt trunken gemacht hat, ist in der Hand des h. des kirchlichen Gemein- HEtkn sein güldener Kelch, glänzend durch Macht, Reichthuin und Herrlichkeit, voll oerführerischer Reize zum Götzendienst, war Babel, aber er stund unter der Macht des HErru und diente, ohne es zu wissen, in seiner Hand, alle Welt trunken zu machen von dem Weine seines Zorns] [Und siehe] Alle Heiden haben lwirklich von ihren Zauber- künsien sich verführen lassen, haben mit ihr ge- buhlet und] von ihrem Wein getrunken kaber sie tranken nicht blos die Lust, sondern auch Gottes Zorn] darum sind die Heiden so toll [blind und sinnlos] geworden ldaß es dem HErrn ein Leichtes war, sein Strafgericht durch dasselbe Babel, mit dem sie gebuhlt, über sie zu bringen und durch die Schrecken des Gerichts sie mit Entsetzen und betäubender Verzweiflung zu füllen Kap. 13, 12 f.; 25, 15 f.]. «) Babylon, die Herrlichkeit dieser Welt, wird ein güldener Kelch genannt, weil es, indem es rühmt, wie schdn das Jrdische und Zeitliche sei, die thörichten Sinne in ihrer Begehrlichkeit trunken macht, so daß sie nach dein gleißenden Zeitlichen trachten und das schöne Unsichtbare verachten. Ein güldener Kelch ist darum Babylon; denu während es den Schein der äußerlichen Schönheit zeigt, raubet es den Sinn der inneren Lauterkein (Gregor der Gr.) 8. [Aber] Wie plöszlich ist [nun] Babel [selbst vom Zornwein Gottes getränkt und trunken wor- den, wie plötzlich von ihrer Höhe herab] gefallen nnd zerschmeltertl [O, habet Mitleid mit ihr, ihr Völker, die ihr mit ihr gebuhlet und alsdann von ihr geknechtet worden, und] Henlet über sie; [verfuchet "doch, ob ihr ihren Schaden nicht heilen, sie von ihrem Fall nicht wieder aufrichten könne«] nehmet auch [Heil-] Salben zu ihren Wunden, ob sie vielleicht möchte heil werden [Jes. 21, 9]. I. [Aber die Völker antworten mir:] Wir [haben alles versucht, um zu] heilen [die Wunden [der zerschmetterten Jungfrau] Babel; aber sie will nicht heil werden sihr Sturz war zu tief und schrecklich]. So lfordere ich euch auf] laßt sie fahren [Und sorget für eure eigene Sicherheit und Be: freiung!], und [ste rufen, meiner Aufforderung ge- maß, einander zu:] laßt uns [aus Babel fliehen, die Zeit unserer Erlösung ist da, und], ein jeglicher in sein Land [da wir wohnten, ehe wir uns von Babel verführen ließen, und durch Gottes Gericht von ihm verschlungen wurden, zurück] ziehen. Denn [das erkennen wir nun allesammt deutlich aus der Tiefe ihres Sturzesj ihre Strafe [besser: ihre Schuld gegen den lebendigen Gott] reicht bis an den Himmel, nnd langet hinauf bis an die Wolken. 10. sAuch Israel befindet sich unter diesen Völkern, und es lobet und preiset den HErrn, in- dem es sich von Babel scheidet und in die Heimath gen Zion entfliehn] Dei· HEtr [hat Großes an uns gethan, rufen die Heimkehrenden jubelnd aus, Eilige Flucht aus dem, dem Untergang geweihten Babel ist die einzige Rettung der Kinder Israel. 385 denn er] hat unsere Gerechtigkeit sunsere gerechte Sache gegen Babel, dem uns der HErr nur zur Ziichtigung übergeben hatte und das uns statt dessen tyrannisch unterdrückte, also daß alle Völker uns für gänzlich verworfen und verlassen ansehen mußten Pf. 37, 6., wieder an’s Licht] hervor ge- bracht. Kommt, laßt uns sites Land unserer Väter zuriickkehrem in die gnadenreiche Gemeinschaft mit unserem Gott, und] zu Zion [wo der HErr unter seinem Volke thronet und stch ihm offenbaren rühmen und] erzählen die [großen] Werte des HErrn, unsers Gottes sdaß er uns durch seinen allmächtigen Arm erlöset, unsere Feinde zerschmettert und uns wieder zu Gnaden angenommen hat Kap. so, 28; Jes. 48, 201 «) Babel ist ein äußerlich fchöner, aber innerlich wurmstichiger Apfel. Deshalb muß früher oder später die Fäuluiß bemerkbar werden. So geht es mit allem, dessen Kern und Mittelpunkt uicht Gott ist. Wenu diese inuerliche Hohlheit und Nichtigkeit anfängt, sich auch nach außen fühlbar zu machen, wenn bald da, bald dort ein Riß, ein fauler Fleck sichtbar wird, dann kommen freilich die Freunde und Verehrer der Weltmacht und wollen bessern, zudecken, flicken, heilen. Aber das hilft alles nichts. Denn was einmal den Tod im Leibe hat, das kann kein Arzt mehr kurireu. (Rägelsbach.) 11. Ja, [mein Werkzeug zum Sturze Babels ist schon erwählet und steht schon bereit:] poliret kund schärfetJ nun die Pfeile wohl und rüstet die Schilde sihr Völker des Nordens]. Der HErr hat [nänkIich] den Muth der Könige in Meden [der Häuptlinge über die einzelnen Gaue der Meder*] erweckt [daß sie ihm als Strafwerkzeuge dienen sollen] Denn seine Gedanken stehen wider Babel, daß er sie verderbe; denn dies ist les gilt] die Rache des HErrn [an dem hochniüthigen ihn selbst .und sein Volk oerhöhnenden Babel], die Rache [für die Zerstörung und Entheiligung] seines Tem- pels [Kav. 50, 28]. «) Die Meder waren in der älteren Zeit in einzelne Gaue gegliedert, bis» sie fich im J. 714 v. Chr» als sie von den Assyrern abgefallen waren, um ihre Un- abhängigkeit zu behaupten, unter ein gemeinsames Oberhaupt stellten und Dejoces zu ihrem Monarchen wählten. Uebrigens bezeichnet hier wieder (Jes.13, 17) Medien alle arischeu Völkerschafteu des jetzigen Jrau, zusammengefaßt unter dem Namen des bedeutendsten und herrschenden Volksstammes Neben den Medern nennt Jes (21, Z) noch die Perser als Hauptvollstrecker des Gerichts an BabeL Vgl. über die Meder Z. Kötu 22, 2 Anm.; 25, 27 Anmx 2. Chron. 36, 20 Aum.; über die Perser Esr. 1, 4 um. 12. Ja, stecket nun Panier auf die Mauern zu Bade! [damit das ganze Angrtfssheer es sehe und auf den dadurch bezeichneten Punkt seinen An- grifs richte], nehm-et [rings um die Stadt] die Wache ein [und schließet sie eng ein], setzet [auf allen Punkten] Wachter [gegen die Stadt, daß niemand aus- und eingehe], bestetlet die Hut wörtlich: leget Hinterhalte, damit ihr bei D ä ch lel’ s Bibelwert einem etwaigen Ausfall in die Stadt eindringen können; denn der HErr gedeutet etwas khat etwas beschlossen wider Babel], und wird auch thun, was er wider die Einwohner zu Babel sdurch seine Propheten gedroht und] geredet hat. 13. lWas werden dir dann uüßen alle deine großen Schutzmittels Du Jungfrau BabeIJ Die du an großen Wcissern [nämlich dem Euphrat mit vielen Kanälety Gräben, Deicheki und Sümpfen] tvohnests [und mit Hilfe derselben gewaltigeFesiungs- werke erbauet hastL und [dazu] große sdurch Beute und Raub aus aller Welt zusammengeschleppte und durch die Fruchtbarkeit des Landes noch vergrößerte] Schciße hast, dein End ist kommen, und dein Geiz snach unrechtmäßigem Geld und Gut] ist aus [sein Maß ist nun voll]. V) Die Fruchtbarkeit des babylonischen Landes, der Ertrag der Aecker beruhte auf den Ueberschwem- mungen des Euphrat; durch ein ausgedehutes System von Dämmeu, Canälen und Strombauteu erreichte es Nebucaduezay sowohl das Wasser des Euphrat an jeden Punkt der babylonis en Ebene zu leiten, als Versumpfuugeu und Ueber uthungen, die uicht selten waren, abzuwenden und die Ueberschwemmung zu regultren (M. Dunker.) Diese Was erbauteu hatten als nächsteu Zweck die Bewässeruug des Landes und die Schiffart, boten aber zuglecch mächtige Ver- theidiguugsliuien gegen den Feind. 14. Der HErr Zebaoth hat bei seiner Seele [bei seiner ewigen Kraft und Gottheit] geschtvorent Ich will dich mit Menschen füllen [wörtlich: Jch habe dich, o Babel, zwar mit so unzähligen Menschen angefül1t], als tvcirems Käfer [Heu- schrecken, die niemand zu zählen im Stande ist; aber all’ deine Menschenmassen sollen dich uicht vor dem Untergange schützen], die lnämlich sie, die Feinde, die ich wider dich rüste] sollen dir [doch] ein [Kelter-] Liedletn singen ldas dir keine Freude erwecken soll, nämlich einen mächtigen Schlacht- gesang, der dir und deiner Stadt und allen deinen Schätzeu den Tod ankündigt] 15. [Er, der allmächtige Schöpfer der Welt und allein wahre Gott, hat solches über dich ge- schworen] Der [wie tch in Kap. 10, 12—16 schon zu meinem Volke, um ihm jede Furcht vor den Götzen zu nehmen, gesagt habe] die Erde durch seine Kraft gemacht hat, und den Weltireis durch seine Weisheit bereitet, und den Himmel ordentlich zngerichtet 16. Wenn er donnert, so ist da Wasser die Menge unter dem Himmel; er zencht die Nebel auf vom Ende der Erde; er macht die Blitze im [genauer: fiir den] Regen, und läßt den Wind kommen aus heimlichen Oertern sda er sie verbirgt als in Schatzkammerm daß sie ihm dienen zu seinen Gerichten] 17. Alle Menschen sind Narren mit ihrer Kunst [genauer: werden zu Narren und ohne Verstand — wenn sie einmal ernstlich solche A— T« II. 2. 25 386 Jeremia 51, t8—30. Wunder der Schöpfung und Regierung Gottes betrachten] nnd alle Goldschmiede stehen [wenn sie solche Thaten Gottes ansehen] mit Sthanden [da] mit ihren Bildern [die sie als Götter anfertigen und die doch keinen Odem haben]; denn ihre Götzen sind Trugerei, und haben kein Leben. 18. Es ist eitel nichts lwas sie als Gott ausgehen] nnd verführerisch Werk [besser: und ein Werk zum Verspotten]; sie sdie ohn- mächtigen Götzenj mitssen [alle] umkommen [in ihrer Richtigkeit offenbar werden] wenn sie heim- gesucht werden [wenn einmal Heimsuchung und Trübsal kommt, wo sie dann nicht zu helfen im Stande sind]. In. Aber also ist der nicht, der Jakobs [des Volkes Gottes] Schatz ist; sondern ser ist der allein wahre Gott] der alle Dinge schafft; der ist’s, nnd Jsrael ist die Ruthe sder Stamm] seines Erbes [das Volk, das er stch zum Erbtheil und Eigenthum erwählt hat]. Er heißt HErr Zebaoth Manche namhafte Ausleger sind der Ansicht, daß die Verse 15—19 durch einen Unberufenen aus Katz. I0, 12—-16 hier einge choben worden seien und den Zusammenhang gänzlich unterbrächem Allein sie. müssen zugestehen, daß nach V. 14, wo der HErr bei seiner wahr aftigen Gottheit die Gewiß eit des Unter- gangs Babels trotz all einer Macht eschwört, eine weitere Auseinandersaltung seiner Schöpfermajestäh in der ich seine wcxsre Gottheit gerade für Heiden am deutlich ten kennzei net, sowie eine Darstellung der Nichtig eit der Götzen, auf die Babel sein Vertrauen setzte, sehr am Platze war, ferner, daß Jeremia auch onst öfter» chon von ihm bei anderer Gelegenheit ge- pro ene orte am passendsten Orte wiederholt hat. Es Ist auch hier nicht , zu bezweifeln, daß Jeremia selbst seine in Kuh. 10 zu Israel gesprochenen Worte hier wiederholt hat. ,,JnKap.10 wollte Jeremia mit dieser Verkündigung die Furcht des abgöttischen Volks vor der Macht der heidnischen Götter bekämpfen, hier will er damit das Vertrauen der Chaldäer auf ihre Götter erschüttern und sagen, daß vor der Allmacht des Schöpfers· und Regierers der ganzen Welt am Tage des Gerrchts alle Götzen zn chanden werden, und dünn Israel erfahren wird, daß der Bildner des Weltalls sich durch den Sturz Babels als der Schöpfer Jsraels erweisen wird.« 20- lO Babel] Du bist mein Hammer, mein Kriegstvaffen szur Ansrichtung meiner Strafgerichte auf Erdeu]; »durch dich habe ich die Heiden [Völker] zerschmissen und die Kdnigreiche zerstört. 21. Jch will deine Rosse und Reiter zer- scheitern; ich wtll deine Wagen und Fuhrmcinuer zerschmeißen [wortlich: Durch dich habe ich Rosse und Reiter zerscheitertz durch dich habe ich Kriegs-Wagen und Fuhrmänner zerschmetterth 22. Jch will deine Männer und Weiber zer- sthtneißenz ich will deine Alten und Jungen zer- schmetßeuz ich will deine Jünglinge und Jung- frauen zerschineißen swortlichx Durch dich habe ich Männer und Weiber, Alte und Jungen, Jüng- linge und Jungfrauen zerschmettert]; 23. Jch will deine Hirten und Heerde zer- schmeißenz ich will deine Bauern nnd Joch zer- schmeißenz ich will deine Fürsten und Herren zer- schmeißen wörtlich: Durch dich habe ich Hirten nnd Heerde, Bauern und Joch, Fürsten und Herren zerschmettert]. 24. lNun aber, nachdem ich durch dich mein Zorngericht an so viel Ländern mit all ihren Be- wohnern vollbracht und du, die Axt, dich hoch: müthig erhebest und rühmest gegen mich, der dich schwinget, will ich dich selbst zerschmettern.] Denn ich will Babel und allen Einwohnern der Chaldåer [Chaldäa’s] vergelten [ihren Uebermuth, insbesondere] alle ihre Bosheit, die sie an Zion begangen haben swährend er doch nur meine Zuchtruthe, mein Hammer gegen dasselbe sein sollte; dafür will ich esEnieDerfchmetternJ vor euren Augen, spricht der N. H ,,Vor euren Augen«, o ihr Kinder Gottes, soll eure Drängerim die gottlose Babel, zusammenstürzen. So wartet nun in Geduld auf des HErrn Verheißung und Gericht. 25. Siehe, ich will an dich [o Babel] du schcidlicher Berg [der durch Macht und Größe über alle Königreiche emporragt, wie ein Berg über die Ebene, und sie alle beherrschet], der du alle Welt sdurch deine Eroberungssucht nnd Unter- iochung der Völker] Verderben, spricht der HErrz [deine Macht scheint jetzt unerschüttert fest, wie auf Felsen gegründet, aber] ich will meine [allmiichtige] Hand über dich szum Gekicht aus-I strecken, nnd dich von den Felsen herab wätzen [daß du niedrig und verachtet daliegstL und will einen verbrannten Berg ans dir machen [will dich einem ansgebranm ten Vulcan gleich machen, dessen vom Feuer ver- glastes Gestein zu nichts mehr zu brauchen ists; 26. Daß man weder Eckstein noch Grundstein saus dem man einen Neubau, ein neues Reich, wieder aufbauen könnte] aus dir nehmen könne; sondern svon deinem zerstörten Weltreiche soll nichts übrig bleiben und] eine ewige Wüste sin der niemand hatten, noch hausen kann] sollst dn sein, spricht der HErr [Kap. 25, 12]. Nicht blos von der Weltstadt Babel, auch nicht blos von dem Lande Babhlonien ist hier die Rede, sondern von dem babylonischem widergöttlichen Welt- reiche. Die Erfüllung dieser Weissagung reicht dem- nach bis in die letzten Zeiten, da das babylonische Weltreich das widergöttliche, antichristliche Reich über- haupt repräsentirt. — Hier tritt die typische Bedeutung von Babel im Gegensatz gegen die typi che Bedeutung Zions ganz offen hervor. Die böse Weltmacht, die Zions Feind it, muß sogar ein Berg heißen, obwohl Babel in der bene lag, um den Gegensatz gegen den Berg Zion auch bildlich zu veranschaalichen Zion, der heilige Berg (Jes. 2, 2——4), von dem Gerechtigkeit und Frieden ausget über alle Völker; Babel, der ädliche Berg (,, erg des Verderbens«), der alle elt Verderber. Zion, der Berg, da des HErrn Haus ist, soll in der letzten Zeit festgestellet sein auf die Gip el der Berge und über die Hügel erhaben; über Nun der HErr sein Gericht über viele Völker durch Babel vollstreckt, soll dieses selbst auch falleu. 387 Babel, den Berg des Verderbens, will? der HErr seine Hand ausstrecken und ihn von den Felsen her-abwälzen in den Abgrund. Aus Zion bricht an der fchöne Glanz Gottes (Ps. 50, 2); aus Babel will der HErr einen brennenden Berg machen, der in der Gluth des ZornesGottes geschmolzen wird. In Zion legt der HErr einen Grundstein, einen bewährten Stein, einen koftltchsn Eckstein, der wohl gegründet ist (Jef. 28, 16); aus abel, dem Berge des Verderbens, soll man weder Eekfteim noch Grundstein ne men können, son- dern »e1ne ewige Verftörung sollt du fein« Hier redet doch der Geist der Weissagung verständlich genug, wiewohl durch Bilder. So wenig, als unter Zion blos und vornehmlich das irdische, geschichtliche, räum- liche Zion zu verstehen ist, sondern das in diesem Zion· verborgene, zuletzt völlig offenbar werdende, lgeiftlichäeibliche Zion, so wenig ist Babel dem Propheten los oder vornehmlich das geschichtliche räumliche Babel am Euphrat, sondern das m diesem Babel ver- borgene, aber weit darüber hinausreichendh zu- letzt völlig offenbar werdende geistlichäeibliche Babel des widergöttlichen und widerchristlichen Weltreichs (Schmieder.) VIll o. V. 27——58. Während tm I. hauptheile der Weissagung wider Babel der Gedanke der tlothwendigkeit der Erlösung Jsraeis ans Babel äberwiegend war, im II. der ganze Gegensatz zwischen Babel und dem chErrn und dessen geisiigem Werkzeuge Israel heroorgehobeu wurde, erhebt sich nunmehr im 1lI. nnd lehteu haupt- theil die prophetisctze Rede zur triumphirenden Schil- derung des Untergangs Babels, wodurch silh der hErr als der Bäche: seines Volks asfenbaren wird. Der In— halt ist folgender: Die Feinde Bat-cis, die Weder mit den ihrer Herrschaft unterworfenen Völkern ziehen mit mächtiger cljeeresrüsluug gegen Babel heran, so daß die Erde zittert. Da lassen die Krieger Buben, überwiilligt durch die Erfolge des Feindes, kraft- und muthlos die Jtrme sinkew Der König von Babel aber empfängt in seiner Burg von allen Seiten die uaehrichten von der Einnahme der Stadt. Gegenwärtig geschieht alles, um die Stadt Babel herrlich nnd prächtig zu machen. Tiber es ist nichts, als die Zubereitung der Team, auf wel- cher in Batzen: die Ernte ausgeschichtet werden soll. llebucadnezar hat Israel gefressen, sein Eaud ausgeleert und wie ein leeres Gefäß stehen lassen, das Volk aber fortgesloßew Dafür ruft Israel die Rache des hErru an. Diesem Verlangen erklärt der tljErr auch ent- sprechen zn wollen. Ebenso wie BabelSsrael verschlun- gen, so soll auch es znr leeren, wasserlosen Wüste werden (V. 27—37). stillten in ihrer Schwelgerei wird sie dies ltachegericlzt treffen. Der tljErr selbst wird ihnen ein Gelage bereiten, da sie den Kelch des Zorns bis zur tödtlicljen Trunkenheit leeren nnd Schafen gleich zur Schlachtliauk geführt werden sollen. Babel wird genom- men nnd orrödeh alle Eöheu vernichtet und aller fähig— nett, das Gerauble festzuhalten und Verehrer anzuweisen, beraubt, auch Babels starke, stolze Mauern unigestsirzt Dann sliehe Israel aus dem Griiuel der Verwüstung und erschrecke ja nicht, wenn der tiriegslärni anhebt. Hinnnel und Erde werden jubeln, wenn Babels Götzen stürzen, Land nnd Voll: von dem Verwüster aus dem Uorden geschlagen wird. Ja, es wird Babel oergolteu werden, wie es Israel gethan (V. 38——49). Endlich faßt Ieremia noch einmal zusammen, was iiber Babels Versehulduiig nnd Bestrafung zn sagen ist. Israel möge getroa ans Babel hinweg und heimzieheu, feine erlittene Schmach wird an Babels Götzen und Land heimgesucht werden. Keine Mauer: wird es gegen die gerechte Vergeltung des hErrn skhühen Der gewaltige Lärm der Jer- störung Babels sammt seiner Bevölkerung von Certngeu und hohen wird weithin erschollen. sitt einem Worte des Propheten itjabakuk, welches sich im Untergang Babeis recht deutlich als wahr erweiset, daß nämlich Jlrbeit mit dlngereehtigkeii und Blut nur sit» Jener geschieht, schließt die ganze große weissagnng trefflich als (V. 50-—58). 27. Wttfet sein weithin sicbtbaresj Panier auf im Lande [auf Erden, daß die Völker sich zum Kampfe gegen Babel sammeln], blaset die Posaunen unter den Heiden, heiliget sdurch Opfer und Gottesdienste] die Heiden wider sie [die gott- lose Weltstadt Babel, denn der HErr selbst, der heilige und gerechte Gott, er sendet die Völker gegen Babel, und es ist ein heiliger KrieSJZ tufet wider sie sheran insbesondere] die Königreiche [oder Fürstenthitmer, welche um die Gebirge Armeniens herum liegen, nämlich] Aratat [iu der Mitte Arme- niens, in der Ebene des Araxes], Meni [- Armenien im engeren Sinne, im Westen des Gebirges] und Askenas seine Landschaft in der Nähe Armeniens, etwa Phrhgien in Kleinasien 1. Mos. 10, 3]; bestellet Hauptleule [die die Gottesheere in den Kampf] wider sie [führen], bringet Rosse sReiterei mit den berühmten, schnellen armeuischen Pferden gegen Babel] herauf, lsv zahllos und Schreckeu erregend], lvte flatternde [von jedermann gefürchtete, alles verwüstende] Käfer [oder Heuschrecken] 28. Heiliget die Heiden s-Volker] wider sie, nämlich [auch noch] die Könige [oder Stammes: haupter V. 1l Atem] aus Weben, sammt alleu ihren [Unter-] Fürsten und Herren sihren Statt- haltercq und süberhauptj das ganze Land ihrer [geuauer: s einer, des Oberkönigs der MederJ Herrschaft, » · 29. Daß [wenn dies gewaltrge Völkerheer gegen Babel anrücket, das Gericht des HErrn an ihr zu vollstrecken] das Land [die ganze Erde, von der Wucht ihrer Schläge] erhebe und er- fchreckez denn die Gedanken sund Rathschlüssd des HErtn [die er vorlängst schon über Babel gefaßt und seinen Propheten geoffenbart hat] lvollen [nun- mehr] erfiillet werden wider Babel, [nämlich] daß er das Land sund gesammte Reich] Babel zur Wüste mache, darin sin Ewigkeit] niemand wohne. 30. Die Heiden zu Babel [welche bis dahin vor keines Volkes Macht zurückschrecklen und des Reiches Größe gegründet und erhalten haben] werden [beim Anblick dieses gewaltigen Heeres wie von einem Schrecken von oben gelähmt, dastehen und] nicht zu Felde ziehen dürfen [= zu ziehen sich getrauen’«·; sie werden es aufgeben, noch Wider- stand zu leisten], sondern müssen smuthlosj tu der Festung [iu unzugänglichem festen Burgen» thaten- los] bleiben. Ihre sbisber bewirsevei Starke [im Krieg] ist aus nnd sind lschwacha widerstandslosd Weiber worden; ihre lVabelst WvbUUUaEU stUV 25I 388 Jeremia 51, 31-—37. [oon den Feinden schon] angesteckt, und ihre Riegel zerbrochen [ehe man noch gewahr wird, daß die Stadt bereits genommen ist]. St· Es läuft hie einer [ein EiIboteJ und da einer dem andern entgegen ldaß sie bei der Königs- burg zu gleicher Zeit eintreffen], nnd eine Botschaft begegnet hie und da der andern, dem Könige zu Babel [der rathlos und thatenlos in seiner Königs: burg am Euphrat in der Mitte der Stadt sitzt] anzusagen, das seine Stadt lschon] gewonnen sei bis an’s Ende [wörtlich: vom Ende her, d. h. von allen Seiten her], 32. Und [daß] die Furt [genauer: die Brü- cken" und Uebersahrstellen über den Euphrat in- nerhalb der Stadt] eingenommen [und von den Feinden besetzt], und die saus den Wassern des Euphrat zur Vertheidigung der Stadt gebildeten] Seen [gänzlich trocken gelegt, ja wie von Feuer] ausgebrannt sind, nnd die Kriegslente [endlich, die letzte Hoffnung, nach Zerstörung aller anderen Schutz- und Vertheidigungsmittel durch die Feinde] seien blöde [und vor Furcht kampfunfähig] worden. M «) Die ältere Sprache hatte zwei anomals Verben, die je t unri tiger Wei e in dürfen gusammenfallenx l) got . thaur an (praes. er the-W, ah . durften, mhd. u. nhd. dürfen, nöthig haben, egere (daher: bedürfen; ferner Freiheit wozu haben — eine moralische Mög- lichkeit, eine Erlaubniß wozu ausdrückendz erst in nhd. Zeit nahm es auch die Bedeutung von ,,sich unterstehen, wa en« an, wofür mhd. turren steht. 2) ahd. innern, mh . turren (praes. ich dar, wir rasten, Freier. ich t0rste) gewöhnlicher geturrem bei Luther und seinen Zeitgeno sen: thüren, turren, durren, getürren(getrauen). Neuere ibelausgaben haben dennoch das alte thüren (sich unterstehen, erkit nen, getrauen, wagen) fast über- all (auch an unserer telle) durch ,,diirfen« verdrängt, obwohl beide Worte nach ihrer Etymologie nichts mit einander gemein haben, z. B. l· Mos. 43, 32; 3. M. 26, 37; Jos 10, 21; i. Saat. 15, 17« 2. S. 17, 17; Esth.1,19; 7,9; Hioo 9,21; 10,15; 41, 14; 1.Macc. 5, 40. 417 n, 65; 2. Ware. 14, ge; Many. 2-2, as; Luk. 20, 40; Joh. 21, 12; Röm. 5, 7; 1. Cur· G, I; 2. C. 7, 16; 10, 12 u. m. a. Von diesem thüren ist das Adj- thürstig, kühn, muthig, verwe en, fre (Hiob 18, g; 2. Eos. 10, I; Phii.1,14; g. et. 2, 1o und das Adv. thürstiglich (1. Mos. 34, 25z vgl. die Anm.; 49,5; Spr. 14, 5. Its? abgeleitet, welche weder mit Durst, durstig, noch ,,dür en« etwas geme1n haben. (Jütting.) Wir haben an diesem Wort und seiner Verdunklung , sowie seiner kecken Veränderung in ein Dank, anderes Wort durch unberufene und unwissende ibelherausgeber ein trauriges Beispiel, welche Ein- buße der Reichthum unserer deutschen Spra e durch dergleichen Will ürlichkeiten erleidet und wie ehr das Verständnis; der deutschen Bibel unter denselben und unter der Unkenntniß der Sprache zur Zeit Luther’s leidet. — VI) Farren, d. i. so seichte Stellen, daß man m denselben durch den Fluß gehen könnte, at der Euphrat bei Babylon nicht. Es sind vielmehr rücken und Ueberfahrtsstellen zu verstehen, da Babylon außer der von Nebukadnezar erbauten steinernen Briicke (Herodot I, 186) bei ihrer großen Ausdehnun jeden- falls noch andere Uebergänge durch Schisfbrü en oder Fähren atte. — «) Die ganze Schilderung ist nicht als Bes reibung der geschichtlichen Umstände bei der Eroberung Babylons durch Cyrus zu fassen, daher auch das Verbrennen der Teiche nicht auf die Trockn- legung des Euphratbettes durch Abgrabuug des Flusses Zu beziehen ist, sondern xe ist poetische Ausmalung es edankens, daß alle chutz- und Verthe1d1gungs- mittel Babylons in die Gewalt der Feinde kommen und von ihnen zerstört werden. (Keil.) 33. Denn also spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel: Die Tochter Babel kist nun bald zum Untergange reif, sie] sie ist lvie eine Telme [ein offener Platz auf dem Felde, zur Zeit] wenn man drauf drischet [genauer: wenn man sie feststampft und alfo den Erdboden zum Aus- breiten des Korns und zum Ausdreschen herrichtet]; es wird ihre Ernte [wo das Korn gedroschen, näm- lich durch Dreschwagen oder Dreschochsen ausge- treten wird, nun] gar schier kommen [alles ist be- reit: das widergöttliche Reich Babel, wo der HErr das Gericht halten wird, seine Bewohner, die Chaldäer, an denen es vollzogen wird, sind gleichsam die Korngarben, die gedroschen werden, und die Strafwerkzeuge Gottes, die Meder, welche, wie die Dreschochsen die Garben, die Chaldäer zermali men werden Jes. 21, 10; Joel 4, is; Micha 4, 15 . Als] Jeremia schrieb, stand Babel auf dem Gipfel seiner Blüthe. Es konnte ihm also entgegengehalten werden: wie kannst du allem Augenschein zum Trotz von einem Erlahmen dieses herrlichen Kriegsheeres, von einer Einnahme und Zerstörung seiner unüber- windlichen Bollwerke reden? Jeremia antwortete darauf: Babel ist eine Tenne Was jetzt geschieht, um sie groß und errlich zu machen, ist nichts als die Zubereitung der enne durch Dreien. Jn Kurzem aber kommt die Zeit der Ernte. (Nägelsbach.) 34. fSolches soll ihnen widerfahren für ihre Frevel an Gottes heiligen: Volke. Jch höre meine Brüder, die Kinder der Tochter Zion, klagen:] Nebucadnezan der König zu Babel, hat mich kwie ein wildes Ungeheuer seine Beute zerreißt nnd ver: schlingt] gefressen und [bis auf die letzte Faser meines Lebens zermalmt und] umgebracht, er hat aus mir ein leer Gefäße gemacht kindem er mein Land menfchenleer machte und meinem Volke alles raubte] er hat mich verschlungen wie ein Drache fein gefräßiges Ungeheuer] er hat seinen Bauch gesiillet mit meinem Niedltchften fmit dem Schon: sten und Besten, was mir der HErr in seiner Gnade geschenkt hatte, indem er nicht allein die Schätze an Gold und Silber aus dem Heiligthum des HErrn raubte und des Landes Reichthum mit fortnahm, sondern auch alle heiligen, schönen Ord- nungen und Einrichtungen des Gottesreiches zer- störtejz er hat mich [endlich, um das Maß seiner Frevel voll zu machen, arm, nackt und bloß] ver- stoßen; 35. [Der HErr hat lange geschwiegen zu all’ diesen Gewaltthaten und seine Rache lange ge- Das Gericht Gottes über Babel wird durch die Meder vollführt werden. ruht] Nun aber findet sich über Bade! der Frevel sven es] an mir begangen, und mein Fleisch, spricht die Einwohnerin zu Zion, « und mein Blut [das Babel gierig verschlungen, wird zum gerechtcn Gericht der Vergeltung] über die Ein- wohner in Chaldcia [herabkommen], spricht Jeru- salenuttt «) Bei dem Worte ,,Drache, Drachenwohnun u. dergl-« sollen wir nicht hängen bleiben an der är- chenhastigkeit und Unglaublichkeit der alten Geschichten von Drachen und geflügelten ungeheuern, sondern sollen den tieferen Inhalt dieser Bezeichnungen über- denken. Wie bereits in Hiob Z, 8 Anm. 2 ausgeführt ist, reichen die Sagen von den Drachen mit ihrem Ursprung bis in die älteste Zeit der Menschengeschichte hinein und enthalten eine deutliche, nur mit allerlei volksthümlichen Erzählungen aus den späteren Erfah- rungen und Erlebnissen eines Volks verdeckte und ver- mischte Erinnerung an den Feind Gottes und des Menschen, der den Menschen am Anfang als Schlange voll List und Lüge und Mordlust um seine Seligkeit und Herrlichkeit brachte, der Gottes Volk des alten Biindes um des Anfangs willen zur Wiederherstellung des verlorenen Paradieses, der in ihm vorhanden war, verfolgt hat, der Christum und die Seinen verfolgt hat und mit tödtlichem Hasse verfolgen wird bis zum scheinbar vollendeten Triumph, der aber zugleich das Ende seiner Herrs aft und der Anfang der ewigen Qede des anderen odes für ihn und sein Reickkl sein wird. Wenn nun Luther hier das hebr· Wort t anin mit ,,Drache« übersetzh so deutet er zugleich ganz rich- ti daraufhin, daß das Reich Babel, welches zum er ten Male Gottes Reich gänzlich verschlungen und sich damit als die Spitze in der Entwicklung der Welt- macht bewiesen hatte, ein Abbild und eiue Ausgeburt des unsichtbaren Reiches der Finsterniß, des höllis en Drachen, des Teufels gewesen sei. Die gottfeindli en Weltreiche haben u allen Zeiten die Drachennatur gehabt und gegen ottes Reich bewiesen und werden dieselbe haben und immer deutlicher beweisen, bis das letzte antichristliche Weltreich das Geheimniß der Bos- heit offenbar machen und das Zeichen des Thieres, des Drachen, deutlich an sich tragen wird. Diese Drachennatur hat aber die drei Seiten der List, der Lüge und der Mordlust. Diese drei Naturseiten at auch das babylonische Reich vom Anfang seiner e- iehungen u Israel bewährt, wie sich aus der Ge- schichte na weisen läßt. «) Die Einwohnerin zu Zion ist die Tochter Zion, als die persönliche Einheit der ganzen Einwohnerschaft Zions. Die Tochter Zion a er ist nicht nur die Person, welche die Einwohnerschaft Zions darstellt, sondern auch zugleich die Seele der Stadt und i rer Räume, die Sta t ist gleichfam ihr Leib. Dieser eib der Tochter Zion ist seiner Einwohner, seiner Kost- barkeiten, keines Inhalts beraubt, gleicht einem leeren Ge ä . (Schmieder.) s M) s liegt in diesen beiden Versen (34 u. 35) nicht eine bloße Klage über die ungerechte Behandlung dur Babel ausgesprochen, womit pharisäischer Stolz auf ie eigene Gerechtigkeit vereinbar wäre, sondern verborgen zugleich die bußfertige und demüthlige An- erkennung der eigenen Schuld und Strasw«rdigkeit, eine Appellation von dem stren en Richter des Hauses Gottes an den Erbarmer und eiland, der nicht will des Sünders Tod; wie aus V. 36 deutliih wird, wo der Err verheißt, dieses seines, wenng eich schwer vers uldeten und durch seine Zulassung bis zur Todes- 389 nähe gezüchtigtem Volkes Rächer sein zu wollen. Jndem Israel Babel anklagt, erklärt es zugleich, sich scheiden rirsikkktsxgsgksgbsls »Hei-»Ur. Ussdssskrsss sen; l , Ull ell kll cl a elll eke und als den, der eben in den chweren Schlägeiiz seine Liebe gegen sein Volk bewiesen, anerkennen zu wollen. — Dei« »S lag der Zuchtruthe hebt unser Haupt auf, so daß wir insehen auf den, von welchem der Schlag gkxxirsihetspsiispixtixhkxgh«- gbistsssss Or« Mir— en, l! IV UU M! elll Herz wenden mögen, welches ksich nach unsrer Umkehr sehnetz Jesu Hand drohet, a er sein Herz wallt. vor Mitleid. Seine drohende Hand soll uns nach Golgatha treilftiemhdamit uåis dikrk in seiä mitleidiges Hohe- prie er er ein ie e . « W t d t, aber sein garmherzigertfSiiitiexieht auf» Jakoliäl gszxusssssiirsinnst-s« sgssi essen skssssxsiss ek le e; elU kcl eU e VV l elll reinigendes Wort, weil es uns zu dem reinigenden Heilbrunnen aus Golgatha führt. Je mekßr die Welt und der Satan dich· quälen, desto mehr sto en sie dich äixntlchisiäkskk HETILTHTikDiIMZUJH We« F« Ist« U llcl eure! cl- durch, daß sie das Ge entheil erreichen von dem, was sie roollen Das hat ott also geordnet, darum führt er seine Zuchtruthe wohl durch remde und »feindliche FkIädXMzTkTiTIkF Pikkvåiiiki LTE"EZTUZZFUHUVH«"D . a ek . 36. Darum spricht der DE« also szu seinem klagenden und im Elend schmachtenden Volke, der Tochter Zion und Jerusalem]: Siebe, ith [habe dir gezüriiet und dich gezüchtigt um der Sünden willen, die du gegen meine heil. Gebote und mei- nen Bund begangen; aber ich habe dich nicht ver- worfen; nun ist die Zeit gekommen, wo ich mich deiner wieder erbarmen will; ich] will snun als dein Yiwaln Schützer und dVertheidiger austreten und] r [an deiner Statt] eine [gerechte] Sache [wider Babel] ausführen und dich [in allen Stücken, in welchen es gegen meinen Willen freventlich wider dich gehandelt] rächen; ich will ihr Meer [die reiche Wassersüllw der das Land Babylonien seine Fruchtbarkeit und die große Hauptstadt dieses Weltreichs ihre Macht verdankt, näm- deifi Euphsgt icknit seinenb Fmälgi , See? und mp et! Cl! cv Uclt Un te kUUUeU gen« ihren Brunnen, aus welchem bisher ihr Reich- thum und ihre Macht hervorquolh nämlich den Euphrat] versiegen lassen [also daß Armuth und Ohnmacht über sie kommen und ihre gewaltthätige Habsucht ihren entsprechenden Lohn empfangen soll Kapå7äo«ii«d; Eli izlkv s W« «ch s i s . n n e a e rei amm einer abgbttischen Hauptstadt] soll salsdann]»znm swüstenj Steinhaufen san dessen Truinmern Iedermann die vergangene Herrlichkeit und Gottes vergeltende Hand deutlich erkennen kann] und zur Drachen- Wohnung szum Aufenthaltsort der scheuen Wusten- thiere,» als der SchaEaIeJ werden, zum Wunder szu einem Gegenstand, auf den jedermann mit Verwunderung, mit Entsetzen und geheimen Grauen hinschaut] nnd zum Anpseifen [daß die Menschen 390 den Kopf schütteln und mit spöttischem Mitleid die vergangene Größe betrachten, also], daß niemand drinnen wohnet [weil er fürchten muß, von dem Fluche, der auf der Stätte ruhet, auch getroffen zu werden]. 38. Sie [die Chaldäey sitzen jetzt in sicherem Wohlbehagen da in ihrem großen, mächtigen Reiche und] sollen mit einander briillen [wörtlich: und brüllen mit einander], wie die Löwen [wenn sie in gieriger Wuth ihre Beute zerreißen] , und schreien [oder knnrren], wie die jungen Löwen [wenn sie ihren Raub in Sicherheit gebracht haben Am. Z, 4]. 39. [Aber] Ich [der HErr, der bisher ihrer Raubsucht ruhig zugesehen] will sie mit ihrem Trinken in die Hisze sehen [genauer: will ihnen, wenn sie von innerer Gluth gefräßiger Gier und Mordlust erhitzt sind und im Genusse des Flei- sches der unterjochten Völker schwelgety ein Trinkgelage anderer Art, wie es ihnen gebührt, zubereiten], nnd will sie [vom Kelche meines Zornweines] trunken machen, das; sie kdavon wie Trunkene] fröhlich werden, und [im Rauschej einen ewigen Schlaf schlafen sin einen ewigen Schlaf fallen]- von dem sie nimmermehr anfwachen sollen, spricht der HErn Es ist Zierin gerade keine unmittelbare Weissagung davon ent alten, daß Babel während eines Trinkge- lages seiner Großen erobert werden solle, aber die ge- schichtliche Thatsache, daß Cyrus Babylon einnahm, nxä rend die Babylonier ein Fegt feierten und Gelage hie ten, ist doch eine wunder are Fügun Gottes, durch welche er die Worte seines Knechtes in spe iellster Weise und zwar als aus dem Geiste der Weisagung heraus, bestätigte. Aehnlich hat öfters die Erfüllung in coneretester Weise eine allgemeiner gehaltene Weissa- ung zur Stärkung unseres Glaubens bestätigt. Es soll in unserem Verse zunächst nur der Gedanke aus- edrückt werden, daß die Bewohner Babels mitten im szchwelgerischen Genusse der von den Völkern erbeuteten Reichthümer und Schätze von dem Gerichte des Todes überrascht werden sollen. M. Jch will sie [alle Bewohner von Babel in allen Ständen, Geschlechtern und Altersstufen aus ihrer Höhe] herunter führen, wie Lämmer zur Schlachtbanh wie die Widder mit den Böcken fund sollen daselbst mir zum Schlachtopfer werden Knie. 48, 15; so, 27; Jes.34,6; Hei. 39, 18]. 41. Wie ist [der König] Sesach [d. i. der König von Vabel, der jetzt über alle Macht der Welt Erhabene, dereinst aber unter alle Gede- müthigte und Gefallene Kuh. 25, 26 Anm.] so sunerwartet und plötzlich] gewonnen, nnd [seine Residenz Babelj die Beriihmte [unter allen Städten durch Herrlichkeit und Glanz hervorragende und gepriesenej so eingenommen! [Kap. 49, 25.] Wie ist Bade! so zum Wunder ldas man nur mit staunendem Ensetzen anblickt] worden unter den Heiden! Jeremia 51, 38——50. 424 [Denn] Es ist ein Meer [von starken und großen Völkern, die der HErr selbst gerufen Kap· 46, 7] über Babel gegangen, nnd sie ist mit desselbigen Wellen Menge bedeckt sebenso wie einst Pharao mit all’ seiner Kriegsmacht von den brau- senden Wellen des Schilfmeeres verschlungen ward, weil er Gottes Volk unterdrückte und nicht ziehen lassen wollte]. 43. lAlso hat das tobende und wogende Meer des seindlichen Heeres auch Babel über- schwemmt und alles verschlungem daß] Ihre Städte sind zur Wüste, nnd zu einem dürren öden Lande worden; zum Lande, da niemand innen wohnen und da kein Mensch innen wandelt [Kap. 48, 9; 50, 12; 49, 18. 33]. 44. Denn ich habe* [mit Babels Fall zu- gIeichJ den Be! zu Babel [Kap. 50, 2., den Hauptgötzen des abgöttischen Reiches, den sie für den Hort und Befchützer ihrer Macht und Herr- lichkeit halten, mit dem Gericht der Vernichtung] heimgesucht, und hab aus seinem Rachen gerissen, das er verschlungen hattet-«: [alle Völker mit ihrem Hab und Gut sammt den freiwilligen .Weihge- schenken, die man ihm in seinen großen Tempel gebracht, insbesondere auch Jsrael und seine kost- baren Tempelschätze und Gefäße Dan. I, 3; Jes. 46, 1]; und sollen [flirder] die Heiden nicht mehr zu ihm laufen [ihm in blinder Verehrung ihre Güter und Schätze zu weihen]; denn es sind [alle Bollwerke Babels gestürzt] auch ldas Haupt: bollwerk, auf welches es sich nächst seinem Götzen Bel verließL die [beriihmten, überaus starken, dop- pelten] Mauern zu Bade! [die äußere, 480 Stadien, und die innere, 360 St. lange Mauer] zer- fallen. «; Die tempora praeter in diesem Verse sind, wie so o t, prophetische Vergangenheit und formell nicht verschieden von unserer Gegenwart. is) Daß hier dem Götzen Bel das Verschlingen der Völker und ihrer Schätze zugeschrieben wird, be- weist, daß er im Sinne des Propheten und emäß der eigenen Vorstellung der Chaldäer der zur Herson ge- wordene Geist Pudels, gleichsam der souverain ge- wordene Volkswille, war. 45. [So] Ziehet sann] heraus, mein szur Freiheit hindurchgedrungenes] Volk, nnd ertette ein jeglicher seine Seele, sindem er sich innerlich und äußerlich von Babel scheidet, ja, rettet euch] vor dem grimmigen Zorn des HErrn soer sich über das widergöttliche Reich entladen wird V. 6; Kein. so, 8]. 46. [Aber] Euer Herz möchte sonst sbesserx möge ja nicht] reich werden nnd verzagen vor dem Geschrei [vor allerlei ängstigendem GerüchtL das man im Lande [Babel, da ihr gefangen seid, vor dem Hereinbrechen meines ZorngerTchtSJ hören wird. Denn es wird ein Geschrei sein schreckendes GeriichLJ im sin einem] Jahr [durch’s Land] gehen, « Kinder Gottes sollen im fremden Lande sehnsüchtig de-s HErrn und seines Jerusalems gedenken. 391 nnd nach demselbigen im andern Jahr auch»ein Geschrei [wiederum ein anderes Gerücht] nber [allerlei] Gewalt [-ihat, Kriege und Empörungen] im Lande, nnd wird ein Furst [auf Erden] wider den andern sein [so daß die Welt in immer grö- ßerer Verwirrung sich aufzulösen scheint] Mit denselben Worten ermuthigt und tröstet der HErr Christus seine Jünger wegen der Schrecknisse, welche am Ende der Zeiten seiner Zukunft m Herr- lichkeit vorangehen werden (Mattg. 24,6; Mare. l3,7; Luk. 2l, 9). Zieraus erhellt, da die Eroberung des geschichtlichen abel und die Trübsale, welche ihr vor- angingeu und von Israel mit getragen werden muß- ten, ein Vorbild auf die Zerstörung des Babel der letzten Zeit und der derselben vorausgehenden großen Trübsal sind, daß also der Geist der Weissagung in unseren Versen ugleich auch auf jenes letzte Babel hindeuteh ja da? dann erst Jeremicks Weisfagun sich vollständig ersüllen wird. Babels Sturz ist a ezeit des Volkes Gottes Erlösung. Alle Gerichte, welche über die Welt ergehen, sind ein Spiegel und Merk- Eichen des kommenden Entfscheidungs erichts, des turzes Babels und der Erlö ung der inder Gottes. Darum ilt diesen in allen vorlaufenden Gerichten das Wort: uer Her werde nicht weich, sondern hebet eure Häupter aus«, darum, daß sich eure Erlösung nahet. — Dieser Ermahnunssiommt aber nur der nach, der in diesen über die elt hingehenden Vor- erichten in tä licher Buße sich demüthiget und die rübsal mit lei et und sich täglich mehr von allem götzendienerischen Wesen der Weltmacht reiniget. 47. sFürchtet euch alsdann nicht; denn] Da- rum [gerade, weil alles dies nur Vorboten des heranziehenden entscheidenden Gerichts über Babel und eurer Erlösung sein wird] siehe, es kommt die Zeit, daß ich die Götzen zu Babel kund mit ihnen alle Frevel Babels an mir und meinem Volke] heimsnchen will», nnd ihr ganzes Land zu Schanden werden sollz und ihre Erschlagenen drin- nen liegen [all’ seine Bewohner in seiner Mitte erschlagen] werden [sol1en]. 48. Himmel und Erde, nnd alles, was san stchtbaren und unsichtbaren Creaturen] drinnen ist, werden [alsdann] janchzen über [den endlichen Untergang des großen WeItreichsJ Pudel, daß [die Werkzeuge des Zorngerichts Gottes] ihre Verstörer von Mitternacht kommen sind [und ihr den Garaus gemacht haben] spttcht der HErn Auch diese Worte finden, obwohl die Zerstörung des Ehaldäerreiches und der Stadt Babel ein die ganze alte Welt erschütterndes Ereigniß war und bei vielen Völkern Jubel erzeugte, ihre wahre Erfüllung erst dann, wenn einst das antichristliche Reich Babel, die vollendete Schöpfungl des Reiches der Finsternis» durch den allmächtigen rm des m Herrlichkeit mit allen heiligen Engeln wiedererschienenen Christus zu- sammenstürzen wird. Denn wenn jetzt schon die Engel Gottes und das gesammte Reich des Lichts ein Tri- umphfest feiern, wenn ein einziger Sünder sich bekehrt und das Reich der Finsterniß nur an einem Punkte geschlagen wird, wie vielmehr wird das Reich des ichts im Himmel und auf Erden einen lauten Tri- umphgesang anstimmen, wenn das ganze Reich der Finsterniß zusammenftürzt (Osfenb. 19, 1 sf.). 49. Und [ebenso] wie Babel in Israel [dem nach Gottes Erwählung ersten Volke auf Erden] die Erschlagenen gesiillet hat, also sollen [als ge- tkchte Vergeltung] zu Babel die Erschlagenen ge—- sallet werden im ganzen Lande. 50. So ziehet nun [ihr Kinder des Volkes Gottes, mit Freuden und in Frieden in die Hei- mathJ hin, die ihr dem Schwert sgroßen Trüb- salen und Bedrängnissen unter Babels drückender Herrschaft, ja endlich auch der Todesgefahr unter den heranziehenden Gerichten] entronnen seid, nnd sciumet euch nicht [indem ihr etwa auf dem Wege noch unschlülsig stehen bleibet und zurückschaueh auf daß euch nicht das Schicksal von Lors Weibe treffe. Schickei einstweilen eure Herzen voraus und] Ge- denket [fort und fort, bis der Tag eurer Erlösung und Heimkunft da ist, mit Sehnsucht] des HErru [und der Seligkeit in seiner Gemeinschaft, die ihr noch] in fernem [fremdem] Lande [ohne des HErrn Nähe und seine schönen Gottesdienste weilen müsset], und laßt euch Jerusalem [die Stadt Gottes, da man feine Wunder prediget und vor seinem heiligen Antlitz anbetet, das Ziel eurer Sehnsucht und Hoffnung] im Herzen sein [V.45; Kuh. 50, 8]. Nur aus Jerusalem, auf das rüumliche, noch viel- Gerechti keit«, laßt eure Blicke und Schritte gerichtet sein, da ihr nicht blos aus Babel auswandert, son- dern auch nach Jerusalem heimkehrt. Dies war zu- ·ch für alle Gefangenen während der ganzen Zeit er Gefan enschaft eine tröstliche Ermunterung, an Zions Hoffnung nicht zu verzagen und dem HErrn, dem Heiligen in Jsrael, treu zu bleiben. Dieser Er- wartung ehorchten auch die Frommen in der Gefan- enschaft Eis. 137, H. S. (Schmieder.) Das göttliche eimweh haben nur die unverdrosfenen Arbeiter und die unermüdeten Kämpfer. Sie sind kampfluftig, kampf erüstet, arbeitsfähig und in der Arbeit treu. Sie ehnen sich nach dem Anf aun Jesu um Jesu willen. Sie wollen nicht das nschaun Jesu als Mittel benutzen, um von den Plagen der Erde frei zu werden. Im Gegentheil: sie tragen die Plagen der Erde um Jesu willen mit Freude und zu Jesu Ehre. Thomas a Kempis sagt: »O guter Jesus! wann werde ich einmal vor dir stehen und dich sehen? wann endlich die Herrlichkeit deines Reiches chauen? Wann wirst du mir Alles in Allem sein? aun, o wann werde ich mit dir in deinem Reiche sein, welches du von Ewigkeit deinen Geliebten bereitet hast? Wie ein Armer und Verbannter bin ich verlassen im Feindes- lande, wo nichts als trü liche Kämpfe und das größte Unheil gefunden wird. röste mich doch in meinem Elende, mildere meinen Schmerz, denn all mein Seh· nen sehnt sich nur nach dir.« Seriv er pricht nnd betet im Heimweh, wie folgt: Jn dieser elt werden unsre Augen noch gehalten, daß sie nicht ganz nach Wunsch den Glanz und die Seligkeit, die bei Gott ist, erschauen, auch werden sie oft von Thore-Einen eblendet und von Müdi keit niedergedrückt ie Wet ist wie eine Stube vo Rauch, darin die Augen wenig Er- götzlichkeit haben. —- Wenn aber der HErr uns er- lösen wird aus allem Uebel, so werden wir erleuchtete Augen haben, den Reichthum des Erbes Gottes zu mehr aber auf das geistliche, auf »die Wohnung der - 392 se en und seine Klarheit« und Herrlichkeit wird uns a enthalben umgeben-« Baxter sprichtx ,,Denke dir einen armen Christen, von schwachem Verstande, schlechtem Gedächtmsse, stammelnder Zunge; aber sein Herz ist auf Gott gerichtet. Jhn hat er zu seinem Theil erwähletx seine Seele lebt in der Ewigkeity seine Sehnsucht ist dorthin gerichtet« er ruft oft: ,,o daß ich dort erst dort wäret« Er sieht den Tag als verloren an, an welchem er keinen erquickenden Blick in die Ewigkeit hat thun können« Dieses reine, kräftige Heimwe ist der reine, bräutliche Zug der Seele zu i rem ee enbräutigam. Diesen Zug hat die Braut hristi gehabt, so lange Christus sich m den ihm ver- lobten eelen— geosfenbart hat, wie die Osfb. Joh. im letzten Verse spricht: »Es spricht, der solches zen et: Ja, ich komme bald! Amen! Ja, komm, HErr Je u!« Von solchem Heimweh laß mein Herz entzündet wer- den, o HErrl Sei du in mir, aus daß ich mich heilig und rein sehnen möge nach dir. Trenne mich von der Freude der Welt und verbinde mein Herz mit der Heimath Amen! (Caspers.) , 51. [Zwar können wir, die du, o HErr er- mahnest, an dich und Jerusalem mit Heimweh und Sehnsucht zu denken, nur mit tiefer Trauer sagen :] Wir waren sum unserer Sünden willen] zu Schanden worden, da wir die Schmach [Babets, das in unser Volk und Land zerstörend und plün- dernd einbrachj hören mußtest, nnd die Schande unser Angesicht bedeckte [besser: und Schande bedeckte unser Angesichh daß nichts mehr von einem Volke Gottes auf demselben zu sehen war], »du die Fremden [die götzeridienerischen Chal- däerJ uber das Heiligthuut des Hauses des HErrn kamen. " 52. sAber eben] Darum [suchst du jetzt unsere Schmach und deines Hauses Entheiligung an Vabel heim·,] siehe,» die Zeit kommt, spricht der HEry daß ich ihre Gotzen hermsuchen wtll, und im gan- zzen Lande [oder Reiche Baden] sollen die tbdtlich i erwundeten seufzen. 53. Und [wie wäre es möglich, daß die Feindin Gottes meinem Strafgerichte entginge!] wenn Vabel [noch einmal einen Thurm bauete und aus demselben wirklich] gen Himmel ftiege [Jes. 14, 12], und ihre Macht in der Hbhe Uhren hohen Schritzwall von noch gewaliigeren Mauern und Bollwerken] fest [und unzugänglichj machte, so sollen doch Verstbrer von mir über sie kommen sdenen sie nicht Widerstand leisten wird], spricht der HErr. 54. [Schon steht ihre Zerstörung vor meinen Geistesaugen vollender da. HorchU Man hört [schon] ein [Angst-] Geschrei zu Pudel, nnd einen großen Jammer siiber Verwiistrtng nnd Zerschmet- terung] in der Chaldtier Lande [und Reiche Kap. 50, 22. 46; 48, 3]. 55. Denn les ist fester, unwiderruflicher Be- schluß:] der HErr [selbst] verstbret Babel kais seine und seines Reiches Feindin]; er berderbet sie mit solchem großen Geschrei und Getümmel [wort- Jeremia 51, 51——64. lich: er vertilget aus ihr das große Ge- schrei und Getümmel ihrer geschäftigen Volks- massen], daß [besser: und] ihre [der seindlichen Heeresmassem die solches ausrichten] Wellen [wer- den über sie her-] brausen, wie die großen Wasser [Jes. 17, 12]. 56. Denn es ist [alsdann] über Bube! der Verstbrer kommen, ihre Helden werden gefangen, ihre Bogen [sammt allen ihre« übrigen Waffen] werden zerbrochen; sund solches muß ja geschehen] denn der swelcher ein] Gott der Rache kund ge- rechten Vergeltung istL der HErr [der Gott Je: raels, der Erste und der Lehre, außer welchem kein Gott ist]- bezahlet sie sfür all ihre Frevel nach seiner strengen Gerechtigkeit] 57. Jeh will [allen und jeden Schutzwalh der ihren Untergang etwa noch aushalten könnte, zu nichte machend ihre Fürsten, Weisen, Herren und Hauptleute und Krieger skurz alle, die das Reich geleitet und erhalten haben, will ich aus meinem Zornbecher tränken und] trunken machen, daß sie eiueu ewigen Schlaf sollen schlafen, davon sie nimmermehr aufmachen [V. 39], spricht der swahre und ewige] König [der auch ein König und HErr Babels und HErr der Schlachten isi], der da heißt HErr Zebaoth sewiger Gebieter über alle. Kräfte und Mächte des Himmels und der Erde Kap. 48, 15]. 58. So spricht der [-selbige] HErr Ze- baoth: [Nicht allein die lebendigen Mauern um Babels Reich, auch] Die [todten, steinernen] Mauern der großen Vabel [wörtlich: die Mauern Babels, die breitem] sollen sallesamrntj unter- graben [bis auf den Grund zerstört], nnd ihre hohen [prächtigen] Thore mit Feuer angesteckt sund verbrannt] werden; [so] daß ssich dann bewähren wird, was der HErr durch seinen Propheten Habakuk in Kap. S, 13 von allen Unternehmungen der Chaldäer gesagt hat, nämlich daß] der Heiden Arbeit [die sie in dem Reiche Babel zum Ruhme ihrer Götzen und ihrer selbst gearbeitet, in’s Nichis oersinke und] verloren sei, nnd sendlich mit dem Gerichtsfeuer des wahren Gottes] verbrannt werde, was die Völker mit Mühe [so groß und herrlich in der Stadt und dem Reiche Basel] erbauet aben. h «) Die Höhe und Stärke, welche Herodot den Mauern von Babel giebt, ist ohne Zweifel übertrieben — Da die medische Mauer, die erste Vertheidigungs- linie des Landes, eine Höhe von 100 Fuß und eine Stärke von 20« hatte, da Xenophon in Ninive Mauern von 150« Höhe sah, werden wir in Uebereinstimmung mit der Angabe des Plinius (VI, 26) mit einiger Sicherheit annehmen können, daß die Mauer von Babylon eine Höge von 200 Fuß über dem Graben und die verhältni mäßige Stärke von 30—40« ge- habt haben wird. Diese Stärke genügte, um auf dem Wallgange ·zwischen »den Zinnen, wie Herodot und Strabo erachten, Viergespanne fahren und einander Jereinia giebt dem Gesandten nach Babel Auftrag, die Weissagung über Babel daselbst vorzulesetn 393 ausweichen zu lassen, wie der Wallgang auf den Mauern Ninive’s Platz für drei Wagen gewährt haben soll. Die Thore, welche den Zugang zur Stadt er- öffneten, waren nach Herodot mit schön eschniückten Thorgebiiuden versehen; die Pfosten, lügel und Schwellen der Thore waren aus Erz. (M. Dunker.) Vgl. außerdem, was »Dan. 4, 2 Anm. über Babel und seine Ruinen gesagt ist. VIIICL U. 59——li4. Es folgt nun noch ein Uaehwort zu der Weissagnng vom Untergange Gabeln. Jlls näm- tlth der König Zedeiiia im I. 594 v. Chr» im 4.Sahre seiner Regierung, eine Reise nach Babylon unternahm, um Uebncuduezar ein Zeichen seiner Treue und huldi- gnng zu geben, weil dieser slets Ursache hatte, miß— trauisch gegen den wauleelmsithigen König, den er doch selbst eingesetzt hatte, zu sein, wie denn derselbe Jedeleia erst nur; vorher nur aus die Vorstellungen Seremicks von einer durch die Gesandten der Annahme, Gdomiter und Phönizier ihm vorgeschlagenen everschwöruug gegen Bube! abgestanden hatte, und link; nachher im S. 490 wirklich von Uebucadnezar abtrünnig ward Man. N, l; W, 1; L. Mo. 24, 20 Jlnm.), da benutzte Seremia ge- rade diese Iuda tief demfithigende Reise nnd beanstragte den kteisemarschalt des Königs, Seraja, den Zruder sei- nes treuen Gehilfen Darum, die weissagung über den Untergang Zabels in san. 50 u. b! mitzunehmen nnd als ein nnverbräelilietses Wort des lsErru über das jetzt noch so mächtige Bube! an Ort und Stelle vorznlesen mit Jinrnfuug des Uamens des HGrrn und alsdann die tzuthrolle mit einem Stein beschwert in den Euphrat zu versenken, um damit Bebels gewissen Untergang nnd des HErrn treue Erfüllung seiner Verheißung von dem Stnrze dieses weltreichs nach 70jähriger Herrschaft, zum Troste der Frommen in Israel und zur Siärliuug ihrer Hoffnung auf die Erlösung Jsraels ans Gabel, deutlich abznbitdem Es bildet deinnach dieses Uachwort ein glanbenstärliendes Siegel nnd Jlmen unter die, die der- einslige Erlösung des Uollies nnd Reiches Gottes über— haupt aus aller Kuemtschastz Spott und Tnrannei der Weltmaast bedeutende große Weissagnng wider Gabel. 59. Dies ist das Wort, das der Propbet äeremia Vlxefhiifhl Serhajsii, deiäi Sohn Neun, des ohns a ea [wa rcheinli ) einem Bruder Ba- ruchs, des treuen Freundes und Gehilfen des Pro- pheten Kap. 32, 13 und einem ebenso gottesfürch- tigen Manne, weshalb auch ihm gerade dieser Aus: trag ward], da er zog mit Zedeiia, dem Konige m Juda sund Vasallenfürsten Nebucadiiezarss gen Bube! [um dem Könige Nebueadnezar einen Huldi- gungsbesuch zig fmacheu durßid densglbentzur Reser- zeugung zu ringen a er i m reu ei en wish, im vierte« Jahr seines nizuigccichs kdemseioekk Jahr, in welchem die Boten der Moabiteu Edomiter und Phönizier kurz vor jener Reise nach Jerusalem gekommen waren, um den König zu einem Bünd- niß und gemeinsamen AbfallwomBabel zu »be- wegen·]. Und Seraja war ein friedsamer Furst swörtlichx Furst, Herr oder Besorger des Ruhe: lag ers· oder Nachtqugrtiers daher Reisemarschalls «) Die Reise Zedekias nach Babel beweist, daß aus dem Bundniß mit jenen Nachbarvdlkern nichts wurde, sei es, daß die Nachrichten ans dem·Osten·(Nebuc.ad- nezar befand sich»ger·ade in einem Kriege mit Medien) die Sache zu gefa rlich erscheinen ließen, sei es, daß die Waruungen Jeremicks Eindruck machten. Möglich auch, daß Zedekia gerade bei dieser Reise sich von der Lage in Babel überzeugen wollte· ——— Man wird wohl annehmen dürfen, daß Xgerade die Reise Zedekicks die Veranlassung zu der eissagung wider Babel war. Denn jedenfalls war Huldigung, wenn nicht der allei- nige, doch einer der Zwecke der Reise Zedekia’s. Es schließt also diese Reise eine tiefe Schmach für die Theoba- tie in sich. Wie passend ist es, daß der Prophet die Reise benntzt, um der Medaille eine angemessene Rück- seite zu geben. Während der König von Juda vor aller Augen vor dem Thron des Chaldäer-Königs huldigend sich niederwirft, sollte Seraja in den Eu- phrat eine Rolle werfen, auf welcher die Vernichtung Babels und die Befreiung Jsraels als göttlicher Rathschluß verzeichnet stand-» (Nägelsbach.) » 60. Und Jeremia schrieb alle das Unglnekz so [nach seiner Weissagung Kap. 50 u. St] uber Bube! kommen sollle in ein Buch [auf eine ein- zelne, besondere Bnchrolles nämlich alle diese Worte, die sauch in der großen Sammlung seiner Weissa- gungen] wider Bade! geschriebeu sind sund übergab die Buchrolle dem Seraja]. . til. Und Jeremia sprach zu Seraja: »Wenn da gen« Bade! kommst, so sehane zu nnd lies ssei darauf bedacht zu lesen] alle diese Worin» 62. Und sprich [nachdem du beendiget hast, vorzulesen, anbetend zum HErrn aufschauend]: HEry du hast »[durch deinen Propheten] geredet widerdiese Stalle, daß diisie willst androhen, daß niemand drinnen· wohne, weder Mensch noch Vieh, sondern ewiglich wuste sei so HEm so er- fülle nun zu seiner Zeit, was du uns verbeißen hast, aus daß dein Volk, erlöset von der Knecht: schaft seiner Feinde, dir in deinem Heiligthum diene nach deinem Wohlgefallen]. «) Nicht in die Nähe von Dabei, sondern in die Stadt Rahel. Uebrigens ist’s nicht nöthig, anzuneh- men, daß Seraja gerade vor einer versammelten Volksmenge von Eintvohnern Babels lesen sollte; eher könnte man sich schon denken, daß in die Verbannung geführte Juden beim Lesen egenwärtig ewesen seien. Daß die Weissagung nur ii erhanpt in Fabel gelesen wurde, war die Hanptsacha —- ") Die Vorlesung hatte offenbar einen dreifachen Zweck: 1) der Stadt Babel gegenüber war es Urtheilsverkündigun , die um so edeiitsanier erscheint, als die Verkiin Ver gar nicht in der Lage schienem den Mund gegen abel so voll zu nehmen; amen sie doch, um in aller Demuth Hul- diguug zu leisten. Z) Gott gegenüber sollte constatirt werden, daß das Volk Israel von der Verheißung Gottes feierlich Noti genommen habe. Deshalb soll nach der Vorle ung er HErr ausdrücklich an eredet und ihm das ort feiner Veräeißung in den Haupt- zügen vorgehalten werden. r soll also gleichszini beim Worte genommen, verpfli tet werden. Z) ür die Jsraeliten lag natürlich in a em diesem ein großer Trost, der ihnen in dem Momente tiefster Schmach von besonderem Werthe sein mußte. (Nägelsbach.) 63. Und wenn du das Bnch hast ansgelesem so binde einen Stein dran, und wirfs in den Phralhf · 64. Und sptichx Also [wie dieser Stein mit der Buchrolle in die Wasser des Stromes unter- 394 Jeremia be, 1—9. sinkt] soll Bube! versenkt lzerstört und auf immer vor den Augen der Menschen hinWeggeschafstJ werden nnd nixht wieder aufkommen von dein Un- glatt, das ich iibet sie bringen will, sondern [soll, wie der HErr zum Schluß seiner Weissagung gesagt hat] vergeben» So ferne bat Jeremia geredet sdas letzte Kap. aber enthält keine Weissa- gungen Jeremiä mehr, sondern ist ein gefchichtlicher Anhang) «) Wenn die Rolle durch den Stein zum Unter- sinken gezwungen und deshalb ihrem äußeren Körper nach der Vermchtung preisgegeben wird, liegt der Ge- danke zu Grunde, daß dieser äußere Körper nicht mehr nöthig sei, nachdem durch die Vorlesung der Inhalt in das lebendige, geistige Archiv des Bewußtseins der Betheiligten aufgenommen war. «) Absichtlich läßt Ieremia seinen mündlichen Auf- trag an Seraja mit demselbigen Worte (im Grundtext, nämlich mit Juda, wörtlich: sie werden ermatten) schließen, mit welchem er seine große Weissagung ge en Babel (V. 58) auch geschlofsen hatte. »Wie er s on in V. 62 Sor e etragen hatte, daß durch wörtliche Anklänge der n alt der zu lesenden Schrift klar gekennzeichnet werde, so wollte er ein Gleiches in Be- zug auf die zu versenkende durch ein nicht mißzu- verste endes Citat erreichen; da mochte es wohl dem Prop eten als bedeutend genug erscheinen, daß gleich- sam als ein Echo und Widerhall der im Strom ver- » sinkenden Weissagung das le te Wort derselben aus dem Munde des oten er challe. (Nägelsbach.) — Fra en wir schließlich noch nach der Erfüllung der Weissagung ge en Babel, so sind hierbei zwei Momente in’s Auge zu Rassen: I) daß die Weissagung wie nach ihrer Ueberschrift, so auch nach ihrem Inhalte nicht blos egen die Stadt Babel, sondern zu leich gegen das Tand der Chaldäer gerichtet ist, aß sie also überhaupt die Verwüstung und Zerstörung des chal- däischen Reiches oder den Untergang der Weltmacht Babel Verkündigt, und die Eroberung und Zerstörung der Hauptstadt Babylon nur insofern besonders her- vor ehoben wird, als mit der Hauptstadt das baby- lom che Weltreich fiel und die Herrschaft der C aldäer über die Völker ihr Ende erreichte; 2) daß die eissa- gung außer dieser ges ichtlichen Seite noch einen zwar nicht stark hervortreten en, aber doch nicht ganz feh- lenden idealen Hintergrund hat, nach welchem Babel als damalige Inhaberin des Weltreichs Repräsentantin der widergöttlichen Weltmacht ist, welche zu aller Zeit das Reich Gottes zu unterdrücken und zu vernichten trachtet. —- Die Erfüllung der geschichtlichen Seite unserer Weissagung begann mit der Einnahme Baby- lons durch die unter Anführung des Cyrus vereinigte Heeresma t der Meder und Perser und die dadurch bewirkte uflösung des chaldäischen Weltreichs, wo- durch das Volk Israel aus der Gesangenschaft erlöst wurde, indem Cyrus demselben die rlaubniß zur . Rückkehr in’s Vaterland und zum Wiederaufbau des Tempels des HErrn in Jerusalem ertheilte (2. Chr. 36, 20 Anm·; Esra l, 1 ff.). Bei die er Eroberung wurde Babylon nicht zerstört und nach Herodot blieben auch die Mauern der Stadt unversehjrtz während nach einer anderen Nachricht Cyrus die iiederreißung der äußeren Mauer an eordnet haben soll. Cyrus be- stimmte Babylon ne en Susa und Ekbatana zur drit- ten fiauptstadt des Reiches und zur Winterresidenz der persi chen Königs; Erst Darius Hystaspis, welcher in F— låe einer pörung Babylon im I. 518 um 2. ale erobern mußte, ließ die Mauern bis aus, 50 Ellen abtragen und die Thore abbrechen; und Xerxes beraubte die Stadt der goldenen Belusstatue und ließ den Belustempel zerstören. Alexander der Gr. beab- sichtigte nicht nur das Heiligthuni des Belus wieder auszubauen, sondern wollte auch die Stadt zur Me- tropole seines Weltreichs machen, wurde aber an der Ausführung dieses Planes durch seinen friihzeitigen Tod verhindert. Der eigentliche Verfall Babylons trat ein, als Seleucus Nicator nur 300 Stadien da- von entfernt Seleucia am Tigris erbaute. Strabo geb. 60 v. Chr.) nennt die Stadt schon eine völlige üste. Dieser Verfall wurde unter der Herrschaft der Parther beschleunigt, so daß bald nur noch ein kleiner Raum innerhalb der Mauern bewohnt, das übrige als Feld benutzt wurde. Uebrigens wo nten daselbst noch Jahrhunderte lang Hiemlich viel Ju en. —- Die idealen Momente unserer eissagung aber hat der Evangelist Johannes in die apokalyptischeSchilderung der großen Stadt Babylon aufgenommen (Osfb. Kp. 16 sf.), deren Fall erst mit der Vollendung des Reiches Gottes in Herrlichkeit durch die Wiederkunft unseres HErrn ein- treten wird· (Keil.) Vergegenwärtigen wir uns noch einmal die Be- deutung der Weissagun en Jeremicks wider die Heiden- völker. ,,Jeremia’s ott ist auch der HErr aller Heiden und macht ihre Ges ice. Nach ihren Werken und zwar hauptsächlich wie ie sich zur Gottesgemeinde Israel stellen, darnach finden sie es. Sie eilen ihrem Untergange zu, denn nur Ein Volk ist ewig; das ist aber das Volk, das durch tausend Siebe hindurchge- schwungen wird und im Vergleiche zu anderen Völkern wie kein Volk ist. Was an Israel ist wie an den anderen Völkern, das verge t auch an ihm, und nur das, was es über den ationen voraus hat, das bleibt ewig. « Am meisten weissagt Ieremia gegen Egypten, Moab und Babel, in denen die Wohlhäbig- keit, das neidische, spöttische Wesen der kleinlichen Welt und der eavaliermäßige Großstaatengeist gestraft werden. —- Wer es heute recht versteht, sieht hier nicht Predigten an längst verschollene Geschlechter, sondern an die durch diese Welt «hinfluthende, natür- liche Menschheit, wie sie sich immer mit neuen Namen bald so bald so, und doch immer wieder nach denselben fleischlichen Trieben und auf demselben Urgrunde ge- kalter. Wer Jeremia so versteht, in dem ist er wie- er lebendig geworden, und in dem ist die alte Juden- mähr erfüllt, daß Jeremia müsse wiederkommen, ehe das messianische Reich recht herrlich aufblühen könne. Ja, laß dir Jeremia recht ausgehen zum Leidtragem so wird dir auch Christus mit dem Hosianna feiner ewigen Jüngerschaar nicht mehr verborgen sein, und an ihm wirst du alles haben. (Diedrich.) — Wie die Worte Jeremiä bis zur Zerstörung Babels reichen, so gehen auch bis dahin theils der geistliche Streit und die Trübsale der Gläubigen, theils all das irdische und thierische Weltwesen, das mit Babels Zerstörung auch wird ein Ende nehmen· (Berleb. Bib.) Das 52. Kapitel. Zerstörung der Stadt Jerusalem. Erhöhung. Dieser ges chichtliche Abschnitt soll zeigen, ,,wie das Wort Gottes voni Gerichte des HErrn über Juda und Jerusalem, das« Ieremia zu verkündigen beauf- tragt war (Kap. I, 11—16) und treulich Verkündigt Iojachirks Bericht von der Einnahme Jerusalems und der Gefaugennuhme des Königs Zedekia hat, erfüllt worden ist, nnd schließt so ganz schicklich das Buch der jereniianischeu Weissagungen ab.« Die Bemerkung am Schlusse des vorigen Kap.: ,,Soweit die Reden Jeremia’s« scheidet jedoch dies Kap. vom übri en Buch und kennzeichnet es als einen Anhang, wel en aber Jeremia nicht verfaßt haben kann, da in demselben die Befreiung des Königs Jojachin aus dem Gefängniß und seine Erhebung zu königlichen Ehren bis an feinen Tod erzählt wird, was Jeremia nicht mehr erlebt haben kann. Da nun der größte Theil unseres Kap. mit 2.Kön. 24, 18 — 25, 30 über- ein timmt, so sind die meisten Ausleger der Meinung, da ein späterer Prophet unseren Abschnitt einfach aus dem Königsbuche an seine jetzige Stelle gesetzt und einiges, was im Bericht dieses Geschichtswerks über die letzten Ereignisse nnd Schicksale Jerusalems und seiner Könige zu fehlen schien, hinzugefügt habe. Diese Zusätze und Verschiedenheiten in unserem Ab- schnitte sind aber der Art, daß sie offenbar ursprüng- lich darin gestanden aben und nicht erst später zuge- setzt worden sind. s ist da er wahrfcheinlicher, daß sowohl unser Kapitel, als an 2.Kön.24, 18 — 25, 30 aus einer anderen gemeinschaftlichen Quelle, die wir nicht mehr haben und kennen, und welche den Unter- gan des Reiches ausführlicher beschrieb, geschopft wor en ist. Am passendsten nimmt man an, daß der Freund und Gehilfe Jeremia’s, Baruch, als er die Weissagungen des Propheten ordnete und zu einem Ganzen zusammenfügte, den Schluß der von Jeremia herrührenden Reden und Erzählungen durch obige Bemerkun (Kap. 51, 64) bezeichnete und dann einen ausführlichen Auszug aus dem Gefchichtswerk über den Untergang des Reiches Juda als Kap. 52 an- fügte. iber Inhalt dieses, einen geschikhllimen Anhang zu Iereniiä Weissagnugsbum bildenden Kapiteln gliedert sich folgendermaßen: v. 1—11 berichten die Einnahme Jerusalems mit dem, was vorausgtug und unmittelbar uachsolgtez v. 12—16 erzählen die Zerstörung der Stadt und die Wegsührnng des volles; b. 17—23 die Wegsähi rang der heil. Geräthez v. 24—30 die Hinrichtung der Hanptvertreter des vollies nnd die Angabe Tiber die Zahl der Weggesiihrtety endlich v. 31—·34 die günstige Windung im Schiclisale Iojachinn Da die Auslegung der Hauptsache nach schon in S. Nu. gegeben morden, so wolle man die- selbe dort vergleichen. 1. Zedekia war ein und zwanzig Jahr alt, da er [gegen Ende des J. 599 V. Chr.] König ward, und regierete elf Jahr sbis 5881 zu Jeru- salem· Seine Mutter hieß Hamntal soder Hann- tal, wie sie in 2.Kön. 24, 18 genannt wird] eine Tochter Jeremia zu Libna. - Z. Und that, das dem HErru übel gefiel, gleichwie Jojakim [sein Halbbruded gethan hatte [Kap. 38, 1 ff] Z. Denn es ging des HErru Zorn über Je- rusalem uud Juba, bis er sie vor seinem Angesicht vetwars Und Zedeiia fiel szuletzt im J. 590 v. Chr] ab vom Könige zu Bahn. 4. Aber im neunten Jahr seines Königreichs liu demselbigen J. 590J, am zehnten Tage des zehnten Monden [Tebeth, etwa in unserem Jan.], kam Nebucadnezay der König zu Babel, sammt all seinem Heer wider Jerusalem, nnd belagerteu sie, 395 und machten eine Schanze seine Einschließungæ Mauer, etwa aus Pallisaden oder Schanzpsählenj rings umher. Z. Und blieb also die Stadt [mit kurzer Unterbrechung während die Chaldäer dem egvp- tischen Entsatzheer entgegenziehen und dasselbe zu- riicktreiben mußten Kp. 37, 5ff.] belagert bis in’s elfte Jahr des Königs Zedelia [588 v- Chr-J- 6. Aber am neunten Tage des vierten Mon- den [Thammuz, etwa unseres Juli] nahm der Hunger überhand in der Stadt, und hatte das Volk vom Lande sdie Bürgerschaft] nichts mehr zu essen [also daß sich uumenfchliche Greuel ereigneten KlagL Z, 20; 4, 10]. 7. Da [wie in Kap. 39, 2 ssx genauer be- richtet wird] brach man lSeitens der Chaldäeiy ivelche die äußere Mauer der Unterstadt in ihre Gewalt bekommen hatten] in die Stadt [uud die babylonischen Heerführer nahmen am Thore Ephraim in der die Oberstadt von der Unterstadt trennenden Mauer Stellung]; und [der König und] alle Kriegslente [als fie sahen, daß alle Vertheidi- gung ferner vergeblich sei] gaben die Flucht, und zogen [am entgegengesetzten Ende] zur Stadt hin- aus bei der Nacht, sund zwar] des Weges zum [,,Brunnen-«] Thor swelches sichJ zwischen den zwö- Mallern [Kap. 39, 4 Anm. befindet, nach der Richtung] zum Gatten des Königs sin der Nähe des Siloahteiches wo das Tyropöonthal in das Kidronthal einmündet Z. Sam. 15, 23 Anm.]. Aber [obwohl auf diesem Wege alleiu eine Hoff: nung auf Entkommen war, so mußten die Flüch- tigen doch auch an dieser Südostseite die feindliche Umfchanzung durchbrechen, denn] die Chaidaer lagen um die Stadt her. 8. Und da diese fder König Zedekia und seine Kriegsleutd zogen des Weges dnrclys Feld [zum Jordanthale hin, um über diesen Fluß nach Gilead hin zu entkommen], jagte der Chaldcier Heer dem Könige nach, und ergriffen Zedetia in dem Felde bei Jericho fnoch ehe er über den Jor- dan hatte entkommen können]; da zerstreuete sich all sein Heer von ihm kund hielt sich in einzelnen Banden unter Anführern in Schlupfivinkeln ver- steckt, bis nach der Zerstörung der Stadt und dem Abzuge der Chaldäer, wo sie fich dann um den chaldäischen Statthalter Gedalja in Mizpa wieder fammelten Kap. 40, 7 ff.]· 9. Und sie fingen [wie gesagt] den König nnd brachten ihn [sammt den königl. Prinzen und den Vornehmsten seines HofstaatesJ hinauf Izu] dem Könige zu Babel gen Riblath, die im Lande He- maih fin SyrienJ liegt [denn daselbst hatte Nebu- cadnezar während der Belagerung Jerusalems sein Hauptquartiey wahrscheinlich mit den Vorberei- tungen zu einem Feldzuge gegen Tyrus beschäftigt]; 396 Jeremia 52, 10—30. ider sprach ein skriegsgerichtlichesj Urtheil über In. Allda ließ der König zu Bube! die Kin- der Zedekia vor seinen Augen erwürgen [hinrichten], und erwicrgete [auch] alle Fürsten Jnda zu Riblath [Kap. 39, 6]. 11. Aber Zedelia ließ er die Augen ausftechem und ließ ihn mit zwo [eheruen] Ketten binden; und fiihrete ihn also der König zu Bube! gen Dabei, und legte ihn [daselbst] iu’s Gefängniß, sworin er auch blieb] bis daß er starb. Bis hierher stimmt die Erzählung im Allgemeinen genau mit Z. Kön. 24, 18——25, 7 und Jer. 39, l——-7 überein, nur daß die Angabe von der Hinrichtung der Fürsten Juda’s (V. 10) in Z. Kön. 25, 7 fehlt, und die Angabe über die Gefangenschaft Zedekicks bis zu xeinem Tode sowohl in L. Kön. 25, 7 als in Jer. I, 7 fehlt. Die genauere Auslegung dieses Ab- schnittes siehe dort. 12. Am zehnten Tage [oder, wie in 2.Kön. 25, 8 angegeben wird: am siebenten, vgl. daselbst die Auen. über diese Verschiedeuheitj des fünften Monden ldes Ab oder unseres August, und zwar im II. J. des Königs Zedekia, im J. 588 V. Chr.], welches ist das neunzehnte Jahr Nebncadnezars des Königs zu Vzhkk k2. Kön. 23, 37 Anm.], kam Nebusar-Adan, der Hauptmann sder königl. Leib- wache oder Trabantenoberst I. Mos. 37, 36], der [als besonders hoher Hofbeamtej stets um den König zu Babel war, iaus Riblaih, wo er sich bisher im Hauptquartier aufgehalten, als außer- ordentlicher Gesandte des Königs] gen Jerusalem [Kap. 39,.3]; is. Und verbrannte szur Vollstreckung des Urtheils des Königs über die eroberte Stadt] des HErrn Haus, und des Königs Haus sauf Zion] und alle Häuser zu Jerusalem; [insbesondere] alle große [palastähnliche] Hauser sder Vornehmen] verbrannte er mit Feuer swährend von den Häu- sern der ärmeren und geringeren Bürgern ziem- lich viele unversehrt blieben] 14. Und das ganze Heer der Chaldciey so bei dem Hauptmann [Nebusar-Adan als höchstem Befehlshaberj war, rissen um alle Mauern zu Jerusalem rings umher [bis auf einige Ueberresie, die dann nach der Rückkehr aus dem Exil wieder hergestellt wurden Neh. 3, 8; 4, I; b, l5]. 15. Aber das arme Voll i« und andere Voll, so [von den durch Hunger oder Schwert Umge- kommenen noch] übrig war in der Stadt, nnd die swährend der Belagerung] zum Könige zu Babel fielen sübergelausen waren], und das übrige Hand- wetisvolixtr führete Nebnsar-Adau, der Hauptmann, [von Rama aus, wohin er sein Hauptquartier verlegt hatte und die Gefangenen gleichsalls bringen ließ Kap· 31, 15; 40, l] gefangen weg sgen Babel]. is. Und vom armen Volk auf dem Lande [das keinen Besitz hatte] ließ Nebusar-Adan, der Hauptmann, seinen Theil im Lande] bleiben [als] Weingartner und Acterleute sdaß sie das Land be- baueten]. «) Dieser Ausdruck fehlt in 2. Kön. 25, 11 und widerspricht auch der Angabe in ·Z. K. 25, 12, wo zu Anfang ausdrücklich bemerkt wird, daß die Armen nicht weggeführt worden seien. Es ist daher wahr- scheinlich hier ein Schreibfehler vorhanden, indem ein Abschreiber diese Anfangs-Worte an den Anfang von V. 16 brachte. — ») Jn 2.Kön.25, 11 heißt es statt dessen »den andern Pöbel« (d. i. das übrige Volk, das nicht während der Belagerung übergelaufen war, sondern erst bei der Eroberung gefangen genommen wurde). Dies ist wohl auch das Richtigere; denn Handwerks-Volk heißt hehr. away, und Volksmenge (Pöbel) hamon; es ist also wohl nur eine Vertauschung zweier verwandter Buchstaben le( mit H) durch den Abschreiber an dieser Verschiedenheit Schuld. 17. Aber die ehernen Säulen am Hause des HErrn shssachin und Boas 1, Kön. 7, 15 M, und das Gestuhle [1. K. 7, 27 fs.], und das eherue Meer am Hause des HErrn [1. K. 7, 23 fs.], zerbrachen die Chaldcler [weil sie zu colossal waren, u·m ganz nach Babel gebracht zu werden]- und fuhreteu alle das Erz von denselbigen gen Rahel. 18. Und die Kessel [Töpfe], Schaufeln, Messer, Becken [Schalen], Kellen lPfannen] und « alle [andern] eherne Gefäße, die man im Gottes- dienst pflegte zu brauchen, nahmen sie weg. 19. Dazu nahm der Hauptmann, was sgaiizj gülden und stlberu war, an Bechern [Becken], Rauchtbpsen [Kohlenpfannen], Becken [Schalen], Kesseln [Töpfe], Leuchteru, Löffeln lPfaUnenJ und Schalen sOpferschüsseln 1. K. 7, 40. 45. 50]; 20. sWas insbesondere] Die zwo Säulen [V. 13], das einzelne seine] Meer, die zwölf ehernen Rinder [anbetriff·t], die anstatt des Ge- stühles stunden [wohl richtiger: die unter dem- selben, dem Meere, waren und die zehn GestühleL weiche der König Salomo hatte lassen machen zum Hause des HErru [:] Dieses alles Geräthes Erz war unermeßlich viel [so konnten diese großen Geräthe gar nicht gewogen werden] 21. Der zwo Säulen [Jachin und Boas] aber war eine jegliche achtzehn Elleu hoch, und eine Schnur zwölf Ellen lang reichte um sie her seine jede von ihnen hatte also einen Umfang von 12 E] und war vier Finger dick [am Erd, und inwendig [war sie] hohl [1. Kön. 7, 16]; 22. Und [es] stund auf jeglicher ein eherner Knauf [ein Kapital] fünf Elleu hoch, und Reife [oder Netzwerk], und Grauatäpsel [als VerzierUUgenJ waren an jeglichem Knauf rings umher, alles ehren; und war eine Säule wie die andere, die Granaiäpfei auch. 23. Es waren der Granaiäpfei sechs und uenuzig dran snach allen Seiten], und aller Gra- Zerstörung Jerusalems und Wegführnng des Volks und der heil. Geräthe nach BabeL 397 natäpsel waren hundert an einem Reif [am Neh- werkJ rings umher [indem noch an jeder Ecke ein Granatapfel angebracht war]. Auch von Vers 12——23 stimmt unsere Erzählung iemlich genau mit Z. Kön. 25, 8 —- 17 überein. Die Zerstörung Jerusalems und des Tempels und die Wegführung des Volks stimmt zugleich mit Kuh. 39 8— l0, wo jedoch die Darstellun mehr zusammenge- drängt ist. Die Wegführung der empelgeräthe (V. 17 ——23) ist jedoch an unserer Stelle etwas ausführlichey als in 2. Kön. 25, 13—17, wo die 12 ehernen Riuder (V.20), desgleichen der Umfang und die Dicke der Säulen (V. 21), sowie auch die Veschreibung ihrer Kapitäle fehlen; auch ist die Aufzählung der kleineren Tempelgeräthe (V. l8 u. 19) bei uns ausführlichen 24. Und der Hauptmann nahm den Priester Setaja aus der ersten Ordnung [dessen Enkel oder Urenkel der nachherige Schristgelehrte Esra war Es» 7, 1 ff.; 1. Chr. 7, 1——15], und den Prie- ster Zephanja aus der andern Ordnung [wohl denselben, der in Kap. 21, I; 29, 25 fs.; 37, 3 als ein Sohn Maeseja aufgeführt wird und eine hervorragende Stellnng unter den Priestern ein- nahm], und drei Thürhüier lVorsteher der mit Bewachung des Tempels betrauten Leviten, die so- mit ebensalls zu den Oberbeamten des Heiligthums gehört hattens; 25. Und Einen Kämmerer aus der Stadt . saus der Zahl der bürgerlichen Oberen der Stadt], welcher über die Kriegsleute gesetzt war [und also zugletch eine militairische Befehlshaberstelle bekleidet hatte]; und sieben [nach 2. Kost. 25 19 fünf] Männer, welche um den König sein mußten ssein Geheimerathscollegium gebildet hatten], die sbei der Eroberung] in der Stadt fanden fund gefangen genommen] wurden; dazu Sopher, den Heerfürsteu [richtiger: dazu den Schreiber des Feld: hauptmanns], tvelcher das Landvolk zu mastern szum Kriegsdienst auszuhebenj pflegte, swährend der Feldhauptmann selber oder der Oberbesehls- haber der ganzen Kriegsmannschaft den König auf seiner Flucht begleitet hatte V. 4 fs.], dazu sechzig Mann Landvolks, so in der Stadt fanden wurden fund bei der Vertheidignng der Stadt sich beson- ders hervorgethan hatten]; . M. Diese [alle, gleichsam als die Rädels- führer des ganzen Aufstandesj nahm Nebusar-Adan, der [Trabanten-] Hauptmann, und brachte sie dem Könige zu Babel gen Riblath [V. 6, damit dieser selbst entfcheide, was mit ihnen geschehen solle] 27. Und der König zu Bube! schlug sie todt snicht mit eigener Hand, sondern durch die Hand seiner Trabanten oder LeibwächterJ zu Riblath, die im Lande Hemath liegt. Also [wie hier von V. 11——27 berichtet worden] ward Juda aus seinem Lande weggefuhret. Auch die Verse 24—27 stimmen mit unbedeutenden Veränderungen mit 2. Kön· 25, 18——21 überein. Da- selbst folgt nun die Erzählung von der Einsetznng und Ermordung Gedalja’s, welche bereits in Kap- 40, 7— Ztss 7 ausfiihrlich von Jeremia mitgetheilt worden in . 28. Dies ist das Voll, welches Nebukadnezar [überhaupt während seiner Regierung aus Palä- stina nach BabelJ lveggeführet hat, nämlich im siebenten [nach anderer« Zählung: im achten] Jahr [seiner Regierung, also unter dem König Jojachin von Juda im J. 599 v. Chr. L. Kön. 24, 12 zehn tausend Seelen, darunter] drei tau- send gmd drei und zwanzig Juden [2. Kötu 25- 115 29. Jm achtzehuten snach anderer Rechnung: neunzehnten] Jahr aber [der Regierung] des Nebukadnezar snämlich im u. Jahr des Königs Zedekia, im J. 588 v. Chr. nach der Eroberung Jerusalems] acht hundert nnd zweiunddreißig Seelen aus Jerusalem. 30. Und tm drei und zwanzigsten snach an- derer Rechnung: vier und zwanzigsten] Jahr des Nebucadnezar [fünf Jahre nach der Zerstörung Jerusalems, vielleicht bei Gelegenheit des Feldzugs der Chaldäer gegen Moab, Ammon und Edom] führete Nebusar-Adan, der Hauptmann swelcher auch die zweite Deportation schon besorgt hatte, nochmalsj sieben hundert und fitnf und vierzig Seelen [etwa, weil noch immer keine völltge Ruhe in Judäa war und die Juden den benachbarten Völkerschaften Hilfe geleistet hatten] weg aus Juda» Aller Seelen [welche Nebucadnezar zu diesen drei Zeiten wegführen ließ] sind Demnach] vier tausend und sechs hundertste« «) Es muß dieser Abschnitt über die Zahl der Weggeführten aus einer andern Quelle von dem Ver- fasser des Kapitel-s geschöpft worden sein, als woraus der Vers. von 2.Kön. geschöpft hat und auch die frü- heren Abschnitte dieses Kap. geflossen sind. Denn es sind hier die Regierungsjahre Nebucadnezars an- ders gezählt, als sonst im Jeremia und in den Biichern der Könige; wahrscheinlich nach seinem roirklichen An- tritt der Regierung, der erst ein Jahr später erfolgte, als sein Auftreten in Juda und seine Uebernahme der Kriegführung (2.Kön. 23, 37 Anm.). So würde also das l8. Jahr Nebueadnezars in V.29 gleich dem is. Jahr in V. 12 sein, das siebente gleich dem achten, das drei und zwanzigste gleich dem vier und zwan- gsten. «) Bei dieser Aufzählung der durch Nebueadnezar ins Exil geführten Juden ist sehr ausfallend, daß nach V. 28 unter Jojachin nur 3023 Seelen weggeführt worden sein sollen, während nach 2.Kön. 24, 14 u. 16 vielmehr 10,U00 oder nach anderer Au assung dieser Verse sogar 18,000 Juden damals nach« abel geführt worden sind. Es läßt sich wohl der Ausweg ein- schlagen, wie wir oben im Text und in 2. Körr 25,2l gethan, daß jene 3023 Seelen als in den 10,000 steckend betrachtet werden und angenommen wird, daß m V. 28 nur noch einmal die Zahl der ,,Juden«, d. h. der aus der Landschaft Judäa weggeführten Be- wohner im Gegeusatz zu den damals aus Jerusalem weggeführten genannt werden solle« indeß läßt sich nicht läugnen, daß dies eine Auskun t der Verlegenheit ist. Es hat daher ein hervorragender Ausleger der 398 Jeremia 52, 31—34. neueren Zeit (Ewald) die Vermuthung aufgestellt, daß, dem ganzen Zweck von Kap- 52 entsprechend, in den Versen 28——3u nur die während der Belagerung und nach der Erokerung und Zerstörung Jerusalems Weg- äeeführten aufgezählt werden sollten; daß deshalb in .«28 hinter dem hebt. Wort sahebah siebenten) das Wort est-eh (zehnten) durch das Verse en eines Ab- schreibers weggefallen sein müsse, so daß also in diesem Verse nicht die Deportation unter Jojachin im J. 599 v. Chr., sondern eine Deportation tm J. 589, etwa kurz nach der zeitweiligen Wiederaufhebung der Bela- gerun zur Vertreibun des egyptischen Hilfseorps, weck der Vermin erung der zu bekämpfenden einde, gemeint wäre. Jst diese Annahme richtig, und sie hat in der That viel Wahrscheinlichkeit für sich, so wird es auch verständlich, warum im Jahre darauf, kurz nach Zerstörung der Stadt, im Ganzen nur 832 Seelen aus Jerusalem weggeführt worden sind. Waren während der Bela erung aus der Landschaft Judäa schon 3023 eelen weggeführt und vorher unter Jojachim schon 10,000, und zwar der Kern der Bevölkerung Juda’s, so ist es, zumal da die 18monatliche Dauer der Belagerung, der Kampf, die Seuchen und die Hungers-noch, gewiß einen großen Theil der Bevölkerung wegrafften, nicht zu verwun- dern, daß nur noch 832 vermögende und kriegssähige Männer den Chaldäern in die Hände fielen, die von Rama aus we geführt wurden. Auch hatten sich viele während des riegs in unzugängliche Orte versteckt oder waren zu den Nachbarvölkern geflohens Ueber die Wegführung der 745 im J. 583 v. Chr. haben wir sonstige Nachrichten nicht. Es müssen dies folche ewesen sein, die nicht mit nach Egypten flohen nach rmordung des Gedalja, oder die erst na Abzug dieser nach Egypten Fliichtenden aus ihren erstecken oder aus den Na barländern nach Judäa zurückkehr- ten und dort dur Unbotmäßigkeit oder Empörungs- versuche die Chaldäer veranlaßten, das Land nochmals auszuleeren. M) Befremdlich könnte der Umstand erscheinen, daß die Gesammt ahl der nach Babel Deportirtem 10,000 mit Joja in und 4,600 unter Zedekia, im Ganzen 14,600, zu der Zahl der unter Serubabel nach Jerusalem und Juda Heimgekehrtem die in Esra L, 64 zu 42,360, ohne die Knechte und Mägde, an- egeben ist, in keinem richtigen Verhältniß zu stehen Zcheint Man erwäge jedoch, I) daß in den Angaben er Weggefübrten nur die Erwachsenen und selbst- ständigen Personen männlichen Geschlechts gezählt sind, während mit den Vätern auch die Frauen und Kinder in’s Exil wanderten, 2) daß auch schon bei der ersten Einnahme Jerusalems im 4. J. Jojakims 606 v. Chr.) eine vielleicht nicht ganz geringe Zahl riegsgefangener nach Babel kam, die sich mit dem später dorthin deportirten Tausenden ihrer Brüder vereinigen konnten, Z) daß, als die Exilirten in Babel angesie elt wurden und dort nicht nur ihren Lebens- unterhalt fanden, sondern. auch, wie aus mehreren Andeutungen erhellt, viele zu bürgerlicher Wohlhaben- heit elangten, auch noch von den im Lande zurück- elas enen viele nach Babel gezogen sein mögen, weil sie dort ein besseres Fortkommen zu finden hofsten, als in dem durch Krieg verödeten und entvölkerten Juba, 4) daß von der Zeit der Wegführung der zehn- tausend mit Jojachin im J. 599 v. Ehr. bis zur Rückkehr unter Serubabel im J. 536 v. Ehr. 63 Jahre, also fast zwei Meeschenalter verflossen, in welchen sich die Exulanten stark vermehren konnten· (Keil.) 3l. Aber im sieben nnd dreißigsten Jahr, nachdem Jojachiid der König zu Juba, [im J. 599 v. Clzr.] weggefiihret war, kalso im J. 562 v.Chr.] am funf und zwanzigsten knach 2. Kaki. 25, 27 am sieben und zwanzigsten, s. daselbst die Anm.] Tage des zwölften Monden ldes Adar oder unseres März 2. Mos 12, 2 Aum.], erhub Evil-Mero- dach, der König zu Bube! lund Nachfolger des Nebucadnezar 2. Kön. 25, 27 Anm. 2], im Jahr, da er König ward [er regierte aber von 562— 560 v. Chr.], das Haupt Jojachins, des Königs Juda, und ließ ihn aus dem Gefängniß ketwa sum seinen Regierungsantritt durch einen Gnadenakt zu verherrIichenJ ; 32. Und sEvikMerodachj redete freundlich mit ihm [dem Könige Jojachin, um ihn, der nun schon ein Mann von 55 Jahren war, die lange Kerkerhafi einigermaßen vergessen zu machen]; und feste seinen Stuhl über der Könige Stuhle, die bei ihm zu Vabel waren [ließ ihn bei feierlichen Gelegenheiten, wo seine Vasallen und andere ihrer Länder beraubte Könige sich zur Erhöhung des Glanzes seines Königreiehs um ihn versammeln mußten, den obersten Platz einnehmenjz 33. Und wandelte ihm seines Gefängnisses Kleider sindem er ihm gestattete, wieder königl. Kleider anzulegen, und ordnete an], daß er vor ihm [bei ihm an seiner königl. Tafel 2. Sam. 9, 7 fs.] aß stets sein Lebenlang. 34. Und ihm ward stets seine Unterhaltung sein Deputatnn Lebensmitteln und anderem Be: darf] vom Könige zu Babel gegeben, wie es ihm verokdnet war lnämlich jeden Tag der Bedarf des Tages zur Unterhaltung einer Dienersehaft und besserer Haltung seiner Familienglieder, so daß er eine eigene kleine Hofhaltung führen konnte], sein ganzes Lebenlang, bis au sein Ende. Ueber die tiefere Bedeutung dieses Ereignisses und die göttliche Absicht bei demselben vgl. 2. Kön. 25, 30 Anm. — Die Verse 31—34 stimmen sachlich wieder genau mit 2. Kön 25, 27—— 30 überein. — Es Loll einer im Ungliick verzagen, denn die rechte Hand es Höchsten kann Alles ändern (Ps. 77, 11), und Christus herrscht auch mitten unter seinen Feinden (Ps. l10, 2), dem sei Lob, Ezr und Gewalt von Ewigkeit zu Ewig- keit. Amen. ( ramer·) König Jojachiws Begnadigung —- Schlußbemerkungen 399 Schlnsibemerliungen zu dem Propheten Jeremia. Wer ein Bild dieses mitleidigsten und zugleich leidevollsten aller Propheten, wie ihn die Kirchen- väter nennen, zeichnen wollte, müßte unter dasselbe seinen eigenen Ausruf des tiessten Schmerzes setzen: »Ach, daß ich Wasser genug hätte in meinem Haupte, und meine Augen Thränenquellen wären, daß ich Tag und Nacht beweinen möchte die Erschlagenen in meinem Volk!« Denn schmerzvoll und be- trübt, wie keines Propheten vor ihm und nach ihm, war der Beruf, zu dem ihn der HErr ausersehen. Denn an den weltgeschichtlichen Scheidepunkt gestellt, wo das erste vorläusige Gericht durch die Welt- macht über das Gottesreich ergehen, wo Babel Jsrael gänzlich verschlingen sollte, hatte er das Amt, beiden Gericht und Erlösung zu verkündigen, aber dem Gottesreiche Gericht zuerst und Erlösung dar- nach, der Weltmacht zuerst Sieg und Herrlichkeih darnach aber das Gericht. Doch war sein Beruf wesentlich, ein Herold des Gerichts zu sein, wie der HErr zu ihm gesagt hatte: ,,Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, auszureißen und zu zerbrechen, zu verstören und zu Verderben« -—; ein Herold des Gerichts für Israel sowohl, als auch für die gesammte damalige Heidenwelh wie er dies am klarsten in dem den Mittelpunkt seiner gesammten Weissagungen bildenden Kap. 25 thut. Jn seiner amtlichen Wirksamkeit sind deutlich 2 Perioden zu unterscheidenx Die erste vom II. Jahre des Josia (627 v. Chr.), wo er als 20jähriger Jüngling berufen ward, an bis zum 4. J. des Joiakim (606 v. Chr.). Als er vom HErrn berufen ward, hatte Josia bereits seine Resormation begonnen, und es schien, als ob dieser frömmste aller Könige Judas mit einem solchen Gehilfen wirklich noch einmal eine bessere Zeit herbeiführen werde; aber nur die äußeren Formen der Gottlosigkeit und des Götzendienst wurden auf kurze Zeit beseitigt, Josia’s Arbeit war wesentlich eine Aussaat unter Dornen, und als der HErr ihn hinweggenommem brach das Verderben desto mächtiger hervor, zeigte fich desto deutlicher die Reife des Volks zum Gericht. Jeremia hatte fich keinen Augenblick durch die scheinbare Gunst der Verhältnisse täuschen lassen. Seitdem der HErr ihm (Kap. I, 13 f.) den siedenden Topf von Mitternacht her gezeigt, sah er im Geiste klar das zusammenbrechende Assur und das vom HErrn zum Gericht über alle Völker ausersehene Chaldäerreich als seinen Erben und verkündete auch in dieser ersten Periode, die ihm weniger Leiden brachte, schon klar das Gericht über sein Volk durch den Ver: derber von Norden. Das Jahr 606, die Eroberung Ninive’s, die Schlacht bei Carchemisch und die erste Eroberung Jerusalems bildet aber einen entschiedenen Weitdepunkt in seiner Wirksamkeit. Seitdem ist das Thema aller seiner Predigten: »Das Gericht ist unmittelbar bevorstehend und unwiderruflich, Nebucadnezar ist berufen, es zu vollstrecken, wer sich ihm unterwirft, reitet sein Lebens« Jn dieser Verkündigung machte ihn kein Hohn und Spott, keine Drohung und Mißhandlutig kein noch so schwerer Kerker und keine Todesgefahr irre, sondern er bewies sich wirklich als eine feste Stadt, als eiserne Säule nnd eherne Mauer wider die Könige, Fiirsteii und das ganze Land (Kap. l, 18). Das konnte er aber nur durch seinen felsenfesten Glauben, durch welchen der HErr in ihm Schwachen mächtig trat. Denn er war von Natur weichen Gemüths, zartfiihlend und schüchterin Nur zagend hatte er sich (Kap. l, S) seinem Berufe unterzogen und hegte nachher unter der Last desselben oft den Wunsch, des schweren Amts enthoben zu sein (Kap. 20, 7 ff.). »Er war kein Elias — er, der so gern mit Allen in Frieden und Liebe lebte, muß, da er in den Dienst der Wahrheit getreten, ein zweiter Jsmael werden, seine Hand gegen Alle und die Hand Aller gegen ihn; er, der sein Volk so heiß liebte, muß diese Liebe verkannt, muß sich von denen, welche selbst des Volkes Verräther sind, als Verräther an ihm gebrandmarkt sehen« Sowohl nach seinem göttlichen Berufe als nach seinen persönlichen Erleb- nissen ist Jeremia ein Vorbild des HErrn Christus. Jn die Mitte jener großen Katastrophe, welche die tiefste Stufe des alttestamentL Gottesreichs bildet, hineingestellt, sehen wir ihn, in der Zeit seiner höchsten Bedrängniß nicht einmal einen Berufsgenossen zur Seite, von aller menschlichen Hilfe verlassene allein allem Anstürmen der gottfeindlichen Mächie Widerstand leisten, immerdar ruhig und fest wieder- holend, was der HErr ihm zu verkündigen befohlen, als ein rechter Knecht Gottes. Und wie Jeremias das vorläufige Gericht über Israel zu verkünden und durchzukosten hatte, so Christus das definitive, wie auch alle persönlichen Erlebnisse Jeremiä sich bei Christo in vollendetem Maße wiederholten. —Die Art seines Berufes und seines Charakters prägt sich auch in der Redeweise Jeremiä ans. »Wer traurig und von Herzen betrübt ist, wessen Augen in Thränen übergehen, schmückt und ziert sich nicht in Anzug und Reden« Seine Rede ist die eines Dichters der Wüste und des Schmerzes und paßt zum härenen Gewand. Sie entbehrt des erhabenen Schwunges und des masestätischen Fluges des Jesaia, ist einfach und klar, eindringend und kraftvoll, zuweilen breit und eintönig, als der nur schwer von den Lippen Gehendes und immer dasselbe zu verkünden hatte. Eigenthümlich ist ihm dabei, daß er das Gesetz Mosis, besonders das b. Buch, sowie die Reden älterer Propheten oft wiederholt. ,,Je weiter der 400 Klaglieder I, l. Abfall des Volks vom Gesetze Gottes um sith griff, desto nöthiger wurde die Predigt des Gesetzes und der Hinweis auf die von demselben gedrohten Strafen, und je mächtiger der Einfluß der falschen Pro- pheten war, desto mehr mußte der Prophet Gottes seinen Zusammenhang mit den älteren Propheten hervorheben. -— Was die Entstehung des Weissagungsbuches Jeremicks betrifft, so ist nicht zu bezweifeln, daß jene in dem bedeutsamen Jahre 606 v. Ehr. ihm befohlene erste Aufzeichnung seiner Reden den Grundstock desselben bildet, doch so, daß die von ihm später noch mündlich oder schriftlich verfaßten Stücke einheitlich damit verbunden sind. Die Anordnung des Ganzen ist wohl erst nach Jeremicks Tode von Baruch in Egypten und zwar nach sachlichen Gesichtspunkten durch Zusammenstellung des Gleichartigen geschehen. Die Echtheit seiner Weissagungen ist mit geringen Ausnahmen nie ernstlich angegriffen worden, weil sich in allen (mit Ausnahme von Kap. 52) zu deutlich die Persönlichkeit Jeremicks spiegelt. Nur die außerordentlich zahlreichen Abweichungen der alexandrinischen Uebersetzung haben Einige zu Zweifeln veranlaßt, die aber sich leicht widerlegen, weil bei dieser Uebersetzung des Jeremia zu deutlich allenthalben Willküh Nachlässigkeit und Gedankenlostgkeit des Ueberseßers in die Augen springen. — Ueber die letzten Lebensschicksale Jeremicks wissen wir nichts Genaues. Gewiß ist nur, daß er gegen 580 v. Chr. noch in Egypten gelebt, demnach etwa 50 Jahre als Prophet gewirkt hat und etwa 75 Jahre alt geworden ist. Ueber seinen Tod berichten die Kirchenväter, daß er zu Tuch: panhes vom Volke gesteinigt und bei dem späteren Kairo begraben worden sei, wo man auch sein Grab zeigte. Die Juden erzählen, er sei von Nebucadnezar bei dessen Ervberung von Egypten mit Baruch zusammen mit nach Babylon genommen worden und dort gestorben. So tief die Schmach war, welche Jeremia während seines Lebens zu tragen hatte, so groß war feine Verehrung nach seinem Tode, be- sonders durch die treue Erfüllung seiner Weissagungen. Jnsonderheit die egyptischen Juden betrachteten ihn als ihren Propheten; man nannte ihn »den Propheten« (5. Mos 18, 15) und glaubte, daß er vor der Erscheinung des Messias wiederkommen werde (Matth. 16, 14; Joh.1, 21). Und wenn auch die Juden darin irrten, daß sie wähnten, Johannes der Täufer sei der wiedererschienene Prophet Jeremia, so ist derselbe doch in dem HErrn Christus als seinem Gegenbild wiedererschienen. Denn obwohl Jeremia vorzugsweise ein Strafamt auszurichten hatte, so hat ihm der HErr doch den reichsten Trost zu verkündigen und die tiefsten Blicke in die Zeit des zukünftigen Heils der Erlösung und Ver-« herrlichung des Volkes Gottes zu thun vergönnt. Gerade in der Zeit des tiefsten Leides und seiner eigenen tiefsten Erniedrigung (Kap. 38, 1—13), im Anblick des unmittelbar bevorstehenden Zusammen- sturzes des Reiches Gottes und der Verwüstung des Heiligthums spendete ihm der HErr den Trost, das zukünftige Heil der Erlösung durch den HErrn, der unsere Gerechtigkeit ist, zu schauen und zu ver- kündigen (Kap. 30-—33). Der unerschütterliche Glaube an dies Heil war die Felsenstärke auch im Uebermaße des Leides dieses wunderbaren Mannes Gottes. Wir Klaglirdcr Ieremici Die Klagelieder, deren ernste Feierklänge wir zum Abschluß aller von Jeremias uns überlieferten Reden vernehmen, sind gesungen und geschrieben, als Jerusalem mit dem Tempel des HErrn zerstört, das gelobte Land verwüsteh Juda nach Babylon in die Gefangenschaft abgeführt, das königliche Haus mit Schmach beladen und dem Anscheine nach für das Volk Gottes alle Hoffnung erloschen war. Der Propbet hat auch da nicht aufgehört zu zeugen von des HErrn Macht und Liebe, hat geredet von Gottes Gericht, sein Volk zur Buße ermahnt, zur Hoffnung ermuntert, damit es, auch gerichtet, mit Vertrauen zu dem Erbarmen seines Vaters siiehe. Damit legte er aufs Klarste dar, wie durch die Verwerfung Jsraels in der Zeit doch der Bund mit ihm für die Ewigkeit nicht erloschen und aufge- hoben sei, und seiner Durchführung bot er, treu bis in den Tod, die Hand. Seine Klagetöne auf den Trümmern von Jerusalem find die Schmerzensrufe der um ihrer Sünden willen geschlagenen und ge- richteten Gemeinde Gottes, damit aber im Vorbild auch die Schmerzenslaute dessen, der sich geeint mit unserer Noth, der unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf stch geladen, deß Herz unser Wehe zerrissen hat. Darum hat die Kirche Recht, wenn sie unter ihre Crucisixe des klagenden Zion Jammerruf schreibt: Schauet doch und sehet, ob irgend ein Schmerz ist wie mein Schmerz, der mich getroffen hat. (Neumann.) Des prophetischen Sängers Klage über den Jammerzustand Jerusalems. 401 Das 1. Kapitel. Des jädischeu Volkes Jammerstand. A. Die fünf Klagelieder über die Zerstörung des Gottesreirhes alten Teil» in welche unser Buch zerfällt, haben allesammt einen Grundton, der sie wie ein sittsteres Grabgeläute dnrthhalln aber in jedem einzelnen nimmt er eine besondere Färbung nnd einen besonderen Ausdruck an, je nach der Stellung des Ktagendcn zu dem Grabe. Es ist ein Fortschritt in der Darlegung des Allen gemein- samen Inhalts, indem sich die Klage allmälig selbstbewnßter wird und die ganze Tiefe ihres Elendes im liichte himm- lischer Verklürung anschaut, so das- die Klage zugleich gefaßter und kürzer wird mit dem Verlauf der lieben, aber mit der wachsenden Eintöniglieit ihres Ausdrucks stch desto mehr in sich uerlieft, indem sie in ihrer herbsten Schmerzeusgewalt den Ruhepunkt findet, in welchem sie sich zur Hoffnung auf das lljeil des xhErrtt mitten in der sinstersten Vacht ihrer Gaul erhebt und die Seele sterbend sich zum lieben in Gott durchringet Die Lieder nnd alle im Anblick der vollen- deten Zerstörung unter dem frischen Eindrutk der schreck- lichen Ereignisse gesungen. liessen muß man sich stets be- wußt bleiben zum Verständniß der Lieder. Das erste tkied ist nach ganz unter der furthtbareu wacht der er— folgten entsetzlichen Katastrophe gedictstet; es waltet daher hier der Jammer über die wegführung des Volkes in die Gefangenschaft, die Verödung Zions, über die Drangsale bei der Eroberung, über die Plünderung, die thungersnotlk den ttiohn nnd Spott und die Verachtung von Seiten der s Feinde und die hilf- und trostlose Wage der so tief gefalle- nen Stadt vor. Dasselbe zerfällt in 3 Theile In dem ersten (V. 1—l1) spricht der orophetiselse Sänger selbst nnd betrachtet klagend den großen Iammerztistand Jerusalems nnd seiner Umgebung, die lltnechtsclsaft seines Volks, das Glück seiner Feinde, die Verdorbenheit seiner Fürsten und seine Schmach. Im zweiten (V.12—19) beginnt Jerusalem selbst, als ein entblößtes nureiues Weib, die Klage und« schildert in ergreifender weise seine Verlasseuheit und bin· reinheit, seines Volkes Noth, Schuld und Elend und seiner Feinde Liügellosigkeih Im dritten Theile (V. 20—22) er· hebt der Dichter selbst seine Hände zum Gebet empor, be- kennet die Gerechtigkeit Gottes in seinen Gerichten und beklaget seines Volkes Elend. I« V. 1—1l. »Mit dem tiefen, den ganzen Schmerz eines llitglüctiliasetn der fiir sein Volk nnd mit seinem Volke fühlt, kennzeichnenden Seufzer: »Ach! wie liegt die Stadt so wüste, die voll Volks sonst wart« beginnt das Thränenlied und stellt tu Einem Auge das ganze Schre- ckensbild des entsetzlichen tlnglücks, von dem Stadt nnd liand betroffen wurden, vor die Seele. Die so viele . Kinder hatte, ist nun eine einsame Wittwe; die eine Fiirstin war in deu Landen, ist zur Sklavin nun ge- worden. Ihre Schmarh ist so groß, daß sie nicht blos den ganzen Tag klagt und weint, nein auch des Uaasts nicht Ruhe ßudet und ihre Thränen stromweise über ihre Wangen rinnen; denn ihre Wage ist dadurch trostlos geworden, daß sogar ihre Freunde ihr den Ränken kehrten und ße verrietheu.·· Vorüber sind die Tage, wo Tausende zu den hohen Festen strömten, wo Iubel die Straßen dnrchtönttz wo das Volk zusammen vor dem tjErrn stand; seht liegen die Straßen wüste, die Thore verödet; die Priester seufzen und die Jungfrauen führen nicht mehr deu Reigen. Und doch ill all dieser Jammer selbst verschulden die jubelnden Feinde sind» nur die blinden Werkzeuge des Zorngerictzts Gottes über die« Sünder. Jerusalem hat von Alters her viel Gutes ge· habt; aber sie hat sitt) nicht zur Buße treiben lassen. D ächse l’b Bibelwerb Ietzt in ihrem Elend gedeuket sie dessen, aber der Dabei, mit welchem die Feinde auf ihren Untergang schauen, der Abscheu, mit dem ne sich wie non einem unreinen Weibe abwenden, macht die Erinnerung ihr doppelt bitter. Darum beklaget sie ihr tcoos in der Einsamkeit und suchet bei dem its-Gern, der alle ihre Vioth und den Uebermnth der Feinde kehrt, Trost und Hilfe. I. [Achl] Wie» liegt die Stadt so wüste lwörtlicht Wie sitzet" die Stadt so einsam in tiefer Trauer, sie], die leinst eine kinderreiche Mutter, eine Stadt] voll Volks war! Sie ldie einst das geliebte Eheweib ihres himmlischen Ehe- herrn war und durch seinen Segen Kinder gebar, so zart, so rein, so zahlreich, wie der Thau von der Morgenröthe Pf. 110, Z] ist sann] eine Wittwe [ein einsames betrübtes Weib, beraubt ihrer Kinder und unfähig, noch Kinder zu gebären, als die geschleden ist von ihrem Ehegatten]. Die [einst, in den herrlichen Zeiten, da ein David und Salomo in ihr throneten] eine lhohe und erhabene] Fnrstin svoll mächtigen Einflusses] unter den Heiden und eine Königin sdte weithin herrschte] tu den [benachbarten, ihr unterworfenen] Landeru [der 9Jioabiter, Ammoniter, Edomiter, Midianitetx Araber nnd Philister] war, muß nun sals zins- pflichtige Sclaoin einem anderen Herrn] dienen sund in tiefer Knechtschaft leben«"]». Das hebe. Wort ehksk ach wie! der Ausdruck der tiefsten schmerzvollften Klage, mit welchem auch das Z. nnd 4. Lied beginnt, hat dem ganzen Buche in der hebe. Bibel den Namen verliehen. Die Rabbinen nennen es ktnottn Trauer- oder Klagelieder, die griech. Uebersetzer thren0i, Thränenliedey und die lateiru Ueberfetzung threni oder lamentationes mit derselben Bedeutung. Die uralte Sitte, auf geliebte Todte Klagelieder zu dichten nnd zu singen, wovon uns die heil. Urkunden glänzende Beispiele in den Todten- lagen auf Saul und Jonatgan (2. Sam. l, 17 ff.), sowie auf Abner (2. S» Z, Z· ff.) aufbewahrt haben, dehnte stch schon frühzeitig auf zerstörte Städte und verwüstete Länder aus (Am. 5, 1; Jer. 7, 29; 9, 9. 17 f.; Hes. 19, 1). Indes; ist in unserem Liede das Reich und Volk Gottes sowohl als anch Jerusalem nach der auf dem Bunde Gottes mit seinem Volke ruhenden und von Gott selbst geoffenbarten Anfchau- ung (Hos. 1, 2 Anm.) als ein Weib vorgestellh auf welches der Prophet bald aus» dem Herzen und im Namen der Gläubigen eine Todtenklage anftimmt, . weil es so gut als gestorben ist, bald et: selbst in schmerzliche Klage ausbrichh — Jn der hehr. Bibel steht unser Buch nicht an dieser Stelle hinter dem prophetischen Buche Jeremia’s, sondern hinter dem Hohenlied, also unter den sog. Chethubiin Gagiographa oder heil. Schriften 5· Mof. 18, 22 Anm.), weil man in dem- selben keine unmittelbare Weifsaguug, sondern den Ausdruck der Erfahrungen des glänbigen Herzens er- kannte; da jedoch dasselbe, wie Josephns zeigt, in der ältesten Zeit stets zu den Propheten «estellt worden ist und nach Jnhult und Verfasser mit em Weifsagungsk buche Jeremia? eng zusammengehörh so ist es in den deutschen Bibelu hinter Jeremia gestellt worden. Und in der That ist ja in den Klageliedern anch eine großartige, mittelbare Weissagung gegeben, nämlich die vom heil. Geiste dargebotene Form, wie die Gläubigen und insbesondere die Diener Gottes die A. T. 1l. Z. 26 402 Klaglieder l, 2—4. Verwüstung, Verödung, Gefangenschaft und Knecht- schast der Kirche des HErrn Jesu Christi durch die gottfeindliche Weätmkichlt und gendheidiåiscdkjenchunkglaugen i rer eigenen a gea enen in er, a ur ie e- rlichte Gottes über die Braut des HErrn kommen und sie zur Selavin der Weltmacht wird, betrauern und beweinen sollen und auch wirklich beweinen. Auch hat die Kirche diese typische Bedeutung der Klagelieder nie verkannt, wenn sie auch weniger das Vorbild auf den um seiner Sünden willen gezüchtigtem von der Welt geknechtfettsn us; zersglagenensskxb ges HErrms als as au en rrn ritum e t, er mit un eren Sünden beladen, vom Gerichte Gottes getroffen und von Gott verlassen ward, hervorgehoben hat. Darum werden in der kathob Kirche in sehr richtiger Würdi- «ung ihrer Bedeutung an den drei letzten Tagen der harwoche Stücke aus den Klageliedern in den Kirchen vorgelesen, nämlich am Grünendonnerstage Kap.1, 1——5; 6——9; 10—14; am Charfreitage Kap. 2, 8——11; 12—45; Z, 1-—9; am Charsamstag Kap. 3, -2·2—30; 4», 1—6; 5, 1—1l. —- Die Form unserer Lieder ist eine äußerst ·kunstvolle. Wichtig ist es schon, daß es fünf Lieder sind, so daß das mittlere oder dritte deut- lrch als das den Höhepunkt der Klage und der Trauer bildende, zu welchem die beiden ersten hinaus, von welchem die beiden letzten herabsteigen und zur Ruhe in Gott hinführen, hervortritt. Dasselbe führt uns innerlich in den Mittelpunkt sowohl der Nacht, in wel- cher Israel, das Volk Gottes, untergeht, als des Tages, welcher· über Jsrael ausgeht, ein. Hier sehen wir das geistliche Jsrael in seinem Repräsentanten, dem Knechte Gottes und Propheten Jeremia in der tiefsten Nacht des Elends, am Rande der Verzweiflung. Aber wo die Noth am größesten, ist die Hilfe am nachstenz Aus die Nachtsolgt die Morgendämmernng, indem si das in der Tiefe der schwer angefochtenen Seele sch»ummernde Vertrauen» aus den HErrn, der Lein erwahltes Volk nicht gänzlich verstoßen kann, aus-- er Nacht der Trostlosigkeit emporringt uud allmälig den hellen Ta des Trostes heraufführt Mit dieser kunstvollen Or nung des Stoffes geht auch die äußere Form der Lieder Hand in Hand. Jedes der 5 Lieder hat 22 Verse nach der Zahl der Buchstaben des Alphabets nur ist im s. Liede immer ein Vers in 3 Glieder zerlegt, »so daß hier also 66 Verse entstehen. Die vier ersten Lieder sind Akrosticha, d. i. die n- sangsbuchstaben ihrer·Verfe sind die Reihe des Alpha- bets, ja im dritten Liede fängt jedes von den 3 Glie- dern eines Verses stets mit demselben Buchstaben an. Es hat dies eine» tiefe Vedeutun . ,,Jn den Zeichen des »Alphabets ·sind die Schöp ungslaute symbolisch verkorpert. Wie alle Geisteserzeugnisse in Formen aus dem Alphabet zusammengewebt anfchaulich wer- den, das Wort getragen vom Buchstaben, so ist die ganze Welt Produkt der erklingenden Geisteslaute im Munde Gottes. Nun aber ist das Klagelied der ein- fache Ausdruck des inneren Schmerzes, der finsteren Seelenstiinmung und besteht daher aus einer Reihe von Empfindungen, Gefühlen und Gedanken, welche schopferische Produkte der— in Betrübnis; befangenen Seele sind, die »in ihrem Jdeasle sich die Welt schasft, der gegenüber sie sieh theils ihres Harms ganz be- wußtvzu werden, theils desselben zu vergeLen vermag im«Lichte einer höheren Ordnung der inge. Die Gliederung entspricht »also ganz dem- Geist in der Natur, ja dem Geist im Worte des Lebens, welches im Schmerz seiner Liebe und, seines Todes die Welt erschasfen hat» Mit der steigenden Ruhe der Seele nimmt Uni anä und Schwere der Verse ab, verliert sich auch diese orm der alphabetischen Ordnung; schon im 4. Liede wird sie wiederholt durchbrochen, im 5. Liede, wo das Gebet die Kraft der eigenen Natur ge- brochen und der geläuterte Schmerz zur Ruhe in Gottes Herzen zurückgekehrt ist, ist sie ganz verschwun- den und nur die Zahl der Verse erinnert noch an das Alphabet — Die griech. Uebersetzung hat am Anfang des 1. Verses noch die Worte: »Und es geschah, nachdem Jsrael gefangen hinweggeführet und Jeru- salem zerstört worden war, saß Jeremia weinend da und sang folgendes Thränenlied aus Jerusalem und sprach.« Diese, jedenfalls aus alter, glaubwürdiger Ueberlieserung beruhenden Worte sagen dasselbe aus, was der Eindruck des Liedes jedem unbefangenen lehrt. Der Charakter des Propheten Jeremia ist den Liedern so unverkennbar ausgeprägt, Jnhalt und Sprache stimmen so sehr zu ihm als Verfasser, daß kaum irgend jemand daran zu zweifeln wagt, daß er der Vers. von ihnen allen sei. Ferner zeigen sie durchweg einen noch so frischen Eindruck von dem Schrecken der eben erlebten Katastrophe, daß die An- nahme gewiß richtig ist, Jeremia habe die Lieder während jener Monate, die er sich nach der Zerstörung Jerusalems bis zum Zuge nach Egypten bei Gedalja in Mizpa aushielt, also wenigstens aus der frischen Erinnerung des Anblicks der Trümmer der Stadt und des, ganzen Elends seines Volkes, gedichtet. Sie sind also wirklich auf den Trümmern Jerusalenis ge- sungen, »ein lebendiger Erguß des tiefsten Schmer es, der in dem Herzen des Propheten sich erheben mu te, als er die Stadt gefallen sah, deren Gericht er so markdurchschütternd Verkündigt hatte, und der die Schrecken der Katastrophe durch die Erhebung zu Gott · zu überwinden trachtet.« H) Schon in diesem Ausdruck ist Jerusalem als ein betrübtes, einsam und verlassen dasitzendes Weib gedacht, wie auch die vom Kaiser Titus auf die Er- obernng Jerusalems geprä« te Münze das eroberte Judäa als ein weinendes Tgeib unter einem Palmen- baum darstellt. «—- Wie ein herzutretender Fremdling, der gehört hätte von den Verheißungen ewigen Blei- bens, die Gott über Jerusalem, seinen Sitz, ausge- sprochen hätte, und dem es bekannt gewesen wäre, wie diese Stadt nicht auf Herrschast und Macht der Menschen, nicht aus Reichthum und Glanz der Erde, sondern auf das Wort des ewigen Gottes gebauet war, und der sie nun gesehen hätte so völlig in Schutt und Trümmer verwandelt, wie ein solcher fast für unmöglich hätte halten müssen, was er sah, so ruft der Prophet voll Verwunderung« aus: Wie liegt die Stadt so wüste! (Heim.) »Es) Die hochgeborene Fürstin und Königin, die Gebieterin über Völker und Länder ist zur dienenden Sklavin geworden. So müssen ganz besonders auch in unseren Ta en die Diener Gottes klagen und wei- nen über die ’irche unseres HErrn, das neutestam. Zion, die Braut Christi. Daß sie das Kreuz ihres HErrn demselben nachtragen, daß sie auch seine Schmach an sich schmecken und seine Wundenmale an sich tragen müssen, wissen alle Glä1ibigen wohl; aber daß sie von ihren eigenen Kindern verlassen und ver- rathen, der Macht der Welt ausgeliefert werde, daß diese eiserne Fesseln und Fußschellen für sie schmiede, damit i re Feinde ihrer spotten, daß sie, die doch ihnen s llen Heil und Leben und Licht gegeben, nun wie eine von ihrem Bräutigam und HErrn verlassene Wittwe, wie eine oknmächtige Magd, die niemand zu fürchten hat, daste en oder vielmehr weinend dasitzen muß, das ist’s, was ihre Diener mit dem Propheten in tiefem Schmerze betrauern Zions Straßen und Thore sind wüste und öde und das Volk ist gefangen weggeführt. 403 2. Sie weinet [darob bitterlich, nicht allein des Tages, sondern auch] des Nachts [die doch sonst dem Müden zur Ruhe, dem Betrübten zur Erquickung gegeben; aber ihr verscheucht sie den Kummer nicht, gönnt ihr keine Labung. Jhr Leid ist stz groß, ihr Schmerz so tief],»daß ihr die Thranen kunaufliörlich und reichIEchJ uber die Backen laufen; fund] es ist [in dieser ihrer Noth, wo sie des Trostes am meisten bedürfte] niemand unter allen ihren Freunden [denen ste so viel Gutes und Liebes erwiesen, auf die sie sich thörichter, ja frevel- hafter Weise verlassen zu können meinte, ja deren Vertrauen sie so oft dem Vertrauen auf ihren himmlischen Freund vorgezogen hai], det sie [theil- nehmend] tröste; [ja, mehr noch:] alle ihre Nächsten [mit denen sie sich durch Freundschaft und Bünd- nisse eng verbunden glaubte, als die Egypteim die Moabiteiz Ammonitey Edomiteu Philister] ver- achten sie [wörtlich: sind treulos geworden und haben sie iin Stiche gelassen, ja haben sie wohl gar schnöde verrathen und an ihren mäch- tigen Feind ausgeliefert], und sind ihre los-seiten] Feinde worden [die ihre Zerstörung und ihren Jammer noch vergrößern helfen Pf. l37, 7; Hes 25, Z. S; Jeit 40, 14]. Auch der Kirche des HErrn macht das Bewußtsein, sich gar oft auf trügliche, irdische Dinge gestü t zu haben, die sie endlich doch verlassen und si als ihre bittersten« Feinde erweisen, den Schmerz über ihre Geschlagenheit und Gebundenheit durch die Weltmacht doppelt bitter, daß ihre Thränen unaufhörlich fließen. Sie hat ihren erhöheten HErrn in ihrer Mitte, sein heil. Geist wohnet und wirket in ihr, sie hat zwei miichtige Säulen, wie einst Jachin und Boas, die eine wahre Stütze sind, Wort und Sacrament; aber wie oft hat sie nach anderen Freunden und Verbündeten sich uingeschaut und von ihnen Kräftigung und Schutz gehofft. Aber sie alle, von den mächtigsten Fürsten an und den Kammer- oder Synodenmajoritäten mit ihren fluctuirenden Zeitströmungen bis zum letzten, noch so gut meinenden menschlichen Gönner werden ihr den Rücken kehren, ja sie erst recht in die Knecht- schaft ausliefern Und das wird des HErrn Gericht sein, auf daß sie wieder mit ganzem Herzen beten leriie: Es ist ja doch kein Andrer nicht, der für uns könnte streiten! — Wer siehet aber nicht, daß sich diese Klagen auch wohl in die letzte Zeit, und sonder- lich in die Laodicäische Gemeine (Offb.3,14ff.) schicken, da Gott weit und breit mit seinen Gerichten alles wird verwüsten und die Zierde des Hauses Gottes, die Heiligkeit, ganz wird verschwunden sein: wie es in unseren Tagen schon ein solch betrübtes Ansehen hat, da der Geist und die Heiligkeit bei dem gemeinen Haufen der Lehrer und Zuhörer nicht zu finden, und also der Tempel Gottes, der hierinnen bestehen sollte, in der äußeren Kirche sehr zerstöret ist; worüber denn die seufzen, die mit Jeremia die Verwüstung vor Augen sehen, auch wohl als Vekenner der Wahrheit von dem Verfall der Kirche, wie hier Juba, davon ziehen vor Elend und vielem Dienst, womit man die Gewissen binden will; und die Klage, die sie vor dem HErrn führen, geht einmiithig dahin, daß die wahre Kirche so einsam geworden und so wem· rechtschasfene Glieder derselben mehr anzutreffen, da sie wie eine Wittwe worden, die Christus, der Bräutigam, mit seinen Gaben desGeistes ganz verlassen zu haben scheinet, andem keine Früchte der Gottseligkeit und wahre Kinder mehr wollen zum Vorschein kommen; die doch vormals· unter den Heiden ein ziemliches Aufsehen» machte mit ihrer Heiligkeit, daß sie wie eine Furstin in den Landschaften konnte angesehen werden, woßgegen aber nun die wenigen Glaubigein so in der au eren Kirche sich noch finden, schweigen und sich unteoalle Satzun en beugen müssen, weil sie der in der Kirche eingeris enen irdischen Herrschast nicht wider« stehen mögen. Also haben »sie immer Ursach, in der Nacht dieser Trubsale zu weinen und über alle Greuel IN Ieviksalemzu seufzen; müssen auch gar oft die Treulosigkeit ihrer irdischen Freunde und äußerlichen Glaubensgeno sen erfahren, also daß sie bei dem ein- gevrissenen heidnischen Wesen sehr in Unruhe des Ge- wissens oft gesetzt und in die Enge getrieben werden. (Berleb. Bib.) s. [Und wie sollte Jerusalem, die Mutter des Volkes Gottes, nicht jammern und weinen! Denn] Znda sihre Tochter, das Volk des ganzen Landes] ist [ja] gefangen im Elend und schiverem Dienst [besser: ist in die Verbannnng Weish. 19, 10 Atem. geführt und zwar aus der Noth und viel Mühfal heraus, die sie vorher schon durch viel Kriege und Belagerung, zuerst von Seiten der Egvpter unter Pharao Necho, da ihr edler König Josia ihr entrissen ward, sodann durch die Chaldäen da sie schweren Tribut zu zahlen, Land und Stadt zu vertheidigen, Hunger, Schwert und Pest zu erdulden hatte, erfuhr, dem allem gegenüber die Verbannung ein Leichtes zu nennen war]; sie wohnet snun dort mitten] unter den Heiden, nnd findet sdoch auch da] keine Ruhe swie ihr dies von Mose Z. M. 28, 65 gedrohet worden; denn] alle ihre Verfolg» halten sie übel [wörtlich: umgeben sie rings, treiben sie um und erreichen sie mitten zwischen Engpässem da ihr kein Entrinneii möglich ist, wie Jäger ein Wild in enge Schliichteii treiben, bis es zusammen: sinkt und sicher ihre Beute wird]. So bringet -auch die Weltmaeht die von ihr ge- fangene und geknechtete Kirche des HErrn in solche Lagen und Zustände, in denen sie nothwendig unter- liegen und ihre Beute werden muß, daß an ihr das Wort wahr wird: Will sie Charybdis vermeiden, fällt sie der Scylla zur Beute. — Wenn Gottes Strafen angehen, so ergehen nicht nur eine, zwei, drei, sondern sie fallen nach einander daher, wie im ungestümen Meer eine Welle die andere treibt (Ps. 42, 8). Denn kein Unglück kommt allein, inmaßen allhier am Exem- pel der Juden augeiischeinlich zu sehen ist. (Egidi1is HunniusJ 4. Die [Land-] Straßen gen Zion [der heil. Stadt Gottes, sind in Trauer und] liegen wiisle sverödet da]- Weil niemand skein fröhlich feieriider Pilgerzug mehr wie seither] auf kein [Ps. Ho, 11 Aiim.] Fest kommt [2. Mos. II, 17; Pf. 42, 3 ff.]; alle ihre [Stadt-] Thore stehen öde [denn niemand ziehet mehr durch sie ein und ans, keiner sammelt sich dort, um mit Anderen zu beratheii 26’i· 404 Klaglieder l, 5—12. und zu handeln, Grabesstille ist an Stelle des früheren fröhlich-lebhaften Verkehrs getreten], ihre Priester [die als die Heiligen Gottes die Wonne seiner Nähe selig genießen follten] seufzen [denn des HErrn Heiligthum ist zerstört, Gottesdienste und Feste sind verstummt], ihre Jungfrauen [die schöne, hoffnungsvolle Blüthe des Volks] sehen sbetrübt und] jämmerlich [denn nicht mehr können sie bei den Festen des HErrn den fröhlichen Reigen führen, durch Gesang und Spiel die Feier erhöhen], nnd [ach!] sie [selbst, die einst so reiche Mutter Aller, das Zion Gottes] ist [tief iUnerIichstJ betrübt. Es kennt die Welt nicht, was es für eine unaus- sprechli e Wohlthat Gottes sei, wenn er guten Frie- den gie t, daß man aufenweise um heiligen Gottes- dienste kommen und enselben besuchen kann, bis Gott sein Wort theuer werden läßt, daß man’s über Meer und Wasser holen möchte, und doch nicht mehr zu finden ist. O wie viel sind Leute, die da seufzen nach dem lie en Evangelio und gern mit Haufen über viel Meilwegs gingen an die Oerter, da sie es allein an- treffen und erreicheu könnten. Die werden an jenem Tage aufstehen und verdammen diejenigen, welche es nor der T üre gehabt» und doch so geringschäzig ge- halten un so fahrlassig besucht haben. ( gidius Hunniush Z. [Denn] Ihre Widersacher [die gottfeindliche Weltmachtj schweben empor wörtlich: sind ihr Haupt geworden, wie es ihr der HErr auch gedroht hatte 5. Mof. 28, 44., während es eigent- lich uach V. 13 dess. Kuh. umgekehrt sein sollte, allen] ihren Feinden gehet es wohl lsie sonnen sich im Glanze ihres Glückes und sind in voller Sicher- heit im Gefühle ihrer Ueberinacht und der gänz- lichen Unschädlichkeit des Volkes Gottes. Das Bitterste aber ist, daß Zion solches Unglück selbst verschuldet]; denn der HErr [ihr heiliger und ge- rechter Gott selbst] hat sie» [so] voll Jammers ge- macht um ihrer großen Sunden willenz und Ho] sind liogar] ihre [kleinen] Kinder [ihr Licbstes und Theuerstesj gefangen [wie eine Lämmerheerde] vor dem Feinde [in die fernen, fremden Länder] hin- gezogen [um dort als gute Waare verkauft zu werden]. Unter den Trümmern von Ninive’s Palästen fin- den sich auch von solchen Zügen mit jungen Kindern mehrere Bei piele, deren trübes Loos herzergreifend erscheint. ( eumann.) — Gott at um Zions Sün- den willen ihre Feinde zur Herrs aft über sie gesetzer Was will das nicht sagen! Der Feind regiert nach Gefallen. So muß die Kirche von der Welt mit Füßen getreten sein —— und das treibt sie zu neuer Buße und zum Gebet. Die Jugend mußte gefesselt in die Sclaverei gehen. Das sehen zu müssen bricht das Herz. Wer? nicht sehen will, daß der Seelenfeind die Kinder gefesselt durch die Lüste und falsche Lehre zur Hölle führt, der muß so etwas leiblich schauen, daß er nachdenke. (Diedrich.) Wenn d1i die Sünde nicht fürchtest, so fürchte wenigstens, wohin dich die Sünde führt. (Augustin.) « S. fAber nicht blos ihr Liebstes hat sie ver- loren, sondern] Es ist von der Tochter Zion [auch] aller [ihr einst so herrlicher] Schmuck dahin. [Denn] Jhre Fürsten sder König aus Davids Stamm und seine höchsten Räthe, die einst die Tempelhallen und den Königspalast mit ihrer Pracht ziemen] sind wie die Widder -[besser: wie Hirsche ge- worden], die [wohl sonst leicht und bald ihrein Verfolger entfliehen, aber wenn sie] keine Weide finden, [vom Hunger entkräftetJ und matt snur langsam und ohne Hoffnung aus Rettung] vor dem [sie auf den Fersen verfolgenden] Treiber [fliehend] hergehen lSchritt für Schritt in Gefahr, erreicht zu werden 2. Kön 25, Z. 4]. 7. Jerusalem sdie GotteHstaDtJ denkt in dieser Zeit, wie elend und verlassen sie ist, nnd sdabei steigt in ihr die bitter wehmüthige Erinnerung auf] wie viel "Gutes sit: irdischen und ewigen GnaDeUschätzerIJ sie von Alters her [in den herr- lichen und glücklichen Zeiten eines Mose, David, Salomo, Elia und HiskiaJ gehabt hat fdessen sie sich selbst durch schnöden Undank unwürdig machte. Wie anders ist nun alles geworden! Einst solche Herrlichkeit und so großer Segen Gottes], weil = während jetzt] alle ihr Volk darnieder liegt unter dem Feinde, und ihr niemand hilft; ihre Feinde sehen [mit höhnendcr Schadensreude und ohne eine Miene von Erbarmen] ihre Lust an ihr swie sie ohnmächtig daliegt], und spotten ihrer Sabbathe saller ihrer Gottesdiensie, die nun durch sie aufgehört, ja auch ihres Glaubens an den HErrn, als den allein wahren Gott, den sie wäh- nen zu Schanden gemacht zu haben; sie spotten aber auch des Sabbaths, der öden Stille und Ruhe ihres ganzen Landes, da alle Geschäfte, Wald und Feld und Aue brach liegen; denn es ist wahr« ge- worden, was der HErr ihr Z. Mos 26, 34 f. gedrohet, daß das Land feine ihm entzogenen Sab- bathe nachfeiern werde, wenn einst Jsrael im Lande seiner Feinde fein werde]. 8. fWoher aber kommt all dies namenlose Elend?] Jerusalem hat sich UchwerJ versiindigeh darum muß sie sein, wie ein [mit dem Btutftufz behastetes und deshalb] unrein sgeachtetes und von jedermann gemiedenes] Weib. Alle, die sie [einst- mals liebten und] ehrten fund ihre Bundesgenossen waren] verschmähen sie jene, weil sie ihre Scham [ihre vor Jedem offenbaren Sünden und Laster, mit denen sie sich selbst entehrte, ge-] sehen [haben]; sie sselbstj aber list durch das Strafgericht Gottes, das über sie ergangen, auch zur Erkenntniß ihrer Schandthaten gekommen] seufzet sdariiber tief], Und ist zukiickgekehret [hat sich vor den Leuten zu- rückgezogen, daß man sie iu ihrer Schande nicht mehr ansehe]. »Die Sünde ist der Stachel des Todes und aller Noth« Die Art, wie der Gläubige und Ungläubige Um der Sünden des Volkes und seiner Fürsten willen ist das Unglück über sie gekommen. 405 sein Unglück beklagt, ist sehr verschiedem Dieser klagt« Gott an, hebt seine Unschuld hervor und Ist unge- berdig und leidenschaftlich gegen die Plage. Jener geht m fich, untersucht fein Leben, wirft fich freiwillig vor Gott nieder, gre t sich schuldig und hält Gott für gerecht. (Heim.) 9. Ihr Unflath [der Unreinheit] klebet [noch] an ihrem [Kleides-] Saum [daß jedermann es sehen kann] Sie heilte nicht gemeiner [und hat es in ihrer Thorheit nie bedacht], daß [es] ihr zuletzl so gehen würde lnachdem sie so lange und beharrlich Gottes Gebot verachtet 5. Mos. 32, 29; nun hat sie es erfahren, wie ernst gemeint des HErrn Warnungen und Drohungen waren]; sie ist ja zu greulich svon der Höhe ihrer Herrlichkeit in tiefes Elend und Schmach] herunter gestoßen, und hat dazu niemand, der sie tröstet. [Darum seitfzet sie tiefgebeugt vor Scham und Reue über ihre Sün- den:] Ach HErr, stehe [in Gnaden] an mein Elend [nnd sende mir Hilfe und Trosijz denn der Feind serhebet sich in stolzem Uebermnth über mich, trinmphirt und] pranget sehr srücksichtslos seine rohen Hände auch nach meinem Heiligsten aus- streckend]. Das ist die Eigenschaft der Sünde, daß, ob sie wohl eine Zeit lang ruhet im Menschen, jedoch, wenn Gott anfänget, seinen Zorn zu erzeigen, wachet sie auf und fticht wie eine Schlange, und verwundet, daß niemand heilen kann (Sir. 2l, 2). Das nützet, daß, wenn uns der Teufel die Sünde honigfüß macht, wir gedenken sollen, es sei Gift darunter verborgen. (Egid. Hunniush 10. [Denn] Der Feind hat seine [räuberische] Hand an alle ihre Kleinode sdie kostbaren heil. Gefäße des Tempels sowohl, als die Schätze in Häusern und PaIäsieUJ gelegt; [in, seine über- müthige Berhöhnung ihres Elendes ging noch weiter] denn sie mußte zusehen [und konnte nicht wehren] , daß die [gottlosen] Heiden [die Götzen- diener] in ihr Heiligthnm sdes Tempels] gingen, davon du [doch ausdrücklich b. Mos 23, Z: Des. 44, 7 ff] geboten hast, sie sollten nicht in deine Gemeine [aufgenommen werden und] kommen. [Sollten sie aber nicht einmal hineinkommen, um Gottesdieust darin zu vollziehem wie viel weniger werden sie als ränberische Feinde deinem Willen dienen! Ach! und wie haben sie gewiithei, wie haben sie so roh und gewaltsam alles niederge- worfen!] 11. [Welch ein Jammerzustand war doch in Jerusalem während und auch noch nach der Be- lagerung! Noch stehet es mir lebhaft vor der Seele.] All ihr Volk seuszet, und gehet shier hin und dort hin, sehnsüchtig] nach Brod [oerlangend]; sie geben [in ihrem großen Hunger den plündern- den Feinden] ihre swerthvollstetq Kleinode [hin, nur] um [ein wenig] Speise szu erhaschen],— daß sie die Seele [die dem Hungertode nahe ist, wie- der] laben. Ach, HErr, ssenfzte ganz Jerusalem aus tiefem Jammer auf] siehe doch fgnädig und erbarmend auf mein großes Elend] nnd schaue, wie schnbde [oerachtet und von aller Hilfe verstoßen] ich worden bin [V. 9]. II. la. l2—l9. Fklit einem Seufzer Zions hinauf zum Halten hat der l. Theil des ltiedes geschlossen. Damit hat der Dichter zugleich den llebergang gemacht zum L. Theil, wo nun Zion das Wort nimmt. Es fordert alle vorübergehenden auf, sieh durrh eigenes Jtnfrhanen davon zu überzeugen, daß ihrem Schmerz kein andrer gleiche; wie Feuer durchströme er ihre Gebeine, während zugleich ein lieh ihre Füße verfirickt habe. So sei denn die Frucht ihrer Süudenfaat ihr über den Kopf gewachsen; kraftlos sei fee in Folge davon den mächtigen Feinden preisgegeben worden; machtlos hätten sich ihre iljelden erwiesen; denn wie zu einem Winzer-feste seien die Feinde wider Jnda herbelgernfen worden. Gan; natür- lich fei es, daß Zions Tlhränen ob solchen Ianimers ohn Ende fließen, und zwar sei dies um so natürliches-«, als auch nach dem Starke ihres Glücks es ihr an allem Troste fehle. Wie beftiitigend wiederholt hier W. l7) mit feinen eigenen Worten der lllrophet die im vorher— gehenden von Zion ausgesprochenen Gedanken: daß sie vergeblich ihre hände nach khilfe ansslrerliy daß der thGrt alle, ihre Feinde gleichsam wider ße zusammenge- rnfen habe, fo daß sie nun wie ein Gegenstand des Alb- fchcus in ihrer Mitte stehe. Darauf nimmt Zion wieder das Wort nnd wiederholt sowohl das belienntniß ihrer Hilf-nd, als auch die Aufforderung, die Größe ihres Schmerzes zu ermessen, und die Schilderuug der Haupt— nrfactfen desselben: die verbaunutlg ihrer noch jungen nnd noch lebengfähigen Glieder, das Jueelaffenfeln von Seiten der menfchlichen Freunde, den elenden tjangeriod ihrer chrwiirdigen Zdriefier nnd Belieben. 12. Euch sage ich allen [o höret meinen Ruf und bleibet flehen, Mitleid und Trost mir zu spen- den], die ihr sdes Wegs an mir Armen] vorüber gehet: Schauet doch [auf mich nnd mein Unglück, mein Leiden] nnd set-et, ob irgend ein Schmerz [so groß, so Mark und Bein dnrchdringend und erschütterUdJ sei wie mein Schmerz, der mich [oom HErrnJ getroffen hat. Denn der HErr hat mich boll Jammers gemacht am Tage seines grimmigen Zorns. Das Gericht, welches Jsrael in einen innersten Tiefen emp ’ndet, welches sein ganzes esen verzehrt, ist die O enbarung des brennenden Zornesfeuers Gottes, und eben darum, weil das Unglück ein selbst- verschuldetes ist, weil das so hochbegnadi te, auser- wählte Volk den Zorn Gottes tragen mu um feine Sünde, ist der Schmerz so groß, daß ihm kein andrer leicht, ein Vorspiel jenes Schmerzes, den einst der Sohn Gottes empfunden, als er aus seinen Knieen in Gethfemane lag, mit dem Fluche der ganzen Welt be- laden. (Engelhardt.) Darum durchzittert anch dieser Schmerz Jsraels aller Welt S merzenz seine Lösung aber finden wir unter dem reuze Christi, dessen Denkmale die kathol. Kirche so oft »und so tiefsinnig mit diesen Worten bezeichnet hat. — Zions Schmerz ist vollkommen und ganz ursprünglich in Chri to Jefu, von ihm haben ihn die Propheten und alle eiligen, und die i n haben, —- diese allein kennen Christum. Der den chmerz giebt, ist Gott-der Vater, und der ihn trägt in vollkommener Weise, ist der. Sohn Gottes. (Diedrich.) Darum können und sollen die Prediger 406 ihre Zuhörer mit gerade dieser prophetischen Ermah- nung aufmuntern, das Leiden Christi aufmerksamer zu betrachten· 13. [Von allen Seiten umgeben mich Leiden :] Er hat ein [Zorn-] Feuer aus der Höhe in meine [Ge-] Beine [in das innersie Mark meines Lebens] gesandt, und dasselbtge sdarinnen Verzehrend und ver: nichtend] lasseu walten. Er hat [ferner, swie ein Jäger dem Wild] meinen Füßen ein Neh gestellet [mich unversehens darin zu fangen], und mich zu- rückgeprelletsfestgehalten und gefesselt, daß ich weder vorwärts noch rückwärts kann«]; er hat mich [die ich einst an Volk so reich war, ferner] zur Wüste [d. i, verwüsien alles meines Schmuckes und Glückes beraubt] gemacht, daß ich täglich trauetn maß [wörtlich: hat mich immerdar, täglich mehr und mehr, siech gemacht, daß ich langsam hin- schwinde und unfähig bin, inich je wieder mit neuer Kraft zu erheben] 14. Meine schweren Sünden sind durch seine Strafen [in mir] erwachet, und lsindJ mit Haufen [zii einem schweren Joche verschlungen] mir auf den Hals kommen [und dasselbe ist mir wie einem Lastthier angeschirren daß ich darunter seufze] daß mir lunter dieser festgebundenen Laß] alle meine Kraft vergehn. [Denn] Der HErr hat mich also zugerichteh daß ich nicht aufkommen kann [hat mich in die Hände dessen gegeben, gegen den ich nicht bestehen kann]. Ob es wohl ein zornig Ansehen hatte, daß Gott das jüdische Volk so greulig straft mit Dienstbarkeit, Hunger, Spott und Vera tung der Feinde, wirkte dennoch Gott darunter ihren ewigen Nutzen, daß nämlich ihrer Viel durch solche Mittel zur Erkenntnis; der Sünden kämen, die sonst nicht da u zu bringen waren. Also thut Gott manchmal ein sremdes Werk, auf daß er sein eigenes erhalte. O wie sind das so heilsame Schlä e, wenn Gott einen Menschen hie zeit- lich straft um er Sünden willen und mit solcher zeit- lichen Strafe vor dem künftigen, ewigen, grimmigen Zorn Gattes und vor dem höllischen, unauslöschlichen Feuer bewahrt! Es spricht der heil. Lehrer Augustinusx HErr, hier— brenne mich, hier zersäge mich, hier spieße mich, hier steinige mich. Verschon allein meiner in jener Welt. (Hunniiis.) Möchte nicht auch nun die Zeit sein, da die Kirche also klagen muß, bei wel- cher allenthalben nichts als Ohnmachten sich äußern, und ein Schmachten bis zum Verfchmachten derer, die da seufzen nach der rechten Seelenfpeife, welche auch gar sparsam anzutreffen ist? Und das wird erst noch kommen, wenn über die äußere Kirche gar die Zorn- schalen werden ausgegossen werden, da das Zornfeuer aus der Höhe alle noch vorhandenen Kräfte der Kirche verzehren wird, welche Gerichte gar hart drücken wer- den. (Berleb. Bib.) Denn es muß die Kirche genau denselben Gang durch die Zeit iärer irdischen Wallfahrt hingehen, welchen ihr HErr i r voran gegangen ist. Hat er rufen müssen: Mein Gott, mein ott, warum hast du mich verlassen! so wird sie auch um der Sün- den willen ihrer Kinder von Gott verlassen sein müssen; hat er gerufen: Mich dürstet, so wird auch sie Zeiten des Verschmachtens durchkosten müssen. Klaglieder I, 1"3—22. 15. [Denn] Der HErr hat [als uiehtsbedew tend und gering an Werth] zertreten alle meine Starken [die kriegsgeübten Helden] , so ich hatte; et hat über mich sunier den Völkern] ein [Wein- lese-J Fest ausrufen lasset! ldaß sie wie zu einem Freudenfest zusammenkamens meine junge Mann- schaft [die HeIDenjüngIiIxgeJ zu verderben [hiuzu- schlachten, wie man unter Jubel die Trauben ab: schneidet]. Der HErr hat [darnach] der seinst unantastbaren] Jungfrauen [Spr. 30, 23 Anm. Z] Tochter Juda eine Kelter treten lassen Darin ihre Jünglinge wie reife Trauben zerstoßen worden sind, daß ihr Blut in Strömen floß] Das Bild von der Kelter, welches so recht die Schauer der Vernichtung und damit den furchtbaren Ernst der göttlichen Gerichte darstellt, findet sich oft bei den Propheten (Jes. 63, 1——6; Joel 3, 10; Osfb. 14, 17— ZU; 19, 15). — Die Zerstörung Jerusalems fiel gerade in die Zeit, da sonst die Obst- und Wein- ernte stattfand. Durch den Krieg gehindert, wurde sie erst später von den Zurückgeblie enen eingebracht (Jer. 40, 12). Da konnte man auch von Jerusalem sagen, was Jereinia (Kap. 48, 32 f.) wider Moab weissagt: Jn deine Obsternte und deine Weinlese fällt der Verderber — nicht mehr keltert man mit Freuden- liedern —- das Winzerlied wird nicht Winzerlied sein. (Gerlach.) Its. Darum [über all diese namenlosen Leiden V. 13-15, die meinen Schmerz so unerhört machen] weine ich so, und meine beiden Augen fließen mit Wasser [zerrinnen, wie eine Wasser: quelle, zur Erde, ja, doppelt bitter weine ich, da- rumj daß der Tröster, der meine Seele [in ihrem SchmerzJ sollte erquicken [so mancher Freund, auf den ich fest vertrauen zu können glaubie], ferne von mir ist [mich treulos verlassen hat]. Meine Kinder sdie Glieder meines Volkes] sind [in’s Unglitck gestürzt und] dahin [und können ihrer trauernden Mutter auch keinen Trost bringen], denn der Feind hat die Oberhand gekriegt. l7. [Ja] Zion streckt [vergeblich zum Himmel und zur Erde nach Tröstern und Helfern] ihre Hände aus, und ist doch niemand, der sie tröste; denn der HEir hat [die-Völker] rings um Jakob her [ihm feind gemacht und diesen] seinen Feinden geboten, daß lsie ihn von allen Seiten umgeben und bedrängen sollen und] Jerusalem muß [mitten] zwischen ihnen sein koerabscheut dasteheic], wie ein unrein Weib. « Die Klage über das Fehlen von Tröstern bestätigt hier der Prophet selbst, indem er diesen Gedanken weiter ausführt und begründet. Mit dieser betrach- tenden Zwifchenrede unterbricht er die Klage der Stadt, als wäre die Stimme der Weinenden in Thränen er- stickt, und bringt dadurch in die lange Klage einen passenden Ruhepunkt, welcher nicht nur die Klage in zwei Hälften theilt, sondern au Heine Wendung des Jnhalts derselben herbeiführt. ( e1l.) Da sehen wir Zion stehen, mit ausgebreiteten Armen, den Himmel an ihre Brust zu ziehen, die stürmende Qual des Busens zu stillen in feinem Frieden. Sie steht ohne Mit dem Bekenutniß ihrer Schuld beklagt Zion ihr Elend und bittet Gott um Hilfe. 407 Trost, verachtet, verssmäht — eine Unreine, Allen ein Ekel. (Nenmann.) erechte Vergeltung empfängt ie, daß sie, welche den, der seine Arme nach ihr ausstre te, zu hbren und unter seine Flügel sich zusammen» ver- schmahte,» selbst nun ihre Arme ausbreitet und keinen Troster finden kann. (Ambrosius.) 18; Der HErr ist salleinj gerecht [und ich trage allein die Schuld, ihm kann ich keinerlei Schuld geben und habe keinerlei Ursache, gegen seine Gerichte zu murren]; denn ich bin [seinen Rechten und Geboten, die mir von] seinem Munde foerkündiget worden] ungehorsam gewesen. Höret [doch] , alle Völker [in allen Landen und Orten], und sehauet meinen Schmerz [und meine Leiden, wie unermeßlich groß sie sind; denn] meine Jüng- linge und Jungfrauen [meine, der Mutter, Freude und Hossnung] sind in’s Gefängniß [in die Ver- bannung unter die Heiden] gegangen. 19. Jch rief sfori und fort] meine Freunde [die Völker, auf welche ich mein Vertrauen setzte, als z. B. Egypten, um Hilfe und TrostJ an, aber sie haben mich [in meinen Hoffnungen] betrogen [und Bund Und Freundschaft schändlich gebrochen; auch meine Angehörigen können mir keinen Rath nnd Trost geben; denn] meine Priester [die mir gegeben waren, Gottes Willen mir zu verkünden und seine Gnade zu vermitteln] und imeine] Aeltesteri in der Stadt [die meine irdischen Ange- legenheiten berathen und fördern sollten] sind [von Hunger] verschmachtet, denn sie mußten] gehen nach Brod, damit sie ihre Seelen laben [tounten]. Unter Gottes Gerichten siehet man erst, wie thöricht es war, von der Welt, mit der wir zuerst buhlten, wie Juda mit E ypten, und von der Welt Fürsten, irgend etwas utes zu erwarten. Sie haben mich betrogen, wird es immer von allen Völkern heißen, wenn die Kirche Christi sich jemals auf die Großen einer Nation als solche stiitzen wollte. Der Acker der Kirche ist die Welt, welche Dornen und Disteln trägt. Die sich auf die Welt verlassen, müssen darnach betteln und ihr Leben kümnierlich fristen, damit sie womöglich noch zur Besinnung kommen. (Diedrich.) IIL to. Tit-W. Jluf Grund eines solchen Bekenntnisses uou deg lhErrii Gerechtigkeit mid ihrer eigenen Sau-id- beladenheit wendet nun Jerusalem seinen Btiili von der rieth, die es umgievh hinweg naih Oben, und sein tief empfunden» Eeld bricht aug in ein Gebet nni Hilfe. Der Gott des Heiles, der sich nie uubezeugi gelassen, soll von seiner heiligen Höhe herabschauen und die bange lzedrängnisz der Stadt, die er erkoren, daselbst zu woh- nen, gnädig ansehen und die Feinde, die sieh sogar der dlngtüenu freuen, mit gerechter Vergeltung strafen. 20. Ach, HEriy sdu Gott aller Gnade und ErbarmenSJ siehe doch, wie bange ist mir, daß mirs [auch] tm Leibe [in meinen Eingeweiden] da- von wehe thnt lsie schäuinen nnd brausen in mir, wie kochend Wasser, wie die sturmbewegten Mee- reswelleiql Mein Herz wallet mir svor heftigem Schmerz] in meinem Leibe sals wollte es sich mir umkehren; und um so qualvoller ist mein Schmerz, als ich erkennen muß, daß alle meine Leiden Gottes gerechte Gerichte sind] denn ieh bin hoch betrubt [besser: ich war sehr widerfpenstig Aber dein Gericht ist auch furchtbar] Draußen [auf den Straßen nnd Feldern] hat mich das smeine krlegerischen Jünglinge hinraffende] Schwert sder Cha1däer], und im Hause hat mich der Tod [iegliche Todesgestalh als Hunger, Pest und andere Dinge] zur [kinderlosen, verlassenen] Wittwe ge- macht [Jer. 14, 18]. Dein Sünder begegnen von allen Seiten Aen ste: hier die Anklagen des Gewissens über die Sün en, dort die Schrecken der Gerechtigkeih unten der offene, erszhreckliche Schlund der Hölle, oben »der erzürnte Ri ter; im Inneren das glühende Gewissen, draußen die slammende Welt. Wenn der Gerechte kaum er- rettet wird, wohin will sich der also erfaßte Sünder wenden? Verborgen zu bleiben ist unmöglich, offen- bar werden unerträglich. (St. Bernhard.) 21. Man höret es wohl [oon Seiten meiner Freunde und Buhlen sowohl, als auch von Seiten meiner Feinde], daß ich [in großem Schmerz] seufze, Und habe doch [unter ihnen allen] teiuen Tröster [in meinem Jammer, keinen, der, nachdem er seinen Rachedurst an mir gekühlt, dem Mitleid Raum gegeben hätte; so stehe ich allein in meinem Schmerzsp der durch höhnende Schadenfreude nnr noch erhöht wird-J; alle meine Feinde. hören mein Ungluch und freuen sich [in ihrer Gottlosigkeiqz das machst du [besser: daß du es über mich gebracht hast]. So [zeige nun, du Heiliger und Barmherziger, daß die Hoffnung und Freude der Heiden, als habest du mich oerlassen und ver- stoßen, nichts ist und] las! doch [endlich] den Tag kommen, den dn sdurch alle deine Propheten zum Troste deines verfolgten und verhöhnteu Volks] ausrufcst [den Tag deines Zornes und Gerichts über alle Heiden Jes. 2, 12; Joel 1, 153 Hes. IS, 5J- daß [es] ihnen [die jetzt nur Hohn und Schadenfreude für mich kennen, ebenso] gehen soll wie mir. 22. [O] Laß. alle ihre Bosheit sdie sie an mir gethan] vor dich kommen [daß du ihrer allzeit gedenkest und sie einst mit deinen Gerichten heim- suchesil und [dann] richte sie zu, wie du mich inn aller meiner Miffethat ivlllen zugerichtet hast; co HErr, siehe an mein Elend und beweise mir dein Erbarmen V. Yo] denn meines Seufzens ist viel, und mein Herz ist stiefj betrübt [matt und krank]. O daß Gott diesen Tag bald kommen ließe, wo die Ziichtigung der Kinder ihr Ende hat und die Flammen des Zornes Gottes seine Zuchtruthen auf ewig ver- zehren mögen! Es werden ja Sünde und Teufel einst ganz unter unsern Füßen sein, und die gan e Welt, welche jetzt uns ärgert, wird mitHeulen und chreien in den Abgrund fahren. Jm Herzen des Propheten ruft auch der Cgri ins, der die Welt richten und zu- gleich äum Fu emel haben wird; und sind wir rechte hriften, so haben wir im Ganzen zugleich 408 Leiden und Zuversicht; doch ttberwiegt oft das Gefühl des Leides, daß wir sagen: meines Seufzens ist viel und mein Herz ist sehr matt. Solch Seufzen wird aber in Freude verkehrt werden (Joh. 16,20 ff.), denn es sind die Geburtswehen des neuen Lebens und der ewigen Welt. Wohl dem, der daran Theil hat! (Diedrich.) — Hie ist die Fraåh ob man auch wider die Feinde beten möge, weil hriftus sagt: ,,Liebet eure Feinde-«? (Matth. 5, 43). Antwort: Es sind zweierlei Feinde. Etliche, welche nur unsre Person anfeinden, um Privatnrsach willen, so uns allein be- rühren. Wenn’s nun weiter nicht zu thun ist, denn um unser Person, so sollen wir als in einer Privat- fach solches Gott befehlen und bitten für diese unsre Widerwärtigem daß Gott ihnen ihr Unrecht zu erken- nen geben wolle, sollen auch daneben ihnen nach dem Befehl Christi Gutes thun nnd nicht Böses mit Bösem vergelten, sondern vielmehr das Böse mit Gutem überwinden (Röm. 12, 17). Wenn aber die Feinde dermaßen beschaffen sind, daß sie uns nicht um Privat- händel anfeinden, sondern von Glaubenssachen wegen, und also nicht fiirnehmlich uns, sondern allermeist Gott im Himmel zuwider sind, wider sein heilig Wort streiten und die christliche Kirche mit durstigem Frevel zu verstören sich unterstehen -, da sollen wir wohl auch bitten, daß Gott wolle bekehren, die zu bekehren sind, die andern aber, die halsstarrig und muthwillig wider Gott und seine Kirche zu toben immer fort- fahren, denen wolle er thun nach seinem Urtheil, Ge- richt und Gerechtigkeit: Pf. 139, 19. (Hunnius.) Das 2. Kapitel. Tranergesangzüber die gänzliohe Niederlage der Tochter Zion. B. Das zweite Trauerlied enthält eine neue nnd verstärtite Klage iiber den Untergang Jerusalems und des Reiches Juba, und zwar ist es diesmal der Prof-litt, der in seinem und seines Volkes Uamen spricht. Es unter— scheidet sich dies Lied vom ersten theils durch die Stärke der Klage, hauptsächlich aber dadurch, daß während im ersten die Schtldernng der Drangsal und der hilf- und trostlosen Lag: Jerusalems verwaltet, hier das Gericht, welches der thGrr in seinem Zorne über Zern- salem nnd Juda verhängt hat, den Grundgedanken der Klage bildet, wie die wiederholte iljervorhebutrg des Hornes, Grimmes, Glnthzornes n. s. f. zeigt. Die Schilde— rnng dieses Gerichts nimmt den ersten Theil des tiiedes w. t—10) ein; daran reiht sich im zweiten w. 11—t9) die Klage über die oolsmiiaiht meusaslicheti Trostes nnd über den Spott der Feinde über Jerusalems Unglück. wie der iijoirr es ist, der es verhängt hat, so leann anrh er nnr Hilfe und Trost bringen. Jtn ihn soll die Tochter Zion mit ihrer Klage sich wenden. Diese Klage der Tochter Zion enthält der dritte Theil w. 20——22). I· D. 1——10. nach einem znsammensassenden biet-erblich über das Ganze des Zerstiirnnggwerlts schildert der pro— vhet das seindliche Verfahren des thoirrn gegen Israel, durch welches das Reich Iuda zerstört wurde (D.1—4). Dann besihreibt er die durch illebnsaradati vollzogeue Zerstörung jdes Tempels mit seinem Gottesdirnsh der Häuser und Mauern So. 5—9), endlich die Trauer des ganzen Dollies über dieses Unglü-et: (v. 10). I. [Ach] Wie hat der HErrV ldeß gnaden- reiches Antlitz einst so hell und in so reichem Klaglieder 2, 1— 7. Segen über seinem Volke -leuchtete] die Tochter Zion [d. i. seine heilige Stadt Jerusalem] mit sei- nem Zorn sann] überschüttet [wörtlich: in««seinem Zorn mit Wolken der Trauer und des Schmerzes rings umgeben]! Er hat Jerusalem, welches] die Herrlichkeit Israel seinst war] vom Himmel sbis wohin er sie erhoben hatte, und wo sie wie ein hellleuchtender Stern über alle Welt hiUstrahlteJ auf die Erde [herab] geworfen. Er hat nicht ge- dacht sstch nicht dadurch zum Verschonen bewegen lassen] an sdie Lade des Bundes] seinen Fuß- schemeltr U. Chr. 28, L; Pf. 99, 5., über welche er in der Wolkensäule im Allerheiligsten seines Tempels mitten unter seinem Volke thronete und sich ihm daselbst offenbarte] , am Tage seines [furchtbaren, gerechten] Zorns [da er sein abge- fallenes Volk mit Gericht heimsuchtes 2. Der HErr hat [aber nicht nur Jerusalem sondern auch sein ganzes Reich, nämlich] alle Woh- nungen Jakobd swo Menschen und Vieh Ruhe und Weide genossen] ohne Barmherzigkeit vertilgetz er hat [wie die offenen, unbefestigten Plätze des Landes, so auch] die Festen der Tochter Juda ab- gebrochen in seinem Grimm nnd geschleiftz er hat [endlich auch] entweihet [aller Würde, Macht und Herrlichkeit entkleidet] beide ihr Königreich loder Königthum] und ihre Fürsten [da er sie von Jo- jaktm an bis Manasse schmählich behandeln ließ von ihren Feinden, Ketten, Gefangenschafh Ver- bannung, Blendung, schimpflichen Tod über sie brachte]. «) Daß Jeremia durchaus spricht, der HErr hab’ es gethan, unangesehen es die von Babel t aten, da- mit will er uns lehren, wenn uns Unglü von der Welt und Menschen zugefügt-wird, daß wir alsdann nicht nur auf die Thäter sehen sollen, die uns kein Härlein krümmen konnten, sondern wir sollen durchaus auf Gott sehen, der thut und verhängt es (Kap.3,37; Am. 3, B; Jes. 45, 7; Sie. II, 14), darum daß er 1) dazu verursacht wird durch die Sünde, 2) daß er die Strafen zuvor im Himmel beschleußh ehe denn sie an den Verbrechern vollzogen werden. (Hunnius.) H) Sind die Menschen nichts werth, so wirft Gott auch alle Ceremonien hin. Er frägt nichts nach den Steinhäusern mit ihrer Herrlichkeit, nichts nach äuße- rer Gestaltung der Kirche, sondern die einzelnen Seelen will er sich bereiten im Feuer zur Ewigkeit. (Diedrich.) Z. Er hat satte Schutz- und Trutzmittel sei- nes Reiches, seine Festungem seine streitbaren Män- ner, kurz] allcs swas ein] Horn Israel [war].in seinem grimmigen Zorn kabgehauen und] zerbrochen; [noch mehr] er hat feine rechte Hand smit welcher er die Seinigen schiitzt und aufrecht hält, von Israel abgethani und] hinter sich gezogen, da der Feind kam [und seinem Volke nicht gegen ihn streiten helfen]; und hat Endlich] in [dem alles Beistandes und Schutzes beraubten Volke] Jakob ein lhell aufloderndesj Feuer [der allgemeinen Verwüstung] angesteckt, das sallesj umher ver- zehretz , Klaggefang wegen des göttlichen Zorngerichts so über Jerusalem verhängt wurde. 4. [Aber der HErr hat sein Volk nicht nur den Feinden schutz- und hilflos preisgegeben] Er sistwauchhtselsbst alsåskeind gessen datsselsie cåufggretfen Un tl cltlctt vgclt g? atmc UU ar e widhltreffende Pfeile gegen fein Volk abgesandtji wie ein [offener] Feind [wie es denselben m 5. Mos. 32, 23 gedrohet hatte]; eine rechte fall- mächiigej Hand hat er sfim K»ampfe] gesichtet, wie ein [zoriientbrannter] Widerwartigeh und hat er- lvurget alles, was [in feinem Volke] lieblich anzu- sehen war [sein· Heiligthuny feine ganze Stadt Jerusalem, dielieblichen Kinder] und seine« spek- zehrenPeiiJ Grimm wie·eiii Feuer ausgeschaltet in der Hutte der Tochter Zion [1hrer Stadt Jerusalem mit allen ihren Wohnungen, also daß es jetzt ein Trümmerhaufen ist, der nur von der vergaiigenen Größe und vom Ernste des Gerichtes Gottes Zeug: niß giebt] «) Wenn Gott seine Hand von uns ab·thut, »so ist das gleichbedeutend dainit, daß er uns eine Zeitlang dem Teufel und seinen Werkzeugen um Gerichte über- giebt, dnß sie uns peinigen, bis dagwirunsvon un- serer Sunde scheiden und uns ganzlich in seine Gna- denarme werfen-· Jn solchen Zeiten verschwindet uns sein Gnadenantlitz und es kommt uns vor, als lage eine finstere Wolke zwischen uns und ihm, durch welche kein Gebet zu ihm hindringen könne, aus welcher Vlitze des· Zornes Gottes auf uns herabfülgrem Es ist die Zeit schwerer Verfuchungen und» An echtungen, in tvelcher Gott uns als Feind gegenuber Zeit» stehen fcheint und das Gefühl »seiner gnadenreichen ahe uns entschwunden ist, wie dieser Seelenzustand ini B.Hiob sur alle Zeiten porbildlich dargestellt ·und im Leiden und Sterben dessen, der um unfertwillen von Gott Verlassen fein mußte,·in der vollendetsten und zugleich tröstlichsten Art erschienen ist. Es wird falso in un- seren Versen alles das, was Jsrael um feiner Sünden willen in der Eroberung und Zerstörung Jerusalems und feines Landes, sowie in seiner 701ährigen Ver- stoßung unter die Völker» erfahren hat, als eine Ver- suchuiig, da der HErr seine Hand abgethan hatte und sich seinem Volke als Feind bewies, hingestellt. Ebenso find die ietzigen Zeiten der Kircheunseres HErrn, da es scheint, als habe der HErr seine Kirche gaiizlich verlassen, wolle sie »den schon iubelnden und ihren Untergang zuversichtlich hoffenden und verkündi endeu Feinden zur Verwüstung und gänzlichen Feizfelung übergeben, wahrend die Schmerzensseufzer der Gläu- bi en und der Diener Gottes: ,,Veweis dein’ Macht, H rr Jesu Christ, der du HErr allerHErren bist, beschirni dein arme »Christenhei·t, daß sie dich lob in Ewxgkeittt ganzlich nicht zum Himmel durchzudringen fcheinen, als eine. Zeit der schweren Verfuchung», also auch als eine Zeit des Gerichtes Gottes iiber sie, da- rinnen er sie von tiefen, ihr selbst noch verborgenen und darum auch unbereuteii Schiiden reinigen will, zu betrachten. Aber so vgeiiziß wie damals der Err fein·Volk»Jsrael ni t gaiizlich verstoßen hatte, iadso gewiß wie der H rr, dessenszFußtapfen die Kir e gehen muß, siegreich aus»der Berfuchung hervorging nnd in demselben Augenblichwo der» Satan iiber ihn in seinem»Tode zu· triumphiren schien» gerade den höchsten Sieg uber ihn errang, »so gewiß ·wird auch feine Kirche in der Versuchung dieser Zeit nicht unter- liegen, wenngleich viel Faules und Schadhaftes an 409 ihr, sowohl einzelne Glieder als auch ganze Körper- theile, Kirchengemeinschaftem dem Vernichtungsgericht verfällt, sondern vielmehr gerade dann über ihre Feinde den größten Sieg davontragen, wenn diese glauben werden, mit ihr fertig zu sein und nichts mehr von ihr fürchten zu müssen. ——— Vgl. das Wort von Tauler in Hiob 6, 4 Anm. 5. Der HErr ist [feinem erwählten Volke aus einem liebenden Freunde] gleich wie ein [wüthiger] Feind [geworden]; er hat vertilget ssein Volk des Bandes] Israel, er hat vertilget alle ihre sJerufalems hoch aiifragenden] Paläste, und h« feine lJSVCISIIJ Festen fringsum im Lande] verderbetz er hat [durch solche erbarmungslose Be- handlung] der Tochter Juda viel Klagens und Leibes gemacht [daß sie als ein feufzendes, heulen- des Weib dasteht, dem der Kummer das Herz abfrißt]; 6. Er hat [fogar, was niemand hätte glauben sollen] sein [heiliges] Gezelt [wörtlich: Geheg e, das er doch durch viele Gesetze vor Entheiligung felbst geschützt hatte, feinen heil. Tempel, verwüftet und] zerwiihlet wie [man ohne Bedenken und Zaudern] einen Garten [der dem Zweck nicht mehr entspricht, wieder zerstört] und [hat] seine Woh- nung [da er mit seinem Volke zusammenkam, unter ihm gegenwärtig war und ihm feine Gnade schenkte 2. Mos. 25, 22] verderbet. Der HErr hat [mit dieser Zerstörung feiner Wohn- und An- betungsstätte unter seinem Volke] zu Zion lzugleichj beide Feiertag und Sabbath [d. i. alle Festzeiten und Gottesdienste vernichtet und] lassen [aufhören und] vergessen, und in seinem grimmigen Zorn beide König Und Priester« [das Königthum aus Davids Stamm, das er ja erwählet hatte, daß aus ihm der große Davidsfohm der Bringer des Friedens, der Erbauer eines Tempels und Hauses der Herrlichkeit 2. Sam. 7, 12 ff. kommen sollte- und das Aaronitische Priesterthiim, das ja des HErrn Gnade dem Volke durch Opfer und Gottesdiensi vermitteln sollte] schänden sihrer Ehre und gött- lichen Erwählung entkleiden] lassen [und somit ver: worfen]. 7. Der HErr hat seinen [Brandopfer-],Attar [im inneren Vorhofe seines Tempels, an welcheii doch die Versöhnung und Erlösung seines Volkes gebunden war] verworfen, und sein Heitigthiiui sdas Heilige und Allerheiligste seines Hauses, da er selbst wohnete und sich versöhnen ließ mit fei- nem Volke, ja seinem Volke feinen Rath und Willen offenbarte und sein Gebet erhörtej ver- bannet [damit aber die beiden Brennpunkte des Gotteslebens feines Volks hinweggethan]; er hat die Mauern ihrer Paläste [die hoch auf Moria emporragenden Gebäude dieser Heiligthümerj in des Feindes Hände gegeben, daß sie im Hause des HErrn staut gejubelt und] gesihrieen haben, wie 410 Klaglieder 2, 8——16. [wenn sie] an einem Feiertage sdahin gekommen wären und als gälte es des HErrn Ehre, dem sie doch wider ihren Willen nur dienten] ") Jene Verheißung (2. Sam. 7, 12 ff.), kraft wel- cher Salomo den Tempel zur Wohnung des Nainens des HErrn baute, verknüpfte den Bau des Tempels so eng mit dem Königthume Davids, daß das Fortbe- stehen des Tempels als ein Unterpfand für den Fort- bestand des DaVidisclJeri Hauses gefaßt werden, und die Zerstörung des Tempels mit der Aufhebung des Cul- tus als ein Zeichen der Verwerfung des Davidifchen Königthuins gelten konnte. Jn diesem Sinne klagt Jeremia, daß der HErr mit der Vernichtung des Tem- pels und der Aufhebung der Feftfeiern König und Priester verworfen habe. «. Da nun Priester- thum und Königthum, Altar und Allerheiligstes die Canäle nnd Werkzeuge waren, durch welche das gött- liche Leben in Jsrael erhalten ward, so galt derselben Aufhebung und Vernichtung einer Siftirung des Bun- des Gottes mit feinem Volke leich, ebenso wie wenn in der Kirche oder in einer irche durch Gottes Ge- richt das reine Wort und das lautere Saerament hin- weggenommen würden, damit thatfächlich diese Kirche aufhörte, Gottes Gemeinde zu sein, oder wie der, welcher sich selbst durch Unglauben und Verachtung die Predigt des reinen Wortes und die Genießung des Saeramentes hinwegnimmh thatstichlich, auch ohne aus der Kirche ausgeschlossen zu fein, aufhört, ein Christ, ein in den Bund mit Gott durch Christum Eingefügter," zu sein. — Ysenn irgend etwas im Stande war, die Juden auszuwerfen, so mußte es die Betrachtung sein, daß Gottes Wahrhaftigkeit und Treue den ewi en Bund mit Jsrael gefchlossen und er nun doch sein Zsolk anz verlassen habe. Wenn Gott seines eigenen Fußs emels, der Stadt Jerusalem, ja feiner Wohnung, des Tempels nicht verschonte, so ist es klar, daß sein Zorn groß und stark sein mußte. Viel schlimmere Zeichen, als alles leibliche Elend der Juden, waren die Zerstörung, die Gott über fein eigenes Werk, über Tempel, Altar, Stiftshütte und die ganze gottesdienstliche Verfassung kommen ließ. Das find die schwersten Gerichte, wenn das Wort Gottes verfchwindeh wenn kein Gesetz und keine Weissagung mehr ist. (Heim.) 8. [Denn] Der HErt hat sschon von langer Zeit her daran] gedacht [und seinen Rathschluß auch durch seine Propheten kund gethan Jer. P, 311 zu verderben die Mauern der Tochter Zion [darum daß ihr Ungehorsam nnd ihre Bosheit groß war. Lange hat seine Langmuth das Ge- richt aufgehalten, nun aber ist das Entfetzliche ge- schehen]; er hat die Richtschnur [welche man sonst zum Ausbauen gebraucht] druber gezogen [um die Zerstörung ebenso genau auszuführen, wie ein Baunieister einen Bau ausführt], und »[hat] seine Hand nicht abgewendet bis er sie vcrtilget; die Zwinger [die kleine Mauer mit dem Festungsgrabem welche die Festung außerhalb der Stadtmauer um- giebt, die zur Abwehr dienen »sollte, und doch als nutzlos sich erwiesen] stehen klaglich»,»nnd die [glei- chem Zweck dienende] Mauer liegt iammerlich [da]. 9. Ihre Thore liegen sumgestürzt und] tief ili der Erde [versunken, unter Schntt vergrabenjz er hat ihre Riegel ldamit sie verschlossen wurden] zerbrochen nnd zu nichte gemacht. [So ist denn das ganze Reich Gottes vernichtet.] Ihre Könige und Fursten find unter den Heiden [in Gefangenschaft) da sie das »Geseh» nicht nben können, nnd ihre Propheten kein Gesicht vom HErrn [mehr] haben. » Das Gese und die Weissagung (oder Verheißung), die beiden Mittel der göttlichen Offenbarung haben aufgehört und somit ist das Reich Gottes vernichtet. Das Gefetz, der Inbegriff der von Gott seinem Volke Ygebenen Lebensordnung ist mit der Zerstörung des empels und Jerusalems vernichtet; die Weissagung, das fortgehende Zeugniß Gottes unter seinem Volke, wodurch er Israel zum Ziele seiner Erwählung nnd Berufung führen, es zum heiligen Volke und zum Priefterkönigreiche heranbilden wollte, hat ebenso auf- gehört. Damit steht die Thatsache nicht in Wider- spruch, daß Jeremia einige Monate nach der Zerstö- rung Jerusalems wieder eine Offenbarung erhielt (Kap. 42, 4. 7). Der Sinn der Klage ist nur der, daß sich der HErr nicht mehr zu seinem Volke bekennt, ihm keine Zeichen seiner Gnadengegenwart mehr giebt, ähnlich, wie e·s in Pf. 74, 9 heißt: kein Prophet ist mehr. Damit ist nicht gesagt, daß die Weissagung überhaupt und für immer verstummt ist, sondern nur, daß· Jsrael bei der Zerstörung Jerusalems keine Weissagung empfing, daß Gott der HErr ihr in dieser Zeit kein tröstendes und aufrichtendes Wort zugehen ließ. Die Offenbarung, welche Jeremia (Kap. 42) über den Entfchluß des nach Egypten flüchten wollen- den Volks erhielt, hängt damit ·ar nicht zusammen, denn über Jerusalems künftiges chicksal enthielt sie kein Wort. (Keil.) 10. [Ueber solches Unglück ist das ganze Volk in tiefe Trauer versunken] Die Aelteften der Tochter Zion [die Rathgeber der Stadt] liegen [genaner: sitzen] aus der Erde und sind stille [in schmerz- liches Schweigen versunken Hiob 2 , s. 12. 13]; sie werfen Staub auf ihre Häupter kais Zeichen ihres untröstlichen Schmerzes] und haben Säcke lhärene Bußgewänder 5. Mos. 14, 2 Auen] angezogen; die Jungfrauen von Jerusalem [die einst so stolz einhergingen und ihre Nase so hoch trugen Jes. s, ·16—2jI] hangen sieht vor Schmerz und Trauer] ihre Haupter zur Erde. »Das höchfte Glück hat keine Lieder, der tiefste Schmerz hat keinen Laut. Sie spiegeln beide still sich wieder im Tropfen, der vom Auge thaut.« II. o. 11—19. de: Grundgedanke dieses g. ankn- ni die Klage über die Ohnmacht alles inensrhlirhcn Trost» nnd über den Spott der Feinde über Jerusalems Unglück. Nur: der HGriJ der Urheber des Geruhig, kann auch Trost und Hilfe gewähren. Zuerst giebt der Zllrophet seinem das Erben aufreibenden Schmerz über die der— srhnietternng der Toihler Zion, wie sie sich besonders» in dem bei-schmachten der Jünglinge und Mütter darstellt, Jtiiadrnctk bliincrgleichltcli und trostlos ist Jerusalems Schiitisalz wie sollten die salsaieii Propheten, die durch ihre tosen nnd thöriclitea weissagniigen das« Unglück über fie gebracht haben, Trost spenden können! Fremd: aber —- ach, sie haben nur Hohn nnd Schadenfreiide für Se- rnsaleiu Dei! tjilkrr ins, der diese Zerstörung längst zuvor gedrohet und nun über fein Voll: gebracht hat, der Hast: allein liaun aiuh darüber trösten nnd heilen. Diese Einsicht möge Jerusalem aiilreiben, deii tjGrru nin Erbarmen anznflelicii mit unablässigen Thräiiem Ueber die Ohnmacht alles menschlichen Trostes und über den Spott der Feinde. 11. Jch [der Propbet, in Gemeinfchaft mit allen Frommen meines Volkes] habe schier meine Augen ausgeweineh daß mir mein Leib davon wehe thut [ivörtlich: daß meine Eingeweide glühen und kochen Kap. I, 20]; meine Leber ist auf die Erde ausgeschüttet [mein ganzer innerer Mensch ist in Schmerz und Kummer aufgelöst] über deui Jaiuuier fder ZerfchmettermigJ der Tochter meines Volks [der sich am grauenhaftesten zeigte], da fgar oft] die Sciugliiige und Unmiindigen auf den Gassen in der Stadt [oor Hunger] ver- schmachtetea 12. Da sie zu ihren Müttern sprachen: Wo ist Brod und Wein ldaß wir essen und trinken]? Da sie aus den Gassen in der Stadt verschmach- teten [an einem eben so schmerzlichem Tode], wie die tödtlich Berivundetew nnd in den Armen ihrer [hungernden] Mütter lsich an sie schniiegendj den Geist aufgabeii [ivähreiid diese ihren Todesqualen zusehen mußten, ohne ihnen Linderung verschaffen zu können]. 13. Ach, du Tochter Jerusalem, wem soll ich dich gleichen, und wofür soll ich dichrechnen [gen.: was für ein Zeugniß soll ich dir anfüh- ren, dich zu stärken und zu trösten, wem, der ein Aehnliches erfahren habe, soll ich dich ver- gleichen] du Jungfrau Tochter Zion? Wem [in aller Welt, der gleichen Schmerz und gleiche Trauer zu erdulden gehabt hätte] soll ich dich ver- gleichen, damit ich dich trösten möchte? fDenn tröstlich ist es zu wissen, daß Andere Aehnliches leiden. Ach, aber ich finde niemand, der« gleiches erfahren, keinen Jammer auf Erden, welcher dem deinigen gIicheJ Denn dein Schaden ist groß, wie ein [uuermeßliches, tiefes] Meer [dessen Grenzen kein menschliches Auge überschauen kann]; wer kann dich heilen? Leiden hab’ ich so viele erduldet, als Sterne im Aether, ja, als der trockene Sand winzige Theilchen enthält. (Ovid.) 14. [Ja, niemand auf Erden ist im Stande, deinen Jammer zu trösten, deinen Schaden zu heilen; auch] Deine Propheten sdie du dir selber erwählt, die nicht des HErrn Propheten waren, nnd denen du doch immer so gern dein Ohr liehest, nicht; diese Lügner sinds gerade, die dies Unglück über dich brachten, denn sie] haben dir nur lose Und thöriehte Gesichte [mit denen sie die Wahrheit mit Lügen übertünchten und durch glänzende Ver- heißungen dich täuschten] gepredigeh und dir deine Misfethat nicht geosfenbaret [mit ernster Strafe und dringender Mahnung zur Buße und Umkehr vor die Augen gestelIetJ , damit sie sdein damals fchon vorhandenes Elend noch gewendet und] dein [genauer: deinem zukünftigen] Ge- fängniß gewehret hätten; sondern haben dir km vorgeblichen Gottessprüchen von lauter Friede und S lo «le 411 Wohlergehen, das dir bevorstehe Jer. S, 14; 14, 13- D3, 17] geprediget lose Predigt, damit sie dich [wie es nun ietzt auch eingetreten] zum Lande hinaus predigten [J. 27, 10. 15]. Prediger, so liebkosen, Sanftprediger und stumme Hunde sind, führen einen großen und unwiderbring- lichen Schaden über ein ganz Land, denn die Sonne soll über solche Propheten untergehen und der Tag über ihnen finster werden (Mich. 3, 6). Und ob sie wohl eine Zeit lang Gunst, Gnad und Geld und Be- förderung bei den Menschen erlangen, so verlieren sie doch zusammt ihren Zuhöreriy die solche Placentiner Yrfite haben wollen, alle Gnad’ bei dem lebendigen o . 15. lFremde aber —- wie sollten sie dir, o Jerusalem, Trost und Hilfe bringen? Im Gegen- theil haben sie nur Hohn und Schadenfreude für dich] Alle, die san dir] vorüber gehen, klappen [aus gottloser Freude über deinen tiefen Fall] mit Händen, pfeisen soder zischen] dich shöhnifchj an, und schütteln [fpöttifch] den Kopf über] der Tochter Jerusalem lals wollten sie fagen]: Jst das die Stadt, von der man [unter ihren Sängern und Propheten Pf. 50, 2; 48, 3 rühmeiid] sagte, sie sei die allerschöusia der sich das ganze Land frenete [ja, Gott selbst wohne in ihr und werde sich von ihr aus allen Völkern der Erde zu ihrer Freude und Wonne ofsenbaren]? Wer den Schaden hat, darf für den Spott nicht sorgen. Jnsonderheit spottet der Teufel der Kirchen Gottes und aller Frommen, wie die Gottlosen mit irem großen Ach und Weh selbst bekennen werden ( eish. 5,3). Aber das Gespött lassen wir uns nicht irren, sondern bleiben fest und beständig bei Gott. Denn selig seid ihr, so euch die Menschen um meinet- willen schmähen und verfolgen und reden alles Uebels wider euch (Matth. 5, 11). Denn Gott kann solche Lmach wohl bald wieder wegnehmen und das Froh- en des: Gottlosen stillen und ihnen das Singen gen» und meine Augen werden sehen, daß sie dann wie ein Koth auf der Gassen zertreten werden sollen: Mich. 7, 10. (Hunnius.) IS. Alle deine Feinde fnun gar — wie weit sind sie von Mitleid und hilfreichem Troste ent- fernt! nein, siegreich und triumphirend] sperreu Uie mit stolzem HohneJ ihr Maul auf wider dich, pfeifen [zischen] dich an, bleeten [in der Befriedi- gung ihrer Gier nach Beute und im wonnigen Anblick deines Ungliicks, wie wilde Thiere] die Zähne und sprechen: He! wir haben sie vertilgetz Ha] das ist der Tag, deß wir haben [sehnlichst] begehretz wir habend [endlich] erlanget, wir habend erlebt [s1e ist gefallen, unsere Feindin, die so stolz sich rühmte, daß Gott ihre Zuversicht und Schutz sei, daß sie einst herrschen werde über alle Völker] Jst es nicht, als hörten wir die Sprache der Feinde Gottes in unseren Ta en, die da laut trium- phiren über die Kirche des H rrn, die nach ihrer Hofs- nung nun auch bald ein Leichnam, eine gefesselte und efallene Größe, sein werde? Schon beglückwünschen sie sich unter einander, daß sie nun bald nichts mehr von dieser einst so niächtigen und einflußreichen Stadt 412 Klaglieder 2, 17 —- W» Gottes zu fürchten haben werden. Und woher kommt das Elend und der Jammer der Kirche des HErriy daß sie der Gewaltthat, dem Spott und Hohn ihrer Feinde so preisgegeben ist, anders, als daß auch ihre Propheten nach Fleisches Gefallen ·den Leuten zu Dienst gepredigt haben, daß sie die Misset at der» Leute nicht auf- sondern zugedeckt haben, keine ucht ubten»? Nun bilden sich ihre Feinde ein, es sei nichts mit allen jenen herrlichen Verheiszungen des Wortes Gottes von einem Gnadenreiche unter den Menschen, nichts mit dem Geheimniß der Gnade und Erwählung Gottes. Die traurigen Thoren! Sie wissen und ahnen’s nicht, daß sie Gottes blinde Werkzeuge sind, der durch sie gerade sein Reich rein, heilig und herr- lich machen will, daß es allerdings Gottes Gerichte über sein Haus sind, die aber»ein Vorzeichenihres eigenen, viel furchtbareren Gerichts sind. Fitr die wahren und treuen Propheten und Diener Gottes sind aber dies Zeiten der tiefsten Trauer, da sie auch an den Wassern zu Babel sitzen und weinen, wenn sie an die Jungfrau, Tochter Zion gedenken, Zeiten, in denen sie mit Jeremia auf den Trümmern Jerusalems sitzen und Klaglieder singen, Zeiten aber auch der fchwer ten Ansechtung und Versuchung, daß sie schreien: rr, wie lange verbirgst du dich vor uns, wie lange ollen deine Feinde triumphiren und deinem Worte Hohn sprecheUP Osfb. 11, 7 ff. 17. [Nein , sage ich, des HErrn wahrer Propbet: wessen sich die Feinde so höhnisch rüh- men, was sie mit solchem Uebermuth vollbracht,- nicht ihr Wille ist’s, den sie ausgeführt, sondern des heiligen und gerechten Gottes Strafgericht über sein Volk haben sie vollbringen miissen l] Der HErr hat [in alle dem nur] gethan, was er [in seinem heiligen Rathschluß beschlossen und] Vorhalle [2. Kön. 22, 16 f.; Jer. 25, 9 fs.; 26, 18; »Sach. 1, 6]; er hat [darinnen nur] sein Wort erfuhr, das er längst zuvor sdurch seinen Knecht Mose 3.M. 26, 23 fs.; 5. M. 28, 15 über sein Volk als sirenges uiiaufhebliches Gesetz der Bestrafung gegen alle die, welche sich gegen seine heilige Ordnung auflehnen, nach seiner Heiligkeit und GerechtigFeitJ geboten hat; er hat [darum, wie tch es euch zuvor verkündiget habe Jer. 4, 281 ohne Barmherzigkeit zerstöretz er hat den Feind uber dir erfreuet, und deiner Widersacher Horn erhöhen 18. [Solche Erkenntniß ist der Tochter Zion nun auch aufgegangen; darum hat sie sich zum HErrn zuritckgewandt und] Jhr [innerstes] Herz lehrte [gen.: schreiet aus tiefer Noth] zum HErrn sempor um Erbarmen] [Ja] Odu Mauer* der Tochter Zion [o du einst so wohl umgiirtete, herr- liche Stadt Gottes, heule und klage nur recht aus der· Tiefe dein HErrn deinen SchadenL laß Tag und Nacht Deine] Thranen herabfließen wie ein Bachz höre auch nicht seinen Augenblick] auf, und dein Augapfel lasse nicht ab. 19. Stehe [auch] des Nachts auf, und schreie slaut zum HErrn um Vergebung, um Gnade und Erbarmen]; schülte dein [tief bekümmertes] Herz [in Neu und Leid] aus in der ersten [gen.: am Anfang-einer jeden Nacht-] Wache [Mark. 13, 35 Anm.] gegen dem HErrn wie Wasserz hebe sbetend und ringend] deine Hände gegen ihm auf um der sdurch deine Sündenschuld so uiiglücklicheid Seelen tvillen deiner jungen Kinder, die vor Hunger verschmachtcn vorne kan den Ecken] an allen Gassen. «) Wie alles Große und Herrliche erst im Ver- schwinden am höchsten gefchätzt wird, so ergiiig es da- mals diesen altersgrauen Mauern, die noch mehr zu schützen schienen als eine gemeine Stadt, und die mitten in ihrem Verfalle wie eine geheiinnißvolle Macht ge- worden s ienen. (Ewald.) Es versteht sich aber von selbst, da der Prophet nicht todte, steinerne Mauern zur reuevollen Klage vor dem HErrn auffordert, son- dern das Volk, das hinter ihnen einst wohnte, und mit ihnen das ganze Volk Gottes. —- Es werden hier die Erfordernisse eines wa ren und brünstigen Gebetes gezeigt, nämlich: 1) das chreien des Herzens, wor- unter die Demiithigung die ernsthafte und brünstige Bewegung des Herzens gemeint ist· Denn Cyprian sagt: Der HErr ist nicht ein Erhörer der Stimme, sondern des Herzens. Und inan sagt im Sprichwort: Wenn das Herz nicht betet, müht sich die Zunge ver- ebens. 2) die Thränen oder die wahre Reue, deren erkzeichen die Thränen sind, wie das Beispiel der Sünderin (Luk. 7, 18) zeigt. Und bekannt ist das Wort jenes Kir envaters: Die Thränen der Sünder sind der Engel rod, ja der Engel Wein. (Förster.) Wie sicher stei t Nachts das Gebet empor, wenn Er allein Zeuge ist und sein heiliger Engel, der es zum Altar hinauf trägt, es dem HErrn darzustellenl Wie holdselig und lichtvoll, gefärbt mit ausrichtiger Reue! Wie heiter und ruhig, nicht gestört durch irgend Lär- men und Schreien! Wie lauter und rein endlich, nicht beschmutzt durch den Staub irdischer Sorge, nicht ge- ärgert durch das Lob oder die Schmeichelei eines Augenzeugen. (St. Bernhard) III. v. 20——22. Der Aufforderung des Propheten gemäß erhebt nuii Zion seine Stimme zum lilagendeu Gebet, worin es drin hGrrn das entsetzliche llnglürltz das Je— rnsalem erdulden an diig her; legt. 20. HErr, schaue nnd siehe doch [an], wen du doch fo verderbet hast. sJst es denn ein Heiden: Volk? Jst es nicht deine heilige, zur Stätte deiner Gnadengegenwart von dir erkorene Stadt, ist’s nicht dein auserwähltes Volk, dein erstgeborener Sohn, dem alle Verheißungen deines Segens ge- geben smd? Und nun, kannst du ruhig und un- thätig zusehen den entsetzlichen Greueln, die da ge- schehen sind?] Sollen denn die Weiber swie es in Jerusalem iii der änßersten Hungersnoth ge- schehen ist] ihres [eigenes] Leibes Frucht [mit Ver- leugnung alles MiittergefithISJ essen«, die jüngsten Kindlein einer Spanne lang [genauer: die sie noch auf den Händen tragen und inzärtlicher Liebe pflegen? Können solche unmenschliche Greuel nur geschehen, ohne daß du sofort einschreitest]? Sollen denn Ferner] Propheten und Priester in dem Heiligthum des HErrn so erwürget werden sdaß ihr Blut an derselben Stätte floß, da sie dein Volk mit Opfern versöhnt? Willst du denn Im klagenden Gebet legt Zion ihr Unglück dem HErrn an’s Herz. 413 die Ordnung der Welt, wie deines Bandes mit deinem Volke, gänzlich aufheben, die also oerletzt siud]? h 21. Es lagen in denGassen fhin erwürgetJ auf der Erde Knaben und Alte; meineJungfraueii und Junglinge sind durciys Schwert gesallen. Du hast gewurgetam Tage deines Zorns, du hast ohne Barmherzigkeit geschlachtet. 22. Du hast meinen Feinden lden feindlicheik Gewalten, die mich schrecken und wlirgen sollten, dem Schwert, dem Hunger und der Pest, rings] umher gerufen, sdaß sie sich gegen inich sammeln sollten] wie auf einen Feiertag; das; niemand lwelches Geschlechts oder Alters er auch sein mochte] am Tagkdes Zorns des HErrn [über mich] entronnen und uberblieben ist. Die ich erncihret und [mit liebender Sorge] erzogen habe [daß sie meiner Erwählung Träger für die Zukunft wären, mein heiliges Erbe sollten wiederbringen] die hat der Feind umgebracht. [So sank meine Herrlichkeit in Staub.] Es klingt unendlich wehevoll, dieses Schwingen der Todessichel über das Volksleben, das auch keinen Kreis verschont mehr ließ! Wie eine festtägliche Ver- sammlung in ihrem erhabenen Gottesfrieden hat der HErr zusammengerufen —- nicht sein Volk, sondern die Schreckensgewalten ringsumher, die es zusammenjagen und zusanimenschlagem bis es vergeht. Das ist eine Festesseierl Drommetenhallen kündete die Festfeiern an. Auch ier hallt es zum Fest, zum Fest des Todes und zur tust der Tyrannen, die Jsrael verderben sollten. (Neumann.) Jn tiefem Jammer, dem gegen- über aller Trost noch nichts vermag, schließt das zweite Lied, gleichwie auch das erste. — Das erfahren auch die rechten wahren Christen, wenn sie ihre Angst und Noth mit solch herzlichem Seufzen und Weinen dem HErrn klagen und ihr Herz vor ihm ausschtittem daß ihnen auch, ehe die völlige Hilfe erfolgen ihr Anliegen viel desto leichter wird, und wie man spricht, ihnen ein Reif vom Herzen springt. Darum, bist du in Bekümmerniß und Betriibniß, klag’s dem HErrn, wirf dein Anliegen aus den HErrn, der wird dich versorgen und wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen. Dessen ist uns ein lebendig Exempel der Prophet und König David, was dem immer be egnete, das klagt er dem HErrn in seinen schönen salmen und klagt es mit Thränen und Weinen, wußte auch, daß solches nicht leer abging, wie er spricht im 56. Ps·: Zähle nieine Fluchh fasse meine Thräneri in deinen Sack, ohne Zweifel, du zählest sie; wenn ich rufe, so werde ich innen, daß du mein Gott bist. Denn solche Thra- nen, solch Wehklagen geäiigsteter Leute, so in ihrem Elende anlaufen, weiß Gott der HErr nicht zu ver- achten, ihre Thränen fließen wo l »die Backen herab, aber sie schreien über sich gen inimel und ihr Ge- schrei durchdringet alle Wolken. (Hunnius.) Das s. Kapitel. Klag- und Trosisohrist c. Hatten schon in den beiden ersten Liedern sich Wolken des tiuinmers und der herzzerreißenden Schluerzetr äber Zion, die Gliiubigen in Israel und ihren Vertreter, den Propheten, gelogen, so steigert sich diese Dunkelheit auf ihren Gemiithern im dritten Liede zur völligen Nacht; die Wolken ziehen sich dicht zusammen zum Ge- witter, das sich in gewaltigem Blitzen nnd Donner entlädu Die Betrübnis gestaltet sich zur eigentlichen geistlichen An— fechtung, da das Herz sich non seinem Gott und dessen tröstlichen Verhcifiungen gänzlich verlassen. den barmherzigen Gott sich gegeniiber als einen iiberniächtigcli Feind und Uerfolger nur fühlt. Diese Erfahrung der völligen tim- nachtnng des unter dem Gerichte Gottes zitfatrinrengebrocijw nen Herzens, der schwersten Versuchung und Anfechtung uui des Blifanttnenslurzes des Reiches Gottes willen mit allen feinen ewigen und unantasibarcn Grdnnngcn nnd Gütern hatte Iereinia und mit ihm alle Glänbigen während der Erobernng nnd Zerstörung Jerusalems durchlebt und durch— kostet. Aber seine Seele hatte sich zum Lichte durchge- rungen, weil sie immer noch im tiefsten Grunde am HErrn seslhielt, und war zur Ruhe nnd xlketeden im tjErrn dorth- gedrungem Als Stteremia die ttilaglieder dort in idlizpa sang, stand ihm diese Erfahrung der tiefsten Trosilosiglieit und inneren Anfechtungen, die er mit den Gläubiger! zu- sammen durchlebt hatte,-bereits objektiv gegenüber nnd er legte sie in diesem 3. Lan. sich selbst und den Gläubigen jener und aller Zeit zum Troste nieder. weil uunIeremia damals eine ebenso schwere Versuchung erlebte, wie sind, so wandte er sich diesem tauche auch mit besonderer Liebe zu und hat seine Seele ans demselben gestärkt. Darum hilft auch das Verständnis des Buches thiob zum besseren Verständnis derhtlageliedeiz fonderlich dieses Z. Liedes, und viele Ansdräclie des letzteren erinnern an iljiob und be— weisen, wie fleißig Jerernia in seiner Trauer denselben ge- lesen, ja durchgebctet habe. Die beiden ersten Lieder ver— halten sich zu diesem dritten genau, wie die Gewitterschwüle nnd der sieh erhebend: Sturm zum Gewitter selbst; es bildet nach jeder »ttjinsicljt den Höhepunkt des ganzen Buches. Gleichwie im Gewitter die aagespannten Lebeusgeister in der Uatur auf einander plalzeti und in dem Kampf der Elemente viel tlnretnes und schädliches überwunden und ausgeschieden wird, so auch in den hohen geistlichen An— fechtmigen der tkneihte Gottes, nnd in den Vorstellungen ihrer Erlebnisse ist darum auch der Kampf nnd der Sieg, das tciiugcn aus der tlacht zum Licht, ans dein Zweifel zur gewissen Zuversicht deutlich zu sehen. Zum Verständnis? dieses Z. Liedes ist daher das Verständnis; dessen, was Au— fechtung und Versuchung ist, wie sie uns von Jakob in jenem wunderbaren nächttirlien tliampf mit dem HErrn, von Stab, Anna, Elia, Irr-rann, dem sdrediger Salomonis, Johannes dem Eäufer berichtet werden, wie sie aber alle wahren Gläubigem zumal die auserwählten Werkzeuge Gottes erlebt haben nnd erleben müssen, durchaus nothwendig. Sonst bietet das Lied dem Betrachter eine iieihe einverstanden-er, über— triebener Klagen, auf welche wieder einige Eroslsprärye folgen. —- Lie Form dieses Liedes ist bis in’s Einzelnste höchst kitnltisoli. Der Dichter hat selbst die Verse in je 3 Theile getheilt und lässt jeden dieser 3 Verstheile mit demselben Buchstaben nach der Ordnung des Alphabets beginnen, ja in der Mitte des Liedes, wo die dlaihl der Anfechtungen sieh bricht, wo der tiampf des Herzens am heftigsieu wird, beginnt jeder Verslhetl sogar iuit demselben Wort. Der Inhalt zerfällt in 4 Theile, von denen der ersle(V.1—18) der ganzen Schwere der Anfechtung, welche durch die ver- gangenen Ereignisse über die Gläubigen im Volke Gottes gekommen sind, Ausdruck giebt; der zweite (V. 19—39) zeigt den Durchliruclz der Hoffnung und ihre Erstarkung auf Grund der Erinnerung an die göttliche Gnade und Vor- sehung; der dritte (V. 40—54) enthält die Anerkennung der Gereajtigkeit Gottes in Verhängnng der Strafe, welche aber durlh die Bosheit der Feinde so gesteigert wird, daß der ihErr die Klage über die Zertretnng feines Volkes nicht 414 überhören kann. Endlich im vierten Theil sitt. 55—66) treibt dies vertrauen auf die göttliche Gerechtigkeit zum Gebete, in welchem die Zuversichh daß Gott helfen nnd an den Feinden drache nehmen werde, zum Duechbruche tioinmt I« v. 1—l8. Ju diesem ganzen Abschnitt waltet die altertiefste tzetriibniß eines sthwer angefochten-en Herzens, der allerheftigste nächtliche Kampf einer in der Gemein- schaft mit dem HGrrn stehenden, non ihm nicht lassen ulinnendetc Seele mit einer Itnsichtbareiy von ihr nicht ein einziges illa! genannten, feiudselig ihr begegnet-den Mann, die aber niemand anders als der hinter, der stets treue Zuudesgolk selbst ist, den alser die ringende Seele gleichsam aus Besorgniß sieh selbst an die ewige, nnnerändertittte Treue des tjGrru nnd ihre eigene, dennoch itngescltwäetjle Liebe zu ihm zu ntahneu, nicht nennt, ganz wie tjiob während der Zeit seines hefligstett Karat-fes, nnd auch wie der predigen Die Ursache der tjerzensqteal ist der Zusamnteitsturz des ileictzes Gottes, des geltebten Zion, des theuereu Jerusalem, nnd die Greueh von denen derselbe begleitet war. Wer aber hier seinen Mund anfthut, um seine ttilagen gegen Gott den Hatten« soviel nur im therzen sind, auszusehiillem kann leicht zweifelhaft sein: es ist der propheh der aus dem Herzen nnd Sinn aller Gläubigeu in Israel redet, oder auch die Gläubiger( selbst, die als eine person zu— sammeugesaßt sind; nicht aber muss man in den Jrrthnni verfallen, der Propbet zähle hier seine persönlichen Leiden, die er während der tlielagerung und Zerstörung Jeru- salems nnd auch nachher noch zu erdulden hatte, auf. Diese sind vielmehr nur ein Moment des gesammten Gertchtes Gottes, unter dessen Schlägen den Gläubigen in Israel so uatuenlos bange nm die Seele ward, daß sie ihre Hoffnung auf den tilde-tu, der gänzlich fern stand und keinerlei Gebetsrufen hörte, fast im Begriffe standen, wegznwerfen. l. Jch bin ein elender säußerlich und inner- lich, am Leibe und Geiste nichts als Jammer und Elend fühlendeq Mann, der die Ruthe seines Grimme-Z [fein schweres Strafgericht durch gottlose und boshafle Feinde Hiob 21, 9; I, 341 sehen fund bis auf die Hefen durchstossen] muß [besser: mußte] Jn diesen Worten fasset er anfänglich allen seinen und seines Volkes Jammer als in einem Bündlein zusammen und begreifet lie kürzlich, was er nach einander erzählen wird. ( nnniush L. Er hat mich sbei der Hand genommen und] gesnhret und lassen gehen in’s Finsternis, und nicht itrs Licht [genauer: durch lauter Finsierniß nnd durch Nicht-Licht Hiob h, 25. Kein Stern der Hoffnung und des Trostes, kein Strahl der lieblichett Sonne seiner Gnade leuchtete über nur, während seine Schläge mich trafen]. Er malet seine und seines Volkes Trübsal, als wenn man einen Uebelthäter in einen finstern, ungeheuern, starken, festen Thurm wirft und in eiserne Fesseln legt, da er weder Sonn noch Mond sehen, zu allen Seiten verwahret ist, daß er nirgend ausbrechen kann, mit Wasser und Brod gespeiset wird und so tief drinnen im Finstern sitzt, daß, wenn er schon schreiet, er doch niemand errufen kann. (Hunnius.) 3. Er hat stille Hand sdie sonst in keiner Noth verktirzet war und zu helfen kein Ziel hatte, Klaglieder Z, 1——18. ganz besonders feindseligj gewendet wider mich, und handelt swährend er sonst mit heilsamer Hilfe den Frommen zum Troste erscheintJ gar anders mit mir fund dazu noch] für nnd für sdaß es den Anschein hat, als wolle er feine strafende Hand gar nicht wieder zurückziehen] 4. Er hat ldurch solche stetige Plagen, Mar- tern und Qualen] mein Fleisch und, Haut [vor großer Traurigkeit] alt gemacht [Ps. 6, 8; 39, 12; Hivb II, 281. und mein Gebein zerschlagen sdaß alle meine Kräfte dahin sind und ich dasitze, wie ein Schatten an der Wand, wie ein elend-jämmer- licher Schemen Hiob 30, 17]. Z. Er hat mich [wie eine feindliche Stadt, die man unschädlich machen will. ringsum mit einem Walle] verdankt, und mich [wte man eine Stadt mit Kriegern umlagert] mit Galle nnd Mühe umgeben [denn zahllose Leiden, die meine Seele mir vergifteten, drangen auf mich ein] s. Er hat mich in [Grabes-] Finsternis ge- legt, wie die Todten in der Welt [besser: wie auf ewig Todte, die beiden Menschen vergessen sind Pf. 88, 5—7]. 7. Er hat mich [wie einen bösartigen Uebel- thäter in einem engen Raume] vermanert [ringsum abgesperrihdaß ich nicht heraus fund einmal auf- athmen] kann, nnd [hat] mich [sogar] in harte Fesseln gelegt kHiob 19, 8; Pf. 88, 9., also daß mir alle Hoffnung, aus meiner Angst und Noth herauszukommem entschwunden ist]. 8. Und [das Allerfchwerlte in alle diesen Qualen ist] wenn ich gleich saus der Tiefe meiner Noth zu ihm] schreie und rufe, so stopft er sder nur doch so zahlreiche Verheißungen der Erhörung meines Gebets gegeben, so oft mein noch so leises Sehnen gehöret hat, jetzt] die Ohren zu vor meinem Gebet [daß ich wie in den Wind rufe Spr. I, 28]. it. Er hat meinen [Lebens-] Weg vermaucrt seine Mauer auf demselben aufgeführt] mit Werk: stricken [großeu, festen Quadersieinety daß ich nicht weiter kann], und meinen Steig umgekehret [zer- störet, daß ich ans demselben nicht mehr wandeln kann Hiob 30, is] Das ist ein harter Weg, der nur aus der Erfahrung erkannt wird. Vordem hatte die Seele, um zu Ihrem Gott zu gelangen, eine Straße und Weg, dem sie leicht folgen konnte, see durfte fich nur in ihm beruhigen und seiner Führung folgen. Jetzt aber ist ihr Weg mit Steinen versperrt, daß sie nicht weiter durchkom- men kann. Sie benehmen alle Hoffnung, jemals herauskommen zu können; dieweil sie hart, fest und dauerhaft sind, um die Seele iticht durchzulassern Die Wege sind nicht allein versperrt, sondern die kleinen Stege und falschen Ausflüchte, wodurch sie zu ent- kommen vermeinte, erscheinen auch nicht: mehr, also daß die Seele durchaus in diesem Zustande aushalten mu , bis es Gott gefällt, sie daraus zu erlösen. O lebe, wie fchön kannst du deine Gefangenen ver- wahren! (Berleb. Bis) Klagen eines schwer angefochtenen Herzens. 415 10. [Aber er hat mir nicht allein jeden Aus- weg abgeschnittem sondern verfolgt mich auch auf alle Weise] Er hat auf mich gelauert wie ein Bär [Hes. 13, 8; Am. 5, 19], —wic ein [übermächtiger, raUbgierigerJ Löwe im Verborgenen [daß er mich iiberfalle und mit seinen scharfen Zähnen zerfleische zur bösesien Zeit, da ich schwach, unbereitet und sorglos stcher war]. 11. Er läßt mich des Weges fehlen [oom rechten Wege abkommen und auf Jrrwege ge- rathen, daß ich ihm nicht entrinnen kann]. Et hat mich sdenn auch erhaschet, mit grimmigem Zorn] zerstnctet und [gänzlich] zu nichte gemacht. 12. Er hat [gleich einem geschickten Jäger, der Wild jagt] seinen Bogen gespanneh und mich dem Pfeil sschwerster Leiden] zum Ziel gesteckt. 13. Er hat aus dem [greulichen] Köcher sselnes göttlichen Gerichtes tödtliche Pfeile herausgeholt und sie] in meine Nieren schießen lassen fund mein Jnwendigstes durchbohrt; also daß meine verbor- gensten Gefühle, meine tiefste Lebenskraft, schmerz- lich aufgensühlt ward Hiob S, 4; IS, 12 f.]. 14. Jch bin [dadurch, daß feine Pfeile mich so tief verwundeten und mir allen freudigen Muth benahmen, mit den wenig anderen wahrhaft From- men] eiU Spott [geworden] allem meinem [iibrigen] Volk [der großen Masse derer, die sich nicht durch seine Gerichte demüthigen ließen, sondern ungebeugt und trotzig blieben bis zum Ende] und täglich swaren wir] ihr [höhnendes] Liedlein lHiob 12, 4; 30, 9 mit welchem sie sich den Ernst des auch über ihnen hereingebrochenen Grimmes Gottes hin- wegsangen]. Daß die Zahl derer groß war, welche in dem Untergange des Reiches die züchtigende Hand Gottes nicht erkennen wollten und der Mahnungen der Propheten spotteten, das zeigt nicht nur die Geschichte der nächsten Zeit nach der Zerstörung Jerusalems (Jer. 4l ff.), das Treiben Jsmaels und seines Anhangs (Jer. 41, 2 ff.), und der frechen Männer, welche trotz Jeremicks Warnung nach Egypten zogen (Jer. 43, 2), sondern auch der unter den Exulanten herrschende Geist, gegen den Hesekiel kämpfen muß: H. l2, BE. (Keil·) Ebenso sieht auch die große Masse der heutigen Christen- heit nichts von den Gerichten Gottes, die allbereits über uns hereingebrochen sind und fortwährend noch drohen; und wo sie mit Händen zu greifen wären, da spottet und singt man sie sich hinweg mit Spott und Hohn auf alle die, welche sich durch den Ernst der Zeitereignisse, durch den drohenden oder schon ausge- schütteten Zorn Gottes getroffen, im Innersten ver- wundet und tief niedergeschlagen sehen, vor allem aber auf die Diener und Propheten Gottes, welche auf fGoZtTs Gerichte hinweisen und Buße und Umkehr or e n. 15. Er hat lanstatt der früheren süßen Weide und angenehmen Kost seines tröstlichen Zufpruchs und seiner Freundlichkeitj mich [in meiner ganzen Seele] mit Bitterkeit gcscittiget ltdiob 9, IS] und mitsWermuth getriiniet sdaß Traurigkeit, Angst und Herzeleid mein täglich Brod, Speise nnd Trank ist] 16. [Ja, mehr noch!] Er hat [mir ungenieß- bare und unverdauliche Steine statt Brodes, wie früher, da er mich täglich mit seinem Wort und Geist stärkre, gegeben und hat] meine Zahne [an solchen Kieseln] zu kleinen Starken zerschlagen lsich zermalmen lassen] Er [hat mich endlich gefaßt, zu Boden gestoßen und] wcilzei mich [nun] in der Asche sschmachvollster Erniedrigung und tiefsten Leides Hiob 30, 19]. l7. Meine Seele ist [ob all des Elendes und der tiefen Schmachzdie er auf mich gehäuft] aus dem svorigen Glück und Heil, aus dem seligen] Frieden [den ich in feiner Gemeinschaft genoß und der mein höchstes Gut war, mit Gewalt l)inaus- gestoßen und] vertrieben; [und] ich shochbetrübter Mensch, der ich täglich Unglück ohne Maß und Ziel erfahreJ muß des Guten sdes Glückes] ver- gessen fdaß es noch solches auf Erden giebt; denn ich keine Hoffnung mehr habe, es je wieder zu finden] 18. Ich sprach [dachte endlich bei all meinen äußeren und inneren Leiden in meinem Herzen]: Mein Vermögen [noch ferner zu leben] ist sdurch den mir zum Feind gewordenen Allmächtigen auf- gerieben und] dahin [geschwunden] , nnd meme Hoffnung am HEtrn [die einst meine ganze Seele ersüllte und mich stark wie eine eherne Mauer machte, ist verloren und in die dunkle Nacht der Verzweiflung und Trostlosigkeit versunken] Bis hierher hat der Klagende von seinem Gott immer nur mit ,,er« geredet, denn seine tiefbetrübte, angefochtene Seele sah in ihm nur eine finstere, feind- liche, übermächtige Gewalt, die er durch Nennung des Namens gleichsam nicht noch herbeirufen und reizen wollte. Jetzt aber, wo seine Klage den Tiefpunkt er- reicht hat, wo er an Gott irre geworden und der Ver- weiflung nahe ist, jetzt tritt auch eine Wendung in seinem Jnneren ein. Er nennt den theuren Namen des HErrn (Jehova) zum ersten Male wieder, und indem er denselben in den Mund nimmt, zündet auch dieser selige, Frieden und Trost, Stärke und Kraft gebende heilige Name in seiner immerhin so sehr nach des HErrn Trost und Hilfe schmachtenden Seele und überzeugt ihn, daß er auch ihm noch Grund der Hoffnung und des Vertrauens ist. Die Nennung des Namens dessen, der seines Volkes Gott von Alters ist und den Bund mit ihm beschworen hat, bewahrt seine Seele vor dem Versinken in Verzweiflung und treibt ihn an, das Vertrauen auf den HErrn nicht fallen zu lassen, so daß er nun im Folgenden dem HErrn seine Noth klagen und seine Hilfe anflehen kann und nicht mehr den HErrn anklagt. —— »Es wird hier eine folche ernste, inbriiustige Klage des Propheten beschrieben, daß ihrer viel gemeinet haben, es werde von nichts anders, denn von dem bittern Leiden und Sterben Christi darinnen gehandelt. Wie denn, wo Christus gemalet wird, mit Geißeln an seinem Leibe übel gemartert und auf seinem Haupte die Dornenkronq alsdann der Anfang dieses Kapitels lateinisch dabei verzeichnet gefunden wird· — Wir lernen hier, wie tief manchmal Gott auch seine allerliebsten Kinder und auserwählten, «uns«, da ihr Wurm nicht sterben und ihr Feuer nicht 416 Klaglieder 3,« 19—24. roßen Heiligen auf Erden lasse versucht werden, daß sie etlicher Maßen der Höllen Angst schmecken, mit dem Teufel kämpfen und seine feurigen Pfeile an sich fühlen müssen; ja oft so weit mit ihnen kömmt, daß auch Gott scheinet ihnen zuwider zu sein, wel es dann die allerhöchste Anfechtung ist, die einem Mens en unter der Sonne widerfahren mag. Alle andere An- fechtung ist nichts gegen die, wenn Gott scheinet sich feindlich wider einen Menschen zu setzen. Denn so lange sonst die Frommen in i rem Herzen schmecken die Gnade Gottes und emp ·nden seine väterliche Süßigkeit, ist ihnen alsdann alle Widerwärtigkeit desto erträglicher, können fröhlich und guter Dinge sein, auch mitten unter den äußerlichen Leiden, wie wir an dem Propheten David sehen, der allen seinen Feinden Troh bieten kann, wenn er im Herzen Gottes Gnade emp indet, daß er ausbricht und sagt: »Auf Gott offe ich und fürchte mich nicht, was mir die Men chen thun«, und desgleichen: »Meine Seele ist ftille zum HErrn, der mir hilft, er ist mein Hort und meine Burg, daß mich kein Fall stürzen wird, wie cgroß er auch ist-« Und wiederum: »Wenn ich nur di ) habe, so frage ich nach nichts, weder im Himmel noch auf Erden. Wenn mir gleich mein Leib und Seele ver- schmachtet, so bist du doch allweg meines Herzens Trost und meiu Theil-« Da egen aber, wenn Gott in eine andere ernste Getalt sich vermummet und verstellet, und dergleichen t ut, als höre er sie nicht, als wolle er ihrer nicht, als sei er ihnen zum höchsten ent egen und zuwider: da gehet das Wehklagen an, da sängt an das heimlich, geistlich Leiden, die überschwän2liche, große Angst, unter welcher sie verschmachten un zur Hölle sinken müßten, wo nicht Gott seine Hand über ihnen hielte und die Angst abkürzete Das sind die rechten Püffe des Satans, die rechte Grundsuppe der höllischen Anfechtungen, es sind die Väche Velials, die einen Menschen wollen überwältigem da ist ihnen anders nicht zu Muthe, als seien sie in Finsterniß ge- legt, in ein ewig Gefän niß aller Trübseligkeit hinein vermauert, als stopfe er HErr seine Ohren zu vor ihrem kläglichen Geschrei, ja als habe er seinen Bogen wider sie gespannt und sie zum Ziel estecket, alle seine Geschosse und Pfeile wider sie abzukschießem als be er sie aus dem Frieden und allem Guten gänz- lich und zumal verstoßen, und endlich dahin mit ihnen kommt, daß sie gedenken: Mein Vermögen ist dahin und meine Hoffnung an dem HErrn, bis Gott ihnen wiederum die lieblicheSonne feines göttlichen, himmlifchen Trostes und väterlicher Güte aus dem Dunkel der Angechtitngen hervorblicken läßt, inzwischen aber eine .eit lang schmecken müssen den künftigen Zorn, den die Ver- dammten dermaleinst werden ewi tragen müssen. — Das aber soll man für gewiß wissen: was Gott zeit- lich seine auserwählten Kinder erfahren läßt, das wird er vollkommen und ewig lassen ergehen über die sichere, rohe Welt, wo nicht wahre, ründliche Buße, Reue und Bekehrung folget. Die ottlosen werden die Hefen des unendlichen, ewigen, grimmigen, uner- träglichen Zornes Gottes saufen müssen, da sie vor An st und unaussprechlicher Qual sprechen werden: »Ihr Berge fallet über uns und ihr Hügel bedecket ausgelöscht werden soll, da sie werden den Tod suchen und nicht finden, werden begehren zu sterben, der-Tod aber wird von ihnen fliehen. Derhalben wie tröstlich diese Exempel von Jeremia, Hiob, David u. a. sind den Bußfertigem so schreckli sollen sie billig sein den Gottlosen, daß sie in sich elber schlagen und i neu die unfehlbare Rechnung machen: Macht? unser Err Gott mit seinen liebsten Kindern auf Erden also, daß er sie in Angst und Noth kommen läßt, o wehe, wie wird es denn endlich ausgehen mit den Gottlosen, die kaum einen Augenblick vor der Hölle in ihrer ver- stockten Sicherheit erschrecken?! (Hunnius.) Bei allem aber dürfen wir hier nie den Unterschied zwischen Hiobs Versuchung und der Anfe tung Jeremicks und der Gläubigen in Israel zu jener eit übersehen. Wäh- rend Hiobs Versuchung durch lauter Leiden persönlicher Natur verursacht ward, waren es bei Jeremia und den Frommen die Gerichtswetter Gottes über sein Binzes Reich mit allen seinen Einrichtungen und großen erheißungen, welche ihnen zur Anfechtung geriethen; darum war diese Anfechtung auch unglei schwerer als die Hiobs, und nur mit der, welche er Predi- er Salomo erfuhr, zu vergleichen Ebenso wie wenn geuti es Tags die gan e Kirche des HErrn in großer Trübsal nnd Schmach steht, ihre heil. Ordnungen zer- fallen, die Feinde über sie Ferrs en und triumphiren, ihre ei enen Kinder in Mo sen i r den Rücken kehren, die falschen Propheten laut vor llen Lügen predigen und gepriesen werden, so ist dies Gericht des HErrn allen Gläubigen eine Ursache der tiefsten Trauer, darinnen sie den Zorn Gottes deutlich spüren, und diese Anfechtung ist für sie schwerer, als wenn ein einzelner Gläubiger nur in Trauer und Angst schwebet. ll. v. 19—39. S« diesen: g. even: kkyevt ne; de: prophet wieder ans der Uacht des Leidens in den hellen Tag des Trostes und der Hoffnung; jeden) geht diesem Tag: gleichsam eine tilorgeudäninieruug voran, da er noch mit der Verzweiflung kämpft, mit der er ange- fochten war, um sich dann im Folgenden im Glauben wieder isten-Is- uud unioorzuschwingein Der sllroohit liaun wieder beten! Ei: biktel also den Hatten, sein wieder zu gedenken, nnd schielit sich nun) seinerseits an, Trosigründe anszusuclseir. Diese findet er vor allem in der Thatsachttz daß es mit dein Reiche Gottes uoeh niiht ganz ans, daß noch ein ileberrest von Gläubigeu vor· handeu ist, an welche siih eine Weuduiig zum Bessern antmüoseii kann. Diese Thatsaehe ist der Gnade nnd Barmherzigkeit Gottes zu verdanken, deren Fortdauer der proohel auch mit iunigsier Freude eins-findet. von diesem Gesichtspnutit der göttlichen tticirinherzigleeit ans betrachtet nun der Vrophrt sein und der Gläubigen Leiden: Der tljGrr meint es immer gut, auch wenn er schlägt; man dulde also nur in stiller Ergebnug, so werden die Strahlen der göttlichen Erbarmuiig auch wieder durchbrechen. von hier ans erscheint alles Eri- den, auch das durch der Einsehen Bosheit uns zuge- fügle, als heilsam» göttliche Schieliung so daß also nicht dieses Leiden selbst, sondern nur dessen Ursache, die Sünde, zu belilageu ist. . 19. sAch HErr!] Gedenke doch, wie ich so elend [V. 1] und verlassen sja von deinen Gerichts- weitern vers o lgt], mit [bitterer] ZZLermulh [V. 151 und sgiftigerj Galle [V. b] getranket bin. Indem der Prophet die Worte dieses Gebetes aus den Versen 1, 5 u. 15 entnimmt, faßt er den Haupt- inhalt seiner ganzen vorhergehenden herzzerreißenden Klage zusammen und legt sie betend vor dem Throne Gottes nieder. 20. Du wirst Seele sagt mirs. Diese Uebersetzung Luther’s, so schön und sinnig sie auch an sich ist, läßt sich doch mit den Gesetzen der ebr. Sprache nicht vereinbaren. Denn zunächft ver- wechselt Luther in der zweiten Zeile schuach (gebeugt ja daran gedenken, denn meine Der HErr ist gütig, barmherzig und treu! 417 sein) mit saaoh ssinnend nachdenken, reden). Heißt aber die weite Vershälftm meine Seele wird ge- beugt, so kann tiskor nicht Z. per-is. (du wirft ge- denken), sondern muß 3. per-s. fern» und naphschi (meine Seele) aus der zweiten Hälfte des Verses muß dazu Subject sein; sonst giebt es keinen Sinn. Da- nach ist die allein richtige, sichere Uebersetzung: 20. (Ach, ja gedenke, o HErr daran; denn) Gedeulet meine Seele erustlich daran (an all mein erlittenes Elend), so wird sie niedergebeugt 21. Das [nämlich, das; meine Seele durch das Nachdenken über all das, was sie erfahren, nur niedergedrückt wird und deshalb ihre Noth vielmehr dem HErru klagen muß, daß er sich er— barme und sie lindre, das] nehme ich fmir nun] zu Herzen, kund] darum [weil ich weiß, daß Gott allein mir helfen kann] hoffe ich sauch] noch les werde eine Zeit kommen, wo er seine Hilfe, die ich so oft erfahren, mit Freuden offenbaret]. Mitten in der Finsterniß muß dem Frommen auf- ehen das Licht der Gnade Gottes von dem Gnädigen, Varmherzigen und Gerechten. Von solcher tröstlichen Lehr wissen sichere, unversuchte Herzen nichts. Aber die sich mit dem Teufel haben raufen müssen in dem schweren Kampf der hohen Anfechtungem daß ihnen die weite Welt zu eng sein möchte, wenn sie wiederum aus der Angst erlöset sind, die wissen hernach und haben’s in ihrem Herzen gefühlet, was das für ein theuer, edel Kleinod; sei, wenn Gott aus der dicken, trüben Wolke wiederum das Licht seines göttlichen Angesichts mit Trost und Hilfe leuchten läßt. (Hunnius.) 22. Die Güte des HErrn ist fes, ihr allein haben wir’s zu verdanken] daß wir [doch] nicht [ganz und] gar aus fund gänzlich in Trümmern gegangen] sind ldenn hätte es bei den Feinden gestanden, die hätten uns ohne alle Barm- herzigkeit aufgerieben, daß nicht einer übrig ge- blieben wäre, aber der HErr hat ihnen gewehret]; seine Barmherzigkeit küber sein Volk] hat noch kein Ende. " 23. Sondern [so oft die Sonne aufgeht und der Tag anbricht, brechen auch die Strahlen seiner unerschöpflichen Güte hervor:] sie ist alle Morgen neu, und [wahrlich, o HErrlj deine Treue ist groß [und verläßt uns nicht, wenn auch die dichteste Finsternis; Gewaltthat und Grausamkeit der Feinde uns umgiebt und zu ver- nichten droht]. Gleicherweise wie einer, der in der finstern, unge- heuren Nacht mit Schrecken überfallen wird, der wird roh, wenn die lrebliche Morgenrot e anbricht und beginnt Tag- zu werden, also, will der rophet sprechen, sind auch wir gleich als im Dunkeln und Finstern gesteckt, wie auch noch zum Theil. Aber doch aus derselben Finsterniß leuchtet uns hervor die liebliche, schöne, holdselige und anmuthige Morgenröthe der Barmherzigkeit Gottes, die wird uns alle Morgen neu und höret nimmer auf. Gleichwie ein getreuer Vater sein Kind wohl züchtigt, wenn es sündiget, aber er wendet sein väterlich Herz nicht von ihm ab, son- dern mitten in demselben Ernst, wenn er darein schlägt behält er dennoch das Vaterherz und erbarmt sich D ächsek s Bibelwerb wieder des armen Kindes. Also handelt in der Wahr- heit Gott mit uns wie ein Vater; wenn wir sündigen und strzucheln, so erinnert er uns, woran wir sündigen (Hunnius.) 24. Der HErr [der Barmherzige und Ge- treue] ist [und bleibet ewiglich] mein [Erb-] Theil fdas mich reich macht, darum wenn ich ihn nur habe, wenn er mein nur ist, will ich alles Andere lassen fahren], spricht meine Seele, darum will ich lwie ich schon gesagt, auch ferner wieder getrost] aus ihn hoffen ser wird mich nicht zu Schanden werden lassen Pf. 16, 5; 73, 26z 110, 57]. Also erkennet eine solche klagende Seele den HErrn 1) sonderlich nach seiner Güte; Z) glaubet sie auch, daß Gott absonderlich auch gegen sie also gesinnet sei; s) ergreifet sie mit dem Glauben den HErrn mit aller seiner Güte, und war 4) als ihren Theil. Es ist dies demnach eine Be chreibung des Glaubens, der Gott und seine Gnade ergreift. (Starke.) O Seele, wie bald wird dein Glaube belohnt werden und dein War- ten einen so schönen Ausgan bekommen! O wie wohl thut die Seele, die den Errn selbst und sonst nichts in der Welt zu ihrem Theil erwählt! Denn nichts kann sie in Ewigkeit Vergnügen, als dies höchste Gut. Man muß es aber auch im tiefsten Leiden nicht aufgeben, noch sich im Glück der Welt ein falsches Gut bethören lassen. Wenn alles vergeht, so bleibt dies stehen. Wer will dir’s rauben, wenn der Glaube darüber hält? (Berleb. Bib.) Es lehret uns hier der Prophet den wahren Grund und das eigentliche Wesen der Geduld. Es bestehet darin, mit Gott allein zu- frieden zu sein und sich an seiner Gnade genügen lassen. Gliicklich will jedermann sein, aber die meisten schweifen umher und suchen ihr Glück außer Gott. Da ist keine Geduld möglich, wenn Unglück kommt. Es ist daher ein Großes, wenn wir dazu gelangen, mit Gott uns beZnügen zu lassen und in ihm alles zu haben. Die üte Gottes, die sich in Gaben »er- zeiget, erfährt nur wahrhaftig, wer ihn sucht, denn nur ein solcher versteht und genießt die ganze in den Gaben sich offenbarende göttliche Erbarmung. Der kann es denn auch ertragen, wenn die göttliche Vater- liebe nicht allzeit leuchtet und Gott manchmal auf die Erweisung seiner Liebe, die eine unveränderliche ist, warten läßt. Die fleischliche Natur will immer thät- liche Beweise derselben haben, darum ist sie ungläubig und kann das Kreuz nicht ertragen, der Geist aber weiß, daß es ohne Leiden und Trübsal auch keinen Glauben und keine Hoffnung geben werde. (Heim.) Es ist hier vor allem zu beachten, daß unser des herrlichsten Trostes volle Abschnitt die Mitte nicht nur des Z. Kapitels, sondern des ganzen Buches bildet. Denn wie Kap. 3 die Mitte einnimmt unter den fünfen, so bilden wiederum diese trostreichen Verse ziemlich genau die Mitte des Kap. Z. Auch hier tritt offenbar die Kunst des Vers. zu Tage. Auf die dunkle Nacht der Verzweiflung V. 18 läßt er sofort den hellen Tag der freudigen Hoffnung und Ergebung folgen. Da nun der Abschnity welcher aus V. 42 folgt, wiederum den Jammer des Volks und des Propheten mit den düstersten Farben schildert, so ist jene lichte Partie gleichsam auf beiden Seiten von tiefem Dunkel eingerahmt, auf dessen Hintergrund die hellen Farben des Trostbildes um so schärfer hervortreten. Und so bildet denn gleichsam die Kuppel des kunstreichen Baues der Thränenlieder eine aus diisterem Schmerz sich emporhebende Lichtpyramidh wodurch allein schon die A. T. II. L. 27 418 Klaglieder Z, 25—-39. trostreiche Wahrheit in’s hellste Licht gesetzt wird, daß für den Gläubigen die Sonne des Heils doch endlich über die Nacht des Elends und Jammers triumphiren muß. Nägelsbach,) Wir sehen hier, daß zweierlei Trost it, ein innerlicher und äußerlichen Der inner- liche ist, wenn einer in seinem Herzen versichert ist, daß er- einen gnädi en Gott habe, zu dem er sich in allen Nöthen und iderwärtigkeiten alles Guten ver- sehen kann. Aber dieser Trost gehtsuweilen aus, wie wir hier an Jeremia und aus den orten und Reden David’s sehen. Es scheint manchmal, als ob Gott selbst sammt Himmel und Erde Einem zuwider sei. Wie soll sich nun einer in solcher Anfechtung Verhalten? Antwort: Er soll den äußerlicläen Trost ergreifen, den er nicht in seinem Herzen, son ern in heiliger Schrift, in so vielen und mancherlei Trostsprüchen findet, die uns Gott darin vorhält sammt vielen Exempeln derer, an welchen Gott solche Verheißungen erfüllt und wahr gemacht. Und da sind sonderlich auch diese herzlichen Worte, die Jeremia hier braucht, wohl zu merken, Worte die er nicht in seinem erzen gefunden, denn dieses sagte ihm weit anders, ondern sie sind ihm von dem heiligen Geist einge eben worden. Diese Sprüche muß man in hohen Ancflechtungen ergreifen und sich fest, auch wider seines eigenen Herzens Gedanken und Widersprechem daran mit Glauben halten. Dadurch wird Gott den innerlichen Trost in einem angefochtenen Herzen auch wieder erwecken. (Würtemb. Summar.) 25. Denn der HErr ist freundlich dem, der aus lhn sfeinen Trost und feine Hilfe] harret [auch wenn er ihn züchtigt], nnd der Seele, die smit demiithigem, geängstetem und zerschlagenem Geiste] nach ihm fraget [Ps. 25, s; 34, 9; 69, 7; se, 5]. Es pfleget der böse Feind uns Menschen, wenn wir in Trübsal und Anfechtung sind, Gott viel anders abzumalen und vorzustellen, denn er an ihm selber ist. Denn er ihn als einen ungnädigen, unbarmherzigely ornigen Richter malet, mit dem nichts zu handeln sei, der uns nur tödte und verdamme und nicht selig haben wolle, auf daß uns der böse Feind schrecke und zur Verzweiflung treibe. Hier müssen wir dies schreck- liehe Bild des Satans aus den Augen setzen und setzten, wie uns der Prophet Jeremias allhier des g rrn Angesicht gleichsam vor Augen male, ja, wie ott sich selber in seinem heiligen Worte abeonterfeit habe, nämlich also: Der HErr ist freundlich der Seele, die nach ihm trachtet. (Hunnius.) 26. Es ist ein köstlich Ding [das niemand gereuen und verdrießen, vielmehr seine Seele friede- voll und stark machen wird], geduldig sein [in auch noch so schwerer Trübsal bis an’s Ende] und [innerlich wie äußerlich still, ohne Murren und Klagen] auf die Hilfe des HErrn hoffen sPs. z7, 7; Jes. 30, 15]. Ach, wie nöthig und nützlich ist die Ruhe und Stille, und was bringet sie ni t für Gutes zu wege. Gott hat die Zustände, wo er ie Seelen durchführet, so klar und deutlich in seinen Schriften geoffenbaret, daß derjenige, der sie lieset, und zwar im Lichte Gottes und ohne- vorher von etwas Anderem eingenommen zu sein, solche leicht darin finden kann. (Berleb·Bib.) Das Geduldkräutlein wächset nicht in aller Leute Garten. Es soll uns aber dazu vermahnen, l) daß es eine gar köstliche Tugend ist und ein Stück des Gottes- dienstes nach der ersten Tafel· Z) daß sie noch mehr Tugenden an sich hat, nämli die Hoffnung zu Gott; s) daß sie uns leichter ankommt, wenn wir uns von Jugend an daran gewöhnen; 4) daß man viel Jn1urien, Schmach und Backenschläge damit überwin- den kann; 5) daß das Unglück nicht ewig wühret; 6) daß allezeit das Ende gut werde; 7) daß Gott nicht von Herzen plage, sondern allezeit ein Anderes und Besseres mit uns vorhabe, auch lieber wollte, daß er nicht strafen dürfte. (Cramer.) Was kränkst du dich, mein arme Seel? Sei still und thu nicht tranken: Gott ist mein’ Burg , mein Trost und Heil, deß werd’ ich»ihm noch danken. Drück dich und leid ein’ kleine Zeit, nach Angst kommt Freud und Wonne. — Das räutlein patientia wächst nicht in Aller Garten. Ach Gott, schaff du mir’s immerdar, daß ich könn’ deiner warten. Sonst bin ich sehr betrübt und schwer vor Angst auf dieser Erden. — Wie lang soll ich hie traurig gehn, da mich die Feinde plagen? Es ist ein Mord in meinem Bein, daß sie ganz höhnlich fragen: Sag an, wo ist dein Jesus Christ? Ja, daß er dich erlöse! —- Geduld, Geduld, du traurig Seel, Geduld ist hie von Nöthen, bis uns der lieb Emanuel von diesen argen Kröten wohl zu sich reiß in’s Paradeis; da werden wir ihm danken. (So wünsch’ ich nun ein’ gute Nacht — V. 7, 8, 11, 12. Phil. Nieolai.s 27. Es ist [darum auch] ein köstlich Ding einem Manne swer er auch sei], daß er das Joch [der Trübsal schon] m seiner Jugend trage fund also bei Zeiten in heiliger Geduld und Stille des Herzens sich übe; denn wer in der Zeit frischer Kraft das Joch der Leiden tragen lernet, der wird auch nicht verzagen, wenn sie ihn im Alter treffen]; 28. [Weil es nun so gut ist, beizeiten Tritt)- sale ertragen zu lernen, so ist es nöthig] Daß ein Vetlassener [besser: daß einer einsam bleibe,- wie es Trauernden geziemt, nnd] geduldig sei [in Stille des Herzens, ohne zu murren und zu klagen], wenn ihn snach dem Rathschluß Gottes] etwas [Schweres] übersiilltz 29. Und lsich unter Gottes gewaltige Hand demüthigend] seinen Mund [schweigend] in den Staub stecke [also daß er mit seinem ganzen Men- schen beweisei, er beuge sich vor dem allein Weisen und Gerechten, der da Macht hat über alles] nnd [in seines Herzens Gedanken ruhig] der Hoffnung erwarte sdafz der HErr zu seiner Zeit ihn aus der Trübsal erlösen werde Hiob il, 18; Irr. St, 17]; 30. [Ja, endlich lerne er auch, was das Schwerste ist, Schmähungen und Lästernngen von Menschen geduldig tragen] Und lasse sich swie Hiob und der Knecht Gottes, Jesus Christus, ge: than Hiod le, 10; Ja. so, s; Matth. 5, so, in tiefer Demuth von den Uebelthätern] ans die Backen schlagen, und viel Schmach [in Verleunp dungen und Haß] anlegen [Ps. 88, 4; 123, 3]. 31. Denn der HErr verstößt sdie Seini- gen, denen er ein Kreuz aiiflädt] nicht ewigliehtx 32. Sondern er betrüdet wohl sdurcls allerlet Noth und Elends, nnd erbarmet sich [darnach, wenn seine Zeit kommt und sein heiliger Zweck an der Seele erreicht ist] wieder [und nimmt die Last wieder ab] nach seiner großen Güte [also daß am Ende, wenn die Seele zurück- Die Hoffnung des Propheten erstarkt durch die Erinnerung an die göttliche Gnade und Vorsehung. 419 fchaut, sein Erbarmen viel größer in, als» sein Zorn war Pf. 30, C; Hiob 5, Its; Jef 54, s; Hof. S, ljt 33. Denn er fiel] nicht von Herzen [so daß es— ihm Freitde machte] die Menschen plaget und betrubet [sondern vielmehr gezwun- gen und als ein ihm fremdes Werk, das seinem Herzen wehe thut, bestrafet er die Menschen um ihrer Sünde willen, auf daß ihre Seele gerettet und nicht ewig verstoßen« werde Jer. 32, 41; Apostg 14, 22; 2. Cor. 4, 17]; «) Gebor’n wird doch von Mutterleib kein Mann no Weib, das schwerer Trübsal leide, als dulden mu nach deinem Wort, o treuer Hort, ein Schäflein deiner Weide. Viel Backenstreich und Natternstich auf mich geschwind gerichtet sind von Freunden und von Fein- den. —- Gott du weißt wohl, daß mir auf Erd dies widerfährt um deines Namens willen. Wie kannst du leiden diesen Streit so lange Zeit und schweigen dazu stille? Dein Abendmahl und ewig Wahl, dein Majestät und Herrlichkeit sind Stein des Anlaufs worden. — Und wenn ich bitterlich bewein den schweren Stein, und über dein’m Worthalte, dann muß ich mit dem Eifer mein ein Liedlein sein bei Jungen und den Alten. Schmach, Hohn und Gift, was dich betrifft, das fällt auf mich ganz jämmerlich, daß mir die Thriinen fließen. (Mag ich Unglück nit widerstan — von Phil. Nicolai.) Ohn’ deinen Willen kann mir nichts begegnen; du kannst verstoßen und auch wieder segnen. Bm ich dein Kind und hab’s verdient, gieb wieder Sonnen chein nach trübem Regen. — Pflanz nur Geduld durch deinen Geist in’s Herze; hilf, daß ich mit der Züchtigung nicht scherze. Zu deiner Zeit wend ab mein Leid! durch Mark und Bein dringt mir der große Schmerze. — Jch weiß, du haft noch meiner nicht vergessen, daß« mir mein Leid das Herze sollt abfrefsenz mitt’n in der Noth denk ich an Gott, wenn er mich gleich mit Kreuz und Angst thut prefsen. — Es hat kein Unglück me so lang gewähret, es hat doch endlich wieder auf«ehöret; beut’ mir dein’ Händ und mach ein End’, auf dieser Erd mein Herz sonst nichts begehret. (Ach Gott, erhör mein Seufzen -— von J. P. Schechs, 1607—1659). · Dies» sind doch treffliche und iihee aue Maßen« tröstliche Worte, mit welchen der h. Prophet den Ab- grund der unaussprechlicheti Barmherzigkeit Gottes eröffnet und sich und sein Volk damit tröstet, als wollte er sprechen: Es ist Gott zuwider, daß er uns muß in solcher harter Diseiplin halten und uns also von der Welt umtreiben und beleidigen lassen« Er thuts aber · um des allerbesten willen, nicht zu verderben, sondern «u erbauen, nicht zu betrüben, sondern ewiglich zu er«- freuen Denn er nicht also gesinnet ist, wie Menschen- kinder, wenn die einmal anfangen zu zürnen, ist« kein Aufhören da. Gott aber, ob er schon betrübet und seinen Zorn, Ernft und Gericht sehen läßt, so erbarmt er sich wieder, o bald die Menschen von Herzen seufzen über ihre Sünde und Missethat. Darum inan auch dies gegenwärtige Gefängniß nicht also ansehen soll, als hätte er ewiglich verstoßen und wollte seines armen Volkes Gefängniß nicht mehr wenden. (Hunnius.) 34. [Wahrlich, es ist nicht so, wie es scheinen könnte] Als wollte er alle die [armen] Gefangenen auf Erden [sei es, daß sie in äußerer Gefangen- schaft durch Krieg und Eroberung ihres Landes, sei es, daß sie in den Ketten und Banden der schweren Trüdsale schniachtein ganz und] gar unter seine Füße zertreten [und ihnen nimmer wieder zur Freiheit helsen]. Und eines Mannes Recht vor [ungerech- ten Richterru diedoch in] dem lNamen des] Aller- höchsten lihren Richterspruch fällen sollen, unge- straft] beugen fund ver-drehen] lassen, 36. Und [endlicI) überhaupt im täglichen Leben] eines Menschen Saihe [und Handel durch die Ge- waltthätigkeit der Mächtigen und Ungerechten] dek- kehren lassen [wie wir dies so reichlich erfahren haben], gleich als sähe es fdies alles, was wir sa eben erlitten nnd ihm im Vorhergehenden geklagt haben] der HEkr fder Allwissende und Gerechte] nicht [oder bekümmere sich nicht darumfii 37. Wer darf [waget Jer. 51, 30 Anat] denn [überhaupt zu] sagen, daß solches [alles, was wir an Jammer und Elend durch die Gewaltthat und Ungerechtigkeit der Feinde und eigenen Volksgenossen erlitten, ja daß irgend etwas auf Erden] geschehe, ohne des HEtkn [weise Zulassung und] Befehl, 38. Und [wer wäre so gottlos zu behaupten] das; weder Böses noch Gutes komme aus dem Munde des Allerhöchsten kGlück und Unglück, Ge- rechtigkeit und Ungerechtigkeit auf Erden seien unab- hängig von ihm und nur zufälliger Natur Jes. 45, 7; Am. s, 6]? «) Jm Grundtext bilden die V. 34——-36 ein Satz- gefüge, in welchem: ,,sollte der HErr nicht sehen?« Hauptsatz ist. Jn den Vordersätzen V. 34, 35 u. 36u werden die wichtigsten Leiden, um deretwillen Jeremia mit den Gläubigen trauerte, und welche Zion im 1. Theil des Liedes in tiefster, schmerzlichster Klage vor dem Errn ausgesprochen, aufgezählt, als die graufame ehandlung Jsraels von Seiten der Chal- däer, die es gänzlich zu zertreten suchten, bei der Eroberung Jerusalems und der Wegführung, ferner die vielen Ungerechtigkeitem welche in«Jsrael von Seiten ungerechter Richter oder anderer Personen ge- schehen waren. Die wörtliche Uebersetzung ist demnach folgende: daß man alle Gefangenen der Erde unter seine (d. i. des Tyrannen) Füße zertrat; daß man das Recht des Mannes (feitens der gottlosen Richter in Jsrael, die doch ihr Urtheil) vor dem- Angesichte des HErrn (fprechen sollen 2. Mos M, 7. I) beugte; daß man die Menschen in ihrem Handel unter« drückte: das solle der HErr nicht sehen (und merken)? 39. fWenn es aber also ist, daß alles Elend auf Erden indes HErrn Macht steht und ohne seinen allein heiligen und gerechten Willen nichts geschieht] Wie lWarum seufzen und] murren denn die Leute im [irdischen] Leben ssolange sie auf dieser Erde voll Schuld und Sünden sind] also süber die Trübsale, die ihnen widerfahren, als widerführe ihnen etwas Seltfames, das nicht von dem gerechten Willen Gottes geordnet wär-ej? Ein jeglicher lieufze und] tnurre [oielmehr] wider seine Sünde [um deretwillen der HErr ihm solches hat widerfahren lassen müssen, und 273 420 Klaglieder 3, 40——54.« kehre sich in ernster Reue nnd Buße zum HErrn als dem allein Gerechtem so wird er bald seiner Last Yegledggtfmerdeqzv ß s lch s schh h d s » er ar agen, a o e ge ee one e Errn Befehl?« Das ist nun ein köstliches Wort. iir’s Erste sind alle Widerwärtigem wie listig auch ihre Anschläge seien, doch nur meines HErren Boten und Knechte, die ihm dienen müssen, wenn er Liebes- absichten an mir auszuführen hat. Und wie Lntherus sagt, die Kunst versteht unser Gott gar meisterlich, einem Schalk durch den andern die Ruthe zu geben. Fiins andere: da muß ja alsbald der Blick von aller Widersacher Gedanken und Absichten sich abwenden zu den Liebesgedanken hin, die mein HErr dabei hat, wie David singt: er deckt mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde und schenket mir voll ein. Derweil die toben und lärinen, ist man guter Dinge und spricht: Weiß ich doch wohl, was Gott will bescheeren, kann Sankt Peter nicht wehren. So giebt es denn für Menschen auf Erden nur ein einziges Unglück, und das· ist die Sünde. (Tholuck.)» Gottes allmächtige Yiegierung und wunderliche Furse nng erstreckt sich uber alles, was immer bei den Men chen geschieht oder gefchehen kann. Und zwar so viel anlangt, was gut, recht und wohl· bei den Men chen gethan wird» dasselbe gebeut und befiehlt Gott, er laßt’s ihm gnadig wohl- esalleii, befördert? und belohneks auch, wie solches onderlich aus der Lehre des Gesetzes und angehctngten Verheißungen offenbar ist. Was dann anlangt die Sünden der Menschen, ist er auch bei denselben nicht allerdings mässig. Nicht zwar, als hätte er Gefallen zur Sünde oder triebe die Menschenheimlich da u· oder verordnete die Menschen zur Sunde. Das ei ferne. Sondern dieweil er erstlich» dieselben wohl weiß, sintemal aller Menschen Bosheit ihm bekannt und nichts davon verborgen ist, und ist ein Denkzettel vor i in, daß er sie merket und zu seinerZeszit richten will. einest du, daß sich jemand so heimlich könnte vor mir verbergen, daß ich ihn nicht sähe, spricht der . Es mag also keine Sünde noch Ungerechtigkeit dem HErrn verschlagen werden, sintemal die Augen des HErrn viel heller sind, denn die Sonne, und sehen alles, was die Menschen thun, und schauen auch in die heimlichen Winkel. Wie aber Gott dem HErrn alle Sünde nnd Bosheit der Menschen offen stehen, bekannt und unverborgen sind, also verbeut er dieselben ernstlich, und ob er wohl aus sonderlichen Ursachen dieselben verhängt und geschehen läßt, so hat er doch weder Lust noch Gefallen daran, sondern ein ernstlich Mißfalletu als welche vor ihm ein lauter Grenelstnd — Es ware aber zu wunschem es wären unter den- jenigen, welche sich Christen nennen, nicht auch solche Leute, welche des Menschen Zustand, sonderlich was ihm Gutes oder Ungerades begegnet, dem Wankel- muthigen Glück zuschrieben.» Man findet aber leider Viele unter den vermeinten Christen, die fast eben desselben Unglaubens sindk daß, wenn einem Menschen etwas be egnet,·sie vermeinst» es geschefhe also ohn- esähr o er sei allein der bosen Men chen Schuld. arum wenn ihnen Ungliick zu Handen gehet» werden sie ungeduldig, sangen anzu murren wider die Men- schen und bedenken nigh »daß aus Gottes Befehl, d. i. aus seiner gottlichen egierung solches geschehe. Die wissen sich nimmermehr zur Geduld zu schicken, sondern mit ihrem ungottlichen Murren laden sie ihnen selber noch mehr Unglück zeitlich nnd ewig auf. (Hunnius.) III. d— 40—-54. dlactsdem der Prophet im vorhergehen- den tilar ansgesprocheiu daß alle Klagen über erfahreue Ilrübsate eitel, fruchtlos und sogar Gott mißfällig seien, wenn sie nicht ans der Erkenntnis der Quelle der Trüb- sal, der Stände, und ans der Trauer über dieselbe her- vorgehe, beliennet er nun im dlauieii alter Gliinbigen Ssraets die Sünde, welche den tjGrrn erzürnt hat. Die Ørtienntnkß der Schuld treibet zum Gebet um Erbar- men, welches der proohet denn anih zum HGrru empor— sendet. Die Klage über die Grausamkeit der Feinde, und über das tiefe Elend, in welches das ganze Voll: versunken, welche der Vrophet darauf wieder erhebt, tilingt nun aus der göttlichen Traurigkeit heraus ganz anders. tslicht mehrwilder zerreißender Schmerz sondern bußfertige Selbslautilage ist nun der Grnndzug Er selbst, der sein Erben daran gesetzt, sein voll: zu retten, und das tiefste Mitleid mit dem Unglück— desselben em- osindeh will Ströme von Thränen iiber sein Elend wei- nen, bis der HGrr oom Himmel drein sieht Und in dieser Trauer über das namenlose tliigliirti seines Volkes hebt er nokhnials die soerfolguiigen nnd Leiden hervor, welchen die Frommen ausgesetzt waren und welche ein besonders dentliihes Zeichen des tiefen ltlngtüüis des ganzen bollies waren. 40. Und Darum] laßt uns suns aufmachen und statt gegen den HErrn und seine Gerichte zu murren, lieber durch-] forschen und [durch-] suchen unser Wesen lunser ganzes Leben und unseren Wandel, indem wir unsere Worte, Werke und Gedanken gegen den klaren Spiegel seines heil. Gesetzes halten], Und [wenn wir dabei, was ja nicht anders sein kann, unsere große Schuldenlast mit tiefem Leid erkennen, so laßt uns] uns [von Her: zens Grund] zum HErrn bekehren [von welchem wir abgewichen sind]. 41. Laßt uns unser [inwendigstes] Herz sammt den Händen smit Bitten nnd Flehen um Erbar- mung und Vergebung] aufheben zu Gott [der] im Himmel lallmächtig lhronet, das; er herabsehe und uns Hilfe sende]. 42.« sLaßt uns einmüthig sprechenx] Wir, Ha] wir [allesammt ohne Ausnahme] haben ge- sündigct und sind ldeinen heiligen Geboten] unge- horsam gewesen· Darum hast du sder du gerecht nnd heilig bist und kein gottloses Wesen an deinem Volke dulden kannst] billig nicht [mit Strafen und Gerichten zurückgehalten nnd uns] verschonct [Ps. 106, 6; Dan. 9, 5]; its. Sondern du hast kdein heilig Antlitz vor uns oerhüllt und] uns snach deiner vergeltenden GerechtigkeitJ mit Zorn übtrfchüttet und lals Misse- thäterJ verfolgen und ohne Barmherzigkeit erwiirget [mit der Feinde Schwert, mit Hunger und Pest Jer. 28, 19]. 44. Du hast dich sdein gnadenreich Antlitz] mit einer [dichten] Wolke sdes Zornes] verdickt, daß kein Gebet [um Verschonung und Hilfe zu dir] hindurch konnte ldarum daß wir so lange auf deinen freundlichen und ernsten Ruf nicht gehört und aus unbereuter Sündenschuld geschrieen Jes. 59, «2; Siu 34, 16 f.]. 45. Du hast Uns suiiseren Feinden schonungs- los preisgegeben und sie haben uns] zu Koth und Anerkennung der Gerechtigkeit Gottes in Verhängung der Strafe. 421 Unflath gemacht unter den Völkern sals solchen zum Lande hinaus gekehret und mit Schmach überhäuft] 46. Alle unsere Feinde striumphiren über uns und] sperreii shöhikend und spottend] ihr Maul auf wider uns [Kap. 2, 16]. 47. Wir ssind aus einem Elend in’s andere gekommen, Schlag folgte auf SFhlag, und so] werden swir von allen Seiten] gedruckt und geplagt mit Schrecken und Angst [Jer. 48, 43]. Es wird hie zweierlei Murren mit großem Unter- schied vorgestelltt Das eine der Gottlosen, wie Jes. am 8. davon geschrieben stehet: Wenn sie Hunger leiden, werden sie zürnen und fluchen ihrem König und ihrem Gott· Darnach aber wird hie eines rech- ten, heilsamen Murrens gedacht, das nicht wider Gott oder Menschen gehet, sondern wo der Mensch mit sich selber übel zufrieden ist und über seine Sünde zürnet und znrückdenkh sein Wesen forschet, wie übel er ge- than, daß er vor dem allerheiligsten Angesicht Gottes zu sündigen sich nicht gefcheut hat. Dergestalt lernen wir der Sünde von Herzen feind werden. Denn wer wollte nicht billig dawider murren, weil uns die Sünde allein den bösen Handel machet, daß wir uns mit allerlei Unglück schleppen müssen. Darum ist das der allerwichtigste und allersicherste Weg, dadurch uns zeitlich und ewig von der Sünde selbst und allem darauf folgenden Unheil mag geholfen werden, daß wir uns zum HErrn bekehren, unsere Hände gen Himmel heben nnd sprechen: Wir, wir haben gesun- digt, sind ungehorsam gewesen, darum hast du billig nicht verschonet. Und hie soll sich niemand rein brennen wollen, als ob wohl Andere schuldig wären, er aber hätte kein Wasser betrübet, sondern sich selbst mit ein- chließen, weil auch Jeremia allhie sich nicht ausschließt und seine Sünde ebensowohl bekennen als die anderen Juden, wie denn vor Gott niemand rein,- niemand unschuldig ist, als vor welchem die Himmel nicht rein sind, und in seinen Boten findet er zu tadeln. Der- wegen auch fromme, heilige Leute von solcher Beichte und Vekenntniß ihrer eigenen Sünden sich nicht haben abgesondert. Wenn aber das Gebet, Beicht und Be- kenntniß der Sünden soll Gott angenehm sein, wird erfordert, daß da nicht allein der Mund bete, sondern wie Jeremia sagt: es muß Herz und Hände gen Himmel aufgehoben sein. Denn da allein der Mund betet und das Herz nicht dabei ist, achtet Gott desselben geistlosen Gebetes ebenso wenig, als der Pharisäer und Heiden Gebete. Doch lernet man aus diesen kurzen Worten des Propheten, daß man das Gebet nicht zu lang spare und aufschiebe aus Unbußfertig- keit. Denn sonst ruft man hernach und kommt aber mit dem Gebet zu spät, wie den Juden widerfuhr, die ihre Buße und Ge et so lange ließen anstehen, bis Gottes Zorn entbrannte. Da sie nun hernach riefen, wollte es nicht angehen, daher sie sich beklagen: Du hast dich mit einer Wolke bedeckt, daß kein Gebet hindurchkonnte Und zwar verscherzet man bisweilen mit einem solchen gefährlichen Aufzug der Besserung des Lebens und des Gebets nicht allein die zeitliche, sondern auch ewige Wohlfahrt und Seligkeit, daß man endlich viel zu spät kommt, wenn Gott seine gnädige Hand entzogen und den Menschen in keiner Noth und Angst trostlos stecken und verderben lä t. Wie solcher Drohungen sehr viel in Gottes Wort stehen, uns allen zur Warnung aufgeschrieben, als so oft der HErr spricht: Wenn ihr werdet schreien, will ich nicht hören, und wenwihr eure Hände ausbreitet, verbergeich doch mein Antlitz vor euch: Jes. 1· (Hunnius.) 48. Meine Augen [der ich als dein Prophet so gerne mein Leben dahin gegeben, das arme verführte Volk zu retten und dein Retch wieder zu bauen] rinnen [oon Fhränkn des tiefsten Schmerzes wie] init Wasserbachen uber den Jammer [-zustand] der Tochter meines Volks sin welchen die Sünde ihre Seele gestürzt, und welcher durch deine Strafgerichte über sie gekommen]· 49. lJaJ Meine Augen fließen sohne Ruh und Rast] und kounen nicht ablasseuz denn es ist sein Aufhören da [wörtlich: ja, ohne Aufhören] 50. Bis der HErr sdie Wolkendecke seines Zornes hinweggethan hat und uns sein Antlitz wieder leuchten lässet und mit Erbarmen] von! Himmel [auf die Noth seines Volkes] herabschantz und sehe [helfend und den Feinden steuernd] drein. 51. Mein sunaufhörlich weinendes] Auge Uchmerzet mich sehr und mehret damit nur noch den Seelenschmerz in mir, ja es] frißt mir snoch endlich] das Leben weg süber das namenlose Un- gliickrneines Volkes, besonders] um die Tochter srichtigerx um die Töchter oder Jungfrauen] meiner Stadt [Jerusalem, die durch ihr klägliches Loos, wie sie schutzlos dem Feinde zur Schmach und Gewaltthat preisgegeben waren, das ganze Unglück am dentlichsten spiegelten]. 52. [Ach, welch’ einStrom von Leiden traf mich mit allen Frommen, die wir des HErrn Willen und seine Gerichte erkannten und uns vor ihm demüthigtery von allen denen, welche im Hoch: muth ihres Herzens sich nicht beugen wollten kund die Buße verwarfenl Diese] Meine Feinde [sowohl unter den Großen und Mächtigen als unter dem geringen Volk, sowohl Priester als falsche Propheten] haben mich ssammt allen Gläubigen fort und fort, so lange die Gerichte Gottes heranzogen und andauertem bis zu dieser Stunde, heimlich und öffentlich] gehehet wie einen [hilflosen] Vogel, ohn’ Ursach [obwohl ich ihnen doch keine Ursach gegeben, mich zu hassen und zu verfolgen Pf. 11, 1]; 53. Sie haben mein Leben in einer Grube umgebracht [sie stürzten mich in eine Grube und wollten mein Leben vernichten Jer. 38, 6], nnd [haben] Steine auf mich snach mir, als nach einem Hochverräther und GotteSIästererJ geworfen; 54. Sie haben auch mein Haupt mit Wasser überschüttet [wörtlich: Wasser der Todesangst und großer Seelenbedrängniß sirömten über mein Haupt hin Pf. 69, 2f. 15 f.; 124, 4f.; 42, 8]; da sprach ich [in meinem Herzen]: Nun bin ich gar dahin [abgefchnitten von aller mensch- lichen und göttlichen Hilfe, werde ich mit Jammer hinunterfahren und das Land der Lebendigen nicht wieder sehen Pf. 31, 23; 88, 6]. 422 Klaglieder 3, 55——66. Hie sehen wir, wie es zugehen wenn man den zornigen, grimmigen Menschen in die Hände kommt, daß nämlich bei denselben keine Barmherzigkeit zu finden sei, nicht anders, als wie ein hungriger, grimmiger Löwe der Raub er-haschet, da ist kein Er- retter. . Wenn der Menschen Zorn überhand nimmt, da werden beides, Jung und Alt, erwürget und gehet man mit ihnen um, wie mit dem verachteten, unver- nünftigen Vieh. Darum als dem König David die Wahl gegeben wird, entweder drei Monat vor seinen Feinden zu fliehen oder sieben Jahr Theuerung im Lande zu haben oder drei Tage Pestilenz in Israel, spricht er, er wolle lieber in Gottes Hände fallen, dennlin der Menschen Hände, denn des HErrn Barm- herzigkeit sei groß. Darum haben wir Gott zu bitten, daß er uns vor Feinden wolle gnädiglich behüten, Frieden geben zu unseren und unserer Nachkommen Zeiten und uns ja nach Krieg nicht gelüsten lassen. Daneben aber auch zu sehen, daß wir unsere Sünden, die leider allzuviel und zu groß find, abftellen, damit nicht Gott auch folche unbarmherzige Treiber und Verderber über uns kommen lasse, wie damals die Chaldäer waren. (Hunnius.) IV. o. 55—66. wie das 1. »mi- 2. singend, so skinicßt auch das 3. mit einem brünsiigen Gebet, attzuzeigem wie alle reihte, gottgefiilligq aus der Tiefe kommende Klage nothwendig znm thGrrn fiihre nnd in ein Kirs- sihfttten des Herzens nor Gott enden iniisse Ratt) der bnßfertigen Klage des Propheten im dlamen aller From- men über alles, was sie ausgestanden während der Ge- richte des ältste-n, erhebt sich nun die Seele zum Gebet um Errettung ans der rloth nnd nin das gerechte Gr- riiht der Vergeltung an den Feinden des tllollies Gottes. Das vertrauen des Propheten auf die Grhdrntig seines Flehens is! aber so herzlich und znoersichtlictk daß er die hilse und Errettung bereits als erschienen ansieht und hinstellt. 55. Jch rief aber fund rufe fort und fort mit bußfertigem und gläubigem Herzen] deinen Namen an, HErr [du Gott deines Volkes, das du dir er- wählet halt], unten aus kder Tiefe] der Grube [des Todes und des Grabes, in welche mich deine Hand versenket hat]; 56. Und [ich weiß und glaub es feste] du erhöretest meine Stimme sdie aus der Tiefe der Todesnoth zu dir schrie]. Verbirg [denn auch ferner] deine Ohren nicht vor meinem Seufzensaus tief: stem Herzensgrundej nnd [meinem] Schreien [nach deiner Hilfe] 57. Nahe dich zn mir, wenn ich dich [mit rechtem Ernst] anrufe [Ps. 145, 18J- und sprich [durch deinen heil. Geist mir den Trost zu]: Fürchte dich nicht soor deinen Feinden und Wider- wärtigem sei unerfchrocken in beständiger Zuversicht auf »meine göttliche Hilfe und warte getrost meiner Erlösung] f Zu folch innigem Gebet werden wir durch unsre eigene Trübsal als mit einer Sturmglocke ausgemau- tertz wie das Volk Gottes hier bekennet, da es in höchften Aengften Zwefen und fchier gar zu Grund In die Grube des erderbens gesunken war, hab? es den Namen des HErrn augeru en und sei erhört wor- den. So oft nun Gott einen Nieufcheii in die Grube hineinwirft, das ist, in ein leiblich Unglück oder geist- liche Schwermuth etwas sinken läßt, so oft soll er ge- denken, ihm werde damit zum Gebet geläutet, daß er sein Herz zu Gott erheben und ihn mit Seufzen und Flehen anrufen soll. Und das ist auch der hohe Nutzen der Trübsal und Anfechtung, daß wir Menschen dadurch Gott zu suchen und ihn mit Ernst anzurufen getrieben werden, wie uns denselben Nutzen erklärt der theure, herrliche Prophet Jefaias (J. 26), da er spricht: HErr, wenn Trübsal da ist, so suchet man dich, wenn du sie züchtigeft, so rufen sie ängstlich» —- Es soll uns auch neben der Noth der große über- schwängliche Nutzen, den wir vom Gebet haben, hierzu billig treiben und zeigen. Denn sobald der Mensch ernstlich zu beten anfängt, blicket herfür und erzeigt sich der liebliche Trost des heil. Geistes, der unserem Geiste Zeugnis; giebt und eine lebendige Zuversicht in unsere Herzen einspricht, daß wir uns nicht fürchten follen, Gott werde helfen, Gott werde darein schauen und Milderung fchaffen, auch endlich die Last und Bürde des Kreuzes abnehmen. Nicht allein aber em- pfängt der Mensch Zuversicht gegen Gott in dem Ge- bet und wird gewiß, daß er höre und feine Ohren öffne zu solchem Seufzen und Schreien und nahe sei denen, die ihn anrufen, sondern es widerfährt ihm auch endlich Hilfe und Rettung zu gelegener Zeit, daß ihm entweder auch in dieser Welt fein Kreuz wird weggenommen, oder, wo es ja Gottes Wille ist, daß er dasselbe bis in den Tod hineintrage, so soll es ihm doch zu einem heiligen und nunmehr nützlichen heil- samen Kreuze geweihet fein, dieweil einmal allen denen die Gott lieben, alles zum Besten dienen muß , was ihnen auch immer widerfährt und begegnet. (Hunnius.) Das Gebet des Gerechten ist ein Himmelsfchlüsseh das Gebet steiget hinauf, das Erbarmen Gottes steiget herab. (Auguftin.) 58. Führe du, HErr ldu bester Helfer und Beistand, auch.ferner,»wie du bisher gethan haft], die [Streit-] Sache meiner Seele [d. i. alle Sacheiy welche mein Heil, Leben und Wohlfahrt angehen, zum rechten, seligen Ende hin], und erlöfe [endlich] mein Leben [oon allem ihm drohenden Verderben Pf. 103, 4]. v · Ä 59. HErr, schane [doch], wie mir sdeinem Volke von den Feinden in ihrem Uebermuth] so unrecht geschieht, nnd hilf mir sgegen sie] zu mei- nem Recht 60. Du [Allwissender] siehest [ja] alle ihre [ungerechten] Rache [-pläne wider mich], und alle ihre lauch noch so listigen und heimlicheii Rache.-] Gedanken wider mich lsind dir wohl bewußt] 61. HEN- dlrhbrefl [ja auch] ihre stägzliches Schmach, Jtnd alle ihre shöhnenden und»schmahen- den] Gedanken sdie doch nicht sotvohls uber mich [dein elendes Volk, als vielmehr über deinen heil. Namen ergehen], 62. lDu vernimmt] die sspöttischen Reden der] Lippen meiner Widerwiirtigen und ihr Dichten fund Anschlagen in ihren Herzen] wider mich [und dich] täglich. [Das erkennest du ja, das befehlen wir dir, o HErr, zum Gericht]. 63. Schatte doch sinsonderheits sie gehen nie- der lsetzeii sichJ oder« stehen anf ssie mögen thun, Gebet um» Errettung aus der Noth und um Rächmig an den Feinden. was sie wollen], so singen sie von mir [deinem Erbtheih Spott-] Liedlein ldarin fie sich meines großen, von ihnen bewirkten Elends freuen und rühmen]. 64. fWeil denn all dieses Freoels und Ueber- niuths, Trotzes und Bosheit bei ihnen kein Auf: hören» fein will,« wohlan, so mache du dich aufl] Bergtlt Ihnen sihre Frevel an deinem auserwählten Volke) HErr [du Rächer alles Bösen und Erlöfer deines Volks], wie fie verdienet haben. 65. Laß ihnen das fjetzt so trotzige, über- müthige] Herz erskhrecken sgenauert Verblende ihre Herzen und stürze sie darnach in’s Ver- derben Ps. 28, 4], Und Haß] deinen Fluch [vom Himmel herab auf sie fallen und sie ihn] fühlen Damit, daß sie gänzlich zu Grunde gehen]. 66. lSchütie deinen Zorn über sie aus und] Berfolge fie» mit sdeinem Grimm] und vertilge sie unter dem Himmel des HErrn ldaß ihr Name und Gedächtniß, soweit deine Weltherrfchaft reicht, uniergehe]. Dies ist das Gebet des Volkes Gottes wider ihre Feinde, Widersacher, Treiber und Verfolgen Wir sollen aber nicht gedenken, daß fie solches aus menfch- licher Rachgierigkeit gebeten, sondern saus einem gött- lichen Eifer gegen Gott, sein Wort und seine liebe Kirche auf Erden. Denn dieweil sie zu thun hatten mit unbußfertigem verstockten, öffentlichen, abgesagten Feinden Gottes und seines Volkes, die aus teuflischem Hochmuth, Trotz, Durst und Frevel Gott verachteten und seine heilige Kirche unter hartem Zwang, Joch und Dienstbarkeit gefangen hielten, ilnen alles Herze- leid anthaten und in ihrer hohen Lietrübniß sie mit bitterem Hohn und Spott verlachten, so ist hierauf das Volk Gottes in rechtmäßigem Eifer entbrannt, ein solch ernftlich Gebet wider ihr Toben und Wüthen zu dem gerechten, allmächtigen Richter zu stellen, daß die Ehre Gottes gerettet und dem übermäßigen Trotz und Hochmuth dieser Leute kgewehret würde,-wie denn auch dies Gebet seinen Esset und Ende erreichet, daß endlich die Babhlonier sammt ihrer Monarchie und Herrlichkeit durch die Perser und Meder unter dem Himmel des HErrn vertilget sind und all ihr Pochen und Spotten ein Ende genommen hat. —— Dies alles aber solch bitteren Feinden, Verfolgern und Tyrannen (der Kinder Gottes) zum Schrecken, der Kirche Gottes und allen betrübten, beleidigten frommen Herzen zum Trost gesagt, damit sie wissen, Gott werde ihre Sache führen und als ein gerechter Richter ihrer sich mit Ernst annehmen. Es wird doch einmal eine Zeit kommen, da das Spiel soll umgewendet werden, die Beleidiger wiederum beleidigt, dagegen alle Bedrängtem die ihre Sachen Gott haben heimgestellh ewig getröstet werden. Deshalb in Erwartung dieser allgemeinen Veränderung können und sollen die Gottesfürchti en in der Zeit der Trübsal Geduld haben, ihre achen Gott heim- stellen, bis der einmal all der frevlen Gewalt der Gottlosen ein Ende mache und die Seinen von allem Uebel erlöse, da alle Schmach von ihnen abgewendet und alle Thränen von ihrem Angesicht sollen abgewischt und die erlittene Schmach mit Herrlichkeih die erlittene Trübsal mit Freud, Wonne und ewi er, himmlischer Seligkeit erstattet werden. Gunniuss Was hier die Gläubigen in Jsrael oder der Prophet in ihrem Namen wider das Gott und fein Reich hassende und 423 verfolgende Weltreich betete, darf und soll die Kirche des HErrn ebenso gegen die sie hassende und verfol- ende Weltmacht und alle Gottlosen, Spötter und yrannen ebenso beten und betet es ja auch täglich schon in der Bitte: ,,erlöfe uns vom Uebel«, wenn das Gebet nur aus einem sich vor Gott aller Strafen und Gerichte, die ja vom HErrn zugelassen und also über sie. verPängt sind, fchuldig gehenden, ans der Tiefe »der Buße chreienden Herzen hervorgeht; denn wer nicht zuvor gebetet: ,,Vergieb uns unsre Schuld, wie wir vergeben unsren Schuldigern«, der darf auch» noch nicht beten: ,,Erlöse uns vom Uebel« (oc-ro w? warm-»O. Unter dieser Bedingung aber ist das Gebet auch vom HErrn gefordert und feiner Verheißung ge- wiß; denn die Kirche betet ja dann nicht um die Ver- dammniß der armen, verführten einzelnen Seelen en dem gottlosen Weltreich, sondern um Ausrottung des gottlosen Wesens und feiner Tyrannei egen die Kin- der Gottes, im Grunde wider den Teufel selbst. Das 4. Kapitel. Klage übe-r der Juden Trübsal. D. Gs war eine Erfahrung der schwersten, aber anih bedeutendsten Art, die Ieremia und die Gläubigen in Israel bei nnd in Folge der Zertrümtnerung des Reiches Gottes nnd seines bolliea in ihren Herze« gemaiht hatten, und welche Ieeemia in aller Uatuen im Z. Klagliede in ihrem derlaufe dargestellt hat, nämlich die siegreiche dleberwindung der Verdauung, wozu ihnen das erfahrene Leid geworden, die Vertiefung in die Schuld des eige- nen xtjerzeus und das Hindurchdringeu zu der Ruhe und dem Frieden in Gott. Der hohe, ewige Gewinn, welihen sie aus dieser Erfahrung davon getragen haben, ist an dem vierten Klaglied deutlich zu verspüren. Der tiefe Schmerz um ihr nnglücnliches voll: und die Zerstörung» Zions, sowie die Klage, in welcher steh derselbe ausspricht, ist nun ganz anderer Art, lalltest, geheiltgt durch die auf— richtigsle Sündeuerlienuluiß und Buße, durchzogen von der gewissen dauerhaft, daß der HGrr seinen Bund mit Israel nicht auf ewig aufgehoben habe, daß die herrlichen Ver— heißuugen der Zukunft nicht verloren seien, das; vielmehr eine Zeit kommen werde, wo dem schwer gezüchtigteu volle« seine Sünde vergeben und die Strafe abgenommen werden werde. Der große Unterschied zwischeu der Klage in diesem Liede und der im 1., L. und Anfang des Zcsziedes ist der, daß in unserem lEiede das Unglück, das über Jerusalem hereiugebrochem als etue wohlverdiente Strafe über die schweren Sünden seiner Bewohner dargestellt wird. von diesem Grnndzuge unseres ganzen Wieder, in welchem eiu wichtiger Fortschritt zur rechten Grlienntuiß des Strafleidens liegt, aue erhebt sich dauu am Schlusse die Hoffnung, daß Zion nicht untergehen, sondern die Strafe enden und dann die jeht trinmphirendeu Feinde treffen werde. Auf dem Grunde dieser Grlieuutniß der Sünden— schuld des ganzen voll-es als alleiniger Ursache seines Un— glüctes ruht dann das umfassende und erhörliclje Gebet um Errettung iu Kuh. 5. I. V. 1—11. Zunächst beklagt Ieremia im dlanten der wahren Gläubigen das traurige Schioifah welches den Bewohnern Zions, diesen edlen Sprossen des edelsten Stammes überhaupt widerfahren ist und hebt dabei nicht nur deu tiefen Gegensatz zwischen ihrem hohen Werthe und ihrem trauriger! Ausgang, sondern auch zwischen ihrem, als der lebendigen Kleinode Schielesale und dem 424 der todten hervor. Dann belilagt er das jammeroolle Leid, welehes durch die dloth der lkleinen Kinder und die Unmöglichkeit, ihnen Hilfe zu gewähren, hervorgernfen war, und zieht daraus den Stifters, daß Zions Sehuld noch größer sieh erweise als Sodom-J. Dann beklagt er die sitsrekltlichen Leiden, welche die Fürsten Judas; zu erdulden hatten, nnd liellt sie in Gegensatz zu ihrer hohen, edlen Art nnd Gestalt und matht aus allem den Schluß, daß das, was Zion erfahren, das loollukaß des jtornes Gottes über seinen Abfall gewesen. 1. Wie ist [es möglich, daß] das Gold [über- haupt: edles, glänzendes Gold] so gar verdunkelt [wird, seinen Glanz, der ihm doch von Natur an- haftet, verliert, trübe, schmutzig und schwarz wird], und [gar] das feine süberhauptx feines, geläutertesj Gold so häßlich [so in seiner Grundnatur zerstört] worden szerstört wird], und [wie ist’s möglich, daß da] liegen Steine des Heiligthums [genauer: kostbare, heilige Edelsteine, die nicht nur an sich Kleinodien waren, sondern anch heiligen Zwecken dienten] vorne [an den Ecken] auf allen Gassen fim SchmUtzeJ zerstreuet! 2. stiud doch, so unmöglich es klingt, es ist geschehen!] Die edlen [kostbaren, heiligen Edel- steinen gleichgeachteten] Kinder Zions, [die Glieder des auserwählten Volkes, des Reiches Gottes, sie, die] dem sglänzendstem feinsten] Golde gleich ge- achtet swarenz denn sie ja ein Königthum von Priestern allesammt sein sollten], loie sind sie nun [da der HErr durch seine Strafwerkzeuge die heil. Stadt und sein Reich zertrümmert hat] den swerthlosen Scherben von] irdenen Tbpsen [die jedermann ohne Bedenken zertritt und beschmutzt] verglichen, [das Volk, das ein Werk der Hände des ewigen herrlichen Gottes war, gleich den Werken] die ein Töpfer macht! 3. [O höret doch, wie gering geachtet und verworfen die edlen Kinder Zions geworden l] Die Drachen [genauer: die in der Wüste wohnenden, wilden und scheuen Schakale] reichen sdoch in angeboreney mütterlicher Liebe] die Brüste ihren Jungen [dar], und sangen sie; aber die Tochter meines Volks [die Bewohnerschaft Jerusalems] muß sgraufamer und unnatürlicher sein als die wilden Thiere, muß] unbarmherzig [gegen seine zarten Kinder] sein, wie ein Strauß in der Wüste sHiob 39, 14——16 Auen] 4· [O sehet dort das Bild des Jammers in den Straßen von Jerusalem!] Dem Stiugling klebt seine Zunge an seinem Gaumen vor Durst sdenn seine fast vor Hunger Verschmachtete Mutter ist nicht mehr im Stande, ihm die Brust zu rei- chen]- die jungen Kinder heischen swimmernd und gierig] Brod, und ist niemand, der sihren Hunger zu siillen vermöchte und] es ihnen breche [Kap. 2, 11 f.]. 5. Die vorhin das Niedlichsle [die ausge- suchtesteu Leckerbissen nur auf ihren Tafeln hatten Klaglieder 4, 1——9. und wählerisch von diesem etwas und von jenem etwas] aßen, [die sitzen vermieten, verfinsterten Angesichts da und] verschmachten jetzt auf den Gassen; die vorhin [als Kinder auf Purpur ge: tragen worden und] in Seiden erzogen sind, die mussen Ietzt tm Koth liegen san Misthaufen sich anlehnen und auf ihnen eine Lagerstätte suchen] «) Die Kinder Zions werden hier als adelig be- zeichnet und deshalb mit edlen Metallen und edlen Steinen verglichen, welche nie so schwarz werden kön- nen, daß man sie als werthlos an die Straßenecken werfen müßte. Israel war anch wirklich der Adel der Menschheit Denn die Heiden sind nichts als der ge- meine Naturmensch ohne höhere Lebensmacht Israel aber, als das auserwählte Volk, war Träger der öheren, ewigen Lebenskräfte, wenngleich nur in der Jdee, im Vorbilde, deshalb repräsentirt es auch nur gleichsam den niederen Adel oder den Adel auf der untersten Stufe. Derselbe ist zwar immerhin ein wirklicher Adel. Noch heute trägt der schmutzigste Sehacherjude in seinen Gefichtszügen ein Adelsdiplom mit sich herum, das ihn och über allen Adel unserer modernen europäifchen eltmächte erhebt, denn er legitimirt sich dadurch als ein Sohn Abrahams Aber was ist dieser und aller Adel der irdifch Hoch eborenen egen den Adel der aus Ehri to durch Zlgort und äacrament Wiedergeborenen? ichts als Koth, wie Paulus urtheilt, der in «Phil.3,8 feinen theokratifchen Adelsbrief zerreißt. Denn alles, was von der Erde stammt, ist irdifch, verweslich , der Knechtfchaft unter- worfen (Gal. 4,23 ff.); nur was vom Himmel stammt ist unverweslich, ewig, herrlich, wahrhaft, frei (G. 4, 26). Darum verschwinden anch vor jenem absoluten Adel alle Unterschiede des irdischen: hier ist kein Jnde noch Grieche; hier ist kein Knecht noch Freier; hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal Einer in Christo Jefu (G. s, 28). Und darum eben fpricht anch der Apostel so ernste Worte wider die, so ihren chnriftlichen Adel verletzem 1. Cor. Z, t6 f.; S, 14 ff. F ägelsbachh O der großen Verblendungl o der ent- etzliehen Grausamkeit! Gott hast du, o Zion, nicht 3efiirchtet, Menschen nicht gefchenet, Freunden kein hr geliehen, nun hast du alles zugleich im Schiffbruch verloren, bist aller Dinge zusammen beraubt worden. Darum trage ich Leide um dich, du doppelt Elende! Die du allen die Herrlichkeit des Reiche-s Gottes ver- kündigtest, bist aus dem Reiche Gottes hinausgestoßew Die du allen des rechten Glaubens Furcht einprägtest, aft keine Furcht Gottes vor deinen Augen gehabt. ie du die Heiligung des Lebens predigtest, bxft als eine Verbrecherin ergriffen worden. Wie soll ich dich betrauern, wie über dir Leid tragen? Wie ist der helle Morgenstern, der so früh schon leuchtete, herab- efallen, auf die Erde herabgefchmettertl Wie ist der Fiasiräer glänzender denn Gold, dunkler geworden denn Nuß! Wie ist der edle Sohn Zions ein unwerther Scherbe geworden! (Bafilius d. Gr.) Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken: die Kinder Zion, das ist jenes spiegelhellen Staates, welchen Gott, wie es fchien, zu seiner Ehre selbst erbauet hatte; die Kinder des Jerusalem droben, welche ist unser Aller Mutter, herrlich durch die Ehre ihres Standes, mit feinem Golde geschmüekt durch das Ebenbild der Gott- heit: wie ist’s mbglich, daß wir irdenen Gefäßen gleich werden, daß wir u solch schmutzigety zerbrechlichen Wesen entarten? sSt Bernhard.) Das Gold ist verdunkelt, wenn das Leben der Priester Gottes, einst hellleuchtend vom Glanze der Tugenden, sich durch Jerusalem hat wegen seines Abfalls von Gott das Vollrnaß seines Zorns erfahren. 425 schmutzige Werke als verwerflich beweist. Der Edel- stein ist dahin geworfen, wenn der Stand der Heilig- keit durch weltliche, verabscheuungswürdige Werke zur Schmach der Verachtung gelangt. Wir, theuerste Brüder, wir sind die heiligen Steine, welche immer im Heiligthume Gottes erfunden werden sollen, welckäe man niemals auf den Gassen erblicken, nie bei frem - artigen Werken sehen soll. Aber ach, die heiligen Steine sind zur Erde ingeworfen und zerstreuet, denn die, roelche durch ebet und Flehen im Jnnern des Heiligen hätten sein sollen, stehen müssig auf den Gassen in ihrem Leben. Siehe, schon giebt es fast keine weltliche Handlung mehr, welche die Priester nicht auch thun« darum liegen sie zerstreuet da an den Ecken der Gasen, und doch wollen sie die E re des Scheins der Heiligkeit behalten! (Gregor d. r.) is. Wenn] Die Missethat der Tochter meines Volks ist großer, denn die Sunde Sodoms, die Plöszllch lohne langes Todesleiden] umgekehrt ward, und sesj kam keine [Meiischen-] Hand svon Erobe- rern und VerstörerUJ dazu [die in der Stadt um- gegangen wäre, gewürgt und geplündert hätte; da gab es keine verhungernden Kinder, keine unnatür- lichen Mütter, die alles Erbarmen vergaßen; Gottes Hand allein richtete das Gericht an Sodom plötz- lich aus. Jerusalem aber litt größere Strafe für feine schwerere Sünde, durch Meiischenhand wurden ihm lange Qualen , herzzerreißender Jammer bereitet]. Die Sündfluth, Sodoms Vertilgung, Jerusalems Zerstörung durch die Chaldäer, seine Zerstörung durch die Römer waren besonders hervorleuchtende, auf- steigende Stufen und vorbildliche Anfänge des letzten roßen Gerichts; denn wie Sodom schon ein helleres Licht der göttlichen Wahrheit und Gereehti keit durch die an Abraham ergangene Offenbarung ge abt hatte, als die vorsündfluthliche Welt durch die an Noah er- gangene Offenbarung, so hatte Jerusalem unter sich ein weit heiteres Li t, denn Sodom. Je größer aber die Offen arung un dadurch das Bewußtsein von dem, was vor Gott wa r und recht ist, desto größer auch die Schuld des Ab alls. Darum wird auch das Gericht über die Christenheit ein weit schwereres sein, als über Sodom und als über Jerusalem, ja auch als über das Jerusalem zur Zeit der Apostel. Denn obwohl dies die hellleu tende Sonne der Gerechtigkeit in Christo und seinen posteln gesehen, so hat doch die jetzige Christenheit nicht nur dieselbe unter sich leuchten, sondern auch die zweitausendjährige Bezeu- gung des heili en Geistes in der Kirche. — Wenn man heutiges ags den Lauf der Welt ansiehet, so ist offenbar, daß man mit Sicherheit und e ikurischem Leben, mit allerlei Bosheit, Ueppigkeih ünde und Schaude den Sodomitern gleich dahin streichet und die Weissagung Christi täglich erfüllt wird, daß am Ende der Welt eben ein solcher Stand sein werde, wie zur Zeit .Loth’s bei den Sodomitern gewesen. Ja, weil wir durch treue Warnung des heiligen, seligmachenden Wortes Gottes zur Buße werden so oft und viel er- mahnet und doch der größte Haufe zu solchem allem die Ohren zustopfet und das Herz verhärtet: je reichere Gnade denn uns in der Offenbarung des Wortes Gottes vor den Sodomitern widerfährt, desto schwerer ist auch die Unbußfertigkeih ein desto greuli eres Ur- theil ist auch darüber zu erwarten, wie Chritus klär- lich bezeuget, als er von den galiläischen Städten Vethsaida, Chorazin und Capernaum meldet, daß der Sodomer Lande erträglicher werde ergehen am Tage des Gerichts, denn ihnen, sintemal wenn zu Sodom solche Thaten geschehen wären, wie sie seien unter ihnen geschehen, sie hätten vor Zeiten im Sack und in der Asche Buße gewirkeh Wohlan, diesen Donner- schlag sollen auch wir nicht verachten, denn es wahr- lich uns ebensowohl gelten will, die wir reichlicih mit dem Evangelio begabet und doch so gar denielben weder gemäß, noch würdiglich wandeln, und hierüber das tägliche Rei en, Locken und Nu en des HErrn muß in den ind geredet fein. as der Prophet Jeremia hie spricht von der Missethat seines Volkes, eben dasselbige mag auf unsere Zeit mit Wahrheit auch gezo en werden, wie denn Christus diese unsere Zeit der odomiter Zeit vergleicht. Deswegen mag ein jeder zusehen, damit er in diesem wüsten Leben seine Seele davon bringe und sich Gottes ernstliches Dräuen lasse mehr an elegen sein, denn den— gemeinen Brauch der Welt, wel e in verstockter Sicherheit sporn- strei s in die Hölle hineinrennt, da sie im Pfuhl, der mit euer und Schwefel brennet, ewig gequält wird. (Hunnius.) Die Sünde des berufenen Volkes Gottes ist immer die allergrößte, weil es am allermeisten der Offenbarung von Gott gemißbraucht hat. Darum ist auch seine Strafe schlimmer als Sodom’s, welches plötzlich , ohne lange Quälerei von rohen Feinden zu leiden, verschlun en ward. Hier züchtigt uns Gott oft länger, als die eiden; aber er thut es an uns, die ewigen Strafen an uns zu sparen. (Diedrich.) 7. Ihre Nazaräi* [richtiger: Jhre auserlese- nen Fürsten oder Stammeshäupters waren [einst- mais] reiner [strahlten heller an Hoheit und Schönheit ihrer Gestalt], denn der [im Sonnen- glanz leuchiende] Schnee, nnd ihre Hautfarbe war] klarer fund weißer] denn ilkhz ihre [Leibes-] Gestalt war röthliche« denn [rothe] Korallenz ihr lganzesj Ansehen war [leuchtend] wie [edler] Sap- phtr [also daß jedermann an ihrem äußerem Aus: sehen und Wesen und ihrer röthlich-weißen Farbe im Gegensatz zu ihren übrigen Volksgenossen schon die fürsiliche Hoheit und den gottbegnadeten Ur- sprung von den ältesten und in jeder Tugend hervorleuchtenden Geschlechtern zu erkennen ver- mochte]. i V) n’sirim kann beides, Nasiräer oder Gottverlobter und auch Fürst bedeuten. Ersteres jedoch paßt gänz- lich nicht in den ZusammenhanH welcher die Gering- achtung und Verwerfung der ürger Zions in allen Ständen zum Gegenstand hat und dabei von den Kindern zu den Erwachsenen und weiter zu den Für- sten aufsteigt. s. Nun aber snachdem die Gottesgerichte durch Krieg, Hunger, Blöße und Pest über sie er- gangen] ist ihre Gestalt so dunkel vor Schwårze [wörtlich: dunkler als Schwärze, jeder Spur von Schönheit und Hoheit entblößt], daß man sie auf den Gassen nicht [mehr] kknnetz ihre Haut hangt [fest] an den [Ge-] Beinen [so abgemagert sind sie vor Hunger und HerzeleidL nnd sind kbessersp ist] so dnrre geworden als ein Scheit lHvlzl 9. Den Eriviirgten durch-s Schwert geschah swahrlichj baß [= besser I. Sain. 10, Z Arm» 426 Klaglieder 4, 10—- 20. denn ein schneller Tod erlöste sie vom Elend] weder l= als L. Chr. 29, 34 Anm.] denen, so da [langsam und unter unsäglichen Qualen] Han- gers starben, [sie] die selends verschmachtetennind sgleichsamj erstorben wurden vom Mangel der Frncbte des Ackers 10. sNoch schrecklicher aber war das Elend der» Frauen; denn] Es haben die barmberzigsteii Weiber [die vordem die zärtlichste Liebe gegen ihre Kindlein bewiesen, in ihrer Noth, um dem Hunger: tode zu entgehen] »ibre Kinder selbst mussen kochen, daß sie zu essen hatten in dem Jammer der Tochter meines Volke« [Kap. Z, 20]. V) Dies ist ein vortreffliches Exempel von der Ver- gänglichkeit- und Hinfälligkeit alles blos irdischen Glanzes. Was ist es doch um die Schönheit, den Reichthum und die Pracht der Junker und ihrer Frauen und Fräulein! Kann es wohl ein feiner Conterfei adeligen Wesens geben, als wir im 7. Verse lesen? Wird uns hier nicht der Unterschied zwischen gemeiner und edler Rage auf’s deutlichste vor Augen gestellt? Aber aus V. 8 sieht man, daß, wenn unser HErr Gott einmal den Brod- korb etwas hoch gehängt hat, fiirstliche Leiber keine bessere Figur machen, als die der Bürger und Bauern. Woraus man siehet, daß ein wesentlicher Unterschied zwischen ihnen nicht besteht. — Wie mancherlei Weise hat doch unser HErr Gott, der Menschen Missethat und Uebertretung zu strafen. Sonderlich werden der Hauptstrafen vier gezählet bei deni Propheten Hefekiel am l4ten, nämlich Krieg, Hunger, Pestilenz und wilde Thiere. Unter denselben ist der Hunger mit nichten die kleinste, sondern fast die größte und beschwerlichste, also daß hier in den Kla liedern stehet: Es sei denen besser gangen, so dirrch’s chwert erwürgey als denen, so durch den Hunger seien umgekommen. Nun ist nie- mals kein Hunger von ohngefähr-entstanden oder allein aus natürlichen Ursachen, sondern man muß Theuerung und Hungersnoth lassen eine Ruthe Gottes sein. (Hunnius.) U. sAus allen diesen entsetzlichen Dingen ist-s offenbar] Der HErr bat seinen Grimm voll- bracht, e»r hat seinen grimmigen Zorn svollständigs ansgescbuttet süber sein Volk]; er bat zu Zion ein sZorn-] Feuer angesteckt, das auch ihre Grundseste sdie Grundlagen des ganzen Lebens seines ständigen Volks und seines Gottesstaats ausgewählt und] verzebret bat [5. Mos. 32, 22]. Damals vollbrachte der HErr seinen Grimm über Jerusalem, als seine Bosheit zur Fülle gebracht war, wie die Sünden der Amoriter, als sie ausgerottet wurden (t. Mos. 15, 16). Er schüttete aus das Feuer seines Zornes, als Jerusalem sich ausgeschüttet hatte zu allen Lastern und Verbrechen. Er verschlang ihre Grundsestem als sie die wahre Grundfeste, welches ist Christus, nicht annehmen wollten. Jerusalem verwarf jenen köstlichen Eckstein, der zum Grund unseres ganzen Lebensbaues gelegt ist. Als er nun das beklagens- werthe Jerusalem sah, weinte er über es und sprach, daß in ihm kein Stein aus dem andern gelassen wer- den sollte. (Paschasius.) II. v. 12—20. Ver zweite Theil des Liedes handelt von den Ursachen des furchtbaren werichtes Gottes über sein volle. Was selbst die Heiden nicht für niöglich gehalten hätten, das lieivitlitea die Sünden der Propheten and Priester, insbesondere die Zlutschiildeii derselben, in Folge deren sie niiht nur bei ihren Landsleuten genauer, son- dern selbst in der Fremde von Ort zu Ort gejagt, zer- streuet und ohne Rücksicht ans Alter und Stand aufs ilebelsie liehandelt worden sind. Die andere Hauptursache aber war das Vertrauen des Vollis auf eitle Menschen— bitte. illa sihildert denn der Propbet, wie die auf egyptisclie Hilfe gesetzte iljossniiiig entschwunden sei; dann, wie die Chaldiiey iiin die Flucht des Königs zu ver- hindern, sorgfiiltigst wache hielten, wodurch auch dies Rettnngsiuittel oereitelt worden sei; eiidliuh wie die Flucht dennoch versucht worden, aber in Folge der schnellen fdlerfolgiing iniszgliiitit und so jede lijossmiiig der Gewalt der Feinde zu enttioniiiieik hingeschwuw den sei. 12. Es bittend die Könige auf Erden swenii sie die Stärke der Stadt, die so trefflich befestigt war, und auch den mächtigen Beschützer derselben im Himmel, welcher sie schon mehrere Male wuii- derbar von ihren Feinden errettet hatte 2. Kein. 19, 34., bedachteNJ nicht ssür möglich gehalten und] geglaubt, noch alle Leute in der Welt, daß der Widerwartige [besser: ein WiderWärtigerJ und Feind sollte lim Stande sein] zum Thore Jerusa- lems ein [-zu-] ziehen. Es lehret uns hie der heil. Geist, daß keine Stadt so fest, kein Königreich so gewaltig, keine Festung so mächtig auf Erden sei, welche nicht durch Sünde und Ungerechtigkeit möge verstöret werden. Jerusalem war, wie wir gehöret haben, eine feste , gewaltige Stadt, also daß die Könige auf Erden nicht geglaubt hatten, noch andere Leute in der Welt sich’s versehen hatten, daß sie von den Feinden bestritten, erobert und ver- wiistet hätte werden können. Noch ist’s geschehen. Darum das Vertrauen auf Festungen eitel ist und durch den heiligen Geist gestraft und verdammt wird. Wer hätte jemals zur Zeit der ersten Monarchie ihm können einbilden, daß die sollte untergehen, oder auch daß die gewaltige, feste Stadt Babylon, welche der- selben Monarchie kaiserliche Residenz und Sitz war, könnte verwüstet werden. Deshalb auch Nebueadnezar so sehr darauf trotzet und sich dessen in seines Herzens Hochmuth überhebet: das ist die große Babel, spricht er, die ich erbauet habe zum königlichen Haus durch meine große Macht zu Ehren meiner Herrlichkeit (Dan. 4). Dennoch sollte sie umgekehret werden von Gott. (Hunnius.) 13. Es ist aber sdies Unglaubliche dennoch] geschehen [! Geschehen ist es allein] Um der Sünde willen szumaq ihrer Propheten, und um der Missetbat willen sznmalj ihrer Priester, die drinneii der Gerechten sder wahren Gläubigeiq Blut vergessen [Jer. 26, 7ff.; 6, 13 ff.; 23,11; 27, 10; Hei. 22, 25 ff.].« 14. Sie shauptsächlich diese Priesterj gingen [wankten und schwanktew wie von Gott geschlagen rathlos] bin und her aus den Gassen- wie die Winden, nnd waren mit Blut besudelt, und konnten auch jener Kleider nicht anrühren sgenauerx daß man auch ihre Kleider nicht anrühren konnte, ohne sich zu verunreinigen Jes. 59, Z; b. Mos. 28, 28 f.; Jer. 23, 12; Jes. 29, 9]; Die Sünden der Priester nnd des Volks Vertrauen auf»»Menfchenhilfe, die Ursachen des Gerichts. 427 15. Sondern sdie Leute] riefen sie fnäinlich andere Leute, die ihnen begegneten, wahrend ein solcher blutbesudelter Priester« in der Nähe war] an swie nach dem Gesetze Z. Mos 13, 45 die Aus- sätzizxen diejenigen, die ihnen begegnetem anreden und vor jeder Aiinäherung zu ihnen warnen mnßten]: Welches ssiius], ihr Unreiueii sgenauert da ist ein Unreiner!], weichct [aus], weicheh ruhret [ja] nichts svou ihm] an. Denn sie schenkten sieh vor seiten und flohen sie, daß man auch unter den Heiden sagte: Sie werden iukht lange da bleiben [rich- tiger: Wenn sie, diese mit Blutihaten befleckten und an ihren Kleidern besudelten Priester, dann zu anderen Völkern flüchteten und außer Landes eine Zusluchtsstätte suchtein mußten sie auch da, wie Aussätzige von jedermann gemieden, nnsiat umherirren, als wären sie mit dem Kains- zeichen bezeichneh denn man a1ich unter den Hei: den, zu denen sie geflohen waren, von ihnen sagte: Sie sollen nicht länger da bleiben und unter uns weilen. Also verfolgte sie der Fluch Gottes, den er ihnen durch Mose in 5. M. 28, 65 f. verkündigt hatte] 16. Darum sbesser: Denn es] hat sie des HEtrn Zorn fund Gericht unter die Völker] zer- streuet, nnd ssein Antlitz] »wi»ll sie [ferner] nicht mehr [gnädig] ansehen, weil sievdie Priester nicht ehreten, nnd niit den Aeltesten keine Barmherzigkeit iibten sgeiiauert ja, das Gerichi Gottes erfullte sich an diesen univürdigem gottlosen» Priestern und Propheten, auch in der Heimath wahrend der Er: oberung, denn man sah nicht mehr auf den ehrenvollen Stand, auf die Person der Prie- ster seitens der Feinde und übte mit den Greis en keine Barmherzigkeit, sondern würgte sie ohne Er- barmen hin. So erfüllte sich an ihnen des HErrn Drohung b. Mos. 28, 50., daß er ein hartherzig Volk über sie bringen werde, »das nichts, aueh die vom Alter gebleichien Haare nicht, schonen wurde]. r) Weiter lehret uns hie der heilige Geist» ivelch ein verderbter Stand im ganzen geistlichen Kirchen- regiment folge, wenn diejenigen von der rechten Bahn des einigen, wahren, uuverfalschten Gottesdienstes ab- treten, welche sollten am meisten darob halten, namlech die Lehrer im Volk, die da sollten diejenigen sein, dereii Lippen sollten die Lehre bewahren und aus ihrem Munde das Gesetz· des HErrn Zebaoth sollte gesucht werden. Wenn die lassen Gottes »Wort und die reine Lehre fahren, ist’s beinahe in einem Volke geschehen Alsdann· folgen alle die ungereimten Dinge, deren Jeremias bei den, falschen Prop eten und blut- gierigeu Priestern allhie gedenkt. ls daß ·daher schädliche Vorführung entsteht und das Volk in der Jrre läuft, wie die Schafe, die keinen irten haben, und alsdann sich leiten lassen, wie· sie ge ühret werden, daß sie abgöttischey falscher, unreiner Lehre hold, da- gegen der rechten, wahrhaftigen und allein seligen und seligmachenden Lehre des ewigen Wortes Gottes gram werden, wie denn durch die verführeri chen Propheten und Priester zur Zeit Jeremiä das olk und König wider des Propheten treuherzige Lehre und Predigt zum allerheftigsteti erbittert waren, so daß nicht allein die Lehrer, sondern auch die Zuhörer in die äußerste Gefahr ihrer Seelen gesetzt werden. Darnach folget neben der ganz hochschädlichen Verführung auch daraus die Verfolgung der rechten wahren Lehre und derselben getreuen Diener und Bekennen Denn wie der leidige Satan nicht allein ein Lügner ist, sondern auch ein Mörder von Anbeginn, also, wenn er die Leute hat mit Jrrthum verblendet, in Abgötterei ver- fiihret, mit der Lüge bethöret und mit Haß gegen die lautere Wahrheit eingenommen und besessen, so treibt er sie bald auch dahin, daß sie blutdürstig werden und ausbrechen in öffentliche Verfolgung ge en diejenigen, welche der göttlichen Wahrheit beipfli ten. Dies ist die stetige Art und Eigenfcha t der Kirche der Gottlosen, das ist, der Versammlung nnd Rott der boshaften Heuchley Ketzermeister und Rottirer, daß sie aus ver- kehrter Liebe gegen ihren vorgefaßten Wahn und Dünkel mit solch bitterem Haß gegen die reine Lehre und der- selbigen beständige Verfechter durch des bösen Geistes Trieb werden bewegt und entbrannt, daß sie anfangen mit der Faust und dem Schwert ihre Jrrthümer zu vertheidigen und die Kirche Gottes zu verfolgen und also sich besprengen mit dem Blute der Gerechten, welches zu vergieszen sie Andere anhetzen, auch selbst Rath und That dazu thun. (Hunnius.) 17. [Den-] Noch [obwohl diese Thatsachen V. 12—16 zeigten, daß Gott seinen Grimm über uns ausgegossen habe und unsre Priester und Pro- pheten vou Gott für ihre Sünden geschlagen seien] gafften unsereAtigen snoch immer mit verzehrender Sehnsucht, statt auf die Gnade und Erbarmung unseres Gottes] auf die nichtige Hilfe sanderer Völker, wie der Egypter], bis sie gleich sdes ver- geblichen WartensJ müde wurden; da wir warteten fund warteten] auf ein Volk, das Uns doch nicht helfen swollte und] konnte. 18. [Wie eitel und thörieht unsre Hoffnung auf Meiifchenhilfe war, konnte man recht deutlich an den letzten Ereignissen vor Eroberung der Stadt sehen, welche uns bewiesen, daß niemand mehr den Händen unserer Dränger entrinnen konnte.] Man jagte Uns [mit heimlich lauernder Verfolgung auf allen unseren Schritten und Tritten], daß wir auf unsern Gassen nicht keinmal mehr] gehen [uns überhaupt nicht mehr frei bewegen] durften. Da kam auch unser Ende lschnell herbei] unsere Tage smußten wir uns sagen] sind aus, Ha] unser Ende ist kommen. 19. [Das bewies die Gefangennahme des entflohenen Königs; denn] Unsere Verfolger [die ChaIDäerJ waren schneller shinter uns, sonderlich hinter unserem König und seinen Begleitern her], denn die Adler unter dem Himmel [auf ihre Beute sich stürzen 5. Mos. 28, 49; Jer. 48, 40]; auf den Bergen [selbst an unzugänglicheu Orten] haben sie uns verfolgeh und in der Wüste auf uns ge- lauekt [wie sie denn den König Zedekia im Gefilde von Jericho ergriffen Jer. 39, 4 f.; 52, 7 f.]. 20. [Ach!] Der Gefalbte des HErrn sdem die Verheißnng des HErrn in 2. Sam. 7 galt], 428 Klaglieder 4, 21. 22. der unser Trost fsa unser LebensodemH war, ist gefangen worden, da sie uns verstörten lwörtlichx wie ein wildes Thier gefangen in ihren Gruben, er], deß wir uns [doch noch] trbftelen fund dachten], wir wollten wenigstens] unter sei- nem lschützenderq Schatten [als ein Volk zusammen] leben unter den Heiden fdahin unsere Besieger uns bringen würden; so würde der HErr oielleicht doch noch seine ihm gegebenen Verheißungen erfüllen. Diese Hoffnung ist nun auch dahin!"]. «) Was der Athem für Leben und Bestand des Leibes, das ist der König für Leben und Bestand des Volkes. (Gerlach.) — Es will uns hierdurch die Schrift abschrecken von der verkehrten Zuversicht und fleisch- lichen Vertrauen auf: Menfchenweisheit, Macht und Gewalt, da die Leute anGottes Hilfe zweifeln und aus solchem gottlosen Zweifel auf menschliche Kraft, Witz und Geschicklichkeit sich verlassen. Zwar daß man möge Mittel brauchen und Mens en in einer Gefahr zu Hilfe nehmen, verneint die S rift nicht, doch daß allewege das Herz vielmehr auf Gott den HErrn sehe und wisse, wenn der ni t helfe, wenn der nicht hüte und wache und Jsrael ewahre, so sei alle an- dere menschliche Hilfe und Mittel umsonst. —- Es sollen demnach fromme Leute solch Vertrauen auf Menschen als eine schwere Sünde und Abgötterei fliehen. Und das so viel desto mehr, weil all solch Vertrauen den Menschen auf ein Eis sühret, endlich betrüget und zu Schanden macht. Denn Menschen wollen entweder nicht helfen, oder da sie es erne wollten, können ie es nicht, oder da sie es verxiprechem halten sie ni t, denn sie sind eitel in ihrem Wesen. It) Jn der alexandrinischen Uebersetzung lautet der Vers: ,,Der Odem unseres Angesichts, der HErr, der Gesalbte (Christus) wurde in igrem Verderben ge- fangen, von dem wir sagten: n seinem Schatten werden wir leben unter den Völkern« Auch Hiero- nymus iibersetzt (in der Vulgata): ,,Der Odem unseres Antlitzes, Christus der HErr, wurde in unseren Sün- den gefangen, zu dem wir sa ten: Jn deinem Schatten werden wir leben unter den ölkern.« Es it deshalb nicht zu— verwundern, daß diese Stelle von en Alten allgemein als eine der deutlichsten messianischen Weissa- gsungen aufgefaßt wurde. ,,Sehr berühmt ist diese telle bei den alten Vätern, sagt Ghislerus, und zwar von ihnen allen als Ausspruch über Christus, den Sohn Gottes, angenommen« Die Väter machen von der Stelle vorzugsweise einen dreifachen Gebrauch: Tertullian erweist daraus, daß der Vater keineswegs ein An esicht oder Abglanz Gewiss) des Sohnes ge- wesen sei, sondern umgekehrt der So n ein Abgdlanz des Vaters; 2) erkennt man in der telle eine ent- liche Vorhersazgung des Leidens Christi· Z) ·ndet man auch die erusung der Heiden zum Elieiche ottes darin angekündigt Mägelsbachg Wie aber kommen dem gottlosen König Zedekia die e Titel (Gesalbter des HErrn , Lebensodem des Volkes, Schatten) zu? Sie gebühren ihm nicht m Bezug auf seine Person, sondern 1) in Bezug aus sein Amt, welches ein solches hätte Lein ollen und nach der Hoffnung der Juden einst in er ukunft auch sein sollte; Z) in Bezug auf das Gegenbild, dessen Vorbild David und seine Nachkommen im königl. Amte waren. Wer aber ist jenes Gegen- hilft? Unser HErr Jesus Christus, der Sohn Davids, nach dem Fleisch, der Ge albte des Errn, unser Schatten gegen den Zorn Gottes, wel em Gott der HErr den Stuhl seines Vaters David gegeben hat.- Auch sollen hier die Obrigkeiten sowohl an ihr An- sehen, als an die P icht ihres Amtes erinnert werden. Jn Bezug auf ihr nsehen können auch sie Gesalbte des HErrn genannt werden. Jn Bezug auf die Pflichten ihres Amtes sollen sie durch Rat und Hilfe der Lebensodem des Volkes und sein S atten sein. (Förfter.) Die Gläubigen in Jsrael hofften unter dem Schatten des davidischen Königthums, das ja in Wahr- heit der Odem und Geist ihres ganzen Lebens war, unter den Heiden zu leben und noch glücklich u wer- den. Siehe, wir leben unter dem Schatten des Davids- sohnes, welcher ist unser Leben und unsere Kraft, und führen mitten unter einem unschlachtigen Geschlecht ein stilles und geruhiges Leben. Auch Zedekia mit all einer Entwürdigung des Davidsthrones war doch immer noch der Träger der Verheißun , die David ge eben war, und also ein Vorbild Chriti. Wie Ze- de ia uni seiner und seines Volkes Sünden willen in ewiger Nacht des Augenlichts, mit Ketten beladen, den Heiden überantwortet wurde und im Kerker wie in einem Grabe bis zum Tode schmachten mußte, so ist Christus um seines Volkes, ja der ganzen Welt Sünde willen zur Stadt Jerusalem hinausgestoßen und den Heiden überantwortet worden, die ihn auch in die Na t des Todes versenkten. Aber er ist nicht behalten wor en von den Ketten des Todes, sondern ist empor- estiegen als ein siegreicher Ueberwinder und hat den hron seines Vaters David eingenommen. Nun ist er in Wahrheit unser Lebensodem, sein Wort, sein Geist, Lein Fleisch und Blut giebt uns Schatten, Ruhe, Frie- en, Crquickung und Stärke in der Sonnenhitze aller Trübsal und Anfechtung. Jst nicht in ihm auch der unglückliche Zedekia mit allen anderen Königen aus Davids Stamm wieder lebendig geworden? Ja, er ist ein rechter Zedekia, d. i. HErr, der meine Gerechtigkeit ist. III. to. 21 n. W. Daß wirklich in d. 20 von dem pro— pheieu eine ahnende Weisfaguug, daß die Zeit kommen werde, wo Gottes Moll: sich mitten unter den Heiden, unter dem Throne dee Sohnes Davids sammeln nnd Trost, Schuh und Schatten genießen werde, ausgesprochen ward, beweist der Schluß unseres Klagliedea Ia dem- selben fchaiit der Propbet in zuversictjtltctjer Glaubens— stärlie hinaus, wenn einst die Schuld der Tochter Zion zu Ende gehen und das Strafgericht aufhdren werde. Zig dahin mögen immerhin ihre heimtäcliisctfen Feinde, Gdoin voran als Inbegriff aller Widersacher des Volkes; Gottes, sich deo tiefen Falles und großen Unglücke deo Volkes Gottes srhadrnfroh freuen. Dann aber, wenn der HGrr die Gefangenen Zions erlösen wird, wird die Schutd Gdome und aller Widersacher Gottes heimgesucht werden und auf ihre Gericht-nacht wird nein Morgen des Trosieg und der Freiheit folgen. 21. Ja, freue dich [nur], und sei [immerhin] fröhlich [über deines Bruders Jakob , des auser- wählten Volkes Gottes, großen Fall und den Unter- gang des Reiches Gottes], du [bittere, unversöhn- liche Feindin] Tochter Edom fund mit dir alle Widersacher Zions, deß doch die Verheißung blei- bet], die du fsetzt nach deiner Zuversicht noch in Sicherheit bist, ja sogar] lvohnest im Lande Uz fdas dir früher nur benachbarh nicht aber eigen war Hiob 1, I Anm.; Jer. 25, 20; deine Misse- that und Frevel gegen Zion ist darum beim HErrn nicht oergessenjz denn der Kelch [des schweren Zor- nes Gottes] wird sanft] auch über dich kommen, du mußt auch febenso wie ich vom Zornwein des Wenn der HErr die Gefangenen Zions erlösen wird, werden seine Widersacher heimgesucht werden. 429 HErrUJ trunken nnd [mit ewiger Schmach und Schaudej geblößet werden. 22. Aber deine Missethat fund StrafgerichtJ hat [einst, wenn dein Erretter und Erlöser aus Davids Stamm, der HErn der deine Gerechtigkeit ist, kommt] ein Ende, du Tochter Zion; er wird dich [dann, wenn er dich erlöset und aus Sünde und Schmach errettet hat] nicht mehr lassen weg- führen [sondern unter dem Scepter deines ewigen Königs wirst du dann in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit ewiglich wohnen im Lande deiner Ruhe]; aber deine Missethah du Tochter Edom sdie du durch deinen Haß der Wahrheit Gottes und seiner Kinder auf dein Haupt geladen], wird er [dir nicht vergeben, sondern mit seinem ewigen Zorn] heimsuchen und [wird, während er unsere Sünden mit seiner Barmherzigkeit zudecket] deine Sünden aufdecken sdaß sie von ihm ewiglich unvergessen seien nnd gestraft werden]. Daß gerade Edom unter allen Feinden des Volkes Gottes herausgehoben wird, hat ohne Zweifel in dem intensiven, auf die göttliche Wahl Jsraels sich richtenden Haß und in der typischen Bedeutung des- selben (Obadja l, 1 Anm.) seinen Grund. Bei den Edomitern werden wir erinnert, wie gar es Gott und seinem Willen zuwider sei, wenn sich jemand der Be- trübten Unglück freuet und sich damit kitzelt Denn gleicherweise wie kein rechtschassener Vater dulden kann, wenn er ein Kind mit der Ruthe stäupt, daß das an- dere herzutreten und desselben spotten wollte, sondern es müßte alsdann auch herhalten und gestäupt werden; also viel weniger kann es Gott leiden, wenn er ein Volk oder auch einzelne Menschen züchtiget, daß die anderen stehen, das Maul über sie aufsperren und in die Faust lachen wollten, welches des leidigen Satans Art ist, der sich erfreuet, wenn es uns Menschen übel gehet. Christen sollen sich auch ihrer Feinde Unglück nicht freuen, zu geschweigen der Glaubensgenossen Es kann doch Gott das Blatt wieder umwenden. — Daß der Prophet sagt, die Edomiter müßten auch vom Kelch des Zornes Gottes trinken, daraus lernen wir, es habe Gott einmal allen Menschen ihr gewisses Maß der Trübsal eingeschenkt und lasse einen Reihe- trunk umhergehen, da keiner übersehen werde, wie e- schrieben stehet (Ps. 75): Der HErr hat einen Be er in der Hand und mit starkem Wein voll eingeschenket und schenket aus demselben, aber die Gottlosen müssen die Hefen aussaufen. Das ist, es müssen zwar auch die Frommen trinken aus dem Kelch der Wermuth, Trübsal und Angst. Aber Christus hat ihnen solchen bittern, sauern Trunk credenzet und mit dem Holz seines Kreuzes die bittern Wasser Mara süß und den Seinigen zu trinken leidentlich geinacht Aber die Gottlosen müssen endlich die Grnndsuppen und Hefen des Zornes Gottes schmeckeiy welcher Trunk ihnen den Garaus macht. Darum, wenn es sich begiebt, daß du mit Trübsal und Kummer heimgesucht wirst, so ge- denke: Wohlan, nun kommt der Kelch des Zornes Gottes einmal an dich, du hast’s wohl verschuldet, nimm mit Demut und Gehorsam die Strafe und Züchtigung an un richte deine Sachen dahin, auf daß dir der unliebliche Trank durch Christi Gnade und Hilfe etwas anmuthig werde, und bitte Gott, daß er dir deine Sünde zn erkennen gebe, aus daß du in rechter Bekehrung, Glauben un Zuversicht an den HErrn Christum der grundbittern Hefe und der hölli- schen Grundsuppe des unendlichen, grimmigen Zornes Gottes in jener Welt mögen überholen sein. (Hunnius.) Hier tritt die weissagende Bedeutung der Klaglieder überhaupt besonders deutlich hervor. Sie sind die bußfertige Klage des Volkes Gottes über seine Ver- störung um seiner Sünde und Missetlsat willen. Jst die Buße wahrhaft und tief, so muß ie ja die Augen auf den hinrichten, welcher gekommen ist (damals: kommen sollte), um die Vergebung aller Sünde, die Errettung aus dem Zorn und Gericht Gottes, ja aus des Todes und der Höllen Gewalt auszurichten, wie auch auf die Zeit, wo der HErr der Tyrannei, dem Spott und Hohn der abgefallenen Gottlosen und der falschen Brüder ein Ende machen wird. Darum aben diese Lieder auch so hohe Bedeutung für die "rche des HErrn, umal in solchen Zeiten, wie die jetzige, wo die Geri te und der Abfall, die Tyrannei und Verfolgung, der Hohn und Spott über das Zion des HErrn und seine treuen Kinder, und seine wahren Priester und Propheten täglich größer nnd fchwerer werden. Es wird die Kirche mit dem Propheten Je- remia und den damaligen Gläubigen in Israel sich in tiefer Buße demüthigen und in solcher Buße mit diesen Trauerliedern klagen, bis daß der HErr kommt und die Gefangenen Zions endgiltig erlösen wird. ——- Es wird ja Zions Strafe einmal ein Ende haben, weil Gott trotz aller Gerichte über das Volk dennoch sein Reich vollendet; Edoms Strafe dagegen und aller hämischen Weltmächte Strafe ist eine ewige und dar- aus keine Hoffnung. Das Heidenthum als solches kann keine Wiedergeburt trotz aller Gerichte Gottes haben, es kann nur untergehen, weil es nicht Gottes Wort hat. Je größer aber Gottes Heimsuchuug an seinem Volke ist, desto gewisser ist auch sein Heilsplan mit demselbigen. Derselbe Christus, welcher sprach: ,,Vater, ist es möglich, so gehe dieser Kelch an mir vorüber«, und Blut schwitzte, war und blieb seiner selbst und seines Werkes im bittersten Todesschmerze und in der größten Schmach doch ganz miß, und er hat unsern ewigen Sieg an den Tag ge racht, so viele unser im Glauben an seinem Worte bleiben, mögen wir auch zur Zeit noch so machtlos in uns selber sein. Er ist unser Leben und unsre Kraft. (Diedrich.) Das 5. Kapitel. Jeremiä gebet um Erlösung des übel geplagt-zu südischen Volks. B. Wie nach einem gewaltigen Qrtean wohl viel Zer- störung, unigesiürzte Bäume, zu Boden liegende Saaten, verwiisteltz ihrer schühendeu Idächer beraubte Häuser nnd wohl nun) von Xvasserfluthen unigewühlte Felder überall zu sehen sind nnd jeden an den vor-übergegangenen Sitten( schmerzlich erinnern, tm Uebrigen aber die status: still und ruhig daliegt nnd die von allem Schädlicheu gereinigte ttiift jedermann erquickt, ja neues, frisches Weben ano den Trümmern zn erwerben nersprichh so iii ankh die im Elende schmachtende Gemeinde der Glänbigen sammt dem in ihrem Uamen sorechenden Propheten in diesem fünften Klagelied in ihrem Herzen zur vollen dlnhe nnd Klar— heit über die schweren Wege Gottes mit ihr gelangt nnd zurückgekehrt, wenn gleich die ihr geschlagenen Wunden noch uirht vernarbt sind, sondern non) blnten nnd schwer— zen and schmerzliche Klage auch jetzt norh von ihren Lippen zum HErru empordringt Jtbee die Seele ihrer Klage ist 430 Klagliedcr 5, «i——l(). das Bewußtsein, daß ihre eigene und ihrer Väter Sünden solches Strafgericht nothwendig gemacht hat und das ganze kied ist Gebet zum Mitten, wie wenn ein Kindlein sich m; skikxkx Mutter Her; anlehnt und da all seine« gkxmmkx und Sshmerz auslelagt und unsre-eint. Daß die Gemeinde Gottes in sich zur Reihe genommen, zeigt sich daran, daß in ihrem Gebet hlare prosa, hein flurmbewegtes, tobendes Meer mehr herrssht Unr die Buhl der Verse des Gebetes beweist noch, daß es mit den vorhergehenden 4 Liedern zusammengehört nnd gleichsam ans ihnen hernorgewactjseti ist. Jllle Rathe für die non ihr non den Feinden erlittene Schmach befiehlt nun die Gemeinde dem tsGrrn und hat unr eine Bitte, daß er sie nicht aus ewig verstoßen, sondern einst, wenn seiner Gerechtigkeit genug gethan sei, wieder erretten und zu den gläklilichen Tagen der Vorzeit zurückführen möge. Gs betet hier also die gedenuihtigttz ßch unter das Kreuz bengende Gemeinde Gottes. I« V. 1—7. Gleirh die erßen Worte unseres Liedes kennzeichnen seinen Inhalt als Gebet im tlnlerschiede non den anderen Liedern, deren ljaiipliithalt Klage iß, die nur hie und da durch Gebctsseuszer unterbrochen oder mit kurzen: Gebet geschlossen wird; nicht als ob unser tEied leeine Klage enthielte, aber die Klage wird ausschließlich Gott vorgetragen. Nachdem die Gemeinde in V. 1 den HErrn gebeten hat, der Schmach, welche seinem Volli widerfahren ist, zu gedenleen und dieselbe zu seiner Zeit zu rächen, legt sie im weiteren Verlaufe des ersten Jlbschnitts diese Uoth und Schmach vor dem HGrrn auseinander. Gottes Voll: ist seines Landes und Gigenihnms beraubt, von jeglieheni Schutz entblößt, wie Wittwen und Waisen, ja es lebt tu Mangel und Gut— behrung der uothineudigsien Eebensniiltek unter hartem Denkt: und Verfolgung. Aber der icjErr hat uns solches auflegen niüssen, darum, daß nicht allein wir selbst, son- dern auch unsere Väter schwer gesfmdigt haben, und der ihErr nach seiner Gerechtigkeit ihre Süudenlasi uns, die wir non ihren Sünden nicht ließen, mit auflegen mußte. 1. Gedenke, HErr, wie es uns gehet kund eile uns bald zu Hilfe nnd Rettung] schau smit Erbarmen von deinem Throne auf uns herab] und siehe an unsere Skhmach [mit welcher uns die Heiden bedeckt haben] Er sagt nicht: ,,Gedenke, HErr, unserer Feinde und bestrafe sie, wie es ihre Thaten verdienench sondern: ,,Gedenke, wie es u1is gehet«, als wollte er in Geduld sagen: ,,Du wollest daran gedenken, uns die Leiden, die wir dulden, abzunehmen und denen, die sie ver- ursacht, zu verzeihen«. Wenn er da sagt: »Wie es uns ergehet« oder: »Was uns widerfahren ist«, so unterscheidet er die Uebel, die wir erdulden, von den uatürli en; denn jene sind nicht natürliche, sondern aus vielen ündenursachen hinzugekommeue (Paschasius.) Es lehret uns hie der Prophet, wem wir doch unsere Noth sollen klagen, wenn wir von Meuschenkindern bedrängt und betrübet werden. Uns dünkt das Kreuz desto leichter zu sein, wenn wir es nur einem guten vertrauten Freund klagen und ihm offenbaren, was uns drückt, da derselbe mit brüderlichem Mitleiden oder gutem Rath uns ein Theil unserer Bürde weg- nimmt. Nun können aber Menschen nicht allerweg helfen, wie gut sie es auch meinen. Wer aber Gott seine Sachen befiehlt, der klagt’s dem rechten, getreuen Nothhelfey welcher uns geheißen hat, ihn zu ersuchen. Alle Gottesfürchtigem wenn sie sind in Aengsten ge- wesen, haben’s dem HErrn geklagt, daß der daran ge- denken und darein schauen wollte, und sind erhöretz sie schrieeu zu -ihm und wurden errettet, sie hofften auf ihn und wurden nicht zu Schanden. (Hunnius.) 2. Unser Elbe ldas theure, heilige Land, das du so lange zuvor Abraham geschworen und zuge- sagt hast, daß es sein und seines Samens eigen sein sollte, das du unseren Vätern darnach durch deinen gewaltigen Arm zugetheilt nnd geschenkt hast, daß sie darin unter deinem Schirm Ruhe fänden] ist [nun] den Fremden [die keinerlei Zusage und Ansprüche auf dasselbe haben] zu Theil wor- den, und unsere Hauser sdie wir im Lande. hin und her in Dörfern und Städten erbauet, und darinnen wir so ·viel Gutes durch deine Gnade erfahren] den Auslcindern Kein Volk der Erde hat vom HErru irgend eine Verheißung empfangen, daß es das Land, darinnen es wohnt, empfangen oder behalten sollte, noch weniger eine Verheißung auf ein fremdes Land, sdas es zu erobern unternähme; kein Volk hat also einen Anspruch auf sein Land; allein Israel ausgenommen, welcheni der HErr durch einen heiligen Eidschwur Eanaan zu- gesagt hatte uud zwar auf ewige Zeiten. Darum war es allerdings eine sehr schwere Sache für die From- men in Jsrael, wenn es jetzt das ihm durch einen göttlicheu Rechtstitel zukommende Land verlor, und es gehörte abrahamitischer Glaube, daß der HErr auch aus Steinen einen So n erwecken und seine eidliche Zusage durch seine eisheit und Allmacht dennoch halten werde, dazu, beimAnblick der Besitznahme dieses Gotteslandes an seiner Zufage und Wahrhaftigkeit nicht irre zu werden. Ja, noch mehr! Canaan war für jeden gläubigen Jsraeliteu das Land, in welchem einst alle die köstlichen Verheißuugen von Anfang sich erfüllen, wo sich des HErrn Herrlichkeit selbst einst offenbaren, wo das Heil der Erlösung sich, verwirk- lichen, wo das verlorene Paradies wiederkehrew von wo die Offenbarung der Wahrheit und Gerechtigkeit Gottes, die Wiedergeburt der ganzen åNenschheit, ja die Verklärung der Erde und des Himmels ausgehen werde. Der Verlust dieses Landes war dem gläubige-n Jsraeliten demuach gleich dem Verlust der ewigen Seligkeit, welche durch den HErrn selbst für das Volk an dies Land gebunden war. Erlangte Israel dies Land nicht wieder, so war dies ein unzweideottiges Zeugnis; seiner. ewigen Vertversung Darum glauben wir auch auf Grund vielfältiger Zeugnisse der hei- ligen Schrift, daß das Judenvolk zu der Zeit seiner Bekehrung zu Christo allerdings wieder in sein ihm zugeschworenes ErbtheilCanaan zurückgeführt werden, und daß die Vollendung des Reiches Gottes in dem neuen Jerusalem und dem tausendjährigen Reich sich dort in Canaan vollziehemdaß endlich die Verkläruicg der Welt dort ihren Anfang nehmen werde. 3. Wir sind sallesammt wie arme, schutzlofes Waisen, und haben» keinen Vater lwie oaterlose Waisenjz unsere Mutter sind wie Wittwen sdie ihren ihnen von dir gegebenen Beschützer verloren haben; denn die Fremden schalten mit uns nach ihrer Macht und ihrem Belieben] 4. Unser eigen Wasser sdas du uns mit unserem Lande geschenkt, dies nothwendigste Lebens: bedürfniß sogar] müssen wir um Geld ldurch Entrichtung fchwerer AbgabeUJ trinken; [gleicher- weise] unser [eigen] Holz sdas ebenso unentbehrlich zum Leben ist] muß man [erst durch allerlei Ab: gaben] bezahlt saus den Wäldern] bringen lassen. Erkenntniß, daß die eignen iind der Väter Sünden Gottes Sirafgericht herbeiführen. Z. Man sverfolgt uns, die Besiegten und Ohnmächtigem seitens unserer übermächiigen und übermüthigeu Sieger, auf Schritt und Tritt und] treibt uns szu schwerer Arbeit oder durch allerlei andere PlagereieUJ über Hals sals gälte es, fchädliche Thiere zu bewachen und zu bändigen]; und wenn wir schou miide sind, läßt man uns doch keine Ruhe. 6. Wir haben sunserein geliebten Heinmth- land entweder den Rücken kehren] und [noihge- drungener Weise] uns müssen Eghptett sals heimath- lose Knechte in die Arme werfen] und swenn wir das nicht wollten, um die Heimath nicht zu ver- lassen] Assur [d. i. der feindseligen Weltmacht Babel zu rechtloseii Selaven müssen] ergeben, ans daß wir doch wenigstens] Brod satt zu essen haben swohin wir uns auch immer wenden mögen, bleibe: uns also nur die traurigsie Knechtschaft]. 7. sSolche schwere Strafe leiden wir um der auf uns liegenden großen Las( der Sündenschiild willen; denn nicht allein unsere eigenen Sünden haben wir zu büßen; schon] Unsere Väter haben sdurch Götzendienft und Abfall von dir, o HErr] gesiindiget und sind nicht mehr vorhanden kdie Strafen ihrer Sünden selbst zu btißen]; und wir sdie wir uns nicht abwendeten von den Sünden unserer Väter und aufrichtig zu dir bekehrten,- sondern statt dessen noch Schlinnneres denn sie thaten Irr. Its, 1l; 32, 18: Z. «2::3, M] müssen lnun nach deinem etvigen Gesetz, nach welcheni du heimfucheii willst die Sünden der Väter« an den Kindern bis in’s dritte und vierte « Glied dcrer die dich hassen, auch] ihrer Missethat entgelten ]-2.s))?os. en, z; Ist. 65, 7;Jer.31,29]. Wenn wir dies» Register der Plagen, die über das Volk Jsrael ergangen sind, recht bedenken, und damit durch die Schriften Niosis nnd anderer Propheten gehen, so wird man befinden, wie genau alles an dem Volke Jsrael erftillet worden, was Gott ihnen zuvor gedroheh wenn sie ihm nicht gehorchen und iu seinen Geboten wandeln würden (5. Mos 28). Denn so wahr-is Gläubigeu vergeblich um nach eurer Mttnng von haft und beständig Gott der tHErr in feinen Ver- heißnugeii ist, so wahrhaft ist er auch in seinen Drohungen iilier die Gottlofem wie uns seine Gnaden- verheißungeu zum Troste dienen, also sollen wir seine Drohungen, die er den Gottloseti droht, uns eines offenbar werden wird, daß die Kirche sich lebt and) Warnung sein lassen. (Wiirtenib. Suniniarh II. V. 8 —1(j. In diesen! L. Theil des Gebotes legt die Gemeinde dem liefern noch weiter das Elend nor, wel- ches durch sciiic Strafgerichte niu ihrer Sünd: willen s1e getroffen hat. Sie, die Freien, die berufen sind, die Welt zu brhetrsctjcin müssen lieh tintrr die schuiählicljc Herrschaft niedriggesmiiter Knechte beugen und können i trotzdem nur mit Gefahr ihres Lebens ihr täglicheg Brod erlangen; ja, dieses; Brod ifl dazu nicht einniiil hin· atmend, den llrennendllcu Hunger zu stillen. Jeder Stand, jedes Gcschlechn jedes »Mit-r muß von den fein— den, die iilier sie herrschen» Liliszhaiidliitigen iuunuigsab » tigcr Art erleiden. Unter« den! Vruclte solcher Zustände ists leein Wunder, daß alle dolligvrrsnnnnluiigeii und noltestserguiignngeti aufgehört haben; denn der ganze Øljronstaiid des Volkes Gottes ist istrlorcn gegangen. slsl 8. Knechte [wie die Chaldäeis es sind, die noch nie geschmeckt haben, was wahre Freiheit ist, sondern von Jugend auf eine ungerechte Willktiw herrschaft gewohnt sind, die vielmehr uns hätten dienen müssen, wenn wir fromm gewesen wären Pf. 72, il] herrschen [in widernatürlicher Ver: kehrung des vom HErrn geordneten und gewollten Verhältnisses] über nns [über welche doch allein du, unser großer König, herrschen solltest] nnd sda du uns verworfen, so] ist niemand sim Himmel und auf Erden], der uns von ihrer Hand errette Die Freiheit ist das höchste Gut, welches das Volk Gottes, die Kirche des HErrn Jesu Christi, jedes ein- zelne Kind Gottes hat. Jn ihr gerade beweist sich die gefchehene Erlösung durch dcii Sohn Gottes (Joh. 8, 36). Darum nennet Paulus die Kirche des HErrn die Freie, unser aller Mutter (Gal. 4, List. Dieselbe bestehet darin, daß die Gemeinde Gottes alle die herrlichen Gaben und Kräfte, welche der HErr durch seinen heil. Geist in sie gelegt hat, nach ihrem vollen Reichthum entfalte und ihrem Gott so dienen könne, daß keine menschliche Elliacht und Auctoritiit sie daran hindern Wir wissen es wohl, daß diese himm- lische Freiheit äußerlich sich erst offenbaren werde, tveun alle Sünde überwunden und Christus der HErr wiedergekomnien sein wird, um auch die äußere Knechp schaft der Seinigen zu zerbrecherr Aber immer bleibt es ein widernatürliches und nur als Gericht Gottes iiber seine Gemeinde erklärliches Verhältniß, wenn die Ge- 1neinde von folchen, die nicht dazu berufen sind, die selbst nichts wissen von dieser herrlichen Freiheit der Kinder Gottes, ja dieselbe verachten und hassen, be- herrscht nnd in der Entfaltung ihres wahren Wesens gehemmt wird. Wohl reden Viele von der Freiheit der Kirche des HErrn; aber sie haben keine Ahnung davon, was dieselbe sei, und was sie der Kirche als Freiheit bieten, ist gleich als ein Hohn auf ihre gött- liche freie Geburt, denn es ist das Gegentheil von wahrer Freiheit und vielmehr dazu bestimmt und ge- eignet, sie zur Sclavin der höllischen Miichte zu niachksii und wenn es UIögliclJ wäre, sie gänzlich zu zerstören. Ja, wir haben wohl Ursache, mit der Gemeinde des A. T. zu klagen: ,,Knechte herrschen über uns, die wir berufen find, die ganze Welt zu beherrschen.« Und wie damals die Glänbigem so sehen sich auch heute die dieser Gewaltherrschafb Oder ist’s nicht also, das; ie länger je mehr der knechtisch gesinnte Pöbel über die « Kirche und die wahre gläubige Gemeinde zur Herr- schaft kommt, so daß es bald vor jedermanns Dingen in einer babylon Gefangenschaft befindet und die«Fi«lage- lieber« Jereiiiiä die ihr angemessensten Gebete sind? 9. Wir müssen unser Brod sdie spärliche Ernte in unserem vom Krieg verwiistetern von Räuberhordeii diirchzogeneii Lande] mit Fahr ]Jes. El, 24 Auen. J] unsers Lebens holen sin steter Flucht] vor dem sgetvaltthätigeics] Schwert sder hin nnd herziehenden Bedninenhordeid in der Wilste ]ge- naiierz der Wüste, welche uns bei der Ernte- arbeit überfallen, auspllindern oder gar tödtens 10. sJa mehr noch, die wenigen Vorräthe reichen durchaus nicht hin] tlusete Haut ist bei«- brauut, wie in einein Ofen sgliihe wie ein Back- 432 Henker-he Ldsemjgsxeber von dem] greulichen Hunger . o. , . Wir lernen hier, wie Gott den Mißbrauch seiner Gaben, den Ueberfluß und Vollauf strafet, wenn man nämlich zur edlen, wohlfeilen Zeit Gott nicht dankbar ist, sondern vielmehr seine Gaben, Wein und Früchte zum Unnutzen verthut mit Schwelgen und Prassen, ressen und Sausen, Schlemmen und Temmen, daß alsdann Gott seine Güter und Gaben entzeucht, das Futter höher schüttet, daß es nicht wohl zu erlangen ist, und einen Hunger fchickt, da man kaum das Wasyer und das liebe Brod haben kann, wie es dem Vol e Juda erging. 11. Sie [unsere übermüthigen Sieger ver- schonen niemand mit ihren Mißhandlungen jeglicher Art, sie] haben die Weiber zu Zion geschwachh nnd die Jungfrauen in den Stcidten Juda. 12. Die Fürsten [Juda’s] sind von ihnen [nicht nur mit dem Schwert getödtet, sondern dar- nach zu desto größerer Schmach auch noch auf-] gehenket, und die Person der Alten hat man nicht geehret ssondern im Gegentheil gar übel entehret o. Mos 28, 20]. 13. Die Jünglinge haben Mithlsteine müssen tragen [wörtlich: müssen die Mühle von einer Stelle zur andern tragen und mit ihr arbeiten, was sonst nur die Sclaven thun Richn 16, 21; 2. Mof te, 24 Anm.], nnd die Knaben über dem Hoizteagen [unter der Last des ihnen zum Tragen ausgelegten HoIzesJ strauchein 14. Es sißen [ob all diesen Jammers und all dieser Schmach unseres Volks] die Alten nicht mehr unter dem Thot [in behaglicher Ruhe sich von den Arbeiten des Tages zu erholen , zu plan- dern und vorüberziehende Fremde zu sehen], und die Jünglinge treiben kein Saitenspiel mehr. 15. Unsers Herzens Freude hat sunter folch fchweren Gerichten] ein Ende, unser Reigen ist in Wehklagen [mit Buß- und Trauerliederrq verkehrtt [Jer. 7, 34; 16, 9; 31, 13; Pf. 30, 12]. 16. Die Krone unsers Hauptes sdie Herr- lichkeih die der HErr uns gegeben hatte als seinem auserwählten, begnadigten Volke] ist abgefallen O wehe smlissen wir dem allen gegenüber in tiefem Schmerz sagen], daß wir so gesundiget haben! [Ja, unsere Sünden allein haben das alles ver- schuldet, über sie allein wollen wir klagen.] III. n— 17—22. Im seinerzeit-keines: unt-link de: occ- wöstnug, welche dan ganze voll: den Hatten, insbesondere aber die Wohnstätte den tjGrrn in seiner Mitte ge- troffen hat, rast die Gctueinde zum Schluß den emig in seinem Heiligtham den Himmeln thronenden xhGrrn an, daß er sein Reich ans Erden nicht ans ewig untergehen lassen möge. Sie ist dabei dessen gewiß, daß er solchen nicht thnn könne nnd wolle. 17. Darum ist auch unser Herz betrübt, nnd unsere Augen sind [vor vielem Weinen] finster worden. Klaglieder 5, 11——22. Hesekiel I, 1-—3. 18. Um des Berges Zions willen [wo dein heil. Tempel, der Ort deiner Gnadengegenwart unter uns, Band] daß er so [aller seiner früheren Herr: lichkeit entkleidet und] wüste liegt, daß die Füchse sgenauerx Schakale] drüber laufen. 19. Aber swenn auch diese deine irdische Wohnstätte unter deinem Volke gefallen ist] du, HErn der du lselber doch] ewiglich bleibt-st- und dein Thron ldroben im Himmel] für und für: 20. Warum willft du unser ldie du dir doch erwählet] so sganz und] gar vergessen, und Uns die Länge [d. i. ewiglich] so gar verlassen? St. Bringe uns, HErr [dermaleinst, wenn die Zeit der Gerichte vorüber ist und die Zeit des Erbarmens kommt] wieder zu dies, daß wir saus dem Elend der VerstoßUUgJ wieder heim szum An- schauen deines gnadenreichen Angestchtsj kommen; verneuere wieder] unsere [Lebens-] Tage szu solchem Heil und Segen, solcher Freude und Friede-JU- wie [sie] vor Alters sda dein Volk unter David und Solomo dir willig diente, waren] 22. Denn du haft uns verworfen, und bist [richtiger: Es müßte denn sein, daß du uns habest gänzlich verworfen und wärest] allzusehr uber uns erznrnet swelcher Fall doch un- möglich stattsindeti kann]. ·«) Ohne Gottes Gnade wird niemand, der abge- fallen, zurückgebrachtx denn es ist unsere Sache, daß wir abfallen, aber Gottes Sache, daß wir wieder auf- stehen. (Paschasius.) Gott ist immer bereit, unser Herz umzuwandelm wenn wir nur bereit find, durch Buße und Reue unsere Bosheit abzuthun (Ambrosius.) Das Lied schließt mit Zuversicht und Trost in Gott, das trauerreiche Herz hat voll des tiefsten Buß- schmerzes unter dem Kreuze Ruhe und Frieden ge- fanden, und anders war es auch nicht möglich, weil es ja das Trauerlied nicht des gottlosen und in der That verworfenen Israel, sondern des Israel ist, das mit dem HErrn ringt und allezeit aus-ruft: Jch lasse dich nicht, du segnest mich denn. Daß der letzte Vers noch einmal dem Schmerz über das ergangene Gericht Gottes Ausdruck giebt, entspricht ganz dem Charakter der Klagelieder, die eben klagen und flehen sollen bis zu Ende; doch vnicht ohne Hoffnung, wenn auch die Hoffnung sich nicht zu freudigem Siegesjubel empor- zuschwmgen vermag, sondern nur von ferne durch- schimmert, wie der Morgenstern durch das Gewölk, der zwar selbst noch nicht die Schatten der Nacht verscheuchh aber den nahen Aufgang der Sonne und ihren Sieg verkündigt — Je mehr und schreekhafter die Gerichte Gottes über die Kirche des HErrn zu- nehmen, je näher die letzte, größte Trübsal herannaheh welche der Wiederkunft des HErrn vorangehen soll, desto mehr wird auch die Bedeutung der Klaglieder erkannt und ihr reicher Trost geschätzt werden; dann wird sich’s auch an ihnen wieder bewähren, daß des HErrn Wort ewig und aus Gottes heiligem Geiste geboren ist. —- Zum Schluß verweisen wir in Bezug auf Zeit und Ort der Abfassung auf Kap. 1, 1Anrn. Bringe uns, HErr, wieder zu dir, daß wir wieder heim kommen! 433 ztler Propbet Yesettiet Zu dem von Natur weichen, fchüchternen und zu Verzagtheit geneigten Jeremia hatte der HErr bei seiner Berufung gesagt (Jer. 1, 18 f.; Ist, 20), daß er ihn zu einer festen Stadt, zu einer eisernen Säule und einer ehernen Mauer machen wolle gegen das ganze Land, gegen die Könige von Juba, dessen Große, Priester und das gemeine Volk; sie würden wider ihn ankämpfen, aber ihn nicht übermannem denn der HErr werde mit ihm sein, daß er ihn errette. Zu dem Felsenmanne Hesekiel sagt er, da er ihn berust (Kap. Z, 8 f.): ,,Jch habe dein Angesicht hart gemacht gegenüber ihrem Angesicht und deine Stirne hart gegenüber ihrer Stirn; wie Demant, der härter ist denn ein Fels, mache ich deine Stirn; du wirst sie nicht fiirchten und nicht vor ihnen erschrecken, daß sie so ein unge- horsam Haus sind« Jn ihm also wird Hart gegen Hart gefetzt oder vielmehr das ungleich Härtere gegen das Hartez der frechen Stirn tritt der unerschrockenste, rücksichtsloseste Muth gegenüber, und von der Rede keines Propheten gilt wohl in höherem Grade der Spruch (Jer. 23, 29): ,,Jst nicht mein Wort wie ein Feuer, spricht der HErr, und wie ein Hammer, der Felsen zerschmeißt?« als von der Hesekiel’s. Was ihn und seine Rede auszeichneh ist eine ungeheure Kraft, eine unvergleichliche Energie; er entspricht ganz seinem Namen: »der, den Gott stark macht« (nach anderer Deutung: »der, dessen Wesen eine persönliche Bewährung der Stärkung Gottes ist«). Es ist etwas Gigantisches in ihm, er ist- der Simson unter den Propheten; er gleicht einem Manne, der mit gewaltiger Kraft einen mächtigen Hammer gegen eine Klippe schwingt, oder einem, der mit unablässigen Schlägen mittelst eines wuchtigen Hammers einen Nagel in eine harte Wand treibt; er ist unermüdlich, dieselben großen Gedanken-in den mannigfachsten Wendungen und unter den verschiedensten Formen zu wiederholen, um sie in die Herzen hereinzubringen Das l. Kapitel. tgosicht non Ausbreitung des Ltteichs Christi duroh das JJredigtamt. Ä. Ver eigentlirhen Meissagmtg geht eine längere Einleitung voraus, welohe dazu dient, die göttliche Legitimation der Sendung iheseliiels zu bekunden; dabei handelt es flkh nicht sowohl darum, seine Berufung zum Propheten, seine Qrdination oder Jtmtswrihe geschirhtlich vorzuführetu als vielmehr um eine ansrhauliche Darstellung der Gigenschasy in welcher er sein Jtmt zu siihren und seine Sendung auszurichten haben soll. I. h. 1—3. Die Verordnung zum Zllrophetenamt geschieht hernach für tjeseltiel durch eine Gottegerscheinung die ihm zu Theil wird, und den daran sich anschließenden Auftrag, den er eins-fängt; da wird nun zmtächst Zeit and Ort dieser Gottegersrheinung näher angegeben nnd das Uöthige über die Person dessen, der sie hat, berithtet l. Jm dreißigsten Jahr« [meines Alters, welches zugleich das 30. Jahr seit dem in 2.Kön. 22, 3 ff. erzählten, auf das J. 624 v. Chr. fal- lenden Ereigniß war, also im J. 594], am fünften Tage des vierten Monden soder des Thammuz 2. Mos. 12, 2 Anm., etwa Ende Juni des ge- nannten Jahres], da ich war unter den Gefange- nen am Wasser Chebat [am Flusse Chaboras im nördlichen Babylonien Karte IV, d. i. im Bereiche ihrer Anseedelungem aber noch für mich allein, denn erst nachher begab ich mich in ihre Gesell- schaft Kerls· 3- 15], that sich [mir im Zustande der Entzückung Matth 3, IS] der Himmel auf, Dä chsePs Btbelwert (Caspari.) und Gott zeigte mir [die in V. 4 ff. näher be- schriebenen] Gesichte. 2. Derselbe fünfte Tag des [4.] Monden war eben sum noch eine andere Zeitbestimmung in Hin- sicht auf das Jahr beizufügen, als die vorher an- gedeutet ward] im fünften Jahr, nachdem Jojachin, der König Juba, snach dem Vericht in 2. Kön. 24, 10 ff] war gefangen weggeführettt sworden und auch ich unter den mit ihm Weggeführten ins Exil hatte wandern müssen]. 3. Da [bei Gelegenheit der zu dieser Zeit ge- habten Gotteserscheinung] geschah des HErrn Wort zu [mir, d. i., um jetzt auch über meine Person mich näher zu erklären, zu] Hesekiel [in der Regel ,,Ezechiel« geschrieben 2. K. 24, 16 Anm., in I. Chron. 25, 16 aber kommt der Name in der Form »Ieheskel« vor] dem Sohn Brit, des Priesters [gleichwie Jeremia und Sacharja auch aus priesterlichem Geschlecht stammten], im Lande der Chaldcieh am Wasser Chebar [wo er verhei- rathet in einem eigenen Hause unter den Gefan- genen lebte Kap. Z, 24; 8, l; 24, 15 ff.]; daselbst [also außerhalb des heil. Landes, der bis- « herigen Stätte göttlicher Offenbarung, doch nicht mitten unter den Gefangenen, sondern an einem einsamen, abgelegenen Ort Kap. 3, 12 ff·] kam die Hand des HErrn über ihn-««- sstch seiner zu bemächtigen und für den Dienst eines Propheten ihn zu befähigen 2. Kön. 3, 15]. ») Im Grundtext fängt das Buch mit einem »Und« an: Und es geschahim dreißigsten Jahr . . . da that sich der Himmel auf re. Durch diesen A. T. lI. Z. 28 434 Hesekiel I, 4—9. Anfang stellt der Prophet schon im Allgemeinen sein Buch als Glied einer Kette heiliger Bücher hin, gleich- wie auch die Biicher Josua, Rath, Esther im Hebräischen in derselben Weise an vorangegangene heilige Litera- tur sich anschließen; es ist aber im Besonderen der Prophet Jeremias, mit welchem Hesekiel sich enger zusammenschließt Der andere Prophet des Exils ist allerdings Daniel; während aber dieser von Gott in eine hohe Stellung am babylonischen und medopersischen Hofe berufen wurde, die ihm einen Einblick in die Ge- staltung und Entfaltung des Weltreichs gewähren sollte, um von diesem Standpunkte aus die Ent- wickelung der Weltreiche im Kampf gegen das Gottes- reich erschauen und die unzerstörbare, alle Weltmächte überwindende Kraft und Herrlichkeit des Gottesreichs weisfagen zu können, ward hingegen Hesekiel zum Wächter über das in’s Exil geführte Jsrael gesetzt und sollte in dieser Stellung das Werk der früheren Propheten, namentlich des Jeremia fortfiåhrem seinen Volksgenos en das Gericht und das Heil ottes predi- en, um ie zum Errn ihrem Gotte zu bekehren. nsonderheit ist es die Stelle: Kap. 27—29 bei Jeremia, an welche wir hierbei zu achten haben, wie denn auch das dort berührte Ereigniß in das Jahr der Berufung des Hesekiel (594 v. Ehr.) fällt und in Kap. 25—2 uns Weissagungen Hesekiels wider dieselben Völker- schaften begegnen, die in Jer. 27, 3 aufgeführt werden; wie also Jeremias im Lande Juda selber zur Gegen- wirkung gegen die das Volk von seiner wahren Auf- gabe abführende politische Aufregung, welche durch eine sich bildende große antichaldäische Verschwörung hervorgerufen wurde, berufen war, so tritt im Lande der Verbannung in der Bekämpfung dieses Feindes jenem Prop eten der unsere zur Seite: ,,ni t Politik, sondern Vu e«, das ist die gemeinsame Lo ung. Es kann kein Zweifel sein, daß der Prop et mit der un- be timmten Zeitan abe: ,,im dreißig ten Jahr« vor a en Dingen sein ebensjahr meint; gerade dies Jahr war für den Mann aus priesterlichem Geschlecht, der sich in jeder Beziehung als Priester unter den Propheten darstellt, von besonderer Bedeutung (4. Mos. 4, 30), und erinnert uns seine Berufun in diesem Jahr an das Lebensalter Johannis des äufers und Christi selber bei ihrem Amtsantritt· Weggesührt aus Juda ist hiernach Hesekiel im 25. Lebensjahr, und auch das weist auf eine Gesetzesstelle in Betreff der Leviten (4. Mos. 8, 24) zurück; mit dieser Wegführung ward ihm der Dienst am Tempel abgeschnitten, einen Ersatz dafür ewährt ihm der HErr 5 Jahre daraus mit der Berusung zum Prophetenamt. Merkwürdiger- weise ist das J. 594 v. Ehr. auch das 30. Jahr nach der Auffindung des Gesetzbuches im Tempel im 18. Regierung sjahrdes Königs Josia und der darauf erfolgten Erneuerung des Bundes mit dem HErrn (2· Kön. 22, Z—- 23, 23); der Prophet ist also zur Zeit dieser Ereignisse geboren, und auch das hat hinsichtlich der Stellung, die er in der Geschichte des alttestament- licheu Gottesreiches einnimmt, seine wesentliche Be- deutung — er ist in der That der Erneurer des Ge- setzes, ein neuer Moses für Jsrael (vgl. Anm. 3). VVlNach der zu Z. Kön. 24, 12 gemachten Angabe stillt die Wegführung Jojachins noch vor Ostern des 598 v. Ehr.: zu ihr selber wird nach der Weise der jüdischen Rechnung (1. Kön. 12, 24 Anm.) nur die kurze Zeit bis um 1. Nisan gezählt, die Zeit von Ostern 598——597 is? also das erste Jahr nach derselben und solglich die Zeit von Ostern 594—593 das fünfte nach dieser Wegführung, in den vierten Monat des letztern aber fiel die Gotteserscheinung ,,Sechs Jahlre vor der letzten Katastrophe Jerusalems begann Hefe "el sein Amt unter den Exulanten am Flusse Ehaboras in Mesopotamien, seine Wirksamkeit unter den Exulan- ten ging also noch geraume Zeit der Wirksamkeit des Jeremias unter den Zurückgebliebenen zur Seite; dadurch wurde der Eindruck, den ihre Reden hervor- brachten, nicht wenig befördert. Der Geist, der genau dasselbe in Babylonien verkündete und in Iudäa, er- schien als ein höherer denn menschlicher.« Mk) Hesekiel ist ein geistlicher Sims on, der mit mächtigem Arme die Säulen des Götzentempels ergriff und ihn zu Boden schmetterte, eine gigantische Natur, die eben dadurch geeignet war, den babylonischen Zeit- eist, der sich in gewaltigen, gigantischen, grotesken ormen gefiel, wirksam zu bekämpfen. Es findet sich bei ihm eine merkwürdige Vereinigung babhlonischer Form und israelitifchen Wesens. (Hengstenberg.) Gewisfermaßen ist Hesekiel der Moses der babylonischen Gefangenschaft; denn in ihr hatte er eine Aufgabe ähnlich der, die Moses in der Wüste gehabt hatte. Moses wie Hesekiel sollten Israel erziehen und es ge- schickt macheu, der eine, daß es in den Besitz des verheißenen Landes käme, der andere, daß es zu ihm zurückkehren könne. Beide thaten es durch das Gesetz: jener, indem er das Gesetz gab (5. M. 4), dieser, indem er Israel wieder zurückführte zu dem von Moses gegebenen Gesetz, das es verlassen hatte, wes- halb ihm eben auch Eanaan wieder genommen worden war. Hiermit hängt auch das sehr merkwürdige Ver- hältniß zusammen, in welchem Hesekieks Buch vor allen anderen prophetischen Büchern, selbst Jeremia’s nicht ganz ausgenommen, zum Gesetz, zu den Büchern Moses steht; er erklärt das Gesetz, vor Allem Stellen in demselben, die von den Exulanten gemißdeutet und gemißbraucht wurden (Kap. 18), an zahlreichen Orten bezieht er sich auf dasselbe, wiederholt häufig dessen Gedanken, bedient sich jeden Augenblick seiner Wen- dungen, Ausdrücke und Worte, und führt beständig seine Sprache; dagegen gebraucht er ebensowenig wie Mose den Gottesnamen HErr Zebaoth, und am aller- deutli sten zeigt er sich in der letzten großen Weissa- ung eines Buches vom neuen Tempel und der neuen inrichtung des Staates (Kap. 40——48) als ein neuer Moses. (Easpari.) II« It. 4—28. Gg folgt jetzt die Gotteserscheinung selber, die dem Propheten zu der eben angegebenen Zeit am Orte seines Aufenthalte-z unter den Gefangenen zu Theil ward. Die Erzählung davon beginnt mit der zuerst noch im Allgemeinen sich haltcndeu Erscheinung, wie ein Sturm von lllorden her eine vom Feuer durch— lenkhtete wollte herantreibtz worin das heranstürmende Gotteggerikljt sieh ankündigt w. 4). Uieht aber blos mit der Ghaldäerinacht hat man eg zn-thnn, gegen die man jetzt zu Jerusalem mensihliche Biindnisse nnd eigene Klugheit in Bewegung zu setzen sticht, sondern es ist auch die ganze Schöpfung nach allen vier Seiten der Welt zur Ausführung des göttlichen Gerichts bereit; und so tritt ans jener Erscheinung eine andere, in alle Gin- zelheiten hin beschriebene heraus, die von den vier Thieren oder Lebewesen (lll. 5—14) und den neben ihnen her— laufenden vier Rädern W. 15—21) und dem auf ihnen throneuden iljErrn (v. 22—28). 47 Und ich [dadurch, daß die Hand des HErrn über mich kam , in ekstatischen Zustand versetzt 1. Kön. 22, 22 Blum] sahe lnnn nicht mehr mit des Leibes» sondern mit dem für himmlische und göttliche Dinge geöffneten Geistes-Auge L. K. S, 17], nnd siehe, es kam ein ungestümer Wind von Mitter- Hesekiel wird durch eine Gotteserfcheinnng zum Propheten verordnet. 435 nacht her mit einer großen Wolke voll Feuers, das allenthalben umher glänzte ses brachte der Sturmwind, der von Norden her in meinen Ge- sichtskreis trat, eine große Wolke mit, deren Kern als ein Feuerklnmpen erschien, und dieser verbreitete Lichtschein durch die ganze Wolke und rings um sie herj; und mitten in demselbigen Feuer war es wie lichthelle [wiederum als Kern des Feuerklumpens zeigte sich, die größte Helle ausstrahlend, etwas wie Glanz- oder Glüh:Erz]. Jn Erklärung. des hier folgenden Gesichts sind, wie Hieronymus bemerkt, alle Synagogen der Juden stumm, indem sie sagen, es gehe über menschliches Vermögen, hierüber sowie über die Erbauung des Tempels im letzten Theil unsers Buches einen Versuch zu wagen; nach ihrer Bestimmung soll niemand vor zurückgelegtem 30. Lebensjahre weder den Anfang des l. Buchs Mose, noch das Hohelied, noch Anfang und Ende des B. Hesekiels lesen. Indessen haben wir Christen durch das sLicht, welches uns im Neuen Test. aufgegangen ist, denn doch einen festen Grund und Boden unter den Füßen, auf welchem sich gar wohl der Versuch einer Deutung wagen läßt. Was nun da zunächst den Sturm betrifft, den der Prophet von Mitternacht hervorbrechen sieht, so stellt derselbe ohne Zweifel eine schwere Heimsuchung für sein Volk in Aussichh denn Winde und Stürme sind in der heil. Schrift das gewöhnliche Symbol der Gerichte, der von Gott verhängtenLeiden und Anfechtungen (1.Kön. l9,11 ; Jer. 4, 11 f.); der Norden aber ist die Verhängnis;- volle Gegend, von welcher die asiatischen Weltmächte, besonders auch die Ehaldäer, in das heil. Land ein- brachen (J.er. 1, 13 ff.; 4, 6). »Gegen den Norden war die Coalition gerichtet, welche Veranlassung zu dem Auftreten Hesekiel’s gab (vgl. die Anm. zu V. 1): der Sturm aus Norden treibt alle sanguinischen Hoffnun- gen, welche aus diese Coalition geri tet waren, wie dürre Blätter vor sich her-« Der turm treibt die Wolke heran, die soll dann das Gericht noch näher versinnbildlichem einen Feuerklumpen hat sie zu ihrem Kern, denn »der HErr, dein Gott, ist ein ver- zehrend Feuer, und ein eifriger Gott«, so war zu Jsrael gesagt (5. Mos. 4, 24) und das sollte es nun auch zu erfahren bekommen. Jn rosigem Licht erschien dem unbußfertigem ungläubigen Volk, das durch falfche Propheten in thörichte Hoffnungen sich verstricken ließ (Jer. 27, 9 f.; 28, 1 ff.; 29, 8 f. 15 f.), die Zukunft; es wird aber ein Feuer des Zornes (5. Mos. 32, 22) über dasselbe losbrechen und sengende Flammen werden alle seine Herrlichkeit vernichten, daß ihm nichts bleibt als ein Häuflein Asche. Jndessen weiß der HErr gar wohl, was für Gedanken er auch mitten im Gericht über sein Volk hat (Jer. 29, 11f.); nicht der Gegensatz von Heil und Gericht schlechthin ist der der falschen Propheten und der w ahren, sondern nur der von Heil ohne Buße und Strafe und von Heil nach der auf die Strafe folgenden Buße und Bekehrung, und »so ist die Wolke von lichtem Glanze erhellt, Zeiten der Erquickung (Apostg. Z, 20) sollen für Jsrael noch einmal kommen, wenn nur erst das Gericht fein Werk an ihm gethan haben wird. Das Glanz- oder Glüherz in der Mitte, im innersten Centrum der Wolke (,,im Hebräischen steht Uhu-small, das will niemand wissen, was es sei, wir lassen’s sein das Allerhelleste im Feuer, also daß die Meinung ist, in Wolken war roth Feuer, im rothen Feuer helle weiß Licht: Luther), läßt schließlich Den selber. ahnen und merken, der durch Gericht in seiner Heiligkeit sich offenbart — es ist nicht wohlgethan, sich ihm und seinen Rathschlüssen widersetzen zu wollen, denn sein Weg führt über jeden hinweg, der nicht mit ihm ist (Offenb. 1, 15); aber wohlgethan ist es, seine unvergleichliche Herrlichkeit zu lieben und zu loben und sich in sein Bild verklären zu lassen. ,,Siehe, der Richter ist vor der Thürtt (Jak. 5, 9): das ist die Wahrheit, die sich in allge- meinen Umrissen in diesem vorläufigen Gesicht des Propheten symbolisirtz fderselbe bekommt aber die Herrltchkeit des HErrn im Folgenden noch tiefer zu schauen. 5. Und darinnen [in dem innersten Kern der Wolke oder da, wo sie wie Feuer und Glüherz sich ausnahm] war es gestaltet wie vier Thiere [besser: Leb ewes en—aus dem feurigen Kern traten jetzt, im weitern Fortschritt des Gesichts, vier lebendige Wesen in die Erscheinung hervor]; und unter ihnen [war] eines gestaltet wie ein Mensch swörtlichx Und dies war ihr Aussehen: Ge- stalt eines Menschen hatten sie, was näm- lich ihre Hauptfigur betrifst]. 6. Und ein jegliches hatte [vier, von eben soviel Hälsen getragene Köpfe und demgemäß auch] vier Angesichter [jedoch von verschiedener Art V. 10] Und Vier Flügel szwei nach oben zum Fliegen aus- gebreitet und zwei nach unten zur Deckung- des Leibes gesenkt V. 11]; 7. Und ihre Beine fdavon ein jegliches nach Menfchenart zwei hatte] stunden gerade [ohne durch eine Einbiegung des Knies gegliedert zu sein, waren also glatt und gleichmäßig ohne bemerkbaren Unterschied einer Vorder- und Hinterseite], aber ihre Füße [die untersten Theile der Beine, womit man auftritt] waren gleichlvie [die eines KalbesJ runde Füße [abgerundete Fußballem an denen ebenfalls keine Vorder- und Hinterseite sich merklich unter- scheidet, während des Menschen Fuß nach vorn in die Länge sich streckt], und [s1e, Beine und Füße mit einander] glänzten wie ein hell glatt Erz [das den Eindruck macht, als sprühe es Funken]. 8. Und hatten Menschenhände unter ihren Flügeln an ihren vier Orten san ihren vier, nach den vier Weltgegenden gerichteten Seiten, also ein jegliches vier Hände]; denn sie hatten alle vier ihre Angefichter [ein jegliches, wie in V. 6 gesagt, deren vier] und ihre Flügel [indem zu jedem ein- zelnen Angesicht auch je ein Flügel kam, eben dadurch aber wurden an einem jeglichen der vier Lebewesen vier Orte oder Seiten gebildet]. 9. Und derselbigen [d. i. aller vier Thiere oder Lebewesen] Flügel war je einer an dem andern sindem immer je ein Thier mit der Spitze des rechten von den beiden nach oben gerichteten Flügeln an die Spitze des linken emporgerichteten Flügels seines Nebenmannes, und wiederum mit der Spitze seines eigenen linken Flügels an die Spitze von dessen rechtem rührete 1.Kön. 6, 27., ward eine enge Verbindung unter den vier Thieren- 2873 436 Hesekiel I, 10———14. hergestellh so daß sie mit einander wie ein zusam- mengehöriges, einheitliches Lebewesen erschienen]. Und wenn sie gingen [nach irgend einer von den vier Weltgegenden in geschlossener Einheit sich mit einander bewegten, was denn fortwährend geschah V. 12], durften sie sich nicht herum lenken sum dem Gesicht und den Beinen und den Füßen je nach Veränderung der Weltgegend die Richtung nach vorn zu geben] sondern wo sie [immer] hin- gingen [sei es nach Ost oder Weib-nach Süd oder Nord], gingen sie sauch ohne Wendung des Kör- pers] stracks vor steh [weil sie eben auf jeder Seite ein Angesicht hatten und Beine nnd Füße ebenfalls nach allen vier Himmelsgegenden Front machten V. 7]. 10. Ihre Angesichter szuerst nach vorn, d. i. nach derOstseite I. Mos. 13, 9 Anm., und dann] zur rechten Seite der vier [oder nach Süden waren [jenes] gleich einem Menschen nnd sdieses gleich einem] Löwen, aber zur linken Seite der viere [oder nach Norden, und demnächst nach hinten oder Westen] waren ihre Angesichter [dort] gleich einem Ochsen [oder Stier] nnd shier gleich einem] Adler [Offenb. 4, 7]. " II. Und ihre Angesichter nnd Flügel waren oben her zertheilet [indem die Angesichter nicht an einem einzigen Kopfe, sondern getrennt an vier, von ebensooiel Hälsen getragenen Köpfen sich be- fanden, die zur Seite der vier Köpfe befindlichen vier Flügel aber sich in zwei Paare sonderten], daß je zween [nämlich die nach oben gerichteten] Flügel sin der zu V. 9 angegebenen Weise] zu- sammen schlugen, und mit zween [uach unten ge- senkten] Flügeln [sie, die Thiere] ihren Leib [vorn und hinten] bedeuten. 12. Wo sie[denn, wie schon in V. 9 bemerkt, bei ihren fortwährenden Ev olutionen oder Schwew knngen nach Art eines Kriegsheeres] hingingen, da gingen sie [wegen der vier Angesichter] stracks Vor sich; sie gingen aber simmer nach derjenigen Him- melsrichtung zu], wohin der Wind sin welchem Gottes Geist nach seinem Willen sie lenkte 4. Mos 16,22]stund, und durften sum dies ebenfalls nochmals zu bemerken V. 9] sich nicht herum lenken, wenn sie gingen [so daß alle ihre Evolutionen sich ohne den geringsten Zeitverlust, wie er bei Menschen durch die nothwendigen Wen»- dungen des Körpers herbeiführt wird, vollzogen]. 13. Und die Thiere soder Lebewesen] waren snach dem Gesammteindrnck, den sie mit ihrer Erscheinung und mit ihren Bewegungen machten] anzusehen wie feurige Kohlen, die da brennen sdaß die Flamme jeden Augenblick emporzuschlagen droht], nnd wie Fackeln, die zwischen den Thieren hingen [wie Fackeln, aus denen die helle Lohe schon wirklich in die Höhe und zur Seite nach links nnd rechts schlägt, und zwar schlugen die Flammen zwischen den Thieren hindurch und aus ihrem Kreise heraus] Das Feuer aber gab einen Glanz von sich [der die vier Thiere deutlich von dem großen Feuermeteor ihrer Umgebung unter- scheiden ließ] und aus dem Feuer ging ein Blitz [wie Wetterleuchtem das dem Ansbruch eines Ge- witters vorangeht]. 14. Die Thiere aber [was die Gestalt ihrer Evolutionen oder Schwenkungen betrifft] liefen hin und her wie ein Vlisz [wenn er seinen Zickzack macht, zuerst vorwärts schießt, dann nach der Seite herüberfährt und hernach wieder nach vorn sich wendet] Es liegt in solchen Gesichtern, wie hier eins uns vorgeführt wird, eine Unanschaubarkeit, bei der am wenigsten der Versnch gewagt werden darf, sie in einem Bilde darzustelleth es würde nur ein Zerrbild zu Stande kommen; ja nicht einmal der unmittelbaren Geistesvorstellung lassen sie sich nahe bringen, der Prophet selber ringt sichtlich mit Wort und Ausdruck, um sich verständlich zu machen, daher die Ausfü r- lichkeit und die mehrsache Wiederholung bei der e- schreibung. Zunächst nuu muß bemerkt werden, daß Luther sich nach der Vulgata gerichtet hat, wenn er das hehr. ohajoth und das ihm entsprechende griech. Zoa in Offenb. 4, 6 in seiner erst abgeleitetem be- sonderen Bedeutung »Thiere« genommen, man muß vielmehr auf die ursprüngliche, allgemeine Bedeutung ,,lebende Wesen« oder mit einem zusammengezogenen Ausdruck »Lebewesen« zurück ehenz und da giebt denn wiederum der Prophetkselbst in Kap. 10, 1 ff. uns den näheren Aufschluß, daß wir an die Cherubim (2. Mos. 25, 20 u. Pf. 99, 1 Anm.) zu denken haben, sie sind unter diesen Lebewesen emeint. Was dann aber die Cherubim selber aubetrish die im Alten Test. nicht weniger als 85 Mal vorkommen, so gehen über die elben ie Ansichten der Schriftsorscher ziemlich weitaus einander: I) ob es lediglich Gebilde der religiösen Symbolik ohne objektive, persönliche Realitäh oder wirklich vorhandene, in der unsichtbaren Welt existirende Wesen seien, für welche nur die Gestaltung die i nen behufs der gottesdienstlichem visionären und poetichen Darstellung gegeben wird, symbolische Be- deutung hat? 2) ob in diesem andern Falle, daß den Cherubim objektive Realität zukommt, wir sie mit den Seraphim zusammen (sür die Zusammenstellung mit diesen, deren allein in Jes. 6, 2 ff. Erwähnung ge- schieht, spricht einestheils die Bedeckung des Leibes mit zween Flügeln V. 11., anderntheils die 6 Flügel sin Offenb. 4, 8 und der gleichlautende Lobgesang) den Engeln der höchsten Rangordnung zuzählen sollen, wie die kirchliche Tradition tut (Jes. 6, 2 Anm., vgl. in dem Ambrosianischen obgesang die Worte: »die Cherubim und Seraphim und alle Engel dienen ihm«), oder aber von den Engeln bestimmt unter- scheiden und in eine nähere Beziehung zu der Erden- welt, insbesondere zu den Menschen setzen müssen? Gehen wir auf die verschiedenenAnsichten jetzt näher ein, so wird a) für die symbolische Auffassunøg geltend ge- macht die offenbar einen symboltschen harakter ver- rathende Gestaltung der Cherubim, »sowie die Thatsache, daß sie in der ganzen heiligen Schrift nur in poetischem (Ps. 18, 11; Hes 28, 14), gottesdtenstliclksymbolischem oder prophetisch-vix’ionärem»Rahmen vorkommen, selbst l. Mos. 3, 24 ist avon nicht ausgenommen, wo wir das Schwert nicht den Cherubs zutheilen dürfen (eiu Schwert würde Ia auch gar nicht zu ihrersMehr- Das Gesicht von den 4 Thieren oder Lebewesen. heit passen), sondern in dem Schwerte einerseits und den C erubs andererseits eine Ver innbildlichung des Begri s der ziirnenden Allmacht ottes zu erkennen haben. Hengstenberg, der diese Auffassung ausführlich begründet hat, erklärt den Namen Cherubim in dem Sinne von chesrubjm d. i. ,,wie Vielheit« (vgl. Cabel in 1.Kön.9,13), worin schon liegt, daß sie die ideale Zusammenfassung alles Lebendigen auf Erden sind; darum werden sie auch weiter geradezu als die ,,Leben- digen« bezeichnet, in welcher Bezeichnung, da sie die Stelle des Eigennamens vertritt, ihr Wesen vollständig ausgedrückt sein muß, und nun deckt sich in 1. Mos. 9, 16 der Begriff des lebendigen Wesens mit dem des beseelten Fleisches, welches nur der Erde an· ehört, wie auch nach 1. M. 2, 7 um lebendigen Westen ein Doppeltes gehört, der irdisZe Stoff und der belebende Zauch Gottes, und somit Lebendiges es nur auf der rde giebt mit Einschluß des. Wassers und der Luft. Ferner ist den Cherubim auf’s Stärk te die Signatur der Vierzahl ausge rägt, und diese ste t wiederum im Alten Test. sich ü erall als die Signatur der Erde dar; sie nöthigt uns also ebenfalls bei der Erde stehen zku bleiben und läßt an die dem Himmel angehörenden ngel gar nicht denken. Weiter läßt sich die Zusam- uiensetzung der Cherubim aus vier Thieren nur dann auf einen vernünftigen Grund zurückfü ren, wenn wir sie für eine Zusammenfassung alles lebendigen auf Erden erklären; und zwar sind es diejenigen Thiere, welche soich sofort als die Repräsentanten der Haupt- klas en es Lebendigen zu erkennen geben, wie ein jüdtscher Ausspruch sagt: ,,Vier sind die Höchsten in der Schöpfung —- der Löwe unter dem Wild, der Stier unter dem Zahmvieh, der Adler unter den Vögeln; der Mensch ist über alle, Gott aber ist der- Allerhöchste.« Nach dieser Stellung, welche dem Men- schen unter den lebenden Wesen zukommt, wiegt denn auch in der Composition der Cherubim der Menschen- typus vor; und wie nun in dem Salomonischen Tem- pel an den Gestellen der Waschkessel und Becken neben den Cherubim auch Löwen und Rinder abgebildet waren (1. Kön. 7, 29), weil jene, ihrem Gesicht nach « den Menschen und mit ihren Flügeln die Vögel re- präsentirend, auch zu diesen in der nämlichen Be iehung stehen, so wiederum waren sie an den innern änden des Heiligthums unter Palmen und Blumenwerk hineingestellt (1. Kön. 6, 29), denn wie sie selber das animalische Leben nach seinen Hauptklassen vertreten, so gipselt das vegetative Leben in den Palmen und Blumen, das Lebendige aber soll keinen Gegensatz bilden gegen die übrige Natur, sondern nur als die Krone sich mit ihr u dem Ganzen der irdischen Schöpfung zusammenfchließen Nur wenn wir die Cherubim als die ideale Zusammenfassung alles Leben- digen auf Erden verstehen, als die Repräsentation der lebendigen Wesen, erklärt sich endlich die Thatsache, daß sie so regelmäßig unter dem Throne Gottes er- s einen, denn damit bilden sie die Wahrheit ab, daß ott der Gott der Geister alles Fleisches (4. Mos. 16, 22) ist, der Gott, dem alles, was auf Erden lebt und webt, dient und der alle Naturwesen unbedingt in seiner Gewalt hat; dagegen wird überall in der Schrift das Gebiet der Cherubim streng gegen das der Engel abgegrenzt und liegt namentlich in Offenh 5, 11 u. 7, 11 die Verschiedenheit der Thiere »von den Engeln sonnenklar vor, denn dort bilden die Engel allzumal die Umgebung desjenigen Kreises, in welchem sich mit dem Stuhle und den 24 Aeltesten auch die 4 Thiere befinden. — Dieser Auffassung stellt sich -nun b) eine andere ge enüber, welche den· Cherubim unbedingt objektive ealität zuerkannt wissen will, denn blos 437 Symbole, reine Gebilde der hebräiscgen Phantasie werde doch Gott schwerlich an die Pforte es Paradieses estellt haben (1. Mos. s, 24gx auch lie e ohne Zwei- Feh da in der Stiftshütte un dem na ihr erbauten Tempel lauter wesenhafte Verhältnisse des Reiches Gottes verkörpert und alle Shmbole von realen Din- åen hergenommen sind, der p astischen Darstellung der herubim auf der Bundeslade und im Aller eiligsten und Heiligen die Jdee zu Grunde, daß ieselben himmlische Geistwesen seien, aus der Unterscheidung der Lebewesen von den Engeln in Offenb. 5, U; 7, 11 aber folge weiter nichts, als daß die Cherubim keine ge- wöhnlichen Engel seien, d. i. dienstbare Geister, aus- gesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seli keit ( ebr. 1, 14). Hiernach kennzeichnet der Ausdru ,,Le endige« oder ,,Lebewesen« sie nicht sowohl als die idealen Repräsentanten alles Lebendi- gen auf Erden, sondern vielmehr als Wesen, die unter allen Creaturen Himmels und der Erden das Leben im vollsten Sinne des Wortes besitzen und eben deshalb unter allen Geistwesen dem Gott der Geister alles Fleisches, der da lebet von Ewigkeit zu Ewigkeit, am nächsten stehen und seinen Thron ringsum um- geben; die Vereinigung des Löwen-, Stier- und Adler- esi tes mit dem Mens enangesichte in den Cherubim oll ie elben ausdrückli als Wesen darstellen, welche die Fü e und Kraft des Lebens besitzen, die in der irdischen Schöpsung auf die genannten vier Geschöpfe vertheilt sind, unter dem zahmen Vieh nimmt der Stier, unter den wilden Thieren der Löwe die erste Stelle ein, der Adler übertrifft alle Vögel an Kraft zum Fliegen, und der Mensch behauptet durch sein Geistesvermögen die Herrschaft über alle irdischen Ge- schöpfe. Wie inde sen schon die Vierzahl der Gesichter, so eignet auch sont dieVierzahl ihnen nicht wesentlich, sondern wird nur da in Anwendung gebracht, wo es sich um bestimmte Beziehungen oder Einwirkungen auf die Welt handelt; an und für sich aber gehören sie zu dem aus heiligen Engeln bestehenden vertrau- lichen Rathe Gottes und nehmen Theil an der Ver- waltung seines Reiches. —Nach einer no etwas anders gestalteten Ansicht dagegen sind sie o) hinsichtlich ihrer Bestimmung nicht, wie die eigentlichen Engel, Boten Gottes, sondern Zeu en und Träger der göttlichen Majestäh einer Maje tät, deren verschwindender S ein nur, nachdem sie bereits vorübergegangem dem ose gezeigt worden und die Hesekiel nur im symbolisirew den efichte schauen konnte. Man hat vom Stand- punkt dieser Ansicht aus, welche die Cherubim war auch für Wesen der überirdischen Schöpfung er lärt, die auf der Stufenleiter dieser Geschöpfe eine ausge- eichnete, vielleicht die höchste Stellung einnehmen (in ffenb. 4, 6 ff. erscheint Gott der Vater unmittelbar über ihnen; der Sohn in ihrer Mitte und der Geist in ihnen), und sie doch von den Engeln bestimmt unterscheidet, versucht, ihre Beziehung zn den Menschen näher darzulegen, und ist da auf den Gedanken e- kommen, ihnen unter den überirdischen Geschöpfen dieselbe Stellung anzuweisen, welche der Mensch unter den irdischen Geschöpfen einnehmen sollte, sie also zu den Herrschern im Reiche der himmlis en Geister zu machen, gleichwie der Mensch zum Herr cher über alle irdischen Wesen bestimmt ist. Vor dem Siindenfalle nun hätten sie in keiner besonderen amtli en Beziehung weder zur Erde noch zum Menschen ge tanden; viel- mehr sollte der Mensch für das Thronen Jehovcks auf Erden dasselbe sein, was der Cherub für das- Thronen Gottes im Himmel war, der Mensch sollte der Cherub der Erde, gleichwie der Cherub der Mensch des Himmels sein. Da aber veränderte der Sünden- 438 Hesekiel sall die Lage der Dinge, der Mensch mußte aus dem Paradiesevertrieben und doch das Paradies mit dem Lebensbaume bewahrt werden. Jn 1. Mof 3, 24 treten denn die Cherubim zuert auf der Erde auf; nachdem der Mensch durch die ünde ein Kind des Todes und unfähig geworden im Lande der Lebens- fülle zu wohnen, nehmen sie dessen Stelle als Inhaber der paradiesischen Kräfte ein, bis derselbe durch die Vollendung des Heils wieder in den Besitz des Para- dieses auf der erneuerten, Verklärten Erde eingesetzt wird und da den Baum des Lebens und den Strom des lebendigen Wassers wieder findet. Diese Bestim- mung der Cherubim, an Stelle des Menschen die irdische Schöpfung einstweilen zu repräsentiren, in sich den Gipfel- und Sammelpunkt aller irdisch-geschöpf- lichen Vollkommenheit darzustellen, bringt es denn mit sich, daß ihre Gestaltung eine solche ist, welche mit der Menschengestalt auch alles andere Geschöpflich- Vollkommene auf Erden in sich vereinigt, was der Mensch in seinem gefallenen Zustande nicht mehr an sich trägt; vor dem Sündenfalle war der Mench so u sagen die Quintessenz der Schöpfung, es vereinigte sich in ihm Alles, was es überhaupt an Schöpfungs- herrlichkeit Gottes hinieden giebt, nach demselben aber liegen selbst in der Thierwelt Kräfte und Fähigkeiten vor, die dem Menschen nicht in solcher Fülle und Voll- kommenheit zu Gebote stehen und die nun denen zu- ertheilt werden müssen, welche den nrbildlichen Men- schen zu vertreten haben. Auch bei der hier unter a von uns dargelegten symbolischen Auffassung der Cherubim läßt sich die Absicht der dem Propheten zu Theil gewordenen Gotteserscheinung in befriedigender Weise erklären: um den Schrecken der in V. 4 gemachten Ankündigung u vermehren, wird hierauf in V. 5 ff. zum Bewußt- sein gebracht, wie der Gott, der zum Gericht über sein Volk erscheint, der Gott der Geister alles Fleisches ist, wie alles Lebendige aus Erden in ganz unbeschränkter Weise ihm zu Gebote steht und er ganz nach seinem Willen alle Naturwesen gegen sein Volk in’s Feld führen und mit einer Behendigkeit und Schnelligkeit und einem harmonischen Ineinandergreifen wider das- selbe richten und in Bewegung setzen kann, daß alle Coalitionen mit dieser oder jener Weltmacht rein um- sonst sind. Alles geht jetzt, nachdem Gott das Maß seiner Geduld und Langmuth an dem abtrünnigen Volk erschöpft hat, auf die Rache hinaus, und da ver- mag er, wenn es sollte nöthig sein, alle lebendige Creatur zu Hilfe zu nehmen, um die Rache bis zu dem Grade, den er sich vorgesetzt hat, zu Volkskreisen, aus seiner Hand aber erretten kann niemand : wenn Er wirket, wer will es abwenden? (Jes. 43, 11). Bedeutsam ist es übrigens, daß derjenige, durch den der HErr sein Strafgericht an Jsrael ausführen wollte, der chaldäische König Nebucadnezar, in Dan. 4, 30 u. 7, 4 mit den vier Lebewesen, deren Gesichter die Cherubim hier an sich tragen, in bestimmte Beziehung gesetzt wird; wenn derselbe nun erade an Stellen, welche in gewöhnlicher Rede ausdrü en, was an unsrer Stelle im Gesicht vorgestellt wird (Jer. 25, 9 u. 27, 5 ff. , Gottes Knecht heißt, so dürften wir in diesem Gesi t vielleicht noch spezieller eine Verkörperun der zuerst hier genannten Weissa ung (Jer. 25, ZFJ erblickenx weil ihr denn meine orte nicht hören wollt, siehe, so will ich ausschicken und kommen lassen alle Völker gegen der Mitternacht, spricht der HErr, auch meinen necht, den König Nebueadnezay den König zu Babelz und will sie bringen über dies Land nnd über die, so darinnen wohnen, und über alle dies Volk, so umher- liegen, und» will sie verbannen nnd verstören und zum i, 15—23. Spott und ewiger Wüste machen.« Mit dieser Weissa- gung ließe sich dann die andere in Jes. 5, 26 ff. ver- binden, welche die Völker Nebueadnezars als ein streit- bares, kainpsbegieriges Heer darstellt, das unerbittlich und unwiderstehlich in seinen Angriffen ist und Juda und Jerusalem das Garaus macht, denn auch in F. 13 f. an unsre; Sstellehkonzjikikf die ThiexOe die Zdeit aum erwarten, a ie i re i ion als iener er göttlichen Rache erfüllen follen; ihre Mission aber ist die Ausführung der Strafdrohun des HErrn in Jer. 17, 27; U, 10 u. 14., und so ommen wir mit der symbolischeg Aiåffassung lfieiz Lebewckejsemfselgst wenn wir unter ie o en ausge ü rte no tie er inunter- gehen und eine Versinnlichung der nienschlichen Werk- zeuge des rächenden Gottes darin erblicken, zu einem klaren Verftändniß der prophetischen Vision. Es wäre eine interessante Frage, dabei näher zu erforschen, in wiefern die Chaldäer in der That als ein Jneinander von Mensch- Löwe, Stier und Adler sich betrachten lassen und inwiefern es zugleich auf sie paßt, daß das Menschengesicht»nach· Osten, das Löwengesicht nach Süden, das Stiergesicht nach Norden und das Adler- antlitz nach Westen gerichtet ist; weiter vaber läßt sich fragen, ob nicht auch in·Offenb. 4—6 die vier Thiere in egties bestiiknmten BCizezitizhuikgsttjehen zu deg Rsåsmerm den a ewer zeugen o es ei er zweiten er örung Jerusalems und des Tempels, und warum nun hier die vier Angesichter auf alle vier Thiere vertheilt und nicht alle vier Thiere wiederum eine Composition von Mensch, Löwe, Stier und Adler sind, und würde da gewiß ikiaizches wasES die Einsickåt is Gotteds tigfåe Ge- danken ör ert, iir prache ge ra twer en ·nnen. Indessen sind wsisr uns wohl bewußt, »daß eine solche Beziehung der Thiere auf die Chaldaer bei Hesekiel und auf die Römer in der Offenbarung Johannis nur die untergeordnete ist und nur insoweit berechtigt, als der Ausdruck unsrer deutschen Bibel ,,Thiere« ein Recht hat, der im prophetischen Sprachgebrauch eine Weltinacht bedeutet; wie wir aber von diesem Aus- druck zu den höheren ,,Lebewesen« aufsteigen, so muß auch die Deutung unsererVisionfauf die hohere Stufe sich erheben, von der wir vorhin ausgegangen sind, obwohl wir auch da noch aus dem Standpunkte der symbolischen Auffassung uns befinden. Wiederum aber, wie der Prophet selber» unsspäterhin die von ihm ge- schauten Lebewesen sur ein und dasselbe wie die Cherubim wird erkennen lassen, dürften auch wir aus dem Standpunkt der blos shmbolischen Auffassung nicht wollen verharren, sondern werden auf die realen Wesen in der überirdischen Welt zurückgehen müssen, welche inter dem Symbole stehen und durch dasselbe hindur scheinen, so »daß also der Gedankeninhalt des Ganzendieser ist: nicht blos die Chald·aerma»cht, gegen die man zu Jerusalem mit menschlichen Bund- ni sen und eigener Klugheit alles auszurichten hofft, sondern auch die ganz-e Schopfung, und zwar solgvohlcgiedfauf Ezden it; ihre? vortäelähnktstengäljesken, a au ie im imme in i ren o en ur e- trägern, steht zur Ausführung des Gerichts, das lder lebendige, allbeherrschende Gott beschlossen hat, ereit. 15. Als ich die Thiere [in ihre? vsorhin be- schriebenen Gestalt und Bewegung] o ahe sinkt gespannter Aufmerksamkeit sie betrachtend], siehe, da ftäiiiildd serstfjegt inEiiideinebn Gsfichiskreis gEtenlH ein a an er r e ei en vier iercn snämlich bei einem jeden derselben je ein Rad], und war [also das Ganze] anzusehen wie vier Räder Von den neben den 4 Thronen herlaufenden 4 Rädern. 439 [die stunden an der vorderen Seite der Thiere, da, wo sie das Menschenantlitz hatten V. 10]. 16. Und dieselbigeu Räder waren [ihrem Aussehen nach] wie ein Türkis [goldglänzender Chrysolith 2. Mos. 28, 20], und waren alle vier fihrer Bildung oder Gestaltung nach] eins wie das andere, und sie waren sdiese Gestaltung, wo- durch sie von gewöhnlichen Rädern sich unterfchei- den, noch näher zu bezeichnen] anzusehen, als wäre ein Rad im andern sein jedes bestund also aus 2 Rädern, welche einander rechtwinklig durchschnitten, und war in Kreuzform gebildet] 17. Wenn sie gehen sollten, konnten sie [daher] in alle ihre vier Orte [welche mittelst der 4 Hälften zu Stande kamen] gehen [nach Ost oder West, Süd oder Nord] und durften sich nicht [eben weil es Doppelräder waren] herum lenken, wenn sie gingen [wie das bei gewöhnlichen Rädern der Fall ist, die zwar nach den zwei einander entgegengesetzten Himmelsrichtungen sich durch Vor- oder Rückwärts- bewegung drehen können, behufs der Richtung nach den beiden andern Himmelsgegenden aber sich erst herumlenken müssen] 18. Jhre Felgen nnd [deren] Höhe soder die Bogenweite, welche dieselben vermöge der außer- ordentlich langen Speichen einnahmen] waren schreck- lich [machten einen imposanten Eindruck]; Und ihre Felgen sum von diesen noch etwas Wunderbareres zu sagen] waren voller Augen um nnd um [nach ihrer ganzen Ausdehnung in die Länge und Breite, und zwar war dies der Fall] an allen vier Rädern. 19. Und wenn die Thiere sbei den Evolutio- neu, von denen in V. 9 u. 12 die Rede war] gingen, so gingen die Räder sden Bewegungen derselben nach Ost oder Süd, nach West oder Nord genau entsprechend] auch neben ihnen; und [ebenso, was die Bewegung in vertikaler Richtung betrifft] wenn die Thiere sich von der Erde empor huben, so huben sich die Räder auch empor [so wenig waren sie von ihrem eigenen Willen abhängig und so ganz an die nämliche Macht gebunden, von welcher auch die Thiere getrieben wurden V. 12]. 20. Wo [aiso] der Wind hinging, da gingen sie auch hin [gleichwie die Thiere, und folgten so von selber den Bewegungen derselben, ohne daß diese sie hätten zu lenken brauchen]; Und die Räder huben sich neben ihnen [mit den Thieren zugleich, ohne von diesen gehoben zu werden] empor, denn es war ein lebendiger Wind [der nämliche Wind oder Geist, der in den Lebewesen sich regte, auch] in den Rädern [und brachte vollständige Harmonie in allem, was von beiden Theilen geschah, zu Stande] 21. Wenn sie [besser: jene, die Lebewesen oder Thiere] gingen, so gingen diese [die Räder] auch; wenn sie [jene] stunden, so stunden diese auch; und wenn sie ljenel sich emporhuben von der Erde, sc; huben sich auch [wie in V. 19 ge- sagt] die Rader neben ihnen empor; denn es war sum das in V. 20 Bemerkte nochmals zu wieder- holen] ein lebendiger Wind [der in den Lebewesen oder Thieren sich regte, auch] in den Rädern. Schon in Sir. 49, 10 wird mit unserm Geficht die Vorstellung verbunden, daß die Cherubim gleich- fam den Thronwagen bilden, auf welchem Gott sitzt und einherfährt, und dienen dafür die Stellen: Pf. 18, 1t u. 1. Thron. 29, 18 zur biblischen Grund- lage; in neuerer Zeit hat denn H o fmann die Cherubim für Wesen erklärt, welche für den in der Welt gegen- wärtigen und erscheinenden überweltlichen Gott etwas Aehnliches sind, wie der Wagen für den daraus Ein- herfahrenden, für die Träger der Weltgegenwart Gottes, durch welche er sein ewiges Sein zum Sein für die Welt vermittelt. Es hat da nichts Vefremdliches wenn zu diesem Gefahr oder Thronwagen hier auch Räder hinzukommen; für ihre Gestaltung als Doppelräder darf man freilich die physifche Möglichkeit nicht in Betracht ziehen, und ebenso ist es eine ungehörige Frage, in welcher Weise die Räder mit den Cherubim verbunden waren. ,,Alles ist leicht und lustig zu denken; wir haben ein hingehau tes Gedankenbild vor uns, viel zu ätherisch, als da die Malerei oder gar die Seulptur sich seiner bemächtigen dürfte Ezengstenber ); der Prophet schaut im Geiste für den Geist, a er nicht für das Au e« (Umbreit). Sind nun für die symbolische Auffassung, wie sie in V. 14 näher dar- gelegt worden, die Cherubim eine Repräsentation alles Lebendigen aus Erden, ein Inbegriff der Naturw esen, so kommen mit den Rädern die Naturkräfte hinzu, deren Wucht und Energie in der Schrecklichkeit der Felgen und ihrer Bogenweite und deren Herrlichkeit sich in dem Edelsteine darstellt, dessen Aussehen sie an sich tragen; daß sie voller Augen sind um und um, deutet darauf, daß die Naturkräfte nicht blind wirken, sondern von der Vorse ung Gottes geleitet werden, und wenn nun ein und erfelbe Wind die Thiere wie die Räder bewegt, so prägt sich darin der Gedanke aus, daß Ein heiliger Gotteswille in beiden wirksam ist, in den Naturwefen oder lebendigen Creaturen sowohl wie in den s einbar todten Naturkrästem so daß sie harmonisch au das nämliche Ziel hingehen, aus die Verwirklichung des göttlichen Strafverhäng- nisses Schwebte as in V. 4——14 Geschaute noch geradezu zwischen Himmel und Erde, so hat die weitere Entfaltung des Gesichts in V. 15——21 bereits die Ver- bindung mit der Erde lgergestellh was daher inV.22——28 folgt, stellt jetzt auch ie Verbindung mit dem Himmel her, es ist das der Gipfelpunkt der ganzen Gottes- erscheinung. 22. Oben aber uber den Thieren [nicht aber etwa auf ihren Häuptern unmittelbar aufliegend, sondern über denselben frei schwebend] war essgleich gestaltet, wie der Himmel [war »etwas wie das Himmelsgewölbh eine diesem ähnliche Wölbung] als ein Krhstall [von eben so wasserheller Durch: sichtigkeit wie dieser Ofsenb. 4, 6], schrecklich [m seiner, die Augen blendenden Klarheit »und Majestät anzuschauens gerade oben uber ihnen sden Thieren, wie ihre Deckung] ausgebreitet; » 23. Daß unter [der] dem Himmel sähnlichen Wölbung] ihre [nach oben gestreckteUJ Fluge! Ein 440 der V. 9 u. tlangegebenen Weise] einer stracks gegen den andern stund, und eines jeglichen Leib bedecktcn [nach vorn und hinten, wie ebenfalls in F; 11 schon angedeutet] zween [nach unten gesenkte] ugel. 24. Und ich hörete die snach oben gerichteten] Flügel [womit einer an den andern rühren] ranschem wie große Wasser [als könnten sie voll Ungeduld den Augenblick nicht erwarten, wo die chaldäischen Kriegshorden ihre Mission Jes. 17, 12 f. nun ersüllen sollten], und tvie ein Getöne des All- nnichtigen [in dem lang hin hallenden Donner Offevb l9, 6], wenn sie gingen, nnd wie ein Getümmel in einem Heer [das unter Feldgesclsrei heranrückt Jer. 11, 16]. Wenn sie aber stille stunden [welcher Fall denn auch immer wieder eintrat, so daß sie nicht in beständiger Bewegung begriffen waren], so ließen sie die Flügel nieder. 25. Und wenn sie stille stunden und [dem- gemäß, wie aus dem eben Gesagten sich ergiebt] die Flügel niederließen, so donnerte es im Himmel oben über ihnen [woraus sich denn merken ließ, daß, wie vorhin der Wind sie in Bewegung ge- setzt V. 12, so jetzt die Stimme des Allrnächtigen sie zur Ruhe verwiesen hatte, dessen Befehlswort sie mit dem gleichzeitigen Senken der Flügel in Demuth ehren wollten]. 26. Und über dem Himmel, so [nach V. 221 oben über ihnen war, war es gestaltet, wie ein Saphir, gleichwie ein Stuhl [war, anzusehen wie Saphir von himmelblauer Farbe 2. Mos. 28, 18; Hiob 28, 6., die Gestalt eines Stuhles oder Thrones 2. Mos 24, 10J; und auf demselbigen Stahl saß einer, wie ein Mensch gestaltet sden HErrn selber vergegenwärtigend Date. 7, 13]. 27. Und ich sahe [mir die Erscheinung näher betrachtend],"und es war süber derselben] wie licht- helle [als wäre ein feuriger Lichtglanz wie Gliiherz V. 4 darüber ausgegossen], und inwendig [d. i. innerhalb des Stuhls] war es gestaltet wie ein Feuer um und um. Von seinen [dessen, der auf dem Stuhle saß] Lenden [näm1ich] über sich und Unter sich ssowohl vom Oberkörper nach aufwärts als vom Unterkörper nach abwärts] sah ich’s wie Feuer glänzen um und um svon welchem Feuer dann eine Lichtfiille rings um ihn her ausging] 28. Gleichwie der Regenbogen siehet ssich aus- nimmt] in den Wolken, wenn es geregnet hat sund die Strahlen der wieder hervorbrechenden Sonne auf der abziehenden Wolkennacht in farbi- gem Glanze sich brechen] also glänzte es sum den Thronenderq um und um. Dies swas in V. 27 u. 28 gesagt] war das Ansehen der Herrlichkeit des HErtn swie sie in dem Gesicht sich-mir darstellte]. . Bemerkenswerth ist, wie der Prophet in den drei lehren Versen, wo es um den HErrn sich handelt, Hesekiel 1, 24-—28. 2, 1. 2. das nur Aehnliche lediglich Bildliche so stark betont. Die Herrlichkeitserscheinung Gottes selber reicht über all seine Herrlichkeit in der Kreatur und seine bevor- stehende Verrherrlichung aus Erden noch überschwäng- lich hinaus. (Schröder.) Hesekiel unterläßt nicht, gerade bei dem Höchsten in der Erscheinung recht häufig darauf hinzuweisen, daß die Bilder, welche er chaut, dem Gegenstande nicht völlig entsprechem son- dern ihn nur, soweit es angeht, dem menschlichen Verständnis; nasläe bringen sollen; thäte er das uicht, so würde er in iderstreit gerathen mit dem Gebot: ,,du sollst dir kein Bild noch irgend ein Gleichniß machen«, welches gegen Darstellungen des Göttlichen gerichtet ist, die den Anspruch darauf machen, der Wirkli keit zu entsprechen, die Fülle des Gegenstandes R: ers öpsen und ihn zu vertreten, wovon dann die nbetung die unmittelbare Folge ist. (Hengstenberg.) Von Norden her erscheint dem Propheten das Gesicht, aber im Regenbogen entschwindet es ihm; denn Ge- richt und Untergang zuerst, aber Gnade und ewige Rettung darnach soll er weissagen. (Kliefoth.) Die göttlichen Gerichte, so streng sie auch sein werden, werden doch nicht das Gedächtniß des Bandes, ge- schlossen mit Abraham, Jsaak und Jakob, austilgem (Grotius.) Die Feuerwolke wandelt sich durch den Sonnenglanz um den Thronenden in eine Trägerin des Friedens- nnd Bundesbogens des Gnadenzeichens nach und aus dem Gericht; hiermit bricht Evangelium und Christus hindurch, wie verschieden auch die Aus- legung den Buchstaben deuten mag. (Schröder.) Das Gesicht stellt nun aber zumeist dem Propheten den Charakter der nächsten Zukunft des Volkes Gottes vor Augen; es weist darauf hin, daß dies Volk, welches eben sich süßen Träumen überließ und wie einst die It) Stämme in thörichter Verblendung und mit völliger Verkennung der Zeichen der Zeit sprach (Jes. 9, 10): ,,Ziekgelsteine sind gefallen, aber wir wollen es mit Wer stücken wieder bauen; man hat Maulbeerbäume abgehauen, so wollen wir Cedern an die Stätte setzen«, am Vorabende eines schweren Gerichts steht. Damit war ihm schon im Allgemeinen der Charakter seiner Mission bezeichnet; er sollte die Jllusionen zerstören, sollte das Gericht ankündigen, sowie als strenger Buß- prediger austreten. » Auch die großen Schwierigkeiten, die er zu bestehen Hatte, lagen in dem Gesicht schon eingeschlossem das olk, das dem schweren göttlichen Gericht verfallen ist, kann den Diener Gottes nicht willig aufnehmen, die Predigt der Buße muß bei den Unbußfertigen Erbitterung hervorrufen. Was aus der Vision schon abgenommen werden konnte, das wird nun nachstehend im Worte ausdrücklich hervorgehobetr (Hengstenberg.) III· d. 281)—Kap. Z, It. vor der furchtbaren Offen- barung der Herrlichleeit des thGrrin wie sie nach dem im vorigen Abschnitt ttlitgetheilteu ihm zu Theil ward, fällt der prophet im Gefühl seiner Ohnmacht nnd Sünd· haftigteeit auf die Erde; dar-h die Stimme Gottes; wieder aufgerichtet, vernimmt er hierauf das wart seiner Be— enfnng Es beginnt damit, daß der Hure ihm dag volle schildert, zu dem er ihn sendc, um ihn mit der schwierig— keit dieser Sendung vertraut zu machen, aber auch zur Angrichtung derselben zu crmnthigen; darnach wird rr zur Führung seines Kmtg durch Eingebung des zu ver— teündigenden Gottes-worin ausgerüstet, zugleich aber, da er es mit einem ungehorsamen Hause, mit einein Volke non harten Stirnen nnd Verstockten Herzen zu thun hat, mit einer so nie! härteren Stirn» begabt, alg Vemant härter ist denn Kieselsteim nnd nun in seinen Berufe« breit: mit einer nothmatigen lenrzen Zusammenfassung Die Herrlichkeit des HErrn wird dem Hesekiel offenbart. 441 seiner Instruktion entlassen. Mit dem, wag dieser III. Jllisihnitt im Zusammenhang mit dem vorangehenden IL uns oorgeführi hat, sind denn zwei von den im l. Abschnitt dem Heseliiel in Jlngsicht gestellten drei Stücken erledigt: es hat s1kl1«nachk.ap. 1,1 der Himmel über ihm aufgethan uud Gott hat ihm Gesichte gezeigt Man. l, 4—28), und rg ist nach Kap- 1, 3 des tijcbrrn Wort zn ihm geschehen Man. l, Eli-Z, 11); ro eriilirigt nur noch das dritte Stätte, daß naih Kein. l, Z des ihErcu Hand über ihn komme, was wir hernach in! IV. Abschnitt sikh erfüllen sehen. 28b. Und da ich’s gesehen hatte fienes An: sehen der Herrlichkeit des HErrn, wie es in V. 26 ff. sich mir darstellteL ftel ich serschrocken als ein fündiger Mensch Jef. 6, 5] auf mein Angesicht kzur Erde], and hörete [jetzt] einen reden sdessen Stimme mir galt]. Im Sünder ist kein Vermö en vor Gott stehen zu können und vor desselbigen icht und Herrlichkeih wenn er nicht durch den Geist Gottes es vermag. (Coccejus.) Das L. Kapitel. Hesekieks Jzeruf zum Propheten. 1. Und er sder da redete, nämlich der auf dem Stuhl saß Kap. I, W] fprach zn mir: Du Menschenkind, tritt [wi»e ich hiermit dich dazu er- mächtige] auf deine Fuße, so will ich sfiir einen bestimmten Zweck] mit dir reden [Dan. 10, 9 sf.; Offenb 1, 17 ff.]. » 2. Und da er so mit mir redete, ward ich wieder erquickt [durch den Geist, den er dabei in mich ergoß, zu neuer Lebenskraft erhoben) »und trat sseinem Besehlswort gehorsam] auf meine Fuße, nnd horete [nun auch befähigt, göttliche Offen- barung zu vernehmen] dem zu, der mit mir redete. Die Anrede Menschenkind ist eine so stehende bei Hesekieh daß sie mehr als 80 Mal bei ihm vor- kommt und als eine Eigentgümlichkeit seiner Meissn- gungen angesehen werden mu ; außerdem aber kommt sie nur noch einmal in Dan. 8, 17 vor. Was nun Zlat sie für eine Bedeutung? denn daß sie in besonderer bsicht und Beziehung vom HErrn gewählt worden, kann bei ihrer beständigen Wiederkehr keinen Augen- blick zweifelhaft sein. Die Ansichten der Ausleger gehen da nach 2 Seiten auseinander, unterscheiden sich aber auch dann wieder im Einzelnen; der eine Haupt- theil erblickt darin ein Wort zur Demüthi ung und Beugung, der andere ein Wort zur Erhe ung und Stärkung. Jn Betreff der ersten Klasse er- wähnen wir zunächst des Hieronymus Meinung: ,,Hesekiel und Daniel, weil sie oft unter Engeln sich erblicken, damit sie nicht im Stolz sich überheben und sich engelische Würde oder Natur zuschreiben, werden ihrer Hinfälli keit erinnert und Menschenkinder ge- nannt, aus daß sie wissen, daß sie nur Menschen sind«; sie erweit sich schon dadurch als eine völlig versehlte, daß die ezeichnung gerade in« einem solchen Augen- blick gebraucht wird, wo Daniel sowohl wie Hesekiel in tiefster Beugung des Herzens auf ihrem Angesicht daliegen und der Aufrichtun und Stärkung bedürfen, und wenn man, um jene nsicht dennoch zu frühen, neuerdings behauptet hat, daß besonders Hesekieks kräftige und gewaltsame Natur eine stete Hinweisung auf das, was sie von sich selber sei, schwach und hin- fällig, sündhaft und gebrechlich, bedurft habe, so ist einestheils die Annahme einer sol en Natur bei unserm Propheten eine bloße Voraus etzung, die sich mit nichts begründen läßt, und anderntheils die Be- deutung der Anrede für Daniel außer Betracht ge- lassen. Aber auch das trifft nicht recht zum Ziele, daß Hesekiel darum wiederholt an seine menschliche Schwäche erinnert werde, um ihn, der gleichwohl so hoher Offenbarung gewürdigt ward, daß ihm nicht blos, wie andern Propheten, Gottes Wort durch innere Ein- sprache des göttlichen Geistes, sondern zumeist in Visionen oder Gesichten zu Theil wurde recht lebendig in dem Bewußtsein zu erhalten, wie Gottes Kraft in den Schwachen mächtig sei und gewißlich auch das machtlos unter dem Druck der Heiden jetzt liegende Israel aus seinem Elend erlösen und wieder aufrich- ten könne; wir müssen vielmehr der andern Klasse der Ausleger uns zuwenden, welche als Absicht der Bezeichnung die Erhebung und Stärkung des Propheten erkennen und die Bezeichnung selber in Verbindung setzen mit der so häufigen Selbstbezeichnung Christi: ,,des Menschen Sohn«, welche ebenfalls mehr als 80 Mal im Neuen Fest. vorkommt (Matth. 16, 16 Anm.). Hören wir da zunächst, wie Hengstenberg si er- klärt: »Die Schwierigkeit in der Mission des He ekiel bestand darin, daß er als Menschenkind zu Menschen- kindern gesandt wurde, womit eine Menge wohlfeiler Einreden gegeben war: was weißt du, das wir nicht wissen, du kochst auch mit Wasser u. s. w.; die Anrede als Menschensohn räumt diese Schwierigkeit ein, es wird dann aber darauf hingewiesen, daß hinter« dem Menschensohn ein Anderer steht, der alles besitzt, was dem Menschensohne fehlt (V. 4: »So spricht der HEN- HErr«), so daß er nicht verzagen nnd niemand seinem Worte widerstreben oder sich an ihm vergreifen darf. Wenn so die Bezeichnung aufgefaßt wird, so tritt sie in die so nothwendige Verbindung mit dem Menschen- sohne als Selbstbezeichnung Christi, die vorzugsweise in Aussprüchen vorkommt, die seine Verkennung, Niedrigkeit und Leiden betreffen; auch da wird ein- geräumt, was vor Augen liegt, zugleich aber hinge- deutet auf den göttlichen Hintergrund seiner Erschei- nung. Jn Dan. 7, 13 heißt es von Christo: »und siehe, auf den Wolken des Himmels kam einer wie ein Menschensohn« —» ein Menschensohn und doch nicht ein Mensehz dies ,,wie ein Menschensohn« gilt in ge- wissem Sinne auch von Hesekiel. Er hat nicht wie der Messias neben der menschlichen eine göttliche Na- tur, aber-es giebt doch auch bei ihm, wie bei jedem wahrhaftigen Diener Gottes, neben der menschlicheu Seite seiner Existenz eine göttliche: er ist Engel des HErrn der Heerschaaren (Hagg. 1, 13); wer ihn hört, der hört Gott, und wer ihn ver.jchmäht. wird Gottes Gericht empfangen-« Jndefsen »cheint uns diese Be- trachtungsweise noch zu allgemein gehalten, sie paßt auf den einen Propheten so gut wie auf den andern und sieht ganz· davon» ab, warum speziell und fast ausschließlich die Bezeichnung dem Hesekiel zugetheilt wird, und diesem dann in derselben Häufigkeit wie Christo die feine; offenbar muß da an unserm Propheten etwas sein, das ihn in einer gewissen Be- ziehung zu einem Vorbild Christi» macht. Wir treten der Sache nä er, wenn wir Kliefoth’s Auslassung vernehmen: »Hu dem Gottesgesicht (Kap. 1, AS) war Gott dem Hesekiel »in Menschengeftalt erschienen; wir sehen auch, daß dieses Gottes esicht nicht blos auf seine Berufung Bezug hat, son ern daß es sich ihm merklich zu machen) 442 Hesekiel Z, 3—10. 3, 1——"3. an den entscheidendsten Punkten seines prophetischen Berufs wiederholt, so daß man sagen kann, alle prophetischen Worte Hesekiels kamen ihm von diesen ihm immer in derselben Form zu Theil werdenden Gottesgesichten her. Mit diesem Umstande aber, daß Gott dem Hefekiel, um ihm seine zu verkündenden Worte zu geben, immer in Menschen estalt erscheint, hängt auch dieser andere zusammen, da? er ihn immer als Menschenkind, immer den Menschen in ihm an- redet: Gott redet mit ihm, wie ein Mann mit seinem Freunde redet. Gott spricht als Mensch zum Men- schen mit ihm (vgl. 2. Mos. 33, 11; 4. M. 12, 8 und die Bem. zu Kap. 1, 3). So gefaßt ist dann allerdings auch dieser Gebrauch des Ausdrucks ,,Men- schensohn« vorbildlich und bezeichnend für den Ge- brauch, den der HErr für sich von diesem Ausdrucke macht« Dem haben wir zweierlei hinzuzufügen: 1) da, wo Christus zum ersten Mal sich als des Menschen Sohn bezeichnet (Joh. l, 5l)», thut er diesim Zusammenfshange mit einem Wort, darin er den Him- mel für o en erklärt imd einen beständigen Verkehr zwischen ihm und der Himmelswelt von sich aussagt, offenbar also hängt auch die Anrede an Hesekiel (Luther hat absichtlich hier ,,Menschenkind« übersetzt, um den Unterschied zwischen dem Typus und Gegentypus be- mit dem Himmelsgesichr das er so eben gehabt hat, zusammen; Z) in D»an. 8, 17 hat der dort mit »Menschenkind« von dem Engel Gabriel angeredete Prophet ebenfalls einen unmittelbaren Verkehr mit der Himmels-Welt, denn es ist des Sohnes Gottes Menschenstimme, die dem Engel den Auftrag giebt zu dem, was er redet, und nun ist Daniel ge- wissermaßen im Verhältniß zu dem alttestamentlichen Antichrist, über den er eine Offenbarung empfängt, das, was Christus, des Menschen Sohn, ·im Verhält- nis: zu dem Antichrist der letzten Zeit ist, er wird darum mit jenem Ausdruck be eichner Gut bemerkt Umbreit zu unsrer Stelle: » s liegt ein tiefer Sinn in diesem erweckenden Wort des HErrn; zuerst fällt die Kreatur ,vor der Unendlichkeit des Schöpfers fchweigend nieder — das ist die Demuth, Grund und Wurzel alles religiösen«Wesens, — aber dumpf soll der nicht liegen bleiben in stummer Anbetung, dem er hat wenig fehlen lassen, daß er Gott, den er mit Herrlichkeit und Pracht gekrönet (Ps. 8, 6); auf seine Füße soll er treten, daß er das Gotteswort vernehme- Aber freilich, selbst kann er sich nicht stellen auf eine Füße, der Geist muß ihn aufheben zum Geiste, soll er die Rede Gottes verstehen-« Und nun Coceeius (Johcinnes Koch): »Der Vorgang ist ein Gleichniß der Wiedergeburtz wenn» uns Gott aufstehen heißt aus dem. Tode, darin wir liegen CSGphes. 2, 1. 5; 5, 14), so giebt er zugleich seinen eist in uns, der· uns lebendig macht und aufrichtet, und desgleichen ist es mit der Stärkung in allem Guten, — wir sollen unsere Pflicht thun, und Er macht, daß wir dieselbige thun können«(Phil. 2, 13).« 3. Und er [V. 1] sprach zu mir: Du Men- schenkind, ich sende dich zu deii Kindern Israel [den Nachkommen des Glaubensmannes, der im Gebete mit Gott kämpfte und obsiegte l.Mos. 32, 28., die aber nichts weniger als ein Israel auch nach dem Geist» sind], zu dem abtrunnigen Volk, so von mir abtrunnig [und zu einem Mischmasch alles Heidenthumsj worden sind sindem die Gottesdienste und Sitten aller Heidenvölker zumal sich bei ihnen abspiegeln]. Sie sammt ihren Batern haben bis auf den heutigen Tag wider mich gethan lsich auf- gelehnt Jes. 1, 4]. 4. Aber sfreilich auf eine Frucht deiner Sen- dung, auf einen Erfolg deiner Predigt darfst di: bei solcher ihrer Herzensbeschaffenheit nicht rechnen; denn] die Kinder, zu welchen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen [Jes. 48, 4; Jet 5, 3; Aposia 7, 51]. Zu denen sollst du swenn du nun mein Wort ihnen verkündigen wirst[ sagen: So spricht der HErwHEtr [und dich damit ausdrücklich als einen Gesandten des Gottes, der ihr Gott, der HErr ist Jes. 7, 7; 25, 8; 33, 15., aukiindigens 5. Sie gehorchen [denn, indem sie dein Wort im Glauben annehmen und darnach sich richten] oder lassen’s [darauf soll es dir in Betreff des Entschlusses, meine Sendung auch wirklich aus: zurichteiy nicht ankommen, daß du etwa im Fall ihres Ungehorsams deines Amtes dich wolltest für enthoben ansehen —- ini Gegentheil sollst du gleich von Haus ans für diesen Fall dich einrichten und dennoch gehen, wohin ich dich sende]. Es ist wohl ein ungehorsam Haus seine obstinate, widerspenstige Gesellschaftk dennoch sollen sie wissen, daß ein Propbet unter ihnen [gewesen] ist swenn hernach alles so einirisfh wie ich dich habe voraus bezeugen lassen]. Ob der Prophet Zuhörer findet oder nicht, so ist do sein »So sagt der HErr Jehova« Thatsache; sie wif en durch dieses Zeugniß, das unter ihnen erscholl, wenn sie auch weiter nichts hören mögen, daß ein Prophet unter ihnen gewesen. Gott hat damit sich selber genügt: Joh. 15, (Schröder.) Jn Jehova und seinem Bundesver ältniß zu Jsrael liegt die Nothwendigkeit seiner O enbarung; sein Zeugniß, die Kunde von ihm muß in Israel vernommen werden. So will Jehova selbst nicht blos die Bekehrung, son- dern auch die Verstockung des Volkes (Jes. 6, 9 ff.), so- fern er zunächst nur will die Predigt von sich; so streng daher einerseits die prop etische Verkündigung auf den Willen Gottes zurückge ührt werden muß, als ein Ausfluß und Abdruck desselben anzusehen ist, so nicht minder die Wirkung derselben — das Hören und Nichthören derselben ist gleichfalls Gottes Wille, da er sonst sein Wort selbst zurückhalten müßte. (Hävernick.) b. Und du Menschenkind, sollst dich vor ihnen [wenn sie dich sauer ansehen oder widerwillig dir den Rücken kehren] nicht fürchten, noch vor ihren Worten swomit sie dir drohen oder dich schmähen und verlåstern] fiitchtetu Es sind wohl sindem du in ihrer Gesellschafe lebst und da natürlich auch ihre Art und Weise an dir erfährst] widerspenstige- [oder fperrigeJ und staihliche Dornen bei dir, und du ivohnest unter [ihnen, als unter] den Scorpio- nen [die da hauen und schmerzlich verwunden Offenb. 9, 5; b. Mos. 8, 15 Aiim.]; aber du sollst [gleichwohl] dich nicht fürchten vor ihren Worten, noch vor ihrem Angesicht dich enisetzenz ob sie wohl ein ungehorsam Hans sind [und in Hesekiels iprophetische Jnstruction ihrer Genossenschaft zu stehen ein schweres Loos und bedrohlicher Stand ist Sir. 26, 10]; J. Sondern du sollst ihnen mein Wort lwelches immer ich dir in den Mund legen werde] sagen, sie gehorchen oder lassen’s snnd an dem Lassen wird’s denn bei ihnen nicht fehlen]; denn es ist ein ungehorsam Volk [ja die Widerspenstigkeit in leibhaftiger Wirklichkeits Furcht ist ein Wort, das in keine Vokation eines Predigers hineingehöry aber auch nicht Menschen- gefälligkeih die oft nur eine andere Form der Furcht ist. (Schröder.) 8. Aber du Menschenkind [der du das gerade Gegentheil von ihnen in deinem Verhalten gegen mich zu sein berufen bist], höre du, was ich dir sage, und sei nicht ungehorsam sbei dem, was ich ietzt oon dir oerlange], wie das ungehorsame Haus [Jsral widerspenstig gegen alle meine Gebote und Forderungen] ist. Thue deinen Mund auf sdas ist jetztmein Befehl an dichl, und iß, was ich dir geben werde sso wunderlich und seltsam solche Speise dir auch vorkommen mag] s 9. Und ich sahe snoch immer im Zustand der EntzückungL und siehe, da war eine Hand gegen mir [mir gerade gegenüber] ausgereift, die hatte [in ihr] einen zusammengelegten Brief snach dem Grundtext: eine Buchrolle Ofsenb. 10, 2. 8 ff.]. 10. Den breitete sie aus vor mir sindem sie die Rolle auseinander wickelte, damit ich erst sehen könne, was darauf geschrieben stünde], under war beschrieben auswendig und inwendig ssowohl auf der Rück: als auch auf der Jnnenseite, während sonst nur diese beschrieben zu werden pflegte, aber hier vermochte die Jnnenseite den Jnhalt nicht allein zu fassen und hatte deshab auch die Rückseite gebraucht werden müssen Offb. 5, 1]; und stund drinnen sauf beiden Seiten der Rollej geschrieben Klage, Ach nnd Wehe [darauf lief der gesammte Jnhalt hinaus]. Kurs. Z, B. 1. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind iß, was [in dieser meiner sich nach dir ausstreckenden Hand] vor dir ist, nämlich diesen Brief [den du seinem Hauptinhalte nach nun kennst]; und gehe [dann, wenn du ihn in deinen Leib aufgenommen und deinen Vauch damit ge- füllt hastJ hin und predige dem Hause Israel swas der Brief besagt] Z. Da salsbald dem Befehle gehorchend] that ich meinen Mund auf, und er gab mit den Brief [nicht in leiblicher Wirklichkeih sondern mittels eines visionären Vorgangs, wie ihn freilich solche, die dergleichen nie erfahren haben, sich nicht vorstellen können, der in seiner sinnbildlichen Bedeutung aber gar wohl zu verstehen ist] zu essen, 3. Und sprach zu mir: Du Menschenkind, dn mußt diesen Brief, den ich dir shiermit in den Mund] gebe, in deinen Leib essen sdaß er da, 443 hinein gehe], nnd deinen Bauch damit füllen sdaß er zu Kraft und Saft für dich werde]. Da snach dem ersten Gehorsam des Mundaufthuns V. 2 nun auch zu dem andern Kap. 2, 9 mich ver: stehend] aß ich ihn sden BriefL und er war in meinem Munde so süß als Honig. Bei Gott kommt einem vieles wunderlich vor; was ißt dagegen ein Mensch nicht alles in seinen fleischlichen Gelüsten, und wie viele nichtsnutzige Bitcher werden mitHeißhunger verfchlungenl (Schröder.) Der Prophet soll ein Anderer sein wie die, zu denen er gesandt wird: volle Hingebung, ganzer Gehorsam gegen den Willen Gottes! er soll nur seinen Mund aufthun und die Speise nehmen, die des Höchsten Hand ihm reicht. Wir haben diese Rolle, die ihm als Kost geboten wird, jetzt in seinem prophetischen Buche geschrieben vor uns, voll Jammer und voll Weheruf über das Verderben seines Volkes; das Wort, das er zu ihm zu reden von Gott empfangen, ist kein von Ihm erfundenes, der HErr hat es ihm eingegebem es ist nicht äußerlich vernommen, sondern innerlich er- fahren. Aber daß dieses Wort auch wieder so ganz aus seinem menschlichen Wesen hervorgegangen, wie könnte dieses treffender bezeichnet sein, als daß es der Prophet wie eine Speise in sich aufgenommen und sich zu eigen gemacht habe? Hier haben wir den rechten Ausdruck zur Beurtheilung und Würdigung der wahren Eingebung: es bleibt das Göttliche nicht als ein Fremdes in dem Menschen, es wird zu seinem eigensten Gefühl, durchdringt ihn ganz, wie sich die Speise in seine Leiblichkeit verwandelt; und das ge- schriebene Buch des Sehers trägt ganz den Stempel göttlich-menschlicher Durchdrungenheit (Umbreit.) ,,Jß, was vor dir ist«: es gilt auch in Bezug auf die gött- liche Offenbarung, was der HErr zu feinen Jüngern in Bezug auf die gewöhnliche Speise sagt (Luk. 10,8): ,,esfet was euch wird vorgetragen«; die wählerifche Stellung, die an Stelle der Losung »was ich finde« die fetzt »was ich mag«, ist vom Uebel. (Hengstenberg.) Ohne diese Rolle gegessen zu haben, sollte niemand predigen gehen. (Berleb. Bib.) Unmöglich konnte Gott hier chon dem Propheten alle einzelnen, von ihm im Laufe seines Prophetenlebens zu verkündenden Gottesworte ausfükrlich sagen· gleichwohl soll er hier schon substantiell ha en, was er ernerhin einzeln verkün- den soll, so wird ihm sdie Uebergabe des Jnhalts seiner Sendung in der eigenthümlichen Form vermittelt, daß er eine ihres reichen Inhalts wegen vorn und hinten beschriebene Buchrolle, auf wel er alles von ihm zu Verkündende geschrieben steht un deren Jnhalt Kla e Seufzen und Wege ist, auf Gottes Befehl essen mu · So hat er nun i ren Jnhalt in sich, er bekommt zu Einem Male den ganzen Jnhalt seiner prophetifchen Verkündigungen als inneres Vesitzthumx das schließt aber nicht aus, daß er ernach zu jedem einzelnen Akte seines prophetischen edens und Wirkens immer einer besonderen göttlichen Erweckung bedarf, die ihn aus-reden läßt, was er in sich hat. (Kliefoth.) Als das Wort des lebendigen Gottes, welches als solches süß wie Honig und Honigseim (Ps. 19, 11), wenn es auch des schmerzlichsten Jnhalts wäre, ist auch dem Hesekiel die Buchrolle in seinem Munde so süß als Honig (Jer. 15, 16). Es ist unendlich süß und lieb- lich, das Organ und der Sprecher des Allerhöchsten zu sein; dann kommt aber auch die Beschaffenheit der Worte selbst in Betracht, denn auch die fchmerzlichsten göttlichen Wahrheiten haben für den geistlich gesinnten Menfchen eine erfreuliche und erquickende Seite. Die 444 Hesekiel Z, 4——13. Verkündigung des Gerichts , auch wenn es uns selbst trifft, führt uns ein in die Tiefen der åöttlichen Ge- rechtigkeit und giebt uns also eine peise für die Seele; und dann ist ja hinter dem Gericht die Gnade verborgen, jenseits der Wolke winkt der Regenbogen (Hengstenberg.) 4. Und er [nachdem er so den Jnhalt mei- ner Sendung mir eingegeben und eingeleibt hatte] sprach zu mir [an den Ort derselben, wie er schon in Kap. 2, 3—7 bestimmt war, mit besonderer Ausrüsiung zur Ueberivindung aller Furcht mich jetzt auch entlassendjx Du Menschenkind, gehe [nun, da an dir selber, was meinem Auftrag widerstreben könnte, mit dem Vorgang Kap. 2, 8 — B, 3 überwunden und dir mein Wort so süß wie Honig geworden ist] hin zum Hause Israel sfür welches ich dich zum Propheten gesetzt habe] nnd predigt ihnen mein Wort. i Z. lAeußere Schwierigkeiteu wirst du da« nicht erst zu überwinden haben] Denn ich seiide dich ja nicht [wie es bei einer Mission an irgend welches Heidenvolk der Fall sein würde] zum Volk, das [im Verhältnis; zu dir] eine fremde Rede und unbekannte Sprache habe [so daß es längere Zeit dauern würde, ehe du ihnen schon äußerlich dich ver- ständlich machen könntest, wozu dann noch käme, daß die fremde Rede und unbekannte Sprache auch wenig zum Ausdruck solcher Gedanken, wie du sie mitzutheilen hättest, geeignet wäre, weil bisher nur im Dienste irdischer Interessen und ungöttlicher Be: strebungen verwendet], sondern zum Hause Israel [dessen Sprache deine eigene Muttersprache und das an mein Wort von jeher gewöhnt ist, um dich ohne weitere Umstände sofort auch zu verstehen, wenn du zu ihm redest]; is. Ja freilich nicht [was deine Mission in « dieser Hinsicht noch viel mehr erschweren würde, als wenn sie an blos Ein Heidenvolkgerichtet wäre, sende ich dich] zu großen [vielen oder zahl- reicheUJ Völkern, die [alle mit einander, und jedes auf seine besondere Weise] fremde Rede und Unbe- kannte Sprache haben, welcher Worte du nicht vernehmen könntest [so wenig wie sie die deinen] Und wenn ich dich gleich zu» denselbigen senden, würden fie dich doch gerne horen fund ihre innere Empfänglichkeit für mein Wort würde zuletzt ebenso die Schwierigkeiten der fremden Denk- und Sprach- weise aus ihrer Seite durchbrechen, wie von deiner Seite die Freudigkeit, meinen Auftrag an sie aus- zurichten] 7. Aber sfiir diese äußere, endlich doch zu iiberwindende äußere Schwierigkeit, die bei Israel nicht vorhanden, steht dir hier eine unüberwindliche innere entgegen :] das Haus Israel will dich nicht hören, denn sie wollen mich selbst nicht hören ssMatth. 10, 24 f.; Joh. 15, 20 f.; wiederum aber mich wollen sie nicht hören], denn das ganze Hans Israel [d. i. das Haus Israel im Ganzen betrachtet, abgesehen von den wenigen einzelnen Ausnahmen] hat [wie schon in Katz. 2, 4 gesagt] harte Stirnen nnd verstocite Herzen [Sach. 7, ·11 f.J. » 8. Aber doch [sende ich dich zu ihnen um des in Kap. T, 5 angegebenen Zweckes willen; und, damit sie nun, ob sie gleich wider dich streiten werden, dennoch nicht wider dich siegen Jer. 1,19., siehe, so] hab ich [in Erfüllung der Bedeutung deines Namens »den Gott siark macht« 2. Kön. 24, 16 Anm.] dein Angesicht hart [fest oder stark] gemacht gegcn ihr Angesicht, und deine Stirn shartj gegen ihre Stirn. 9. Ja, ich habe [ihrer harten Stirn gegen- user] deine Stirn so hart als einen Demant, der harter ist denn ein Fels [oder SteinL gemacht [um ihre Stärke in der Bosheit mit der Stärke meiner allmächtigen Gotteskraft zu überbietens Darum furchte dich nicht, entsetze dich auch nicht vor ihnen, daß sie so ein ungehorsam Haus sind fes soll dir doch gelingen, trotz alles ihres Unge- horsams, mein Wort zu behaupten] Aus der hier hervorgehobenen Empfänglichkeit der Heiden folgt so gewiß, daß das Heil ihnen dereinst noch auf wirksame Weise dargeboten werden wird, als Gott den Tod des Sünders nicht will, sondern daß er sich bekehre und lebe; auch hat das Wort, daß solche Empfänglichkeih falls die Mission des Propheten an die Heiden gerichtet wäre, die äußeren Schwierigkeiten durchbrechen würde, im alten Testament sich bewahr- gzeitet in der Geschichte Naemams des Syrers und des ropheten Jonas, im neuen Test. an der Geschichte des eananäischen Weibes und des Hauptmanns von Kapernaum (Zengstenberg.) Aber es war damals noch nicht die eit der Heiden; es war noch die Zeit Jsraels, zu welchem auch der HErr selber kommen wollte, dessen Vorläufer die Propheten waren. (Cocee- jus.) Daß die Sprache Jsraels die heil. Sprache war, in welcher Gott von jeher zu ihm geredet, mußte auch für den Inhalt die Wirksamkeit Hesekiels unter Jsrael äußerlich erleichtern; es ist aber auch jetzt nicht selten innerlich leichter, auf Weltmenschen einzuwirken, als auf Leute, die mit der Sprache Canaans (Jes. II, 18) von Kind auf vertraut sind. Gerade weil Israel so- fort verstand, um was es in Hesekieks Munde sich handelte, bog sein Ueberdruß und Widerwille gegen Gottes Wort alsbald ihm aus dem Wege — auf Seiten der Heiden Erschwerung durch die Sprache und Erleichterung durch die Herzensstellung und auf Seiten Jsraels gerade das Umgekehrte, Erleichterung durch die Sprache und Ergchwerung durch die Herzensstellung. (Schröder.) Nach em, was hier von der Herzens- härtigkeit der Juden gesagt wird, müssen wir erwarten, daß nur ein besonderes Gnadenwerk Gottes, eine außerordentliche Hilfe vom Himmel her ihren Wider- stand brechen, dann aber auch eine große Scheidung und Sichtung unter ihnen sich vollziehen wird, welche »die Wahl« (Röm. 11, 7) auf’s Neue zu Tage fördert (Osfenb. 12, 7—12; 7, 1——8 u. 14, 1——5). »Gott wei- chet keinem Menschen: nicht daß der Geist, den er sei- nen Dienern und Werkzeugen giebt, ein hartnäckiger und auf seinem eigenen Sinne stehender Geist sei, wohl aber giebt er ihnen so kräftige und mächtige Der Propbet wird vom HErrn zu den gefangenen Juden geführt, ihnen zu predigen. 445 Worte, daß niemand widersprechen kann: Luk 21, 15; Apostg. 6,10. (Berleb. Bib.) Gott giebt seinem Propheten blos Angesicht und Stirn fest, aber kein hartes Herz; einem harten Herzen soll wohl eine feste Stirn begegnen, nie aber ein hartes Herz— das Herz soll voll Liebe sein, aus der Liebe aber die feste Stirn gewonnen werden. (Cornel. a Lapide.) Das 3. Kapitel. Der Prophet wird gen Rahel gefiihrelh 10. Und er [mit meiner Entlassung noch eine Schlußvermahnung verbindend] sprach zu mir: Du Menschenkind, alle meine Worte, die ich dir sinns- tig, so oft du veranlaßt sein wirst, dein Propheten- amt auszurichten] sage, die fasse mit Herzen sdaß du recht begierig darnach seiest l. Petri2, 2], Und nimm sie [mit gespannter Aufmerksamkeit] zu Ohren sdaß du darnach sie auch getreulich wieder berichten könnest]; II. Und gehe [nun, indem ich hiermit meine einleitende Offenbarung an dick) abschIießeJ zu den Gefangenen deines Volkes, und predigc ihnen swas ich in jedem einzelnen Falle dir gerade auftragen werde], und sprich zu ihnen [zu Eingang deiner iedesmaligen Predigt]: So spricht der HErraHErrz fund da soll’s denn in Betreff deiner auf den Er- folg, den du erreichst, nicht weiter ankommen, son- dern es gilt in Beziehung darauf die in Kap. 2, 5 gegebene Loosung:] sse hörend oder lasseus [wenn du nur die in Beziehung auf die Art deiner Pre- digt dir hier nochmals angegebene Loosung streng beobachtests Wer hören soll, in dem muß, Vertrauen sein zu dem, welcher redet, und Begierde zu hören, damit er das Ohr dem Worte leihen möge; der hört nicht, dessen Herz nicht vor allem zugegen ist: Apostg.16,14. (Coceejus.) Sprechen muß der Prophet, man mag ihn hören oder es lassen; das ist die Entschiedenheit des Gottes-Mannes, der eine Stirne hat wie Diamant. (Umbreit.) Bei Einführung eines Predigers in sein Amt: 1) was die Gemeinde zu beachten hat, näm- lich, daß der Prediger zwar auch nur ein Mensch ist, aber den Gott durch seinen Geist auf seine Füße stellt; 2) was der Prediger beachten soll, daß nämlich Gott mit ihm reden will, daß also auch er ein Zuhörer ge- wesen sein muß, bevor er vor die Zuhörer tritt, dann aber soll er nicht weiter auf die Zuhörer sehen, son- dern einzig auf den HErrn. (Schröder.) IV. V. 12—2l. nachdem der Prophet fiir seinen Beruf ausgerüstet nnd für das volle, mit dein er es zu thun hat, hergerichtet ist, wird er nun von dem HGrrn auoh an den Ort seines Wirkens; versehtz denn auch dieser unterliegt einer göttlichen Bestimmung. hier hält er no) iu priesterlictser weise, indem er sich einer siebentägigen Heiligung unterzieht durrh stuimnes, trauriges lllasitzen unter denen, für welihe er berufen ist; darnach ader er- geht an ihn die letzte, zur Vollständigkeit seiner Be— rufung noch erforderliche Instruktion des HErm Die— selbe hält ihm seine eigentlicheslusgalie vor, welrhe darin deucht, daß er ein Wächter sein soll ffir Israel, Gottes Wort an sie zu empfangen und von Gottes wegen sie zu warum; und sie erklärt ihm, wie weit seine leer· antwortlichleeit reiche und in wiesern er auf einen Erfolg zu rechnen habe. 12. Und ein Wind» [den der HErr sandte, mich an den Ort meiner Bestimmung V. 11 zu versetzen] hnb mich lindem ich noch immer im Zu- stande der Entzückung mich befand, jedoch so, daß ich leiblich und wirklich von der Stelle kam, wo ich die Offenbarung Kap. I, 4 -« 3,11 gehabt hatte] auf, und ich hörete [während ich so dahin- fuhr, das Gesicht nach dem Ziele der Bewegung gewendet] hinter mir ein Gctöne, wie eines großen Erdbebens [gen.: die Stimme eines großen Getos es]: Gelobet sei die Herrlichkeit des HErrn an ihrem Ort swo sie sich dir zu erkennen ge- geben] II. Und war [das Getöse, das ich vernahm, außer diesem articulirteir Lobpreis selber zugleich] ein Rauschen von den Flngeln der Thiere, die sich [in der Art, nzie in Kap. 1, 9 u. 11 angegeben] an» einander kufseten, und auch das Rasseln der Ruder, so hart bei ihnen waren [Kap. 1, 15 ff» ließ sich hören] und sentstund so wie ein Accord dreier zusammenstimmender Töne] das Getöne eines großen Erdbebens [oder die Stimme eines großen Getöfes]. Am Fluß Chebar hatte der Prophet das Gesicht gehabt (Kap. l, 3); da er nun von dannen wieder an das Wasser Chebar geführt wird (V. 15), so muß leh- tere Gegend von jener ober- oder unterwärts gelegen gewesen sein. (Starke.) Eine ganz unrichtige Vor- stellung von dem Ortswechsel ist die (nach welcher auch die Ueberschrift zu unserm Kapitel sich gerichtet hat: »Der Prophet wird gen Babel geführet«), daß die Gotteserscheinnng in Jerusalem stattgefunden habe und Hesekiel nun, nach Beendigung derselben, an den Chaboras zurückgetragen worden sei; vielmehr ward der Prophet von dem einsamen abgelegenen Ort am Chaboras, wo er die Offenbarung empfangen, jetzt in die Mitte der Gefangenen nach der Colonie Tel-Abib versetzt (Kliefoth.) Siehe, o Seele, wie leicht es Gott ist, einen Lehrer wohin zu bringen: sollte wohl eine so entlegene unbekannte Jnsel sein, dahin ihn Gott nicht bringen könnte, wenn es seine Weisheit für gut fände? Apostg. 8, 39. (Starke.) Die Stimme des großen Getönes — es ist der Aufbruch der ge- waltigen Erscheinung, vor der der Prophet vorhin (Kap. I, 28) zu Boden gesunken; aber wie Jesaias im himmlischen Tempel das Dreimalheilig des HErrn Zebaoth aus dem Munde der Seraphim vernommen, so loben im Verschwinden noch die vier Lebendigen von ihrem Ort Jehova’s Herrlichkeit. Wunderbar lieblich erklingt der Gesang, während wir zuletzt noch einmal das un eheure Rauschen der Flügel und das ewaltige Getöse der Räder vernehmen; das sind die Zugentöne der größten Musik, die das Weltall selbst erbrausen läßt. Fein und schön ist die ineinander- greifende Harmonie dur den glücklichen Ausdruck hervorgehoben, daß die F iigel der Lebendigen einan- der küssen: so furchtbar das Getöse des Fliigelschlags und Räderwerks der Schöpfung, es ist doch Einklang und Liebe darin; wir hören zuletzt das sanfte, linde 446 Hesekiel 3, 14—-—21. " Säuseln heraus, das aus Donner und Erderbeben dem Elias als Gottes innerstes, heiligstes Wesen sich kund gab. (Umbreit.) 14. Da [nm nach dieser Zwischenbemerkung über den Abzug der Gotteserscheinung den Bericht über meine eigene Wegfahrt wieder aufzunehmen] bnb mich der Wind auf, und führete mich weg. Und ich fuhr dahin lals in den Lüften] und er- schrak sehr [nach dem Grundtext: bitter in der Gluth meines Geistes], aber des HErrn Hand hielt mich fest. Der Prophet befindet sich, als Gottes Macht ihn an den Ort seiner Aufgabe versetzt, in eigenthümlicher Stimmung; durch zwei Ausdrücke: ,,bitter« und ,,Gluth des Geistes« wird diese Stimmung angegeben, sowohl Bitterkeit und Traurigkeit als Zorn und Unmuth sind in ihm, und zwar beide Regungen in einander —- er ist in Unmuth traurig. Was diesen Sturm von Traurigkeit und sittlicher Entrüstung in ihm erregt, ist alles zumal: die ihm Vor Augen Ylegten Versündi- gungen Jsraels, die ihm gezeigten trafgerichte über das Volk, die Schwierigkeit und Erfolglosigkeit des ihm aufgetragenen Berufs, alles mit einander macht ihn traurig und unmuthig, daß er schier nicht taugt, an sein Werk zu gehen, und es ihm ergeht wie dem Moses, Jesaias und Jonas, da sie berufen wurden; aber dieselbe Hand und Macht Gottes, die ihn an den Ort seines Werkes setzt, hält ihn auch in diesem inne- ren Kampfe aufrecht mit fester Gewalt. (Kliefoth.) Wir sollen voll Zornes Gottes sein über die Sünde, zumal wo sie Strafe bereits, Gerichts der Verstockung geworden it; aber unsere Empfindung gegen die Sün- der kann um der Liebe willen zu den Menschen nur Schmerz sein, wie bei Hesekiel, oder Traurigkeit, swenn man den melancholischen leidsamen Jeremia (Jer.6,11) so von dem cholerischen energischen Hesekiel unterschei- den will. Der Diener Gottes, der letztere Empfin- dungen, je nach Charakter und Lage der Verhältnisse, nicht in sich fände, der müßte sich besinnen und Leid über sich tragen: Zorn ohne Liebe ist vom Teufel, und nicht von Gott, glei wie eine Liebe, die nicht zu zür- nen Vermag, bloße atur und menschliche Schwäche ist. (Schröder.) s 15. Und ich kam snach dieser Entrückung an den Ort meiner Bestimmung aus der Entzückung nun wieder in den gewöhnlichen Seelenzustand zu- rückversetzt] zu den Gefangenen, die am Wasser Chebar wohueten [und zwar an den Ort], da die Maudeln stunden, im Monden Abib kes ist das keine Uebersetzung, sondern ein Verfuch, den Wort- laut des Grundtextes nach der Auffassung der Vul- gata durch eine erklärende Umfchreibung zu er- weitern, doch nach Kap. 1, 1., wo vom vierten Monat, Thammuz und nicht vom ersten, Abib, die Rede ist, ein völlig verfehlter Versuch— besser würden wir in erklärender Umschreibung an Stelle des Satzes: ,,da die Mandeln stunden, im Mon- den Abib« zu lesen haben: der Tel-Abib, d. i. AehremHügel hieß, denn es war eine Stadt auf einer, mitten in einem fruchtbareiy an Ge- treide reichen Thal des Chebar gelegenen Anhöhe]; und setzte mich bei sie, die da saßen kdort ansässig waren, auf dem Hügel nieder], und blieb daselbst unter» ihnen sieben Tage [stumm dasitzend] ganz traurig [allein mit Gott beschäftigt, um den Ein- druck, den das an mich ergangene Gotteswort auf mein Gemüth gemacht, zu bewältigen und für den bevorstehenden Antritt meines Prophetenamtes mich zu bereiten] Schon dieses Gebahren des Propheten war für Israel ein Anfang seiner Predigt, wenn es auch fürs Erste nur noch eine Predit ohne Worte war; sie konnten merken, daß etwas ußerordentli es mit ihm vorgefallen sein müsse, und hätten sollen egierig wer- den zu vernehmen, was der HErr durch seinen Mund ihnen verkündigen würde. Sie werden aber seiner wohl wenig geachtet oder gar für einen Narren ihn verschrieen haben. « Its. Und da die sieben Tage um waren [welche eine solche Heiligung für Gottes Dienst erforderte Z. Mos. 29, 30; Z. M. 8, 33 ff.; 2. Chww 29- 17J- geschah des »HErrii Wort zu mir [mir sowohl die eigentliche Bedeutung und große Verantwortlichkeit meines Berufs, als auch dasjenige vorhaltend , wonach ich meine Treue in demselben zu bemessen hätte] und sprach: 17. Du Menschenkind, ich habe dich zum Wächter [der, auf hohe Watte gestellt, bei einbrechender Gefahr das Lärmsignal zu geben hat Jer. S, 17j gesetzt iiber das Haus Israel; du sollst [da, wie schon in Amos 3, 7 gesagt, ich nichts thue, ich offenbare denn zuvor mein Ge- heimniß den Propheten, meinen Knechtenj aus meinem Munde das Wort hören lwodurch ich mein Geheimniß oder den an sich verborgenen Rathschluß meiner bevorstehenden Gerichte will kund werden lassen], und sie [auf Grund des empfangenen Wortes] von meinetwegen [der ich nicht will den Tod des Sünders Kap. 18, 23 u. 323 33, 11] Warnen [vor der ihnen drohen: den Gefahr, damit sie sich bekehren und leben]. 18· Wenn ich [nun, wie es denn wirklich in dem Worte, das du aus meinem Miinde hören wirst, gefchieheq dem Gottlosen sage: Du mußt [sollst nach meinem über dich beschlossenen Rath] des Todes sterben; und du warnest ihn sdeiner Wächterpslicht zuwider] nicht, und sagst es ihm nicht [was über ihm beschlossen ist und für den Zweck kund gethan werden soll], damit sich der Gottlose vor seinem gott- losen Wesen hüte, auf daß er findem er sich bekehrt] lebendig bleibe, so wird der Gott- lose [zwar] um seiner Sünde willen ster- ben sdenn auch ohne die besondere Offenbarung, die ich durch dich ihm wollte zu Theil werden lassen, hatte er ja an Mose und den andern Pro- pheten schon Zeugnisses genug wider die Sünde und Lichtes genug , den Weg der Gerechtigkeit zu sinden, wenn er nur ernstlich gewollt hätte]; aber sein Blut will ich von deiner Hand for- 447 Hesekiel soll ein Wächter sein für Jsrael, es von Gottes wegen zu warnen. dern fgleich als wärest du der, der ihn sterben gemacht, ja getödtet hat I. Mos. 9, 5 f.]. II. Wo du aber [deiner Pflicht treulich wahrnehmen] den Gottlosen warnest, und er sich [trotzdem] nicht bekehret von seinem gvttlosen Wesen [des Herzens] und [dem ver- kehrten] Wege [seines Wandels]: so wird er Um seiner Sünde willen [die auch ohnedeine besondere Warnung schon gerichtsreif genug ge- wesen wäre, nun aber vollends den Tod verdient hat] sterben; aber du hast deine Seele er- rettet ldaß an dir keine Blutschuld haftet]. Ganz richtig bemerkt Hengstenber , daß der Böse hier nicht ein ein elnes Individuum, sondern eine ideale Person, die personifieirte Gattung ist; in den damaligen versunkenen Zeiten deckte sich der Begriff des Bösen ziemlich mit dem des Volkes, indem denn die Mission der Propheten an das Ganze des Volkes ging, waren sie nicht sowohl mit specieller Seelsorge als mit der össentlichen Predigt betraut, und so haben auch Hesekieks Weissagungen durchweg nationale Bedeutung, mit den Einzelnen als solchen hat er es nie zu thun. Wenn indessen in weiterer Entwickelung dieses Gedankens behauptet wird, auch der Gerechte, auf den die folgenden beiden Verse Bezug nehmen, bezeichne das nämliche Subjekt, und zwar Jsrael nach seiner eigentlichen Bestimmung und nach seiner besse- ren Vergangenheit (v l. Jes. I, 21), so kommt aus diese Weise keine befrie igende Erklärung zu Stande; vielmehr hebt sich im Nachstehenden von dem großen Ganzen des Volkes , wie es seiner überwiegenden Mehrheit nach als »der Gottlose« bezeichnet werden mußte, der kleine Theil der verhältnißmäßig besser Gesinnten ab, die aber doch auch mannigfachen Antheil an dem Bösen hatten und in Gefahr standen, von dem Sauerteig der großen Masse sich völlig durch- säuren zu lassen· Dieser »Gerechte« ist es denn, der davor bewahrt werden muß, daß er ,,sich nicht von seiner Gerechtigkeit wende,« und der nun, wenn er ,,nicht siindiget«, sich nicht in die allgemeine Gottlosig- keit verstricken läßt, es davon brin t, daß er ,,lebe««. Ausfällig muß es gleich auf den ersten Blick erscheinen, daß auf Seiten des Gottlosen nur das Eine in Be- tracht gezogen wird, daß er stirbt, und es nur für den Propheten sich darum handelt, ob er für dieses Sterben verantwortlich ist oder nicht, von einem Sich- bekehren und Lebendigbleiben ist lediglich als göttlicher Absicht, nicht aber als wirklichem Erfol die Rede; es erklärt sich dies vollständig daraus, daß in Bezie- hung auf das ganze Haus Jsrael, d. i. auf das Haus Jsrael im Ganzen, schon fest steht, was in V.7 gesagt worden ist. Dagegen wird in Betrefs des Ge- rechten gleich von Haus aus die Sache so gestellt, daß derselbe sich von »seiner Gerechtigkeit wendet und wird des Propheten Verantwortlichkeit oder Nichtverant- wortlichkeit darnach bemessen, ob er seinerseits es an der Warnung hat fehlen lassen, so daß-jener ange- laufen und nun auch dem Tode verfallen ist, oder ob er die Warnung hat eintreten lassen; in diesem zweiten Fall wird wiederum nur Eines in Betracht gezogen, nämlich daß der Gewarnte nicht sündigt und also lebendig bleibt, wä rend alles Andere ganz außer Ge- sichtskreis bleibt. s soll also offenbar hier, bei dem kleineren, verhältnißmäßig erechten, aber in Gefa r der Ansteckung durch den auerteig der großen Ma se stehenden Theil des Hauses Jsrael dem Propheten ebenso bestimmt ein wirklicher Erfolg seiner Predigt in Aussicht estellt werden, wie ihmvor in, beiJsrael im großen anzen, eine solche Aussicht bestkmmt abge- schnitten worden ist. So allein, glauben wir, wird die Stelle richtig gefaßt; sie hat in Verbindung mit dem Inhalt des 3. Abschnittes ihre hohe Bedeutung» gerade für diese unsre» Zeit, wo die Kirche und mit ihr das geistliche Amt in eine ganz neue Stellung eintritt zu der staatlichen Verfassung sowohl wie zu den einzelnen Gemeinden und ihren Gliedern. Die Kirche, nach innen jedes festenBekenntnisses entkleidet und nach außen aller eigentl1chen Gerechtsame beraubt, das gest- lkche Amt aber von» den patriarchalischqiastoraljen te- ziehungen zu den einzelnen Seelen losgelost un un er die Vormundschaft des sLaodicewWesens gestellt, da das Volk das Recht spricht — bei solchenAussichten sur die uns unmittelbar bevorstehende Zukunft · wird die Frage, wie eine Provinzialkirchenbehorde sie sur dies Jahr 1873 den Geistlichen ihres Geschaftsbereichs zur Berathung gestellt hat; »welche. besonderen Aus- gaben werden dem evangelischen Geistlichen »durch die kirchlichen Bewegungen der Gegenwart sur die Predigt und spezielle Seelsorge gestellt?« sich» zutrefsend nur auf Grundlage der göttlichen Instruktion an Hesekiel beantworten lassen. 20. Und wenn sich ein Gerechter [wohl besser: der GerechteJ von seiner Gerechtigkeit wendet ·[m- dem er auf »die Seite des Gottlosen V. 18 tritt], und thut Boses [nach dem Vorbild, das er sich an diesem nimmt], so werde ich ihn lassen an- laufen, daß er muß sterben; denn weil dn»1hu nicht geweint hast, wird· er um seiner Sunde wclleu mussen sterben [diese Satze sind sedenfalls anders mit einander zu verbinden: und ich lasse ihn aiila»ufen, in» sofern meine ganze Welt: regierung einmal so eingerichtet ist, daß der, in dessen Herzen böse Geluste Raum bekommen, auch Gelegenheit findet, sie auszugebären, und Versu- chung genug hat, den Weg des Verderbens zu er- wählen 2. Sam. 24, 1 Anmsp so wird er sterben, denn »du hast ihn nicht«gewarnt, wahrend doch deine Warnung das wirksame Ge- genimttel gegen die Macht »der Verhaltmsse und ihrer Versuchung, sozusagen die von mir selbst ge- setzte Wiederaufhebung meines Anlaufenlassens sein sollte, damit es ihm nicht schade; um seiner Sünde willen, die er zum Austrag gebracht hat, wird er sterben], und »seine·Gerechtigkeit, die er [vormals] gethan hat, wirdnicht angesehen werden [daß er daran einen Freibrief haben solste zum straflosen Abfall]; aber sein Blut will tch [gleichwie das des Gottlosen, den du nicht gewarnt hast V. 18] von deiner Hand fordern. 21. Wo du aber den Gerechten warnest, daß er nicht [wie er dazu mit dem Sichwenden von seiner Gerechtigkeit schon»den Anfang gemacht hat] sundigen soll, nnd er sundiget auchnicht sdaß er anf dem verkehrten Wege weiter ginge, sondern kehret um auf die richtige Straßejz so soll er leben, denn er hat stch warnen [und die Absicht, m welcher ich dick) zum Wächter gesetzt habe V. 17, 448 Hesekiel Z, 22—-—27. 4, i. e. an feinem Herzen erreichen] lassen; und du hast [hier noch in einem oielseligeren Sinne, als bei dem Falle in V. 191 deine Seele errettet. Wenn der Prophet seine Pflicht Verabsäumt, so kommt das dem Bösen nicht zu gute, er stirbt wegen xeixeäffMitslsezhatj her hititsxa dizosckel»äfitosesljet.tg. wsot a enieeram eine i ni u,ai doch die heil. Schrift»vorhanden, und es ist eines jeden Schuld, wenn· er sich durch ihre Stimme nicht zur Buße rufen laßt. Aber an dem ungetreuen Diener Gottes geht in solchem Falle die Drohung in Erfül- lung, wornach, wer Blut vergießt, von dem Gott die Seele des Menscheii fordern will; denn »wer Blut ver ießt«, das beschränkt sich nicht blos auf die ge- wö nlåelzsen Mörder, es trifft alle die, welche in irgend einer eise, durch Begehen und Unterlasseih an dem Leben des Nächsten freveln, trifft gar? besonders die, welche in der Ausrichtung des zum eben und Heile verordneten göttlichen Lehramts nicht treu sind. (Heng- stenberg.) Ein Mensch, der·seine»ii Nächsten in leib- licher »Todesgefahr sieht und ihn nicht warnt, ist mit- sehuldig an seinemTode und wird fur seine Fahr- lassigkeit in so wichtiger Sache gerichtet und gestraft. (Schmieder.) » Das send vor Gott noch lange nicht so schlimme Morder, die durch »Hei·ikers Hand sterben mussen,· als enancheganz gemuthliche, sehr gebildete Leute sind, die auf ihrem Amt wie auf einer Pfründe liegen, aber durch ihr Beispiel, oder auch nur indem sie stumme Hunde sind, die Seelen in»die Hölle ver- derben lassen. (Schrdder.) Wenn ein Lehrer die Seligkeit seiner Zuhörer nicht mit allem Ernst sncht, so ist es ein gewisses Zeichen, »daß er um seine eigene Seligkeit nicht rechtschasfen bekummert ist; denn wo er dieses ist, da kann er jenes nicht unterlassen. (Starke.) B. Es beginnt jetzt der erste Theil der Weissagmigen des tjeseliieh der durchweg auf die Zerhörung Jerusalems sich bezieht und von Kuh. Z, W— U, 27 reicht. Gleich— wie schon in Und. l, 1 genau die Zeit augcmerlit wurde, aianu der stlrophet die Golteserscheinuug gehabt, die ihn zu feinem Amte berief, so werden iiuih fortan die -t3eitpunlile, da Gottes Auftrag an ihn ergeht, genaii angegeben nach dein Sah: seit Wegffthrung des Königs Sujachin nnd nach Tag und Monat des betreffenden Jahres (tliap.8,1; 20,l u. U, 1); uiid wenn nun für Kuh. 1——7 das fünfte, fiir tt——19 das seaiste, ffir 20—23 das siebente und fsir tiap.24 das neunte Jahr seit jener Wegffihriiug maßgebend ist, so ergiebt has, daß die Weissagnugeu streng nach der Zeitfolge geordnet find. Das Bild des prophetischen Wirtiens stellt sich demnach bei tljeseliiel wie in eiueiu von ihm selbst fort- geführteu prophetisclsen Tagebuch dar, und das hat seinen guten Grund: ,,wo das Wirken der Propheten ein vor— zugsweise geiitiges, in der Predigt des Wortes bestehen- des war, da ist die sklittheiluug und Aufbewahrung dieses Wortes selbst die Schilderuug ihrer Thiitiglieih recht eigent- lich ihre prophrtisctse Magras-hie. ftjäueruiciih I. v. 22——27. J« dem, v« usw. 3, 22 — 7, 27 m— iheiiden ersten Abschnitt, der noch in das Jahr der Berufung Heseliieks fällt, haben wir die erste allgeiIieiue klollführung des dem Propheten gewordenen Auftrags vor uns, und wird uns da der bevorstehende Untergang Judas; nnd Jerusalems mit alleu feinen Schrecliuisseu aufs tlmstäudliihste Verkündigt. Dem Abschnitte geht die hier vorliegende Einleitung voraus: gleich nach seiner Berufung und noch an demselben Ort, wo das letzte Wort der Berufung W. 17—21) an ihn ergangen war, also zn Te1-Abib, erhält heseliiel auch den ersten speziellen Auftrag. Indem ihm geboten wird, aus der Mitte der Gefangenen, unter denen er siih aufhält, hin— aus iu’s Feld zu gehen, um Gottes Offenbarung zu empfangen, uud er diesem Befehle gehet-til, erscheint ihm dort in der Einsamkeit abermals das Gottesgesiitsh das er am Chebar gehabt, uud -giebt ihm zunächst allge- meine Weisungeiy wie er sich bei Ausführung der gött- lichen Aufträge verhalten soll. 22. Und daselbst [wo fchon das Wort B.17ff. an mich ergangen war, also in der ,,Aehren-Hiigel« genannten Stadt —— das Tel :=Hügel kommt auch in andern Städtenameii in Babhlonien vor: Esra Z, 591 kam des HErrn Hand über mich csich mei- ner bemächtigend und in den Zustand der Ent- zückung mich verfetzend Kap. 1, 3], und spmch zu mir: Mache dich auf, und gehe hinaus in das Feld sin das Thal, zu welchem Tel-Abib gehört]; da will ichmit dir reden. 23. Und ich machte mich auf, und ging hinaus in’s Feld und stehe, da stund [vor dem mir geöffneten Gei- stesiAuge 2. Kön. s, 17,; Offeiib 1, 10] die Herrlichkeit des HErrn daselbst, gleich wie ich sie am Wasser Chebar [bei der Offenbarung in Kap. 1, 4 ff] gesehen hatte; und ich fiel sgleichwie da- mals Kap. 1, 28] nieder auf mein Angesicht. Die Abgeschiedenheit ist die Bedingung der Em- pfaiignahme göttlicher Mittheilungen; Gott giebt sich« nur dann dem Gemüthe kund, wenn es sich weltlichen Einflüssen ganz entzogen hat. (Hengstenberg.) Auch von Christus lesen wir, daß er zuweilen einsam allein gegangen sei: sonst scheidet auch die innere Verschie- denheit uns von der Welt mitten in der Welt. ( . u. Hfm.) Der Ausdruck des Grundtextes, den Luther mit ·,,Feld« übersetzt hat, bedeutet genauer ein von Bergwänden eingeschlossenes Thal; es ist also ein Nebenthal des Thalbettes des Chaboras gemeint, und wird dieses durch den bestimmten Artikel als ein dem Propheten wohl bekanntes, selbstverstäiidliches voraus- gefetzt Gerade in den Wendepunkten und in den Hauptausrichtungen seiner prophetischen Thätigkeit (vgl. Kap.8,4ff.; 43,1sf.) erscheint Gott dem Hesekiel, und zwar immer genau ebenso, wie bei seiner Beru- fung; wir werden aber nicht sagen dürfen, Gott er- scheine dem Hesekiel später so , weil er ihm bei seiner Berufung so erschienen, sondern umgekehrt, weil Gott später ihm bei feinem prophetischen Wirken so erschei- uen wollte und mußte, darum erschien er ihm fchon bei seiner Berufung in dieser Gestalt ——- jene Gottes- erscheinung hat zu seinem ganzen Prophetenleben eine bestimmte Beziehung. (Kliefoth.) 24. Und ich ward erquictet [daß wieder Lebenskraft iii mich kam , wie in Kuh. 2, 1 f.], und trat auf meine Füße. Und er redete mit mir, und sprach zu mir: Gehe hin knach der Stadt zurück) und verfchließe dich in deinem Hause sdaß du zu niemand gehest, außer wo du einen außerordentlichen Befehl zum Ausgehen von mir einpfängst Kap· 12, 1 ff.]. 2;). Und du Menschenkind, siehe, man wird sum dich gewaltsam hinauszuziehen an die Oeffent- lichkeitj dir Stricke anlegen und dich damit binden, »daß du ihnen [die durchaus eine Weissaguiig aus deinem Munde zu hören begehren] nicht entgehen [sondern vor ihrer Versammlung reden] sollst. Erster Theil: Weisfagungen von der Zerstörung Jerusalems. 449 W. Und ich will dir [um das gleichwohl unmbglich zu machen] die Zunge an deinem Gau- men kleben lassen, daß du erstummen sollst, und nicht mehr [dieses »Mehr« ist von Luther nach Maßgabe seines von dem unsrigen abweichenden Verständnisses in den Text blos eingetragen] sie strafen loder ZUrechtweisenJ mögestz denn es ist ein ungehorsam Haus süber welches in diesem Ver- siummen der Weissagung ein Gericht ergeht]. 27. Wenn ich aber mit dir reden werde [wie es zu bestimmten Zeiten und in bestimmter Ab- sicht denn doch geschehen soll, daß ich dir ein Wort zur Mittheilling an sie übergebe], will ich dir den Mund aufthun, daß du zu ihnen sagen sollst: So spricht der HErr-HErr [worauf du dann das Mitzutheilende folgen läßestz nun aber gilt in Be- ziehung auf den Erfolg oder die Wirkung die stehende Regel Kap. 2, b. 7; 3, 1l]: Wer es hütet, der höre es; wer es laßt, der lasse es ses soll das Eine wie das Andere ganz in ihr Be: lieben gestellt sein]; denn es ist ein ungehorsam Haus [das ich gewissermaßen aufgegeben habe]. Der Verschluß in seinem Hause soll nicht die Volks- genossen von ihm ausschließem denn was er dort thut, ist für das Haus Jsrael und geschieht vor ihren Augen (Kap. 4, l2; 8,1); sondern Er soll für sie ein Verschlossener, d. h. zunächst ein nicht in ihre Mitte Hinausgehender sein. (Schröder.) Der Prophet soll fiel; in seinem Hause verschließen im Gegenfatz gegen as öffentliche Auftreten als Redner; der nackte Gedanke in V. 25 ist dann: sie mögen anstellen mit dir, was sie wollen, so sollst du doch nicht als Redner austreten, wenn du nicht einen besonderen Auftra von mir erhalten haft.- Der Fall aber, welcher der ache nach ein blos gesetzter ist, wird in der Form des wirklich eingetretenen vorgetragen, nur für die Vision ist er ein wirklicher (Hengstenberg.) Die Volksge- nossen in ihrer Neugier werden alles thun, vielleicht sogar i m Gewalt anthun, daß er herauskomme und ihnen ede stehe; sie werden Stricke über ihn werfen und mit Stricken gebunden in ihre Versammlung ihn schleifen, was sie aber damit erreichen, soll sein, daß er nichtsdestoweniger nicht zu ihnen redet, Gott wird es zu verhindern wissen, indem er den gewaltsam ge- brochenen Verschltiß imHause nach V. 26 durch einen Verfchluß des Mundes ersetzt. (Schröder.) Daß der Prophet sich bis aus das Aussprechen der ihm von Gott gegebenen Worte alles Redens enthält, soll einer- seits die Gottesworte, die er ausspricht, um so deut- licher als solche erscheinen lassen, andrerseits feinen Hörern ein Zeugnis; des stummen Schmerzes sein, mit welchem der Inhalt der Gottesworte ihn erfüllt und billig auch sie erfüllen sollte. (Kliefoth.«) Dieses Sich- stummverhaltem wonach er nur dann reden sollte, wenn Gott ihm den Mund zum Aussprechen eines im eingegebenen Wortes öffnen würde, wird dem kropheten zunächst war nur für die Dauer des in unserm Abschnitt ent altenen Zeitraums bis Kap. 7, 27 auferlegt« aber die göttliche Weisung erstreckt sich dar- über noch hinaus auf die ganze Zeit bis ur Erfül- lung seiner Drohweissagungen durch die erstörung Jerusalems. (Keil.) Jn Folge dessen redete er in der zwischen hier und Kap. 4, 27 liegenden Zeit (4 Jahr 6 Monat) nur dann, wenn Gott ihm Worte Dä chfel’ d Bibelwerh wider Jsrael zu reden ab; in der wischen Kap. 24, 27 u. 33, 21 liegenden eit aber (3 Jahr lang) redete er auch wider Israel nicht, sondern war ganz stumm, wenn ihm Gott nicht Drohungen wider auswärtige Völker auszusprechen gab. Als aber nach Kap.33, 21 Jerusalem nun erobert war, wurde die Stumm eit von Ihm genommen, damit er fortan Heil verkündrge (Kliefoth.) Es ist kein gutes Zeichen, wenn Gott sei- nen Knechten, des verkehrten Wesens halber, den Mund gleichsam verschließet und alle Freudigkeit zu reden benimmt: Apostg. 16, 6. (J. Lange) Das 4. Kapitel. Belagerung der Stadt Jerusalem uorgebildet II— d.1——17. Ietzt ertheilt der thGrr dem Beseliiel den ersten prophetifctjen Auftrag; derselbe bezieht sich auf die Belagerung Jerusalems und ist darauf gerichtet, die Belagerung in fymbotischen Zeichen darzustellen uud sie so, mitteln lebhaft auageführter Bilder, vou Seiten ihrer Gewißheit, ihrer Ursachen, Hehre-lieu nnd Folgen dem Vorftellunggoermiigen recht naht zu bringen. Was zu— nächst die Gewißheit betrifft, so muß der Propbet die Stadt auf einem Behmftein auszeichnen, um sie herum auch die Belugerungowerlizeugn zwischen ihr aber und ihm selbst, in welchem sich hier Gottes verhalten ab- foiegeln eine eiserne Illsanue alo Scheidewand aufriihten und nun fein Angesicht wider sie, alg der eo durchaus; auf Belagerung und Untergang abgesehen hat, richten Cl. 1——3). Ferner die Ursachen anlaugend, so wer— den jetzt die Sünden des ganzen volles, nach allen 12 stammen, wie in Eins zusammengefash für das Haus Israel hat Hefetiiel 390 Tage ihre Mtfsethat zu tragen, indem er da itnauogesetzt auf der linken Seite liegen muß, und für das Haue Iuda 40 Tage, auf der rechten Seite liegend, denn Jsraeko Schuld ist eine 390- und die Sudar eine 40jährige All. 4—8). Dir Schrerben der Belagerung kommen in der dlahrung während der 390 Tage, und die Folgen oder das Exil tn der Speise während des 40tägtgen tciegens zum Iluodrmte Ab. 9——17). 1· Und du Menschenkind, nimm sin deinem Hause, in welchem du dich oerschlossen haft Kap. Z, 24., zu welchem aber deine Volksgenossen un- behinderten Zutritt haben, es mit anzusehen, was du auf meinen Befehl oornimmst V. 3 u. 121 einen Ziegel seinen an der Sonne getrockneten und leicht zu bearbeitenden Lehmstein 1. Mos. l1,3; Jes. g, 10]- den lege vor dich und entwirf drauf sin einem einfachen Aufrißj die Stadt Jerusalem sbesserx eine Stadt —— Jerusalem!]. Z. Und mache eine Belagerung drum [stelle jetzt die auf dem Ziegel gezeichnete Stadt als eine belagerte dar], und baue sum diese Darsiellung zu bewirken] Bollwerk drum sin anfgerichteten Bela- gerungsthiirmem die du ebenfalls mit dem Griffel auf dem Steine entwirfstL und grabe einen Schutt soder Wall 2. Kost. 25, 1j drum, und mache ein Heer [die Lager der auf längere Einschließung völlig eingerichteten Kriegsheeres drum, Und ftelle [Stnrm-] Bbcke rings um sie her. » A« T« ll. 2. 29 450 Z. Für dich aber [der du als mein Prophet meine des HErtn Stelle zu vertreten hast] nimm eine eiserne Pfanne, die laß lindern du sie zwischen dir und dem Ziegel mit seinen Bildwerken auf- steIIstJ eine eiserne Mauer sein zwischen dir fals meinem Repräsentanten] und der Stadt szur Ber- anschaulichung des Wortes Jes. 59, I: ,,eure Un- tugenden schetden euch und euern Gott von ein- ander« Klagel Z, 44]; und richte [in weiterer Versinnbildlichung dessen, was ich, der HErr, mit Jerusalem vorhabe] dein Angesicht gegen sie sals wäre es nun ohne Gnade und Widerruf auf Unter- gang und Zerstörung abgesehen], und belagere sie [indem du über die Pfanne hinweg das Bild der belagerten Stadt unverwandt anblickst]. Das sei ein Zeichcn dem Hause Jsrael [daraus sie, die es mit ansehen, was du thust, und sie, die von ihnen, den Augenzeugen, es hören, merken sollen, was da geschehen wird]. ,,Unterdessen, da der geisterfüllte Mann Gottes nicht sprechen darf, soll er die stille Sprache der Schrift üben, und zwar ist das Symbol seine Schrift.« Unter dem Ziegel ist wohl besser nicht ein schon ge- brannter, sondern ein noch weicher Thon- oder Lehm- stein zu verstehen, in welchen sich das Bild einer be- lagerten Stadt mit Leichtigkeit eingraben ließ. Den Inhalt des 2. Verses hat man nicht so aufzufasse als sollte der Prophet auf den Stein blos das B’ ild der Stadt zeichnen, die Belagerungswerkzeuge aber in Figuren von verjüngtem Maßstabe um den bezeich- neten Stein herumstellen, denn dann hätte Jerusalem nicht erst auf dem Stein eingegraben zu werden brau- chen, sondern gleich durch diesen selber vorgestellt wer- den können; vielmehr sollen die Ausdrücke ,,mache eine Belagerung drum, baue, grabe u. s, w.« nur besagen, daß die zeichenhafte Darstellung durch des Propheten Hand die Kraft habe, das Dargestellte auch wirklich werden zu lassen, weil das Zeichen auf Gottes Befehl geschieht, und nun schließt sich die Handlung an die gerade in Babylonien Und Assyrien übliche Sitte an, in Ziegelsteine Schrift und Zeichen eiuzudriicken Dabei ist zu beachten, daß dergleichen Mauerzie el 1 Fuß lang und eben so breit zu sein pflegten, iner also Raum genug bot, um alle die erforderlichen Figuren aufzunehmen. Jn V. I ist die Wortstellung bedeut- sam, wie sie dem Grundtext nach beobachtetsein sollte: ,,zeichne darauf eine Stadt — Jerusalem-l« Zunächst erhält der Prophet nur erst im Allgemeinen den Au - trag, eine für die Belagerung bestimmte Stadt zu malen; die nähere Bestimmung, die dann folgt, daß Jerusalem diese Stadt sei, soll den Eindruck des Ueber- raschenden, Unerwarteten machen: ,,wie arg muß sie’s etrieben, wie völlig muß sie aus der Art geschlagen Ein, wenn der HErr solches mit ihr vorhatl« Jndem nun Hesekiel in V. 3 offensichtlich den HErrn darstellt, der zwischen sich und Jerusalem eine Scheidewand auf- gerichtet hat, daß er um ihrer Sünde willen sich fer- ner nicht mehr über sie erbarmen will, ja innen Chaldäern selber derjenige ist, der die Stadt angreift und sie zerstört, empfangen die Augenzeugen seines Thuns die göttliche Mahnung: ,,entsaget griindlich euren sanguinischen Hoffnungen, euren politischen Jllu- sionen; der einzige Weg zum Heil geht durch die Buße, welche zwar das Gericht über das Ganze ni t mehr abwenden kann, aber doch bewirken, daß der inzelne Hesekiel 4, 3—-—11. darin einen gnädigen Gott habe, und dann auch, daß nach dem Gerichte sich Gottes Gnade dem Volke wie- der zuwende.« 4- Du sollst dich auch snachdem du in V. 3 des HErrn Repräsentant gewesen, nun der des Volkes nach seinen beiden Theilen, dem Zehn- stämmereich und dem Reiche Jnda werdend , als einer, der zu Boden gestreckt ist, an die Erde werfen, und da zunächst vom 13ten des vierten Monats an dich] auf deine linke Seite legen, und die Missethat des Hauses Jsrael [des nördlichen und trotz seiner größeren Ausdehnung doch inner- lich geringeren Reiches, dem in beider Hinsicht die linke Seite entspricht] auf dieselbige legen [indem du jene Missethat auf dich selber nimmst, nun aber den ganzen, mit solcher Last beschwerten Körper aus diese Seite legsi]; so viel Tage [nach meiner sogleich folgenden ausdrücklichen Bestimmung V. 5] du drauf liegest, so lange sollst du auch ihre Missethat [mit Leiden unter ihren schweren Fol- gen] tragen. 5. Ich will dir aber die Jahre ihrer Pinse- that [die ihnen anzurechnen ist] zur Anzahl der Tage machen [daß, soviel Jahre ihre Missethat sind, soviel Tage du liegen mußt], nämlich drei- hundert und neunzig Tage [d. i., da das fünfte Jahr wohl ein Schaltjahr 2. Mos. 12, 2 Anm., bis zum 18ten des vierten Monats im sechsten Jahr· nach» Josachins Wegführung]; so lange sollst du dte Mtssethat des Hauses Jsrael tragen [weil diese Missethat sich durch 390 Jahre hindurch gezogen oder so lange gewähret hat]. Das Jahr, in welchem der HErr dem Hesekiel dieses Liegen auf der linken Seite auferlegt, ist nach Kap. l, l ff. das J. 594 v. Chr.; rechnen wir von Yer aus 390 Jahre zurück, so kommen wir auf das J. 984, also in das Ende der Regierungszeit Salomcks (von1015—975 v. Chr.), und haben nun das in 1. Kön. II, 26—40 Erzählte zu vergleichen. Die 390 Jahre umfassen also die Schuld der 10 Stämme von den ersten Aufruhrsgedanken im Stamme Ephraim in dem 31. Regierungsjahr Salomo’s an bis herein in die unmittelbare Gegenwart; denn noch immer ist keine Spur von Bekehrung des Hauses Jsrael zu Tage getreten, obwohl dasselbe bereits seit 128 Jahren seinem Strafgericht erlegen ist— so muß der Prophet zuerst um ihretwillen auf der Seite liegen, und zwar auf der linken, denn das ist die, welche die Nordseite bestimmt (l.Mos. 13, 9 Anm.), und zugleich die min- der vortheilhafte (1. M. 48, 13 ff.). 6. Und wenn du solches ausgcrichtet kmit 390tägigem Liegen die Piissethat des Hauses Jsrael getragen] hast, sollst du darnach [vom19ten des vierten Monats im sechsten Jahre an] dich auf deine techte [das gegen Süden gelegene und mit besondern Vorzügen ausgestattete Reich reprä- sentirende] Seite legen, und sollst tragen die Misse- that des Hauses Juda [die auf 40 Jahr sich be- rechuet] vierzig Tage lang [bis zum 29ften des fünften Monats]; denn ich dir hier auch [wie bei Shmbolischc Darstellung der Belagerung Jerusalems: die Gewißheit und die Ursachen 451 der Bestimmungin V. 5] je einen Tag für ein Jahr gebe. Bei Berechnung der Schuld des Hauses Juda ist maßgebend, daß, gleichwie es in 2. Kön. l7, 24 f. heißt, Jerobeam sei der Begründer der Sünde des Hauses Israel und die Ursache seiner Verwerfung ge- wesen, dem entsprechend in Z. K. 21, 10 ff.; 23, 26; 24, 3 u. Jerr 15, 4 bezeugt wird, Manasse habe mit seiner Gottlosigkeit das Gericht über Juda unabwend- wendbar gemacht; für diese spezielle Beziehung auf die Zeit dieses Königs spricht z. B. auch die Weissa- gung in Kap. 6, 1 ff. Nun hatderselbe 55 Jahr (von 698——643 v. Chr.) regiert, wer wissen aber aus L. Chr. Z? ff., daß Gottes Gericht ihn traf, er gefan- gen nach Babel gebracht wurde und nach seiner Be- kehrung und Befreiung hinfort besser regierte; da nun die Annahme, die Rückkehr sei etwa um’s J. 668 (beim Regierungsantritt des Samuphes) erfolgt, eine bloße Vermuthung ist, so hindert nichts, auf Grund unsrer Stelle dafür das J. 658 zu setzen, so daß 698—658 v«- Chr. die Zeit der 40 Jahre umfassen, welche das Wort des HErrn hier meint, während die übrigen 15 Jahre außer Betracht bleiben, wie sie denn auch bei den obigen Zeugnissen über Manasse’s Gottlosigkeit unberücksichtigt gelassen sind. Beachtenswerth ist übrigens, daß die Zeit von der Stiftung der chrift- lirhen Kirche im J. nzEhr bis zur zweiten Zer- storung Jerusalems im J. 70, welche Zeit das Maß Jsraels voll machte (Matth. 23, 32 ff.), ebenfalls auf 40 Jahre sich belaust. 7. Und richte [während der Zeit von 390 Ta- gen V. 4» f.] dein Angesicht und deinen liloßen Arm smeinen emporgestreckten Arm versinnbtldend Je; 52, m] wider das belagerte Jerusalem, und weisfage kmittels dieser Geberden] wider ste. 8. Und siehe, ich will sweil du natürlicher Weise das Vermögen nicht hast, das Liegen auf einer Seite durch so viele Tage auszuhaltenj dir Stricke anlegen [durch wunderbare Machtwirkung meinerseits es unmöglich machen], daß du dich nicht wenden mögest von einer Seite zur andern fund ebenso, weil du natürlicher Weise auch nicht so lange den Arm ausgestreckt nnd das Angesicht auf den ein en Punkt des belagerten Jerusalems V. 3 hingerichtet erhalten kannst, dir auf«außerordent- lichem Wege die Stärke dazu ocrleihen], bis du die Tage deiner Belagerung swo du die Stadt als von dir, meinem Repräsentanten, darzustellen hast V. Z] vollendet hast. · Die Stricke hier sind nicht dieselben wie die m Kap. 3, 25; dort bildeten sie die Gewalt ab, die etwa Menschen dem Propheten anthun könnten, um seinen Willen ihrem Willen gehorsam zu machen, hier aber bezeichnen sie die göttliche Macht, welche seinem Willen zu Hilfe kommen wird, um die Schwachheit der Leibes- Natur zu überwinden, daß er das auch wirklich voll- bringe, was Gott ihn geheißen. Von welcher Art nun diese Macht sein werde, das veranschaulicht uns das auch bei dem vierzigtägigen Fasten Christi in der Wüste u verwendende Beispiel der Zugvögel, die bei ihrem luge in wärmere Länder über das weite Meer sieh niemals ausruhen, auch nie etwas zu sich nehmen können (Matth. 4, 2 Anm.), und doch weder ermatten noch verschmachten, Gottes Schöpfereinrichtung erhebt sie für diese Zeit eben über das gewöhnliche Maß ] ihrer Natur; auch jede Bruthenne genießt während der 3 Wochen so gut wie nichts und kommt doch nicht um, wie geschehen würde, wenn man unter anderen Umständen sie so lange bei so kärglicher Nahrung ein- sperren wollte. I. So nimm nun sbehufs deiner Ernährung während derselben Zeit der 390 Tage, wie in V. 7 f.] zn dir Weizen, Geiste, Bohnen, Linsen l2. Saul» 17- 28]- Hirsen und Spelt [2. Mof g, 32 Anm.], nnd thu es alles in ein Faß, und mache dir so viel Brode daraus, so viel Tage du fnach V. 4 n. 5] auf deiner flinken] Seite liegen, daß du dreihundert und neunzig Tage dran zu essen habest [alfo, eben so viel Brode]; 10. Also [d. i. nicht größer, sollst du ein solches Brod machen, als] daß deine Speise, die du täglich essen mußt, sei zwanzig Selel [= 1772 Loth Z. Mos 19, 37 Auen] fchwer. Solches sin 3 Portionen getheilt] sollst du Von einer Zeit zur andern Morgens, Mittags und Abends] essen. 11. Das Wasser sollst du auch [an jedem von den 390 Tagen] nach dem Maß trinken, nämlich das sechste Theil vom Hin [also V, BerL Quart 2. Mos 29, 40 Anm.]; nnd sollft solches auch von einer Zeit zur andern [auf 3 Mahlzeiten ver- theilt] trinken. Jn diesen Versen ist Hesekiel wieder Repräsentant des Volkes, wie in V. 4—6, und zwar soll er nun den Nothstand des Volkes während der Zeit der Be- lagerung veranschaulichen; sie werden da alles ir end zu Brod Verwendbare zusammensuchen und Bes eres und Geringeres zu einer Mischspeise verarbeiten, aber nun auch ihre Portionen für jeden Tag und für jede einzelne Mahlzeit sich genau abtheilen müssen, bis zu- letzt auch das nicht mehr geht und die Hungersnoth in ihrer ganzen Furchtbarkeit sich geltend macht. Wie aber der Prophet selber zwei Rollen spielt, indem er u. 9——11) repräsentirt, so nun auch die Zahl der Ta e, die er, zunächst auf der linken Seite liegen mu : in V. 4 f. bildet sie die Jahre der Missethat des Hauses Jsrael ab, jetzt aber bezeichnen die 390 Tage, als w irkliche Tage genommen, die Dauer des Not standes der belagerten Stadt bis zu dem in 2· du. 25, 3 u. Jer. 52, 6 angebenenen Zeit- punkte, mit welchem ihr Schicksal entschieden war; dieser Zeitpunkt ist der 9. Tag des vierten Monats (Thammuz) im J. 588 v. Chr. Da nun ein hebräisches Jahr, wenn es kein Schaltjahr war (ein solches nehmen wir für 594 v. Ehr. an, wonach 589 keins gewesen wäre) 354 Tage umfaßt (2. Mos. 12, 2 Anm.), so führen uns die 390 Tage, rückwärts gerechnet in den Anfang des 3. Monats (Sivan, entfprechend etwa unserm Juni) des J. 589. Vier oder fünf Monate früher hatte Nebueadnezar die Belagerung begonnen, sie bereitete fürs Erste noch keine sonderliche Noth, da ein egyptis es Heer zur Entsetzung der Stadt heran- rückte, wel es die Chaldäer erst zurückschla en mußten (2.Kön.25, 1); hernach aber wurde es mitder elagerung Ernst, und diese Zeitist es nun, die der Prophet zu veran- schaulichenhat,wobeijedochdasSchlimmsteundSchwerste, welches auf die 390 Tage noch folgte, ebenso außer Betracht bleibt, wie in Offenb 6, 5 f. bei der Be- lagerung Jerusalems durch die Römer im J. 70 n. Chr. Die Weissagung schreitet im Folgenden sogleich 29’«· bald den HErrn (V. 3 u. 7), bald das Volk (V. 4—-6» 452 Hefekiel 4, 12—-17. 5, 1—4. weiter zur Versichtbaruug der trostlosen Lage des Volks in der babylonischen Gefangenschaft selber, und zwar verbindet sich diese Verfichtbarung mit den 40 Tagen, während tvelcher Hesekiel auf seiner rechten Seite liegt und die Missethat des Hauses Juda trägt; nachdein er dann 390 J— 40 = 430 Tage auf beiden Seiten gelegen, ergeht in Kap. 5—7 Gottes weiterer Auftra an ihn und ein Wort der Offenbarung; dafür ha en wir vom 29. Tage des 5. Monats bis zum b. Tagesdes 6. Monats in Kap. 8, 1 f., wo er eine neue Gotteserscheinung hat, immer noch 5 Tage übrig, es ist also verfehlt, wenn manche Aus- leger die 40 Tage in V. 6 in die 390 Tage in V. 4f. haben einrechnen wollen. 12. [Was hernach deine Nahrung während des vierzigtägigen Liegens V. 6 betrifft:] Gcrstetp lachen sollst du Ida] essen, die du vor ihren kder deinem Vornehmen zufchauenden Volksgenossen V. Z] Augen mit lHilfe von getrocknetem] Menschenmist sals Lohknchen Hiob 20, 7 Anm.] backen sollst. III. Und der HErr [mir die Meinung dieses seines Auftrags auch erklärend] sprach: Also sivie du hier dein Brod durch die Bereitnngsart als ein im hohen Maße levitifch vernnreinigtes b. Mos. 23, 14 Blum. essen sollst] mussen die Kinder Israel ihr unrein Brod [besser: ihr Brod unrein] essen unter den Heiden, dahin ich sie verstoßen habe. » 14. Jch »aber sprach: Ach, HErr HEm siehe, meine Seele ist noch me [dadurch, daß ich etwas Verunreinigendes gegessen hätte, levitischj unrein worden; denn ichhabe von meiner Jugend auf bis auf diese Zeit keinAas noch Zerrissenes gegessen [2. Mof.f22, Eil; b. M. 14, 21],« und ist nie fein unrein Fleisch [3. Mos. 7, 18; Jes 65, 41 in meinen Mund kommen [Apostg. 10, 14.- und nun muthest du mir hier gleich die allerärgste Art unreiner Speise zu]. . 15. Er aber lvon der schweren Forderung etwas nachlassekidj sprach zu mir: Siehe, ich will dir sals Feuerungsmaterial] Knhmift sur Menschen: mist zulasfen, damit du dein Brod machen [backen] sollst. Daß der Nienschenkoth nicht der Speise beigemifcht werden soll, wie Manche die Sache aufgefaßt haben, zeit der Schluß dieser Verhandlung, wo Kuhmist dafgür nachgelasfen wird; so hat auch Luther schon richtig gedeutet: ,,er hat müssen kochen bei solchem Mist, wie man mit Rasen und Kuhmist kocht«, letzteres ist im Morgenland sogar ein ewöhnliches Feuerungs- material, nur muß man nicgt als das Schwere bei diesem Befehl das: ,,es reucht die Speise nach dem Feuer« in’s Auge fassen, der getrocknete Kuhmift ist vielmehr völlig geruchlos, sondern die levitische Ver- unreinigung derselben (Matth. Es, 24; Mark. 7, 2 ff.) ist der eigentliche Strafpunkt, und geschieht diese Ver- unreinigung durch das Leben mitten unter den Heiden, wo für Gottes Volk alles unrein und ihnen zugleich alle Entfiindigung durch den vorgeschriebenen Opfer- ottesdienst versagt ist (Hoh. 9, 3 s.). Für die praktische nwendung läßt sich der Gedanke verwerthen, daß in Zeiten des allgemeinen Abfalls von Gott, des Un- glaubens und der Frivolität, die tägliche Geistes- nahrung der C risten in»Zeit- und Flngschriftem im Umgang nnd espräch, Ja oft auch die Lehre und Unterweisung der Jugend gleichsam gebacken ist in — —; oder soll man nicht so schreiben dürfen, wenn z. B. auf einem Gymnasium beim Anfang eines neuen Schuljahres die in eine neue Klasse Eingetretenen sich in ihrer, von der früheren Klasse her gewohnten Weise beim Beginn der Unterrichtsstunde von den Sitzen er- heben, erwartend, auch der neue Lehrer werde zuvor mit ihnen beten, der aber bedeutet sie, ein gebildeter und aufgeklärter Mensch bete nicht mehr, das sei nur eine Sache des dummen Volkes? Jm Zusammenhan unserer Stelle macht das weniger Schwierigkeitem da; die 40 Jahre des Liegens auf der rechten Seite, mittels der Nahrung, welche der Prophet da genießt kwieder ordentliches Gerstenbrod und ohne Beschrän- nng auf ein sehr geringes Maß, also durchans anders als während der Zeit der Belagerung V. 9 u. 10, aber doch durch die Bereitung mit Feuer von unreinem Material verunreinigend und damit aus das» Leben des Volkes in der unreinen Heidenwelt hindeutendx zu einem Symbol des Exils gemacht werden, obgleich dies nicht 40 sondern 70 Jahre nach der bereits be- kunnten Weissagung (Jer.25, l1; 29, l0) dauern sollte, denn es handelt sich hier eben um ein Symbol, nicht um Chronologie, und da sind 40 Tage oder Jahre der ein für alle Mal feststehende Typus (»die Zeit der Heimsuchung in Strafe und Gnade, der Prüfung des Glaubens, der der göttlichen Hilfe warten lernt und dem die Ertödtung des Fleifches zum Gewinne wird, aber freilich auch der Verfuchung zum Unglauben«: vgl. 2. Mos. 24, 18 Anm.); wohl aber fragt es sich, was es mit dem ansänglichen Befehl: »Du sollst mit Menschenmist backen« und mit der auf die Vorstellung des Propheten eintretenden Abänderun ,,Kuhmist für Menschenmis « für eine Bewandtni habe, worauf freilich die Ausleger, soviel wir sehen, ich gar nicht erst eingelassen haben. Offenbar ist das, was der Prophet sagt: ,,i«ch habe von meiner Jugend auf bis auf diese Zeit kein Aas noch Zerrissenes ge- gessen, und ist nie kein unrein Fleisch in meinen Mund gekommen«, ein Ausdruck derjenigen Gesinnung, welche schon vor lZJahrendenjungen Danielund seine Freunde beseelte, als sie beschlossen, sich mit des Königs Speise und mit dem Wein, den er trank, nicht zu verun- reinigen (Dan. 1); mit Daniel und seinen Freunden einestheils und mit Hesekiels heiligein Ernst andern- theils wird denn wohl auch die Bedeutung dessen, daß »Kuhmist für Menschenmist« zugelassen wird, zufammen- hängen. Wie übel würde die Verunreinigung Jsraels doch gewesen sein, wenn es nun mitten in das Leben der Heiden hinein versetzt worden wäre! wie hätte es seinen heiligen, königlich-priesterlichen Charakter gerade- zu verleugnen müssen, wäre von Gott nicht Anstalt getroffen worden, daß sowohl an des Königs Hofe ein Repräsentant dieses seines heiligen Charakters ge- standen, als auch unter ihm selber ein solcher gelebt und gewirkt hätte, um vor dem Schlimmsten zu be- wahren und die Verfuchung erträglich zu machen (t. Cor. 10, 3)! Daniel war dazu bestimmt, bemerkt Caspari, in Babylon ein Fürsprechey Befchützer und Retter des gefangenen Israel zu werden, das ihm dahin nachfolgen sollte; gerade deshalb war er unter den Ersten, die weggeführt wurden, er ward so dem Volke gleichsam vorausgefchickh um ihm die Stätte zu bereiten — als es dann selbst kam, hatte schon eine große, überaus wunderbare Offenbarung durch ihn stattgefunden, welche die Verachtnng minderte, die die Weltmacht und die Heiden gegen dasselbe hegten. Eine Gnade war’s denn auch, daß Hesekiel ebenfalls unter Die Schrecken und Folgen der Belagerung versinnbildlicht 453 den am frühesten Weggeführten sich befand: wie jener königlichemso wardieserpriesterlichenGeschlechts, beide zusammen aber trefflich geeignet, das königlich- priesterliche Wesen ihres Volks (2. Mos 19, S) in der Luft des Heidenthums vor Fäulniß zu bewahren und diesem das Leben unter den Greueln des Heidenthums erträglich zu machen. Das hat wohl die Stelle zu bedeuten. 16. Und sder HErr, mir ebenso die Absicht des vorher, in V. 9—11 ertheilten Auftrags er- klärend] sprach zu mir: Du Pienschenkind, siehe, ich will [in Erfitllung der Drohung 3. Mof. 26, 26] den Vorrath des Brods zu Jerusalem wegnehmen, daß sie [wenn» nun die Belagerung eintritt] das Brod essen mussen nach dem Gewicht und mit Kummer sums Durchkommenh und das Wasser nach dem Maß mit Kummer swegen der weiteren Zukunft] trinken; 17. Darum, daß sietzt fchon] an Brod und Wasser mangeln wird fworüber ihrer viele zu Grunde gehen] und sdaß dann auch von denen, welche die Hungersnoth überstehen] einer mit dem andern ttaueru [wird, wenn sie in die Gefangen- schaft abgefiihrt werden] Und [sie dort nach Z. Mof. 26, 391 in ihrer Mifsethat verschmachtcn sollen. Moses legt in Z. M. 26 n. 5. M. 82 Jsrael Segen und Fluch für den Fall des Gehorsams oder Ungehorgams vor; die Ausdrücke nun, in welchen dort Moses em Volke für den Fall des Ungehorsams fchreckliche Gottesgerichte droht, werden hier und durch das ganze 5. Kuh. hindurch, oft geradezu in Form des Citats, gebraucht, um dasjenige Gericht zu be- fchreiben, welches hier Hesekiel als bevorstehend ankün- digen soll. Es ist das äußerst bedeutsam: das bevor- stehende Gericht, das babhlonische Exil soll die Strafe fein, die Gott dazumal durch Mose geweissagt hat, und diese Weissagun Mosis soll sich in diesem babylonischen Exil er üllen. (Kliefoth.) Hesekiel ist recht eigentli ein Prophet für unsre Zeit: wer sich in ihn Versen t, der wird lebhaft ergriffen werden von dem Ernste der Zeit und sich getrieben fühlen alle Kräfte aufzubieten, daß die eingetretene Krisis zu einem heilsamen Ende gelange; zugleich läßt sich aus ihm, wenn es Gott gefallen sollte, große sichtende Gerichte über uns herbeizuführen, abzubrechen, was er gebaut, und ausgurottem was er gepflanzt hat (und das wird ja nach ffenb. 11, 7 ff. unzweifelhaft geschehen) eine unerfchütterliche Zuversicht gewinnen auf den endlichen Sieg des Reiches Gottes (in der Offenb 11, 11 an- gegebenen Weise), der tödtet und lebendig macht, schlägt und heilt, und der, nachdem er das dunkelste Gewölk herbeigeführt, zuletzt seines Bundes gedenkt und seinen Regenbogen erscheinen läßt. (Hengstenberg.) Das 5. Kapitel. Plagen der Juden verständige-i. III. v. 1—17. Auf den ersten folgt ein zweiter Zins— trag an den Propheten, indem er jetzt auch oersinnbild likhen muß, wie es dem ltlollie Juda bei und nach der Einnahme Jerusalems ergehen wird. Das erste Zeichen Man. 4) hatte sich vorzugsweise mit der Stadt beschäf- tigt und nur anhangsweise berührt, wie es in Folge dieses der Stadt bevorstehenden Schicksals den Bewohnern derselben und dem Vollee Israel überhaupt ergehen soll; um nun letzteres noch weiter auszuführen, soll heseleiek nachdem er jenes erste ausgeführt, 390 4 40 Tage hindurch die Belagerung Jerusalems dargestellt haben wird, noch ein zweites, im vorliegenden san. beschrie- benes Zeichen thun. Dasselbe wird in V. l—4 näher angegeben; daran knüpft Gott in d. 5—17 eine längere Rede, in welcher er, was durch solth Zeiohen bedeutet werden soll nnd was ihn zu seinem Thun veranlaßt, weitläufig aus-führt, jedoch einen Punkt (in. 3 s.) uoch nnerörtert läßt und das Verständnis desselben auch im folg. statt. nur nach der einen Seite hin andeutet. I. Und du Menschenkind nimm [nachdem du jetzt die 390 —t— 40 := 430 Tage des dir ver- ordneten Liegens Kap. 4, 4 ff. ausgestanden und der letzte Tag des fünften Monats des sechsten Jahres herbeigekommen ist] ein Schwert, scharf wie ein Scheermesser [und dadurch geeignet, hier dessen Stelle zu vertreten und ein fchon geweissagtes Scheermesser Jes. 7, 20 abzubilden] nnd fahre damit über dein Haupt und Bari [am Kinn], nnd nimm eine Wage sdas Sinnbild der die Strafe genau abmessenden und sie nach bestimmtem Rath- schluß vertheilenden Gerechtigkeit Jef. 28, 17], und theile sie [die abgeschnittenen Haupt- und BarthaareJ damit lin drei, nicht nach Zahl oder Gewicht gleiche, sondern so, wie ich dabei deine Hand lenken werde, bemessene Theile]. « 2. Das eine dritte Theil sdas eine von den drei Theilen] sollst du mit Feuer verbrennen, mitten in der Stadt süber der Mitte der auf dem Lehm- stein gezeichneten Stadt Kap. 4, 1], wenn die Tage der Belagerung sdie du nach Kap. 4, 8 vorhin zu vollziehen hattest] um find [was ja heute, da ich dir dies gebiete, der Fall isiJZ das andere dritte Theil nimm, und schlage es mit dem Schwert rings umher [soweit der Umkreis des Aufrisfes Jerusalems reicht]; das lehte dritte Theil sdas im Vergleich mit dem Ganzen zu den beiden andern Theilen sich etwa verhält wie M, zu V« Ofsenb. S, 8] streue smitsAnwendung des Schwertes] in den Wind szum sinnbildlichen Zeichens daß ich [in Erfüllung der Drohung Z. Mof 26, 331 das Schwcrt hinter ihnen sden gefangen WeggeführteUJ her ansziehe [alle Rückkehrsgedanken ihnen un- möglich machcnd]. 3. Nimm aber ein klein wenig davon [von diesem lehren, in den Wind zerstreuten Theil, doch nicht beliebig, sondern wie groß ich die Quantität durch Leitung deiner Hand bestimmen werde], und binde es [zur Bezeugung sorgfältiger BewahrUngJ in deinen Mantelzipfel [vgl. 1. Sam. 25, 29]. 4. Und nimm snachdem du diesen kleinen Theil eine Zeitlang auf die angegebene Weise ver- wahret hast] wiederum etliches [doch einen nicht gerade geringen Theil] davon, und wirfs [wie du oben mit dem ersten Drittheil gethan haft V. 2] in ein sgenauerx mitten ins] Feuer nnd verbrenne es 454 mit Feuer; von dem lalso zu» verbrennenden Theil] soll ein Feuer aus-kommen uber das ganze Haus Israel swenn auch nicht zum völligen Verbrennen, doch ein Feuer des Zornes und Gerichtss Kurz und gut erklärt Michaelis die Bedeutung der dem Propheten aufgetragenen symbolischen Hand- lung dahin: »Das Scheermesser ist die göttliche Rache, die Wage die Billigkeit derselben, die Haare sind die Juden, die Theilung die jedem zugetheilten Strafen« Hesekiel vertritt bei dem, was er thun soll, die Stelle des HErrn oder seines Werkzeuges des Königs von Babylonien, bei dem aber, was er mit seinem Haupt- und Barthaar vornimmt, die Stelle des Volks, und kann man hierbei unterscheiden zwischen dem gewöhn- lichen Volk (Haupthaar) und dem König 1nit den Großen seines Reichs (Barthaar), wenn man diesen Sinn in der zu Grunde liegenden Stelle Jes. 7, 20 finden will. Daß der Prophet nicht ein wirk- liches Scheermesser zum Abscheeren seines sämmtlichen Haares nehmen soll, sondern ein Schwert, scharf wie ein Scheermessey hat seinen Grund darin, daß das, was mit dem Haar gemeint ist, theils unter dem Schwerte fallen, theils vor dem Schwerte her in die Gefangen- fchaft wandern soll, wie denn auch am Schlusse des Z. Verses die Beschreibung der anbefohlenen Handlung bereits in die Angabe ihrer Bedeutung übergeht. Man hat bezweifeln ob Hesekiel diese Handlung auch wirk- lich und thatsächlich a1i sich habe vornehmen sollen: ,«,sich mit einem Säbel zu rasiren, an Kopf und Bart, so daß gar keine Haare übrig bleiben, ist gewiß eine sehr schwierige Aufgabe —- bemerkt Hengstenberg «—- zumal für einen Mann von iiberwiegender Jnnerlich- keit, der in solchen Manipulationen nicht geschickt zu fein pflegt; und dann würde die Sache bei der äußeren Ausführung in’s Lächerliche gerathen und der ernste Eindruck würde zurücktreten-« Letzteres nun ist vocn Standpunkte der Jetztzeit aus geredet, die zumal in unserm niichternen, verstandesmäßigen Abendlande folche symbolische Zeichen nicht verträgt; anders ist es chon z. B. bei den Negern in Afrika, wenn da ein Bekehrter die Worte Luk. 15, 14 von dem verlorenen Sohne wieder erzählt: ,,da er nun alles das Seine verzehrt hatte«, streicht er mit der flachen, rechten Hand über die flache Linke zum sinnbildlichen Ansdruck: ,,alles war nun weg, wie vom Winde verjagt«. Und nun erinnere man sich, wie sehr bei Israel das Sym- bolische in der Prophetie Bedürsniß war— so sehr, daß auch» falsche Propheten das, was sie weissagen wollten, außerlich verkorperten, ohne bei der Wahl ihres Zeichens zu fragen, ob sie sich nach den Begriffen unsers modernen Zeitalters damit lächerlich machen und dem Spott aussetzeii würden; wenn nur das Zeichen recht ausdrucksvoll und signisieant war, machten sie nach den Begriffen ihrer Zeitgenossen die Sache recht (1. Kön. 22, 11). Und was die Schwierigkeit des dem Hesekiel aufgetragenen Unternehmens und das Ungeschick eines solchen nach innen gerichteten Mannes zu dergleichen Manipulationen betrifft — nun, der es ihm geheißen, wird wohl au die Ausführung ihm haben gelingen lassen, txkne da er sich den Kopf und das Kinn dabei zerfleis en mußte; wenn freilich es um einen eigenen Einfall sich handelte, würden auch wir die Sache sehr bedenklich finden. Was hätte es dagegen genützh wenn, wie man annehmen zu müssen glaubt, die» Handlung blos ein innerlicher Vorgang hätte fein sollen, so daß der Prophet ihn im Geiste oder in der Ekstase an sich durchgemacht und nachher sie dem Volke erzählt hätte? Fiius Erste sollte er nach Kap. Z, 26 jetzt überhaupt nicht reden, und für’s Hesekiel s, 5———10. Andere macht eine nachträgliche Erzählung auch gar keinen Eindruck; wohl aber machte gerade eine so schwierige, von einem in äußerlichen Dingen so unbe- holfenen Manne an feinem Leibe vollzogene Manipu- tion, wenn sie geschickt und in einer, von keinem An- deren auszuführenden Weise vollbracht wurde, sofort den Eindruck, daß hier Gottes Hand im Spiele, daß die Hand des HErrn über den Propheten gekommen sei (Kap. Z, 22). Wir pflichten also vollkommen dem bei, was Kliefoth sagt: ,,Eine bedeutsame Handlung, noch dazu eine stumme, muß gethan» werden, damit sie den sie Anschauenden etwas zeige. Was hiilfe und niitzte ein Zeichen, wenn es nicht ausgeführt würde? Es war bei dem Zeichen jedenfalls darauf abgesehen, daß es gethan werden sollte; und es ist auch gethan worden, wenngleich der Text dies, als bei einer von Gott befohlenen Sache selbstverständlich, nicht ausdrück- lich bemerkt. Ihre Schwierigkeit hatte sie allerdings, denn Gott fordert zuweilen Schweres von seinen Dienern; aber er hilft ihnen dann auch, und in Kap· 3, 26; 4, 8 stellt er diese Hilfe noch besonders in Aus- sicht.« Die drei Theile anlangend, in welche der Prophet das» abgeschnittene Haar zerlegen und mit jedem auf andere Weise verfahren soll, so können wir auch hierbei demselben Ausleger folgen: »Wie Hesekiel ein Drittheil seiner Haare auf dem das belagerte Jerusalem darstellenden Steine verbrennt, so wird nach V. 12 das erste Drittel der Bewohner inmitten der belagerten Stadt duritÆPest und Hunger umkommen; daß die Schrecken der elageruhg in V. 2 durch Feuer und in V. 12 durch Pest und Hunger dargestellt wer- den, erklärt sich (abgesehen davon, daß letztere sich äußerlich nicht besonders darstellen ließen) einfach daraus, daß alle drei gleichmäßig zu den Schrecken einer Belagerung gehören. Ein zweites Drittheil der Bewohner wird zwar bei Ausfällen oder bei der Ein- nahme aus der eingeschlossenen Stadt herauskommen, aber nach V. 12 durch das Schwert der Belagerer fallen, gerade wie Hesekiel das zweite Drittheil seiner Haare um das Bild der belagerten Stadt herumstreut und dann mit dem Schwerte schlägt. Und das dritte Drittheil wird zwar die Schrecknisse der Belagerung überleben, aber Gott wird sie uach V. 12 in alle Winde zerstreuen, gerade wie der Prophet das letzte Drittheil Haare in den Wind streut, nnd wird sein Schwert hinter ihnen her ausziehen, wie er durch Mosen ge- dräuet hat-« Bei V. 3 f. müssen wir jedoch eine andere Auslegung, als die der genannte Gelehrte låefolghdgeltdend mkichem dfenår iknmiödglich kann das -«euer, as a aus ommen o ü er as ganze Haus Israel, ein Läuterungsfeuer und darunter dasjenige zu verstehen sein, welches Christus auf Erden anzuzün- den gekommen ist (Luk. 12, 49). Es ist das eine un- natiirliche und gewaltsame Erklärung, die sich nicht durch die Berufung auf Kap. G, 8—10 rechtfertigen läßt; vielmehr sind die, die nach dieser Stelle dem Schwert entgehen, unter den-Heiden sich bekehren und nach dem heil. Lande zuruckkehren, schon mit den: ,,klein Weni « in V. 3 unsers Kap. angedeutet, das Hesekiel in einen Mantelzipfel binden und es damit als den heiligen Samen oder den das Gericht über- dauernden Rest des Volkes bezeichnen soll, ans welchem nach Beendigung der Gefangenschaft laut der Weissa- gung in Ies. 6, 13 (,,Iesaias ist der eentrale Prophet, bei dem alle Seiten der Verkündigung derZukunst ent- weder schon fentfaltet oder doch im Keime sich all- bereits vorfinden«) wie aus dem Wurzelstumpf in der Erde das neue Reis, ein neues Israel empor- sprossen werde. Indem es aber in V. 3 zunächst nur nach seiner idealen Seite, nach seiner göttlichen Beru- Das Schicksal des Volkes bei und nach der Einnahme Jerusalems wird "versinnbildlicht. 455 sung und Bestimmung in Betracht kommt, folgt in V. 4 sogleich die weitere shmbolische Ankündigung, wie es mit seiner wirklichen Beschaffenheit sich verhalten wird; es wird seinem großen Theile nach wieder ein verderbtes, gerichtsreifes Israel sein, das in’s Feuer hinein und verbrannt werden muß (Kap. 11, 21), und von ihm wird das Feuer des Zoriies auskoinmen über das ganze Israel, daß auch das Israel der 10Stiimme, das eigentlich nie aus der assyrischen Gefangenschaft zurückgekehrt ist, und Juba, soweit es von der Er- laubniß zur Rückkehr in das Land der Väter keinen Gebrauch gemacht, sondern in.der Fremde sich ange- siedelt hat, fortan unter dem Gericht der Verstoßung und Verstockung lie t. Wir haben also in V. 4 an dasjenige Iudenvolk zu denken, das Christum ver- worfen, ge en sein Evangelium sich verschlossen und die zweite ' erstörung Jerusalems verwirkt hat; die Folgen dieses Feuers find nicht auf das Volk in Palästina beschränkt geblieben, sondern haben auch das Volk in der Zerstreuung (die Diaspora 1. Macc. 1, 11 Anmh ergriffen, wie es noch heut am Tage ist. ,,Das sind Weissagungen, angesichts deren man die Hände falten muß. (Hengstenberg.) Das Feuer, von dem zuletzt die Rede ist, soll nicht wirkliches Feuer sein, sondern viel wesentlicher noch als dieses, Feuer des Zornes Gottes, indem er sie zum Fluche über- giebt und zur immerwährenden Qual bösen Gewissens; und dies Feuer soll ganz Israel erfassen: 5. Mos. 32, 22. (Coceejus.) Ueber die alsdann wieder im Rockzipfel Behaltenen s. Offenb. 7, 1-—8. « 5. So spricht der HEwHErr [so mußte ich, nachdem ich die symbolischen Handlungen in Kap. 4, 1 —— 5, 4 ausgerichtet hatte, hieraus noch· am letzten Tage des fünften Monats ·V. 1 »von meinem Stummsein Kap. s, 26 für einige Zeit entbunden, den Volks-genossen predigen, die Predigt mit dem schon feststehenden Eingangswort 2, 4; 3, 11 u. 27 eröfsnend]: Das sdiese auf dem Ziegel hier dar- gesiellte Stadt 4, 1] ist Jerusalem, die ich unter die Heiden [d. i. in die Mitte der Völker] gesetzt habe und rings um sie her Länder« sKlaget 2, 15]. 6. Sie aber [in gänzlicherVerkehriing ihres heilsdgelstchjchtlickzkiisVgrzifsj h? nzein iåeseg »Hier: Wtlllk lU gö be ccc Mel? cml c clcll nnd meine Rechte mehr, denn die Länder, so rings um sie her liegen [1. Cor. 5, 1]. Denn sie ber- werfen mein Gesetz und wollen nicht nach meinen Rechten leben. » · · «» ) Um die Straffalligkeit Jerusalems recht hervor- zuhebemwird die·Ruge ihres sundigen Treibens er- Sitz? Wåikdisi FäsweexssenatigfegiksneriäbTZETDSZTFDILSH Mittegpukg der Erd; skiåidead bcekzeichuegj åvczsldkvådee äuri a’em,oinoiiem Sinne egemeiixite cijlst die amnineisten gesegnete Stadt, sonddeån din hisktlcirischemsjkSinilie, knsogerii Gotzsttåliolk un ta t w’ · "m itte un te er von o ge- leiteten Welteliittriikikiellung undpi rer Bewegung steht, oder in heilsgeschichtlicher Beziehung, als die Stadt, in der Gott seinen Gnadenthron aufgefchlagen hat, von welchem das Gesetz und Recht für alle Völker ausgehen soll zur Verwirklichung des eils der ganzen Welt: Ief. 2, 2 sf.; Micha 4, 1 ff. ( eil.) Jsrael ist das von Gott durch seine Offenbarung bereitete Muster- Volk, die von ihm gegründete Gemeinde der Recht- schaffenen, damit es sein Licht in die umgebende heid- nische Finsterniß ausstrahle, seinem Gott zur Ehre ge- reiche und zu ihm hinlockex 5, Mos. 4, 5 f.; Ies 42, 19. (Hengstenberg.) 7. Darum spricht der HErr-HErt also: Weil ihr’s [wie eben gesagt, mit der Auflehnung wider michs mehr machet, denn die Heiden, so um euch her sind, nnd nach meinen Geboten nicht lebet nnd nach meinen Rechten nicht thut, sondern nach der Heiden Weise thut, die um euch her sind fLuther liest hier, wie in Kap. 11, 12., es steht aber ein ,,nicht« im Texte, das beachtet sein will, so daß man besser zu übersetzen hat: und nicht einmal nach der Heiden Weise thut, die um euch her sind« Jerz Z, 10 f.]; 8. So spricht der Herr-HGB« also: Siehe, ichlvill auch an dich »[in einem solchen Stande der Dinge entsprechenden ganz besonders schweren Getichts und will Recht über dich gehen lassen, daßdie Heiden zusehen fund-merken] sollen fraß du in ganz exernplarischer Weise bestraft wirst]; 9. Und will also iint dir·umgehen, als ich [friiher] me gethan und hinfort nicht thun werdet-f, um aller deiner Grenel willen [welche mich zur Rache herausfordern]; 10. Daß in dir swenn nun bei der Bela- gerung die Hungersnoth aufs Höchste steigt, laut der Drohung in 3. Mos. 26, 29 u. b. M. 28, 531 die Väter ihre Kinder nnd die Kinder ihre Väter fressen sollen; nnd will solch Recht uber dich gehen lassen, daß alle deine Uebrigen [die bis zur Er- oberung und Zerstörung der Stadt am Leben bleiben] sollen in alle Winde zerstreuet werden-««- [V. 2]. s) Das von Mehreren am Ende des Verses ver- worfene Wörtlein ,,nicht«, als sei es nur aus dem vorigen wiederholt und ganz sinnlos, lassen wir stehen; denn wenn es auch in der Parallelstelle 11, 12 fehlt, so daß auch hier die syrische Uebersetzung und einige Handschriften es nicht haben, so sind doch dort die bösen Sitten der Heiden zu verstehen, hier aber deren Sitten, soweit sie gut sind, und das Wort des HErrn will Israel im stärksten Ausdruck noch unter die Heiden setzen. (Umbreit.) Das noch böser Handeln als die Heiden wird hier mit Riicksicht au das natür- liche Gesetz des Gewissens (Röm. 2, 14f.) verstärkt: Gottes Rechte uiid Satzungen verwarfen sie, und nach den natürlichen Rechten des heidnischen Gewissensstand- punktes thaten sie auch nicht. (Schröder.) Jn der Kirche werden oft größere Sünden begangen, als außerhalb derselben. (Starke.) Die Laster nimmt man von den Heiden an, und im Guten läßt man ihnen den Vorzug; sie sollten von uns lernen, und wir können noch von ihnen lernen. (Berleb. Bib.) ist) Weil Israel über die Heiden hinausgegan- gen ist in Bosheit, so wird auch seine Strafe über ergangenes und Zukünftiges hinausgehen. kSchröderh Als Gott Jerusalem durch die Chaldäer zer tören ließ, hatte er kein anderes Volk als Israel nach dem Fleisch, und diese Zerstörung hob zeitweili den Be tand des Volkes Gottes selbst auf; das Jerusalem un Israel aber, das die Römer zerstörten, war gar nicht mehr Gottes Volk, sondern dazumal war es die Christenheit, 456 und diese ward von den Römern nicht zerstört. (Kliefoth.) Die Worte »und hinfort nicht thun werde« gaben keine Beruhigung für die entartete Christenheit; die göttliche Gerechtigkeit bleibt stets gleich energisch, gleiche Schuld muß gleiche Strafe nach sich ziehen, und die Veruntwortlichkeit ist unter dem neuen Bunde noch schwerer; nur das wird gesagt, das Gericht über das entartete Israel werde Seiten darbieten, die sich sonst nicht wieder finden, es werde einzig in seiner Art sein. Alle großartigen Gerichte und alle großen Gna- den haben Seiten, nach denen sie einzig sind. (Hengsten- berg.) — «") Der Hun er hat keine Augen, keine Ohren, keine Hände, oder Zähne; er sieht keine Person an, hört auch auf nichts, giebt auch nicht, sondern ist grausam und unbarmherzig. (Starke.) Väter fressen ihre Kinder oft genug durch böses Beispiel, das sie ihnen geben; und Kinder fressen ihre Väter durch Geiz, Lieblosigkeih Ungehorsam, durch den Gram, den sie ihnen bereiten. (Schröder.) II. Darum, so wahr als ich lebe, spricht der HErr-HErr, weil du swie in Kap. 8, 5 f. weiter ausgeführt werden wird] mein Heiligthum mit allerlei deinen Grenelu und Götzen verunretnigct [und damit eigentlich vernichtet] hast; will ich dich auch zerschlagen, und mein Auge soll deiner riicht schonen sdaß ich, dein Elend ansehend, mich deiner erbarmen nnd das Schlimmste dir ersparen sollie], und will nicht gnädig sein ssocidern dich völlig in’s Verderben dahingehen) 12. Es soll [wie das Zeichen in V. 2 be- sagt] das dritte Theil von dir an der Pestilenz sterben, nnd durch Hunger alle werden; und das andere dritte Theil durch das Schwert fallen, rings nm dich her; und das letzte dritte Theil will ich in alle Winde zerstreuen und das Schwert hinter ihnen her ausziehen. « 13. »Alle soll mein Zorn vollendet und mein Grimm uber Ihnen ausgerichtet werden, daß ich meinen Muth kahle [Jes. 1, 24; 5. Mos 28, 63]; und sie sollen erfahren, daß ich, der HErr, in meinem Eifer geredet habe, wenn ich meinen Grimm an ihnen ansgerichtet habe. Der Eifer der göttlichen Strafgerechtigkeit wird unter dem Bilde menfchlicher Rachelust dargestellt, damit der strenge Ernst Gottes erkannt werde; da man dabei das Unreine menfchlicher Rachesucht Gott zuschreiben würde, hatte der Prophet nicht zu fürchten. Jn unsrer Zeit sind die Feinde der heil. Schrift zu solcher Mißdeutung freilich sehr geneigt, obwohl ein unbefangener Leser sich leicht davor bewahren kann, wenn er nur will. (Schmieder.) 14. Jch will dich [gemäß der Drohung in Z. Mos 26, 31 u. 5. M. 29, 22 ff.] zur Wüste und zur Schmach sehen vor den Heiden, so um dich her sind, vor den Augen aller, die vorüber gehen. 15. Und sollst eine Schmach, Hohn, Exempel [wohlverdienten Gerichtsj und Wunder lzum Ent- setzen Jer. 24, 9z 29, 18] sein allen Heiden, die um dich her sind, wenn ich über dich das Recht gehen lasse mitZorn, Grimm und zornigem Schel- ten «— das sage Ich, der HErr -—, Hesekiel 5, 11—-17. s, 1—11. 16. Und wenn ich böse Pfeile des Hungers [5. Mel. 32, 23 f.] unter sie schießen werde, die da schlidlich sein sollen, und ich sie [diese Pfeile Pf. 7, 14] ausschjeßen werde, euch zu verderben; und den Hunger uber euch immer größer werden lasse, und den Vorrath des Brods wegnehme [Kap. 4, 16]. 17. Ja, Hunger und bbse wilde Thiere 13. Mos ge, 22; 5. M. 32, 24f.] will ich unter euch schicken, die sollen euch ohne Kinder machen; nnd soll Pestilenz und Blut unter dir umgehen [daß meine vier bösen Strafen Kap. 14, 2l; Jer. 15, 3 über dich kommen], und will dasSchwert über dich bringen. Jch swie die sinnbildliche Handlung in V. 1 dies veranschaulicht hat]- der HEry habe es gesagt swas in V. 5—17 Verkündigt worden, und ich werde es gewißlich thun, wie denn auch die Macht dazu mir zu Ge- bote steht]. s Wie es den Frommen zum Trost ist: wo Gott für uns, wer mag wider uns sein? so ist es den Gott- losen zum Schreckem da Gott wider euch ist, wer mag für euch sein? (Starke.) Das 6. Kapitel. Von Verwüstung des jiidisohen Landes. IV. h. 1——14. Die wenigen Tage, die zwischen seinem Stummsein in nun. 4, 1—- Z, 4 und dem in Bau. B, 1— 11, 24 dem Propheten tu Erfüllung des Worts in Kuh. Z, 27 zum Reden gelassen werden, hat er bereits mit der allgemeinen Verkündigung Rats. s, 5——·17) eingeleitet und darin ausgesprochen, was Jerusalem gethan hat, um es gerichtsreif zu machen, und was der HGrr nun thun wird, um das Gericht in der schon durkh snose zuvor bezengteu weise zur Jticsfiihrung zu bringen. Bei dieser allgemeinen Verständigung hat es aber nicht sein weinenden, sondern es folgen hier uud im nächsten Bau. trorh zwei, den Inhalt der in Frau. 4, l— Z, 4 dem Heseliiel aufgetrageuen Zeichen weiter entfallende Øoitesworte Das erste derselben, welches nns zunächst zur sctralhtung vorliegt, kündigt den Stät- ten des abgöttisrlsen Gottesdienstes sowie dem ganzen tsuude Verwüstung, den Göhendienern aber Untergang an Alt. 3——7), knüpft jedoch in Briresf derer, die unter die Heiden zerstreuet werden, die tröslliche Jtttssictst an, daß ein Theil sich zu dem hehren: bekehren werde (dl. 8—10), nnd fordert hierauf den Propheten auf, durth Gebet-den des Unmuths darzulegen, wie gerecht das beabsichtigte Gottesgeritht sei, um es darnach noch· mals in seinen Hauptzügen vorzuführcn (h. 1l——14). 1. Und des HErrn Wort geschah zu mir [wohl am Neumondstage des sechsten Monats, wo in Jerusalem bei Darbringung des Morgenopfers mit den silbernen Trompeten geblasen wurde 4. Mos 28, 15 Anm.] und sprach: Z. Du Menschenkind, kehre dein Angeficht wider die Berge Israel und weissage wider sie, 3. Und sprich: Jhr Berge Israel, hbret das Wort des HErrn-HErrn! So spricht der HEN- Den abgöttischen Städten wird Verwüstung und den Götzendienern Untergang angekündigh 457 HErr, beide, zu den Bergen und Hügelty sgber auch] beide, zu den Bächen und Thalern sdie ebenfalls dem abgöspttischen Wesen haben dienen müssen Jer. 7, 3l]: Siehe, ich will das Schwett uber euch bringen, und [nachdem, was ich m Z. Mos 26, 30 gedräuet] eure sder Kinder Israel, die stch so selbst ihre Anbetungsorte erwählt haben, statt an dem Ort festzuhalten, an welchem ich meines Namens Gedächtniß gestiftetj Höhen um- bringen, 4. Daß eure Altäre vertvüstet und eure Gdtzen [nach jiidischer Deutung: Sonnensäulem Bilder des phönizischeri Sonnengottes] zerbrochen sollen werden; und will eure Leichname [Weish. 9, 15 Anm.] vor den Bildern todtschlagen lassenj Z. Ja, ich will die Leichname der Kinder Israel vor euren Bildern sden Götzen, denen ihr gedienet habt] fållen sdaß sie auch im Tode noch bei denen seien, an die ihr euch irn Leben gehängt habt], und will eure Gebeine um eure Altäre her zerstreuen. S. Wo ihr [im ganzen Lande] wohnet lund das Land mit eurer Abgökterei entweihet Jer. 2, 28], da sollen die Stadte wnste, und·die Hohen zur Einbde werden. Denn man wird eure Altare wüste und zur Eiubde machen sdaß die Würde, die ihr ihnen gegeben, nämlich ächte Stätten des Gottesdiensies zu sein, auf immer vernichtet sei], nnd eure Gbtzen zerbrechen und zu nichte»machen, und eure Bilder zerschlagen, und eure Sttfte idie ihr euch selber anstatt der von mir verordneten L. Mos. 35, 21 Anm. gemacht — Altäre, Haine, Gärten] vertilgen. 7. Und sollen Erschlagene unter euch sdie ihr, als zur Gefangenschaft bestimmt, nm Leben bleibet] da liegen; daß ihr erfahret, ich sei der HErr [der einige Gott Jes. 37, 20]. Jsraels ,,Berge« rücken den Gesichtskreis des Propheten von Jerusalem, von dem bisher vornehm- lich die Rede war, jetzt weiter zu den bekannten und beliebten Opferstätten des Landes (Jer. Z, 6); so kann ein Menschenkind durch Gott allerdings in die Lage gebracht werden, auch Berge, d. h. die wie Berge aus den Flächen der übrigen Menschen herausragen, Fürsten und Könige u. dgl. mit dem Wort göttlicher Predigt anzutastent Ps- 144, 5. (Schröder.) Es lautet hoch, wenn es heißt, der Prophet solle sein Angesicht gegen die Berge Jsraels richten und wider sie weissagen. Die errlichen Höhen des gelobten Landes, der Stolz und chmuck der Erde, auf denen Gott sein Volk hatte siegreich einherfahren lassen, waren durch die Ab- scheulichkeit des Götzendienstes entweihet worden; aber auch die Thäler und Tiefen waren Zeugen gewesen von den ruchlosen Werken der Anbetung nichtiger Götter. Darum sollen die Höhen vernichtet werden durch das Schwert des HErrn, verwüstet die Altäre, zerbrochen die Sonnensäulen; ja die Menschen sollen als Leichen fallen vor den Scheusalsbildern, dem Machwerk ihrer Hände. Der Prophet malt ein grauen- haftes Todtenbild: da liegen hingestreckt die Leichname der Kinder Israel vor ihren Scheusalen, ihre Gebeine rings um ihre Altäre zerstreut; überall verwiistete Städte, verödete Höhen, zerschmetterte Altäre, zer- brochene Götzenbilder, umgehauene Sonnensäulen — ja das Wort wird erfüllt: ,,verwischt sind eure Werke, damit ihr erkennet, daß ich Jehova bin.« (Umbreit.) Der Gedanke: ,,Erschlagene werden in eurer Mitte fallen« schließt in sich, daß nicht alle fallen, sondern Gerettete übrig bleiben werden, und bereitet das Folgende vor; das Fallen der Erschlagenem der Götzem diener mit ihren Götzen, führt zu der Erkenntniß Jehovcks als des allmächtigen Gottes und zur Um- kehr zu ihm. (Keil·) 8- Jch will aber etliche von euch [bei der Zerstörung der Stadt und Verwiistung des Landes] überbleiben lassen, die [wie sie da schon dem Schwerte des Feindes entgehen, so anch] dem Schlvert ent- gehen unter den Heiden sdas in der Gefangenschast noch hinter ihnen drein ist Kap. 5, 12J, wenn ich euch rn die Lander zerstreuet habe. 9. Dieselbtgen eure Uebrigen [in Kap. 5, 3 unter den Wenigen bezeichnet, das in den Man- telzipsel gebunden werden sollteJ werden dann an mich gkdenken nnter»den» Heiden, da sie gefangen sein mussenz wenn tch ihrhurisch Herz, so von mir gewzchen, nnd ihre hurtschen Augen, so nach ihren Goxzen [voll Begierde, mit denselben sich einzulassen] gesehen, zerschlagen habe; und wird sie gereuen die Bosheit, die sie durch allerlei ihre Greuel begangen haben sdaß sie derselben sich irr-s Angesicht schämen, ja geradezu Ekel davor em- psinden]; » 10. lind sollen erfahren, daß ich der HGrr sei, und nicht umsonst geredet habe, solches Unglnck ihnen zu thun [sondern, indem ich nun auch ge- halten, was ich geredet, als den wahren, lebendi- gen Gott mich bewiesen habe]. Unter den schärfsten Drohungen kehrt immer dieser Trost wieder, daß Jsrael nicht ganz vertilgt wird (Jer. at, 27; 5, 1t). 18), sondern daß einige übrig blei- ben, die durch die Züchtigung zum HErrn zurückge- sührt werden. (Schm1eder. Es kann wohl jemand fühlen, daß er es mit ott zu thun habe, aber er demüthigt sich nicht, gleichwie Kain genöthigt gewesen ist, vor Gottes Anblick zu erzittern, aber sich immer gsleich blieb; so pflegt es mit den Verlorenen zu ehen. s ist wohl ein Stück der Bereitung, Gottes Clericht anerkennen, aber die Hälfte blos: das Mißfallen an sich selber ist das andere Stück, (Ealvin.) Wir alle müssen erst mit Jsrael in der Schmach der Gefangen- schast unter blinden Heiden mit zerbrochenen hureris en Herzen und Augen das Licht des Evangeliums su en und finden lernen. (Umbreit.) 11. So spricht der HErr-HErr: Schlage [meinen heiligen Unwillen 4. Mos. 24, 10 als mein Repräsentant undtWortfiihrer zum sinnbild- lichen Ausdruck bringend] deine Hände zusammen, nnd strample [wie in großer Ungeduld] mit deinen Fußen, nnd sprich: Wehe über alle Grenel der Bosheit tm Hause Israel, darum [d. i. herein-regen] sie [wie ich in Kap. 5, 16»zs. gesagt] harrt; das Schwert, Hunger und Pestilenz falleu nassen. « 48, 2·2), und wir 458 Hesekiel S, 12—14. 7, 1—-l8. Das Händeklatscheiy überhaupt Gestus der lebhaft erregten Empfindung, die verschiedener Art sein kann, ist nach den vorliegenden Uinstäiiden ein fymbolisches, ,,fort mit euch« (Jer. 15, 1); dasStampfen mit dem Fuße ist Gestus der Ungeduld, die die Zeit nicht»er- warten kann, da es anders wird, da auf die sundliche Aetion nun die Passion folgt, die mit ihr unzertrennlich izrbigiden isth lHeggskekiljberghd Fndeiiöjwikhaufk Gottes eri teinge en, a e e un eine ere tig eit von gaiizDeMschFerzeU gåitheixfiiediy Ließ dar Prhphestllin Te Hän e agen un mi em -u e amp en o , ri - tens wixk ucäikfselhst und zzvertdten isoglstnicht gerEchtet: unere e er igung o es ür zu un erer Rechtsertignn durch Gott, welches Weges Psalm 51 geht· (Schrö er.) . . et ekne von em amp p a e vor 12 W f ist [ d K f l tz und in der Stadt], wird an der Peslitenz [dem dritten unter den in V. 11 genannten bösen Dingen] sterben; und wer nahe ist, wird durch das Schloert [d»ie erste unter jenen Strafen] fallen; wer aber uberbleibet und davor. svor Pestilenz und Schwert] behutet ist, wird Hungers sterben sso daß keiner dem Verderben entgeht, der einmal dafür bestimmt ist] Also will ich lnach fdem Wort in Kap. 5, is] meinen Grimm unter ihnen vollenden. · 13. Daß ihr [die»· ihr zu den Ueberbleibenden e ört] erfahren sollt, ich sei der HEin wenii ihre S . . [der Kinder Israel V· 5] Erschlagenkn unter ihren Götzen liegen werden um ihre Altare her, oben auf allen Hugelm und »oben an.- allen Bergen, »und unter allen grauen Baumen und uiiter allen Zielen Eichen; an welchen Orten sie allerlei Götzen iißes Rånchopfer [wie sie meineten] thaten swiihrend sie damit nur sich selbst ein Feuer des Zornes ange- zündet haben]. » » 14. Jch will meine Hand wide; sie Lausdstreckesm Und [wie in Kuh. b, 14 gesagt] as an Wille nnd öde machen, von der Wuste an bis gen Diblath Feder: mehr als die Wüste Diblathis alle Städte] ge sise wohnen, nnd sollen erfahren, daß ich der H rr cis« [V. 7 u. 10]. ) Von der Wu ste, der sudlichen Gren e Canaaiis, gis dgenAksiblath kan der kåliordegräiztekz alszo Evas Jgkange . er wir ennen ein i a an er or - graejili e Canaansx darum· at man für» ,,Diblath« ver- mut et ,,Riblath oder» Ri· la« in Syrien (Jer. 39,» o). Richtiger indessen ist vielleicht: ,,mehr als dieWuste Diblatha« zu übersetzen; nun kommt zwar Diblatha nirgends in der Schrift vor, wohl aber Almon-Dibla- thaim (4. Mos. 33,»46) und BethzDiblathaim (Jer. hatten also an die ode Gegend an der Oftgrenze des Moabiterlandes zu denken. (Schmieder.) OdeyPbessZe noch, bwlig betrcgchten das Worftdaks eiåizizen vom rop eten gei eten igennamen, au e en e- deutung es ihm ankommt« und die wäre: Wüste des Untergangs oder Verderbnis« und wäre damit Babeh die eine ,,ewige Wüstetj sein soll (Jer. 51, 26), gemeint. »Der Selbstgerechtigkeit seiner Zeitgenossen gegenuber stellt Hesekiel das harte Wort auf, das Schickfal des Lan- des werde härter sein als dasjenige Babels (Hävernick.) «) Jehova ist, der wird, was er ist, der also seine Ewigkeit und Macht erweist, und sein Wort erfüllt und iiicht wechselt, noch fiel) verleugnen (Cocceius.) Das 7. Kapitel. Weissaguiig nom Untergang des Reiches Jana. v« V. 1——27. Zin das erste schließt sich einzwriteg Gottes— wart; ward nun seines, wie wir zu Kein. 6, 1 angenom- men haben, ain ileumondstage dein Propheten einge- gcben, so oieileiiht dieses an dem darauf folgenden Tage, aic welchen: an des Königs Hofe in Jerusalem abermals, wie schon am neuinondslage selber, große Tafel gehalten wurde (1. sum· 20, 5 2liiin.), nnd in der That läuft ja das nunmehrige Goltesniort in eine ausdrückliche Erwähnung des Königs nnd seiner Fürsten aus. Dasselbe führt zunächst w. 1——4) in kurzen, inhaltsschweren nnd eintöciig gehaltenen Sätzen aus, daß das angezrigie Gericht bald nnd unabwendbariiber stand und voll: kommen werde; darnach aber folgt eine in’s Dichlerisnie ubergehinde Beschreibung des kommenden Elends, wie die Zeit des Gerichts, der Tag des Jammers bereits im Jlnbruch begriffen sei W. 9), wie da die Strafe in allerlei Gotlesgerichleu ausbricht und es plötz- lich so stille wird indem sonst so geräiischnolleii Wunde, wie maii umsonst in die Posaunen stößt, wenn einmal die des höchstcn tliichters ertönt, uad keine Rüstung iiiid kein Jliisziehen in den iiiricg etwas hilft, die aber dem Schwerte entrinnen, als Traucrgcstaltcn einherziehen (V. 10—18), wie da auih Silber und Gold das Gericht nicht abwenden, vielmehr um des ollißbrauchs willen, der damit getrieben worden, milsanimt dem Tempel und seinem Schuh der räicberisihen Hand dcrfeinde verfallen werden (tlI.19—22), nnd endlich, wie die ganze Be— wohnerschafh hohe nnd widrige, und sammt allen Jteiulern das ganze Volksleben aus Stand und Wesen kommen werde. W. 23 —27). 1. Und des HErrn Wort geschah zu mir [auch am zweiten des S. Monats im 6. Jahre nach Jojachins WegsühriingJ und sprach: Z. Du Menschenkind, so spricht der HEN- HErr »von Lande Israel: Das Ende kommt, das Ende uber alle vier Oerter sSäume oder Grenzen] des Landes. s. Nun kommt das Ende über dich sJerusalem und das ganze Land. Juda]; denn ich will meinen Grimm über dich senden und will dich richten, wie du verdienet hast und will dir geben, was allen deinen Greuein sals rechtmäßiger Lohn] gebuhrt. 4. Mein Auge soll dein iiicht schonen [Kap. 5, 11; 5. Mos. 13, 8; 19, 131 noch übersehen sdaß noch einmal Nachsicht geübt werde]; sondern ich will dir geben, wie dii verdienct hast, und deine Grenel [die du begangen] sollen [in den Strafen allen, die sie nach sich gezogen] unter dich kommen, daß ihr erfahren sollt, ich sei derHErr [Kap. 6, 7 f.]. Wir haben in diesem Kapitel ein alttestamentliches Vorbild vor uns zu dem erschiitternden Dies irae, dies illa (Tag des Zorns, o Tag voll Grauen), dem sog. Gig»anten-Hhmnus (Zeph. 1, ·14ff.) Was F«r. v. ållieyer uber letzteren sagt, laßt sich auch von diesem Kap. unseres Propheten äußern: ,,mit dem Empfin- dungslosen, der es ohne Schreckeii lesen und ohne Grauen hören kann, möchte ich nicht unter Einem Dache wohnen« (Schröder.) Soll der Sünder nicht aus dem Taumel seiner Lust aufschrecken vor dem ersten Das Gericht wird bald und unabwendbar über Juda kommen. 459 und letzten Wort der gewisseften Weissagung: ,,das Ende kommt, das Ende kommt!«? (Umbreit.) Gott hat sein »Nun« (Luk. l9, 42),f das freilich vor unseren Augen verborgen und verderblich ist, wenn wir das Nun unsererHeimsuchung nicht beachtet haben. (Starke.) 5. So spricht der HErr-HErr: Siehe, es kommt ein Unglück über das andere [wörtlich: es kommt Unglück, Ein Unglück, d. i. ein Un- glück einzig in seiner Art Kap. d, 9]; 6. Das Ende kommt, es kommt das Ende, es ist erwacht über dich snachdem es lange wie im Schlafe gelegen, als sollte es dich nie ereilen]; siehe, es kommt [mit allem Schrecklichen, was es in seinem Schooße birgt] 7. Es gehet schon auf, und bricht sals schweres Verhängnis-J daher über dich, du Einwohner des Landes; die Zeit kommt, der Tag des Jammers ist nahe, da kein Singen auf den Bergen szur Zeit der Weinlese Jes. l6, 10; Jer. 25, 30 Blum. mehr] sein wird. 8. Nun will ich bald meinen Grimm über dich schütten, und meinen Zorn an dir volleudeu; und will dich richten, wie du verdienet hast, und dir geben, was deinen Greueln allen gebührt. 9. Mein Auge soll dein nicht schonen, und will nicht gnädig sein; sondern ich will dir geben, wie du berdienet hast; und deine Greuel sollen unter dich kommen, daß ihr erfahren sollt, ich sei der HErr der euch schlägt [V. 3 u. 4]. Es ist derselbe Jnhalt, immer derselbe Inhalt; die Tropfen fallen ununterbrochen auf den Stein, das Herz Jsraels. Der Unglaube hat eben die Art, daß er entweder gar keine Strafe glaubt (2. Petri Z, 3ff.), oder sein leichter Sinn weißs voraus, daß, was kom- men wird, gewiß nicht so schwer sein und nicht so lange währen wird; darum verdrießt es Gott nicht, uns stets von Neuem unser unausbleibliches Loos zu— wiederholen, es uns auch immer näher zu rücken. (Schröder.) »Deine Greuel sollen unter dich kommen«: die Sünde hat eine aktive und eine passive Geschichte; wenn die letztere beginnt, so wird Gegenstand des Schreckens, was früher Gegenstand des Behagens war. (Hengstenberg.) Am Tage des Gerichts stehen die Greuel nicht ihrer lockenden, verführerischen Gestalt nach, sondern mit dem ganzen Wehe, welches in ihrem Gefolge, in unserer Mitte. (Hävernick.) 10. Siehe, der Tag, siehe, er kommt daher, er bricht an [V. 7]; die Ruthe sdie dich schlageu soll Jes. 10, 5] blühn, und der Stolze sden ich zum Werkzeug des an dir zu vollziehenden Stras- gerichts bestimmt habe] grünet [indem Nebucad- nezars und seines gewaltthätigen Volkes Hab. I, 6 ff.; Jer. 50, 31 f. Macht immer höher steigt]. 11. Der Thrann sder mit Unbarmherzigkett iiber sie herrschen soll -—, ,,ist vom Könige zu Babel gesagt-«: Luther] hat sich aufgemacht zur Ruthe uber die Gottlosen, daß nichts von ihnen, noch von ihrem Volk, noch von ihrem Haufen Trost haben lsondern alle ihre Herrlichkeit zu» Grunde gehen] wird. 12. Darum snoch einmal: es] kommt die Zeit, der Tag nahet herzu. Der Käufer freue sich nicht sals habe er einen Gewinn gemacht) und der Berkänfer traure nicht [daß er das Seine hat hergeben müssen]; denn es kommt der Zorn über alle ihre Haufen [und hat da Gewinn und Verlust, Besitzen und Verlieren eines soviel zu be- deuten wie das anderes 13. Darum soll der Verkäufer zu seinem verkaufte« Gut nicht wieder trachten sals werde er’s im Hall- oder Erlaßjahr Z. Mos 25, 8 ff. wieder erlangen]; denn wer da lebet, der wirds haben snämlich der siegreiche Feind, der nicht an das Gesetz der Herausgabe gebunden ist]. Denn die Weissagung über alle ihren [dem Yerverben preis- gegebenenj Haufen wird nicht zuruck kehren ssich rückgängig machen lassen]; keiner wird sein Leben erhalten um seiner Missethat willen [dadurch, daß er inMissethat wandelt; darum meinet nicht, daß die Verheißung eines langen Lebens im Lande die Erfüllrtng solcher Weissagung unmöglich machte, sie gehet eben euch nichts an, sondern ihr habt sie mit eurer Missethat verscherzt]. 14. Laßt sie die Posaune nur blasen nnd alles zurüsten lsich mit Waffengewalt des herein- brechenden Gerichts zu erwehren], es wird doch niemand iu den Krieg ziehen; denn mein Grimm gehet über alle ihren Haufen [und wenn der sich gegen jemand wendet, so wird er verjagt und muß die Flucht ergreifen Z. Mos. 26, 17; 5. M. 32, 30], 15. Auf den Gassen gehet das Schwert, tn den Häuseru gehet Pestilenz und Hunger [so daß niemand, außer wem es ausdrücklich von mir be- schieden ist, entrinnen mag Kap. 5, 1«2]. Wer aus dem Felde ist, der wird vom Schwert sterben; wer aber in der Stadt ist, den wird die Pestilenz und Hunger fressen. 16. Und welche unter ihnen [nach meiner Bestimmung] entrinnen, die müssen auf den Ge- birgen sein, und [dort seufzen oder klagen mit unverständlichem Murmeln Nah. 2, 8] wie die Tauben in Gründen, die [oor dem Vogelsteller oder Habicht sich uach heimlichen Orten geflüchtet haben und dort] alle unter einander girren sals wollten sie ihre innere Angst sich unter einander zu verstehen geben]; ein jeglicher [muß das thun] um seiner Missethat willen [die er nun zu fühlen bekommt] 17. Alter Hände werden dahin sinken [oor Schrecken, Muthlosigkeit und Scham wie gelähmt], und aller Kniee werden so ungewiß stehen, wie Wasser [das nicht beisammen bleibt, sondern ans- einander fließt Jos. 7, 5]. 18. Und Use] werden Säcke um sich glitten, nnd mit Furcht überschüttet sein [Jes. s, 24; Pf. so, 6]; nnd aller Angesicht. [wird] jämmerlich sehen, und aller Häupter werden kahl sein sAmos 8, Ins. 460 Hesekiel 7, 19—— 27. s, 1--—4. Wenn die Menschen am allersichersten sind, so ist ihnen das Unglück gemeiniglich am allernächsten (Osiander.) Der Seufzer werden mancherlei in der Welt gehört; die besten aber sind die unaussprechlichety womit Gottes Geist die Gläubigen selbst vertritt: Röm. 8, 26. (Berleb. Bib.) il)- Sie werden ihr Silber sdaran sie ihr Herz gehängt, als ganz werthlos] hinaus auf die Gassen werfen, und ihr Gold ldas sie für ihren höchsten Schmuck gehalten] als einen Unflath achten; denn ihr Silber und Gold wird sie nicht erretten am Tage des Zorns des HErrn [Zeph. 1, 18]· Und werden doch kwenn fee» es auch bis zum letzten Augenblicke behielten, weil die Seele gar zu fest daran hängt] ihre Seele davon nicht sättigen, noch ihren Bauch davon füllen szur Zeit des allgemeinen Hungers, und so konimt es zuletzt doch dahin, daß sie es »von sich werfen]; denn es ist ihnen gewesen ein Aergerniß zu ihrer Missethat fund so wird es ihnen, wenn sie nun für diese so schwer büßen müssen; widerlichs 20. Sie haben aus ihren edlen Kleinodem damit sie seinerseits, soweit sie dieselben an sich selber wendeten] Hosfart trieben [Jes. Z, 16 ff., andererseits, soweit sie zum Gottesdienst sie ver- werthetens Bilder ihrer Greuel und Scheuel [der greulichen und abscheulichen Götter, die sie sich er- wählt Hos 8, M; 13, 21 gemacht; darum will ichs ihnen zum Unflath machen lsie in eine Lage bringen, wo es ihnen zum Unflath wird]; 21. Und will es Fremden in die Hände geben, daß sie es rauben, und den Gottlofen auf Erden, ssden heidntschen Chaldäerm die auch Heiliges nicht achten, sondern ohne Scheu antasten] zur Ausbeute, daß sie es entheiligen sollen. 22. Jch will mein Angesicht davon lselber von dem wirklichen Heiligthum, das unter ihnen ist, —dem Tempel] kehren, daß sie sdie Gottlosen auf Erden V. Si] meinen Schatz ja wohl eutheiligen [de»n Tempelschatzz sogar angreifen dürfen]; ja, Rauber sollen daruber kommen, und es sdas Heilig- ihnen] entheil1gen. Einem in der Volkssprache liegenden Bildun striebe folgend, brachte Luther nicht selten sprachliche iguren an, die Rhythmus in seine Sprache bringen: fchlecht und recht (Hiob 1, 1), Rath und That( pr. 8, 14), regt und wegt (Kap. 38, 20), Betrug und Auszug (1. Mart. 8, 26), lügen und trügen (Ps. 55, 12), singen und klingen (Str. 39, 20), leben und weben (Apostg. 17, 28). Wie Greuel mittels der Ableitunxsilbe ,,el« von Grauen, so istS ch euel zunächst von cheu, Gegenstand des Abscheus (3. Mof. H, 107 Pf. Si, 12) gebildet. (Jiitting.) Jn Zeiten der Erniedrigung ver- lieren die irdischen Schätze ihren " blendenden Glanz; da fühlt der Mensch einen Hunger, den Gold und Silber nicht stilleu kann, die Seele kann er damit nicht sättigen und den Leib nicht füllen. Da erst ge- langt er zur hellen Erkenntniß, daß in dem Mammon vorgüglicher Grund seiner Schuld: er schüttet das Sil er auf die Straßen hin, nnd das Gold wird ihm um Unflath. (Umbreit.) Möchte doch dieses an den hüten, ja in den Herzen aller Getzigen und Reichen oder nach Reichthum Begierigen geschrieben stehen, daß Gold und Silber nicht wird erretten können am Tage des Zorns und in der Stunde des Todes und am Tage des Gerichts! Was mit so großer Mühe gefucht, mit vieler Ungerechtigkeit zusammengescharrt und mit dem größten Fleiß bewahrt worden, das läßt feinen Besitzer trost- und hilflos, wenn er der Hilfe am meisten bedarf, und läßt ihn auf seinem Kranken- bett in den Schmerzen liegen, kann ihn auch weder von dem Feind noch vom Krankenbett oder Tod be- freien, viel weniger selig machen. O elendes Gut und Gliickseligkeit, so doch unter uns insgemein so hoch gehalten wird! (Berleb. Bib.) Wie Manches würden in dieser Welt gliicklich und in jener Welt selig ge- worden fein, wenn sie nicht reich gewesen wären! (Starck.) 23. Mache sfiir die, welche an: Leben bleiben] Ketten sdie Gefangenschaft des Volks damit als eine fest beschlossene und so gut wie schon vollendete Thatsache zu bezeichnen]; denn das Land ist vol! Blutschuldem und die Stadt voll Frevels 24. So will ich die Aergsten unter den »Hei- den sjene übermüthigen und gewaltthätigen Chal- däer Hab. I, 16 ff; 5. Prof. 28, 49 ff.] kommen lassen, daß sie sollen ihre Häuser einnehmen; und will der Gewaltigen sdie sich jetzt noch so stark und sicher dünken, als könne ihnen gar nichts Schlimmes bevorstehen] Hossart ein Ende machen is. Mos 26, 191 und ihre Kirchen [2. Kote. 10, 23 Anm.] entheiligen. 25. Der Ausrotter kommt, da werden sie Frieden sheil oder Errettung] suchen, und wird nicht da sein. 26. Ein Unfall wird über den andern kommen; ein Gerücht svon Schreckensdingem die da ge- schehen] über das andere. So werden sie dann ein Gesicht bei den Propheten suchen [wie ste aus ihrer verzweifelien Lage herauskommen mögen]; aber es wird weder Gesetz bei den Priestern [Mal. 2, 7], noch Rath bei den Alten mehr sein. Die drei Aussagen in der L. Hälfte des Verses sind auseinander gegenseitig so zu ergänzen: sie suchen Weissagunå bei Propheten, aber die Propheten erhal- ten kein esicht, keine Offenbarung; sie suchen Be- lehrung aus dem Gesetz, bei den Priestern, aber die Belehrung entzieht sich den Priestern« sie suchen Rath bei den Aeltesten, aber der Rath fehlt den Alten. (Keil.) Das ist das fchrecklichste Gericht, wenn Gott das Licht seines Wortes nicht mehr leuchten und uns in die Finsternifse der Unwissenheit Versinken läßt, weil es auch im größten Leiden ein hoher Trost ist, wenn der HErr uns mit seinem Worte anleuchtet. (Heim U. Hoffmann) - 27. Der König wird betrübt fein, und die Fürsten werden traurig [befser: in Entsetzen] ge- kleidet fein, und die Hände des Volks im Lande werden verzagt sein. Jch will mit ihnen umgehen, wie sie gelebet haben; und will sie richten, wie sie es verdienet haben; daß sie erfahren sollen, ich sei der HErr [V. 4 u. 9]. Nach dem hier dargelegten ersten Abschnitt der prophetifchen Thätigkeit Hesekiers ruhete dieselbe, wenn Der Prophet wird im Geiste nach Jerusalem in den Tempelvorhos entrückt. 461 unsere Berechnung der Zeit zwischen Kap. 4, 1 — 8, 27, richti ist, nunmehrzwei Tagelang: was er feine Volks- eno en in sinnbildlichen Zeichen hatte sehen und im amen Gottes hören lassen, mußte erst einige Zeit haben, um in ihre Herzen sich einzusenkenz er selber aber bedurfte der Ruhe, um zur Empfangnahme neuer Offenbarung auch leiblich zu erstarken, doch durfte es keine lange Zeit fein, weil die neue Offenbarung die vorige nur weiter führt und mit ihr auf’s Engste zu- sammenhängt Das 8. Kapitel. Abgötierei eine Ttrsache der künftigen Strafe. I— U. 1—4. Der zweite Kbschnitt dieses unsers Haupt— theils wird ebenso wie der erste in Kap. Z, 22 ff. durch eine Mäuse, die der tllrophet hat, eingeleitet; sie überleommt ihn, als zu einer bestimmten Zeit die Jteltesien um ihn in seinem Hause versammelt nnd, eutrüttet ihn nach Jerusalem in den priestervorhof des Tempels und läßt ihn dort im Eingang des Uordthorg das Greuelbild der Jtbgötterei sehen nnd dem gegenüber die Herrlichieeit des HErrn in ihrer von früher her schon bekannten Grscheinnngsfornn I. Und es begab sich im sechsten Jahr [nach- dem König Jofachin war gefangen weggeführt Kap. l, 2., d. i. im J. 593 o. Chr.] am fünf- ten Tage des sechsten Monden fdes Eint, ent- sprechend etwa unserm September 2. Mof. 12, 2 Anm.]- daß ich saß in meinem Hause, und die Alten aus Jnda saßen vor mir [erwartend, daß ich ihnen wieder eine Mittheilung in Gottes Auftrage würde zu machen haben]; daselbst fiel die Hand des HErrmHErrn auf mich fmich in den Zustand der Ekstase verfetzend wie in I, Z. und Z, 22]. i Z. Und siehe, ich sahe, daß von seinen fdes in feuriger Gestalt mir erscheinenden HErrUJ Lenden herunterwärts war gleichwie Feuer, aber oben über seinen Lenden war es lichthelle [wie in Kap. l, 27]; 3. Und [er] rekkte aus gleichwie eine Hand, und ergriff mjch bei dem Haar meines Haupts [oorn]. Da fuhtete mich ein Wind zwifchenHim- mel nnd Erde [d. i. duech die Luft], und brachte mich gen Jerusalem in einem gbttlichen Gesicht zu dem innern That, das gen Mitternacht stehet [an die Jnnenseite des nach Norden liegenden Thors des inneren oder Priestervorhofs: G auf dem Grundriß zu l. Kön. 6, 36]; da denn fwie in V. 5 mir gezeigt wurde] saß ein Bild zum Verdruß dem Hausherrn fein Götzenbiln das nach 2. Mos 20, s; 5. M. 32, 16 nothwendig die Eifersucht Gottes als des Hausherrn des Tempels reizen mußte, seinen Standort im Eingange des Thors hatte]. 4. Und sichtyda sim Priestervorhof selber, beim BraUdopferaItarJ war die Herrlichkeit des Gottes Israel, wie ich sie zuvor gesehen hatte im Felde [Kap. 3, 23]. Es ist möglich, daß Zu der Zeit, von welcher in V. 1 die Rede ist, bei en Gefan enen am Wasser Chebar eben die Nachricht eingelauksen war von be- fonderen politischen Ereignisfen im Chaldäerreiche, etwa die, daß» Medien und Elam sich zum Sturz der Herrschaft des Nebucadnezar mit einander zu verbinden gedäch- ten; wenigstens wissen wir, daß wenige Jahre darauf Nebueadnezar mit diesen Ländern in Krieg verwickelt war, sie wieder unter seine Botmäßigkeit zu bringen O. Kötn 24, 20 Anm.). Da mögen denn die Aelteften, die bei Hesekiel sich verfammelten, ihn mit fragenden Blicken angesehen haben, ob er denn nicht merke, daß die politischen Verhältnisse sich anders eutwickelnwollterh als daß es zu einem solchen Untergange des Reiches Juba, wie er ihnen denselben geweiffagt, fchon nächstens kommen würde, sich vielmehr auch für die fchon ge- fangen Weggeführten Aussichten auf die von andern Propheten (Jer. 29, 8 f.) verkündigte baldige Riickkehr ins Vaterland eröffneten. Diese Träume, in die man sich immer einwiegen ließ, sollen nun hier zu Schan- den gemacht werden; zunächst aber handelt es sich für Hesekiel nicht um den Empfang einer Wortoffenbarung, sondern um lebendige Handlung, er Zoll sehen, wie die Sachen, noch ehe 5 Jahre um sin , stehen werden, und da wiederum wird ihm vorerst gezeigt, warum es also kommen muß und das Ende lautKap. 7 bald da fein wird. Es kommt also die Hand des HENN- HErrn über ihn und nun, da er fähig geworden, Gesichte zu sehen, erscheint ihm der HErr noch in feinem Hause, Jedoch hier noch ohne Thron und Cheru- bim, blos in der allgemeinen Feuergeftalt wie Kap. 1, 4., nur daß dieselbe fchon eine bestimmte mensch- liche Form annimmt. Wenn dieselbe ihm eine Hand entgegenreckt und damit ihn an dem Haar des Vorder- hauptes erfaßt, so ist nicht einzuwenden, daß er ja in 5, 1 sich hat sein Haar abscheeren müssen; denn solche Vorgänge im Geficht wollen nicht un? der ge- meinen Wirklichkeit aufgefaßt sein, ein blo es Hand- anlegen an der Stelle des Haar-Z, wo dasselbe gestan- den und in Stoppeln auch noch vorhanden ist, genügt fchon für die Entrückung —- der Prophet ist im Gesicht nicht sowohl in dem Leibe, als außer dem Leibe (3. Cor. 1«2, 2sf.), feinen Leib behalten die Aelteften inzwischen vor ihren Augen, wie in Schlaf versunken (1. Mos. 2, 21), aus dem er dann in 11, 24 wieder erwacht. Bei dem Bild, das er jetzt in göttlichem Gesicht am Eingang des Nordthors des Priestervorhofs zu Jerusalem fchaut, braucht man nicht gerade an ein bestimmtes Götzenbild, etwa des Baal oder der Aftarte zu denken; es kann auch ein ideales Bild, eine Zusammenfassung alles götzendienerischen Wesens ge- meint fein, dem sich dann die Herrlichkeit des Errn am Altare gegenüberftellt und dem Hefekiel, dem ohne eines Priesters und von wahrhaft priesterlichemCharaktey wieder auf ihrem Throne mit den Cherubim und den Rädern zu fchauen giebt. Sie wird sich hernach ihm auch zeigen, wie sie den von heidnischem Greuel ent- weiheten Tempel und weiterhin die dem Verderben um ihrer Sünde willen preisgegebene Stadt verläßt (Kap. 10, II; 11, 22 f.); von Norden her aber kommt das Verderben (Kap. 1, 4), darum steht auch das Sinnbild aller Missethat, um deretwillen das Ver- derben kommt, am Eingang des Nordthores, eine that- sächliche Aufforderung an den Norden, feine rächenden Schaaren zu senden. Jenes Bild nun heißt nach der jetzt von den Auslegern beliebten Auffassung der Worte des Grundtextes das ,,Eifersucht erregende Bild der Eifersucht«. Luther hat nicht dies zweimalige Eifersuchh sondern nur das eine Mal in »zum Verdruß« (kana eifern), Eifersucht erregen; das andere Mal 462 .k)esekiel 8, 5——16. leitet er das anders geschriebene Wort auch von einem andern Zeitwort er (kanah: kaufen, erwerben) nnd versteht darunter en Vesitzer oder ,,Hausgerrn.« Er sa t in der Randglosse; »Gott war Haus err Nr Je- ruxsalenh und sie führten ihm einen andern, den bgott hinein« das verdroß ihn billig-« So reizen Gott, emerit ihrerseits die Berleku Bibel, auch a e die zu Eifer, die dem Stolz, dem Hochmuth der Wollust, dem Geize und andern Götzen in ihrem Herzen Platz geben. II. o. 5——1e. gesenkt wird aus das and, das er sank: am Eingang des iliordthores bemerkt hat, noch besonders aufmerksam gemacht: schon darin stellen sich ihm so große Grenel götzendienerischer illernnreiuigung des heilig— thums dar, daß es nein Wunder ist, wenn Gott non der entweiheten Stätte sich nun abwenden wird All. 5 n. 6); er soll aber noch größere Grenel in den übrigen Räumen des Tempels gewahren, nnd so wird ihm denn draußen nor dem äußeren Vorhof der Einblick geöffnet in den eghptiscljen Thicrdienm den das Volk im ganzen Lande heimlich in seinen Kammern treibt (ttl. 7——13), vor dem Eingang dieses illorhofs aber der phönizische Thomas-z- dlensi der Weiber (il1. 14 n. 15) und im Vorhof der strießer zwischen der Gempelhalte nnd dem Brandes-fer- altar die mkdopersische Souuenanbelnum der Priester mit— sammt dem GebetssGelins dieses Gnltus W. 16 n. 17). Er hat so den tiefen Eindruck, warum der HGrr schounngslos strafen muß, und bekommt noch das be- aimmte Wort dafür, daß denen, die Gott den Melken zugekehrt haben, Gott auch den Rücken kehren und gegen ihre hilfernfe seine Ohren verschließen werde W. 18). ,,tjesekiet, soweit er auch als Grulant vom Gegcnhanm den er schildert, entfernt war, läßt tiefer noch als Ieremias in jene Geheimnisse der Bosheit blicken, welche Jerusalem zur Zerstörung reif machten; ihn versetzte der Geist des tljGrrn an gewisse Orte hin, welche ihm, selbst wenn er in »der Stadt gewesen wäre, unzugänglich ge- wesen sein wurden. (heß.) Z. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, hebe deine Augen auf gegen Mitternacht· Und da ich ssolchem Befehle nachkommend] meine Augen aufhub gegen Mitternacht, siehe, da saß gegen Mitternaeht das verdrießliche Bild [V. Z] am Thor des Altats [oder am Nordthoy zu welchem herein die Opferthiere gebracht wurden, um an der c Nordseite des Altars geschlachtet zu werden Z. Mos. Tempelmauer zur Verehrung der an den Wände« 1, 11], eben da man hinein gehet sunmittelbar am Eingange, als wollte es dem Eintretenden gleich sagen, welchem Gott am Altar gedient würde] it. Und er sprach zu mir: Du Mcnschcnkind siehest du auch, was diese sdie Kinder Israel] thun, nämlich große Greuel, die das Haus Israel hier thut, daß sie mich ja swie mit aller Gewalt] ferne von meinem Heiligthum treiben? Aber du wirst [bei dem, was ich dir noch ferner zu schalten gebe] noch mehr sfernerhin noch] größere Greuel sehen. Gottes Herrlichkeit, trotz allem Greuelwesen, ist das Vorrecht seiner treuen Knechte, seiner-Kinder, die ihr Vertrauen nicht wegwerfen Unser Glaube der Sieg, der die Welt überwunden hat. (Schröder.) 7. Und er führete mich zur Thür des [änßeren] Vorhvfes [IJ auf dem Grundriß zu l. Kön 6, 36]; da sahe ich, und siehe, da war ein Loch in der [den Vorhof umfassenden] Wand [nicht in Wirk- lichkeit, sondern im Gesicht]. 8. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind grabe durch die Wand sindem du das Loch er- weiterst und dann hindurchschreitests Und da ich durch die Wand grub, siehe, da war eine Thür sdie zu einer geheimen Zelle führte] 9. Und er sprach zu mir: Gehe hinein und schaue die bösen Greuel, die sie allhie sim Ver- borgenen] thun. . 10. Und da ich hinein kam, und sahe, siehe, da waren allerlei Bildnisse der Witrmcr und Thiere [der kriechenden und vierfüßigen Thiere als Schlaw gen, Eidechsen, Hunde, Katzen u. s. w.], eitel Scheuet lGegensiände des religiösen Abschenih sofern ihnen göttliche Verehrung gezollt wird Kuh. 7, 20 Anm.], und allertei Götzen des Hauses Israel, allenthalbeu umher an der Wand gemacht. 11. Vor welchen stunden stebenzig Männer ans den Aeltesteu des Hauses Israel, nnd Jasanja dcr Sohn Saphans [2. Kost. 22, 3ff.; Jer. 29, 3., also nicht der in Kuh. 11, I erwähnte Mann dieses Namens] stund auch unter ihnen; nnd ein jeglicher hatte sein Räuchwerk in der Hand sjenen Bildnissen V. 10 Gottesdienst » erzeigend] und ging ein dicker Nebel auf vom Rauchwert 12. Und er« sprach zn mir: Vtenschcnkind siehest du, was die Aeltesten des Hauses Israel thun in der Finsterniß, ein jeglicher in seiner schönsten Kammer [Bilderkammer, die er sich für seinen Privatgottesdienst eingerichtet hat Nicht. 17, 4]? Denn sie sagen: Der HErr siehet uns nicht; sondern der HErr hat das Land verlassen [Jes. 49, 15]. 13. Und er sprach zn mir: Du sollst noch weht sweiterhin noch] größere Grenel sehen, die sie thun [V. 6]. c Die Vereinigung der 70 Aeltesten in einer ver- borgenen Zelle am nördlichen Thor der äußeren dieser Zelle eingegrabenen Gotzenbilder gehört nur zur visionären Form der Veranschaulichung dessen, was die Aeltesten des Volks im ganzen Lande heimlich trieben; um die Heimlichkeit dieses Götzendienstes recht stark anzudeuten, ist die Zelle in der Mauer so ver- borgen, daß der Prophet erst das Loch in der Wand : durch Durchbrechung der Mauer erweitern muß, um die Thiir wahrzunehmen, die zur Zelle führt und den Einblick in sie und das, was in ihr sich befindet und etrieben wird, ermöglicht (Keil.) Man hatte in gypten in den Felsen am Nil tiefe unterirdische Gänge, bisweilen Irrgängey die zu nnterirdischen Ge- wölben führten, deren Wände über und über mit Hieroglyphen bedeckt waren, und ihr Eingang ist so wie hier (im Gesicht) erst ein Loch, bei dem niemand vermuthet, daß etwas Wichtiges dahinter sei. (Michaelis.) Gottes Auge siehet auch durch die Wand, und seinen Knechten kann er sowohl Loch in die Wand als Augen eben um, was zwischen den Wänden ist, zu sehen. FStarkeJ Die Bildnisse an den Wänden deuten auf egyptischen Götzendiensh der hier in dunkeln Kamrnern Der Propbet erblickt im Gesicht die heidnischen Greuel im cntweiheten Tempel. ohne Tageslicht gepflegt wurde. (Schmieder.) Eine gewisse Theilnahme an dem eghptischen Götzendienst müssen wir bei den Juden der damaligen Zeit nach den politischen Verhältnissen von vornherein erwarten; mit den politischen Verbrüderungen gingen die religiösen Hand in Hand. Die Religion war eine so sehr das ganze Leben beherrschende Macht, daß z. B. eine Gesandtschafh welche nach Egypten geschickt wurde, sich der Theilnahme an dem dortigen Gotzendienste nicht entziehen konnte; Egypten aber erscheint in Kap- 23, 19 ff. als die Hauptmacht bei der Juda Hilfe »egen die Chaldäer suchte, und auch schon die politische bhängigkeit von Egypten selbst, das Hilsesuchen bei ihm kann unter den Gesichtspunkt der Theilnahme an seiner Abgötterei gestellt werden, insofern ihre Götzen die das Leben beherrschende Macht waren — wer auf Egypten traute, traute auf seine Götter. (Hengstenberg.) Die 70 Aeltesten repräsentiren das ganze Volk, und ist diese Zahl aus Z. Mos. 24, 1 ff. u. 4. M. U, 16. 24 f. genommen, wo Mose a1if Gottes Geheiß siebzig von den Aeltesten wählt zur Vertretung der ganzen Ge- meinde bei der Bundesschließung wie später zur Auf- rechthaltung seiner Auctorität (Keil.) Jasanja, der wahrscheinlich dieselbe Stelle beim Köni bekleidete wie sein Vater, war wohl die Seele der erhandlun- en mit Eghptenx wohl theils deshalb, theils wegen seines ominösen Namens: »der HErr vernimmt« (Gegensatz zu dem Wort in V. 12), der jenen Thier- anbetern auf den Kopf kommen sollte nnd das Gericht über ihr ganzes Treiben enthielt, führt der Prophet diese geschichtliche Persönlichkeit in die ideale Gesell- schaft ein. (Hengstenberg.) Selbst Jasan1a, ein Sohn Saphans, des Gehilfen Josia’s bei Abschaffung des Götzendienstes ein Bruder Ahikams, der den Propheten Jeremia beschützt hatte (Jer. 26, 24), ein Glied dieser frommen Faniilie, ist unter den Götzendienern — doppelte Schuld! böses Zeichenl (Schmieder.) Jehova soll die Schuld haben ihres Thunsx wo Er Auge und Gegenwart von uns und dem Lande abgewendet, wir Jhn nichts mehr angehen, da bleibt uns nichts übrig, als uns nach anderer Völker und Länder Göttern um- zusehen, daß sie bei uns wohnen mögen! Gott soll Schuld an der Schuld »der Menschen sein. (Schröder.) 14. Und er führete mich hinein zum Thor an des HErrn Hause sim weiteren Sinne des Worts, da es die ganzen zum Tempel gehörigen Baulichkeiten umfaßt], das gegen Mitternacht stehet ssalso wieder hinein zu dein Thon vor welches er mich in V. 7 hinaus gebrachts Und stehe, daselbst saßen Weiber, die weinetcii [zur Feier eines heid- nischen KlagefestesJ über den Tbamutsk 15. Und er sprach zu mir: Menschenkind siehest du das? Aber du sollft noch größere Greiiel sehen, denn diese sind. Nach Hieronymus ist Thainus (oder Thammuz) der syrische Name des ·riechischen Adonis Dieser, wie die heidnische Götter age berichtet, war ein sehr schöner Jiin ling und der Liebling der Liebesgöttin Venus; bei er Jagd auf dem Libanon wurde er von einem Eber getödtet und mußte nun die eine Hälfte des Jahres in der Unterwelt zubringen, bis er seiner Zeit wieder auferstand. Der aus dem Phönizisclseii entnommene Name bedeutet wahrscheinlich Gewalt- haber, Herrscher (ac10uai); die Feier des Festes bestand darin, daß die Weiber 7 Tage lang an der Erde sitzend das Verschwinden des Adonis beklagten, sich zur Bezeugung ihrer Trauer die Haare scheeren ließen Verehrung aller nur möglichen Götter der und zur Ehre der Venus preisgaben, hatten aber die düsteren Klagegesän e, wie sie bei Leichenbegängnissens übli waren, ein nde, so erklang nun am s. Tage der us: Adonis lebt, ist aufgefahren und wird wieder- kehren. Jn der phönizischen Stadt Gebal (Kap. 27, 9), d. i. Byblus (2· Sam. 5, 11 Anm.), feierte man den Tod des Adonis, wenn im Sommer das Wasser des vorbeifliefzenden Adonisflusses (5. Mos. W, 18 Anm.) beini Schmelzen des Schnees auf dem Libanon in Folge der röthlichen Erde auch eine röthliche Farbe annahm, die an dasBlut des Jünglings erinnerte, also nach dem Somniersolstitium, und hieß nun auch bei den Juden der vierte Monat Thaminuz (J2. Mos. 12, 2 Anm.). Ohne Zweifel hat das Fest seine tiefere Bedeu- tung im Verschwinden des schönen Natnrlebens um die Zeit, wo die höchste Sommerhitze eintritt (Jes. 40, 7 Anm.); seine Klagelieder gehören der verlorenen Schöne des Jahres, sie drücken Angst aus vor· dem Winter, machen aber dann der Hoffnung auf Wieder- kehr des Frühlings Raum. · Während nun fruher sich in Israel keine Spur von seinem Vorhandensein findet, mochte durch die düstere Richtung, welche das Volks- bewußtsein unter Josias Nachfolgern annahm, und die gar sehr mit einer derartigen Naturklage sympathisirte, die Aufnahme unter die Cultusformen befördern, wozu noch die politische Verbindung mit den Phönizierm die besonders unter Zedekia sich anbahnen wollte (Jer. 27, 1ff.), hinzu kam. Der Tempeldes HErrn, des einzigen wahren Gottes, wurde eben immer» mehr ein heidnisches Pantheon, ein Sammelplatz ·fur die eidenwelt. Von Seiten englischer Gelehrten hat man den ham·muz- dienst vielmehr auf babrzlonischen Ursprung zuruckge- führt: Thammuz sei, wie arabische Schritfteller be- richten, der Erfinder der 7 Planeten und der 12 Zeichen des Thierkreises gewesen, ·habe den Honig seiner Zeit aufgefordert, den Gestirndienst einzufuhren,»dieser aber im Zorn über solch Begehren habe ihn todten, seine Knochen in einer Mühle zermalmen und· dann sdurch den Wind zerstreuen lassen; derselbe sei xedoch wieder auferstanden und, abermals getödtet, zum zweiten Mal in’s Leben zurückgekehrt, erst als er zum dritten Mal umgebracht wurde, blieb er· todt. Zu Ehren nun dieses ,,ältesten aller unschuldig Getödteten« sei jährlich im Monat Thaminuz eine großeTodtenklage an estellt worden, wobei die Priester »die Schicksale un Leiden des Mannes, dem nun göttliche Verehrung gebührevortrugemes ist dies aber einEuhemerismus, d. i. ein Versuch nach der Weise des eyrenaischen Philosdphen Euheineros, die griechischen Gottheiten sur vergotterte Menschen u erklären und die alten Göttergeschichten durch Aufstellung sinniger Gedanken zu deuten. Die Sage von dem babylonischeii Thammiiz ist dann· aus den heil. Georg übertra en worden, der, von« einein Könige, welchen er aufgeslordert hatte Christ-zu werden, dreimal getödtet, auch dreimal wieder lebendig gewor- den sei. 16. Und er führcte mich in den innern Hof am Hause des HErru [in den Priestervorhof B auf dem Grundriß zu l. Kön S, 36]; und siehe, vor der Thur am Tempel des HErrii, zwischen der Halle ldes Tempels] und dem [Brandopfer-] Altar, da waren bei fünf und zwanzig Mannen die sin greulicher Nachahmung des Verhaltens des Ahas 2. Chr. 29, 6 f. und des Manasse und Ainon g. Kötr 23, 5 u. 11] ihren Rucken gegen den Tempel des HErrn sals das hinter ihnen unter- 464 Hesekiel 8, 17; 18. 9, 1—7. gehende HeiIigtHUmJ nnd ihr Angesicht gegen den Morgen lals einem neuen Lichte, das ihnen auf- gehe, sich zu1vendend] getehret hatten, nnd beteten gegen der Sonnen Ausgangsgegen das ausdrück- liche Verbot in Z. Mos 4, 19; 17, 3]. l7. Und ver sprach zu mir: Menschenkind, siehest du das swie die gesammte Priesterschaft es trekbt]? Jsrs [aber] dem Hause Juda zu wenig, daß sie alle solche Greuel [wie in V. 5—15 be- schrieben] hie thun? So ste doch sonst [anch noch in sittlicher HiUsichtJ im ganzen Lande eitel Gewalt und Unrecht treiben, und fahren zu, und reizen mich auch [mit Blntschulden und Frevel Kap. 7, 23]; Und siehe [wie du eben in V. 18 gesehens sie halten die Weinreben an die Nasen ssich ganz damit als persische Sonuenanbeter geberdend]. ·18. Darum will ich auch wider sie mit Grimm handeln, nnd mein Auge soll swie in Kap. 5, 11: 7, 4 u. 9 bereits angezeigt] ihrer nicht verschonen, nnd will nicht gnädig sein. Und wenn sie gleich [in der Noth, die da kommen wird] mit lauter Stimme vor meinen Ohren schreien, will ich sie doch nicht horen [Kap. 4, Z; Jes. I, l5]. Hesekiel hat gesehen, wie es im ganzen Lande (V. 7——12), vor dem Eingange in den äußeren Vorhof (V. l4) und im äußeren Vorhof vor dem Eingange in den inneren (V. 5 u. 6) herging: er wird in V. 16 nun in den inneren Vorhof zurückgeführt, um selbst da noch größere Greuel zu schauen; er siehet da zwischen der Tempelhalle und dem Brandopferaltar 25 Männer dem Hause Gottes den Rücken zukehren, ihr Angesicht gegen den Osten wenden und die Sonne anbeten. Wir verstehen unter den 25 Männern die 24 Vorsteher der Priesterordnungen (l. Chron. 25 5 sf.: 2. Ehr. 36, 14; Esra 10, Z) mit dem] Hohenpriester an der Spi e« das erlzellt nicht allein aus der Zahl, sondern au daraus, aß sie im Vorhof der Priester zwischen Halle und Altar ihren Standort haben —- das gan e Priesterthum war in seinen Spitzen zum srhmähli ten Götzendienst ab esallen. Vier Greuel a so hat ott den Propheten chauen lassen; diese Zahl ist nicht zufällig, sie ist die Signatur der Ausbreitung nach allen 4 Winden und des Zusammenholens aus allen 4 Winden, daß also deui Hesekiel 4 Sorten der abgöttischen Greuel gezeigt werden, soll ausdrücken, daß Jsrael sich seine ab ötti chen Eulte aus aller Welt zusammengeholt und ur das ganze Land verbreitet hat. Zum Ueberfluß wird dann in V. 17 noch ein weiterer, einzelner abåöttischer Gebrauch namhaft ge- macht. (Kliefoth.) ,, ie halten die Weinrebe an die Nase«: daß dies dem religiösen Gebiete angehört im Un- ters ied von den unmittelbar vorher genannten Sünden, die ich auf dem moralischen Gebiete bewe ten, ergiebt sich schon aus der Correspondenz mit der nbetung der Sonne in V. 16. Die Weinrebe ist das vorzüglichste Produkt der Sonne, also dem Sonnenanbeter der aupt egenstand für Dank und Bitte, der passendste « epräsentant für alles, was man überhaupt der Sonne verdanke. Ein Büschel von Reisen» Versom genannt, halten die persischen Sonnenanbeter in der Hund bei dem Gebet ur Sonne und führen es an den Gebete sprechenden und. Das stimmt anz mit dem Ritus hier überein; denn die Rebe hier raucht nicht ein ein- zelnes Stück zu sein, und der Nase statt des Mundes wird spöttisch gedacht nach der Neigung zu Ironie und Sarkasmus, welche sich bei den Propheten so oft kund giebt, wenn sie den abgöttischen Unsinn bekämpfen und bestrafen. Was nun die politische Seite dieser Anlehnung an die medopersische Religion betrifft, so mußte, wenn man die Augen überall hinwandte nach Bundesgenossen gegen die Chaldäer, man vor allen an diejenigen denken, welche schon Jesaias als die Zerstörer der in seiner Zeit erst keimenden chaldäischen Weltmonarchie genannt hatte, die Medoperser (Jes. 13, 27; El, 2); der Abfall konnte sich hier »in den Schein der Frömmigkeit hüllen, das Wort Gottes selbst schien auf das Bündniß mit den Persern hinzu- weisen und zu demselben einzuladen. aß die 25 Männer im Tempel Jegovas erscheinen, zeigt, daß sie äußerlich das Ver ältni um HErrn aufrecht erhalten wollen; daß sie a er die ückseite dem Heiligthum zu- wenden, das Angesicht der Sonne, besagt, daß sie in ihrem politischen Verhalten den Errn für nichts achten, da egen ihre Hoffnung au die Anbeter der Sonne, aus Medien und Elam setzen. (Hengstenberg.) Das 9. Kapitel. Strafe der« Abgiittisrheir III— U. 1—11. von dem eben veriiiindtgten Gericht über Jerusalem nnd Iuda wird jetzt dem Propheten der erste Akt im Gesichte gezeigt: es erskheinen auf Befehl des HØrrrk der seines lholites Abfall räihen will, ihrer Sechs an der Zahl, die Diener seiner Genauigkeit, nnd iu ihrer Mitte Einer, in Einnen gekleidet — jene mit Werkzeugen der Zerstörung in der Hand, dieser mit einem Sasreibzeug an der Seite; sie treten neben den eisernen Altar, und an der Sihwelie des Heiligthums er- saseint die therriichiieit des Hatten, welche dem in lceiuen Gekleideten ihre Aufträge ertheilt, mitten in der Aus— fährang aber legt sith der sllronhet mit seiner Fürst-rathe ein, ohne jedoch eine andere Antwort als dir Hinweisnng auf die Größe und Schwere der Vcrschuidung Israel- zn erlangen, welche ein schonnngsloses Gericht erfordere. l. Und er [der HErn nachdem er das in Kap. 8, 17 f. Berichtete zu mir geredet] ries mit lauter Stimme vor meinen Ohren und sprach: Laßt [die ihr zu Vollstreckern meines heil. Willens berufen seid] herzukommen die Heimsuchung der Stadt [in welcher für die große schwere Schuld nun die wohlverdiente Strafe folgt], uud eilt jeg- licher [unter euch] habe ein mbrdlich Waffen [damit er drein schlagen könne V. 5] in seiner Hand. 2. Und siehe, es kamen sechs Männer aus dem Wege vom Oberthor her, das gegen Mitter- nacht stehet soon dem Nordthore des oberen Jer. 36, 10 oder des Priestervorhofs her: G aus dem Grundriß zu 1. Kön. e, 36]; nnd ein jeglicher hatte ein schädlich Waisen in seiner Hand. Aber es war Einer unter ihnen sals der Siebenta als ihr Heerfiihrer Jos. b, l4], der hatte Leinwand und einen Schreibzeug [Pred. 6, 4 Anna] an seiner Seite [im Gürtel an der Hüfte Jer. 13, »»11 Anm.]. Und sie gingen hinein sbis in die Mitte des Priestervorhofsj und traten neben den ehernen Altar [Kap. 8, 4]. Dem Propheten wird im Gesicht der erste Gerichtsakt über Jerusalem gezeigt. 465 Z. Und die Herrlichkeit» des Gottes Israel er- hub sich von dem Cherub, uber dem sie war [die Schechina begab sich aus dem Allerheiligsten, wo sie über Cherubim thronte I. Kön. s, 12 Anm.] zu der Schwelle am Hause [um von hier, dem Eingang des Tempelhauses aus ihre Befehle zu ertheilen 4. Mos. 14,10; 16, 19]; und rief dem, der die Leinwand anhatte und den Schreibzeug an seiner Seite. it. Und der HGrr sprach zu ihm: Gehe durch die Stadt Jerusalem, und zeichne mit einem Zeichen seinem Tav in Form eines Kreuzes Matth 27, 31 Auen] an»die Stirn die Leute, so da seufzen und jammern uber alle Greuel, so drinnen geschehen [Ofsenb. 7, 1 ff; 2.· Petri 2, 7 f.]. 5. Zu jenen aber [den sechs Männern V. 2] sprach er, daß iclys hütete: Gehet diesem nach durch die Stadt, und schlaget drein; eure Augen sollen nicht schonen, noch umsehen; s. Erwurget beide Alte, Jünglinge, Jung- frauen, Kinder und Weiber, alles todt; aber die das Zeichen»[V. 4] an sich haben, der sollt ihr keinen anruhiein Fahet aber an an meinem Heiligthum [1. Petri 4, 17]. Und sie fingen an an den alten Leuten, so vor dem Hause waren sden 25 Männern Kap. s, 16]. 7. Und er sprach zu ihnen sals ste jetzt nach dem äußeren Vorhof sich wandten, auch die klagen- den Weiber V. 14 und die siebzig Aeltesten V.11 zu erschlagen]: Vetunreiniget sohne alles Bedenken] das Haus, und machet die Vorhbse boll todter Leichname [womit ihr eben sie oerunreiniget, denn das ganze Heiligthum selber ist dem Untergang ge- weihet]; gehet [darnach, wenn ihr euer Werk am Heiligthum V. 6 ausgerichtet habt] heraus [nach der Stadt, auch da zu thun, was eures Amtes ist]. Und sie gingen [hernach, als sie das erstere gethan, auch wirklich —- um hier den Berichi über das Ganze ihrer Thätigkeit gleich auf einmal zu geben] heraus, und schlugen in der Stadt. Die sechs Männer in V. 2 können nur Engel in Menschengestalt sein, welche sie annehmen müssen, um dem Propheten ichtbar zu sein; denn nur so passen sie als Gefolge des in Leinen Gekleideten, der nach sicheren Grün en kein anderer ist als der Engel des HErrn (1. Mos. 16, 7; 18, 2. 9 ff. 17 ff; 19, 17 ff.). Die Männer kommen von Norden her, weil dorther die irdischen Feinde kommen sollten, deren sich die eigentlichen Factoren, die himmlischen Mächte als ihrer Werkzeuge bedienen (Kap. 1, 4; Jer. 1, 14). Die Kleidung des Einen in Linnen ist die des irdischen Hohenpriesters (3. Mos. 16, 4. 23); der Engel des Bundes aber (Mal· 3, 1) ist der himmlische Hohepriesteu der in Sach. 1, 12 die Fürbitte für das Bundesvolk vorträgt und dem der HErr dort gute tröstliche Worte antwortet. Man hat aber den in Leinen Gekleideten nicht allein auf das Werk der Errettung der Frommen angewiesen, nicht als im Gegensatz gegen die 6 Diener der Gerechtigkeit stehend zu denken:.die Behütung der Frommen ist sein Privilegium, aber auch das Werk Däch se l « s Bibelwerh der Rache steht unter seinem Präsidiuny die Sechs sind als ihm unbedingt untergeordnet, das Werk der Zerstörung nur in seinem Auftrage und unter seiner Auctorität vollführend zu betrachten Er hat ein Schreibzeug an seiner Hüfte (die Orientalen tragen noch jetzt vielfach das Schreibzeug am Gürtel auf der Seite); es dient dazu, die Stirnen der Erwählten zu bezeichnen, fraglich nur ist, ob es zugleich zur Ein- zeichnung in das Buch des Lebens dient, dessen zuerst in 2. Mos. 32, 82 gedacht wird. Wahrscheinlich it dies allerdings, besonders wegen der Grundstelle: Je . 4, Z; darnach wird die Einzeichnung in das Buch des Lebens als das Ursprüngliche zu betrachten sein, die Bezeichnung der Stirnen als desjenigen Ortes, wo das Zeichen am leichtesten gesehen wird, nur als die Folge. Gengstenbergk »Wenn fchon der HErr seine Strafengel aiissendet, o ist doch der Engel des Bundes mit ihnen, der für die Kinder Gottes wacht. (Tüb. Bib.) Man hat gefragt, welches wohl das Erkennungs- zeichen gewe en sei, das der HErr seinen Angehörigen hat an die tirn schreiben lassen; aber da die ganze Handlung nur sinnbildlich im Gesicht geschieht, um an- zudeuten, daß der HErr die Seinigen kennt, die er im Gericht verschonen will, so hat diese Frage kein Ge- wicht. Die Frage hat aber dadurch ein Gewicht für die Christen erhalten, daß man gemeint hat, dieses Zeichen sei ein Kreuz ewesen und es liege darin eine Weissagung auf das eichen des Kreuzes, das Er- kennungszeichen der Christen, das auf den erlösenden Kreuzestod Christi hinweist. Diese Meinung wird dadurch unterstützh daß das hehr. Wort für Zeichen bei Hesekiel Tav ist, dieses Wort aber auch den hebräis enBuchstaben Tau bezeichnet, welcher in dem alten p önizischen Alphabeh auch auf jüdischen Mün- zen, die Gestalt eines Kreuzes hatte, wovon auch die Griechen und Lateiner die Gestalt ihres T entlehnt haben. So wenig sich nun auch daraus beweisen läßt, daß Hesekiel hier wirklich an dieses Zeichen ge- dacht hat, so bleibt dieses Zusammentreffen doch immer für den sinnigen Beobachter der Wege Gottes, dessen Rath alles zuvorbedacht hat, merkwürdig, wie denn auch die christlichen Kirchenlehrer seit Tertullian darauf einen Werth gelegt haben. (Schmieder.) Der heil. Geist ist eigentlich das rechte Siegel und Zeichem womit die Gläubigen von Gott bezeichnet werden, und dann das Kreuz, so lange sie noch in der streiten- den Kirche sind. (Berle·b. Bib.) Wenn uns St. Petrus die Geduld Lot’s empfiehlt, so sagt er, daß sein Herz equält worden sei, so lange er in Sodom lebte; er onnte als ein einzelner Mensch, der dazu noch fremd war, jene gänzlich Verdorbenen nicht zur Besinnung bringen, aber er verhärtete sich bei der Schändlichkeit so vieler Greuelthaten nicht, sondern seufzete immer- dar vor Gott und »war in beständiger Trauer. Da- gegen ist es sicher ein Beweis von großer Schläsrig- keit, wenn wir sehen, daß der heili e Name« Gottes verachtet wird, und doch von keinem chmerz ergriffen werden; es istdaher kein Wunder, wenn wir in die Strafen derjenigen Sünden verflochten werden, die wir durch unsere Nachsicht nähren, denn jene Ermahnung ist wohl zu beachten, daß der Eifer um das Haus Gottes uns verzehren soll und die Schmähung derer, die Gott schmähen, auf uns fallen. (Ealvin.) Das Be eisnem der kymbolische Ausdruck der Wahrheit, das ott in gro en Gerichten über die Seinen die schützende Hand seiner Gnade hält uiid die Gottfeligen aus der Versuchung zu erlösen weiß (2. Petri L, 9), sichert nicht gegen Jede Theilnahme an dem göttlicheii Gericht — das würde dein Wesen der göttlichen Ge- rechtigkeit nicht entsprechen, da auch die Erwählten A. T. H. 30 466 Hesekiel 9, 8—-1 I. W, 1——3.- von dem herrschenden Verderben vielfach berührt sind (Jes. 6, 5); es sichert nur gegen das Fortgerasft- werden mit den Bösen (Ps. 28, 3), gegen einen bösen Tod und alles, was mit der Regel in Widerspruch stehen würde: denen, die Gott lieben, müssen alle Din e zum Besten dienen (Röm. 8, 28). Ein Beispiel der ymbolischen Weissagung hier haben wir anJeremias, der bei der Einnahme der Stadt am Leben erhalten wurde. (Hengstenberg.) Die Alten gehen vor den Jungen im Gericht voran, weil sie den Jüngern nicht im guten» Exempel vorangegangen: -;. Chron Sitz, 17. (Berleb. Bin? Beim Hause Gottes stehen ist ein seliger, auch icherer Stand, aber auch der gefähxlichste Stand, wenn’s Heuchelei ist — ja in diesem Falle ist die Religion kein Blitzableitey sondern was der Baum im Gewitter, die darunter werden sicher erschlagen. (Schröder.) 8- Und da sie aus sbis zu Ende fertig] ge- schlagen hatten szunächsi im Tempel, dem Ort, wo ich ihr Würgen mit ansehen konnte], war ich [unter allen, die im Heiligthum sich befunden hatten V. 6, allein] noch übrig( Und ich fiel auf mein Angesicht, schrie und sprach: Ach, HEN- HErr, willst du denn alle Uebrigen in Israel verderben, daß du deinen Zorn so aussehiittest über Jerusalem? S. Und ersprach zu mir: Es ist die·Misse- that des Hauses Israel und Juda allzu sehr groß; es ist eitel Gewalt im Lande, und Unrecht in der Stadt. Denn sie sprechen: Der HErr hat das Land verlassen, »und der HErr siehet uns nicht [Kap. "8, 12 n. 17]. 10. Datum [wie schon mehrmals bezeugt Kap. 7, 4. 9; 8, 18] soll mein Auge auch nicht schonen, will auch nicht gnädig sein; sondern ich will ihr Thun auf ihren Kopf werfen [ogl. Jer. 15, 1]. c 11. Und siehe, der Mann, der die Leinwand anhaite und den Schreibzeug an seiner Seite [V. 2], antwortete sindem er in diesem Augenblick mit den sechs Männern von dem Schlagen in der Stadt zuriickkehrte B. 71 nnd sprach: Ich habe gethan, wie du mir geboten hast [V. 3 f.; die Bezeichnung V. 4 konnte aber nur auf eine, für Menschenaugen unerkeunbare Weise geschehen]. Jn V. 7 ist der Bericht über das, was die sechs Gerichtsvollstrecker thaten, gleich auf einmal gegeben, wie wir auch in der Erklärung dies ange1nerkt haben; · der Prophet greift nun hier auf den Augenblick zu- rück, wo das Schlagen vorsseinen Augen, d. h. in dem Tempel selber oder des en innerem und äußerem Vorhof zu Ende ist, und jetzt das Schlagen draußen in der Stadt vor sich gehen soll. Hier im Tempel ist " niemand mit den; Zeichen (V.-L) versehen worden, sie sind alle erschlagen, die da waren, und nur er allein ist noch übrig; daß nicht auch er, obwohl zur Ver- schonung bestimmt, mit dem Zeichen versehen worden, wundert ihn nicht, denn einestheils kommt er als Prophet, der die Gesichte schauet, nur als Zuschauen nicht als Theilnehmer des Gerichts in Betracht, und anderntheils gehört er ja für seine Person nicht mehr zu den Einwohnern Jerusalems und zu den Priestern am Tempel, sondern zu den bereits Hinweggefiihrteiu Daß nun aber bei diesem ,,Anfahen am Heiligthum (V. S) so gar keine Verschonung hat Platz greifen, kön- nen (sich selbst rechnet er weiter nicht), das macht ihn bange um die Stadt, daß auch hier werde alles mit- einander geschlagen werden und keiner des Zeichens würdig befunden; er beginnt in ähnlicher Weise mit dem HErrn zu unterhandeln, wie Abraham bei dem Gericht über die Städte des Siddimthals (1. Mos. 18, 22 fs.). Er nennt die Bewohner von Jerusalem und dem Lande Juda »die Uebrigen in Israel-«; sie sind in der That auch die Uebrigen oder die von den bisherigen Gerichten Verschonten l) in Beziehung auf das ganze Volk, denn nach der Vertilgung der 10 Stämme ist überhaupt nur Juda mit Jerusalem noch übrig; 2) aber auch in Beziehung auf Juda selber, denn über dieses ist schon eine zweimalige Deportation ergangen, die eine im J. 606, die andere im J..598 v. Chr· Was nun des Hesekiel Für- sprache an und für sich betrifft, so greift hier Lav ater’s Beinerkung Platzx ,,wie grausam auch den Juden die Propheten vorkommen mochten wegen ihrer Drohun- gen und Strafpredigten, so waren sie doch mchts weniger als ihre Feinde, da sie für -ihr Volk nicht allein heftige Sorge getragen, sondern auch brünstige Fürbitte gethan haben —- so Mose, so Samuel, so Jeremia«; wundern aber möchten wir uns, daß er so gar keinen Einblick empfängt, ob welche und wieviel der Eine in Linnen und mit dem Schreibzeug an seiner Seite mit dem Zeichen an ihrer Stirn hat versehen können, ihm auch so gar kein tröstliches Wort auf seine Fürsprache zu Theil wird, die ganze Antwort des HErrn vielmehr so gehalten ist, als wenn alle mit einander zur Vertilgung bestimmt wären. Es hat dies jedenfalls seinen guten Grund: solcher, die das Zeichen empfangen sollen, die nämlich nicht blos selber vor dem Argen sich bewahrt haben, sondern die da ,,feufzen und jammern über alle Greuel, so« in Jeru- salem und im Lande geschehen« (V. 4), gab es nur eine verfchwindend kleine Minorität, und auch ihnen kann die Theilnahme am Gericht lediglich in dem oben entwickelten Sinne erspart werden, während in dem allgemeinen Sinne, den das Schlagen der 6 Männer in sich schließt, das Gericht auch sie muß treffen. Zu- gleich liegt wohl in dem Schweigen über eine wirkliche Bezeichnung mit dem «l’nv eine mittelbare Hinweisung darauf, daß die eigentliche Errettung, die durch das Kreuz Christi, überhaupt noch nicht da, die ewige Er- lösung noch nicht erfunden, sondern noch eine Sache der Zukunft ist. Nun der ist wenigstens für die Ge- sichte der Weissagung da, durch den die künftige Er- rettun bewirkt werden wird, nämlich in dem, der am Schlu seine Meldung thut: ,,Jch habe gethan, wie du mir geboten hast« — an ihm wird es nicht fehlen, seiner Zeit die ewige Erlösung zu bringen. Der anze Vorgang will also aufgefaßt sein nach Ma gabe dessen, was in 1. Petri l, 10 f. gesagt wird. Das 10. Kapitel. gesteht non glühende« Kohlen und des HErrn Herrlichkeit. IV. U. 1—22. iheseteicl bekommt seht auch den zweiten Jllet des Gerichts im Gesicht zu skhauem wie näinlich die Stadt mit Jener verbrannt werden nnd Gott seinen, Tempo! verlassen wird. Das Gesicht beginnt mit der« nätnliajesi Erscheinung hier im priesiervorhof des Tom— Des Propheten oergebliche Fürbitte für seine Bolksgenofsen in Juba. vels, auf der Ssidseite des tiirandopferaltarm die deuc Propheten vor mehr als Jahresfrist bei seiner Berufung am Wasser Chebar sich gezeigt hat, nur das der Thron— sit; über den Häuptern der Cherubim leer ist; es soll ja hier offenbar werden, daß diesen Thronsitz derjenige einnimmt, der seither über den Cherubim im Alter— heiligsten gcthrout hat. Sie, die Herrlichkeit des thGrrm tritt denn auch von dort heraus in die Schwelle des Hauses und ertheilt dem Manne in tkeiiiwand den tue— fehl, zwischen den Cherubini jener Erscheinung hervor Feuer zu nehmen uud das verbrennen der Stadt mit ivirlilikliem xtseiier zu bewirken; darnach aber, indem die Herrlichkeit des tjGrrn von der Schwelle des Hauses hch erhebt aus den Thron über den Cherubim, sehen diese mit dem hindern-ern sich in Bewegung, um das verlassen! des Tempels non Seiten der Herrlichkeit des Mirrn zn bewirken. 1. Und ich sahe [auf die Gotteserscheiitung in Kap. 8, wiederum aufmerkeuds und siehe, am Himmel uber dem Haupt der Cherubim [Hap. i, 221 war-es gestaltet wie ein Saphir, und nber denselbigen sden Cherubim, und über dem Himmel, so oben über ihnen war I, 26] war es sum die Gestalt dieses Saphir noch näher zu bezeichneIiJ gleich anzusehen wie ein Thron swo aber diese ganze Erfcheinung sich zuerst nur zeigte, darüber s. V. 3. 2. Und er sder HErn der hier uicht ebenfalls wie in 1, 26 ff. auf dem Throne saß, sonderii wie in J, 3 in der Schwelle am Hause stund] sprach zu dem Manne in Leinwand kais dieser ihm den Bericht in 9,» 1l erstattet hatte]: Gehe hinein zwischen die Raderunter dem Cherub [Kap. 1, 15ff.] und fasse die Hande voll glnhender Kohlen, so zwischen den Cherubim sind [1, II] und streue sie über die Stadt. Und er [der Mann in Lein- wand] ging hinein lzwischen die Räder unter dem Cherub, in der V. 6 u. 7 angegebenen Weise], daß iiiys sahe, da derselbigc hinein ging. Die Hefekiel in Kap. l, 5 ff. als Thiere oder Lebe- weseii bezeichnet hat, nennt er jetzt sofort Cherubim; denn eben mittels des hier vorliegenden Gesichts ist ihm offenbar geworden, daß jene Thiere oder Lebe- wesen ein und dasselbe find mit den Cherubim über der Bundeslade im Allerheiligsten des Tempels (Kap. 9, 3), und in V. l5, 20 U. 22 betont er es ausdrücklich, daß ihm jetzt erst diese Erkenntnis; aufgegangen. Das war wußte er fchon, daß er die Herrlichkeit des »Er-m gesehen, als er bei seiner Berufung die Er- scheinung am Wasser Chebar hatte (1, 28); wie aber diese Herrlichkeit zu derjenigen sich verhielt, die über den Cherubim im Heiligthum thronte (2. Mos 25, 22; Z. M. l6, 25 1.K«ön. s, 10 ff.), diese Frage konnte er in seiner Eigenschaft als Propbet, als Verkündiger göttlicher Offenbarung nicht selber lösen, wenn er sie für seine Person gleich ahnete, es mußte ihm eben im Gesicht gezeigt werden, daß die Herrlichkeit des HErrn ihre Ruhestätte über der Bundeslade nun ver- lasse und von dannen ausziehe, um hinüber uach dem Lande des Elends, zu den Gefangenen am Chebar sich zu begeben und von da aus ihr weiteresWerk zu vollbringen( Ja, im Grunde ist diese Auswanderung fchon geschehen; denn am Wasser Chebar zuerst hat der Prophet die Herrlichkeit des HErrn geschaut 467 (Kap. 1), von dort aus hat sie ihn in den Vorhof des Tempels begleitet, als des HErrn Hand ihn nach Je- rusalem entrückte (Kap. 8), und hier hat sie alsbald sich als in der Schwelle am Haufe stehend zu erkennen gegeben (Kp. 9, 3), ist also von ihrer Ruhestätte fchon aufgebrochen und so Zu sagen zur Auswanderung ge- rüstet. Der Grund avons ist dein Propheten zuvor zumBewußtsein gebracht dadurch, daß er inKap. 8, 5 ff. die greuliche Entweihung des Tempels bis in ihre innersten Tiefen und in ihrer ganzen Ausdehnung hat schauen dürfen: nun wird ihm auch gezeigt, daß es an dem in Kap- 9 veranschaulichten Geri t über das Volk im Tempel und in der Stadt ni t genug ist, sondern daß die Stadt selber in Feuer ausgehen und das Heiligthum sogar dem Verderben preisgegeben werden wird. Das materielle oder elementarische Feuer aber, das die Stadt niederbrennt, wird freilich von den Chaldäern gehandhabt, sie sind es, welche die« Zerstörung Jerusalems. besorgen; doch hinter ihnen steht ein Anderer, das ist Gott, der demSohnealles Gericht übergeben hat (Joh. 5, 22 f.). Diese Wahr- heit veranfchaulicht sich durch den Vorgang in V. 2, und ganz treffendmacht hier die Tübinger Bibel »die Bemerkung: ,,Chr1stus, der å))iessii;i»s, ist nicht nur Rich- ter m der letzten Zerstorung Jerusalems gewesen, sondern auch in der Zerstorung des ersten« Was den einen Umstand betrifft, daß Hefekiel auf die Propheten Jesaia und Jeremia folgt, so fchreibt Baumgarten: »Wie Jesaia den Beruf hat, das Wort Jeh·ova’s in dem Zeitpunkt an Israel zu bringen, als» sich die Noth- wendigkeit des uber dasselbe zu verhangenden Straf- gerichts der Gefangenfchaft offentlich heraus-gestellt hatte, und Jeremia das Prophetenamt verwaltete, als diese große und furchtbare Wendung über die Stadt Jerusalem und das Haus Davids zuin Ausbruch kam, so hat Hesekiel den prophetischen Beruf, das wider- spenstige HausJsrael »in»s eine tausendjährigev Prüfungs- ze1t, m die Wuste der Heiden, perfonlich hinemzuleiten«; den andern Umstand dagegen anlangend, daß bei unserm Propheten die todten Cherubs-Figureu der Bundes- lade (2. Mos 25, 18 ·ff.) zu Lebewesen gemacht werden, so sagt Coccexusn »Gott wohnt also nicht eigentlich zwischen den aus Gold fabrieirten Cherubim, in welchen kein Leben ist, keine Energie, keine Be- wegung, »sondern zwischeir den Cherubim, welche chagoth sind, ·d. h. Lebende, welche Augen haben zu sehen, das Licht der Wahrheit und das Feuer der Liebe in sich besitzen, Gottes Leben in ihnen, also die Gott verherrlichen — wo das geschieht, da ist Gottes teures-Jst«shsgjsssssnislessgiiiErz-territ- var«, un a un i . er : » ie Zeit der geistigen Erkenntniß und Verehrung Gottes nahte nun heran; was in Joh. 4, 21 nicht lange vor deeZerstörung des zweiten Tempels verkündet wird, davon liegt hier fchon die Ahnung vor.« Z. Die Cherubim aber sderen Haupt ich nach V. 1 unter dein Krysiallahimmel und darauf eine Throngestalt wie Saphir erblickte] stunden [in dem Augenblick, da der Mann hineinging V. 2] zur Rechten am Hause [auf der Südostseite des Tem- pelhauses A, etwa südlich von dem Brandopferk altar B: Grundriß zu 1. Kön G, 36], und der Vorhof ward inwendig [richtiger: und der innere oder Priester-Vorhof ward] voll Nebeld [indem die Wolke, welche in 2. Mos. 40, 34 u. 35 von der eigentlichen Herrlichkeit des HErrn noch zu unterscheidem den Vorhof erfullete]. 30· 468 Hesekiel 10, 4—19. 4. Und die Herrlichkeit des HErrn [welche im Allerheiligsten über der Bundeslade zwischen den Cherubim thronte] erhub sich [wie in Kap. 9, Z] von dem Cherub zur Schwelle am Hause; Und das Hans ward fdurch die Wolke, welche zuerst im Vorhof erschien, dann aber die Herrlichkeit des HErrn gleichsam aus dem Tempel abholte] voll Rebels, und der Vorhof [ward, als sich nun die Abholung vollzogen hatte] Vol! Glanzes von der HErrlichkeit des HEttn ldie nun wieder mit der Wolke vereinigt war, wie bis zu der Zeit, wo die Stiftshütte aufgerichtet wurde Z. Mos 40, 85 Anm.] » » 5. Und man horete die Fluge! der Cherubim [in der V. l beschriebenen Erscheinung wie zur Begrüßung dessen, der auf dem Throne über ihnen Platz nehmen wollte V. 18] tauschen bis heraus v»or den [äußeren] Vorhof, wie eine Stimme des allmachtigen Gottes, wenn er redet. Diese drei Verse unterbrechen den Zusammenhang und dienen dem in V. If. nur kurz und vorläufig Berichteten zur Ergänzung; es wird da die nämliche Erscheinung wie in Kap. 1, 4—28 angedeutet, aber auf dem Throne war nicht auch sitzend ,,einer, gleich- wie ein Menfch gestaltet« (1, 26), sondern der hron noch leer, es bereitet sich aber vor, daß der, dem der Thron gehört, ihn einnehme, indem die Herrlichkeit des HErrn aus dem Innern des Tempels ihren Ab- zug hält. Noch kommt sie nicht weiter, als bis zur Schwelle am Hause, denn von da aus ertheilt sie in V. 2 ihren Befehl dem Manne in Leinwand; hernach aber, als der Befehl ausgeführt und die Erscheinung der Cherubim ausführlich in ihrer Selbigkeit mit der in Kap. I, 5—21 beschrieben worden ist (V. 6—17), wird in V.18 das Sichniederlassen über den Cherubim, die zum Abzuge sich schon bereit gestellt haben, be- richtet. Zu Jos- 3, 6 haben wir bemerkt, wie die Wolkensäule, wel e die Kinder Jsrael durch die Wüste geleitet, dies äu erliche Zeichen der Gegenwart des HErrn, seit dem Einzuge in das gelobte Land nicht mehr erscheintx erst in 1. Kön. 8, 10 ff. bei Einweihung des Tempels machte sich eine Wolke wieder bemerkbar, um zu erkennen zu geben, daß der HErr von dem Allerheiligsten des Tempels Besitz nehme und daß da wirklich seine Herrlichkeit wohnen solle, hier aber zieht sie mitsamnit der Herrlichkeit des HErrn vom Tempel ab, um in dieser Weise nicht wieder zurückzukehrem denn, wie wir wissen (l. Kön. 8, 12; Z. K. 25, 17 u. Efra 6, 15 Anm.), fehlte dem zweiten Tempel, dem Serubabel’schen, mit der Bundeslade auch die Seher-hinkt. Eine fchließliche Rückkehr« wird jedoch bei unserm Propheten in Kap. 43, 1fs. geweissagt, und zwar von derselben Seite her, nach welcher im vorliegenden Kap. der Abzug geschieht (V. 19), nämlich von der Morgen- seite her, was dann in Offenb. 16, 12 ff. sich erfüllt. 6. Und da er [der in der Schiiselle des Tempelhauses stehende HErr B. 4] dem Manne in Leinwand [wie in V. 2 erzählt] geboten hatte und [die inhaltsschweren Worte] gesagt: Nimm Feuer zwischen den Rädern unter den Cherubim; ging der-selbige [wie in B. 2 ebenfalls vorläusig schon mitgetheilt worden] hinein, nnd trat bei das Rad [oder Räderwerk V. 9 f.]. 7. Und der Cherub san welchen er heran- getreten, nämlich der mit dem Stiergesicht V. 14] streckte seine Hand heraus zwischen den Cherubim [d. i. diejenige von seinen Händen, welche nach der Jnnenseite der Cherubim gekehrt war] zum Feuer, das zwischen den Cherubim war [Kap. 1,»13], nahm davon, und gab es dem Manne in Leinwand in die Hunde; der empfing es und ging hinaus saus dem Tempel, um weiter zu thun, wie ihm befohlen war, nämlich die in die Hände ge- faßten Kohlen über die Stadt zu streuen V. 2]. Das Hervorholen der Kohlen aus der Mitte zwischen den Cherubim driickt den Gedanken aus, daß das Feuer, welches Jerusalem verbrennen wird, von Gottes Zornfeuer ausgeht. (Kliefoth.) Das Nahen des priesterlich in Leinen Gekleideten hat nach der Darstellung des Propheten nicht nur etwas, das an den hohenprieterlichen Eingang in das Allerheiligste am großen ersöhnungstage gemahnt, sondern wo das Feuer des göttlichen Zornes ihm hier ausgehau- digt wird, einen bedeutsamen christologischen Zug an sich, wobei die Ewigkeits-Haltung in dem furchtbaren Moment, die großartige Einfachheit der Handlung im- ponirt: 5. Mos. 18, 15 f. (Schröder.) Das Ver- brennen der Stadt selbst wird nicht weiter geschildert: es liegt jenseits von Kap. 11, Es» da erst da die Herrlichkeit des HErrn die Stadt völlig verläßt, und der Prophet konnte es nicht beschreiben, da er nach V. 24 zu dieser Zeit aus Jerusalem weggeführt war. (Hengstenberg.) » 8. Und fes] erschien an den Cherubim sum hier an den Vorgang in V. 6 f. eine nähere Be- schreibung der oben V. l nur kurz dem Leser vor- geführien Erscheinung zu knüpfen] gleichwie eines Menschen Hand unter ihren Flugeln fund zwar an jeder ihrer vier Seiten eine solche Hand Kap. I, 8]. « v. Und ich sahe, und siehe, vier Räder stun- den sgerade so wie in 1,15—18] bei de« Chem- biui- bei einem jeglichen Cherub ein Rad; und die Räder waren anzusehen. gleichwie ein Türkisz 10. Und waren alle vier eins wie das andere shinsichtlich ihrer Gestaltung, ein jedes nämlich war ein Doppelrad und da so anzusehen] als wäre ein Rad im andern. 11. Wenn sie gehen sollten, so konnten sie [vermöge solcher BeschafseiiheitJ in alle ihre vier Oerter gehen [je nachdem sie nach Süd oder Nord, nach Ost oder West sich zu wenden hatten], und durften sich nicht herum lenken, wenn sie gingen; sondern wohin das erste [richtiger: das Haupt des Cherubs, welches die Richtung bestimmte] ging, ldakgiugen sie hinnach, und durften sich nicht herum en en. 12. Sammt ihrem sder Cherubim] ganzen Leibe, Rücken, Händen und Flügeln. Und die Räder waren voll Augen, um nnd um, an allen vier Rädern. Die von den Cherubim nebst den Rädern aus- gehende Thätigkeit in V. 6 f. veranlaßt den Propheten hier näher in ihre Beschreibung einzugehen; von jenen wird gesagt, daß sie Hände hatten, weil die Hand bei Der 2. Gerichtsaktx Die Stadt wird verbrannt und der HErr verläßt den Tempel. 469 der Action thätig gewesen war, dann aber folgt die Beschreibung der Räder, weil von ihrer Stelle her das Feuer entnommen wurde. Diese Beschreibung stimmt in der Hauptsache mit Kap. 1 überein, ist aber doch keine bloße Wiederholun des dort schon Gesagten, sondern die einzelnen omente werden jetzt so ge- ordnet und die einzelnen Züge insoweit vervollständigh wie der Zusammenhang mit demjenigen Punkte es er- fordert, auf den es hier ankommt, und der ist die Fortbewegung der Erscheinung von dem inneren Vorhofe nach Osten oder der Abzug der Herrlichkeit des HErrn zuert aus dem Tempel nach dem Thor gegen Morgen ( . 1«9) und dann aus der Stadt nach dem Oelberg hinüber (Kap. 11, 23). Daß in der ersten Hälfte des 12. Verfes von den Cherubim selber die Rede ist, nicht mehr von den Rädern, deren dann erst wieder in der zweiten Hälfte des Verfes gedacht wird, ergiebt sich sofort; es fragt sich aber, da sie nicht genannt werden, ob sie nicht schon in V. 11 an irgend einer Stelle gemeint sind. Luther hat gleich in dem »sie« zu Anfang des 11. Verfes an die Cheru- bim gedacht, so daß da dasselbe gesagt würde, was wir in Katz. 1, 9 u. 12 von denselben elesen haben, und sich nun seine Uebersetzung zu Anfang des 12. Verfes leicht erklärt; unter dem »ersten« in V. 11 hätten wir also das erste oder vorderste Thier zu ver- tehen, wie er denn anderwärts diesen Vers noch be- stimmter in solchem Sinne übersetzt Mittelbar steckt nun allerdings die Beziehung au die Cherubim in dem Worte, welches in unserer deuts en Bibel durch »das erste« wiedergegeben ist; wir nehmen aber das Wort in seiner ei· entlichen Bedeutung »das Haupt« e— das Haupt des herubs, bei wel em das eine oder das andere der vier Räder sich be and, bestimmte dessen Richtung, war es z. B- das nach Osten gewendete Haupt, welches stracks vor sich ging, jo ging nun auch das Rad dahin. Wir müssen nun aber V.12 anders übersetzen, so daß vorher nicht ein Komma zu stehen hätte, sondern ein Punkt, und der Satz von Neuem anhebt: Und all ihr Fleisch (das ganze Vorder- theil der Cherubim) und ihre Rücken und ihre Hände und ihre Flügel (waren voll Augen um und ums, und (ebenso) die Räder waren voll Augenum und um, ihrer viere Waren) ihre Räder. Es kommt hier zu dem in Kap. l, 18 über die Räder schon Gesagten der wichtige Zusatz hinzu, daß ebenso die Cherubim an ihrem ganzen Leibe, ein- schließlich Rücken, Hände nnd Flügel, mit Augen be- deckt waren. Jndem am Schlusse des Verfes wieder Von den Rädern die Rede gewesen, geht V. 13 die Beschreibung in Er ählung über; den Rädern wird zugerufen, was ihr ame »Wirbel« bedeute, das nun zu bewähren und zu thun, sie sollen wirbeln oder rollen, sich rollend fortbewegen, es wird also das Zeichen zum Ausdruck) gegeben. Dem entsprechend wird dann in V. l5 die Erhebung der Cherubim berichtet, diese Erhebung aber in V. 14 durch Rückkehr zur Be- schreibung vorbereitet, nachdem sie aber berichtet ist, wird wiederum die Beschreibung in V. 16 u. 17 auf- enommen und darnach die Erzählung in V. 18 u. 19 fortgesetzt, um hieran eine Betrachtung in V. 20—22 zu üpfen. 13. Und es rief seine Stimme] zu den Rädern: Galgal [,,als wir auf deutsch sprechen: wende, wende! daß stch’s immer wenden und gehen soll«: Randglosses daß ich es hbreie [wie solcher Befehl ertheilt ward]. 14. Ein jegliches [der vier Thiere oder Lebe- wesen aber, wie sie in Kuh. 1, 8ff. genannt wurden] halte [wie dort bereits erwähnt] vier Angesichter, das erste Angesicht war ein Cherub snach 1, 10 ein Ochse oder Stier], das andere N! Mensch, das dritte ein Löwe, das vierte ein er. 15. Und die Cherubim [als der Befehl in V. 13 an die Räder ertheilt ward] schwebten ent- por. Es ist lwas hier, wie in diesem ganzen Kapitel, Cherub heißt] eben das Thier, das ich sahe am Wasser Chebar [Kap. 1, 3 ff.]. 16. [Man erinnere sich nun dessen, was in Kap. l, 19——21 von den vier Thieren gesagt ward, und schreibe hier für ,,Thiere« das Wort ,,Cheritbim«, »so heißt es jetzt :] Wenn die Cherubim gingen, so gingen die Räder auch neben ihnen; und wenn die Cherubim ihre Flügel schwangen, daß sie· sich von der Erde erhaben, so lenkten sich die Räder auch nicht von ihnen [sondern huben sich ebenfalls empor]. 17. Wenn jene stunden, so stunden diese auch; erhuben sie sich, so erhaben sich diese auch, denn es war ein lebendiger Wind in ihnen [und so hatte denn das in V. 15 gemeldete Empor- schweben der Cherubim sofort auch das Sichempor- heben der in rollende Bewegung gesetzten Räder V. 13 zur Folge] 18. Und die Herrlichkeit des HErrn ging wieder [dieses ,,wieder« steht nicht im Grundtext und fällt nach richtigerer Aufsassung weg] ans von der Schwelle am Hause [in welche sie V. 4 ge- treten war und von dort aus ihre Befehle V. 2 und 13 ertheilt« hatte], iind stellte sich iiber die Cherubim [auf den Thron 4, 1 sich niederlassend]. 19. Da schwangen die Cherubim ihre Flügel [um hier wieder auf das in V. 15 Erzählte zu- rückzukommen, nachdem das in V. 18 Bemerkte zur Vervollstäudigung der Erzählung hinzuge- kommen], und erhaben sich von der Erde vor meinen Augen; und da sie ausgingen, gingen die Räder sgemäß dem in V. 16 f. Erwähntenj neben ihnen. Und sie traten in das Thor am Hause des HErrn gegen Morgen [s. den Buch: staben D auf dem Grundriß zu I. Kön. s, 36], und die Herrlichkeit des Gottes Israel war [jetzt, wie noch nicht in V. 1] oben iiber ihnen kund so hatte ich die Erscheinung gesehen am Wasser Chebar Kap. l, 26 ff] Galgal in V. 13 ist das befehlende Wort: drehe dich, rolle! Der Befehl ging vom Errn aus, der von der Schwelle des Hauses aus ( . 4) im Begriff war, seinen Thron zu besteigen (V. l) und auf den Fittigen der Cherubim sich davon zu machen(V.18f.). »Wie oft ruft Gott den Sündern zu: bekehret euch, bessert euch! — aber wie wenige folgen»(Jer, Z, 12 ff.) l« Da entzieht sich dann ihnen uletzt die Gnadengegen- wart des HErrn und überlä t sie ihrem Verderben. Jn V. 14 wiederholt der Prophet zunächst kurz, daß ein jeder von den vier Cherubs vier Angesichter hatte 470 Heseliel 10, 20——22. 11, 1—12. (1, 6), undsetzt dabei voraus, daß der Leser sich aus Kap. I, 10 erinnern werde, welches die 4 Angesichter waren: nach Osten das Menschengesicht, nach Süden das Löwengesichh nach Norden das Stiergesicht und nach Westen das Adlergesichtp da scheint es nun unbe- gre1flich, daß an unsrer Stelle statt des Stieres ohne weiteres »Cherub« gesetzt wird, und ist man deshalb auf den Gedanken gekommen, das Wort Cherub von dem hehr. cherab = ackern, pflügen abzuleiten, so daß es soviel bedeute als der Ackerer, Pflüger, nämlich der Stier oder Ochse. Indessen ist die zweite Hälfte des Verses schwerlich in der Weise zu fassen, wie unsre deutsche Bibel thut, daß da nochmals die vier Angesichter einzeln genannt werden sollten, sondern vielmehr so: des einen (s. v. a· ersten) Angesicht (war) Angesicht des Cherubs, und des zwei- ten Angesicht Menfchen-Angesicht, und des dritten (Angesicht) Löwen-Angesicht, und des vierten (Angesicht) Adlers-Angesicht; man hat nur diese aus dem Wortlaut des Grundtextes sich er- gebende Uebersetzung vermieden, weil es scheinen könnte, als würden hier die vier Angesichter auf die vier Cherubs vertheilt, als hätte jeder nur eins von den vieren gehabt (Offb.4, 7). Dieser Widerspruch mit Kap. l, 6 u,.z10 ist aber schon abgewehrt durch das zu Anfang des— Verses Gesagte: »ein jegliches hatte vier Angesichter«, und damit zugleich a s richtiges Ver- ständniß dies nahe gelegt, daß von jedem einzelnen Cherub nur dasjenige Angesicht genannt werden soll, welches bei der Erscheinung nach vorn oder nach der Aussenseite hin gekehrt war. Machen wir uns nun nach Kuh. I, 10 folgende Figur: N Stier Arm« sniensch «) Löwe S so erkennt man sofort, daß der Prop et mit Norden beginnt, zu Osten fortschreitet und il er Süden nach Westen geht (erste, zweite, dritte, vierte Cherub). Wenn er— nun schreibt: ,,des einen (ersten) Angesicht (war) Angesicht des Cherub«, so ist der bestimmte Artikel zu betonen; es ist nicht gesagt »ein Cherubs- Angesicht-«, sondern die Meinungistt ,,des einen (oder ersten Angesicht (welches, wie sich aus den Angaben über das Angesicht des zweiten, dritten und vierten ergiebt, das eines Stieres war, war) Angesicht des (in P. 7 erwähnten) Cherubs (welcher dem Manne in Leinwand die glühenden Kohlen in die Hand gab). Ganz entsprechend ist das der nach Norden gekehrte Cherub, denn die Regel ist (Jer.1, 14): »von Mitter- nacht wird das Unglück ausbrechen« (vgl. Kap. I, 4). Wenn Luther in V. 18 den Worten: »Und die Herr- lichkeit des HErrn ging aus von der Schwelle am Hause« ein ,,wieder« hinzufügt, so liegt dem die Auf- fassung zu Grunde, welche sich auch bei vielen Aus- legern unsrer Zeit findet, als wäre in V. 4 unter dem Cherub, von welchem sich die Herrlichkeit des HErrn erhub, um in die Schwelle am Hause zu treten, die Erscheinung der Cherubim in V. i zu verstehen; zu dieser habe sie sich jetzt zurück begeben, während die- selbe unter dem Vorgang V. 2. 6 f. u. 13 ohne jene Herrlichkeit gewesen sei. Das ist aber offenbar falsch, sondern schon in V. 1 ist die Erscheinung der Cheru- bi1n ohne die Herrlichkeit des HErrn, diese befindet sich noch im Allerheiligsten des Tempels über der Bundes- lade; die Erscheinung ist aber schon da, sie abzuholen nnd hinüber na Osten zu tragen, und nachdem die- selbe zuerst in die Schwelle am Hause getreten ist, um sich noch einmal zu offenbaren, aber mit Befehlen des Gerichts, wie schon in Kap. 9, 3., erhebt sie sich dann auf ihren Thronsitz über den Cherubim und zieht von dannen, ihren Standpunkt mit der Cherubims-Ersche1- nung unter ihr zunächst in dem Eingang des östlichen Tempelthores nehmend, das den Haupteingang zu dem gesammten Tempelraum bildete. 20. Das [diese Erscheinung der vier Cheru- bim] ist [wie schon in V. 15 gesagt] das Thier [oder das Gebilde der vier Thiere] das ich unter dem sdarüber thronenden] Gott Israel sahe am Wasser Chebar lKap— I. 26 ff.]; und merkte [also jetzt] , daß es siene vier Thiere] Cherubim waren swie ich auch schon geahnt hatte]; 21. Da ein jegliches vier Angesichter hatte, nnd vier Flügel, und unter den Flügeln gleichwie Menskhenhcinde sdie Gestaltung also dort wie hier ganz dieselbe trat, das Sichniederlassen der Herr- lichkeit des HErrn aber über den Thieren hier, nachdem sie die Cherubim im Tempel verlassen, diese Thiere ausdriicklich siir die Cherubim erklärte] . 22. Es waren kauch diese] ihre [vier] Ange- sichters sganz ebenso] gestaltet, wie ich sie am Wasser Chebar sahe; nnd gingen [in derselben Weise] stracks Vor sich sdaher gar kein Zweifel sein konnte, beide Erscheinungen, die hier im Priester: hof des Tempels V. 1 und die dort am Wasser Chebar, waren ein und dieselbe] » Die Cherubim -Erscheinung am Wasser Chebar (Kap. 1) weissagte schon den Auszug der Herrlichkeit Jehova’s aus dem Allerheiligsten und die Preisgebung der heil. Stadt; sie weissagte zugleich für die im Exil Befindlichem wie Kap. 11 zeigen wird. (Schröder.) Bedeutsam ist in V. 20 die Benennung »Gott Israel« statt ,,Jehova« (der HErr);- es wird damit angedeutet, daß Gott »als Bundesgott dem Volke Israel durch diesen Wegzug aus dem Tempel seine Gnadengegem wart entzog, nämlich dem widerspenstigenJsrael, welches in Jerusalem und Iuda wohnte, nicht dem gesammten Bundesvolke; denn dieselbe Herrlichkeit Gottes, welche hier vor Hesekiels Augen im Gesicht den Tempel ver- ließ, war dem Propheten ja am Flusse Chebar er- schienen und hatte sich durch seine Berufung zum Pro- ssosheten für Jsrael als den Gott bezeugt, der seinen und hält und durch das Gericht über das verderbte Geschlecht nur das gottlose Wesen austilgen und sich ein neues heiliges Volk schaffen will. (Keil.) Bedeut- sam, so meinen wir, ist unser Gesicht besonders auch für diejenige Zeit, der wir gegenwärtig in kirchlicher Hinsicht entgegengehen, da nach Ertödtung der zween Zeugen (Offenb. 11, 7 ff.) die große Stadt oder das Gebiet der bisherigen Christenheit ebenfalls von der Herrlichkeit Gottes, nämlich die in Christo Jesu offen- bar geworden und in der Stiftun der Kirche sozu- sagen ihren» Cherubimsitz sich gescha en hat, verlassen Den in Sicherheit sich einwiegenden Fürsten wird ihr bevorstehendes Verderben angetündigt 471 sein wird; sie zieht da auch hinüber nach Osten, nach dem heil. Lande, bis sie zu ihrer Zeit wieder Besitz nehmen kann von dem Boden unsers Vaterlande?- (Offenb. 11, 18). « Das 11. Kapitel. Von Sicherheit und Strafe der Fürsten. v— it. 1—25. Jin deinsclbcn Ort, aii welchen die Herr— lichlreit des Hei-ern, nachdeiii flc das Heillgthiim verlassen, auf dem Wagen der Cherubini abgezogen ist, spielt jetzt noch ein weiterer Vorgang: Dei« durch Gottes gleicht dahin entrückte Vrophet erblickt daselbst 25 Miiuiier nnd unter ihnen zwei mit Uaineii genannte Fürsten des volles; es werden ihm ihre Gedanken und Rathsclilüge in lsetress der Zuliuiift gcossenbcirh niid hat er iiiiu Wort für Wort das, was sie unter einander sagen, mit seiner weissagnug zn widerlegen W. 1«—12). Durch dag plötzliche Sterben dcg einen von diesen beiden Volligfürsien noch während der» Guipfangeg der Weissaguiig soll dem Hause Israel die sichere Erfüllung derselben bezeugt werden; indem aber der Vorfall auf den Propheten einen solchen Gin- drnch matt, daß er seine frühere Klage und Frage wiederholt, ob denn der thGrr den ganzen tlaihblieb Jgraelg vernichten wolle, wird ihm gesagt, welches der rechte, zur Erhaltung bestimmte lllachblieb Jgraelo sei nnd welche herrliche Znlriiust demselben beschieden sei sit. 13 —21). Die Herrlichkeit des hGrrn entfernt sieh jetzt noch weiter bis nach dem Gelberg hinüber, der Propbet aber wird wieder an seinen Wohnort zurückversetzt, das Gesicht verschwindet ihn! nnd er offenbart nun seinen Mitgefaiigeneiy wag ihn: gezeigt nnd gesagt worden. W. "22—25). 1. Und mich hiib ein Wind auf [wie in Kap. «8, s] nnd brachte mich zum Thore am Hause des HErrn, das gegen Morgen siehet [Kap. 10, 19]; und siehe, unter dem Thor sals dem Ort ihrer gemeinschaftlichen Berathung 1. Mos.19,1 Anm. I] waren fiinf und zwanzig Männer. Und ich sahe unter ihnen Jasanjcu den Sohn Assurs, nnd Plain, den Sohn Beuaja die Fürsten im Volk [vgl. Jen 37, is; 38, 4 f. u. 24 ff.]. Z. Und er [,,derienige, der den Propheten so beständig vor Augen licht, daß sie ihn oft ohne vorangegangene Bezeichnung redend einführench der HErrJ sprach zu mir: Menscheukiulh diese Leute haben unselige Gedanken und schädliche Rathschlcige in dieser Stadt swomit siemeinem derselben helfen zu können] , 3. Denn sie sprechen: Es ist nicht so nahe sdaß Jerusalem zerstört werden soll, wie die Pro- pheten behauptens laßt uns nur Häuser bauen sund vielmehr an eine Erweiterung der Stadt denken«Jes.2,10., statt an eine Wegführung nach Babel]; sie ldie Stadt Jerusalem] ist der Topf, so sind wir das Fleisch [das, wenn es in einen Topf mit Wasser gethan, sicher vor der Verzehrung durchs Feuer ist] i 4. Darum [die Heillosigkeitund Schädlichkeit ihrer Gedanken und Rathschläge ihnen aufzudecken] sollst du, Menschenkind, wider sie weissagcrr Z. Und der Geist des HErric fiel auf mich [das rechte Wort für die mir aufgetragene Weissa- gung mir eingehend] und sprach zu mir: Sprich: So sagt-der»HErr: Ihr habt also geredet [wie in V. 2 f. ich meinen Propheten geossenbart habe], ihr vom Hause Israel; und eures Geistes Gedanken kenne ich wohl lPs. 139, 2]. S. Ihr habt smit euren, in frevelhaftem Widerstreben gegen meinen durch Jeremias so oft euch kundgethanen Willen gefaßten Rathschlägem welche den Untergang der Stadt zur Folge haben werden] Viele erschlagen in dieser Stadt salle die, welche bei der Belagerung und Zerstörung der- selben umkommen werden — denn obwohl das noch ein Zukiinftiges ist, gilt es dochv vor mir schon so gut als geschehen], und ihre Gassen liegen voller Todten [Klagel. 1, 15. ro; 2, 4. 20 fs.]. 7. Darum spricht der HErpHErr also: Die ihr darinnen sin der Stadt Jerusalem] getödtet habt, die sind das Fleisch, und sie ist sfür sie allerdings] der Topf [in welchem sie gleichsam ge- kocht worden und nun, nachdem sie todt, vor wei- terer Noth sicher sind]; aber« ihr müsset hinaus [aus der Stadt, die jetzt zu einem zerbrochenen Topf geworden Jer. 19, 1 f.; 10 f.]. 8. Das Schwert, das ihr fürchtet, das will ich über euch kommen lassen, spricht der HErwHErr [daß es hinter euch her sei Katz. 5, 2 a. 12]. 9. Jch will euch von dannen heraus stoßen, und den Fremden in die Hand geben, und will euch euer Recht thun swie ihrs verdient habt] 10. Jhr sollt durchs Schwert fallcn [bei der Execution in Jer. 52, 9 ff.]; in sbesserx an] den Grenzen Israel will ich euch richteu, und sollt cr- fahren, daß ich der HErr bin [Kap. 6, 7. 10]. 11. DieStadt aber soll nicht euer Topf sein stvie denen, die ihr mit euren Rathschlägen dem Tode entgegenführth noch iht das Fleisch drinnen; sondern in san] den Grenzen Israel will ich euch richten legt. Kap. 24, 3——14]. 12. Und sollt erfahren, daß ich der HErr bin; denn ihr nach meiiieu Geboten nicht gewandelt habt, und meine Rechte nicht gehalten, sondern ge- than nach der Heiden Weise, die um euch her sind [Kap. 5, 7]. Die 25 Männer in V. 1 sind die 12 Stammes- fürsten und die 12 hoshen königlichen Beamten (1. Chr. 28) mit dem Könige elbst an ihrer Spitze, so daß diese Fiinfundzwanzig ebenso eine Repräsentation der bürgerlichen Obrigkeit in Israel bilden, wie die 24 Priesterfürsten mit dem Hohenpriester an der Spitze in Kap. 8, 16 eine Repräsentation der ganzen Priester- schaft bilden. (Kliefoth.) Jn dem Namen der Zweie, welche näher bezeichnet werden, und in demihrer Väter haben wir die Eoncentration ihrer Gedanken: alles hing ihnen voll Geigen. »Gott vernimmt« (Je- sanja),« der Sohn des ,,Helfers« (Assur), und »Gott 472 Hesekiel 1 l, 13-—21. hilft« (Pletja), der Sohn des »Gott baut«· (Benaja) — das End treffliche Namen für Männer, die sich Heil ohne Bu e versprechen, der gerade Gegensatz desjenigen, was der Name des Jeremias (,,Gott wirftnieder«) in Aussicht stellt; je drohender sich das politische Wetter zusammenzog, desto lebhafter wurde die Neigung, durch die Wahl heilverkündender Namen für die Kinder sich die Angst zu vertreiben und das Gewissen zu beschwich- tigen, welches das Gegentheil dieser Namen in Aus- sicht stellte. (Hengstenberg.) Es läßt sicheine sinnige Betrachtung daran knüpfen, wie solche ersonen oft durch ihren Frevel gerade das Ge entheil ihrer Namen geworden End (Jer. 20, 3). So eißt auch unter uns Mancher,, raugott, Gottlieb, Ehristian«, der doch das Gegentheil von Idem ist, was sein Name sagt. (Schmieder. Jn der ersten Hälfte der Rede in V. 3 hat Luther na Raschi übersetztz esliegt aber wohl eine Anspielung aus Jer. 29, 5 darin, so daß man zu übersetzen hat: Nicht nahe ist es Häuser zu bauen. Jeremia hatte nämlich die in der Gefangen- schaft zu Babel Befindlichen aufgefordert, sich dort Häuser zu bauen und auf ein längeres Bleiben einzu- richten, sich aber niikt durch die Reden falscher Propheten, die eine aldige Rückkehr prophezeitem täuschen zu lassen, denn über die im Lande Zurückge- bliebenen würden noch schwere Gerichte ergehen; dieses Wort des Jeremia verhöhnten die Machthaber in Je- rusalem, indem sie sprachen: mit dem Häuserbauen im Exile hat es noch gute Weile, so weit wird es nicht kommen, daß Jerusalem auf die Dauer oder völlig in die Gewalt des Königs von Babel fallen werde, viel- mehr ist erusalem der Topf und wir, ihre Bewohner, find das leifch —- wie der Topf das Fleisch egen das Verbrennen schützt, so schützt uns die Stadt Jeru- salem gegen das Verderben. (.Keil.) Wir itzen hier in Jerusalem warm und geschützt, wie das leifch im Topfe. (Bunsen.) Also gei ihr Rath, zu bleiben und den sicheren Mauern zu g auben, anstatt dem Wort des Propheten. (Schröder.) So pfle t die Vernunft stets alle Gerichte aus dem Sinn. zu schlagen und sich zu trösten, wie sie denselben schon werde widerstehen kön- nen mittelst Fleisch. (Berleb. Bib.) Viele von euch verführte Bürger sollen in der Stadt umkommen; für die wird sie der Topf, und sie werden das Fleisch sein, das darin gar gekocht wird —— nur ihr selbst sollt nicht das Fleisch in diesem Topfe sein, son ern her- ausge ogen und anderwärts zerhacktwerden. (Michaelis.) Jhr ort: ,,sie ist der Topf, so sind wir das Fleissf soll also durch den Erfolg allerdings eine gewisse e- stätigun erhalten, aber eine schaurige; sie waren die eigentli en Mörder derer, die bei der Belagerung umkamen, indem sie durch ihre gottwidrigen Anschläge die Ehaldäer herbeiführten. ,,Euch dagegen führt man hinaus« —- hier zunächst der Gegensatz ge en ihre Hoffnung in der Stadt zu bleiben; im Folgen en dann weiter, das; dies Hinausführen nicht in freund- licher Absichtageschiehh sondern nur um ihre Qual zu Verlängern. us Furcht vor dem Schwert des Königs zu Babel hatten sie das Feuer der Empörun ange- zündet und trieben, da er zur Bestrafung die er Em- pörung heranzog, den Widerstand auf’s Aeußerste; aber gerade was sie aus Furcht vor dem Schwerte unternehmen, wird das Schwert über sie bringen, welchem sie bei demüt iger Unterwerfung unter Gottes gewaltige Hand, wie eremia sie predigte, entgangen sein würden. Nach Einnahme der Stadt wurden die vornehmsten Beamten und Notabeln nach Riblath am Qrontes, am Nordende von Eöleshrien, vor Nebuead- nezar geführt und dort auf seinen Befehl getödtet. Die Weissagung kann nicht erst nach der Geschichte gebildet sein: Hesekiel legte sein Buch den Zeit enossen vor, die ihn controlliren konnten; und die ewähr für die Weissagungen, die noch bei Lebzeiten des Propheten sich erfüllten, liegt in denjenigen vor, die erst lange nach seinem Tode in Erfüllung gingen· Die Zuver- sicht aber, mit der Hesekiel das Scheitern der Eoalition verkündet, reicht hin zum Beweise, daß in feiner Weissagung ein übernatürliches Element ist, und wenn dies u estanden werden muß, so kann man auch an den e onderheiten nicht ferner Anstoß nehmen; diese für später vom Propheten hereingebracht erklären, heißt ihn zu einem Betrüger erniedrigen. (Heng- stenberg.) 13. Und da ich so weissagte, starb svon den beiden in V. 1 Genannten der Zweite] Platjch der Sohn Benaja Da fiel ich aus mein« Angesicht, und schrie mit lauter Stimme, und sprach [wie in Kap. 9, 8]: Ach, HErr-HErr, du wirst-s mit. den Uebrigen Israel gar ausmachen chDas hplötzgicdhe Fersen desH eknkeiikdes sglksfigstesri no wä ren es ei agens eeie s o em aue Israel dide siåhecrhe Erfkillungddieses lGotteswszrtsch be- zeugen« ie a e an angen i a er zu ea ten, daß, wie Hesekiel sich nur im Geisste zu Jerusalem be- findet und dort den Männern, die er im Geiste sieht, weissggh so guchggerklTcskip de? Platja der Bision ange ört, in er ir i eit agegen i nur o er- füllt hat, daß bei oder nach der Veröffentlichunz der gisißon dgetszer Foåkisgürshplötzlkchkj gestoiseg ist. (hetil.) a au er a ersamm i em o e eweiee 25 Fürsten gerade Platja, der Sohn Benajags sterbes mikilß, unsi csas allens bevorståejhende Schiikksjagvorzubildem er ärt i aus einem amen, na em mit ihm gleichsam alles Heil für Juda zu Grunde ging. (Hengstenberg.) Das Schauerliche des Zwischenfalles macht auf den Propheten einen ähnlichen Eindruck, wie der Vorfall in Kap. 5, 5 auf alle, die davon. hören; im Geiste sieht er sie alle schon gestorben und wieder- holt seine frühere Klage. (Schröder.) Wenn ein er- zürnter Vater im Hause mit der Ruthe um ehet, so fürchtet sich auch wohl ein frommes Kind, fä t ihm zu Füßen »und bittet für seine Geschwister; dies thut auch ginåycesslkiuxägemgziir ik)ie) Gocttlosåm wönrå sfife Gottdstgafh . o . L. tar e. Jn ap. . wir em Propheten auf seine Klage nur die, Gerechtigkeit des Ftiåafgsrgchg Jerusdaleiåi gezeiåydhiiszg asl1cke)r, am ne e ei, wir im au ie er onun und Begnadignng der Ueberreste Jsraels, die in de? Gefangenschaft lebten, zugesagt. (Schmieder.) 14. Da süber das ,,Uebrige Jsraels« inich belehrend und wegen des » gar ausmachen« mich FröstendJ geschah des HErrn Wort zu mir, und brach. 15. Du Menschenkind, deine Brüder und nahen Freunde nnd das ganze Haus Jsrael sin allen denen], so noch zu Jerusalem wohnen, sprechen wohl unter einander sin Beziehung auf die Andern, die nach Babel in die Gefangenschaft bereits weg- geführt sind]: Jene [die Weggefiihrienj sind vom HErrn ferne weggeslohen sdaß sie keinen Theil und Anfall mehr an seiner Bundesgnade haben]; aber wir haben das Land innen [und sind daher das übrige Israel, der in Gottes Gnade verbliebene Rest seines Bolks]. Welches der rechte, zur Erhaltung bestimmte Nachblieb Jsraels sei, und seine herrliche Zukunft. 473 Its. Darum [weil- das eine ganz falsche Rede fchon in dem ersten Satze und das gerade Gegen- theil von dem rechten Sachverhalte ist] sprich du: So sprich der HErr-HErr: Ja, ich habe sie ferne weg unter die Heiden lassen treiben, und in die Länder zerstreuet; doch will ich bald ihr Heiland snach dem Grundtext: auf kurze Zeit ihnen zum HeiIigthUmJ sein in den Ländern, dahin sie kommen sind. 17. Darum sweil jene Aussage aber auch in ihrem zweiten Satze, in Betrefs des Besitzes des heil. Landes, eine ganz falsche Rede ist] sptich: So sagt der HErr-HErr: Jch will euch sdie ihr ferne weggetrieben seid unter die Heiden] sammeln aus den Völkern, und will euch sammeln aus den Ländern, dahin ihr zerstreuet seid; und will euch gas Land Israel [zum WieDerbesitzJ geben [Jer. s, 31. 18. Da sollen sie [bei ihrer Rückkehrj kom- men, und alle Schenel und Greuel [Kap. 7, 20 Anm.] daraus ivegthnn [2. Chr. se, 21 Anm.]. 19. Und will euch [im Gegensatz gegen die Vielheit der Herzen in ihrem jetzigen Zustande, wo jeder seinem eigenen Sinn nachgehetJes. 53, G] ein einträchtig svon denselben Gedanken und Empfindungen beherrschtesJ Herz geben, nnd einen neuen Geist in euch geben; und will das steinerne [für die Eindrücke meines Worts und die Ziige der Gnade unempfänglichd Herz sdas durch meine Schläge sich wohl zer- brechen, aber nicht brech en läßt —- ,,auch die Stiicke bleiben da noch hart, ja, nehmen wohl an Härte noch zu«] wegnehmen ans eurem Leibe, und ein fleiskhern Herz geben. 20. Auf daß jie in meinen Sitten wandeln, und meine Rechte halten und darnach thun. Und sie sollen mein Volk sein, so will ich ihr Gott sein [5. Mos 30,1——6;Jer. Si, 31—34; Sach. 8, 3——8]. 21. Denen aber sauch unter diesen zur Rück: kehr und, Herzenserneuerung Berufenen], so nach ihres Herzens Scheueln und Greueln wandeln [Kap. 14, 3 —- welche Macht hat doch der Mammon als jiidischer Volksgott iiber die jüdischen Geister erlangi!], will ich [durch ein abermaliges schweres Strafgericht, wie es in Kap. 5, 4 angedeutet wurde] ihr Thun auf ihren Kopf werfen [Kap. 9- 10], spricht der HErr-HErr. Jn V. 15 trifft Luther’s Ueberfetzung den eigent- lichen Sinn des Gottesworts nicht recht; man iiberfetzt da besser: 15. Du Menschenkind, deine Brüder, deine Brüder sdie mit dir in der Verbannung leben] sind die Män- ner deiner Verwandtschasts-Bertretung sdie du, mit Verwendung bei mir, von dem Verderben los zu kaufen hast] und das ganze Hans Israel, es lglanz [so daß also gerade Diejenigen Theil und Anfa haben an dem Erbe der Verheifzung], zu welchen die, so noch zu Jerusalem wohnen, sprechen: Bleibt ihr nur ferne von dein HErrn sihr habt mit ihm nichts mehr Zu schaffen], uns ist sfortan ausfchließlich] das sheiliges and zum Besitzthum gegeben. Zum Verständnis; dieser Worte ist Folgendes Azu bemerken: Hesekiel hat fich zuerst in Kazx 9,-8: ,, ch HErr-HErr, willft du denn alle Uebrigen in Israel verderben, daß du deinen Zorn so ausfchüttest über Jerufalem?« der Bewohner Jerusalems, dann aber in V. 13 unsers Kapitels mit dem ähnlichen Ausruf der Volksoberften mit seiner Fürbitte an- genommen und da selber die Meinung vertreten, was noch in Jerusalem wohnhaft, das sei das Uebrige in Israel, während» das, was bereits in die Gefangen- schaft abgef1ihrt, sur die von dem Oelbaum abgebrochenen Zweige zu rechnen sei; da macht ihm nun Gott bemerk- lich, das er sich vergreife, daß» er nicht für die rechten Leute furbittend eintrete. Die rechten Leute ferner Fürfprache seien vielmehr seine Brüder, nämlich feine Leidensbrüden die mit ihm fchon im Exil leben; auf die solle er sein Augenmerk richten als auf die, welche die Verheißung in Kap. Z, 8 ff. meine, wenn da von Uebrigen die Rede ist» die sich bekehren wer- den und das Heil davon brin en. Es handelt sich also um Berichtigung desselben Jrrthums, mit dem auch das 24. ·Kap. bei Jereinias es» thun at: nicht gerade für s eine Person theilt Hefekiel diesen Jrrthum, denn ihm war das dem Jeremias geoffenbarte Geficht ohne Zweifel fchon bekannt, sondern er · doppelten Furfprache sich in fremde Anschauungsweife verfetzt und die in Jerusalem, wohin er im Geiste entrilckt ist, gangbare Meinung vertreten; er hat die geistliche Krankheit des dortigen verkehrten Geschlechts auf sich genommen,als wäre es feine eigene, um an feiner Pegon Gottes Cur zu Gunsten derer, für die er zum ropheten Gottes· gesetzt ist, wollziehen zu lassen. Nun verhalt es sich zwar nicht» im aus- schließlichen Sinne so, daß, wie es bei Jeremias heißt, die noch in Jerusalem Besindlichen die bösen und die in der Gefangenfchaft Befindlichen die guten Feigen sind; unter jenen giebt es noch eine Wahl der Gnaden, die ein Gegenstand der Bewahrung ist (Kap. 9, 4), wenn auch nur in einer verschwindeiid kleinen Minorität, und wiederum unter diesen giebt es nach Kap. 14 viel Ausschuß. Es ist der Gegenfatz nur im Großen und Ganzen zu fafsen,»daß die in’s Exil fchon Abgefilhrten »den besseren Theil des Volkes reprasen- irren, dem die Zukunft des Reiches Gottes angehört, während die in Jerusalem Zurück ebliebeneu trotz ihrer hohen Prätensionen dem Verder en geweihet find; im Großewund Ganzen gefaßt war es aber auch ganz richtig, denn »die mit den inneren Zuständen der Juden wohl bekannten Chaldäer fchleppten bei der Wegführung unter Jojachin vorzugsweise die Träger des israelitifchen Princips hinweg, weil sie in ihnen den nationalen Halt des Volkes erkannten, und ebenso gingen gerade die Gottesfürchtigen willig in die Ver- annung hinein» weil· dieser Tod nach er Verkündi- gung des Jeremias die Pforte zum Leben war, wah- rend die Gottlofen alles aufboten, im Vaterland zu- r·iickzubleiben, und sich mit der Hoffnung trugen, daß sich dort alles bald zum Beffereii wenden werde-« Indem nun die Zurückgebliebenen fis) einbildeten, die Uebrigen Jsraels zn fein, die nach abel Abgefilhrteii aber für die von dem Weinstock des Haus Jsraels abgefchnitteiien und dem Verdorren preisgegebenen Reben ansahen, wird von lexzteren im folgenden 16. Verseumgekehrt gesagt« daß te, das· Haus Israel-s, dem die Verheißung gehort, vollftandig in sich schließend, hat bei jener " 474 Hesekiel U, 22—-25. 12, 1—-7. so wenig ferne weg gethan sind von dem HErrn, daß er während der nur kurzen Zeit ihrer Verbannung selbst oder unmittelbar ihr Heiligthuin sein werde. Luther hat sich diesen Ausdruck in dem Sinne von ,,Heiligung« gedeutet und ihn dann durch einen allge- meineren (Heiland) ersetzt, der aber mehr auf die Zu- kunft geht, auf die Zurückführung aus der Gefangen- schaft in das Land der Väter; der Ausdruck des Grundtextes ist aber als Gegensatz gegen das weg- werfende Urtheil der· Bewohner Jerusalems von wesentlicher Bedeutung. Diese« thaten sich etwas dar- auf zu gute, daß sie noch das Heiligthum, den Tempel in ihrer Mitte hatten; damit meinten sie auch den HErrn selbst, der sich mit seiner Gnadengegenwart an das Heiligthum gebunden, bei sich zu haben. Wie in- dessen das Gesicht in Kap. 10 gezeigt hat, ist der Tempel jetzt nur noch eine leere Schaale, die eigent- liche Substanz, die ihn zum Heiligthum machte, oder der Kern ist mit dem Abzuge der Heiligkeit des HErrn bereits herausgenommen; dagegen will der HErr für die verhältnißmäßig kurze Zeit ihres Lebens im Exil den Verbannten in dem Sinne ein Heiligthum sein, in welchem uns das Wort in Jes. 8, 14 begegnete, will sie erfreuen durch seine unmittelbare Gegenwart in ihrer Mitte, wie er das schon zu thun angefangen, indem er z. B. unsern Propheten mit seinem Geist und seiner Kraft ausrüstete, aber auch in dem, was an Daniel und durch ihn geschehen, wozu denn noch. kommen die äußeren Durchhilfen und die inneren Tröstungem die den Gefangenen zu Theil wurden. Das. Wort unseres Verses erlangte vom Neuen seine Bedeutung in der neutest. Geschichte, als die Christen- gemeinde nach Ermordung Jakobus des Gerechten von dem Tempel zu Jerusalem ausgeschlossen wurde; es war» das für Viele eine Versuchitng zum Abfall von Christo, weil die Rede der ungläubigen Juden: »bleibt ihr nur ferne von dem HErrn« auf Wahrheit zu be- ruhen schien; in der istel an die Hebräer aber leistet ein apostolischer Gehil e (Lukas) der schwer angefoch- tenen Gemeinde denselben Dienst, den hier Hesekiel seinen Brüdern in der Verbannung zu leisten berufen wird. Nachdem denn in V. 16 die Rede der in Je- rusalem annoch Wohnenden in Betreff der schon nach Babylon Weggeführten: ,,Jene sind von dem HErrn weggeflohen« widerlegt worden ist, wird in V. 17—19 auch der andere Theil dieser Rede, womit sie sich selbst über jene ihre Brüder erheben: »wir haben das Land innen« zu Schanden gemacht durch die Verheißung, die den Weggeführten ertheilt wird. Sie ist eine dop- pelte: l) der Wiederbesitz des heil. Landes und L) die Erneuerung des Herzens; mit dieser Verheißung geht aber eine Drohung Hand in Hand, in welche merk- würdiger Weise das Ganze ausläuft, so daß damit zu verstehen gegeben wird, daß die Verheißung an den aus dem babylonischen Exil Zurückgekehrten sich doch nur in sehr untergeordnetem Maße erfüllen werde. Auch unter dem neuen Bundesvolke findet sich ein trüber Niederfchlag, neues Aas, welches von Neuem die Adler herbeiruft; und so wird von Neuem ein Gericht über Jerusalem kommen und eine neue, viel tiefer greifende Bekehrung bei dem Volke der Zer- streuung nöthig werden, aber dann auch die zwiefache Verheißung in viel herrlicher Weise sich erfüllen, wie wir in Osflx 14, I ff. sie auch erfüllt sehen. Jn Be- treff des ersten Punktes in V. 16: »ich will ihnen zum Zgligthum sein«— wie verschieden ist das babylomsche ·l von der jetzigen Verbannung der Juden aus ihrem Lande und ihre Zerstreuung unter die Völker! »Hier kein Beweis der Gegenwart Gottes: das Volk kann nur Denkfeste feiern und von der Zukunft träu- wird. men; zwischen der fernen Vergangenheit und der fer- nen Zukunft ein ungeheurer leerer Raum, eine ganze Sahara (Offb. S, 12——17). Dort für den tiefer Bli- ckenden in der tiefsten Erniedrigung übersall Spuren der liebenden Fürsorge Gottes, Unterpfänder der fort- dauernden Erwählung , der zukünftigen Verherr- lichung. Vgl. den Propheten Daniel! 22. Da lals der HErr also zu mir geredet] schwangen die Cherubim sdie in Kap. 10, 19 die Herrtichkeit des HErrn vorerst nur bis an das Ostthor des äußeren Vorhofs hinweggetragein zum zweiten Mal] ihre Flügel, und die Räder gingen neben ihnen, nnd die Herrlichkeit des Gottes Js- rael sdie sich in Kap.10,18 auf den Thron 10, I gefchwungen] war [wie in 10, 19] oben über ihnen. -23. Und die Herrlichkeit des HErrn erhub sich aus der Stadt, nnd stellete sich auf den Berg- der gegen Morgen vor der Stadt liegt lden Oel- berg, um gleichsam von da aus die bevorstehende Belagerung Jerusalems zu leiten und den Unter- gang der Stadt und des Tempels herbeizu- führen) Allmälig entfernt sich die Herrlichkeit des HErrn von Jerusalem: nachdem sie den Tempel verlassen, steht sie erst auf der Schwelle, darauf Eingangs des östlichen Thores, endlich über dem Oelberg, von wo der Heiland zum Vater aufstieg. Hieronymus) Man möchte sagen, Hesekiel habe das Leben Jesu in seinen Gerichtsmomenten (vgl. den Anfang Joh. 4, 1—3; Matth. 4, 12, den Fortgang Joh. 10, 39 ff. und das Ende Matth. 24, l—-3) in Bezug auf das jüdische Volk vorgeschaut (Schröder.) Auch in Sach. 14, 4 erscheitit er Oelberg als militairische Position, die der HErr als Feldherr einnimmt: auf dem Oelberg ver- kündet der Heiland den Untergang Jerusalems. Der Oelberg , 2556 Fuß hoch , 175« höher als der Zion, 416« höher als die Thalsohle des Kidron, ist der be- herrsche1ide Punkt im Verhältniß zu Jerusalem, das in seiner ganzen Ausdehnung von hier aus überschaut (Hengstenberg.) Vom Oelberg aus erhob sich Christus bei seiner Himmelfahrt auf seinen königlichen Sitz, um das Gericht über die Juden in Vollzug zu sehen. (Grotius.) 24. Und ein Wind [wie er in Kap. 8, 3 u. 11, I inich an die Stellen gebracht, wo ichdie Gesichte schauen sollte] hnb mich aus, und brachte mich im Gesicht und im Geist Gottes lzurücks in Ehaldiia zu den Gefangenen. Und das Gesicht, so ich gesehen hatte, verschwand vor mir [als ich in meinem Hause 8, 1 wieder angekommen war]. 25. Und ich sagte den Gefangenen alle Worte des HErrn, die er mir gezeiget hatte ltheils in den Gesichten selber, theils in den prophetischen Worten V. 2 ff. u. 15 fs.]. Er wollte theils ihre Unzufriedenheit stillen, in welcher sie ihres Elends der Gefangenschaft überdrüssig und daher unwillig waren, daß sie dem Propheten Jeremia gehorcht und sich den Chaldäern ergeben hätten; theils sie mit Trost aufrichten und mit der ge- wissen Hoffnung eines besseren Tempels, einer heilibge- ren Stadt und größeren Herrlichkeit ihren Glau en Der Prophet hat dem Volke in eigner Person die unvermeidliche Auswanderung darzustellein 475 also stärken. (Starke.) Lehrer sollen das, was sie von Gottes Wort haben und wissen, nicht allein bei sich behalten, sondern auch Andern zu ihrer Lehre, Ermah- nung. Warnung und Trost offenbaren: Apostg.20,27. (Württemb. Summ.) Das 12. Kapitel. Vorbild des Rngliiaks das Zedeliia und seine Angehörigen betreffen soll. I- di. 1——16. In einein dritten Abschnitt folgen sum· bolisclse Handlungen und weissagende illeden des pro— vheteck welche ebenso wie die des folg. Abschnitte in die Zeit fallen zwischen dem in Kuh. 3,1 nnd dem in Kuh. M, 1 angegebenen: Termiii (oon Ende Jlugust 593 bis Zins. Ding. 592 o. Ehr] Ohne Zweifel hatten die Keltestcn ans Ende, die um dcii Propheten her saßen (il,1), die Verkündigung der göttlichen Strafgerichte über Jerusalem, die er ihnen brachte (ll,25), mit Abneigung und unglänbigem Kopflchütleln aufgenommen, als muß— ten sie’o besser, wie alles liommen werde. Da muß er ihnen denn« einwunderzeichen werden; das was er ihnen anf Gottes Geheiß verbitt-et, betrlsst zwar zunächst die zu Jerusalem und die dortigen Fürsten, aber es ist auch für sie von Bedeutung, indem er ihnen den Götzen ihres kdertrauens zu schanden niacht und ihnen alle ihosfnung auf baldige Rückkehr iii’s Vaterland abschneidet Das sinnbildlietie Zeichen nun, das ihm ooni ttjGrrn aufge- tragen wird, besteht darin, daß er in seiner eigenen - person die unvermeidliche Jlnswanderiiiig der Bewohner Jerusalems und ihres Königs nach den einzelnen tim- stäiiden derselben darstellt W. 1——7); am andern Morgen muß er dann eine sehr bestimmte nnd genaue weissa- gung hinzufngem W. 8——16.) I. Und des HErrn Wort geschah zu mir swohl noch an demselben Tage, wo das in Kap. 11, 25 Berichte-te geschehen war], Und sprach: 2. Du Menschenkind, du wohnest unter einem uugehorsamen Hause [wie ich dir bei deiner Ve- rufung gesagt 2. 3 ff. und wie du heute schon thaisächlich erfahren hast]. welches hat wohl Augen, daß sie sehen könnten, und wollen nicht sehen; Ohren, daß sie hören könnten, und wolleii nicht hören [Jes. G, 9 f.; Jer. d, 21; g, 5]; sondern es ist ein ungehorsam Haus sbei dem xnein Wort durchaus nicht anschlägt Joh. S, 37; Aposig 7, 51]. 3. Datum, du Menschenkind sweil es für sie recht sinnfälligen kräftig wirkender Mittel der Ueberführung bedarf], nimm dein sbesserx mache dir] Wandergeräthe [Gepäck, wie Auswanderer es mit sich tragen] nnd zeuch am lichten Tage davon vor ihren Augen sindem du das Geräthe auf die Straße hinausträgst und es dann zu der bestimm- ten Zeit V. 4 aufnimmsts Von deinem Ort sdecn Hause, in welchem du wohUstJ sollst du ziehen an einen andern Ort shinaus vor die Stadt —- auf das Weitere kommt es dann nicht an] vor ihren Augen; ob sie vielleicht sdurch diese dramatisch-sinnbildliche Darstellung zur Einsicht in das, was da gewißlich geschehen wird, gebrachtJ merken wollten, daß sie ein inigehorsani Haus sind [und das, was sie nicht glauben wollen, doch wahr ist]. « — · 4.« Und sollfi sum jetzt dir näher anzugeben, wie die Handlung auf die »oerschiedene Tageszeit sich vertheilen soll]· dein Gerathe heraus thun, wie Wandergerathe bei lichtem Tage vor ihren Augen; und du sollst [nachdem du während des übrigen Theils des Tages das in V.5 Gesagte vollbracht hast] ausziehen des Abends vor ihren Augen, gleichwie man anszeuchh wenn man wandern will; , 5. Und du follst smittels Hammer und Brech- eilen] durch die Wand sdeines Hauses] brechen vor YhEkeii43lngen, und daselbst durch ausziehen [2.Kön. 6. Und du sollst es sdas Wandergeräthe, das du schon am Tage auf · die Straße draußen in Pereitfchaft gelegt] auf deine Schulter nehmen vor ihren Augen, nnd wenn es dunkel worden ist, her- aus tragen sbis vor die Stadt]; dein Angesicht sollst du [bei diesem Hinaustrageiq verhüllen, daß du das Land nicht sehest sdas du verlässest, sondern einem Geblendeten gleichest Z. Kein. 25, 7], Dkmk ich habedich dem Hause Israel zum Wunderzeicheu gefetzt [indem an·dir" und deinem Thau sich ver- sichtbaren soll, wie es nach etwa 5 Jahren kom- men wird]. — 7. »Und ich»that, wie mir befohlen war, und trug »Mein Gerathe heraus, wie. Wandergercithe bei lichtem Tage; nnd am Abend brach ich mit dcr Hand snnter Gebrauch der dazu nöthigen Werkzeuge] durch die Wand; und da es dunkel loorden war, nahm ichd sdas Wandergerätsig aus die Schnlten und trug’s heraus vor ihren Augen. Das Volk ist nach V. 2 f. durch die politische Lei- denschaft verblendet nnd das Wort in 5. Mos. 29, 4 an ihm vom Neuen wahr geworden, darum muß man ihnen die Wahrheit in recht crasserz handgreiflichey iiberwältigender Weise vor Augen stellen, wenn man irgend Eingang bei ihnen finden will und wenn es «elingen soll, sie von ihren, der Buße verderblichen Zzukunftsträumen zu befreien, deren Mittelpunkt der König in Jerusalem ist; mit ihm hat daher diese handgreifliche Darstellung der wirklicheti Zukunft sich besonders zu beschäftigen. Als ungehorsames, wider- spenstiges Haus gab sich das Volk dadurch zu erken- nen, daß es von Heil für Jerusalem träumen konnte, obgleich doch seine, nach dem untrüglichen Gesetz Gottes die göttliche Rache herausfordernden Sünden offen zu Tage lagen, auch der heil. Geist Gottes durch Jeremias diese Rache auf’s Nachdrücklichste und Wie- derholteste angekündigt hatte. (Hengstenberg.) Das dem Hesekiel befohlene Zeichen besteht in Fol endem: Er soll sich Geräthe, wie Auswandernde sie e rauchen (Wanderstab und Reisesack mit den für die anderung nöthigen Lebensmitteln und Gefäßen), herbeischaffen und mit denselben vor den Augen der um ihn woh- nenden Gefangenen am Chaboras aus seiner Wohnung zum Orte hinansziehety dabei soll er das eigentliche 476 Hefekiel 12 , 8—27. aus dem Orte Gehen Abends im Dunkel vornehmen, weil dies laut V. 12 eine bestimmte Hinweisung ent- halten soll. Da aber auch die Gefangenen sein Aus- ziehen sehen sollen und folglich ur Tageszeit darauf au merksam gemacht werden müsse-en, so soll der Pro- phet die Handlung, in zwei Theile theilen: zuerst zur Ta eszeit soll er ie Wandergeräthe aus seinem Hause au die Straße bringen, damit die Gefangenen es sehen und aufmerksam auf sein Vorhaben werden; dann aber soll er am Abend im Dunkeln aus dem Orte ziehen, und war in der Weise, daß er nicht zur Thüre seines Hauses hinausgeht, sondern sich dazu ein Loch durch die Wand des Hauses bricht, dann die Ge- räthe auf die Schulter nimmt und zum Ort hinaus- trägt, dabei aber auch sein Angesicht bedeckt, so daß er das Land nicht siehet. (Kliefoth.) Ein Wunderzeichen ist eine außerordentliche Erscheinung die eigens dazu in der Natur oder im Menfchenleben veranstaltet ist, um als Bild und Gleichniß etwas Geheimes oder Zu- künftiges an udeuten. (Schmieder.) Wenn wir sehen, daß andere eute in Unfall, Trübsal und Widerwär- ti keit gerathen, soll man gedenken, das ist mir ein underzeichem und soll es zu seiner Besserun an- wenden: Luk. 13, 2 f. (Württemb. Summ.) ein Christ, halte dein Wandergeräthe allezeit fertig und get· bereit, denn du kannst nicht wissen, wann der Abend eines Lebens kommen wird, da dich Gott heißt aus der Zeit in die Ewigkeit gehen. Wohl dem Kuecht, den der HErr bereitet fin et: Luk. 12, 43 f. (Starke.) »8. Und früh Morgens [am andern Tage] geschah des HGrrn Wort zu mir, und sprachx I. Menschenkiiid, hat das Haus Israel, das nngehotsame Haus [in den Aeliesten von Juba, vor deren Augen du gestern meinen Auftrag aus- geführt hast] nicht [verwundert über dein räthfel- hastes, ihnen unerklärliches Thun] zu dir gesagt: Was machst du? [Du aber konntest gemäß dem dir auferlegten Schweigen Kap. 3, 26 ihnen gestern nicht antworten] 10. So sprich [nun heute, indem ich dir jetzt den Mund aufthue zu reden Z, 27] zu ihnen: So spricht der HErnHErrx Diese [in meinem Thun ausgesprochene Drohweissagung oder] Last betrifft den Fürsten zu Jerusalem sKönig Zedekicy nach dem ihm bevorstehenden Schicksal Jer. 39, 1 ff.] und das ganze Haus Jsraehdas drinnen ist. II. Sprich: Jch lHesekieIJ bin euer Wunder- zeichen [vgl. das in der Eint Bemerkte]; wie ich gethan habe, also soll euch geschehen, daß ihr wan- dern müsset [im Grundtext: ihnen, den Bewoh- nern Jerusalems geschehenz daß sie wandern müssen] und gefangen gefuhret werden. 12. Jhr Fürst wird [fein WandergeräthJ auf der Schulter tragen im Dunkeln [weiin’s nun Nacht geworden ist S. Kön. 25, 4]; und muß ausziehen durch die Wand, so sie brechen werden san dem vermauerten Thor zwischen den zwo Mauern Jer. 52, 7J- daß sie dadurch ausziehen; sein Angesicht wird verhiillet werden [besser: wird er verhüllen als einer, der in Schmach und Trauer abzieht 2. Sam. 15, 30], daß er mit keinem Auge das Land sehe swelches er verlassen muß] 13. Jch will auch [obwohl er meint, durch eilige Flucht sich feinem Schicksal entziehen zu kön- nen und mittels Verhüllung seines Hauptes vor den nachsependen Feinden unerkannt zu bleiben] mein Netz uber ihn werfen, daß er in meiner Jagd fder Jch als Rächer hinter ihm her bin] gefangen werdez und will ihn gen Bade! bringen in der Ehaldacr Land, das er fweil vor seiner Abführung dahin erst geblendet] doch nicht sehen wird, und soll daselbst sterben [Jer. 52, i1]. Ist. Und alle, die um ihn her sind, seine Ge- hilsen [die mit ihm durchbrechenden KriegsIeUteJ und alle seinen Anhang, will ich unter alle Winde zerstreuen [2. Kön 25, 5], und das Schwert hinter ihnen her ausziehen [2. K. 25, 23 ff.]. 15. Also sollen sie erfahren, daß ich der HErr sei, wenn ich sie unter die Heiden verstehe, und in die Lander zerstreut [Kap. 7, 27]. · .16. Aber ich will ihrer etliche wenige ubrig bleiben lassen vor dem Schwert, Hunger und Pestilenz swährend der Velagerungli die sollen [indem sie das Loos der Gefangenfchaft trifft 2.Kön. 25, II] jener [richtiger: alle ihre, von ihnen selbst begangenen] Grenel erzählen unter den Heiden, dahin sie kommen werden nnd sollen er- fahren, daß ich der HErr sei [Jer. 22, 8 f.].» Das ganze Wesen des Haiges Jsrael als eines ungehorsamen, widerspenstigen auses hatte damals sozusagen seine Verkörperung oder seinen einigenden Mittelpunkt in dem Könige, in seiner politischen Treu- losigkeit, seiner Verhöhnung aller prophetifchen War- nung und Dro ung,. überhaupt in seinem durch und durch antitheo ratifchen Treiben; gerade ein sol er König, wie er war, war der Götze des Vertrauens ür die in Jerusalem, aber auch für die in der Gefangen- schaft. Darum richtet sich denn die Last oder Droh- weissagung spe iell wider ihn und verkündigt ihm in sehr spezieller eise sein endliches Schicksal; absichtlich wird er dabei im Grundtext mit einem Worte (deutsch: Fürst, d. i. Beladener, nämlich mit. der Herrfchaft Jef. 9, S) bezeichnet, welches theils an die ,,Las « oder Drohweissagung V. 10 anklingt (Jef. 13, 1Anm.), theils zu dem »auf die Schulter nehmen« in V. 13 Futheix »auf der Schulter tragen«) in unmittelbarer eziehung steht — »auf einen folchen armen Bündel- trä r will man Hoffnungen gründen!« Was der- gleichen spezielle Weishagungen betrifft, so vgl. das Zu 1. Kön. 13, 2 Bemer te. Schon Josephus (Ant. , 10. 11) gedenkt dieses prophetischen Zeugnisfes, indem er erzählt, wie Zedekia gerade darum den Propheten nicht habe Glauben schenken mögen, weil Hesekiel ge- sagt, der König werde Babel nicht sehen, wä rend im Gegentheil Jeremia (32, 4; 34, Z) ihm die egfüh- rung dahin geweisfagt habe; es war das freilich ein Räthsel, dessen Lösung erst die Geschichte bringen konnte, aber solcher Räthsel enthält das Wort Gottes viele, damit zu Tage trete, wer von Herzen an Gott hängt oder ihn blos aus Egoismus fucht und nach Im fragt. »Die Verkündigung oder das Erzählen in . 16 gefchieht nicht sowohl durch Worte, als viel- mehr durch ihre Schicksale, wie auch in Pf. 19, l das Dem Könige Zedekia und seinem Volke wird ihr trauriges Schickfal vorausverkündigt 477 Erzählen von thatsächlicher Verkündigung vorkommt; sie geschieht dur die schweren Leiden, die sie zu tragen haben, und das «lend ihres ganzen Zustandes (Heng- stenberg.) Die Heiden sollen erfahren, daß Gott nicht etwa aus Ohnmachh sondern nur zur Strafe des Götzendienstes sein Volk ihnen preisgegeben habe. Fett) Die Weggeführten sollen zu einem ösfentlichen xempel der Rache Gottes wider die Siinde gleichsam auf einen Schauplatz gestellet werden, und sollen nicht allein sie, indem sie in der That befinden werden, daß ihr Gott wahrhaft, gerecht und ein Feind der Sünde sei, sondern auch die Heiden an ihnen Gottes err- lichkeit erkennen und preisen· Gott pfleget seine üch- tigungen, die er über sein Volk ergehen läßt, auch an den Ungläubigen zu segnen und sie dadurch zur Er- kenntniß der Wahrheit zu bringen. (Starke.) II. v.»17———20. Ein zweites Wort des heim: trägt dem Propheten noch ein anderes Zeichen auf: er soll sein Brod mit Beben essen und sein Wasser mit Zittern nnd mit Sorge trinlien —- eiu Zeichen trauriger Beleh- rung, wie es mit Jerusalems Bewohnern kommen und welches das Schictksal des tlsaudes sein werde, auf dessen baldigcs Emporblühen man jetzt mit tränmerischer hoff— nnng sich verläßt. 17. Und des HErrn Wort geschah swohl an einem späteren Tage] zu mir, und sprach: 18. Du Menschenkind, du sollst sin Mienen und Geberdem die zum äußeren Ausdruck bringen, was du jetzt in deiner Person in Beziehung auf das Volk darzustellen hast] dein Brod essen mit Beben, nnd dein Wasser trinken mit Zittern und Sorgen. 19. Und sprich [darnach, wenn du eine Zeit- lang das schweigend gethan und es nun darauf ankommt, das Zeichen vor denen, die es mit an- gesehen haben, zu deuten] zum Volk im Lande [Cha1däa]: So spricht der HErr-HErr von den Einwohnern zu Jerusalem im Lande Israel Ldie nun aber auch bald hier, im Lande der Gefangen— schaft, sein werden]: Sie müssen ihr Brod essen in Sorgen, und ihr Wasser trinken im Elend [eigentlich: in Erst«arrung]; denn das Land sJuda] soll wüste werden von allem [Guten], das darinnen ist laller seiner Fiille und Fruchtbarkeit beraubt], um des Frevels willen aller Einwohner [der den Fluch über dafselbige gebracht hat Kap. 7, 23; 8, 17]. 20. Und die Städte, so sietzt noch] wohl be- wohnet sind, sollen verwüstet, und das Land öde werden; also sollt ihr erfahren, daß ich der HErr sei [Kap. 6, 6 u. 14]. Der Prophet hat hier eiskaltes Wasser zu gießen auf die erhitzte Phantasie der Exulantem welche auf ein nahe bevorstehendes wnndervolles Aufblühen des Heimathlandes hofften im Gegensatz gegen die, nach ihrer Meinung bevorstehende Verödung des Chaldäer- landes Gengstenber .) Daß man in Ruhe und Friede essen und trin en kann, ist eine große Wohlthat Gottes, die von Tausenden nicht erkannt wird; will man aber Gott aus seinen Wohlthaten nicht erkennen, so muß man’s oft unter der Strafe thun: Dan- 4, 30 f. (Starke.) III. its. 21—28. Ein drittes Wort des hatten, das der hrophet empfängt, hat es zunächst mit denen zu thun, die durch das von Jerusalem, wie es scheint, auch zu den Gefangenen gedrungen: Sorüchwort sich bethören ließen: weil die Zeit zur Erfüllung der prophetischen weissa- gungen wider Slernfalem sich fo sehr in die Länge ziehe, so seien diese als erloschen zu betrachten W. 2t—25). Dasselbe Wort des hGrrn ergeht aber noch einmal an itjesclcieh um sich demnächsl auch wider diejenigen zu richten, die zwar Ieicht soweit, wie die Ersten, iu ihrem tllnglauben gingen, sondern nur meinten, es habe noch gute Wege, ehe es zur Erfüllung der Weissagnng kommen werde so. 26—28). 2l. Und des HErrn Wort geschah zu mir [in weiterem Verlauf der Zeit], und sprach: 22. Du Menschenkind, was habt ihr für ein Spritchwort im Lande Israel [anf dessen geheiligtem Boden doch nimmer eine folche freoelhafte Rede hätte aufkommen sollen] und sprechet: Weil sich’s so lange verziehet smit der Erfüllung dessen, was Gott durch feine Propheten gedräuet hat], so wird nun hinfort sauch für alle Zukunft] uichts ausdek Weissagung sdieselbe ift vielmehr geradezu zunichte geworden L. Petri 3, 4]? 23. Darum sprich zu ihnen: So spricht der HErr-HErr: Ich will das Sprüchwort aufheben, daß man es nicht mehr führen soll in Israel kund vielmehr es selber mit denen, die es aufgebracht, zunichte werde]. Und rede zu ihnen: Die Zeit ist nahe [wo die Erfüllung geschehen wird] uud alles, was geweissaget ist [so dascman auch nicht sagen soll, die Propheten hätten den Mund etwas voll genommen]. 24. Denn ihr sollt nun hinfort inne werden, daß kein Gesicht fehlen und keine Weissagung lügen wird wider das Haus Israel sdie von meinen wahren Propheten ausgegangen, dagegen werden fehlen und sich als lügnerisch erweisen die Gesichte und Weisfagungen derjenigen Propheten, die ench predigen, nach dem ench die Ohren jucken Kap. 1s]. 25. Denn ich bin der HErr [der da Macht hat, es auch so kommen zu lassen, wie er zuvor bezeugt hat Jes. 46, 1l]: was ich rede, das soll gescheheu und nicht langer verzogen werden; sondern bei eurer Zeit [noch, in kaum 5 Jahren], ihr ungehorsames Haus, will ich thun, was ich rede, spricht der HErr-HErr. 26. Und des HErrn Wort geschahe szu der nämlichen Zeit, wie in V. 21, noch nach einer andern Seite derselben Sache sich hinweudend] zu mir, und sprach: 27. Du Menschenkind, siehe, das Haus Israel spricht [in denen, die zwar nicht so schlimm schei- nen, wie jene, welche das gottlose Sprüchwort V. 22 gebrauchen, aber doch im Grunde mit ihnen in dasselbe Horn blafen]: Das Gesicht, das dieser sunser Propbet, HesekieIJ siehet, da ist noch lange 478 Hesekiel 12, 28. 13, 1—7. hin sehe es sich einmal verwirklichen könnte], und [er mit dem, was er uns Verkündigt] weissagt-l auf die Zeit, so noch ferne ist. 28. Darum sprich zu ihnen: So spricht der HErr-·HErr: Was ich rede, soll nicht langer ver- zogen werden, sondern soll swie in Kap. 7 gesagt, bald] geschehen, fvrtcht der HErr-HErr. Der Prophet hat es in V. 22 ff. mit einer Meinung zu thun, welche sich im Lande Israel gebildet hatte und von dort auch zu den Exulanten herübergedrungen war; sie hatte sich in einer zugespitzten Sentenz, einem Gleichniß im weiteren Sinne ausgeprägt und war so geradezu populär geworden, zu einem Loosungswort, welches man bei jeder Gelegenheit den wahren Pro- pheten entgegen hielt, zur Parole der Gottlofen; den Anlaß dazu hatte, wie es fcheint,s die langjährige Ver- kündigung des Unterganges von Stadt und Tempel durch Jeremias gegeben —- da die Erfüllung so lange sichcverzog, so schloß man, daß es überhaupt mit der Weissagung des Propheten nichts sein werde. (Heng- ftenberg.) Das frühzeitige Aussprechen der Gerichte, welche erst in der letzten Zeit erfüllt werden, und die fchonende Milderung in der Ausführung der ange- droheten Strafen — diese Langmut Gottes ist zu aller Zeit von der Welt und ihrem Für ten, dem Satan, gemißbraucht worden, um die Herzen gegen Gottes Gericht zu verstocken Das beginnt schon mit der ersten Drohung des HErrn (1. Mos. 2, 17): ,,welches Tages ihr davon esset, werdet ihr des Todes sterben«, worauf die Schlange sagt: ,,ihr werdet mit nichten des Todes sterben, sondern ——« und durch Gottes Lang- muth darin ein wenig recht behält, daß der Tod nicht desselben Tages, wo Adam und Eva das Gebot übertraten, in vollem Maße verhängt wurde· Jn dieser Langmuth Gottes liegt auch die Veranlassung zu dem frevelhaften Spriichwort hier: ,,mit der Zeit geht alle Weissagung zu Grunde«; darum so viel fre- cher Spott über Gottes Wort, so viel Schmach über die Propheten und so viel vergebliche Bemühung gläubiger Ausleger, dennoch die Erfüllung jeder göttlichen Drohung nachweisen zu wollen. Aber Gott bedarf dieser Rechtfertigung nicht: wo seine Drohung beharrlich verachtet wird und die Menschen das Maß ihrer Sünden erfüllen, da kommt wirklich die Strafe in wörtlicher Erfüllung der Weissagung, da spricht der HErN ,,bei eurer Zeit, ihr ungehorfames Haus, will ich thun, was ich rede,« und thut’s auch. So ist es an Jerusalem zwei Mal geschehen, und zur letzten Zeit werden alle Frevler erfahren, daß Gott der HErr ist und sich nicht spotten läßt, aber dann ist’s zu spät. (Schmieder.) Der Prophet gedenkt schon in alter Zeit der nicht immer stark genug gerügten Gefahr, die im Volk verbreitete Sprüchwörtey vom Geiste der Lüge und des Leichtsinns gebildet, dem Glauben und dem frommen Sinne brin» en; mit dem nachdrücklichsten Ernst fchlägt er diese Lügenweisheit des Spottes und der oberslächlichen Betrachtung der Dinge zu Boden, die Erfüllung der göttlichen Gesichte würde nur zu bald das gegenwärtige Geschlecht in That und Wirk- lichkeit erfahren, denn das Wort Gottes ist eine leben- dige That, die sich nicht aufhalten läßt. (Umbreit.) Die . Lügenmäuler, die Gottes Wort nicht stopfen konnte, erledigen Gottes Thaten (Schröder.) Die Verkündigung des Propheten ist in schauriger Weise in Erfüllung gegangen: es dauerte kaum 5 Jahre, so lag Jerusalem mit seinem Tempel in Trümmern und die, welche ihren Bauch mit dem Ostwinde der stolzen Zu- kunftshoffnungen gefüllt hatten, waren entweder. um- gekommen oder beneideten die Todten. (Hengstenberg.) So werden auch alle aus der Vernunft und fleischlichen Gelahrtheit hergeflossenen s chmeichelhaften Vorstellungen von einem blühenden Zustande der Kirche ein Ende nehmen. (g5erleb. Bin) · Das 13. Kapitel. Beschreibung nnd Strafe der falschen Propheten. IV. v. 1—16. Wurden in Iuda und Jerusalem die thörichten Ciinbildtittgen und träumerischen Erwartungen einer bald bevorstehenden herrlichen Zukunft hauptsächlich von falsthen Propheten unterhalten nnd genährt, so war dasselbe, wie wir aus Irr. 29, its. ersehen, bei den Gr- fangenen in habe! der Fall; hat nun dort der Propbet Icrrtnia in— Kinn. Es, 9—32 jenen Wahrsagernmit scharfer Predigt im dlamen des hGrrn entgegenzutreten, so hier im Exil der prophet des theils, HesekieL Das vierte Wort des thlllrrtn das er eilipfiiugh richtet nat) denn gegen die in prophetengestalt anstretenden Dema- gogen oder d1olhsanfwiegler: ihr Vorgehen, daß sie Offen- baruugen vom tjltirtn empfangen hätten, ist uur ein Lügen und Trägen bei seinem Namen, nnd ihr Uletssagen wird sich bald als eitel Lügen erweisen; mit seinen politischen Plänen banet das holte eine wand nnd mit ihrer Verkündigung, das; die Pläne anrh gliirlilich zum Ziele. führen würden, tiinrhen sie die Wand mit losem Kalb, aber der Sturmwind nnd das Wetter der giitiliosen Gertihte wird die Wand über den Haufen werfen, das; auch die Tiinche absällh und Erbauer nnd Tliineher wer« den beiderseits nnter den Rainer: begraben werden. 1. Und des HErrn Wort geschahe [weiterhin] zu mir, und sprach: 2. Du Menschenkiitd weissage wider die Pro- pheten Jsraels und sprtch zu denen, so aus ihrem eigenen Herzen weissagen: Hdret des HErrn Wort! 3. So spricht der HGrwHErrx Wehe den tollen [und gottlosen Pf. 14, 1] Propheten, die ihrem eigenen Geist folgen, und haben doch nicht Gesichte skeine wirkliche Offenbaruug meinerseits, weshalb eben das, was sie für solche ausgeben, nur Lügenweissagung ist] 4. O Israel, dritte Propheten sdie du dir selber aufladest und denen »du gern deine Ohren leihen] sind wie die Füchse in den Wüsten sdie unter der Erde wühlen und nichts als gefährliche Niinen graben]! 5. Sie treten nicht [wie es doch der Beruf wahrer Propheten ist Kap. 22, so] vor die Linken sin die Breschen Pf. 106, 23, An1n·], Und machen sich nicht zur Hürde [Jes. 18, 20 oder Mauer] um das Haus Israel, und stehen nicht im Streit am Tage des HEtrn [um sein Ende zum Guten zu wenden] s 6. Ihr· Gesicht sdas sie gehabt zu haben vor: geben] ist nichts, Und ihr Wejssagrn swornit sie eine glückliche Zukunft. verkünden] ist eitel Lügen. Strafandrohung gegen die in Babel als Propheten auftretenden Volksaufwiegler 479 Sie sprechen [in Beziehung auf das, was ihr Mund redet]: Der HErr hats gesagt, so sie doch der VErr Iin Wahrheit] nicht gesandt hat; und muhen sich, daß sie ihre Dinge erhalten [indem sie selber an ihre Lügen glauben, harren sie auf die Verwirklichung dessen , was sie prophezeiet l)aben]. 7. Jsks nicht also sihr vorgeblichen Propheten Jsraelss daß euer Gesicht ist nichts, und euer Weissagen ist eitel Lugen? Und sprechet doch [in Beziehung aus das, was ihr dem Volke verkündigt]: Der HErr hat-s geredet; so ich-s doch nicht ge- redet habe. Jm 2. Verse übersetzt man besser so: Weissage wider die Propheten Jsraels, die da weis- sagen, und sprich. zu den Propheten aus ihrem eigenen Herzen. Die Lügenpropheten wer- den also zuerst »die Propheten Jsraels« schlechthin bezeichnet« denn sie sind in Jsrael am Brett, sie gel- ten als allein berechtigt, haben sozusagen das Monopol oder Privilegium des Weissagens, und geritten sich auch selbst ohne Weiteres als die Propheten, während dagxen Jeremias in Jerusalem und Hesekiel im Exil als onderlinge dastanden und die Regierung wie den Zeit- und Volksgeist unbedingt gegen sich hatten. Jn- dem nun zu unserm Propheten gesagt wird: ,,weissage wider die, die da weissagen«, wird Weissagung gegen Weissagung gesetzt — die Weissagung von oben gegen die Weissagung von unten: ,,wo die Kräfte der Lügen sich aufblähen, da muß auch die Wahrheit in die Schranken treten-« Die Quelle, aus welcher die Weis- sagung jener in öffentlicher Geltung stehenden Pro- pheten stammt, ist ,,das eigene Herz«; was dieses ihnen eingiebt, was sie sich selber ersinnen und dichten (Neh· G, 8), das verkündigen sie unter dem Vorgehen, sie wären von Gottes Geist erleuchtet und getrieben, und das Volk glaubt’s auf der Stelle, weil des Volkes Herz mit dem seiner Propheten sympathisirt und deren Herz mit dem des Vol es, gegenseitige Sympathie aber, gemeinsames Denken, Fühlen, Streben und Hoffen ist ja das mächtigste Bindemittel unter den Menschen, und weil die Welt betrogen sein will, so haben Lügen- redner so lei tes Spiel, für ihre Lügen auch Glauben zu finden. agegen stehen Gottes Wort und Wahr- heit und des natürlichen Herzens Dichten und Trachten in dem Verhältniß der Antipathie zu einander; eins ist da gegesn das andere, Gottes Wort und Wahrheit straft und vernichtet das natiirliche Herz, und dieses hinwiederum sträubt und widersetzt sich gegen jenes, ja hasset und verachtet es. Erst muß der Mensch irgendwie entnaturalisirt oder aus seiner natürlichen Stellung zu Gott in etwas heraus-gedrängt sein, ehe er anfängt, auf ihn zu hören, und das kolstet dem Geiste Gottes eine schwere Arbeit; manchma scheint es, als wollte dieselbe gelingen, sie wird jedoch ge- schwind wieder vereitelt, und je öfter das sich wieder- holt, desto schwerer gelingt die von Neuem begonnene Arbeit, bis es endlich zur Verstockung kommt. Aechte Weissagung ist noch nie aus menschlichem Willen her- vorgebracht, heißt es in 1. Petri I, 21; das »aus eigenem Herzen reden, dem eigenen Geist folgen« ist also das Grundmerkmal salscher Proph·etie, dessen die falschen Propheten auch sich zuerst an ich selber wohl bewußt sind, und ebenso fuhlen es die Horer an ihren Predi ern anfangs heraus, dort ma t sich noch eine Gervisiensscheu geltend, im Namen ottes zu reden, und hier eine Gewissensbedenklichkeit zu glauben, bis dann das ,,muthwillens« (·2. Petri Z, 5), das bei den— Megscheziä ililbershaiilpt Sachend dår tSekilgåfkit eins so gro e o e piet, eu un e en i eit ü er- windet. Es ist sehr arakteristisch, wenn in V. 4 Jsracls Propheten mit den Füchfen in der Wüste ver- glichen werden: ,,Ruinen sind ein Lieblingsaufenthalt der Räageå 5l, h18), so auähsgedeihen dise gkeisti- gen ii e, ie rr e rer, am eten je ver un ener die Zustände des Volkes sind; zu keiiier Zeit waren die falschen Propheten häufiger, als in den letzten Zeiten des jiidischen Staats« (Matth. 24, 5 u. 11). Jn der Regel nun betrachtet man den Fuchs als ein Bild der List und Schlauheihwie er bei uns das ist, i«i’s’k?g2spä-?TF2»"ZT2 Hälse,TTPZZZLJLTTLLEWIUHTYL diikftrig Luk. II, 32 hat der HErr den Herodes nur nach der einen Seite iii (iiisofern er ich der Pharisäer be- dien? um um aus seine? ähe los zåiswerdlfw um einer lauheit oder chleichenden it wi en einen Fuchs genannt, noch mehr tritt in dem Worte, das er! ihm sagzen läßt, daåshervoh daß er ihn war a s einen erderber des einber es, als einen Verwüster des Volkes Gottes (Hohesl. ·, 15) von der Geschichte der Enthauptnng des Johannes her kennt und ihm eine solche Absicht, wie sie ihm zugeschrieben worden, wohl zutraut, aber dennoch fichvvor ihni nicht Fusurchten braucht. Füchse sind auch die gefahrlichen sfeinde Zegåstorez des Fsildstanstgzesf ciökid skommetn ie in ie er ezie ung ier in e ra « ie en - sprechen also den reißenden Wölfen in Matt . 7, 15 u. Apostg 20, 29. Wenn von Jsraels Prop eten in V. 5 ferner gesagt wird, das; sie nicht vor die Lücken treten und sich nicht zur Hiirde n1achen um das Haus Jsrael, wie sie thun würden, wenn sie rechte Propheten wären, so ist unter den Lücken der siindige Zustand- des Volkes zu verstehen, der ihm die Gnade seines Gottes entzieht und nun den Gerichtsmächten den Zu- gang öffnet: in diese Bresche treten und ugleich eine Mauer ziehen um das Volk Gottes, heißt uße predi- gen und zu gläubiger Umkehr die Herzen bewegen; denn dadurch allein kann der ukünftige Zorn abge- wendet werden. Der Tag des H rrn, wo er mit seinen Gerichten wider Israel streiten wird, ist nun freilich unabweudbar geworden; aber ein Standhalten ist von Seiten rechter Propheten auch da noch in der Art möglich, wie es Mo e in 2. M. 32 ff. und David in Z. Sam. 24, l7 ff. gezeigt hat, und verwirklicht sich durch die Arbeit an den Seelen der Uebrigen, die von dem Untergange errettet, aber in die Gefangenschaft geführt werden, daß sie ihre Bosheit gereue und der HErr sich ihrer wieder erbarmen könne (Kap. 6, 8 ff.). Haben wir nun oben zu Kap. Z, 19 unsern Prop eten nach der einen Seite hin als den Musterprop eten für die Diener des göttlichen Worts in dieser gegen- wärtigen Entwickelungszeit der Kirche bezeichnet, in- sofern dieselben an ihm zu lernen haben, was ihres Amtes ist in Beziehung auf die große Masse der Christenheit, daß sie sich nicht init falschen Hoffnungen tragen; so kommt jetzt auch die andere Seite hinzu: in Offenb. 11, 11 ff. ist die hinter der nächsten Zukunft liegende weitere Zukunft geweissagt, und daß »die Andern« erschrecken lernen und dem Gott des Himmels seiner Zeit wieder die Ehre geben, ist zugleiclä die Aufgabe des geistlichen Amts, indem es von iesen Andern die in Kap. 3, 20 angedeutete Ge ahr ab- wendet. Was aber in V. 7 als eine Gewisensfra e an die falschen Propheten sich richtet, das wird a s eine solche an die Herzen derer dringen, die jetzt noch im Eifer ihres geistlichen Freiheitsschwindels oben a1if zu kommen trachten und sich von einer Laodieea-Ge«- 480 Hesekiel 13, 8——19. staltung der Kirche (Offenb. Z, 14ff.) ein goldenes Zeitalter versprochen, wenn nun dicht hinter dieser Gestaltung dasjenige kommt, was in Ofsenb.11,7—13 Verkündigt wird; sie werden’s dann inne werden, daß ihr Gesicht nichts ist, und ihr Weissagen eitel Lügen, und werden da zu einem Theile wohl iioch den Unter- schied erkennen zwischen dem, was der HErr geredet hriit·,·und»dem,» was er nicht geredet. »Besser» wäre es eil1ch, ge· muheten xetzt schon sich nicht weiter, daß sie ihre inge erhalten, und ersparetensich die Schmer- zen der Reue, sich einmal sagen zu müssen, daß sie ,,wie die Füchse in den Wüsten« gewesen sind; solche Reue ist ein brennendes Feuer im Herzen, wie wir an Paulus sehen, so oft er daran denkt, daß er ein Lästerer, Verfolger und Verstörer der Gemeinde des HErrn gewesen. Vgl. zu Kap. 34, 17 ff. s. Darum spricht der hErrkHErr also: Weil ihr das prediget, da nichts aus wird, und Lügen weissaget [womit ihr meinen heil. Namen mißbrauchet], so will ich an euch [zu strafender Vergeltung] spricht der HEMHEW S. Und meine Hand soll [in folgender Weise] kommen über die Propheten, so das predigen, da nichts aus wird, und Lügen weissagen [vgl. Jer. 19, 21-—32]: Sie sollen in der Versammlung meines Volks nicht sein, und in die Zahl des Hauses Israel nicht geschrieben werden, noch ints Land Israel kommen; und ihr sollt erfahren, daß ich der HErnHErr hinkt 10. Darum lzur Vergeltung dafür wird solche Strafe sie treffen] daß sie mein Volk verführen und sagen: Friede; so doch kein Friede ist [Jer. S, 14; s, 11; Mich. Z, 5]. Das Volk bauet die Wand, so tiinchcn sie dieselbe mit losem Kalt [Klagel. 2, 14]. II. Sprich [du, mein wahrer ProphetJ zu den Tüncherm die mit losem Kalk tünchety daß es sbei dem Einsturze der Mauerwand selbstverständ- lich mit] absallen wird [was sie als Tünche auf- getragen haben]; »denn es wird [in den Gerichten der chaldäischen Katastrophh die das Volk mit seinen politischen Umtrieben nur herbeiführt, statt sie abzuwenden] ein Platzregen kommen, und werden große Hagel fallen, die es fcillen sdiese Worte: »die es fällen« sind von Luther eingetragen und bleiben besser wegL und ein Windwiibel wird es zerreißen seinfacherx wird losbrechen]. 12. Siehe, so wird die Wand einfallen. Was gilts, dann wird man zu euch sagen: Wo ist nun das Getünchte, das ihr getüncht habt? 13. So spricht der HErr-HErr: Ich will einen Windwiibel reißen lassen in meinem Grimm, nnd einen Platzregen in meinem Zorn, und große Hagelsteine im Grimm; die sollen es alles um- stoßen [was da gebaut worden, ja die Stadt selber, um welche man die Wand hat aufführen wollen]. 14. Also [mit Jerusalems Untergang] will ich die Wand umwerfen, die ihr mit losem Kalt getüncht habt, und will sie zu Boden stoßen, daß man ihren Grund sehen soll, daß sie da liege sbis auf diesen ihren Grund umgeworfen]; uud ihr sollt drinnen [in solchem Untergang Jerusalems] auch umkommen, und [in euch aufgezwungener Er: kekiiitiiißJ erfahren, daß ich der HErr sei [V. 9]. 15. Also will ich meinen Grimm vollenden an der· Wand und an denen, die sie mit losem Kalt tauchen» und zu euch sagen: Hie ist weder Wand noch Tuncher lsondern es ist aus mit beiden]. 16. Das [diese Tüncher, die mitsammt der Wand zum Garaus bestimmt sind] sind die Pro- pheten Jsraeh die Jerusalem» weissagen und predigen von Friede, so doch kein Friede ist [V. 10], spricht der HErnHErrXtt It) Die in V. 8 den salschen Propheten im Allge- meinen gedrohete Strafe wird in V. 9 näher be- stimmt, und zwar in der Form einer Steigerung, die immer Härteres ankündigt. Sie sollen a) ntcht me r im Rat e des Volkes Gottes sein, d. h. ihre einfluk reiche tellungunter dem Volke verlieren; b) ihre Namen sollen nicht in das Vu des Hauses Israel, d. h· in des künftig aus der erstreuung wieder zu sammelnden, in das Land der Väter zurückzuführendeii und zu einem heil. Volke zu erneuernden Ueberrestes (Kap. H, 17·ff.) verzeichnet werden (2. Mos 32, 32 Anm.); ja, sie sollen c) auch nicht in das Land Israel kommen, d. h. nicht blos im Exile bleiben, sondern überhaupt des Antheils an den Gütern und Segnun- gen des Reiches Gottes verlustig gehen. (Keil.) Keine bevorzugte Stellung über dem Volk, keine Stellun im Volk, nicht einmal das Wohuen im Lande so ihnen bleiben. (Kliefot .) Es ist die Strafe der Aus- rottung ans dem heil. olke Gottes, die der Prophet wie ein anderer Moses (5. M. 18, 20) über die salschen Propheten ausspricht, daß sie nicht Theil gaben sollen an den Segnungen des Reiches Gottes. (Um reit.) Die Erkenntniß, die ihnen werden soll, daß Gott der« HErr sei, ist eine solche, der sich auch die Gottlosen nicht entziehen können, eine durch die Erei nisse auf- gedrungene: an dem Untergange der salschen ropheten, über denen Gottes rächende Hand waltet, wird er- kannt werden, daß der durch Hesekiel Redende Gott im vollem Sinne ist. (Hengstenberg.)-—’1·’k) Das Bild einer Wand ist hier nicht zufällig, sondern se r sinnig gewählt für die eitlen Truggebäude, die sich as Volk in thörichter Hoffnung aiifbaute; es sind die Einbü- dungen von der Schutzwehr gegen die Chaldäey welche das Volk in den Bündnissen mit den Nachbarvölkern und mit Egypten zu finden glaubte. Statt durch Umkehr zu Gott wirklich die Lücken auszubefsern und zu Frieden und Sicherheit zu gelangen, wollte man mit treulosen Verschwörungen in Jerusalem gleichsam eine Wand gegen den Feind aufbauen, und die salschen Propheten» gaben diesem losen Bau einen Tünch, einen Schein von Schönheit und Tüchtigkeih durch die glänzenden Verheißungem mit denen sie das Volk bethörten. Das hebt. Wort Taphel (Luther: ,,loser Kalk«) ist eigentlich unübersetzbar, denn es be- deutet zugleich Tünch und Abgeschmacktheit, und mit einer kleinen Veränderung tappel gelesen, heißt es: »du wirst fallen machen.« Das sind unnachal)mliche Feinheiten der prophetischen Sprache, wodurch mit Wemgem oft so viel gesagt wird. (Schmieder.) Das Bauen der Mauer durch das Volk bezei net die politische Thätigkeit, wodurch es sich au zuhelfen suchte, das Arbeiten aii der Coalition; die salschen Gerichtsverküudigung an das falsche Prophetenthum unter den jüdischen Weibern. Propheten tünchten diese Mauer, sie gaben dem gott- ver essenen und gottwidrigen, durch das Wort der wa ren Propheten gerichteten Treiben des Volks den Schein einer shöheren Sanetion und bestärkten es darin. Die Mauer it eine geistige, und so paßt zu ihr die Ab eschmacktheit als eine geistige Tünche: es kann nichts) Abgeschmackteres geben, als einem in Sünden lebenden Volke Heil zu verkündigen und Rathschliigen Gedeihen zu verheißen, die mit den offenbar gewor- denen Rathschlägen Gottes in offenen: Widerstreit stehen. (Hengstenberg.) — its) So stürzt jeglicher Bau, den in Zeiten der Noth der Glaube nicht gründet, wenn Gottes Wetter kommen, haltungslos zusammen. (Umbreit.) Menschen-Werk —- schlecht Werk; Gottes Wetter —— schlimm Wetter. Viel Zier ist lauter Schmier. (Schröder.) Keine Menschenlehre der Ver- nunft kann bestehen ur Zeit der Trübsal und An- fechtung; aber wer lich gründet auf die Lehre der heil. Propheten und Apostel, der hat sein Haus sicher und fest gebaut. (Cramer.) V. v. 17—23. Seine sniigekschast hat das falsch: prophetenthiim namentlich auch unter den jödisctjen Wei- bern gefunden, die mit Weifsagen in des Mitten dlameu ein einlrägliches Gewerbe treiben; darum empfängt der prophet auch fiir ne ein Wort des Eimer-n, das zunächst ihr Chun und Treiben charaliterisirn darnach aber ihnen das Gericht und den von ihnen zur Zeit gefangenen Seelen die Befreiung aus den Reizen ihres Getruges verteiiudigt 17. Und du Menschenkind, richte dein Ange- sicht smit heiligenn strafendem Ernst] wider die Töchter in deinem Volk, welche fmit den falschen Propheten männlichen Geschlechts V. 2 gemein- schaftliche Sache machenDJ weissagen aus ihrem Herzen, nnd weissage wider sie, 18. Und sprich: So spricht der HErwHErrx Wehe euch, die ihr ldnrch glatte und einlchmeichelnde Reden die Gewissen in Sicherheit wiegendj Kissen machet den Leuten unter die Arme und kmit fal- schen Vorstellungen von meiner Gnade und wunder- baren Hilfe die Seelen einschläfernd] Pfähle zu den Hciuptem beide Jungen nnd Alten, die Seelen zu sahen sdaß sie in Gunst sich euch zuwendens Wenn ihr nun die Seelen gefangen habt unter meinem Volk, verheißet ihr denselbigen das Leben; 19. Und entheiliget mich in meinem Volk [indem ihr mich zu dessen Sünde eine freundliche Stellung einnehmen lasset], um einer Hand voll Gersten und Bissen Brods willen sum eines um so schändlicheren Gewinnes willen, se geringer der- selbe ist Tit. 1, 11; Röm. 16, 18. Für so schnöden Lohn ladet ihr denn eine ungeheure Schuld auf euch], damit, daß ihr die Seelen zum Tode ver- urtheilen die doch nicht sollten sterben [die Seelen der wenigen wahren Gläubigen und Knechte, die ich in meinem Volk noch habe Jer. 29, 24 ff.], und urtheilet die zum Leben, die doch nicht leben sollten [indem ihr den falschen Propheten und ihrem Anhange beipslichteh während für diese vielmehr das Wort gilt: 5. Mos. 18, 20], durch Dtichseps Bibclwert 481 eure Lngen fwomit ihr als aus göttticher Ein- gebung redend euch geberdetJ Unter meinem. Volk, welches gerne Lügen hdret kMicha 2, «11J. Von Hengstenberg wird die Meinung verfo ten, daß unter den Töchtern des Volks nicht wir liche Weiber zu verstehen seien, sondern daß das dem Hesekiel aufgetragene Straswort es hier ebensalls noch mit den falsclsn Propheten von vorhin zu thun habe, die nur zur ezeichnung ihres weibischen Wesens jetzt wie Weiber behandelt würden. Nun läßt allerdings manches für diese Meinung sich geltend machen, namentlich auch, daß Prophetinnen in Israel eine seltene Ausnahme waren (2. Kön. 22, 13 Anm.); in- dessen ist das eben ein Zeichen von Auflösung der gesell chaftlichen Zustände, wenn die Weiber dergestalt am rett sind, wie hier bei Hcxekiel und ohne Zweifel wohl auch in der Mutterstadt erusalem, und wie an letzterem Orte das große Ansehn, das unter Josia die ächte Prophetin Hulda genossen, nickt wenige Frauen angeregt haben mochte, daß sie ich fälschlich der prop etischen Gabe rühmten, sowirkte in Babylon das eispiel der heidnischen Wahrsagerinnen ansteckend auf die Jüdinnen ein: ,,durch dieses heidnische Element ward die Unnatur, das Zerrbild jener Weissagerei noch gehoben —- das Böse des falschen Propheten- thums trat hier in besonders grelleu Farben, in seiner. i ganzen Rohheit hervor. ( ävernickJ Außerdem ist u bea ten, daß ,,falsc»he ropheten· sich meist auch ialsche rophettnnen erziehen« (CoceeJus), und »was Satan nicht durch’s männliche Geschlecht auszurichten vermag, versucht er durch’s weibliche« (Starke). Wird nun im vorigen Abschnitt den falschen Propheten das Tiinchen der Wand mit losem Kalk zum Vorwurf ge- macht, so in diesem den falschen Prophetinnen das Kissen-Machen unter die Arme und Pfähle zu den Häuptem wie Luther die schwierigen Worte des Grund- textes iibersetzt hat. Nach anderer Deutung müßte freilich in V. 18 es heißen: Wehe denen, die Decken zusammen nähen an allen Gelenken meiner Hand und Ueberwürfe machen über das Haupt jeglicher Größe, um Seelen zu sahen; aber da dies doch nur so verstanden werden kann: l) nähen die falschen Prophetinnen Decken zu- sammen, um sie um alle Gelenke der Hand Gottes zu wickeln, daß er sie nicht rühren kann, d. i. sie verhüllen und verdecken durch ihre Weissagung der Lüge das Wort Gottes und namentlich dessen strasende und drohende Kraft dergestalt, daß der drohende und richtende Arm Gottes , der vor allem durch sein prophetisches Wort offenbar und wirksam werden sollte, nicht offenbar und wirksam wird; L) sie machen Ueber- würfe über die Häupter der Menschen, und zwar so, daß sie dieselben genau der Natur des Einzelnen an- passen, so daß die Menschen nicht hören noch sehen, d. i. sie verhüllen durch ihre gleißenden, den subjek- tiven Gelüsten ihrer jedesmaligen Zuhörer sich an- schließenden Lügen der Menschen Sinne, daß dieselben für die Wahrheit weder Ohr noch Auge behalten (das Erste schildert ihr falsches Verhalten gegen Gott, das Zweite ihr falsches Verhalten gegen die Menschem Kliefoth) —- so erreichen wir denselben Sinn, wenn wir den Luthertext mit den obigen Zusätzen näher er- läutern. »Die Armpolster und Kopfkissen sind die trügerischen Träume und Ve:heißungen von Sicher- heit, Frieden und Glück, ohne Predigt des Gerichts und der Buße. (Schmieder.) Es ist das Wesen aller Verknittlungs-Theologie, wie überhaupt alles, was dem alten Adam unbequem ist und ihm wehe thut, so besonders die Energie der fordernden und A· T. II. 2. 31 482 Hesekiel 13, 20—23. 14, i1——6. strafenden göttlichen Gerechtigkeit zu beseitigen, die S trengeGottes (Röm. il, 22); wo Hesekiel hier die Kissen setzt, da setzen wir etwa die Glaeiåhandschuh Außer den Kissen für die Hände des HErrn, die in ihrem natürlichen Zustande Manchen sehr unsanft be- rühren, so gewiß als unser Gott ein eifriger Gott ist, ein Verzehrend Feuer, heimsuchend die Schuld der Väter an den Kindern bis ins Z. u. 4. Glied, machen sie auch zu gleichem Zweck Decken für die Häupter ihrer Beichtkinder, damit die Hand Gottes sie nicht unsanft berühren kann, und zwar für Häupter oder Leute jeglicher Größe — je nach der Größe des zu erwartenden Lohnes — die größte für den König. Je höher Einer gestellt ist, desto eifriger sind sie be- müht, ihm das Gewissen zu erleichtern, als Jesuiten vor den Jesuiten, sich von ihren Nachfolgern nur dadurch unterscheidend, daß diese das Jnteresse und die Machtstellung der Kirche im Auge hatten, während sie nur ihrem Bauche dienten. Die Seelen müssen durch solche Pseudotheologie, welche den Ruin von Land und Leuten herbeiführt, da Gott trotz dieser Bemühungen, seine wahre Gestalt zu verdecken, bleibt der er ist, zu Grunde gehen; doch das kümmert sie nicht, sie machen ihre eigenen Seelen lebendig durch die verderbliche, todtbringende Jagd, schaffen sich irdisches Glück und Wohlleben (Hengstenberg.) Es ist ein ergreifendes, schauerliches Wort, daß es die Macht der Lüge sei, Seelen zu fangen und zu tödten. (Umbreit.) 20. Darum sprtcht der HErr-HErr: Siehe, ich will an eure Kissen [oder, ohne Bild, die weich« lichen Lehren] damit ihr die Seelen fahet and [anf eineglückliche Zukunft] berttdsteh nnd will sie von euren Armen wegreißen iindem tch dieselbigen gründlich zu Schanden werden lasse], und die sdann von euch bösen Vogelstellern berste-litten] Seelen, so ihr fahrt und vertcbsteh [aus euren Fangnetzenj los machen sdaß sie wieder sollen frei fliegen könnenfsz 21. Und will eure Pfiihle kdie süßen Worte und prächtigen Reden, wotnit ihr die Herzen ver.- führet Rönr 16, 18] zerreißen nnd mein Volk aus eurer Hand erretten, daß ihr sie sticht mehr sahen sals Fangbeute festhalten] sollt, nnd sollt ek- fahren, daß tch der HErr sei sindetn ihr meinen heiligen Richterernst an euch gewahr werdet]. 22. Darum, daß ihr das Herz der Gerechten sdie sich mit williger Auswanderung in’s Exil meiner gewaltigen Hand auf den Rath der wahren Propheten unterworfen haben] fiilschlich betriibet sals hätten sie etwas Thörichtes und Ungöttliches gethan) die ich [doch] nicht betriibet habe lsondem erkenne sie vielmehr als die an, die da recht ge- than haben], und habt [dagegen] gestätket die Hunde der Gottlosen sdurch Nährung ihres Er: wartungsstolzes mit falschen VertröstungenL daß sie sich von ihrem bösen Wesen« nicht belehren, damit sie lebendig möchten bleiben [Jer. 23, 14]; 23. Darnm sollt ihr sin Folge des Unter«- gangs, den ich euch bereite] nicht mehr nnnühe Lehre predigen, noch tveissagen soder wahrsagen]; sondern ich will mein Volk aus euren Händen er- retten, und ihr sollt erfahren, daß Ich der HErr bm [V. 21]. « Diese Prophetinnen sind treffende Repräsentantinnen der Synagogen, welche durch ihre Deutungen oder Sprüche das Wirken der göttlichen Hand verdunkelten, so daß es keinen Eindruck machen konnte; die von den Prophetinnen enähten Hüllen, durch welche das Haupt jeglicher Größe am Sehen und Hören verhindert wurde, könnte man für Commentare halten, welche den Sinn des göttlichen Worts durch allerlei möglichst schlecht angebrachte Gelehrsamkeit verdunkeln und ver- wirren. (X. Neteler.) Es ist der ewige Trost der armen, dem mörderischen Lügengeist ausgesetzten Menschheih daß der allmächtige Gott der Wahrheit schützend und schirmend über den Seelen waltet, welche die falschen Propheten wie arglose Vögel in ihre Netze ziehen; der HErr wird auch die gefangenen Seelen aus den Händen ihrer Betrüger und Verführer erretten und sie freilassen, denn wahrlich! sie sind nicht unvernünftige, zum Flattern und Fliegen bestimmte Vögel, sondern Ebenbilder ihres göttlichen Schöpfers. Denen aber, die das Herz des Frommen mit Lüge ängstigen, das Gott durch die Wahrheit zur Freude und zum Frieden erziehen will, und die den Frevler auf seinen bösen Wegen bestärken, wird die unausbleibliche Gerechtigkeit ihr Ziel sicherlich stecken. (Umbreit.) Das 14. Kapitel. Former-sung der Ikeräctjter göttliche« Worts. I. v.1—23. Eine vierte Reihe von weissagnugen wird dadurch veranlaßt, daß eine Deputation von den Kettchen Israels zu tjeseliicl kommt mit mancherlei Fragen auf dem Herzen und allerlei Bedenken wegen des von ihm verliiindigten batdigen Untergangs der heil. Stadt nnd des Tempels. Der YOU, drr alsbald durch den Propheten zu ihnen redet, läßt sie nicht erst zu Worte kommen, ihre Fragen und Bedenken auszusprechen, sondern kommt ihnen mit Ztttfdrrliung ihres Herzens— zustaades und mit der Knliiindigung zuvor, daß die Sache an sich, deretwegrtt sie nnterhandcln wollen, gar nicht mehr fraglich sei W. 1—8); darauf werden für jetzt zwei Bedenken, die man dagegen habe, erörtert — das eine, daß es ja dort) Propheten genug gebe, die Gutes wcissagten (bI- 9——l1), nnd das andere, daß dochsvirht die Gerechten mit den Gotttosen vertilgt werden könnten, sondern vielmehr am der Gerechten willen eine Uerschonung auch fsir die Gotttosrn würde eintreten müssen W. 12——23). 1. Und es kamen [noch im Verlaufe der 11 Monate und 5 Tage, die zwischen der in Kap. 8, 1 und der in 20, 1 angegebenen Zeit lagen] etliche von den Aeltesten Israel zu mir, und setzten sich bot« mir sals wollten sie durch mich den HErrn fragen Kap. 20, 1]. 2. Da snoch bevor sie ihr Anliegen ausge- FprocheUJ geschah des HErrn Wort zu mir, und prach: 3. Menschenktnd diese Leute smit allen denen, deren Repräsentanten sie sind] hangen mit ihrem Herzen an ihren Götzem nnd halten ob dem Aergerttiß ihrer Missethat [ob dem, was sie in Einer Deputation von den Aeltesten Jsraels wird der Herzenszustaiid ihres Volkes aufgedeckd 483 die Missethat und deren. Strafe net-wickelt, dem Greuel der Abgöttereijz sollte ich denn ihnen sdje in solcher Herzensstellung zu mir stehen] antworten, wenn sie mich fragen? Auf die Gefangenen am Wasser Chebar hat die bisherige Wirksamkeit des Hesekiel nun s on einen Eindruck gemacht; man erkennt in ihm einen ropheten des HErrn, wenigstens auf Seiten derer, die auf Gottesfurcht uoch etwas halten, möchte gern sich mit ihm verständigen und nicht ohne seinen Beirath sich den Bestrebungen und Hoffnungen, wie sie zur Zeit bei dem Volk in Babylon sowohl wie bei dem in Jerusalem im Schwange gehen, hingeben. Wie es scheint,· stehen wir jetzt bereits im 7». Jahr seit Joxachiws Wegführung wenn auch noch in den ersten Monaten dieses Ja res, und der nach 2 Jahren zur Reife gekommene A fall König Zedekicks vom Könige zu Babel (2. Kön. 24, 20) wurde nun schon ge lant und das, vwas der gangbaren Meinun nach ür einen günstigen Erfol spräche, mit entschiedener Zuneigung uberlegt und beksprochem was man zu Gunsten seiner Absichten sich einredete, ergiebt sich aus dem, was der Prophet hernach in den 5 Untertheilen unsers Abschnitts im Namen des HErrn straft, und nun haben die Aeltesten am Wasser Chebar, die chon inne geworden, daß ein Prophet unter ihnen sei( up· 2, 5), m den Männern ier eine Deputation an Hesekiel ab- geschickt, um die riinde, die sie für ihre Politik geltend u machen hätten, ihm zur Prüfung vorzulegen, ob sie nicht vielmehr vom Glauben an Gott und vom Vertrauen an die göttliche Verheißung dem Volke an die Hand gegeben würden, statt, wie er bisher sich geäußert, von Unglauben und Gottlosigkeit ein- gegeben seien. Diese Abgesandten der Aeltesten repräsentiren also allerdings äußerlich gottesfürchtige Leute, aber gleichwohl sind sie innerlich nicht vom Geiste Gottes erfüllt, sondern von dem Welt- und Zeitgeistez das soll ihnen denn zum Bewußtsein ge- bracht werden, und eben deshalb werden ihres Herzens Gedanken gestraft und gerichtet, auch ohne daß sie dieselben ausgesprochen haben, und können sie da sofort merken, daß sie in dem, der durch des Propheten Mund mit ihnen redet, es mit dem Herzenskündiger zu thun haben (vgl. 1. Kön. 14, 6 ff.). Zunächst nun ist es schon die Absicht an sich selber, in der sie Fe- ko1nmen sind, die der vom Geiste Gottes erfü te Prophet ihnen, noch ehe sie etwas darüber haben ver- lauten lassen, aufdeckt; sie haben sich vor ihm blos niedergesetzh und das könnte auch geschehen sein, wie in Kap. 8,1 von Seiten der dort genannten Aeltesten, um ihn zu segiezn und zu beobachten oder zu hören, was für ein ort des Errn er neuerdings werde u verkündigen haben, Ja das Niedersitzen zu den Füßen eines Lehrers dentete vielmehr auf Lern- begier als auf Fragelust. Aber nein! in ihm den HErrn zu fragen sind sie gekommen: das wird vor allen Dingen ihnen vorgehalten, und da greift zu- gleich das dem Hesekiel an sie aufgetragene Wort in ihre Herzen hinein und malt ihnen deren Zustand als einen solchen vor Augen, daß auf den Kernpunkt ihrer Frage, ob es denn wirklich zur Zerstörung Jerusalems und zum Untergange des Reiches kommen müsse und nicht eine tröstlichere und bessere Aussicht für die Zu- kunft zu erlangen sei, der HErr ihnen keine andere Antwort geben werde als die durch die That; er hat es eben in diesen Leuten mit einem noch unbekehrten, abgöttisch gesinnten Volke zu thun, und dessen Zukunft ist gar nicht mehr fraglich, das Gericht steht für das- selbe schon fest. Jm Grundtext lautet das in V. 3 Gesagte eigentlich so: diese Männer (mit den von ihnen repräsentirten Leuten) heben ihre Götzen inauf zu ihren Herzen, und stellen den An- toß ihrer Missethat (das, was sie in Sünden allen macht, eben die Götzen) vor ihr Angesicht. Die in der Absicht des Fragens Gekommenen werden damit als solche geschildert, die zwar nicht erade in grobe Abgötterei mehr verstrickt sind, aber och geht der Zug ihres Herzens no immer von dem wahren Gott weg zu den falschen öttern hin und ihre Augen sehen zu dem vorigen Götzendienst zurück, wie einst das Verlangen Jsraels in der Wüste rückwärts gin zu den Fleifchtöpfen Egyptens; sie sind also no lange ni t olche Leute, von denen der HErr sagen könnte: ,, ie sind mein Volk, so will ich ihr Gott sein, will ihnen, wie ich mich durch das hohepriesterliche Licht und Recht dazu verpflichtet habe (2. Mos. 28, 30 Anm.), auf ihre an mich eri teten Fragen antworten«, vielmehr stehen sie noch au erhalb des Bandes-Ver- hältnis es mit ihm und noch in der Herzensgemein- schaft mit den fremden Göttern, daß sie auch wie sich selbst überlassene Heiden behandelt werden müssen. 4. »Darum rede mit ihnen, und sage zu ihnen: So spricht der HErr-HErr: Welcher Mensch »von: Hause Israel »mit dem Herzen an seinen Gofzen banget, und halt ob dem Aergerniß seiner Misse- that [so daß er innerlich noch lange nicht los ist von der Hinneigung zu götzendienerischem Wesen] und [dabei doch, gleich als stünde er in dem Recht eines Bundesverhältnisses zu mir, daß er frei und ungehindert mich fragen dürfte] kommt zum Propheten, so will ich, der HErr, demselbigen ant- worten, wie er verdienet hat mit seiner großen Abgötterei [genauer: antworten nach ihr, nach der Menge seiner Götzen, die er noch im Herzen trägt und mit seinem Verlangen umfaßt]; 5. Auf daß das Haus Israel betrogen stich- tiger: erfaßt] werde in ihrem Herzen, darum, daß sie alle von mir gewichen sind durch Abgbtterei [und nun vor allen Dingen durch Strafe und Heimsuchung einer Züchtigung zur Gerechtigkeit be- dürfen] Wie Gott den Leuten von der beschriebenen Art antworten oder, genauer, sich antwortend gegen die- selben verhalten werde, das wird erst in V. 8 gesagt: das Gericht der Verwüstung und Ausrottung wird die thatsächliche Antwort sein, und das ist für sie eine Antwort, wie sie allein eine solche verdienen, eine Antwort nach der Menge ihrer Gö en; aber diese Antwort der strafenden Gerechtigkeit it doch zugleich, wie V. 5 andeutet, eine gnädig heilsame,- sie geschieht in der Absicht, um das Haus Jsrael an ihrem Herzen zu fassen, es durch Strafgerichte zu beugen, seiner Missethat zu überführen und zum Aufgeben des Götzen- dienstes und ur Rückkehr zum lebendigen Gott zu »be- wegen, so das die in Z. Mos. 26,41 angegebene fried- same Frucht der Gerechtigkeit durch die Züchtigung erreicht werde. b. Darum sihre Aufmerksamkeit von .dem, was sie in Beziehung auf die Zukunft. wollen und wünschen, ab und auf das hin zu lenken, was ich von ihnen will und verlange] sollst du um Hause Israel sagen: Do spricht der HEMH rr: ZIV 484 Hesekiel 14, 7———22. Kehret und wendet euch von eurer Abgdttereh nnd wendet euer Angesicht von allcn euren Greueln [Jes. 31, 6j. « 7. sJn eurer gegenwärtigen Herzensoerfassuug dagegen fraget mich gar nicht, »wenn euch an einer erfreulichen Antwort gelegen ist.] Denn welcher Mensch vom Hause Israel, oder Fremdling, so in Israel wohnet fund zu dem Meidendes Götzen- dieustes und aller stttlichen Greuel eben sowohl wie der einheimische Jsraelit verpflichtet ist 3. Mos. 18, 265 20- 2], von mir weichet, nnd mit seinem Herzen an seinen Götzen hanget, nnd ob. dem Aergerniß seiner Abgdtterei hält, und snun so noch unbekehrt und unerneuerq zum Propheten kommt, daß er durch ihn mich [eigentlich: ihn in mir] frage: dem will ich, der HEm selbst wörtlich: solchem Fragen entsprechend auch in mir, d. i. wie es meinem heiligen, wahrhaftigen und ge- rechten Wesen gemäß ist] antworten; 8. Und will [dies die thatsächiiche Antwort auf seine Frage] mein Angesicht wider denselbigcn setzen [3. Mos. 20, 3. 5 u. 6], daß sie [alle, die mit dem Frager auf gleichem Standpunkt der Herzensbeschafsenheit stehen] sollen wüste nnd zum Zeichen und Sprichwort werden [5. Prof. es, 37]; und will sie aus meinem Volk rotten, daß ihr er- fahren sollt, ich sei der HErr [der nicht umsonsi gedräuet hat, was er in feinem Wort den Götzen- dienern in seinem Volke dräuet]. Das Wort, das der Prophet an feine Frager em- pfängt, kommt nun auf die Gründe zu fprechen, mit welchen diese sich trugen, daß sie doch wohl uräczlg eine günstigere Antwort, als die aus den bisherigen eissa- guugeu des Hesekiel sich ergab, zu erwarten hätten; und da ist der erste der, daß Ja andere Propheten es gebe, die doch auch den Geist Gottes hätten, und diese prophezeieten dem Volke eine viel bessere Zukunft, er nehme also gegenüber dem Chor feiner Amts- genossen eine Stellung ein, welche ihn unzweideutig als einen Souderliug charakterisire, dem man doch nicht so unbedingt und ausschließlich Glauben bei- messen könne, wie er es verlange. Diese Ansicht nun, welche die Abgesandten der Aeltesteu natürlich noch weniger aussprechen, als ihre Absicht zu fragen selber, indem fieihnen zum Bewußtsein gebracht wird, wird zugleich in der eiuschneideudsten und schärfsten Weise zu Boden geschlagen: 9. lWas denn in V. 6———8 gesagt worden ist, das ist die einzige Antwort, die ich zu geben habe.] Wo aber ein [von Liebedieuerei gegen die, die ihn fragen] betrogener Propbet etwas redet [das anders Iautet], den will ich, der HErr wiederum [richtiger: den habe ich, der HErrJ lassen betrogen wer- den, nnd will szur Strafe dafür, daß er sich hat betrügen lassen] meine Hand iiber ihn ausstrecken, undihn aus meinem Volk Israel raten. 10. Also sollen sie beide sder Prophet sowohl wie der Frager] ihre Misseihat tragen [in der Strafe der Ausrottung, die sie dafür trifft]; wie die Missethat des Fingers, also soll auch sein die Missethat des Propheten ssie soll beiden ohne Un- terschied die Ausrottung aus meinem Volk über den Kopf bringen]: »11. Auf daß sie nicht mehr das Haus Israel verfuhren [richtiger: auf daß nicht mehr das Haus Israel abirreJ von mir, und [sie, die zum Hause Israel gehören] sich nicht mehr verunreinigen in allerlei ihrer Uebertretung; sondern sie sollen mein Volk sein, und ich will ihr Gott fein, spricht der HErnHErr [Kap. II, 20]. Die Verlockung oder der Betrug, davon in V. 9 die Rede ist, geht urfprünglich von der einwohuenden Sünde aus (Jak. 1, 14), sonst könnte sie ja nicht Ge en- stand der Strafe sein; aber Gott hat bei der Ut- wickelung der Sünde keine passive Rolle (2. Sam. 24, l Anm.), er weiß die Sache überall so zu führen, daß die Sünde zu ihrer vollen Entwickelung und Reife gelangt und die Strafe herbeiziehh er sorgt dafür, daß kein Stillstand stattfinden kann, kein Sichbehaupteu auf einer Mittelstufe, er macht die Gelegenheiten und räumt die Hindernisse hinweg. Es giebt kaum einen augeufälligen Sündenfall, bei dem nicht in grausiger Weise die Thätigkeit Gottes uns vor Augen träte. Solche elende Menschen nun, die selbst unter Gottes Verhängnis; stehen, von ihm geführt werden, wohin sie nicht wollen, und dem Gericht eutgegeneilem können unmöglich einen Stab für Andere abgeben: wer sie als Auctorität gegen die wahren Propheten anführen oder auf Grund ihrer Aussagen an diese Anforderun- gen stelleu,will, die sie doch nimmer erfüllen können, ist ein Narr. (Hengsteuberg.) Die Stelle ist nach 1. Kön. 22, 20 ff. zu verstehen, wo das Bereden Sache eines Lügengeistes ist, welcher die Propheten Ahab’s inspirirte, dem König Heil zu verküudigen, damit er falle; wie da Jehova diesen Geist gesendet, in den Mund der Propheten gegeben hat, so ist auch hier das Bereden eine Wirkung Gottes —- nicht blos gött- liche Zulassung, sondern göttliche Schickung und Füguug, die jedoch die menschliche Freiheit nicht aufhebt, sou- dern, wie jedes Bereden und l eberreden, die Möglich- keit des Sich-uicht-beredenlassens voraussetzt Dieses Beredetwerdeulasseu zu eigenwilligem von Gott nicht eingegebenen Ausfprüchen geschieht nur bei solchen Personen, die dem Bösen in sich Raum geben, um sie zu versuchen und zur Eutscheidung zu führen, ob sie die sündlichen Neigungen ihres Inneren zu bekämpfen und zu überwinden trachten oder dieselben zur That sich ausgestalten lassen, damit sie im letzteren Fall für das Gericht reif werden. Ju diesem Sinne läßt Gott einen solchen Propheten betrogen werden, damit er ihn dann aus seinem Volke austilgen könne; diese Strafe soll aber nicht den Propheten alleiu treffeu, sondern auch den Sucheuden oder Fragendery um Israel womöglich von seiner Verirrung zurückzuführen und zu einem von Sünde gereinigten Volke Gottes zu machen. Zu diesem Zwecke ließ Gott in den letzteu Zeiten des Reiches Juda die falsche Prophetie so mächtig hervortreten, um den Scheidungsproceß zwischeu den Frommen und den Gottlosen zu beschleuni en und durch das die Gottlosen austilgende Gericht sgein Volk zu läutern und dem Ziele feiner Berufung ent- gegeuzuführem (Keil.) Ein zweiter Grund der Einwendung dage en, daß der HErr Jsraels Sünde mit schweren Geri ten und gäuzlichem Untergang eimsucheu werde, war der, daß er ja nicht, wie schon braham dies ausgesprocheu habe (1. Mos. 18, L« ff.), den Gerechteu werde mit Erörterung der Bedenken der Aeltesten über den vom Propheten verkiindigten Untergang Judas. 485 dem Gottlosen umbringen wollen, vielmehr einem Ort oder Land zu vergeben bereit sei um der Gerechten willen, die noch drinnen sind, nnd deren seien doch gewiß so viele im Volke vorhanden, als diejenige Zahl betrug, für welche Gott gegen Abraham ausdrücklich noch zuletzt zur Verschonung sich bereit erklärte, da er sagte: ,,ich will sie nicht verderben um der Zehn willen-« Zur Entkräftung solcher Beruhigungsgründe wird nun ohne Weiteres der Thatbestand, wie er bei Sodoms Untergang sichherausgestellt hat, zum Aus- gangspunkt genommen: nur Lot mit seinen beiden Töchtern, also 3 Personen, konnten damals verschont werden, und allein ihre eigene Seele haben sie errettet, während weder die eiden Töchter ihre Verlobten noch Lot sein Weib mit zu erretten vermochten —- jenen war die Sache lächerlich, und diese sahe hinter sich und ward zur Salzsäule. Dem entsprechend werden allerdings- auch bei Jerusalems Unter ang ihrer drei für gerecht und der Verschonung werth efunden werden, und der eine kann bereits mit Namen bezeichnet wer- den; es ist der unter den Exulanten wohl bekannte Daniel, der zwar vor 15 Jahren ebenfalls in die Gefangenschaft abgeführt, aber schon wenige Jahre darauf als ein Verschonter und Erretteter durch seine Erhöhung (Dan. 2, 48 f.) gekennzeichnet worden ist. Zwei Andere, um die es sich bei der Zerstörung Jerusalems selber noch handeln wird, sind, wie wir aus Jer. 39, 1l-18 wissen, der Propher Jeremias und der Mohr Ebed-Melech (Jer. 38, 7 ff.); aber bei diesen beiden tritt ein ähnli er Fall ein wie bei der Weissagungsrede Christi m atth. 23, 35. Gleich- wie da der Name Jakobus des Jüngeren hinter dem des Zacharias, Barachiä Sohnes, in apokalyptischer Weise versteckt liegt, so werden in dem folgenden Ab- schnitt die Namen des Jeremias einerseits und des Ebed-Melech andererseits hinter denen des Noah Und des Hiob verborgen; jener war der Prediger der Ge- rechtikeit zu seiner Zeit (2. Petri 2, 5) und eignete sich so gut u einer versteckten Bezeichnung für Jeremias, die er aber erinnert mit dem Wort, das ihm von Eliphas eredet wird (Hiob 5, 20): »in der Theuerung wird ott dich vom Tode erlösen, und im Kriege von des Schwertes Hand« sehr deutlich an den Lohn eines Propheten, den Ebed-Melech für das em- pfing, was er an dem Propheten des HErrn gethan, obwohl er wie Hiob, nicht unmittelbar zu dem Volke Gottes selber gehörte. 12. Und des HErrn Wort geschah kzu der- selben Zeit, wie in V. l ff» weiter] zu mir und sprach: » 13. Du Menschenkind, wenn em Land [wie gerade dasjenige, welches ich hier speciell im Sinne habe 5.Mos.11, 12] an mir sündiget und dazu mich verfchmtihet [indem es alle meine Worte hin- ter sich wirft, womit ich es von seiner Sünde be- kehren will 3. Mos. 26, 14 f.; Pf. 50, 17], so will ich slaut der Drohung in 3. Mos. 26, 26] meine Hand über dasselbe ausstreckew und den Vorrath des Brods wegnehmen, nnd will Thenernng hinein schicken, daß ich beide Menschen und Vieh drinnen ansrotte. 14. Und wenn dann gleich die drei kfür Mnster der Gerechtigkeit geltenden] Männer, Noah, Daniel« nnd Hiob, drinnen wären, so würden sie allein sdies ,,allein« steht nicht tm Texte, besser würde dafür zu setzen fein: »allerdings«] ihre eigene Seele erretten durch ihre Gerechtigkeit, spricht der HErr-HErr. 15. Und wenn ich [nach Z. Mos. 26, 221 böse Thiere in das Land bringen würde, die die Leute aufräumten und dasselbe verwüsteten, daß niemand drinnen wandeln könnte vor den Thieren; 16. Und diese drei sin V. 14 genannten] Miinner wären auch drinnen, so wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, sie würden weder Söhne noch Töchter erretten, sondern allein sich selbst, nnd das Land müßte öde werden. 17. Oder wo ich [nach Z. Mos. 26, 251 das Schwert kommen ließe über das Land nnd spräche: Schwert, fahre durch das Land! nnd wiktrde sich] also beide Menschen nnd Vieh aus- ro en; 18.. Und die drei Männer wären drinnen, so wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, sie wür- den weder Söhne noch Töchter erretten; sondern sie allein würden errettet sein. 19. Oder so ich Pestilenz in das Land schiclen und meinen Grimm über dasselbe ansschinten würde, und swiirde also mittels des andern in 3. Mos. 26, 25 genannten RacheschWertsJ Blut stürzen [ein Blutvergießen Kap. 5, 17 oornehmen], also daß ich beide Menschen und Vieh ausrottetez 20. Und Noah, Daniel und Hieb wären drinnen, so wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, würden sie weder Söhne noch Töchter, sondern allein ihre eigene Seele durch ihre Gerechtigkeit erretten. 21. sSo verzweifelt böse aber, daß nur etwa drei Gerechte noch darin find, um deren geringer Zahl willen keine Verschonung der Uebrigen mehr möglich ist, steht es in der That mit dem Lande, um das es hier sich handelt.] Denn so sprtcht der HErr-HErr: So ich [wie fürwahr in kurzer Zeit geschehen wird] meine vier bösen Strafen, als Schwert, Hunger, böse Thiere nnd Pestileuz [vgl. Jer. 15, Z; Offenb. 6, 2—8] über Jerusa- lem schielen würde, daß ich drinnen ansrottete beide Menschen und Vieh; 22. Siehe, so sollen [zwar] etliche drinnen kais] Uebrige davon kommen, die [auch] Söhne nnd Töchter heraus bringen werden, und zn euch anher snach Babel] kommen [aber keineswegs als solche, die um ihrer Gerechtigkeit willen übrig ge- blieben find, sondern vielmehr als lebendige nnd anschanliche Beispiele von der ganzen Art und Beschaffenheit der Bewohner der Stadt], daß ihr sehen werdet, wie es ihnen snach Maßgabe ihres Wandels nnd ihrer Werke] gehet, und euch trösten über dem Unglück, daß ich über Jerusalem habe kommen lassen sammt allem andern, das ich über sie sdiese götzendienerische Stadt] habe kommen lassen. 486 23. Sie werden euer [trauriger] Trost sein, wenn ihr sehen werdet, wie es ihnen [um des Wandels willen, den sie geführt haben] gehet; und werdet erfahren, »daß ich nicht ohne Ursach gethan habe, was ich drinnen [in Jerusalem] gethan habe, spricht der HErkHErix · Zuerst wird in V. 12—-·20 ein noch allgemein und unbestimmt lautender Satz aufgestellt: wenn irgend ein Land sich dermaßen an Gott versündigte, »daß er es mit der Strafe der Vernichtung belegen mußte, so würde es einem solchen Lande nichts helfen, ob auch einzelne Gerechte wie Noah, Daniel und Hiob in demselben wären; denn solche einzelne Gerechte würden dann wohl für ihre Person um ihrer Gerech- tigkeit willen verschont bleiben, aber ihre Gerechtigkeit würde nicht die Macht haben, auch andere Seelen, selbst nicht ihre Söhne und Töchter von dem verdien- ten Gericht zu erretten. Dieser Gedanke wird· vier Mal wiederholt, indem nach einander vier verschiedene Vernichtungsstrasem Hunger, böse Thiere, Schwert und Pest, als über ein versündigtes Land kommend und es verheerend gesetzt werden: vgl. Jer. 14 u. 15· Iliefothh Ueberblicken wir die vier aufgezählten älle, so eigt fiel) in den Aus-sagen über die Rettung der Gere ten er Unterschied, daß es beini ersten Falle blos— heißt: Noah, Daniel und Hiob würden durch ihre Gerechtigkeit ihre Seele, d. i. ihr Leben retten; bei den drei folgenden Fällen dagegen heißt es: sie würden, so wahr der HErr lebet, weder Söhne noch Töchter erretten, sondern sie allein würden ge- rettet werden. Dieser Unterschied ist nicht bloße rhetorische Steigerung der Rede durch Betheuerung und Gegensatz, sondern weist aus eine Verschiedenheit des Gedankens hin· Der erste Fall soll blos lehren, daß die Frommen bei dem hereinbrechenden Gericht ihr Leben retten werden, Gott nicht die Frommen mit den Gottlosen wegraffen werde; dagegen die folgenden drei Fälle sollen die Wahrheit veranschaulichen, daß die Gerechtigkeit der Frommen den Götzendienern und Abtrünnigen nicht zu gute kommen werde, indem selbst Muster von Gerechtigkeih wie Noah, Daniel und Hiob, nur ihr eigenes Leben erretten, nicht aber andere Seelen z1i retten vermögen. Damit hängt auch das Fehlen der Betheuerung in V. 14 zusammen: der erste Ausspruch, daß Gott bei den Straf erichten die Frommen retten werde, bedurfte keiner etheuerung, weil diese Wahrheit nicht in Zwei-sei gezogen wurde, wohl aber der Ausspruch, daß die Gerechtigkeit der Frommen dem sündigen Volke keine Rettung schaffen werde, weil die Gottlosen diese Hoffnung hegten, die ihnen aber enomnien werden follte. (Keil.) Daniel wird absichtich in der Mitte der beiden urzeitlicheii Personen enannt, um ihn zu verherrlichen, glei sam u canonisgirem gera-de so wie er in Kap. 28, in fcheinbar unabsichtlicher Gelegentlichkeit als der Gipfel- punkt menschliZer Weisheit erfcheint, um seinen Vor- ug in dieser eziehung in der Gemeinde Gottes zur nerkennung zu bringen. Worauf es hier ankommt, das zeigt die Eigenthümlichkeit derjenigen, von denen er zu beiden Seiten iimschlossen wird (1. M. 6, 9 u. Hiob 1, 1); es ist die Gerechtigkeit und der Wandel mit Gott, die möglicher Weise ein Gericht aufhalten könnten, welches wegen der Gottlosi.keit und Ungerechtigkeit ergehen soll, wie denn auch in 1. Mos. 18 die Ge- rechten, welche in Sodom sein mögen, es sind, was Abraham Bedenken macht in Bezug aus die be- schlossene Vernichtung Die vier Heimsuchungen Gottes nun, welche Jede mit einem »wenn« eingeführt werden, Hesekiel 14, 23. 15, 1—8. sollten wirklich, wie schon vielfach geweissagt worden, vereinigt iiber das entartete Bundesvolh über das entheiligte Land des HErrn ergehen; der Prophet be- handelt aber den Gegenstand zuerst im Allgemeinen, absehend von den vorliegenden Verhältnissen, damit der durch den Blick auf die letzteren hervorgerufene Affekt sich nicht gleich störend einmische. Der Ueber- gang von dem blos Gesagten zu dem Wirklichen er- olgt in V. 2l; das »denn« zu Anfang weist hin auf den Grund der eben angestellten Erörterung, zeigt, daß dieselbe kein fbloßer miißiger Gemeinplatz ist. (Hengste1ibergsp) Die Vierzahl bei den in V. 21 ge- nannten Gerichten ist bedeutsany die Universalität des Gerichts oder den Gedanken, daß dasselbe nach allen Seitenvder vollständig über Jerusalem er ehen werde, symbolisirend, wobei noch zu beachten, da Jerusalem als Hauptstadt das Reich Juda oder das sammte noch in Eanaan besiiidliche Israel repräsentirt. (Keil.) Die Rede des Propheten nimmt in V. 22 f. eine über- raschende Wendung: sollten jene vier Strafgerichte über Jerusalem kommen, so werden Etlicher Söhne und Tochter verschont bleiben — aber nur, daß sie als Zeugen zu den Verbannten nach Vabel geführt wer- den, damit diesen aus ihrem Wa1idel nnd Thun der traurige Trost erwachse, wie derfHErr nicht umsonst solch eine harte Strafe iiber seine Stadt verhängt hohe. . (Umbreit.)» Sie sollen ,·,davon kommen«, nicht weil sie· unschuldig sind, auch nicht weil sie um Andrer Gerechtigkeivuiid Fiirbitte willen verschont würden, sondern damit· die Entronnenen mit ihren Familien durch ihren bosen Wandel euch überzeugen, daß Gott nicht zu streng gegen »das Volk verfahren ist· Der Zweck ihrer· Erhaltung ist also nur die Rechtsertiguiig der Gerechtigkeit Gottes« vor den Juden in Ehaldäa; darum machte auch wirklich die Ankunft des ersten Entroniienen in Tel-Abib feir den Propheten Hesekiel (24, 2S»f. kl- 3i3, 21 f.) Epoche (Schniieder.) Gottes Gerechtigkeit geht sowohl an denen, die umkommen, als durch die, so entkommen, klar hervor. (Schröder.) Das 15. Kapitel. Anstellung des Volks zu Jerusalem nor-gebildet. IIY V. 1—- 8. Gin weiterer Einwand gegen die stillg- lichlieit des lliitergangeg war der, daß ja Israel uni seiner Grwählung zum Votlie Gottes willen nicht könne verworfen nnd mit Zersliieiiiig der Stadt und des Tempels bestraft werden; dagegen iolrd nun ausgeführt, daß Sterne! allerdings hinsikhlliai seiner Grwählung ein Weiiifiokli ist, alier nur von Seiten seiner edlen Frucht hat der Weinstoiti einen Vorzug vor andern Gewächsem von Seiten des bloßen Holzes dagegen ist er zu nichts nahe alo zur Feuerung, nnd da nun Sterne! eiii eiiiar- teter Weinstock ohne Früchte ist, kann ihiii nichts an- deres bevorstehem als daß er iii’o Feuer geworfen werde. I. Und des HErrn Wort geschah lohne Unter- brechung ferner] zu mir, Und sprach: 2. Du Menschenkind, was ist das Holz vom Weinstock vor anderm Holz? oder eine Rede swenn sie, den bloßen Waldbäumen gleich, keine Frucht trägt, also lediglich als Holzart in Betracht kommt] vor anderm Holz im Walde? Israel gleicht einem entartetcn, nur noch zur Feuerung bestimmten Weinstock. 3. Nimmt man es auch, und macht etwas draus? oder macht man auch einen Nagel draus, daran man etwas möge hängen? 4. Siehe, man wirft es in’s Feuer [Joh. 15, 6], daß es verzehret wird [und ist es mit ihm oollends so weit gekommen] daß feine beiden Orte soder Enden] das Feuer verzehrct und sein Mittelstes verbrennet sschon versenge hat]: wozu sollt es nun jungen? Taugt es denn auch zu etwas? 5. Siehe, da es noch ganz war, konnte man nichts draus machen; wie viel weniger kann nun fort mehr etwas draus gemacht werden, so es das Feuer san beiden Enden] verzehret und sbis in die Mitte hinein] verbrannt hat? 6. Darum spricht der HErr-HErr: Gleichwie ich [als der Herr der Naturordnung] das Holz vom Weinstock vor anderm Holz im Walde dem Feuer zu verzehren gebe [es so eingerichtet habe, das; das Holz vom Weinstock, wenn dieser bloßes Holz und ohne Früchte ist, vor allem andern Holz zu nichts weiter als zum Verbrennen dient], also will ich mit den Eiuwohnern zu Jerusalem auch . umgehen; 7. Und will mein Angesicht wider sie sehen, daß sie dem Feuer nicht entgehen solleu; sondern das Feuer soll ne fressen. Und ihr sollt es er- fahren, dasi ich· der HErr bin, wenn ich mein Angesicht wider sie sehe, 8. Und das Land wüste mache, darum, daß sie imch verschmähen [vgl. Kap· 14, 8 u. 13], spricht der HErr-HErr. Die Frage in V. 2 f. wendet sich an den stolzen Wahn des Volkes, welches im äußerlicherh fleischlichen Sinne sich gern auf seine gottverliehenen Vorrechte und Segnungen berief; man nannte sich gern den Weinstock Jehova’s, nur nicht in dem Sinne des Psalmisten (80, 15), indem man im demüthigen Aus- blick zu Jehova dabei verharrte, sondern damit prunkte als mit natürlichen Gaben und Vorzügen, die ein be- sonderes Anrecht aus die göttliche Begünstigung ver- liehen. Auch für die Sinnesart der späteren Zeit war es ein charakteristisches Zeichen, wenn in seinem wert- gerechten Stolze das Judenthum sich so sehr darin gefiel, den Herodianischen Tempel (Matth. 4, 7 Anm.) mit dem bekannten Zierrath eines großen goldenen Weinstocks, dem Symbol der Theokratie, versehen zu haben. (Hävernick.) Jedes andere Holz kann ver- arbeitet werden, der Weinstock dagegen wird lediglich durch seine Frucht dienen; die auf die Frage gedachte Antwort leu net also nicht nur den Anspruch auf besseres Ergegem sondern stellt sogar das Rebholz hinter anderem Holze urück, wenn es seinen Zweck verfehlt. (Schröder.) ur wenn die Rebe in frischem Safte Trauben trägt, ist sie das edelste aller Gewächse; aber verdorret und trocken ist sie weniger als das Holz des unfruchtbarsten Baumes, denn man kann auch gar nichts daraus bilden, zu keiner Arbeit es verwenden, nicht einmal zu einem Pflock im Hause dient es, um irgend ein Geräth daran zu hän en. Ein wahres tiefes Bild von Israel! Das auserlesene Volk Gottes, wenn es den heil. Geist himmlischer 487 Befruchtung, der in ihm wirkt, ver-leugnet und ent- weihet, ist dem dürren Holze seines Stammes nach weniger als alle andern Völker. (Umbreit.) Wer nach seinem Holz den Weinstock ansieht, wird ihn kaum unter die Bäume zählen; er liegt den Waldbäumen wie zu Füßen, ihr Holz übertrifft das seinige bei weitem. Aber weil Gott Israel gepflanzt hatte, trat es aus der Wildniß aller Völker hervor; aus Egypten holte ihn Gott (Ps. 80, 9 ff.). Andere Völker blühten dagegen durch Künste, Reichthum, Menge des Volks, Kriegstiichtigkeit und was alles; das waren hohe Waldbäume, welche aller Augen aus sich zogen: Israel stand nnd fiel mit Gottes Gnade. (Ealvin.) Die Anwendung ist: ein Volk und ein Einzelner, dem Gott sich kundgegeben und der seine Gnade auf Muth- willen zieht, sinkt tief unter die herab, die Gott nicht erkannt haben — Hebr. 6, 4——8. (Hengstenberg.) — Wenn aber das Holz des Weinstocks schon in seinem unversehrten Zustande zu nichts zu gebrauchen ist, so noch viel weniger, wenn es theilweis schon verbrannt und angebrannt ist; darauf kommt die Rede in V. 4 zu sprechen. Jsrael ist denn auch wirklich schon im Feuer gewesen; es gleicht einer Rede, deren beide Enden das Feuer verzehrt hat und deren Mitte ver- sengt ist. Das Feuer aber, aus dem es halbverbrannt herausgekommen, sind alle die Strafgerichte, welche von der Vernichtung des Zehnstämmereichs an bis auf die Katastrophe unter Jojachin über das Bundesvolk ergangen sind, in Folge deren Israel jetzt nur noch einer an ihren Enden verbrannten und in ihrer Mitte versenkten Rebe gleicht. (Keil.) Die beiden Enden sind die 10 Stämme einerseits und andrerseits, so daß das noch in Frage kommende Mittelstiick Juda mit Jeru- salem ist; auf dieses beziehen sich denn die Erfah- rungen göttlichen Zornes unter Jojakim und Jojachin (Schröder.) Die beiden Enden der Weinrebe sind völlig weggebrannt —- noch steht da eine gleichfalls vom Feuer schon hart angegangene, aber noch nicht vertilgte Mitte derselben: sollte diese etwa durch die Strafge- richte besser geworden sein? sollte sie taugen zu einem Geräth? Die Antwort giebt V. 5: noch viel weniger brauchbar als das Ganze ist dieser noch gebliebene Stumpf. (Hävernick.) Daher: was von den Einwoh- nern Jerusalems unter den früheren Strafgerichten noch verschont geblieben, soll nun doch dem Verderben unterliegen. (Schmieder.) Siehe, wider die· Gottlosen fetzet der HErr sein Angesichtt nah, daß wir demnach weise wären und abließen zu sündigen, damit der Zorn des HErrn, der da bis in die unterste Hölle brennet, uns nicht ergreife! (T1"ib. Bib.) Das 16. Kapitel. Strafe der Undanäbarkeit Uufriotjiung des neuen Windes. III. v. 1-63. In noch schärferer diede wird Juda und Jerusalem sein tiefes verderben ausgederlet unter dem Bilde einer großen Grzhurrx In den 12 Stamnioätern dem Eaude giitzendienerischer Gram, nämlich Canaan, entsprossen und wie aus amoritisklshethitischetii Samen entsprungen, war das volle vom Tage seiner Geburt in Egypten an ein Gegenstand des Jllischens und ein ver— verwahrlosterk auf das Feld hingeworfcneg nnd dem Untergange geweihetes Kind; aber der Aste, wie ein Wanderer an ihm vorübergehend, wandte ihn! sein Er— barmen zu und berief es zum Erben, und als es zum 488 manubaren Mädchen herangewachsem jedoch non) völlig nnbeleleidet war, erwählte er es zu feiner Ghegenossim schmückte es zu einer Königin und erhub eszuin Gegen— stand des Ruhmes unter allen Völkern W. 1-—14). wie aber hat das voll: solche Gnadenerweisnng ihm gelohntl Jtlle ihm veelieheuen Gaben, selbst seine Kinder hat es in den Dienst der hurerei dahiugegeben und sieh unter alle andere ioöllier herabgewfirdigt und zur allergenieinsten Hure weggeworfen, die nicht einmal Lohn für ihr Sich— Preisgeben begehrt, sondern vielmehr denen noch Geld ziigiebt, die sich mit ihr einlassen; mit den Grenelm die es getrieben, hat es die Strafe der Ghebrectzeriunen und Blntnergießeriuuen verwirrt, die denn auch in ge- schärftestemsdiaße an ihr vollstrenit werden soll(v. 15-—43). Und nun Iuda und Jerusalem insonderheit: wie ihr Vater ein Jlmoriler und ihre Mutter eine tjethiterin gewesen, so hat sie Sodom nnd Samaria zu ihren beiden Schwestern; ja, sie hat es ärger gemacht als diese, und wird nun auch dereu Schande tragen (io.44—52). In— dessen twmmt für Sodom nnd Samaria eine Zeit der ijerwtederbringung und diese soll auch für Jnda und Jerusalem nicht ausbleiben, wo sie dann alles Sichrähmen für immer vergessen nnd nur noch ihres vorigen Wesens sieh schämen wird: »ich werde dir alles vergeben mid einen neuen ewigen Bund mit dir ansrichten« —- dns ist das Gndziet der Wege Gottes mit ihr (v. 53——63) I. Und des HErrn Wort sin unmiitelbarem Zusammenhange mit dem vorigen Wort Kap. 15] geschah zu mir, und sprach: » 2. Du Mensihenkind, offenbare der Stadt Jerusalem ihre Greueh und sprich sdeine Rede an diejenigen richtend, die vor dir sitzen 14 , 1 und als Sachwalter ihrer Mntterstadt deren Unschuld behaupten zu mltssen meinen]: Z. So spricht der HErwHErr zu Jerusalem: Dein Geschlecht und deine Geburt ist aus der Cananiter [dieser Götzen- und Sündendiener der allerärgsten Art Z. Mos. 18, 24 ff.] Lande, dein Vater ans den Amoritern sdie wiederum unter den Cananitern selber die schltmmsten waren 1.M. 15- 161 und deine Mutter aus den Hethitern sderen Töchter schon Jsaak und Rebekka soviel Herzeleid machten mit ihrem zuchtlosen und auf- sätzigen Wesen 1. M. 26, 34 f.]. 4. Deine Geburt ist also gewesen: Dein Nabel, da du geboren wurdest, ist nicht verschnitten [worden, wie das bei neugeborenen Kindern zuerst zu geschehen pflegt]; so hat man dich auch mit Wasser nicht gebadet, daß du [nach Reinigung von dem anhaftenden Schmutzj sauber würdest, noch mit Salz gerieben, noch in Windeln gewinnt. 5. Denn niemand jammerte dein, daß er sich über dich hätte erbarmet und der Stücke eins dir erzeiget; sondern du wurdest [so, wie du von Mutterleibe gekommen] aufs Feld geworfen. Also verachtet war deine Seele, da du geboren warest [daß man es geradezu darauf absah, deine Existenz als Volk zu vertiichtens Die Strafrede in V. 3 wider Jerusalem, welche hier als die Seele des Volkes gedacht ist, als die ein- heitliche Zusammenfassung aller Kinder Israel, geht Hesekiel 16, 1--14. nicht auf die drei Erzväter zurück, die im Lande Canaan vielmehr nur als Gäste und Fremdlinge sich etåthielctxemf d)en Eilttiwohneän AuåländeiefxhHekkräek o er Jn ei rge ga en un eine einem a me diesen unterhielten (1. Mos. 14, I3; 23, l0 f.; 24, 3 s.; 28, l f.), sondern auf die 12 Stammväter des Volks, die Söhne Jakobs, die alle cananitische Frauen geheirathet hatten und in äußerster Gefahr standen, ganz und gar in cananitisches Greuelwesen zu Versinken (1. M. 38, 7 Anm.); mit Beziehung hierauf —- nicht aber, wie viele Ausleger annehmen, mit« Beziehung darauf, daß Jerusalem ursprünglich eine Stadt der Jebusiter war, die in 4. Mos. 13, 30 in der Mitte zwischen Hethitern und Amoritern genannt werden — wird das von diesen Söhnen abstammende Volk als aus cauanitischem, und zwar näher aus amoritisch- hethitischem Geblüt entsprossen dargestellt, wobei viel- leicht die Geschichte von der Blutschande Juda’s mit der Thamar noch besonders in’s Gewicht fällt, insoweit es nåzceht gesotätielksszuziil den dHaijsåtsxxnm Jutda an e . i er e erste eung er « ammvä er Piach Egypten, wo die Familie zum Volke sich ausge- staltete, beginnt die Zeit der Geburt und währt ie gan en 215 Jahre hindurch bis zum Auszug unter Muse (2. M. l2, 40 Anm.); was nun in V. 4 f. über diese Zeit gesagt wird, bezieht sich darauf, daß die Kinder Israel gleich anfangs den Egyptern ein Greuel waren (1. M. 43, 32; 46, 34), hernachmals aber, bei ihrer außerordentlichen Vermehrung, geradezu von ihnen gehaßt, verfolgt und unterdrückt wurden (2. M. 1, 8 ff.), so das; sie wie ein ausgesetztes, seinem Elend überlassenes und dem Umkommen dahingegebenes Beduinenmädchen erscheitien mußten. Das Bild von einem, in seinem hilflosen Zustande auf offenesFeld Engeworfenen Kinde, unter welchem an das, wie »die » gypter die Kinder Jsrael behandelten, erinnert wird, IF ,,um so angemessener, als Moses, der Typus seines olks, wirklich ausgesetzt wurde« Wenn unter dem, was sonst die fürsor· ende Liebe einem neugeborenen Kinde erweist — Abcschneidung und Unterbindung des Nabelstranges Reinigung von dem anklebenden Blut der Mutter (3. Mos. U) dnrch ein säuberndes Bad, Einwickeln in Windeln —- zwischen dem zweiten und dritten Punkte auch die Einreibung mit Salz erwähnt wird, so bezieht sich das auf eine im Alterthum weit verbreitete und noch jetzt im Morgenlande hie und da übliche Sitte, die nach Hieronymus den Zweck hatte, die Haut dadurch trockener und härter zu machen, nach andern Erklärern aber den, um sinnbildlich Hoffnung und Wunsch der Erhaltung und Lebenskrästigkeit des Kindes damit auszudrücken, und beruht auf dieser Sitte Evohl Busch die bei derSchristliåhken Tzufe üklickz gewor ene etreuung mit alz. er ni tnur an das Kind kein Erbarmen von zärtlicher Eltern- oder anderer Hand, es ward sogar schonungslos dem Ver- derben und Untergange preisgegeben — auf das Um- kommen, die Vernichtung der im Werden begriffenen nationalen Existenz Jsraels hatten es die Egypter mit ihrem grausamen Verfahren abgesehen. Jch aber [wie wenn jemand unerwartet ein ausgesetztes, unglückliches Kind findet] ging vor dir [auf dem Felde, dahin man dich geworfen V. s] über, nnd sahe dich in deinem Blut sdavon man dich nicht gereinigt hatte V. 4] liegen lund der Zertretung preisgegebens und sprach zu dir, da du so tu deinem Blute lagest: Du sollst leben. Ja, zu die sprach ich, da du so in deinem Blut lagest: Du sollst leben. Jsrael in Egypten glich einem verwahrlosten und aufs Feld geworfencn Kinde. 489 7. Und habe dich erzogen [daß du zu vielen Zehntansenden heranwuchsest Z. Mos. 12, 37] und lassen groß werden wie ein Gewächs auf dem Felde [bei welchem aus Einem Samenkorn eine Zofältige oder 60fältige oder 100fältige Frucht er- wächst Many. 13, 8]; und war-est nun sum die Zeit, wo Muse nach seiner Flucht bei Jethro lebte Z. M. 2, 13 ff.] gewachsen, nnd groß und schön worden [wie eine mannbare Jungfraus Deine Brüste waren gewachsen, und hattest schon lange Haare gekriegt; aber du warest noch bloß und be- schamet funverhiillt an den Schamtheilery im rohen, widertvärtigen Naturzustandes » 8. Und ich ging lzrim zweiten Mal V. S] vor dir über, und sahe dich an [2. M. L, 24f«J; und siehe, es war die Zeit, um dich sals mein künftiger? Weib, dazu ich dich ausersehen hatte] zu werben. Da breitete ich [wie einer, der ein Weib in die eheliche Gemeinschaft aufnimmt Ruth Z, 9] meinen Geren lRockschooß Hagg 2,13] über dich, und bedeckte deine Scham [in den Wunderwerkem die ich zu deiner Errettung aus Pharaos Dienst- barkeit that, und in der Wolken- und Feuersäule, damit ich dich unter meinem Schutz und Leitung nahm]. Und ich gelobte dit’s [mit einem feier- lichen Eid, das; ich dein Gott sein wolle], und begab mich mit dir sam Streut] in einen Bund, spricht der HErr-HErr, daß du solltest mein sein [2. Mos 19, 5 f.]. 9. Und ich [wie man eine Braut znrichtet auf den Tag der Hochzeit Esth. L, s] badete dich mit Wasser, und wusch dich von deinem Blut sdas dir von deiner Geburt als Volk aus Egypten her noch anklebte], und salbete dich mit Balsam [Oel]; 10. Und kleidete dich mit gestickten Kleidern [Ps. 45, 15], und zog dir semische Schuhe sSchuhe von semischem oder mit Alaun zubereitetem Leder der feinsten Art, von SafsiaUJ an; ich gab dir feine leincne Kleider snach der Weise der Priester) und seidene Schleier [1. Wes. 24- 53 AUMJJZ 11. Und zierte dich mit Kleinoden, und legte gjeschmeide an deine Arme, und Kettlein an deinen als; » 12. Und gab dir Haarbaud an deine Stirn, und Ohrenringe an deine Ohren, und eine schöne Krone ans dein Haupt sdaß du als eine Königin geschmückt sein folltest]. 13. Summa, du warest [als ich den Ehebund mit dir gestiftet und dich zur Würde rneines Weibes erhoben hatte Jef. 54, 5; Jer. L, 2 f.] gezieret mit eitel Gold nnd Silber, und gekleidet mit eitel Leinwand, Seiden und Gesiictteur Du aßest auch [in meinem Hause, darin ich deiner fiirstlichen Würde gemäß dich unterhielt] eitel Semmel, Honig und Oel sdas Edelste aus dem Korn, der Blüthe und der Frucht in dem dir verliehenen Lande 2. M. 3, 8 u. I7]; und warest uberaus schbu, und bekamest das Königreich [nahmest den Rang einer Königin ein]. 14. Und dein Ruhm erscholl unter die Heiden deiner Schone halben, welche ganz vollkommen war durch den Schmuck [in einem heiligen Gesetz und bedeutungsvollen Gottesdtensth so ich an dich He: hanget hatte [2. Mos. 15, 14 f.; H. M. 4, 6 .; 26, 19; Jus. 2, 9 ff.], spricht der HErr-HErr. Die Schilderung dessen, was der HErr in seiner erbarmenden Liebe für Jsrael that, wird durch die sich wiederholende Wendung: ,,ich ging vor dir über« in 2 Abschnitte getheilt und im ersten (V. 6 u. 7) das zusammengefaßh was Gott für die Erhaltung und Mehrung des Volks, im zweiten (V. 8—14), was er durch die Annahme Jsraels zu seinem Eigenthums- Volke zur Verherrlichung desselben gethan hat. Als Israel wie ein verwahrlostes neugebornes Kind auf dem Felde lag, ging der HErr vorüber und nahm sich seiner an, ihm Leben verheißend und Kraft zum Leben verleihend; um dabei die Größe der göttlichen Erbarmung hervorzuheben, wir-d das Liegen des Kin- des in seinem Blute wiederholt erwähnt. (Keil.) Die Worte: ,,ich sprach zu dir, da du so in deinem Blute lagst: du sollst leben«, werden wiederholt, um das un- dankbare Volk bei diesem Gedanken festzuhalten und ihn in fein Gewissen sestzutreiben (Hengstenberg.) Die fortgesetzte Verheißung des Lebens bei fortwäh- render Todesgefahr läßt an Z. Mof 3, 2 denken. (Schröder.) Offenbar will Gott damit die geheimniß- volle Kraft bezeichnem durch welche das Volk ge en alle menschliche Erwartun erhalten wurde (2. of. 1, 12. 20); denn sicherli hätte das Volk auch nicht Einen Tag.leben können, wenn es nicht aus diesem Zuruf Gottes Lebenskraft empfangen hätte. (Calvin.) Wie stand es doch mit uns, bevor'uns Gott seine Hand reichte nnd uns aus dem Schmutz der Sünden führte! Wir werden geboren als Kinder des Zorns, wir liegen in der Verschuldung für unsre Sünden und müßten ewiglich sterben, wenn wir durch Christum nicht lebendig gemacht würden: Ephef 2, 4; 1. Cur. 6, 12. (Lavater.) Priester und Levit gehen vorüber (Luk. 10, 30 sf.) — Gott nicht; er will nicht nur, er kann auch helfen, sein Ansehen ist schon Hilfe. (Starke.) Der göttliche Beistand und Segen trat am sichtlichsten in der auffallenden Vermehrung des Volks hervor, und in dieser seiner äußeren Größe glich es einer kräftig herangewachsenen Jungfrau; ungeachtet ihrer Mann- barkeit aber war die Jungfrau um ihrer Nacktheit sund Blöße willen doch ein widerwärtiger Anblick. (Hävernick.) In Egypten nämlich lebte Jsrael noch im Naturstande, der göttlichen Gnadenoffenbarungen ermangelnd (Keil.) s war noch nicht bekleidet mit den Kleidern des Heils und mit dem Rock der Gerech- tigkeit, noch ohne Gotteserkenntniß und gdttliches Gesetz. (Schmieder.) Jener ersten Periode des Volkes eine zweite V. 8—14), welche die frühere bei weitem an Herrlichkeit überstrahlte; aus dem von Gott adop- tirten, erhaltenen Kinde wird eine dem HErrn in festem Ehebündnisse verbundene Gattin. Hochgeehrt vor allen, retchgeschmückt durch göttliche Huld und Gnade, mit königlicher Würde bekleidet steht sie da, ein Gegenstand des Ruhmes unter den übrigen Völkern. Auch diese zweite Heimsuchung Jsraels durch feinen Gott ist ein- geleitet mit dem »und ich ging vor dir über«; auch (V. 6 f.) folgte - 490 Hesekiel 16, 15—3 1. damals noch hatte das Volk nichts dem HErrn zu bieten, es kam ihm mit keiner Gabe entgegen, er fand es vielmehr in seiner ganzen Armuth— aber reif, um den Rathschluß seiner Liebe an ihm zu verwirk- lichen. (Hävernick.) Wie d1irch Erhaltun und Meh- rung in Egyptem so erwies sich durch die rrettung aus Egypten, die ihren nächsten Abschluß in der sinai- tischen Gesetzgebung erhielt, Jehovcks Erbarmen dem Volke — dort mehr äußerlich, hier vorwiegend inner- lich. Das Ausbreiten des Zipfels vom Oberkleide und die Bedeckung der Blöße versinnbildet im Allge- meinen, daß er die Elende,.Hilflose in seinen Schutz nahm, sich ihrer annahm, insbesondere jedoch mit dem ehrenden Gedanken an Verlobung und Ehelichung, welches Gedankens keierliche Ausführung der Eidschwur und die Buudschlie ung sind, wodurch das zum Volke gewordene Jsrael nun zum Eigenthumsvolke Je- hova’s ward. (Schröder.) Das Wort Geren ist ge- bildet aus geh welches den Wurfspieß (der Name ,,Gerhard« ist s. v. a. der Speerharte, Tapfere, und ,,Gertrud« s. v· a. die Speerdrude oder Speerjungfrau), dann aber auch das keilförmig zugespitzte Eisen vorn am Wurfspieß bedeutet; in »Geren« verallge- meinert sich dieser Begriff und ist nun darunter zu verstehen: a) etwas Keil- und Wurfschießförniiges z. B. im Althochdeutschen noch eine Landzunge, b) ein keilsörmiges Stück, wie der Zwickel im Hemde oder Kleide, c) der aus keilförmigen Stücken gebildete Kleidertheilüber den Hüften, der Rockschooß. (Jütting.) ,,Jch breitete meinen Geren über dich« ist sinnbildliche Bezeichnung, daß ein Mann eine Jungfrau oder Wittwe zur Ehe nimmt; er breitet die Fittige feines Gewandes über sie, nimmt sie in seinen Schutz und erklärt sie für sein Eigenthum, so daß beide, der Mann und dies Weib, fortan seien Ein Fleisch. (Schmieder.) Das Bnndesverhältnisz in welches Jehova zu Jsrael trat, wird hier, wie so oft, unter dem Bilde der Ehe und der Ehelichung dargestellt; unser Kapitel ist durch dies fortgehend in ihm festgehaltene Bild eine der- jenigen Schriftstellen, welche der sogen. mhstischen Auslegung des Hohenliedes für immer ihre Wahrheit sichern. (Kliefoth.) Sehr schön benutzt nun der Pro- phet die Sitte, welche namentlich bei Königen statt- fand, wornach eine längere Vorbereitung zur Auf- nahme in den Harem gehörte, um daran für seinen Zweck die mit dem Volke vorgenoinmene Reinigung zu knüpfen. Jsrael sollte als ein priesterliches Geschlecht und darum als ein vor Gott in feierlichem Bundes- opfer (2. Mos 24) gereinigtes Volk in die höhere Gemeinschaft übergehen; diesen Akt der Reinigung vollzieht Gott selbst, als der allein hier u Kraft und Vermögen besitzt, zugleich ein Beweis eines herab- lassenden unablässigen Erbarmens — niemand hatte sich bis dahin um das Volk bekümmert, noch klebte ihm das unreine Blut von Egypten her an (2. M. 23, 19; B. M.- 17, 7; l8, 23), diese Schuld tilgte nun- mehr der HErr. HävernickJ Das Salben mit Oel weist hin auf die ’räfte des göttlichen Geistes, welche Jsrael aus dein göttlichen Gnadenbunde zuflossen, die Bekleidung mit kostbaren Gewändern und die Schinü- ckun mit allerlei Geschmeide einer reichen Frau oder Fürstin weist hin auf die Ausrüstun Jsraels mit allen Gütern zur Verschönerung und erherrlichung des Lebens. (Keil.) Die von Jehova gereinigte, gesalbte und auf das Köstlichste geschmückte und genährte Tochter Jerusalems erhob sich zur herrlichften Königin, deren Ruf ob ihrer Schönheit sich unter allen Völkern ver- breitete. Der Prophet hat zugleich die Erhebung des Volks unter dem Scepter seiner berühmtesten Könige, eines David nnd Salomo im Auge: da glänzte es im herrlichften Schmuck. (Umbreit.) Die außergewöhnliche Schöne Jsraels ist sein G esetz: 2. Tor. Z, 7 ff. und sein Messias: Offb. 12, 1 u. Z. (Schröder.) Wenn die katholische Kirche ihrer großen Vorzüge sich rühmt, die sie zu haben vermeint und in mancher Hinsicht auch besi t, so sollte sie doch auch das weitere Bild be- tra ten, das von Israel im Folgenden entworfen wird, und sich im Spiegel von Offb. 17, 1 ff. betrachten; ihr aber ist keine Verheißung gegeben, wie Israel in V. 53 ff., sondern das Gericht in Offb. 18 gedrohet. 15. Aber du verließest dich auf deine Schöne [als wäre die dir verliehene Herrlichkeit ein Frei- brief, dir alles zu erlauben, auch ohne dich zu fchänden]; und weil du so gerichmet warest, triebest du [in der Meinung, als könne uichts diesen dei- nen Ruhm dir rauben] Hurerei [im geistlichen Sinne des Worts 2. Mos. 34, 16 Anm.], also, daß du dich einem jeglichen, wer [an dem Wege, da du nach Art der Huren saßest 1. Mos. 38, 14 ff.] vorüber ging, gemein machtest, nnd thatest feinen Willen [dich ihm in Unzucht ergebend]. 16. Und nahmest von deinen Kleidern [V. 10], und machtest dir bunte Altare daraus sindem du sie über dieselben aUSbreitetestJ , Und itiebcst deine Hnrerei darauf; als nie geschehen ist, noch geschehen wird [in so beispielloser Frechheit hast du das gethan]. 17. Du nahmest auch dein schön Geriithe das ich dir von meinem Gold und Silber gegeben hatte [V. 11 f.], und machtest dir [in den Götzen, die du dir davon herrichten ließest 2. Mof 32, 2 fs.] Mannsbilder sbloße Bilder von Männern an Sielle deines wahren und rechtmäßigen Mannes, elende Scheinmänner, die oft genug nicht einmal Menschen-, sondern Thiergestalt an sich trugen] daraus, und triebest deine Hurerei mit deu- selbiaen 18. Und nahmest deine gestickten Kleider, und bedecktest sie damit; und mein Oel und Råuchiverk legtest du ihnen [in den Speise- und Ränchopferm die du ihnen darbrachtestJ vor. 19. Meine Speise, die ich dir zu essen gab, -Semmel, Oel, Honig [V. 13], legtest du ihnen vor zum süßen Geruch. Ja, es kam dahin, spricht der HErr-HErr, 20. Daß du nahmest deine Söhne und Töchter, die du mir sals deinem Manne, in Folge des dir verliehenen Segens der Fruchtbarkeit] gezeuget hattest, und opfertest sie denselben zu fresseu [2. Kön 16, 3; 21, s; 23,10]. Meinest du denn, daß es ein Geringes sei um deine HUrereiZ 21. Daß du mir meine Kinder schlachtesh und lässest sie denselben verbrennen? 22. Noch hast du in allen deinen Greuelu und Hurerei nie gedacht an die Zeit deiner Jugend, wie bloß und nackend [bei deiner Geburt V. 6 f.] du warest, und in deinem Blut lagest kdaß du dich nun auch des schuldigen Dankes gegen Den erin- Israel, dessen sich der barmherzige Gott angenommen, zeigt sich undankbar. nert hättest, der dich aus tiefem Elend errettet und zu seinem Volke angenommen, um reiimüthig zu ihm ziiriickziikehrens Der 15. Vers sagt in der Art einer Einleitung die zwei Theile des Folgenden an: 1) Wesen (V.I5—22) und 2) Umfang (V. 23 ff.) der Versundigung des Volkes. Das iiinerste Wesen wird als Vertrauen auf die Gabe, abgedacht vom Gebet, also als Selbst- gerecht1gkeist, lstolzsSbisctherfhelkt angzzxlisen die dAZu- izerun o en e eä i·gen een wir em Bilde vxdm Eheweibe gegmäß als Purerei ausgemalt, in politischer wie religiöser Hinsichh eit Salomo’s Zeit. (Schröder.) Israel vertraute auf seine Schönheit, nämlich nicht so wie der Fromme auf Gott und auf die von Gott ihm verliehenen Gaben vertraut, sondern so wie der Gottlose in seiner Eitelkeit die ihm von Gott verliehenen Gaben für sein eigenes Erwerbniß und Verdienst nimmt und so sich auf sich selbst ver- läßt; und so sich in Eitelkeit auf seine Schönheit ver- lassend, beutete es den Ruhm, den es durch die von Gott ihm verliehene Schönheit bei den Heidenvölkern gefunden (V. 14), aus zu dem Erfolge, daß es sich zu den Heidenvölkern auf eine Weise stellte, welche einen Bruch des von Gott mit ihm eingegangenen Ehebundes in sich schloß, d. h. sich durch Verkehr und Bündnis; verschiedenster Art zu heidnischem Wesen bis um Götzendienst hin fortreißen ließ. (Kliefoth.) Jedem Verfiihrer gab Jsrael sich preis; jedem Götzeii der Völker, mit denen es gerade in Berührung kam, diente und opferte es. Unseliges Deutschlandl s»o hast auch du den Gotzen des xedesmaligen Zeitgeistes immer gefröhnt und geopfert, jeglichem vorübergehenden Zeit- götzen (Schmieder.l Die einzelne Aufzählung der zur Einrichtung und Förderung des Götzendieiistes verwandten göttlichen Gaben m V. 16——21 macht einen besonders energischen Effekt: alles ward zu die- sem Zwecke hingegeben, von der geringsten bis zur höchsten Gabe hiefür bestimmt. (Hävernick.i Auch feine Kinder, diese gleichsam aus der Ehe Jehovcks mit Israel eborenen Kinder, schla tete es den Götzen, indem es Fie denselben durch? euer gehen ließ. (Kliefoth.) Gottes Recht an unsern Kindern ist nicht allein vermöge der Schöpfung und Erhaltung, sondern auch vermöge des Bandes. (Starke.) Du darfst di o Heuchelchrish nicht darum gerecht halten gegen die Juden, weil du davor, was sie mit ihren Kindern ge- than, einen Abscheu hast; denn daß du dieKinder dem Teufel und· der Welt aiiferziehesh ist j»a ·nicht besser. (Berleb. Bib.) Die Gottlosen und Abgottischen haben ein schlechtes Gedächtniß, das Gedächtniß siicht der Teufel dem Menschen am ersten zu stehlen; kommt uns durch die Gnade das Gedächtniß wieder, wie gehen uns dann die Augen über! Bisweilen zieht die Sterbestunde den Schleier von unserm Gedächtnißx o laß es doch nicht so spät werden! tSchrödeini 23. Ueber alle diese deine Bosheit [sie bis aufs Aeußerste sieigernd] —- ach wehe, wehe dir! spricht der HEwHEkr [indem er des Strafgerichts gedenkt, das er dafür nun über dich verhangen muß] «—- 24. Banetest du dir Bergiirclien kder Huiserei daselbst zu stöhnen 4. Mos. 25, 8], nnd machtest dir Vergaltare [neben jenen Kirchen zu Ehren der Götter, in deren Dienst du Hurerei triebestJ auf allen Gassen; - 25. Und vorne an auf allen Straßen bauetest dii deine Vergaltare kdamit jeder sie schon aus 491 der Ferne sehe und daran eine Einladung habe, sich mit dir eiiizulassen], nnd machtest deine Schöne zu eitel Greuelz du gretetest kspreizeltestj mit dei- nen Beinen gegen alle, so vorüber gingen [sie recht geslissentlich zur Hurerei mit dir zu reizen], Und trlebest große Hurerei [wle ich dir gleich näher aus deiner Reichsgeschichte darlegen will]. 26. Erstlich lschon unter König Salomo l. Kötd 3-1; 9-16; 10- 28] triebest du Hurerei mit den Kindern Eghptens, deinen Nachbarn, die groß Fleisch [d. i. große, politische Bedeutung, die dich besonders reizte, gerade mit dieser Weltmacht dich einzulassen trotz des Verbots: b. Mos. 17,16], hatten, nnd triebest große Haku-ei, mich zu reizen sauch unter Rehabeam l. Kön. 14, 22—24]. 27. Ich aber streckte meine Hand aus wider dich sin den politischen Nachtheilem die ich unter Salomo, mehr aber noch unter Rehabeam dich er- fahren ließ I. K. 11, 14 u. 40; 14, 25 ff.], und steuerte solcher deiner Weise speabsichtigte ihr zu sieiiern]; uiid übergab dich [hernach, da du meine Absicht nicht verstehen wolliestj in den Willkn dei- ner Feinde, den Töchtern der Philister lderen ver- hältnißmäßig so kleine Staaten dich fortwährend bekämpften nnd dir viel Noth bereiteten Z. Chron. 21, 16 f.; 28, 18], welche sich schämten vor dei- nem verruchien Wesen sindem sie ihrerseits ihren salschen Götzen bessere Treue hielten, als du dem wahren Gott Jer. 2, 10 f.]. 28. Darnach [oon König Ahas an 2. Kön 16- 7] triebest du Hnrerei mit den Kindern Assnr, und konntest deß nicht satt werden; ja, da du mit ihnen Hnrerei getrieben hattest, und deß iiicht satt werden konntest; 29. Machiesi du [unter Hiskia 2. Kön. 20, 12 ff.] der Hurerei noch mehr im Lande Cauaaii bis in Chaldäa [wohl richtiger: nach Canaans Land Chaldäa hin, diesem Krämerlande Kap. 17, 4]; noch konntest du damit auch nicht satt werden lsondern stehest jetzt im Begriff, dich deinem ersten Buhlen Egypten wieder zuzuwenden) 30. Wie soll ich dir doch dein Herz beschmi- den [das so überaus lüstern und der unzüchtigen Begierde voll ist], spricht der HErr-HErr, weil dn solche Werke thust einer großen Erzhnre sdie da -huren will um jeden Preis, wenn sie auch keinen Lohn dafür bekommt Jef. 30, 5], 31. Damit, daß du deine Bergkirclien bauetest vorne an auf allen Straßen, nnd deine Altare machtest ans allen Gassen [V. 2512 Dazu kweil auch das Bild einer Erzhure, die von dem Lohn für das Zulassen ganz absieht, noch nicht grell genug dein Thun und Treiben bezeichUetJ warest du nicht wie eine andere Hure, die man muß mit Geld kaufen [wenn man steseinem Willen dienstbar machen will]; 492 Hesekiei is, 32-—49. · 32. Noch wie die Ehebrecherim die anstatt ihres Mannes keinmal der augenblicklichen Ab- wechselung wegen] andere zuläßt sdann aber sich ihrem Manne wieder ergiebt]. 33. Denn allen andern Huren sum den Nebengedanken in V. 32 wieder fallen zu lassen] giebt man Geld; du aber giebst allen deinen Buhlen Geld [2. Kein. 16, 8; Hof. 8, o; 12, 2], nnd schenkest ihnen, daß sie zu dir kommen allenthalben, und mit dir Hnrerei treiben. 34. Und findet fiel) an dir das Widerspiel vor andern Weibern mit deiner Hurerei, weil man dir nicht nachläuft [wie mans mit andern Weibern macht]; sondern [indem vielmehr] dn Geld zuglebsh und man dir nicht Geld zagte-di, also treibcst du [wie gesagt] das Widerspiel [der andern Weiber] In dem zweiten Theile der Darlegung des Undanks wird die Steigerung des Abfalls gefchildert, wie sie mit den Zeiten des nationalen Unglüeks, der Bedrän- gung durch die Weltmächte eintrat; von da an wurde der Abfall eigentlich national — das Unglück macht stets, wenn nicht besser, dann schlechter. Nur formell ist der Unterschied, daß die Buhlen in früherer Zeit vorwie end die Götzen selbst waren, jetzt die abgötti- schen ölker, bei denen Israel die von Gott zur ge- rechten Strafe ihm verfagte Hilfe su te; in V. 26 (groß Fleifch, vgl. Jer. l7, Z) tritt re t deutlich her- vor, daß der nächste Gegenstand der Buhlereinicht die Götzen im gewöhnli en Sinne, sondern die Welt- mächte sind, daß die uhlerei wesentlich politischen Charakter trägt, die Götzen nur in zweiter Linie stehen, insofern, wer einem Volke huldigte, zugleich seinen Nationalgöttern Ehrfurcht beweisen mußte. (Heng- stenberg.) Die bisher religiös gehaltene Schilderung nimmt politische Färbung an; nach dem Abfall von Jehova konnte der innere, politische Verfall der Theo- kratie und der Hinfall an alle mögliche Weltmächte nicht ausbleiben, und sind es besonders die afrikanischen und asiatifchen Weltmächte, denen Israel in seinem am Wege mannigfachen Weltverkehrs gelegenen Lande (1. Mof. 1«2, 7 Anm.) sich preisgab. (Schröder.) Jsraels Verhältnis; zu seinen Buhlen war ganz eige- ner Art: es ward nicht von ihnen auf efucht, niemand buhlte um seine Gunst, sondern es elber suchte jene auf und bewog sie durch Geschenke, ihm ihre Gunst zu erzeigen. (Hävernick.) In der Darstellun der Versündigung des Volks sprtcht der Prophet im amen des Errn ohne Rückhalt aus, was die Schamhaftig- keit onst zu verschweigen und zu verhüllen gebietet; aber die Naturwahrheit ist bei Ausdeckung der Sünde mit so viel Ernst, ja Entrüftung verbunden, daß die böse Lust durch seine Worte nicht erreget, sondern ge- richtet wird. Es ist nur zu billigen, daß Personen von unreifem Alter oder von unkeuschem Sinn dies Kapitel lieber überfchlagen, wie denn schon die jüdi- schen Lehrer den Proph. Hefekiel überhaupt erft im männlichen Alter zu lesen gestatteten; für einen reinen und reisen Sinn jedoch ist die Erbarmung des HErrn, die Undankbarkeit und Untreue seines Volks, die fchwere Schuld, die strenge Züchtigung und die Gnade Gottes, die ich endlich zu einem neuen Bunde mit der Ehe- bre erin herabläßh mit ergreifender Anfchaulichkeit eschildert Die ganze Darstellung verläuft wie ein slortfchreitendes Drama, das in einem irdischen Bilde den Kam f der heil. Liebe Gottes mit der menschlichen Untreue o vergegenwärtigt, daß wohl mancher Leser befchämt ausfprechen wird: die treulose Vermählte Gottes ist meine Seele gewesen. (Schmieder.) Mit dem Vorhalt: Israel sucht weder den Lohn der Ehe- brecherin (den Genuß eines anderen Mannes, die Lust der Abwechselung) noch den der Gassenhure (die Be- zahlung), sondern giebt ihrerseits ihren Buhlen noch zu, ist das möglichst Hatte iiber Israel ausgesagt· die dem Propheten in V. 2 gestellte Aufgabe, dem Volke seine Greuel kund zu thun, ist also erfüllt, die Rede wendet sich daher, um in V. 35 ——52 aus dem allen den Schluß zu ziehen und nciher auszuführen wie Gott nothwendig Israel, trotz seiner Erwählung und Bevorzu ung, werde gleich allen Völkern strafen müssen, weil es seine Erwählung vereitelt, seinen Vorzug zu nichte gemacht und mehr als alle Völker gesündigt habe. (Kliefoth.) 35. Darum, du Hure, höre des HErrn Wort ldas dir deine Strafe verkündigt]. 36. So spricht der HErr-HErr: Weil du denn [wie in V. 33 f. und V. 16 ff. dargelegt worden] so milde sfreigebig oder oerschwenderisch Luk. s, 39 Anm.] Geld zngiebst, nnd deine Scham dnrch deine Hnrerei gegen deine Buhlen entbtdßest [deine dir als Volk Gottes verliehene hohe Würde schmählich mit deiner Hurerei preiSgiebsiJ und gegen alle Götzen deiner Greuel [die von dir aufgerich- teten und mit deinen gestickten Kleidern bedeckten Götzenbilder V.18], und vergießest das Blut dei- ner Kinder, welche du ihnen opferst [V. 20 f.]; 37. Darum siehe, ich will sammeln alle deine Buhlen, mit welchen du Wollnst getrieben hast, sammt allen, die du für Freunde hieltest kais hätten sie es mit dir gut vor], zu deinen Feinden sdie sich langeschon auf deinen Untergang gefreut haben Knie. 25 n. 26]; nnd will sie beide wider dich sammeln allenihalben und will ihnen deine Scham bldßen, daß sie deine Scham gar sehen sollen [Jer. 13, 22. 26; Hof. T, 10; Nah. 3, 5]. 38. Und will das Recht der Ehebrecherinnen nnd Blutvergießerinnen sdic im Gesetz 3. Mof. 20, 2 u. 2. M. 21, 12 für die einen und die andern bestimmten beiden Arten der Todesstrafq über dich gehen lassen, nnd will dein Blut stürzen [Kap. 14, 191 mit Grimm nnd Eifer sdaß du ganz in Blut ausgehen , mit der ganzen blutigen Strafe überschüttet werden sollsi]. 39. Und will dich in ihre Hände geben, daß sie deine Bergiirchen abbrechen , und deine Berg: aliäre umreißen [V. 24], und » dir deine Kleider ausziehen, und dein schön Geriithe dir nehmen, nnd dich nackend und bloß sitzen lassen [2. Kein. 25, 13 ff.]. 40. Und sollen Hausen Leute [in den Krieger- schaaren] über dich bringen, die dich sals eine Ehe- breche-tin] steinigen, und sals eine Blutvergießerin] mit ihren Schwertern zerhauen [Joh. 8, 5; 1. Mof. I, 6], Alle ihm von Gott verliehenen Gaben, selbst die Kinder, hat Israel den Götzen preisgegeben. 493 41. Und szur Verschärfung solcher Strafe 3. Mos 20, 14] deine Häuser mit Feuer ver- brennen [2. Kön 25, 91 und dir dein Recht kais eines Etzhure V« 301 thun vor den Augen vieler sWeiber liiämlich der Heidenvölkey im Vergleich mit welchen du es am ärgsien getrieben hast mit Hurerei und Götzendienst]. Also tvill ich deiner Hurerei ein Ende machen, daß du nicht mehr sollst Geld noch zugeben sdeinen Buhlen, weil du nun nichts mehr zu geben hast] · 42. Und will tneinen Muth an dir kahlen [Kap. d, 131 und meinen Eifer an dir sättigen, daß ich sdurch solche Vollstreckung des Rechts, wie es dem durch den Ehebruch seines Weibes ver- letzten Gemahl zukommt] ruhe [wieder ruhig tizerde], Und nicht mehr zürnen [Und mich kränken] durfe. » 43. Darum, daß du nicht gedacht haft an die Zeit deiner Jugend [wo du in so tiefem Elend faßestj ich aber errettete dich daraus und erhub dich zu hohen Ehren V. 4——14], sondern mich mit diesem allen geieizet swas in V. 15——34 ge- sagt tvordenjz darum [weil du so undankbar aller meiner. Gnaden vergessen und so greulich dich ver- sündigt hast] will ich auch dir all dein Thun ans den Kopf legen [Kap. 9, 10; i1, 21], spricht der HErr-HErr: wiewohl ich damit [wenn ich werde das in V. 37—4l Gesagte alles vollbracht haben] nicht gethan habe nach dem Laster in deinen Greneln [dir noch lange nicht so viel angethan habe, als du mit dem Laster deiner Greuel eigent- lich verdient hättest] Die Strafe Gottes beginnt mit Vorhaltung der Sünden: so ist unser böses Gewissen die Ankündigung einer noch anderen Verdammniß. (Schröder.) Die Strafe entspricht genau der Versiindigungr Juda wird gestraft als Ehebrecherin und Mörderin sihrer Kinder); was nur immer das Gesetz an entehrenden und furcht- baren Strafen für Verbrechen dieser Art kennt, das soll an der Theokratie vollzogen werden. sHävernickJ Die strafende Aufdeikung der Blöße (V. 37) ist die gerechte Vergeltung für die freiwillige (V. 25); die letztere bezeichnet die schmachvolle Prostitution und Selbsterniedrigung des Volkes Gottes, welches bei der Welt betteln ging, die erstere das schimpfliche äußere Elend, in das es durch die Weltmächte gerathen soll, denen es sich hingegeben. Die Buhlen sind nach V.28 u. 29 Assur und Babylon, die Feinde sind die um- wohnenden Völker, die stets auf die Gelegenheit lau- erten. (Hengstenberg.) Wie mit Jsraels Buhlerin so geht’s auch mit der Wirthshaus-, Spieler- und dergl. Weltfreundschaftx das ist derFluch der Sünde, daß die, mit denen wir gesiindigt, mit unsern Feinden gemein- schaftliche Sache machen uns zur Strafe. Freunde können unter Umständen die wehesten Ruthen in Got- tes Hand sein. Gott, bewahre mich vor Freunden, die nicht auch deine Freunde sind! (Schröder.) Zu den letztenWorten des 43. Verses bemerkt Luther in der Randglossm ,,Vergleiche den Grundtext, und wenn du kannst, so gieb es besser« Er hat also selber zu einer theilweisen Verbesserung feiner Uebersetzung auf- gefordert und sie nicht als unbedingt maßgebend für alles Einzelne wollen angesehen wissen, im vorliegen- den Falle giebt es denn auch wirklich eine noch zu- tresfendere Deutung des Worts, das er mit ,,Laster« übersetzr Dasselbe kommt auch in 3. Mos. 19, 29 vor und bedeutet dort s. v. a. Unthatx eine solche wäre es, wenn ein Vater in, die Hurerei seiner Tochter, deren Keuschheit doch gerade unter seinem Schutze stehen sollte, einwilligen oder gar um Gewinnstes willen fördern wollte, eine solche wäre es aber auch, wenn Gott der Heilige das Thun und Treiben der Völker länger so mit ansehen und nicht zu gerechter Vergeltung dawider einschreiten wollte, er würde damit siölZ in ärgster Weise verschulden» und seinem eigen-en esetz w; er prechein Hiernach ubersetzt man: daß ich nicht die nthat (von der in jener Gesetzesstelle die Rede ist) be ehe bei allen deinenrGreueln (die·du begehestz « « 44. Siehe, alle die, so Spriichwort pflegen zn itben [die Spruchredner, die sich darin gefallen", die Erfahrungen und Beobachtungen, die sie machen, in eine Sentenz oder sinnige Rede zu fassen 4. Mos. 21, 10; 1. Kön. 4, 31 Anm.] werden von dir dies Sprüchwort [1. K. 9, s] sagen: Die Tochter ist wie die Mutter [die eine Hethiterin war V. 3]. 45. Du bist [in Wahrheit] deiner Mutter Tochter, welche ihren Mann und Kinder verstößt; und bist [um das Sprüchwort V. 44 noch zu er- weitern] eine Schwester deiner Schwestern swie ich sie in V. 46 näher bezeichnen werde] die ihre Männer und Kinder [ebenfalls] verstoßen. Eure Mutter ist [wie in V. 3 gesagt] eine von den Hethiterm und euer Vater ein Amoriter [so daß es auch von euch heißen kann: »,,der Apfel fällt nicht weit vom Stamme«]. 46. [Und was den Satz betrifft: »du bist eine Schwester deiner Schwestern« so meine ich:] Samaria ist deine große Schwester mit ihren Töchtern, die dir zur Linken wohnet snördlich von dir I. Mos. 13, 9 Anm.]; nnd Sodom ist deine kleine Schwester mit ihren Töchtern, die zu deiner Rechten kfüdlich von dir] wohnet; 47. Wiewohl du [obgleich sie auf der einen Seite allerdings deine Schwestern sind] dennoch sandererseitsq nicht gelebet hast nach ihrem Wesen, noch gethan nach ihren Greueln sdaß du dich damit zufrieden gestellt hättest, es so schlimm zu treiben, wie sie] Es fehlet [nämlich] nicht weit [verhält sich vielmehr wirklich fo], daß dn es ärger gemacht hast, weder sie [2. Chr. 29, 34 Auen] in alle deinem Wesen. 48. So wahr ich lebe, spricht der HEN- HErn Sodom, deine Schwester, sammt ihren Töch- tern sdeu von ihr abhängigen Städten 4. Mof. El, 255 l. M. 14- 2], hat nicht so gethan, wie du und deine Töchter [vgl. Matth 11, 23 f.]. — 49. Siehe- das war deiner Schwester Sodom Missethah Hofsait und alles vollauf lhochmuth in dem ungestörten Besitz leiblicher Giiter], nnd guter Friede, den sie nnd ihre Töchter hatten 494 Hesekiel 16, 50—— 54. sfleischliche Sicherheit, wie sie aus äußeren! Frieden bervorgeht]; aber [indem aus diesen Grund: sünden sich nun auch böse Werke im unterlassen des Guten und Uebung des Bösen entwickelten] dem Armen und Dürftigen halfen sie nicht sdaß jemand von ihnen die beiden Fremdlinge I. Mos. 19, 1 gastlich aufzunehmen nur Miene gemacht hätte]. 50. Sondern waren stolz, und thaten Greuel vor mir [die als sodomitische bezeichnet zu werden pflegen 1. Mos 19, 5 ,Anm.]; darum ich sie auch weggethan habe, da ich begann drein zu sehen [1. M. 18, 20 f. u. 19, 24 f.]. « St. So hat auch Samaria [die Hauptstadt desZehnstämmereichs mit diesem selber] nicht die Hälfte deiner Sunden gethan [Jer. Z, 11 Anzug; sondern du hast deiner Greuel so viel mehr uber sie siiber die von ihr begangenen Greuel hinaus] gethan, daß du dritte Schwester gleich fromm [so gut wie fromm oder gerechtJ gemacht hast gegen alle deine Greuel, die du gethan hast sindem erst da recht zu Tage getreten ist, was gottlos heißt]. · 52. So trage auch nun [du,gleichwieSamaria die ihre hat tragen niiissen 2. Kön. 17] deine Schande, die»du deine Schwester fromm machst durch deine Sunden, in welchen du größere Greneh denn ne, gethan hast, nnd machst sie frömmen denn du bist. So sei nun auch du schamroth und trage deine Schande sin der Strafe, die dich treffen wird und die natürlich keine geringere als die über Samaria gekommene sein kann, darum], daß du deine Schwester fromm gemacht hast sim Vergleich mit dir, der recht eigentlichen bösen Cananitew Tochiers »Wie die Mutter, so die Tochter«, lautet nach V. 44 der Dichterspruch: wie Jsrael den ursprüng- lichen Bewohnern Canaans in seinen Sitten gleich ge- worden, so auch in seinem Schicksal, welches zu der Zeit, in wel e der Dichterspruch gefetzt wird, schon in die Wirkli keit eingetreten. Das geistige Mutter- volk Israel-s, die Tochter Eanaan, verabscheute seinen Mann, den Einen wahren Gott, der nach l. Mo . 1, 26 alle Menschen zu seinem Bilde geschaffen, nach s postg. 17, 25 ff. Allen Leben und Odem »und alles giebt, in dem alle Menschen leben, weben und sind, und der eben deshalb auf die hingebende Liebe aller Menkschen Anfpruch hat, indem es ihm andere Götter, Wer der Menschenhände Vorzug, und verabfcheute seine Kinder, indem es sie den Götzen im Feuer weihte; denn in Z. Mos. 18, 21. 24 u. H. M. 12, 31 wird ausdrück- lich gesagt, daß die dem Moloch dargebrachten Kinder- opfer unter den Völkern einheimisch waren, die der HErr vor Israel vertrieben. (Hengstenberg.) Jndem der HErr sich als Mann auch der Eananiter bezeich- net, zeigt er an, daß er nicht nur der Juden, sondern auch der Heiden Gott sei; denn er hieß von Alters her auch ihr Gott, ehe sie siehmit dem Götzendienst be- fleckten. (Theodoret.) Jenes Sprüchwort in V. 44 enthält eine entsetzliche Wahrheit, die es zu einem so bitterm, tief demüthigenden Worte rnacht; daher greift die Rede es in V. 45 auf und erweitert es noch, indem sie auch die Schwestern hineinzieht sHävernickJ Er fügt auch die Schwestern und deren Töchter hinzu, als wollte er die ganze Familie zusammen ne men- (Caldin.) Diese Schwestern sind nun nach . 46 Samaria und Sodom; gerade diese werden aus der Masse der Völker ausgewählt, weil Sodom vor allen andern als die größte Sünderin berüchtigt war, Samaria Jerusalem am nächsten stand. Es heißt: welche verstoßen ,,ihre Männer«, weil der Eine wahre Gott, welche bei den Schwestern wie bei der Mutter der rechtmäßige Ehemann ist, doch ein Anderer war im Verhältniß zu Sodom und im Verhältniß zu Samaria —- dort Elohim, die Gottheit, hier Jehova, der eschichtlich offenbar gewordene, der Bundesgott (1. of. Z, 6Anm.). Samaria wird dann die größere Schwester Juda’s genannt, weil das 10 Stämme um- fassende nördliche Reich das größere war, Sodom die kleinere, weil fein Gebiet kleiner war wie das Juda’s. Jerusalem hat sich nach V. 47 nicht damit begnügt, in den Wegen Sodom’s und Samaricks zu wandeln, es hat es sogar noch ärger getrieben. Diese Wahr- eit ruht auf dem Ausspruch des HErrn in Luk. 12, its; Juda frevelte ge en den in seiner Mitte in der mannig- fachsten Weise o enbar gewordenen Gott( die tiefsten Abgründe der Bosheit eröffnen sich erst bei denjenigen, denen Gott sich kundgegeben hat und die ihr Herz gegen seine Offenbarung Verstockten. (Hengstenberg.) Es war der gewöhnliche natürliche Mensch, der in Sodom zum Gericht sich reiste, gegenüber dem Reich: t um göttlicher Güte allerdings, aber doch nicht klarster ahrheitsoffenbarung ge eniiber, wie das mit Juda der Fall war. Was des en Verhältniß zu Samaria betrifft, so unterbleibt die nähere Angabe, worin die größere Verschuldung bestanden, weil der Gedanke aus Jer. 3, 11 geläufig war: Juda Platte den Tempel, das Davidische Königshaus, jedensa s bei einer längeren Frist zur Umkehr nicht nur Sodom’s, sondern auch Samaria’s Gericht vor Augen. (Schröder.) 53. Jch Will aber ihr sdeiner in V. 46 ge- nannten beiden Schwesterns Gefängniß wenden, namlich das Gefangmß dieser Sodom und ihrer Töchter [die ich weggethan habe V. 5019 und das Gefängniß dieser Samaria und ihrer Tochter [die ihre Schande haben tragen miissen B. 52], und» die Gefangenen deines jetzigen sso schweren] Gefang- nifses [o Juda und Jerusalem, will ich wenden, d. h. aus allen Ländern, dahin sie zerstreuet sind, sammeln und in den vorigen Herrlichkeitsstatid wieder einsetzen], sammt ihnen [den Gefangenen der beiden Andern Jes. 19, 23 f.; Röm. U, 25], 54. Daß du War, wie sich gebührt V. 43 Atem] tragen mussesi deine Schande und Hohn für alles, das du gethan hast; und dennoch ihr falle mit einander, an denen ich meine Gerechtig- keit offenbaret habe] getrösiet werdet süber dem Ungliick, das ich iiber euch habe kommen lassen]. Hier beginnt nach dem schärfsten Gericht über Jerusalem die Verheißung der Begnadigmiå aber mit fortgehender und bleibender Beschämung ( chmiederJ Die Begnadigung wird Jerusalem nicht für sich allein zu Theil, sondern in Gemeinschaft mit denjenigen, denen sie, wie in der Sünde, so auch in der Strafe gleich geworden: ermangelt Juda nicht weniger, wie sie, des Ruhmes vor Gott, kann es nur dur die Gnade Erlösung erhalten, so ist es natürlich, da die Erlösung sich nicht aus sie beschränkt, daß der Gott, der sich aller seiner Werke erbarmt, sie auch auf die Juba, ärger als Sodom und Samaria, wird auch deren Schande tragen müssen. 495 übrigen ausdehnt. (Hengstenberg.) Jmnier wieder hatte Hesekiel seinen früheren Weissagungen des bevor- stehenden Gerichts die Verheißung hinzugefügt, daß Gott nach diesem Gericht, wenn es seine Frucht der Bekehrung getragen, Israel aus dem Elend wieder Irstellen werde. Hierauf konnten die Hörer des ropheten, nachdem ihnen das vorliegende Gotteswort alle Ausflüchte abgeschnitten, zurückgreifenx sie konnten sagen: wenn denn auch zunächst Israel» durch solch Gericht vor allen andern Volkern beschamt werden möge, so werde ja doch nach Hesekiels eigenen Worten nach dem Gericht die Wiederherstellun Israels folgen, und es werde also Israel doch wenigsiens dann wieder allen Völkern vorgehen. Auch diesen letzten Einwand abzuschneiden, fügt das Gotteswort noch diesen letzten Abschnitt hin u und führt darin aus, allerdings werde eine solche iederherstellung erfolgen, aber dieselbe werde 1) nicht Israel allein, sondern allen Völkern, auch Sodom und Samaria widerfahren, und werde 2) allen andern Völkern zuvor und Israel erst zu allerletzt widerfahren, und so werde denn Israel, weil es ärger denn alle Völker gesündigt, auch nicht allein durch schärferes Gericht, sondern selbst bei der Wieder- l)erstellung nach dem Gericht vor allen Völkern be- schämt werden. (Kliefoth.) Vermö e des Bandes, welchen der HErr mit Israel geschloxssem wird Jeru- salem nicht im Elende bleiben, sondern zu der dem Volke Gottes verheißenen Herrlichkeit gelangen; jedoch in einer Weise, durch welche alles Rühmen ausge- schlossen und Juda mit tiefer Beschämuiig zur Erkennt- niß der göttlichen Barmherzigkeit gelangen wird. Dies geschieht dadurch, daß die beiden Reiche oder Völkerschaften, welche zuerst dem Gericht verfallen sind, auch zuerst begnadigt werden sollen, und erst nach ihnen wird Jerusalem mit den übrigen Städten Juda’s auch Gnade empfahen, damit sie ihre Schmach trage und sich ihrer Sünden schäme, also nicht, weil Sodom und Samaria länger ihre Strafe etragen, sondern zu tieferer Beschämuiig, zu völliger emiithi- gung Jerusalems. (Keil.) Die VoranstellunH Sodo1ns ist bedeutsam; fassen wir esin typischer edeutung, wonach es das Heidenthum repräsentirt, so ergiebt sich der Gedanke: des gestraften, von Gott gerichteten, im Bewußtsein s einer Hilslosigkeit dastehendem nach Rettun verlangenden Heidenthiims erbarmt sich Iehova zuersst und streckt die rettende Hand nach ihm aus, welchem das bundesbrüchige Israel dadurch, daß es sich selber unter Sodom gestellt, selbst eine solche Stellung zu seinen Gnadenerweisungen gegeben hat (Matth. 2I, 42 ). Die Rettun , das Heil in seiner ersten Erscheinung ist hier, wie osh bezeichnet als ein Zuriickfiihren der Ge- sangenschaft (vgl. Ier. 48, 47; 49, 6 u. 39). Dies steht zunächst nur vom« Bnndesvolk (5. Mos. 30, 3); allein die Propheten, nicht an dem Buchstaben der Formel haftend, sondern ihre innere geistige Bedeu- tung erfassend, wenden sie auch auf die heidnischen " Völker an-, die ebenfalls an dem Heil der messianischen Zeit Theil nehmen sollen. Auch der Heiden Zustand, der Heiden Elend erscheint ihnen gleich dem Israels als die Lage von Gefangenen, welche aus ihrem Ge- fängniß befreit werden, um an der Fülle der neuen göttlichen Se nungen Theil und Anfall zu haben. (Hävernick.) er repräsentirende Charakter Sodoms, wonach es das tiefe Verderben der Heidenwelt be- zeichnet (5. Mos. 32, 32; Jes. 1, M; Ier. 23, 14), wird in V. 61 ausdrürklich ausgesprochen; doch wird man Sodom selbst von dem Heile nicht ausschließen dürfen, dazu sind die speziellen Beziehun en auf dasselbe (V. 49 u. 50) zu stark. Da an eine gerstellung der Stadt nicht zu denken ist, so können Gegenstand der Heilsspendung nur ihre· durch das-Gericht weggerasften Bewohner sein, und wir haben hier eine Hmdeutung auf ein Fortgehen der Heilsanstalten nach dem Tode fiir die, welchen auf Erden das Heil nicht in seiner höchsten Vollendung ent egengetreten ist, die alt- testamentliche Grundlage Für 1. Petri s, 19 f. u. 4, 9. gHenastenbergJ Sodom war vermöge der» besonderen rt eines Untergangs ein absolut vernichtetes und verschwundenes todtes Volk. Wenn denn Christus in Matth. 10, 15 u. 11, 24., indem er dabei sichtlichunsere Stelle vor Augen hat, sagt, daß es Sodom im jüngsten Gericht erträglicher als dem damaligen Israel und seinen Stadten geh'en»werde, so hat er» damit ange- deutet, daß es auch sur Sodom noch einen We der Gnade iebt; wenn nun aber die so in Aussi t e- stellte - iederherstellunå Sodoms sich durch die n- nahme"» des Heils in hristo· bedingt, so fragt sich, wann ist» denn Sodom das Heil gepredigt worden oder wann wird es ihm gepredigt werden? Die älteren Dogmatiker antworteten hierauf»bekanntlich: drei Mal —— in Adam, in Noah und durch die in alle Welt ausgegangenen Apostel — sei das Heil in Christo der ganzen Menschheit ekredigt worden; damit habe Gott sein Versprechen erszü t, und »wenn dessen ungeachtet Volker und Geschlechter übrig bleiben, denen keine Kunde von dem Heil in Christo ugekommen wäre oder zukäme, so liege das an der rägheit der Men- schen in» der Annahme nnd»Weiterverkundi»guM jener allgemeinewPredigt und hatten davon die vens en gliit Rechrtt kalie Strakfe hzu tragen; dAber oggleich diese rgumen a on au in un ie er von eueren e- billigt ist, werden wir uns doch mit ihr nicht zufriesen geben können; sie geht in Folge der den alten Dog- matikern gewöhnlichen Gleichsetzung des alten und neuen Testaments von der Voraussetzung aus, als ob es schon vor Erscheinung des Sohnes Gottes in der Welt eine ausreichende Predigt des Heils in Christo fhätte geben können, und überdem führt sie zu Con- equenzen, welche demjenigen widerstreiten, was uns von dem Gnadenwillen Gottes bezeugt ist. Nach ihr würde es z. B. so» zu stehen kommen, daß die dermalen in der Mitte Afrikcks lebenden Neger, den-en niemals eine Kunde· von dem Heil in Chriito zukam, -darum mit Recht in die ewige Verdammniß führen, weil ihre Vorfahren vor soviel Jahrhunderten zu träge waren, die zu ihnen gekommenen lpostel Christi im Glauben aufzunehmen und weil auch die heutige Christenheit noch zu träge ist, ihnen das Wort des Heils zu bringen. ers; sisesch is. Eises-les en. «« a ie enn ni vom ei in ri o a en en en zukommen soll, so liegt darin offenbar, daß Gottcksich den einzelnen Menschen gegenuber verpslichtet haben will, ihnen die Predigt des Heils zu Theil werden zu lassen; und damit ist es denn völlig unverträglich, daß Menschen durch ihren, nicht von ihnen selbst, sondern von anderen Menschen verschuldeten Mangel der Kunde vom Heil sollten der ewigen Verdammniß anheim- fallen. Noch weniger wird nian sagen könnenz die- Ienigen vor- und nachchristlichen Volker und Einzel- personen» welche ohne Kunde des Heils dahingestorben oder dahinsterben, würden dereinst im jüngsten Gericht gerichtet werden nicht darnach, ob sie dem Heile in Christo geglaubt oder nicht geglaubt hätten, sondern darnach, ob sie, wenn ihnen das Heil in Christo ge- predigt worden wäre, dasselbe würden im Glauben angenommen oder verworfen haben; das liese doch ain En e auf nichts Anderes hinaus, als daß es in den Maiiiisahån aächt ohnke die; Heilsogfenbakyruiag einen Riest na r»i er üe ge en önne, er e en ogut wie ie gläubige Annahme des Heilswortes aus dem letzten 496 Hesekiel 16, 55-——63. 17, 1—6. Gericht «errette, die Predigt des Heils und die gläubige Annahme desselben käme dabei als ein schließlich ziem- lich Unnöthi es und Unnützes zu stehen. Es ist viel- mehr darau zu bestehen, daß die Entscheidung zum Heil oder zur Verdammniß nur gegenüber dem ver- kündigten und gehörten bestimmten Worte von Christo erfolgen kann, und so wird uns schwerlich etwas Anderes bleiben, als auf 1· Petri 3, 16; 4, 6 und ihre alte Erklärung einzu ehen und an unehmen, daß unser HErr bei seiner "ö enfahrt die ’unde von dem durch sein Leben und terben hergestellten Heil auch in den Seheoh zu den bis dahin der Erlösung noch unkundigen Verstorbenen getragen habe, damit auch sie sich gegenüber dem Heilswort«entscheiden. Es liegt dabei auch die Annahme sehr nahe, daß der Ausdruck ,,Gesängniß« in 1. Petri 3, 19 unmittelbar auf das ,,Gefängniß« hier in V. 53 zurückblickt. (Kliefoth.) Nach Sodom wird Samaria begnadigt,» und darauf erst Juba; dessen Gefangenschaft heißt im Grundtext »die Gefangenschaft der Gefangenschaften« als die schwerste und furchtbarste (Hävernick.) Obgleich es unmöglich scheinen möchte, die in die entlegensten Länder Weg- geführten und Zerstreuten wieder zu sammeln, will ich doch auch diese härteste Gefangenschaft wenden und »die Gefan enen deines jetzigen Gefängnisses«, als die nicht von inem, sondern von unzählig vielen Herren gefangen gehalten werden, zuriickbringern (Starck.) so. Und deine Schwester, diese Sodom, und ihre Töchter sollen bekehret werden, wie sie vor gewesen sind sdaß ste wieder zu ihrem anfänglichen Besiande gelangen 1. Mos. is, 10]; und Samaria und ihre Töchter sollen beichtet werden, wie sie vor gewesen sind [1. M. 12, 5 f.; vgl. s. M. 11, 31 n. J. Kön 16, 243 Jes. 28, 1 Anm.]; dazu du auch, und deine Töchter Ehr] sollet bekchret werden, wie ihr vor gewesen seid [Apostg. 3, 21]. 56. Und wirst nicht mehr dicselbige Sodom, deine Schwester, rühmen simmer wieder auf die Rede von ihren großen Schandthaten und von ihremschrecklichen Untergang als das hervorragendste Beispiel menschlicher Vernsorfenheit und göttlicher Gerechtigkeit mit dem stolzen Pharisäergedanken zurückkommend: ,,ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie solche Leute«] wie zur Zeit deines Hochmnths [womit du dich weit über dieselbe er- haben diinktest, so lange du noch wohlbehalten da: stundest]. 57. Da deine Bosheit noch nicht lvor aller Welt und vor deinen eigenen Augen] entdeckt war sdaß du nämlich noch ärger als sie in alle deinem Wesen V. 47 seiest — eine solche Entdeckung wird dann noch viel griindlicher geschehen], als zur Zeit, da dich die Töchter Syriens nnd die Töchter der Philister allenthalben schändeten und verachteten dich um und um [Jes.- g, 11 f.]; 58. Da ihr fdann ferner. auch in der Strafe, die ich ähnlicher Weise unter Jojakim iiber euch kommen ließ L. Kein. 24, 1—4] mußtet eure Laster und Grenel tragen, spricht der HErr-H(Hrr. »Die Segnungen, von denen V. 53 nur den An- fang fchilderte, werden in V. 55 ihrer Vollendung nach kurz gezeichnet als eine Wiederherstellung in den vorigen, Stand, doch ist der vorige Zustand nichtseiner schlimmen, sondern seiner guten Seite nach gemeint: das Glück und Heil der Vorzeit ist diejenige nächste Fbrtm unter welcher der Prophet auch die Zukunft erblickt; aber sofort erscheint diese auch in einem so idealen Glanze, daß dadurch jene Form zersprengt wird und in Wahrheit eine neue Welt sich seinem Auge darstellt. Es ist der alte Gott mit denalien Gaben seiner Liebe, aber der subjektive Zustand ist ein anderer geworden; daher sind auch die alten Segnun- gen neuer Art und der ganze Zustand ist dadurch ein über den alten weit erhabener, verklärter geworden« In Betreff der Erfüllung dieser Weissagung, welche dem heil. Lande seiner ganzen Ausdehnung nach eine Befreiung von dem Fluche, davon es jetzt bedrückt wird (5· Mos. 11, 31 Anm.), und eine Wiederver- klärung in seine ursprüngliche Beschaffenheit Verkündigt, die noch weit über das. was anfänglich vorhanden war, hinausgeht, und an die Lieblichkeit von Eden er- innert, haben wir nicht erst an die Erneuerung der ganzen Erde am Ende der Welt (2. Petri Z, is; Offenb. 21, l) zu denken, sondern an das tausend- jährige Reich, von welchem freilich viele Ausleger nichts wissen wollen, das aber dennoch ein bestimmtes Glied in der Kette der dem Volke Gottes geschenkten Verheißungen ist und nicht erausgenommen werden darf- Wenn man nicht den ortlaut der Schrift ver- kehren und inißdeuten will. Der Aufrichtung des tausendjährigen Reiches auf· dem Boden des heil. Landes geht nach unserm Verständnis; der Offenh St. Johannis (Jer.31, 37 Anm.) ein Jahrhundert voraus, in welchem das zu Christo bekehrte Jsrael seinen Glauben in der Heiligung bewährt, aber auch durch das, was bei Hesekiel im 47. Kap. gesagt wird, die Verklärung der Stätte, wo Sodom mit ihren Töchtern gestanden, sich vorbereitet. Jn den Tagen seines Hos- mut s hat sich Israel das Exempel Sodoms ni t ur arnung dienen lassen, vielmehr eine Ursach zum elbstruhm daraus für sich hergenommen; selbst die bisherigen harten Züchtigungem die es z. B. unter Ahas und Jojakim durch die umwohnenden Völker- schaften erfahren, fruchteten nichts. Da weisen denn diese Strafen auf einen solchen Culminationspunkt des Gerichtes hin, wie es jetzt über Judacs Haupte isich drohend zusammenzieht; in diesem Gericht wird seine Sünde, wie vor der Welt, so auch vor ihm selber aufgedeckt werden, die strenge Gerechtigkeit seines Gottes· wird es mit Scham erfüllen, wenn es sich noch unter Sodom gestellt sieht (Röm. m, 19; 11, 14), aber die tiefste Scham wird es doch erst empfinden zur Zeit seiner Begnadigung (Ossenb. 11, 12), daß es dann allen Selbstruhm für immer verlernt. Ossenbar greift die Rede über das babylonische Exil weit hinaus; der Prophet verliertdasselbe gänzlich aus dem Auge, er siehet vielmehr sein Volk in dem jetzigen Zustande vor sich und redet nun von der Wiederherstellung die wir noch zu erwarten haben. 59. Denn also spricht der HErwHErr smit Beziehung darauf, daß er deine Bosheit aufdecken und noch viel schwerer alsbisher euch eure Laster und Greucl wird tragen lassen V. 51f.]: Jch will [indem ich für bestimmte Zeit mein Brmdes- verhältniß mit dir aufhebe nnd von meinem An: gesicht dich verstoßeJ dir thun, wie du gethan hast [also zur gerechten Vergeltung dafür], daß du den Eid verachtest iden du mir geschworen 5. Mos. 27, 1 fis; Joh. 8, 14 ff] und brichst den Bund Sündenvergebung und neue Bundesschließung — das Endziel der Wege Gottes. [in den du durch solchen Schwur mit mir einge- treten] « 60. Jch will aber swenn deine Strafzeit zu Ende ist, weil deine Untreue meine Treue nicht aufheben soll] gedenken an meinen Bund, den ich mit dir gemacht habe zur Zeit deiner Jugend [3. Mos 26, 42; Hof. 2, 15]; Und will mit dir einen ewigen Bund ausrichten [Jes. 54, 8 ff.; Jer. 31, 31 ff.]. til. Da sindem mein Gedenken V. 60 nun auch ein Gedenken bei dir hervorruft] wirft du an deine Wege gedenken [die bösen, die du gewandelt bist] und dich schämen, wenn du [in den zu Chrisio bekehrten Heidenoölkeriq deine großen und kleinen Schwestern zn dir nehmen wirst, die ich dir lindern ich sie deiner Gemeinschaft einVerleibeJ zu Töchtern geben werde, aber nicht aus deinem Bunde skommen sie zu dir, so daß sie erst in den alttesiamentlichen Bund hätten aufgenommen werden müssen, ehe sie dir einverleibt werden konnten]. 62. Sondern [auf Grund ganz neuer Ver- hältnisse und Bedingungen] will sich] nleinen Bund mit dir aufrichtcth daß dn swie früher ans der Strafe, so jetzt aus der Gnade] erfahren sollst, daß ich der HErr soder Gott im vollen Sinne des Worts] sei; 63. Auf daß dn sda, je höher die Wohlthat, desto tiefer auch die Beschämnng] daran gedenkest und dich ichamest sin dem Bewußtsein, von einem T so grundgiitigen Gott so lange und so schmählich abgefallen zu sein] und »vor Schande nicht mehr deinen Mund aufthnn durfest, wenn ich dir alles vergeben werde, was du gethan hast, spricht der HErr-HErr. Gott thut nach unsern Werken, und thut doch auch nicht nach unseren Werken —- beides schon diesseits, erst recht jenseits (Schröder.) Die in V. 53 u. 55 nur Sodom und Samaria verheißene Wiederherstellung wird in V. 61 zur Weifsagung der Aufnahme aller größeren und kleineren Völker in die Gemeinschaft der Herrlichkeit des Volkes Gottes erweitert; wenn also auch das, um seines tiefen Abfalls willen unter die Heiden verstoßene Jsrael erst nach dem dernichteten Sodom und nach dem gerichteten Samaria (Jer. Z, 12 ff.) zu feinem anfänglicheu Bestand zurückkehren wird, so wird doch die Erwähliing Jsraels vor allen Völkern der Erde zum erstgeborenen Sohne Jehovcks unwandelbar fort- bestehen und Jsrael den Stamm des neuen Gottes- reichs bilden, in welchen die Heidenvölker eingepflanzt werden. (Keil.) Als den eigentlichen Kern und Bittre!- p11nkt der so herrlichen Zukunft stellt V. 63 die Ver- gebung dar: es soll nicht mehr alles dessen gedacht werden, was das Volk gegen seinen Gott verbrochen hat; gnädig und barmherzig will der HErr mit feines Volkes Sündenschuld verfahren. In dem Bewußtsein dieser Gnade ist das der unverdienten Segnung, der dieselbe verwirkenden Untreue zugleich eingeschlossen; man wird den Mund darüber nicht aufthun, d. h. man wird nicht, wie bisher, mit falschen Entschuldigungem Ausflüchten und Lügen dem HErrn entgegentreten, sondern die Gerechtigkeit seiner Strafen von Herzens D äch s e l’ s Bis-strömt. 497 Grunde anerkennen. Die Größe der Gnade wird die Größe der Sünde, die ihr voranging, erst in ihrem ganzen Umfange enthüllen und bestätigen. (Hctvernick.) Das 17. Kapitel. Von des Zliönigs Zedeläia sgesitngnisz und dem Reiche Christi. Hi. V. 1——24. Gott kann, so redete man ferner sich ein, den König feines Volkes nicht zu Grunde gehen lassen, ohne die herrlichen lberheißungem die er dem thause Davids in Beziehung auf das ewig ihm verbleibende itisöiiigtkium gegeben, zunichte zu machen; schon um diese lderheißnngen zu retten, set es nothwendig, das Bedeleia von der Oberherrschaft des chaldäisctzen Zwinglierrn wieder frei zu werden suche nnd an die egnptisehe Macht sich anschließn so lange es noch Brit sei, deren Gunst zu gewinnen, damit nicht, wenn der unvermeidliche Zu— smmneastoß zwischen Chaldiia und Egnptcn mit einem Siege des letzteren endigen sollte, was ja doch so wahr— schcinlich sei, Inda in eine driictiende Abhängigkeit gerathr. Alle diese verwandt: mit den ihnen zn Grunde liegenden politischen Berechnnngeu macht denn das hier folgende vierte Gotlegwort zu schanden, indem es zuerst eines Gleiehuisses steh bedient w. 1——10) und dann das Glcichniß mit so gewisser vorherverteündiguiig dessen, was da kommen wird, unt-legt, als wäre es schon gegen- wärtig W. 11—2l). Weil nun in Beziehung ans das, was man von dem Daoidiseljeu Königthuni sagte, das Wort galt: ,,cs ist, was du suchen, aber es ist nicht, wo du es suchen« (Kngustin), so wird weiter ausgeführt, wie der HGry wenn nun das ,,wo«· zu schanden ge— worden, doch das »was« werde zu retten wissen und seine dem Dauidischen Stamme gegebene Zusage in der herrlichsten Weise erfitllen W. 22-—24). I. Und des HErrn Wort geschah sferners zn mir und sprach: 2. Du Menschenkind, lege dem Hause Israel ein Riithsel [1. Kost. 10, I Anna] vor und ein Gleichniß s2. Sam. 12, 4 Aiim.], 3. Und sprich: So spricht der HErr-HErr: Ein großer Adler [Jer. 48, 40; 49, 221 mit großen Flügeln nnd langen Fitiigen [oder Schwin- gen] nnd voll Federn, die bunt waren, kam aus Libanon [Jer. 22, 23] und nahm den Wipfcl von der Cederz 4. Und brach das oberste Reis ab, und Fkührcte es in das Keime-wand, nnd setzte es in die Kaufmannsstadt [Kap. Its, 29]. 5. Er nahm auch Samen ans demselbigen Lande, und sciete ihn in dasselbige gute Land, da »die! Wassers ist; und setzte es lose hin sdaß das Daraus hervorgehende Gewächs nur oben auf liegen nnd nicht zu tiefe eigene Wurzeln schlagen sollte «— nach anderer Deutung: setzte ihn als eine Weide] 6. Und es wuchs, iind ward ein ausge- breiteier Weinstock smit ilberhangenden Zweigen] und niedrigen Stammes, denn Besser: daß] seine 32 A. T. II. Z. 498 Hesekiel 17, 7—-20. Reben bogen sich zu ihm kdem Adler], und feine Wurzeln waren unter ihm [V. 14], und war also ein Weinstock, der Reben kriegte und Zweige szu einem Laubwerk ausbreitete) Vorher war die Rede davon, wie sie Gottes Bund Eebrochen haben, hier nun wird gehandelt, wie sie die reue den Pienschen nicht halten. (Lavater.) Wie im vorigen Abschnitt (Kap. 12, 1—16) auf die Straf- gerichte über Jerusalem die Verkündigung von dem Falle des Königs Zedekia folgte, so auch hier; aber nicht nur ist die Einkleidung ganz verschieden, sondern auch der Zweck — dort sollte nur die Gewißheit und Nähe des Untergangs dem un« läubigen Volk fest ver- sichert werden, hier aber schlie t die Weissagung tröst- lich mit einer messianischen Verheißung (Schmieder.) Die Einkleidung, in welcher die prophetische Jdee hier erscheint, ist nicht die blos allegorische Darstellung wie im vorhergehenden Kapitel; als eine besondere und neue kündigt der Prophet selbst sie an, indem er feine Rede als Räthsel und Gleichniß bezeichnet. Die symbolische Darstellung soll an Kühnheit und Energie die frühere bloße Allegorie noch gleichsam überbieten, daher sie noch besonders feierlich als ,,Gleichniß« an- gekündigt wird; sie ist aber zugleich ein ,,Räthsel«, wie sonst schon der sinnvolle, den Gedanken in spitzer Kürze darlegende Spruch (Spr.’1", 6), so noch mehr bei der Weissagung, deren klarer nnd nüchterner Ausdruck sich in die bilderreiche Sprache des vieldeutigen und dunkeln Shmbols hüllt. (Hiivernick.) Der Prophet stellt ein symbolisches Räthsel auf, damit er aus die Ergründung der verschleierten Wahrheit desto stärker den Sinn lenke. Auf einem großart1g angelegten Bilde sehen wir einen gewaltigen Adler mit uiächtigen Flügeln und langen Schwingen, voll prächtigeiy bun- ten Gefieders, das der herrlichsten Stickerei vergleich- bar, nach dem Libanon schweben und den Wipfel der Ceder hinwegnehmem er pflückt die höchste und er- habenste seiner Pflanzengestalten und legt sie nieder in der Stadt des lebendigsten Handels und Verkehrs der Völker. Aber er ergreift auch einen Schößling von der Saat des Landes, wo er die hervorragendste der Cedern genommen, und pflanzt ihn wie eine Weide auf reich bewässerten Boden; da sproßt er auf nnd wird zu einem Rebstock, der sich üppig ausbreitet, aber niedrigen Ansehns, mit zu ihm hingebogenen Ranken und unter ihm festgehaltenen Wurzeln, doch Laub und Zweige treibend. (Unibreit.) Nach V. lZ bedeutet der Adler den König Nebucadnezar; derselbe ist» groß, denn Nebucadnezar ist ein mächtiger König; seine Flügel sind groß und seine Schwinger: sind breit, denn über weite Länder ist er siegreich geflogen; und bunt ist sein Gefieder, weil er ein buntes Völkergemiseh sich unterworfen hat. Auch Egypten wird in V. 7 als Adler dargestellt; aber dieser Adler hat keine Schwingen und keine Buntheih denn Egypten ist nicht so mächtig und hat sich nicht ein solches buntes Völ- kergeinisch unterworfen. Der erste Adler nun kam zum Libanon, nahm den Wipfel der Ceder, pflückte die Spitze ihrer Sprößlinge ab und setzte sie in das» Handelsland, in die Kaufmannstadt; die Ceder ist nach V. 12 das Davidische Königshaus, der Libanon ist der Ort, wo dasselbe steht, also Jerusalem, welches auch V. 12 u. 22 ausdrücklich genannt und welchem in» V. 4 die Krämerstadt entgegengesetzt wird. Der Wiphel der Ceder, d. h. das oberste Reis und die dem elben nahe» stehenden unteren Reiser sind nach V. 1JZ f. der Konig Joiachin und seine Söhne und die Ge- waltigen des Landes, die Nebueadnezar wegsührete. Das Handelsland, die Kaufmannstadt ist Babel, der Same des, Landes dagegen ist (V. 12) König Zedekia; er wird so genannt, weil er aus dem Lande war und im Lande blieb. Es soll damit das Zwiefache ange- deutet werden, daß Nebueadnezar Israel in seinem Lande bestehen ließ und daß er ihm nicht einen babh- lonischen Statthalter gab, sondern einen einheimisehen König aus seinem angestammten Königshause ließ. Daß er ihn als eine Weide oder als eine Unterpflanze setzte, besagt das Nämliche wie das Andere, daß er ihn an’s Wasser setzte, nämlich daß er Juda in eine gedeihliche Lage brachte. Also: Nebueadnezar führte zwar den Jojachin und seine Gewaltigen im Lande nach Babel, aber er ließ doch Juda bestehen und gab ihm in Zedekia einen angestammten König und ließ ihm eine erträgliche Existenz. Und —- so fährt V. 6 fort — der also durch Zedekicks Einsetzun gepflanzte Weinstock gedieh, wuchs, trieb Aeste und weige, aber allerdings wurde er nur ein iiberhängendey wuchernder Weinstock, wie der Weinstock wird, wenn er wohl fruchtbaren Boden hat, doch nicht gepfählt und auf- gebunden wird; nnd daß er so werden sollte, war auch die Absicht, denn er sollte feine Zweige nicht nach einem eigenen Pfahl, sondern nach dem Adler strecken, und sollte init seinen Wurzeln unter dein Adler bleiben. (Kliefoth.) Ein Weinstock ist der neue König, nicht eine Eeder, wie das frühere selbstständigeDavidische Geschlecht. (Hengstenberg.) Der Adler thut nicht, wie Adler sonst thun, und was als Weide gepflanzt wird, erwächst zum Weinstock; das Widerstreitende solcher Darstellung macht die Gleichnißrede zum Räthset (Schröder.) 7. Und »da war eiu anderer großer Adler mit großen Flugeln [aber ohne die langen Fittigej und vielen Federn sdie jedoch nicht bunt waren], und siehe, der Weinstock hatte Verlangen an seinen Wurzeln zu diesem sank-ern] Adler, nnd stxeckte seine Reben aus gegen ihn, daß er gewassert tvitrde, vom Platz seiner Pflanzen svon dem Platze aus, da er, der Weinstock, gepflanzt war]. 8. Und war doch swie in V. 5 bemerkt] aus einen guter; Boden au viel Wasser gepslanzeh daß er wohl hatte können Zweige bringen, Frucht tragen, und ein herrlicher Weinstock werden [und also der Wiissernng var: jenem Lande aus zu seiner Wohlfahrt nicht bedurfte]. Wir gewahren noch einen andern großen Adler, auch von mächtigen Flügeln und reichem Gefieder; nach diesem streckt sehnsüchtig der Rebstock Wurzeln und Zweige, daß er ihm erquickende Nahrung ebe von dem Boden aus, wo er gepflanzn Und och stand er auf gutein Felde, an vielen Wassern, Ge- zweig zu treiben, Frncht zu bringen und zu einem herrlichen Rebstock zu werden. (U1nbreit.) Der zweite große Adler ist Eghptem die asrikanische Weltmacht; der Weinstock, das Reich Juda, hungert oder verlangt nach dem König von Eghpten, und zwar gehört dieser Hunger speziell den Wurzeln an, welche der Stärkung besonders bedürfen und an denen sich der Mansel des neuen Königthums kund giebt. Das Tränken( 11th·er: ,,Wässern«) scheint auf den VIII» anzuspielen, dies Symbol Egyptens und seines Konigs (Jer. Z, 18); die Worte aber: »von dem Beet, da er gepflanzt war«, gehören zu ,,er hatte Verlangen und streckte ans« — das Pslanzbeet ist Canaan, wo der König durch den Chaldäer eingepflanzh eben damit aber ihm zum Ge- horsam verpflichtet ist. (Hengstenberg.) Es markirt .wohlgefallen!« Der Untergang-des]Kbntgthutnsain Zedekiaw wird durch ein Gleichniß vorgebildet 499 dieser Beisatz die Unzufriedenheih den Undank, die Treulosigkeit Es ist nicht bequem, sich Gottes Ord- nung und Führung gefallen lassen, es gehört die Zucht des Geistes dazu: ,,laß deinen Augen meine Wege Man muß sein Herz sammt allen den Gedanken, die daraus aufsteigen und wie Gott, ja klüger als Gott sein wollen, dem HErrn hingeben, hinhalten, hinlassenz laß dich nicht gelüsten über dein Pflanzenbeet hinaus! Unzufriedenheit at schon Man- en vom warmen Ofen vertrieben. ( chröder.) Die eltkinder krümmen sich und lechzen nach dem, was von der Welt ist. (Starck.) Vers 8 führt den Gedanken aus, wie gut für den Weinstock gesorgt war, wie er ohne Ursach zur Unzufriedenheit den Gelüsten, um jeden Preis eine Ceder werden zu wollen, gefolgt sei. (Hävernick.) Wäre Zedekia ruhig als hangender Wem- stock unter Nebueadne ar geblieben, so hätte sein König- thum gedeihlichen Bestand haben können. (Keil.) 9. So sprich nnn sin Beziehung aus solches Verlangen des Weinsiocks V. 7 f.]: Also sagt der HErr-HErr: Sollte der smit dem, was er vor- nimmt] gerathen? Ja [im Gegentheil], man Wird seine Wurzel ausrotten, und feine Frucht abreißeu; nnd [er, der» Weinstock] wird verdorren, daß alle seines Gewachses Blätter becdorren werden, und [zwar] wird [das] nicht geschehen durch großen Arm noch viel Volks [so daß der, der über ihn kommt, erst Noth hätte, ein ihm zu Hilfe gesandtes Kriegsheer des Pharao niederzuwerfen V. 17, sondern ganz verlassen und wehrlos wird er da- stehen und das Gericht müssen über sich ergehen lassen Jer. 37, 5 fs.], auf daß man ihn von seinen Wurzeln wegsuhre kund er nun verdorre]. 10. Siehe, er ist zwar gepstanzet [und meinet nun, er könne von seinen Wurzeln gar nicht weg- geführet werden]; aber sollte er gerathen smit dem, was er zu seinem Emporkommen unternimmt, um nicht mehr so niedrigen Stammes zu bleiben, wie ihm auferlegt ist V. 6]? Ja, sdas wird sein Ge- rathen sein:] so bald ihn der Ostwind ruhren»wird, wird er berdorren auf dem Platz seines Gewachses Jn dieser seiner Hinneigung zum zweiten Adler kann der Weinstock nicht gedeihen, und der erste, der ihn gepflanzt und von dem er sich abgewandt hat, wird ihn aus seinen Wurzeln mit leichter Mühe heben und verdorren lassen. (Umbreit.) Die Wur- zeln bedeuten die nationale Existenz, und das Hin- wegnehmen mit den Wurzeln am Schlus e des A. Verses die völlige Aufhebung dieser Existenz; die Frucht bezeichnet den Ertrag des Landes oder den ge- sammten Erwerb, die Blätter seines Gewächses um- fassen alles, wodurch sich ein gedeihendes Volksleben kundgiebt Zu dem Hinwe nehmen mit den Wurzeln nun hätte es des großen pparates, dessen Nebucad- nezar nach Jer. 34 sich bediente, gar nicht bedurft: wenn ein Volk Gott zum Feinde hat, so· kann Einer ihrer tausend jagen und zwei können zehntausend flüchtig machen, 5. Mos. 32, sit; 3- M. 26, 8. (Hengsten- berg.) Der Ostwind, der verderbliche Feind der Pslanzen-Vegetation (Jer. 4, 12 Anm.), ist ein sehr passendes Symbol der von Osten her andrängenden feindlichen Chaldäer: schon die Berührung, der Hauch desselben reicht zum Verdorren hin — bei der gewal- tigen Uebermacht und der Hilflosigkeit Juda’s ist an keine Rettung zu denken. (Hävernick.) It. Und des HErrn Wort geschah Unmittel- bar in Verbindung mit dem vorigen Wort] zn mir und sprach: 12. Lieber [Richt. 4, 19 Anm.], sprich zu dem tingehorsamen Hause [Kap. 2, 5., das in etlichen von seinen Aeltesten um dich versammelt ist 14, 1]: Wisset ihr nicht, was das ist [was diese Dinge, die ich euch da in einem Räthsel und Gleichniß oorgestellet habe, bedeuten]? Und sprich [es ihnen, um jedem Mißverständniß vorzubeugen, erkläreud]: Siehe [was zunächst die Bedeutung des in V. 3—6 Erzählten betrifft] es kam [im J. 5981 der König zu Babel gen Jerusalem, und nahm ihren König [Joiachin] und ihre Fursteu und führete sie weg zu sich gen Babel. 13. Und nahm von dem königlichen Samen sden Mathanja, dessen Namen er in Zedekia wanderte] und machte einen Bund mit ihm, und nahm einen Eid von ihm; aber die Gewaltigen im Lande [2. Kost. 24, 141 nahm er weg, 14. Damit das Königreich demüthig [wie eine Weide V. d] bliebe und sich nicht erhübe seine Ceder sein zu toollen], auf daß sein Bund gehalten koürde und bestünde [·2. Kein. 24, 10——17]. 15. Aber derselbe (Same) fiel von ihm ab und sandte seine Botschast in Egvlltem daß man ihm Rosse nnd viel Volks szur Hilfe wider den König zu Babel] schicken sollle [2. Kön. 24, 18——20]. Sollte es dem gerathen? Sollte er davon kommen, der solches thut? Und sollte der, so den Bund bricht, [ungestraft] davon kommen? 16. So wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, an dem Ort des Königs, der ihn zum Könige ge- setzt hat, welches Eid er verachtet und weiches Bund er gebrochen hat, da soll er sals ein Mein- ewiger] sterben, ntimlich zu Babel. 17. Auch wird ihm Pharao [Jer. 44, 30] nicht beistehen im Kriege, mit großem Heer und viel Volks; loielmehr wird derselbe ihn -im Stiche lassen alsdann] wenn man die Schütte aufwerfen wird und die Bollwerle bauen sJerusaletri zu be- lagern, und solche Belagerung wird dann den Er- folg haben], daß viele Leute umgebracht werden. 18. Denn weil er den Eid verachtet, und den Bund gebrocheu hat, darauf er seine Hand gegeben hat, nnd solches alles thut sdaß er nun ireulosei Weise seine Hand aussireckt nach Egypten und sich zum Emvörer macht], wird er nicht davon kommen. 19. Darum spricht der HErwHErr also: So wahr als ich lebe, so will ich meinen Gib, den er verachtet hat, und tueinen Bund, den er ge- brochen hat sdenn der Eid ist in meinem Namen geschworen 2. Chron 36, 13 und der Bund als unter meinen Augen geschlossen], aus seinen Kopf bringen. 20. Denn ich will mein Netz über ihn sals liber ein einzufangendes Wild] werfen, und see Bis« 500 Hesekiel 17, 21-—24. 18, I. 2. muß [foll »gewiß] in meiner Jagd gefangen werden; und will ihn gen» Babel bringen, und will daselbst mit ihm rechten nber dem, daß er sich also aii mir vergriffe1i hat [Kap. 12, is] » · 21. Und alle feine Fluchtigem die ihm an- bingen, follen durch das Schwert fallen, und ihre Uebrigen follen in alle Winde zerstreuet-werden [2. Kein. 25, 4 ff. 18 ff.]; und foiit es erfahren, daß ich-s, der HErr, geredet habe [wenn es nun alles sich auf’s Pünktlichste erfüllen wird] Pharao wird nach V. 17 dem Zedekia nicht den gehofften mächtigen Beistand gegen den Ehaldåer leisten, er wird seinen Schützliiig im Stich lassen, wenn diesem von seinen Feinden hart zugesetzt wird: daß nach V. 9 der Ehaldäer gegen Jerusalem keiner großen Heeresmacht bedarf, das findet hier seine Begründung darin, daß die Egypter, gegen die allein eine solche nöthig sein könnte, ihm nicht mit solcher zu Hilfe kommen. Egypten war schon damals wurmstichig, das ließ der Geist Gottes den Propheten erkennen, während die Welt bei der Oberfläche stehen blieb· (Hengstenberg.) Der 17. Vers ist zu übersetzenx »Und nicht mit großer Macht noch vielem Volk wird mit ihm landeln der Pharao im Kampfe, beim Aufwerfeii des alles 2c.«, und der Sinn ist: mag auch der Kampf noch so heiß, die Belagerung von Seiten der Babylonier noch so furchtbar, die Noth noch so groß sein, die Rettung von Seiten des Pharao wird aus- bleiben, man wird sich in seinen kühnen Erwartungen schmählich getiiuscht sehen; so bestätigte es auch der Erfolg vollkommen. (Hävernick.) Nach Jer. 3l, 24 f. u. 37, 5 zog zwar, als Jerusalem von den Chaldäern belagert wurde, ein eghptisches Heer heran, um der bedrängten Stadt zu Hilfe zu kommen, wurde aber von den Chaldäern, die ihm entgegenriicktem zurück- geschlagen, ohne den Belagerten erfolgreiche Hilfe ge- bracht zu haben. (Keil.) Bedenke, nicht, wein, son- der1i gedenke, bei wem du Eid geschworen haft. (Hieront)nius.) Wir haben es niemals mit den Men- schen allein zu thun. (Schröder.) Auch ungläubigeii Leuten, also auch den sog. Ketzern, muß man eidliche Versprechungen halten. (Richter.) Gott ist die Wahr- heit Und will unter den Menschen Treue erhalten wissen, verabscheut daher allen Betrug und Meineidz wenn wir auch aus Zwang etwas versprochen haben, das sonst unbillig ist, so sollen wir doch das Wort nicht brechen, weil uns der Name Gottes theurer sein soll als alle menschlichen Vortheile: Pf. 15, 4. (Heim u. Hoffmann) Wo der HErr Einen demüthigt, muß man sich in die Trübsal mit Geduld schicken und durch verbotene Mittel sich nicht aus derselben auszuwickeln suchen: Hebr. 12, (Tüb. Bib.) 22. So spricht der HErpHErr [an die Strafdrohung nun seine Verheißung in Beziehung auf das Haus Davids anschließeiid]: Jch [der ich mich ebenfalls einem Adler vergleichen mag 5. Mos 32- II; D« M» 19, 4] will auch sgleichwie der große Adler in V. 3 f. gethan] von dem Wipfel des hohen Cedernbaums nehmen, und oben von feinen Zweigen ein zartes Reis brechen [,,den HErrn Messiam meinet er, der ist vom hohen Cederm baum d. i. aus Gottes Volk und vom Stamm David-«: Randgl.], und will’s aus einen hohen ge- hauften [d. i. auf außerordentliche Weise erhaben gemachten] Berg pflanzen. 23. Niiinlich auf den hohen Berg Israel sden Zion Kap. 20, 40] will ichs Pflanzen, daß es Zweige gewinne, und Frnchte bringe, nnd ein herrlicher Cederbaum werde; also , daß allerlei Vögel unter ihm wohnen, und allerlei Fliegendes unter dem Schatteu feiner Zweige bleiben möge [Matth. 13, 31f.]. » 24. Und follen alle Feldbaume [ai1e Könige auf Erden mit ihren Völkern, die außerhalb der Bürgerfchaft Jsraels stehen] erfahren, daß 1ch, der HEru den hohen Baum ldes Hauses Davids in Jojachin V. 3 f.] geniedriget, nnd den niedrigen Baum sin »dem Messias V. 22] erhohet habe, und den grnnen Baum swie er noch in V» 5 f. bestand] ausgedorret [V. 9 f.], und den durren Banm sin dem zarten Reis, das zu einem herr- lichen Cedernbaitm wurde V. 22 f.] grnnend ge- macht habe [1. Sam. S, 4 ff. u. Lnk. 1, 51 fs.]. Ich, der HErr, rede es, und thue es auch. Die Rede nimmt eine große, überraschende Wen- dung, zum Schluß das Bild des Anfangs aufnehmend, aber Neues und Herrliches verkündend Da kömmt ein Anderer und Größeren als jener gewaltige Adler Nebueadne ar, der starke Held Jehova selber, und nimmt wie er von dem Wipfel der hohen Eeder, die gefällt worden, ein zartes Reis und pflanzt es auf einen hohen und erhabenen Berg, es ist der Sproß aus dem Staiiime Jsai, der auf dem Zion (Ies. L, 2; l1, 10) sich erheben soll zur herrlichsten Ceder, Unter deren reichen Zweigen alle Vögel Schutz und Obdach finden werden — siehe da, die hehre Gestalt des Messias, der in sein Reich sammelt alle Völker ohne Unterschiedl Unter den manni. faltigen Weissagungen des Gesalbten des HErrn und feines Königthums der Welt steht diese unsers Propheten selbst wie eine Ceder da, in dem groszartigsten uud einfa sten Gleichnisse hat er das zukünftige Heil in seiner a gemeinsten Be- deutung und Wahrheit au das Trefsendste abgebildet. (Unibreit.) Nachdeni der Oeher sich in die Tiefen des Elends versenkt hat, bricht hier die ganze Kraft und Fülle des Glaubens in erhabe1ier Begeisteruiig und Trostesverkündiguiig hervor. Die kurze, aber inhalts- volle Verkündigung der messianischen Zeit bewegt sich 1im drei große Gegensätze der vorangehenden Straf- drohung: l) im Gegensatz zu der jetzt furchtbar drohen- den Macht Nebucadnezars erscheint in der Zukunft die Allmacht des HErrn —— jener ist ein Werkzeug des Zornes zum Verderben, der HErr aber übt dann Gnade, und zwar ein Wunder der Gnade, aus dem scheinbar Niedrigsten das Herrlidhste erweckend; 2) im Gegensatz) zu dem nichtigen We en, der frechen Ver- blendung des Zedekia steht diese neue Gottespflanzung —— jener soll vergehen, der von Gott gesetzte Sproß dagegen zu einer alle Erwartungen übersteigenden Herrlichkeit gelangen; B) im Gegensatz zu dem Elend, welches Jsrael bereits betroffen hatte und noch betreffen sollte, teht jener Zustandz wo Israel der Mittelpunkt der O enbarung messianischer Herrlichkeit sein und durch dasselbe ein Segen über alle Völker der Erde sich ausbreiten·werde. (Häverii·1ck.) Das ,,Jch« zu Anfang der Weifsagung bildet einen Gegensatz« gegen die ohnmägtigen und fruchtloseii Versuche der Gegen- wart, den avidischen Stamm in seiner Würde zu er- halten: wenn alle diese politischen Umtriebe gescheitert sind, nimmt der HErr die Sache in die Hand, derselbe, der diese menschlichen Rettnngspläue vernichtete. Die Die dem Davidifchen Königshause gegebene Zusage wird dennoch herrlich erfüllt. Ceder ist hier, wie früher, der Davidische Stamm; die Zartheit des Reises weist darauf hin, daß der Sproß Davids sich anfangs als gering und unscheinbar dar- stellen wird, in: Einklang mit der Verkündigung der früheren Propheten, daß der Messias in der Zeit der tiefsten Erniedrigung des Davidischen Hauses erscheinen, aus der verfallenen Hütte Davids hervorgekem ein Reis von dem Stun1pfe Jsai’s, ein Wurzel chößling aus dürrem Lande fein wird: Am. 9, il; Jes. It, 1; 53, 2. (Hengstenberg.) Der HErr thut wie Nebucad- nezar, und thut so ganz anders doch: der erniedrigt, das hoch sein wollte, Er erhöhet das anscheinend zu nichts Erniedrigte (Schröder.) Nebucadnezar hatte den Wipfel der Ceder vom Berge Zion weggeführt in ein anderes fernes Canaan, das Krämerland: der HErr, der sein Volk zuerst in Canaan gepflanzt, setzt nun im Gegentheil ein zartes Reis vom Wipfel des gehen Cedernbaums, einen jüngsten Sproß aus Davids önigsgefchlecht, auf den Berg Zion, um ihn dort zu pflanzen, daß er gedeihe und Frucht bringe, und alle Vögel unter seinem Schatten wohnen. (Schmieder.) Der Messias erscheint hier nichts weniger denn als bloße Idee, als ein abstraktes Jdeal, sondern als be- stimmte historische Persönlichkeit Er ist das Gegen- bild zu Jojachinx dieser ward von dem Throne seiner Väter herab in die Tiefe des »Elends gestürzt, jener in Knechtsgestalt beginnend, offenbart sich zuletzt als Köni der ganzen Erde; dagegen wird die Seitenlinie, das aus des Zedekia, ausgeschlossen von dem Segen der Verheißung, letztere bleibt auf das gedemüthigte Haus des Jojachin besZränkt. (Häoernick.) Der hohe Berg ist der heilige erg Jerusalems, der dadurch, daß der Mesfias sein Königthum antritt, höher denn alle Berge, der geistliche Mittelpunkt der Welt wird; denn, fährt V. 23 fort, wenn Gott den Sproß aus dem Hause Davids auf den Berg Zion gepslanzt haben wird, wird derselbe wachsen und zu einem großen Baum werden, unter welchem alle Vögel Wohnung finden. Die Person des Messias wird erwachsen zu seinem Reiche, welches die geistliche Heimath aller Völker der Welt wird, ihnen geistliche Nahrung und geistlichen Schutz gewährt« und, so schließt V. 24, wenn das geschehen wird, wer en alle Feldbäume erkennen, daß ich, der HErr, es bin, der den hohen und grünen Baum geniedrigt und dürre gemacht hat, den niedri en und dürren Baum aber erhaben und grün. Die Fe d- bäume sind alle außertestamentlichen Völker. Der hohe und grüne Baum ist das Davidische Königshaus in seiner bisherigen Regentengröße, der niedrige und dürre Baum dagegen dies Haus in dem Strafzustande, in welchen es durch das Gericht des Jojachin und Zedekia «eräth, aus welchem es aber dadurch erhoben wird, da der Messias aus ihm hervorgeht. (Kliefoth.) Der Christbaum, den uns Gott bereitet hat: 1) seiner Natur, Z) seiner Bestimmung nach. I. Sommers und Winters ist die Ceder grün und verliert nimmer ihr Laub noch ihre Frische: der ewig rüne Lebensbaum ist Christus. Kein Holz ist dauer- gafterx so ist Christus das unzerftörbare Fnndament für unser Hoffen u. s. w. II. Wir sind die Zweige an der Gottescederx unsere Früchte sind Christi, der sie in und durch uns schafst. Johannes und Petrus, Paulus und Jakobus, welche Aeste daran, und die Kirchenväter und Resormatoren und sie alle, die Gläubi- gen seitdem, welch ein Baum! Welch grünes, blü en- des, fruchtbeladenes Gezweig, das ihn umrau cht! Welch eine mächtige, dichtbelaubte, weithin schattende Krone, und in der Krone, welch ein Wehen, Säuseln und Rauschen heiligen Lebens und göttlicher Liebe! Hier wird Christo und seiner Sache nichts Geringeres 501 als der endliche Triumph über die ganze Welt verheißen — die prunkende Herrlichkeit Babylons, Egyptens, Roms und Athens, wo blieb sie? (Fr. W. Krummacher.) Das 18. Kapitel. Hatt ist gereiht und barmherzig; darum soll man Rasse thun. V. n. 1-—nap. 19,14. ergriff» von dem hinkam auf die Gnadeuzeit (Kap.17, 22 is) und dem Gedanken, welche gewaltigen Dinge des ihGrrn Allmacht dann aus— richten werde, richtet der Prophet sein Auge nun wieder auf sein Volk: was steht der Grfiillnng jener verheißung von dieser Seite her entgegen? nichts Anderes als der unbnßfertige sinuIsraelsl Uoch immer ging die schwere Zeit des Geile ungenutzt vorüber; eine Ansicht, ein verderblkkher Wahn hatte sich in Bezug ans das göttliche Strafgericht festgesehn bei welchem von Bekehrung nicht die tiede sein konnte. ilicht sich selbst, sondern Gottes heilige Grdnnng klagte man an: unverschnldet sei das Leiden der Gegenwart, um der Sünden der Vorfahren willen biiße jehi dae Volk so unendlich schwer (V.1—4). Der Wahn war un: so· verderblichen als er sich auf gesehliche Aussprache nahte, die von der göttlichen Ver— gettnng an den Uaclzkommen handetten, nnd als der Zllrophet selbst im vorigen Gan. Its) die Frevel der illorzeit so nnchdriictilias geschildert hatte; zu furchtbar, meinte man wenigstens, sei die jehige Strafe, sie siehe in keinen: verhältnis zur vecsündignng des Volks. Das Gotteswori an unserer Stelle nun bekämpft einerseits eben so narhdrüctilich den fleischlichen Wahn, der im Grunde Gott fisr schuldig, sich selber aber fiir unschuldig und rein achtete W. 5—20), als es andererseits daran kniipft die Ermahnung zu ernster und aufrichtiger Buße: Israel kann und muß sich bekehren (v. 21—32). weh— niüthig senkt sich hierauf der Blick des Propheten, uaihdem die Ermahnung zur tliuße in die Zukunft hiuausgegrisfew in der sie zu seliger Erfüllung kommen wird, wieder auf die Gegenwart; seine lkede wird lyriscls nnd elegisch, aber zugleich ist fie anch orophetisctx Es folgt ein ülagelied über das Geschick der beiden Könige Soahas und Iojachin und über das des theokratisctseu Volkes; in dies Lied der Trauer wird Israel nun bald ein- stimniem so wenig es das jetzt auch glauben mag. Rad. I. Und des HErrtrWort geschah Izu der- selben Zeit wie in Kap. l4, 1 f.; 15, l; 16, 1; 17, i] zu mir, und sprach: Z. Was treibet ihr [wenn die Rede aus das nationale Unglück zu sprechen kommt, das euch be- reits so hart getroffen hat und in kurzer Zeit noch viel härter treffen wird] unter euch im Lande Israel swelches als Offenbarungstätte, wie der heil. Ge- rechtigkeih so auch der gnädigen Erbarmung eures Gottes am allerwenigsten der Boden für solche gotteslästerliche Rede sein follte] dies Språchwvrt [Jer. 31, 29; Klagt 5, 7], und sprechetx Die Väter haben Heerlinge gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf worden«« swomit ihr ja, die Wege Gottes in leichifertiger Weise kriti- sirend, sagen wollt: was jene, die Väter, versehn, muß uns, den Kindern, gefchehn]? 502 Z. So wahr als ich lebe, spricht der HEN- HErr, solch Spruehwort soll nicht mehr unter euch gehen in Israel» · » 4. Denn siehe, alle Seelen sind mein; des Vaters Seele ist sowohl nicht, als des Sohnes Seele. Welche Seele snndigeh die soll sterben-He» [jenes Sprüchtvort ist aljo eine Läsierung meines« gerechten Waltens und muß hinweggethan werden) s) Gegen alle Einreden und falschen Hoffnungen hatte die Reihe der bisherigen Gottesworte festgestellt, daß Gott das angedrohete Gericht über Jsrael gewiß- lich werde kommen lassen; es blieb nun den Hörern . esekiels nichts weiter als sich dieser Gewißheit des evorstehenden Untergangs zu beugen. Aber wenn der Mensch sc:hließlich sich der Strafe seiner Sünden nicht länger entziehen kann, sie zu tragen bekommt oder wenigstens unabwendlich kommen sieht, und gleich- wohl nicht bußfertigen Sinnes seine Verschuldung an- erkennen und solches Unheil als wohlverdiente Folge derselben hinnehmen will, so hilft er sichletztlich damit, daß er die Schuld des ihn treffenden Ungliicks auf Andere wirft, daß er das über ihn kommende Gericht ansieht als ein Unglück, welches durch die Fehler Anderer verursacht ist und nun ihn ganz unschuldiger Weise mit ergreift. Die Jsraeliten waren, daHese iel unsere Worte zu ihnen redete, bereits auf diesen Punkt der Selbstbelügi1ng gekommen; sie hatten ja Gottes- gerichte schon genug erlebt, und da sie dieselben nie- mals mit bußfertiger Anerkennung der eigenen Schuld hfxngenommen hatten, so waren ge mit psychologischer othwendigkeit dahin gekommen, ie Schuld bei Andern zu suchen, sie sehen in all dem, in den letzten Zeiten über sie hereingebrochenen Elend nichts Anderes als Folgen der von ihren Vorfahren begangenen Mißgriffe, unter denen sie nun zu leiden hätten. Sie waren in diese Reflexion bereits so tief verloren, daß sie dieselbe in das oben angeführte Sprüchwort gefaßt hatten, welches die Schuld alles sie treffenden Unheils auf ihre Väter warf und sie selbst als die unschuldig Leidenden hinstellte; es war daher vorauszusehen, daß, als Hesekiel mit den vorigen Gottesworten ihnen das angedrohte Gericht unabwendlich hingestellt hatte, sie zu diesem Spriichivort und derin ihm liegenden Selbst- beliigung ihres Gewissens greifen würden, damit sie sieh, wenn sie sich auch dem Unheil beugen müßten, doch vor sieh selbst als unschuldige Opfer der Fehler Anderer hin- stellten. Daher eht denn das Wort des HErrn Lchließlich auch no ) auf dies Spriichwort und die in emselben formulirte Gewissensbelügung ein. (Kliefoth.) Wie in der Sitte überhaupt die Sittlichkeit eines Vol s, die nationale Moral ich mannigfach abdrückh so sind die Sprüchwörter insbesondere auch ein Nieder- schlag der religiösen und moralischen Volks-stimme zu einer gewissen Zeit, namentlich in Zeiten ausruheiider Volkskraft, zurückgetretener Thatkraftz sowohl im be- schaulichen Genusse von Wohlstand, als aber auch in Zeiten nationalen Elends odcr vor solchen Zeiten, florirt das Spriichwort Die Gedankenmuße spricht sich gern aus, und das wiederholt und ähnlich Ge- sprochene fixirt sich als Spriichwort (Schröder.) Da das auch von Jeremia erwähnte Sprüchwort an unsrer Stelle im Lande Jsrael damals in Llller Munde war, so war es mit den Gefangenen auch nach Babel ver- pflanzt: Sprüchwörter wandern am ersten mit dem Volke nach allen fernen Orten (vgl. Kap. 12, 22). Dasselbe enthält, wie die meisten Sprüchwörtey eine Wahrheit, aber so allgemein hin und ungenau ausge- sprochen, daß sie sehr leicht in einem verkehrten Sinn Hesekiel 18, 3—13. emißbraucht werden kann. Diese Wahrheit ist: 1) daß Kinder, die gottlos sind wie ihre Väter, ohne auf Gottes Wort und Mahnung zur Buße zu a ten, noch böser sind als die Väter und so die Schuld ihrer Väter zu ihrer eigenen machen und noch vermehren; L) daß der Rückschlag der göttlichen Gerechttgkeit durch Offenbarung der Schuld und durch die bitteren Frü te der bösen Werke, welche die Väter gethan haben, ie Kinder und Kindeskinder trifft und diese, wenn sie sich dadurch nicht warnen und bessern lassen, zur Ver- stockung und zum Tode, zur Ausrottung gelangen; It) daß die Kinder gottloser Väter, wenn sie fromm und gerecht werden, doch um der Schuld ihrer Väter willen viel leiden müssen, Gott aber ihr»Elend, das sie ohne eigene Schuld leiden, ihnen zur heilsamen Arzenei gedeihen läßt und sie nach der schweren Zeit und durch dieselbe erhöhet und segnet. Das Sprüch- work: »die Väter haben Heerlin e gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon tumpf worden« ver- schweigt denn zweierlei: 1) daß die gottlosen Kinder gottloser Väter selbst Heerlinge essen, die noch schlim- mer sind als die Heerlinge, welche die Väter aßenx Z) daß die frommen Kinder gottloser Väter durch das Stuinpfwerden der Zähne eine heilsame Zucht und zuletzt große Gnade und Freude erlangen — es ver- schweigt sowohl die eigene Schuld der gottloseu Kinder, als die Heilsamkeit der Züchtigun für die Bekehrteiy und dadurch verleitet es zur ästerung Gottes, als ob Gott ungerecht sei. Wenn auch Jeremia (Klagl. 5, 7) klagt: »Unsere Väter haben gesündigt und sind nicht mehr, u11d wir müssen ihre Missethat entgelten«, so spricht er dasselbe aus, was jenes Sprüchwort sagt, es ist ebenfalls ein ungenaues, einseitiges Hervorheben derselben Wahrheit; aber es ist nicht als Anklage Gottes, sondern nnr als Klage gemeint, als Seufzer des zerknirfchten Herzens, denn am Schluß der Klage (V. 16) sagt der Prophet auch: »O wehe, daß wir so gesiindigt haben!« Fromme und Gottlose können bisweilen dasselbe sagen, aber sie sagen es in verschiedenem Sinne, das einzelne Wort muß aus dem Geiste der Person, die es geredet, ge- deutet werden, und diesen Geist erkennt man aus den auderweitigen Worten sowie aus den Thaten derselben Person. (Schmieder.) «) Nach dem zweiseitigen Jnhalt unseres Kapitels bleibt es dahingestellh ob das bevorstehende Gericht oder das inessiaiiischze Heil, in Bekehrung ergriffen, solchem Gerede in ukunft ein Ende machen wird; bei Jeremia fällt das Aufhören der sprüchwörtlichen Rede mit dem Anbruch der messianischen Zeit zusammen. (Schröder:) Der HErr verbietet das Sprüchwort nicht, sondern er erklärt, daß er selbst es ihnen austreiben will; die Ursache des Aufhörens ist der Ernst der göttlichen Gerichte. Wenn diese eintreten, so fallen die Fseigenblätter ab, das ein- geschläferte Gewissen wird wach und ruft aus: ,,ich bin’s und meine Sünden« Es giebt eine Menge von Philofophemen und Theologumenen (von den Menschen aufgestellten Sätzen der Weltweisheit nnd der Religion), die nur in gewissen Zeiten möglich find und sich be- schämt davon schleichen, wenn die Donner des gött- lichen Gerichts rollen. (Heiigsteiiberg.) Doch ist damit nur die eine Seite der Sache angegeben; wir müssen noch die andere, bei Jereinia hervorgehobene hinzu- nehmen, daß nämlich Gott· nach dem Gerichte seine Gnade in Vergebung der Sünde so herrlich offenbaren werde, daß die Begnadigten die Gerechtigkeit der Ge- richte vollkommen einsehen werden. Die Erfahrung der in Vergebung der Sünden sich kundgebenden Liebe und Barmherzigkeit des HErrii beugt das Herz so tief, daß der begnadigte Sünder an der Gerechtig- Anstatt sich selbst anzuklagen klagt das jiidische Volk Gottes gerechtes Gericht an. 503 tigkeit der göttlichen Strafgerichte nicht mehr zweifelt. (Keil.) —- Wki Jede Seele gehört dein Schöpfer, dessen At eni sie entströmt, und muß für das Geschenk seines sel stständtgen Lebens dem Urheber des vereinzelten Daseins verantwortlich werden; jede Seele, Hei sie des Vaters oder des Sohnes, wird als Gottes igenthuni sur sich gerichtet, und hat sie gefündigh so muß sie sterben. Der durchgreifendebiblische Gegensatz von Leben uiid Tod ist hier besonders schars hervorgekehrt. kUmbreitJ Wo Gott der Vater aller Seelen ist, so önneii andere Väter keine Seele uinbringen, sondern ,,also hat Gott die Welt geliebt 2c.« Sich umbringen ist des einzelnen Menschen Selbst1nord im Unglauben. (Schröder.) Gott würde sein Eigenthum Preisgeben, wenn er zuließe, daß Seelen wegen fremder Verschul- dung Strafe erlitten; in der E enbildlichkeit Gottes, worin das ,,alle Seelen sind mein« beruht, liegt be- riindet, daß die Seelen nicht zum dienenden Mittel serabgesetzt werden können, daß einer jeden nur wer- den kann nach ihren Werken. (Hengstenberg.) Die Summe von Strafe, Verderben, welche das Gesetz, über die Gesetzesübertreter verhängt, ist begriffen in dem Worte Tod (5. Mos. 30, 15); von der wahren Lebensgemeinschaft ausgeschlossen, führt der Sünder nur ein Scheinlebeiy das Verderben in sich tragend und fördernd, bis der leibliche Tod mit seinen Schrecken ihn ereilt. (Hävernick.) 5. Wenn nun einer [seinem Verhalten gegen Gott nach] fromm ist, der [besfer: und, nämlich seinem Verhalten gegen die Menschen nach] recht nnd wohl thut; (5. Der [was die erstere Beziehung betrifft] auf den Bergen nicht isset [nicht durch Vetheiliguiig an götzendienerischen Opferrnahlzeiten auf grobe Weise gegen das erste Gebot siindigt]; der feine Augen nicht aufhebet zu den Gbtzen des Hauses Israel fsein Vertrauen auf die im Volke schon eingebürgerten fremden Götter setzend und um Hilfe sie anflehend, sich also auch nicht auf fei- nere Weise der Abgötierei schuldig macht],» und fwas die andere Beziehung betrifft] feines Nächsten Weib nicht befleckt [2. Mos 20, 14; 3. M. 20, 10; 5. M. 22, 22], nnd liegt nicht sindem er auch in seinem eigenen Ehestande die böse Lust zähmt nnd unter Gottes Ordnung sich fügt] bei der Frau in ihrer Krankheit [3. Mos. is, 19; 20 18]; «7. Der niemand beschcidiget soder bedrücke 2. Mof 22, 28: S. M. 25, 14 u. 17], der dem Schuldner sein Pfand wiedergiebt [2. Mos 22, 25; 5. M. 24, 6 u. 10 ff.], der niemand etwas mit Gewalt nimmt [3. M. 5, 23J, dkk dem Hungrigen sein Brod mittheilet, und den Nackenden kleidet [Jes. 58, 5]; 8. Der nicht wuchert [Ps. is, 5], der nie- mand iibersetzet [3. M« 25, 36 f-·j, der sbei rich- terlichen Entscheidungeiy die er etwa zu treffen hat] seine Hand vom Unrechten kehret, der zwischen den Leuten recht [dem wahren Sachverhalt ent- sprechend] urtheiiet [Sach. 7, 9]; » 9. Der süberhauptj nach meinen Rechten wandelt und meine Gebote hält, daß er ernstlich darnnch thue [genauer: daß er Wahrheit iibe], das ist ein frommer sund gerechterJ Mann, der solldas Leben haben, svricht der HErr-HErr. Das verblendete Volk faßte die Strenge des Ge- setzes nur nach einer Seite hin auf, von Seiten der Strafen, übersal) aber die andere Seite, die Forde- rungen des Gesetzes; nach dieser Seite hin hatte man sich der Laxheit, einer schlaffen Betrachtungsweise er- geben und erlaubte sich allerlei Willkür gegenüber der von Gott im Gesetz aufgestellten Lebensnorm, so kam man dazu, sich zunächst für gerecht und dann für un- gerecht bestraft zu erklären. Daher mußte der Pro- phet desto entschiedener zuerst ein Bild« der Gere tig- keit und derjenigen Anforderungen, welche das esetz aufftellte, entwerfen; es genügt ihm aber nicht, die ge- setzliche Anforderung im Allgemeinen aufzustellen, fon- dern wohl wissend, wie leicht sich das menfchliche Herz über eine solche summarische Anforderung hinwegsetzt und in der Werkgerechtigkeih Eitelkeit und Selbstge- fiilligkeit beharrt, geht er, um solchen Sinn grün ich zu strafen und in seiner Richtigkeit darzulegen, in ein- zelne Theile des Gesetz-es näherem, damit in diesem Spiegel der Einzelne erkenne, wie weit fein Sinn und Leben von der Wahrheit und Gerechtigkeit entfernt sei. Aehnliche Aufzählungen finden sich mehrfach in den Psalmen, wie z. B. in Pf. 15 u. 247 näher liegt aber uns Hiob 22, 5 ff. u. St, 1 ff., die Anklage und die Rechtfertigung des Hiob, welche Stellen unserem Pro- pheten um so niehr vor Augen schweben mochten, als er in Kap. 14 Hiob ausdrücklich als ein Muster von Gerechtigkeit aufgeführt. Gävernickh Er stellt uns vor allem vor Augen den reinen, keu chen, dem Götzen- dienst wie deni Ehebruch und deni hurerischen Gelüsten abgewandten Sinn, die Redlis keit und die Menschen- freundlichkeih die Liebe und erechtigkeitz znletzt faßt er alles gerechte Wesen in der Ausübung der Wahrheit zusammen. (Umbreit.) Jn dieser näheren Bezeich- nung der Gerechtigkeit, welchenothwendi war, weil so Manche sich in dieser Beziehung falfchen Einbil- dringen überließen, werden besonders folche Sünden hervorgehobem die damals im Schwange gingen. (Hengstenberg.) 10. Wenn er aber sder in V. 5——9 ge- schilderte Fromme und Gerechte] einen Sohn zcuget, nnd derselbige wird ein Mörder, der Blut vergeußh oder dieser Stücke eins thut sdie vorhin als von seinem Vater gemiedene Sünden bezeichnet worden sind] » II. Und der andern Stucke [die als des Vaters gerechte Werke namhaft gemacht wurden] keins nicht thut, sondern isset· auf den Bergen, nnd befleeket seines Nakhsten Weib [V. 6], 12. Beschadiget die Armen und Elenden, mit Gewalt etwas nimmt, das Pfand» nicht wieder giebt [V. 7j, seine Augen zu den Gotzen aufhebet, damit er einen Greuel begehet [V. 6]- · 13. Giebt auf Wucher, uberseht smmmt tiebersatz oder Zinse V. 8]:»sollte der leben? Er soll nicht leben, sondern, weil er solche Greuel alle gethan hat, soll er des Todes sterben; sein Blut soll auf ihm sein [3. Mos 2(·)- 9 ff]- An die Feststellung des Begriffs der vor dem Tod und Verderben bewahrendem as Leben gewährenden 504 Gerechtigkeit an dem Wandel des Vaters in V. 5—9 reiht sich im vorliegenden Stück das Verhalten Gottes gegen den Sohn an. (Keil.) Der Prophet nennt so- gleich einen gewaltthätigen Menschen, einen Niörder als Sohn, damit der Contrast zum Vater recht grell in die Augen springe und die Wahrheit sich so schon unmittelbar dem gesunden Gefühl aufdringe: einen Mörder, den schwersten Verbrecher, wird doch Gott wohl nicht um seines Vaters Gerechtigkeit willen be- gnadigen? Je stärker dieser erste Gedanke ausge- sprochen, desto mehr bedarf er dann einer Milderung oder vielmehr Erweiterung; nicht blos solche rohe Verbrechen ziehen die göttliche Strafe nach sich, son- dern das Begehen irgend einer derartigen Sünde, wie sie oben als vom Vater gemieden auf ezählt worden sind, reicht dazu schon hin. Gävernicks 14. Wo er aber [der in V. 10—18 ge- schilderte ungercchte Sohn eines frommen Vaters] einen Sohn zeugt-l, der alle solche Sünden siehet, so sein Vater thut, und sieh fürchtet [vor Gottes Zorn, den der Vater mit seinen Sünden auf sich ladet] und nicht also thut [sondern hält sich viel- mehr an das Exempel des Großvaters-J; 15. Jsset nicht auf den Bergen, hebet seine Augen nicht auf zu den Götzen des Hauses— Israel, beslecket nicht seines Nächsten Weib l — Si; 16. Beschcidiget niemand, behält das Pfand nicht, nicht mit Gewalt etwas nimmt, theilet sein Lgod mit dem Hungrigen und kleidet den åltackenden [ . 7], 17. Der seine Hand vom unrechten kehret, keinen Wucher noch Uebersah [V. 13j nimmt, sondern meine Gebote hält, und nach ineineii Rechten lebet [V. 8 u. 9]; der soll nicht sterben um seines Vaters Missethat [V. 10—— 13j Lilien, sondern leben [wie sein gerechter Großvater . 9]. 18. Aber sein Vater, der Gewalt und Un- recht geiibet, nnd unter seinem Volk gethan hat, das nicht taugt; siehe, derselbige [allein] soll sterben um seiner Missethat willen kgemäß dem in V. 4 ausgesprochenen Grundsatzs 19. So sprechet ihr: Warum soll denn [wie du ja lehrestsl ein Sohn nicht tragen seines Vaters« Missethat [wie doch das Gesetz in 2. Mos. 20, 5 verkündigtTs Darum [so antwortet euch der HErr], daß er recht und wohl gethan, und alle meine Rechte gehalten und gethan hat fund also nicht von denen ist, die ,,michhassen«, für welche allein die Drohung in 2. Mos. Yo, 5 gemeint], spll er leben sdenn für einen solchen habe ich ausdrücklich in meinem Wort das Leben vorbehalten) 20. Denn sin 5. Mos. 24, 16 hat ja das Gesetz gesagt-J welche Seele sündiget, die soll sterben. Der Sohn soll nicht tragen die Missethat des Vaters, und der Vater soll nicht tragen die Missethat des Sohns; sondern des Gerechten Ge- rechtigkeit soll über ihm sein [in ihren heilbrins Hesekiel 18, 14—3 1. genden], und des Ungereehten Ungerechtigkeit soll über ihm sein sin ihren oerderbenbringeriden Folgen Gal. 6, 5s. Zum gottlosen Sohne des gottesfürchtigen Vaters (V. 10 ff.) konnte Manasse, Hiskiws Sohn, als Por- trait gelten; ebenso zum gottesfürchtigen Sohn des gottlosen Vaters (V. 14 ff.) Hiskia, der Sohn des Ahas.. Manasse, der sich in seinem Gefängniß bekehrte Z. Chr. 33, ll W, dürfte dann auch für ein Exempel essen, was in ·2l ff. gesagt ist, anzusehen sein. (Schröder.) Die Lästerer V. 2 tadeln das Gesetz und die göttliche Strafordnung als ungerecht, verlangen aber in V. l9 doch, daß der Prophet als Vertheidiger des Gesetzes folgerichtig bei dem bleibe, was nach ihrer Pieinung das Gesetz lehrt. (Schniieder.) Gerade darin liegt eine große psychologische Feinl eit, daß die Gegner, welche der Prophet hier bekämp t, von ihrer ersten Behauptung jetzt zu dieser übergehen. Bisher hatte Hesekiel den Gedanken rein in sich entwickelt, wie rast der göttlichen Gerechtigkeit niemand für fremde Schuld von Gott mitgeftraft werde, sondern immer nur für seine eigene; man könnte nun meinen, diese Lehre des Propheten sei den Juden gerade recht will- kommen, aber nur fcheinbar stimmen sie mit ihm über- ein. Denn nach seiner Erklärung müssen sie sich fiir strafbar erachten, der neue Aufschluß iiber Gottes Ge- rechtigkeit und deren Forderungen vernichtet den stolzen Wahn, in welchem befangen sie den Propheten mit ihrer Klage angegangen sind; lieber wollen sie die fremde Schuld tragen, als die eigene Sünde einge- stehen, lieber von der vermeinten Ungerechtigkeit Got- tes reden, als die eigene wirkliche Ungerechtigkeit reuig eingestehen. So kehren sie zu dem alten Satze zurück und fragen nach dem Grunde desselben, warum es denn doch nicht so sei? Sie berufen sich nämlich fcheinbar mit Recht auf das Gesetz und den Buchstaben desselben; dieses in der einseitigen Auffassung, wonach sie es deuten, sagt gegenwärtig ihren Neigungen zu, damit kann die eigene Sünde bestehen. Warum, fragen sie, soll aber nicht das Gesetz in seiner rigo- ristischen Kraft bestehen? und werfen dein Propheten Vernichtung des Gefetzes vor. (Hävernick.) . Weit ent- fernt aber, daß die Sünden der Väter vom Heile aus- schließem thun dies nicht einmal die eigenen, wenn sie bußfertig abgethan werden: davon handelt das sol- gende Stück. (Hengstenberg.) 21. Wo sich aber der Gottlose [wie er in V. 10 ff. geschildert worden] bekehret von allen seinen Saul-en, die er gethan hat, nnd [seine Umkehr mit der That beweisend] heilt alle meine Rechte und thut recht nnd wohl; so soll er [der das Strafurtheil in V. 13 nur für den Fall eines dauernden, bleibenden Sündigens gilt] leben, nnd nicht sterben. 22. Es soll aller seiner Uebertre- tung- so er begangen hat, nicht gedacht werden, sondern· fee] soll· leben um der Gerechtigkeit willen, die er fnunmehrj thut. 23. Meinest du [der du einen solchen Ein: wand erhebst, wie den in V. 19 vorgebrachtenL daß ich [der lebendige Gott und auch des Lebens seiner Creatur sich erfreuende Vater der Seelen V· 4] Gefallen habe am Tode des Gott- Ernste und ausrichtige Buße ist Jsraels einzige Rettung. tosen, spricht der HErr-HErr, und nicht vielmehr [daran], daß er sich bekehre von feinem Wesen und lebe [2. Sam. 14, 14; 2. Petri Z, 9]? 24. Und [das von der Umkehr so eben Ge- sagte gleichsam durch eine Gegenprobe zu beglan- bigen] wo sich der Gerechte kehret von seiner Ge- rechtigkeit, und thut Böses, und lebet nach allen l Greueln, die ein Gottloser thut swie das z. B. in gewisser Hinsicht mit Zedekia der Fall ist 2. Kön 24, 20 Anm.]: sollte der leben? Ja [auch von diesem Afterbild der Umkehr soll das über dieselbe Gesagte gelten], aller seiner Gerechiig- leis, die er [der aus einem Gerechten in einem Gottlosen Umgeschlagene, vorhin] gethan hat, soll nicht gedacht werden; sondern in seiner Ueber- tretung und Sünden, die er [seit seinem Abfall] gethan hat, soll er sterben [Kap. 17, 20]. 25. Noch sprechet ihr: Der HErr handelt nicht recht [wörtlich: Der Weg des HErrn isi nicht abgewogen, nämlich auf der Wage der Gerechtigkeit, sondern nach Belieben eingerichtet Hiob 31,6]. So höret nun, ihr vom Hause Jsrael: Jsrs nicht also, daß Jch Recht habe und ihr Unrecht habt? — 26. Denn wenn der Gerechte sich kehret von seiner Gerechtigkeit und thut Böses, so muß er sterben; er muß: aber um seiner Bosheit willen, die er gethan hat, sterben. 27. Wiederum, wenn sieh der Gottlose kehret von seiner Ungerechtigkeit, die er gethan hat, und thut nun recht nnd wohl; der wird seine Seele lebendig behalten. 28. Denn weil er siehet sdie Güte und den Ernst Gottes] nnd bekehret sich von aller seiner Bosheit, die er gethan hat; so soll er leben, und nicht sterben. 29. Noch sprechen die vom Hause Jsrael: Der HErr handelt nicht recht swenn er bei einem Bekehrten die Sünde, die er früher gethan, nicht in Anrechnung bringt, und bei einem Abgesallenen nichts auf das Gute giebt, das vormals von ihm geschehen] Sollt ich [der ich die Herzen ersorsche und nach der Gesinnung eines jeden, wie sie in seinem Verhalten zu mir sich kundgiebt, über sein Wohl und Wehe »entscheide] Unrecht haben? Ihr [oielmehr] vom Hause Jsrael habt Unrecht [wenu ihr blos die einzelnen Thaten nach außen hin zu- sammenzähth ohne auf den Herzenszustand zu sehen, und nun allein nach äußerlichem Werk die Entscheidung verlangt]. Wenn schon in V. 4 der Ausdruck ,,Vater — Sohn« in seiner Beziehung auf das Sprüchwort in V. H zugleich die frühere und die spätere Generation beze1chnete, so tritt dies noch bestimmter in dem hier vorliegenden Stück zu Tage; es gilt auch jetzt wieder, was zu Kap. Z, l7 ff. bemerkt wurde, daß mehr noch als an eine Einzelperson bei dem Gottlosen, der sich 505 bekehrt, an das gankze Volk zu denken ist, wie aus dem folgenden Stü (V. 30—32) deutlich hervorgeht. Der Gerechte aber, der sich von seiner Gerechtigkeit kehret und thut Böses, würde da denjenigen Theil des Volkes repräsentirem der an sich besserer Gesinnung fähig, gleichwohl von dem allgemeinen Zeitgeist sich mit fortreißen läßt und so das allgemeine Strafgericht vollständig uiit verschuldet — dies eine spezielle War- nung für die Zuhörer des Propheten. —— »Gott ist nicht nur gerecht, sondern auch gnädig und barmherzig und straft nur die mit dem Tode, die entweder nicht vom Bösen lassen oder nicht auf dem Wege seiner Gebote beharren wollen. (Keil.) Mit Recht hat das Wort in V. 23 zu allen Zeiten als eine freundliche Mahnung an die Sünder gegolten: »Gott hat keinen Gefallen am Tode des Gottlosen« ist ein Spruch, der allein hinreicht, jene Anklagen des modernen Heiden- thums, welches den eigenen kalten und herzlosen Gott auch im alten Testamente wiederfinden möchte, zu Boden zu schlagen. Der Gott des alten Test. hat ein Herz: selber der Jnbegriff aller Seligkeit und sich wiederspiegelnd in der Seligkeit der Creatur, hat er ein Herz für alles von ihm abgesalleue und dem Tode verfallene Sein; seines Wesens Grundzug ift heilige Liebe, sein Wohlgefallen an der Umkehr vom Tode zum Leben. Und welch eine tiefe und klare Einsicht in das Wesen des Heils bei unserm Propheten! Jn gewaltigen Zügen haben wir zusammengedrängt die Zeichnung vom Gesetze mit seinen Forderungen, der Strenge Gottes in Bezug auf feine Vollziehung, wie seiner endlosen Gnade und Barmherzigkeit, von der Bekehrung des Sünders zu Gott und dem Ergreifen der göttlichen Gnade, die nichts Halbes thut, sondern die ganze Schuld tilgt, von der Bewährung der Buße in Gerechtigkeit und Heiligung des Lebens. Wie aber der Prophet bisher immer das ganze ,,Haus Jsrael« vor Augen hatte, gegen dieses sein strafendes Wort richtete, so nun auch das jetzt folgende Wort z von der Bekehrung: ganz Jsrael soll Buße thun. Das nachstehende Stiick ist niessianisch und schließt sich deshalb an Kap. 17, 22 ff. an: dort war die Gnade Gottes in ihrer erhabenen Fülle dargelegt, hier han- delt es sich um das Ergreifen derselben, um den An- theil des Einzelnen an jenem Reichthum; was nun hier gefordert wird, das geht in der Zukunft in herr- liche Erfüllung, wie in Kuh. 11, 17 ff. Verkündigt worden. (Hävernick.) 30. Darum sweil ich bei dem, was ich mit euch vorhabe, nicht nach euren verkehrten Gedanken mich ruhten, sondern nur meine eigenen heiligen Grundsätze verfolgen kann] will ich euch richten, ihr vom Hause Jsrael, einen jeglichen nach seinem Wesen, spricht der HErrsHErr kund da wird freilich ein schweres Gericht über euch alle ergehen müssen; doch soll dies Gericht noch keineswegs zu eurem eigentlichen Tode ausschlagen, es steht euch schließlich noch die Gnadenthür offen]. Darum so belehret euch von aller eurer Uebertretung, auf daß ihr nicht sin das endliche ewige Verderben] fallen müsset um der Missethat willen kdaß ihr drirchaus und niemals euch habt bekehren wolleu]. 31. Weiser von euch alle eure Uebertretung, damit ihr iibertreten habt [Jes. 55, 7]; und machet euch ein neu Herz nnd neuen Geist [indem ihr annehmet, was ich euch aubiete Kap. 11, 19.]. Denn warum willst du also sterben [wie du schon 506 Hesekiel 18, 32. 19, 1—i4. auf dem Wege dahin begriffen bistL du Haus Israel [da dir doch alle Mittel bereit stehen, daß du zum Leben gelangest]? 32. Denn sum es nochmals zu wiederholen V. 231 ich habe kein Gefallen am Tode des Sterbenden, spricht der HErwHErr ssondern daß er sich bekehre und lebe]. Darum sum auch die Mahnung und Verheißung in V. 30f. nochmals zu wiederholen] bekehket euch, so werdet ihr leben. « Der Prophet enthüllt uns das Wesen der göttlichen Gerechtigkeit m ihrem herrlichsten Lichte: nur der un- bußfertige Sünder stirbt hin im Tode der Unfeli lett; wer sich bekehrt und thut, was gut in Gottes ugen ist, vernimmt das Gnadenwort des Lebens, alles, was er Böses gethan, soll ihm von der vergebenden Liebe nicht mehr gedacht werden. (Umbreit.) Kann denn der Mensch ein neu Her und einen neuen Geist sich machen? — Wenn er sich Gott ergiebt, ja! denn wenn der Mensch dem Wirken Gottes in ihm nur nicht widerstrebt, so wirket der HErr,· der ilicht will des Sünders Tod, sondern daß er sich bekehre und lebe, in seiner Seele, und iebt ihm durch sein Wort und feinen Geist Kraft, dag der Mensch nun auch wirken kann, was vor Gott gefällig ist: PhiL 2, 13. (Schmieder.) So machte fich David ein neu Herz, als er Gott bat (Pf. 51, 12), daß er’s in ihm schaffen möge. (Eoccejus.) Es bYegnet gleichsam der lieb- reiche Gott der Sünders- eele auf dem Wege, die unter ihrer Sündenlast zur Hölle wandert; obwo l sie ihn nicht kennen will, so kann er aus dringender iebe und Mitleid doch nicht unterlassen sich ihr zuzuwenden. (Scriver.) Das 19. Kapitel. Jilaglied übel« den Untergang des Itönigreichs Iuda nnd ihrer Fürsten. 1. Du aber [so richte ich, der HErr, meine bisherige Rede an das Volk Kuh. 18, 1 ff. nun in einem Auftrage an dich, meinen Propheten, weiter] mache eine Wehklage über die Fürsten Israel [die bereits untergegangenen Könige aus dem Hause Davids, auf deren Untergang nun bald der des ganzen rechtmäßigen Königthums in Israel folgen wird], 2. Und sprich: Warum liegt [o Jsrael] deine Mutter [Jerusalem Gal. 4, 25 ffsL die Löwin [zu der sie ihrer heiligen Bestimmung zu- wider sich gemacht hat], unter den Löwinuen ssich ihnen ganz gleichstellend], und erzeucht [erzieht] ihre Jungen unter den jungen Löwen kdamit ste ganz deren Natur und Wesen annehmen]? Z. Derselbigen eines zog sie. auf, und ward ein junger Löwe draus; der gewohnte sich die Leute zu zerreißen und fressen [2. Kett. 23, 32]. 4. Da das die Heiden von ihm höreten kdaß er ihren eigenen Königen sich gleich stellen wollte], fingen sie ihn in ihren Gruben [wie die Leute, ! wenn ein. wirklicher Löwe oder ein anderes ver- · derbliches Raubthier Zerstörung anrichtet, sich von T allen Seiten znsammenzuthuti pflegen, sich seiner zu bemächtigen 2. Sam. 23, 20J- und führetell ihn an Ketten [genaner: Nasenringen 2. Kön- 19, 281 in Eghptenland se. Kön 23, 33]. 5. Da nun die Mutter sahe, daß ihre Hoff: nung kaut Wiederkehr des WeggeführtenJ verloren war, da sie lange gehoffet [und über dem schlechten Regiment eines Andern, des Jojakim, einstweilen mit sicherer Aussicht auf künftige Wendung Jer. 22, O» aber vergeblich sich gerechter] hatte, nahm sie ein anderes aus ihren Jungen, nnd machte [abermals] einen jungen Löwen draus [2. Kot« 24, 8 ff.]. s. Da der unter den Löwinnen wandelte, ward er ein junger Löwe; der gewohnte auch die Leute zu reißen nnd fressen [V. 3]. — 7. Er ses noch ärger treibend als sein gott- loser Vater JojaEimJ lernte ihre Wittwen kennen [indem er sie schändete], und vertvüstete ihre Städte sdurch ungeheure Erpressungen], daß das Land, und was drinnen ist, vor der Stimme sei- nes Vrnllens sich entsetzte 8.» Da legten sich die Heiden aus allen Län- dern rings umher [das, was sie schon an seinem Vater gethan L. Kön. 24, 2., an ihm mit noch mehr Erfolg fortsetzendL und warfen ein Netz uber ihn, und fingen ihn in ihren Gruben [V. 4] - 9.» « Und stießen ihn gebunden in ein Gatter, und fuhreten ihn zum Konige in Babelz und man ließ» ihn verwahren, daß seine Stimme nicht mehr gehoret wurde auf den Bergen Israel [2. Chiron. 36 10]. «Dies Klagelied, welches den Untergang des Königs- hauses (V. 2——9) und die Verbannung Jsraels in’s Exil (V. l0—-14) beklagt, bildet ein Finale zu den voraufgehenden Weissagungen von. dem Untergange Judas, das ganz geeignet·w·ar, alle Hoffnung auf Ab- wendung des Aeußerften völlig niederzuschlagen (Keil.) Den Fürsten Jsraels txt das Klagelied gewi met, d. h. dem Königsgeschlechte em Davidifchen Stamme über- aupt, und gilt feinem schmählichen Verderben. Mit bsicht heißt es ,,Jsrael«, nicht ,,Juda«, uach allge- meiner ächt prophetischer Betrachtungsweise, welche das Davidische Haus als das allein legitime gelten ließ, es als das rechtmäßige Oberhaupt von ganz Israel betrachtete. (Hävernick.) Die Klage über die Fursten geht zunächst auf Thatfachem die in; der Zeit, da diese Worte gesprochen wurden, gefchichtlich bereits vorlagen, die Wegführung des Jvahas nach Egypten und die Wegsührung Jojachiws nach Rahel; da aber die Prophetie es mit dem rein Vergangenen nicht zu thun hat, auch die parallele Klage in Bezug auf das Volk (V. 10 ff.) auf Zukünftiges sich bezieht, so wird man annehmen müssen, aß der Prophet jene Thatsachen der Vergangenheit als Vorbilder desjenigen in’s Auge faßt, was dem jetzigen Könige Zedekia be- gegnen wird, so daß wir uns nach V. 9 Gedanken- str1che oder ein »wer es tiefer, der verstehe«, zu denken haben. Nur bei dieser Auffassung erklärt fich auch die Des Propheten Klagelied über den Untergang des Davidischen Königthums sonst durchaus befremdliche Thatsache, daß Joahas und Joxachin unmittelbar an einander gereiht werden, der geschichtlich dazwischenstehendeJojakim aber ganz aus- gelassen wird; obgleich er eine bedeutendere Persön- lichkeit war als beide, weit länger regierte, seine Re- gierung auch inreichenden Stoff zur Klae darbot, da in sie der nfang der chaldäischen Dienstbarkeit fällt und die erste Einnahme Jerusalems, nicht minder auch eine durch seinen Abfall herbeigeführte große Drangsalszeih bei der er selbst sein Leben verlor, unter ihm geschah (2. Kön. 2-1, 1—6), so gehörte er doch nicht in den Zusammenhang, weil eben die Weg- führung des Zedekia in das Heidenland, und speziell nach Babel, vorgebildet werden soll. (Hengstenberg.) Angeredet ist in V. 2 u. 10 die Gesammtheit der der- malen lebenden Jsraeliten; die Mutter derselben aber ist Jsrael als geschichtliches Volk, sofern es als solches die jetzt lebenden und angeredeten Jsraeliten aus sich geboren hat. Wenn es nun in verwunde- rungsvoller Frage heißt: »Warum lagerte doch deine Mutter als eine Löwin zwischen Löwinnen und erzog ihre Jungen in der Mitte junger Löwen?« so sind die anderen öwinnery zwischen denen Jsrael lagert, die anderen Völker und Reiche in ihrer weltmächtlichem menschenfresseiidem eroberungslustigen, gewaltthätigeti Art. Zwischen denselben lagert Israel, stellt sich also ihnen in Beziehung auf diese ihre Art gleich, benimmt sich als zu ihnen gehörig, geht in dies ihr Wesen ein; ein gedoppelter Tadel wird damit über Jsrael aus- gesprochen, l) daß es sich den andern Nationen gleich- stellt, eine raubgierige Weltmacht wie diese sein will, und 2 daß es damit folgeweise auch seine Könige verder i, sie in dies weltmächtlich-gewaltthätige Wesen hineinzieht —- mit andern Worten, das Klagelied klagt gegen die dermalen lebenden Jsraelitem was tlut doch eure Mutter Jsrael, daß sie sich den heidnischen Weltmächten gleichstellt und dadurch ihre Könige ver- lockt, sich als heidnische Weltherrscher behaben zu wolleni Damit ist die Grundlage der Wehklage, weil der Grund- vorwurf ausgesprochem im Folgenden wird nun zu- nächst an zwei Beispielen nachgewiesen, wie und zu welchem traurigen Erfolg Jsrael durch sein eigenes Eingehen auf heidnischweltmächtliches Wesen seine Köni e in gleicher Weise verderbt hat. Da es nur auf olcheVeispiele ankam, nicht auf eine Herzählung der letzten Könige, so wird Jojakini übergangen, an welchem sich, weil er nicht in der Heidenvölker Gewalt endete, nicht zeigen ließ, zu welchem Ende es führe, wenn israelitische Könige Löwen wie die weltmächtlichen Könige sein wollten; dagegen werden sehr passend Joahas und Jojachin einander gegeniibergestellt, welche den beiden Weltmächten, zwischen denen damals Jsrael hin und her schtvaukte, zum Raube wurden, indem der eine durch Egi)pten, der andere durch Babel den Lohn seines Buhlens mit den Weltmächten fand. Bei Joahas zunächst zeigte es sich, daß Jsrael sich u den heid- nischen Völ ern stellte, wie wenn eine Löwin unter Löwinnen lagert; es eignete sich die Löwenart an und erzog auch den Königen, die es aus sich gebar, die Löwenart an« es erhub den Joahas aus der Niitte seiner Königssöhne auf den Thron, und dieser ward nun ein junger Löwe, that es an raubgierigem und den Menschen feindlichem Wesen den heidnischen Königen, die wie Löwen sind, gleich, das hatte dann allerdings die Folge, daß die heidnischen Völker auf ihn merkten, zwischen ihm und ihnen Gemeinschaft entstand, sie etwas auf ihn gaben, aber auch die weitere Folge, daß er in Verwickelungen mit ihnen gerieth, die da- mit endeten, daß er gefangen nach Egypten geschleppt ward. (Kliefoth.) Jn Betreff der geschichtlichen Ver- 507 hältnisse parallelisirt sich der Wegführuug des Joahas nach Eg pten die des Jojachin nach Babel« r da- Zwischentehende Jojakim fällt aus, aber weil der Be- eutendere und für den Beginn der babhlonischen Dienstbarkeit Charakteristischh so ist Jojachin ganz in seinen Farben gehalten. (Schröder.) Wer wie eine Vestie lebt, dem wird als eine Vestie auch vergolten. (Starck.) 10. Deine Mutter [o Israel V. Z] war wie ein Weinstock, gleichwie du lPi 80, 9J, am Wasser gepflanzetz und ihre Frucht und Reben wuchsen von dem großen Wasser kwelches ihr so reichliche Nahrung zuströmte], II. Daß seine ldieses Weinstocks, dem sie glich] Reben so stark wurden, daß sie zu Herren- scepter gut [vrauchbar] waren, und [er, der Wein- stock] ward hoch unter den Reben [sein Wuchs ragte hoch zwischen den Aesiem indem Jsrael unter seinen Königen hoch empor kam]. Und dat man sahe, daß er so hoch und viele Reben ha te, 12. Ward er im Grimm zu Boden gerissen und verworfen [besser: ausgerissen und zu Boden geworfeu]; der Osiwind verdortete seine Frucht lindem die versengende Piacht der Chaldäerheere seinen Wohlstand vernichtete], Und seine starken Reben wurden zerbrochem daß sie verdorreten und verbrannt wurden Undem das Herrschergeschlecht zu Grunde ging]. 13. Nun aber foom Standpunkt des Exils aus betrachtet] ist sie [deine, einem Weinstock glei- chende Mutter, oJsrael] gepflanzet in der Wüste, tu einem dritten, durstigen Lande swo ihr keine Lebensströme oon der Art, wie sie deren zu ihrem Gedeihen bedarf, mehr zufließens let. Und ist ein Jener [der Vernichtung] ausgegangen von ihren starken Reben [den Königen], das verzehret ihre Frucht, daß in ihr kein starker Rebe mehr ist zu eines Herrn Scepter sund ein» Königshaus nicht mehr besteht]. Das ist ein kläglich und jiimmeriichDing sbesserz Ein Klag- lied ist dies, was in diesem Kapitel geschrieben sieht, und wird zum Klaglied werden, wenn nun der Inhalt sich vollständig erfüllt haben wird — dann wird es Israel seinem Propheten, der es ihm vorgesprocheiy nachsprechens Von dem beklagenswerthen Schicksal der nach Egypten und Babel deportirten Fürsten geht das Lied über zur Schilderung des Looses, welches die Löwen- gier seiner Fürsten dem Reiche und Volke bereitet. Israel glich einem am Wasser gepflanzteti Weinstock; dieser trieb starke Zweige zu Herrscherstäbem d. h. brachte kräftige Könige hervor, und wuchs hoch empor. (Keil.) Die vielen Wasser bedeuten den göttlichen Segen, der über Israel waltete, den reichen Zufluß der Gnade; was in V. 11 gesagt wird, bezieht sich vorzugsweise auf den glänzenden Zustand des Volks in der Zeit Davids und Salomos, unter dem Israel zum Weltreiche wurde gleich Asfuy von dem in Kap. Hi, 3 Aehnliches ausgesagt wird. (Hengstenber»g.) Es folgt in V. 12 dem höchsten Wachsthum wie Büh- 508 Hesekiel 20, 1--12. schlag von heiterem Himmel der Untergang des Wein- stocks, Jerusalem-Judas als dieser Geburtsstätte von Königen, und somit des Davidisckzen Königthnms; wäh- rend in V. 2—9 gewefene Könige als Träger des Davidischen Königthnms, zugleich bedentsani in ihrem Schicksal für den jetzigeii König, bewehklagt wurden, wird nunmehr Zedekia, und zwar als wäre alles bereits geschehen, als der, mit dem das Davidische Königthum zu Grunde geht, Gegenstand der Weh- klage- Es ist also ein Dreikönigslied und handelt von zwei zerbrochenen und einem demnächst zerbrechenden Herrfcherstabe (Schröder.) Der Prophet sieht bereits im Geiste den König Zedekia, der das letzte Verderben über sein Volk gebracht, als den zerbrochenen Stab« des Weinstocks; und so hat er uns die stufenweise Verzehrung seines Volks in der Zerbrechung von drei Herr cherstäben klagend vor Augen geführt. Ja, es ist ein lagelied, und soll zum Klagelied des Volkes werden, daß sich’s verbreite von Mund zu Mund. (Umbreit.) Die Klage wird zur Klage: sie ist nicht die Phantasie eines Schwarzsehers sondern die Weifsagung einer Klage, welche wirklich tausendstimmig aus dem Munde des Volkes hervordringen wird; sie ist gleich- sam die Aussaat, aus der eine reife Ernte der Klage hervorwiichsr Deni Volke hängt Geigen, aber gar bald wird es hei en tHiob 30, 31): »meine Harfe ist eine Klage worden, und meine Pfeife ein Weinen-« (Hengstenberg.) Das 20. Kapitel. Strafe der Heuehelei und 2lndankbaktieit. I. V. 1—44. Diese neue Gruppe von prophetisclscii Aus— sprüihen liegt der Zeit ihrer Entstehung nach von der vorigen noch sticht um ein volles Jahr auseinander; ihr Inhalt ist denn auch der tslatnr der Sache nach von dem der früheren nicht wesentlich verschieden, er bezieht sieh ganz nnd gar auf das bevorstehende Strafgericht und ttönute man den Uedottlyetns füglich die Vlleissaguiig vom Gericht nennen. In der hier vorliegenden ersten Rede nun trägt der ijGrr dein Propheten ans, den Aeltesteu, die des Fragens wegen zu ihm gekommen, ihre Fragen nicht zu beantworten, dagegen ihnen die Greuet ihrer Väter anzuzeigen (V. 1—4). Demgemäß wird zunächst das Geschlecht in Quoten, welchem der HErr durch Mosis Sendung sich zu erkennen gab und die Aufforderung zum Abthnn altes dessen, was von egyptischer Abgötterei ihm anhing, als ein ungehortauies dargesielthwelches wohl verdient gehabt hätte, daß Gott seinen Grimm über sie ausfchättg nnd nur iiin der Ehre des göttlichen tlaniens willen mit der wunderbaren Aus— fährung begnadigt worden isl (V. 5 — 9). darnach liommt dasselbe Geschlecht nach seinem Verhalten in der Wüste, wo ihm Gott sein Gesetz zuni halten und seine Sabbathe zum tttundeszeichen gab, an die Reihe; es war auch da ein ,,ungehorsauies Haus«, das abermals eine Ansschättung des göttlichen Grimmes und den Untergang verdient gehabt hätte; und wenn es dann schließlich wirklich zum Aussterben in der Wüste verurtheilt werden niußte, blieb es doch aus besonderer Verfchonung in sei- uein Vachwuctjs erhalten (V. 10—17). Um diesen diam- wuchs handelt es sich denn nunmehr: ihm wurde das Gesetz wiederholt, mit ihm ein neuer Anfang dessen ge- macht, was mit den Vätern in Eghpten und am Sinai begonnen hatte; aber ans) die Kinder dieser Väter waren dem hGrrn ungehorsam und lebten nach seinen je t der Himmel voll s L l Geboten nicht, daß sie ebenfalls das Jorugericht des Verderben-z in der Wüste verdient gehabt hätten und nur um der Ehre des göttlichen dlamens willen dem Ziele der Einführung in Cauaan entgegeugebracht wurden; sie wurden aber eingeführt schon ucit der Drohung häuf- tiger Zerslreunug nuter die Heiden, nnd bald wirkte sieh an den nächstfolgenden Geschlechtern das Gericht aus, welches sie in die Sitten und götzendicnerischen Reehteder Canauitey unter denen he wohnten, dahtngab(V.13—26). Wie nun war dasjenige Geschlecht gestaltet, das zur Zeit der Könige sein Wesen trieb? Abgöttifcher ihöhendienst ist so tief bei ihm eingewnrzelk daß das Wort ,,ttjöhe"· ihm ein gar geliitisiges geworden zur Bezeichnung von Bergen oder Engeln, die zum Götzendienst bestimmt sind; daruin eben will der htlirr mit ihnen nichts zu thun haben und von ihnen ungefragt sein (V. 27—31). Gs tioinuit denn jetzt eine Zeit, wo man thust hat, ganz nnd gar im hetdeuthitni auszugehen; aber da soll nithts draus werden, der tjtlirr wird wissen seln Anrecht an Israel zu behaupten, wird aus den Völkern, dahin er sie versireut, he in eine Völker-Wüste bringen, da mit ihnen rechten, die Abtrtinnigen aus ihnen wegfegeu und schließlich eine ihm wohtgefällige Gemeinde im heil. Lande sich herhelleti (V. 32—44). 1. Und es begab sich im siebenten Jahr sder Wegführung Jojakimsh also im J. 592 v.» Chr. Kap. 1, 2 Anm.], am zehnten Tage des sanften Monden ldes Ab, wohl zu Anfang unseres August], kamen etliche aus« den Aelteften Jsraels, den HErrn zu fragen swie inKap.14, is, und setztku sich vor mir nieder. » 2. Da [noch ehe sie zu Worte gekommen] geschah des HErrn Wort zu mir, und fprach: 3. Du Menschenkind, sage den ileltesten Jsraels, und sprich» zu ihnen: So spricht der HErr-HErr: Seid ihr kommen, mich zu fragen? So wahr ich lebe, ich will von euch ungefragt fein, spricht der HErwHEtr sdenn ihr habt kein Recht auf eine Antwort, wie ihr sie begehrt]. » 4. Aber tvillft du sie strafen, du Menschen: lind, so magst du sie also strafen lgeuauerx Willst du sie strafen, willst du sie strafen, du Nienfchenkin«d? wohlan, das wäre mir recht und ich kanns kaum erwarten, bis»du es gethan]. Zeige ihnen an die Greuel ihrer Vater sindem du zugleich die Geduld und Langmuth , die ich bisher geübt, ihnen vorhältsts Da sehen wir, daß das Volk Gottes auch in der Verbannung nicht an Magier, Sterndeuter, Zauberer u. s. w. gewiesen ist, da sie zu dem Propheten kommen. (Calvin.) Vergleichen wir die Zeitangabe in V.l mit der in Kp. l, Z; 8, 1 u. 24, 1., so erging dieses Gottes- wort 2 Jahr 1 Monat und 5 Tage nach Hesekieks Berufung um Propheten, 1l Monat und 5 Tage nach der Ozenbarung in Kap. 8 und 2 Jahr n. 5 M. vor der Einfchließung Jerusalems durch die Ehaldäer; es fällt fonach fast in die Mitte des ersten Abschnittes der Thätigkeit des Propheten. (Keil.) Die Gesandt- schast hatte wahrscheinlich eine besondere Veranlassung in den Zeitumftändem in einer günstigen Wendung, welche die Angelegenheiten der Eoalition genommen hatten; sie wo en Bestätigung ihrer frohen Hoffnungen aus dem Munde des Propheten erlangen, denn so lange dieser in der früheren Stellung beharrt, ist Weis s agung vom Gericht. Schilderung der Greuel der Väter in Egypten und in der Wüste. 509 ihnen doch nicht wohl bei der Sache. Die schwebende Frage ist nicht die nach dem Heile überhaupt, sondern ob Heil ohne Gericht und ohne Buße, Heil für das Volk, wie es jetzt ist. Daß mit diesem eine totale Umänderung vorgehen müsse, wenn es heilsfähig werden «soll, daran denken sie nicht. (Hengstenberg.) Genug, wenn auch nur gesagt ist, »daß sie zu fragen gekommen; denn aus der Art, wie ihnen der Prophet begegnen muß, ersehen wir, daß sie um Rettung und den Weg zur Seligkeit nicht gefragt haben, sondern die politischen Dinge kümmerten sie, wie auch wir eher fragen: ,,Hüter, ist die Nacht schier hm?»« als: ,,wie mag 1ch Gnade finden?« Was sorgen wir so um die Zukunft? Dieselbe wird doch nur, wie unsre Ver- gangenheit war: wir sollten wegen unsrer Ver angenheit ernste Sorge haben. (Schröder.) Das bschlagen einer Antwort von Seiten des HErrn ist nicht im ab- soluten Sinne zu verstehen; sie erhielten allerdings eine Antwort, aber eine gan andre als sie erwarteten und begehrten, eine ihren ssünschen geradezu wider- sprechende Die früher schon verkündete göttliche Strafe rückt nun immer bedrohlicher und näher heran; in wenigen Jahren sollen die Trümmer Jerusalems als ein Denkmal des Zornes Gottes dastehen, der Prophet erscheint da als der Ri ter des Volkes (V. 4; 22, 2; 23, 36), dem Gott elbst einen Theil feiner richterlichen Macht und Hoheit übertragen hat, und erfüllt vollständig seine Berufsaufgabe, Israel seine Sünde wissen zu lassen. (Hävernick.) 5. Und sprich zu ihnen sihnen solche Greuel in meinem Namen zunächst an der Geschichte von der Erwählung ihrer Väter in Egypten und von dem Widerstreben derselben gegen meine Gebote nachweifend]: der Zeit, da ich Israel erwählete swelches dazumal geschah, als ich den Mose zu meinem Knechte berief und denselben zu ihnen sandte, um sie aus der Dienstbarkeit zu erretten], erhub ich sschwöreiid 5.Mos. 32, 401 meine Hand zu dem Samen des Hauses Jakobs [wie aus der Rede an Mose in Z. M. 6 hervorgeht], nnd gab mich ihnen zu er- kennen in Egyptenland [durch Mittheilungdes Namens Jehova 2. M. 3, 14 f.]. Ja, ich erhub nieine Hand zu ihnen [niit dem eidlichen Versprechen in 2.Mos- Z, 7 ff.], und sprach: Jch bin der HErn euer Gott. 6. Jch erhub aber zur selbigen Zeit meine Hand sauch mittels der 10 Plagen, die ich an Egypten that, um ihre Losgebiiiig von Seiten Pharaos zu erzwingen 5. Mos. 4, 34], daß ich sie führete aus Eghptenland in ein Land, das ich ihnen versehen [mit großer Sorgfalt als das beste für sie ausgesuchq hatte, das mit— Milch und Honig fließt, ein edel Land vor allen Ländern; 7. Und sprach zu ihnen [wenn auch nicht in ausdrücklichen Worten, doch in selbstverständlicher Folge meiner Gnadenabsichten mit ihnen]: Ein jeg- licher werfe weg die Grenel [der bisher betriebenen Abgötterei Jvs 24- 14] vor seinen Augen, und verunreiniget euch nicht an den Götzen Egypteusz denn ich bin der HEry euer Gott [Kap.16,8f.]. So spricht der HErr-HErr: Zu ; 8. Sie aber waren mir ungehorsam, und wolltcn mir nicht gehorchen lPs. 106, 7]; und warf ihrer keiner weg die Grenel vor seinen Augen, und verließen die Gdhen Eghptens nicht. Da gedachte »ich swie sie wohl» verdient hätten] meinen Grimm uber sie auszuschutten, und allen meinen Zorn uber sie gehen zu lassen noch in Egyptenland sindem ich sie durch die Egypter hätte sollen um- kommen lassen 2. M. 14, 9 ff.]. 9. Aber ich ließ es suriterließ solches Aus: schütteii meines Zorns] nm meines Namens willen lPs 106, 8], daß er nicht entheiliget wurde vor den Heiden sden Egyptern], unter denen sie waren, und vor denen ich mich [durch große Zeichen und Wunder] ihnen hatte zu erkennen gegeben, daß ich sie aus Egyptenland führen wollte [damit diese nicht sagen könnten, ich hätte mein Vorhaben nicht hinauszufiihren vermocht 4. Mos. 14, 13 ff.]. Der Inhalt von V. 5 u. 6 beruht auf 2. Mos. 6, 2 ff., wo der HErr sich Mosen und durch denselben den Kindern Jsraels nach seinem in dem Jehova- Namen beschlosfenen Wesen zu erkennen gab, in wel- ehem er ich den Patriarchen noch nicht geoffenbaret hatte. it der Erwählung zum Volke Jehovcns war dann laut V. 7 den Jsraeliten von selber die Los- sagung von den Götzen Egyptens geboten, wenn auch das ausdrückliche Verbot, andere Götter zu verehren (2. Mos. TO, 3), erst am Sinai gegeben ist. sKeilJ Schon sofort, als Gott dem Volke seinen Rath chluß kundthat, es aus dem Lande der Knechtschaft erlösen zu wollen, trat die Absicht Gottes hervor: nicht das alte, dem Götzendienst anhängende, sondern ein geistig- neues, Jehova in voller Liebe und Anhänglichkeit er- gebenes Geschlecht sollte Egypten verlassen. (Hävernick.) Die Geschichte berichtet nicht ausdrücklich über folchen Abfall des Volkes in..Egypten, wie er in V. 8 ihm " en mittelbar i zum Vorwurf gemacht wird; doch fuhr darauf die Angaben der Bücher Mosis (2. M. 32,1 .; Z. M. 17, 7) über die iioch in der Wüste fortdauern e Neigung des Volkes zu eåyptifchem Wesen. Daß die Jsraeliten überhaupt in ghpten den Götzen gedient haben, wird bezeugt durch Jos.24, 14 f.; und war dies, so läßt sich schon von vornherein erwarten, daß diese Neigung nicht sofort auf ehört haben wird, nachdem der wahrhaftige Gott si unter ihnen kund egeben. lHengstenbergJ Um meines Namens willen, sagt der «HErr, that ich an ihnen, was ich gethan: sie waren’s nicht Werth, hatten es nicht verdient; aber meine vor den Augen der Heiden, in deren Mitte sie waren, ge- Fchehene Offenbarung sollte nicht entweihet werden vor diesen selben Augen, als habe ich den Namen, wohl zu wollen, aber nicht zu können. cSchröderJ Gott hält die Ehre seines Namens so hoch, daß er um des- willen manches an den Gottlosen übersieht: L. Mos. ",«2, 12—14. (Starke.) 10. Und da ich sie aus Eghptenland geführet Sinne, und in die Wüste gebracht [2. Mos. 19 u. 20]« 11.’ Gab ich ihnen koom Siuai herab] meine Gebote, nnd lehrete sie meine Reime, durch welche lebt der Menfch, der sie halt [3. M. 18, 5]. 12. Ich gab ihnen auch [mittels der Stiftung L. M. 16, 22 f.] meine Sabbathe, zum Zeichen 510 Hefektel 20, 13——26. zwischen mir und ihnen, damit sie lerneteu, daß ich der HErr sei, der sie heiliget [2. M. 31, 13]. is. Aber das Hans Israel war mir unge- horsam auch in der Wüste, und lebten nicht nach meinen Geboten, und verachteten meine Rechte, durchwelche der Ricnsch lebt, der sie hält [V.11]; und entheiligten meine Sabbathe sehr 19.. M. 16, 27 ff] Da gedachte ich meinen Grimm über sie anszuschictten in der Wüste, und sie gar umzu- bringen [V. 8]. 14. Aber ich ließ es um meines Namens willen, auf daß er nicht entheiliget würde vor den Heiden, vor welchen ich sie hatte ausgeführet [4. M. 14, 16]. 15. Und hub auch [da ich den Gedanken an ihre Vernichtung schließlich denn doch bis zu einem gewissen Maße zur Ausführung bringen mußte, wenn nicht durch allzuweit gehende Verfchonung die Ehre meines Namens in andrer Weise leiden sollte] meine Hand aus wider sie in der Wüste, daß ich sie nicht wollte bringen in das Land, so ich ihnen gegeben hatte, das mit Milch und Honig fließt, ein edel Land vor allen Ländern [4. Mos 14, 11 ff; Pf. 95, 11; 106, 26]: 16. Darum, daß sie meine Rechte verachtet, und nach meinen Geboten nicht gelehrt, und meine Sabbathe entheiliget hatten; denn sie wandelten nach den Göhen ihres Herzens [Amos 5, 25 f.]. 1.7. Aber mein Auge [Kap. s, 11; 7, 41 vetschouete ihrer sdabei abermals insoweit], daß ich sie nicht lauch bis auf die jüngeren Generationen 4.Mos.14, 20 ff] verderbete, noch gar umbrächte in der Wüste [so daß sie oöllig untergegangen wären, wie sie eigentlich verdient hatten]. Dem aus Egypten ausgeführten Volke gab Gott am Sinai Gesetze, durch die es zu seinem Volke ge- Zeiligt werden sollte, damit es vor Gott lebe; ·de·r "ern aller darin verordneten Gottesdrenfte war die Sabbathseier, die ein Zeichen zwischen ihm und Jsrael insofern war, weil mit dem Sabbath er ihm einen Tag der Erholung und Erhebung des Geistes und einen Vorfchmack der Seligkeit gewährte, zu welcher das Volk Gottes am Tage seiner Vollendung eingehen soll, sie also da erkennen konnten, daß Jehova sie heili e. (Keil.) Wer den Sabbath hielt, trug damit das nterscheidungszeichen Jsraels von allen andern Völkern, das Zeichen des besonderen Verhältnisses, in dem Jsrael zu Jehova stand, also das Bundeszeichen cleichfam an sichx das Nichtfeiern dagegen war em Vundesbruh ein thatsächlicher Abfall von dem Einen wahren Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erden, dem Heili en Jsraels, und, sofern außer diesem kein anderer ott ist, eine mittelbare Abgiitterei. (Bähr.) Der von Gott eingesetzte und Jsrael durchaus eigen- thiimliche Sabbath ist ein wöchentlich wiederholtes Be- kenntniß Gottes zu seinem Volk und des Volkes zu feinem Gott, ein Zeichen, daß Gott dies Volk heiligt, es aus der Masse der iibri en Völker als sein Volk aussondert. Ueber äußere abbathsverletzung während des Zuges durch die Wüste berichtet die Geschichte nicht« 4. Mos. 15, 32 f., wo der Mann, der am Sabbat Holz gelesen, vor die Gemeinde gebracht und von dieser nach eingeholter Entscheidung gesteinigt wird, zeigt viel- mehr, daß es an Eifer in dieser Hinsicht nicht fehlte. Aber der Prophet faßt im Einklang mit Jes 58, 13 s. und mit Moses selbst, der gebietet, den Sabbath zu hei- ligen, ihn in jeder Beziehung Gott zu weihen und gänzlich dem Gebiete des eigenen Jnterefses, der eige- nen siindigen Neigung zu entziehen, wonach unmöglich die Feier mit träger Ruhe ab emacht sein kann, den Begriff der Sabbathsfeier tieFer und geistlicher: »du sollst von deinun Thun lassen ab, daß Gott sein Werk in dir hab-« In seinem Sinne den Sabbath feiern kann nur der wahrhaft Gottesfürchtige, so daß alles, was in den Büchern Mosis den Mangel wahrer Got- tesfurcht unter dem Volke in der Wüste bezeugt, zu- gleich die Anklage der Entweihung der Sabbathe ent- hält. (Hengftenberg.) Was will’s da erst mit solchen werden, dazu in der Christenheit, die ihren Sabbath oder Sonntag gar mit Sausen, Spielen u. s. w. zu- bringen! (Berleb. Vib.) Im andern Theile unsers Stückes zeigt uns der Prophet abermal die zum Schwnr erhobene Hand, und zwar um Schwur, das treulose Volk nicht in das von ilch und Honig fließende Land zu führen (vgl. V. 6); aber er läßt uns auch in das mitleidige Auge Gottes blicken, wel- ches wenigstens die Söhne in das Land kommen lassen toill, um- dem Volke nicht das Garausszu machen. (Uenbreit.) 18. Und ich sprach zu ihren Kindern in der Wüste [dem nachgewachfenen Geschlecht derer, die einst aus Egypten gezogen waren, indem ich das- selbe vor dem Einzuge nach Canaan durch Wie- derholung des Gesetzes vermahnen ließ]: Ihr sollt nach eurer Väter Geboten swie die zuerst in Egypten und dann die 40 Jahre in der Wüste es getrieben haben] nicht leben, und ihre Rechte [die in allerlei abgöttischen Gebräuchen und sünd- lichen Gewohnheiten bestehen] nicht halten, und an ihren Götzen euch nicht verunreinigen [V. 7]. 19. Denn ich bin der HErr, euer Gott; nach meinen Geboten [also, da ich jetzt euch an: statt enrer Väter, die da niedergeschlagen sind in der Wüste, zu rneinem Bundesvolke gemacht habe] sollt ihr leben- und meine Rechte sollt ihr halten und darnach thun [V. 11]. 20. Und meine Sabbathe sollt ihr heiligen, daß sie seien ein Zeichen zwischen mir und euch, damit ihr wisset, daß ich der HErn euer Gott, bin [V. 12]. 21. Aber die Kinder waren swie die Vorfälle in 4. Mos. 25, 1—9 beweisen] mir auch unge- horsam, lebten nach meinen Geboten nicht, hielten auch meine Rechte nicht, daß sie darnach thtiteiy durch welche der Mensch lebet, der sie hält, nnd entheiligten meine Sabbathn Da gedachte ich meinen Grimm über sie auszuschüttem und alle meinen Zorn über sie gehen zu lassen in der Wüste [V. 13]. 22. Jch wandte aber swie aus meinem Ver- halten gegen Bileam hervorgeht 5. Mos 23, b] meine Hand, und ließ es [das Ausschütten meines Auch die in Canaan eingezogenen Kinder dieser Väter waren dem HErrn ungehorsam. 511 Grtmms über sie, bleiben] Um meines Namens willen, auf daß er nicht entheiliget würde vor den Heiden, vor welchen ich sie hatte ansgefiihret [V. 14]. 23. Jch hiib auch meine Hand auf wider sie in der Wüste szu eidlicher Bekräftigung der Dro- hung, indem sie mir in der Gestalt, wie sie in ihren Nachkommen sein würden, so lebendig vor der Seele stunden, als trügen sie diese, dem An- fange nach. schon vorhandene Gestalt in vollstäik digcr Ausbildung bereits an sich], daß ich sie zer- streuete unter die Heiden, und zerstiinbete in die Länder [5. Mos. 4, 26 n. 27]; 24. Darum, daß sie meine Gebote nicht ge,- halteii, und meine Rechte verachtet, und meine Sabbathc entheiliget hatten, und nach den Gbhen ihrer Väter sahen [V. 15 u. 16]. 25. sEine Verschoniiiig, wie in V. 17, sollte denn setzt nicht mehr statthaben, sondern ich be: reitete nun die endliche Ausführung meiner Dro- hung dadurch vor, daß ich sie dahingab in ver- kehrten Sinn zu thun, das nicht taugt Rom. 1,28.] Darum übergab ich sie in die Lehre, so sim ge- raden Gegensatz zu meinem guten und Leben dringenden Gesetz] nicht gut [vielmehr im höchsteii Maße übel] ist, und in Rechte, darinnen sie tciii Leben ssondern nur den Tod] konnten haben. 26. Und verwarf sie mit ihrem Opfer ldaß sie, statt, wie sie meinten, rein dadurch zu werden und der Gottheit wohlgefällig , im Gegentheil zu recht Unreinen und Schuldbeladenen wurden, verwarf sie insonderheit mit demjenigen Opfer-J, da sie alle Erstgeburt durchs Feuer verbrannten [dem Moloch zu Ehren durch’s Feuer gehen ließen Z. Mos. 18, 2I Anat-J, damit ich sie verstörte [dem Gericht der Verstörung entgegen- sühretej und sie [mittels der Strafe, die über sie käme] lernen mußten, baß ich der HErr sei kihr väterlicher Gott, den sie für nichts achteten, Gott im vollen Sinne, und daß ihn verlassen nichts als Elend sei]. Jn V.16 u. 17 ist von dem ersten Wüstengeschlecht die Rede gewesen; dagegen handeln nun die V. t8——26 weiter von dem zweiten Geschlecht in der Wüste; Gott vermahnte dasselbe, daß es bei Jhm und seinem Worte bleibe, aber die Söhne thaten wie ihre Väter, so daß Gott schon in der Wüste seinen Zorn an ihnen zu stillen gedachte, er ließ es aber auch dieses Mal aiistehen um seines Namens willen, bedrohte sie jedoch mit Zerstreuung unter die Heiden und gab sie, die seine Sitten verachteten, in schlimme Sitten, falsche Culte, ja grausigen Molochsdienst dahin. (Kliefoth.) Den Kindern des ersten Geschlechts gehört die ganze zweite Gesetzggbung (Deuterono1niiim)· an, mit ihren eindringlichen rmahnungen, wie sie m dem Gefilde Moab erging und in dein 5. Buch Mosis verzeichnet steht. (Hengstenberg.) In V. 18 werden die Väter nach ihrem beharrlichen Ungehorsam wider die Gesetz,- gebung des HErrn gewissermaßen als Gesetzgeber nach ihrem Sinn und auf eigene Faust dargestellt. (Schröder.) übel bekommt und voll i hat die größte Anziehungskraft für die Menschen. s (Stark.) Der Keim selbst jenes offenbaren Absalls, So eine große Kraft hat die Gottlosigkeit, daß man sie als ein Gesetz respectirtx denn der Teufel und die Welt haben auch ihre Statuten und Rechte, die wohl mehr in Acht genommen werden als Gottes Gebote· (Berleb. Bib.) Der eigenen Gesetzgebung gegenüber, welche sich die erste Generation hatte zu Schulden kommen lassen, steht in V. 19 die Erneuerung des Gefetzes vom Sinai; insofern aber die zweite Gene-. ration, welcher die Wiederholung und Erneuerung gilt, den Uebergang zu Jsrael in Canaan vermittelt, ja dieses Jsrael dem Anfange nach schon in sich schließt, so Verbindet sich mit jener Wiederholung schon die Bedrohung mit dem Exil in V. 23. (Schröder.) Wäre das neue Geschlecht in Wahrheit ein geistig neues gewesen, so hätte es so eindringlicher Warnungen und gewaltiger Drohungen, wie das 5. Buch Mosis sie enthält, nicht bedurft; der Sinn der neuen Gene- ration war aber durch alle vorausgehenden Strafge- richte noch keineswegs ein völlig gebrochener geworden, noch immer hatte die Zucht Gottes ihr Ziel nicht er- reicht: 5.Mos.29,4. (Hävernick.) Der Prophet unter- scheidet zwar das aus» Egyptew gezogene Geschlechh das Gott zum Sterben in der Wuste verurtheilt hatte, von dem in der Wüste aufgewachsenen Geschlecht; aber dieses letztere oder die Söhne der in der Wüste Ge- fallenen, welche in das Land Canaan gebracht wur- den, faßt er dann in V. 27 mit allen fol enden Ge- nerationen einheitlich zusammen in dem egriffe der Väter des zu seiner Zeit lebenden Geschlechts An diesem erfüllt sich nun wirklich die Strafe, die jenem allbereits gedroht worden war, aber nicht gedroht als eine solche, die schon an ihm selber sich hätte vollziehen sollen und nur in Folge einer Verschonung noch wäre aufgeschoben worden; vielmehr war ja die Zeit der Zerstreuung gleich anfangs nicht irgendwie näher be- stimmt, und so schließt sich, was gegenwärtig sich er- ftillt, mit dem, was vorinals gedrohet worden, zu einem ungetheilten Ganzen zusammen vermöge der schon bei Mose herrschenden Anschauung des Volkes in seinen successiven Geschlechtern als einer geschlossenen Einheit. (Keil.) Von jeher sind die Ausleger uneins darüber gewesen, was man sich unter den nicht guten und nicht lebendig machenden Sitten und Rechten zu denken habe, die Gott nach V. 25 dem zweiten Wüsten- geschlecht (in seiner Zusammengehörigkeit mit den fol- geiiden Generationen) gab und von denen in V. 26 ein Beispiel angeführt wird. Ganz verfehlter Weise denken manche Kirchenväter an das göttliche Gesetz selbst, von welchem Gott selber hier bezeuge, daß es nicht selig mache; wir müssen uns vielmehr denjenigen Auslegern anschließem welche heidnische Sitten und Gottesdieiiste gemeint finden. (Kliefoth.) Gottes Ge- richt hub daniit an, daß Jsrael die bösen Satzungen und die tödtenden Rechte Canaans zur Strafe gegeben worden sind: weil sie nicht niein gutes Gesetz wollten, habe ich ihnen Canaaws nicht gutes Gesetz gegeben. (Schröder.) Gott hat die menschliche Natur so einge- richtet, daß auf die Abkehr von ihm totale Verfinste- rung und Zerrüttung folgt, daß kein Maßhalten in Jrrthuiii und Sünde , kein Stehenbleiben auf den ålliittelstufen möglich ist, daß der Mensch, so gern er auch stehen bleiben möchte, doch wider« Willen von Stufe zu Stufe herabsinken muß: der Abfall von Gott ist die Schuld, der Exceß des Jrrthums und die sittliche Versunkenheit das verdiente Verhängniß, dem alle gern entgehen möchten, wenn dies in ihrer Macht stünde. (Hengstenber «) Gerade das, was ihnen odes und Verderbens ist, 512 Hefekiel 20, 27— 38. womit man später frech dem Götzendienst huldigte (V. 3l), lag bereits in dem Geschlecht der Wüste, wel- ches in Canaan ein og, und äußerte sich nur in ver- steckter, weniger au allender Weise; darum existirten bereits mosaische Verbote, welche vor jener Vermischung warnten und sich auf eine Verkehrung des Gebotsu Mos. II, 12 f. in Abgötterei bezogen. (Hävernick.) 27. Darum [weil jetzt, in Beziehung auf das Geschlecht der Gegenwart, selbst die Zeit der Vor- bereitung zu Ende und dafür die der Ausführung meiner Drohung V. 23 gekommen ist] rede, du Menschenkind, mit dem Hause Israel [ih-.1en die vollkommene Gerechtigkeit dessen, was ich nun thue, zum Bewußtsein zu bringen], und sprich zu ihnen: So spricht der HErr-HErr: Eure Väter [näm- lich die nachlebenden Geschlechter derer, von denen in V. 18—26 die Rede war, von welchen Ge- schlechtern ihr denn unmittelbar herstammt] haben mich noch weiter gelcistert und [in schmählicher Untreue mir] gctrotzet 28. Denn da ich sie in das Land gebracht hatte, über welches ich ineiiie Hand aufgehoben hatte, daß ich es ihnen gebe [V. was thaten sie denn da in der Zeit der Richter und Könige? ·— Siehe] , wo sie lin diesem heiligen, mir ge- hörigen Lande] einen hohen Hügel oder dicken sdichtbelaubtenj Baum erfahen, daselbst opferten sie ihre Opfer, und brachten dahin ihre feindfelige [mir zu Unmuth und Verdruß gereichenden, weil den Götzen dargebrachten b. Mos 32, 16 u. 21] Gaben, und rcincherten daselbst ihren süßen Geruch und gossen daselbst ihre Trankopfer [Kap. a, is; is, 24 f.; 1.Kön. 14, 23; r. K. 17, 10 ff.]. 29. Jch aber sprach fdurch meine Propheten oft genug] zu ihnen: Was soll doch die Höhe, dahin ihr gehet? sDoch sie achteten nicht auf solche Mahnung, sondern trieben ihr Wesen unbe- kümmert tveitei«.] Und also heißt sie bis ans dieseii Tag die Höhe [ohne daß je der Höhen-Calixt?- gründlich ein Ende genommen hätte]. 30. Darum [weil mit dem so geläusigen Wort selber schon die beständige Abtrünnigkeit meines Volkes von mir klar bewiesen ist] sprich zum Hause Israel sihnen solche Abtrünnigkeit in einer kurzen Ziisammenfassung nochmals zum Be- wußtsein bringend und ihnen dann die Abweisung in V. Z, nachdem sie so ausführlich begründet ist, wiederbolend]: So spricht der HErr-HErr: Jhr verunreiniget euch in dem Wesen eurer Väter, und treibet Hurerei mit ihren Greuelu lmit den Göttern, denen sie gedienet haben]; 31. Und vcrunreiniget euch an euren [zu den alten noch neu hinzugethanen] Götzeih welchen ihr eure Gaben oPfert, und [denen zu Ehren ihr] eure Söhne nnd Töchter durchs Feuer verbrennet fhindurchgehen lasset V. Les, bis auf den heutigen Tag; und ich sollte mich euch vom Hause Israel [die ihr durch und durch götzendienerisch und treulos gegen» mich seid] fragen lassen? So wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, ich will von euch ungefragt fein. Jndem sich der Prophet nun besonders seiner ge- genwärtigen Umgebung zuwendet, züchtigt er zuerst den Verrath, den das Volk, nachdein es durch die un- erschöpfliche Gnade in das Land der Verheißung e- führt worden, an seinem Gott begangen: auf a en hohen Hügeln und unter jedem dichten Baunie wurde den fremden Göttern geopfert. Der Prophet erinnert vor allein an den schändlichen Mißbrauch des Namens ,,Höhe«, der sich in feiner götzendienerischen Bedeutung bis auf diesen Tag erhalten — wahrlich, nicht hin- auf, sondern hinab sind sie gekommen, indem sie aus die Höhe stiegen. Und so ist dieser Name zu einem bleibenden Denkmal ihres abscheulichen Verrathes an dem gnädigen Gott geworden, der sie auf einer ganz anderen Höhe zu sich emporzieshen wollte; aber leider ist auch das ietzige Geschlecht noch ganz wie das alte, die Kinder sind immer auf den Wegen der Gre11el fortgewandelt wie die Väter. (Umbreit.) Gott spricht zu ihnen im Tone des Vorwurss (1. Kön. 9, 13): »was ist die· Höhe, wohin ihr gehet?« wie könnt ihr, statt mich m meinem wahrhaftigen Heiligthum zu suchen, euch zu diesen elenden Orten mit ihren elenden Götzen wenden? Und doch werden diese Orte Höhen genannt bis auf den heutigen Tag in dem Sinne der Heiligthümer und in der Meinung, an ihnen etwas Besonderes zu haben, (Hengstenberg.) Nicht auf Höhen menschlicher Philosophie, sondern in der Höhe und im Heiligthum wohnt der HErr, der bei den ge- demiithigten und den geängsteten Herzen zu Haufe ist: Jes 57, 15.· (Schröder.) Der HErr will ungefragt sein«· denn ietzt ist es zunächst nicht Zeit, zu denken an die Aufhebung des bereits begonnenen Gerichts, wie es längst vorher verkündigt worden (V. 23), an Heimkehr und Heil, sondern an die Bestimmung, an die Endabsicht Gottes bei diesem Gericht, nämlich die Läuterung dieses Geschlechts, die Zubereitung desselben für die Zeit des Heils. (Hävernick.) 32. Dazu ist) sage Ihnen weiter in meinem Namen], daß ihr sin eures Herzens Sinne] ge- denkct, wir wollen [weil wir ja sehen, daß die übrigen Völker bei ihrem Götzendienst gedeihen und es ihnen ganz wohl ergehet, während wir mit unserm von ihnen abgesonderten Gottesdienst auf keinen grünen Zweig kommen] thun wie die Heiden ltkvgs Um Uns her] und wie andere Leute [d. i. Nationen] in [den verschiedenen] Ländern [der Erde], Holz und Stein fgleichwie sie] an- beten [5. Mof. 4, 2813 das soll eu-ch fehlen fspricht der HErr, ich werde solch Vorhaben euch schon aus dem Sinn schlagen und wissen, wie ich’s hintertreiben foll]. Der HErr läßt es bei der Abweisung in V. 531 nicht bewenden; er thut jetzt einen Blick in ihr Herz und findet da statt der Liebe zu ihm und der Reue um i re Jrrwege vielmehr die buhlerische Neigung, es den eidenvölkern gleich zu thun. An dieser ihrer Grundfünde faßt er sie, und indem er in V. 32—44 ausführt, wie diese ihre Nei iig nie nnd nimmer in deni von ihnen gemeinten Sinne Befriedigung finden, wohl aber ihn vermögen werde, sie durch harte Gerichte zu führen und zu läutern, bis sie, der- Unter Juda ist zur Zeit der Könige abgöttischer Götzendienst allgemein. 513 maleinst geläutert und bekehrt, des schließlichen Heils würdig und theilhaftig werden, giebt er damit einen prophetischen Ueberblick über die ganze Zukunft Israels von den Tagen Hesekiels an bis an das Ende der Geschichte· (Kliefoth.) Es würde dem Wesen Gottes, insbesondere seinem Namen Jehova widerstreiten, wenn Israel werden sollte wie die Heiden; das gerade Umgekehrte soll vielmehr die Erfüllung sein, daß näm- lich die Heiden werden wie Israel, denn die diesem Volke eingeschassene Idee, in welcher es erwählt wor- den aus allen Völkern der Erde, ist die Idee des Volkes Gottes, womit Israel zu· leich Träger der Idee der Menschheit überhaupt ist. emäß der Schöpfung ist die Idee der Menschheit, Gottes zu sein (Luk. Z, 38); durch Wiederherstellung kraft der Erlösung hat sie dadurch sich zu vollenden, daß Gott alles in allen (1. Eor. 15, 28) oder die Menschen seine Unterthanen sind und er ihr Gott ist (Osfb. 21, 3). Wenn nun die Realisirung dieser Idee· Israels, und der Menschheit überhaupt, in der Erfüllung der Zeiten in dem Einen Men chen geschieht, der, wie er Israel ist, so auch ,,des Menschen Sohn-«, so knüpft seine geschichtliche Erscheinung einerseits nach Fleisch an Israel an, an- drerseits aber nach Geist entwickelt sich aus ihm die neue Menschheit, die es in Geist und Wahrheit ist, das Volk Gottes, das Israel vorzubilden hat; die Ausgießung des von ihm verheißenen, seines Geistes zeigt daher nicht Israel geworden zu Heiden, es wäre denn den Sprachen nach, sondern die Heiden geworden Fu Israel: Apoftg. 2. (Schröder.) Auch Christen önnen nicht schlechthin wieder Heiden werden. (Schmieder.) 33. So wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, ich will sda mein königliches Negiment über euch nimmermehr dadurch aufgehoben werden kann, daß ihr dasselbe nicht mehr haben wollt, sondern mein unvertilgbares Königthum durch solche Auflehnung nur genöthigt wird, eine schreckliche Gestalt anzu- nehmen] uber euch hcrrschen mit starker Hand und » ausgcstrecktem Arm und mit ansgeschüttetem Grimm [wie ich auch über Egypten einst so geherrfcht habe, als dessen König meinte: »wer ist der HErr, deß Stimme ich hören miisse?« 2. Mos. 5, 2; S, 1 U. 6]; 34« Und will euch [ähnlich wie ich eure Väter einst aus Eghpten geführt habe] aus den Völkern führen snicht leiblich und örtlicl), sondern durch geistige Aussonderring aus der Gemeinschaft mit ihnen, daß es nimmermehr zu einer»Ver- schmelzung mit der Heidenwelt bei euch kommen soll] nnd kwill euch] ans den Ländern, dahin ihr [in Folge meiner StrafgerichteJ berstreuet seid, sammeln mit starker Hand, mit ansgestrecktem Arm und ausgeschüttetem Grimm kdaß ihr vielmehr ein für euch bestehendes, zu einem einheitlichen Ganzen verbundenes Volk sein und bleiben müßt]; 35. Und will euch [ähnlich wie ich einst eure Väter nach dem Auszug aus Egypten in die Wüste gebracht] bringen in die Wüste der Völker sdaß ihr, ohwohl mitten unter den Völkern lebend, doch einsam unter ihnen dasteht wie in einer öden, menschenleeren Wtiste], nnd daselbst mit euch rechten D ä ch s el’ s Btbelwerlc von Angesicht zu Angesicht Undem ich euch durch Züchtigung und Strafe, in denen ihr meine Ge- genwart wohl fühlen sollt, eure Verschuldung gegen mich aufrücke]. « 36. Wie ich mit cuern Bcitern in der Wüste bei Ggppten gerechtet habe lals ich ihnen meine Herrlichkeit vom Sinai herab kund that aus dem Feuer b. Mos.- 5, 4 und sie dadurch so in Angst geriethen, daß sie ihrer Sündenschuld und Todes- würdigkeit sich bewußt wurden T. M. 20, 18 ff.]: eben so will ich auch mit euch rechten kdaß ihr mkch fürchtell sollen, spricht der HErr-HErr. 37. Jch will euch wohl unter die Ruthe [meiner Aufsicht und HerrschaftJ bringen sdaß ihr mir nicht durch falsche Emancipation oder Auf- hebung der euch gesetzten Schranken entlaufen sollet], nnd euch in die Bande des Bandes zwingen sdaß ihr von dem euch auferlegten Gefetz nicht los- kommen werdet] 38. Und will [durch einen Läuterungsprozesz dem ich euch unierwerfej die Abtrirnnigen und [die] so wider euch übertreten kin gänzlichem Sichlos- sagen von dem Bundesverhältniß mit mir], unter euch ausscgenz ja [eincslheils] aus dem Lande, da ihr jetzt wohnet [Canaan], will ich sie smit euch allen] führen sunter die Völker, und aus diesen in die Völkerwüste V. 23 u. 35, ohne daß sie da,- selbst Heimathsrecht erlangen werden, wie sie gern möchtenL Und sdoch anderntheils sie mit denen, die meine Heilsabsichten verstehen und sich bekehren lassen] in das Land Israel nicht [wieder] kommen lassen, daß ihr swenn nun das Ende meiner Wege mlt euch da sein wird] lernen sollt, ich sei der HErr lder wie in Gnade und Barmherzigkeit, so auch in Gerechtigkeit und Gericht sich zu verherr- lichen weiß]. Die Ausleger haben sich die richtige Einficht in den Sinn dieses eschatolo ischen Abfchnitts gewöhnlich dadurch abgeschnitten, dag sie den 34. V. entweder von der Zurückführung Jsraels aus dem dermaligen babylonischen Exil oder von jener schließlichen Zurüc- führung aus der heutigen Zerstreuung in das heil. Land verstanden haben. Aber weder von jener noch von dieser Zuruckfithrung kann der Vers verstanden werden, wenn man den Worten und dem Zusammen- hang ihr Recht widerfahren läßt: die Zuriickführung ans rung aus den Völkern und von den Ländern, son- dern aus Einem Volk und Lande, sie geschah auch nicht durch Gottes Zorn und Strafarm, der an Is- rael sich bewies, und ebenso wird diejenige Samm- lung aus den Völkern, welche am Schlusse der jetzigen Zerstreuung der Juden eintreten soll, wenn sie zu Christo sich bekehrt haben und in Folge dessen wieder in ihr Land eingesetzt werden, nicht ein Werk des. göttlichen Zornes, sondern umgekehrt die größte Gna- denerweisung an Israel sein. Ferner aber wird nicht blos gesagt, daß Gott Israel aus den Völkern, unter welche es zerstreuet ist, herausführem sondern e auch, wohin er sie fuhren will, nämlich in die · der Völker, um da mit ihnen zu rechten und seine A« T· II. L. 33 dem babylonischen Exil war nicht eine Zurückfüh- 514 Hesekiel 20, 39--46. Sache mit ihnen auszumachen: dies bei der Zurück- führung au-s dem babylonischen Exil auf die zwischen Babel und Palästina liegende Wüste, auf die, mit dem Durchzug durch dieselbe verbundenen Beschwer- nige und Jsraels Läuterung mittels dieser Beschwer- nie zu beziehen, ergiebt nur einen matten Sinn, auch ist nicht recht abzusehen, warum jene Wüste eine ,,Wüste der Völker« åenannt wird; bei der schließlichen Sammlung des zu hristo bekehrten Israel aus sei- ner heutigen Zerstreuung aber wird dasselbe in keiner- lei Sinne in die Wüste der Völker versetzt, sondern in sein Land gebracht, und der Zustand, in welchen es dadurch kommt, wird keineswegs ein solcher, in wel- chem Gott mit Israel von Angesicht zu Angesicht rechtet und es läutert, sein. Das zuletzt hier (von Kliefotly Gesagte trifft nicht ganz zu;« wir werden vielmehr aus der richtigen Erklärung von Qfsenb. 12, 14 u. 14, 1 ——5 erkennen, daß allerdings: in einem gewissen Sinne und für eine bestimmte Zeit das heil. Land für Israel, wenn es nach seiner Bekehrung dahin zu- rückgeführt ist, eine Wüste der Völker sein und es daselbst eine Läuterung und Heiligung erfahren wird. Endlich ist noch zu bedenken, daß V. 38 die Is- raeliten als noch nicht wieder in ihr Land zurückge- kehrt, sondern als noch inmitten der Völker lebend vorausfetzh und daß erst in V. 40 s. die Heimkehr Jsraels m sein Land als geschehen angenommen und seiner Sammlung aus den Ländern gedacht wird; ver- steht man diese Sammlung und Wiedereinsetzung leichwohl schon in V. 34, so zerreißt man den ganzen Zusammenhang der Weissagung, die ganze Abfolge der geweif a ten Begebenheiten. Vielmehr ist nach Wortlaut un Zusammenhang folgendes die richtige Erklärung der Stelle: Israel will in die Heidenvölker ausgehen, aber das soll es nimmer (V. 32); Gott wir ihnen insoweit ihren thörichten Wahn thun, daß er sie unter die Völker bringt und zerstreut (man denke besonders an diejenige Zerstreuung, in welcher Israel seit der 2. Zerstörung Jerusalems im I. 70 n. Chr. lebt). Aber dabei wird er sein Eigenthumsrechh das er vermöge der Erwählung an ihnen hat, unter allen Umständen mit Thaten des Zornes geltend machen und sie bei sich zu erhalten wissen; er wird, auch wenn sie unter die Völker zerstreut sind, mit seinem strafenden Ernst dem Aufgehen in die Völker wehren, sie fort und fort aus den Völkern und aller ange- strebten und gewünschten Gemeinschaft und Mischun mit ihnen heraussühren und-zu sich sammeln, so dag die Völkerwelt, durch welche sie hindurchgehen, für sie eine Wüste sein wird, daß sie mitten unter den Men- schen von den Menschen gesondert und einsam wie aus einem Wüsten uge sein werden (V. 33 u. 34). Wenn Gott nun in ieinem Zorn Israel in diesen Zustand versetzt haben wird, da wird er mit ihm zu seiner Be ehrung handeln: erstens wird er da mit ihm rechten; wie er mit ihm gerechtet hat, als es nach seiner Ausführung aus Egypten durch die sinaitische Wüste zog, so wird er mit ihm rechten, wenn es in dieser eweissagten Weise durch die Völkerwelt wie durch eine üste Ziehen wird. Dieser durch GottesZorn geschasfene Zustan , mitten unter den Ntenschen und doch von ihnen gesondert zu leben, wird eben ein Strafzustand, ein fortgehendes Verhalten ihrer Verschuldung sein (V. 35 u. 36). Es wird aber weiter auch ein Zu- stand, der sie sich unterJehova zu beugen zwingt und nöthigt: immer wieder durch Gottes Veranstalten von den sie umgebenden Völkern ausgeschieden, werden sie sich zu· Iehova halten müssen. So wird Gott sie unter seinem Herrscherstabe einherziehen lassen in jener Völkerwüste, und wird sie unter die Fesseln des Bun- des bringen. Die Fessel des Bundes ist das Gesetz, und das Gefetz eben ist das Mittel, durch welches Gott sie in der Völkermitte von der Mischung mit den Völkern zurück und bei sich erhält; dieses Gesetz, durch welches sie hätten leben können, müssen sie nun als Fessel tragen und seine Züchtigung erfahren (V. 37). Aber dieser Straf- und Zwangeszustand wird auch die Wirkung haben, daß er Israel läutert« am Schlusse dieser Strafzeit wird es geschehen, da die Bösen aus Israel werden ausgesoudert werden, so daß nur ein heiliges und reines Volk bleibt. Diese Bösen werden weder in den Ländern, dahin sie zer- streut waren, heimisch werden und bleiben, noch in das Land Jsraels kommen, sondern dem Gericht und Verderben anheimfallenx die aber sich zur Buße leiten lassen, die werden, wie fis aus dem Gegensatze von selbst versteht, aus den ändern, da sie verstreuet waren, in das Land Jsraels kommen (V. E?8). Damit Zzat die Weissagung die Zukunft Jsraels bis auf den unkt geführt, wo nur noch das Ende selbst zu be- schreiben war; aber um des paränetifchen ermahnen- den) Zwecks dieses Gottesworts willen ge chieht dies in der Weise, daß die Rede im folg. II. Verse sich unterbricht und sich mit Bußruf an die dermalen lebenden Jsraeliten wendet: »Da es nun so gesche- hen wird, so trefst eure Entscheidung; dienet euren Götzen nach wie vor, dienet ihnen jetzt und dienet ihnen weiter, wenn ihr einmal Gottes Stimme nicht hören wollt! Aber wisset dabei, daß ihr dann meinen heil. Namen ferner nicht durch euren Götzendienst ent- weihen werdet; ihr werdet ja dann zu denen gehören, die um ihrer Widerspenstigkeit willen nicht aus den Ländern der Zerstreunng in das Land Jsraels kom- men, und werdet also nicht mehr Gelegenheit haben, durch euren Götzendienst meinen Namen zu schänden, denn alsdann wird in meinem hl. Lande von den in der Strafzeit Bekehrten und aus derselben Heimge- führten nur heiliger und rechter Gottesdienst gethan werden« Und so fügt denn das Gotteswort von dem weiter folg. 40. Verse ab die durch V. 39 unterbro- chene Beschreibung des Endes an; sie lautet dahin, daß alsdann Israel, aus seiner Zerstreuung zurückge- führt in sein von Gott den Vätern gegebenes Land, auf dem Berge Zion Gott seine unbefleckten Opfer brin en wird zum Preise Gottes vor allen Völkern der elt, nunmehr in seiner Gesammtheit ein durch die Gnade Gottes überwundenes hl. Volk. (Kliefoth.) 39. Darum [weil ich wohl weiß, was für einem Ziele ich mit euch zustrebe und durch welche Mittel ich dasseIbe auch am Ende erreichen werde], ihr vom Hause Israel, so spricht der HErvHErr [in Beziehung auf euer gegenwärtiges Thun und Treiben und eure Absichten für die Zukunft V. 32]: Weil ihr denn mir ja [durchaus] nicht lvollt gehorchen, so fahret hin und dienet meinetwegen] ein jeglicher seinen Götzen kwie es ihm selber gefällt — ich will euch nicht daran hindern, als ginge mein Vorhaben darum zu Grundejz aber meinen heiligen Namen laßt hinfort unge- schändet mit euren Opfern und Götzen lich werde von der Zeit an, wo ich so euch selbst und eurem Belieben euch überlassen habe, das zu verhindern wissen- daß ihr mit eurem götzendienerischen Treiben noch ferner meinen heil. Namen dadurch Der HErr wird die Abtriinnigen wegfegen und schließlich eine heil. Gemeinde sich herstellen. 515 schändet, daß es unter meinen Augen und an meiner heil. Stätte vor sich gehet, vielmehr wird daselbst, nachdem die Abtrünnigen und Uebertreter unter euch ausgefegt V. 38 und in das Land Israel nur solche gekommen sind, die gelernet haben, ich sei der HErr, ein ganz neues Wesen walten]. . 40. Denn so spricht der HErr-HErr: Auf meinem heiligen Berge szu jener Zeit, die der Seher in Offenb 14, 1 ff. als schon gekommen schanet], auf dem hohen Berge Israels [oon dem schon in Kap. 17 , 33 die Rede war]. daselbst wird mir das ganze Haus Israel [nach seinem dann vorhandenen, nur noch die ,,Wahl der Gnaden« umfassenden BestandeJ und alle, die im Lande siud, dienen sweil solche, die mir nicht dienen wollen, gar nicht erst ins Land hereinge- lassen worden]; daselbst sindem ich mein Reich aufs Neue unter ihnen aufrichte] werden sie mir [als die unsträflich sind vor meinem Stuhl] an- genehm sein, und daselbst will ich eure Hebopfer und Erstliuge eurer Opfer sden Sitten meines Heiligthums gemäß, wie sie in Kap. 45 n. 46 wieder hergestellt sind] fordern, mit allem, das ihr mir heiliget. 41. Ihr werdet mir angenehm sein mit dem süßen sbesserx als ein IiebIicherJ Geruch sder ihr nun selber seld], wenn ich euch aus den Völ- kern bringen und aus den Ländern sammeln werde, dahin ihr verstreuet werdet [Kap. 36, 24; 37, 12 ff. 21 fs.]; und werde in euch geheiliget wer- den [besser: mich an euch heiligen 36, 23] vor den Heiden. 42. Und ihr werdet erfahren, daß ich der HErr bin, wenn ich euch in das Land Israel [nun wiederum] gebracht habe, in das Land, darüber ich meine Hand [zum Schwur] aufhub, daß ich es euren Vätern gcibe [V. as. 43. Daselbst [in dem Lande, in welches ihr dann zurückgebracht seid] werdet ihr gedenken an euer Wesen und an alles euer Thau, darinnen ihr swährend des früheren Besitzes] berunreiniget seid [mit vielen und schweren Sünden], und werdet Mißsalleu haben über aller eurer soorigenj Bos- heit, die ihr gethan habt salso daß ihr euch in dieser eurer ehemaligen Gestalt und Beschafsenheit selber zum Ekel seid Kuh. S, 9; 16, 61 ff.]. 44. Und werdet erfahren, daß ich der HErr bin, wenn ich [in eurer Wiederannahme und Wiederherstellungj mit euch thue um meines Na- mens willen, nnd nicht nach eurem bösen Wesen und schiidltchen Thun [womit ihr vielmehr die Verwerfung auf immer verdient gehabt hättet] du Haus Israel, spricht der HErr-HErr. So offenbart sich die Uebereinstimmun der gött- lichen Fiihrungen in Gerechtigkeit und Gna e von der årstend Etgoighluw fes Vcglkås an und vonbdem ersäen ug ur ie üte na anaan aus is zu er neuen Einsetzunå in das verheißene Land, die noch zukünftig ist. ( chmiederJ Das 21. Kapitel. Schwert der Chaldäer wider die Juden und tlmmoniten II. v. 45—Kap. 21, 32. wenn das vorige Kapitel die Weissagung von der Wüste heißen kann, so muß diese die Weissagung vomSchwert des HGrrn getiaunt werden. Von jenem schönen Bilde, aus welchem lheseltteks Blin- so eben gemeilt hatte, der zulcütiftigen Gestaltung der neuen Gottesslady fällt sein Zeuge wieder auf die alte, in Sünden erstatten, unheilige Stätte; da ergreift ihn ein gewaltiger xtfeuereiseiz von einer wahren Gluih der Begeisieruug hingerissen malt er in fast dichterischetu luedeschwttuge die nahe leachestunde für das dlebeemaß des Sündengreuels Gljävernittih slleberall ist das Be— streben sichtbag durch die Jluschaulichleeit der Sthilderuug einen Grsah zu gewinnen sur die noch nicht vorhandene, aber bereits lieimende Wirklichkeit und in solcher weise das Voll: von seinen thirugespinnsten einzuführen, zu be- wirken, daß an die Stelle der Politik die Buße trete. (Hengslenberg.) U. 45-—48: das Strafgericht als ein Feuer, das den Wald gegen Mittag anzündetz d. 49— Lan. El, T: das Strafgericht als ein über Jerusalem und das Land Israel gezürtites Schwert; it. 8—17: das Schwertz scharf und blihend, soll alles unbarmherzig wsirgen; V.18—27: das Schwert des Königs zu tzabel wendet steh zuerst rechts gegen Jerusalem und maiht dem Mnigthum Iuda ein Ende; V. Dis-IS: dann wird es sirh auch linlts wenden nnd die Zlmmoniter ver- tilgen. (Schmieder.) 45. Und des HErru Wort geschah szu der V. 1 angegebenen Zeit zum zweiten Mal] zu mir, und sprach: 46. Du»Menschenkind, richte dein Angesicht gegen den Sudwind [die Gegend in Süden] zu, nnd trciufe llaß Drohsprüche regnen Amor 7, te] gegen den Mittag, und weissage sum den schon zweimal dir bezeichneten Gegenstand, wider den dein Prophetenwort sich richten soll, noch bestimmter zu nennen] wider den Wald im Felde [der] gegen Mittag [lieget]. Träufeln (Luther: träufen) ist seit 5. Mos. 32, 2 für prophetische Rede sehr häufiger Ausdruck. Das Bildliche des vom Regen, vom Thau entlehnten Ans- drucks weist auf den Ursprung von oben her, aber auch auf die beabsichtigte heilsame Wirkung, wenn- gleich die Rede nicht blos Verheißung sondern, wie ier, lediglich Bedrohung nnd Gericht enthält. Der ropfen hdhlt schließlich den Stein. Sollte damit zu- leich das Kurze, Abgebrochene der Redeweise in un- serm Kapitel angedeutet sein? (Schröder.) Der »Wald im Felde gegen Mittag« ist Bild des Reiches Juda: der Wald ist Bild der Bevölkerung, der Menschen- masse, die einzelnen Menschen sind die Bäume; das Feld steht hier nicht im Gegensatz zur Stadt oder zum Garten, ondern ist soviel wie Gefilde oder Ge- biet. (Keil.) ls das Südland stellt sich Judäa IN« 516 Hesekiei 2o, 47- 49. 21, 1—11. vom Standpunkt des Exiles aus dar; es it bei den Propheten gewöhnlich, Chaldäa und iiber aupt die Weltreiche im inneren Asien als das Nordland zu be- zeichnen, wobei nicht sowohl die geographische Lage ins Auge gefaßt wird, als der Umtand, daß die Heere dieser Reiche vom Norden her, urch Syrien in das Land eindrangen, nach Norden zu auch die Ge- fangenen fortgeführt wurden. (Hengstenberg.) » 47. Und sprich zum Walde gegen Mittag: Hore des HErrn Wort, [denn] so spricht der HErlxHEkr sdurch seinen Propheten zu dir]: Siehe, ich will in dir [wie schon in Jer u, is; l7, 29 dir gedrohet worden] ein Feuer anzütidetr das soll beide, grnne und durre Bäume verzehren lund mit solcher Gewalt wüthe3i], daß man seine Flamme nicht wird loscheii lonnen, sondern "es soll ver- brannt werden alles, was vom Mittage gegen Mitternacht stehet [der ganze Wald in seiner Aus: dehnung von Süden nach Norden, indem das Feuer den nach Süden entfliehenden König zuerst erfaßt und dann die Wegzuführenden nach Rama im Norden versammelt werden Jer. 39,4 ff; 40, 4]. 48. Und alles Fleisch soll san der Art, wie das Feuer entsteht, und an der Wirkung, die es thut] sehen, daß ich, der HErr, is angezündet habe, und ldaraus dann auch begreifen, woher es kommt, daß] niemand löschen möge. Das Feuer paßt so gut zum Waldbilde, als für den Strafzorn Jehovas (Schröder.) Das grüne und dürre Holz bilden nach Kap.21, 3 die Gerechten und ·die Gottlosen ab (L1ik. W, 31). Der Prophet hat es hier mit der äußeren Schilderung des bevor tehen- den Gerichts u thun: auf diese Seite desselben ge- sehen, trifft erechte wie Ungerechte derselbe Schlag des Unheils — ein Ausspruch, der keineswegs die andere Seite der Betrachtung anstrebt, wonach doch eine ungeheure Kluft zwischen Gut und Böse auch in Bezug auf das Gericht stattfindet Katz. 9, 4fs. (Hävernick.) Wenn Zwei dasselbe erleiden, so ist es nicht dasselbe: denen die Gott lieben, müssen alle Din e zum Besten dienen. (Hengstenberg.) Der Sch uß des 47. Verses lautet eigentlich: ,,es sollen dadurch verbrannt werden alle Angesichter vom Südewgen Norden«; die Angesichter repräsentiren hier, wie so oft, die ganzen Personen — »das ist der edle Stoff, den dieses Feuer zu verzehren bekommt. lInd wenn man nun siehet, daß alle menschlichen Pläne und Hilfsmittel, auch die vielversprechendsten, zunichte werden, sofwird man zu der Erkenntnis; geführt, daß man es mit der persönlichen Allmacht und Gerechtig- keitzu thun hat, gegen welche der Kampf ein ver- geblicher ist.« —- Was nicht sobald vergeht, sondern bis zur Vollendung andauert, das Bleibende also - macht dem zeitlichen, selbst vergehenden Menschen den Eindruck vom Ewigen. (Schröder.) 49. Und ich [indem ich das mir aufge- tragene Wort des HErrn, das Angesicht gegen Süden gerichtet, vor den Aeltesten Jsraels V. 1 verkündigte, sie aber mir erklärten, meine Gleich: nißrede nicht zu verstehen] sprach lmeine Noth, die ich mit den Zuhörern wegen ihrer Herzens- härtigkeit hatte, dem HErrn klagend]: Ach, HEN- HEUJ sie sagen von mit« sin Beziehung arifmich]: Dieser redet [mit dem, was er uns soeben hat hören lassen] eitel verdeckte Worte ldaß wir nicht wissen können, was damit gemeint ist]. Das Räthsel oder Gleichniß ist leicht zu lösen, und der Prophet hat es mit gar scharfsinnigen Leuten zu thun; aber die Hörer wollen nicht verstehen, weil die Wahrheit ihnen unangenehm ist, und ziehen sich mit einer gewi sen Ironie hinter die Schwierigkeit der Form zurück, thun so, als ob sie nichts verstünden (Hengstenberg.) Die Welt tadelt an Predigern, die ihr in’s Gewissen reifen, Vieles; was ihnen aber eigentlich an ihrer ede verhaßt ist, das cheuen sie sich zu bekennen. (Schmieder.) Jmmer haben die Gottlosen Ausflüchte: predigt man durch Gleichnisse, so ist es gar dunkel; predigt man mit deutlichen Wor- ten, so machts der Prediger zu greiflich, fällt mit der Thür in’s Haus. (Cramer.) Kap. 21, V. 1. Und des HErrn Wort ge- schah [in Folge meiner Klage] zn mir Und sprach smir der ironischen Harthörigkeit der Zuhörer gegen- über nun eine Verkündigung anftragend, die in klaren nnd dürren Worten dasselbe bcsagte, was vorhin die im Gleichniß verdeckte Rede schon hatte sagen wollen]: 2. Du Menscheniiitd, richte dein Angesicht wider Jerusalem [das gegen Süden vor dir liegt] nnd trense [20, 461 wider die Heiligthümer soder Kirchen Z, 24 gegen den MitiagL und weissage wider das Land Israel sals den Wald im Felde gegen Hliittags Der Prophet erklärt im Folgenden die Gleichniß- rede von Kap. 20, 46 sf., aber so, daß er ein anderes Bild zur Deutung des ersteren gebraucht: jenes Feuer ist das fchonungslos alles dahinrasfende Racheschwert Jehovas 5. Mos. 32, 41f. (Hävernick.) Das neue Gotteswort beschränkt sich aber nicht darauf, den Jn- halt des vorigen näher zu entfalten, sondern es giebt zugleich (V. 6 f.) dem Propheten ein vor seinen Hörern zu thuendes Zeichen aus und sieht mit dem, was bis Kap 23, 49 folgt, zu dem ganzen bisher dagewesenen Abfchniit unsrer Gruppe (Kap. 20, 1—48) insofern in enger Verbindung, als darin eine, durch den in Yo, 49 berichteten Umstand herbeigeführte Erläuterung und Ausführung jenes Abschnitts gegeben wird. (Kliefoth.) 3. Und sprich zum Lande Israel lals dem Walde im Felde gegen xlsliittag 20, 46]: So spricht der HErr-HErr: Siehe, ich will an dich swie schon in Kap. 5, 8 gesagt] ich will mein Schnsert sdas ich in meiner« Langmuth so lange zurückgehalten habe, nunmehr] aus der Scheide ziehen, nnd will [mit demselben] in dir ansrottcti Gerechte nnd Ungerrchte linsdem zu Kuh. Z, 18 ff. dargelegten Sinne] 4. Weil ich denn [solchem Beschlnsse nach] in dir beide, Gerechte nnd Ungerechte ausrottiy so wird meist Schwert sauch in der That] aus der Scheide fahren über alles Fleisch lohne Unter: schied], vom Mittage her bis gen Mitternacht [20, 47]. 5. Und soll alles Fleifch lwenn so griindlich aufgeräumt wird und nichts verschont bleibt] er- fahren, daß ich, der»HErr, mein Schwert habe aus Weifsagung vom Schwert des HErrm gezückt über Jerusalem und das Land Israel. seiner Scheide gezogen; lind» soll Dasselbe] nicht wieder eingesteckt werden fbis ei: sein Werk ganz und vollständig gethan hat 21, 48: Jer. 47, 6 f.]. Die Scheide, worin Gottes Schwert stec»kt, ist seine Langmuth (Theodoret.l Das Schwert ist Gottes; Gott in den Schwertern, Zvenii sie auch die Men- fchen fuhren. Auf die Chaldaer, welche das Schwert zuerst zu fuhren hatten, folgten hernach die Schwerter der Romen (Schroder.) Wie· erfchrecklich· ist nicht die Rache Gottes, wenn sie m ihrein Eifer· uber die Sünder entbrenntl» Alle Welt furchte sich, diesen großen Richter zu erzurnenz denn wenn er seinem Schwert befiehlt, so kann niemand desselben Scharfe entrinnen: Pf. 76, 8 ff. (Tüb. Bib.) 6. Und du, Menschenkind, sollst [indem du solches verklindigesn zugleich dich selbst alsVorbild hinstellen, wie es dem Volke zu Muthe fein wird, wenn das Verkundigte nun sich »erfullt, und des- halb nach deiner Rede] seufzen, bis dir« die Lenden wehe thun fbesserx bis daß dir die Lenden brecheiqz 1a bitterlich sollst du seufzen,fdaß sie is ssolches Seufzen bis zum Lenden-Prechen, vor Augen] sehen fund ganz davon ergriffen und er- schüttert werden]. » · 7. Und wenn sie sindem sie gar nicht sich erklären können, warum du dich also geberdest] zu dir sagen werden: Warum seuszest du? sollst du sagen: Um des Geschreies sGeruchts von einem aiirückenden Kriegsheere] willen, das da kommt [mir aber in die Ohren schallet, als ertönte es schon] vor welchem [dann, wenn» es niin kommt] alle Herzen verzagen, und alle» Hande sinken, aller Muth fallen, und alle Kniee wie [besser: zu] Wasser fzek-] gehen werden [Kap. 7, U; das alles mache ich an mir bereits durch, weil» es mir so gewiß ist, als ware es schon da]. Siehe, es kommt und lvird geschehen [was das Geschrei befagt], spricht der HErr-HErr. . « » » Vorbilden soll der Seher des Volkes kunftiges Schmerzgefuhh alle Merkmale» tiefster Traum; sollen sich darstellen an) ihm, wie dereinst am Volke, des zur? Zerbreehen der Lenden. (Haveinick.) Die Len en sin demjenigen wie zerbroche1i, deni herkzer Scehmerz alle Kraft und Stärke raubt: Pf. 69, z4s ges. 2l, Z; Nah. 2, 11. (Hengftenberg.) »Ein krediseiy der Andere lehren und bewegen will, mu sel er»solche Affette haben. (Cramer.) Das Seufzen der Knechte Gotteswie uber die, welche sie hören konnen und nicht horen wollen, so uber das, was dieselben zu horen und zu sehen bekommen werden. (Schroder.) Ach, das istnicht gut, wenn Zeugen Gottes auch nur heimlich weinen («5er. 13, l7),· geschweige »wenn, die Gottesboten und Engel des Friedens bitterlich weinen (Jes. Eis, 7) und ihr Amt mit Seufgeii thun 1nussen (Hebr. »13, 1»7), weil solches uber si steiget und ge- meiniglich ein gewaltiger Zorn» darauf folgt. (Verleb. Bib.) Die Bedeutung des Zeichens, das der Prophet zu thun hat, ist eine gedgppelte es soll den Horern die Ernftlichkeit des angekundigtenGerichts zu Gemuthe fuhren und es soll denselben zu bedenken geben, daß es·sich nicht um einen fernen, sondern um einen nahen Krie handle, dessen Ankundigung fchon unterwegs sei. (Kliexfoth.) « 517 8. Und des HErrn Wort geschah [im un- mittelbaren Anschluß aii das soeben empfaiigene Wort weiter] zu mir und sprach: 9. Du Menschenkind, weissage und sprich fdeiner Weisfagung zuvörderst den in Kap. 2, 4 f. mit Beziehung darauf, daß es gar nicht darauf ankommt, ob die Hörer glauben oder nicht, dir an die Hand gegebenen Wahlspriich vorausfchlckend]: So spricht der HErr; [und dann] sprich ldie Weissagung selber folgen lafsend]: Das Schwert, ja, das Schwert ist gefcharft und gefegt [d. i. blank gemacht oder polirt]. Die Schilderung des Schwertes in V. 9——l2 ist lyrisch gehalten, eine Art Schwertlied , in wel em die furchtbare Verheerung die das Schivert des H rrn anrichten soll, besungen wird. (Keil.) ,,Geschärft und gefegt«, beides die Eigenfchaften eines guten Schwer- tes, jene die unumgänglich nothwendige, diese die mehr entbehrliche, aber die Schönheit wie den S recken des Schwertes erhöhend. Der Gedanke: alles itvon Gott auf das Genauefte vorbereitet und eingerichtet zur Vollstreckiing des Strafurtheils; das Schwert harrt nur« gleichsam darauf, um dem Werkzeuge der Voll- streckung in die Hand gegeben zu wer en. (Hävernick.) Das Wort fegen bedeutet urfprüiiglich: rein oder schön reiben, glänzend und sauber machen durch putzen, kehren, mischen, also reinigen, läutern, säubern Sach. 13, I; Sir. 38, 34; 4. Mof. 4, is; Luk. Z, 17). giernach versteht man in der kathol. Glaubenslehre unter ,,Fegefeuer« das jenfeitige Läuterungsfeuerx eine darin weilende Seele nennt Luther in— einer Schrift vom J. 1521 eine Fegseele. Während er nun in den ersten Ausgaben seiner neutestamentlichen Bibelübersetzung die Stelle 1. Coin 4, 13 geschrieben hatte: »wir sind ein Kehrich der Welt und eines jedermann Sehabab (d. i. was beim Putzen oder Reinigen abgeht, Abgang) geworden«, hat er hernach dafür gesetzt: »wir find stets als ein Fluch der Welt und ein Fegopfer aller Leute«, was dann den Sinn von Sühn- oder Reinigungsopfer hat. Für den Aus- druck »ein Schwert fegen« in der oben angegebenen Bedeutung spricht noch jetzt der Name ,,Schwertfeger«, welcher von einer einzelnen besonderen Thätigkeit eines guten Waffenschmiedes hergenommen ist. 10. lNach zwei Seiten hin soll es denn Großes ausrichten:] Es ist gescharfh daß es schlach- ten swörtlicht ein Schlachtenschlachtew eine allgemeine, alles vernichtende Schlachtung bewir- ken] sollz es ist gefegt, daß es blinken lmit furcht- barem Glanze in die Augen derer, gegen die es gezückt ist, hinein leuchten] soll. O, wie froh wollten wir sein [so wird man da sagen, es handelte sich jetzt nur uoch um eine Züchtigung oder Stäupuiig für uns],»wenn» er leich alle Bäume zu Ruthen machte uber die bb en Kinder sum sie recht gründlich abzustrafeii]! 11. Aber [mit der Züchtigung und Stäupung ist’s nun vorbei und dafür das bisher immer wieder zurückgehaltene Ausschiitten des Grimmes und Gehen- laffen des Zornes Kap. 20, 8 f. 13 f. 17. 21 f. an die Reihe gekommen:] er fder HErrJ hat sieht] ein Schwert idem Wafsenschmiedj zii fegen gegeben 518 daß man es fassen sin die Hand nehmen, nicht aber in die Scheide siecken] soll sderienige nämlich es fassen soll, den der HErr zum Werkzeug für die Ausführung feiner Gerichte verordnet hat]; es ist geschärft und gefegt, daß man-s snämlich der, der es zum assen überkommen hat, der König von Babel . 19] dem Todtsehlciger [Nebusar-Adan 2. Kön. 25, 8 ss.] in die Hand gebe. 12. Schreie und heute [denn, da auch nicht die geringste und letzte Ursach zum Frohsein mehr vorhanden V. 10], du Menschenkind lwie schon in V. 6 dir gesagt]; denn es sdas dem Todtschläger in die Hand gegebene Schwert] gehet über mein Volk und über alle Regenten in Israel sden König und seine Fürsten und Ratbgeber], die zum Schwert sammt meinem Voll [als demselben ver- fallens versammelt sind [2. Kön. 25, 6 f. 18 ff] Darum szum Zeichen tiessier innerer Erregung Jer. 31, 19] schlage auf deine Lenden. 13. Denn er sder HErrJ hat sie sdas Volk und seine Regenten] oft smit Ruthen] gezuchiigetz was haks lieber] geholfen? [Die Sachen stehen vielmehr nun so :] Es wtll der bösen Kinder Ruthe [die Ruthe, wie man gegen unartige Kinder sie gebrauchn um dieselben zu bessern] nicht helfen sdarum muß nun das Schwert gebraucht werden, um sie wie Missethäter abzuthun], spricht der HEN- HErr [Jes. 1, 5 U. 20; Jer. Z, 3 u. 14, 12]. Die zweite Hälfte des 10. Verses in Verbindung mit dem Wortlaut des 13. Verses bereitet den Aus- legern viele Schwierigkeitem da die Ausdrücke, die der Prophet gebraucht, durch ihre Kürze sehr dunkeln Sinnes sind. Diese Kürze und Kühnheit des Aus- drucks, welche zu einem ,,Reden in Zungen« (1. Cor. 14) wird, ist hier ganz an ihrer Stelle, wo es mehr darauf ankommt, einen heiligen Schwert- und Schlachtgesang zur Ehre der göttlichen Gcrechtigkeit zu singen und einen erschütternden Eindruck auf die ZuhörerTBervor- zubringen, als von ihnen in allen einzelnen unkten verstanden zu werden: Gottes Wort muß auch seine Räthsel und Geheimuisse haben, die, wie über unsre Gedanken und We e, so auch über das emein granimatischchistoriscge Begreifen der Ausleger hinaus- gehen. Diese mit« en immerhin ilre Kunst probiren und intmer neue eiten an der Tiessinnigkeit des ött- lichen Wortes ins Licht stellen; aber auch an unserer Stelle, wie an manchen andern, ist noch kein Grund vorhanden, dem deutschen Ehristenvolke seine Bibel in der Form zu nehmen, wie Luther sie ihm gegeben hat. Nachdem wir deren Wortlaut, wie er nun ein- mal vorliegt, oben nach Maßgabe von Luthers eigener Randglosse erklärt haben, erinnern wir an P. Ger- hard’s Lied: Sollt ich meinem Gott 2c., wo die Worte vorkommen: ,,will mein Fehlen mit der Ruth und ni t mit dem Schwerte rächen«; diese Zeit väterlicher - tigung ist für Jsrael nun vorbei. Jndem aber der PropZet soweit sich versteigt, blickt er nicht blos in die eit der ersten Zerstörung Jerusalems hinein, sondern über dieselbe hinaus in die Zeit des jetzt noch auf Israel lastenden Gerichts seit der zweiten Zer- störung; dies tritt noch bestimmter hervor bei folgen- der-Angabe des Gedankeninhalts, wie ie bei Umbreit sich sin et, der aber V. 13 anders fa t als Luther: Hesekiel 21, 12—22. »Wie kann der Prophet und die, welche mit ihm in der Gefangenschaft leben, sich der Freude überlassen, da er das blitzende Schwert gewah»ret, welches wohl geschärft und gefegt von Gott in die Hand es Wür- gers, des Chaldäers, gegen sein anzes Volk und gegen alle Fürsten Jsraels gegeben ist? Denn früher hatte der· HErr sein Kind uur mit der Ruthe gezüch- tigt, aber nun rei t Holz nicht mehr u; darum soll das Menschenkind esekiel heulen und schreien und an seinem eigenen Leibe den heftigsten Schmerz kundgeben. Denn die Prüfung kommt, und — es ist wohl die durch das Schwert verhängte nicht einmal die letzte!« Herd er nenntHesekiel den Aeschylus und Shakespeare der Hebräer; Schiller las am liebsten gerade diesen Propheten und wollte selbst noch Hebräisch lernen, um ihn recht genießen zu können; und Schlegel be auptet, die drei größten Dichter« seien Homer, Heseiel und Goethe. « 14. Und du, Menschetikind weissage sum die Wirkung des nunmehr zur Anwendung kommenden Schwertes in ihrer ganzen Furchtbarkeit zu schil- dem] und schlage szum Ausdruck der heftigen Ge- müthserregung von der du dabei erfüllt bist Kap. s, 11; 4. Mos- 24, 10] die Hände zusammen. Denn sdies die furchtbare Wirkung :] das Schwert wird zwiefach, ja dreifach kommen [daß es die Fürsten so gut wie das Volk, und unter den Fürsten auch den König schlage]; ein Witrgeschlvert [ist’s, das alle zu durchbohren bestimmt ist], ein Schwert großer Schlacht, das seindringt zu ihnen, d. i.] sie auch treffen wird in den Kam: wem, da sie hinsliehen [und ihnen nirgends eine Zusluchtsstätte übrig läßt l. Kön. 22, 25]. 15. Jch lder HErrJ will das Schwert lassen klingen [unter den wuchtigen Streichen, die es thui], daß die Herzen [derer, wider die es gezückt in] verzagen nnd viele fallen sollen an allen ihren Thoren srings um die Stadt her]. Ach, wie glcinzet es [und macht eben damit alle Herzen verzagt V. 10], und hauet daher zur Skhlacht sdaß die Leichen der Erschlagenen zu Bergen sich aufthürmen] ! 16. Und sich will, weil mein Auge ihrer jetzt nicht mehr verschonen soll, zu ihm, dem Schwerte] sprechen: Haue drein, beide zur Rechten nnd Linken [und schlage nieder], was Vor dir ist! 17. Da swenn das Schwert so recht seinen Dienst ausrichtet und das Gericht im weitesten Um- fange vollstreckr] will ich dann [ebenfalls, wie ich vorhin V. 14 dir geboten habe, die Hände zu- sammenschlagen und] mit meinen Händen drob froh- locken sdaß ich nun meinen Muth kann kühlen 5, 13], und meinen Zorn kdamit er vollendet werde] gehen lassen. Jch, der HErr, habe es ge- sagt [und da wird es denn gewißlich also kommen]. Gewaltig zuckt das Schwert durch die Rede des Propheten; als hätte er selbst das Amt des Würgers übernommen, so leidenschaftlich erregt bli en seine Worte. Zwiefach, dreifach kömmt das S wert; er nennt’s ein WürRschwerh ein Schwert großer Schlachh das auch des önigs nicht verschont und in das Das Schwert, schars und blitzend, soll alles unbarmherzig will-gen. Jnnerste des Volkes dringt. So furchtbar lodert der Zorn Gottes, daß das Schwert, um ihn zu kühlen, schonungslos nach allen Seiten, rechts und links, wüthet. (Umbreit.) Daß die Kinder Zedekias vor seinen Augen geschlachtet wurden, daß man ihm selber die Augen ausftach und er in Babel im Gefänniß starb (Jer, 52, 10 f.), genügt zur Bezeichnung dessen, daß auch Er dem Schwerte verfallen ist. (Schröder.) Die Execution beginnt damit, daß den Verbrechern gleichsam das Schwert, das Werkzeug ihrer Hinrichtung vorgezeigt wird: ein ewaltiger Todes·chrecken, als Schärfung der Strafe, soll zuerst Aller iich bemächti- gen (Luk. »Es, ZU; Ofsenb S, 15 sf.). Sodann rafst das Schwert nach allen Seiten hin und verbreitet rings um sich den Tod selber. Dabei wird es dann aufgefordert, wacker seiner ihm obliegenden Pfliclåken nachzukommem zugleich wird angedeutet, welchen n- theil der HErr selbst an dem Strafgerichte über Jsrael nimmt. Nur im Namen Gottes hatte der Prophet in V. 14 mit dem Zusammenschla en seiner Hände ge- Handelt; eine höhere Hand also ist hier selber im piel, der HErr regieret und leitet das Ganze, damit sein Wille der Gerechtigkeit vollzogen werde. (Hävernick.) Gott hat zwar an der Gottlosen Verderben kein Ge- fallen, dennoch gefällt ihm die Vollstreckung seiner Ge- richte, auf daß sein allerheiligster Name nicht ent- heiligt werde, welches geschehen würde, wenn die Bos- heit immerdar ungestraft bliebe. Pf. 46, 11. (Osiander.) 18. Und des HErtn Wort geschah zu mir [dem Worte in V. 16: ,,beide zur Rechten und zur Linken« noch eine weitere Bedeutung gebend], Und sprach szugleich es offen verkiindend, wer der sei, der das Schwert sassen sollte V. 11]: 19. Du Menschenkind, mache sentwirf mit dem Grissel auf einem Lehmfiein 4, 1] zween Wege, durch welche kommen soll das Schwert des Königs zu Babel; sie folleu aber beide aus Einem Lande kommen siiidem hinter dem Punkte, von welchem aus die beiden Wege sich trennen, eine gemeinsame Linie auf dasselbe Land, Babeh zurückgehts 20. Und stelle sin dem Alifriß, den du so gemacht hin] ein Zeichen vorne an den Weg zur Stadt, dahin es weisen soll ssielle an den Anfang des Scheidewegs zur einen und zur andern Stadt einen Wegweiser]; und mache den seinen] Weg [den nach links, so], daß das Schwert komme gen Rabbath [die Hauptstadt] der Kinder Ammon [4. Mos. 21, 30 Anm.], nnd [den andern, den nach rechts, daß es komme] in Juda zu der festen Stadt Jerusalem [so daß diese Städte ihm, dem das Schwert in die Hand gegeben ist, beide in gleicher Weise zugänglich sind, die eine so gut wie die andere] 21. sllnd nun wird es auch, sobald der Schwert- träger bis an den Wegscheid gekommen, sich sofort für ihn entscheidem nach welcher Stadt er zuerst stch wenden soll.] Denn der König zu Babel wird sich an dieWegscheide stellen, vorne an den zween Wegen [an den Ansangspunkt der beiden, nach links und rechts auseinander gehenden Wege], daß er sich snach Maßgabe der bei seinem Volk üblichen Gebrauche] Wahrsagen lasse swelche Rich- 519 tung er nach dem Willen seiner Götter einzu- schlagen vhabe], mit den Pfeilen Nämlich] Um das Loos schieße [besser: das Loos ziehe], feinen Abgott [die Teravhim 1. Mos. II, II] frage, und schaue die Leber sder geschlachteten Opfer- thiereJ an. 22. Und die Wahrsagung wird [bei allen drei Arten ganz übereinstimmend] auf die rechte Seite gen Jerusalem deuten sdenn ich, der HErr, stehe mit meinem Rathschluß hinter diesem heid- nischen Orakelbefragen und lenke die Entscheidung nach meinem »heil. Willen], daß er solle [Sturm-] Böcke hinanfuhren und Löcher [oder Breschen in die Mauer]machen seigentlichx M ün d ung öffn en], und mit großem Geschrei sie [die Stadt] ubersalle, und [darin] morde, und daß er [um die Sache um welche es sich handelt, noch einmal nach einer andern Seite hin zu kennzeichnen] Böcke führen solle wider die Thore [der Stadt], und da seinen] Wall [auf-] schntte und Bollwerk srings herum] baue [Kap. 4, 2; 17, 17]. Das erste Gotteswort (V. 1—7) hatte gezei t, daß mit dem Waldbrande (Kap. 20, 45 ff.) ein chwert, ein Krieg gemeint ist, der über Stadt und Land Jsral bald kommen wird; das zweite (V. 8—17) hatte ge- Zeigt, welch Verderben dies Schwert über Stadt und Tand Jsrael bringen wird, wenn es kommt; das dritte nun (V.18—3·2) zeigt, daß und wie dies Schwert über Stadt und Land Jsrael kommen, sich nicht, obgleich es dazu den Anschein haben wird, auf die Ammoniter ablenken, sondern gewißlich zuerst Jerusalem und dann erst Ammon treffen wird. (Kliesoth.) Die geschichtliche Voraussetzung ist, daß Ammon nicht minder wie Juda den Zorn des Königs der Ehaldäer auf sich gezogen hat (2. Kein. 24, 20 Anmdx es ge- hörte mit Juda zu derselben antichaldäischen Eoalitiom und daß es nicht minder wie Juda die Rache des Kö- nigs von Babel zu erwarten hatte, stand von vorn- erein fest. Es lag bedeutend näher an Chaldäa als Jerusalem, die menschliche Wahrscheinlichkeit war also, daß das Gericht dort seinen Anfang nehmen werde; der Prophet erkennt aber aus göttlicher Offenbarung das Gegentheil. (Hengstenberg.) Diese Verkündigung wird durch ein Zeichen veranschaulicht. « Der Prophet soll zwei Wege machen, d. h. auf hartem Material, etwa einem Backstein eine Zeichnung entwerfen, die einen Weg darstellt, der von einem Lande, d. i.»Babel, ausgeht und an einer Stelle sich in zwei Wege theilt, von welchen der eine nach Rabbath-Ammon, der Haupt- stadt des Ammoniter-Reichs, der andere nach Juda in Jerusalem hineinfü rt. Die Wege soll er zeichnen für das Kommen des chwertes des Königs von Pudel; am Scheidewege soll er eine Hand, d. i. einen Zeiger oder Weiser in der Form einer Band eingraben, ie nach beiden Städten hinzeigt. ir sehen den König von Babel am Scheidewege stehen, unschlüsfi , wohin er ziehen soll; er fucht Rath bei den verschiedensten Künsten der Wagrsagerei und bedient sich des Looses, da zieht er das oos nach Jerusalem, es dem Sturme der Belagerung auszusetzen (Keil u. Umbreit.) Es werden drei Arten genannt, wie die Chaldäer damals nach heidnischer Weise das Schickfal zu erforschen such- ten, um im Voraus des Erfolgs ihrer Unternehmungen versichert zii sein: 1) das Loos, und war hier durch Pfeile, auf deren einem der Name erusalem, auf 520 Hesekiel 21, 23-—29. sdem andern der Name Rabbat -Ammon (oder irgend ein Zeichen dafür) ges rieben tand. Die Pfeile wur- den m einen Köcher ge teckt und der Köcher geschüttelt, dann ohne Wahl ein Pfeil gezogen; das ist das Loos durch Pfeile, das sehr allgemein im Gebrauch gewesen sein muß, weil es sich im Wesentlichen gleich ei den Arabern bis auf Muhamed wie bei den alten Griechen findet. L) Das Befragen der Amulete, welche die Schutzgötter der Familien darstellten (Teraphim—Rah el nahm sie aus Chaldäa mit hinweg); auf welche Weise dasselbe geschah, wissen-wir nicht. Z) Das Beschauen der Leber von geopferten Thieren, um daraus nach gewissen vermeintlichen Kennzeichen das Gelingen oder Mißlingen eines Unternehmens zu ersehen — ein bei den Griechen und besonders bei den Römern in ihrer eidnischen Zeit auch sehr gewöhnliches Mittel der ahrsaguns (Schmieder.) Jn Betresf der ersten Art, das oos durch Pfeile, ist zu bemerken, daß Luther sich ein Schießen mit Pfeilen (1. Sam. 20,20 ff.) gedacht und demgemäß auch übersetzt hat; u ,,wird schießen mit dem Pfeil«, bemerkt er in der and losse: »und Acht haben, wo der Pfeil hinfallen will, enn solch Zei en haben dieselbige Krieger ge- braucht.« Bei dem eberbesehen andelte es sich um Farbe und Beschaffenheit, ob die eber groß, die Lappen einwärts gebogen u. dgl., oder ob im bedenk- lichen Falle sie trocken, defekt, voll Geschwüre u. s. w. war. Alle 3 Arten der Wahrsagung nun stimmen in ihrer Entscheidung überein, so daß der König durchaus in keinem Beden en mehr sein kann, wohin er sich Zeterst Zu wenden habe. Auch einem Pharao und ebuca nezar giebt Gott Offenbarung durch Traum- esichte (1. Mos. 41 u· Dan. 2), ja er läßt dem letzteren sogar durch die Mittel eidnischer Wahrsagerkunst seinen Willen kund t un: r, der alles mit seinem Geiste durchdringt, so aß jedes Wort der menschlichen Zunge vor ihm ist (Ps.139,4 u. 7), kann einen Bileam zwingen, Segensworte zu sprechen (4. Mos. 22, 35), und die Rede eines Kaiphas lenken, daß dieser ohne u wissen, was er spricht, Heilswahrheit Verkündigt FJoh l1, 49 ff.); es giebt eine göttliche Einwirkung auf den Menschen, vermöge deren dieser entweder reden muß, was er nicht will, oder in freier Selbst- bestimmung etwas redet, dem eine von ihm selbst nicht erkannte und gewollte göttliche Bestimmung gegeben wird, und so giebt es auch eine göttliche Einwirkung auf die heidnische Wa hrsagung, daß sie ebenfalls ein Mittel zur Ausrichtung des göttlichen Willens werde(Est. Z, 7). —- Wollte man es anstößig finden, daß Gott auch einen rrthum für seineZwecke gebrauche, als ob er damit das- alsche bestätige, so müßte man den ganzen Faden der Weltgeschichte erreißen, in dessen Ent- wickelung Wahres und Falszches, Gutes und Böses so zusammenhängt, daß oft jenes zum Uebergang für dieses dienen muß. (Neander.) Auch über dem seid- nischen sündlichen Aberglauben waltete die Vorfe ung Gottes und trieb damit Nebucadnezar zur Belagerung Jerusalems an; daraus folgt aber nicht, daß Leute, denen Gott seinen Willen auf andere Weise kund thut, sich solcher Mittel bedienen dürfen und es ihnen dabei nach Gottes Wohlgefallen gelingen werde. (Richter·) 23. Aber es wird sie [die, wider welche der Kriegszug des Königs zu Babel nun zuerst sich richtet, die Leute in Juda und Jerusalem] solch Wahrsagen sdas dem König das Gelingen seines Unternehmens verkündigt hat] falsch dünken [weil sie meinen, es stünden ihnen die heiligsten Gottes- schwüre zur Seite, daß er, der HErr, in jedem Falle für sie sireiten und in großen Wundern sich an seinem Volke verherrlichen werde, und ihre falschen Propheten sie in ihrem Wahnglauben bestärken; und solchen Wahn werden sie auch durch nichts sich nehmen lassen], er sder König] fchwöre wie theuer er will sdaß er ein Gotteswort für sich habe, und ermahne sie, soviel er kann, sie möchteu ,,aufhörcn von Gott, der mit ihm sei, daß er sie nicht verderbe« —- ste werden, gleichwie einst Josia in seinem Falle 2. Chron 35, 20 ff., den Worten des Königs aus dem Piunde Gottes nicht gehorchen und sich nicht ergeben].· Er aber [Nebucadnezar] wird denken an die Missethat sdaß sie ihm den Eid der Treue gebrochen und damit alle Gottes- verheiszung, die sie allerdings eigentlich für sich hinten, verscherzt haben, und seinerseits nun auch nicht ablassen von ihnen], daß ex sie gewiuue smit Zerstörung ihrer Stadt und sie also verderbe] Jm gebräischen lauten die Worte wiederum, wie schon in . 10 u. 18 sehr kurz und dunkel, und wer- den daher von den Auslegern sehr verschieden gedeutet; wir unterlassen es, unsere deutsche Uebersetzung zu be- richtigen, sugen»abe»r zu ihrer Erklärung Zwischen- gedanken ein, die sich aus den andern Auffassungen des Grundtextes ergeben, und suchen so denselben Jn- halt zu gewinnen, ohne den von Luther gegebenen Wortlaut zu beseitigen: die Juden werden die Wahr- sagung, die dem König von Babel geworden, für trügerisch halten; sie werden meinen, es könne nimmer- mehr ihm beschieden sein, Jerusalem zu erobern, er aber, indem er gedenkt an die Missethat ihres Eid- bruches gegen ihn, bringt zugleich die Missethat ihres Eidbruchs gegen den HErrn in Erinnerung, und hat als Werkzeug zur Rache über diesen Eidbruch die sichere Gewahr sur sich, daß» er sie gewinnen und für den an ihm begangenen Eidbruch in vollem Maße zuchtigen werde»- Zu beachten ist noch ein weiterer Gedanke, der in dem Worte ,,Wahrsagen« in seiner Ruckbeziehung auf die ,,Wahrsagung« in V. 22 liegt: die »aus dem Munde der Propheten Gottes schon oft gehorte Drohung des gänzlichen Untergan s Jerusalems haben sie immer nur wie eine trügeriszche heidnische Wahrsagereif behandelt; dafür soll nun das, nachst allerdings eine folche ist, jenes dem König von Babel zu Theil gewordene Orakel, das ihn gen Jerusalem weiser, zu einer vollen prophetischen Wahr- heit werden; unter andern Umständen hätten sie volles Recht» sich solch Wahrsagen falsch dünken zu lassen, weil sie aber die gottliche Weissagung sich immer und immer wieder haben falsch dünken und nicht zur Buße treiben lassen, soll das Falsche nun doch das Richti e sein. Von diesem Gedanken aus wird dann die ho e Bedeutung des in V. 21f. Gesagten uns völlig klar. 24. Darum sweil denn bei der Weisung gen Jerusalem V. 22 es sich nicht um eine Wahr: sagung, sondern um» eine Weissagung handelt] spricht der HGmHErr also; Darum, daß euer [in der That setzt] gedacht wird um eurer Mlissethah und euer ungehorsam [so völlig] offenbar ist, daß man eure Siinde siehet in alle eurem Thuu sund selbst ein Heide, wie der König zu Babel, sie euch auf- rücken kann in dem gegen ihn begangenen Eid- bWch Kaps 17- 11 ff-J- ja darum, daß euer gedacht was zu- Das Schwert des Königs zu Babel macht zunächst Jerusalem und seinem Königthum ein Ende. 52l wird, werdet ihr mit Gewalt gefangen [genauer: als gemeine Verbrecher mit der Faust ergriffen] werden. 25. Und du, Fürstin Jsrael sKönig Zedekia], der du verdammet und veruttheilet bist sdem Rache: Schwerte so unwiderruflich deiner Gottlosigkeit wegen verfallen, daß es so gut ist als wärest du schon von ihm durchbohrt] deß [Gerichts-] Tag daher kommen wird, wenn die Missethat zuin Ende [die jetzt geplante Empörung zum Ausbruch Kön 24, So] kommen ist, 26. So spricht der HEmHErr szu dir als Repräsentanten des Gesammtoolts]: Thu weg den [hohepriesterlicheii] Hut [2. Mos. 28, 37], uud hebe ab sum sie bei Seite zu legen] die [königliche] Krone! Denn es wird weder der Hut noch die Krone bleiben [mit dem Aaronitischen Priesterthiini und dem Davidischen Königthiim hat es nun für Jsrael ein Ende, und was bisher als Glanzuunkt der Theokratie geleuchteh hat keinen Bestand mehr]; sondern [es kommt das Urtheil Jes. 2, 12 ff. u. 10, 33 f. zur Vollstreckungd der sich erhöhet hat, soll geniedriget werden, und [da wird nun auch sich vollziehem was in Kap. 17, 22 ff. angedeutet wurde] der sich geniedriget hat, soll eihöhet werden. 27. Jch will die Krone sdes Fürsten in Israel] zu nichte, zu nichte, zu niehte machen [daß sie, indem sie drei Königen nach einander, dem Jojakim, Jojachin und Zedekia genommen wird, auch für alle folgenden Zeiten dahin sei], bis der komme, der [nach der Weissagung 1. Mos. 49- 10] sie haben soll sdie Worte des Grundtextetk asctheplo hamknisohpat spielen unverkennbar auf schilolh Luther: »der Held-«, an]; dem will ich sie ågkebeii [Ps. 72, i ff] an darf den in V. 25 angeredeten König nicht als Person von der Stellung trennen, die er als theokratifcher König einnahm oder doch einnehmen sollte, um sagen zu können, die Aufhebung des Priester- thunis, die in V. 26 ihm angekündigt wird, habe ihn nicht berührt: das Priesterthum war eine Grundsäule der Theokratie, mit deren Beseitigung der Gottesstaah also auch das Königthum untergehen mußte, daher wird die Abschaffung des Priesterthums zuerst erwähnt. Die Worte des 26. Verses enthalten also das Todes- urtheil über die Theokratie, deren Grundlagen das Aaronitische Priesterthum und das Davidische König- thiim bildeten; sie kündigen auch nicht eine blos zeit- weilige, sondern eine gänzliche Aufhebung beider Aemter und Würden an und sind mit der Zerstörung des Reiches Juda durch den König von Babel in Er- füllung gegangen. Das irdifche Königthum des Hauses Davids wurde nach dem Exil nicht wieder her estellt und dcis nachexilische Hohepriesterthum war gleiig dem »i"i»aihe»xilifchen Tempel uur ein Schattenbild der Herr- lich eit und Wefenheit des Aaronitischen Hohepriestew thums; wie dem Serubabekfchen Tempel die Bun es- lade mit der Schechina, der göttlichen Gnadengegen- wart fehlte, so fehlten dem Hohenpriesterthum das Licht und Recht (2. Mos. 28, so; Z. Kön. 25, 17 u· Efra 6, 15 Anm.»), wodurch der Hohepriester die Vermittlung zwifchen dem HErrn und dem Volke wirk- lich vollziehen konnte. (Keil.) Wie für die Exulanten das Hohepriesterthum ganz ruhete und nach dem Exil nur ein Schatten desselben einstweilen wieder aufge- richtet wurde, so kann dies für die Prophetie keine weitere Bedeutung haben; diese erblickt in dem Zurück- treten und der Veränderung der alten göttlichen Ord- nung schon dasjeniglz was sich dem Wesen nach darin kund gab — die ufhebung selbst. Für sie dauert das Exil fort, wenn auch äußerlich das Elend des- selben vermindert ist, für sie sind Exil und Erscheinun des Messias eng verbundene Sachetn Wenn herna FOR. 27) der Prophet auf 1. Mos. 49, 10 urückblickh so um- chreibt er das sahiloh (eigentlich: ,, uhe«, dann aber« auch ,,Ruhespender«) diirch ascher 10 hammisahpat (,,welchem das Recht ist«): Recht und Friede, Friedens- genuß, wie er Juda nach seinen Kämpfen geweifsagt wird, sind Wechfelbegriffe; ohne Rechts-Herstellii»ng, gründliche und vollendete Handhabung desselben giebt es nach ächt theokratischer Anschauung keinen wahren Frieden. So wird denn in 1. M. 49 die Wirkung, bei Hesekiel aber die bewirkende Ursach genannt, und indem der Prophet das schiloh nicht in dem ab- strakten Sinne ,,Ruhe«, sondern in dem conereten ,,Ruhespender« nimmt, setzt er mit vollem Recht an die Stelle dessen, welcher den Frieden spendet, den, welcher das Recht bringt und dadurch dem Zustande der Verwirrung und Auflösung ein Ende machend Harmonie und Frieden herbeiführt. Aus der An- spielung auf eine so wohl bekannte, vielgebrauchte Weissagung erklärt sich auch die Kürze des Ausspruchs; er bildet einen höchst energischen chluß und Ruhe- punkt für die prophetische Rede. Wie dort der Erz- vater in der weiten Ferne ein Licht ausgehen und seinen Glanz über das Dunkel der Jahrhunderte ver- breiten sieht, so durchblitzt auch bei dem Propheten derselbe Strahl herrlicher Hoffnung die düstere Nacht der Verwirrung nnd des namenlosen Elendes, von welchem er sich umgeben sieht. »(Hävernick.) 28. Und du, Menschenkind, weissage sauch wider Rabbath-Ammon V. 20, von dem es nach dem in V. 21 f. Gesagten scheinen könnte, als würde es straflos davonkommen] und sprich: So spricht der HErwHErr von den Kindern Ammon »und von ihrer Schmach swomit sie Juda und Jerusalem bei seinem Untergange überhäufeu und es schadenfroh verhöhnen Kap. 25, 3 u. 6; Zeph. 2, 8], und sprich [nachdem du ihnen so im Allge- meinen ihr Geschick angedeutet, dasselbe noch näher bezeichnend]: »Das Schwert, das Schwett ist swider sieJ gezuckt, daß es schlachten soll, es ist [ge- schärft und] gesegt, daß es wurgen soll, nnd soll blinken [V. 9 f.]. 29. Darum, daß du [o Ammvvl fslsche Ge- sichte dir sagen lässest und Lügen weissagen sindem du die dem König zu Babel zu Theil gewordene Wahrsagung V. 22 für einen Freibrief hältst, der dir Straslosigkeit zusichern nun ungescheut Schmach und Hohn wider Juda und Jerusalem übest und so das Maß deiner Sünden voll machsiL damit du [endlich] auch übergeben werdest sder Strafe und niedergestreckt werdest] unter den erschlagenen Gottlvsen [als deren Haupt und Repräsentant in V. 25 der Fiirst in Israel genannt wurde] welchen ihr Tag kam, da die Missethat zu Ende kommen war. 522 Hesekiel 21, 30——-32. 22, 1—l2. Ammon hatte damals nicht Ininder wie Juda den Zorn der Chaldäer auf sich gezogen; aber auch vor Gott war nicht minder, wie die Judas, seine Misse- that zum Ende gekommen, hatte sich vollständig zur Gerichtsreife ausgestaltet. Beide eigen sich in gleicher Weise als Sünder und sreche mpörer wider Gott: bei Juda bekundet sich dies darin, daß selbst der chal- däische König Ursach hat, an die Missethat desselben zu denken, und Grund zu der ficheren Erwartung, daß er es gewinne (V. 23); bei Ammon da egen legt sich das Vollmaß einer Gottesfeindschaft da urch an den Tag, daß ihm » uda, welches uerst der Straf- gerechtigkeit vers·cillt, ein Gegenstand es Ho nes und der frechen Schadensreude wird. Beide vera ten aber auch in gleicher Weise das drohende Gericht und halten Gottes schon ausgereckte Hand siir eitel Täuschung und Nichtigkeih Juda thut dies, indem es das dem chal- däichen König zu Theil gewordene Orakel für eine bloße heidnische Wahrsagerei nimmt und nicht die Stimme Gottes darin vernimmt, Ammon dagegen thut dies, indem es dasselbe Qrakeh welches für es eine bloße heidnische Eerinionie ohne, irgend welche öttliche Gewähr sein konnte, ohne irgend welches Ztecht für eine solche Gewähr nimmt. Beide bereiten sich dann nun auch durch ihre Verblendung und die aus solcher Verblendung hervorgehende Verstockung den Untergang: Juda, das die gottliche Weissagung Mr Wahrsagun stempelt, ist taub sur alle prophetische a nung, die kreiwillige Unterwerfung unter den die Sta t belagernden Köni zu Babel fordert, und Ammon, das die heidnisse Wahrsagung ur Meissn- gung stempelt, ist blind sur» den proplgetis en Finger, der in Juda? Untergange sich drohen wi er dasselbe erhebt, es ohnlacht über Juda und Jerusalem, nach- dem es das elbe zuerst verführt und dann treulos im Stich gelassen hat (Klagl. I, 2). »Aber der HErr hat der Missethat Ammows darum nicht vergessen, wenn er in V. 22 die Sache auch so gelenkt hat, »daß das Gericht anfange an seinem Hause (1. Petri 4, 1·7): schon in V. 19——21 stand die Sache so, daß beide Reiche, Ammon wie Juda, gleicher Sünde schuldig und gleichmäßig der Hand des Würgers verfallen erschie- nen, es fragte sieh nur, welches von beiden zuerst an die Reihe kommen sollex ist nun Juda nach göttlichem Rathschluß zuerst an die Reihe »ekommen, so hat Ammon an dem, was an Juda geschehen, weiter nichts als ein thatsächliches Vorbild dessen, was in derselben Weise nachher auch an ihm selber geschehen wird. Aber — so lehrt das Folgende — gerade das Ende, das für beide Reiche kommt, be eichnet auch den großen Sch eidepunkt für beide, die isher ganz gleich standen. »Die Theokratie wird dem Schwerte preisgegeben, ihres Priester- und Königsthums beraubt, aber die alten Verheißungen gehen darum nicht zu Grunde, aus dem Wege furchtbarer Schmach und entsetzlichen Elendes geht Juda dein Ziele seiner Hoheit und Herrlichkeit ent- gegen (V. 25—-27); dagegen bildet das Ende Ammons einen grellen Contrast, es geht zu Grunde ohne Hoff- nung, sein Ende ist ein Ende mit Schrecken, aus wel- chem kein Neues hervorgeht« (V. 30——32). 30. Und ob es ldas bereits gezückte Schwert V. 281 schon wieder sfür jetzt] in die Scheide ge- steckt würde sdaß der König zu Babel, nachdem er an Juda und Jerusalem das Werk eines Todt- schlägers nasse-richtet, von da aus nicht sogleich auch gegen dich sich wende, Ammon], so will ich sder HErrJ dich doch richten an dem Ort, da du geschaffen, und in dem Lande, da du geboren bist swenn die Zeit gekommen, dich heimznsuchens 31. Und will meinen Zorn über dich schittten, ich will das Feuer meines Grimme über dich anf- blafen sdaß es in hellen Flammen brenne]; und« will dich Leuten, die brennen und verderben können, überantworleu [so daß du also mit der jetzigen Verschouung V. 30 nichts gewiunest, sondern noch viel grausigere Verderber treten für dich an die Stelle der jetzigen Chaldäers 32. Du mußt [d. i. sonst] dem Feuer zur Speise werden, und dein Blut muß [soll] im Lande Vergossen werden lbis es mit dir zum Garans kommt], und man wird deiner nicht mehr gedenken [also wird es gewißlich kommen]; denn ich, der HErn habe es geredet [Kap. 25- 1——7]. Gott hat viel Schwerter zu strafen: meinest du, eins sei stumpf, so kann er ein anderes nehmen, das du gewi fühlen wirst. (Starke.) Der Ort der Sünde ist oft auch der Ort der Strafe, doch weiß Gott den Schuldig-en überall zu finden. (Schröder.) Die gött- liche Langmuth gab Ammon noch eine län ere Frist; aber Name und Volk der Ammoniter ist endlich wirklich ausgerottet worden und ihre Ueberreste andern Völkern einverleibt, etwa seit 200 n. Chr. G. Der rechtmäßige König Jsraels ist aber gekommen und hat den Theil Ammons, der ihn annahm, in sein Gnadenreich aufge- nommen. (Schmieder.) Das 22. Kapitel. Sünden der Juden, eine Ursaeh ihres gesäug- nisses und anderer Strafen. III— V. 1——3l. Iln die Verkündigung des Gerichts über Juda uiid Jerusalem sihließt siih nun hier eine Darle- gung der Sii nd en an, welche dieses Gericht herbeiführen. Es ergehen da drei Gotlesworte au den Propheten: l) Jerusalems Blutschuld und Giiheudienst führt die Tage herbei, du die Stadt ein Spott nnd Hohn unter den Heiden und iii allen Ländern wird; alle pflichten gegen Gott und Idletisiheti hat sie verletzt, alte nur iniigliche Grsrheinungsfortiien hat die Sünde bei ihr angenommen (V. 1—16). —- 2) Das Haus Israel ist einer großen Masse uucdlen etletallcs gleich, das ursprünglich gute, reine Silber ist zu Schaum geworden, es muß in den Somit;- ofen gebracht werden, und je iiberwiegender nun die Schlamm sind, je schwerer es hält, die wenigen besseren tiiestandtheile aus der Masse anszuskheidem desto siiirlier niuß die Gluth des Ofens sein; dafür soll denn auch gesorgt werden, und so wird den Bewohnern von Jeru- salem bei der Belagerung und Grobernng der Stadt schon künftig eiugeheizt werden, daß die harte Masse in Fluß leoniuie(il1· 17—22). ·—- 3) Dies verfahren ist vollkommen gerechtfertigt; denn, niii nochmals auf Ssraels Sünde zu leomitieiy so iß dasselbe ein nicht mehr zu reiuigendes Land, ein unter dem Jorue liegendes Land, auf welihes es nicht mehr regnen darf; Propheten, Priester, Fürsten, volle haben sich ein jedes auf seine Art in gröbsier weise urrschuldetz darum muß sitt) der Zorn in vollem Maße ergießen und das Feuer der Sache ein Ende iuaihen (V. 23——3l). Aber auch Vertilgung der Ammoniter durch das Schwert des Königs zu Pudel. 523 1. Und des HErrn Wort geschah weiter] zu mir, nnd sprach: 2. Du Menschenkind, willst du nicht [wie ich schon in Knie. 20 , 4 dies bei dir vorausgesetzt habe] strafen die mbrderische Stadt, und ibr an- zeigen alle ihre Greuel? [Wohlan, so thue es do l 3. Sprich: So spricht der HErr-HErr: O Stadt, die du der Deinen Blut vergießest, auf daß deine Zeit komme [da nun das Gericht über dich ergeht]; und die du Götzen bei dir machst, damit du dich verunreinigestl 4. Du verschuldest dich an dem Blut, das du vergießesh und verunreinigest dich an den Eisen, die du machst; damit bringest du deine Tage [schwerer Heimsuchung] herzu, und machst, daß deine Jahre sgerechier Strafe] kommen müssen. Darum [indem es jetzt wirklich zur Heimsuchung und Strafe kommt] will ich dich zum Spott unter den Heiden, nnd zum Hohn in allen Ländern machen [Kap. 5, 14 f.]. » 5. Beide in der Nahe nnd in der Ferne sollen sie deiner spotten , daß du sals die den Namen einer heil. Stadt oerwirkt hat] eiu schänd- lich Gerücht haben, und [unter dem Fluche wüster und unordentlicher Zustände, der deiner Greuel wegen dich trifft] großen Jammer leiden müssest. Jn hohem Fluge der Begeisterung hat der Pro- phet im vorigen apitel die Größe der göttlichen Strafe beschrieben und damit den Gegenstand, von welchem er in Kap. 20 ausgegangen war, etwas aus den Augen verloren, die Aufdeckung und Darle ung der Sünde nnd Verschuldung des Vol es; dieses T ema nimmt er denn hier wieder auf. (Hävernick.) So er- neut sich Gottes Klage gegen Israel immer wieder; unsere Zeit ist wie jene Tage waren, man soll aber des Strafens nicht müde werden. (Starck.) Der erste Abschnitt dieses Gottesworts (V. 1—— 5) enthält die djauptanklagh auf Vlutvergießen und Götzendienst lautendz der zweite Abschnitt (V. 6—-16) giebt die weitere Ausführung der Frevel des Volks und seiner Oberen mit kurzer· Androhung der Strafe. (Keil.) h. Siehe, swasj die Fürsten in Israel [be- trifst], ein jeglicher [unter ihnen] ist mächtig bei dir ssucht seine Stärke und Größe darin], Blut zu vergießen 7. Vater. und Mutter verachten sie [die, welche nach 2.S))?os. 20, 12 sie vielmehr zu ehren verpflichtet sind]- den Fremdlingen thun sie sdenen ich doch das aufs Schärfste untersagt habe 2. M. 22,»21 ff] Gewalt und Unrecht, die Wiitwen nnd Waisen schinden sie. 8. Du so Stadt, in der mein Heiligthum aufgerichret sieht] verachtest meine Heiligthümety und entheiligest meine Sabbathe [Kap. 20, 24]. 9· Verräther [welche falsch Zeugniß reden wider den Nächsten] sind in dir, auf daß sie Blut vergießen [3. Mos. 19, 16; Jer. S, 28; 9, 3]. Sie sdeine götzendienerischen Bewohner] essen auf den Bergen [den Stätten, wo man falschen Göt- tern dient und ihnen zu Ehren Opfertnahlzeiten veranstaltet Kap. 20, 28 f.], und handeln math- willig streiben Laster und verruchted Wesen Kuh. 16, 271 in dir; tu. Sie blhßen die Scham der Väter [indem man Blntschande mit der Stiefmutter verübt Z. Mos. 18, 8], und nöthigen die Weiber in ihrer Krankheit [3. M. 18, 19; 20, 18]; U. Und treiben unter einander, Freund mit Freundes Weibe, Greuel sJen 5, 8]; sie schänden ihre eigene Schnur mit allem Muthwillenz sie nothzinhtigen ihre eigenen Schwestern, ihres Vaters Töchter [trotzdem, daß dies alles ihnen als eine Greuelthat bezeichnet nnd mit dem Tode des Ver- brennens bedroht ist Z. M. 18, 9. II. Ihn. 20, 14]. 12. Sie [die Richter und RätheJ nehmen sdas Verbot 2. Mos. 23 , 8 nichts achtend] Ge- schenke, ans daß sie Blut vergießen; sie wucheru nnd übersehen einander snehmen gegen meinen ausdrücklichen Willen 3. M. 25, 37 Wucher und Uebersatz von e»iuander], und treiben ihren Geiz wider Ihren Nachsten, nnd thun einander Gewalt; und vergessen meiner also P. M— S, 125 8- U. 14. 19; 32, 18], spricht er HErr-HErr. Es wird hier eine Menge von Sünden jeder Art aufgezählt, welche sich m Jerusalem finden; der Pro- phet hat dabei vornehmlich den Abschnitt: Z. Mos. 18 —20 vor Augen, der hier zur Anwendung besonders geeignet war, da er im Gegensatz, zu den Sünden heidnischer Völker Israel als das abgesonderte Bundes- volk, von dessen levitischer Reinheit fruher ausfuhrlrch gehandelt war, zu einer dieser entsprechenden Inneren sittlichen Reinheit in einer Reihe von Vorschriften aus- fordert. Malerisch schildert der Prophet das wilde Durcheinandergehem das verworrene Treiben der Sünde nach allen Richtungen hin: wo das Auge hin- fällt, stößt es auf rohe Aeußerungen des Bösen. Die Rede sondert sich zunächst nach dem wiederkehrenden Refrain (V. G. I. 12): ,,Vlut zu vergießen«, sofern von vornherein (V. Z) Jerusalem für eine Blutstadt erklärt war, dieser Gedanke daher vorzugsweise die Seele des Propheten erfüllt; er erblickt überall Tod- fände, Blutschuld, also die ärgste Verschuldung, die unmöglich dem Arme der Gerechtigkeit Gottes sich entziehen kann. Sodann verbindet der Prophet in den drei so entstehenden Hauptsätzent V. 6--8, 9—-11 u. 12 stets die Sünden gegen den Nächsten mit denen gegen Gott, deren enger Zusammenhang auch in den 5 üchern Mosis auf’s Entschiedenste hervoräfiehoben wird und worauf bereits V.4 hinwies, dessen edanke hier weiter ausgeführt wird. So entsteht folgender schöner Zusammenhang der Rede: a) V. 6 — 8. Schil- derung der Gewaltsamkeit, des Uebermuths gegen den Nächftem die Macht wird zur Gewaltthat, zur Umkehrung der göttlichen Ordnung benutzt, von den Fürsten sieht ein jeder nicht auf die Gerechtigkeit, son- dern nur auf die physische Obergewalt, die er besitzt, und verkehrt das Recht in Unrecht, die Kinder empören sich gegen die Eltern, der Hilflose ist des ihm ebühsi renden Schutzes beraubt und der Willkür: des eberii 524 Hesekiel 22, 13—31. muthes preisgegeben. Wo so der Uebermuth sich gegen Menschen geltend macht, da tritt er auch gegen Gott hervor: man verachtet das Heilige, entweihet die Sabbathe des HErrn b) V. B— 11. Herrschend ist neben dem Uebermuthe die Berleumdung, d. h. die Verkehrung der Wahrheit in Bezug auf den Näch- sten in Lüge; damit geht Hand in Hand die Verdrän- gung der Wahrheit in Bezug auf Gott, der wahre reine Gottesdienst muß der Lüge des Götzendienstes weichen, der dann sein ganzes Heer von Greueln nach sich zieht, denn die in V. 10 f. genannten Unzuchts- sünden —- die ,,Lastcr« des Gesetzes — bilden das eigentliche Gefolge des Natureultus, und find als folche auch bei Mose (3. M. 18,17) bezeichnet. c) V. l2. Endlich herrscht die Habsucht, Bestechung und Wucher aller Art, Erpressung; hier ist d»as Princip der Selbst- sucht das so vorherrschende, dasz Gottes nicht mehr gedacht wird, daher der energische SchIUßH ,,vergessen meiner«. Habsucht und Gottvergessenheit sind eng verschwistert (Hävernick.) Der Prophet liebt es, die Sünden gegen die beiden Tafeln in einander zu flechten; und in der That gehen sie aus Einem Quell hervor, der Unterschied der Religion undMoral ist eine erfahrungswidrige Fiction — wer seinem Gott nicht treu ist, der kann auch seinen Nächsten nicht lieben. (Hengstenberg.) Weil bei der Aufzählung der im Schwange ehenden Sünden zunächst von Gewalt- thätigkeit die Rede, wird auf das Beispiel der Fürsten wie mit Fingern gezeigt als auf etwas Vorliegendes: ,,Siehe«. Der Unordnung von Oben her entspricht dann von unten her die gänzlich verloren gega1igene Unterordnung der Kinder unter ihre Eltern; und wie nun die Fürsten es trieben gegen das Volk, so trieb man es im Volke gegen diejenigen, die vielmehr Rück- sicht und Schutz beanspruchen durften, gegen Fremd- linge, Wittwen und Waisen. (Schröder.)· Aus Jeru- salem kann ein Sodom und aus einer heil. Stadt eine Mördergrube werden: niemand dünke sich also fest zu stehen, daß er nicht fallen könne. (Württemb. Summ.) Das Familienleben in Bezug auf das Verhalten der Kinder gegen ihre Eltern, die Achtung des öffentlichen Gottesdienstes, was in dieser Beziehung Sitte im Volke ist, die Lage der geschlechtlichen Verhältnisse, die ösfentliche Unzucht, der Ehebruch, das Urtheil in der Gesellschaft darüber, die geduldeten, anerkannten, geläu- sigen Formen für dieses alles, Bestechung und Wuchey Uebermuth des Reichthums und Druck nach unten u. dgl. m. sind die vorlaufenden Wolkenstreifen heran- ziehender Gewitter über Völker, über ganze Zeiten. (Schröder.) 13. Siehe, ich schlage skzoll Zorn und Ent- rüstuiig Kap. e, n] meine Hunde zusammen uber den Geiz, den du treibest, und uber das Blut, so in dir Vergossen ist [und werde nun auch mit der dafür dir gebührenden Strafe mich befassen] 14. Meinest du aber, dein Herz moge es er- leiden [was über dich kommen wird, so daß» du nicht zu erschreckeii brauchestL vdet deine Hunde [mögen es] ertragen [weil es ja doch nur eine er- trägliche Last sein werde, was dir aufgelegt werden wird] zu der Zeit, wann ich es uiit dir machen werde [also mit dir handeln werde, wie du ver- dienet hast]? Ich, der HErr, habe es geredet sschon bestimmt bezeichneh was ich über dich be- schlossen habe Kap. 12, 15], und will es auch thun [Kap. 17, 24]. 15. Und will dichzerstreuen unter die Heiden, und dich verstoßen in die Länder, und will smit solcher Austilgung aus dem heil. Lande] deines Unflaths ein Ende machen sindem du nun mußt aufhören deine Greuel allhier zu treiben] Its. Daß du Zugleich, was deinen Stand in den Ländern, dahin ich dich verstoße betrifft] bei den Heiden mußt s= sollst] verflucht geachtet wer- den sals die durch ihr schiiiidliches Thuii und Treibeii sich selbst entweihet und den Fluch auf sich geladen hat] und erfahren, daß ich der HErr sei. · So frech die Nienschen sind in ihren Sünden, wenn’s ihnen wohl gehet, so erschrocken und verzagt werden sie bei der Strafe: Offb. 6, 15 f. (Starke.) Die Be- seitigung der Unreinigkeiten Jerusalems geschieht durch die Austilgung der sündigen Bewohner. Jerusalem hat die Heiligthümer des HErrn entheiligt (V. 8), da- rum wird es nun auch zur Strafe etitheiligtx es hat Gottes Würde frevelhaft angetastet, das muß es mit dem Verluste seiner Würde büßen. (Heng tenberg.) Entsetzliche Reinigung, die Reinigung der ottlosenl Wenn wir kein Ende machen, so machrs Gott ein Ende. (Schröder.) 17. Und des HErrn Wort [im unmittelbaren Zusammenschluß mit dem vorigen] geschah zu mir, und sprach: 18. Du Menschenkind, das Haus Israel kdas ursprünglich gutes, reines Silber war] ist mir zu Schlacken worden szu Schlacken oder solchen nnedlen Metallen herabgesunken, wie sie vom Silber durch Schmelzung ausgeschieden werden Jes. I, 22; Jer. S, 27 ff.]; alles ihr Erz, Sinn, Eisen und Blei ist im Ofen zu Silberscblacken worden [rich- tiger: sie alle sind Erz, Sinn, Eisen und Blei im Ofen, Silberschlaken sind sie worden]. 19. Darum spricht der HErwHErr also: Weil ihr denn alle Schaum soder Abfall] worden seid, siehe, so will ich euch alle [dadurch, daß ihr beim Anrücken der chaldäischen Heere von weit und breit in der Stadt Schutz suchen werdet Jer. 4, 5 s] gen Jerusalem zusammen thun sals in einen Ofen] 20. Wie man Silber, Erz, Eisen, Blei nnd Zinn zusammen thut im Ofen, daß man ein Feuer darunter aufblase und zerschmelze es, also will ich ench auch in meinem Zorn und Grimm zusammen thun sgen Jerusalems einlegen sin diesen Schmelz- ofen] und sdarin mittels recht heftigen Feuers der Angst und Noth] schmelzen; U. Ja ich will euch sammeln, und das Feuer meines Zorns unter euch ausblasen, daß ihr [denen nicht anders beizukommen ist, wenn sie sollen fcüssig werden] darinnen zersehmelzen musset sihr möget wollen oder nicht] 22. Wie das Silber zerschmilzt im Ofen [wenn niir die Gluth stark genug ist], so sollt ihr auch darinnen [in dem belagerten und hart be- Darlegung der Sünden des Volkes Jsrael, die das Gericht über dasselbe herbeiführen. 525 drängten Jerusalem] zerfchmelzen »und erfahren, daß Ich, der HErr, meinen Grimm uber ench aus- geschuttet habe. Jn dem ganzen Abschnitt wird das Gericht nicht aus dem Gesichtspunkt der Läuterung betrachtet, sondern aus dem der Vernichtung, wie denn Hesekiel Zewöhnlich die Bevölkerung Jerusalems als einen der ertilgung geweihten gottlosen Haufen ansieht. (Heng- stenberg.) Das Gotteswort stellt die Jerusalem be- vorstehende Belagerung als einen Schmelzprozeß dar, durch welchen Gott das in Israel enthaltene Silber- erz ausscheiden werde, hebt aber zunächst mit der Darlegung der dermaligen Beschaffenheit Jsraels an. Jsrael ist zu Schlacken geworden; was darunter ge- meint, wird sogleich durch ,,Erz, Sinn, Eisen und Blei« verdeutlicht und dann durch ,,Silberschlacken« genauer bestimmt, also: silberhaltiges Erz, Sinn, Eisen und Blei, wie man es in den Ofen wirft, um durch den Schmelzprozeß das Silber davon auszuscheiden. (Keil.) Für Silberschlacken muß es bestimmter ,,Schlackensilber« heißen: das ist Silber, das in Schlacken verwandelt ward; aus geistlichem Gebiet kann das Silber zu Schlacken werden. (Hengstenberg.) Es giebt dreierlei Schmelzofen: der Sünde, da man zur Schlacke wer- den kann, der Prüfung, da sich das Silber bewähren wird, des Gerichts, da auch die Schlacken verbren- nen. (Schröder.) O weh dem Volk und der Gemeine, da alles zu Schlacken worden, da alles taub und todt ist! (Tüb. Bib.) Die Welt ist ein solcher Schmelz- tiegel, darin Erz, Sinn, Eisen und Blei, d. i. allerhand Werke der Menfchen anzutreffen sind; am jüngsten Tage wird Gott Feuer darunter niachen, da wird man sehen, wessen Werk bleiben und wessen verbrennen wird: 1. Tor. Z, 12 s. (Starke.) 23. Und des HErrn Wort geschah salsbald nach dem vorigen] zu mir, und sprach: 24. Du Menschenkind, sprich zii ihnen: Dn Jerusalem-Juba] bist ein Land, das [oon dem dasselbe überwucheriiden Unkraut und Gestrüpp Herr. 6, s] nicht zu reinigen ist; wie eins, das nicht bercgnet wird zn der Zeit des Zorns sden Platzregen, der in einem dasselbe treffenden Straf- gericht daraus fällt, es abzuspülen und zu reinigen, so gar nichts ausrichten läßt, daß es so gut ist, als hätte es nicht geregnet]. 25. Die Propheten, so darinnen sind, haben sich gerettet sund sich den Fürsten und Richtern als Helfershelfer zugesellt ZFph. Z, s.], die Seelen zu fressen, wie ein brulleiider Low»e, wenn er rascher; sie reißen Gut und Geld zu fich», nnd machen sdurch Umbringenvder von ihnen verfolgten Männer] der Wittwen viele darinnen. 26. Jhte Priester« [die so ganz ihres heiligen Beruses, Führer des Volks und Gesetzeswächter zu sein Mal. L, 7., vergessen] verkehren mein Gesetz freventlich [thun meinem Gesetz durch ihre, dem schlechten Zeitgeist angepaszte Deutung Gewalt an Micha 3, 11], und entheiligen mein Heiligihum sdasselbe der rnenschlichen Willkür preisgebendjz sie halten [wie sie doch nach Z. Mos. 10, 10 f. in geisilicher Nüchternheit thun sollten] unter dem Heiligen und Unheiligen keinen Unterschied, und lehren nicht, was rein oder unrein sei, und warten meiner Sabbathe nicht [indem fies nicht sehen wollen, wenn dieselben vom Volke entheiligt wer- den, und nicht dawider einschreiten Jer.17,19ff.] nnd ich werde unter ihnen cntheiliget [denn an die Stelle des hehren und heiligen Gottes, der ich bin, ist bei ihnen ein schlaffer sündenfreundlicher Götze getreten]. 27. Ihre Fürsten find darinnen wie die reißenden Wölfe, Blut zu veigießen [V. 121 und Seelen umzubringen, uni ihres Geizes ivillen [dem sie doch feind sein sollten L. Mos. 18, 21], 28. Und ihre Propheten [die ihnen zu solchem Treiben behilflich sind V. 25] tüncheu sie mit losem Kalk lK0p· 13- IOL predigen lofe Theidinge [Jer. 23, 23] und weifsagen ihnen Lügen, nnd sagen: So spricht der HErr-HErr; so es doch der HErr nicht geredet hat. 29. Das Volk im Lande sdie Klasse der ge- meinen Leute im Unierschied Von den vorhin ge- nannten höheren Ständen] übel Gewalt und raubet getrost, und schindet die Armen nnd Cleriden, und thun den Fremdlingen Gewalt und Unrecht [Kap. 18, 7 f.; 2. Mos 22, 20 f.]. 30. Jch suchte unter ihnen [vgl. Kap. 9], ob jemand sich eine Mauer [d. i. zu einer Mauer, zu einer Hürde um das Haus Israel Kuh. 13, b] machte und wider den Riß stünde gegen mich für das Land, daß ich es nicht vcrderbete; aber ich fand Keinen [und den, der es thun wollte, konnte ich nicht annehmen Jer. 11, 14]. 31. Darum schüttete ich meinen Zorn über sie, und mit dem Feuer meines Grimms machte ich ihrer ein Ende, und gab ihnen also ihren Ber- dienst aiif ihren Kopf [Kap. 7, 4 u. I; 16, 43], spricht der HtFrr-HEir. Statt Jerusalems wird hier das ganze Land ge- nannt, was zu dem Zweck der Rede paßt; denn ge- rade aus die weite Ausdehnung und Verbreitung der Sünde, welche sich in der Hauptstadt nur in beson- derem Grade eoneentrirt hatte, blickt hier der Prophet hin. (Hävernick.) Nicht blos das Erdreich, noch viel mehr das Pienschenherz artet in allerlei Unkraut aus. (Schröder.) Das hehr. Wort für Regen in dem Satze: »das nicht bereguet wird zur Zeit des Zornes« be- zeichnet nicht einen Landregen, sondern einen Platz- regen, ein göttliches Strasgericht (Kap. 13, 11; Eis, 22), wodurch das Land nicht befruchtet, sondern ab espült und gereinigt werden soll. Der Sinn ist, dag das Land auch durch den Platzregen, das Strafgericht zur Zeit des Zornes, sich nicht hat reinigen lassen, als ob es nicht geregnet hätte. (Schmieder·) Die falschen Propheten, die so überhand genommen haben, daß die wahren neben ihnen nicht aufkommen können, daß sie schlechthin als die Propheten gelten, rauben info- fern das Gut nnd morden die Seelen, als sie dem räuberischen und mörderischen Treiben der Großen (V. 27( helfend und fördernd zur Seite stehen, ihnen das Ge- wissen nicht schärfen, vielmehr dasselbe beschwichtigem indem sie ,,Friede, Friede« rufen, da kein Friede ist. So sind sie Mitschuldige an dem Raube-n und Morden it anen: thut dieselbe Gewalt und» xdie Unterthanen besser machen? Sie. 10, 23 ,, Negent ist, so sind auch seine Amtlente; wie der Rath Hist, so sind auch die Bürgers« (St·arke.) » Tderbtheit ist so allgemein, daß niemand zu finden, 526 Hesekiel 23, 1——10. der Großen, die sie in ihrem Solde haben; sie geriren Lich Es? gar ggattceLutzd fsiedliche Beute, sftållen sich gls · ’« er er ie e ar im egen a gegen ie rilieiihenatslzlußpredi er, die wahren Propheten, aber bei Lichte· besehen sing sie Räuber und Mörder — dazu III?kliskkfså««sslkåf2k,kkklchgkisäåkk»2LFFRZITMPFEIH) HEFT? Gottesmenschen imponicrent Lisge muß «sich dnrch Lüge i 1 ekäksägichlschgiissixlks ils-»F? ZTEILTFFHFFFZZ.TTZ herdvoy died ngit eiglem diegltzahsheit übertignchen . ’ " er ö i en en arung rii men. Tålinbijiecikih aBJkxnn diegFürsten eine Grausamkeit be- IFYFLIH ZsääeskimsisikhebsdsråixgsiksåzkskIII-TM F? l , - loben und preisen es als eine göttliche That, daß nian solche Männer, die nicht alle ihre Gottlosigkeiten dilligen, hinrichten und ausrotten wolle; ja sie berufen sich dabei freventlich auf den Namen Gottes und geben öttliche Aussprüche vor, daß der HErr solches be- fohlen habe. (Richter.) Dem Beispiele der Leiter der Theokratie folgt die große Masse fund· gestattet sich Jede Art von Sunde m frecher Zugellofigkeitz (Havernick.) Nach dem Exempel der Obrigkeit ruiättejtrie gilitteterg « Wie der Die Ver- wel er als Gerechter, wie Abraham in 1. Mos l8, 13 ., in den Riß treten und durch Fürbitte vor dem HErrn das Gericht der Vertilgung abwenden könnte. Keil) Jeremias mit seiner kräftigen Predigt der uße bot sich allerdings als einen solchen Volksretter dar; aber sie verschmähten ihn, er konnte keine Stel- lung gewinnen. Der Mann allein macht’s nicht, die Stellung muß inzukommen, das Volk muß sich um ihn fchaaren: iner, wider den Jedermann hadert im Lande, kann das Gericht Gottes nicht abwenden, er kann es nur beschleunigen (Hengstenberg.) Das 23. Kapitel. Vergleichung der Königreich-z Juda und Israel mit zino huren. IV. V.1—-49. Mit einer Jlllegoritz die im Großen und Ganzen der allegorischen Schilderung in Lan. 16 sehr ähnlich ist, im Einzelnen jedoch nun) Anlage und Ausführung selbstsiändigen Gharatiter tragt, schließt der Propbet diesen Gntitus von Reden ab und legt nochmals in znsamnienfafseuder Weise dieisiitiden und die Strafe Israel-s dar, um das Voll: von der Größe seiner liter- schnldnug und der vollkommenen llterhtmaßiglieit der gott- liazen Strafe zn überzeugen, ehe dann im folgenden Kuh. es ßih nun um den wirklichen Eintritt der letzteren handelt. Ver Inhalt der Rede ist folgender: Samaria nnd Jerusalem, die zljauptßädte nnd lteprasentauten der beiden Reiche Israel und Suda, ßnd zwei Schwestern, die schon von Jugend auf, als sie noch in Egypten waren, Znhlerei getriebenthaben Oh. 1-4). Was nnn zunächsissraeh die größere der beiden Schwestern be- trifft, so hat sie ihre ttuhlerei besonders auch in der letzteu Zeit des Kdnigretkhs fortgesetzt, indem ße bald mit Inmitten, bald mit Ggnpten ßch eingelassen, bis sie zur Strafe dafür elendiglich durch die Assyrer zu Grunde ging W. 5—10). Was sodann Iuda betrifft, dle durch ihrer Schwester Exempel sirh hätte sollen warnen lassen, so trieb sie es vielmehr noch ärger als diese; sie ließ zuerst ebenfalls mit Jlfsnrien sich ein, danarh ließ sie ßch von dem weltmåclslliitjeti Glanze Ghaldciws reizen, schloß Verbindungen mit den Clialdäerm die eine verunreini- gung mit ihrem heidnischen Wesen zur Folge hatten, nnd hierauf, der Chaldäer überdrüssig, knüpfte es seine Ver— bindnngen mit dem so ganz abgiittischen Gghpleu wieder an (ih."11—2l)· Weil denn Juba die Schnld Sauiaricks auf sich geladen, soll es auch das Srhirlisal der Ema-eher, und zwar im vollsten Maße theilen; die Buhlen, mit denen sie erst ihr Wesen getrieben und deren ßc dann überdrüssig geworden, die Chaldiiey werden ihr den Kelch einschenken, den sie nach seiner ganzen Weite und Tiefe ans-trinken muß, um sich dann uorh an den zer- brocheuen Scherben dle Zrnß zu zerreißen w. 22—35). Hierauf wird beiden Reichen, doch mit besonderer Be— zngnahme ans Inda, nochmals und mit eindringender Setz-Ase, ihre berfiindigung nach allen Seiten hin, was sowohl die politische wie die religiöse thurerei betrifft, vorgehalten und die Strafe der Ehebreitzerinnen nnd Blutvcrgleßerinneu augeliiindigt (V. 36—49). 1. Und des HErrn Wort geschah sbald nach dem im vorigen Kuh. empfangenen Wort ferner] zn mir, nnd sprach: 2. Dn Blenschenkind es waren zwei Weiber, Einer Mutter Töchter kvgt Kinn. 16, 3; Ja. 3, 6 ff.]. Z. Die trieben Hnrerei in Eghhten in ihrer Jugend; daselbst ließen sie ihre Brnste begreifen nnd dle Ztszen ihrer; Jnngfrauschaft lihren jung- fräulichen Busen] betasten [Kap. 16, 7; 26, 7]. 4. Die. große heißt Ahala [d. i. ihre eigene Hütte, die ihr eigenes, willkürlich erfundenes Hei: ligthum besitzt l. Kön. 12, 28 ff.], Und ihre Schwester Weißt] Ahallba [d. i. meine Hütte oder mein Zelt ist in ihr, sie besitzt das wahre Heilig- thum, das ich selber aufgerichtet habe Z. Chiron. 13, 10 f.]. Und ich nahm sie zur Ehe [Kap. 16, 8 ffsL und sie zeugeten mir Sohne und Töchter [Kap. 16, 20]. Und Ahala heißt sunter ihr, der älteren Schwesten ist zu verstehen] Sa- maria, und Ahaltba sdie jüngere, ist] Jerusalem. Die göttliche Rede bedient sich solcher Bilder, die allgemein Abscheu und Ekel erregen, um den Sündern die Abfcheulichkeit ihrer eigenen Untreue gegen den HErrn unter die Augen zu stellen; und darum wird das Bild auch oft verlassen, um diese Sünde zwischen- ein in ihrer Wahrheit zu zeichnen. Die Propheten haben überhaupt einen höheren Beruf, als schön durchgeführte Allegorien zu machen: sie sollen und wollen das Gewissen erwecken, Glauben und Gehorsam egen den HErrn erneuern und dadurch verlorene eelen retten, das verirrte Volk zu Gott zurückführen; darum sind sie so reich an Bildern und Gleichnissen, darum stören sie aber auch absichtlich das poetische Interesse, verlas en. und vernichten das Bild und lassen die Wahrheit, um die es ihnen zu thun ist, durch- brechen· Beides, das Bild und die Vernichtnng des Bildes, hat Einen Zweck, Schuld und Gericht und Strafe vorzuhalten, um die Herzen zu erschüttern und u bekehren. (Schmieder.) Es waren, beginnt der rophet, wei Weiber, Einer Mutter Töchter, indem er das Geschleckzt Abraham-s, das in Egypten ein«-zog, Jsrael buhlte bald mit Assyriem bald mit Egyptem bis es durch letzteres zu Grunde ging. 527 als die Mutter betrachtet, aber dort schon Joseph (Ephraim und Manasse) und Juda unterscheidet und sie nun gleich ihre erste Jugendblüthe mit unzüchtigem Wesen beflecken läßt. (Umbreit.) Damals war Jsrael noch anvermählt, die Vermählung mit Jehova erfolgte erst bei der Bundschließung am Sinai; aber verlobt war es schon damals — davon zeugte, was Gott an den Patriarchen gethan und die Beschneidung, die sie empfangen hatten —, und so fiel ihr unzüchtiges Treiben unter das Gericht von 5. Mos. 22, 23 f. Ihre Aufgabe war die, sich als eine reine Jungfrau auf die Vermählung vorzubereiten· (Hengstenberg.) Das Verhältniß beider Reiche zu einander, in ihrer beiderseitigen Beziehung zu Gott, ist ausgedrückt in den Namen derselben: Samaria ist Ahala, d· i. ihr eigenes Zelt, die ihr eigenes, willkürlich erfundenes Heiligthum besitztx dagegen Juda heißt Ahaliba = mein Zelt ist in ihr. Einerseits hat also Juda diesen großen Vorzug vor der Schwester voraus, das wahre Heiligthum, die Offenbarung des wahrhaftigen und lebendigen Gottes in seiner Mitte, nicht von vorn- herein dem Abfall und dem Verderben Raum gegeben zu haben; andererseits vermehrt dieser Umstand gerade die Strafbarkeit Juda’s —- je größer die objektiven Segnungen sind, desto größer zugleich die subjektive Schuld. Sehr geschickt sind Übrigens die beiden ähn- lich lautenden Nanien von den Schwestern gebraucht, da bei, den alten semitischen Familien oft Brüder und Schwestern sehr ähnlich klingende, derselben Wurzel entstammende Namen haben, z. B. Hasan und Hase-in. (Hävernick.) Ahala heißt die große, d. i. größere Schwester, weil zehn Stämme, der größere Theil Js- raels, zu Samaria gehörten, während Juda nur zwei Stämme hatte. (Keil.) 5. Ahala trieb Hurereh da ich [doch] sie [zum Weibe] genommen hatte fund sie also allein zu mir sich hätte halten sollen Röm 7, 2]- und brannte gegen ihre Buhlen, nämlich gegen die Assyrer, dievzn ihr kamen [d. i. sogleich von der Zeit an, wo diese ihr nahetraten]; a. Gegen die Fürsten und Herren, die mit Seideu gekleidet waren, und alle junge liebliche Gesellen [welche Assur aufzuweisen hatte], nämiich gegen die Reiter und Wagen sdieser Großmachts 7. Und buhlete mit allen schönen Gcsellen in Asshrien lindern sie von ihrer Macht und Herr: ltchkeit sich dergestalt blenden ließ, daß sie ihres rechtmäßigen Ehegatten ganz vergaßL Und «ver- unreinigte sich mit allen ihren Götzen, wo sie auf einen entbrannte [so daß sie den Götzendienst aller derer nachmachte nach deren Gunst und Gemein- schaft sie begierig war]. i 8. Dazu lwährend sie so mit Assyrien sich politisch und religiös einließ] Verließ sie auch nicht ihre Hnrerei mit Egyptety [also mit denen] die bei ihr gelegen waren von ihrer Jugend auf, und die Brüste ihrer Juugfrauschaft betastet [V. 3]. nnd große Hurerei mit ihr getrieben hatten sauch insofern, als der Kälberdienst des Reiches ja un- mittelbar aus Egypten stammte, sondern suchte ausdrücktich um ein Bündniß mit dieser andern Weltmacht nach 2. Kein. 17, 4]. 9. Da übergab ich sie [durch das, was nach Z. Köln. 17, 5 f. sich ereignete] in die Hand ihrer Buhlen, den Kindern Assnr, gegen welche sie brannte vor Lust. 10. Die deckten ihre Scham auf ssie aufs Schimpflichste rnißhandelndj nnd nahmen ihre Söhne und Töchter weg [jene im Kriege niederschlagenn diese gefangen hinwegführendh sie aber [selber] tödteten sie mit dem Schwert sihrem Bestehen ein Ende machends Und es kam aus, das; diese Weiber gestraft wären srichtigerx Und es kam aus unter den Weibern, daß sie gesiraftwäre ihrSchicE sal, da sie so schwer gestraft worden, wurde Gegen- stand des Geredes und Gespöites unter den Völkern]. Das Buhlen der Ahala oder des nördl Reiches mit Assur und Egypten bezeichnet die religiöse und politische Hinneigung und Anschließung an diese Völker und Reiche, sowohl den Götzendienst als den Abschluß von Bünd- nissen mit denselben. (Keil.l Der Ausdruck: »die ihr naheten« (Luth,er: ,,zu ihr kan1en« V. 5) scheint ab- sichtlich in einem Doppelsinne genommen zu sein; denn es erinnert zuerst an das kriegerische Herannahen der Feinde, dann aber auch an die bekannte Bedeutung des Sichnahens oder Eingehens (Ps. 51, 2), so daß also, schmählich genug, die Feinde auch die buhlerischen Freunde werden. (Umbreit.) Das war die große Sünde Jsraels, daß es in der politischen Bedrängniß die Hilfe bei Menschen suchte, bei seinen Dräugertc selbst, statt sich in herzlichem Vertrauen an seinen Gott zu wenden, den Einzigem welchem sich unbedingt hin- geben nicht sich wegwerfen heißt. Der 6. Vers be- schreibt mit einem Anfluge von Ironie, wie Ahala zu dieser unglücklichen Buhlerei mit Assur kam; der Ge- danke ist, daß Augen und Herz durch die Macht Assurs geblendet und gefangen genommen wurden, und wird nun solches genannt, was einem weltlich gesinnten Weibe besonders in die Augen sticht. (Hengstenberg.» Die sehr kurzen Geschichtserzählun en: Z. Kön. 15, 1 u. 17, 3., welche hier in Betracht ommen, lassen nur errathen, was der Prophet meint; derselbe ergänzt und belebt die Geschichte und schildert den lebhaften Eindruck, den die asshrischen Helden auf die Bevölke- rung Samaria’s machten, deren Gestalten, Hesekieks Beschreibung entsprechend, man neuerlich in den Rai- nen von Ninive gefunden, (Schmieder.) Geblendet von der Macht und berauscht von der politischen Größe Assurs gab Jsrael sich ihm und seinen Götzen hin; es verzichtete darauf, ein Volk Gottes zu sein, wenn auch noch so unbedeutend unter den Völkern der Erde, es hasehte nach einem andern nichtigen Ruhme und erlag so der ganzen verführerischen Macht des Heiden- thums. (Hävernick.) Das in V. 7 Gesagte erklärt sich daraus, daß von den Weltmächten ihre Götzen unzer- trennlich sind, keine Macht außer und über ihnen, sondern ihr objektivirtes Jch und ganz mit ihnen ver- wachsen, so daß an den Assyrern sich verunreinigen zugleich heißt sich an ihren Götzen verunreinigen. (Hengstenberg.) Der buhlerischen Schändung folgte die chändung dur die Strafe von Seiten ihrer Buhler selber (Vgl. ap. 16, 87)· So im Bilde —— in der Sache geschah es durch die Gefangenfiihrung der Bevölkerung, Tödtung der für die Existenz des Reichs in Betracht kommenden, der kriegstüchtigen Mannschafh und dadurch, daß Jsrael unter den Nationen namhaft (famos) wurde wegen seines schmählichen Untergangs. (Schröder.) Denen wir zu Gefallen sündigen, die 528 « Hesekiel 23, -11-——27. reizet Gott oftmals wider uns zur Strafe; man sün- dige also niemand zu Gefallenl (Osiander.) 11. Da es aber ihre-Schwester Ahaliba sahe sdaß die Ahala gerade an ihrer Hurerei und durch die Buhler, mit denen sie es gehalten, zu Grunde gegangen war], entbrannte sie noch viel ärger, denn jene, nnd trieb der Hurerei mehr, denn ihre Schwester [Kap. is, 51; Jer. Z, 6ff.]. 12. Und [zwar] entbrannte [sie schon ganz ebenso wie die Ahala in V. 6 f.] gegen die Kin- der Asfurz nämlich die Fürsten und Herren, die zu ihr kamen wohl gekleidet, Reiter und Wagen, und alle junge liebliche Gesellen. 13. Da sahe ich [der HErn denn bereits], daß sie alle beide gleicher Weise vernnreinigei waren [und denselben Weg gingen, so daß es am Ende der Ahaliba nicht besser ergehen würde, als jener ihrer Schwesters 14. Aber diese trieb ihre Hnrerei mehr lund setzte dieselbe gerade da fort, wo sie doch das End- geschick der Ahala schon vor Augen hatte] Denn da sie sahe gemalte Männer an der Wand in rother Farbe, die Bilder der Chaldcierz 15. Um ihre Lenden [waren sie als streitfertige Krieger Jer. 13, 11 Anm.] gegürtet nnd [hatten] bunte Kogel [wallende Tnrbane in bunten Farben] auf ihren Köpfen, und [waren] alle gleich anzu- sehen» wie gewaltige Leute soder Ritter] wie denn die Kinder Babels und sbesserx oder] die, Chai- diier ssolche KogeIJ tragen in ihrem Voterlandm 16. Etttbranttte sie gegen sie, sobald sie ihrer gewahr ward, und schickte Votschaft zu ihnen in Chaldäa sbehufs Anknüpfung einer Verbindung mit ihnen] 17. Als nun die Kinder Babels zu ihr kamen, bei ihr zu schlafen nach der Liebe, verunreinigten sie dieselbe mit ihrer Hurerei [2. Kein. 20- 13 Anm.], und sie verunreinigte sieh shernach noch ferner] mit ihnen [auch in religiöser Hinsiclxt 2. Kön. 21, 3 ff; 21 f., bis es dann dahin kam] daß sie ihrer müde ward [denn ,,Entfrem- dung ist das gensöhntiche Ende der unreinen Liebe, der in Liebe verkleideten Selbstsucht] 18. Und da beide, ihre Hurerei und Scham, so gar offenbar war sbesserx sie nun aufgedeckt hatte ihr Hurenwesen und aufgedectt ihre Blöße, ohne bei den Buhlen in Chaldäa auf die Dauer die gehofste Befriedigung zu finden, sie vielmehr, statt renmüthig zu mir zurückzukehren, ihrem rechtmäßigen Eheherrm sich nun nach einem andern Buhlen umsah L. Kön. 23, 34 f.], ward ich ihrer auch überdrüssig, wie ich ihrer Schwester auch war müde worden [V. 9 und übergab sie in die Hand ihrer Buhlen, der Chaldäer 2. Kön. 24, 1 f. 1o ff.]. 19. Sie aber trieb ihre Hurerei immer mehr; und gedachte an die Zeit ihrer Jugend, da sie in Eghptenland Hurerei getrieben hatte; 20. Und entbrannte gegen ihre Buhlen [die Egvpter Jer- ?, 36], welcher Bronst [so groß und heftig] war wie der Esel und der Hengste Brnnst [Jer. 5, 8 Llnm.]. 21. Und [du] bestelletest deine Unzncht wie in deiner Jugend lfielst in die Uuzucht deiner Jugend zurück], da dir in Eghpten deine Bruste begriffen, und deine sitzen betastet wurden [V. Z] Zunächst ist von Ahalibcks Verschuldung die Rede; das sehändliche Treiben Ahala’s, auch abgesehen von der göttlichen Rache, die dafür sie getroffen, hätte an sich schon sie mit t1efem Ekel und Abfcheu erfiillen sollen, statt dessen trieb sie es noch ärger und blieb nicht blos bei den Nahen stehen, sondern sandte auch zu den Fernem (Hengstenberg.) Juda mußte schon deshalb viel schlimmer werden, wenn es sich nicht durch Jsraels Strafe abs recken ließ, weil dasselbe so viel me r Gnade zum iderstand ntißbrauchte oder doch ni t gebranchte. (Schröder.) Dem Ncenahem gefiel die assyrische Freundschaft wohl, als Phul kam; er bekehrete sich nicht zu dem Gott seiner Väter (2. Kön- l5, 19). Als aber Pekah und Rezin wider Juda kamen, wollte Ahas es auf die Macht und Verheißung Gottes nicht lassen ankommen, er wollte seiner Gnade und Verheißung nicht trauen, ob Gott ihm gleich zur Versicherung seiner Hilfe die Freiheit durch den Pro- pheten Jesaia gegeben, sich ein Wunderzeichen auszu- bitten (Jes.7,1sf.), sondern sandte Boten zu Thiglath- Pilesser, dem König iu Assyrien, und ließ i m sagen: ,,ich bin dein Knecht und dein Sohn 2c.«(2. ’ön.16,7). Es ist also die Hurerei Jerusalems schon zur assy- rischen Zeit (V. 12 f.) ärger nnd schändlicher als die Hurerei Samariä; denn Gott hat niemand u Mena- hem eschiekt, der ihm die Wolelfarth und Erhaltung des eiches versicherte, wie Je aias zu dem Ahas ge- sandt wurde und ihm im Namen Gottes die freie Wahl ließ, was er für ein Zeichen fordern wollte. (Coceejus.) Ahaliba - Jerusalem über die ältere Schwester noch in den Werken der Treulosigkeit und Unzucht: nicht genug, daß sie, mit ihr Einen Weg gehend, sich von der Schönheit der stattlichen Assyrer hinreißen ließ; sie weidete auch ihre Blicke an den reizenden Bildern der herrlichen, wohlgeschmückten Chaldäer, die an die Wand gemalt waren, und setzte sich mit den Söhnen Babels in Verbindung, daß diese zu ihr kamen und sie nun sich mit ihnen in der scham- losesten Unzucht verunreinigta (Umbreit.) Mit den Assyrern war es im Allgemeinen bei Juda der gleiche Fall gewesen, wie bei Samaria: sie waren, wie dem Reiche Israel, so auch dem Reiche Juda in Wirklichkeit nahe getreten. Jn Bezug auf die Chal- däer dagegen erwuchs das Verhältniß zu denselben mittels Bilder von ihnen, die Juda sah. (Schröder.) Offenbar meint der Prophet Bilder von Kriegern, edlen Kriegern oder Rittern« sie sind umgürtet mit dem Kriegsgurt (Jes. it, Ä) und ihr Haupt ist mit jener eigenthitmliehen Kopfbedeckung gesehmiickh deren auch klerodot l, 195 bei den Babylomern gedenkt, jenen hohen Mützem welche auch auf den Denkmalen erscheinen. Solche kriegerische, martialische Gestalten finden sich auf den Wänden der babylonischen Paläste dargestellt; sie imponiren schon durch die edle kriege- rische Gestalt und Haltung und üben einen besonderen Reiz, eine eigenthümliche Anziehungskraft iiber sie Juda buhlte mit Chaldäa, wurde dann abtriinnig und dafür von demselben hart gezüchtigt 529 durch ihren in’s Grelle, Eolossale und in’s Groteske ehenden Charakter aus. So üppig phantastisehen arstellungen erlag das wankelmüthige und abtrünnige Vundesvolk (Hävernick.) Das Wort ,,Kogel« be- zeichnet eine Kappe oder Kapuze an einem Rock oder Mantel, die über den Kopf gezogen werden kann, und war im Mittelalter sehr gewöhnlich; gegenwärtig kommt es etwa noch von der Kapuze der Bergleute und Mönche vor. An unsrer Stelle bezeichnet es eine kegelförmige, mit bunten Tüchern umwundene Muße; Luther selbst erklärt sich in der Randglosse folgender- maßen: «Kogel ist wie vor Zeiten die Magistri und Studenten Kogel trugen, da viel unnützes Tuchs um den Kopf herhing.« Was das Sehen jener Bilder und Gestalten von Seiten der Juden betrifft, so war es jedenfalls nur durch den Verkehr, der ja schon von Jona’s Zeiten an zwischen Palästina und den großen Städten zwischen dem Euphrat und Tigris stattfand, vermittelt· Es bildeten fich insonderheit zu Hiskicks Zeiten durch Mittheiluncgen und Geriichte bestimmte Vorstellungen von den haldäern als einer muthig aufstrebenden und noch zu großen Dingen durch ihre kriegerische Virtuosität berufenen Macht, und Hiskia schickte wenigstens seine Gedanken und Hoffnungen, daß mit Hilfe dieser Macht es icgm gelingen werde, fich von der agyrischen Oberherrs aft frei zu machen (2. Kön. 18, 1 Anm.), hin nach Ehaldäa, wenn auch von einer förmlichen Botschaft uns nichts gemeldet wird, die Begebenheit in Z. Kön. 20, 12 ff. u. Jes. 39, 1 ff. fich vielmehr so darstellt, als ob eine An- knüpfung von gegenseitigen Beziehungen von den Chaldäern ausgegangen sei; für die prophetische Straf- rede sind diese Gedanken und Hoffnungen so gut eine Werbung, wie wenn eine solche durch eigentliche Ge- sandten unternommen wäre — es findet da derselbe Maßstab der Beurtheilung statt, wie bei dem Worte Christi in Matth. 5, 28: »wer ein Weib ansiehet, ihrer zu begehren, der hat schon mit ihr die Ehe gebrochen.« Somit sind auch der Sache nach die ,,gemalten Män- ner an der Wand« im Grunde mehr Phantasiegebilde, als daß man diese Bilder in Wirklichkeit vor fich ge- sehen hätte: ,,wie man sich auch heutzutage in das, was nichts ist, am meisten verliebt; denn was ist doch alle unsre Ehre, Lust, äußerer Wohlstand, unser Adel, Hoheit und Herrlichkeih unsere Kraft und Stärke an- -ders als ein Gemälde, darin keine Realität ist! (Berleb. Bib.) Unter dem frommen Sohne des gott- losen Ahas berührt die, wie Juda in Abhängigkeit von Assur fich befindende babylonisch - chaldäische Macht in so versucherischer Weise die Phantasie Jerusalem’s, daß selbst Hiskia der Versuchung unterlag; der Schwer- punkt der Weltmacht schien jetzt von Ninive nach Babylon hin zu neigen. Was Jesaia schon damals Hiskia zur Abkühlung feiner sleischlichen Erwartungen von Babel weissagte, bestätigt Hesekiel: die Ehaldäer, nachdem sie in Verbindung mit den Medern Ninive zerstört (2. Kön 20, 12 u. 22, 2 Anm.), traten fiir Juda wie überhaupt an die Stelle der Assyrer. (Schröder.) Der Prophet führt uns nun in der sym- bolischen Verschleierung seiner Rede bis dahin, wo er selbst mit einem Theile seines Volks die Strafe der chaldäischen Gefangenschaft erfahren (2. Kön. 24, 16 Anm.); aber ungeachtet dieser Züchtigung treibt Aha- liba-Jerusalem ihre Buhlerei von Neuem, und es er- wacht ihre alte Eieblingsneigung zu dem fleischlichen Egypten, dem sie schon m ihrer Jugend fich unziichtig hingegeben. (Umbre1t.) Der plötzliche Uebergang zur Anredey wie er m V. 21 vorliegt, erklärt fich daraus, daß der Prophet hier den Thatbestand der Gegenwart vor Augen hat. Die Worte: ,,da dir in Egypten Dächseps Btbelwert deine Brüste begriffen und deine Zitzen betastet wur- den«, beziehen fich auf die Versuche der Egypter, das Volk in feinen ersten Anfängen in das egyptische Wesen hineinzuziehen und es, also zu nationalisiren, Versuche, zu denen die Jugendbliithe des Volkes An- laß gab; daß solche Versuche den grausamen Elliaß- regeln, über welche die Geschichte berichtet, voran und zur Seite gingen, daran dürfen wir nicht zweifeln, es liegt das in der Natur der Sache. (Hengstenberg.) Welche Gott verlassen, versallen gar leicht in die vorigen Sünden; und das ist gar schlimm (Osiander.) 22. Darum [weil du es also treibst, wie eben gesagt], Ahaliba, so spricht der HErwHErrx Siehe, ich will deine Buhlen [Jer. Z, 20 Atem] deren du müde bist worden [V. 17], wider dich er- lbiseclen und will sie [von] rings umher wider dich ringen; 23. Ncimlich die Kinder Vabels und alle Chaldäer mit Hauptleuten koder Gebieternl Für- sten und Herren sim Grundtext: Fremd, Schon und Kost] nnd alle Assyrer [die vordem die Welt- herrscher und ebenfalls deine Buhlen gewesen sind V. 12] mit ihnen; die schöne jnuge"Mannschaft, alle Fürsten und Herren, Ritter und Edle, und allerlei Reiter [ogl. V; 6 u. 12]. 24. Und werden uber dich kommen, gerüstet mit [Sarras, mit] Wagen und Rädern nnd mit großem Haufen Volks; nnd swerden dich belagern [sich wider dich lagern] mit Tartschen [1. Kön 10, 17 Anm.], Schildeu und Helmeu um und um [Kap. 21, 223 Luk. 19, 43]. Denen will ich das Recht besehleu, daß sie [tndem sie mein Ge- richt an dir vollstreckem doch ihrerseits] dich richten follen nach ihrem Recht swas sie wegen deines Treubruchs ebenfalls an dir haben Kap. 21, 23; und da kannst du denn selber dir abnehmen, wie es dir ergehen wird L. Saat. 24, 14]. 25. Jch will meinen Eifer über dich gehen lassen lKap. b, 13], daß sie unbarmherzig mit dir handeln sollen. Sie sollen dir sim bildlichen Sinne] Rasen und Ohren abschueideu [indem sie aller Zier deines Volksbestandes dich berauben durch Verniehtuug des Königthuuis und Priesterthums Kap. 21, 26; 2. Kein. 25, 5—7 u. 18—21]; Und was übrig bleibt [oon dem soverstiimmelten Volkskörper-J, soll durch das Schwert sollen. Sie sollen deine Söhne und Töchter wegnehmen saus den Häuseru der Stadt, und gefangen hinweg- flihren], Uud das Uebrige lnämlich die leeren Häuser] mit Feuer verbrennen. 26. Sie sollen dir swie schon in Kap.16,39 gesagt] deine Kleider ausziehen, und deinen Schmuck wegnehmen. 27. Also will ich deiner Uuzncht [die du je und je getrieben V. 11—17], und deiner Hurerei mit Egyptenland [V. 18-—21] ein Ende machen, daß du deine Augen nicht mehr nach ihnen kden fremden Buhlen] aufheben und Eghpiens nicht mehr gedenken sollst. A. T« II. L. 34 530 Hesekiel 23, 28——49. 28. Denn [um das in V. 22 —- 26 Gesagte mit andern Worten zu wiederholen] so spricht der HErr-HErt: Siehe, ich will [denen] dich übernat- worten, denen du feind worden und deren du müde bist [V. 21——24]. 29. Die solleu als Feinde mit dir umgehen [V. 24 u. 25], nnd alles nehmen, was du er- worben hast [V. 25 u. 26], nnd dich nackend und bloß lassen sdaß du wieder setest, wie du vordem in Egypteri warest Kap. 16, 39 u. 7], daß deine Scham aufgedeclet werde sammt deiner Unzucht und Hurerei san dem, was du zu leiden hast, aller Welt offenbar werde, was du gethan]. 30. Solches wird dir geschehen um deiner Hnrerei willen, so du mit den Heiden getrieben, an welcher Götzen du dich vernnreiniget hast. 3l. Du bist auf dem Wege deiner Schwester gegangen [V.11 u. 12]; darum gebe ich dir auch dekselbigen Kelch [V. 9 u. to] in deine Hand sdaß du ihn trinken] 32. So spricht der HErr-HErr: Du mußt den Kelch deiner Schwester trinken, so tief und weit er ist [nnd das ist er denn für dich im höch- sien Maße]; du sollst so zu großem Spott nnd Hohn [den Völkern und in allen Ländern Kap. 22,4] werden, daß es untrciglich [Jes. Z, 24 Anat. I] sein wird [Jer. 25, 15-—18j. 33. Dn mußt dich des starken Tranks nnd Jammers voll sanfenz denn der Kelch deiner Schwester Samaria ist ein Kelch des Jammers und Ttauerns [genaner: der Oede und Ver- ödung, wie du an ihrem Lande vor Augen siehst, nnd solches Geschtck wird dir noch viel fchlimmer widerfahren] 34. Denselben mußt du rein austrinkcn, dar- nach die Scherben zerwerfen [wie einer, der an einen sehr schlechten Trank gerathen, im Unmnthe das Gefäß zertrümmert, ans dem er getrunken] nnd deine Brüste smit diesen Scherben] zerreißen; ses wird gewißlich also kommen] denn ich hab es geredet, spricht der HErr-HErr. 35. Darum [um zum Schluß dieses Abschnittes das Strafurtheih das über dich ergehet, noch in einen kurzen Spruch zusammenzufassen] so spricht der HErr-HErr: Darum, daß du mein vergessen nnd mich hinter deinen Rücken geworfen hast [1«Kön. 14, 9]; so trage auch nun deine Uuzucht nnd deine Hnterei [in der gerechten Strafe, die dafür iiber dich kommt Kap. 16, 52]. Hlrif Ahalibws Verschuldung folgt nun ihre Strafe: Gott wird gerade diese Chaldäey mit denen Juda erst gebuhlt und von denen es sich darnach treulos geschie- den hat, über dasselbe kommen lassen; sie werden mit der nämlichen Weltmacht, die Juda erst verreizt hat, über dasselbe herfallen, um ihm den verdienten Lohn zu geben bis zur Vernichtung (Kliefoth.) Der Pro- phet häust die Namen, um die große Heeresmacht zu bezeichnen, welche iiber das kleine Juda hereinbricht sHävernickJ Jn sarkastischer Weise beschreibt er die Chaldäer in den nämlichen Ausdrückety mit welchen er sie vorhin (V. 12) als von Juda Geliebte beschrieben. (Michaelis.) Diese Ausdrücke waren früher, in der Zeit des Buhlens, in Aller Munde gewesen: jetzt hätten sie diese ,,Herren« gern weg, aber sie kommen ihnen nun auf den Hals; mit den Chaldäern aber er- scheinen auch die alten Buhlen, die Assyrer wieder, nunmehr: deren Vasallen, nnd diese früher so beliebten ,,jungen lieblichen Gesellen« werden ihnen nun den halben Tag finster machen. (Hengstenberg.) Wie aber die Versammlung sozahlreich ist, so reich wird auch ihre Ausrüstung zur Vollstreckung des ihnen aufge- tragenen Urtheils sein. -— Um unser Sterbebett ist oft eine «roße Versammlung aus vergangenen Tagen: unsre ünden und die, mit denen wir gesündigt haben, kommen alle über uns von ringsum. (Schrbder.) Wir sollten nicht warten, bis uns Gott mit Gewalt von der Sünde abzieht. (Osiander.) Wenn Gottes Güte und Geduld nicht hat zu Wege bringen können, was er wollte, so wird seine Gerechtigkeit durch der Men- schen Unbarmherzigkeit aus dem Wege bringen, wo- mit wir ihn erzürnter« (Starek.) Die Entkleidung dur Strafe zeigt recht, was vorhin die Bekleiduug dur Gnade gewesen. (Schröder.) sWer den Kelch des Zeils nicht annimmt, der bekommt dafür den Kelch des . orns zu trinken. (Starke.) Die ganze Gefchichte des Volkes von dem Auszug aus Egypten an bis jetzt war ein stetes Erzürnen Gottes; darum muß es zu:- letzt einen Becher voll Zornes trinken. (Ziegler.) Aus- getruuken muß werden: wie wir’s mit der Lust ge- halten, so hält’s Gott mit der Strafe. (Schröder.) ,,Darnach wirst du die Scherben zerwerfen und deine Brüste zerreißen« der aus dem höchsten Abscheu gegen das traurige Geschick hervorgehende Versuch, sich feiner zu entledigen, führt neues Unglück herbei — zur ge- schichtlichen Erläuterung dient, was nach Jer. 41 die Juden an Gedalja, dem chaldäischen Statthalter über die im Lande Zurüekgebliebenen verübten und dafür« leiden rnußtetn (Hengstenberg.) Die Sünderin muß in Verzweiflung an sich selbst Vergeltung üben, und gerade an den Theilen ihres Leibes, womit sie nach V. 8 in Wollust zu siindigett angefangen. (Gerlach.) An Gott gedenken ist der kurze Begriff der ganzen Gottseligkeih gleichwie im Gegensatz Gottes vergessen, ein kurzer Begriff ist der ganzen Gottlofigkeit; darum auch Gott am Schluß des Sündenregisters alles in dies Eine zusaumtenfaßt (Jablortsky.) Bis. Und der« HErk [im unmittelbaren An- schlnß an die ganze Rede V. I— 351 sprach zu mir: Du Menschenkind, willst du swie das ja dein Beruf als meines Propheten und eines Werk- zeugs meiner eigenen Rede ist] Ahala nnd Ahaliba strafen, so zeig-e ihnen an Ihre Greuel, 37. Wie sie Ehebrecherei getrieben, nnd Blut vergossen [Kap. 22, 2 —41, und [zwar, was die erstere Verschuldung betrifft] die Ehe gebrochen haben mit den Gößen [Jer. s, 9; 2, 27]; dazu swas ihr Blutvergießen betrifft] ihre Kinder, die sie mir gezenget hatten, verbrannten sie denselben zum Opfer [Kap. 16, 20; TO, 311· 38. Ueber das [um ein anderweitiges Ver- gehen ihnen aufzuriicken] haben sie mir das ge- than: Sie haben [weder des O»rts noch der Zeit Heiligkeit achtend] nteineHetltgthnrner veruureinsget Beiden jiidisehen Reichen wird nochmals ihre Verstindignng vorgehalten und Strafe angedroht 531 dazumal [besser: an selbigem Tage, an welchem sie das vorhin Gesagte getrieben], Und meine Sab- bathe entheiliget [wenn sie kamen, dieselben im Heiligthnm zu feiern]. 39. Denn da sie skiirz vorher] ihre Kinder« den Gdhen geschlachtet hatten, ingen sie desselbigeu Tages in mein Heiligthum, da elblge zu entheiligen smit ihrem Erscheinen darin]. Siehe, solches [so- gar, wie in 2.Kön. 21, 4 ff. berichtet wird] haben sie in meinem Hause begangen fund dasselbe auch äußerlich und handgreiflich eiitheiligh vgl. Kap. 8, 5 .. 40. Sie haben auch sum zu einem dritten Punkte meiner Anklage gegen sie überzugehen] Boten geschiclt nach Leuten, die aus fernen Landen kommen sollten; und siehe, da sie kamen, badetest du [Ahaliba, der mein Straswort hier insonderheit gilt] dich, und schiiiinktest dich, nnd schmiicktest dich mit Geschmeide, ihnen zii Ehren sgerade so, wie eine Buhlerin sich zum Empfange ihres Buhlen bereitet]; 41. Und saßest fso gefchmücktj auf einem herrlichen Bette, vor welchem stund ein Tisch zu- gerichtet [um mit den Leuten, die du zu dir ge- laden, zu fpeifenjz darauf rciuchertest du, und opsertest mein Oel drauf fdar auf, auf den Tifch, hattest du auch mein Räuchwerk und mein Oel gelegt, um davon ebenfalls bei der beab- sichtigten Festlichkeit Gebrauch zu machen] « 42. Daselbst sbei der oeranstalteten Schmau- ferei, er-] hub sich ein grosi Frendengesehrei fzur Bestätigung des geschlosseiien Biindnissesjz und sie gaben den Leuten [wohl richtiger: nnd es gaben ihr die Leuie], so alleuthalben aus großem Volk und aus der Wüste kommen waren [die Worte des Grundtextes sind hier sehr schwierig nnd lassen mehrerlei Deutung zu — Luther hat sich nach Hieronymus gerichtet] Geschmeide an .ihre Arme und schöne Kronen ans ihre Häupter ssich die, mit der sie gebnhlt, nun recht herrlich herauszuputzen wie eine Königin]- 43. Jch aber ged.achte: Sie ist der Ehe- brecherei gewohnt von Alters her, sie kann von der Hurerei nicht lassen. 44. Denn man geht zu ihr ein, wie man zu . einer Hure eingeht; eben so geht man zu Ahala [die es vormals so getrieben] und Ahaliba [die es jetzi so treibt], den unziichtigeu Weibern [die sie beide sind] 45. Darum werden sie die Männer strafen, die das Recht vollbringen fvon mir zu Gerichts: vollstreckern berufen und insofern gerechte Männer sind, obwohl es gerade diejenigen, mit denen sie gebuhli hat Kuh. 16, 38]; wie man die Ehe- brecherinneu nnd Vlutvergießerinnen strafen soll. DeäinBsie sind Ehebrecherinnem nnd ihre Hände sind vo at. s 46. Also spricht der HErnHErr szu dem, der insonderheit« der Gerichtsvollstrecker fein soll Kcip- 21- 11 u« 19 ff.]: Führe einen großen Hausen fvon KriegsschaarenJ über sie herauf, und gieb sie in die Rappnse [Jer. is, is; 17, Z] und Raub; 47. Die sie steinigen, und mit ihren Schwer: texn ersten-en, »und ihre— Söhne und Töchter er- wurgen, und ihre Hauser mit Feuer verbrennen [Kap. Hi, 40 48. Als-o will ich der Unzncht im Lande ein Ende machcii [V. 27], daß sich alle Weiber dran stoßen [ein Exempel zur Abschreckuiig nehmen] sollen, und nicht nach solcher Uuzucht thun. 49. Und man soll [die Strafe für] eure»Un- zncht ans euch legen, und sollt eurer Götzen Sande [die Sünde, die ihr mit diesen begangen habt] tragen [Kap. 16- 58], auf daß ihr erfahren daß ich der HErr-HErr bin. um Schluß werden noch beiden, dem Reiche der 10 tämme und dem Reiche Juda zusammen, erst ihre Versündigung und dann ihre Strafe vorge- halten. Die Versitndigungen werden hier einzeln und bestimmt schärfer hervorgehobem er tens haben sich beide Reiche als Götzendiener und lutver ießer er- wiesen (V. 37)« weiter haben sie den DientJehovcks verunreinigt ( . 38), ja sie haben beides, Götzeridienst und Jehova-Verehrung, in erschreckend vermengender Weise gehäuft (V. 39); endlich haben sie nun neuer- dings sich die Chaldäer zu gottwidrigem Bündnisse her eigeholt (V. 4()—44). Aber dieselben Chaldäer —- so geht die Rede über zur Strafe — werden sich als ZJeerechte, d. h. der Strafgerechtigkeit Gottes dienende änner an Jsrael erweisen; sie werden über dasselbe eine Volksversammlung halten und das Gericht der Ehebrecherinnen nnd Blutvergießerinnen an ihnen vollstreckeii, das; alle andern Weiber, d. i. Völker, ich daran ein Beispiel nehmen und Israel selbst zur r- kenntniß kommen soll. (Kliesoth.) Der Prophet, in der Zusammenfas ung beider Weiber consequent fort- fahrend, stellt au die Bestrafung der Ahala (Samaria), die doch schon vergangen war, als eine noch künftige dar; er konnte dies um so mehr thun, als die bevor- stehende Zerstörung Jerusalems immerhin nicht blos uda, sondern auch die noch vorhandenen Reste des ehnstänimereichs also das ganze Jsrael als Stras- gericht anging. (Hitzig.) Die Eingangswortet ,,willst du strafen« weisen nicht nur auf Kuh. 22, 2., sondern zugleich auf Kap. 20, 4 zurück und eigen, dag unser Abschnitt eine sachliche Zusammenfassung des nhalts der ganzen Gruppe Karl. z0—23 sei. (Keil.) Das doppelte Vergehen, Ehebruch und Mord, wird in V.37 zuerst kurz hingestellt und dann weiter entfaltet: der Ehebruch bezieht sich auf den Götzendienh der Mord auf die Kinderopfer, die sie ihren Götzen dar- brachten. (Hengstenberg.) Wer der Venus und dem Bachus dient, opfert ihnen auch seine Kinder. (Schrdder.) Die Verunreinigung des Heiligthums Gottes, welche in V. 38 als eine weitere Schuld erscheint, die sie auf sich geladen, Cgeschieht nach V. 39 dadurch, daß sie mit e abgöttifchen reuelii befleckt dasselbe betretemin leicher Weise erfolgt auch die Entweihnng der Sabbat e. Ein Götzendiener kann keinen Sabbath feiern, und wenn er ihn äußerlich feiert, so entweihet er ihn: das Wesen des Sabbaths ist die Versenkung in Gott, und die » kann nicht stattfinden, wo das Herz an den Götzen 34« 532 Hesekiel 2.4, 1———13. hängt. (Hengstenberg.) Aus dem Hurenhaus in’s Gottes aus zu laufen, mag Gott nicht gefallen, noch vom tord zum Betensort, von der Sünde zum Singen. (Starck.) Mit V. 40 geht der Prophet von der religiösen Hurerei zu der politischen über; er rügt die Anknüpfung ehebrecherischer Verbindungen bis in die weite Ferne hinein, im Gegensatz, zu den Nahen (V. 5 u. 11). Das Waschen, Schminken, Schmuckan- legen bedeutet, daß Jerusalem alles aufbot, sich ihren Buhlen, den Weltmächten angenehm zu machen, vgl. Jes 57, 9 f. (»Hengstei»iberg.) Die» Gefellschaft der Gottlosen soll nicht gewunscht, noch viel weniger .gesucht werden. (Starck.) Um der Menschen Gunst zu g— nießen, geschiehet in der Welt viel Böses. (Star e.) Es ist merkwürdig, daß, wie aus Babel die Zerstreu- ung der Menschheit in alle Lande ausging, nun das jüdisclg Volk oder doch wenigstens das Reich Juda nach abel hingeführt wird. (Ziegler.) — Es er- scheint kaum glaublich, daß der Prophet sich über 2 volle Jahre vergeblich mit den Gefangenen am Wasser Chebar solle abgemiiht haben, um sie von dem Falle des Reiches Juda und seiner Hauptstadt Jerusalem und von einer langjährigen Knechtschaft des Volkes Gottes unter Babel zu überzeugen; daß sie aber nach allen diesen Reden in Kap. 4—23 nicht überzeugt wor- den, geht aus der mehr als zwei Jahre später er- folgten Ankündigiing in Kasm 24, 1 f. deutlich hervor, es mußte ihnen der Glaube erst in die Hand kommen. Wie ist eine solche unselige Verblendung, die das Volk in Jerusalem wie die Gefangenen in Babel ergriffen hatte, möglich? wie konnte man nach dem Untergange des Zehnstäinniereichs und nach den harten Schlägen der göttlichen Zuchtruthe, die man bereits selber er- fahren, mit einer unbesiegbaren Kraft und Allgewalt sich so glänzende Aussichten von der nächsten Zukunft machen, wie es in Wirklichkeit geschah? wie konnten die falschen Propheten es wagen, von einer baldigen Vernichtung Babylons zu träumen und ihren Zuhö- rern ihre Träume einzureden, und wie konnten diese sich davon bethören lasseii, da ja eine Berechnung nach der andern fehl schlug, die man auf menschliche Hilfe setzte, und das Chaldäerreich immer mächtiger wurde? Ohne Zweifel war die Schuld davon der Mißverstand und der Mißbrauch, den man mit so glänzenden Weissagungen, wie z. B. die des Jesaia über den Untergang Babylons sind, trieb; man riß diese aus ihrem Zusammenhange heraus, ließ bei Seite, was dem fleifchlichen Sinn nicht zusagte, und zog gewaltsam in die Gegenwart herein, was erst für eine ferne, ja zum Theil sehr ferne Zukunft verheißen war. Die Verheißung nun sollte dem Volke, bleiben, Gottes Rathschluß m Betreff der Zukunft stand fest; darum mußte auch das, was in Jer· 51, 59 ff. erzählt wird, geschehen, aber der Mißverstand und Mißbranch mußte vor allem beseitigt werden — dazu dient das prophetische Wort des Hesekiel in dieser Zeit, und nachher die fchreckliche Enttäuschung, die mit Kap. 24 eintrat. Unsre gegenwärtige Zeit wird auch viel Ent- täuschun bringen, aber zugleich dazu beitragen, das prophetiszche Wort der heil. Schrift besser zu verstehen und die Eschatolo ie der kirchlichen Glaubenslehre in ihren schwachen Punkten zu berichtigenz wenigstens wird unsere evangKirche von der uns bevorstehenden Entwickelung der Geschichte des Reiches Gottes diesen Gewinn haben, während dagegen der kathol. Kirche gerade das eigenthiimlich ist, daß sie den oben näher charakterisirten Standpunkt Jsraels fest innehält, bis sie zuletzt völligen Schiffbruch leiden wird (Kap. 27). Das 24. Kapitel. Zerstörung Jerusalems, duroh einen siedendeii Topf und schnellen Tod des Meitiesczeohiecs abgebildet. v— d. 1—27. Die in den vier Reden unsers Thclns deui Propheten iu den Mund gelegten Gottesioorte hatten das Gericht fiber Wand und Stadt Iuda als in uachsler Mihe beoorstehend angekändigt, indeui in tkap.2l,18 ff. der König von Babel dargestellt wurde, wie er uiit sei- ner tjeeresmacht ansräctih auf dem Punkte, wo der Weg nach Rabbath und Jerusalem sich scheiden, anhält» um seine Qrakel zu befragen, auf welche von beiden Stadien er sich werfen soll, und ihm da Jerusalem gewiesen wird. Seit diesen, ooni 10. Tage des s. Monats im 7. Jahr (592 v. Chr) ab ergangenen Gottesworteii sind inzwischen fast 2 Jahr 5 idloiiate verflossen, während welcher Zeit sieh tjesekiel nach seiner Sliistriiclioa Man. Z, U— 27) stumm verhalten hat; als nun der Tag herbeiliouinitz an welchem, wie wir aus L. Kein. DE, 1 u. Irr. 52, 4 wissen, Nebukadnezar die Belagerung Jerusalems begann, ergeht Gottes Wort von tleuein an ihn mit dem Befehl, sich diesen Tag aaznschreibeiy und niit der Verkiindigung dessen, was drüben, in dem 100 Meilen non ihni ent- fernten Eaiide seiner tjeiniatlk eben jetzt geschehen sei W; 1 n. 2), dem Volke aber, siir welches er zum pro— pheten bestellt ist, muß er in eincni Gleichniß den Ver— lauf und Ausgang der Belagerung weissagen (ii1.3—14). Am Abend des nämlichen Tages wird ihm dann, wie der tjErr ihm das vorher schoii augekiindigt hat» sein Weib durch einen plötzlichen gewaltsamen Tod entrissen; und nun darf er keine Todtenlilage ihretwegen halten, sondern nur heiinlich seufzen, ja, er muß geradezii solihes thnn, was man sonst nicht thut, wenn man Trauer hat, um so ein Zeichen für Israel zu sein, wie es sich werde verhalten müssen, wenn nun Jerusalem, die Lust seiner Augen, gefallen sei und die Söhne nnd Tijihter des Volks bei ihrem Untergang umgekommen W. 15—— 24). Damit ist denn tjesekiels prophetisaie Wirksamkeit an Israel, was dessen eigene Angelegenheiten betrifft, für so lange zu Ende, bis sich in der That vollendet hat, was er voraus Verkündigt, und ein Tntrouneiier aus dem tjeimathlande die Kunde davon an den Chaboras überbringtz bis dahin also soll er nach der Weisung des EIN-u, die in Fortführung des in keine. Z, 24 ff. Ge- sagten ihm zu Theil wird, net-stummen, um nochmals seinen Mund zu prophetischeii Reden neuer Art aufzu- thuu w. 25——27). 1. Und es geschah das Wort des HErrn zu mir im neunten Jahr lseit Jojachins Wegsiihrung und Zedekias Einsetziing ins Königreich L. Kön 24- 10—17], am zehnten Tage des zehnten Monden sdee Tebeth Z. Mos 12, 2 Anna, d. i. Ende Dezember des J. 590 o, Chr.] , und sprach: 2. Du Meuschentind, schreibe diesen Tag an [wie inan das bei wichtigen Ereignissen thut, um das Datum nicht zu vergessen], ja eben diesen Tag; denn der König zu Babel hat sich eben an diesem Tage wider Jerusalem geriistet sum die Stadt mit Bollwerk zu belagern]. Ohne Zweifel wird Hesekiel seine Zuhörer erweckt haben, den Tag auch anzuschreiben. (Starke.) Zu Der Prophetweisfagt in einem Gleichniß den Verlauf und Ausgang der Belagerung Jerusalems. 533 Babel wird angeschrieben, was zu Jerusalem ausge- führt wird· (Schröder.) Der Ort am Chaboras, wo sich der Prophet aushielt, ist über 100 d. Meilen von Jerusalem entfernt; menschlicher Weise konnte also Hesekiel unmöglich wissen, daß gerade diesen Tag die Belagerung Jerusalems ihren Anfan genommen hätte, und wenn man nachher erfuhr, daßg dies enau ein- getroffen sei, so war es ein starker Beweis einer gött- lichen Sendung. (Michaelis.) Daß Hesekieh was so bei Jerusalem geschah, an demselben Tage am Cha- boras zu sagen wußte, hat natiirlich denjenigen Aus- legern zum großen Anstoß gereichen müssen, deren Gott keine Weissa ung geben kann. (Kliefoth.) Es war aber nothwen ig, daß die Leute lerneten, der Fall der Stadt sei weder dem Zufall noch der Macht der Babylonier zuzuschreibem sondern dem Willen dessen, welcher es lange voraus gesagt hatte, daß um der Gottlosigkeit der Bewohner willen die Stadt Inüsse im Feuer ausgehen. (Pradus.) Noch lange war dieser Tag den Exulanten ein wichtiger Ta : zu den Fast- tagen, welche im Exil und noch na demselben zum Andenken an wichtige Ereignisse aus der letzten großen Katastrophe von dem Volke beobachtet wurden, gehörte nach Sach. 8, 19 auch der 10. Tag des 10. Monats. (Hävernick.) Vgl. Anm. zu Z. Mos. 16, 31. 3." Und gieb dem ungehorsamen Volk [indem du ihnen dies Ereigniß verkündigstj ein Gleichniß strage ihm ein Gleichniß, eine Parabel vor], und sprich zu ihnen: So spricht der HErnHErr smir etwas zu thun befehlend, woraus ihr, wenn es auch nicht äußerlich vor euren Augen geschieht, doch euch abnehmen könnt, was er, der HErn dessen Repräsentant ich bin Kap. 4, 3 u. 7., mit Jerusalem und ihren Bewohnern zu thun ange- fangen]: Setze einen sbesser: den — ihnen wohl bekannten Kap. 11- Z] Topf zu, setze zu, und gieße Wasser darein; 4. Thue die Stücke [oom SchIachtoiehJ zu- sammen darein, die hinein sollen sum darin ge- kocht zu werden], und szwarJ die besten Stücke, snämUchJ die Lenden und Schultern sHinter- und Vorderkeulens und fülle ihn mit den besten Mark- stilclen sden auserlesensten Knochen, in denen das beste Mark ist]. . 5. Nimm swie gesagt] das Beste von der Heerde, und mache ein Feuer soon einem mächtigen Holzstoß] darunter, Wlarkstücle zu kochen sdie, um Brei-zu werden, eines sehr anhaltenden und hef- tigen Feuers bedürfen] und laß es getrost sd. i. tüchtigJ sieben, und die Markstiicke darinnen wohl kochen sdaß sie gar werden]. 6. Darum sum jetzt auch ausdrücklich anzu- geben, was mit dem Topfe in V. 3 gemeint ist] spricht der HErr-HErr: O der mörderischen Stadt sKap. 22, 2], die ein solcher Topf ist, da das Angebraiinte «[besser: sein Rost] darinnen klebet und nicht abgehen will sso daß in der V. 11 f. an- gegebenen Weise mit ihm verfahren werden muß]! Thne saber, damit er zuvor leer werde] ein Stück nach dem andern heraus; und darfst nicht darum loosen, welches erst heraus solle sfondern wirf sie alle ohne jegliche Wahl heraus, wie sie dir gerade in die Hand kommen] 7. Denn ihr Blut sdas sie vergossen] ist sals der ihr, dem Topfe, unvertilgbar anhaftende Roß] darinnen, das sie auf einen bloßen snacktenj Felsen und nicht auf die Erde verschüttet hat, da man es doch hätte mit Erde können ziischarren sum es vergessen zu machen]. 8. Und ich habe auch smit Absicht und nach gerechtem Gericht] darum sie lassen dasselbige Blut auf einen bloßen Felsen schütten, daß es nicht zu- gescharret würde sund mir immer vor Augen und im Gedächtniß bliebe] , auf daß sweil ihre Sünde eine aus Frevel und mit hoher Hand begangene war, die nicht vergeben werden soll, sondern mit Ausrottung bestraft werden muß 4. Mos. 15, 30 f.] der Grimm über sie käme, undsdas, was sie gethan, von mir] gerochen würde. 9. Darum sum nächst dem Topfe in V. 6 . auch das Feuer unter demselben V. 5 näher zu erklären] spricht der HEWHErr sweiter] also: O du mdrderische Stadt, welche ich will zu einem großen Feuer machen sindem ich einen mächtigen Holzstoß unter ihr anschiire]! 10. Truge nur sdu, mein Propbet, der du mein Thun zu repräsentiren berufen bist] viel Holz her, zünde das Feuer an, daß das Fleisch gar werde, und würze es wohl springe es in solche Gluth], daß die Markstürle anbrennen szerkochem der Macht des Feuers erliegen] 1l. Lege auch snachdem setzt die Fleisch- und Markstücke zerkocht und ohne Unterschied ausgethan sind V. 5 f.] den Topf leer auf die Gluth, aus daß er heiß werde und sein Erz soder Kupfer, daraus er gemacht ist] entbrennh ob seine Unrei- nigkeit sin der nun unmittelbar wirkenden Gluth] zerschmelzen und sein Angebranutes sder ihm an- » haftende Rost] abgehen wollte. 12. Aber das Angebraniita wie fast es bren- net, lvill sdoch, wie ich gar wohl erkenne] nicht abgehen, denn es ist zu sehr angebrannt sund macht alle Versuche, mit einer bloßen Reinigung oder Säuberung zu helfen, vergeblich]; es muß im Feuer verschmelzen sdadurch, daß der Topf selber zufammenschmilzt und in fliissiges Erz sich wieder auflöst]. 13. Deine Unreinigkeit so Jerusalem, die du der Topf bist, von dem hier die Rede] ist sin Folge der vorsätzlichen Bosheit, womit du sündigest und allen Bekehrungsoersucheii meiner Propheten widerstrebstJ so verhärtet, daß, ob ich dich gleich gerne reinigen wollte sohne dich zu verderben], dennoch du nicht willst dich reinigen lassen non deiner Unrei- nigkcit sJer. 13, 27]. Darum kannst du fort so. i. fernerhin] nicht wieder rein werden, bis mein Grimm sdamit, daß du in Flammen mußt auf- gehens sich an dir gekühlet habe sKap. 5, 13]. 534 txt. Ich, der HErr, habe es geredet [Kap. 2l- 17J, es foll kommen, ich will es thun fdaß mein Muth in der angedeuteten Weise sich an dir kiihlej, nud nicht faumen, ich will uiicht schonen, noch mich es reuen lassen; sondern sie soie Chal- däer, die meine Strafgerichte an dir zu vollstrecken verordnct sind]· follen dich richten, wie du ge- lebetgind gethan haft [Kap. 7, 8 f. 27], spricht der pErr-HErr. Das erste Gotteswort (V. 3——14) legt Verlauf und Resultat der mit diesem Tage begonnenen Belagerung dar; es zeigt in einem Gleichniß, wie Jerusalem und seine Bewohner in der Belagerung werden gesotten werden wie leisch im Kochtopf, wie die Einwohner- schast dadur aufgerieben und die Stadt selbst zerstört werden wird, um der ihr anklebenden Sünde und Un- reinigkeit willen. (Kliefoth.) Aus den Worten: ,,tra e ein Gleichniß vor und sprich« folgt, daß die folgen e Handlung, die dem Propheten vor unehmen befohlen wird: »Setze einen Topf zu 2e.« Für keine wirkliche symbolische Handlung, die er auch in der That zu vollziehen h«abe,szu galten ist, sondern diese Handlung bildet eben den Jn alt des Gleichnisses und gehört blos der Parabel an; daherist auch die Deutung der Parabel V. -10 ff. in die Form einerbHandlung- ge- kleidet. (Keil.) s« An eine äußerlich vorgenommene Handlung läßt auch z. B. V. 5 gar nicht denken, wo- nach eine ganze Anzahl von Schafen in den Topf hin- eingethan werden soll. (Hengstenberg.) Das Gleichniß knüpft an ein Sprüchwort an, das die Juden in-Je- rusalem übermüthig den Drvhuns en der Propheten entgegensetzten (Kap. U, 3): »die tadt ist der Topf, wir sind das Fleisch«; sie meinten, sie würden in der festen Stadt wie das Fleisch im Topfe wohlbehalten bleiben und sicher wohnen, bis alles vorüber sei. (Schmieder.) Die wiederholte, die drängende Eile ausdriickende Aufforderung: ,,Setze zu, setze zu« ist zugleichSarkasmust hole ihren» Topf; Nebueadnezar sat sich um die Mauern gelegt, xJrt mag sich’s zeigen, inwieweit ihr Sprüchwort wahr ort sei. (Schröder.) Dei: Topf mitsFleisch und Knochenstücken ist Jerusalem Hinit den darin Eingeschlosseneiy das Feuer» und das Sieden be eichnet die Belagerung, das an das Feuer Setzen ist ie Einsehließungz nnd zwar die angesehensten und widerstandskrästigsten Bewohner desLandes sollen in der Stadt eingeschlossen und durch die Belagerung vernichtet werden. (Kliesoth.) Lenden und Schulter elten als die besten »und schmackhaftesten Stücke des Thieres und waren bei Niahlzeiten besonders beliebt (3. Mos 7, 32; 1. Sam. J, 23 f.); die Knochenstücke kommen als die sestesten Theile in Betracht, welche am meisten dem Feuer Widerstand leisten, und wie nun unter Lenden und Schulter die angesehensten und edelsten, so sind unter den Markstücken die mnthigsten und tapfersten Leute gemeint. Ein ungeheures Feuer, eine wahre Gluth soll dann unter dem Topfe ange- schürt werden, daß davon alle in denselben geworsenen Stücke, selbst die Knochen zerkveht werden; dazu» dient der Holzstoß — so groß, so ungewöhnlich mächtig soll das Feuer sein, um selbst Gebeine ko en und ver- brennen zu können. (Htivernick.) Jm orne Gottes, weil er feine verschmtihte Liebe ist, wie in der Liebe Gottes, ist Eifer und Hestigkeit Das Beste auch ist für seine Strafen nicht zu gut. (Schröder.) Wenn dich, o Sünder, Gottes Güte und Wohlthaten nicht mehr bessern können, so muß er dich in den Ofen des Elends werfen, ob du also zur Erkenntnis; kommen mögest. (Starke.) — Mit V. 6 beginnt die Deutung Hefekiel 24, 14-—19. des Gleichnisses, doch so, daß mit ihr die weitere Fortbildung desselben Hand in Hand gehet. (Heng- stenberg.) Zunächst wird ein im Gleichniß selbst nicht erwähnter Umstand, der Rost am Topfe hinzugefügt und dadurch das Bild vom Kochtopfe erweitert: weil Jerusalem eine Stadt der Blutschulden ist, so gleicht sie einem Topfe, an welchem untilgbare Rostflecken haften. (Keil·) Das Wort des Grundtextes kann etwas Gebranntes, einen Brandfleck bezeichnerq rich- tiger aber ist der Rostsleck zu verstehen, wie er durch Feuchtigkeit am Metall sich bildet, wodurch dasselbe aufgerieben (Jak. 5, 3), gleichsam krank wird. (Schröder.) Aus Jerusalem» haftet Blutschuld wie giftiger Rost am Inneren eines Topfes (Schmieder.) Weil der Rost nicht abgehen will, muß das änßerste Mittel ange- wendet werden, ihn hinwegzuschaffem nämlich das Feuer (V. Il ff.), durch das freilich mit dem Roste zugleich der Topf selber zu Grunde geht. (Hengstenberg.) Um aber den Topf zuvor leer zu machen und ihn so noch einmal an’s Feuer setzen zu können, daß der ihn anklebende Rost ausgebrannt werde, indem er selber zu Grunde geht, sollen die Fleischstücke herausgeholt werden, nachdem sie erkocht sind; dies Herausholen der Kochstücke bezei net die Wegschaffung der Ein- wohner aus. der Stadt (Kap. U, 7) owohl durch Tödtung als durch Gefangenführung. ( "eil.) Dabei sollnicht das Loosüber sie geworfen werden, was ür Stücke zuerst oder zuletzt aus dem Topfe zu iehen sind ; fiemüssen alle fort und werden ohne Unterschied Zieiche und-Arme, Junge und Alte, umkommen oder gefangen hinausgeführtjwerden (Starke.l Juden vorigen ge- fänglichen Wegführungen war gelosetk welche ausgehen unt-welche bleiben sollten; -nun aber unter Zedekia sollte- « alles ohne Unterschied ausgestoßen werden. (Grotius.) Die Wegführung aus der eroberten Stadt geschah ohne besondere Spur der Vorsehung Gottes, die in großen Nöthen immer noch ein Trost ist· es ging, wie es in Jer. II, «; heißt. (Richter.) Diese Drohun wird in V. 7 begründet durch Darlegung der Verschuldung Jerusalems: die Stadt hat Blut ver- gossen, das nicht mit Erde bedeckt, sondern unbedeckt geblieben ist, wie auf einen harten Felsen gegossenes lut, das der Stein nicht einsaugen kann und das, weil nicht bedeckt, zu Gott um Rache schreit. Der Gedanke ist der: sie hat frech und schamlos gesündigt und nichts gethan, ihre Schuld zu bedecken, hat keine Spur von Reue und Buße gezeigt, um ihre Schuld los zu werden. (Keil.) Man hat hier wohl besonders an die zahlreichen Justizmorde zu denken, welche von der Partei begangen wurden, die sich damals des Staatsruders emächtigt«hatte, die Partei der aus- wärtigen Allianzen, welche gegen alle wüthete, die im Namen des Gottes Jsraels Einspruch ge en dies ehe- brecherische Treiben erhoben; ein Beispiel solcher Justiz- morde ist der Prophet tlria in Jer. Sei, 20 f. (Heng- stenberg.) Jerusalem nun hat wunder wie frei sich gemeint in der Frechheit, womit es sündigte; aber, so bezeugt V· Z, es geschah doch alles nur, um Gottes Gericht herbeizuführen. (Schröder.) Der HErr selbst hat es zu ihrerSchande gewollt, daß das Blut nicht auf die Erde slösse, wo es von Staub bedeckt werden könnte, als wäre dieSchuld gesühnt, sondern immer- fort sollten die unvermischten Blutspurem an dem trocknen Felsen hastend, laut um Rache schreien. (Umbreit.)» Blut, das nach Recht Vergossen ist, saugt die Erde ein, oder bedeckt solches, das nicht gerächt wird an dem, der es Vergossen« hat; dagegen, welches Blut zu rächen ist, davon wird esagt, daß es die Erde nicht bedecke oder auch zu einer Zeit aufdecke: Hiob 16,.18; Jes 26, 21. (Coccejus.) Auch in den Der HErr wird deiner Augen Lusi nehmen und darfst doch weder klagen noch weinen. 535 Sünden der Menschen offenbart sich Gottes Leitung und Ordnung. (Schröder.) Wegen des Blutes Christi, auf Golgatha Vergossen, verbrannte hernach Titus die Stadt. (C. a Lapide.) — Der Prophet zündet (V. 9 u. l0) im Namen Gottes das Feuer der gerechten Zornesflammen unter dem Kessel der Blutstadt an, daß das Fleisch und die Knochen seiner Bewohner in siedender Brühe gar gekocht werden: siehe da, das Zerstörungsfeuer der chaldäischen Belagererserusalemsl (Umbreit.) Auf die Vernichtnngsder Bewohner, abge- bildet durch Fleisch und Knochen, folgt dann in V. tl die Vernichtung der Stadt selbst, abgebildet durch den Kessel oder Topf. (Hengstenberg.) Man darf gegen die Art der prophetischen Darstellung nicht einwenden wollen, daß die Reinigung des Kessels dem Kochen des Fleisches in ihm hätte vorhergehen, nicht aber nachfolgen sollen, und daß, auf die Sache selbst ge- sehen, der Rost der Sünde ja nicht an der Stadt als Häusermasse sondern an ihrem Volke hafte und mit dessen Beseitigung die Reinigung schon von selbst voll- zogen sei; denn was jene Einwendung betrifft, so handelt es sich hier nicht um ein Kochen des Fleisches zum Behuf des Essens: das Fleisch sollte im Topfe nur verkocht werden, um vernichtet und weggeworfen zu werden, wozu man den Topf vorher nicht -u rei- nigen brauchte. Und was diese Einwendnng etrifft, so haftet der Schniutz der Sünde allerdings an dem tbienschem aber nach biblischer Anschauung ni tan diesem allein, sondern verbreitet sich auch auf die ache oder auf das, was dem Sünder angehört, auf den ganzen Kreis seiner Wirksamkeit und seines Besitzes, wie ja die Erde verflucht worden ist um des Menschen willen und Gottes Strafgerichte nicht blos über Men- schen, sondern zugleich über Städte und Länder er- gehen. (Keil.) Auch durch Christum ließ hernach Jerusalem sich nicht reini en. (Hieronyinus.) Ferner —- das ist die nächste Zu unft Jsraels, ruht der Zorn Gottes aus ihm. (Schröder.) Die Juden fühlen ihn bis heute. (Richter.) Vgl. aber Jes. 4, 4. 15. Und des HErrn Wort geschah [an dem: selben Tage, an welchem ich das Wort in V. 1 ——14 empfangen hatte] zu mir, und sprach [un- mittelbar nachdein ich jenes Wort dem Volke vorge- tragen V. l8]: 16. Du Menschenkind, siehe, ich will dir sindem ich dich jetzt zu einem Repräsentanten des Volkes mache, wie du in V. 3 ff. mein Reprä- sentant sein mußtest, vgl. Kap.4, 4—6. 8——15] deiner Augen Lust lnämlich dein Weib] nehmen diirch eine Plage sdurch einen plötzlich sie dahin raffenden Tod, der wie ein göttliches Strafgericht über sie kommt 4. Mos 14, 36; 17, 12 f.]. Aber du sollst suach deiner Pflicht als eines Pro- pheten, der mit Herz und Leben ganz in dein Dienste seines Gottes ausgehen muß l. Kön. TO, 42 u. Hof. 1,»2Anm.] nicht klagen, noch weinen, noch eine Thraiie lassen. » 17. Heiiiilich magst du seufzen, aber keine köffeutiichej Todtenklage kdarfst du] fuhren; sondern du sollst deinen Schmuck [Kopfbund] anlegen [statt das Haupt mit Asche zu bestreuen Jes. 61, Z] und deine Schuhe anziehen [siatt, wie Trauernde das thun, barfuß einherzugehen 2. Sam 15, 30]. Du sollst deinen Mund nicht verhullen [3. Mos 13- 453 Micha Z, 7], nnd nicht das Trauerbrod [Hos. I, Hi] essen sdaß du Freunden und Ange- hörigen eine Trauermahlzeit wolltest veranstalten Z. Sam. s, 31 Anin.]. ,,Das Liebste, was deine Augen sehen«: so wird in V. 16 vorläufig das Weib Hesekiels bezeichneh weil Gott sie ihm nicht darum nahm, daß sie sein Weib, sondern darum, daß sie seinLiebstes war. Was dem Manne sein geliebtes Weib ist, das ist für das Volk Israel sein Heiligthiiiii (V. 21); »der Augen Lus « wird aber das Weib und das Heiligthum ge- nannt, als das Liebste unter den sichtbaren Dingen — der HErr ist dein Propheten noch viel lieber, aber er ist unsichtbar. —- Plage ist ein griech· Wort, das in die latein. und dann in die deutsche Spra e über- gegangen ist und bedeutet ,,Schlag«, wobei ott als der Schlagende hinzugedacht werden muß. Plage ist ein absichtlich von Gott verhängtes Uebel, wodurch er Schnierz verursachen will, daher gewöhnlich ein Straf- übel, um Sünder dadurch zum Schmerze über ihre Sünde und zur Erkenntniß ihrer Schuld zu führen. Hesekiels Weib wurde tödtlich geschlagen, um durch diesen Schlag, der zunächst sein Weib traf, ihm Schmerz zu verursachen, aber nicht um ihn zu strafen, sondern um dem Volke Jsrael an i m typisch darzustellen, wie das Volk dur die vom H rrn verhängte Zerstörung seines Heiligt ums, des Tempels, gestrat werden sollte; er mußte dies leiden, wie andere Lei en seines Prophetenamts als Diener und Werk eug Gottes für Israel, um das Volk zur heilsamen uße zu fuhren. So wenig verschont Gott seiner Knechte, und sie tragen das willi , weil sie wissen, daß der HErr zu seiner eit überxschwänglich alles vergütet, · und weil ie in iebe und Vertrauen stets bereit sind, ihm alles zu opfern, was er verlangt. (Schmieder.) Gott will, daß wir alles, was uns in der Welt lieb ist, auf seinen Befehl verleugnen sollen; auch die da Weiber haben, sollen diesfalls sein, als hätten sie keine: 1. Cor.7,29). (Tüb. Bib.) Gottes Kinder sind darum nicht fiihllose Steine, aber sie begehren Gottes Maß zu halten in ihrem Schmerz (Schröder.) Was durch Naturkräfte nicht möglich ist, kann durch die Kraft der Gnade mög- lich werden; gehorche denn, wenn dir’s auch anz un- möglich erscheint, und Wabe, daß dir das Slsermögen dazu wird gegeben wer n. (Starke.) 18. Und da ich des Morgens friih zum Volke redete Das, was mir nach V. 3——14 auf: getragen worden war], starb mir zu Abend sdieses selbigen Tages, der Ankündigiing in V. 16 gemäß] mein Weib [an einem plötzlichen Schlage] Und ich that des andern Morgens snach diesem Abend, wo ich nun nach Landessitte hätte in Trauer- kostüm vor dem Volke erscheinen und sonst die Trauergebräuche beobachten müssen] wie mir« befohlen war sklagte nicht, weinte nicht, streute nicht Asche aus mein Haupt, ging nicht barfuß und mit ver- hülltem Munde einher, sondern war ganz wie ge- wöhnlich gekleidet] 19. Und das Volk sdas ja um den Todes- sall, der mich betroffen, wußte und gleichwohl mich alle Trauergebräuche unterlassen sah] sprach zu mir: Willst du uns denn nicht anzeigen, was iiiis das bedeute, das du thust? [denn wir sind es an 536 dir nun schon gewohnt, daß all deinVornehnten eine prophetisch-sinnbildliche Bedeutung hat] 20. Und ich sprach zu ihnen: Der HErr hat mit mir geredet und gesagt: 21. Sage dem Hause Jsrael, daß der HEN- HErr spricht also: Siehe, ich will mein Heilig- thum, euren hichsten Trost, die Lust eurer Augen und eures Herzens Wunsch, sdurch einen über das- selbe kommenden unerwarteten Schlag] entheiligenz und eure Söhne und Töchter, die ihr verlassen müsset sbesseryverlassen habt, als ihr von Jerusa- lem vor 9 Jahren weggeführt wurdet T. Kön. 24, 14—16], werden durch das Schwert sallen. 22. Und müsset [bei solchem schweren Trauer- full, der seiner Zeit ench treffen wird, wenn nun das jetzt belagerte Jerusalem V. 1 f. von den Chal- diiern wird eingenommen sein und den Bewohnern geschiehet, wie in V. 6 gesagt] thun, wie ich ge- than habe, euren Mund müsset ihr nicht verhüllem und das Trauerbrod nicht essenz 23. Sondern müsset euren Schmuck auf euer Haupt sehen, und eure Schuhe anziehen. Ihr werdet nicht klagen uoch weinen; sondern sgleichwie ich gegenwärtig nur heimlich seufzen darf V. 17] über euren Sünden verschmachtem und unter ein- ander seufzen. 24. Und soll also [spricht der HErrJ Hesekiel fmein Propbet] ench ein Wunder Pzeichen 12, 11] sein, daß ihr thun micsset, wie er gethan hat, wenn es nun kommen wird; damit ihr erfahret, daß ich der HErrsHErr bin. 25. Und du Menschenkind [so fuhr der HErr hierauf, nachdem ich zu den Leuten geredet hatte, gegen mich selber fort], zu der Zeit, wenn ich weg- nehmen werde von ihnen ihre Macht und Trost, die Lust ihrer Augen und ihres Herzens Wunsch snämlich mein Heiligthrtm], ihre Söhne [sodann] nnd Töchter fdie bei der Belagerung umkommen V. 21]; 26. Ja, zur selbigen Zeit stvenn nun alles sich erfüllt hat, was du bisher hast wcissagen müssen, nnd zugleich soviel Frist oerstrichen ist, daß die Nachricht davon bis hierher an den Chaboras gelangen kann] wird einer so entronnen ist, zu dir kommen und dir-s kund thun [Kap. 33, 21]. 27. Zur selbigen Zeit wird dein Mund [der von heutean für Jsrael verstummen soll, also daß du für lange Zeit nichts mehr zu ihnen zu reden haben wirst] aufgethan werden sammt dem, der entronnen ist, daß du sgleichwie Er redet, so auch fernerhin wieder] reden sollst nnd nicht mehr schweigeu; denn du mußt ihr Wunder sein sindem du als einen Mann dich erweisest, dessen Schweigern Reden und Handeln bedeutungsooll für sie ist und darauf abzweckt], daß sie erfahren, ich sei der HErr [und so zu der Erkenntniß des Gottes ihres Heils gelangen Z. Mos. 26, 40 ff.]. Hesekiel 24, 20—27. 25, 1—7. Hesekiel bildet in schmerzlichster häuslicher Erfahrung das Strafleidem das von Gott über das Volk ver- fügt wird, dem er durch sein Prophenthum im Exil wie sie und durch Sympathie persönlich in Mitleiden- schaft verbunden ist, ab; man möchte sagen, daß ein christologisches messianisches Moment an dem Propheten hier hervortritt — »der Geist Christi war in ihnen«, 1. Petri l, 1l. (Schröder.) Wie das Sichenthalten von Klage und Trauer über den Untergang des Heilig- thums und der Angehörigen zu verstehen sei, das er- sieht man aus dem Gegensatzet ,,ihr werdet über euren Sünden verschmachten«, hinfiechen oder hin- fchwinden in euren Sündenfchulden (Kap. 4, 17 ; B. Mos. 26, 39); hiernach hat man an einen so überwiiltigenden Schmerz zu denken, für den es keine Thräne, keine Klage giebt, sondern nur tiefes innerliches Seufzen über die Sünden, die so f11rchtbares Unglück ge- bracht haben. Aber eben dieser die Körperkräfte ver- zehrende Schmerz, indem er zu gründlicher Erkenntniß und Bereuung der Sünde führt, führt durch Reue und Buße auch zur Wiedergeburt und Erneuerung des Lebens. (Keil.) Jn Kap. s, 26 f. wurde dem Pro- pheten gesagt, daß er sich schweigend verhalten und rncht anders reden solle, als wenn ihm der HErr den Mund zu einem Gotteswort öffnet; und das hat er auch durch alle die Jahre von da an bis hierher ge- than, er hat da nichts anders geredet, als die einzelnen zwischen Z, 26 u. 24, 24 vermerkten Gottesworte, wenn der HErr sie ihm gab. Nun aber, nachdem er im vorliegenden Kapitel die Einschließung Jerusalems als eingetreten angezeigt und ihren Ausgang vorhergesagt hat, bedarf es zunächst keiner Gottesworte, wenigstens keiner gegen Jsrael gerichteten mehr; darum soll er nun bis zur vollendeten Zerstörung Jerusalems für Jsrael ganz verstummen und schweigen, erst der Ein- tritt des Gerichts soll ihm den Mund wieder öffnen, und dann allerdings zu prophetischen Reden andern Inhalts. (Kliefoth.) Der Prophet verstummt, weil nun nichts mehr zu machen ist, die Würfel gefallen sind: früher konnte Jsrael noch zur Vernunft gebracht werden, jetzt stand Nebueadnezar vor den Thoren und die beginnenden Donner des Gerichtes redeten nun selber; früher war die Sünde activ, jetzt hatte die passive Geschichte der Sünde ihren Anfang genommen. Eine neue Periode für die prophetische Rede kam erst, wenn das Unglück eingetreten war, das den Boden dazu bereiten sollte; der Prophet kann nur ,,sammt dem, der entronnen ist«, reden, im Ans luß an die Kunde, die dieser bringen wird. Doch bezieht sich das Ver-stummen nur auf die einheimischen Verhältnisse: gerade in der Zeit des Schweigens in Bezug auf sie entfaltete sich die Weisfagung des Propheten gegen auswärtige Völker. (Hengstenberg.) Das 25. Kapitel. tgedrohete Strafe wider die Amme-»Hier, Jlioabitety Edomiter und Philister. c. Für Slgruel ist des Propheten Mund nunmehr ver— stammt, doch darf darutn seine Propheteuthätigtteit nicht völlig brache liegen; vielmehr hat er sich jetzt gegen die tjeidenoötlter zn wenden nnd dag nun über sie kommende Gericht, nachdem es an dem Haufe Gottes oder anIgrael seinen Anfang genommen, zu vcrliündigekr. Sieben heiduisme Völker: sind eg da, welche der Reihe nach vorgenommen werden, denn sieben ist ja nach 1. Mos. T, If. die Zahl der Vollendung der werter Gottes; nnd damit diese Gericht liber die Heidenoölken Weissagung wider Ammon. 537 Zahl uarh Kbsicht und Bedeutung reeht besiininii hervor- trete und niiht als eine beliebig gennilslte ersrheine, so tin)- ten sich wiederum gegen das letzte und wichtigste unter den 7 Völkern, gegen Ggnptem nicht nkebr nnd nicht weniger als sieben Gottesworte Man. 29,1-—16; 17—21; 30, 1—19; 20—26; 31, t——18; 32,1-—16; 17——32). Indem aber Cyrus vier Gottesworte erhiilt Mino. 26,1-—21; 27,1—36; M, 1-—10; 1l——19), worauf Sidon mit Einen: Wort an die Reihe lionunt Man. W, 20—26), werden dagegen die vier kleineren und Israel am uiiclisten gelegenen dlöltiersmaftelix Ammon, Moab, Edonc und die Philister, zu eineuc Ganzen vereinigt in den Zlnssnriiclien des vorliegenden 25. Kapiteln. Zu diesen dreizehn cbottesioorten kommt dann als vier— zehntes das in Kap. 33, 1—20 verzeiehnete hinzu, das gleichwie jene nicht niiindlich vorgetragen, sondern zu einer erst spatereii ideroffentliclitctig schriftlich vom Propheten sirirt werden sollte nnd seine besondere Bedeutung hat, über die wir seiner Zeit näher uns äußern werden. I— V.1——17. Iln lkiirzereu Sentenzen wendet sich der Propbet an die vier äußerlich am wenigsten bedeutenden halber: Jlmmon W. 2—7), Moab An. ti-—11), Edom Ab. 12—14) nnd sllhilisiäa W. 15—-17), aufgezählt nach ihrer geographisehen Enge als Grenzvdllier der Theoliratig mit derselben aber in altem Jiwiste begriffen, welchen sie jetzt vollenden iu Darlegung ihres grimmigen Hasses gegen das Euudesvoltiz sie bilden dieser ihrer Gesinnung nach, welche bei allen vier gleichmäßig hervorgehoben wird, gleichsam eine eoitipakte Masse, die deshalb auch gleirher Strafe auheirnfiillt I. Und des HErrn Wort geschah zu mir swohl zu derselben Zeit, wie in Kap. 24, bald nach dem Wort: 24, 25—27], und sprach; 2. Du Menschenkind, richte smit sirafeuder Geberde S, 2; 20, 46 u. 21, 2J dein Angesjcht gegen die Kinder Ammon [vgl.Amos1, 13—15; Jef 11, 14; Jer. 49, 1——6; Zeph 2, 8——11], und weissage wider sie. 3. Und sprich zn den Kindern Ammon swenn auch nicht mündlich, doch in diesem Schriftstück]: Hörel des HErrmHErrn Wort. So spricht der HErr-HErr: Darum, daß ihr über mein Heilig- thum sprecheti Heah [Kl»agel. 2, te; Pf. 35, 21], es ist enthecltgetl nnd nber das Land Israel: Es ist verwuftetl nnd nber das Hans Juba: Es ist gefangen weggefuhrtl 4. Darum siehe, ich will dich den Kindern gegen Morgen [den Arabern oder Beduinen I. Mos. 35, 13 ff; Richt 6, 1-—5 n. dazu die Auen; Jes. IS, 20] übergeben, daß sie ihre Schlösser sseltdörfer oder Höfe I. Mos. 25, 16] drinnen bauen, nnd ihre Wohnung drinnen machen sollen; sie sollen deine Friichte essen, und deine Milch trinken. Z. Und sich] will Rabbath [deine Hauptstadt 4. Mos. 21, 30 Anm.] zum Kamcelstall machen, und die sübrigerr Städte und Dörfer der] Kinder Ammon zur Schashürde [4. Mos. 32, 19 Arm] machenz und sollet erfahren, daß ich der HErr bin. it. Denn so spricht der HErr-HErr: Darum, daß du mit deinen Händen geililschet sNebenform zu ,,i·latschen«, wie noch jetztx ,,klitsch, klatsch-I, und mit den Füßen gefcharret koder gestrampelt G, 11], und nber das Land Israel von ganzem Herzen so hohnisch sals nur irgend möglich] dich gesreuet hast; » J. Darum siehe, ich will meine Hand [strafend] nber dich ausstreclem und dich den Heiden zur Beute snach der Lesart im Text« Speise V. 4] geben, nnd dich aus den Völkern ausrottem und ans den Landern umbringen, und dich vertilgen; und sollst erfahren, daß ich der HErr bin. Den wefentlichen Jnhalt dieses neuen Theils unsers prophetischen Buchs machen dieW eissa gnugen gegen auswärtige Völker aus. Weissagungen gegen auswärtige Völker, d. h. gegen das Heidenthum und die Heidenwelh bilden seit der Weissagung Bileams ein besonderes Kapitel der Prophetie; in 4. Mos. 24, 17—24 verläßt die Weisfagung zuerst das engere Gebiet des Gottesreichs und geht an auf die Heidenwelh deren Entwickelung, Gerichte und ersorgung mit dem Heile ein. Bileam berücksichti t in seiner: Weissagung von uichtisraelitischen Völkern Moab, Edom, Amalek, Midian und Assur, etwa auch die Kitthäer (Keniter); dann nimmt zunächst Obadja diese Seite der Prophetie auf, indem er gegen Edom weissagt, aber so, daß ihm Edom die ganze Heidenwelt repräsentirt und sich seine Weissagung zu einer Verkündigung über die Heidenwelt überhaupt verallgemeinert Gleicher- weise weissagt dann Joel (Kap. 3 u. 4) gegen die eidenwelt überhaupt, aber auch so, daß er Tyrus, idou, die Philister, Egyptem Edom besonders nennt. Amos (Kap. 1,3 -— L, Z) hat dann schon besondere Orakel gegen Syrien, Philiftäa, Tyrus, Edom, Ammon, Moab. VeiJefaias (l3,1 —- 23,18) bilden bereits, wie bei HefekieL die Weissagungen gegen fremde Völ- ker einen eigenen großen Abschnitt, in welchen Ab- schnitt aber auch iihnlich wie bei Hefekiel ein auf Israel bezüglichey Jsrzael den Heidenvölkern gegen- überstellender Passus (22, 1——23) hereintritt. Jesaias faßt hier nach einem fpecielleren Wort: 10, 5 ff. feine Weissagungen Über die gesammte Völkerwelt in 10 Lastworte (l3, 1; 14, 28; 15, I; 17, I; 19, l; 2i, l; 21, 11; 21, is; 22, l; 23, I) zusammen, indem er fpeciell Babel, Philistäm Moab, Damaskus, Egypten nebst Aethiopien, Edom, Araber, Thrus berücksichtigt; außerdem finden sich bei ihm uoch vereinzelt Weissa- gungen gegen Assur (10, 5ff.), gegen Eghpten und Assur (31, I—9), gegen Edom als Bild aller Welt- macht (34,1 — 35,10), gegen Babel (47, 1——15). Ebenso findet sich bei Jeremias ein besonderer» die Weissagungen gegen auswärtige Völker enthaltender Abfchnitt in Kap. 46—5l«, sie richten sich gegen Egyptem Philistäm Moab, Ammon, Edom, Damaskus, Kedar und Hazoy Elam, Babel. Endlich weissagt Z ephanja gegen die Heidenwelt im All emeinen so, daß er in Kap. L, 4-—15 die vier Völ er Philiftäm Moab und Ammon, Mohrenland und Assur besonders heraus- greift. An diese Weissaguug fchließt sich denn der hier vorliegende Theil des Hesekiel mit seinen Weissagungen gegen Ammon, Moab, Edom, PPilistäa, Tyrus, Sidon und Egypten an. Bei Joel ind es fünf, bei Bileam und Amos sechs, bei Jeremias zehn, bei Zephanja vier, bei Hefekielfieben Völker, und bei Jesaias find es ehn Lastworte, in welche er das Ganze zusammenfa t, und nicht minder ehn auswärtige Völker (Assur, Babel, Philistäm oab, Damaskns, Egy ten nebst Aethiopiem Edom, Araber, Tyrus), die er ii erhaupt bedenkt; also stets bedeutungs- 538 Hefekiel 25 , 8—l 4. volle Zahlen! Die Auswahl der Völker ist verschiedem weil sie jedesmal durch den gefchichtlichen Ausgangs- punkt der Weiffagung bedingt wird; ebenso wird das— durch die Reihenfolge bedingt, in welcher die Völker bei den verschiedenen Propheten aufgeführt werden. Bei Hesekiel liegt der Grund der Auswahl und Reihen- folge deutlich genug vor: er wendet sich zurst gegen Ammon, weil dasselbe laut Kap. 21, "8—3·3 zu dem Feldzuge des Nebucadiiezar gegen Jerusalem eine nahe Beziehung hatte; er berücksichtigt dann Moab, Edom, Phi"listäa, Tyrus und Sidon, weil sie Juda zunächst noch umgaben, bei der Zerstörung Jerusalems am nächfte1i betheiligt und in Mitleidenfchaft gezogen waren, indem er dabei des Staates von Tyrus als des bedeutendsten, als einer hervorragenden Gestaltung einer bestimmten Seite weltmächtlichen Wesens am ein- gehendsten gedenkt; er faßt Ammon,— Moab, Edom und Philistäa in Ein Gotteswort zusammen, weil sie insofern in Eine Kategorie gehören, als sie fortwährend mit Jsrael um das Land stritten, und daher noch in besonderer Weise Juda’s Feinde und bei seiner Ver- nichtung betheiligt waren; und er schließt in größter Ansführlichkeit mit Eghptem weil eben das verrätherische Biindniß des Zedekia mit Egypten dem Nebukadnezar den Anlaß zur Zerstörung Jerusalems gab. Wenn er aber 7 Völker auswählt und über das Hauptvolk unter denselben, Egyptem wieder 7 Gottesworte spricht, auch die Weissagungen über die andern Völker in 7 Gottesworte zusammenfaßh so soll das sagen, daß das hier geweissagte Gericht über die Heidenwelt und ihre Völker, über die Weltmacht und ihre einzelnen Ge- ftaltungen sich im Laufe der Zeiten durch Gottes Werk und Thaten ausführen und vollenden wird. Dadurch daß die vier ersten Völker in Ein Gotteswort zufam- mengefaßt werden, ergiebt sich zu leich eine T eilung der Sieben in Vier und Drei. (««liefoth.) it den bei unserm Propheten erscheinenden 7 Völker vergegen- wärtigen sich uns die heidnifchen Glieder der Coalition gegen Babel (Jer. 27, 3), die Theilnehmer an Juda’s Eid- und Treubruch, dem in Kap. 17 gerügten; erst werden die vier nahen, dann die zwei fernen Glieder dieser Coalition aufgeführt, worauf der eigentliche Stützpunkt der gan en Eonspiration in Eghpten nach feiner Bedeutung ür sich auftritt. Schon hiernach, daß der Prophet es mit denjenigen Heidenvölkern zu thun hat, die an dem Gericht über Jerusalem, an Juda’s treulosem Eidbruch gegen Babel mitfchuldig find, würde eine Heranziehung auch Pudels, das bei Jefaias und Jeremias als thpis er Mittelpunkt alles Abfalls von Gott erscheint, schle t passen, sie würde geradezu den moralischen Zusammenhang verletzen; noch mehr aber war in anderer Beziehung das Schwei- gen über Babels Gericht geboten. (Schröder.) Es liegt am Tage, das; Babel absichtlich nicht bedrohet wird, weil der HErr sein Volk auf keine Weise in Verfuchung führen will, eigenmächtig durch Empörung sich der Oberherrschaft der Ehaldäer zu entziehen, welche er selbst als sein Racheschwert über Jsrael gesandt hat; als Propheten gegen Vabel hat er einen andern Mann ausersehen, der von den Uebrigen seines Volks ge- fchieden ist, das ist Daniel, auf welchengkesekiel zwei Mal (Kap.14,14;,28, 3) selbst als einen ann Gottes hinweist. (Schmieder.) Zugleich ist die Weissagung gegen Thrus mittelbar eine Weissagnng gegen Babel, nnd vielleicht erklärt sich eben hieraus ihre verhältniß- mäßig so große Ausführlichkeit: was zunächst gegen die tadt gesagt wird, in welcher der Welthandel gipfelte, das gilt auch gegen die Stadt, in welcher die Weltherrschaft sich concentrirte, die der Prophet schon in 17, 4 im Blicke auf Tyrus als die ,,Kauf- mannsstadt« bezeichnet hatte. lHengstenbergJ Die Kinder Ammon hatten laut genug über die Entweihung des Heiligthunis von Jerusalem, über die Verwüstung des Landes Jsrael und über die Gefangen- fiihruiig Judirs ihre Freude kundgegeben; darum will der HErr die beduinischen Araber über sie senden, daß sie ihr fruchtbares Gebiet zu ihrem Besitzthum machen und Stadt und Land in nomadische Lagerplätze ver- wandeln, ja, wegen der schnöden Verachtung Jsraels und ihrer frohlockenden Schadenfreude über dessen Un- glück sollen sie ans der Reihe der Völker gestrichen werden, daß sie den lebendigen allmächtigen Gott Jehova er- kennen lernen. (Unibreit.) Was an Ammon sich zii erkennen giebt, ist der natürliche Gegensatz des fleischi lichen Geistes gegen den Geist Gottes — Hochmuth seine Aeußerung- einerseits, wie Schmähung anderer- seits, Geisteslästeriing im Ganzen. An Ammon, Moab und Edom mußte das Volk Gottes die Erfahrung machen, die der Mensch Gottes macht (Matth. to, 36; Micha 7, 6); denn aus seiner Blutsverwandtschaft erwuchs ihm eine Feindschaft bis aufs Blut. Jndem dieselbe um den Geist sich drehte, der in Jsrael waltete, mußte sie gegen den Mesfias sich schließlich ausgestaltem wie derselbe sagt, daß wir um seines Namens willen gehaßt werden. (Schröder.) Mit Nachdruck ist in V. 5 die Entweihung des Heiligthums als Gegenstand des Jubels der Ammoniter hervor- gehoben; das Heiligthum bildet den Mittelpunkt für die Theokratie, daher ist es nicht nur neben dem Lande Jsrael und dem Hause Juda erwähnt, sondern auch vor diesen. Der Gegensatz» Animons ist also weit entfernt, ein blos nationaler zu sein, dessen Feindschaft ist vielmehr eine wesentlich religiöse. Dadurch aber ergält sein Haß eine allgemeinere Bedeutung und es er ebt sich nun des Propheten gan er Unwille dagegen, der, aus einer durchaus reinen Suelle entsprungen, als eine herrliche Flamme göttlichen Eifers und heili- en Zornes aufblitzt (Hävernick.) Als Strafe für den aß Ammons, der allererst dem göttlichen Berufe Jsraels und der Heilswasrheit selber galt, wird den Ammonitern gedroht, da sie ihre volkliche Existenz verlieren und ihr Land zur Nomadenweide für die Söhne des Ostens werden soll; es steht aber nicht da, daß es gerade die Araber fein sollen, welche den Ammonitern die volkliche Existenz nehmen, viel- mehr bleibt mit dem Texte verträglich, daß der Ammoniterstaat durch irgend ein anderes Volk zerstört und darnach fein Land von den Arabern besessen wer- den soll. (Kliefoth.) Wie bei Juba, so find auch bei allen diesen auswärtigen Völkern die Chaldäer die ei entlichen Werkzeuge des Gerichts; die Söhne des Otens aber sind die Geier, die über die Volks- leichname herfallen, diejenigen, die überall sich ein- stellen, wo Feuer und Schwert ein Land verwüstet hat, und mit ihren Heerden dasselbe überziehen Gegen den bisherigen Namen der alten Hauptstadt der Ammo- niter: ,,Rabbath«, d. i. die Volkrei e, bildet das »Kameelstall« (eine Behausung der ameele) einen nielancholischen Gegenfatz —-— Kameel und Wüste ge- gehören unzertrennlich zusammen. (Hengstenberg.) Rabbath mag schon damals— vorubergehcnd von Ara-- bern eingenommen worden sein, die als Nomaden ihre Kameele und Schafe mit sich führten; doch haben die Ammoniter noch lange Zeit als Volk sich erhalten (Jer. 49, 6 Anm.), aber später sind sie zu Arabien gerechnet und eine Zeitlang den Ptolomäern in Egypten unterthan gewesen, Ptolomäus Philadelphus (Dan. 11, 5 Anm.) nannte ihre Hauptstadt nach seinem Bei- namen Philadelphia Neuerlich hat man die Ruinen Weissagung wider Ptoab und Edom. von Rabbath aufgefunden, und war der Weissagung gemäß von Beduinen bewohnt. FSchmiederJ In und um Rabbath sind die Sammelplätze der Beduinen, wo sie ihre Kameele und Schaafe weiden. (Buckingham.) Der Ort ist ganz ohne Wohnhäuser und menschenleer. (v. Raun1er.) 8. So spricht der HErvHErr kin Beziehung auf Moab vgl. 4. Mos 24, 17; «Arnos 2, 1———3; Jes. U, 14; 15,1-— 16,14; Jer. 48, 1——47; Zeph. 2, 8—11]: Darum, daß Moab nnd Seir soder Edom] sprechem Siehe, das Hans Jnda ist soon Seiten des Schicksals, welches sie betroffen] eben wie alle andere Heiden kund hat also keinen bessern Gott als sie, so sehr es auch seines Gottes Jehooa sich rühmt]; · v · 9. Siehe, so will ich Moab sdamit man in das Land eindringe, dasselbe vertilge nnd es ander- weit in Besitz nehme] zur Seite öffnen in seinen Stadien und in seinen Grenzen [in den an seinen Grenzen gelegenen Stadien, die der Stolz nnd Ruhm sind] des edlen Landes lund es als ein für NomadewHeerden ganz besonders geeignetes kenn- zeichnens nämlich BetlxJesimoth [4. Mos 33, 49], Paul-Mein und Ksriathaim [4. M. 32, 37 u. 38], 10. Den Kindern— gegen Morgen swill ich es zur Seite öffnen, damit diese es einnehmen], sammt den Kindern Ammon les einnehmen, wie fchon in V. 4 gesagt) und will sie [die Kinder Ammom d. i. deren Land] ihnen [den Kindern gegen Morgen] zum Erbe geben, daß man der Kinder sllininon nicht mehr gedenken soll unter den Heiden [V. 7]. 11. Und will das Recht smeiner strafenden Gerechtigkeit in Vernichtung] gehen lassen ktbet Moab; und sollen erfahren, daß ich der HErr bin. Der Zustand und das Schicksal Judcks erfcheint Moab ganz gleich dem aller übrigen Völker; es bleibt völlig unberührt, ohne Sinn für die eigenthümlichq durch. alle Niederlagen hindurchgehende Hoheit und Herrlichteit des Volkes Gottes, bezeu end damit zugleich den Mangel an irgend welchem "ndrucke von dem Gotte dieses Volkes selber. Neben Moab ist fchon hier Seir genannt, obwohl dessen erst in V. 12 ff. nähere Erwähnung geschieht, aber sehr passend, gleich- sam uni sofort an ukündigem daß jene Gesinnung nicht gerade Moab speziell eigenthümlich, auf dieses beschränkt, sondern eine. viel allgemeinere, für diese Völker überhaupt charakteriftische sei. (Hävernick.) Edom gilt stets als der erbittertfte Leugner des Erftgeburts- rechts, des göttlichen Vorzugs Jsraels; und daß Moab es hierin wie Edom macht, enthält eine besondere An- klage gegen dasselbe: 4. Mos. 21, 11Anm. (Kliefoth.) Die Schuld Moabs besteht in der Lengnung der wahr- haftigen Gottheit des Gottes Israel; denn nur auf Grund dieser konnte Israel auf gleiches Niveau mit allen andern Völkern gestellt werden. Den Vorwand zu dieser Lengnu1i entnahmen sie aus dem Elende Jsraels, das sie, siatt aus der Schuld desselben, aus der Ohnmacht seines Gottes ableiten und darin einen handgreiflichen Beweis gegen feine wahre und volle Gottheit erblicken: ,,ihr Gott Iehova, das reine abso- lute Sein, der Urgrund aller Dinge, der unbedingt zuverlässige Helfer der Seinen, ist eine bloße Phantasie, 539 sonst müßten sie oben schweben nnd nicht unten liegen« Diese volle Gottheit, gegen deren geschichtlich vorliegende Beweise sie freventlich »die Augen verschließem müssen sie nun aus ihrem eigenen Verderben erkennen. Das Vergehen ist ein scheinbar geringes, aber es ist das- jenige, an dem noch bis auf den heutigen Tag die Völker zu Grunde gehen: wie jeder sich stellt zu dem gefchicht- lich in seiner Kirche offenbar gewordenen Gott, dar- nach wird sein Schicksal bemessen; das Lords, welches Pioab und seine Genossen wegen der verhältnißmäßig so leichten Schuld getroffen-hat, die als eine solche an- zusehen ihm gar nicht in den Sinn kam, ist ein Warn- ruf, der nicht überhört werden sollte. (Hengstenberg.) Die. in V. 9 namhaft gemachten 3 Städte lagen in demjenigen Landstrich, der nördlich vom Arnon gelegen, scgon vor der Einwanderung der Jsraeliten den Mo- a itern durch die Amoriter entrissen war (4. Mos. El, 26), dann vom Stamme Raben in Besitz genommen ward (4. M. 32, ff; Ins. l3, 15 f.), nach Weg- führung der transjordanischen Stämme durch die Assyrer CZ- Kön. l5, 29) aber wieder von den Moabiterit occupirt wurde, wie Jesaia 15 n. 16 u. Jeremia 48 zeigen, wo die Städte dieses Landstrichs wieder als inoabitische Städte aufgeführt werden. Darauf nun, daß dieser Landstrich und diese seine Städte eigentlich nnd von Rechtswegen israelitische Städte waren, daß sie nur widerrechtlich sich im Befitze der Moabiter be- fanden, fällt in nnsrer Stelle das Gewicht; von diesen Städten, diesem Laiidstrich—her, der nur widerrechtlich Moab gehörte, der eigentlich Jsraels Eigenthum war, sollen die Träger des göttlichen Gerichts über Moab kommen, da sollen sie sein Gebiet betreten, wo es wider Recht ihr Gebiet war. (Kliefoth.) Auch die Moabiter sollen, gleich den Kindern Ammon, den Söhnen des Niorgenlandes zur Beute werden und, wie jene von dem Gotte Israels gerichtet, auf daß sie ihn erkennen lernen, aus dem Gedächtnisse der Völker dahinschwinden. (Un1breit.) 12. So spricht der HErvHErr [in Beziehung auf Edom, vgl. 4. Mos 24, 18 f.; Obadja 4,1—2l;Joel4,19;Amos1,11f.;Jes.11, 14; 21, 11f.; 34,1 — 35,10; Jer. 49, 7——22]: Darum, daß sich Edom am Hause Juda gerochen hat [Ps.»137, 7], und damit sich verschnldet mit ihrem Rachen [Rachenehmen]: · 13.· Darum spricht der HEwHErr also: Ja) will meine Hand ansstreclen nber Edom, nnd will ansrotten von ihm beide Menschen und Vieh; und will sie wuste machen von Theman [im Süden Amos 1," 12 Anat] bis gen Dedan [im Norden 4». Mof. 21, 10 Anat. 1], und durch das Schwert fallen; · · » » 14. Und will mich wieder an Edom rachen durch mein Voll Israel, und Use, die von meinem Volk Israel] sollen mit Edom umgehen nach mei- nem Zorn und; Grimm; daß» sie [die EdomiterJ meine Rache erfahren sollen, spricht der HErr-HErt. Noch stärker erhebt sieh die Rede gegen das rach-- süchtige Edom, das in dem Verfahren gegen Israel eine große Schnld auf sich geladen; darum will Jehova sein eigenes Volk zur Vollftreckung feiner Gerichte über Edom senden. (Umbreit.) Edom ist bei den Propheten recht eigentlich der Repräsentant des unversöhnlichen Hasses und. Rachedurstes gegen die Theokratiq hervor- gehend aus der Verkennnng und Verachtung der Offen- 540 Hesekiel 25, 15——17. 26, 1—6. barung und Bezeugnng des lebendigen Gottes in seiner Mitte. Wie mit feindlichem Sinne der Stanimvater den Jakob »verfolgte, so auch die Nachkommem in denen sich das Bild des profanen Esau (Hebr.12, 16) genau abspiegelt. Derselbe Geist des Hasses taucht ver- schiedenen Zeiten, bald als ossener Angrisf, bald als Verrath und Empörung wieder auf (Amos 1,1l). Die Rache Edoms war gerichtet gegen das Israel von Gott ubertragene Vorrecht, seine Obermacht, welche wieder beruhte auf der eigenthümlich geistigen Stellung beider Völker zu einanderssie ist daher sihrer tieferen religiösen Bedeutung nach ni ts anderes als die stete Auflehnung, das permanente rotestiren gegen die von Gott festgestellte höhere Anordnung, seine Heilsanstalh und eben darin spiegelt sich wieder ein allgemeiner Grundcharakter der Welt (Obadja 11, 1 Anm.) ab: Joh. 15,» 18 f.; I. Joh. Z, IS. (Hävernick.) Zu be- merken ist zu der den Edomitern gedroheten Rasse, daß die stehende Formel hier härter lautet: sie sollen nicht Jehova erkennen, sondern Jehovcks Rache; so- dann ist zu bemerken, wie ausdrücklich hervorgehoben wird, daß Gott dieses Gericht Edoms nicht durch ein anderes Heidenvolh sondern durch Jsrael vollstrecken will. (Kliesoth.) Dies ist in späterer Zeit erfüllt worden, da die Juden lange nach der Rückkehr aus Babel unter dem maccabäis en Fürsten Johannes Hyrkanus (um 127 v. Chr. Ge .) den nördlichen Theil Edoms (Jdumäa) erobert, die Bewohner zur Beschnei- dung zwangen und ihrem Staate einverleibten. Der südliche Theil Edoms blieb frei und wurde mit der HanptstadtPetra zu Arabien gerechnet (vgl. jedoch den genaueren Sachverhalt in der Bem. zu I. Mos. 27, 40). Der wesentliche Ge alt dieser Weissagung beruht aber auf dem typischen harakter Edoms in der Pro hetie, nach welchem der erst eborene weltlich gesinnte ruder dem nachgeborenen geistlichen Jakob-Israel unterliegen soll (1. M. 25, 23), welcher Erbe des Vundes ist, den der HErr mit Abraham geschlossen. (Schmieder.) Die Juden deuten aus alter Tradition Edom meist auf den Antichrist und nennen diesen geradezu Edom (vgl. Jes.63,1 sf.); es sind aber diese 4 Völkerschaften viel- mehr ein Typus der derKirche feindlich gegenüberstehen- den Sekten und der »in ihr lebenden widerchristl. Weltkinder. 15. So spricht der HEwHErr sin Beziehung auf Philistäa, vgl. Joel 4, .4; Amos 1, 6—8; Jes. 11, 14; 14, 28-—32; Jer. 47, 1 ff.; Zeph. Z, 4—7]: Darum, daß die Philister sden Edomn tern gleich V.»12] sich gerochen haben und den alten Haß gebußet, nach nllem ihrem Willen sgleich den Ammoniterm die auch von ganzem Herzen so höhnisch sich freuetenj am Schaden (meines Volks) [dasselbe gänzlich zu verderben]; 16· Darum spricht der HErwHErr also: Siehe, ich will meine sstrafendes Hand ansstrecken uber die Philister, nnd die Krieger sdie Aue: rotter, d. i. eben diese Philister oder Kereti Jes. 13, 2 Atem. — im Grundtext findet ein Wortspiel statt: Zeph. 2, 5 Arm] androhen, und will die Uebrigen am Hafen des smittelländischenj Meers [also sie alle bis aus den letzten Mann] mitbringen [Sach. 9, 6], » » 17. Und will große Rache an ihnen nben, und mit Grimm sie strafen; daß sie erfahren sollen, ich» sei der HErn wenn ich meine Rache an ihnen geobet s habe. Zum äußersten Westen sich wendend richtet der Prophet den Blick aus Philistäa: es ist der Gesinnung nach am meisten Edom verwandt und von älteren Propheten bereits mehrfach mit diesem zusammen- gestellt; auch an ihnen findet die uralte Feindschast igre Strafe in Ansrottung des so gesinnten Volkes· ( ävernick.) Wie in AmmoipMoab und Edoni drei Degenerationen (Verschlechterungen) zu dem Heiden- thum hin erscheinen, so rahmen passend das ganze Bild die heidnischen Philister ein. (Schröder.) Jn ihrer Gesinnung gegen das Bnndesvolk gleichen die Philister den Edomitern und Ammonitern, jenen in der Rach- sncht und diesen in der Schadenfreude an Jsraels Verderben. (Keil.) Die Vernichtung auch der ,,Uebrigen am Hasen des Meers« weist darauf hin, daß sie bis auf den letzten Rest vernichtet werden sollen, wie ja in der That die Philister bis auf den letzten Rest ver- schwunden sind. Es ist das große Privilegium des Volkes Gottes, daß, so schwer auch die göttlichen Ge- richte über sie sein mögen, doch nie in Beziehung auf sie das ,,ich vernichte die Uebrigen« gilt. (Hengsten- berg.) Jn dem Gotteswort dieses Kapitels stellt Hesekiel die Weissagungen gegen die vier, Juda zunächst um- gebenden, durch die Streitigkeiten über den Besitz des heil. Landes vorzugsweise mit ihm verseindeten Völker zusammen; die Vierzahl weist auf die vier Weltgegenden und damit auf die Allgemeinheit hin und will besagen, daß es der gesammtem dem Volke Gottes seindlichen Welt aus der ganzen Erde nicht anders ergehen wird, als diese nach allen vier Seiten Juda umgebeiiden seindlichen Völkern. (Kliesoth.) Israel wurde von diesen allen nicht um seiner Sünden, sondern um seiner besonderen Reli ioii willen angeseindeh Die Sache Jsraels war also die Sache Gottes. Glückseliges Volk, glückselige Menschen, die man nicht hassen und schniahen Juni) Zohne den HErrn selbst zu hassen und zu schinahenl ( eit . s Das 26. Kapitel. Meissagung wider Cyrus. II. di. 1—-21. Schon Iesaias (23, 1-—18) hatte der Stadt Cyrus, der Feste am Meer, ganz beslimnitgeweissagk daß sie, obgleich sie den Jtsshrern siegreich widerstehen werde, dennoch non den Ghaldäern werde belagert, erobert, unterworfen werden; tjeseliiel nun nimmt die weissagnug des Jesajas geradezu auf nnd führt sie weiter, geht dagegen in dem Jtiiedrnclie mehr ans die Weissagnngen des Jesajas in Kao.13—14 nnd Ieremiag in Lan. 50—51 wider Bube! zurück, denn wie jenen beiden Propheten Rahel, so gilt ihm Cyrus als Repräsentant des antiitsrisilichen Wesens. wir sehen daraus, daß eg den sllropheten ans die besonderen Städte, Völker oder Könige, gegen welche sie Zeugen, nicht als solrhe, als geschichtliche personen oder Reiche ankommt, sondern sie sind ihnen nur ein Etwas, an welchem sie den ewigen Grundsatz des göttlichen Gerichts anschaulicli wollen maihen; und so isi denn hernach in der Qssenh St. Sohannig vieles non dein, was bei Jesajas nnd Jlereiniag ans Gabel, bei iljeseliiel auf Tyrng lautet, vielmehr non dem Bube! der Eetztzeit gesagt. Ilcr Inhalt unsere Kapiteln zerlegt sich in 4 Absätze: Zuerst wird Cyrus die Zersiöriiiig durch ein völlierheer nur erst iin Allge- meinem gedrohei Ob. 1——6); hierauf wird der erobernde Feind mit dlamen als ein gar gewalliger bezeichnet und die von ihm auggehende Øroberniig und Zerstörung der Stadt umständlich dargelegt sit. 7—14); demnächst wird Weissagung wider Phllistäm 541 der aititdrncle geschildert, welchen das Ereigniß auf die Bewohner der Inseln und üästenländer machen werde sitt. 15—-18); zuletzt wird, wenn wir bei Euthens lieber« setzung am Schluß des 20. Versen stehen bleiben, von Cyrus völliges verderben fiir immer geweissagtz zugleich aber, wenn wir auf eine andere Deutung Uüelisichts nehmen, diesem verderben ein herrlicher( Grstehen Zions gegenübergestcllt Ob. Ist-It)- 1. Und es begab sich im elften Jahr snach Wegführung Jojachins, d. i. 588 v. Chr. Kap. 1, 2 Anna] am ersten Tage des ersten Monden [Abib, in der letzten Zeit des März 2. Mos. 12, 2 Anm.], geschah des HErrn Wort zu mir [in Be- ziehung auf Tyrus, vgl. Joel 4, 4; Amos l, 9 f.; Jes 23, 1—,18], und sprach: Z. Du Menschenkind, darum, daß Tyrus [auf seiner Jnsel im mittelländischen Meer Jos. 11, 8 Anm. 1] spricht über Jerusalem: Heah [25, 3], die Pforten der Völker sind zerbrochen [so daß Jerusalem nun das Recht verloren hat, die Haupt: stätte des Völierverkehrs zu sein], es ist sfortan dieses Recht] zu mir gewandt; ich werde nun voll werden [an Macht und ReichthumL weil sie wüste ist fund mir nicht mehr als Nebenbuhlerin im Wege stehtssz » 3. Darum spricht der HErr-HErr also: Siehe, ich will an dich [Kap. 13, 8; Jer. 50, »31; Nah. 3, 5], Tvrus, und will viel Heiden uber dich herauf bringen, gleich wie sich ein Meer er- hebt mit feinen Wellen sund sie heranführt wider die Stelle, die es zu Grunde richten will]. 4. Die sollen die Mauern zu Tvrus ver- derben, und ihre Thürme abbrechen; ja ich will auch den Staub von ihr wegfegen sdaß nicht ein: mal der Schutt zersiörter Bauten von ihr übrig bleiben soll], und will einen bloßen [nackten, kahlen] Fels aus ihr machen; 5. Und zu einem Wehrd im Meer szu einem bloßen erhöhten Landsiück mit wenigem Gebüsch, will ich sie macheu], darauf man die Flfchgarne ausspannt sdas wird ja gewiß geschehen]; denn ich habe es geredet, spricht der HErr-HErr. Und sie sdie TyrierJ sollen den Heiden zum Raube werden; 6. Und ihre Töchter, so auf dem Felde liegen sdie Bewohner der zu ihrem Gebiet gehörigen Städte und Ortschaften auf dem offenen Lande] sollen durch das Schwert erwürget werden; und [ste, die Tyrier mit ihren Zugehörigenj sollen er- fahren, dasz ich der HErr bin. Jn V. l heißt es nach dem Grundtext blos: im elften Jahr am ersten des Monats, so daß gar nicht gesagt wird, welches Monatesx man hat daher das Wort ,,Monat« in seinem vornehmsten Sinne, wonach es das Haupt der Monate, den ersten und ausgezeichnetsten unter ihnen (den Abib: 2. Mos. 12,2) bedeute, verstehen wollen — so auch Luther nach dem Vorgang der Septuaginta und im Anschluß an die Stelle: Kalt. 29, 17. Besser aber ergänzt man ent- weder denjenigen Monat, an welchem jeder Jsraelit bei Nennung jenes elften Jahres von selber dachte, den vierten (2. Kön. 25, 3), oder aber den der le t- vorhergegangenen Zeitbestimmung (Kap. 24, 1): » m ersten Tage des zehnten Monats«, was uns dann in das Ende des J. 588 versetzt, nachdem Jerusalem seit 5 Monaten zerstört lag, während nach der andern Ergänzung die Eroberung unmittelbar bevorstand. »Die Hervorhebung der Gleichheit des Monats mit Kap- 24, 1 führt auf eine Gleichheit der Situation: dort der Tag der Eröffnung der Belagerung gggen Jerusalem, hier der Tag, der Erösfnung der elagerung gegen Tyrusz in emfelben Monat, in dem Tyrus vor 2 Jahren gejubelt hatte, muß sie nun heulen. Als Hesekiel diese Weissagung aussprach, war die Verkündi- gung gegen Jerusalem durch Eroberung und Zer- störung der Stadt nun schon in Ersiillung gegangen: jetzt kam die Reihe an ihre heidnifche Nebenbuhlerin Tyrus, die sich des Untergangs Jerusalems gefreut hatte in der Meinung, daß sie frei ausgehen und dur den Sturz Jerusalems gewinnen werde. (Hengstenberg. Unglcich länger als bei den vorigen Völkern verweilt Hesekiel (bis Katz. 28, 19) bei dem Schicksale von Tyrus, seine Macht erschien damals als eine der bedeutendsten, gegen welche menschliche Kraft nichts ausEurichten ver- mochte. Es war eme Zeit, in welcher yrus seinen Höhepunkt äußeren Glanzes erreicht hatte; siegreich atte es den Waffen der Assyrer widerstanden, frühere wistigkeiten scheinen damals beseitigt gewesen zu sein und Tyrus im engeren Bündnis; mit den übrigen Hauptstädten Phöniziens Sidon, Arvad und Byblos eftanden zu haben (Kap. 27, 8 ff.); Cypern,« eine Zauptstütze von Thrus, war nach vergeblichen Ver- suchen, sich unabhängig zu machen, zum Gehorsam zu- rückgebracht Die günstige Lage der Jnselstadt schien »vor allem jedem Sturme zu trotzen, und der Macht entsprach der Uebermuth genau; man hielt sich für unüberwindlich, allen Völkern an Klugheit und Kraft überlegen. Mit dem Hochmuth ging endlich unersätt- liche Habgier Hand in Hand, für welche der Gipfel- punkt von Macht und Reichthum, den man erreicht hatte, nicht mehr geniigte, sondern nur zu neuem Er- werbe reizte. Unter diesen Umständen Verkündigt Hesekiel der Stadt den Untergang. Nichts war lehr- reicher für das Bundesvolk in jener Zeit, als eine solche That seines Gottes, hier trat die höhere Hand, welche ein schweres, unaufhaltsames Gericht über die Völker ergehen ließ, besonders klar und stark hervor; war der Sturz tyrischer Macht unter Alexander (1. Macc. l, 4 Anm.) ein Wunder in den Augen der Heidenwelh so sollte es schon damals unter Nebuead- nezar als ein merkwürdiges Zeichen göttliZer Gerech- tigkeit dastehen. (Hiivernick.) Indem der rophet den Stab des Worts gegen Tyrus schwingt, erhebt sich seine Rede gewaltiger und donnert gegen die alte Felsenstadt wie die heranrollende Woge des Meeres; die Sprache taucht sich anz in die Farbe der über- müthigen, über den FaH Jerusalems triumphirenden Handels-feste. Sie freut ich, daß ihre Nebenbuhlerim die sie eine Pforte der ölker nennt, nun öde ge- worden und ihr Leben sich nun ihr zuwenden werde, daß sie sich fülle mit ihrer Herrlichkeiy dafür wird aber auch der HErr nun an sie selber kommen. Genau in örtlichen Verhältnissen sich haltend läßt der Prophet das mannigfaltig zusammengesetzte Heer der Chaldäer wie Meereswogen gegen Tyrus emporsteigen, daß sie seine Mauern verderben und seine Thürme wegreißem treffender könnte die völlige Entleerung und Verödung der Stadt nicht ausgedrückt werden, als wenn esagt wird, daß der HErr ihren Staub ausfegen und sie zu einem nackten, bloßen Felsen oder zu einem trockenen Platze mitten im Meer, wo man die Fischernetze aus- s Flecken und Ortschaften, soll das S wert der 542 Hesekiel 26, 7-—14. breitet, ma en wolle. Aber nicht nur die Stadt soll eine Beute er Völker werden, sondern auch in ihrem Umkreise, in den auf dem Felde erstreut lie enden urger wüthen, auf daß der Stolz- gedemüt igt werde und zur Erkenntnis; Jehova’s gelange. ( mbreit.) Jm gintergrunde unserer Weissagung steht als dasjeni e «yrns, auf welches sie mit ihrer eigentlichen, geit- lichen Erfüllung zielt, der ganz und gar in irdische und merkantile Jnteressen sich auflösende Zeitgeist der Gegenwart, welcher jetzt schon in Beziehun auf die Zristliche Kirche sein,,Heah« ruft, daß diese forte der «« ölker nun zerbrochen werden soll und das Recht der heil. Stadt ihm werde zugewandt werden« aber die Meereswogen, welche wider Mauern und Thürme des modernen T rus sich heranwälzen sollen, stehen schon bereit, ihr erk in Angrisf zu nehmen und ihre Auf- gabe zu erfüllen, wenn die dazu bestimmte Stunde kommt. Nur der zwanzigste Theil von 70 Jahren ist es, daßgdas Jerusalem der christlichen, insonderheit der evangelischen Kirche zertrümmert daliegen muß iOsfb. 11, 7 ff.), von Thrus aber wird der zehnte Theil fallen und in der Erdbebung werden siebentausend Namen der Menschen ertödtet werden (Offb. II, 13): es handelt sich nicht einmal um ein volles Menschen- alter, so wird die Geschichte den Comnientar zu den räthselhaft klingenden Worten schreiben, wir können uns deshalb näherer Andeutungen enthalten, so sehr auch das Thema: ,,Tyrus wider Jerusalem, eine Zeit- studie«, wie Schröder es aufsteht, zu einer Behand- lung einladet, nnd fahren lieber mit Bemerkungen der Ausleger auch zu den einzelnen Punkten der vor- liegenden Stelle fort. —- Der allgemeine Gedanke in V. 2 ist der: die Welt triumphirt über die Kirche, wenn diese schwere Niederlagen erleidet und durch die Gerichte ihres Gottes heimgesucht wird; aber ihr Lachen wird in Heulen verwandelt werden. Beide, Jerusalem und Tyrus machten den Anspruch Weltstadt zu sein, die eine, indem sie als das höchste Gut die wahre Religion ansah, die andere indem sie als das allein Reelle den materiellen Erwerb und irdischen Reichthum betrachtete; durch die Einnahme Jerusalems schien der Proceß zu Gunsten von Tyrus entschieden zu sein, und Tyrus jubelt über diese Entscheidung. tHengstenber .) Die Rede der Thriert «zerbrochen ist die Thür (o er Pforte) der Völker« müssen wir so fassen, daß sie in dem Zuge der Völker nach Jerusalem hin, d. h. in der Anziehungskrafh welche Jerusalem als die Stätte der göttlichen Heilsoffenbarung, des Gesetzes und Rechtes des HErrn auf die Völker aus- iibte, eine Beeinträchtigung ihres Strebens, alle Völker an sich zu ziehen und für ihre Zwecke auszudeuten, erblickten und sich deshalb über die Zerstörung Jeru- salems freuten, weil sie hofften, daß sie nun allein die Völker an sich ziehen und mit ihren Gütern sich be- reichern könnten; dabei braucht man den Tyriern nicht eine iiber ihre heidnifchen Anschauungen hinausgehende Einsicht in den geistlichen Beru Jerusalems znzutrauen —- schon der Umstand, daß Jerusalem durch seine Weltstellung die merkantilen Interessen der Tyrier zu beeinträchtigen schien, war hinreichend, Schadenfreude über den Fall der Gottesstadt zu erzeugen, da Gottes- dienst und Pianimoiisdienst unvereinbare Gegensätze bilden. (Keil.) Viele Völker sollten nun zu ihr strö- mein, so meinte Tyrus, und Gott nahm sie beim Wort; aber wie? Dem hohen Wellenschlage des eingebildeten Herzens eutgegnen die hohen schlagenden Wellen der Vergeltung, und die vielen Heidenvölken die Gott über sie herauf ringt, antworten ihren schadenfrohen hoch- müthigen Speculationenz das Meer, das der Trost von Tyrus, wird nunmehr sein Schrecken. (Schröder.) Mit Anspielung auf den Namen und die Lage von Jnselthrus erklärt der -Prophet, die Stadt solle das wieder werden, was sie ursprünglich war, ein nackter, kahler Felsen (denn aus zwei solchen Felsen, die man als Wohnsitz der Götter betrachtete und die ambrosischen Felsen nannte Kp. 28, «2., bestand anfänglich die Jnsel —— erst durch Aufschüttung von Erde wurden sie be—- wohnbar gemach» Die Mauern und Thürme waren nach der andseite hin besonders stark und im Alter- thum berühmt, König Hiram hatte sich in dieser Hin- sicht besondere Verdienste um die Stadt erworben; nach Hinwegnehmen Jener Wekren aber ist sie nun auch desto mehr der ganzen Wi kür der Zerstörunglust preis- gegeben. Selbst der Staub der in Trümmer ver- wandelten Wohnplätze soll nicht übrig bleiben, und die Stadt ein Ort werden, wo armselige Fischerhütteit aufgeschlagen sind. (Hävernick.) Das Wort ,,Wehrd« (eigentl1ch: Wehrland) bezeichnet erhöhtes Land im oder am Wasser, das gegen Ueberschwemmungen ge- schützt ist; in Süddeutschland versteht man unter einem Werd (oder Wcirth z. B· Donauwörth) einen erhöheten, uber das Wasser hervorragenden und vom übrigen Lande mehr oder weniger abgeschnitteneiy bewachsenen Grund in einem Flusse oder See; an der Elbe oder Oder ist der »Werder« das höhere Vorland zwischen dem Wasser und den Deichen (Jütting.) 7. Denn sum über das, was er vorhat, sich noch bestimmter zu erklären] so spricht der HEN- HEM Siehe, ich will sinnerhalb zweier Jahre von jetzt ab Jes. 23, 1 Anm.] über Thrns kom- men lassen Nebukadnezar, den König zu Rahel, von Mitternacht her, der ein König aller Könige ist, unt Rossen, Wagen, Reitern und mit großem Hausen Volks. 8. Der soll deine Töchter, so auf dem Felde liegen, mit dem Schwert erwürgen [V. 613 aber wider dich wird er Bollwerk ausschlagen, und einen Schutt machen, und Schilde kais Schutzdach für die anstiirmenden Krieger] wider dich rüsten. I. Er wird mit [Sturm-] Böcken deine Mauern zerstoßen, und deine Thürme mit seinen Waffen umreißem » 10. Der Staub von der Menge seiner Pferde wird dich bedecken, so werden auch deine Mauern erbeben vor dem Getümmel seiner Rosse, Räder, und Reiter, wenn er zu deinen Thoren einziehen wird, wie man pflegt in eine zerrissene sdurch Er: stürmung eingenommene] Stadt einzuziehen sic- wcnig wirst du durch deine Lage nnd Festigkeit etwas vor den andern Festungen voraus haben]. 11. Er wird mit den Füßen seiner Rosse alle deine Gassen zertreteir Dein Volk wird er mit dem Schwert erwürgem und deine starken Säulen [in dem Herkules-Tempel, dem Gegenstiick des Tempels zu Jerusalem mit seinen Säulen Jachin und Boas l. Kön. 7, 21] zu Boden reißen. 12. Sie werden dein Gut rauben, und deinen Handel plündern. Deine Mauern werden sie ab- brechen, und deine seinen Häuser cin denen die reichen Kaufherrii wie Fürsten in ihren Paläste« Weissagung wider Tyrus 543 wohnten Jes 23- 131 umrelßcnz und werden deine Steine, Holz und Staub sdie ganze SchUttmasseJ in das Wasser werfen ldaß nichts von dem auf das felsige Eiland aufgetragenen Erdreich übrig bleibt) 13. Also will ich mit dem Getöne deines Gesange ein Ende niachen,» daß man den Klang deiner Harfe nicht mehr horen soll [Jes. 14, 11]. 14. Und ich will einen bloßen Fels aus dir machen und einen Wehrd [V. 5j, darauf man die Fischgarne aufspannet, das; du nicht mehr gebanet werdestz denn ich bin der HErh der solches redet, spricht der HErnHErix Schon Jesajas hatte (23, is) geweissagt, daß die Chaldäer es sein würden, die Tyrus zerstörten; diese Weissagung nimmt Hesekiel auf und beschreibt dann in Eophetischer Rede, wie der König des Chaldäerreichs yrus einnehmen werde. Die Beschreibung folgt schrittweise dem Gange der Belagerung: Nebucadnezar wird erst auf dem festen Lande die von Tyrus ab- hängigen Städte si unterwerfen, dann zur Belage- rung von Tyrus s reiten, die Belagerungswerkzeuge heranbringem mit denselben auf dem von ihm zu er- richtenden Walle und Damme vorgehen, der Stadt unter dem Schilddach nahen, seine Niauerbrecher auf- führen, Bresche legen und in die Stadt einziehen, wie man in eine eröffnete Landstadt einzieht; dann wird er Tyrus zertreten, seine Einwohner tödten, seine, gleich dem ldoloß von Rhodus zu den phönizischeii Culten gehörigen Säulen umstürzen, es plündern, schleifen, daß es schließlich zum kahlen Felsen werden soll. (Kliefoth.) Nach zwei Stellen bei Josephns be- lagerte Nebueadnezar wirklich 13 Jahre lang Tyrus unter ihrem König Jthobaal, ohne daß von der Er- oberung eine Nachricht zu uns gekommen wäre; ist aber schon dies Schweigen über eine Eroberung der Stadt, wie dasselbe in beiden Stellen des Josephus ausfallender Weise hervortritt, gleich einem Beweise der Nichteroberuiig (oder doch Zerstörung) zu betrachten, so ist uns dieselbe durch Kap. 29, l8 ausdrücklich be- stätigt, wo der schwere Dienst des Heeres Nebucad- uezar’s gegen Tyrus als nicht belohnt dargestellt und dafür ein Ersatz in Egypten in Aus icht gestellt wird -—— der Lohn hätte ja nicht fehlen können, wenn die reiche Jnselfestung wirklich erobert und der Plünde- rung preisgegeben worden wäre. (Vaihinger.) Mit klaren Worten wird vom Propheten der Jnselstadt Tyrus die völlige Zerstörung, und zwar durch Nebuead- nezar angedrohch daß nur der kahle Felsen zum Auf- spaiiueu von Fischernetzen übrig bleiben soll; nun be- zeugt der griech. Geschichtschreiber Ellienander aus Ephesus allerdings a1is Nachrichten des tyrischen Staatsarihivs daß unter König JthobalNebucadnezar Thrus ltt Jahre lang belagert habe, aber der Erobe- ruug der Jnselstadt wird nirgends gedacht, und gewiß ist, daß eine so gründliche Vernichtung der Stadt, deren Handel noch viele Jahrhunderte blühte, deren Niacht dem macedonischeii Alexander dem Gr. sieben Nionate Widerstand, dainals nicht stattgefunden haben kann. Au wird nicht erwähnt, daß die Chaldäer die Stadt mit chiffen bekämpft oder vom Ufer aus einen Damm gebaut, durch welches Mittel -—— das aber sehr schwierig anzuwenden war — allein Alexander die Stadt in seine Gewalt bekam. Es ist daher nicht ab- zuleugnen, daß diese Drohung des HErrn an dem ge- schichtlichen Tyrus damals so wenig vollständig erfüllt worden ist, als die ähnliche Drohung in Jes 13 und so viele andern Drohungen, die der HErr eben daruui ausgesprochen hat, damit er sie nicht auszu- führen brauche (Jon. s, 4). Freilich sagt Gott nur für den Fall die Aufhebung der gedrohten Strafe zu, daß die Bedroheten sich bekehren; aber er mildert bis- weilen auch die Strafen da, wo das Maß der Sünden noch nicht erfüllt ist oder die Mittel zur Bekehrung noch nicht erschöpft sind, wie letzteres nach dem Zeugs- niß des HErrn in Matth. 11, 21 f. bei Tyrus der Fall war. So war das geschichtliche Tyrus nur ein unvollkommenes Vorbild des« geiglichen Tyrus, und wurde deshalb auch die schärfste rohung an jenem nur ausgebrochen, um in ihrer ganzen Schärfe erst später an diesem vollzogen zu werden· (Schmieder.) Jst Tyrus von Nebucadnezar erobert worden oder nicht? Daraus, daß Menander nur eine dreizezns jährige Belagerung erwähnt, ohne einer schließli en Einnahme zu gedenken, wollen Viele schließen, Nebu- cadnezar habe eben die Stadt nicht erobert; und sie glauben eine Bestätigung dafür in Kap. 29, 17 ff. zu finden. Allein in letzterer Stelle gehört die Einnahme und Plünderung-von Tyrus mit zu der Arbeit, die Nebueadiiezar Gotte an Tyrus thut, konnte also nicht als ein Lohn dafür gerechnet werden, sondern weil Nebucadnezar nach Gottes Willen Tyrus eingenommen. und geplündert hat, soll er dafür mit Egypten belohnt werden; daß aber Menander der Eroberun nicht ge—- denkt, ist vielmehr ein Zeichen dafür, daß Jie wirklich geschehen sei, denn wenn er erzählte, das; die Belage- rung 13 Jahre edauert hat, und doch dxbei gewußt hätte, daß sie reizultatlos geblieben, so hätte er dies erwä nen müssen, nun aber denkt er ohne Zweifel sich jene elagerung als mit der endlichen Eroberung ge schlossen. Demgemäß erzählt er dann auch ausführlich, wie darnach das Königthum in Tyrus abgekoitiiiien sei, wie Richter an die Stelle der Könige getreten und wie schließlich die Tyrer sich Fürsten ihres Stammes« aus Babel geholt hätten, was alles voraus-setzt, das; der politische Bestand von Tyrus durch die Belagerung Nebucadnezars erschüttert war; und so steht zugleich geschichtlich fest, daß Tyrus, als das Chaldäerreich zu—- sammenbrach, ruhig unter die medopersische Herrschaft iiberging, was nur erklärbar ist, wenn es durch Nebu- cadnezar vor er dem Chaldäerreich unterworfen war. Kliefoth.) ie durch Nebucadnezar gebrocheiie s acht von Thrus fällt für Hesekiel in der Anschauung zusammen mit der gänzlichen Vernichtung derselben: Jerusalems Verwüstung durch Nebucadnezar liedentet i m in seinem unerschütterlichen Glauben an Gottes» ahrhaftigkeit und Treue den Neubau Jerusalems, seine Auferstehung zu einer neuen Existenz, seine zu- künftige Herrlichkeit (Kap. 28, 25 f.; 29, 21), Tyrns’ Eroberung dagegen durch dieselbe Hand, welche die Gottesstadt schlug, hat die entgegengesetzte Bedeutung, es ist damit Verderben, und zwar nichts als Ver-« derben gesetzt, Tyrus als solches, in seiner Gottver- gessenhert und Vermessenheit, kann kein Heil schauen, die Wunde, welche Nebucadnezar ihm schlägt, ist eine unheilbare, die nach Gottes Willen den völligen Unter- gang, den Tod ihm bringt —- er schlägt die Todes- Wunde, und die ganze iibrige Existenz von Tyrus ist nur ein niattes, qualvolles Scheiiileben, ein stetes Ringen mit dem Tode» (Hävernick.l Auch nach der Eroberung durch die Kreuzfahrer am 27. Juni 1124 n. Chr. und trotz der Zerstörung durch ein Erdbeben im J. 1202 blühten in Tyrus wieder Schifffahrt und Handel, Glasfabrikation und Purpurfärbereiem als aber nach der Zerstörung der christlichen Reiche in Shrien nur uoch Tyrus und Ptolomais ini Besitz der Christen geblieben waren und endlich auch die letztere Stadt den Saraceueu in die Hände fiel, so bemächtigte 544 Hesekiel 26, IF)- 21. 27, 1—8. sich der E risten in Tyrus eine solche Bestürzung, daß sich densel en Abend und in der Nacht die noch in der Stadt zurückgebliebenen Franken einschifgken und die wichtige Stadt den Feinden überließen. m fol· enden Tage, den 19. Mai 1291, nahm der eghptische ulian As chras Besitz von Tt)rus und machte die Stadt dem Erdboden gleich; nun erst waren die Weissasungen der Propheten zur vollen Wahrheit geworden, yrus war nun ein bloßer Fels geworden und zu einem Wehrd im Meer, darauf man die Fischgarne ausfpannet. (Völter.) Wo einst der Mastenwald der Tarsisschiffe sich bewegte, heben nun kaum ein Paar wohl etakelte Kiele englischer Kauffahrer sich aus dem Wasser, der gandel hat andere Mittelpunkte gefunden; die felsige üdseite der alten Jnsel dient nach des Propheten Wort nun wirklich, um Fischernetze auszuspannen. Manudrell fand nicht ein einziges ganz erhaltenes Haus, sondern nur ein Paar in Gewölberäumen sich aufhaltende Fischerleute. (Sepp.) Laß dein Herz nicht von dem Geräusch so betäuben, das die Welt machen muß, damit man den kahlen Felsen darunter nicht be- merke; laß dich nicht täuschen durch die fröhlichen Sänger und die munteren Jnstrumente, es ist so stille über den Gräbern auch der Reichen und der Großen. (Schröder.) 15. So spricht der HErnHErr wider Tyrus: Was gilts? Die Inseln werden erbeben, wenn du so schenslich zerfallen wirst und deine Ber- wnndeten seufzen werden, so in dir sollen ermordet werden. i 16. Alle Fürsten am Meer [die fürstlichen Rang einnehmenden Vorsteher der Tyrischen Colo- nieen Jes. 23, 8 Anm.] werden [wie der König von Ninive bei der Nachricht von dem bevorstehen- den Untergang der Stadt Jon. Z, S] herab von ihren Stühlen siszen, und ihre Röcke von sich thun, und ihre gestickten Kleider ausziehen, nnd werden in Tranerkieidern gehen, und ans der Erde sin Asche] fiHen, und werden erfchrecken [genaner: sich in Schrecken kleiden Kuh. 7, 27] und sich entseßen deines plbszlichen Falls 17. Sie toerden dich wehklagen, und von dir sagen: Ach, wie bist du so sehr wuste worden, du berühmte Stadt, die du am Meer lagest, und [oon deinem Eilande ans] so mächtig warest auf dem Meer sammt deinen Einwohnerm daß sich das ganze Land [der von dir gestifteten und beherrfchten Colonieen] vor dir fürchten mußte! 18. Ach, wie entsetzen sich die Inseln über deinen Fall! Ia, die Inseln im Meer erschrecken über deinen Untergang. 19. So fprichi der HEwHEtr [in wiederholen: der Rede wider Tyrus V. 15 fs.]: Jch will dich zu einer wüsten Stadt machen, wie andere Städte« da niemand innen wohnet; und eine große Fluth uber dich kommen lassen, daß dich große Wasser, be- decken. 20· Und will dich hinunter stoßen zu denen, die in die Grube fahren [vgl. Jes. 14- 9 ff.1- nämiich zu den Todten l«im Hebräifchem zu dem ewigen Volk, das immer bleibt in einerlei Weise Pred. 12, 5 ——- Luthers Randgl., nach anderer Auslegung: zu dem Volke der Urzeit, d. h. zu den bei der Sündfliith Umgekomnienen D. Petri 2, 5]. Ich will dich unter die Erde hinab stoßen und wie eine ewige Wüste [wie die einst zu Grunde gegangene Urwelt] machen mit denen, die in die Grube fahren, ans daß niemand in dir wohne. Jch will dich, du Zatie [die du vorhin in allerlei Lüsten schwelgtest Jes.47,1], im Lande der Leben- digen lzum Schrecken, und nicht wieder zu einer Stätte des Glanzes und des Wohllebens] mnchetu 21. Ia, zum Schrecken will ich dich machen, daß du nichts mehr seiest; und wenn man nach dir fraget, daß man dich ewiglich nimmermehr sin- den ionne [Jes. 41, 12], spricht der HErr-HErr. Die Jnseln oder Eilande in V. 15 erbeben nicht gerade wegen einer unmittelbaren Gefahr, welche ihnen aus dem Sturze von T. erwüchse, sondern weil ihnen in dem ganzen Weltwesen nun nichts mehr sicher scheint; der Sturz von Tyrus ist eine gewaltige Predigt der Richtigkeit alles Jrdifchety der Vergänglichkeit aller Herrlichkeih die i r Fundament nur auf der Erde hat. (Hengstenberg.) as Klagelied in V. 17 u. 18 will den Gegensatz schildern, in welchem das einst die Meeresbewohner mächtig beherrschende Tyrus zu fei- ner nunmehrigen Ohnmacht steht, so daß jetzt umge- kehrt die Bewohner der Küstenländer, die Colonieen, seines Schickfals wegen in Schrecken gerathen. (Häver- nick.) Das Klagelied auf das gefallene Tyrus, welches die Fürsten am Meere anstimmen, ist ganz einer Königin würdig, es tönet stark und gewaltig; indem es zuerst mit kräftigen Zügen die gepriesene Feste des Meeres in ihrem Trotz und Stolz emporhebt, läßt es uns den Sturz aus der Höhe in die tiefste Tiefe, in die ewigen Oeden, wo »das Volk des Alterthums« wohnt, desto ergreifender vernehmen. (Umbreit.) Die Bibel führt auch Trauerspiele auf, und bei welchen ganze Völker weinen und Könige sich in den Staub setzen können. (Schröder.) Wenn irdifches Wohlsein untergeht, jammert die Welt, nur ihr ewiger Unter- gang kümmert sie nicht. (Starck.) Nicht blos Zerstö- rung und Untergan soll nach V. 19 ff. Tyrus treffen, sondern ewiges Veriinken in das Reich der Todten; ja, es soll nicht blos zu den Todten in der Unterwelt hinabfahren, sondern zu dem Volke der Todten hin- abgestoßen-werden und dort unter den Trümmern der durch die große Fluth zerstörten Urwelt neben jenem gottlosen Geschlecht der Urzeit seine ewige Wohnung erhalten. (Keil.) Der Schluß des 20. Verses bereitet der Uebersetzung große Schwierigkeit, indem der Satz, so, wie er dasteht, sehr abgerissen sich ausnimmt, und man nun nicht weiß, ob man ihn in dieser Abgerissem Zeeit soll stehen lassen oder aber entweder aus dem orherge enden oder aus dem Folgenden etwas er- gän en uther hat das letztere gethan, indem er das »Schrecken« sowohl als das ,,dich« heraufnimmt und das hehr. Wort, welches ,,Herrliches, Zierde« bedeutet als Anrede an Thrus faßt, während er anderwärts übersetzt: »und (du) nicht mehr so prangest unter den Lebendi en« und dabei aus dem Vorhergehenden »auf daß nicht» ergänzt, statt ,,ich mache« und eine Form liest, die in Verbindung mit ,,Zierde« bedeutet: Zierde machest, d. i. prangest. Lassen wir aber den Satz» so wie er eigentlich lautet, so läßt sich in Verbindung mit V. 21 übersetzen: Da (während ich solches mit dir thue) will ich Herrliches schaffen im Lande Von Tyrus völligem Verderben für immer. 545 der Lebeudi en, zum Schrecken(dage en)1nache ich dich, dag du snichts mehr seiet u.s w. Unter diesem ,,Lande der Lebendigen« wäre dann, wohl schon im Hinblick auf Kuh. 37, Jerusalem und das heil. Land zu verstehen (Kap. 28, 25 f.; Jes. 65, 17 ss.). ,,Jn V. 19 die Stadt, in V.20 die Bewohner — Trümmer oben, schaurige Wüste unten in den öden Räumen der Unterwelt, im Lande des Todesdunkels ohne Ordnungen (Hiob 10, 22); dann, im Gegensatz gefgen beide, Zion, das aus dem Untergang »herrlich ertehtl Jn Bezug hierauf ,. »auf Z1on»namlich, ge- nugt die bloße Andeutung, die Hinwetfung daraus, daß es bei dem Rnin von Tyrus eine Stätte der Herrlichkeit giebt; es kommt nur darauf an, die Stelle zu bezeichnen für die später zu entfaltende Heilsver- ündigung. (Hengstenberg.) Wenn der Messias er- scheint und sein Reich errichtet, dessen Glanze die Augen aller Völker fich sehnend zuwenden, sieht Tyrns die Sonne des Heils nicht ausgehen, sondern schmachtet im ewigen Dunkel der Todesschattem (Umbreit.) Jerusalem soll wieder auf- und emporkommem aller- meist aber wird die wahre Zierde noch hier aus Erden in dem herrlichen Reiche Christi erst recht ausgehen, da Christus, des HErrn Gewächs, zur Zierde und zur Herrlichkeit auf dem ganzen Erdboden sein wird. (Berleb. Bin) So wie Gott das stolze Antichristen- thum stürzt, so wird er dereinst desto höher seine Kirche erheben. (Tüb. Bib.) Das 27. Kapitel. Llilaglied über die Zerstörung in Cyrus. III. V. 1—36. Das Ktagetied, welches in Lan. 26,17f. den Fürsten am Meere iiber den Untergang vou Cyrus in den Mund gelegt wurde, muß der Zilrophei nun selber aufnehmen, um ihm eine neue Wenduug zu geben und die Bedeutung der Sache, um die es sich handelt, be— siimmter darzulegen; es kommt da einerseits der gerechte Schmerz zum Ausdruck iiber den Mißbrauch der Fälle göttticher Gaben, deren Cyrus sitt) erfreut hat, andrer- feits aber nun) das prophetisclse Bewußtsein zu seinem kreist, daß im Hintergruud des geschichtlichenCyrus uoth eine andere Gestalt steht, die durch dessen Bild mit ihrem ganzen Wesen hindnrchletichtet und auf deren End— ges-hielt es eigentlich bei der gdttlicheii Drohung wider jenes abgesehen ist —- welche Gestalt dies sei, das wird hernach dem neutestameiitlicheii Seher in Gfsb.lii, 9—24 lknnd gethan, wenngleich dort nicht von Cyrus, sondern in tljinzuuahme noch anderer Züge der betreffenden Ge- stalt von Babeks Fall die Iliede ist. Das Klagelied des Heseltiel nun zerfällt in 2 Haupttheile: zuerst die Saul- derung der Herrlichkeit von Cyrus, seiner Pracht, seines Ueichthnmm seiner großen Bedeutung als Herrscherin auf dem Meere Ob. 1———25); sodann Beschreibung der Vernichtung dieser ganzen Herrlichkeit: schnell und unwie- derbringlich geht ße zu Grunde zum Entsetzen der ganzen Grde(ill. 26—36). ——,,Das ttied ist nicht recht begriffen, wenn man gerühmt hat, daß es in licht dichterischem Schwunge abgefaßt sei; das ist es nicht und soll es nicht sein, der ganze erste Cheil iß vielmehr sehr schwunglos nnd besteht fast nur in einer sehr gemessenen, genauen, fast statistischen Aufzählung dessen, was Cyrus reich und prächtig gemacht hat mitten tm Meer. itjeseliiel ver- schmäht es, zu der rein idealen Aufzählung irgend einen idealen Schwung hinzuznthum der hier nicht an seinem Platze war; für uns lcaun diese Aufzählung von lauter Ginzeluheiten nnd vielen völliernamen sogar trocken er- Dä ch sel’ s Bibelwerh scheinen, was freilich für des Propheten Zeitgenossen nicht der Fall war, denen die Bilder der paläße und Flaum, der Söldner nnd Handetsleute aus allerlei Voll; mit ihren Waffen, Giiteru und Crachten in lebendiger Anschauung vor den Augen standen. Der prophet thut da nichts hinzu, um diese Anschauungen zu einem er- greifenden Gesammtlsild zu vereinigen; dagegen ist die Schilderiiug in cicht propheiisctsem Geiste gehalten, in niikhteruem Ernst die vergängliche pracht betraihtenm das ttebendige der Schilderung liegt aber darin, daß Cyrus als eine wirkliche Person aufgefaßt ist, die mit aller jener Herrlichkeit von paläftem Flotten, Siildnerii und tjandelsleuten wie mit einein-Schlund: bekleidet ist und als eine thörictste Jungfrau, die mit aller Welt buhlt, spricht; »ich bin die Allersehönsirt — und ein Sturm vernichtet diese eingebildete Meergiitliu auf ewig. Ruf-nieder) I. Und des HErru Wort gefchah [in unmit- telbarem Zusammenhang mit dem in Kap. 26 empfangenen Wort] zu mir, nnd sprach: Z. Du Menschenkind mache swie in Kaki. 19, I ff. über die Fiirsten Israel, fo hier] eine Wehklage über Turms, 3. Und sprich zu Tyrus, die da liegt vorne am Meer [mit guten Häfen ausgerüsteh von denen sie aussahren kann und in welche wiederum die von auswärts kommenden Schiffe bequem ein- laufen], und [die] mit vielen Inseln der Völker [besser: nach vielen Inseln hin mit den Völkern] handelt. So spricht der HErr-HErr: O Tyrus, du sprichst: Jch bin die allerschönste [Hos. J, 13]. 4. Deine [das Gebiet umfchließenden] Grenzen sind mitten im Meer, und deine Baulente haben dich aufs Allerschönste zugerichtet - . 5. Sie haben [um dich einmal unter dem Gleichniß eines großartigen und herrlichen Schisses vorzustellen] alle dein Taselwerk aus Fladderuholz vom Sauir frichtigerx Senir oder großen Hermon 1. Chron. 6, 23; Hohesi. 4, s] gemacht; Und die Cedern von dem Libanon führen lassen, und deine Mastbiiume daraus gemacht; 6. Und deine Ruder von Eichen aus Palast, und deine [Ruder-] Bäuke von [in Holz eingelegtem] Elfenbeim und die iöftlichen Geftuhle sdes Ver- deckesj aus den Inseln Chittim [oon Lerchen- oder Fichtenholz aus Cyperns 7. Dein Segel fmit der Flagge auf dem Vordertheil] war von gestickter Seide [buntge- wirktem ByssUSJ aus Egvptem daß es dein Panier [das weithin sichtbare Zeichen deiner Würde als eines Schisfes oornehmster Klasse] wäre; Und deine Decken sdie Bedachungen über dem Verdeck zum Schutz gegen den Sonnenbrand] vou gelber Seide [2. Mos 25, 4] und Purpur, ans den Inseln Elisa [des griechifchen Pelopones 1. M. 10, 4]. 8.« Die von Zidon und Arvad [1. Mos. 10, 15 u. 18; 2. Sam. s, 11 Auen] waren deine Rnderlnechte und hattest geschickte Leutc- zu Tyrus A. T. ll. 2. 35 546 Hesekiel 27, 9——11. zu schisseu [so daß du selber Capitain und Steuer- mann dir stelltests 9. Die Aeltesten und Klugen von Gebal 11. Kost. 5, 18] mußten deine Schiffe zimmern [besser: waren in dir, deine Lecke auszu- bessern]. Yllle Schiffe Im Meer und Schisfleute fand fman b? du· kltiw ikeinfe Zäfetdt all? tithretnzza mein amen te puu ein au en , te. a en 1 re Händel in dir sWaaren bringend und andere aus: führend]. 10. Die aus Persien, Lydieu und Lybien [1. Mos 10, 6 u. 13; Jer. 46, 9] waren dein Kriegsvolk die ihren Schild und Heim in dir [als ihrem SIaiIdqUariierJ nufhingen, und haben dich so schön gemacht sdaß du als eine wohlgeriisteie und kriegstlichtige Stadt erschienests 11. Die von Arvad [deine Landsleutes waren unter deinem Heer rings um deine Mauern, und Wachter auf deinen Thurmen sals die unmittelbar Ziel) äelkst zubschirgceljnliztind äu Plkrltkeidigen hczttenk lc ctcll kc i c ci M il cU Vol! cUlcU Mauern herab gehänget, und dich so schön gemacht sdaß dir durchaus ni ts me r an voller Krie s- erei a mange e . b "tsch ft It] g · Das Vorbild für dieses und die folgenden Klage- lieder ist das Klagelied in Jes. 14, 3 ff. über Babel; der Untergang von Tyrus und all seiner Herrlichkeit wird dabei als eingetreten gesetzt. Der Gedankengang tu»dssssgsssssxsekssktsssseenssss n, 1 re erri ei er a ,1 re. age 1 re au- giche Schjönheistch ihreKSsellrfinä als Vsrortzuldeig arg ern p ömzi en iitentä ten, ire teis ur Lremge Näiethstriuppgm dtheils eiä eifgenesd czus en ewo nern er un esgenö ,i en tä te un en eigenen Bewohnern gebildetes Heer unterhaltene Kriegs- tuchtigkeit und Wehrhaftigkeit geschildert Sehr pas- seltåd undh dichtårisfchcöslzzndwirdftdkilheiddåe Såzceidftt Tyrug a em erri e 1 argee , een aenau Cedernholz, dessen Flaggen aus durchwirktem Byssus F« ins« List» di? is« Fasß herhlch bss Fchåliåkfg er rreg" igei as aür ni pa en ei es lveglassetif wirg undckåzeigseigentlziche Begriff dker a a reit. arna ( . 2—"4) wird ebeno ausführlich die Weite und Fülle ihrer Handelsverbim dungen geschildert; die Länder, mit denen Tyrus in Handelsverbindungen gestanden, und die hauptsäch- l1chsten Handelsartikeh die zwischen ihm und den ein- Zgletifn Fåiftiderslzugi Zlråstaäsh ·lgknen, bwergien In ßder Ie geza , a ie uza ung ei ein au er- fjteen Zsfetstenfbekgsgint und dendålioådedn sbis zuf dsm or o en or reitet. a em ur iee ausii r- lichcZthSchilderung Her Heiårlichkeg eitle? dels Hcftndels- re1· ums von yrus ie re te nter age ür die Fchrldferlxtng ihges älgkergangg gegebenh ist, foll knun iee o gen« a e en iammen m·t Vorhergehenden vermittelnd, dir 25.Verslnl?ervo1r, seyrus an sgiiken bisHTaZsis kgeheFen dSschifsenyjseeige auern un einen an e , en run einer a t und seines Reichthums hatte, und indem dann V. 26 aufdie Vergleichung der Stadt mit einem herrlichen Fislåtffxgeguåkgegrsifsien Ifnd hegocrzrfgkehobenftgirdftltoie e « 1 rn on einen 1 ern au ie vie en Wasser beschriebener Maßen Heführt worden sei, tritt m der zweiten Hälfte des erses, mit welcher ein weiterer Abschnitt beginnt, mittelst efsektvoll-un ver mittelten Ueberganges die klagende Beschreibung des Falles von Tyrus, die eigentliche Wehklage ein. (Kliefoth.) Am Schluß des vorigen Kapitels war Tyrus mit den Todten verglichen, die in die Grube hinabfahrerq wie nun bei Begräbnissen Trauerklagen iiblich waren, worin die klagenden Frauen alles er- wähnten, was an dem Verstorbenen von Werth oder preiswürdig war, und dann dessen Verlust beweinten, so wird auch hier sehr passend von dem Propheten ein Klagelied über Tyrus angehoben, worin alle ihre Vorzüge bestanden haben, um den Untergang desto größer erfcheinen zu las en. (Henry.) Alle Welt, be- sonders die jetzige so durchaus merkantil und industriell gesinnte Welt, würde aber die Schilderung des Glanzes von Tyrus und ihrer Herrlichkeit nicht sür eine Weh- klage, sondern vielmehr für eine Seligpreisung halten; denn sie ist ganz ebenso wie Tyrus in Speeu- lationen verblendet. (Richter.) Während Tyrus über Jerusalems Untergang frohlockte (Kap. 26, 2), wehklagt jetzt der Prophet über Tyrus’ Verderben: das ist die Vergeltung der Frommen. (Starck.) Das ist die Wehklage des Geistes, daß die Welt so auf das Fleisch säet und vom Fleische das Verderben erntetx mit Pauken und Flöten fängt die Welt an, mit Jam- mer und Elend muß sie aufhören. (Schröder.) ,,Jch bin die Allerschönfte« — wörtlich »die Vollkommenheit der Schöne«: dieser Name kommt nur der Stadt Gottes, Jerusalem zu, nicht um ihrer Pracht willen, sondern weil die Herrlichkeit Gottes in ihr wohnet, weil sie der Thron Gottes ist (Jer.3,17). Jerusalem hatte jetzt um ihrer Sünden willen diese Herrlichkeit verloren (Klagl. 2, 15); da egen hatte sich Tyrus, der Thron des Baal, deren önige sich gern Jthobaal, d. i. »Mit ihm ist Paul« (Jes. 7, 14; 8, 8 u. 10) nannten, um ihres Reichthums und ihrer irdischen Herrlichkeit willen diesen Ehrennamen angemaßt. tSchmiederh Jm Zusammenhange mit der günstigen Lage von Tyrus im Herzen der Meere (V. 4), deren Schätze von allen Seiten in ihm zusammenfließem so daß es bereits hat, was in Jes. 60, 5 Zion für die Zukunft in Aussicht gestellt wird: ,,zugewandt wird dir der Reichthum des Meeres, das Vermögen der Heiden wird kommen dir«, steht die vollendete Schön- heit, deren es sich riihmt; diese bezieht sich nicht blos auf die Stadt als solche, nach ihren Baulichkeitem sondern, wie das Folgende zeigt, wo die Schönheit näher beschrieben wird, auf das gesamtnte Staatswesen. (Hengstenberg.) Wir werden auch dasjenige Weib an- zusehen haben, die nach Ofsb.18,7 spricht: ,,Jch bin’s«. (Berleb. Bib.) Tyrus ist geistlich von der großen Stadt zu deuten, die mit allen Völkern huret und sich an Jerusalems Statt zu etzen begehrt» der Fürst zu Tyrus aber (Kap. 28, 1 .) ist feine Hieroglyphe des Palastes; es gab schon einmal eine Zeit, da Rom zu den Todten hinabgefahren (26, 19 sf.), nämlich im Tridentinischen Concil, wo es sich durch seine Ana- themen von den wahrhaft Gläubigen schied, Gott aber in dem Werke der Reformation seine aus Vabel be- freite Kirche, das Land der Lebendigen, mit Frieden und mancherlei Gaben zierte. (Coecejus.)» In unsrer jetzigen Zeit vollzieht sich an diesem geistlichen Tyrus auch in politischer Hinficht etwas von dem: ,,1ch will eine große Fluth über dich kommen lassen, daß dich große Wasser bedecken-«; und wenn nun auch da gleichzeitig die Pforte der Völker zerbrochen wird (Kap.26,3), so soll doch Tyrus nicht meinen: ,,Heah, es ist zu mir gewandt; ich werde nun voll werden, weil sie wüste ist«, vielmehr wird zu genau bestimmter Zeit sich erfüllen, was da gesagt ist: ,,1ch fchaffe Herr- Des Propheten Klagelied über die Zerstörung von Tours. 547 liches im Lande der Lebendigen«, während in Bezie- hun auf Tyrus es heißt: »zum Schrecken will ich dich ma en, daß du nichts mehr seiest«, und das kaum 100 Jahre später sich erfüllen wird. Allerdings sind die Werkzeuge, durch welche Gott seine Gerichte an denen, die er dem Verderben preisgeben will, vollzieht, nicht seine Heiligen und Auserwählten, die sind viel- mehr zum Leiden und Dulden berufen und müssen meistentheils mitleiden unter jenen Gerichten, sondern es sind Menschen von weltlicher Macht und Klugheit, daher auch viel Menschliches oft sogar geradezu Un- öttliches mit unterläuft; aber als Gottes Werkzeug etrachtet, dessen er sich bedient, damit sein Zorn voll- endet und sein Grimm über die Gerichtsreifen aus- gerichtet werde, heißt selbst Nebucadnezar ein Gerechter, und thäte man besser, Gottes gewaltige Hand, die da schlä t, zu erkennen und unter dieselbe sich demüthigend alle reuel von sich abzuthun, statt daß man die Greuel hartnäckig festhält und doch dabei sich einbildet, Gottes Volk zu sein, von dem geschrieben stehe: »wer euch antastet, der tastet Gottes Augapfel an« (Sach. L, 8), und nun darauf hin hochtrabende Weissagungen in Betreff der bald bevorstehenden Zukunfts-Herrlichkeit erläßt. Wie die Hand, die sie herbeiführen müsse und gewißlich auch herbeiführen werde, eine erträumte ist, so werden auch die Weissagungen als leere Träume sich erweisen; unterdessen aber wird die Hand des Sohnes Gottes, der selber Herr in seinem Hause bleiben will und sich weder von der einen noch von der andern Seite her Vorschriften machen läßt, seine wahre Kirche still und unvermerkt der durch das feste prophetische Wort i r verbürgten Herrlichkeit entgegen- zuführen wissen. lug sind diejenigen Jungfrauen, ie Oel in ihren Gefäßen haben, um nachzugießen, wenn die Lampen verlöschen wollen; thöricht dagegen die, die ihre ganze Zuversicht auf die hellbrennenden Lampen von ehedem gesetzt und in der Zeit der Noth erst zu den Krämern laufen müssen (Matth. 25, 1ff.). — Zu V. 4 bemerkt Luther in der Randgl.: »Wie andere Fürsten Städte nnd Dörfer, Aecker u.s. w. auf dem Lande haben, also war Tyrus gewaltig auf dem Meer«; die darnach gerühmte Schönheit ihres Baues bezieht sich nicht blos auf die Häuser, sondern über- haupt auf die ganze Staatseinrichtung Jm Hinblick darauf allegorisirt dann in V. 5 ff. der Propheh in- dem er Thrus mit einem schönen, überaus prachtvoll eingerichteten und auf’s Beste ausgestatteten Schiffe vergleicht, wie er denn in V. 26 ff. auf diesen Ver- gleich zurückkommt und den Untergang von Tyrus als einen durch den Ostwind bewirkten Schiffbruch dar- stellt. ,,Durch die Schiffe, da viele Leute bei einander sind und einerlei Zweck, Gefahr, Nutzen und Schaden haben, werden in dem symbolischenSprachgebrauch der Schrift die Gemeinschaften beze1chnet(Ps. 48,8), namentlich die Staaten (Jes. 33, 21; Offb. 8, 9) — anderwärts erscheint die Kircle unter dem Symbol eines Schiffes (Matth. 8,. 23 .; Joh. «6, 16 ff.). Bei dem Tyrischen Staate lag die Darstellung unter dem Symbole eines Schiffes um so näher, als derselbe eine Seetnacht war, die Hauptstadt gleich einem Schiffe mitten im Meer lag und von einem Walde von Maften umgeben war-« Der Senir, von dem das Holz zu den Doppelplanken, zum Tafelwerk der beiden Seiten oder Rippenbau des Schiffes genommen, ist der grosze Hermon (5. Mos. s, 9 Anm.); und Fladdernholz, wie dasselbe genannt wird, ist ein Holz mit hin- und herlaufenden (vgl. Fledermaus und Flederwisch) Fsolzaderm also s. v. a. Maserholz Sonst übersetzt Tut er das Wort des Grundtextes durch ,,Tannenholz« (1. ön. Z, 8 Anm.); es ist aber auch hier Cypressew holz gemeint, das fast unverweslich und dabei sehr leicht ist (Sir. 24, 17). Die Ruder erfordern ein be- sonders festes und schweres«Holz, daher· hier Eichen aus Basan dafür genannt sind (Jes. 2, 13). Die Be- schreibung der übrigen Theile in V.6 wird verschieden ausgelegt; was dage en den Inhalt von V. 7 betrifft, so hatten auch die gypter solche Prachtschiffe, wie namentlich das des Antonius und der Cleopatra in der Schlacht bei Aktium sich durch seine Purpursegel als Admiralsschiff kennzeichnete. Man sieht, alle Länder haben ihre berühmtesten Erzeugnisse geliefert, um Tyrus mit aller Pracht und Herrlichkeit auszu- statten — und wo nun ist das Kirchenschish das die vornehmsten Holzarten zu seinem Planken- und Maften- bau verwendet hat, das Seide und Purpur zu seinem Segelwerk und Panier genommen und allen Fleiß darauf wendet, auch mit seinem Cultus recht in die Sinne zu fallen? »Bei dieser ganzen Aufzählung kommt aber nicht der bleibende Schatz vor unddaß Gott daselbst Wohnung genommen. .(Coecejus.) Der Luxus läßt auch fdas gewöhnliche nicht un eschmückt; doch die Seele wird nicht geschmückt, das este muß der Zier ermangeln, oder man begnügt sich mit der äußerlichen Heuchelei. (Schröder.) — Auf die Er- bauung des Schiffes folgt in V. 8 die Ausrüstung desselben mit Bemannung und die Jnstandhaltung »Wenn da die Sidonier und Aradier als die Ruder- knechte bezeichnet werden, so ist dies natürlich nicht, wie die ganze allegorische Darstellung zeigt, im eigent- lichen Sinne zu verstehen, da wir von einem solchee Verhältniß der Phönicier unter einander, wonach diu einen Sklaven der andern gewesen wären, nichts wissen; wohl aber liegt darin der Gedanke der Abhän- igkeit überhaupt, und dies stimmt auch ganz mit den Zeugnissen der Geschichte, nach welchen Tyrus damals wirklich eine Art von Principat selbst über die alte Hauptstadt Sidon erlangt hatte (Jos. l1, 8 Anm. 1), daher in Jer. 25, 2Z; 20, 3 der Tyrische König vor dem Sidonischen genannt wird. Der verbindende Gedanke ist nun dieser: nicht nur die auswärtigen Völker, sondern auch die kleineren Phönizischen Staaten selbst wetteiferten gleichsam unter einander, zu der Herrlichkeit von Tyrus so viel als möglich beizutragen. (Hävernick.) Die Gaben der Oberleitung aber lagen in dem Hauptstaate, und aus ihm gingen die Träger der höchsten Aemter hervor. tHengstenbergJ — Wieder- um tritt uns hier und im Folgenden das römische Kirchenwesen unter die Augen; für Rom schaffen alle Kirchen, die dem Katholieismus angehören, und leihen ihm ihre Geld-, Geistes- und Strettkräftex dort liegt der Schwerpunkt der ganzen Kirchengewalt, daß der Episkopat nichts vermag ohne den Pontifikat und nichts wider denselben, dieser aber wird regelmäßig mit einem Jtaliener besetztx in Rom strömen alle geistlichen Handelsschiffe zusammen, ihre Waare zu bringen und andere zu entnehmen, und von Rom werden überall hin die Söldner der verschiedenen Orden entsendet, welche auf Tod und Leben sich dem heil. Stuhle zu Diensten verpflichtet haben —— es ist dieses ganze Kirchenwesen weiter nichts als ein ge- treues Conterfei des tyrischen Weltwesens. ,,Auch für seine Vertheidigung hat Tyrus bestens gesorgt: es hielt ein Heer von Miethstruppen aus fremden Völker- schaften zum Schutze seiner Colonieen und zur Erwei- terung seiner Niederlassungen, während es die Be- wachung der Festungsmauern der Stadt phönizischen Krie ern anvertraute. (Keil.) Hier läßt der Prophet die llegorie fallen und setzt an die Stelle des Schiffes geradezu die Stadt, die prächtige Festung der Tyrier. Besonders auch der Karthager Stärke bestand vor- ZZO 548 Hefekiel 27, 12—25. nehmlich in ihren gemietheten Truppem Was die neben den Lhdiern und Lybiern genannten Perser be- trifft, so ist eine alte Verbindung der Phönizier mit Persien un weifelhaft; von den Miethstruppen aber sind sorgli zu unterscheiden die Arvadier Und das ei ene Heer der Tyrier, welchen die Bewachung der auern der Stadt anvertraut wurde. Das Aufl ängen der Schilde &c. an Gebäuden und Mauern muå eine spe iell phönizische Sitte gewesen sein; denn wir finden dieselbe von Salomo auch bei den Hebräern einge- führt (1. Kön. 10, 16 f·; Hohesl.4,4; 1.Macc. 4, 57). Den Miethstruppen werden nur die gewöhnlichen Waffen, Schild und Heim, den T riern selbst aber be- sonders schöne und prachtvolle childe (es steht hier im Grundtext ein anderes Wort, das auch in L. Sam. 8, 7; Z. Kön. 11, 10 u. Jer. 51, 11 vorkommt) zuge- schrieben, womit sie die Schönheit von Tyrus vollen- deten. (Hävernick.) Die beste Wehr ist doch eine an- dere noch als Soldaten: der Engel des HErrn lagert sich rings um die her, so ihn fürchten (Ps. 33, 16 f.; 34, 8)· Wir sollen statt der fleischlichen vielmehr die öttliche Waffenrüftung anlegen, die schirmt Land und «eute. (Schröder.) 12. Du hast deinen Handel auf dem Meer sbis hin nach Tarsis oder Tartessus im süd- westlichen Spanien Jes. 23, 10 Anm.] gehabt, nnd allerlei Waare, Silber, Eisen, Zinn und Blei sdas du von dort geholt] auf deine Märkte gebracht. » «13. Jnban, Thubal und Mesech sdie Jonier oder Griechen, die Tibarener und Moscher zwischen dem schwarzen und kaspischen Meer 1.Mos.10,2] haben mit dir gehandelt, nnd haben dir leibeigene Leute und Erz lSklaven und eherne GerätheJ auf deine Markte gebracht. 14. Die von Thogarma sdie Armenier 1. Mos. 10, Z] haben dir Pferde und Wagen [besser: Wagen»und Reitpferdej und Maulesel auf deine Markte gebracht 15. Die bon Dednn sdie Dedaniter am süd- westlichen Theil des persifchen Meerbufens, s.1.M. 10, 7 u. Karte I] sind deine Kaufleute [Zwischen- händler für den Binnenhandell gewesen, und hast [wie zu Lande so auch zu Wasser] nllenthalben in den Inseln fbis nach Ostindieiq gehandelt; die haben dir Elfenbein und Ebenholz [1. Kön 10, 11 Anm.] verkauft. 16. Die sbis nach Mefopoiamien sich er- streckeiideUJ Shrer haben bei dir geholet deine Arbeit, was du gemacht hast [deine Produkte und Fabrikate]z und Rubin, Purpur, Tapet [Bunt- wirkerei oder Teppiche], Seide nnd Sammet und Kryftallen auf deine Märkte gebracht. · 17. Juda und das Land Israel haben auch mit dir gehandelt, und haben dir Weizen von Minnith [im Ammoniterlande Richt. 11, 33; 2. Chron 27, 5; Apostg. 12, 20], und Balsam, und Honig, und Oel, und Mastix auf deine Märkte gebracht 18.. Dazu hat auch Damaskud bei dir ge- holet deine Arbeit und allerlei Wann-», um starken Wein sWein von Helbon, dem jetzigen Aleppo, oder aber einem Dorfe nordwestlich von Damaskus 2. Sam. 8, 6 Anm.] und köstliche Wolle. 19. Dan und Javan und Mehusal [wohl richtigein Wedan und Javan von Usal] haben auch auf deine Märkte gebracht Eisenwerk [wörtlich: künstlich gearbeitetes Eifen], Easia und Kalmus [2. Mos. 3O- 24 Anm.], daß du damit handeltest. 20. Dedan [in Nordarabien, nahe bei Edom 1. Mos. 25, s; Jeix 49, 8] hat mit dir ge- handelt mit Decken, darauf man fbeim Reiten] itzet 21. kDas wüsteJ Arabien und alle Fürsten von Kedar [1. Mos. 25, is] haben mit dir ge- handelt lmit Schafen, Widdern nnd Böcken [Jer. 49, 82 . 22. Die Kaufleute aus Saba und Raema [im fiidöstlichen Arabien 1. Mos. 10, 7] haben mit dir gehandelt; und allerlei köstliche Specerei, Und Edelstein und Gold san welchem ihr Land so reich ist] auf deine Märkte gebracht. 23. Haran [im nordwestlichen Mesopotamien 1. Mos. U, II] und Canne [oder Chalne 1.M. 10, 10] nnd Eden szwischen Thelassar und dem Euphrat 2. Kön 19, 12z 1.Mof. 2, 8 Anm.] sammt den Kaufleuten aus Seba siu ReicharabienL Asfur und Kilmad [an der westlich dem Euphrat entlang laufenden Straße] , find auch deine Kauf- leute gewesen. 24. Die haben alle mit dir gehandelt mit kdstlichem Gewand [Prachtgewändern], mit seidenen nnd geftickten Tücherm welche sie in kdftlichen Kasten, von Cedecn gemacht und wohl verwahrt sLuther umschreibt hier die schwierigen Worte des Grundtextes nach Maßgabe der rabbinischen Deu- tungL auf deine Märkte gefiihret haben. 25. Aber die Meerschiffe fdje aus Tartessug oder sonst über weite Meere kamen] sind die vor- nehmsten auf deinen Märkten gewesen sund haben dir viel mehr zugebracht als alle jene in V. 13 ff. genannten Karavanen zu Lande] Also bist du sehr reich und prächtig geworden mitten im Meer fals wärest du gleichsam dessen Herz, wohin alles Blut zusammerströmen sollte]. Der Prophet hatte schon in V. 9 auf den großen Umfang des Tyrischen Handels hingewiesen; diesen Gedanken führt er hier aus, indem« er die roße Masse von Völkern auszahlt, mit denen jener taat verkehrt. Die Aufzählung beginnt mit dem Haupt- punkte des Westens, Tartessus, wendet sich dann nach Norden und zählt hier die in jener Hinsicht bedeutend- sten Völker auf; geht daraus nach Südosten und kehrt so wieder gen Westen in die größere Nähe von Tyrus zurück. (Hävernick.) So hält» die lange Aufzählung eine gewisse Ordnung inne, wahrend sreilich in Einer Strophe alle Länder, mit welchen Tyrus handelte, so wenig genannt werden können, daß Egypten (V. 7) Schilderung der äußeren Herrlichkeit von Tyrus· und ganz Afrika übergangen sind. äEwaldJ Tars is oder Tartessus war durch seinen ilberreichthum be- rühmt (Jer. 10, 9) und lieferte Eisen, Zinu und Blei. Von den Joniern und Griechen wurde der Sklaven- handel stark getrieben (Joel3, 11), sie und die Römer bezogen aus dem Pontus die meisten und besten Sklaven; eherne Geräthe lieferten wohl hauptsächlich die Tibarener und Moscher, da die Kolchischen Gebirge noch jetzt eine unerschöpfliche Menge Kupfer enthalten· Eben o ist Armeniens Reichthum an Rossen bezeugt, und icherlich wurden dort zngleich Piaulthiere gezogen. (Keil.) Die Dedaniten mit ihren Karavanen erscheinen als Vertreter des Landhandels; dieselben Produkte wurden in Tyrus aber auch zur See eingeführt, kamen also von den Eilanden, den Jnseln und Küstenländerir. (Hengstenberg.) Syrien umfaßt hier vor ugsweise das ,,Syrien der beiden Flüsse« oder das and zwischen dem Tigris und Euphrat (1. Mos. 24, 10; 25, 20); es werden lauter Schmucksachen genannt, mit denen namentlich Babylonien viel Handel trieb. (Hävernick.) Tap et (das T.) ist ein Wort, das nur in der Einheits- form vorkommt, namentlich in der Redensartx ,,etwas auf’s Tapet bringen«, gleichsam auf dem Teppich aus- breiten, um es zu besichtigen und zu besprechen; es ist aus dem Lateinischen entlehnt (tapes, tapete,tape— tum) und bezeichnet einen mit Gold und Wolle durch- wirkten Teppich, während die weibliche Form ,,Ta- pete« eine Wandbekleidung bedeutet. (Jütting.) Was Tyrus darbieten wird nur kurz andeutend bezei net, ausführlich ist der Prophet nur in Bezug au die eingebrachten Waaren, weil der Zusammenfluß dieser in Tyrus die Herrlichkeit der Stadt darstellt und somit die Unterlage abgiebt für die Schilderung der Tiefe ihres Falles; den Gesichtspunkh den er in der ganzen Schilderung verfolgt, geben sehr genau die Worte in V. 25 an: ,,also bist du sehr reich und prächtig geworden mitten im Meer« — darnach kann, was Tyrus ausführh durchaus nur andeutend und beiläufig vorkommen, Daß Thrus so voll und geehrt war, wä rend Zion immer leerer und leerer wurde und elen darniederlag, das bildete einen Stein des Anstoßes für die Gemeinde Gottes: der Prophet hebt diesen Anstoß, indem er auf das Ende hinweist; da ist alle Fülle und Herrlichkeit für Thrus geschwunden, für immer geschwunden, in die Tiefe des Meeres be- Baden, Zion dagegen blüht herrlich auf. (Hengstenberg.) as hehr. Z0ri, der letzte der 6 Handelsartikel Jsraels auf den tyrischen Märkten, übersetzt Luther sonst mit Balsam (1. Mos. 37, 25; its, 1l; Jer. 8, 22; 46,11; 51, 8); für Balsam dagegen, das vorher neben dem Weizen von Minnith an zweiter Stelle steht, ist das hebr. Wort: pannaz das nur hier vorkommt und das man meist für eine Art von Gebackenem, Backwerk erklärt. Luther hat nun nach Hieronymus sich ge- richtet, der panna durch Balsam übersetzt, und da- rum Zori durch astix wiedergegeben. Der Mastix- baum (vergl. Historie von der Susanna &c. V. 54— Dan.1,20 Anm.) ist eine15 Fuß hohe Staude, von der durch Eins nitte ein durchsichtiges, weislich- gelbes und wohlrie endes Harz ewonnen wird, das u Körnern geformt in den andel kommt; die schwarzen Früchte wie Wachholderbeeren geben ein Oel, man kaut sie auch wohl im Morgenlande, um den Athem wohlriechend zu machen. (Zeller.) Helbon existirt noch jetzt in einem Dorfe dieses Namens, nördlich von Damaskus, in der Mitte eines Thales, welches, wo immer nur thunlich, mit Reben bepflanzt ist, aus deren Trauben der beste und kostbarste Wein des Landes bereitet wird; dieser Wein war im Alter- thum so berühmt, daß die Könige von Persien nur 549 chalybonischen Wein von Damaskus tranken (Dan.1,5). Die köstliche Wolle von blendender Weiße kam wohl aus dem ursprünglichen Stammlande der Ruba- thäer zwischen Palästina und dem Euphrat (1. Macc. 5, 27 Anm.), die durch ihren Reichthum an Schaf- heerden bekannt waren (V. 21 u. Jes. 60, 7) und auf deren Land Sicharja das hehr. Zaohar an pielt. (Keil.) Jm Grundtext fängt der 19. Vers mit edan an« das ist nicht für »Und Dan« zu nehmen, wie auch Luther es gefaßt hat, obwohl es das heißen könnte« sondern das ganze Wort (vgl. Vaheb in 4.Mos.21,11s bezeichnet jedensalls einen arabischen Ort, obwohl von demselben sich keine anderweitige Spur erhalten hat. Ebenso ist Javan ein Ort in Jemen, wohl eine griechische Ansiedelung, indem der griech.·Speculations- geist den Weg über Egypten nach dem südlichen Arabien fand; zur Unterscheidung dieses Javan von dem Mutter- lande in V. 13 wäre dann beigefügt »von Usal«, d. i. Saana, der Hauptstadt in Jemen (1. Mos. 10, 27). Bei dem ,,künstlich bearbeitetcn«, d. i. glatten, glän- zenden Eisen ist dann vorzugsweise an die bei den Arabern und im ganzen Orient so berüZmten Degen- klin en von Jemen zu denken. Je me r T rus den ara ischen Allein andel in jener Zeit und chon seit uralter Zeit an sich gerissen hatte, desto ausführli er verweilt der Prophet bei der Aufzählung der vielen, ür den Handel wichtigen Punkte in Arabien. Dedan lieferte prächtige Reitdeckem wie sie im Morgenlande Kennzeichen des Vornehmen und überhaupt GeFnstand des Luxus sind, daher der Ehalife Hakem den hristen . gebot, auf schlechten Sätteln zu reiten; den Dedamten werden dann noch ein Paar andere Stämme des nördlichen und mittleren Arabiens beigesellt, die Araber und Kedarener als Repräsentanten der nomadischen Beduinen. (Hävernick.) Die köstliche Spezerei aus Seba und Raema ist wohl der ächte Ba samx die Ber e von Hadramaut nnd Jemen liefern allerlei Ede steine, und letzteres galt den Alten für sehr gold- reich, obwohl man dieses edle Metall jetzt nicht mehr dort findet. (Schröder.) Die auffällige Nennung der Händler von Seba (1. Mos. 10, 7 u. 1. Köm 10, 1 Anm.) zwis en mesopotamischen Ortschaften erklärt sich daraus, da die Sabäer, die Bewohner des Wei- rauchlandes, vom persischen Meerbusen herkommen , ihre Waaren nach der Stadt Earrhä (Haran) brachten, wo sie ihre Jahrmärkte hielten, und von da nach Gebal oder Byblus in Phönizien und zum palästinen- sischen Syrien zu ziehen pflegten; hiernach sind diese Händler als die Vermittler des Handels zwischen Mesopotamien und Tyrus genannt, und zwar nicht unpassend in der Mitte zwischen den Ortschaften, welche an den beiden großen mesopotamischen Handelsstraßen die wichtigsten Handelsplätze waren. Kilmad ist die große und reiche Stadt Charmanda in wüster Ge end Jenseit des Euphrat; das daneben genannte Asssur kann natürlich nicht das Land Asshrien sein, sondern nur der Handelsplatz Sura, heutzutage Bssurieln welches auf dem diesseiti en Ufer des Euphrat, ober- gilb Thapsakus liegt. ( eil.) Das soll gerade das enkwürdige und Gottes gerechte Fügung lebendig Darlegende beim Untergange von Tyrus sein, daß es mitten in seiner Hoheit, auf dem Höhepunkte seiner Macht und Herrlichkeit stehend den Todesstoß er ält- darum wirft der Propbet in V. 25 noch einen li auf diese stolze Sicherheit, womit Tyrus allem Angrisf Trotz, bieten zu können glaubte und als die unbe- zwingliche Feste dastand, wie denn au das mitten im (auf dem) Meer in sehr effektvoller eise im fol- genden Verse wiederkehrt. (Hävernick.) Es He? auf der Hand , daß der Prophet es hier nicht mit yrus 550 um der Stadt elbst willen zu thun hat, sondern ledig- lich um ihres egensatzes zuJerusalem willen; worin aber dieser Gegensatz eigentlich »besteht», das wird ver- kannt, wenn man den allgemeinen »Titel» »Gott und der»Mammon« (Matth».6, 24) dafür wählt, die auf- sällige Verwandtschast, in welcher das 18. Kap. der Offenbarung zu unserm ganzen Abschnitt steht, weist vielmehr darauf hin, daß es sich, wie Coccejusschon richtig erkannt hat, »Um Jerusalem und »die1enig»e Kirche handelt, »die sich an die Stelle der heil. Sta t zu setzen »und »die derselben geschenkten Verheißuiigen durch Anticipation an sich zu reißen versucht hat, also um Rom; dieses wird zwar in Osfenb. 18, 17 als ,,Babylon« characterisirtz weil von dem vorausgegan- genen Kap. her»die Bezie ungen zu der letzten Welt- macht, dem Thiere aus em Meer, im Geiste noch festgehalten werden» mußten, um das, was für den Ausdruck) des endlich ersolgeiiden Gerichts »den Aus- schla» giebt, nicht aus den Augen zu verlieren, aber dein eher der Offenbarung tritt von V. 9 des 1»8. Kapitels an do»ch an die Stelle von Babylon das» Bild von Tyrus, wie es hier beim Propheten gezeichnet wird, und wenn dort dieVerse 1»7—— 19 deutlich auch auf Jesaias 23 zuruckgreifem so ist a»n letzterer Stelle Ja ebenfalls von Tyrus die »Rede. »Dieses Ineinander- flechten von iiisofern verschiedenartigen Weissagungen des alten Testaments, als die Grundstellen das eine Mal auf Thais, das andere Mal auf Babylon sehen, beweisett l) d»aß dort weder in« dem einen Falle das eigentliche geschichtlicheBabylon, noch in dem andern Falle das» eigentliche åeschichtliche Tyrus gemeint ist, sondern eine dritte» tadt, die den geschichtlichen vor- bildlicheii Charakter jener» beiden Stadte geistlich und nachbildlich in sich vereinigt, und diese dritte Stadt wird in Qfsenb. 17, 9 zwar auf apokalyptische Weise, aber doch iu recht verständlicher Sprache als Rom bezeichnet; Z) daß Rom sur die Endzeit in zwiefacher Weise in Betracht kommt, einmal insÆrn es der Sitz des zur ,,großen Hure« gewordenen eibes (Offe»iib. 17, 1 sf.) und vermöge der Ueppigkeih die es treibt, und des Zusammenströmens alles dessen, was»die Welt an Pracht und Lebensgenuß bietet, in seiner Mitte, das Nachbild von »Tyrus ist, und dann, inso- fern in» ihm a»uch das Thier aus dem Meer (Ossb.13, III· EZTMTTIUFLF Tässkåkfkksåkusskusishl T? FZIFJTE VII? r , - bylon gerscheintx beide Beziehungen gießen aber in allen Jahrhunderten der Welt- und irchengeschichte i so sehr in einander über, daß die Aiisleger der Offen- barung St. Johannis den klaren Blick sich vielfach haben trüben lassen, und entweder das, was von dem Antichrist geweissagt ist, aus den Papst gedeutet und diesen für den eigentlichen Endechrist erklärt, oder aber das, was wirklich auf das päpstische Rom gemeint ist, von der antichristischenWeltniacht verstanden haben. So lange in diesem Punkte nicht eine klare Erkenntnis; und Sicherheit in der Unterscheidung gewonnen wird, werden auch, wie es gegenwärtig noch der Fall ist, die einander schnurstracks widersprechenden Ansichten über die richtige Auffassung der alttestamentlichen so- wohl wie der neutestamentlichen Weissagung in Be- iehung auf das Ende der Zeiten im Schwange ge en. ir müssen uns eben daran gewöhnen, daß die ro- pheten das, was sie über die Entwickelung der gott- feindlichen Mächte in der näheren oder ferneren Zu- kunft schauen, an Namen der Gegenwart oder Ver- gangenheit anknüpfen und an dem bereits ge chichtlich ausgeprägten Charakter der so bezeichneten ersonen, Völker oder Städte ihre Vorausverkündiguiigen concret und anschaulich machenx aber diese Namen sind eine Hesekiel 27, 26—36. wandelbare Hieroglyphe, man soll eben nicht dabei an das geschichtlich damit gemeinte Volk, an die iii der Gegenwart oder Vergangenheit darunter zu verstehende Person oder Stadt enken, sondern die Zukunft vor Augen haben und ihre Gestalten nur besser verstehen, indem man sich die schon einmal vorhanden gewesenen oder noch vorhandenen Gestalten vergegenwärtigt Was unsre Stelle noch insbesondere betrifft, so fällt die große Ausführlichkeit und breite Darlegung aller der Herrlichkeiten, die in Tyrus ihren Zusammenfluß hatten, auf; und ebenso lassen sich in Offb. 18, 9——19 die Klagen der Kaufleute und Handelsherren über den Fall von Babylon sehr breit aus, was bei der sonst so prägnanten Kürze der Ausdrucksweise dieses Buches noch mehr ausfällt» Es hat das seinen Grund darin, daß die Ungeheuerlichkeit des in VabelsTyrus oder Rom herrschend gewordenen Luxus» und die Unsumme der Befriedignngsmittel der Ueppigkeit oder Wollust recht veranschaulicht werden und die in dem plötzlichexk Fall liegende Größe der Katastrophe, welche von selber eine völlige Umwandlung aller bis erigen Verhältnisse init sich führt, dem Leser zum ewußtsein kommen soll. Sehr treffend bemerkt Sabe»l: »Wie einst in der großen Handelsstadt Tyrus die mannigfachsten Erzeugnisse des Orients und Occidents zu finde« waren, so ist der Marktplatz der großen Babel in noch höherem Maße der Samnielplatz alleokostbaren und ausgesuchten Waaren, die alle Ansprüche, auch des raffinirtesten Lebensgenusses zu befriedigen im Stande sind. Einer oberflächlichen Betrachtung nun mag es verborgen sein, in welchem Zusammenhange dieser üppige, alles Mark» eines esunden» Volkslebens ver- zehreiide Luxus mit der erwe»ltlichung der Kirche steht; aber dem aufmerksamen, tiefer gehenden Beob- achter wird die Verschuldung nicht» entgehen, die in dieser Be iehung aus der» verweltlichten Kirche leistet. Hätte dieselbe, ihrem heiligen» Berufe gemäß, mittels einer normalen gesunden Entwickeluiig der ihrer mütter- lichen Pflege anvertrauten Völker ein »gottesfürchtiges, verständiges, durch» Christi Geist geheiligtes, in Christo niündiges und freiesVolk zu erziehen sich aiigelegen sein lassen, d»ie christliche Welt wäre vor diesem Zehr- fieber der Reichwerdenwollens un»d des sinnlichen Wohl- lebens bewahrt eblieben und ein solider Wohlstand, eine lückliche einsache Häuslichkeih ein esundes System der rbeit, Sitteneinfalt und Genüg amkeit wäre die Frucht ihrer gesegneten Wirksamkeit gewesen; statt dessen hat sie das Weltwesen durch ihre Weltliebe zum höchsten Gut, zum Götzen der Völker gemacht, und in Folge dieses Gotzendicnstes hat der moralische Thphus die Christenheit ergriffen, gegen den alle Heil- mttel vergeblich sind, an dem sie mitsammt ihrer qlorreichen Industrie und deren erstaunenswerthen Weltausstellungen zu Grunde gehen wird-« Die römisch-katholische Kirche kann sich nicht beschweren, daß ihr hier zu viel zur Last gelegt werde, und etwa auf das» hauptsächlich evangelische Deutschland hin- weisen, in welchem Ja das alles ebenso herrschend ge- worden, wie z. B. in Frankreichz wir müßten darauf erwiedern, eben Frankreich, von welchem Luxus und Weltginn sich zuerst in so unbeschreiblichem Maße aus- gebil et und das die rasfinirtesten Lebensgenüsse erzeugt hat, heißt das älteste und vornehmste Kind der röm. Kirche, das von der evangelischen Kirche erzogene und gebildete Deutschland dagegen zeichnete sich durch Arbeitsamkeit und Fleiß, Sitteneinfalt, Solidität und gäuslichkeit Jahrhunderte lang aus und hat jetzt noch puren dieser Tugenden auszuweisen —- der moralische Typhus ist erst von dem Nachbarlande im Westen herübergekommein Beschreibung der plötzlichen Vernichtnng dieser ganzen Herrlichkeit. 551 26. Und deine Schiffsleute haben dir [alles, was die ganze weite Welt an Gütern und Pracht: gegenständen der Erde enthält] auf großen Wassern zngefåhret Aber ein Ostwind wird dich mitten auf dem Meer zerbrechen; Besser: Auf große Wasser, d. i. weit hinaus auf die hohe See, brachten dich, du Tyrus-Schisf, von dem in V. 3—9 die Rede gewesen, die dich Rud ernd en, daß du stolz und sicher auf diesen Wassern einherfuhrst, als könne es nie anders kommen, als werde es vielmehr immer weiter mit dir gehen. Aber ein Ostwind (Jer. 4, 12 Anm. u. Pf. 48, 8) hat dich auf, einmal, so plötzlich und unerwartet, mitten auf em Meer zerbrochem 27. Also, daß deine Wann, Kaufleute, Händler [richtiger: dein Absatz, deine Tausch- ivaare], Fersen, Schiffsherren [deine Seeleute nnd SchifferJ und die, so die Schiffe machen [die Lecke aus-bessert! V« 9J- und deine Handthierer [Waarenhändler], und alle deine Kriegslente, und alles Volk in dir, mitten auf dem Meer umkommen werden zur Zeit, wenn du untergehest; 28. Daß auch die Anfurten [oder Gestade deiner Umgebung, die zu dir gehörigen Küsten- pIätzeJ erbeben werden vor dem Geschrei deiner Schiffshcrreii sdas sie beim Untergang erheben]. 29. Und alle, die an den Rudern ziehen, sammt den Schiffsknechten und Meistern, werden aus den Schiffen an das Land treten, 30. Und laut iiber dich schreien, bitierlich klagen; und werden Staub auf ihre Häupter werfen, und sich in der Asche wälzen [Jos. 7, S; 1. Sam. 4, Its; Hiob 2, 12 f.; Micha 1, 10]. 31. Sie werden sich kahl bescheeren über dir, und Säcke um sich giirten, und von Herzen bitter- lich um dich weinen und tranern [Kap. 7, 18; Irr. 48, 373 Micha 1, 16]. 32. Es werden auch ihre Kinder [nach der richtigeren Lesart im Grundtext: Sie werden über dich in ihrem Jammer ein Wehgeschrei erheben und] dich klagen: Ach, wer ist jemals auf dem Meer so stille worden, wie du, Tyrus sdie du auf einmal mitten auf demselben vernichtet worden]? 33. Da du deinen Handel auf dem Meer triebeft, da machtest du viel Länder reich; ja, mit der Menge deiner Waare nnd deiner Kaufmann- fchaft [besser: deines Kaufmannsgutes V. 27] machtest du reich die Könige auf Erden. 34. Nun aber bist du vom Meer in die recht tiefen Wasser gestürzt, daß dein Handel und alle dein Volk in dir umkommen ist. 35. Alle, die in Inseln wohnen, erschrecken über dir, und ihre Könige entseßen sich, und sehen jämmerlich. 36. Die Kaufleute in Ländern vfeifen dich an [2. Chron. 39, 8; Jer. 51, 37; KlagL 2,. 15 f.], daß du so plotzlich untergegangeii bist, und nicht mehr aufkommen kannst [Offenb. 18, II. 21 fs.]. Jn V. 26 wird das oben fallen gelassene Bild, da Tyrus als ein Prachtschisf dargestellt wurde, wieder aufgenommen: seine Rud er er, d. i. alle, die Tyrus so reich und mächtig und herrlich gemacht haben, brachten es auf die hohe See, was nicht sowohl eine sich in Gefahr begebende Politik bezeichnet, als viel- mehr die hochfliegenden, immer weiter nach Größe und errlichkeit strebenden Gedanken des Hochmuths charaterisirt — da plötzlich kommt der Sturm, der das errliche, mit allen Reichthümern der Welt beladene Schi zerbricht und alles, was es in sich trägt, in die Tiefe des Meeres versenkt. Als dieser Sturm wird ein Ostwind genannt; wie derselbe in Kap. 17, 10 u. 19, 12 mit Rücksicht auf seine glühende, alles verdor- rende und versengende Eigenschast als Bild der das Datiidische Königshaus vernichtenden chaldäischen Welt- machtgebraucht wurde, so dient er hier wegen seines eftigen Charakters, seiner gewaltigen Kraft zum ymbol derjenigen Macht, welche das stolze Tyrus- S isf mit ein Paar gewaltigen Stößen wie im Nu zer cheitert. Auch in Offenlx is, 8. 10. 17 U. 19 ist wiederholt darauf Nachdruck gelegt, daß· es mit der römischen Papstkirche auf Einen Tag, Ia in Einer Stunde ein Ende nimmt mit Schreckenz es sind die 1O Vasallenkönige des Thieres aus dem Meer, die sie wüste machen und verbrennen, ohne daß jedoch der Vorgang uns näher beschrieben würde. Diese Könige sind die 10 Hörner des Thieres, die Lehnsträger der lehren, zu dem persönlichen Antichrist sich zufpitzenden Ausgestaltung der widergöttlichen Weltmacht, die dessen Meinung thun (Offb. 17, 12 ff.), und man kann nach Maßgabe des prophetischen Sprachgebrauchs recht wohl sa en, das Babel als letzte Stufe der åottfeinds lichen eltmacht stürzt das Babel als letzte tufe der hurerischen Kirchenmachy es sind eben in dem Begriffe ,,Babel« zwei Feinde Gottes und seines Christus ver- einigt, von denen der eine durch den andern vernichtet wird, bis dann dieser wiederum durch Christum keinen Untergang findet (Offb. 19,11sf.), damit letzterer ortan nicht mehr blos geistlich, sondern auch weltlich Allein- herrscher sei (Offb. 20, I ff.). Um dieser Beziehung auf Babel willen, welche auch für die letzte Gestalt der Weltmacht in Anwendung kommt, ist gerade der Qstwind derjenige, der am besten sich eignet zum Bilde des Sturmes, welcher Tyrus, wenn man es so- zusa en in seinem kirchengeschichtlichen Sinne nimmt, erfa t und zertrümmert, denn Babel liegt im Ver- hältnis; zu Rom westlich; aber auch über Tyrus im weltgeschichtlichen Sinne, als es zu Ende des 13· Jahrh. durch die Saracenen zu Grunde ging, ist der Sturm von Osten gekommen, denn alle diese mahn- niedanis en Völker sind »die vier Engel, gebunden an dem gro en Wasserstrom Euphrates«, von denen i·n Offb. 9, 14 ff. die Rede ist. »Mit Rücksicht auf die physische Lage von Tyrus würde die Wahl eines an- deren Windes angemessener gewesen sein«, schreibt ein Ausleger« aber es kommt dem Propgeten eben nicht auf das Physischm sondern auf das ymbolische an. In V.27 sehen wir Tyrus wie ein vom Sturme zer- trümmertes Schiff in die Tiefe des Meeres sinken: a) mit seinen Handelsgüterm durch die 3 Worte ,,Reichthum, Kaufgut und Waareii (L»uther: Waare, Kaufleute, ändler — er übersah, daß von den neun genannten estandtheilen des Jnhalts immer je drei und drei zusammen gehören und davon die er ten drei auf die Güter, die eiden andern auf die enschen 552 Hesekiel 28, 1 ——5. in zwei verschiedenen Klassen sich bezåehew ausgedrücky b) mit seiner Bemannung an atrosen, Steuer- leuten und Zimmerleuten oder Ausbesserern der Lecke; o) mit den Passagier en oder Mitfahrern, den rei- senden Kaufleuten, den schützenden Kriegern und der übrigen Nienge, wohl dem Dienstpersonal Zu be- merken ist in Betreff des ersten Wortes der zweiten Dreizahl: Ferg en, daß dasselbe auch noch von Uhland gebraucht wird: ,,wär ich ein kecker Ferge auf Uri’s grünem See«, und ebenso in einem Sprichwort aus dem t7. Jahrh. vorkommt: »Ein Fischer und ein Ferge, ein Büttel und ein Scherge, ein Klimmer und ein Steigen ein Fiedler und ein Geiger, ein Ochs und ein Rind sind all Geschwisterkind«; aber schon zu Luther’s Zeit war es schon ziemlich in Abnahme gekommen, daher er sonst »Schiffsmann« oder ,,Schisssleute« übersetzt (V. B; 1. Kön 9, 27; Jon. 1, 5 2c.), hier aber bedurfte er des Ausdrucks der Mannigfaltigkeit der außerdem noch hier aufgezählten Personen wegen. Das Wort hängt mit dem althochd. ferjan (überführen, überschiffen, über die Fähre sehen) zusammen und be- deutet einen Fährmann —- hier sind darunter die Matrofen oder Ruderer gemeint. Die Katastrophe, die über Tyrus ergeht, wird nach V. 29 von allen in näherer Beziehung zu ihr stehenden Seefahrern als eine gemeinsame angesehen, denn wie die prophetische Rede Tyrus mit einem Schiffe verglichen hat, so nimmt ihr auch alles, was verwandten Wesens damit ist, diesen Charakter an, es werden ihr die Personen des ganzen Wirkun sbereichs oder Herrschaftsgebietes der Stadt zu Schiffgsleutew die für das Schicksal der- selben sich ebhaft interessiren und davon sich mit be- troffen fühlen; weil nichts auf dem Meer mehr sicher ist, wenn die Königin der Meere hat fallen müssen, so verlassen in V. W— 31 alle, die auf irgend einem Schiffe sich befinden, in furchtbarem Schrecken solchen Aufenthalt und steigen an’s Land, um von da aus ein Klagegeschrei zu erheben (vgl. hierzu in Offb. 18, 10. 15 u. 17 das »von ferne stehen«) und alle Zeichen der Trauer anzulegen. Bei großem Unglück und schweren Niederlagen pflegten die Phönizier an den Mauern schwarze Tiicher aufzuhängen und Felle an den Schiffsschnäbeln auszuspannem vielleicht sollen die Worte, in welchen der Prophet die allgemeine Weh- klage beschreibt, hieran erinnern, es reiche11 zur Er- klärung derselben aber schon die überhaupt im Morgen- land üblichen Gebräuche (5. Mos 14, 2 Anm.) aus. Das Trauerlied in V. 32 f. vergleicht den Zustand der jetzigen dumpfen Todtenstille mit dem früheren geräuschvollen Treiben der Stadt. Jn V. 35 u. 36 kommen dann zu den, Tyrus am nächsten ste enden Bewohnern des Gestades noch zwei andere lassen hinzu, um den Schlußchor zu bilden, zuerst die Be- wohner der fernen Kiistenländer, mit denen die Stadt in Handelsverbindungen stand, zum Theil Colonieen derselben waren, und diese sind am tiefsten erschüttert von der Katastrophe; sodann— die Kaufleute mehr selbst- ständig andeltreibender, mächtiger Völker, diese ver- höhnen yrus, das nun für immer vernichtet ist und ihnen keine Concurrenz mehr macht. Wie das Schluß- wort: »und nicht mehr aufkommen wirst« auf die Schlußsentenz Gottes in Kap. 26, 21 zurückweist: »daß, wenn man nach dir fraget, man dich ewiglich nimmermehr finden könne«, so weist es auch vorwärts auf das Schlußwort der Wehklage des Propheten über den« König zu Tyrus, das genau ebenso lautet; es ist also nicht sowohl das Spottlied der fremden Kaufleute, als vielmehr ein Gottesspruch, womit die Propheten- klage abschließt Das 28.. Kapitel. Von! Untergang des Königs zu Cyrus, und der Zidonien Erlösung des Volks Heiles. IV« its. 1-—10. Das dritte unter den wider Cyrus ge- richteten Gottesworten wendet sich gegen dessen Fürsten, und indem es zunächst die Drohung gegen denselben ver— kündigt, entspticht es ebenso der Drohung gegen die Stadt Cyrus in Kap. M, wie hernach der Jllsschnitt in U« —19 oder die Wehklage des Propheten über den Unter— gang des in Rede stehenden Fürsten der Wehklage über den Untergang der Stadt in Lan. 27 entspricht. Es folgt unsre weissagung demselben Gedautcengangn deu die meisten dieser gegen answärtige Völker gerichteten Weissagungen einhalteiu ste bencnnt zuerst die Uerschuldicng des Fürsten W. 1——5) und lnindigt ihm sodann das gött- liche Gericht an w. 6—10). 1.. Und des HErrn Wort geschah zu mir fgleichzeitig mit den in Kap. 26 u. 27 empfan- genen GotteswortenL und sprach: 2. Du Menschenkind sage dem Fürsten zu Thrus: So spricht der HErr-HErr: Darum sder Nachsatz zu diesem ,,Darum« folgt erst, nach- dem dasselbe wieder aufgenommen und der Haupt- inhalt des Folgenden nochmals kurz zusammen: gefaßt ist, in V. 6 f.j, daß sich dein Herz erhebt und spricht: Jch bin Gott, ich sitze im Thron Gottes lauf einem GBttersitzeJ mitten auf dem Meer; so du doch ein Mensch und nicht Gott bist; noch erhebt sich dein Herz, als ein Herz Gottes. 3. Siehe, du hältst dich für klüger, denn Daniel [vgl. Kap. 14, 14 ff.], daß dir nichts ver- borgen sei; 4. Und habest durch deine Klugheit und Verstand solche Macht zuwege gebracht [wie Tyrus zu Wasser und im Handelsverkehr der Völker sie besitzt Kap. se, 17], und Schähe von Gold und Silber gesammelt [Kap. 27- 2513 5. Und habest durch deine große Weisheit und Handthierung so große Macht überkommenz davon bist du so stolz worden, daß du so mächtig bist fder große Erfolg in zeitlichen nnd irdischen Dingen hat dich so verblendet, daß du weltliche Klugheit mit göttlicher Weisheit verwechselsts Hatte der Prophet die Stadt Tyrus darum seiner strafenden und drohenden Rede unterwerfen müssen, weil sie an die Stelle Jerusalems sich zu setzen be- gehrte und bei dessen Untergang sprachx ,,Heah, die Pforte der Völker lilst zerbrochen, es ist zu mir gewandt; ich werde nun vo werden, weil sie wüste Ist« (26,2), und ergab sich damit von selber, daß dem entsprechend nun auch der Fürst von Tyrus sich würde die Stel- lung des Davidischen Königshauses in Jerusalem, von dessen Vernichtung in Kap.17 u. 19 die Rede gewesen, anmaßen, so durfte nach der die Stadt betreffenden Drohweifsagung und Wehklage in Kap. 26 u. 27 jetzt ein Gleiches in Beziehung auf den Fürsten nicht fehlen (V. 1——10 u. 11—19)« denn der Hochmnth von Tyrus stellte besonders in seinem Fürsten sich dar, er war Verkündigung des göttlichen Gerichts über den Fürsten von Tyrus 553 als die Eoncentration, der Gipfel desselben anzusehen, und die Sache, um die es bei der Stadt sich handelte, war so lange nicht in erschöpfender Weise behandelt, als nicht— auch ihr Fürst abgefertigt war. Es trifft ganz zu, was Schmieder in v. Gerlach’s Bibelw. be- merkt: »Der König von Tyrus (V. 12) überbietet noch die Selbstvergötterung, deren sich die Königin des Meeres schuldig macht; Tyrus vergöttert sich in weiblicher Eitelkeit, als wäre sie die Allerschönste (27, 3), ihr Mann vergöttert sich in männliclem Hochmuth, als wäre er selbst der Schöpfer jener täerrlichkeih der Gott, der Tyrus zur Göttin gemacht (V. 2) —- er ist der Adam für diese Eva« Aber wenn derselbe weiter behauptet, der König von Tyrus sei ein typisches Bild des Menschen der Sünde, von dem St. Paulus in L. Thess 2, 3 ff. redet, so hat ohne Zweifel schon Eoccejus richtiger gesehen, welcher vielmehr an den Papst denkt. Daß Tyrus in Kap·27,4ff. unterdem Bilde eines Schifses, welches auch Symbol der K irche ist, vorgefül)rt wurde, und daß die Wehklage über dasselbe in Ofsb. 18 wiederkehrt, wo wir dem ganzen Zusammenhange nach nur an die römisch-kathol. Kirche denken können, die sich zur Kirche schlecht- hin gemacht und in der sogen. Himmelskönigin ihr eigenes Bild gemalt hat, das Bild dessen, was sie selber zu sein sie beansprucht, führt folgerichtig nun darauf,« in dem Fürsten von Tyrus das Ober- haupt dieser Kirche wieder zu erkennen, denjenigen, der gleichsam der Mann derselben sein will und wirk- lich jetzt vollständig es dahin gebracht hat, daß es in Beziehung auf ein Verhältniß zur Kirche heißt: »der Mann ist des eibes Haupt, das Weib aber sei unter- than ihrem Manne.« Zu dieser Auffassung berechtigt uns auch der Ausdruch der im Grundtext für ,,Fürst« gebraucht wird; es ist das nagi(1, das uns in Bau. B, 25 in Beziehung auf Christum begegnet und das weniger einen eigentlichen Monarchen nach Art eines Königs oder Kaisers, als einen Regierer und Ordner nach Art eines Dogen oder die Spitze einer großen Handelsaristokratie bezeichnet, wie denn auch David von Gott zum nagjd über sein Volk, d. h. zum Füh- rer der ein selbstständiges Gemeinwesen bildenden 12 Stämme gesetzt war (1. Sam. II, 14; 2. S. 7, 8). Während in den von Kap. 29 an folgenden Weissa- gungen gegen Egypten und seine Pharaonen die gegen den Köni denen gegen das Land vorausgehen, findet bei den eissagungen gegen den Staat Tyrus und dessen Lenker die umgekehrte Ordnung statt, worin offenbar die eigenthümliche Stellung zu Tage treten soll, welche in dem auf städtischen Grundlagen sich auf- bauenden Handelsstaate der Fürst desselben einnahm; und während dieser Stellung als Gegenbild nur der- jenige in Wahrheit entspricht, der in der zu einem sichtbaren Gottesstaate gemachten Kirche mit vollständig ausgebildeter Hierarchie die höchste Spitze der letzteren ausmacht, der Papst, entspricht dzgegen die Stellung des künftigen Antichrist in seinem eltreiche der eines Pharao in Eägsypten oder eines Nebucadnezar in Ba- bylon. Die orte, die dem Fürsten von Tyrus in den Mund gelegt werden: ,,Jch bin Gott und sitze im Thron Gottes mitten auf dem Meer«, dürfen uns an dieser Einsicht in die typische Bedeutung unsres Ab- schnitts nicht irre machen, und darum, weil von dem Menschen der Sünde bei Paulus Aehnliches gesagt wird: ,,er ist ein Widerwärtiger und überhebt sich über alles, das Gott oder Gottesdienst heißt, also, daß er ifich setzet in den Tempel Gottes als ein Gott und gie t sich vor, er sei ein Gott,« dürfen wir nicht sofort meinen, wir hätten es bei jenem Fürsten mit einem typischen Bild dieses Menschen der Sünde zu thun; gleichwie zwischen Tyrus in Kap. 26 u. 27 und Babylon eine so große Verwandtschaft stattfindet, daß in Offb. 18 an die Stelle von Tyrus ohne Weiteres die große Babel gesetzt wird, so hat auch der Fürst von Tyrus eine nur gar zu nahe Verwandtfchast mit dem König von Babylon und redet schon ganz dessen Sprache, wenn auch noch mit an sich christlichen Wahr- heiten und göttlichen Aussprüchen verbrämt, die er schmählich entstellt und in Lüge verkehrt hat, während der, der nach ihm kommt, sich ohne Schminke die Herrlichkeit Gottes-anmaßt und sich fchlechthin als den Boshaftigen offenbart. Es ist zu beachten, daß» der Fürst von Tyrus spricht: ,,Jch bin Gott, ich sitze auf einem Göttersitze mitten auf dem Meer«; er hat also einerseits von ihm selber, andrerseits von seinem Wohnsitz eine hohe Meinung, und zwar ruht die Lohe Meinung von ihm selber, daß er einen Gott si zu nennen wagt, auf der hohen Meinung von seinem Wohnsitz, derselbe sei ein Göttersitz, ein Götterberg (V. 14u. 16). Bei den heidnischen Schriftstelleru nämlich heißt Tyrus die heilige Stadt, und die Insel, darauf sie gebauet, die heilige Insel; die beiden, ursprünglich nackten Felsen, welche dieselbe bildeten, betrachtete die Sage als Wohnsitze der Götter und nannte sie daher die ambrosischen Felsen, sie berichtete aber auch, wie diese, ehemals im offenen Meer frei umhertreibend, auf einmal wunderbar festgestanden und von Melkarth (dem tyrischen Herkules) zu den Stätten seines Heilig- thums und des seiner Geliebten, Astarte,gemacht wor- den seien. Hierauf gründet sich das stolze Selbstbe- wußtsein ihres Fürsten: war sein Staat, dem er vor- stand, oder der Stuhl, auf dem er aß, der landläu- figen Rede nach ein Götterfitz oder ötterberg, so war er selber ja ein Gott oder die Jncarnation der in dem Staate Tyrus ihr Werk und ihre Heimath besitzenden Gottheit, und nun nannten sich diese Fürsten gern, wie s on früher berichtet wurde, Jt obaal, d. i. mit i m it Gott. Wir bekommen also es Typischen für om im kirchengeschichtlichen Sinne, wonach es der Sitz des Apostelfürsten, der Bischofsstuhl St. Petri sein soll, immer mehr, und eben auf die Heiligkeit seines Sitzes als eines Götterberges, der angeblichen cathedra Petri, ründet ja der römische Papst seinen Anspruch aus Unizehlbarkeitx da si ter mitten im Meer, auf vielen Wassern, wie es in O b. 17, 1 heißt, und will geistlich die Völker beherrschen, wobei es zugleich bedeutungsvoll ist, daß er Scharlach so sehr liebt (Osfb. 17, 4) und so selber uns darauf hinweist, daß seine Kirche ihren Typus in Tyrus und er den seinen in dem Fürsten von Tyrus hat, denn Scharlach, eigentlich sarlacca, ist das sarranische oder tyrische Roth (auf Phönizisch heißt Tyrus: Sara-a) Jn V.3fs. wird auf die wahrhaft göttliche, auch das Verborgene erforschende und in den schwierigsten Fragen untrüg- lichen Bescheid gebende Weisheit Daniels Bezug ge- nommenx diese Weisheit, so meint der Fürst von Tyrus, reiche noch nicht an das Maß derjenigen hin- an, die er selber zu besitzen glaubt, und da dünken ihn ein Beweis für diesen Besitz diejenigen Erfolge auf dem Handelsgebiet zu sein, die Tyrus erreicht hat, indem es so mächtig und reich geworden, denn er ist es ja, der das, was Tyrus thut und vornimmt, leitet und diese Thätigkeiten so einrichtet und in so geord- neten Zusammenhang unter einander bringt, daß sie ihres Ziels nicht verfeglen können. Aber folche Weis- heit ist nichts als die lugheit der Kinder dieser Welt, die alle Güter der Erde für sich auszubeuten weiß; und so hat denn auch der päp tliche Stuhl wohl Klug- heit dieser Art gjgenug an den ag gelegt und es ver- standen, feine acht überall fühlbar zu machen, aber i 554 Hesekiel 28, l3——19. von Gottes Geheimnissen ist so wenig bei ihm, daß das ex cathedrj Petri Gesprochene von der göttlichen Wahrheit nur weiter ab und in die Truggebilde der mensiklichen Phantasie tiefer hineinführh wie . B. der Glau enssatz von der unbefleckten Empfängni Mariä beweist und so Manches in den vatikanischen Dekreten. 6. Darum spricht der HErr-HErr also: Weil sich denn dein Herz erhebt, als ein Herz Gottes; 7. Darum siehe, ich will Fremde iiber dich schicken sund zwar die gewaltthäiigsten und rück- sichtslosesten unter ihnen allen], nämlich die Tyran- nen der Heiden; die sollen ihr Schwert zücken über —deine schöne Weisheit swörtlichx wider die Schöne deiner Weisheit, d. i. die durch deine Weisheit, wie du meinst, hervorgebrachte Schönheit der Stadt V. 4 f.; 27, 31, nnd deine große Ehre zu Schanden machen [Offb. 17, 16 f.]. 8. Sie sollen dich hinunter in die Grube stoßen, daß du mitten auf dem Meer sterbest, wie die Erschlagenen [genauer: der Erschlagenen Tode sterbest]. »9. Was gilt-s, ob di: dann vor deinem Todt- schlager werdest sagen: Jch bin Gott; so du doch nicht Gott, sondern ein Mensch, nnd m deiner Todtschlager Hand bist? 10. Du sollst sterben wie die Unbeschnitteiien [genauer: der Unbeschnittenen Tode sollst du sterben], von der Hand der Fremden; denn ich hab es geredet, spricht der «HGrr-HErr. Jn Beziehun auf den vorigen Abschnitt bemerkt Hävernic»k: »Wenn irgend ein Mann durch seine hohe göttliche Begabung den Beruf empfangen hatte, dem Ho muth irdischer Größe entgegen utreten, ihn in seiner ichtigkeit klar darzulegen, alle eisheit dieser Welt, auch die berühmteste in ihrer Art, wie die Chal- däa’s, zu Schanden zu machen, so war es Daniel, der damit seine erste Traumdeutung (2, 21ff.) beginnt: was konnte da Hesekiel Schlagenderes dem Tyrischen König entgegenhalten als, er stelle sich über einen Mann wie Daniel?« Man kann dies wohl auch in dem Sinne fassen, daß der Fürst von Tyrus dem, was Gottes Wort über die Vergänglichkeit irdis er Macht und Größe, über das Triigerische menschli er Klugheit aussagt, seinerseits trotzen zu können meint, ich über alles das hinwegsetzt und bei sich denkt, ihm könne nie etwas Schlimmes widerfahren, für ihn seien alle Drohungen göttlichen Gerichts gar nicht da, an ihn reichten sie nicht hinan -— wenigstens ist das die stolze und durch kein Zeugniß auch der erleuchtet- sten Gottesmänner zu erschütternde Sicherheit, die an dem Gegenbilde des Fürsten von Tyrus uns entgegen- tritt, eine Sicherheit, die nur von Vergewaltigung und Unterdrückung weiß und von desto herrlicheren Tri- umphen träumt, die Zeichen göttlichen Gerichtes aber nicht versteht und von den Drohungen endlichen Sturzes nichts vernimmt. Bedeutungsvoll in dem, was dem Fürsten als Gottes Strafurtheil angekündigt wird, sind l) diejenigen, welche das Urtheil vollstrecken sollen — »die Tyrannen der Heiden«, ein Ausdruck, der uns auch in Kap. 30, U; 31, 12 begegnet und allerdings an die Chaldiier erinnert, aber in Betreff des letzten Zielpunktes der Weissagung natürlich etwas Anderes meint als die wilden Kriegshorden des chal- däischen keeres selber; L) die ,,Tode der Erfchlagenen und der nbeschnittenen«, die er sterben soll, was ihn einerseits als einen solchen charakterisirh der eigentlich im Bundesverhältniß zu Gott gestanden hat, aber zur Strafe für seine hochniüthige Selbstvergötterung nun in der schmählichsten Weise aus der Gemeins aft des Volkes Gottes, dessen hoher Vorzug »der od des Gerechten« ist (4. Mos. 23, 10) , ausgeschlossen oder excommunicirt wird, und anderntheils ihm einen Martertod (Jes. 53, 9 Anm.) in der allerschwersten Bedeutun des Worts in Aussicht stellt. Und nun soll das rleiden des Todes a) mitten auf dem Meer Eeschehem zu einer Zeit, da er gleichsam auf hoher ee, d. i. auf dem höchsten Gipfel seiner Macht und seines Glücks sich befindet und er dessen sich am wenigsten versiehet; und es soll dabei b) seine gottes- lästerliche Selbstüberhebung in der eklatantesten Weise zu Schanden werden, wenn er in die Hände von Todt- schlägern geräth, denen gegenüber ihm der Muth ver- geht, aus seine unantastbare Majestät als eines Gottes sich zu berufen, und er selber fühlt, daß er nichts ist, als ein armseliger, hinfälliger Mensch. Da wird es denn alsbald mit ihm hinab in die Grube gehen; denn da hinnntergestoßen zu werden, um nimmer wieder aufzukommen, ist jetzt seine Stunde erschienen. v. V. 11——19. Dem ülagelied des Propheten über den Fall von Cyrus in san. 27 entsprechend folgt hier nun ein solches über den Fall seines Fürsten; auch der Ge- dankengang nimmt hier wie dort in der Hauptsache den- selben tberlanf: zuerst eine nähere Beschreibung der Herrlichkeit, die Gott ursprünglich dem Fürsten von Cyrus verliehen (Ill. 11—14), sodann eine Schilderung seines starkes, den er zur Strafe dafür, daß er siiy so sehn-er versündigt hat, erfährt W. 15—19). Die Ausdrücke sind durchgehends so gehalten, das diejenigen Lin-legte, welihe mit ihren Gedanken aii dem Fürsten von Cyrus als solchem haften bleiben, nur eine malte uiid sehr Unzutreffende Grlilürniig zn Stande bringen; sie lassen vielmehr den, d·er zunächst als Gegenstand der Wehlilage genannt worden, so gut wie ganz aus dem Spiel, nnd nassen allein auf den, für welchen jener nur ein Typus isi und dessen wir schon im vorigen Abschnitt gedaiht haben. 11. Und des HErrn Wort sim unmittelbaren, engen Anschluß an das in V. I ff] geschah zu mir, und sprach: 12. Du Menschenkind, mache eine Wehklage über den König zu Thrus und sprich von ihm: So spricht der HErr-HErr: Du bist sdeinem ur- sprünglichen Staude nach, in den ich dich gesetzt hatte] ein reinlich Siegel san dem alle Züge, die es ausdrücken soll, scharf und gut ausgeprägt sind], voller Weisheit, und aus der Maßen schön sals eine neue Erscheinnng dessen, was der erste Mensch nach seiner Erschaffung vor dem Sündenfalle war 1. Mos. 1, 27. Si; 2, 19—25]. 13. Du bist im Lustgarten Gottes [wie einst Adam in einen Garten Evens von mir hineinge- stellt 1. Mos. 2, 8 u. 15], und mit allerlei Edel- steinen geschmiickt, nämlich mit kneun von den 12 Edelsteinen, die der jüdische Hohepriester auf seinem Brustschild trug 2. Mos. 28 , 17——20: einem] Des Propheten Klagelied über den Fall des Fürsten von Thais. Sarder, Topasey Demanten, Türlis, Onychetn Jaspieh Sapphiy Amethhsd Smaragden und sdazu mit] Gold. Am Tage, da du geschaffen [in dein fürstliches Amt eingeführt] wurdest, mußten da be- reit sein bei dir dein Pankeuwerk und Pfeifen sum den Tag zu deinen Ehren recht zu verherrlichen]. 14. Du bist wie ein Cherub, der sich weit ausbreitet und [mit diesen seinen ausgebreiteten Flügeln den Gnadensiuhl auf der Bundeslade I— M« 25- 201 decketz und ich habe dich auf den heiligen Berg Gottes gesehn daß du unter den feurigen Steinen wandelst [Offb. n, 4 f.], 15. Und warest ohne Wandel in deinem Thun des Tages [besser: von dem Tage an], da du geschaffen warest, so lange, bis sich deineMissethat swie sie in V. 2 ff. als ein Hochmuth , der stch göttliche Ehre anmaßt, gekennzeichnet worden, ge-] fanden hat. 16. Denn du bist inwendig [deinem Inneren nach] voll Frevels worden vor deiner großen Hand- thierung, und hast dich versimdiget Darum will ich dich entheiligen von dem Berge Gottes finden: ich dich von demselben herunter in die Tiefe stoße], und will dich ausgebreiteten Cherub ans den feu- rigen Steinen verstoßen sdaß du nicht mehr unter ihnen wandeln soIIstJJ 17. Und weil sich dein Herz erhebt [darüber], daß du so»schön bist, und hast dich deine Klugheit lassen betrugen in deiner Pracht [V. 2———5]; da- rum will ich dich zu Boden stürzen, und ein Schauspiel aus dir machen bor den Königen [wenn es nun mit dir zum Falle kommt V. 7—10]. 18. Denn du hast dein Heiligthnm sdas dir anoertrauet war] verderbet mit deiner großen Missethat nnd unrechtem Handel. Darum will ich ein Feuer aus dir angehen lassen, das dich soll verzehren [Offb. 17, 16]; und will dich zu Asche machen auf der Erde, daß alle Welt zusehen soll [und Zeuge sein des Gerichts, das ich zu bleiben- der Vernichtung an dir vollstreckes In. »Alle, die dich kennen unter .den Heiden, werden sich uber dir mitfesseln, daß du so plößlich bist- untergegangen, und nimmermehr aufkommen kannst [Kap. 27, 36]. Welcher Sinn und Zusammenhang sich aus der Ywöhnlichen Erklärungsweise ergiebt, die auf zum heil no anderer Uebersetzun , als welche bei Luther vorliegt, eruht, stellen wir in Folgenden: Jnhaltsangabe von Kliegloth zusammen: »Der König von Tyrus war der bschluß, die Spitze des wohl bemessenen Baues des tyrischen Staates, selber« weise und schön Hi. 12); eine paradiesische Fülle von Lieblichkeit und gerrlichkeit umgab ihn, Edelsteine und Gold bedeckte ihn, wenn er erschien, und seiner Haremsprachh am Ta e seiner Thronbesteigun ihm ugefallen, fehlte es trittst an Paukenreigen und dalis en (V.13); wie der Cherub neben der Gegenwartsstätte Gottes im Aller- heilig ten stand, so stand er als gesalbter König neben dem ationalheiligthum, neben der Nationalgottheit s ganze Papstkir , ganzen Nachla » g aber verstehen läßt es sich sehr wohl, daß es so kom- Jzmen wird, und eine Freude ist’s, daß keine Seele ; mehr, die wirklich zu Gottes Volke zählt, sich dann « noch in dem Schooße dieser Kirche befindet, sondern 555 von "Tl?rus; Gott selbst, der wahrhafti e, hatte ihn in das a es gesetzt, er saß so auf dem eiligen Götter- berge Tyrus, unnahbar wie zwischen feuri en Mauern (V.14). Und in dem allen war er unver ehrt, bis er sündigte; aber wie Adam im Paradiese, so fiel er (V. 15), sein Handel riß ihn in Frevel fort, darum will Gott ihn von dem Götterberge Tyrus hinweg thun, fort aus seinerihn unnahbar machenden feuri en Mauer soll er, der wie ein Cherub neben der Gott eit von Tyrus und der Stätte ihrer Gegenwart stand (V. 16); herunter auf die Erde soll er, zu Schanden -werden vor den andern Königen, vom Feuer verzehrt, zu Staub soll er werden und nicht mehr sein (V. 17 —19).« Wir müssen aber stark bezweifeln, daß dies wirklich die Meinung des heil. Geistes gewesen ist, als er dem Propheten die Wehklage in den Mund legte; es würde das eine förmliche Sanctionirung des Heiden- thums, seiner Vorstellungen, Heiligthümer und Ein- richtungen sein, und ließe die ganze Sache sich einiger- maßen nur dann halten, wenn wir wüßten, daß König Hiram, der mit David und Salomo in so naher Ver- bindung stand, auch den wahren Gottesdienst ange- nommen und den Tyrischen Staat auf dies Fundament gebauet hätte, worauf aber mit keiner Silbe sonst in der Bibel hingedeutet wird. Die älteren Aus eger haben jedenfalls richti er gesZery wenn sie meinten, es sei hier die Geschi te der äpste beschrieben, die anfänglich Priester Gottes waren, leider aber aus- arteten und endlich dahin kommen, daß sie Gottes Gericht über sich erfahren; jene Auslekger irrten nur meit darin, daß sie voraussetztew der etzte der Päpste wer e der persönliche Antichrist selber sein, in Osfenb. 17, I ff. ist vielmehr deutlich und bestimmt das zur «roßen Hure ausgeartete Weib von dem rosinfarbenen Ehier voll Namen der Lästerung auf dem sie sitzt, unterschieden, und wenn nun etzteres offenbar den Antichrist bezeichnet als einen weltliehen Herrscher, der nur in en l0 Hörnern zur Zeit noch 10 Könige zu seinen Vasallen hat und also noch nicht eigentlicher Universalmonarch ist, bis er es dadurch wird, daß diese ihm ihr Reich überantwortem so ist das Weib eben dadurch zur großen Hure aus-geartet, daß sie mit diesem Thier gemeinschaftliche Sache macht, um sich von ihm tragen zu lassen. Sie hat da vollständig alle Scham und Scheu von sich geworfen, ist in ihrer Ve- gierde nach weltlicher Macht und Ehre, nach irdischem Glanz und Reichthum nun inwendig voll Frevels worden und hat ihr Heiligthum Verderber mit ihrer großen Missethat und unrechtem Han- del; es wird da auch nicht ausbleiben, daß sie zu Boden gestürzt und ein Schauspiel aus ihr gemacht werde vor den Königen, ja, ein Feuer wird aus ihr angehen, das sie verzehren oll. Es läßt sich aus den weni en Andeutungen in sfb. 17, 16 keine Geschichte der Zukunft im Voraus con- struiren, auf tvel e Weise der letzte der Päpste, um den es sich bei un rer Wehklage auptsächlich handelt, mit den 10 Vasallenkönigen des nticlärist in Conslikt - geräth und deren Haß in solchem Ma e erregt, daß .-diese nun kursen Prozeß mit ihm machen und die e verwiisten und verbrennen und ihren ihrer eigenen Herrschaft einverleiben; alle, in denen noch ein Ftinklein wahren C risten- glaubens ist, haben bereits Babel verlassen (O b. 1·8, 4 s.), ehe es mit dieser großen Stadt, die das Reich hat über die Könige aus Erden, zum Falle kommt. 556 Hesekiei 28, 2o—23. Unbegreiflicg erscheint es fast, wie in den verschiedenen Zeiten der ’irche, wenn Roms schwere Schäden und des Papstes maßlose Ansprüche wieder einmal recht zu Tage traten und jedes irgend noch christliche Ge- wissen bedenklich machen mußten, gleichwohl auch»edle Geister und gottesfürchtige Herzen in der katholischen Welt von der Gemeinschaft ihrer Kirche sich nicht los- sagen mochten, sondern lieber ihre Gewissensbedenken durch gehorsame Unterwerfung unter das papstliche Regiment beschwichtigten und nun desto freudiger und rückhaltloser alle Opfer brachten zur Aufrechthaltung dieses Regiments und zur StärkungundvErweiterung desselben; es wird das aber sofortferklärlich durch das, was in V. l2— 15 von dem Köiiigzu Tyrus gesagt wird, wenn wir darin eine Charakterisiruiig des Papst- thums erkennen, was es seinem ursprünglichen Wesen nach eigentlich sei und welche Mitgift göttlicher Gaben ihm von Haus zu Theil geworden. · Es it grund- verkehrt, wenn man dasselbe für eine usgebiirt menschlichen Aberwitzes, für ein Produkt des ehrgeizi- gen und herrschsüchtigen Egoismus ansieht und das Gelingen seiner Anschläge aus Rechnung außerer gnu- stiger Zeitverhältnisse und innerer mangelhafter Ein- sicht auf Seiten der Völker und ihrer Regenten setzt: die Zeiten haben in etwa 12 Jahrhunderten sich schon sehr oft und in·der Inannigfachsten Weise geandert, die evangelische Kirche hat Fuss, Jahrhunderten schon Gelegenheit genug gehabt, ihr Licht leuchten zu lassen, und Kunst und Wissenschaft haben in unserm· Jahr- undert eine Ausbildung erlangt, das; man sich ver- ucht fühlen könnte zu glauben, es sei bereits die höchste Stufe der Möglichkeit erreicht; dennoch beherrscht Rom mit seinem Papst die Herzen und Geister, und zwar gerade vielfach rechtzwahrheitsnchende und heils- bediirftige Herzen und mit besonderen Gaben ausge- stattete und für den Christusglauben entzundete Geister «—- mit einer Macht, die es wirklich zu einem Felsen macht, an welchem »das Narrenschiff der Zeit« noch scheitern wird, während im Gegentheil dieevangelische Kirche dasteht wie einWeinberg mit zerrissenen Zau- nen, den die Füchse, die kleinen Fuchse von unten her verderben und an dem nach oben solche ihren Muth- willen probiren, die er am wenigsten etwas angeht. Das deutet auf einen Schöpfer und Gründen auf einen Gebet und Beschützey der hinter Rom und seinem Papste steht und sein Werk nicht eher mit demselben fallen läßt, als bis er selber seine Zeit und Stunde sich ersiehet. Diese Zeit und Stunde wird kommen, und wird auf Einen Tag und in Einer Stunde kom- men, das haben wir nun schon mehrfach uns klar, ge- macht; und wir wissen auch bereits, warum sie kom- men muß, und daß Roms und seines Papstes Sturz desto furchtbarer und tiefer sein wird, je schlimmer die Greuel sind, die begangen worden ·und»die zuletzt die höchste Höhe erreichen werden, die sur eine Kirche überhaupt denkbar-möglich,ist. Aber darum ist Roms Papst der Absicht und Bestimmung nach, die derHErr ursprünglich mit ihm gehabt hat, doch ein reinlich Siegel, voller Weisheit und aus der Maßen schön, ist in Gottes Lustgarten gestellt, mit allerlei Edelsteinen nach Art des ·alttestamentl. Hohenpriesters geschmiickt, ist wie ein Cherub, der sich weit ausbreitet und den Gnadenstuhl decket, hist auf den heil. Berg Gottesgesetzet und wandelt unter den feurigen Steinen; am Tage, da er geschassen wurde, mußten bereit sein bei ihm sein Paukenwerk und Pseifen, und dieses Tages war er auch ohne Wandel in sei- nem Thun; auf ihn angewendet, bekommen die Worte des Propheten statt des matten, nur halbwahren, ja zum Theil schiefen und irreleitenden Sinnes, den sie in Betresf des wirklichen Königs von Thrus haben, wenn wir von ihm her uns das Verständniß holen wollen, auf einmal helles Licht und einen solchen Nachdruck öttlicher Wahrheit, daß wir sehen: ,,es ist noch nie eine Weissagung aus menschlichem Willen hervorge- bracht, sondern die heil. Menschen Gottes haben ge- redet, getrieben von dem heil. Geist« Es würde auch dem festen prophetischen Wort, das wir in der heil. Schrift besitzen, ein gar zu wichtiges Stück fehlen, wenn wir nirgend eineii Aufschluß fänden, was das römische Papstthum, das in der Geschichte des Neiches Gottes auf Erden genau ebenso viele Jahrhunderte seine Rolle zu spielen hat, wie der alttestamentliche Bund mit Jsrael bis zur Erscheinung Christi bestan- den, in den Augen des HErrn eigentlich bedeute und welche Wege er mit ihm gehen wolle: hier nun ist ein solcher Aufschluß, den die Ausleger nur darum nicht zu deuten wagen, weil es ihnen gar zu un eheuerlich vorkommt, daß schon ein Hesekiel so tiefe insicht in das Zukünftige gehabt haben solle; sie bedenken aber nicht, daß Hesekiel nur der Mund ist, der aber, der da redet, ist der HErr, der seinem Volke das ,,Licht und Recht« gegeben. Ein ähnli er Aufschluß wie hier wird uns dann durch den Se er des neuen Testam. in Offenb 11, 3—6 gegeben; daß wir aber bei aller Ehre, die wir dem Papstthum lassen, darum doch nicht wieder papistisch werden, dafür ist hier bei Hesekiel so- wohl gesorgt als auch bei St. Johannes durch andere Bilder von dem Papstthuny die es uns in seinen Greueln zeigen. VI· b. 20—26. Verletzte in der Reihe der, Israel zunäihst umgebenden Staaten ist Sidon, und muß da- rum die Weissagnng des Propheten sich auch wider diese Stadt ruhten, wenngleich nur in einen: kurzen, blos in Verkündigung des göttlichen Strafgerichts bestehenden und nichts über die bersundignng deren Sidon siih schuldig gemacht, enthaltenden Ausspruch W. 20——-23). Zbainit ist bereits die eine Siebenzahl von Drohweissagungen gegen auswärtigeböllier erfüllt (Jlmmon, Knab, Odem, Zllhilistäm Cyrus, Fürst v. T» Sidoii); die Rede wendet sich also hier schon zu einein Hinblick: auf Israel und legt dessen Gewinn dar, den es von den Gerichten Gottes über diejenigen, die um dasselbe her sind und es nciden nnd verachten, zur Grreichiiiig des ihm verheiße- nen künftigen therrlichlieitsstaiides haben wird w. 24—26)-. Eine gleiche Weuduiig der Rede wird uns dann auch in Kap.33,1—20 begegnen, wenn nun die zweite Sieben- zahl von Drohweissaguiigen hinter uns liegt, die es ins- gesamint mit Gghpteu und seinem König zu thun haben Man. 29, 1·—-32, 32). 20. Und des HErrn Wort geschah [immer weiter mich führend in Enthüllung der Zukunft] zu mir, und sprach: 21. Du Menschenkind, richte dein Angesicht [20, 461 wider Zidon svgt Jer.47, 4; Joel3, 9; Sach. 9, 2 f.], und weissage wider sie, 22. Und sprich: So spricht der HErr-HErt: Siehe, ich will an dich, Zidon [Ios.11,8Anm.1., mit meiner strafenden Hand Kap. 26, 3], nnd lvill an dir Ehre einlegen [wie einst an Egypten 2. Mos 14,4 u. 17f.], daß man erfahren soll, daß ich der HErr bin, wenn ich das Recht über sie gehen lasse, und an ihr erzeige, daß ich heilig sei sals der, der bei aller Gnade und Herablassung gegen die Mens en- Weissagung wider Sidon. 557 kinder doch seine Ehre und sein Recht sich nnverletzt bewahrt Jes. 6, 3]. 23. Und ich will swie vorhin über Jerusalem Kap. 5, 17] Pestilenz und Blutvergießen unter sie schicken auf ihren Gassen, nnd sollen sihre Krieger] tödtlich verwundet dakmnen sallen durch das Schwert, welches allenthalben uber sie gehen wird; und sollen erfahren, daß ich der HErr bin. Es steht noch ziemlich kläglich um das Verständnis; der prophetischen Weissagung, wenn die Ausleger uns zur Erklärung dieses Abschnitts im Grunde nicht viel mehr zu sagen wissen, als daß nach Jer. 27, 3 Sidon auch mit zu den Gliedern der antichaldäischen Coalitiorr gehörte und nun, um die bedeutsame Siebenzahl von Völkern aus Jsraels nächster Umgebung zu erhalten und den Kreis derselben, der mit Ammon und Moab in Südosten begonnen (Kap. 25, 2 ff.), in Nordwesten zu schließen, zu Tzhrus auch noch Sidon hinzugenom- men sei als ein nhang; wir werden dagegen zur Ehre des Wortes Gottes, voraussetzen dürfen, daß diese Hinzunahme ihren guten Grund in reichs- und heilsgeschichtlichen Gesichtspunkten habe und es hier neben Tyrus und seinem Fürsten sich noch um eine eigene, besondere antichristliche Macht handle, die im Hintergrunde der Weissagung steht und in Sidon nur ihren Typus hat. Und da liegen auch im Texte selber einige Andeutungen vor, welche Macht dies sei; denn wie das ,,ich will an dirE re einlegen« an Egypten erinnert, und das ,,ich will estilenz und Blutvergießen über sie schicken auf ihren Gassen, und es sollen tödt- lich Verwundete darinnen fallen durch’s Schwert« auf Jerusalem hinweist, so ist in Offb. 11, 8 u. 13 zu- erst von der Gas s e einer großen Stadt die Rede, die da heißt eistlich die Sodoma und Egypten, da auch unser Err gekreuzigt ist, und wird darna von einem großen Erdbeben gesprochen, in Folge essen der zehnte Theil der Stadt fällt und siebentausend Namen der Menschen ertödtet werden, die Andern aber erschreckenund geben Ehre dem Gott des Him- mels· Es ist 1a »unleugbar, »daß bei Sidon sich knüpfungspunkte finden, um die Erfüllung der Weissa- gung bis zu einem gewissen Maße nachzuweisenx namentlich kann man geltend machen, daß die Stadtdes schweren Druckes der persischen Herrschaft müde, sich wider Artaxerxes I1I. (Ochus) emporte und von diesem im J. 351 V. Ehr. von Grund aus zerkstört wurde, wobei denn 40,000 Menschen sollen umge ommen sein, daß sie aber bald wieder aus den Trummerhaufen sich er- hob, unter den Römern zu blühendem Wohlstand ge- langte und auch frühzeitig einige Christen unter ihren Bewohnern zählte (Apost»g. 27, 3), bis sie dann sogar der Sitz eines eigenen Bischofs ward. Das alles aber sind eben nur Ylnkiiupfungspunktq und» nun sind sie obendrein schwachlicher Art und so wenig der Erwar- «tung entsprechend, daß, wenn die Weissagung des xropheten es eigentlich nur mit dem geschichtlichen idon zu thun hätte, man sich versucht fühlen könnte auszurufen: hätte Hesekiel doch lieber solche Weissagung unterlassen, die durch den Erfolg eher widerlegt als bestätigt worden ist! Ganz anders stellt sich dagegen die Sache; wenn wir unter diesem Sidon die Christen- heit in derjenigen Gestalt verstehen, die sie ihrem politischen und religiösen Leben in dieser gegen- wärtigen Zeit zu eben schon angefangen und wobei sie einerseits von harao’s Grundsatz (2. Rief. 5, 2): »Wer ist der HErr, deß Stimme ich hören müsse? ich weiß nichts von dem HErrn« sich leiten läßt, und andverseits ganz die Sprache führt wie dort Jerusalem (Joh.19, 15): »wir haben keinen König denn den Kaiser«; nicht lange mehr wird es denn dauern, da wird der Zeugenmund der Kirche verstummt, all ihr Einfluß vernichtet und sie dem Geiste nach vollständig für die Oesfentlichkeit ertödtet sein, wenn auch ihr todter Leib auf »der Gasse der Stadt noch unbegraben daliegt in einigen kirchlichen Formen ohne Inhalt. ,,Es muß also geschehen, auf daß die Schrift erfüllet werde«, und wir haben oben in Offb. 11, 7——10 die Stelle schon genannt, deren Erfüllung den letzten bei- den Decennien des 19. Jahrh nach Gottes Rath (s. Anm. zu Jer. 29, 14; 31, 37; 32, 44) vorbehalten ist; wie aber der Seher der Offenbarung in Kap. 18 den Jnhalt dessen, was Hesekiel in V. 1—19 unsers Kap. von dem Fürsten zu Tyrus insbesondere noch geweissagt hat, nachdem er vorher von dem Pracht- schiffe Tyrus selber geredet, nicht wieder aufzunehmen brauchte, weil die alttestamentliche Prophetie die Sache damit schon erschöpft hatte, so hat nun wiederum unser altteftamentlicher Prophet die Aufgabe nicht, die Ver- sündigung Sidons näher zu charakterisiren — der HErr, in dessen Hand die alt- und neutestamentliche Prophetie ein einiges und ungetheiltes Ganze ist und der seinen Stoff vertheilt, wie es seiner Weisheit ge- fällt, hatte diese Aufgabe seinem Johannes beschiede1i, wenn er nun ihm die Offenbarung würde zu Theil werden lassen, seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll. In Betreff dessen aber, was Sidon für ihre Verschuldung widerfährt, wie Gott das Recht über sie gehen lässet, an i r Ehre einlegt und an ihr erzeiget, daß er heilig sei, timmen Hesekiel und Johannes, der alt- und neutestamentliche Prophet, vollkommen mit einander überein. Pestilenz und Blutvergießen und ein tödtlich verwundendes Schwert, das allenthalben gehet, ist es, was Hesekiel nennt; und Johannes sagt, woher das alles kommt und wie es mit einander zugleich sich verwirklichh indem er von einer Erdbebung redet, damit aber hin- deutet auf eine surchtbare innere Zerrüttung, in wel- cher ein großer Theil der Stadt zusammenstürzt und mit welcher ein Tödten verbunden ist, das mit den Namen der Menschen aufräumt. Noch sind es einzelne, nur dumpf und in ziemlicher Ferne erdröh- nende Erdstöße, die sich hören lassen in den Arbeiter- bewegungen und in dem Grollen der Socialdemokratem noch sind die Namen der Menschen, die Wortsührer auf dem Markt des Lebens und die Agitatoren der großen Menge, guten Muthes und glauben mit Zuversicht da- ran, die ,,heilsamen Reformen«, wie sie ihre Satzungen und Einrichtungen nennen, nun bis zu dem Punkte führen zu können, wo aus dem Wege geräumt ist, was ihnen nicht ansieht, und verwirklicht, was als ein Eldorado sie sich erträumen —es gilt aber auch hier: ,,wen Gott verderben will, den schlägt er zuvor mit Blindheit-« Und so wird erst der Anfang des künf- tigen Jahrhunderts es an’s Licht bringen, was eine Erdbebung im apokalyptischen Sinne zu bedeuten hat; die von allen Banden christlicher Zuchts und frommer Sitte frei geinachte große Masse, das in Unwissenheit göttlichen Worts und in Verachtung alle Auctoritäten des Himmels herangewachsene Geschlech,, wenn ihm nun das Eldorado der jetzigen Tageshelden auch ihr Gelüsten nicht befriedigt, in diesem Goldlande viel- mehr eine recht heiße Sonne brennt, deren Gluth kaum auszuhalten, sie werden ihre Ziele und Gedanken zu verwirklichen wissen —- nicht auf dem Wege anatomi- scher Section, wie ihre Vorgänger, sondern mit Gebrüll im Munde, mit Feuer in der einen und Schwert in der andern Hand, und ihre Füße werden so zerstörend und zermalmend austreten, daß denen, die es jetzt 558 Hefekiel 28, 24--26. ge, i. nicht glauben mögen (Hof· 8, 7): »die Wind säen, werden Ungewitter einernten«, der Glaube daran in die Hand kommen wird. Es giebt eine Pestilenz, die noch schlimmer ist, als wenn die Beulsen am Leibe durchbrechen, und ein Blutvergießem das grausiger wüthet als das auf dem Schlachtfelde; es giebt ein Schwert, das nicht von außen her über ein Land kommt, und so kann alles dreies zusammen sehr wohl ein und dasselbe sein, was, um die Sache dem Ver- ständniß näher zu rücken, der einfache Ausdruck: ,,eine große Erdbebung« besagt. Mag denn immerhin der xhnte Theil der Stadt fallen, wenn nur dieser zehnte heil gerade derjen e ist, den das gottesläfterliche Egypten und christus eindliche Jerusalem gebauet hat — es wird eine Wohlthat sein; und mögen immerhin siebentaufend Namen der Menfchen ertödtet werden, wenn diese siebentaufend nur gerade diejenigen find, die Gottes Heiligthum gelästert, das Herz des Volkes vergiftet und den Zeug des Thieres, das aus dem Abgrund aufsteigt (Offb.11, 7)—, in dem Streite wider die zween Zeugen angeführt und nicht eher geruhet haben, bis dieselben überwunden und ertödtet waren -— es wird eine Wohlthat sein! Die Andern werden dann erschrecken und dem Gott des Himmels wieder die Ehre geben; wenn diese unsre Stelle lesen, die werden sie verstehen und kaum mehr an Sidon denken, und gleichzeitig wird ihnen das Folgende -in klarem, hellem Lichte leuchten, denn Gott hat alsdann schon angefangen an Jsrael zu thun, was er da zusagt. 24. Und soll forthin allenthalben um das Hans Jsrael, da ihre Feinde find [in dem ganzen» Umkreis ihrer Nachbarvölkeh der Ammonitey Moabiten Edomiter, Philisteu Thrier und Si- donier, die ihnen bisher immer so mit Verachtung begegnet sind und großen Schaden gethan haben], kein Dorn, der da sticht, noch Stachel, der da wehe that, bleiben [4. Mos 33, 55]; daß sie erfahren follen,.daß ich der HErwHErr bin. 25. So spricht der HEMHErr svon dieser heilsamen Folge, die das Gericht über jene Völker für Jsrael haben wird, Veranlassnng nehmend, feine Friedens- und Heilsgedanken für die letzte Zeit Jer. 29, 11 in eine kurze Summa zusammen- zusassen]: Wenn ich das Haus Jsrael wieder ver- sammeln werde bon den Völkern, dahin sie zerstreut sind; so will ich bot den Heiden an ihnen er- zeigen, daß ich heilig bin sOffbz 12, 15 f.; IS- 13 ffz1· Und sie sollen wohnen in ihrem Lande, das ich meinem Knechte Jakob gegeben habe; 26. Und sollen sicher darinnen-wohnen, und Häuser bauen, nnd Weinberge pflanzen; ja, sicher sollen sie wohnen, wenn ich das Recht gehen lasse über alle ihre Feinde um und um [Offb. 12, 14; 19, 11 M; Und sollen erfahren, daß ich der HGB-er, ihr Gott, bin [vgl. Kap. 11, 17; 20, 42z se, 22 fs.]. Wir haben vorhin davon gefprochem wie »fich·die Zustände der Christenheit m unserm Erdthe1l, Ins- besondere auch in unserm Vaterlande, den Aufschliiffen gemäß, »die uns Gottes Offenbarung giebt, dergestalt entwickeln werden, daß die Weifsagunz des Propheten über Sidon darin ihre vollständige rfiillung findet; so traurig alle diese Ausfcchten für die nächste Zu- l kunft find, und so schwer die Gerichte, die da kommen werden, so tröstlich lautete doch das Ende, wenn es heißt, daß Gott die Leute will erfahren lassen, daß er der HErr sei, und wenn Offb. 11, 13 dies näher dahin bestimmt, daß man wieder dem Gott des Himmels die Ehre geben wird, nachdem man sich von ihm offen losgesagt und grundfätzlich den Gott der Erde an feine Stelle gefetzt hatte. Aber so schwer die Zuchtruthe für unsre Chriftenvölker fein wird, die beim neu- testamentlichen Seher als Erdbebung beim altteftament- lichen Propheten als Pestilenz und Blutvergießen und Schwert beschrieben ist — für sich allein würde sie doch nicht eine gründliche Umkehr und eine gänzliche Erneuerung der Herzen bewirken; denn Unglücksschläge, das lehrt die Erfahrung, machen oft genug die Völker keineswegs mürbe, und wenn es auch eine Zeitlang aussieht, als wären die Geister gedemüthigt und die Herzen zerschlagen, so hält es doch in der Regel gar nicht lange vor, sobald die Menfchen wieder Luft kriegen, find sie geschwind auch wieder die alten. Selbst große, herrliche Thaten Gottes im äußeren politifchen Leben gehen vielfach spurlos an einem Geschlechte vorüber: wir habeu’s an unserm deutschen Volke gesehen in dieser Zeit besonderer Gnadenhilfe des HErrn, wie wenig feine Gnade erkannt und sein Heil ergriffen wird, man bauet vielmehr dem Gott der Erde feine Altäre und gchafft die des Gottes des Himmels bei Seite. Aber er eigentliche Schwerpunkt für die neue Wendung, die da kommen soll und eine wirklich neue Aera herbeiführen, liegt auch nicht in jener großen Erdbebung; die hat nur aufzuräumen und hinwegzuschaffen und bei den Andern, die da übrig bleiben sollen, einen heilsamen Schrecken hervor- zubringen. Der Schwerpunkt liegt vielmehr in dem, was in Offenb 11, 11 u. 12 voraus genommen und freilich in sehr räthselhafteu Worten angedeutet wird. Wir haben schon öfter uns geäußert, in welchem Sinne wir die Worte auffassen, und werden zu Kap- 37, wo ein klares Licht alles Dunkel lichtet, darauf zurück- kommen; wir haben auch auf Grund der Zeitangabe über Jerusalems Zertretung in Offb. 11, 2 die gewisse Zuversichh daß letztere mit den Endjahren des gegen- wärtigen Jahrhunderts am Ziele ist und sich nun er- füllen wird, was der HErr in V. 25 unsrer Stelle dem Hause Jsrael verfpricht — die ganze Anlage der Offenbarung St. Johannis bürgt für die Richtigkeit unsrer Berechnung, wenn dieselbe nur richtig verstan- den und nicht ihres Jnhaltes entleert wird, wie von den Auslegern oielfach gefchieht. Jsrael auf einmal feinen Heiland erkennend und zu dem Christus, dessen Leben die Afterweisheit in der abendländischen Christen- heit in lauter Sage aufgelöst und dessen Leib, die heil. christl. Kirche, die Staatsklugheit der Tageshelden zertrümmert hat, sich bekehrend —- daffelbe Jsrael, aus dessen Mitte die schlaueften Widerfacher nnd die listigften Verfolger des Gekreuzigten hervorgegan en sind, fein Evangelium annehmend, nachdem es unser« Cours gese t worden und in die Rappufe gegeben ist — welche irkung wird das thun! wie wird da auf einmal alles Gerede über den »idealen« Christus sich verkriechen und feiner zuvor so gepriesenen Weisheit sich schämen, wenn der hiftorifche Christus sich lebendig erzeistl und wie wird die kritische Wisfenschafh welche die ibel zu einem apokryphifchen Buche und aus der heil. Schrift einen muhamedanischen Koran gemacht hat, wie Spreu vor dem Winde zerstieben! Gewiß, den Leuten, die jetzt so reich sich schätzen und fprechen: ,,ich habe gar satt und bedarf nichts«, wird es zum Bewußtsein kommen, wie sie so elend und jämmerlich find, arm, blind und bloß, wenn einestheils ihr Weg, Der Gewinn für Jsrael aus den Gerichten Gottes über seine Feinde. den sie sich selber erwählt hatten, sie an den Abgrund des Verderbens geführt, und anderntheils der Herzog der Seligkeit, von dessen .Fahne sie sich losgesagt, sich auch von ihnen nun gewendet und das Volk seines Eigenthums wieder unter seine Führung genommen hat. Jedes edle Gut läßt seinen Werth erst dann recht fühlen, wenn es einem abhanden gekommen: vorhin ging man liederlich damit um, aber nun würde man’s mit den Nägeln aus der Erde graben, wenn man’s nur wieder erlangen könnte. Und Christus, das höchste Gut, sollte er die Heiden, die er theilkaftig ge- macht der Wurzel und des Saftes im Oel aum, da er sein Reich zu ihnen brachte, die aber dann ihn ver- leugnet und vor das Lager ihrer Stadt hinausgeführt haben, weil die Wortfiihrer unter ihnen mit dem Ge- schrei sie bethörten: ,,lasset uns zerreissen feine Bande und von uns werfen seine Seilel« nun nicht zu eifern reizen damit, daß er sein Reich fortan im heil. Lande bauetkP Wir führen die Sache nicht weiter aus: es muß ein heiliges Dunkel bleiben über dem, was da kommen wird, menschliche Finger dürfen den wunder- baren Duft von den Blumen der göttlichen Prophetie nicht wegwischen wollen, darein sie gekleidet sind; aber andeuten wenigstens mußten wir, in welchen Punkten die vorliegende Weissagutig genau zusammentrifft mit dem, was des verherrlichten Menschensohnes eigene Hand seinen Knechten gezeigt hat in den seinem Lieb- lingsjünger geschenkten Gesichten, und haben wir daher oben die betreffenden Stellen aus der Offenbarung Pecilgeschktjiektbem wo der Leser sich das Verständniß zu u )en a . i Von Tyrus als Typus der antichristlichen Welt ist der die Kap. 26——28 umfassende Rede-Cyklus ausgegangen, um mit Sidon, in welchem sichuns das Bild des antichristlichen Zeitgeistes in un- srer so ernsten Gegenwart enthüllt hat, zu schließen; in seiner Mitte aber, wie wir uns nicht haben ver- bergen können, schließt derselbe die Weissagung von Rom’s Fall und dem plötzlichen Untergang des Papstthums in sich. Das scheiut ein Widerspruch insofern, als gerade in diesen unsern Tagen der Geist der Zeit sich zuerst und hauptsächlich gegen Rom richtet und bei ihm den Streit gegen die Kirche anknüpft, und als in diesem Geiste, wie wir später sehen werden, die Gefahr, welche im Prineip des Protestantismus liegt, sich ausgestaltet. Aber 1) ist der Protestantismus als solcher, als Prineip der Ablehnung und des Wid erstand es , nur eine Folge römischer Hartnäckig- keit und Unverbesserlichkeit; der evangelischen Kirche wäre es nie eingefallen zu einer protestantischen zu werden, wenn die Papste den Reformatoren das Evangelium freigegeben und nicht vielmehr mit aller Gewalt ihre Satzungen aufrecht erhalten hätten. Und darum ist Rom gerade für diejenige Gestaltung des Protestantismus verantwortlich, welche sich nicht dabei begnügt, in den beiden Ketten: Pienfch, Papst, Christus, Gott —- Glaube, Tradition, Schrift, den Papst und »die Tradition zu streichen, sondern auch Christum selber abthut und die Schrift nicht mehr als unmittel- bar göttliche Offenbarung anerkennt; wie er denn auch ein kirchliches Recht für sich dadurch herstellen zu kön- nen vermeint, daß er Christum zu einem Papste und die Schrift zu einer Tradition macht. Und was 2) den Weltsinn, die Augenlush Fleischeslust nnd das hoffärtige Leben betrifft, darauf der antichristliche Zeit- geist als seinem Acker zu Hause ist, so haben wir früher (Kp. 27, 25) darauf hingewiesen, wer mit christ- lichem Schein diesen Acker heilig gesprochen und für sein eigen Theil ihn jetzt noch möglichst zu cultiviren nnd auszubeuten sucht. 559 Das 29. Kapitel. Meissagung über das Königreich Eghpien VII— U. 1——16. Es folgen nun die Weissaguugen gegen Tuns-ten, in denen has, was« die geschichtliche Unter— lage betrifft, das Wort des hErru von den Genossen der anticlsaldäisclsen Goalition gegen das Haupt der letzteren wendet; gleich die erste dieser Weissagungett nun, die hier uns vorliegt, gehört, wenn auch noch nicht in die Zeit der fchärfereu Belagerung Jerusalems nach Weg— treibung des egypttschen Gntfatzheeres (2.Kiin.25, 2), doch schon in die Zeit, wo die heil. Stadt nun bald in Trümmern verhalten sollte, und zeigt, welche noch viel fkhlimmere Zukunft der egyptischen weltmacht warte, ohne noch die illollslreelier des göttlichen Gerichts an ihr näher zu be— zeichnea Der angemessene hochmuth dieser Macht, welche zugleich ein Fallstrieli für Juda ist, zieht dem pharao seine Straf: zu, damit dieses sich nicht mehr darauf slütze (v.1—7). Eghpten soll in eine wiiste Eiuöde ver· wandelt, das Voll: in die Länder zerstreuet werden und damit eine vierztgjcihrige schwere Eeidenszeit folgen w. 8—12); darnach soll voll: und Land wieder herge- stellt werden, aber Ggypten wird fortan ein lileiaes oder niedrigcs Königreich sein, dasj sich das Hans Israel nicht tuehr darauf verlasse nnd sich damit vers ündige (d.13 -16). l. Jm zehnten Jahr sseit Josachins Weg: führung Kap.2,1] am zehnten Tage des ztvolften Monden sdcs Adar L. Mel— IT, 2 Anm., d. i. Ende Februar oder Anfang März —- richtiger aber hat man zu übersehen: im zehnten (Monden) am zwölften (Tage) des Monden, d. i. An—- fang Januar des J. 588 v. Chr» ein halb Jahr vor Jerusalems Einnahme durch die Chaldäers geschah des HErru Wort zu mir, und fprach: Die Wichti keit, welche der Prophet den Aussprüchen über Egypten elbst beilegt, geht schon aus der Genauig- keit hervor, mit welcher er den Tag anmerkt, an wel- chem er sie empfängt, eine Angabe, die nur einmal (Kap. 30, 1) ausgeblieben ist. In der Zeit von2 Jahren und 2 Monaten reihen sich nach und nach folgende Weissa un en an einander: l) Eghptens vierzigjährige Knecht cha t (29, l—16) und Bestätigung dieses Urtheils fast 17 Jahre später 17-—2l); Z) der Tag des Gerichts über Egypten (30, 1——19) und Bestätigung kurz darauf (V. 20—26); Z) Warnung Pharaoss durch das Beispiel von Assur (Kap. 31); 4) Klagelced über den Fall Pharacks (32, 1-—l6) und über den Fall des egyptifchen Volks (V. 17—32). Pharao Hophra, wie mehrere seiner Vorfahren seit Hiskicks Zeiten, war ein unsicherer und verführerifcher Freund, auf den sich das sinkende Reich Juda zu seinem Verderben verließ; seine und Egyptens schwerste Schuld ist aber die Selbstvergötterung das hochrnüthige Vertrauen auf die eigene Macht. (Schmieder.) Den einzelnen chrono- logisgcxlgen Angaben zufolge ergiebt sich als Reihenfolge der eissagungen gegen auswärtige Völker, indem das unbestimmte, wenn nicht besondere Gründe dagegen vorliegen, durch die nächst vorhergehende chronologische Bestimmung mitbestimmt sein wird, unter Festhaltung dieses Grundsatzes folgende: 1) Ammon, Moab, Edom, die Philister (Kap.25); Z) Egypten, erstes und zweites Wort (Kap. 29, 1—16 u. 30, 1—19; Z) Thrus, er tes, zweites, drittes und viertes Wort, und Sidon ( up. 26—28); 4) Eghptem drittes Wort (Kap. 30, 20—26); 5) Egypten, viertes Wort (Kap. 3l); S) Egypten 560 Hesekiel 29, 2——16. sechstes Wort (Kap. 32, 17—3«2); Egypten Schlußwort (Kap. 29,17——21). Der Zeit nach liegt also diese erste Weissagung über E ypten vor Kap. 26—28 (2 Monat und 18Tage) ; daß sie nichtnichtsdestoweniger dahinter gestellt ist, läßt die Schlußstellung Eghptens als eine absichtliche erkennen, und wenn das Ueber- maß naturmiichtigenäHochmuths das Charakteristische für Egypten ist, so ist uns die gleiche Ueberhebung bei dem Könige von Tyrus in Kap. 28 entgegengetreten, es eignete sich also Tyrus sehr wohl, um von ihm zu Egypten nunmehr überzugehen. (Schroder.) 2. Du Menschenkind, richte dein Angesicht wider Pharao, den König in Egvpkenk nnd weis- sage wider ihn, und wider ganz Egyptenland [vgl. Joel 3, 24; Jes. 18, i fs.; 19, 1fs.; Jer. 46]. 3. Predige und sprich: So spricht der HEN- HErr: Siehe, ich will an dich, Pharan du König in Egypten, du großer Drache [Jes. 13- 22 u— 27, 1 Anm.], der dn in deinem Wasser liegest, und sprichst:. Der Strom ist mein, und ich habe ihn mir gemacht [vgl. Kap. 32, 2]. 4. Aber ich will dir ein Gebiß [Ring oder Angelhaken] in’s Maul legen und die Fische in deinen Wassern an deine Schuppen hängen ssich hängen lassen]; Und will dich aus deinem Strom heraus ziehen sammt allen Fischen in deinen Was: fern, die an deinen Schuppen hangen. » Z. Jch will dich mit den Fischen aus deinen Wassern in die Wüste wegwerfen; du wirst auf das [flache] Land fallen, und nicht wieder aufge- lesen noch gesammelt werden, sondern den Thieren ans dem Lande nnd den Vögeln des Himmels zum Aas sals der ihnen willkommeneu Speise] werden» H. Und alle, die in Egbpten wohnen, sollen [aus den schweren Strafen, die sie von meiner züchtigenden Hand empfangen] erfahren, daß ich der HErr bin; kzüchtigen aber will ich sie] darum, daß ste dem Hause Israel ein Rohrstab gewesen sind, 7; Welchey wenn sie ihn in die Hand fasseteu, so brach« er nnd stach sie durch die Seiten; wenn sie sich aber darauf lehncten, so zerbrach er und stach sie in die LendenM [2. Kön 18, 21 Anm.]. i) Der Sieg Nebucadnezar’s über den Pharao Necho IL bei Circesium hatte die egyptische Macht in Asien für immer gebrochenx ein entscheidendes Moment "sür das alte PharaonewReich war damit herbeigekom- men, es war der Anfang zu immer neuen Niederlagen. Egypten sollte den asiatischen Weltreichen erliegen: so hatte es schon Jeremia (Kap. 46) in Folge jenes Er- eignisses aufs Entschiedenste Verkündigt. Necho zog nicht mehr aus seinem Lande (2. Kön. 24, 7); die ohnehin nur kurze Regierungszeit feines Nachfolgers Psammis (Psammetich’s Il., l. Kön. 3, 1 Anm.) war, wie es scheint, ohne irgend welche Bedeutung; da trat in der Person des Hophra (oder Apriös bei Herodot, 2. Kön. 24, 20 Anm.) wieder ein Pharao auf, der Egypten zu früherem Glanze wieder verhelfen zu wollen schien, von ihm ward wieder die übermüthige Sprache der alten Pharaonen geführt (Herod. II. 169), er war auch wirklich nach seinem Vorfahren Psamme- tich der glücklichste der früheren Könige. Seine Kämpfe gegen Cypern, Sidon und Tyrus, aus denen er mit reicher Beute heimkehrte, eigen, welche An- sprüche er aufs Neue verfolgte; nicht minder beweisen seine Unternehmungen gegen Cyrene einen kühnen, eroberungssüchtigen C arakter. Schon auf diese Er- neuerung eghptischer acht gesehen, mußte es an der Zeit scheinen für einen Propheten wie Hesekieh das Wort des Jeremia wieder aufzunehmen und in seiner Wahrheit zu bekräftigen, hierzu kam aber noch, daß Egypten damals mit Juda in ungewöhnlich enge Ver- bindung getreten, mit Hophra hatte Zedekia gegen Babel ein Bündniß geschlossen und ein egyptisches Heer, welches wirklich zu Hilfe nach Jerusalem Zog, mußte durch Nebucadnezar zurückgetrieben wer en. Wie Hesekiel diese Verbindung ansah, erhellt aus seiner Weissagung in Kap. 17; Egypten war ein schwacher Rohrstab für Israel, ja sein Verderben in dieser Zeit. Nimmer sollte und konnte aus dem Lande, welches als das Land alter Knechtschaft in der Geschichte Jsraels so bedeutsam dastand, Rettung und Heil für die Theokratie hervorgehen; hier galt es, die falsche Eintracht zu vernichten (Jer. 43, 10 sf.; 44, 29 f.) und den Sieg der göttlichen Wahrheit in enauen und ausführlichen Schilderungen des über gypten ver- hängten Verderbens zu bekräftigen. (Hävernick.) H) Pharao, .der König von Egypten, gegen» den das Drohwort sich zunächst wendet, werd der ,,große Drache« genannt, welcher Ausdruck ein langgestrecktes Thier, die Schlange bezeichnet, hier insonderheit die Wasserschlange, das Krokodil (Hiob 40, 20 u. 28 Anm.), dies stehende Sinnbild Egyptens bei den Pro- pheten, das auf Pharao als den Beherrscher Egyptens und Repräsentanten seiner Macht übertragen ist; unter dem ,,Wasser« sind die Arme und Kanäle des Nil zu verstehen (Jes. 7, 18), das Prädikat aber: »der du in deinem Wasser lie· est«, deutet schon hin auf die stolze Sicherheit seiner a t, der Pharao sich hingab. Wie das Krokodil in den ewässern des Nil als Herr des Stromes ruhig daliegt, so hielt sich Pharao für den allmächtigen Herrn von Eghpten; dies besagt seine Rede: »der Strom ist mein und ich habe ihn mir ge- macht«, er nennt sich den Schöpfer des Nil, weil er sich für den Schöpfer der Größe Egyptens hält. Dieser Hochmuth, in welchem er Gottes vergißt, sich göttliche Macht beimißt, begründet seine Schuld, wofür Gott ihn türzen wird. Das Krokodil Pharao will Gott mit ngelhaken aus seinem Nile herausziehen und auf das Trockene hinwerfen, wo er sammt den mit ihm an seinen Schuppen herausgezogenen Fischen nicht aufgelesen, sondern von den wilden Thieren und Raubvögeln gefressen werden soll. Das Bild ist her- genommen von der Art, wie schon im Alterthum das Krokodil durch große, eigenthümlich construirte Angel- haken gefangen wurde; die Fische, die an den Schup- pen des Ungethüms hängen, und mit ihm aus dem Nil herausgezogen werden, sind die Bewohner Egyptens, denn der Nil repräsentirt das Land, und das Werfen des Thieres in die Wüste, wo es verwesend von den Raubthieren und Raubvögeln gefressen wird, bezeich- net die Versetzung in einen Zustand der Qhnmachh Hilss- und Mittellosigkeit, indem auf trockenem, dürrem Lande Wasserthiere umkommen müssen. kKeilJ Der Ausdruck ist von den natürlichen Verhältnis en Egyxsptens entnommen, wo an die fruchtbaren Ufer des . il die öde, schaurige Wüste sich ans ließt. Das Land, auf welches der große Drache fa en soll, ist das offene Feld im Gegensatz gegen die prächtigen Mausoleen, in welchen die egyptischen Pharaonen in den Zeiten ihres Glanzes beigesetzt wurden: er kommt so tief herunter, daß er nicht einmal ein ehrliches Begräbniß Weissagungen wider Egypten 561 erhält; als König ist er sozusagen eine ideale Person, die eine große numerische Vielheit unter sich befaßt, so paßt auf ihn das: ,,du wirst nicht aufgeleseu uoch ge- sammelt werden« —— jeder seiner getödteten Unter- thanen war gleichsam ein Stück Pharao, wie bei dem Rückzuge aus Moskau (18l2) in jedem todten Frau- zoseii Napoleon gesehen wurde. (Hengstenberg.) Nach Herodot soll Pharao Hophra in Folge der Niederlagem die sein Heer durch die Cyrenäer erlitten, und des dadurch hervorgebrochenen Aufruhrs der egyptischen Priesterkasse wider Amasis, der sich, statt die RebeIlen um Gehorsam zurückzubringen, von ihnen zum Könige habe ausrufen lassen, Freiheit und Thron ver- loren haben und von dem wüthenden Volke erwürgt worden sein (Jer. 43, 13 Anni.); der sowohl von Herodot aus-gesagte, als auch durch Monumente be- stätigte Haß des egyptischen Volkes gegen Hophra wird jedoch schwerlich aus dem Angegebenen zu er- klären sein, wenn nicht in irgend welchem Zusammen- hange mit jenem Zuge gegen die Cyrenäer eine chal- däische Jnvasion in E ypten hinzugekommen ist, wo- durch der Uebermuth ophra’s dem egyptischen Volke, gleichsam durch einGottesgericht verdammt, umso hasfenswerther erscheinen konnte, als zu dem bis- herigen Glück und Glanz dieses Pharao das durch ihn verfchuldete Elend von Land und Leuten der schneidendste Gegensatz war. (Svchröder.) » · M) Eine Warnung, welche m Jes 36, 6 heidnischer Haß und Uebermuth ausgesprochen, wird nun zur traurigen Wahrheit, seit Eåhpten in seiner Ohnmacht sich zeigte (Jcr. 37, 5 ff.); gypten war aber eben so unzuverlässig seiner äußerlichen Macht als seinem Charakter nach, in welcher letzteren Beziehung es schon bei den Alten übel berüchtigt war. (Hävernick.) »Wenn Jsraeliten Egypten bei seiner Hand ergriffen, so zer- brach der Rohrsiab Egypten und fuhr ihnen durch Hand und Arm bis zur Schulter hinaus; wenn sie aber auf diesen Rohrstab gar sich stützten, so zerbrach derselbe, fuhr ihnen durch die Hüften und machte sie, indem er dadurch ihre Muskeln, Bänder und Gelenke verletzte, starr und steif, so daß sie nur noch stehen, aber nicht mehr gehen konnten. (Kliefoth.) So ging es dem Reich der ze n Stämme unter osea mit Egypten (2. Kön. 17, 4 .), und ebenso dem önigreich Juda unter Zedekia (Michaelis.) Rohrstab ist alles, was in dieser Welt ist, wie Menschengunsh zeitlich Glück, Schönheit, ja das zeitliche Leben selber; von außen sieht es wie ein Stab aus, und Viele spazieren damit, innen aber ist es hohl und zerbrechlich. (Starck.) Gott straft nicht allein die, die sich auf Fleifch ver- lassen, sondern auch die Fleisch sind und Andere mit sich trösten wollen. (Schröder.) Darum sum das Haus Israel die Thor- heii und Süudigkeit seines Vertrauens auf dich, o Egyptem recht erkennen zu lassen] spricht der HEN- HErr also: Siehe, ich will das Schwert uber dich kommen lassen, und beide Leute und Vieh in dir ausroiien. » 9. Und Egyptenland soll zur Wusie und öde werden, und sollen erfahren, daß ich der HErr sei, darum- daß er sihr König Pharao V. 3] spricht: Der Wasserstrom ist mein, und ich bin es, der es thut swas zu thun ist, so daß für Gott nichts zu thun übrig bleibt]. 10. »Darum siehe, ich will an dich und an deine Wasserstromy und will Eghpteuland wüste und öde machen von dem Thurm zu Syene an [richtiger: von Migdol, 2 M. von Pelusium, an bis gen Syene im Siiden], bis an die Grenze des Mohrenlandesr [Aethiopiens], · 11. Daß weder Vieh noch Leute darinnen gehen, oder da wohnen sollen vierzig Jahre lang. 12. Denn ich will Egyptenlaud wuste maih»eii, und will ihre wuste Grenze uzid ihre Stadte wuste liegen lassen, wie andere wuste Siadte, vierzig Jahre lang; und will die Ggypter zerstreuen unter die Heiden, und in die Lander will ich sie ver- jagen« · » «) Luther richtet sich hier nach Hieronymus, seine Uebersetzung giebt aber keinen rechten Sinn, da Syene am Stidende von Eghpten liegt, an der Grenze gegen das Mohreuland hin (bei der Granitinfel Elephantiiie inmitten des Nil, unterhalb der 2 Stunden langen Katarakten, die der Strom bei seinem gewaltigen Durchbruch durch das aus Granit und.Syenit be- stehende Grenzgebirge bildet, am östlichen Ufer des Flusses, genau unter dem nördlicheii Wendekreise); es ist also das Wort des Grundtextes nicht durch ,,Thurm« wiederzugeben, sondern als Eigenname aufzufassen, doch nicht das Migdol oder Migdal in 2. Mos. 14, 2 zu verstehen, sondern das 12 rom. (= M, deuische) Meilen von Pelusium entlegene an der Nordgrenze, und ferner das »zU« in ,,bis« zu ändern, so daß dann zu ,,bis Syene« noch die nähere, verdeutlichende Bestimmung folgt: ,,bis an die Grenze des Mohren- landes.« — «) Um theils die Schuld Egyptens zu ahnden (V. 9), theils Juda sein siindiges Vertrauen auf dasselbe schwer empfinden zu lassen, soll Egypten eine furchtbare Verwüstung treffen, die sich auf seinen ganzen Umfang von Norden nach Siiden erstreckt und 40 Jahre.andauert; diese 40 Jahre nehmen nach V. 17 ff. mit dem J. 572 n. Ehr. ihren Anfang Her. 43, 13 Anm. 2), reichen also mit ihrem Ende is in die letzten Jahre der Regierung des Königs Cyrus von Persien (Esra 1, 4 Anm.) hinein. Um diese Zeit muß Amasis, der· etwa 44 Jahr regiert hat, sich von der babylonischen Oberherrschaft mehr und mehr wieder frei gemacht haben, und der Zug des Cambyses gegenEgypten hatte den»Zweck, das Land wieder zu seiner Zinspflicht zuruckzubringem wenigstens hat derselbe nicht mehr· als ein gewisses ferneres Abhängigkeitsverhältniß erreicht, daß Egypten ein klein Königreich (V. 14) blieb. 13. Doch, so svrichi der HEwHErrzWenn die vierzig Jahre aus sein werden, will ich die Egypter wieder sammeln aus den Volkern, dar- unter sie zerstreuet sollen werden; 14. Und will das Gefanguiß Eghpieus sdurch Aufhebung des über dieses Land oerhängien Straf: gerichts 16, 531 wenden, und sie wiederum ins Land Paihros [Jes. 11, U; Jer- 44- IJ IMMEN- welches ihr Vaterland sdas Land ihres Ursprungs 1.Mos. 10,14] istzt und sollen daselbst ein klein Kbnigreich sein. » » 15.» Denn sie sollen klein seiii gegen andere Kdnigieiihtz nnd nicht mehr herrschen uber die Heiden; und ich will sie gering machen, daß sie nicht mehr uber die Heiden herrschen sollen-«« · 16. Daß· sich dasHaus Israel nicht mehr »aus sie verlasse und sich damit versundige, wenn sie sdie 562 Hesekiel 29, 17-——21. 30, 1—-3. oom Hause Israel] sich an sie sdie Egypter, wie sie das bisher gethan] hangenzitt und sollen er- fahren, daß ich der HErr-HErr bmJk V) Pathros ist das egyptische Pistol-es, d. i. Süd- land oder Obereghptem bei Griechen und Römern ’l’hebais genannt; die Bezeichnung dieses Distrikts als Geburtsland der Egypter wird sowohl durch die Nach- richten bei Herodot als durch die egyptifche Sagen- gefchichte bestätigt, indem nach dieser der erste König, welcher nach den Göttern regierte, Menes oder Mann, aus der vom Erdboden verfchwundenen Stadt Thinis in der Nähe von Abydos in Obereghpten ftammte und das später so berühmt gewordene Memphis in Nieder- Egypten gründete. — «) Auch nach Cyrus blieb Egyplen immer ein gefchwä tes Königreich, mit altem Stolz, aber ohne die frü ere Macht. (Schmieder.) Nie hat Egypten wieder bestimmend in den Gang der Gefschichte ein egriffen: aus der Wirkung schließen wir an· die Urfa e; große Katastrophen müfsenin der Zeit Nebueadnezars uber Egypteii ergangen fern, sonst hätte die welthistorifche Folge nicht eine so durch- greifende und dauernde sein können. (Hengftenberg.) Hi) Jetzt tritt Egypten als Ankläger gegen das Bundesvolk vor Gott auf, als ein Zeuge seines Mangels an Gottvertrauen, seiner abgöttischen Be- wunderung weltlicher äußerer Macht, also seines Ab- falls von Gott; dann aber soll es kein solcher Sünden- inahner für Jsrael mehr sein, weil nun kein Gegen- Fand des Vertrauens mehr. (Hävernick.) Gott weiß en Seinen wohl aus den Augen zu rücken, was ihre Augen bestach und gefangen hielt, (Schroder.) » Alle Veranderungen m der Welt haben Ihr Absehen fchlteßlich auf die Kirche (Starke.) Der Zweck aller ergehenden Gerichte ist, das Volk der Gläubigen vom Vertrauen auf was Menschli es abzuziehen und ein festes Ver- trauen auf Gott i m dafür beizubrin en. (Berleb.B.) f) Die Erkenntnis; Jehovcks als Err und Herr- scher wie in Gericht, so in Erbarmen, bleibt Refrain, ist für Israel und für die Heiden das Ende der Wege Gottes. (Schröder.) VIII. d.17—2t. Im vorhergehenden war das Werkzeug nicht genannt, durch welches über Ggtjpten Gottes Gericht liommen sollte; als solrhes steht nun aber in diesem, 17 Jahr später empfangenen Gotlesusort Nebukadnezar da, den Gott siir die dernikhtung non Genus, die in Rad. 26 ff. gewctssagt wurde, in seinen Dienst genommen und der an der Beute, die er da gemacht, den Lohn für seine nud seines ljeeres siehest und Mühe nicht gefunden hat; es wird ihm darum Ggijptett mit seinem Gut zu— erkannt All. 17—20). sllm alter zugleich in tzetresf Ggyptens die in V. 6 f. n. 16 vorkommende Bezugnahme auf das Haar« Israel wieder zur Geltung zu dringen, folgt zum Schlttß eine thinmeiftnig auf das, was der HGrr seiner Zeit mit diesem Hause thnn wird (io. 21). 17. Und es begab fiel) im sieben und zwan- zigsten Jahr sseit Jojachiws Wegführrtng d. i. im J. 572 o. Chr] am ersten Tage des ersten Monden sdes Ahn, also Ende Niärz], gefchah des HErrn Wort zu mir fuachdem es in der Zwischenzeit der 17 Jahre seit V. 1 ff. noch oft an mich ergangen war Kap.27,1;30,1;31, 1;32,lu.17; 33,1u.21;34,1;35,1;37,1; 38,1; 40,1J, und sprach: Zu· Anfang des 27. Jahres Jojachitsis begann die Expeditton Nebueadnezans gegen seinen Hauptfeind Egypten und damit die Erfüllung der Weissagung in V. 1——16; mit diesem Beginne gleichzeitig ist das vor- liegende Prophetenwort, in welchem Hesekiel feine frü- here Verkündigung wieder aufnimmt und sie erweitert, und nun verkündigt er mit einer Klarheit und Sicher—- heit, die nur Gottes Geist gewähren ann, gleich zu Anfang fchon das Ende (Jes. 46, 10). Es hat viele Wahrfcheinlichkeit, daß wir- in dem obigen chronologi- Ren Datum zugleich das der ganzen Sammlung der eifsagunåen Hesekiehs vor uns haben, daß der Pro- phet bei elegenheit der Sammlung den Nachtrag, mit dem wir es hier zu thun haben, hinzufügte Die ganze weisfagende T ätigkeit Hesekieks bewegt sich um die große antichaldäische Eoalitiom mit ihrer Bildung gleich eitig ist fein er tes Auftreten, mit ihrem Schlusse, dem uge Nebucadnezar’s gegen Eghpten, ist seine Mission vollendet, und sobald diese Mission vollendet ist, stellt er die sie betreffenden Akten zusammen. (Hengstenberg·) Vgl. jedoch zu V. 21. 18. Du Menscheniind, Nebukadnezar, der König zu Babeh hat sein Heer mit großer Muhe Vor Tyrus gefuhret sdemselben dadurch, daß er es vor Tyrus geführt, große Mühe und Beschwerde bereitet], daß alle Häupter kahl und alle Seiten berlluft [beschundelt] waren [in Folge von den schweren Lasten, die so lange Zeit auf den Häup- tern und an den Seiten von den Soldaten ge- tragen werden mußten, um durch Aufschüttung eines Dammes zwischen dem Festlande und der Jnselstadt deren Belagerung und endliche Einnahme zu «ermöglichen]; und ist doch weder ihm noch fei- nem Heer seine Arbeit vor Tvrus belohuet worden [indem, als die Stadt nun wirklich fiel, das Beste theils verzehrt oder zerstört, theils bei Seite ge- schafft war und daher nur eine geringe Beute ge- macht werden konntest 19. Darum spricht der HErvHErr also: Siehe, ich will Nebueadnezay dem Könige zu Rahel, Egyptenland szur Entschädigung] geben, daß er alle ihr Gut wegnehmen und sie berauben und plündern soll, daß er feinem Heer den Sold gebe [in einer nun desto reichlicher davon zu brin- genden Beute] 20. Aber das Land Egyplen will ich ihm geben für seine Arbeit, die er daran san Tyrus, mit seinem Heer] gethan hat; denn sie haben [in- dem durch sie meine Gerichte über diese Stadt nun zum Vollzug gekommen] mir gedient-l, spricht » der HErtxHErrXt i) Man braucht sich nicht aufNachweifungen ein- zulassen, wie die Thrier wahrscheinlich während der langen Belagerung ihren ganzen Reichthum theils ver- loren, theils in die Eolonieen geflüchtet haben möchten, so daß Nebucadnezar, als er endlich Tyrus einnahm, nur einen Trümmerhaufen und keine Beute, also auch keinen Lohn fand, Hefekielcs Gedanken von der Sache sind vielmehr einfach folgende: wenn Nebueadnezar Thrus nach lsjähriger Belagerung erobert und dabei Beute macht so ist letzteres Selbstfolge von erfterem; aber dieser Lohn, den die Belagerung und Eroberung von Tyrus in sich selbst trug, genügt für eine solch schwere Arbeit fo wenig, daß er gar nicht als Lohn Durch Nebucadnezar soll Gottes Gericht über Egypten ausgeführt werden. angesehen und Lohn genannt werden kann, es muß für solche Leistung dem Nebucadnezar ein außer Tyrus liegenden nicht so selbstverständlich« Preis zum Lohn gegeben werden, und der soll Egypten sein. (Kliefoth.) «) Jm Die1iste Gottes, um Gottes Strafgericht zu vollziehen, hatte Nebucadnezar Tyrus gedemüthigh wenn er es auch selbst nicht wußte und glaubte; doch konnte er (nach den Erfahrungen, die er mit Daniel und seinen drei Freunden gemacht, Dan. 2 u. Z) es wissen. (Schmieder.) Wer Gott dient, der dient nie ohne Lohn. (Schröder.) Auch die äußerlich und welt- lich guten Werke belohnet Gott mit einem zeitlichen Lohn dieses Lebens; dies macht aber dennoch solche Werke nicht zu geistlich guten Werken, aus welche der Inbadlsnlohn jener herrlichen Ewigkeit folget. (Tüb. — i e. 21. Zur selbigen Zeit lwenn nun Egypteii dem ihm bestimmten Gericht erlegen sein wird und Nebucadnezaih wie seine Arbeit an Thrus gethan, so auch seinen Lohn an Eghpten gefunden hat] will icb das Horn des Hauses Israel wachsen [besser: dem Hause Israel ein Horn sprossen] lassen, nnd will deinen Mund unter thue-u lunter denen vom Hause Israel] aufthuiy daß sie sindem sie nun vor Augen sehen, wie sich die Erfüllung der durch dich, meinen Propheten, ihnen geschenkten Verheißungen anbahnt] erfahren, daß ich der HEir bin» Diese Weissagung bezieht sich ohne Zweifel auf die Besgnadigung und Erhebung Jojachin’s, die uns in 2. ön.25,27——30 mitgetheilt wird; nach dem Beginn der Gefangenschaft dieses Königs hat der Prophet alle seine Weissagungen gerechnet (Kap». l, 2), und war also die Wiedererhohung desselben (ifm· J.«562 v. ChrJ der eigentliche Abfchluß seiner Thatigkeit Er hatte nun, gleichwie für seine Drohweissagungen in der Zer- störung Jerusalems, so auch für seine Perheißungen in dem allerersten Anfang iShrer Verwirklichung einen Beweis · seiner göttlichen endung vor dem Hause Israel m Hunden, so daß das Aufthun seines Mun- des fortan ein freudiges sein konnte; freilich dürfen wir das nicht so verstehen, als habe er nun noch weitere Aussprüche Gottes gethan, das hier vorliegende Gotteswort ist vielmehr das lehre, das er empfängt, aber vfielesvon dem bisher Empfangenen hat er nur schriftlich niedergelegt, und· so redet er Jetzt erst, da er seine Scghrist der Oeffentlichkeit ubergiebt, vor dem Hause JsraeL Dieser Auffassung von dem Jnhalt unsers Perses widersprieht nicht das »zur selbigen Zeit«,«insofern »das in V. 1.- angegebene Jahr noch ziemlich weit abliegt von dem 37. Jahr, in wel- chem Nebucadnezars Sohn· und Nachfol er, Entl- Merodach, das Haupt Jo1ach1n’s aus dem «erker her- vorhob und ihn auszeichnete; denn die ganze Zeit der Erniedrigung Egyptens wird, wie Hengstenberg richtig bemerkt, unter dem Bilde eines »idealen Tages geschaut Da egen spricht entschieden sur die Richtig- II; Zskkkzsicossssksäiisks ZEIT? FFFTFxZFHTUHHTIEiTTZFE7 nichtung des Königthums der Verheißung (Kap. 17, 1 äåybfalåer ngilinf sproß; iåus dem zzuriickgeblieblezieg m » er n ang eine neuen ervor, we e sehlåetßkP säh; cjpitze denz megiaiäischeg sKånlig der- rei la. ,·:«— . ewi at ee"e as Jahr 561 v. Ehr. noch erlebt, also, da er nach Kap.1, I im J. 624 geboren ist, ein Alter von mindestens 63 Jahren erreicht. 563 Das 30. Kapitel. Meissagung wider Eghptenland und den- Riinig Fljaraa DE— v. 1—«19. Es folgt eine Wiederaufnahme nnd Er— weilerung des Inhalts von Rad. M, 1—16 in einem neuen Gotteswoth das der prophet wohl nicht lange nach den: eben erwähnten empfing nnd das der dort zu— nächst mit Beziehung auf Israel gesprorheneu Weissagung nun ihre Beziehung auf dle fljeidenvöltieiz insbesondere die egyptischen Bundesgenossen giebt und ebenfalls sehon als denjenigen, durch welchen Gott die Menge in Ggypten wegtciumen will, den König Nebukadnezar zu Bube! be- zeiehuet Kuhebeud mit der Aufforderung zur Klage verltiitidigi das Orakel, daß de: Gerichtstag des tjErru nahe sei und über Gghpteii und die mit ihm oerbüiideten dlöllier hereinhrechen werde W. 1—5); sodann wird in drei, durch die Worte: »So spricht der iljGrW einge- leiteten Wendungen der tllollzug des Gerichts geschildert: a) Uerniuhtung der Macht Ggyptens und Uerheeruug des tEandes(ll1.6——9); b) derjenige, der das Gericht zu uollltrertieti hat, ill Nebukadnezar mit seinen wilden schauten, nnd Ggypten geräth nun an böse Ernte W. 10-—12); c) das Gericht besteht in einer klernichtung der Götzen uud der Fürsten Eghptenku in Groberung und Zerstörung seiner Xeslungem in Tödtuug seiner Mann— sihaft und Wegfüljruug seiner Bevölkerung Ah. 13——19). I. Und des HErrn Wort geschah zu mir [wohl zu derselben Zeit wie in Kur. 29, II, und sptsschs . . . . Die Ueberschrift enthält kein chronologisches Datum, und auch der Inhalt bietet keine sicheren Anzeichen für genauere Bestimmung der Zeit seiner Entstehung· wäh- rend nun Hieronymus dieses Orakel in diesel e Zeit mit der Weissagung in Kap. 29, 1—16 gesetzt hat, wollen Andere es enger mit Kp. 29», 17——2l verbinden und für die jüngste aller Weissagungen Fesekieks halten. Für den Anschluß an Kap. 29., 17 f. macht man hauptsächlich geltend, daß in V. 3 der Gerichts- tag über Egypten als nahe bevorstehend gedroht werde, was nicht für das 10. Jahr (29, l) passe, wohl aber für das 27ste (29, 17), wo Nebucadnezar nach been- digter Belagerung von Tyrus in Begriff stand, in Egypten einzufallen; allein das Nahesein des Tages des HErrn ist ein so relativer Zeitbegrisß daß sich daraus gar nichts Genaueres über die Abfassungszeit des Orakels entnehmen läßt. Auch die Stellung unsrer Weissagung hinter der mit Datum versehenen in Kap. 27, 17 ff. beweist nichts, weil die folgenden mit Zeit- angaben versehenen Weissagungen (30, 20 fs.; 3l,1ff.; 32,1 u.17) alle aus einer viel früheren Zeit stammen; daraus erhellt klar, daß Kap. 29, 17—21 außerhalb der chronologischen Reihensol e eingeführt ist· (Keil.) Unsere Weissagung it in die Zgwischenzeit zwischen dem 12. Tage des 10. onats im zehnten Jahre (29,1) und dem 7. Tage des I. Monats im elften Jahre (30, 20) zu setzen, was einen Zeitraum von 3 Monaten weniger 5 Tagen beträgt. (Schmieder.) 2. Du Menschenkind, weissagc und sprich: So spricht der HErr-HErr: Heulet (und sprechet): O weh des Tages! s. Denn der Tag ist nahe, ja, des HErrn Tag ist nahe, ein finsterer Tag [Joel 1, is; g, 2]; die Zeit ist da, daß die Heiden szur Strafe über 564 Hesekiel 30, 4—12. EgypteUJ kommen sollen [wörtlich: die Zeit der Heiden, wo dieselben nämlich gerichtet werden Jer. 27, 7., wird er, dieser Tag, sein].«« 4. Und das Schwert soll über Eghplen kom- men, und Mohrenland muß erschrecken sin Furcht, daß es selber noch von dem Verderben werde ereilt xverden, krampfhaft sich winden], wenn die Er- schlagenen in Egvpten fallen werden, und ihr Volk weggeführeh und ihre Grundfesten sin den Ein: richtungen, auf welchen der Bestand nnd die Wohl- fahrt des Reiches beruht] umgerisseu werden. 5. Mohrenland [Aethiopien] und Libyen und Lydien [Kap. 27, 10; Ja. 46. 9], mit allerlei Pöbel [mit dem gesammten Troß der aus ver- schiedenen Völkerschaflen angeworbenen Söldlinges und Chiib, und die aus dem Lande des Bandes Hals, «· sollen sammt ihnen durch-s Schwert M. V) Wie Luther die wenigen Worte des Grundtextes aus efaßt hat, wäre an die Chaldäer zu denken, die nun? Gottes Rathschluß nun bald das Gericht an Eghpten vollstrecken sollen; Hesekiel sieht aber in dem speziellen Gericht über Eghpten einen Theil jenes all- gemeinen, über alle antitheokratischen Mächte ergehen- den Gerichts, wie es besonders Joel geweifsagt hatte, und hebt deshalb mit einem Ausspruch dieses Pro- pheten an, es ist daher die ,,Zeitder Heiden« vielmehr von der über die Heidenwelt ergehenden Gerichtszeit (vgl. Jes 13, 22) zu verstehen: ,,nachdem früher das Gericht an dem Hause Gottes angefangen, werden nun auch die Heiden in einem ihrer Hauptrepräsentanten gerichtet« Hengstenberg, der soweit ganz richtig auslegt, behauptet darnach weiter, daß nach unsrer Stelle auch das ,,oftmißverstandene« Wortdes HCrrn in Luk 21, 24x ,,Jerusalem wird zertreten werden von den Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird« in dem Sinne gedeutet werden müsse: bis die Zeit des Gerichts über dieHeiden herankommt, und scheint damit diejenige Deutun mit kurzem Spruche abthun zu wollen, welche die eit der Heiden in dem Sinne von Matth.21,43 nimmt, als Bezeich- nung der Zeitläufe, in welchen das Reich Gottes den Heiden gegeben ist; es ist aber das schon an seiner Auslegung verkehrt, daß er für ,,erfüllet wird« ohne Weiteres ein ,,herankommt« unterschiebt, und sehen wir überhaupt uns veranlaßt, auf »die Sache näher einzugehen. Die Heiden (griech. m Eben) sind im Sprachgebrauch der heil. Schrist die Weltvölker in ihrem natürlichen Zustande, wo sie außer der Bürgerschaft Jsraels stehen und fremde sind von den Testamenten der Verheißung (Ephes.2,12, und macht es in Hinsicht auf den allgemeinen ebrauch des Worts keinen Unterschied, ob sie noch eigentliche Heiden oder aber schon christianisirh ob sie von dem Geiste des Evangeliums durchdrungen oder wieder in heid- nisches Wesen zurückgesunken sind; die eine oder die andere Beziehung tritt erst durch den Zusammenhang, in welchem das Wort an der einzelnen bestimmten Stelle steht, als eine besondere hinzu (1.Thess. 2,16; Röm. 11, 13; Offenb. · l, 24; 20, 3); Heiden sind, um es kurz zu sagen, alle außerisraelitischen Nationen, die Weltvölker im Unterfchied von dem Volk (ö zwei; Jer. 30, 24 Anm., vgl. Röm. 15, 10; l. Petri 2, 10; Apostg. 26, 17), d. i. von Jsrael (vgl.Apostg.26,17). Diese Weltvölker nun haben ihre Zeit, d. h. a) eine ihnen bestimmt zugemessene, im göttlichen Rathschluß hinsichtlich der Dauer schon festgesetzte Frist für ihre Berufung zum Reiche Gottes (Röm. U, 25) und für ihre Erwählung, um »das Volk« zu sein an Stelle des verstoßenen Israel (1. Petri L, 9 s.) oder Völker zu sein anstatt ,,Heiden« (Ps. l17, 1); und die ålliehrheitsform in welcher da das Wort gebraucht wird, deutet auf eine lange Dauer dieser Frist hin; sie haben aber auch nach Ablauf dieser Frist, wenn die dafür bestimmten Jahre erfüllt, d. h. zu Ende gegangen sind, ihre Zeit, wo sie gerichtet werden, weil, wie Gott voraus weiß, sie gegen Ende ihrer Gnadenzeit zu einer gottfeiiidlicheri Weltmacht, zu antichristischen Bekämpfern und Vertilgern des Reiches Gottes werden, was ihre Verwerfung und Vernichtung ebenso herbeiführt, wie einst Jsrael darum, daß es Christum ausgerottet, hat verworfen werden müssen, und dieses Gericht über die Heiden hat nun ebenso die Wiederbegnadigung Jsraels zur Folge, wie vormals die Verwerfung Jsraels die Ursach gewesen, daß Gott der Heiden sich erbarmet hat. Hiernach ist es aller- dings ein schließlich zutreffender Gedanke, den Heng- stenberg aus seiner Deutung obiger Stelle (Luk.21, 24) gewinnt; aber weder können wir ihm in der Art, wie er diesen Gedanken verwertheh noch in der Behaup- tung, daß derselbe zunächst und ausschließlich darin liege, beipflichtein J1nmerhin deutet das Erfül1twerden nicht vorwärts auf eine Zeit, die da herbeikommt, sondern rückwärts auf eine solche, die zu Ende geht, um der dann kommenden Platz zu machen; auch in 1. Mos. 25, 24 wollen die Worte: ,,da nun ihre Tage erfüllt wurden, um zu gebären,« nicht ohne Weiteres besagen, wie Luther übersetzt: ,,da nun die Zeit kam, daß sie gebären sollte«, sondern die Tage, die erfüllt wurden, sind die der Schwanger- schaft, mit deren Ablauf sich dann von selber die Zeit des Gebärens einstellt — das Herbeikommen der letzteren ist bedingt durch das Erfülltwerdeii der erste- ren. Hiernach ist in Christi Ausspruch der Gedanke nicht der: erst verläuft durch eine bestimmte Zeitdauer hindurch das Zertreteiisein Jerusalems durch die Hei- den, dann kommt die Gerichtszeit der Heiden, und nun kann jenes Zertretenfein nicht eher aufhören, als bis für diese Gerichtszeit der von Gott bestimmte Termin da ist« sondern das will der HErr sagen: während der Berufungszeit der Heiden zum Reiche Gottes findet das Zertretensein Jerusalems statt, und so kann letzteres nicht eher aufhören, als bis erstere . erfüllt ist. Darin erst liegt dann der weitere Gedanke: wie jetzt für das auserwählte Volk Gottes eine neue Gnadenzeit kommt, nachdem seine Strafzeit erfüllt ist, so kommt für die Heiden, nachdem ihre Gnadenzeit zu Ende, nunmehr die Zeit der Gerichte; diese Gerichte sind die, welche in Offenb. U, 7——14 und in weiterer Abfolge 16, 12—21 u. Kap. 18 u. 19 geschildert wer- den, sie beginnen aber vorbereitend schon in Offb. 16, 1.—-11., bis sie in Kp. 11,7ff. zum eigentlichen Durch- bruch kommen. Wir glaubten unserm Bibelwerk es schuldig zu sein, die offensichtlich mit besonderer Bezug- nahme auf dasselbe von Hengstenberg im Vorwort zu seiner Auslegung der Weissagungen des Proph Hesekiel ausgesprochene Voraussetzung, als ob wir-nicht anders könnten, denn in zweckmäßiger Form wiedergeben, was Andere vor uns gesagt haben, hier einmal durch den thatsächlichen Beweis zu widerlegen, daß wir da, wo Andere vor uns entweder gar nichts, oder Unrichtiges, oder nur Halbwahres gesagt, recht wohl mit unserem eigenen Können und Vermögen nach dem Maß der Gabe Christi eintreten; der sachverständige Leser wird aber solcher Beweise auch noch viele andere, besonders Die Macht Eghptens soll vernichtet und das Land verheert werden. in der Bearbeitung der Bücher des neuen Testaments, von selber auffinden, auch ohne daß wir erst besonders darauf aufmerksam machen. «) Chub ist ein uns unbekanntes Volk, wenn es nicht etwa die ausegyptischen Denkmälern abgebildeten Kufs sind. (Schmieder.) Nach Wilkinson bewohnten diese ein bedeutend nördlicher als Palästina gelegenes Land in Asien, erscheinen auf dessen Abbildungen lang- haarig, reich gekleidet und mit verschiedensarbigen Sandalem der Tribut, den sie darbringen, verräth nicht minder Reichthuiry Civilisation und Kunstfertigkeit. (Schröder.) Auf den Deukmälern treten sie, wie das in der Natur der Sache liegt, bald unter den Feinden, bald unter den Bundesgenossen Egyptens auf. (Hävernick.) —- Land des Biindes kann nur Canaan heißen, wir werden also bei denen »aus dem Lande des Bun- des« nur an diejenigen Jsraeliten denken können, die nach dem Untergange Jerusalems nach Egypten flohen und deren junge Mannfchaft von den Egyptern ihrem Söldnerheere eingereiht wurde, so daß sie auch, wie in Jer. 44, 12 ff. 27 diesen Juden der Unter an ge- weissagt wird, mit demselben vernichtet wurden.( liesjothh 6. So spricht der HErrx Die Schußherren Egyptcus lihre Götzen und Fürsten V. 13 sammt ihren Kriegern und festen Städten V. 17 u. 15] müssen fallen, und die Hoffart ihrer Macht« [die große Macht, woraus sie in ihrer Hossart sich ver- lassen] muß herunter: von dem Thurm zu Spene an srichtigert von Migdol bis Syene 29, 10] Bärte sie durchs Schwert fallen, spricht der HEN- Ist. 7. Und sollen, wie ihre wüste Grenze swie die verwüsteien Länder, in deren Mitte sie liegen], wuste Werken, und ihre Stadte unter andern wusten Stadien [die rings um sie her sind] wuste liegen [29, 12]. 8.· Daß sie erfahren, daß ich der HErr seh« wenn ich ein [Kriegs-] Feuer in Egvpten mache, daß alle, die ihnen helfen kihre in V. 5 genannten Bundesgenossens zerstöret werden. h. Znr selben Zeit werden Boten von mir ausziehen in Schiffen, Mohrenland zu schrecken, das jetzt so ficher iftzjsl »und wird ein Schrecken unter ihnen sein, gleichivie es Eghpteu ging, da ihre Zeit kam-s s2. Mos 15, 12 ff.]; denn siehe, es kommt sdas angedrohete Unglück] gewißlich [Kap. 7, s; 21, 7]. «) Die ,,Hoffart ihrer Macht« ist der Inbegriff alles dessen, worin die Egypter die Macht ihres Reiches setzten, daß· sie dasselbe für unzerstörbar hielten. (Keil.) «) Es ist das ein thatsächliches Erfahren, wo- bei es nicht in Betracht kommt, ob sie, was sie von Jehova erleiden müssen, auch in ihren Gedanken auf ihn zurückführen; desto schlimmer für sie, wenn sie es ni t thun. (Hengstenberg.) — M) Die Aethiopier sin dem Propheten als ein durch Tapferkeit ausge- zeichnetes und durch die weite Entfernung besonders gefchütztes Volk gleichsam das Jdeal von Sorglosigkeit; zu i nen endet Jehova Boten auf Schifsen, um sie dur die unde von dem, was Egypten betroffen, aus ihrer Sicherheit aufzuschrecken (Hävernick.) Die Boten gehen aus vor Jehova, wie es wörtlich heißt; dieser ist als Gericht haltend in Egypten anwesend gedachtz Jes 19, I. (Keil.) Diese von dem HErrn gefandten 565 Boten, welche auf Schissen den Nil hinauffahrend, die Nachricht von dem durch den HErrn bewirkten Fall nach Aethiopien bringen, gehören der dichterischen An- schikuiing anxlzaheä augjchdsfrf Frsphetf agis dieåjgölchwie- rtg eiten, we e ie s« i a r au em i aus Egypten Stdiachs zlletgiosgeiå ldarskiietäetß geineSchRiiåksicht nimmt. er a i e e atit, a ie re ens- kunde bald nach Aethiopien gelangen wird, und bilden nun die Boten hier deii Gegensatz gegen die Bote F« THE« dilishrtså fis» ZTSDRIEF i« Atti-Es- ama an e er rr r ie ie er age eri Lord Jerrsisalem d? Gefahr gjnixiigh ab, welcheylstfoie u äu, o auch gypten un et iopien von ur dsrohtq jetzt ist es anders — Babel wird, wie über Judism sodafisich Egsplken undE AethiopÆn HRachF gege en, e en ö ne a en in gypten . un es selber wird in seinen Grenzen von den Ehaldäern bedroht. (Hengstenberg.) —- s-) Wörtlich: wie am Tag e Egyptens »— Der Tag Egyptens kann zufolge des Sprachgebrauchs vgl.Jes. 9, Z: »der Tag Widian«) Eiukr einenPausgezeid nezrifch kcihesorgzerst merkwurzigeiy e annten unt in er e i te gyp ens ezei nen, alsilochnur küssen; alte Skrakszeit iågrhptecizs hrilnwgseiseclian we emi re en vorge ovas ma ae a - barvölker erfüllte. (Hävernick.) 10. So spricht der HGrwHErri Ich will die Menge in Eghptent wegraumen durch Nebukad- Nezar, den König zu Rahel. 11. Denn er und sein Volk mit ihm, sammt den Tyrannen der Heiden [d. i. die auch unter den überhaupt zu Gewaltthaten geneigten Heiden für Gewaltthäter gelten Kap. 7, 24; 28, 7], sind herzu gebracht salso nicht auf eigene Hand kommend und darum mit Unwiderstehlichkeit ausgestattets das Land zu verderben; und werden ihre Schwerter ausziehen wider Egypteiy daß das Land allenthalben voll Erschlagener liege [Jef. 19, 45 Jer. 44, 131. 12. Und ich will die Wasserströme trocken macheiith und das Land bösen Leuten [die es recht arg mit ihm treiben] verkaufen, und will d»as Land, und was drinnen ist, durch Fremde verwustensttt Ich, der HErr, habe es geredets [Kap. 5, 17z l, 17]. V) Eigentlich »das Gelärm« (oder Getümmel) Egyptens; dieser Ausdruck umfaßt sowohl die für Egypten charakteristische große Bevölkerung, als die Bewegung von Hab und Gut hin und her. (Schröder.) IV) Man darf dies nichtdarauf beschränken, daß Gott dadurch den Chaldäern die Hindernisse des Vordringens we räumen wird; es wird darin zugleich die Ent- ziegung der natürlichen Hilfsquellen des Landes aus- gesprochen. (Keil.) —- «") Gott straft einen Buben durch den andern, der aber darum seinem eigenen Gerichte nicht entgeht, sondern nur für dasselbe aufgespart wird, wie in Jer. 25 der König von Babel vor den von ihm Heimgesuchten keinen andern Vorzug hat, als den, daß er zuletzt trinkt. (Hengstenberg.) — s) Vor etwa 2400 Jahren wurde Egypten seinen ersten und urfprün lichen Besitzern entrissen, und seit dieser Zeit fah es ich von einer Zeit zur andern von Perserxy Macedoniern, Römern, Griechen, Arabern, Georgiern und endlich von jener Art Tartaren beherrscht, die unter dem Namen der Türken und Ottomanen bekannt sind. (Volne .) Ja, seit jenerZeit haben Fremde und meist böse Leute Egypten bedrückt und ausgesogen 566 bis auf den heutigen Pascha: es hatte keinen Einge- borenen zum Landesvatey und sklavische Furcht knech- tet das Land. (Richter.) 13. So spricht der HErr-HErr: Jch will die Gbtzen zu Noph sMemphis in Mittelegypten 1. Mos. 41, 14 Anm.] ausrotteu, und die Ab- gbtter vertilgen, und Eghpten soll keinen sein: heimischens Fürsten mehr haben; und will ein Schrecken in Eghhtenland schicken« 14. Ich will Pathros sThebais oder Oberegypten 29, 141 wüste machen und ein Feuer zu Zoan sinllntereghpten 2.Mos. h, 1 Anm.1] anzimden, und das Recht über No sdie Stadt Theben in Oberegypten Nah. Z, 8 Anm.] gehen lassen. 15. Jch will meinen Grimm ansschiitten über Sin [d. i. Fpelusium an dem östlichettNilarm, V, Meile vom mittelländischen Meer gelegen, s. Karte ll.], welche ist eine Festung Eghptens und will die Menge sdas Getümmel V. 10 Anm.] zu No ausrottentr Its. Jch will ein Feuer sveriiichieiider Kata- strophej in Eghpten anzündety und Sin soll angst und bange werden; und No soll«zcrrissen, und Noph tiiglichIfortwähreUdJ gecingstet werdeiaM 17. Die junge Mannschaft znOn [der Stadt des Sonnengottes l. Mos. 41, 45 und Jer. 43, 13 Anm.] und Bnbasto sin Unteregypten] sollen durch’s Schlvett fallen, Und die Weiber« sini Grundtext: s i e, d. i. die Städte] gefangen weggefültret werten-s 18. Tnchpnnhes soder Daphne, 3 Meilen süd- westlich von Peluslum Jer. 43, 7 ff.] wird einen finstern Tag haben, wenn ich das Joch Eghpteus schlagen werde, daß die Hoffart ihrer sder Egypterj Macht darinnen ein Ende habezH sie wird mit Wolken bedeckt werden, und ihre Töchter sdie von ihr abhängigen kleineren Städte nnd Flecken] werden s· in ihren Einwohnerrq gefangen weggeführet werden. 19. Und ich will das Recht über Eghpten gehen lassen, daß sie erfahren, daß ich der HErr sei. V) Zweierled hebt der Prophet besonders hervor, was der HErr in Egypten vernichten werde: das alte Götzenthum und Fürstenthum des darauf stolzen Landes; seine ruhibge Sicherheit soll Lchwinden und in Furcht soll es erbe en. (Umbreit.) as untere Fluß- thal verehrte als höchsten Gott den Phtah (Feuers- gott), den ältesten und ersten der Götter, wie Manetho in nennt, der auf den Jnschriften der Vater der äter der Götter, der Himmelsbeherrschey der Herr des gnädigen Antlitzes, der König der beiden Welten heißt. Als Gott des Anfangs hat er die Gestalt eines nackten Kindes, eines Zwerges, nnd wird mumienhaft unihüllt auf der Elle stehend dargestellt, Geißel und Scepter und den Nilmesser in der Hand; sein großes Heili tsum zu Memphis schmückten und erweiterten die Zzaraonen bis zum Stur des Reiches hin, Eambhses aber, als er in diesen Tempel geführt wurde (Esra 1, 4Anm.), ließ seinen Hohn wider das Bild des Gottes aus. (Schröder.) Was Egypten nach der Katastrophe an Fürsten noch bleibt, das verdienet un Vergleich mit den früheren stolzen Welthergzchern nicht den Namen der Fürsten mehr; es find in ahr- Hesekiel 30, 13»-—26. heit elende Knechte (Hengstenberg.) — W) Es werden aufgezählt die berühmtesten Städte Egypten s, die nun in Angt vergehen, der dunkle Tag des Gerichts V. 3 erscheinr (Umbreit.) Als die zwei Hauptstädte von Untereghpten einerseits und Oberegypten andererseits werden Zoan (Tanis) und No (Theben) genannt: an beiden Enden des Landes soll die Verheerung gleich- mäßig wüthen. No ist vollständig No-Amon, die Ammons-Stadt; daraus und wohl besonders auch auf die Stelle: Jer. 46, 25 anspielend setzt Hesekiel am Schluß des 15. Verses Hainen-No das Gelärm oder Getümmel von No. (Hävernick.) Ammon ist unfähig, der Stadt ihren Namen zu erhalten. (Hengstenberg.) Jm oberen Lande herrschte als Gottheit Amon, wahr- scheinlich »der Verborgenes der herrschende Gott in der Höhe, dessen Farbe auf den Denkmälern die blaue ist; er war für Obereghptem was Phtah für Unter- egypten, und wird stehend oder thronend mit zwei hohen Federn über dem königlichen Kopfschmuck ab e- bildet. (Schröder.) — Die Stadt Sin ist ohne Zweifel, wofür es schon Hieronymus erklärt, Pelusium, die Grenzstadt Untereghptens gegen Osten; der ursprüng- liche egyptische Name Pheromi, d. i. die Kothigh lautet in’s Griechische übersetzt Pelusium (von aytog Koth) und auch das hehr. Sin bedeutet dasselbe. Sie geißt »der Schlüssel des Wegs, durch den man in gypten eintritt-«, (man kann m das Innere des Lan- des nicht gelangen, ohne diesen Ort zu passiren, weil die bis zur Nordspi e des heroopolitanischen Golfs elegene, ge en 23 eilen weite Wüste für ein Heer. Fast ungang ar ist), und liegt zwifchen Sümpfen und Morästen, die sich noch mehr als ihre starken Mauern zu einer ,,Festung Eghptens« machen; gegenwärtig liegt aber das Meer viermal so weit davon entfernt als im Alterthunn (Leyrer.) — W) DieWiederholung von Sin, No und Noph vergegenwärtigt Grenze im Osten, Ober- und Unteregypten (Schröder.) Der Beisatz zu Noph, wie er im Grundtext lautet, kann heißen »Feinde bei Tage« aber auch ,,Feinde alle Tage« haben; in letzterem Sinn hat es Luther nach der Vulgata genommen und für: Noph -«- Feinde alle Tage (soll er haben) geschrieben: ,,Noph (soll) täglich geängstigt werden« Jndessen dürfte die andere Erklärung vorzuziehen sein: Noph —- Feinde bei Tage (sollen es an reisen), d. h. Feinde, welche nicht wie Diebe des Na ts, sondern mit offeuer Gewalt einbrechen, im Bewußtsein ihrer unbedingten Ueber- legenheit Ueberraschung bei Nachtzeit verschmähen. Vgl. das zu Esra l, 4 von des Eambyses schneller Einnahme von Pelusium Gesagte und das hier zu V. 13 über seine Verspottung des Götzen zu Memphis Mitgetheilte - i) Es ist wohl kein Zweifel, daß der Prophet das sie-e nicht hat side(On) wollen punktirt wissen, obgleech er diese Stadt meint, sondern vielmehr sitz (Frevel), d. i. Frevelstadh gleichwie in Hof. 4, 15 der Name Bethel (Gotteshaus) in Bethaven (Frevelhaus) umgewandelt wird: ,,durch,die Wandelung hier wird auf die Ursache der über dieStadt kommenden göttlichen Gerichte hingewiesen — diese können nicht ausbleiben, wo man den Frevel begeht, dem Geschöpf mehr zu dienen denn dem Schöpfer.« Für« Bubasto steht im Grundtext Pi-Beseth; das ist das eghptische Pi-Pascht, Ort der Pascht, so genannt nach der in einem pracht- vollen Temgel dort verehrten katzenköpsigen Göttin Pascht oder ubastis, der egyptischen Diana; die Stadt lag an dem von P arao Necho angefangenem unter Ptolemäus lI. vo endeten, nach Suez führenden önigskanal, nicht weit von seiner Einntiindu in den pelusiotischen Nilarm, und ist jetzt bis auf einige Pharao soll von dem Könige zu Babel gedemiithigt und das Volk weggeführt werden. Trümmerhaufenvom Erdboden verschwunden (s. Karte1I). Die jun e Mannschaft beider Städte soll durch’s Schwert Hallen; sie selbst aber, die Städte, d. h. die Civilbevölkerung im Unterschied von· derKriegsbesatzung, sollten in’s Exi wandern, Luther xedoch hat das ,,sie« (weibl. Geschlechts) auf die Weiber gedeutet und diese leich in den Text eingeschoben, um dem ungelehrten »eser doch einigermaßen ein Verständniß an die Hand zu geben, wenn er seine Bibel liest. —— H) Diese Weissagung unsers Propheten wird durch die späteren Ausfpriiche des Jeremia 43, 8 ff. deutlicher ausgelegt, gleichwie Heseliel in V. l3—17 die Weissagun des Jeremia 46, 25 f. schon vor sich hatte. Die orte: ,,das Joch Eghptens schlagen (oder zerbrechen)« weisen auf 3.Mof. 26, 13 zurück, wo die Ausführung Jsraels ans der Knechtschaft Egyptens ein Zerbrechen der Joche desselben genannt ist: was damals geschah, soll sich wiederholen; die Joche, welche Egypten den Völkern ausgele t, ollen zerbrochen werden und überhaupt die stolze acht dieses Reiches zu Ende gehen. Vergleichen wir damit das Drohwort des Jeremia, daß-Nebncad- nezar zu Tachpanhes seinen Thron ausrichten und Egypten schlagen werde, so muß die Stellung dieser Stadt damals eine solche gewesen sein, daß in oder bei ihr der Kampf zwischen Egypten und Babylonien sich entscheiden mußte. (Keil.) X« v. 20——26. Dies vierte Gotteswort gegen Gghplen nimmt sichtlich seinen Ausgang von der in Irr. 37, 5 ff. lserichteteu Begebenheit, da phnrao Ansehen, als Jeru- salem von Uebucadnezar belagert ward, der Stadt zu Hilfe gezogen, aber von dem tzelagerer znröcligesclzlagen worden war: hier hat Gott den einen Arm des Königs von Ggnpten zerbrochen; er wird es nun nicht Massen, das; dieser Arm wieder helle, vielmehr wird er beide Krnie sllharao’s, jenen eben ern zerbrochenen nnd nun) den einstweilen noch gesunden, derart zerbrechen, daß ihm für immer das Schwert ans der Hand fallen soll, nnd zwar wird er das thun durch den König von Sankt, dem er selbst dazu den Arm stärken nnd das Schwert in die Hand geben will. Winseln soll dann sdharao vor ihm, dem König zu Rahel, und das Voll: von Ggypten soll unter die illölleer in die Länder zerstreut werden.- Es liegt zwischen dem hier und dem imhau 29, 1 em- psangenen Gotteswort ein Zeitraum von 3 Monaten; wie ans Aar. 4, Ziff. net) slhließen läßt, hat solange (oder doch nur 4 Monate) die Zeit gedauert, wo Jeru- salem dnrch Jlbzng der Chaldäer sich im Jlngeubliclk von der Belagerung wieder befreit sah. 20. Und es begab sich im elften Jahr sseit Jojachins Wegfiihrung, d. i. 588 v. Chr] am siebenten Tage des ersten Monden sdes Abib, kurz vor Ostern] geschah des HErrn Wort zu mir, und sprach. 21. Du Menschenkind, ich will den Arm silberne, des Königs in Egyvtew zerbrechen« [besser: den Arm Pharao, des K. in E» habe ich zer- brochen]; und siehe, er soll nicht verbunden wer- den, daß er heilen möge, noch mit Binden zuge- bunden werden, daß er [wieder] stark werde und ein Schwert fassen könne. 22. [Damit, daß er ench hat zu Hilfe kommen wollen, hat er sich so wenig um Gottes Volk ver- dient gemacht, daß er vielmehr sich fchwer an demselben verschuldet, und muß nun dem für immer ein 567 Ende gemacht werden, daß sich das Haus Israel auf Egvpten verlasse Kap. 29. 6f. 1·6.] »Der» spricht der HErrFHErr also: Siehe, ich will snoch weiter sirafgerrchtlich»kommen] an Pharaw den König m Egvptew und will seine Arme zerbrechen, beide, den ssetzt noch] starken und deu [allbereits] schwachen, daß ihm das Schwert aus seiner Hand entfallen muß« [und er alles Vermögen, Krieg zu führen, verliert]. 23. Und will die Eghvter unter die Heiden zerstreuen und in die Lander verjagen [29, 12]. 24. Aber die Arme des Königs zu Babel will ich [weil er mie zum Vollstrecker meiner Gerichte dient 29, 201 starken, und ihm mein Schwert in seine Hand geben; und will Dagegen] die Arme Pharao zerbrechen, daß er vor ihm winseln soll, wie ein todtlich Verlvundeter [der nur noch ächzen und stöhnen kann] 25. »Ja, ich will die Arme des Königs zu Bube! starken, daß die Arme Pharao swie vom tödtlichen Schlage getroffen] dahin fallen; auf daß sie [die»Egypter] erfahren, daß ich der HErr sei, wenn· ich mein Schwert dem Könige zu Babel ne die Hand gebe, daß er es uber Egvptenland zirckezttt M. Utid lch stvie in V. 23 gesagt] die Egvpter unter die Heiden zerstreut, und in die Lander ver1age, daß sie erfahren, daß ich der HErr bin [Kap. 29, 16 Atem] «) Die Vergangenheitsform ist hier schwerlich, wie anderwärts, prophetischer Ausdruck der Gewißheit des Znkünftigen, so daß man im Deutschen die Zukunfts- form oder ein ,,ich will«, wie Luther gethan, dafür setzen könnte; vielmehr setzt das ,,iehe, er soll nicht verbunden werden, daß er heilen möge« den Zustand des schon Zerbrochenseins voraus, nnd die Rede in V. 22 ist so gefaßt, daß daraus ebenfalls hervorgeht, daß der eine Arm allbereits ein schwacher war und im Ge ensatz da u es noch einen starken gab. Hiernach ist in er Uebersetzung die Vergangenheitsform bei u- behalten: ich habe zerbrochen Der Arm ist Bild er Macht, hier der Kriegsmacht, da er das Schwert führt; Zerbrochen hat Gott den Arm Pharaws durch die iederlage, welche die Chaldäer dem Hophra bei- brachten, als er herangezogen war, das belagerte Jeru- salem zu entsetzein ( eil.) ·—- H) Der eine Arm des Königs ist bereits zerbrochem und er soll nicht ver- bunden und geheilt werden, daß er mit neuer Stärke das Schwert erfassez ja, der HErr will den zerschmeti terten nor? einmal brechen, und den andern noch un- verletzten azu, daß er das Schwert aus seiner Hand fallen lasge und er in gänzlicher Ohnmacht niedersinke- (Umbreit. Jeder Bruch, den wir erleiden müssen, ist ein Ruf zur»Buße; aber der Mensch hat nie genug an Einem Bruch, so lan e er noch sonst sich regen und bewegen kann, muß er ich zeigen. Darum kommt es zum Untergang ohne Erbarmen, wenn wir nicht in Gott untergehen wollen auf Gnade. (Schröder.) Krankheit bricht einen Arm, der Tod beide. (Starck.) V«·*) Es besteht ein Gegensatz zwischen dem Berufe der Weltmacht und dem Gericht uber dieselbe: der Beruf besteht in der Lösung einer für die Entwickelung des Reiches Gottes wichtigen Aufgabe; aber die Art 568 Hesekicl 31, 1-—-14. und Weise, in welcher diese erfolgt, zieht meistens ein trenges Gericht nach sich. Metelets — T) Jn Mediem abhlonien u. s. w. lagen viele Lelgenden wüst, weil sich die Menschen entweder von lters her daselbst nicht genugsam vermehrt hatten oder durch Kriege und Seuchen aufgerieben worden waren: dahin versetzte denn Nebncadnezar, wie Vorher Salmanassar, viele tausend Jsraelitem aber auch Egyytey Moabiter, Ammoniter te. als Pflanzvölker und erreichte dadurch eine doppelte Absicht, denn erstlich wurden die wüsten Gegenden durch sie angebaut und zweitens diese Völker so zerstreut, daß sie sich nicht mehr empören konnten. Was Gott für eine Absicht bei dieser Zerstreuung der Menschen gehabt habe, ist aus Jer. 48, 11 f. zu er- sehen: der Nationalcharakter oder die Hanpteigenschaft eines Volks ist etwa ein so unbeugsamer Trotz, eine so trotzige Dummheit, eine so greuelhafte Bosheit, daß dem nicht anders als durch Ausrottung der Schlimm- sten nnd Zerstreuung der Uebrigen abzuhelfen ist; diese können alsdann durch die Noth und durch den» Umgang mit Menschen von einer andern Gattung ge- bessert werden. (Roos.) Das 31. Kapitel. Jene, Meissagung wird betiräftiget XI. v. 1—13. die ueoekskykist unser» uapiikis hat nicht Unrecht, wenn sie die vorliegende Weissagnng als eine Bekräftigung der vorigen bezeichnet; denn in diesem nnr 2 xttionat weniger 6 Tage nach dem früheren, nnd 1 Monat nnd acht Tage vor der Grobernng Jerusalems vom Propheten empfangenen fünften Gotteswort wider Ggyoten(i11.l) wird dessen König, der sich nnd sein Reich für nnvergleichlich herrlich hält W. 2), an Jlssnr oder Jisshrien erinnert, dessen Reich noch vor 40 Jahren ein eben so nnvergleichliches war, gleich einem niedern— banm, der in dem Garten Gottes, wo die Bäume Viillier und triönigsgeschlcchter sind, über alle Bäume hervor— ragte W. 3—9); aber weil sein Her; sich erhob, wurde er gefället (U. 10—14), nnd sein Fall erschrerltte alle Heiden nnd diente denen, die mit ihm nntergingen, zum Trost für ihren eigenen Untergang W. 15—17). Zilso soll es aneh sllharao ergehen mit alle seinem volle litt. 18). »Diese erhabene Gleichnlsircde erinnert an den warnungstranm den Nebukadnezar wahrscheinlich nach der ölnterwerfnng Gghpleiirz etwa 18 Jahr später, in der Zeit seines rjorhninths hatte Gan. 4); er sah sich da aneh nnter dem Bild eines Karmen, der bis an den Himmel reichte, aber plöhlias ans des cljErrn Geheiß ab— gehauen wurde — was für sllharao Hophra fruchtlos war, sollte das her; des isesiegers des sllharaonenlandes heilsam erschüttern. (Sehmieder.) I. Und es begab sich im elften Jahr [588 v. Chr.], am ersten Tage des dritten Monden [des Sivan 2. Mos 12, 2 Anm., etwa Ende Mai, kurz·vor PfingstenL geschah des HErrn Wort zu mir, und sprach: 2. Du Menschenkind sage zu Markte, dem Könige in Egypten und zu alle seinem Volk-«: Wem meinest du denn, daß du gleich seiest in deiner Herrlichkeit» It) Genauer: und zu seinem Getümmel, d. i. wer und was Geränsch oder Lärm macht im Lande. Darunter darf man aber nicht die herrschenden Klassen und Stände im Gegensatz Ha den Stillen im Lande ver- stehen; auch nicht an die olksmenge allein hat man zu denken, sondern an das Volk mit seinen Gütern, seinem Reichthnny welcher Wohlstand und Getümmel (30, 10) erzeugte. (Keil.) — M) Diese Frage läßt die Antwort erwarten: ,,Keinem!« Du bist deiner Meinung nach unvergleichlich einzig in deiner Art; Hesekiel aber knüpft im Folgenden an die Frage die Antwort: Du bist gleich As s ur, der zu seiner Zeit auch in unver- gleichlicher Herrlichkeit dazustehen wähnte, und daran reiht sich dann die Lehre: Assur’s Schicksal wird auch dein Schicksal sein. (Schmieder.) Z. [Nnn, wenn du meinest, daß niemand mit dir zu— vergleichen sei, so will ich dir doch eine Weltmacht vorfiihrem die einst in eben solcher Herrlichkeit prangte:] Siehe, Assnr war wie ein Cedernbaum auf dem Libanon, von schönen Aesten, nnd dick von Laub sein schattendes Dickicht oder buschig nnd schattigJ und sehr hoch, daß fein Wipsel hoch stund nnter großen dnken Zweigen [nach anderer Bedeutung des Worts: nnter den Wolken V. 14 Anm.]. 4. Die Wasser machten, daß er groß ward, Und die Tiefe sunten in der Erde, die ihm reich: lich ihre Ströme zusandtc, machte], daß er hoch wuchs. Seine [besser: Ihre, der Tiefe] Ströme gingen rings um seinen Stamm sden Ort seiner PfIaUzUrkgJ her, und seine [ihre] Bäche zu allen Bäumen im Felde sdie mit ihm in Verbindung stunden) Z. Darum ist er höher geworden, denn alle Bäume im Felde, nnd kriegte viele Aeste nnd lange Zweige; denn er hatte Wassers genug sich auszubreitea s. Alle Vögel des Himmels nisteten auf seinen Aesten, und alle Thiere im Felde hatten Junge unter seinen Zweigen; und nnter seinem Schatten wohneten alle [besser: allerlei] große Völker. 7. Erhalte schöne große und lange Aeste; denn seine Wurzeln hatten viel Wassers sdurch das er aufs Beste gedieh]; 8. Und war ihm kein Cedernbaum gleich sselbst nnter denen, die sich sonst noch befanden] in Gottes Garten, und die Tannenbäume [richtiger: Cypressenbänme I. Kön. 5, 8 Anm.] waren seinen Aesten nicht zu gleichen, und die Kastanien- bäume [richtiger: Platan en] waren nichts gegen seine Zweige. Ja, er war so schön, als kein Baum im Garten Gottes. 9. Jch [der HErrJ habe ihn so schön ge- macht, daß er so viele Aeste kriegte, daß ihn alle lustige Bäume im Garten Gottes [alle Bäume Evens, die im Garten Gottes stehen J. Mos 2, 8 Anm.] neidetetr Die Parallele ist so genau durchgeführt, daß manche Ausleger gemeint haben, das Wort ,,Assur« nicht als Eigennamen von Assyrien, sondern in appellativer Be- deutung von einer besonders herrlichen Cedernart Pharao wird an den Untergang des einst auch mächtigen Assur erinnert. 569 fassen zu müssen, unter welcher denn gleich anfangs Eghpten zu verstehen sei; allein mit dieser Durch- führung ist nur beabsichtigt, es recht hervorzuheben, wie enau Egypten Assur entspricht, so daß jeder in der eichnung Asfur’s sofort sein Gegenbild erkennen soll. (Hävernick.) Assur ist einem Cedernbaum erster Größe gleich, der so groß geworden ist, weil er an den Wassern gepflanzt war; die Tiefe der Wasser fendete ihre Ströme zu ihm hin, während sie zu den andern Bäumen des Feldes nur ihre andern kleinen Rinnsale entsendete. Darum ist der Cedernbaiim Assur größer als sie alle, ja so groß geworden, das; alle Völker der Heidenwelt unter seinem Schatten saßen und kein anderer Baum in Gottes Weltpflaiiziing ihm gleichkam; so groß und schön hatte ihn Gott ge- macht, und alle Bäume im Garten Gottes, d. h. alle andern Völker und Reiche in Gottes Welt neidete-u ihn darum. (Kliefoth.) Mit Recht werden die Reiche in der Schrift mit Bäumen verglichen, sowohl was ihre Gestalt, den Schutz und Schatten, den sie Yltenscheii und Thieren gewähren, als was ihre Früchte anbe- trifft; endlich aber auch in Beziehung darauf, daß die Reiche wie die Bäume grünen, dann ausgehen, vom Winde umgerissen oder Vom Beil der Menschen abge- auen werden. (Lavater.) Das Reich Assur ist der auni, die Aeste sind die abhängigen Provinzen und Reiche; der Baum ist buschig, reich an Zweigen und Blättern, das sind Städte, Dörfer und Gefilde, und er ist schattig, dichtbelaiibh gewährt kräftixieii Schuh den Unterthanen; und ist sehr hoch, über alle andern « Reiche seiner Zeit erhaben; sein Wipfel ist der Fiönig, der unter dichten Zweigen, umgeben von einer zahl- reichen Nachkommenschaft und Familie dasteht. Die Tiefe ist die unerschöpfliche Wasserfälle, die immer zufließt aus den Abgründen der Erde (l. Mof. 7, l1); die Wasser bedeuten den Zuflnß von Ciütern und Schätzelh und die Pflanzftätte des Vauines oder der Stamm ist der Niittelpiinkh die Hauptstadt des Reiches, also für Assur Ninive; die Bäche, welche er aussandte zu allen Bäumen des Feldes, sind die Reich- thümer, die von Assur durch Verkehr und Handel andern Ländern und Reichen zuflossein Die Vögel. des Himmels und die Thiere im Felde deutet der Prophet selbst, indem er gleich darauf ,,alle große (zahlreiche) Völker« nennt. Die W urz el eines solchen, nur weltlich großen Reiches ist seine Schatzka11ii1ie1s, sein Steuersystem, woinit es die Länder aussaugn Der Garten Gottes ist der Völkergarteiu den Gott gepflanzt hat; dieser also war oben (V. Z) unter dem Libanon zu verstehen. Dort war Assur mit einem Cedernbaiiin verglichen, hier nun wird er als der herrlichste über alle andern Bäume geschildert. Cedern, Tannen, Ftastaiiie bezeichnen drei Ellb- stufungen von Reichent die Cederii konnten Ilssiirs Cedernbaum nicht verdecken, sie erreichten noch lange nicht seine Höhe; die Tannen (Chpresseii) konnten sich nicht einmal mit seinen Neffen, die Frastanieiibiiuine (Platauen) sich kaum mit den Zweigen an seiiien Aesten vergleichen· Ja, er war unvergleichlich herrlich! (Schmieder.) Wie nentestanientlich mit dem zhiniuiel gemessen wird, so wird alttestauieiitlich was herrlich ist oder war, an Eden und das Paradies (den Garten Gottes 1. å);l"tos. IS, 10) angehalten. (Schröder.) Die Gesammtheit der Großen der Erde bezeichnet Hesetiel als den Garten Gottes, indem er sie als Gegenbild des Gartens, welchen Gott einst in Eden pflanzte, des Paradieses mit seinen herrlichen Bäumen, betrachtet. Die Vergleichung ist um so passender, da, wie das Paradies von Gott gepflanzt war, auch alle uiensclix liche Größe von Gott ihren Ursprung hat. Der Neid der übrigen Bäume, also der übrigen Großen der Erde, kommt nur insofern in Betracht, als er die Größe der dem Könige verliehenen Gaben in’s Licht stellt; der Neid hat eine Seite, nach der er als ein Glück für den betrachtet werden kann, den er trifft —- man denke nur an das Spriichtvorh besser beneidet, als ben1itleidet. (Hengstenberg.) Auch den Heiden hat Gott Gutes gethan, daß sie ihn suchen sollten, ob sie ihn finden inöchtenx Apostg 17, 26f. (Starck.) 10. Darum spricht der HErnHErr [hat seiner Zeit den Spruch gefällt] alsospt Weil er [der Cedernbauin OIssUrJ so hoch geworden ist, daß sein Wipfel stund unter großen hohen dicken Zweigen« lgcnaiterx bis zwischen dieWolken]; und sein Herz sich erhub, daß er so hoch war; 11. Darum gab ich ihn dem Mächtigsten unter den Heiden [dem Nebucadnezaiy oder viel- mehr noch dessen Vater Nabopolassar 2. Kön. 23, 37 Anat] in die Hände, der mit ihm um- giuge nnd ihn vertriebe, wie er verdienct hatte mit seinem gottloseii Wesens« 12. Daß Fremde [dieChaldäei-] ihn ausrotten sollten, uämlich die Tyrannen der Heiden [Kav. 30, 11 f.], nnd ihn zerstreuen; und seine Aeste auf den Bergen und in allen Thälern swohin sie beim Sturz des gewaltigen Baumes von seiner Höhe hiuabgeschleitdert worden] liegen mußten, Und seine Zweige zerbracheu an allen Bächen im Lande; daß alle Völker« asif Erden von seinem Schatten wegziehen uiußtcn und ihn verlassenz 13. Und alle Vögel des Himmels aus seinem umgefalleneu Stamm saßen [ihn anzupicken], und alle Thiere im Felde legten sich aus seine Aeste ssich von den Blättern und Früchten zu nehmen, was ihnen beliebte]; 14. Auf daß sich forthin kein Baum am Wasser seiner Höhe erhebe, daß sein Wipfel unter großen dicken Zweigen stehet IJoder: und seinen Wipfel nicht bis zwischen die Wolken sirecke]; uud kein Baum am Wasser sich erhebe iibcr die andern H [richtiger: in feiner Er- hebung auf sich selbst ftehe]; denn sie sdie unter den Bäumen am Wasser gemeinten Großen der Erde, denen Gott Gedeiheii giebt] utüssen [zu- z letzt einmal] alle unter« die Erde, und dem Tode lebet-geben werden, toie andere Menschen, die in die Grube fahrensqtis Lbiob s, 19]. *)»Diese göttliche Strafsentenz ist nicht eine erst in der Gegenwart ausgesprochene, sondern gehört der Vergangenheitaiy es wird also damit nur mitgetheilt, was» cdott friiher gesprochen. (Keil.) —— W) Daß der lednig von Llssur hoch ward an Wuchs, war in V. 5, daß sein chipsel in die Wsolkeii einporstieg, war in V, 23 als lsiabe Gottes liezeichnetz die Größe selbst wird aber zur Sünde und zur Ursach des göttlichen Gerichts, wenn sie nicht durch die demüthige Unter- ordnung unt-er Gott gleichsam gesühnt und geheiligt wird. jzzengsteiiliergh —- sitt) Gott weiß allezeit einen Piachtigereiy der einen Mächtigen demüthigen kann: Jes.1(),16. (Starke.) — s) Das hebräische Wort » sibothinr ivelihes Luther durch große dicke Zweige 570 Hesekiel 31, 15—18. 32, 1——4. iibersetzt, kann auch ,,dichte Wolken« bedeuten; der Doppelsinn des Worts ist wohl absichtlich benutzt, um auf eine Selbsterhebung des Wipfels bis in die Wolken oder bis in den Himmel (Jes. 14, 14) hinzudeuten, wie denn in Dan. 4, 8 von dem Baume im Traume Nebucadnezars gesagt wird, seine Höhe habe bis in den Himmel gereicht. (v. Meyer) —- H) Hoch in seinem Wuchse in dem hier gemeinten Sinne wird nur derjenige, der sich mit seinem Herzen in die Höhe hineinbegiebk gründliche Demuth bringt in die Höhe die nötige Mäßigung; sie richtet den Blick fest auf die iedrigkeit, die bei aller menschlichen Höhe neben der Höhe vorhanden ist. (Hengstenberg.) Aus dem Herzen des Menschen ge en auch alle Gott wider- lichen Höhen hervor, die ni t immer eine Krone zu tragen brauchen, sondern auch eine Feder hinterm Ohr oder eine Brille auf der Nase haben können. (Schröder.) Wir sind alle in Adam zum Hochrnuth geneigt, nnd die vergänglichen Dinge dieser Welt, Reichthum, Ehre, Glanz, Schönheit, Wissen u. s. w., fördern unsre natürliche Neigung, welches alles wir überschätzem auch ein schlecgter Kittel bedeckt oft einen greulichen ochmuth, die önige werden aber durch ihre Schmeichler m diesem Laster, der Wurzel von allen, genährt. (J. Lange.) — Hi) Alle werden nackt Thurm, es kommt keiner mit einem Purpur auf die elt; aber das wirkt lange nicht so gut wie das andere, daß der König wie der Bettler sterben muß. (Schröder.) 15. So sprichi der HEmHErr [in Beziehung aufAssur, nachdem er denselben in der vorher be- schriebenen Weise gestürzt hat]: Zu der Zeit, da er hinunter in die Hölle fuhr, da machte ich ein Trauern, daß ihn die Tiefe bedeckte sbesserx seinet- wegen die Tiefe, d. i. der unterirdische Wasser- schatz, der die Quellen speist V. 4, vor Traurig- keit darüber, daß sie nicht ferner in die gewohn- ten, lieb gewordenen Bahnen sich ergießen konnte, sich verhüllte] und feine sgenauerx ihre] Ströme still stehen mußten, und die großen Wasser nicht laufen konnten; und machte, daß der Libanon sin Schwarz sich kleidendj um ihn trauerte und alle Feldbciume verdorreten [verschmachteten] über ihm« . Its. Ich erschreckte die Heiden, da sie ihn höreten fallen; da ich ihn hinunter stieß zur Hölle mit denen, so in die Grube fahren. Und alle lustige Bäume [besser: alle Bäume Evens] unter der Erde, die edelsten und besten auf dem Libanon, und alle, die am Wasser gestanden waren, gönueten es ihm wohl [besser: trösteten sich mit seinem Schicksal]. 17. Denn sie [hatten ja mit ihrem Hinunter- fahren in die Grubenichts Schlimmeres erlitten, als daß sie] mußten auch mit ihm hinunter zu der Hölle, zu den Erschlagenen mit dem Schwert sdie er in seinen Kriegen umgebrachtlz weil sie unter dem Schatten seines Artus gewohnet [und ihr Wohlleben gehabt] hatten unter den Heiden« [so lange er so herrlich dastund V. 6, so mußten sie es nun auch sich gefallen lassen, daß sie sein Loos mit ihm theilten nach seinem Sturz]. «) Der Prophet schlägt die größten Töne an, den gewaltigen Fall Assurs auf die erschütterndste Weise dem König von Egypten zu Gemüthe zu führen: am Tage, da er zur Hölle hinabsti»»eg, decktein Trauerkleid die ganze Natur, die Fluth hullt sich in Dunkel, daß ihre Strome den Lauf hemmen, der weiße Libanon verwandelt sich in Schwärze, und alle Bäume des Feldes verschmachten. (Umbreit.) Jn der Trauer zieht man überhaupt ein und hält sich zurück, das weite Gewand wird »zum engen Sack;» und sonimmtdenn auch die Fluth ihre Gewässer,»die sich bisher fröhlich åitgossen und ausbreitetem wieder an sich. (Hitzig.) Jehova veranstaltet einen Strastag, und an demselben wird zunächst jener alte göttliche Beistand und Se en der afyrischen Macht versagt, die göttlichen Heilsque en und Spenden versiegen; der HErr bedeckt mit» Trauer die Fluth, so daß sie aufhör»t» zu strömen. (Hävern»ick.) »Der Libanon, der große Volkergarten Gottes gerieth in Verwirrung, und die Feldbaume, die kleineren Staaten, die sich an Assur angelehnt hatten, vermißten seinen mächtigen Schu —- das Staatensystem war aus seinem Gleichgewi t gefallen. (Schmieder.) it) Während auf Erden alle Völker über den Sturz Asshriens erbeben, weil sie dadurch an die Vergäng- lichkeit aller irdischen Größe und an ihren eigenen Untergang gemahnt werden, trglsten sich die Bewohner der Unterwelt damit, daß der ssyrer nun ihr Schick- sal theilt (Jes. 14, 9 f.). Alle Bäume Edens sind alle mächtigen und herrlichen Fürsten, deren Begriff dann noch durch die Beifügung: »die edelsten und besten aus dem Libanon« ver tärkt wird; sie trösten sich, weil sie» mit Assur in die. nterwelt gefahren sind, er also keinen Vorzus vor ihnen voraus hat. Dort kommen sie zu den » rschlagenen mit dem Schwert«, d. h. zu den Fürsten und Völkern, die Assur in Kriegen zur Begründung seiner Weltmach»t gemordet hat. (Keil.) Das ,,mit ihm« ist s. v. a. nicht weniger als er; es bezeichnet nicht die Gleii2zeitigkeit, denn sie sind bei seineßr AknkunftDschoB isnll er Pöllg sondersn sie »»Gleich- mä ig eit. ie aa en es önigs in im im Untergange schon vorangegangen: er macht den Be- schluß und wird von der früheren Genossenschaft »in der Unterwelt empfangen. (He»iigstenberg.) Welche sich aufChohedHaugifr våkrlassem die gehen auch mit ihnen zu run e. ian er. 18. Wie groß meinest du denn, daß» du (Pl)arao) [um jetzt die Aurede an dich V. 2 wieder aufzunehmen] seiest mit deiner Pracht Und Herr- lichkeit unter den lustigen Bciumenss [Wahrlich, du bist damit nicht herrlicher, als vormals Assur ge- wesen; und nun wartet deiner auch dasselbe Schick: sal, das jenen ereilt hat.] Denn du mußt mit den lustigen Bäumen unter die Erde hinab fahren, und unter den Unbeschnitteneu sden gottlosen Hei: den, zu denen du ja in der That auch zählst] liegen« so mit dem Schwert erschlagen sind. —- Also [wie an Assurs Exempel gezeigt worden] soll ge Pgiisrciro sammt alle seinem Volk, spricht ck l - . «) »Wem bist du denn leich mit deiner Pracht und Herrlichkeit?« fragt der rop et noch einmal den Pharao, nachdem er mit seiner arstellung Assurs die richtige Antwort vollständig vorbereitet hat; und das ist diese: nach dem Gesagten einem olchen, an dem schon offenbar geworden, daß Herrli keit und Größe vordem Falle nichtjchützen kann, vielmehr, wenn sie gemißbraucht wird, in den Fall verw1ckelt. " tr Des Propheten erster Todtengesang über Egyptetr · «) Die Veschneidung macht allerdings einen Unter- schied im Tode, doch nccht, welche am Fleische geschieheh sondern das beschnittene Herz, uud das können bis zu einem gewissen Maße auch solche haben, die als Heiden eigentlich zu den Unbeschuittenen gehören. Das 32. Kapitel. Wehläcage über Egypteir XII« d.1——16. dloch einmal, nnd zwar in Folge be- sonderer Veranlassung nnd in der Zcbsicht besonderer Glaubensstärliung fiir sein volle, besiegelt der tjErr durch den Mund Heseliieks den Fall pharacks und der eghus iiscljen Macht, indem er ihn zwei Godtengescinge ans— sprechen läßt, wovon der erste, an: Tage des dlemnonds ihn! eingegebene h. 1, mit Vharaos nnd seines dlolltes Fall, der zweite, an: dollmondstage crgangene, wit Phora« nnd seines Volkes Versto ßung in die Hölle es zu thun hat. Was nun zunächst den hier uns vor- liegenden ersten Todteugesaug betrifft, so hebt derselbe zuerst hervor, was Pharao bisher gewesen, und zwar so, daß dadurch nicht allein seine Größe nnd herrlichlteit ge- schildert, sondern zugleich auch die Uerschnldung charak- terisirt wird, deretwegeu ihn jetzt das Geritht Gottes treffen soll (d. 2). Dies Gericht nun besteht darin, daß Gott ein Ueh iiber ihn angwerfen und durch einen großen hanfeudollts ihn in das tleh hineintreiben rund, um gefangen nnd an’s stand gezogen zu werden; da liegt er nun anf stachem Felde, ein Fraß den Vögeln des tijininiels nnd dem Wild der Erde, sein Zins anf den Bergen, mit seiner stolzen Höhe die Tiefen stille-ad, das Land, das er vordem mit seinem Wasser üllerschweminh nun mit seinem Blute färbend bis zu den Bergen hinan nnd alle Riunsale damit ausüllend Oh. 3—6). tllnd wenn er also verlischt in TodeInarhi, werden Sonne, Mond und Sterne ihren Schein verhüllen, daß es finster wird übel? Egnplenlaud; viele Völker aber, zn denen die Kunde von seinem Falle dringt, werden sich entselzeu und ein Schauder taitd ihre Könige erfassen Oh. 7—10). Der, welcher dieses Gotteggericht ausführen solt, ist der König von Bube! mit seinen gemaltthäligeii Schauer-u; erst dnreh gründliche Jlnfräumnng mit Pharao und seinen Thieren, die das Wasser trüben, kann es besser werden mit Egnpten w. l1—15). Dies das Klageliem wie es seiner Zeit wird gesungen werden w. 16). 1. Und es begab sich im zwölften soon Ostern 587 bis dahin 586 v. Chr. reichenden] Jahr [seit Joiachiirs WegführungL am ersten Tage des zwölften Edtondcn sdes Adar g. Mos 12, 2 Auen» Ende Febn also oder Anfang März 586], geschahe des HErrn Wort zu mir, und sprach: Es war 21 Monate nach dem in Kuh. 31,1 angegebenen Termin, fast 2 Monate, nachdem der Prophet die Kunde von der Zerstörung Jerusalems erhalten hatte (33, 21); in die Zeit der Ists, Jahr zwischen dem vorliegenden und dem vorhergehenden Gotteswort fällt außer der Zerstörung Jerusalems selber auch die durch Jeremias Mund (Jer. 4·2) unter- sa te Flucht des Restes von Juda nach Egypten ( chröder.) Egypteu war noch die einzige Macht auf dem Festlande, die sich einbildete, dem Chaldäerreich otzen zu können, und die Hoffnungen der Juden, die dem Propheten nicht gehorchten, stiitzteu sich auf Pharao Hophra; da besiegelt der HErr uoch einmal den bevor- stehenden Fall Pharaos und der egyptischen Macht. 571 i (Schmieder.) Die Veranlassung der beiden Klagelieder unsers Kapitels war wahrscheinlich das Bekanntwerden der Kla· elieder des Jeremias in den Ländern des Exils; diesen Klageliedern tritt das doppelte Klagelied des Hesekiel über Pharao und Egypten tröstend zur Seite. Es führete Israel zu Gemüthe, daß das Volk Gottes auch in seinem tiefsten Elende einen uueudlichen Vor- zug vor der ihm scheiubar weit überlegenen Weltmacht habe, die sich hier in Eghpteii darstelltx denn was diese allerdings jetzt noch hat, das wird ihr bald genommen werden, und während Juda, nachdem es die Schmerzeu des Todes erlitten, eine fröhliche Auferstehung bevor- steht, bleibt sie ihrestheils im Tode liegen und jeuseit der Finsternis; scheint ihr kein Licht. (Hengstenberg.) 2. Du Menschenkind, mache eine Wehklage [27», 2] uber Pharao, den Kouig zu Egtlhtem und sprich zu ihm sihm zunächsi sein böses Wesen, womit er sich das Gericht des Untergangcs zu- ziehet, vorhaltend]: Du bist gleichwie ein Löwe unter den Heiden, uud wie ein Meerdrache, und svringest sbrichst hervor] in deinen Strömen, und trubest das Wasser« mit deinen Fried, und machst sdurch Aufwühluug des Schlammes] seine Ströme glum sim Englischen g1o0m, g1um, s. v. a. dunkel, trübe 34. 18]. Nach Luther’s Uebersetzung muß man erklären: »Du bist ein beutelustiger, erobernngssü tigerFriedens- störer, der den Völkern keine Ruhe lä t, ein Völker- löwe, der Völker verschlingen will« (Kap. II, 2f.). Auf dieses Bild, das auf jeden kriegerischen Fürsten paßt, folgt dann sogleich ein zweites, das vom Nil- drachen oder Krokodih welches sich allein für den König des Nillaudes Egypten eignet und nun weiter ausge- führt wird, um Pharao in seiner uuruhi en Kriegs- sucht, womit er die ruhenden Leidens aften (den Schlamms in seinen Völkern aufregt, zu schildernx gerade diese Wirkung seines Hochmuths wird hier her- vorgehobeu, weil auch die Reste Jsraels dadurch ver- führt worden. (Schmieder.) Indessen hat man ge- nauer so zu übersetzen: Einem jungen Löwen unter den Heiden glichest du (dafür, für einen gewaltigen Besieger der Nationen, für einen Mächtigen unter den Heiden 31, l1 wurdest du gehalten, und hieltest am meisten selber dich dafür), und bist doch (vielmehr, wie schon in Kap. 29, 3 von dir gesagt) wie ein Meerdrache ec- ,,Da jedes Trauerlied in seiner Haltung sich nach dem Wesen und Werthe des Gesallenen richten muß, so geht dieses sogleich von der Frage aus, ob Pharao, wie man zuuächst von einem Könige erwartet, wirklich einem jungen Löwen unter den Völkern gleiche, da er doch vielmehr nur dem mit Maul und Füßen die Ströme, die frischen Wasser und Lebens-quellen der Völker verderblich umwiihleisp den, alles Reine trübendem Krokodil zu vergleicheu sei. Wenn er nun aber nichts ist als das, so muß er auch wie ein solches Ungeheuer enden. (Ewald.) 3. So spricht der HErr-HErr: Ich will swenn ich nun mein Gericht über dich ergehen lasse] mein Netz über dich answerfen durch einen großen Haufen Volks, die dich sollen in mein Garn jagen-l· [12, 13; 17, 20]. 4.v Und will dich [mit diesem meinem Garn] anf das Land ziehen, und auf-s Feld werfen, daß alle Vögel des Himmels auf dir sitzeu sollen, und 572 Hesekiel 32, 5—21. alle Thiere aus Erden von dir satt werden [29, 4 f.; 31 12 f.]. ,5. Und will dein Aas [in welchem auch das deiner mit dir umgekommenen Krieger inbegriffeu ist] ans die Berge werfen, und mit deiner Hohe« sworauf du dir so viel zu gute thatest] die Thaler ansfullen b. Das Land, darinnen du schwimmeft [besser: das Land deiner Ueberfchwemmung, d. i. das Land, welches du früher mit deinen Strömen überschwemmtest V. 21 will ich Von deinem Blut roth machen bis an die Berge hinan, daß die Bäche lRinnsale oder Niederungeiq von dir voll werdens-«· «) Die Völker strafen die am eigenen Volk be- gangene Sünde Pharao’s; bei »dem großen Haufen« kann an das chaldäische Heer in seinen Völkerfchaften oder auch an die, auf die Ehaldäer gesolgten Völker, welche Egypten bekriegten, gedacht werden. (Schröder.) «« Gott will den kolossa en Leib Pharams auf die trockene Erde, wo er umkommen muß, hinwerfen, und die Vögel des immels und die Thiere auf Erden versammeln, daß sie ihn verzehren; sein ungeheurer Leichnam, auf die·Erde hingestreckt, wird Berg und Thal erfüllen. « (Kliesoth.) Pharacks stolze Höhe, wo- mit er die Tiefe füllen soll, bildet zu dieser einen feinen Gegenfatz. (Umbreit.) — «) Wie das natür- liche Krokodil mit dem Wasser seine Umgebungen über- strömt, so Pharao mit seiner Kriegsmacht die Völker; den Gegenfatz zu diesen Strömen, welche auf Andere ausgegossen werden, bilden die Ströme von Pharao’s eigenem Blute, womit er die Erde tränken muß. Fengstenbergh Bei der in’s Ungeheure übergehenden efchreibung, da das Blut ,,bis« an die Berge hinan« reichen soll, ist es dem Propheten um die Sache zu thun, auf das Bild kommt es ihm weniger an. (Bunsen.) 7. Und wenn du nun gar dahin bist krichtigew wenn i»ch dich auslöfche], so will »ich den Him- mel verhullen, und seine» Sterne verfinstern, und die Sonne mit Wolken uberziehen, nnd der Mond soll nicht fcheinen lJes is, 10]. » . · » s. Alle Lichter am Himmel will ich uber dir lassen dunkel werden, nnd will eine Finfierniß in deinem Laiide machen, spricht der HErvHErtks 9. Dazu will ich vieler Voller Herz er- schreckt machen, wenn ich dik Heiden deine Plage erfahren lasse, und viele Lander, die du nicht kennest. » » · 10. Viele Voller sollen fich uber dir einsehen, und ihren Königen soll vor dir grauen, wenn ich mein Schwert wider sie blinken lasse; nnd sollen plötzlich erschreckem daß ihnen« das Herz entfallen wird uber deinem Fall« srichtiger; wenn ich mein Schwert vor ihrem Angesichte, zwar zunachst über dich, Pharao, doch so, daß sie sich daran ein Exempel nehmen müssen 31, 14., blinken lasse; und sollen jeden Augenblick er- beben, ein jeder für feineSeele oder sein Leben, am Tage deines Falles) «) Pharao ist »in seiner Herrlichkeit ein helles, scheinendes Licht; beim Auslöfchen des Lichtes verlieren die Himmelslichter ihren Glanz, wie überhaupt bei großen politischen Katastrophen und dem mit ihnen verbundenen unendlichem Wehe die Himmelslichter gleichsam ausgelöscht zu sein scheinen — Amos 8, 9f.; Offenb.6,12. (Hengstenberg.) Bei dem »wenn ich dich auslösche« ist Pharao als ein Gestirn erster Größe am Himmel gedacht, wie in Jes l4,12 der König von Babel als hellleuchtender Morgenstern bezeichnet wird; der Sinn des von der Versinsterung der übrigen Himmelsgestirne Gesagten ist aber nicht erschöpft mit der Bemerkung, daß nun alles Licht für Egypten ver- lischt und die Finsterniß ganz hosfnungsloser Zustände für das Land eintritt, es liegt vielmehr die Vor- xtellun von den: Tage des HErrn zu Grunde, von em erichtstage Gottes, bei welchem die Lichter des Himmels ihren Schein verlieren (Kap. 30, s; Joel Z, 10). Dieser Tag bricht mit dem Sturze Pharao? für Egypten herein und an ihm verfinstern ich die leuchtenden Gestirne des Himmels, daß das Land Pharacks finster wird; denn Egypten ist eine Welt- macht, durch Pharao repräsentirt, die mit seinem Sturze zufammenbricht, der Sturz jeder Weltmacht aber ist ein Borzeichen und Vorspiel des Sturzes aller wider- göttlichen Weltmacht am Ende der Zeiten. (Keil.) di) Die Trauer in der Natur(V. 7 s.) ist nur der Abdruck des ihr ganz entsprechenden Entfetzens welches bei der Kunde von Egyptens fchmählichem Unlergang die Völker ergreift; und zwar find die Trümmer von der alten Herrlichkeit Egyptens, verstreuet unter die Völker, selber die Unglücksboten. (Hävernick.) Wenn aber Gott sein Schwert über Pharao schwingt, wird den Königen der andern Völker sein, als ob es vor igren eigenen Au en über sie selbst geschwungen würde. ( «liefoth.) Sie chrecken auf in jedem Augenblick, be- sorgt um das eigene Leben. (Umbreit.) Der HErr liebt es, Schrecken einzujagem damit er das fleischliche Vertrauenbreche. (Heim u. Hoffmann) Erf ch reckt wer- den ist aber noch nicht erweckt werden, und Erw eckung ohne Erleuchtung ist geistlicher Lärm ohne geist- liches Leben. (Schröder.) O Sünder, wenn du hörest, daß Gott an andern Sündern große Strafgerichte ausübet, so erschrick und sprich: ach, wie wird es mir doch ergehen! Laß es aber dabei nicht bewenden, sondern t ue rechtschasfene Buße. (Starke.) 11. Denn [um denjenigen abermals zu nennen, durch den dein Fall geschehen soll 30, 10] so spricht der HErr-HErr: Das Schwert des Konigs zu Babel soll dich treffen» 12. Und ich will dein Volk [genauer: dein Getümmel 31, 2 u. is] fallen durch das Schwert der Helden, und durch allerlei Tyrannen der Heiden l31- 12]; die sollen die Herrlichkeit Egvptens ver- bieten, daß alle ihr Volk [s ein Getümmel] ver- tilget werde. 13. Und ich will alle ihre Thiere umbringen an [richtiger: alle, s eine, des Pharao Thiere hinweg bringen von] den großen Waffen« daß sie keines Menschen»Fuß, und keines Thieres Klauen kfernerhin mehr] trube machen soll. 14. Alsdann will ich ihre Wasser lauter machen [indem der aufgewühlte Schlamm fich wieder setzt], daß ihre Ströme fließen wie Oel swie Bäche Oels Hiob 29, 6], spricht der HErr-H(»Hrr. 15. Wenn ich das Land Eghpten verwustet und alles, was im Lande ist, ode gemacht, und Von Pharaos und seines Volkes Fall. alle, so darinnen wohnen, erschlagen habe; daß sie erfahren, daß ich der HErr sei. , V) Das Eigenthiiinliche in diesem Verse ist die ausdriickliche Nennung des Werkzeugs des göttlichen Gerichts, des Mannes, der in der Wirklichkeit schon das Schwert emporhebt, u1n es gegen Eghpten »zu schwingen (Hengstenberg.) — «) Diese ,,Thiere« sind die Miichtigen Egyptens neben Pharao, dem Krokodih dem König der Wasserthiere — die Mächtigen, welche das Wasser trüben, die Bevölkerung ausregetr. (Schmie- der.) — «) Der Prophet überschaiit den ganzen Zu- stand Egyptens in seiner künftigen Gestaltung; es muß vor allem eine gründliche Demüthigung ein förmliches Brechen der heidnischen Macht eintreten, ehe an einen besseren Zustand gedacht werden und jene Periode be- ginnen kann, welche schon in Jes.19 auch für Egypten als Zeit des Heils geweissagt wird. Nicht nur eine von höchst gewaltthätiger Hand ausgehende Vernichtung der Macht Eghptens im Allgemeinen wird zu jenem Zweck erfolgen, sondern auch speziell eine solche Aus- rottung derselben, daß kein Fuß mehr die Wasserfülle des Nil trüben soll; letzteres mit Bezug auf V. 2, wo das Trüben des Wassers als Bezeichnung des wilden, ungestümen Trotzes und Hochmuths erscheint. Diese Richtung ist es gerade, welche» radikal gebrochen werden muß, damit Egypten sich nicht mehr als ein gegen Gott empörtes Reich, sondern als ein Reich, worin sich dessen Herrlichkeit offenbart, darstelle. Oel ist Bild des göttlichen Segens (5. Mos. 32, 13); Ströme, die gleich dem Oel dahinsließem sind solche, welche gleichsam statt des Wassers Oel enthalten, so ergiebig und fruchtbringend sind, als spendeten sie selber el. (Hävernick.)» Dieses Bild ist sehr bezeich- nend für Egypten, da dieses Land seine ganze Frucht- barkeit dem Nile verdankt: während durch den Pharao sein Wasser aufgewühlt und getrübt wurde, will der Err nach dem Sturze Pharao’s die Wasser des dem Lande Segen fpendenden Stromes sich abklären und seine Ströme mit Oel fließen lassen; das klar gemachte Wasser und das strömende Oel sind Bilder derLebens- macht des göttlichen Wortes und Geistes» dieser Segen wird aber erst dann über Egypten kommen, wenn seine natürliche Macht vernichtet ist. (Keil.) 16. Das [was im Vorhergehenden als Eghp- tens nahe bevorstehendes Geschick angekündigt worden] wird der Jammer sein, den man wohl mag klagen; ja, Viele Tochter der Helden [wie ja eine Todten- klage zu halten vornehmlich Sache der Weiber ist Jer. s, 17 f] werden solche Klage fuhren uber Egypten nnd alle ihr Volk sGetümmelj wird man klagen sdaß es ein solches Ende mit ihm genom- men] sprich] der HErwHErr Das Klagelied des Propheten ist nicht eitle Phan- tasie, sondern das Vorbild eines Klageliedes swelches einst wirklich gesungen werden wird; die Völker wer- den es einst über Egypten anstimmen, und dann wird der Unterschied zwischen einem Dichter und einem Propheten offenbar werden. Jn Kap. 19, 14 wurde dasselbe von dem Klageliede über Juda gesagt; in Be- zug auf dieses ist das Klagelied jetzt schon zum Klage- lied geworden —-— so wird es auch in Bezug auf Egypten geschehen. Die Töchter der Heiden sind diese selbst, als Töchter oder Jungfrauen gedacht; unter diesem Bilde erscheinen sie hier, weil die Klage weiblichen Charakter trägt und weil es im gewöhnlichen Leben Sitte war, daß die Klagelieder von Weibern gesungen , 573 wurden. (Hengstenberg.l Klage hebt nicht den Schinerz sondern in der Klage lebt er fort. (Schröder.) « XIIL Zu. 17——32. Der zweite, vierzehn Tage später deni Propheten anf- nnd eingegebene Todtengescrug Ob. 17) ist »ein dumpfes, schweres Grablied, welches die große Tragödie beschließt« und besteht im Grundtext ans sechs regelmäßigen Strophen (dl.19—21; 22 n. 23; 24 n. 253 Dis-W; 29 n. 30; 31 u. 32), in welchen der gleich· förmigtz schnieesällige und eiutöiiige Charakter der Klage— lieder sieh ganz nnd gar ausprägt. Dein Propheten wird gesagt, nicht blos daß er über Ggypten klagen, sondern es sogar mit seinem Todtenliede in die Vernichtung hin· abstoßen soll (d).1lI). Indem dasselbe daraus ertönt, klingt es dnnips und schwer und etnlöntg, wie ein Eied zur Versenkung aller egyptisiljeu Herrlichkeit in das Grab der Vergänglichkeit nnd thiii zugleich den Sihlnnd der hiille auf, in welche Pharao niit seinem ganzen Blu- hang hiuabfiihrt nnd wo er von denen, die schon dort sind, iinn zu den Ihrigen gezählt wird (d1.19--2l). Da liegen Mut, erlaue, Hirsch-Rüben, Rom, alle Fürsten von Mitternacht nnd alle Stdouier W. 22—30); ihnen gesellt denn auch hltsaisao niit seinein Getümmel sich zu (lll. 31 n. 32). 17. Und im zwölften Jahr, an: fünfzehnten Tage desselben Monden sder in V. 1 angegeben wurde, d. i. etwa 4 Wochen vor Ostern des J. 586 v. Chr.] geschah des HErrn Wort zu mir, und spra . 18. Du Menschenkind, beweine das Volk in Egypten [das Getümmel Egyptens, indem du eine Wehklage darüber anstimmst] und stoße es smittels solcher WehkIageJ mit den Töchtern der starken Heiden [d. i. mit den Einwohnerschaften anderer mächtigcr Bölkerschaften V. 22 ff.] hinab unter die Erde zu denen, die in die Grube fahren« [26, 20; Si, 16]. 19. lDer Grabgesang aber, den ich zufolge dieses göttlichen Befehls über Egypten anstimmte, ist diefer:] Wo ist nun deine Wollust sdie Lieb: liihkeit, wodnich du dich vor andern Nationen auszuzeichnen meintest Jes. 14, 11]? Hinunter [fo heißt es jetzt zu dir], nnd lege dich zu den Unbeschniltencnrt [als vor welchen du gar nichts voraus hast]. 20. Sie [die EgypterJ werden fallen unter den Erschlagenen mit dem Schwert. Das Schwert ist schon gefaßt [von dein, dem es gegeben ward 21, U; 31- 111 und gezuckt über ihr ganzes Volk soder Getümmel] 21. Davon [von ihrem Untergange, der nun nnausbleiblich bevorsteht] werden sagen [besser: reden schon, als wäre er bereits geschehen] in der Hölle die starken Helden saus den nachher aufzu- zählenden Völkern V. 22fs.] mit ihren [der EgyPterJ Gehilfen [oder Bundesgenossen 30, 5], die alle [schon] hinunter gefahren sind, und [sprechen: Sie, die Egypter nämlichj liegen da unter den Unbe- schnittenen und Erschlagenen voni Schwert-«« [vgl. Jes. 14, 9 u. 10]. 574 V) Mit der Wehklage oder mittels derselben soll Hesekiel Egyptens Getümmel in die Hölle hinabstoßem das Klaglied ist Gottes Wort und hat als solches die Kraft, das zu wirken, was es aussagt. Durch die dann folgende Gleichstellung Egyptens mit allen bereits gestürzten Nationen, deren Aufzählung die mittleren Strophen des Liedes füllt, erweitert sich der Klagge- sang zu einem Grabgesang auf den Sturz aller heid- nischen Weltmächte. (Keil.) Die übrigen Völker find schoii in der Hölle; die Weissagung gehört einer Zeit an, wo von den Gegnern der Chaldäer nur noch Tyrus und Egypten auf dem Schauplatze waren, alles Uebrige war bereits aufgerollt. Der Prophet aber soll die bereits herabgesandten mit dem erst herabzu- sendenden Eghpteii gleichsam zum zweiten Mal herab- senden, indem er den ganzen Prozeß von Neuem vor- führt. Auch in Bezug auf Egypten hat das Herab- senden ja nur darstellenden Charakter: wie Hesekiel da darstellt, was der HErr noch thun wird, den zukünf- tigen Prozeß vorbildet, so bildet er in Bezug auf die übrigen Völker das bereits Geschehene nach und ver- einigt also das innerlich Zusaminengehörige zii einem imponirenden Totalbilde: das große Völkergericht durch Nebucad»nezar, den Knecht des HErrn. Die ,,Töchter der starken Heiden« (oder herrlicher Völker) sind diese Völker selbst, als Jungfrauen oder Töchter gedacht (V. 16), einfkprangend in der Jugendblüthe und lieblich anzu ehen. (Hengstenberg.) it) Genauer heißt es zu Anfang des Verses: Wem gehest du doch vor an Lieblichkeit? Antwort: Keinem (vgl. zu Kap.3I,2)! Du bist nicht angenehmer (vor Goit), als irgend ein ander Volk, das zuni Tode vom HErrn verurtheilt ist. (Schmieder.) Auch jene andern Völker, die hernach aufgeführt werden, waren einst herrliche Völker, und sind doch jetzt Gegenstand des Abscheus und Entsetzens nun ergeht auch an Egypteu de: Befehl Gottes, äch in der uuteeweit bei den übrigen Unbeschnittenen zii betten. Jn dem Ausdruck ,,Unbeschnittene« liegt der Grund, warum dieser Befehl ertheilt wird und die Schönheit Egyptens eine vergängliche ist: der heid1iischen Macht hängt die Jdee des Unter angs als eine nothwendige an; es ist die göttliche Bestimmung des Heidenthums, daß es sich nicht in seiner Stärke zu behaupten vermag, und Ein gemeinschastliches Loos aller jener einzelnen Reiche wartet. (Hävernick.) Ob auch die Egypter die Be- schneidung gehabt, ist eine gar nicht hierher gehörige Frage; in dem Sinne, wie Hesekiel die Beschneidung nimmt, waren die Egypter Unbeschnittene, wenn sie auch die Sitte hatten ihr Fleisch zu beschneiden. (Kliefo»th.) sitt) Hierniit wird nochmals an das völlig gleiche Geschick Eghptens mit den übrigen, von Gott gerich- teten Völkern erinnert; gerade diese Gleichstellung halten sie nunmehr dem übermüthigen Pharao zu seiner Demüthignng schadenfro vor. (Hävernick.) Es i«t bemerkenswerth, daß der Un eschnittenen, zu welchen s harao mit seinem Gelärin oder Getümmel sich legen sen, zehn Mal (V·19. 21. 24. 25. ge. 27. 28. 29. 30 u. 32) in diesem Grabgesange gedacht wird; wurde nun schon vorhin angedeutet, daß der Grabgesang der heidnisclzken Weltmacht überhaupt gilt, in Pharao und seinem eiche und Eghpteii also nur deren Spvitze und höchste Vollendung so ausfuhrlich behandelt» wird, daß sieben Gottesworte nach einander ihm· gewidmet wer- den, so liegt es auch nahe, sich hier jener Spitze der gottfeindlichen Weltmacht zu erinnern, welche in dem persönlichen Antichrist und seinem Reiche zur Erschei- iiung kommt und welches bei seiner ersten Ausgestal- tuug noch 10 VasallenköniI oder Gehilfen zählt, bis diese dann ihr Reich dem hiere, d· i. dem Antichrist Hesekiel 32, 22——30. Zlebem um das Werk der letzten Weltmacht zum völligen ustrag zu bringen (Offb. 17, 12 f. 17). Jn V. 22 ——30 werden sieben Völkergruppen ausgeführt, denen Pharao zugefellt werden soll (Assur, Elam, Mesach u. Thubah Edo1n, alle Fürsten von Mitternacht und alle Sidonier), und auch diese Zahl erscheint an dem Thiere in den 7 Häuptern (Offb. 13, I; 17, 3); wir werden am Schlusse des Abschnitts über diese typische Bedeu- tung Pharao’s und seines Reiches noch aussiihrlicher handeln, die Berechtigung aber, eine solche anzunehmen nnd weiter zu entfalten, ist schon damit uns gegeben, daß Hesekiel sich hier vielxach an das anschließt, was Jesaias in Beziehung au den König von Babel aus- sagt, womit angedeutet wird, daß bei beiden Propheten, was den letzten Zielpunkt ihrer Weissagung betrifft, es sich weder um das geschichtliche Babel noch um das geschichtliche Eghpten handelt, sondern um die Welt- macht der Endzeit 22. Daselbst liegt Assur mit alle seinem Volk [in ihren Gräbern] umher [um das seine] be- graben, die alle erschlagen und durchs Schwert ge- sallen sind. » » 23. Jhre Graber sind tief in der Grube sJes 14, 15j, und sein Volk liegt allenthalben umher [um seines, das des Herrschersj begraben, die alle erschlagen und durchs Schwert gefallen sind, snachdem sie bei Lebzeiten eine solche Macht gewesen] da sich die ganze Welt vor furchtete Assur steht an der Spitze als das leuchtendste Beispiel menschlicher, dem Verderben anheim gesallenen Größe; nach dieser Seite hin wurde er schon in Kap. 31 Pharao als ein Spiegel feiner Zukunft vorgehalten. An die Spitze gehört er aber auch deshalb, weil er die Reihe der Opfer des chaldäischen Völkergerichts er- öffnete. (Hengstenberg.) Da Assur die Einheit aller Glieder des Volks als Vertreter desselben oder als Typus des Volksgeistes in sich perfönlich darstellt, da er sozusagen die Persönlichkeit des Volkes als Gesammt- heit ist, so hat er eben viele Gräber, denn alle Gräber seines Volks sind seine Gräber; und doch hat er auch wieder eine besondere Grabstatt für sich, gleichwie ein Hausbesitzer viele Zimmer haben kann, die von seinen Kindern bewohnt sind, und doch auch Ein Zimmer für sich. Die Wohnstätten der Todten sind typisch hier dargestellt durch die Grabstätte des Leichnams, aber nicht Eins mit derselben: des Leichnams Grab ka1in zerstört werden, die Wohnstätte der Abgeschiedeneii nicht. (Schmieder.) Die affyrische Macht hat ihre Stätte in dem äußersten Ende der U1iterwelt, ihre Leichname finden sich in den schaurigsten Gebieten des Sihcol oder der Hölle; am tiefsten ist Assur in die Hölle gesunken wegen seines Uebermuthes, wegen der Vermessenheih bis zu welcher er auf dem Gipfel seines ehemali en Glanzes sich verftiegen: Jes. 36, 16 sf.; 37, 23 Pf. (Hävernick.) Außer Assur liegen auch die Andern da als solche, die ilfJreU Tod durch das Schwert fanden; ein solches Schick al wurde ihnen zu Theil, nicht nur-weil sie Unbeschnittene waren, sondern auch bei Lebzeiten durch ihre kriegerischen Gewaltthaten Schrecken um sich her verbreiteten — sie haben zum Schwert gegriffen, so sind sie auch durch das Schwert umgekommen. (Kliefoth.) 24. Da liegt auch Elam [1. Mos 10, 223 Jer. 49, 34 ff. Eint] mit alle seinem Haufen umher begraben, die alle erschlagen nnd durch's Schwert gefallen sind, und hinuntcrgefahren als Des Propheten zweiter Todtengesang über Egypten 575 die Unbeschnittenen unter die Erde, [nachdem sie vorhin eine Macht auf Erden waren] davor sich auch alle Welt sürchteiez nnd müssen ihre Schande tragen mit denen, die in die Grube fahren. 25. Man hat sie unter die Erschlagenen ge- legt, sammt alle ihrem Hausen, and liegen umher sum ihren Repräsentanten, den König] begraben; und sind alle, wie die Unbefchnitteiien und die Erschlagenen vom Schwert, vor denen sich auch Welt fnrchten mußte; und mnsseu ihre Schande tragen mit denen, die in die Grube fahren, und unter den Erschlagenen bleiben. Jn dumpfer EintönZkeit erklingt, das Todtenlied des Propheten um die eiehen der mächtigsten Könige und ihre Völker, dem Pharao mit seinem Getümmel beigesellt wird. ålliächtig ergreift das Gemüth und demüthigt den Stolz das immerwährende ,,Da«, wenn die Rede hinweist aus einen gefallenen König und seine Schaaren, die Schrecken verbreitet auf Erden, nun aber »efallen sind durch’s S wert und unter Schwert-Er- fchlagenen liegen. Wir licken auf ein uniibersehbares Feld von Gräbern; gebettet sind die Helden auf die Schwerter, die ihre erstarrten Hände nicht mehr schwingen können, und die Decke ihrer zerfallenen Ge- beine ist die Schuld, die sie auf sich geladen: v l. V. 27· (Umbreit.) Die Landschaft Elymais umfa t die heutigen persischen Provinzen Ehusistan mit Arabistan und das siidliche Lauristam sie wurde im O. von Persien und Parthien, im N· von Medien, im W. von Assyrien und Babylonien, im S. vom persischen Meer- busen begrenzt. Der westliche kleinere Theil ist eine Fortsetzun des heißen Tieflandes von Babylonien, der nordögliche größere ein aus mehreren Parallel- ketten bestehendes Gebirgsland, das einen Theil von dem Westrande des persischen Hochlandes bildet; der Grenzfluß des Landes gegen Babylonien ist der Tigris und der den Euphrat und Tigris vereinigende Char- el-Arab, der den Choaspes (jetzt Kercha) und den Pasitigris oder Euläus (Ulai, jetzt Kurens aufnimmt. Der Euläus scheidet Elain von dem östlichereii Su- siana, beide Provinzen werden aber auch häufig unter Einem Namen zusammengefaßt, wie denn Susan, von dem der Name Sufiana kommt, in Daii. s, 2 zu Elam im weiteren Sinne gerechnet ist, bei den Griechen aber meistens beide zusammen Susiana heißen. (D. Völter.) Von Anfang kriegerisch, eroberungssüchtig (1. Mos. 14, 1 ff.), bleiben die Elymäer bis zuletzt diesem Charakter treu; die Assyrer unterwarfen Elam, so daß feine gefürchteten Bogenschützen (Jer. 49, 35) im assyrischen Heere figuriren (Jes. 22, 6). Hieraus erklärt sich Elams Stellung gleich hinter Assur; und solchem Verhältniss zu Assur gemäß ist auch die fast gleiche Aussage über Elam gehalten. (Schröder.) 26. Da liegt slJiesech und Thubal [die Mos- cher nnd Tibarener 27, 13; I. Mos 10, Z] mit alle ihrem Haufen umher begraben, die alle unbe- schnitten snnd mit dem Schwert erschlagen sind, vor denen sich auch die ganze Welt fiirchteu mußte; 27. Und alle andern Helden fliegen das, die unter den Unbeschnittenen gefallen sind, und mit ihrer Kriegswehre zur Hölle gefahren, uiid ihre Sihwerter unter ihre Häupter haben müssen legen, und ihre Missethat uber ihre Gebeine kommen ist, die doch auch gesurchtete Helden waren in der ganzen Welt; also mussen sie liegen. Mesech und Thubal kommen hier wie in Kap· 38, 2 ff. als eine nordische Macht in Betracht, die in ihrem Kampfe gegen das Reich Gottes erliegt, und wird hier prophetisch als eine dem Gerichte des Todes bereits verfallene aufgeführt; der Prophet sagt von ihr das Nämliche aus, was Vers 22 f. von Assur und V. 24 f. von Elani ausgesagt haben. (Keil.) Uni diese Aussage näher zu motiviren, fügt V. 27 den Gedanken hinzu: Sollte etwa Mesech-Thubal nicht dasselbe Schicksal haben, welche alle durch das Schwert groß gewordenen Helden gehabt haben, das; sie, nach- dem sie auf Erden ein Schrecken gewesen waren, zwar in glänzender Wasfenrüstung begraben wurden, aber nichts destoweniger um ihres Frevels willen in den Scheol fuhren? (Kliefoth.) Das Charakteristische und hier in Betracht Kommende bei diesen Gewalthabern ist der Uebermuth, die Unterdrückung Anderer, die freche Empörung gegen Gott; als Denkmäler ihres Frevel-s sind ihnen ihre Waffen, ihre Schwerter bei- gegeben —— eine Anspielung auf die Sitte, den gefalle- nen Helden ihre Waffen in’s Grab mitzugeben. Nach der Denkungsweise des Alterthums lag darin eine hohe Ehrenbezeugung gegen den Verstorbenen; aber voni ethischen Standpunkte des Propheten liegt in dieser Sitte gerade ein Zeuåniß gegen solche Machthaber und Gewaltige Die affen, ie Werkzeuge, der Ge- waltthat, sind darnach Denkmäler ihres Frev"els, und dieser bedeckt noch selbst ihre Gebeine; unzertrennlich sind sie und ihr Frevel mit einander verbunden, es ist, als könnten sie davon selbst im Tode nicht lassen. (Hiivernick.) Der Grund, weshalb der Gedanke zu- nächst von Mesech und Thubal ausgesprochen wird, liegt vielleicht darin, daß gerade bei die en Völkern die von dem Propheten als bedeutungsvo hervorge- hobene Sitte herrschte, die gefallenen Krieger mit ihren Mordwasfen zu be ruhen, in denen sie gleichsam ihre Missethat bei sich aben, so daß Schuld und Strafe im Grabe vereinigt sind; sie sind dem Geschlechte Kains gleich, das den Brudermord seines Stanirnvaters ihm als Bravour anrechnete. (Hengstenberg.) 28. So mußt du [Egypten, der du deiner ganzen Art und Natur nach einer von den bisher Genannten bist] freilich auch unter deuUnbeschnit- tenen zerschmettert werden, nnd unter denen, die mit dem Schwert erschlagen sind, liegen. Hier wird der Egypter an, eredet und gesagt, daß auch ihn dasselbe Schicksal treHen werde; durch diese Ankiindigung mitten in der Aufzählung der bereits in den Scheol gesahrenen Völker aber wird der Zweck dieser ganzen Aufzählung wieder iii’s Gedächtniß ge- rufen. (Keil.) Wie ganz anders würden unerleuchtete Weltgeschichtsschreiber von allen folchenHelden urtheilen, als Gott hier! Nur die Bibel enthält wahre Welt- geschichte (Richter.) " 29. Da liegt [genauer: Dahin gehört ebenfalls] Edom mit seinen Königen nnd allen sei- nen Fürsten unter den Erschlagenen mit dem Schwert, und unter den Unbeschnittenen, sammt andern, so in die Grube fahren, die doch mächtig gewesen sind. 30. Ja, es müssen alle Fürsten von Mitter- nacht dahin, und alle Zidoiiiey die mit den Er- 576 Hesekiel 32, 31. 32. schlagenen hinab gefahren sind, nnd ihresehreckliche Gewalt ist zu Schanden worden, und mussen liegen unter den Unbeschnittenen und denen, so mit dem Schwert erschlagen sind; und ihre Schande tragen sammt denen, so in die Grube fahren. Der Gesichtspuiikt wird in V. 29 f. ein propheti- scher; schon sieht Hesekiel eine Reihe Völker, denen er Verderben Verkündigt hatte, ebenfalls jenes Geschick theilen. Bei Edom nennt er Könige und Fürsten neben einander, sofern nämlich nach der Verfassung derselben neben der königlichen Würde Phylarchen (Stammfürsten oder Häupter der größeren Volksge- schlechter 1. Mos. 36, 1 ff.) bestanden. Die Fürsten von Mitternacht sind hier näher zu bestimmen durch den ZusaF ,,und alle Zidonier«; darnach ist an den Norden alästina’s zu denken und also das biblische Aram gemeint mit seinen vielen einzelnen Staaten und Fürsten (Jer. 49, 23 ff.), denen» noch Sidon, d. »i. Phönizien besonders beigesellt wird als vorzugsweise hier hervorragend und vom Propheten besonders be- droht. (Hävernick.) Vielleicht ist aber das ,,alle Fürsten von Mitternacht« vorgreifend in die Zukunft und auf Babel und Gog nebst Gomer und Thogarma &c. (Kp. 38, 2 u. 6) perdeckt hindeutendz denn Pharao wird im Todtenreich auch die einst sehen, die nach ihm hin- abgefahren sein werden. (Schmieder.) Ziehen wir Mesech und Thubal (V. 26) in Eins zusammen, so werden 6 heidnische Völker genannt: Assur, Elam, Mesech-Thubal, Edom, die Fürsten des Nordens (vgl. Jer. 25, 26 u. 51, 27), Sidon; und rechnen wir dazu Egyptem so find« es sieben ——·durchaus angemessen, da beabsichtigt wird, das Schiekfal des gefanimten Zeidenthums auszusprechei·i. (K«liefoth.«) vAuch in der usammenstellung läßt sich ein Prinzip erkennen: Assur, Elam, Mesech-Thubal repräsentiren die großen und fernen Weltmächte, Edom, die Fürsten von ålJiitter- nacht und Sidon die Grenzvölker Jsraels im Süden und Norden. (Keil.) 31. Diese wird Pharao sehen, und sich trösten mit alle seinem Volk [besser: über all sein Ge- iümmelL die unter ihm mit dem Schwert er- schlagen sind , und mit seinem ganzen Heer [rich- tiger: vom Schwert erschlageii ist Pharao uiåd sein ganzes Heer], spricht der HEN- N· H 32. Denn es soll sich auch einmal alle Welt vor mir fürchten [wörtlich nach der Lesart, nie Luther hier befolgt: Denn ich lege mein Schrecken oder Schrecken vor mir in das Land der Lebendigen Kap.3l,16], daß Pharao und alle seine Menge soll liegen unter den Unbeschiiit- tenen und mit dem Schwert Erschlagenen, spricht der HErr-HErr. · Zerschmettert wird auch Pharao und alle sein Heer zu dieser Todtengemeine hinunterfahren und bei dem Anblick dieser versunkenen Herrlichkeit sich trosten über all sein Getiimmelsdenn der HErr legt sein Schrecken auf das Land der Lebendigen. (Umbreit.) Es ist das ein majestätischer Gegensatz gegen alles das Schreckliche von und an Menschen (V. 22—31)» —- ein herrlicher Schlußl Durch sein Schrecken wird der HErr endlich auch alle Gottlosen und Antichristen stürzen und durch das Osfenbarwerden seiner Gerichte (Ossb. 1·5, 4) sein Reich auf der ganzen Erde maiestatisch ausbreiten. (Richter.) Wenn man gefragt hat, wann denn eigentlich Egypten von dem in den vorstehenden Weissagungen ihm gedrohten Untergange betroffen sei, so ist das eine sehr müßige Frage: man braucht nur unter die Pyramiden Egyptens oder in seine Kata- komben zu treten, um zu sehen, daß die Herrlichkeit der Pharaonen eine in den Scheol (die Hölle) gefahrene ist. Und daß dieser Untergang der altegyptifchen Herrlichkeit aus den Zeiten des babylonisch-persischeii Reichs datirt, ist eben so gewiß; derselbe war auch so gründlich, daß bereits dein ptolemäischen Neuegypten (1. Mace. 1, 10 u. Dain 1l, 5 Anm.) das altegyptische Wesen ein völliges Räthseh ein Vergessenes und Un- verstandenes war. (Kliefoth.) Wir könnten mit diesen Ausführungen des Inhalts, wie die bedeutendsten Schriftausleger sie geben, den Abschnitt beschließen, haben aber doch noch ein gewisses Gefühl des Unbefriedigtseins; wir können uns des Ge- dankens nicht erwehren, daß der heil. Geist, als er des Propheten Mund zu diesen Weissagungen gebrauchte und ihm nicht weniger als sieben Gottesworte über ein und dasselbe Land auf die Lippen legte, über das geschichtliche Egypten hinaus noch an eine ganz andere Weltmacht, nämlich die der letzten Zeit gedacht hat, deren Sturz wir in Offenb. 19 vor uns sehen, nur daß es dein Propheten noch nicht so klar zur Erkennt- niß kommen durfte, wie es mit diesem Egypten der Endzeit und seinem Pharao sich eigentlich verhält. Wie im alten Testament Satan die ersten 3000 Jahre der Menschheitsgeschichte noch im Hintergrunde steht und sein Wesen und Treiben verschleiert gehalten wird (3. Mos. 16, 10 Anm.), bis erst unter David und Salomo direkt von ihm die Rede ist (1. Chron. 22, 1 u. Hiob 1, 6 Anm.), so haben die alttestamentlichen Propheten auch noch kein eigenes Bewußtsein um den Pieiischen der Sünde und das Kind des Verderbens, erst dem Heidenapostel Paulus wird dafür das klare, bestimmte Wort gegeben (2. Thess Z, 3); selbst was Daniel (11, 36 ff.) über den Antichrist zu weissagen hat, bekommt ein so der Geschichte seines Vorgängers, des Antiochus Epiphanes eng angepafztes Kleid, daß es nicht leicht ist, den Antichrist von dem Antiochus deutlich zu unterscheiden. Es hat das seinen guten, heilsgeschichtlichen Grund; denn l) wenn in der Zahl des Thieres (Offb.13,18): sechshundert undsechs und sechzig eine dreifache Entwickelungsstufe der Sünde im Menscheiigeschlecht zum symbolischen Aus- druck kommt, die wir kurz als Anfang, Mittel und Ende bezeichnen wollen und die auch der dreifachen Versuchuug des Erlösers durch den Teufel in Matth. 4, 3—10 zu Grunde liegt — Adam im Paradiese, das jüdische Volk bei der Verwerfung seines Christus, der Antichrist bei seiner bewußten und gewaltsam durch- geführten Selbstoergötterung (2. Thess 2, 4) ———, so gehört die erste Stufe der Menschheit ohne Unter- schied an, die zweite dem auserwählten Volk Israel ohne unmittelbare Betheiligung der Heiden- weit, die dritte da« egen der Heideiiwelt in dem zu Kalt. 3(), 3 entwi elten Sinne des Worts, ohne daß das zu Christo nun bekehrte und im heiligen Lande geheiligte Israel sich ebenfalls dieser Sünde theilhaftig machte. Demgemäß Z) hat Israel eine überaus lange und furchtbar schwere Strafzeit, dadurch es zu einem Sprüchwort unter den Völkern wird, durchzumachen, bis es dann zur Erkenntniß seiner Schuld und zur Erkenntniß Christi kommt, nun aber auch, weil in tiefster Seele gedemüthigt und in überschwänglich reichem Maße begnadigt, so gründlich am inwendigen Menschen erneuert und durch den Geist Gottes ge- heiligt wird, wie bei keinem andern Volke das Evan- gelium in gleicher Vollkommenheit das hat erreichen Von Pharaiss und seines Volkes Versiofzuiig in die Hölle. 577 können; zu derselben Zeit (es ist das letzte Jahrhundert s Auffassung der· Offenbarung St. Johannis Einiges bei- der 6000jähr· Weltzeit, wo in der christlichen Heidenwelt sich die Bosheit bis zur Ausgestaltung des,,Widerwärtigen« entwickelt) erlangt bei dem christlich gewordenen Israel die Gemeinde Christi jene vollendete Schönheit und Reinheit iii allen ihren einzelnen Gliedern, die St. Paiilus in Ephes 5, 27 von ihr rühmt, und kann nun auch der HErr bei diesem Volk seines ursprünglicheii Ei enthums noch auf Erden ein Reich der Hcrrlichkeit auirichtem um an einem bestimmten Exempel zu zeigen, was aiis der Welt hätte werden können, wenn es den sjlienschen ein eben solcher Ernst wäre, selig zii werden, wie es ihm ein Ernst ist, sie selig zu machen. Das ist das tausendjährige Reich, wie die Schrift es lehrt und wie die Propheten des alten Testaments bei ihren Weissagungen es hauptsächlich im Auge haben, wtihreiid die Jeidenwelt, welche mit ihrer Entwickeluiig auf das Rei ) des Antichristeii sich zuspitzh von Anfang an mit ihrer Eschatologie darauf angewiesen ist, die Vernich- tnng des gegenwärtigen Weltbestandes zu erwarten, nm erst darnach in ein Reich der Herrlichkeit einzu- ehen, das jenseit der irdischen Weltzeit liegt. Es ist Fochbedeiitsaiiy daß, bevor uns iii Osfenb 13 in dem Thier aus dem Meer und in dem Thier von der Erde das Bild des Antichristeii und seines Propheten ezeigt wird, wir im vorhergehenden 12. Kapitel das eib zu schauen bekommen, das da fchwanger ist zur Geburt; ihr Kind ist kein anderes als der Heiland der Welt, und so kann das Weib kein anderes sein als dasjenige Volk, von dem es eißtx »das Heil kommt von den Juden«. Aber nacg eni Jsrael einmal der Welt das zjieil gegeben, den "hrist des HErrii aus sich heraus- gesetzt hat, darf dieser geheiligte Leib des Volkes nicht vom Satan dahin gemißbraucht werden, daß er ir end- wie noch mitgehöre zum Leibe derjenigen Mens heit, aus welchem er dereinst den Antichrist erzeugen wird; Israel hätte können vernichtet werden, nachdem es Christum verworfen und sein Blut auf sich herabge- rufen, wenn es aber gleichwohl von Gott erhalteii werden sollte, so waren diejenigen Wege nothwendig, die in Ofsb. 12, 6 u. l4—16 angedeutet und a1ich bei unsern! Propheten in Kap. 20, 32—-38 geweissagt sind, und das sind denn ganz geeignete Wege, um von ihm die Theilhaftigkeit an derjenigen Sünde fernzuhaltemdie in der oben erwähnten 666 d-urch die an der Stelle der Hunderte stehende Sechs zum Ausdruck kommt. Was die beiden andern Sechs betrifft, so ist die der Einer, Adams Sünde, schon durch das Erlösungswerk Christi getilgt, die andere, die der Zehner, Jsraels be- sondere Sünde in der Verwerfung und Ausrottung Christi, ist, nachdem sie in langer und schwerer Straf- zeit gebüßt, durch die Wiederaufnahme in den Gnaden- bund in die Tiefe des Meeres geworfen —- uiid so kann mit Jsrael die Gnadenarbeit früher zu Ende gehen, als mit der übrigen Welt, Israel kann einen Gnadensabbath halten noch in dem letzten der sieben Jahrtausende der jetzigen Weltzeih es kann ein tausend- jähri es Friedensreich haben. Indem wir das schrei- ben, Lfiihlen wir, daß wir vom Leser doch nicht recht verstanden werden, wenn wir auch noch so viele Mühe uns geben, deutlich zu reden, weil die ganze bisherige Theologie in der Lehre von den letzten Dingen ganz andere Gedanken und Anschauungen zur Geltung ge- bracht hat, beharrlich daran als an der allein s risi- geniäßen Lehre festhält, auch wo sie es fühlt, da sie dabei mit dem Verständniß der alt- und nentestanient- licheii Prophetie nicht zurecht kommt, und lieber da etwas abt nt oder dur ein qiiidproqiio sich hilft, als ihre ätze einer Revision unterwirft Wir sehen uns also immer aufs Neue genöthigt, znr richtigen D ä ibse l? s Bibeliveit zubringen« wie es das anqenblickliche Bediirfuiß er- fordert; wir wolleii aus-diesem Grunde hier einmal im Zusammenhang unsre Meinung darlegen und eine Ueber- sicht über den Entwickelungsgang des Reiches Gottes auf» Erden, wie sie aus dein Schlußbuch der Bibel sich ergiebt, mittheilen. Es war, wie das später begründet werden wird, um die Zeit, wo sich Jerusalems nach dem Siege iiber Eestius Gallus bei Bethoron gegen Ende des J. 66 n. Chr. ein allgemeiner Siegestaumel bemächtigte und man bereits die Befreiung von der römischen Oberherrschaft als eine vollendete Thatsache durch Prägungeigener Piiinzen feierte, als Johannes aus Patmos die Gesichte der O enbariing empfing; uiit der Eröffniing der ersten i; iegel kKap S) wird ihni kiindgethain daß soweiiig eine neue? era der Frei- heit und des Wohlseins für das jiidische Volk, wie dieses sich träumen ließ, angebrochen sei, daß vielmehr das Gericht der Zerstörung Jerusalems nnd des Tempels (l-—5. Siegel) und der Verwerfitiig nnd Zer- streuung Jsraels zur Strafe für seine Sünde (6. Siegel) nun herbeigekomiiiein Aber Jsrael ist darum nicht fiir immer verworfen uiid aufge eben; ein ,,heiliger Same« (Jes. it, 13), in welchem a e 12 Stämme gleich—- mäßig vertreten und das ganze Jsrael, soweit es zur Seligkeit verordnet (Röni. l1, 26), beschlossen ist, wird durch »die folgenden Zeiten hindurch gerettet werden noch sur diese gegenwärtige Welt, gleichwie aus den ietzt schon beginnenden und hernach sich immer von Neuem ioiederholenden Christenverfolgiingen der römi- schen Kaiser eine große unzählbare Schaar aus allen Heiden und Völkern für den Himmel gerettet wird (Kap. 7). Johannes ist jetzt beruhigt wegen der weiteren Zukunft seiner Brüder nach dem Fleisch fo- wohl wie seiner Brüder nach dein Geist, und kann nun die Gesichte, welche die Eröffnnng des 7. Siegels bringt, getrost mit. ansehen« was sie bringt, das sind die sechs ersten von den 7 osauneWerichten (Kap. 8 u. 9), in denen zuerst die röinische eltniacht, die Verfolgeriu der Kirche, erliegt (1. u. Z. Posaune), aber auch die Kirche wes? falsche Lehre verderbt und ihres Lichtes in hohem aße beraubt wird, daher auch dieser schwere Strafe droht (3. u· 4. Posaune); ihre Strafe ist das, was der Mu amedanisnius bei seinem ersten Auf- treten und» mit seiner nachmaligen Ausbreitung ihr geschadet hat und darunter die morgenländische Christen- heit noch bis au diesen Tag leidet (5. u. 6. Posaune) Ganz neue Gesi te nehmen jetzt ihren An an mit der Entfaltung der Geschichte der abendläiidis en hristen- heit; aber mit der Abwickelung dieser echichte, da das Abendland diejenigen eiden in si begreift, welche der HErr bei seinem ort: Matth.21, 43 (dafz ihnen das den Juden genommene Reich Gottes ge- geben wird und sie seine Früchte bringen werden), auptsiichlich ini Auge gehabt hat, wird auch das Ge- eimnifz Gottes sich vollenden nnd keine neue Ent- wickelungsreihe wieder beginnen (Kap. 10). Gleich a« der Spitze dieser Geschichte des Abendlandes sehen wir die Kirche in einem Zustande, ivo Tempel und Altar auf der einen und äußerer Vorhof aus der andern Seite sich gegenüberstehen; es ist keinerlei innere Ver- bindung von sichtbarer und unsichtbarer Kirche, das; diese mit jener sich nur halbwegs deckte, sonderii es besteht eine große Menge bloßer Namenchrigtem die den Vorhof ertreten, und eine davon geschie ene, be- stimmt bemezs thum. Doch ist nichtsdestoweniger ein andauerndes, lebendiges und thatkräftiges Zeugeiithuiii vorhanden, das unangetastet besteht und die Feinde niederhält; indessen das alles nur aus bestimmt beinessene Zeit, A. T. il. 2. Z? sene Zahl wahrhafter Anbeter ini Heilig: 578 Hesekiei 33, i. die sich deckt mit der seit den Gerichten der 5. u. 6. Posaune ebenfalls nun bemessenen Strafzeit Jsraels. Geht diese , eit zu Ende (und wir können »enau be- rechnen, da sie die Jahre 637——1897 n. hr., d. i. 1260 prophetische Tage oder 42 prophetische Monate ninsaßt)," dann m1iß zweierlei erfolgen: a) das Zeugen- thum in der Kirche nimmt ein Ende, es werden die zween Zeugen zwar nicht zur Erde bestattet, wohl aber liegen ihre, der ewaltsam Ertödteteiy Leichname auf der Gasse der grosen Stadt, und die irdisch gesinnte Welt freut sich, daß ihr Mund zum Schweigen gebracht ist; b) mit Israel muß etwas vorge en, damit dieses nun zu seinem letzten Ziel komme un in den Wieder- besitz des Reiches Gottes gelange. Was den ersten « unkt betrifft, so hat mit andern Worten die an die Stelle des vorerwählten Volks getretene Heidenwelh oie an die Stelle der Synagoge getretene Kirche mit Ablauf der vorhin berechiieten 1260 Jahre die Tage ihres Bernses erfüllt, die aiis Kap. 2 u. 3 bekannten sieben Gemeinden haben, nachdeni Laodicea ausge- spieeii ist aus dem Munde des HErrn, ihre Gnaden- zeit nun alle hinter sich; und, was den zweiten Punkt betrifft, die Zionsgeiueinde zu Anfang des 14. Kapitels kommt jetzt an die Reihe, sie bildet jetzt den Haupt- und Mittelpunkt des Reiches Gottes auf Erden. Wie aber wirklich beide Vorgänge, die wir eben ange- deutet haben, in einander greifen, sich gleich eitig voll- ziehen, das wird uns in sehr räthsel after eise, doch so daß wir an Röm. 11,15 einen S lüssel haben, das Räthsel zu lösen, vorgestellt; wir schöpfen daraus den Trost, daß die Aufrichtung der Zionsgeineinde der- jenige11 Kirche des Abendlandes, die C ristum zu ihrem einigen Haupt und Mittler hat und el in ihren Ge- süßen, um ihre Lampen wieder brennend z1i machen, nachdeiu sie verloschen waren, und den Bräutigam zu empfangen, einen großen Segen, eine Wiedererweckung von den Todten brin en wir , damit das andere Wehe nicht blos dahin, son ern auch für sie überwund en sei «—— es bedarf ja für die Zeit, welche die 7. Posaune bringt, für das letzte Jahrhundert des G. Jahrtausends seit er Erschafsuug der Welt, großer Glaubensstärkuiig mächtiger Ne1ibelebung, um den Schluß des Jahr- hunderts, die Zeit der Herrschast des Anti rists, selig zu überstehen (Kap. 11). Was wir oben agten, daß das zu Christo bekehrte, wieder zu Gnaden angenoin- niene und in das heil. Land zurückgesührte Israel an dem Antichrist keinen Theil habe, das bestätigt sich durch das Gesicht vom Sonncnweibe; es sin nur die Uebrigen von ihrem Samen, die gläubigen Christen - hier in der aus Heiden gesammelten Kirche des Abend: landes, wider welche der Drache streitet, weil er an dem Weibe selbst seine Bosheit nicht auslassen darf (Kp. 12. Und wie nun soeben Jsraels Gefchichte von seiner erufung um Eigenthumsvolke Christi an bis zu seiner Wiederzsamnilniig zu im in dem Gesichte von dem Sonnenweibe sich darste te, so versinnbildet sich jetzt in dem Gesichte von dem Thier aus dem Meer und vom Thier von der Erde dasjenige Volk, welches den Antichrish und dasjenige Jnstit1it, welches dessen Helfershelfen den falschen Propheten, zu Tage fördert, wobei in Beziehung auf ersteres die ganze Ent- wickelungsgeschichte seiner Fürstenhäuser in einem Zeit- raum von 42 prophetischen Monaten kurz charakterisirt wird« denn einem dieser Fürstenhäuser oder Hiiiis3ti«i« des Thieres gehört der Antichrist an, sie alle aber uiit wenigen Ausnahmen einzelner Persönlichkeiten tragen von Anfang an ebenso den Stempel der Lästerung ge en Gott und des Streitens mit den Heili en an fis, wie das Sonnenweib den Stempel der N?efsias- schwangerschaft an sich trägt (Kap. 13). Der Blick des l jSehers wird jetzt auf die Zionsgemeinde, zu der sJsraeh soweit es den heil. Samen bildet, im heil. Lande geworden, hingerichtet; sie hat die Aufgabe, als eine wirklich heilige und ganz dem HErrn ergebene Gemeinde sich darzustellen und als seine Braut für den Tag der Hochzeit sich anziithun mit reiner und chöner Seide; indem sie das während des scho1i mehr- ach genannten Jahrlunderts (des 20. der christlichen Zeitrechnung) thut, ommt nun auch mit den letzten Jahrzehnten de selben das Gericht immer näher und näher, und zwar zuerst über diejenige Kirche des Abendlandes, welche zur großen Babel geworden und die, wie der Antichrist seiner Confession nach ihr an- gehört, so auch sich von ihm tragen läßt und damit um eht, sich mit ihm zu vermählen; darnach aber, na dem die eigenen zehn Hörner des Thieres sie um·- gebracht und verwüstet haben, tritt die Schreckenszeit der Alleinherrschaft desselben und schließlich der Sturz und die Vernichtung des gan en antichristischen Wesens, das auch die heil. Stadt un die Zionsgemeinde dort unter seine Obmacht bringen will, ein (Kap. 14). Die bis er nur im Großen und Ganzen angegebenen Ent- wi elungsmomente in der Gefchichte desjenigen Volks, uni welches es sich in Beziehung auf den Antichrist haus1tsächlicl) handelt, werden jetzt in den sieben Zorn- schalen speeialisirt (Kap. 15 u. 16), hierauf wird die zu ihm in besonderer Beziehung stehende Kirche in der ganzen grenlichen Ausgestaltung ihres ehebrecljerischeki Wesens vorgeführh um die Gerechtigkeit des über sie ergehenden Gerichts zu begründen, und nun das Ge- richt als vollzo en in einer Wehklage derer, die an demT un und reiben der großen Hure ihr egoistisches Jnterese gehabt haben, veranschaulicht (Kap. l7 U. 18). Dicht dahinter kommt dann das Gericht über das Thier und feinen Propheten (Kap. 19). Wahre Jünger Jesu Christi giebt es da im ganzen Gebiet der aus den Heiden gesammelten Kirche nicht mehr auf Erden; das Thier hat alle, die sein Malzeichen nicht annehmen wollten, umgebrachh und sein Prophet hat dafür ge—- sorgt, daß keiner im Verborgenen sich halten könnte, der das Nialzeicheii nicht annehmen wollte —- vor-i handen ist nur noch die Zionsgeineiiidiy der der HEriy als a1ich sie dnrch das Thier und seinen Anhang be- drängt wurde, dnrch sein Gericht iiber dasselbe zu Hilfe gekommen; bei ihr richtet er denn das Reich der tausend Jahre auf, und nimmt durch die erste Auf: erweckung hinzii diejenigen, welchen es beschieden ist (Kap. 20, 1—6). Ntit der Aufrichtung dieses Reiches löst der HErr fein Wort der Weissagung ein, das den: alttestamentlichen Bundesvolk noch von einer diesseits en Herrschaft nach Verni tung aller gottfeind- lichen eltniächte gegeben und essen Verwirklichiing auch schon in vielen Einrichtungen und mancherlei Führungen vorgebildet war (Dan. 7, 18), und heiligt den Boden der bis auf’s Aeußerste entweiheten Erde wieder, damit sie hernach zu einer neuen Welt verklärt werden könne; es ist Unverstand, wenn man glaubt, dieses Stück der prophetischen Weissagung aus dem Complex dessen, was die Schrift über die letzten Dinge Verkündigt, als ein falsches, unächtes Glied der Kette heraiisthun zu müssen, nur darf es freilich nicht nach menschlicher Eitelkeit und Liebhaberei ausgesponnen nnd im Dienste des Fleisches gemißbrancht werden. Auch nach dem Bestande des Millenniums wird noch einmal von dem wieder freigegebei1en Fürsten der Hölle durch Versührung der Heiden ein Versuch gemacht werden, Gottes Heilspläne zu hintertreibeiu indessen wird ihm nun keine Macht nnd keine Zeit dazu mehr gelassen, Goä und Magog werden mit Einem Schlage vernichtetx hristus, indem er iinn seine Wiederkunft Der Prophet erhält Auftrag, wider fein eigen Volk zu predigen. 579 vom Himmel verwirklicht, hält das Weltgericht und bringt den neuen Himmel und die neue Erde, in wel- chen Gerechtigkeit wohnet (Kap. 20, 7 ——22, 5). Für gewöhnlich ist etwa Folgendes die Ansicht der gläubi- gen Theologen von den letzten Dingen: ,,Während die Oeelen der abgeschiedenen Gläubigen in dem HErrn ruhen und auf die schließliche Vollendung .warten, setzt sich auf Erden die Entwickelung seines Reiches fort; sie nimmt den Gang, daß, während die Kirche nach außen hin in immer weiterem Kreise die Völker der Welt umfaßt und dem Christenthum zuführt, nach innen hin eine allmiilige und immer tiefer gehende Scheidung zwischen den christlichen Elementen und dem, was dem Dr» en angehört, sich anbahnt. Der Gegen- satz zwischen folchem die innerlich Christo angehören, und solchen, die sich gegen ihn abschließen und im inneren Widerspru gegen ihn beharren und versesti en, anfangs noch relativ und fließend und von der a ge- meinen Herrschaft des Ehristenthums umschlossen, bildet endlich zur offenen und entschiedenen Feindfchaft der Gottlosen gegen die wahren Glieder Christi sich aus, eine Feindschaft, die sich nach der Natur des gottfeind- lichen Hasses bis zur Vergewaltigung der letzteren durch die ersteren steigern und zu einer durchgreifenden Sichtung für die ganze Kirche werden wird. Diese Sichtung ist zur inneren Reinigung und Vollbereitung der Gemeinde nothwendig, sie ist das letzte große Ge- richt am Hause Gottes, die Spitze des Kampfes, der durch die ganze Weltzeit hindurchgeht und in ihr sei- uenHdheputikt erreicht. Die Rettung aus der schwersten Versuchung und äußersten Bedriingniß, welche damit für die Gemeinde eintritt, erfolgt nicht eher, als bis einerseits die Kirche ihre irdische Lebensaufgabe erfüllt hat, die neue Menschheit zubereitet ist, und andrerseits die Sünde völlig ausgereift, das Maß der kräftigen Jrrthüitier voll geworden ist und die antichristliche Macht in einem geschlossenen Weltreich, ja in einer I einzelnen ntenschlichen Persönlichkeit sich concentrirtj hat; dann aber erfolgt sie auch unfehlbar durch die Z Wiedererscheitirtn lltisichtbarkeit un Ueberweltlichkeih in der er bis er verharrt hat, mit einem Male sichtbar hervortritt. 4511 der Herrltchkeit seiner Verklärten Menschheih von der Majestät seines Vaters umleuchteh von den Mächten des Himmels und von der oberen Gemeinde der vollendeten Gerechten umgeben, erscheint er dieser sicht- baren Welt, und diese seine Erscheinung führt die Er- lösung seiner streitenden Kirche auf Erden aus dem letzten schweren liampß die Auferweckitng der Todten, das Gericht über die Welt und die geistleiblithe Voll- endung der gesammten erlösten Gemeinde herbei-« Daß man aber mit diesem Vorstellungskreise nicht im Stande ist, die Organisation des Ganzen der Offen- barung St. Jo aunis zu erkennen und die Gesichte in Gedanken und hatsachen zu übersehen, hat derjenige Theologe selbst bekannt, dessen Auslasstingen wir hier angeführt haben; und ebenso kommt man dabei nicht zu einer richtigen Einsicht in die prophetische Weissa- gung des alten Testaments, indem man entweder an- zunehmen sich genöthigt sieht, daß durch Jsraels Un- u n die ganze Heilsgeschichte gegen Gottes ur- Fprünglicheti Plan eine Umbiegnng erfahren habe, was aber eine gatF verkehrte Annahme ist, da dieser Un- glaube von nfang voraus« gesehen und Verkündigt worden, oder aber auf ein anderes Mittel verfallen muß, die für Jsrael gemeinten Verheißungen auf die heidenchristliche Kirche zu übertragen und, da sie dafür nicht passen, sie durch Spiritualisiren und Verflüch- tigen passend zu machen. Auf unsere vorliegende des HErrn, toelcljer jetzt aus seiner T Stelle wird wohl das rechte Licht sallen, wenn man über detHAntichrist und sein Reich zur vollen Klarheit gelangt ist. Das Its. Kapitel. Vom Amt der geistlichen Wächter. XIV— V. 1—20. Nachdem der prophet die wider aus— wärtige Völker ihm ausgegebenen Ibrohwetssagnngen be— endet, hat er sich unn noch wider sein eigen Volk zu kehren nnd auch diesem die ihm gcbühreude tkcktton zu lesen; denn auch Jsrael ist der Völker eins, die dem göttlichen Geritht der dlernichtung verfallen nnd, ja ei ist insofern das schuldigste von allen, als es an den non Gott ihm gegebenen lllropljeten treue Wächter gehabt, die es fattsam gewarnt haben, es hat aber von seinem Wesen sich titclst bekehren wollen nnd deshalb sich nicht warnen lassen w. 1-9). Um! ist es freilich insofern ganz anders als mit den übrigen. Völkern mit ihm be- stellt, als seiner einer Wiedernufriclstttng von dem Fall und eine viel herrllcljere Zukunft wartet, ab; die ver— gaugenhelt je gewesen in; aber, wie ja dem Ldlensihen iiberhanpt die Strafe stets schwerer wird als die Sünde, so weiß auch Israel sich in seine Sttafzcit Iticht zu finden, bald meint es, eg habe es zu arg gemacht und könne nimmer wieder zum Leben kommen W. 10 f.), bald mutet nnd hadert es, als habe Gott ihm zu viel gethan All. 12—20). Gleichwie darum vorhin den! Propheten dar Wort seiner Berufung zum Wächter iiber das Hang Jsrael von Seiten Gottes wiederholt ward, um Jsrael die ganze Größe seiner Schuld vorzuhalten, so muß derselbe jetzt die Wlderlegnng aller, einer gründ- lichen Bekehrung entgegenstehenden falschenGedanlcen des Herzens; wiederholen, womit er früher seine härtesten lirohworte gegen Jsrael beschlossen, um dem Volke den rechten Weg zum heil för die Zukunft zu weisen. l. lind des HErtn Wort geschah zu mir sim unntittellsaren Zusammenhcnge mit den in Kur. 25 —- 32 empfangenen Gottesivorteklj und sprach: » » » », Die altere11 Ausleger haben sammtlcch den vor- liegenden Abschnitt zu dem voraus-gehenden Theil der Weissagungen des Propheten gerechnet; und das mit Recht, denn er hängt damit auf’s Engste zusammen und macht den Abschluß der bisherigen Wirksamkeit Hesekiel’s, wie er denn auch ausdrücklich zweimal schon früher Gesagtes wiederausnimmt· Halten wir diesen Zusammenhang aufrecht und verbinden unsern Ab- schnitt speziell mit den voranstehenden Weissagitngeti wider auswärtige Völker, so bekommen wir deren 2 J— 7, und das liegt gewiß iu der Absicht des Pro- pheten, ein nach der heil. Zahl bemessenes Ganzes herzu- stellen. Aber freilich greift der Zeit nach unser Gottes- wort in den mit V. 21 beginnenden neuen Theil der prophetischen Thätigkeit Hesekiels hinein, indem dieser Theil noch mit demSchluß des J. 587 v. Chr. seinen Anfang nimmt, während wir in Kap. 32 bereits im letztenMonatvorOstern a.586 standen; und auch inner- lich bereitet der Abschnitt den nachfolgendeuTheil Vor, insofern Hesekiebs Sendung an Jsrael gewtssertnaßen jetzt erneuert wird, weshalb dieneueren Qlusleger diesen folgenden Theil meist schon 1n1t dem Anfang des Kapitels beginnen. Dazu aber haben sie doch kein voll- gilti es Recht, da einerseits eine abermalige Berufung des ropheten nicht zulässig erschemh weil die frühere X keineswegs erlofchesu ist, sondern kroch ihrer Vollendung 580 Hesekiel 33, 2—20. bedarf (vgl. Kapl 24, 26 f.), und da andererseits Hefekiel hernachmals in andrer Weise fein Amt zu führen hat, als bisher, nänilich als Freudenbote der Wiederher- stellung Jsraels und der Vollenduns der Wege Gottes mit seinem Volk, für welche neue lrt voii Thätigkeit sich die hier vorliegende, die frühere wieder aufnehmende Jnstruction nicht mehr eignet, ihm vielmehr eine neue in V. 28—33 ertheilt wird. Was er dagegen hier dem Volke zu sagen hat, gilt für die ganze Zeit, wo Israel dem göttlicheu Strafgericht noch verfallen ist, und das ist nicht blos die Zeit des babylonischeu Exils, sondern mehr noch die der Zerstreuung unter die Völker seit der zweiten Zerstörung Jerusalems und des Tempels; es ist weniger ein unmittelbar zu vers kiindigendes, als ein schriftstellerisch niederzulegendes Wort, was der Sache, wenn auch nicht der Zeit nach, vor der Eröffnung des Mundes in V. 22 liegt — möchten die Juden der Jetztzeit es sich nur recht e- sagt sein lassen, zumal» der Tag ihrer Wiederbegna i: gung nicht fern mehr ist! 2. Du Menschenkind, predigc wider dein Volk sgeiiauerx rede zu den Kindern deines Volks] Und spriih zu ihnen: Weiin ich ein Schwert über das Land lzunächst noch unbestimmt, welches, obgleich es sich leicht von selbst versteht, was für eins ich im Sinn; habe] fuhren würde, und das Volk im Lande» nahme einen Mann unter ihnen Idee zu ihrer Bürgerschaft gehortL und machten ihn zu ihrem Wachterz « »· » Z. Und er sahe das Schwert liii dem heran- ziehenden KriegSheereJ kommen über das Land, nnd bliese die Trommeln und warnete das Volk: it. Wer» nun der Trommeten Hall hören, und wollte. sich nich»t warnen lassen, nnd das Schwert same, uud nahme ihn weg; desselben Blut sei auf seinen! Kopf sdaß er selber die Schuld von seineni Untergange trages Z. Denn er hat der Trommeten Hat! geh-Brei, und hat sich dennoch nicht warnen lassen; darum sei sein Blut auf ihm. Wer sich aber inaeiien laßt, der wird sein Leben davon bringen. is. Wo aber der Wächter sähe das Schioett konunciy nnd die Trommete nicht hliese, noch »sciii Volk warnete,»und das »Schivert laute, uiid nahine etliche weg: dieselben wurdeii wohl um ihrer Sunde ivillen weggenommen, aber ihr Blut will icb von des Wachters Hand fordern. DieVerse 2—6 stellen zunächst den allgemeinen Satz auf« Daß, wenn ein Volk sich für den Kriegsfall einen Wächter bestellt, dadurch Wächter und Volk ver-- antworlich werden, und führt denselben nach allen Seiten aus; dann stellt der 7. Vers fest, das; dieser· allgemeine Satz ans Hesekiel und sein Verhältnis; zu Jsrael seine Anwendung finde, denn Gott habe ihn (zu einer bestimmten Zeit) zum Wächter über Israel bestellt und ihm das Wort der Warnuuä in den Mund gegeben, um es Israel zu sagen. ( liefoth.) Die Wiederaufnahme der dem Propheten obliegenden Pflicht nnd der damit verbundenen Verantwortlichkeit inV. 7 ff. wird in V. 2 ff. durch einen ans dem Leben gegrisfeiie1i Fall eingeleitet und auf diese Weise einleuchtend ge- macht, daß jeder Hörer dieser Worte einsehen mußte, Hesekiel sei verpflichtet gewesen, das Volk auf das ihn« bevorstehende Gericht aufmerksam zu machen und vor der ihm drohenden Gefahr zu warnen. Der Sinn des Gleichnisses ist folgender: gleichwie der bestellte Wächter eines Landes die Pflicht hat, dem Volke das Heran- nahen des Feindes zu verkündigem und wenn er das nicht thut, des Todes schuldig ist, so hat auch Hesekiel als der bestellte Wächter Israel das Volk nicht nur vor dem kommenden Strafgericht warnen niüssen, um feine Pflicht zu erfüllen, sondern er hat dasselbe auch wirklich gewarnt, und so ist, wer sich nicht hat warnen lassen, um seiner Sünde willen dem Schwert anheim- gefallen. (Keil.) Das Gleichniß, weil dieser Fall in der That aus vorliegt, igeht in V. 2--—4 davon aus, daß der Wä ter seine Pf icht gethan; darauf folgt in V. 6 die andere Denkbarkeih daß der Wächter, was seines Berufes war, versäumt hätte, daß dieser Fall aber nur ein möglichey keineswegs der wirkliche ist, zeigt die in V. 7 folgende Deutung des Gleichnis es in Anwendun auf HesekieL wobei zugleich seine e- stellung zum ächter des Hauses Israel den Menschen- händen entnommen und ausdriicklich auf Jehova zurück- geführt wird. (Schröder.) 7. Und nun, du Menschenkind sum von dem eben Gesagten die Anwendung auf dich in deinem Verhältnis; zum Volke zu machen], ich habe dich sbei deiner Berufung zum Propheten »vor 72j3 Jahren Kap. s, 17——19j zu einem Wachter ge- setzt uber das Haus Israel: wenn dii etwas sein Wort, welches vor dem Schwerte des Gerichtes warnt] ans meinem Munde hörest sivas denn das- selbe ist, wie weun der Wächter in obigein Gleich- niß das Schwert kommen siehet V. 3], daß du sie von mcinet wegen warnen sollst. 8. Wenn ich nun zu dem Gotilosen sage: Du Gottloser innßi des Todes sterben, und du sagst ihm solches nicht, daß sich der Gottlose war- iien lasse vor seinem Wesen; so wird wohl der Gottlose nui seines gottlosen Wesens willen sterben, aber sein Blut will ich von deiner Hand fordern. 9. szWarnest du aber den Gottlosen vor seinem Wesen, daß er sich davon bekehre, under sich nicht will voiijeiiiemWesen bekehren: so wird er uni seiner Sunde willen sterben, und dii hast deine Seele errettet. Damit der Prophet wisse, daß der iin Vorhergeheiiss den allgemein ausgesprochene Satz auf ihn infonderss leit sich liezie·he, sagt der HErr: Und nun, du Men- schenkind, nicht voin Volk des Landes, sondern von mir bist du gesetzt zum Wächter über das Haus Israel. (Hieronyiniis.) Jndem Hefekiel noch einmal sein Amt zu iibersihauen bekommt, und zwar nach derjenigen Norm, mit welcher ihin der Prophetenberuf übertragen war, empfängt er vom HErrn das Zeugniß, fein Amt treu und gewissenhaft ausgerichtet zu haben; nur das olk, das undankbare und verstockte, ist desto straf- barer, je mehr es vergebens gewarut und zur Buße gerufen wurde. (Hävernick.) Da der Prophet im Vorigen feine Pslicht gethan hat, so fiillt die Verant- wortung fiir das, was gekommen ist, auf das Volk. Jeder sehe zu, wie er höre, unter den Zeitgenossen des Propheten nnd unter der Nachwelh der er sein Buch iibergiebr Die Verschinähung der treuen Mahnungen der Diener Gottes hat in der Vergangenheit die göttlichen Gerichte herbeigeführt, gegen die niemand Israel hat an Gottes Propheten treue Wächter gehabt, aber sich nicht warnen lassen wollen. 581 murren darf, da sie in dem schuldvollen llttgehorfaitt gegen Gottes Wort ihre Wurzel nnd ihre Rechtferti- gung haben (Sach. 7, 11f.); die Verschmähung der Mahnun en des Propheten wird auch in Zukunft die Gerichte ottes herbeiführen. (Heugstenberg.) Werke, christlicher Zuhörery von Gottes wegen, und weil Gott es haben will, niuß dich dein Lehrer Warnen. Was wäre das fiir ein Wächter, der eine ausbrechende Feuersbrunst darum verfchwiege, weil er die Leute nicht in ihrem Schlafe stören wolle? Und was wäre das für ein Lehrer, der zu den Sünden der Gottlosen stille schwiege, damit sie in ihrem Schlaf der Sicher- heit mcht beunruhigt werden möchten? (Starke.) Frage, die in der Hölle sein werden, sie werden dir sämmtlich zur Antwort geben: wir haben Uns nicht warnen lassen wollen. (Starck.) Aber wenn auch des Predigers Gewissen frei ist von Schuld am Gottloseu, der dahinfährt in seinen Sünden, welch einen Schmerz bereitet es gleichwohl im Leben der Prediger, die Un- bußfertigen in ihren Sünden sterben sehen zu müssen! (Schröder.) Jch wollte nicht gerne ohne euch errettet sein. (Augustin.) .10. Darum, du Menschenkind, [um auch nach einer anderen Seite hin und für eine spätere Zu: kunft dein Wächteramt in der von dir zu hinter- lassenden Schrift toahrziinehtnen] sage dem Hause Israel: Ihr sprechet Herze, nachdem euch Gottes Strafe getroffen, an die Stelle des gebrochenen Trotzes nun die trostlose Verzagtheit setzend Jer. 17, J] also: Unsere Sunden und Mtsfethat liegen auf uns, daß wir sjwie du selbst in Kap. 24, 23 angekündigt und schon Mose in Z. M. 26, 39 in Gottes Namen ausgedrückt hat] darunter vergehen; wie können wir denn leben swieder zum Leben, zu Heil und Segen gelangen] ? . U. So sprich zu ihnen: So wahr als ieh lebe, spricht der HErwHErh ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen nnd »lebe. So belehret euch doch nun von eurem bösen Wesen: warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel [Kap. 18, 23. 31 u. 3212 Das Gesetzeswort war von dein Propheten selbst noch kurz vor seinem Verstunmien angewandt, so mei- nen sie denn, er habe ihnen ja uuaufhaltsames Ver: derben angeklindigt; aber der Prophet ist sich bewußt, inmitten seiner den Tod drohenden Wirksamkeit auch Worte des Lebens zu Israel gesprochen zu haben, so erinnert er an seinen Ausspruch, daß der HErr tiicht den Tod, sondern die Bekehrung des Sünders wolle, sein Heil und Leben. (Hc"ivernick.) Jene Juden fühl- ten ihre Sünde, aber haßten sie nicht; sie schienen über ich zu klagen, und klagten über Gott (V. 17 u. 20). Sie hatten keinen re ten Willen, sich zu bekehren, und verwarfen oder iiber ahen zweifelnd die von Gott gnadenreich dargebotenen Mittel; sie sagten iuc Trauer- geiste: »wir wollten wohl, aber können nicht!« und Gott erwiedert ihnen: ,,ihr könnet wohl, aber wollt nicht — ich will wohl, und eher als ihr, eure Selig- keitl« (Richter.) Was sie sagen,»1st halb trotzig, halb verzagt gesagt: »wir haben so viel gesündigh daß wir nun doch verloren sind; wenn wir uns auch bekehren wollten, es hilft uns doch nichts mehr-« (Schntieder.) Verzweifeln statt sich zu Gott bekehren, ist nur eine andere Art von Trotz; des Nienschenherzens und Ver- zweifelung nur eine andere Art von Unbußfertigkeit. (Schröder.) Wir sollen an Gottes Erbarmen nicht verzweifelte, sondern uns daran aufrichten von unserm Falle. (Starck.) Sprich nicht: ich hab’s zu arg ge- machtx ich hab die Güter seiner Gnaden zu lang und schändlich durchgebrachh er hat mich oft umsonst ge—- laden! Nein — wenn du’s nur jetzt redlich meinst und deinen Fall mit Ernst den-einst, so soll ihm nichts die Hände binden und dn sollst no ch Genade finden; er hilft, wenn sonst nichts helfen kann: mein Hei- land nimmt die Sünder an (V. 9). Damit kein Mensch an seiner Gnade zweifle und alle ohne Ent- schuldigutig sein möchten, o schwöret Gott, und zwar bei sich selbst und seinem eben. Schwöret also der dreieinige Gott, so verbindet eidlich sich der Vater, daß er sich wolle erbarmem der Sohn, aß er mit feinem Blute die Sünde wolle abwaschen und die Gerechtigkeit schenken, der heil. Geist, daß er bekehren, heiligen und weislich leitete und regieren wolle. Aber welche ent- setzliche Thorheit, daß der Sünder lieber dem ewigen Tod in den Rachety als der ewigen Liebe in ihren Schooß laufen will! (Starke.) 12. Und du Menschenkind, sprich zu deinem Voll: Wenn ein Gerechter Böses thut, so wird es ihm nicht helfen, daß er fromm gewesen ist; nnd wenn ein Gottloser fromm wird, so soll es ihm nicht schaden, daß er gottlos gewesen ist. So kann auch der Gerechte nicht leben, wenn er stin- diget [ogl. Kap. is, 24-—30js. 13. Denn wo ich zu dem Gerechten svreche, er soll leben, und er verläßt sich auf seine Gerech- tigkeit, nnd thut Böses: so soll aller seiner Fröm- migkeit uicht gedacht werden, sondern er soll sterben in seiner Bosheit, die er thut. .14. Und wenn ich zum Gottlosen spreche, er solt sterben; und er bekehrct sich von seiner Sünde, und thut, was recht und gut ist; 15. Also, daß der Gottlose das Pfand wieder giebt, und bezahlet, was er gerandet hat, und nach dem Wort des Lebens wandelt, daß er kein Böses thut: so soll er leben nnd nicht sterben [18, 5ff.], its. Und aller seiner« Sünden, die er gethan hat, soll nicht gedacht werden; denn er thut nun, was recht nnd gut ist; darum soll er leben fis, 21 H; 17. Noch spricht dein Voll: Der HErr ur- theilet nicht recht; so sie doch Unrecht haben. 18. Denn wo der Gerechte sich kehret von seiner Gerechtigkeit, und thut Böses; so stirbt er ja billig darum. « 19. Und wo sich der Gottlose beichtet von seinem gottloseu Wesen, und thut, was recht nnd gut ist; so soll er ja billig leben. » 20. Noch sprechet ihr: Der HErr itrthetlet nicht recht; so ich doch euch vom Hause Israel einen jeglichen nach seinem Wesen urtheile Um dem Mißbrauche des obigen Troftworts zu falschem Vertrauen auf die eigene Gerechtigkeit vorzu- beugen, wiederholt Hesekiel die Hauptgedaiikeii jener 582 Hesekiel Es, 2 l——24. Verkündigung: Kap.18,20——32; und zwar zuerst. (V. 12 -16) den Gedanken, daß dem Gerechten seine Gerechtigkeit nichts nühe, wenn er sich der Ungerech- tigkeit hingiebt, und der Gottlose um seiner Sande willen nicht sterben werde, wenn er sich vom Bofen bekehrt und der Gerechti keit nachstrebt, sodann (V.17—-s20) die Zitrechtweiuiig derer, die den Weg des HErrn tadeln. (Keil.) Die größte Gefahr, die aus dem Leiden erwachsen kann, ist die, daß man da- durch an seinem Gotte irre wird, eine der wichtigsten Aufgaben der Diener Gottes also die, daß sie in das Leiden Vernunft bringen. Gott ist gerecht in allen seinen Wegen, so führt der Prophet aus, ein jeglicher niurre gegen seine Sünde (Klagl. Z, 39): wer das Heil vermißt, lage nicht, wozu das unter dem Elend seuf- zende Israel so sehr geneigt ist, Gott an, der dein Gerechten und dem, der sich bekelrt von Sünde, stets Heil spendet; dem Un eil unter iegt überall nur der frühere Gerechte, der ich von der Gerechtigkeit ab e- wa1idt, und der Böse, der sich nicht bekehren will. ie aus Kost. 18 läzizer wiederholten Gedanken sind von ausnehmender ichtigkeitz denn ein Herz, das durch das Elend an seinem Gott irre geworden, wird den Weg der Buße nicht betreten, welche die Wiederkehr des Heils bedingt, und der Mensch ist gar eneigt, seine Schuld zu verringern und zu meinen, da Gott zu hart mit ihm verfahren sei. Es können füglich dieselben Personen sein, die in V. 10 f. meinen, sie haben es zu arg gemacht, und hier, Gott habe» ihnen zu viel gethan: in solchen Leidenszeiten löst die eine Welle immer die andere ab. fHengstenbergh Mehr als 6 Jahre lagen seit damals, wo der Prophet es mit demselben Widerspruch zu thun hatte (Kap. 8, 1; 18, 25 ff.), und jetzt azwischen, und das Volk war noch nicht um Einen Schritt weiter: Hesekiel und der heilige allmächtige Gott selbst lehrt hier alle Eltern, Er ieher und Seelsorger durch sein Vorbild Geduld; un wir sollten noch viel mehr Geduld haben, wenn wir unsrer eigenen Sünden und der Geduld Gottes niit uns gedenken, sollen aber attchnicht müde wer-« den, für die anvertrauten Seelen zu wachen und sie zu Warnen. (Schuiieder.) i D. wiibreiid die Welfsagnngeii gegen answärtige Völker, wie der mit O. bezeichnete Theil unsers prophetifclzeu Erichs sie uns vorgeführt hat, als einen bloßen Anhang zu dem früheren Theil uiiler B. schon dadurch sich kennzeichnet-sit, daß sie nicht zu ossencr Verkündigung, sondern nur zu schriftlicher Auszeichnung bestimmt waren, folgen nunmehr« die tlleiffagiingeci der zweiten Epoche der rednerischen Wirksamkeit Geschicke, euthalteud seine Weiffagucigcci nach dcr Zerstörung Sernsaletnhi und handclnd von der künf- tigen wtederherstellnug Israelwz ihren Ausgangs- punltt nehmen sie immer an dein so eben über das Volk Gottes ergangenen Gericht, ihren Zielpunkt aber haben sie in dcr Vollendung der Wege Gottes mit feinem Volk. Israel ist seht vernichtet in gerechter Strafe für seine Sünden; es wird jedoch in seiuetn Elend zur Erkenntnis konimcii, nnd dann wird des thErrn Gnade, die ihre Treue nicht verleugnen kann, sich seiner erbnimen und ihm eine Zukunft bereiten, die viel herrlicher ist als allc frühere Vergangenheit. »das Wnnderlsarg wahrhaft Großartige und Göttliche der herrlichen Weisagungen dieses Theiles unsers Bachs liegt in dem Gontra e, in welcheuc ihre Ver— kiindlgung zu der Gegenwart hebt: im Angesichte des Todes Jsraeks athmcn die Worte des Propheten nur Auf- erstehung und Erben; die tiefne Erniedrigung des Hundes— notice, feine scheint-are Verutctitccng ist ihm der Weg zur wahren Größe, ja zu ewiger tijerrlichkkiltc I. b. 2l—33. Huld, nachdem ßch verwirklicht hat, was dem hefekirl nach feiner letzten Drohwciffaguiig an Israel vom hGrru voraus gesagt wurde, ehe er dann fiir fein Volk verßiiiniiieu mußte und nur Wriffagimgcn wider die auswärtigen Völker empfing, und ihm nun nitt dieser Verwirklichung der Mund wieder aufgclhaii wurde, um nicht mehr zu vernommen w. 21 u. 22), wird ihm ein erstes Gotteswort zu Theil, das eines— theils für das Volk, andernthetls für ihn felbh bestimmt ist. Hei dem Volke wird er feinem Kcrufe gemäß jetzt wider den wahuglauben zu streiten halten, als stehe es mit Israel troh dem uun eingetretenen Gericht iiber Jerusalem doch nicht so schlimm, vielmehr werde fein Geschick sich leicht und bald wieder zum Guten wenden; denn der natürliche rsilenfth hat so gar wenig Lust, Buße zu thun, daß auch da, wo Gott laut und gewaltig genug dazu treibt; ei: dennoch die Kraft seines cnußrufo durch allerlei Sclbftvorsplcgeliiugen fiir’s eigene therz abzuschwäclien sucht. So wird nun hefekicks Aufgabe die fein, dem Volke aufzuräumen, wie wohl verdient und darum auch wie ernst gemeint das eingetretene Straf— gericht sei Ali. 23——29f. Für ihn selber gilt es aber auch, eine Gefahr der Sctbsttiinfclzcing zn" vermeiden; denn wenn er nun, wie es fortaii seine Atifgabe in, dem Volke das künftige ttjeil und die einstigc wieder— hcrßellnug Israel-i verküudigeii wird, so werden die Ernte in voller Versammlung sich bei ihm einfinden und seine Worte anhören wie ein lieblich Lied, wie eines Sänger-s schöne Dichtung, aber nm das, worauf es klirrt- feits ankommt, wenn sie das heil auch wirklich davon bringen wollen, ist es ihnen glelchwohl noch immer bei dicfenfGeriichören kein Ernst, sondern es ist uur der Ritze! der Ohren, den sie fuchrn; Buße thnu und den hErrn erkennen wird Israel erst, weich das künftige cljeil in Wirklichkeit tritt, und so soll hefektrh wie er früher uirht durch den Mangel eines Erfolgs seiner Predigt sich durfte abhalten lassen, sein Amt zu thun, so auch jetzt nicht durch den Schein eines Erfolgs sich bethöreti lassen, als sei« das Ziel iii der That schon er- reicht, vielmehr nur auf das Eine fein Absehen richten: sie sollen erfahren, daß ein prophct unter ihnen gewesen sei (V. 30——33). U. »Und es begab sich im zwölften Jahr un- sers Gefangnisses sdas mit Josachirrs Wegführitng begonnen hatte Kur. 1, 2., also im J. 587 v. Chr» als die Stadt schon über Jahr und Tag in Trüm- mern lag 2.Kön- L, 8 ff.], am fünften Tage des zehnten Monden sdes Tebeih, dessen fünfter Tag etwa dem Ende unsers Dezember enlspricht], kam sgeniäß dem, was mir in Kap. 24, 25 ff. vom HErrn war angekündigt worden] zu mit« sbis an den, von Babel ziemlich weit eiitlegenen Chaboriikh s, Karte lvj ein Entronnciier von Jerusalem fnicht unmittelbar von dort, sondern niittelbar aus Babylon] nnd sprach lwas tch ans göttlicher Osseiibariing liingst schon wußte, ans iiienschlichetn Munde aber erst setzt erfahren sollte]: Die Stadt ist geschlageir 22. Und die Hand des HErrn fzu einer außerordentlichen Goltestvirkiingj war über mit« des Abends [zuvor], ehe der Entronnene kam; und that wir meinen Mund auf [so daß ich bereits die ganze Nacht über wieder reden kountc], bis er zu mir IL Theil: Des Propheten, für Israel tröstliche Weissagungeii nach der Zerstörung Jerusalems. 583 kam des Miorgeiisz und ist-war] that Ijder HErr niit solcher Gotteswirkiing auch für alle Folgezeit] iiiir iiieineii Mund aus, also, das; ich iiicht mehr schweigen konnte sscrnerhiii nicht mehr schweigen mußte, wie in Kap Z, 26 ii. 24, 27 mir iiuserlegt worden war] Die chrouologisch genaue Angabe, ivaiiii der Bote init der Nachricht voii der Vernichtiiiig Jerusalems an- gekommen, dient dazii, den Zeitpunkt zii bezeichnen, in welchem der Wendepuiikt zu 1iiigehemmtem Reden und Weissagen für den Propheten eingetreten ist. (Keil.) Jm Anfange seiner prophetischen Wirksamkeit erhielt Hesekiel von Gott die Weisung, daß er, iini dieselbe auszuüben, erstens nicht seinerseits unter das Volk hinauszieheii, sondern sich in sein Haus zuritckzieheii nnd da erwartet( soll, daß die Jsraeliteii zu ihm koiiiiiieiy und daß er zweitens sich stumm Verhalten, 1iicht aus ei eiiein Willenstriebe, sondern nur dann, wenn Gatt ihni ein bestimmtes Wort giebt, dann aber aiich geradezu im Namen Gottes zu dem Volke spre- chen soll; denn es ist jetzt nicht mehr Zeit, daß Gott Propheten zu Jsrael sende, sie zii suchen und mit wiederholter Vermahnung zur Bekehrung aufzufordern, sondern es erübrigt nur noch, daß ihnen das Gericht angekündigt wird, und da soll denn der Prophet in seiner Zurückgezogenheit iiud seinem stummen Ver- halten zugleich das Aeußere eines Unheilsboten an sich tragen. So ging es bis Kap. 24, 25 ff., mit welchem Zeitpiinkte eine Aenderung dahin eintrat, das; er u und über Jsrael gar iiicht mehr, sondern nur no über auswiirtige Völker redete, weil ihm Worte erster Art gar nicht mehr und nur noch Worte letzter Art gegeben wurden. Nun aber brachte der oben be- inerklich gemachte Grund, aus welcheni Gott ihm sol- ches stumme Verhalten auferlegt hatte, es von selbst mit sich, daß solches Verhalten nach dem Eintreten der Katastrophe und nach deren Bekaiintwerdeii unter deni Hörerkreise nicht mehr nöthig noch angeiiiessen war; im Gegentheil, von jetzt an galt es vielmehr, das ein-« getretene Gericht u einer rechtschaffenen Buße zu iiiitzen und die Bugfertigen durch Verheißun künf- tiger Erbarinnng und künsti er Wiederherste ung zii trösten, und nun mußte ders rophet fortan unige ehrt den Jsraeliten nachgeheii, mit unablässigeni Wort ihr . erz suchen und sich ihnen auch nicht mehr als einen finsteren Boten des Unheils, sondern als einen Weis- sager künftigen Heils offen zeigen. Noch in der Nacht vor derAnknnft des Entronnenem damit Hesekiel mit ihm reden könne, kam die Hand des HErrn über ihn nnd that ihm deii Ninnd auf zum Nichtverstunimem gab ihm also die Freiheit und Möglichkeit, zu reden, ivaiin er wollte, für die Zukunft wieder, weil er iinii die Herzen des Volks zur Buße verniahnen und die Bußfertigen durch Verheißutig trösten sollte; das that er denn auch hernach in stetigeiii Fortschritt durch die folgenden Gottesworte, die er iiach und nach empsiiig und predigte. (Kliefoth.) Schon in der Nacht vor der Ankunft des Entroiineiieii erfol te die Oeffnun des seit Kap. 24, 27 verschlossenen undes des Propheten, gleichsani die Abnahnie des Siegels von demselben; die weissagende Thiitigkeit selbst aber nimmt erst ihren Anfang, nachdein der Entronnene eingetroffen war, dessen liikunft den Boden für die Aufnahme der neuen Eröffnuiigen bilden sollte. Erst nachdem der vollstän- dige Tod ihnen vor Aiigeii getreten war, die Vernich- tung aller irdischen Hoffnung, konnte die Verküiiduni der fröhlichen Auferstehung erfolgen. sHeiigstenbergs Ansfallend ist es, daß erst (ain 5. Tage des 10.Moiiats) im 12. Jahr die Nachricht von der (ani 10. Tage des 5. Monats inc It. Jahr erfolgten) Zerstörung der Stadt bei den Exulanten in Tel-Abib eintraf« allein fast W, Jahr können bei dem, von Babel so weit entlegenen Aufenthalt des Propheten sehr gut ver- flossen sein, ehe jene Kunde dort ankam. (Häveriiick.) Vom ersten bis zum letzten Tage der Belagerung Jerusalems konnte iiatürlich keine Nachricht von den Belagerteii zu den Gefangenen am Chaboras gelangen. (Richter.) Die dann 1iach BabelWeggesührteii durften dort nicht gehen, wogin sie selber wollten, sondern ihre Wohnsitze wurden i nen angewiesen; nach und nach erst erhielten sie mehr Freiheit. (Schinieder.) 23. Und des HErrii Wort geschah [an einein der nächstfolgenden Tage seit Ankunft des Ent- ronnenen] zu mir, iind [er, der HErrJ sprach: 24. Du Menscheiitliid [Kap.2,1 Aiim.], die snoih zurückgebliebenen Irr. 39- M] Eiiiirohiier dieser Wuste im Lande Israel szu der Juda nach dem Berichte des Augenzeiigeii nun geworden ist] sprechen [bei »sich und unter einander] also suiid ihre Rede dringt herüber bis zu ihren Brüdern in der Verbannung und sindet da Anklang]: Abraham war ein einiger Mann, und erlite strotzdeiin daß er nur· ein Einzelner war] dies Land sindeiii es ihm zum Besitz versprochen ward 1.Mos.13,14f·]; unser aber ist [auch nachdein ein großer Theil von iins iiingekoniiiiciy doch immer iioch] viel, so haben wir ja das Land billiger shabeii einen viel recht- mäßigeren Anspruch darauf, und werden auch sedenfalls es leicht und schnell wieder in Besitz be- kommen] Hcil zn verküiidigem das ist von jetzt aii Hesekjelss wesentlicher Beruf; aber nicht etwa ein folches Heil, wie es die verderbte Masse des Volkes erwartet und begehrt, dabei würde die Bedeutung, der göttliche Endzweck des Strafgerichts ganz verloren gehen und es zn eiiier wahren Läuterung des Volkes nie koni- men — vielmehr das Gericht und das Heil stehen in unzertreiinlicher en er Verbindung. Um diesen Ge- danken inöglichst scharfl hervortreten czu lassen, führt der Prophet die auf den Trümmern Jerusalems woh- iienden Jsraeliteii redend ein; so«ar bei ihnen, vor deren Au« en das Entsetzliche gescsehen ist und fort- während geht, sind iioch die verkehrtesten Erwartungen des Heils tief gewurzelt, ihr Sinn ist ganz und gar der pharisäische Hochmuth, der in seiner Selbstgereckp tigkeit für das Heil keine Empfänglichkeit zeigt. So- gar die Rede, der Ausdruck ienerGesinnung entspricht ganz dem Stolze» auf Abrahaiiy wie er sich» bei den spatereii Juden findet: Joh 8, 33 U. 39. (Havernick.) Das ganze Land war ein Land der »Ruiiien, also Grund genug, endlich die Hoffnungen eines bethörten Herzens fahren zu lassen; sie hegen aber noch immer diese Hoffnungen (das zeigt der Ausstand, bei dem der chaldäische Statthglter Gedalxa ermordet wurde «— Jer. 41), und knupfen sie an Abrahanm jDieser war kinderlos, und doch hat er das Land in seinen Nach- kommen ererbt: warum sollen sie, die imVerhältniß zu ihm immer iioch zahlreich sind, den Besitz des Lan- des nicht wieder erhalten? (Hengstenberg. « Jii der Flucht yor der Buße -(1. Sam. 14, 24 u. ·35 Anin.) wollen sie an den wirklichen Verlust des heil. Landes nicht glauben, können aber auch dein wirklich einge- treteiieii Verluste gegenüber keinen stichhaltigen Trost- 584 Hesekiet BE, 25-—-—33. 34, i-4. gruud finden, nnd machen sich daher die Illusion, als ob Gott, nachdem er dem Einen Abraham das Land gegeben abe, unmöglich ihnen, die so viele, ein gan- zes Vol seien, dasselbe nehmen könne. (Kliefoth.) Was dem Glauben verheißen ist, eignen sich auch sonst wohl die Ungliiubigen gerne zu. (Starck.) Heilie Trümmer sind Reliquien, auf die kein Verlaß ist. (Schl«öder.) Wie Hesekiel im ersten Theile sei1ies Vuches die Drohweissagungen über den Untergang Jerusalems und Judcrs vor seinen Landsleuten am Chaboras ausgesprochen und an diese gerichtet hat, weil sie innerlich ebenso zum HErrn standen, wie ihre in Jerusalem und Juda besiiidlichen Brüder, so hält er denselben auch hier jenen Wahnglauben zur War- nung vor, um ihnen die Richtigkeit solch eitler Hoff- nung auszudecken und Buße und Bekehrung als den einzigen Weg zuni Leben zu predigen. (Keil.) 25. Darum [ihnen das Thörichte und Ver: gebliche ihrer Hoffnung zum Vewußisein zu bringen] forth zu ihnen: So spricht der HErr-HErr: Jhr habt sindem ihr euch gar nicht an das Ver- bot in s. Mos. l7, 10 ff. gekehrt, vielmehr eine förmliche Gier nach dem, was euch dort zu essen verboten wird, an den Tag gelegt habt] Blut ge- fressen, Und sin weiterer Verachtung meiner heil. Gebote: T« Miit— TO« 2 ff] eure Augen zu den Götzen aufgehoben, und sviel unschuldig] Blut ver- gossen sKap. 18, G. 10; 22, ;—3f.]; und ihr sdie ihr so alle Grundgesetze ineines Bundes gebrochen] Metall, ihr wollet das Land befitzeii? 26. Ja, ihr fahret immer fort mit Morden sauf Gewaltthat und Mord euer Vertrauen setzend 2.»Koii. 25, 251 und ubet Greuel, nnd Einer schaiidet dem Andern seiii Weib [Kap. 18, 12 u. ej, nnd ineiiiet, ihr wollt das Land besitzen? 27. So sprich zu ihnen snachdem du ihnen iii dieser Weise vorgehaltem wie sie mit ihren grenlichen Sünden den Besitz des heil. Landes offenbar verwirkt haben, ihnen weiter bezeiigend, daß selbiges nun aiich wirklich und gründlich ihnen genommen werden soll]: So spricht der HEN- » So wahr ich lebe, sollen alle, so in den Wusteli siii den Ruinen der bereits zerstörten Städte des Landes als UebViggebIiebeUeJ wohnen, durchs Schwert sim Grundtext bildet eben-ed: ,,Schwett« mit cliai·abotli, d. i. Wüstety ein WortspieUz und was [draußen] auf dem [freien] Felde ist, will ich den wilden] Thieren zu sressen geben [2- Kön i7, 2513 und die in Festungen und Höhlen sund da vor Schwert nnd reißenden Thieren sicherJ sind, sollen an dir Pestilenz sterben sdenn diese vier bösen Strafen 14, 21 habe ich ja in meiner Gewalt, um jene damit auszurotten von dem Lande] 28. Denn ich will [da sie an dem bisherigen Strafgericht noch nicht genug haben, sondern in ihren Sünden und in ihrer Unbußfertigkeit fort- fahren] das Land gar verwüsten [daß es zur völ- ligen Einöde werde], und seiner Hosfarth und Macht sivomit es meinen Gerichteii trotzt] ein Ende machen, daß das Gebirge Israel sdies Bergland, das zuvor so wohl bewohnt und so fruchtbar ge- wesen] so wüste wcrde, daß niemand ssaus Grauen vor der Verwüstung desselben] da durchgehe 29. Und site] sollen erfahren, daß ich der HErr bin sder nicht umsonst dräuet und auch aus: führen kann, was er gedräuet hat], wenn ich das Land gar verwiistet habe, sderwüsteq um aller ihrer Greuel willen, die sie üben [.Kap. a, i4·j. Gerade das Erben und Besi en des Landes, auf welches diese unächten Söhne A rahams Anspruch ei«- heben, der Inbegriff aller geistigen wie leiblichen Gna- denerweisungen Jehova’s, setzt nothwendig ein fiir dieselben empfängliches Organ voraus, we ches ihnen gänzlich fehlt; dagegen gilt es, der Schamlosigkeit ihrer Ver ehungen gegenüber nur die alten Drohungen des Ver erbens zu wiederholen und ihnen zu bezeugen, daß es für sie keine noch. so sichere Zufluchstsstätte geben soll, wo sie dem göttlicheii Zorne und erichte entrinnen mögen. (Hävernick.) Die göttliche Rache braucht nicht hinter dem Frevel herzustürzen, um ihn zu erhaschen, hat auch nicht nöthig, ihn lange mühsam aufzusucheii, sondern wo er hinsliichtet und sich gebor en wähnt, es sei in der Höhe oder in der Tiefe, da sitzt die Gottesrache bereits und hat ihn erwartet, daß er zu ihr käme. (Schröder.) Die Drohung dölli er Ver- wüstung ist nicht auf das Schalten der Chal äer im Lande nach der Zerstörung Jerusalems zu beschränkem sondern gilt für alle Folgezeit; die angedrohte Ver- wüstung und gänzli e Entvölkerung des Landes darf man nicht blos au die Zeit des chaldäischen Exils beziehen, sondern sie umfaßt auch die mit und nach der römischen Zerstörung Jerusalems eingetretene Ver- wüstung. (Keil.) 30. Und du Menschenkind, dein Voll redet wider srichtigerx über] dich an den Wänden [wenn sie in ihren Zimmern bei einander aus den Divans an den Wänden sitzen] und unter den Hausthüreu lwenn sie da ihre Unterhaltung mit einander haben]; und spricht je einer zum andern: Lieber [Richt. 4, 19 Auen. 1], kommt szum Pro- pheten] nnd laßt uns hören, was der HErr sage. 31. Und sie werden zu dir kommen in die Versammlung seinen prophetischeii Vortrag aus deinem Munde zu hören], und vor dir sitzen, als [wäreii sie] mein Voll ldas heils- und lernbegierig sich ziim Diener meines Wortes hält], und werden deine Worte sauch mit leiblichen und sogar auf- merksamen Ohren] hören, aber nichts darnach thun; sondern werden dich aupfeifen [besser: sie wer- den zwar zärtlich thun mitihrein Munde, in Geberden und Worten eine brünstige Liebe zu mir und meinem Wort affektiren], und gleichwohl fort leben nach ihrem Geiz fund sich also zu dem Mammon als ihrem eigentlichen Gott halten] 32. lind siehe, du mußt ihr Liedlein sein, das sie gerne singen und spielen werden [besser: du bist ihnen wie ein Sänger lieblicher Lieder, schön von Stimme und wohl zu Der Prophet soll fich nicht durch den Schein eines Erfolgs seiner Predigt bethören lassen. 585 deineni Gesange spielend]. Also werden sie deine Worte hören, und nichts darnach thun. 33. Wenn es aber kommt, was kdeiner Weis- sagung gemäß] kommen soll [und es wird Jsraels Wiederherstellung und Verherrlichiing ebenso gewiß kommen, wie Jerusalems Untergang und Judas Vernichtung gekommen istj, stehe, so werden sie erfahren, daß ein Propbet [und kein bloßer Red- ner oder anmuthiger Sänger und Spieler für Etthirzweil und Unterhaltung] unter ihnen gewesen e [2, 5]. Wie Gott den Propheten bei seiner Berufung (Kp. Z, 8 ff.) durch Vorhalten der Aufgabe und der Ver- antwortlichkeit feines Berufes auf die Schwierigkeiten der Ausrichtuug des ihm übertragenen Wächteramtes aufmerksam gemacht und ihn verniahnt hat, fich durch das Widerstreben des Volks nicht irre machen zu lassen, so richtet er hier, am Anfange des zweiten Ab- schnittes seiner Wirksamkeit, wieder ein Wort aii ihn persönlich, damit» er fich in der ferneren Ausübung seines Berufs nicht durch der Menschen Gefallen be- stimmen lasse. Als seine Weifsagun en über Jerusa- lem eingetroffen waren, mußten die xulanteiy deren Aelteste schon früher zu ihm gekommen, um Gottes Wort bei ihm zu vernehmeii (14, 1; 20, 1), noch auf- inerksamer auf feine Worte. werden, so daß sie heimlich und öffetitlich voii ihm» redeten und einander zum Kommen und Anhören seiner Ausfprüche erinuntertem dies sagt ihm-Gott voraus, zugleich aber, daß diese Geiieigtheit seiner Landsleute, ihn zu hören, noch kein Zeichen aufrichtiger Bekehrung zu Gottes Wort sei, damit er sich in seinen Erwartungen nicht über das Volk tijusche·» (Keil.) Die Befprechung in V. 30 ist nicht eine feindfelige (wie Luther das : im Grund- text gefaßt hats, sondern eine wohlwolleudex man freut» ich inmitten der nationalen Verarmuiig der teefsli eii rednerifcheu Gaben des neuen Classikers Zgengtenberäh Das ist bedenklich, wenn nian eines s redigers chönheit der Rede, Stimme &c. lobt. (Richt»er.) AeußerlichGottes Wort zu hören, erniun- tern si noch wohl die Menschen, aber nicht demselben durch» ottes Gnade nachzulebe1i. (Starck.) Sie loben nur d»ie Beredfainkeih um die Sache bekünimern fie sich»»iiicht, es sei deii»ii,»daß sie es nicht angese nnd an- greife, sondern die Heiden — Kuh. 25 ff. ( erl. Bib.) Wie Luther de1i» Sinn der D. Hälfte des Verfes gefaßt hat, ergiebt sich ans feiner Randglossez ,,Die Juden» kamen zur Predigt, 1iicht das; sie gläubeten oder fich bessern» wollten, sondern daß sie den armen Propheten aupfisfen und spotteten und etwas höreten, davon sie heruach hätten zu scherzen und zu si1igeu«; eine solche Absicht des Spott- und Muthwillentreibens liegt aber nicht im Zusammenhange, vielmehr« wollen sie des »Propheten» Wort nur anhören wie ein schönes äNuskkftück, um eineii Ohrenkitzel und süße Gefühle dabei zu haben, und ih1i zu einem Troubadour oder Iieblichen Sänger und geschickten Harfenfpieler herab- würdigen, dem man gern eine Weile zu seiner Unter- haltuiig lauscht.» Aber »Gott spielt nicht auf in seinem Wort, damit »wir tanzen« — Gott bewahre die Kirche vor leeren» Bauten, aber noch mehr vor stampfen Zu- hörerip die nur die Soiintagskleider zeigen und in der Kirche gewesen sein wollen! (Schröder.) »Sie hören» nur und thun nicht«: das ist ein altes Thema, das immer neu geworden; man drängt fich zu den Gottesredueru m dichten Haufen, lobt die schöne Vor- tragsweisq man hört —— doch sieh, es kommt! Da werden sie zu spät erkennen, daß Hesekiel nicht zur Kurzweil eredet, sondern fich als wahren Propheten in ihrer itte erwiese1i hat. (Umbreit.) Nach eini eu Auslegern ist der Sinn der Schlußtvorta ,,sie wer en zu ihrem Schnierze erfahren, daß ein Prophet unter ihnen gewesen ist, wenn das angeküiidigte Heil nun eintritt, sie aber werden davon ausgeschlossen, weil sie an der Buße vorbeigegangen ind« — nach andern: ,,erst tven1i das augektiiidi te - eil in Wirklichkeit vor ihre Augen tritt, werden se uße thun und mich er- kennen-« Dies stimmt z1i Kap. 37 u. Osseub 11, 11, Das sit. Kapitel. Von imtreueii Hirten und Christo, dein treuen Erzhirteit II« b. 1—31· dlachdeiii der Zilrophrt fiir die neue Epoche seiner Wirksamkeit, die in weiffagmigen trdftltctjen nnd verheißenden Inhalts besteht, auf den rechten Standpunkt dem Geschlechte feiner Zeit gegenüber geliebt ist, empfängt er nunmehr das rrsie Gotte-wart, das wesentlich eine Wiederaufnahme und weitere Ausführung der weiffagung in Irr. W, 1——ti ist nnd es mit dem vertan deo bitt— gcrltkheu Regiuieiitk den etuhkimtschen und legi- tlmen ihöutgthumo zu thnii hat. Der fchcinbare vorhin, fo führt das Gottrowort aus, ift in Wahrheit rtn Ge- winn, da das bisherige Rrglnieut ein fo schlechtes; war Ob. 1——10); Gott gewährt fiir dasselbe herrltojrn Ersatz, indem er selbst die hirtenforge für dar voll: übernimmt w. I1—22) und in dieser Htrtrusorge ihnen David zum Hirten erweitet, unter dessen Uegtnient ihnen die Fälle des theils zu Theil wird Ab. 23—-31). — Das Stätte kann füglich als die Gruudwriffa gnug im verhältntk zu den folgenden bezeichnet werden. I. Und des HErin Wort geschah san einem etwas späteren Tage, als dem in Kap. sei, 231 zu mir, und fprachx 2. Du Menschenkind, weissage wider die Hirten Israel [seine Könige und Regenteu], weis- sage und fprich zu ihnen: So spricht der HEN- HEm Wehe den Hirten Israel, die kstatt die ihnen befohlene Heerde] fich selbst weiden! Sollen nicht sum euch gottvergesfenen Leuten euren Beruf und Pflicht ziim Bewußtsein zu bringen] die Hirten die Heerde weiden? Z. Aber ihr sin eurer gewissenlosen Selbst- sucht und Habgier euch zuerst das Beste vom Thier und zuletzt sogar die besten Thiere selber zueig- nend] sressel das Felle [bei den Schafen im nn- eigeiitlichen Sinne kann man das Fett essen, ohne sie zu tödten —- cs ist das Aussaugen der Unter- thanen gemeint], und kleidet euch mit der Wehe, und fchlaehtet das Gemäftetez aber [mit dieser einen Art der Gewissenlosigkeit noch eine zweite, die der Faulheit und Trägheit verbindend] die Schafe ioollet ihr nicht weiden ksondern lasset alles Dahinten, was euch zu thun obliegt] 4. Der Schwachen wartet ihr nicht, nnd die Kranken heilet ihr nicht, das Verwundete verbindet 586 Hefekiel 34, 5——22. ihr nicht, das Berirrete holet ihr nicht, nnd das Vertorne suchet ihr nicht sSach.11, isjz sonder« streng und hart herrschet ihr· über sie [3.Mof.25, 43 u. 46]. 5. lind meine Schafe sind sin Folge solcher« eurer Niißhandliing nnd Verwahrlofringj zerstreuet, als die keinen Hirten haben, und allen wilden Thieren [d. i. den rohen Heiden] zur Speise worden, und gar zerstreuet fwie der gegenwärtige Zustaiid des Volkes im Exil deutlich zeigt], s. Und gehen fsoweit sie noch daheim, im Vaterlande sind] irre hin und wieder auf den Bergen nnd auf den hohen Hügel« und sind auf dem ganzen Lande zerstreuet [1. Kote. 22, 17]; und ist niemand,· der nach ihnen frage oder ihrer achte [indem gar kein eigentliches Regiment mehr beftehet]. 7. Darum hütet, ihr Hirten, des HErrn Wort fdas wegen eurer schweren Verfchrildnng durch Begehung des Bösen und Unterlassung des Guten eure Strafe eitel) aniiindigts 8. So wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, weil ihr ineine Schafe tasset zum Raube und meine Heerde allen wilden Thieren zur Speise werden, weil sie keinen Hirten haben, nnd meine Hirten nach meiner Heerde nicht fragen; sondern sind solche Hirten, die sich selbst weiden, aber meine Schafe wollen sie niiht weiden; 9. Darum, ihr Hirten, höret des HErrn Wort. 10. So spricht der HErwHErrx Siehe, ich tvill an die Hirten ldie auch noch in anderer Hin: ficht ihre Heirnfuchiing erfahren sollen Jein 23, 2JI, und will meine Heerde von ihren Händen fordern; und willd mit ihnen ein Ende machen, das; sie iiicht mehr sollen Hirten sein, nnd sollen sich nicht mehr selbst weiden. Ich ioill meine Schafe er- retten ans ihrem Maul, das; sie sie forthin nicht mehr fressen solicit. Die unter den Auslegern streitige Frage, ob unter den Hirten, aus deren Hand und Tyrannei der HErr seine Heerde Israel erretten will, Priester und Könige, oder die falschen Propheten und Lehrer des Volks, oder nur die Könige, oder alle, die von Amts wegen Filhrcr des Volkes sind, Regentery Priester und Propheten zu verstehen seien, ist dahin zu beantworten, das; nur die Regeuten des Volks gemeint find. Dies erheischt sowohl der biblische Begriff des Hirten im Allgemeiuem der überall nur die Regenteii bezeichnet, als insbesondere die Grundftelle Jer. 23, I ff., wo unter den Hirten die Könige und Fürsten niit Aus- schluß der Priester und Propheten, gegen die Jeremias erst von V. 9 an weissagt, zu verstehen sind, endlich der Gegensatz «egen den guten Hirten David, der als Fürst (V. 23 B, nicht als Priester oder Propheh die Heerde Jehovacs weiden soll; nur darf man bei den Re enten nicht blos an die Könige denken, sondern mu darunter alle 1nit der Regierung des Volks be- » auftrakbten Personen oder die Ge ammtheit der bürger- lichen beren Jsraels verstehen, wobei Priester und , dem 7 des Mefsias, regem-ten. j des Verderbens Jsraels geworden. « trachtung eröffnet sich also ein Blick auf die ungeheure Propheten nicht nach diesem ihrem geistlichen Berufe und Stande, sondern nur soweit als sie obrigkeitliche Aemter bekleideten, mit in Betracht kommen können. Die Befchränkung der Hirten auf die Könige ist, von andern Gründen abgesehen, schon deshalb unstatthaft, weil unsere, ans der Zeit nach dem Untergange Jeru- salems stammeiide Weissagiriig sich nicht blos auf die « früheren Regentem die mit dem Reiche Juda gefalle- « neu Könige bezieht, sondern, obgleich von Hirten han- k geFd die Jsrael unter die Völker zerstreuet haben, o das Schalten dieser Hirten als zur Zeit noch fortdauernd setzt und die Entfernung derselben oder die Errettung der Heerde aus ihrer Hand als in der Zukunft erfolgend Verkündigt (V. 8—1()), sich also zu—- gleich auf die weltlichen Oberen bezieht, welche Jsrael nach der Aufhebung des Königthiims und no? nach Exile bis zur Erscheinung des Fürsten avid, (Keil.) Daß die Hirten nur die bürgerlichen Oberen find, mit den Königen auch die Großen, die theilweis noch schlimmer waren als jene (Jer. 38, 5), nicht neben ihnen auch die Priester und Propheten, erhellt auch aus der ganzen Veschrei- bung ihres Thuns, in der überall nichts von falscher Lehre vorkommt, sondern nur solches, was auf » » » sz fählechte burgerlrche Oberc paßt, Tyrannen Gewaltthah echts-- verkehrung Daß dann im neuen Testament auf die Pharisäer an ewandt wird, was hier von fchlechteii Hirten ausgegkagt ist (Joh. 10, 8 u. 10), berechtigt um so weniger, ier über die bürgerlichen Oberen hinaus- u ehen, da in den Zeiten des neuen Test. die Phari- säiksch gesinnte Hierarchie auch die Stelle des einhei- mifchen bürgcrlichen Regimcnts vertrat. (Hengsteitberg.) Die Wiederaufnahme einer Jereiriianischen Weis- sagung ist hier nichts weniger als zufällig: wie des Hefekiel erstes Auftreten sich auf’s En ste an die Wirksamkeit des Jeremias anschloß, so an diese feine s Uebernahme einer neuen Berufsthäti keit. Das Heil, welches er verkündet, ist, wenn au keineswe s das von der verderbten Zeit begehrte (33, 23 ff.), o doch auch durchaus keine blos subjektive Phantasie oder Er- findung des Propheten; es ist kein anderes als das ! alte, von Gott längst verkündete, Israel verheißene THeil. Um diesen Gedanken recht anfchaulich hinzu- ftellen, schließt Hefekiel seine Grundweisfagung vom Heil auf’s En ste an die seines Zeitgenossen Jeremias an; in dieser schönen Harmonie des beiderfeitigen Be- rufes und Wortes lag eine herrliche Viirgschaft für die göttliche Wahrheit der prophetifchen Ausfprücha Ferner war« der Weheruf des Jeremias gegen die Hirten, die Könige Jndcks nun erfüllt; der letzte der- ; selben, Zedekia, hat nun ebenfalls seinen Lohn gefun- ? den. Jn dem Davidifchen Königthum concentriren sich aber die Segnungen Gottes, die Verheißungen fiir die Theokratie; bisher sind aber diese nicht nur nicht er- füllt, sondern die Könige sind sogar die Haupturheber Mit dieser Ve- Tiefe des Elends, in welches das Volk gestürzt war; hier ist jeder Gedanke an blos menschliche Hilfe zu Ende. Darauf aber kommt es dem Propheten ganz besonders an, jenes Elend des Volkes aufzudecken, das Bewußtsein dafür und die Sehnsucht nach der gött- lichen Hilfe, dem wahren Heile zu Werken. Jn dieser Beziehung geschieht der Hirten des Volkes hier beson- dere Erwähnung, um den schneidenden Schmerz ihrer verderblichen Wirkungen, den jammervollen Zustand des Volkes mit möglichster Schärfe hervortreten zu lassen. (Hävernick.) Allerdings ist der Zustand des Volkes, den die Untreue der Hirten zuwege gebracht hat (V. 2—6), nicht allein der Hirten, sondern auch Von untretten Hirten und von Christo, dem treuen Erzhirten 587 des Volkes eigene Schuldz aber das ist das Eigen- thümliche dieses Gottesworts, das; es in seiner Gna- denberetts aft von dieser Seite der Schuld einstweilen absieht. « KliefothJ Die Bestrafung der schlechten Hirten, der Akt der göttlichen Gerechtigleih tritt in V. 10 ebenfalls als ein Alt der Gnade gegen die Heerde hervor: der HErr erlöset sie von einer unge- rechten Gewalt, welchc sie dem Verderben unaufhalt- sam uführte (Hävernick.) Die Rettung der Schafe aus er Hand der schlechten Hirten atte bereits mit der Vernichtung des Königt ums be: der Zerstörung Jerusalems begonnen; zur eit aber befindet sich das Volk noch immer in der Hand solcher sehlechter Hirten, die Rettung also, wenn sie vollständig sein soll, ist noch immer etwas, das der Zukunft angehört. (Keil.) Selbst die Hasmonäer erwiesen sich, wie ihre Geschichte (vgl. den Schluß des 1. Maceabäerbuches) zeigt, als «« schlechte Hirten von der in V. 2—-4 beschriebenen Art und führten die Zerstreuung der Heerde und ihre Preisgebung an die wilden Thiere herbei, daß Gottes Volk nun unter die römische Oberherrschast und unter die Tyrannei der Herodianer gerieth; es war da wirklich wie eine Heerde, die keinen Hirten hat(Matth. 9, 36), auch in bürgerlicher Hinsichh ein solcher hirten- loser Zustand aber und die damit eng verbundene Zerstreuung entzieht ihm den Charakter eines einigen, in Gott verbundenen, wahren Bnndesvolks und ist damit durchaus unvereinbar. 11. Denn so spricht der HErr-HEtr: Siehe, ich will mich tneinerHeerde selbst anneh- uten und sie suchen [eigentlich: untersuchen, besichtigem um ihre Bedürfnisse zu erforschen nnd ihre Wohlfahrt zu schafsen]. 12. Wie ein Hirte seine Schafe suchet, wenn sie von seiner Heerde ver- irrei sind lund sich auf einmal mitten unter ihn-du einstellt], also will ich meine Schafe snchen fihrer Noth mich annehmendjx lind will sie er- retten von allen Oertern, dahin sie zerstreuet waren zu der Zeit, da es trübe und finster war finein Gericht Joel I, 2 sie ereilete nnd in die Zerstreuung un) in das Elend hinaus-trieb) 13. Jch will sie von allen Völkern aus- siihren, nnd ans allen Ländern versammeln, und will sie in ihr Land führen; und will sie weiden anf den Bergen Israel, nnd in allen Auen, nnd auf allen ilngern des Landes. 14. Jch will sie auf die beste Weide fiihren, nnd ihre Hürden [4. Mof 32, 19 Atem. — das Wort des Grundtextes bedeutet aber vielmehr den Anger oder die Weidetrift] werden auf den hohen Bergen in Israel stehen: daselbst werden sie in sanften Hiirden liegen, und fette Weide habest ans den Bergen Israel. 15. Jch will selbst meine Schafe weiden IV. 23 f.]; und ich will sie lagetn ssie auf dem rechten Platz, der für sie gehört, lagern lassen] spricht der HErr-HErr. 16. Jch will das Vetlornc wieder snchen, nnd das Verirrete wieder brin- gen, nnd das Berwundete verbinden, nnd des Schwachen warten; und was fett und stark ist, will ich behitten nnd will ihrer pflegen, lvic ed recht ist snach anderer nnd wohl richtigerer Lesarh will ich vernichtet: nnd will sie, die Fetten nnd Starken, tnziden nach dem Recht, d. i. mit dem eisernen Stabe Ofsenb. Z, 27]. 17. Aber zu euch, meine Heerde, spricht der HErtsHErr also: Siehe, ich will richten zwischen Schaf und Schaf sdas Wort des Grundtextes be- deutet eigentlich jedes Stück Kleinvieh, sei es nun Schaf oder Ziege, daher anch nachher von Widdern nnd Böcken die Rede ist — in Betrefs der Kirche eine Anspielung auf den Ilnterschied der Confessionen und Parteien) nnd zwischen Widdecn und Böcken [Matth. 25, 32 f.]. 18. Jst-s nicht genug, daß ihr [die ihr euch mästet nnd stark und fett werdet] so gute Weide habt und so überflüssig sdasz es vollsiiindig für alle ausreichn und nun gönnt ihr den Andern das, was ihr für ench selber nicht verbranchen könnt, so wenig) daß ihrs mit Füßen tretet sum es für die Andern unbrauchbar zu machen]; und so schöne Bbrne zu trinken, so überflüssig fdaß ihr genug zu trinken habt und auch für die Dlndern Wassers die Hülle und Fülle vorhanden ist, aber auch das gönnt ihr ihnen so wentg], daß ihr drein tretet und sie [die Börne] trübe machet? 19. Daß stinkt] meine Schafe essen müssen, was ihr mit euren Füßen zektreten habt, und trinken, was ihr mit euren Fußen trübe gemacht habt [und ihnen so meine reichen Segensgabett tseruttreitiigt und verkümmert werden] ? 20. Darmn so spricht der HEwHErr zu ihnen: Siehe, ich will [durch eine gründliche FeZeifdttngJ richten zwischen den selten und magern a en; 2l. Darum, daß ihr kdie fetten Schafe, die ihr durch Utirecht und Getvaltthat fett zu werden trachtetJ lbclet snach vorn und hinten ansschlaget Jes 35- 6 Auen-J mit den Füßen, und die Schwachen von euch stoßet mit euren Hörnern, bis ihr sie alle von euch zerstreuet [habt, um für euch» allein die Weide nnd die Börne zu besitzen —- ein schweres Wort fiir die Agitatoretc in Staat« nnd Kirche!]. 22. lind ich will meiner Heerde helfen, daß sie nicht mehr sollen fdeu wilden Thieren V. Ei] zum Raube werden; nnd will richten zwischen Schaf nnd Schaf. Die Ausrottung der bösen Machthaber wäre an sich noch keine wahre Wohlthat für das Volk, wenn nicht an ihre Stelle ein neues besseres Element wirk- lich gesetzt würde; darum schlägt sich Jehova selbst in’s Mittel, nnd die unmittelbare Leitung des Volkes iibers nehmend verwirklicht er im vollendelsten Sinne die Jdee eines wahren Hirten (V.11s. Der Prophet überschauet nun die Zeit, die ganze Periode des Heils, 588 Hesekiel 34 , 2·3—3 l. und-zeigt, wie in derselben in immer herrlicherer Ent- faltung das treue Hirtenanit des HErrn sich beweifet und in einer Reihe von stufenweis fortschreitenden Thaten der göttlichen Liebe sich um Heil und Segen seiner Gemeinde äußert. Der Jdeengang selbst ist folgender: zuerst sammelt Jehova die zerstreuete Heerde und vereinigt ie u einem Ganzen (V. 12); dieser giebt er das Land er Verheißung, sie reicher in dem- selben mit den Gaben und Segnungen seiner Liebe iiberhäufend, als je zuvor (V. 13—15). Damit aber diese Gemeinde das Bild einer wahren Gemeinde Gottes, im Gegensaz zu der alten Theokratiiy dar- stelle, vollzieht derH rr zuerst eine Scheidung und reinigt das neue Reich von seinen bösen nnd verderb- ten Elementen (V. 16-—22); der so neu geftalteten Genieinde wird dann, wie der folgende Z. Abschnitt (V. 23—31) zeigen wird, ein König gegeben, durch den sie zuni wahren Frieden, u unvergänglicher Herr- lichkeit gelangt. (Hävernick.) nfer Gotteswort bleibt also keineswegs dabei stehen, daß es negativer Weise dasWort der Vernichtung über die bisherigen ungetreneii Hirten ausspricht, sondern Gott giebt zu- niichst dem von seinen Hirten veruntreute1i, nunmehr aber auch erlösten Volke die pofitive Versicherung, daß er selbst statt der ungetrencn Hirten die Hirten- fchaft über sein Volk in seine Hand nehmen und, wie sich von selbst versteht, mit aller Treue nnd Güte führen will. Damit wendet sich denn unser Gottes- Wort, das bis dahin ein, an das über Jsrael ergan- gene Gericht anknüpfendes Bußwort war, zur Heils- verkündignug (Kliefoth.) Dieses ,,felbst« ist zu be- achten, obgleich das Wort im Hebräifchen iiicht steht; da heißt es wörtlich: Siehe, da bin ich, Jch (selbst), und ich suche meine Heerde und nehme mich ihrer (nicht blos der Heerde als Ganzes, son- dern auch der einzelnen Scha e) an. Der HErr hat sich seiner eerde wohl immer angenommen, aber er hat ihre P ege großentheils den Unterhirten anvertraut und die Schafe durch sie weiden lassen: diese Hieran chie will er nun beseitigen und sich selbst unter seine Heerde stellen: »siehe, da bin ich, Jch!« er will in eigener Person den zerstreuten Schafen nachgehen und die Heerde wieder· sammeln, schützen un weiden. Wann aber ist dies in voller Wahrheit geschehen? Erst damals, als man sagen konnte: ,,er kam in sein Ei enthumz Gott ist geosfenbaret im Fleisch; der H rr, der Gott Israel-s» hat besuchet und erlöset sein Volk-« Der Prophet unterscheidet hier die Person Gottes des Vaters ·von der Person des Ilienscheip sohnes (Jesu Christi) noch gar nicht; diese Uiiterscheis dung folgt aber sehr genau in V. 23 f. (Schmiedei·.) Die christlicge Kirche hat Gott selbst zum Bischof, Patron und. irten, der sich ihrer annimmt. (Cramer.) Der HErr selbst will hinfüro Hirte sein über sein Volk, die am dunkeln Tage erstreuten Schafe wieder sammeln zum Lichte des eils und die aus allen Orten znrückgebrachteii auf den prächtigen Höhen nnd in deii fruchtbaren Thälerii seines heil. Landes niit sorgfältiger Liebe weiden. Er will nun thun, was die bestellten Führer des Volks unterlassen haben —- das Verlorene suche1i, das Verjagte zurückbringein das Verwundete verbinden, das Kranke stärken nnd heilen; aber das Fette und Starke will er vernichten und es weiden nach Recht. (Umbreit.) Das Fette und Starke sind die neuen Raubritteu die sich unter dem Volke aufthun werden, nachdem die alten durch die chaldäifche Kataftrophe beseitigt sind; es werden mit diesen Aus- drücken nicht überhaupt alle Mächtigeii bezeichneh sondern die, deren ganzes Wesen in Besitz und Macht aufgeht — David bezeichnet sich auch auf dem Throne als einen Elenden und Armen. Die im ersten Theil des Verses angekündigte Fürsorge für den leidendeii Theil der Heerde kann nicht wirklich werden ohne ein kräftiges Einschreiten (Weideu 1iach Recht) gegen den Unfug treibenden; der hier zuerst hervortretende Ge- danke der Reaction Gottes gegen die Wiederkehr der heillosen Zustände vor dem Exil wird dann bis zum Ende des Abschnitts weiter ausgeführt. (Hengstenberg.) Das Verlorene, was gar nicht niehr ur eerde gerecknetblhirdil was? in den Vesiszeächnissen er chafe von en ö en inter irtenausgetri en e communicirt ist: das waren in Christi Zeit die Zölliiek und Sünder? sind jetzt die, welche von der allein seligmacheiideii Kirche ansgeschlossen und verdaniint wurden. Das; Verifrtde sitz? djse Veiåtvazhigizsheäi diåwegen Mangels an geun er ei e un ja) i ni tme r urGe- ineinde halten, obwohl sie noch dazu gerechkietzwerdeii und sich selbst dazu rechnen; sie irren einzeln oder in kleinen Schaaren (Seeteii, Separatisten) umher und finden sich nicht ur Heerde z1irück, weil sie in der Heerde, die sich ottes Heerde nennt, die Kennzeicheii der Heerde Gottes nicht bemerken konnt-n. Das,Ber- Ziiiindetße sind die, so irgend eäiciehnfAnstoß und ein ergerni genommen, wie ein a, das ein Bein gebrochen hat oder von eineni Hunde gebissen ist und dessen kein Hirte sich annimmt. Das Kranke sind die, so durch schlechte Weide, durch falsche Lehre und böse Beispiele fchwach im Glauben und im Willen ge- worden sind wie Schafe, die verhiitet oder auf unge- sunde Weide geführt worden sind. Alle diese elenden Schafe verhei t der HErr, der gute Hirt, selbst zu äflegekiz Bd ksr hags »etlä)1nbnfnddthgtdes nochfsåind ir ein or an er. ir e eon er anii ern en, wenn die Zeit ihrer Erneuerung, anfwel eOsfb.11,1:-; indeutet, kommen wird). Unter den — etten und tarke1i dagegen sind diejenigen zu verstehen, die unter den schlechten Hirten si wohl befunden, in äiißerlicheni Wohlstande nnd in cheingerechtigkeit nach den herrschenden Zeitideen gewandelt haben, wie es denn auch in der Christenheit bei verderbten Zeiten folche vortresfliche Kirchenmenschen nach der Mode der gest» gliebykndgeieiirästijk dniik Bibelfprüchknl undchsggarkviiä i e - er , n angen innere) ni , o Geizes und Hochmuths, übertünchte Gräber. (Schmieder.) Ein strenger Richter ist der gute Hirt: nicht blos die glåtåissiedikhosecsnchfyifihrsrlbisiter wHåerde wilclh es; h?i»;ti;;1cheii, a e e i er na . . . ur Rechenschaft ziehen und die fetten, die sich auf Kositeii der magern gemästet, bestrafen; eine große Scheidung will er tiollziehen zwischen Schafen und Schafen, Böcken und Widderiu Diese, die Gewaltthätigen ini Volk, faßt er· besonders in’s Auge, wenn er sagt, das; ssetdiilengutekgsszzeide veäzehscfeiy ugidßtikas ksie ügrlilg lagen, ii ·n zu en zer am en, a ie as i e, are Wasser trinken und das andere ertreten und trüben, daß sie die Schwachen und Dranken mit Gewalt drängen und mit ihren Hörnern stoßen. (Umbreit.) Unter ,,Widdern und Böcken« sind die in der Heerde, dein Volke selbst besindlicheii schlechte1i Eleinente ge« meint, welche ihre böse Gesinnung in Härte und Ge- waltthat gegen den Nächsteii kund thun; ihnen gleich-s gestellt sind die fetten und starken Schafe im Gegensatz Ei; dletijsdmageän Kiesedfrsesselili kdie bestetWgide girßfich zer am en a e ri e nii en -u en, trinken für sich das klare Wassgcer und trüben das übrige mit den Füßen, stoßen das Schwache »und treiben es weg. (Hävernick.) Eine Hauptphase in deni Richten zwifchen Schaf und Schaf war die durch Gott gegebene Entscheidung in dem Kampfe der jüdischen Synagoge gegen die aufkeimende christliche Kirche. Durch den åDiessias wird dem Volke die Fiille des Heils zu Theil. 589 (Hen ftenberg.) Die Hilfe der Heerde, welche in der Erlösung der rechten Schafe von der Bosheit und dem Druck der gewaltthätigen und bösen Elemente, die ihr beigemischt sind, besteht, ist allein ihr Hirt und sein Gerichtz darum sollen wir unser Vertrauen in dieser unsrer Zeit von allen Creaturen abziehen, auch nichts von neuen Gesetzen und Verfassungen erwarten. (Schröder.) Jm Gegentheil können diese sogar das Mittel werden, damit die angedeuteten Zustände sich erst recht in der Kirche herausftellen. —- Was in V. 18 f. u. 21 von den Widdern und Böcken oder von den fetten und starken Sigafen gesagt wird, paßt frei-s- lich nicht auf eigentliche chafe, die so nicht thun wie hier steht; aber es ist ja eben von mystischeii Schafen die Rede, d. h. es sind die Heuchler und Gottlosen in der Heerde Gottes gemeint. (Bochart.) Die Deutung auf die falschen Lehrer, welche das Wort Gottes nach ihrem Eigenwillen auslegen (heutzutage auch Volks- redner, Schriftsteller 2c.), ist allein dem Sinne des Textes angemessen; man kann sie nach diesem beson- dern Geschäft, das sie zum Theil ganz ohne amtliche Verpflichtung übernehmen, recht gut von den Leitern des Volks unterscheiden, obwohl dieselben Personen bisweilen auch zugleich Hirten und Leiter des Volkes sein mögen. (Schmieder.) Wie schon zu Kap. 3, 19 bemerkt worden, ist gerade unser Prophet wie für diese jetzige entscheidnngsvolle Zeit in der Kirche ge- machtx wieviel hätten gewisse Leute zu bedenken, wie- viel Ursach, von ihrem Thun und Treiben sich ab- bringen und vor dem Gericht, das nach Offb. 3, 16 ihnen drohet, sich warnen zu lassen! Aber »—- sie lächeln, wenn man sie darauf hinweist, über unsre Auslegung, und wenn denn doch das Wort der Schrift so mächtig sich ihnen aufdringt, daß das eigene Gewissen miteintritt und diese Auslegung als richtig bestätigt, so sind sie anchAge en das eigene Gewissen gepanzert mit ihrer sog. issxenschafn die das Wort der Schrift zum bloßen Menschenwort herabsetzt, bis es ihrem Gewissen einmal gehen wird, wie der gemißhandelten Eselin des Vileani (4. Mos. 22, 27 Anni.). 23. Und ich will ihnen sim Gegensatz) uicht nur gegen die vielen schlechten Hirten V.2ff., sondern auch gegen die frühere Spaltung des Volks in 2 Königreiche Kur. 37, 243 Irr. 23, G] einen einigen Hirten erwecken [5. M. 18, 15;2.Sam.7,12], der sie weiden soll, niimlich meinen Knecht David [Jef. 42, J; Jer. so, 9; Hof. 3, 5]. Der wird sie wei- den, und soll ihr Hirte fein, U. Und ich, der HErr, will ihr Gott sein, aber iuein Kuecht David soll der Fürst [2. Sonn. 7, 8] unter ihnen sein; das sage ich, der HErrt lund werde es gewißlich zu Stand und Wesen bringen, so tief auch die dermalige Niedrigkeit des Volkes und seines Königthums isi]. 25. Und ich [nicht die kriegbewegte Zeit Davids selber, sondern vielmehr die friedliche seines Sohnes Salomo unter dem neuen David toieder- herstellend] will einen Bund des Friedens mit ihnen machen [Kap. 37, 26; Jes. 54, 10; öd, Z]- und alle bbse Thiere aus dem Lande andeuten, daß sie sicher wohnen sollen in der Wüste, und in den Wäldern ssicherl schlafen. 26. Jch will [in Erfüllung der für den Fall ihres Gehorsams gegen mein Gesetz in Z. Mos. »26, 4 ff. ihnen gegebenen VerheißUUgJ sie und alle meine Hügel umher segnet» und auf sie reg- nen lassen zu rechter Zeit; das sollen guiidige Regen sein, 272 Daß die Bäume auf dem Felde ihre Früchte bringen, und das Land sein Gewächs geben wird; und sie sollen sicher sauch vor äußeren Feinden] auf dem Lande wohnen, nnd sollen er: fahren, daß ich der HErr bin, wenn ich ihr Joch zerbrochen und sie errettet habe von der Hand derer, denen sie dienen mußten sum sie dafür in diesen glückseligen Zustand zu versetzen) 28. Und sie sollen nicht mehr den Heiden zum Raube werden [wie das so vielfach und in so schlimmer Weise unter dem Regiinent der bösen Hirten geschehen ists, und kein Thier auf Erden [in dem Sinne, in welchem dieser Ausdruck schon in V. 5 vorkam] soll sie mehr fressen; sondern sollen sicher wohnen ohn alle Furcht. 29. Und ich will ihnen eine berühmte Pflanze [die von dem Stamm Jsai aufgehende Ruthe Jes. 11, 1] erwecken [besser: eine Pflanzung zum Ruhme durch die Aufrichtung des tausend- jährigen Reiches bei ihnen Offenb. 20, 1——6], daß sie nicht mehr sollen Hunger leiden im Lande sfondern als in einem Lustgarten oder im Para- diese Kap. 36, 35 leben]. und ihre Schmach unter den Heiden [bei denen sie so lange für die Ver: worfene Nation galten] nicht mehr tragen sollen svieluiehr den Ruhm gestichelt, daß sie die aller- gefeguetste Nation von allen seien]. 30. Und sollen erfahren, daß ich, der HErtz ihr Gott, bei ihnen bin, und daß sie vom Hause Israel mein Volk seien, spricht der HGrrx HErrÆr St. Ja, ihr Menschen sollt die Heerde meiner Weide sein, und ich will euer Gott fein, spricht der HEwHErrf lindern er mit diesem Wort über Israel hinausgreift und noch zuin Schluß der ganzen Menschheit das verheißt, wovon in Ofsb.21. die Rede ist, den neuen Himmel und die neue Erde 2. Petri s, IS]- ’«) Die Sor e für die geläuterte Gemeinde liber- kommt nunmehr der von Gott dem Volke gegebene Messiass in ihm vollendet sich das Heil des Volkes, schließt sich der ganze demselben verheißene Segen ab; Der Messias erscheint hier zuerst als der eigentliche Repräsentant Jehova’s unter seinem Volke. Iehova hatte nach V. 11 selbst das Hirtenamt übernommen: in dem Messias offenbart sich dasselbe, giebt sich Je- hova·selbft; daher auch in V. 2ztz ,,ich, der HEkxz will ihr Gott sein, und mein Knecht David soll der Fürst unter ihnen sein-« Der Messias ist alo die- jenige Persönlichkeitz in welchem die wahre ones- gemeinschaft mit dem Volke heraustritt und das König- thum Gottes in der Theokratie als dem e" entlichem vollendeten Stellvertreter Gottes sich darstelt Er ist 590 Hesekiel 35, 1—-11. demgemäß ferner Ein Hirte, der das Ganze der Theokratie als Ein Fürst beherrscht, im Gegensatz zu dem getheilten Königthuni der Vorzeit, in welchem sich die Nkangelhaftigkeit des alten Königthums die Sünde, welche hier auf beiden Seiten lag, recht anschaulich darstellte Die Spaltung der Reiche war f on ein Schritt zum Exil selbst, der Anfang der Zertreuung Jsraels; jetzt aber bildet Israel keine Diaspora mehr, sondern Eine eng verbundene Heerde, dem entsprechend ist sein wahrer Hirt auch ein einiger. (Hävernick.) Für diesen Fürsten nun, unter welchem Jsrael wieder vereinigt werden sollte, war David ein um so passen- derer Typus, da er durch seine Vorzüge das israelitische Volk, welches schon im Begriff gewesen war sich zu spalten, wieder vereinigte und zusammenhielt. (Steudel.) Daß durch ,,David« hier der wahrhaftige David, der Messias bezeichnet wird, in welchem der Stamm Davids gipfeln soll, daran läßt die entfaltetere Ver- kündigun bei den früheren Propheten und in andern Stellen . esekieks selbst nicht zweifeln. An ein per- sönliches Wiedererscheicien Davids konnte niemand denken, der auf dem Gebiete der Schrift einheimisch war, ebensowenig wie in Mal. Z, 233 an ein persön- liches Wiedererscheinen des Elias; der 9Jiessias, der herrliche Nachkomme Davids, das war in der Zeit des Propheten schon längst Katechismnslehre Es ist auch nicht von einer Wiedererweckung Davids die Rede, sondern von der Sendung eines David, welcher noch nicht dagewesen. Yengstenbergh Ein Knecht Gottes wird dieser Sproß avids genannt, weil er als Gottes Werkzeug diejenigen Entschlüsfe Gottes ausrichteli wird, von denen die voraufgehendeti Verse ll —— geredet haben. (Kliefoth.) Durch das Re iutent desselben wird Jehova in Wahrheit Gott seines olkes Israel werden, denn er wird das Volk in vollkommener Einheit mit Je ova weiden, nur den Willen Jehovcks ausführen, ni t wie die sch·lechten Hirten in Gegensatz gegen Gott treten, weil er, wie dabei vorausgefetzt wird, durch Einheit des Wesens mit Gott verbunden ist. eil- »«·’««) Wenn Gott den Sproß Davids sendet, wird er auch seinem Volke einen neuen Bund scl raten, der ein Bund des Friedens sein wird; und dieser Friede wird nicht blos ein geistlicher bleiben, sondern schließlikh auch die Natur ergreifen, so daß es z. B. böse Thiere nicht mehr eben wird, die Gottes Volk nicht ficher wohnen nnd s lafen ließen. (Kliefoth.) Unter den liebliclfteti und innigsten Bildern malt der entzückte Seher en leiblichen und geistigen Segen der kommenden Ge- schlechter, die der königliche Hirte weidet, weiter orts; ein eigenthümlich stiller Glan breitet sich dann über das ganze Gemälde, auf dem sich die Pflanzung Gottes zum Ruhme seines auserwählten Volks erhebt. (Umbreit.) Der 17. Artikel der Augsburg Eonfession sagt: ,,ltmn, hie werden verworfen etliche jüdische Lehren, die sich auch jetzund ereugen, daß vor der Auferstehung der Todten eitel Heilige, Fromme ein weltlich Reich haben nnd alle Gottlosen vertilgen werden«; auf Grund desselben legt denn die strenge lutherische Orthodoxie auf jede Art von Ehiliasmus das Verbot, daß man von einem tausendjährigeu Reich durchaus nicht sprechen soll, wenn man nicht der Ketzerei sich schuldig machen will. So hat sie schon dem Prälaten Joh. Albr. Bengel in Würtemberg (1752), einem um die Auslegung der heil· Schrift überaus verdienten, in inni stem Respekt auch vor dem Buchstaben des göttlichen orts ernst rechtgläubigery mit einem tiefen, klaren und scharsen Geiste bega ten Manne, darum das Leben sehr fchwer ema t, weil er nicht anders konnte, als die Stelle: O enb· 0, 1—6 so auffassekh als wie ihr Wortlaut besagt; es ist aber bekannt, wie Ben el’s gerade durch die biblifch- apokalyptische Proplxsetie geschärfter Geist mit ftaunens- werther Klarheit nnd Sicher eit, un eachtet o mancher mit untergelaufener Fehlgri e, kir liche un politische Dinge der Zukunft oorausgefchaut hat, es muß die Offenbarung St. Iohannis also doch eine andere Be- deutung haben, als die von jener Orthodoxie ihr bei- gzemefsenwird daß sie nichts weiter ent alte, als in ilder und Gesichte gekleidet, was wir s on aus den Evangelien und Episteln wissen. Hätte der Apostel wirklich keine Weissagung von zukünftigen Dingen von dem HErrn empfangen, wie doch in O b. 1, 1 aus- drücklich bezeugt wird, sondern nur ekanntes in apokalhptische Gestalten ge üllt, so hätte er mit feinem Buche sich uur unnütze rbeit gemacht und Anderen viel Mühe, ja Anlaß zu allerlei Jrrthum bereitet; wir haben aber eine andere Vorstellung von dem Schlußbuche der ganzen heil. Schrift. s) Nach dem Hebt wörtlich: Und ihr, meine Heerde, die Heerde meiner Weide, Menschen seid ihr: ich bin euer Gott, spricht der « Err- Iehova Zunächst ist dies· eine Deutung des leich- nifses; nicht Schafe sind hier gerne-tut, sondern ihr, die ihr Menschen seid (36, 37 f.), euer Hirte ist Gott. Aber solche Deutung wäre nicht nöthig gewesen und der HErr würde sie nicht hinzugefügt haben, wenn er nicht unter dieser bescheidenen Form etwas Anderes hätte sagen wollen: 1) Die Allgemeinheit der Gnade wird dadurch angedeutet, daß nicht Kinder Israel, sondern Menschen als die Schafe der Heerde enannt werden; das Gleichniß greift iiber die engen tsenzen des Volkes Jsrael hinaus und gilt in ihnen den Menschen überhaupt; das neue Paradies unter dem neuen David pflanzt der HErr sticht blos für Israel, sondern wie das erste Paradies fiir die Tanze Mensch- keit Z) Die Größe der Gnade wird adurcg fühl- ar, daß Jsrael nicht mit dem ehrenvollen lauten genannt wird, der seine Gnadenwahl ausdrückt, sondern mit dem allgetneinen Namen ,,Mensch«, der an Erden- stand, Sünde nnd Tod erinnert. Sol e andeutende Rede, die in Wenigem viel, im Einfa en eine Fülle von Gedanken und große Gedanken enthält, nennt man geistreich —- nnd Gott, der Geist aller Geister, sollte nicht geistreich reden! Dieses Schlußwort drückt der ganzen Weissagung des Kapitels den Stempel auf, daß sie ein Gotteswort von allgemeiner Geltung für alle Menschen , für alle künftigen Zeiten enthält. (Schtnieder.) Ilieissttxztttlg wider« die Edonlitetz UL b· l— Rad. Bis, is. Das vorige Gottcgwort hat dem Vollte Gottes eine herrliche, heilige nnd fetige Zu— tiuuft unter seinem König David und dabei auch dar oerhettitm daß cg von dem Arno: nnd der Schmarh der heidelinölker frki werden soll. In weiterer Ausführung des Gedankens nun, daß dao tjeidenthutli ticine Gewalt äbkr Israel mehr ausüben noch ferner feiner fpotten soll, sondern vielmehr selber der göttlichen Rache und dem völligen verderben anhri1nfällt, wird hier Edont zum Repräsentanten desselben gemacht. Jlu ihm offenbart nrh in charatneristiskhtr Weis: die Feindschaft gegen das Reich Gottes und die Lust, firh dessen Gebiet anzumaßen, und wird nun auch an ihm Gottes Gericht in charak- lrrtslifchcr Weise lich tiollftreklten w. 1——9 a. 10—-—15), wobei dran, was die fchlirßltche Erfüllung der weissa- gung betrifft, festzuhalten ist, daß unter Heiden nicht Weissagitng wider Edom. 591 geradezu Giihetidienetq sondern die dlationen im Gegen- satz zu Israel, dein Volke» schlechthin Man. sit, 32 Blum) zu verstehen sind, die weissagung also iiber die Zeit dkg babylonisrhen Geile weit hinattegreift in die Zeit der sammelt, die noch jetzt dem voll: nttd leande Israel allda-fährt, itnd zwar zuweist von den chrisllicheti lldlliern selber. Zlber alle diese Schmach wird von den Bergen Israel-z hinweggetlttin Man. Bd, 1-—7), sie werden wieder frttihtlinr tttid bewohnt gewann, ja weit mehr noch gesegnet werden, als sie vordem es gewesen« sind, da es ritt heiligen Gottegvolli sein wird, dag ste inne hat (V. 8——12); das Land wird nicht im Geschrei stehen, daß es seine Einwohner fresse, weil eo nicht mehr ein tlkand für sie sein wird, da sie sündigen (V. 13—15). 1. Und des HErrn Wort [von Neuem an- hebend und die in Kap. 34, 29 schon angedeutete Zukunft des Landes Israel noch ausführlicher be- handelndj geschah zu mir tttid sprach: 2. Du Menschenkind, richie sznoörderü ehe du in Kuh. 36 es wirst mit den Bergen Joraels zn thun haben] dein Angesicht [siidlich] wider das Gebirge Seit« ldas die Edomiter bewohnen l. Mos 36, 8], uttd weissage dawider, Z. Und sprich zum seIbigctt: So spricht der HErr-HErr: Siehe, ich will an dich [kotnmenl- du Berg Seit, nnd fault] meine Hand wider dich ausstrccleth und will dich gar wüste atacttetr 4. Jch will deine Städte öde machen, daß du sollst zur Wüste werden ttnd erfahren, daß ich der HEkr bin lder heilige und gerechte Gott, der seiner nicht spotten läßt 28, 22]. Z. Darum, daß ihr soom Lande Edom] ewige Feindschaft tragct wider die Kinder Israel, und tricbet sie in’s Schwert, da es ihnen übel ging und ihre Sünde ein Ende halte sdas Maß derselben so voll geworden war, daß ihr nun durch Gericht ein Ende gemacht werden mußte St, 29]. it. Darum, so wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, will ich dich auch blutend [genauer: werde ich dich zu Blut] machen sin Blut gleich- satn verwandeln, darin ausgehen lassen], und sollst dem Blute sdas dir nachlanfen wird] nicht ent- rinnen; wcildtt Lnst zu Blut hast [genaner: Blut nicht gehasset, vor Blutvergießen dich nicht ge- fürchtet, sondern vielmehr dein Vergnügen daran gehabt hast] sollst du dem Blute nicht entrinnen. Scharfe Zeichnung, Bildlichkeit und Anschaulich- keit zeichnet überall den Propheten Hesekiel aus: so auch Zier. Er nimmt jetzt aus dem vorigen Kapitel (V. 2 ) die Verheißung wieder auf, daß Jsrael die Schmach der Heiden nicht mehr tragen soll; aber diese Verheißung gewinnt eine feste Gestalt, sie nimmt Fleisch und Bein an, indem er den Bergen Jsraels (V. l4) das Gebirge Seit: gegeniiberstellh wo Jsraels Tod- feinde, die Edomiter, wohnten. In einer Fluchdrohung über das Gebirge Seir fasset er den Fluch über die Feinde des HErrn und seines Volkes, über die Feinde Zions it1 ein typische-s Bild zusammen; und dieses Fluchwort bereitet schon den nachfolgenden Segens- spruch über die Berge Jsraels in Kap. 36 vor. (Schmieder.) Daß Land und Volk Edoms im vor- liegenden Kapitel als der ,,Berg Seit« begriffen wird, hat seinen Grund nicht allein darin, daß in Kp.36 in Erin- nerung des früheren Gottes-Worts das Land und Volk Gottes als die Berge Israel bezeichnet wurden; vielmehr werden z. B. auch in Sach.6, 1 ff. das Reich der Weltmacht einerseits und das Reich Gottes andrerseits als zwei sich gegen einander erhebende Berge angeschauh oder mit an- dern Worten, sowohl die Welttnacht in ihrer geschichtb Etitwiekelun als auch das Reich Gottes »in seiner ge- schechtltchen ritfaltung stehender Prophette tote Berge da. Schon hieraus er iebt scch, daß, was in unserm Kapitel von Edom ge agt wird, nicht Edom allein meine, daß dieses vielmehr hier als Repräsentant des Hei- denthums, der Gott und seinem Volk feindliåigen Wiens?- heit erscheine; es wird dies aber auch dur eitle Rei e von Einzelheiten betätigt, so z. B. dnrch das, was in V.14 von der Freu e der ganzen Erde im Gegensatz zu der über Edom ergehenden Verwüstung gesagt wird —- eine solche Bedeutung konnte Edom nicht an sich, sondern nur insofern beigelegt werden, als sich in ihm die gottfeindliche Weltntacht überhaupt, das Prin- cip der Gottfeindlichkeit darstellt. Es ist 1a auch überhaupt hier nicht der Ort zu einer speziellen Weissagung wider Edom für sich allein; gerade ebenso erscheint in Jes- 63, 1—8 Edoni als Repräsentant des gesamtnten gott- feindlichen Heidenthums (Kliesoth.) Edom ist dem Propheten nicht nur Stellvertreter aller Nationalfeinde, die in schadensrohem Haß und ewiger Feindschaft das arme Jsrael geschmähet und in der Zeit der Noth, wo die Strafe für eine Sünden ihr höchstes Maß erreicht, wider dasselbe mit feinen Gegnern gemeinschaftliche Sache gemacht haben, sondern hier das eigentliche Volk des Widerspruchs gegen die Macht nnd die Segnungeti des Gottesstaats (Umbreit.) Was in den Meissn- gungen gegen auswärtige Völker (Kap. 25—32) aus- führlich entwickelt war, wird hier in Kürze usam- mengefaßt und an Edom gezeigt; die charakteristisehett Merkmale des Heidenthums die Aeußerungen der Sünde, um deretwillen dasselbe seine Strafe enipsängh werden nachgewiefen und wird gegen sie das Endurtheil vom Propheten ausgesprochein (Hävernick.) 7. Und ich will den Berg Seit« wüste tindjlde machen, daß niemand darauf tttattdclu noch gehcn»toll. 8. Und will sein Gebirge nnd alle Hagel, Thale und alle Grunde voll Todter tauchen, die durchs Schwert sollett erschlagen da liegett. , El. Ja, zu eittcr ewigen Wustenvill ich dich tauchen» daß nieutand in deinen Stadtctt wohnen soll, und sollt erfahren, daß tth der HErr bitt. 10. Und darum, »daß du sprichst: Diese beiden Völker inil beiden Landetn sdas Land der zehn Stämme im Norden und das Land Juda itn Süden] müssen mein werden, und wir sieh und die mit mir Verbündeten 36, Z] wollen sie einnehmen - [1. Mos 2.7, 40 Drum]- obgleich der HEtr da wohnct stmd du es also wissen tnüßtesh daß du an seinem Eigenthum dich vergreifst]; 11. Darum, so wahr ich lebe, spricht der HErr-HErr, will ich nach deinem Zorn und Haß mit dir umgehen, wie du mit ihnen sden beiden Völkern nieines EigenthumslandetL Israel und Juba] eingegangen bist aus lauterm Haß, nnd will bei ihuctt bekannt werden, wenn ich dich gestraft habe [geitatter: thue mich kund an ihnen, gleichwie ich richten werde « beides ioll 592 Hand in Hand mit einander gehen und nach gleichem Ntaße geschehens X s 12. lliid sollst ·»erfahreii, daß ich, derHEriz alle dein Lasterii gehoret habe, so du geredet hast wider» das Gebirge Israel, und gesagt: Sie sind verwnstet und uöis zu verderben weiser: zu ver- schlingen] gege en. 13. Und habt euch wider mich gerühmet smii eurem Munde gegen mich gross; gethan] und heftig wider mich geredet; das habe ich geboiet. Als Schuld Edoms ist zuerst» (V. B) genannt ewige Feindschaft ge en Israel, die zwar iii Katz. 25, 15 auch den Philistern beigemessen wird, bei Edom aber ihre tiefere Wurzel in dem feindlichen Verhalten Efaiks gegen Jakob (1. Mos. 22, 25 fs.;-27, EZ7) hatte und sich, wie schon Amos (l, U) sagt, in ewiger Be- wahrung seines Grimmes gegen » das Bundesvolk zei te, so daß Edom jede. Gelegenheit zur Vernichtung desselben benutzte und bei dem Untergange des Reiches Juda die Kinder Jsrael ins Schwert trieb, d. h. der Gewalt desselben preis ab. Als zweite Schuld wird ihm ausgerückt (V. 10 «) sein Gelüsten iiach dein sitze Jsraels und seines Landes, den es an sich reißen wollte, obgleich es wußte, daß sie Jehovas Eigenthum waren, wodurch Edoms Haß gegen Israel ziir Schmähung Jehova’s wurde. (Keil.) Nicht um seiner Sünde willen wird Jsrael von Edom gehaßt, sondern um seines wahren Vorzugs vor Edom willen, seines Gottes wegen, der sieh zu Israel bekannt »Wie zu keinem andern Volke. (Havernick.) Daß die Edo- miter aus verrätherischer Bosheit die Kinder Juda den Chaldäern zur Födtung uberantworteten, ist eine That- sache, auf die ofters von den Propheten hingewiesen wird, die aber in den Geschichtsbuchern nicht ausdrück- lich erzählt wird. (Schmieder.) Viermal wird in dem Urtheilsfpru über Edom wegen feines Hasses gegen Jsrael des lutes ermahnt; das soll jedenfalls (auch abgesehen von der nioglichen Anspielung von ihm, Blut, aus Edom, Rot land Jef. 63, 6 Aiim.) etwas bedeuten, Edom soll Z eichfam ganz zu Blut werden, und nicht genug» lut soll ihm auch nachfolgen (S röder.) Wie einem Mörder die Blutschuld uberall na folgt, um Rache schreit uiid ihn so der Strafe überliefert. (Haveriiick.) Was Edoui ferner vorge- worfen wird, das ist feine Herrschzund Habsucht, die selbst vor dem, was Gottes ist, iiicht still» steht; das; es niin da als Berg Seir gefaßt wird, bringt es niit sich, das; das an ihm zu vollstreckeiide Gericht als Ver- wüstung begriffen wird. (Kliefoth.) Jii dem Ausdruck: ,,obgleich der HErr da wohnet« ist iiberhaupt von der Offenbarung Gottes in feinem Volke, wodurch dasselbe als sein Bundesvolk erkannt werden konnte, die Rede, also von der Gesanimtwirksanikeit Jehova’s für feine Gemeinde in besonders ausgezeichnetem Sinne, wovon Edom mehr Kunde haben konnte, als manches andere Volk; aber dies alles ward bei Seite gefetzt, wo es sich darum hagidfeltieö genieiikålSFlhlszischt und niedrigen Eigennutz zii e rie igen. ie o . 14» So spricht nun der HErr-HErr: Jih will dich zur Wnstc machen, daß sbesserx zu der Zeit, wo] sich alles Land freuen soll süber das neue Heihdas Zion widerfährts » » 15. Und wie» dii dich gefrenet hast uber dem Erbe des Hauses Jsrael,·daruui, daß es war wuste worden: eben so will ich mit du« thun, daß der Hefekiel 35, 12——1 h. se, i. Berg Seir wüste sein muß, sammt dem ganzen Edom; nnd [sie, der Berg Seir sammt dem gan- s zein Edom] sollen erfahren, daß ich der HErr bin. Das herrliche Heil, welches Zion widersährh ist für die ganze Erde Gegenstand der Freude, weil es Zeugniß ablegt von der Herrlichkeit Gottes, dessen Thaten für den einzelnen Theil immer Weissagungen für das Ganze sind und der sein Volk nur segnen kann, daniit in ihm alle Völker der Erde gesegnet wer- den: Z. Mos 32, 43· (Hengstenberg.) Der Ausdruck, daß die Heiden erkennen sollen, daß Er, Gott, der HErr sei, kehrt sehr oft bei Hesekiel wieder; er bedeutet immer, daß jemand zur Erkenntniß kommt iii Betrefs einer Wahrheit, die er bisher verkannt hat, vgl. Joh. 17, III. (Koch.) Ein Prüffteiii fiir die Richtigkeit der Auslegung der Propheten, bemerkt ein namhafter Schrifterklärey ist immer der, ob die Auslegung mit der Art und Weise timmt, wie die alttestamentliche Weissagung in der O enbarung St. Johannis wieder aufgenommen wird; nun wird das in Jef 63 von Edom Gesagte in Offln 14, its-A) u. 19, 15 so offensichtlich wieder aufgenommen, daß, weil an diesen beiden Stellen von dein Gericht über das Reich des Antichrist die Rede ist, an sich kein Zweifel sein kann, auch an unsrer Stelle ist Edom der Repräsentant der Gott iind seinem Volke feindlich gegenüberstehenden Menschheit iind kommt als das eigentliche Volk des Widerfpruchs gegen die Macht und die Segnungen des Gottesstaats hier· in Betracht, wie die oben angeführten Bemerkungen der Aiisleger auch darauf hinweisen. Gleichwohl können wir mit diesen allgemeinen Andeutnngen uns nicht zufrieden geben, wenn wir die Weisfagun des Propheten in ihrem eigentlichrn Trefspunkte erfassen und nicht bei den allgemeinen Umrisfen stehen bleiben wollen; diese ist vielmehr von der des Jesajas so wefentlich verschieden, daß wir wohl erkennen, Hesekiel redet von einer ganz andern Gestaltung der Israel feindlichen Weltmacht, als Jesaias, und versetzt uns nicht sowohl in die Zeit der plötzlichen und völligen Vernichtung des antichristifchen Reichs, wie sie in Ofsb. 14, 18 ff. angekündigt und in Ofskk II, 15 zur Darstellung gebracht wird, als vielmehr in eine frühere Periode des Gerichts, wo Edom zwar zu Blut gemacht und das Gebirge Seir sammt dem ganzen Edom der völligen Verwüstung preisge eben wird, doch immer nur erst so, da Edom deni lute, das ihm nachläuft, nicht entrinnt, und niemand durch das Gebirge Seir mehr hin und her ziehen kann, was eine gänzliche Verni tung ausschließt und einen iioch äußerlichen Bestan des Landes und Volkes voraussetzt Wir lauben nun die Sache, um die es eigentlich iind haupt- Fächlich sich handelt, zu treffen, weiin wir den Leser aus die Stellen: Ofsb.12, 15 f. u. 16, 12 ff. hinweisen und iii dein hier Gemeinten den Zielpunkt iin eres Orakels erblicken. Nun sind freilich gerade diese tel- len sehr fchwierig zu deuten; iiidessen ist es doch keineswegs unmöglich, der richtigeu Deutung sich zu versichern, wenn man nur eine Einsicht in das Ganze der Offenbarung, wie wir den Grund dazu in der Schlußbem. zu Kap. 32, 32 gelegt haben, sich zu ver- schaffen weiß. Was denn zuiiächft in Ofsenb· l2, 14 fymbolifch dargestellt wird, das ist nichts anderes als Israel-s, das zu Christo sich bekehrt hat, Zurücksü rung aus den Ländern feiner Zerstreuung in das heil. Iand: dort will der HEry der es zu Gnaden wieder ange- nommen hat, die in Hos Z, 14 ausgefprochene Ver- heißung an ihm erfüllen, es aber auch, wie er es vor- mals vor den Nachstelliingen Pharacss nach der ura- Edom als Repräsentant der Feinde des Reiches Gottes. bischen Wüste in Sicherheit gebracht, jetzt sicher sein lassen vor der 37,jährigen Herrfchaft des Antichrists in den übrigen Ländern, bis der letzte Augenblick der Ents eidung kommt; darum ist das heil. Land als eine üste bezeichnet. Jn welcher Weise er dies Land von seinen jetzigen Inhabern, den Türken, zuvor frei macht, um es an Israel zurückzugeben, darauf wird in Ofsb. 16, 12 hingedeutet: vormals sind vom Euphrat her die vier dort in Verwahrung ge altenen Engel losgebrochen (Osfb. 9, 13 ff.), um das Strafgericht an der entarteten Christenheit zu vollstrecken und von da an eine nie völlig zu stiirzende Herrschaft des Halb- inondes über Vorderasien bis nach Europa hinein und nach Afrika hinüber zu begründen, welche das Mittel geworden, daß Jerusalem die von Gott bestimmte Zeit (Osfb. 11, 2) von den Heiden zertreten bleibe und an diesem Rathschluß weder der ungeheure Kraftaufwand des frommen Glaubens in den Kreuzziigeiy noch die Politik der europäischen Großmächte etwas zu ändern vermöchte; jetzt aber, nachdem die 42 prophetischen Monate oder 1260 Jahre seit Jerusalems Einnahme (637 n. Chr.) ab» elaufen sind, soll auch die Befreiung Palästincks vom uphrat her kommen durch die Könige von Aufgang der Sonne, den Nachbildern des Cyrus, der vormals die ehernen Thore Babylons zerschlagen nnd ihre eisernen Riegel zerbrochen hat (Jes. 45, 1 ff.), um Jsrael aus der babhlonischen Gefangenschaft zu erlösen, und wir werden ja sehen, ob nicht am Ende unsers 19. Jahrhunderts sich etwas in den Ostliindern Asiens begeben wird, was auf einmal dem ,,kranken Mann«, über dessen Erbschaft unsere Großmächte sich so wenig eini« en können, ß sie lieber ihm durch allerlei künstliche S) ittel das Leben fiir einigeZeit noch fristen, den Todesstoß giebt und in Europa eine große Erd- bebung (Offb. 11, 18) auch in Betresf der auswärtigen Politik herbeiführt. Für unsere Staatsverhältnisse wird solches Ereigniß das Ausgießen einer Zornesschale sein; für Israel aber, das jetzt von Neuem zu Gottes eigentlichem Bundesvolke wird und in den Vorder- grund des Reiches Christi tritt, ist es die Darreichung der zween Flügel eines großen Adlers, auf welchen das Weib in die Wüste fliegt an ihren Ort, un: dort vor dem Angesichte der Schlange ernährt zu werden, wenn nun am Ende des 20. Jahrh die eine Zeit und zwo Zeiten und eine halbe Zeit kommen, wo der Antichrist sein Wesen treibt. Die Schlange weiß· das auch, was für das Weib dies Fliegen an ihren Ort zu bedeuten hat; gerade Um des aus seiner Macht befreiten Weibes willen hat er, der Drache, der aus dem Himmel auf die Erde sich geworfen sieht und mit dem die Schlan e ein und dieselbe Person ist, einen so großen Zorn (O b. 12, 7 ff.), er verfolgt also das Weib, und weil die Macht des Drachen wider den hohen Flug der Adlersflügel doch nichts ausrichtet, so versucht wenigstens die Schlange aus ihrem Munde ein Wasser wie einen Strom nachzusenden, um das Weib auf ihrem Wege « nach Jerusalem zu ersäufen. Aber was ist dieser Strom? Offenbar ein Heereszug der Weltmächte; und wie es nun zu diesem neuen Kreuzzuge nach dem heil. Lande kommt, der nicht sowohl dazu bestimmt ist, das Land den Händen der Ungläubigen zu entreißen, als vielmehr das befreiete Israel nach Pharao’s Art zurückzuholen oder unter- wegs zu vernichten, das versinnbildet das räthselhafte Gesicht von den drei unreinen Geistern, gleich Fröschen, von denen der eine aus dem Munde des Drachen, der andere aus dem Munde des Thiers und der dritte aus dem Munde des falschen Propheten geht (Offb. 16, 13 ff.). Der Drache oder Teufel ist der Anstifter, der durch seiner dienstbaren Geister einen die Sache s anregt und ihm die Gabe der Ueberredung mit auf den Weg giebt (1. Kön. 22, 21ff.); und was er nun als eine nothwendige, heilsame Staats- und Kirchenpolitik in die Gedanken der Leute legt, das findet alsbald Anklang bei den Namen der Menschen, welche jetzt noch die Rolle des Thieres spielen, und bei den Helferss helfern desjenigen Ordens, der künftig dem persön- lichen Llntichrish wenn er kommt, den falschen Pro- pheten liefern wird. Die Könige auf Erden werden da ihre Heere stellen, gleichviel ob es Monarchen oder Republikprüsidenten sind, nnd im Vordertreffen wird dasjenige Land seine Streiter sehen, das sich nun ein i mal berufen glaubt, im Rathe der Völker obenan zu sitzen,« und dem auch von gewisser Seite der K’irche- her seine Obmacht so sehr zurückgewünscht wird, um selber zu neuem Flor zu gelangen. Und was ist denn nun der Streit an jenem Ort, der da heißt auf Ebräisch Harmageddon? Ein großer Tag Gottes des Allmächtigen nennt ihn das prophetische Wort; und dieser Tag wird es denn auch klar machen, was die Weissagung dieses 35. Kapitels bei Hesekiel besagen will. Der HErr wird Edom, das von jeher seinen Bruder Israel gehasset und ihn nun im vollsten Sinne bis aus den Tod verfolgt hat, ihn hat in das Schwert hineintreiben wollen, zu Blut"machen; er soll zur Strafe dafür, daß er L,ust zum Blute hat, dem Blute« nicht entrinnen. Jn Offenb. 17, 4ff. erscheint ein Weib, der gerade Gegensatz des Weibes in Offb. 12, das ist bekleidet mit Scharlach und Rosinfarbe und trunken von dem Blut der Heiligen und von dem Blut der Zeugen Jesuz it das nicht das Edom der letzten Zeit, das sich Gottes Heilsgedanken mit seinem auserwählten Volk mit dem Schwert widersetzt? Und wir kennen ein Gebirge Seir, das durchaus der Berg Jsraels sein will, und das da spricht: »diese beiden Völker mit beiden Ländern müssen mein werden und wir wollen es einnehmen«, obgleich man recht gut weiß, daß der HErr da wohnet, wo die beiden Völker ihr Land und Gebiet haben; in Ofsb. 18, 4 lesen wir. aber auch von der Verwüstung, die dieses Gebirge treffen wird, also daß dort niemand mehr hindurch- ziehen wird, der auf dem rechten Wege geht — es ist diejenige Verwüstung, die über Babylon ergeht, wenn nun alles Volk des HErru bis auf den letzten Mann herausgenommen und fiir seine weitere Existenz ihm nur noch gelassen wird das zu sein, was in Osfenln 18, 2 gesagt wird. Edom ist am schwersten vera-nt- wortlich für den neuen Kreuzzug, von dem oben die Rede war; in dem »miissen mein werden, nnd wir wollen sie einnehmen« (V· 10) tritt zu deutlich seine Sprache hervor, als daß wir nicht diejenie Macht wieder erkennen sollten, welche die andern iichte in ihren Dienst zu ziehen trachtet, um Gottes Eigen- thumsland an sich zu reißen, wir lernen nun aber auch, von welcher Zeit an eine große Scheidung vor sich gehen wird, daß Edom nicht mehr den Süden des Landes Juda im Besitz habe und ihm seine Fürsten gebe, sondern ein verödetes Gebirge sei — etwas verblüint müssen wir nun einmal uns ausdrücken. Das 36. Kapitel. Verheiszung der Erlösung. I. Und du Menschenkind, weissage den Bergen Israel lgegen welche du früher hast zeugen Inüssen Kap. S, 1——7, nun, nachdem das in V. 8——10 jenes Kapitels Gesagte sich verwirklicht hat, zum 594 Hesektel IS, 2-——12. Guten], und sprich: Höret den HErrn Wort, ihr Berge Jsrael! 2. So spricht der HErr-HErr: Darum, daß der Feind über euch rühmet: Heah [25, 3], die ewigen Höhen [welche durch uralte Verheiszungen dem Volke Jsrael zu bleibendem Besitz zugesagt waren] sind nun unser Erbe worden! Z. Darum weissage und sprich: So spricht der HErr-HErr: Weil man euch allenthaiben ver- wüstet und vertilget, und seid den übrigen Heiden [die von dem über die Heidenwelt ergangenen Gericht noch vorhanden find] zu Theil worden Und seid den Leuten ins Maul kommen sdaß sie von euch schwatzen], und ein böses Geschrei worden; 4. Darum hbret, ihr Berge Jsrael, das Wort des HErrn-HErrn: So spricht der HErnHErr beide, zu den Bergen und Hügels« zu den Bächen und Thälern, zu den öden Wüsten und verlassenen Städten, welche den übrigen Heiden rings umher zum Raube und Spott worden sind; s. Ja, so spricht der HErrHErrx Jch habe sin Kap. 25, 26 u. 351 in meinem feurigen Eifer sbesserx im Feuer meines Eifers] geredet wider die übrigen Heiden und wider das ganze Edom, welche mein Land eingenommen haben mit Freuden von ganzem Herzen smit ganzer Herzens- freude] und mit Hohnlachen, dasselbige zu Verheeren und [zu] plündern. b. Darum weisfage von dem Lande Jsrael und sprich zu den Bergen nnd Hügeln, zu den Bächen und Thälertu So spricht der HErr-HErr: Siehe, ich habe in meinem Eifer und Grimm fwider die übrigen Heiden und wider das ganze Edomj geredet sdaß sie große Schmach treffen sollt, weis» tihr (solche) Schmach von den Heiden tragen mu e. 7. Darum spricht der HErr- HErr koiese Drohung eidlich beFräftigendJ also: Jch bebe meine Hand auf sund schwöre 20, 5], daß eure Nach- barn, die Heiden umher, ihre Schande wieder tragen sollen. Von Edom wendet der Prophet fein Angeficht den « Bergen Jsraels zu, wie er, in Sehnsucht nach dem fernen Vaterlande blickend, immer gerne zu den alten Höhen der Verheißung göttlichen Segens desselben redet; seine Rede ist da von einem drängenden Feuer- eifer wunderbar bewegt, indem er nicht genug wieder- holen kann, daß er das Wort Gottes verkünde. Die Edomiter und die andern Völker, welche eine so fchnöde Verachtung bewiesen und im thörichten Wahne ge- äußert, die ewigen Höhen seien ihnen als Erbe zuge- fallen, soll dieses Wort von dem Gipfel ihrer stolzen Selbstverblendung herabftürzen; Berge und Hügel, T äler und Gründe, und die öden Trümmer der ver- la senen Städte, die in fchnaubender Wuth angefeindet nnd ausgebeutet worden von den sie nmringenden andern ölkern, sollen nun den feierlichen Schwur des HErrn vernehmen, daß über diese die Schmach jetzt kommen werde, welche Jsrael getragen. (Umbreit.) Die ,,Berge Jsrael« find für das Land, was die Häupter der Stämme Jsraels für das Volk sind, leichsam die Aeltesten, die ehrwürdigen Väter des andes, denen darum auch das Wort des HErrn ver- kündigt wird, das dem ganzen Lande gilt. (Schmieder.) Die »ewigen Höhen« find die natürlichen Berge als Bild der unveränderlichen Hoheit, deren Jsrael fiel) rühmte, weil es den Ewigen zu feinem Beschützer und in ihm die Gewähr feiner eigenen Ewigkeit hatte (Pf. 125, 2). Die Worte find als mit Anführung-s- eichen versehen zu denken: die Spottenden entnehmen sie aus dem Munde Jsraels, das allen ihren Prätensio- nen und Prahlereien feine »ewigen Berge« entgegen- hielt. (Hengftenber .) Bei Betrachtung der unwür- digen Gegner wird esekiel von ungewöhnlichem Feuer er rissen, so daß er nach der kurzen Angabe V. Z das » arum« noch viermal (V. 3, 4, 6 u. 7) wiederholt, indem immer aufis Neue die Gründe gegen diese Feinde sich eindrängen, bevor die Rede ruhiger bei den Bergen Jsraels stehen bleibt, von denen sie eigent- lich handeln wollte. (Ewald.) Als Motiv für die Seg- nungen, welche Gott Jsrael zuwenden will (V. 8 ff.), wird das von Edom ihm zugefügte Unrecht geltend gemacht: weil Edom soviel Leid über Jsrael gebracht hat, darum soll Jsrael ur Schadloshaltung feiner selbst und zu mehrerer estrafung und Befchämung Edoms Gutes vom HErrn empfangen; darum werden auch alle die in Kap. 35 dem Berge Seit: gemachten Vorwürfe hier recapitulirt Weil Edom gejubelt hat, als sei das verwüstete heilt» e Land nun seiner Macht anheimgefallen (V. 2), weil dom Druck und Läfterung über Jsrael gebracht hat (V. 3), weil Edom das heilige Land zur Beute und zum Spott gemacht hat (V. 4), weil Edom feine Schadenfreude, Feindschafn Habfucht an Jsrael befriedigt hat (V. 5), weil Jsrael dies alles getragen hat (V. 6), darum foll, wie Edom Gericht (V. 7), fo Jsrael Gutes (V. 8) vorn HErrn empfangen; dabei wird von Edom als dem einzelnen Typus der gottfeindlichen Menfchheit fortgxfchritten zu den Heidenvölkern überhaupt nnd das dom ange- drohete Gericht ausdrüeklich auch auf diese ausgedehnt. (Kliefoth.) Unmöglich kann die Strafe des HErrn eine einseitige sein; sie kann um so weniger Jsrael allein treffen, als gerade bei feiner Bestrafung sich die tiefe Verfunkenheit des Heidenthums, feine Abtehr von Gott, feine Verblendung wie fein Uebermuth sich aufls Schlagendfte herausgeftellt hat. Neben den »übrigen Heiden« wird immer wieder Edomspeciellhervorgehoben als die Spitze derselben in Bezug auf das feindliche Verhältnis; zur Theokratie: Edom bildet zu dieser den fchroffsten Gegensatz und ist in der betreffenden Hin-- sicht das vorzugsweise charakteriftifche Volk. (Hävernick.) Gott gedenkt mitleidig an den jetzigen beklagenswerthen Zustand des Landes Jsrael. (Richter.) Ohne Zweifel haben wir dazu auch die vielen Grenel zu rechnen, welche z. B. an der Geburts- und an der Grabesstätte Christi von den Christen begangen werden, die dadurch das heil. Land zu einer Schmach machen und es ver- heeren und plündern. Am Osterfonnabend Nachmittags um l Uhr, erzählt Troilo, verfammelten sich Griechen, Armenier &c» an 2——3000 Christen, in der Kirche des heil. Grabes (Matth. 21, l! Anm.); jeder hatte ein Bündel Wachskerzem alle Lichter wurden in der Kirche ausgelöfcht Als der griechifche Patriarch und der armenische Bifchof mit der übrigen Geistlichkeit kamen, fing das Volk an» um das heil. Grab herumzulaufen. Andere fetzen sich und rutfchen so auf dem Pflaster um das Grab herum, zuweilen über hundert hinter- einander, und matten sich dermaßen ab, daß ihnen der Schweiß über das Angeficht herunterläu t, wieder Andere steigen auf die Achseln ihrer ameraden. Verheißnng der Erlösung. 595 Unterweilen fällt alles Volk auf die Kniee, rücken die Köpfe mit verkehrten Augen in die Höhe und heben die Hände mit den Ker en auf gen Himmel und schreien jämmerlich, das euer solle doch bald vom Himmel fallen; alsdann stehen fie wieder auf, rennen mit glroßem Geschrei um das heil. Grab, als wären sie a e unsinnig (1. Kön. l8, 26), fallen wohl über einander zur rde, daß es kein Wunder wäre, fie erdrücken einander ganz und gar; bald ziehen sie auch wohl ihre Kleider aus, das Feuer damit herunter zu locken. Dies Gautelspiel währt auf’s Wenigste zwei gute Stunden, welchem zuåusehen viele hundert Türken mit ihren Kindern zum paß hinein- ommen und über dergleichen Narrenspossen überlaut lachen. Der griechische Patriarch und Armenianer- bischof kommen dann aus der Sakristei und gehen mit etlichen griechischen Geistlichen in das heil. Grab, die Thiir wird hinter ihnen zugemacht; sie stellen sich nun, als beteten sie drinnen, indessen aber haben sie ein Feuerzeug bei sich und schlagen ein Licht auf. Daran brennt der Patiarch seine Kerzen und die Lampen des heil. Grabes an, na diesem wird die Thiir ge- öffnet und fährt der Patrtarch heraus gleichwie eine Furie aus der Hölle, mit aus ereckter Hand, in wel- cher er einen großen Busch rennender Lichter hat. Sobald nun das Volk das Licht ersiehet, da fängt es an zu schreien, heben alle die Hände mit ihren Kerzen auf und dringen mit so großer Gewalt auf den Patriarchen los, daß es kein Wunder wäre, sie er- quetschten ihn; denn ein jeder will sein Licht zum ersten von des Patriarchen anbrennen, indem sie meinen, es sei vom Himmel heruntergefallen und derjenige der allerseligste Mensch auf Erden, der sein Licht zuerst an dem des Patriarchen anbrennt, wenn er aus dem Grabe herauskommt, also, daß er nicht könne verdam- met werdensim J. 1750 bezahlte ein Armenier das erste heilige Feuer mit 50,000 Zechinen). Es ist da kein Halten und Wehrem der Patriarch steht oft genug in Gefahr erdrückt zu werden, wird in die Höhe ge- hoben, daß er oben auf die Köpfe des Volks zu liegen kommt, sein bischöflicher Ornat wird ihm vom Leibe gerissen, auch wohl in dem Tumult sein Bart ver- brannt, worüber denn die zusehenden Türken herzlich lachen. Mit dem Feuer brennen sich die Leute Kreuze auf Leinewand, die ihnen zu Sterbehemden dienen soll; das, meinen sie, reinige die Seele von allen Sünden. Zuletzt sieht man nichts als verbrannte Bärte, zerstoßene Köpfe, zerrissene Kleider, braun und blau geschlagene Augen, zerkratzte Gesichter, zerbrochene Arme; man hört nichts als ein verwirrtes und auf scheußliche Art ausgestoßenes Geschrei, und wenn nun der Tumult sich gelegt hat, dann wird auf ein- mal ein Wirthshaus aus der Kirche Della Valle sagt, das Volk treibe bei dieser Gelegen eit Dinge, welche sich mehr im Schauspielhaufe für etrunkene, als in der Kirche für gedemiithigte und zerknirschte Menschen ziemen; und Fisk, indem er nach der Feuersceiie die Kirche empört und voll Ekel über solche gottlose Auftritte verließ, berichtet von sich und seinen Gefährten: »wir fühlten, daß Jerusalem der Ungerech- tigkeit hingegeben sei und Gottes Fluch auf ihm laste.« 8. Aber sebenso hebe ich auch meine Hand auf und sage in Betreff der Berge Jsrael V. 1:] ihr Berge Jsrael sollt wieder grünen und eure Frucht bringen meinem Volk Jsrael; nnd soll was] in Kurzem geschehen [Jes« se, 1]. 9. Denn siehe, ich will mich wieder zu euch wenden, und euch ansehen, das; ihr gebauet und besaet werdet; 10. Und will bei euch der Leute sdie daselbst wohnen] viel machen, das ganze Jsrael allzumalz und die Städte sim Lande, dazu ihr gehört] sollcn wieder· bcwohnct, und die Wnsten soder Trümmer] erbauet werden. 11. Ja, ich will bei euch [besser: auf euch, ihr Berge] der Leute nnd des Viehes viel machen, daß ihr euch mehren und wachsen sollet [richtiger: sie, Leute nnd Vieh, sich mehren und fruchtbar sein sollen].« Und ich will euch wieder einsehen [in das Lands, da ihr vorhin wohnetet [besser: ich will euch wieder bewohnt sein lassen, wie oorhin]; und will euch mehr Gutes thun, denn zuvor je; und sollt erfahren, daß ich der HErr sei. 12. Jch will euch Leute herzubringen [daß sie auf euch wandeln], die mein Volk Jsrael [im wahren Sinne des Worts 20, 40 ff,] follen sein, die werden dich »[du Bergland Jsrael] besitzen; und sollst ihr Erbtheil sein, nnd sollst nicht mehr [wc»e in der Zeit deines Strafzustandes] ohne Erben sdie dich rechtmäßig und für immer besitzen] sein. Jn der freudigsten Erregun sieht der Prophet die Zeit nahen, wo die herrlichen erge des heil. Bodens in alter Fruchtbarkeit ergrünen und wie sonst bebauet und besäet werden; die tädte erheben sich aus ihren Trümmern, Menschen und Thiere in reichster Fülle beleben wieder das verödete Land. Da soll das Volk von Neuem seine erbliche Wohnung haben, wie in den früheren Zeiten, aber noch mehr Gutes empfan en, als ihm je zu Theil geworden, damit es erkenne, aß sein Gott der einzige und wahre, Jehova sei. (Umbreit.) Der s. Vers giebt den allgemeinen Inhalt der Ver- heiszung vorweg an: die Berge Jsraels sollen frucht- bar werden zu Gunsten des sie bewohnenden Volkes- Gottes; die folgenden Verse beschreiben dann diese Fruchtbarkeit näher. Die Berge, das Land Jsrael, soll voll Menschen, und zwar voll Jsraelitem voll Menschen vom Volke Gottes werden; die verfallenen Städte sollen wieder bewohnt, die verwiisteten Fluren wieder bebaut und heerdenreich werden, mehr Gutes denn vordem von Gott erfahren, und also soll das Land dem Volke Jsrael ein Er e sein, dauernd gehören. (Kliefoth,) Gerade die Hinweifung auf die Nähe der göttlichen Segnungen: »und (das) soll in Kurzem ge- schehen« enthält hier eine schöne Energie. Während das Heidenthum jetzt triumphirt, liegt in seinem Triumph- Ischrei schon das Gericht und der Anfang seiner sernichtung; dagegen ist Jsrael getrost gerade im tiefsten Elend, fein Heil ist ihm auch in der Gzgens wart sicher und fest verbürgt, denn schon ist die ähe dieses Heils zu spüren. Das Jsrael treffende Gericht ist kein Gericht zum Untergange, sondern ein Fort- schritt, ein mächtiger Schritt zum ewigen Heile selber; in der Gegenwart liegen schon alle Vorboten seiner lanzvollen Zukunft und Erhöhung. (Hävernick.) Diese Verheißung hat sich zwar nach der Rückkehr eines Theiles des Volkes unter Serubabel und Esra in f wachen Anfängen erfüllt, aber die Mehrung und egnung, welche die aus Babel Zurückgekehrten er- fahren haben, blieb doch weit hinter dem Heile zurück, wie es besonders auch im Folgenden verheißen wird; der aus dem Exil zurück ekehrte Theil des Volkes: blieb nicht nur unter der errschaft der Heiden, son- 387 596 Hesekiel 36, 13——2l. dern hatte auch noch vielfach die Schmach der Heiden zu tragen, und wurde endlich, weil Jsrael nicht nur estrauchelt, sondern durch Verwerfung seines Heilandes sJehr tief gefallen ist, wieder aus dem Lande unter die Heiden zerstreut und das Land völlig verwüstet——bis auf diesen Tag. (Keil.) Zur Stunde hat die größte Stadt Palästina’s, Jerusalem, kaum mehr Einwohner, als zu des Josephus Zeit die kleineren Flecken Galiläa’s gehabt haben. (Schröder.) Auf der Ebene Israel, welche zu dem, vormals mit Ortschaften so reich be- deckten Galiläa gehörte, und im Gebiet von Bethsean traf Richardson auf 6 Stunden Wegs kein einziges Dorf. Die Bäche und Brunnen Canaans, welche Moses pries, scheinen langst versiegt zu ,sein;»» Korte erzahlt, er habe in ganz Palästina nicht uber 10 Quellen efunden, welche iiber 80—100 Schritte ge- flossen. er größte Theil des Weges von Ramleh nach Jerusalem und des ungefähr 18 Stunden langen Weges von Sichem nach Jerusalem führt über einen rau en, unsruchtbaren, steinichten Landstrichr dies kann Wa fahrende, sa t Maundrelh anfangs stutzig machen, wenn sie sich aus den biblischen Beschreibuw en eine so schöne Vorstellung von dem Lande gemacht haben, sie können sich nicht denken, daß ein Land wie dieses die Bedürfnisse für so viele Einwohner, wie sie an egeben werden, hervorzubringen hinreichend ge- wesen sei. Jch muß gestehen, bemerkt Jowatt, daß es einen eigenen, melancholischen Eindruck macht, wenn man so viel Land wüste liegen und so wenige Ein- wohner im Lande sieht; doch hat man keinen Grund, das Land von Natur für unfruchtbar zu halten, seine ge enwärtige Unfruchtbarkeit kann keineswe s natür- li en Ursachen beigemessen werden, sondern eutet im eigentlichsten Sinne auf den richterlichen Fluch hin —- ein gerechter Gott hat in lang aufgeschobener Erfül- lung seiner Drohungen das fruchtbare Land zur Wüste gemacht um der Gottlosigkeit willen derer, die darin wohnten. (v. RaumerJ 13. So spricht der HErr-HE»rr: Weil man sivie schon in 4. Mos 13, 33 geschieht und sich auch wirklich an Israel bewahrheitet hat] das von euch sihr Berge Israel] sagt: Du sLand CanaaUJ hast Leute gefressen und hast dein Volk skinderlos undfj ohne Erben gemacht; 14, Darum sindem ich solches böse Gerücht ietzt von dir wegnehmq sollst du (nun) iiicht mehr Leute fressen, noch dein Volk ohne Erben [richtiger nach der Tcxtlesartx straucheln] machen, spricht der HErr-HErr. » sz 15, Und ich will dich nicht mehr lassen hören die Schmach der Heiden swomit sie dich, das Land des auserwählten Volkes Gottes, als ein menschen- fressendes verschreienL nnd sollst den Spott der Heiden nicht mehr tragen; nnd sollst dein Volk nicht mehr ohne Erben [nicht mehr straucheln —- Luther übersetzt nach der Randlesartj machen, spricht der HErr-HErr. Man hat dein Lande die Prädikate ,,ål.lienschen- verschlingerin« und ,,Völker kinderlos machend« ge- geben; nur Verderben sah man von Eanaan bis dahin iiber das Volk des HErrn ausgehen, hier schien nichts weniger als ein Land des Heils und Segens zu sein. Aber diese Beschimpsung soll nicht Bestand haben, die That wird sie widerlegem was das Heidenthiim nicht erkannte, war der Grund, warum Jsrael jene Strafe auferlegt wurde, ihre Schmähungen bezogen sich blos auf die ro e iiußerliche Erscheinung der Sache. Diesen Grund de t aber der Prophet durch ein schönes Wort- spiel zwifchen dem DER-D und s Mir: auf: Canaan soll nicht nur nicht in der Zukunft sein Volk vers chlin- g en, sondern sogar es nicht mehr strauch eln machen, zum Fall bringen, in Sünde verstricken Die Misse- that Jsraels war der Grund seines Verderbens; so lange diese blieb, solange auch das Verderben und damit eine gewis e Berechtigun der Heiden zu ihren Schmähungen arum wird Jehova der Sünde des Volkes einen Damm setzen, sich ein heiliges Volk be—- reiten; dann tritt die Nichtigkeit jenes Schimpses klar- hervor und der ganze Stumpfsinn des Heidenthums, welches nur auf die äußerliche Macht sah, von der Heiligkeit des Verfahrens Jehovcns aber kaum eine Ahnung hatte. (Hävernick.) Nach zwei Seiten hin geht unsere Verheißung unbedingt über das1eni· e hinaus, was sich unter Serubabel von der Rückkehr· in das heil. Land erfiillt hat: l) wenn es heißt, daß das heil. Land dem Volke Jsrael zum Erbe werden soll, so ist der Umstand eingetreten, daß der Wieder- besitz des heil. Landes, in welchen Jsrael durch Sera- babel elangte, doch hernach wieder gestört ist; 2) liegt in der Zterheißung daß das heil. Land seine Bewohner nicht mehr straucheln, in Sünde fallen machen soll, ein Hinweis auf eine Zeit, wo Gottes Volk sündlos sein wird. (Kliefoth.) Wann diese Zeit eintreten wird und Jsrael sich darstellen soll als eine Gemeinde, die herrlich sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder deß etwas, sondern heilig und unsträflich, das ist klar und bestimmt genug in Osfenb 14, 1——5 ange- deutet; es ist das die Zeit, wo das Volk, nachdem es zur Erkenutniß seiner Sünde und zum Glauben an Christum gebracht worden, nun in sein Land zurück- gekehrt ist (Offb. l1, 11f.; l2, 14—l6). In der gan- zen langen Zeit von mehr als 1800 Jahren, wo die christliche Kirche durch Berufung der Heiden zum Reiche Gottes sich auferbaute, stand der durchgreifenden und völlig erneuernden und heiligen Wirksamkeit des Evangeliums immer ein wesentliches Hindernis; ent- gegen: bei den Heiden der alten Welt, den Griechen und Römern insonderheit, ihre. frühere, aus dem Hei- denthum stammende Cu1tur, welche eine Vermengung der göttlichen Wahrheit mit nienschlicheii Weis-hats- gedanken und Lebensgewohnheiten verursachte und es bald zum Gnosticismus Arianisnius und andern Irr- lehren kommen ließ, bis zuletzt mit der morgenländiss schen Kirche aufgeränmt werden mußte (Ossb. Z, 1—17 u. s, l0——9, 2l); bei den Heiden der germanisch- slavischen Völkerwelt im Mittelalter dagegen ihre iiatürliche Rohheit und Zuchtlosigkeit, welche zwar durch die römifche Gesetzeskirche überwunden werden sollte und auch wirklich durch Gottes erziehende Leitung soweit beseitigt worden ist, daß ächt evangelischer Geist an die Stelle treten konnte in dem Werke der Refor- mation, gleichwohl hat das Papstthuni seine blos temporäre Bestimmung verkannt, sich mit heidnischem Aberglauben befleckt und die weltliche Lut lieb ge- wonnen, während die evangelische Kirche ihrerseits ihren Beruf in Heiligung der Seelen srühzeitäizg ver- gessen und das, was ihr gegeben war, nicht auf ucher gethan hat, so daß es dort schließlich bis zur Ausge- staltung des persönlichen Antichrists und hier wenigstens bis u der des antichristlichen Principes kommt (Offb. «) 1L—3, 22; l1, 7—10 u. 17, l—11). Immer sind es nur einzelne Zeitalten wo die Gemeinde des HErrn iär Licht da leuchten läßt, und immer nur einzelne eelen, an denen das Evangelium als ein Sauerteig wirkt, der das Mehl gar durchsäuert —- Jsrael hat das Elend gefunden auf dem Wege seiner Sünden, ihre volle Schönheit und rechte Gestalt erreicht sie fowenig im Mittelalter und in der neueren Zeit als im Alterthuim es bleibt noch ein großes Deficit, das dem, der das Haupt ist, zur Schmach vor der Welt gereicht, als wäre sein Erlösun swerk nicht kräftig ge- nug, eine neue Nienschheit zu Zchaffem und sein Wort und Vorbild ein bloßes Ideal, hinter welchem zurück- bleiben zu dürfen eine selbstverständliche Sache sei. Aber der HErr hat das Volk seines Eigenthums, Israel, aus welchem er dem Fleische nach herstammt dazu »sich ausersehen, daß es sich, wenn es nur erst wird bekehrt und gerechtfertigt sein von seinen Sünden, nun auch in der vollen Herrlichkeit einer Gemeinde Christi zeige; gerade die vielhundertjährige Strafzeit, da Israel unter dem Zorne Gottes verschmaclteh soll seine Herzen gründlich durcharbeiteiy je größer seine Sünde gewesen, daß es den Sohn Gottes an’s Kreuz geschlagem desto tiefer wird seine Beschämung sein, wenn es jetzt zur Erkenntnis; dieser Sünde gelangt, und je größer die Gnade, die es nicht hat verloren gehen lassen, sondern seiner zuletzt sich wieder erbarmet, desto mehr wird die Hingabe an Jesum, der selber ein Hebräer ist aus deuHebräerm zu einer unbeding- ten und rückhaltlosen werden. Dazu kommt, daß bei Aufrichtung der Zionsgeineinde in Offenb.14, 1 ff. lauter solche Seelen zum Reiche Christi berufen wer- den, die da versiegelt sind; was nicht zu dem »heil- Samen« gehört, wird nicht in das heil. Land mit znrtickkehrem das hat uns Hes 20, 38 ausdrücklich ge- sagt. Wie nun die 144,000 Versiegelten vollkommen sind in der Hingabe ihres Glaubens nach Art des Glaubens Abrahams, der selbst seinen einigen Sohn Gott zum Brandopfer zu geben bereit war, so daß sie dem Lamme folgen, wo es hingehet, so halten sie sich auch priesterlich rein oder von der Welt unbefleckt und beweisen sich als prophetisch wahrhaftig, daß in ihrem Munde kein Falsches gefunden wird; bei ihnen wird es nicht blos ein ideales Wort sein, was Christus in Matth 19, 12 von solchen redet, die sich selbst ver- schnitten haben um des Himmelreichs willen, und was er in å)Jiatth. 5, 34 ff. gebietet: ,,ihr sollt allerdings nicht schwören; eure Rede sei Ja, ja, Nein, nein, was driiber ist, das ist vom Uebel«, nnd mittels des ersteren Punktes wird die Gemeinde sich auch frei erhalten von solchem Nachwuchs, welcher das neue Lied, das vor dem Stuhl und vor den vier Thieren und den Aeltesten erklingt, nicht lernen kann. Wir betrachten den Tem- pel Hesekiels in Kap. 40 ff. als eine symbolische Dar- stellung von dem Wesen dieser Zionsgemeindh ver- legen diese auch keineswegs in den Himmel und er- warten sie ebensowenig erst von dem Anbruch des tausendjährigen Reichs; letzteres vielmehr dient nur dazu, daß zu der priesterlichwrophetischen Vollkommen- heit nun auch die königliche Niajestät in der Mit- herrschaft mit Christo hinzukomma Es sind das durchaus neue Gedanken und Ansichtem die wir hier zur Geltung bringen: an Widerspruch dagegen wird’s nicht fehlen, aber, was gilt’s? »auf dem von uns ein- geschlagenen Wege wird das Buch der Offenbarung St. Johannis kein so vielgedeutetes und oft gewiß- brauchtes mehr sein, und das prophetische Wort des alten Testamentes wird in seinen schwierigsten Punkten wirklich einmal zur Klarheit kommen. IV· it. its-Wind. 37, W. Unmittelbar an dug vorige Verheißungswort schließt sich ein neues an, iuelcljee den Inhalt non jenem wieder aufnimmt nnd ihn noch weiter auseinander legt: Sterne! hat das Elend gesunden auf dem Wege seiner Siindcn, Gott aber wird um seines isiaineng willen das heil herbeiführen, nnd zwar ein 597 Hei! von unendlicher Fälle — die Jnräoeführuiig in das heil. Land, die Besorengung mit dem Wasser der der— gebnug, die Grlheiluug eines neuen Herzens und die Kusgießnng des Geihem dieKnnahme zum wahrhaftigen Gottegvolle nnd die daran gelinüpfte Fälle aller andern Segnuugeii w. 16—38). Die Möglichkeit einer so herrlichen Wiederherstellung Israels wird dem Propheten jetzt in einem Gesieht gezeigt und der Umfang dieser Wiederherstellung durch eine shmbolische Handlung, die er verrichten muß, nahe gebracht; in dem Gesicht handelt es snh um Ltgraekg Wiederherstellung alg tbiindeøvolle (Kap.37, 1——14), in der symliolischcn Handlung um die Wiederherstellung als Brndervollc (il.15——-24), worauf die Segeusoerheißnng nochmals wiederholt und der In— halt der Lan. 40——48 schon vorbereitet wird sit. 25——2li). 16. Und des HErrn Wort geschah Ijzn der: selben Zeit, wie vorhin 34 , 1 u. 35 , I] weiter u mir: 17. Du Meuscheniiniy da das Haus Israel in ihrem Lande wohneten, und dasselbige lirotz der Warnung 3. Mos 18, 28; 4. M. 3.3, 341 ver- unreinigten mit ihrem Wesen und Thon, daß ihr Wesen vor mir war, wie die Unreiuigteit eines Weibes in ihrer. Krankheit swelche die allerekelste Art der Unreinheit ist 3. Mos 15, 19; Jes. 64 , 6]; 18. Da schiittete ich meinen Grimm über sie aus [Kap. 7, 8] um des Bluts willen, das sie im Lande vergessen, nnd Ijum ihrer Abgötterei willen, indem ne] dasselbe vernureiniget hatten durch ihre Gib» l22, 3 H. 19. Und ich zerstreuete sie unter die Heiden, und zersiäubte sie in die Länder [20,23; 22,«15]; und richtete sie nakh ihrem Wesen und Thon. 20. Und hielten sich wie die Heiden, dahin sie kamen, und entheiligtcn meinen heiligen Namen, daß man von ihnen sagte: Jst das des HErrn Volk, das ans seinem Lande hat müssen ziehen? 21. Aber ich verschouete [ihrer, daß ich sie nicht gar vertilgen, wie eigenilich hätte geschehen müssen, wenn ihnen widerfahren solltc, was sie verdient 20, I] um meines heiligen Namens willen, welchen das Haus Israel entheiligte unter den Heiden, dahin sic kamen sund den ich nun desto mehr dadurch zu verherrlichen gedachte, daß ich mich an ihnetrals den Gott erwiese, der gerade das am tiefsten verschuldete und entartete Volk zu einem recht heiligen zu machen weiß) Damit Jsral die Gnade Gottes in tiefster Demuth erkenne, läßt es der Prophet in dem Spiegel geschicht- licher Wahrheit noch einmal sein einstiges sündhaftes Bild erblicken und erinnert es an die harten Ziichtis gungen, die es durch den treulofen Abfall von Jehova sich zugezogen. Wie hatte es mit seinen Scheusalen und Greueln den reinen Boden befleckt, ja mit Blut- vergießen ihn entweiht! Darum erging aber auch das schwere Gericht des HErrn über sie, daß sie zerstreuet wurden unter die Völker und getgeilt in die Länder, wo sie Anlaß gaben zur Schmä nng des göttlichen Namens, indem die Heiden höhnend sprachen: ,,siehe,- die nennen sich Jehovcks Volk, und er hat sie doch 598 Hesekiel 36, 22—32. aus seinem Lande inüsseii ziehen lassen!« (Uinbreit.) Nachdem Jsrael selber die Heiligkeit seines Gottes und die daraus sich ergebenden Anforderungen verkannt nnd aus den Augen gesetzt hat, wird es nun auch die Veranlassung, daß von Seiten des Heidenthums die Heiligkeit Jehovcks verkannt wird, aus welcher die Verstoßung Jsraels nothwendig floß, und man nun seine Allmacht in Zweifel zieht, als habe er sein Volk wider die Obmacht der Heiden nicht schützen können. (Hävernick.) Die Heiden kannten nur Nationalgöttey sahen auch in Jehova nichts anderes als den National- gott der Hebräer und begriffen daher die über Jeru- salem gekommene Katastrophe nicht als ein Gericht des Gottes Himmels und der Erden, sondern als ein Er- gebniß der Ohnmacht eines Nationalgottes, der sein Volk nicht bei seinem Lande zu schützen vermocht hatte (Jcs. Bis, 18 ss.)-; so war das Gericht, welches Gott über Jsrael verhängt hatte, dahin ausgeschlagen, daß es dazu diente, die Heiden in ihren heidnischen Grund- anschauungen zu bestärken. Das kann aber nicht Gottes Wille fein: Gottes ewiger Wille ist, daß fein Wesen in seiner ganzen Macht und Heiligkeit allen Menschen, auch den Heiden offenbar, daß sein Name als des heil. Gottes Himmels und der Erden auch von den Heiden gekannt und bekannt werde. Da nun Gottes Gericht über Israel dahin ausgeschlagen ist, den Heiden die Ossenbarungen seines Wesens vielmehr zu verdunkeln, so ist für Gott die Nothwendigkeit ein- getreten, sich seines verdunkelten und verkannten Namens anzunehmen. (Kliefoth.) Durch die Schuld Jsraels war des HErrn Name unter den Heiden ver- kaunt und gelästert; im Gegensatz dazu will aber Jehova ihn nun desto herrlicher offenbar werden lassen. Lauter als das Strafgericht Jsraels sollte ein Wunder Gottes an Israel es verkündigen, wie er ein wahr- haft heiliger Gott sei, der allein ein heiliges Volk sich zu bereiten wisse· (Hävernick.) Das zweite, noch größere Strafgericht des jüdischen Volks, da es nach der Verwerfung des Messias und seines Evangeliums in eine fast 2000jährige Verstoßung gefallen und in alle Länder zerstreuet worden, ist für den heil. Namen Gottes den Gläubigen aus den Heiden aber auch ein Be- weis, daß Christus der HErr und der einige wahre Gott und Richter aller Welt ist, welcher alles das, was in seinem göttlichen Worte steht, durch eine so formidable Erfüllung allen Völkern vor die Augen stellt. (Reichel.) 22. Darum sollst du zu dem Hause Israel sagen: So spricht der HErr-HErr: Jkh thue es nicht um euret willen, ihr vom Hause Israel D. Mos 9, S; Jef. 48, Iijz sondern um meines heiligen Namens willen, welchen ihr entheiliget habt unter den Heiden, zu welchen ihr kommen seid. 23. Denn ich will meinen großen Namen, der durch euch vor den Heiden entheiliget ist, den ihr unter denselbigeu entheiliget habt, heilig machen. Und die Heiden sollen erfahren, daß ich der HErr sei, spricht der HErr-HErr,» wenn ich mich vor ihnen an euch erzeige, »daß ich heilig sei. 24. Denn ich will kwie schon in Kaki. u, 17—-20 gesagt] euch aus den Heiden holen, und euch ans allen Landern versammeln und wieder iii euer Land fuhren sKap. 20, 41» f]- 25. Und will rein Wasser uber euch sprengen, daß ihr rein werdet [Pf. Si, 4 u. 9]. Von aller eurer Uureinigleit und von allen eiiren Götzen will ich euch reinigen. 26. Und ich will euch ein neu Herz, und einen neuen Geist iii euch geben; nnd will das steinerneHerz ans eurem Fleisch wegnehmen, und euch ein fleisihern Herz geben; » » · » 7. Jch will meinen Geist in euch geben, und will solche Leute aus euch maehen,·die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und darnach thun. 28. »Und ihr sollt wohnen im Lande,»das ich euren Vateru gegeben habe; und sollt mein Vol! sein, und ich will euer Gott seiii [Jei. Si, 31ff.j. Nicht um euretwillen, d. h. nicht weil ihr durch euer Verhalten Anspruch auf Errettung habt, sondern um meines heil. Namens willen, d. h. um meinen von den Heiden entweihten Namen als heilig zu erweisen, thue ich es, spricht der HErr; iind das Erste, was er zur Heiligung seines Namens thun will, ist die Zurückführung Jsraels aus der Zer- streuung in sein Land, das Weitere ist die Reinigung desselben von seinen Sünden. (Keil.) Das von Gott abgefallene Volk erschien in seiner Zerstreuung recht eigentlich als das keine Einheit habende, herrenlose Volk und in dieser seiner Herrenlosigkeit nnd Ver- lassenheit als das unglücklichste der Völker; die Erklä- rung Gottes, daß er Israel helfen wolle, kann also nicht gedacht werden ohne ein Sammeln desselben, ein Versammeln um seinen Gott, der das Princip, der Lebensquell dieser Gemeinschaft ist. Hieran schließt sich , als zweites Moment die Vergebung der Sünden, die das schuldbedeckte Volk rechtfertigende, freisprechende Gnade Gottes; die Frucht der erlösenden nnd die Sünde vergebenden Thätigkeit Gottes aber ist die Heiligung, die geistige Umwandelung und Erneuerung, die Wiedergeburt des Volks, gewirkt durch die Mit- theilung des Geistes Gottes und sich darlegend in deni Festhalten an der Treue gegen Gottes Gesetz. (Hävernick.) Da das alte Testament viele klare, un- zweideutige Weissagungen von der Wiederbriugung Jsraels enthält, ja diese Lehre alle Propheten durch- zieht, so können wir uns auch nicht wundern, daß diese Hoffnung das zerstreute Jsrael noch belebt und erade in unsrer Zeit mächtig bewegt; so tief ist diese osfnung mit dem Juden verwachsen, daß der Frank- furter Rothschild, als ihm der Sultan der Türken, um seiner Geldnoth zu entgehen, Palästiiia zum An- kauf anbot, diesem antwortete: »wir kaiifen es nicht, wir haben es schon durch Erbschaft« Ihre Hoffnung wird sich auch erfüllen, nur auf andere Weise, als sie nach ihreni Unglauben wähnen. (Riemann.) Gott schont seines Volkes und vollführt das demselben ver- heißene Heil, weil "er es zum Träger seiner Heiligkeit aus-erkoren hat, weil Gott kraft seiner Heiligkeit auch dieselbe dargestellt sehen will in seinem Reiche als einem getreuen Abglanz seiner Herrlichkeitz kraft dieser will Gott nicht nur, sondern wirkt und vollzieht auch die Hinwegschafsung des Bösen und die ihm entsprechende Reinheit durch die Mittheilung seines heil. Geistes. Das Gebot; ,,ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig, der HErr, euer Gott,« enthält zugleich dieuVerheißung der Verwirklichiing eines heiligen Gottesreichs, so ge- wiß Gott selber heilig ist. Jn der Jdee der Heiligkeit des lebendigen Gottes liegt allemal auch der leben- Gott aber wird um seines Namens willen das Heil herbeiführen. dige Trieb Gottes ausgesprochen, sich in dieser seiner Heiligkeit sowohl negativ als positiv zu bezeugen und zu bewähren; nicht blos aber im Richten des Bösen und der Vernichtung des Frevlers, sondern auch in der Tilgung des Bösen und der Umwandlung und Er- neuerung des Sünders kraft eines neuen göttlichen Lebensodems, der Geistes-Schöpfung- Gottes im Wien- sthen, offenbart sich Gott als der Heilige. (Hävernick.) Der biblische Begriff der Heiligkeit Gottes wird unter uns sehr oft zu en gefaßt, als blos sittliche Heiligkeit, die darin besteht, daß Gott das Gute liebt und das Böse haßt und selbst nichts Böses thut; sie kann aber gar nicht durch den Begriff des Guten be- stimmt werden, da vielmehr das Gute erst durch den Begriff Gottes seinen Inhalt erfüllt: was Gott liebt, ist gut, und was Gott haßt, ist böse. Eine Folge der görtlichen Heiligkeit ist es allerdings, daß er nur das Gute liebt und thut, und ohne Ausnahme das Böse haßt; der Begriff feiner Heili keit liegt aber hier nicht in dem Lieben des Guten un Hassen des Bösen, sondern in dem »nur« und »ohne Ausnahme«. Die Heiligkeit Gottes ist die Selbstbewahrung Gottes in seiner göttlichen Wesenheit ohnerachtet seiner gnadenreichen Herablassung zu der Welt: wie und wo Gott auch in der Welt erscheint und handelt, wie sehr er auch seiner göttlichen Herr- lichkeit sich aus Liebe zu den Creaturen entäußert, immer erscheint und handelt er doch nur als Gott, unbeschadet seiner Gottheit; darin liegt seine Heiligkeit; von Menschen ist daher nur der heilig, der sich Gott allein und ihm ganz geopfert hat. (Schmieder.) Schon alte Do matiker hielten die Heiligkeit Gottes für einen Aus uß seiner Liebe, nämlich der reinsten Liebe Gottes u sich selbst als dem absolut Guten, womit zuglei das majestätisch Abschließende gegen alles Böse und Unreine von selbst gesetzt ist· Wie kann aber die Heiligkeit Gottes hier als diejenige Seite des göttlichen Wesens dargestellt werden, welche die Erlösun Jsraels nothwendig erforderte, die auf den ersten nblick nur Werk der Gnade zu fein scheint? Dieser gehörte freilich die Erwählung Jsraels allein an, wenngleich nicht die Stiftung des Gottesreichs überhaupt, an der die göttliche Heiligkeit den wesent- lichsten Antheil hatte; nachdem die Erwählung aber einmal geschehen war, trat die göttliche Heiligkeit in eine so wesentliche Beziehung zu Israel, daß der Name »der Heilige Jsraels« eine der stehenden Be- zeichnungen Gottes wurde (Jes. 1, 14 Anm.). Der Rathschluß der Erwählung war als ein unbedingter ausgesprochen worden; mit dem-Momente daher, wo Gott das Volk für immer verworfen hätte, wäre er in das Gebiet der Sünde hereingetreten, wäre er nicht mehr Jehova der Seiende, von dem jeder Wechsel, nicht mehr der Heilige, von dem der Wechsel von Licht und Finsternis; ausgeschlossen ist. Wie die göttliche Heiligkeit die Erfüllung jeder aus Gnaden egebenen Verheißun erfordert, weil Gott nicht ein ensch ist, daß er bö e, noch ein Menschenkind, daß ihn gereue, das tritt recht deutlich hervor in der Stelle Pf. 89,36 f.: »Gott hat geschworen bei seiner Heiligkeit: ich will David nicht lü en, sein Same soll ewig sein«; dann auch in dem («. Mos. 33, 19; Röm. I, 15): ,,wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; weß ich mich er- barme, deß erbarme ich mich« Bei Gott ist kein Schein, keine Laune; er müßte sich selbst aufgeben, wenn er anders wollte, als er einmal gewollt. Auch Jsraels Sünde, so groß sie immer sein mochte, hob die Anforderung seiner Erlöfun an Gottes Heiligkeit nicht auf; denn Gott der Allwisgsende sah diese Sünde vorher, als er die unbedingte Verheißung gab; ihm, 599 dem Gotte der Geister alles Fleisches, kam sie nicht unerwartet. Er konnte die Sünder vertilgen — er mußte es, eben weil er heilig war; aber nimmer konnte er ganz Jsrael aufgeben, immer mußte er einen Rest (sche·esrith) übrig lassen. Die Größe der Sünde war für ihn nur eine Aufforderung, die wirk- samsten Mittel der Reinigung und Heiligung darzu- bietenz er würde nnheilig sein, wenn er nicht heiligte, denn dann hätte er ja nicht das Seine zur Erfüllung seines Versprechens gethan, dem wegen der Beschasfew heit der menschlichen Natur durch äußere Wohlthaten nur sehr wenig genügt wurde. Daß nun hier die Er- lösung Jsraels im Gegensatz gegen alles Verdienst allein auf Gottes Wesen, seine Heiligkeit gegründet wird, war auf der einen Seite sehr demüthigend, es schlug alle menschlichen Anspriiche darnieder; au der andern Seite aber auch sehr tröstlich, die geängteten und zerschlagenen Herzen erkannten daraus, das; ihr Heil gar nicht auf menschlichem Grunde beruhe, gar nicht durch ihres Volkes Sünden getrübt werde. —- Die Heiden wähnten, wie noch heute viele Christen das thun, Jsrael sei »für immer« vom HErrn ans Canaan verstoßen, sein Heilsplan mit Israel sei ver- eitelt; solche scheinbare Lästerung widerlegt der HErr hier als der Heilige in Israel, denn Jsrael sei und bleibe trotz aller seiner Gerichte das ewige Volk der ewigen Erwählung und Jsraels Wiederbringung seine Eides- und Ehrensache. (Richter.) 29. Jch will euch sauf die in V. 26 s. an- gegebene Weise] von aller eurer Unreinigkeit los machen sdaß es nicht zu neuer Verunreinigung mit euch kommen soll 37, 23]; und will dem Korn rufen und will es mehren, und will euch keine Theutung [oder Hunger, wie er vordem meiner Strafgerichte eins, euch aus dem Lande zu ver: tilgen, ausgemacht hat] kommen lassen. 30. Jch »will die Früchte auf den Bäumen, und das Gewachs auf dem Felde mehren, daß euch die Heiden nicht mehr spotten mit der Theurung [Kav. 34, 29; Sach. s, 12 f.]. 31. Alsdann werdet ihr an euer böses Wesen gedenken, nnd eures Thnns das nicht gut war, nnd wird euch eure Snnde und Abgbtterei gereuen [Kap. 16, As; 20, 43 f.]. 32. Solches will ich swie gesagt V. 221 thun, nicht um enret willen, spricht der HEN- HErr, day» ihr es wisset; sondern ihr werdet euch mussen schamen und schamroth werden, ihr vom Hause Israel, uber eurem Wesen [1· Mos SO- 21 Anm.]. Ein neuer Bund wird begründet werden zwischen Gott und dem Volk im wieder ewonnenen Lande der Väter; ein gereinigtes und rei gesegnetes Geschlecht wird da wohnen, das verwüstete Erbe verwandelt sich wieder in den fruchtbarsten Boden, das Getreide sproßt in reicher Fülle, es mehren sich die Früchte des Bau- mes und die Gewächse des Feldes, Mangel und Noth soll ferne bleiben auf immer, das Volk der neuen Pflanzung soll nie wieder erfahren die Schmach des Hungers unter den Heiden. Ein tiefes Wort, das auch seine geistliche Bedeutung hat: wohl war es eine Schmach für Israel, daß es, dem doch die Speise des göttlichen Worts in reichster Fülle gegeben war, in die Länder entführt werden und dort Hunger leiden 600 Hesekiel 36, 33—-38. 37, 1——3. mußte auf einem dürren Boden; nun aber, gerettet aus leerer Oede, ist es wieder zurückgeführt auf die grünen Auen des guten Hirten. Mit Abscheu wird es da seiner bösen Werke gedenken und sich vor sich selber ekeln ob seiner vorigen Greuels es wird sich’s immer vom Neuen sagen, daß es sein Heil nicht dem eigenen Verdienst, sondern allein der Gnade Gottes zu ver- danken habe —— der Heilige in Israel wollte sich als ewige Gerechtigkeit und Gnade seinem Volke wie den Heiden offenbaren, daß man seinen herrlichsten Namen, den die Seraphin singen, auf Erden erkenne. (Umbreit.) 33. So spricht der HErrsHErrx Zn der Zeit, wenn ich euch reinigen werde von allen euren Sünden; so will ich die Städte wieder be- sehen, und die Wüste-i sdie Stätten, wo jetzt nichts als Trümmer liegen] sollen wieder gebauei werden. 34. Das verwüstete Land soll wieder ge- pflitget werden, dafür, daß es verheeret war; daß es sehen sollen alle, die dadurch gehen, 35. Und snachdem sie es in seinem früheren Zustande gesehen und da haben geredet, wie in DIE-as. 29- 24 ff. geschriebeu siehet, werden sie nunmehr] sagen: Dies Land war verheeret, nnd jetzt ist es wie ein Lustgarten; nnd diese Städte waren zerstören öde nnd zerrissen, nnd stehen nun fest gebannt. 36. Und die übrigen Heiden um euch her sollen erfahren, daß ich der HErr bin, der da dankt, was zerrisseii ist, und pflanzen was ver- heeret war. Jch der HEriz sage es, und thue es auch [17, 24J. 37. So spricht der HErisHErrx Jch will mich wieder fragen lassen vom Hause Israel, daß ich mich an ihnen erzeige sals den Gott, der Gebete erhört und sein Volk in allen schwierigen Fällen wohl beräth Esra 2, 63]; Und ich Will sie mehren, wie eine Menschenheerdc sbesserx gleich der Schafheerde, an Menscheus 38. Wie eine heilige Heerde svon Lämmerty Schafen und Ziegen, die zum Opfer nach dem Heitigthuni gebracht werdens wie, eine Heerde zu Jerusalem ans ihren Festen; so sollen die ver- heerten Städte voll Menschen-Heerden werden sMicha 2, 12]; und sollen erfahren, daß ich der HErr bin. Jn diesen Versen werden die größten Verheißungen für Israel noch einmal zusammengedrängt zu einem mächtigen Beschlüsse, namentlich, daß Eanaan wieder siir Israel gesegnet, ja paradiesifch werden soll, wie es einst jene Gegend des todten Meeres« (l.Mof.13,10) war. Viele Drohungen und daraus folgende Ver- heißnngen in Betreff des Volkes Jsrael hält man für schwer und nnerklärlich, weil man zwar einsieht, daß sie durch das babylonische Exil und die Rückkehr aus demselben nicht erschöpft sind, aber doch an die da- rin geweissagte jetzige, bis heute fortdauernde allge- meine Zerstreuung der Juden auf der ganzen Erde nicht denken mag und noch viel weniger an die, in Röm It so bestimmt verheißene letzte allgemeine Be- kehrung und Wiederzusammenbringung des alten, ewigen Bundesvolks. Man übersieht da, wie die Propheten durchweg von dem Einzelnen und Vor- läufigen immer auf das Allgemeine und Vollendete zu sprechen kommen. Das babylonische Exil war nur eine theilweise und einstweilige weltliche Zerstörung des Bundesvolks zur Strafe für seine Sünden der Abgötterei; es wurde, nachdem es in der Verstoßung theilweis vom Götzendienst geläutert war, durch Zu- rückführung in sein Land wiederum beguadigtz auch in etwas durch neue Bundesgemeinschaft mit Gott wieder verherrlicht. Aber das Maß feiner Sünde, besonders des Unglaubens und der Ungerechti keit, hat Israel erst durch die Verwerfung des allergrö ten Heils erfüllt, als es Christum und sein Evangelium von sich stieß; zur Strafe dafür ist seine theokmtische Volksexistenz ganz und auf unvergleichlich längere Zeit vernichtet, es ist da nicht nur unter benach- barte Völker, sondern über die ganze Erde zer- streut und wird aufs Aeußerste qe üchtigt Wenn es dann von seinem Unglauben sich be ehrt, wird es, von allem ungöttlichen und babylonischen Weltweseii griindlich geläuterh für immer in fein Land zurückge- racht und dort mit der allerreichsten Gnade gesegnet, und die Weissagung erfüllt sich nun an ihm in voll- ständiger Weise. (Richter.) Die Erde wird dann zwar nicht in einen Himmel verwandelt; aber da es ein Gottesreich doch auch auf Erden giebt, so wird dasselbe dann auch einen Grad von Schönheit und Würde erreichen, auf den es sich noch nie hatte er- heben können, unter der unmittelbaren Einwirkung und Leitung dessen, dem alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist. Ein Zustand tritt nun ein, der in jeder Hinsicht so vollkommen ist, als er es auf dieser Erdenwelt sein kann, d· h. nicht schon überirdisch vollkommen, aber doch von sehr Vielem gänzlich be- freit, was durch der Menschen eigene Schuld die Erde zum Schauplatz so vieles Leidens, zum Sitze so vieles Unrechtes machte; das Land ist dagegen ein Sitz der Eintrachh des herrschenden Friedens und jeder hie- nieden zu erreichen möglichen Wohlfahrt. (Heß.) Die Gnade Gottes gegen sein wieder angenommenes Volk kennt keine Grenzen und Schranken, sondern erweist sich in wunderbaren Thaten der Allmachh wie wüste und verödet auch immerhin das Land sein möge, durch Gottes schöpferische Macht soll es wie umge- wandelt dastehen als ein zweites Paradies; die zer- trümmerten Städte sollen wieder erstehen und so sicher bewohnt werden, als wären es Festungeu, das Volk wird sich mehren gleich einer Schafheerde, wie denn Schafe ihrer besonders großen Vermehrung halber be.- rühmt sind. Der Prophet vergleicht aber das Volk noch speziell mit einer ebenso zahlreichen als ausge- suchten, besonders schönen Heerde, wie dergleichen an den hohen Festen in Jerusalem zusammengebracht zu werden pflegten; so z. B. gab Josias in 2. Chr.35,7 zur Feier des Passafestes 30,000 Lämmer her. So dnrchdringt sich in diesem Bilde sehr schön die äußere Aehnlichkeit mit der gemeinsamen ethischen Beziehung: Jsrael ist im höchsten Sinne eine »hdilige Heerde«, eine Heerde von Opferlätninerii zu nennen, denn »die in Christo zu Priestern gemacht sind, begeben sich selbst Gott zu lebendigen Opfern«, Röm.12, I. (Hävernick.) Wie von V. 27 aus: ,,ich will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten nnd darnach thun«, ein Licht fällt aus die Bedeutung der Mauer des Tempels, den Hesekiel hernach zu schauen bekommt (40, 50), so charakterisirt das Wort in V. 25: ,,ich will rein Wasser über euch sprengem daß ihr rein werdet« das bekehrte und in sein Land zurückgesiihrte Israel als eine geistig ge- Die Siindenvergebung, ein neues Herz, und ein neuer Geist und die Annahme als Gottes-noli. 601 reini te Schaar von Leviten und Priestern (4. Mos 8, 5 ·; Jes. 61, 6), woraus die Bedeutung der Thor- hallen und des Priestervorhofs klar wird (40, 6 ff.); und wenn nun bei der Einrichtung dieser Hallen auch Vorrichtuiigen bemerkt werden, die auf die .Darbrin- Bang von Opfern deuten (4(), 38 ff.), so sind diese « pfer die selber, die hier ans- und eingehen als Priester und das Heiligthutn hüten als Leviten, «leichwie ja Christus Priester und Opfer in Einer Zserson ist. Wir haben also bei dem Hesekiekschen Tempel, der anz so dargestellt ist, als handelte es sich um eine Kirche im Sinne eines steinernen Gottes- hauses, es vielmehr mit der Kirche des dritten Glau- bensartikels oder mit der Gemeinde der Heiligen zu thun, die aus dem alten Bundesvolke aufgerichtet wird; in dieser Gemeinde erreicht die aus lebendigen Steinen erbauete heilige christliche Kirche, nachdem sie in der Ertödtung der zween Zeugen (Offb.11,7—10), dem Ausgang der kirchengeschichtlichen Entwickelung, in den wir gegenwärtig schon eingetreten sind und der um die Osterzeit des J. 1882 durch einen entscheiden- den Schritt noch schärfer sich zuspitzen wird, bei den 18 Jahrhunderte lan zum Reiche Gottes berufen ge- wesenen Heiden ihr nde gefunden, eine ganz neue Gestalt und zwar diejenige Herrlichkeit, von welcher die Beschasfenheit der ersten apostolischen Kirche ein verheißendes Vorbild gewesen (Apostg. ·2, 42 sf.; 4, 32 sf.; 5, 12 sf.), die aber dann von der Erde wieder wie ein schöner Traum verschtvunden ist. Was der Papismns, Humanismus, Communismus und falsche Protestantisnius den Heilsabsichten des HErrn, die er bei Aufrichtung feines Reiches auf Erden hat, abgestohlen und versucht hat in der Losreißung von ihm und auf antichristlichen Wegen zu verwirklichen, ohne schließlich etwas Anderes als die greulichste Ver- wirrung und das maßloseste geistliche und leibliche Elend iu der Völkerioelt anzurichten, das wird der Kinn, aus dem Hause Davids noch vor der Zeit sei- ner Zukunft in rechter Weise realisiren bei seinem ur- spriinglichen Eigenthumsvolk und der Welt es vor die Au en malen, daß er doch der allei11ige Helfer und Se igmacher und sein Königreich wie die wahre Kirche, so auch der richtige Staat ist; in unsre, bis zum Ver- " derben zerrütteten kirchlichen und politischen Verhält- nisse aber kann, nachdem ein schweres Gewitter die Luft» gereinigt und die Erde die Rotte Korah ver- schlungen hat (Offenb. 11, 13), doch nur von drüben, von der Seite her, die in Joh. 4, 22 genannt ist, wieder Ordnung und Heil kommen. Wie Jsraeks Verwersung vormals der Welt Versöhnung gewesen, so wird nun Jsraels Wiederannahme uns Heiden- völkern ,,Leben von den Todten« (Röm. 11, 15) wer- den; der Communismus wird ausgerottet, der falsche Protestantismus ausgespieen, der Humanisuius zu Schanden gemacht, die wahre eva11gelische Kirche er- neuert werden — und der Papismus? Nun, der hat so viel Zähigkeih daß ihm in keiner Weise beizukom- men ist; doch wird er fortan auch das Letzte, was ihm von dem Charakter eines Weibes noch anhaftet, verlieren und das in Offenb 17, 1 bezeichnete Wesen vollständig aus-prägen. Diese Auspräguiig einerseits, die volle Ausgestaltung der Kirche in der Gemeinde auf Zion andrerseits mit der daneben hergehenden Lebenserneuernng für die evangelische Christenheit, das wird der Inhalt der Gefchichte des 20. Jahr- hunderts bis gegen dessen letzte Jahrzehnte hin sein. Die Möglichkeit der Wiederannahme nnd Befähi- gun Jsraels zu dem Höchsten, was das Evangelium an enfchenseelen auszurichten vermag, zeigt uns das folgende 37. Kapitel; die Verwirklichung der ganzen " neuen Lebensgestalt des Volkes Gottes werden wir in Kap. 40—48. sehen, die dazwischen stehenden Kaki. 38 u. 39 dagegen versetzen uns schon an das Ende des ge- nannten Jahrlunderts und lassen seinen Ausgang sehen in dem turz des Antichrists auf welchen das Jahrtansend der Sabbathsruhe von der schweren Arbeit der 6 Jahrtausende der Menschheitsgefchichte folgt. »Gott vollendete am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhete am siebenten Tage von allen seinen Werken« dies gilt auch in Beziehung auf die Heilswerke, nur daß hier »Ein Tag vor dem Errn ist wie tausend Jahr nnd tausend Jahr wie in Tag« (2. Petri Z, 8). Des Propheten Gesichts- kreis reicht nicht weiter als bis in diese irdische Sab- bathsruhe hinein, denn er hat es zunächst nur mit Jsrael zu thun und schreibt zunächst für Israel; unter dem alten Bunde ist ja der Blick in das Jen- seits und iu die selige Einigkeit hinüber meist noch verschlossen, nur hier und da reißt die Hiille und ge- stattet einen Durchblick in das, was hinter dem tau- sendjährigeii Reiche liegt. Wie aber der Seher des neuen Testa1nents, St. Johannes, die in Dan. O, 27 noch so allgemein und knospeiiartig gehaltene Be- schreibung der zweiten Hälfte der 70· Jahrwoche zu entfalten und in 42 prophetische Monate umzusetzen hat (Osfb. 11, 2), um die Länge der Strafzeit Jsraels vollstcindig zu übersehen, so wird ihm auch Hesekiels ,,Gog vom Lande Magog« (38, l) zu einem ,,Gog und Magog« (Offb. 20, 7 ff.) gernacht nnd ihm der Blick über das tausendjährige Reich hinaus in die allerletzte Zeit geöffnet, die den letzten Versuch des Satans wider das Reich Gottes und seinen Sturz in den feurigen Pfuhl, das Gericht über die Todten und den neuen Himmel und die neue Erde zu ihrem Jn- halte hat. Die Ausleger haben aber übel gethan, daß sie das, was die neutestamentliche Prophetie völlig enthüllt hatte, wieder verhüllt und so auch die alttestamentliche Prophetie verdunkelt haben. Das 37. Kapitel. Erlösung und Vereinigung der Jsraelitepr durch Vorbilder bestätiget. 1. Und des HErrn Hand kam über mich [indem ich jetzt in den Zustand der Entziickung versetzt wurde, wie in Kap. 1, 3; Z, 22 u. 8, l]- und sührete mich hinaus im Geist des HErrn [besser: und es fiihreie mich hinaus im Geist Offenb. I, 10 der HErrL und ftellete mich auf ein weit Feld [im Thal des Aehrenhügels Z, 22 f.], das voller [Todten-] Beine lag. 2. Und er fithrete mich allenthalben dadurch ssmich zu überzeugen, wie es um sie stünde) Und siehe, (des Gebeine) lag sehr viel auf dem Felde; und siehe, sie waren sehr verdorret sweil längst alles Leben aus ihnen verschwundens 3. Und er sprach zu mir: Du Menschen: lind, meinest du auch, daß diese Beine wieder lebendig werden? Und ich sprach: HEry HEry das weißt dn wohl lnach menschlichem Ermessen ist es unmöglich, aber bei dir sind alle Dinge möglichs . » 602 Hesekiel 37, 4—— 14. « it. ttnd er sprach zu mir: « Weissage von diesen Beinen, »und sprich zu ihnen: Ihr verdor- reten Beine, horet des HErrii Wort. »5. So spricht der HErspHErr von [besser: zuj diesen Gebeinen sin denen er es ja der Sache nach mit »personlichen»Wesen zirthun hat]: Siehe, ich will einen Odem m euch bringen, daß ihr sollt lebendig werden. b. Jch will [ivie das hernach im Gesicht an den daliegenden Gebeinen auch wirklich geschehen soll V. 7 ff] euch Adern [d·. i. Sehnen Hiob In, 11 Arm] geben, und Fleisch lassen iiber euch ivachsen, und [eiich] mit Haut nberziehem nnd will euch Odem frvill Odem in euch] geben, daß ihr wieder lebendig werdet; und sollt [eben weil ihr eigentlich Personen seid, die in diesen Gebeinen nur ihren Typus haben] erfahren, daß ich der HErr bin. Der· Gewißheit des Heils versichert, verweilt das prophetischeAuge nur noch sbei der lebendigen Be- trachtung seiner Entfaltung und sieht mit Entzückem wie es entsteht, wie es wächst, wie es unüberwindlich groß wird. (Ewald.)» Wir sind bei einer der groß- artigsten und tiefsinnigften synibolischen Darstellungen unsers Propheten angelangt, die von jeher ihre unbe- zwingliche Macht uber die Gemüther geübt hat« sie zeigt im unmittelbaren Bilde in nzer Vollendung lebendig, was das todte Wort nur in der Zerstückelung von der Zeit des neuen Heils unvollkommen verkündet hatte. (Umbre·it.) Alle Ausleger sind darüber einig, daß dieses Gesicht nach Hesekieks unzweideutiger Aus- Iegung (V. 11 ff.) nicht «auf ·die Auferstehung todter Leichnam, sondern auf die Wiederbelebung des geistig todten, aber iioch im lebendigen Leibe wandelnden Volkes Jsraelspbezogen werden muß; dies bestätigt unwidersprechlich das Wort: »Diese Beine sind das anze Haus Jsrael. Siehe, xetzt sprechen sie: Unsere eine sind verdorret und unsere Hoffnung ist verloren und ist aus mit uns« ·So gewiß Jsrael mit dieser Klage: »Unsere Beine« sind verdorret« nur bildlich sagen wollte: wir sind ganz kraftlos (Pf. 22, 15)! nnd mit der: »Unsere Hoffnung ist verloren« — dies: wir sind als Volk nicht mehr herzustellen! so gewiß e ist der Zweck der bildlichen Darstellung im Gesicht nur die Verheißuiig für die Wiederherstellung des lebendig todten Israel. (Schmieder·) Mit Recht hat man daran erinnert, wie Wiederherstellung jeder Art im Alterthum und auch bei den Hebräern ein Wieder- ausleben hieß, und wie es kein passenderes Bild für den damaligen Zustand des Volkes gab als den Leibes- tod und für seine Wiederherstellung das der Todten- erweckung Vor deni Propheten steht ein Volk, wel- ches in seiner Hoffnungslosigkeit sich für verloren achtet: hier nun will er niit mächtigem Wort ein-· greifen, damit es der tiefsten Verzagtheit zur Stär- kung, zum Leben gereiche Je weniger das Volk es glauben wollte, desto entschiedener spricht Hesekiel es aus, Gottes Allmacht und Geist kann das Todte wieder lebendig machen; Gott ist wirklich tödtend und wieder lebendig machend, wie von-ihm geschrieben steht (5. Mos 32, 38; 1. Sam. L, 6), und diese schöpferische Lebenskraft Gottes, die selbst Todtenge- beine wieder erweckt, ist der Grund der Erlösung, des Heiles Jsraels —- so gewiß Jenes wahr ist, so gewiß auch das andere, wenn also die Gemeinde fragt (Ps. 85, 7): ,,wirst du uns nicht wieder lebendig niacheii?« so lautet die Antwort, daß, wie Gott dies könne, er’s auch wolle, Hof. 13, 14. (H.ävernick.) Was deii Trost für Jsrael betrifft, so mußte derselbe um so kräftiger an die Herzen sprechen, wenn er aus den Worten der Verzweifelnden selber, sie beim Worte nehmend, die Antwort wider· alle Zweifel entlehnte; und so soll denn die Frage Gottes an den Propheten in V.3 bei der Sprache, die Jsrael nach V. 11 führt, die Ver- zweifluiig des Volks aus dessen Herzen herausfragem « um Raum darin su machen für die Weissagung des Heils. (Schröder. Noch ärgere Zweifel an die Mög- lichkeit einer Wiederherstellung Jsraels werden heut- zutage von denjenigen lutherischen Zheologen gelteiid gemacht, welche Luthens spätere» einung von der Teufelshärte der Judeii (Jes. 57, 21 Anm.) ebenfalls als die rechte Lehre der Schrift festhalten und wider alle vermeintlichen Schwarmgeister vertheidigen zu inüssen glauben; man hat da z. B. die Frage aufge- worfen: »wer weiß denn, ob nicht die meisten Hebräer von heute Abkömmliiige der von deii Juden erkauften Knechte sind, welche den Erzvätern nach Egypten folgten-«, und hat Luther’s Glosse zu Luk. 2l, 2li ,,Jerusalem wird zertreten werden von deii Heiden, bis daß der Heiden Zeit erfüllet wird — d. h. bis die Heiden zum Glauben bekehrt werden, was soviel ist als bis an’s Ende der Welt« zur Richtschnur für seine Ansichten von den letzten Dingen genommen. Bevor aber Luther« zu jenem we werfenden Urt eil über die Juden gekommen, das in so ar verleitet hat, den offenkundigen Wortsinn der Ste e: Röm.ll, 26 hinweg udisputiren, hat er folgendermaßen sich ausgespro en: ,,Jch bin allen Juden hold um des Einen frommen Juden willen, der aus ihrem Ge- schlecht von einer frommen Jungfrau geboren ist; wenn wir gleich hoch uns rühmen, so sind wir den- noch Heiden, und die Juden sind von dem Geblüt Christen. Wir sind Schwäger und Fremdlinge, sie sind Blutsfreunde, Vettern und Brüder unsers HErrm darum, wenn man sich des Blutes und Fleisches rühmen sollte, so gehören ja die Juden Christo näher an denn wir. Auch hat es Gott wohl mit der That beweiset, denn solche große Ehre hat er nie keinem Volke unter den Heiden gethan als den Juden; denn es ist ja kein Patriarch, kein Apostel, kein Prophet aus den Heiden, dazu auch gar wenig rechte Christen aus den Heiden erhoben, und obgleich das Evangelium aller Welt ist kund gegeben, so hat er doch einem Volke die heil. Schrist, das ist das Gesetz und die Propheten, befohlen denn den Juden, wie Paulus sagt in Röin.3, 2.« Mit diesem ursprünglichen Luther haben auch wir einerlei Meinung und wollen den- jeni en ihren Ruhm lassen, die ihren Ruhm in todter Ort odoxie suchenx es kommt uns alles darauf an, die heil. Schrift so wiederzugeben, wie sie sich selbst giebt, und leisten wir dagegen auf dasjenige in den Bekenntnißschrifteii Verzicht, was, wenn wir es fest- halten wollten, uns zwingen würde, neben der Schrift zu sitzen, statt darin, wie es denn in der That einzelne Sätze in denselben giebt, die noch nicht der volle und correkte Ausdruck der Schriftwahrheit sind. 7. Und ich weissagte, wie mir befohlen war; uud siehe, da rauschte es, als ich weissagte, nnd siehe, es regte sich; und die Gebeine kamen wieder zusammen, ein jegliches zu seinem Gebeine« s. Und ich sahe, und siehe, es wuchsen» Adern sSehnen V. S] und Fleisch drauf, und er uberzog sie mit Haut; es war aber noch kein Odem in ihnen. Die Wiederhersielluiig Jsraels als Biindesvolk wird dem Propheten in einem Gesicht gezeigt. 603 d. Und er sprach zu mir: Weissage zum Winde; weissage, du Menschenkind, und sprich zum Winde: So spricht der HErr-HErr: Wind, komm herzu aus den vier Winden, und blase diese Ge- tödteten seigentlich: Erschlagenen] an, daß sie wieder lebendig werden. 10. Und ich weissagte, wie er mir befohlen hatte. Da kam Odem in sie, und sie wurden wieder lebendig« [1. Prof. 2, 7J, und richteten sich auf ihre Füße. Und ihrer war ein sehr groß· HeerJsOfsk V) Das Weifsagen beschränkt sich hier auf die Aufforderung: ,,ihr dürren Gebeine, höret des HErrn Wort!« Den Charakter der Weisfagung trägt alles, was der Prophet als solcher, in der Ekstase zu reden hat; weisfagen ist im Geiste reden. (Hengstenberg.) Das Rau chen und Regen geschieht von den Gebeinen, die dem Worte Gottes im Munde des Propheten sogleich gehorchen; die sich vollziehende Handlung wird malerisch beschrieben: erst hört Hesekiel das Rauschen, das leise Knistern und Klappern der erweckten Gebeine, dann sieht: er ihre Bewegung und in Folge derselben ihre neue Zusammenfiigung desZusammengehörigen. (Schmieder.) Der allwissende und allinächtige HErr kann auch die Stämme und Geschlechter Jsraels, die jetzt durcheinander gewirrt sind, wieder zusammen ordnen. (Richter.) H) Die Darstellung der Belebung der todten Ge- beine in zwei Akten erklärt sich aus der Anlehnung an die Geschichte der Mensihenschöpfung 1ind dient, wie dort dazu, die Schöpsung des Menschen, so hier die schöpferische Wiederbelebung Jsraels recht an- schaulich als ein Werk des allmächtigen Gottes zu schildern. Wenn die mit Sehnen, Fleisch und Haut bekleideten Todtengebeiue Erschlagene, Getödtete, nicht einsach Gestorbene genannt werden, so erhellt daraus, daß unsere Vision nicht die Auferstehung der Todten überhaupt, sondern nur die Auferweckung des getödteteii Volkes Jsrael versinnlichen soll. fKeilh Die Erklä- rung unsres Gesichts als eines lehrhaften Artikels von der leiblichen Auferstehung der Todten wird ebenso bestimmt durch den Zusammenhang der ganzen pro- phetischen Rede gerichtet, als die flache, rein bildlich- äußerliche Beziehung auf die bürgerliche Wiederher- stellung des Volks nach dem Exil an dem Odem, der die Gebeine lebendig macht, zu Schanden wird. (Umbreit.) VII) Wenn irgend eine Thatsache der Heilsgeschichte der Zukunft, so muß die hier geweissagte Wieder- belebung und Wiederherstellung Jsraels auch Gegen- stand der Gesichte der Offenbarung St. Johannis sein: wo aber ist in diesem Buche die Stelle, da Lkie vor- kommt? Soviel uns bekannt, hat noch kein usleger sie bestimmt nachweisen können, obwohl es doch so nahe liegt, hier auf Osfenb 11, 11f. zu verweisen Auch dort sind zwei Akte beschrieben, wenn auch in etwas anderer Weise; wohl aber ist von dem ,,Geist des Lebens von Gott« die Rede, der in die Getödteten fuhr, so daß diese nun »auf ihre Füße« treten. Nach Offenb. 7, 4 ff. u. 14, 1 ff. berechnet sich das sehr große Heer der in’s Leben Zurückgerufenen aus 144,000 Versiegelte; und zwar ist darin ein jeder der zwölf Stämme gleichmäßig mit 12,000 Personen vertreten. In Betrefs der Namen der Stämme ist zwischen Offb. 7, 5—8: Juda, Raben, Gad, Asser, Naphtali. Manasse, Simeon, L evi, Jsaschar, Zabulon, Josep h, Benjamim und Hes 48, 1—"28: Da1i, Asser, Naphtalh Manasse, Ephraim, Raben, Juda, Benjamin, Simeon, Isa- schar, Sebulon, Gad, ein Unterschied, den wir für jetzt nur erst dem Auge bemerkbar machen, bis er später seine Erläuterung finden wird. Als Tod des Volkes, bemerkt Bauingarten u unserm Abschnitt, wird nach dem Gefetz die als äu erste und letzte Strafe ausge- sagte Trennung Jsraels von feinem Lande oder die Gefangenschaft anzusehen fein:· diese sieht das alt- testamentliche Bewußtsein als den Tod an, da der Ein elne sich zu seinem Leibe verhält, ioie das Volk zu seinem Lande, und das von ihm geschiedene Land der surchtbarsten Verödung und Zerstörung anheim- fällt, gleichwie der entseelte Menschenleib Und nun ist, wie v. Hosmann richtig sagt, an unsrer Stelle nicht sowohl die Neuheit des Lebens veranfchaulichh in welches, als vielmehr die Völligkeit des Todes- zustandes, aus welchem Israel wieder hergestellt werden soll. « II. Und er sprach zu mit: Du Menschen: find, diese Beine [die di: vorhin so oerdorret ge- sehen, und von denen du aus dir selber nicht ineinetest, das sie könnten wieder lebendig werden V. 2 f.] sind das ganze Haus Israel knach seinen beiden Theilen Juda und Ephraim V. 15 fs.j. Siehe, jetzt sprechen sie: Unsere Beine find per- dorret [Klagl. 4, 8], uud unsere Hoffnung [je wieder zu einem Volk zu erstehen] ist verloren, und kesj ist aus mit uns. . 12. sNun hast du aber auch über jene Beine weissagen müssen, und sie sind dann wieder zu: sammengekommem mit Sehnen, Fleisch und Haut iiberzogen und durch den Odem, der sie angewehet hat, wieder lebeiidig worden V. 4 fs.j. Datum weissage sjetzt über beide Theile des Hauses Israel] und sprich zu ihnen: So spricht der HErr-HEr»r: Siehe, ich will eure Graber aufthun, und will euch, mein Volk, aus denselben heraus holen, nnd euch in’s Land Israel bringen; » 13. Und sollt erfahren, daß ich der HErr bin, wenn ich eure Graber geöffnet [besser: öf sue] und euch, mein Volk, ans denselben gebracht habe shervorgehen las se]. , · , · 1·4. lind ich will meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt; und will ench in euer Land seszen sdaß ihr daselbst zur Ruhe kommt) und sollt erfahren, daß ich der HErr bin. Ich rede es, und thue es auch, spricht der HEru Jenes Feld voller Todtengebeine, so wird dem Propheten gesagt, ist Israel in seinem gegenwärtigen Zustand: als die Folge seiner Sünde hat es den Tod zur Strafe you Gott erlitten; seine Verzweiflung ist selbst ein Zeichen dieses Todes, das erstorbene Volk fuhlt sich von Gott verlassen, die Kluft, welche es von ihm trennt, scheint eine nimmer auszufüllende zu sein, die Schrecken des Todes umlagern es, nur Vernich- tung sieht das natürliche Auge, nicht Hei! und Leben» Aus dieser Masse jchasft sich gleichwohl Gottes All- macht ein Volk, die Pforten des Todes werden ge- sprengt, das Land des Heils und Segens wird Israel wieder aus Gnaden geschenkt; eine neue geistige Schopfung beginnt, dem erstorbenen, geistesarmen Volke wird die Fülle des göttlichen Se ens mitget eilt, nun ruht es im Lande des Segens, wahrhaft genie end die Gnadengaben seines Gottes in seligem Frieden. 604 Hefekiel 37, 15. (Hävernick.) Die Gräber der Jsraeliten waren d am als die Städte der Chaldäer; indas Gesicht Hesekiels war die Riicksicht auf diese nicht mitaufgenommen, weil dadurch die Anschaulichkeit wäre gestört worden, im Gesicht muß man das Bild eines Schlachtfeldes denken, wo die Gebeine der Erschlagenen unbegraben liegen· (Schmieder.) Als Volk Gottes war Israel erschlagen, ohne Hoffnung auf Wiederbelebung oder Auferftehungzu neuem Leben; diese Auferstehung zeigt nun der HErr dem Propheten in dem Bilde der Lebendigmachung der zerstreut umherliegenden sehr verdorreten Gebeine. Sie geht durch die Wiederher- stellung Jsrals als Volk Jehova’s, wozu die Zurück- fü rung in das heil. Land wesentlich gehört, in Er- sii ung; diese Erfüllung wurde zwar vorbereitet und angebahnt durch die vom HErrn herbeigeführte Rück- kehr eines Theils des Volks aus dem babylonischen Exil unter Serubabel und Esra, durch den Wieder- aufbau der zerstörten Städte Juda’s und durch die Herstellung einer staatlichen Ordnung, aber alles das war nichts weiter als ein Unterpfand für die künftige volle Wiederherstellung Jsraels Denn obgleich der HErr den Zurückgekehrten selbst noch Propheten er- weckte und den Bau seines Hauses förderte, so zog doch in den neuerbauten Tempel seine Herrlichkeit nicht wieder ein und das Volk gelangte nicht wieder, wenigstens nicht dauernd, zur Selbstständigkeit, sondern blieb dem heidnischen Weltreiche unterworfen; und wenn auch nach Esra noch sehr viele Exulaiiten in ihr Vaterland zurückgekehrt sein mögen, von denen nament- lich Galiläa wieder bevölkert und bebaut wurde, so blieb doch der größere Theil der Nation in der Zer- streuung unter den Heiden. Die wahre Wiederherstel- lung Jsraels als Volk des HErrn begann erst mit der Gründung des neuen Gottesreichs, des Königreichs der Himmel, durch die Erscheinung Christi aus Erden; da jedoch das jüdische Volk als solches oder in seiner Gesammtheit Jesum Christum nicht als den von den Propheten verkündeten und von Gott gesandten Messias anerkannte, sondern feinen Heiland verwarf- so brach über Jerusalem und das jüdische Volk von Neuem das Gericht der Verstoßun unter die Heiden herein, während das von Christo gegründete Reich Gottes durch den Eintritt der läubig gewordenen Heiden in dasselbe sich über die Er e ausbreitete. Dieses Gericht dauert über das in Unglauben verstockte Volk der Juden noch fort, und wird fortdauern bis zu der Zeit, da nach dem Eingan e der Vollzahl der Heiden in das Reich Gottes an Israel als Volk sich zu Christo bekehren, den Gekreuzigten als feinen Heiland aner- kennen und vor i m seine Kniee beugen wird; als- dann wird ,,ganz Jsrael« (Röm. 11, 26) aus, seine« Gräbern, den Gräbern seines bürgerlichen und geist- lichen Todes erweckt und in sein Land zuriickgeführt werden. (Keil.) Wie in dem Gesicht zuerst die niedere Seite in’s Dasein tritt (V. 7 f.), dann die höhere (V. 9f.), oder, genauer gesagt, die Geschiedenheit dieser beiden Seiten unter der Form des Zeitunterschiedes dargestellt wird, so wird auch in der Ausdeutung die politifche Herstellung (V. 12 f.) nnd die geistliche (V. M) deutlich von einander unterschieden. Das ,,ich will meinen Geist in euch geben, daß ihr wieder leben sollt« hat zwar sein Vorspiel schon vor der Zurückführung in’s Vaterland, deren Voraussetzung nach der ganzen Anschauung der Schrift eine gewisse Belebung durch den Geist bildet; seine wahrhaftige Erfüllung aber findet es erst in der heilskriiftigen Darbietung der Gabe des heil. Geistes an das ganze Volk durch Christus und in der Aneignung dieses Geistes von Seiten des Volkes. (Hengstenberg.) Es ist immer nur bis u einem gewissen Maße möglich, in der Erklärung er Stelle mit den Aus- legern zu gehen; wir haben uns erlauben müssen, von ihren Auslassungen dies oder das wegzulassen und denselben durch eine kleine Wendung theilweis einen andern Sinn zu geben, als worauf ihre Meinung eigentlich hinansläufh das kommt daher, weil über die Beseligung und Wiederherstellung Jsraels, über die Zurückführung des Volkes in das heil. Land und über seinen Beruf und seine Verfassung daselbst zumeist noch Vorstellungen herrschen, welche den Andeutun en der Schrift widersprechem wie wir behaupten müs en, nnd auf einer Verkennung der Wege Gottes mit seinem vorerwählten Volke beruhen. Derjenigen Schrifterklärer zwar giebt es heutzutage nur wenige noch, welche mit Verachtung und Wegwerfung von den Juden reden als von einem ,,losen Gesindel, ähnlich wie die Zigeuner, die unter andern Völkern sitzen wie etliche blutsaugende Thiere, welche nicht anders als von andern Thieren leben können;« das, was St. Paulus in Röm. 11 schreibt, ist denn doch zu gewaltig und niächtig, als das; nicht die Mehrzahl eine endliche Bekehrung Jsraels für die Zukunft in Aussicht nehmen sollte. Aber nun denkt man sich sowohl die Mittel und Wege, wie es zu dieser Bekehrung kommt, als auch die Zeit und Art des Ereignifses sammt den Folgen, die es nach sich zieht, so, wie es gerade einem jeden paßt, ohne sich gründlich in die Schrift zu vertiefen und von ihr sich den rechten Aufschluß geben zu lassen. Ausgehend von der Voraussetzung, daß Jsraels Bekehrung zu Christo eine Frucht des eigenen Missionsdienstes an diesem Volke oder der allmälig reifendenUeberzeugung oder auch der Zurückgabe des heil. Landes an die rechtmäßigen Besitzer sein werde, vertagt nian den e11dlichen Erfolg derselben auf eine ferne unbestimmte Zukunft nnd stellt sie sich als ein Uebertritt zu der jetzt bestehenden, aus den Heiden gesammelten chrisi- lichen Kirche vor, welcher Uebertritt einmal dann er- folgen werde, wenn die Heidenvölker in ihrer Gesanimt- heit werden christlich geworden sein, und für welchen das heil. Land von nntergeordneter Bedeutung sei; im Grunde niöchte es wohl am gerathensten fein, die Kirche selber für dasjenige Vaterland anzunehmen, in welches die Juden zuletzt zurückkehren sollen aus ihrer Zerstreuung —— Jsraels Land, sagt einer von den oben genannten Auslegern werde soweit reichen, als das Israel Gottes die Erde bewohnt, und ein anderer spricht: »die Erde von einem Ende bis zum andern und die himmlische Herrlichkeit ist Jsraels Erbe; auf das alte Land Canaan noch ein Gewicht zu legen, wäre ein trauriger Anachronismus.« Wir wollen nicht alle dergleichen Meinungen nach ihren verschiedenen Schattirungen im Einzelnen aufführen und widerlegen, sondern sogleich unsere Meinung, wie wir sie auf dem Wege der Schriftforschung uns gebildet, kurz und bündig darstellen. — Als Jsrael seinen Messias ver- warf und an das Kreuz schlug, da war das noch keineswegs die allseitige und letztwillige Entscheidung des ganzen Volks, so daß nun schon dessen Ver- werfung und Zerstreuung hätte erfolgen müssen; es waren allerdings alle drei Hauptstände dabei betheiligt, wie in Kap. 12, 4 von dem Drachen gesagt wird: ,,sein Schwanz zog den dritten Theil der Sterne und warf sie auf die Erde«, aber doch geschah es noch mehr durch Betrug des Satans, der die Sinne der Obersten verwirrte und das tolle Volk mit fortriß (Apostgesch. Z, 17; 1.Cor. 2, 8), noch hatte Christi Fürbitte Raum (Luk. 23, 34) und seine Zusage eine Stätte, zu ihnen Propheten und Weise und Schriftgelehrte senden zu wollen (Matth· 23, 34) — erst mit der Erfüllung des Das Gesicht von der Wiederbelebung der Todteugebeine 605 Maßes der Väter durch die Ermordung Jakobi des Jüngeren zwischen dem Tempel und Altar, vor ebildet durch die Tödtung des Zacharias, Barachiä ohnes (Matth. 23, 35), trat ein Verhältniß ein, wo zwischen Israel und Gott nun nicht mehr der stand, der sein Volk seli machen sollte von ihren Sünden, daß sein Blut no ferner für sie rede, sondern im Gegentheil der Verkläger (Offb. 12, l0). Israel ist von da an nicht blos dem äußeren Strafgericht, unter dem es jetzt noch seufzt, hingegeben, sondern vor allem auch einem inneren Ger1cht, daß die Decke hängt vor seinem Herzen (2. Tor. Z, 14 f.) und es, mit Ausnahme einzelner weniger Glieder, die weiter nichts sind als eine beständig sich erneuernde Hinweisung auf das Endziel der Wege Gottes, sich gar nicht bekehren kann; es liegt eben ein Bann auf ihm, darum ist auch die Judenmission von verhältnißmäßig so geringem Erfolg, es bleibt zunächst bei dem Strafurtheih das bald bei der Zerstörung Jerusalems und des Tempels über das so schwer verschuldete Volk ergangen und in Osfb. 6, 12 f. in sehr bezeichnender Weise symbolisirt ist, nur daß die Schriftauslegung den Sinn dieses Symbols bisher so wenig richtig erkannt hat. Mit allmäliger Christianisiruug, mit menschlichem Arbeiten und Ueberzeugen ist bei dem allerdings so »ftock-, stein-, eisen- und teufelhartem Volk«, wie Luther es genannt, nichts zu machen, es ist ,,mit keiner Weise zu bewegen«, der Bann muß erst gehoben und der Verkläger aus dem Mittel gethan werden. Wird das eschehen sein und Christus erst wieder zwischen srael und Gott stehen, dann wird sich Gottes Gnade so mächtig erweisen, wie sie sich an dem verlorenen Sohne mächtig erwies, da er auf einmal in sich schlug und wieder umkehrete, und Christus wird an dem ,,ganzen« Jsrael gleichzeitig thun, was er vordem an Saulus gethan aus seinem Wege nach Damaskus Da wird es dann rauschen und sich bewegen unter den verdorreten Gebeinen; es wird ein Odem in sie drin- gen, daß sie lebendig werden, und die Gebeine werden wieder zusammen kommen, ein jegliches zu seinem Ge- beine, wir brauchen uns also nicht den Kopf zu zer- brechen, wie eine Sammlung aller 12 Stämme soll möglich werden. Jst diese geistliche Wiedererweckung Jsraels, gleichwie die zukünftige Auferstehung der Todten, das Werk einer bestimmten, von Gott in seinem Rathschluß vorbehaltenen Zeit, so kommt es nur darauf an, ob er in seinem Worte uns etwas darüber hat offenbaren wollen; und was wollte denn nun die Stelle Offenb. 12, 7 ff. von dem Kampfe Michaeks mit dem Drachen anders besagen, als daß zu bestimmter Zeit und Stunde Jsraels Schutzengel (Dan. 10, 13 u. El; l2, I) für das Volk eintreten und seinen Verkläger herauswerfen wird aus dem Himmel, um dem wahr- haftigen Hohenpriester Platz zu machen? und was hätte es denn zu bedeuten, daß Christus schon in den Tagen seiner Niedrigkeit auf eine feststehende Zeitgrenze der Zertretung Jerusalems durch die Heiden hinge- wiesen (Luk. 21, 24) und dann auch von seiner himm- lischen Herrlichkeit her durch seinen Knecht Johannes diese Zeitgrenze genau fixirt hat (Offb. 11, 2), wenn wir hier auf Erden nicht eben wissen sollten, wann» Jsraels Stunde geschlagen? Es ist freilich für uns Heidenchristen eine große Demüthigung, daß unsre Zeit nun erfüllet ist und die Kirche künftig nicht mehr der Centralpunkt sein soll für das Reich Gottes auf Erden, sondern dieser Schwerpunkt sich wieder hinüber neigen wird nach Jerusalem; aber wir sind ja von Paulus in Röm. 11, 17 ff. eindringlich genug gewarnt worden, uns nicht wider sie, die Zweige, zu rühmen, sondern uns zu fürchten, daß wir wohl auch einmal inöchten abgehauen werden, und«—- das müssen wir ja zugeben — wir fchauen so wenig die Güte und den Ernst Gottes, wir sind gerade jetzt so frisch dabei, selber die Fand an den Oelbaum der Kirche zu legen und die weige abzuhauen, die er getrieben hat, warum sollte da Gott nicht das Recht haben, die alten Zweige wieder einzupfropfen? Es liegt aber umgekehrt auch ein großer Trost darin, daß der HErr dies vorhat und in Kurzem thun wird: was sollte denn werden, wenn der, der da Herr ist in seinem Hause, so gar wenig Gefallen hat an dem lauwarmen Wesen, womit wir die Kirche neuzugestalten gedenken, daß er sofort das ganze Machwerk ausspeiet aus seinem Munde (Offb. s, 15 f.) und nun denen, die sich gequälet fühlen von den zween Propheten, Freiheit läßt, diese Zeugen zu ertödten und ihre Leichname auf die Gasse er großen Stadt hinzuwerfem daß sie unbeerdigt da lie· en müssen, wenn, der im Himmel wohnt, nicht dasür sorgte, daß nach dreien Tagen und einem halben der Geist des Lebens von Gott wieder in die Zeugen fahren kann (Offb. 11, 7 ff.). Das Aufsteigen in den Himmel in einer Wolke, welches die Feinde sehen, es wird wohl nichts anderes als Jsraels Verherrlichung u bedeuten haben, wenn nun das Gesicht unsres Propheten sich an dem Volke erfüllt und es heimge- bracht wird in sein irdisches Vaterland: dort hat es eine große Aufgabe zu erfüllen, einestheils seinen eigenen noch jungen Glauben zu bewähren und nach den Tagen seiner Rechtfertigung in die Jahre seiner Heiligung einzutreten, anderntheils aber auch das uralte Wort (1. Mos. 12, 3): »in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde« auf’s Neue zu be- wahrheiten. Es ist ja der Welt ein ,,Leben von den Todten« als Frucht der Wiederannahme Jsraels in Aussicht gestellt (Rön1. 11, 15), die niedergeschlagene Kirche wird hier zu Lande nicht anders wieder in die Höhe kommen können, als wenn ein neuer Lebensgeist von drüben her die Völker nach den über sie kommen- den schweren Gerichten wieder anwehet Es hat aber· auch die Kirche hier, solange noch die Zeit der Heiden währete, im Ganzen wenig gethan, daß die Fülle der Heiden eingehe in das Reich Gottes, der HErr muß die Vollzahl früher abschließem ehe sie ei» entlich voll ist, um Israel nicht länger warten zu l en auf die Zeit der Erquickuug von seinem Angesichh als er be- stimmt hat; es ist überhaupt nicht eigentlich die Kirche als solche, die da missionirt, es ist immer nur das Häuflein in der Kirche, und da bedarf’s denn noch einer gar anderen, viel eifrigeren und geschickteren Missionsgemeinde. Selbst in den Bibelcoinmentaren der gläubigen Theologie dient manches nur dazu, den — Jnhalt der Schriftwahrheit eher zu verdecken, als ihn; scharf und bestimmt zu erkennen; und was vollends die sog· wissenschaftliche Kritik und die vielgepriesene Forschung zu Tage fördert, legt oft den Wunsch nahe genug, daß wir doch bald einmal möchten davon be- freit werden. Auch wird es der Tag klar machen, ob denn wirklich die Rechtgläubigkeit fordere, den Chilias- mus in jeder Gestalt und um jeden Preis zu be- kämpfen, oder ob nicht vielmehr der HErr seinen guten Grund habe, wenn er den Satan auf 1000 Jahre binden läßt, ehe er erscheint in voller Herrlich- keit und das Weltgericht hält. 15. Und des HErrn Wort [in unmittelbarer Verbindung mit dem in V. 11 ss. und die Be: deuiung dessen, was »das ganze Haus Israel« dort besagen wolle, mir noch besonders nahefülx rendj geschah zu mir, und sprach: 606 Hesekiei 37, 1e-—28. Dem ganzen Hause Israel hatte Vers 11 die Auferstehun und durch dieselbe hindurch die Vollen- dung verhei en; in diesen Worten ,,das ganze Haus Israel« lag aber selbst eine Verheißung, denn ein Ganzes war Jsrael die letzte Zeit daher nicht gewesen und war es noch nicht. Dies kurz und abgerissen in die vorige Weisagung hineingetretene Moment be- durfte noch der usführung, welche ihm denn in dem folgenden Gotteswort gegeben wird. (Kliefoth.) Its. Du Menschenkind, nimm dir [zunächst] ein Holz, nnd schreibe darauf: Des Juda und der Kinder Israel, sammt ihren Zugethanen [Holz]. Und nimm [dann] noch ein Holz, nnd schreibe darauf: Des Joseph [Holz], nämlich [um für ,,Joseph« den herkömmlicheren Namen zu setzen] das Holz Ephraim, und» des ganzen Hauses Israel Köniq ssoviel Stämme sonst noch zu den Zehn gehören] ammt ihren Zngethanenz 17.- Und thue eines zum andern zusammen, daß saus beiden] Ein Holz werde in deiner Handi [indem du sie fest mit einander verbunden in dei- ner Hand hältsts les. So nun dein Volk [vor dessen Augen du die eben dir gebotene Handlung vornehmen sollst] nicht zeigen, was du— damit meinest [ogl. Kap. 24, 1912 19. So sprich zu ihnen: So spricht der HErr-HErr: Siehe, ich will das— Holz Josephs welches ist in Ephraints Hand [insofern ja dieser Stamm die Führerschaft im Hause Josephs über- kommen, aber mit feiner Obmacht auch die Trennung der beiden Reiche herbeigeführt hat]- nehmen, sammt ihren Zugethanety den Stimmen Israel; und [ich] will sie zu dem Holz Juda thun, nnd Ein Holz draus machen, und sollen Eins in meiner sdes HErrUJ Hand sein. 20. Und sollst also lwährend du in Worten diese Verheißung ihnen verkiindigst] die Hdlzeh darauf du geschrieben hast, in deiner Hand halten, daß sie zusehen [und an den vereinigten beiden Hölzern auch ein sichtbares Unterpfand für die künftige Verwirklichung der Weissagung vor Augen haben] 2l. Und sollst [die ganze Summe meiner Verheißung- um die es sich in diesem Kapitel handelt, noch einmal zufammenfassend] zu ihnen sagen: So spricht der HErr-HEtr: Siehe, ich will die Kinder Israel holen aus den Heiden, da- hin sie gezogen sind [Kap. 36, 24]; nnd will sie allenthalbeu sammeln, und will sie wieder in ihr Land bringen» — 22. Und will ein einig Volk Indes. i, 10 f.; Jer. Z, 18 f.] aus ihnen machen im Lande, [näm- lich] auf dem Gebirge Israel kwelchem die Ver: heiszung in Kap. 36 gilts. und sie sollen allesammt einen einigen König haben [34, 2313 und sollen nicht mehr zwei Völker, noch sjemals wieder] in zwei Königreiche zertheilet sein; 23. Sollen sich auch nicht mehr verunreinigen mit ihren Göhen und Greueln, und allerlei Sün- den. Jch will ihnen heraus helfen ans allen Orten, da sie gesimdiget haben; und will sie rei- nigen sdaß sie die alten Sünden gleichsam im Auslande zurücklassem im Vaterlande aber Gele- genheit haben sollen, in ganz neuen Verhältnissen ein ganz neues Leben in Heiligkeit und Gerechtig- keit zu beginnen] nnd sollen mein Volk sein, gizd i»ch will ihr Gott sein «« [36, 28 f·; Ins. , « . 24. Und mein Knecht David soll ihr und ihrer aller einiger Hirte sein. Und sollen wandeln in meinest Rechten, nnd meine Gebote halten, und darnach thuns [34, 23 f.; 36, 28]. i) Das Schreiben der Namen der die beiden Reiche bildenden Stämme erinnert an die ähnliche Handlung Mosis in 4. M. 17., die Handlun selbst aber ist ier eine andere; man hat weder an täbe noch an Talselir zu denken, sondern einsach an Stücke Holz, auf die s man einige Worte schreiben und die man in Eine zu dir wird sagen und sprechen: Willst du uns T Hand zusammenfassen konnte. Das; Hesekiel auf das eine Holz außer Juda noch »die Kinder Jsrael sammt ihren Zugethanen« schreiben soll, hat seinen Grund darin, daß zum Reiche Juda außer dem Stamme Juda noch der größere Theil von Benjamin und Simeon, der Stamm Levi und die zu verschiedenen Zeiten aus dem Zehnstämmereich in Juda eingewanderten frommen Jsraeliten (2. Chron. II, 13 sf.: 15, 9; 30, 11u.18; soll, 1) gehörtenkwelche Genossen Juda’s waren und wurden. (Keil.) Auf dem andern Holze wird der Name ,,Joseph« vorangestellt, weil auf diesem die ehrenvolle Stellung Ephraims und seine Ebenbürti keit mit Juda beruhte; daß diese in Egypten ihren An ang genommen, ersehen wir aus dem Segen Jakobs (1. Mos. 49, 22 ff.). Das Holz wird aber doch Ephraim beigelegt, weil dieser in der Wirklichkeit an der Spitze der 10 Stämme stand· (Hengstenberg.) Der Segen, welcher nunmehr aus dem Reiche Ephraim ruhen soll, eignet sich ungleich besser zu dem Namen Joseph, dessen Name selbst nur an Segen erinnert, als zu Ephraim, dessen Name an die Sünde des Volkes mahnt. (Häverniek.) VI) Die Propheten bei-kündigen, daß die Juden auch nach ihrer Bekehrung noch ein besonderes, von andern unterschiedenes Volk und Reich ausmachen würden; sie sollen alsdann für die übrigen Nationen ein Gegenstand des größten Erstaunens sein und ein Anlaß, die Allmacht und Treue des wahren Gottes zu erkennen. Vereinigten sich dagegen die Juden in ihrer Zerstreuung, und ohne in ihre alte Heimath zurückgeführt zu werden, mit der christlichen Kirche, so würden sie bald mit den Heiden- christen vermengt und unter ihnen verschwunden sein, und die Weissagung bliebe unerfüllt; weil nun nach dem offenbaren Inhalt der letzteren die Juden wieder einen Volkskörper ausmachen werden und weil dieser doch irgendwo einen Raum finden muß, warum soll dieses nicht das heil. Land sein, welchem die Pro- pheten eben so oft und ausdrücklich diese Bestimmung uschreiben? (Richter.) — Mk) Auch in V. 27 findet sich dieser Ausspruch; er theilt die ganze Verheißung in zwei Glieder, und enthält nun jedes Glied eine Die Wiederherstellung Jsraels als Brudervolk in der shmbolischen Handlung dargestellt 607 zwiefache Zusage —- die erste (V. 21——23) verheißt a) die Sammlung der Jsraeliten aus der Zerstreu- ung, ihre Zurückführung in ihr Land und ihre Ver- einigung zu Einem Volke unter dem Regimente Davids, v) ihre Reinigung von allen Sünden und Heiligung zum wahren Volke des HErrn; die zweite (V.24—27) verheißt a) das ungestörte ewige Wohnen im Lande unter ihrem Fürsten David, b) die Beseligung des- selben durch Schließung eines ewigen Friedens- bundes. Die zweite Verheißung bildet fonach die Vollendung der ersten, indem sie dem Volke Israel seine Wiederherstellung und Heiligung für alle Zeit zusichert, die ganze Verheißung aber ist nur eine Wieder- holung der in Kap. 34, 11—31 u. 36, 22—30 gege- venen Zusagen. (Keil.) —- i«) Der Prophet zeigt, wie nunmehr diejenigen Gnadengüter wiederkehren, deren Verlust sich das Volk in seiner Spaltung selbst zuge- zogen hatte; Gottes Gnade ist größer als der Men- schen Sünde, in noch ungleich höherem Grade also, als er in den Tagen der Vergangenheit gewesen, soll der Segen, welchen das Volk auf’s Schnödeste von sich gewiesen hatte, zu demselben zurückkehren. Zwei Grundsäulen des Heils hatte der HErr im alten Bunde aufgerichtet, sie sind das Davidifche Königthum und das Heiligthum; beide, eng zusammenhängend, hatte das Volk frech angetastet, verworfen, was be- sonders fchlagend in der Spaltung der Reiche hervor- trat. Jn neuer, verklärter Gestalt sollen denn beide alten Kaiiäle, durch welche dem Volke sein Heil und Leben zugeführt wurde, dastehen als frische, nimmer versiegende Lebensquellen der göttlichen Gnade und Treue. Einheit des Königthums vor allem soll dem Volke gewährt werden; diese .Einheit gehört ja wesentlich zur Wahrheit des Köuigthums, sofern das- selbe als wahrhaft Jehova repräsentirend dastehen sollte und demgemäß auf göttlicher Erwähliing be- ruhte, die Lossagung von· dieser Einheit war somit eine Lossagung von Jehova und hatte eine Masse von Sünden und Greueln zur unausbleiblichen Folge. Nicht etwa ein neues Geschlecht aber erwählt Jehova: es gehört zur Jdee der göttlichen Treue und Unwan- delbarkeit, daß die einmal auf Davids Geschlecht ruhenden Verheißungen in volle Erfüllung gehen. Gerade im Gegensatz zu der Verwerfung Davids von Seiten Ephraims soll ein ihm entfprechender wahrer Knecht Gottes der ewige Hirt des Volkes sein und so an diesem auch die alten, schon dem Jakob gegebenen Zusagen Gottes in glänzende Erfüllung gehen. (Hävernick.) 25. Und sie sollen wieder im Lande wohnen, das ich meinem Knecht Jakob gegeben habe, da- rinnen eure Väter gewohnet haben. Sie und ihre Kinder und Kindskinder sollen darin wohnen ewiglich; nnd mein Knecht David soll ewiglich ihr Fürst sein. 26. Und ich will mit ihnen einen Bund des Friedens machen, das soll ein ewiger Bund sein mit ihnen; und will sie. sin gutem Wohlstande M, 25 ff] erhalten und mehren [36, 10 f. 37]- nnd mein Heiligthnm soll unter ihnen sein ewiglicht may. 40, 1 ff.]. 27. Und ich will unter ihnen wohnen und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein [«3. Mos 26, 11 f.]; 28. Daß auch die Heiden sollen erfahren, daß ich der HErr bin, der Israel heilig macht [36, 36], wenn mein Heiligthum ewiglich unter ihnen sein wird. «« ’«) Zerstört war durch Jsraels Trennung ferner die Einheit des Heiligt ums, und lauter als durch alles Andere hatte das olk hierdurch feinen Abfall von Gott bethätigt; die neue Sammlung des Volkes geschieht daher auf’s Neue um einen gemeinsamen Mittelpunkt, eine neue Offenbarungsstätte Jehovcks inmitten Jsrael’s. Es würde hier verkehrt sein zu fragen, ob der Prophet ein äußeres oder ein rein geistiges Heiligthum verstanden habe; denn einmal spricht er sich weder für das eine, noch für das andere bestimmt aus , sodann stehen die Begriffe ,,äußerlich« und ,,innerlich« im alten Testament keineswegs in diesem schroffen, abstrakten Gegensatz zu einander, daß man auch hier ohne Weiteres sich für das eine ent- scheiden könnte, vielmehr fließt beides auf’s Engste in einander und durchdringt sich gegenseitig. Eine ganz andere Frage ist es dagegen, wie sich der Prophet das Verhältniß dieses Heiligthums zu dem alten israeliti- schen denkt; die Antwort ist: als ein neues, neube- gründetes, ungleich erhabeneres, in welchem das Wesen vollkommen der Erscheinung, der Form entspricht. Dies geht aus V. 26 deutlich hervor, indem a) das Heiligthum » auf einem neuen Bundesverhältniß Jehova’s mit Israel ruhen soll, es desken herrlichste Frucht ist, und je inniger das Verhältni , in welches Gott in diesem Bunde zu dem Volke tritt, desto reicher auch die Fülle von Gnadengaben sein muß, welche alsdann von seiner Offenbarungsstätte ausströmt; d) groß die Schaar derer ist, wel e um dieses Heiligthum sich sammeln, eine von Gott elbst gemehrte Schaar, die in jenem neuen Bunde stehen, sich fest zu dem- selben hält;« e) endlich das neue Heiligthuin sich wesentlich von dem alten durch seine Dauer unter- scheidet, denn während das alte ein vergiingliches war, ist das neue ein unvergänglirhes ») Die Folgen der wunderbaren Offenbarung Gottes in Israel werden in V. 27 nach innen hin, in V. 28 nach außen hin beschrieben Das Volk hat sich nun eines ganz besonderen Schutzes Gottes zu erfreuen, das neue Heiligthum ist ihni der höchste Bürge der eben so großen Jnnigkeit als ewigen Dauer seiner Gottesgemeinschaftz die Heidenwelt aber erfährt mit Staunen, wie Großes der HErr auszu- richten vermag« wenn er sich in der Fülle seiner Heiligkeit in dem Volke offenbart und an demselben sich als der heiligende Gott im vollendetsten Maße bethätigt. (Hit·vernick.) Jn der christlichen Kircheist die Ansicht herrschend geworden und wird noch Ietzt mit einer gewissen Zahigkeit von namhaften Schriftauslegern vertheidigh daß mit der Aufhebung der alttestanientlichen Gestal- tung des Gottesreichs auch Palästina aufge ört habe, das auserwählte Land der göttlichen Heilsoskfenbarung zu sein, und daß unter dem neuen Bunde nun Eanaan so weit reiche, als das Israel des neuen Bandes, die Gemeinde Jesu Christi sich über die Erde ausbreitet, Zion oder Jerusalem also da zu suchen sei, wo die Christenheit Gott im Geiste und in der Wahr- heit anbetet, wo Christus bei den Seinen ist und durch den heil. Geist in den Herzen der Gläubigen wohnt. Wenn nun schon der einfältige Wahrheitssinn gegen diejenige Erklärun swei e des prophetischen Worts, welche man zur urch ührun dieser Ansi t in Anwendung gebracht hat, sich entichieden sträut und man sich sagen muß, daß dabei dem unmittel- baren Wortsinn außerordentlich viel Gewalt angethan 608 Hesckiel 38, l u. 2. angethan wird, so sind auch die Dinge, wie sie auf dem Gebiete der bisherigen Christenheit sich immer entfchiedener gestalten und innerhalb der nachsten Jahr- zehnte noch zum volligen Austrag kommen werden, ganz dazu angethan», um dagegen zu behaupten, daß das Gebiet der Christenheit das gerade Gegentheil von dem Canaan der Verheißu1ig, daß es vielmehr in kirchlicher Hinsicht zu dein Jerusalem werden wird, da unser HErr gekreuzigt· ist, und »in soeialer Hinficht zu der großeii·Stadt, die da heißt die Sodonia und Egypten (Ofsenb. 11, 8). Schon Luther hat zu seiner Zeit bitter darüber geklagt, daß sowohl der Zustand der Christenheit selber, als das Verhalten der Christen egen die Juden eher dazu diene, die letzteren voin hristenthum abzufchreckem als sie zum Uebertritt an- zulockein Die Ptipst·e, Sop isten und Mönche, schreibt er, haben bisher mit den uden also« verfahren, daß, wer ein guter Christ war gewesen, hatte wohl mögen ein Jude werden; und wenn ich ein Jude gewesen wäre und hätte solche Tölpel »gesehen den Christen- glauben regieren und lehren, »so wäre ich eher eine Sau geworden, denn ein Christ. Und weiiii dann in diesen unsern Tagen es vielleicht Gott gefallen sollte, die Decke von dem Herzen Jsraels zu nehmen und es zu erleuchten mit dem Fichte der Lebendigen, wohiii soll er sie denn fuhren, um sie geiftlicher Weise nach C a naan » bringen als in ein Land,·da Milch und Honig fließt? etwa nach Rom, wo man die Seelen auch noch· um den letzten Rest derFreiheit gebracht, damit uns Christus befreiet hat, oder nach Laodicea,» wo es gilt, weder kalt noch warm zu»fein· (Osfb. 14 sf.)?»oder wohin sonst? Nein( es verhalt sich gewiss also, wieHofmann·sagt: »Mosis»Abschiedslied tont mit· seiner Schlußverheißung (5. Was. 32, 3»6—-43) durch die ganze alttestameiitliche Weifsagung; nicht blos wenn Obadsa oder Joel ihrem Volke Gutes verheißen, nennen sie den Berg Zion und die Stadt Jerusalem den Ort, wo man vor dem Ge- richt über die Völkerwelt geborgen sein werde, sondern auch Micha, welcher des Tempels Zerstörung und seines Volkes Wegfchleppung nach Babel vorhersagt, sieht am Ende den Berg Zion über alle Machtsitze der Welt erhöhet nnd sein Volk in das Land der Väter wieder- gebracht. Derselbe Jesajas, welcher gesandt war, sein Volk zu verstocken »Mit dem Worte·feinerfWeissagiing, ist doch dessen gewiß, daß zuletzt ein heiliges Volk in Jerusalem wohnen wird, ein ·Nachblieb Jsraels: und Jehova’s heiliger Berg, wohin sein verstreutes Volk aus allen Weltenden wiederkehrt, ist jene Stätte des Friedens, wo unter der Herrschaft des andern David selbst das wilde Gethier kein Leides inehr thut. Jen- seit aller der Dran sale, welche zu weissagen und selbst noch zu schauen eremia’s trauriges Geschick war, zeigte Jehova diesem Propheten die Tage, »wo er»fein Volk wieder herstellt und in das Land wiederbringh das er ihren Vatern gegeben at. Und bei dieser Verheißung bleibt es auch iia) der Wiederkehr: in ciller Weise wird es durch Sacharja versichert, daß Juba, und· zwanJuda in Gottes heiligem» Lande, Gottes heiliges Eigenthum bleibt« Demgemäß sehen wir denn auch im Neuen Testament mit Johannes (Osfb. 1·2) jenes große Zeichen iin Hini1nel: ein Weib mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem« HaupteeineKrone von zwölf Sternen; und wir mußten ·mit Blindheit geschlagen sein, wollten wir nicht darin Gottes auserwahltes Volk, das von den zwölf Erzvätern herstaniinende Jsrael, dem der HErr sein Gefetz gegeben und das er mitddenz prophetgfchen Wort wieSmit einer Sonlne umklei et at, wie er er ennen. -eine gan e at- testamentliche Geschichte kann nicht charakteriftischer I beschrieben werden als mit den Worten: ,,sie war schwanger und schrie und war in Kindesnöthen und hatte große Qual zur Geburt-z und was darauf weiter folgt von dem großen rothen Drachen, der die Signatur des künftigen Antichrists (Osfb. IS, I; 17, B) schon an sich trägt und in dem dritten Theil der Sterne, den er mit seinem Schwanze hinter ihm weggerafft und auf die Erde geworfen, bereits fürdie menschlichen Werkzeuge zur Ausführung seiner Absichten gesorgt hat, wie er vor das Weib tritt, auf daß, wem: sie geboren hätte, er ihr Kind fräße, das aber wird ent- rückt zu Gott und seinem Stuhl — es ist ganz unver- kennbar die Geschichte von der Geburt, dem Leiden und Sterben und der Auferstehun und Himmelfahrt des HErrn Jesu Christi. Das Kind zu fressen ist freilich dem Drachen nicht gelungen, wohl aber, was er mittels des dritten Theils der Sterne, den er weg- gerafft, an dein Kinde gethan hat, damit hat er sich das Recht verschafft, als Jsraels Verkläger vor Gott zu treten und so das Bundesverhältniß außer Kraft zu sehen; indessen ist auch hier Gottes Barmherzigkeit und Weisheit größer als des Teufels List und Bos- heit —— Jsraels Verstoßung in die Länder der Heiden, während dessen Jerusalem von diesen zertreten wird, ist eine Rettung des Volks in die Wüste, eine Flucht des Weibes an den ihr von Gott bereiteten Ort, um daselbst ernährt zu werden und für seine künftige Bestimmung nicht verloren zu gehen. Wir haben nun früher schon davon gesprochen, was Michaeks Kampf mit dem Drachen zu bedeuten hat, auch bereits er- kannt, was die zween Flügel wie eines großen Adlers - besagen wollen, die dein Weibe heriiach gegeben werden, daß sie in die Wüste flöge an ihren Ort, um daselbst ernährt zu werden eine Zeit und zwo Zeiten und eine halbe Zeit vor dem Angesicht der Schlange. Das Wort ,,Wüste« als ein shmbolischer Begriff kann leicht feine Bedeutung wechselm vorhin war es die Wüste unter den Völkern und kommt da Hes 20, 32——37 zur Erklärung in Betracht; jetzt dagegen ist die Wüste das heilige Land, da Jsrael sicher fein soll vor den Nach- stellungen der Schlange, wie es einst bei der Errettung aus Egypten in eine Wüste gebracht wurde. Und wie nun Gott vor Zeiten in der Wüste Si1iai feinen Bund mit Jsrael aufgerichtet und es zu seinem priesterlicheii Volk gemacht hat, so wird er es auch seht, nach feiner Berufung zu Christo und nach seiner Sammlung aus den Ländern der Heiden, in der Abgefchlossenheit und Stille des heil. Landes, das er ihm zurückgegeben, u einem heiligen Volke sich bereiten. Wir sehen also, auch in der Prophetie des neuen Testaments spielt die Wiedereinfiihruiig in das wirkliche Canaan eine große Rollez daß aber die eben mitgetheilte Lluslegung des 12. Kap. der Offenbarung die unbedingt richtige sei, das wird sich zeigen, wenn nun dieses Buch selber von uns behandelt und der ganze innere Zusammenhang der darin mitgetheilten Gesichte nachgewiesen werden wird. Was nun Jsraeks Heiligung und Zubereitung zu einem Tempel des, lebendigen Gottes im Lande seiner Väter betrifft, wobei Offenb. 14, 1——5 iii Be- tracht kommt, so ist jetzt —- nach unserer Berechnung der Zeitangaben der Apokalyse: während des Zu. Jahr- hunderts n. Chr. — noch nicht die Zeit des tausend- jährigen Reiches; es ist das ein großer Fehler vieler Ausleger, wodurch sie die Schriftstellem die über diese Dinge handeln, noch verwirrt haben, daß sie Jsraels Bekehrung, die Zurückführung nach Canaan, die Herr- schaft und den Sturz des Antichrists und die hieran sich anschließende Bindung des Satans auf tausend Jahre für gleichzeiti e Ereignisse ansehen, wir müssen vielmehr diejenige Tzzeitordnuicg festhalten, welche Von Gog und Magog. zu Jer. 31, 43 dargele t wurde. Noch also ist jetzt nicht die Hochzeit des ammes, wohl aber sind es die Tage, da sein Weib sich bereitet auf den Tag der Hochzeit (Qffb. 19,7f.). Das u Christo beke rte Jsrael bringt ja, wie» wir früher schon» erkannt ha en, m sein Land ein grrindlich gedemuthigtes und ganz von der Gnade des HErrn hingenommenes Herz mit; da wird dennvffenbar seine Heiligung durch den Geist Gottes noch ein ganz anderes Ding sein, als sie es zumeist bei uns ist, wo der Same des Wortes Gottes soviel an den Weg fällt oder auf steinichten Boden und unter die Dornen; Es hat auch alles weltmächt- liche Wesen in den Landern, aus denen heraus es hinüber ·nach Zion gerettet worden, zurückgelassen; keine irdifche Gewalt hatihm etwas »zu »agen» und auf die Gestaltung seiner religiosen Verhaltnisse einen Ein- fluß zu üben, sondern fein König David nimmt es sofort unter sein ausschließliches Regiment, nnd da wird wohl ein rechter Kirchenban zu Stande kommen. Nicht in sichtbarer Leiblichkeit ist Christus schon da, darauf deutet schon das Gigiclyt von dem Lamme, das Johannes auf dem Berge ion stehen sieht, bestimmt hin; aber, wenn fromme Seelen unter uns und einzelne bestimmte Gemeinden in diesem unsern trüben Nebel- lande zu Ehren des zHErrn Jesu aus Erfahrung be- zeugenx »du kannst dich fühlbar enug offenbaren, auch ungesehn«, so wird das kn nocs weit anderem Maße in dem Landeder Fall sein, von dem·der HErr efagt hat, es ist mein, und» in welchem die großen hat- sachen der Heilsgefchichte sich· alle vollzo en haben. Und nun, wer weiß denn, ob in dem, was ie römische Kirche von einem Statthalter Christi redet, nicht eine mittelbare Weiyagung auf das Zukünftige liegt? warum litte sont der HErr, »daß» die Rede so lange sich aufrecht halten »kann, ja in dieser unsrer Zeit siszch verdichtet und »verstarkt,» wenn er nicht eine« dee in dem Bewußtsein· der Voller lebendig erhalten wollte, die diese einmal in Lauterkeit und Wahrheit an Jsraels Stande verwirklicht sehen» olleiisk und wie könnte man von Haus aus die Mogli keit in Abrede stellen wollen, daß Davids Geschlecht zur Zeit der Wiederbringun des Volks no? einnial seinen Serubabel stellt, dur den sich des acharia Nachtgesicht in Kap. 4 seines prop etischen Buches in einer von den Ausle ern bis S jetzt noch nieht geahnten Weise erfüllt? Wir sehen also, wie wir musseu erst die Zeit noch abwarten, welche die Qffenb St. Johannis als das Ende der Zeiten der Heiden und als den Anfang der Wieder- aufrichtung des Reiches Israel ehronologisch bestimmt BksptitkhkktstixsknsixtingeäidåktkFt2»-?Hi?22"?33 THE« für das Ccinaan, davon die alttestamentlichen Propheten reden, das Uinsangsgebiet der christlichen Kirche zu setzen, und alle vorgebrachten Beweisgründe für die Richtigkeit solcher Meinung schweben in der Luft; sollte aber auch nach 20 Jahren von xetzt ab nichts Hilf;älsstxeitxstiåtlgkiedkätUEIUTITQHFEZLETIFZYEFTHF n räumen und zugeben, wir haben uns geirrt. Das 38. Kapitel. Von sog nnd Magog V. v. 1—uqp. so, So. Diese: nvschkiiii führ: mi- di: lehte Gehalt vor, welche sich die heidnische Wellmacht in der Geschichte geben wird, nnd zeigt, wie der holte, Dltchseks Btbelwert 609 wenn er dem Jlndringen der ljeidenthnmg wider sein Reich nnd voll; das absolute Ende bereitet haben wird, dann am Jtiel seiner Wege mit Israel steht und diesem nnn nichts aln eitel Friede nnd Ruhe, Heiligkeit und Seliglieit für immer bereitet in. llio find nun freilich sowohl in der xmaihtgestalt deo tjeldenthnmz die in Gog von Magog uno hier vorgeführt wird, alo in dem Znlinnstgbilde Sei-nein, »in dar wir hineiuschanem die verschiedenen Gntwictielnngnstnfem die in der Beil sieh auseinander legen, nicht von einander geschieden; es lcommt aber hier auch darauf nicht weiter an, für die genauere Jliireinandeklegnng wird seiner Zeit schon die nentestamentliche prophetie sorgen, welche bestimmter noch als die altteltamenttiche von Joraelo verstorlning gegen dao Hei! in Christo, von seiner langen verwerfnng nm dieser größten aller seiner Sünden willen und von der endlirhen Bekehrung und wiederannahme znm Zun- deovollie weiß, auch den Uathschlnß von der Erwählung der Heiden zn Bellt-ern des bleicher während der Zeit der verwerfuug Soraelg nnd deren sthließlicheni ltmsthlag in anticlsriltischeg wesen nennt, nnd so giebt denn das lehte Buch der heil. Still-ist anih ioirlilich den Schlüsse! zum rechten Verständnis dieser Weissagnng, wenn auch immerhin im Einzelnen noch mancher dnnliel bleibt bio ans die tten, wo eins nach dem andern sich erfüllen soll. I. Und des HErtn Wort [in weiterer Ent- hüllUUg der Zukunft] geschah zu mir nnd sprach: 2. Du Menschenkind wende dich gegen Gog, der im Lande Magog (1. Mos. 10, 2 einheimischer Regent] ist, und der oberste Fürst [oder Lehnsherq ist in Mesech und Thnbah nnd weissage von ihm [besser: wider ihn 1. Mos. 10, 2]. Offenbar will der Propget uns hier in eine ganz neue Periode des Reiches ottes in Israel versehen; von den alten Feinden, wie Edom, Philister, Egyptey weiß er nichts mehr, sie sind ihm vernichtet, statt ihrer hat er es mit den Völkern des weit entlegenen, ziem- lich unbekannten Nordens, zu thun. Jn diesem Norden, jenseit des Kaukasus, liegt für ihn das Land Magog (Karte I., worunter man von jeher Scythien ver- tanden at; das nennt er als« Sitz der gottfeindlichen eltma t, wider die er jetzt zu weissagen hat, und er wendet sich nun speeiell gegen den dorti en König, dessen auch sonst wohl vorkommenden (1. C ron. 6, 4) Namen er frei nach dem Namen des Landes bildet, gleich als wiese die erste Sylbe dieses Namens ma selber ihn daraufhin, gegen Gog von Gog oder nach anderer Deutung gegen Gog des Landes Gog sein Angesicht zu richten. Wir sollen daraus verstehen, daß es dereinst einen König nicht gerade dieses Namens geben wird und daß der, um den es si handelt, nicht gerade in dies emLande König sein wir , sondern daß die prophetische Rede auf eine Perfönlichkeit und aus ein Reich inweisen will, für welche die geschichtlich wirklichen amen zur Zeit noch fehlen: die Zukunft, wenn die Weissagung in Erfüllung geht, wird die historischen Namen an die Stelle der fymbolischen schon u setzen wissen, Hesekiel kann das ruhig der weiteren ntwickelung überlassen. Kommen nun aber die beiden, schließlich auf eine Verdoppelung des Wortes Gog hinaus-laufenden Namen nicht sowohl in historischer und ethnographischer, als vielmehr in symbolischer Hin- sicht in Betrachh so dürfen wir in dem Satzt Gog- des Landes längs, wie der Grundtext eigentlich lautet, die charakteristischen (hier durch fetten Druck hervor- gehobenen) Buchstaben nur nach den Regeln der Gematria (Jer. 25, 26 Anm.) deuten, d. h. den Zahlen- A. sc. lL 2. 39 610 Werth, den sie im Hebräischen haben, dafür an die Stelle setzen, so bekommen wir folgende Rechnung: G g = 303 Gog = 363 Summa, 666 was nach Ofsenb. 13, 18 die Za l des Thieres oder des künftigen Antichrists ist. Na den Ergebnissen der Sprachforschung bedeutet Gog s. v. a. Berg, und findet der Name sich in dem Worte ,,Kaukasus« (d. F. der asiatische Kauk oder das asiatische Hochgebirgch wieder; erinnern wir uns der Stelle 2. Cor. 10, 5: ,,verstören alle Höhe, die sich erhebt wider das Erkenntniß Gottes-«, so tritt uns das Bild des Anti rists auch von Seiten seines inneren Charakters (2. T ess. 2, 4) entgegen ——— er ist gleichsam die Höhe aller wider Gott sich er- hebenden mens lichen Höhen, die Höhe schlechthin, »wie auch der Kanka us den Alten für das höchste Gebir e der Erde galt. Hiernach ist es denn ganz in der Or - nung, wenn in Offb. 19, 17 ff., wo von der Vernich- tung des Antichrists und seines eeres die Rede ist, die Weissagung wider Gog von ago als nunmehr sich ersüllend wieder aufgenommen wir . Wenn aber dann weiter in Offb. 20, 8 ff. eine nochmali e Wieder- augnahme uns begegnet, wobei die beiden amen Gog un Magog nicht die des Königs nnd Landes, sondern die Bezeichnungen zweier zusaminengehöriger Völker- massen sind, so werden damit die zwei verwandten Ereignisse der Endgeschichte des Reiches Gottes, welche bei Hesekiel durch Ein Gotteswort zu einem Ganzen verbunden »sind, auseinandergelegt »und» zeitlich ge- schieden; »Wie sur das erste hauptsächlichdie Darstellung des Vernichtungsprocesses maßgebend ist, so sind für das andere die Namensbezeichnungen der zu vernich- tenden Macht verwerthet. Die Offenbarung Johannis, schreibt Kliefoth, unterscheidet iii dem letzten Auf- treten der Weltmacht gegen Gottes Volk und Reich am Ende der Geschichte zwei Phasen, nämlich die des Antichrists und die des Gog; nach ihr werden am Ende der Zeiten erst die eschichtlichen, die Cultur- Völker, geführt vom Anti rist und seinem falschen Propheten, sich dem Reiche Gottes zu einem letzten ampse gegenüberstellem dann aber, wenn auch diese letzte Culturgestalt der Gottesfeind chast durch den Arm des HErrn überwunden, der ntichrist nieder- geworfen, seine Nietroäolh das Babel der Zukunft, mit allem dem Reiche ottes widerstreitenden irdischen Culturleben vernichtet und so die Macht Gottes im geschichtlichen Leben (durch Aufrichtung des tausend- jährigen Reiches) zum Siege gekommen sein wird, dann werden noch einmal die« an den Enden der Erde hausendem peripherischem ungeschichtlichen Völker sich im Gog und Magog zusammenrotten wider Gott und sein Reich» —· ein letztes Aufflackern und Nachzucken der gottfeindlichen Weltmacht und i res Kampfes. So erfcheint Gog in der Offenbarung Johannis nur als der Maßstab des Antichrist, nur als die letzte Phase in dem großen »Drama, während der Gog des Hesekiel nichts anderes ist als der Antichrist des neuen Testa- ments selber. » » 3. »Und»sprich:«So spricht der HErr-HErr: Siehe, ich will an dich, Gog, der dn der oberste Furft bist aus den Herren in Mesech und Thubal [der König der Könige dieser beiden Länder]. Wir haben im vorigen Kapitel Jsraels Wieder- herstelluiig in der errlichsten Weise sich erfüllen sehen: nicht nur ist das olk zu Christo bekehrt, zu Gnaden wieder angenommen und in sein Vaterland zurück- gebracht, sondern es stellt auch dort eine heilige Ge- Hesekiel Its, 3——9. meinde des Errn dar, wie die aus der Heidenwelt gesammelte "rche sie niemals in solcher Reinheit von dem Schmutz des alten Menschen und von den Be- fleckungen des Weltwesens aufgezeigt hat. Bei uns hier zu Lande haben wir es immer aufs Neue wieder erfahren müssen, daß selbst wenn ein gottseligen gläubig frommer Fürst es versucht, in seinem Bereiche das Reich E risti zu bauen, und alle seine Regierungs- handlungen arauf hinauslaufen, in den Dienst Gottes sich zu stellen, er es dann vielleicht erreicht, daß der geheime Widerwille aller nicht wahrhaft bekehrten und vom heil. Geist erfüllten Herzen gegen das Evangelium sich in die Stille und das Abwarten zurückzieht und vielleicht nach außen, um selbstsüchtiger Interessen willen, christliches Wesen in heuchlerischer Weise an- legt, aber sobald durch einen Regierungswechsel eine andere Sachlage eintritt, auch sofort der zurückgehaltene Widerwille mit desto größerer Energie sich geltend macht und nicht eher ruht, als bis er das Aufgebaute von Grund aus zerstört und das gerade Gegentheil an die Stelle gesetzt hat. Daß bei Jsrael aller solcher Wider- wille gegen das Evangelium völlig überwunden sein wird, wenn es nun von Neuem zum Träger des Reiches Gottes erhoben werden wird, darauf hat unser Prophet wiederholt hingewiesen (l6, Si« sf.; 20, 43; 36, 31 ., und auch andere Propheten legen ein gleiches Zeugniß davon ab, daß bei Israel der Wirksamkeit des Geistes ein so wohl ubereiteter Boden entgegenkommen wird, wie das noch« bei keinem andern Volke der Fall ge- wesen (Jer. Z, 22—25; Sach. 12, 10——14); daher hat das, was in Offb. 12, 14 von der Schlange in ihrem Verhältniß Zum Weibe gesagt wird, ohne Zweifel die Meinung, aß der Satan, gleichwie keine Macht, äußerlich der neugesammelten Gemeinde zu schaden, so auch keine Macht, innerlich sie zu verführen und verderbemmehr besitzt, und so ist denn auch in Ossb. 20, 3 u. 8 immer nur von den Heiden als solchen die Rede, an welcher der Arge noch sein Werk zu treiben vermag. Es sind das Punkte, von welchen die Dog- matik bisher noch so gut wie gar keinen Gebrauch ge- macht und darum die Lehre von der Kirche und von den letzten Dingen noch ziemlich mangelhaft ausge- bildet hat; o gewiß die lutherische Kirche unter den vor- handenen irchenbildungen den Anspruch darauf hat, die wahre im relativen Sinne des Worts zu sein und ihr von den inOfsenb.1l, 11——13 u. 18, 4——8 ver- kündigten Ereignissen der reichste Gewinn für ihre Neugestaltung und Vermehrung zufallen wird (Matth. 25, 30 Anm.), so gewiß ist sie doch noch ni tdas Endziel der Wege Gottes bei Ausrichtung seines ei es in dieser Welt. Er muß noch mehr Licht in der r- kenntniß der Wahrheit, noch mehr Kraft in der An- eignung des Heiles in Christo, noch mehr Vollkommen- heit in der Ausführung des Wesens seines Volks, noch mehr Freiheit von dem knechtischen Joch der vom Fürsten der Finsterniß beherrschten Welt schafsen, ehe es sich ge eigt ha en wird, wie reich der geistlicheSegen in himmlif en Gütern sei, womit er in seinem Sohne die Menschheit gesegnet hat, und wie viel das Evangelium auszurichten vermag, wenn ihm nur von Seiten der menschlichen Herzen auch die rechte Demuth und die unbedingte Hingabe entgegenkäme ; und weniinun Paulus, nachdem er zuvor sich unter den Sündern den vor- nehmsten genannt, von sich bezeugt (1. Tim. l, 15 f.): ,,darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, auf daß an mir vornehmlich Jesus Christus erzeigete alle Ge- duld zum Exempel denen, die an ihn glauben sollten, zum ewigen Leben«, so ist unter dein großen Gan en der Völkerwelt auf Erden Israel zu einem solchen Exempel bestimmt und ihm für die letzte Zeit die Die letzte Gestalt, welche sich die hetdnische Weltmacht in der Geschichte geben wird. Aufgabe zugedachh gleichwie Paulus auch mehr zu ar- beiten, denn sie alle (1. Cor. 15, 10). Wir werden später darauf zuriickkommen, wie von der Zionsgemeinde her, wenn nun das ,,Leben von den Todten« (Röm. 11, 15) über unsre, durch die Gewaltthaten des anti- christlichen Zeitgeistes am Aus ang des jetzigen Jahr- hunderts vernichtete Kirche (O b. 11, 7 ff.) gekommen sein wird, ein Wasser sich ergießen wird, davon viele Wasser bei uns gesund werden (Hef. 47, 1—12), so daß unsre Bibelauslegun noch eine gar andere sein wird, als es jetzt der all ist, und wir auch noch andre Gottesdienst- und Kirchenordnuiigen bekommen sammt geläuterten und fortgebildeten Bekenntnissen Aber der Prophet redet auch von ,,Teichen und Lachen daneben, die nicht gesund werden, sondern gesalzen bleiben« (47, 11); und auch der Heiland hat uns von fünf thörichten Jungfrauen geredet, die den Tag der Hochzeit versäumen (Matth. 25, 4 Anm.). Jhr Hin- gehen zu den Krämern, um sich Oel zu kaufen, weil die Lampen verlöschen wollen, für Vorrath in den Ge- süßen sie aber nicht gesorgt haben, zeigt fiel; gerade jetzt in recht handgrei icher Weise in alle en Ver- fuchen, die Presse, die eichs- und Landtage, die un- verständigen Volksmassen, die von Rachedurst und Ehrgeiz geleiteten Völker, ja selbst die mit Gott und aller Welt zerfallenen und auf völligen Umsturz aller rsellschaftlichen Ordnung hinarbeitenden Genossen- schaften an sich zu ziehen und in ihren Dienst zu nehmen —- Versuche, die alle mit einem Feilschen und Bieten, mit einem Handeln und Markten und mit viel List und Betrug verbunden sind, wä rend doch Gottes Wort schreibtx ,,durch Stillesein und offen würdet ihr stark ein« (Jes. 30, 15); aber weil dies Volk das Wasser zu Siloah, das stille gehet, verachtet, und dagegen sich tröstet das Rezin und des Sohnes Remal1a’s(Jes. 8, 6), so wird der Bräutigam, wenn er kommt, seine Braut heimzuholeiy wohl diejeni en, die bereit sind, an der Hochzeit Theil nehmen lassen, für die aber, die bei den Krämern sich verspätet haben, die Thüre schließen, und fein Wort: »ich kenne euer nicht« ist jedensalls ein Lossagebrief für immer, ein Ausstreichen der Namen der Fünf aus dem Buch der ihm zuge- hörigen Jungfrauen, eine Dahingabe der nun ganz von dem Weltwesen befleckten Kirche in das Urtheil der großen ure (Osfb. 17, 1). Schon manchmal hat Rom seine esondere Neigung zu Frankreich in Aus- drücken erklärt, die aus dem Hohenliede Salomo’s entnommen und eigentli zu den einzelnen gläu igen Seelen und zu seiner wahren Gemeinde gemeint sind; es wird dann für die Versäumniß der Hochzeit des Lammes sich durch eine eigene Vermählung mit dem T ier aus dem Meer u entschädigen fuchen, damit das esicht in Ofsb. 17, Ziff. sich erfülle, und gewisse Leute werden den Hochzeits- reigen tanzen, nur wird die Eintracht der Vermählten nicht lange dauern, das Thier hat seine zehn Hörner, und die werden ihm schon den Gefallen thun, es von seinem Weibe zu befreien und ihm ihr Erbe zu ver- schaffen (Offb. 17, 12 ff.). Das alles sind Dinge, die, ehe 120 Jahre dahin sind, sich vor den Au en der Welt werden verwirklicht haben; und wenn arnach dem Thier aus dem Meer mit Hilfe des Thieres von der Erde es gelungen sein wird, den Jnhalt von Kap. 13 der Offenbarung St. Johannis zu erfüllen, so wird es nunmehr zum Vollzug der hier uns vor- liegenden Weisfa ung kommen; denn das Thier aus dem Meer und og von Magog sind ja, wie wir schon in der vorigen Anmerkung erkannt haben, ein und dieselbe Person. » · » 4. Siehe, ich will dich [Gog] herum lenken von dem Verhältnis; Christi « 611 soon dem Wege, auf dem du bisher von Sieg zu Sieg fortgeschritten und zu einem Unioersalmonarchen in der übrigen Völkerwelt geworden bist] nnd will dir einen Zaum ins Maul legen [Ka43. 29, 4; Jes 37- 29J- und will dich heraus fuhren mit alle deinem Heer, Roß und Mann, die alle wohl gekleidet sind [23, 12]; und ist ihrer ein großer Haufe, die alle Tartschen [1. Kön. 10, 17 Anm.] und Schild nnd»Schwert führen. z. Du fuhreft mit dir Perser, Mohren [Aethiopier] und Libyer [27, 10; 30, 5], die alle Schild und Helme führen [27, 10]; is. Dazu Gvmer [die Kimmerier oder Celten am schwarzen Meer] und alle sein Heer, sammt dem Hause Thogarma [die Armenier 1. Mos. 10, 2 U· 33 »Kc1p· 27, 14], so gegen Mitter- nacht liegt, mit alle seinem Heer; ja du fuhrest ein groß Volk mit »die. 7. Wohlaiy ruste dich wohl, du nnd alle deine Haufen, so bei dir sind; und sei du ihr Haupt: want! [oder Anführer] 8. Nach langer Zeit swähreud welcher gar nicht von dir die Rede gewesen und es nun schien, als könne gerade jetzt deine Periode am wenigsten kommen] sollst du heimgesucht werden [Jes. 24, 22]. Zur letzten Zeit [da, wo das Reich Gottes auf Erden unmittelbar seiner Vollendung entgegengeht] wirst du kommen in das Land, das [auf seine rechtmäßigen Besitzer gesehen] vom Schwert wieder gebracht und aus vielen» Völkern zusammen kommen koder gesammelt] ist; »namlich auf die Berge.Jsrael, welche lange Zeit wuste gewesen sind, und »nini [wieder bewohnet von denen, die da] ansgefuhket aus vielen Völkern, und alle sicher wohnen. 9. Du wirst herauf ziehen, und daher kom- men mit großem Ungestüm swie ein Wette-H; und wirst sein wie eine Wolke, das Land zu bedecken, du und alle dein Heer, und das große Volk mit dir. »Und der Drache ward zornig über das Weib und ging zu streiten mit den Uebrigen von ihrem Samen, die da Gottes Gebot halten und haben das Zeugmß Jesu Christi-«: so lesen wir in Offenb. 12, 17; es wird uns damit gesagt, daß der alte böse Feind, nachdem Jsrael durch seine Wiederbegnadigung und Zurückführung in das heil. Land, wohin er ihm noch einen Wasserstrom, es zu verderben, nach esendet, aber ohne etwas damit auszurichten, seinem inFluß und seinem Machtbereich gänzlich entrückt wordenit, seinen Zorn an denen aus- zulafsen sich vornimmt, die von Jsraels Samen sind, d. h. an den Christen hier in der Heidenwelt, an den Gliedern der heil. christlicgen Kirche besonders in un erm Erdtheil Europa, un das thut er durch Auf- ri tung des Reiches des Antichrists, wie das folgende is. Kapitel der Offenbarung das näher darlegt. Der Drache tritt an den Sand des Meeres, und nun sieht der heil. Seher aus dem Meer, den: Sinnbild des auf- und niederwogenden Völkerlebens, ein Thier auf- steigen, das hat sieben Häupter und zehn Hörner; es ist damit ein Volk oder Königreich bezeichnet, das in 397 612 Hesekiel 38, 10—-—13. feiner vorlaufenden Ges ichte 7 Herrschergeschlechter ählt, bis in seiner schlie lichen Ausgestaltung zu der e1t, in welche das prophetische Wort hinauswe1st, es alle übrigen Reiche des Erdtheils u 10 Vasallen- thümern gemacht hat, das geht aus Ofsenb 17, 9 ff· und den 10 Zehen des Monarchienbildes in Pan. 2, 31 ff. unzweideutig hervor. Wenn man nun die Beschreibung des Thieres in Osfb. 13, 3 liest, so kann man unter den Ländern Europa’s, des Hauptfchauplatzes der christlichen Kirche, kaum an ein anderes als an Frank- reich denken, wie wir das seiner Zeit nä er begründen werden; und in der That zählt dies and von den Karolingern bis auf die Orleans 7 Dynaftien, von denen die eine, die der Bourboneky fchon so gut w1e gefallen ist, und diese Dhnastie ist die fünfte (Offb. 17, 10), von der folgenden fechsten aber, der Dhnastie Napoleon, läßt sich m schlagender Weise der Smnder räthselhasten Worte in Ofsenkx 17, 8—10 nachweisen, wenn es so kommt, wie es ja ggar leicht also kommen kann, daß, nachdem wir einen apoleon I. u. IlI. ge- habt haben, erst nach Verlauf von etwa 100 Jahren ein Napoleon VIlL auf den Thron gelangt und es mit diesem die ei enthümliche Bewandtniß hat, daß in demselben im runde Napoleon I. wieder ersteht. Dann trifft an dem Hause Bonaparte ebenfalls zu: fünf von den sieben sind gefallen denn Napoleon II. u. IV. ——VII. sind nicht zu wirkli er Regierung ge- kommen), und der, um den es sich hauptsächlich handelt, ist der achte, und er ist von den sieben; es trifft aber auch bisher schon zu, was in Offenb 13, 3 von der tödtlichen Verwundung des einen Hauptes gesagt ist, indem nach der Vernichtung Napoleon? I. und der än lichen Ausschließung seines Hauses von der Herr- sgchast durch die Großmächte doch ein Napoleon 1II. wieder auf den Thron gelangte, dem sich alle Völker in höchster Verwunderung beugten — das verwundete Haupt ward also schon einmal wieder heil, bis es zum zweiten Mal feine Schwertwunde empfing, damit man einen deutlichen Fingerzeig habe, wohin die Weissagung deute und zur rechten Zeit fics vorsehe, wenn nun die Wunde zum zweiten Mal eil wird. Mit Frankreich, dem Rom den Ehrentitel einer ältesten Tochter der Kirche zuerkannt und dessen Könige es mit dem Namen der.,,allerchristlichften« geschmückt hat, ob- wohl gerade von ihm unsägliches Unheil und wahres Seelengift über alle Länder der Erde verbreitet wor- den ist, sucht denn auch die päpstifche Kirche sich auf’s Engfte zu verbinden, bis es, wie oben angedeutet, zu der in Offb. 17, 3sf. dargestellten Vermählung kommt —- die 7 Berge Roms und die 7 Häupter des Thieres stehen wie in einer Wahlverwandtschaft zu einander. Wir müssen nun vor der Hand noch abwarten, wie sich die Dinge im Nachbarlande weiter entwickeln wer- den; wir zweifeln aber jetzt schon nicht, daß um das J. 1992 der Gog von Magog fertig dastehen wird, von japhetitischem Ursprung und wenn auch nicht im Nordosten Vom heil. Lande aus, doch im entfernten Nordwesten auftretend, um das Wort von dem Wider- wärtigen, der sich über alles, das Gott oder Gottes- dienft heißt, und sich setzet in den Tempel Gottes als ein Gott (2. Thefs. Z, 4), zu erfüllen. Ein als der V1ll. feines Geschlechts wieder erstehender Napoleon I. wäre ganz der geeignete Mann dazu; es hat sich zu seiner Zeit schon manches vorbedeutende Zeichen ge- zeigt, wie er nahe daran war, sich vorzugeben, er sei ein Gott, und nichts anderes zu angeblicher Beglückung der Welt im Schilde führte, als alle Fürsten zu seinen Vafallen zu erniedrigen, den päpftlichen Stuhl zu stürzen und des Satans Anerbieten (Matth. 4, 9): ,,dies alles will ich dir geben, so du niederfällst und mich anbetest«, als Christi Widerpart anzunehmen— wir wüßten nicht, welche andere Persönlichkeit der Weltgeschichte mehr Anspruch darauf hätte, bei den Worten (Offb.17, 8): ,,das Thier, das du gesehen hast, ist gewesen, und ist nicht, und wird wiederkommen aus dem Abgrund« in Betracht gezogen zu werden. Es entzieht sich gänzlich unserer näheren Einfichh inwiefern alle die asiatischen Völkerschaftem welche der Prophet aufführtx Magog,»Mese·ch, »Thubal, Gomer, Thogarma und Perser, und die afr1kamschen: Aethiopier und Libyer, in den Nationen der damaligen, außer- halb der Berührung mit Israel stehenden Völkerwelt die der Endzeit als im Bilde zeigen sollen; während der Norden, Osten undSüden vertreten find, fehlt der Westen, und gerade dieser ist es, aus den es nach unsrer Augaffung des künftigen Antichrist und seines Stammrei es ankäme, aber es giebt auch sonst Räthsel enug, für die erst die Erfüllung des prophetischen orts die Lösung bringen wird, für jetzt müssen wir es dabei bewenden lassen, daß die große Völkerwande- rung im 4. u. 5. Jahrh. n. Ehr. seit den Tagen Hesekieks die Erdkarte in ethnographischer (völkerkund- licher) Hinsicht völlig verändert hat. Gleicherweise vermag auch niemand gegenwärtig schon den Kriegszug zur Behauptung und weiteren Ausbreitung seiner Herrschafh welchen der Antichrist egen Ende der ihm von Gott zugemeffenen Frist nacg den Andeutungen in Gan. 11, 40——45 unternehmen und dabei, wie von feinem bisherigen Wege ablenkend, nach dem heil. Lande und der heil. Stadt kommen wird, in irgend welches Licht der Geschichte zu stellen; es findet da ein ähnliches Ver ältnifz statt, wie bei der prophetifcheu Weifsagung von hristi Leiden und Sterben und seiner nachmaligen Verl?errlichung, wofür die Weisfagung längst zuvor ein örmliches Programm aufgestellt hat, und doch wäre kein Mensch im Stande gewesen, eine Geschichte des Leidens, Sterbens, der Auferstehung und Himmelfahrt Christi im Voraus usammenzustellem nachdem aber das Programm von ott selber ausge- führt worden, waren die Evangelisten im Stande, ihrer. Erzählung überall ein ,,wie geschrieben steht« einzufügen. Nur das sei hier bemerkt, daß das von dem bösen Feind geleitete Unternehmen des Gog von Magog wider das heil. Land in ähnlicher Weise als auf Anreig des Errn selber geschehend dargestellt wird, wie ie Vol szählung Davids in 2. Sam.24,1., während diese doch nach 1. Ehron. 22, I eine Ein- gebung des Satan war. »Da den Tyrannen fein Ueber- muth nicht zufällig und unnöthig, sondern nach höherer Nothwendigkeit verleitet, so geht hier mit Recht alles davon aus, daß Jehova selbst ihn vom Wege ablockt und unvermerkt in’s Verderben ührt, etwa wie man ein wildes Thier an den Haken gängelt, die man ihm in die Backen gelegt, auch zur Schlachtbank hin. (Ewald.) Er meint gegen Jehova auszuziehem aber in Wahrheit hat dieser ihn am Seil; er muß ziehen, wohin der HErr will, zu seinem eigenen Verderben, wie schon in der Urzeit Pharao dem Gotte Jsraels nicht etwa einen Strich durch die Rechnung machte, da er sich weigerte, sein Volk zu entlassen, sondern so handelte, weil Jehova selbst fein Herz verhärtet hatte, um ihn in’s Verderben zu stürzen. Es ist für das Volk Gottes sehr tröftlich, daß der HErr nicht blos seine Feinde besiegt, sondern daß auch ihr feindliches Unternehmen Eelbst unter seiner Leitung steht, daß sie Hand nnd Fu nicht anders regen als auf feinen Be- fehl. (Hengftenberg.) 10. So spricht der HErr-HErr: Zu der Zeit [von welcher ich rede] wirft du lGogj dir Das letzte Anbringen des Heidenthums wider Gottes Reich und Volk. solches vornehmen, und wirft-s böse im Sinn haben. 11. »Und gedenken: Zch will das Land ohne Mauern uberfallen, und uber die kommen, so still und sicher wohnen; als die alle ohne Mauern da sihen, und haben weder Riegel noch Thor [Sach. 2- 4 H; 12. Auf daß du rauben und plündern mögest und deine Hand lassen gehen uber die Berstbrteu [d. i. vorhin in Trümmern gelegenen Städte »und Ortschaftens so wieder bewohnet sind; nnd uber das Volk, so aus den Heiden zusammengerasft [in Eile gesammelt] ist, und siiirin die Nahrung und Guter geschickt hat ssich mit Anbau des Landes und Pflege seiner Heerden den Lebensunterhalt zu verschaffen], und mitten im Lande [richtiger: auf dem Nabel der Erde, d. i. im Mittelpunkt des Erdkreises Kap. 5, b; Jef. L, 2 fsj lvobuet Die Verse 8 u. 11 f. geben uns eine sehr specielle Veschreibung über die Zustände, in welchen sich Jsraels Land und Volk dann befinden werden, wenn Gog es überfällt: das Land wird vorher anhaltend lange wüste gelegen haben, aber zu der Zeit, wenn Gog kommt, wird es vom Schwert wiedergebracht und wieder bebaut, Jsrael wird wieder aus den Völkern versammelt und in sein Land zurückgefiihrt sein und sicher darin wohnen. Wann wird das sein? in welche Zeit weist uns diese Schilderung? Sicher nicht in die Zeit, da Israel, aus dem babylonisch en Exil zurück- efiihrt, in seinem Lande wohnen wird; denn diese Zeit wird nach der Andeutun in Kap. 36, 8 bald kommen, unsere Stelle aber lä t dem hier gemeinten Wohnen Jsraels in seinem Lande, eine lange, an- haltend lange Verwüstung und Oede des Landes voraufgehen. Wir können da an keine andere Zeit denken als an diejenige, da Israel als u Christo be- kehrtes Volk wieder in Kfein Land gebra t sein und in demselben leben wird. ( liefoth.) Unsre Stelle schildert die Gemeinde Gottes (Offb. 14, 1 ff.) in ihrer irdischen Wehr- und Hilflosigkeiy sie erscheint als ein friedliches Volk, als ein Volk der Stillen im Lande, das im Ver- trauen auf seinen Gott sich nach den irdischen Wehren nicht umsieht, in Bezug auf die es doch immer im Nachtheil e en die Welt bleiben muß, da Gott es sich vorbe a ten Ist, ihr Schutz zu sein. Die Wa r- nehmung dieser ehrlosigkeit ietet dann den An aß Hi dem Unternehmen der Feinde dar: sie haben keine hnung davon, daß in der Mitte dieses wehrlosen Volkes Einer wohnt, gegen den·ihre Macht lauter Ohnmacht ist. (Hengstenberg.) Die Gottlosigkeit des heidnischen Unternehmens zeigt sich zunächst darin, daß die Gegner der Theokratie keine Ahnung von ihrer inneren Hoheit und Herrlichkeih also auch nicht davon, wo ihre wahre Macht und Stärke liegt, von Jehova selbst, dem lebendigen Gotte haben; sodann, indem man sich an die blos äußerliche Erscheinung in stolzem Uebermuthe und Verachtung irer Kleinheit hält: welch ein ro es, unmenschliches erfahren, gegen die- jenigen, we che man für wehrlos hält und die in stillem Frieden dahin leben, ohne jemand zu kränken und zu beeinträchtigen, auszuziehenl Die Stelle schildert« auf schöne Weise, wie dem heidnischen Uebermuthe die Zerrlichkeit der Theokratie erscheint: ,,Jch will das and ohne Mauern überfallen und über die kommen, so still und sicher wohnen; als die alle ohne Mauern 613 da sitzen »und haben weder Riegel noch Thon« Zu Grunde liegt hier stets die Rücksicht auf die wahre Vestimmung der Theokratie, wie sie schon im Gesetze gezeichnet vorliegt: Israel sollte nicht als ein iin äuszerlichen Sinne politisch großes Volk unter den übrigen Völkern dastehen; seine Waffen und Ehre sollten· gerade im Gegensage zu den Mächten dieser Welt einer ungleich hö eren phäre angehören. Jsraels Gott sollte wirklich ie alleinige Wehr und Waffe seines Volkes sein, dasselbe in ihm allein seinen Schutz gegen alle·seine Widersacher finden; so soll denn, je weniger diese Grundidee der Theokratie in der Ver- gangenheit ihre Realisirung gefunden hatte, desto glanzenderun der Zukunft der Theokratie dieses ihr wahres Sein heraustreten. Zum Zustande der err- lichkeit Jsraels gehört es, ein Schrecken aller einer Feinde zu sein; aber seine Triumphe über diese, welche zugleich Gottes Feinde sind, feiert es nur durch und in Gott, durch die unmittelbare Wirkung der All- macht des HErrn. Alle Rosse, Streitwagen und Burgen sind dann ausgerottet (Micha 5, 9ff.); ungeschiitzt nach äußerem Scheine, aber seinen Gott und dessen allmäch- tigen Schutz in ihrer Mitte, so steht die neue Theokratie nun da, aber um jenes Scheines willen auch ein desto willkommenerer Anziehungspunkt für den raubgierigen Feind. Wie fehr für dessen Gier nach Beute die Theokratie in ihrer nunmegeigen Erscheinung anziehend und ein Gegen tand der erlockung ist, schildert die Besgreibun derselben im 12. Verse; der neue Zustand des olkes it eine Erneuerung der alten patriarchalifchen Vorzeit, wo die Väter in inniger Gottesgemeinschaft stehend sich einer Fülle von höheren Segnungen erfreueten (Hävernick.) Der Ausdruck ,,Nabel der Erde« bedeutet die symbolis e Hochfläche im Unterschied von den vier Ecken der Er e, also eine Lage hervortretender Centra- lität. (Schröder.) Die Bezeichnung legt sich für Palästina um g näher, weil das Land selber hoch liegt und nach st und West sich abdachend einen Nabel zur Anschauung bringt. (Hitzig.) Als Mittelpunkt der rde kann freilich, äußerlich angesehen, jeder Punkt aus der Obersläche der Erde nach Willkür gedacht werden; aber der Ort, sei es Berg, Stadt oder Land, wo Gott sein Heiligthum gestiftet hat und von wo Geift und Segen sich nach allen Seiten ergießt, ist wir lich Mittelpunkt der Erde, wie der Nabel, durch welchen das nährende Blut der Mutter in die Leibes- frucht einströmt, und ein solcher Mittelpunkt des be- lebenden Geistes u sein ist die göttliche Bestimmung Jerusalems. (Så1?mieder.) 13. Das eicharabien, Dedan, und die Kaus- leute aus dem Meer kaus Tarsis 20, 12. 20 u. 22], und alle Gewaltigem die daselbst sind salle raubgierigen Herrscher dieser HandelsvölkerL werden zu dir sagen: Jch meine ja, [Gog] du seiest recht kommen zu rauben, und hast deine Haufen ver- sammelt zu Plaudern, aus daß du wegnehniesi Silber und Gold und sammelst Vieh und Guter, und großen Raub treibest [da bin ich denn nun bei der Hand, dir alles um einen guten Preis ab- zukaufen , um es dann weiter zu verhandeln I. Macc. Z, 41]. Die hier Genannten sind lauter Handelsvölkey die arabischen Völker Seba und Dedan als Repräsentanten des Landhandels, Tarsis als Repräsentant des See- handels: wo Aas ist, da sammeln sich die Adler, wo es Beute giebt, die Kaufleute. (Hengstenberg·) Der Land und See durchfahrende Handel bietet zuvörderst 614 einen Gegensatz zu dem seßhasten Wesen und fried- lichen Thun Israels in seinem Lande; sodann werden die Genannten durch die Bezeichnung ,,Raublöwen«, wie es im Grundtext eigentlich heißt (Luther: »Ge- waltige«), dem raub- und beutegierigen Gog an die Seite gestellt, und figuriren da gleichsam als Sach- und Fachkenner, als Techniker, wo es Raub und Beute iebt, denn ihre Rede: ,,Wir meinen ja, du seiest recht kommen zu rauben 2c.« nimmt sich aus wie eine ironische Frage: was willst du da, bei einem Volke von solch er patriarchalischer Lebensart, eigentlich holen ? und giebt zu erkennen, daß sie, die es ja für ihr Leben ern sehen, wo geraubt und Beute gemacht wird, sich Zier keinen sonderlichen Gewinn Versprechen, der große Angrisfscheint ihnen »in keinem »Verhältniß zu stehen zur Kleinheit des Objekts. (Schröder.) »Im Gegensatz zu der nunmehrigen Lebensweise des seiner Ursprung- lichen Bestimmung zurückgegebenen Israel sind die hier eingeführten Kaufleute zugleich eine Erinnerung an das, was Israel während der Zeit seiner Verwer- fuiig und Zerstreuung unter die Völker gewesen; je widerlicher der Eindruck ist, den diese Kaufleute mit ihrer Rede Eier machen, desto mehr wird das zu Christo bekehrte Ju envolk noch einmal elber einsehen lernen, wie übel sie ei entlich daran gewesen, da sie dem andelss und chachergeist preisgegeben waren· zur trafe dafür, daß sie allezeit dem heil. Geist wider- strebt hatten (Apostg. 7, 51; Kap. 20, 43). 14. Darum so weissagiy du Menschenkind, nnd sprich zu Gog: So spricht der HErr-.HErr: Jst-s nicht also, daß dn wirst merken, wenn mein Volk Israel sicher liind keines Einfalls gewärtig] wohnen wird [und da geschwind auf den Einfall kommen, dich seiner und seiner Güter zu be- mächtigen]? « 15. So wirst du [denn auch wirklichJ kom- men aus deinem Ort, nämlich von den Enden gegen Mitternachtz du und ein groß Volk mit dir, Zlle zu Roß, ein großer Haufe und ein mächtiges eer; Its. Und wirst heraus ziehen über mein Volk Israel, wie eine Wolke, das Land zu bedecken [V. 9]. Solches wird zu der letzten Zeit geschehen [V. 8]. Jch will dich aber darum in mein Land kommen lassen, auf daß die Heiden mich erkennen, wie [be-sser: wenn] ich an dir, o Gog, geheiliget werde vor ihren Augen [Kap. se, 23]. Die prophetische Rede ist durchweg so gefaßt, »daß man siehet, wie hier zwei Ereignisse der Letztzeit in einander verwebt sind, die beiden nämlich, die am Schluß der Anm. zu V. 2 zeitgeschichtlich auseinander gelegt worden; denn während V. 14-—16 wieder ein- lenken in die Beschreibung des Krie szugs des Anti- christ, von welchen in V. 4—9 geweilsagt wurde, neh- men die Verse 10—l3 vielmehr auf dasjenige Ereigniß Beziehung, welches den Gegenstand der Verkündigung des Johannes in Offenlx 20, 7——9 bildet. Dem alt- testamentlichen Propksieten ist das Geheimniß der Bos- heit, das in dem per önlichen Antichrist, dem Menfchen der Sünde und Kinde des Verderbens, dereinst offenbar werden soll, noch ziemlich verschlossen; es hat, wie wir Zi Kap. 32, 32 bemerkt haben, fiir ihn und dasjenige olk, zu dessen Seher er zunächst berufen war, keine unmittelbare Beziehung, es ist weniger das eigentliche Teufelswerk der antichristifchen Zeit, was er zu fchauen Hesekiel 38, 14-23. bekommt, als das Werk menschlicher Gemeinheit und Raubsuchh das in des Johannes ,,Gog und Magog« uns entgegentritt. Und so wird denn auch, was nach dem tausendjährigen Reich geschieht, wenn auch durch des wieder los gewordenen Satan Verfiihrung ange- stiftet, nicht wieder eine eben solche Steigerung des Bösen auf Erden sein, wie das, was unmittelbar vor der Aufrichtun jenes Reiches geschehen. Die Zahl des Thieres: Fechshundert und sechsundsechzig« (Osfb. 13, 18) hat schon angedeutet, daß in diesem Thiere die absolut höchste Steigerung der Bosheit beschlossen liegt, Teufel und Mensch haben sich da gleichsam zu Einer Natur verbunden, der Teufel ist soiusagen Mensch geworden; die Bosheit Gogs und Agsiagogs dagegen ist einestheils nicht sowohl eine persönliche als eine volkliche, und schon deshalb nicht eine so in- tensive, und ist anderntheils blos eine teuflisch-mensch- liche, indem Menfchen oder Völker sich vom Teufel treiben und beherrschen lassen, denn zu einer noch- maligen Jncarnation des Satans darf es jetzt nicht mehr kommen. 17. So spricht der HErr-HErr: Du bist es, von dem ich vor Zeiten gesagt habe durch meine Diener, die Propheten in Israel, die zu derselbigen Zeit [im Grundtext steht hier noch; Jahre lang] weissagten, daß ich dich uber sie kommen lassen wollte [vgl. Jes. 25, H« m ff« M« 215 Jer. 30, 23 f.; Joel 3, 7 f. 16 ff.]. » Die Ankündigung, wie der HErr sich an Gog hei- ligen werde, beginnt mit der Aussage, daß Gog der sei, von welchem Gott schon durch die früheren Pro- pheten geredet habe; diese Aussage ist (im Grundtext) in Frageform gekleidet: »Bist du der, von dem ich vor Zeiten gesagt habe 2c.«? (Keil.) Frühere, ans den Namen Gog’s lautende Weissagungen finden sich nicht; wohl aber finden sich viele Weissagungem die voraussagen, daß Gott an einem Endetage die ganze Weltmacht zu einem letzten Kampfe gegen sein Volk concentriren, dann aber auch sein Volk aus dieser größten und aller Bedrängniß erretten und aller Welt- macht endlich und für immer obsiegen werde. Auf solche allgemeine Weissagungen vom EndetageJehovas von dem endlichen Kampf und Sieg geht unser Pro- phet zurück· er will also nicht sagen, daß bereits vom Gog geweifsagt sei, sondern das will er sagen, daß der letzte und gewalti ste Feind des Volkes Gottes, von wel em jene Weisagungen reden, Gog sein, in Gog ers einen werde. (Kliefoth.) Daß die Propheten Jsraels Gog bereits namhaft gemacht hätten, wird gerade durch die Frageform des Satzes ausgeschlossenx wenn sie Namen nannten, so waren es vielmehr an- dere Volksgestaltem aber hinter diesen allen blieb ein Fraggeichem zumal bei allen Gnadenaussichteii Jsraels ein dgericht über seine und Gottes Feinde, über die dem Reiche Gottes widerstehende Welt in Aussicht verblieb. Jenes Frage eichen nun realisirt sich d1irch diesen Gog hier bei Hefekieh es ist daher nicht blos schwer, bestimmte ältere Prophetenworte nachzuweisety sondern auch überflüssig. (Schröder.) 18. Und es wird geschehen zu der Zeit, weiin [in Erfüllung »der prophetischen WeissagUiigJ Gog kommen wird uber das Land Israel, spricht der HErt--HErr, wird [gleichsam als das Heer, das wider ihn streiten soll] herauf ziehen mein Zorn in meinem Grimm sdaß man das Schnauben meiner Nase hören wird Pf. 18, I. 16]. Das absolute Ende des Heidenthums durch Gottes Gericht. 19. Und ich rede solches [daß es alsdann furchtbar hergehen soll] in meinem Eifer, und im Feuer meines Zorns kund da werden auch die Empfindungen von der schweren Gewalt meines Feuereifers, der die Widerwärtigen verzehren wird, selbst bei denen nicht ausbleiben, die nicht davon betroffen werden sollen]. Denn zu derselbigen Zeit wird groß Zittern sein im Lande Israel; 20. Daß bormcinem Angesicht zittern sollen die Fische im Meer, die Vögel unter dem Himmel, das Vieh ans dem Felde, und alles, was sich reget und weget [Kap. 7, 22 Anm.] auf dem Lande, und alle Menschen, so ans der Erde sind; »und sollen die Berge umgekehret werden, und die Wande und alle Mauern zu Boden fallen. Es ist das in V. 18 u. 19 Gesagte, gleichwie das Gewitter- in Pf. 18, Bild einer großen vernichtenden Katatrophe in der Menschenwelt, bei der alles die Empnndung hat, als bräche die Erde zusammen. Die Katatrophe trifft nur die Feinde des Volkes Gottes, aber sie ist so surchtbar, daß bei ihr das ganze Welt- wesen zu Grunde zu gehen scheint, daß für die Em- pfindung alles Lebendige auf Erden von ihr berührt wird, alles Hohe auf Erden zusammenstür t, ohne Unterschied, ob es zunächst der feindlichen acht an- gehört oder nicht. Alle surchtbaren Particulargerichte überhaupt kommen ja in ihrer Wirkung auf die Em- pfindung einemWeltgerichte gleich: die Erde scheint bei ihnen aus ihren Fugen zu gehen. (Hengstenberg.) Das Gericht über die heidnische Masse ist eine ge- waltige, außerordentliche Offenbarung des göttlichen Zornes; der Manisestation entspricht auch genau die Handhabung der Gerechtigkeit Gottes. Was sich früher bei einzelnen glänzenden Siegen des Bundesvolks über eidenvölker ereignete, wo die Hand Gottes besonders ichtbar war und ein· risf zum Verderben seiner Feinde, dies alles vereinigt sich hier im höchsten und vollen- detsten Maße: hier kämpft Jehova recht eigentlich für sein Volk; die ganze sichtbare Natur ist nicht nur Zeuge, sondern auch Abdruck selbst, gleichsam der Widerhall der Donner des Gerichts. (Hävernick.) ,,Zittern in der Erde Gründen wird des Richters Nahn verkünden, der die Herzen will ergründen« Auch die Heiligen werden zittern, aber anbetend und hoffend: Pf. 46. (Schmieder.) 21. Jch will aber über ihn [den Gog mit seinen HeereSsäUlenJ rufen das Schwert aus allen meinen Bergen, spricht der HErr-HErr, daß [in der großen Armee] eines jeglichen Schwert soll wider den andern sein. · 22. Und ich will ihn richten mit Pcstilenz [Sach. 14, 12] und Blut [28, 23], und will regnen lassen Plahregen mit Schloßen [oder Hagel- steinen 13, n; Jos 10, 11]- Feuer und Schwefel U. Mos. 1»9, 24z Pf. 11, 6], uber ihn und sein Heer und uber das große Volk, das mit ihm ist. 23. Also will ich denn herrlich, heilig und bekannt werden vor vielen Heiden, daß sie erfahren sollen, daß ich der HErr bin [V. 16; se, 23]. Wider Gog ruft der HErr das Schwert, daß seine Schaaren sich gegenseitig zersleischen und tödten: dieser auch in Sach. 14, 13 wiederkehrende Zug der Vernichtung 615 des Feindes durch Selbstzersleischung hat seine thpischen Vorbilder an der Niederlage der Midianiter unter Gideon (Richt. 7, 22) und der unter Josap at in Juda eingefallenen Feinde (2. Thron. 20- 23). ie Nieder- lage der Feinde wird vollendet durch von Gott ver- hängte wunderbare Plagen: Pest und. Blut, Platzregen und Ha elsteine und Feuer und Schwefelregen, wie einst auf Sodom und Gomorra. (Keil.) Der Schluß ist, daß Gott ans allem groß und heilig hervorgeht, darum wir alle Dinge mit Gott anfangen solltenx aber wie ist Gott in dieser unsrer Zeit so klein den Augen der Menschen, auch durch Schuld derHeuchler! (Schröder.) Nicht blos, worauf wir schon hingewiesen haben, ist bei unserm Propheten in die Wei sagung wider Go· vom Lande Magog auf die Vernichtung des Antichrisi sowohl wie auf die von Go und Magog in Offb.19, 11 ff. und 20, 7 ff. Bezie ung genommen, sondern theilweis auch ans die Unternehmungen des antichrist- lichen Zeitgeistes wider das heimkehrende Israel in Offenb Als, 13 ff. und auf die Verni tung der von diesem versuchten Staatenbildungin O b.11,13; bald wiegt die eine, bald die andere Beziehung vor, doch läßt sich keine vollständige Trennung der in einander geflochtenen Beziehungen dergestalt treffen, daß man jedem einzelnen der verschiedenen Gottesgerichte das gerade ihm zugehörende Theil der prophetischen Worte zuweisen und die mancherlei Gruppen der Reihe nach ein eln vorsühren könnte, sondern das Ganze muß ein Gesammtbild der letzten Zeit, die dem jüngsten Tag vorangeht, bleiben. Erst am jüngsten Tag selber kommt Christus wieder vom Himmel, zu richten die Lebendigen und die Todten: daran haben wir unbe- dingt festzuhalten, und wie nun diese Wiederkunft deutlich in Osflu 20, 11—15 uns vorgestellt wird, so ist alles Vorhergehende noch nicht seine ei· ene, per- sönliche Erscheinung, weder ist er bei dem allen des Feuers vom immels zur Verzehrung von .Gog und Magog in O enb. 20, 9., noch bei der Eröffnung des Himmels und dem Gerichtsakt über das Thier und den falschen Propheten in Offb 19, 11 ff. fchon sicht- bar gegenwärtc , sondern es sind das alles noch mittelb are erke seiner göttlichen Allmacht und Majestät, die nur so deutlich und handgreiflich als seine Werke sich ossenbaren werden, daß man ihn schon so gegenwärti sieht, als ob er wirkli bereits erfchienen. Hierna ist auch das tausendjähri e Reich in Offb. 20, 1——6 noch nicht ein solches, da åhristus sichtbar und persönlich sein Volk regierte; vielmehr halten das voraus-gehende Gericht die Zwölse, denen er’s verheißen (Matth. l9, 28), und unter ihm herr- schen, die zur ersten Auferstehung gelangt sind, er selber hingegen steht zu seiner Gemeinde auf Erden nur erst in dem Verhältniß wie vormals zu dem Kreise der Seinen in der Zeit der 40 Tage zwischen Auferstehung und Himmelsahrt. Man hat durch aller- lei falsche Vorstellun en, die man über Umfang, Be- deutung und Bescha enheit des tausendjährigen Reichs sich gemacht, der Lehre von den letzten Dingen man en Schaden gethan und dadurch den Vertheidigern es kirchlichen Dogmas hinlängliche Veranlassung gegeben, den Ehiliasmus in jeder Art seiner Fassung zu be- kämpfen; wir werden da versuchen müssen, die Sache nach beiden Seiten hin klar zu legen, aber freilich, da wir nicht eine zusammenhän ende Glaubenslehre, son- dern eine Bibelauslegung chreiben, nur nach und nach und in ein elnen Excursen, wie sich Gelegenheit da u bietet, unsre Meinung darlegen können, indem sel st die Offenbarung St· Johannes von Kap I0—·20 nicht alles in zeitgeschichtlicher Aufeinanderfolge bietet, 616 Hesekiel 39, 1——1 S. vielmehr mit ihren Gesichten immer nur die eine Seite an dem, was sie weissa t, entwickelt und andere Seiten wieder bei andern Gesgichten vornimmt. Das 39. Kapitel. lfon der Niederlage gogs und Jliagogs und Sieg des Volks Heiles. .1. Und du Menschenkind [um das Wort in Kuh. 38, 2 ff. wieder aufzunehmen], weissage wider Gog, und sprich: Also spricht der HEN- HErn Siehe, ich will an dich, Gog, der du der oberste Fürst bist in Mesech und Thubal [38, 2]. 2. Siehe, ich will dich herum lenken und locken, und aus den Enden von Mitternacht brin- gen, und aus die Berge Israel kommen lassen [38, 4]. Z. Und will dir sder du so wohl geriistet nnd mit gewaltigen Heeressäulen daher kommst 38, 5 -—-7] den Bogen aus deiner linken Hand sdie ihn hält] schlagen, nnd deine Pfeile aus deiner rechien Hand [ivelche den Bogen spannt und die Pfeile abschießen will] werfen ldaß es gar nicht erst zu einem Angrifs auf mein Volk von deiner Seite kommen wird]. 4. Aus den Versen Jsraels sollst du nieder- gelegt werden, du»mt alle deinem Heer und mit dem Volk, das bei dir ist. Jch will dich den Vögeln, woher sie fliegen, und den Thieren aus dem Felde zu fressen geben [V. 17 ff.; Offenb. 19, 17 f.]. 5. Du sollst auf dem Felde darnieder liegen; denn ich, der HErr-HErr, habe es gesagt. 6.» Und ich will Feuer werfen über Magog, und uber die, so in den Jnseln sicher wohnen; und sollen es erfahren, daß ich der HErr bin [29, 6]. 7. Denn ich will meinen heiligen Namen kund machen unter meinem Volk Israel, und will meinen heiligen Namen nicht länger [unter den Heiden] schcinden lassen; sondern die Heiden sollcn erfahren, daß ich der HErr bin, der Heilige in Israel [38, 23]. Der Prophet nennt das Herausziehen Gog’s aus dem äußersten Norden gegen die erge Jsraels eine Verlockung des Feindes durch Jehova; denn dort soll der Widerspenstige fallen und zum Fraße werden den Vögeln des Himmels und dem Wild der Erde, daß der Name des Aller öchsten erkannt und geheiliget werde. (Umbreit.) Jn diesem Kapitel wird von der- jenigen Niederlage Gog’s gehandelt, welche dem tausend- jährigen Reiche vorhergeht, wie denn au Offenb. 19 mit diesem Kapitel Hesekieks wesentlich ii ereinkommt. (Starke.) Gog’s Zug geschieht zu Lande, er hat jedoch seine Shmpathien wie daheim im Lande, so auch auf Jnseln und Kiistenländerm über Land und Meer hin (38, 13). Die Heiligkeitsofsenbarung in Israel aber, die bei diesem Zuge erfolgt, schneidet fernere Entheili- gung Jehovcks in Beziehung aufJsrael(30, 20) unter en Heiden ab. (Schröder.) — 8. Siehe, es ist schon kommen und geschehen [was vorhin von der Niederlage Gcgs und seiner Heeresmasse geweissagt wurde], spricht der HEN- HErrz das ist der Tag, davon ich [in eben dieser, von Gog handelnden Weissagung 38, 18 ff.] ge- redet habessp » ,9. Und die Burger in den Stadien Israel werden heraus gehen« saus denselbigens nnd Feuer machen, und verbrennen die Waffen, Schilde, Tartschem Bogen, Pfeile, Fauststangen [4. Mos 22, 271 und langen Spießez nnd werden sieben Jahre lang Fenerwert dauiit halten, 10. Daß sie nicht durfen Holz ans dem Felde holen, noch im Walde hauen, sondern von den Waffen werden sie Feuer halten; und sollen rauben [beraub»en diejenigen] , von denen sie beraubt sind, und plundern [die], von denen sie geplundert sind, spricht der HErr-HErr.-ttr ’··) Die geweissagte Begebenheit tritt so lebhaft vor den Geist des Propheten, daß er sie als schon einge- treten hinstellt, wie es ja das Wesen des Glaubens ist, das Nichtseiende so zu schauen, als wäre es schon. Der Sache nach weisen die Worte darauf hin, daß es sich nicht um eine patriotische Phantasie handelt, son- dern um ein Wort desjenigen, der da spricht, und es geschieht. (Hengstenberg.) —- ") Jsrael, für welches der HErr den surchtbaren Angriss noch furchtbarer ab- gethan hat, promenirt nun gleichsam hinaus auf die Gerichtsstätte (Schröder.) Wer die Völkerschlacht bei Leipzig gesehen, der hat ein schwaches Nachbild von esekieks erhabener Schilderung der Tage nach der Schlacht. gSchmiederJ Das Wort, in dem der Glaube zu leben at, nimmt gleichsam Fleisch und Blut an, um so einen Einfluß zu gewinnen auf die Phantasie, in der die Schreckbilder so gern ihren Sitz, auf chlageii. Es wäre gegen den Augenscheim wenn man den Specialitiitem die so offenbar nur Darstellungsmittel sind, reale Bedeutung beilegen wollte. (Hengstenberg.) Um zu zeigen, wie fnrchtbar das Gericht über Gog sein wird, schildert der Prophet in drei speziellen Zü en die totale Vernichtung seiner gewalti en Heeres- massm l) wird die Verbrennung aller Wassen der ge- fallenen Feinde den Bewohnern des Landes Israel 7 Jahre lang Holz zur Feuerung liefern, daß sie nicht nöthig haben werden, vom Felde oder aus dem Walde Brennholz zu holen: V. 9 u. 10; Z) wird Gott dem eere Gog’s eine große Grabstätte in einem Thale sraels geben, welches davon den Namen ,,Gog’s Haufenthal« erhalten soll, sowie auch eine Stadt in dortiger Gegend darnach ,,Hamona« genannt werden soll — dahin werden die Jsraeliten 7 Monate lang die Gefallenen Gog’s begraben und nach Ablauf dieser Zeit noch von eigens dazu bestellten Männern das and durchforschen und die noch unbegraben gebliebe- nen Todten ebeine aufsuchen und von Todtengräbern bestatten lassen, um das Land vollständi zu reinigen V. 11—16; Z) wird Gott von dieser Scglachtung den Raubvö eln nnd Raubthieren ein reichliches Mahl be- reiten, iese werden ihr Mahl an den Leicheii halten, bevor dieselben be raben werden, da das Bestatten nicht sofort und aus einmal geschehen kann V. I7—20. Die einzelnen Momente in der Schilderung der Art und Auf den Bergen Jsraels soll der letzte Feind niedergelegt werden. 617 Weise, wie die Feinde bis auf die le te Spur vertilgt wer- den sollen, sind nicht chronologis , sondern sachlich ge- ordnet, und der Gedanke, daß die erschlagenen Feinde den Raubthieren zur Beute werden sollen, ist als der stärkere zu etzt erwähnt, weil darin der schmachvolle Untergang derselben ipfelt. (Keil.) Die 7 Jahre des Verbrennens der Wa en und die 7 Monate des Be- grabens der Leichen kenn eichnen die Niederlage als eine gottgewirkte Stra e, als ein Gottesgericht (Kliefoth.) Es ist offenbar ein heiliges Geschäft, dem das Volk sich unterzieht, worin es selbst an den Tag legt, wie es ein anderes, als das alte, welches die Ueberreste des Heidenthums willig in seiner Mitte duldete, geworden, in strengster Reinheit des Wandels vor Gott lebend ist. Diesem Charakter ihres Handelns, ihres Tagewerks entspricht deshalb auch ganz genau die Heiligkeit der Zeit. (Hävernick.) — m) Was es auch war, wodurch der Feind schrecken konnte, es hat sein Schreckendes dergestalt verloren, daß es nur noch als Brennholz, zu nutzbarer Verwendung im geraden Ge- gensatz zu seiner abschreckenden und schädlichen Be- stimmung in Betracht kommt; denn nicht, wie auch sonst wohl nach einer Schlacht die Waffen des Feindes mit einem Mal verbrannt werden, ist es hier, sondern die Bewohner der Städte Jsraels brennen und ver- brennen an dem betreffenden Holze sieben Jahre lang. Das zweifellos Symbolische der Siebenzahl (St)mbol des göttlichen Bunde-Es) beleuchtet zugleich das so Drastische der übrigen ganzen Angabe. Alle Dinge müssen den Gott Liebenden zum Besten dienen. Das Feuer des Christenthums kommt zum Ende über alle Waffen dieser Welt; sie heizen dann, statt zu Verleg-en. Siehe, was Menschenrüstung werth ist, was aus allen Schilden der Menschen wir , langen und kurzen! laß dich nicht von der Welt decken und schirmenl erwäge, welch Vertrauen darauf zu setzen, welche Furcht davor zu haben ist, oder vielmehr nicht ist! (Schröder.) Durch die Plünderung der gefallenen Feinde führen die Jsraeliten an, ihnen das aus, was diese ihnen an- thun wollten (38, 12); es fällt damit dem Volke Gottes der Reicht um seiner Feinde zu: Jer. 30, 16. (Keil.) Auch na Micha 4, 13 soll das bekehrte Israel, wie einst in T. Chron.20,25., die reiche Beute von den antichristischen Heeren erbeuten; letztere müssen unbewußt für Jsrael sammeln und alles sogar selber nach Canaan bringen. (Richter.) 11. Und soll zu der Zeit geschehen, da will ich Gog einen Ort geben zum Vegräbniß in Israel, nämlich das Thal, da man gehet am Meer gegen Morgen [richtiger: das Thal der Vorüber- gehenden, östlich vom Meer]- also, daß die, so voruber gehen, sich davor scheuen werden, weil man daselbst Gog mit seiner Menge begraben hat [Jes. 34, 3], und soll kdies Thal fortan] heißen Gogs Haufenthals [wo Gog mit seinem großen Haufen oder Getümmel begraben liegt]. 12. Es wird sie aber das Haus Israel be- graben sieben Monden lang, damit das Land ge- reiniget werde. 13. Ja, alles Volk im Lande wird an ihnen zu begraben haben, und werden Ruhm davon haben, daß ich des Tages soon dem in V. 8 die Rede] meine Herrlichkeit erzeiget habe, spricht der Hist:- HEtr lindem sie fortan als diejenigen erscheinen, die einen Gott haben, der vom Tode errettet und nicht sie läßt von den Feinden begraben werden, sondern umgekehrt die Feinde vernichtet, daß diese von ihnen müssen begraben werdens 14. Und sie werden Leute aussondern soder anstellen], die stets im Lande umher gehen und mit denselbtgen die Todtengrciber, zu begraben die Uebrigen aus dem Lande, auf daß es gereiniget werde; nach sieben Monden werden sie sorschen. 15. Und die, so im Lande umher gehen und etwa eines Menschen Bein sehen, werden dabei ein Mal ansrichien, bis es die Todtengniber auch in Gogs Haufenthal begraben. 16. So soll auch die Stadt heißen Hamona sVolksmenge oder Getümmel Kap. 31, 2]. Also werden sie das Land reinigen« s) Gog dachte, das Volk Gottes zu begraben und sein Land sich anzueignen, aber es geschieht gar an- ders, er wird von dem Volke Gottes begraben und von dem Lande erhält er gerade nur soviel, als-zum Begräbniß hinreichb (Hengstenberg.) Verschieden wird die nähere Bestimmung über den Ort des Be- gräbnisses: ,,Thal der Vorübergehenden (Durchziehen- den) östlich vom Meer« gedeutet, indem man 1) an das mittelländische Meer denkt und nun unter dem betreffenden Thal die Gegend von Megiddo versteht; als Thal der Vorübergehenden könnte sie entweder bezeichnet sein, weil sie die uralte Hauptstraße des Verkehrs zwis en Egypten und den Hauptländern war, oder mit no bestimmterer Beziehung auf unser Orakel, weil die Erscheinungs Gogs und seiner Heeres- massen nur die eiiier vorüberziehenden Wetterwolke (Kap. 38, 9 u. 16 sein ollte, bleibend nur ihr Grab, das sie im heil. ande "nden würden. Oder Z) man denkt an das todte Meer (47,18) und versteht unter dem Thal der Vorübergehenden oder Durchziehenden die Karavanenstraße am üdöstlichen Ende des Salz- meeres. Dieses Thal lag am äußersten Grenzpunkt des Landes Israel, bemerkt Schmieder, nahe dem Gebirge Seir (35,2), erinnerte an eine Niederlage der Edomiter durch David (Ps. 60, L) und an Kedorlao- mor, der im benachbarten Sodom Loth undseine Habe weggeführt hatte und von Abraham geschlagen wurde (1· Mos. 14); das todte Meer, das sich in nordwestlicher Richtung anschloß, war überdies ein bleibender Typus aller göttlichen Gerichte. Jnsofern nach der Schlußbem zu Kap. 38 durch die Weissagung Hesekieks von Go auch die Unternehmung des anti- christlichen Zeitgei tes egen das heimziehende Jsrael, die wir an den Schlug unsers gegenwärtigen Jahrh. verlegen, indurchleuchtet, ist die erstere Erklärung in ihrem vo en Rechte, wie denn in Offenb.16, 16 aus- drücklich Harma eddon (Berg von Megiddo) als Ort der Niederlage er wider Israel aufgebotenen Heeres- mafsen ange eben wird, und findet ei dieser Nieder- lage unsre eissa ung vom Verbrennen der Waffen, Berauben der Ge allenen und Beerdi en der Leich- name wohl auch ihre buchstäbliche rfüllitngz faßt man dagegen den persönlchen Antichrist mit seinen Schaaren am Ende des 20. Jahrh in’s Au e, der nach vielen prophetischen Andeutungen bis na Jeru- salem selber vorbringen wird und dort dem Gerichte des HErrn verfällt, so eignet sich keine Ge end besser zu ,,Gog’s Haufenthal«, wie jener Begräbni ort ferner genannt wird, als das todte Meer, doch sind nun für dieses Ereigniß die Schilderungen des Verbrennens der Waffen und des Beerdigens der Todten mehr als 618 Hesekiel 39, 17—-29. symbolischer Ausdruck fiir geistliche Wahrheiten (Jes. 9, 5; 34, B; 26, 19; Offb. 20, 4) zu nehmen, denn es folgt ja auf diese Niederlage die Aufrichtung des tausendjährigen Reiches, nach dessen Ablauf Gog und Magog nur bis auf die Breite der Erde treten und« das Heerlager der Heiligen und die heil. Stadt um- ringen, aber nicht ineinkommen dürfen, sondern sofort vom Feuer des H rrn verzehret werden (Offb. 20, 3). ») Sieben Monate hindurch hat das ganze Volk vollauf mit dem Begraben der Feinde zu thun; diese Zeit reicht aber nur aus, die an dem Hauptort der Niederlage massenhaft bei einander liegenden Feinde zu bestatten, auch nach Ende der sieben Monate geht die Arbeit fort. Man wählt nun Bestatter aus , die das ganze Land durchreisen, um die noch weiter anf- gefundenen Leichname oder vielmehr Gebeine unter die Erde zu bringen. Angestellte Männer reisen durch das Land und mit ihnen die Bestatter oder Todten- gräber: jene, die eigentlichen Aufspiirey bezeichnen die Stätten, wo Leichname oder Gebeine liegen, dann kommen diese und thun ihr Werk; sie beftatten die Leichname aber nicht an den Stellen, wo sie aufge- funden worden, dieselben werden vielmehr alle nach ,,Go ’s Haufenthal« übergeführt. «(Hengstenberg.) Zu ämpfen hat das Haus Jsrael und das Volk im Lande nicht nöthig gehabt: seine Feinde fielen durch Jehova, der nichts als zu begraben übrig ge- lassen hat« und nun wird die Reinigung des Landes von den eichnamen, der Eifer darin, das Volk des Landes erscheinen lassen als ein heiliges Vokk und demselben einen Namen machen. Es reinigen jetzt das Land mit aller Sorgfalt, die vormals es verunreinig- ten mit allerlei Greueln. ,(Schröder.) Das Volk erkennt sich jetzt als das vom Heidenthum wesentlich geschiedenex es ist ein wirklich reines Volk im schroffsten Gegensatz zu aller Unreinheit und Befleckung Aus diesem lebendigen Bewußtsein handelt es nunmehr, und so gereicht die Begebenheit der Theokratie zum Ruhme: Gott hat sich auf wunderbare Weise inmitten des Volkes verherrlicht, aber nicht mehr wie vorzeiten geht dasselbe nun in Undankbarkeit seine eigenen Wege der Sünde und des Verderbens, sondern lebt jetzt sein Leben zur Verherrlichung des HErrn Damit denn das Andenken an die Katastrophe durch mehr als eine i Lokalität lebendig· erhalten werde, soll auch eine nahe elegene Stadt einen entsprechenden Namen führen. FHävernickJ 17. Nun, du Menschenkiud, so spricht der HErr-HErr: Sage allen Vögeln, woher sie fliegen, und allen Thieren auf dem Felde: Sammelt euch und kommt her, findet euch alleuthalben her zu Haufe zu meinem Schlachtopfer, das ich euch fchlachte, ein groß Schlachtopfer ans den Bergen Jsrael; und fresset Fleisch, und saufct Blut. 18. Fleisch der Starken sollt ihr fressen, und Blut der Fürsten auf Erden sollt ihr sausen, der Widder, der Himmel, der Blicke, der Ochsen, die allzumal seist und wohl gemästet sind. 19. Und sollt das Fette fressen, daß ihr voll werdet, und das Blut sausen, daß ihr trunken werdet, von dem Schlachtopfey das ich euch schlachte 20. Scittiget euch nnn über meinem Tisch von Rossen und Reiter-i, vou starken und allerlei Krtegslenten spricht der HEMHErr [Jes. 34, e; Jer. 46, 10], Der Prophet wird nicht müde, die furchtbare Nie- derlage des Feindes in einem immer neuen Lichte zu zeigen; das Fleisch und Blut der Erschlagenen wird als ein großer Opferschmaus für die Thiere des Feldes und die Vögel des Himmels dargestellt. (Umbreit.) Ein besonders furchtbarer Gedanke liegt in dem ,,un- begraben bleiben und den Vögeln zur Speise dienen« (Jer. 7, 33; 12, 9); auch bei arabischen Dichtern fehlt dieser Zug nicht, es freuen sich da Hyänen und Wölfe auf das Gastmahl, welches ihnen durch die erschlage- nen Feinde bereitet wird, und gierig stürzen sich die Raubvögel herzu und sättigen sich an den Leichnamen (Hävernick.) Unter dem Bilde eines Opfers erscheint die Niederlage der Feinde, weil der HErr sich durch den Untergang derjenigen gleichsam selbst bezahlt macht, die ihm das Seinige verweigert haben, sich das ihm verweigerte Opfer gleichsam selbst holt. Gott muß an jeder nach seinem Bilde geschaffenen Creatur zu seinem Rechte kommen, entweder so, daß sie es ihm giebt, oder so, daß er es sich nimmt. Jn V. 18 werden zuerst die Helden und Fürsten genannt; dann wird die gan e emischte Menge durch Widder, Häm- mel, Böcke, chF das, was Gebein ist, in jenem Thal begraben wird, so fällt dagegen auf den Bergen Jsraels das Fleisch sogleich den wilden Thieren, denen aus der Luft, wie denen vom Felde her, zu: nicht nur soll Jsrael sich darthun als ein heiliges Volk, als ein Priestervolk im heil. Lande, sondern Jehova ewill sofort an Gog’s Fall auch sein Land als Heiligthum (Kap. 37, 26 ff.) offenbaren. Welch ein Ende nach welch einem Anfang! Der Anfang war, Jsrael sollte zur Beute dem Gog fallen; nun ist das Ende, daß Gog sogar dem Gethier zur Beute daliegt. (Schröder.) 21. Und ich will [indem ich das in V. 1 —-20 geweissagte Gericht vollstrecke] meine Herr- lichkeit unter die Heiden bringen, daß alle Heiden sehen sollen mein Urtheil, das ich habe» ergehen lassen, nnd meine Hand, die ich an sie gelegt habe« H2. Und also das Haus Jsrael erfahre, daß ich, der HEry ihr Gott bin, von dem Tage [an] und hinfurder sfür ewige Zeiten]; 23. Und die Heiden erfahren, wie das Haus Jsrael sals es vordem aus seinem Lande unter sie zerstreut 36, 19] um seiner Missethat willen sei weggefuhret, und daß sie sich an mir. versundiget hatten. Darum hab ich Damals] »Mein Angesicht vo»r ihnen verborgen, und habe sie ubergeben in die Hande ihrer Widersacher, daß sie allzumal durch-s Schwert fallen mußten. 24. Jch habe ihnen gethan, wie ihre Sünde und Uebertreten verdieuet haben [Kap. 7, 27], und also mein Augesicht vor ihnen verborgen. 25. Datum [weil er einen so herrlichen Aus- gang sich zum Ziel gesetzt] so spricht der HEN- HEkt [um schon jetzt auf diesen Ausgang hinzu- weisen]: Nun will ich das Gefangmß Jakobs wenden, und mich des ganzen Hauses Jsrael er- barmen, und um meinen heiligen Namen eifern. en bezeichnet (Hengstenberg.) Wie, Das Ziel der Wege Gottes mit Israel: Friede und Ruhe, Heiligkeit und Seligkeit. 619 26.» Sie aber werden ihre Schmach und alle ihre Sande, damit sie sich an mir versnndiget haben, [als eine schwere, sie niederbengende LastJ tragen [indem sie solcher Sünde sich schämen und Ekel davor empfinden 16, 54 u. 61], wenn sie nun sicher in ihrem Lande wohnen, daß sie nie- mand schreite; 27. Und ich [um hinter diese Gegenwart in diejenige Zeit zurückzugreisem wo dieselbe ihren Anfang genommen] sie wieder aus den Völkern gebracht nnd aus den Landen ihrer Feinde ver- sammelt habe, nud ich in ihnen geheiliget worden bin vor den Augen vieler Heiden [Kap. 20, 41z 36, 23 f.; denn ,,erkannte Sünde macht be- ladene Sünder, erfahrene Gnade aber demüthigt noch tiefer«]. 28. Also werden sie erfahren, daß ich, der HErr, ihr Gott»bin, der ich sie habe lassen unter die Heiden wegsuhrcn, und wiederum in ihr Land versammeln, und nicht Einen von ihnen ssooiel ihrer zum ewigen Leben verordnet find Kap. 20, 38; Ofsenb. 7, 1 ff.] dort gelassen habe. 29. Und will mein Angesicht nicht mehr vor ihnen verbergen; denn ich habe Nunmehr] meinen Geist uber das Haus Israel ausgegossen [und kann es als mein heiliges Volk anerkennen Kap. 36, 25—28], spricht der HErr-HErr. Das Gemiilde des Gerichts über Gog ist vollendet, nun folgt in V. 21—29 die Anwendun zur Lehre, die schon damals aus der Weissagnng dieses Gerichts der FZErr durch Hesekiel hervorholt· Darin liegt eben der « weck dieser Weissagung für das Jsrael jener Zeit, das noch klagte (37, 11): ,,unsre Hoffnung ist verloren, es ist aus mit uns. (Schmieder.) Durch Gottes Gericht über Gog ist das Verhältniß Jsraels zur Heidenroelt klar heraus· estelltt das Heidenthum hat weder durch seine eigene rast Israel besiegt, noch ist um seinetwillen dieses ihm überantwortet worden. Israel hat gelitten für seine Sünde, sein höchster Richter und kein Andrer hat das Strafamt an ihm vollzogen; darum zieht jenes erste Gericht über Israel nothwendig das zweite über das Heidenthum nach sich, beim Hause Gottes wird der Anfang gemacht, das Ende mit der Welt, nur so ist Gottes Ordnung die allein sich behauptendh welche durch alle menfchlichen Versuche, die elbe umzukehren, nicht angetastet werden kann, sondern den Sieg behält für die Ewigkeit. So wie aber Gott Israel nur um seiner Sünde willen, ohne Rücksicht auf etwas Anderes, hat seinen Feinden unterliegen lassen, so errettet er es nunmehr« auch aus der Hand derselben, und zwar aus derselben Grund- gesinnunH seiner Heiligkeit; denn jetzt ist Israel ein reuiges olk, voll Erkenntnis; seiner Sünde, und ein die Gnade und das Heil seines Gottes kräftig ergrei- fendes Volk. Wie Gott demnach dereinst seine Sünde vor aller Welt als solche deklarirte, so auch nun fein Heil und seinen Sieg. (Hävernick.) Dreifach wird nach V. 21—24 die irkun sein, welche die Vollzie- hung des Strafgerichts an og haben wird: l) wer- den, wenn Gott so an dem Heidenthume seine Macht erweist, die Heidenvölker Gottes richtenden Zorn über sie selbst erkennen; Z) wird Gottes Volk erkennen, daß Jehova sein Gott ist, um es nie zu vergessen; Z) wer- den die Heiden ihren Jrrthum, in welchem sie nach Katz. 36, 20 ff. xetzt befangen sind, berichtigen und werden erkennen, daß Gott nicht aus Ohnmacht sein Volk hat aus seinem Lande treiben lassen, sondern zur wohlverdienten Strafe wegen des Uebermaßes seiner Sünden. Zum Schluß spricht dann Gott in V. 25— 29 aus, zu welchem Zweck er diese Weissagung vom Gog und überhaupt alle von Kap. 35, I ab mitge- theilten Weissagungen gegeben hat. Man kann recht wohl das »Nun« m V. 25 von der Gegenwart des Propheten und die daselbst in Aussicht gestellte Zurück- führung Jsraels von der Zurückführung aus der da- maligen babylonis en Gefangenschaft verstehen: jetzt bald, in kurzer eit, sagt Gott voraus, will ich Jsrael aus dieser Gefangenschaft zurückführen; das den Vers anfangende ,,Darum« aber läßt-auf alles von Kp. 35, l ab Geweissagte sich beziehen. Darum, weil Gott vorhat, solche große Dinge zu thun, seinem Volke eine solche Herrlichkeit zu bereiten und dem Heidenthum ein solches Ende zu machen, kurz einen solchen Ausgang aller Dinge zu schasfen, wie die vor- aufgehenden Weissagungen ihn in Aussicht stellen, da- rum giebt Gott die Versicherung, daß er jetzt bald Israel aus seinem gegenwärti en Exil in Babel zu- rückführen werde; die jetzige urüelführung aus dem jetzigeii babylonischen Exil ist nothwendig, damit seiner Zeit dies llgeweissagte Ende der Herrlichkeit erscheine, darum so Israel, wenn ihm jetzt ein so herrliches Ende vorausgesagt ist, daraus die Zuversicht schöpfem daß es gewißlich bald aus seinem dermaligen Exil er- löst werden muß und wird. So wird der ganzen voraufgehenden Weissagung ihr Zweck darin gewiesen, daß es Gottes Volk trösten und ihm die Zuversicht geben soll, daß es als ein für eine schließliche Herr- lichkeit bestimmtes Volk auch aus seinem dermaligen Elend werde errettet werden. Der 25, Vers beschäftigt sich also allerdings mit der nächsten Zukunft des Volkes Gottes, mit seiner Heimkehr aus dem dermaligen babylonischen Exil; aber indem nun die Weissagung ihren Blick in den folgenden Versen weiter zu dem- jeui en erseht, was auf diese Rückkehr aus dem habt)- lonitfchen xil folgen wird, geht sie wieder, die da- zwischenliegenden Entwickelungen überspringend, über die nächste Zukunft hinüber und schildert, wie Gottes olk, nachdem es werde aus seinem« je igen Exil zu- rückgeführt sein, schließlich eine Zeit erle en werde, wo es nach Durchlebung aller wohlverdienten Gerichte bußfertig und mit dem Geiste Gottes erfüllt im Lande seiner Ruhe leben könne, von Gott geweidet. (Kliefoth.) Ebenso wie der Prophet nicht bestimmt zwischen Gog von Magog, dem Antichrist und seinem Anhang, und Gog und Magog, der letzten wider Gottes Reich anstürmenden Heidenmachh unterscheidet, sondern beide Erscheinungen der letzten Zeit zu einem Gesammtbild vereinigt, ja im Grunde auch, was von der Niederlage der Könige bei Harmageddon in Offb. 16, 13 ff. ge- weissagt wird, im Geiste zugleich mit gegenwärtig hat, so schließen sich für sein Schauen auch der Zustand Jsraels im heil. Lande seit seiner Zurückführung aus der letzten Zerstreuung, wo es nach seiner Rechtferti- gung nun auch der Heiligung nachjagt und sich als ein priesterlichqwophetisches Volk erweist, mit den Zu- ständen und Verhältnissen des tausendjährigen Reichs, wo Jsrael nun auch verherrlicht wird und als könig- liches Geschlecht auf Erden herrfcht, um von seinem Lande aus die noch übrige Welt seinem Christus zu unterwerfen und in diesem Lande die ursprüngliche Bestimmung des Paradieses zu einer Ausdehnung über die ganze Erde wieder aufzunehmen, u einer· Einheit ohne zeitgeschichtlichen Unterschied zusammen; 620 Hefekiel 40, 1-—4. selbst die Ausleger der Gegenwart wissen daher nicht recht in seine Darstellung sich zu finden und streiten- sich nun vielfach unter einander, wie das Einzelne zu fassen sei, wobei denn manches von dem prophetischen Wort geradezu verloren geht. Wir haben aber zu beachten, daß die alttestamentliche Prop etie meisten- theils den neuen Himmel und die neue rde, die am Schluß der Offenbarung St. Johannis (21,1—— 22,5) uns vorgefiihrt werden, so wenig in ihren Gesichtskreis hineinzie t, daß dieses schließliche Ende fast wie ihr noch ver orgen erscheint; es ist also verfehlt, das, was nun in Kap. 40—48 fol t, in die künftige Welt hineinzuverlegen und von da er die Ausdeutung der einzelnen Momente zu entlehnen, wir sind vielmehr ausfchließlich auf Jsraels Zukunft im heil. Lande nach Ossb. 14, 1—6 u. 20, 1—6 angewiesen. Das 40. Kapitel. Von des neuen Tempels Ilorgebäude B. Alls letzter Theil unsers prophetischen Bnths folgen nun uoeh neun znsammengehörige Kapitel, denen narh einer ttegende bei stfeststellung des alttestaineattichen Kansas bei- nahe widerfahren wäre, als unäkht bei Seite gelegt zu werden, wenn nicht ein begeisierter Uertheidiger die ganze Versammlung der Sehristgelelsrtett von deren Ztechtheit überzeugt und zur einstimmigen Annahme derselben bewogen hätte. Gnthielten die weissagungeic des vorigen Theils die gnadenreiehe Busage, das; der HGrr das ganze Israel ans der Zerstreuung in das den Vätern gegebene stand Canaait zuriirtisähren nnd darin als ein durch seinen Geist erneuertes und in seinen Geboten wandelndes voll: wohnen lassen wolle, daß er mit diesem seinem wiederhergestellten voller einen ewigen Bund des Friedens sshließem sein Heitigthnm in ihre Mitte geben nnd darin als ihr Gott aus ewig über ihnen wohnen werde Man. 37, 21—26), so gelangt hier diese theilsverliüudignng für Israel zum voll- endeten Abschluß, indem in einem Gesammtbitde die der— wirlitikhung dessen, was dort in Aussicht gestellt ist, an— sehaulich vor die Seele geführt wird. Bunäthst ist es das theiligthum selbst, mit dem es der prophet zu thun hat Man. 40—42), und gehört dazu auch sowohl der Bericht non der Besilznahme dieser Wohnung von Seiten des ttjErru und seiner damit sieh verbindendeu Rede, als aueh die ttteskhreibnng des Brandopferaltars und die Ver— ordnung über die siebentägige Einweihung desselben Mo. 43). Darauf folgt eine Reihe von Bestimmungen über den Gottes- diensi, durch deren gewissenhafte Beobachtung äu) das ganze Israel als ein heitiges voll: seines Gottes ausweist Rad. 44—46). dlom theiligthum geht jetzt ein Strom aus, der gegen Morgen und Mittag durch das Zlakhfeld stieß: nnd, in das todte Meer sitt) ergießend, dessen Wasser gesund makht und mit lieben erfüllt; nnd benommen wir dann zuletzt noch einen Øinblitlz in die Umgrenzung des heil. Eaudes und seine Vertheilung unter die zwölf Stämme, sowie in den Umfang nnd san der heil. Stadt Rap- 47 n. 48). I« It. 1—4. voran steht eine tinrze Einleitung, welche Zeit und Ort, da der sllrophet die nachfolgende Offen- barung empfing, näher angiebt und die Jlbsirht des ihm zu Theil werdenden Gesithts dahin bestimmt, daß alles, was er sehen werde, er dem Hause Israel vertiündign 1. Jm fünf und zwanzigsten Jahr unsers smit der Wegfiihrung Jojachirfs beginnenden Kap. I, 2] Gesängnissesi [d. i. im J. 574 v. Chr·], im Anfang des Jahre, am zehnten Tage des Monden« lmii welchem nach 2.Mos. 12, 2 das kirchliche Jahr seinen Anfang nimmt, also des Abib oder Nisam entsprechend dem Ende des März oder Anfang des April], das ist das vierzehnte Jahr, nachdem [am 10. Tage des 10. Monden im J. 5881 die Stadt geschlagen war [2. Kett. 25- Stil, eben an demselben Tage [nämlich wiederum, wie schon gesagt, am zehnten Tage eines Monats] kam des HErrn Hand über mich smich in den Zu: stand der Entzückung versetzend Kap. 1, Z; 8, l; 37, 1], und führte mich [im Geist] daselbst hin san die Stätte der eroberten und eingeäscherten Stadi], Z. Durch gottluhe Gesichte sähnlzch »was· m Kap. 8, 3 führte er mich dahin],» namlich ufs Land Israel, und stellete mich auf einen skm gekst- lichen Sinne] sehr hohen Berg« [den Tempelberg 17, 22 f.; Jes 2, 2z Mich. 4, 1], darauf war es swas mir, der ich, von Chaldäa hierher versetzt, meinen Standort an der nördlichen Seite hatte, alsbald in die Augen fiel], wie eine gebauete Stadt boU Mittag hetwcirts [einer solchen glich der neu- erstandene Tempel mit seinen Vorhofsgebäuden und Ringmauern] ; «? Obgleich in viel späterer Zeit verfaßt (vgl. Kap. 33, 1), hängt doch der vorliegende Theil genau mit dem vorigen zusammen. Längere Zeit hatte die Ver- kündigung des Propheten geschwiegen, aber was er beim Beginn seiner neuen Wirksamkeit nach der Zer- störung Jerusalems ausgesprochen, lebte in seiner Seele kräftig fort; das Heil Jsraeks nach seinem Grunde und den wesentlichen Momenten seiner Be- schassenheit hatte er dort Verkündigt, aber es blieb noch die nähere Gestaltung dieses Heils für und in Jsrael zu entwickeln übrig —- dies macht den Inhalt dieses Schlußtheils s einer Weissagungen aus. (Hävernick·) Das große Zukunftsgemälde hier gehört dem Ende der prophetifchen Thätigkeit Hesekieks an; die einzige in der Sammlung befindliche Weissagung von späterem Datum, die in Kap. 29, 17 ff., welche das 27. Jahr des Gefängnisses nennt, während die unsre aus dem 25. Jahr datirt, trägt keinen selbftständigen Character, sondern es wird in ihr nur eine frühere Weissagung aufgenommen zu einer Zeit, da ihre Erfüllung sich eben anbahnte. (Hengstenberg.) Jn der ersten Zeit- bestimmungx ,,im fiinfundzwanzigsten Jahr unsers Ge- fängnisses« ist eine ausdrückliche Rükkbeziehung auf Kap. l, t ff. nicht zu verkennen; sachlich ist damit be- deutet, daß sowohl die Herrlichkeit Jehovcks ihre Vollendung feiert an der Herrlichkeitseines Reiches, als auch daß die göttliche Sendunkg Hesekieks nun zu dem, ihrem AnfangentsprechendenA schluß glommen. (Schrö- der.) — «) er Monat brauchte nicht näher bezeichnet zu werden; aus dem ,,im Anfang des Jahres« ergab sich von selbst, daß nur an den ersten Monat ·edacht werden kann. Daß aber auch der Tag ein ür die Sache bedeutungsvoller ist, erhellt schon aus der Be- ziehung auf 2. Mos. 12, 2 u. 3., wo ebenfalls vom 10. Tage des ersten Monats die Rede, und wird be- stäti t durch die nachfolgende Hervorhebun : ,,eben an dem elben Tage«. Worin die Bedeutsam eit bestand, das wird nicht schwer zu bestimmen sein: an dem Dem Propheten wird iin Gesicht das neue Heiligthum der Endzeit gezeigt. Tage, da einst in Egypten das Passa eingeleitet) das Volk gleichsam eingeführt wurde in das heilige Ge ege der nahe bevorstehenden Erlösung, dem Tage, an em durch so lange Jahrhunderte hindurch die bevorstehende neue Versiegelung der Erlösungsgnade Gottes feierlich angekiindigt wurde, mußte der Schmerz über die Weg- führung des Volkes und die Zerstörung der Stadt und des Tempels, womit das Aufhören der an den Tempel gebundenen Festfeier verbunden war, sich mächtig stei- gern, mußte aber auch zugleich die Hoffnung auf die Erlösung in den gläubigen Gemüthern sich kräftiger als sonst erheben, da der alte Gott noch lebte, der in dieser Erlösung der Urzeit seinem Volke ein Unter- pfand der Erlösung aus allen späteren Drangsalen gegeben hatte. Dieser Tag war auch sonst besonders geeignet zu der neuenZusicherung der Erlösungsgnadq welche dem Volke hier durch Hesekiel zu Theil werden sollte. Der Tag tritt als bedeutsam auch sonst hervor: am zehnten des 1. Monats wurde nach Jos.4,19 das Volk in wunderbarer Weise durch den Jordan geführt; an demselben Tage erfolgte auch der seierliche Einzug Christi in Jerusalem, die Stiftung seines Reichs, das er durch Sterben und durch Bluten sich erwerben wollte. (Heiigstenberg.) War aber auch der zehnte Tag ein Tag trauriger Erinnerung für ganz Israel in seiner Schmach, indem ebenfalls an einem zehnten (nur nicht des 1., sondern des 5. Monats Jer.52,12f.) das Haus des HErrn verbrannt worden war, und be«- sonders für den Propheten ein Tag der Thränen und der Buße und des Gebets, so wird ihm doch sogleich ein reicher Trost und gerade im genauen Zusammen- treffen des Tags eine sichere Gewähr der Erfüllung zu Theil: er sieht den Tempel in herrlichster Pracht vor sich wie eine Stadt im Süden ausgebreitet, und Je- rusalem herrlicher und mächtiger als je zuvor, und ringsum das Land der Väter in unverkümmerter Aus- dehnung auf’s Neue unter die Stämme vertheilt — ein unvergleichlich tröstlicher Anblick! (Balmer-Rinck.) sitt) Daß der Berg kein anderer als der Berg war, auf dem das Heiligthum des Gesichts lag, geht aus dem Folgenden hervor; und aus dem ,,daselbst hin« in V. l erhellt, daß dieser Berg auch eine Be- ziehung zu dem bisherigen Tempelberge hatte. Wenn dennoch der bestimmte Artikel fehlt, so ist damit an- gedeutet, daß dieser Ber der alte Tempelberg, und doch auch wieder nicht dieJer alte Tempelberg, sondern ein neuer Berg war. Dasselbe ist aber noch deutlicher damit ausgesprochen, daß dieser Berg ein »sehr hoher« Berg war; der alte Tempelberg war in keinem Be- tracht so zu nennen, und in keinem Falle wird dem Hesekiel zuzutrauen sein, daß er angenommen ätte, wenn Israel aus dem Exil zurückkehren und tadt und Heiligthum wieder aufbauen werde, dann werde der Morija in einen sehr hohen Berg verwandelt werden. Schon daraus also, daß der Prophet den Tempelberg als einen hocherhöhten schaut, ist klar, daß, was ihm in diesem Gesicht gezeigt wird, nicht die simple Wiederherstellung Jsraels aus dem babyloni- schen Exil, wie sie durch Serubabel sich verwirklichte, sein kann; vielmehr werden wir durch diesen hohen Berg unmittelbar auf die Weissagung in Kccp.17,22f. zurückgeführt — in eine Zeit und Geschichte s aut der Prophet hinein, in welcher das Heiligthum sraels, die Osfenbarungsstätte Gottes, aus sehr hohem Berge liegen wird, sichtbar aller Welt und einwirkend auf alle Völker. Welche Zeit das sein, wann diese Ge- schichte sich begeben wird, werden wir weiterhin sehen müssen. (Kliefoth.) » Z. Und da er fder HErrJ mich daselbst hin- gebracht hatie, siehe, da war sunmittelbar vor mir stehenDJ ein Mann, des; Gestalt war wie lgliiheiidj Erz fdaß ich sofort ihn für den, mit Jehova wesensgleichen Engel des HErrn erkannte Dau. 10, 6 Anm.]; der hatte eine leinene Schnur und eine Meßtuthe siene zum Messen der größeren, diese der kleineren Raume] in seiner Hand, und stund unter dem Thor [der nördl Ringmauer V. 5]. Die Maße in seiner Hand lassen vermuthen, daß, was der Prophet nun sehen soll, nach Maß und Zahl sorgfältig erwogen und tief bedeutsam sei; ist doch die ganze natürliche Schöpfung nach Zahl und Maß so enau geordnet, daß man z. B. weiß, 70,0()0 violette ichtwellen gehen auf einen Zoll, und in einer Secunde finden 720 Billionen ihrer Schwingungen statt. (Rinck.) 4. Uiid er kder HErrJ sprach zu mir: Du Menschenkiiid [Kap. 2- 1], siehe und höre fleißig zu [bei dem, was dir jetzt vorgestellt werden wird], und merke eben [niit ganzer Zukehr deines Herzens] darauf, rvas ich dir zeigen will [Kap. 44, 5]. Dem: darum bist du hergebracht, daß ich dir solches· zeige, auf daß du [darnach] solches alles, was du hier siehest,ver- kundigest dem Haufe Israel lzu dessen Trost und Unter- weisung fiir die Zukunft du mir dienen sollst 43, 10 f.]. Zu Mose hieß es, als der HErr ihm aus dem Berge Sinai ein Vorbild seiner Wohnung unter Js- rael zeigte (2. M. 25, 9. 40): ,,Siehe zu, daß du es mach est nach dem Bilde, das du ge ehen hast«; dem Hesekiel dagegen wird nur gesagt, daß er solches alles, was er hier im Gesichte schauet, dem Hause Jsrael verkündigen soll, es handelt sich also hier nicht um einen irgendwie und irgendwann in Ausführung zu dringenden Bauplan, sondern lediglich um ein Sinn- bild, dessen Bedeutung zu verstehen nöthi ist, um durch Geduld und Trost der Schrift Ho ung zu haben, und dessen Verwirklichung durch Erreichung des damit veranschaulichten Zieles seiner Friedensgedanken mit Israel sich der HErr selber vorbehalten hat. Diejenigen Ausleger, welche an einen wirklich auszu- führenden Bauplan denken, bestimmen als die Zeit für solche Ausführung entweder die Rückkehr aus dem babylonichen Exil oder aber die Rückkehr aus der jetzigen erstreuung Jsraels in das heil. Land; wie nun aber erstere die schwierige Frage, woher es denn· komme, daß man bei Errichtung des Serubabekschen Tempels auch nicht im Entferntesten daran gedacht hat, sich nach dem Bilde des Propheten zu richten, nur auf eine Weise zu lösen wissen, die geradezu den Propheten zu einem Schwärmer und Phantasten macht, der mit seinem Plane Utopisches aufgestellt habe, lauter Fabelhaftes und Gedachtes, was schlechterdings unaus- führbar ist, so können auch letztere die bei ihrer Aus- fassung entstehende Frage, wie denn die Wiederher- stellung eines alttestamentlichen Tempels mit mosai- schem pferdienst dazu stimme, was im Brief an die Hebräer (8, 13) über die Aufhebung des Alten gesagt ist, nur so beantworten, daß man desto mehr das Ver- fehlte der ganzen Auffassung fühlt. Aber auch die- jenige Exklärung, welche lediglich an ein Sinnbild oder eine Allegorie denkt, bekommt sofort etwas Schiefes und Verkehrtes, wenn sie die Verwirklichung dieser Allegorie auf die allgemeine Welterneuerung nach dem jüngsten Gericht (Offenb. 2l, 1—22, 5) bezieht, der Prophet hat vielmehr die seinem Volke ais solchem bevorstehende Zukunft im Auge und kann nur richtig verstanden werden, wenn man zuvor die Offenbarung St. Johannis richtig verstanden hat. 621· 622 Hesekiel 40, 5—16. I1. n.5——27. die oesapkxitmug d» ejeiiigiyums beginnt hierauf mit der dtingmaner den äußeren Vorhofxu deren Stiirlee und Höhe auf 6 Ellen sich beläuft W. 5); sie schreitet dann fort zn dem Gebäude denjenigen There, durch welches in Kap.43,1sf. die Herrlichkeit des Halten ihren Einzug hält, des bbstthorh welches gleich der Länge nach dnrchsehritten und in seinen Hauptan- theilnngeu gemessen wird w. 6—9), darnach aber wer— den die inneren beiderseitigen Theile einzeln nach Art, Zahl und Maß bestimmter angegeben W. 10—-12) und hierauf die Gesammtmahe nnd Gesammtoerhältnissg so- wie die innen lieruni bemerkten iiecister sammt den ver- zierungen der pfeiler erwähnt W. 13—16). Jetzt er— folgt der Austritt aus dem Th und es wird nun der äußere Vorhof beschrieben gemessen (i11.17——l9); zuletzt kommen noch das Mord— und Südthor zur Sprachg deren Verhältnisse ganz dieselben nnd, wie die des Ostlhoree All. 20—27). 5. 1Ind stehe, es ging eine Mauer answendig am Haufe sdes HErrm das ich sahe]·r1ngs umher [s. den untenstehenden ,,Grundriß des HeiligthumsW n, b, c, di. Und der Mann [V. Z] hatte die Meßrnihe [wie vorhin schon bemerkt] in der Hand, die war sechs wenige] Gllezi lang; eine jegliche Elle war eine Hand breit langer, denn eine ge- meine Elle swie sie im Laufe der Zeit üblich ge- worden, betrug also nach litzigen Maße-erhält- nissen 1872 rh. Zoll 2. Mos. 25, 10 Anm·]—. i; XXX B C Mausskab n. ei. heiligen Elle n g; so 73 iad 2031 n » Und er maß das Gebäu lBauwerk dieser Mauer] in die Breite [odee Dicke] eine Ruthe [= 6 heil. Ellen 3.Mos. 19, 37 Aum.], nnd die Höhe auch eine Ruthe [die Länge aber betrug auf jeder der 4 Seiten 500 Ellen, so daß der ganze heilige Raum ein Ouadrat von 2000 Ellen Umfang bil- dete, vgl. zu Kuh. 41, 12]. 6. Und er svon der Nordseite, aus welcher er bisher mir gegenüber gestandem sich nach der Ostseite herumwendendj kam zum Thon das gegen Morgen lag [A]- und ging hinauf ans seinen ssieben V. 22 u. 26] Stufen [e], nnd maß [indem er jetzt in das Thor eintrat] die Sehwellen am Thor- eine jegliche Skhwelle szunächst die erste bei f] einer Ruthe breit [von außen nach innen zu ge- messen, also eben so breit als die Mauer V. 5 dick war] 7. Und die szu Wachtsteeben für die Thorwache bestimmten] Gemächer, so beiderseits neben dem Thvr waren sdrei auf der rechten: M, und drei auf der linken Seite: h2], maß er anch, Lange [war ein jedes derselben] eine Ruthe, nnd nach der Breite sebenfallsj eine Ruthe; nnd der Raum zwischen den Gemächern [i,i] war fünf Ellen [also nur IX» Ruthe] weit. Und ei· maß Nunmehr] anch die Schwellen am Thor von inwendig I« B san Enge Grundkiss des Heiligthumkh nach ders Die Ringmauer und das Osithor svon den beiden Schwellen des Gebäudes die andere bei g, welche zum Ausgang nach dem Vor- hof B diente] eine Ruthe [breit, wie die ersie bei f]. 8. Und er maß die Halle am Thor von in- wendig [die nach dem Vorhof führende Thorhalle le] eine Ruthe [gleich der Schwelle bei g breit] 9. Und er maß die Halle am Thor [dieselbe, die eben genannt wurde, noch einmal, nämlich auch in Beziehung auf die beiden Hallen-Wände: I] acht Ellen, und seine Eiter [die beiden Pfeiler m und n, ein jeglicher] zwo Ellen [dick], nnd die Halle [war, um dies zum Unterschied von der Halle an dem Thor des inneren Vorhofs, von der in V. 30 ff. die Rede sein wird, nochmals zu bemerken] von inwendig des Thors lnach der, dem Tempelhause zufiihrenden Seite des ganzen Thorgebäudes hin gerichtet]. Mit der Thorhalle und ihren Pfeilern ist der Messende durch »die ganze Länge des Thorgebäudes hindurchgegangen und hat die Maße aller seiner Be- standtheile der Länge nach bestimmt; am inneren Ende oder Ausgang angelangt, geht der Veschreibende nun zurück, um noch verschiedene, für die Anlage und Be- schasfenheit des ganzen Banwerks wichtige Bestimmun- gen nachzuholew (Keil.) 10. Und der Gemiicher [V. 7] waren auf jeglicher Seite drei lhI und M] am sbesserx im] Thor gegen Morgen [um welches es sich hier noch handelt], je eins] so weit als das andere [nämlich 1 Ruthe lang und 1 Ruthe breit]; und stunden sdraußen vor der Halle, wie in V. 9 schon ange- deutet] auf beiden Seiten lnach Mitternachtz m und nach Mittag: n] Erkcr soder Pfeiler], die waren shinsichtlich ihrer Stärke] gleich groß lnämlich zwo Ellen, aber auch gleich hoch V. 14]. 11. Darnach maß er die Weite der Thier im Thor [bei f und g «—- die Breite oder Tiefe der- selben wurde in V. 6 s. auf 6 Ellen bestimmt] nämlich zehn Ellen [wie auch die Stufen bei e diese Weite hattenJz und die Lange des Thors [von unten nach oben gerechnet, also s. v. a. die Höhe] dreizehn Ellen. 12. Und vorne an den Gemächern war [nach dem Gange zwischen f und g zu] Raum [durch« eine Barriåre abgesperrt] auf beiden Seiten lsowohl fiir die 3 Gemächer 111 auf der Nord- als für die drei 112 auf der Südseite], je einer Elle [in die Breite. damit die Wächter, wenn sie aus ihren Wachtstiiben herausträten, um die Vorgänge im Thorgang zu beobachten, nicht durch die denselben Passirenden in der freien Anssicht behindert würden]; aber die Gemächer [selbst- die hinter diesem Raum lagen] waren [wie in V. 7 angegeben] je sechs Ellen [lang und breit] aus beiden Seiten. 13. Dazu maß er das Thor sum die Ge- sammtbreite desselben von h! bis 112 festzustelleu] vom Dache des Gemachs lh «] bis zu des Thors srichtigerx des Gemachs M] Dach [von der Rück: seite des einen bis zur Rückseite des andern] fünf- undzwanzig Ellen breit IV. 21. 25 u. 29]; und eine Thier stund gegen der andern [die Z Gemächer der einen Seite stunden den 3 Gemächern der andern Seite so genau gegenüber, daß eine Thür drüben immer einer Thür hüben entsprach] Diese Thüren, von denen jedes Gemach eine hatte, befanden sich in der äußeren, nach dem Vorhof B zugekehrten Wand, nach innen oder in der Richtung auf den Thorgang zwischen f und g BZU waren dagegen die Gemächer ossene Wachtstände enn für die Ge- sammtbreite des Thorgebäudes 25 Ellen angegeben wer- den, so stimmt das vollkommen damit, daß die innere Passgse nebst den abgesperrten beiden Räumen gleich de eite der Thür im Thor (V. II) zehn Ellen be- trug, jedes Gemach aber 6 Ellen lang war (V. 7), was, da es sich um 2 einander gegenüberstehende Ge- mächer handelt, zusammen zwölf Ellen ausmacht; außerdem kommen auf jede Riickwand der beiden Ge- mächer (vgl. V. 42) anderthalb Ellen, was für beide drei Ellen beträgt (10 —s— 12 -I— 3 = 25 Ellen). 14. Er machte auch ivon diesem «auch« steht nichts im Texte, das »machte« aber ist s. v. a. bestimmte von Seiten ihrer Höhe, die] Erkerl [oder Pfeilen deren Breite oder Dicke nach V. 9 zwo Ellen betrug, und es ergab sich als Höhenmaß] sechzig Ellen ldenn ein wirkliches Messen konnte bei solcher Höhe nicht vorgenommen werden], und vor jeglichem Erter einen Vorhof am Thor rings herum [richtiger: und an die Pfeiler stieß der Vorhof rings um das Thor herum, wie denn das Thorgebäude überhaupt mit seinem ganzen Umfange in den Vorhof B hinein sich er- streckte] 15. Und bis an die Halle am innern Thor [bis zur Vorderseite der Halle bei k von der Vorderseite der auf die Stufen bei e folgenden Halle], da man hineingehet [in das hier beschriebene Gebäude] waren fünfzig Ellentir ’) ,,Aus Thorpfeilern sind auch unsre Kirchthürme herausgewachsen.« —- « Es betrug ja die erste Schwelle 6 Ellen (V. 6); dann folgten 3 X 6 = 18 Ellen Länge der 3 Gemächer auf beiden Seiten, und 2 X 5 = 10 E. der Riiume zwischen den Gemächerm ferner"6 E. der inneren Schwelle (V. 7) und 8 E. der Thorhalle, sowie 2 E. der Thorpfeiler (V. 9): 6—i-18-s—10—I-6—I—8-i—2=50Ellen. 16. Und es waren enge Fensterlein [ge- schlossene Fenster, die nicht auf- und zugemacht werden konnten l. Kön. 6, 4] an den Gemiicheru und [deren] Erkern san der nach dem Vorhof führenden Außenseite der Wachtstubew rechts und links von den beiden, die Ausgangsthür einfassens den Pseilern] hiueinwcirts lnach dem Inneren des Thorwegs ihr Licht werfend], am Thor rings um- her [so daß dadurch schon eine jede von den beiden, nach dem Vorhof gelegenen Außenseiten des ganzen Gebäudes an 3 Stellen von je 2 Fenstern durch- brochen war]. Also waren [aber] auch Fenster inwendig lnach innen ihr Licht weisend] an den 623 624 Hesekiel 40, 17--27. Hallen [an der Außenwand der beiderseitigen Zwischenräume i und i, und erblickte man so, wenn man im Thorgange stund, in vollständiger Ausdehnung Fenster um das ganze Gebäude] herum, und an den Erkeru fden in V. 9 erwähnten Pfeilern m und n] umher war Palmlaubwerk fals Zierde angebracht]. 17. Und er führete mich weiter foon dem östlichen Thorgebäude weg] zum tiußeren Vorhof [B, in welchen hinein dasselbe nach Abend zu sich ersireckte]; Und siehe, da waren srechts und links vom Thorgebäude] Kammern [oder Zellen] und ein Pflaster smosaikartig aus Steinen Esth I, 6] ge- macht [o], im Vorhof sauf allen vier Seiten rings-] herum; und [zwar waren auf den 3 Hauptseitem im Osten, Norden und Süden, zusammen] dreißig Kammern simmer je 5 zu einem Gebäude G ver- einigt] anf dem Pflafter lüber demselben stch er- hebend — über die Kuchen K in den 4 Ecken s. Kap. 46, 21 fs.]. 18. Und es war das höhere fdies Wort sieht nicht im Text und muß wegsallen: Und es war das] Pslaster an den Thoren szu beiden Seiten der 3 Thorgebäude A D u. B], so lang die Thore [in ihrer ganzen Ausdehnung] waren [es erstreckte sich eben so weit wie diese, nämlich 50 —- 6 = 44 Ellen, vgl. V. 15 mit V. 5., in den Raum des äußeren Vorhofs hinein]-» am niedrigen Pflaster [muß heißen: solches, das Steingetäfel hier, war das niedrige Pflaster im Vergleich mit dem um 8 Stufen höher gelegenen des inneren Vor- hofs V. 28 ff.].« II. Und er maß die Breite des untern Thors vor dem innern Hofe sdie Breite von vor dem unteren Thor bei k bis vor den innern Hof bei P] aUswendig [d. i. bis an den Punkt, wo der innere Hof seinen Anfang im äußeren nahm] hundert Elleu, beide gegen Morgen und Mitternacht fdiefelbe Länge, wie für die Linie F! nach Morgen, ergab sich auch für die Linie FY nach Mitternacht, dahin der Messende sich nun wendete] 20. Also [wie in V. 6 ff.] maß er auch das Thor [D], so gegen Miitternacht lag, am äußeren« Vorhof, nach der Länge und Breite. 21. Das hatte auch auf jeder Seite drei Gemcicherz und hatte auch seine Erker fPfeiler in den Ausgangsthiiren der Gemächer] und Hallen [in den beiden Zwischenräumen V. 16]; gleich so groß [ergabe»n stch die Maße],» wie am vorigen Thor [A], funfzig Ellen die Lange [V. 15] und fünfundzwanzig Ellen die Breite [V. 13]. 22. Und hatte auch seine Fenster foon derselben Befchassenheit wie die des Ostthores V. is] und seine Hallen lVorsprünge zu beiden Seiten der Halle V. 8 und 9]; und sein Palmlaubwerk [an beiden Erkern V. 16], gleichwie das Thor gegen Morgen; und hatte [nach außen hin, bei r] sieben Stufen, da man hinauf ging, und hatte seine Halle davor snach innen zu bei q]. 23. Und es war das [besser: ein] Thor am innern Vorhof [G] gegen sgerade gegenüber] dem Thor, so gegen Mitternacht fstundx D] und fein solches: H ebenfalls gerade gegenüber dem Thor, so gegen] Morgen stund [A]; und [er] maß [als Zwischenraum zwischen den beiden Punkten s u. g] hundert Euer, von einem Thor [G] zum andern [D, gleichwie dasselbe Maß sich ergeben hatte für den Zwifchenraum zwischen p und k in V. 19]. 24. Darnach führete er mich gegen Mittag, und siehe, da war auch ein Thor gegen Mittag [E]; und er maß seine Erker sPfeiler in den Ausgangsthüren der 3 Gemächer] und Hallen [in den Zwifchenräumen zwischen den Gemächern] gleich als die [der] andern [beiden Thore V. 16 u. 21 25. Die hatten auch Fenster und Hallen [richtiger: Fenster waren an ihm, nämlich zu beiden Seiten der Pfeiler, und den Hallen rings] umher, gleichwie jene Fenster [in V. 16 u. 22], fünfzig Ellen lang [war das Thor V. 15 u. 21], und fimfundzwanzig Ellen breit [V. 13 u. 21]. 26. Und waren auch [an dem vorderen Ein- gang] sieben Stufen hinauf, und eine Halle davor [an dem Ausgang nach dem Vorhof B], Und Palmlaubwerk an seinen Erkern auf jeglicher Seite [an den beiden Pfeileru des Ausgangs dieser Halle V. 22]. 27. Und er maß auch das Thor am innern Vorhof gegen Mittag [l — aus Versehen ist der Buchstabe aus obiger Zeichnung weggeblieben —, wie weit es von dem Thor am äußeren Vorhof B entfernt wäre; und es ergab stch dasselbe Ver: hältniß wie in V. 19 u. 23], mimlieh hundert Ellen von dem einen Mtttagsthor zum andern. Das rechte Berständniß für die Bedeutung dieses Gesichts können wir nur gewinnen, wenn wir das damit Verwandte in Offenb 11, I u. 2., das freilich nur sehr kurz gehalten ist, aber doch einen bestimmten Gesichts- punkt an die Hand giebt, vergleichen. An letzterer Stelle nun, wie wir dort uns näher aussprechen wer- den, ist die aus den Heiden gesammelte Kirche, in- sonderheit die des Abendlandes welche hauptsächlich die Verwirklichung des Wortes Christi in Matth. El, 43 sein sollte, versinnbildlicht, wie gleich durch die Art ihrer Entstehung (indem schon anfangs die Völker massenweise und ohne eine vorausgegangene eigent- liche Herzens-Bekehrung zu ihr übergingen und auch in der Folgezeit die unmiindigen Kinder ohne freie Selbst- entscheidung bei der Taufe ihr einverleibt werden) ihr der Eharater eines Unterschiedes zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche, zwischen Ktrche im weiteren und im engeren Sinne, zwischen wahrer, nach innen gekehrte-r Gemeinde und unlauterer, nur äußerlich zugehöriger und blos das Pflaster des Vor ofs treten- der Christenheit aufgeprä tist. Nach desH rrn Willen sollte es also sein, der orhof außen um den Tempel Der äußere Vorhof und das Nord: und Südthor 625 her sollte den Heiden gegeben und sein Raum un- gemessen sein; es sollten da, sozusagen, ihrer so viele sich herumtummeln, als da wo ten, wie ja auch die heilige Stadt Jerusalem selber während dieser ganzen Zeit der Zertretung preisgegeben war. Der Donatis- mus, der von der Kirche verlangt, daß sie nur heilige und reine Glieder in ihrer Mitte dulde, und der Baptismus, der die Zugehörigkeit zur Gemeinde des HErrn von einer erst in Jahren der Mündigkeit empfangenen Taufe abhängig macht, verfechten zwar eine an sich christliche Wahrheit, verkennen aber Gottes Wege, die er bei der Entwickelung seines Reiches auf Erden zu gehen sich vorgenommen, und setzen die Forderungen menschlichen Eifers an die Stelle der Zulafsungen der göttlichen Weisheit. Es hat das aber seine Zeit, daß es also mit der Kirche soll bestellt sein; und wenn nun in diesen unsernTageu mit einer gewissen Nothwendigkeit sich Zustände entwickeln, in Folge deren die Kirche von Seiten ihres weiten, ganze Völker- schaften ohne Unterschied der Beschasfenheit der Ein- Zklnen in sich schließenden Bestandes geradezu der uflösung entge engeht, so ist das ein Zeichen, daß wir eben dem nde der, durch »das prophetifche Wort fest bestimmten Zeit, für welche Jener Rathschluß Gottes gilt, ganz nahe gekommen sind und demnächst ein Neues zu erwarten haben. Wo dieses Neue sich ge- stalten wird, das ist schon dadurch angedeutet, daß auf das Gesicht von der abendländischen Kirche in Offenb. 1l das von dem Sonnenweibe im nächften 12. Kapitel folgt, worin sich das Bild Jsraels in seinem anfäng- lichen Wesen und nach seiner ursprünglichen Bestim- tnung bis zu dem Punkte, wo es wiederhergeftellt und in sein Land zurückgeführt sein wird, darstellt; es macht das, was in Offenb 12, 17 von dem Zorne des Drachen gesagt wird, daß, weil er dem Weibe nichts anhaben kann, nun dafür hingeht, zu streiten mit den Uebrigen von ihrem Samen, womit auf die in Kapitel 11 geschilderte heidenchristliche Kirche im Abeudlande zurückgeblickt wird, das Zwischenstück von der Ausgestaltung des Antichrists und seines Pro- pheten in Kapitel 13 nothwendig, das uns in der Geschichte des Reiches Gottes ein Jahrhundert weiter führt, während dieses Jahrhunderts aber bestehet im heil. Lande die aus ganz Jsrael, das der HErr nun elig gemacht hat, er auete Gemeinde, wie sie in Kap. 14, 1—5 uns vor die Augen tritt. Mit ihr hat sich nunmehr verwirklicht, was Hesekiel in Kap. 20, 40——42 geweissagt hat; und da ist es denn nicht sowohl ein äußerer steinerner Tempel,«dessen Gesicht an vor- liegendes: Stelle ihm geosfenbaret wird, es ist vielmehr die neue Theokratie selber, die er in dem Gesicht von dem Tempel zu schauen bekommt, die Gemeinde der H eilig en, wie der HErr ihr ganzes Wesen so gestalten wird, daß bei ihr der Unterschied zwischen sichtbarer und unsichtbarer Kirche, zwischen Anbetern Gottes im Geist und in der Wahrheit und bloßen Vorhofs-Tretern völlig aufhört (Sach.» 14, Si) und sie in allen ihren Einrichtungen und m der Beschassenheit aller ihrer einzelnen Glieder die Signatur an sich trägt: odi profanum vulgus et arceo (ich hasse den emeinen Haufen und wehre ihn von mir ab). Hatte chon der Apostel Petrus in 1.P. 2, 5 den zumeist aus Heiden gesammelten Christen seiner Zeit zugerufen: ,,ihr als die lebendigen Steine bauet euch zum geistlichen Haufe und zum heiligen Priesterthum, zu opfern geistliche Opfer, die Gott angenehm find durch Jesum Christum«, so ist das mit der aus Jsrael, soweit es zu seinem Heiland sich bekehrt hat und in das Land der Väter wieder eingesetzt worden ist, errichteten Kirche noch in weit höherem Maße der Fall: jeder Einzelne, der zu dieser ,,Wahl der Gnaden« gehört, ist ein lebendiger Stein und in der Maße des vollkommenen Alters Christi. Der symbolische Ausdruck dafür ist die in V. 5 erwähnte heilige Elle. Nach der Wem. zu Z. Mos. 19, 37 mißt die gemeine Elle 6 Handbreitenz durch ihr Mehr enthält also- die heil. Elle 7 Handbreiten, dem entsprechend ist dann die Ruthe = 7 gemeine Ellen, und ist somit alles in den Kreis des Heiligen, in das Herrschaftsgebiet der Bundeszahl hineingerückt. Berechnen wir den Gesammtinhalt des Bauwerks der Umfassungsmauer, für welche sich aus der zu Kap. 4l, 12 angestellten Rechnung ein Umfang von 4 X 500 Ellen ergiebt, so erhalten wir (6 X 6 X 4 X 500 ———l 72,000 Ellen; das ist die Hälfte von 144,000., wie hoch sich nach Ofsb. 7, 4 u· 14, 1 die Gesammtzahl der in Rede stehenden Gemeinde beläuft, und wir bekommen nun für diese, die Umfassungsmauer bildende Hälfte den Begriff einer heiligen Laienschaft, die sich um das Heiligthum her gelagert hat und einen Zaun abgiebt, der den Tempelbezirk begrenzt. Wie es dann mit der« andern Hälfte, die- die Thür hütet in Gottes Haus (Ps. 84, 11) und das Levitenamt verrichtet, in Vetreff der Zahl sich verhält, werden wir erst später erörtern können, wenn uns auch die übrigen Maßverhältnisse vorliegen; für’s Erste haben wir es nur mit dem Beruf derjenigen Levitenschaft zu thun, welche durch die drei Außenthore A, D u. E syinbolisirt sind. Die prophetische Weissagung hatte Verkündigt, daß viele Heiden zu Israel laufen würden, um des Errn willen seines Gottes und des Heili en in srael, der sein Volk also verherrlichen werde, aß sie gerne in dessen Gemeinschaft aufgenommen» werden möchten (Jes. 55, 5); deren giebt es zur Zeit Christi und der Apostel nur anfangs einige schwache Vor- spiele, die eigentliche Erfüllung wird erst dann ge- schehen, wenn die zween Zeugen in unsrer europäischen Christenheit werden ertödtet sein und ihre Leichname unbeerdigt liegen auf der Gasse der großen Stadt zur Freude derer, die auf Erden wohnen (Offb. 11·, 7. ff.) und zur unerträglichen Noth für alle, welche die Kirche Cgristi haben lieb gehabt, vor allem aber, wenn in Bezie ung auf Babel die Stimme vom Himmel sich vernehmen läßt: ,,gehet aus von ihr, mein Volk, daß ihr nicht theilhaftig werdet ihrer Sünden« (Offb. 18, 4). Und nun stehet auf dem Berge Zion das Lamm und mit ihm die 144 Tausend, die den» Namen haben seines Vaters ge- schrieben an ihrer Stirn (Osfb. 14, 1); dahin werden denn viele Seelen sich gezogen fühlen. Aber gleichwie der HErr bei Jsraels Zurückführung in das heil. Land die Abtrünnigen dieses Volkes und alle, so wider ihn übertreten, nicht mit in das Land kommen lässet, sondern wissen wird sie aus Israel auszufegen (Kap. 20, 38), so wird er auch in seinem heil. Tempel, den er in der Mitte seines Volks auf Zion sich erbauet, niemand aus den Heiden eingehen lassen, den gerade die Lust dazu anwandelt , sondern um diesen Tempel bildet Israel, In seiner einen Hälfte repräsentirt, ein heiliges Gehege; es giebt mit seinem eigenen Wesen (Qffb. 14, 4 u. 5) Antwort auf die Frage in Psalm 15, 1 fs. und bildet eine Zurückweisung derer, die zu der Klasse von Leuten gehören, die in Offb. 2·2, 15 aufge- zählt sind. Der Weg fuhrt dann auf 7 Stufen hinauf u dem Thorekngan·g; es muß einer ebenfalls im undesverhältniß mit Gott sich wissen, sonst kann er über jenes Gehege nicht hinweg. Und wenn er nun es unternommen hat, auf diesem Wege eingehen zu wollen, so hat er» einen ziemlich schmalen, auf den dreieinigen Gott hinweisenden Gang svåk V. 7 u; 12) vor sich, und at es auf demselben mit chwellenhutern auf beiden Seiten zu thun, die einer dreifachen Unter- 626 Hesekiel 40, 28—— 43. suchung ihn unterwerfen; mit Täuscherei und rascheni Voriiberschlüpfen ist da nicht durchzukommen, denn von oben her ist der Thorweg zum größten Theil unbe- bedeckt, und auch zu den beiden Langseiten fällt Licht genug durch die Fenster herein, von ihrem Wachtstande aus sind die Schwellenhiiter durch die Barriere geschiitzt, um nicht umdrängt und in ihrem Gesichtskreis beschränkt zu werden. Da kann eine sorgsältige Prüfung vorge- nommen werden (Matth. 22, 1l), und Israel kann sich solcher erwehren, die darnach trachten hineinzukommem und doch nicht hineingehören (Luk. 13, 24); wer aber die Untersuchuug besteht und durch die andere Schwelle zum Vorhof hinaus-treten darf, dem Verkündigt alsbald das Palmlaubwerk an den beiden Pfeilern, wessen er sich an der-heil. Stätte zu versehen hat (Ps. 92, 13ff.). So hält sich die Zionsgemeinde rein von allen falschen Brüdern und unächten Freunden, von Gästen und Fremdlingem die ihr Hauswesen und ihre Haus-ordnung verderben könnten; sie ist eine Kirche, deren einzelne Glieder nach der einen Seite hin geheiligt und nach der andern mit der Gabe der Geisterprüfung ausge- stattet sind, und von der man sagen kann: ,,es ist sein (des HErrn) Haus, wer Sünde liebt, gehört hinaus« II· v. 28—47. illit dem äußeren Vorhof fertig, nimmt der? tilesser uun den inneren vor, zu dem der letzte Vers; des vorigen Abschnitte bereits den itlebergaiig ver— mittelt hat, und lioninien da zunächst die drei, denen de- äußeren tlorhofs entsprechenden Thorgebiiude in Be— traiht (V. 98—37). Eine wesentliche Verschiedenheit ist hier die, daß acht Stufen hinanffiihreiiz da aber diese Binnenthorh um sie mit einem einfachen Jlugdruäi kurz von den Thorgebäuden des äußeren idorhofg oder den Jlußenthoren zu unterscheiden, eben zu dem inneren Vorhof, der Darbriiigiingsstiitte für die Opfer führen, so werden auch die tlteusilien genannt, welche bei den— selben vorhanden sind, damit die Opfer· in die rechte Verfassung gebracht werden können (V. 38——46), und zuletzt folgt dann noih eine Angabe über Raiimunifassung und Inhalt den inneren Vorhofo (V. 47). 28. Und er fiihrete mich weiter durch das Mittagsthor in den inneren Vorhof [besser stellt man die Worte um: in den inneren Vorhof L durch das Mittagthor I]; und mgß sbeim DUrchgehecIJ dasselbe Thor gleich so groß, wie die andern [A, D, B, die vorhin am äußeren Vorhof gemessen worden], 29. Mit seinen Gemächern kdie es ebenfalls hatte V. 7], Erkeru [V. 10] und Hallen [V. g] und mit Fenstern und Hallen daran, eben so groß wie jene [V. 16] umher, fünfzig Elleii laiig swar das ganze Gebäude V. 151 uiid fiinfundzwanzig Ellen breit [V. 13]. 30. Und es ging Dorn, am Eingang bei r] eine Halle herum, fiiufuudzwauzig Ellen lang [also der ganzen Breite des Gebäudes entlang], und swas die -offene Eingangsthür betrifft] fünf Ellen breit [nach Maßgabe der Breite des Thorganges V 7 31. Dieselbe stund vorne gegen dem äußern Vorhof [in denselben einmüudeudh und hatte auch Palmlaubwert an den Erkern [V. 16]; es waren aber [nicht, wiebei den Thoren am äußern Vorhof, sieben V. 22, sondern] acht Stufen hinauf zu gehen. Auf dersZeichnung ist die Zahl der Stufen nicht überall genau mnegehalten und ihrer bald zii viel, bald zu wenig bemerkt. Die Berleb. Bibel zieht die Stelle: 2. Petri l, 5—7 heran, in welcher8 Stücke genannt werden, die ein Christ in seinem, ihm aus Gnaden geschenkten Glauben darreichen soll; das vorauf- gehende birgt da immer schon den Keim zu dem nach- folgenden in sich, und wiederum das nachfolgende dient dem voraufgehenden zum gesunden Wachsthum, so daß es sich in der That hier um eine Stufenleiter handelt: ,,reichet dar in eurem Glauben Tugend, und in der Tugend Bescheidenheih und in der Be- scheidenheit Mäßigkeih und in der Niäßigkeit Geduld, und in der Geduld Gottseligkeih und in der Gottseligkeit brüderliche Liebe, und in der brüder- lichen Liebe — gemeine Liebe« 32. Dar ach fiihrete er mich ziim innern Thor gegen M gen [H]; nnd maß dasselbige, gleich so groß wie die andern, » 33. Mit -seinen Gemacheru , Erkeru uiid Hallem und ihren Fenstern uu»d Hallen umher, gleich »so groß wie die andern, funfzig Ellen lang, und fuufundztvauzig Ellen breit [vgl. V. 29]. » 34. Und hatte anch eine Halle gegen dem außeru Vorhof, und Patmlaubwerk an den Erkeru zu beiden Seiten, und acht Stufen hinauf [V 30 u. 3l]. · ’35. Darnach führete er mich »zum Thor gegen Mitternacht [G]; das maß er, gleich so groß wie die andern, » · »· 36. Mit seinen Gemacherm Erkern und Haben, und ihren Feustexn nnd Hallen umher, funfzig Ellen lang, und funfnndzivaiizig Ellen breit. » 37. Und hatte auch eine Halle gegen dem außern Vorhof, und Patmlaubwerk an den Erkern zu beiden Seiten, und acht Stufen hinauf. Es war bei den Maßverhältnissen des innern Vor- hofs (L), der nur "t00. Ellen in’s Gevierte betrug (V. 47), selbstverständlich, daß die Gebäude der Binnen- thore (G, H, I) ebenso wie die der Außenthore (A, D, E) in den geräumigeren äußeren Vorhof hinein- lagen; gleichwohl erwähnt der Text diese Lage mit Absicht so ausdrücklich, weil dadurch die Lage der Binnenthore die umgeehrte von der der Außenthore wurde. Bei den Außenthoren setzte die erste Schwelle in der Ringmauer des äußern Vorhofs ein, die Treppe lag vor der Ringmauer und so erstreckte sich das Thor- gebände in den äußeren Vorhof hinein; bei den Binnen- thoren dagegen lag die zweite Schwelle Zwischen den Ringmauern des inneren Vorhofs, das « horgebäude streckte sich von da in den äußeren Vorhof hinein und seine Treppe lag vor der Thorhalle. (Kliefoih.) Es läßt sich berechnen, daß nach den angegebenen Maßen jedes einzelne von den ti Thorgebäuden mit Ausschluß der offenen Räume einen Baubestand von 12,U00 Ellen in sich schließt, durch alle sechs also die andere Hälfte der Gemeinde, deren ersteHälfte wir nach dem zu V. 27 Bemerkten in den 72,000 Ellen der Umfassungs- mauer repräsentirt fanden, hinzukommt: in diesen, zur Controlirung über die durch sie Eintretenden bestimm- ten Gebäuden nun wird der Geist der Gemeinde, wie vorhin durch die Maiier als eine alle Cananiter oder mit einem Bann Belegten (Sach. 14, 21) von ihr ab- wehrender, so jetzt als ein die Geister scharf priifendey ob sie von Gott sind (1. Joh. 4, 1), symbolisirt Die Thorgebäude im äußeren Vorhof mit ihren Utensilien 627 Und zwar erstreckt sich die Gabe der Geisterpriisung bei ihr nicht blos auf die einzelnen Personen, so daß überhaupt niemand in ihr Bereich und zu ihrem Gottesdienst kommen kann, der nicht von Herzen sich zu dem dreieinigen Gott bekennt, nicht stehet in der Gnade Jesu Christi, in derLiebe Gottes des Vaters und in der Gemeinschaft des heil. Geistes, und nicht von Glaube, Liebe und Hoffnung erfüllt ist, sondern aucl) auf die Opsergaben, die jedesmal von denen, die im Tempel Gott dienen wollen, dargebracht werden, ob sie rein und dem göttlichen Gesetz, genau ent- fprechend sind; fiir das erstere dienen die 3 Thorgänge im äußeren, für das andere die 3 Thorgänge im inneren Vorhof, bei welchem letzteren dafür gesorgt ist, daß jeder, der zur Anbetung schon zugelassen worden, nun auch sein beabsichtigtes Opfer in den gehörigen Stand setzen kann, und daß er das wirklich gethan habe, ehe er in den inneren heiligen Raum tritt, dafür sorgen sozusagen die Wächter in den Binnenthoren Was in der ersten apostolischen Gemeinde schon einmal vorhanden gewesen, als Petrus eine so scharfe Controle an Ananias und Sapphira und ihrer Opfergabe voll- zog (Apostg. 5), dann aber mehr und mehr verschwun- den ist, das wird in der Gemeinde auf Zion in viel reicherem Maße und in bleibender Weise sich wieder—- findenx denn diese Gemeinde hat einerseits die selige Verheißung empfangen, daß sie an ihrem Ort als in einer von der übrigen Welt ab esonderten Wüste in der Zeit der Herrschaft des Anti rists vor dem Ange- sicht der Schlange ernährt und als ein Au apfel Gottes behiitet werden soll (Qffenb. 12, l4; s. l0.3, 15), andererseits aber auch die herrliche Bestimmung, das Weib zu sein, das auf die Hochzeit des Lammes sich bereitet und der es gegeben wird, sich anzuthun mit reiner und schöner Seide (Offb. l9, 7 ff.), da muß denn alles, was jener Verheißung nicht werth und für diese Bestimmung nicht tauglich ist, auf’s Strengste von ihr ferne gehalten werden. Die Gemeinde übt aber die Controle nicht blos an den Fremden, die nicht von den 12 Geschlechtern Jsraels sind und nur als Proselyten sich zu ihr halten, sie ü t sie auch an jedem Einzelnen aus ihrer eigenen Mitte; es ist über sie als Ganzes ein Geist der Zucht ausgegossen, der sie zur abwehrenden Mauer und zur eontrolirenden Thorwache macht, und dieser Geist ist zugleich ein Geist der Kraft und der Liebe, der jedes einzelne zu ihr gehörige Glied in strengster Selbstpriifung und im Süßteige der Lauterkeit und der Wahrheit erhält, damit an ihr der Charakter der wahren Kirche nicht allein im objektiven, sondern auch im subjektiven Sinne zur Erscheinung komme. Eine solche Kirche kann nur der HErr unmittelbar und selbst, nicht menschlich guter Wille und eigener Geist des Eifers durch selbsterdachte Formen schaffen, und der HErr hat sie sich für sein auserwähltes Volk und für die von ihm einst bestimmte Zeit der Herwiederbringung vorbehalten; darum mußten alle Versuche der Vorausnahme, die je und je in der Kirchengeschichte gemacht worden sind, zu Schanden werden, darum ist aber auch diejenige Zeit, da man hier bei uns zu Lande die Kirche grundsätzlich und durch ausdrückliche Verordnung ilren Verwüstern frei- giebt, sicherlich diejeni e, wo der Err nun auch seiner- seits von einer so Verjzaßten Kirche sich abwendet und fiir sein Heiligthum eine andere Stätte sich sucht· Was oben von der Controle über die OpferLgaben angedeutet wurde, das kommt in den folgenden ersen zum Aus- druck; es ist da alles in Bildern und Gleichnissen ge- halten, die von dem alttestamentlichen Tempel und von deu mosaischen Cultuseinrichtungen hergenommen sind, denn diese, als ihrer eigentlichen Natur nach fymbolisch für den zukünftigen Christus und sein Heils-wert, sind auch der entsprechendste concreteAusdruck für das, was vermöge seines Heilswerkes aus dem Volke seines Eigenthums noch werden kann, wenn dasselbe ihn wird erkannt und sich zu ei en gemacht haben. Dem Propheten, schreibt Steudel, jchwebt das Bild jener Zeit vor, wo die Verehrung Jehovcks ohne jede Beeinträchtigung bestehen und alle Verhältnisse so durchdriugen wird, daß in diesen selbst sowohl eine Darstellung dessen, daß die erste Rücksicht Jehova gebühre, als auch eine ver- bürgende Sicherheit dafür liegen wird. 38. Und unten an den Erkern soder Pfeilernj an jedem Thor svon den dreien des inneren Vor- hofsj war eine Kammer mit einer Thier [u bei G, v bei El und w bei I —- letztere Angabe ist auf der Zeichnung ebenfalls vergessen, aber leicht nach Maßgabe der andern zu ergänzen] darinnen man das Brandopfer sdie Eingeweide und Schenkel der Brandopfen ehe sie auf den Altar gebracht wurden] wusch [3. Mos l, 9]. 39. Aber in der Halle vor dem Thor [s, p, i] stunden auf jeglicher Seite srechts und links für die in die Halle Eintretendenj zween Tifche [nahe der Wand —- auf dem Plane wegen der Kleinheit der Zeichnung nicht angegeben], daraus man die Vrandopseu Sündopfer und Schuldopfer schlachten sdas geschlachtete Fleisch derselben legen] follte. 40. Und herauswcirts zur Seite, da Jnan hinauf gehet zum Thor, gegen Mitternacht, stunden auch zween Tisehe sxB y I, z II; und an der andern Seite unter der Halle des Thore auch zween Tische [x2, y2, z2]. Es ist hier zunächst das Ostthor des inneren Vor- hofs (H) in’s Auge gefaßt, mit dem Ausdruck »gegen Mitternacht« also die rechte Seite gemeint; das von diesem Thor Gesagte gilt aber natürlich hier und im Fol- genden auch von den beiden andern Thoren (Gs u. I). Wegen der Kleinheit der Zeichnung hat die Buchstaben- bezeichnung für die je zween Tische nicht scharf genug können ausgedrückt werden, die Tische selbst aber sind richtig angegeben. 41. Also swie aus der Angabe in V. 39 u. 40 sich ergiebt] stunden auf jeder Seite slinks und rechts] vor dem Thor [wörtlich: an der Schulter des Thors, d. i. theils innerhalb, theils außerhalb der Umfassungswand der Halle] vier Tische; das find [2 X 4 =] acht Tische zuhauf soder zusammen], daraus man schlachtete sderen man zur Niederlegung des für den Altar zubereiteten Opferfleisches sich bedienen sollte].« 42. Und die vier Tische, zum Brandopfer gemacht [richtiger: die vier Tische an der Treppe: tzI u. tz2] waren aus gehauenen Steinen swährend die vorhergehenden acht aus Holz gemacht waren], je anderthalb Ellen lang und breit, und eine Elle hoch, darauf man legte allerlci Gercithe, damit man Brandopfer und andere Opfer schlachteta 43. Und es gingen Leisten herum, hinein- wärts gebogen, einer aueren Hand hoch lso über- setzt Luther nach der Auffassung der Septuagintm 628 Hefekiel 40, 44——49. 41, l—10. besser aber ist wohl die des Chaldäers: Und gabel- sörmige Pflöcke, eine Spanne lang, waren besestigt am Hause, d. i. an den Außenwänden des Thorhallengebäudes, ringsum, um die ge- schlachteten Opferthiere daran aufzuhängen, wenn sie abgehäutet werden sollten]. llnd auf die Tische [die in V. 39 u. 40 f. genannt] follte man swie schon angedeutet] das Opferfleisch legen. 44. Und außen vor dem innern Thor lvor dem gegen Mitiernachtx G und vor dem gegen Mittag: I] waren Kammern für die Sänger kuach anderer Deutung: waren zwei Kamrnern, eine jede in verschiedene Einzelzimmer getheilt], im innern Vorhof« eine [d- — der Bnchstabe ist auf der Zeichnung weggeblieben] an der [westlichen] Seite, neben dem Thor zur Mitternacht, die sahe smit der Front] gegen Mittag; die andere Hi] zur [öst- lichenj Seite gegen Morgen [nach etwas anderer Lesart: neben dem Thor gegen Mittag], die sahe fmit ihrer FrontJ gegen Mitternacht. 45. er sprach zn mir: Die Kammer [mit der Vorderseitej gegen Mittag la] gehört den Priestern, die im Hause dienen kden Dienst im Tempel selber am Räuchaltan I» besorgen] follen. 46. Aber die Kammer gegen Mitternacht OF] gehört den« Priestern, so auf dem [Brandopfer-] Altar IMJ dienen. Dies [die hier gemeinten Priesterj sind die Kinder Indes, welche allein unter den Kindern Levi [mit Ausschluß der Linie Abjathar I. Kön. 2, 26 f. u. 351 vor den HErrn treten sollen, ihm zu dienen [vgi. Kap. 44, 10 ff.]. 47. Und er maß den Platz im Hause sden Raum des inneren Hofes L, L, L], nämlich hundert Ellen lang und hundert Ellen breit in das Gevierte lVgL Kap» 42- I ff.]; und der Altar sitt, vgl. Kap. 43, 13 ff.] stund eben vorne vor dem Tempel svon dem im Folgenden die Rede ltin wird]. Daß zu dem innern Vorhof nicht blos sieben Stufen führen, wie zu dem äußeren, sondern acht, ist im AU- emeinen schon eine Hinweifung auf die iiberwiegende ürde dieses Vorhofs, in welchem sich der Gottesdienst mit feinen Opfern vollzieht; wie nun jene sieben Stufen darauf hinwiesen, daß zu der Gemeinde, um die es sich hier handelt, niemand zugelassen werde, der nicht auch wirklich im Bundesverhältniß zu Gott steht, so deuten diese acht Stufen an, daß die, welche ewürdigt werden, zu dem inneren Vorhof hineinzu- fteigem eines neuen Bandes Priester, ein neues priester- liches Geschlecht sein werden, denn die Acht ist die Zahl des neuen Anfangs und damit die Signatur des neuen Bandes und der neuen Dinge, die nun schon , begonnen haben, da Gott ein Neues geschaffen. Jn solcher Bedeutung kommt die Acht schon vor in der Verordnung der Beschneidung für den 8. Tag nach der Geburt; durch die Leben geborene Mensch, welches Leben die sieben ersten Tage repräfentirem vorbildlich zum geiftlichen, höheren Leben wiedergeboren, und ähnlich verhält es sich mit der Ausweihung der Priester und der Reinsprechung der Aussätzigen am 8. Tage (3. Mos. 9, 1 ff.; 12, Z; 14, 10 ss.), gleichwie man auch besser thut, den Sonn- tag nicht als den ersten Tag der Woch e, sondern als selbe wird ja der in’s natürliche s den ersten Tag nach dem Sabbath oder als den achten Tag zu betrachten, wodurch er als Vollendung des Sabbaths erfcheint und man nun für die ewige Seligkeit des neuen Himmels und der neuen Erde, die auf den Sabbath des tausendjährigen Reichs folgt (Offenb.20, 1—6 u. 2l, 1—22, 5), ein bezeichnenderes Vorbild bekommt. Speziell für die vorliegende Sache läßt sich auch auf die 8 Seligpreisungen der Bergpredigt verweisenx das neue priefterliche Geschlecht unsers Tempels ist ein solches, welches die Erfüllun der dort zur Empfangnahme seines Heils von dem Errn er- forderten Bedingungen in sich trägt. Vgl. zu V. 31. IV. V. litt-Ray. 41, 26. tlarh der Betrachtung der Vorhöfe wendet sich der Vrophet nnnuiehr zur Zesazred bang des eigentlichen Tempelgebändey wir der Messende nach seinen einzelnen Theilen es ihm zeigte: a) die Vorhalle des Tempelhattses (V. 48 u. 49); b) der innere Kaum oder das Heilige nnd Alter— heiligsle Gan. 41,1—4); o) die Mauer und derSeitew anban (V. 5—-11); d) die Schiedstiitte hinter dem Tempel nnd die äußere Griiße des ganzen Hauses (V. 12—14); e) summarisehe Bestimmungen über Maß und Beschaffenheit des Hauses nnd besondere Wahrnehmungen in Beziehung auf den bedeutsameusitzmucte der hervorragenden Theile desselben (V.15—26). —- Die hier vorliegende Beschreibung des iilempelgebiittdes unterscheidet sich sehr auffällig durch ihre liürze und durch den, besonders in dem Wortlaut des Grnndtektes hervortretenden Charakter des sllragmentarischem trinke— stimmten, Välhselhaftem von der früheren in Betreff der Vorhiife, nnd findet da im Vergleich mit der Beschreibung des Salamonischen Tempels in den Geschirhtsbiicheric das gerade umgekehrte Verhältniß statt; denn während in letzteren bei dem Gempelhause die Beschreibung thrilweis in’s einzelnsle Detail geht und selbst die saieinbar gleich— giltigsten Dinge genau angegeben werden, bleibt dagegen bei der Vokalitcit des Vorhofes das Meiste unbestimmt, nicht einmal Umfang und Größe wird fesigeseht nnd kaum soviel erwähnt, um sich überhaupt eine Vorstellung von der Sache mamen zu können. Das nun bat in tltetreff des Salomonischen Tempels seinen natürlichen Grklärungsgrntm der Bericht der Gesihichtsbüiher lionnte iiber die Vorhöfe rasch hinweggehety weil diese von Kind auf jedem Israeliteu bekannt waren ans eigener Kn- srhaunngz dagegen war das tljeiligthuni nach seinen einzelnen Theilen dem Volke nnzngüngliclh hier also mußte die Jlnseiuaudersehulig ganz ausführlich werden, nm dem Mangel eigener Kenntniß zu tijilfe zn bekamen. Was aber ist die Ursach, warum umgekehrt Hesekiel so genau die Vorhöfe beschreibt, dagegen über den Tempel selber in so dunklen Jlusdriicken sich erklärt, daß Manches nur durch Bezugnahme auf die entsprechenden Verhältnisse des Salomonischen Tempelhauses einiger- maßen zum Vcrftändniß kommt, Anderes ganz dahin— gestellt bleiben muß? Ohne Zweifel liegt der Grund in der Bedeutung gerade dieser partic, welche überhaupt sich nicht vollständig erfassen läßt, bis die Erfüllung dessen, was damit geweissagt werden soll, selber kommt, nnd dann ist an der sumbolischen Vorausdarslellung nichts mehr gelegen. 48. Und er führete mich hinein [besser: hinan, nämlich auf den in Kur. 41, 15 erwähn- ten hölzernen Austritt] zur Halle des Tempels [z-], und maß die Halle [nach den zu beiden Seiten der Treppe vorspringenden Pfeilern], fünf Ellen auf jeder Seite, und das saus zwei Hälften bestehende] Thor drei Ellen weit auf jeder Seite. Das Tempelgebäude die Vorhalle, der innere Raum und der Seitenbau. 49. Aber die Halle war [in der Richtung von Ost nach WestJ zwanzig Ellen lang, und [in der· Richtung von Süd nach Nord] elf Ellen weit sim Lichten gemessen, während die beiden Seiten- wändc zusammen 5 Ellen betrngen]- und hatte [vorn, an der östlichen Front] Stufen, da man hinauf ging; und Pfeiler [d. i. Säulen, wie die in l. Kön. 7, 211 stunden unten an den Erkern svor den zu beiden Seiten der Treppe vorspringen- den Pfeilern], auf jeder Seite einer. Das 41. Kapitel. Beschreibung des innern Tempels. I. Und er führete mich sans der Halle] hinein in den Tempel [in das Heilige: ei, dahin ich ja als Priester ihm noch folgen durfte] und maß die Erler an den Wänden sdie beiden Eckpfeiler der vorderen, östlichen Wand, in welcher die Eingangs- thür sich befand]z die waren zu jedir Seite sechs Ellen weit [oder brelt], so weit das Haus snach Maßgabe der Stärke seiner Umfassungsrnauer T] V. Ei] war. 2. Und die Thirr war zehn Ellen weit, aber die Wände zu beiden Seiten an der Thiir [von dieser, bis zu den beiden Eckpfeilern V. l] war jede fünf Ellen breit. Und er maß den sdas Heilige bildenden] Raum im Tempel; der hatte vierzig Ellen in die Länge und zwanzig Ellen in die Breite swie letzteres schon aus der Weite der Thür a 10 E. und aus der Breite der Wände zu beiden Seiten a 10 E. sich ergab]. 3. Und er ging lohne auch dahin mich mit- zunehmen Hebn 9, 7] inwendig hinein [in das Allerheiligsie es] und maß die Thier szunächst in Rücksicht auf die beiden Pfeilen von welchen die- selbe gebildet wurde, und von denen war jeder breit] zwo Ellen; und die Thür hatte sechs Ellen [in der Höhe]; nnd die Weite der Thür [betrug] sieben Ellen. «4. Und er maß zwanzig Ellen in die Länge [von Ost nach West] und zwanzig Ellen in die Breite am Tempel [in die mit dem Heiligen V. 2 correspondirende Breite]. Und er sprach zu mir: Dies [der eben gemessene Raum, vor dem du siehest] ist das Allerheiligsie. Z. Und er ldas Allerheiligste wieder verlassend und von mir begleitet sich nach vorn, an den Ein- gang V. 1 f. wendend] maß die Wand des Hauses [die das Heilige und Allerheiligste umschließende Tempelmauer T, TJ sechs Ellen hoch sdies »hoch« sieht nicht im Texte, die Messung bezieht sich viel- mehr auf die Stärke, also besser: dick]; darauf srichtigerx daran oder daneben, nach der Aussen- seite hin] waren Gänge soder Seitenanbauten 629 1. Korn S, 5: »] allenthalben herum sans der. Nord» West: und Südseiteh getheilt in Gemächer, die snämlich die Gänge oder Seitenanbauten] waren allenthalben [von der Außenmauer des Hauptgebäudes an gerechnet] vier Ellen weit [breit]. »6. lind derselben Gemacher waren auf jeder Seite dreiunddreißig, je eins an d»em andern; und stunden Pfeiler unten» bei den Wanden am Haufe allenihalben herum, die sie trugen. Richtiger übersetzt man: 6. Und die Gemächer der Seitenbanteu [oder Gänge] waren je drei nber einander snämlich eins Im unteren, eins im mittleren und eins im oberen Stock], nnd sdas fand] dreißigmal [statt, indem an der nördlichen Seite zwölf, an der westlichen sechs und an der südl. zwölf Gemä er — vgl. den Grund- riß zu 1. Kön 6, 16 ff., auf em Grundrisse hier sind ihrer zu viel gezeichnet — in den drei Stock- merken über einander lagen]; und sie traten auf die Wand, welche das Hans bei den Gemächern hatte ringsum [indem die das Tempelhaus auf allen drei Seiten umschließendeMauer in der zu 1.Kön.6, 6 an e- gebenen Weise Absätze hatte, aus welchen die Gemä er ruhen konnten], so daß sie festgehalten waren, aber nicht waren sie festgehalten in der Mauer des Hauses snicht in diese selber eingefügt und zu Einem Ganzen damit verbunden, vgl. die berichiigte Uebersetzung von 1. Kötr. 6, 10]. 7. Und über diesen [in V. 7 f. beschriebenen Gängen und Gemächern] waren noch mehr Gänge umher [von ,,noch mehr« Gängen kann aber nach richtiger Aussassung des s. Verses nicht die Rede sein, sondern man hat nach I. Kön. 6, 6 zu er- klären: Und es ward breiter und veränderte sich bei den Gemächern je mehr nach oben], nnd oben waren die Gänge [oder GemächerJ weiter [und befand sich zugleich in der Mitte bei c« auf jeder Längenseite eine Wendeltreppe I. Kön. 6, 8], daß man aus den untern IGemächemJ in die mittlern, und ans den mittlern in die obersten ging. 8. Und» stund je einer [von diesen 3 Stocksj sechs Ellen uber dem andern [der ganze Seitenbau selber aber ruhte ans einem Sockel von einer Ruthe oder ebenfalls 6 Ellen Höhe, wie ja auch das Tem- pelhaus selber nicht zu ebener Erde lag Ho, 49]. » 9. Und die Weite der oberen Gange »war funf Ellen A« und die Pfeiler trugen die Gange am Haufe. V) Dies widerspricht der Angabe in V. 5, es ist also zu übersetzent »9. Und die Breite der Wand, welche das Seiten- gebäude nach außen hatte Es. den griech. Buchstaben o] war funf Ellen [also 1 Elle dünner als die Tempel- wand V. 5], nnd ldazu kommt die in V. 11 näher be- stimmte Breite dessen] was frei gelassener Plan war am Seiteuzimmerbau des Hauses ses ist hierzu der Raum n, u, s« zu vergleichen]. 10. Und es war [der Angabe in V. 2 gemäß] von je einer Wand am Haufe zu der andern [von ; bis T] zwanzig Ellen les ist jedoch von einer mit dem 630 so eben genannten Platze verwandten Sache die Rede: Und zwischen der Anßenlinie dieses Platzes und den Kammern g, welche in Kap. 42, f. werden zur Sprache kommen, war eine Breite von zwanzig Ellen rings um das ganze Haus: u, is, -i-]. » - 11. Und es waren zwo Thuren an der Schnecke hinaus [richtiger: an dem Seitenanbau, die beide nach dem freien Platze in V. 9 führten se, pe], eine gegen Mitternacht, die andere gegen Mittag; und die Schneckelrichtigerx der freie Platz »» »] war fünf Ellen breit. » · Die Dicke der Mauer des Tempelgebäudes wird »in V. 5 zu 6 Ellen angegeben t2 X 6 = 1·sz)»), die Weite des Seitenbaus, wel ier das Tembelgebaude umgab 4 Ellen (2 X 4 = 8); rechnen wir dazu die Breite des innern Raums, der nach V. 2 ja »ebenfc1lls LO Ellen betrug, so erhalten wir 40 Ellen. Hierzu kommeii die 5 Ellen Mauerdicke in V. 9 (2 X. ·5 = 10) und die 5 Ellen Breite des freien Platzes (2 X 5 = 10), sowie die 20 Ellen Breite des in K) genannten Raums (2 X 20 = 40), so daß wir hier 60 Ellen erhalten; es ergiebt sich also eine Gefammtbrette von 40 4- 60 = 100 Ellen, was sowohl der Angabe in V. 14 als der in Kap. 40, 47 entspricht. — Die Länge war folgende: 40 E. das Heilige, und 20 E. das Allerheiligste (V. 2 u. 4), die Westmauer 6 E., die Seitengemächer nach Westen 4 E. und ihre Mauer 5 E. (V. 5 u. 9), der Freiplatz im Westen 5 E. (V. 10) und der Raum bis an die Gisra (V. 12) 20E.«also40-i-20—k6—i—44-5—i—5—I—20= 100 Ellen, was mit der Angabe in V. 13 stimmt. Außer Betracht geblieben ist, abgesehen von der Vor- halle (40, 48 f.) und der Dicke der Scheidewand zwischen Heiligem und Allerheiligsten (V. 3), die vordere oder östliche, jedenfalls 6 E. starke Mauer des Heiligen; wir sehen daraus, daß es sich nichtum einen irdischeu, steinernen Bau handelt, sondern um ein sinnliches Abbild geistlicher Wa rheiten, und da kommt es vor allem auf die heilige ahlensSymbolik an, über welche wir hernach uns näher aussprechen werden. 12. Und die Mauer gegen Abend war funf und siebenzig Ellen breit, und iieuuzig Ellen lang. Luther hat hier zwei Maßbestimmungen zu Einer zusammengezogen, die doch nicht zusammen gehören, vielmehr getrennt bleiben müssen, und es ist also zu lesen: 12. Und das Bauwerk an der Vor-beiseite der Gisra gegen Abend [s] war sielienzig Ellen breit, und die Mauer des Bauwerts funf Lllen breit rings herum ]d. i. an jeder der vier Seiten desselben], nnd ueunztg Ellen [war dies Bauwerk] lang. Unter dieser Gis ra, zu deutsch etwa ,,Schiedstätte« ist ein Abort oder Abraum zu verstehen, welcher dazu blelstimmt war, allen Auswurs, Kehricht, Abfall, kurz a es dasjenige aufzunehmen, was sich beidein heiligen Dienste im Tempel ausschied; auch bei dem Salomo- nischen Tempel gab es einen Ort Parbar oder Parvarim (1. Chron. 27, 18; 2. Köin 23, 11) mit derselben Be- stimmung und ebenfalls gegen Abend vom Tempelhause gelegen, und noch jetzt finden sich im Orient bei der heil. Grabeskirche und bei Moscheen die großartigsten Anstalten zu dem gleicheii Zweck, die Unreinigkeiten auf einen ihnen zugestandenen Raum zu eoneentriren und von den heiligen Stätten abzusondern. Der Gisraplatz und dasGebäude daraus, bemerkt H en g st en- Hesekiel 41, 11———26. berg, dienen negativ demselben Zweck, dem das Tempelgebäude positiv: soll diesem seine Würde und Heiligkeit erhalten bleiben, so muß eine Stätte gegeben sein, wo alles Unreine abgelagert wird. Nach Westen zu bildet nun das Gebäude den Abschluß; dort reichte es bis an die äußere Uinfassungsmauer des Vorhofs iind hatte jedenfalls durchein in dieses gebautes Thor (vgl. das Thor solialleketh in I. Ehr. 27, «6) seine Ab- fuhr nach der Stadt zu. Jiidein das Gebäude nach feiner Breite von Nord nach Süd 70- Ellen im Lichten mißt und dazu die Stärke der beiden Seitenmauern mit z? X 5 = 10 E. hinzukommt, bleibt dann noch zu beiden Seiten ein freier Raum von je 10 E» um die ganze Breitenausdehnung von 100 E. auszufüllen, ebenso beträgt die Längenausdehnung des Gebäudes und der beiden Umfassungsniauerii im Ost und West 90 4- (2 X 5) = 100 E., so daß wir ein Quadrat von 100 E. Länge bekommen, gleichwie auch der Raum des Tempelhauses nach der Bem. zu V. 11 und der Raum des inneren Vorhofes nach der Angabe in Kap. 40, 47 jeder ein solches Quadrat bildeten, alle 3 Rä1ime zusammen aber nahmen eine Länge von 300 Ellen ein. Rechnen wir dazu die Länge des Ostthorgebäudes des inneren (H: 40, 32) und die des Ostthorgebäudes des äußeren Vorhofs (A: 40, 15): 2 X 50 s·- 100 Ellen, sowie die Länge des äußeren Vorhofs von Thor zu Thor (F": 4(), 19) niit 100 Ellen, so erhalten wir für den gesammten Tempelbau die Länge von bitt) Ellen. »Die Breite jener 3 Quadrate betrug 100 E; es kommen hinzu die Breiten des Nord- und Süd- Thorgebäudes am inneren und am äußeren Vorhof mit je 50 E., was 4 X 50 = 200 E. ausmacht, und dann die Breiten des äußeren Vorhofs an der Nord- 1ind an der Siidseite mit je 100 E., also 2 X 100 = 200 E., und ergiebt dies eine Gesammtbreite von ebenfalls 500 E. (vgl. die Schlußangabe zu Kuh. 40, 5). 13. Und er maß die Lange des [Tempel-] Hauses [oder des mittleren von den vorhin erwähnten 3 Räumen], die hatte durchaus [in der Ausdehnung von West nach Ost] hundert Ellen, [und ganz die- selbe Länge ergab sich für] die Mauer und was daran war lfür die Gisra oder das auf dem ab- gesondetten Raum hinter dem Tempel stehende Ge- bäude mit feinen beiden Umfassnngsmanern im Westen und Osten]. 14. Und die Weite vorne am Hause gegen Niorgen [die ganze östliche Ausdehnung des Tem- pelhauses oder die Breite von Nord nach Süd: N——N, hundert Ellen] mit dem, was daran hing [richiiger: und die Schiedstätte gegen Morgen, also sie ebenfalls nach ihrer Breite von Nord nach Stid gemessen «— Luther hat nun ein- mal das hebt. Gisra sich nicht zu deuten gewnßt], war auch hundert Ellen. Die Gisra hatte also gleiche Länge und Breite mit dem Raum des eigentlichen Tempels, dies soll in den beiden Versen ausgesagt werden. 15. Und er maß die Länge des Gebäudes [S] mit allem, was daran hing Iden an beiden Längen- seiten umlaufenden und den freien Raum daneben iiberdeckenden Gallerien], von einer Ecke [im Osten] bis zu der andern [im Westen]; das sdies Gebäude, wie die Messung in Uebereinstimniiing mit der in V. 13 ergab] war auf jeder Seite sauf der Nord- Die Schiedstätte. Ueber Maß und Beschaffenheit und bedeutsamen Schmuck des Tempelgebäudes 631 seite sowohl wie auf der Südseite] hundert Ellen ses zeigte sich nämlich, daß die Gallerien ganz dieselbe Länge hatten wie das Gebäude selbst, also an der ganzen Länge desselben hinliefew »und so waren sie auch gleich lang] mit dem inneren soder eigentlicherq Tempel sV. 11 Anm.], und set maß auch die] Hallen im Borhofe shier speziell die vor dem Tempelhause Kuh. 40, 49., gleichwie früher die vor den Thorgebäuden 40, 8 u. 23: auf diese Messurigen als nicht ohne Bedeutung soll hier noch einmal Bezug genommen werden]; 16. Satnmt den Thüren sgenauer: S ch w e l l e n, nämlich des Tempelhausesh Fenstern, Ecken [richtiger: geschlossenen Fenstern I. Kön 6, 4] und den dreien Gängen [die sich um das Tempelhaus und dessen Seitenanbau herumzogen und den in V. 9 erwähnten freigelassenen Platz », », «« überdecken]- und Taselwerk soder Holzgetäfel war im Inneren des Hauses, wenn man über die Schwelle eintrat] allenthalben herum szu erblicken] sz 17. Er maß auch, wie hoch von der Erde bis zu den Fenstern war, und wie breit die Fenster sein sollten; und maß vom Thor soder von der EiiigangSpforteJ bis zum Allerheiligstetn answendig und inwendig berum sum mir zu zeigen, daß, wo man auch bei diesem heiligen Bau sich hinwende, von einem Ende zum andern, im Inneren und im Aeußerem alles nach Piaßen geordnet und das Ganze ein Haus sei würdig des Gottes, der alles weislich geordnet Pf. 104, 24 und nichts der Willkür und dem Zufall iiberlassen habes 18. Und am ganzen Hause herum swas dessen innere Ausschmückttng betrifft], von unten an bis oben hinauf an sbesser: über] der Thitr und an den Wanden waren Cherubim und Palmlaubwerk unter die Cherubim saus Schnitzwerkj gemacht sund zwar so, daß auf je einen Cherub eine Palme, und auf diese wieder ein Cherub folgte l. Kön S, 29]. 19. Und ein jeder Cherub hatte zwei Köpfe sda bei Schnitzwerk nichi vier sich anbringen ließen, s« jedvch zu V. 2615 aus einer Seite. sdie nach der einen Palme sich hinwendete] wie eines Menschen Kopf, auf der andern Seite [die der andern Palme sich zukehrte] wie ein Lbwenkopf. 20. Vom Boden an bis hinaus über die Thitr waren die Cherubim und die Palmen geschnixzetz desgleichen an der Wand des Tempels swar überall solch Schnitzwerk angebracht —- vgl. die etwas anders angelegte Zeichnungzu L. Mos. 26, 1]. 21. Und die Thiir im Tempel swelche den Eingang in’s Heilige bildete] war viereckigt swie überhaupt bei der ganzen Anlage des Heiligthums die Ouadratform vorherrschte], und war alles artig sakij schöne, der Jdee entsprechende Weise] in einander ge Uge. 22. Und der hölzerne Altar sder vor dem Allerheiligsien stund: L] war drei Ellen hoch, und zwei Ellen lang und sebensoviel Ellen] breit, und seine Ecken [oder Hörner] und alle seine Seiten ssammt dem Fußgestell] waren hölzern [im Gegen: satz zu dem ehernen Brandopferaltar im Priester- oorhof 43, 13 ff.]. Und er sder mich geleitende Enge! 40, Z] sprach zu mir: Das ist der Tisch lvder Altar Mal. 1- 7]- der vor dem HErrn stehen soll [2. Mos 30, ej. c 23. Und die Thür sselber, welche die Thür- öffnung verschloß], beide am Tempel sdem Heiligen] und am Allerheiligsten, 24. Hatte zwei Blätter, die man auf- und zuthat sd. i. Flügelthürem von denen wiederum jeder Flügel in zwei wendbare Blätter getheilt war, so daß man beim Ein- und Ausgehen den 3-4 Ellen breiten Flügel nicht jedesmal ganz aufzu- schlagen brauchte] 25. Und waren auch Cherubim und Palm- laubwerk daran, wie an den Wänden [V. 18 ff.]. Und davor waren starke Riegel [etgentlich: Holz- ges ims, was wohl einen hölzernen Austritt oder Perron bedeuten soll] gegen der Halle san der Vorderseite derselben, in sie hineinführend 40, 48].- 26. Und waren enge Fenster swie an den Hallen der Thoreingänge40, 16], und viel Palm- tanbwerk herum an der Halle syJ und an den Wunden sdes Seitenanbaues V. 5 f.]. Wir zweifeln nicht, daß in dem Tempelhause, mit welchem wir es seit Kap. 40, 48 zu thun hatten, uns nun die innere Herzensgestalt eines jeden Gliedes der im Vorhergehenden als Ganzes symbolisirten Ge- meinde sinnbildlich sich darstellt. Auch wenn wir den Körper zu Gottes Ehre verbrennen ließen, bemerkt Oekolampadius, so könnte das Herz doch noch unrein sein; und so wäre es auch mit allem Reden in Menschen- und Engelzungew mit allem Weissagen und aller sonstigen geistlichen Begabung und christlichen Thätigkeit nichts, wenn der innerste Mensch derer, die im inneren Vorhof ihr Brandopfer thun und ihre Gottesdienste feiern, nicht von der rechten Beschasfenheit wäre (1. Cor. is, 1ff.), daher führt uns die Be- schreibung des Propheten von dem Platz des inneren Vorhofs nnd dem in diesem Raum befindlichen Altar alsbald weiter zu dem eigentlichen Heiligthum Christi Wort an seine Jiinger (Joh. 14, 23): »Wer mich liebet, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen« giebt nun da zunächst im Allgemeinen einen sicheren Anhalt, die Bedeutung des Allerheiligsten und des davor liegenden Heiligen zu verstehen. Wie der Prophet als aus priesterlichem Ge- schlecht mit dem Engel in’s Heilige mit hineingehen darf, so hat Christus den Gläubigen in ein so nahes Verhältnis; zu sich selbst gestellt, daß dieser Ein Herz und Eine Seele mit ihm fein, wie mit einem Freunde oder Bruder mit ihm timgehen und ganz in sein Bild per- klärt werden kann; Christus will eine Gestalt in Ihm gewinnen und tvie Er ist, so kann und soll auch der Gläubige sein in dieser Welt (1. Joh. 4, 17). Das Wohnen Christi durch den Glauben in dem Herzen (Ephes. Z, 17) kennt also keine Schranke oder Grenze; es kann bis zu einem Ersülltsein mit seiner ganzen Gottes-fülle, wenn man sie in dem Sinne versteht, den 632 Hesekiel 42, 1-—6. die Stelle 2. Petri 1, 3 f. an die Hand giebt, sich steigern, und sie wird sich bei den einzelnen Gliedern der Zionsgemeinde bis zu diesem Maße steigern, dafür bürgt uns das in Offenb. 14, 1 u. 4 Gesagte. Was dagegen das Allerheiligste betrifft, so kann der Propbet dem Engel, der ihn führt, bis dahin noch nicht folgen; er ist Priester, aber nicht Hoherpriester. Christus selber ist allbereits in die obere Hütte einge- gangen, aber für den Gläubigen, so lange er hienieden wallet, wohnet Gott noch in einem Lichte, da niemand zukommen kann, selbst ein Paulus erkennet es nur stückweise und auch einem Johannes ist noch nicht er- schienen, was wir sein werden. Wie indessen der den Propheten leitende Engel aus dem Allerheiligsten heraus verkündigh was er wissen soll, und ihn sein Messen mit ansehen läßt (V. 3 f.), so Verkündigt uns Christus vom Vater und aus dem oberen Heiligthum, was uns zur Seligkeit nöthig ist, und hält seine Zwie- sprache ·mit dem Tgläubigen Herzen; das Heilige steht m unmittelbarer erbindnng mit dem Allerheiligsten, sie sind beide nur die zwei Theile eines und desselben Ganzen. ,,Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen«: das hat bis zu einem ge- wissen Maße seine Wahrheit schon für das Erdenleben, und das wird sich bis zum vollen Umfang dieses Maßes» an denen zeigen, auf welche unsre Weissagung hauptsachlich gemeint ist (Offb.»14, 3 f.); daher, wenn die Zeit zur Erfüllung nun wird da sein, noch ganz andere Einsichten inHdie Tiefen des göttlichen Worts und in die Geheimnisse der christlichen Lehre von jenen ausgehen werden, als ·i zu denen wir Heiden in der christlichen Kirche es haben bringen können. Man thäte also wohl, man ersparte sich jetzt manche Vornahmen, die am wenigsten in unserer zerrissenen und verwirrten Zeit zum Austrag gebracht werden können, bis auf die bessere Zukunft, wie z. B. die Vornahme einer Berichtigung unsrer deutschen Bibelübersetzung die für uns geheiligt ist durch das, was der HErr mittels der- selben in mehr als 372 Jahrhunderten ausgeri tet hat, und erst auf Wegen, die der HErr selber scha en muß, einer erneuerten Platz machen wird. Wo das Herz zu einem Hause geworden, darin der Vater wohnt durch den Sohn im heil. Geist, da geht das Räuch- werk im Gebet beständig in die Höhe; und so fehlt dem Hesekiekschen Tempelhause natürlich der hölzerne Altar vor dem Allerheiligsten nicht, wohl aber wird geschwiegen des Schaubrodtisches zur Rechten und des güldenen Leuchters zur Linken, weil diese auf die guten Werke des Glaubens und auf die leuchtenden Tugenden im Besitz der Gaben des heil. Geistes sich beziehen (2. Mos. 25, 30 u. 40 Anm.) Das bekehrte und in der Heiligung begriffene Jsrael hat sie zwar in reicher Fülle auszuweisen, doch ist der Grundzug seines Herzens das Gedenken an seine vorigen Wege und das Sich- schiiinen (Kap. 16,61« 2o, 43; se, 31 f.), und da bleibt gewissermaßen nur Raum für das Gebet, in welches alles Andere ausgeht. Vielleicht ist aus ähnlichem Grunde auch des Goldesgeschwiegen bei Beschreibung der inneren Ausschmückung des Hauses, während bei dem Salomonischen Tempel auf die Pracht des Goldes und der Farben viel Mühe verwendet ist; es ist das ein Hinweis auf das ,,ich bin sanftmiithig und von Herzen demüthig«, worin Israel dem Lamm, dem es nachfolgt, vor allen Dingen nachzueifern sucht und so als ein Weib rechter Art (1. Petri 3, 3 f.) sich an- thut mit reiner und schöner Seide, um auf den Tag der Hochzeit sich zu bereiten (Offb. 19, 7f.). Was die Fenster von geschlossenem Gebälk bedeuten, die rings um das Haus angebracht sind, darauf hat uns schon die zu l. Kön 6, 4 angeführte Randglosse von Luther aufmerksam gemacht; es hat die Gemeinde auf Zion in allen ihren einzelnen Gliedern weder Zeit noch Lust, nach der Welt draußen zu gaffen, sich in sie zu verlieben und viel mit ihr zu verkehren; zumal in der letzten Zeit des 20. Jahrh muß sie sorgfältig sich davor bewahren, daß ihr nicht etwa von draußen her etwas in’s Herz fliege, was sie in das Treiben der Welt verflechten könnte. Denn da strebt alles auf die Ausgestaltung des Antichrists und feines Reiches hin und die bösen Geister unter dem Himmel sind sehr geschäf1ig, ihm eine bereitwillige Aufnahme bei den Weltkindern zu verschaffen; die eiligen Berge Jsraels aber sollen seinem Machtberei verschlosfeii bleiben bis auf die letzte entscheidende Stunde, wo daselbst das Gericht über ihn ergeht. Jm Gegensatz zu dem Verkehr mit der Außenwelt, welcher vornehmlich nur in dem besteht, was in Kap. 47, 1—12 zum symbolischen Ausdruck kommt, nämlich durch den aus dem Heilig- thum sich ergießenden Wasserstrom, hat dagegen das sich heiligende Jsrael desto mehr am eigenen Herzen zu thun und davon alles Unreine und Unnütze aus- zuscheiden; darum ist von großer Wichtigkeit die Gisra oder Schiedstätte hinter dem Tempelhause. Vormals mußte der HErr über sein Volk klagen (Kap. 23, 35; Pf. 50, 17): »du hast meiner vergessen nnd mich hinter deinen Rücken geworfen«; aber nun soll dieses umge- kehrt zu dem HErrn können sagen (Jes. 38, 17; Micha 7, 18 f.): ,,du wirsst alle meine Sünde hinter dich«; mit der Einwohnung Christi in seinem Herzen und bei dem beständigen Gebetsverkehr mit dem Vater durch den Sohn im heil. Geist lernt es immer gründ- licher und tiefer sich elbst erforschen, und wie es in Vetreff derer, die außerhalb seiner Bürgerschaft stehen, die Gabe der Geisterprüfnng empfangen, um durch strenge Thorwacht an den Eingängen seines Heilig- thums falsche Freunde von sich fern zu halten (Kap. 40, 27 Anm.), so hat es noch viel hellere Augen, um das eigene Herz in scharfe Controle zu nehmen, damit aber hat es auch jene Schiedstätte nöthig, um aus dem Herzen und von allen seinen Opfergaben in Gebet und Arbeit das für unrein und tadelhast Erkannte auszuscheiden (vgl. Such. 13, 1 sf.). Was denn da für eine Beschasfeiiheit des inneren verborgenen Men- schen des Herzens zu Stande kommt, das, dünkt uns, Zgigendas Palmlaubwerk und die Cherubim an den änden und am ganzen Hause herum an. Von einer berühmten Pflanze oder Pslanzung, die der HErr seinem Volke noch erwecken wolle, war in Kap. 34, 29 die Rede, und wir haben dabei an die Stiftung des tausendjährigen Reiches unter Jsrael gedacht; diesem Ziele strebt denn der ganze innere Mensch zu, gleich- wie die beiden Köpfe der Cherubim nach je einer Palme hin erichtet sind, und die beiden Köpfe sind der eines Menfychen und der eines Löwen, was wohl eine Hindeutung auf Christum als des Menschen Sohn und den Löwen vom Geschlecht Juda sein könnte, insofern sein heiliges Bild nach beiden Seiten hin sich den Herzen eindrückt und darin ausprägt. Es ist die Frage, ob für den Umstand, daß von den vier Cherubs- angesichtern in Kap. 1, 10 hier nur zwei erscheinen, die ausreichende Erklärung die ist, daß bei Schnitzwerk sich ja nicht mehr anbringen ließen; nian hätte darnach die beiden andern im Geiste hinzuzndenken. Wir möchten vielmehr glauben, daß an unserer Stelle die Cherubim überhaupt nicht dieselbe Bedeutung haben wie an jener, sondern ein Sinnbild sind für das er- neuerte und geheiligte Israel selber: an ihm erreicht nun der ideale Niensch seinen Ausdruck, und auch der Beruf zur Herrschaft über die Erdenwelt kommt dem- gemäß an ihm zum Ziele; Jsrael ist der gerade Das Zellengebände der Priester. 633 Gegensatz zu dem Antichrist, dem Menschen der Sünde und Kinde des Verderbens, es wird zum Menschen, der nach Gott geschaffen ist in rechtschaffener Gerech- tigkeit und Heiligkeit, und wird zu den Heiligen des Höchftem die das Reich einnehmen und es immer und ewiglich besitzen werden (Dan. 7, 18). Wir enthalten uns einer Ausdeutung aller übrigen Punkte, worauf z. B. der Seitenanbau und der freigelassene Platz zielen möge, obgleich auch hierfür sich Manches beibringen »ließe, und führen nur noch einige Bemerkungen von Andern an: »Von einem Vorhange vor dem Llller- heiligsten ist ier nicht mehr die Rede; er fällt weg, weil er mit hristi Tode zerriß und nicht wieder kom- men darf: Joh. 12, 45; 14, 9. (Richter.) Der ganze heilige Tempelumfang ist ein Allerheiligstes geworden 43, 12); in diesem Tempel ist nicht mehr ein Ort für die Bundeslade (Jer. 3, 16 f.), an ihre Stelle tritt die volle Offenbarung der Schechinah. (Hävernick.) Die Behauptung von der shmbolifchen Bedeutung einzelner Zahlen- und Maßbestimmungen in der Bibel erhält an dem symbolischen Heili thum unsers Propheten eine wichtige Bestätigung. erkwürdig ist dabei be- sonders das Hervortreten der Zahl Vier; denn das Tempelgebäude ist das vollkommenste Viereck, welches nicht nur die Signatur der Regelmäßigkeit, sondern auch der Offenbarung Gottes in der Räumlichkein der persönliche heilige Gott pläßt seinen Geist wehen nach den vier Winden (37, 9, und wohnet in dem Abbild der Welt, dem irdischen Heiligthum Aber auch die Vor alle des Ostthores hat zweimal vier Ellen; des- glei en finden wir vier Tische auf der einen und vier Tische auf der andern Seite, worauf man fchlachten, und vier Tische zum Brandopfer zum Nieder- legen der Geräthe, womit man fchlachten sollte; und auf zweimal vier Treppen stieg man zu den Thoren des inneren Vorhofs, und dieser wird ausdriicklich als ein Quadrat hervorgehoben. Ebenso be egnen wir der Zahl Drei: gleich die Mauer von außen um das Haus mißt zweimal drei Ellen oder eine Ruthe; da nun offenbar die Mauer zu klein sein würde, wenn sie nur die rein äußerliche Bestimmung des Schutzes hätte haben sollen, und daher blos der symbolischen Darstellung der Scheidung des Heiligen von dem Ge- meinen angehört, so ist offenbar, daß sie die Signatur des Göttli en, die Drei an sich tragen mußte; dieselbe erscheint a er noch dazu verdoppelt. Aus gleichem Grunde ist auch die Schwelle des Thores eine Ruthe breit, und die Gemächer in demselben, deren drei von beiden Seiten sind, desgleichen; auch das Gemach hatte sechs Ellen von der einen, und sechs Ellen von der andern Seite. Drei Thore hat jeder der beiden Vor- höse, und in den äußeren Vorhof sind dreißi Zellen hineingebaut Besonders häufig und bedeutsam er- scheint aber die Zahl Zehn, theils einsach, theils mit ihren Verdoppelungen und Vermehrungen; sie bezeich- net die in sich abgefchlossene Vollendun , sowie die Fünf, die halbe Zehn, die Vorstufe der ollkommen- heit. Was die Heiligungszahl Sieben betrifft, so vermissen wir auch diese nicht, und es ist bemerkens- werth, daß sieben Stufen zu den Thoren des äußeren Vorhofs führen und hernach der Vrandopferaltar sieben Ellen ho ist, wie denn diese Zahl recht eigentlich innerlich ei den Opfern und Festen besonders hervor- tritt. Endlich fehlt auch die BundeszahlZwölf nicht; wir finden zusammen für dieOpferbereitung zwölf Tische, entsprechend den zwölf Thoren des neuen Jerusalems. (Umbreit.) Steht unzweifelhaft fest, daß Hesekiels Tem- pel für die Rückkehr aus dem Exil bestimmt war, nach der aus Bab lon aber keinen Raum hatte, so bleibt eben nur die Rü kehr aus der jetzigen Verbrennung übrig. Das 42. Kapitel. Tion des Tempels Zlie6engebäuden. v« V; 1—20. Zins beiden Seiten der im vorigen Lan. erwallnten Schiedstätte hinter dem Tempethause befindet sieh ein, in den Vorhof des Volkes hinein sieh erstreneew des jtellengebiindg das siir die Priester bestimmt ist, und wird nun zuerst das gegen tin-den (lb.1—-9), dar- nach das gegen Süden gelegene (ll1. 10——12) beschrieben, alsdann aber der Zweck beider Gebäude angegeben (lb. 13 u. 14). illathdeni so der ganze heilige Tempel— bezirli gemessen ist, geht es hinaus in die weite nnd wird hiernach eine Jlbgrenznngsmauer von 500 liutheu ans jeder Seite vorgeführtz welche schon ans der Ferne den heiligen Tempels-tat; non dem gemeinen Boden der Stadt und des ttandes scheidet sitt. 15—20). » 1. Und ex [der Engel 40, 3] führete mich hinaus zum außeren Vorhof gegen Mitternacht unter die Kammern M, so gegen [-über] dem Ge- bande, das am Tempel hing [S], nnd gegen dem TEMPEI PHQUse N, N] zu Mitternacht lagen; 2. Welcher Max; [nämlich die Vorderseite dieser Kammern] hundert Ellen lang war [gleich- wie die Schiedstätte S in Kap. 41, 12 ff., doch nicht von der westlichen Mauer, sondern] von dem Thor [oder vielmehr von der Priester-Küche in Katz. 46, 19 f.: R] an smit seiner, aus mehreren Thüren bestehenden Vorderfront gerichtet] gegen Mitternacht, und funfzig Ellen breit [war das Gebäude] 3. Zwanzig Elleic waren gegen dem innern Vorhof [richtiger: Es lag einestheils, was die südliche Längenseite betrifft, gegenüber den zwanzig Ellen des inneren Vorhofs, von denen in Kap. 41, 10 die Rede war], und san- derntheils mit seiner nördlichen Längensette] gegen dem Epflaster im äußern Vorhof [Kap. 4o, 17 f.]; und dreißig Ellen von einer Ecke zur andern [rich- tiger: und Gallerie war gegen Gallerie dreifach oder in drei Stockwerken V. 5 ff.]. 4. Und inwendig vor den Kammern snach dem Innern derselben führend] war ein Plasz zehn Ellen breit vor den Thüren der Kammern, das swas so auf den Zugang zu ihnen Bezug hat] lag alles gegen Mitternacht 5. Und über diesen ltammern [die unten zu ebener Erde lagen] waren andere engere Kammecn fund über denen des mittleren Stocks wieder an- dere, die noch enger waren]; denn der Raum aus den untern und mittlern Kammern war nicht groß [wnrde durch die bei jedem Stock angebrachten Gallerien in etwas weggenommen, so daß die höher gelegenen gegen die tiefer gelegenen an Breite izjuklikcåtraten und eine Art Terrassenbau sich heraus- e e. it. Denn es war sdas in Rede stehende Ge- bäude] drei Gemächer hoch, und hatten doch sdie 634 Hesekiel 42, 7——20. Gallerien an denselben rings herum] keine Pfeilen wie die Vorhöfe Pfeiler loder SäiilengäUgeJ hatten sobwohl dies bei der Beschreibung in Kp. 40 nicht ausdrücklich erwähnt worden ist]; sondern sie waren schlecht [ohne solcheStiitzpunkte unter sich zu haben] auf einander gesetzt 7. Und der äußere Vorhof war umfangen mit einer Mauer, daran die Kammern stunden leich- tiger: Und nach dem äußeren Vorhof hin waren die Kammern des unteren Stocks um- fangen mit einer Mauer: ’I’, um das, was nach Kp. 44, I7-19 darin vorging, den Blicken von außen her zu entziehen]; die war funfzig Ellen lang Ein der Ausdehnung von Norden nach Süden] 8. Und die Kammern stunden nach einander, auch flmfzig Ellen lang sgemäß der in V. 2 an- gegebenen Breite des ganzen ZellengebäudesL am äußern Vorhofe snach Osten zu]; aber der Raum vor dem Tempel sim Norden] war hundert Ellen lang IV. 2J« » 9. Und unten vor den Kammern war ein Platz sein Eingangsort durch die, jene Kammern an Höhe überragende Mauer] gegen Morgen, da man ans dem äußern Vorhof sin die KaJUmernJ ging. Die Beschreibung im Grundtext macht auch hier viel Schwierigkeitem und ergeben sich nun aus den verschiedenen Auffassungen des Wortlautes noch andere Construktionem als wir sie mit unserer Zeichnung dem Auge des Lesers vorgeführt haben; so z. B. wird von andern Erklärern das Zellengebäude dem Tempelhause parallel gestellt, Luther aber folgt mit seiner Ueber- setzun wieder einer ganz von der unsrigen abweichen- den usfassung. Wir müssen es dahin gestellt sein lassen, ob überall der richtige Sinn in der obigen Auslegung, die wir den Worten unsrer deutschen Bibel, soweit es anging, angepaßt haben, getroffen ist; im Grunde kommt auch auf die Baulichkeit selber nicht zuviel an, es handelt sich hauptsäclzlich»um» die sym- bolische Bedeutung, und selbst diese wird in vielen em- zelnen Punkten uns verhüllt bleiben, bis die Erfüllung das rechte Licht wirft auf das Wortverständtiiß sowohl wie auf das Verständnis; der sinnbildlich damit aus- gedrückten Gedanken. Wir begnågen uns» hier »Mit einigen kurzen Fingerzeigem —- · ährend im vorigen Kapitel (V. 7) es nach oben breiter wurde, wird es hier (V. 5) immer enger; das fortschreitende Wachs- thuni in der Gnade ist ein breiteres Bewußtsein von Christo, dagegen ein zunehmend engeres Selbstbewußt- sein, 1. Cor- 15, Ei. (Schröder.) s sind drei Alter: Jugend, Alter undGreisenthum; letzteres ist das engste von allen. (Starck.) Die sich gern heilig bewahren wollen vor der Befleckung des Fleisches und der Welt, denen weiß Gott auch Mauern zu ziehen und sie zu decken in der Stunde der Anfechtung und Versuchung. —- Jn einer evangelisch verstandenen Amtlichkeit und Priesterlichkeit liegt ein Schutz nach außen hin. (Sehröder.) 10. Und an der Mauer ldes VorhofSJ von Morgen an [bei U, U] waren auch Kammcrn 11. Und war auch ein Platz koder Weg] da- vor, wie vor jenen Kammerm Die] gegen Mitter- nacht klagen V. 9]; nnd war alles gleich mit der Länge, Breite und allem, was dran war, wie droben an jenen [V. 2 ff.]. 12. Und gegen ENittag svon der Schiedstätte S und dem Tempelhause N, N] waren auch eben solche Kammetn sauf dem Grnndrisz ebenfalls mit Q bezeichnet] mit ihren Thurm; und vor dem Platz war die Thur gegen Mittag [o-3l. V. 4], dazu man kommt von der Mauer, die gegen Morgen liegt [vgl. V. 9]. Nach dem Wortlaut des Grundtextes in V. 10 f., den aber Luther mit seiner Uebersetzuug sehr verkürzt hat, befand auch auf der Ostseite des Priesterhofes sich ein eben solches Zellengebäude, wie das in V. 1 ——9 beschriebene; in V. 12 folgt dann ein drittes, dem letzteren noch genauer entsprechendes, auf der Süd- seite der Gisra und des Tempelhauses Jndessen er- heben sich gegen diesen Wortlaut mehrfache Bedenken: l) fallen die Worte, die Luther deshalb auch wegge- lassen, weil er sich nicht darein finden konnte: ,,gegen dem Gebäu, das am Tempel hing, und gegen dem Tempel« als für die Ostseite völlig unpassend auf und weisen entschieden darauf hin, daß vielmehr hier schon von der, der Nordseite in V. 1 entsprechenden Süd- seite die Rede sei; 2) ergiebt sich für die Ostseite des Priestervorhofs, da von den 100 Ellen Länge 25 E. durch das Thorgebäude kl weggenommen sind, für jede der beiden Seiten nördlich und südlich von diesem T orgebäude nur noch ein freier Raum von je 3772 E en, es müßte also ein zweitheiliges Zellengebäude angenommen werden, dessen Länge in Eins gerechnetz aber auch so in Wirklichkeit nicht derart beschaffen ge- wesen wäre, daß da gesagt werden könnte: ,,es war alles gleich mit der Länge, wie droben an jenen« (V. 11 u. 12)· Um diese Schwierigkeiten zu lösen, hat man vorgeschlagem in V. 10 statt DHPH zu lesen Ihn« (statt »von Morgen« —- ,,von Mittag«), so daß gleich anfangs, und nicht erst in V. 12 von der Südseite die Rede nnd von derOstseite gänzlich geschwiegen wäre; wir haben daher auch auf unsrer Zeichnung diese letztere Seite nicht erst mit einem Zellengebäude ver- sehen, sondern den Raum bei U im Norden und bei U im Süden leer gelassen. Jm Hebräischen sehen die beiden Worte, um die es sich hier handelt, sich so sehr einander ähnlich, daß ein Schreibfehler nur gar zu leicht vorfallen konnte; und da wir nun auch an die Versabtheilung, die ja erst später gemacht worden ist, nicht gebunden sind, so läßt sich der ganze Abschnitt mit Keil folgendermaßen übersetzenx 10. An der Breite der Vorhofsmauer gegen Mittag, vor der Schiedstätte nnd vor dem (darauf befindlichen) Bau (Luther: ,,gegen dem Gebäu, das am Tempel hing, und gegen deni Tempel«) waren Zellen (Kammern), 11. mit einem Wege vor ihnen, ähnlich den Zellen, die gegen Norden lagen, wie nach ihrer Länge ebenso nach ihrer Breite, und nach allen ihren Aus- gängen wie nach deren Einrichtungen. Und wie deren Thüröffnuiigen, "l2. so waren auch die Thüröffnungen der Zellen, die gegen Süden lagen, ein Thüreingang an der Spitze des Wegs, des Wegs gegenüber der entsprechenden Mauer, des Wegs von Morgen her, wenn man zu ihnen kommt. Mit dieser Auffassung stimmt denn auch das Fol- gende, worin die Bestimmung der beiden Zellengebäude angegeben wird. Die Grenzinauer zwischen Tempelplatz und Stadt. 635 13. Und er [der Engel V. 11 sprach zu mir: Die Kammern gegen Mitternacht, nnd die Kammer-n gegen Mittag welche] gegen dem Tempel [der Schiedsiätte gegenüber liegen], die gehören zum Heiiigthuuy darin die Priester essen, wenn sie dem HErrn opfern das allerheiligste Opfer [besser: sind die heiligen Gemächer, darin die Priester, welche dem HErrn nahen, das Hochheilige esfen]. Und sollen die allerhci- ligsteti Opfer sdas als ,,allerheiligst« in Betreff der Opfer Bezeichnete 3. Mof Z, Z. 10 u. 6,16ff.; 7, 6 f.; 10, 12], nämlich Speisopfeiy Siiudopfer nnd Schutt-opfre, daselbst hinein legen sum es einst: weilen zu deponiren, bis es zum Genießen zube- reitet ist]; denn es [die ganze Lokalität dieser Kam: wem] ist eine heilige Stätte. 14. Und wenn die Priester hinein gehen [richtiger: kommen, nämlich von ihren Anitsver- richtnngen am Brandopferaltar oder im Heiligen des Tempels] sollen sie nicht wieder [besser: nicht so ohne WeitereSJ aus dem Heiligthiim gehen in den äußern Vorhof ssich dort unter das Volk mischend]; sondern sollenjziivor sindem sie auf dem abgesonderten Gange vor dem Zelleiigebäude sich nach diesem zurückziehen] ihre Kleider, darin sie gedienet haben, in denselbigen Kammer-n weg- s legen, denn sie [diese»Kleider] sind heilig; nnd sollen ihre anderen Kleider anlegen, und [erst] als- dann heraus unter das Volk gehen. Nach V. 13 sollen in die Kammern die Priester- antheile voii den Opfergaben gefchafft werden, damit sie dort in den Kp. 46, 19 f. erwähnten Priesterküchen (R, R) zubereitet und sodann verzehrt werden. Das Hochheilige (2. Mof.4Q, 10 Anm.) ist die Gattung, Speis opfer U. s. w. die einzelnen Arten; genannt werden nur die Speisopfer und die Sünd- und Schuld- i Opfer, nicht die Schlacht- oder Heils-Opfer, weil nur bei den ersteren die den Priestern zufallenden Theile Hoch- heiliges waren und als solches von den Priestern allein in ihrer anitlichen Funktion verzehrt werden mußten, während bei den Heilsopfern der priesterliche Antheil von den Priestern mit ihrer ganzen Familie, mit Einschluß auch der weiblichen Glieder verzehrt wurde. (Hengstenberg.) Von dem Essen ist das De- poniren der hochheiligen Opfertheile unterschieden, weil weder das mit Oel gemengte Mehl des Speisopfers noch das Fleisch der Siind- und Schuldopfer fogleich nach Darbringung des Opfers von den Priestern tier- zehrt werden konnte, sondern jenes erst gebacken, dieses erst gekocht werden mußte, bis zu· dieser Zeit aber nicht an irgend einem beliebigen Ort hingelegt wer- den durfte. An einem heiligen Ort sollte dann nach V. 14 auch das An- und Ablegen, sowie die Aufbe- wahrung der heil. Amtskleider stattfinden. (Keil.) Diese beiden Verse sind ein geeigneter Text für Ein- führungs- -und Ordinationsredenx einem evangelischen Prediger soll man vor anderem, vor aller Wissenfchafh Erkenntniß, Bildung u. s. w. dies abmerken können, daß er im Genuß des Opfers Christi für die Welt steht; profane Diener profaniren das Heiligthum Aus V. 14 besonders läßt sich viel Pastoralweisheit erlernen; »aber nicht, wie man den Mantel oder Kragen oder Priefterrock eine Weile kann hinlegen oder an den Nagel hängen, um sich lustig zu machen mit der Welt« — Das geistliche Kleid macht aller- dings keinen geistlichen Mann, aber eine Wehr und eine Mahnung ist es doch. —— Die falsche, böse, ge- fährliche Geselligkeit eines Dieners am Wort. (Schrö- der.) Prediger sollen sich vor weltliche-r, auch politi- scher Vielgeschäftigkeit in Acht nehmen. (Starck.) Die alle Halbjahre sich auffällig steigernde Abnahme der Theologie-Studirenden gehört mit zu dem Streit, den das Thier aus dem Abgrund mit den zween Zeugen hält, um sie zu überwinden und zu tödten (Offb. il, 7); fchreitet diese Abnahme in demselben Niaße wie bis- her fort, so wird’s nach 20 Jahren niemand mehr geben, um erledigte Pastorenftellen zu besetzem Und was ist’s, warum der Mangel so zunimmt? doch nur der weltliche, irdische Sinn, der seine Rechnung besser in andern Berufsarten zu finden vermeint. Der HErr also wird sich unter einem andern Volke seine Diener erwecken, und was das für Leute fein werden, giebt unsre Stelle hier zu erkennen; denn abgesehen von dem geistlichen Kleid, das nicht durch vorschnellen Verkehr mit dem Volk entweihet wird, ist auch das Siindopfer-Essen das eigentlich priesterliche Essen, bei welchem die Priester in ihrer eigentlichen Würde er- scheinen. Vgl. Kap. 44, 15—3l u. 46, 19---24. 15. Und da er [der Engel V. 1 u. 131 das Haus inwendig gar gemessen hatte snicht blos das Tempelhalis selber, sondern auch alles, was im inneren und äußeren Vorhof sich an Gebäuden vorfand], fuhrete er mich heraus zum Thor gegen Morgen [A], und maß von demselbigen sin weiter Entfernung von dem Tempelbezirkj alleiithalben herum [denn dort gab es noch eine zweite Mauer, die nach einem Zwischenraiini von 1250 Ellen sich um den ganzen Tempelbezirk herum zog]. 16. Gegen Niorgen maß er fünf hundert Ruthen lang [und gewann so die eine Ringen: seite]; 17. Und gegen Mitternacht maß er auch fünf hundert Ruihen lang lum dazu die entfprechende Breitenseite zu gewinnenjz 18. Desgleichen gegen Mittag auch funf hundert Rutheu [so daß die andere Breiten- seite der ersten in V. 17 gleich kam]. 193 Und da er kam gegen Abend, maß er auch funf hundert Ruthen lang kund kam also auch die andere Längenseite der ersten in V.16 gleich]. 20. Also hatte die Mauer, die ge gemessen, iirs Gevierte auf jeder Seite herum, funf hundert Ruthenz damikdas Heilige von dem Unheiligen unterschieden ware sum die Mauer selber herum aber zog sich noch ein Freiplatz von 50 Ellen Breite Kaix 45, 2]. Um was es sich in diesem Abfchnitt handelt, das ist nicht, wie schon die Septuagiiita und nach ihr viele ältere und neuere Erklärer gemeint haben, die in Kp. 40, 5 erwähnte äußere Vorhofsmauer, deren Umfang ja nach der Bemerk. zu Kp. 41, 12 sich auf 2000 Ellen berechnete, während hier von 4 X 500 = 2000 Ru- then die Rede ist; vielmehr ist von der Umgebung?- mauer des äußeren Vorhofs (a, b, c, d) noch eine weiter davon entlegene Abgrenzungsmauer (e, f, g, h) 636 zu unterscheidem welche fechsmal so groß ist, also 12,0()0 Ellen mißt und den ganzen heiligen Tempel- bezirk (T) von dem gemeinen Lande oder das Heilige von dem Unheiligen scheidet, wie folgender Entwurf veranschaulichtt Diese starke Scheidung, schreibt Keil, ist dem Hesekiekschen Tempel eigenthümlich und dient, wie viele andere Einrichtungen des neuen Heiligthums und Eultus, zur Verfinnlichun der unentweihbaren Heilig- keit dieses Tempels. Be m Salomonischen Tempel grenzte der äußere Vorhof unmittelbar an den ge- meinen Boden der Stadt und des Landes, so daß die durch die Sünde des· Volks erzeugte Verunreinigung des Landes ohne Weiteres auch in den heiligen Raum der Vorhöfe eindringen konnte: dem soll in dem Heilig- thum der Zukunft durch diesen zur Scheidung des Heiligen vom Gemeinen abgesonderten Umgebung?- raum eine Schranke gesetzt werden. Darauf weist denn auch die Rede des HErrn in Kap. 43, 7 f. hin. Nicht ohne symbolische Bedeutung ist jedensalls das anse- sührte Maß von 4 X 500 Ruthen, welches, aus E en reduzirt, die Zahl 12,000 ergiebt; gemäß unsrer frü- heren Auffassung hätten wir hierbei an die einzelnen Glieder der zukünfti en Zionsgemeinde zu denken, und wirklich beträgt in ffenb. 7, 4 ff. die Zahl der aus einem jeden der «1·2 Stämme Versiegelten zwölftausend, und wird dort die Zahl ausdriieklich bei jedem Stamme wiederholt, was ohne åweisel ihre Bedeutsamkeit be- merklich machen soll. ie ist das Symbol der Ver- siegelungx und nun hat xa unser Prophet in Kap. 20, 38 ff. ebenfalls auf eine Auswahl aus Israel gngewiesem die allein das Israel der Zukunft, den estand der einstigen Gemeinde bilden wird. Das 43. Kapitel. Von des neuen Testament-es Herrlichkeit, gottesdiensi und Einweihung. VI. o. 1—12. Idee ucophet wird um: seinem einst« jetzt zum Osithor deg Tempelbezirlie znrücligebrachtx von Morgen her erscheint nun die Herrlichlteit deg tjErru ihm iu derselben Weise wieder, wie früher, da sie von dem alten, entweiheten Tempel abzog, nnd nimmt Besitz oon dem neuen iljeiligthnm, welchen Zllet khesebiel da- durch zu sehauen bekommt, daß er in den inneren Vor— hof entrückt wird (v.1——5). Hier aber redet der HErr mit ihm nnd erklärt diee tjeiliglhum für den Ort, wo er von der Zeit an, da es aufgerichtet wird, sitzen nnd Hesekiel 43, 1-—5. stehen, wohnen und wandeln, linrz für fein volle da sein will; er soll eiu Heiligthnm sein, das Israel nicht wie— der, wie das vorige, mit seiner Sünde der Jtbgdtterei nnd mit den Weichen seiner Könige entweihtzn soll, viel- mehr wird schon die prophetische Verkündigung von ihm zur Heiligung Ilgraelg dienen Oh. 6——12). 1. Und er sder seit Kap. 40, 3 mit mir oerhandelnde Engel] führete mich wieder zum Thor gegen Morgen W. 2. Und siehe, die Herrlichkeit des Gottes Israel kam von Morgen, und brausete wie ein groß Wasser brauset [Kap. 1, 24; Dem. 10, S; Offeno 1, 15]; und es ward sehr licht auf der Erde von seiner Herrlichkeit. 3. Und war eben wie das Gesicht, das sbei Gelegenheit meiner Berufung in Kuh. I, 4 ff] ich gesehen hatte am Wasser Chebar, sund das mir dann auch wieder gezeigt wurde] da ich kam fnach Jerusalem entrückt wurde, um zu schauen und durch solches Schauen es auch als fest und unab- wendbar hinzustellen], das; die Stadt sollte zer- störet werden [Kap. 8——11]. Da fiel ich nieder auf mein Angesicht [wie in Kap. 1, 28 oor der Majestät des zürnendery so hier vor der Ma- jestät des in seiner Gnade erscheinenden Gottes Offenb. I, 17]. 4. Und die Herrlichkeit des HErrn kam hin- ein zum Hause durch-s Thor gegen Morgen sdurch welches sie vordem aus dem alten Hause abgezogen war 10, 19; 11, 22f.]. · 5. Da hub mich ein Wind auf [Kap. 3, 12. 14; 8, 3; 11, 1 u. 24], und brachte mich in den innern Vorhof [1«]; nnd siehe, die Herrlichkeit des HErrn ersullete das Haus [N]. Wir haben hier das Seitenstück zu der Beschreibun des Einzuges des HErrn in die Stiftshütte in Z. Mo. 40, 84 f. und in den Salomonischen Tempel in 1.Kön. 8, 10 f., und das Gegenstück gegen Kap. 11, wo der HErr im An esicht der chaldiiischen Katastrophe den Tempel verlä t, und zwar durch dasselbe Tyor, durch welches er hier wieder seinen Einzug hält. Durch das Ostthor mußte der HErr einziehen, weil es das Haupt- thor war; von Osten auch mußte er kommen als die aufgehende Sonne der Gerechtigkeit, unter deren Schwingen seinem Volke Heilung werden sollte (Mal. 4, Z) und als der Aufgang aus der Höhe: Luk. 1, 78. (Hengstenberg.) Die Hesekieksche Gotteserscheinung soll einem gedoppelten, ja einem entgegengesetzten Zwecke dienen: in ihr soll Gott das Gericht des Aus- zuges aus dem alten Tempel vollstrecken, und in ihr soll er auch die Gnade des Einzugs in den. neuen Tempel thun, und es soll doch die nämliche Gestalt sein zum Zeichen, daß es derselbe Gott ist, der das Eine und der das Andere thut. Daraus folgt nun, daß die Attribute, welche die Gotteserscheinung bei Hesekiel trägt, in 3 Klassen zerfallen: sie trägt l) solche Attribute, die für beide Zwecke, das Gericht des Aus- zugs aus dem alten Tempel und die Gnade des Einzugs in den neuen Tempel gleichmäßig noth- wendig sind; zu den Attributen dieser Klasse gehört naenentlich, daß Gott als der über den Cherubim Thronende erscheint. So stand er in der Stistshütte Die Herrlichkeit des HErrn erfüllt den neuen Tempel. 637 und in dem alten Tempel, und daß er da so stand, zeigte, daß da der Ort seiner Gnadengegenwart sei; so mußte er also auch aus dem alten Tempel aus- ziehen zum Zeichen, daß da hinfort nicht mehr die Stätte der göttlichen Gnadengegenwart sein werde; und so mußte er auch wieder in den neuen Tempel einziehen zum Zeichen, daß da fortan Stätte der gött- lichen Gnadengegenwart sein solle. Es trägt 2) unsre Gotteserscheinung solche Attribute, die allein dem Zwecke des Auszugs dienen, die sie aber auch bei dem Einzuge in den neuen Tempel beibehält, weil angezeigt werden soll, daß da der Einziehende und der Ausgezogene derselbe Jehova ist; zu den Attri- buten dieser Klasse gehört z. B. das Feurige der Er- scheinung, die Kohlen, von denen über die unselige Stadt gestreut wird. Endlich Z) trägt unsere Gottes- erscheinung solche Attribute, die allein dem Zwecke des Einzugs dienen, die sie aber auch bei dem Auszuge aus dem alten Tempel hat, weil schon da angezeigt werden soll, daß der Gott, der Jerusalem und sein Heiligthum verlassen muß, dennoch ein neues Jeru- salem und ein neues Heiligthum schaffen wird. Und diese Attribute der Gotteserscheinung werden selbst- verständlich von entschiedener Wichtigkeit für das Ver- ständniß der Bedeutung des Hesekiekschen Tempels sein; welches aber die Attribute dieser Klasse sind und was sie besagen, das ersehen wir am besten, wenn wir ver- gleichen, wie Gott bei der Einweihung der Stiftshütte und des Salomonischen Tempels seine Herrlichkeit zeigte, und wie er sie hier zeigt. Dort erschien er in einer Wolke, hier aber in Feuerglanz und Lichtschein; und nicht blos für sich selber ist hier die Erscheinung lichthelle, sondern sie verbreitet auch Licht. Es greift hier die weitere Bemerkung ein, die der 2. Vers zwischenschiebh daß es bei dieser Erscheinung lichthelle ward auf Erden von seiner Herrlichkeit. Als Gott in die Stätten einzog, da er während des alten Bundes- wohnen wollte und wohnte, war seine Herrlichkeit von einer Wolke verhüllt; aber wenn er in diesen neuen Tempel einziehen wird, wird es licht auf Erden wer- den von der Herrlichkeit des HErrn. Ja, auch nicht blos als Feuersäule oder als Lichtstrom zeigt sich hier die Herrlichkeit Jehova’s, sondern als Persönlichkeit, ja als Mensch giebt sich Gott hier u hören und zu sehen, denn der Prophet hörte in ap. 1, 24 u. 26 seine Stimme wie eine Stimme des Allmächtigen und sahe aus dem Thron seine Gestalt, anzusehen wie ein Mensch; und auf diese Persönlichkeit der Gotteser- scheinung weist auch an unsrer Stelle die Zwischenbe- merkung in V. 2 hin, daß s eine Stimme war wie die Stimme vieler Wasser, welche die Stelle I, 24 wieder aufnimmt. Weiter stimmen dann die Erschei- nungen Gottes bei der Einweihung des Mosaischen und Salomonischen Heiligthums einerseits und des Hesekiekschen andrerseits darin zusammen, daß Gott auf Erden erscheint, auf Erden Wohnung macht. Auch hier läßt sich der Himmel auf die Erde nieder: Gott erscheint unter seinen Cherubim auf Erden; die Che- rubim und Räder stehen auf der Erde, und über ihnen die Himmelswölbung und auf derselben der Thron, aus dem Throne aber Gott, anzusehen wie ein Mensch. Aber in gar anderer Weise nimmt Gott hier Wohnung auf Erden wie damals: damals er- schien er selbst in der Wolke und ließ als Zeichen sei- ner Gegenwart nichts zurück, als im Allerheiligsten die Bundeslade und den Gnadenstuhl und die Cherubs- figuren von Holz; hier haben wir nichts von einer Ausrüstung des Allerheiligsten gelesen, von keiner Bundeslade, keinem Gnadenstuhl, keinen Cherubsfiguren ist die Rede gewesen, dagegen zieht Gott hier selber, persönlich, umgeben von seinen wirklichen, lebendigen Cherubim in das Allerheiligste dieses Tempels ein. Wenn Gott dieses Heiligthum auf Erden aufrichten wird, wird er selber, der lebendige Gott, persönlich mit den Schaaren seiner persönlichen Engel und Die- ner auf Erden nicht blos vorübergehend erscheinen. Und im Salomonischen Tempel wie in der Stiftshütte waren die Zeichen der göttlichen Gnadengegenwart steh end e Cherubim, die Eherubsfiguren standen, denn da war die Stätte der göttlichen Gnadengegenwart an den Ort gebunden; hier dagegen haben die Cherubim alles, Angesichter, Flügel, zu vieren, und haben das Symbol der ebenfalls gevierten Räder neben sich, nach allen vier Weltgegenden sehen sie, gehen sie, fliegen sie, rollen sie über die Erde. Wenn die Herrlichkeit Gottes in diesem Heiligthum auf Erden Wohnung nehmen wird, wird sie die Stätte ihrer Gegenwart und die Erweisung derselben, die Ausströmung des Lichtes über die ganze Erde, nach allen Seiten, in ökumeni- scher Weise erstreben und haben. Auch hierauf weist uns in V. 2 die Zwischenbemerkung hin, daß es auf der Erde bei dieser Gotteserscheiiiung licht ward; und den Weg zu solcher ihrer ökumenischen Geltung wird die Herrlichkeit Gottes mit klarer Voraussicht, auf klar durchschauten und wohl bemessenen Wegen suchen, denn Leiber und Flügel der Cherubim, Spei- chen und Felgen der Räder sind mit Augen bedeckt. Und dieser ökumenische Bereich, den die Gegenwart Gottes in diesem Heiligthum haben wird, wird ein Reich sein; denn in den vier Angesichtern der Cheru- bim, in der Jntelligenz des Menschenangesichts, in der Kraft des Stiers, in dem König der Wüste und in dem König der Lüste, bildet sich der Eoniplex derjenszzitgen ethischen und physischen Ei enfchasten ab, die zur Uf- richtung, Regierung und Hollendung eines Reichs ge- hören. Und diese künftige Gottesgegenwart wird eine Gnadengegenwart, dies Reich wird ein Gnadenreich sein; denn wenn in den Heiligthümern des alten Bun- des das Zeichen der Gottesgegenwart und ihrer Er- weisung die Bundeslade mit den Gesetzestaseln war, so wird dagegen die Erscheinung Gottes, wenn sie in dieses Heiligthum einzieht, den Regenbogen in der- jenigen Bedeutung tragen, die ihm in 1. Mos.9, 12 ff. (vgl. Offbz 4,»3) verliehen ist. (Kliefoth.) Der Einzug der Herrlichkeit des HErrn geschah erst nach Ausmes- sung des Tempels und Betrachtung seines Schmucksx so hat Christus seinen Jüngern, welche hier unter dem Propheten dargestellt sind, das ganze himmlische Ge- bäude durch Wort und Werk gezeigt (Joh.17, 5), und alles, was zur Erbauung dieses geistlichen Tempels gehört, ist am Kreuze vollendet worden; der Einzug der Herrlichkeit von Morgen her zur Erleuchtung des Tempels geschah, als die Apostel am Pfingstfeste mit Kraft aus der Höhe angethan wurden. (Oecolampadius.) Man darf aber bei dieser erstmaligen und vorläufigen Erfüllung des Gesichts nicht stehen bleiben, sondern muß auf die volle Verwirklichung sehen, die erst dann eintritt, wenn Israel nun zu einem solchen Tempel wird, wie er im Vorhergehenden beschrieben worden· Dieser Bau ist ein Sinnbild der geistlichen Vollkom- menheit, der Gerechtigkeit, Weisheit und Heiligkeit, welche der Gemeinde der Zukunft eignet: »das rechte Maß und die rechte Stelle, die jeder Theil des Baues einnimmt, gewährt das Bild der Gerechtigkeit; die harmonische Zusammenfügung der Theile für den Zweck des Gottesdienstes gewährt das Bild der W eis- heit; die rechte Unterscheidung des Heiligen und Un- heiligen gewährt das Bild der Heiligkeit, denn das Göttliche ist eben dadurch heilig, daß es sich vom Un- göttlichen unterschieden hält, und von den Menschen 638 Hesekiel 43, 6-——1 7. wird es dadurch geheiligt, daß sie es vom Unheiligen unterfcheiden.« Ein Volk, das in Gerechtigkeit, Weis- heit und Heiligkeit Gott dient, ist die aus den Heiden gesammelte Christenheit noch nicht in solchem Maße gewesen, daß die Kirche in dein bisher üblichen Sinne des Wortes für die eigentliche Ausgestaltung jenes Baues gelten könnte; nicht nur sollte St. Johannes bei dem TsmpelGokkssx Mit dem U« Es M OffbilLlfi l« nierksam gemacht und nach ihr sehend, erblickt er einen zu thun hat, blos das Tempelhaus u11d den Altar und die im inneren Vorhof anbeten, messen, den äu- ßeren Vorhof dagegen angemessen hinauswerfen, weil den Heiden gegeben, sondern es kommt zuletzt sogar dahin, daß die Heiden im äußeren Vorhof das Tempel- haus und den Altar sarnznt den Anbetern im inneren Vorhof hinauswerfen und fich des Heiligthuins Gottes bemächtigen, um schließlich die Weissagung von der Ertödtung der zween Zeugen zu erfiillen (Offb. 1l,7ff.), denn nur so läßt sich die moderne Kirchenbildung, welche gegenwärtig in Fluß gebracht wird, charakteri- siren. Da bleibt uns denn gewiß nur übrig, auf jene Gemeinde in Ofsb. 14, l ff. zu blicken und sie haupt- sächlich bei unserm Abschnitt in’s Auge zu fassen. b. Und ich hörete einen mit mir reden [Kap. i, 28], vom Hause heraus, und ein Mann [in welchem sich mir der Redende gleichsam VerkörPerteJ stund [jetzt, als ich durch das erste, mehr allge- meine Sprechen ohne bestimmteren Offenbarung?- inhalt darauf aufmerksam geworden war, daß ich nun eine Ossenbarung empfangen solle] neben mirs« 7. Der sprach zu mir: Du Menschenkind das ist der Ort meines Throns [da ich als König meinen Sitz habe] Und die Stätte meiner Fuß- sohlen [auf welcher ich meine Füße gleichsam stehen habe l. Chr. 29, 2; Jes 60, 13; es ist das Hans) darin ich ewiglich will wohnen unter den Kindern Israel [wie ich in Kap, 39, 27 ihnen verheißen habe]. Und das Haus Israel soll nicht mehr meinen heiligen Namen verunreinigety weder sie, kroch ihre KönigeJurch ihre Hurerei und durch die Leichen ihrer Konige [nnd zwar haben ne Hurerei getrieben] in ihren Höhen [Kap. M, 28f-J; 8. sAvißerdem aber, gleich als wäre es ihren Königen noch nicht genug gewesen, mein Heilig: thum in ihrem Leben durch die Aufrichtnng von Götzenbildern zu verunreinigeii 2. Kön. 21, 1., haben diese das auch noch in ihrem Tode gethan:] Welche ihre Schwellc an meine Schwelle, und ihre Pfosten an meine Pfosten gesetzt haben, daß nur eine Wand zwischeu mir und ihnen wirkt« [indem sie unmittelbar am Tempelplatz sich im Garten Ufa ihr Lustschloß erbaueten und sich dort begraben ließen 2. Kön. 21, 18 u. 26]; und haben also [sie, die vom Hause Israel] meinen heiligen Namen verunreiniget durch ihre Greuel, die sie thaten; darum ich sie auch in meinem Zorn verzehret habe swie ich schon in 2. Mos. 32, 10 ihren Vätern in der Wüste thun wollte]. I. Nun aber sollen sie ihre Hurerei und die Leichen ihrer Könige fern von mir wegthun [wes- halb eben um den Tempelbezirk selber noch ein so weiter Zwischenraum mit eigener Mauer 42, 15ss. aufgerichtet worden]; Und ich will ewiglich unter ihnen wohnen f da nun Verunreinigiingen von der früheren Art nicht mehr möglich sind]. «) Der Prophet hört einen, der sich mit ihm be- spricht aus dem Hause, und durch die Stimme auf- Mann stehend neben sich; er steht im inneren Vorhofe so nahe der zu beobachtenden Erscheinung, als er nach seiner Berechtigung gehen darf, hart an der Thür des Heiligthums und der Mann ist, um mit ihm zu spre- chen, in die Thür getreten, was er aber mit ihn( redete, folgt dann in V. 7; zwischen der Angabe, das; Einer geredet, und dem Berichte, was geredet ward, steht die Nachricht über die Person des Redenden, auf welche der Prophet erst durch die Rede aufmerksam wurde, das Sehen wurde erst durch die Rede veran- laßt (vgl. Offb. l, 10—13). Der Redende wird als ein Mann bezeichnet, und doch redet er in V. 7 als G ott, legt sich solches bei, was nur Jehova angehören kann; wir haben also ohne Zweifel den Engel Gottes vor uns, den Einzigen, in dem der Gegensatz, von Gott und Ntensch sich als vermittelt und aufgehoben darstellt; der Mann hier ist kein Anderer als der Mann, dessen Gestalt war wie Erz (Kap. 40, 3), der Prophet hebt wohl absichtlich die Jdentität mit diesen! nicht ausdrücklich hervor, weil der Leser durch eigenes Sinnen sie auffinden sollte. (Hengstenberg.) «) Nicht nur dem geistlichen Volke Gottes, der Gemeinde der Gläubigen, sondern vornehmlich auch dem leiblichen Israel (und in diesem noch in einem ganz besonderem Maße) ist diese Verheißung zur end- lichen Erfüllung aufbewahrt; denn so hat sie der Pro- phet gewiß aufgefaßt und geglaubt. Es ist aber diese göttliche Re1chsordnung, die sich vorzüglich am Volke Israel verherrlichen wird, nach Hebt: 8 keine die. natiirlichen Sinne berührende, sondern eine geistlichex so wenig als die in V. 19 auftretenden Opfer bis jetzt stattfinden konnten, so wenig dürfen sie je noch statt- finden. Der Tempel ist vielmehr durch Anordnung, Einrichtung und Ausschmiickung gleichsam ein krystalli- sirtes Bild des göttlichen Reiches (B. Rink.) m) Was Hesekiel unter der Verunreinigung des Tempels durch die Sünden Jsraels versteht und welche Sünden uamentlich er in dieser Beziehung Jsrael Schuld giebt, wissen wir längst; hier wird aber außer: dem Götzendienst als etwas Neues, von dem bisher« noch nicht die Rede war, dies hervorgehoben, daß sie die Leichname ihrer Könige in allzu enge Berührung mit dem Tempel gebracht haben, woraus hervorgeht, daß israelitische Könige sich in der Nähe des Tempels hatten begraben lassen, und ist es auch an sich fchon gar nicht unwahrscheinlich, daß man in den Zeiten des heidnifchen Syncretismus (besonders unter Ma- nasse und Amon) sich auch mit den Gräbern in die Nähe des Tempels drängte. (Kliesoth.) Eine gleiche Verunreinigung findet da statt, wo, wie die Berleb Bibel sagt, das Kirchenregiment aus und nach dem Staatsgeist gefiihrt wird; Starke macht die Nutzun- wendung: »Leutcn, die in der Welt ein gottloses Leben geführt haben, sollte billig in den Gotteshäusern kein Vegräbniß verstattet werden«, was auch in Beziehung auf die Kirchhöfe nnd die Gottesäcker gilt, aber wo hätte die Kirche die Ptachh das auch auszuführen? Wir sehen also bei den Verheißungen, die hier dem Volke Gottes gegeben werden, immer vom Neuen uns genöthigt, an eine Kirche der Zukunft zu denken, deren Bau im heil. Lande um so näher bevorsteht, je macht- loser hier zu Lande die bisherige Kirche wird. Des HErrn Aiikündigung an Hesekieh daß er in dem neuen Tempel ewiglich wohnen werde. 639 10. Uiid du Menschenkind, zeige dem Hause Israel den Tempel an, daß sie sich schamen ihrer M;sfelih·zatsj[Ka»p. 1(5,l·;1.[6:;;OE3a,43l; 3(3,31f.j]; un a e ein rein i da rigina genau w e- dergebendes iind scharf aiisprägendes 28, 12] Muster davon nehmen. »11. Und wenn sie sich nun alles ihres Thuns schamen, so zeige ihnen die Weise »und Muster des Hauses, und seinen iliisgang kund Eingang, und alle seine· Weise, und alle seine Sitten, iind alle seine Weise· undalle seine Gesetziy und schreibe es ihnen vor, daß siedalle seine Weise und alle seine Sitten halten, und arnach thun. » 12. Das soll aber das Gesetz des Hauses sein: Auf der Höhe des Berges [Kap. 40, 2], so weit es umfangen hat fdas Haus seinem ganzen Umfange Einer; ddasgibiftsigiisaiiådshgxl]l, eng! essdgis Anerheiiigste km« il 1 il cc lc clUc. . Åicht durch Jsraeks Kraft und Verdienst widerfährt ihm das Heil, es ist Gottes reine Gnade uciid reiches ErbarmenHderselbe Gott, gegen welchen Hsrael ·so schwer suiidigte, daß er so hart es strafen mußte, ist auch sein Erbarmen der Spender jener Segensfulla Diese ist enthalten undvbeschlossen in dem neuen Heilig- thum, welches die allmachtige Hand Gottes aufrichten will zur Freude und zum Heile seiner Gemeinde. Da- rum hat Gots diese herrIiYedOffiZItZibarZiUg dem Tigolke u Theil wer en lassen un en rop eten zum s er- kündiger derselben anserkoren, damit Jsrael beim Hin- blick auf die GrößeSiiäd den ugieyiiidlicheiifslkleichtlnifom iehiier Gnade mit tiefer am un s eue er ii t wer e: ier war mehr verheißen, als es ahnen, bitten und ver- stehen konnte; eine Quelle des reichsten Trostes er- öffnete sich hier, »welche» die kiihnsteii Erwartungen tbbetit fifibegragge.k»(dgdavernick.s) ll Diechdeikiz iiäzeiidTeizipel ere en e er un igung o» na . te· om Hause Israel zunächst dahin· fuhren, daß sie sich schämen ob ihrer Missethatenz im Angesichte der Gnade Gottes, welche sich in Zukunft an ihnen offenbaren wird, werden sie von tiefer Scham ergriffen werden wegen ihrer früheren Versiindigungeii gegen diesen liebreichen Gott, der trotz, derselben nicht mude wird, ihnen Gutes zu thun, iind ihnen das Unterpfand fei- ner Gegenwart zurückgiebt Sie werden durch Gottes Güte zi1r Buße eleitet (Röm. Z, 4); 1iiid wenn nun diese Frucht der ufze bei ihnen gezeitigt worden und sie also das Hausrecht in dem Hause der Zukunft ge- wonnen haben, so »,,lnesseii sie den Grundriß (L·uther: nehmen ein reinlich Mufter), nicht als Architektem sondern ähnlich wie Abraham das ihn! verheißene Land de: gsängeoutiid Freidte nxgch Fiirckzsog (ä. Pgios Ei, X, in em —n ere e er . au gen en n em - wohnenden) Haufe: sie folgen sinnend und liebend und dankend deii im Vorigen angezeigteii Maßen und er- halten durch diese Thätigkeit einen Vorschmack des- jenigen, was ihnen in Wirklichkeit gewährt werden soll. Der Prophet soll sie nach B. tl dann noch weiter ein- führen indas Wesen des neuen Baues, was uni so wichtiger ist, da unt, den Baiiverhaltnifsen dort, ganz anders wie bei gewohnlichen Bauten, Vorschriften und Gesetze Hand in Hand gehen, so daß hier alles prak- tische Bedeutung. hat. Die Mauer z. B» welchenach Kaki; 42, JO das Ganze umgab, zu scheiden zwischen Heiligem und Gemeinen« war· das in»Steine darge- stellte Gesetz: ,,ihr sollt heilig sein» denn ich bin heilig ; in den Wachtstuben der Thore verkorperte sich das Wort: ,,d«raußen sind die Hunde und die Hurer und die Mörder und die Götzendienertk u. s. w. (Hengftenberg·) Nach dem Schlußwort in V. 12 ist das Grundgesetz über die Heilighaltuiig des Hauses dieses: das ganze Tempel- gebäude mit seinem Gehege soll das Allerheiligste für das Land Jsrael sein, wie der Hinterraum des Tem- pels das Allerheiligste des eigentlichen Gotteshauses ist· (Schmieder.) VII. n. t3—27. Mit deni Einziige der göttlichen Herr— liehtieit in den neuen Tempel ist dieser nun zu einer ewigen Wohnstätte des HGrrn inmitten seines lllollicg gr- ioriiien aber bevor letzteres seine Gotteodieiifle halten kann, handelt cg siih vorerst noch um den ini Priester— vorhof stehenden tbrandopferaltay von dem oben Man. 40, 47) nur im vorbeigehen die tnede gewesen iind der doch von zu großer Wichtigkeit ist, als daß er nicht noch einiual uiid in eingehender weise besprochen werden müßte. CI folgt daher hier eine aussütirliche Befchreibiiiig desselben (b).13—17), nnd wird dninit das Mtiial zu seiner Einweihung verbunden (ld. 18——27). 13. Dies ist aber das Maas- des [Brand- opfer-] Alters« [vgl. den Bnchstaben M auf deni Grnndriß zu Kap- 40, s] nach der Elle, welche eine Hand breit länger ist, denn eine gemeine Elle [wie solches Maß gleich anfangs für alle Theile des neuen Heiligthums bestimmt worden 40, 5]: Sein Fuß ist eine Elle hoch, iind fwas den Vor: sprung desselben gegen den unteren Absatz betrifft] eine Elle breit; und der Altar [-Fuß] reicht hinauf bis aii den Rand [oder Sims], der ist eiiie Spanne [=: 3 Hanbbreiten oder eine halbe Elle Mos II, 37 Anm.] breit [oder hoch] umher; und das fivas bisher beschrieben worden] ist seine Höhe [genauer: sein Rücken, d. i. der Sattel, der ihn trägt, wie der Rücken unsern Leib] 14. Und von dem Fuß auf der Erde bis an den untern Absatz sind zlvo Ellen hoch, und eiiie Elle breit lnach innen oder nach dem oberen Ab- fatz zu gemessen]; aber von demselben kleinern foder untern] Absatz bis an den ldariiber liegenden] größern Absatz sind es vier Ellen hoch, nnd fnach innen oder nach dem Gottesberg zu] eine Elle breit. 15. lind der Harel foder Gottesbergj vier Ellen hoch, und vom Ariel fes. i. Gottes-werd Jcf 29, 1 f.] iibcrwärts vier Hörner. 16. Dei« Ariel aber war zwölf Ellen lang- und zwölf Ellen breit foder tief] in’s Gevierte. t7. Und der oberste fvier Ellen hohe] Absatz war vierzehn Ellen lang, iind vierzehn Ellen breit foder tief] in’s Gevierlez und ein Rand [um hier die Qlndeutung in V. 13 wieder aufzunehmen] ging allenthalbeii umher, eine halbe Elle breit; und sein Fuß [um auch davon noch einmal zu reden] war eiiie Elle hochytr und seine Stufen [auf deneii man zum Feuerheerd hinaufstieg] waren [mit Rücksicht auf die Zukunft des HErrn in Kuh. 44, 1 f.] gegen Morgen [1.Kön. 7, 23 Anm. 1]. 640 Hesekiel 43, 18——24. V) Des Brandopferaltars war vorläufig schon in Kap. 40 gedacht, wegen seiner hervorragenden Bedeu- tung aber hat der gsropget die eigentliche Beschreibung für diese Stelle auf ewa rt, wo er sich nicht so in der Menge der baulichen Details verliert. Von welcher Bedeutung der Altar ist, das erhellt aus V. 27, wo von dem Verhalten gegen denselben das göttliche Wohlgefallen abhängig gemacht wird, ferner aus Kap. 9, 2, wo die Diener der göttlichen Rache neben dem Altar stehen, wie auch schon in Am. 9, I· der Altar als die Stätte sich darstellt, wo Segen und Fliich er- worben wird. Nach Esra 3 wurde von den aus dem Exil Zurückgekehrten vor allem andern der Brandopfer- altar hergestellt, weil man sein Vorhandensein als die Bedingung des Gelingens des Tempelbaues ansah: der Altar ist entscheidend fiir das ganze Verhältnis; des Volkes zu seinem Gott. (Hengstenberg.) sit) Die Beschreibung geht von dem Fundamente des Altars aus und giebt von unten nach oben fort- schreitend die Höhe und Breite der verschiedenen Ab- stufungen der Altarwande an, bis zu den Hörnern an den vier Ecken hinauf (V. 13—15); dann geht sie wie- der von oben nach unten herab , um die Länge und Breite oder den Umfang der einzelnen Abstufungen nachzuholen (V. 16 u· l7).» Als erster oder unterer Theil nun wird genannt die mit einem Rande oben (b) versehene Basis oder der Sockel (a), der 1 Elle hoch war, wozu noch die Höhe des Randes mit 1l,E. ommt. Ueber diesem Rande oder Simse erhob sich dann der Altar in wiirfelförmiger Umwandung, die in Absätzen nach oben zu immer kleiner wurde; sie bildete die Eifassung des aus Erde bestehenden Altars. Der untere Absatz (o) heißt der kleinere wegen seiner ge- ringeren Höhe; denn während er nur 2 E. hoch war, hatte dagegen der obere Absatz (d) 4 E. Höhe, und ebenso hoch war der über dem letzteren sich erhebende arel oder Gottesberg (e), der die Basis ausmachte Für den Feuerheerd oben oder Ariel (f), dessen, vier Ecken mit je einem Horn (g) versehen waren. Ohne weifel kommt für diesen ebenfalls die Höhe einer panne oder V, E. in Betracht, gleichwie sitr den Sims über dem Sockel (b), und würden wir so folgende Figur erhalten: g 12 L« g Die Gesanicänkltlsöhe beltäägt lzoikerßl -i— Z, T 2 ? 4 -i— 4 J; X, =- 1:. en, we es a au ür änge un Breite der Altarfläche in V. 16 angegeben wird; rech- nen wir davon die Höhe des Ariel mit V, E. und die Hohe des Soeiels»und seines Simses I -i»- V, E. ab, so behalten wir sur den eigentlichen Altarkorper o, d, e usammen 10 Ellen,·welche Hohe auch der Brandopfer- ltar des Salomonischen Tempels hatte (2. Chron.4, 1·). Nach Maßgabe des letztereny haben wir wohl für die Gesammtlange des Simses über dem Sockel (b) 20 E. anzunehmen· unter» demselben trat der Sokkel selber a) um l E e zuruck, und gleicherweife sprang der untere Absatz (c) ge en den oberen (d) und dieser wie- derum gegen den ottesberggkey um l Elle vor — »so haben wir ohne Zweifel die ngaben der ,,Breite« in V. 13 (vgl. l7) und 14 u verstehen. Jn dem von Herodes d. Er. erbauten empel (Matth. 4, 7 Anm.) war die Größe des Altars in’s Ungeheure gesteigert; derselbe hatte 15 E. Höhe und 50 E. im Quadrat- umfange (-I0seph. b. Jud. V, 5. 6). Aber auf die äußere, in die Sinne fallende Herrlichkeit kommt es bei Wiederherstellung der Theokratie nicht an, sondern auf das innere Wesen; und da sind zunächst in den Maßverhältnissen durchaus die synibolischen Zahlen gewahrt. Denn wie die Höhe des ganzen Altars und die Länge und Breite des Feuerheerdes die bedeutungs- volle Zwölfzahl an sich trägt, die die Opfer darbrin- ende Gemeinde also das »ganze Israel« in sich Fchließh so ergeben» der Sockel G) und die beiden Ab- sätze ((- u. d) mit ihrer Höhe die Siebenzahl (l —i-24— 4 = 7) und kennzeichen die Gemeinde als eine bundes- gemäße, heilige; es ist nun in dem 4 E. ho en Harel (e) der Gottesberg da, von dem in Jes. 2, 2 ·; Micha 4, l ff.; Sach. 14, 10 f. geweissagt und damit Jsraels erhabener und weltumfassender eruf in vielsagender Kürze dargelegt wird, und auf demselben erhebt sich in dem Feuerheerd (t")Jerusalem als der doppelsinnige Ariel (Jes. 29, 2 Anm. 1 U. 2), als die Stadt, wo der HErr Feuer und einen Heerd hat (Jes. Si, 9) und wo der Sanherib der letzten Zeit, der Antichrist mit seinem Heer (Kap. 38 u. 39), durch den Kampf des Löwen Gottes zu Schanden wird (Jes. 66, 15—18). Was der Err zu Herodis Tempelbau meinte, haben wir in Je. 66, 1—-4 gelesen; Jetzt aber hat er sich selbst seinen Tempel und Gottesdienst hergestellt, wie er nach Jes. 66, 19—·24 ihn haben will. 18. Und er sder schon in V. 6 f. mit mir redete nnd dann die Größenverhältnisse in V. Issf mir bezeichnet hatte] sprach zn·mir: Du Menschen- kind, so spricht der HErrx Dies sollen die Sitten des Altars [die Bestimmungen in Betreff seiner Einweihung] sein [welche Einweihung zu geschehen hat] des Tages, da er gemacht ist shergerichtet sein wird für den Zweck-J, daß man Brandopfer darauf lege nnd das Blut darauf sprenge szur Erfüllung solcher Zwecke aber muß er zuvor geweihet werden] Der Brandopferaltar steht im Gesichte, als er dem Hesekiel gezei t wird (V. 13 fs.), bereits fertig da; aber in der irklichkeit steht er eben noch nicht da, es ist mit ihm auf ein Zukünftiges abgesehen. Dies an- zuzeigen wird hier verordnet, daß er noch erst geweiht werden müsse und solle: auf den Tag, da er werde aufgerichtet und in Gebrauch genommen werden, soll dies geschehen. Wie der Altar der Stiftshiitte, als er fertig war, vor dem Gebrauche (3. Mos. 8, It. 15. 19. 33)«geweihet wurde, wie dasselbe mit dem Salomoni- schen Tempel geschah (1. Kön. 8, 62 ff.; 2. Ehr. 7, 4 fs.), so sollte es au hier geschehen; und wie Gott die Einweihung des randopferaltars der Stiftshütte, die in 3. Mos. 8 geschah, vorher befahl und ordnete (2. Mos. 29), so thut ei; auch hier. Ein durchgreifen- der Unterschied aber zwischen dem Mosaischen und deni Hesekiekschen tritt uns im folgenden Verse sogleich darin entgegen, daß dort zugleich mit dem Altar auch Aaron und seine Söhne geweihet werden, hier dagegen ist ein Priesterthuni schon vorhanden und es wird blos der Altar geweihet; außerdem wird uns in Z. M. 8, 11; L. M. 29, 36 gesa t, daß Mose seinen Altar mit Salböl salbete, hier ageKen ist von einer solchen Salbung nicht die Rede. ( liefoth.) Jm Sinne der durchgehenden Beziehung des Altars auf das Volk wird von demselben ein Geniachtwerden ausgesagt, Der Brandopferaltan 641 wie auch die ganze Einweihung auf Menschen, die als solche nichts Reines , Heiliges vermögen, hinzeigt. (Schröder.) « 19. Und [zwar, um diese Sitten oder Be- stimmungen der Altarweihe jetzt näher darzulegen] den Priestern» von Lebt, aus dem Samen Zadoh die da vor mnh treten, daß ste mir dienen staut dem in Kuh. 40, 46 Gesagten allein bei dem neuen Tempel einen eigentlichen Priesterdienst zu verrichten haben HI4, 15]- spricht der HEkr-HE-rr, sollst du geben einen jungen Farren zum Sundopfer sdaß sie ihn schlachteUJsp . Gott giebt den Befehl der Einweihung dieses neuen Altars dem Hesekiel, wie er in Z. Mos. 29, 1 ff. u. 36ff. die Einweihung Aarons und des Altars dem Mose auftrug; wir haben aber hieraus nicht zu schließen, als ob es wirklich darauf abgesehen sei, daß seiner Zeit Hesekiel und kein Anderer, wenn das neue Heilig- thum der Zukunft werde aufgerichtet werden, seinen Altar weihen solle, es gehört vielmehr zur Drastik der Prophetie nnd kommt oft Cz. B. Sach. 11, 4 ff.) vor, daß Gott Dinge, die künftig er selbst durch andere Werkzeu e thun will, dem angeredeten Propheten zu thun be ehlt, damit solche künftige Gottesthat anschau- lich in die Gegenwart trete. (Kliefoth.) 20. Und von desselbigeu Uungen Farren] Blut sollst du nehmen, und· seine vier Hörner [g] damit bespreugen, und die vier Ecken an dem obersten Absatz [d], und um die Leisten sden Rand oder Sims b] herum; damit sollst du ihn ent- sundigen und versohnen. » 21. Und sollst den Farren des Sundopfers nehmen lvgl s. Mos 16, 27], und ihn verbrennen an einem Ort im Haufe sder Schiedstätte s Katz. 41,»12 ff.], das dazu verordnet ist, außer dem Hetltgthum [dem eigentlichen Tempelhauses Hier lautet die Vorschrist anders als bei Mose; nur das Blut soll zum Zweck der Besprengung von dem Thier des Sündopfers genommen werden, alles Uebrige soll draußen verbrannt werden, und es soll weder etwas von dem Fleisch auf dem Altar geopfert werden noch eine Opfermahlzeit stattfinden. (Kliefoth·) Die Angaben in unsrer Vision werden überwiegend durch die hervorzuhebende Idee bestimmt: die Ent- fündigung und Sühnung des Altars reflektirt auf das Volk, das auf Gottes Wort hin (3. M. 17, 11) sich dort zu Gott erhebt; was die beiden gebrauchten Worte in V. 20: ,,entsündigen und versöhnen« ausdrücken, was das Verfahren oben und unten und um das Aeuszerste außen herum st)mbolisirt, es wird eine voll- kommene Heiligung des Volkes sein. (Schröder.) 22. Aber am andern Tage sollst du einen Ziegenbock opfernf der ohne Wandel sei, zu einem Snndopferz und·den Altar damit [auf die näm- liche· Weise] ·entsundigen, wie er mit dem Farren entsundiget ist [V. 20]. i) Nachdem mit einem Stier die Reihe der Sünd- opfer eröffnet worden, tritt vom zweiten Tage an bis zum siebenten an seine Stelle der geringere Ziegen- bock; wir haben hier im Verhältniß zur Einweihung des Brandopferaltars in der Stiftshütte ein Minus, denn da sollte nach 2. M. 29, 36 das Sündopfer des Stieres durch alle sieben Tage hindurch gehen. (Hengsten- Dächfeks Bibelwetb berg.) Der Ziegenbock ist Sühne für einen Fürxten (3. M. 4, 22 f.), aber auch das charakteristische Op er- thier für das Volk am großen Versöhnungstage (3. M. 16, 5): so dürfte in V. 19——21 kirchlich, hier bürg erlich , nach den zwei Spitzen, dem Hohenpriester · und dem Fürsten (Kap. 44, 3), das Volk am Altare des Vorhofs vollkommen repräsentirt gelten können. (Schröder.) 23. Und wenn das Entsimdigen san jedem dieser beiden Tage , sowie auch an den folgenden Tagen V. 26, damit] vollendet ist sdaß du das Sündopfer dargebracht hast, am ersten Tage einen jungen Farren und an den übrigen sechs Tagen einen Ziegenbocks sollst du einen jungen Farren opferu, der ohne Wandel sei, und einen Widder von der Heerde ohne Wandel szum Brandopfers 24. Und sollst sie beide vor dem HErrn opferte, und die Priester solleu Salz daraus streuen [ge- nauer: werfen oder schlitten], und sollen sie also opfern dem HErru zum Brandopfer. Beim mosaischen Altar wurde auch na dem Sünd- opfer ein Brandopfer gebracht, aber nur in Widder; denn der dort geopferte zweite Widder ist kein Brand- opfer, sondern ein Füllopfer, gehört zur Weihung Aarons und seiner Söhne und findet also hier keine Statt. Hier dagegen ist außer dem Widder noch ein Farre, also ein überaus ansehnliches, verdoppeltes Opfer zu bringen: während demnach bei dem Mosaischen Altar das ansehnli e Sündopfer eines Farren gleich- mäßi durch alle eihetage geht und daneben das Bran opfer von einem Widder geringfügig erscheint, at bei unserm Altar nur der erste Tag das ansehnliche ündopfer eines Farren, am zweiten und den folgen- den Tagen erscheint das Sündopfer um Ziegenbock abgemindert, aber dafür tritt gleich anfangs nach dem Sündopfer ein Brandopfer ein, das jenes bei Mose an Stärke weit über-bietet. Das Werk der Entsündi- gung und Versöhnung hat nämlich im Wesentlichen der Eine erste Tag mit seinem Sündopfer eines Farren gethan; die abgeschwächten Sühnopfer der folgenden Tage dienen nur da u, die Kraft des Sündopfers des ersten Tages in die Folgenden Tage zu leiten, sind nur Erinnerungem Ausfrischungen des großen Sündopfers des Einen ersten Tages; die eigentliche Bedeutung der folgenden Tage ist nicht, das durch den ersten Tag gethane Sühnwerk erst noch zu thun oder auch nur fortzusetzen oder zu wiederholen, sondern sich das Sühnwerk des ersten Einen Tages anzueignen und auf Grund desselben das göttliche Wo lgefallen zu guchen Der Eine erste Tag aber, dessen erk ein Sü nwerk ohnegleichen ist, erinnert uns daran, daß auch in Sach. Z, 9 von Einem Tage die Rede ist, an welchem Gott die Schulds dieses Landes hinwegnehmen wird; es ist mit dem Einen Tage der Entfündigung auf dasjenige Sühnwerk Bezug genommen, welches unser HErr und Heiland in den Tagen seines Lei- dens und Sterbens vollbracht hat, welches, nachdem es der Gemeinde einmal zu gute gekommen, nur fort und fort wieder angeeignet und aufgefrifcht zu werden braucht (Kliefoth.) Ueber die gesteigerte Hiåisabe der neuen Gemeinde an den HErrn und sein erk, die im Brandopfer versinnbildlicht wird (3. Mos. I, 2 u. 9 Anm.), s. die Weissagung in Jes. 66, 19 und die An- deutungen in Offenb. 14, 4 f.; 19, 7 f. Das Salz dabei hat die Bedeutung der kraftvollen, Unlauterkeit und heuchlerische Werkheili keit fernhaltenden Wahrheit dieser Hingabe, auch die er Weisheit und des geist- Q sc. II. Z. 41 642 lichen Urtheilsx denn wie es mir nichts nützen würde, wenn ich meinen Leib ließe brennen und hätte der Liebe nicht, so ist Gott auch mit einem Selbstopfer nicht gedient, das unbedacht und ohne die rechte Klug- heit der Kinder Gottes unternommen wird. Zugle1ch, wenn wir bei dem Weiheakt selber stehen bleiben, kommt das Salz ·auch als Unterpfand dessen in Be- tracht, daß der xetzt mit Israel aufgerichtete Bund das in Wahrheit sein werde, was schon der alte Bund u sein bestimmt war, aber wegen der Untreue des äkolks nicht hatte sein können, sondern suspendirt wer- den mußte, nämlich ein Salzbund (4. M. 18, 19), ein Bund von ewiger Dauer, der nicht wieder außer Kraft und Giltigkeit gesetzt wird (Jes. 54, 10; Jer. 31—40; Hes 37, 25 f.). , 25. Also sollst du sieben Tage nach einander täglich [abgesehen vom ersten Tage, der sein»be- sonderes Siindopfer haben soll B. 19——21] einen Bock zum Sundopfer opfern [V. 22]z nnd sie [die Priester vom Geschlechte Zadok·V. 19] sollen einen jungen Farren und einen Widder von der Heerde, die beide ohne Wandel sind, opfern. M. Und sollen also sieben Tage lang den Altar versöhnen, und» ihn reinigen [V. 20], und seine ldes Altare] Hande fullen [2. Mos II, 24 Anm.]. Das ,,Füllen der Hand« paßt eigentlich nur auf die, Personen ertheilte Amtsübergabe, denen in die Hand gelegt wird, was sie fortan darzubrin en und womit sie zu handthieren haben, wird a ei; hier aus den Altar übertragen, der von nun an gleichsam in Fnnction tritt: das, womit seine Hand gestillt wird, sind die Brandopfer und Heilsopfer in V. 27, welche das Ganze der Opfer repräsentiren (Hengstenberg.) · 27. Und nach denselben Tagen »sollen »die Priester am achten Tage, und hernach sur und for, aus dem Altar opferu eure Brandes-set und eure Dankopfer; so will ich euch gnadig sein, spricht der HErr-HErr. . Das 44. Kapitel. Iion den Priester« des neuen Tempels und ihrer Ordnung. I« U. 1—31. Mit der Einweihung des Zrandooferaliars ist der Gemeinde Israel das Erscheinen im Heiligihum nor dem hinten, um mit Opfern ihm zu dienen, erössnctz soll aber der Gebraurh des neuen Hauses der Heiligkeit . des iu ihm wohnenden Gottes entsprechen, so sind noch Bestimmungen über den Juiritl des Volkes in dasselbe nnd über die Beschaffenheit der Diener des Jlltars und des tjeiligthums zu geben. Diese folgen denn jetzt, und zwar a) über den Platz, welchen der Fürst beim Gottes« dienst im Tempel einnehmen soll sitt. 1——3), b) über die Zulassucig oon Fremdlingen nnd die Anstellung der Eeviten und Priester site den Dienst w. 4—-16), c) iilccr die Erfordernisse zur verwaltung des Priester— Eivm il; ntåihüber dessen Obliegenheiten und Gerechtsame , 1. Und er [Kap. 43, 6 f.] führete mich [etwa dnrch das Nordthor des inneren Vorhofs G nach IN] wiederum zu dem Thor des äußern Hesekiel 43, 25—-27. 44, 1——9. Heiligthums [richtiger: zu dem äußeren Thor des HeiligthUmSJ gegen Morgen U. A auf dem Grundriß zu Kap. 40, 5]; es war aber lseit dem Etnzuge der Herrlichkeit des HErrn durch dasselbe 43, 4] zugeschlossen [wie ich von drinnen, dem äußeren Vorhofe aus, deutlich wahrnehmen konnte] 2. Und der HErr sprach zu mir: Dies Thor soll zugeschlossen bleiben, und nicht aufgethan wer- den; und soll niemand dadurch gehen, ohne allein der HEru der Gott Israel, soll dadurch gehen srichtigerx weil der HErr, der Gott Israel, da- durch gegangen isIJZ Und soll zugeschlossen bleibend· Z. Doch den Fürsten ausgenommen [dem allerdings ein gewisses Nahen zu diesem Thorge- bäude von mir gestattet wird]; denn [er, als] det Fürst [der zu mir in naher Beziehung steht] soll darunter [nämlich auf der Schwelle bei g] sihen, das Brod zu essen vor dem HErrn [seine Opfer- mahlzeit zu halten 2. Mos. 18, l2., während dem Volke dafür die Gemächer im Vorhof selbst bestimmt sind Kap. 46, 50 ff.]; durch die Halle sie] soll er svom Vorhof B aus] hinein gehen, und durch dieselbige wieder heraus gehen snach dem Vorhof, das vordere Thor bei f aber bleibt auch ihm unzugänglich]. V) Der Weg, den die Herrlichkeit— des HErrn g·e-- Zangen ist, ist ein einziger und wird ein solcher blei- en, kein Mensch wird ihn fürder betreten. Es liegt hierinohneZweifeleinFingerzeig, daß Maria, wiesie v o r der Geburt des Christkindes von ihrem Manne nicht er- kannt worden,so auch nachher unberührt geblieben sei (Matth.1,«25 u. 2, 23 Anm.), worauf denn der alte latein. Fymnus fich gründet zu Ehren der heil. Jungfrau: i; porta Christi Dei-via, Ist-fetten, plena gratien tran- sitque rex et permanet olausk ut fuit per saeeula (sie wird Christi Durchgangspforte, die gebenedeiete und mit Gnade erfüllte; der König geht durch sie hin- durch, und sie bleibt verschlofsen, wie sie’s gewesen, in alle Ewigkeits it) Dem Fürsten des neuen Bundesvolks kommt eine eigene, bevorzugte Stellun zu dem HErrn und zu den Gottesdiensten beim empel zu; dieser Fürst, im Grundtext Nasj genannt, ist der in Kap. 34, 24 u. 87, 25 geweissagte Knecht David, jener Fürst aus Davids Stamm, der feiner Zeit des Volkes Gottes Königs fein wird: Kap. 46, 18. » 4. Darnach fuhrete er [V.»1] unch zum Thor [des innern Vorhofs] gegen Mitternacht [Gs], vor das [Tempel-] Haus [vor dem»ich schon in Kap. 43, 5ff. gestanden hatte]; und ich sahe, und siehe, des HErrn Haus ward voll der Herrlichkeit des HErrn [ich sahe jetzt abermals das Haus von dieser Herrlichkeit erfüllt, gleichwie dort]; nnd ich fiel auf mein Angesicht sum in tiefster Ehrfurcht zu vernehmen, was mir der HErr würde zu sagen haben J, 28; Z, 23; 43, 3]. 5. Und der HErr svrach zu mir: Du Menschen: find, merke eben daraus, und siehe, und bore fleißig auf alles, was ich dir» sagen will von allen Sitten Der Platz im Tempel für den Fürsten « Ueber die Zulassung von Fremdlingen 643 und Gesetzen im Hause des HErrnz und merke eben l40, Hi]- wie man hinein gehen soll, und auf alle Ansgange des Heiligthnmsr 6. · Und sage dem ungehorsamen Hause Jsrael: So spricht der HErr-HErr: Jhr macht es zu ·viel [4. Mos. is, 7], ihr vom Hause Jsrael, mit allen euren Greueln fdie ihr bis jetzt getrieben habt]; 7.» Denn ihr fnhret fremde Leute, eines un- beschmttenen Herzens und unbeschnittenen Fleisches, m mein Heiligthum, dadurch ihr mein Haus ent- heiliget, wenn ihr mein Brod [3. Mos. Z, 11; 21z Si, Fettes und Blut opfert, und brechet also meinen Bund mit allen euren Greueln [die ihr auf diese Weise begehet]. 8. Und haltet die Sitten [genauer: und hütet die Hut] meines Heiligthnms nicht [wie ich euch doch befohlen habe], sondern macht ench selbst neue Sitten [machet jene V. 7, euch zu Hiitern meiner Hut] in meinem Heiligthunnkk 9.» Darum spricht der HErkHErr also: Es soll kein Fremder eines unbeschnittenen Herzens und unbeschmttenen Fleisches in mein Heiligthum kommen aus allen Fremdlmgem so unter den Kin- dern Jsrael sindKit ’i) Das Heiligthum ist Gottes Wohnung: die ver- schiedene Art, wie jeder Zutritt zu dieser Wohnung und zu den in ihr epflegten Diensten hat, weist auch feine Stellung zu ott selbst auf. Die Stellung zu Gott aber, die Weise und Maße, wie Jeder Gott nahen und ihm in seinem Hause dienen kann, weist auch jedem in der Theokratie feine Stelle, seinen Platz im Volke Gottes an; wenn also angegeben werden soll, wer zum Hause dieses Heiligthums Zutritt hat, und in welcher Weise und Maße ein jeder, so soll nichts Anderes als das Cultuspersonal und damit die Glie- derung der Theokratie, wie sie zur Zeit dieses neuen Heiligthums sein werden, beschrieben werden. «) Der Prophet soll zuvörderst das gegen- wärtige Jsrael erinnern, daß es mit seinen Greueln alles Maß überschritten habe; denn sie hätten am Herzen und am Leibe unbeschnittene Fremde nicht allein zum Betreten des Heiligthums, sondern sogar bei den Opfern zugelassen, durch diese Ausdehnung des Bundesrechtes auf Unberechtigte aber den Bund selbst gebrochen und diese widerrechtlich zugelassenen Frem- den gleichsam zu Hütern des Heiligthums gemacht, statt daß sie selber nach den von Gott gegebenen Be- stimmungen das Heiligthum hätten hüten sollen. Weil aber Jsrael so mit feinem bisherigen Heiligthum um- gegangen ist, muß Gott für das Heiligthum der Zu- kunft besser sorgen, daß es nicht durch Zutritt Unbe- rechtigter entweiht, sondern besser behiitet und auf diese Weise heilig gehalten werde, und zu diesem Zweck die folgenden schärferen Bestimmungen wegen des Cultuspersonals der Zukunft treffen. (Kliefoth.) Es ist bei allen diesen Einrichtungen und Vorschriften haupt- sächlich um die Erfassung der fymbolisch dargestellten Gedanken zu thun, die in uns jetzt nicht sicher und voll- ständig gelingen kann; zur Zeit der Erfiillung aber wird schon Jsrael das Verständniß gegeben werden. «") Die Bestimmungen wegen des Cultuspersonals schließen sich im Allgemeinen dem an, was unter dem alten Bunde hinsichtlich der theokrattfchen Gliederung feftstand, und handeln, die alte Dreitheilung des Volkes Gottes wieder aufnehmend, von den gemeinen Gliedern des Volkes Gottes (V.9), von den Leviten (V.10——14) und von den Priestern (V. 15—31), die Berechtigungen &c. der einzelnen Klassen darlegend. Um nun uvörderft V. 9 richtig zu verstehen, muß man sich er Bestimmungen des Gesetzes über dic Zu- gdehörigkeit zur Gemeinde Gottes genau entsinnen. arnach gehörte zu der Gemeinde Gottes alles, was von Abraham abstammte, durch die Geburt, doch mußte alles Männliche noch durch die Beschneidung aufgenommen werden; Abstammung und Beschneidung gaben den vollen Antheil an allem, was die Theokratie dem Volke gewährte, mit alleiniger Ausnahme dessen, was den Priestern und Leviten an Vorzugsrechten zu- stand. Dagegen war der Nichtisraelit oder Fremd- ling als solcher von der Mitgliedschaft des Volkes Gottes und allem, was sie gab, an sich unbedingt aus- geschlossen. Nun aber war es von vornherein nicht darauf abgesehen, Jsrael, das ja ein Segen aller Völker werden sollte, von allen Kindern der Fremde absolut zu scheiden, diese sollten vielmehr nur in ein bestimmtes Verhältnis; zum Eultus treten, und wird denn dieses Verhältniß im Gesetz durch bestimmte Normen geregelt: I) den erkauften leibeigenen Skla- ven soll man ohne Weiteres befchneiden, damit gehört er zu Jsrael und hat alles zu thun und zu empfangen, wie der geborene Jsraelit, ißt sogar »das Passa mit und verschwindet in Jsrael; Z) die als Einsassen oder Lohnarbeiter vorübergehend unter Jsrael sich auf- haltenden Fremdlinge gewannen wegen ihres vorüber- gehenden Aufenthalts gar kein Verhältniß zu Jsrael und seinen Einrichtungem anders dagegen war es 3) mit denjenigen Fremdlingem die ansässig unter Jsrael lebten. Bei diesen kam es darauf an, ob sie sich durch die Beschneidung vollständig in die Gemeinschaft Js- raels wollten aufnehmen lassen oder nicht; in lerzterem Falle blieben sie zwar von der eigentlichen Go tesge- meinde ausgeschlossen (2. Mos. 12, 48 f.), aber einer- seits sind sie gehalten, bis auf einen gewissen Grad das levitische Gesetz zu halten, und andrerseits haben sie dafür auch wieder relativen Antheil an der Ge- meinfchaft des Volkes Gottes und ihren Gütern (3. M. 19, 34; 25, 47; 17, 8; 4. M. 15, 15. 29). War ein in Jsrael sich ansässig aufhaltender Fremd- ling hiermit nicht zufrieden, so stand es ihm frei, sich durch die Beschneidung in die volle Gemeinschaft des Volkes Gottes aufnehmen zu lassen, wo er· dann aller Rechte derselben theilhaftig, aber auch ein Jsraelit wurde und aufhörte ein Fremdling zu sein·(3. Mos. 17, 9 Anm.); indessen gab es auch folche Kinder der Fremde, die, ob sie gleich dauernd in Jsrael lebten, dennoch nicht durch die Beschneidung aufgenommen werden konnten, deren Zulassung überhaupt untersagt war (Verstoszene, Verschnittene, Cananiter) und die so gewissermaßen eine vierte Klasse bildeten. Ver- gleichen wir, so stehen zwischen den als Sklaven oder freiwillig durch die Beschneidung in das Volk Gottes Eingeleibten einerseits und den demselben wegen Auf- nahmeunfähigkeit oder vorübergehenden Aufenthalts Fremdbleibenden andrerseits diejeni en als, eine Mit- telklasse in der Mitte, welche ohne eschne1dung dau- ernd als Fremdlinge inmitten Jsraels lebten; wäh- rend erstere überhaupt keine Fremde mehr waren, die andern auch nach dem alten Gesetz das Heiligthum nicht betreten durften, so hatten dagegen die letzteren bisher im Heiligthum für sich opfern und also das- selbe betreten dür en, aber eben diese Mittelklasse soll im neuen Heiligthum aufhören. Sie hat zu derin V. 6 ff. geriigten Entweihung des bisherigen Heilig- thums Anlaß gegeben, und damit solches nicht wieder 644 Hesekiel 44 , 10——20. vorkomme, soll unter dein "Heiligthum der Zukunft eine solche Mittelstellung nicht mehr geduldet werden, sondern wer inmitten Jsraels als Fremdling dauernd leben will, soll entweder sich durch die Beschneidung dem Volke Gottes vollständig einverleiben lassen und dadurch wie der Einheimische werden und leben (Kap. 47, 22 f.), oder er soll, wenn er sich nicht beschneiden läßt, auch keinen Zutritt zu dem Heiligthum und kei- nen Antheil an den Opfern haben, sondern vollständig ein Kind der Fremde bleiben gleich den nur vorüber- gehend in Jsrael Lebenden. as ist aber nur erst das eine Moment der Borschrift« ein zweites liegt darin, daß der Beschneidung des leisches ausdrücklich die Beschneidung des Herzens zur Seite gestellt wird ·— nicht blos der Mangel der Beschneidung des Flei- sches, sondern, selbst wenn diese da wäre, auch der Mangel der Beschneidung des Her ens soll unter dem Heiligthum der Zukunft von der etretung desselben ansschließen (Kap. TO, 38 ff.). Das Mosaische Gefetz verlangt nur die Beschneidung des Fleisches; aber das neue Gesetz verlangt darüber hinaus auch die Befchnei- dung des Herzens, die dem Stande der Befchneidung entsprechende Gesinnung: wer unter dem neuen Heilig- thum dasselbe betreten und an seinen Diensten Theil haben, d· h. zur Gemeinde Gottes gehören will, der soll die Beschneidung nehmen, damit er von denen, die draußen sind, ganz und recht gesondert sei, aber daneben auch nicht blos am Fleifche, kondern auch am Herzen beschnitten sein, der soll ein Jsraelit, aber auch ein wahrer Jsraelit werden. (Kliefoth.) 10. Ja, auch nicht die Leviten ssollen in mein Heiligthum als Priester kommen], die von mir ge- wichen sind, »und sammt Israel von mir irre ge- gangen nach ihren Götzcn sbesserx seinen Göpen nach Ins. 2, 5]; darum sollen sie ihre Siinde tragen. » » · » 11. Sie sollen aber in meinem Heiligthum an den Aemteriy den Thuren des Hauses, und dem Hause dienen; und sollen nur das Brandovfer und andere Opfer, sodas Voll herzu bringet, schlachten; und vor den Priestern laus den Lehnen, den Kin- dern Zadoks V. 151 stehen, daß sie ihnen dienen. 12. Darum, daß sie jenen gedienet vor ihren Gdxzcn und dcm Hause Israel ein Aergerniß zur Sande gegeben haben; darum habe ich meine Hand aber» sie lzum Schwuxj 204 b] ausgestreckt, spricht der pErr-HEgrr, daß sie musseu ihre Sundc tragen. 13. »Und solleii nicht zu mir nahen, Priester: aiiit zu fuhren, noch kommen zii einigem meinem Heiligthum svoirden mir geheiligten Opfertheilen], zu dem Allerheiligsten sder hochheiligen Opfergaben 42, 13]; sondern sollen ihre Schande tragen und ihre Greiiel, die sie geubet haben. » 14. Darum habe ich sie zu Hutern gemacht an allem Dienst des Hauses und zii allem, das man drinnen thun soll [ihnen nur die niedrigen Dienstleistungen am Tempel oorbehaltends Die Leviten sind nach alttestamentlichem Sprach- gebrauch der gesammte Stamm Levi mit Ausschluß der zu den eigentlich priesterlichen Diensten ausgefun- derten Aaroniten; hier aber wird (V. 15 ff.) der prie- sterliche Dienst den Nachkommen Zadoks reservirt und den übrigen Aaroniten abgenommen, wir haben hier also unter den Leviten den gesammten Stamm Levi mit alleiniger Ausnahme der Kinder Zadok und da- gegen mit Einschluß der degradirten Aaroniten zu verstehen. Was nun dem Stamme Levi über seine Zukunft gesagt wird, knüpft an eine schwere Rüge sei-· nes bisheri en Verhaltens an: der Stamm Levi hat in der nächiltvergangenen Zeit, als Israel in Götzen- dienst sich verirrte, Iehova die Treue nicht bewahrt, sondern ist auf das ab öttische Treiben des Volks ein- gegangen, hat demsel en vor seinen Götzen gedient und es so durch sein Beispiel noch tiefer in den Irr- .thum seines Weges verführt. Dies ihr Verhalten in der Virgangenheit soll nun maßgebend für ihre Stel- luiåg din Zier gukåinftläverdezy follsn ihre Sünden un ie ru t er: en, i re ma tra en. Den einerseits will Gott,sie begnadigen und siegtrotz ihre? Verschuldnnq in die Zukunft des neuen Heiligålgums eingehen lassen; aber ihre specifisch priesterliche iirde Zins Stelflulilig die sie nicht gewahrt, sondern veruntreut a en, o von ihnen genommen werden sie oll nicht mehr Jehova nahen, vor ihm priesterliscki dienen, sie sollen nicht mehr über das Heilige hinaus an dem Allerheiligsten Theil haben, d. h. nicht mehr die Sündopfer essen und die Schaubrode n. dgl., viel- mehr sollen sie dem heil. Volke Gottes und dem Hei- ligthuin dienen, an letzterem den Wachtdienst und an- dere Dienste verrichten und erstereni seine Opfer schlachten und sonstige Handleistung thun. (Kliefoth.) » 15. Aber die Priester aus den Leviten, die Kinder Zadok, so die Sitten meines Heiligthums gehalten·haben, da die Kinder Israel von mir ab- ftelen, die sollen vor mich treten, und mir dienen, und vor mir stehen, daß sie mir das Fett und Blut [oon den geschlachteten Thieren zur Speise V. 7] opfern, spricht der HErr-HE-rr. » · ·-»16. Und sie sollen hinein gehen iii mein Heiligthnm, und vor meinem Tisch sden Räuchev Altar 41- 221 treten, mir zu dienen und meine Sitten zu halten [genauer: meine Hut zu hüten, d. i. die priesterlichen Funktionen an meinem Hause wahrzunehmen) Während das Priesterthum allen Söhnen Aarons zukain, war es mit dem Hohepriesterthum anders: Das Hohepriesterthum war anfangs, bis auf Eli, ge- mäß der Verheißung in 4. Mos. 25 , 13 in der Fa- milie des Eleafar, des ältesten Sohnes Aarons, hei- gewesdem durch Eli ging es cglif die Fanzilie deg «; amar, es jüngeren o s « ns ü er u blieb bei derselben, bis der Hälse, ausnder Familie dliis Jthamar stammende Hohepriester Abjathar sich mit dem Adonia in die gegen das Königthum Salomo’s gerich- tete Verschwörung einließ; in Folge derselben setzte Salonio den Abjathar ab und theilte das Hoheprie- stert uin dem i· m treu gebliebenen Priester Zadok zu (t. ön. I, 5 .; Z, 26 f. 35). So kam gemäß der von Gott in 1.Sam. 2, 35 ausgesprochenen Drohung durch die Treue des Zadok gegen Salomo das Hohe- priesterthum wieder an die Familie Eleasar’s. An diesen Zadok nun meinen die Ausleger hier denken zu mussen; wir haben aber in Kp. 8, 16 ausdriicklich ge- lesen, daß Hesekiel die Häupter der ganzen Priester» schaft, und an ihrer Spitze den damali enHohenpriester, der ein Sohn Zadoks war, zwischen empelund Altar die Sonne anbeten fah ;· schon hierdurch stellt es denn sich als absolut uninbglich dar, daß der Prophet unter den Sehnen Zadoks, die Treue bewiesen haben, als alles irrte, und darum das Priesterthum der Zukunft Vom Dienst der Leviten und Priesteve 645 tragen sollen, die leiblich von Zadok abstammende hohepriesterliche Familie verstehen könne. Allerdings wird der von Hesekiel gebrauchte Ausdruck mit jenem Zadok zusammenhängem aber doch nur diesen Sinn aben: Es hat einmal einen Zadok aus dem Stamme evi gegeben, der, als andere Genossen des Stammes Levi und Viel Volks dem von Gott zum Könige Js- raels Bestimmten die Treue versa ten, diese Treue be- wahrte und zum Lohn für dieselbe mit dem Hohe- priesterthum betraut wurde; so wird es nun auch in kommenden Zeiten, wo es sich noch um einen andern Salomo handelt, den Gott zum König seines Volks gemacht hat, und um noch einen gar andern Abfall der Kinder Israel, einen Zadok oder Gerechten geben, der die Treue bewahrt, dessen Söhnen soll denn das Priesterthum vorbehalten sein. Und zwar wird ihr Priestert um (nicht: H oh epriefterthum, denn von einem solchen 'ann bei dem Dienst am neuen Heiligthum nicht mehr die Rede sein) darin bestehen, daß sie dem HErrn nahen, um ihm zu dienen, also des Volkes Opfer ihm darbringen, den Räuchaltar versorgen Und über die Sitten des Heiligthums wachen. Wer nun abersind diese Söhne Zadoks im Gegensatz zu den übrigen Leviten und Aaroniten, die dem Hause Israel ein Aergerniß zur Sünde gegeben haben? Wir kön- nen keinen Augenblick im Zweifel sein, daß die Weis- sagung hier einen zwar ziemlich verhüllten, aber, nach- dem die weitere Geschichte die Hülle hinweggenommen at, doch- deutlich merkbaren Blick in die Passion Jesu hristi, wo Israel am schlimmsten von dem HErrn irre gegangen nach ihren Götzen, hineinthut: jene Hohenpriester, Priester und Leviten, die Christum einst alle verdammet und das Volk hingerissen haben zu dem Frevelrust ,,Kreuzige! sein Blut komme über uns und unsere Kinderl« sie sollen in ihren Nachkommen zwar auch zu Gnaden angenommen werden, wenn die Gnadenzeit für Jsrael wiederkehrt, wie denn unter den 144,000 Versiegelten in Osfenb. 7, 4 ff. auch das Geschlecht Levi seine Zwölftausend zählt gleich jedem andern Stamme — die Fiirbitte des Gekreuzigten in Luk. 23, 34 wird alsdann ihre höchste Kraft beweisen; aber i re Sünde rniissen sie doch insofern tragen, als sie ni t wieder zum Priesterthum kommen, sondern sie haben mit blos levitischen Diensten sich zu begnügen, damit sie an ihrem Theile zu der Zeit, wo das ganze Haus Jsrael sich schämet seiner Missethats43,10), dies noch in besonderer Weise in Betress der ihren thun. Dagegen haben wir einen Zadok, ein glänzen- des Nachbild jenes Zadok, der einst dem Salomo treu war, an Joseph von Arimathia, dem ehrbaren Raths- herrn, der nicht gewilligt hatte in ihren Rath und Handel; dieser in seiner Nachkommenschaft wird, so glauben wir annehmen zu dürfen, dem bekehrten Js- rael einst das Priestergeschlecht stellen, und daß er selber aus priesterlichem Geschlecht war, hat schon der berühmte englische Orientalist Lightfoot aus andern Gründen vermuthen Zwar ist Joseph selber jedenfalls gleich der ersten christlichen Gemeinde beigetreten und zählt wohl schon unter den 500 Brüdern, von denen Paulus in J. Cor. 15, 6 redet, oder doch unter die Hundert und zwanzig, die in Apostg. 1, 15 erwähnt werden; ob aber seine Familienglieder und besonders seine Söhne ebenfalls Christen geworden oder viel- mehr unter dem ungläubigen Israel verblieben sind, dies muß ganz dahingestellt bleiben und steht also von dieser Seite unsrer Annahme nichts im Wege. 17. Und wenn sie sdie PriesterJ durch die Thore des inneren Vorhofs gehen wollen sum Priesteramts am Brandopfev oder Räucheraltar zu pflegen, sank« sie reine-se Kleid« so» Flachs- Ieinwand 2.Mos. 28, 39. 42] anziehen, nnd nichts Wollenes anhaben, weil sie in den Thoren im Inneren Vorhof sgenauerx so lange sie in den Thoren des inneren Vorhofs am Brandopfev altar und nach dem Hause hin am Räucher- arm] dienen. 18. Und sollen leinenen Schmuck [oder Kopf- binden 2. M. 39, 281 auf ihrem Haupt haben, nnd leinen Ntederkleid um ihre Lenden [2. Mos. 287 42]; und sollen sich nicht im Schweiße [d. i. an den besonders schwitzenden Theilen des Körpers, den Hüften] zarten. · » 19. Und wenn sie etwa zu einem außeren Vor- hof zum Volk heraus gehen, sollen sie die Kleider, darinnen sie gedienet haben, ausziehen [3. M. S, 111 und dieselben in die Kammern des Heiligthums svon denen in Kap. 42, 1-—14 die Rede war] legen, und» andere Kleider anziehen, nnd das Volk nicht heiligen in ihren eigenen« Kleidern [Kap. 46, 20]. An die Bestimmungen, wer im neuen Tempel den Dienst versehen soll, schließen sicR sachgemäß die Vor- schristen über die leibliche Bescha enheit an, in welcher dieser Dienst verrichtet werden soll, da die Leibes- beschaffenheit den Seelenzustand oder die geitige Ver- fassung der Diener Gottes abschatter Diese edeutung hat die Amtskleidung, welche in 2. Mos. 28 den Priestern für den heil. Dienst vorgeschrieben war; die betreffende Vorschrift wird nun hier als noch zu Recht bestehend vorausgesetztund theilweis verschär t. Von Stoff der Kleidung ist Thierwolle ausdrückli ausge- schlossen, damit der Priester sich nicht in Schweiß bringe, denn Schweiß macht unrein, er hat aber durch Rein- haltung des Körpers auch äußerlich zu zeigen, daß er rein und untadelich ist. In ihren Amtskleidern sollen die Priester sich nicht in den äußeren Vorhof unter das Volk begeben, um dasselbe nicht durch ihre heiligen Kleider zu heiligen; diese Heiligung läßt sich nicht anders denken, als ähnlich der Bestimmung des Ge- setzes (3. M. 6,18 u. 27; vgr 2.M. 29, 37 u. so, 29), daß die Berührung hochheiligen Opferfleisches oder des Vrandopferaltars und der Geräthe des Heilig- thums heilige. Was von diesen hochheiligen Gegen- ständen gesagt wird, daß ihre Heiligkeit auf den, der sie berühre, übergehe, das gilt hier auch von den hei- ligen Priesterkleiderm das Gehen in diesen Kleidern unter das Volk wird daher den Priestern verboten, weil eine solche durch Berührung heiliger Gegenstände erlangte Heiligkeit dem, der sie überkommen hatte, die Pflicht, sich vor Verunreinigunge zu hüten (3. Mos 21, 1—-8), auferlegte, welche das olk in seinen Lebens- Verhältnissen nicht ein alten konnte, was dann eine Abschwächung oder erwischung des Unterschiedes zwischen Heiligem und Gemeinem unausbleiblich nach sich gezogen haben würde. (Keil.) 20. Jhr Haupt sollen sie nicht bescheren sdaß es kahl werde 3. M. I9, 27;sz10, S; 21, 5], und sollen auch nicht die Haare frei wachsen lassen [wie die Nasiräer 4. M. 6, 5 oder Weiber [Offb. 9, 8]; sondern sollen feine Ausschreitung nach beiden Seiten hin vermeidend] die Haare umher vetschneiden [wie es dem Manne ziemt I. Cor. 11, 14]. 646 Hesekiel 44, 21-——31. 45, 1—8. 21. Und soll auch kein Priester keinen Wein [Ps. 140, 1«1 Anm.] trinken, wenn sie in den inneren Vorhof gehen sollen [3. M. 10,.9]. 22. Und sollen [der den Priestern und in- sonderheit dem Hohepriester in Z. M. 21, 7 u. 13 f. auferlegten Pflicht gemäß] keine Wittwe noch Ver-« stoßene zur Ehe nehmen, sondern Jungfrauen, vom Samen des Hauses Israel, oder eines Priesters nachgelassene Wittwe sbei der die Priesterwürde des verstorbenen Gatten den Mangel der Jungfräu- lichkeit gewissermaßen wieder aufhebt]. 23. Und sie sdie Priester] sollen mein Volk lehren, daß sie wissen Unterschied zu halten zwischen Hetligem und Unheiligem, nnd zwischen einem und Unreinem [Kap. 42, 20; Jer. 15, 19; vgl. Z. Mos. 10, 10 f.; 5. M. 33, 9 f.]. 24. Und wo eine Sache vor see kommt, sollen sie stehen und richten, und nach meinen Rechten sprechen [5. M. 17, 8 ff.; 19, 17 f.; 21, 5 ff.], und [mittels solcher richterlichen Entscheidungen] meine Gebote und Sitten halten, und [wie lehrend so auch thnend] alle meine Feste halten, und meine Sabbathe heiligen. 25. Und sdie Priester] sollen zu keinem Todten gehen, nnd sich verunreinigen; ohne allein zu Vater und Mutter, Sohn oder Tochter, Bruder oder Schwester, die noch keinen Mann gehabt habe; über denen mbgen sie sich verunreinigen is. Moi 21, 1——4]. 26. Und nach seiner Reinigung [in der durch das Gesetz, bestimmten Weise: 4. M. 19, I ff.] soll man ihm zahlen sieben Tage swährend welcher er auch noch nicht den Dienst am Heiligthum übernehmen darf; denn bei dem neuen Tempel muß jede Befleckung erst aufs Gewissenhafteste wieder entfernt fein, ehe man ihm aufs Neue nahen kann] 27. Und wenn er wieder hinein zum Heilig: thum gehet in den innern Vorhof, daß er im Heiiigthum diene; so soil er sein Sündopfer opfern, spricht der HErr-HErr. Dies Gesicht ist ein noch unerfiilltes typisches Bild, bei welchem darum Bild und Wirklichkeit auch noch nicht unterschieden werden können; nach Offb. 14, 4 fcheint es fraglich, inwieweit in jener Gemeinde der Zukunft es sich überhaupt noch um Eheschließungen und Todtenberührungen handelt. Man kann sich wohl hier und im Folgenden seine eigenen Gedanken und Vorstellungen über die Gestaltung und Verfassung der Gemeinde der Letztzeit, die der HErr aus dem be- kehrten Israel im heil. Lande aufrichtet, machen, zu- mal die Geschichte der aus den Heiden gesammelten Kirche klar genug gezeigt hat, wie vieles hinter der Jdee einer Gemeinde Christi in der äußeren Erschei- nung und bei den einzelnen Gliedern noch zurüc- geblieben und was selbst auf Erden noch ganz anders hätte fein können, wären die Umstände und Verhält- nisse und vor allem die Herzen mit ihren Einsichten und Bestrebungen andere gewesen; es dürfte aber doch gerathener sein, der Erfüllung der Weissagung, die ja so nahe bevorsteht, nicht mit einer zu szspeziellen Aus- legung vorzugreifen. 28. Aber das Erbtheih das sie haben sollen, das will ich selbst sein. Darum sollt ihr ihnen sbei der neuen Vertheilung 47, 13 ff.] kein eigen Land geben in Israel: denn Ich bin ihr Erbtheil sdies Wort aus 4. Mos. 18, 20; b. M. 10, 9 gilt auch bei dieser Vertheilung] 29. Sie sollen ihre Nahrung sihken Lebens- unterhalt] haben vom Speisopfer, Sündopfer und Schuidopfer [3. M. 2, Z; 6, 16 u. 26; 7, 6], nnd alles Verbannte in Israel soll ihr sein [3. M. 27, 21. 28 f.]. 30. Und alle erste Früchte und Erstgeburt von allen Hebovsern sollen der Priester sein [4. M. 18, is. 19; 5. M. 18, 4]. Ihr sollt auch den Priestern die Erstiinge geben von allem, das man isset [von allem Gemahlenen 4. M. 15, 20 f.], damit der Segen in deinem Hause bleibe [Mal. Z, 10]. 31. Was aber ein Aas oder zerrissen ist, es sei von Vögeln oder Thieren, das sollen die Priester [weil verunreinigend Z. M. 17, 15] nicht essen [3. M. 22, 8]. Jn der Mosaischen Oekonomie hatte der HErr den Leviten und Priestern im Gebiete der übrigen Stämme bestimmte Städte zum Wohnen mit Fluren zur Vieh- weide angewiesen (4. Mos. 35, 1ff.), in der Zukunft aber will er ihnen von der tir das Heili thum vom Lande ausgesonderten Hebe ( up. 45, l ffZ ihr Theil gewähren; das künftige Priesterthum also, obwohl kein eigentlicher Hoherpriefter daraus mehr hervorgeht, soll dennoch schlechthin hohepriesterlich sein, ganz rein, unbefleckt und von der Welt abgesondert nach dem Vorbilde des himmlischen Hohenpriesters, der ihr Haupt ist (Hebr. 7, 26). »Was trachtest du, mein Lehrer, nach einer großen Vesoldung und reichen Ein- fünften? Weißt du nicht, daß der HErr selber dein Erbe und dein sehr großer Lohn sein will, oder willst du nicht, daß er es sein soll? (Tüb. Bib.) Das 45. Kapitel. dlitheilung des Landes. Recht der Fürsten. gesetz der Opfer. II« Ob. 1——17. Auf die Festsetzung des Lebensunterhalt» der prielierschaft folgt uorh die Erklärung darüber, wie Iehooa ihr Erbtheil und tiesih sein (44, M) oder wie er den Priestern nnd tkeoiten den für Wohnung erforder- lichen Theil am tiandbesihe zuweisen wird; dieo soll nämlich so geschehen, daß er bei der Vertheilung des tkandes an die zwölf Stämme sich für dar« tjeiiigthnm nnd seine Diener und für die Hauptstadt ein bestimmtes Gebiet abheben läßt (b). 1—6). »du beiden Seiten dieses Gebiete soll auch der Fürst ein Eigenthum am Lande erhalten, nm allen Grpressuugen der Fürsten für die Jn- nunft vorzubeugen; überhaupt soll alle Ungerechtigkeit aufhören nnd richtiges Maß und Gewieht gehalten wer- den (d. 7—12), zur Bestreitung der Opfer aber, die dem Fürsten obliegt, das voll: bestimmte Hei-opfre ent- rirhieu Ob. 13—17). 1. Wenn ihr nun swovon in Kap. 47, 13 — 48, 29 ausführlicher die Rede sein wird] das Von der Verwaltung des Priesteramts Das Gebiet des Tempels und der Hauptstadt. Land durchs Loos anstheilet [besser: blos einfach das Land vertheilet], so sollt ihr ein Hebopfer [2. Mos. 25, 2 Anm.] vom Lande absondern, das dem HErrn heilig fein foll [und zwar zwischen den beiden Stammgebieten Juda und Benjamin Kap. 48, 8—22], fnuf und zwanzig tausend (Ruthen) lang [in der Ausdehnung von Osten nach Westen] und zehn [nach richtiger Lesarn zwanzig] tausend breit [in der Ausdehnung von Norden nach Süden]; der Plasz foll heilig [oom gemeinen Lande abge- sondert] sein, so weit er reicht 2. Und von diesem sollen zum Heiligthum kommen [nach dem, was schon in Kap. 42,«15—20 gesagt worden] je fünf hundert (Ruthen) ins Ge- vierte, und dazu srings um die dort beschriebeue Mauer] ein freier Raum umher fünfzig Ellen 3. Und ans demselben Platz [V. 1], der fünf nnd zwanzig tausend Ruthen lang und zehn [rich- tigerx zwanzig] tausend breit ist, soll [um dies noch- mals zu wiederholen] das Heiligthum stehen und das Allerheiltgste [das Heiligthum mit seinem ganzen Umkreis, der in Kap. 43, 12 als allerheiligst be- zeichnet wurde] 4. Das Uebrige aber vom geheiligten Lande sauf welchem der Tempel steht, d. i. von dem Mittelstüch von welchem nördlich das Leoitenland und südlich das Stadtgebiet liegt] soll den Priestern gehören, die im Heiligthum dienen und vor [besser: an] den HErrn treten, ihm» zu dienen [Kap. 44, 15 fs.], daß sie Raum zu Hausern haben, und soll [als zum Heiligthum gehörig] auch heilig sein lwenngleich nicht, wie der Tempelplatz mit seinem Umkreis, allerheiligst V. 2 f.]. « Z. Aber die Leviten, so vordem Haufe dienen l44, 10——14]- sollen auch seutsprechend dem fiir das Heiligthum und die Priester vorbehaltenen Raum V. 2——4] fünf und zwanzig tausend (Ruthen) lang, und zehn tausend breit haben, zu ihrem Theil zu zwanzig Kammern [im Grundtext liegt wohl ein doppelter Schreibsehler vor und dürfte viel- mehr zu lesen sein: Thoren oder Städten des Wohnens, oder da sie wohnen] is. Und der Stadt soon der in Kap. 48, 32—35 die Rede sein wird] sollt ihr auch einen Platz lassen, für das ganze Haus Israel [welchem die Stadt an- gehört, so daß nicht ein einzelner Stamm sie in seinem besonderen Gebiete haben soll], fünf tausend (Ruthen) breit und fünf und zwanzig tausend lang, neben dem abgesonderten Platz des Heiligthums kund der Priester V. 3 f., d. i. siidlich davon gelegen] 7. Dem Fürsten aber [oon dem in Kap. 44, 3 die Rede war] sollt ihr anch einen Platz geben zu beiden Seiten, zwischen dem Plasz der Priester [und Leviteu V. 4 u. 5 oder dem 20,000 Ruthen breiten Hebopser V. 1] nnd zlvtschen dem [5000 Ruthen breiten V. 6] Platz der Stadt [also zu beiden Seiten der ein Quadrat von 25,000 Ruthen 647 bildenden Gesammthebe V. 1 u. 5], gegen Abend [das eine] und gegen Morgen [das andere Stück]; und sollen beide gegen Morgen und gegen Abend gleich lang sein [in der Ausdehnung von Norden nach Süden] s. Das foll sein kdes Fürsten] eigen Theil fein in Israel, damit meine Fürsten nicht mehr meinem Volk das Ihre nehmen swie vordem, wo sie kein eigenes Land als Domäne oder landes- herrliches Krongut besaßeu, geschehen], sondern sollen das Land dem Hause Israel lassen für ihre Stamme [Kap. 46, is; sie sollen vielmehr, indem sie mein Heiligthum mit dessen Dienern und die heil. Stadt mit ihrem Gebiet umschließen, ihren Beruf erkennen, Kirche und Staat gleichmäßig zu schützen und zu fördern] Ueber die Hebe vom Lande sind hier nur die Hauptbestimmungen gegeben, bis dieselben dann in dem Abfchnitte von der Landes-Vertheilung (Nr. VI. u. VII.) noch ausführlicher werden erörtert werden; einst- weilen wird die obige Texterklärung genügen, und theilen wir nur noch zu besserem Verständniß derselben DAs HElLlGE LAND ««2«HEsEK.47».48 »Die Hebe ist an unsrer Stelle nur erwähnt im 648 Zusammenhan e mit den Gerechtsamen, welche die Diener des H rrn und seines Heiligthums genießen sollen; dazu gehört in gewisser Hinsicht auch das Eigenthum, welches dem Fürsten angewiesen wird als dem Haupte des Volkes, welchem die Beschaffun der Opfer für das Volk obliegt und der, davon abge ehen, auch für seine Stellun einen ihm eigenthümlich ge- hörenden Antheil am ande zu seiner Subsistenz be- darf. (Keil.) Die Vertheilung des Landes steht im nmgekehrten Verhältniß zu der unter Josua: während damals das Volk allein, und zwar jeder einzelne Stamm, seinen Antheil erhielt und dann erst später Je ova ein fester Sitz im Lande zufiel, erhält hier Jcäsova vor allem zuerst eine heilige Gabe. Ferner so die heil. Stadt hinfüro nicht das Heiligthum um- schließen, sondern zur Seite desselben liegen; keine Eifersucht auf ihren Vefitz soll dann die Stämme mehr theilen, sondern gleich dem Heiligthum selber soll sie allen als gemeinsamer Besitz gelten. (Hävernick.) 9. Denn so svricht der HErr-HErr: Jhr habt es lange genug gämacht smit euren Bedrückuev gen], ihr Fursten Jsr et; laßt ab vom Frevel und Gewalt, und thut, was recht und gut ist; und thut ab von meinem Vol! euer Austreiben [da ihr diejenigen, nach deren Gütern euch gelüsten, aus dem Besitz derselben vertrieben um sie ench selber anzueignen 1. Kön 21], spricht der HErr-HErr. «10. Ihr [aber aus dem ganzen Volke] sollt» recht Gewicht und rechte Scheffel, und recht Maß haben 13. Mos 19, se; s. M. 25, 13ff.]. 1l. Epha sfiir trockene] und Ball) [für flüssige Dinge -Jef. 5, 10] sollen gleich sein, daß ein Bach das zehnte Theil vom Homer habe, und das Epha auch das zehnte Theil vom Homer; denn nach dem Homer soll man sie beide messen [2. Mos. Is- 36 u. 29, 40 Anm.]. » 12. Aber ein Sekel san Geld] soll zwanzig Gera haben [2. M. so, is; s. M. 27, 25; 4. M. 3, 47]; und ein Mina macht zwanzig Sein, fünf und zwanzig Sein, und fünfzehn Setel fes liegen wohl auch hier Schreibfehler im Grundtext vor — wie derselbe vielleicht ursprünglich gelautet habe, darüber s. die Bem. zu Z. Mos. 19, 37]. Recht und Gerechtigkeit ist den Königen zur Pflicht gemacht, das Gleiche wird aber auch von dem Volke gefordert; in dem Zusammenleben der Zukunft soll alles nach absoluter Gerechtigkeit gehen. Zugleich sind damit die Maße festgestellt, nach welchen die nachher zu bestimmenden Abgaben an das Heiligthum geleistet, die Opfer bemessen werden sollen. (Kliesoth.) 13. Das soll nun das Hebopfer sein, das ihr heben sollt, nämlich das sechste Theil eines Epha von einem Homer Weizen, und das sechste Theil eines Epha von einem Homer Grrste koder mit anderen Worten: von Körnern den sechs- zigsten Theil] 14. Und vom Oel sollt ihr geben einen Bath [d.. i. nach dem Maß des Bath, welches hier, als für einen flüssigen Gegenstand 2. Mos. 29, 40 Blum» den Abhub von eurem Ertrag regelt]; nämlich je den zehnten Balh [richtiger: den zehnten Theil von einem Bath, welcher wiederum der Hesekier 45I, 9——25. 4e, 1. zehnte Theil ist] vom Cor und den zehnten soder aber der zehnte Theil] vomHomcrz denn zehn Bath machen einen Homer falso 1 Procent vom ganzen Ertrage]. » 15. Und je ein Lamm von zwei hundert Schafem aus der Heerde auf der Weide sgenauerx dem bewässerten Boden] Israel sdenu ein solcher Boden, wie vormals die Jordansaue l. Mos 13, 10., ist das heil. Land nun wieder ge- worden] zum Speisopfer und Braudopfeh und Dankopfer, zur Versöhnung für sie, spricht der HEmHErrE tgz Alles Volk im Lande soll solch Hebopfer zum ursten in Israel· bringen. 17. fund der Futst soll sein Vrandovfery Sveisop er und Traukopfcr opfern aus die Feste Nenmonden und Sabbatha nnd auf alle hohe FestE des Hauses Israel [ihm soll die Sorge für diese Opfer obliegen]; dazu Sündopser und Speisopsey Zråndogfesr Ttzlnlilksjdankopgr sihhttn lakfisriclztegr Hzurrsk e en e O , zUk Pl! V Ullllg llk ll tIU Israel« «) Das Mosaische Gesetz kennt als Abgaben an das Laus des HErrn nur die Erstgeburtem Erstlinge und ehnten, die aber auch zu Geld ab elöst werden konnten; außer dem kam es oft vor, da Moses oder Könige bei gegebenen Veranlassungen zur Darbrin ung guter anllgkmginen Htetge sauäflorgderteåy tkclxrseined odlche ee a annea ueroren1e un em Betrage nach Freiwilliges eine regelmäßige Hebe von bestimmtem Betrage kennt das alte Gesetz nicht. Jm Gegensatz hierzu nun 1nacht das neue Gesetz hier, während es von den Erstlingen und Zehnten schweigt, gerade die Hebe regelmäßig und bestimmt, ohne dabei die Ablösung frei zu geben: zu jener künftigen Zeit wird die Gabe der freien Liebe zu Jehova und sei- nem Hause so das Regelmäßige und Geordnete sein, daß sie die Zwangsabgaben und deren nöthige Er- leichterungen überflüssig macht. (Kliefoth.) «) Die Abgabe soll nicht willkürlich verwandt werden, sondern zur Ehre Jehova’s dienen; zu den Opfern zu der Sühne Jsraels, welche die Sorge des Fürsten sein sollen, sind die Gaben bestimmt. So gntstght kejiektscljßöner Gggensåtz Izu dem srsiiher bgrtehef en er ä ni : an ie te e gewatamer pre- Lungån 2sc. tristå eine felst geregelt; Zrtftnltfng iger Dåäigg er ürt er eint as ie warat ür as o und Heil Jsraels sorgende theokratische Obrigkeit, keinem beschwerlich, allen heilsam, die enge Gemein- schaft des Volkes mit seinem Gott auf’s Lebendigste unterhaltend und aus’s Kräftigste fördernd. (Hävern1ck.) III« di. 18——Kap.46, 15. An die letzten Zenimmungen des vorigen Abschnitte; schließen sitt) verordnungen an über die an den Festen darzubringendeti Opfer, nnd zwar find das: a) die Stiudopfer im ersten Monat Ab. 1ii——20); b) die Opfer am Pafsa nnd Eaubhsittenfest Ob. 21——25); hierauf wird dein Fürsten sowie dem voll: Weg und Standort in! Tempel bei Darbriugang der Opfer angewiesen Man. As, 1—3), und folgen nun e) die mrandopfer an den Sabbathen und dleumonden W. 4——9), womit sich eine Vorschrift verbindet über Eingang nnd Ausgang beim ttirfeljeiuen deg Fürsten und deg volbes im Tempel an den Iahregfelien W. it—10); d) die Speisopfer an den Eeflzeiien nebst Bestimmung hin— Von den Gerechtsamen des Fürsten und von Darbringung der Opfer. 649 sichtlictj der freiwilligen Opfer: des Fürsten (tlt.1lu.12); e) das täglich anezurichteude Brand— nnd Speise-pfei- (ttI. 13—I5)· 18. So spricht der HErvHErtk Am ersten Tage des ersten Monden [des Abib oder Nisan, mit welchem das Kirchenjahr feinen Anfang nimmt , e. Mos. 12, 2 Anker] sollst du nehmen einen jungen Farren, der ohne Wandel sei, und das Heiligthum entsündigeu » 19. Und der Priester soll von dem Blut des Snndopfers nehmen, und die Pfosten am Hause szwischen dem Heiligen und Allerheiligsten 41, 211 damit besprengen, und die vier Ecken des Absaxzes am Altar [im Priesteroorhof 43, 14 fs.], sammt den Pfosten am Thor [an jedem einzelnen dkr drei Thore] des innern Vorhofs [46- 2]— 20. Also sollst du auch thun am siebenten Tage des [nämlichen] Monden [iu welchen ja die Feier des Passa fällt, in Beziehung auf alle die Fälle, während des oerflossenen Jahres], tvo jemand geirret hat saus Schwachheit des FIeischeSJ oder verführet ist sdurch Unwissenheit und mangelhafte Erkenntnis-J- daß ihr das Hans entsirndiget [3.M. 4, 2; 4. M. 15, 22 ff.]. Indem das Siihnblut an diese drei Hauptstellen des Heiligthums gebracht wird, ist mit demselben gleich- sam das ganze Heiligthum inwendig nnd auswendig besprengt. (Kliesoth.) Das Jahr, durch einen solchen Anfang neu geweihet, soll recht eigentlich als ein heil. Jahr dastehen; ugleich ist dies die Vorbereitung zum Passafeft V. 21 (Hävernick.) Jn Betreff des sieben- ten Monatstag erinnern wir an die Gefchichte in Matth. 20, 29—— 34 und ihre Bedeutung für Israel, wie sie in der Einl. zu jenem Abschnitt dargelegt ist. 21. Am vierzehnten Tage des ersten Monden sollt ihr das Passah halten, und sieben Tage feiern, und uugesciuert Brod essen [3. M. 23, 5 f.; 4. M. 28, 17 f.]. 22. Und am selbigen Tage [an welchem das Yassa gehalten wird] soll der· Fürst für sich nnd sur alles Volk im Lande einen Farren zum Sünd- opfer opseru. 23. Aber die sieben Tage des Festes [oom 15.——21. des Monats] soll er [anders als zur Zeit des alten Bandes 4. M. 28, l9——22] dem HErrn tciglich ein Brandopfer thun, je sieben Farren und sieben Widder, die ohne Wandel seien, und je einen Ziegenbock zum Sündopfer 24. Zum Speis-opfre aber soll er je ein Epha zu einem Farren nnd ein Epha zu einem Widder opsern, und je ein Hin [2. M. 29, 40 Atem] Oels zu einem Epha Bei dem Passahfest tritt die Steigerung der Opfer- gaben ganz besonders hervor, was sich daraus erklärt, daß gerade die durch dies Fest versiegelte Erlösungs- gnade durch die Ereignisse der Zukunft einen so reichen Zuwachs erhält. Es wird dies Fest in V. 21 nach dem eigentlichen Wortlaut des Grundtextes genannt »das Fest der Siebende (Dan. 9, 24) von Tagen«, weil es, so oft es eintrat, jedesmal 7 Tage dauerte; es steht nicht, wie bei Mose, »ein Fest von sieben Tagen«, weil die Feier als eine ununterbrochene bezeichnet werden soll. (Hengstenberg.) Indessen fällt bei dieser Erklärung des Ausdrucks die Mehrheitssormx Siebende oder Siebenheiten auf, da es sich ja nur um Eine Siebenheit von Tagen handeln würde; man hat daher auch die andere Erklärung versucht, wonach die ganze siebenwöchentliche Zeit zwischen Ostern nnd Pfingsten (3. M. 23, 15 f.; Z. M. 16, 9 f.) mit zu dem Passa hinzugezogen und eine 7 Wochen lan dauernde Osterzeit fest esetzt sei. Zu beachten ist, da für den 1., 7. u. 14. Zug des ersten Monats (V. 18. 20 u. 21f.s ein und dasselbe Sündopfer vorgeschrieben wird; für die Tage von 15—2l. dagegen bildet je ein Ziegenbock das Siindopfer, desto mehr sind die Brand- und Speisopfer gesteigert, und nun zieht sich das Essen des ungesäuerten Brodes noch die ganze siebenwöchentliche Zeit bis Pfingsten hin. 25. Am fnnfzehnten Tage des siebenten Monden [des Tisri 2. Mos. 12, 2 Anm.] soll er sieben Tage nach einander [als Zeit des alten Laubhiittenfestes Z. M. 28, 34 ff. 39 fs.] feiern, gleichwie jene sieben Tage sin V. 23 f.], und les] eben so halten mit Sundopser, Braudopser,Speis- opser, sammt dem Oel. Nicht allein die Vorbereitung des Festes durch den Trommetentag am ersten des Monats (3.M.’23,23ff.) und das große Versöhnungssest am zehnten (3. M. 23, 26 ff.) fehlt, sondern auch die seierliche Schluß- Versammlung am 8. Tage des Laubhüttenfestes selber (3. M. Es, 36); ebenso se lt das tageweise Abnehmen des blutigen Opfers (4. of. 29, 13 ff.), statt desfsen wird ganz dieselbe Opferordnung wie für das Oster est aufgestellt, und diese wiederum schließt sich an an die bei der Einweihung des Altars in Kap. 43, 18—26. Bezieht nun letztere sich speziell auf das Opfer Christi, so hat die ganze übrige Opferordnung nur die Bedeu- tung einer großen Erinnerungsseier an jenes O ser und einer immer erneuerten Aneignung dessel en; jedenfalls sind es christliche Gedanken, die in allen diesen Vorschriften des Propheten zum Ausdruck kom- men, aber in Fleisch und Blut des alttestamentlichen Eultus gekleidet, wie das zur Zeit des Hesekiel noch nicht anders sein konnte und wie es auch in heilsge- schichtlicher Hinsicht von großer Bedeutung ist. Israel hat einst Christum verworfen und gemeint, ein gött- liches Recht zu haben zu sol er Lossagung, weil sie dafür hielten, daß er das Ge etz auflöse: nach seiner Bekehrung wird es erkennen, daß er vielmehr dasselbe erfüllt habe (Matth. 5, 17 ff.), und wird mit seiner ganzen bürgerlichen und kirchlichen Verfassung und seinem gottesdienstlichen Leben selber gegen den ver- kehrten Vorwurf ihn rechtfertigerr. Das 46. Kapitel. Von dem Ort und der Zeit der Opfer. 1. So spricht der HErpHErrx Das Thor am innern Vorhose gegen morgenwärts [s. den Buchstaben II auf dem Grundriß zu Kuh. 40, b] soll die sechs Werktage swährend der Woche] zu- geschlossen sein; aber am Sabbathtage nnd am Neumond [4. Mos 28, 15 Anna] soll man es ansthmn 650 Hesekiel 46, 2——22. 2. Und der Fürst soll [bei dem da abzuhal- tenden GotteSDienstJ auswendig unter die Halle des Thors [die in den inneren Vorhof mündet] treten, nnd draußen bei den Pfosten am Thor stehen bleiben [also nicht in den Priestervorhof selber: L« eintreten] Und die Priester sollen sein Brand- opfer nnd Dankopfer [drinnen im Vorhof] opfernz er aber soll auf der Schwelle des Thors anbeten, nnd darnach wieder [nach dem äußeren Vorhof B] hinaus gehen; das Thor aber [von dem in V. 1 die Rede war] soll offen bleiben bis an den Abend. 3. Deßgleichen das Volk im Lande sollen in der Thiir desselben Thors [zwar draußen, im äu- ßeren Vorhof, stehen bleibend, doch aber durch die offene Pforte p nach dem Brandopferaltar M hin- ausblickend] anbeien vor dem HErrn an den Sab- bathen und Neumonden Der HErr ·iebt dem Fürsten, dem König des Volkes, gewisse hrenrechte, so oft er im Tempel er- scheint, um zu opfern und anzubeteiy uud legt darauf einen besondern Werth, um den Fürsten zu ehren, auf daß auch das Volk ihn ehre; es wird ihm eiii ausgezeichneter Platz angewiesen an der Spitze des Volks. (Schmieder.) Wie aber der Fürst so einerseits ganz und gar in feiner besonderen Hoheit anerkannt wird, so erscheinen andrerseits seine Rechte in der ge- höri en Begrenzung, in Bezug auf etwaiges Ueber- rei en in die priesterlichen Vorrechte. (Hävernick.) ie weltliche Gewalt soll in Ehrfurcht vor dem Hei- ligen ihre angewiesene bevorzugte Stellung nicht über- treiben, nicht gebieten oder verbieten, wo ihr weder das eine noch das andere zusteht. (Schröder.) 4. Das Brandopfer aber, so der Fürst vor dem HErrn opfern soll am Sabbathtage, soll [in Steigerung dessen, was in 4. M. 28, 9 f. für diesen Tag geboten wird] sein sechs Lämmer, die ohne Wandel seien, und ein Widder ohne Wandel. Z. Und je ein Epha Speisopfer zu einem Widder [wie schon in Kuh. 45, 24 verordnet ward], zum» Speisopfeia Zu den Lammern aber, so viel feine Hand itzermag is. M. 14, »30], zum Speisopferz und je ein Hin Oels zu einem EphaA s. Am Neumonde aber soll [iri Minderung des in 4. M. 28, 11 ff. GeboteneUJ er »eiuen jungen Farren opfern, »der ohne Wandel sei, und sechs Lamnier und einen Widder, auch ohne Wandel. · » » » 7. Und je ein Epha zum Farren, und je ein Epha zum Widder, zum Speisopfer. Aber zu den Liimmeriy so viel als er greift lrichtigerx er- schwingt —- Luther übersetzt nach einer andern Auffassung des Ausdrucks, wonach er soviel bedeu- ten soll als: eine Hand voll Mehl]; und je ein Hin Oels zu einem Ephaätr «) Der Zuwachs der Gnade giebt sich auch hier in der Steigerung der Opfer zu erkennen; bei den Läm- mern aber wirddas Quantum des Speisopfers in den freien Willen des Fürsten gestellt, neben der Gebun- denheit giebt es also auch ein Gebiet der Freiheit. (Hengstenberg.) Der Sinn des Volkes ist ein anderer geworden, mit den höheren Segnungen stellen sich auch höhere Forderungen als bisher; je mehr aber die Summe des zu Spendenden dem Einzelnen und dessen freiem Willen überlassen ist, desto mehr wird Eifer und Treue vorausgesetzt. (Hävernick.) di) Allen Neumonden kommt eschatologische, auf die Zukunft oder Vollendung der Dinge im Reiche Gottes bezügliche Bedeutung zu; die Opfer der Neu- monde schwächen sich daher ab, je mehr schon von der Zukunft» sich erfüllt hat und je näher die Vollendung gerückt ist. (Kliefoth.) 8. Und wenn der Fürst hinein gehet szuin Heiligthum, um anzubeten], soll er durch die Halle des Thors [H, vgl. V. 21 hinein gehen sbis er an seinen Stand bei dem Pfosten des Thores kommt], nnd desselben Weges [also nicht etwa durch eins der beiden Thore Gk u. I] wieder her- ans gehen. 9. Aber das Volk im Lande, so vor den HErrn kommt auf die hohen Feste [Kap. 45, 18 — 25, oder am Sabbath oder Neumond 46 , 4 —7], und zum [äußeren] Thor gegen Mitternacht [D] hinein gehet anzubeten, das soll durch das Thor gegenMiitag [D] wieder heraus gehen; nnd welche zum Thor gegen Mittag [D] hinein gehen, die sollen zum Thor gegen Mitternacht [D] wieder heraus gehen; und sollen nicht· wieder zn dem Thor hinaus gehen, dadurch sie hinein sind gegangen, sondern stracks vor sich [ohne sich uinzukehreiq hin- aus gehen. » 10. Der Furst aber soll mit ihnen lwas den Zutritt zu dem äußeren Vorhof B betrifft] beide hinein nnd heraus gehen [als der nach Davids Exempel in Pf. 42, 5 zum Hause Gottes gerne wallet unter dem Haufen derer, die da feiern] Jeder hat seinen gewiesenen Weg in Gottes Füh- rung, da soll er auf bleiben. (Schröder.) Der Grund der Bestimmung, daß man nicht zu demselben Thore Herausgehen solle, durch das man hineingekommen, kann nur ein theologischer sein, um nämlich abzu- bilden, daß man als ein Anderer aus dem Heiligt um gehen soll, als der man hineingekommen. (HengPten- berg.) Phii s, is; 2. Petri s, 18. It. Aber an den Feiertagen und hohen Festen soll man [um das in Kap. 45, 24 u. 46, 5. 7 über die Beträge des Speisopfers Gesagte als all- gemeine, für alle Fesizeiten giltige Regel zu wie- derholen, von der nur die täglicheii Opfer ausge- schlvsseti sikid V. 141 zum Speisopfey je zu einem Farren ein Epha, nnd je zu einem Widder ein Epha opfernz und zu den Liimmern, so viel seine Hand giebt; und je ein Hin Oels zu einem Epha 12. Wenn aber der Fürst ein freiwillig Brand: opfer oder Dankopfer dem HErrn thun wollte [waei an jedem beliebigen Wochentage geschehen kann] so soll man ihm das Thor gegen morgenwärts auf- thnn, daß er sein Brandopfer und Dankopfer opfere, wie ei« sonst am Sabbath pflegt zu opfern Vom Recht des Fürsten über sein Landeigenthnrrk [V. 2]; und wenn er wieder heraus gehet, soll man das Thor nach ihm zuschließen ses also nicht bis an den Abend offen stehen lassen]. Die Verschiedenheit dieser letzteren Bestimmung, von der am Schluß des 2. Verses die Rede, erklärt sich daraus, daß bei den freiwilligen Opfern der Fürst sich als Einzelperson darstellt, bei den Sabbaths- opfern aber als Repräsentant des Volkes. (Heng- stenberg.) 13. Und er [richtiger: man, d. i. die Ge- meinde] »soll dem HErrn täglich ein Brandopfer thun, namlich ein jahriges Lamm ohne Wandel; dasselbe soll er [soll man] alle Morgen opferns 14. Und soll alle Morgen das sechste Theil von einem Evha zum Speisopfer daraus thun, und ein drittes Theil von einem Hin Oels, auf das Semmelmehl zu traufeln, dem HErrn zum Speis- unser; das soll ein ewiges Recht sein, vom täg- lichen Opfer [vgl. 2.Mos. 29, 38; 3.M.6,8ff. n. 4. M. 28, 3 ff.]. « 15. Und also sollen sie das Lamm sammt dem Speisovfer und Oel alle Morgen opfern, zum täglichen Vrandovfen Das Mosaische Gesetz forderte ein solches Lamm Morgens und Abends, das neue Geseå hier läßt das Abendopfer weg, erhöhet aber das peisopferx die wiederholte Betonung »alle Morgen« zeigt, daß die Nichterwähnung des Abendopfers kein bloßes Ueber- gehen der Sache ist, sondern daß in der neuen Gottes- dienstordnung das Abendopfer eben wegfallen foll. Heil) Seit Weihnacht ist die Nacht vergangen, der ag aber herbeigekommen; es giebt da nur Morgen- opfer. (Schröder.) IV« is. 16—24. Es folgen noch zwei dlachträgh von welchen der erste auf man. 45, 7——9 sich bezieht nnd iiber das Recht des Fürsten handelt, sein Eandeigenthum zu vererben nnd zu verschenken (i1.10—18), der andere, ans Kap. 42, 1—14 sich bestehend, eine kurze Beschrei- bung der Opferleüchen für Priester und voll: beibringt (n. 19—24). 16. So spricht der HEwHErrx Wenn der Fürst seiner Söhne einem ein Geschenk giebt von seinem Erbe swie es in Kap.-is, 7ff. u. 48, 21f. ihm ausgeworfen worden], dasselbe soll seinen Söhnen bleiben, nnd sollen Dieselben] es erblich besitzeu 17. Wo er aber feiner Knechte einem von seinem Erbtheil etwas schenket, das sollen sie be- sttzen bis auf-s Freijahr [3. Mos 25, 10 u. 13], nnd soll [es] alsdann dem Fürsten wieder heim- fallen; denn sein Theil [am Lande] soll allein auf seine Söhne erben. » 18. Es soll auch der Furst dem Volk nichts nehmen vizn seinem Erbtheih noch sie aus ihren eigenen Gutern stoßen, sondern soll sein eigen Gut aus seine Kinder erben, ans daß meines Volks ntcht jemand von seinem Eigenthum zerstreuet werde [Kap. 45, 8; 1. Sam. 8, 14; 22, 7]. Die Concession in Betreff eines seiner Söhne be- wahrt dem Erbe des Fürsten den Charakter des fürst- 651 lichen Besitzthums; es wird zwar das Geschenkte Erb- theil des Sohnes, aber es bleibt doch in der sürstlichen Familie. Die fernere Coneefsion in Betreff eines verdienten oder beliebten Dieners, wobei das Ge- schenkte im Freijahr an den Schenker zurückfällh sichert das Krongut gegen Veräußerung und Verkleinerung. (Schröder.) Wer viel fchenkt, ist genöthigt, Andern das Jhrige zu nehmen. (Hengstenberg.) Wir ver- stehen unter dem Fürsten denjenigen König, der nach Kap.34, 24; 37,25 das nach seiner Bekehrung in das heil. Land zurückgeführte Jsrael an Christi Statt und aus Davids Geschlecht regieren wird während der 100 Jahr, die bis zur Aufrichtung des tausendjähri en Reiches noch vergehen werden; in ihm prägt sich as richtige Verhältnis; der Staatsgewalt zur Kirche aus, das in der heidenchristlichen Kirche allenfalls während der Reformationszeit eine rechte Gestalt gehabt, sonst aber immer zwischen der Obmacht des Papstthums über die fürstliche Gewalt und der Cäsareopapie, wo die weltliche Macht die Kirche als dem Staate gänzlich subordinirt betrachtet und sich zur gesetzgebenden Person auch in kirchlichen Angelegenheiten aufwirft, hin und her geschwankt hat und schließlich sogar bis zur Er- tödtung des Zeugenthurns umfchlägt. Die Befreiung auch von diesem Tode wird für uns von drüben her, von der Gemeinde auf Zion kommen, nachdem zuvor eine große Erdbebung die Schöpfung des antichrist- lichen Zeitgeitesllzu Grabe getragen (Offb. 11, 7—l3); bis dahin sin a e Anstrengungen gläubiger Christen, dem rollenden Wagen in die Speichen zu greifen und ihn zum Stehen zu bringen, umsonst, die Staatslenker selber stehen wie unter einem Forum, und wenn sie so nicht lenken wollen, wie das Geschick sie treibt, müssen sie abtreten —- es erfüllt sich eben Gottes Rathschluß mittelst des Unglaubens und der T orheit der Weltkinder, a er mit dem Endziel für seine inder, die Kinder dieser Welt gründlich zu Schanden zu machen und ihrer Staatsklugheit für längere Zeit den Mund zu stopfen. 19. Und er sder in Kap. 44, 4 mich vor das Tempelhaus gebracht] führele sjetzt von da] mich unter den Eingang [besser: auf dem »Zu- gange] an der Seite des Thors gegen Mitter- nacht [s. auf dem Grundriß zu Kap. 40, 5 den punktirten Gang links von dem Thoreingange G] zu den Kammern des Heiligthums so den Priestern gehörten IV, und siehe, daselbst war ein Raum m einer Ecke gegen Abend [B]. 20. Und er svrach zu mir: Dies ist der Ort, da die Priester kochen sollen das Schnldohfer und Snndopfer, und das Speisopfer backen, kund dienet nun jener Zugang, von dem schon in Kap. 42, 9 die Rede war, dazu] daß sie es swas von Schuld- und Sünd- und Spetsopfer als ,,al1er- heiligsttt ihnen zufällt 44, PS] nicht hinaus in« den äußern Vorhof tragen dreien, das Volk sdurchs Nahebringtn solcher allerheiligster Speise] zu heiligen [Kap. 44, 19 Anm».]. « · 21. Darnaeh fuhrete er mich hinaus iii den äußern Vorhof, und hieß mich gehen in die vier Ecken des Vorhofs [B]. · · · 22. Und siehe, da war in jeglicher der vier Ecken ein ander Vorhöflein zu rcinchern srauchende Höfe, denen es sozusagen nie an Kochmaterial 652 Hesekiel 46, 23. 24. 47, 1——14. sehlt], vierzig Ellen lang nnd dreißig Ellen breit, alle vier einerlei Maß. 23. Und es ging ein Mcinerlein um eiu jegliches der vier [Vorhöflein]; da waren Heerde herum gemacht unten an den Mauern sin den ver- schiedenen Einzellagen der Mauern]. » 24. Und er sprach zu mir: Dies ist die Kuche sdas Kochhaus], darin die Diener im Hause [die Leviten oder Tempeldiener 44, 11 f.] kochen sollen, was das Volk opfert sdamit dann dieses in den Zellen C die Opfermahlzeiten halten könnef Der Abschnitt hängt mit dem vorigen zusammen, wo sich der Prophet mit der Aufhebung jeder Collision zwischen Priester, Fürst und Volk beschäftigt hatte; er zeigt hier noch zum Schluß, bis wie weit auch das geringste derartige Mißverhältniß beseitigt werden solle, und hat zur Anschließung gerade dieses Beispiels eine besondere Veranlassung in der voraufgehenden Er- wähnung der Opferhandlungen und Feste und der gegenseitigen Stellung des Fürsten und der Priester bei denselben. (Häverniek.) Es» hat im Reiche Gottes wie im Reiche der Natur, und in jenem erst recht, alles seinen bestimmten Platz: unordentlich sind nur die Dinge der Menschen, weil diese Sünder sind, und die Sünde ist die Unordnung in jeder Beziehung. Das 47. Kapitel. . Fruchtbarkeit und grenzt; des heil. Landes. V· d.1-——12. Uachdem der Propbet den Ginzug der Herrlichkeit des tjixrrn in den neuen, vor seinen Augen geniessenen Tempel geschanet nnd das dem ttlollee zu ver— bündigende neue Geseh über den Dienst, welcheu Israel iin neuen Heiligthum seinem Gotte leiflen soll, empfangen Man. 40——46), wird ihm nun einStroni lebendigen Wassers gezeigt, der, oon der Srhwelle des Tempels ans- gehend, nath Mittag hinab durch das Blachseld flieht und in das todte tdleer net) ergießt, um einestheils das dürre Grdreicti zu betrachten, anderntheils die Masse: des todten Meers mit neuer Lebenskraft zu erfüllen, ausgenommen die daneben liegenden Eaclien und Sumpfe, die gesalzen bleiben sollen. l. Und er fithrete mich [aus dem äußeren Vorhof, wohin er mich in Kap. 46, 21 gebracht, dnrch das Vordthor G] wieder swie in Kp. 44, 4] zu der Thur des Tempels [die nach H. Und siehe, dasloß ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels gegen Morgen»[s. d»en Wasserstrom auf dem Grundriß]; denn die Thur des Tempels war auch gegen Morgen. Und das Wasser lief an der rechten Seite des Tempels neben dem Altar sitt] hin gegen Mittag. · Z. Und er fuhrete mich auswendig [besser: heraus] zum Thor gegen Mitternacht ssowohl dnrch G, das Binnen-, als durch D, das Augen- thor] vom [richtiger: draußen herum zu dem] äußern Thor gegen Morgen lA- dem! D« Usch Kap. 44, 2 dies Thor zugeschlossen bleiben sollte, fo»mnßte, um zu dessen Außenseite zu gelangen, ein folcher Umweg gemacht werden]; und siehe, das Wasser sdessen Lauf ich in V. 1 nur bis zur inneren Vorhofsmaner hatte beobachten können] sprang heraus von der rechten Seite sdes Aus: gangs e], - 3. Und der Mann ging heraus gegen Mor- gen svon der äußeren Tempelmauer a——b an ge- rechnet], und hatte die Meßsehnur [Kap. 40, s] in der Hand und er maß tausend Ellen, und fiihrete mich sgleich an dieser Stelle] durchs Wasser « [und war es da schon fo hoch], bis mir? an die Finbchel ging. — 4. Und maß [weiter nach Morgen] abermal tausend Eben, und führete mich sjetzt das zweite Mal] durch’s Wasser fund war es nun bereits so hoch], bis mirs an die Kniee ging. Und maß noch [weiter nach Morgen zu] tausend Ellcn, nnd ließ mich lauch an dieser dritten Stelle] dadurch gehen lnunmehr war es denn so sehr angeschwollen], bis es mir an die Lenden ging. 5. Da maß er noch tausend Ellen, und es ward so tief, daß ich sals ich jetzi zum vierten Mal durchgehen sollte] nicht mehr« gründet! konnte; denn das Wasser war zu hoch, daß man drüber schwimmen mußte, nnd konnte es nicht grüuden. s. Und er sprach zu mir: Du Menschenkind, das hast du ja gesehen sivie mächtig das Wasser in seinen kurzen Absätzen von je tausend Ellen gewachfen ist; denn um das an deinem Leibe wahrzunehmen, habe ich dich heißen hindurchgehen]. Und er führete mich sweil der Zweck feiner Messung bereits erreicht war] wieder zurück lnnd zwar] am Ufer des Bachs. 7. Und siehe, da stunden sehr viel Bäume am Ufer aus beiden Seiten [auf die ich vorhin, weil mit dem Wasser selber beschäftigt, uicht Acht ge- habt hatte] 8. Und er sprach zu mir sden weiteren Lauf über die Strecke hinaus, die ich mit ihm gegangen, mir kundthuend]: Dies Wasser, das da gegen Morgen heraus fleußt, wird durchs Blachfeld sdas Ghor- oder Tiefthal der Jordan-Niederuug Jos. 3, I Atem] fließen in’s [todte] Meer [vgl. Karte V.j, nnd von einem Meer in’s andere sdiese Worte beruhen auf irriger Auffassung des Grund: textes nach Maßgabe von Sach. 14, 8 —— man lese, da Luther hier überhaupt die Textworte etwas zusammenziehtx ja, in’s Meer]s; und wenn es dahin in’s Meer kommt, da sollen dieselbigen Wasser [die das Meer enthält und die ihm den Namens das ,,todie« gegeben haben 1. Mos t9, 29 Anm.] gesund werden. 9. Ja alles, was darin lebt und webt, dahin diese sstarkerqStrdme kommen, das soll leben, nnd fes] soll sehr viel Fische haben sin dem Wasser geben] und soll alles gesund werden und leben, wo dieser Strom hinkommt 10. Und es werden die Fischer an demselben Der Wasserstrom aus dem Tempel. 653 stehen; von Engeddi [1. Sam. 23, 14 Arm» s. Karte III.] bis zu En Eglaim [vielleicht bei dem Vorsprung et Feshkah an der Nordweflseite — Andere verweilen aus Jes 15, 8] wird man die Fischgarne aiifspannkuz denn es werden daselbst sehr viel Fische sein, gleichwie im großen Mittelländi- schen] Meer. » » 11. Aber die Teiche und Lachen daneben [die sich von dem Wasser des Meeres gebildet haben, wenn dasselbe zur Regenzeit über seine Ufer ge- treten, oder eigens zur Ablagerung des Salzgehalts des Wassers gegraben sind Zeph. 2, 9] werden nicht gesund werden, sondern gesalzen bleiben sweil sie von jenen Strömen V. 9 nicht erreicht werden sollen Richt 9, 45]. 12. Und an demselben Strom am Ufer auf beiden Seiten werden [wie du schon aus der Wahrnehmung in V. 7 schließen kannst] alletlei friichtbare Baume wiichseiy und ihre Blatter werden nicht verspeisen, noch ihre Fruchte verfaulen [wohl richtiger: ausgehen, ein Ende nehmenjz nnd werden alle Monden neue Fruchte bringen, denn ihr Wasser [von welchem sie befruchæt werden] fleußt aus dem Heiligthuiti [aiso unmittelbar von dem Wohnsttz dessen, der der Urheber aller Lebens- kraft und Fruchtbarkeit ist]. Jhre Frucht wird zur Speise lErhaltung des neugeschaffenen Lebens derer, die in Zion wohnen] dienen, und ihre Blätter ziir Arziiei [oder Gesundmachiing des Kranken und Verdorbenen iii der übrigen Vienfihenivelt Ossenb 22, 1 u. 2]. Hesekiel führt hier aus, was Joel in Kost. Z, 23 angedeutet hat: ,,es wird eine Quelle vom Hause des HErrn herausgehen,» die wird das T al Sittim wäs- sern«; und Sacharxa wiederum in up. 14, 8: ,,zu der Zeit werden frische WaMr aus Jerusalem fließen, die eine Hälfte gegen das eer gegen Morgen, und die andere Hälfte gegen das äußerste Meer, und wird währen beide des Sommers und Winters« weist auf Hesekiel zurück. Es ist nun offenbar eine Allegorie, die sich in dieser Tempelquelle darstellt, ein Bild geist- licher Wahrheitem die damit zur Anschauung gebracht werden; aber welches ist die richti e Deutung? Kein Zweifel kann darüber bestehen, da das Wasser auch hier, wie öfter in der heil. Schrift, ein Sinnbild der göttlichen Segnungen sei, der geistigen, wie der leib- lichen, welche der Wüste des nienschlichen Elends und der irdischen Noth aufhelfen und dieselbe umwandeln in Gegenstände lieblichen und herrlichen Gedeihens (Jes. 41, t7f.; 44, 3). Das nun von Zion solches Wasser des Lebens ausgehen und über die ganze Um- gebung sich verbreiten soll, das hat schon einmal sich erfüllt durch das Evan elium von Jesu Christo, dessen Predigt durch die Apo tel hinausgetragen worden in die iu ihren Sünden erstorbene Welt und neues Leben und Fruchtbarkeit hervorgebracht hat, so schwach und gering auch der erste Anfang davon erschien; und nun läßt der Text sowohl zu Missionspredigteii sich ge- brauchen, als auch die Herrlichkeit des göttlichen Worts sich daraus beleuchtein Wollten wir bei dieser Deutung des Wasserstroms auf die Predigt des Evangeliums stehen bleiben, so wäre das Tempelhaus mit seinen beiden Theilen der HErr Christus in seiner Gemein- schaft mit dem Vater, der Altar im Priesterborhof seist! Kreuzes-leiden aduf GolgathmAiliynd dieäußlerg Ufer:- a ungsmauer mit er weiteren grenzung ie e ich aus die christliche Kirche beziehen — ,,erbauet auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist.« Indessen würde diese Auffassung sich besser bei Sach. 14, 8 in den Zusammenhang einfügen; Tier dagegen haben wir es mit Jsrael nach seiner ekehrung und Zurückführung in das heil. Land zu thun, und nach der ganzen, oben angegebenen Deu- tung des Gesichts vom Tempel können wir den von diesem Tempel ausgehenden Wasserstrom nur beziehen an; den Segen, dervon der Gemeinde auf Zion aus- ge en wir? eknesdtheilsd istghtf das hksil lLcZnd selber, käm es einem utan e iri er er erri ung, wie ei der Aufrichtung des tausendjä rigen Reichs ihm be- schieden sein wird, entgegenzu ühren (Kap. 34, 26 f.; 3 , ZU; Such. 8, 12), anderntheils auf die hier zu Lande durch ein Gottesgericht vernichtete Kirche, wie es in Offenb l1, 7 ff. geweissagt wird. Es kommt hier Pauli Wort in Röm. l1, 15 in Betracht von dem ,,Leben aus den Todten«, das durch Jsraels Wiederannahme der Welt zu T eil werden soll. Aber die Teicheund Lachen danebenwer en nicht wieder gesund, der ihnen anhaftende Krankheitsstoff wird so wenig ihnen abgenommen, daß sie im Gegentheil ganz und gar in Ttteetrvislielbetz vehwcåndeltd werthen; tåozgisssbishekf ihnen no ge un un an erem a er a ni war, wird fortan in Folge eines göttlichen Strafurtheils lwörtlich heißt es im Text: ,,zu Salz sind sie hinge- geben«) auch Salz sein. Es ist damit in einem andern Gleichniß gesagt, was der HErr in seinem Gleichniß von den ehn Jungfrauen über die fünf ge- sagt hat, die das TZort von Jesu hören müssen: ,,ich kenne euer nicht.« An das neue Jerusalem, von dem m Offenb 21 die Rede ist, haben wir hier bei Hesekiel noch nicht zu denken; für dieses ist vielmehr Joel Z, 23 die entsprechende Stelle. VI« v. 13—48, Do. on: v» rund, weine; Israel bei seiner Riiiteleehr dahin aufs bleue unter sich zu ver- theilen hat, werden zunäthst im Anschluß an das, was schon bei idlose vorliegt, die Grenzen an allen vier Seiten näher beliimmh wobei driin das Land jcuseit des Jordan der nrsprüngliitien Ordnung gemäß außer He— kracht bleibt (b. 13—23). Hierauf folgen dann die se— stimnmngeu für die Vertheilung, bei welcher nicht wieder, wie unter Josua, das Eim- eutschctdeh sondern alle« Stäinme benommen einen gieiih großen Zartheit, jeder von ihnen den seinen in schon feststehender Reihenfolge; indem sieben Stämme in dem Nord— nnd fünf Stämme in dem Südtheile nutergebratht werden, wird die Mitte von dem für den lhbtrrn abzufondernden Eaiidsiriiii ein- genommen (Kap· W, 1—29). IS. So spricht der HErr-HErr: Dies [wie hernach in 15 ff. weiter ausgeführt werden wird] sind die Grenzen, nach denen ihr das Land [wenn ihr in dasselbe heimkehrt 36, 24x 37, 21 u. 251 sollt austheilen den zwölf Stimmen Israel; fes sind aber, auch nachdem Levi ein Theil vor- weg empfangen 45,4» f., immer noch zwölf Theile zu machen] denn zwei Theile [wie im alten Bunde festgesetzt »wer-den 1. Mos. 48, 5; Jos. 17, 14 u. 17] geboren dem Stamm Joseph soer sich in Ephrciim und Manasse theilt] · 14. Und ihr sollt es [wie Kap. 48, 1—29 dies näher UachweistJ gleich einstweilen, einem 654 Hesekiel 47, 15—23. 48, 1—23. fStamm soviel] wie dem andern; denn ich habe meine Hand aufgehoben kzu dem eidlichen Ver- sprechen 20- 6. 28], das Land euren Vätern und euch zum Erbtheil zu geben ssolches Versprechen soll denn durch diese neue Vertheilung in der ge- rechtesten und vollkommensten Weise sich erfüllen]. Nach der Verordnung: 4. Mos. 33, 54 war unter Josua das Land ungleich an die Stämme vertheilt worden, weil die Zahl der Geschlechter und Familien in den verschiedenen Stämmen verschieden war und doch jede Person ein gleiches Theil Landes empfangen sollte; Hesekiel dagegen nimmt alle Stämme als gleich zahlreich, das erklärt sich aus den Stellen: Offenb- 7, 4—8 vgl. 14, 1 ff., wonach bei Jsraels Be- kehrun und Zurückführung aus seinem jetzigen Ge- fängnig jeder Stamm ein gleiches Contingent stellt, nämlich 12,000 Versiegelte. 15. Dies ist nun die Grenze des Landes gegen Mitternacht [wie sie in 4. M. 34, 7—9 bestimmt worden], von dem großen loder mittel- ländischen] Meer! [im Westen] an, von [da über] Hethlon [unbekanni] bis gen Zedad sim Osten]; 16. Nämlich sum noch einige Ortschaften zu nennen, die an dieser Grenze liegen] Hematb, Be- rotha [2. Sam. 8, 8], Sibraim [oielleicht f.v. a. Siphron in 4. M. 34, 9], die snämlich Sibraim] mit Damaskns nnd Hemath greuzen szwischen den Grenzen beider Striche liegen]; und Hazar-Tichon [d. i. das mittlere Hazar], die mit Hadetan [oder Hauran 4. M. 32, 33 u. Hiob I, 1 Anm.] grenzet [vgl. die Karte zu Kap. 45, 1 ff.]. 17. Das soll die Grenze fein, vom Meer an bis gen HazanEnon [4. M. 34, 9 Anm.]; und Damaskus und Hemath sollen das Ende sein gegen Mitternacht [wenn auch nur bis anidie äußersten Grenzpunkte dieser Landschaften heranreichend]. Moses beginnt die Aufzählung mit der Südgrenze, geht dann zur West- und Nordgrenze fort und schließt mit der Ostgrenzex bei unserm Propheten dagegen be- ginnt sie mit der Nordgrenze und schreitet nach Osten, Süden und Westen fort. Dieser Unterschied erklärt ich einfach daraus, daß die Jsraeliten unter Mose von Süden her gezogen kamen und an der Siidost- ·renze des Landes standen, jetzt aber, bei ihrer Rück- ehr aus dem Exil, kommen sie aus den Ländern gegen Mitternacht. (Keil.) 18. Aber die Grenze gegen Morgen [vgl. 4. M. 34- 10—«12J sollt ihr messen svon Hazaw Enon an] zwischen Haveran nnd Damaskus, und zwischeu Gilead [im Osten] und zwischen dem Lande Israel sim Westen], am Jordan hinab bis an das Meer gegen Morgen [d. i. das todte Meer] Das soll die Grenze gegen Morgen sein. Als die Ostgrenze erscheint der Jordan; das jen- seit dieses Flusses gelegene Land wird also nicht mit zu dem Lande Jsrael gerechnet; auch in 4. Mos 32, 30; 33, 51 ist das Land Canaan das Land westlich vom Jordan, und in Jos. 22, 9 werden das Land Canaan und Gilead sich gerade so wie hier gegenüber- gestellt. (Hengstenberg.) 19. Aber die Grenze gegen Mittag ist von Thamar swohl südöstlich vom todten Meer vgl. V. 10 mit L. Chron 20, 21 bis an das Hader- wasser zu Kades, und gegen das Wasser am großen Meer soder den Vach Egyptenss Das soll die Grenze gegen Mittag sein. 20. Und die Grenze gegen Abend [4. Mos 34, 6] ist vom großen [mittelländischen] Meer an stracks bis gen Hemath [bis oben im Norden an den Punkt, der dem Gebiet von Hemath gegen- überliegt]. Das sei die Grenze gegen Abend. 2l. Also sollt ihr das Land austheilen unter die Stämme Israel. 22. Und wenn ihr das Loos werfet, das Land unter ench zu theilen: so sollt ihr die Fremd: Iinge, die bei ench wohnen lsich bleibend unter ench niederlassen, vgl. die Bem. zu Kuh. 44, J] und Kinder unter ench zeugeu, halten, gleichwie die Einheimischen unter den Kindern Israel [3. Mos. 19, 34]. 23. Und sollen snach Art der Keniter zur Zeit des alten Bandes it. Mos. 10, 29 ff; 24, 211 auch ihren Theil am Lande haben, ein jeg- licher unter dem Stamm, dabei er wohnet, spricht der HErvHErr [vgl. Jes. 56, 3 ff.]. Das 48. Kapitel. iblusiheilung des heiligen Landes, Beschreibung der heil. Stadt. 1. Dies sind die Namen der Stämme swie sie neben und nach einander im Lande wohnen sollen]. Von Mitternacht, von Hethlon gegen Hemath und Hazar-Euou und von Damaskus gegen Hemath [wie in Kap.47,15——17 die Nordgrenze des Landes bestimmt wurde]: das [den von da an si»ch herabziehenden ersten Landstrich] soll Dan fur seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend sder Breite nach sich erstreckend] 2. Neben Dau soll As s er seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend. Z. Neben Asser soll Naphthali seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend. 4. Neben Naphthali soll Manasse seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend. b. Neben Manasfe soll Ephraim seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend. 6. Neben Ephraim soll Raben seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend. -7. Neben Ruben soll Juda seinen Theil haben, vom Morgen bis gen Abend. Die Eintheilung kündigt sich sofort als eine hei lige an, indem sieben Stämme hinter einander auf- gezählt werden, die das Heiligthum mit der Hebe (Kap. 45, 1 ff.) von oben her umschließen; es dient das zum Zeichen, daß Israel nun wieder in das Bandes-verhältnis; mit Gott aufgenommen und dem HErrn angenehm ist (Kap. 20, 40 f.). Dan erhält den Landstrich an der Nordgrenze, denn dahin war Des heil. Landes Grenzen und Vertheilung unter die 12 Stämme. Die heil. Stadt. 655 ein Theil des Stammes schon in der Richter eit aus- gewandert (Richt. 17 u. 18); an ihn sind As s er und Naphtali angereihet, die ehedem die nördlichsten Striche inne hatten (vgl. Karte III mit dem Holz- schnitt zu Kap. 45, I sf.); Sebulon wird. einstweilen zurückgestellh ebenso auch Jsaschar an der Oftseite, dann folgen aber Manasse und Ephraim nach alter Ordnung; nun wird Raben von jenseit des todten Meeres herüber enommen, worauf mit aber- maliger einstweiliger urückstellung eines Stammes (Ben1amin) sich Juda anschließt tzt tritt die Teruma oder das ,,Hebopser vom Lande« ein, davon schon in Kap. 45, 1-8 die Rede war: s. Neben Juba aber follt ihr einen Theil absondern, vom Morgen bis gen Abend, der fünf und zwanzig tausend Ruthen breit und feben soviel in der Ausdehnung von- Osten nach Westen V. 9ff] lang sei; [seiner ganzen Länge nach aber, auch das Fürstenland V. 21 f. in sich begreifend, soll es fein] ein Stück von den Theilen, so vom Morgen bis gen Abend reichen [d. h. vom Jordan bis an das mittelländische Meer sich erstrecken]; da- rinnen soll das Heiligthum stehen. 9. Und davon [von dem ganzen, den Stam- mestheilen seiner Ausdehnung nach gleichkommen- den Stück] sollt ihr fin der Mitte] dem HErrn einen Theil absondern, fünf nnd zwanzig tausend Ruthen lang, und zehn tausend Ruthen breit. 10. Und dasselbige heilige Theil soll der Priester sein, nämlich fünf und zwanzig tausend Ruthen lang gegen Mitternacht und [ebenso] gegen Mittag, und zehn tausend breit gegen Morgen und [ebenfo] gegen Abend. Und das Heiligthum des HErrn soll mitten darinnen stehen. 11. Das ljenes Priesterland V. 9 f.] soll ge- heiliget sein den Priestern, den Kindern Zadok, welche meine Sitten gehalten haben, und sind nicht abgefallen mit den Kindern Israel, wie die Leviten abgefallen sind [44, 15]. 12. Und soll also dies abgesonderte Theil des Landes ihr eigen sein, darinnen das Allerheiligste ist [richtiger: allerheiligst soll es sein] neben der Leviten Grenze foder Gebiet, das blos einfach heilig ist]. 1:3. Die Leviten aber sollen neben der Priester Grenze fnördlich davon] auch funf und zwanzig tausend Ruthe-i in die Länge, und zehn tausend in die Breite haben; denn alle Lange [wie bei dem Priester» so auch bei dem Levitenlande] soll fünf und zwanzig tausend und die Breite zehn tausend Ruthen haben. 14. Und sollen [die Leviten] nichts davon verkaufen noch verändern, damit das Erstling des Landes [das als Erstling vom Ganzen abgehobene Land] nicht wegkomme [an Leute aus dem Laien- stande]z denn es ist dem HErrn geheiliget [vgl. Z. Mos. 25, 34]. 15. Aber die übrigen fünf tausend Ruthen in die Breite [die, nachdem in V. 9 zehntausend Ruthen zum Priester- und in V. 13 ebensoviel zum Levitenland abgesondert worden sind, noch fehlen] gegen die fünf und zwanzig tausend Ruthen in die Länge sdie in V. 8 bestimmt wurden]- das soll unheilig [profan oder gemein] fein zur Stadt, drinnen zu wohnen, und zu Vorftcidten soder Freiplätzen]z nnd die Stadt soll mitten drin- nen stehen lin diesem unheiligen Stück] 16. Und das soll ihr Maß sein, vier tausend und fünf hundert Ruthen gegen Mitternacht und gegen Mittag; desgleichen gegen Morgen und gegen Abend auch vier tausend und fünf hundert [so daß also die Stadt ein Quadrat von 4500 R. aus jeder Seite bildet]. 17. Die Vorstadt [der freien Plätze um dies Quadrat herum] aber soll haben zwei hundert und fünfzig· Ruthen gegen Mitternacht und gegen Mit- tag; desgleichen auch gegen Morgen und gegen Abend zwei hundert und fünfzig Ruthen fwodurch dann ein noch weiteres Ouadrat von 5000 Rath. auf jeder Seite entsteht, f. die Zeichnung: 45, 8]. 18. Aber das Uebrige an der Länge desselben neben dem Abgesonderten und Geheiligten fwas von der Länge V. 8 übrig bleibt], nämlich zehn tausend Ruthen gegen Morgen und fzehntaufends gegen Abend, das gehört zur Unterhaltung derer, die in [beffer: an] der Stadt arbeiten. 19. Und die Arbeiter sollen aus allen Stäm- men Israel [45, 6 in] der Stadt arbeiten. 20. Daß die ganze Absonderung der fünf und zwanzig tausend Ruthen ins Gevierte fvon der in V. 8 die Rede war] eine geheiligte Absonderung sei zu eigen der Stadt [V. 9 u. 13 vgl. mit V. 15]. 21. Was aber noch übrig ist auf beiden Seiten, neben dem abgesonderten heiligen Theil und neben der Stadt Theil, nämlich fdie beiden Streifen von] fünf und zwanzig tausend Ruthen [Länge], gegen Morgen und gegen Abend, das soll alles des Fürsten sein. Aber das abgesonderte heilige Theil [der Leviten u. f. w.] und das Haus des Heiligthums soll mitten innen sein. 22. Was aber dazwischen liegt zwischeu der Leviten Theil und zwischeu der Stadt Theil, und zwischen der Grenze Juda und der Grenze Ben- jamin, das soll des Fürsten sein. Vei der Wiederholung dieser in Knie. 45, l ff. schon einmal dagewesenen Bestimmungen gerade an der vor- liegenden Stelle kommt es darauf an, zu Vermischun- lichen, wie der HErr jetzt wirklich inmitten seines Volkes wohnt und sein Heiligthum unter ihnen ist (Kap. 37, 27 f.). Hiezu kommt als eine neue Bestim- mung der Antheil an der Teruma für diejenigen, die an der Stadt arbeiten, sie im Bau zu erhalten. 23. Darnach sgegen Mittag von der im vorigen Abschnitt beschriebenen Absonderung] sollen die andern Stämme sein: Benjamin soll fda zåibciäcgw seinen Theil haben, von Morgen bis gen en . 656 Hesekiel 48, 24«-—35. Daniel I, 1—4. 24. Aber neben der Grenze Benjamin foll Simeon seinen Theil haben , von Morgen bis gen Abend. 25. Neben der Grenze Siineon foll Js as char feinen Theil haben, von Morgen bis gen Abend. 26. Neben der Grenze Jfaschar foll Se- glnlodu feinen Theil haben, von Morgen bis gen ben 27. Neben der Grenze Sebulon soll Gad feinen Theil haben, von Morgen bis gen Abend. 28. Aber neben Gad ist die Grenze gegen Mittag, von Thamar bis an das Haderwasser zu Kades, und gegen dem Wasser am großen Meer. 29. Also soll das Land ausgetheilet werden zum Erbtheil unter die Stamme Israel; und das soll ihr Erbtheil sein, spricht der HErvHErn — Gemäß der früheren Landesvertheilnng waren in dem Abschnitt V. 1——7 einstweilen zurückgestellt Ben- jamin, Jsaschar und Sebulonx die werden jetzt aus die Morgenfeite verlegt, dazu aber wird von jen- seit des Jordon G ad herübergenommerh und Simeon, welcher Stamm ehedem unter Juda zerstreut worden, empfängt jetzt auch seinen besonderen Antheil Man sieht, der früheren besonderen Sünden der Stamm- Väter wird jetzt nicht mehr gedacht, und so war anch schon oben Dan (V. I) nicht ausgefchlofsem Andere Gesichtspunkte dagegen machen sich in Offenb.7, 5—-9 geltend, wo Dan ganz ausfällt und Levi besonders zä it; ebenso wird Ephraim’s nicht edacht, sondern dalsür tritt Josseph ein. Aber St. Jo annis hat es Ia mit der Ver iegelung zu thun, und da ·konnte ebensowenig Levi fehlen, als Dan und Eprarm ge- nannt werden konnten; Hesekiel aber hat es mit Wie- derannahme zu Gnaden zu thun, und da find die vorigen Sünden alle in die Tiefe des Meeres geworfen. VII. v. 30——-35. Jnr Vollendung des ganzes Bilder; von der dnlmnfl der lcaudeo Israel wird das in b. 15 is. über den Umfang der heil. Stadt lzemerltte hier nun) einmal aufgenommen und die Stadt noch von einer an— deru Seite her, nämlich durch Jlngabe der Thore, von welchen eine jede der vier ljimuielgrichtnngen ihrer drei enthält, in behinimie Beziehung zu den zwölf Stämmen gesetzt; bei diesen wird Eevi mit gerechnet, dafiir aber werden Gphraim nnd idlanasse unter dem gemeinschaft- tirhen Uamen Joseph begriffen, nnd lind nun die Stämme in dieser Reihenfolge genommen, daß die drei Söhne der Erst, die auch in 5. Alles. 33, 6——8 den Segen eröffnen, an der Spitze nehm, hierauf die beiden Söhne der Rahel nun) ihrem Jllter folgen nnd ihnen sich der ältere Sohn von biahelo Magd ausrhließh weiter dann die drei übri- gen Söhne der Eea zu stehen kommen nnd zuletzt die noch übrigen drei Söhne der beiden Mägde, während so durch die tliamen ihrer Thore die Stadt als die den ganzen Israel gekennzeichnet wird, erhält sie am Schluß noch eine Signatuiz die sie zur Stadt Schon» erhebt. 30. Und fo weit foll die Stadt swie schon in V. 16 gesagt worden ist] sein, vier tausend und fünf hundert Ruthen gegen Mitternacht. 31. Und die Thore der Stadt follcn nach den Namen der Stadte Israel genannt werden, [und zwar, was zunächst die] drei Thore gegen Mitternacht [betrifft]: das erste Thor Raben, das andere Juda, das dritte Lebt. 33 Also auch gegen Morgen vier tausend und funf hundert Ruthen, nnd auch drei Thore: namlich das erste Thor Joseph, das andere Ben1amin, das dritte Dur. 3s. Gegen Mittag anch also, vier tausend nnd funf hundert Ruthen , und auch drei Thore: das erste Thor Simeon, das andere Jsaschar, das dritte Sebulon. 34. Also anch gegen Abend vier tausend nnd fünf hundert Ruthen, und drei Thore: ein Thor Gad, das andere Affer, das dritte Naphthali. 35. Also foll es. sdas StadtgebietJ um und um [4 X 4500 oder] achtzehn tausend Ruthen haben. Und alsdann kvon der Zeit an, wo sie also gebaut sein wird, und von da an künftig immerdar] foll die sjetzt unter dem Fluch Jer. 26, 6 liegende] Stadt genannt werden: Hie ist der HEtr sdessen Augen von feinem neben ihr aufge- richteten Heiligthum 40, 2 aus immer auf sie ge- richtet sind Pf. 68, 17; Jes. 60, l4]. Schlußbemerkung» zuni Propheten Yeseltiel Aus seinem Buche selber läßt uns der Prophet erfahren, nicht nur wessen Sohn und weß Standes er gewesen und was sein Name zu bedeuten habe (Kp. l, s; 2, 8 f.), sondern anch wann er geboren sei, wann in die babylonische Gefangenschaft abgeführt und wann zum Propheten berufen (Kap. l, l u.2 Anm.); und nun versieht er auch seine Weissagungen zwölfmal mit chronologtscheii Ueberschriftem Von denen fechs den einheimischen (Kap. l, 1f.; 8, 1; 20, l; 24, l; 33, 21; 40, I) und sechs den Weissagungen gegen auswärtige Völker angehören (Kap. 26, 1; 29, l u. 17; 31, I; 32, 1 u. 17). Man wird von dek Seite her, gegen die anch die Worte von Delitzfch zu Jes. 65, 25 sich richten, unsrer Ausleguiigsweife den Vorwurf der Jsraelolatrie machenx als ob wir Israel eine zu hohe Stellung einräumten im Reiche Gottes; aber schon haben die kirchlichen Ereignisse der Gegenwart angefangen, die eschatologischen Anschauungen der Ecclefiolatrih die über Röm. christliche Kirche über alles erhebt, über den Haufen und neutestamentlichen Prophetie herbeizuführen. It, 12 ff. leichtsertig hinweggeht und die heiden- zu werfen und ein richtiges Verständniß der alt- Schlnßbemerkungen zum Propheten HesekieL — Nebucad-Nezar’s erster Einfall in Juda. 657 Yiler illrophet Daniel. Es war eine harte Versuchung gewesen, als die Juden siebenzigjährige Verbannung erdulden mußten; aber nachdem sie in’s Vaterland zurückgekehrt waren, zog Gott statt der 70 Jahre die volle Befreiung noch 70 Jahrwochen hinaus. So wurde die Verzögernng in’s Siebensache gesteigert; da konnten ihre Herzen tausendmal entmnthigt werden oder zu Falle kommen. Denn so herrlich hatten die Propheten von der Erlösung geredet, daß die Juden hofften, es werde ein Zustand vollkommenen Glückes und Heiles für sie eintreten, sobald sie aus der babylonischen Gefangenschaft errettet seien; da sie aber von so vielen Drangsalen heimgesucht wurden, und nicht blos auf kurze Zeit, sondern über 400 Jahre lang, während. sie doch nur 70 Jahre im Exil gewesen waren, so konnte es den Anschein gewinnen, als sei die Erlösung ein Spott geworden. So ist es unzweifelhaft, das; Satan viele Seelen zum Abfall reizte, als hätte Gott seinen Spott mit ihnen getrieben, da er sie aus Chaldäa geführt und in’s Vaterland zurückgebracht hatte. Aus diesen Gründen zeigte Gott seinem Knechte im Gesicht, welche zahlreiche und schwere Drangsale das auserwählte Volk erwarteten; der Knecht Gottes aber, welcher zum Empfange dieser neuen Ofsenbarnngen ausersehen war, ist Daniel. Das 1. Kapitel. Daniecs nnd seiner kfreunde duferziehung und Darstellung. Jn Laut-s haben wir zmiächsi ein Buch der G eschich te, das uns in Danieks Æebensereignissg soweit sie für seinen prophetischen Beruf nnd dessen Ztufgabe von Bedeutung sind, einführt. Jst nun der Conflitet szusammenstoO des vollees Gottes mit dem Weltreiclm ein Consiilin der in den endlichen Sieg des ersteren über das lehtere ausgeht, dasjenige, was Daniel in seiner person darzusletlen und in seinen Weissagnngen auseinander zu legen hat, so erfahren wir zunächst (Kap. 1 u. 2), wie Daniel dazu baut, der Darsteller und Propbet dieses Ton— slilites zu werden; darauf Gan. 3 —5) rharactetisirt sich nns der ganze Sinn und Geist der Welimactjt als der Geist der Selbstnberhebiiiig und Selbstvergiitierung nnd diesen ihren Charakter oerlengnet die Weltmachn wie weiter Gan. it) gezeigt wird, selbst dann nicht, wenn der jeweilige Träger oder Repräsentant derselben ein dem Gotte Israels und seinen Verehrern freundlich gesinnter Herrscher ist. Ihr Sinn treibt sie eben mit Gewalt dazu, dem Gotte Jsraets seinen Anspruch, der einzig wahre Gott tjinimels nnd der Erden zu sein, streitig zu machen und die, welche in Treue ihm dienen, zu verfolgen; doch weiß der HErr immer den Sieg zu behalten und die Seinen zu erretten. I— U. 1——21. Daniel, ein junger Jsraelit von edler Her— linnft, wird gleich beim ersten Einfalt Ucbucadiiezaks in Suda mit andern vornehmen Jsinglingen nach Bube! ab- geführt nnd dort am Hofe des babyloiiisehen Königs nnter deni Uainen Beltsazar in khaldäisctjer Weisheit und Wissensihaft fiir den Hofdiensi erzogen. Treu dem Gott seiner Väter nnd dein Gesetz seines Volkes enthält er sich mit seinen drei Jelitgefangeiiem die den dlamen Sadractx zllesach nnd Jlbeddlego empfangen haben, während dieser Vorbereitnngszeit streng aller verunreinigung mit heidnisrhem wesen, wird von dem ijGrrn zum Lohn für seine Frömmigkeit mit hoher« Weisheit begabt, von dem Könige aber eben wegen solrher Weisheit in den Orden der sUagier ausgenommen, und erlebt noch das Gnde der flebztgjährigen Dienslliarlieit Israeks unter dabei, mit Zeiten Beginn er in die Gefangenschaft abgeführt wor- eu war. 1. Jm dritten Jahr des Reichs [der Regie- rung] Jojatim, des Königs Juda [d. i. im J. 606 v. Chr. 2. Kein. 24, 1], kam Nebucad-Nezar, der Dächselts Bibelwort. (Calvin.) König zu Babel sdamals jedoch noch nicht alleiniger König, sondern nur erst Mitregent seines Vaters NabopolassarL vor Jerusalem, und belagerte sie [nach anderer Rechnungsweise: im vierten Jahr Jojakims Jer. 25, 1 ff.]. » 2. Und der HErr übergab ihm sans gerechtem Gericht über Jnda und das Hans Davids den eben genannten] Jojakim, den König Juba, nnd etliche Gefäße aus dem Hause Gottes [2. Chron. 36, 6 H; die ließ er führen in’s Land Sinear sBabylonien I. Mos. 10, 10; 11, 2] in seines Gottes sBel oder Baal] Haus [Kap. 4, 2 Anm.], and that die Gefäße in feines Gottes Schatzkasten [Esrc«1,7.,deu Jojakim dagegen, obwohl er anfangs ihn ebenfalls nach Babel abführen wollte, ließ er gegen Stellung von Gei- seln und unter Auferlegung eines jährlichen Tributs goieder frei, so daß derselbe noch ferner in Juda regieren llk Ein Sieg über ein fremdes Land war nach heidni- scher Anschauung zugleich ein Sieg über den Gott dieses Landes; wie Jojakim ein Vasall Nebucadnezars so war der Gott Jsraels jetzt ein Vasall des Gottes Nebucad- nezars, des Bei, geworden, darum geht ein Theil der Jehova geweihten Tempelgefäße jetzt in das Eigenthum Beks über. (Füller.) Diese Gefäße sollten aber hernach für das babylonische Königshaus sehr verhängnißvoll werden: Kap. 5. (Keil.) 3. Und der König [Nebncad-Nezar, als er die von Jojakim gestellten Geiseln mit den übrigen Kriegsgefangenen nach Babel entsendete, bevor er seinen Feldzug nach Egyptem bei dessen Gelegenheit er nach Jerusalem gekommen war, weiter verfolgte] sprach zu Aspenas, seinem obersten Kammerert [den er zu Hause zurückgelassen , an den er aber jetzt einen schriftlichen Befehl mitgab, in eben diesem Schriftstücks er sollte ans den Kindern Israel saus der Zahl jener Geiseln und der sonstigen Kriegs- gefaUgeneiiJ vom königlichen Stamme und Herren- lindern [von den darunter befindlichen Kindern des Königshauses 2. Kön. 20, 18 und der Vornehmen] wählen it. Knaben [im Alter von etwa 14 Jahren], die nicht gebtechlich wären [mangelhaft an Gesund- Es. 1I. 2. 42 658 Daniel l, 5 —- 15. heit oder Gestalt], sondern schöne sdem Leibe nach], vernunftige, weise, kluge und verstandige [mit den besonderen Geistesgaben eines fchnellen Auffassungs- Vermögens und der Gelehrigkeit für die verschiedenen Gebiete des Wissens ausgestattete]; die da svermöge dieser ihrer leiblichen und geistigen Eigenschaften] geschickt wären [nachdem sie zuvor eine dreijährige Vorbereitungszeit durchgemacht], zu dienen in des Königs Hofe sals Pagen oder Edeljnaben am könig- lichen Hofe], und zu lernen chaldaische Schrift und Sprache" [d. i. chaldäische Literatur und Conver- sation]. «) Als zwei der ansehnlichsten Hofämter bei den Babylonierm wie auch bei den Perserth kommen in der Bibel I) der Palastpräfekt oder Schloßhauptniann (Luther: Hofmeister I. Kön. 4, 6; 18, Z; Jef. 22, 15; 36, Z) vor, d. I. derjenige Großbeamte, welcher die Aufstcht über das Haustvefen des Königs, über seine Güter, Aus- gaben, Kleider und Geräthe (ähnlich dem Inagister pa- latii im Mittelalter) zu führen hatte; darnach Z) der Oberste der Verschnittenen (Luther: oberste Käm- merer), dem eigentlich nur die Oberaufsicht über das Harem oder den Frauen-Hof zukam, demnächft aber auch, weil er beständig die Person des Königs umgab und sich so großen Einfluß verschaffen konnte, die ü er die son- stigen, ain Hofe fungirenden Beamten, daher wir ihn auch bei Kriegen im Gefolge des Königs und selbst als Feldherrn erblicken (Jes. 3 «, Z; Jer. 39, 3). i «) Am königlichen Hofe wurde Chaldäisch (die Sprache des medopersischen Stammes) gesprochen, anstatt des sonst in Mesopotamien und Babylonien einheimischen Aramäisch oder Syrifch; außerdem aber galt es hier eine Einweihung in die Weisheit und Wissenschaft des Magier- Ordens (Matth. 2, 1 Anm. 2), in welchen die Knaben ausgenommen werden sollten und welcher eigene Unter- richtsAnstalten zu Babylon, Borsippa und Hippareiie hatte. ,,Daniel wurde mit der Weisheit der Chaldäer ausgerüstet, weil die chaldäischen Weisen nichts vor ihm, dem Anwalt der göttlichen Weisheit, voraus haben follten.« 5. Solchen [welche Aspenas in Folge des ihm ertheilten Auftrags auswählen würde] berschaffte der König [damit sie dem Leibe nachdesto besser gediehen Esth 2, 9],»tvas man ihnen tciglich geben sollle von feiner Speise swie sie für ihn selber zu: gerichtettvurdes und von dem Wein, den er selbst trank, daß sie also drei Jahre auferzogen, darnach vor dein König dienen sollten. s. Unter welchen waren Danielt [d. i. mein Richter ist Gott] , Hananja [der HErr begnadigt], Misael ff. v. a. Michael = wer ist gleich Gott?] und Asarja .[der HErr hilft], von den Kindern »Juda swährend die andern Knaben B. 15 aus andern Stämmen Jsraels waren]. 7. Und der oberste Kämmerer gab ihnen sstatt der eben erwähnten hebräischeii andere, nämlich chalDäischeJ Namen ldaniit sie ihrer Heimath und Abkunft vergäßen und sich fortan ganz für Chal- däer ansehen lernten], und nannte Daniel fnach dem neuen Namen] Beltsazar [d. i. Bels- Fürst, unser jetziges Balthasar], nnd Hananja snannte er] Sadrach svon unbekannter Bedeutungl Und Misael snannte er] Mesach setenfalls nicht näher zu erklä- ren], und Asarja snannte er] Abed-Nego fDiener des Gottes Nego oder Merkur"]. «) Nach Iofephus war Daniel aus königlichem Ge- blüt und ein Seitenverwandter des Königs Jojakiim und da in Persien die Standeserziehung vornehmer Knaben mit dem 14. Jahre begann, der Eintritt in den Dienst des Königs aber im 17. Jahre geschah fplato Alcid. I. , §. 37; Xen. Oyrokx I., 2 §. 8 f.), so läßt sich daraus auf sein und feiner Gefährten damaliges Alter fchließeu — Man hat Daniel mit Joseph ver- glichen, und mit allem Rechtx der eine steht am Anfang, der andere am Ende der israelitischen Offenbarungs- geschichte, beide an heidnischen Höfen als Repräsentanten des wahren Gottes und seines Volks, beide durch Rein- heit des Wandels vor dem HErrn musterhaft, beide mit der Gabe ausgestattet, den Wahrheitsahnungen des Heidenthums die sich hier in gottgewirkten Träumen aussprechen, zum Lichte zu helfen, beide überhaupt mit wunderbarer Weisheit und Erleuchtung begabt und da- rum auch von der Weltmacht mit Ehren bedeckt. So ftellen sie Jsraels Beruf dar, mitten in der Völkerwelt ein heiliges Volk und ein Königreich von Priestern zu sein; die nniverfelle (auf alle Völker der Erde sich bezie- hende) Abzweckung der alttestamentlichen Theokratie tritt in ihnen klar zu Tage. Darum sind sie Vorbilder auf Christum, den rechten Israel, und auf die noch künftige Bestimmung des Volks, ein Licht der Heiden zu sein, wenn Röm. 11, 12 u. 15 sich erfüllt. Hegel hat bekanntlich in seiner Philosophie der Geschichte schön und geiftreich darauf hingewiesen, wie die beiden Jünglinge Achilles und Alexander, jener am Beginn, dieser am Schluß der griechischen Geschichte stehen, und wie in diesen zwei Gestalten sich das ganze Wesen und Leben des hellenifchen Volks abspiegeltn Ein Aehnliches ist es auf dem heiligen Boden der Geschichte Jsraels mit Joseph und Daniel. Dieser insbesondere, in jeder Hinsicht noch reicher gesegnet als jener, ein Alexander gegenüber von Achilles, ist die leuchtendfte Gestalt und der größte Cha- racter aus den letzten Jahrhunderten des alten Bunde-s, die vorzügliche Ausprägung eines rechten Jsraelitem Ein solcher Mann wurde zum alttestamentlichen Apoka- lyptiker (Kap. 7, 1 Anm.) berufen; und wenn wir nun weiter wissen, daß der neutestameutliche Apokalyptiker der Jünger war, welchen Jesus lieb hatte, so muß uns schon der Umstand mit Ehrfurcht vor den beiden Apokas lhpsen erfiilleu, daß Gott zwei der besten Männer aus dem alten und aus dem neueii Bunde zu ihren Empfän- gern und Verfasfern auserkoren hat. (Auberle1i.) IN) Nach drei Seiten hi1i also hatte sich Daniel, der fortan als der Führer der Vier erscheint, ihre neue Lage zu überlegen: sie sollten heidnifche Weisheit lernen; sie sollten von des heidnischen Königs Tifch essen; sie sollten Namen heidnifcheii Gepräges tragen. Und nicht blos, daß er es sich ernstlich tiberlegte, sondern auch wie klar und sein faßte er seinen Entschluß! In das Letztere ergab er sich ohne Wort: er war nun durch Gottes Rath in die Macht dieser neuen Herren gegeben, und wie dieselben ihn rufen wollten, das war ihre Sache; er ertrug auch den so beschaffenen Namen, brauchte er doch damit nicht auch eine heidnische Perfönlichkeit anzu- ziehen. Auch that er willig und fleißig das Erste. Gewiß, wenn wir den Erfolg ansehen, war es Gottes Fügung daß Daniel wie Moses in die Lage kam, beid- nischer Wissenschaft nnd Eultiir theilhaftig zu werden; die heidnische Weisheit follte ihm das Material darreichem und der Geist Gottes gab das rechte Verständniß, nnd so gewann er Einsicht in die Natur weltmächtlichen Wesens. Und Daniel erkaniite diesen Rath, den Gott mit ihm— hatte, und ging fleißig in die ihm beschiedene Schule; er brauchte darum nicht innerlich dem Lügen- Daniel und seine drei Freunde werden am babylonischen Hofe für den Königsdienst erzogen. 659 haften in dieser Weisheit zu versallen. Anders aber stand es mit der Forderung, daß er Von des Königs Tafel essen und trinken sollte. (Kliefoth.) 8. Aber« Daniel sals nun die Vorbereitungs- zeit für den Dienst des Königs V. 5 ihren Anfang nahm] setzte ihm [sich] vor in seinem Herzen lund sbewog auch seine drei Freunde V. 6 zu demselben Entschlnßs daß er sich mit des Königs Speise und mit dem Wein, den er [der König] selbst trank, nicht verunreinigen wollte, nnd bat den obersten Kämmerer [Aspenas], daß er sich nicht müßte ver- unreinigten ssondern einfach nur Zugemüse V. 12 genießen dürfte, als welches zu Götzenopfern nicht verwendet wurde und daher ohne Bedenken gegessen werden konnte] I. Und Gott gab Daniel Gnade [1. Kön 8, Ho; Pf. me, 46], daß ihm der oberste Kämmerer sswegen dieser Bitte, die er so leicht für eine Be- leidigung hätte aufnehmen können, nicht nur nicht zürnte, sondern im Gegentheil wegen seiner Bestän- digjeit in der väterlichen Religion ihm] gunstig und gnadig ward [und ihm gern gewillfahrt hätte, wenn er nur ohne Gefahr, wie er meinte, es hätte thun können] » 10. Derselbe sprach [nämlich] zu ihm: Jeh furchte mich vor meinem Herrn, dem Könige, der euch eure Speise und Trank verschafft [genau vor- geschrieben] hat; [denn] wo er [wenn ih,r zur bestimmten Zeit ihm werdet vorgestellt werden V. 18] würde sehen, daß eure Angesicht; jammer- licher [blässer, weniger frisch und roth] waren, denn [die] der andern Knaben eures Alters swas ja bei geringerer Kost nur gar« zu leicht der Fall sein könnte], so brächtet ihr mich bei dem Könige fder die Umgebung seines Befehls als ein todeswiirdiges Verbrechen behandeln würde] um mein Leben. " Bei Aspenas findet Daniel mit seiner Bitte Gnade, nicht aber bei verschiedenen christlichen Auslegernx sie sehen in seinem Verlangen das Zeicheti eines übertrie- benen ängstlicheir Geistes, wie er das maccabäische Zeit- alter characterisire, und versetzen dann auch den Verfasser unsers Buchs in dieses Zeitalter. Aber es ist schon für die Behauptung maccabäischer Aenspstlichkeit die Stelle 2. Mart. 5, 27., die man hierfür anFührtz übel gewählt; denn wenn dort Judas Maccabäus daß er nicht müßte unter den unreinen Heiden leben, was er nur, gekonnt hätte, wenn er selbst heidnische Sitte würde angenommen haben, in die Wildniß flüchtet, so treibt ihn dazu lediglich die seinem Gott schuldige Treue. Und wenn er dort selbst sich von Kräutern nährt, so geschieht das nicht aus Aengstlichkeit, sondern weil er dort andere Nahrungs- mittel nicht vorfindet. Es ist aber noch viel weniger übertriebene Aengstlichkeit, wenn Daniel sich vornimmt, nichts von der Speise und dem Wein des Königs zu genießen. Von den seinen Speisen der königlichen Tafel nämlich, wie auch vom Weine, wurde ein Theil den Göttern gespendet (Kap. 5, 4), um damit das Uebrige zu consecriren (weihen); ja man zog zu den Gastmählern auch Götzenstatuett bei, so daß dadurch das Mahl selbst den Character« eines Götzenopfers annahm, von welchem dem Jsraeliten zu essen verboten war (2. Mo5. 34, 15). Ueberdies«"galten"uach 3.«Mos. 11- eine Menge Thiere den Juden als unrein, die es den Heiden nicht waren. Wenn nun Daniel mit solcher Speise sich nicht verun- reinigen will, so steht er damit freilich nicht auf dem Standpunkte moderner Anfgeklärtheit, aber ebensowenig auf dem übertriebener Aengftlichkeih sondern vielmehr auf dem jiidisckpgesetzlicher Frömmigkeit, von welchem aus man allein das Recht hat, ihn, den gottesfürchtiger! Juden, zu beut-theilen. Solche Juden aber hat es schon lange vor der maccabäischen Zeit gegeben. (Fiiller.) 11». Da [weil Aspenas an sich gegen die Sache nichts einzuwenden hatte und blos der Ver- antwortung wegen nichts weiter darum wissen; wollte] sprach Daniel zu Melzar kdas Wort ist zunächst nicht Eigen-, sondern Amtsnamel und be: deutet: Speis emeister] , welchem der oberste Keim- merer [den] Daniel, Hananjcy Misael und Asarja [zur leiblichen Pflege] befohlen hatte [indem er die-J sem seine-Bitte V. 8 ebenfalls vortrug und ihm die Gewährung derselben so leicht und gefahrloss als möglich darstellte]: » — 12. Versuch es doch mit deinen Knechtett zehn Tage sdenn während dieser Zeit wird der König sicherlich nicht nach uns fragen]- Und- laß uns geben Zugemicse [d. i. Hülsenfrüchtg als Erbsenk . Bohnen u. dgl.] zu essen und Wasser zu trinken. . 13. Und laß dann [da bis dahin die Wirkung« solcher Kost sich einigermaßen schon beurtheilen läßt] bot dir unsere Gestalt nnd sdaneben auch die] der [andern] Knaben, so von des Königs Speise essen IV« 10J- besehen; und darnach du sehen wirst [obj wir inzwischen ab- oder zugenommen haben im Vergleich mit den andern], darnach schaffe mit deinen Knechtentt [gieb ihnen für die Zukunft ent- weder die vom König vorgeschriebene oder die von mir erbetene Kost] E «) Dergleichen Amtsnamen wurden aber hernach an » den morgenländischen Höfen wirklich zu Eigennameu (·2. Kön. 18, 17); daher Luthesss Uebersetzung« ganz wohl beibehalten werden kann. — VII) Eine unglaubliche Stärke des Glaubens, nicht allein eine größere Körper- stille für sich vom Genuß geringerer Speise in Aussicht zu stellen, sondern auch die Zeit zu bestimmen, binnen welcher diese sich bereits werdeherausstellenl (Hieronymus.) Die Frömigkeit dieser vier Knaben mochte zum Theil eine Frucht der unablässigen Predigten des Jeremia sein, die in Jerusalem so sruchtlos waren, und es ging an ihnen jene Weissagung von den guten Feigen in Erfül- lung, die wir in Jer. 24, 4 ff. lesen. Der« HErr fügt es also, daß gerade die, in welchen das Wort sei- ner Diener gesegnet ist, nicht in ihrer Nähe bleiben; oft wissen sie nicht einmal von ihnen. (Schmieder.) 14. Und er [Melzar, selbst begierig zu sehen, wie die Probe ablaufen würde, vielleicht auch bei sichiüberlegend, wie er die ersparte gute Kost zu seinem eigenen Vortheil verwenden könnte, wenn die geringere ausreichte] gehorchte ihnen darin, Und versuchte es mit ihnen zehn Tage. 15. Und nach denzehn Tagen cals jetzt die in V. 13 vorgeschlagene Prüfung vorgenommen wurde] waren sie sdurch Gottes Gnadenwirkung der ihren Glauben segnete] schöner, und baß [b es s er Its« 660 Daniel 1 , 16 -21. 1..Sam. to, 3 Arm. 11 bei Leibe, denn alle Knaben, so von des Königs Speise aßen 16. Da that Melzar ihre berordnete Speise und Trank kauch für die Zukunft] weg, und gab ihnen [fernerhin nichts als] Zugemitse [und Wasser]. Daniel macht hier die Erfahrung , daß die Glieder des Volkes Gottes, wenn sie unter die Knechtschaft heid- nischer Weltmacht gerathen, allerdings in Gewissensbes drängniß kommen, aber daß dann auch, wenn sie nur in solchen Fällen Treue und Gottvertrauen beweisen, Gott zu ihrer Erhaltung eingreift, indem er selbst die Fetzen der weltmächtlicisen Menschen zu «ihren Gunsten ewegt Und ihre Geschicke so fügt, daß sie es ertragen mögen. (Kliefoth.) 17. Aber der Gott dieser vier ssegnete sie nicht blos im Leiblichem sondern auch am Geist, und] gab ihnen Kunst und Verstand in allerlei Schrift und Weisheit [der Chaldäer V. 4., daß sie dieselbe schnell erlernten und bald ihre Lehrmeister übertrafen V. 20]; Daniel aber gab er sals eine noch besonders ihm zugedachte Gnadengabe] Ver- stand in allen Gesichten und Träumen [sie auszu- legen und den darin geoffenbarten Willen Gottes kund zu thuu]. - Weil die Chaldäer sehr viel auf Traumgefichte hiel- ten, so gab Gott dem Daniel die Gabe, die verworrenften Traumgesichte zu erklären. Die Chaldäer sollten durch dies Mittel überzeugt werden, daß der Gott, den Daniel anbetete, der wahre Gott sei, daß er die geheimsten Gedanken der Mensihen durchschaue und daß er durch seine Macht und Weisheit die Schicksale der ållkenschen leite. (Dereser.) 18. Und da die Zeit um war, die der König bestimmt hatte [vgl. Blum. 1 zu Kap. 2, 1], daß sie [als nun gehörig vorbereitet für den königlichen Dienst] sollten hineingebracht werden [zu ihm in seinen Palast], brachte sie der oberste Kämmerer [zugleich mit den übrigen israelitischen Jünglingeu, welche er ausgewählt V. 3 f.] hinein vor Nebukad- Nezau 19. Und der König redete mit ihnen keine Prüfung anstellend, inwieweit der Unterricht ihrer bisherigen Lehrzeit an ihnen von Erfolg gewesen], und ward unter ullen ljeuen Jiinglingenj niemand erfunden, der Daniel, Hananja Misael und Asarja gleich wäre [denn bei gleichen Gaben ist der Fromme und inseiner Frömmigkeit Gewissenhafte sicherlich immer im Vortheil vor denen, die in dieser Hin: sicht ihm nachstehen]; und sie wurden lschon jetzt] des Königs Diener [im J. 604 v. Chr» während die übrigen Jünglinge noch einer längeren Lehrzeit unterworfen wurden]. 20. Und der König fand sie [auch nachgehenda bei verschiedenen Gelegenheiten] in allen Sachen, die er sie fals nun ebenfalls dem Orden der Magier angehörendj fragte, zehnmal klüger und verständiger, denn alle Sternseher und Weisen in seinem ganzen Reich [denn nach Gottes Rath sollten sie die Weisheit dieser Welt durch die verborgene göttliche Weisheit zu Schanden machens Wir machen hier auf das apokryphische Buch Historie von der Susauna und Daniel, welches in der griechischen Uebersetzung des Buches Daniel demselben bald voransteht, bald am Schlusse als 13. Ka- pitel nachfolgt, durch letztere Stellung sich als einen Zu- satz zu erkennen giebt, durch erstere aber auf die Zeit hinweist, in welche die darin erzählte Begebenheit vor- gefallen sein soll, aufmerksam und geben, indem wir den Inhalt kurz darlegen, dazu einige erläuternde Bemer- klingen. Zu Babel im Exil lebt ein reicher Jude mit Namen Jojakim (nicht, wie Manche gemeint haben, ein und dieselbe Person mit dem König Jojachiiy der im J. 562 v. Chr. aus seiner Gefan enschaft wieder freigelassen wurde 2. Kön. 25, 27 ff.), bei dem, als dem Vornehm- ften unter seinen Volks-genossen, diese fich zu versammeln pflegen und der einen schönen Garten am Hause hat. Seine Frau ist die durch Schönheit ausgezeichnete, von ihren Eltern fromm und gesetzestreu erzogene Susauna (d. i. Lilie), eine Tochter des Helkia (vermuthlich eines Priestersx Zween Aeltefte aus dem Volke nun, welche zu selbiger Zeit zu Richtern bestellt sdiejüdische Gemeinde übte nämlich auch in der Gefangenschaft ihre Gerichts- barkeit selber nach dem Gesetze Mosts durch Aeltefie aus Esra l, 11 Anm.), aber Leute von der Art waren, von welchen der HErr gesagt hatte: Ungerechtigkeit gehet aus zu Babylon von den Aeltesten, die da Richter find und das Volk regieren sollten-If, kommen täglich zu Jojakini und halten in seinem Hause ihre Gerichtssitzungem haben so Gelegenheit, die Susauna bei ihren Spaziergänger: im Garten ihres Mannes zu sehen, und entbrennen beide in böser Lust gegen sie, ohne noch einer von des andern Absichten zu wissen, bis sie eines Tages einander auf denselben Wegen begeg- nen und jetzt mit einander zum gemeinsamen Handeln sich verbinden. Sie passen also auf eine gelegene Stunde, sie allein zu finden, sehen sie auch wirklich einst mit zwo Mägden nach ihrer Gewohnheit in den Garten gehen, sich daselbst zu baden, gehen ihr heimlich nach und verstecken fich an einen verborgenen Schlupftvinkeb Als Susauna die Mägde entsendet hat, ihren Bedarf für das Bad herbeizuholen, springen die beiden Laurer aus ihrem Versteck hervor und drohen ihr, wenn see ihnen nicht zu Willen sei, sie bei der Volksversammlung als Ehebres cheriu zu verklagen, als die sie auf frischer That mit einem jungen Gesellen angetroffen hätten. Susauna er- kennt ihre schwierige Lage, wie sie in jedem Falle, sie möge handeln, wie sie wolle, dem Verbrechertode sich aussetze, entscheidet sich jedoch gemäß ihrer Frömmi keit dafür, lieber unschuldig zu sterben, als wider denH rrn zu sündigen, und wird nun, als auf ihr Geschrei das Gesinde des Hauses herbeieilt, schon bei diesen: von den Aeltesten fälschlich verklagt, am andern Tage aber vor Gericht gestellt und auf die Aussage der beiden Aeltesten als zweier besonders glaubwiirdiger Zeugen (5. Mos. 17, O, die auch zur Bekräftigun ihrer Schuld ihr die Hände auf das Haupt legen (:-5. 24, 14), zum Tode verurtheilt (I.3. M. 20, 10). Jndem sie zur Richtstätte abgefiihrt wird, tritt der junge Daniel, vom Geiste Gottes, getrieben, unter? Volk, erklärt, daß hier Unrecht geschehe, und verlangt, daß eine nochmalige Untersuchung der Sache vorgenommen werde. Man kehrt wieder um zum Gericht, er selbst nimmt das Verhör in die Hand und läßt nun, die beiden Zeugen einzeln inquirirend, einen nach dem andern auf die Frage antworten, was für ein Baum es gewesen, unter welchem der angebliche Ehebruch geschehen sei; der eine antwortet: »unter einer Linden«, der andere: »unter einer Eichen«,««’1· und mit solchem Widerspruch haben sie so offenkundig als Die Treue Danieks gegen den Gott seiner Väter und seine Aufnahme in den Orden der Magier. 661 Lügner sich bewiesen, daß alles Volk mit lauter Stimme Gott preist, der da hilft denen, so auf ihn hoffen und vertrauen. Die zween Aeltesten werden jetzt gemäß dem Gesetz (5. Mos. l9, 18 ff.) mit derselben Strafe belegt, die um ihres falschen Zeugnisses willen die Sufanna getroffen hätte, wenn ihre Unschuld nicht an den Tag gekommen wäre; letzteres ist eine Ursach des Lobes Gottes für Vater und Mutter, Gatten und Freunde der Erretteten, Daniel aber gelangt von da an zu großem Ansehn bei dem Volke. Sollte diese Historie auf einer wahren Ueberlieferutig beruhen, so hätten wir darin einerseits ein Seitenstück zu der Erzählung von Salomo’s Richterweisheit in 1. Kbw Z, 16 ff., andrerseits ein geschichtliches Zeugniß dafür, daß Daniel trotz seines Aufenthalts am Hofe des Königs Nebucad-Nezar dennoch in fortwährendem Ver- kehr mit den andern Gefangenen feines Volks in Babel stand und zur jüdischen Gemeinde sich hielt. Nach seiner Treue gegen den HErrn und sein Gesetz läßt sich nun allerdings von ihm erwarten, daß er auch sein Volk nicht verleugnen sondern Gemeinschaft mit demselben ge- halten habe, soviel er konnte; und aus Hesek. 14, 14; 28, 3 läßt sich erkennen, welches hohe Ansehn Daniel schon im 14. Jahr seit seiner Wegführung nach Babel bei den gefangenen Juden genoß. Indessen ist es doch sehr fraglich, inwieweit er gerade in der Weise, wie jene Historie annimmt, in die Lebensverhältnisse seiner Volks- genossen eingreisen konnte; und gerade um ihrer Ver- wandtschaft mit der Erzählung in l. Kön. 3 willen liegt in Beziehung auf unsre Geschichte die Vermuthung nahe, daß sie auf einer dichterischen Nachbildung beruhe. V) So ist V. 5 genauer zu übersetzen, eine Stelle der Schrift aber, wo dieser Ausspruch sich fände, giebt es nicht; man hat an die Stelle Jer. 29, It ff. gedacht und unter jenen Aeltesten die beiden falschen Propheten Ahab und Ze- dekia, die berüchtigte Ehebrecher waren, verstanden, was jedoch völlig unzulässig ist — W) Diese Stelle in V. 54 f. und ss f. ist ein recht auffälliges Beispiel, wie durch Modernisi- rung der sprachlichen Formen die Luthersche Bibeliibersetzung oft viel an Schönheit und Wohllaut einbüßt· Luther hatte unverkennbar die Absicht, die jedesmalige Beziehung der Rede Daniele auf die lügenhafte Angabe der Zeugen durch den Reim (Liuden: finden -— Eichen: zeichen) darzustelleth gleichwie im Grieth die Worte Extras- und axlasx (Mastixbauin — zer- scheitern), siegt-»m- und Irplaer (Steineiche — zerhauen) ein Wortspiel bilden; diese ganze Feinheit des Urtheilsfpruchö aber geht verloren, wenn man die alte Flerion verläßt und die jetzige Wortform »zeichnen« an die Stelle der veralteten »Zeichen« (ogl. Zeichen-Unterricht) seht, und hätte Schmieder in o. Gerlach«’s Bibelwerk seinen Vorwurf, den er dem Deut- schen macht, daß es diese geistreiche Beziehung nicht auszu- drticken vermöge, gegen jene Veranstaltungen des Luthertextes, nicht aber gegen diesen selber richten sollen. 21. Und Daniel lebte [nachdem er mit Be: ginn des Exils nach Babel gekommen war V. 1 ff.] bis szum Ende desselben, nämlich bis] in’s erste Jahr des Konlgs Korea [2.Chrou.36, 22., ja sogar noch über diese Zeit hinaus Dan. 10, 1 ff.; aber hier kommt es zunächst nur darauf an, ihn als Propheten sowohl der Gefangenschaft als der Erlösung Jsraels zu kennzeichnem vgl. Jer. l, 3]. . Die Propheten mußten immer etwas von demjenigen, was sie auf entfernte Zeit weissagten, an sich selbst und u ihrer Zeit erfahren, gleichwie David von dem Leiden hrifii vieles an sich empfunden hat. Da wurden sie denn zugleich Vorbilder, und ihre Weisfagungen wurden recht pathetisch (voll tiefer Empfindung) und nicht nur so kaltstnnig hingesprochen oder hingeschrieben, denn die Anfechtung lehrte aufs Wort merken» das ihnen von zukünftigen Dingen gesagt wurde. (Roos.) Das göttliche Wort hat immer einen geschichtlichen Ankniipfungspunkh welcher den, dem es zu Theil wird, zur Aufnahme des- selben tauglich macht. Die Offenbarung fällt nicht als ein geschriebenes Buch vom Himmel, das man nur mit den Händen nehmen und lesen dürfte; sondern damit sie dem Bedürfniß und Gefichtskreis der Menschen ange- messen wird, muß ein Mensch sie lebendig im Geiste empfangen und aufschreiben. Damit er aber dies könne, muß er selbst geschichtlich so gestellt sein, daß ihm das Wort von oben nicht ein völlig fremdes ist, sondern daß seine ganze Situation gleichsam zur menschlichen Frage wird, auf welche die Offenbarung die göttliche Antwort bringt. Handelte es sich nun jetzt nicht mehr, wie bei den früheren Propheten, um Israel in seinem Verhält- niß zu den Weltmächtety sondern um dieWeltmächte in ihrem Verhältniß zu Israel: sokonnte der Gottesmann, der hierüber weissagen sollte, nicht unter seinem Volk, er mußte am Sitze der heidnischen Weltmacht leben. Denn von da aus allein gewann er für diese in ihrer ganzen Art und Entwickelung den rechten Blick, an welchen die Offenbarung von oben sich anzuknüpfen vermochte. So finden wir denn die prophetische Watte Davids neben dem Throne zu Babel auf eschla en: er steht in und über der »ersten Weltmonarcsie un über- schaut von hier aus mit göttlich geöffnetem Seherauge die wechselnden Gestalten und Geschicke der kommenden Reiche in ihren Beziehungen zum Volke Gottes bis in die fernsten Zeiten hinaus. (Auberlen.) Daniel ist der- jenige Jsraelit, der das ganze Exil von Anfang bis zu Ende durchlebt hat, durch den es aber der Weltmachy sooft sie es vergessen wollte, in’s Gedächtuiß zurückge- rufen ward, daß es etwas Besonderes sei um dieses ålåolä und etwas Besonderes um den Gott dieses Volkes. ü er.) Das 2. Kapitel. Daniel legt das Traumbild Tlieljucads Tliezars aus. II« D. 1——49. Kann! ist Daniel an die Stelle versetzt, von welrher aus er seinen prophelifcheu Beruf erfüllen kann, als der iljGrr ihm auch schon Gelegenheit ver— schafft, mit demselben den Anfang zu machen. Durch göttliche Einwirkung wird nämlich dem Ueburadulezar während der einen Nacht, wo er unter hochgehenden Eulwürfeu für die Zukunft eiugesrhlafem ein Traumbild votgeführh dessen er beim Grwachen sitt) durthaug uiiht mehr erinnern kann, von dem aber der Eindruck tiefer Grschütleruug in seiner Seele zurückgeblieben. Er fühlt, das; in diesem Bilde die ganze kommende Entwickelungs- geschichte nnd das eudliche Schickfal des Reiches, dessen Grüuder er ist, sich ihm dargestellt hat, und fordert uuu die Magierzunft vor sich, damit sie ihm zunächst deu Traum in der Erinnerung wach rufe: vermag fle das, so wird es ihr dann auch ein seichte-i sein, die Deutung zu geben, für ihn selber aber wird es ein Wahrzeicljeu fein von der Rirhtigkeit ihrer Deutung, wenn sie jene erste Forderung zu erfüllen im Staude ist. Jluf dieser forde- rung besteht er denu trotz aller ihrer Vorstellungen, daß er ein für Menschen unmöglich» Ding begehre, und er— läßt einen Befehl, alle Magie-»- in izabel umzubringen, als ihr nicht genügt wird. Da soll die Reihe mit der Hinrichtung auch an Daniel und seine drei Freunde kommen; doch Daniel bewirkt bei dem Könige einen Aufschub, vereinigt sich mit seinen Freunden zum Gebet und empfängt von Gott im nüchtlicheu Gesiiht eine Offen- barung, dies ihm Ueburadblezarv Bild ebenfalls soorführt 662 Daniel 2, 1—11. und ihm zugleich die Deutung an die Hand giebt. So mit allem ausgerüstet, was er bedarf, tritt er vor den König hin, die Ehre dessen, was er zu sagen vermag, dem gebend, dem alle Ehre gebührt, erzählt zuerst den Traum und fügt sodann die Deutung auf die vier heidnischen Weilt-risse, die naeh einander kommen werden, uud auf das Rein) Gottes, das sowohl in seinem Entstehen, als in seinem Bestehen ein ganz an- deres ist, als jene alle, uud s1ezertrfi1nmert, um auf ihren: Schutte siegreirh dazustehen iu Ewigkeit, hinzu; der üöitig aber, anfangs von Staunen vor Daniel er- griffen als vor einer sichtbaren Erscheinung des höchsten Gottes, legt, von diesem über den wahren Stand der Dinge belehrt, ein demüthiges tseltenntiiiß ab von der Macht und Größe des Gottes Israel, macht Daniel zum Oliersien der Magierzunst und zum Statthalter der pro— vinz Dabei, uud stellt ihm auf seine Bitte seine drei Freunde als Geschäftsverwalter zur Seite. 1. Jm andern Jahr des Reichs Nebuead- Nezatst [nachdem derselbe mit seines Vaters Na- bopolassar Tode zur selbstständigen Regierung ge- kommen, d. i. im J. 604 o. Chr. 2. Kön.» 25, 27 Anna] hatte [er, der König] Nebuead-Nezar einen Traum« davon er erschrak, daß er auf- wachte sund beim Erwachen noch ganz von dem erschittternden Eindruck der gehabten Erscheinung erfüllt war, das Traumbild selber aber hatte er vergessen und konnte sich desselben durchaus nicht mehr erinnern"*]. «) Die beiden Zeitbestimmungen in Kap. 1, 2 und an unsrer Stelle machen den Auslegern viel Schwierig- keiten, da sie mit Jer. 25, 1 durchaus nicht zu «"timmen scheinen; denn darnach wäre das Jahr der Weg ührung Daniels nach Babel nicht das dritte, sondern das vierte Jahr des Königs Jojakim von Juba, und außerdem entspräche dies 4. Jahr Jojalim’s dem ersten Jahr Nebucad-Nezar’s. Nun liegt aber zwischen Danieks Wegführung nach Babel und der Geschichte in unserm Kapitel die dreijährige Lehrzeit Daniels und der Eintritt in Nebucad-Nezars Dienst (Kap. 1 , 5. 18 fs.); somit müßte hier vielmehr vom vierten statt vom Z. Jahr des Reichs Nebucad-Nezars die Rede sein. Indessen hebt der anscheineude Widerspruch mit Jeremias sich einfach dadurch, daß Daniel strenger rechnet, nämlich vom definitiven Regierungsantritt sowohl Jojakims (609 v. Chr.; s.Jer. 22,19Anm.), als Lsiebucad-Nezar’s (605 v. Chr» s. Z. Kön. 23, 27 Anm.), während Jere- mias auch die frühere Zeit, wo beide-schou so gut wie Könige waren, in Anschlag bringt. Jn Beziehung auf die dreijährige Lehrzeit dagegen muß man festhalten, daß diese allerdings-die Regel war (vgl. Kap. 1, 5), bei Da- niel aber und seinen Freunden nicht vollständig inne ge- halten wurde; vielmehr hatte der König, wie auch Kap. I, 18 ausdrücklich andeutet, eine Zeit bestimmt, wo er von den Fortschritten der jüdischen Knaben sich per- söulich überzeugen wollte, und als er nun bei der im J. 604 angestellten Prüfung das Ergebniß derselben in Betreff der vier (V. 17) so überaus günstig fand, ent- hub er schon jetzt see dem Stande der Lehrlinge und stellte sie in seinem, Dienste an. Jhre Kunst und Ver- stand in allerlei Schrift und Weisheit war ja eben eine Gabe Gottes; nnd daß sie das sei, und nicht etwa der Erfolg der Lehrzeit an natürlich befähigten Knaben, sollteuach des HErrn Rath und Leitung gleich dadurch sich herausstellem daß die Lehrzeit noch lange nicht zu Ende war. Uebrigens schließt unser Kapitel unmittelbar an das, was in Kap. I, 18—-20 erzählt worden ist, sich an: allem Anschein nach— erfolgte Nebucad-Nezars Traum in der Nacht nach demselbigen Tage, an welchem er Daniel in seinen Dienst uud in den Magierorden auf- genommen hatte. — M) Es ist bedeutungsvolh daß nicht der Propheh sondern der Weltherrscher es ist, der zuerst in einem Traume die Entwickelung der Weltreiche über- schaut. Die Weltmacht muß gleich in dem ersten ihrer Träger, der dem Gottesstaat ein Ende gemacht hat, selbst auch erfahren, was ihr endliches Loos sei, daß sie einst umgekehrt für immer demsGottesreich unterliegen werde. Zwar kann es auffallend erscheinen, daß der Weltherrscher hier selbst zum Offenbarungswerkzeug wird; allein obwohl, vom Standpunkt der Ewigkeit aus be- trachtet, die Welt ein Nichts ist, obwohl sie daher am Ende der Tage spurlos verschwindet, so ist doch für die, diesseit des Endes liegende Geschichte, für die welthisto- rische Ausführung des göttlichen Rathschlusses ein welt- beherrscheuder König eine so bedeutende Person, daß ihn Gott mit denselben Namen nennt, wie den Anfänger und den Vollendet des theokratischen Königthums, David und den Messias: mein« Knecht, mein Hirt, mein Gesalb- ter, der all mein Werk vollbringt, den ich bei seiner Rechten halte (Jer. 25, I; Hesek. 28, 12 ff.; Jes. 44, 287 45, 1). Daraus begreift es sich, warum gerade einem König, welcher überdies schon als solcher den Abglauz der göttlichen Majestät an sich trägt (Ps. 82, 1. G; Rom. is, 1ff.), eine Offenbarung zu Theil wird. Für einen außerhalb des Reiches Gottes stehenden Herrscher: nun ist der Traum, der ja auch schou bei Abimelech, Pharao u. A. vorkommt (1. Mos. 20 u. 41), die allein angemessene und mögliche Form der Ossen- barung, wobei wir uns an den hohen Respekt erinnern müssen, den das Heidenthum überhaupt vor Träumen hatte. Dabei ist indessen wohl zu beachten, daß der heidnische Fürst den Traum nur empfängt, aber weder aus sich selbst, noch auch mit Hilfe feiner Weisen ver- steht; vielmehr wird er durch denselben nur beunruhigt und equält, und kann nicht eher zur Ruhe und Klarheit darü er gelangen, als bis ihm ein erleuchteter Jsraelit den Schlüssel des Verständnisses darreicht.- Auf Seiten des Heidenthums ist lediglich die Passivität, während die Aktivität in göttlichen Dingen bei Israel bleibt, so daß dem »Gott des Himmels« und seiner besonderen Offen- barungsökonomie auch hier die Ehre am Ende allein zukommt. (Auberlen.) —««M) Das menschliche Gedächtniß ist so beschaffen, daß es bisweilen empfangener Eindrücke durchaus sich nicht von selbst erinnern kann, aber sogleich bei der Erzählung eines Andern erkennt, ob dieselbe der bisher verdunkelteu Erinnerung entspricht oder nicht. So war es damals bei Nebucad-Nezar; sein Traumbild aber wurde hernach durch Gottes Offenbarung ganz Daniebs Eigenthum und wurde zugleich die Grundlage, auf der alle seine späteren Gestchte und Weissaguugen ruhten. (Schmieder.) Es ist dabei aber zugleich in Anschlag zu bringen, daß der Traum, der dem Nebucad -iNezar von Gott kam, auch nach Gottes Willen seinem Gedächt- niß entschwinden sollte, damit durch Offenbarung des- selben die Herrlichkeit Gottes gegenüber dem Unvermögen der chaldäischen Götter um so deutlicher an’s Licht träte. (Füller.) 2. Und er hieß [die sämmtlichen Klassen der Magen, näml1ch] alle Sternseher, und Weisen, und Zaudern, und Chaldaer zusammen fordern, daß sie dem Konige seinen Traum sagen sollten snicht blos die Deutung, sondern znnächst und vor allem den Inhalt oder das Bild selber]. Und sie zu entsprechens kamen und traten vor den König sseinem Befehl Nebucad-Nezar’s Traum vom Verlanf der Weltreicheqund der Aufrichtung des Gottesreiches 663 Die allgemeine Benennung, womit die Bibel die Magier (ein perstsches Wort, s. v. a. groß, ausgezeich- net) einführt, ist Weise (Jes. 44, 25; Jer. 50, 35; Dan. L, I2. is. 24. 27; 4,s3. 15; 5, 7 u. 8); daneben scheint aber auch in Jer. 39, 3 das Wort des Grund- textes, welches Luther mit ,,Hofmeister« übersetzt, genauer den Ober-Magier zu bedeuten, also jene Benennung der heil. Schrift nicht fremd zu sein. Die dritte Benennung Chaldäer bezeichnet ursprünglich die eigentliche Prie- sterkaste in Babylonien nnd kommt erst später, als das eigentliche Wesen dieser Kaste mehr und mehr sich ver- wischte, im weiteren Sinne von den Magiern überhaupt vor. Die oben und in V. 27, sowie in Kap. 4, 4 U. 5, 11 angeführten verschiedenen Klassen der Magier nun anlangend, so geht der Ausdruck Chartumim (Luther: Sternseher) nach der wahrscheinlichsten Ableitung des Worts (von oberer, Griffel zum Eingraben einer Schrift) wohl auf die Klasse der heil. Schreiber und Bilderschriftketlner sispoypoczrxcottscgk dem! wie die egyps tische Priesterkaste ihre geheime, aus den Zeiten vor der Erfindung der Buchstabenschrift herstammende Bilderschrift und derselben kundige Männer hatte, so hatte beides auch das babyloniiche Magier-Institut. Die Aschaphim (Lnther: Weise) sind die Beschwörer (von asclxaph = bedecken, verbergen, dann s. v. a. beschwören), wie denn gar vielerlei Beschwörungskiinste bei Babylonierii im Schwange gingen (Jes. 47, 9. 12). Die dies-hasch- phjm sind, wie Luther tresfend übersetzt, die Zauberer, welche magische und theurgische Künste trieben, und die Gast-im (V. 27) sind in der That die Wahrsager, die Verkündiger des Schicksals aus der Beobachtung der Gestirne (Jes. 47, 13) oder Sternseher. Die Vorsteher der einzelnen Klassen (Kap. s, 2. 27) hatten an ihrer Spitze einen Obersten, der außer diesem Amte noch ein weltliches bekleiden konnte; namentlich war er zugleich der Fürst der Landschaft Babel, gehörte zu den Mit- liedern des Staatsraths und begleitete in solcher Eigen- Jchaft den König mit in’s Feld (Jer. 39, Z. l3). Zu dieser Würde sehen wir hernach den Daniel erhöht, nur daß auf seine besondere Bitte die Geschäfte des weltlichen Amtes seinen drei Freunden übertragen wurden (V.48 f.). Für gewöhnlich fand eine erbliche Nachfolge unter den Gliedern des Magier-Ordens statt; doch konnten auch Fremde, zumal wenn der König es befahl, in den- selben aufgenommen werden oder wenigstens in der Schule der Magier Unterricht erhalten. 3. Und der König sprach zu ihnen [in der feierlich angestellten Versammlung]: Jth hab’ einen Traum gehabt, der hat mich erschreckt; und ich wollte gerne wissen, was es für ein Traum gewesen sei sköniit ihr das mir sagen, so wird es euch dann auch nicht fehlen, den Traum zu deuten]. 4. Da sprachen die Ehaldcier zum Könige auf Chaldciisch [richtiger: auf Aramäisch, d. i. in der Sprache des gewöhnlichen Verkehrs, während das Chaldäische die Sprache der Wissenschaft war Kap. 1, 4]: Herr König, »Gott verleihe dir langes Leben [1. Kön. 1 , 31; Nehem. 2, 3]! Sage deinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten [denn nur dies ist Sache der Weisen, nicht aber auch den Traum von selber zu wissen]. 5. Der König antwortete und sprach zu den Ehaldciertn Es ist mir entfallen swas ich geträumt habe, und da sollt ihr eben meinem Gedächtniß zu Hilfe ko1nmeii]. Werdet ihr [nun] mir den Traum nicht [zuvörderst] anzeigen, nnd sdarnach auch] ihn deuten; so werdet ihr gar umkommen kindem ich euch in Stücke hauen lasse I. Sam. 15, 33; Hes. 16- 40], und eure Häuser [werden] schcindlich ver- störet [zu Misthaufen gemacht Esra s, U] werden. « V) Nach einer bei den Morgenltinderit verbreiteten Sitte wurden feindliche Häuser oder Verbrechern ange- hörige Wohnungen, selbst Tempel und« heilige Stätten, zum Zeichen der höchsten Beschimpfting nicht blos nie- dergerissen, sondern auch ausdrückltch zu Düngerhaufeky Cloaken, Schindangern, heimlichen Gemiichern und andern entehrenden unreinen Zwecken benutzt. (Hävernick.) 6. Werdet ihr mir aber den Traum ans-eigen, und deuten, so sollt ihr Geschenke, Gaben nnd große Ehren von mir haben. Darum so sagt mir den Traum und seine Deutung. 7. Sie antworteten wiederum lwie vorhin V. it, indem sie nicht glauben wollten, daß es dem König mit feiner Forderung voller Ernst sei], nnd sprachen: Der König sage seinen Knechten den Traum, so wollen wir ihn deuten. 8. Der König antwortete, und sprach: Wahrlich, ich merke es, daß ihr Frist suchet seuch nur wollet aus der Schlinge ziehen], weil ihr sehn, daß mit? enifallen ist [und nun deutet, solange mir der Traum nicht wieder einfällt, wäret ihr auch der Deutung überhoben]. I. Aber [da irret ihr euch!] werdet ihr mit nicht den Traum sagen, so gehet das Recht sder vorhin angedrohete Urtheilsspruch V. b] über euch, als die ihr Lügen und Gedichte vor mir zu reden vorgenommen habt [mit nichtigen Vorwänden und leeren Ausreden mich hinzuhalten gedenkt], bis die Zeit vorübergehe [wo ich Jnteresse an der Sache Sache nehme, und sozusagen Gras über dieselbe gewachfen ist]. Darum [wollet ihr dem Urtheil entgehen] so sagt mir den Traum; so kann ich merken, daß ihr auch die Deutung tresfet lhabe daran ein Zeichen und Unterpfand der« Richtigkeit eurer Deutung] 10. Da antworteten die« Chaldcier vor dem Könige, und sprachen zu ihm: Es ist kein Mensch ans Erden, der sagen könne, das der König fordert. So ist auch sdies wohl erkennend, daß es für mensch- liches Können und Wissen gewisse Schranken giebt, die sich nun einmal nicht übersteigen lassen] kein König, wie groß oder mächtig er sei, der solches Fond irgend einem Sternseher, Weisen oder Ehaldcier or ere. 11. Denn das der König fordert, ist zu hoch; und ist auch sonst niemand, der es vor dem Könige sagen könne, ausgenommen die shöheren oder oberen] Götter, die UedochJ bei den Menschen nicht wohnen [keinen Verkehr mit ihnen halten und sich zu Offen- barungen nicht herbeilassen]. Dies Bekenntniß ist ganz tihnlich dem, welches die egyptischen Zauberer in 2. Mos 8, 19 vor Pharao ab- 664 Daniel 2 , 12-———30. legen: Das ist Gottes Finger! Die Magier sollten eben zu dem Selbstgeständuiß getrieben werden, daß sie mit der höchsten Gottheit in kecuer Gemeinschaft stünden und es nur mit den niederen Göttern, den Dämonen, zu thun hätten; darum hatte der HErr das Traumbild aus der Seele des Nebucadnezar wieder hinweggenom- men, nachdem es seine nächste Wirkung gethan, des Königs Gedanken auf die Zukunft gerichtet und sein Herz vor derselben mit Bangigkeit erfüllt hatte. 12. Da ward der König sdurch die Versagung seines Begehrs nur desto heftiger fiir dieses ent- brennend] sehr zornig, nnd befahl, alle Weisen zu Bube! swenn aiich nicht alle, die im Reich über: zhaupt vorhanden waren, so doch die in der Stadt Babylon selber, als welche an der Versammlung V. 2 Theil genommen] umzubringen. 13. Und das Urtheil ging aus, daß man die Weisen tödten sollte fund wurde auch wirklich mit den Hinrichtungen bereits ein Anfang gemacht] Und Daniel sammt seinen Geselleii sdie ja ebenfalls zu dem Piagierorden gehörten, ob sie gleich nur erst einen novizenartigen Rang in demselben ein- nahmen und deshalb bei der Versammlung V. 2 ss. nicht gegenwärtig gewesen waren] ward anch gesucht, daß man sie tödtete [da des Königs Befehl keinen Unterschied machte zwischen Meister und Jüngers Daß Danieks Verbindung mit dem Magier-Jnstitut überhaupt dem frommen monoiheistischen (auf den Glan- ben an den Einen wahren Gott gegründeten) Stand- punkt, auf dem er sonst in unserm Buche erscheint, wider- spreche, ist unbegründey denn das Heidenthum an sich, wenn es nicht durch besondere thatsächliche Beeinträch- tigung provocirt (herausgefordert) wurde, ließ den Dienst Jehovas als eines, vielleicht auch sehr mächtigen Gottes aus der Menge der Götter gewähren, Daniel aber konnte alle Beschäftigungen der Weisen im Sinne des Gottes der sog. Götter (5. Mos. 10, 17; Pf. 136, Z) über- wachen, um dadurch und in seiner Stellung überhaupt die Erhabenheit seines Gottes zu preisender Anerkennung zubringen. (Kranichseld.) Der mit seinen Freunden die Leckerbissen der königlichen Tafel sich verbat, weil er sich nicht verunreinigen wollte, wird wohl gewußt haben, wie er in dem Orden leben konnte, ohne mit dem Götzen- dienst des Landes sich zu verunreinigem und wenn er hernach (V. 48) zum Obersten über die Vorsteher der Magier erhöhet wird, so ist das etwas Aehnliches, als wenn heutzutage ein Cnltusminister mit der obersten Leitung auch solcher Religionsgesellschaften betraut wird, deren Bekenntniß er nicht theilt. (Füller.) Vgl. das zu I. Mos 41, 46 Betnerkte (zweite Hälfte). 14. Da vernahm Daniel solch Urtheil nnd Befehl von Arioch, dem obersten Richter [dem Obersten der LeibWiichterJ des Königs, welcher auszog, zu tödten die Weisen zu Vabel - 15. Und er fing an [faßte einen kühnen und klugen EntschlußL und sprach zu des Kö- nigs Vogt sHofrneister Jer. 39- 91 Arioch: Warum ist so ein streng Urtheil vom Könige ausgegangen? Und Arioch zeigte es dem Daniel an sdaß nämlich die Weisen die Forderung des Königs nicht hätten er- füllen können und darum seinem Urtheil V. 5 ver- fallen wären] 16. Da ging Daniel hinaus [in den Palast des Königs, zu welchem Arioch ihm Zutritt ver- schafsteJ und bat den König, daß er ihm Frist gäbe, damit er die Deutung dem Könige sagen möchte. Zu beachten ist anch hier die Zuversicht, mit welcher Daniel sich’s gewiß ist, daß ihm von Gott werde gegeben werden, was er sich von ihm zu erbiiten gedenkt (s. Kap. 1,12 Anm.). Ihn hätte, wie Caldin bemerkt, eine doppelte Strafe getroffen, wenn-er die bis aufs Höchste gespannte Erwartung des Königs getäuscht hätte; doch s. l. Kön. l7, 21 Anm. Z. 17. Und Daniel lindern er die erbetene Frist sofort bewilligt erhielt, anch fiir Vollstreckung des Urtheils an den übrigen Weisen einen Aufschub er- langte] ging heim, nnd zeigte an solches seinen Ge- sellen, Hanan1a,«Misael und Asarsa [Kap. 1, ej; 18. Daß sie Gott vom Himmel [den Gott des Himmels, unter dessen Herrschaft die ganze Welt, anch mit den himmlischen Mächteii und Kräften steht Kap. 4, 341 nm Gnade bäten, solches verborgenen Dings halben, damit Daniel nnd seine Gesellen nicht sammt den andern Weisen zu Bade! umkiimem 19. Da ward [dem] Daniel [in Erhörung seines Gehen] solch verborgen Ding durch ein Ge- sieht des Nachts [in welchem Nebnead-Nezar’s Traumbild anch vor seinen Augen ausstieg, zugleich aber das Verständnis; dieses Bildes und Gleichnisses sich ihm eindrückte] ossenbaret svielleicht noch wäh- rend der Nacht nach demselbigen Tage, answelchem er beim König gewesen war V. 16]. Dies Gesicht der Nacht ist nicht ohne Weiteres mit dem Traum gleichzustellen; zwar können anch Träume als Mittel göttlicher Offenbarung Traumgesichte sein und als solche ,,Gesichte der Nacht« heißen (Kap. 7, I. l3), aber an sich ist ein Gesicht der Nacht nur eine Vision, die jemand während der Nacht im wachen Zu- stande empfängt. (Keil.) 20. Darüber lobte Daniel den Gott vom Himmel, sing an und sprach: Gelobet sei der Name Gottes von Ewigkeit zu Ewigkeit; denn sein ist beide skzes 27], 1 Anm. Z] Weisheit und Starke [Hiob 1 , 13. 21. Er iindert loermöge dieser seiner Weisheit und Stärke] Zeit Und Stunde [indem er jedem Weltreiche seine bestimmte Zeit giebt, und wenn dieselbe abgelaufen, ein neues herbeiführtjz er seht Könige ab, und setzt Könige ein [V. 37 ff.]; er giebt den Weisen ihre Weisheit, und den Verstan- digen ihren Verstand [so daß die, welche wirklich diesen Ehrennamen verdienen , nur durch seine Gnade sind, was sie sind V. 23]. 22. Er ossenbaret, was tief nnd verborgen ist [was Menschen mit aller Wissenschaft und Fleiß nicht ergründen können]; er weiß, was in Finsteruiß liegt [und bedarf nicht, daß ein Anderer ihm erst Licht darüber gebe]; denn bei ihm ist eitel Licht ses hat sich gleichsam wohnlich bei ihm niedergelassen Pf. 139, 12]. später ausführlich zur Sprache kommt. Die Weisen zu Babel vermögen dem König seinen Traum, den er vergessen, nicht anzusagen. 665 » 23. Ich danke dir und lobe dich, Gott meiner Vater [von dessen Gnade und Treue schon meine Väter singen konnten], daß du [in derselben Weise, wie an ihnen, auch an mir dich verherrlichend] mir Weisheit und Stärke saus der Tiefe deines Reich- thums V. 201 verleihest, und jetzt osfenbaret hast [d»cis]», darum wir dich gebeten haben [V. »1:·4]; namlich du hast uns [s. zu V. se] des Königs Sache [den Traum desselben und die Deutung, die ihm so sehr am Herzen liegt] offenbaren Daniel weiß, daß er weise und stark ist; aber er weiß auch, daß Weisheit und Stärke allein von Gott kommt und Gott allein dafür die Ehre gebührt; und er giebt gern die Ehre Gott allein. Das ist die Demuth der Selbsterkenntniß bei denen, die durch Gottes Gnade wirklich etwas sind. (Schmieder.) Was der HErr durch den Mund des Jesajas (2.Kön. 20, 17 f.) einst als eine Strafe verkündet, das wurde dadurch, daß Daniel mit unter den weggeführten Knaben war, auch zu einer Gnade. Denn Daniel war ja dazu bestimmt, in Babylon ein Fürsprecher, Beschützer und Retter des gefangenen Israel zu werden, das ihm dorthin nachfolgcn sollte. Gerade deshalb war er unter den Ersten, die weggeführt wurden; er ward dem Volke gleichsam vorangeschickh um ihm sozusagen die Stätte zu bereiten. Wenn es dann selbst kam, sollte schon eine große, überaus wunderbare Offenbarung durch ihn stattgefunden haben, welche die Verachtung minderte, die die Weltmacht und die Heiden gegen dasselbe hegten: l. Mos. 45, 7. (Caspari.) 24. Da sals er so in Stand gesetzt war, dem König das gegebene Versprechen V· 16 zu erfüllen] ging Daniel hinaus zn»Arioch, der vom Könige Befehl hatte, die Weisen zuBabel umzubringen [V. 13 f.]; und sprach zu » ihm: Du sollst» die Weisen» zu Babel nicht unibringenz sondern· fuhre mich hinauf zum Könige, ich will dem Konige die Deutung sagen. 25. Arioch svoll Freude, daß er mit Voll- streckung des Blutbefehls nun einhalten durfte] brachte Daniel eilends hinauf vor den Konig, und sbrach zu ihm also: Es ist einer fanden unter den Gefangenen aus Juba, der [was· alle ·chaldäischen Weisen nicht vermocht] dem Könige die Deutung [den Traum sowohl wie dessen Bedeutung] sagen kann. 26. DerKdnig antwortete und sprach zu Daniel, den sie [am königlichen Hofe YKap. 1, 7] Beltfazer hießen* [als dieser nun oor ihm fiand]: Bist du, der mir den»Traum, den sich gesehen habe, und seine Deutung zeigen kann sbist du wirklich im Stande, das zu thun]? V) Auch in Kap.10, 1 weist Daniel selber (fonst thun es immer nur Andere: Kap. 4, 15 f.; 5, 12) auf seinen babylonischen Namen hin; das hat beide Male in der Natur der dem Nebucad-Nezar zu machenden Offenbarung, wie überhaupt aller Offeubarungen Da- niels, in deren grundlegendem Anfang wir hier stehen, seinen Grund. »Es ist immer der Confiikt (Zusammen- stoß) der Weltmacht mit dem Volke Gottes, um den diese Offenbarungen sich drehen, und der hier andeutend, Gerade diesen Conflikt aber zu schciuen ist Daniel durch seineDoppel- stellung befähigt, als Glied des Volkes Gottes einer- und als Angehöriger und späterer Großwürdenträger des Weltreichs andrerseits; auf solche Doppelstellung weist er denn hin mit seinen beiden Namen, von denen der eine ihn als Jsraeliten, der andere als Diener des babyloiiischen Weltherrschers kennzeichnen« 27. Daniel fing an vor dem Könige salles Lob von sich ab- und es seinem Gotte zuwendend], und sprach: Das verborgene Ding, das »der König fordert von den Weisen, Gelehrten, Sternsehern und Wahrsagern [V. 2 Anm.], stehet [in der That, wie sie selber schon bekannt haben V. 10 f.] in ihrem Vermögen nicht, dem Könige zu sagen; 28. Sondern Gott vom Himmels· der kann verborgene Dinge offenbaren; der hat dem Könige Nebiicad-Nezar angezeigt, was in künftigen Zeiten sam Ende der Tage Jes. 2, 2 Anm. L] geschehen soll. V) Die Benennung: Gott des Himmels kommt zwar auch in den älteren Büchern des alten Testament-s (1. Mos. 24, 7), häufiger jedoch in»den späteren (Ps. 136, 26), namentlich bei Esra, Nehemia und Daniel vor. Man versteht darunter eine sinnbildliche Bezeichnung der höchsten Erhabenheit und Majestät Gottes, dem alles die Ehre geben soll (Offenb. 1l, 13); und so steht diese Be- zeichiiung besonders da, wo es sich um den Gegensatz des höchsten, alleinigen Gottes zu den eingebildeten Göttern der Heiden handelt. (Hävernick.) » 29. Dein Traum und dein Gesicht sdas du hattest], da du schliefest,» kam daher sgenauen wa- ren diese]. Du König dachtest sin jener Nacht V; 1] auf deinem Bette, wie es doch hernach gehen wurde lob das Reich, das du gestiftet und zum Weltreich erhoben, Bestand haben und welches wohl der Verlauf desselben sein werde 1. Mos. 40, 5 u. 19 Anm.]; und der, so verborgene Dinge offenbareh hat [um dir zu zeigen, wie er alle Menschen, auch die mächtigsten und gewaltigsien Könige erforschet und in seiner Hand hat Pf. 139, 1·ff.] angezeiget, wie es gehen werde swas du nimmermehr durch eigenes Sinnen und Denken herausgebracht haben würdest] 30. So· ist mir kann] solch verborgen Ding osfenbaret, nicht durch meine Weisheit, als wäre sie größer, denn [die] aller, die da leben [1. Mos. 41, 16]; sondern darum, daß dem» Könige die Deutung angezeiget wurde, und du deines Herzens GedankensGottes Bescheid auf deine großartigen Anschläge und Pläne] erfuhrest Gott, der Osfenbarer der Geheimnisse, will dem Nebucad-Nezar Antwort auf seine Fragen geben, jedoch so, daß er nicht soll daran zweifeln können, wer sie ihm gewährt habe; deshalb durfte der Traum nicht schon an fich ihm die Zukunft enthüllen — was hätte da dem Kijnig Gewißheit gegeben, ob es nicht ein bloßes Ge- spinnft seiner Phantasie sei? Der Traum darf ihm das Zukunftsbild nur in räthselhafter Verhüllung bieten, die ihm erst von Andern gedeutet werden muß. Aber wiederum: hätte nun Daniel oder sonst jemand ihm die Deutung gegeben, wer hätte für ihre Wahrheit gebürgtP Konnte sie nicht die Erdichtung eines klugen Kopfes sein? Darum muß Nebucad-Nezar den Traum wieder vergessen, und wer ihn deuten will, dem muß er erst selbst geoffenbart werden; da das aber nur 666 Daniel 2, 31——43. Gott kann, so ist Daniel dadurch, daß er dem Könige seinen vergessenen Traum anzusagen vermag, zugleich als derjenige legitimirt (beglaubigt), welcher die rich- tige Deutung zu geben weiß, und Nebucad-Nezar hat die Blirgfchafh daß Traum wie Deutung ihm von dem Gotte Jsraels gekommen. (Fiiller.) Gott, um den hochfahrenden König von der Thorheit feines Uebermuths zu überzeugen, und ihm zu zeigen, wie leicht und ge- schwind alles Menschliche wechselt, stellt ihm das Traum- bild vor und vertheilt dessen Theile auf verschiedene Stoffe, um damit die fortwährende Aufeinanderfolge anderer Könige zu lehren und ihnen allen zu bezeugen, daß Er allein die stetige Gewalt hat und ein Königreich ohne Anfang und ohne Ende, mit Einem Worte, ein ewiges Kömgreich. (Theodoret.) 31. DtrKönig sahest, und siehe, ein sehr groß Und hoch Bild [wie das eines Menschen] stund gegen dir, das sglänzete ausnehmend und] war sbei dieser seiner Größe und seinem Glanze, sowie durch die groteske oder seltsame Art feiner Zusam- mensetzung] schrecklich anzusehen. 32. Desselben Bildes Haupt war von feinem Golde, seine Brust und Arme waren von Silber, sein Bauch und Lenden waren von Erz lKupferL 33. Seine Schenkel [nnterhalb der Lenden] waren Eisen, seine Füße [von den Knieen an] waren eines Theils Eisen, und eines Theils Thon. »Das Bild vereinigt in sich, was auf Erden kost- bar und dauerhaft ist, das Edle und Starke in der Welt: Gold und Silber, Erz und Eisen. Das Edelste ist der Stoff, aus welchem des Bildes Haupt geformt ist, es ist von reinem Golde; das Bruststück mit den Armen dagegen von Silber. Es geht also abwärts vom Edlen zum Minderedlen Es Holgt Bauch undLenden aus Erz, dem Silber nachste end, aber stark, ebenso wie das folgende Eisen, aus welchem Schenkel und Füße gebildet sind; aber hier unten kommt die schwache Seite des Bildes zum Vorscheim Die Füße sind theils aus Eisen, theils aus Thon, Eisen und Thon aber ver- mischen sich nicht mit einander, sondern es bleibt jedes für sich; und Thon istnoch dazu leicht zerbrechlich. Der gewaltige Koloß also, er steht auf schwachen Füßen: so erschrecklich der erste Eindruck und so drohend der An- blick —- sobald man auf den Grund siehet, auf welchem er steht, merkt man, daß er trotz anscheinender Stärke über Nacht zusammenstürzen kann. Wie wird es nun mit dem Bilde?« 34. Solches sahest du, bis daß ein Stein herabgerissen ward kvom Berge V. 45] ohne Hande lohne daß du Hände gesehen hättest, die ihn herab rissen]; der schlug das Bild an seine Fuße, die Eisen und Thon waren, und zermalmete sie. 35. Da wurden [indem das kolossale Bild nun znsammenstiirztd mit einander zermalmet das Eisen, Thon, Erz, Silber und Gold; nnd [nicht blieben die Trümmer da liegen, um von der ein- stigen Größe des Riesen bis auf die fernsten Ge- schlechter Zeugniß abzulegen, sondern sie] wurden wie Spreu auf der Sommertenne; und der Wind vcrlvebte sverwehete Jes.41, 16; Jer. 13, 241 sie, daß man sie nirgend mehr finden konnte lPs. l1, 4]. Der Stein aber, der das Bild schlug, Ftzcdtd ein großer Berg, daß er die ganze Welt u etc. 36. Das ist der Traum [welchen dir wieder in’s Gedächtniß zu rufen der erste Theil meiner Aufgabe war]. Nun wollen wir die Deutung vor dem Könige sagen sum auch den zweiten Theil dieser Aufgabe zu erfüllen]. Schon oben (V. 23) hat Daniel seine drei Freunde mit« in den Empfang der göttlichen Offenbarung ein e- schlosfen, obgleich diese ihm allein zu Theil ward; a er sie hatten mit ihrer Fürbitte zu dem Empfange mitge- wirkt, und was ihm zu Theil ward, kam auch ihnen zu gute (vgl. V. 47).» 37Y Du,»Konig, bist fzu dieser gegenwärtigen Zeit] em Komg aller Könige lals der die andern Könige der Erde zu seinen Vasallen hat Hesek. W, 7J, dem Gott vom Himmel [der eigentliche König aller Könige und HErr aller Herren 1, Tini. S, 151 Kon1gre1ch, Macht, Starke und Ehre gege- ben hat, 38. Und alles, da Leute wohnen, dazu die Thiere auf dem Felde, und die Vögel unter dem Himmel stiber welche bei der Schöpfung der Mensch zum Herrn verordnet worden isi 1. Mos. I, 26; Pf. s, 7 ff.], m deine Hande gegeben, nnd dir nber alles Gewalt verliehen hat [Jer. 27, s; 28,14]. Du bist das guldene Hauvt Uenes Bildes, das du im Traume gesehen V. 32]. Es ist nicht genug, von dem giildenen Haupte zu sagen, daß es Sinnbild des chaldäischen Reiches (s. Blum. zu L. Kön. 20, 12 u. 25, 27) sei; man muß sich zugleich Vergegenwärtigen, warum erst mit diesem, und nicht schon mit dem assyrischen Reiche (2. Kön. 15, 20 Anm.), der Anfang einer eigentlichen Weltmonarchie ge- rechnet wird. Und da stellt sich heraus, daß, wie das Haupt zum übrigen Leibe, so auch das chaldäische Reich in der That sich verhält zu aller Weltmacht von da an. Vor Nebucad-Nezar gab es zwar auch mächtige Könige, welche in ihrer Nachbarn Gebiete einbrachen, raubend oder zerstörend, zu Zins und Frohndienst zwingend, und besonders hatten die Kriegszüge der assyrischen Könige nach Syrien und Egypten ganz diese Art und diesen Character; aber die Gestalt einer Weltmonarchie, in welcher die Völker beisammen sind, um einer gemein- schaftlichen Lebensordnung sich zu fügen, nahm erst das Reich Nebucad-Nezar’s an. Zwischen der Herrschaft der asshrischen Könige und der des Nebucad-Nezar besteht ein ähnlicher Unterschied, wie zwischen dem arabischen Reiche und dem fränkischen Karl; in seinem Verhältniß zu den übrigen Reichen aber, die sich auf seinen Trüm- mern erhoben, ist das chaldäische Reich das bemerkens- wertheste, das erhabenste, und wie es das erste der Zeit nach ist, so imponirt es auch durch das Frühe seiner glänzenden Hoheit am meisten. Jst nun Ne ucad-Nezar derjenige, der Weltherrschaft zuerst gelehrt hat, und hat sein Gedanke jenes ganze Gebilde der Menschheitsgeschichte geschaffen, welches aus der Folge der vier Weltreiche erwächstz so ist er ja·in der That das Haupt; dazu steht sein Reich eben so einig und in sich abgeschlossen da, wie das Haupt aus dem Leibe. 39. Nach dir wird ein ander Königteich auf- kommen, geringer, denn deines lgleichwie das Sil- ber, aus welchem Brust und Arme des Traum- bildes bestanden B. 32., geringer ist als Goldx Daniel hält den Mordbefehl wider die Weisen auf guiid erlangt von Gott die Offenbarung des Traums 667 Darnach das dritte Königreich, das ehern ist sversinnbildet durch den ehernen Baiich und die ehernen Lenden des Bildes], welches wird uber alle Lande sAskens und Afrikas sowohl wie Europas] herrschen. Offenbar soll durch Brust und Arme des Bildes ein Reich bezeichnet werden, dessen Zusammensetzung zum Nachtheil seiner Einheit sich bemerklich macht, und das schon darum geringer ist, als das erste, obgleich es äußerlich einen weiteren Umfang einnimmt; wozu jedoch noch kommt, daß es eine zu seiner Zeit im Vordergrund der Eulturvölker stehende Nation (die der Griechen) nicht unter seine Herrschaft zu beugen vermag, während so- wohl das erste als die beiden letzten Reiche hinsiehtlich der, einem Weltreich zukommenden Oecumenicität (All- gemeinheit) viel Größeres erreichen. Es kann nun kein Zweifel sein, daß hiermit das medischqiersische Reich gemeint ist, das zuerst als medisches durch die Erobe- rung Babylons an die Stelle des chaldäischen Reiches trat, bis es dann durch des Cyrus Beerbung seines Oheims Cyaxares IL zu einem persischen wurde (s. Anm. zu 2. Chr. 36 , 20 u.- Esra l, 4) Meder und Perser nun sind die beiden Seiten der Brust, und zwar die Perser diejenige Seite, welcher das Herz, der Mittelpunkt des Blutumlaufs angehört; denn der Perser Cyrus war es gleich anfangs, welcher Babylon eroberte. Jst aber schon die Brust zweiseitig und ungleich, während das Haupt einig und in sich abgeschlossen gewesen war, so strecken die Arme sich wohl von der Brust aus, find jedoch von ihr abgesondert: gleicherweise streckten sich am medischqoerstschen Reiche Phönicien und Egypten nach der einen, das Gebiet des lydischen Reichs sammt den kleinasiatischen Griechen nach der andern Seite hin aus, wohl vom Mittelpunkt des Reiches aus beherrscht, aber stets geneigt, sich unabhängig zu machen, und in den Bersuchen dazu oftmals glücklich Und Alexander der Große, ehe er auf seinem Eroberungszuge (1. Matt. I, 4 Anm.) die Brust des Reiches angriff, bemächtigte sich zuerst der beiden Arme, welche der persische König einst so gefahrdrohend gegen Griechenland ausgestreckt hatte. Aus ungleichartigen Bestandtheilen, wie Bauch und Lenden, nämlich aus den triebkriiftigen, lebensreichen Völkern Griechenlands und Macedoniens einerseits (Lenden), und der trägen Masse des Morgenlandes an- sdrerseits (Bauch), war das dritte, das griechische Weltreich zusammengesetzt (vgl. den Schluß der Bemerk. zu l. Macc. l, 4); die Lenden Griechenlands hielten den Bauch Asiens zwischen sich, ohne ihm von ihrem Lebens- vermögen mittheilen zu können, und wie der beweglichste Theil des Leibes, in welchem sich derselbe dreht und wendet, in nächster Nachbarschast ist mit dem, der nur getragen sein will, so im Reiche Alexanders das rührigste und gewandteste Volk mit dem blos passiv sich verhal- tenden Morgenlande. Dabei ist noch bemerkenswerth, daß Alexanders Monarchie hernach wirklich, wenisteus was die für das Reich Gottes wichtig gewordenen eiche sfeiner Nachfolger (der sog. Diadochen) betrifft, in zwei Lenden ausging; wir verweisen auf die zu Kap.11 aus- führlicher zu besprechenden beiden Reiche der Ptoleniäer sin Egypten und der Seleuciden in Syrien. Jn Betreff der verschiedenen Metalle aber, aus denen die einzelnen Theile des Bildes bestehen, bemerken wir nunmehr, nach- dem 3 Weltreiche an unserm Blicke vorübergegangen sind, daß das Gold das beständigste und geschmeidigste Metall ist; Silb er ist biegsamer und weniger gefchmeidig als Gold, fein Glanz aber milder, als der des Goldes; das biegsamste von allen Metallen ist das Kupfer, da- bei nur ebenso geschmeidig als das Eisen, sein tiefer Glanz dagegen hat etwas Abschreckendes und Unheim- liches. So gab auch das persische Reich widrigen Ein- wirkungen von außen leichter nach als das chaldäische, welches bis zum Augenblick des Unterganges zusam- mengehalten zu haben scheint, und noch leichter das Reich Alexander’s, während es dem Willen Nebucad- Nezar’s am unbedingtesien, weniger schon dem des Cyrus und Darius Hystaspis, am wenigsten dem Alexanders gelang, eine beliebige Gestalt seines Reiches auszuprägem Und wie verschieden erscheinen die Urheber dieser drei Reiche: Nebncad-Nezar im Glanze desHerp schers, Cyrus in dem des gerechten Vaters, Alexander in dem eines dämonisch getriebenen Siegesheldenl 40. »Das vierte wird hart sein wie Eisen. Denn gleichwie Eisen alles zermalmet und zerfchlagh ja, wie Eisen allcs zerbrichtz also wird es sdas vierte Königreich] auch alles [was vor ihm da ist, alle jene andern Metalle oder Reiche] zermalmen nnd zerbrechen. » 41. Daß du aber gesehen hast die Fuße und [deren] Zehen eines Theils Thon, und eines Theils Eisen, das [bedeutet, daß dieses selbe Königreich, welches in seinem Anfange lauter Eisen gewesen, in späteren» Zeiten] wird ein zertheilt sin sich zer- rissenes und mehrfach» gespaltenes] Königreich sein; doch wird von des Eisens Pflanze [Art und Cha- racter] drinnen bleiben, wie dn denn gesehen hast Eisen mit Thon vermenget. 42. Und daß die Zehen an seinen Füßeneines Theils Eisen, und eines Theils Thon»sind, wird es zuni Theil ein stark, und zum Theil ein schwach Reich sein. » · 43. Und daß di: gesehen haft Eisen mit Thon vermenget, werden sie sich wohlnach Menschengeblut unter einander mengen,»abe·r sie werden doch nicht an einander halten; gleichwie sich Eisen mit Thon nicht mengen laßt. Gleichwie am Leibe die Lenden in die Schenkel übergehen, und diese wiederum an den Füßen ihre Fortsetzung haben, so ist geschichtlich das griechische Reich von dem römischen abgelöst worden, unter dessen Herrschaft dann auch wirklich die Aufrichtnng des Rei- ches Gottes erfolgte (V. 34 f.); dies Reich nun, wie es die alte Welt schließt (Schenkel), so reicht es andrerseits in die neue Welt hinein (Füße) und wird in seinen ver- schiedenen Ausläufen (den Zehen), d. i. in den mannig- faltigen, aus römischen und eingedrungenen barbarischen Volksbestandtheilen gemischten Reichen bleiben bis zum jüngsten Tage, um da von dem Reiche der Herrlichkeit völlig zertrümmert zu werden, wie es von dem Reiche der Gnade schon einmal in vorbildlicher Weise zertrüm- mert worden ist. Die Anfänge des römischen Reichs waren sehr stark; es zerschlug alles mit des Eifens Kraft, von Alexanders getrenntem Reiche aber verleibte es einen Theil nach dem andern ohne viel Kampf und Beschwer seinem Gebiete ein —- gerade so, wie die Lenden am Leibe ganz unmerklich und von selbst in die Schenkel übergehen. Und gleicht nun schon der unwiderstehlich schwere und fchonungslose Arm des Römers dem Eisen aufs Genaueste, unter dem alles in Trümmer geht, so ist auch das ganze Ansehen des römischen Reichs dunkel und ernst, gleich der Farbe des Eisens; dazu war es auch, um das Bild der zwei Schenkel zu erfüllen, gleich anfangs, als es sich bildete, in lateinische und griechischq 668 Daniel 2, 44—49. in abendländische und morgenländische Welt zertreiinet, und diese Trennung hat seitdem fortbestanden, wie sich der einmal gespaltene Leib nicht wieder schließt, sondern in Füße und Zehen ausgeht. Sehr bedeutsam ist es, daß die Füße sammt den Zehen an dem Bilde einestheils Eisen nnd eines-theils Thon find. Als die Deutschen und Slaven zur Zeit der Völkerwanderung theils auf den Grund und Boden, theils in die weltgeschichtliche Stelle des römischen Reichs einrückten, verschwägerten sich ihre Fürsten mit römischen Familien. Kaiser Karl stammte aus romanischem Hause, und sast zu gleicher Zeit haben sich der deutsche Kaiser Otto lI. und der russische Großfürst Wladimir mit Töchtern oströmischer Kaiser vermählt. Es war dies bezeichnend für das Berhältniß der nachrückenden Völker überhaupt; sie haben kein neues Reich gestiftet, sondern nur das römische fortgesetzt, und von des Eisens Pflanze, d. i. römisches Wesen, liegt allen weiteren Staatenbil- dun en zu Grunde bis auf den heutigen Tag. Und so blei t es bis an das Ende aller Weltmacht, bis zu ihrem schließlichen Auslaufe in zehn Herrschastem welche, wie Hosmann trefsend sich ausdrückt, jetzt schon nach- weisen zu wollen ebenso verkehrt wäre, als wenn man die Wiederkunft Christi aus morgen oder übermorgen ansagen wollte; indessen werden wir hernach sehen, wie die Geschichte der Gegenwart sich immer mehr auf diesen Ausgang zuspitzt 44. Aber zur Zeit solcher Königreiche sder Könige dieses vierten Reiches, das die vorhergehenden alle in sich begreift] wird Gott vom Himmel ein Königreich aufrichten», das nimmermehr zerstoret wird; und sein kvies von Gott selbsi aufgerichtete] Konlgreich wird ans kein anderes Voll kommen [wie ein jedes von den drei ersten unter den vier Weltreichen immer auf ein anderes Volk gekommen und das vierte von dem Reiche Gottes abgelöst worden ist]. Es wird alle diese Kbnigreiche zumal: men und verstören; aber es [selber] wird ewiglich bleiben. 45.» Wie du denn gesehen hast einen Stein ohne Hunde lohne daß Hände sich dabei wirksam gezeigt hätten] vom Berge herabgerissem der das Eisen, Erz) Thon, Silber und» Gold zermalme·t. Also hat der große Gott dem Konige gezeigeh wie es hernach gehen werde; und das ist· gewiß der Traum [den du gehabt haft], und die Deutung sdie ich davon gegeben habe] ist recht. Das Reich des letzten Weltherrschers, das kein Ende nimmt, tritt nicht, wie es bisher immer der Fall war, an des nächstvorhergehenden Stelle, sondern es räumt mit der irdischen Weltmacht fliberhaupt auf; es stammt auch nicht von da, woher die von· en Recche stammen, sondern es ist Gottes eigenstes, unmittelbares Werk, und der Berg, von dannen es abreißeu wird, ist der Berg Zion, wie geschrieben steht (Ps. 50, 2): »aus Zion bricht an der schöne Glanz Gottes« Die Beschreibung des Wendepuukts der Dinge in» V. 34 f., sagt Auberleiy ist in ihrer Einfachheit so göttlich großartig und heilig erhaben, daß man fühlt: das kann nicht etwas von Menschen Ersonnenes, sondern es muß aus dem oberen Heiligthum geoffenbaret sein. Wenn wir alle Dichter und Geschichtschreiber des Alterthums fund der ueren Zeit ziisammentragein wo findet sich eine Stelle, ie an Majestät und Einfalt mit diesen Worten sich vergleichen ließe? Das Weltwesen ist in seinem ganzen Glanze geschildert; aber der metallene Koloß steht auf schwacheu thönernen Füßen, ja die ganze Menschenherrlichkeit, die vorher so kostbar und so fest geschiei1en, ist in Wahrheit so werthlos und so hinfällig wie Spreu. Das Reich Gottes aber, dem prächtigeii Koloß gegenüber so unscheins bar und unbeachtet wie ein Stein am Boden, und gleich- wohl in sich compakt und einig Lgegenüber der Weltmachtz die schon in ihrer wechselvollen ieigestaltung das Zeicheu der Hinfälligkeit an sich trägt, wird am Ende, in einer auch für uns noch zukünftigen Zukunft, all dem gewal- tigen Treiben mühelos (2. Thess 2, s) ein Ziel setzen und selbst auf Erden Platz greifen, alles mit seiner Herr- lichkeit erfüllend. Jn dem eben Gesagten wurde schon angedeutet, daß die Weissagung der beiden vorliegenden Verse nur mit- telbar und in untergeordneter Weise ans die erste Er- scheinung Christi im Fleische geht. Allerdings ist sie bis zu einem gewissen Maße vorläufig schon dadurch erfüllt, daß Christus unter dem römischen Kaiser Augustus ge- boren ward nnd seine Kirche das Gebiet der früheren Weltreiche in Besitz genommen hat; Aber die eigentliche und volle Aufrichtung seines Reiches und die gänzliche Zertrümmeriing der irdischen Weltmacht steht für seine zweite Zukunft uns noch bevor, wobei wir die Frage wegen des sog. tausendjährigen Reichs für jetzt noch aus dem Spiel lassen. Jn der Gegenwart, in der wir leben, besteht das römische Reich noch fort, sowohl nach An- schauung der Schrift als nach Aussage der Geschichtr. Schon das germanische Reich kannte keine größere Ehre als die, das heilige römische Reich deutscher Nation zu sein; ehe dasselbe dann aufgelöst ward, hatte bereits Napoleon der Idee des römischen Kaiserthums sich be- mächtigt, seine Universalmonarchie war wesentlich und ausgesprochen römifcher Art, sein Sohn hieß König von Rom. Und so ist das römische Reich noch immer das Ideal, welches den gerrschern dieser Welt mit zauberii scher Kraft vor der eele steht, das sie immer wieder zu realisiren suchen und ohne Zweifel auch noch einmal realisiren werden. Wie dies einestheils von der Fort- setzung des weströmischen Reiches gilt, so haben wir an- derntheils auch eine Fortsetzung des oströmischen im russischen Reiche, dessen Herrscher nach dem römischen Cäsar sich »Czaren« nennen und dessen Politik nach Konstantinopel und der Wiederaufrichtung des byzantis schen Kaiserthums geht. Es wird denn auch gewiß die Zeit kommen, wo das Auseinandergehen des vierten Weltreichs ii1 zehn einzelne Reiche als in die Zehen des Kolosses sich erfüllt. »Jetzt freilich haben wir weit mehr als zehn Reiche, die alle dem altrömischen entstammen; aber zeigt nicht die neueste Geschichte unwiderleglich, daß die Zeiten der kleinen Staaten vorüber sei und daß die noch übrigen bestimmt sind, nach und nach von den grö- ßeren sich aussaugen zu lassen? Wie mancher Kleinstaat ist nicht in den letzten Decennien Jahrzehnten) von der Karte verschwunden, und wie manches andern Tage sind bereits gezählt! Die Zeit weist darauf hin, daß die größeren Staaten sich consolidiren, abrunden; und wie der Lauf der Geschichte bisher der Danielischen Prophetie Recht giebt, so wird er ihr auch darin Recht geben, daß wir zuletzt noch 10 Staaten haben werden, in welche das römische Reich auslä11ft, und je mehr wir dieser åekånzahl uns nähern, desto mehr nähern wir uns dem n e « 46. Da [nachdem er mit steigender Verwun- derung der Erzählung seines Traums, dessen er sich nun wieder ganz genau erinnerte, zugehört und von der Deutung desselben immer gewaltiger ergriffen worden war] fiel der König Nebucaddliezar auf Die Verkündigung des Traums und seine Auslegung. Danieks Erhöhung. 669 sein Angesicht szur ErveL und betete an vor dem Daniel [in welchem er eine sichtbare Erscheinung des höchsten Gottes selber zu erblicken glaubte Apostg 14, 11 ff.], und befahl, man sollte ihm sals einem Gott] Speisovfer und Rauchopfer thun fdoch dieser wendete dies nachdrücklich ab und verstän- digte den König darüber, daß er nichts als ein sterb- licher Mensch, ein geringer Diener des Gottes Israel sei; wohl aber habe dieser Gott sich an ihm, dem Nebucad-Nezar, verherrlichen und ihm Antwort geben wollzen auf die Gedanken und Fragen feines Herzens V. « 9]. 47. Und der König antwortete Daniel [auf das, was derselbe ans seiner Eingangsrede V. 27 ff. ihm hier nochmals vorhielt] und sprach: Es ist kein Zweifel, euer» Gott [den ihr Juden ver- ehrt] ist ein Gott uber alle Götter [2.»Mos. 15, 1t»; Pf. 136, 2], und ein HErr uber alle Konige [Kap. 8, 251 der da kann ver- borgene Dinge offenbaren« swährend meine Sternseher und Weisen von ihren Göttern sagen mußten, sie wohnen bei den Menschen nicht V. 11]; weil du dies verborgen Ding sden von mir ge- habten Traum mit seiner noch zukünftigen Ersüllung] hast können offenbaren. «) Dies gute und richtige Bekenntniß könnte ein Zeichen wahrer Bekehrung und Sinnesänderung zu fein scheinen; aber unheilige Menschen werden bisweilen zur Bewunderung Gottes hingerissen, und dann bekennen sie in übersließeiider Rede, was immer man nur von wah- ren Verehrerii Gottes verlangen kann. Es ist das jedoch nur eine augenblickliche Anwandlungx unterdessen bleiben sie nach wie vor in ihre Jrrthtinier vermittelt. Gott also ist es, der ihnen die Worte abzwingt, wenn sie so fromm werden: innerlich behalten sie ihre Fehler bei, daß sie bald hernach in ihr voriges Wesen zurücksinke1i, wie auch im vorliegenden Falle dessen ein merkwürdiges Exempel im nächsten Kapitel folgt. Wie dem aber auch sei, Gott wollte den Mund des unheiligen Königs seinen Ruhm verkündigen lassen und ihn zu einem Herold sei- ner Macht und Herrlichkeit machein (Calvin.) Dagegen läßt sich aber auch sa en: Daß Nebucad-Nezar das nn- erschrockene Bekenntni Daniels von Gottes Herrlichkeit und Gericht so hoch ehrte, ehrt ihn selbst und zeigt, daß er dies Mal wirklich nur Wahrheit, nicht Schmeichelei wollte, und daß er die Wahrheit, auch die denitithigende, zu erkennen und zu schätzen verstand. Gott hatte ihn aber auch durch die Art, wie diese Offenbarung an ihn kam, dazu vorbereitet: er hatte vorher in· seinem leiden- fchaftlichen Gemüth den Hunger nach dieser Wahrheit erweckt und bis zur maßlosen Ungeduld gesteigert. (Schmieder.) Der Repräsentant der ersten Weltmacht ist es, der hier feierlich die Superiorität (Ueberlegenheit) des Gottes Jsraels anerkennt und sich vor ihm beugt. Wie ganz anders werden wir es bei dem Repräsentanten der letzten Weltmachh dem Antichrist, finden, der sich selber zu Gott macht! Auch hier hat das erstere und haben die ersten Weltreiche einen Vorzug vor dem letzten. (Füller.) 48. Und der König [wie er in V. 6 dem- jenigen versprochen, der ihm den Traum und seine Deutung sagen würde] erhöhete Daniel [ogl. 1. Mos. 41, 38 fs.], und gab ihm [wie das im Morgen: lande bei ehrenvollen Auszeichnungen Sitte ist] große und viele Geschenke, und machte ihn zum Fürsten [Statthalter] uber das ganze Land zu Babel [die Provinz Babhloniem die vornehmste im ganzen Reiche], und setzte ihn zum Obersten über alle Weisen zu Bade» [so daß der Magier-Orden fortan unter seiner Leitung stund, davon denn dieser großen Segen hatte bis in die fernsten Zeiten Matth. Z, 1 ff. Anm.]. «) Zu einer Zeit, wo sich Gott nicht an dem ganzen Volke verherrlichen konnte, war Daniel vor den Augen der sich für allmächtig haltenden Herrscher Babels be- rufen, in seiner Person das Volk Gottes und die äußer- lich der Macht der Chaldäer preisgegebene Theokratie vor den Heiden und an der höchsten Stätte der heidni- schen Weltmacht zu vertreten und durch seiue Vertretung die Erhaltung und Wiederherstellung derselben oder die Rlickkehr des Volkes Gottes in sein Land anzubahnen. Um Eindruck auf die gewaltigen Träger des Heidenthums zu machen, mußten nun die Wunder, die an Daniel und seinen Freunden oder für dieselben eschahen, einen gewaltigen, itnponirenden Character anne men; und da sie diesen Zweck wirklich erreichten, beweist der Ausgang des Exils, namentlich das Edikt des Cyrus (Esral,lff.), das sich nicht darauf beschränkte, den Juden die Rückkehr in ihr Vaterland zu gestatten, sondern ausdrücklich dem Gotte Jsraels als dem Gott des Himmels die Ehre giebt und feinen Tempel zu bauen befiehlt. (Keil.) Vgl. das zu Chrom Bis, 23 Gesagte. » » » · 49. Und Daniel bat vom Konige, daß er uber die Landschaften zu Babel sdie einzelnen Distrikte der Provinz] setzen möchte [als Jntendanten oder unter dem Statthalter stehende Geschäftsverwalterj Sa- drach, Mesakh, Abed-Nego [seiue ihm gleichgefinnten und ebenfalls mit hoher Weisheit begabten drei Freunde Kap. I, 17; 2, 17 f.]; und er, Daniel [weil er ja zugleich Vorsteher des Magier-Ordens war], blieb bei dem Könige zu Hofe fwährend er mit den Geschäften der Statthaltersclyaft in eigener Person nichts weiter zu thun hatte Kap. 3 , 12 Anm.]. Das Z. Kapitel. Dei« kfreunde Daniecs Standhaftiglieit und tgottesfurcht III. v.1--30. sllm dje Mitte seiner Regierung, als er auf dem Gipfel seiner Macht and seines Glückes stand, läßt ilebiicadblezar in der babyloiiiscljeii Ebene Duca ein kolossalen goldener; Bild aiisriihteitz zur feierlicheii Gin- weiljuiig desselben alle höheren Retchsbeaniteii berufen nnd durch eineii Herold den Befehl beliaiint machen, daß auf ein gegebenes Zeichen die ganze Versammlung vor dein Bilde niederfallen und es aubeten soll, indem zu— gleich denen, welche solchem Befehl nicht naihttoininem die Strafe der Verbrennung im Gluthofeii angedrohet wird. Mr drei Freunde Daniel- nun, die in ihrer Eigenschaft als Staatsbeamte des babnlouifmeii Reime der Xeierlimlieit beiwohnen, verweigert: standhaft die Jlnbetung des Bilde-z, weit sie dem Gott Uebucadklezakg nicht dienen können, und werden dann in ihren Kleidern gebunden in den Ofen geworfen, defsen heizung inb- dlngehenre gesteigert morden ist; doch sie bleiben unver- sehrt, so daß hernach weder eine Zraudspur noch ein 670 Daniel 3, 1-——18. Zrandgernch an ihnen wahrzunehmen ist, und ein Engel des ijErrn gesellt sikh zu ihnen, daß sie mitten im Feuer— ösen wandeln wie im tiühlen iklorgenthau Alls der . König von außen her sie so wandeln siehet, ergreift ihn Entsetzen; er läßt sie herauskommen, überzeugt sieh in Gemeinschaft mit seinen Staatsräthen von ihrer völligen ilnverlelztheit nnd preist nun nicht niir in lautem Bekennt- niß die macht ihres Gottes, sondern verbietet aukh in einem tiianifest den dlölliern seines Reichs die stlißachtung dieses Gottes unter Androhung sehiinvsiicher Todesslrafe wie hier an dem Beispiele von Indem, sdlesach und Jlbedsilego sich zeigt, daß man der weltmacht nicht positiv huldigen darf dureh Jlnbetnng des Welt— bildes, so wird hernach Man. b) an dem Beispiele Itanieks selber sich zeigen, daß man ihr auch nicht ein- mal negativ huldigen dars durch dlichtanbetung Gottes. 1. Der König Nebuead-Nezar ließ swie es scheint, um die Zeit der Zerstörung Jerusalems und der Wegsührung der Juden in die babylonische Gefangenschaft 2. Köth 25, 8 ff» also etwa 16 Jahre nach dem im vorigen Kap. erzählten Ereig- niß, als der König das Traumbild mit dem golde- nen Haupte, welches letztere ihn selber bedeutete, sich nun verwirklichen sah und er der Welt ein Bild von der Macht und Größe des von ihm gegrün- deten Reiches vor die Augen stellen wollte] ein gut- den Bild [wohl in Form eines Obelisken oder einer hohen Spitzsäula inwendig von Holz und auswen- dig mit Goldblech überzogenJ machen, sechzig Ellen hoch, und sechs Ellen breitst und ließ es setzen [aufrichten] im Lande zu Babel [in der Landschaft Babylonien] im Thal Dura [nicht weit von der Stadt Babel Kap. 4, 2 Anm.]. «) Andere Ausleger bestreiten, daß das im Grund- text für ,,Bild« gebrauchte Wort auf eine bloße Säule oder einen Obelisken hinweise, vielmehr habe man an ein menschenähnliches Bild, etwa mit Kopf, Gesicht, Armen und Brust, zu denken; nach unten aber konnte dasselbe gleichwohl säulenartig geformt oder aus. hohem Piedestal (Säulengestell) angebracht sein. Schwierigkeit bereiten dabei die Maße: 60 Ellen Höhe und 6 Ellen Breite; aber in den 60 E. Höhe kann ja das Piedestal mit inbegriffen gewesen sein (bei der menschlichen Figur verhält sich die Länge zur Breite wie 6 zu l), und das Ungeheure des ganzen Bildes entspricht dem babylonischen Kunstgeschmack, der sich in grotesken lfeltsarnen oder widernatürlichen) Riesenformen gefiel. Z. Und der König Nebucad-Nezar» sandte sBoten mit Einladungsschreibeiq nach den »Fursten, Herren, Landpflegerm Riehtern,»-Vögten, Rathen, Amtleuten und allen Gewaltigen im LandeJ daß sie zusam- menkömmen söllten, das Bild zu weihen, das» der König Neöuead-Nezar hatte sehen lassen sdamct es durch feierliche Anerkennung von Seiten aller Groß: würdenträger des Reichs würde zu dem, was es sein sollte, zu einem Symbol der Weltmacht und ihrer göttlichen Hoheits » . V) Die ungeheure Ausdehnung»deraltasiatischen Reiche erförderte, wie auf der einen Seite eine angemessene An- zahl von Behörden, so auf der anderen ein enges, dieses unter sich undsie wiederum mit dem Throne und dessen Inhaber verknüpfendes Band. Von den hier genannten Oberbeamten des babylonischen Reiches nun sind l) die Fürsten die Wächter der Provinzen oder die eigent- lichen Satrapen, Z) die Herren die Militairchefs in den Provinzen, 3) die Land pf leg er die Vorsteher der Civil- Verwaltung, 4) die Richter die Regierung-Mühe, 5) die Vögte die Verwalter des öffentlichen Schatzes, 6) die Rathe die Gesetzeswächtey 7) die Amtleute die Richter: im engeren Sinne; dann folgen noch 8) die Gew altigens im Lande, d. i. die dem Oberverwalter untergeordneten Präfektem 34 Da kamen [solcher Aufforderung Folge IeistendJI zusammen die Fursten, Herren, Laudpflegeu Richter, Vögte, Rathe, Amtleute und alle Gcwaltigen un» Lande, das Bild zu weihen, das der König Nebucad- Nezar hatte sehen lassen. Und sie mußten gegen das Bild treten [dem Bilde gegenüber sich ausstellen], das Nebuead-Nezar hatte seszen lassen. 4. Und der Ehrenhöld sHeroldj rief überlautz Das laßt euch gesagt sein, ihr Völker, Leute und Zungen: » « » 5. Wenn ihr hören werdet deu Schall der Posaunen, Trommeten, Harfeiy Geigen, Mauer, Lauten und allerlei Saitenspiel [4. Pers. 10, 2 Anm.]; so sollt ihr niederfallen und das guldene Bild an- beten, das der König Nebneaddliezar hat sehen lassen. » a. Wer aber alsdann nicht» niederfällt und aubetet, der soll vön Stund an iu den gluhendeu Ofen sder dort schon hergerichtet und angezündet ist] geworfen werden. » Wie aus Jer. 29, 22 sich ergiebt, war das Ver- brennen in Oefen eine bei den Chaldäern übliche Todes- strafe; und auch die Juden scheinen die Strafe gekannt zu haben, wenn man in 2. Sam. 12, 31 an die ge- wöhnliche Lesart sich hält. Dergleichen Feneröfen waren in die Höhe gebaut und oben offen, so daß man von da aus die Verbrecher hinabstürzen konnte; am unteren. Ende aber befand sich eine Oeffnung zum Heizen, nnd diese war mit einer Thür versehen, welche denen die Durchsicht gestattete, die das Schauspiel des Verbrennens mit ansehen wollten. An vorliegender Stelle war der Ofen, als der Herold seine Aukündigung that, bereits angezündet, um desto mehr Furcht vor allein Ungehori sam gegen des Königs Gebot einzuflößeii und das Ver- fahren wider die etwa dennoch sich Weigernden sogleich in Anwendung bringen zu können, wie es noch jetzt in« Persien Sitte ist. 7. Da sie nun höreten den Sehall der Posau- nen, Trommeten, Harfen, Geigen, Psalter und allerlei Saitenspiel, fielen sin sämmtlichen Anwesenden] nieder allx Völker, Leute und Zungen, und beteten an das guldene Bild, das der König Nebuead-Nezar hatte setzen lassen. Das Bild soll die Weltmacht, die Nebucad-Nezar aufgerichtet hat, darstellen und seinen unterjochten Völkern als Gegenstand der Anbetung aufstellen. Aber es trägt die Sigiiatur, daß es nichts Göttliches ist; denn zwar hat es die Signatur der Zehn, d. h. der Oecumenicität Ausbreitung über die ganze Welt); ein über die ganze Erde herrfchendes Reich, ein Weltreich ist es allerdings, aber die Signatur göttlicher Vollendung, die Signatur der Sieben fehlt ihm. Statt dessen hat es die Signatur der Sechs: alles, was ein Mensch in den 6Arbeitstagetiz die ihm gegeben-sind, erarbeiten und erwerben -kann, das besitzt es; aber an die Vollkommenheit; göttlichen Nebucad-Nezar richtet in der Ebene Dura ein gülden "Bild» auf, das jedermann nnbeten soll. 671 Werks und göttlicher Vollendung kommt es doch weder mit seiner Höhe noch mit seiner Breite. Daß Nebucad- Ne ar die Maße seines Bildes nach solchen bedeutsamen Zaglen bestimmte, ist nun freilich providentiell idurch die göttliche Vorsehung auch ohne sein Wissen herbeigeführt); es giebt aber auch eine Providenz (Kliefoth.) 8. Von Stund an traten hinzu etliche chaldciische Männer lzu dem bei der Feier anwesenden König], und verklagten die Juden swelche nicht auch dem Bilde gehuldigt hatten]; 9. Fingen an, und sprachen zum König siebiicad- Nezar: Herr König, Gott verleihe dir langes Leben [Kap. D, 4]! 10. Du hast ein Gebot lassen ausgehen, daß alle Menskhen, wenn sie hören den Schall der Po: saunen, Trommeten, Harfen, Geigen, Mutter, Lauten und allerlei Saitenspiel, sollten sie niederfallen und das guldene Bild anbeten; · sp 11. Wer aber nicht niederfiele und anbetete, sollte in einen glühenden Ofen geworfen werden sVx 4 ff.]. J« . 12. Nun sind da jiidische Männer, welche du uber die Aemter im Lande zu Babel gesetzet hast [Kap. 2- 49J, »Sadrach, Mesach »und Abed-Nego; dieselbigeii verachten dein Gebot, und »ehren deine Götter nicht, und beten nicht an das guldene Bild, das du hast setzen lassen. — Diese chaldäischeii Männer kennen die drei Juden, welche auch so gestellt sind, um gekannt und beneidet zu werden, von früher her. Sie wissen längst, daß dieselben keine Götzen anbeten; aber bei jetziger Gelegenheit, da ihre Religion die Juden zum Ungehorsam gegen könig- -lichen Befehl nöthigt, bringen sie ihr Wissen an den Mann. (Hitzig.) — Der ausfällige Umstand, daß bei der Feierlichkeit Daniel nicht zugegen war, der andernfalls das Bild auch nicht würde angebetet haben, erklärt sich am natürlichsten daraus, daß er zu keiner von den in V. 2 f. namhaft gemachten Beamtenklassen zählte; in seinem Namen und unter seiner Oberaufsicht verwalteten die drei Freunde die Geschäfte der Statthalterschaft über die Provinz Babylonieiy und waren nun auch diese ver- pflichtet, der Feierlichkeit beizuwohnem während er selbst am königlichen Hofe zurlickblielx » » 13. Da befahl .Nebucad-Nezar mit Grimm und Zorn, daß man vor ihn stellete Sadrach, Mesach und Abed-2)’tego. Und die Manner wurden vor den König gestellet 14. Da sstatt ohne Weiteres sie zum Tode abführen zu lassen, vielmehr erst noch einen Versuch machend, die drei Männer zur Willfährigkeit gegen den nun einmal von ihm gegebenen Befehl zu be- wegen] fing Nebucadällezar an, nnd sprach zu ihnen: Wie? Wollt ihr, Sadrach, Mesach und Abed-Nego [die ihrdoch sonst als treue und gehorsame Diener euch mir bewiesen habt], meinen Gott nicht ehren, und das guldene Bild nicht anbeten, das ich habe setzen lassens « » » « 15. Wohlan, schicket euch! Sobald ihr swenn ich setzt» die Feierlichkeit noch einmal anstellen lasse, sum euchGelegenheit zu geben, dasVersiiumte nach- zahmen] hören werdetden Schall der Posaunen, Trommeten, Harsen, Geigen, Mutter, Lauten und allerlei Saitenspiel; so fallet nieder und betet das Bild an, das ich habe machen lassen! Werdet ihr es» nicht anderen, so sollt ihr von Stund an in den gluhendenOfen geworfen werden. Laßt sehen, wer der Gott sei, der euch aus meiner Hand erretten werde fdenn in einem solchen Feuerofen euch am Leben und unversehrt zu erhalten, das geht gewiß auch über eures Gottes Vermögen]! 16. Da fingen an Sadrach, Mesach, Abed- Nego, und sprachen [indem Abed-Nego das Wort ergriff V, 23 Anm.] zum Konige Nebucad-Nezar: Es ist nicht noth, daß wir dir darauf [auf die in V. 14 an uns gerichtete Frage] antworten [dn diese Frage bei rechter Würdigung unsrer Herzensstellung sich von selbst beantwortet]. 17. sWas aber deine Aufforderung in B. 152 und die drohende Herausforderung in V. löb be- trifft, so diene dies zur Erwiederung:] Siehe, unser Gott, den wir ehren, kann uns wohl [wenn anders seinem heiligen Rath und Willen es also gefällt] erretten aus dem gluhenden Ofen, dazu auch von deiner Hand erretten [Jes. 43, 2]. , «18. Und wo er es nicht thun will; so sollst du dennoch wissen, daß wir deine Götter nicht ehren, noch das guldene Bild, das du hast seyen lassen, anbeten wollen [wir sind vielmehr bereit, zur Ehre des Namens unsers Gottes auch , wenn es sein soll, den Feuertod zu erleiden Z. Mart. 7]. Man hat in der Rede der Drei: »Es ist nicht noth, daß wir dir darauf antworten« eine trotzige Herausfor- derung finden wollen. Versetzen wir uns aber ganz in die Lage dieser Männer, so können wir nichtTrotz, son- dern nur Besonnenheit und Weisheit darin erkennen: sie vermeiden dadurch, ein Nein an die Spitze ihrer Rede zu stellen. Härten sie sogleich gesagt: »Nein, wir wollen das Bild nicht anbeten!« so durften sie gewiß kein Wort weiter sprechenx durch den Auffchub der Antwort hatten sie aber noch Raum für das herrliche Bekenntniß zur Ehre Gottes, das sie in V. 17 ablegen, und dann folgt in V. 18 erst wirklich das entschiedene Nein. (Schmieder.) Zwar hatten die Drei in Jes 43, L: »so du in’s euer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme so dich nicht anziinden« ein bestimmtes Wort göttlicher Verhei- ßung, das sie auf ihren Fall anwenden und also be- stimmt sich darauf verlassen konnten, daß der glühende Ofen ihnen nicht schadeii werde; dennoch wäre solcher Gebt-auch des Wortes Gottes ein Mißbrauch und solches Vertrauen auf leibliche Errettung eine Vermessenheit gewesen, da der HErr seinen Rathschliiß wie er inihrem besonderen Falle jene Verheißung erfüllen wolle, durch seinen Geist ihnen nicht ossenbarete, und er konnte ihn nicht offenbaren, weil er sie versuchen wollte. Ihre Lage ist anz ähnlich der des Abraham in 1. Mos :z2., der au nicht mehr wissen darf, als im Allgemeinen, was Gott kann (Hebr. U, 19), ohne schon im Besonderen zu verstehen, wie er seine Wege einrichten wird; und ebenso ergeht es uns in den meisten Fällen. Wir haben für jede Bedrängniß und Anfechtung in unserm Leben eine bestimmte Verheißung, die darauf paßt, und können der göttlichen Hilfe und unsers Heils gewiß sein, nur daß unsre Augen gehalten werden, die Art und Weise der Hilf-e und das, was der HErr zu unserm Besten ersehen 672 Daniel Z, 18—70. hat, schon jetzt zn erkennen, weil wir lernen sollen, uns unbedingt und rückhaltslos seiner Führung zu überlassen; wie aber in einzelnen, ganz besonderen Fällen, wo es zur Ehre Gottes und zur Förderung seines Reiches dienlich ist, dem gläubigen Beter gleich anfangs eine Ahnung des von Gott beschlossenen Rathes gegeben und ihm damit das Recht verliehen wird, von einem Gottes- wort buchftäblichen Gebrauch zu machen, darüber s. zu 1. Kein. 17,- i. · 19. Da ward Nebuead-Nezar voll Grimms, Und stellete slch fcheuslich [d. i. der ganze Ausdruck seines Gesschts war, statt der vorherigen Milde und Freundlichkeit V. 14 f., rückhaltslos hervorbrechende Wuth] wider Sadrach, Mesach und Abed-Nego, und befahl, man sollte den Ofen sieben Mal fin dem Sinne wie unser jetziges »zehn Mal« 1.Mos. Si, 7 Anm.] heißer machen, denn man sonst zu thun pflegte. · · 20. Und befahl den besten Kriegsleutem die in seinem Heer [uud mit zur Stelle] waren, daß sie Sadrach, tblefach un·d Abed-Nego banden und m den gluhenden Ofen warfen. Der Grimm des Königs, schreibt Fiiller in Ueber- einstimmnng mit der Auffassung der übrigen Auslegey ist ganz erklärlichx es mochte ihm wohl noch nie begeg- net sein, daß seinen Befehlen solch ofsener Widerspruch entgegen gesetzt wurde — muß er nicht seine eigene Majestät vor dem ganzen anwesenden Volke als beleidigt betrachten? aber nun soll man auch sehen, wie solcher Widerstand bestraft wird« Wir müssen aber den Grund dieses Wuthausbruchs tiefer erfassen. Jn V. l3—-15 ließ deutlich bei allem äußeren Grimm des Königs den- noch eine innere Milde und Zunei ung zu den drei Männern sich merken; er hätte gern ie verschont, weil von dem Ereigniß in Kap. 2 her noch ein Zug seines Herzens zu dem Gotte Jsraels als dem allein wahren und lebendigen Gott zurückgeblieben war. Nach dem nun, was in V. 16-—"—-l8 ihm vorgehalten worden ist, gilt es bei ihm eine Entscheidung, entweder von dem uge seines Herzens und der Stimme seines Gewissens fich weiter treiben und bestimmen zu lassen und die ganze Sache mit dem goldenen Bilde als eine Beeinträchtigung der Ehre des wahren Gottes, die er früher selbst ge- priesen hat, aufzugeben, oder aber den Zeugen der Wahrheit, die ihm gegenüberstehen, auf immer den Mund zu verschließen; und es ist ja· erfahrungsmäßige Thatsache, daß, wenn ein Mensch in solcher Entschei- dungsstunde das letztere erwählt, die Ausführung allemal mit einer höllischen Wuth geschieht, wie es denn über- haupt keine heftigeren Widersacher und Verfolger des rechten christlichen Glaubens giebt, als die, welche zuvor geschmecket haben das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt und darnach abfallen. Wir meinen, was nach Kuh. 4 mit Nebucad-Nezar sich ereignete, daß er später in einen Hochmurh verfiel, für welchen er aufs Tiefste gedemüthigt werden mußte, ist Gottes Gericht dafür, daß er hier für einen Spott hielt, was er früher selber bekannt hat (Kap. Z, 47); es läßt nun einmal Gott sich nicht spotten, und wer da nicht hat, von dem wird auch genommen, das er hat; · · » 21. Also wurden diese Manner in ihren Man- teln, Schuhen, Huten [die drei Worte des Grund- textes werden auch so gedeutet: in ihren Unter- Neidern, Röcken und Mänteln] und andern Kleidern [Fuß- und Kopfbedeckungen], gebunden und in den gluhenden Ofen geworfen [vgl. V. 27]. 22. Denn des Kdnigs Gebot mußte man eilend thun. Und man schurete [dem Befehl in V. 19 gemaß] das Feuer im Ofen so sehr, daß die Männer, so den Sadrach, Mesaeh und Abed-Nego verbrennen szu der Oeffnung des Ofens hinaufbringen] soll- ten [um sie von da in die Flammen hinabzustürzen P. 6 Anm.], verdarben von des Feuers Flammen sindem sie davon ergriffen und getödtet wnrden]. 23. Aber die drei Mannen Sadrach, Mesach und Abed-Nego, fielen hinab in den gluhenden Ofen, wie sie gebunden waren snach unserer jetzigen Aue: drucksweifex gebunden wie sie waren] Zwischen diesen und den folgenden Vers hat die Septuaginta einen doppelten Zusatz eingeschoben, den Luther mit Recht unter die Apokrhphen gestellt hat und der nun in unsrer deutschen Bibel, irrthümlich als erst ,,nach dem 24. Verse gehörig« bezeichnet, von V. 25—90 zählt. Der erste voii diesen beiden Zufätzen ist: Dur» Gebet Asatiäx (Asarja ist der hehr. Name des dritten unter den drei Männern, der den chaldäischen Namen Abed-Nego führte Kap. I, 7., vermuthlich der Sprecher in V. l6—"-l8 unsers Kap. gewesen war und nun auch hier als Wort- führer erscheint) 25.« Und Afaria stund mitten im glühenden Ofen, nnd that feinen Mund auf, betete und sprach: 26. Gelohet seiest du.- HErr [Pf.119, 12, der Gott unserer Vater, und dein Name miisse gereichen nnd ge- chret werden ewiglich! Denn du bist gerecht in allem, das du uns ge- than haft; alle· deine Werke find reehtskhaffem und was d·i·iä;·bust, das ist recht, und alle deine Gerichte siiid un- ich. · 28. Du thust und [deinem Volke Israel, das nun in der Gefangenschaft und unter der Gewalt heidnischer Zwingherren nch befindet] Fett-i, daß du und gestraft hast unt solcher Strafe, die du uber uns hast gehen lasseii und aber Jerusalem, die heilige Stadt unserer Väter sdie zer- stort und vertvüstet daliegt]; ja, du thust recht nnd wohl daran, um unsrer Suiideu willen. 29. Denn wir haben gesiiiidiget nnd übel gethan, damit, das; wir von dir gewichen sind, nnd alleiilhalbea wider dikh gethan haben; 30. Und deinen Geboten nicht gehorchen noch ihrer gerichtet, daß wir darnach theilen, wie du uns befohlen hast, auf daß es uns wohl ginge. »· 31. Darum hast du recht gethan, daß du solcher alles uber uns hast gehen lasseu, II. Und und gegeben iii die Hände unserer Feinde, der gottloseii bosen Leute, und dem ungerechteii grausam- steii Koiiiiie auf Erden süberantwortets 33. Und wir diirseii unsern Mund nicht austhuin so siiid wir zu Schauder und zu Spott worden vor deinen Klicchten sden Propheten« die so oft uns gewarnt haben] und vor alleiy die dich furihtcii [unsern frommen Vätern, die mit ihrem Exempel zum Glauben und Gehorsam uns angeleitet haben]. 34. Aber doch verstoße uns nicht gar [Ps. 44, 24] um deines heiligen Namens willeii, und vertvirf deinen Bund nicht, 35. Und nimm deine Barmherzigkeit nicht von uns [2.Sai·n. 7, 15], iini Abrahaiiin deines geliebte-i Freun- des, willen, und deines Knechte« Jfaah und Jst-nie, dei- nes Heiligen swillen]; sit. Welelieu du verbeißen hast, ihren Samen zu mehren wie die Sterne am Himmel nnd wie den Sand am Meer [1. Wes. 15, s; 26, 4]. s Die 3 Freunde Daniels verweigern standhaft die Anbetung des Vildes 37. Denn wir sind geringer worden, denn alle Hei- den; und» sind jetzt die Vcrachtetsteu aiif Erden, um nn- serer Sunden willen, » 38. Daß wir nun keinen Furfteiy Propheten-»von) Lehrer mehr haben, und weder Brandes-sei, noch taglich Opfer, noch Spelsopfeiy noch RiiuchwerL und haben texixbet Stätte, da wir vor dir ovfern nnd Gnade finden ino en; » 39. Sondern mit betrubtem Herzen und zerschlage- ueiu Geist kommen wir vor dich, 40. Als brächten wir Brandovfer von Widdern und Rinden« und viel tausend fctter Schafe [Ps. 51, 18 f.]. Also tvollest du unser Opfer [das in nichts anderem, als in einem betrübten Fetzen und einein zerschlagenem Geist besteht, ohne da auch ein äußeres Opfer dazu käme] heute vor dir gelten und angenehm fein lassen; denn du lässest nicht zu Schanden werden die, so auf dich en. 41. »Also kommen wir» nun mit ganzem Herzen, und siicheu dem Angesicht mit iturcht 42. Darum laß uns nicht zu Schandeu werden« sondern thue uns, «HEi»·r, »auch deiner Gnade und nach deiner großen Barmherzigkeit. » 43. Und errette uns nach deinen Wunderthateiu und gieb deinem Namen dze Ehre, 44. Daß sich schauten mussen alle, die deinen Knech- ten Leid thniysnud zu Schanden werden vor »»deiiier gro- ßen Macht und Gen-alt, daß ihre Macht zerstoret werde; 45. Damit si»e erfahren, daß dn bist der HErr, der einige Gott, herrlich auf dem Erdboden. Das Gebet scheint, gleichwie heriiach der Gesang der drei Männer im Feuer, von denjenigen, die den Pro- p eteu Daniel aus der Grundfprache in’s Griechifche ü erfetzen (1. Matt. 1 , 11 Anm. S. 7 f.) , nach dem Vorbild des Daniekfcherc Gebets in Kap. s, 4 ff. und unter. Benutzung des Pfalters frei gedichtet und aus eigener Machtvollkomnienheit unserm Kapitel eingefügt worden zu sein, indem allerdings der Uebergang Von V. 23 zu V. 24 etwas Abgerisfenes und Unvermitteltes that, was leicht auf deii Gedanken führt, als ob hier eine Stelle aus-gefallen sei. Man vermißte zunächst, daß im Texte des Daniel mit keinem Worte einer Anrufung Gottes von Seiten der drei Männer, und zwar einer Anrufung im Geiste des Propheten (Kap. 9, 18): »Wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht auf unsere Gerech- tigkeit, sondern auf deine große BarmherzigkeitN Erwäh- nung gefchehe, und wollte vor allem diese Lücke ausfüllen; darnach aber glaubte man dem Leser das Verständnis; des im 24. u. 25. V. Erzählteiy indem Nebucad-Nezar auf einmal außer den drei Männern, die er in den Ofen hat hinabwerfen lassen, uoch einen vierten, gleich als wäre er ein Sohn der Götter, im Feuer gehen sieht, vermitteln zu müssen, und malte nun die Geschichte durch folgende Zuthat weiter aus: 46. Und die Diener des Königs, die ste in den Ofen geworfen hatten, höreten nicht auf, und warfen immer zu Schwesel [genauer: Jud enpech ode»»r Asphalt 1. Mos. U, Es, und Pech, und Werg, und durre Reiserz 4 . Daß die Lohe oben aus dem Ofen schlug, bei neun nnd vierzig Ellen hoch; »» . Und fraß um sich, nnd verbrannte die Ehaldaeu die es erreichte vor dem Ofen. 49. Aber der Engel des HErrn trat mit denen, die bei Afaria waren, in den Ofen, Zu. Und stieß die Lohe vom Feuer aus dem Ofen, und machte es i»m Ofen» wie einen kuhlen Thau, daß das Zeus? fie gar nicht anruhrete, noch schmerzen, oder be- a ge. Die Darstellung in V. 46——48 ist eine Ausmaluiig dessen, was bei Daniel in V. 22 gesagt worden, und näher Dächseks Bibelwerb 673 dahin zu verstehen, daß von den Dienern des Königs die einen, welche das Geschäft gehabt, die drei Verm- theilten hinauf zu der Oeffnung des Ofens zu bringen, von dort aus, die andern aber, welche den Ofeugeheizu von unten aus mit Hineinwerfeii recht brennbarer Stoffe das Feuer auf’s Aeußerste schiirten, bis die Lohe oben hoch emporschlug und die ersteren verbrannte. Das so hohe Empor-schlagen der Lohe (49 Ellen) hat aber noch einen besonderen Erklärungsgruiid in V. 49 u. 50; der Engel des HErrn nämlich, der bei den drei Verurtheilten sich einftellte, trieb die Flammen von ihnen hinweg nach oben mittelst eines starken Zugwindes, der von unten, durch die am Ende des Ofens angebrachte Oeffnung (V. 6 Aum.), zuströmte, und dieser Zugwind brachte ihnen zugleich eine solche Kühlung, daß sie mitten im Feuerofen wie im kühlen Morgenthau wandelten. Wie nun diese Darstellung die Erhöruiig des vorhin mitge- theilten Gebets enthält, so folgt jetzt in dein zweiten Zusatz ein Lob efang, der ganz wie ein feierlicher Wech- felgesaiig zwif en Liturgeii und Gemeinde (2. Mos. 15, 1 ff.) eingerichtet und theilweis (von V. 58 an) mit einigen Veränderungen in das römische Brevier als Lob- gesang am Soiintagsmorgen aufgenommen ist: Der Gesang der drei Männer im Feuer. 51. Da fingen die drei Männer mit einander an zu fingst, preiseteii und lobeteii Gott in dem Ofen, und pra en: » 52. Gelobet seiest da, HErr, der »Gott unserer Viitezxh nnd mussest gepreiset und hoch geruhmet werden ewi i . 3.»» Gelobet sei dein herrlicher und heiliger Name, und mnsse gepreiset und hoch geriihmet werden ewiglich. 54. Gelobet seiest dii»»m deinem heiligen herrlichen Tempel, und miissest gepreiset und hoch geriihmet werden e wi lich. Cz. Gelobet seiest du, der dii fiFest auf den Chern- s biin [Ps. 80,»»2; 99, 1], nnd siehe in die Tiefe, nnd mussest gepreiiet und» hoch geruhmet werden ewiglich.» 56. Gelobet seiest» du aus deineni herrlichen Honig: licheii Stuhl, und niussest gepreiset und hoch geruhmet werden ewiglich. 57.» Gelobet seiest dir iu der» Feste des Himmels, nnd mussest gepreiset nnd hoch geiiihmetwerden ewiglich. »»58. Es loben den HErru alle seine Werke, und» mussen ihn preisen und ruhmen ewiglich. » » 59. Jhr Himmel, lobet den HErrn, preiset und ruh- met ihn ewiglich. » litt. Lobet den Hilf-»ein, ihr Engel des HErru [Pf. los, 20J, pretset und ruhmet ihn ewiglich. 61. Alle Wasser droben am Himmels-Pf. 148, 4], lobet den HErrm preiset nnd ruhmet ihn ewiglich. 62. AlleHeerschaaren des HErrm lobet den HErrm preiset und ruhmet ihn ewiglich. »» 63. Sonn» und Mond, lobet den HErrn, preiset und ruhmet ihn ewiglich. » 64. Alle»» Sterne am Himmel, lobet den HErtm preiset und ruhmet ihn ewiglich. » 65. »Regeii und Thau, lobet den HErrm hreiset und ruhmet ihn ewi lich. - » »» litt. Alle » inde, lobet den HErrm vreiset und ruh- met ihn ewiglich. » 67. Feuer und Hitze, lobet den HErrn, preiset und ruhmet ihn ewiglich. » 68», Sihlossen und Hagel, lobet den HErrn, pieisct und ruhmet ihn ewi»glich. » » »» 69. T und s acht, lobet den HErru, preiset und ruhmet ihn ewiglich.» » 70», Licht nnd Finsternis» lobet den HErrii, preiset und ruhmet ihii ewiglich. A. T. II. Z, 43 674 Daniel 3, 24—— 33. 71. Eis und Frost, lobet den HErrn, preisei nnd rühniet ihn ewiglich. 72. Reif und Schnee, lobet den HErru, preiset und riihmet ihn ewiglich. . · 73. Blitz nnd Wolken, lobet den HErrii, preiset nnd riihmet ihn ewiglich. · » 74.» Die Erde lobe den HErrn, preise und ruhnie ihn ewiglich. ·· · · 75. Berge und Hagel, lobet den HErrn, preiset und riihiiiet ihn ewiglich. ·· 76. Alles, was aus der Erde erstehst, lobe den HErcn, preise nnd ruhme ihn ewiglich. ·· 77. Jhr Brunnen, lobet den HErrn, preiset und ruh- rnet ihn ewiglich. · · 78·.· Meer und Wasserstronie lobet den HErrn, preiset nnd ruhmet ihn ewiglich. 79. allsische nnd alles, nzas sich reget im Wasser, lobet den HErru, preiset nnd ruhmet ihn ewiglich. 80. AllgVögel unter dem Himmel, lobet den HErrn, preiset nnd ruhmet ihn ewiglich. · 8l. Alle··wilde Thiere und Vieh, lobet den HErrn, preiset nnd ruhmet ihn ewiglich. 82, Jhr Menschenkinder, lobet den HErrn, preiset nnd riihmet ihn etoiglich. ·· itzlzch Israel, lobe den HErrii, preise und ruhme ihn ew i . D. Ihr» Priester des HErrn, lobet den HErrm preiset und rnhuiet ihn ewiglich. 85·, Ihr Knechte des Hirten, lobet den HErrn, preiset nnd ruhmet ihn ewiglich. 86. Jhr Geister nnd Seelen der svollendetenj Ge- rechten, lobet den HErrn, preiset und ruhmet ihn wiglich. » 87· Ihr Heiligen, so· elend·und betriibt sind, lobet den HErrn, preiset und ruhuiet ihn ewiglich. 88. Anaziim Azaria und Misael, lobet den HErrn, preiset und rnhznet ihn ewiglich. Denn er hat uns er- löset aus der Holle, und hat unsgeholsen von dem Tode, und hat uns errettet aus dem glnhenden Ofen, und hat uns mitten im Feuer erhalten. 89. Danket dem HErrn- denn er ist frundlich, und seine Güte wiihret ewiglich [1. Chr-on. 17, 34]. 90. ·· Alle, die·den HErrn strahlen, lobet den Gott aller ·Gottgr, preiset ihn und riihmct, das: seine Gute ewiglich wahret! Wie im l. Zusatz (V. 38 a) das Zeitalter des Ver- fassers dieser apokryphischeii Stücke sich als das offen- barungslose der letzten 3——4 Jahrhunderte v. Chr. ver- räth und zur Zeit des Exils nicht wohl gesagt werden konnte, daß kein Prophet noch Lehrer mehr da sei; so ist auch im 2. Zusatz (V. 54» fs.), wo des Tempels zu Je- rusalem Erwähnung geschieht und der Gottesdienst .da- selbst als bestehend gedacht wird, der Verfasser aus sei- ner Rolle gefallen und hat die Verhältnisse seiner Zeit an die Stelle derer zur Zeit des Exils (V.38b) gesetzt. Wir lerneii denn auch hier, gleichwie bei den anderen Zusätzen zum ·Buche Daniel (Kap. 6, 28 Anm.), den Unterschied zwischen kaiionisch und apokryphisch recht deutlich wahrnehmen, obgleich den hier vorgelegten Stücken bis zu einein gewissen Maß ein erbaulicher Werth sich nicht absprechen läßt. 24. Da [als er durch die Oeffnung am un: teren Ende des Ofens auf einmal neben den unver- sehrt gebliebenen drei Mäniiern noch einen vierteii erblickte] entsetzte sich der König NebueadMezar [der auf einem Thronsessel dem Schauspiel sitzend bei- wohnte]·, und fuhr eilends auf, und sprach zu sei- nen Reihen: Haben wir nicht drei Männer ge- bunden in das Feuer lassen werfen? Sie antwor- teten, und sprachen zum Könige: Ja, Herr König. 25. Er antwortete, und sprach: Sehe ich doch vier Männer los svon ihren Banden V. 21 u. 23 befreit] im Feuer gehen, und sind unversehrt; und der vierte ist gleich, als wäre er ein Sohn der Götter fein Engel V. 28]. . 26. Und Nebnead-Nezar trat hinzu vor das Loch des glühenden Osens und sprach: Sadrach, Mesach, Abed-Nego, ihr Knechte Gottes des Höch- sten, gehet heraus, und kommt her! Da gingen Sadrach, Mesach und Abed-Nego heraus aus dem Feuer fdurch die Thi’ir jener Oeffnungs 27. Und die Fürsten, Herren, Vögte und Räthe des Königs [die ihm besonders nahe standen und seinen Staatsrath bildeten Kap. 4, 33] kamen zusammen, und sahen, daß das Feuer keine Macht ani Leibe dieser Männer-bewiesen hatte, und ihr Haupthaar nicht versenget, und ihre Mäntel ssowohl die Ober- als die Unterkleider] nicht versehrt waren; ja, man konnte keinen Brand an ihnen riechen snur die Fesseln, womit sie gebunden gewesen, waren von ihnen abgefallen V. 25]. 28. Da fing an Nebncad-Nezar, und sprach: Gelobet sei der Gott Sadrachs, Mesachs und Abed- Stiege-s, der seinen Enge! gesandt [Kap. 6, 221 und swas ich nicht für möglich halten wollte V. 15] seine Knechte errettet hat, die ihm vertranet und des Königs Gebot nicht gehalten, sondern ihren Leib dargegebeii haben, daß sie keinen Gott ehren, noch anbeten wollten, ohne allein ihren Gott. 29. So sei nun dies mein Gebot: Welcher unter allen Völkern, Leuten und Zungen den Gott Sadrachs, Mcsachs und Abed-Nego’s lästert, der soll umkommen, und sein Haus schändlich verstöret werden [Kap. 2, 5]. Denn es ist kein anderer Gott, der also erretten kann, als dieser. 30. Und der König gab Sadrach, Mesach und Abed-Nego große Gewalt im Lande zu Bade! sin- dem er unt-er besonderen Bezeigiingeii seiner Hnild und Gnade sie in ihre vorigen Aemter wieder ein- setzte Kap. Z, 48 f.]. Es ist immerhin ein gutes Zeugniß siir Nebucads Nezar, daß er den zuvor von ihm verhöhnten Gott Jsraels der ihm jetzt vor Aller Augen eine so einpfinds liche Niederlage bereitet hat, so rückhaltlos preist und feine laute Bewunderung ihiii zu Theil werden läßt. Verstockt hat Nebucad-Nezar sein Herz nicht, wie Pharao; darum mußte er auch nicht Gott durch seinen Untergang preisen, wie jener. Und wie er selber voll Staunen ist über die Pracht dieses Gottes, der die auf ihn Vertrauenden in der äußersten Gefahr zu retten weiß, so gebietet er unter schweren Strafandrohungen, daß niemand in seinem Reiche eine Lästerung wider den Gott ausspreche, der retten könne wie kein anderer. (Füller.) Fassen wir aber die Bedeutung dieser Erzäh- lung für die Geschichte des Reiches Gottes in’s Auge, so lehrt sie, wie die treuen Bekenner des HErrn unter der Herrschaft der Weltmacht in lebensgefährliche Collis sionen zwischen den Zumuthungen der Herren dieser· Welt und den Pflichten gegen Gott kommen können und werden, doch auch, wenn sie ihrem Gotte treu bleiben, von ihm wunderbar geschützt werden, indem er feine Allmacht so herrlich offenbaren wird, daß auch die heid- uischeu Weltherrscher genöthit werden, seine Gottheit anzuerkennen nnd ihm die Ehre zu geben. (Keil.) So uubegreislich uns die Möglichkeit dieses Wunders fein mag, die Zweckmäßigkeit desselben. liegt klar vor Augen. Während Gott den König von Babel als seinen Kuecht gebraucht, um das abtrünnige Volk Gottes zu strafen, während die heiligen Gefäße des Tempels in die Schatz- kammer des Abgottes Be! als Beute gebracht worden sind, erweist der Gott Jsraels durch ein offenkundiges Wunder an seinen Getreueu vor den versammelten Ge- walthabertt des chaldäischeii Reichs, daß kein anderer Gott ist, der so erretten kann als Er, so daß Nebucad- Nezar sich gedrungen sieht, dies in einem Manifest aus- zusprechen und die Lästerer des HErrn in seinem Reiche mit dem Tode und der Niederreißung ihrer Häuser zu bedrohen. Und daß am Hofe zu Babel wirklich auch bei der Zerstörung Jerusalems die Majeftät des Gottes Jsraels anerkannt wurde, soweit sie von einem heidni- schen Standpunkte aus irgend anzuerkennen möglich war, das beweist der Ausspruch des Trabanten-Haupt- mannes Nebusaradan in Jer. 40, 2 f. Das 4. Kapitel. Iiehnoadäiezans Traum und desselhigesi Aus: legung durch Daniel· IV. v. 31 — sah. 4, 34. Hierauf wird, etwa aus dem letzten Sahrzehent der Regierung lIebnccid-lllezar’s, ein wunderbaren Grlebniß dieses tiönigs uns mitgetheilt, in welchem klar zu Gage tritt, welcher großen Gefahr der Verirrung und Verderbung die Weltmacljt ihre Träger und Glieder aussetzt, wie diese aber gleichwohl von solchem verderben erret- tet werden mögen, wenn sie nur der von Sei— ten des Reiches Gottes ihnen zukomuiendeii Warnung und Zurechtweisiitcg Gehör geben und aufrichtig Buße thun wollen. Nebukadnezar nämlich, als er einst nach den großen Siegen, die er er- kümpft, nnd den gewaltigen Bauten, die er ausgeführt, im königlichen Palaste auf seinen Eorbeeren ausruhte - und Gedanken der Selbstäberhebuiig sich hingab, hatte einen Traun» Erschaute einen großen, bis an den Him- mel reichendeii Baum mit niiichtigen Jlesten und vielen Früchten, unter welchem alle Ghiere auf dem Felde Schatten fanden, anfldesseii Jlesien die Vögel unter dem tjiinmel Zuflucht suchten und von dessen Früchten alles Fleisch ftch näherte; da fuhr aber ein heiliger Wächter vom Himmel herab mit dem Befehl, den Baum umzu- hauen und zu verderben, und mit der Weisung, nur den Wurzelstocli im Boden zu lassen, um auch seinerseits in ein schweres Gericht dahingegeben zu werden. Keiner von den Weisen tzabels konnte dem König seinen Trankst, der ihn beüngstigte, deuten, bis Daniel kam, der es ver- mochte; und wie dieser voransgesagt, so kam es ein Jahr später —- UebucadJlezar verfiel in thierischen Wahnsinn, von dem er erst nach Ablauf der bestimmten Frist genas, nun wieder in sein Reich eingesetzt wurde nnd den König vom shimmel ehrte und pries. Gr thut das in einem königlichen Jlusschreibetk das wir in un— serm Jlbsttjnitt vor uns haben; nach einem kurzen Gin- gang Gan. s, 31——33) erzählt er selber fein Grlebniß nach allen einzelnen Umständen, ohne den Sachoerhalt irgendwie zu vertuschen, und Verkündigt laut vor alten feinen Unterthanen, das; der höchste Gewalt hat über der Wunderbare Errettung der Drei im Feuerofctn 675 lileiksclsetc Königreich« und wer stolz ist, den kann er demüthigin (tiap. l, 1——34 »Das zweite, dritte und vierte Kapitel bilden einen herrlichen Fortschritt in der Offenbarung Gottes vor ileli1icad-tlezar: im Esau- er- kennt der tiönig durch die Jluslegun seines Traum— bildcs, daß der Gott des Himmels alles Zllerborgene weiß und offenbaren kann, und bekennt dies in seinem Käm- merleinz im 3.2tiap. sieht er die Wundermacht Gottes, der retten kann, wie kein anderer Gott, giebt vor der Versammlung seiner Reichsbeamten davon Liengniß und verbietet im tlmfnnge seines ganzen Reichs, diesen Gott zu lüstern; im 4. klar. erfährt er durch ein schwe- res Gericht an sich selbst, daß Gott den stolzen demü- thigen traun, und preist in einem Kusschreibeti allen s ei- nen tlnt erthan en diesen höchsten Gott als den, der ewig- lich lebet, deß Gewalt ewig ist und sein Reich für nnd fiir wiihret tlnn ist er wirklich Gottes Knecht geworden, soweit er es ohne das wegwerfeu seiner Kbgötter wer— den konnte; nun verschwindet er aber auch bei Daniel aus der Geschichte, und mag bald darauf, nach 43jühriger Regierung, sein Leben beschlossen haben« 3187 Komg Ncbucad-Nezar, allen Völkern, Leuten [s. o. a. Nationen] und Zungen [im Grund- text folgen hier uoch die Worte: so auf der gan- zen Erde wohnen —- denn das chaldäischeReich machte ebenso, wie später das römische Luk. 2, L, Anspruch darauf, eine die ganze Welt umfassende Unioersalmoiiarchie zu sein]. Gott gebe euch viel Friede [Kap. e, 25; Esra 4, 17; 7, 12; 1.Macc. 15, 2]! Ich sehe es fur gut any-i· daß ich [euch] verkundige die Zeichen und Wunder, so Gott der Höchste sin dem Erlebnish welches ich hernach er- zählen werde Kap. 4, l ff] an mir gethan hat. 33. Denn seine Zeichen sind groß, und seine Wunder sind machtig; und sein Reich [wie es in Pf. 145, 13 l)ecß»t""] ist ein einiges Reich, nnd seine Herrschaft wahret sur nnd sur [Kap. 4, 31]. V) Jn den hebräischen, griechischen und lateinischen Bibelu werden die Verse 31—33 uoch mit dem vorigen Kapitel verbunden, weil man glaubte, daß Nebucad- Nezar hier das dort erzählte Wunder von der Errettung der drei Männer aus dem feurigen Ofen seinen Unter- thanen in einem öffentlichen Ausschreiben verkündigen wolle, dagegen in Kap. 4, I ein neues Ansschreibem das auf des Königs eigenes Erlebniß sich beziehe, seinen Anfang nehme; indessen wären dann jene Verse »ein Kopf ohne Leib«, weil wohl der Eingang des Schreibens mitgetheilt wäre, aber die Sache selber, um die es sich handelt, fehlte, und wiederum wäre Kap. 4, 1—34 »ein Leib ohne Kopf«, weil zwar eine Erzählung da wäre, aber keine Einleitung derselben. Daher hat ohne Zweifel Luther ganz recht gethan, wenn er hier schon das 4.Ka- pitel seinen Anfang nehmen läßt (1. Kön. 4, 20 Anm.). VI) Neuere Ausleger haben es höchft befremdend ge- fanden, daß Nebucad-Nezar selbst von seinem Wahnsinne Bericht an seine Völker erstattet haben sollte, statt viel- mehr alles anzuwenden, um diese traurige Geschichte vergessen zu machetr. Aber ab esehen davon, daß die Ansicht der Alten über den Wa nsinn von der unsrigen verschieden war, müssen wir im Gegentheil behaupten: ,,Ossenheit war in solchem Falle besser als Vertuschen, und die gewiß ohnehin bekannte Sache konnte durch Veröffentlichung nicht schlechter, sondern nur besser ge- stellt werden; Rebucad - Nezar will auch nicht seinen 438 676 Wahnsinn, sondern die ihm geschehene Gotteshilfe publi- ciren, und daß er das offen thut, macht feinem jeden- falls hochsinnigeti Character Ehre.« — IN) Wir« sehen hier, was für ein gelehriger Jtinger des Propheten der greife Konig na seiner Züchtigung eworden; übrigens mag er bei A saffung des Schrei ens fich der Feder Daniels bedient haben, wodurch der Preis Gottes einen - volleren Ausdruck gewann, als er selber ihm geben konnte, und auch weiter hin (Kap. 4, 82) eine biblische Färbung erhielt (Jef. 40, 17; 43, 13; 24, 213 Hieb 9, 12), doch ist dabei das zu dem Worte ,,Bel« in B. 5 Bemerkte zu berückstchtigeiu Kein. 4, l. Ich, Nebucad-Nezar, da ich [nach Vollendung meiner Kriegsthatenj gute Ruhe hatte in meinem Hause, und es wohl sum mich] stund auf meiner Burg sindem nach außen meine Herrschaft nun befestigt und nach innen alles, was ich wollte, mir gelungen war V. 27]; Z. Sahe ich einen Traum soon dem hernach des Mehreren die Rede sein wird V. 7 ff] , und erschrack Un Folge desselben], nnd die Gedanken, die ich auf meinem Bette hatte aber dem Gesichte, so ich gesehen hatte, betrubten [d. i. äiigstigtenJ mich [denn obwohl ich die Bedeutung des Gesichts noch nicht verstund, ahnete ich doch, daß mir etwas ganz besonders Schlimmes damit angekündigt werde]. Nach der Einnahme und Zerstörung Jerusalems im J. 588 v. Chr. hatte es Nebucad-Nezar, wie wir zu Jef. 23, 1 erzählt haben, mit der dreizehnjährigen Be- lagerun von Tyrus zu thun, das sich ebenfalls seiner Oberhogeit unterwerfen mußte; während dieser Zeit züchtszigte er auch die Stämme im Oftjorda1ilande, Am- moniter, Moabiter und Edo1niter, ja nach Josephus wäre er bis Egypten und von da weiter durch Libyen bis zu den Säulen des Herkules (an der Meerenge von Gibraltar), im Norden und Nordwesteir aber bis Pon- tus und Thracien vorgedrungen. Darnach (etwa seit 3572 V« CHVO zog er fich gen Babylon zurück, um der m langen Kämpfen errungenen Herrschaft nun im Frie- den fich zn freuen und an feinen Bauwerken fich zu er- geizen. Indem wir auf diese näher eingehen, zu denen er· die Kosten aus der ungeheuern Beute entnahm, die seine Eroberungszüge ihm eingebracht hatten, erwähnen wir zunachst die unter dem Namen der medischen Daniel 4, 1——5. Mauer (s. Karte 1V.) bekannte, 20 Fuß starke und 100 Fuß hohe Schutzwehn die er an 10—12 Meilen ober- halb seiner Hauptstadt Babylon von dem einen Strom bis zum andern gegen Einfälle aus dem Norden errichtete. Wenden wir von dieser Mauer uns südlich hinunter nach Babel, von dessen Ruinenfeld hier ein Plan folgt: saisiwf sqostqnxrpqosxxlzcs « Znuincn von Dabei. so tritt der älteste Theil der Stadt auf der westlichen Seite des Euphrat in dem, etwa 2 Stunden siidwestlich vom heutigen Flecken Hilleh gelegenen Bjrs Nin1rud, d. i. Nimrods-Thurm, uns Entgegen. In ihr haben wir die älteste Ruine der Welt vor uns, einen Trümmerberg in Gestalt eines von West nach Oft länglichen Stock- werks und an der Basis über 2000 Fuß messend, ganz aus Backsteiiien bestehend, die theils an der Sonne ge- trocknet (die der inneren Schichteu), theils in ·Oefen ge- brannt waren (die der äußeren Bekleidung, die eine an 20 Schritt dicke Mauer bildet). Wie auf breiten Stufen kann man auf dieser Unterlage den ganzen Bau· umgehen und erkennt bald, daß von dem terrasfenförmig aufstei- genden Bau nur 3 Stockwerke stehen geblieben find, während die oberen vier mit ihren Trümmern auf die unteren herabstürzten und ihren Umfang erweiterten; aus der letzten, 200 Fuß hohen Schuttmasse fte1 t ein folider Mauerpseiler vou 28 Fuß Breite und 35 Fuß öhe empor. Daß wir hier wirklich an den Trümmern des Thurmes zu Babel stehen, wie die Sage der Araber behauptet (1. Mos. 11, 8 Anm.), ist keinem Zweifel mehr unterworfen, seit Oppert aus Hamburg im Auf- trage der französischen Regierung die bedeutendsten For- schungen der neueren Zeit dort angestellt hat; der aber den ganzen Bau aus feinen ursprünglichen Trümmern neu hergestellt und zum Tempel des Bel, des höchsten Gottes der Babhloniey in glänzender Weise eingerichtet hat, um dort auch die Gefäße aus dem Tempel zu Je- rusalem unterzubringen (Kap. 1, 2), ist eben unser Ne- bucad-Nezar, dessen Namen fast jeder Ziegel der Ruinen in babylonischer Keilschrift an sich trägt und der auf einem, in Borsippa ausgefundenen Cylinder dieses seines Werks mit den Worten sich rühmt: ,,Das Denkmal aus der ältesten Zeit von Babylon habe ich, Nabukudruzuu Köni von Babylon, der Diener des ewigen Wesens, der euge der Unveränderlichkeit des Merodach, der höchste Herrscher, der den Nebo erhebt re. (vgl. Jer.50, L; Jes. 46, 1 Anm. 1), hergestellt und vollendet, in Ziegelnund Kupfer habe ich seinen Gipfel aufgerichtet —- das Denkmal der ältesten Zeit von Borsippa, welches ein König der Urzeit erbaute (man zählt 42 Menschen- alter?), aber er richtete seinen Gipfel nicht auf; vom Tage der Sündfluth her verließen sie ihn, da sie in Verwirrung ihre Worte hervorbrachteii.« Ergreifend ist die Umschau von der Höhe des Nimrodthurms; der anze Umkreis, den der Blick von dieser Höhe aus be- gerrschh zeigt nichts als die ,,Wüste am Meer« (Jes. 21, 1), öde Steppen im Osten, Norden und Westen, ohne Gras, Kräuter und Bufchwerk, nur an dem laiig- fani hiiifchleichenden Euphrat und hie und da an den Kanälen Tamariskenbüsche, zur Seite aber der große Hindija-See, der sich in den Siimpfen von Bahr-Red- fchef und Chor-Allah gegen 35 Meilen weit und 3—1»0 Meilen breit bis unten nach Sainavah hinzieht, und in den ungeheuren Marfchen dieser babylonischen Sümpfe, die Alexander dem Großen so gefährlich wurden (1. Macc. l, 8 Anm.), unzählige kleinere Inseln. Etwas über 2 Meilen füdöftlich von Birs-Nimrud befindet sich ein Fluß und eine Reihe von Hiigeln, die den Namen Dura führt und auf deren einem Oppert ein 6 Meter hohes Carriå von 14 Meter an der Basis entdeckt hat, worin er einen Ueberrest von der goldenen Statue Nebucad-Nezars (Kap. 3,1) erblickt; gegen 3 M. südlich dagegen liegt ein befestigtes Dorf Kisil, großentheils von Juden bewohnt, die hier das Grabmal des Pro- pheten Hesekiel verehren, das der König Jojachin (2. Kön 24, 8 ff.) ihm in der Gefangenschaft errichtet haben soll. Gegenüber dieser älteren Stadt nun, auf dem Ostufer des Euphrat, wo bereits sein Vater sich einen Palast erbaut hatte, legte Nebucad-Nezar die neue Stadt an, die ein Quadrat von 9 deutschen Meilen Umfang bildete. Eine ungeheure Mauer, die so breit, daß auf dem Wall- gange hinter den Zinnen 2 Viergespanne bequem einan- der ausweichen konnten, von»250 Thürmen überragt und von einem breiten und tiefen, mit Wasser aus dem Euphrat gefüllten Graben geschützt (Jer. 51,· 32. 58), umgaben die Stadt, zu welcher 100 Thore mit Pfosten, Flügeln und Schwellen von Erz den Zugang eröffneten (Jef. 45, 2) und welche gegen die Ueberschweminungeii des Euphrat« noch durch ein besonderes Bollwerk gedeckt war; eine Briicke von steinernen Pfeilern mit einer be- weglichen Decke von Cedern- und Palmen-Balken, die Nachts weggezogen wurde, verband beide Stadttheile mit einander. Neben dem Palaste feines Vaters erbaute sich Nebucad-Nezar feine königliche Burg; ihre Ruinen heißen el Kasiy d. i. Schloßberg, und bestehen aus einer Gruppe von Mauerwerk, 70 Fuß hoch, 2400 F, lang und t800 F. breit, aus den zierlichsten Ziegeln, oft mit Nebuead - Nezars Traum. 677 blauer, rother und schwarzer Glafur, in der Re el aber hellgelb ausgeführt. Ein bestimmter Plan der ebäude läßt fich nicht mehr errathen, da dieser Kasr vornehmlich es ist, dessen Gemäuer den späteren Hauptstädten Se- leucia, Etesiphon u.s. w. zu Steinbritchen dienen mußte; doch wissen wir, daß die Burg einen Raum von 74 Meile entnahm, indem außer den Palastgebäuden anch Gärten und Teiche innerhalb der hohen Mauern sich befanden. Dazu gehörten die so berühmten hängenden Gärten, ein Terrassenbau von 400 Fuß Länge und eben solcher Breite, und so hoch angelegt, daß er die 130 F. hohen Burgthürnie überragte; er trug Gartenanlagen und Lust- haine auf feiner Oberfläche und wurde durch Pumpwerke aus dem Euphrat mit Wasser versehen. Diese Gärten sollten der medischen Gattin des Nebucad-Nezar, Amhtis, wie sie gewöhnlich genannt wird (Tochter des Kyaxares 1., f. L, Kön. 20, 12 u. 2«2, 2 Anm.), in der Ebene Babeks einen Anblick gewähren, wie sie ihn von ihren heimischen Bergen her gewohnt war; von der Höhe der Terrassen aus konnte man denn den ganzen Umfang der alten und neuen Stadt übersehen — drüben die a te Königs- bnrg und den großen Belustempeh diesseit den neuen Palast, dazwischen das Treiben auf der Brücke und in den Straßen ——, und wohl reichte der Blick noch weit über die Stadtmauern hinaus in die fruchtbare Ebene. Dies ist ohne Zweifel die Stelle, an« welcher der König in die Worte (V. 27) ausbrach: »Das ist die große Babel, die ich erbauet habe zum königlichen Hause, durch meine große Macht, zu Ehren meiner Herrlichkeit.« Der innere Flächenraum der Stadt war rechtwinklig mit so vielen Straßen durchkreuzt, daß 625 kleine Gevierte ent- standen, die aber nicht alle mit Häusern bedeckt waren, sondern zum großen Theil auch Gärten und bebaute Felder enthielten. Unter den im Kask- ausgefundenen Alterthümern ist am auffallendsten ein Basrelief (Ge- mälde in halberhabener Arbeit), das einen Löwen dar- stellt, wie er über einen am Boden liegenden Mann sieh erhebt — vielleicht eine Darstellung Daniebs in der Löwengrube (Kap. 6). » Z. Und ich befahl, daß alle Weisen zu Babel [Kap. 2, 2] vor Fnich [auf meine königliche Burg] herauf gebracht wurden, daß sie mir sageten, was der Traum bedeutete. 4. Da brachte man lsolchem Befehle sogleich uachkommend] herauf die Sternseher, Weisen, Chal- daer und Wahrsagen und tch erzählte den Traum vor ihnen; aber sie konnten mir nicht sagen, was er bedeutetezt 5. Bis zuletzt Daniel [der Gefangenen aus Juda einer Kap. 2 , 251 vor mich kam, welcher Beltsazar [d. i. Bels-Ftirst] heißt, nach dem Namen meines Gottes [Bel:" Kap. I, «7], der [wie nun zum zweiten Mal kund wurde] den Geist der hei- ligen Götter hat sum Träume deuten zu können Kap. 2,11. 28;5,11.14;1. Mos. 41, 38j. Und ich erzahlte vor ihm den Trauiiikstt V) Bei dem ersten Traum in Kap. 2 behaupteten die Weisen noch ihr Vermögen, einen Traum zu deuten, nur wissen, was ein Anderer geträumt, könnten sie nicht; jetzt wird offenbar, daß sie auch das Deuten nicht vermögen, obwohl Nebucad-Nezar seinen Traum nicht, wie damals, wieder vergessen hat, sondern denselben ihnen ohne Rückhalt erzählt. — VI) Wie Nebucad-Nezar iiicht aufgehört hat, ein Heide zu sein, so hat anch Bel nicht aufgehört, ihm als der höchste Gott zu gelten; doch ist zu beriicksichtigem daß er in dem Ausschreiben sich 678 g stir’s Erste noch ganz dem heidnischen Standpunkt seiner Unterthanen aubequemt, um erst durch vollständige Mit- theilnngs des Vorfalles sie der Erkenntnis; der Wahrheit näher zu bringen. —- Wlh Warum, so fühlt man sieh veranlaßt zu fragen, hat Nebucad-Nezar sich nicht gleich an Daniel gewendet, sondern erst die Weisen rufen lassen, von deren Unvermögen ihn ja die Geschichte seines frü- heren Traums überzeugt hatte? Indessen sind seitdem etwa 32 Jahre verflossen; Daniel hatte also mehrere Jahrzehnte lang keine Gelegenheit, sich dem König als Offenbarer göttlicher Geheimuiss e zu bezeugen, während diesem durch die Fülle seines Gliicks die frühere Gottes- offenbaruag immer mehr verdunkelt wurde, auch selbst das vor etwa 16 Jahren an den drei Männern im feurigen Ofen geschehene Wunder (Kap. 3) immer mehr in seinem Herzen sich vermischte. Außerdem kommt in Betracht, daß Nebncad-Nezar vielleicht ahnete, wie sein Traum auf ihn selber gehe und etwas Schlimmes fiir ihn bedeute; und der Mensch ist ja in der That so, daß er einer ihm unliebsamen Wahrheit so viel als möglich. aus dem Wege geht, wenn er auch an sieh gern zur Erkenntnis; der Wahrheit kommen möchte, und erst, uach- dem ihn die Umwege in die Irre geführt haben, den rechteu Weg einschlägn »Fürsten und Herren, und die Menschen überhaupt, haben nicht gern mit überlegenen Menschen, in denen der Geist Gottes ist, zu thun, außer wenn sie ihrer bedürfen« C. lAlso aber sprach ich, als ich meinen Traum vor Daniel erzählte-J Beltsazar, du Oberster unter den Sternsehernsgenauerx Schriftkennern Kuh. Z, 2 An»m.], ivelchen [s. v. a. irnBeziehuuguus welchen] ich weiß, daß du den Geist der heiligen Götter hast und dir nichts verborgen ist lso daß die Deutung eines Traumgesichts dir Noth machte], sage das Gesicht meines Traume, den ich gesehen habe, und lzwar von der Seite, daß ich erfahreJ was er bedeutet [da ich den Traum selbst wohl noch weiß]. 7. Dies ist aber das Gesicht, das ich gesehen habe auf meinem Bette [V. 1 f.]: Siehe, es stund ein Baum mitten im Lande smitten auf der Erde], der war sehr hoch sgleich anfangs] 8. Groß und dick swurde er dann immer mehr nnd mehr]; seine Höhe reichte sspziiletzt] bis in Himmel [1. Mos 11, 4], und fee] breitete sseinem Umfauge nach] fiel) nein, bis ans Ende des ganzen Landes« [der ganzen Erde] 9. Seine Aesie smit dem reichen Gezweig und dem vollen Laub] waren schön nnd trugen viel Früchte, davon alles lwas iii seinem Bereich lebte und sich aushielt] zu essen hatte; alle Thiere auf dem Felde ldie sich daselbst lagerten] fanden Schat- ten unter ihm, und die Vögel unter dem Himmel saßen auf seinen stießen, und alles Fleisch sdie Thiere des Feldes, lvie die Vögel unter dem Hinimel in sich begreifend] iiiihrete sich von ihm. «« V) Die allegorische Darstelluiig ist groß und erhaben, bis in die kleinsten Theile treffeud durchgeführt, aus vermischten Gebilden zu einem seltsamen großartigen Ganzen zusammengefügt. Sie gleicht mit Recht, nach dem für die Allegorie gebrauchien Bilde eines geistreichen Forfchers (Creuzer), den in die Breite rankende1i Zwei- gen einer üppig vegetirenden Pflanze — die Freiheit und die Spiellust der Phantasie nmschwebt den Gedan- Daniel 4, 6 — 16. ken, ehe der Geist sich seiner bemächtigt. Das Bild ist ächt orientalisch nnd das Symbol des Baumes so wenig bedeutungslos, als es die Kühe, die Pharao im Traume scheinet, sind; wir können hier mehr sagen, es ist auf babylonischem Grund und Boden erwachsen, dorthin weisen uns» die dort geschaueten Gesichte Ezechiel-s (Hesek. 17, 22 ss.; 19, 10 ss.; 31, 3 fs.) nnd deren Ein- kleidung in nierkwürdiger Uebereinstimmung mit dem unsrigen. (Häveriiick.) —— Hi) Die Anwendung des 9. Berses aiif den König bleibt hinter V. 19 aus, und der Leser kann sie fich selber machen; nur beziehe man, daß von dem Baume sich alles Fleisch nährt, nicht auf den Reiehthum des Königs, der viele (aber nicht alle l) Leute in Nahrung setzt, sondern auf die Vorstellung, daß alles eigentlich ihm gehört, jeder mithin sein Eigenthum vom Könige zum Lehen trägt und bei ihm in die Kost geht» (H1tz1g«) · « 10. Und ich sahe ein Gesicht auf meinem Bette [sahe im weiteren Verlauf des Gesichten das ich» »auf meinem Lager hatte V. 7], Und siehe, ein heiliger Wachter seiner von den Heiligen, die im- merdar wach und zur Ansrichtiing göttlichen Wil- lens in Bereitschaft sind, d. i. der heiligen Engel einer] fuhr vom Hininiel herab; 11. Der rief uberlaut [wie ein Herold Kap. Z, 4], und sprach also: Hauet den Baum um,- und behauet ihm ·[durch gänzliches Abhauen] die Beste, und streifet ihm das Laub ab, und zerstreuet seine Fruchte lweit auseinander, daß sie schwer zu finden sind], daß [in Folge solcher Verwiistung und von Schrecken ergriffen] »die Thiere, so unter ihm liegen, weglaufeiy und die Vogel von seinen Zwei- gen fliehen. » 12. Doch laßt den Stock mit seinen Wurzeln in der Erde bleibenzii er aber [der mit diesem Bild und Gleichniß genieiiit ist] soll in eisernen und ehernen Ketten lindern der Wahnsinn ihm die freie Selbstbestimmung entziehe und seinen Geist mit Finsternis; und Dunkel umgiebt Pf. 107, 10., ohne daß eigenes Vermögen oder menschliche Kunst jemals solche Bande wieder lösen könnte] auf dem Felde iiu Grase gehen; er soll unter dem Thau des Himmels liegen, und naß [da-von] werden swie ein Thier, das im Freien sich aufhält] , und soll sich Weiden unt den Thieren [zu denen er in seinem jetzigen Zustande von seiner vormaligen Höhe hin: abgestisßen ist] von den Kräutern der Erde. 13. lind sum es noch näher zu bezeichnen, was ihn so tief herabwürdigen wird:] das mensch- liche Herz soll von ihm genommen, und ein viehisih Herz [da er flir einThier sich hält und wie ein solches; sich gebadet] ihm gegeben werden , «« bis daß siebikn Zeiten snach Kap. 7, 25; 12, 7 s. v. a. sachte] iibec ihm siu solchem seinem Zustande] tun til . s) Wer die seien, denen der Engel den Befehl-in Betreff jenes Baumes zuruft, wird man schwerlich fra- gen dürfen. Es soll dem Nebucad-Nezar nur kund ge- than werden, was siir ein Urtheil über den Baum er- geht; dazu braucht er aber nur den Befehl zu hören, nicht die zu sehen, welche mit dem Vollzuge beauftragt Nebucad-Nezar erzählt dem Daniel seinen Traum. 679 sind. (Fljller.) -—— IV) Man darf den Baum und feinen Wurzelstock nicht so unterscheiden, daß man unter dem umzuhauendeu Baume den Nebucad - Nezar selbst und unter dem Wurzelstock s tin Hans, seine Familie versteht; vielmehr ist Nebucad - Nezar der Baum sammt seinem Wurzelftoch aber wenn der Baum Nebucad-Nezar um- gehauen wird, soll doch sein Wurzelftock in der Erde leiben, daß er wieder ausschlagen und zum Baum Nebucad-Nezar erwachsen kann, oder, wie Hitzig es faßt, der König Nebncad-Nezar soll in Wahnsinn untergehen, aber der Mensch Nebucad - Nezar soll bleiben, daß er wieder zum König Nebucadäliezar werden kann. (Klie- foth.) — Erst) Jm Allgemeinen weist das alte wie das heutige Morgenland wenig Beispiele von pfychischeu oder Seelen-Krankheiten auf; von beiden Haupt- formen derselben, der Melancholie und dem Wahnsinn, kommen zwei besonders interessante Fälle in der heil. Schrift vor, und zwar dort und hier an einem König. Wenn im Allgemeinen angenommen werden kann, daß pjychische Krankheiten zur psychischen Basis Grundlage) eine Verstimmung des Nervenshstems haben, so ist die Melancholie vorzugsweise verbunden niit krankhafter Affektion des Ganglien- (Unterleibsnerven-) Systems; sie springt, besonders wo psychifche Aufregung, z. B. Ehr- geiz, Eifersucht u. s. w. Miturfache ist, periodisch aus der passiven, stillbrütenden Form der Versnnkenheit in Trauer zur aktiven Form der Manie über und wird zur Tobsucht, wie bei Saul (1. Sam. 16, 24. 23; 18, l0)· Der Wahnsinn dagegen, vorzugsweise mit krankhafter Asfektiori des Gehirnlebeus verbunden, ist ein Jrresein des Geistes; er giebt sich kund als Narrheit (vager Wahnsinn, auch Jdeenjagd genannt), oder es fucht sich, was besonders bei geistig kräftigeren Individuen der Fall ist, der Geist zu fixiren durch einen Wahn, eine fixe Idee in Beziehung auf seine S«ellung in der objektiven Welt, mit der er sich in Zwiespalt findet. Dieser Wahn kann sich entweder blos auf die Leiblichkeit oder auf die intellektuelle und ethische (geistige und sitt- liebe) Seite des menschlichen Wesens, z. B. auf die Stellung des Jndividuums im socialen Leben, im Weltall, in der Reihe der Ereaturen beziehen, der Wahn- sinnige ist verrückt, hält sich z. B. für Gott, einen König, ein Thier, ein Glas U. f. w. Jener Form des Wahnsinns, da das Selbstbewußtsein ganz verkehrt er- scheint, das Ich sich selbst gänzlich verloren hat und einer fich fiir ein ganz anderes Wesen hält, steht wohl ein Herodes Aprippa nahe (Apostg. 12, 22); Nebucad- Nezar aber ist ein besonders merkwiirdiges Exempel dieser Form totaler Verrücktheit, mit einem lateinischen Ausdruck jnsanja rnetamorpliosis oder zoanthropiea genannt. Sie war bei ihm beides, natürliche Folge und entsprechende göttliche Strafe seines sich selbst ver- götternden Hochmuthsu er, der sich selbst erhoben hatte in seinem Herzen iiber alle Menschen, wurde unter alle Menschen herunter bis zu den Thieren erniedrigt, ver: sank in einen thierischen Zustand und hielt fiel) selbst in seinem Wahnsinn für ein Thier, fraß Gras, blieb unter freiem Himmel und litt nicht, daß ihm Haare und Nägel beschnitten würden. Uebrigens werden Beispiele solcher Krankheiten a11s allen Zeiten erzählt: so von einem Bauer, der sich einbildete, ein Wolf zu fein (Lykanthro- pie), nur sei das Fell umgekehrt, die Haare inwendig; von einem Mädchen, das, um sich die Epilepsie zu ver- treiben, Katzenblut getrunken habe, aus Abscheu aber in einen Wahnsinn verfallen sei, indem sie sich einbildete, eine Katze zu fein U. s. w. (Leyrer.) 14. Solches swie in V. 11——13 gesagt] ist im Rath der Wächter beschlossen, und im Gefprcich der Heiligen berathschlaget sund wird also gewiß zur Ausführung kommen], auf daß die Lebendigen [die Nlenschenkinder hier auf Erden Jes. 53, 8] erkennen, daß der Höchste Gewalt hat nber der Menschen Köuigreiche [.Fi"ap. 2, 21], und giebt sie, wem er will, und erhohet die Niedrigen zu den- selbigen sein Mensch aber nur soviel ist, als der Höchste aus ihm zu machen für gut findet]. Diese Ausdrlicke erläutern sich vollkommen aus den babylonifchen Religionsvorftellungen , mit denen sich nothwendig die göttliche, dem Nebncadäliezar gewordene Offenbarung in seiner Seele verfchmelzen mußte. Dio- dorus Siculus berichtet von jenen Religionsvorstellungen: ,,Dem Laufe dieser Sterne (den 5 Planetengötterm find, wie sie (die Babylonier) sagen, 30 andere untergeordnet, welche sie berathende Götter nennen, deren eine Hälfte die Aufsicht liber die Gegenden unter der Erde hat, die andere aber auf das sieht, was auf der Erde unter den Menschen nnd am Himmel vorgeht. Alle 10 Tage werde einer derselben als Bote der Gestirne von den oberen zu den unteren, und ebenfalls ein anderer von den unteren zu den oberen gesandt« Diese Stelle wirft ein ausfallen- des Licht auf die unsrige: hier wie dort ein Senat von Untergöttern oder Engeln, welcher die Aufsicht über die Erde führt, über das dort Vorgehende Bericht erstattet und die höhere Genehmigung fiir seine Anträge einholt. Auch auf einem Bilde bei Kazwini erscheint Bel von Genien (Geistern) unischwebt, die feine Befehle zu voll- ziehen bereit sind. (Hengstenberg.) Nach der Schriftlehre bestimmen allerdings nicht die Engel das Schicksal der Menschen, sondern allein Gott, welchen die Engel nur als dienende Geister umftehen, um seine Befehle zu voll- ziehen,»fei"nen Rath den Menschen kund zu thun; der Engel bezeichnet aber dem babylonischen König den gött- lichen Beschluß in Betress des iiber ihn zu verhängenden Gerichts der Demüthiguiig für seinen Stolz als Beschluß der Wächter, um ihm denselben auf die ftir ihn ver- stgniklichfte Weise als ein Gottesgericht anznktindigem ei 15. Solchen Traum sfnhr ich nach dieser Er- zählung in meiner Anrede an Daniel V. 6 fort] hab’ ich; König Nebucad-Nezar, gesehen. Du aber, Beltsazar, sage, was er bedeute; denn alle Weisen in meinem Königreich können mir nicht anzeigen, was er bedeute; du aber kannst es wohl, denn der Geist der heiligen Götter ist bei dir. 16. Da lsdie Bedeutung des Traums sofort durchschauend] entsetzte sich Daniel, der sonst smit seinem babyloiiischeii Namen V. s] Beltsazar heißt, bei einer Stunde lang snach anderer Auslegung: etwa einen Augenblickjf und seine Gedanken [weil er dem König wohl wollte und ihm doch ein gar schweres Gottesgericht jetzt ankündigen sollte] betrübten ihn. Aber der König sder wohl merkte, warum er so niedergeschlagen dastand] sprachst« Beltfazar, laß dich den Traum und seine Delitung nicht betrüben ssonderti sage» sie mir unverholen [1. Sam. Z, 15 ff] Beltsazar fing an, und sprach: Ach, mein Herr, das; der Traum snicht dir, sondern] deinen Feinden und seine Deutung lstatt dir] deinen Widerwcirtigeli gcilte [so unheilfchwaiiger ist derselbe]! «) Das Wort im Grundtext hat allerdings bei den Rabbinen die Bedeutung ,,Stunde«, im biblischen 680 Chaldäisch aber bezeichnet es eine kleine Zeit, einen kurzen Augenblick, gleichwie das holländische Stondt beide Bedeutungen in sich vereinigt. — M) Es fällt der Wechsel der Person auf, da man nach dem Bisherigeii erwarten sollte, daß der König auch ferner in der l. Person von sich rede; Aehnliches wie hier kommt, aber in dergleichen Dokumenteu öfter vor: Esra 7, 133 ff. ;· Esth. s, 7 f.; 1. Kein. 1, 33. 17. Der Baum, den du slaut deiner Erzäh- lung in V. 7—— I] gesehen hast, daß er groß und dick war, nnd seine Höhe an den Himmel reichte, und breitete sich iiber das ganze. Land; 18. Und seine Aeste schön, und seiner Früchte viel, davon alles zu essen hatte, und die Thiere auf dem Felde unter ihm wohneten, und die Vögel des Himmels auf seinen Aesten saßen: 19. Das bist du, König [Nebiicad-Nezar], der dn so groß und mächtig bist; denn deine Macht ist groß, nnd reichet an den Himmel, und deine Gewalt langet bis an der Welt Ende. 20. Daß aber der König sim weiteren Ver- lauf des Traunigcsichts 10—14] einen lieiligcii Wächter gesehen hat vom Hinnnel herab fahren und sagen: Hanet den Baum un: und verderbet ihn, doch den Stock mit seiner Wurzel laßt in der Erde bleiben; er aber soll in eisernen nnd elternen Ketten auf dem Felde im Grase gehen, und unter dem Thau des Himmels liegen, und naß werden, und sich mit den Thieren auf dem Felde weiden, bis iiber ihm sieben Zeiten um sind: 21. Das ist die Deutung, Herr König, und xlcher Rath des Höchsten gehet über meinen Herrn König. 22. hslian wird dich von den Leuten verstoßen [s. zu V. 30], und uiußt bei den Thieren aus dem Felde bleiben; nnd man wird dich Gras essen lassen wie die Ochsen; nndwirst unter dem Thau des Himmels liegen und naß werden, bis iiber dir sieben Zeiten um sind; auf daß du erkennest, daß der Höchste Gewalt hat iiber der Nienschen Königreichn und giebt sie, wem er will. Benierkeiislverth ist die Unerschrockenheit des Knechtes Gottes, daß er nicht auf verblümte Weise dem König andeutet, was ihm bedorstehe, sondern mit uniständlichen Worten ihm offen sagt, welch ein schimpflicher und elen- der Zustand seiner warte: Ausstoßung aus der mensch- lichen Gesellschaft, Behansiiiig bei den Thieren des Fel- des, gleiche Nahrung, gleiche Obdachlosigkeit mit ihnen. 23. Daß aber gesagt ist, man solle dennoch den Stock mit seinen Wurzeln des Baums bleiben lassen idas hat diese Deutung]: dein Königreich soll dir bleiben snachdem es die bestimmte Zeit über geruhet hat, gleichsam wied er a nf steh e n], wenn du erkannt hast die Gewalt sdes Höchsten] im Himmel« 24. Darum, Herr König, laß dir meinen Rath gefalleiy nnd mache dich los von deinen Sün- den durch Gerechtigkeit, und ledig von deiner Misse- that dnrch Wohlthat an den Armenz" so wird er Geduld haben mit deinen Sünden Isnach anderer Daniel 4, 17-——33. Auslegung: so wird dein Glück von Bestand sein und das angedrohete Strafgericht nicht über dich kommen*"]. «) Der Ansdruck ,,Himmel« vertritt die Stelle des Namens-Gottes (vgl. das neutestamentliche ,,Himmelreich« für »Reich Gottes«), sobald auf die Erhabenheit Gottes Rücksicht genommen, er in Verbindung mit den himm- lischen Msichten dargestellt oder in seinem Wirken vom Himmel er auf die Erde gedacht wird. Auf zarte Feisz ddeutetWDkgniel in den vorliegendgn Worten agif die rsa es a nsinns für den König in: er wir von degiselben geschlagen werden, weil er sein Königthum ni tftir eine Gabe des Gottes« vom Himmel erkennt, sondern sich desselben iiberhebtf Und in der That ist ja der Wahnsinn nicht bloßes Mißgeschick, sondern zunächst, wie alles Uebel, durch die Sünde verschuldet und wird iii 5. Mos. 28, 28 ausdrücklich für einen Fluch Gottes über die Frevler erklärt. Ohne Sünde in der Welt wäre Wahnsinn undenkbarz in ihm, der volleii Herrschaft Ei? ZkF-?-3«Fskiberåspkk3sTir’Zå"1-Ikii? Villlgmaspsskkskäkiki - 1iigen"e euein,em iei der Thorheih wo der Mensch nicht mehr in der Macht feinerdselskpsh Xnderiidim Besitz vors, sremfdenwslslilächterk ist, eieu ie au nur ie eigenen, a er un rei i igen or- stellungen nnd Wah1igedanken, und sich in der ihn um- gebenden Welt, sowie in der ihm selbst seienden geistigen Welt nicht mehr» ziirecht zu finden weiß, tritt die letzte Stufe der Zerruttung des ftindlcchen Geistes· zu·Tage, wobei es sich zwar von selbst versteht, daß nicht immer die einzelne Person selbst die unmittelbare Schuld trägt, und sehr zu unterscheiden sind die aus rein körperlichen« Ursachen eiitstehenden Geistesstörungen von der eigent- lichen, rein geistigen Verrücktheih diese aber in den bei weitem meisten Fällen auf persönliche Schuld ruht, auf Leidenschaften Und thörichten Bestrebungen, und besonders ans maßloseni Hochmuth — H) Die Rabbinen über- setzen die Worte so: ,,Ka1ife deine Siinden los dnrch Almosen, und deine Uebertretungen durch Wohlthaten gegen Arme;« dem entsprechend dann die Vulgata: peccata tue« eleenaosynjs redime, et jniqujtates tuas misericordijs pauperuckn und gilt nun unsere Stelle in der katholischen Kirche für einen Hauptbeweis für die Verdienstlichkeit der guten Werke. Dagegen erhebt sich die Apologie der Angsbnrgischen Confession i1n Z. Artikel: Von der Liebe und Erfüllung des Gesetzes, und spricht (S. 107 der Ausgabe des Evangel Blicher-Vereins zu Berlin): »Es ist dies eine Summa einer anzen Predigt, und ist soviel: bessere dich! Und ist wa)r, so wir uns bessern, werden wir los von Sünden; darum sagt er: löse deine Sünde. Daraus folgt aber nicht, daß wir von Sünden los werden um unsrer Werke willen, oder daß unsre Werke die Bezahlung seien für die Sünde. Auch setzet Daniel nicht allein die Werke, sondern spricht: Löse deine Sünde mit Gerechtigkeit. Nun weiß män- 11iglich, daß ,,Gerechtigkeit« in der Schrift nicht allein äußerliche Werke heißet, sondern fasset den Glauben, wie Paulus spricht: der Gerechte lebet seines Glaubens. Darum fordert Daniel erstlich Glauben, da er Gerech- tigkeit nennet, nnd spricht: Löse deine Sünde mit Gerech- tigkeit, d. i. niit Glauben gegen Gott, dadurch d·u gerecht werdest; dazu thue auch gute Werke, nämlich, warte deines Armes, sei nicht ein Tyrann, sondern siehe zu, das; dein Reginient Land und Leuten nützlich sei, halt Friede nnd schütze die Armen wider unrechte Gewalten; das sein fürftliche Almosen« —— disk) Es handelt sich hier nicht um die Frage nach ewigem Leben nnd Selig: keit, sondern darum, wie etwa Nebucad-Ne ar drin. an- gedrohten Gericht entgehen könne; und eshalb will Daniel, daß er die Sünden von sich thue, durch welche DanielsDeutung des Traums Nebucad-Nezar’s und dessen Erfüllung. 681 er dasselbe verfchnldet hat. (Fiiller.) Gerechtigkeit und Erbarmen sind die königlichen Grundtugenden (Jes. H, 4 f.), die er dem Nebucadäliezar fortan« zu üben empfiehlt. (Hosmann.) Wenn der König aus Furcht vor den Ge- richten des Höchsteii feine Sünden und Missethaten be- reute und ließ, und Gerechtigkeit gegen jedermann, Milde« gegen die Armen zu üben fich besliß, so war dies aller- dings noch keine vollständige Bekehrung, aber doch ein sicheres Zeichen derjenigen Bekehrung, deren er nach seiner Erkenntniß Gottes fähig war. (Schmieder.) Daniel kennt kein heidnisches Fatum, sondern weiß, daß Gottes Gericht sich nach dem sittlichen Verhalten der Menschen richtet und daß gedrohte Strafe durch Bekehrung abge- wendet werden kann (Jerem. 18, 7 f.; Inn. Z, 5 ff.; Jes 38, 1 ff) Dieser Weg, das gedrohte Gericht von sich abzuwenden, stand auch für Nebucad-Nezar offen, zumal die Zeit des Eintretens des Traumes nicht be- stimmt, ihm also noch Frist zur Buße gelassen war. (Keil.) »Von seinen Sünden fich los machen durch Ge- rechtigkeit« heißt nichts anderes, als sie ablegen, so daß man Gerechtigkeit an ihre Stelle setzt, Gerechtigkeit er- greift und ausübt. Als eine Folge der Gerechtigkeit nun, die der König sich aneignen soll, wird das Wohl- thun an den Armen genannt, als welches eine gleiche Gesinnung mit denen, deren man sich annimmt, nämlich mit den leidenden Frommen, voraus-setzt; hier aber diese Ermahnung ergehen zu lassen war um so passender, als die Ermahnung an einen König gerichtet ist, der Gottes Gerechtigkeit, die da Recht schaffet den Elenden im Volk und hilft den Armen, ganz besonders seinem Amte nach abbilden sollte. (Hc’ivernick.) · 25. Dies alles widerfnhr dem Könige Nebucad- Nezar [der den in V. 24 ihm ertheilten Rath wenig beherzigte]. 26. Denn nach zwölf Monden salso gerade ein Jahr nach der in V. 1 ff. mitgetheilten BegebenheitL da der König auf der königlichen Burg zu Babel [wohl auf der Höhe des Terrafsenbaues in el Kasr V. 2 Anm.] ging; » 27. »Hu»b er an, und sprach: Das ist die große Babel, die ich erbanet habe zum lonigliclzen Hause, kngkclzmeine große Macht zu Ehren meiner Herr- l cl . 28. Ehe der König diese Worte ausgeredet hatte, fiel eine Stimme vom Himmel: Dir, König Nebncad-Nezar, wird gesagt sdaß nunmehr, da du dich nicht bekehret, sondern in deinem Hochmuthe bis aus’s Aeußerste fortgeschritten bist V. 27, an dir in Erfüllung geht, was das Traumgesicht dir anggdrohet hat]: Dein Königreich soll dir genommen wer en; 29. Und man wird dich von den Leuten ver- stoßen, und sollst bei den Thieren, so auf dem Felde Ihm, bleiben; Gras wird man dich essen lassen, wie chfen, bis daß über dir sieben Zeiten um sind; auf daß du erkennest, daß der Höchste Gewalt hat über der Menschen Königreiche, und giebt sie, wem er will [V. 14]. 30. Von Stund an ward das Wort vollbracht über NebUcadMezar [indem Wahnsinn in Form der Boanthropih also daß er» sich für ein Rind hielt, ihn befiel], nnd er ward [da man für die Zeit seiner Krankheit kaum etwas anderes thun konnte, als se»i»nen Wggrginn sich »austobgih zu Lassenäzliläkn seldhst c( El« zUk oUUUg eine? le cU l cN ck Menschen zu entziehen] von den Leuten verstoßenf Iris r es; seist; »sein- ei c cM clU c UUUlc , UU at Ucl 1 sein Hagr wuchs, so groß als Adlers Federn,«und seine» Nagel wie Vogelsklauenßwurdenw » « Daß man sich diese Versto ung nicht so zu den en hat, als ob seine nächsten Angehörigen es gewesen wären, its; Dsississgehsssssxki espsmshgk » e a»r, ie »i n man rie , ergie gZrgcx)on»Di)»c»i»ra»1»1»s»ß» daß ZhmSdie»Herrs»chaf3auf»b?wa»lzrt . en ia ie ein: en on anie , ie von dem König selbst, der aus seiikiem Traum kein Ge- heimniß geinacht hat, daß seine Krankheit sich nur über T Zkeiten erstrecgsn ckt»oerde; da trat dknn sekkkner Er- ran ung eine ei sverwesung ein V. « , is man ihrs: mit seinerbWiedergenesung die Zügel der Regierung se! ckiiitiltftietztcstiidlclljkJ z. B. an einer Frau in de; würtembergischen Jrrenanstalt Zwiefalteitz meinem frti eren geistlichen Wirkun»skreie, bei Geistes- störun· en beobachtetes Krankheits-Ritzen. s(Rösch.) nxgskgheksxsssizixsiix direkt-s gsssshsssssstsksssichg , ei a ie aare je mer ie em Einfluß der rauhen Wilterung und den Sonnenstrahlen ausgesetzt» sind, eine desto größere Härte erlangen und hierin gleichsani den Vogelfederii ähnlich we»rden,»and»rer- seits, »daß zuweilen bei phhchischen Krankheiten die Nagel eine eigenthlimliche moiistrose Wucherung mit» Deformitat (widernattirlicher Gestalt) erlangen. (Fr»iedreich.) » 31. Nach dieser Zeit sals die sieben Zeiten V.»13. 22 um waren] hub ich, Nebucad-Nezar, Beine A»i»igen aåif Himmez und kam wieder ur ernun un o te den . öchstenk Jch preiete und ehreti den, so ewiglich lebet, deß Gewalt ewig It, lämd sein Reich sur und für wcihret [K«ap. f ) 32. Gegen welchem alle, so auf Erden woh- neu, als nichts zu» rechnen sind. Er macht es, wie er»n;»ill, berste m; Essen Krasteii im Himmel, und mi enen, o au rdeu wohnens und niemand kann seiner Hand« wehren, noch zu ihm sagen: Was mgchst du [v»»gl. Blum. zu Kap. 3, 33»]? » »? »;,Eiii»»seg)oner, zgclilgischegAusåiäutk stirdasNLläiedexs au e en e mens i en ewn eins m e uca - Nezarg » Das»Thic»e»r richFet Zslick Fu; Erde, dgrbMeiidsch zum imme eni or« o i enn a m or e en er Zlikzgeidi zart? Himsnel der Anfang nnd das ersxie Anzeichen, a as t)ieris e Herz den Kö" v l"ßt und der uienschliche Geist in ihm iviedernllgie Srchcioingen regt. Der Verstand kehrt ihm zurück, und der Blick empor keddsssrkksrbsgibseek esse« Ergreif-ists: a iegoie i aiiimerrei i . . . Z? —»» nicht »:1»iehr fis, stägoern deiåi Hkichgn uniisewig een en gie er ie re.« ,»u . m. ,1 lzgiben wir schon beinerkt, daß der Zustand ades geistig estörtseins die Möglichkeit einer Bkhrun iir den Menschen nicht ausschließt; denn Wahnfiieim Tgbsiicht und alle sälschlich so genannten Seelenkrankheiten sind nach dem einhelligen Resultat der neuern Forschungen nicht gzzräksxigeä åee:»eSeele, sondern der feineren leiblichen 33. Zur selbigen Zeit kam ich wieder zur Vernunft, auch zu meinen königlichen Ehren, zu 682 Daniel 4, sit. 5, l. meiner Herrlichkeit, nnd zu meiner Gestalt. Und meine Rathe und Gelvaltigen [die inzwischen die Regierungsgeschäfte für mich geführt, aber auch in meinem Krankheitszustande mich nicht aus den Augen gelassen hatten] suchten michs unt: ward wieder in mein Konigreich gesetzh und ich nberkam noch gtoßere Herrlichkeit« [denn ich zuvor gehabt Hiob 42, 10 ss.]. V) Nach Jer. 39, 13 bildeten die Räthe und Groß- beantten des Königs ein Collegium; wie sie nach Vero- sus schon einmal, während Ne ucad-Nezars Abwesenheit z. Z. des Todes seines Vaters, gethan (2. Kön. 24, 1), so sicherten sie auch jetzt ihm die Regierung und traten an seiner Stelle in dieselbe ein. Daß man dann einen Ge- störtgewesenen wieder regieren ließ, macht bei der milden Beurtheilung des Wahnsinns im Alterthum und der Stellung, welche orientalische Herrscher einuahmen, keine Schwierigkeiten. —— If) Einige Zeit nach seiner Wieder- genesung hat also Nebucad - Nezar noch regiert, wenn auch mit obigen Worten nicht gerade gesagt ist, daß er noch große Thaten ausgeführt habe; vielmehr ist es wohl das Erlebniß mit seinem so herrlichen Ausgange selber, was ihm desto größere Herrlichkeit auch in den Augen seiner Unterthanen verschafftr. 34. Darum snachdem ich eine solche Erfahrung in meinem Leben gemachtJ lobe ich NebucadMezar [der große irdische KönigL nnd ehre und preise den kunendlich größeren] König vom Himmel. Denn alle sein Thnn ist Wahrheit, nnd seine Wege sind recht [Jer. 9, 23 f.]; nnd wer stolz ist lwie mein. Herz im Stolz sich erhob Kaki. s, 20], den kann er deninthigen Bei Errichtung des Bildes von Dura (Kap. Z) erlag NebucadsNezar der Versuchung deshochmuths und der Selbftvergötteruug die für ihn in dem Bewußtsein seiner Stellung als Beherrscher des babylonischen Weltreichs lag; hier erliegt er denn derselben Versuchung zum zweiten Male. Das göttliche Eingreifen ist nun dort durch die Gefahr hervorgerufen, in welche die Forderung des Königs die drei jüdischen Männer brachte, während in unserm Kapitel solch ein äußerer Anlaß nicht vorliegt; es erscheint aber darum das Eingreifen Gottes doch nicht unmotivirt. Wir stehen nicht mehr in der bewegten ersten Hälfte der Regierung Nebucad-Nezar’s, wo die Gedanken der Vergrößerung und Befestigung feines Reichs sowie die Kämpfe mit den Feinden desselben ihn in Anspruch nahmen, sondern wir befinden uns in der letzten friedlichen Periode, wo der König auf seinen Lor- beeren ausruht. Wenn früher Gedanken des Hochmnths in seinem Herzen ausstiegen, so hatte das nicht soviel auf sich, da wieder andere sich mit diesen kreuzten und die Zeit und Kraft des Königs in Anspruch nahmen. Wenn wir dagegen jetzt, wo er in guter Ruhe lebt, sehen, wie sein Hochmuth steigt und sich feftsetzt, so wird das gefährlich; der Hochmuth wird zum System, nach welchem regiert und geschaltet wird. Das sehen wir deutlich aus der Mahnung Daniels, der König möge hinfort Gerechtigteit und Erbarmen üben. Er war alfo in Willkür und Härte verfallen, unter welcher sein Volk zu leiden hatte und vor welcher Danieks Einfluß mehr und mehr zurücktreten mußte; der König, der sich selbst vergötterte, konnte kein Gefallen mehr an dem Manne finden , der ihm je und je die Herrlichkeit des Gottes des Himmels gepredigt. So handelte es sich denn da- rum, ob die Wektmacht die Wendung zur Selbstvergöti ternng, und damit die Richtung wider Gott, jetzt schon nehmen sollte, welche sie nach der Weissagung allerdings nehmen, aber erst zuletzt nehmen wird. Und da greift denn Gott ein und hemmt ihren Lauf, und legt dem Weltherrscher wie einer wilden Bestie einen Ring an die Nase, daß er zahm wird und die empfangene Lehre sein Lebelang nichtmehr vergißt. (Füller.) Die Geschichte Jsraels stellt uns im engsten Rahmen einen Grundriß der ganzen Weltgeschichte dar; es begegnet uns in ihr das verborgene Walten des persönlichen Gottes in der Leitung und Erzie- hung derVölker als ein offenbares, der verhüllendeVorhang menschlichen Vornehmens und Thuns hebt sich und die durch ihn verschleierte, alles bewegende und alles lenkende Hand dessen, von dem (Eph. 1, 11) geschrieben steht, er wirket alles nach dem Rath seines Willens, kommt in ihr zur Erscheinung O anbetungswitrdige Herab- lassung Gottes, in der er, nm der Schwachheit unsers Glaubens aufzuhelfeu, einmal an einem auserwählten Volke die Geheimnisse seiner erhabenen, alles durchwiw kenden Vorsehung in anschaulichster Weise unserm be- fchränkten Gesichtskreise nahe bringen wollte! Darf uns doch fortan kein scheinbares Chaos zeitlicher Begebenheiten mehr stutzend oder gar irre machen, nachdem uns eine zweitaufendjährige (?) Führung jenes Volks eine Ueber- fiille von Veranlassungen zu der Wahrnehmung bietet, daß auch die verworrensten Fäden, die unser Leben durch- ziehen, einem höheren Willen sich fügen und endlich sich zu einem Gewebe verknüpfen müssen, welches näher be- trachtet nur das apostolischm »O welch eine Tiefe, beide, der Weisheit und Erkenutniß Gottes!« uns auf die Lippe drängt. (Krummacher.) Was die weltlichen Geschichtschreiber betrifft, so weiß allerdings kein einziger Schriftsteller des heidnischen Alterthums von dieser außerordentlichen Begebenheit in der Regierungsgeschichte Nebucad-Nezar etwas; aber die griechischen Schriftsteller, die in den Zeiten des tiefsten Verfalles ihrer Nation und Literatur in allgemeinen Geschichten von den uralten Neichen in Mittelasien ge- handelt haben, sind in Beziehung auf die ältere Geschichte Asiens überhaupt ohne Werth, und thun des Nebucad- Nezar auch mit keinem Worte Erwähnun, selbst der ältere nnd glaubwürdigere Herodot giebt über ihn keine Nachrichr Josephus, der alles aufsuchte, was irgend zur Erläuterung der chaldäischen Geschichte dienen konnte, und Eusebius fanden in dem ganzen Reichthum der Profanliteratur nur 6 Schriftfteller vor, die Nebu- cad-Nezar nur erwähnten; von diesen kommen vier hier gar uicht in Betracht, da von ihnen lediglich die Ein- nahme Phöniciens und die Beziehung Nebncad-Nezars zu dem Lande des betr. Schriftstellers flüchtig berührt wird, und es bleiben nur Abydenus und Berosus übrig, bei denen allerdings einige Spuren von dem hier er- zählten Vorfall sich finden, wenn auch dunkel und mit Verkehrung des eigentlichen Thatbestandes. In einem Fragmente des letzteren heißt es: ,,Nachdem Nebuchos donosor die vorerwähnte Mauer vollendet hatte, fiel er in Krankheit, und starb nach 43jähriger Regierungs· Abydenus aber schreibt: »Hiernach, wie man bei den Chaldäern erzählt, wurde er, als er auf den königlichen Palast gestiegen war, von irgend einem Gotte ergriffen, und redete und sprach: Ich, dieser Nebukoduosoy o Ba- bylonier, verkündige euch das bevorstehende Schicksal, welches weder mein Vater Bel noch die Königin Beltis je die Parzen haben bereden können abzuwenden: Kom- men wird der Perser, der Maulesel (d. i. Cyrus , der aus medisch-persischem Geschlecht stammte), unter dem Beistande eurer Dämonen; er wird Kuechtschaft über euch bringen, wobei Mitschuldiger sein wird der Weder, der der Stolz des Assyriers war. O daß er, bevor er so meine Standesgenossen dahin giebt, selbst in eine Cha- rybdis oder in ein tiefes Meer fallend umkäme, oder åliebucadäliezar ehrt und preiset öffentlich den Gott des Himmels und der Erden. 683 daß er auf andere Wege gewendet durch die Wüste ge- ithrt würde, wo weder Städte noch Menfchenspur find, ondern Thiere ihre Weide haben und Vögel umher-irren, inmitten von Felsen und Schlünden allein gefangen, und daß ich, bevor dies in seinen Sinn geworfen wird, eines besseren Ende theilhaftig würde! — Nachdetn er dies geweissagt, verschwand er plötzlich.« Offenbar hat Aby- denus den Bericht Daniels benutzt, aber ganz ebenso be- handelt, wie die biblischen Geschichten von der Schöpfung, der Stindfluth, dem babylonischen Thurmbau &c» näm- lich zu einem Mythtrs umgestaltet, aus dem man kaum noch den geschichtlichen Kern herausznfinden im Stande ist. Das 5. Kapitel. Des gottlos-In König Izelsaznr Mahl und Untergang. v· V. 1—31. Indem ans der nur kurzen Uegierungszeit von Uebueadsilezans Sohne Gvildklerodach nnd der dann folgenden vierjährtgen Herrschaft oou des letzteren Skhwager ileriglissar uns weiter kein Ereigniß im Erben Danieks berichtet wird (vgl. indessen die beiden Gesichte in Uns. 7 n. 8), sehen wir hier sogleich an den letzten Tag des Zlzjährigeu Regimenis von Nebukad- Uezaks Enkel Eaborosoarclsod (uach seinen! andern Namen auch Zelsazer heißend) uns versetzt. Mit ihm sollte nach Gottes vorbedactfteru Rath (Ser. N, 7) die « durch das Hans Uebnead-i1ezar’s vertretene Herrschaft der Chaldäer in Babylon zu Grunde gehen, nnd dieser Untergang gestaltet sich nun in der vorliegenden Geschichte zu einem gerechten Strafgericht Gottes über einen Träger der Weltmachn der in freoelhaftem tlebermuth nicht litos seiner königlichen Hoheit sich überhebt, sondern sogar bis zur Gntweihung der Heiligthiimer des HErru nnd bis zur Eästeruug seines hochheiligeu itamens sortschreitetz während denn im vorigen Kapitel Ueburadiiezafs Selbst- iiberhebnug nur mit einer schweren Zuchtignug zur Buße bedroht und dann, weit die Buße nicht zur rechten Zeit erfolgte, auch wiriilich damit belegt wurde, ist die des Belsazer ihrem ganzen Wesen nach so tmheilbar böse, daß er ohne alle Gnadensrist dem Verderben preisgegeben wird. Er, dieser Belsa3er, giebt nämlich bei einer nicht näher bestimmten Veranlassung den Gewaltigeu seines Reichs ein großes Gasttuahl und verhöhnt in trunlreuem ttebermuth vor den anwesenden Giisten und in Gemeiusthaft 1nit ihnen den Gott Israel« da erscheinen Xittger an der Wand des Speisesaalz welche ihm sein Urtheil schreiben, das freilich die chaldciiscljett weisen weder lesen noth entziffern können, wohl aber deutet der herbeigerufene Daniel die Schrift, und was er Verkündigt, das erfüllt sich noch in derselbigetc Uachhtzclsazer findet seinen Tod, und die Herrschaft der Chaldäer iuusz der der Weder weichen. I. König BelsazeK welcher, wenn man die stellvertretende Regierung seines Vaters Neriglissar mit in Anschlag bringt, wie Daniel thut, von 560 —556 v. Chr. regierte] machte lals er vor 9 Mo: naten zu selbstständiger Regierung gelangt war] ein herrlich Mahl tausend seinen Gcivaltigen und Haupt: leisten, und soff stch voll unt ihnen« ·) Der Name enthält» die beiden Bestandtheile des Namens, den Daniel am babylonischen Hofe erhalten (Kap. l, 7), aber ohne den Zwischenlautt (hebr. V), wodurch er sich von jenem unterscheidet. Es fragt sich aber, was für ein babylonischer König ist hier gemeint? Wir folgen bei unserer Darstellung der Geschichte des babylonischen Reichs in 2. Kön. 25, 27 dem Bericht des Berosus in einem Fragment bei Josephus, welcher also lautet: ,,Dem Nebucad -Nezar folgte sein Sohn Eviltnaraduch; er regierte schlecht und wurde von dem Gemahl seiner Schwester, dem Neriglissoor getödtet, nach- dem er 2 Jahre regiert hatte. Nach ihm regierte dieser Neriglissoor 4 Jahre; dessen Sohn Laborosoarchod regierte dann, noch ein Knabe, 9 Monate, und wurde, weil er viele Beweise schlechten Characters gab, von den Freunden ermorden Seine Veseitiger übertrugen durch gemeinsamen Beschluß die Regierung dem Nabonned, einem aus den Babyloniern , der mit zu den Verschworenen gehörte« Indem wir aber die schon in Baruch l, 11 f. sich sin- dende, auf Verschiebung der Zeiten und Verhältnisse im Geiste der späteren jiidischen Schriftsteller beruhende und auffälliger Weise auch neuerdings vielfach vertretene An- stcht, daß Nebucad-Nezar’s Sohn und nächster Nachfolger, Evilmerodach, jener Belsazer sei, von dem Daniel hier und in Kap. 7, l; 8, l redet, durchaus nicht an- nehmen können (schon aus dem Grunde nicht, weil man nun in sehr gezwungener Weise den 3l. Vers unsers Kapitels von dem Inhalt des 30. Verfes losreißen und als eine erst um etwa 22 Jahr später eingetretene That- sache betrachten muß), schließen wir uns denjenigen Aus- legern an, welche vielmehr an Nebucad-Nezar’s Enkel, den Laborosoarchod, denken, der freilich nicht seines Sohnes, sondern seiner Tochter Sohn ist, aber dieser unbedeutende Unterschied kommt bei der Stelle: Jer. 27, 7 doch Lgewiß nicht in Betracht, da es sich dort nur um den egrisf eines Eukels überhaupt, gleichviel ob durch mäunliche oder weibliche Abstammung vermittelt, handelt (vgl. 2. Chron. 36,- 20). — W) Genauer übersetzt lautet der Vers: König Velsazar machte ein groß Mahl seinen tausend ewaltigen, und vor Tausend trank er Wein. Das Mahl war also vor- über, und jetzt sollte das Trinken beginnen; damit machte denn der König, der nach orientalischer Sitte seinen Gästen gegenüber an einem besonderen Tische auf erhöhetem Platze, vermuthlich an der einen Wand (1. Sam. 20, 25), saß, den Anfang; die Veranstaltung eines solchen Gastmahls entspricht an ssich schon dem Hange der Vabylonier zur Schwelgerei, auf die auch in Jes. 14, 11; 47, I; Jer. 51, 39 hingedeutet wird, hatte aber hier ihre besondere Veranlassung vielleicht darin, daß Belsazer, nachdem er vor wenigen Monaten die Regierung selbstständig angetreten, seine Vermählungss feier mit den Weibern und Kebsweiberm die er für sein Harem sich zugelegt, hielt und damit zugleich eine groß- artige Feier seines Regierungsantrittes verband. Die tausend Gewaltige, die er zu Gästen geladen, sind, wie es scheint, neue Gtinstlinge, die er an Stelle derer, die sein Vater gehabt, sich erwählte. Letztere nun, aus ge- kränktem Ehrgeiz, verschworen sich gegen ihn, und brach- ten ihn, wie wir ans V. 30 erfahren, noch iu der auf diesen Tag folgenden Nacht um Thron und Leben, nnd erhaben einen aus ihrer Mitte, den Naboned, zur Herr- schaftx doch machte alsbald, nachdem er den Untergang der chaldäischen Dynastte erfahren, der medifche König Kyaxares II. die Oberhoheitsrechte seines Reichs über Babhloniery die während der Regierung Nebucad-Nezar’s und seiner Nachfolger nur geruhet hatten (2.Kön. 22, 2 Anm.), vom Neuen geltend und weilte eine Zeitlang zu Dabei, bis er dannden Naboned als seinen Vasallen anerkannte nnd in sein Reich sich wieder zurlickzog In diese Zeit seiner Anwesenheit zu Vabel fällt die Geschichte des 6. Kapttels und Danieks Gebet nnd Weissagun von den 70 Wochen in Kap· I; die Regierung des Na oned als eines bloßen Vasallen übergeht der Prophet gänzlich, und auch die medische Herrschaft des Darius hat bei 684 Daniel 5, 2——19. ihm einen bloßen Uebergangscharactey das Reich gilt ihm schon jetzt als das der Meder und Perser (Kap.6, 8. 12. 15) und kommt zu seinem eigentlichen Zielpunkt, der Herrschaft der Perser (auf diese spielt nach V. 28 unsers Kapitels auch das upharsjn in V. 25 an), mit dem Regierungsantritt des Kores (Kap. S, 28). 2. Und da er lnachdem das Gelage sich schon bis in die nächtliche Dunkelheit hineingezogen hatte] trunken war, hieß er lin seiner übermiithigen Wein: laune Sprüchm 20, i] die güldenen und silbernen Gefäße herbringen, die sein [Groß-] Vater Nebucad- Nezar aus dem Tempel zu Jerusalem weggenommen hatte [Kap. 1, 2; Jer. 52, 17 ff.]; daß der König mit seinen Gewaltigen, mit seinen Weibern und mit seinen Kebsweiberm daraus tränken. «) Jn Vabylonien nahmen auch (anders als bei den Macedonierw Griechen und Römern, deren Sitte das Mtlerlaubtch die Weiber an Gastgelagen und Festmahlen c! . 3. Also wurden hergebracht die güldenen Gefäße, die aus dem Tempel, aus dem Hause Gottes zu Jerusalem, genommen waren; und der König, seine Gewaltigen, seine Weiber und Kebsweiber tranken daraus. » » » it. Und da sie so soffen, tobten sie die gulde- neu, silbernen, ehernen, eisernen, hölzernen und stei- nernen Götter. War schon die Wegführung der Tempelgefiiße nach Babel und ihre Aufftellung im Tempel des Bel nach der Meinung der Babylonier ein Zeichen der Ueberwälti- gnug des Gottes, dem diese Gefäße geweiht waren, durch ihre heidnischen Götter, so sollte jetzt der Juden Gott noch tiefer herabgewürdigt und der Ruhm der Babylo- nischen Götter als unwiderstehlicher Sieger aufs Höchste gepriesen werden; darum benutzte man die Gefäße seines Heiligthums einerseits zu profanem Gebrauch bei einem Saufgelag, brachte aber auch andrerseits unter Absin- ung von Liedern zu Ehren jener Götter den letzteren Zibationen aus den Gefäßen dar. Es war dies um so mehr eine frevelhafte Verhöhnung Jehova’s, als nicht etwa eine gereizte Stimmung gegen die Juden die Ver- anlassung dazu gab, vielmehr der Gott Jsraels schon mehrmals durch Zeichen und Wunder dem babhlonischen König die Anerkennung seiner Allmacht abgenöthigt und durch seinen Knecht, den Propheten Daniel, das habh- lonifcshe Reich gesegnet hatte (vgl. Kap. 2—-4); auch hatte der sonst lasterhafte Sohn Nebucad-Nezars, Evil- nierodach, seinen Regierungsantritt durch einen Gnaden- akt gegen den gefangenen Judenkönig Jojachin verherr- licht (2. Kön. 25, 27 ff.) , u1id selbst unter Neriglifsay dem Mörder seines Schwagers scheint man Respekt vor dem Gotte Jsraels bewahrt und sein Volk mit einer gewissen Schonung behandelt zu haben. Da zeigt nun der vor Kurzem erst zu selbftständiger Herrschaft gekom- mene Laborosoarchod leich bei dieser ersten Feierlichkeih die er dem Lande gie t, wie er zu dem Gotte Jsraels steht. Und achtet man darauf, wie in den ,,güldenen, silbernen, ehernen, eisernen &c. Göttern« uns genau die- selben Stoffe genannt werden, unter denen in Kap. L, .-3·2 f. die verschiedenen Reiche der irdischen Weltmacht versinnbildet wurden, so kann man wohl sagen: in ihm macht die Weltmacht bereits den Versuch, zu antichristik scher Lästerung des Namens Gottes fortzuschreitem und der muß, weil so zu sagen noch verfriiht, gleich im Keim erstickt werden. Noch am Tage seiner Vermählung geht, wie wir in V. 30 lesen, Laborosoarchod und mit ihm die chaldäische Dhnaftie bis auf den letzten Sprossen unter; doch läßt Gott nicht einfach, ohne eigenes Da- zwischentreten, den Belsazer durch Mörderhand fallen, da früher Evilmerodach so gefallen war, sondern es soll vor allen Chaldäern offenbar werden, daß feine Hand hier eingegriffen hat. Das ist die Bedeutung, welche die folgende Geschichte hat. Z. Eben zur selbigen Stunde [als das Trinken« und das Lobpreisen der Götter nun im besten Gange war] gingen lplötzlich und unversehens, ohne daß man gemerkt hätte, woher sie gekommen] hervor Finger, als einer Menschenhand, die schrieben gegen dem Leuchter uber auf die gctunchte Wand, in dem koniglichen Saal« Und der König ward gewahr der Hand, die da schrieb [sahe auch die Schriftzüge konnte aber sie nicht einmal lesen, geschweige, das; er den Jnhalt der Worte fich zu deuten vermocht hätte.]" «) »Gott schrieb selbst in Kraft seiner Allmacht, die keines Mittels bedurfteyaber er zeigte dem König ein Bild, als ob irgend ein Mensch an der Wand schriebe.« Das Erscheinen von Fingern, die da schrieben und doch keine Person hinter fich hatten, zu der sie gehörten, mußte sofort den Gedanken an einen übernatürlichen Urheber der Schrift erwecken und den König aus seinem Taumel aufschreckenz deutlich genug aber waren die Finger zu sehen, denn sie zeigten fich gegenüber dem Leuchter auf derjenigen Tafel, an welcher der König sa , und sie schrieben auf die von diesem Leuchter beleuchte e, gegenüber befindliche Wand, welche nicht, wie die inne- ren Zimmer des Palastes, getäfelt, sondern nur mit Kalk getüncht war. Solche nur mit Mörtel beworfeue Zimmer finden fich auch in den Palästen zu Nimrud und Khorsai bad (2. Kön. 15, 20 Anm.). Eis) Nur durch tibernatiirliche Erleuchtung wird es hernach demDaniel möglich, die Schrift zu lesen und zu erklären, und nur, weil der König ihn im Besitz einer solchen Erleuchtung glaubte, ward er zu diesem Zwecke herbeigeholt; die Schriftzeichen müssen daher ganz ungewöhnliche, ohne göttliche Erleuchtung nicht zu entziffernde gewesen sein. (Hengstenberg.) Doch waren die Worte selber, die durch die Schriftzüge ausgedrückt wurden (V. 25), gewöhnliche und an fich verständliche; nur daß sie den räthselhaften Character eines Orakels an fich trugen, und also auch von dieser Seite eine gött- liche Erleuchtung zu ihrer Deutung nöthig war. S. Da entfiirbte sich der König ldaß er ganz leichenblaß aussahL Und seine Gedanken erschreclten ihn, daß ihm die Lenden fchuttertem und die Beine zitterten [denn sein Gewissen erwachte und ließ ihn schweres Unglück aus der Hand des Gottes, den er verhöhnt hatte, ahnen] » i 7. Und der König rief uberlant, daß man die Weisen, Chaldaer und Wahrsager [Kap. L, g; 4, B] herauf bringen sollte. Und ließf den Weisen zu Babel sagen: Welcher Mensch diese Schrift lasset, nnd sagen» kann, was sie bedxnte, der soll mit Purpur gekleidet werden» und guldene Ketten am Halse tragen, und der dritte Herr sein in mei- nem Konigreiche Bekleidung mit dem Purpur war Zeichen der Jn- stallirung oder Amtseinführung eines Großbeamten (Esth. 8, 13); die goldene Kette am Halse gehörte zur Tracht der Vofnehmsten und wurde c zum Zeichen der Belsazers Gotteslästerung, wofür Gottes Finger ihm sein Urtheil schreiben 685 köngglichen Gnade verliehen, das »der dritte Herr sein im önigreich« ist aber in dem Sinne »der selb dritte«, d. i. mit den beiden andern zusammen der dritte (Jes. 19, 24) zu verstehen, so.- daß an ein Dreimänner-Colle- gium der höchften Reichsbeamten zu denken ist, in wel- ches der« Betreffende eintreten soll (Kap. s, 2). — 8. Da wurden alle Weisen des Königs herauf gebracht; aber sie konnten weder die Schrift lesen, noch die Deutung dem Könige anzeigen. 9. Deß erschrak der König Velsazer noch härter sindem die Unlösbarkeit des Räthsels ihm das Ge- fühl, daß er als ein ohnmächtiger Mensch dem Arm der allmächtigen Gottheit gegenüber stehe und dieser Arm schon zum Schlage über ihn aufgehoben sei, nur desto tiefer ei»ndrückte], Und verlor ganz seine Gestalt, und feinen Gewaltigen ward leben: falls] bange. Jm Worte des Grundtextet ,, geriethen in Verwir- mag« liegt nicht blos der Begriff der Bestlirzuiig, son- dern auch des wirren Durcheinanden niemand blieb mehr an seinem Platze, es kam alles in Aufruhr, Grup- pen bildeten sich und rathlos redete uiid lief man hin und her. Die hier bei den König versamnielten Ge- waltigen wurden, wie es scheint, von seinem Schicksal hernach mitbetroffen; sie wurden von den gegen das Leben des Belsazer Verschworeneii (s. V. 1 Anm.2), welche die im Speisesaal eingetretene Verwirrung, die durch den Vorgang in V. 29 noch mehr gesteigert wurde, zur Ausführung ihres Vorhabens benutzten, zugleich mit demselben umgebracht. « » » · 10. Da ging die Konigin [-Mutter 2. Kön »2«5, 27 Anm. Z, die in der Zurückgezogenheit ihrer Gemächer Kunde von dem Vorfall in dem Speise- saal erhalten hatte] um solcher Sache willen des Königs und feiner Gewaltigen hinauf in den Saal [den Verwirrten aus ihrer Verlegenheit zu helfen], und sprach: Herr König, Gott verleihe dir langes Leben [Kap. 2, 4]. Laß dich deine Gedanken nicht so erschienen, nnd entfärbe dich nicht also [als wäre es schlechterdings unmöglich, hinter den Jn- halt und die Deutung der geheimnißvollen Schrift zu kommen] » 11. Es ist [wie ich aus der Regierungszeit Nebucad-Nezar’s mich erinnere] ein Mann in dei- nem Königreich, der den Geist der heiligen Götter hat [Kap. 4, 5]. Denn zu deines Vaters seben des Nebucad-Nezar] Zeit ward bei ihm Erleuchtung erfunden, Klugheit und Weisheit wie der Götter Weisheit- ist [1. Kein. Z, 28]; und dein Vater, König Nebucadäliezar [vgl. über den Gebrauch des Wortes ,,Vater« in dem Sinne von ,,Großvater«: ,1. Mos. 28, 13], setzte ihn über die Sternseher, Weisen, Ehaldäer und Wahrsager [Kap. 2, 48]; 12. Darum, daß ein hoher Geist bei ihm gefunden ward, dazu Verstand und Klugheit Träume zu deuten, dunkle Sprüche zu errathen, und ver- borgene Sachen zu offenbaren; nämlich Daniel, den der König ließ Veltsazar nennen. So rufe man nun Daniel, der wird sagen, was es bedeute. Entweder schon beim Regierungsantritt des Eviltne- «rodach, oder doch bei dem des Neriglissaiz hatte Daniel seine Stelle als Obervorsteher der Magier verloren und eine andere Dieisziststellung erhalten (Kap. 8, 27). Erst nachdem die KoniginjMutter ihn als einen Mann charac- terisirt hat, der gewiß auch das vorliegende Rathsel zu losen im Stande sei, nennt sie nachdrucksvoll auchffseinen Namen; über den Einfluß aber, den eine Konigin- Ibiuttegzztin logrieiiöalislschen Konigshofeu auszuüben pflegt, . . on. um. 13. Dci ward Daniel hinauf vor den König gebracht Und der Konig sprach zu DanielspVist du der«Dgniel, der Gefangenen einer aus Juba, Zieteder Konig, mein Vater, aus Juda hergebracht a . Die Frage erwartet keine Antwort, sondern drückt nur aus, daß dem Köni des Propheten Person und Verdienst bisher ganz un ekannt gewesen und »er erst xetzt von ihm als einem solchen, der mehr zu leisten im Stande sei, als seiner Herkunft nach sich erwarten lasse, gehört habe. 14. J habe von dir hören sagen, daß du den Geist der heiligen Götter habest, und Erleuch- tung, Verstand und hohe Weisheit bei dir gefun- den sei 15.« Nun habe ich vor mich fordern lassen die Klugen und Weisen, daß sie mir diese Schrift [an der Wand hier] lesen undanzeigen sollten, was sie bedeute; und sie können mir nichtsagen, sweder was da geschrieben steht, noch] was solches bedeute. 16. Von dir aber höre ich, daß du könneft die Deutung geben und das Verborgene offenbaren. Kannst du nun die Schrift lesen, und mir anzeigen, was sie bedeute; so sollst du [wie ich schon dem- jenigen unter den Weisen und Chaldäern versprochen habe, der das zsermöchte V. 7] mit Purpur gekleidet werden, und guldene Ketten an deinem Halse tragen, und der dritte Herr sein in meinem Königreich. 17. Da fing Daniel an, und redete vor dem Könige: Behalte deine Gaben selbst, nnd gieb dein Geschenk einem Andern; ich will dennoch [auch ohne auf die mir angebotene Auszeichnung und Ehren- stelle Anspruch zu machen] die Schrift dem Könige lesen nnd anzeigen, was sie bedeute. Daniel hebt seine Rede ohne die gewöhnliche Begrü- ßungsformel (Kap. 2, 4) und ohiie ein Wort der Theil- nahme, wie er es gegen NebucadiNezar einst ausge- sprachen (Kap.4, 16), an; denn er weiß, daß Belsazer’s Stunden gezählt sind und Gottes Gericht ihm nahe be- vorsteht. Dies ist auch der Grund, warum er gleich von vornherein die ihm gemachten Anerbietungen zurück- weist; er wollte von dem Verächter seines Gottes nichts annehmen, war auch nicht sowohl gesandt ihm u die- nen, als vielmehr Gottes unwiderrufliches Geri t noch in der letzten Stundeühm zu offenbaren. 18. Herr König, Gott der Höchste hat [oor- mais] deinem Vater, Nebucad-Nezar [dem Stifter des babylonischen Weltreichs], Königreich, Macht, Ehre nnd Herrlichkeit gegeben [Kap. 2, 37 f.; 19]. 19. Und vor solcher Macht, die ihm gegeben war, fürchteten nnd scheneten sich vor ihm alle Völker, Leute nnd Zungen. Er tödtete, wen er 686 Daniel 5 , wollte; er schlug, wen er wollte; er erhöhen, wen er wolltez er demiithigte, wen er wollte. 20. Da sich aber fein Herz erhub, und er stolz und hochmiithig ward; ward er vom könig- lichen Stuhl gestoßen, und verlor seine Ehre; 21. Und ward verstoßen von den Leuten, und sein Herz ward gleich den Thieren, und mußte bei dem Wild laufen, und fraß Gras wie Ochsen, nnd sein Leib lag unter dem Thau des Himmels, und ward naß; bis daß er lernete, daß Gott der Höchste Gewalt hat über der Menschen Kbiiigreichn und giebt sie, wem er will [Kap. 3- 31 —- 4, 34]. 22. Und du, Belsazer, sein Sohn [im zweiten Gliede], hast dein Herz nicht gedemiithigeh ob du wohl solches alles weißt; 23. Sondern haft dich wider den HErrn des Himmels erhoben, nnd die »Gefciße seines Hauses hat man vor dich bringen mussen; nnd du, deine Gewaltigen, deine Weiber und deine Kebsweiber haben daraus gesoffen; dazu die silbernen, giildenen, eheruen, eisernen, hölzernen, steinernen Göttex ge- lobet, die weder sehen, noch horen, noch siihlen kPs 115, 4 ff.]; den Gott aber, der deinen Odem iiud alle deine Wege in seiner Hand hat, hast du " nicht gechret lsondern im Gegentheil auf’s Schmäh- lichste verunehretT 24. Darum ist von ihm gesandt diese Hand nnd diese Schrift, die da san der Wand hier] ver- zeichnet stehet. » · » 25. Das ist aber die Schrift allda verzeichnek Mein, mene, tekel, upharfin [zu deutsch: Ge- zählt, gezählt, gewogen und in Stücke getheilt]; · » 26. Und sie bedeutet dies; mene, das ist, Gott hat dein Königreich gezahlet nnd vollendet [die Dauer desselben nach Tagen bestimmt und deren Zahl nun zu Ende gebracht, so daß sie ab- gelaufen sind]. » · 27. Tekel, das ist, man hat dich in einer Wage gewogen nnd zu leicht gefunden. 28. Perris, das ist, dein Königreich sdas du hinter dir zurückläßt] ist zertheilet und den Medern und Persern gegeben« sdaß dasselbe ans« einem chaldäischen nun zu einem medopersischen wird]. V) Daniel hält dem König seine fchwere Schuld vor, ehe er Gottes Strafurtheil aussprichy er redet da als Prophet und Gesandter Gottes» Hier erkennen wir den großen Zweck der wunderbaren Schrift, die den König erfchreckt hatte; denn würde derselbe sammt seinen Ge- waltigen sich dies haben sagen lassen, wenn Gott nicht vorher ihre Herzen erschllttert hätte? (Schmieder.) So jun nun, wie aus der ,anzen Veranstaltung des Gast- ma ls und seinem Verhalten dabei hervorgeht, war Velsazer nicht mehr, daß ihm die Nichtbeachtung des über seinen Großvater ergangenen Gottesgerichts, von welchem er aus dem Munde seiner Mutter, der von Gottes Geist einigermaßen erfaßten Königin in ·V. 10 fs., gewiß frühzeitig schon Kunde erhalten hatte, nicht hätte 20 »« 31. als Schuld zugerechnei werden können; im Gegentheil war er bereits in dein Alter, wo er über seine Stellung zu dem Gotte Jsraels sich selber entscheiden konnte, und er hatte auch bereits in einer Weise sich entschieden, daß in ihm »sich schon bereits die Bosheit heimlich regte,« diese aber mußte jetzt noch aufgehalten werden (2, Thess 2, 7). — IV) In allen drei Worten liegt ein Doppel- sinn, der in der Deutung hervorgehoben wird. Das erste Wort: nimm, das einerseits des Parallelismus wegen, um 2 Versglieder zn je 2Worten zu gewinnen, uiid andrerseits für den Zweck, deii Doppelsinii jedes einzelnen Worts gleich anfangs zu markiren, verdoppelt ist uiids. v. a. gezählt bedeutet, umfaßt den zwiefachen Sinn, daß die Tage des Königsthums Belfazarss l) e- zählt oder nach ihrer Dauer bestimmt, und 2) so ge a« lt und bestimmt sind, daß ihre Zahl eben jetzt zu nde geht; das zweite Wort: tekel erhält seinen Doppel- sinn dadurch, daß es seiner Schreibung gemäß ebenso- wohl von takal (wägen), als von kalal (leicht sein) ab- geleitet werden; »Man hat dich in einer Wage gewogen und zu leicht gesundem« das dritte Wort: npharsjn endlich, welches ,,Zertheilende« bedeutet (1.Mof. l0,25; 38,29), ist insofern doppelsinnig, als es an den Völker- namen der Perser anklingt Das erste Wort bezieht sich auf Belsazar’s Regierung — deren Tage hat Gott gezählt und zum Abschluß gebracht; das zweite ausseine Person —— Gott hat ihn gewogen und zu leicht erfun- den; das dritte auf das von ihm zurtickzulassende Reich und dessen Schicksal ——— es wird zertheilt, und zwar so, daß es den Medern und Persern gegeben wird, indem jene zuerst, darnach diese die Oberherrfchaft über dasselbe haben werden, nachdem sie in Gemeinschaft mit einander es erobert haben. 29. Da befahl Belsazer küberwältigt von dem Eindruck, das) er es hier wirklich mit einem Pro- pheten des lebendigen Gottes zu thun habe, und den Zorn dieses Gottes zu beschwichtigen suchend], daß man Daniel mit Purpur kleiden sollte nnd giildene Ketten an den Hals geben swie er ver- sprochen hatte V. 16]; Und ließ [vor dem um ihn versammelten Gewaltigen V. l] von ihm ver- kåxidigem daß er der dritte Herr sei im Königreich [ . 7]. 30. Aber des Nachts [genauer: noch in s el- biger Nacht] ward der Chaldcier König Velsazer [von den wider ihn Verschworenen V. 9 Arim.] getödtet [im J. 556 v. Chr.]. Das 6. Kapitel. Daiiiels Erlösung aus der Bömengrulie unter Darum. 31. Und Darius smit seinem gewöhnlichen Namen Kyaxares II., Z. Chron. 36, 20 Anm.] aus Meden nahm das Reich ein, da erzwei und nnd sechzig Jahre alt war [vgl. Kap. I, 1]. Von Naboiied, einein ans deii Babhlonieriy den nach dem oben (Anm. 1 zu V. 2) mitgetheilten Berichte des Berosus die Verschworenen auf den Thron erhoben, erzählt dieser Berichterstatter weiter: ,,Unter ihm wurde die Mauer Babiklons noch besser ausgebaut; als aber seine Regierung im 17. Jahr war, kam Cyrus aus Daniel deutet dem Könige die göttliche Schrift nnd kündigt diesem seinen Untergang an. 687 Persieii mit großer Macht und griff, nachdem er das übrige Asien unterjocht hatte, auch Babel an. Na- boned zog ihm entgegen, unterlag in der Schlacht, floh mit geringer Begleitung und ward in Borsippe ein- ggschlossenx Cyrus, nachdem er Babel erobert und die - erte geschleift hatte, zog gegen Borsippe nnd belagerte den Naboned, dieser mußte sich ergeben, aber Cyrus behandelte ihn gut, indem er zwar von Babel ihn ent- fernte, jedoch in Karmanien einen ehrenvollen Wohnsitz ihm anwies, wo er auch später gestorben ist.« Diesen Bericht des Berosus müssen wir aus Xenophows Chro- pädie näher ergänzen, sowohl in Hinsicht auf Cyrus, als auf Naboned, in dessen Person zwei Herrscher dieses Namens (Vater nnd Sohn, jener ein guter Mann, dieser dagegen ein böser Mensch) zu einem einzigen vereinigt sind (auch Herodot redet von Labynetus I. und Labyne- tus Il., obgleich die babylonische Geschichte bei ihui ziemlich verwirrt erscheint): »Der medische König Ast ya - es (reg. 593-—558 v. Chr., f. 2. Kön. 2·2, 2 Anm.), ohn des Kyaxares 1., gab seine Tochter Mandane dem unter medischer Hoheit stehenden Perserköni Kamhyses zum Weibe, die demselben (etwa um’s J. 5 4 v. Chr.) den Cyrus gebar; nachdem dieser vom 12.——16. Lebens- jahre am medischen Hofe sich aufgehalten hatte nnd eben wieder iii’s Elternhaus zurückgekehrt war, starb Astya- ges, und ihm folgte sein Sohn Kyaxares Il., Bruder der Mandane und Oheim des Cyrus. Nun schloß im weiteren Verlauf der Begebenheiten der lydische König Krösns mit dem König der Assyrer (s. v. a. Baby- lonier, unter diesem Könige ist aber ohne Zweifel Na- boned I. zu verstehen) ein Bündniß zur Unterwerfung der Meder und Perser; über das vereinigte Heer der letzteren erhielt Cyrus den Oberbefehl nnd setzte, als nach einer siegreichen Schlacht, in welcher Naboned I. um’s Leben kam, Kyaxares am Kriege sich nicht weiter betheiligen wollte, mit Erlaubniß seines Oheims den- selben gegen Naboned II., des vorigen Naboned Sohn und Nachfolger, so glücklich fort, daß er das Heer der verbündeten Feinde vernichtete. Kyaxares, der unter- dessen der Schwelgerei gefröhnt, gerieth in Zorn wider seinen Nessen und entzweite sich mit ihm; der aber ließ sich nicht abhalten, seine Siegeslaufbahn weiter zu ver- folgen, wußte durch einen gewissen Gobryas heimliche Verbindungen mit Babylon aiiznkniipfen nnd drängte den Naboned bis auf seine Hauptstadt zurück. Jetzt sandte Cyrus Botschaft an Kyaxares, er möge kommen, um wegen des Eroberten nnd der Fortsetznng des Krie- ges zu beschließen; derselbe erschien auch wirklich im ager, wo er von der Macht des Neffen sich uberzrugte, von ihm aber reichliche Mittel zur Fortsetzung seines Wohllebens aus der gemachten Beute nnd bei den Kriegsberathungen den Vorsitz als König erhielt. Nach- dem inzwischen der habylonische König die Verbindung mit Krösus erneuert hatte, ließ Cyrus seinen Oheim mit dem dritten Theil des Heeres zur Bewachnng des Lan- des zurück; er selber wendete sich gegen Krösus, eroberte dessen Hauptstadt Sardes und nahm den Krösus gefan- gen. Als dann anch Vorderasien unterworfen war, schritt er zur Belagerung Babel’s und nahm die Stadt in der Nacht während eines Gastmahls ein (2. Chron. IS, 20 Anm.), der König aber wurde getödtet (es läßt sich 1iicht entscheiden, ob dieser Bericht des Xenophon dem des Berosus vorznziehen sei oder umgekehrt, jeden- falls aber fehlt der gewöhnlichen Ausfassung von V. 30, wonach man hierbei an Nabonedhs Tödtung durch Cy- rus denkt, eine hinlänglich beglaubigte Thatsache der Geschichte, vgl. Jes. 14, 19 Anm. 2), Das eer be- handelte jetzt schon den Cyrus als König, un dieser begann-auch bereits in Babylon sich königlich einzurich- ten; gleichwohl ließ er dem Kyaxares seine Ehre, stellte sich ihm, der bei den letzten Unternehmungen nicht e- genwärtig gewesen war, in Medien vor, brachte i m reiche Geschenke und zeigte ihm an, daß in Babylon ein Haus und Palast für ihn bestimmt sei, darin zu wohnen, wenn er dahin käme. Kyaxares nun gab ihm seine Tochter zum Weibe und derselben ganz Medien zur Mitgift, da er keinen Sohn hatte; es kam auch zur Hochzeit (nachdem Cyrus zuvor noch bei seinem Vater in Persien gewesen war) nnd später zur Besitzergreifung des vereinigten medischqiersischen Reichs, gestorben aber ist Cyrus bei einem abermaligen Aufenthalt in Persien im 7. Jahre seiner eigenen Herrschaft.« Die Mehrzahl der meisten Ausleger des Proph. Daniel nun, indem sie unter Belsazer den Sohn des Nebucad-Nezar, Evilme- rodach, der von seinem Schwager Neriglissar ermordet wurde, versteht, nimmt zwischen den Ereignissen in V. 30 u. 31 unsers Kapitels eine Zwischenzeit von eini« en 20 Jahren an; während es bei V. 30 um das J. 60 v. Chr. sich handelte, hätten wir bei V. 31 an das J. 538 zu denken, in welchem Cyrus Babylon einnahni und das Reich seinem Oheim Kyaxares zur Verfügung stellte. Wir unsrerseits dagegen, die wir unter Belsazer den Enkel Nebucad-Nezar’s, Laborosoarchod, den die babylonischen Großen nmbrachten, verstehen, sind keinen Angenblick im Zweifel, daß die im folgenden 6, Kapitel erzählte Begebenheit noch in die Zeit unmittelbar nach Velsazer’s Ermordung, als nun Darius der Meder sein Oberhoheitsrecht über Babylon geltend machte und die desfallsigen Einrichtungen traf, also noch in’s J. 556 v. Chr. fällt. Kyaxares II. erscheint da ganz seinem auch sonst bekannten Character entsprechend: wie er nach- her den Cyrus schalten und walten ließ, während er selber in sinnlichen Genüssen schwelgte, so läßt er auch hier von den Großen des Reichs zum Erlasse eines Ediktes sich bestimmen, ohne über die Beweggründe des- selben sich Klarheit und Gewißheit zu verschaffen, nnd läßt zur Ausführung desselben sich drängen, so schmerz- lich ihm auch die Anwendung desselben auf Daniel ist. Wir gehen dann in unsern Annahmen der Mehrzahl der Ausleger gegenüber, die über die Veranlassun zu dem Gesicht in Kap. 9 keinen recht befriedigenden us- schluß zu geben vermögen, noch weiter und verlegen auch dieses Gesicht m das J. 556 v. Chr» also unmit- telbar nach DaniePs Erlösung aus der Löwengrube und der Erösfnung einer neuen glücklichen Laufbahn auch in dem medoipersischen Weltreiche (Kap. 6 , 28). Dem Manne Gottes ist trotz seines Glücks, das er macht, doch nicht wohl am Sitze der Weltmacht, und seine persön- liche Erlösung von dem Druck und der Verfolgungssucht dieser Weltmacht läßt ihn die Sehnsucht nach der Erlö- sung seines Volks aus Babel’s Knechtschaft nicht ver- gessen; wie nun gerade jenes Jahr 556 v. Chr. das- Ienige zu sein schien, mit welchem die babylonische Knechtschaft zu Ende gehen müßte, obwobl die Verhält- nisse sich noch gar nicht zur Erlösung Jsraels anließen, haben wir zu Z. Kön. 25, 27 in Anm. 2 schon ausein- andergesetzn Als dann bald nach diesem Gesicht Darins der Meder aus Babylon sich wieder znrückzo nnd dem Babylonier Nabonetus als seinem Vasallen gdie Regie- rung des dortigen Reiches überließ, kam dem Daniel auch von außen der Ausschluß, daß die 70 Jahre der babylonischen Kneihtschaft noch nicht zu Ende seien, oh- wohl die chaldaische Dynastie schon uiitergegangen war; denn es bestand nun wieder eine babylonische Herrschaft unter eben diesem Naboned. Die neue Zeit war indessen allbereits im Anbrnch begriffen, insofern um der niedischen Oberhoheit willendas medisch-per- sische Reich schon seinen Anfang genommen hatte, nur daß daraus nach den Ossenbarungen in Kap."7, 5 erst ein pers is chmiedisches werden mußte, worauf ja auch 688 das Wort upharsin in V. 25 unsers Kapitels hindentete (Peres: V. 28) und worauf zugleich die Weissagnngeu des jesaiauischen Trostbuches hinwiesen. Die ganze Zeit von 556—536 v. Chr. ist sonach eine Uebergangsperiode, jedoch von bestimmt bemessener Dauer: das Neue war fchon da, jedoch noch unter der bergenden Hülle des Alten, wie es so oft in der Geschichte des Reiches Gottes der Fall ist. VI. b. 1- 28. wie di: Gcschichte in nun. 5 i» nah« Verwandtschaft stand mit der in Kuh. 4, so ist nun-wie- derum das vorliegende its-up. inhaltsverwandt milüau Z; in beiden Erzählungen erscheinen Glieder des Gottes- reichs von der Wellmacht bedrürkt und verfolgt, und doih wider sie erhalten und für den Zliigenblicle ihr ob- siegend, nur daß, während in Bau. 3 um Anerkennung der wellmacht in ihrer Größe und Herrlichkeit, es hier um iöerleugnnng Gottes und der Glaubensgemeiuschaft mit ihm sich handelt. Jlls nämlich Darius der nieder, wie wir am Schluß des vorigen Kapiteln hörten, das babhlonisclse Reich eingenommen und nun zu besserer ölegulirung der Einkünfte 120 Satrapen im tiande be- stellte, über die wiederum 3 Gberstatthalter gesetzt wur- den, erkannte er unter diesen dreien gar bald den Daniel für den tüchtigsten und zuverlässigsteu und ging - mit der Absicht um, ihn zum Zweiten nach dem König oder zu seinem Großvezier (1. Leids. 41, 33. 43) zu machen; damit aber erweckte er den dleid der übrigen Großbeamten wider diesen seinen Günstling, und suchten dieselben Gelegenheit ihn zu stürzen. Aus einem Fehler im königlichen Dienst vermochten sie bei seiner Treue nnd Gewissenhaftigkeit ihn nicht zu ertappeuz so blieb ihnen nichts übrig, als von Seiten der lieligion ihm ein Fangnetz zu stellen. Sie erwirkeu denn vom Ductus eiii, in der Form eines unwiderruflichen Gesehes erlassene-i« Edilit, welches für die Frist von 30 »Gegen jedez Gebet zu einem Gott oder Menschen außer zum König bei Todesstrafe verbietet; und als nun Daniel, wie sie schlau berechnet haben, fortsährt in gewohnter weise zu seinem Gott zu beten, bestehen sie beim König, so gern dieser ihn gerettet hätte, auf Vollziehung der Strafe durch lljinabwerfen in die Eöwengrubiz Doch der HGrr hält durch seinen Engel den Löwen den diactsen zu, daß sie seinen treuen Knecht nicht antasten dürfen. Marias, der selbst in der Frühe des andern Morgens zur Grube kommt, weil ein Schimmer von Hoffnung für den ihm so thener gewordenen Mann sein bekümmertes Gemüth durihlenclstetz findet seine Hoffnung erfüllt, läßt den so wunderbar am lieben Grhalienen aus dem Graben herausholen, dessen Widersacher und Uerklüger aber mit Weib nnd Kind hinabstürzen, befiehlt in einem neuen Ctdikt allen Völkern seines Reichs, den Gott Jgraels zu ehren, nnd erhebt den Daniel zu hohen Würden, in denen dieser auch unter Cyrus, dem Perser, verbleibt. Kalt. 6, V. I. Und Darius sals er beim Erlöschen der Dhnastie Nebucad-Nezar’s die Ober- hoheitsrechte Mediens über Babylonien wieder gel- tend machte] sahe es für gut an, daß er über das ganze Königreich setzte hundert und zwanzig Land- vog e. 2. Ueber diese setzte er drei Fürsten, deren einer war Daniel, welchen die Landvögte sollten Rechnung thun, und der König der Mühe über- hoben wäre [nach anderer Uebersetzung: nicht Schadeu litte, sondern das Reich besser in Ordnung und Unterwürfigkeit halten könnte] » Daniel 6, 1-——10. Jm Hebräischen beginnt das S. Kapitel mit den Worten in Kap. 5, 31 und hebt unsre deutsche Bibel demgemäß ebenfalls mit diesem Verse ein neues Kapitel an; diese Eintheilung ist denjenigen Auslegern ganz willkommen, die, wie wir oben auseinandergesetzt haben, zwischen dem Inhalt von Kap. 5, 30 und dem von Kap. 5, 31 einen vieljährigeii Zwischenraum ansetzen. Rich- tiger aber haben die alten Uebersetziingen erst mit den beiden vorliegenden Versen das neue Kapitel begonnen; die noch von Belsazer dem Daniel verliehene Würde, daß er einer von den Dreimänuern (Kap. 5, 7) sein sollte, von ihm mit Beziehung darauf abgelehnt, das; die Tage derzHerrschaft V»elsazer’s gezählt waren und noch m erselbigen Nacht ein Ende nehmen sollten (Kap. 5, 16), sollte nach Gottes Rath ihm dennoch verbleiben, indem der neue König ihn unter die Zahl der drei Oberftatthalter des Reichs aufnahm. 3. Daniel aber übertraf die Fürsten und Land- vögte alle, denn es war ein hoher Geist in ihm Male« 5- 1215 darum gedachte der König ihn kais Nächsten uach ihm oder als Preinierminister 2. Chroin 28, 7; Esth. 10, Z] über das ganze Königreich zu sehen. - 4. Derhalben trachteten die sbeiden andern] Fürsten und sdie hundert und zwanzig] Landvögte darnach, wie sie eine Sache zu Daniel fänden, die wider das Königreich wäre [und in politischer Hin: sicht zu seinem Sturz benutzt werden könutejz aber sie konnten lvon Seiten seines Verhaltens als ReichSbeamterJ keine Sache« noch Uebelthat finden, denn er war treu, daß man keine Schuld noch Uebelthat an ihm finden mochte. « Z. Da sprachen die Männer [bei ihren gegen- seitigen Berathungen Pf. 94«, 21 einer zu dem anderen: Wir werden keine Sache zu Daniel fin- den, ohne über seinem Gottesdienft sseiner beson- deren Religion als Jude, durch die er noch am ehesten in einen Conflikt mit den Staatsgesetzen verwickelt werden kann] V is. Da [nachdem sie auch auf Mittel und Wege gesonnen, um einen folcheu Conflikt herbeizuführen] kamen die Fürsten und Landvögte häufig sin großer Menge] vor den König [mit stürmischen Vorstel- langen zu dem, was sie sich ausgedachh ihn über- redend], und sprachen zu ihm also: Herr König Darius, Gott verleihe dir langes Leben [Kap. 2, 4; Z, 9; 5, 10]. 7. Es haben die Fürsten des Königreichs die Herren, die Landvögte, die Rcilhe und Hauplleute [Kap. Z, Z] alle gedachh daß man [um deine An: erkennung als rechtmäßigen Herrscher des Reichs im ganzen Lande sicher zu stellen] einen königlichen Befehl solle ausgehen lassen und ein streng Gebot stellen, daß, wer in dreißig Tagen sbei seinen Ge- beten oder Bittgesuchen] etwas bitten wird von irgend einem Gott oder Menschen, ohne von dir, König, alleine [oder doch in deinem Nameu«], solle zu den Löwen in den Graben geworfen werden» Danieks Anfeindung Auswirkung eines wider ihn gerichteten Reichsgesetzes 689 «) Nach allgemein heidnischer Grundanschauung ist der Herr s ch er der Sohn, der Repräsentant, die lebendige Manifestation Erscheinung oder Offenbarung) der Volks- götter, der Weltherrscher also die Manifestation aller Götter der ihm unterworfenen Völker; darum haben alle heidnischen Weltherrscher von den ihnen unterworfe- nen Heidenvölkern verlangt, daß ihnen in der bei jedem Volke heimischen Weise geopfert und religiöse Anbetung gewidmet werde (auch die römischen Kaiser forderten zu ihrer Zeit gleichfalls Anbetung und religiöse Vereh- rung ihrer Bilder). Das ist es nun auch, was hier verlangt wird: alle dem medopersischen Reiche unter- worfenen Völker sollen nicht ihre heimischen Götter und Dienste aufgeben, sondern nur thatsächlich anerkennen, daß der medische Weltherrscher Darius auch ihrer hei- mischen Götter Sohn und Repräsentant sei. Zu dem Zwecke sollten sie ihre heimischen Götter 30 Tage nur in ihm, in dieser ihrer Manifestation (dem Darius) an- rufen; und das konnten die Heidenvölker sämmtlich, wenn anders sie sich als dem Darius unterworfen an- erkannten, ohne alle Beschwer des Gewissens thun, denn indem sie in ihrer heimischen Weise dem medifchen Kö- nige als dem Sohn ihrer Götter dienten, dienten sie ihren Göttern in ihm. Nur die Juden waren nicht in der Lage, den König als eine Manifestation Iehovcks ansehen zu können, ftir sie« schloß das Gesetz wirklich einen Religionszwang in sich , und dieser faktische Reli- gionszwang, der fttr die Juden in dem Gesetze lag, wurde noch verschärt dadurch , daß in demselben alles auf das Gebet geste t war. Es hätte auch alles aus das Opfer gestellt, es hätte gefordert werden können, daß in 30 Tagen niemand anders als mit Bezug auf den König opfern solle; das würde aber die Juden nicht in Verlegenheit gebracht haben, da sie (in der Gefangen- schaft zn Babel) nicht opferten, wogegen sie durch die dem Gebet gegebene Beziehung auf den König in die Lage gebracht wurden, entweder nicht zu beten oder das Verbot zu übertreten, also entweder Gott oder den König zu verletzen. (Kliefoth.) —- Wf Wie die in Kap. L, 5 u. Z, 6 erwähnten Todesstrafen des Zerhauens in Stiicke und des Verbrennens im Glutofen bei den Chaldliern iiblich waren, Ho kommt bei den Medopersern das Werfen in Löwengru en vor. Solche Löwengruben nun waren unter freiem Himmel viereckig in der Erde angebracht und oben mit einer anderthalb Ellen hohen Mauer umgeben, über die man in die Grube hinab- sehen konnte (V. 20 ss.); in dieser Umfassungsmauer aber befand sich die mit einer großen Steinplatte zu ver- schließende Thiir (V.17), durch welche theils die Löwen erstin die Grube gebracht wurden, theils hernach die Wärter zu derselben gelangten. Eine Scheidewand nämlich trennte die Grube in 2 Abtheilungen, in deren einer die Löwen für gewöhnlich hausten; damit nun die Wärter diese reinigen und sonst in gehörigem Stande erhalten konnten, warfen sie von oben aus Fleifchstiicke in die andere Abtheilung , öffneten ebenfalls von oben aus die zwischen beiden Abtheilungen angebrachte Ver- bindungsthitr, bis die Löwen in die andere Abtheilung gegangen waren, worauf sie die Thür wieder schlossen und nun ohne Gefahr in jene erste Abtheilung hinab- steigen konnten, um nach Verrichtung ihrer Geschäfte die Flåiere in entsprechender Weise wieder herüber zu o en. »8. Darum, lieber König, sollst du solch Gebot bestatigen nnd dich unterschreiben les dadurch zu einem in aller Form Rechtens erlassenes Edikt zu machen], aus daß nicht wieder geandert werde, nach dem Recht der Meder nnd Perser, welches niemand nbertreten darf [Esth. I, 19 Anm.]. Jetzt, zur Zeit des Daniel, wo die Meder noch das Uebergewicht hatten, werden diese, später, wo dasselbe an die Perser übergegangen war, werden letztere an erster Stelle genannt: Esth 1, II. « 9. Also [dem Andringen seiner Großbeamteiy deren eigentliche Absicht er nichtsmerkte, nachgebend] unterschrieb sich der König Darius [und ließ die Schrift mit dem königlichen Jnsiegel versehen]. 10. Als nun Daniel erfuhr, daß solch Gebot unterschrieben ware, ging er [ohne sich im Minde- sten von der Uebung der Gottseligkeit, wie er bis- her sie gewohnt war, abhalten zu lassenj hinauf in setn Haus ldas Obergeinach oder den Söllerj — er hatte aber in seinem Sommerhause [an eben diesem O b erg e ma ch e, dahin man sich zuriickzuziehen pflegte, wenn man allein sein wollte 5. Mos 22, 8 Anm.] offeue Fenster [in siidwestlicher Richtung hinüber] gegen Jerusalem snach der Stätte des, freilich jetzt in Trümmern liegenden Heiligthums seines Gottes 1. Kost. 8, 48] —»—. Und er fiel des Tages dreimal auf seine Kniee [Ps. 55, 18; Apostg. s, 15; to, 9;»3, 1], betete, lobte und dankte seinem Gott, wie er denn vorhin zu thun pflegte. Daniel weiß wohl, daß es auf seinen Untergang ab- gesehen; aber er fliehet nicht, er verreist auch nicht, noch sucht er des Königs Angesicht —- er ehet hinauf in sein Haus , sein dreimaliges Tagesge et zu verrichten. Wie reich auch begnadet, wandelt er doch nicht aus den Höhen jenes sog. immerwährenden Gebet-s, welches, in dem Inneren sich ·vollziehend, das äußerliche Gebet und das Festhalten besonderer Zeiten dazu über- fltissig machen könnte. Mögen Andere dies, oder auch die Hinderungen des irdischen Berufs, vor ihrem Gewissen als Entschuldigungsgrund gelten lassen, daß sie am Ende gar nicht mehr beten — für Daniel ist der innere Her- zenszug zu Gott gerade unter dem Gewicht der Welt- gefchäfte und Zerstreuungen, die ihm von allen Seiten umfluthen, eine Mahnung , sich immer wieder zu sam- meln vor dem Angesicht des HErrn und an der leben- digen Quelle sein Geistes-leben zu erfrischen. Eingedenh daß er ein armer, schwacher Mensch ist, in Fleisch und Blut so leicht versucht, verschmäht er die Erinnerung an solch urückziehn auch durch bestimmte Gebetszeiten nicht und ält die letzteren, soweit es immer seine amtliche Stellung erlaubt, wenn er daheim ist, auch vor den ihn Befuchenden keinen Hehl daraus machend, fest. Und wie sehen wir ihn in dieser Zurückgezogenheit, je höher ihn Gott in der Welt gestellt und ihn mit dem Glanze in- uerer und äußerer Gaben umgeben hat, um so tiefer sich bücken vor seinem Gott! Er fällt betend auf seine Kniee nieder. O denke nicht, es ist blos« der Abstand des endlichen Gefchöpfs von dem Unendlichen, der ihn so beugt; es ist vor allem auch der Gegensatz der eignen Siindigkeit und der Heiligkeit des HErrn. Das alles- durchdringende Licht der Geistersonne hat auch ihn, wie Sulamith Foheslied 1, 5 f.), schwarz gebrannt. Was aber giebt i m nichtsdestoweniger die Freudigkeit, sich immer wiederhineinzustellen in das Licht des Angesichts« Gottes? was macht ihm dies Nahen zu dem HErrm statt zu einem Gegenstande des Grauens, so lieblich, daß mit der Stimme des Rufens aus der Tiefe in seiner Betkammer die Stimmen des Lobens und Dankens alle- wege zusammenklingeniD O das ist das Geheimniß seiner Frömmigkeit: sein Glaube an die Versöhnung 690 Daniel 6 , 11——27. thut’s, an die Gnade in dem theuren Lammesbluh Die offenen Fenster an seinem Betgemach deuten darauf hin, indem sie abendwiirts gen Jerusalem blicken. Achte es: nicht fiir einen wunderlichen Einfall mit diesen Fenstern, nicht für eine patriotische Phantasie: Lebensluft weht aus denselben ihn an; Christus und sein Opfer, für jetzt nur eben im alttestamentlichen Schattenbilde zu er- schauen, ist der Kern und Sterii seiner Theologie. O daß es lernen wollten, die es soviel näher haben könnten! Warum liegt der betende Glaube der Einen oft so im Staube, daß sie, wie jener gesagt, zum Gebete kommen wie ein Verbrechen der vor seinen Richter geführt wird, oder sich davon schleichen wie ein Dieb, der fitrchtet er- griffen zu werden? Warum schreckt Andere der Ge- danke: »du bist zu 1inwürdig, dich hört Gott nicht« nun gar vom Beten zurück? Weil sie in ihrer Betkammer keine offenen Fenster gen Jerusalem haben. 11. Da [wohl gleich beim Frühgebet des er- sten von den 30 Tagen] kamen diese Ehtiiutler sdie es auf sein Verderben abgesehen V. 4 ff. und seit Erlaß des königlichen Ediktes ihn belauern wollten, ob er auch jetzt noch nach seiner Gewohn- heit thun würde] häufig [in großer Menge in sein Gemach hineinstürmend], iind fanden Daniel beten nnd flehen vor seinem Gott; 12. Und traten hinzu [begaben sich sofort nach dem königlichen Palaste) und redeten mildem Könige von dem königlichen Gebot: Herr König, hast du nicht ein Gebot unterfihriebew daß, wer m dreißig Tagen etwas bitten wurde von irgend einein Gott oder Menschen,» ohne von dir Konig alleine, solle zu den Lowen in den Graben geworfen wer- den? Der Konig antwortete, und sprach: Es ist iuahr, und lsoll auch dabei bleiben; dennj»das Reiht der Meder und Perser soll niemand Uber- treten H. 7 f.]. 13. Sie antworteten, und sprachen vor dem Könige: Daniel, der Gefangenen aus Juda einer [Kap. z, 13], der achtet weder dich noch dein Gebot, das du verzeirhiiet hast; denn er betet des Tages dreimal szu seinem Gold. » la. » Da der Konig solches harrte, ward er sehr bettubt sdaß gerade dieser, wegen Amtstüchtig- lett und Bernfstreue ihm so werth gewordene Sjiiaiiii V. 2 der ganzen Strenge des Gesetzes ver- fallen sollte], und that grossen Fleiß, das; er Daniel erlösen, und miihete sich, bis die Soiiiieinitergingh das; ck ihn czskkktcte lohne irgend einen anderen Aiisivcg zu sehen als den, das; er die Sache ganz fallen ließe]. » » 15. Aber die Qltaiiiier kamen hausig zzi dem Kditige sihn wieder, wie in V. S, mit ihren Vor- stellungen bestiirnieiidh nnd sprachen zu ihm: Du kreist, Herr Konig, das; der åilieder und Zperser Recht ist, daß alle Gebote und Befehle, so »der beschlossen hat, sollen itnveratidert bleiben fund da uiußt du denn iiiich im tsorliegeiideii Falle das Strasrecht über diesen Daniel ergehen lassen]. 16. Da befahl der König, daß man Daniel herhriiilztez und sdic Dieiiciy uselchc den königlichen Befehl zu vollstrecken hatten] warfen ihn zu den Löwen in den Graben. Der König aber sprach zu Daniel: Dein Gott, dein du ohn Unterlaß dieuest, der helfe dir [da ich selber, so gern ich’s auch ihäte, nicht im Stande bin, dich zu erretten]. Mit diesem Wort tritt die Geschichte in ein ganz neues Stadium: der König appellirt an ein Gottes- urtheil. Nicht als ob er ein Wunder zur Rettung Daniels bestimmt erwartet hätte; aber der Gedanke an die Möglichkeit eines solchen durchzuckt ihn bei der Er- innerung an das, was ihm von Belsazens Gesicht und den 3 Niiinnern in dem Feuerofen zur Kunde gekommen, und er ergreift diesen Gedanken, sich selbst damit ein Zeichen zn setzen und somit Daniels Geschick zu einer Frage zu machen, ob Gott Gott sei. Vor den Ohren Babel’s, welches in seinen Fürsten nnd Gewaltigen gegenwärtig, wird die Ehre des Namens Jehova an die Rettung Daniels, seines Knechts, aus dem Rachen der Löwen geknüpft. Und wie weiß doch Gott fein Volk zur rechten Stunde zu erquicken selbst durch den frem- desten Mund! Welch ein Labsal für Daniel jenes Wort des Königs! Fast wie ein prophetischer Spruch klingks in seiner Seele, die schon zum Sterben sich ergeben hat, wie eine Verheißung: ,,Du wirst nicht sterben, sondern leben und des HErrn Wort verkiindigen« (Pf. 118, 17). Osterlicht durchleuchtet ihm das Dunkel der Gruft, in die er hinab soll; · und wenn er nun gar ge- wußt, was wir wissen: auf eben diesem Wege wird’s mit dem großen Osterfürsten gehen, des; du, o Daniel, zum Vorbild bestellt bist! O Wnnderspiel der göttlichen Weisheit auf Erden: wieviel richtiger und seliger noch, als sie es wissen, ist der Weg der Frommen, ob er sich vor der Vernunft in hosfuungslose Nacht verliert! 17. lind sie brachten einen Stein, den legten fie vor die lobere EingangsJ Thur am Graben; den versiegelte der Konig unt seinem eigenen Ringe und lliesz zugleich ihn verIiegelnJ mit dem Ringe seiner Geloaltigcii», auf daß sonst niemand an Da- niel Muthwillen ubete sweder der König etwas zu seiner Rettung, noch die Gewaltigen etwas zu sei- nem Verderben thun könnten, sondern er ganz in der Gewalt der Löwen einerseits nnd in der seines Gottes andrerseits wäre Matth 27, 60 u. 66]. Weder die Hand eines Ebed-sljtelech, des Mohrs, der dem Propheten Jereniias ans dein Loche half, noch die Hand eines dem Zahn der Löwen nachhelfenden Mordkindes soll dein Gottesurtheile vorgreisen, zu dessen Schauplatz die stuiiinie Gruft geweiht. (Roffhack.) 18. Und der König ging weg in seine Burg, und blieb utigesseli fohiiedie Abendmahlzeit einzu- uehineiiiiL und ließ kein Essen frichtigerx kein Weib] vor sich bringen, konnte auch nicht schlafen « svor großer Beliimmerniß seines Herzens) is) Jn ils-darf. 8, 3 u. Apostg 27, 33 schreibt Luther ungeessen, in March. 15, 32 und an unsrer Stelle zieht er diese Form in uugesfeii zusammen; die jetzt dafür beliebte Schreibweise ungegesfeii ergiebt offenbar einen falschen Sinn. —- 8««««) Es ist etwa-s Anderes noch, als: Daniel-Z Geschick, was des Darius Seele in diesen Kanipf zielen: siehe, es ist das Gottesnrtheih welches er über ihn angerufen; es ist die Frage, ob Gott Gott sei. O, nicht wie zur Kurzweil hat er diese Frage aufge- worfen als ein wissenschaftliche-Z Problem, dessen Lösung fich allenfalls auf eine spätere Zeit vertagen ließe; nicht «? in einein alten Buche hat er bei guter Muße, wie du, Daniels Treue gegen Gott und seine wunderbare Erhaltung in der Löwengrube 691 von einem gewissen Daniel eine Geschichte gelesen, die ihn rührt und spannt; nein, er steht mitten in der Ge- schichte als mithandelnde Person, ach, mit einem schon verletzten Gewissen, in einer Geschichte, deren Ausgang uns so wohl bewußt, für ihn noch völlig verschlossen ist. Noch nie ist einer, der da hinabgeworfen, wo die Löwen ihre mächtigen Glieder strecken, wo sie ihre Mahlzeiten halten, wo ihre Jungen mit den Gebeinen der schon zermalmten Verbrecher spielen, lebendig wieder herauf- gekommen: wird Daniel herauskommen? Ach, der König erschrickt hintennach über das Wort, welches als Scheide- gruß an Daniel aus seinem Munde gegangen. Und doch auch wieder will ihn das Wort nicht lassen; die Frage, ob Gott Gott sei, an Daniels Geschick geknüpft, wogt in seinem Herzen auf und nieder; das Zünglein der Wage schwankt bald zur Rechten, bald zur Linken; zwi- schen Ja und Nein, Hoffen und Zagen h1n- und herge- worfen, wälzt sich der König auf seinem Lager und kann den Schlaf nicht finden die ganze Nacht. 19. Des Morgens fruhe, da der Tag an- brach, stund der Komg auf, nnd ging eilend zum Graben, da die Löwen waren. 20. Und als er zum Graben kam, rief er Daniel mit kläglicher [betrübter] Stimme. Und der König sprach zn Daniel: Daniel, du Knecht des lebendigen Gottes, hat dich auch dein Gott, dem du ohn Unterlaß dienest [V. 16], mögen von den Löwen erlösen? Sein Gang ist kein Gang der Siegesgewißheit des Glaubens, kein Oftergang; und doch ist Glaube in die- sem Gange, wie auch in dem Gange jener Weiber in der Osterfrühe zu dem Grabe Christi Glaube war, ob- wohl ein ganz verdeckter Glaube, nur in der Liebe noch sein Leben beweisend, während er vor der Vernunft, wenn sie ihn der Thorheitzeihh mit keinen Gründen sich ausweisen kann. Ja, noch mehr! Dari11s hofft sogar auf ein Osterzeicheiu ohne »diese Hoffnung, wie schwach auch immer, ein Hoffen wider Hoffnung, würde er ge- wiß daheim geblieben sein. Aber nein! er kommt zum Graben, seine Schritte nicht verzögernd,sondern beflügelnd, da ist die Thüre, der Stein davor, die Siegel unver- letzt; Schweigen umher und schweigend die verdeckte Gruft! O es ist zum Erstaunen, daß er den Muth hat, dies Schweigen zu brechen, daß dieser Heide mit einem Manne reden kann, der, wenn Gott nicht lebet, ganz ohne Frage todt ist, und hätte er hundert Leben gehabt. 21. Daniel aber redete mit dem Könige: Herr König, Gott verleihe dir langes Leben [V. 6]. 22. Mein Gott hat feinen Engel gesandt [Kap. Z, 283 Apostg 12, 7], der den Löwen den Rachen zugehalten hat, daß sie mir kein Leid ge- than haben [Hebr. 11, 33; 2. Tim. 4, 17]. Denn vor ihm bin ich unschuldig erfunden, so hab ich auch wider dich, Herr König, nichts gethan. 23. Da ward der König sehr froh, und ließ Daniel aus dem Graben ziehen sbefahl den an- wesenden Löwenwärterm ihn an Seilen aus dem Graben heraufzuziehen]. Und sie zogen Daniel aus dem Graben [nachdem zuvor die Großbeamten des Reichs zur Stelle gerufen und die Siegel von dem Stein V. 17 gelösi worden waren], und man spürete keinen Schaden an ihm. Denn er hatte feinem Gott vertranet lPs. 37, 40]. » 24. Da hieß der König die Manner, so Daniel verklagt hatten [V. 11 ff.], herbringen, und zu, den Löwen in den Graben werfen, sammt ihren Kindern und Weibern swie es denn medisch- persische Sitte war, mit dem Verbrecher felbst auch seine Angehörigen hinzurichten]. Und ehe sie auf den Boden hinab kamen, ergriffen sie die [heiß- hungrigen und blutgierigen] Löwen [denen der Engel des HErrn gegen Daniel den Rachen zugehalten hatte V. 22 und die jetzt desto begieriger ihre Beute packten], und zermalmeten auch ihre Gebeine. 1n corpore (alle auf einmal), wie diese Mordkinder den König zum Tödten Daniels übermocht, finden sie sich jetzt von der Hand des HErrn ergriffen, dem Manne in’s Auge zu sehen, den sein Gott aus der Todes- kammer , darein sie ihn verschlossen, heraufgeführt und gerechtfertigt hat. Und noch —- in dem ganzen Haufen keiner, der auf sein Angesicht fiele, Gott die Ehre zu geben; die Geschichte würde es sonst nicht verschweigew Sie können ftir ihre Haut zittern, für ihre Seele nicht; im Angesichte des Osterwunders wären sie im Stande, das vordem unmöglich Erachtete jetzt in das Reich ganz natürlicher Vorgänge herabzuziehety ja, den König im Verdacht zu halten und frech zu beschuldigen, als habe er vor dem Hinabsturze Daniels in die Grube die Löwen drinnen überfüttern lassen oder vergiften. Wohlan, so müssen sie die Gegenprobe machen. Die Thür steht offen, durch welche Daniel ein- und wieder ausgegangen; sie werden ergriffen und mit ihrer ganzen Sippschaft hinuntergestoßen, die nach verstummtem Jam- mergeschrei aber nur noch von dem Schädel- und Bein- brechen ertönende Gruft versiegelt das angerufene Gottes- Urtheil. 25. Da ließ der König Darius schreiben allen Völkern, Leuten und Zungen [vgt. Z, 31 —- 4, 34]: Gott gebe euch viel Frieden! 26. Das ist mein Befehl, »daß man in der ganzen Herrschaft meines Kömgreichs den Gott Daniel-s fnrchten und scheuen soll. Denn er ist der lebendige»Gott, der. ewiglich hierbei; und sein Kö- nigreich ist nnverganglich, und seine Herrschaft hat kein Ende [Kap. 2, 44]. 27. Er ist [wie in der Errettung Daniels von den Löwen sich gezeigt hat] ein Erlöser und Nothhelfen und thut Zeichen und Wunder, beide, im Himmel und auf Erden. Der hat swas kein andrer Gott vermocht hätte] Daniel von den Löwen erlöset sPs 22, 22]. Was für eine Glaubensstärkung des Königs Edikt fiir die Gefangenen aus Juda sein mußte, bedarf keiner weiteren Ausführung; aber auch auf die Heiden ist das Wort gemeint. Babel hat wahrlich nicht Ursache, spröde dagegen zu thun: es ist eine gar besondere, eine ganz ausnehmende Gunst, daß es noch einmal hören darf von dem lebendigen Gott unter so erweckenden Gnadenzeicheir. Wie ein Strahl des ewigen Lichts lenchteks hinein in seine Nacht, durchbrechend die schwarze Wolke des Gerichts, vdie sich schon über seinen Häupten zusammengezogen. Die» Augen sollten sich nicht davon abkehren, sondern begierig das Licht in sich sau- gen. Wer weiß auch, ob’s nicht manchem noch die «« 692 Daniel S, 28. 7, 1. Seele gerettet, die zuvor zu den Gefangenen aus Juda spottend gesagt (Ps. 137, 3): ,,Lieber, singet uns ein Lied von Zion;« ob’s nicht manchem das Herz erweicht, mit Handreichung und Geschenken den Wiederkehrenden gen Zion ein »Fahret wohl, ihr Lieben, und gedenket unser« uachznrufen (Esra l, 4 U. 6); ob nicht auf der Spur dieses Lichts selbst noch die Weisen wandeln, die 5 — 600 Jahre darauf in Jerusalem nach dem neuge- bore1ien König der· Juden fragen (Matth. Z, 1 ff.). Doch im Ganzen wird’s dem Edikte mit seinen Lesern zu Babel ergangen sein, wie’s ihm noch heute mit seinen Lesern in Christenlanden ergeht: man staunt und vergißt es wieder, man liest und merket nicht darauf. Babel will sich nicht heilen lassen: was sollte es nach dem Reiche eines Gottes fragen, dessen Volk als eine Hand- voll Gefangenen an· denfWasserfltissen Babels weint? »Ich fitze und bin eme Kbnigin ewiglich« (Jes. 47, 7). Darum muß es herunter m den Staub der Verwüstung; die durch keine Buße abgewendeteiy in soviel Weissa- gungen buchstäblich vorher verkiindeten Gerichte (Jes. 13, I ff.; 21, I ff; 47, 1 ff.) brechen Schlag auf Schlag herein. Da, wo einst Babel thronte in seiner stolzen Pracht, wo des Landes Hauptstadt mit ihren riesigen Tempeln nnd Palästen und ihren ehernen Tho- ren für die Ewigkeit gegründet schien, ertönend von dem Klange der Harfen und Pauken und der Menschen lebendigem Gewimmel, da trifft jetzt des Wanderers Fuß ans eine unabsehbare, nackte, verbrannte, mit Trümmern besäete Oede, wo selbst der Beduine kein Zelt aufzuschlagen wagt, weil die Schauer der Nacht darin hausen und die Könige der Wüste, die Löwen, die Daniel verschont, an der Stelle des verworfenen Zions- königs das Reich eingenommen. (Roffhack.) » 28. Und Daniel ward gewaltig [wörtlich: machte f ein GIückJ im Königreich Darius sdes Meders, indem dieser ihn wohl noch zu der in V. 3 ihm zugedachten Ehrenstelle erhob], undanch [nach der etwa Ujährigen Zwischenregierung der beiden Nabonnede Z. Kön. 25, 27 Anm. Z] im Königreich Kores, smit welchem die Herrschaft] der Perser [begann und unter welchem er die nämliche Stellung, wie unter Darius, wieder entnahm, sie zu Gunsten seines Volkes gebrauchend 2. Chron 36, 23 Anm.]. An das zu Kap. l, 20 besprochene apokryphische Stück: »Historie von der Susanna und Daniel« schließt sich ein weiterer apokr. Zusatz» als 14. Kap. des Daniel an: a. Vom Bel zu Vabel b. Vom Drachen zu Babel Beide Stücke sind alleni Anschein nach im Z. oder I. Jahrh v. Chr., wo die literarische Betriebsamkeit der Hellenisteii in Egypten groß war, in diesem Lande ver- faßt und lauten im Text der Septuaginta noch etwas anders, als in dem, welchen Theodotion (ein jüdischer Proselyt aus Ephesns gegen Ende des Z. Jahrh.n. Chr., der eine vom jiidischen Standpunkte aus verbesserte Uebersetzung der Septuaginta herausgab) darbietet und welchem auch die Luther’sche Uebersetzung folgt; ihr Jn- halt beruht auf bloßer Volkslegende nnd trägt einen durchaus abenteuerlichen Charakter an sich, wie er denn auch den geschichtlichen Verhältnissen durchaus wider- spricht. Was nun zunächst das Stück: Vom Bel zu Babel betrifft, so will dasselbe uns in die Zeit versetzen, wo Daniel am Hofe des Cyrus, Nachfolgers des Astyages oder Kyaxares 1I., in hohen Ehren bei dem Könige stand. Auch Cyrus diente mit großem Eifer dem babylonischen Götzen Bel, der in seinem Tempel zu Birs-Nimrud (Kap. 4, 2; Jes. 46,,1 s. Anm.) täglich Speise und Trank in großer Masse verzehrte (schon dies widerspricht aller geschichtlichen Wahrheit, da Cyrus in religiöser Hinsicht keineswegs so stand, daß er zu einer solchen Verehrung sich herbeigelassen hätte); und als er nun den Daniel zur Rede stellt, warum er nicht ebenfalls den Bel anbete, benutzt derselbe die Ge- legenheit, den König darauf aufmerksam zu machen, daß Bel kein Gott, sondern nur eine todte Masse sei, die auch nichts verzehre, und erbietet sich, den Beweis dafür anzutreten. Der König nimmt das Anerbieten an und geht mit dem Propheten in den Tempel, wo jener dem Gotte die ihm für jeden Tag bestimmte Masse von Speise und Trank vorsetzen läßt, dieser aber mit Hilfe zweier Diener den Fußboden heimlich mit Asche bestreuet. Hierauf wird die Eingangsthiir wohl verschlosfen und mit dem könig- liche11 Ring verstegelt; des Nachts gehen dann die 70 Bels-Priester nach ihrer Gewohnheit mit Weib und Kind vermittels eines. verborgenen unterirdischen Izu- gangs nach dem Tisch des Götzen nnd verzehren «das ihm Vorgesetzte. Als nun Cyrus am andern Morgen in Begleitung Daniels wieder zum Tempel kommt, um nachzusehen, weist der Prophet ihm an den Fußstapfen von Männern, Weibern und Kindern, die der Asche am Boden sich eingedrückt haben, mit spöttischem Lachen i1ach, daß Menschenkinder, nicht aber der Gott, wie der König glaubt, die Mahlzeit stch haben schmecken lassen; die Priester mit ihren Weibern und Kindern werden gefangen genommen, müssen ihre heimlicheii Gänge zeigen und werden darnach getödtet, Daniel aber be- kommt Erlaubniß, den Bel und seinen Tempel zu zer- stören (dies widerspricht ebenfalls dem Zeugnis; der Ge- schichte, da der Belstempel noch lange Zeit stand, von Xerres geplündert und erst später zerstört ward, bis dann Alexander d. Gr. sich vornahm, ihn wieder aus- zubauen). Das andere Stück: Vom Drachen zu Bube! hat es mit der Verehrung einer großen Schlange in Babylon zu thun nach Art des egyptischen Thier- dienstes (es ist aber ganz nngeschichtlich, daß dort jemals solcher Schlangencultus getrieben worden sei); hier be- rufPsich der König darauf, daß dieser Gott ja nicht ein eherner Götze, sondern ein lebendiges Wesen sei, Daniel aber macht sich anheischig, ihn ohne einig Schwert oder Stange umzubringen, und bereitet nun aus den zusam- mengekochten Su stanzen von Pech, Fett und Haaren eine Art Latwerge, von welcher er Kügelchen eins nach dem andern dem Thier in’s Maul wirft, bis dieses davon berstet. Aber nun empört sich das Volk wider den König, der ein Jude worden sei, weil er habe den Bel zerstören, den Drachen tödten und die Priester um- bringen lassen, und verlangt die Auslieferung des Daniel; man wirft ihn in die Löwengrube zu den 7 Löwen, die dort gehalten und täglich mit 2 Verbrechern und 2 Schcp sen gesättigt wurden, giebt den Thieren 6 Tage lang nichts zu fressen und glaubt so des Untergangs des verhaßten Juden sich noch mehr verstchert zu haben. Aber nicht nur, daß die Löwen den Daniel nicht an- rühren, sondern dieser erhält auch zu seiner eigenen Nahrung auf außerordentlichem Wege Speise und Trank. Zu derselben Zeit nämlich, wo er noch bei den Löwen im Graben liegt, begiebt eines Tags der Prophet Ha- bakuk in Judäa (hiernach hätte Habakuk nicht, wie wir zu 2. Kön. 21, 15 angegeben haben, unter König Ma- nasse, sondern, wie die jtidische Ueberlieferung behauptet, nach der Zeit der Wegführung der Juden in die babys lonische Gefangenschaft unter den im Lande Zurückge- bliebenen gelebt und gewirkt) sich zu seinen Schnittern hinaus aufs Feld, ihnen ihr Essen zu bringen; ein Engel Des Daniel Ehrenstand unter Darum, dem Meder, sowie unter Kores, dem Perser. 693 erfaßt ihn beim Schopf (über die Lokalitäh bei welcher der Vorfall stch ereignet haben soll, s. zu Rnth I, 22), versetzt ihn gen Babel an die Grube, damit er dem Daniel das den Schnittern bestimmte Essen hinabreiche, und bringt ihn auf dieselbe Weise wieder zurück an sei- nen Ort. Als nun der König am siebenten Tage zur Grube kommt, den Propheten zu betrauern, findet er diesen wohlbehalten noch am Leben, preist die Ehre des Gottes Jsraels und läßt den Daniel aus dem Graben ziehen, seine Widersacher aber hinabwerfen, die denn Von den hungrigen Löwen sofort verschlungen werden. Ofsenbar ist diese ganze Eezählung eine dichterische Um- bildung dessen, was im vorliegenden 6. Kuh. des Pro- pheten Daniel aus seinem Leben uns berichtet wird. Welch günstiges Zeugniß, so sagen wir mit Delitzsch, legen beide apokryphische Legenden durch ihren Abstand vom kanonischen Buche für dessen historischsprophetischen Character ab! Solchen Abstand zu erkennen ist in un- serer Zeit, wo das kanonische Buch so heftige Angrisfe hat erfahren müssen und alle diejenigen Ausleger, welche Wunder und übernatürliche Weissagungen leugnen, die Unächtheit desselben als ein zweifelloses Ergebnis; kriti- fcher Forschung bezeichnen, von besonderer Wichtigkeih und halten wir von dieser Seite betrachtet jene Stücke für so wenig störend und gefährlich, daß wir im Gegen- theil ihre Aufnahme unter die apokryphischen Bücher als einen Gewinn betrachten: sie zeigen, wie etwa .der kan on i s ch e Daniel beschaffen sein würde, wenn er, wofür man ihn so gern ausgeben möchte, das Machwerk eines maccabitischen Juden im Zeitalter des Antiochus Epi- phanes wäre. Dagegen war es freilich verkehrt, wenn zur Zeit der Kirchenväter der Inhalt auch dieser Znsütze für rein geschichtlich gehalten und von ihnen ein eben solcher Gebrauch, wie von den kanonischen Büchern, ge- macht wurde; und nicht minder verkehrt war es, wenn man in der protestantischen Kirche die Stücke zwar unter die Apokryphen stellte, aber gleichwohl, wie im 16.,17. und 18, Jahrhundert geschehen, sie wiederholt« in Predigt und Lied (Warum betrübst du —— V. 7.) behandelte, wodurch dem Volke der richtige Gesichtspnnkt verrückt wird. Das 7. Kapitel. Von vier Monarohietu und Christi ewigem Königreich. Jluf das Bueh der Geschichte (s. Eint. zu Kern. 1) folgt nunmehr das Buch der Gesichte, jedoch so, daß das erste Kapitel dieser zweiten Hälfte des ganzen Werks, gleichwie es im Grundtext ebenfalls chaldüisch geschrieben ist, so umh seinem Inhalte nach in wesentlicher Beziehung steht zu dem Traumbild des tlebncadtlezar im L. Kapitel und erst den nniversalhistoriscljen dleberblick über die Ge- s ammtentsaltnug der weltmächte zum Kbschlusk bringt, ehe dann vom nächsten Kapitel an die» Entwickelung jener Weltmüchte tu ihrem verhältnis zu Israel oder zum Uetche Gottes überhaupt noch im Zesouderen vorgesührt und für diesen Zweck auch die Sprache des Volkes Gottes, das yet-rühme, anstatt der Sprache der tlleltmachtz des Thaldüiscljem gebraucht wird. · I. V. 1—14. War in san. 2 dem damaligen Weltherv skher die ans-re, polttislhe Geschieht: der weltmacht in allgemeinen Zügen durch ein Traumbild gezeigt wor- den, wofür er seiner ganzen Stellung nach, wie allein, o auch vorzüglith empfänglich war, so werden jetzt dem ropheteu selber iu diesem seinem ersten Gesicht noch nähere Aufschläge, wie sie seiner Stellung nnd seinem Verständnis entsprechen, über den inneren religiösen Character der weltmüchte zu Theil. Daniel schaut im ersten Jahr des Königs skelsazey unter dem das erste Weltreich noch vollen Bestand hat, mit dem es aber auch sein Gnde nehmen soll Ruh. 5, 30 f.), ein empör- tes xuleer vor sich, aus welchem vier Thiere aussteigen, eins nach dem andern, von verschiedener Krt und mit verschiedenen characteristisclsen Kennzeichen, das letzte jedoaj am aussallendsten non den früheren unterschieden und ohne einen Repräsentanten in der Wirklichkeit der Thierweltz dann beginnt ein feierliches Gottesgericht über das letzte Thier, es wird getödtet und die Herr— schast einer himmlischen Gestalt, die dem Throne des Höchsten scch naht, übergeben. «1. Jm ersten Jahr Belsazer, des Königs zu Bade! sals derselbe noch unter Vormundschaft sei- nes Vaters Neriglissar stand, d. i. im J. 560 v. Chr., s. Anm. 2 zu 2. K·ön. 25, 27J, hatte Daniel einen Traum und Gesicht sdas über seinem Haupte ihm erschien] auf feinem Bette swährend er dalag und schlief]; und er schrieb denselbigen Traum salsbald nachdem er ihn gehabt, weil er wußte, daß derselbe ihm nicht für seine Person, sondern zum Besten der Gemeinde zu Theil ge- worden, nieder], Und verfaßte ihn [indem er alle Hauptzüge des Bildes, das ihm erschienen war, genau wiedergab, ohne irgend etwas, das zur Sache gehört, zu übergehen] also [wie im Folgen- den geschrieben steht]. Wir haben bereits zu Kuh. I, 7 daraus hingewiesen, daß, gleichwie der ApostelJohannes der nentestament- liche, so der Prophet Daniel der alttestamentliche Apo- kalyptiker ist. Eine Ap okalyps e aber (griech. ein-one?- zvchlg Offenb. l, I) ist, wie schon der Name besagt, eine Offenbarung im besonderen oder höchsten Sinne des Worts, bei welcher die Hülle von der unsichtbaren Welt vor dem Geiste des Schauers hinweggezogen wird (o’e7eo — wettet-»Ah; sie tritt überall nur da ein, wo die Weissagung, eben im Begriff auf eine lange Zeit zu verftummen, noch einmal -ihre ganze Kraft zusammen- nimmt, um der Gemeinde des HErrn für die offenba- rungslosen Zeiten noch ein Licht aufzustecken, das da scheint an einem dunkeln Ort, und ihr auf ihre Wande- rung durch diese Zeiten einen Leitstern mit auf den Weg zu geben. Gemäß solcher ihrer Bestimmung, das Ver- hältniß von Welt und Gottesreich für die Zeiten, denen das Licht der unmittelbaren Offenbarung fehlt, prophe- tisch zu beleuchten, müssen Apokalhpsen einerseits uni- vers eller sein im Ueberblick, als die gewöhnliche Pro- phetie, indem sie gleichsam zu Compendien oder gött- lichen Zusammenfassungen der gesammten bisherigen Weissagung werden und von dem Mittelpunkte des Ganzen aus jedem Einzelnen seine richtige Stelle in der Gesammtentwickelung anweisen; andrerseits aber auch speciellenin der Detailschilderung, indem sie mehr weltgeschichlliche und mehr eschatolgische, auf die letzten Dinge bezügliche Einzelnheiten geben als die ge- wöhnliche Prophetie, woraus sich auch das bedeutende Hervortreten der Zahlen und der in ihnen ausgedrückten chronologischen Bestimmungen erklärt. Beides nun wird dadurch erreicht, das; beim Apokalyptiker die menschliche Vermittelung sast ganz gegen die göttliche Enthüllung oder Mittheilnug zurücktritt, wie ja das Wort »Osfen- barung« ausschlceßlich die göttliche Thätigkeit hervorhebt, während dasWort »Weissagung« die subjektive pro- phetische Begetstung in den Vordergrund stellt (1. Tor. 694 Daniel 7, 2—— 8. 14, 6). Der Prophet steht im Zusammenhange mit der Außenweltx er hat es zunächst mit dem Geschlechte sei- ner Zeit zu thun, auf das er unmittelbar einwirken soll, und redet zu Fürst und Volk Worte, die der Geist Gottes, seinen Geist gewaltig durchdringend, ihm giebt auszusprechen. Der Apokalyptiker dagegen redet haupt- sächlich für die zukünftigen Gefchlechter, denen er zur prophetischeii Leuchte dient, und ist dem Zusammenhange. mit der gegenwärtigen Gemeinde enthoben (Daniel am babylonischen Hofe, Johannes auf Patmos). Während nun der Prophet redet im Geist (1. Cur. 12, 3), ist dagegen der Apokalyptiker mit seiner ganzen Person im Geist (Offenb. 1, 10); die Thätigkeit von Seele und Leib, wodurch der Mensch mit der Außenwelt in Ver- bindung steht, ist bei ihm ganz zurückgetreten (2. Cor. 12, 2 f.), und nur der Geist, wodurch wir mit Gott und der unsichtbaren Welt zusammenhängen, ist im apokalyptifchen Zustande thätig oder vielmehr empfan- gend. Mit dem sich ihm offenbarenden Gott gleichsam allein gelassen, hinausgestellt aus den Beziehungen des menschlichen Lebens, der Welt entrückt und in den Him- mel entzückt, von dem Geiste Gottes wie überfluthet, so vernimmt der Apokalyptiker, was ihm von Oben her enthüllt wird, indem die Hülle von der unsichtbaren Welt vor seinem Geiste weggezogen ist, die Himmel fiel) vor ihm austhun und er Gesichte Gottes schaut. Die subjektive, pfychologische Form, in welcher feine Offen- barungen ihm zu Theil werden, sind der Traum und die Vision; in ihnen rollt eine ganze Geschichte vor seinem inneren Auge sich auf, doch kann die Ekstafe oder Entzückung auch in sonst wachem Zustande eintreten, nur daß dabei das irdische Bewußtsei1i zurücktritt, Wort und Begriff verschwindet und der menschliche Geist sich ganz und gar in die göttlichen Dinge versenkt. Den Gegenstand des Träumens und Schauens nun an- langend, in welchem die Offeubarungswahrheiten dem inneren Sinne wahrnehmbar sich ausprägen, so besteht derselbe in plastifchen, symbolischen Gestalten: in ihnen verkörpert sich das Zukünftige auf ähnliche Weise, wie im natürlichen Traum, doch sind diese Bilder selbstverständ- lich uicht Ausgeburten der eigenen Phantasie, wie beim Traum, sondern Erzeugnisse der an den menfchlichen Gesichtskreis wesentlich sich anschließenden göttlichen Offenbarung. Wie also die subjektive Form der Apokalyptik der Traum und die Bision ist, so ist die entfprechende objektive Form derselben die Symbo- lik; bei der Prophetie dagegen giebt sich der, das menschliche Ofsenbarnngswerkzeug beseelende Gottesgeist seinen unmittelbaren Ausdruck im Wort. Dabei ist jedoch zu beachten, daß diese neue Art der Weissagung, die Apokalyptih uicht wie ein dens ex niaclijna in die Reihe der Offenbarungstveisen eintritt, sondern, durch die früheren Propheten angebahnt und vorbereitet, nur ihre volle Ausbildung erst jetzt erhält, und also der Natur der Sache nach es mancherlei Uebergänge unt; Mittelglieder zwischen Prophetie und Apokalyptik gie t. 2. Jch, Daniel [so lautet der Bericht],- sahe ein Gesicht in der Nacht kals stünde ich am Ufer des weiten, unermeßlichen Oceans oder Weltmeeress und siehe, die vier Winde unter dem Himmel stiirmeten wider einander auf dem großen Meer [dasfelbe bis in seine Tiefen aufzuwühlen und etwas daraus hervorzubringens 3. Und vier große Thiere stiegen sin Folge dieser Aufwühlung welche die Wasserwogen wie in Geburtswehen versetzte] heraus aus dem Meer, eins fnach dem andern, und eins] je anders, denn das andere. Wurde in der Anm. zu V. 1 schon daraus hinge- wiesen, wie in der Prophetie der das menfchliche Offen- barungsorgan beseelende Gottesgeist feinen unmittelbaren Ausdruck sich im Worte giebt, in der Apokalyptik da- gegen das Wort zurücktritt (ans dem in L. Cor- 12, 4 angegebenen Grunde) und das Geschaute sich vielmehr in plastifchen, symbolischeu Gestalten verkörpert, so müssen wir auf diese Offenbarungssorm, die Symbolik, nun etwas näher eingehen. Am nächsteu verwandt mit der Symbolik ist die Parabolik oder das Lehren in Gleich- nissen, wie wir es bei Christo finden. Beide Mitthei- lungstoeisen machen das Niedere zum Sinnbild des Höherm, das Natürliche zum Darstellungsmittel des Geiftigen, und beruhen auf der Voraussetzung , daß die Natur aus niederer Stufe eine eben folche Offenbarung Gottes, seiner Gedanken und Absichten ist, wie das Himmelreich auf der höheren Stufe; beide Mittheilungs- weisen haben aber auch den doppelten Endzwech auf der einen Seite die göttliche Wahrheit zu enthüllen, soweit es für den heilsbediirftigen und heilsempfängs lichen Menschen möglich, aus der andern Seite jedoch sie zu verhüllen, soweit es für den fündigen und profanen Menschen nöthig ist. In Beziehung auf die parabolische Redeweise hat der HErr diesen doppelten Endzweck selber angedeutet in den Worten: Matth. 13, 11—l5; und wie die Parabeln, so sind nun auch die Symbole heilige Räthseh welche die Aufmerksamkeit wecken und dem, der aufmerken nnd lernen will, die himmlischen Geheimuisfe aufschließen sollen, ohne jedoch der Neugier eine Befrie- digung zu gewähren und ohne das menschliche Verhält- niß zur Geschichte zu zerstören. Der Mensch soll wis- sen, und doch auch wieder uicht wissen, was zukünstig ist, damit die Sache klar «enug sei für den, der mit geheiligker Einsicht ihr nahen und zugleich verhüllt ge- nug, um die Freiheit menschlicher Handlungen nicht zu beschränken; denn ,,wo bliebe die Verantwortlichkeit der Menschen, wo alle lebendige Bewegung derselben, wo sogar Niutlk Hoffnung und Glück, wenn die unabänder- lichen Rathschlüsse des Ewigen in unverhüllteu Zügen uns vor Augen gelegt wären? Man stünde einer eiser- nen Nothwendigkeit gegenüber, die auf uns die entmu- thigende, lähmende Wirkung äußern müßte, welche wirklich zuweilen an Menschen beobachtet wird , die au eine für sie bestimmte Wahrsaguiig glauben« Wie diese Absicht der symbolifchen Offeubarungssorm daß wir selbst das Geweissagte noch glauben und hoffen müssen und die Zukunft uicht gleich der Vergangenheit vor uns stehe, in der That auch vollkomme1i erreicht wird, dafür dient zum Beweis, daß es noch bis auf diesen Tag in der Bibelauslegung kaum streitigere Fragen giebt, als die um die beiden Apokalypsen der heil. Schrift, das Buch Daniel im alten und die Offenbarung St. Johan- nis im neuen Testamenn sich bewegen; wie aber andern- theils die symbolische Ossenbarungsform auch den Zweck erfüllt, daß sie Anhaltspunkte genug zum Verständniß der Gegenwart und ihrer Erscheinungcm und Trost ge- nug in den Kämpfen der näheren oder entfernteren End- zeit bietet, das läßt sich an den Maccabäern unter An- tiochus Epiphanes beobachten, deren siegreiche Erhebung eine Frucht der Daniekschen Weissagungen war, und das kann auch ein jeder in dem jetzigen Zeitalter der Kirche an sich selbst erfahren, der bei richtiger Herzens- stellung zur Kirche den rechten Auffassungssinn zu beiden Apokalypsen mitbringt. Neben der so eben dargelegten Verwandtschaft zwischen Parabolik und Symbolik ist in- dessen der Unterschied zwischenbeiden nicht zu übersehen. Die Parabolik finden wir hauptsächlich bei Christo Jefu Danieks Gesicht von den Weltmächten tiachgmihretnggreligien Character. als die wesentlich ihm zitständige Lehrform. Die Gleich- nisse sind so zu sagen ein Abbild seiner selbst; denn wie in ihn1 die Gottheit Fleisch wird, so kleidet er die Ge- heimuisse Des Himmelreichs in die Vorgänge des Men- schen- nnd Naturlebeiis ein, als wollte seine Verkläruugssp macht sich darein niedersenken. Dagegen ist die Sym- bolik das eigenthijmliche Gebiet, auf dem vornehmlich der Apokalyptiler sich bewegt; denn dieser schaut von unten nach oben, und nicht sowohl das Geistige im Na- tiirlichen auszuprägen ist der Zielpunkt, den er im Auge hat, als vielmehr die durch das Jrdische und Natür- liche hindurchscheinende Hülle des Ewigen zu erfassen, über jenes, das dem Ewigen nndfZukiinftigen nicht ent- spricht, durch besondere Zuthaten und seltsame Zusam- mensetzungen steigend hinauszugreifen und die Herrlich- keit des aus der letzteu Zeit Geschauten in Bildern, die niemand zeichnen kann, der Ahnung nahe zu bringen ist seine Aufgabe. Blicken wir nun in die Symbolik der hier uns vorliegenden Vision hinein, so wird auch sonst in der heil. Schrist das Gewoge der Völker dem Meere verglichen (Jes. l7, 12; Jer. 46, 7 f.; Offenb. 13,4;17,l5); wennaber die vier Winde des Him- mels gYen das große Meer hervorbrechen, so drtickt dies den edanken aus, daß nicht von sich selbst, sondern- durch himmlische Mächte oder göttliche Gewalten, die von allen Seiten her und nach allen Richtungen hin auf sie einwirken, die Völker- oder Heidenwelt sich in Be- wegung setze. Das Produkt oder die Ausgeburt dieser Bewegung sind denn die unter den vier Thieren sym- bolisch dargestellten vier Weltmächte oder Weltreiche, von denen im Folgenden weiter die Rede ist. 4. Das erste wie ein Löwe, und hatte Flügel wie ein Adler sdenn königlich über den Erdkreis zu herrschen und hoch und sicher in seinen Siegen iiber denselben hinzufliegen war es berufen] Jch sahe zu, bis daß snach einer Weile] ihm die Flügel ausgerauft wurden [und es, nun keines freien Auf- schwungs mehr mächtig, am Boden hinkroch]; und es ward [wiederum nach einer Weile] von der Erde genommen [besser: aufgehoben], nnd es stand aus seinen Füßen wie ein Mensch, nnd ihm ward ein menschlich Herz gegeben. 5. Und siehe, das andere Thier hernach war gleich einem Bären, und stund auf der einen Seite [hob sich nach der einen Seite in die Höhe, wäh- rend es nach der andern Seite hin sich wie zur Ruhe neigte], nnd hatte in seinem Maul unter [d. i. zwischens seinen Zähnen drei große lange Zähne [richtiger: drei Rippen oder große Fleisch: stiicke von dem erjagten Raube]. Und man sprach zu ihm: Siehe auf, nnd friß viel Fleisch! b. Nach diesem sahe ich, und siehe ein ander Thier, gleich einem Zparden [s. v. a. Parder oder Panther Jes. 11, S; Jer. 13, 23; Habak 1, 8., ein starkes, grausames, behend es Thier von ge- fleckter Haut], das hatte vier Flügel, wie ein Vogel, auf seinem Rücken; nnd dasselbige Thier hatte vier Köpfe, und ihm ward Gewalt gegeben lzu herrschen über alle Lande Kur. 2, 39]. 7. Nach diesem sahe ich in diesem Gesicht in der Nacht lfür welches jetzt der wichtigste und be.- deutsarnsie Abschnitt begann], nnd siehe, das vierte 695 Thier war greulich und schrecklich, nnd sehr stark, und hatte große eiserne Zahne keherne Klauen an den Füßen V« 19], fraß um sich und zermalmete [mit seinen Zähnen] , Und das Uebrige [was es nicht fressen und zermalmen konnte] zertrat es [in purer ZerstorungswuthL mit» seinen Fnßenz es war auch viel anders, denn die vorigen [so daß in der ganzen Thierwelt kein Repräsentant zu fin- den, mit dessen Namen es hätte characterisirt wer- den können], Und hatte zehn Hörner [auf seinem Haupte] 8. Da ich aber die Hörner« schauen; siehe, da brach hervor zwischen denselbigen em ander klein Horn, vor welchem der vordersten Horner drei ausgerissen wurden; nnd siehe, dasselbige Horn hatte [anzudeuten, daß es bei diesem Königthttm sich hauptsächlich um die Person seines Herrschers, nämlich den Menschen der Siinde oder das Kind des Verderbens 2. Thess. 2, 3 handelt] Augen, wie Menschenaugem und ein Maul, das redete große Dinge [Kap. 11, 36]. Im Z. Kap. waren die Bilder der Region des Leb- los en entnommen, das nur Außenseite hat, hier aber werden sie der des Lebendigen entlehnt: die 4Thiere und der Menschensohn. Indem ferner Nebucad-Nezar die Dinge nur von außen ansieht, schaut er die Welt- macht in ihrer Herrlichkeit als ein glänzendes Metall- bild nnd das Gottesreich in seiner Niedrigkeit als einen geringen Stein; ihm erscheint also die Weltmacht zuerst herrlicher als das Gottesreich. Daniel umgekehrt, wel- cher mehr in’s Innere blicken darf, erkennt, daß die Weltreiche bei aller ihrer trvtzigen Macht doch in Wahr- heit um ihres von Gott losgerisfeneiy ja widergöttlichen Sinnes willen nur nntermenschliche, thierische Art an sich haben, und daß die wahre Nienschenwiirde blos im Gottesreich zur Erscheinung kommt; ihm stellt sich also das Gottesreich schon durch die Wahl der Bilder in seiner wesentlichen Erhabenheit über die Reiche dieser Welt dar. Denn an physischer Gewalt sind wohl die Thiere dem Menschen überlegen, da erscheint er als em schwaches Menschenkind; aber die wesentliche, die geistige Macht ist doch sein. Zwar darf es nun gerade hier nicht unbeachtet bleiben, daß auch das Metallbild Nebu- cad-Nezar’s Nteiischengestalt hat: dasselbe will zeigen, was die Menschheit in ihrer eigenen Macht, durch die Entfaltung ihrer natiirlichem von der Schöpfung her ihr noch gelassenen Gotteskräfte vermag — sie bringt es damit wirklich zu einer äußeren , formalen Humanitäh welche fitr die welthistorische Zeit ihren Werth und ihre Bedeutung hat; es wird somit der menschlichen Ge- schichtsentwickelung mit allen ihren Fortschritten aus dem Gebiete des in Reichen und Staaten zusammenge- faßten Culturlebens gegeben, was ihr gehört. Aber dem göttlichen Wort geziemt es, auch die Schranken, das Ungenügende, ja das Verderben in dieser Entwicke- lung hervorzuheben, welches darin liegt, daß in ihr die Macht der Sünde nicht gebrochen ist, sondern sich zugleich mit entwickelt. So glanzvoll daher Nebucad-Nezar’s Menschenbild ist, so sieht es doch nur äußerlich ans, wie ein Mensch; ihrem inneren Wesen nach aber ist nach Daniels Gesicht die von Gott losgerissene Mensch- heit zur wilden, vernunstlosen Thierheit herabgesunken, der dumpfen Naturmacht verfallen, und nur im Reiche Gottes erreicht der Mensch wirklich sein Wesen und seine Bestimmung, nur von oben her kann der lebendige voll- 696 Daniel 7, 9——14. kommene Menfchensohn kommen. (Auberlen.) Das erste Thier (V. 4) glich einem Löwen mit Adlersflügelm dies Bild entspricht der Darstellung des ersten Reichs durch das goldene Haupt in Kap. Z; denn was das Gold unter den Metallen und das Haupt unter den Gliedern ist, das sind Löwen und Adler unter den Thieren. Nach einer Weile aber sieht Daniel mit die- fem Thiere eine Veränderung vor sich gehen: die Flügel werden ihm ausgerauft, es wird ihm also die Kraft zum Fliegen genommen, so daß es nicht mehr siegretch über die Erde fliegen und herrschend über ihr schweben kann; dann wird es von der Erde aufgehoben und wie ein Mensch auf seine Füße gestellt, und ihm wird ein menschlich erz gegeben. Hierin läßt sich eine Anspie- lung auf as in Kap. 4 erzählte Erlebniß Nebucad- Nezar’s nicht verkennen: dadurch, daß derselbe in Folge seines Hochmuths in Wahnsinn verfiel, so daß er bis zum Thiere herabsank, wurde auch sein Reich in seinem Fluge über die Erde gehemmt, dieser fein Wahnsinn war für sein Reich das Ausraufen der Schwingen des- selben. Damit aber, daß Nebucad-Nezar, indem er dem Höchften die Ehre gab, wieder zur Vernunft zurück- kehrte und nun erst zu rechtn1enfchlichem Wesen ge- langte, ward in ihm auch sein Weltreich veredelt, wenn- gleich ein nachhaltiger Einfluß dieser Veredlung bei dem in Kap. 5 erzählten Ereigniß sich nicht erkennen läßt. (Keil.) Das zweite Thier (V. 5) glich dem Bären: da der Bär wild, stark, das nächste Thier nach dem Löwen, aber doch nicht der Löwe selbst, nicht der König der Thiere ist, so giebt unser Vers hierdurch seinem Thiere dieselbe Stellung, die Kap. 2 seinem zweiten Reiche durch den Silberftoff giebt. Auch fehlt diesem Thiere der Adlerflug des ersten und der Vogelflug des dritten (V. S) , und es heißt nicht von ihm , wie von dem vierten (V. 23) , daß es ,,alle« Länder fressen werde; vielmehr hat es nur die trägere Natur, die minder bewegliche Art des Bären. So finden wir hier wieder, was wir schon in Kap. 2 fanden, daß dem zwei- ten Reiche die Oecumenicität Eierrfchaft über den Welt- kreis) nicht so ausdrücklich und unbemessen wie dem an- deren zugesprochen wird. Ebenso war bereits in Kap. 2 durch die beiden Arme angedeutet, daß die zweite Mon- archie von vornherein ein getheiltes Wesen an sich haben werde, sofern das medo-persische Retch weder ein per- sisches, noch ein medisches, sondern eben ein medo-per- sisches war; und in Kap. 8 werden wir diesen Zug noch deutlicher in den 2 Hörnern des Widders ausgeprägt finden, und indem es da weiter heißt, daß das eine Horn später als das andere, und dann höher wuchs, wird zugleich hinzugefügt, wie von den beiden, im medo- persischen Reiche verbundenen Theilen der eine sich später zur Herrschaft über den andern erheben werde. Was nun in Kap. 2 undeutlicher durch die beiden Arme und in Kap. 8 deutlich durch die beiden Hörner symbolisirt ist, das wird in unserm Kapitel durch das Heben nach einer Seite bezeichnetx der medo -perfische Bär hat als solcher 2 Seiten; die eine, medische Seite befindet sich nach den zur Errichtung des Weltreichs gemachten An- ftrengungen im ruhenden Zustande, aber die andere, persische Seite hebt sich und wird so nicht allein höher als die erste, sondern auch zu neuem Raube gerüstet. Was endlich die drei Rippen betrifft, die das Thier als Raub zwischen seinen Zähnen hält, so stimmen wir den- jenigen Auslegern bei, welche dies von den drei, von Medoperfien unterworfenen Reichem Babylon, Lydieic und Eghpten, deuten. Nach drei Seiten hin also wird dieses Reich seine Eroberungen machen; doch auch die vierte Rippe, Javan (d. i. Griechenland), in’s Maul zu bekommen wird ihm nicht glücken (vgl. Kap. 8, 4. 20). Es soll daher an diesen Rippenstücken mit dem dazu - eschränkem das Fette ehörigen Fleisch sich genügen lassen und sich darauf g er bereits überwundenen Völker zu fressen, oder mit andern Worten, seine Eroberungeiy wenn sie auch nicht über die ganze bewohnte Erde gehen, auszubeuten, ohne auf weitere Eroberungen aus- zu ehen. Dies der Sinn des Zurufsn Stehe auf, und friZ viel Fleisch! (Kliefoth.) Man wird gestehen müssen, daß der Pardel (V. 6), dieses wilde und reißende Thier, dessen auffallendsten Eigenschaften die Raschheit und Gewandtheit seiner Bewegungen und die bunte Ge- flecktheit seiner Haut sind, sowohl durch sein Ansehen wie durch seinen Charakter ganz geeignet ist, das Reich Alexanders zu shmbolisiren, das seinen Anfang genom- men hat durch die beispiellos raschen Eroberungen dieses dämonischen Geistes und in seinem Bestand die bunte Vermengung morgen- und abendländischen Wesens zeigt. Aber auch die weitere Beschreibung des Pardels paßt auf’s Beste zu Alexander’s Reich. Zwar die 4 Flügel wollen nur auf die reißende Schnelligkeit hinweisen, mit welcher sich dieses Reich nach allen Himmelsgegenden ausbreitete: ist es ja doch fast wunderbar, wie innerhalb 13 Jahren das kleine Macedonien sich die Welt erobertel Aber die 4Köpfe des Thieres deuten auf etwas Anderes hin. Der Kopf ist der leitende Theil, der Beherrscher des Körpers; ein- Thier mit 4 Köpfen hat keinen ein- heitlichen Willen mehr, einem vierfachen Willen zu fol- gen ist aber unmöglich. So deuten die vier Köpfe des Thiers auf die vier Reiche, in welche Alexander’s Mon- archie nach einigen Schwankungen auseinander sielt 1. das nördliche des Lhsimachus, aus Thracien und Bithhnien, 2. das westliche des Kassandey ausMaces donien und Griechenland, Z. das östliche des Seleukus, aus Syrien, Vabhlonien und den östlicheu Ländern bis nach Indien, und 4. das südliche des Ptolemäus, aus Egypten, Palästina und Arabia Peträa bestehend. (Füller.) Das vierte Reich (V. 7 f.) tritt ganz be- sonders stark hervor; denn erst in der fürchterlichen Ge- stalt des letzten Thieres wird die Weltmacht ihre ganze gottwidrige Natur hervorkehren, hat ja doch schon die Aufeinanderfolge der Metalle im L. Kap. die successive Verschlechterung derselben klar genug angedeutet. Wie nun aber das ganze Interesse an den 4 Monarchien über die drei ersten hin der letzten zueilt, so eilt es aus dem nämlichen Grunde bei dieser selbst wieder ihrer letzten Gestalt zu. Im 2. Kap. war dem Character dieser Offenbarung gemäß vorzugsweise von der natio- nalen und politischen Entwickelung die Rede gewesen, welche innerhalb der vierten Monarchie stattfinden werde, indem» deutlich 2 Perioden in derselben unterschieden sind, die eiserne und die eisenthönerne; die letzte Ge- stalt dieses Reichs war da noch nicht Gegenstand beson- derer Aufmerksamkeit geworden, sondern nur vorläufig durch die 10 Zehen angedeutet. In unserm Kap. da- gegen, wo es sich nicht um die politische, sondern um die religiöse Seite der Sache handelt, ist das Moment, welches im 2. Kap. durch die Unterscheidung von Eisen und Thon bezeichnet war, nicht mehr besonders hervor- gehoben, sondern die Darstellung eilt den 10 Hörnern, in denen wir auf den ersten Blick jene 10 Zehen wieder erkennen, zu, aber auch diesen nur, um zu zeigen, wie mitten zwischen ihnen ein elftes Horn aufgestiegen sei, ein König, in welchem nun der ganze vermessene Trotz und Haß der Welt wider Gott, Gottesvolk und Gottes- dienst hervorbrichn Der Begriff des Antichrists tritt hier zum ersten Mal in der ganzen Osfenbarungsent- wickelung deutlich hervor, weil hier zum ersten Mal die Gesammtentfaltung der un- und widergöttlichen Welt bis an’s Ende klar überschaut ist; als seine Hauptkenni zeichen aber sind wiederholt (V. 8 u. TO) Augen wie - Menschenaugen —- Symbol der Klugheit -— und ein Das göttliche Gericht über die --Weltmächte und die Aufrichtuug des Himmelreichs· 697 srechesiLitftermaul, welches der Empörung gegen Gott den freVelhaftesten Ausdruck giebt, hervorgehobem Das erinnert an I. Mos. Z, 5., wo die Schlange den Men- schen, wenn ste wider Gottes Gebot sich empören, ver- heißt, ihre Augen würden aufgethan werden und sie würden sein wie Gott: was dort begonnen hat, ist hier vollendet —- intellektuelle Cultur, aber Herz und Wesen in Lrechfter Opposition gegen den lebendigen Gott, Sel stvergötterung. (Auberlen.) 9. Solches sahe ikh [voll Entsetzen das Ge- bahren des zwifchen eingekommenen Hornes, das wider die Heiligen stritt und den Sieg wider sie behielt B. 21 und das sich unterstund , Zeit und Gesetz zu ändern V. 24., eine Weile beobachtend], bis daß [auf einmal und mit großem Geräusch] Stühle gese t wurden [zu einer Gerichtssttzungh und der lte [der dem zu haltenden Gericht in eigener Person präsidiren wollte] sehte sich [auf den für ihn bestimmten Stuhl]; des; Kleid war schneeweiß, und das Haar auf seinem Haupte wie reine Wolle; sein Stuhl war eitel Feuerflammem nnd desselbigen Räder brannten mit Feuer. 10. Und bon demselbigen [dem Alten, neben welchem die Beisitzer des Gerichts ihre Plätze ein- nahmeu] ging [nach vorn zu] aus ein langer feuriger Strahl. Tausend Mal tausend sheiliger Engel] dieueten ihm, und zehn tausend Mal zehn tausend stunden vor ihm. Das Gericht ward ge- halten, und die Bücher [welche die Akten über den, dem zunächst das Gericht galt, enthielten] wurden aufgethan 11. Jch sahe zu um der großen Rede willcn, so das Horn redete [denn ich konnte ja erwarten, daß diese nicht ungestraft bleiben, sondern einen furchtbar schweren Urtheilsfpruch über das Horn herbeiführen würden]; ich sahe zu, bis das Thier getödtet ward, und sein Leib umkam, und in das euer geworfen ward [Jes. se, 24; Offenb. 19, 20; 20, 10]; 12. Und der andern Thiere Gewalt [in und mit der dieses vierten Thieres, in welchem sie den Gipfelpunkt ihres weltmächtlichen, widergöttlichen Wesens erreicht hatten] auch ans war; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lange ein jegliches währen sollte [und waren sie so ein jedes für fein Theil längst schon untergeg«angen, aber in der Person der Träger ihrer Herrfchaft empfingen sie jetzt mit dem letzten Thiere zugleich ihr fchließliches Urtheil zum Gericht der ewigen Verdammniß]. « Daß diese Erscheinung des Errn und seiner Ge- richtssttzung nicht eine wirlliche A bildung Gottes, son- dern nur ein Sinnbild von jener Herrlichkeit sei, die kein leibliches Auge sehen kann, die also nur im Geiste zu fassen ist, versteht sich von selbst; aber die sinnliche Darstellung dient dazu, das Geistige faßlich zu machen, indem der Leser das sinnliche Gleichniß in das geistige Urbild gleichsam übersetzt. Dies ist das Wesen der apokalyptischen Darfiellungsweisex eine Darstellung solcher apokalyptischen Gesichte mit Farben und Pinsel ist aber nicht zulässig, weil solche Abbildungen den zarten geistigen Hauch der Sinnbilder durch zu grobe Verstan- lichung zerstören. Das Wort ist zarter und geistiger, als Pmsel oder Meisel. (Schmieder.) 13. Jch sahe in diesem Gesicht des Nachts [auch noch den Schlußakt des eben vollzogenen Ge- richts], und siehe, es kam einer in des Himmels Wolken [oon denselben umgeben und gleichsam ge- tragen vom Himmel herab], wie eines Pienscheu Sohn [d. i. ein himmlifches oder göttliches Wesen in menschlicher Gestalt und Art], bis zu dem Alten, und ward vor denselbigen gebracht [Matth. 10, 23; 16, 27; 24-., 30; 26, 64]. 14. Der gab ihm Gewalt, Ehre und Reich, daß ihm snachdem nun alle Weltmacht für immer vernichtet und die Zeit zur alleinigen Herrfchaft des Reiches Gottes gekommen war] alle Völker, Leute und Zungen dienen follten. Seine Ge- walt [fo ließ da eine Stimme sich vernehmen] ist» ewig, die nicht vergehet, und sein Konigreich hat kein Ende. Es ist dem universellen Horizonte der Danielschen Weisfagung ganz entsprechend, daß der Messias hier nicht mehr als Davidssohn erscheint, sondern ganz all- gemein»als Menschensohm ni t mehr nur als israeliti- scher Konig, sondern als» Welt ·errscher. Der prohhetisclze Gesichtskreis hat Ietzt wieder dieselbe Weite erreicht, die er im Protevangelium (1. Mos. 3, 15) hatte: hier steht noch, bei Daniel steht wieder die ganze Menschheit im Sehfeld der Weissagung Wie wir vorhin im Bilde des Antichrisis die letzte, abschließende Entfaltung des in l. Mos 3 gezeichneten Sündenprincips fanden (s. Anm. zu V. 7 f.), so entspricht der Menschensohn hier dem Weibessamen dort; und wenn von dem letzteren ver- heißen if·t, er soll dem in der Schlange sich offenbaren- den bösen Princip den Kopf zertreten, so tritt auf ähn- liche Weise hier der Menschensohn als Sieger über die widergöttliche, kosmische, ebenfalls in Thieren verkörperte Macht hervor. Schlangensame und Weibesfame, die Thiere und der Menschenfohn stehen einander gleichmäßig gegenüber. Die Offenbarung St. Johannis macht dann den Pusammenhang dieser beiden Stellen auch ausdrüc- lich emerklich, indem sie das Thier, welches in ihr, die vier Daniel’schen zufammenfassend, die lgesammte Welt- macht repräsentirt, geflisfentlich als ein A bild des großen Drachen, der alten Schlange, des Teufels und Satanas, der die ganze Welt verführt, darstellt, ganz gemäß der johanneischen Grundanfchauung vom Teufel als dem ürften der Welt (Offenb. 13, 1f.; 12, s. 95 Ioh.«12, « l; l4, 30 vgl. Luk. 4, 5 f.). Hinter dem Thierwesety das von unten her aus dem Meere stammt und sich im Antichrist vollendet, steht also der Teufel, wie hinter dem himmlischen Menschenfohm dem Christ, Gott steht. In der Schlange hatte der Teufel Thiergeftalt auge- nommen, im Menschensohn erscheint Gott in Menschen- ·estalt. Seit die Menschheit der Schlange gefolgt ist, at sie das thierische Wesen in sich hereingelassen, ist thierifch geworden; nun muß Gott Menfch werden, daß der Mensch aufhöre Thier zu sein, wer aber dennoch dem Thierwesen ncrchhiingh der wird vom Menschensohn gerichtet, eben weil er des Menschen Sohn ist: Joh. 5, 27. (Auberlen.) II. V. 15-—28. Tief erschüttert von dem, was das Ge- sitht ihm zu schauen gegeben, wendet der proz-her sich an einen von den bei der himmlischen Rathsversammlung 698 Daniel 7, 15—28. 8, l. 2. gegenwärtig gewesenen Engeln und bittet um Jiiifscljliih über die Bedeutung des Geschauten; da wird ihm denn eine Gesainmtdeutiing des Bilde-i, als unter welchem sich ihm die geschichtliche Entwictielnng der weltinacljt nach ihren 4 Phasen bis zur sehtiektiitjeii berniihtnng desselben nnd die Jiufrichtnng des Reiches Gottes in Herrlichkeit dargestellt habe, zu Theil. Alls er dann noch näheren Aufschluß iiber das letzte Thier und das über dasselbige ergangene Gericht begehrt, wird ihin auch hier sein ver— langen erfüllt; er erfährt, wie ans dem vierten Weltreicti siih 10 täönigthiimer eutwictielu werden, nnd nachdem sie da sind, wird ein anderes zwischeneiii kommen, in wel- them der Abfall von Gott seinen Höhepunkt erreicht, mit welihem aber auch nach bestimmt bemessener Zeit die Weltmacht für immer gestürzt wird, uui dem ewig wäh- reuden Reiche Gottes Utah zu machen. Mit einer Be— mertinng über den Gindruiik den diese Goites-Offeii»ba- rang auf das Cemüth des Propheten gemacht, schließt dieser seine Jdlittheilung ab. 15. Ich, Daniel, entsetzte mich davor svor den Dingen, die vor meinem Seherauge in V. 2 ff. oorübergefiihrt wurden], und solch Gesicht erschreckte mich sznmal mir nicht alles in demselben klar war, wennh is) Janch im Allgemeinen ein Verständniß da- von a e. 16. Und ich ging zu deren einem, die da stunden lwendete mich an einen von den Engeln, die den Thron Gottes umgaben V. 1(«)], und bat ihn, daß er mir von dem allen geivissen Bericht gabe. Und er redete mit mir, nnd zeigte mir, was es bedeutete. 17. Diese vier großen Thiere [so sagte er] sind vier Reiche, so auf Erden kommen werden. 18. Aber sdas rechte und ewige Königthum wird durch alle diese« geschichtlichen Entwickelungen der Weltmachtdochnicht zu Stande kommen, son- dern allein] die Heiligen des Höchsten werden sm und mit des Menschen Sohne, dem sie als ihrem König dienen] das Reich einnehmen, und werden es immer und ewiglich besitzen [Luk. 22, 29 f.] ·19. Darnach hätte ich gerne gewußt gewissen Bericht von dem viertenThier sin V. 7], welches gar anders war, denn die andern alle, sehr greu- lich, das eiserne Zähne und eherne Klauen hatte, das um sich fraß, nnd zermalmete, nnd das Uebrige mit seinen Fnßen zertratz » » 20. Und von den zehn Hornern auf seinem Haupt; und von dem andern selften Horn V. 8], das hervorbraeh, vor welchem drei abfielen szu Grunde gingen]; und« von demselbigen Horn, »das Augen hatte» und ein Maul» das große Dinge redete, nnd großer war, denn die neben ihm waren sdie drei, die vor ihm ausgerissen wurden] 21. Und ich sahe [um hiernoch etwas nach- zubringen, was in V. 9 noch iiicht erwähnt wor- den] dasselbige Horn streiteawider die Heiligen, und behielt »den Sieg wider sie [Offenb. U, 7], 22».· Bis der Jillte kam nnd Gericht hielt fur die Heiligen des Hoehsteiiz und die Zeit kam, daß die Heiligen das Reich einnahnien [V. 9—14]. 23. Er sprach also: Das vierte Thier wird das vierte Reich aus Erden »[da»s römische Katz. 2, 40»ff.] sein, welches wird machtiger sein, denn alle Reiche; es wird alle Lander fressen, zertreteii nnd zermalmen. » 24. Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige koder KönigthiimerL so aiis demselben Reich ent- stehen werden [in Kap« 2, 41 f. angedeiitet durch die 10 Zehen, iii welche die Füße des von Nebu- cad-Nezar gesehenen Bildes ausliefen]. Nach dem- selbigen [Reich] aber [d. i. nach dem iii 10 Königthümer getheilten Staatensystem, in welches das vierte Reich übergeht] wird ein anderer [König] aufkommen, der wird mächtiger sein, denn der vorigen keiner, und wird drei Könige demnthigen ssich unterwerfen] 25. Er wird den Höchsten läsiern [durch Reden, in welchen er sich Gott geradezu an die Seite setzt 2. Thess 2, 4], und die Heiligen des Höchsten [durch allerlei Druck und Gewaltthat] verstören; und wird sieh unterstehen, Zeit nnd Gesetz zu andern sindem er an die Stelle der von Gott stammenden Grundlagen der menschlichen Lebensordnungen sein eigenes Belieben zu setzen versucht Offenb 13, 6 f.]. Sie sdie Heiligen des Höchstem die von diesen Maßnahmen des bete. Königs iiatiirlich am meisten betroffen werden, weil sie mit ihren Lebensordnungeu am meisten anden göttlichen Grundlagen festhalten] werden aber in feine Hand gegeben werden eine Zeit, nnd etliche Zeit [s. v. a. zwei Zeiten], und eine halbe Zeit [Kap. 12, 7; Offenv 12, 14]. Je kräftiger die Schilderung der aus dem antitheokrai tischen Princip hervorgehenden Drangsale für das Bun- desvolk in der ersteii Hälfte unsers Verses war, desto mehr ist der Ausdruck in der zweiten Hälfte nun dazu bestimmt, diese Leidensmomente als bestimmte, ein Maß habende im Gegeiisatz zu dem ewigen, maßlosen Reiche der Herrlichkeit herauszustellem was Jehova so über sein Volk verhängt und ergehen läßt, ist genau ab e- grenzt, seinem Endziele nach bestimmt, s. V. 12 u. 2. (Hävernik.) Es läßt sich an, als ob immer länger und länger die Tyrannei des Antichrifts sich ausdehnen würde: erst eine Zeit, dann die doppelte Zeit, dann die vierfache (das wäre schon eine Siebenzeiy —— doch nein! soweit darf es nicht kommen; plötzlich wird ihm ein Ende gemacht, mitten in der Siebenzeih so daß statt der vierfachen Zeit eine halbe Zeit eintritt. (Ebrard.) Die eigenthtimliche Zerlegung der IV, Zeiten so, daß die Zeitfristen erst in Dublirung aufsteigen, um dann plötzlich abzufallen, zeigt, daß die Macht des Hornes und sein Druck auf Gottes Volk erst rasch zunehmen werden, um dann durch Gottes gerichtliches Dazwischew treten ein jähes Ende zu nehmen. (Kliefoth.) Jn dieser Halbirung der Sieben wird ein Zustand angedeutet, in welchem die Gemeinde unter dem Druck, von der Welt- macht unter Zulassuug Gottes zertreten ist, der öffentliche Cultiis aufgehört hat, zwar die Prophetie noch zeugt, aber versteckt und fltichtig (Offenb. U. s. 7 ff.; t.Kön. 17, 3; 18, 4), also eine Prüfnngs- und Wartezeit (1. Mos. 7, 10; 8, 10. 12; 29, IS; Jos 6, 3 f.; »1. Sam. 10, 8; 1. Kön. 18, 43; Hiob 5, I9), die je- doch um der Auserwählten willen abgebrochen oder verkürzt wird: Mcittlx 24, 22. (Leyrer.) Zeit ist ein an sich unbestimmter Ausdruck, mit welchem eine längere Die Deutung des Gesichte? im Allgemeinen und die Auskunft über das 4. Thier im Besonderen 699 oder kürzere Periode bezeichuet sein kann. Daß es Jahre find, geht aus unserm Kapitel noch nicht hervor, und auch aus Kap. 12, 7 ist uns nicht gestattet einen Schluß zu ziehen; wohl aber giebt uns die Ofsenb. St. Johannis das Recht dazu, wenn sie in Knie. 1l, 2 f.; 13, 5 die sit, Zeit zu 42 Monaten oder 1260 Tagen bestimmt. (Füller.) Es wird hier angespielt auf die IV, jährige Zeit der unerhörten Hungersnoth und Un- fruchtbarkeit unter Ahab, als der Himmel diese ganze eit hindnrch nicht regnete, als Elias, der Zeuge der ahrheitz welcher sich dem Götzendieiist des Volkes eifrig widersetzte, von den Raben und der Wittwe zu Zarpath ernährt wurde und also die wahre Kirche gleichsam in der Wüste verborgen war: I. Köir 17. (Vitringa.) 26. Darnach wird »das Gericht gehalten wer- den: da wird dann seine Gewalt weggenommen werden, das; er zu Grunde vertilget und umgebracht [richtiger: daß sie, seine Gewalt oder Herrschaft, vernichtet und bis an’s Ende vertilgt] werde. · « 27. Aber das Reich, Gewalt iindMacht unter dem ganzen Himmel [die bis dahin die Reiche dieser Welt inne gehabt] wird dem sunter dem Königthumldes Menschensohnes V. 1»3 stehen- den] heiligen Volk des Höchsten gegeben werden, deß Reich ewig ist [so daß es keinem andern mehr den Platz räumen mUßL Und alle Gewalt wird ihm dienen und gehorchen smit freudiger Unterweisung, so daß das von den Winden des Himmels erregte tobende Meer V. 2 nun zur fpiegelglatten lieblichen Fliiche wird] 28. Das war der Rede Ende [das Ende so- wohl der Rede des Engels V. 16., als des Ge- sichts überhaupt] Aber ich, Daniel, ward sehr be- trubt in meinen Gedanken soon wegen der Schre- ckensgestalteiy die das Gesicht mir vorgefiihrt hatte], Und meine Gestalt verfiel ldaß man die innere Erregung mir lange nachher noch äußerlich an- merkte]; doch behielt ich die Rede sdas Gesicht sel- ber sammt der empfangenen Deutung] in meinem Herzen [weil ja alles mein Volk so nahe anging und zu dessen Bestem die ganze Offenbarung« mir zu Theil geworden war]. Jn dieser Deutung und Meinung (daß nämlich unter den vier Königreichen die babylonische, inedopersische, macedonische und römische Monarchie zu verstehen seien) ist alle Welt einträchtig, und das Werk und die Historien beweiseirs auch gewaltig: so schreibt Luther, und ist das auch die kirchliche Auslegung geblieben bis aus die Zeit des Deismus und Rationalisnius zu Ende des vorigen und Anfang des jetzigen Jahrhunderts, wo man im Jn- teresse der Ansicht, daß das Buch Daniel nicht wirklich diesem Propheten, sondern einem maccabäischen Juden unter Antiochus Epiphaues angehöre (s. die Schlußbe- merkuugen), die römische Weltherrschaft als über den Gesichtskreis des Verfassers hinaus liegend außer Be- tracht ließ und nun die 4 Reiche in anderer Weise her- auszubringen suchte; die gläubige Theologie der neueren Zeit ist jedoch mit wenigen Ausnahmen vollständig zur kirchlichen Auffassung zurückgekehrt, und können wir diese auch unbedingt als die allein zulässige betrachten. Für uns, die wir einen großen Theil der Weissagung als bereits erfüllt hinter uns »haben, hat am meisten Wichtigkeit das kleine Horn in V. 8ff. u. 20 ff. oder der Antichrist des neuen Testaments, von dem in 2. Thess. 2 und Offenb.13——19 des Weiteren die Rede sein wird. Das 8. Kapitel. Endschaft der andern, und Anfang der dritten Jtionarehie I. v. 1—12. Gleichwie der Ghrilt des hGrrn eine nähere oder erste Jultunft hat, so auch der Jlutichristz und zwar hat dieser sie in seinem verbinde, dem syrtscheii titiinig Zliitiochug Gpiphanes Ueber die Geschichte des Volkes Gottes während des nächsten halben Jahrtausende vom Gril bis auf Christum, die ein Vorspiel sind der Schlnßentfaltungeic deg Reiches Gottes in der Zeit von der Ausbreitung der christlichen Kirche nnter den Heiden bio zur zweiten Zulinnst Christi, enipsäiigt denn der prophet nunmehr, nachdem ihm im vorigen Gesicht Auf— schliisse über den inneren, religiösen Character der vier Weltmächte überhaupt zu Theil geworden, nähere Aug— lcuiift in einen: Gesicht, das er zwei Ilahre später hat. Unter der Gestalt eines Widders erscheint dem Daniel zuerst die persische Monarchie, darnarh nntcr dem Sinn— btld eines Ziegenborlig die griechisclymacedonische Weltmacljtz indem nun die Bedeutsamkeit der letzteren fiir das soll: Gottes besonders hervorgehoben wird, er— hält er eine eingehende Belehrung über die Weiden-- und ttäuternnggperiode desselben, wobei als Werkzeug in der Hand des HGrrn Antiochus Gpiphanee eine so bedeutende Stelle einnehmen sollte. dlicht also un— mittelbar auf die Zeit dee Geile — dag ist der Kern und Mittelpunkt dieser Offenbarung in ihrem Zusam- menhang mit der vorigen —— erfolgt dar Reich, das in Ewigkeit ntiht wird vernichtet werden können; vielmehr ist erst noih eine gar gefahrvolle, betrübte Periode zu durch— laufen, die aber nothwendig ist zur Verwirklichung der; Heils-Planes Gottes, eine Periode, welche derjenigen ent- spricht, die den: Gudztele des messianischen Reiche; vor- angeht nnd alg Typus derselben zu betrachten ist. Zltich hier wird der tiönigliche Thraun alles ausbietcm um den sllamenGottee aus der Welt zu bannen, auch hier wird der Tempel des tjGrrn entweihet werden, und das Blut der heiligen, die ihrem tjGrrn treu ergeben bleiben, wird in Strömen fließen. 1. Jm dritten Jahr des Königreichs des Königs Belsazer [d. i. im J. 557 v. Chr» s. 2. Kost. 25, 27 Anm. 2] erschien mir [dem ProphetenL Daniel, ein Gesichh nach dein, so mir am ersten [im ersten Jahr dieses Königs Kap. 7, 1 ff.] erschienen ldas aber nicht blos der Zeit seiner Offenbarung nach später, sondern auch von wesentlich anderem Inhalt als jenes] war. 2. Jch war aber, da ich solches Gesicht sahe [nicht leiblich —— denn dem Leibe nach befand ich mich zu Babel ——, sondern im Geiste oder im Zustand der Entzückung] zu Schloß Susan im Lande Elam [also im Mittelpunkte der nachmaligen per- sischen Monarchie, deren endliches Schicksal mir ge- weissagt werden sollte, und stund, wie mir däiichteJ am Wasser [westlich vom FlUsseJ Ulai lgriechisch Euläus, s. Karte IV.] 700 Daniel 8, 3——17. Das babylonische Weltreich war bereits im Nieder- gjczngex da soll Daniel das Geschick der folgenden onarchie erfahren, und erfährt es passend bei der künftigen Hauptstadt derselben, in Susa. (Fliller.) Er schaute dies Gesicht am Ulai als an dem Ort, wo wirk- lich hernach der Widder und der Ziegenbock mitHeeres- macht zusammenstießem (Kliefoth.) Z. Und ich hnb [getrieben vom Geiste, der mir ein Bild der Weissagung vor meine Geistesaugen stellen wollte] meine Augen auf, und sahe zkwas mir vorgestellt werden sollte], nnd siehe, ein Widder [in seinem reichen Wollpelze und mit seinen gewunde- nen, zum Stoßen geneigten Hörnern ein sprechendes Sinnbild des reichen und zum Angriff auf andere Völker allezeit bereiten Perser-Reiches, dessen König, wenn er an der Spitze des Heeres erschien, auch wirklich statt des Diadems einen Widderkopf trug] stund vor dem Wasser, der hatte zwei Hörner [wie denn in der That dieses Reich ein doppeltes, ein me- dopersisehes war 2. Chr. Eis, 20 Anm.]; doch eins höher, denn das andere, und das höchste kdas Sinnbild der persischen Macht] wuchs am letzten sEsra 1, 4 Anm.]. it. Jch sahe, daß der Widder mit den Hörnern stieß gegen Abend lSyrien und KleinasieuL gegen Mitternacht sScythien und Armenien] nnd gegen Mittag [Egypten, Libyen, Aethiopiew Arabien und Indien] und kein Thier konnte vor ihm bestehen, noch von seiner Hand errettet werden [denn alle diese Länder wurden eins nach dem andern der persischen Weltmonarchie einverleibt]; sondern er that, was er wvllte [vgl. Herodot VII, 31], nnd ward groß sso daß das Reich zuletzt sl27 Provinzen zählte, aber nun auch mit dieser seiner Größe sich gewaltig brüstete Esth. I, 1 ff.]. 5. Und indem ich darauf merkte [in die Be- trachtung des räthselhaften und bedeutungsvollen Bildes, das mir vorgeführt ward, versunken], siehe, so kommt ein Ziegenbock lals Sinnbild der griechisch- macedonischen Kriegsmacht V. 21] vom Abend her über die ganze Erde [und zwar so leichtfüßig und schnell dahereilend], daß er die Erde nicht ruhrete [nnd mehr zu fliegen Knie. 7, 6 als zu laufen schien]; und der Bock hatte ein ansehnlich Horn zwischen seinen Augen swelches auf Alexander den Großen, den Führer jener Kriegsmacht deutete l. Macc. l, 4 Anm.]. S. Und er kam bis zu dem Widder, der zwei Hörner hatte, den ich stehen sah vor dem Wasser [V. 3 f.], und er lief in seinem Zorn gewaltiglich zu ihm zu [denke hier an den Zusammenstoß des griechischen und des persischen Heeres am Granikus nnd bei Jssns]. J. Und ich sahe ihm zu, daß er hart an den Widder kam ldenke an die Schlacht bei Gaugamelajz und ergrimmte itber ihn· und stieß den Widder, und zerbrach ihm seine zwei Hörner, und der Widder hatte keine Kraft, daß er vor ihm hatte mögen be- stehen; sondern er warf ihn zu Boden und zertrat ihn sdenke an den Untergang des persischen Königs Darius Codomannus im J. 331 v. Chr.], nnd niemand konnte den Widder von feiner Hand er- retten lvielmehr ward das ganze persische Reich eine Beute Alexanders des Großen] 8. Und der Ziegenbock [der vorhin noch jung und schwach V. H] ward sehr groß [deun das grie- chisch-macedonische Reich dehnte seine Herrschast weithin bis nach Indien aus]; und da er aufs Stcirkste worden war [1. Mark. I, 8 Anm.], zer- brach das große Horn [indem Alexander der Gr. im J. 323 v. Chr. starb] und wuchsen an dessen Statt ansehnliche vier [Hörner, als Sinnbild der vier Königreiche, die aus Alexandeks Monarchie hervorgingen l. Mark. l, 10 Anm.], gegen die vier Winde des Himmels sdas macedonische gegen Abend , das thracische gegen Mitternacht, das shrische gegen Morgen und das egyptische gegen Mittag] 9. Und aus derselbigen [vier ansehnlichen Hörner] einem lnämlich aus dem, von Seleucus Nikator gegründeten griechisciyshrischen Reiche Kap. 11, 5 Anm.] wuchs [wie eine Zacke an einem wirklichen Horn] ein klein Horn [der in l. Mark. I, 10 als eine schädliche böse Wurzel bezeichnete König Antiochus der Edle]; das ward sdurch glücklich geführte Kriege] seht groß gegen Mittag fEgypten Kap. 11, 21 ff.; I. Mark. l, 17 ff.], gegen Morgen [Persien, Armenien und Elhmais I. Muse. 3, 31. 37; e, 1 ff] und gegen das werthe Land [wörtlich: die Zierde der Länder, d. i. Palästina Kap. 11, l6; Jer. Z, 19; Hes. 20, e; 1. Mace 1, 21 ff.]. Dieser Ausdruck ist besonders häufig bei den Pro- pheten des Exil-Z, und in ihrem Munde zugleich vor- züglich characteristisch, sofern sie dadurch theils ihre Sehnsucht nach dem theuren Boden, wo ihr Gott unter ihnen wohnte und wirkte, zu erkennen geben, theils das- selbe Gefühl in den Herzen ihrer Hörer nnd Leser leben- dig auffrischen und erhalten wollten, ganz besonders auch bei messianifchen Verheißungem durch deren Er· füllung in Canaan dieses den Gipfelpunkt feiner Schöni heit und Anmuth errerchte. (Hävernick.) 10. Und es wnchs [dies kleine Horn] bis an des Himmels Heer [indem es selbst an Israel, dem Volke Gottes, sich zu vergreifen wagte], nnd warf etliche davon und von den Sternen-« sden Beken- nern des wahren Gottes] zur Erde, und zertrat sie [die schändlichsten Grausamkeiten gegen dieselben ver-abend, um den gänzlichen Abfall Jsraels von seiner Religion herbeizuführen l. Macc. l, 25. 30 ff.; 2, 28; 5, 2. 9fs.]. V) Die hebräische Theokratie, nicht ebenfalls ein Reich von dieser Welt, stellte so dem sichtbaren Himmel gegen- über einen übersinnlichen dar; ihre Bürger fmd dessen Sterne. (Hitzig.) Israel war, wie es war, das Volk der Heiligen, das Volk Gottes, weil es die Offenbarung Gottes und Gott unter sich wohnend hatte, ganz abge- Das Gesicht vom Vorläufer des Antirhrist, von Antiochus Epiphanes 701 sehen von dem Grade subjektiver Heiligung bei den Ein- zelnen. (Kliefoth.) 11. Ja, es lvnchs [dies kleine Horn] bis an den Fürsten des Heers [versuchte sogar an dem Herrn-der Kirche, dem HErrn Zebaoth unmittelbar sich zu vergreifen], und nahm von ihm weg das tagliche Opfer [im Tempel zu Jerusalems» nnd ver- wusåete fhie Wohnung seines Heiligthnms [1. Mark. i, 3 .]. 12. Es ward ihm aber swie ein Heiliger V. 13 näher erklärte] solche Macht gegeben wider das göttliche Opfer sdasselbe abzuschassen und heid- nischen Götzendienst dafür an die Stelle zu setzen i. Man. 1, 57 ff.], um der Sünde kJeraelsj willen [dieselbe zu strafen und Israel davon zu reinigen], daß er die Wahrheit zu Boden schlitge [indem er die Bücher des Gesetzes Gottes zerreißen und verbrennen ließ], Und tvas er that, ihm ge- lingen mußte. ll. v. 13—27. oei dem Gegen, da- vem Propheten zu Theil geworden, sind hierauf hinimlisrhe sttäkhte with— sann, um ebenso seiner Sehnfucht nun) näherem Aufschluß einen Lin-denkt: zu verleihen, als diesen Aufschluß selbst ihin zu vermitteln. G: erfährt da, daß gleicherweise, wie dereinst den Kntiihrisi Gan. 7, 25 f.), nun; den, der sein Vorbild ist, die allmäetjtige ljand Gottes erreichen und das Strafgericht schnell über ihn hereinbrerhen wird, das also nur eine bestimmte Jahl non Tagen, wie sie ini Rathe Gottes beschlossen, ihm Macht gelassen in. Jiber alte diese Offenheit-engen, die Daniel hier empfängt, sind mit großen Ersihätternugen seiner Seele zu Anfang und ain Eude verbunden, und die Gesamt-fang, die da- oou fiir ihn zurnnibleiby zieht ihm selbst eine Krankheit von mehreren Tagen zu. II. Jch hörete aber einen Heiligen [einen von den heiligen Engeln, die an den Geheimnissen Gottes rücksichtlich seiner Heilsanstalten für die Menschheit ein so lebendiges Interesse nehmen Ephes.3, 10; l. Petri I, 12., das Wort, dessen Inhalt in V. 12 mitgetheilt worden] reden, Und derselbe Heilige [richtiger: ein anderer Heiliger] sprach zu einem szu eben jenem ersten» Heiligen] der da redetexst Wie lange soll doch währen solch Gesicht von! täglichen Opfer [das da abgeschafst werden wird] nnd von der Sünde [Jsraels], um welcher willen diese Verwüstung geschieht, daß beide das Heiligthum nnd das Heer sdes Himmels oder des HErrn]» zertreten werden? 14. Und er [der erste Heilige] antwortete sdem ihm fragenden andern Heiligen, damit aber zugleich] mir [denn aus meiner Seele heraus hatte er die Frage gethan "]: Es find zwei tausend nnd drei hundert Tage, von Abend gegen Morgen zu rechnen snach der Rechnungsweise der Juden, wie sie aus die Geschichte der Schöpfung sich gründet 1. Mos 1,« 5 Anm.], so wird das Heiligthuui itvieder getveihet sihm seine Gerechtigkeit durch Wie- derhersiellung des rechlmäßigen Gottesdiensies zu- rückgegeben] werden«« V) Hier haben wir etwas von dem Gespräch der Heiligen, dergleichen in Kaki. 9, 14 erwähnt war; und es ist wohl dem Glauben erlaubt, hier von dem wirst-« lichen Verkehr der seligen Geister unter einander beschei- den etwas zu ahnen, da einem dies, dem andern jenes , vom HErrn besonders offenbart ist und sie die Freude haben, sich ge enseitig Gottes Ofsenbarungen und Rath- schlüsse mitzut eilen. Von dieser Art sind ja auch die feligsten Gesprltche der Kinder Gottes auf Erden. (Schmieder.) —- ««) Während Daniel, von dem Gesicht wie niedergedonnertz in Staunen versunken war, kam Gott mit Hilfe eines Engels feiner Schwachheit entge en. Ohne Zweischhlitte dieser selbst« wegen des Gesicgtes gefragt, wie wir hernach (V. t5) ihn thun sehen; aber ier wollte Gott ihm zuvorkommem weil er den heil. Mann so von Schrecken überwältigt sah, daß er nicht zu fragen wagte. Damit giebt Gott keinen geringen Beweis seiner väterlichen Güte und Zärtlichkeit. (Calviu.) — »O Diese 2300 Ta e können allerdings, wie Luther gethan, für eigeutli e Tage genommen werden, und ließe sirh anch so die ptinktliche Erfüllung der Weissagung in der Geschichte der Maccabiier nach- weisen, ewofttr es eine ganze Anzahl von Verechnungen giebt; allein man muß dabei entweder über den An- fangs- oder über den Endtermin der hier bezeichneten Epoche oder anch über beide zugleich ein Bedeutendes hinausgehen und mancherlei Vermuthungen aufstellem Daher ist unbedingt diejenige Auslegung vorzuziehew welche die Worte des Grnndtextes so versteht: zwei tausend und dreihundertAbend-Morgen, d. i. 2,300 im Wegfall kommende Abend- und Morgenopfey nnd da nun jeder Tag sein Abend- und Morgenopser hatte, so fielen so viele Opfer zusammen in 1150 Tagen aus; und in der That ist’s ja der tägliche Morgen- und Abendgottesdienst, um dessen Unterbrechung es sich hier handelt (vgl. I. Ware. S, 16 Anm.). 15». Und da ich, Daniel, solch Gesicht sahe, und hatte es gerne verstanden swie ich denn auch in meinem Herzen um näheren Aufschluß stehete], siehe, da stund es vor mir, wie ein Mann [stund vor mir eine Gestalt wie die eines Mannes]. 16. Und ich hörele [ohne jedoch eine wirkliche Person auch zu sehen] zwifchen Ulat svon der Stelle zwifchen den beiden Ufern des Flusses, an dessen Westseite ich mich befand, oder von über dem Wasser her] eines Menfchen Stimme [wel- ches aber in Wahrheit nicht eines Menschen, son- dern des Sohnes Gottes Stimme war], der rief nnd sprach: GabrielI lege diesem das Gesicht aus, daß er’s verstehe. V) Wir können hier die Entstehung des Eigennamens eines Engels beobachten. Ein Engel erscheint erst ohne Eigennamen als Mann;- er wird dann als Gottesmann angeredet sGabriel = Mann Gottes), und bald ist dieser Ausdruck schon als bleibender Eigenname dieses Engels gebraucht (Kap. 9, 21). So sind die Eigen- namen der Engel entstanden, nur um dem Zsedürfniß der Menschen zu Hilfe zu kommen, wo es gilt, einen bestimmten Boten Gottes von andern seinesgleichen auf menschliche Weise zu unterscheidew Die heil. Schrift isi aber aus guten Gründen sehr sparsam mit solchen Eigennamen von Engeln, und in den kanonischen Bü- chern sind nur zwei, Gabriel und Michael, genannt. (Schmieder.) 17. Und er [der Engel Gabriel] lau: hart bei nmh [ganz nahe zu mir heran, wo ich stund]. 702 Daniel 8, 18-—27. 9,1——6. Ich erschrak aber, da er kam, und fiel sin tiefster Beugung meiner Seele] auf mein Angesicht. Er [der Engel] aber sprach zu mir: Merke auf, du Menschenkindzt denn dies Gesicht gehört sseiner Erfüllung nach] in die Zeit des Endes sin die Endezeit der Strafen und Läuterungen des Volks durch die gottseindliche Weltmachy welche der An- kunft des Messias vorausgeheu werden]. V) Sowohl Hesekiel als auch Daniel und Sacharja, weil sie oft unter Engeln sich erblicken, damit« fee nicht im Stolz sich überheben und sich engelische Würde oder Natur zuschreibem werden ihrer Hinsälligkeit erinnert und Menschenkinder genannt, auf daß sie wissen, daß sie nur Menschen sind. (Hieronymus.) 18. Und da er [der Engel, also] mit mir redete, sank ich süberwältigt von dem gewaltigen Eindruck beide, der Erscheinung und der Worte des Engels, aus dessen Munde ich nun gar schwere Sachen zu hören erwartete] in eine Ohnmacht zur Erde aufimein Angesicht. Er aber richtete mich an, UUfdJrichtete mich auf, daß ich stund [Matth. 17, 6 .. 19. Und er sprach: Siehe, ich [der Engel Gabriel] will dir zeigen, wie es gehen wird zur Zeit des letzten Zorns [der später, als der jetzige, unter dem Jsrael jetzt noch siegt, kommen soll, nicht lange vor den Tagen des Messias Es ist aber dieser letzte Zorn so unerträglich nicht, wie es dir scheint]; denn das Ende seben dieser große Zorn, der allerdings viel schwerer sein wird, als der gegenwärtige] hat seine bestimmte Zeit [nud wird bald vorübergehens 20. Der Widder mit den zwei Hörnern, den du gesehen hast kV. 31, sind die Könige i« Me- dien und Persien 21. Der Ziegenbock aber [der in seinem Zorn gewaltiglich auf den Widder zuraunte V. 6] ist der König in Griechenland. Das große Horn zwischen seinen Augen [V. Ei] ist der erste König sdieses griechischen Reichs, Alexander der Große I. Macc. I, 4 Anm.]. 22. Daß aber« vier an seiner Statt stunden, da es zerbrochen war [V. 8]- bedeutet, daß vier Köuigreiche aus dem Volke entstehen werden; aber nicht so mächtig, als er war se. Mace. i, 10 Anm.]. , . 23. Nach diesen Königreichem wenn die Ueber- treter [im jüdischen Lande 1. Mark. l, 12 ff] überhand nehmen, wird aufkommen ein frecher und tückischer styrannischer und ränkesiichtigerJ König [Antiochas, mit dem Beinamen der Edle 1,Maec. 1, 11 Anm.]. 24. Der wird miichtig sein, doch nicht durch seine Kraft lsonderu durch Gottes Zulasfungs Er wirds wunderlich verwicsteii sdaß es um das jüdi- sche Land und besonders um Jerusalem jämmer- lich bestellt sein wird]; und wird ihm gelingen, daß er’s swenigstens zu einein großen Theil] ausrichte swas er ihm vorgenommen] Er wird die Star- ken sandere Könige] sammt dem heiligen Volk ver-« stören. 25. Und durch seine Klugheit wird ihm der Betrug [dcn er wider das heilige Volk vorhatJ ge- rathen. Und wird sich in seinem Herzen erheben, und durch Wohlfahrt [indem er sich stellt, als ob er nichts Böses, sondern nur Friedliches im Sinne habe 1. Man. I, 30 ff] wird er viele verderben, und wird sich auflehneu wider den Fürsten aller Fürsten sden HErrn Zebaoth 1. Sam. 1,—3 Anm.]; aber er wird ohne Hand [ohne menschliches Zuthuty allein durch Gottes Fügung und GerichtJ zerbrochen werden [1. Macc. s, 16 Anm.]. 26. Dies Gesicht vom Abend und Morgen [V. 14], das dir gesagt ist, das ist wahr; aber du sollst das Gesicht heimlich halten les versiegeln und nicht jedem ohne Unterschied bekannt werden lassen, da es für ietzt noch nicht uoth thut, dasselbe zu kennen], denn es ist noch lange Zeit [bei 387 Jahren] dahin [wo die Zeit der Erfiillung kommt] 27. Und ich, Daniel, ward schwach [in Folge der außerordentlichen Geistesansirengung die ich bei Empfang dieser Offenbarung gehabt hatte], und lag etliche Tage krank. Darnach stund ich auf, und richtete aus des Königs Geschäfte [da ich auch unter Belsazer ein königliches Amt, wenn auch von mehr untergeordneter Art, bekleidete]; nnd der- wunderte mich des Gesichtsz und niemand war, der mich’s berichtete [nach anderer. Uebersetzung: der es merkte, d. i. ich ließ niemand etwas davon merken, daß ich das Gestcht gehabt hatte, trotzdem daß es meine Gedanken fortwährend be- schäftigte, weil ich dem Gebote in V. 26 gehorsam sein wollte]. Antiochus Epiphanes hatte den, zu einer Art fixer Jdee bei ihm gewordenen Plan, in seinem anzen Reiche, zu welchem anch Jzalästina gehörte, den ultus des olympischen Zeus einzuführen, und da er sich selbst mit diesem Gotte identificirte, so wollte er damit schließ- lich seine eigene Anbetung allgemein machen (1. Mart. 1, 52 Anm.). Alle andern Gottesdienste fuchte er mit sanatischeny oft an Wahnsinn gretccsjendem Eifer auszu- rotten. So schaffte er auch den ottesdtenst zu Jeru- salem ab und fiihrte dafür den Götzencultus ein; und dies Beginnen war un: so ge ährlichey da ihm in Israel selbst eine heidnisch gesinnte ichtnng, eine hellenisirende Partei entgegenkam (l.Macc.1,12ff.). Von Antiochus Epiphaiies drohten also dem heiligen Volk und der ge- offenbarten Religion, niithin überhaupt dem Bestande eines Gottesreichs aus Erden, die allergrößten Gefahren. »Von allein, was Israel bis auf Christum hin durch die Weltmacht erleiden sollte, läßt sich nichts mit dem vergleichen, was» Antiochus ihm gethan hat; denn alle früheren Weltreiche, unter deren Botmäßigkeit das Bun- desvolk stand, hatten es in seiner Religionsübiing nicht wesentlich beeinträchti t, vielmehr darin noch vielsach geschützt und geehrt. So Nebucad-Nezar (Kap.4,3lff.), Darius der Meder (Kap. 6, 27 f.), Cyrus (Esra1,2fs.) Artaxerxes Langhand (Esra 7, 12 ff.; Nehmt. 2, 7 f.); Des Engels Trosiwort über die Dauer der Schreckensherrfchaft des Antiochus. 703 so nach Josephus auch Alexander der Große. Auf An- tiochus bedurfte es daher besonderer prophetischer Hin- weisungen, damit das Volk gegen seine Angrifse und Verführungskünfte gewappnet war; und daß diese Hin- weisungen nicht ohne Frucht blieben, zeigt die glorreiche Erhebung der Maccabiiey welche, soweit ste rein und recht war, als eine Frucht unseres Bnches angesehen werden darf (l. Mart. Z, 49 ff.). Antiochus mit seinem sich selbst vergötterndew fanatischen Hochmuth und seiner Feindschaft wider Gott und Gottesdienst ist aber auch recht eigentlich das Vorbild des Antichrists; und wie Israel» aus dem im 7. Kapitel gezeichneten Bilde des Antichrist das Vorbild desselben erst recht verstehen konnte, so sind wir, die wir nur den letzten Feind noch zu erwarten haben, umgekehrt berechtigt, uns sein Bild aus der Zeichnung des Antiochus zu verdentlichen und zu vervollständigem (Auberlen.) Das 9. Kapitel. Daniecs gesteht und Meissagnng uon den siebenzig Wochen. I. V.1——19. Im ersten Jahr der Regierung Darins des Weder-z, also zu der Zeit, wo die vom Propheten Seremia geweissagte siebzigjährige nnechtschaft der Juden unter Zabel auf der einen Seite ihr Ende erreicht zu haben schien, weites ja nun ans war mit Zabeks welthcrrschaftz nnd doch aus der andern Seite Suda’s Gefangenschaft zu Bube! noch fortging nnd siclfs nokh gar nicht dazu anließ, wann nnd wie auch diese Gefan- genschaft ihr Ende nehmen würde, macht Daniel die be- treffenden Stellen bei Jeremias zum Gegenstand seines Forschens und Sinnenck Gr leaun die Ursache, warum die ioerheisznng verzeucistz nur darin finden, das; seines ioollies Sünde noch nicht genugsam gebsißt sei, und wen— det nun in tiefer Trauer, sasiend nnd im häreneu Ge- wande nnd in Lisette, sich zu Gott und schiittet im Uamen der ganzen Gemeinde sein ganzes, von Süudenschmerz ergrisseues und nach Gnade und Vergebung verlangendes Herz vor dem Liedern aus, ihn bittend, er wolle aus Erbarmen die Sihniach von Jerusalem nnd seinem Voller wenden und til-er sein lijeiligthiiuk das noch versldret sei, sein Zlngesicht leuchten lassen, 1. Jm ersten Jahr Daiius [d. i. Kyaxares I1.], des Sohnes Ahasvetos [oder Kyaxares I., s. 2. Kein. 22, 2 An'm.], aus der Meder Stamm, der iiber das Königreich der Chaldciee sim J. 556 v. Chr] König ward [Kap. 5, 3 Anm.], 2. Jn demselbigen ersten Jahr seines König: teiehs [da seit Beginn des Königreichs der Chal- däer mit dem J. 626 v. Chr. nun 70 Jahre verflossen waren]; merkte ich, Daniel, in den Büchern [in der Sammlung heiliger Schristen, die ich in einer Abschrift besaß Nehem. 8, I Anm.], auf die Zahl der Jahre, davon der HErr geredet hatte zum Propheten Jeremla [s. Jer. 25, 11 f.; 29, 10], daß Jerusalem sollte siebenzig Jahr wüste liegen [solange eben die Herrschaft der Chaldäer dauere]. Z. Und ich sindem es mich beküminerte, daß, wiewohl der eine Theil jenes Wortes des HErrn sich nunmehr erfüllt und das chaldiiische Reich sein Ende gefunden hatte, doch zur Erfüllung des an- dern Theils, von der Erlösung Jsraels nach sieb- zigjähriger Dienstbarkeih noch so gar nicht die Ver- hältnisse sich anließen 2. Kön. 25, 27 Anm.2] kehtete mich zu Gott, dem HErrn sleiblich das Angesicht nach der Stätte des Tempels Kuh. 6, 10 f., geist- lich aber Herz und Sinne gen Himmel richtend], zu beten Und zu flehen [um Aufschluß, wie es mit jenen 70 Jahren in Beziehung auf die verheißene Gnadenheimsuchung des Volks und auf die Wieder- herstellling der heil. Stadt und des Tempels sich eigentlich verhalte], mit Fasten, tut Sack und itt der Asche [2. Sam. 12, 16; Esra 9, 3 ff.]. 4. Jch betete aber zu dem HErtn, meinem Gott, bekannte sihm unsre Sündef die wohl die Ursach sei, weshalb die Ersüllnng seiner Verheißung sich verziehe] und sprach: Ach, lieber HEry du großer und schreckliche: Gott, der du Bund und Gnade hältst denen, die dich lieben und deine Ge- bote halten [2. Mos. 20, 5 f.; sichern. 1, 5ff.]; Z. Wir haben gesündigeh Unrecht gethan, sind gottlos gewesen und abtriinnig worden; wir sind von deinen Geboten und Rechten gewichen« U. Kost. 8, 47]. · «) Das Bekenntniß ist zwiefach, entweder ein Bekenntniß der Sünde oder des Lobes. Wenn es uns in Drangsalen übel ergeht, sollen wir unsre Sünde be-- kennen; wenn es uns wohl ist beim Siege der Gerechs tigkeit, sollen wir Gott Lob bekennen: ohne Betenntniß aber sollen wir niemals sein. (Augustin.) Die vor- nehmste Absicht des nachfolgenden Gebets geht dahin, daß Gott seinem Volke vergebe; wawir aber um Ver- gebun bitten, muß allemal ein Zeugniß der Buße vor- ausge en. (Calvin.) — VI) Zu der Zeit, wo du sie (die Kinder Israel) züchtigtest, schütteten sie Gebete vor dir aus; denn sfie wußten, daß die über sie gekommene Be- drängniß in der Gefangenschaft deine Strafe sei, und nicht ein Zufall, und daß du sie für ihre Sünden züch- tigtest. Deshalb lobten und beteten sie vor dir; so war ihre Weise während der ganzen Zeit des Exils. (D. Kimchi.) Es ist Danieks Gebet eins jener biblischen Gebete, wo einem das Erklären vergeht, wo man fühlt, die Worte müssen sich selbst verklären in unserm Herzen, wenn man Sinn und Bedeutung derselben fassen will. Daniel, der treue und gerechte Knecht Gottes , geht so ganz ein auf die Schuld und Sünde seines Volks, sein priesterlicherSinn identificirt sich so völlig damit, thut so innig im Namen von ganz Israel Buße, daß wir hier etwas ahnen von dem inneren Hergang der büßenden Stellvertretung und tiber Daniel hinaus in die Gebets- opfer von Gethsemcine und Golgatha hineinschauenz Daniel stellt uns in seinem Bußgebet jenen höchsten Priester vorbildlich dar, welcher, indem er hingerafft wurde (V. 26)», die Schlachtopfer und Speisopfer des alten Bandes aufhören machte (V. 27), weil er selbst die Schuld gesühnt und die ewi e Gerechtigkeit wiederge- bracht hat (V. 24). Für diese Zffenbarnng des neutestas mentlichen Hohepriesterthunis mußte Daniel eben jetzt, da er selbstjsriesteramts gepflegt hatte, besonders em- pfänglich sein. (Auberlen.) b. Wir gehorchten nicht deinen Knechten, den Propheten, die in deinem Namen unsern Konigein Fnrsten [den Stamm- und Geschlechtshäupternh 704 Daniel 9, 7 —— 14. Vätern kFamilienhäupternj und allem Volke im Lande predigteu 7. Du, HErr, bist gerecht, wir aber müssen uns schämen [in dem Bewußtsein, daß wir mit unsern Sünden schwere Strafen verdienet haben]; wie es denn jeßt gehet denen von Juda, nnd denen von Jerusalem, nnd dem ganzen Jsrael, beide denen, die nahe nnd ferne sind, in allen Landen, dahin du uns verstoßen hast um ihrer Missethat willen, die sie- an dir begangen haben [Bar. I, 15 ff.]. 8. Ja, HErr, »wir, »Unsere Könige, unsere Fürsten und unsere Vater mussen uns schämen, daß wir uns an dir versirndiget haben. » 9. Dein aber, HErr, unser Gott, ist die Barmherzigkeit und Vergebung [Ps. 130, 4., und dieser bedürfen wir jetzt in ganz besonderem Maße]. Denn wir sind abtriinnig worden, 10. Und gehorchten nicht der Stimme des HErrn, unsers Gottes, daß wir gewandelt hätten in seinem Gese , welches er uns vorlegte durch seine Knechte, te Propheten; » 11. Sondern das ganze Jsrael ubertrat dein Geseß und wichen ab, da sie deiner Stimme nicht gehorchten. Daher trifft uns auch der Fluch und Schwur, der geschrieben stehet im Geseß Mose, des Knechtes Gottes [3. Mos. 26, 14 ff.; 5 M. 28, 15 ff.; er trifft uns zur gerechten Vergeltung dafür], daß wir an ihm gesündiget haben. 12. Und er hat seine Worte gehalten, die er geredet hat wider uns und unsere Richter, die uns richten sollten [statt dessen aber uns vielmehr verführt haben, in dem], daß er solch groß Unglück über uns hat gehen lassen, daß desgleichen unter allem Himmel nicht geschehen ist, wie iiber Jeru- salem geschehen ist. 13. Gleichwie es geschrieben stehet im Geseß Mose, so ist alle dies große Unglück über uns ge- gangen. So beteten wir auch nicht vor dem HErrn, unserm Gott, daß wir uns von den Sünden bekeh- reten, nnd deine Wahrheit vernahmen. 14. Darum ist der HEtr auch wacker gewesen mit diesem Unglück [hat Bedacht darauf genommen, daß es nicht ausbliebe Jer. I, 12; 44, 27], und hat es über uns gehen lassen. Denn der HEry unser Gott, ist gerecht in allen seinen Werken, die er thut; denn wir gehorchten seiner Stimme ni t eh . 15. Und nun, HErr, »iinser Gott, der du dein Volk aus Egyptenland gefuhret hast mit starker Hand, und hast dir einen Namen. gemacht, wie- er jcßt ist: wir haben ja gesündiget, und sind leider gottlos gewesen [doch liegt in jener großen Erlö- sungsthat eine Biirgschaft dafür, daß du uns nicht gar verwerfen, sondern wieder zu Gnaden anneh- men werdest 2. Mos 32, 11 ff.; 4. M. 14, 13 ff.]. · 16. Ach HErr», um aller deiner Gerechtigkeit willen wende ab deinen Zorn und Grimm von dei- ner Stadt Jerusalem» und deinem heiligen Berge. Denn um» unserer Sunde willennnd um unserer Vater Mifsethat w1llen tragt Jerusalem und -deiu Volk Schmach bei allen, die um uns her sind. » 17. Und nun, unser Gott, höre das Gebet deines Knechts und sein Flehen, n»ud siehe gnadig- li an dein Heiligthum, das verstoret ist, um des H rrn willen. » - 18. Neige deine Ohren, mein Gott, nnd höre [was wir von dir erflehen], thue deine Augen auf, nnd siehe, wie wir verstört sind, und die Stadt, die nach deinemNamen genannt ist. Denn wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeih sondern auf deine große Barmherzigkeit. » 19. Ach HErr, hore, ach Mir, sei gnadig, akh HErr, merke auf, und thue es, nnd vetzeuch nicht um dein selbst willen, mein Gott; denn deine Stadt und dein Volk ist nach deinem Namen genannt. Es find besonders folgende Erscheinungen, welche uns dieses Gebet als eine für die damalige Gemttths- stimmung und Lage Danieks hdchst characteristisches und jeuen entsprechendes bezeichnen. Zuvörderst ift kein genau bestimmter, logisch geordneter Gedankengang be- merkbar; im Gegentheil kehrt immer derselbe Gedanke, einerseits an das Sündenelend Jsraels und die dadurch herbeigefithrte Züchtigun des HErrn, andrerseits an die alleinige Hilfe und ie überschwängliche Barmher- zigkeit Gottes wieder, jedoch, wie es dem Gläubigen geziemt, so, daß der letztere die Oberhand behält, daß die Gnade und das Bewußtsein derselben triumphiry wie es sich in unserm Falle besonders in V. 19 auf das Kräftigste ausprägt. Gerade dieser Umstand ist aber das Eigenthütnliche da, wo die tiefste Wehmuth um einen geliebte-n Gegenstand, der lebendigste Schmerz über die Sünden die Seele durchdringt: da halten wir auch nur diesen einen Gegenstand der Trauer fest und lassen an ihm Unsre Thrtinen sich erschöpfen — Eintönigkeit ist daher die ei eniliche Wirkun der Klage. Dieselbe Er- scheinung negmen wir bei a en Buß- und Klagepfalmem ganz besonders aber in den Klageliedern Jeremiä wahr, in denen selbst der Rhythmus jenen Character auf eine dem Gedanken schön entsprechende Weise angenommen hat. Sodann bemerken wir, was mit der ersteren Beobachtung allerdings zusammenhängh wie der Propbet den eigentlichen Inhalt und Gegenstand seines Gebets nur kurz berührt (V. 17 f.) und nur im Allgemeinen denselben angiebt, bittend um die Hilfe Gottes fltr das Land, für Jerusalem und fttr das Heiligthum Auch hierin giebt fich jene große Demuth kund, die der Pro- phet trotz der großen Gnade, die er vor Gott efunden hatte, besaß: er stellt alles der Weisheit des H rrn an- heim, dem er nicht vorwitzig vorschreiben will; ihm konnte und durfte dies auch um so weniger in den Sinn kommen, da die wunderbare Befreiung der Jsraeliten durch Cyrus noch damals durchaus die menschliche Fassungskraft übersteigen mußte, daß das Wie? der Er- lösung Jsraeks lediglich der Allmacht des HErrn an- heim gestellt werden konnte. Endlich beachte man den allein richtigen Heil-weg, der sich in jedem Gebete eines wahrhaft Frommen abspiegeln muß, und den hier schon Melanchthon treffend so bezeichnet: ,,Daniel bekennt die Daniel empfängt Aufschluß tiber die Zeit der« Erscheinung des Messias 705 Sünden des— Volks nnd ertheilt Gott das Lob der Ge- rechtigkeit, daß er das Vol! gerechte: Weise gestraft habe. Darauf bittet er um Vergebung der Stinden und Zu- rückftthrung des Volks. Das also ist die wahre Reue, Gottes Zorn wider unsre Sünden erkennen, we· en des Zornes Gottes erschraken, beklagen, daß wir lgott be- leidigt haben, ihm die Ehre geben, daß er gerechter Weise uns straft, und bei seinen Strafen ihm gehorsam sein. Doch, ist es nicht genug, die Sünden erkennen und aus die Strafen achten, sondern es muß auch der Trost hinzukommen« (Hävernik.) II. « V. 20-——27. Zaum hat Daniel sein Gebet geendet, als der Engel Gabriel im Kuftrage Gottes zu ihm eilt nnd ihm Zlnfslhluß bringt über das, was da kom- men wird. Jlber nicht mehr bei den 70 Jahren der Gefaugensktjaft läßt e: seinen Miit: verweilen; vielmehr eilt er über diese Zeit, die nun bald geendet sein nnd in ihrer närhsten Folge die Rüetkliehr in die tjrimath und die Wiedererbauung des Jlltars nnd des Tempels bringen wird, slillschweigend hinweg und läßt ihn in eine weitere Ferne, in einen Zeitraum von 70 Jahr— wachen hineinschauen nnd in den Greignissen der letzten dieser weihen die Zukunft des angenehmen Jahre des ijGrrn ernennen. —- Kaum hat eine andere Stelle der heil. Schrift so viel wie diese dazu beigetragem daß man zu der Zeit, wo der Heiland hernarh wirklich er— schienen, seine Erscheinung allgemein erwartete; lianm ist anrh eine andere Stelle soviel wie diese duruzforskht und beleuchtet worden. Das wann, gleichwie der, von dem sie zeugt, isi ne selber gesetzt zn einem Fall nnd Insel-stehen vieler in Israel. 20. Als ich noch so redete und betete, und meine und meines Volks Israel Sünde bekannte, nnd lag mit meinem Gebet vor dem HErrn mei- nem Gott, um den heiligen Berg meines Gottes [d.« i. zu Gunsten dieses heil. Berges, seiner Be- wohner und seines Tempels V. 17 f.]; 2l. Eben da ich so redete in meinem Gebet, sog daher [eilte daher in großer Eile Offb.14, 6] der Mann lder in die Gestalt eines Mannes ver- kleidete Erzengel] Gabriel, den ich vorhin gesehen W« km Gestcht lKsp- 8- 15 ff.], und rührete mich an um die Zeit des Abendopfers [Nachmit- tags 3 Uhr, s. 4. Mos. 28, 8 Anm.; 1. Kbn. 18, se; Efra 9, 4 ff; Matth 27, 51]. 22. Und er. berichiete mich [gab in der Sache, die so sehr mich bekümmert hatte , mir göttlichen Bescheid] und redete mit mir, und sprach: Daniel, seht -bin ich ausgegangen [vonlGott, der eigens zu dir mich entsendet hat], dich zu berichten. 23. Denn da du anftngest zu beten, ging die- ser Befehl ans, und ich komme darum, daß ich diks unsrige. [wie nach Gottes Rath die Dinge sich entwickeln werden]; denn du bist lieb und wcrth sdem HErrn Kap. 10, 11. 19]. So merke nun darauf, daß du das Gesicht verstehest. Der nämliche Engel Gabriel also, welcher der Maria die Geburt des Messias ankündigt (Lnk. l, 26 ff.), muß die Erscheinung desselben mehr als ein halbes Jahr- tausend früher mit der größten chronologischen Bestimmt- Zeit: voraussagen. Es ist, als ob die öttliche Offen- atung auf dieser Spitze alttesiamentltcher Prophetie VIII-Pl Btbelwerl hätte zeigen wollen, daß sie von ihrer heili en Höhe herab auch das Höchste zu leisten vermag, wo ie Weis- sagung bis an die Grenze der Wahrsagnng geht, ohne sie doch zu überschreiten; denn auch in den nachfolgen- den Engelsworten ist für relative Verhüllung wohl ge- sorgt, indem der Anfangspunkt der 70 Wochen sowohl wie der Endpunkt derselben in ein gewisses Dunkel ge- htillt sind. (Auberlen.) Nicht an und für sich, sondern als Repräsentant des bundestreuen Israel, wird Daniel als ein Kleinod vor Gott bezeichnen Israel war dieses Kleinod zunächst als das Volk, das Gott aus allen Völkern der Erde sich erwählt hat, sdaß es sein Eigenthum sei, das er durch alle Zeiten hindurch be- wahrt wie einen Edelstein, um das er, auch wo es ihm untreu geworden, wirbt wie ein Mann um seine Braut. Jetzt liegt dieses Volk unter der ztichtigenden Hand seines Gottes; aber in Daniel sieht er den Re- präsentanten des frommen, bundestreuen Volkes; und wie sich eigentlich das Volk, wie es sein soll, in diesem coucentrirt, so concentrirt sich auch Gottes Liebe zu sei- nem Volk auf diesen Vertreter desselben. (Ftiller.) 24. Siebenzig Wochen lgenauerx Siebende, Siebenheiten, worunter aber hier nicht Tage-, sondern Jahr-Wochen, d. i. Zeiträume von je sieben Jahren zu verstehen sind, zusammen also 70 X 7 = 490 Jahre] sind ljedoch diese wieder in einzelne Abschnitte getheilt V. 25 fs.] bestimmt uber dein Volk und uber deine heilige Stadt sfür die- du vorhin gebeten hast B. 16 ss.];» so wird dem Uebertreten gewehret, und die Sunde zuge- siegelt [gleichsam in ein versiegeltes Grab gelegt, d. i. bedecket oder aus den Augen gethan], und die Missethat versöhnen und die ewige Gerechtigkeit gebracht, und die Gesichte und Weissagnng zuge- siegelt [mit dem Siegel der Bestätigung versehen oder erfüllet —- die Sünde wird versiegelh wenn sie vergessen, die We1ssagu·ng, wenn sie er- füllet wird], und der Ailerheiligste [nach anderer Auslegung: ein Allerheiligstes] gefnlbet werden. Die Offenbarung, die Daniel hier erhält, hat die Bedeutung, das auseinander zu legen, was die Pro- pheten bisher nach dem Gesetz der proöihetischen Per- spective (Fernsicht) zusammengeschaut atten, die Er- lösung Jsraels aus dem Exil und den Eintritt der vollen messianischen Erlösung. Das war ja überhaupt im alten Testament mehr als einmal der Fall, daß theilweise Erfttlluugen der früheren Verheißungetr ein- traten, bei denen es nun aber die Erkenntnis; galt, es sei dies noch nicht ihre höchste und eigentliche Erfüllung; und so wird auch in unsrer Weissagung dem Propheten anstatt der 70 Jahre, an deren bevorstehendem Ende er das Heil erwartete, ein weiterer Termin von 7() Jahr- wochen angegeben, die von der näheren Erfüllung bis ur entfernteren und vollen, vom Befehl zur Wieder- erstellung und Erbauung Jerusalems (V. 25) bis auf die Zeit des Messias verstreichen sollen. Wie dort der HErr dem Petrus auf die Frage, ob es genug sei, wenn er seinem Bruder siebenmal vergebe, antwortete: nicht siebenmal, sondern siebenzigmal siebenmal (Matth. 18, 21 f.), so antwortet hier der Engel dem Daniel: nicht siebenzig Jahre, sondern siebenmal siebenzig Jahre sind über dein Volk und deine heilige Stadt bestimmt; und damit er die schließliche Erfüllung der Verheißunå nicht näher erwarte, als Gott sie verordnet hat, ist im rund· in. T. l1. 2. 45 706 Daniel 9, 25-—27. tert das Wort ,,Siebende« dem Zahlwort ,,siebenzig« vorangestelltz womit recht scharf und bestimmt hervor- gehoben werden soll, daß an die Stelle der sieben ig Jahre ein anderer Zeitraum, der von fiebenzig Jahr- wochen trete. Auf diesen eitraum von 70 Iahrwochem nicht mehr auf den bis erigen von 70 Jahren, hat fortan die Heilserwartnng in Israel sich zu richten. Zudem nun unser Vers das Fundament der ganzen ffenbarung bildet, die sich dann in den fol enden drei Versen nach ihren einzelnen Momenten näher ausein- ander legt, haben wir in demselben eine in einander reifende Kette von Aus-drücken, deren einer den andern giilt und trägt und erklärt, die aber auch in ihrer wech- selseitigen Beziehung auf einander die messianische Er- lösung nach ihren beiden Seiten, nach der positiven, wie iiach der negativen, darlegen; denn es entsprechen sich l u. 4, 2 u. s, 3 u. 6 ebenso, wie einander die sechs Tagewerke in 1. Mos. 1, 3 (vgl. V. 3 ff. mit V. l4ff., V. 6 ff. mit V. 20 ff., V. 9 ff. mit V. 24 fs.) ent- sprechen: I. dem Uebertketen gewehrt, 4. die ewige Gerechtigkeit gebracht, L. die Sünde zugesie elt, H. die Gesichte und eissagung zugesiegelh 3. die Missethat versöhnt, 6. der Allerheiligfte gesalbet. Dabei ist zugleich zu eachten, wie sehr diese Ausdrücke alle dem, was Daniel in seinem Gebet gesagt, begegnen. Er hatte um Ver ebung der Sünden für sein Volk gebeten: in 70 Jaärwochem heißt es, wird die völli e Sühnung zeschehen und die· ewige Gerechtigkeit gebra t werden. r hatte um die Erfüllung der durch Jeremias gegebenen Verheißung gebeten: in 70 Jahrwochensoll die Erftillung nicht blos dieser, sondern aller Verheißungen und Gesichte überhaupt erfolgen. Er hatte um Wiederaufrichtung des Heilig- thums gebeten: in 70 Jahrwochem so erhät er zur Antwort, wird ein Heiligthum der Heiligthümer gesalbt werden. Was dann die Ansdrlicke im Einzelnen betrisst, so wird die Stthnung besonders stark betont und durch einen dreifachen Ausdruck als das wesentliche Funda- ment alles messianischen Heils hingestellt; es entspricht das ganz dem Character des Gebets des Propheten, der in der Tiefe seines Bußgefühls nicht Worte genug für Jsraels Verschuldung finden kann. Wenn hierauf zu den 3 negativen Ausdrücken als pofitive Bezeichnung desselben Gedankens sich noch die Herstellun der ewigen Gerechtigkeit gesellt, so nimmt dies ebeufa s Bezug auf Danieks Gebet in V. 16 u. l8. Jst aber erst die volle Versöhnung geschehen und die ewkcse Gerechtigkeit ge- bracht, so folgt alles Andre: es erfü en sich die Weifsa- gungen der Propheten und es ist ein Allerheiligstes da, in welchem Gott im vollsten Sinne des Worts unter seinem Volke wohnt. Schwierig erscheint der letzte Ausdruckx »ein Allerheiltgstes wird gesalbt werden;« wir dürfen uns aber nur erinnern, daß das erste Hei- ligthum durch Salbung mit Oel zur Wohnung Jehosva’s, zum Ort seiner Gegenwart unter dem auserwählten Volk geweiht ward (2. Mos. 30, 22 ff.; 40, 9 ff.; Z. M. 8, 10 ff.). Jn wesentlicher Weise nun soll das neue Heiligthum auch mit Oel, nämlich mit dem heil. Geiste, der durch jenes bedeutet ist, gesalbet werden. Dies führt uns daraus, daß wir bei dem neuen Heiligthum an lebendige Personen zu denken haben; aber nicht blos an den Messicis selbst, auf den Luther’s Uebersetzung (der Allerheiligste) den im Grundtext absichtlich unbestimmt gelassenen Ausdruck ausschließlich bezieht, sondern auch an das Bundesvolk des neuen Testament-Z (Jes. 33, 20 s.; Jer. Z, 16 s.; 31, 31 fs.). Durch Christi Auferstehung und Himmelfahrt wurde sein eigenes Leben in die Herr- lichkeit des Geistes erhdhet und zur vollen Wohnung Gottes gemacht; durch die Ausgießung des heil. Geistes aber fing das Haupt an, seinen Leib sich zu schaffen, die Gemeinde, die da ist eine Behausung Gottes im Geist (Joh. 2, 19 ff.; Col. l, is; Ephes Z, 20 ff.; 1. Tor. Z, Its; Eors s, IS; I. Joh. 2, 20). 25. So lvisse nun [damit dir auch die ein- zelnen Abschnitte dieses ganzen Zeitraums Von 70 Jahrwochen mit den Ereignissem die auf dieselben fallen, bekannt werden] und merke lwas dir Gott darüber noch offenbaren läßt]: Von der Zeit an, so ausgehet der Befehl, daß Jerusalem soll wieder- um gebnuet werden [d. i. von der Zeit des Aria- xerxes Longimanus, näher vom 7. Jahre seiner Regierung oder vom J. 457 v. Chr. an: Efrai 7, 1 ff] bis auf Christum den Fürsten snach dem Grundtext: bis auf Maschiach-Nagid] sind stehen Wochen nnd [dazu] zwei nnd sechzig Wochen [zusammen also 483 Jahre -— dies führt uns aus das J. 26 n. Chr. G., in welchem Pontius Pi- latus Landpsleger in Judäa ward, s. Lin. Z, I. —- Was aber die ersten sieben Wochen von 457—-— 408 v. Chr. betrifft) so werden [im Verlaufe der- selben] die Gassen nnd Mauern [der Stadt] wie- der gebanet werden, wiewohl in kümmerlicher Zeit [vgl. Nehemia]. 26. Und nach den zwei nnd sechzig Wochen salso in dem, mit dem Jahr 26 n. Chr. begin: nenden Zeitraum, während dessen Pontius Pilatus Landpfleger ist] wird Christus [der Messias, durch gewaltsamen Tod] ausgerottet werden, nnd nichts mehr sein sin den Augen feines Volks, das ihn verworfen hat]. Und ein Volk des Fürsten sdas Kriegsheer des römischen Kaisers] wird [feiner Zeit zur Strafe Jsraels wegen dieser Ausrottung des Messias] kommen, und die Stadt und das Heilig- thum verstören, daß ses damit] ein Ende nehmen wird, wie durch eine Fluth [die alles Land über: schwemmtjz und bis zum Ende des Streits wirdd lvüst bleiben [während der ganzen 7 Jahre, die der Streit bis zur schließlichen Zerstörung der Stadt und des Tempels dauert, wird eine entsetzliche Verwüstung sein als von Gott beschlossenes Stras- gericht]. 27. Er [der Messiasj wird aber vielen [näm- lich allen denen vom Volke Israel, die an seinen Namen glauben] den Bund [mit Gott, der für die große Masse der Uebrigen um ihres Unglaubens willen dahinfällt] stärken [durch Vollendung desselben in dem neuen oder evangelischen Bunde Jer. 31, 31 ff.; Hefek is, so] eine Woche lang swährend der letzten oder siebzigsten von den in V. 24 er- wähnten Wochen, d. i. in der Zeit vom Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit bis zur Stiftung und Ausbreitung der chriftlichen Kirche im südischen Lande oder vom J. 26J27——33J34 n. Chr.]. Und mitten in der ssiebzigstenj Woche [im Frühjahr «30. n. Chr] wird sin Folgeseined eigenen Opfer- Jn der 70. Jahrwoche wird das Opfer aufhören, der Tempel zerstört werden. indes, welcher das ganze alttestamentliche Opfer- wesen als ein blos vorbildliches erfüllt und außer Kraft setzt Matth. 27, 51; Hebt. 9 u. to] das Opfer und Speisopfer [im Tempel dem Wesen nach] aufhören swenn auch die äußere Darbringung der bisherigen Opfer eine Zeit lang dort noch fort- geht]. Und bei den Flügeln [auf der höchsten und bis dahin heiligsten Stätte des Landes, im Tempel Markt» 24, is; Mark. is, 141 werden lnicht allzulange hernach, damit der, als leerer Schein noch fortbestehende Opfercultus auch äußerlich ein Ende nehmen müsse] stehen Greuel der Vertvustnng [Greuel, welche das ungläubige und von Gottver- worfene Volk daselbst in schaudererregender Weise ausübt uud die zuletzt die völlige Verwüstung des Heiligthums nach sich ziehen, s. Apostg. 28, 31 Anm.]; und ist [in Gottes Rath] beschlossen, daß bis an’s Ende [der Gerichte, die mit der Zerstö- rung der Stadt und des Tempels ihren Anfang genommen haben, der Zorn] nber die Verwuftung süber das verwüstete und nun in alle Welt zer- streute Volk] triefen [in allen nur möglichen Un- glücksfchlägem wie sie in 5. Mof. 28, 15 ff. ge- drohet sind, sich ergießen] wird [so daß alsdann in vollem Maße eintritt, wovon zu dieser deiner Zeit, du lieber Daniel, nur erst ein Vorspiel sich zeigt V. 11]. War mit der Verkündigung im 24. Verse der Blick des Propheten vom Ende des Exils hinweg- und auf das Ende der 69. Woche hingelenkh als an welchem der Mesfias erscheinen werde, so wird ihm nunmehr, in den drei vorliegenden Versen, des Messias Schickfal und Thiitigkeit näher dargelegt; wie Volk und Stadt zu demselben sich stellen, davon hängt dann auch deren Schicksal ab, und wird in dieses dem Daniel ebenfalls der Blick geöffnet. Freilich ist es bei ihm umgekehrt, wie bei Jeremias (V. 2). »Wie Jeremia in der Weis- faguug von 70 Jahren eine ganze Periode überschaut hatte, vom Anfang des Völkerreiches Babel bis zu def- sen Vernichtung vom Anfang der Knechtschaft Judcks bis zu dessen Wiederherstellung; so übersieht Daniel eine größere Periode von 70 Jahr-Wochen, und zwar von dem Aufbau Jerusalems bis zu einer zweiten Zerstö- rung. Jeremia sah da einen traurigen Anfang nnd ein gutes Ende; Daniel dagegen sieht einen guten Anfang und ein fchreckliches Ende« Indessen ist ihm ja die Freude über alle Freude, die Ankunft Christi zu einer von Gott festbestimmten Zeit, verkündi t und zugleich gesagt, daß er, der Messias, zu einem uferftehen Vieler in Israel gesetzt sei (Lul. 2, 34); darum kann es ihn wohl beugen, aber nicht erdrltcken, wenn er daneben auch hören muß, wie derselbe Erlöser Vielen auch ein Zeichen sein wird, dem widersprochen wird und das ihnen zum Falle gereicht, zumal der S.chmerz darüber , daß Stadt und Heili thutn in die Hände der Heiden dahingegeben werden so en, gelindert wird durch die zugleich erörfnete Ausfichh daß, gleichwie Christus bereitet ist zum Preis seines Volkes Jsrael, so auch ein Licht sein wird zu erleuchten die Heiden (Luk. 2, 32). Dies liegt in der Bezeichnung Christi als des Maschiaotpnagid in V. 25; denn mit erfterem Ausdruck: Maschinen ist er dargestellt als König Israels, als der geistgesalbte, geistliche Fürst feines Volks, mit dem andern: nngid dagegen, der dann in B. 26-fttr den römischen Kaiser gebraucht wird (je- 707 doch so, daß eigentlich Er selbst, der HErr, es ist, der in dem Vol! des römischen Kaisers zum Gericht wider Jerusalem heranzieht), als König der Heiden und Herr- scher der ganzen Welt (Pf. Z, Z; Ief 55, 4). Endlich machen wir noch darauf aufmerksam, daß hinter den finfteren Nachtwolkem womit die Offenbarung am Ende des 27, Verses in Beziehung auf Israel schließt, doch noch ein ahnungsvolley feliger Lichtschimmer leuchtet; es ist der, den St. Paulus in Röm. l1, 25 ff. uns deutet: Blindheit ist Israel eines Theils widerfahren rate. gut Vers 24 die 70 Wochen als ein in sich geschlossenes anze hingestellt, ohne noch eine Andeutung darüber zu geben, ob von dem gegenwärtigen oder einem noch be- vorstehenden künftigen Zeitpunkte an der Anfang dieser Wochen zu rechnen sei; so folgt in den vorliegenden Versen nicht nur sofort die Angabe des Anfangspunktes, sondern es werden auch die 70 Wochen in drei, und zwar einander fcheinbar sehr ungleiche Theile zerlegt: 7 -I- 62 st- 1 - 70 Wochen. Letzteres ist ganz der Art der Danielfchen Apokalyptik in ihren chronologischen Angaben entsprechend (Kap. 7, 757 12, 7) und hat sei- nen besonders bedeutsamen Grund, wovon wir hernach handeln werden; vorerst haben wir es mit jenem An- fangspunkt der 70 Wochen zu thun, indem es sich fragt, an welches Ereigniß wir bei der Angabe in V. 2 : »Von der Zeit an, so ausgehet der Befehl, daß Jeru- salem soll wiederum ebauet werden,« zu denken haben. Die uachexilifche Ges ichte des Bundesvolks wie sie in den Büchern Esra und Nehemia uns vorliegt, zerfällt nämlich in zwei Perioden oder größere Zeitabschnitte: die erste (Esral,1 ——- 6, 22) umfaßt die Rückkehr aus dem Exil unter Josua und Serubabel und den Tempel- bau mit feinen anfänglichen Hindernissen durch die feind- seligen Nachbarn und seinen nachherigen Förderungen durch die Propheten Haggai und Sacharja bis zu seiner fchließlichen Vollendung im S. Jahr des Darius Hhftass pis (536-—515 v. Chr.); die zweite dagegen charakte- risirt sich als die Periode der Wiederherstellung des Volkes und der Erbauung der Stadt, und reicht von dem Jahr der Einwanderung Efra’s im heil. Lande (457 o. Chrh bis zu der, mit voller Sicherheit nicht näher zu bestimmenden Zeit des Ablebens Nehemicks und Maleachks (Efra 7, 1 —- Nehenn 13, 31). Nun haben zwar Calviu, Luther und andere protestantifche Schriftansleger der älteren Zeit entweder das Edikt des Cyrus vom, J. 536, oder das des Darius Hhftaspis vom I. 520 v. Chr. (Efra 1, 1 ss.; S, 6 ff.) unter dem Befehl, der da ausgehet, daß Jerusalem soll wiederum gebauet werden, verstehen wollen; es ist jedoch gegen- wärtig fast allgemein anerkannt, daß die Worte in V. 25 nicht auf ein Ereigniß der ersten, sondern der zweiten Periode hinweisen. Jn Beziehung auf letztere aber gehen die Ansichten der jetzi en Schriftausleger wieder in 2 Theile auseinander: während die einen das zwanzigste Jahr des Artaxerxes Longimanus, in welchem Nehemia mit der ausdrücklichen Erlaubniß zum Wiederaufbau der Stadt nach Jerusalem entlassen wurde (Nehem. 1, l —- 2, 8), als das von der Weisfagung bezeichnete Jahr fassen, halten die andern vielmehr das siebente Jahr dieses Königs für den richtigen Anfangs- punkt der Zählung (Esra 7, 87). Wir können um so weniger zu der ersteren Ansichh so sehr auch der äußere Wortlaut in V. 25 dafür zu sprechen scheint, uns be- kennen, als man dabei die herrschende Chronologie in Beziehung auf die Negierun szeit des Artaxerxes um- stoßen muß; dagegen hat uberlen die zweite Ansicht mit fchlagenden Gründen als die allein richtige erwiesen, indem er schreibt: »Die Zeit des Esra und Nehemia bildet Eine zusammenhängende Periode des Segens für Israel; und es» wäre an sich schon auffallend, »wenn 454 708 Daniel 10, l —- S. nicht der grundlegende Anfang dieser Periode gemeint wäre, sondern ein zweiter Termin, von welchem nichts wesentlich Neues, sondern nur eine weitere Entwickelung des schon von Esra begonnenen Werkes datirt. Diese untergeordnete Bedeutung des auf Nehemia bezüglichen Edikts deutet auch die heili e Erzählung selber dadurch an, daß sie dasselbe ar ni t mittheilt, während Esra’s Vollmacht in Esra , 11 ff. ausführlich zu lesen ist. Dazu kommt, daß, wenn wir auf die Weltmacht sehen, von der die Vollstreckiing des göttlichen Rathschlusses ihren irdischsgeschichtlichen Ausgang nehmen mußte, derselbe König Artaxerxes es ist, der den Esra, wie den Nehemia entläßt. Sein Herz ist· also schon in seinem 7. Jahr für Jsrael günstig gestimmt; damals schon muß das Wort zur Wiederherstellung und Erbauung Jerusalems von Gott ausgegangen sein, damals gewann jener gute Geist durch einen neuen Sieg über den Engel des persisihen Reichs die Oberhand bei dem Weltherrs schen Das Bewußtsein hiervon spriiht Esra selber deut- lich aus, wenn er nach Anführung des königlichen Edikts fortfährt: Gepriesen sei Jehova, der Gott unsrer Väter, der also dem Könige in’s Herz gegeben, zu verherrlichen das Haus Jehovcks zu Jerusalem, und der mir Gnade zugewandt vor dem Könige, seinen Rathgeberu und allen mächtigen Fürsten des Königs! (Esra 7, 27 f.) Die öttliche Unistimmung der Weltmacht zu Gunsten des ottesreiihs ist hier klar und bestimmt aus esagt. Csra und Neheitiia handeln auch ganz gleicherma e·n in dem Bewußtsein, daß sie als Vollstrecker eines göttlichen Rathschlusfes unter Gottes besonderer Leitung und Ob- hut stehen; daher die schöne, in den Tagebüihern beider Männer öfters wiederkehrende Redeweise: »vermöge der gütigen, über mir waltenden Hand Jehova’s, meines Gottes« Was aber die Worte des· Engels in V. 24 f. betrifft, so lauten sie nicht blos: Siebenzrg Wochen sind bestimmt über deine heil. Stadt, sondern: über dein Volk und deine heil. Stadt. Die Erbauung der Stadt ist also in einen tieferen Zusammenhang mit der Wie- devherstellung des Volkes hineingestellt, und da wissen wir, daß jene erstere allerdings Sache des Nehemia, diese letztere aber Esra’s Aufgabe war. Die äußere Erbauung der Stadt nun verhält stch zu dem Anfangs- termin der 70 Jahrwochen Daniels, d. i. zur Rückkehr Esrcks nach Jerusalem, ganz ebenso, wie die äußerliihe Zerstörung der Stadt durch Nebucad - Nezar zum An- fangstermin der 70 Jahre Jeremia’s. Diese beginnen schon im J. 606 v. Chr., also» 18 Jahre vor Jerusalems Zerstörung, weil da schon die selbstständige Theokratie zu existiren aufhörte; jene beginnen 13 Jahre vor dem Neubau der Stadt, weil da schon die Wiederälerstellung der Theokratie begann. Gerade bei unserer uffassung also wird der Parallelismus zwischen Vorbild und Ge- genbild erst ein vollständiger. Dieselbe Erscheinung wiederholt sich dann auch wieder am Schluß der 70 Wochen. Diese reichen bis in’s J. 33 u. Chr.; von da an war es mit Israel schon zu Ende, während die Zerstörung Jerusalem? durch die Römer erst in’s J.70 fällt. Es tritt uns also hier ein allgemeines Gesetz der göttlichen Welt- und Reiihsregiernng en3egen, ein Ge- setz, das wir schon im Paradiese seine irksamkeit be- ginnen sehen; denn Adam und Eva verfielen dem Tode gleich am Tage der ersten Sünde (1. Abs. 2, 17), und doch sterben sie erst Jahrhunderte hernach. Das ist überhaupt der göttliche Wesensblich der die Dinge wirk- lich durihschaut, ihnen in’s Herz hineinschaut, und von welchem es daher heißt (1. Sam. 16, 7): ,,Es geht nicht, wie ein Mensch siehet; ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der HErr aber siehet das Herz an.« Das Eintreffen der Reihnung kann nun auch nicht schöner sein; die 70 Wochen -- 490 Jahren reichen vom J. 457 n. Chr. (bei der Bereihnun in Esra 7, 7 f. hätten wir statt 458 schreibeu sollen 45 v. Chr» s. Anm. I zu Nehem. 2, 1) bis zum J. 33 n. Chr. Um diese Zeit muß es lgewesen sein (genauere chronologische Data sind uns nich aufbewahrt» bis zu welcher das Evangel:;um ausschließlich den Juden verkündigt wurde und die Chriftengemeinde bei dem ganzen Volk Gnade hatte (Apostg. Z, 47; Z, 13 f.); dann aber brachen die Ver· folgungen von Seiten Jsraels über die apostolische Kirche aus, denen Stephanus zum Opfer fiel, und nun- mehr war die dem Volk auch nach der Wirksamkeit Jefu noch gegebene Gnadenfrift zu Ende. Was nun schließlich die Zertheilung der 70 Wochen in 7-i-62-l—l Wochen betrifft, so folgt die letzte, für sich abgesonderte Woche als Jahrwochenschluß aus die vorhergehenden ge- ringen Tage», wie der gottgewei te Sabbath als Wochen- schluß auf die Werktag·e; die messianische Zeit wird da- mit als der heilige Feier- und Fefitag der israelitischen Geschichte gekennzeichnet, an welchem Gott dem Volke noch einmal alle seine Gnaden darbietet, in welchem aber auch die Geschichte Jsrael’s zu ihrem vorläufigen Abschluß kommt. Dieser Zeit geht die der 62 Wochen voran; sie ist eine in sich unbedeutende, von göttlicher Offenbarung entblößte Zeit, welche zu den ihr voran« ehenden 7 Wochen sich verhält wie die Nacht zum bendroth, denn diese selbst sind das letz te Aufleuchten der alttestamentlichen Offenbarung. Wiederum aber die sieben Wochen verhalten sich zu der letzten einen Woche wie das Abendroth zum lichten Tage, der die Nacht ablöst, wie das vorläufige Heil nach dem Exil zum vollen messianischen Heil« Jndem wir so mit unsrer Aussassung der vorliegenden Weissagung der kirchlichen Erklärung derselben uns anschließen, sind wir umso mehr uns bewußt, auch die biblische Meinung zu treffen, als die Bezeichnung der Zeit am Tage, zu wel- cher der Prophet die Ossenbarung des Engels empfing (V. 2l: um die Zeit des Abendopfers) , gewiß nicht ohne Bedeutung ist; es ist das ja dieselbe eit, zu wel- cher hernach wirklich dein Uebertreten gewe rt, und die Sünde zugesiegelt und die Missethat versöhnet ward (Luk. 23, 44 ss.). Wenn nun (von denjenigen Auslegern ganz abgesehen, welche die Weissa ung auf die Zeit des Antiochus Epiphanes beziehen) An ere unsere Stelle im eschatologischen Sinne fassen, d. i. als eine Verkündi- gung der Entwickelung des Reiches Gottes vom Ende des Exils an bis zur Vollendung des ersteren durch die Wiederkunft Christi am Ende der Tage (a. die 7 Wochen gehen auf die Zeit vom Edikt des Cyrus Esra 1, lfg is auf die Erscheinung Christi im Fleisch, b) die 6 Wochen auf die Zeit des Baues und der Ausbreitung der christlichen Kirche ,, im Drange der Zeiten ,« o. die 70. Woche aber begreift die Zeit der letzten Weltwoche in siih, welche zuerst die Ausgeburt und dann den Sturz des Antichrists umfaßt), so geben wir zu, daß zu Gun- sten dieser Auffassung sich vieles Ansprechende und Zu- treffende sagen läßt; denn Gottes Wort hat überhaupt nach verschiedenen Seiten hin seine volle Wahrheit, und wie die Entwickelungsgeschichte des Reiches Gottes im- mer bei wichtigen Epochen in ewissen Parallellinieu verläuft, so hat insbesondere die Zeit der ersten Zukunft Christi viel Aehnlichkeit und Verwandtschaft mit der der zweiten. Wir lassen uns aber darin nicht irre machen, daß die Stelle zunächst und vor allem es zu thun hat mit Christi Erscheinung im Fleisch, seinem Tode und der Zerstörung Jerusalems durch die Römer; erst in zwei- ter Linie und in abgeleiteter Weise läßt sie auch auf die ganze Zeit vom Exil bis zum Ende der Tage stch beziehen. Gewiß, so meinen wir, war außer Bileam’s Weissagung vom Stern aus Jakob (4. Wes. 24, U) auch die des Daniel von den 70 Wochen vorbereiten!- Der HErr selber erscheint dem Daniel in einem Gesicht am Flusse Tigris. für die Weisen ans dem ålfiorgenlaude (Piatth.2, lff.), daß sie die Bedeutung des ihnen erschienenen Sterns verstehen und erkennen konnten, jetzt sei die Zeit erfüllt und der König der Juden geboren, aus den mit Jsrael sie hoffteuz in Vetreff Jsraels aber s. Luk.2,26; 3,15. Das 10. Kapitel. Vorbereitung zu folgenden gestohlen. I« V. l—üao. 11, L. In: dritten Jahr des Perser- lednigs Cyrus-»als Israel seit 2 Jahren nun wieder in's daterland heimgeleehrt war nnd man im heil. Lande den Tempel zu bauen angefangen hatte, die Samaritanrr aber auch skhon geschäftig sich zeigten, die Fortsetzung des Baues zn hintertreiben (Gsra Z, 8 —- 4, 5), nnd Daniel, wie es scheint, mit seinen Bemühungen, die Kn- lelagen dieser Widerwärtigen beim König zu entleräftem nicht viel ausrichtete, hat der Propbet, nachdem er drei Wochen lang gesasiet und gebetet, im wachen iinßande ein Genetzt am Flusse Tigris. ilnd zwar iIi es »der hGrr selber, der ihm da erscheint; bei dem Jlnblteli dieser fcberirdischen persönlichlkeitz die in der ganzen Glorie göttlicher Olajeflät ihm nahe getreten, nnd beim huren ihrer Stimme nnd Rede stürzt der proohet wie betanbt zu Boden, daß er vergehen zu müssen für-met, wird aber durch wiederholte übernatürliche Stärkung wieder aufgerichtet nnd nach nnd nach zum Anhören der Offen- barung befähigt· Er macht da vorbildlicher weise an fiuz selber dasjenige durch, was Gottes voll: in den kommenden Tagen erleben wird; denn auch dieses wird durch die über dasselbe ergehenden schweren Gerichte zn Boden geworfen, jedoch durch den machtigen Beistand von oben wieder aufgerichtet und mit der Kraft zum Kusharren in der Trübsal ausgerüstet werden· I. Jm dritten Jahr des Königs Kores sChrusj ans Persien [reg. von 536—529 v. Chr., also um das J. 533J ward dem Daniel, der Beltsazar heißt [demselben Propheten, der bei Beginn des Exils uach Babylon gebracht Kuh. 1, 1 ff. und nun ein Greis von ca. 87 Jahren war] etwas grossen- baret, das gewiß ist sso schwer auch dem mensch- lichen Herzen fällt es zu glauben], nnd [das da handelt] von großen Sachen [insbesondere von großen Bedrängnissen für das Volk Gottes]; und er merkte daraus, und verstund das Gesicht wohl ses ging ihm damit ein näheres Verständniß über die in Kuh. 7 u. 8 empfangene Offenbarung auf, wie er sich gewünscht hatte Kuh. 8, 27]. Z. Zur seibigen Zeit [bevor ich diese neue Offenbarung empfing] war ich, Daniel, traurig drei Wochen lang. Z. Jch aß swährend dieser ganzen Zeit] keine niediiche soder köstlichej Speise [wie man in Tagen des Wohlergehens sie genießt], Fleisch nnd Wein [wie man’s an Festtagen zu sich nimmt 1. Mos. 27, 25; Jes 22, 131 kam in meinen Mund nicht; nnd salbele tnilh auch nie szum Zeichen, daß es mir gänzlich an fröhlicher Herzensstimmung fehle Matth 6, 17], bis die drei Wochen swelche gleich nach der, zwei, Tage. lang fesilich begangenen Neu: 709 mondsfeier I, Sam. 20, 5., also mit dem Z, Nisan ihren Anfang genommen, mit dem 23.] um Waren. Jn diesen Monat, und zwar in die Tage vom 11. —21. Nisan , fiel das jüdische Pa ah, das Fest der Erlösung ans der eghptischeu Dienst errschafn aber wie wurde es gefeiert? Seit 2 Jahren war Jsrael in fein Land znrückgekehrt, aber nur theilweise; der größere Theil war rm fremden Lande zuritckgebliebem die Hei- math hatte ihre Anziehungskraft verloren. Ja, wenn nun dort alles einen frischen, fröhlichen Aufschwung genommen, das hätte wohl Viele noch nachgezogenz aber nichts wollte vorwärts gehen. Jm siebenten Monat des Jahres der Rückkehr (Esra 1, 11 Anm.) hatten sie zwar in Jerusalem einen Altar gebaut, um Laubhiitten zu feiern, und im zweiten Monat des folgenden Jahres (534 v. Chr.) den Grund zum Tempel gelegt, und frische Begeisterung schien das Volk erfassen zu wollen (Esra 3, l ff. 8 ss.). Da kamen sdie Samariter und verlangten, an dem Tempel mitbanen zu dürfen; und als sie abschlägig beschiedeu wurden, fingen sie an, den Tempelbau anzufeinden und suchten am persischen Hofe ein Verbot desselben auszuwirkecn Das gelang nun zwar nicht, solange Cyrus lebte; aber besondere Förde- rung wurde dem Werke auch nicht zu Theil. nnd die Hände des Volkes wurden schlaff (Esra 4, 1 ss.). Das war denn Ursach genug zur Trauer für den, der so tief und so innig für sein Volk fühlte. Der Monat Nisan war da, und noch konnte Jsrael nicht Passah feiern; uoch stand der Tempel nicht, und wer weiß, wie lange die Vollendung desselben auf fich warten ließ. Dazu kommt, daß Daniel jedenfalls mit Freuden die Erlaub- niß zur Rückkehr feines Volks aus dem Exil begrüßt hatte und Gott dafür dankte , daß er ihn einen neuen, lebenskräftilgen Anfang des israelitischen Gemein- wesens habe erle en lassen; und jetzt geht ses bereits rückwärts, und er steht am Ende seines Lebens und soll ohne frohe Aussicht in’s Grab senken? Dieser traurige Stand feines Volks ist der Grund seiner Trauer. (Füller.) - 4. Am vier nnd zwanzigsten Tage des ersten Monden [oder des Nisan 2. Mos. 12, 2 Anna] war ich [und zwar leiblich und in Person, nicht blos geistlich oder im Gesicht, auch nicht allein, sondern mit mehreren Begleitern V. 7] bei den: gering] Wasser Htddetel sdem Tigris I. Mos. l 1 , Z. Und hnb [weil ich merkte, daß etwas in meiner Nähe vorgehe 1. Mos. 22, 131 meine Augen auf,· und siehe, da stund ein Mann in Lein- wand [in einem langen Talar von glänzend weißem ByssusL und hatte einen guldenen Gürtel um seine Lenden szum Zeichen seiner priesterlichen und fürstlichen Würde] S. Sein Leid war wie ein Türiis sgoldgläw zender Chrhsolith 2. Mos. 28, 20., dessen Glanz durch das leinene Gewand hindurch leuchtete], sein Antlitz sahe wie ein Blitz, seine Augen wie eine feurige Fackel, seine Arme nnd Füße wie ein glit- hend Erz, nnd seine Rede war wie ein groß Ge- töne [Offenb. 1, 12 ss.]. . Das Wichtigste in diesem Kapitel ist die Person dessen, der sich dem Daniel offenbart: seine Erscheinung macht den Eindruck der höchsten Majestätz vor deren 710 Nähe der Mensch zusammenbrechen muß, die auchDai niel nicht zu ertragen vermag; aber mit dieser Maxestiit ist die mildeste Herablassung verbunden und zu lkich ein Ausfluß von Kraft, wodurch die menschliche S Jwachheit befähit wird, seine Nähe zu ertragen. Daniel ist nicht so kühn, das Geheimniß seiner Person auszusprechen und seinen Namen zu nennen; aber wir irren wiß nicht, wenn wir ihn als den erkennen, dessen Stimme er schon am Fluß Ulai aus der Ferne vernommen (Kap. 8, 16), der am Schluß dieser letzten Weissagung über des lusses Wasser stand und das Ende der gött- lichen Rat schlüsse über sein Volk verkündigte iKap. 12, 6 ff.), als den, der kiinftighin als Christus der Fürst kommen sollte (Kap. 9, 25), als den Engel des Bandes (Mal. 3 , 1), als den Engel, von dem Gott gesagt: mein Name ist in ihm (2. Mos. 23, 2l). Es war ie höchste Stufe der Gottesnähe und Gottesfrenndschash zu der Daniel erhoben wurde, als ihm dieser ebenbildliche Abglanz der Herrlichkeit Gottes erschien, und er legt offenbar selbst das größte Gewicht daraus. Der auf- merksame Leser wird iu den Gesichten Daniels einen Fortgang in der Anniiherung des HErrn zu ihm be- merkt haben. Erst hat er ein Gesicht nur im Traume, und auf seine Bitten empfängt er, ebenfalls im Traum, durch einen Heiligen die Deutung (Kap. 7); dann hatte er wachend ein Gesicht, und ein Heiliger sendet einen andern Heiligen, um es ihm zu deuten (Kap. 8); nach seinem großen Bußgebet aber flog Gabriel auf des HErrn Geheiß zu ihm und offenbart ihm das Geheim- niß von dem Feitpunkh wo Christus der Fürst kommen würde (Kap. 9 , ietzt erscheint ihm der zukünfti e Ver- söhner persönlich in apokalyptifcher Herrltchkeit( ap.10) und giebt ihm die vollständigsten Aufschlüsse (Kap. 11) und szuletzt einen gar seligenAbschied (Kap. 12). So sinddie Gesichte und Weissagungen Daniels zugleich der wichtigste Theil seiner Geschichte: sie enthalten den ort- schritt seiner Lebens-gemeinschaft mit dem H rrn. (Schmieder.) Mit diesem formalen Fortschritt geht der materiale in der Spezialität der Weissagungen Hand in Hand. Zuerst wird nur der allgemeine Grundriß ge- zeichnet, der sich nach und nach bestimmter und detail- lirter ausfällt; die beiden letzten Weissagungen,» das 9. Kapitel mit seinen chronologischen und das 11. mit seinen historischen Details sind weitaus die speziellstem (Auberlen.) 7. Jch, Daniel, aber sahe solch Gesicht allein, nnd die Manne« so bei mir waren swohl Volks: genossem die Daniel in ihren Niederlassungen auf- gesucht hatte, um sie zur Rückkehr in’s Vaterland zu ermuntern], sahen es nicht; doch siel [in Folge der himmlischen Erscheinung, die auch ihnen sich fühlbar machte, wenn sie dieselbe gleich nicht sahen J. Sam. 3», 4 ff; Apostg. 9, 7; 22, 9] ein groß Schrecken nber sie, daß sie flohen und sich ver- krochen. · · » 8. Und ich» blieb allein, nnd sahe dies große Gesicht Es blieb aber keine Kraft in mir, und ich ward sehr niigestaltet, und hatte keine Kraft mehr. 9.« Und ich hdrete seine Rede swiewohl ich noch keine bestimmtenFLorte unterscheiden konnte]; und indem ich sie horete, sank ich sbewußtlosj nieder auf mein Angesicht zur Erde [Hesek.1,28; Offend 1, 17]. · Ja. Und siehe, eine Hand sdie Hand dessen, Daniel 10, 7—-21. 11. 1. 2. deß Gestalt ich geschaut und deßStimme ich ge- hört] riihrete mich an, nnd half mir auf die Kniee nnd auf die Hände [daß ich, auf beide gestützh wenigstens in etwas mich wieder aufrichten konnte]; 11. Und sprach zu mir: Du lieber Daniel« [Kap. I, 23 Anm.], merke auf die Worte, die ich mit dir rede, und richte dich svollendsj auf; denn ich bin jetzt zu dir gesandt kund muß also von Angesicht zu Angesicht mit dir reden können]. Und da er solches mit mir redete, richtete ich mich auf Und zitterte Uprachlos und mit niedergeschlage- nen Augen der Erscheinung gegenüberstehend V. 15]. « 12. lind -er sprach zu mir: Fürchte dich nicht, Daniel; denn von dem ersten Tage an, da du bou Herzen begehretest zu verstehen, und dich kasteietest v»or deinem »Gott [V. 2 f.], sind deine Worte erhoret; nnd ich bin kommen um deinet- lvillen [wegen der Zukunft dich zu verständigen und bis zu einem gewissen Maße auch zu be- ruhigens 13. Aber· der· Fürst des Kdnigreichs in Per- senland hat mir ein nnd zwanzig Tage widerstan- den: und siehe, Michael, der vornehmsten Fursteii einer, kam» mir zu Hilfe; da behielt ich den Sieg bei den Konigen in PersienÆk · 14. Nun aber komme ich, daß ich dir berichte, wie es deinem Volke hernach [in sder rnessianischen Weltzeit Knie. 2- 281 gehen wird; denn das Ge- sicht swelches dir heute zii Theil wird] wird nach etlicher Zeit geschehen. «) Fast alle Ausleger finden in diesen und den V. 19 ff. folgenden Reden nichts als Bemühungen des En· els, den Daniel bollends zu stärken, und allerdings enthalten sie auch dies: Daniel ist ja noch bebend (V.11) und noch sprachlos (V. 15), und fürchtet sich durch den Anblick des Himmlischen zu sterben (V. 16 f.). Dies alles nun nimmt der Engel mit seinen Reden schritt- weise von ihm. Aber daneben enthalten dieselben doch noch ein Anderes; der Engel tröstet den Daniel dadurch, daß er ihm Auskunft über die erste und nächste Zukunft giebt. Um die nächste Zukunft, ja um die Gegenwart Jsraels, darum daß die Sache desselben beiden Köni en der Perser schlecht stand wegen der Jntriguen der a- maritaner war Daniel besorgt, hatte er gebetet: so giebt ihm nun auch der Engel znnächst hierauf beruht ende Auskunft; diese Auskunft liegt darin , daß der ngel V. 13 sagt, er habe durch den Beistand Niichaels den Sieg behalten bei den Königen der Perser; mit diesen sei es nun von Gottes wegen abgemachtz daß sich dem Volke Gottes erfüllen werde, was ihm in Kap. S, 25 verheißen war. Damit konnte Daniel der niichfteu Zukunft halber beruhigt sein. Jn V. 14 ff. knüpft dann der Engel hieran noch ein Weiteres und giebt einen weiteren Grund seines Kommens an, nämlich ihn auch über die ferneren, über die persischen Könige hin- ans sich erstreckenden Tage und die Geschicke des Volkes Gottes in denselben Auskunft zu geben. Für jetzt freilich sei mit den Köni en der Perser alles in Nich- tigkeit gebracht; aber na Persien werde Macedonien kommen, und er werde auch dem entgegentreten müssen, Verkündigung schwerer Gerichtetiber das Volk Gottes. und es werde noch ein harter Kampf für ihn und den Michael werden, auch dann das Voll Gottes zu ver- treteny Doch damit Daniel dessen ungeachtet auch hier- über beruhigt fein könne, solle und wolle er ihm auch hierüber Aufschluß geben; und so folgt denn die Weissa- ung in Kap. 11, 2 — 12, 4.,»die·über die persischen önige rasch hinwegeilt, weil mit diesen die Sache be- reits in Ordnung ist, aber über den Kampf des Volkes Gottes mit Griechenland und über die noch viel fernere Zukunft sich desto ansführlicher verbreitet. (Kliefoth.) «) Die 21 Tage entsprechen jenen 3 Wochen des Fasten-s und Betens Daniels (V. 2); wie sie aber um« einen Tag später beginnen (V. 12) , so gehen sie auch um einen Tag später zu Ende (V. 4). Gleich am ersten Tage ward Daniels Gebet erhört und der Engel, der ihm eine tröstliche Antwort bringen sollte, von Gott ab- gesendet; um jedoch dies zu können, mußte er zuvor den dem Volke Gottes feindseligen Geist der Köni e Persiens bekämpfen und überwinden und die Sa e Jsraels bei ihnen in Ordnung bringen» Unter diesem Fürsten des Köni reichs in Persienland ist ohne Zweifel ein Geistwesem un zwar die hinter den Nationalgöttern dieses Reichsstehende überirdische geistige Macht, das dnemonion (Luther: ,,Teufel« 1. Cor. 10, 20 f.) des persischen Reiches zu verstehen, welches neben den Königen der Perser stand, um bei denselben die im persischeir Heidenthnm liegenden Motive gegen Israel geltend zu machen und die Einslüsterungen der Sama- ritaner zu unterstützen. Ihn aus solcher Stellung zu verdrängen und die Oberhand dahin zu gewinnen, daß vielmehr er selber neben die Könige von Persien zu stehen kam, um hinfort zu Jsraels Gunsten sie zu be- eiiiflussen, war die Aufgabe dessen , von dem zu V. 1 das Nähere gesagt worden; denn ei: ist der Engel des HErrn , der Gottes Rathschlüsse in der Welt ausführt und zur Förderung und Verwirklichung derselben den feindlichen Geist der heidnischen Weltmacht bekämpft. Wenn nun dabei der Erzengel Michael ihm zu Hilfe kommt, also derjenige unter den hohen Engelfttrsten, der die Sache der Gemeinde Gottes in der unsichtbaren Geisterwelt gegen die widerstrebenden Mächte auszu- fechten hat (Kap. 12 , 1) , wie er denn auch mit dem Teufel um den Leib des Stifters des alten «Bun»des gekampft (5. Mos. Ist, 6 Anm. 2); so liegt hierin iiicht, daß dieser Erzengel zenem Engel des HErrn an Macht und Stellung überle en war, sondern es ist ein Helfen emeint, wir auch enschen dem allmächtigen Gott es eisten (Sach. I, 15) oder Krieger ihrem Fürsten, unter dessen Fahne sie streiten (1. Thron. l3, 21 f.), und umgekehrt sagt in Kap. 11 , 1 der Engel des HErrn, daß er im ersten Jahr Darius des Meders dem Michael geholfen und ihn gestärkt habe. »Alle Ent- wickelungen der Menschheit zum Guten und Bösen, alle Freiheit des Willens in den Geschöpfen und folglich auch das letzte Gericht Gottes beruht darauf, daß der HErr sich so beschräukt und seine göttliche Allmacht zu- rückhält, um fast wie ein Gleicher unter Gleichen die sittlichen Mächte der Geschöpfe, die guten und die bösen, zu erproben. Jhren Gipfel erreicht diese Herablassuug in der Menschwerdung und im Krenzestode Christi; sie eh; als-r« auch schon durch das ganze alte Testament in ur .« 15. Und als er solches mit mir redete, schlug ich lnoch immer V. II] mein Angesicht nieder znt Erde, nnd fthlvieg stille [so daß es erst noch weiterer Stärkung für mich bedurfte, ehe der, der mit mir redete, den in V. 14 in Aussicht gestell- ten Bericht mir geben konnte]. 711 Its. Und siehe, einer, gleich einem Menschen [derselbe, der in V. 5 f. mir erschienen war, aber erst jetzt mehr und mehr in seiner menschlichen Gestalt von mir erkannt wurde], rühtete meine Lippen an [die Sprachlosigkeit mir zu benehmen]. Da that ich meinen Mund auf, nnd redete, und sprach zu dem, der vor »nur stund: Mein Herr, meine Gelenke beben mir uber dem Gesicht, nnd ich habe keine Kraft mehr; 17. Und wie kann sich] der Knecht meines Herrn mit [dir] meinem Herrn reden, weil nun keine Kraft mehr in mir ist, und habe auch keinen Odem mxhr [so daß ich fürchten muß zu sterben I. Kön. 1 , 1712 18. Da riihrete mich abermal an Einer, gleich- wie ein Mensch gestaltet [derselbe wie in V. 16], nnd stiirlte mich. . 19. Und sprach: Fürchte dich nicht, du lieber Mann! Friede sei mit dir, und sei getrost, sei getrost! Und als er mit mir redete, erniannete ich mich, und» sprach: Mein Herr,»rede, denn du hast mich gestattet. . Das alles menschliche Maß und Ansehen Ueber eigende der Engelserscheinung war es, was auf Daniel rtickend und beängstigend wirkte; deshalb macht der Engel schon .in V. 16 seine Gestalt mehr menschenähnlich , und wie der Prophet immer no? nicht die zum ören der Offenbarung nöthige Nu e und assung er angt hat, macht er sie völlig menschlich, so aß derselbe sich jetzt zum Hören bereit erklärt. (Fliller.) 20. Und er sprach: Weißt dn auch [noch aus dem, was ich in V. l2 ff. dir davon sagte], wa- rum iih zu dir immerhin? Je t will ich wieder hin, und mit dem Fürsten in ersenland streiten [damit er nicht vom Neuen die Oberhand beim König erlange]; aber wenn ich [von dort] wegziehe snachdem mein Geschäft am persischen Hofe mit dem Untergang des tzersischen Reichs zu Ende ist], siehe, so wird der Furst aus Griechenland kommen [und wird nun ein Kampf mit diesem Fürsten nöthig werden]. 21. Doch [darsst du darum, weil die Zukunft deines Volks noch auf lange eine bedrängte sein und während der ganzen persischen und griechischeu Weltzeit zu keinem sesten Bestande kommen wird, dich nicht entmuthigen lassen, vielmehr] will ich dir anzeigen, was sim Buche der göttlichen Rathschlüssej geschrieben ist, das gewißlich geschehen wird [so daß du wegen des schließlichen glücklichen Ausgangs eine sichere Gewähr hast] Und ist keiner, der mit hilft wider jene, denn euer Fürst Michael. Kost. 1.1. V. I. [Der aber steht mir nun auch mit seiner ganzen Kraft treulich zur Seite.] Denn ich stund auch bei ihm im »ersten Jahr Darius des Meders, daß ich ihm hulfe nnd ihn stcirletr. Z. Und nun sda du so die rechte Ruhe und Fassung zum Anhören meiner Verkündigung g- « hält, daß der Boshaftige geoffenbaret werde 712 Daniel U, 3—5. woniien hastj will ich dir aiizeigech was gewiß geschehen soll. « » · » In das erste· Jahr Daruis des Meders fällt die in Kuh. 6 mitgetheilte Geschichte: da war es Jsraels Fürst Michael, der in dem Propheten Daniel den äeugengeist erweckte, daß er also fich verhielt, wie voii i m erzählt wird, der Engel des HErrii aber stund bei ihm, indem er den Rachen des Löwen verftopfte und den Ausgang der Geschichte dahin wendete, daß Darius den Gott Jsraels für das erkannte, was er ist, und den Daniel zu hohen Ehren erhob. Unter dem Perferkönig Cyrus uiid feinen Nachfolgern handelte es sich um Beseiti- gung der Widerwärtigkeiten, welche den Juden zur-ör- derst bei dem Tempelbau und heriiach bei dem Aufbau der Mauern Jerusalems bereitet wurden: hier war es der Engel des HErrn selber, der den Fürsten des Königreichs in Perfenland aus seiner Stellun zu ver- drängen hatte, und Michael leistete ihm da ei seinen Beistand. Dasselbe Verhältniß findet statt in Beziehung auf die Bewältigung des ürsten aus Griechenland, d. i. desjenigen Geistwefens , as hinter den Königen der macedonischen oder griechischen Monarchie steht und sie zu Ungunsten der Juden beeinflußt; die Kämpfe mit diesem Fürsten werden sehr schwer sein, und ohne Schädignng des Volkes Gottes wird es nicht abgehen (Kap. II, 31 ff.), aber der Fürst Michael wird·dem Engel des HErrn dahin helfemdaß das»Volk, so ihren Gott kennen, fich erinannen und es ausrichten (Kap. II, 32 f.). Wir lernen aus unsrer Stelle, daß der Kampf der verschiedenen Geistesrichtiin en auf Erden, der gött- lichen und der ungöttlichew er« christlichen und der tniderchristlichem keineswegs blos ein Kampf der Prin- eipien, wie man sich ausdrückt, und ein Kampf von Menschen gegen Menschen ist, sondern daß hinter den verschiedenen Prinripien und Parteien in der himmlischen iinsichtbaren Welt eine Schutz- und Hilfsmacht steht, welche das eine oder andere Prineip ftlr das ihre an- erkennt, die Ftlhrerschaft der einen oder auderen Partei übernimmt, und daß der endliche Sieg davon abhängt, welche Partei die stärkere Schutz- und Hilfsmacht im immel hat. Unsre jetzigen Ausdrücke wie die: »das ute siegt zuletzt immer über das Böse, die Tugend über das Laster u. s. w.« sind leere Absiractionen; die heil. Schrift aber macht die todten Begriffe zu leben- digen Gestalten. Und so müssen wir auch in 2. Thess. 2, 7 bei »dem, der es jetzt aufhält,« nämlich, daß die Bosheit zu ihrer vollen Ausgestaltung gelange in dem Men chen der Sünde, dein Kinde des Verderbens, nicht an e n bloßes Abstractum denken (etwa: »der sittliche Geist des Staatslebens, der Staat in seiner höheren Bedeutung«), sondern an Christum selber. Solange diesernoch irgendwie Geltung hat in der Welt in Per- sonen und Einrichtungen oder »in dem Geiste, der von ihm ausgeht, kann der Antichrist mit feinem Wesen nicht zum völligen Durchbruch kommen; es wird aber seine hohepriesterliche Bedeutung für die Menschheit einmal so in den Herzen der Menschen erschüttert werden, daß ihm keine Macht über die Welt mehr bleibt, und feine Gläubigen werden einmal aus den eschichtlichen Ver« hältnissen so hinausgedrängt sein, da sie, weil sie das Malzeichen des Antichrist nicht tragen, auch nicht wer- den kaufen iioch verkaufen können (Offenb.»13, 16 f.), uiid dann ist jede Schranke, die es zur Zeit noch Huf- e a en. Dein aufmerksamen Beobachter der Vorgänge und Zustände unserer Zeit-drängt» uiieibweislich die Ueberzeu ung fich auf, daß alles immer schärfer für die letzten age sich zuspitzh und nicht blos im bürgerlichen Verkehr geht alles rach aus Eisenbahnen u. s. w., sondern auch im Reiche ottes eilt alles ebenso rasch seinem Ende zu( l» Das U. Kapitel. lJon den Königen in Borsten, lilexanderbz des igroszen nnd feiner Nachkommen Streit, und des Untioohus Tyrannen. II— v. 2—35. Es folgt nun die Øiithfiltuiig derjenigen Theile der Zukunft, um den es sich hter hauptsächlich handelt; ihr Inhalt ist folgender: sei dem persisch en tlelche wird der gegen Gott uiid sein volle feiiidsellg gerichtete Geist der Weltiniicht noch iiberwiiiiden und zu— riictigehaltcn werden, so das; die oersischeu König: dein giiteii Geist folgen und Israel günstig sind; nicht so unter dem griechischen Reiche, wo das sundeovolli schon durch die Kämpfe der ptoloiiiäer und Selenrldqn vieles zu leiden haben wird, zuletzt »aber wird ciue diesem Reiche der Grzfeind erstehen (d. 1 u. 2). Die hier sich anfchließende Weifsaguug zerlegt sich in drei Theile; indem sie ausgeht von einer linrzeu Schilderung der perflfcheu und griechtscheii Monarchie (d. 2——4), schreitet sie darnach zur Darstellung der wichttgfleii Kämpfe der ptolemäer und Seleueideu fort W, 5———2(l) nnd schließt sich hieraus in einer ausführlichen und like Einzelne gehenden Zeichnung des Antiochus Gpiphaiieg seiner vernahmen uiid seiner Gefolg: ab, welche logiere nur die sein werden, das; er in seiner Wall) »die i rein Gott getrrue Partei der Juden zwar vernichten, aber damit doch nur zu ihrer Läuterung helfen muß W. 21——35). Zlni dieses Schelmen nnd losen Vettern am niclsten willen, sagt Luther, ist das Gesitht geschehen, zu Trost der Juden, welche er mit aller Plage plagen sollte; aber, so setzen wir hinzu, um damit zugleich etu Vorbild für die legte Zelt zu gewinnen. Siehe, es werden noch drei Könige snach dem jetzt regierenden Kores Kap. 10, I] in Persien stehen sCambyseth PseudmSmerdis und Dariiis Hvstaspist Esra I, 4 Anm.]; der vierte aber sxerxes L] wird größeren Reichthiim haben, denn alle andere svor ihm]; und wenn er iii seinem Reichthum ain mäch- tigsten ist, wird er alles wider das Königreich in Griechenland erregen seine ungeheure Kriegsmacht wider Griechenland zusammenbriiigem s. Blum. zu Esth. 1, 4 u. 2, 16]. 3. Dattiach [129 Jahre nach Xerxeil Tode] wird kvon 336—323 v. Chr] ein mächtiger [heldenmüthiger, kriegerischerJ König [in eben diesem Königreich Griechenlandj aufstehen fAlexander der Große, von MacedonienL und mit großer Macht heirschen, und, was er will, wird er ausrichten [1. Macc. I, 4 Anm.]. Es darf nicht befremden, daß der auf Xerres I. folgenden persischen Könige (Artaxerxes I., Xerres II., Sogdianus, Darius II., Artaxerxes II., Artaxerxes III., Arses, Darius Codomannus) hier weiter nicht gedacht wird; denn in der That war des Xerxes eitalter der Gipfelpunkt der persisihen Macht (Her0d. II., 27 sf.; Iustjix Il., 10) , zu leich aber auch der Anfan ihres nach ihm immer megr wachsenden Verfalles Eis zu seiner Regierung wurde , namentlich durch Darius Hyftaspis, an der inneren Bildung des Reichs earbeitet und die Vergrößerung desselben durch neue Ero ruiigen bewirkt. Unter Xerres erscheint dann das innere Staatsleben als ein oölli aus ebildetes; mitcseiiien in Griechenland erlittenen ieder a en, nach we eii er sich ganz deiii Harenisleben und· a en iiiir erd icheii Ankündigung der Herrschaft Aleranders des Großen von Macedoniein 713 « i b be innt der Verfall der schon Eelitsseliytsziksiifuåsieiille Fig« merklxich ·zu erkennen giebt» An unsrer Stelle wird aber zugleich auf den ursachlichen Zusammenhang zwischen dem, was in V. 2 uud·was in V. 3 esagt wird, hmåedeutetz denn von den Kriegen an die erxes mit den riechen führte, bis zurllebers wältigung des persischen Reichs, fand eine fortdauernde Feindschaft des Abends und Morgenlandes statt, die mit zu den Vorwändem den Feldzug gegen PekstM zU Ek- össnen, für Alexander diente» (Arr1a.n. des. arm· Alex» U, 14, 4). »Schon unter Darius Hystaspis hatte ein Zu- sammenstoß des persischen mit dem griechischen Reiche stattgefunden (492 v. Chr. unter» Mardonius und 490 bei Marathon), der nicht glücklich ftir Persien endete, und Darius war mitten· in seinen Rtiftungen 4936 storbem Da setzt nun sein Nachsolger Xerres, gleichsam im Vorgefilhl dessen, was Persien von Griechenland droht, und in der Absicht, den noch in den Windeln liegenden griechischen Riesen· zu vernichten« SUCH leise reichen Machtmittel gegen dieses »Reich m Bewegung. 4. Und wenn er auf’s Hochstesauf den Gipfel: Punkt seiner Macht] kommen ist, wird [er noch im jugendlichen Alter , ohne unmittelbare Leibeserben i. Mark. l, 8 Arm» sterben, und] sein Reich [wird] zerbrechen und sich in die vier Winde des Himmels zertheileiy nicht aus seine Nachkommen swird es sich vererben, von denen vielmehr einer nach dem - andern auf gewaltsame Weise umkommen wird I. Mark. l, 10 Anm.], auch swird es bei denen, die ihm folgen] nicht mit solcher Mach! sbestehEUL Zeittafel der tvich I. Eghptein Jahre vor Chr. G. l. Ptolemäus l. (Lagi· oder »Soter): 323—284« 2. Ptolemäus 11. (Philadelphus): . 284-—247. 3. Ptolemäus III. (Euergetes): . . 246—-221. 4. Ptolemäus 1V. tPhilopator oder Trhphon): . . . .» . . . . · 221-—-204« b. Ptolemäus V. (Epiphanes): . . 204—18l. S. Ptolemäus VI. (Philometor): 181—-146. (Von 171-—-165 regiert Ptolemäus VII. theils allein, theils in Gemeinschaft mit Philometoiz so daß er hernach das J. 146 als das 25fie seiner Regierung rechnen) 7. Ptolemäus VII. (Phhscon): . . . 146—-117. (Die folgenden Könige von Egypien kön- nen wir hier übergehen und fahren unten sogleich fort mii:) 12. Ptolemäus XII. (Auletes): II— öl- (Nach dem Tode des letzteren hatte seine Tochter, die be· rüchiigte Kleopatra, zuerst mit ihrem älteren Bruder Dio- nhsos, dann mit dem jüngeren, Puer oder der Knabe genannt, mit welchen beiden sie äußerlich vermählt war, die Herrschaft inne, stand aber in ehebrecherischem Umgange zuerst mit Cäsar, dann mit Antonius, bis sie dem Octavian gegenüber sich selbst das Leben nahm und nun Egypten im J. 30 v. Ehr· dem rduiischen Reiche einverleibt wurde.) wie seine gewesen ist; denn sein Reich sinsofern es ihm und seinem Geschlecht angehört] wird swie ein Baum aus dem Erdboden] ansgerotteh und Frem- den sdie nicht seine leiblichen Nachkommen sind] zu Theil werden. 5. Und der König gegen Mittag svon Palä- stina, dem Mittelpunkt des Reiches Gottes aus ge- rechnet, d. i. Ptolemäus I. von Egvptenh welcher ist seiner sAlekandens des Großen V. 3 f.] Fursten einer, wird machtig werden; aber gegen ihn wird einer sSeleueus Nikator, der Stifter des shrischen Reichs der Seleuciderq auch mächtig sein nnd herrschen, welches Herrschaft wird groß sein. Der Weissagun nach der, zu Jes M, 5 entwickelten Bestimmung dersel en kommt es nicht daraus an, hier eine vollständige Welt eschichte aus der Zeit nach Ale- xandeus Tode zu zei neu, sondern sie zieht ihren Kreis enger und dreht sich lediglich um diejenigen, aus— Alexan- der’s Hinterlassenschaft hervorgegangenen beiden Reiche, welche abwechselnd das Schicksal des zwischen ihnen ge- legenen heil. Landes bestimmen sollten, um Egypten und Speien. Für das Verständniß dieser und der sel- genden Verse nun müssen wir zuvörderst die Namen und die Reihenfolge der Könige in beiden Reichen uns vergegenwärtigem in der nachstehenden Tabelle sind die von der Weissagung erwähnten Könige durch gesperr- ten Druck ausge rechnet, die andern kommen dann beim l. Maccabäerbu näher in Betracht. tigften Könige von: II. Shriein · Jahre vor Chr. G. I. Seleucns I. (Nikator): . . . 312—281. Z. Antiochus I. (Soter): . . . 28l-—262. s. Antiochus Il. (Theos): . . . . 262——246. 4. Seleucus II. (Kallinicus): . . 246——227. 5. Seleucus I1I. (Keraunos) . . 227——224. 6. Antiochus IlI. (der Große): . 224——187. 7. Seleucus IV. sPhilo ator): . . 187-—176. 8. Antiochus W. (Epip anes): . . 176—-164. 9. Antiochus V. (Eupator): . . . . 164—162. 10. Demetrius I. (Soter): . . . . . I62—15i. 11. Alexander I. (Balas): . . . . . 151—146. 12. Demetrius It. (Nikanor): . . . . 146 tin diesem Jahr erhält er einen Gegen« kdnig zuerst an Antiochus VI. und dann an Tryphon, bis er in die Ge- fangenschaft der Parther geräth.) 13. Antiochus vLsEpiphanesDionysiusk 146-—143. 14. Tryphon (der Usurpator): . . . 143——-139. 15. Antiochus VII. (Sidetes): . . . I39—130. (Der im J. 141 v. Chr. gefangen genommene Demetrius II. kehrt 130 o. Chr. zurück und herrscht nach dem Tode des Antiochus VII» seines Bruders, noch einige Zeit, kommt aber 127 o. Chr. um’s Leben. Die übrigen Herrscher kommen hier. nicht weiter in Betracht. Der lehte syrische König war Antiochus XI1I., den Pompejus im J. 64 v. Ehr. vertrieb und das Land zu einer rdmischen Provinz iiiachte.) 714 Unser Vers nun enthält in wenigen, aber äußerst kharacteristischen Zügen das Verhältniß des Ptolemäus Lagi zum Seleukus Nikator. Der letztere, einer der Generäle Alexandens vom zweiten Nun· und unter ihm Befehlshaber der Eies-bauten, hatte bei des Königs Tode noch nicht Ansehn genug, um eine eigene Statt- halterschaft zu erhalten, sondern bekam erst nach des Perdikkas Tode im J. 321 von dem neuen Reichsvep weser die Satralpie Babylon; er konnte sich jedoch in derselben nicht ehaupten,« als Antigonus im J. 315 durch Besiegung des Eumenes das Uebergetvicht in Asien erlan te, und floh, um sich ihm nicht zu unter- werfen, na Egypten zu Ptolemäus. Drei Jahre spä- ter hatten dann die Verhältnisse sich so gestaltet, daß er im Vertrauen auf die Anhänglichkeit der Babylonier es wagen konnte, in seine Provinz zurückzukehren; nicht nur behauptete er stch seitdem, sondern vergrößerte auch seine Macht immer mehr, so daß man dies J. 312 v. Chr. als den Anfang des Reichs der Seleiiciden ansieht und mit ihm die Seleucidische Aera (Zeit- rechnung) beginnt (1. Mart. I, 11 Anm.). Auch er nahm. nach der Schlacht bei Jpsus (1. Mart. 1, 10 -Anm.) den Königstitel an und grüiidete während der 18 Jahre Ruhe, die darauf folgten , im Innern seines Reichs, das sich jetzt schon vom mittelländischen Meer bis an den Indus erstreckte, eine Menge neuer Städte; wenigstens 43 verdankeii ihm ihreii Ursprung, viele an- dere hat er verschönert und verbessert. Die beiden be- rühmtesteu von denen, die er neu angelegt, sind Seleus cia am Tigris und Antiochia am Orontes (s.Karte 1V), ijene nach ihm selbst, diese nach seinem Sohne benannt. Durch Seleucia sollte Babylon ersetzt werden , welches durch das häufige Austreten des Euphrat in Siimpfe versunken iind unbewohnbar geworden war (vgl. Jesg 13, 22 Anm.); in Kurzem zählte die Stadt mehr als 600,000 Einwohner, und Babylon verödete gänzlich. bis dann im 8. Jahrh. n. Chr. Seleucia von den Arabern zerstört und an seiner Stelle Bagdad am jenseitigen Ufer des Tigris erbaut—wurde. Auf ähnliche Art ent- stand Aiitiochiax denn als dem Seleukiis nach der Schlacht bei Jpsus Syrien zufiel mit der Hauptstadt Antigonia, verschmähte er es, letztere zu seiner Residenz zu machen, und verpflanzte ihre Einwohner in die von ihm an einer schöneren Stelle angelegte Stadt, wohin er denn auch seinen Sitz verlegte; obwohl dieser Sitz u weit von den nördlichen und östlichen Theilen feines Zkeichs entfernt- war und daher die Ueberwachung der- selben erschwerte Durch« den Krieg mit Lhfiinachus, der für diesen so unglücklichausfieh daß er in der Schlacht bei Knrupedion am Hellespont (282 v. Chr) Reich und Leben verlor, erhielt Seleucus zu seinen bisherigen Provinzen auch Macedonien und Thracien und einen Theil von Kleinasieti hinzu, und hatte jetzt deii größten Theil der Nachlassenschaft Alexanders in seinem Besitz. Damit hatte steh, nachdem etwa 2 Jahre zuvor Ptole- mäus Lagi im 83. Jahr seines Alters gestorben war, im vollen Sinne erfüllt, was an unsrer Stelle geschrie- ben steht (vg,l. Appiain sy1-. oupz 557 Atti-in. oap. Alex. VII» 22,—9)5 doch schon tm folgenden Jahre fand Seleucus selber seinen Tod durch die Mörderhand des Ptolemäus Keraunos (d.i. Blitz), des ältesten Sohnes des Ptolemäus, den dieser wegen seiner heftigen, wilden, ja bösartigen Geiniithsart von der Thronfolge ausge- schlosseti , uud der nun zuerst bei Lhsimachus in Thra- eint, dann bei Seleukus m Asien seine Zuflucht gesucht hatte. Er endete, als er eben nach der thracischen Re- sidenz Lhsimachia auf dem Cherfones sich begeben wollte, um die Angelegenheiten seines großen , wetten Reiches zu ordnen, und unterwe s einen alten Altar aus der Zeit des Argonautenzugs be einigte; sein Sohn Antiochus 1. » Daniel 11,6--11. aber, obwohl er durch seinen llglänzenden Sie über die in’s Land eingefallenen Ga ier (275 v. hr., vgl. I. Man. 8 , 16 Anm.) sich den Beinameu Soter, d. i. Retter, verschaffte , vermochte die vorderasiatischen Eroberungen des Vaters nicht zu behaupten und mußte auch Macedonien und Thracien preisgeben, selbst Cöle- syrien und die phönicischen Städte gingen an Egypten verloren. In der vorliegenden Weissa ung wird er mit Stillschweigen übergangem weil seine egiernng für das Volk Gottes von kfeiner besonderen Bedeutung war. s. Nach etlichen Jahren aber werden sie sder König gegen Mittag und der König gegen Mitter- nacht] sich mit einander sdurch VeFschwägerUUgJ be- freunden, und die Tochter des Königs gegen Mit- tag sdes Ptolemäus Il. von Egypten] wird lals Gemahlin] kommen zum Könige gegen Mitternacht szu Aiitiochus Il. von Syrien], Einigkeit zu machen sSchlichtung der bisherigen Streitigkeiten zuwege zu bringen] Aber sie wird nicht bleiben bei der Macht des Arms [weder den Zweck, für welchen die Vermählung geschlossen, erreichen, noch ihre Stellung als königliche Gemahlin behalten] , dazu ihr Same auch nicht stehen bleiben [obwohl sie alles aufbteten wird, ihren Sohn auf den shrischen Königsthron zu bringen, wird ihr das doch nicht gelingen, ja selbst ihr Gemahl — so nach dem Grundtext, in welchem die Worte lauten: noch wird er und sein Arm besteheii — wird sich nicht behaiiptenjz sondern sie wird übergeben [dem Verderben preisgegeben oder untergehen] sammt denen, die sie gebracht ssich ihrer als eines Mittels zur gegenseitigen Aussöhnung bedient] haben [d. i. Vater und Gatte], nnd mit dein Kinde und dem, der sie eine Weile lsolange er lebte] mächtig ge- macht sin ihrer Stellung aufrecht erhalten] hatte sihrem Vater Philadelphus]. Antiochus Il., der-seinen Beinaineii Theos (d. i. Gott) der kriechenden Schmeichelei der Milefier ver- dankte, welche er von einem Tyrannen befreit, hatte seine Halbschwester Laodice zum Weibe (solche unna- türliche Heirathen waren damals sehr gewöhnlich; ja, Seleukus Nicator hatte vormals seine Gemahlin Stra- tonike selber an seinen Sohn Antiochiis 1. abgetreten, weil dieser von solcher Leidenschaft gegen sie ergriffen wurde, daß er bis zum Tode erkrankte); er verstieß sie aber mit ihren Söhnen im J. 252 v. Chr» als Ptole- mäus Philadelphus (d. i. Liebhaber der Schwester -— seine eigene leibliche Schwester war nämlich nach der Verstoßung der Arsinoö seine zweite Frau) voii Eghptew den er unbesoniiener Weise angegriffen und der ihm in den nun folgenden Kriegen mehrere Provinzen seines Reichs entrissen hatte, dies zu einer Friedensbedingung machte und seine eigene Tochter Berenice ihm zur Gemahlin anbot. Letztere ward ihm mit einer Aus- steuer von unermeßlichen Schätzen und einem zahlreichen egyptischeii Gefolge zu eführt; als aber Ptolemäus (die- sen Namen führen e enso alle eghptischen Könige des macedonisch-griechi-chen Zeitalters gemeinschaftlich, wie die früheren egyptichen Herrscher insgesammt den Titel ,,Pharao« geführt hatten) nicht lange nachher (Ende des J. 247) starb, verstieß Antiochus wiederum die Berenice und rief die Laodice mit ihren Söhnen ziirück. Diese jedoch traute seinem Wankelmnthe nicht, schaffte ihn durch Gift bei Seite, gab ihn aber blos für krank aus, Von den Kämpfen der Ptolemäer und Seleucidetn IX« indem sie einstweilen einen gewissen ihm sehr ähnlichen Artemon seine Rolle spielen ließ, und erhub nun ihren ältesten Sohn Seleueus 1I. auf den Thron. Inzwi- schen war Berenice mit ihrem Söhnlein nach Daphne bei Antiochia (2. Sam. 8, 6 Anm.) entslohen; dort ließ Seleucus von seinen Truppen sie förmlich belagern und, bevor ihr zur Hilfe heraneilender Bruder Ptole- mäus III. her eitommen konnte, mit Kind und Gefolge umbringen. Daraus entspann ftch ein neuer , langwie- riger Krieg zwischen beiden Reichen, auf den die folgen- den Verse hinweisen. 7. Es wird aber der Zweige einer von ihrem Stamm [der aus demselben Stamm mit ihr ent- sprossene, ebenfalls dem Hause der Ptolemäer ange- hörige Energetes, ihr Bruder] aufkommen [sich cr- hcben, ihren Tod zu rächen] , der wird kommen mit Heereslrafh nnd dem Könige gegen Mitter- nacht sSeleucus II. mit dem Beinamen Kallinikum d. i. der ruhmvoll Siegendc] in feine Feste sin sein Land] fallen, nnd wird’s ausrichten swas er ihm vorgenommen] nnd siegen. 8. Auch wird er ihre [der eroberten Länder des syrischen KöUigreichBJ Götter nnd Bilder sgmmt den töstltchen Kleinodem beide silbernen und goldenen, wcgsuhren in ERptenz und etliche Jahre vor dem Komge gegen nternaeht wohl stehen bleiben sin seiner Uebermacht sich behaupten — nach anderer Erklärung: nnd etliche Jahre von dem Könige gegen Mitternacht abstehen, ihn nicht mehr bekriegen] 9. Und wenn er durch desselbigen Königreich sShrienj gezogen ist, wird er sdnrch die Nachricht von einem Volksaufstand daheim zur Rückkehr genöthigt] wiederum in sein Land [Egypten] ziehenI «) Nach anderer Uebersetzung: Und er [der König gegen Ntitternachtj wird wohl n das Reich des Könige gegen Mittag kommen, aber sunverrichteter Sache] in sein and znrucltehren Massen. . Jn einem einzigen Feldzuge des J. 245 V. Ehr. eroberte Ptolemäus lll., nachdem er Antiochia einge- nommen und die Laodice getödtet hatte, fast alle syri- schen Länder; und noch 20 Jahre lang blieb eine egyp- tische Besatzung in der, durch Natur und Kunst so festen Seestadt Seleueia unterhalb des Meerbusens von Jfsus zurück. Als er dann in Folge des oben erwähnten Aufstandes nach Egypten zurücktehrte , brachte er , wie gieronymus zu unsrer Stelle berichtet, 40,000 Talente ilber und viele kostbare Gefäße und Götterbilder in einem Werthe von 2500 Talenten mit heim, unter letzteren auch die , welche Cambyses einst nach der Er- oberung Egyptens nach Persien entführt hatte; zum Dank da ür gaben ihm die Egypter den Veinamen Euerget s, d. i. Wohlthäten Später schien das Glück dem Seleucus Kallinikus wieder günstiger zu werden; er unternahm daher einen Feldzug gegen Pto- lemäus, erlitt jedoch abermals eine Niederlage, floh mit wenigen Begleitern nach Antiochia zurllck und hatte noch eine lange Reihe von Drangsalen in seinem eigenen Lande auszustehem indem er sogar in parthische Gefan- genschaft gerieth. Einige Geschichtschreiber lassen ihn in ieser auch sterben; nach andern fand er seinen Tod dnrch einen Sturz vom Pferde, als er aus Syrien herbeieilte, um Kleinafren ge en den Einfall des Königs Attalus von Pergamus zu s titzen. 10. Aber seine Sohne szuerst Seleucus lll., dann dessen jüngere« in der Regierung ihm fol- gende Bruder Antiochus III.] werden zutnen stich- ttgerr vKrteg rüsten], und große Heere zusam- menbrmgenz und der eme sAntiochus lll., mit dem Bernamen der Große] wird kommen, Und tote eine Fluth daher fahren [ohne jedoch schon bei die- sem ersten Anlauf etwas auszurichtenL und jenen wiederum vor seinen Festen reizen [genauer: und wird wieder kommen, und jenen, den König von Egypten, Ptolemäus IV» befehd en bis vor seine Feste] Ein Schwächling an Körper und Geist, so daß der Beiname Karaunus (der Blitz) eben so schlecht für ihn gewählt war, wie der Beiname Kallinikus V. 7) für seinen Vater, mußte Seleucus lll. gleich eim Beginn seiner Herrschaft Kleinasien dem Attalus überlassen; als er aber, unterstützt durch den ihm zur Seite stehenden thatkräftigen Achäus, einen Brudersohn seiner Mutter, 3 Jahr nachher zur Wiedergewinnun jenes Landes in’s Feld zo , wurde er vou 2 Befeglshabern seines Heeres in Pgrygien vergistet. Achäus, die vom Heere ihm angetragene Königswiirde ausschlagend , führte im Namen des funfzehnjtihrigen Bruders des Ermordeten, des in Shrien zum König ausgerufenen Antio chu s lll., den Krieg gegen Attalus schnell und glücklich zu Ende, so daß Kleinasren nun wieder zum Reich der Seleuciden gxhörtu jetzt aber drängte der herrsch- und ränkesüchtige athgeber des jungen Königs, Hermeias, diesen zu einem Kriege mit Egyptety um auch Cölesyriem Phöni- cien und Palästina wieder zu gewinnen. Wirklich er· oberte er auch Seleucia am Orontes, gewann mit Hilfe eines Verräther-s Tyrus und Ptolemais und hatte es eben noch mit einer andern Stadt an der phönicischen Küste zu thun, als Ptolemäus Philopatoy ein wollüstiger und grausamer Fürst, mit vollem Recht ,,Tryphon« (der Schwelger) genannt und durchaus passiv ge en die An« grisse des Antiochus sich verhalteud, diesem rieden an· bot, welcher denn auch in der sicheren Erwartung, daß das noch übrige Land auf dem Wege der Unterhand- lungen ihm von selbst zufallen werde und von einem Manne, wie Philopatoy nichts Verderbliches zu befiirch- ten sei, mit Zurücklassuug von Besatzungen in den er· oberten Städten sein Heer in die Winterquartiere nach Seleucia führte. Indem nun aber bei den weiteren Unter- handlungen kein Resultat sich ergab, so rüstete Antiochus aufs Neue und kam bis zu der egyptischen Grenzfestung Raphia (zwcschen Gaza und Rhmoeolura). 11. Da wird der König gegen Mittag [Pto- lemäus Philopator] ergrimmen saus seiner Schlafs- heit zu kräftigem Widerstand sich ermannen] und mit dem Könige gegen Mitternacht sAntiochus dem Großen] streiten, nnd wird solchen großen Hausen [von Fnßvolh Reiterei und Elephanten] zusammen- bringen, das; ihm jener Haufe [der an sich noch größere Haufe des syrischen StreitheereSJ wird in seine Hand gegeben snach anderer Uebersetzung: und wird einen großen Haufen zusam- menbringen, und der Haufe wird in seine Hand gegeben, d. i. der Oberbefehl von ihm« selbst übernommen weiden]- 716 Daniel II, 12—20. IS. Und wird denselbigen Haufen wegführen sviele aus dem syrischen Heere gefangen nehmen]; deß wird sich sein Herz [übermüthig] erheben, daß er soviel tausend darnieder gelegt hat«; aber damit wird er fein [des Antiochus] nicht machtig werden snach anderer Uebersetzung lautet der Vers: Und der Haufe des Königs gegen Mittag wird sich erheben, um ziim Streite auszuziehen, und er, der fonst ganz unkriegerische König, wird Muth beweisen; und er wirft Mhriaden oder viele Tausende nieder, und bewährt doch keine Kraft] · » · « 13. Denn der· Konig gegen Mitternacht wird wiederum einen groseren Haufen zufammenbringem denn der vorige war; und nach etlichen [d. i. 13 .—14] Jahren wird er daher ziehen mit großer Heereskraft und mit großem Gut. Nachdem Pt. Philopator bis zur egrzptischen Grenze alles Land verloren, aber auch seine Nttstungen vollendet hatte, brach er mit 70,000 Mann Fußvolh 5000 Reiter-n nnd 73 Elephanten von Alexandrien auf, dem Antiochus entge· en (217 v. Chr.). Er hatte über dieses Heer selbst den Zberbefehl übernommen, schlug mit demselben das fast eben so starke Heer der Syrer bei dem vorhinåw nannten Ort Raphia und machte mehr als 4000 e- fangenez doch. versäumte er, der die Tage in Fressen und Sausen, die Nächte in Kammern und Unzucht hin- zubringen gewohnt war, von feinem Siege den rechten Vortheil u ziehen, und fchloß mit Antiochus Frieden. Dieser führte darauf in den folgenden 13 ahren bis zu Philopator’s Tode gllickliche Kriege im Sü en, Osten und Norden seines Reiihs, unternahm sogar einen Zug nach Indien, der ihm außer dem Beinamen des »Großen« auch eine Heerde Elephanten verschaffte, und hatte nun die Seleucidenmacht wieder zu so hohem Ansehen ge- bracht , daß, als im J. 204 v. Chr. der erst 5 Jahr alte Ptolemäus Epiphanes auf den Thron Eghptems gelangte , der König Philipp II. von Macedonien sich ern mit ihm zu einer Theilung des egyptischen Länder- lgresttzes verband. « 14. Und zur felbigen Zeit werden sich viele wider den König gegen Mittag sehen; auch werden sich etliche Abtrunuige [welche die Schranken des Rechts gewaltsam durchbrechen] aus deinem [des Daniel] Volke sim Lande Juba, das bisher den egyptifchen Königen unterworfen gewesen, wider ihren rechtmäßigen OberherreUJ erheben, und die Weissagung [von den Trübfalem die unter syrischer Herrschaft über das Volk Gottes kommen werden Kuh. 8, 9 ff» wenngleich ohne es zu wissen und ZU wvlletl Apvstgs 13- 271 etfullen [indem sie selbst zur Herbeiführung dieser Herrschaft behilflich sind·], und werden fallen ssich selbst und das Land in unsägliches Verderben stürzen]. Die Vormundschaft für den noch unmündigen Ptole- mäus Epiphanes führte Agathokles, der aber in so lie- derlicher und tibermüthiger Weise wirthschaftete, daß die Uuterthanenländer sich empörten und in Egypten selbst Parteizwistigzktediten ausmachen; so ward es dem Antio- ehus lei t, «l«esyrien, Phönicien und Paläsiina für sich in Besch ag lzu nehmen. Die Stimmführer unter den Juden, we ihe letztere unter Philopatons Herrschaft Schweres hatten erleiden müssen ff. Anm. zu I. Mitte. l, 1l), schlugen sich dabei auf des Antiochus Seite, ver· sahen seine Armee mit Lebensmitteln und halfen die egyptifche Befatzung aus der Burg Jerusalems vertreiben. Menschlicher Nieinung erscheint dies Verhalten eben so klug als gerechtfertigt, und von Jofephus an bis auf diese unsre Zeit liest man in gewöhnlichen Geschicht-s- werke1i nur beipflichtende Urtheile; aber Gott der HErr hat in der hier dem Propheten ertheilten Weisfagun einen andern Maßstab der Beurtheilung an die Han gegeben und so beizeiten dafür gesorgt, daß die Gläubiger! in seinem Volk, wenn die Weissa ng nun würde verstummt und kein Vrophet mehr da sein, die rechte, über jede blos menschliche und somit dem Jrrthum ausgese te Anschauung erhabene Meinung haben könnten und ich nicht durch das Irrlicht der Vernunft müßten auf falsche Wege verlocken lassen. »Die Prophetie eht hier (in diesem ganzen Kapitel) so speziell in’s istorische ein, weil es darauf ankam, das jttdische Volk in den Stand zu setzen, bei Eintritt der geweisfagten unerhörtes: An« fechtung Schritt für Schritt verfolgen zu können, wie es nach Gottes Rath geschehe, das; sie gerade unter die- sen Umständen und in diesen geschichtlichen Zusammen- hängen eintretr. (Delitzsch.) 15. Also wird der Konig gegen Mitternacht sAntiochus IIl.] daher ziehen, und Schutte machen seinen Velagerungswall um die Stadt, welche er einzunehmen gedenkt, aufzuwerfen], und feste Städte gewinnen; nnd die Mittags-Arme sdie Hilfskräftqs welche das Reich gegen Mittag den belagerteu Städten zusendet] werdens nicht können wehren sdaß diese Städte dennoch dem Belagerer zur Beute werden], und fein [des Mittags, d. i. Egypten’s] bestes Volk werden nicht können wider- stehen [werden zu kraftlos fein zu einem wirksamen Widerstande] ; 16. Sondern er [der König gegen Mitter- nacht] wird, tvenn er an ihn [den Mittag —- mit Absicht ist hier und im vorigen Verse der König in den Hinter: und das Land selbst in den Vor- dergrund gestellt, weil eben der egvptische König damals ganz unselbstständig und noch ein unmün- diger Knabe Von etwa 11 Jahren war] kommt [in die, zu diesem Reiche gehörigen Städte Phö- niciens und Philistäcks einfällt] , feinen Willen schaffen [ganz nach feinen: Willen schalten und walten] ; nnd niemand wird ihm widerstehen mbgen sRuth 4, 6 Auen] Er wird auch in das werthe Land sspalästinax Kaki. 8, 9] kommen, nnd wird’s voll- enden durch feine Hand [was er ihm vorgenommen, d. i. das werthe Land , auf welches schon lange das Absehen der Könige gegen Mitternacht gerichtet war, in seine Gewalt bekommen] » 17. Und wird fein Angesicht richten [mit ganzem Ernst darauf bedacht fein], daß er tuit Macht feines ganzen Kbnigreichs [wider den König gegen Mittag] komme sauch seines übrigen Reichs sich zu bemächtigen] Aber er wird [statt mit Gewalt das Vorhaben weiter zu verfolgen, aus politifcher Rücksicht lieber List gebrauchen und] sich mit« ihn: vertragen seinen Friedens- und Freund- Den Eroberungslriegen des Seleuciden Antiochus III. wird durch die Römer ein Ziel gesetzt. 717 schaftsbund mit ihm fchließen], und wird ihm seine Tochter zum Weibe geben [genauer: und wird ihm die Tochter der Weiber, die Prinzessin Kleopatra, zur Braut geben], daß er ihn ver- derbe smit Hilfe derselben sein Land bei guter Ge- legenheit an sich reiße]; aber es wird ihm nicht gerathen , und nichts draus werden saus diesen heimlichem auf die Zukunft berechneten Plänen]. Nach jener Wegnahme Cölesyriens, Phöniciens und Palästinas im J. 203 v. Chr. konnte Antiochus seine Pläne gegen Eghpten zunächst nicht weiter verfolgen, weil er in Kriegmit Attalus sich verwickelt sah; unter- deß unterwarf der egyptifche Feldherr Skopas während des Winters von 199 auf 198 v. Chr. jene Länder wieder , bis Antiochus im darauf folgenden Sommer aus Kleinasien zurückkehrte, den Skopas an den Quel- len des Jordan in Cölesyrien auf’s a1ipt schlug nnd ihn mit den noch übrig gebliebenen 1 ,000 Mann in die Feste von Sidon zurückdrängte Zwar wurde demselben von Eghpten aus Hilfe gesendet, die ihn entsetzen sollte; allein diese richtete nichts aus, und Skopas sah durch Hunger stch genöthigt, gegen freien Abzug mit den Seinigen dem Antiochus die Stadt zu übergeben. Letzterer drang hieraus unaufhaltsam vor und nahm alle festen Plätze bis Gaza herab wieder ein. Was nun aber ihn bewog, an Eghptens Grenze , von wo aus er schon hinüberdrohte , plötzlich Halt zu machen , statt in das Land auch wirklich einzurückem und mit Ptolemäus Epiphanes einen Vertrag zu schließen, war die Rücksicht auf die glücklichen Fortschritte, welche die Römer gerade um jene Zeit gegen seinen Bundesgenossen Philipp von Macedonien in dem ersten macedonischen Kriege (1. Matt. 8, 16 Anm.) machten; er mußte befürchten, daß nach dessen Beiegung die Römer , welche schon länger die Vormundschaft über den jungen König Ptolemäus Epi- hanes itoernommen und die Entwickelung der egypti- iihen Angelegenheiten ins Auge gefaßt hatten, gegen ihn sich wenden würden, und suchte ihrer Einmischung durch Anknüpfung verwandtschaftlicher Verhältnisse mit dem eghptischen Königshause zuvorzukommem Er sendete also eine Botschaft nach Egypten mit dem Antrage einer Verlobung seiner Tochter Kleopatra (entweder wegen ihrer noch großen Jugend, oder we en ihrer besonderen Schönheit wird sie an unsrer Ste e eine ,,Tochter der Weiber« genannt) mit dem noch jungen König: als Mitgift so e dieselbe, sobald die Ehe vollzogen werden könne, ihrem Gemahl das streitige Cölesyriem Sama- irien und Judäa zubringen. Der Antrag wurde bereit- willig angenommen. Welche weiteren Pläne für die Zukunft nun Antiochus auf diese Verfchwägerung grün- dete, läßt sich genau nicht angeben, da es jedenfalls zu viel vermuthet ist, wenn man annimmt, Kleopatra hätte entweder durch Gift ihren Gemahl auf die Seite bringen oder durch Erregung eines Aiifruhrs ihn vom Throne stoßen sollen, um das Reich ihrem Vater zu überliesern; wie wenig jedoch seine Pläne sich verwirklichten , zeigt die weitere Geschichte. 18. Darnach wird er sich kehren wider die Inseln sKüstenstädte und JnselstaateUJ , und der- selben viele gewinnen. Aber ein Futst [der römische Feldherr Scipio mit dem Beinamen As iatikus] wird ihn« lehren anshoren mit Schmcihen, daß er ihn nicht mehr sihuiahe sgenauerx und überdem die Schmuck) ihm zurückgebens Ist. Also wird er sich wiederum lehren zu den Festen seines Landes, nnd wird sich stoßen nnd fallen, daß man ·ihn nirgend finden wird. Antiochus hatte dem macedonifchen König zu Hilfe eilen wollen, als er vor der Grenze Egyptens plötzlich Halt machte (s. zu V. 17 ; nun erfuhr er zwar, daß dieser bei Kynoskåkhalä (im J. 197) gänzlich geschlagen sei und mit den ömern Friede gemacht habe, indessen ließ er sich dadurch nicht abhalten, nach dem kleinasias » tischen Nordwesten vorzurticken , auf welchem Wege er die von Egypten abhängigen Kitstenstädte in Karten und Cilicien eroberte, und sich in Thracien festzusetzen , auf welches er« von feinem Urgroßvater Seleucus her ein Recht zu haben behauptete. Die Römer ließen ihm durch eine Gesandtschaft, die ihn in Lysimachia antraf, ihr Mißfallen über seine Unternehmungen zu erkennen geben und zum Abstehen davon auffordernz darauf er· wiederte er, Asien gehe die Römer nichts an, sie hätten ihm gar nichts zu Befehlen. Der Bruch mit Rom war vollends entschieden, als nicht lange nachher (im J. III) der aus Carthcigo vertriebene Hannibal Zuflucht bei ihm suchte; auf dessen Zureden befchloß er den Krieg gegen die Römer selber, ohne jedoch auch dem Rathe zu folgen, sie in ihrem eigenen Lande anzugreifen , vielmehr ent- schied er sich nach län erem Schwanken für eine Eröff- nung des Krie es in riechenland. Dahin brach er denn im J. 192 v. hr., nachdem im Winter zuvor die Ver- heirathung seiner Tochter Kleopatra mit« Ptolemäus Epiphanes erfolgt war, ohne daß diefer jedoch das ver- sprochene Cölesyrien re. als Mitgift empfangen hätte, mit einem Heere vom thracischen Chersoiies aus auf und setzte sich in Chalcis auf der Insel Euböa fest, die An· kunft seiner Flotte dort abzuwarten und den Winter: über in Schwelgerei hinzubringem unterdeß hatten -die Römer Zeit gewonnen, sich zu rüsten, welche auch im folgenden Jahre ihn aus Europa herauswarfen und den Krieg nach Asien hinüberspieltem Im J. 189 kam es dann zur Schlacht bei Magnesia in Lydien , nach deren für Antiochus so unglttcklichem Ausgange (von seinem 70,000 Mann Fußvolh 12,000 Vettern, 56 Elephanten und viele Sichelwagen zählenden Heer blieben 50,000 Mann todt auf dem Schlachtfelde) ihm der römische Sieger, Lucius Cornelius Scipio , die Friedensbedins gungen zu Sardes vorlegte. Darnach mußte Antiochus alle asiatischen Länder diesseit des Taurus abtreten, 15,000 euböische Talente (22I,-, Millionen lr.) an Rom und noch andere Contributionen inner alb der nächsten 12 Jahre zahlen, außerdem sollte er keine Kriegsschiffe und keine Kriegselephanten mehr halten. So schnell und schmählich ing nicht leicht eine Groß« macht zu Grunde, als das eleucidenreich unter diesem Antiochus dem Großen. Er selbst wurde einige Zeit darauf (im J. 187 v. Chr.) bei der Plünderun des Belus- tempels in Elymais (südlich vom caspifchen Meere), mit dessen Schätzen er seine leeren Kassen zu füllen ge« dachte» von den Einwohnern mit seinem ganzen Gefo ge erschlagenz unter den 20 Geiseln aber , welche er den Römern als Unterpfiinder seines Gehorsam-s hatte stellen tlnitssekg befand sich auch sein Sohn Antiochus (1.Macc. , . 20. Und an seine Statt wird einer sseiu ältester Sohn Seleucus IV. mit dem Beinamen Philopatod aufkommen , der wird in lomgltchet Ehren sitzen, wie ein Scherge [ver die Leute schindet, ihnen als Selbstexecutor das Jhrige auspfändet und wegnimmt]; aber nach wenig Tagen [nachdem er auch die Zierde seines Reichs, die heilige Stadt mit ihrem Tempel , durch seinen Kammer« 718 Heliodorus hat brandfchaßen wollen 2. Ware. s] tvitd et brechen fzerbrochen werden , plotzlichmms Leben kommen], doch weder durch Zorn [wie sein Vater in einem Volksaufstande umkam], noch durch Streit ffondern durch die Hinterlist desselben Helio- dorus, dessen er als Werkzeugdes beabsichiigten Frevels gegen Jerusalem sich bedient hatte]. Die dem Antiochus auferlegte »Kiiegssteuer (s. zu V. 19) war noch lange nicht vollstandig bezahlt; fein Nachfolger Seleucus III. also, iim daneben doch mit kiiiii lichem Glanze regieren zu konnen,v hatte es in den l1 ahren feiner, aus Schwache friedlichen und thaten- lofen Regierung sabsque ullis proeliis ingloriutz nennt ihn Hieronymus zu unsrer Stelle)» fast ausfchließlich mit Gelderpresfungen zu thun (vgl. die zu I. Mart. l, 1»1 mitgetheilte Geschichte aus Z. Mart. O. Um nun «sei- nem noch jungen Sohne Demetrius eine romifche Erziehung geben zu lassen, schickte er denselbenum das J. 176 v. hr. nach Rom und bat sich statt seiner vom Senat seinen Bruder Antiochus aus, welcher noch immer als Geisel stch dort befand (l. Mark. I, l1); noch aber war dieser nicht in die Heimath zuruckgekehry als Helio- dorus die Abwesenheit des Thronerben benutzte, um Seleucus zu vergiften und selber des Thrones sich zu bemächtigen. 21. An deß Statt wird aufkommen ein Un- geachteter [der das gerade Gegeiitheil von dem ist, was fein Beiiiame sagt, nämlich Antiochud Epi- phanes, der Edle, auch von weltlichen Schriftstellern statt dessen Epimanes, d: i. der Tollez genannt], welchem die Ehre des Konigreichs nicht ·bedacht tvar [infofern nicht eigentlich Er, sondern sein Bru- derfohn Demetrius das nachfte Anrecht auf den Thron haite], der wird kommen, nnd wird ihm gelingen [beide Satze sind zu Einem zu verbinden: der wird kommen unversehens, wenn nie- mand sich desfenspvermuthet Kap. 8,·2b], und das Königreich mit fußen Worten [auf listige und ver- fchlagene Weise] einnehmen. Antiochus IV» des Seleucns Bruder, war eben auf seiner Heimreise» von Rom (f. zu V. 20) in Athen angekommen, als die Nachricht · von dem Tode feines Bruders und von·der Thronbefteigung des Heliodorus dort eintraf; er eilte sofort nach Pergamus und bewog den Attaliis (die’fen ·Namen tragen ·alle zKonige von Pergamus A· gleichwie die der Philister in der Bibel Abimelech heißen 1.Mos. 26, I Anm.),v den Heliodorus (inan achte darauf, wie in unserm Verse die Art, wie Antio- chus zur Reierung gelangte , fo genau bezeichnet ist, daß es den uden , welchen diese Weiffagung bekannt war, schon beim Regierungsantritt des Antiochus nicht zweifelhaft sein konnte , daß von ihm das geweissagte Unheil über sie kommen werde) aus der angemaßten Herrfchaft zu vertreiben und dafür ihn selber auf den fyrifchen Thron zu erheben. Die Shrer wußte er dann durch seine glatte Zunge ftlr sich zu gewinnen, den Bei- riamen Epiphanes aber, den er sich beilegte , hat er so sehr in fein Gegentheil verkehrt, »daß er z. B. oft trun- ken nnd mit »Rosen bekranzt allein auf den Gassen her·- umlief und die, welche ihm nachfolgten, entweder mit Steinen oder mit Goldstücken warf; und als das Fest des Siege-s der Rbmer über den Perseus gefeiert wurde, erhob er sich von der Tafel, warf feine Kleider ab und tanzte nackend vor«der anwesenden Gesellschaft, so daß alle vor dem widrigen Anblick davon gingen. Fleißig Daniel II, 21—27. besuchte er die städtischen Bäder und überließ sich dort kindischen Späßeiy er zechte in Garkllchen mit jedem Hergelaufenen , und wenn er vernahm , daß irgendwo junge Männer zu einem Gelage beisammen waren, trat er unangekündigt mit Sang und Klang unter sie ein, uni mitzufpeifem Es ist überhaupt eine durchaus fratzens hafte Popularitäh deren er sich befleißigte , verbunden mit einer Schamlosigkeit ohnegleichem Daneben besaß er aber unleugbar auch große Fähigkeiten, einen krie e- rifcheii Muth und eine außerordentliche Kunftlie e. Wegen feines Fanatismus für den heidnischen Cultns hat ihn später der römifihe Kaiser Julianus Apostata, d. i. der Abtrünnige (reg. von 361—363 n. Chr) so hoch verehrt, daß er sich ihn geradezu zum Muster nahm. Die Weltereigniffe, bemerkt Auberlen in Bezie- hung auf diesen König , werden von Gott und feinem Wort mit einein andern Maßstab gemessen, als von unsrer profanen Gefchichtsbetrachtungx was hier groß erscheint, ist dort klein , und umgekehrt, worüber die Weltgefchichte hinivegsieht, was in den natürlichen Laus der Dinge von selbst sich einzuordnen scheint, das ist entscheidend. Diese Beobachtung drängt sich uns nament- lich in Beziehung auf Antiochus Epiphanes auf: er war ein shrifcher König mitten unter den übrigen, er macht weltgeschichtlich nicht eben Epoche. Auch in der israelis tifchen Geschichte ist es ähnlich: die kümmerliche Zeit der 62 Wochen (Kap.9,25) ging nach wie vor ihren Gang, die Bedrängung durch Antiochus fchloß sich natürlich an die mancherlei Leiden und Bedrückungen an, welche den Juden aus den immerwährenden Kämpfen der Ptolemäer und Seleuciden bis dahin schon erwachsen waren. Und doch stand in jenem kurzen Zeitabfchiiiit die»Exiftenz des Reiches Gottes in der Welt auf dem Spiele, wie nie zuvor; doch wird derselbe aus diesem Grunde von der Weisfa ung so stark hervorgehobeii und so genau zum Voraus efchrieben, wie kaum ir end eine andere eit. Wir sehen, es können sich große reignisse im Rei eGottes ganz auf dem gewöhnlichem gemeinen Gefchichtswege anbahnen und zutragen. Auch in dieser Beziehung ist Antiochus ein Vorbild des Antichrifi. Der letztere ist ja ebenfalls ursprünglich ein kleines Horn, das nur so allmälig emporwächsh bis es größer wird als feine Genossen (Kap. 7, 8. 20; 8, 9). Ganz ent- sprechend schildert das neue Testament die der Zukunft Christi vorangehende Zeit (Luk. 17 26, ff.; l. Theff. B, Z; Offenb. l6, 9. 11). Man ißt, man trinkt, man freit, man kauft und verkauft, man baut und pflanzt auch noch; die Weltentwickelung geht ihren geregelten Gang, Wohlstand , Gewerbe, Handel, Bildung sind in der schönsten Blüthe, ja man nimmt noch eine fchönere Zukunkt in. Aussicht; man spricht: Es ist Friede, es hat keine Gefahr. Und wenn auch die auf- fallendsten göttlichen Gerichte kommen, die Augen sind gehalten, daß man sie nicht als Gerichte oder doch nicht »als Vorzeichen anerkennt und nicht Buße thut. Da wird sie das Verderben fchnell ilberfallen, gleichwie der Schmerz ein schwanger Weib , und werden nicht entfliehen. «) Von Pergamus, wo eine große und im Alterthum nachst der von Aleicandtien sehr berühmt gewordene Bibliothek sich befand, hat das Pergament feinen Namen, indem man dort als Erfatz für den egyptifchen Papyrus zum Schreibges brauch Ziegen- und Efelshaute zubereitetr. 22. Und die Arme, die wie eine Fliith daher- fahren [die egyptifchen Kriegsschaarem die alles Land zu überschwemmen drohen], werdet( vor ihm [der mit seinen Schaaren ihnen rasch zuvorzukonv men weißL wie mit einer Fliith«, überfallen— mid Antiochus Epiphanes, ein Vorbild des Antichrist zerbrochen [vernichtet] werden; dazu aiich der Fürst, mit dem der Bund gemacht war sKonig Ptole- mäus VI. oder Philometor von Egypteiy der durch seine Mutter Kleopatra in so nahem verwandt- schaftfchaftlichen Verhältnisse zu ihm stand, wird ganz und gar in seine Abhängigkeit gerathens 23. Denn nachdem er mit ihm befrenndct ist [ihm die besten Zusagen seines Wohlwollens und seiner Freundschaft gegeben hat], wird er listiglich gegen ihn handeln, und wird koon Pelusium, dessen er durch eine, eines Königs unwürdige Kriegslist sich bemächtigt hat] herauf ziehen lnach dem eigentlichen Egypten], und mit geringem Voll fiveil er eben in schlauer Weise dabei» verfährt und sich zu einem Freunde verstellt] ihn uberwciltigem 24. »Und wird ihm klingen, daß er in die besten Stadte des Landes ommen wird; und wird’s fdas Werk der Unterwerfung EgyPteUsJ also [durch gerade entgegengesetztes Thau, indem er selbst liber- all Geschenke und Beute in freigebiger Weise aus- theilt] ansrtchtem das seine Vater, noch seine Vor- elierii [die beständig mit Geldnoth zu kämpfen hatten] nicht thun konnten mit Raum, Plaudern und» Ausbentenz und wird nach den allerfestesten Stadien snach der Einnahme selbst der Stadt Alexandria] trachten, nnd das eine Zeitlang [ohne sie wirklich nehmen zu können, vielmehr wird er für jetzt wieder abziehen müssen]. Jin J.·195 V. Chr. hatte Ptolemäus V. (Epi- phanes , s. Anm. zu V. 17) die Herrschaft selbstständig übernommen und behauptete sich in derselben dadurch, daß er mit den Römern in gutes Vernehmen sich stellte nnd sorgfältig stch hütete, seinen Schwiegervater Antio- chus Ill. ge en sie (V. 19 Anm.) zu unterstützen. Aber sihon im 2 . Lebensjahr (181 v. Chr.) stürzten seine Ausschweifungen ihn in ein friihzeitiges Grab. Er hinterließ bei feinen: Tode zwei Söhne, von denen der ältere hernaih unter dem Namen Ptolemäus VI. , mit dem Beinamen Philometor (Liebhaber der Mutter), der jüngere unter dem Namen Ptolemäus Vll., mit dem Beinamen Phhscon (d. i. Schmeerbauch , wegen seiner ungeheuren Dicke so genannt) , regierte; für jetzt führte aber die Kleopatra, die Mutter der beiden, Tochter Antiochus des Gr., die Regentschafn Obgleich sie nie- mais die einst bei ihrer Verheirathun mit Ptolemäus Epiphanes ihr versprochenen Länder ölesyrten , Phöni- cien und Palästina erhalten hatte, machte sie doch kluger Weise ihre Ansprüche darauf auch während der 8 Jahre ihrer vorniundschaftlichen Regierung nicht geltend; als sie jedoch um das J. 173 v. Chr. starb und die beiden Egypter Eläus und Lanäus die Vormundschaft für den nunmehrigen König Ptolemäus VI. tibernahmem forderten diese bald darauf jene Länder ein. Antiochus Epiphanes (s. I. Matt. I, 16 Anm.) schlug die Forde- rung ab , indem er das einstmalige Versprechen seines Vaters nicht einmal anerkannte, und hob, da die Egypter wider ihn rtisteten, selber den Krieg an; er schlug anch den Feind westlich von dem Kasischen Berge im J.171 v. Chr» that jedoch, um den Eghptern als milde zu er- scheinen und ire Herzen für sich zu gewinnen, der Mehelei seiner eute bald Einhalt, indem ersttberall auf dein Schlachtfelde herumritt und i nen Schonung an- befahlk Eine unwiirdige KriegslisH olyixxxvl ,17) 719 und, wie es scheint, auch Einverständnis mit den Tghps tern öffnete ihm hierauf Pelusiuny und bald war er in Besitz fast des ganzen Landes. Jetzt knüpfte Pt. Philo- meior durch Gefandte Unterhandlungen mit ihm an, und begab sich zuletzt selber zii ihm nach Mecnphisx Antiochus behandelte den jungen König sehr freundlich, versicherte ihn seines Wohlwollens, und ließ ihm auch zum Scheine die Herrschafh wohl wissend, daß er selber nun doch der eigentliche Herrscher sei, während eine vollständige Annectirung des Landes nothwendig, die Römer gegen ihn heranziehen würde. Gegen die Ein-i wohner bewies er sich in verschwenderischer Weise frei- gebiog wie das auch sonst seine Art war (1.Mace. Z, 30),, in aukratis z. B. schenkte er jedem Griechen ein Gold- stiiik; doch gelang es ihm nicht, Alexandriem wohin er von letztgeiiannter Stadt aus den Nil hinunter fuhr, in seine Gewalt zu bekommen, vielmehr segelte er von da nach Cilicien hinüber, um einen Ausstand der Bewohner von Tarsus und Mallus zu dämpfen, und begab sich dann gen Tarsus, wo seine Schiffswerfte war, umden Zeldzug des folgenden Jahres vorzubereiten. n·die·se eit fällt das in Z. Mart. 4, 27 ff. berichtete reigmß (s. Anm. zu I. Mart. I, 16). " 25. Und er wird [im nächsten Frühjahr] seine Macht nnd sein Herz [seinen KriegSmUthJ wider den König gegen Mittag swiber den, während sei- ner Abwesenheit von Egypten ziir Herrschaft ge- langten jüngeren Bruder des Philometor , Ptole- mäus PhyscoUJ erregen mit großer Heereskraft Da wird der König gegen Mittag seben dieser Ptolemäus VII., um in der angemaßten Herrschaft sich zu behaupten] gereizet werden zum Streit« mit; einer großen mächtigen Heereskraftsz aber et wird nicht fdem Feinde gegenüber] bestehen, denn es werden Verräthereien sim eigenen Lager] wider ihn gemacht. — « s 26. Und eben die sein Brod essen [die Vor- nehmsten seines Hofstaates , denen er alle Gunst. bezeigt hat], die werden ihn [den König gegen Mittag] helfen verderben , und sein Heer unter- drücken, daß gar viele erschlagen werden [denn der König gegen Mittcrnacht, wie er schon im vorigen Feldzuge ein großartiges Bestechungsfhstem ange- fangen V. 23 f., wird auch sie wissen auf seine Seite zu bringen]. · 27. Und beider [mit einander verbundene] Könige» Herz lnämlich das des Antiochus von Syrien und das des Ptolemäus VI., des recht- mäßigen Königs von Egyptem in dessen Interesse jener angeblich den ganzen Feldzug unternommen hat] wird denken, wie sie einander Schaden thun [indem ein jeder oon beiden der Herr des Landes wird sein wollen , wird ein jeder auch darauf stn- nen, wie er den scheinbaren Freund und Bundes- genossen los werde]; und werden doch [obgleich sie äußerlich mit einander im Bunde stehen und ge- meinschaftlich wider ein und denselben Dritten, den Pt. Phhscom streitenj über Einem Tische fcilschlich mit einander reden. Es wird ihnen aber fehlen lkeiner von beiden kommt jetzt schon zum Zielejz denn das Ende [der schließliche Ausgang des gan- 720 Daniel I1, 28-—35. zeu Handels] ist noch für eine andere Zeit [in ivelcher es» sich entscheiden soll, was daraus werden wird] bestimmt. As. Datnach wird er [der König gegen Mit- ternacht, Antiochus Epiphanes, obwohl er fein Vor- haben nicht hat zu Ende bringen können, für jetzt] wiederum heiniziehen seinstweilen damit zufrieden, daß er dies Mal — anders als das vorige Mal, wo er seinerseits hat Geld und Beute müssen aus- theilen V. 24 — heimztehetj mit großem Gut, nnd sein Herz [auf dem Wege, der ihn nach Syrien zurückführt] richten wider den heiligen Bund sGottes mit seinem Volke Israel, welches letztere er in Veranlassung der mittlerweile in Judäa aus- gebrochenen Unruhen mit schweren Drangsalen heimsuchen und damit den Anfang zu seinen Unter- nehmungen wider die wahre Religion machen wird]; da wird er etwas ansrichten [denn er wird die Stadt einnehmen, in das Heiligthum eindringen, den Tempel seiner Geräthe und Schätze berauben nnd das Haus Jakobs voller Schmach und Jammer machen 1.Macc. I, 21—29; 2. M. 5, 11ff.], nnd also snachdem er in Jerusalem einen Amt: mann zuriickgelassem der noch ärger und wil- der ist, denn er selbst 2. Mart. 5, 22 f.] heim in sein Land ziehen. «Nachdem Antiochus gegen Ende des Jahres 171 s. Chr. von Alexandrien abgezogen war (s. Anm. zu B. 24), erhoben sich die ortigen Einwohner gegen Philometoy der ihnen nur als ein Werk-eng des ihri- s en Königs erschien, verjagten ihn und etzten für ihn se en noch jüngeren Bruder Physkou au den Thron, indem sie ihm zwei Vormtinder zur Zeiten stellten. Ein großer Theil von Eghpten schlug sich zu ihnen, und nun ward mit aller Macht gegen Antiochus gerü- stet, wenn er etwa wiederkommen wollte. Dieser hatte natürlich hierzu jetzt« einen umso besseren Vor-wand, ioeil er sich als Schutzherrn des rechtmäßigen Köni s Philometor betrachtete ,· und trat wirklich im Frtihja r 170 v. Chr. einen zweiten Feldzug gegen Cghpten an. Bei Pelusium erfocht er einen Sieg über die seindliche Flotte, schlug dann eilig eine Brücke über den Nil und rückte nun vor Alexandrieiu Welcherlei Art die in B. 26 s. angedeuteten Berräthereien am Hoflager des Physron gewesen seien, die sein rasches Vordringen er- leichterten, wird von den Geschichtschreibern nicht weiter berichtet; nur das Eine ist durch 2. Mart. 10,»13 an- edeutet , daß Ptolemäus Eptacron , der über die Jnsel ypern gesetzt war, von ihm abfiel und zu Antiochus llberging (1. Macc.·3, 38). Die» Belagerung Alexan- dricks zo sich in die Länge, Bei Antiochus efand sich auch« Phi ometor , dem er wieder zu seinem Königreich verhelfen zu wollen vorgab (Liv. Eil-V, 11· 8); dieser stellte sich, als glaube er die Lügen, bei sich selber aber wußte er gar wohl, wohin die Absichten seines »Hei-m Pudels« eigentlich gingen , und wäre gern ihn los ge- wesen, hätte er nur seiner stch zu entledigen vermocht. Da kam die Nachricht von der Ueberrumpelung Jeru- saleui’s durch den vertriebenen Hohepriester Jason —1. Mart. J, 16 Anin. ; man hatte also dort nicht be- aiht, was am Schlu des 27. Verses unsers Kapitels Mrieben sieht, daß das Ende noch nicht da sei, son- leichtsinnig dem Gerüchie von des Königs Tode geglaubt, und mußte das jetzt schwer büßen. Antiochus, » um einen Abfall Judäcks hinter seinem Rücken, der für seine Unternehmungen gegen Eghpten so gefährlich wer· den konnte, zu verhüten, gab für jetzt die Belagerung Alexandricks auf, ohwohl die Noth in der Stadt chon sehr groß war, ließ den Philonietor als Gegen oni seines Bruders in Memphis zurück, wobei er jedo Pelusiutn , den Schlüssel des Landes , durch eine starle Besatzun , die er in die Festung verlegte, in seiner and be ielt, und eilte nach Judäax wie er hier mit erusalem verfuhr, ist zu den oben angeführten Stellen des ersten Maccabäerbiiches näher beschrieben. 29. Darnach wird er zu gelegener Zelt setwa Pf, Jahr später, es ist dies aber eine Zeit, die in Gottes Rathe längst zuvor bedacht ist] wieder gegen Mittag [nach dem Lande Eghpten] ziehen; aber es wird ihm zum andern Mal [bei diesem neuen FeIDzrigeJ nicht gerathen, wie zum ersten Mal swie bei dem vorigen Feldzuge, wo er heimkehrete mit großem Gut, den rechtmäßigen König in sei- ner Gewalt hatte und den Schlüssel des Landes in seiner Hand behielt]. « 30. Denn es werden Schiffe aus Chittim svon jenseit Cypern her 4. Mos. 24, 24., hier s. v. a. aus Italien] wider ihn kommen , daß er verzagen wird [feine hochfahrenden Pläne gegen das Mittagsland nicht weiter verfolgen darf] nnd mnkehren muß sum ferner auf sein eigenes Land gegen Mitternacht sich zu beschränken]. Da wird et [seineu Verdruß auf dem Rückwege durch Pa- lästina an diesem Lande aUslassendJ wider den heiligen Bund [die Religion Jsraelsj ergriniuiety und tvird’s ausrichten sdas Werk der beabsichtigten Vernichtung dieser Religion mit noch ganz anderem Nachdruck zu seiner Lebensaufgabe machen, als er. das vorige Mal gethan, da er nur erst einen An: fang dazu machte V. 28]; und wird siih umsehen snach Helfershelfern in Jsraels eigenem Volkes Und saus diesem Volke diejenigen durch Belohnung und Auszeichnung] an sich ziehen [und in ihren Bestrebungen kräftig unterstützenL die den heiligen Bund verlassen lund dafür das griechische Heiden« thum zur Landesreligion erheben wollen I. Mart. I, 12 . . Nochss rJvähreUd der Belagerung Alexandricks durch Zlnttiochig Zkrbst äes J. 170 vzfCglr., als dg sägt-«) or au’ o e eieen war . um. u . hatte Ptolemäus Plsilomgetor in Gemeinschastzmit seine; Schwester Kleopatra Gesandte nach Rom geschickt und den Senat um einen Befehl an den shrischen Kdnig ersuchen lassen, daß er die Belagerung aufhebe und aller weiteren Feindseltgkeiten gegen Egypten sich enthalte; ein solcher Befehl wurde denn auch wirklich erlassen, da die Römer sich als Schirtnherren und Vormünder aller Länder des Erdkreises betrachteten, doch der zur Beile- Zung des Kriegs von Rom abgesandte Cajus Popilius anas, bei der Insel Delos aufgehalten, erfuhr inzwi- Liikzaisikk ikskkichsi Siziikkkmikiikis TTFWTIT THE-«; Zeit. Jm darauf folz enden Winter von »1 OLISO ZtshksiyiispiiinTikkiipchkisiziiiisksiii"(åTi33«t,LTZfa’3P·-3 gern wieded frei gewesen wäre, mit seinem Bruder Des Antiochus Epiphanes Angrifse auf das Heiligthum des Volkes Gottes. Pt. Phyfcoti Unterhandlungen an, und die Aussöhung der beiden Brüder, eifrig gefördert von ihrer Schwester Kleopatra, kam wirklich zu Stande; Philometor wurde in Alexandrien aufgenommen und theilte fortan mit Physkon die Regierung. Als Antiochus das hörte, rüstete er sich zum Kriege wider beide Könige; mit Beginn des Frühjahrs 168 v. Chr. riickte er in Cöle- syrien ein, während seine Flotte die Insel Cypern weg- nahm, und setzte nun fein Heer gegen die egyptische Grenze in Bewegung. Bei Rhinocolura kam ihm eine Gesaudschaft aus Alexandrien entgegen, die im Namen der beiden Könige den Frieden vermitteln sollte; er stellte aber so schwere Bedingungen, daß die Feindseligkeiten weiter gingen, und schon um die Mitte des Sommers stieg Antiochus in langsamen Märschen von Memphis nach dem tiefer gelegenen Alexandrien hinab. Eben war er nur noch einige tausend Schritte von letzterer Stadt entfernt, als der obengenannte römifche Gesandte Po- pilius eintraf, seines Auftrags sich zu entledigen. An- tiochus war mit diesem Manne von seinem Aufenthalte in Rom her befreundet; er will ihm die Hand zum Gruße reichen, Popilius aber überreicht ihm den schrift- lichen Befehl des römischen Senats. Nach Durchlesung des Schriftstiicks, das ihm sofortige Aufhebung aller Feindseligkeiten gegen Eghpten gebietet, bittet Antiochus um einige Bedenkzeit; doch Popilius beschreibt mit sei- nem Stabe einen Kreis um den König und erklärt ihm, daß er aus diesem Kreise nicht herauskomme, er habe denn Antwort gegeben. Beftiirzt von solchem Audrins gen und in Erwägung, daß er den Römern, die gerade jetzt, wo sie durch die gliickliche Schlacht bei Pydna in Maccedonien im J. 168 v. Ehr» s. l. Manns, 16Anm.) den König Perseus gänzlich geschlagen, mächtiger waren als je, nicht gewachsen sei, erklärt Antiochus sich zum Abzuge bereit; nunmehr erst reicht Popilius ihm seine Hand. Während nun die römische Gesandschaft, nach- dem ste das Uebereinkommen der beiden Brüder, gemein- schaftlich über Egypten regieren zu wollen, bestätigt hat, nach Cypern sich begiebt, um die shrifche Flotte eben- falls heimzuschicken, führt Antiochus sein Heer nach Syrien zurtick, detachirt aber auf dem Wege ein Corps von 22,U00 Mann unter Apollonius nach Judäa, von dessen Verfahren in Jerusalem uns die Stellen 1.-Macc. 1, 30 ff. u. Z. Mart. 5, 24 ff. erzählen. Gleichwie in V. 18, so tritt auch in V. 30 Rom nur erst von ferne in den Gesichtskreis der Prophetie des Buches Daniel; aber es ist dabei wohl zu beachten, daß das bei Bileam (4. Mos. 24, 24) noch unter dem Gesammtnamen ,,Chittim« zusammengefaßte abendländische Weltreich hier schon beginnt, zu einem griechischen und römischen fis-h zu verdoppeln, und also dem Daniel ein Blick über das griechische Reich hinaus bereits gegeben wird. 31. Und es werden seme Arme sStreitkräfte V. 15. 22 von ihm oder detachirte Corps von seinem Heer; während die Hauptmacht selber nach Shrien zurückkehrt] daselbst stehen [im heiligen Lande festen Stand nehmen]; die werden das Hei·- ligthum in der Feste svon der Feste aus, die sie auf dem Zion anlegen 1. Mark. l, 30 ff] ent- weihen, nnd das tngliche Opfer abthun, nnd einen Grenel der Verwustung aufrichten [1. Macc. i, 57 Anm.]. Von hier an haben wir nicht mehr nöthig, die ge- schichtlichen Thatsacheti und Verhältnisse, auf welche die Weissagung sich bezieht, mit eigenen Worten auseinan- der zu setzen, verweisen vielmehr die Leser auf das 1. Bnch der Elliaccabäey das mit fortlaufendem Text D a« chfel ’ s Abels-out. 721 und Erklärung diesem Bande des Bibelwerks als An· hang beigegeben ist und in dieser seiner Stelluug vermittels der ihm beigefügten Schlnßbemerkungen giiglkich dem zu Nehem.13, Z! angegebenen Zwecke lcll . 32. Und er wird heucheln und gute Worte geben den Gottlosen, so den Bund übertreten [die- jenigen unter den Juden, die ohnedies schon zu heidnischem Wesen sich neigen, durch schmeichlerische Reden nnd glänzende Verfprechungen zum völligen Abfall bewegen 1. Macc. I, 55; 2,17 f.]. Aber das Volk [derer], so ihren Gott kennen, werden sich ermannen [allen Verführungskünsten gegenüber sich stark erweisen] und es ausrichien swas unter solchen Umständen zu thun ist, nämlich dem Ver- führer Trotz bieten und am Bunde mit Gott fest- halten 1. Matt. 1, 65 ss.]. 33. Und die Verständigen im Volk [die ver- möge ihres Berufs als Priester die Pslicht b. Mos. 33, 10; Mal. 2, 7., vermöge ihrer tieferen Ein: sicht aber auch das Vermögen dazu haben, die Ge- meinde in Gottes Wegen zu unterweisen] werden viel Andere lehren [1. Man. 2, 1 ff.; 2. M. 6, 18]; darüber werden sie [mit Vielen von denen, die fich ihnen anschließen] fallen durch Schwert, Feuer, Gefängniß nnd Raub kwie die Geschichte der Maccabäerkämpfe zeigen wird, solche Verfolgung aber wird nicht immerdar währen, sondern nur] leiue [bestimmt abgemessene Kap. 12, 11 f.] Zeit ang. 34. Und wenn sie so fallen, wird ihnen den- noch ftrotz der schweren Noth, die sie zu überstehen haben] eine kleine Hilfe geschehen sdurch den end- lichen Sieg, den die Kämpfe der Maccabäer zu ihrer Folge haben] Aber viele sangezogen von dem Glanz ihres Ruhms oder erschreckt durch die Rache, die sie an den Abtrünnigen neh- men 1. Man. 2, 44; 3, 5. 8] werden sich zsn ihnen thun betriiglich sohne es auch im Herzen mit ihnen zu halten 1. M. 6, 21 ff.; 7, 4 ss.; 9, 23]. 35. Und der Verständigen [welche zum Kampfe wider den Tyrannen ausrufen und die Führerschaft in diesem Kampfe übernehmen] werden [darum] etliche swie in V. 33 gesagt] fallen [1. Macc. 6, 43 ff; 9, 17 f.], auf daß sie [die von dem Volke Israel] bewähret, rein und lauter werden sindem es nun zu Tage tritt, wer es nicht auf- richtig mit dem HErrn und seiner Sache meint. Doch ist diese Läuterungszeit nur ein Vorbild noch künftig bevorstehender Läuterungen und Reinigungen des Volkes Gottes, die durch Jahrhunderte fort- gehen], bis daß es ein Ende habe [mit dem ganzen bisherigen Weltlauf und die Gemeinde des HErrn ihre, durch solche Läuterungen vermittelte vollkom- mene Reinheit und Heiligkeit erlange]; denn es ist noch eine andere Zeit vorhanden [die weit hinter A— T· II. 2. 46 dem auch nach den Zeiten des Antiochus 722 Daniel II, 36—45. der des Antiochus liegt und ihr Ende findet erst mit dem Ende aller Dinge überhaupt, davon der folgende Abschnitt des Weiteren handeln wird]. Sehr bezeichnend wird iu V. 34 der schließliche Sieg der Maccabiier eine »kleine« Hilfe genannt. Aus der Hand des Antichrist wird das Volk Gottes dadurch er- rettet werden, daß es in die ewige Vollendung gesetzt wird; aber die Errettung aus der Hand des Antiochus wird nur eine zeitliche, also eine kleine ilfe fein, in- tes noch lange im Drange der Zeiten bleiben wird. (Kliesoth.) Im alten Bunde war eine spezielle»Weis- sagung für die offenbarungslose Zeit ·um so »ndthiger, weil damals das Volk Gottes in seinem Leiden den Trost, der uns Christen geschenkt ist, nämlich die Aus- sicht auf das unvergängliche Erbe im Himmel, noch nicht so völlig hatte, dem Tode die Macht noch nicht nommen und dem Meuschen der persönliche Eingang in die obere Lichts und Lebenswelt noch verschlossen war. Die Ehristengemeinde ist ihrem eigentlichen Lebenskerne nach dem Wesen dieser Weltschon entnommen und iirs himmlische Wesen versetzt; ihr Herz und»S·chatz, ihr Wandel und Bürgerrecht ist im Himmel bei ihrem ver- klärten HErrn, und zugleich hat ihr das Kreuz Christi auch die Leiden und Anfechtungen dieser Zeit ein- ftir alle Mal in’s rechte göttliche Licht gestellt (2. Cor. 4, 8 ff·; Ephes. 2, S; Phil. 3, TO; Col. 3, "1 sf.). Kurz, das Verhältniß der gegenwärtigen und zukünftigen, der dies- seitigeii und jenseitigen Welt ist für diejenigen, welche aus Gott geboren und schon jetzt des ewigen Lebens theilhaftig find, das· gerade umgekehrte, wie ftir die vor- christliche, auch »die israelische Menschheit. Auch Jsrael war ja über die Elemente des Weltwesens noch nicht hinaus-gehoben, auch das Heiligthum des alten Bundes war ja noch ein irdisches Heiligthum (Gal. 4, s. 95 Hebr. 9, 1); es sollte und konnte der Blick Jsraels noch nicht in die himmlische, sondern nur in die irdische Zukunft gerichtet sein, da auf Erden die Erfcheinung dessen bevorstand, in welchem alle Absichten und Veranstaltungen Gottes mit seinem Volke ihre Erfüllung finden sollten. Daher ist der Kern der alttestamentlichen Vrophetie überhaupt die Lehre vom Reiche Gottes auf Erden. War aber das Herz Israels noch nicht im Himmel, so mußte es gegen die irdischen Versuchungen um so besser ge- wasfnet werden; war nach göttlicher Absicht der Blick des Volkes in die irdische Zukunft gerichtet, so mußte ihm nun eben diese bis dahin, wo der Mefsias aus Erden erschien, auch sehr genau enthtillt werden. Die Speziali- tiit der Weissagung irdifcher Geschicke mußte ersetzen, was auf alttestamentlichem Boden noch an Ausblick in die himmlische Herrlichkeit fehlte· Daher sinden sich bei Daniel, und zwar gerade im zweiten Theil, der sich auf die vorchristliche und urchristliche Zeit bezieht, so unge- mein detaillirte (in’s Einzelne gehende) Weissagungen, viel detaillirtere als bei Johannes (in der Osfenbarung), sowohl was die althistorischen Thatfachen als was die chronologischen Bestimmungen betrifft. In ersterer Be- ziehung kennen wir die Offenbarung des 11. Kapitels über die syrischægyptischen Kämpfe mit ihren Schlachtem Eroberungem Heirathen u.f.w. als die fpeziellfte Weis- sagung der ganzen heil. Schrift. Nicht minder wunder- bar sind aber auch die chronologischen Details sowohl hinsichtlich der Zeit des Antiochus (Kap. 8, l4; 12, 1l u. 12), als hinsichtlich der messtanischen Zeit (Kap. 9, 24 ff). Bei letzterer sind sie fttr die ganze Zeit bis zur Erfüllung hin bis auf das Jahr, bei ersterer für die Erfüllungszeit selbst bis auf den Tag hinaus genau an- gegeben. (Auberlen.) as Volk Got- Das 12. Kapitel. liom tinticfjrisi. letzten Zeiten, Auferstehung der Todten to. III. V. Its-kais. is, Z. Mit gutem Grunde beginnt unsre deutfitje Bibel hier ein neues Kapitel; denn wie schon in v. 35 sich andeutete, geht die Weifsaguiig voii Jlntioünis Eoiphaneo nunmehr zu dessen Gegenliild, zu dem Jtiitiitsrist oder Endechrisl und den letzten Dingen, die auf dessen Sturz folgen werden, über. Zuerst wird eine Characteristik des Jlntichrifts gegeben: (V. Zit- 39), darnach wird über seine Theilen uiid seine Geschichte grweissiigt (in 40——45) und zuletzt oon den Folgen be- riitsleh die seine Erscheiiiiing für das lllolli Gottes haben wird Man. is, 1—3). 36. Und der König [der in Aiitiochus sein Vorbild hat und in Kap. 7, 24 ff. bereits ge: weissagt worden] wird thun, was er [nach seinem gottlosen, antichristischen Gelüste thun] will [weil ihm für einige Zeit die Macht dazu gelassen wird], Und wird süber das, was Antiochus vor ihm ge- than, weit hinausgehend] sich erheben und aufwerfen wider alles, das Gott ist sindem er geradezu sich selbst an Gottes Stelle setzt Z. Thess. Z, 4]; und wider den Gott aller Götter wird er fin fatanischer Vermefsenheit] greulich reden [Kap. 7, 8; Offenb. 13 , 5 ff.]; und wird ihm lmit dem, was seine antichristischen und gotteslästerlichen Absichten ihm zu thun an die Hand geben] gelingen, bis der Zorn [die Zeit des letzten Zorns, der fchließlichen Straf- heimsiichung Gottes Matth. 24, 21 f.] aus sei; denn es ist beschlossen, wie lange es währen fes ist in Gottes Rath den durch das Thuii und Treiben dieses Königs bewirkten Leiden der Gemeinde ein bestimmtes Maß der Größe und der Dauer gesetzt, das sich erfüllen, aber auch nicht überschritten wer- den] soll. 37. Und seiner Väter Gott wird er nicht achten [sondern sich losmachen von allem und hin- wegsetzen über alles, was geschichtlich an Religion ihm überkommen ist]; er wird sunzugäiiglich und unempsindlich für alles, was sonst über den Men- schen eine Gewalt hat, auch über verwilderte und selbstfüchtige Herzen] weder Frauenliebe [2. Sam. 1- 26], noch einiges Gottes achten, denn er wird sich [als der, der ganz auf sein eigenes Jch sich stellt V. 361 sich wider alles lGöttliche wie Mensch: liche] aufwerfen. 38. Aber an des; Statt [an Stelle alles Deß, was er nicht achtet und wofür er keinen Sinn, keine Neigung und Pietät hat] wird er seinen Gott Maussim [d. i. den Gott der Burgen und Festungen] ehren snur für den Krieg Jnteresse haben und nur auf Kriegsmann, und was dazu gehört, halten]; denn er wird [eine neue Art von Heidenthum, einen Cultus des Krieges aufrichtend, wie er bis daher in so bewußter und ausgeprägter Art noch nicht Des Antichrists Charakteristik, Thaten und Geschichte. dagewesen, in dem fortan die auf Krieg begründete Weltmacht zum alleinigeii Gesetz und zur ausschließ- lichen Religion für die Menschheit hingestellt wird] einen Gott, davon seine Väter nichts gewußt haben, ehren mit Gold, Silber, Edelstein und Kleinodien [alles an den Dienst und die Pflege dieses seines Kriegsgottes setzend]. 39. Und wird denen, so ihm helfen stärken Maussun [indem sie das Jhrige dazu beitragen, diesen seinen Gott zu alleiniger Geltung in der Welt zu bringen], mit dem fremden Gott, den er erwählet hat, große Ehre thun [indem er nun auch seinerseits die größten Kriegsmiinner zu den höchsten Ehren und Würden erhebt], und [wird] sie zu Herren machen iiber große Güter, und ihnen sals Uiiterkönigen und Statthalterii] das Land [der ganzen Erde, die er sich unterwirft] zu Lohn austheiletn Die neueren Ausleger beziehen diese Verse, gleichwie auch die folgenden, zumeist aus Antiochus, deuten den in V. 37 von Luther mit »Frauenliebe« überfetzten Aus- druck auf die Liebesgöttin Aiiaitis oder Mhlitta (in J. Mart. l, 13 Naniia genannt) und den Gott ,,Maussim« (Gott der Burgen) in V. 38 auf den Zeus Olympiiis oder Jupiter Capitolinus, dem Antiochus mit so großer Vorliebe huldigtex allein die ältern Ausleger haben ohne Zweifel richtiger gesehen, wenn sie die ganze Stelle auf den Antichrift beziehen, nur daß man das »Frauenliebe iiicht achten« auf das Verbieten der Ehe (1.Tim. 4, 3) deutete und unter dein Antichristen den römifcheu Papst verstand. Man wird aber bei V. 39 i vgl. auch V. 42 fs.) vielmehr an Männer wie Napoleon l. erinnert, auf den schon in der Bemerk zu Katz. 2, 45 hingewiesen wurde, womit wir freilich nicht sagen wollen, daß eine solche, geschichtlich schon dagewesene und von dem Schauplap der Geschichte wieder abgetretene Persönlichkeit der Anti- christ gewesen sei; wohl aber spitzt sich indergleickzen Erfcheinungen der neueren Zeit die Weltgeschichte bereits auf das Ende zu und giebt einen vorläufigen Begriff, wie dieses Ende der prophetifchen Weissagung gemäß sich ausgestalten werde. 40. Und am Ende [d. i. in der, diesem König der letzten Zeit V. 36 beschiedenen Frist, die in Kap. 7, 25 auf ,,eine Zeit, und etliche Zeit, und eiiie halbe Zeit« bemessen wurde] wird sich der König gegen Mittag mit ihm stoßen sum seiner Macht ein Ende zu machen]; und der König gegen Mitternacht wird sich gegen ihn sträuben [um von seiner Oberherrschaft sich loszuringen] mit Wagen, Reiteru und viel Schiffen; und ser seinerseits, den Kainpf mit diesen Gegnern im Bewußtsein seiner Ueberinacht getrost aufnehmend und in der That ihn auch siegreich bestehend] wird in die Länder sder beiden Könige] fallen, nnd [wie eine daher- brausende Wasserfliith sie] verderben, und dutchziehen sindem seine Hauptabsicht noch weiter geht, als blos die nächsten Widersacher zn bewäitigen]; 41. Und wird in das werthe Land [Kap.8,9; 11, 16] fallen, und viele sin diesem Lande] wer- den umkommen [so daß sich die Geschichte aus der Zeit des Antiochiis Epivhanes in mancherlei Be- ziehung wiedcrholt, weil diese Geschichte eben eine 723 vorbildliche ist für die der letzten Zeit] Diese aber werden [von ihin als Freunde und Gesinnungs- genossen begünstigt] seiner Hand entrinnen [und keine Drangfal von ihm zu erfahren hciben]: Ehr-m, Moab nnd die Erstlinge fdie Edelsten und die Vor- UehmstenJ der Kinder Amnion fvermuthlich sind die Bürger von Rabbath-Ammon, der Hauptstadt des Landes, gemeint 2. Sam. II, I f.]. 42. Und er wird seine Macht in die Länder schicken [die seinem Scevter bisher noch nicht unter- worfen gewesen], nnd Eghpten [im Nordosten Afrika’s] wird ihn: nicht entrinnen; 43. Sondern er wird durch seinen Zug [in Folge des siegreichen Ausgangs seines Feldzugsj herrscheii über die giildenen und silbernen Schatze süber die Schätze an Gold und Silber], nnd über alle Kleinode Eghptens fund der Nachbarländer im Westen und Süden], Libhens nnd der [äthiopischen] Mohren [die insgesammt seinem Machtbereich ein- verleibt werden] 44. Es wird ihn aber [wenn er so auf dem Gipfel seiner Macht über die Erde angelangt ist] ein Geschrei svermuthlich von Ausständen und An- griffen, zu denen man sich wider ihn rüste] er- schrecken von Morgen und Mitternacht; sund er wird mit großem Grimm [von dem Mittelpunkt seiner Herrschaft] ausziehen, Willens, viele zu ver- tilgen und zu verderben sohne zu ahnen, daß dieser Kriegszug schließlich für ihn selber zum Verderben ausschlägt]. · 45. Und er wird das Gezelt seines Palasts [sein FeIDherriIzeltJ aufschlagen zwischen zweien Meeren [dein mittelländifchen Meer im Westen und dem todten Meer im Osien Sach. 14, 8] um den werthen heiligen Berg sauf welchem Jeru- salem mit Davids Königsburg und dem Tempel liegt, also eben dahin, bis wohin einst Sanherib sein Lager verlegte, nicht ahnend, daß er hier seinen Untergang finden sollte 2.Kön.18, 13 — 19, 371 bis es mit ihm [durch die Erscheinung des HErrn vom Himmel, der gerade hier zum Gericht über die Welt sich einstellen wird« Hesek. 39, 11; Joel Z, 7. 17 ff; Sach. 14, 2 ff] ein Ende werde [Kap.7, 26]; und niemand wird ihm helfen-Hon- dern es ist mit seiner Macht für immer dahin] Diejenige Auslegung, welche auch bei diesem Abschnitt an Antiochus Epiphanes denkt, muß zu dessen geschieht- lich feststehenden Feldziigem die er wider Eghpten unter- nommen (V. 22-—30), noch eineii letzten hinzudichtem wobei sie sich anf das Zeu niß des Porphhrius», eines grimmigen Gegners des C ristenthums (lebte 233—304 n. Chr.), beruft, der von seinen 15 Biichern ein ganzes Buch auf die Bekämpfung des Buches Daniel verwandt und darin alle Mühe aufgeboten hat, um zu beweisen, dasselbe sei erst von einem Juden geschrieben, der zur Zeit des Antiochus selber lebte und nicht Zukünfti es weifsagte, sondern bereits Gefchehenes in der Form er Weissagung erzählte. Wir wissen aber schon aus der ganzen bisherigen Darlegung des Wortfinns, daß in 467 724 unserm ganzen Abschnitt ausschließlich von der Zeit des Antichrifts die Rede i»st; es läßt sich da allerdings nicht näher nachweisen, in welcher Weise die Weissaguiig von V.40 an sich erfüllen werde, doch wird die Offenbarung Si. Johannis noch Manches deutlicher machen. Für jetzt bemerken wir nur, daß ,,Edom, Moab und die Erstlinge der Kinder Ammon« in V. 41 natürlich uicht im ethnographifchem sondern im fhmbolischen Sinne von den Erb- und Erzfeinden des Volkes Gottes zu ver- stehen sind; was aber das heil. Land betrifft, so lautet auch die übrige biblifche Weifsagung dahin, daß gegen das Ende der eiten das Israel nach dem Fleisch sich zu Christo beke ren, in sein Land Canaan zurückkehren und daselbst als ein chriftliches Volk leben werde, darum wird es ohne Zweifel .von der Macht des Antichrift noch in besonderer Weise bedroht, aber auch durch unmittel- baresEingreifen des HErrn von seiner Hand errettet werden. - Kap. 12, 1. Zur selbigen Zeit [wenn nun die Stunde da ist, daß mit jenem König ein Ende werde Kap. 11, 451 wird [um dieses Ende her- beizuführen, was in eines Menfchen Kraft nicht sieht und auch alle wider ihn verbündete Macht V. 44 nicht zu leisten vermag] der große« Fürst Michael, der für sein Volk stehet [dessen Sache er in der unsichtbaren Geisterwelt gegen die wider: ftrebenden Mächte auszufechten hat Kap. 10, 13. 21], sich ausmachen fzum Streit wider ihn] Denn es wird [alsdann, wo der König ausgezogen ist mit großem Grimm und das Gezelt seines Palastes um den werthen heiligen Berg aufgeschlagen hat] eine solche trübfelige Zeit sein, als sie nicht gewesen ist, seit daß Leute gewesen sind, bis auf dieselbige Zeit fin welcher die Macht des Bösen ihren Höhe- punkt erreicht, und würden diese Tage nicht ver: kürzt durch unmittelbares Eingreifen von oben, so würde kein Mensch selig Matth. 24, 21 f.]. Zur fetbtgen Zeit wird Dann, weil so die große Hilfe eintritt, die in der kleinen Kap. 11, 34 ihr Vor- bild hat] dein Voll errettet werden, [aus ihm und mit ihm, werden errettet werden] alle, die im Buch [2. Mos. 32, 32; l. Sam. 25, 29; Ps.69,29; Jef. 4, Z; Luk. 10, 20; Phil 4, 3 ; Offenb. 3,5u. a.] gefchrieben stehen. Als Daniel diese Weifsa ung empfing, war die Zu- gehörigkeit zu dem Volke ottes noch äußerlich durch die Abstammung von Abraham bestimmt, so daß zu demselben noch Gute und Böse gehörten; wenn aber der Anlichrist erscheinen wird, wird die Zugehörigkeit u dem Volke Gottes anders, nämlich durch den Glau en an das Heil Gottes bestimmt sein, so daß solche dazu ge- hören können, die nicht von Abraham abstammen, wenn sie diesen Glauben haben, und dagegen geborene Abra- hamiten nicht dazu gehören können, wenn sie diesen Glauben nicht haben. Weil es so sein wird, will der Zufatz am Schluß des Verfes den Begriff des Volkes Gottes richtig und so stellen, wie er flir die gemeinte antichristische Zeit paßt: Gottes Volk soll dann aus aller Welt und Zeit errettet werden, aber weder alle Abra- hamiten ohne Ausnahme als solche, noch nur Abraha- initen allein, sondern die, welche als im Buche des Lebens geschrieben vorgefunden werden, diese aber auch alle, welcher Nation sie auch seien. Wie nun durch Daniel 12, 1—-10. obigen Zusatz einerseits der Kreis derer, denen die Ver- heißung gilt, genau umschrieben wird, so wird dadurch andrerseits auch der Begriff der Errettung näher be- stimmt: nicht blos eine Errettung aus der Welt und ihrer Angst wird diese Errettung fein, sondern auch eine Errettung zum Leben und zur Seligkeit. Dadurch leitet aber unser Vers zngleich zum Folgenden über, in wel- chem nach einander von Auferstehung, Gericht, Seligkeit oder Verdammniß, ewiger Herrlichkeit gehandelt wird. (Kliefoth.) 2. Und viele fder Sache nach hier f. v. a. alle Joh 5 , 28 s. , es wird aber abstchtlich die Gesammtheit in die, dieselbe bildenden vielen Ein- zelnen aufgelöst, weil es sich um jeden Einzelnen handeltL so unter der Erde schlafen liegen [weil die Erlösung und das Gericht dieser letztea Zeit nicht blos über diejenigen sich ersirecken wird, die dann auf Erden leben, sondern über alle zumal, die je und je in der Welt gewesen], werden sdurch die Stimme der letzten Posaune aus dem Todesschlafe erweckt 1. Thesf. 4, 16] ausmachen; elliche [die gleich denen in V. 1 im Buch ge: schrieben stehen] zum ewigen Leben, etliche ssoviel ihrer auf die Seite des Antichrisis und sei- nes Volkes gehören] zur ewigen Schmach und Schande lJefs Bis, 24., so daß, wie die antw- chenische Zeit eine Scheidung zwischen den Gerechten und Gottlosen bewirkt hat Kap. 11, 34 f., diese letzte Zeit eine Scheidung der Gerechten von den Gottlofen vollzieht]. « 3. Die Lehrer aber [unter denen, die zum ewigen Leben aufwachen V. 20 der durch die große Hilfe V. 1 dazu errettet worden, alle, welche, nach Art der Verständigen im Volk während der antio- chenischen Periode Kap. 11, 33., zu irgend einer Zeit in der chrisilichen Kirchengeschichte, namentlich aber in dieser letzten, antichristischen Zeit Kap. 11, 36 ff. für Andere die Führer auf den rechten Weg geworden sind] werden lnicht blos, wie die Andern, der Seligkeit des ewigen Lebens theilhaftig werden, sondern] leuchten wie des Himmels Glanz [indem sie noch zu einer besonderen Herrlichkeit be- stimmt sind]; und die, so viele zur Gerech- tigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich [ähnlich wie die Maccabäer zu ihrer Zeit ewigen Ruhm nnd Ehre erlangt haben I. Man. 2, 49 ff.; 3, 7; Matth. 13, 43]. IV. V. 4-—13. Zudem Daniel zum Schlnß der weissa- guug von dem Engel Befehl empfängt, nirht blos diese, sondern auch alle zuvor ihtn zu Theil gewordenen Offen- baruugen, wohl verwahrt in einem Kirche, sither auf die Zukunft zu bringen, damit ste da Vielen zum Segen werden, verwandelt sirh auf einmal die Steuern: der Engel, der bisher mit ihm geredet, schwebt iiber dem Wasser des Tigris, an jedem der beiden Ufer steht eben— falls riu Enge! nnd nun beginnt eine Verhandlung iiber die Dauer zunächst der antithrisiischcn Zeit, dattu ihres Vorbilder, der antiochenischen Periode, worauf Danke! ans seinen! prophetifchetl Amt: entlassen nnd aus sciu drmnärhstiges Eebettsende vorbereitet wird. Die Folgen der Erscheinung des Antichrist für das Volk Gottes. 725 4. Und nun, Daniel [suhr der, der seit Kap. 10, 18 ff. mit mir geredet, nach dieser Anzeige dessen, was gewiß geschehen soll Kap. 11, 2a., nunmehr sort], Verbirg diese Worte [die ich von Kap.11, 2b an bis hierher gesagt habe, wie einen edlen Schatz, den man wohl aushebt, daß nichts davon verloren gehe], und bersiegele diese Schrist smit dem, was an der bezeichneten Stelle dir kund gethan worden, auch die früheren Offenbarungew die du empfangen hast, indem du alles in ein eige- nes Buch zusammenträgst und das Buch gegen jegliche Fälschung und Veruntreuung sicher stellst], bis auf die letzte Zeit ldenn bis auf diese Zeit reichen Jnhalt und Bedeutung dessen, was über die Zukunft dir erössnet worden]; so werden [im Laufe der Zeiten] viele drüber kommen [die in dem Buche enthaltenen Weissagungen zu durchforschen], nnd großen Verstand finden sindem sie die Bedeu- tung der Zeit, in der sie leben, würdigen, und wenn es der vorausverkündigten Drangsalszeiten eine ist, in der rechten Weise überstehen lernen]. Das Versiegeln ist nicht so buchstäblich gemeint, daß die aufgezeichnete Offenbarung wirklich verschloffen und mit einem Siegel unzugänglich gemacht werden sollte; auch wird nicht bildlich damit gesagt, daß Daniel die Schrift heimlich halten soll, sondern nur: l) daß diese Schrift bis: zur letzten Zeit, flir die sie vorztiglich be- stimmt ist, aufbewahrt werden muß, "2) daß vor der letzten Zeit, als der Zeit ihrer Erfüllung, ihr Sinn und Zweck nicht völlig enträthselt werden kann: Jes.29, l1 f. (Schmieder.) 5. Und ich, Daniel [als der Engel so zu mir redeteL sahe [auf], und- siehe, es stunden kauf ein- mal] zween andere da, einer an diesem Ufer des Wassers sHiddekel Kap. 10, 4], der andere an jenem Ufer. 6. Und er [der eine von diesen beiden] sprach [die Frage, die mir noch auf dem Herzen lag, in Worte treibend] zu dem in leinenen Kleidern, der [bisher mir gegenüberstehend zu mir geredet Kap. 10, 5 ff., aber jetzt seinen Standort gewechselt hatte und nun] oben am Wasser süber den Was- sern des Flusses, wie der in Kap. 8, 16 Er- wähnte »z1vischen Ulei«] stund: Wann wills denn ein Ende sein mit solchen Wundern [genauer: Auf wie weit erstreckt sich das Ende dieser wunderbaren Dinge, die im vorhergehenden Abschnitt Kap. I1 , 36 ff. gemeldet worden? wie lange wird diese Endkatasirophe des Antichrist dauern]? In unserm Verse ist nicht gesagt, welcher von den beiden Engeln die Frage that. Sollte man da nicht das ohne Subjekt gelassene, im Singular stehende, aber doch jedenfalls auf die Engel in V. 5 sich beziehende ,,sprach« auch so verstehen können: jeder der beiden einander gegenüberstehenden Engel, der eine wie der andere, that die Frage, sie riefen einander die an den, über dem Wasser schwebenden Engel oder an Gott ge- richtete Frage zu? Auch Theodotion und der Syrer übersetzen im Plural. Dann wäre der Fluß Bild der« in ihrem Verfließen die Ewigkeit suchenden Zeit, und die beiden an den beiden Ufern des Stroms der Zeit stehenden Engel riefen einander die dem Abschluß der Zeit und dem Eingang in die Ewigkeit geltende z rage zu, damit der über dem Strome der Zeit stehende ngel in Gottes Namen sie beantworte..(Kliefoth.) 7. Und ich hörete [erwartungsvoll] zn dem in leinenen Kleidern, der oben am Wasser stund [was fiir eine Antwort er auf die mir ans der Seele gesprochene Frage geben würde]; nnd er hub [in seierlichster Weise der Bekräftigung] seine rechte und linke Hand auf zum Himmel und schwur cum dererwillen, die zur Zeit der Drangsal einen ge- wissen Trost und festen Anhalt in Beziehung auf Maß nnd Dauer derselben haben sollten] bei dem, so ewiglich lebet [Offenb. 10, 6], daß es eine [die Dauer eines Jahres nmfassende] Zeit, und etliche snärnlich zwei] Zeiten [von derselben Dauer] nnd eine halbe Zeit [im Ganzen 372 Jahr] toähren [und also das bereits früher angekündigte Zeitmaß Kap. 7, 25 durchaus nicht überschritten werden] soll; und wenn die Zerstreuung des heiligen Volks [das ja mit Eintritt der letzten Zeit aus aller Welt wieder gesammelt werden soll in sein Land Jes. 43, 5 ff.] ein Ende hat, soll solches alles geschehen [mit diesem Zeitpunkt nämlich beginnen die 372 Jahr]- 8. Und ich [Daniel] hötete es [deutlich und genau, was der in leinenen Kleidern, der mit himmlischem Auge weit hinaus bis an’s Ziel der ganzen Weltgeschichte schaute, über die letzten Dinge für einen Aufschluß gab]; aber ich [der ich mit meinen Gedanken bei der näheren Zukunft meines Volkes und ihres Endes stehen blieb] verstund es nicht [weil sich in Beziehung darauf aus jener Rede noch nichts erschließen ließL Und sprach sum einen Ausschluß hierfür bittend]: Mein Herr, was wird darnach snach diesem, was in der Gegenwart noch ist, nach dem, jetzigen Zustand der Dinge] werden? sdenn in Beziehung hierauf, als auf das mir näher Liegende, werde ich eine Antwort besser verstehen] 9. Er aber sprach: Gehe hin, Dante! [im Frieden und beunruhige dich wegen deines Nicht: oerstehens dessen, was über das Fernzukünftige dir gesagt worden, nichtjz denn es ist verborgen und versiegelt [und damit sicher genug gestellt, um den kommenden Geschlechtern nicht verloren zu gehen oder irgendwie verfälscht zu werden], bis auf die lehte Zeit. l0. [Und es wird so bei den kommenden Geschlechtern, die es näher angeht als dich, auch seine Frucht und Wirkung haben.] Viele [die im Glauben an das geossenbarte Wort sich hingeben] werden sdnrch die Trübsale der kommenden Zeiten Kap. 11, 351 gereiuiget, geläutert nnd bewcihret werden; und die Gottlosen [da- gegen, denen nun einmal nicht zu rathen und zu 726 Daniel 12, 11—13. helfen ist] werden gottlos Wesen fuhren [ohne sich bekehren und weisen zu lassen] und die Gottloseu werden’s nicht achten swas zuvor geschrieben ist zur Lehre und Warnuug]; aber die Verstandigen werden’s achten kund großen Gewinn davon haben]. . Was der Engel dem Daniel zur Beruhigung über sein Nichtverstehen sagt, ist Folgendes: Laß nur gnt fein, Daniel, wenn auch du diese Weissagung 1ioch nicht völlig verstehst. Es wird ja diese Weissagung aufbehalten werden durch alle Zeiten bis an das Ende der Tage; es werden ja auch diese Zeiten allerlei mit sich bringen, was die Menschen-läutert nnd dadurch zum Verständnis; geistlichier Dinge erzieht; und wenn dann auch viele diese Liiuterun und Erziehung nicht an sich kommen lassen, sondern öse bleiben, und darum diese Weissaäung nicht verstehen, so werden doch die, welche stch in a en Zeiten durxh dieTriibsale derselben läutern und zum Verständ- niß geistlicher Dinge· erziehen lassen, diese Weissagung verstehen, und je weiter die Zeiten vorschreiten und das darreichen, was zum Verständnis; dieser Weissagung hilft, auch um so besser sie verstehen; so daß, wenn auch du diese Weissagung noch nicht verstehst, sie doch darum für das Volk Gottes nicht unniitz sein, sondern demselben durch alle Zeiten bis an’s Ende je mehr nnd mehr Verständnis; darreichen wird. (Kliefoth.) 11. Und [um wenigstens über die nähere Zukunft, nach der du vorhin V. 8- gefragt hast, dir noch einigen Aufschluß zu geben , so merke :] von der Zeit an, wenn das tägliche Opfer abge- than [Ende Oktober 168 v. Chr» I. Maec. l, 46 ff] und sanderthalb Monat später] ein Greuel der Verwüstung [wie in Kap. 11, 31 gesagt wurde] dargefeszt wird [bis zum Tode des Ver- wiisters des Heiligthums um Mitte Mai 164 v. Chr.], sind tausend zweihundert und ueunzig Tage [1. Plan. s, 16 Anm.]. 12. Wohl [demnach] dem, der da erwartet und erreichet [die Zeit, wo die Kunde von jenem Tode im heiligen Lande anlangt und dort, wenn auch noch nicht sogleich die Befreiung oon alten Drangsalen, doch die Bürgschaft einer neuen bes- seren Zukunft bringt, nämlich 1290 —s— 45 oder] tausend drei hundert und fünf nnd dreißig Tage [denn er hat die eigentliche Seelengefahr jener schweren Zeit glücklich überstanden und es handelt stch nur noch um eine kurze zeitliche Trübsal] »13. Du aber, Daniel, gehe hin, bis das Ende [das deiner für dies Leben wartet] komme swie denn dein prophetischer Beruf nunmehr bereits zu Ende istlz Und ruhe [im Grabe], daß du anfstehest in deinem Theil [um auch deinerseits Antheil zu haben am Erbe der Heiligen] am Ende der Tage [von dem in V. 2 die Rede war]. Schlnsibcmetlinngen zum Jllrapheten Mantel. »Im Daniel-«, heißt es bei Eichhorn in der Einleitung ins alte Testamenh »öffnet sich eine ganz neue Welt; wer mit den Propheten des alten Testaments eine noch so vertraute Bekanntschaft erreicht und sich in ihren Geist, ihre Sprache, ihre Vorsiellungs- und Dichtiingsarten noch so tief hineinstudirt hat, wird hier im Ganzen alles fremd und Früchte finden, die nicht Palästinm sondern ein ganz anderer Boden getrieben haben muß« Wir haben schon zu Kap. 7, 1 bemerkt, worauf dieser Unterschied zwischen Daniel und den übrigen Propheten beruht: als Apokalyptiker schaut und schreibt er nicht blos, ja nicht einmal hauptsächlich für die gegenwärtige Gemeinde, sondern weit mehr für die kommenden Geschlechterz er steht gewissermaßen isolirt, von der Gegenwart abgelöst da und ist recht eigentlich ein Propbet der Zukunft, wie St. Johannes im neuen Testament es ist. Mit seiner Person und seiner Geschichte an die Pforte der, mit dem babylonischen Exil für das Volk Gottes beginnenden neuen Zeit gestellt, wo Israel nun nicht mehr äußerlich getrennt unter den Heidenvölkern steht, sondern der heidnischen Welt- macht unterworfen und unter die, von der letzteren zu einem großen Ganzen zusammengesaßten Heiden: Völker zerstreut wird, dem Willen jener unterthänig und mit diesen in sietem Lebensverkehr begriffen, um auch in solcher Lage zu lernen sich selbst und das ihm anoertraute Heil zu bewahren- hit Daniel dem Volke Gottes zu sagen, wie es fortan seinen Gang ausrichten soll; welches das Wesen der Weltmacht ist, und welches die Gesetze ihrer Entwickelung und ihre Entfaltungen in der Geschichte sind? tvie gegenüber dieser Weltmacht das Reich Gottes seine Schritte durch die Geschichte geht, wie also einerseits die Welt- macht in ihren verschiedenen Entwickelungsstufen sich an deni Reiche Gottes erweist und wie andrerseits das Reich Gottes diesen Selbsterweisungen gemäß zu der Weltmacht sich stellt? welche Stadien der Kampf zwischen Weltmacht und Gottesreich durchläufh bis er mit dem Siege des Gottesreichs endigt und das heilige Volk des HErrn die Erde besitzt? das sind die Fragen, auf welche er Antwort zu geben berufen ist. So hoher Offenbarnngen nun auch er gewürdigt worden und so sehr er die prophetische Gabe besaß, so erscheint Daniel doch nicht als mit dem Amte eines Propheten innerhalb der Theokratie betraut; er war kein eigentlicher Prophet in dem Sinne, daß er wandelnd unter seinem Volk öffentlich ihm Gottes Wort zu verkündigen gehabt hätte, er war vielmehr zunächst ein Staatsdiener der Weltmacht und erst von solchem Stande aus ein Seher Jehooa’s, und diese seine besondere Stellung in der Pro- phetie spiegelt sich denn auch in seiner besonderen Stellung im Kauon als. Die Ordner des letzteren nämlich (Nehem. 8, 1 n. 13, 3 Anm.) haben in der hebräischen Bibel sein Weissagungsbuch nicht, Dauer der antichristlichen Zeit. — Schlußbemerkungew 727 wie unsre deutsche Bibel nach Vorgang der Vulgata thut, den Propheten (Nebiim) eingereiht, sondern in die dritte Classe der biblischen Bücher (Ohetbubjm) gestellt; und zwar haben sie ihm seine Stelle angewiesen zwischen dem voranstehenden Buch Esther und den beiden nachfolgenden Büchern Esra und Nehemia. Hat Esra selber die Sammlung des alttestamentlichen Kanons begonnen; so liegt es nahe, warum er den Daniel unmittelbar seinem eigenen Buche vorausgehen ließ: er war im Geiste stch bewußt, den Anfang der Erfiillung von demjenigen beschrieben und herbeigeführt zu haben, was in Daniel 9, 24 ff. geweissagt wird, und in die Grundanschauungen dieser Stelle, die von einer ,,kümmerlichen Zeit« redet, versetzen uns denn auch die Nachrichten und Klagen iiber die noch fortdauernde Noth des heiligen Volks und der heiligen Stadt, womit das Buch Nehemia beginnt. Wiederum aber geht dem Daniekschen Weissagungsbuche dasjenige Geschichtsbiich voraus, welches das gedrückte Loos der im Exil zurückgebliebe- nen Juden und ihre Bewahrung vor dem, von der feindseligen Welt ihnen zugedachten Untergange er- zählt, das Buch Esther, und erscheint so Daniel gewissermaßen als der prophetische Geschichtschreiber der mit dem Exil ihren Anfang nehmenden Periode des Gottesreichs, wobei es merkwürdig ist, daß, gleichs wie Er, der die dritte Epoche der Geschichte Jsraels eröffnet, am babvlonischen Hofe wirkt und schaut, so auch an die Pforte der zweiten, mit der Einsetzung Jsraels in das ihm bestimmte Land begin- iieiiden Epoche, wo das Volk Gottes, durch den Zaun des Gesetzes abgeschieden, isolirt unter den Heiden- völkern dasteht (vgl. die Auseinandersetzung Drechslers in der Bem. zu Z. Kön. 15, 36), in Bileam, dem Sohne Beors (4. Mos. 22, 2 ff.), ein Seher aus dem Lande zwischen den beiden Strömen von Gott gestellt wird. Fast 2 Jahrtausende hindurch hatte Danieks Weissagungsbuch keinen andern Gegner als den heidnischen Spötter Porphyrius (gest. 304 n. Chr. zu Rom), der in 15 Büchern die christ- liche Religion von dem Standpunkte aus bekiimpfte, daß man Jesum zwar nicht lästern dürfe, wohl aber die Christen, die ihn als Gott verehrten, bedauern müsse. Seine Ansicht über unser Buch ging dahin, es sei gar nicht-von demjenigen Manne, dessen Name es an der Spitze trägt, verfaßt, sondern von irgend einem Andern, der zu den Zeiten des Antiochus Epiphanes in Judäa gelebt, und so habe nicht sowohl Daniel Zukünftiges geweissagh als vielmehr dieser Andere Geschehenes erzählt; was er nun bis auf Antiochus vorgebracht, enthalte wahre Geschichte, was er aber darüber hinaus geurtheilt habe, sei, weil er die Zukuiift nicht gewußt, bloße Einbildung. Während denn die jüdifche Synagoge von jeher, darnach unser HErr und Heiland mittelbar und unmittelbar (Matth. 24, 15), und hierauf die christliche Kirche bis tief in die Mitte des vorigen Jahrhunderts hinein das Buch einhellig dem alten Propheten Daniel beilegten und es für eine Schrift »von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit« erkannten, haben von da an diejenigen Männer der theologischen Wissenschafh welche in rationalistische Aiischauungen befangen kein eigentliches Wunder und keine wirkliche Weifsaguiig sich möglich denken können, immer entschiedener jene Ansicht des Porphyrius sich angeeignet und immer diirchgreifender sie auf die Auslegung angewendet, so daß auf dieser Seite die ,,Unächtheit des Buches Daniel« gegenwärtig zu einem Dogma geworden ist, das man genau mit der- selben Zähigkeit und in derselben Weise des Machtspruches sesihält, wie die Katholiken ihre sündlose Empfängniß Mariä, ohne die so tüchtigen Gegenbeweise der gläubigen Theologie auch nur eines Worts zu würdigen. Durch gewaltsam, mit dein Text in offenem Widerspruch stehende Auslegung bringt man heraus, daß das Buch keine über die Zeit des Antiochus Epiphanes hinausgreifende Weissagung enthalte, giebt es für das Machwerk eines um diese Zeit lebenden Juden aus, der dem maccabäischen Aufstande habe zu Hilfe kommen wollen durch eine, dem alten Daniel angedichtete Weissagung, die aber nichts sei als eine bereits eingetretene Geschichte, und glaubt sogar diesen maccabäischen Juden in der Person des Onias IV» der auch der Verfasser von Jes. 19, 16—-25 sei (vgl. die Bemerk. zu J. 19, 19), entdeckt zu haben. Wir brauchen aber unter diesen Terrorismus einer vermeintlichen Wissenschaft um · so weniger uns zu beugen, als letztere ihrer ganzen Natur nach nun einmal dazu verurtheilt ist, Gottes Offenbarungen über die Zukunft in das Niveau (auf den Boden) der profanen Geschichte herabzuziehen, und mit ihren Angriffen auf diese Ossenbarungen folgerichtig am schärfsten da hervortreten muß, wo ihr die wunderbarsten Erzeugnisse des göttlichen Ofsenbarungsgeistes entgegentreten; sie müßte ja sich selber aufgeben und ihr ganzes System über den Haufen werfen, wollte sie auch nur an Einer Stelle Vernunft annehmen. Aber von solchen, die den lebendigen und persönlichen Gott nicht anerkennen, sondern einen Gott sich zurecht machen, der entweder selbst nichts ist als ein todtes Naturgesetz, oderdoch an sein eigenes Naturgesetz dermaßen gebunden, daß er es nicht mit freier That durchbrechen und überschreiten kann, läßt sich auch nicht erwarten, daß sie den vom Geiste Gottes «erleuchteten, mit sicherem Propheten- blick in die Zukunft hineinschauenden Daniel anerkennen werden; sie schaffen sich die Wunder und Weis- sagnngen seines Buches vom Halse und sind mit ihm fertig, noch ehe sie mit ihm anfangen. Wir, die wir anders zu Gott und dem Worte seiner Offenbarung steheii, wollen denn auch Zeit und Raum nicht unnütz an die Bekämpfung einer Kritik verwenden, mit welcher doch eine Verständigung nicht 728 Hosea 1, 1. möglich ist, sondern halten beides besser für das Eindringen in das Versiändniß eines Propheten ver- -werthet, zu dessen Weissagungeii derjenige, welcher auch für die Wissenschaft der Weg, die Wahrheit nnd das Leben ist (Joh. 14, 6), ein so nachdrückliches Notabene macht: »Wer da lieset, der merke darauf!« und machen zum Schluß noch auf den durchgreifenden Gegensatz der göttlichen und menschlichen Welt: und Geschichtsanschauung aufmerksam, wie unser Buch ihn klar legt. Die gangbare Philosophie der Geschichte, schreibt Auberlen unter Bezugnahme aus Hegel und die moderne Geschichtsauffassung, betrachtet den Entwickelungsgang der Menschheit als einen Weg von unten nach oben; sie setzt als den ersten Aus- gangspunkt desselben einen rohen, halbthierischen Naturzustand und als das Ziel die allgemeine Huma- .nität, Freiheit und Cultur, nnd geht also von dem Gegensatz von Natur und Geist in dem Sinne aus, daß sie unter Geist im Wesentlichen nur den Menschengeist versteht und jenen Gegensatz auf den von Natur und Cultnr zurückführt. Die heil. Schrift dagegen, schon dies ist bezeichnend, sagt nicht Natur nnd Geist , sie sagt Fleisch und Geist; der Gegensatz zur Natur ist hier nicht die Cultur, sondern die Gnade, und der Geist ist nicht der bloße Menschengeist, sondern der Geist aus der Höhe, die Gnaden- gabe der überirdischen Welt. Während nun nach den Anschauuiigen der Schrift die ganze Gcschichts- bewegung aus dem Naturzustand in den Culturzustand noch in’s fleischliche Gebiet, in’s Leben der natür- lichen, unerneuerten Menschheit hereiufällt, bringt der Gottesgeist aus der Höhe noch etwas ganz Anderes zur Stande, als ein bloßes Leben der Cultur nnd Humanitäh das nur verfeinertes, ausgebildetes, aber nicht umgebildetes Fleischesleben ist; er wirkt wesenhaste Geistigkeih d. h. ein pneiimatisches Leben aus Gott und in Gott, welches nicht dieser Welt angehört und in letzter Instanz Verklärungsleben, Auser- stehuiigsleben in geistleiblicher Herrlichkeit ist. Das ist die ungeheure Bornirtheit und die große Liige unseres Geschlechts, daß man die Cultiir für das Höchste nimmt, daß man sie als Surrogat (Ersatz) für die Gnade, für die Wiedergeburt aus dem Geist des lebendigen Gottes ansieht; im Gegentheil ist es eine uiileugbare Geschichtsthatsache, daß die fortschreitende Cultur den Menschen immer mehr von der Gemeinschaft Gottes abführt. Sie ist Erweiterung des Welt- und Selbstbewusztseins, und da diese seit dem Eintritt der Sünde in die Menschheit nun einmal thatsächlich dem Gottesbewußtsein entgegeiistehen als Weltlust und Selbstsucht, so geschieht ihre Erweiterung iin Allgemeinen nur auf Kosten des Gottes- bewußtseins Der Mensch in der Fülle seinerirdischen Bildung giebt Gott nicht mehr die Ehre, er ist satt und reich, er meint den Himmel schon auf Erden zu haben , er leugiiet Gott und vergöttert sich selbst; und so spricht die Schrift, wenn sie die Weltentwickelung im großen Ganzen überblickt, von einer Bewegung nicht aufwärts, sondern abwärts, und bezeichnet als das Resultat dieser Entwickelung , als den Endzustand, mit welchem sich die Weltgeschichte abschließh das Gericht. Zier 1l1roptietx3osea. Hoseas strasendes Wort lodert mit der sengenden Feuergluth des Elia, aber immer wehet durch die Flammen des heiligen Zornes das linde Säiiseln der göttlichen Liebe, uud in dem erquickenden Athem dessen, der kein Wohlgefallen hat an dem Tode des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe, verhauchen die letzten Reden eines der größten Propheten des alten Bandes. —- Jn dieser innigen und oft unmittelbarsten Verschmelzung des Feuers der göttlichen Gerechtigkeit mit dem Lichte der ewigen Liebe liegt der eigenthümlichste Brennpunkt des Geistes Hosea’s. (Umbreit.) · - » 29 Anm., wollte der HErr seinem abgesallenen , » Das 1 Kaptkel , Volk in diesem Reiche noch helfen], dem Sohne Des israelitischen Volks, tiögotterei und Strafe Veheksp zur Zeit us« spon 310—758]» Jotham oorgebikdet [758—742], Ahiis [742-—727] und Hiskia [727 « Amt) hier, wie bei Jesajas nnd Sereniiam geht eine —698 V· Chr-J» der Könise Idee sÜVUcheU Reiches] Auf— oder Ucberskhrift voraus, wetche die person deo Juba [als in welchem damals allein noch das Propheten zmtnhaft man! Und die-W leiste: pwphetischev legitimeKönigthum zu Recht bestand], nnd zn der WUWIMMU IMMMY Zeit Jcrobeam kdes II.. von 824—783 v. Chr.], I. Dies ist das Wort des HErrn, das ge- des Sohns Joas kaus dem Hause Jehu], des schehen ist zu Hosen [d. i. Hilfe, denn durch ihn, Königs [des nördlichen, vom Hause Davids abge- eineii Bürger des nördlichen Reichs 2. Kön 14, fallenen Reiches] Israel [des letzten unter den Ueber die Zeit der prophetischeiigWirifanikeit Hoseas Königen dieses Reichs, durch welchen der HErr demselben iioch einmal Hilfe und Rettung anbieten ließ, während die übrigen nur Zeugen des bereits hereingebrochenen Strafgerichts wareii]. Durch Nennung Ierobeam’s II. als des Anfangs seiner 65jährigen (von 790——725 v. Chr. reichenden), Verderben und Untergang für das Haus Jehu’s und das ganze nördliche Reich verkündenden Wirksamkeit zeigt der Prophet sogleich, daß der HErr seinen Knechten das Zukünftige offenbart, ehe denn es ausgehet (Jes, 42, 9); denn gerade die Zeit dieses Königs war eine Zeit großer Blüthe und äußeren Glanzes. Sie wird uns beschrie- den« in L. Kön. 14, 23—29; die Regierung der gleichs zeitigen Könige Indcks aber und die Begebenheiten unter seinen Nachfolgern im Reiche Jsrael lesen wir in Z. K. Hi, 1 — 18, 12. Nun ist es von höchster Wichtigkeit, daß man vor dem Lesen der Propheten sich griindliih über die Zeit, in der sie wirkten, ins Klare sehe; denn »für denjenigen, der sich mit der Geschichte der Könige vertraut gemacht hat, find die Propheten der Hauptsache nach klar und deutlich; wie umgekehrt die Geschichte der Könige in einem ganz anderen geistlichen Lichte glänzt, wenn man die Fackel des prophetischen Wortes aufsteckt« (Vgl. Anm. zu Jes. l, 1.) Wir fassen hier noch ein- mal kurz den Charakter jener Zeit in einem Bilde zu- sainmen. — Jerobeam’s I1. Regierung war, wie vor- hin gesagt, eine Zeit großer irdischer Blüthe. Schon sein Vater Joas hatte die Syrer unter Venhadad, in deren Hand der HErr Israel um der Sünden Jehiks und Joahass willen gegeben hatte, zurückgedrängt. Noch mehr that Jerobeam II. Wie ihm der HErr durch den Propheten Jona (2. .Kön. 14, 25 fs.) verheißen hatte, durfte er die alten Reichsgrenzem wie sie unter David und Salomo gewesen, wiederherstellen, also daß er das ganze Ostjordanland von Hainath und Damaskus an bis zum todten Meer wieder eroberte. Desto strafbarer er- schien dieser König, den der HErr seinem Volke als einen letzten Retter ans äußerer Bedrängniß gesendet hatte, daß er dennoch nicht von den Sünden des ersten Jerobeam, dem Abfall vom wahren Gottesdieiift und vom Hause David’s ließ. Weder die Züchtigung unter Jehn und Joahas, noch die Gnadenbeweise unter Joas und Jerobeam I1. brachten im Volke und beim Fürsten eine Umkehr zu Stande. Ja gerade dieser letzte Gnaden- beweis zeigte die Reife des Volks zum Gericht. Die Jerobeamsslinde des Stierdienstes in Bethel nnd Dan, obwohl man ja Jehova unter dem Bilde verehren wollte, schloß schon an sich einen förmlichen Abfall von Jehova, dem wahrhaftigen Gotte, und seinem Bunde mit Israel in sich, führte aber nothwendigerweise zum Götzendiensh ,,Denn durch die Darstellung des unsichtbaren, unendli- chen Gottes unter einem fichtbaren, irdischen Symbole wurde die errlichkeit des allein wahren Gottes in die Endlichkeit erabgezogen und der Gott Jsraels den Göt- tern der Heiden gleichgestellt. Diese äußere Gleichftel- lung zog ie innere mit unvermeidlicher Nothwendigkeit nach sich. — Aeußerlich blieb der Jehovadienft verherr- schend, innerlich erhob sich der Götzendienst fast zur Allein- herrschafh Waren erst die Schranken zwischen beiden Religionen aufgehoben, so mußte ja dem Geiste nach sich diejenige am stärksten geltend machen, welche dem Geiste des Volkes am meisten zusagte. Dies war aber iiach der verderbten Beschaffenheit der menschlichen Natur nicht die strenge Jehovareligiom die, von Gott gegeben, Gott nicht in die menschliche Niedrigkeit herabzog, viel- mehr verlangte, daß der Mensch sich zu seiner Höhe erhübe, welche die Heiligkeit Gottes in den Mittelpunkt stellte und darauf an ihre Bekenner die Anforderung der Heiligkeit gründete; sondern die weichliihe, sinnliche, dein 729 menschlicheii Verderben, weil aus ihm hervorgegangen, sihmeichelnde Götzenlehre (Heiigstenberg.) reilich hatte Jehu als Würgengel über das Haus, Aha ’s und Jse- bel’s die äußere Herrschaft des Baaldceiistes gebrochen; aber indem auch er nicht die Kraft hatte, die Jerobeams- süiide des Stierdieiiftes von sich zu thun, ließ er die äußere Reizung zum inneren Abfall vom HErrn be- stehen. Man machte nun aus Jehova selbst einen Bank, braihte ihm äußerlich die gesetzlichen Opfer, feierte die Feste und nannte ihn ,,seinen Baal.« Dieser henchlerische Herzenszuftaiid im Volk mußte natürlich alle Liebe, alle Treue, alle Erkenntniß Gottes im Lande austilgen,»so daß Mord, Ehebruch und Diebstahl im Schioange gin- gen (vgl. Kap. 4,»1. 2). Dahin mußte es nothwendig kommen; denn hatte sich irgend ein Konig, wie z. sehn, von ganzem Herzen zum HErrn bekehrt und die Jerobeamssünde von sich gethan, so hätte er, wenn auch nieht gerade die Krone niederlegemund dem davidischen Koiiig in Juda die Herrschaf»t»zuruckgeben, doch wenig- stens durch Abthun der religiosen Scheidewand und schluß an den Tempel zu Jerusalem. die bisherige exclusive Stellung des nordlichen Reiches aufgeben inüssen. Gerade Jerobeam’s il. lange und gliickliche Regierung aber mußte das innere Verderben vollenden, weil das Volk das außere Glück, den Reichthum, den Glanz der Verhältnisse als Unterpfand der Gnade Gottes, von dem es doch abgefallen war nnd sich iiiner- lich mehr und mehr abwandte, ansah, wie ihm dies die falschen Propheten einzureden nicht unterließen. So mußte denn beim» Tode Jerobeanks I1. das Gericht Gottes, der so viel und so oft mit erbarmender Liebe das Volk zur Umkehr gerufen, über das Haus Jehu’s hereinbrechen und der Untergang des nordlichen Reiches beginnen» Erst nach elfjahriger Anarchie konnte Sachar1a, der Sohn Jerobeam’s I1., den Thron be- steigen, und schon nach 6 Monaten wurde er von Sal- lum erinordet. Mit ihm ging das Hans Jehu’s unter. Sallnm wurde nach einmonatlicher Regierung von Menahem getödtet, der zehn Jahre zu Samaria heerjchte Unter demselben zog schon der asshrische Konig Phul gegen »das Land und ließ sich nur durch einen schweren Tribut zum Abzuge bewegen. Dem Menahem folgte sein Sohn Pekafjrihnm 50. Jahre Ufia s, wurde aber»nach kaum zweiiahriger Regierung von seinem Wagenkampfer Pekah, dem Sohne Remals jah’s, ermordet, welcher den Thron zwanzig Jahre be- hauptete» aber durch seine Verbindung mit dem Konig von Syrien gegen das Bruderreich Juda (Jes. 7) den Untergang seines Reiches nur beschleunigte. Denii der von Pekah nnd den Shrerii hart· bedrängte König Ahas rief den afsyrischen Konig Tiglatpilesser zu Hilfe, weliher nicht» nur Damaskus eroberte und das shrische Reich zerftorte, sondern anch einen Theil des Reiches Israel, das ganze Ost1ordanland, einnahm und seine Bewohner ins Exil führte (2. Kön. 15, 29). Gegen Pekah stiftete Hosea, der Sohn Ela’s, eine Verschwörung und tödtete ihn im vierten Jahre des Ahas, worauf wieder eine mehr als achtjährige Anarchie das Reich zerrüttete, so daß Hosea erst im zwölften Jahre des Aha-s· zur Regierung gelangte, aber sehr· bald dem» assyrkschen Konig Salmanassar unterthamg und tributpflichtig wurde. « Als er aber im Vertrauen auf die Hilfe Egyptens dem· assyr1schen Konig uiitreu wurde, kam Salmanassar wieder, eroberte das ganze Land mit der ganptstadt und führte Israel ins Exil nach Assyrien. s· ist wohl zweifellos, daß Hosea diesen Untergang. des Yeiches nicht mehr selbst erlebt-hat, sondern einige Jahre zuvor heimgerufen worden ist. Dazu aber, daß er in so trtibseliger Zeit unter einem solchen Volke mehr als 60 Jahre gearbeitet hat, bemerkt ein alter Ans- 730 Hosea 1, 2—4. leger: »Wenn Gott auch nur 20 oder 30 Jahre unserer Arbeit braucht, ist uns das schoci zu viel, und wenn wir’s gar mit gottlosen Leuten zu thun haben , die sich nicht gerne sagen lassen oder uns Widerstand thun, möchteu wir gleich erlöst und des Dienstes entlassen sein; da mag denn ein solcher Propbet, der so lange ausharren mußte, uns ein Beispiel der Ausdauer sein, daß wir nicht den Muth verlieren, auch wenn der HErr uns nicht gleich die Last abnehmen will.« Die auf so diisteretn geschichtlichen Untergrund, wie wir vorhin ihn beschrieben haben, ruhende ,,Straf-, Buß- und Trost- predigt« scheidet sich ganz natürlich in zwei Theile, die uns nicht die wörtliihen und wirklich von Hosea gehalte- nen einzelnen Reden, sondern den Kern seiner prophe- tischen Wirksamkeit in einer übersichtlicheii Zusammen- stellung ihres weseutlichen Inhalts, zuerst in kürzerer (Kap. l—3), dann in ausgeführterer Fassung (Kap. 4 —14) wiedergeben. Nach andern Auslegern dagegen hätten wir dort eine Uebersicht über Hosecks Wirksamkeit unter Jerobeam, hier aber über seine spätere Wirksamkeit vom Tode dieses Königs an. . Ja dein ersten, liürzereii Theile werden in 3 Als— schuttleii dem Volke in einer siiiiilritdlichen Handlung sein geistlicher Christum, »d. h. sein Abfall isom »snndesgo»lt, nnd dessen Folgen, die Versiohnng unter die Heiden, endlich aber seine Bekehrung und Wiederannahme zum Volke Gottes vor die Jtngen gemalt, sodann werden die Straf— gerichte gesihildertz durch welche das Volk znr Erkenntnis seiner Sünden kommen, sowie die Gnadenliezrngungem durch welche der Halt: das Volk demiiihigen nnd zur se— liehrnng führen werde, nnd endlich wEtd dieses Thau des tJGrrn noch einmal sinnliitdlicts dargestellt. I. san. l, 2——2, I. iiler itjllkrr befiehlt dem pro— pheten, ein ljnrenweili mit Hureukiudern zu ehelichem nnd giebt den Kindern, welche der Vrophet mit diesem Weil-e zeugt, Kanten, in denen dem Volke die Früchte seines Göheudieiistem nämlich die Verioersung und Ver- lianniing vom Kngesichte des Hexe-en, vorgehaltcn werden. Dort) sägt er die Verheißnng hinzu, daß das oetstoßene Volk endlich wieder zu Gnaden angenommen werden solle. 2. Und da der HErr [um’s J. 790, in der zweiten Hälfte der Regierung Jerobeams II.] an- fing sdurch seinen heil. Geist] zu reden durch [besser: mit oder in, s. 4. Mos. 12, 6. 8; b. M. is, 22 Anm.; 1. Sam. 10, 10 Aum.] Hosen, sprach er zu ihm: Gehe hin, und nimm ein Hnrenweib sdas bisher in und von Hurerei gelebt hat] imd ihre sdurch Hurerei von ihr schon früher gebotenen] Hurenkiuder szu dir, jene als dein Eheweib und diese als deine Kinder, auf daß du damit in dei- ner eigenen Person mich, den HErrn, in dem Weibe und ihren Kindern aber das von mir ab- gefallene und in Götzendiensi versunkene Reich Israel abbildest]; denn das Land [die Mutter sammt ihren Kindern] lauft vom HErrn [hinweg] der [geisilichen] Huretei [des, auch mit leiblicher Hurerei verbundenen Götzendienstesj nach. . Während V. 1 die Ueberschrist zum ganzen Buch war, bildet der Anfang von V. 2 wörtlich: ,,Anfang des Redens des HErrn mit Hosen: Es sprach der HErr zu Hosea 2c.) die Ueberschrift zum l.Theil: Kap. 1—3, und leitet die im Anfang der Propheten- thätigkeit Hosea’s stehende Thatsaclse ein, ans welche sich seine gesamnite Wirksamkeit gründet, also daß sie jene nur auseinander faltet. Der Befehl des HErrn an Hosen, ein Weib zu ehe- lichen und die Bezeichnung des nördlichen Reiches und seiner Glieder als Hurenweib und Hurenkinder ruht auf der durch die ganze heil. Schrift gehenden Darstellnng des Verhältnisses des HErrn zu seinem , von ihni er- wählten Volke als eines Ehebundes (2. Mos. 34, i5f.; Z. M. 17, 7; 20, 5 s; 5. M. Its. 21; Pf. 45; Hohesl.; Ephes 5, 30 ff.; Ofsb.21, 2). »Das Geheim- niß der menschlichen Ehe besteht in dem ausschließlichen Wohlgefallen an einer Person, in der gäuzlichen Hin- nahme nnd Empsangnahme dieser einen Person, in der gänzlichen, Leib , Seele und Geist erfltlleuden Befriedi- gung in ihr. Wie aber alle Verhältnisse des mensch- lichen Lebens Abbilder göttlichen Lebens sind, so ist auch der menschliche Ehebund ein Abbild des von Ewigkeit bestehenden und auch in die triumphirende Kirche hin- einreicheiiden Verhältnisses Gottes zu dem Menschen oder zu seinem Volke. Die Richtung des ganzen Herzens auf einen Einzigen, die unwandelbare Treue gegen ihn finden, wie im Verhältniß zu Gott, so auch im Ver- hältniß zum Ehegatten statt, also daß, wer gegen den HErrn untreu, a1ich gegen den Ehegatten untreu ist und umgekehrt, und ebenso die menschliche Treue des Leibes zugleich göttlicher Glaube der Seele ist. An der gegen einen Menschen geübten vollen Treue nnd Liebe soll der Mensch die Treue und Liebe zum HErrn lernen. (Vil- man) Darum eben, weil der Bund zwisihen Gott und dem Menschen und der menschliche Ehebund sich wie Urbild und Abbild verhalten und gleichsam ein und die- selbe Sache sind, sind Hurerei, Ehebruch und die Menge der unnatürlichen Unzuchtsstiiiden (Röm. I) mit dem heidnischen Götzendienst auf’s Engste verbunden und zei- gen sich auch in unseren Tagen des allgemeinen Abfalls von Gott wieder mit besonderer Frechheit. — Israel ist das Eheweib des HErrn (Ofsenb.12,1), dem er sich in Liebe vermählt, das aber untreu die Ehe gebrochen hat und anderen Männern, den Götzen, nachgelaufen ist und dadurch den HErrn zur Eifersucht reizt (5. Mos. 32, 16). — Kein Bild ist sprechender, als das von der Ehe. Wie das Eheweib im unauslöschlichem heiligen Bunde mit ihrem Mann zusammenhängh und der wahre Mann der untreuen wohl zittert, sie straft oder gar auf eine Zeit lang verstößt, aber dennoch eigentlich sie nie zu lieben aufhören kann, so hat zwar die alte Gemeinde, die Mutter der jetzt lebenden Einzelnen, in ihrer Untreue gegen Jehova unwiirdig widerstrebende Kinder geboren, und doch weicht von diesen nie die Liebe Jehovas, ob- wohl er züriit nnd straft. (Ewald.) Zum rechten Ber- ständniß Hoseas ist’s durchaus nothwendig, diese tiefe, uns Heidenchristen von Anfang fremde Anschanung der heil. Schrift stets vor Augen zu behalten nnd im Her- zen zu bewegenz » · » · Es drangt sich nun hier und bei der ahnlichen Stelle in Kap. 3 jedem die Frage auf: Befiehlt denn der HErr dem Propheten, einen wirklichem äußerlich zu vollziehenden Ehebund mit einem unztichtigen Weibe zu schließen? Oder ist es nur ein inneres Erlebnis; des Verkehrs Hosecks mit dem HErriy das lediglich in seiner geistigen Anschanung stattgefunden, er aber darnach dem Volke erzählt hat, also ein rein visionärer Vorgang? Eine dritte Auffassung, wonach hier nicht an ein wirk- liches Ereigniß, weder ein äußerliches, noch ein inner- liches, sondern blos an eine gleichnißartige Darstellung des thatsächlich gewordenen Verhältnisses Gottes zum Volk zu denken sei, lassen wir, als dem einfachen Wort- laut sowohl hier, wie in Kap. 3 widerstreitend, anz bei Seite. An eine äußerlich vollzogene Ehe des Etw- pheten nun zn denken, kann znnächst die Stelle: Z. Mos Die von Gott befohlene Ehe des Propheten mit einem Hurenweib 73l 21, 7., wo den Priestem verboten wird , eine Hure zu ehelichen, nicht hindern; denn was den Priestern galt, galt nicht ohne Weiteres den Propheten. Während bei jenen das Verbot einer solchen Ehe einer von den feinen Zügen der heil. Ordnung ist, durch welche Mosis Gesetz den Priesterstand sittlich zu heben trachtet, haben die Propheten eine ganz andere Aufgabe und eine Lebens- stellung, wie sie bereits in der Bemert zu l. Kinn. 20, 42 angedeutet ist. Nun wird auch dem Propheten, wenngleich etwas furchtbar Schweres oder ein Hartes, doch keineswegs etwas Schlechtes befohlen; nicht in ein nnzüchtiges Verhältniß soll er zu dem Weibe treten, sondern er soll sie ehelichen, und das kommt ja auch sonst wohl vor, daß ein unbescholtener Mann eine Ge- fallene heirathet und den unglücklichen Kindern, die sie ihm zubringt, ein Vater wird (vgl. Jos 6 , 25 Anm.). Allerdings ist es ein widriger Auftrag, ein hurerisches Weib zu heirathen; und wenn sie nun selbst in der Ehe vom Neuen die Treue bricht, auch da noch unerschöpflich neu zu lieben (Kap. Z, 1 ff.), das scheint zu viel ge- fordert, dawider sträubt sich unser Innerstes. Da dür- fen wir aber nur bedenken, wie wir selber unserm Gott vorkommen, wir befleckte Sünder dem lebendigen und heil. Gott — könnte es ihm nicht mit tansendfach grö- ßerem Recht widerlich und ekelhaft sein, sich unser an- zunehmen und nach alle den wiederholten Treubrlichig- keiten unslallezeit noch mit uiierschöpflicher Liebe zu lieben? Und dennoch verschmäht er uns nicht und wird nicht müde, uns immer wieder an sich zu locke1i und an unser Herz zu reden. Welches aber die Thatpredigt war, die Hofea an seiner eigenen Person den Zeitge- nossen im Gleichniß vor Augen stellen sollte, hören wir in Kund. U, 8 f.; 14, 5. — Ferner kann vo1i der An- nahme einer äußerlich vollzogenen Ehe auch nicht der Gedanke abhalten, daß ja durch eine solche Ehe der Prophet gleich beim Antritt seines Amtes eine segens- reiche Wirksamkeit selbst unmöglich gemacht haben würde; denn der Prophet hat, wie wir eben uns überzeugten, mit dem Weibe nur dasselbe gethan, was Gottes er- barmende Liebe mit jedem Sünder thut, er hat sie zu retten esucht und ist damit dem ganzen Volke eine täg- liche, t atsächliche Predigt von der suchenden Liebe des HErru gegen fein Volk geworden. »Der Gottesrath, der in der Schmach von Golgatha seine Vollendung feiert, hat die Knechte des Errn von Alters her auf anderem Wege, als die Mens en pflegen, zubereitet; als die Geschmähten und Verachteten, die ein Fegopfer aller Leute find, als die klein sind in ihren eigenen Augen und elend in den Augen der Welt, so wirken sie ihr Werk. Und so kommt auf das, was die Meiische1i von einem Knechte Gottes reden und urtheilen, wenig an (1. Cor. 4, 3 s.); denn die, welche den Kindern auf dem Markte gleich, Ausflüchte suchen (Matth. il, 16 f.), können ja doch allezeit widerredem Steht einer feru von ihrer Art, so sagen sie: der hat gut reden, der weiß nicht, wie unser einem ist; steht einer mitten unter ihnen, so heißt es: was will doch dieser sagen? er ist ja nicht anders als« andere Leute. Aber die Weis- heit wird gerechtfertigt von denen, die ihre wahren Kinder sind. Hielt sich der Prophet auf einem Wege, den er nicht eigenwillig, sondern nach Gottes Gebot ein- geschlagen, mitten in der täglichen Berührung mit dem Bösen persönlich unbefleckt davon, so fehlte ihm auch sicher die Durchhilfe Gottes nicht; die tiefen Blicke aber in’s Verderben, die tägliche Noth, die es ihm persönlich bereitete, der Seelenschmerz um seine Nächsten, wie mußte das alles ihn in die Erkenntniß seiner Ohnmacht und dadurch in die Fürbitte treiben! Jn solcher Hitze reift die Frucht des Geistes. (Riggenbach.) Wir sehen sonach keine Nöthigung , bei dem, was dem Hofea hier befohlen wird an einen innerliihen Vorgang zu denken; vielmehr, wenn irge etwas Unzulässiges und Anstö- ßiges hier vorläge, was in Wirklichkeit nicht hätte ge- scheheu dürfen, ohne Hurerei und Unzucht zu sanctio- niren, so hätte der Prophet auch weder im Gesicht es durchleben noch zu einem Gleichniß verwenden dürfen, nnd wie man dergleichen, wie hier befohlen wird, im Gesicht soll durchleben können, ist uns rein unverständ- lich. Wenn aber Schmieder in v. Gerlach’s Bibelwerk behauptet, es sei unmö lich, daß der Prophet einen sol- chen Bund mit einer E ebrecherin hätte eingehen können, weil nach dem Gesetz (3. Mos 20, 10) der Ehebruch mit deni Tode bestraft wurde, so war ·die Gomer anfangs nur eine Hure, gleichwie Rahab, die dann Salma, ein Fürst des Stammes Juda, heirathete und die iinter ihren Nachkommen iiicht nur den Boas und David, sondern auch den HErrn Jesum Christum selber zählt (Ruth 4, 20 fs.; Matth. l, 5 ff.); und daß das Gesetz Mosis einen Gatten nicht hinderte, sein ihm untreu ge- wordenes Eheweib wieder anzunehmen, in barmherziger Liebe sogar ihr nachzugehen uiid sich mit ihr zu ver- söhnen, zeigt die Geschichte in Richn II, l ff. 3. Und er ging lunter Leitung des Geistes Gottes, der ihn die dem göttlichen Befehl aiich ani meisten entsprechende Wahl treffen ließ] hin,"« Und nahm szum Weibe] Gomer [d. h. die Vollendete, die in ihrer Hurerei bis zum äußersten Maß fort- geschritten isi Jak. l, 15], die Tochter Diblaimski [d. h. die Tochter der Feigenkuchem die der Sin- uetilust gävzlich ergeben ist«"]- welche ward schivangen und gebar ihm einen Sohn. 4. Und der HErr sprach zu ihm: Heiße ihn [damit, wie deine Ehe, so auch die Kinder derselben bedeutsame göttliche Zeichen für das abgöttische Volk seien] Jesreel [nach jener fruchtbaren Thal: ebene Jesreel am rechten Ufer des Kison 5. Mos. II, 31 Anm.; Jos 17, 16]; denn sdies die erste Frucht des Abfalls, dessen das im Hurenweibe ab- gebildete Volk sich gegen mich schuldig gemacht hat] es ist noch um eine kleine Zeit [nur etwa noch 19 Jahre bis zum Tode Sacharja’s, des letzten Königs aus Jehirs Haus], so will ich snachdem die Zeit meiner Gnade und Langmuth inid meiner Verheißuug an Jehu 2. Kön. l0, 30; 15, 12 abgeIaiifeiiJ die Lslntschnldens [welche Ahab durch Ermordung nnd Beraubnng Naboths und Jehu diirch Vollstreckung des ihm von mir besohlenen blutigen Gerichts am ganzen Hause Ahab’s, ohne doch von ganzem Herzen sich zu mir zu wenden und die Sünden Jerobeams von sich zu thun 2. Kön. 10- 311 in Jesreel [auf sich geladen haben] heimsuthen über das [=an dem] Hans Jehn [indem ich es ausrotte, darum, daß weder Jehu, noch seine vier Nachfolger: Joas, Joahas, Jeru- beam und Sacharja, meinen Sinn erkannt und den falschen Gottesdienst in Bethel und Dan sammt dem Götzendienst nicht gänzlich vertilgt haben], und wills [schon durch die-Ermordung Sacharjasj mit dem [ganzen] Kbnigreich des Hauses JstaelH ein Ende machen sdaß die Nachfolger Sacharjcks bis zur Eroberung Samarias nichts weiter als Diebe, 732 Hosea 1 , 5—11. Räuber und Tyrannen sein werden, des hohen Namens von Königen unwürdig]. s) Das ist eine prophetische Handlung, wie wir der- gleichen noch nianche finden. Es sind das Handlungen von sinnbildlicher Bedeutung; Gleichnisse, welche die Propheten thun, um auch den Augen zu predigen; ein ernster ergreifender Unterricht durch die Anschauung. So zerreißt Ahia von Silo seinen Mantel vor Jero- beam in 12 Stücke und heißt ihn 10 davon nehmen (1.Kön.11,30); so zerbricht Iereniia vor den Aeltesten des Volks einen irdenen Krug, das Bild des Volkes und der Stadt, die gleichfalls sollen zerbrochen werden (Ierem. 19, l ff.). So macht derselbe Propbet (Kap. 27) ein hölzernes Joch und hängt sich’s an den Hals, um anzuzeigen, daß Nebucadnezar’s Joch dem Volke Israel und seinen Nachbarn wird auferlegt werden; und nach- dem Hanaiija dasselbe gebrochen hat, empfängt Jeremia den Befehl an jenen falschen Propheten: So spricht der HErrt Du hast das hölzerne Ioch zerbrochen, so mache nun ein eisernes an jenes Statt (Kap.28, l().13.). So mußte esekiel (5, 1 ff.) seine Haare scheeren, dieselben in 3 T eile theilen, den einen mit Feuer verbrennen, den andern mit dem Schwerte schlagen, den dritten in den Wind zerstreuen und nur ein klein wenig davon zur Bewahrung in seines Mantels Zipfel binden. ,,Das ist . Jerusalem« spricht der HErr. Derselbe Hesekiel (Kap. 24 , 15 ff.) bekam, als seine Gattin plötzlich dahin starb, das Gebot von Gott, er dürfe nur heimlich seuf- zen, aber keinerlei laute Todtenklagen anstellen, sondern müsse seinen Schmuck anlegen wie gewöhnlich. Und wie nun das Volk ihn fragt: willst du uns denn nicht anzeigen, was uns das bedeute, das du thust? da bekommen sie zur Antwort, Hesekiel sei ihnen zum Zei- chen gesetzt; so werden auch sie bei der Kunde von der Zerstörung der Stadt und vom Untergang der Ihrigen verstummen müssen und im Lande ihrer Unterdrücker nicht klagen dürfen. Schon hier ist ein Erlebniß, das in des Propheten Familienleben tief einschneidet, und weiter das Verhalten desselben in dieser Trübsal zu einem Gleichniß für das Volk gemacht. Noch näher trifft es mit Hosea zusammen, wenn Jesaia seinen eige- nen Söhnen hochbedeutsame Namen beilegt, dem einen »Schear-Iaschub«: der Ueberrest wird sich bekehren (7, 3), dem andern ,,Maher-Schalal-Chasch-Bas,« Naubebald, Eilebeute (8, 1 ff.), worauf sich dann sein Wort bezieht (8, 18): »siehe, hier bin ich und die Kinder, die mir der HErr gegeben hat zu Zeichen und Wundern in Israel« (Riggenbach.) —- «) Die Namen Gomer und Diblaim kommen in der heil. Schrift sonst nur als Volks- und Städtenamen (1. Mos 10, Z. Z; 4. M. 33, 46) , nirgends aber als israelitische Frauennamen vor. Dies schon macht es wahrscheinlich, und der ganze Zweck der Erzählung macht es gewiß, daß sie nur zur Ver- sinnbildlichung der Größe des Abfalls im Volke gewählt sind. — EIN) Die Feigenkuchen waren aus zusammen- gelegten, getrockneten Feigen bereitet, eine süße Speise, gleich den Rosinenkuchen sehr beliebt: I. Sam. 25, Eis. f) Die Blutschulden in Iesreel sind hier vor allem die ruchlose That Ahabs an Naboth in Jesreeh wodurch er das Maß seiner Sünden voll gemacht und Gottes Gericht herausgefordert hatte (1. Kön. 21, 19ff.); dann die blutige Gerichtsvollstreckung Iehus an Joram (2. Kön. 9, 21——26), an Isebel, an den 70 Söhnen Ahabs und allen Uebrigen vom Hause Ahabs (2. K. I, 30—10, 17), wofür er vom HErrn gelobt ward und die Berheißung empfing, daß 4 Geschlechter seines Hauses auf dem Throne Jsraels sitzen sollten. »Aber das von Gott Gewollte oder Befohlene kann dem Voll- strecker zu einem Verbrechen werden, wenn er dabei nicht als Knecht Gottes nur den Willen des HErrn ausführt, sondern sich von schlechten, selbstsüchtiger! Be- weggründen treiben läßt, wenn er den göttlichen Befehl zum Deckmantel der Gelüste seines bösen Herzens miß-«- braucht. Daß Iehu aber von solchen Beweggründen sich bestimmen ließ, geht deutlich aus dem Urtheil des Geschichtsschreibers (2. Kön. 10, 29. 31) hervor. (Keil.) Was hat Jehu während er Gericht übte? Er begnügte sich mit der Beute. Sliachdein er die Herrschaft an sich gerissen, befestigte er erst recht den Kälberdiensh und was sonst von Abgötterei im Schwange ging, und wandte so sein Werk nicht zu Gottes Nutzen. Deninach waren jene blutigen Thateii für Jehu nur Mordthatem für Gott aber ein gerechtes Gericht. (Calvin.) Vgl. L. Kön. 10, 25 Anm. — H) Zugleich mit dem Unter- gange des Hauses Jehu war auch die Kraft des Reiches Israel gebrochen. Das Königreich des Reiches Israel war von da an eine lebendige Leiche. Der Sturz des Hauses Jehu war der Anfang des Endes, der Beginn des Prozesse-s der Verwesung. (Hengstenberg.) Z. lVergeblich wird man sich dann auf sein gutes Schwert und die siarke Kriegsmacht ver: lassen.] Zur selbigen Zeit swenii ich dem Reiche ein Ende mache] will ich [oielmehr] den Bogen Jstaels ldas Sinnbild seiner Macht und SiärkeJ durch die Assyrer] zerbrechen im Thale Jesreelti [als an dem nämlichen Orte, wo das Volk in seinen Königen die schwersten Schulden auf sich geladen, und Jsrael versireuen, wie der Name Jesreel ebenfalls andeutet]. V) Gerade zur Zeit Ierobeam’s II. schien das Neich nach seinem äußeren Zustand der Macht und Blüthe fern von aller Gefahr des Untergangs. Da ruft ihnen der Prophet zu: »Ihr seid hochmüthig und ausgeblasen, stellet euch trotzig Gott entgegen, weil ihr an Waffen und Kräften die Fülle habt, meinet, Gott vermöge nichts, weil ihr Kriegsleute seid; und doch werden eure Bogen seine Hand nicht hindern, euch zu verderben. (Calvin.) IV) Ob die Entscheidungsschlacht zwischen Salmanassar und dem letzten König Hofea in der Ebene Jesreel statt- gefunden, bleibt ungewiß, weil die Geschichtsbiicher nichts darüber melden: s. 2. Körr. 17, 4 ss. Jedoch wurden von Alters her alle großen Schlachten um den Besitz des Landes in dieser Ebene geschlagen. »Iuden, Heiden, Sarazenen, christliche Kreuzfahrer und antichristliche Fran- zosen, Egypter, Perser, Drusen, Türken und Araber, Krieger aus allen Völkern unter’m Himmel haben ihre Zelte auf der Ebene Esdrelom (Jesreel) aufgeschlaigeii und sahen ihre Paniere benetzt vom Thau des Ta or nnd Hermon (Elarke.) (5, Und sie ward abermal schwanger, und ge- bar eine TochterI Und er sder HErrJ sprach zu ihm: Heiße sie Lo-Rhhamo [d. h. die Nichtbe- gnadigte]; denn les ist keine Hoffnung mehr, daß das Gericht des Untergangs noch einmal vorüber- gehe;] ich will mich nicht mehr uber das Haus Israel erbatmen swie ich bisher noch immer, auch unter Jerobeam Il., gethan habe 2, Kön. 13, 23], sondern ich will sie wegwerfcn [ohne ihnen ihre Sünde ferner zu vergebens 7. Doch will ich mich swährend ich Israel ohne Erbarmen von mir stoße und »meinen Gna- denbund mit ihm aUfhebeJ erbatmen ubet das Haus Juba swcnn es jetzt auch als hilflos von Allen verachtet wird und ohne Hilfe von Menschen ist], Und lvill ihnen szunächst zur Zeit des Gerichts über Israel durch die Assyrer, auf wunderbare Weise] helfen sund zwar ohne alles ihr Zuthun, ohne all ihre Macht, ihr Verdienst und Heiligkeit, nur] durch smich selbst] den »Ob«-ern, ihren« Gott fund Heiland« auf den sie trauen, der darum auch ihr Gott bleiben wird, wenn Jsrael längst verstoßen ist]; ich will ihnen aber nicht helfen durch Bogen, Schwert, Streit, Roß und Reiter [auf welches alles Israel vergeblich so groß Vertrauen setzt, sondern zunächst dadurch, daß ich meinen Engel aussende, daß er ihre Feinde vor Jerusalem durch die Pest erwürge 2. Kön. 19; Jes. 37; endlich aber, indem ich selbst am Kreuz ihren Tod tödte . D] Das Weib gebiert Söhne und Töchter, damit da- rin die Gesammtheit des Volkes, Männer und Weiber, als für das Gericht reif dargestellt werde. «) Das gerade ist der Grund, warum Jsrael kein Erbar- men findet, daß der HErr nicht sein Gott ist. Es ist hier der Gegensatz zwischen den falschen Göttern und Jehova, ·der der Gott des Hauses Juda war, zu beachten. Es ist nämlich, als wenn der Prophet sagte: Jhr steifet auch zwar auf den Namen Gottes, aber ihr verehret den Teufel nnd nicht Gott. Denn ihr habt kein Theil an Jehova. Er wohnet in seinen: Tempel. (Calvin.) its-V) Es liegt in diesen Worten ein herrlich Zeugnis; von der ewigen Gottheit Christi verborgen. Denn wenn diese Verheißung sich auch zunächst in der wunderbaren Errettung Judas von« Sanherib unter Hiskia erfüllt hat, so geht sie doch auch weiter ans jede folgende Errettung des Reiches Gottes und hat sich im höchsten Maße in der Menschwerdung Gottes erfüllt, in welcher die Gnade und erbarmende Liebe Gottes im hellsten Lichte strahlte. »Das ist die herrliche Verheißung beide von der rechten geistlichen und ewigen Errettung aus dem Reich und Gewalt der Sünden, des Tods und Teufels und eine Lehre von dem Amt Christi und neuen, ewigen König- reich Christi, welches nicht ein weltlich Reich sein soll, das durch Bogen, Schwert, Streit, Roß und Reiter be- stetiget und erhalten wird, sondern ist ein Reich, das durch die gnädige Hand Gottes bekriistiget wird. —- Wie aber solches sei zugangen und erftillt worden, zeigt uns an die ganze Historia von der Menschwerdung, Leiden, Sterben und Auferstehung des HErrn Christi, darin wir sehen und erkennen unseren Jammer von wegen der Sünde und doch die Unaussprechliche Liebe Gottes gegen uns. Mit. Selneccer.j Auch stecken in diesen Worten (V. 7) alle drei Ursachen unserer Seligkeit: die erste ist die Gnade und Liebe Gottes, denn Gott verheißet sie zu erlösen. Die andre Ursache ist, er verheiszet sie zu er- lösen durch den HErrly ihren Gott, d. i. durch Christum. ihren Burgen. Die dritte Ursache ist der Glaube Juda, welcher din dem Wort: ,,ihren Gott', angedeutet wird, r (Gerha «) 8. Und da sie hatte Lo-Rhhamo eutwöhnet, ward siei[alsbald] wieder schwanger, und gebar einen Sohn lund so werden auch die Unglücks- schläge über Jsrael rasch auf einander folgen]. 9. Und er sprach: Heiße ihn Lo-Ammi [d.i. Nicht-mein-Volk]; denn [dies die letzte, schreck- lichste Frucht der Sünde] ihr seid nicht [mehr] mein Volk, so will sich auch nicht der eure seuer Die Kinder aus der Ehe des Propheten und ihre Bedeutung. 733 Vater und Erbarmer] sein ssondernench unter die Heiden verstoßen] »Die 3 Namen bilden einen Fortschrith l) Iesreel deutet auf die Strafe, die von Jehws Köuigsgeschlecht auf das ganze Königreich übergeht; 2) Lo-Ryhamo auf die völlige Hilflosigkeih in welcher der HErr Israel in der letzten Noth des Reiches lassen wird; Z) Lo- Amini auf die völlige Auflösung des Volkes durch die Wegführung in die (afsyrische) Gefangenschaft« Aber damit kann das prophetische Wort nicht schließem Das Gericht soll ja nur die Zwecke des ewigen Erbarmens volliehen an allen, die irgend von Erbarmen leben wo en; darum bricht aus den dunkeln Gewitterwolken auf einmal der Blitz der Gnade hervor. (Riggenbach.) Das 2. Kapitel. Rund solle-s mit seiner Kirche. 10. Es wird aber sdurch eure Treulosigkeit Gottes Treue und seine Verheißung an Abraham nicht aufgehoben 4. Mos. 23, 19; Röm. Z, Z; vielmehr wird einst die Zeit kommen, da] die Zahl [auch] der fsetzt von mir verworfeneUJ Kinder Jsrael sdes nördlichen ReichsJ sein [wird] wie der Sand am Meer sl. Mos. 22, 17; 32, 13], den man weder messen noch zählen kann salso daß Israel noch in anderem Sinne, als dem der Versireiiung V. 5 , ein Jesreel, nämlich eine Gottesfaat ge- worden ist und der Fluch stch in Segen umge- wandelt hat]. Und soll geschehen an dem Pferden] Ort [ihrer Verbannung unter die Heiden] da man zu ihnen gesagt hat: Jhr seid nicht mein Volk [Lo-Amnii], wird man zu ihnen snachdem sie sich z1i ihrem Gott und ihrem Messias und König be- kehret haben] sagen: O ihr Kinder des lebendigen Gottes [die ihr nun nicht mehr den todten Götzen dieser Welt anhanget, sondern wahrhaft geworden seid, wozu ihr anfänglich berufen gewesen 27 Mos. 4, 22; 5. M. 14, l, ein rechtes ,,Ammi«, d. i. mein Volk] 11. Denn es [besser: Und dann] werden die Kinder Jnda [die später auch das Gericht der· Verbannung erreichen wird] und die Kinder Israel [die vorher von demselben betroffen worden sind] zu Haufe kommen lsich wieder zu Einem wahren Gottesoolk vereinigen], und werden sich mit einan- der an Eintt Haupt halten [werden Einen Gott und Einen König, nämlich den Sohn Davids, ihren Heiland nnd Erlöser, über sich im Glauben anerkennen], und ans dem Lande [dem anderen Egyptem dahin sie beide vom HErrn zurückge- schlendert werden mußten Kap. 8, 13; s, Z; 5. Mos. 28, 68., durch die Wüste Kap. 2, 14j herausziehen sin das, dann auch von allem Fluch erlöste Land des HErrn, da sie alle Gnadengiiter in reicher Fülle genießen sollen]; denn der [blutige Gerichts-] Tag Jesreels san welchem ich dem Hause 734 Hosea 2, 1——7. und Königthum Jsraels ein Ende machen werde Kap. l, 4] wird ein großer snicht blos Gerichh sondern auch Bekehrung, Erlösung und reichen Segen im Keime in sich schließender] Tag sem [denn in Jesreel wird der HErr göttlichen Samen Kap. 2, 24 säen]. Kap. 2, V. 1. [Dann] Saget [im Namen des HErrn, der solches an euch thun wird, zu] euren [wiederbegnadigten, erlösien] Brudern, sie sind mein [auserwähltes, geliebtes] Volk lgrüßet euch einander mit: ,,Ammi«, nicht mehr ,,Lo-Ammi«]; und zu eurer Schwester [genauer: euren bekehr- ten Schwestern], sie sei [seien] in Gnaden W« [,,Ryhamo«, nicht mehr ,,Lo-Ryhamo«]. »Es) Die hebräische Bibel beginnt hier mit Unrecht ein neues Kapitel, da die Propheten stets mit der Rüge und Strafe beginnen und mit der Verheißung (dem Evange- lium) schließen, so daß die 3 ersten Verse nothwendig noch zum vorigen Kap. gehören. Luther richtet sich nach der Septuaginta und Vulgata, welche mit dem dritten von jenen 3 Versen das L. Kuh. anfangen; dadurch wird aber dieser Vers von dem vorigen, mit dem er eng zusammen ehört, losgerissen, wir müssen das neue Kapitel vielmehr einen Vers später (bei Luther Kap. 2,2) beginnen. — «) Wie David über ganz Israel regierte, so sollte auch Christus das einige Haupt seiner Kirche sein und keinen neben sich haben. — Christus wird da- rum das Haupt genennet, daß die christliche Kirche sein Leib ist, welchen er ernähret und erhält, regieret und zieret. (Luther.) Erkenne, o Christ, deine Würde und wende dich, der göttlichen Natnr theilhastig geworden, nicht wieder zurück. zur alten Leichtfertigkeit durch un- würdigen Wandel. Gedenke, welches Hauptes und wel- ches Leibes Glied du bist. Erinnere dich, daß du, erlö- set aus der« Gewalt der Finsterniß, in das Licht und Reich Gottes versetzet bist. Durch das Sacrament der Taufe bist du ein Tempel des hl. Geistes geworden. Mache einen» so hohen Bewohner nicht durch böse Thaten von dir fliehen und unterwirf dich nicht wieder der Kuechtschaft Satans; denn dein Lösegeld ist Christi Blut, welcher dich mit Wahrheit richten wird, wie er dich mit Barmherzigkeit erlöset. (Leo d. Gr.) — ist«-·) Mit solch herrlicher Aussicht schließt dies Gottesworh und stellen wir uns nun diese nze Prophetenfamilie vor Augen, so war sie ja wohl ein hochbedeutsames Zeichen vor allem Volk. Die Mutter zeigte den Jammer der Gegenwart in erschreckender Weise. Die Kinder aber stellten die ganze Zukunft vor Augen, wie sie zunächst zu erwarten war, und furchtbar genug lautete diese dreifache Drohung. Aber der Prophet selbst war ja auch noch vorhanden, dieser Gotthilf, uud trostreich genug leuchtete in fern- ster Zukunft nach langer trüber Nacht das Heil, dessen Unterpfand Hosea selbst war. Es ist dies Gotteswort ein furchtbar ernstes Wort, das alle Sicherheit und Ber- messenheit vernichten konnte, und doch auch wieder Trost genug bot für alle heilsbegierigeiy trostbediirftigen Her- zen. (Schlier.) Daß fich aber diese große Verheißung von der Begnadigung und Wiederannahme Jsraels zum Volke des lebendigen Gottes und die damit verbundene von der zahllosen Vermehrung des Volks nicht etwa in der Rückkehr der 10 Stämme aus der Verbannung nach— Palästina erfüllt hat, liegt auf· der Hand, zumal da es nur sehr wenige gewesen sein können, die fich den unter Serubabel und Josua zurückkehrenden Iudäern angeschlossen haben, so daß die Geschichtsbücher nichts von ihnen erwähnen. Vielmehr ist die Rückkehr aus dem Exil und die Vereinigung der aus dem nördlichen und südlichen Reiche Stammenden unter dem Einen Haupt Serubabel nur ein schwacher Ansatz der Erfüllung. Auch in der Bekehrung der Apostel und der übrigen Gläubigen aus Israel zu Christo ist nur ein weiterer Anfang der Erfüllnng dieser Weissagung vorhanden. Die gänzliche Erfüllung steht noch zu erwarten, wenn die Fülle der Heiden eingegangen sein wird, wo dann auch ganz Israel zum lebendigen Gott sich bekehrt und Ein Haupt, nämlich den HErrn Iesum Christum, zum König sich erwählet (Röm. 1l, 25 s.). Dann wird das Volk zuiii dritten Mal aus dem Egypten, in das es jetzt verstoßen ist, durch die Wüste, in der der HErr es allein nimmt (Ossvr. 12, 6), hinaufziehen in das heil. Land, das himmlische Kanaan, da das Lamm Gottes und der Löwe aus Iuda ewig ihr König sein wird. Denn »die 3 Stationen: Egypten, Wüste und Kanaan bleiben ewig vorhanden, aber man gehet von der einen zu der anderen nnr mit den Füßen des Geistes, 11icht, wie unter dem alten Bunde, zugleich mit den Füßen des Leibes. (Hengsteiiberg.) Aber auch in der Bekehrung der Heiden erfüllt sich diese Weissagung; denn jeder be- kehrte Christ ist in Wahrheit Abrahams Same und ge- hört zu der Menge der Kinder Israel, die wie der Sand am Meere werden sollen. Was Israel selbst be- trifft, so ist die Erfüllnng der Weissagung eine ,,fort- gehende, die nicht eher stille steht, bis der ganze» Heilsplan Gottes vollendet ist. Sie begann zu Babel, sie schritt fort bei der Erscheinung Christi, den Viele aus Iuda und Israel sich zum Haupte, zum gemeinsamen Führer nach Kanaaiy setzten, sie realisirt sich noch täglich vor unseren Augen an jedem Israelitem der ihrem Beispiel folgt, sie wird dereinst ihre Enderfüllung erreichen in dem letzten und größten Erweise der Bun- destreue Gottes gegen Israel, der- durch das neue Testa- ment ebenso verbürgt ist, wie durch das alte. (Hengsteu- berg.) Wenn aber Paulus und Petrus in Röm. I, 25 f. und in 1. Bett. Z, 10 diese Weissagung von der Wiederbegnadignng Israels zum Beweis für die Beru- sung der eiden zur Kindschaft Gottes in Christo an- führen, so ist dies nicht eine bloße Uebertragung dessen, was ursprünglich von Israel gilt, auf die Heiden, son- dern es ist ein Beweis durch Schlußfolgerung aus dem Grundgedanken unserer Weifsaguiig Israel war durch seinen Abfall den Heiden gleich geworden, aus dem Gnadenbunde mit dem HErrn gefallen. Somit war die Wiederanuahme der Israeliten zu Kindern Gottes ein thatsächlicher Beweis dafür, daß Gott auch die Heiden- welt zu seinen Kindern annehme (Keil.) Il. usw. g, 2—23. J» 3 Eil-sähe« giebt im; jkyt o« prophet die Deutung des vorhin in und mit seiner Fa— mtlie gesetzten Zeichens nnd zeigt zuerst die Schuld, sodann die Belustigung, und endliih die llerheißuug Heraus. Ihre Schuld müssen die eigenen Kinder dem treuloseii Weibe vorhalten; sie thutrg im lluslrage des HErrm dessen Rechtghaiidel sie wider die Mutter: und ihre glcichgeartelen Kinder führen und von seinetwegen sie verwarnen w. 2——5). Indem aber schon bei dieser Schuldvorhallung der lJGrr immer mehr selber das Wort ergreift, kündigt er hierauf dem so völlig von ihm ab« gefallenen vollic die verdiente Strafe an. Zelle Gitter, die eg bisher genossen und non seinen Götzen empfangen zu haben wähnte, will er ihm entziehen und es dadurch zur Umkehr bewegen w. 6—13); endlich aber will er denen, welche durch die Strafen gedemiithigt und ge- bessert sund, die jiiille seiner Guadengfiter in reichsleiii Maße wieder zuwenden Oh. 14——23). 2. sSo spricht der HErr zu denen in Israel, die noch irgend einen Funken von Gottessurcht in Der in dem Weibe des Propheten vorgebildete geistliche Ehebruch Jsraels und seine Strafe. 730 f sich tragen und denen das Sünden- und Schandleben der Mutter zu Herzen geht :] Sprechet [denn des Vaters Ehre ist auch der rechten Kinder Ehre und sie eifern für jene] das Urtheil über eure Mutter [die Volksgemeinde, der ihr angehört], sie sei nicht mein [ihres Ehegatten und eures Vaters] Weib ssondern habe den heil. Ehebund mit mir gebrochen], nnd ich will sie nicht haben svielmehr werde ich auch meinerseits den Gnadenbund mit ihr aufheben und sie verstoßen] Heißt sie [damit wo möglich es nicht zu diesem Aeußersten mit ihr komme] ihre Hnrerei von ihrem [frechen] Angesichte tvegthun, nnd ihre Ehebrecherei von ihren [schamlosen] Brusten [suchet sie zu bewegen, daß sie dem Götzendienst nicht ferner nachhänge, wie eine Ehebrecheriii ihrem Buhlen, den sie mit unzüchtigen Geberden, Ent- blößung der Brüste u. dergl. zur Unzucht zu reizen sucht Jer. 4, 30; Hesek 23, 4],« 3. oAUf daß ich sie nicht [aller herrlichcn Kleider und des kostbaren Schmucks beraube, womit ich sie beschenkh da ich den Treubund am Siiiai mit ihr schloß, und den ich bis auf diesen Tag ihr erhalten habe Hesek 16, 9 ff., und sie] nackend ausziehe und darsielle, wie sie war, da sie szur Zeit der Unterdrückung und Knechtung in EgypteUJ geboren Ward lHefsks US- 4 ff.1; und ich sie nicht mache, wie eine Wüste [also daß sie auch das Nothwew digste zur Frisiung des Lebens entbehren muß] und wie ein dirrres [wasserloses] Land, daß ich sie [da] nicht Dnrsts sterben lasseztt 4. Und mich ihrer Kinder [der einzelnen Glieder des Volks] nicht erbarme ssie etwa von der Strafe der Verstofzung zu befreien], denn sie sind Hurenkinder [als die von der Mutter, der israelitischen Volks- gemeinde, in der Zeit ihrer Hurerei mit andern Göttern geboren sind], Z. Und [nun aiich Natur und Wesen der Mutter an sich tragen; denn] ihre Mutter ist eine Hure, uiid die sie getragen hat, hält sich skhcindlich shat Sihande mit andern Männern, nämlich den Baalim, getrieben], und spricht [nun schon seit lange und noch immer]: Jch tvill meinen Buhlen [den Götzen] nachlausen, die mir geben Brod, Wasser [d. h. Nahrung] , Wolle, Flachs [d. h. Kleidung] , Oel und Trinken [d. h. allerlei Geniisse zum Ueberfliiß, wie ich sehe, daß sie es den anderen heidnischen Völkern , die ihnen gedient, auch reichlich gegeben l)aben].«« V) Ein Und dasselbe Volk wird »Mutter« genannt, wenn es in seiner Gesammtheit genommen wird, und »Kinder« mit Rücksicht auf die Einzelnen, welche aus dem Volke geboren werden; denn das Volk wird aus dem Volke geboren. In jedem Volke kommt es darauf aii, was die Wurzel ist, die seinen Bestand und sein Wesen ausmacht, in Bezug worauf das Volk die Mut- ter seiner Bürger genannt wird. (Vitringa.) Ju den Ausdrücken »Hnrerei und Ehebrecherert liegt eine Stei- gerung in der Anschuldigung gegen das Volk. Geist- liche Hurerei ist vorzugsweise die Verweltlichung derer, zu welchen Gott in kein näheres Verhältniß getreten, geistlicher Ehebruch die Verweltlichung der Personen und Gemeinschaften, mit denen Gott eine geistige Ehe ge- schlossen, und deren Abfall deßhalb weit strafbarer ist. Die abgefallenen Christen sind nicht etwa wieder zu Hei- den, sondern weit fchlimmer als diese geworden. · M) Die. ewige und allgemeine Wahrheit, die in die- sem Verse in spezieller Beziehung auf Israel ausgespro- chen wird, ist die, daß alle Gaben Gottes den Individuen und ganzen Völkern nur ertheilt werden, entweder unt zur Lebensgemeinschaft mit ihm hinzuleiten, oder als Folge der schon bestehenden Gemeinschaft, wie der HErr sagt, daß dem, welcher mit Erfolg nach dem Reiche Gottes getrachteh alles Andere von selbst zufallen werde. Wird diese Bestimmung der Gaben Gottes übersehen, werden sie nicht als Gaben Gottes empfangen uiid»ge- nossen, weigert man sich der geistigen Ehe oder bricht die geschlossene, so werden über kurz oder lang die Ga- ben entzogen. (Hengstenberg.) — IN) Der innere Abfall muß schon geschehen sein, wenn man spricht, wie das Weib in unserm Verse. So lange der Mensch treulich in der Lebensgemeinschaft mit Gott beharrt, erblickt er durch das An e des Glaubens die Hand in den Wolken, aus der er A es empfängt, die ihn leitet, von der Alles abhängt, auch das scheinbar Selbstständigsth Kräftigste Sobald er diirch den Unglauben aus der Gemeinschaft mit Gott herausgetreten und ihm der Himmel verschlos- sen ist, läßt er seinen Blick über das sichtbar Erscheinende umherschweifew sucht in ihm Alles auf, was felbstständige und überlegene Kraft zn offenbaren scheint, und macht dies zum Gegenstand feiner Liebesbeweise und Gunst- bewerbungen, zu seinem Gotte. (Hengstenberg.) Das arge Herz stecket in dem irdischen Sinn und hänget mit einem Vertrauen lieber allen Kreaturen an und buhlet mit ihnen aus verblendetem Sinn und Wahn, als ob das Gute nicht ursprüiiglich Gott zur Quelle habe, son- dern von den sichtbaren Geschöpfen herkomma Der nattjrliche Mensch siehet immer lieber auf das Sichtbare, als auf den unsichtbaren lebendigen Gott, den er doch allenthalben tasten könnte in seinen Gaben. Und weil also die Vernunft auf die Werkzeuge und Mittel fällt, wodurch der Schöpser Gutes thut, so geht sie solchen Dingen nach und treibet »eistliche Hurerei damit. Sie ehret sie als ein wesentlicges Gut, welches sie doch nicht sind, und stiehlt also dem Ursprung alles Guten die ge- bührende Ehre, die sie der Kreatur widerrechtlich bei- legt. (Berleb. B.) Daß doch nur nicht über Viele, die Christen heißen, dieselbe Klage geführt werden müßte! Sie wissen nicht, thatsächlich wollen sie nichts davon wissen, wer der Geber sei und wie sie ihm danken sollen; sie preisen die Natur, das Schicksah und auch wenn sie vom Himmel oder der Vorsehung fprechen, ist es kaum besser, als wenn jene Baal sagten. Statt Gott zu dan- ken, wenden sie seine Gaben an die Vergötterung des eigenen Jch. (Riggenbach.) » » 6. Darum [weil du so sprichstJ siehe, ich ivill deinen Weg szu deinen Buhlen] mit Dornen ver- machen sverbauen Hiob 19, 8-; KlageL Z, 7], nnd eine Wand davor ziehen [ich will dich durch Noth und Trübsal so in die Enge bringen, daß dir nicht mehr buhlen kannst, ja endlich Ekel vor den ohn- mächtigen, hilflosen Götzen kriegen sollst], daß sie« ihren Steig nicht finden [sondern zur Besinnung und Umkehr kommen] sollzspk 7. Und wenn sie sdann anfänglich noch eifrigerj , ihren Buhlen nachliiuft [um durch sie Hilfe gegen 736 Hosea 2 , 8 — 23. die Drangsal zu erlangen, so will ich machen], daß sie die Helden und durch sie Rettung] nicht ergreifen [erreichen], und wenn sie die [-selben mit heißer Sehnsucht] suchet, [sie] nicht finden könne [sondern nur in noch größere Noth gerathe], und [endlich zur Besinnung darüber gekommen, daß alle Götzen nichtig sind, nun] sagen müsse: Jkh will wiederum zu meinem vorigen Manne [dem treuen Bundesgott] gehen, da mir [in seiner Lebensge- meinschaftJ besser war, denn mir jeszt ist sja alles Gute ich von ihm zii genießen hatte Luk. l5, 17; Jer. Z, 23 ff.; Hof. 14, 3 f.]."’ ·) Der Prophet geht von hier ab ans der 2ten Per- son in die 3te über, um die Strafen über das abgötti- fche Volk desto objectiver und gewisser hinzuftellem Eis) Der Weg zum Götzendieiist wurde gebahnt durch den Ueberfluß, der Ueppigkeit erzeugte und den Wahn unterhielt, als brächte der Götzendienst Segen. Der Weg zu den Götzen wurde aber umzäunt und ummauert, wenn an die Stelle des Ueberflufses Man· el und Elend trat. Das Elend also sollte kommen un eine Mauer werden, die Israel den Weg zu den Götzen versperrte. (Schmieder.) —- IWDZDieser Erfolg der Drangsal zeigt, daß Gottes Barmherzigkeit gerade da am stärksten wirk- sam ist, wo·ste ganz nnd gar gesehwunden zu sein·fchei·iit, und wo feine strafende Gerechtigkeit, die auch ja nicht auszuschließen ist — es gibt kein Leiden, welches nicht zugleich von ihr ausgiuge, keine Strafe, die blos um der Besserun willen verhängt würde —, allein zu han- deln scheint. sHengstenbergJ 8. [Aber es muß ihr, der Ungetreuen, übel gehen, bis sie miirbe wird für einen solchen Ent- schluß.] Denn ssetzt gilt von der Thörin das Wort :] sie will sin ihrem bösen und Verstockten Sinn] nicht wissen [und anerkennen], daßJch [ihr Ehegemahl und Versorger von Anfang] es sei, der ihr [all- jährlich] giebt Korn, Most, Oel, nnd ihr sdurch solch reichen Segen an Landesfrüchteid viel Silber und Gold gegeben habe k5.Mos. 7, 13; 11,14], das sie sin schnödem Undank] haben Baal zu Ehren gebrancht sden Dienst der vielen Götzen und der goldenen Kälber zii erhalten und zu stärken] 9. Darum will ich [sie nun strafen an dem, womit sie sich versündigtz ich werde durch wilde, eroberungslusiige Feinde] mein Korn nnd Most [die ich ihnen aus der Fülle meiner Güter geliehen] wieder nehmen zu seiner Zeit [gerade wenn diese Früchte eingeeriitet werden und sie des reichsten Ertrags von ihnen schon gewiß zu sein glaubt], und meine sWolle und Flachs [plötzlich] entwenden, damit sie ihre Scham bedeclet salso daß sie dann arm und bloß dastehe und erkennen müsse, daß ich das Alles gebe und nehme, und nicht die Götzen]. 10. Nun will ich [das Recht der Ehebreche- rinnen über sie ergehen lassen Hesek 16, 37 f» nämlich] ihre Schande anfdecken vor den Augen ihrer Buhlen [so daß sclbst diejenigen, die ihr frü- her nachgetrachteh mit Ekel und Abscheu sich von ihr abkehren; denn »wer Gott um der Welt willen verläßt, den macht Gott vor der Welt selbst zu Schanden«], Und niemand soll [im Stande sein] sie von meiner Hand [zu] erretten [Nah. 3,. s; Klagel. I, 8; Jer. 13, As] 11. Und ich wills ein Ende machen swie mit dem Bestand des ganzen Reiches, so auch] mit allen ihren [Fest-] Freuden, sihren hohen] Festen [wie Pasfah-, Pfingsn und Laubhüttenfesi, den monatlichenj Neumoudew lden wöchentlichen] Sab- bathen und süberhaupt mit] allen ihren Feiertagen [denn wer die vom HErrii geheiligten Tage nicht heiligen will, der soll auch nicht ihre Freude ge- nießen·Am. 8, 10; Jer. 7, 34; Klagel. 1, 4; s, 15]. » » , » » « 12. Jch will ihre Weiustocke und Feigenbaume [die sie bisher als die edelsten Erzeugnisse des Lan- des so sorgfältig gepflegt, nmhegt und nmzäiint hat, die ihr auch die Festfreuden bereiten halfen] wüste machen, weil sie [in schändlichem Eigennutz und Undank gegen meine Barmherzigkeit] sagt: Das ist mein [Huren-] Lohn, den mir meine Buhlen [die Götzen als Beweise ihrer Gegenliebe] geben* Jkh will [alle ihre Hecken und Zäune durch wilde Kriegs- horden einreißen und] einen Wald draus machen, daß es sdiese edlen Fruchtbäume] die wilden Thiere sressen sollen. « » » » II. Also will ich heimsuchen uber sie die Tage swelche sie den] Baalim [den vielen Götzeii 5.Mos. 17, 21 Anm. und den goldenen Kälbern gefeiert, sei es, daß sie meine Feiertage den Götzen weihte, sei es, daß sie besondere Tage für sie erwählte], denen sie Räuchopfer [allerlei blutige und unbln- tige Opfer] thut [besser: that], und sdenen ge- genüber sie sich ganz wie eine liederliche Buhldirne geberdete, wenn sie ihre Buhlen erwartet; eine solche] schmuckt sich mit Stirnsvangen [genauer: Nasenringen Richt 8, 24 Anm.] und Hals: hindern, und läuft ihren Buhlen nach, nnd sdas alles that sie darum, daß sie] vergisset mein, spricht der HErr [Jer. 4, 30; Heut. 23, 40 ff] «) Die heil. Schriftsteller, insonderheit auch Hosen, schämen sich nicht, Worte zu gebrauchen, die die greuel- haften Unzuchtsstjnden beim rechten Namen nennen. Sie reden durchgängig von gemeinen Dingen gemein. Denn das gemeine Wort ist für die gemeine Sache das pas- sende. Man kann die Sittlichkeit eines Volkes und eines Zeitalters danach messen, ob es von gemeinen Sachen gemein redet oder nicht. Wo im Worte das Freuden- mädchen an die Stelle der Hure getreten ist, da auch sicher in der That. Das Volk Israel bezeichnete gewiß, was es von den Götzen zu empfangen glaubte, nicht als Hureulohn, sondern als Lohn treuer Liebe. Der Pro- phet aber vernichtet auf einmal seine ganze süße Ein- bildung, indem er ihm den entsprechenden Ausdruck in den Mund legt, der den zarten Ohren (Zunge und Ohr werden in demselben Maße zarter, in dem das Herz gröber wird) wohl recht rauh und roh klingen mochte. Die Zärtliche sieht fich auf einmal als gemeine Hure begrüßt; die süßen Beweise inniger Gegenliebe, die ihre ,,Geliebten« ihr gegeben, müssen Hurenlohn heißen. Ein gutes Correctiv für unsere Sprache, für unsere ganze Ansichtsroeife der Dinge, für unser eignes leicht bethör- Den Gedemüthigten und Gebesserten verheißt der HErr die Fülle seiner Gnadengüter 737 tes Herz! Jede Liebe der Welt, jedes Streben nach ihrer Gunst, jede Hingabe an den Zeigeist ist Hnrerei; Hurenlohm der nicht in den Tempel des HErrn gebracht werden darf (5. Mos. 23, 19), ist alles, was sie uns dafür bietet und giebt. (Hengstenberg.) 14. Darum lweil mein Volk, meine untreue Ehegattin, so tief gefallen ist] siehe, ich will [nach- dem sie zur Erkenntniß ihrer Sünde gekommen und bei sich gesagt hat: Jch will wiederum zu meinem vorigen Mann gehen V. 7] sie sdurch freundliches Zureden zu mir] locken Und will fiiachdem ich sie aus dem andern Egyptem dahin ich die Abtrünnige verfioßen mußte"Kap. I, «1t, »erlöset]» sie [zu ihrer Prufung und Läuterung] in eine Wuste sdas Ge- genbild der arabischen] führen [damit ich sie daselbst, wie einst ihre Väter, durch allerlei Prüfungen und Versuchnngen zur anfrichtigen Buße und zu innigem Glauben mir erziehe 5. Mos 8, L— 5], und sreundlich [tr·ostlich] mit ihr [aii’s zerschlagene Herz] reden fdaß ich ihr all ihre Sünden vergebe und heile all ihre Gebrechens Hier nimmt aus einmal die scharfe Drohung eine ganz unerwartete Wendung zur mildesten Freundlichkeit und Barmherzigkeit. Schon früher, wenn geschildert wurde, wie dem nngebundenen Weibe der Weg sollte verzäunt werden, war damit ein glückliches Unglück, ein gnadenvolles Hindern der eigenen Wege, ein heilsames Verbittern der Sünde beschrieben. Wie manchem muß Gesundheit, Glück nnd Wohlfahrt schwinden, bis er im Elend, wo ihm jeder Weg mit Dornen vermacht ist, zur Besinnung kommt. Auch sonst noch mehrmals (Kap. 4- IS; 12, 1 ) hebt der Prophet diese Wahrheit mit Nachdrnck hervor; nirgends aber lautet die Rede schöner, gnadenreicher, als in unsrer Stelle: ich will sie locken und will sie in die Wüste führen und ihr an’s Herz reden. (Riggenbach.) — Dem Leiden folgt immer das Locken. Gott nimmt zuerst die Gegenstände sündlicher Liebe, dann kommt er lockend und beredend, daß wir ihn, den allein Liebenswerthen und Liebeberechtigtew zum Gegenstande unserer Liebe erwählen. Er begntigt sich nicht mit harter Verfolgung seines Rechtes, er sncht uns DE Pflicht süß zu machen, durch seine Liebe zu bewirken, daß wir ans Liebe sie thun. Hat er uns also gelockt, so fiihrt er uns aus Egypten in die Wüste. (Heiigsten- Pers) Die Ursache aber, weshalb der HErr sein Volk Ienes erste Mal in die arabische Wüste, und weshalb er sein abgefallenes Volk und jeden Einzelnen in die Wüste führt, ist die, daß die erste Liebe der ans der geistlichen Knechtschaft Erlösten vertieft, geläutert und gegründet werden muß. — Die erste Liebe ist nur zu oft, ja sie ist mehr oder weniger immer ein Strohfeuer. Die Sünde ist nicht gänzlich ertödtet, sondern sie ist nur augenblicklich überwältigt Sie wartet nur auf fchickliche Gelegenheit, um ihre alte Herrschaft wieder zu erlangen. Sie würde nie gründlich ausgetilgt werden, wenn Gott diesen Zustand immer fortbestehen ließe, wenn er durch stetes Zuschittten neuer Materie, durch ununterbrochene Liebesbeweise, jenes Feuer immer im Brennen erhielte. Soll die Liebe des Gefühls nnd der Phantasie eiiie herz- liche, gründliche, sittliche werden, so miiß sie geprüft werden, damit sie auf diese Weise ihre eigene bisherige Nichtigkeit erkenne und einsehe, wie nöthig es sei, daß sie tiefere Wurzeln schlage. Das Mittel dieser Prüfung ist, daß Gott uns plagt, fich gegen uns verstellt, uns anders führt, als ivir erwartet hatten, uns scheinbar verläßt. Weil er, der Barmherzige, aber uns nichtver- Dächseks Bibelwort. sucht werden läßt über unser Vermö en, er, der uns selbst aufgetragen, ihn zn-bitten, da er« uns nicht in Versuchung führen möge d. h. in eine solche, die, weil sie unsere Kräfte übersteigt, uns innerlich zur Versuchung wird, so läßt er neben seinen Plagen seine Gabe her- gehen. Der Israel hungern ließ, ab ihm auch zu essen, der es durften ließ, gab ihm an zu trinken, der es über den glühenden Sand führte, ließ seine Schnhe nicht veralten. Dieses Gegengewicht gegen die Plage ist aber auf der anderii Seite wieder eine Versuchung. So wie Satan uns durch Lust sowohl zu fällen sucht als durch Weh, so prüft uns Gott durch das, was er giebt, nicht weniger, wie durch das, was er nimmt. Bei dem letz- teren zeigt fich, ob wir Gott lieben ohne seine Gaben, bei dem ersteren, ob in seinen Gaben. Diese zweite Station ist nun für Viele die letzte. Vieler Leiber fallen in der Wüste. Aber während eine Masse von Einzelnen auf ihr liegen bleiben, geht die Gemeinde Gottes-immer von ihr zur dritten über, zum Besitze Canaans. Der Stand der Prüfung ist für sie immer zugleich ein Stand der Sichtu und Läuterung. Was für den Einzelnen ein Wehe, ist für sie ein Wohl. (Hengstenberg.) In jedes gläubigen Christen Leben wiederholen sich diese 3 Stationen: Egypten, die Zeit der geistlichen Knecht- schaft; die W üste, die Zeit der Prüfung und Versuchung; und Canaan, die Zeit des vollendeten Heils. Aber diese 3 Stationen find iiicht absolut, sondern nur rela- tiv geschieden. »Auch wer schon in der einen Beziehung nach Canaan durchgeführt worden, bleibt in der andern noch in der Wüste. Canaan im vollen Sinne gehört für den Einzelnen wie für die ganze Gemeinde nicht dem Diesseits, sondern dem Jenseits an.« — Das ift Gottes Weg, Art und Weise, sein Volk zum Glauben und zu festem Vertrauen und Trost in ihm zu bringen. Gott fängt an, die Seele iii die Wüste zu führen, wenn er sie durch Sammlung herbeiziehet und von allen äußeren Dingen absondert. Darnach redet er ihr zu Herzen und läßt sie fein stummes, aber doch tausendmal beredtei res Wort, als alle äußerlichen Worte hören. Ward. do GuyonJ Wenn das Herz von allem Weltgetümmel ab- gesondert nnd von allen menschlichen Hilfen entblößt und verlassen ist, dann ist es lediger und geschickter, die Stimme Gottes zu hören. Wenig, wenig Menschen sind aber, die sich recht in diese Wüste führen lassen nnd ihrer Pflicht hierin ein recht Genügen thun! Die Natur hat einen allzu ·roßeu Abscheu vor solcher Blöße, beständig darin zu stehen; niid sie ist so inuigst geneigt, mit den Creaturen umzugehen nnd wenigstens mit ihren Bildern zu spielen, daß es überaus schwer nnd langsam hergehet, ehe der Wille dieser so tief eingeboreneii Neigung gänz- lich absterben kann. (Berleb. Bib.) 15. Da will ich [sie denn alsbald aus der Wüste in das neue, felige Canaan einführen und] ihr geben ihre Weinberge sall die köstlichen Güter und Gaben, die ich ihr, als» sie mir untreu ward, entreißen mußte] aus demselben Ort [nämlich dem verherrlichten Canaan, sobald sie durch die Wüste hindurch an die Grenze desselbigen gekommen sein wird], und das Thal Achor [v. i. das Thal der BeiriibnißL die Hoffnung aiifzuthun [richtiger: zum Thor der Hoffnung machen, ich will all ihre Versündiguiigeii so sühnen und mit meiner Gnade zudeckeii, daß sie auf ewig fest und innig mit inir verbunden bleiben soll’]. Und daselbst wird sie singen [wörtlich: dorthin, von wo ich ihr die Fülle meiner Gnadengüter entgegenbringen g· c. II. 2. 47 Hosea L, 16—23. werde, wird sie antworten, meine göttliche Liebe und ihre Erlösung aus dem Tode zum Leben mit Lob: und Dankliedern erwiedern, ebenfo], wie ssiej zur Zeit ihrer Jugend [ihrer ersten Liebe und ihres willigen Gehorsams gegen meine Gebote] da sie aus Egnptenland zog smir auch ein Loblied am rothen Meere für ihre Errettung aus der äußersten Noth sang 2. Mos. 15 und mir freu- digen Gehorsam versprach 2.M. 24.]. V) Diese eigenthümliche Ausdrucksweise ist von dem nörd- lich von Iericho am Eingang von Eanaan gelegenen Thale Achor hergenommen, das seinen Namen erhalten hatte in Folge der Frevelthat Achans beim erstmaligen Einzug des Volkes Gottes ins hl. Land, um welcher willenderHErr über das ganze Volk ergrimmte und eine allgemeine Betrüb- niß über dasselbige kam, wie Josua bei der Steinigung Achans (J. 7, 25) sagt: Weil du uns betrübet hast, so betrübe dich der HErr an diesem Tage. — Daher heißt derselbe Ort das Thal Achor. —- Gleichwie nun damals die schwere Sünde Achans, die nur eine einzelne reife Frucht an dem Baume der allen gemeinsamen Sünde war, von der Gnade des HErrn zugedeckt und diese Betriibung die Veranlassung nur desto größerer Jnnigkeit des Verhältnisses des« HErrn zu seinem Volke wurde, so soll es auch am Ende der Zeiten vor dem gegenbildlichen wiederholten Einzug der Gemeinde des HErrn in das Land Gottes geschehen, daß der Abfall des Volks durch Gottes Barmherzigkeit ein Thor der Hoff- nung, die Pforte oder das Mittel zu nie wieder zer- reißender Treue nnd Liebe wird. Es ist demnach jenes Thal Achor sinnbildlich für die gesammte Geschichte des Volkes Gottes, sonderlich ihres Endes, und ebenso für die Geschichte jeder einzelnen Seele: — ,,Gottes ganze Führung der Begnadigten ist eine Verwandlung des Thales der Trüburig in ein Thor der Hoffnung. Er führt es so hinaus, daß durch die Sünden das Band der Gemeinschaft zwischen ihm und ihnen, denen Alles zum Besten dienen muß, statt zu zerreißen, wie es ge- schehen würde, wenn er blos Gerechtigkeit wäre, nur noch inniger geknüpft wird. (Hengstenberg.) 16. Alsdann, spricht der HEry wirst du lmich als »den allein wahren Gott über alles lieben und allein verehren, und als meine getreue, liebende Ehegattixq strich heißen mein Mann; nnd mich nicht mehr sandereti nichtigen Götzen mich gleichstellend und neben ihnen ehrend] mein Baal heißen [5, Mos. 30, 5 ff—; Jeiu 24, 7; Hasen 11, 19]. » 17. Denn ich will die Namen der Baalitn sihrer vielen Götzeii und ihrer Stierbildcr, dadurch daß ich ihr Herz durch meine Gnade erneuere und mit Abscheu vor allem groben und feinen Götzen- dienst erfülle] von ihrem Munde wegthun, daß man derselbigeti Namen nicht mehr gedenken [in heiliger Scheu vor mir nicht mhr wagen] soll [die Namen der Götzen auch nur auf die Lippen zu nehmen nnd auszusprechen L. Mos. 23, 13; Such. 13, 2.]. 18. Und ich will zur selbigeu Zeit [da die Sünde, die Ursache alles Uebels, aus der Gemeinde giinzlich ausgetilgt sein wird] ihnen sum ihre Selig- keit und ihren Frieden zu vollenden] einen [Frie- Deus-J Bund machen mit den Thieren auf dem Felde lden reißenden Thieren und dem Wilde des Waldes, das die Feldfrüchte beschädigt], mit den [Raub-] Vögeln unter dem Himmel, und mit dem Gewicrme [wörtlich: mit Allem, was sich reget, allen kleineren LandthiereUJ auf Erden [daß sie niemandem mehr Schaden thun und der Friede des Paradieses wieder völlig herrscht Hiob Z, 23 Anm.; Jes. 11, 6 ff.; 35, 9; 65, 24; Röm. 8, 21; Ossenh 21, 1 ff.; Hesek. 34, 25 fs.]; und will Bogen, Schwert und Krieg vom Lande [aus dem verherrlichten und verklärten Lande wegfchafsen und] zerbrechen [denn es wird aller Haß, Streit und blutiger Krieg aushören], und will sie [auf ewig] sicher [in vollem Frieden] wohnen lassen [Jes. Z, 4; Sach. 9, 10; 3. Mos. 26, 3 ff.]. 19. Jch [dein nun mit dir versöhnter Gott] will salsdarin ganz von Neuem«] mich mit dir [wörtlich: dich als eine gänzlich geheiligte und ge- reinigte, herrliche und fleckenlose Jungfrau Ephes. S, 26 f., mir, deinem dich von Ewigkeit treu liebenden Bräutigam und EhegatteUJ v er l o b en «« [daß ich in dir und du in mir lebest und uns nichts, auch der Tod nicht, scheiden möge] i·n Ewigkeit [Röm. 8, 39]; ich will mich mit dir [dich mir —-— denn durch meine Gnade ge- schieht? ohne all dein Zuthun] vertrauen lzur innigsten Gemeinschaft der Liebe vermählen] in Gerechtigkeit und Gericht [dadurch, daß ich durch ein gerechtes Gericht, ja durch Sterben und durch Bluten meines einigen Sohnes, dich Von allem Unheiligen reinige und läutere], in Gnade und Barmherzigkeit [die ich ewiglich über dir walten lassen will, so daß ich mit deinen Gebrechen Geduld habe und dich um deiner Schwachheit willen nicht verstoße, sondern aus aller Sünde er- rette]« . 2i). Ja, im Glauben [in ewiger, göttlicher Treue] will ich mich mit dir verloben sdaß mein Bund mit dir nie wieder aufhören soll]; und du wirst [dann] den HErrn sdeiuen Bräutigam und Erlöser, in iunigster Liebemj er- kennen [Joh. 17, 3; Jer. 31, 34]. V) Es war schon große Gnade, wenn das tmgetreue Weib wieder angenommen wurde; nach dem Rechte konnte sie für immer verstoßen werden; der einzig giils tige Grund zur Ehescheidung war vorhanden; Jahre lang hatte sie im Ehebruch gelebt. Aber Gottes Gnade geht noch weiter. Das Alte wird nicht blos vergeben, es wird vergessen; ein ganz nettes Verhältnis; beginnt, in das kein Argwohn und keine Bitterkeit von der einen, keine trübe Riickerinneruiig von der andern Seite, wie es wohl unter ähnlichen menschlichen Verhältnissen ge- schieht, wo die Folgen der Sünden nie ganz schwinden, wo immer ein herber Nachgeschmack übrig bleibt, 1'iber- geht. DasselbeVcrfahren Gottes wiederholt sichnoch täglich. Jeder Gläubige darf frohlockend sprechetit Das Alte ist vergangen, siehe, es ist Alles neu geworden. tHengsten- berg.) —- ’««’1«) Das Wort: »Ich will mich verloben« ist voller Troste-s» darum auch Paulus desto lieber das Verbündniß der christlichen Kirchen mit dem HErrn Jsraels dereinsiige Bekehrung und Wiederbegnadiguiig 739 Christo mit dem Verbündnisse der Eheleute vcrglicheii hat, und wird dafür ungesehn, daß Christus in seinen Predigten an dem Gleichniß von der Hochzeit einen son- derlichen Wohlgefallen getragen habe. Denn er nicht allein die Gleichniß von der Hochzeit vorleget, sondern heißet auch seine Jünger Freunde des Bräutigams; wie auch Johannes Christum einen Bräutigam nenuet (Joh. Z, 29) und Christus selbst sich diesen Namen zueiguet, da er von seiner Zukunft zum jüngsten Tage lehret: Matth. 25, 1 f. (Luther.) — Was hier zunächst dem bekehrten Israel verheißeii wird, gilt auch jeder bekehr- ten Seele mit der sich der HErr Christus als seiner Braut vermählet. Denn sie hat das Klopfen des HErrn an die Thüre des Herzens vernommen und ihm aufge- than. »Er hat (Ossb. Joh. s, 20) verheißen, in ein solches Herz einzuziehen und das Abendmahl mit ihm halten, ja sich ewiglich mit ihm zu verloben. ’«"«·’1·) Die Liebe ist’s allein, die unser armes Herz mit dem ewigen Gut so sest verbindet. Hierin hat der HErr Jesus selber den Anfang gemacht, und giebt uns aus seiner Liebe starke Funken in unsre Herzen, wenn wir sie ihm offen halten. Und wenn ein nach ihm hungern- des Gemüthe seine Briinstigkeit empfindet, so ist kein andrer Wunsch da, als mit dem Geliebten ewig ver- bunden zu werden. Also dringet ein Geist in den andern, und unser erschasfener Geist will gern in dem unerschaf- feiien versinken: kann er schoii nicht stets in diesem Grunde vollkommen bleiben, so Zhet doch das Sehnen immer wieder frisch darnach. wie leicht vergißt eine Seele da Alles, was sie sonst kränket, wenn sie in diese ge- heime Liebeskammer Gottes gezogen wird! Sobald die Braut geschmecket hat, wie freundlich dieser Herr sei, so begehrt sie dessen immer mehr. (Berleb. B.) — Es ist merkwürdig, daß diese Verheißung: ,,Jch will inich mit dir verloben« dreimal wiederholt wird; zum Theil da- rum, daß die Sache desto gewisser sei; zum Theil auch, daß verborgener Weise angedeutet werde, daß alle drei Personen des einigen göttlichen Wesens das ihrige da- bei thun werden. Der Vater lässet ihm diese Bemüh- lung in Gnaden gefallen; er erkläret die Braut, die gläubige Seele, für sein liebes Kind, und machet seinem Sohne Hochzein Der Sohn würdiger sie seiner Liebe, schmücket sie mit seinen Schätzen und verbindet sich mit ihr zu einer völligen und ewigen Gemeinschaft. Der hl. Geist unterrichtet sie, wie sie ihren Bräutigam be- gegnen solle, lehret sie denselben recht erkennen, sich von ganzem Herzen an ihn ergeben, entzündet in ihr eine brünstige Gegenliebe, zieret sie mit allerlei herrlichen Gaben und führet sie ihm zu. Hierüber freuen sich die hl. Engel, und der ganze Himmel jauchzet, die Hölle aber erschrickt und will vor Zorn bersten. (Scriver.) 21. Zur selbigen Zeit [wenn du in ewigem Bunde der Liebe und Treue mit mir vermählt im geheiligten Lande wohnen wirst], spricht der HEM will ich [alle Gebete, die von dir zu mir empor- steigen] erhörenz ich will sgemäß meiner Verheißung b. Mos. 28, 121 den Himmel erhdren sdaß er Regen und fruchtbare Zeiten reichlich über den Erd: boden ansschütten dürfe], Und der Himmel soll die Erde erhoreii [und ihr gern Alles gewähren, was sie zur Fruchtbarkeit nöthig hat]; 22. Und die Erde soll Korn, Most »und« Oe! erhöten sdciß sie gedeihen können]; und dieselbigeii sollen Jesteeld ldas von Gott gcsäete, nach seinem Ebenbild wiedergeborene Volk] erhoren sdaß sie ihm Nahrung und Kleidung liefern; also daß alle Kräfte der Natur ini schönsten und lieblichsten Einklange ihre segnenden Wirkungen üben auf den gliicklichen Boden des geheiligten Landes ." 23. Uiid ich will mir sie auf Erden sim ver- klärieu Lande] zum Samen behalten szu einem wahren Jesreeh d. ispeinem von mir selbst gesäeteii Samen, der hiindertsaltxie Frucht zum ewigen Leben trägt und ein Segen der ganzen Heidenwelt wird, machenL »und mich erbarmen iiber die, so in Un- gnnden seine Lo-Ryhamo Kap. l, S] war; uud swilll sagen zu dem, das nicht mein Volk sdas in dem Kinde Lo-Ammi Kap. 1, 9 abgebildet] war: Du bist mein sbegnadigteu ewig mit mir verlobtes] Volk; und» es wird sagen: · Du bist mein Gott [in dirnllein habe ich all meine Freude, all mei- neu Frieden gefunden. — Also wird dann an die Stelle des Gerichts und der Verwerfung des götzeiv dienerischen Volks, die in den Kindern dargestellt waren, Gnade und Erbarmen, Liebe und Treue getreten sein]. · «) Der Name Jesreeh welcher in Kap. 1, 45 2, 2 Sinnbild der Verwerfung war, »ist hier gemäß der sprachs lichen Bedeutung des Worts Sinnbild des wiederbe na- digten Volks geworden. —- -1«-««) Dei: Pkpphet zeig: Zier, wo der fMenschen Glück anfange, nämlich, wenn Gott sie zu seinem Volk annimmt, wenn er ihnen die Sün- den vergiebt uud sich mit ihnen verlobt also, daß er unser Vater und Erhalteaist und wir unter seinem Schuh und seiner ·Treue ficher und geborgen sind. —- Dann zeigt Gott hier klar, daß die ganze sogenannte Naturordnung also in seiner Hand stehe, daß kein Regen- tröpflein vom Himmel fallen kann ohne seinen Wink; daß die Crde kein Grashälmlein hervorbringen kann, ia daß die ganze ·Natur unfruchtbar sein würde, wenn er sie nicht» mit seinem· Segen befruchtete. (Calvin.) Es ist, als horte1i wir die erhabenen Harmonieen der in einander greifenden Kräfte der Schöpfung erklingen, ge- tragen und beioegt von dem ewigen Grundtone des schaffenden und gestaltenden Geistes. (Umbreit.) Da nun die» Erde selbst Feuchtigkeit und Saft aus dem Himmel schopft, so s·chreien, wie wir sehen, die Menschen im Hun- ger vergeblich, wenn sie nicht zum Himmel emporblickem Aber auch der Himmel wird durch den Willen Gottes regiert;· drum sollen die Menscizen·lerneu, bis zu Gott aufzusteigen, um von ihm ihr tagliches Brod zu erlan- gen. (Calvin.) Das Z. Kapitel. Von der Rienschheit Uiitreue und solt-es , Liiiigniiithigkeit III. v.1——5. warum tiauii doch die Rede aiif de: Höhe, aus die sie vorhin sich erhobcii hat, nicht fihließenr warum iunsz der prophet vom Berge der Vcrliliiruiig wieder in’s Thal hinunter? eg wäre ja so schön, dort tjiitteii zu hatten! Tiber die Wirklichkeit ist noch nicht darnach: in seinem eigenen tjaiiofiaiid hat der Mann Gottes eine furchtbar schmerzhaste silahiimig daran. Sein Weil) ist in ihr früheres Easicrlelieii 3uriirligesallen, oder vielmehr ans ljiirerei nunmehr iii Gheheiich gerathen; dciin die Gewohnheit der Sünde wurzelt heim Jnenskhen verzweifelt tief. Ver prophet aber, was solt et mm U« 740 Hosea Z, I -—5. 4, l. 2. thun? soll er sie lassen, fle aiif immer vernahm? Anders lautet der göttliche Befehl (d1.1—3); an dem aber, was dein Hosen befohlen wird nnd was er auch thut, wird Israel iii einem Exempel var Singen gestellt, wie Gott trat; aller seiner lliitrene es doch nicht gar ver- aoßen wird. Freilich wird es gehalten werden wie jenes Weib, das keinen Buhlen mehr hat nnd doch auch seinen Mann nach nicht: im kümmerlichen Stande, einer Wittwe gleich, wird es seines Gottes harren müssen. Darnaih aber werden sie, nachdem sie lange geniig iii sit-engem Gewahrsam zugebracht nnd in tiefster Stille und Ein— samlieit fiir sieh dahin gelebt haben, zu ihrem Gall und Heiland sieh bekehren; zitternd werden sie ans der rieth, wa sie sieh nicht zu helfen wußten, herbeikommen und zu der Gnade ihre Zuflucht nehmen, nor deren lieber— sihwäuglictjlieit seht ihr ganzes her; erbebt (d. 4 u. 5)» 1. Und der HErr sprach sgeraunie Zeit später, als die erste Rede in Kap. I, 2 ff. an mich er- gangen war, durch seinen GeistJ zu mir: Gehe noch eins [noch einmal Nicht. 16, 28] hin, lind buhle um das buhleriiche und ehebrecherische Weib [ge- nauer: nnd liebe ein Weib, nämlich jene Gomen die Tochter Diblaims Kap. l, Z» das zwar vom Freunde, d. i. von dir, ihrem bisherigen Gatten, mit unverbrüchlicher Treue geliebt wird, und gleichwohl, wie sie auch in Wirklichkeit gethan hat, die Ehe bricht, damit dii auf’s Neue mich, den HErrn, in meinem Bundesverhältniß zu Jsrael darstellest]; wie denn der HErr um die Kinder Israel biihlet [seinerseits treue, unverbrüchliche Liebe gegen sie hegt 5. Mos. 7, 8] , Und sie doch sich zu fremden Göttern kehren [obwohl sie ihrerseits fortwährend die Ehe mit ihm brechen b. M. 31, 1»8], und [mit den fremden Göttern] buhlen Um eine Kanne Weins [genauer: und lieben Trau- benkuchenJ nämlich die Leckcreien der Götzen- opfer Jerem. 7, l8., im weiteren Sinne-s. v. a. die ungöttlichen Genüsse dieser Welt] V) »Sie lieben Traubenkuchen« weist hin aus den Ursprung des Götzendienftes in der Fleisches- und Sin- nenlust des Menschen; ebenso wird in Hiob Bei, 12 der Dienst der Sünde als eine Speise vorgeftelly die im Munde siiß wie Honigseim dünkt, im Leibe aber in Schlangengalle sich verwandelt. Die Bezeichnung des götzeiidienerischen Volks als Traubenkucheii liebend ent- spricht genau der Bezeichnung der Gviner als einer Tochter Diblaini oder der Feigeiikiicheii (Kap.1, 3Anni.). Beide Speisen gehörten zu den aiisgesuchteste1i Lecker- bissen nnd sind in ihrer Bedeutung gleich. ,,Sinnlich- keit war iind ist zu alleu Zeiten der Grund der Abkehr des illieiifchen von dein ernsten Glauben der Offenbarung zu dem weichliclieiu siniilichen uiid wolltistigen Götzen- und Creaturendienst.« — Wenn die Seele den Schöpfer verläßt und die Creatnr liebt, so wird sie ehebrccherisch. Denn nichts ist kenscher, nichts erfreueiider, als die Liebe zu ihm. O Seele, verlaß jene und haiige ihm aii ohne Lohn, auf daß du feiner Liebesbeweise würdig seist! Reiße dein Herz los von der Liebe zur Creatur und hange ihm an; denn wenn du liebst, was er ge- macht hat, bist du eine Ehebrecherin iind suchst den Zorn; denn die Freundschaft dieser Welt ist eine Feindschaft gegen Gott. (A1»igustin.) 2. Und ich sauch dies Mal dem Befehle des HErrn sogleich gehorchend, ging hin zu dem mir untreu gewordenen, von ihrem Buhlen aber jetzt im Stich gelassenen Weibe und] ward mit ihr eins [gewann sie, daß sie wieder mein ward, indem ich mit ihr accordirteJ um funfzehn Silberlingh und anderthalb Homer Gerste-« [ihr für eine gewisse Zeit 15 Epha Gerste 2. Mos. 16, 36 Anin. zur dürftigen Nahrung und 15 Silberlinge 2· M. So, 13 Anm. zur sonstigen knappen Nothdurft zu geben versprach]. Z. Und ich seine lange Zeit der Entbehrung und Erprobnng ihr auferlegend, bis erst zuletzt das rechte Verhältniß wieder hergestellt werden könnte] sprach zu ihr: Halte dich zumir eine Zeitlang, und hure nicht, und laß keinen andern zu dir [wörtlich: viele Tage sollst du mir in Abge- schiedenheit von aller Welt in fremden Ländern sitzen, nicht huren und keinem Manne au- gehören]; denn [besser: und] ich lvill mich [ebenso] auch dein [gegen dich] halten szwar ebenfalls lange Zeit aller Gemeinschaft mit dir mich enthalten, aber auch kein anderes Weib nehmen an deiner Statt]. V) Man hat grundlos und unerweislich auch das Maaß der Gerste wollen auf t5 Silberlinge reducireiy um so herauszubringen, daß es sich um den Kauf einer Sclavin, ziisammen um 30 Silberlinge (2.Mos.21,32) handele. Aber der hebräische Ausdrnck bedeutet etwas anderes, uud der Sinn der Worte ergiebt sich ausfols gender Erwägung: »Ein schwerer Auftrag wurde dem Propheten zu Theil; was aber auf ihm lag als eine drtjckende Last, das war eine Gnadenerweisung vor allem gegen jenes Weib und seine Kinder. Auch diese Sün- derin sollte es erfahren, wie das Weib, das durch seine Verkliiger vor den HErrn Jesum gebracht wurde (Joh. 8, 3 ff.), wie das andre, das seine Füße salbte (Lul. 7, 36 ff.), daß es ein Erbarmen giebt auch iiber diese Sünde, iiber welche die harte Selbstgerechtigkeit so streng its-theilt. Aber freilich ein Erbarmen, und nicht ein Leichtnehmen bei dem heil. Gotte; deßwegen ist die göttliche Zucht nicht nur neben dem Erbarmen auch streng nnd scharf, sondern durch ihre Schärfe, durch das Entziehen der Gitter, durch das Vermachen des Wegs, durch die strengsten Mittel heilsatner Demüthigung erweist sie die Liebe, deren sie voll ist.« 4. Deiin sdies die Anwendung von dem, wie ich hier gegen mein eigenes Weib mich verhielt] die Kinder Israel szunächst die 10 Stämme des nördlichen Reichs, sodann aber auch das gesammte Volk —— das untreue Weib des HErrnj werden lange Zeit [nicht blos die 70 Jahre der asshrischen und babhloiiifchen Gefangenschaft, sondern später auch viele Jahrhunderte in röniischer Gefangenschaft unter allen"Heiden] ohne König sweder aus Davids Haus, noch einen andern], ohne Fürsten sohne jeg- liche eigene Obrigkeit], ohne [blutige] Opfer, ohne [Götzen-] Altar [besser: ohne Säule zu Ehren eines Baal], ohne [hohenpriesteriichen] Leibrock smit dem Brustschildlein und dem Licht iind Recht, da- durch ihnen der HErr sonst seinen Rath uiid Wil- len zu offenbaren pflegte L· Mos 28, 30] und Große Trübsale werden das abgefallene Jsrael zur Buß führen. 741 ohne Heiligthuni [genauer: ohne Hausgöiteh d. h. Götzenbilder der Penaten, durch die man gleichfalls die Zukunft zu erforschen pflegte, l. Mos. 31, 19 Anm., also ohne jeden gebotenen oder aiich verbotenen Gottesdienst, ohne alle Offenbarung und somit ganz rathlos] bleiben [als ein Volk, und doch kein Volk, unter den andern Völkern der Erde heimathlos umherwandernd]. Der Prophet mischt absichtlich erlaubte und verbotene Cultusmittel durcheinander, wie im Volke ein Gemisch von Gottesdienst und Götzendienst vorhanden war. g 5. Darnach [wenn diese schwere Züchtigunkh da sie weder mit fremden Göttern buhlen, noch auch mit dem HErrm ihrem Gott, irgend ivelche Gemeinschaft haben sollen, in ihnen rechtschasfene Früchte der Buße gewirkt hat und das Wort Gottes allen Heiden verkündigt fein wird Matth. 24, 141 werden sich die Kinder Israel salle 12 Stämme des Volks] bekehren [Jer.31,18f.;Hesek.11,19; IS, 24—31; Offenkx 12], nnd kmit sehnlichem und gläubigem Verlangen] den HErrn, ihren Gott [den allein wahren Gott, den Schöpfer Himmels und der Erde] nnd [mit ihm zugleich] ihren [allein wahren] König David [den wahren Davidssohm den Messias Jesus Christus, dem das ewige König- thum verbeißen ist 2. Sam. 7, 13. 16] sucheu Jes. 55, Z; Jer. 30, 8 f.; Hesek 34, 23 f.; 37, 24 ff.]; und werden [in wahrer Herzensnoth voll Angst und Zittern] den HErrn und seine Gnade [die sich ihnen dann wieder gänzlich zuwenden und die reichen Schåtze geben wird, die er ihnen ver- heißen, anrusen und] ehren in der letzten Zeit [da alle Weissagung sich gänzlich erfüllen soll Röm. 11, 25 —- 3"2]. Zunächst wird hier allerdings dem vom wahren Gottesdienst »und dem Hause Davids abgefallenen Zehn- stämmereich geweissagt, daß es fich nach tiefer Demü- thigung wieder zu dem wenden werde, von dem es ab- gefallen. Allein, ebenso wie in Kap. 1, 7; Z, 2 die Wegflihrung und Zerstreuung auch Judas vorausgesetzt war, so ist auch hier Juda einbegriffen und des ganzen Volkes Verbannung zuerst nach Assyrien und Babyloniem dann aber auch feine Zerstreuung in alle Welt nach der Zerstörung Jerusalems durch Titus , und seine Bekeh- rung am Ende der Zeiten gemeint. Dies wird ganz unzweifelhaft durch den Zusatz: »in den letzten Zeiten«, was bei den Propheten stets die Zeit der Erscheinung des HErrn Jesu im Fleisch und seiner herrlichen Wie- derkunft bezeichnet. Ganz ebenso heißt auch im N. T. die Zeit von der Erscheinung Christi im Fleisch bis zu seiner Wiederkunft die ,,letzte Zeit« In dieser letzten Zeit soll die Bekehrung des Volks Israel stattfinden. Die Erstlinge desselben sind bereits zu ihrem Gott und Heiland ekommen, die ganze Ernte wird so gewiß nach- solgen, a s auf lOstern auch Pfingsten folgt. —- »Wer wollte noch zweifeln an einer zuktinfti en Bekehrung der Juden bei so klaren Zeugnissen? Melgzr als blind muß der sein, dem dieses neben andern nicht klar ist. (Berleb. B.). Gewiß, wenn die Juden nicht auf was Besonderes ausbehalten und von Gott wunderbarlich dazu erhalten würden, so hätte es kaum gefchehen kön- nen, dasz sie so lang unter den Christen und Türken, denen ste doch allen ein Greuel sind, bestanden wären. (Joh. BrentiusJ Das 4. Kapitel. strafpredigi wider die Sünde der Israeliten gerichtet. Während der prophet im ersten Haupttheil seiner Weifsagiing Man. 1—3) den geistlichen Ehebruch Israel- mit seinen folgen vorwiegend in shinbolisther Einlileidnng gestraft hat, legt er in dem nun beginueudeii zweiten Theil Rad. 4——14) dieselbigen Wahl-heilen in eigentlichen Worten dar; jedosh waltet hier die träg: des Gdtzeudieiifleg und der sittlichen dlerderbuiß Jeraelg nebß der Jtnliiindigiing des Untergange des Jehnftämmenreichg vor und die Heile— Verkündigung der endlithen Wiedrrannahine und die-Ze- seliguug der zur Eeleenutuiß ihrer« tiefen Falle Gekomme- uen wird mir ltarz behandelt. das Ganze zerfällt iu drei ungleich große Abschnitte, deren jeder dentlich mit einer verheißnng schließt; in jedem schreitet die Rede von der Ztcililnge des dollig im Allgemeinen und in feinen beson- deren Ständen znr Verkündigung der Strafe oder zu dem Untergange des Reiches und der dlerbaunnng des Volke; fort und rundet sich endlich durch die Jtugßcht auf schließ- liche Rettung des gestraften vollie und die derheißnng der Erneuerung des Gnadeubundeg ab. I. lieu. 4, 1——6, Z. Der prophet stellt hier die ganze Tiefe des religiösen und sittlichen Verderbeus dar, wie ee das voll: im Ganzen nnd die einzelnen Stände, besondere die geistlichen iiud iiieltlichen Führer, durch— ziehe. Jllg Grundperfchnldung stellt er stets die ver— achtung der Erkenntnis; des Mittel, den Bruch der Ehe oder des Bandes mit Gott hin· Diesem völligen Abfall entspricht nun das Gericht der Verwerfnng Zum Schluß ruft er kurz zur Buße nnd Bekehrung und deutet an, daß auch diese deewerfung zur endlichen Erneuerung und Wiederauuahme des voller« führen werde. l. Hdret, ihr [abtrünnigen] Kinder Israel [von den 10 Stämmen V. 15], des HErrn Wort; denn der HErr hat Ursach, zu schelten [als Richter anzuklagen und zu oerurtheilen], die im Lande wohnen. Denn es ist keine Treue sund Aufrich- tigkeit im Handel und Wandel Jerem. 9, 3 f.], keine [bai«mherzige] Liebe [gegen die Armen und Elenden], kein Wort [richtiger: keine Erkennt- niß] Gottes sdie auf der Herzenserfahrung seiner Liebe, Treue nnd Barmherzigkeit ruhet und dann Liebe und Treue gegen die Brüder bewirkt Jes. 11, 9; Jer. 22, 16; Col. 3, 12·ss.] im Lande; 2. Sondern [was mit Nothwendigkeit folgt, wo die lebendige Erkenntnis; Gottes verworfen wird :] Gotteslästerih Lügen [beim Namen Gottes durch falsches und leichtsinniges Schwören, über- haupt alles, was im Z. Gebot verboten wird], Morden, Stehlen und Ehebrechen [wider das 5., s. u. 7. Gebot] hat überhand genommen [indem man sogar vor dem gewaltsamen Einbrechen und Einstiirmen aus Andere sich nicht mehr scheUtJ- Utld [so] kommt eine Blutschuld nach der andern. 742 Hosea 4 , 3-10. s. Darum wird« das« Land [in Folge an: haltender großer Dürre, die der HErr zur Strafe verhängt, wie zur Zeit Ahabs 1. Kön. 17, und die ein allgemeines Verschmachten herbeiführt] jäm- merlich stehen, und allen Einwohnern «« saußer den Menschen auch den übrigen Geschöpfen, wird es] übe! gehen; denn es werden auch die Thiere auf dem Felde [Kap. 2, 20Il- und die Vögel unter dem Himmel, und sendlich sogar] die Fische im Meer fwenn es nun zum Vertrockuen auch der Seen und Gewässer kommen wird] weggeraffet werdens-« «) Im Grundtext steht hier nicht die Zukunft, son- dern die Gegenwart, welche sagen soll, daß diese Straf- gerichte bereits eingetreten seien. — M) Jene Welt wird mehr die persönlichen Belohnungen und Bestrafungeii nach dem Werk eines jeden aufschließen, in dieser Welt hingegen hat bei zeitlicher Wohlfahrt oder Sehadenleiden die Gemeinschaft mit Andern vieles aus sich; um so mehr sollte man einander auch in Fürbitte und Sorgfalt behalten, weil man seiner Mitbürger so zu genießen oder so zu entgelten haben kann. (Rieger.) Mit) Weil den Menschen die Herrschaft über alle Thiere gegeben ist (1. Mos. 1, 28) und die Thiere mit- hin gleichsam zum ausraih der Menschen gehören, so liegt es in Gottes rduung, daß die Situde eines Lan- des alles Elend nicht nur über die Menscheu, sondern auch über alle Thiergattuugen bringt (Zeph. 1, Z; Hes 38, 20). Wenn wir dieses nur selten und gewöhnlich nur theilweise erfahren, so ist dies der Langmuth Gottes zu verdanken. (Schmieder.) 4. lBei einer so argen Verderbtheit wäre wohl viel zu strafen] Doch man darf nicht schelten, noch jemand [wegen der herrschenden Sündengreuelj strafen sweil es vergebliche Mühe wäre, einen Besserungsoersuch zu machen]; deiiii dein Volk sdu Israel der 10 Stämme] ist [geworden] wie die, so die Priester schelten sselbst gegen den Richter: spruch des obersten, vom HErrn eingesetzten Ge- richtshofs sich auflehnen und mit denen nun nichts weiter zu machen, als daß man sie der gesetzlichen Todesstrafe preisgiebt b. Mos. 17, 8 fs.]. Was das Schlimmste ist: dies Volk, das so voll Sünden ist, läßt sich auch nicht mehr sagen, es nimmt kein Wort der Rüge oder der Züchtigung mehr an; es scheut sich nicht, dem zuchtloseii Haufen zu gleiche1i, der selbst am Priester sich vergreift, so soll es auch das Gericht solchen zuchilosen Hanfeus erfahren, das ganze Volk soll seinem Untergang entgegengehein (Schlier.) Es ist immer ein Zeichen der tiefsten Gesunkenhein wenn der Geweihte im Dienste des HErrn nicht sicher vor Mißhandlung ist und die Ausbrliche der rohen Gewalt erfährt. (Utubreit.) Z. Darum sollst du [o Israel] bei Tage fürs. Verderben] fallen, und der Prophet [der im Dienste eines falschen Cultiis das Weissagen als Gewerbe betrieben und in deiner Gottlosigkeit dich bestärkt hat 1.Kön. 22, 6 fs.] des Nachts neben dir fallen sdaß es keine Zeit gebe, da nicht mein Volk sammt seinen Propheten weggerafft werde]; also will ich deine Mutter [die ganze Volksgemeinde, die Trä- gerin der allgemeinen Schuld] hinrichten [in die Verbannung jagen und aus-tilgen] Das Reich der 10 Stämme oder, wie es auch ge- nannt ward, das Reich Israel oder Ephraim, trug von Anfang an den Keim des Todes in sich; eine ungläu- bige, kurzsichtige, thörichte Staatsklugheit brachte nämlich den ersten König desselben, Jerobeam I., dazu, es durch Einführung des im Gesetz streng verbotenen Vilderdienstes der eigentlich nur eine Form des Götzendienstes war, auf eine falsche religiöse Grundlage zu stellen (1. Kön. 12, 26 ff.), und diese Grundlage vermochte auch keiner von denjenigen unter seinen Nachfvlgeru zu verlassen, die sich nicht zugleich dem eigentlichen Götzendienst hin- gaben. Dies bewirkte zunächst, daß JerobeamUs Haus der göttlichen Rechtmäßigkeit wieder verlustig ging,"die es anfangs unter der Bedingung des Gehorsams gegen Gottes Gesetz erhalten hatte (1, Kön. 1l, 38; 14, 7ff.; 15, 27 ff.), und welche das über Juda herrschende dani- dische Haus besaß, und ebenso, daß von den Königs- häusern, die später im Reiche Israel auftraten, das Iehtks diese Rechtmäßigkeit nur für eine Zeit lang (1.Köu. l1,38; Z. K. 10, 29 ff.) erhielt und die übrigen gar nicht erlangten. Und dies hatte wiederum zur Folge, daß keins von diesen Häusern eine feste und dauernde Herrschaft gewinnen konnte, sondern daß immer das eine von dem andern gestürzt ward, und daß also das Zehnstäinniereich der Schauplatz steter Thronumss wälzungen, steter Kämpfe, steter innerer Unruhe und Verwirrung wurde. Schon in diesen natürlichen Folgen der fehlenden göttlichen Rechtmäßigkeit offenbarte sich der Zorn des HErrn über die Grundsiinde der israeli- tischen Könige und ihres Volks, aber er war damit nicht erschöpftx diese Grundstinda die als ein Bann auf dem Volke lag, forderte den Untergang des Reichs, sofern nicht eine Rückkehr zum wahren Gottesdienst oder viel- mehr eine Umkehr der Herzen zum wahren Gott über- haupt eintrat. Diese Umkehr suchte nun zwar der HErr durch die verschiedensten Mittel hervorzurufeiy aber ver- gebens. Als das dritte König-Maus, das Haus Amrks oder Ahab’s, vom Bilderdienst, ohne diesen ganz zu ver- lassen, zum canaanitischen Götzendiensh dem Dienste des Baal und der Astarte, fortgeschritten war und der Ab- fall so seinen Höhepunkt erreicht hatte, da erweckte der HErr die beiden großen Propheten Elias und Elisa, die durch ihr mächtiges Wort und ihre gewaltigen Wunder- thaten, welche zeigten, daß der Gott Jsraels hoch er- haben sei über die Naiurgötter der Heiden, die Herzen der Väter zu den Kindern und der Kinder zu ihren Vätern bekehren und das Volk zu seinem Gott, den es schmählich verlassen, zurückführen sollten; es entspann sich ein Kampf auf Leben und Tod zwischen den Pro- pheten des HErrn und dem abgöttischen Königshause und dessen Propheten und Priestern. Aber dieser Kampf siihrte wohl zum Untergange dieses Hauses und seines Götzendienstes aber nicht zugleich zur rechteu und vollen Umkehr des Volkes zum HErrn. Der Mann, welcher durch Elias und Elisa die Aufgabe des Königthums er- halten hatte, das Reich auf seine rechte mosaische Grund- lage zu stellen, Jehu (1. Kön. 19, 16 f.; Z. K. 9, 1ff.), vernichtete zwar das Haus, das dem Baal gedient, und den Baalsdieust selbst; allein den Bilderdienft Jeru- beam’s aufzugeben, das gewann weder er, noch sein Sohn Joahas über sich, gebunden durch überlieferte Staatsklugheit der israeliiischen Könige. Aber noch gab darum der HErr nicht sie und ihr Volk auf: scharfe, furchtbare Züchtiguiigen durch die damascenischen Syrer, die Vorläufer der Assyrer, Züchtigungem die das Reich an den Rand des Abgrunds brachten, sollten ausrichten, was das Wort der beiden großen Propheten nicht hatte ausrichten können (Jes. 28, 11 ff.). Und wirklich brachten · fee zuerst den Sohn Jehiks und dann auch seinen Enkel Joas dahin, daß sie sich dem HErrn näherten und vor Jsraels Verachtung der Erkenntniß des HErrn 743 ihm demüthigten (2. Kön. 13, 4. l4). Aber als er nun, um das Werk, das er durch Strenge begonnen, durch Güte zu volleuden (2. K. 1Z, 23; l4, 26 f.), dem Hause, das sich an ihn gewendet und vor ihm gebeugt, sein Geschick in wunderbarer Weise wendend, einen Sieg über seine Feinde nach dem andern schenkte und seine Macht eben so hoch erhob, als er sie vorher herabge- drückt hatte, so bewirkte feine Güte das gerade Gegen- theil von dem, was er mit ihr bezwecktet Hoffarth, die der eigenen- Kraft die Macht zuschrieb, zu der man ge- langt war (Kap. 13, 6; Amos 6, 13), hartnäckiges Hängen an der Sünde Jerobeam’s, dem Bilderdieiiste, den man auch in der Zeit der höchsten Noth keinen Augenblick aufgegeben hatte (2. Köin is, 2. H; l4, 24), ja die Verschmelznng desselben mit dem eigentlichen Gottesdienst (Amos 5, 5; 8, 14), nnd dazu die grein- lichften Sünden und Laster (Am. Z, 6 ff.; Z, 9; 4, I; Z, 7. 10 ff.; 6, 3 ff. 1«2; 8, 4 ff.). Da war das Maß der Sünde voll, und die Langmuth und das Erbarmen des HErrn erschöpft (2. Köin 13, 4. 23; l4, 26 f.). Der Prophet Jana, derselbe, der dem Reiche Israel Verkündigt hatte, daß der HErr ihm seine alten Grenzen zurückgeben würde, eine Verkündigung, die auch erfüllt ward (2. K. l4, 25. 28; Am. 6, 14) und mit ihrer Erfüllung die letzte große Gnadenthat des HErrn gegen Israel gewesen war, wurde, als Israel diese Gnaden- that nur mit tieferem Abfall lohnte, nach der Hauptstadt des assyrischen Reichs, des derzeitigen Weltreiches, nach Ninive gesandt, um dort Buße zu predigen — eine göttliche Erklärung, daß der HErr nun anfangen wolle, das Bundesvolk zu verwerfen und dafür die Heiden zu erwählen (vgl. Apostg. 13, l6 ff.; 28, 25 ss.). Das Hans Jehiks ging kurz nach dem Tode Jerobeam’s Il. zu Grunde; unter den Königen, die ans dasselbe folgten und die mehr den Namen von Räubern und Piördern als von Königen verdienten, gerieth das Reich in die größte innere Verwirrung (Kap. 7, 1 ff.). Und bald kam zu der inneren Auflösung auch die äußere; das Aas war vorhanden, darum kamen auch die Adler. Diese waren die Assyrer, die ersten Träger der Welt- herrschafi (Kap. 8, 1). Durch wiederholte gewaltige Schläge zertrümmerten sie das Zehnstämmereich und führten seine Bewohner in die Verbannung und Zer- streuung jenseit des Euphrat, ganz der Weissagung ge- mäß, welche derselbe Ahia aus Silo, der dem I. Jero- beam im Namen des HErrn die Herrschaft über die 10 Stämme verliehen, als dieser und sein Volk in den Bilderdienst gefallen waren, über das neue Reich aus- gesprochen hatte (1. Kön. l4, 15). So fiel das größere von den beiden Reichen; es starb, um einen Ausdruck Hofecks (Kap.13,1) zu gebrauchen, an der Sünde feines Stifters. (Caspari.) 6. Mein Voll sspricht der HErrJ ist dahin fgeht zu Grunde], darum, daß es nicht lernen will [Gott, feinen HErrn, und sein wahres Seelenheil erkennen] Denn du verwirfst Gottes Wort smagst die Erkenntnis; V. 1 Gottes, die du aus seinem Wort schöpfen könntest, nicht haben, sondern hängst an der Jerobeams-Siinde 1. Kön 12, 30 Anm. beharrlich fest], darum will ich dich aiich verwerfen, daß du [serner] nicht mein Priester [mein priester- lich Volk L. Mos. II, 6., sondern den Heiden gleich geachtetj sein sollst. Durergissest des Ge- setzes deines Gottes, darum will ich ankh deiner Kinder [aller einzelnen Glieder deiner Volksgemeinde] vergessen. Es gehet also , wie man Gott und sein Wort hält, so hält sich Gott wiederum gegen uns; wie man ihn suchet und anrufet, so segnet er uns. Er hält treulich bei denen, so sein Wort lieben und gerne beten; welche aber stolz sind, Gottes Wort verachten, das Gebet ver- lassen, mit Gottes Wort und seinen Dienern spielen und niachen’s, wie es ihnen gefällt, die müssen endlich darüber zu Spott und Schanden werden, alle Ehre und Namen, Glück und Wohlfahrt verlieren und mit ihrem Samen und Nachkomiuen vertilgt werden. Mit. Sel- neccer). 7. Je mehr ihrer [an Zahl, und se größer zngleich ihre Macht und ihr Reichthum] wird [mit der Zeit wurde] , je mehr fie wider mich [durch greulichen Götzendienfh indem sie diesem gerade ihren Reichthum zufchrieben Kap. 2 , 7J sündigten [si«indigten]; darum will ich ihre Ehre [ihre Macht und Herrlichkeih worein sie ihre Ehre« setz: ten und die ihnen ein Zündstoff zum Bösen ge- worden] zii Schanden machen. 8. Sie [die ungläubigen Priester, die an den Altären zu Bethel nnd Dan den selbsterwählten Gottesdienst besorgen] fressen [in fleifchlicher Gier] die Siindopfer meines Volks [statt mit dem im Gefetz ihnen gebotenen Essen derselben die Misse- that der Gemeine zu tragen Z. Mos 6, 26; 10, 17], Und sind [iin Jnteresfe ihrer bloßen Freßlusts be- gierig Uach ihren [der Volksgenossem die sie ver- söhnen sollten vor dem HErrnJ Sünden sdaß der- selben recht viel geschehen mögen, damit sie recht viel Siindopfer zu verzehren haben]. Diesen Priestern gleichen zu unsrer Zeit solche Geist- liche, die nach vielen Beichtgrofchen geizen. Auch wer- den hier diejenigen Obrigkeiten bestraft, die um der Ein- nahme willen allerlei sündliche Dinge erlauben oder fonst zu allerlei Bösem Gelegenheit machen, um hinten- nach aus den Strafen der Untersuchungen darüber Ge- winn zu suchen. Uebrigens geht aus der vorliegenden Stelle hervor, daß der Opferdienst im Reiche Israel nach der Ordnung des mofaischen Gesetzes verrichtet wurde und die israelitischen Priester sich im Besitze der in den 5 Büchern Mosis den levitifchen Priestern ein- geräumten Rechte befanden. 9. Darum foll es dem Voll gleichwie dem Priester [besser: gleich wie dem Volk V. 7, so auch dem Priester, der sein heil. Amt so fchändlich zur Füllung feines Bauches gemiLZbraiichtJ gehen; denn ich will ihr [der Priester wie auch des Volks] Thun heimsuchen und ihnen vergelten, wie sie verdienen, 10. Daß sie lgemäß meiner Drohung in S. Mos 26, 16.] werden essen, und [doch] nicht satt werden, sdaß sie im Dienste der Göttin der Fruchtbarkeit] Hurerei treiben, nnd foll ihnen [doch] nicht gelingen sihr Geschlecht auszubreitenh darum, daß sie den HErrn verlassen haben nnd ihn nicht ssiir ihren Gott] achten [den sie zu fürchten und nach dessen Gebot sie zu wandeln haben]. Der stumpfe Sinn der Menschen meint noch heute: viel hilft viel! viel essen nähret rei lich; viel fleischlicher Unigang von Mann und Weib ringt viele Kinder, 744 Vermehrung, Ausbreitung und Macht des Volks. Die Schrist lehret hier und überall das Gegentheil Viel mit Sünden bringt nur Schaden: wenig mit Gottes Segen bringet viel Frucht (Ps. 128). Dies bestätigt auch die Erfahrung, durch die ebenso, wie durch Gottes Wort, die materialistischen Jrrthiinier der Ungläubi en täglich widerlegt werden. (Schmieder.) Das sind in er That die furchtbarsten Qualen des Bösen, wenn er in uuersättlicher, sündiger Begierde ohne innere Befriedi- gung hinschmachtet, und seine Kräfte im sinnlichen Ge- nuß vergeuden ohne Früchte zu sehen; das sind die entsetzlichen olgen des Lebens, wenn der Mensch in eiteler Lust ich losriitteln läßt von dem Bunde mit Gott, statt ihn treu und fest zu halten, von der ewigen Quelle des Heils, aus der er nur allein Frieden und Seligkeit trinket. (Umbreit.) Die sinnliche Freude ist unerfättlich, und je mehr sie genossen wird, desto mehr Hunger schafft sie denen, welche sie genießen. Dagegen selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerech- tigkeit, denn sie sollen gesättigt werden. So wie die Gerechtigkeit sättigt, so verhöhnt die Ungerechtigkeit, die ja keine Wesenhaftigkeit besitzt, die, welche sie genießen, mit leerem, betrüglichem Schein und läßt ihre gierigen Bäuche leer. (Hieronymus.) 11. Hurerei [im eigentlichen Sinne des Worts] Wein undMvst [oder Schwelgerei und Zechgelage, womit das nnzüchtige Leben Hand in Hand gehet] machen toll [benehmen den Verstand und schwächen die Kräfte der Seele, daß einer nicht blos alle rechte Gvtteserkenntniß verliert, sondern auch nicht mehr zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden vermag]. Jch möchte behaupten, daß das Feuer der sleischlichen Liebe nicht geringer sei als ein Brand: jenes setzt den Geist, dieses den Leib in Brand. Unser Fieber ist Hab- sucht, unser Fieber ist die böse Lust, dadurch, daß die bösen Begierden Feuernatiir haben; jedoch ist das Fieber der Seele heftiger als das des Leibes, deshalb wird auch, um der Seele Lust zu bereiten, das Wohl des Leibes mißgeachtet und man schrickt dafür vor keiner Gefahr zurück. (Ambrosius.) 12. lDas in V. 11 Gesagte bewahrheitet sich denn auch an Jsrael:] Mein [des lebendigen Got- tes] Voll [dem ich alle Gelegenheit gegeben, mich zu fragen und von mir sich predigen zu lassen] fragt sein Holz sdas von ihm selbst aus todtem Holz verfertigte Götzenbild, das ja weder Verstand hat zu wissen, noch Vermögen zu reden Habak. 2, 19; Pf. 115, 9 ff.], und sein Stab [den es sel- ber zur Würde eines Propheten erhoben] soll ihm predigen« ssiikünstiges weissagt-n -— so toll und thöricht ist mein, ursprünglich von mir so hochbe- gnadigtes Volk 2.Mos. 19, 5 f.; 5. M. 4, 6 fs.]; denn der Hnrereigeist sder böse Dämon, der aus der. Hölle über sie gekommen 1. Kön. 22, 19 ss.] versuhret sie, daß sie wider ihren Gott [geistliche] Hurerei treiben« sund sich so gänzlich vom Ge- horsam gegen ihn lvssagens ’) Die Wahrsagerei durch Stäbe (Rhabdomantie), eine Erfindung der Chaldäer, bestand darin, daß zwei oder mehrere Stäbe unter dem Aussprechen von Zauber- formeln aufgestellt oder in die Luft geworfen wurden und man nun aus der Art, wie sie zur Erde fielen, ob Hosea 4,11-.-19· 5, l. vorwärts oder rückwärts, ob zur Rechten oder zur Lin- ken, den Willen der Götter zu erkennen meinte. Zu- iveilen wurden auch Buchstaben oder Wörter, die das Stichwort der in Frage stehenden Sache enthielten, anf die eine geschälte Seite geschrieben, gleichwie unsre heid- uischeii Vorfahren Buchenstäbh mit Zeichen (Runen) be- fchrieben, zur Erforschung des Willens der Gottheit be- uutzten, indem sie eine größere Anzahl mischten oder aus der Lage der zufällig hingeworfenen wahrsagtem Aus späterer Zeit sind die Wünschelruthen zu vergleichen. IV) Hosea nennt den bösen Geist einen Geist der Hurerei, welcher die reinen Gedanken von Gott aus der Menschen Herzen reißt und entweder das Wort verkehrt oder ganz und gar unterdrückt, und erfüllet die Herzen mit Vertrauen auf die Creaturen, welches die wahre und rechte Abgötterei ist. (Luther.) 13. Oben auf den Bergen [wo man den Göttern näher zu sein wähnt] opfern sie [den Götzen] und auf den Hugeln rauchern sie, sebenso aber auch unten in den Thälern unter allerlei grünen Bäumen 5. Mos. 12, 2.] unter den Eichen, Linden [genauer: Weißpappeln] Und Buchen [richtiger: Terebinthen I. Mos. Bd, 4 Anm.]; denn die haben seine [erquickliche, gegen die Son- nengluth schtitzende] Schattem Datum sweil an den allenthalben errichteten Stätten des Götzen- dienstes reiche Gelegenheit geboten ist, auch die Werke der Unzucht zu Ehren der heidnischen Natur- göttin zu treiben] werden eure Töchter [die ihr selber zu solchen Werken preisgebt] auch zu Huren, und eure Braute [nach anderer Deutung: Schwi e- gertHchterJ zu Ehebrecherinnen werdens« ·) Gleichwie in V. 3 steht auch hier im Grundtext nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart. Ueber den unzitchtigen cananitischen und babylonischen Natnrdienst s. 5. Mos. Its, 21 Anm. 14. Undich wtll’s auch nicht wehren, wenn eure Töchter und Bräute geschcindet und zu Hureu werden; [denn »Nun-en muß man mit Kolben lausen,« wie das Sprichivort sagt, Narren aber seid ihr] weil ihr einen andern Gottesdieust an- richtet mit den Huren sum selbst die Werke der Fleischeslust treiben zu können] und opsett mit den Bübinnen [stellt euch mit den Hetären oder Buhl- dirnen zum Opfer ein statt mit den rechtmäßigen Frauen 1. Sam. 1, 3]. Denn das thörichte Voll [das so völlig alle Einsicht verloren, daß es selbst vor dieser höchsten Stufe der Schamlosigkeit nicht zUrÜckschricktJ will geschlagen sein sdaß es zu Grunde ge e]. hZu allen Zeiten hat der Teufel, wenn er etwas Verderbliches unter den Menschen hat aufbringen wollen, so eine Lockspeise für das Fleisch dazu hirseestellh wie Bileam lehrte ein Aergerniß anrichten (4. · of. 3I,16), wie die Werke der Nicolaiten waren (Osfenb. Z, 6. 15), wie jetzt vieles in der heutigen Zeit ist. Und wer seine Kinder durch solcherlei Eitelkeit vom Errn abführt, dem läßt Gott auch die Freude nicht , aß sie vor der Welt wohl ankommen und ihr Glijck machen, sondern wehret es nicht, wenn sie sich in äußerste Schande und Verderben stürzen. Durch sein Gesetz hat Gott allen solchen Greueln genug gewehrt; aber wenn Regenteu nnd Obrigkeiten aufkommen, die nicht darüber halten, die mit ihrem Exempel alles Gesetz zerreißen, so wird dies fchreckliche Wort: ,,ich will’s nicht wehren,« noch erfüllt. (Rieger.) 15. Willst du sahen, Israel kdas Volk der 10 Stämme], ja huren fdurchaus in der geist- lichen Hurerei verharren und dich nicht von dem Verderben, in das du dich damit siürzeft, zurück: bringen lassen], daß slch doch [wenigstens] nur Juda nicht auch [noch durch Theilnahme an dem götzen- dienerifchen Treiben] verschulde. Gehet sihr Bürger des Reiches Juba] nicht hin gen Gilgal [auf dem Gebirge Ephraim Jos. 9, 6 Anm. Nr. 2., als zu der einen von den berühmtesten Stätten des götzen- dienerifchen Cnltus in Israel Kap. S, 15; 12,12], nnd kommet nicht hinauf» gen Weib-Auen [dem ,,Frevelhaus«, wozu das ehemals so heilige Bethel oder ,,Gotteshaus« l. Mos. 28 durch den dort betriebenen Kälberdienst geworden Amos 4, 4; 5, 5], nnd [wenn ihr denn doch, folcher Warnung unge- achtet, hinaufwallfahrtet, nun so] schwbret [wenig- stens hinfort] nicht [mehr]: So wahr der HErr lebet! [denn Bekenntniß zu dem HErrn auf der einen Seite und götzendienerifches Treiben auf der andern Seite ist weiter nichts als Scheinfrömmig- keit und Heucheled die noch gefährlicher ist als die offenbare Gottlosigkeih weil sie das Gewissen ein: fchläfert.] 16. sHüte dich, o Juda, vor Jsraels Sünde und vor Gottes Gericht über dies Volk!] Denn Israel läuft [aus dem Joche des Gesetzes und der Erkenntnis; des HErrn hinwegL wie eine tolle [störrige, kein Joch duldende] Kuh; so wird [ihm zu Theil werden , wonach es verlangt: es wird] sie der HErr weiden lassen wie ein Lamm in der Jrre [oder Einöde, wo es bald den Wölfen zur Beute wird, indem er sie unter die Heiden fchleu- dert und dort frei von ihm und seinem Gnaden- joch leben läßt] Wer von Gott fich nicht will binden lassen, der wird eine Freiheit finden, Vor der es ihm zuletzt grauet. So gehks einem Volke, so auch dem einzelnen Ntenfchetn (Schmieder.) 17. [Es ist aber unmöglich, das Volk noch zu retten] Denn Ephraim sdas vorhin so mäch- tige, blühende Volk des nördlichen ReichsJ hat sich zu den Gbhen gesellet [so in ihre Fesseln fchlagen lassen, daß es nicht mehr loskommen kann]; so laß ihn [diesen mächtigsten unter den 10 Stätnmem der die Gesammtheit derselben vertritt] hinfahren [mag er bleiben, wie er ist, und erfahren, wie er ist, nnd erfahren, was er sich selber zugezogen] 18. Sie haben sich in die [maßloseste]Schwel- gerei nnd [in die geistliche, wie fleischlicheJ Hnrerei swillenlos hin-] gegeben sfo daß fie von dem einen zum andern taumeln]; ihre Herren [die Fürstem die als starke Schilde Pf. 47, 10 das Reich und Volk vor dem Verderben hätten schützen sollen] Götzendienst und Ehebrnch beim Volk und im Pgrigefterftand » 745 haben [mit ihrer Liebe zur Sünde, die ja nichts als Schmach und Elend herbeiführen kann] Lust dazu, daß sie Schandc anrichten. 19. Der [Sturm-] Wind [des Verderbens hat allbereits] mit seinen Flügeln [sie, die vom Volke Ephraim, gepackt und] wird sie gebunden sans dem Lande in die Ferne der Verbannung] treiben, und [so] mussen [fie] uber ihrem Opfer fmit ihrem Vertrauen aus die Opfer, die fie mir mit einem heuchlerischem an den Götzen hangenden Herzen dargebracht haben] zu Schanden werden swenn sie nun erfahren, daß solch Opfer ihnen zur Rettung nichts hilft l. Sam. 15, 22]. Während im vorigen Abschnitt (Kap.4) die strafende Rede des Propheten fich zuerst gegen die Sünden des ganzen Volks wendete und von da zu den Freveln der Prie- ster fortschritt, geht fie in dem nun folgenden Abschnitt (Kap. 5) von dem Verderben der Priefterfchaft und des Königshauses aus und kehrt von da zum ganzen Volk znrück. erner wird die diesem allgemeinen Verderben nothwendig folgende Strafe der Zerstreuung des Volks und der Verwüstung des Landes jetzt deutlich und be- stimmt Verkündigt, während fie im Vorhergehenden nur hie und da berührt und kurz angedeutet wurde. Das 5. Kapitel. Beiden Jjiiinigreichen wird um der Sünde willen gottes gerechie Strafe gedrohei. 1. So hbret nun dies [was der HErr soeben in Kap. 4 über euch gesagt], ihr Priester, und merke [dar-] auf, du Haus [oder Volksgemeinde des Reiches] Israel, und nimm Dasselbe] zu Ohren, du Haus sFamiliej des Königs* [sammt deinen Räthen und Hofbeamten]; denn es wird eine Strafe sfenderlich] åber euch sihr Priester und Fürsten er-] gehen, die ihr sstatt treue Leiter und fromme Berather des armen Volks zu fein, durch euer Sündenleben und euren Götzendienst] ein Strick seine Voglers-Schlinge] zn Mizpa [oder Ramoth-Gilead jenseit des Jordan b. Mos. 4, 43., vgl. Karte III.] und ein ausgefpannet [Voglers-] Netz zu Thabor [auf dem waldreichen Gipfel des Thabor dieffeit des Jordan Nicht. 4, 6 Anm. 2«] worden seid fund das ganze Land drüben und hüben in’s Verderben gelockt habt] V) Welches Königshaus hier angeredet sei, bleibt zwei- · selhaft, weil Hosen, wie zu Kaki. l, 2 bemerkt, in seinem Buche nicht die von ihm wörtlich gehaltenen Reden, son- dern nur die Grundgedanken seiner prophetischen Ver- kündigungen wiedergiebt. Vielleicht ist Sacharja, der Sohn JerobeamB II. (772 v. Chr., 2 Kön. 15, 8 ff.), wahrscheinlicher jedoch sein Nachfolger Menahem (v. 77t —- 760 v. Chr., L. Kön. 15, 13—22) gemeint, da auf diesen besonders das in V. its-Gesagte paßt. «) Zu Wächtern im Volke habe ich euch gefetzt und anf eine erhabene Höhe der Würde gestellt, daß ihr das irrende Volk regieren solltet; ihr aber seid ein Fallftrick geworden und nicht sowohl Wächter als Jäger zu nen- nen. (Hieronhmus.) Beide Orte waren wohl als für 746 Hosea b, 2--15. den Vogelfang besonders geeignete Gegenden bekannt; wie nämlich er Thabor sich als ein einzeln stehender Bergkegel.erhebt, so ist Ramoth in Gilead, das jetzige es Szalt, an der Seite eines kleinen runden, steilen Berges herutngebauh welcher sich in eiueni schmalen Fiel- senthale erhebt und auf dessen Gipfel eine feste Burg ht. (Keil.) Z. Mit Schlachten [durch häufiges Opfern, das aber nicht Opfer zu heißen verdient, sondern ein bloßes Thiere-Schlachten ist, weil ihnen Gehor- sam und Glaube fehlt] vertiefen sie sich sniir im- mer mehr] in ihrem Verlanfen «[oon mir]; darum muß ich sie ldas Volk, die Fürsten und die Prie- ster] allesammt strafen. Sie opfern viel, und macheii ihre Abgötterei, damit sie von Gott sich verlaufen, wie eine Ehebrecherin sich verläuft, so tief, daß da kein Heilen noch Hoffnung mehr ist; er will’s nicht opsern heißen, sondern ein bloß Schlachten. (Luther.) Der Sinn ist im Allgemeinen von Luther richtig ausgedrückt: die genaue Worterkläruiig ist unsichen (Schmieder.) Israel redete freilich sich vor, es seien ja doch Opfer, die sie brächten, und der HErr er- halte doch seine Opfer auch daneben; aber Hofea nennt solch Opfern ganz verächtlich ein Schlachten, denn Götzen- opfer ist nichts Besseres und Opfer daneben ist auch ein Greuel. Was soll solch ein bloßes Schlachten helfen, als das Volk immer weiter bringen in seinem Verlaufen? Es kann nicht fehlen, wo solche Abtrtinnigkeit allgemein ist, da muß auch die Strafe all- gemein werden. (Schlier.) s. Ich kenne Ephraim sden Hauptstamm des nördlichen Reichs, der in Jerobeam I. 1. Kön. 11, 26 der Verführer der übrigen, zu diesem Reiche gehörigen Stämme geworden] wohl [wie es um seines Herzens innerste Gesinnung bestellt ist, daß ich mich nicht durch gleißendcs Wesen und beschö- nigende Ausreden täuschen lasse] , und Israel [das übrige Volk der 10 Stämme] ist [in seinen Sün- dengreueln] vor mir nicht verborgen [obschon es meint, sie durch äußerliche Beibehaltung des Gottes- dienstes verdecken zii können; es ist vielmehr eine vor meinen Augen offen daliegende Thatsache], daß Ephtaim nun eine Hure [im geistlichen Verstande des Worts] ist, und Israel ist unrein [mit Hurerei durch und durch befleckt]. 4. Sie denken nicht darauf, daß sie [buß- fertig] sich kehteten zu ihrem Gott [sondern weisen das geradezu von sich ab]; denn sie haben einen Hurengeist [Kap. 4, 121 in ihrem Herzen [der ihnen die Umkehr nicht zuläßtj, und lehren vom HErrn nicht srichtigerx und den HErrn ken- nen sie nicht, der ihnen inwohnende böse Geist hat sie uin alle Erkenntnis; des wahren Gottes gebracht]. Gleich wie ein Weib, wenn sie auch ihrem Manne die Treue nicht hält, doch etwas Schamgeflihl bewahrt, so lange sie im Haufe bleibt und wenn sie noch irgend- wo unter braven und züchtigen Frauen gewarnt wird, aber, wenn sie einmal iu’s Hurenhaus gegangen ist und sich Iöffentlich Allen hingegeben hat, wenn sie weiß, daß ihre Schande Allen bekannt ist, dann alles Schamgeftihl abwirft und ihres Rufes gänzlich vergißt: so sagt auch der Prophetz ein Hurengeift sei im Herzen des Volkes, als wollte er sagen, die Jsraeliten seien so in ihren Götzendienst versunken, daß sie gar nicht mehr berührt und erfaßt werden könnten von irgend etwas von Ehr- furcht vor Gott, gar nicht mehr auf den Weg des HErrn zuritckgefiihrt werdeii könnten, weil ste der Teufel der Sinne beraubt habe und sie aller Scham baar, geschän- deten Dirnen gleich geworden seien. (Calvin.) 5. Darum soll die Hoffart Israel [,,ihr GottesdiensL darauf sie bauen und pochen« Randglj vor ihrem Angesicht [so daß ihnen nun der -Glaube in die Hand kommt, wie weit sie’s damit gebracht haben] gedemüthiget werden; und sollen beide lJeL 27, 1 Blum. Z] Israel [das sich hat ver- führen lassen] und Ephraitn [das der Verführer gewesen] fallen, um ihrer Missethat toillen sbesserx fallen in ihrer Verschuldung als in einem Netz, darein sie sich muthwillens verstrickt haben]; auch soll Juda [das trotz der Warnung in Kap. 4, 15 in dieselbe Sünde sich verwickeltJ sammt ihnen fallen [wenn es auch einige Zeit länger sich hält]. s. Alsdann [wenn’s nun zu spät ist] werden sie kommen mit ihren Schafen und Rindern [mit Opferthierem die bloße Thiere, aber keine Opfer sind, weil dem Opfernden das vornehmste Augen- merk des göttlichen Wohlgefallens, nämlich der ge- ängstete Geist und das zerschlagene Herz, fehlt Kaps Si 65 l« II ils; Pl« 501 Zsssli den HErrn zu suchen [und seine Gerichte von sich ab- zuwenden], aber [sie werden ihn] nicht finden sdaß sie Vergebung der Sünden und Erlaß der Strafe erlangen sollten, sondern der Zorn Gottes wird über ihnen bleiben]; denn er hat sich von ihnen gewandt [und sie ihren Feinden schonungslos preis- gegeben] 7. Sie verachten den HErrn [wie ein treulos Weib, das sich ihrem Ehemann abwendet Jer. Z, 20], nnd zengen [im Ehebruch mit andern Göttern] fremde Kinder [die der HErr nicht für die seinigen erkennen kann, gleichwie auch sie ihn nicht als ihren Gott und Vater lieben und ehren]; darum wird sie auch der Neumond sihre heuchlerische Opferfeier am Neumondfeste it. Mos. 28, 15 Anm., durch die sie ihn versöhnen zu können meinen, nicht nur nicht vom Untergange retten, sondern vielmehr] fressen mit ihrem isrbtheil sihrem Lande, das ihnen nur unter der Bedingung des Gehorsams zum Erbe gegeben war, das sie aber mit ihren Siinden fchmählich gemißbraiccht und dadurch seinen Besitz verwirkt haben]. Schreckliches Gericht, wenn Gott die Hand so abzieht! Aber auch gemeine Ursache, warum selbst unter dem Schrecken, den die einbrecheiiden Strafen gleichwohl ver- Ursachen, nicht griindlicheres Gute geschaffen wird, weil nämlich die Menschen so leicht vom vorigen Unglauben und Ungehorsam nun in Aberglauben verfallen und es mit dem Aeußerlichen und dessen Beobachtung ausrichten wollen (Rieger). Unsere Stelle ist ein Beweis, daß im Zehnstämmereich an den Cultusstätten zu Bethel und Gottes schwere Gerichte über des Volkes Verderbnis 747 Dan die im mosaischen Gesetz vorgeschriebenen Feste und gloxteådienste gefeiert wurden. (Keil.) Vergl. Anm. zu a . , . 8. Ja, blaset Immerhin, wenn nun das Strafgericht da ist und der Feind bereits das ganze nördliche Reich mit seinen Schaaren über- schwemmt hat] Posaunen zu Gibea [- Saul im Stamme Benjamin Richt 19, 13 Anm.], ja, trommetet [auch] zu Rama [1. Sam. I, 1 Anm.], ja, rufet [mit Alarmstgnalenj zu Beth-Aven [dem entheiligten Beth:El Kuh. 4, 15]: hinter dir, Benjaminl [der Feind ist dir schon dicht auf dem Nacken; darum eile und bringe dich in Sicherheit! Was aber wird all solch Blasen und Trommeten und Rufen setzt noch helfen? alle Vorsicht kommt nun doch zu spät] 9. Denn Ephraim fdas nördliche Reich, als von dem Verderben zuerst und am schwersten be- troffen, weil am tiefsten verfchuldet] soll zur Wüste werden zur Zeit, wenn ich sder HErr] sie strafen werde. Davor hab ich die Stämme Israel treu- lich gelvarnet [s1e haben sich aber nicht warnen lassen; so müssen nun die schweren und unerträg- lichen Plagen über sie kommen, die ich gedrohet habe H. Mof 28, 59]. Das is. Kapitel. gottes Strafe und Züchtiguttg reizet zur Buße. 10. Die Fürsten Juda [ihrerseits] sind [damit, das; sie die Grenze zwischen mir , dem lebendigen Gott, und den Götzen nicht geachtet, sondern diesen durch Betheiliguttg an der Schuld Ephraims zu viel Recht in ihrem Lande eingeräumt haben] gleich [worden] denen, so die Grenze sihres Nächsten] verrüeken fund über die nun das Gefetz in b. Mos II, 14; 27, 17 den göttlichen Fluch ausfpricht]; darum will ich meinen Zorn tiber sie [so reichlich] ansschüttelh wie [sirömendes] Wasser· fdenn wenn der schon verflucht ist, welcher die Grenze seines Nächsten engert, wie vielmehr, der die Grenze seines Gottes verrückt] 1l. Ephraim leidet svon nun an, indem die schweren und unerträglichen Plagen V. 9 iiber ihn kommen- lange Zeit] Gewalt und wird [mit an- dauerudekn Druck Z. Mos 28, 331 geplagt [wer- den]; daran geschiehet ihm [nach seinem eigenen Willen und darum auch] recht; denn et hat fvon Anfang an Gottes Wort und Gebot verachtet und] sich gegeben auf (Menschett) Gebot [indem er den von dem Stifter des Reichs aufgebrachten Kälber- dienst 1. Kön. 12, 26 ff. in so harlnäckiger Weise festgehalten]. » 12. Jch Inn sdaher schon jetzt, bis zur Zeit seiner völligen Zerstörung] dem [Reiche] Ephraim sdurch langsam aufreibende Landplagen und feind- liche Einfälle, dergleichen im Gesetze den Ueber- tretern gedrohet sind, wie] eine Motte [welche nn- mertlich und langsam, aber sicher die Kleider zer- stört Jes. so, 9; 51, s; Pf. so, 12], und dem Hause Juda [wie] eine Made [die das Fleisch, in dem sie wühlt, nach und nach ganz verdirbt und es zum faulen Aase macht Hiob 13, 28]. 13. Und da Ephraim seine Krankheit« svon der es innerlich durch Bürgerkrieg und Anarchie verzehrt ward], und Juda seine [Eiter-] Wunde slthlete sdenn auch dieses Reich geht seiner inneren Auflösung immer mehr entgegen Jes. I, 5 f·], zog Ephraim l— um von Juda hier zu schweigen, — statt Buße zu thun] hin zu Assur [bei ihm Schutz zu suchen und von ihm Stärkung sich zu holen], und schickte [Boten] zum Könige zu Jarebrr [rich- tiger: zum Könige Jareb, dem Streiter, wel- cher, weit entfernt, Ephraim zu fchützen, vielmehr in des HErrlt Hand das Werkzeug sein wird, wider sein Volk zu streiten]; aber er konnte euch t1ti4ctåt gslfen , noch eure Wunden heilen [Ps. «) An dem Leibe des politischen Regiments ist der Fürst oder die Obrigkeit das Haupt; die Augen find verständige, vorsichtige, weise Leute, die sich genau um- sehen, was dem Staatswesen heilsam oder schädlich ist; die Ohren sind gehorsatne Unterthanen, die guten Ord- nungen und Gesetzen Folge leisten; die Zunge sind kluge Redner, die, was in allen Umständen dem Staats- wesen dienlich, bequem und mit Nachdruck vortragen; Hände und Arme sind adelige Leute nnd tapfere Kriegs- helden, die im Fall der Noth wider den Feind aus- ziehen und für das gemeine Vaterland streiten; die Füße sind Ackersleute und Handwerker, die zur Hand schaffen, was zur leiblichen Nahrung vvnnöthen ist. (Joh. Gerhard.) — IN) Luther nahm an, daß unter ,,Jareh« die Residenz eines assyrischen Königs zu verstehen sei; allein eine Stadt dieses Namens ist nicht zu finden. Das Wort ist Appellativ und bezeichnet den vermeint- lichen Helfer nach feinem eigentlichen Wesen. »Der Kö- nig Jareb, d. i.: der König, der den Rechtsstreit führt, und meint den König von Assyrien; aber er wird ihn führen nicht fiir euch, sondern wider euch, als ein Werkzeug in Gottes Hand, um Israel zu strafen. Wissen wir doch auch heute, wohin ein Volk geräth, wenn es sich auf die verdächtige Frenudschaft des über- mächtigen Nachbars verläßt. Das that im Reiche Israel zuerst der König Ntenahem und erkaufte sich mit 1000 Centnern Silbers des Afshrers Phul gefährlichen Schutz: :Z. Stdn. 15, 19. (Riggenbach.) 14. Denn ich sder allmächtige Gott, gegen den keine irdifche Macht etwas vermag] bin dem [abgefallenen] Ephraim wie ein [grimmer] Löwe, Und dem sangen-eilen] Hause [Reiche] Juda lvie ein junger fnrch weit gierigererj Löwe. Ich, ich [selbst] zerreiße sle stoie der Löwe seine Beute zersleischt], und gehe [mit dem Raube] davon, und fuhre sie [wie der Löwe in feine Höhle] weg, und niemand [auch der Mächtigste auf Erden nicht] kann sie saus meiner Hand] retten sgleichwie niemand dem Löwen seine Beute nehmen kann Jes. 43, 13]. 15. Ich lvill [alsdann, wenn ich dies Straf- 748 Hosea S, l— S. werksausgerichtet und sie in fernes Land wegge- schleppt habe] wiederum an meinen Ort snach dem Himmel] gehen fund meinem Volk meine Gnaden- gegenwart für lange Zeit entziehn], bis sie [alle über sie verhängten Strafgerichte abgebüßt haben und nunmehr] ihre Schutd erkennen und [bußsertig] mein Antlitz suchenzr wenns ihnen sdurch die Knechtung und Verfolgung von Seiten der feind- seligen Heidenwelt recht] übe! gehet, so werden sie mich frühe feifrig und angelegentlichj suchen müssen sweil sie jetzt sehen, daß Jch es allein bin, und ist kein Gott außer mir 5.Mos. 32, 39], nnd [einer zu dem andern] s agent-« lwie in Kap. 6, 1—3 ol t : f gsh Ach wer’s doch freiwillig und nicht mit Zwang thäte! Wer doch tiiiht wartete, bis er erst durch viele Schläge muß dazu ebracht werdenlz Wer sich doch Gottes Güte zur Buge leiten und es nicht darauf an- kommen ließe, bis er dnrch harte Mittel erst müsse zu- recht gebracht werden! (Berl. B.) Dies ist der erste Schritt zur Heilung, daß wir von Schmerz bewegt wer- den, wenn wir fühlen, daß wir Gottes Zorn heraus- gefordert haben, und uns so die Sünden mißfallen. Wer dann solcher Weise bei sich selber ein Sünder ge- worden, d. h. wer anfängt, sein eigener Richter zu sein, der muß darnach noch ein zweites hinzuthun, nämlich daß er Gottes Antlitz suchet, d. h. daß er sich Gott als Missethäter überliefert und um Vergebung flehet. (Calviu.) H) Die beiden Worte: »und sagen« fügt Luther nach dem Vorgange der Septuaginta in der Annahme hinzu, die folgenden Worte seien Worte der Bußfertigen selber, die sich untereinander ermahnten; es verhält sich aber vielmehr so, daß der Prophet sich in die Zeit ver- setzt, wo Israel und Juda bereit sein werden, ihre Schuld zu erkennen und den HErrn zu suchen, er steht im Geist mitten in der Versammlung des gebeugten und bußfer- tigen Volkes, und was er im Folgenden schreibt, ist eine Aufforderung, die er als Bruder und Volksgenosse an sie richtet, um ihnen rathend znr Seite zu stehen und göttlichen Trost zu bringen. Kuh. s, V. l. Kommt, wir wollen [in aufrichtiger Buße und lebendigem Glauben] wieder zum HErrn [unferm einigen Heiland und Erretter]; denn et? hat Uns sitt seinem Grimm wie ein Löwe Kap. 5, 14] zerrissen [daß wir dem Tode nahe gekommen], er wird uns auch [als unser einiger und rechter Arzt 2. Mos. 15, IS; 5.M. 32, 39] heilen sum wieder aufzulebeu]; er hat uns geschlagen [in seinem Zorn, daß wir bis auf’s Herz verwundet sind] er wird uns auch verbinden sdamit wir von unsern Wunden genesen] · L. Er macht uns faus dem Tode, dem wir durch seine Strafgerichte anheimgefallen, durch seine allmächtige Gnade] lebendig nach zween Tagen snach gar kurzer Zeit des Strafleidens], er wird uns [längstens] am dritten Tage [durch sein Erbarmen aus dem Verderben wieder] aufrichten, daß wir vor ihm lunter seiner schützenden Obhut, im Genuß seiner Gnade und im Anschauen seines Angesichts] leben werden. Z. Dann werden wir [genauer: So lasset uns dann] Acht drauf haben nnd fleißig sein smit allem Ernst darnach ringen] , daß wir [nachdem wir so lange in der Jrre gegangen] den HErrn [mit bußfertigem und gläubigem Herzen] erkennen fund zu unserm Arzt und Erlöfer annehmen] Denn er [der Gott und Erlöfer Jsraels] wird sgewißlich nach langer Nacht des Jrrthums, der Sünden und der Trübsal einmal] hervorbrechen wie die schöne Morgcnröthe [die den anbrechenden Tag des Heils verkiindigt und endlich alle Finstew niß vertreibt Jes 58, 8; so, 2]- und wird [wenn seine großen Gerichte wahre Buße und Sehnsucht nach ihm in uns geweckt haben, in dem Messias 2. Sam. 23, 4: Pf. 72, s] zu uns kommen wie ein [bcfrtichtender] Regen, wie ein Spat [- oder Frühlings] regen [3. Mos. 26, 5 Anm.], der das Land befeuchtet [erquickt und belebt Hiob 5, 11 Anm.]. Es stelle1i diese Worte zunächst nur die geistige und sittliche Wiederbelebung Jsraels aus dem todtähnlichen Zustand feiner Verstoßung alsbald nach seiner Bekehrung in gewisse Aussicht für die Zukunft. Eine Wunderthat Gottes selbst wird es sein, wenn dies geschieht, und so hat sich’s auch erfülltx denn nachdem unter Serubabel und Jesua als Vorbildern deß, der zukünftig war, die Wiederannahme und Rückkehr des Volks in das Land des HErrn durch Gottes Wunderthat geschehen war, er- füllte sich diese Weifsagung noch vollkommener, als Gott selbst Mensch wurde und als Urbild seines Volkes aus dem Tode eines Miisethäters nach drei Tagen zur voll- kommeneii Herrlichkeit und Seligkeit der Gemeinschaft mit Gott auferstand, und die Erstlinge des Volks durch Annahme dieses Erlösungswuuders aus dem geistlichen und sittlichen Tode auferstanden zu einem neuen Leben vor ihm. Vollkommen aber wird diese große und weit- gehende Verheißung erst dann erfüllt werden, wenn un—- fer großer Gott und Heiland »als König in Herrlichkeit wiedererscheinen wird, wenn ganz Israel aus dem gei- stigen Tod durch seine Bekehrung wiedererstehen und end- lich auch in der Auferstehung und Verklärung der leib- lich Todten zur vollen Seligkeit und Herrlichkeit im Anschaueii des Antlitzes Gottes gekommen sein wird. Es umfaßt demnach diese Weifsagung die Erlöfungs- geschichte Jsraels vom Exil bis zur letzten Zeit (vgl. die ganz ähnliche Weifsagung in Jes As, 195 HeseL 37, "l—14). Es ist aber den Wegen der anbetungswtirdigeu Weisheit Gottes ganz angemessen, daß er oftmals die Erfüllitiig ganz buchstäblich nach den Worten der Weis- fagung zu Stande bringt. Während im Zusammenhang der Verse hier ,,nach zween Tagen« und ,,atn dritten Tage« unverkennbar so viel heißt, als »gleich, unver- züglich, kurze Frist nach der Verehrung« ähnl , wie auch in Am. I, Z, Hiob S, 1t); S , ; ZU, 15, I8 die Verbindung zweier auf einanderfolgender Zahlen die Gewißheit des in dieser Zeitfrist Geschehenen ans- drücken soll; so hat der allmächtige Gott dennoch an dem Urbilde seines auserwählten Volkes, feinem geliebten Sohne selbst, die Weifsagung von der Wiedererweckung aus dem Sündertode nach 3 Tagen buchstäblich erfüllt. Solche bewundernswiirdige Genauigkeit in der Erfüllung soll nnsere Herzen in der Gewißheit des Glaubens stärketn —— ,,Ohne Zweifel find diese Worte, wie viele andere Worte der Propheten, durch Gottes Leitung so gewählt, daß sie uns klar und deutlich den Zeitraum vorstellen müssen, in welchem Christus das Leben, und seine Kirche die Hoffnung wiedererlangen würde. (Hugo Grotiush Der HErr hat Wohlgefallen an Liebe und Gotteserkenntniß 749 Die alten jiidifchen und christlichen Ausleger denteten die 3 Tage als Weltzeiten und zählten entweder den ersten Tag bis zur ersten, den zweiten bis zur zweiten Zerstörung Jerusalems, den dritten Tag bis zur Wiederkunft Christi, wo das eiligthum in Jerusalem wieder aufgerichtet werden so e, oder die 2 Tage als die 2 ersten Jahr- tausende ("Pf. 90, 4) von der Erscheinung Christi im Fleische an und den Tag als das Z. Jahrtausend, da das Reich der Herrlichkeit anbrechen werde. II. san. S, 4 — 11,1t. In diesem zweiten Hauptabsainitt des zweiten Theils des proplietisclfen Buches iljoseas wird das griiudlose sittliihe und religiöse Verderben in Israel noch ausfiihrlicher als im vorhergehenden ersten Abschnitt dargestellt, als eine dlacht ohne jegliaies Licht; nur das göttliche Erbarmen ist im Stande, das Volk vor der gänzlichen Vertilgung nein Erdboden zu bewahren. In drei kleineren Abschnitten verläuft dieser zweite tjaiiptalsschnitn im ersten tritt die völlige llnheilbnrlieit der Verderbtheit des volles und seiner Fürsten Glas. s, 4 — 7, 16), im zweiten die Uothweiidiglteit des Straf— geriihts Gottes in den vordergriind Man. 8,1 — b, 9); im dritten wird heruorgehoben, wie dies verderben seit alten Zeiten bis zn solcher Höhe sitt) entwirlielt habe und angewaihseu sei Was. s, 10 —- 11, 11). Koch hier schließt der prophet den ganzen Abschnitt wieder« mit der Verkündigung der Erlösung der tiußsertigeii aus dem großen Strafgericht durch den barmherzigen Gott selbst. »Das Sittengemäldg das uns hier vorgehnlten wird, isi ela warneudes Bild des itlerderbens und der E Auflösung, in welche ein Voll: geräth, das seinen Bund mit Gott verlassen hat« (Schmieder.) 4. · Wie will ich dir so wohl thun, Ephraimt Wie will ichdir so wohl thun,·Juda! Denn die Gnade, so ich euch erzeigen will, wird sein wie eine Thauwolke des Morgens, und wie ein Thau, der fruh Morgens sich ausbreitet. Nach diesem Wortlaut unsrer dentfchen Bibel hängt der Vers mit dem vorhergehenden zusammen; auf die von Seiten des Volks ausgesprochene Hoffnung, wie der HErr ihm, wenn es nun bußfertig nnd gläubig gerwor- den, mit überschwänglicher Gnade entgegen kommen werde, ergreift er nun selber das Wort, solche Hoffnung zu be- stätigen und seinerseits zu bezeugen, welche Freude es ihm sei, feinem Volke wohlthun zu können. Seine Gnade soll dem Volke werden wie der Thau, der des Morgens in unzählbaren Tropfen sich herniederläßt und alles Lai1d mit seinen Erzeugnissen segnend erquickt. Jn solchem Zjifammenhange hat das folgende dann diese Bedeutung: enn er, der HEry sein Volk jetzt höfelt durch seine Propheten, d. i. an ihrem Herzen arbeitet, wie man hartes Holz mit scharfem Hobel bearbeitet, ja, wenn er sogar es tödtet durch das scharfe zweischneidige Wort seines Mundes — was ist das Ziel seines Thuns? kein anderes als dies, daß seines Volkes Recht aii’s Licht komme, daß demselben zum Heil verholfen werde (V. 5). Um dieses Zieles willen thut eine ernste Prophetenarbeit, thut sogar die Tödtung durch das Wort des Mundes Gottes noih; denn Israel dliiikt sich gar groß mit sei- nen Opfern iind Braiidopfern, will damit bei dem HErrn sich abfindeii und hat weder eine Erkenntiiiß dessen, was der HErr an ihm fucht, noch eine Ahnung davon, wie jämmerlich es uin Herz und Leben bei ihm bestellt ist. (V. 6). Indessen ist es doch sehr fraglich, ob diese ganze Auffassung Luther’s und der älteren Schriftauslegey so anfprechend sie auch ist, dem Grundtext genau entspricht, da mehrere Worte in einer Bedeutuii genommen wer- den müssen, die sie eigeiitlich nicht haben. Die Rede des Propheten hebt vielmehr in V. 4 vom Neuen an und koinmt wieder auf Jsraels Unverbesserlichkeit zu sprechen, um sie noch grtindlicher und ausfiihrlicher dar- zulegen; und da heißt es denn: 4. Was soll ich dir [noch] thun, Eplirainit Was soll ich dir«[noch] thun, Judas Keine Züchtigungem weder durch’s Wort noch durch a erlei Landplage, als Hungersnoth, Theuruug, Biirgerkrieg und feindliche Einfälle, find bis jetzt im Stande gewesen, euch zur Besinnung und Umkehr zu bringen— was für Mittel stünden mir da weiter zu Gebote? Jes. l, 5 ff.] Denn eure Frömmigkeit swenn ja einmal etwas Gutes bei euch aufkommt] ist wieslein leichtes, flÜchtigesJ Morgengelvöli sdas alsbald -vor der aufgehenden Sonne wieder oerschwindet], lind Wie de! Thau, der fruhe [sobald die Sonne mit ihren Strahlen darauf fällt] davon gehet [Kap. is, 3]. 5. Datum [weil ihre Frömmigkeit ein fo ftiichtig und wetterwendisch Ding ist] höfele [1. Könx 6, 36; 2. Ehren. 34, U] ich sie [wie man ein hartes Holz mit scharfen Instrumenten bearbeitet] durch die [von mir gesandten und mit meinem Wort begabtenj Propheten [um sie zu einem, sei- ner Bestimmung entsprechenden heiligen Volke zu bilden] , und tödte sie soerhänge Tod und Unter- gang über sie] durch meines Mundes Rede sdie allezeit auch ausrichteh was sie durch der Propheten Mund ansspricht und Verkündigt Jes. 11, 4; 49, 2], daß dein Recht aies Licht komme sdas Gericht über dich , mein Volk, wie Licht hervorgehe und deine finsteren Wege beleuchte]. s. Denn ldas ist die Erkeiintniß, zu der du gsjbracht werden mußt :] ich habe Luft lmein göttliches Wohlgefallen] an der Liebe san jener, aus ungefärbtem Glauben hervorgehenden Barm- herzigkeit, die den Nächsten nicht frevenilich urtheilh sondern aufrichtig mit Darangabe des eigenen Willens liebt], und nicht am [glaubens- und liebeleeren] Opfer lüberhaupt an blos äußerlichen Werken und Uebuiigen, init denen der Sünder seinen Unglauben und seine Sünden zudecken und sich mit mir absinden zu können wähnt]; und am [lebeudigen] Erkenntntß Gottes [der Wurzel aller Tugenden Kap. 4, 1], und nicht am Brandopfer lsammt aller äußerlichen Erfüllung des Opferdienstes 1. Sanp 15, 22 f.; Mich. d, 8; Pf. 40, 7;51,18f».;Matth. 9,13]. Die ewige Bedeutung des Wortes: »Ich habe Wohlgefallen an Barmherzigkeit, und nicht an Opfer.« Es will sagen: ich habe Wohlgefallen l) mehr an der Barmherzigkeit als ani Opfer, wenns zuiii Vergleichen kommt; Z) n nr an der Barmherzigkeit iiiid nicht am Opfer, weiin’s zum Gegensatz kommt; Z) aus- schließlich an der Barmherzigkeit, iiiiter Verwerfung des Opfers , wenirs zum Widerspruch kommt. (P. Lange) Die Liebe ist der wahre Geist der Selbst- opferung, das Opfer ist blos Sinnbild und Zeugniß da- von. Wenn nun eiii folches Opfer Gott gefällt und ihm ein süßer Geruch ist, so ist es die Liebe, die er da- rin riecht nnd deren Geist ihn daraus anweht: die Liebe efällt ihm im Opfer und das Opfer nur um dieser iebe willen. Wenn die Liebe fehlt, so ist das Opfer 750 ein Trngbild und falfches Zeugniß, nnd mißfällt Gott. Die Erkenntnis; Gottes istder wahre Geist des im Feuer der Liebe ganz verbrennenden und zu Gott in lichter Lohe aufsteigenden Herzens. Das Brandopfer ist blos Sinnbild und Zeugnis; davon. Der Geist, der zu Gott aufsteigt nnd in ihm lebt, ist ihm mehr werth, als das Bild und äußere Zeichem (Schmieder.) Was ist aller Gottesdienst ohne die Liebe nnd Begierde iiach Gott? Isrs nicht alles todt nnd kalt, was man sonst von Gott singet und saget? Alle Formen nnd äußerliche gottes- dienstliche Verrichtnngen ohne die inwendige Kraft sind wie Leiber ohne Seelen; sie wandern wie Gespenfta (Berleb. B.) Das sind die angenehmsten Opfer: Barm- herzigkeit, Demuth, Bekenntniß, Friede und Liebe. iAugustinJ »Mir« die Liebe bringet den Menschen zu Gott; nur sie führet Gott zu dem Menschen; nur sie erhöhet uns, indem sie Gott erniedrigt« 7. Aber sie shaben beide, Jsrael und Juba] übertrelen den Bund [den ich mit ihren Voreltern am Sinai geschlossen, ebenso wissentlich und mit gleicher Kenntniß des Gebotes Gottes-J, wie Adam [1. Mos 3, 6; Hiob 31, 33; Rom. s, 14]; darin srichtigem dort, an der Stätte ihres greuel- haften Götzendienstes zu Bethel Kap. 4,15; 5, 8; 10, s] verachtcn sja verspotten] sie inich sdurch ihre Treulosigkeit]. · 8. Denn sum hier zwei Beispiele ihrer Untreiie, das eine aus dem jenscit, das andere aus dem diesseit des Jordan gelegenen Lande, anzuführen :] Giiead sdas ganze Ostjordanland] ist [gleichwie] eine [einzige] Stadt voll Abgdtterei [genauer: voll Uebelthätern] Und voll Vlntskhnldeii ssodaß man im ganzen Lande die Blutspuren des Menschen- mordes und der Räuberei dort sehen kann]. 9. Und die Priester sdie es allen voran thun] sammt ihrem Haufen [derer, mit denen sie sich zu einem gottlosen Bunde vereinigt haben] sind wie die Strdter sein veraltetes Wort für unser jetziges: Strauchdiebe Buschkleppers so da lauern auf die [vori"iberzieheuden] Leute und wiirgen auf dem Wege sund ebenso würgen diese mörderischen Priester die zu den Festen in Bethel Wallfahrenden auf dem Wege], der [aus dem Piittelpunkt des Reichs, der Hauptstadt Samaria] gen Sichem sauf dem Ge- birge Ephraim b. Mos. 11, 31 Blum» und von da über Silo gen Bethel im Süden] gehet; denn sie thun, was sie wollen srichtiger: ja, sogar Schande, das Laster unnatürlicher Unzucht I. Mos. 19, 5., haben sie, diese aus der Hefe des Volks von Jerobeam l. gewählten Priester, getrieben] 10. Jch sehe swohin ich auch blicke] im Hause sReicheJ Israel sSündengreuel allerlei Art], da mir sfchon in Gedanken] vor grauetx denn sum wenig: stens den Hauptgreueh der alle andern in sich fchließh zu nennen] da hurei sder königlichc Stamm] Ephraiin smit bösem Exempel vorangehend], so verunreinigt sich Israel sindem das ganze Volk dem bösen Beispiel nachfolgt] 11. Aber Juba sobgleich dies derselben Ver- Hosea e, 7—11. 7,1—7. unreinigung sich schuldig macht L. Kön. 17, 9 und deshalb ebeufalls einem schweren Strafgericht unterworfen werden muß Kap. 5, 5. 14] wird noch eine Ernte seine Gnaden: und SegeUszeitJ vor sich haben sdie dir, Israel, zu gute kommen soll], wenn ich meines Volks Gefängniß sdurch Befreiung desselben von alle seinem Sündenelend] wenden werde. Die Rede endet hier absichtlich mit einem räthsels haften, mehrdeuiigen Sprache, der im Grundtexte lau- tet: Auch Inda —— bereitet eine Ernte dir, wenn ich wende das Gefängniß meines Volkes. Der Anfang: ,,Auch Juba« läßt den Gedanken erwarten: es hat, weil gleichfalls tief verschulden eine schwere Straf- zeit zu erwarten; und dies liegt wirklich in den Wor- ten, wenn man die ,,Ernte« von der Unglücksernte (Jerem. 51, Bis; Ioel Z, 18) versteht und die Worte: ,,bereitet eine Ernte dir« als Anrede an Juda in dem Sinne nimmt: es ist dir ein Strafgericht bestellt. Nun aber kann die Ernte auch eine Freud enernte sein, eine gnaden- und segensreiche Zeit bezeichnen (Ief. 9, 3); es kommt da zu jenem ersten Gedanken, ebenfalls in eine Anrede an Juda gekleidet, der zweite hinzu: eine neue Zeit an Stelle der Strafzeitz eine Gnaden- und Heils- zeit ist dir bestellt (iu dem Heiland und Erlöser nämlich, durch den ich das Gefängniß meines Volkes wenden werde). Endlich, gleichwie im Deutschen das ,,bereitet eine Ernte dir« zweideutig ist, daß es nicht blos heißen kann, wie wir’s bisher aufgefaßt haben: eine Ernte ist dir, o Iuda, bereitet! sondern auch: (Juda) bereitet dir (o Israel) eine Ernte! so enthält der Grundtext ganz dieselbe Zweideutigkeih so daß z. B. bei Meyer-Stier übersetzt ist: ,,Auch Iuda wird dir noch eine Ernte brin- gen.« Der Sinn in dieser letzteren Beziehung ist in der Tübinger Bibel gut wiedergegeben: »Wenn ich daran gedenken werde, was ich zugesagt habe meinem Volk, nämlich sie zu erlösen, so wird alsdann das Heil nicht allein sein unter den Juden, welche wiedergebracht wor- den aus ihrer leiblichen Gefangenschaft und wieder in ihrem Lande wohnen; sondern von ihnen wird das Heil auch weiter ausgehen, aus Zion wird die Predigt des Evangelii weiter Verkündigt werden in aller Welt unter die Heiden, unter welchen sich Israel mit befindet — daß also dennoch bei den Nachkoinmen mir eine Ernte sein wird unter diesem jetzt so elenden Volke, welches in solchen schrecklichen Sünden steckt und so verderbt ist, daß sie nun dem Gericht nicht weiter entfliehen können, sondern in die Gefangenschaft wandern müssen. Daher es im neuen Testament auch oft heißt, daß dann in der Zerstreuung hin und her das Evangelium Verkündigt, auch apostolische Briefe (1. Petri 1, ) an sie gerichtet worden« Wir haben den Spruch oben in seinem mehr- deutigen Sinne auszulegen versucht; Luther dagegen beschränkt sich mit seiner Uebersetzung blos auf diesen Gedanken: »Das Volk Israel soll in der assyrifchen Ge- fangenschaft bleiben; aber das Volk Iuda soll aus der babylonisrheii Gefangenschaft wieder zurtick kommen.« Das 7. Kapitel. Klage iiber Jst-net, und Verkündigung der verdienten Strafen. 1. Wenn ich Israel svon der Krankheit seines Verderbens durch die Buß- und Strafpredigt der Propheten] heilen will, so findet sich sgleichwie die Das tiefe Verderben unter den Fürsten und im Volk. 751 Gefährlichkeit einer leiblichen Wunde oft erst bei der Untersuchung durch den Arzt an den Tag kommt] erst [recht] die lganze Größe der] Sünde Ephraims Und die sbodenlose Tiefe der] Bosheit Samaricir [dieses Hauptsitzes alles Sittenverders bens], wie sie [nämlich] Abgötterei [genauer: Lug und Trug, gegen Menschen sowohl wie gegen mich, den HErrn] treiben [und dabei, was von allen Uebeln das schlimmste, üben sie ihre Schand- thaten mit unerhörter Frechheit und Sicherheit] Denn wiewohl sie unter sich selbst smitten in ihren Städten und Ortschaften] mit Dieben [die ihre Häuser unsicher machen], nnd auswendig sauf den Landstraßen] mit Räubern [die das Land ausplündern] geplagt sind; Z. Dennoch wollen sie nicht merken sdenken sie nicht von ferne daran], daß ich alle ihre Bos- heit tnerkets [und gewißlich strafen werde]. Ich sehe aber lwenn sie’s auch nicht merken wollen] ihr Wesen wohl, das sie allenthalben treiben [so daß sie auf allen Seiten von Missethaien umringt sind und ich geradezu blind sein müßte, sollte ich ihre Bosheit nicht merken] «) Je mehr man recht lehret, je ärger die Welt wird. (Lnther.) Das geistliche Verderben eines Volks und einer Stadt wird erst dann in seiner Größe erkannt, wenn Gottes Wort kräftig verkündigt wird und die Ge- danken der Herzen sich daran offenbaren müssen. (Schmie- der). -— H« ) Möchten wir hieraus lernen, daß nichts mehr zu ftirchten ist, als daß Satan unsere Herzen so bezaubern daß wir meinen, Gott ruhe niüssig im Him- mel. Daher giebt es nichts, was uns mehr zur Niich- ternheit erweckt, als weiin wir Gott in seiner Allmacht verehren und davon durchdrungen sind, daß er der Rich- ter der Welt sei; sodann wenn wir gleichsam in seinem Anblick wandeln und wissen, daß unsre Sünden nicht in Vergessenheit kommen können, außer wenn er sie durch Vergebung begräbt. (Calvin.) Z. Sie [die gottlofcn Unterthanen] bertrösteu den König durch ihre Bosheit, nnd die Fürsten durch ihre Lügen [macheii denen, die Recht und Gerechtigkeit im Lande handhaben sollten, mit ihrem wüsten Treiben und ihrer persiden Schlauheit, statt daß diese sich darüber entrüsteten, vielmehr eine Freude, weil ihnen damit zur Ausführung ihres eigenen bösen Vorhabens ein bequeines Mittel sich darbietet Nöm. l, 32]; 4. Und sind allesammt lFürsien wie Unter- thanen] Ehebrecher [bundbrüchige Götzendienen deren Herz von dem Feuer der gemeinsien Leidenschaften glühen, gleichwie ein Backofen, den der Bacler lschon vorläusig, Uoch ehe der eigentliche Vacktag da ist] heizet, wenn er [im Säuerbecken das Mehl] hat ausgekneteh nnd laßt [hierauf die Nacht über] den Teig durchsäuern und ausgehen. 5. Heute ist unser-s Königs [Geburts- oder Krönungik Many. 14, 6 Anm.] Fest (sprecheic. sie) [dann, wenn nun der Backtag herbeigetommeiis da sahen die Fürsten sdas Fest mit ausschweifenden Zechgelagen beginnend] an vom Wein toll zu wer- den; so zeucht er [der König, indem er auch sei- nerseits das Fest in solcher Weise begehen will] die Spötter leben jene Fürsten, die seiner Leichtgläm bigkeit, womit er sich über ihre eigentliche Absicht täuschen läßt] zu sich san seinen Hof, mit einer Einladung dahin sie beehrend]. «6. [Ja, Spötter sind sie, wie mit Worten und Geberden unter einander, so auch mit ihrem ganzen Verhalten bei der der Hoffestlichkeit vorausge- henden gottesdiensilichen Feier.] Denn ihr Herz ist in heißer Andacht, wie ein Backofen, wenn sie opfern und Dabei] die Leute betrügen [als wären sie ganz bei der Sache, während sie doch auf etwas ganz Anderes finnen]; aber ihr Bcicker sder den Teig am Tage zuvor ausgeknetet und darnach hat durchsäuern und ausgehen lassen V. 4] schläft die ganze Nacht svon den Vorgängen· bei Hofe einstweilen sich fern haltend, bis der Augenblick des Handelns für ihn kommt], nnd- des Morgens swo das Backen des nun gar gewordenen Teiges ge- schehen soll] brennet er [der schon Tags zuvor an- geheizte Ofen V. 4] lichterlohe smit rasch versen- gender Gluth das Backwerk vollendend]. 7. Noth sind sie sdie bei der Ausführung des Vorhabens nicht unmittelbar Betheiligten, unter dem inzwischen seinen Verlauf nehmenden Opfer] so hei- ßer Andachh wie ein Backofeu Obgleich ihre Richter sdie Verwalter des Rechts in ihrem Lande] aufgefressen werden und alle ihre Könige seiner nach dem andern] fallen lwas ihnen doch billig einen Schrecken einflößen sollte vor dem unaus- bleiblichen Verderben, das auf solche Zustände fol- gen mußL noch ist keiner unter ihnen, der mich anrufe [noch in der letzten Stunde mit meiner Hand einzugreifen und dem Verderben zu wehren, sondern sie lassen alles gehen, wie es geht, als wäre alles in bester Ordnung und nichts zu be- fürchten]. Nach Ierobeaiws II. Tode ging es mit dem Ver- fall des Reiches Israel jählings hinunter. Wie die Hand des mächtigen Feldherrn nicht mehr das Seepter hielt, löste die Ordnung sich auf; von den 6 letzten Königen ist nur einer, Menaham, im Besitz seiner Herr- schaft eines natürlichen Todes gestorben. Hier braucht den Fürsten nicht mehr, wie den früheren Königshäus fern, ein Prophet den Untergang zu drohen, die Auflö- sung ist an sich selber rasch und augenscheinlich; wohl aber wird von Hosea hier meisterhaft geschildert, wie der Verrath im Finstern schleiiht und den Königsmord aus-dritter, nnd lautet die Stelle nach genauerer Ueber- setzung, wie Riggenbach sie giebt, also: » Z. Durch ihre Bosheit erfreuen sie den Konig, nnd durch ihre Lu e die Furstein » »4. Sie nd allesamint Ehebrecheiz wie ein Ofen geirrt-end, den der Basler heiTt und»dann ausruht nachdem neten des Teigs- bis e»r nrchfanert ist. » Z. Es ist unsers Kouigs Tag, da sind die Fursteu trank von Gluth des Weins; er streclet seine Hand aus mit den Spotterin 752 Hosea 7, 8——16. s. Sie aber haben ·ihr Herz wie einer: Ofen hou- gestopft iiiit Hinterlifh diegauze llacht schlaft ihr Bacler sder Aiistifter der VerschworungL des Morgens brennt es lichterloh 7. Sie Edliichtercd alle f Cl« M! ctltlkll c. ,,Hinauf iri die Kreise führt uns der Prophet, die dem Volke vorangehen sollten zum Guten, an des Kö- nigsvHof und zu seinen» Geioaltigeii ——» nnd wie steht es hier? Da ist devKoiiig und seine Fiirftemund uni sie versammelt· find die andern Großen des Reiches, die Voriiehmsten im ganzen Lande, und suchen den könig- lichen Hof in Sicherheet eiisizuwiszegen (V. 3). , An scho- neii Worten fehlt es nicht. und istdoch alles Lüge; denn es sind «Ehebre»cher, treulos gegen ihren Gott, wie gegen ihren König, ein abgefallenes Lzolk ohne Treu und Glau- ben, dem es nur· um Verschworung iind Umsturz zu thun ist. Und weil in diesen Verschworeiieu solch ein wildes ungestunies Feuer» brennt, angefacht von Einzel- nen, unterhalten durch die gegenseitige Gluth, bis end- lich alles heell auflodert, so vergleicht der Prophet die Verschworenen einein stark geheizten Ofen. Obenan steht das Haupt der Verschworenem der den ganzen Plan glichen alle wie ein Ofen, zu fressen ihre ausgedacht: das ist ihm der Bäcker, der »den Teig ge- ; knetet, und nachdem das geschehen, den Teig durchsauern H. und ausgehen, d. h. den ausgedachten Plan, iiachdem er » den Verfchworenen mitgetheilt, nun auch reif» werden läßt. (V, 4.) Solch’ ein wildes Feuer hat diese Ver- schworeneii erfüllt, daß sie einem Ofen gleichen,· der stark » geheizt ist; wie nun aber alles ausgeführt wird, sehen s wir im Folgenden. Es ist· ekn Königstag irgend ein J feftlicher Jcihrestag im königlichen Palaste; ein allge- z, meines Feftgelage fiihrt sämmtliche Vexschworenem dfife : ja zu den Großen des Landes mit gehören, an den ko- ; uiglichen Hof. Dort herrscht allgemeine Ueppigkeih der «; Wein macht des Königs Sicherheie noch größer, er selbst zieht die Verschworenen immer naher an sich, er meint ganz der Lust sich hingeben zu können, und ße spotten seiner nur im Herzen (·V. 5). Nun kommt die Stunde ; der Ausführung: es ist Opferzeiy zu der alles am «, Morgen sich versammelt; der König geht voran, die Ver- fchworeneii folgen, alles ist voll Andacht und ist doiszh nur Träger-ei, denn ganz andere Gedanken bewegen die Großen. Das Haupt der Verschworenm s— es ist der Bäckey der jene furchtbare Gluth geschurt —- hat die ganze Nacht sich still gehalten, ietzt zur verabredeten Stuiide findet er alles bereit· (V.·6). Noch scheint »die Andacht eine allgemeine zu sein beim Opjerfesh da bricht der Sturm los, der gedroht, und der Koing mit seinen Richtern fällt, alles, was sich wir-erseht, wird niederge- 1nacht, der Königs-Mord mit dem allgemeine Llnisturz ist gescheheii. Und im anzen Volke hat niemand ein Grauen vor solchen Schandtgatem nieinand wendet sieh aufwarts, daß der gerechte Gott solchen Greueln Einhalt thun möge (V. 7). Das ist das· Prophetenbildvon dem Jam- merstand in JsraeL (Schlier.) Diese bildliche Darstel- - luug scheint auf die Verfchwörung des Pekah gegeii Pe- kahja (2. Kön. l5, 25) mit genauer Kenntniß der Um- stände sich zu beziehen. (Schmieder.) s, Ephraim sdas doch zu deinjeiiigen Volke gehört, das ich inir voii dein übrigen Volke abge- sondert habe, das; es mir ein priestei«liil) Königreich nnd ein heiliges Volk sei 2. Mof 19, 5 f.; Z. M. 20, 24. TO] menget sich lfeines heil. Be- rufs ganz und gar vergesseUdJ unter die Völker sitidem es der Heiden Werke lernt, der Heiden Göttern dient und um Viindnisse mit den Heiden hre Könige falleii und ist keiner unter ihnen, E l! i? l; sich bemüht Kap. i2, 2; Pf. me, di) f.]; Ephtaim ist Daher, weil es auf seiner eigenen, dem Heidenthum verwandten Natur beharret uiid sich nicht von der· Hand seines Gottes will pflegen und erziehen lassen Jerem. 48, II] wie ein [auf heißem Sand gebackener Afch-] Kuchen, den nie- » mand sivähreud des Buckeln-«] umweudet [der da- rum von oben nicht gar wird]; I. Sondern [wie ein solcher nicht iimgewen- deter Kuchen von unten verbrennt, so geht es auch i Ephraim:] Fretude sals die verderbliche Gliithhitze der es sich zugewandt hat] fressen feine Kraft sin- nerlidh durch hcidiiisches Wesen, äußerlich durch verheerende Kriege], noch will er ldiefer so ver- blendete und veriiockte EPhraiMJ es nicht merken fund sich selber eingestehem daß die, an welche er als an Freunde und Wohlthäter sich hängt, seine ärgsten Feinde iiiid Verderber siiid]; er hat auch [bereits, zu thatfächlichem Beweis, daß die Frem- den wirklich feine Kraft fressen und ihn vor der Zeit zum abgelebten, dem Grabe entgegenreifenden Manne machen] graue Haare gekriegt, noch will er’s nicht merken five-der wie weit es schon mit ihm gekommen, noch welche Zukunft ihm nunmehr bevorstchts Aus dem Abschnitt V. 4——7 ging hervor, daß man zur Zeit der Könige schoii Backöfen hatte ganz von der Art der unsrigen; wenigstens war dies in den könig- lichen Residenzen der Fall, und gab es in Jerusalem eine eigeiie Bäckergasfe (Jer. I37, 31), während die ge- wöhnlichen Haushaltungen sich wohl noch der Backkrlige (2. Mos 16, 24 Anm.) bedienten. Von dieser Weise des Backens ist in 3. Mos 2, 5 u. 7 die andere zu unter scheideii, da man entweder die Teigfladen auf einer eiser- nen Platte (Machabath, Luther nach den alten Ueber- fetzungem ,,Pfaiine,« was aber nicht zutrifft, indem es sich hier um flaches, plattes Geräth, nach esek. 4, 3 von Eisen, handelt) ausbreitete, diese auf einige Steine legte und darunter Feuer machte, oder aber den zu einer Art Kräpfel geformten Teig in einen mit Deckel ver- sehenen Casserol Waroheseth -— Luther nach den alten Uebersetzuiigem ,,Rost«) bäckr Im vorlieg. Abschnitt eiidlich konimt es auf eine dritte Vackweise an: entweder machte man eine runde Grube in die Erde, legte zuerst Kieselsteine in dieselbe, auf welche die Feuerung ange- zündet wurde, räumte letztere hinweg, wenn die Steine genug erhitzt waren, und legte nun die Teigfladen auf die Steine; oder man machte das Feuer ohne Weiteres auf den bloßeii Sand an der Erde und wenn dieser ge- nug erhitzt war, räuinte man die Feuerung weg und legte die Fladen auf den heißen Sand, wendete sie nach einiger Zeit uni und deckte sie von oben mit dem er- hitzten Sand und mit Asche zu. Dies ergab die sog. Aschkuchem die zwar ziemlich schwarz aus-fielen, aber doch einen guten Geschmack hatten. Auch beim Backen in der Grube war das mehisincilige Uinwenden ein we- sentliches Erforderniß, wenn das Backwerk nicht miß- ratheii follte. . tu. Und» dte Hoffait Jsraels wird vor ihren Augen gedemuthiget ff» daß es handgreiflich ge- worden, wohin sie ihr heidnischer Gottesdienst ge- biacht hat Kap. Z, 5]; noch bekehren sie sich iiicht zum HErrm ihrem Gott lder ihnen doch alleiii noch Hilfe und Rettung bringen tönnte], fragen auch nicht nach ihm in diesem alleii [obwohl das Siechthum ihres Staatswesens so offen zu Tage liegt, sondern wenden sich zu denen um Hilfe, die doch ihre Feinde sind] 11. [Diese Unbußfertigkeit trägt denn auch ihre unseligen Früchte.] Denn Ephraim isi wie eine [ziim Netz des Vogelstellers] verlockte Taube, die nichts merken will sdaß nämlich das hingelegte Futter blos dazu da ist, sie in’s Verderben zu führen] Jetzt rufen sie [von Assiir schwer bedrängt] Eghpten sum Hilfe gegen Asfur 2. Kön. 17, 4] an, dann laufen sie swiederj zu Assiir ssuchen es freundlich zu stimmen und durch Schmeicheleien zu versöhnen, und merken nicht, daß sie gerade dadurch in das Netz des Verderbens, in die Gewalt Assurs, gerathen]. Was ist erbarmungswlirdigey als der Arme, der sich ttber sich selbst nicht erbarmt? (Augustin.) O fliehe den Scorpiom dessen-Stachel du kennst; sliehe die Schlange, deren Verderben du erforscht haft. Wer zum zweiten Male auf denselben Stein stößt, ist entweder blind oder sinnlos (Ephrem der Syrer.) 12. Aber indem sie [so, statt zu mir buß- fertig sich zu wenden, nach Menschenhilfe und Ntenschengunstj hin und her laufen, will ich [selbst als Vogelsteller] mein Netz [zur Strafe] über sie werfen Und lsie aus der freien Luft, aus ihrer bisherigen Selbstständigkeit als eigenes Volk] her- unter rücken [in’s Gefängnis-J- wie Vögel unter dem Himmel; ich will sie [mit Gefangenschaft in der Gewalt Assurs, mit dem sie das eine Mal buhlen und vor dem sie ein ander Mal sich fürchten] strafen [Hesek.12,13], wie man ssowohl Mose in den Gesetzesstellen Z. Mos 26 , I4 ff.; 5. M. 28, 15 ff., als auch von Seiten der Pro- pheten] prediget in ihrer Sammlung is. v. a. Versammlung Jes. Z, 24 Anm. 1 oder Ge- meine]. 13. Wehe ihnen, daß sie [wie sliehende Vögel] von mir weichenz sie miissen verstöret werden, deiin sie sind abtriinnig von mir worden. Jch wollte sie wohl [möchte gern noch immer sie] erlösen, wenn sie nicht [bald mit dem Munde, bald mit ihrem Thun V. 11] wider mich Lügen lehreten sals könnte oder werde ich sie doch nicht erlösen] 14. So rufen sie mich auch nicht an von Herzen [wenn gleich ihre Lippen äußerlich um Rettung schreienj , sondern lören sveralietes Wort für «heulen« — in unbußfertigey iingläuliger Ver- zweiflung über die Nöthe, in die sie gerathen sind] auf ihren [Nacht-] Lagern. Sie versammeln sich um Korn nnd Mosis willen snur daß sie ihren Bauch füllen und ihre Lust befriedigen mögen, haben sie bei ihren heuchlerischen Opfern und Ge- betsveisammlungen zum Ziel it. Mos II, 4], nnd sind mir ungehorsam [indem sie auf das Ziel, das ich bei meiner Züchtigung vor Augen habe, daß es -D öichsek s Bibellvtrh WPIEEIYHFEETFIE»IEVFZI,JE«H.k.:HEIEZ’ET de« Hsidssischsv Egvpterii 753 ihnen nämlich um Gnade und Recht zu thun sei, gar nicht achteu]. Diese Stelle ist bemerkenswerth, weil wir. daraus sehen, daß unsere Gebete vor Gott schändlich und fehlers haft sind, wenn wir den Anfan mit dem Brode und Weine machen, und nicht vor a em das Reich Gottes, d. h. seine Verherrlichung suchen und unsre Herzen nicht dahin schicken, daß wir unter einem versöhnten Gott Leben. Wenn wir darum nicht nach der Quelle des göttlichen Segens selbst streben, sondern nur wünschen, eine genügende Menge seiner Güter für den Mund zu bekommen, dann sind alle unsre Gebete vor ihm ein Greuel, und das mit Recht. (Caloin.) 15. Jch lehre sie [doch fort und fort, wie sie ihre Feinde überwinden und Kraft erlangen mögeu], und [noch mehr, ich] starke [auch] ihren Arm shabe gar oft ihnen über ihre Feinde den Sieg verliehen, wie z. B. unter Ahab l. Kön. 20, 1 ff. und Jerobeam II. 2. Kön. 14, 25 ff.]; aber sie den- ken Böses von mir ssinnen doch immer wieder darauf, von mir abzufallen und die mir gebüh- rende Ehre ihren Kälbern und Götzen zuzu- wenden] 16. Sie bekehren sieh skehren auf ihren Wegen zwar manchmal iim Kap. 5, 6], aber nicht recht« [so daß sie Sinii und Herz zu mir aufwärts kehreten], sondern sind wie ein falscher Bogen« sdessen Sehne nichts taugt Pf. 78, 57., und der nun seine Pfeile, ob er gleich in die Höhe gerichtet ist, dennoch nicht aufwärts sendet, sondern seitwärts oder« abwärtssz dariim werden svor allenj ihre Fürsten [die Urheber des Abfalls und alles Elendes, in das das Volk gekommen] durchs Schivert fallen; ihr Driiuen [der Trotz, mit welchem ihre Zunge meine Allmacht und Treue frech ver- lästert hat V. 131 soll sihnen] in Egyptenlaiid fauf das sie so zuverfichtlich ihre Hoffnung setzten] zum Spott werden«»- sdaß man dort ihres Sturzes sich freuet und wegen ihrer Thorheit sie verlacht Jes. 30, 3. 5]. if) Das kann nun ein jeder an sich wohl merken, ob sein Herz rechtschaffen sei gegen den HErrn, oder nicht. Es weiser sich sonderlich in der Besiändigkeit und Auf- richtigkeit des Sinnes. Prüfe sich ein jeder, und lasse sich von Gott prüfen, wie er’s meine. Wie oft sagt man aus Noth Besserung zu oder sueht der Noth durch heuchlerische Versprechung los zu werden! Wie viele legen wohl auch eine und die andere grobe Sünde ab, davon sie Schaude haben, oder wenn man werter, daß man Schaden am Leib und Gütern davon habe; bei« halten aber doch ihre gewissen Schooßsünden oder neh- men auch wohl ärgere Gewohnheiten an, oder behalten doch die Lust dazu im Herzen und kämpfen nicht mit rechten Ernst dawider. (Berleb. V) — ») Wie« ein. falscher Bogen den Schützen oft selbst verwundet und ihm den Pfeil in’s Angesicht treibt, so thaten siesich mit ihrer Heuchelei auch selbstden größten Schaden. (Hieronymus.) — Mk) Nach der Interpunktion des Grundtextes ist vielmehr· so zu übersetzen: Ihre Für- steu werden durch das Schwert fallen wegen ihrer trotzigen (frechen) Zunge; das soltihnen in Egypten zum Hohn gereichen. bleibt dabei im Wesentlichen derselbe. A« T. II. L. 48 Der Sinn. 754 Hofea 8, 1——l3. Das 8. Kapitel. Die gotiloseirnnd Ulitriinnigest sollen aus: gekottet werden· II dem nun so endenzbsihnitt bis Lan. 9,9 iogi.die Anteil. zu Sau. s, 4 .) ver-kündigt der Ilroohet das Gericht der Zer- stdrnug des nördlichen Reiche- norh dentlichen Dabei zählt er wiederum die einzelaenversihnldnngen des Volkes auf, mein nach, wie das Staatswesen sihon in der Auflösung be- griffen sei, nnd warnt vor dem Wahne, das irdisihe Gr- eihen des Volkes und diriihrs sichere vor dem Untergang. l. Rufe lallt lfpricht der HErr zu mir, fei- nem Propheten] wie eine Posaune sin die der Wächter stößt, wenn der Feind sich nahet —- (und sprich) und verküiidige diesem Volke das hereinbrechende Gericht mit den Worten]: Er lder Feind, dem ich mein Gericht auszuüben befohlen] kommt schon über das Haus des HErrn [denn zu diesem, der Bun- desgemeinde Gottes, gehört das Zehnstämmereich feiner Berufung nach Kap. 9, 8. 151 wie ein Adler sder sich mit Blitzesschnelle auf seine Beute wirft b« Mvs 28- 49J; darum, daß sie meinen Bund iibertreteu [haben] und von meinem Gesehe abtriniuigbwetdeu lgeworden sind V. 4]. 2. erden sie dann [in solcher Noth] zu mir schreien: Du bist mein sjedes Einzelnen unter uns] Gott, wir kennen dich [denn uns und unseren Vätern haft du dich geoffenbart — wir sind ja dein Volk] Israel. Z. [So foll ihnen solches blos änßerliche Wissen von mir und meinem Bundesverhältnisi mit Israel nichts helfen, sondern ich werde zu ihnen sagen:] Israel sverlangt nur nach irdischer Glückseligkeit, aber es] verlvirst das Gute sdas ewige Heil, die Gerechtigkeit und Seligkeit, die ich verbeißen habe denen, die meinen Bund halten Pf. 103, 18]; darum muß fie der Feind sder meine Gerichte vollstrecken wird] verfolgen. »Du bist mein Gott,« ist sonst die Summa alles löstlicheu Gebets. Die heuchlerifchen Menschen ziehen aus der Schrift ein Complimentirbüchleiiy wo sie etliche Formeln finden, die in derselben gerühmt werden, so stecken sie sich dahinter, da sie doch von der Kraft ferne bleiben. Wo man oft am vertraulichften thun will, wie da: »wir, Israel, kennen dich«, und sich vieler Ge- meiiifchaft mit Gott anmaßt, da hat man am meisten darauf n sehen, ob es auch Grund hat und Probe hält. (Rieger3 4. Sie iiiacheii Könige, aber ohne mich [der ich doch das erste und entscheidende Wort dabei zu reden hätte, auch nur zu fragen]; sie setzen Fürsten [ein]- und ich innß [f. o. a. darf, es] nicht wissen sweil sie eben ganz nach ihrem eigenen Kopfe da- bei zu Werke gehen wollen]. Aus ihrem Silber und Gold sdas iih ihnen erst gegeben und das sie nun in meinem Dienst gebrauchen sollten] machen sie Gdgen sin den beiden güldenen Kälbern zu Bethel e nnd Dan und stellen für deren Dienst Priester aus dem gemeinen Volke an, die sie mit ihrem Geld unterhalten] das sie ja bald ausge- rottet werden sdenn einen andern Ausgang als diesen kann doch solch abgöttifches Treiben nach dem, was in 5. Mos 8, 19 f. gesagt ist, nicht haben] Wenn hier die Thronerhebuiig Jerobeams I. Und derer, die eine neue Dynastie im Zehnftämmereich be- gründeten, als ein Abfall des Volkes vom HErrm als ein Nichtnachihmfragen nnd Sichhiiiwegfetzeu über seine göttliche Auctorität dargestellt wird, wo egen in 1.Kön. 11, 30 ff. der Hex-irr durch den Propheten Ahia dem Ierobeam die Herrfchaft über die 10 Stämme selbst zu- sichern läßt, ebenso auch Jehu in L. Köu. 9 durch einen Propheten im Auftrage Elifcks zum Könige gefalbt wird, fo fchließt das keineswegs, wie von mancher Seite behaupte: wird, einen Widerspruch in sichx denn was die Könige ihrerseits betrifft, so hat Jerobeam her-nach nicht auf Gottes Wegen, sondern durch eine von ihm selbst aiigezettelte und mit widergöttlichem Sinn geleitete Empörung die Herrschaft erlangt, und Jehu, wenn er auch anfangs mit dem vollen Bewußt- sein handelte, daß er nur das Schwert sei in des HErrii Hand, gerieth doch bald auf abfchüsfige Bahn (2. Kön. 10,27 Anm.). Es kommt aber hier überhaupt wem» er auf die Könige selbst, als auf das Volk an: das at weder dort noch hier, uoch sonst jemals bei der Thron- erhebung eines eigenen Königs oder bei dem Wechsel der Dynastieen nach Gott gefragt und feinen Willen zu Rathe gezogen, sondern ist ganzeigenniiichtig bei der ersten Köuigswahl zu Werke gegangen (l.Kön. 12, W) und hat hernach beim Sturz des einen Königs-Hauses sowohl wie des andern ganz unbedenklich den jedes- maligen Königsmörder und Thronräuber zum neuen König angenommen und jedwede Verfchwörung gutge- heißen, sobald sie einmal gelungen waix Und doch hätte gerade Israel mehr als jedes andere Volk in einer so wichtigen Sache die Pflicht gehabt, von Gott sich bera- then und bestimmen zu lassen, wie das bei Saul’s, David?- und Salomods Throuerhebiing geschehen war (1. Sam.10,19 ff.; Z. S. 2, 4; 5, 1ff.; I. Köm 1, 38 f.; 1. Ehren. 30, 20 sf.); denn fein eigentlicher Köiiig war Gott der HErr selber, und er zuerst und vor allen andern mußte es näher bezeichnen oder zum mindeften doch darum wissen, wer in seinem Volke König sein sollte. Jn den beiden Fällen, die oben an- gegeben find, in Vetreff Jerobeaws I. und .Jehu’s, hat der FErr allerdings zweimal die Initiative er rissen und as Vorrecht der Eröffnung fich gewahrt, a er er hat es nur im Stillen thun können, das Volk hat ihm keine Gelegenheit gegeben, feinen Willen auch laut zu erklären; für das Bewußtsein des Volks waren da- her beide Könige ebensowohl felbstgemachte oder willen- los angenommen, wie die andern alle. Z. Dein [gülden] Kalb szu Bethel, auf das du am meisten dir zu gute thust und bei dem du die gefeiertsten Gottesdienste hältst], Satnarim ver- ftdßt er [genauer: widert an, nämlich mich, den Hcsrrnjz mein Zorn ist iiber sie kdie dort doch nichts als Götzendienst treiben] ergrininietz es kann nicht lange san-J stehen, sie müssen gestraft werden snach anderer Deutung: wie lange mögen sie nicht rein werden von solchem Greuel?]. s. Denn das Kalb svon dem sie so hoch halten] ist aus Israel sdem verkehrten und ver: Israel hat Wind gesäet, darum auch Sturm geerntet. derbten Volk selber] herkommen sdarum muß es ja mich anwidern], und ein Werkuiann hats ge- macht [wie die Götter der Heiden von menschlichen Künstlern gemacht sind]- und kann ja [wie die ge- sunde Vernunft von selber lehrt] kein Gott sein; darum sdamit es auch erwiesen werde als das, was es ist, als ein nichtiges, elendes Machwerk] soll das Kalb Samariii sgleich jenem, das Aaron dem Volk am Sinai machte, verbrannt und] zer- pnlvert werden [2. Mos 32, 20; 5. M. I, 21]. 7. [Wie aber ihrem Kalbe, so soll es auch ihnen selber ergehen.] Denn sie seien [mit ihrem iiichtigen, gottlosen Treiben] Wind, nnd werden [von solcher Aussaat die ihr entsprechende Fruchn die nichts anders sein kann als] Ungewitter [näm- lich einen Sturm der Vernichtung] einernten [Kap. 10, II; II, 23 Hiob 4, 8; Spiu 22, 8; Gal. 6, 7 f.]; ihre Saat sim eigentlichen Sinne, also die, die fie draußen auf dem Felde ausstreuen] soll nicht aufkommen [daß ein Gewächs daraus würde] und ihr Gewiichs [wenn es auch wirklich mit der Saat theilweis zu einem solchen kommt] kein Mehl« [in körnerhaltigen Aehren, die das Gewächs her- vorbrächtej geben; und ob es [auch wirklich körner- haltige Aehren zum Mehl] geben würde, sollen’s doch [nicht sie selbst zu genießen haben, sondern] Fremde fresseinrr V) Gewächs und Mehl bilden im Hebräifchen ein Wortspieb zemach — kam-ich, etwa wie unser »Sproß und Schoß«; also: Sproß soll keinen Schoß geben. Riickert hat das Wortspiel in der Weise wiedergegeben: »Halm, ohne zu bringen Malm.« — «) Das; es aber hier nicht blos um Mißwachs und Verderben der Ernte im eigentlichen Sinne sich handelt, sondern das von der Saat und dem Getreide Gesagte wiederum nur ein Bild ist von der Erfolglosigkeit und Nichtigkeit des ganzen Thuns und Treibens Jsraels, zeigt der folgende Vers. 8. [Ja] Israel [selbst] wird lvon ihnen, den Fremden, wie die Zustände ja im Lande bereits eingetreten find] aufgefressen; die Heiden gehen [schon jetzt, zum Vorzeichen deß, was sie weiter und noch völliger thun werden] mit ihnen um, wie mit einem unwerthen Gefäß [das zu nichts mehr taugt als zum Wegwerfen Jer. 22, 28]; 9. Darum saus göttlicher Vergeltung dafür], daß sie [die- doch Gottes Heerde sind und also einen Hirten haben, der sie mit allem wohl ver- sorgen will, mit allem, was sie brauchen, und am besten leiten und schützen kann, von diesem ihrem Hirten weg und] hinauf zum Assur laufen, wie eiii Wild in der Irre [nach eigenem Gefallen umher- schweist, wollen sie nur von ihrem eigenen Gelüsten sich treiben und regieren lassen Kap. 7 , 11]. Ephraim schenkt den Bnhlern [macht der assyrischeii Weltmachh um deren Gunst es buhlt, reiche Ge- schenke], und giebt den Heiden [mit denen es un- natürliche Verbindungen angeknüpft] Tribut [mei- nend, nun habe es seine Wohlfahrt sich gesichert] I 755 10. Dieselben Heiden will ich nun sdamit sie erfahren, wie sie von meiner Macht doch nicht loskommen, wenn sie auch noch so viel Versuche machen, von meiner Herrschaft sich loszureißeiy und wie ihnen gerade das zum Verderben dienen muß, wovon fie ihr Glück erwarten] über sie sammeln* swiederum nach ihren Gelüsten mit ihnen zu thun]; sie sollen [da unter dem schweren Drucke, unter dem sie werden zu seufzen haben] der Last des Königs [von Assurj und der Fürsten [die er bereits unter sein Joch gebracht und die er nun zu ihrer Knechtung verwendet] bald müde werden. 11. Denn Ephraim hat [wider mein aus: drückliches Verbot 5. Mos. 12, I ff.] der Altätc viel gemacht [die» es in seinem Lande aller Orten aufgerichtet] zu sundigen sindem es so den falschen Gottesdienst recht in Schwang und Flor brachte]; so solleu auch swcil es durchaus sein Absehen dar- aus gerichtet hat, sich selber die Sünde und ihre Schuld zu mehren] die Altare ihn: zur Sünde ge- rathen sdaß die Strafe für die, durch die vielen Altäre geförderte und gehäufte Sünde in vollem Maße über dasselbe hereinbricht]. «) Die Worte des Grundtextes lassen vielfach noch eine andere Deutung zu, als die unsre deutsche Bibel giebt; wir können es aber nicht für unsre Aufgabe hal- ten, zu weit in das Gebiet der theologischen Wissenschaft hinüberzugreifen Und zuviel an Lnther’s Uebersetzung zu mäkeln und zu bessern, halten dieselbe vielmehr aufrecht, wo fie vollkommen ausreichh um den Sinn der heil. Schriftsteller zu erfassen, und suchen vor allen Dingen ihr Verständniß dem Leser zu vermitteln, zumal selbst praktische Bibelauslegungen dieser Aufgabe fich bisher noch zu wenig unterzogen haben. 12. [Jsrael könnte ja recht wohl wisseu, was es mit seinem götzendienerischen Treiben thut und verwirktz aber es will es nicht wissen, es will überhaupt an meinen Willen sich nicht kehren.] Wenn ich ihui gleich viel von meinem Gesetz schreibe [damit ihm deutlich und klar gesagt sei, was gut ist und was der HErr, sein Gott, von ihm for- dert Micha s, 8], so tvird’s [was ich sage und vorschreibeJ geachtet wie eine fremde Lehre« [die einem nichts angehe, um die man sich nicht zu kümmern brauche]. 13. Daß [s. v. a. Wenngleiclq sie nun [auf den vielen Altaren V. 11 auch] viel opsern nnd Fleisch [der SchIachtopferJ herbringen nnd essen es [bei den davon angestellten Opfermahlzeiten], so hat doch der HErr [weil alle diese, dem Vorgehen nach ihm dargebrachten Opfer nichts weiter sind als Fleisch, das sie schlachten und essen, nicht aber wirkliche Opfer, wie er sie im Gesetz verordnet und mit der Zusage seiner sündenvergebenden Gnade geheiligt hat] kein Gefallen dran; sondern er will ihrer [durch solche Opfer vor seinem An: gesicht nicht zugedeckten Z. Mos. 1, 4 Anm.] Missethat gedenken und ihre sunversöhntenj Sün- 487 756 Hosea 8, 14. s, 1—9· den heimsucheu [Jes. 27, 1 Anm. 1], die fich zu Eghpten kehren sbesserx sie müssen wieder nach Egypten kehren, d. i. wieder in einem fremden Lande Knechte eines fremden Volkes sein, wie sie in Egypten waren Kap. 9, Z; H. Mos. 28, 68]. ·) O lieber Gott, wie ist dies schreckliche Spriichlein auch so gemein worden in deiner Christenheit! Wie viel sind Haus-Väter, die in ihrem Hause noch keine Bibel haben, so doch Gott dieselbige in unserer Zeit in deut- scher und andern Sprachen so reichlich und deutlich ge- geben hat, daß man ihm dafür nicht genugsam danken kann. Andere Bücher kann man lesen, andere Händel kann man vornehmen und damit Tag und Nacht um- gehen; allein ein Stündlein an das Wort Gottes zu- wenden, das will den sicheren Leuten sauer eingehen. Es scheinet eine fremde Lehre vor den Augen der Welt: der mehrere Theil schilt Gottes Wort als eine Ketzerei, der andere Theil verachrs und verlachrs als eine Pfafferei, Miihrlein und Fabel. (N. Selnecker.) 14. Israel [dies die Wurzel aller seiner Sünde] vergißt sdes HErrnJ seines Schöpfers [der es vormals durch die Erlösung aus Eghpten zu seinem Volke gemacht» hat b. Mos. 32, S. 15; Pf. 95, 6] nnd bauet Kirchen [d. i. Götzentempel Z. Köw 10, 23 Anm. — nach anderer Ausle- gung: Paläste, um seine eigene Macht und Größe zu verherrlichen], so macht Juda [als müßte es durchaus derselben Sünde der Gottvergessenheit und» Selbstvergötteruiig theilhaftig sein] viel fester Stadte [auf die es dann sein Vertrauen setzt]; aber »ich will Feuer sder Zerstörung Jer. 17, 271 in seine sJsraers sowohl wie Judas] Städte schicken, welches soll seine [des ganzen Landes] Hauser [genauer: Schlösser] verzehren. Mit der Religion, Gottseligkeit und Ehrbarkeit unter einem Volk fällt allemal auch aller äußerliche Wohlstand und Fortkommen darnieder. Wenn man aber den Ver- sall in der Religion noch eine Weile durch geistloses Mitmachen des Aeußerlichen verlieben will, so hat man freilich noch mehr betriigliche Mittel, den Verfall im bürgerlichen Wohlstande zu verbergen und der Sache vielmehr eine Gestalt zu geben, als ob es der Aufnahme gleich sähe. Aber wie schnell kann Gott all’ solch Men- chenwerk vernichteiy wie zuletzt der ganzen Welt in «hrem letzten Brand widerfahren wird! (Rieger.) Das 9. Kapitel. schwere Strafen folgen auf schwere Sünden. 1. Du darfst dich [mit fröhlichem Erntejubel Jes I, Z] nicht freuen, Israel, noch sdes erlang- ten Erntesegens als einer Gabe göttlicher Huld und Gnade] rühmen, wie die [heidnischen] Völker [die, wenn sie ihren Göttern als den Segeusspendern zujauchzem dies thun in der Unwissenheit ihres Herzens und insofern sich nicht gerade mit ihrem Erntejubel auf besondere Weise verschulden — der rechte Segensspender ist ihnen eben ein unbekannter Gott und der HErr hat keinen Bund mit ihnen gemacht, den sie nun brächen Apostg. 14, 16 f. Wohl aber, wenn du in derselben Art dich freuest und rt·ihmest, wie sie, ist es eine schwere Sünde, die mich zu schwerer Strafe heransfordert]; denn du hurest [mit folchem, den Göttern dargebrachten ErnteDankJ wider deinen Gott [indem du die Ehre, die ihm gebührt, ihm entziehest und den Fremden zuwendest Kaki. 2, 8; Jer. 2, 25], damit du suehest Hurenlohn sdu bildest dir nun ein, die Fremden würden sich dafür desto erkenntlicher er- weisen durch immer reichlichere Ernteu in den künftigen Jahren], daß alle Deine] Tenuen Voll Getreide werden [Kap. 2, 12]. 2. Darum sweil meine Erntegaben bei dir nur dazu dienen, dich immer tiefer in die Hurerei des Götzendienstes zu verstrickem statt daß du meine Güte dich zur Buße leiten ließest Röm. 2, 4] so sollen dich sfernerhinj die Teunen smit ihrer reichen Fülle von Korn] und [die bisher so gesegnete Oel-] Kelter [2. Kön. S, 27] nicht [mehr] nähren, und der Most soll [fortan] dir fehlen [Kap. 2, 9]. 3. Und szwar isi dies die Art, wie ich mein Korn, Oel und Most von ihnen, dem so schmäh- lich von mir abgefallenen Volk, nehmen will: sieJ sollen nicht bleiben im Lande des HErrn sdenn das Land, darin sie wohnen und das mit seiner Fruchtbarkeit sie nährt, ist mein, sie aber sind nur Fremdlinge und Gäste vor mir Z. Mos. 25, 23]; sondern Ephraim [das mein Land so verunreinigt und mein Erbe mir zum Greuel gemacht hat Jer. 2, 7] muß wieder Dahin, woher ich es erst geholt und in mein Erbe verpflanzt habe] in Eghpten swenn auch nicht in dasselbe Land, das diesen Namen führt, so doch in ein solches, das ebenfalls ein Diensthaus und ein eiserner Ofen sein soll 2. Mos. is, Z; 5. M. 4, 20], und muß iii Assyrieii [dies das Land, das ich meine Kap. 8, 13], das unrein ist, essenz 4. Daselbst sie dein HErru [weil fern von dem Orte, da er seines Namens Gedächtniß ge- stiftet und für den— er seine Gnadengegenwart zuge- sagt hat 2. Mos. 20, 241 kein Traukopfer vom Wein, noch etwas [durch Darbringung von Schlacht- opfern] zu Gefallen thun salso auch nicht die an sich unreine oder gemeine Speise in der gesetzlich vorgeschriebenen Weise Z. M. 23, 9 ff. heiligen] können [und eben deshalb essen müssen, was unrein ist V. 3]. Ihr Opfer [wenn sie ja eins darbringen wollten —- besser aber ergänzt man für das im Grundtext fehlende Subjekt nicht ,,ihr Opfer« sou- dern: ihr Brod] soll sein wie der Betriibten Brod [die zum Begräbnis; eines ihrer Angehörigen eine Leichenmahlzeit veranstalten s. Mos. 26, M; 2. Sam. s, 31 Anm.], an welchem kweil es selber, als auf einen Todten Bezug habend, unrein ist 4. M. 19, 14 f.] unrein werden alle, die da- Die Trostlosigkeit der bevorstehenden Verbannung des Volks. 757 von essen; denn ihr Brod leinschließlich aller andern Nahrung] mnssen sie fnr sich selbst [nur zur Er: haltung des leiblichen Lebens, nicht zugleich als eine heilige Speise zur Förderung ihrer Gemeinschaft mit Gott] essen, nnd soll nicht [in den Erstlingen und andern Opfergabenj in des HErrn Hans ge- bracht werden [dadurch allein das Ganze zu einer solchen heiligen und heiligenden Speise werden könnte Röm. II, 16]. Jm Lande der Verbannung wird alles Opfer auf- hören, es wird dem HErrn sein wie Trauerbrod, das unrein ist: sie haben’s dem HErrn nicht bringen wollen, da sie konnten, so solleu sie es auch hinfort nicht mehr bringen dürfen. Wie tra1iri , wenn Gottes Gaben nur noch dienen, den Leib zu fü en, und in das Heiligthum des HErrn dürfen fie nicht mehr kommen! (Schlier.) Es ist für das feinere religiöse Gefühl ein sehr nieder- schlageudes Wort, daß das Brod »nur für sie« sei, ihren Leib zu nähren, aber nicht in das Haus Jehovcks kommen, dem Geiste geweihet und dem Heiligsten darge- bracht werden dürfe. (Umbreit.) Das heißt allen vori- gen Bund und Gemeinschaft mit ihnen scharf aufgekün- digt, wie wenn man einem heutiges Tages sagte: es soll dir nimmer so gut werden, daß du in eine Kirche kommst, oder ein Wort Gottes zu hören oder ein Abend- mahl zu genießen bekommft. (Rieger.) 5. Was wollt ihr alsdann lwenn ihr nun keinen Tempel und keinen Gottesdienst mehr haben werdet] ans den Jahrzeitent [an den regelmäßig wiederkehrenden Jahresfesten," die ihr als heilige Versammlungen begehen solltet s. Mos. 23,»1ff.], und sbesonderss auf den Feiertagen des HErrn [am Passah-, Wochen: nnd Laubhüttenfest 3. M. 23, 4 ff; 2. M. 34, 18 ff.] thun? [Ach, wie betrübt und öde wird es euch zu Muth sein, so oft diese Zeiten fröhlicher Feier vor dem Angesicht des HErrn und wohlthuender Pflege der Gemeinschaft unter einander wiederkehren, ihr aber könnt sie nicht mehr begehen; sie sind nun aus euerm Leben hinweggenommem diese Zeiten der Erquickunglj II) Die Lesart Jahreszeiten in unsern jetzigen Bibelausgaben beruht auf Mißverständnis; und ist irre- leiteiid; was dagegen Luther in richtiger Wiedergabe des Grundtextes mit dem Ausdrucke Jahrzeiten hat sagen wollen, ist oben in der Erklärung angegeben. 6. Siehe [das ist das Bild der trosi- nnd freudelosen Zukunft, die in Beziehung auf euch als l schon gegenwärtig mir vor der Seele steht], sie müssen weg faus dem Lande des HErru, das sie sowenig als ein werthes Land Dan. 8, 9 geachtet haben] vor dem Verstörer [nachdem dieser es nun ganz zu Grunde gerichtet hat]. Eghpten [ein zweites Land der Unterdrückung und der Gottverlafsenheit V. 3] wird sie sammeln sum sie für immer, auch wenn fie werden gestorben sein , in seinen Armen festzuhalten], nnd Moph [ein zweites Memphis 1. Mos. u, 14 Anm.] wird sie begraben sindem sie alle dort ein klägliches Grab finden Tob.1,11— 2, 9]. Nesseln [dagegen] werden [an den Orten ihres Heimathlandesj wachsen, da seht ihr liebes Göszensilber stehet [wo sie mit so großen Kosten und mit so vielem Aufwand Götzenhäufer und Götzenbilder errichtet haben], nnd Dornen in ihren fjetztlnoch so prächtig eingerichteten] Hütten [Jef. 34, 31 7. «Die Zeit der Heimsuchung [ihrer Sünden Jst. 4S- 215 50, 271 ist kommen, die Zeit der Vergeltung svon Seiten Gottesjz deß wird Israel« inne werden [so wenig es auch von folcher Heim: suchuiig und Vergeltung setzt wissen will, sondern von falschen Propheten sich einreden läßt: es ist Friede und hat keine Gefahr, es kann kein Unglück über uns kommen Hesek 13, 10; Mich. Z, 11]. Die Propheten fdie also sagen] sind Narren, und die Rottengeister fdie bei ihren Lügenpredigten sich auf außerordentliche Offenbarungeu des heil. Geistes berufen] sind wahnsinnig [das wirst du noch ein- sehen lernen, Israel, wenn nun die Zeit der Heimsuchung da ist und die Zeit der Vergeltung kommen ist], Um deiner großen Missethat [damit du so schwere Schuld auf dich geladen] und um der grossen feindfeligen Abgötterei willen sdenn wie deine Abgötterei aus Feindschaft gegen den HErrn hervorgegangen, so hat fie auch zu bitterer Feindschaft gegen seine treuen Diener und wahren ·; Propheten dich getrieben]. Es ist dies eins der schrecklichften Gerichte: dafür, daß sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen haben, wird ihnen Gott kräftige Irrthlimer senden, daß sie glauben der Lüge. (Rieger.) 8. Die Wächter [oder Propheten Hesek 3, 17] in Ephraim hielten sich etwa [d. i. vormals wohl Weish 5, 3 Anm.] an meinen Gott [an den Gott, auf dessen Seite ich, Hosen, jetzt fast allein noch stehe I. Kön. 17, 1; 19, 10., wenn auch solches sich Halten vielfach nur ein falsches Vorgeben war i· Korn 22, 5 fs.]; aber nun sind fie Propheten, die sals arglistige Vogelfteller] Stricke legen ans allen ihren Wegen [die Seelen darin zu fangen] durch dic feindselige Abgbtterei im Hause ihres Gottes [der sie ganz und gar ergeben sind und fiir deren Aufrechthaltung sie alle ihre Kräfte aufbieteii Amos 7, 10 ff.]. 9. Sie oerderbens zu tief sdaß es mit dem Volke ebenso greulich bestellt ist], wie zur Zeit Gibea [als dafelbst jene ruchlose Schandthat an dem Kebsweibe eines Leoiten begangen wurde und fast der ganze Stamm Benjamin darüber zu Grunde ging Richt 19 u. 20]; darum [weil gleiches Verderben auch gleiche Strafe nach sich ziehen muß] wird er [der HErr, der damals das Gericht über die Binjaminiten vollstrecken ließ, jetzt auch] ihrer [der Ephraimiten] Mtssethat gedenken, nnd ihre Sünde [durch Ausrottung aus dem Lande] heimsuchen. Wenn ein Volk tief i1i Gottlosigkeit versunken ist, so erzeugt es viele falsche Propheten, sowie hinwiederum die Propheten das Volk noch mehr verderben. (Schmieder.) 758 Mit dem folgenden vers beginnt der dritte nnd letzte Abschnitt in dem bis Lan. 11, 11 reichenden L. Haupt— alischnitt des lI. Theils unsers Bachs. Es wird darin ausgeführt, daß Israel von jeher die Grweisungen der göttlichen Liebe nnd Gnade nur mit Jlbfall und Götzeudienst vergolten habe und daß der ijGrr nunmehr, da das Maß voll geworden, das untrene volle mit gänzlicher Zerstörung seines Reiches nnd mit Verlsannnng nach Ksshrien bestrafen müsse. Dreimal Man. 9,10; 10,1; 1l,1) greift die strufcndtz durch ihren Reichthum an Jtnspietungem durch ihrem ltnapuen Kusdrucle schwierige Rede in die Zeiten der Entstehung des volles durch Gottes Wun- derthaten zurück, um dann wieder anf die Entartung nnd den treulosen Giihendienst der Gegenwart znriiaizutioncmem die einzelnen Sünden zu strafen und dns Gericht zu ver· kündigen; am Schlusse weist der prophet wie in Linn. 6,1ff. anf die nach den Strafgerichten sotgende Bekehrung des volles hin. Die Barmherzigkeit des tzGrrn wird das voll; nicht ganz vertilgen, sondern endlich wieder ans der Zer- ttreuung sammeln nnd in seine Häuser setzen. 10, Jch fand Israel [damals, als ich es nach der Ausführung ans Egypten zu meinem Eigen- thum erkor und am Sinai einen Bund mit ihm schloß L. Mos. 19 u. 201 in der Wüste [in der dürren Einöde, da es heulet 5. M. 32, 10] wie Trauben [die man in solch’ unfruchtbarem, ödem Lande nicht erwartet hat und nun doppelt will- kommen heißt], und sahe eure Väter [mit dem- selben Wohlgefallem wie die ersten Feigeu am [jnngen] Feigenbanm [dem, der ihn gepflanzt und gepflegt hat, eine gar liebliche Erscheinung sind]; aber swie bald] hernach gingen sie [mein Wohl- gefallen an ihnen so gar nicht mit Wohlgefallen an mir von ihrer Seite erwiedernd] zu VaakPeor [dem Götzen der Moabiter 4. Mos. 25, 3], nnd gelvbten sich [obwohl sie doch meine, des HErrn Verlobte waren 2. Mos. 19, S; 4. M. S, 21 Anm.] dem schclndlichen [mit grenlicher Unzucht verehrten] Abgott, und wurden ja so greulich, als ihre Buhlen [4. Mos. 25, 1 ff.]. Der Prophet heb: von den verschiedenen Empörungen Jsraels gegen Jehova nur den Götzendienst mit Baut- Peor heraus, weil die Hauptfiinde der 10 Stämme grober und feiner Vaalsdienft war; denn daß er diese im Auge hat und den Abfall der l0 Stämme als eine ortsetzung jenes Götzendieuftes betrachtet, das zeigt die trafe, die nach dem Folgenden Ephraim dafür treffen spie. mein) 11. Darum muß die Herrlichkeit Ephraims [in der großen Menge Volkes, die es zählt] wie ein Vogel wegfliegen [fo das; gar nichts mehr von dieser Herrlichkeit zu sehen sein wird: denn zur gerechten Strafe für die Pflege der Wollust beim Götzendienst verhänge ich über ihre Weiber] daß sie weder gebären, noch [Leibesfrucht] tragen, noch sanch nur] schwanger werden follen. 12. Und ob sie ihre Kinder gleich erzögen [ob ihnen gleich etliche Kinder geboren würden, und mit etlichen von diesen wiederum es ihnen gelänge, sie groß zu zichen], will ich sie doch ohne Kinder machen lindem ich die heranwachsenden Söhne und Hosea I, 10—17. 10, s1—4. Töchter dahin sterben und umkommen lasse 5. Mos 32, 25J- daß sie uicht Leute sein [sondern in sich selbst vergehen] sollen. Auch wehe ihnen [selber, was ihre eigene Person betrifft], wenn ich von ihnen bin gelvichen [was wollen sie dann anfangen, und wie wollen sie’s aushalten im Leben]! Wenn Gott in Gnaden zugegen ist, so ist er unser Licht, Leben, Liebe, Trost, Freude, Hirte, Arzt, Bräuti- gam, Vater und Gelöset; wenn er also von uns weichen so entgehet uns auch dies alles, gleichwie wenn die Sonne untergehen alsbald die Finsternis; anch alles erflillet. (J. Schmidt.) » 13. Ephraim, als ich es anfehe [wenn ich, der HErr, es so, wie es ist, ansehe], ist gepflanzet [in einem für Wachsthum und Gedeihen gar er: sprießlichen Boden] nnd hübsch [im Besitz alles dessen, was zum Flor und Wachsthiim eines Lan- des gehört] wie Thrus [dessen Reichthum und Herrlichkeit ich ihm auch wirklich zugedacht hatte]; muß aber nun sum die Strafe für feinen Abfall von mir zu büßen] ihre Kinder herauslassen dem Tvdtschlciger [also daß seine Kämpfewider den an- dringenden Feind nichts anders sind, als ob es selber seine junge Mannschaft dem Würger in die Hände führen, sie zu erschlagen]. 14. HErr [fo rufe jetzt ich, der Propbet, in den Gerichtsprocefz, der hiermit seinen Anfang ge- nommen, hinein] , gieb ihnen [dann weiter, was du im Rathschluß deiner Gerechtigkeit für sie be- stimmt hastjl Was willst du ihnen aber geben? [doch ich weiß es ja schon aus der mir zu Theil gewordenen Offenbarung V. 11., der dem Joseph verheißene Segen an Brüsten und Bäuchen I. sinds. 49, 25 soll sich in den gegentheiligen Fluch 5. M. 28, 18 verwandeln; und so fasse ich meinen Ruf an den HErrn bestimmter also :] Gieb ihnen un- fruchtbare Leiber, nnd verfiegene Brüste [»daß ste keine Kinder mehr ziehen können im Lande, son- dern alles weggeführt sein soll.« Randgl.]. 15. Alle ihre Bosheit [fo antwortet mir der HErr, das Recht zu solcher Bitte begriindend und die Erfüllung derselben in ihren Folgen auseinan- der legend] geschieht zu Gilgal lgipfelt in dem greuelhaften Götzendiensh wie er zu Gilgal getrieben wird Kap. 4, 15], daselbst [weil sie eben dort bis zum Acußersten fortgeschritten sind] bin ich ihnen [in einem Maße] feind lgeworden, daß ich sie ge- radezu in Haß genommen habe]; und ich will sie auch swie ein Ehemann sein Weib, dem er gram geworden] unt ihres bösen Wesens willen aus meinem Hause stoßen sdaß sie nicht mehr zu mei- ner Gemeinde gehören und keinen Antheil an mei- nen Gnadengiitern mehr haben sollen], und [ihnen] uicht mehr Liebe erzeigen; denn alle ihre Fürsten sind Abttlmnige [und ist von Anfang ihres König: reichs an kein einziger, der uicht dem Kälberdieust angehangen und das Volk in dem Abfall von mir bestärkt hätte] Its. Ephtaim lgleich einem vom Sonnenftich getroffenen Pf. 121, 6 oder vom Wurm gestoche- uen Jon. 4, 7 Gewächs] ist geschlagen sdaß es in der Wurzel nichts mehr taugt]; ihre Wurzel ist verdorret, daß sie keine Frucht mehr bringen tön- nens [sondern abgehauen und in’s Feuer geworfen werden müssen Matth. Z, 10]. Und [so bleibt es dabei, nicht blos, was du in deiner Bitte V: 14 aus meinem Strafurtheil V. 11 wiederholt hast, soll sich an ihnen erfiillen, sondern auch das in V. 12 Gefagteq ob sie [gleich] gebären würden, will ich doch die liebe Frucht ihres Leibes sdie sie etwa mit Mühe großziehen und nun als einen be- fonders theuren Schatz hüten] tödten. Hi) Wenn an einem Baume die Zweige verdorreiy so hat man Hoffnung, daß er noch wieder ausschlagen könne; wo aber die Wurzel verdorret, so ist alle Hoff- nuiig aus. Es soll aiizeigen, daß die l0 Stämme nicht wieder inss Reich kommen und eiii eigen Königreich werden sollten. (J. Schmidtå Das heißt freilich fein Amt mit Seufzen thun müssen, wenn man zuletzt seine Zuhörey die aber nie hören noch gehorcheii wollten, so dem gerechten Urtheil Gottes überlassen muß, daß Gott mit ihnen umgehe, wie sie vorher mit seinem Wort um- gegangen siiid. Wohl aber dem Knechte, der bei noch so wenigem Guten, das er ausrichten konnte, doch den sriedsamen Zutritt und die freudige Ansprache ,,mein » Gott« nicht verliert. (Rieger.) 17. Mein Gott [dem ich, der Propbet, fast allein noch diene unter diesem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht V. 8] wird sie [dies der .s" traurige Abfchluß der in V. 10 begonnenen Rede über Ephraim] verwersen, darum, daß sie ihn nicht [weder in seinem Wort durch Mosen, noch iii dem seiner Propheten haben] hören wollen; nnd miissen snun nach solcher Verwerfung] unter den Heiden sdahin sie verbannt find, gequält von ihrem bösen Gewissen, unstät und flüchtig 5. Mos. 28, 65] in der Irre gehen. Das 10. Kapitel. Warnung der Jsriieliten nor ihrem Untergange. 1. Israel [das Reich der 10 Stämme] ist fin seinem gegenwärtigen Zustande an dem Haupt: ort des Landes, zu Samaria] ein verlvüstcter Weinstock [und nicht mehr ein folcher, wie er ur- fprünglich von Gott gepslanzt worden Pf. 80, 9 ff.], seine Frucht [in den einzelnen Städten des Landes] ist eben anch also snämlich verwüstet und Verkom- men, daß er wie abgelesen und leer erscheint; es ist aber dieser Zustand nur die Folge davon, wie er es getrieben] Soviel Frltchte er [in seinen Städten und Ortschaften] hatte, soviel Altäre hatte er [deii Götzen] gemacht; too das Land am besten war [wie in Samaria 1. Köin 16, 32., Gilgal , Jsraels Undankbarkeit von Alters her wird nun vergolten 759 UUP Beide! Kot» 4, 15], da stifteteii sie die Lcrlionstlen Kirchen lGötzenhäuser 2. Kein. to, 23 Um. . . » Wir haben zuiiächft LutherB Uebersetzung nach dein Sinne erllartsp wie er sich aus seiner Randglosse er« steht! »dle Stadte find solches Weinstock-s Früchte; aber er ist abgelesen und leer.« Vergleichen wir nun aber Kaki. 9, 10 u. l1, l1.,·wo der Prophet in die Anfangs- zeit Jsraels ·zur·iickgreift, so· liegt die Annahme nahe, daß er auch in diesem Ahschnitt davon ausgehe und also Israel nicht sogleich als! ein ,,verwüfteter« Weinstock von ihm hier vorgefiihrt werde; das« im Grundtext da· ftlr stehende Wort kann auch schwerlich diese Bedeutun haben, sondern würde immer nur soviel sein als ,,si ausleerend, seine Früchte abwerfend«, was wiederum zu dem folLgJndenY ,,seine Frucht ist eben auch also« nicht paßt. - ir mussen also der Septuagiiita und Vulgata beitreten, ·welche das Wort in dem Sinne: »sich aus- gießen, seine Ranken weit ausbreiten, üppig empor- wachsen« verstanden haben, »und til-ersetzen nun: » l. Ein rankciider sseine weige nach allen Seiten hin ausbreitende-»· Heselä 17, 6 Weinstock· pour] Jskqkt »[»als ich ihn aus Egy ten nach dem» heil. Lande her- uber verpflanzte Pf. , 9 ss.], Frukhte seht; z: sich sen einer seiner Ausdehnung entsprechenden Fülle] an lin der Menge seiner Stadte und Ortschaftenk »He mehr Fruchte ei· [aber] hatte, defi- nie t hat er ltare euiachts te besscr sein· Land war, de o besser haben e Sanlen ssiir den Dienst der Baalim und Aftharoth 5. Mos. 16, 21 Anna] gestistet [1. Kiste. 14, 23 Atem] Der Sinn ist: sowie Israel fich mehrte und in dem guten Lande (2·Mos. Z, s) unter göttlichem Segen zu Wohlstand, Reichthum und Macht gelangte, vergaß es ues Gottes und verfiel immer mehr in Götzendieusk 2. Ihr Herz [dies der Grund, warum es also gekommen] ist zerttennet [von jeher nur dem äußeren Schein nach dem HErrn ergeben, feinem innersten Zuge» nach aber den Götzen zugethans nun wird sie ihre. Schuld» finden kdaß sie dafür büßen müssen]; ihre Altare [deren sie soviel ge- maHhtJ solleu zerbrochen, nnd ihre Kirchen [die sie Zssttätåtl haben V. I] sollen verstoret werden kAmoe «« Z. Ylllsdann swenn das Strafgericht sich zu voll: ziehen beginnt 2. Köir 17, 3 ss.] miissen sie, kob- gleich es nun zu spät ist zu folcherlsrkeniitnixß sagen: Wir haben [so gut wie] keinen Kdn [mehr, sondern sind rettungslos mit unserm ganzen slseiche dem Untergange preisgegeben]; denn wir furchtem [besser: fürchteten] den HErrn nicht [der alleiu uns retten konnte, jetzt »aber uns preis: gegeben hat], was rann uns der Kouig nun helfen? swiewermdchte er, der selbst in den Untergang verwickelt ist und ihn zuerst an sich erfährt, den: selben aufzuhalten Kap. 13, 10?] 4. sRecht augenscheinlich hat sich die Zertreiind heit oder Gleisnerei ihres Herzens V. 2 auch in ihrem ganzen Volks- und Staatslebeii an den Tag gelegt] Sie sehtvuren vergebliih [genauer: rede»- ten Worte, die nichts waren als eben Worte, aller Wahrheit und Treue ermangelnd, fchwuren falsch] und maihten einen Bund sschlossen unter H« I« 760 Hosea 10, 5—12. solch eitlen Worten und falschen Eiden allerlei Bündnisse, zumal mit den Assyrerm die sie aber immer nur solange hielten, als sie sich Vortheil davon versprachen]; und solcher Rath [der Recht und Gerechtigkeit in’s Gegentheil verkehrt Amos 6, 12] gruuete [üppig wuchernd] auf allen Furchen im Felde [im ganzen Lande in all ihrem Denken, Reden und Thun], wie Galle [wie Lolch, ein bitteres, üppiges Unkraut"]. ·) Es ist immer ein trauriges Zeichen einer glaubens- leeren Zeit, wenn das eitle Wort zur Herrschaft gelangt; es ist die Zeit der Gesinnungs- und Gewissenlosigkeitl Da fchwindet die Heiligkeit des Eidesz der Einzelne hat den Boden des Rechts verloren, und man sucht Schutz und Hilfe in Bündnissen und Vereinen, die ohne Gott, aus haltungsloser Menschenklugheit geschlossen werden. (Umbreit.) Die Lust, leere, inhaltslose, mit dem Hauch verfliegende Worte zu machen, ist eine Sünde der Augen- lust nnd setzt den Menschen in unmittelbare Gemein- schaft mit dem, welcher ist der Lügner von Anfang. Denn auch die Lüge ist nichts anders, als die Lust an der Nichtigkeit des Wortes. Das menschliche Wort soll ein Abbild des göttlichen sein, durch welches Gott die Welt geschaffen, welches ein Wort der Macht und Er- kenntniß ist. So soll das Menschenwort göttlichen Jn- halts, nicht wefenloser Schein, Richtigkeit sein. Aber mit dem Wachsthum der Sünde, der Leerheit vom gött- lichen Leben bildet fich eine vollkommene, eigentliche Phraseologie (Sammlung von bloßen Redensarten) aus mit conventionellen Floskeliy so daß man zuletzt etwas ganz anderes ausspricht, als man meint. Jn diesem Sinne sagte Tallehrand, daß die Sprache dazu da sei, um die Gedanken der Menschen zu verbergen. Dies die erste Stufe der Lüge. — Wo die Lust, unaufhörlich nichts fagende, nichts wirkende Worte auszuschütteiu herrscht, da gleicht die Veenschenseele einem ausgeblaseuen Ei; sie ist entleert von göttlichen Stossen und unfähig, sich wieder damit füllen zu lassen. Durch solche leeren Worte werden die Schwachen verführt und die in der Sünde schon Stehenden noch befestigt. Ganz besonders unsere Zeit ist von dieser Sünde der leeren, phrasen- haften, der Llige gleichstehenden Wortmacherei beherrscht und hat in der Verdrehung und Entleerung der tiefsten Begriffe, wie Recht, Wahrheit, Treue, Gewissen, Ueber- zeugungstreue, Toleranz, Bildung u. dergl. Unerhörtes geleistet. Ihrer Phraseologie sich nicht bedienen, ihr nicht in der Verwirrung der Begriffe gehorchen, viel- leicht gar widersprecheky hält sie für Wahnsinn, für ein Verbrechen an der Menschheit. Die Herrschaft dieser Sünde ist stets ein ein deutliches Zeichen des großen Abfalls von dem Gott der Gerechtigkeit, der Treue und Wahrheit. (Vilmar.)—"«’-«) Lolch oder Tollkorn, lo1jum temulentum, ist das einzige (wohl mit Unrecht für gif- tig gehaltene) Gras, welches auch im Orient sehr häufig als Unkraut unter Hafer nnd Waizen wächst und mit dem letzteren große Aehnlichkeit hat. Die Körner sind indeß schwär lieh» länglich, an dem einen Ende etwas dicker, oft behaart. (Wiener.) Z. [Unds wie verhält man sich jetzt, da Gottes Gerichte schon im oollen Anzuge sind?] Die Ein- wohner zu Samaria sorgen kais für die größten Schätze, deren Verlust sie befürchten] für die Keil-· ber [das güldene Stierbild] zu Beth-Aven [dem zum Freoelhaus gewordenen Bethel oder Gottes: haus Kap. 4, 15]; denn ["besser: ja, fürwahr] sein sdes dortigen Kalbsgötzen] Volk sdas doch be- rufen war, des HErrn Volk zu heißen] trauert um ihn sdaß er soll nach Assyrien weggeführt wer: den], über welchem doch seine Camarim sdie zu seinem Dienst angesicllten Priester 2. Kön. 23- H; Zeph. 1, 41 sich pflegten zu freuen seiner Herr- lichkeit halben sdie sie nicht genug zu preisen und zu erheben wußten, aber nun müssen sie selber er- kennen, was für ein erbärmliches Ding es um dieses ganze Kälberwesen ist]; denn es ist von ihnen strotz aller vermeintlichen HerrIichkeitJ tveggeführel [Jes. 46, 1 f.]. Die Propheten sprechen häufig das, was der HErr ihnen als znkünftig zu schauen gegeben, so aus, als sei es bereits verwirklicht, um die unzweifelhafte Gewißheit desselben auszudrückew b. Ja, das Kalb [zu Beth-Aven] ist in Assy- rien gebracht, zum Geschenk dem Könige zu Jareb [Kap. 5, II; so wenig hat es sich selber helfen können, geschweige daß es seinen Dienern und An: betern zu helfen vermocht hätte] Also muß Ephraim mit Schanden [da-] stehen [von tiefster Schani über seine Thorheit ergrissen], nnd Israel schandlieh szu Grunde] gehen mit seinem Vornehmen fda es die Herrlichkeit eines Götzen gegen die Herr: lichkeit des unoergänglichen Gottes eingetauscht]. 7. [Mit dem Kälberdienst zugleich geht aber auch das ganze Königreich unter.] Denn der König zu Satnaria ist dahin fund so spurlos verschwun- den], wie ein Schaum [nach anderer Auslegung: ein Holzfplitterj auf dem Wasser· [den die Fluthen unaufhaltsam hinwegspiilem daß bald nichts mehr von ihm zu sehen ist] 8. Die Höhen zu [Betk)-1 Aven lTEMpel, Altäre und alles, was zu dem dort in Flor be- sindlichen Bilderdienst gehört] sind bertilgeh damit Israel sich versündigte idem: daselbsi war der Hauptsitz des ungesetzlichen Cultus]; Difteln Und Dornen wachsen sfortariJ auf ihren Altcireu [an der Stelle, wo dieselben gestanden, als an einer ver- fluchten Stätte 1.Mos. 3, 17 f.]. Und sie kwelche die Gottesgerichte, durch die solche oöllige Zerstö- rung bewirkt wird, in ihren furchtbaren Schreck- nissen erfahren] werden [im vernichtenden Gefühl der Verzweiflung, in der Angst ihres schwer be- lasteten Gewissens] sagen: Jhr Berge, bedecket uns, und ihr Hügel, fallet über uns! «) Wenn in Luk. 23, ZU und Offenb. S, 16 denen, die das Gericht Gottes bei der Zerstörung Jerusalems und das Gegenbild derselben, das Endgerichh treffen wird, dasselbe Wort in den Mund gelegt wird, so liegt darin angedeutet, daß das Gericht, welches über Sa- maria und sein Königthum er iug, ein Vorbild auf jene Gottesgerichte gewesen. Die a sagen zu den Bergen: fallet über uns! und zu den Hügelm bedecket uns! schreibt der heil. Bernhard, was wollen sie anders, als den (ewigen) Tod durch die Wohlthat des (zeitlichen) Todes enden oder ihm entgehen? »Ich fürchte den bü- ßenden Wurm und den lebendigen Tod; ich schrecke davor, in die Feinde des lebendigen Todes ·und des stets ster- benden ebens zu fallen. Wer will jenen geben, einmal Gottes schweres Gericht über die Götzendienen 761 zu sterben, das; sie nicht ewiglich fterben?« —Wenn die Angst des Gewissens zu voller Entwickelung kommt, bis zu dem vollen Bewußtsein der Gottlostgkeit des eigenen Zustandes und der Unfähigkeit, fich aus diesem Wider- sprach, in welchen die Sünde geführt, zu befreien, da steigt sie zur Verzweiflung, dem vollen und sicheren Gefühl der Nettungslossigkeit von dem Elende des Da- seins, dem Gefühl der Gottverlassenheitz welches folge- richtig zu dem Wunsche nach Vernichtung des eigenen Daseins, zum Selbstmord führt: 2 Cor.7,10. (Wuttke.) 9. Israel, du hast seit der Zeit Gibeat svon der Zeit an, die uns in der Richt. 17—21 mit: getheilten Geschichte beschrieben ist, also bald von der ersten Zeit nach Josucks Tode an] gesundiget swie denn auch sowohl jene geisiliche Hurerei in Richt. 17 und 18, als jene Greuelthat fleifchlicher Unzucht in Richn 19 den zum nördlichen Reich gehörigen Stämmen zur Last sallen]; dabei [in dieser Sünde, die geistliche Hurerei oder Abgötterei auf der einen, und ruchloseSchandthaten der Flei- scheslust auf der andern Seite begeht] sind sie [die 10 Stämme des nördlichen Reichs] auch geblieben; aber es soll sie [die fort und fort in denselben Schanden wandeln, ja dieselbe zu ihrem Erbe und Lebenselement gemacht haben] nicht des Streits zu Gibea gleichen [nicht ein gleicher Bernichtungs- krieg, wie der zu Gibea Richt. 20 u. 21] ergreifen, so wider die bösen Leute geschah [bei dem aber doch 600 Mann noch gerettet und diese hernach ausdrücklich mit Weibern bedacht wurden, daß nicht ein Stamm ausgetilgt würde von Jsrael]; 10. Sondern ich will sie zuchtigen nach mei- nem Wunsch snach der ganze Strenge meiner, nun keine Schonung mehr zulassenden Gerechtigkeit] daß Völker [die ich zu ihrer völligen Ausrottung in’s Land senden werde] nber sie versammelt kom- men, wenn ich sie werde strafen um ihre zwo Sundenrt 3«) Jn der Regel denkt man hier, wie in Kap. O, 9, bei der »Seit Gibea« ausschließlich an den Greuel, den die Leute der Stadt Gibea an dem Kebsweibe eines Leviten veriibten (Richt. 19); es wird aber da in keiner- lei Weise klar, wie der Prophet sagen könne, daß Jsraeks Sünde, die erst in zweiter Linie in fleifchlicher Unzucht, in erster aber in geistlicher Hurerei bestand, mit jener einzeln dastehenden Frevelthat der Bewohner einer ein- zelnen Stadt ihren Anfang genommen habe. Auch find es hier nur die vom Stamme Benjamin, die den Fre- vel in Schutz nahmen und auf die Seite der revler fich fchlugen, während die übrigen Stämme wie Ein Mann sich dagegen erhoben; das paßt nicht auf Ephraim, welcher beim Propheten als Repräsentant von Jsraeks Sünde und Hauptträger seiner Strafe dasteht. Dagegen wird sofort alles licht und klar, wenn wir, wie oben in der Auslegung geschehen, bei der ,,Zeit Gibea« an alles das denken, was in dem ganzen Anhang des Buches der Richter erzählt wird. Diese fünf Kapitel (l7—21) bilden ein zusammengehöriges Ganze, wenn auch die darin erzählten Begebenheiten weder historifch noch lokal mit einander in Zusammenhang stehen; aber chronologifch sowohl wie pragmatisch sind sie auf’s Engste mit einan- der verbunden und zeigen, daß es gerade das Gebiet der nördlichen Stämme gewesen, wo Bilderdienst und Lossagung vom gemeinschaftlichen Heiligthnm, Verfall des Levitenthums nnd Greuel anarchischer Zustände ihren Anfang genommen. Das alles hat denn im nördlichen Reiche fich weiter ausgebildet. In Offenb. 7, 4 ff. fehlt der Name Dan, weil ei· mit dem Abfall den Anfang gemacht; sein Name ist wie ausgetilgt aus demBuche des Lebens. — IV) Genauer lauten die Worte des Grund- textes (nach der Lesart am Rande, an die auch Luther sich hält): »wenn ich sie werde binden an ihre zwo Verschul- duugen,« daß sie nämlich die Last der Strafe dafürwie Zugthiere hinter fich her ziehen müssen. Unter· diesen zwo Siinden oder Vergehungeii kann man nicht die beiden Kälber in Dan und Bethel (1. Köm 12, 28) ver- stehen; aber auch der doppelte Abfall, einestheils vom , HErrn, anderntheils vom Haufe Davids, dürfte schwer- lich gemeint sein. Vielmehr scheint der Prophet wieder auf die Verfchuldung ,,zur Zeit Gibea« Rücksicht zu nehmen: diese ist damals nur vorläufig und mit Maßen gestraft worden; weil aber Israel dabei geblieben ist. sie wieder aufgenommen und zu feinem Lebenselement gemacht hat, soll sie zugleich mit dieser ihrer Fortsetzung und Vollendung an ihm heimgesucht werden und nun das zu voller Verwirklichung kommen, was damals Gottes Langmuth und Verschonung noch abgewendet hat. 11. Ephraim [in seiner Neigung zu einem ungebundenen, bequemen und genußreichen Leben] ist ein Kalb, gewöhnt, daß es gerne drischet seine bisher nur zu der edleren und leichteren Dresch- arbeit gebrauchte Kuh, an das Joch nicht gewöhnt, wohl aber daran, nach Herzenslust fich satt zu fressen 5. Mos 25, 4 Anm., davon es denn üppig und geil geworden 5. Mos. 32, 15]. Jch will ihm [aber nunmehr, weil mein Segen nur dazu gedient hat, es übermüthig und gottvergessen zu machen Kap. 13, S] über feinen schönen Hals [her-] fahren [und ihm ein schweres Joch fremder Dienstbarkeit auflegen]; ich will Ephtaim [durch einen über dasselbe gesetzten Zwingherrn, der es unter Druck und Botmäßigkeit bringen soll] teilen, Juda [von dem auch das Gericht nicht so gar ferne mehr ist Kap. 8, 141 soll pflügen und Jakob [das Volk der 10 Stämme, das den Ehrennamen Israel an fich gerissen, aber nur des Erzvaters unheiligen Namen 1. Mos. 32 , 27 f. verdient, soll] eggen [fo daß also das ganze, zur herrlichsten Freiheit berufene Volk Gottes in entehrende Knecht- schaft herabgewürdigt werden wird]. 12. Darum [wenn irgend das Wort der Er- mahnung noch dazu helfen kann, euch von dem Wege, der zu solchem Ausgange führt, abzubringem so ermannet euch:] sciel eUch Gerechtigkeit-«« sstreuet mit euerm ferneren Lebenswandel eine Saat aus, von der Gerechtigkeit ausgehen kann], und etniet [dann als Frucht] Liebe [ein Verhalten von Seiten Gottes, wie es seiner Liebe nnd Gnade entspricht] nnd [damit ihr in dieser Weise säen und ernten könnetj psliiget anders« kwörtiichx brechet euch Neubruch, machet einen bisher noch brache gele- genen Acker urbar, indem ihr euer ganzes bisheri- ges Thun und Treiben aufgebet und die geistliche Feldbesiellung von vorn anfanget durch Erneuerung 762 Hosea10,13-—15. ll,1—-—7. euer selbst im Geiste eures Gemiiths Jer. 4, Z; Ephes 4, 23], weil es [die allerhöchste] Zeit ist, den HEtrn [in bußfertiger Abwendung von dem alten verkehrten Wesen und gläubiger Hinkehr des Herzens zu ihm] zu snchen, bis daß er komme snun anch seinerseits mit Gnaden sich zu euch wendend Jes.55, 5 f.; Jer. 29, 13 f.], nnd regne uber euch Getechtigkeitttt [in der Ausgießung sei- nes Geistes, der da Früchte der Gerechtigkeit schasst Jes. 44, 3 f.; 45, 8]. ·«-«) Du hast dir gesäet zur Gerechtigkeit lso lan- ten die Worte nach dem Grundtext), we11n du ans wahrer Selbsterkenntniß über dich gewacht hast, Gott zu fürchten, dich selbst erniedriget, Thriinen vergessen, Al- mosen ausgestreneh deinen Leib mit Wachen und Fasten gezähmh den Himmel mit deinem Flehen ermüdet hast. Das heißt zur Gerechtigkeit siien. (Bernh. v. Clairvauxh Du sollst ein geistlicher Ackersmann sein: site, was dir näher, eine gute Saat im Herzen der Wittwen und Waisen. Wenn die Erde dir reichlichere Früchte wie- dererstattet, als sie empfangen, wie viel me r Barmher- zigkeit wird dir erstattcn die Vergeltung, die weit reich- licher giebt, als du gegeben. (Ambrosius.) sit) Es kann aus einem Acker voll Dornen und Un- kraut nicht nach göttlicher Ordnung gesäet werden, denn dann gehen Dornen und Unkraut mit aus und verderben die Saat; die gute Saat muß auf gutes, neu gebrachtes, sorgfältig gepsliigtes Land fallen, um gute Frucht zu bringen. So muß auch der Vorsatz zu guten Werken aus einem neuen, durch Bekehrung zum HErrn ganz gereinigten Herzen kommen: sonst bringt er doch keine gute Frucht. (Schmieder.) — VII) Wohl ist das Werk der Erneuerung eine Arbeit des Menschen, riistig soll seine Hand den Boden ausbrechen, den Pflug lenken, bestellen und schen; aber vor allem muß er dabei seinen Blick nach oben richten, das; der Himmel sich öffne und zum Gedeihen und Wachsthum der Saat der sanfte Regen göttlicher Segnung herabfließr. (Umbreit.) 13. [Ja, ein Neues müsset ihr pflügen!] Denn ihr pflüget lwie es bisher mit euerm Thun und Treiben bestellt gewesen] Böses sindem ihr mit euerm abgöttischen Wesen ans den Acker der Unge- rechtigkeit säet Sie. 7, Si« und erntet Uebelthat [in den Scheueln und Greueln, die bei euch im Schwange gehen], und esset Lügenfrüchte [denn statt die Wohlfahrt und den Bestand des Reiches zu sichern, wie ihr meintet, habt ihr nur den Verfall und Untergang desselben herbeigesührt]. 14. Weil du dich denn [mit allem Behagen an diesen Lügensrüchten zehrend] verltissest auf dein Wesen sstatt auch nur von ferne an eine Umkehr von deinen Wegen zu denken] und auf die Menge deiner Helden [als wärest du mit einem zahlreichen und tüchtigen Kriegsheer stark genug, den Gerichten des HErrn zu trotzen Amos 6, 13]; so soll sieh svon Mittag her] ein [Kriegs-] Getümmel erheben in deinem Voll fund die Menge deiner Helden, auf die du dich verlässest, gar bald über den Hau- fen werfen], daß alle deine Festen sdie du im Lande angelegt] verstdret werden. Gleichwie Salman Ider zum Rächer über sein Volk von Gott ausersehene assyrische König Salmanassar , neuerdings erst] verstorete das Hans Arbeels krichtigerx die Stadt Beth-Arbeel," westlich vom See Genezareth 1. Tonart. 9, 2 u. Karte Il1.] znr Zeit des Streits sder sich wider den König Hosea gleich in den ersten Jahren seiner Regierung erhub 2. Kön.17, 3], da die»Mutter über [s. v. a. sammt] den Kindern zu Trummern glngwtt « la. Ebenso solks ench [in nahe bevorstehen- der Zeit] zu Vethel sdem Hauptsitz des Götzen- dienstes, von dem aus das Verderben sich über das ganze Land verbreitet] anch gehen sdaß eure festesten Städte, so uneinnehmbar sie scheinen, den- noch fallen und eure Weiber nnd Kinder in der grauenvollsten Weise umgebracht werden] Um enter großen Bosheit willen swotnit ihr euch an dem HErrn versündigt habt, und wird das Ende des Reichs kein anderes sein als dies], daß der König Jsraels [und mit ihm das ganze Königthum der 10 Stämme] sruhe Morgensspsp [gerade zu einer Zeit, wo ihr meinet, es breche der Tag eines neuen Glücks für euch an 2. Kön. 17, 4] untergehn its) Die Lage dieser Stadt bezeichnen die jetzigen Ruinen Kulat Ihn Mit-on; ein Kalkberg mit vielen Höhlen bildet dort eine natürliche Festung, deren Bela- gerung auch flir die Soldaten Herodis des Großen sehr langwierig und schwierig war. Da mag denn beim ersten Einfall Salmanassars in’s israelitifche Gebiet ste einer besonders grausamen Verwüstung ausgesetzt ge- wesen sein, nur daß, wie Luther bemerkt, diese Geschichte sonst nirgends in der Schrift stehet; doch »ist dergleichen wohl mehr geschehen, die nicht alle beschrieben sind, wie die, so Judas anzeiget in seiner Epistel (V. 9), von Michael und dem Satan. Aus der Erwähnung einer folchen, etwa in das Jahr 730 oder 729 v. Chr. fallen- den Begebenheit geht übrigens hervor, daß dieser Theil der«Weissagung HoseaTH erst unter dem letzten, mit dem Propheten ein und denselben Namen führenden Könige Jsraels verfaßt sein kann. - W) Es ist dies ein sprichwörrlicher Ausdruck für nnmenschliche Grausamkeit (1. Mos. 32, 12; Z. Kön. 8, l2); derselbe bezieht sich aber nicht blos ans das Verfahren Salmanasfers gegen Beth-Arbeel oder Arbela, sondern deutet zugleich ans das dem Iggatizen Reiche drohende Schicksal hin. Nest) ie lange hält sich das menschliche Herz auch bei ersahrener Bitterkeit der Siinde doch von ganzer Aenderung des Sinnes nnd Wesens ab, wenn es immer noch meint, es wolle sich sonst helfen, wieder erholen, es zu feinem vorigen Wohlstand bringen, nnd darüber versäumt es vollends alle Zeit, seinem Gott zu begeg- nen, und wird mitten in feinen vergeblichen Bemühungen sich· zu helfen so dahinger1ssen, daß kein Reiten da set. (Rieger.) Das II. Kapitel. Freie; göttlich-er Hunde, den Undankbaren Jsraeliteii gegenüber. 1. Da Israel jun war kvgl Kap. 9, to; 10, 1], hatte ich ihn lie serwählte ich aus freier, göttlicher Liebe ihn mir zum Volke des Eigenthums aus allen Völkern der Erde], und rief ihm, mei- nem sauserwähltem erstgebornen] Sohn»- [2. Mos 4, 22 ff.], aus Eghplen [indem ich ihn aus dessen Knechtschaft durch meinen starken Arm erlösete, um ihm das den Vätern verheißene Land Canaan zum Erbe zu geben]. Z. Aber [wie schändlich lohnte er solche Liebe seines Gottes!] wenn (so oft) man [nämlich die Propheten, die ich ihnen sandte] ihnen jeszt ruft [besser: seit jener Zeit ihrer Erwählung bis jetzt rief und sie ermahnte, zum HErrn zu kommen und ihm gehorsam zu dienen] so wenden sit-and- ten] sie sich davon [und wollten nichts vom HErrn wissevL und opfern [immerdar] den Baalim [5. Mos. 16, 21 Anm.], und rciuchern den [Götzen-) Bildern. Z. sDennoch ließ ich nicht ab, ihnen mannig- faltige Beweise meiner Liebe zu geben:] Jch nahm Ephraim bei seinen Armen, iind leitete ihn [gletch- wie ein liebevoller Vater sein Kind gehen lehrt und es, wenn es müde wird oder strauchelt, auf seine Arme nimmt, so habe ich voll väterlicher Fürsorge mein Volk durch die Wüste geleitet und ihm in allen Stücken beigestanden 5. Mos.1, 31]; aber sie merkteirs nicht swolltens nicht zu Herzen nehmen], wie ich [als ihr einiger Arzt] ihnen sin jeglicher Noth, wie z. B. in Mara 2.Mos.15,26] als. 4. Jch ließ sie ein menschlich Joch ziehen swörtlich: Jch zog sie mit Menschenbandem wie ein Vater sein schwaches Kind an Seilen freundlich leitet, so führte ich sie den langen Weg durch die Wüste mit liebevoller Nachsicht], und [ließ sie] in Seiten »der Liebe« gehen, nnd half ihnen das Joch an ihrem Halse sdas ich ihnen in nieinem Gesetze aufgelegt hatte] tragen sgleichwie ein gelinder Herr seinem Zugstier das Joch am Backen emporhebt, damit er das Futter nach Be- quemlichkeit fressen kann; so lockte ich mein Volk durch mannigfache Beweise meiner Gnade und Liebe, durch reichliche Mittel, Vergebung der Sün- den und Frieden zu erlangen, sowie durch Ein- setzung lieblicher Feste, damit es sich seines Gottes freuen könnte, zur Gegenliebe gegen mich und zur willigen Befolgung meines Gesetzes], und [über das alles] gab [ich] ihnen [voll Sanftmuth und Liebe] Futter ssonderlich Manna vom Himmel während ihres ganzen Zuges], 5. Daß er [Ephraim] sich ja nicht wieder sollte in Egyptenlaud kehren srichtigerx Für die Verachtung dieser meiner väterlichen Liebe und Fürsorge soll er nunmehr gestraft werden; aber nicht soll er wieder zurückkehren in das Land Egypten,"« damit niemand wähne, mein ewiger Rathschluß der Liebe, den ich durch des Volkes Errettung ans Egypten und die wunder- bare Leitung desselben durch die Wüste zum Lande Gottes reiche Gnade und Liebe aegen das Volk. 763 der Vorheißung ausgeführt, sei durch die Unbuß- fertigkeit und den Unglauben desselben zu Schanden geworden] So ist nun [sondern es ist nach meinem unabänderlichen Befchluß] Assnr ihr [zu- künftiger] König worden; denn sie wollen sich nicht szu ihrem wahren König und HErrUJ bekehren. d. Datum soll das [Assyrer-] Schlvett [mit zersiörender Kriegsgewaltj nber ihre Stadie kom- men, und soll ihre [der Jsraelitenj Riegel [oder Festungen , durch welche sie das Land dem Feind verschlossen glaubten] anfreiben nnd fressen [schnell und gänzlich erobern und zerstören]- Um ihres [feindlichen] Vornehmens sgegen den HErrnj willen. 7. [Denn] Mein Volk ist müde, sich zu mir zu kehren [wörtlich: Mein Volk beharret im Abfall von mir und kann nicht mehr von ihm loskommen]; und wie [sehr] man ssonderlich die wahren Propheten] ihnen [auch Buße und Bekeh- rung] predigen so richtet sich [doch] keiner auf sum bei dem HErrn droben Hilfe zu suchen]. «) Der ewige Sohn Gottes, welcher in der Fülle der Zeiten Mensch geworden ist, war am Anfang das Urbild, nach welchem die gesammte Menschheit geschaffen wurde, nach dessen Ebenbild die gefallene Menschheit auch wieder erneuert werden muß. Die ganze Geschichte des Heils von der Verheißung des Schlangcntreters an bis zur Erscheinung des Sohnes Gottes selbst ist eine streng orgauische Eniwicklung auf dies Ziel hin. Jn- sonderheit aber die Erwählung des israelitifcheii Volks aus der Viilkerwelt ist ein Hauptmoment in der Ge- schichte der Erlösung der Menschheit. Israel wurde durch die Erlösung aus Egypten und die Bundfchließung am Sinai zum Sohn Gottes erwählt und erhoben, d. h. zu demjenigen Volk, das zuerst wieder das Eben- bild des ewigen Sohnes an sich erneuern lassen sollte, und es empfing demnach diesen Namen iiach jenem ewigen Urbild, dessen Erscheinung es vorbereiten, auf welchen es mit seiner ganzen Geschichte und allen Gottes-ord- uuugeii eine lebendige, thatsächliche Weissagung sein sollte. — Die Annahme Jsraels zum Sohne Gottes bildet das erste Stadium der Ausführung des göttlicheu Heils- werkes, welches in der Menschwerduug des Sohnes Gottes zur Erlösung der Menschheit vom Tod und Verderben sich vollendet. Die ganze Entwicklung und Führung Jsraels als Volkes Gottes zielt auf Christum ab, jedoch nicht in der Weise, als ob das Volk Israel den Sohn Gottes aus sich erzeugen sollte, sondern der- gestalt, daß das Verhältniß, welches der HErr Himmels und der Erde mit diesem Volke gründet und erhält, die Vereinigung Gottes mit der Menschheit vorbereitet und die Menschwerdung seines Sohnes dadurch anbahnt, daß Israel zu einem Gefäß der göttlichen Gnade erzogen wird. Hierauf zwecken alle wesentlichen Momente in der Geschichte Jsraels ab und werden dadurch zu Typen und Realweissagungen auf das Leben deß, in welchem die Versöhnung der Menschheit mit Gott verwirklicht werden und die Vereinigung Gottes mit dem Menschen- geschlethte zur persönlichen Einheit sich entfalten sollte. In diesem Sinn wird unser Vers iu Matth. Z, 15 als Weissagun anf Christum angeführt, nicht weil die Worte des Propheten direct und unmittelbar auf Christum gehen, sondern weil der Aufenthalt in Egypten und die Ausführung aus diesem Lande ftir die Lebensentwicklung Jesu Christi dieselbe Bedeutung hatte, wie für das Vol 764 Israel. (Keil.)» Nicht aus eigener Wahl, sondern ver- anlaßt durch eine Reihe der nierkwlirdigsteii Fügungem eztpirsdsrtlsirsxsspk«r2k,.»r,«sr:» sie. sssch . an e einer eigentlichen Bestimmung ihm drohenden Untergange. El: tiåursde åizortb zutseiiier Bielstiigimuiig vorberesteh und a iee or ereiung vo en et war, wiir e es, der L«k2?.’äß""i«d"ä’«sE«-3F2kd9«eiäååskkskk ikkiJPkiiissVsklkkäßTsikg stimmiing realisireii konnte. Dieselbe Fürsorge Gottes, Zu: »e:-EE.-ixgs«sss Jsgraeb geknüpft war, ergriff xdasselbe eaugorjelztjchtblii seine Hoffnungen sich in der Person seines künftigen galugiteg »cioåicxntrli,rtlestn. EtgyptenbyfriiiidßteGihnö einen en en uent a gewa ren, i ie e · v - über war. lHengstenbergs —- "·S·«"-) An Liebessikilleti zileoht der unermüdliche Arm Gottes die Widerstrebenden Kin- der; oft wenn der Mensch,»oon dem entsetzlichen Wahn- bild eifgenmachtiger Freiheit verlockt, sich ganz von ihm lxseskxlsgeedhrgsszekkgss Sizii-set terskkgkisspsskesss « in eue und Scham zu ihm zurück. Was Israel erfahren, be- zeugt noch stets die göttliche Erziehung eines jeden Menschen. (Umbreit.) O Gott, du gebrauchst der aller- stärksten Beweggründh um sie zu gewinnen undzu dir zu ziehenl Bist du denn nicht an dir selher schon· ge- nug, o Liebe, »daß du also nicht Ursache hattest, mit so großer list diesenigen zu dir»z1i ziehen, die dich billig nber alles zu lieben llrsache hatten, wahrend du selbst sie von· dir stoßen mußtest? Dennoch ziehest du sie zii dir ,mit Zugen deiner allerreinsten Liebe» Du fuchest sie,· indem du sie am ersten liebes; so in dich zu ziehen, gleichwie man die Menschexixinit Pohlthaten an sich locketlMadYde Guyoiik —- is) Wahrend in Kap. l, U; kizsksrisssgieekzixkxs er sxxs express: grosse» , e a o iir Strafe zurückgeschleudert werden soll, und der Ort, zwo sie die Strafe erleiden sollten, gleichgültig war, ist Egypten hier als natürliches Land zu verstehen· » s. lWohl verdiente solcher Abfall gciiizliclse Veigilguiilg svom Egrgdbodekiis Was soll ich aus dir ma en eser: ie önnte ich iiach meiner Gerechtigkeit d iSch dem Verderben hingeben], Ephraim?(!) oll ich dich schüszen [richtiger: den Feinden zur Veinichtung preisgebenh Israel? Soll [Sollte]» ich nicht billig einAdama aus »die machen, nnd dichivie Zeboiin zurichten sfodaß ich dich wie jene Stadte des Siddiinthales ganzlich vom Erdboden wegtilgte und mir aus den Steinen Kinder erzeugte l. Mos. 19 24« b. M. 29 22« Ier. 49,· is; Mater» 18,«15;, Lin. i0,«i2]«Z Aber nein» Herz ist» anderes Sinnes, meine Barm- herzigkeit ist zu brunstig [ist gänzlich erreget aber dir, daß ich dies äußerste, dir gebührende Gericht nicht üben kann], . 9.· Daß ich nicht thun· will nach meinem grimmigen»Zorn, noch mich snachdem niein Herz sich ziber dirdumgewaåidt finkdh anderåihSinnek ge- WOT cU Wlc c! zllm Ort! ckcU MUU gallz und] gar zu verderben; denn ich« bin Gott und nicht eln Mensch [den wohl leicht etwas wieder gereut I. Sam. 15, W; 4. Mos. 23 19; Mal. Z, 6], und bin der Heilige svollkommeti Reine, in Hosea 11, 8—11. 12, 1—8. dein kein Wechsel des Lichts und der Finsterniß, keine Veränderung und Reue isi Jes. 6, Z; als solcher habe ich mich] unter dir [während deiner ganzeii Geschichte bewiesen, wie du selbst bezeugen mufzt]; ich will aber nicht in die Stadt [richtiger: ich will daher nicht in Zoriigluth über dich] kommen Uondern mit väterlicher Zuchtruthe]. Randgi. Luthers: Er will sagen: Jch weiß, wie ich dir helfen soll. Es hilft weder Strafe noch Gnade. Jch muß Christum senden, der soll’s gut machen. 10. Alsdann [aber, wenn sich dereinst am Ende der Zeiten das Erbarmen des HErrn seinem Volke wieder völlig zuwenden wird] wird man snämlich Israel als bekehrtes Volk] dem HErrn sin treuem Gehorsam wieder] uachfolgenz und er wird brüllen wie ein Löwe ssein Kommen zur Be- gnadigung seines Volkes mit gewaltigem, weithin schalleiidem Rufe an dasselbe kundthun Jes. 27, 13]; und wenn er sdereinstj wird brüllen simd seinen Ruf wirklich erschallen läßt], so werden lsie ihm alsbald gehorsam Folge leisten und] erschrecken swörtlich: bußfertig und gläubig zu ihm, ihrem Erlöser, zitternd herbeikommen] die, so gegen Abend sfenseit des großen mittelländischen Meeres über Europa zur Strafe zerstreut worden] sind. 11. Und [ebenfo] die in Eghpten swie über- haupt im ganzen Süden zerstreut sind] werden auch erschrecken lzitternd zu ihrem gnädigeii Gott kommen, und zwar schnell], wie ein Vogel lheranfliegts nnd die im Lande Assur süberhaupt im Osten find], wie Tauben sdie eiligst zu ihrem Schlage kommen]; und ich will sie sdie aus allen Theilen der Welt gesammelten bekehrten und be- giiadigten Kinder wieder] in ihre Häuser sin ihr ihnen verheißenes, unverlorenes Erbe] sctzen ldaß sie ewiglich im Frieden wohnen sollen], spricht der HErr sder Allmächtige und Getreue]. Der Prophet schaut hier in die fernsten, letzten Zei- ten, da der HErr Christus mit großer Kraft und Herr- lichkeit mit der Stimme des Erzengels unter Posaunen- schalt wiederkommen und das neue Jerusalem aufrichten wird; dann wird ganz Israel selig werden. (Röin 11, 25f.) -— Bis dahin gehet das Wort an den Heiden in Erfüllung: durch die Weltgeschichte brauset die Löwen- stimme zur Belehrung, und allinählich kommen die Völ- ker herbei, zwar zitternd und bebend , aber voll Ver- langen, in den wohlbereiteten Wohnungen dessen zu ruhen, der Gott ist, und nicht ein Mensch, der nicht austhun will die Gliith seines Zorns, der der Heilige ist inmitten seiner Gemeine. (Umbreit.) Das 12. Kapitel. Erniiihiiung zur Buße. III· klar. 12,l — 14, I. In dem uiiii beginneuden Zteii und letzten rjiiiiptalisctinitt des 11. Theile unseres iirophctischen Buches beweist der Propbet, daß dao voni HErrn gedreht: und bevorstehende Gericht des Unter— gaugg des Reiches Israel gereiht nnd unaasblcililich sei. Jsraels dereinstige Bekehrung zu seinem Gott und Heiland. , 765 Auch dieser Abschnitt theilt sitt) wieder in 3 kleinere Absätze. Sln dem ersten Man. 12) zeigt der Propbet, wie Israel, statt das Vorbild seines Stammvaters Jakob zu befolgen, in das gottlose Wesen der vor ihnen wegen ihrer Verderbtheit ansgcrottrteu Canaaniter ver— fallen sei; iu den! Lten Kbsatz Rats. II, 1—14, 1) führt er ans, wie Israel trotz aller Beweise der Liebe nnd des heil. Grnstes Gottes in seinem Jtbfall beharrt, ja sich gehörnt habe. tlur das göttliche Erbarmen sei es, wodurch sie ans den: Gerichte gerettet, ju aus dem Tod und der Hölle erlöset werden sollten. In dem letzten Kbsah Gar) 14, 1-—9) fordert er das Voll: nochmals zur aufrirhtigen Zeltehrung auf nnd stellt den Baßfertigen Wiederannatsme und reichen Segen non Seiten des tjErrn in Knsncht Verletzte vers des Bachs ist das Knien znin Ganzen, eine kräftige Betstun- ernmhnung, des ihErrn Busens nicht ungehört zn lassen. I. Jn Ephraim ist allenthalbcn swohin ich nur blicke] Lüge wider mich sspricht der HErrL nnd im Hause Israel sim nordlichen Reiche] fal- scher Gottesdienst [wörtlich: Betrug; denn ob- wohl sie das Recht allenthalben in Unrecht, den wahren Glauben in Jrrglauben, das Vertrauen auf den HErrn in Vertrauen auf ihre Macht ver- kehret haben, halten sie sich doch für das berufene, berechtigte Volk Gottes, dem’s nicht fehlen könne]. Aber Juda hält noch fest an Gott, und am rech- ten, heiligen Gottesdienst srichtigen Und Juda schweift noch weiter umher gegen den starken Gott und gegen den treuen Heiligen; selbst dies bisher treue Volk schwanker und wanket zum Abfall hin, obwohl ein so starker Gott, der sich noch stets als zuverläfsig gegen die Seinen und durch Begnadiguttg der Gläubigem durch Ver- tilgung der Gottlosen als Heiligen bewiesen, unter ihm wohnet]. 2. Ephratm aber weidet [und nähretj steh vom Winde san eiteln, von Treue und Wahrheit entleerten Handlungen] und läuft dem [Verderben dringenden] Ostlvinde [und also seinem eigenen Untergange] nach sHiob 27, 21; Its. 27, 8], und macht täglich der Abgbtterei sdes liigenhaften, heuchlerischen Wesens «] und des Schadens sden sie durch allerlei Gewaltthaten Schwächeren zufügen] mehr; sie machen sdazu noch bald] mit Assnr einen Bund sum sich vor Egypten zu schiitzen], und bringen sbald wieder] Balsam [genauer: Olivenöl 5. Mos 8, 8; 1.Kön. 5, 25 zum Gefchenk] in Eghpten sum sich gegen Assnr zn fchützen oder von feiner Oberherrschaft loszukommem wie König Hosea that 2. Kein. 17, 41. «) Randglosse Luthers: Der Lügen und des Verder- bens. Sie trauen auf Menschen und nicht auf Gott. 3. Darum [weil beide Reiche so auf den Ab- fall vom HErrn denken, so] wird der HErr die Sache seinen Rechtsstreit gegen] Juda führen sund seine Sünden strafen], und Jakob sd. h. das nörd- liche Reich Israel —« mit Zorngerichten] heim- suchen nach seinen: Wesen, und ihm vergelten nach seinem Verdienst. 4. Ja, (sagen sitt) er seuer Stammvater Jakob, nach welchem ich euch soeben genannt habe] hat sschonj im Mutterleibe sum den göttlichen Segen nnd die Gnade der Verlteißung in der Erst: gebnrt gerungen und darum] seinen [Ztvillings-] Bruder sEfauj untertreleu s genauer: an der Ferse gehalten J. Mof. 25, 26], nnd von allcn Kräften sgenauerx in seinem reifen Mannesalter hat er wiederum] mit Gott sum feinen Segen und BegUadigUngJ geklimpfet [und durch solch Ringen und Kämpfen anch erlangt, um was er eiferte l. Mof. 32, 25———29. Wie hätte er euch, die ihr seinen Siegernamen Israel tragt, ein Vorbild zu gleichem Eifer nach Gottes Gna- dengütern und ein Unterpfand gleichen Sieges und gewissen Erwerbs der Gnade Gottes sein sollenls «) Von Luther nach seiner Deutung des Verfes als Worte des fein Thun beschiinigenden Volks Israel hin- zugefügte Worte, die aber, weil diese Deutung mit der zweiten Hälfte des Verses und dem Zusammenhang mit dem Vorigen nicht harmonirt, wegzudenken sind. 5. Er seuer Stammvater Jakob] kämpfte mit dem Engel sdes HErrm dem wahrhaftigen Gott, der im A. T. so oft in der Gestalt eines Engels erschien, ehe er in Christo Mensch ward] nnd sicgete süber Gottes Zorn], denn er weinete und bat ihn [und diese Mittel zum Kampf und Sieg stehen euch noch ebenso gut zu Gebote, wenn ihr sie nur gebrauchen wolltet I. Mos. 32, 31 Anm.]. Da- selbst sbesser: darum] hat er sJacob] ihn sden HErrw den er überwunden, als einen gnadenreichen Gott] ja sauch bald darauf] zu Bethel fnndeu sund als Siegespreis einen neuen Namen, Israel, d. i. Gotteskämpfer, und neue Verheißung des reichsien Segens empfangen I. Mof. 35, 9 ff.], Und daselbst hat er [der HErr nicht blos mit Jakob, sondern in ihm anch] mit uns geredet sauch uns gilt also die Verheißung an Jakob, so wir anders rechte Nachfolger Jsraels, nämlich Gotteskämpfer und Ueberwinder, werden]. is. Aber der HErr sJehova, unser Bundes- gott] ist snoch] der [-selbe] Gott Zebaoth sderfelbe allmächtige Herrscher iiber alle Mächte des Him- mels]; HErr [Jehova, der Ewige, gestern und heute und derselbe in Ewigkeit] ist sein Name sals folchen hat er sich Mosen 2. M. 3, 15 offenbaret und feinem Volke stets bewiesen. Vertrauet auf ihn, nnd er wird euch ebenso als Sieger krönen, wie Jakob, wenn ihr recht kämpfet]. 7. So bekehrt dich nun svon Herzensgrund] zu deinem Gott, halte sdas sei das Wahrzeichen deiner Bekehrung] Barmherzigkeit sgegen alle Armen nnd Verlassenen] und Recht sim Gericht], und hoffe stets aus deinen Gott. 8. Aber swie weit bist du, o Israel, von dieser wahren Bekehrung entfernt!] der sbetrüge- rische Canaaniter oder] Kaufmann swozu ganz 766 Hosea12, 9-—-15. 13, 1—6. Israel statt eines Gotteskämpfers geworden] hat eine falsche Wage in seiner Hand fund bereichert sich durch Betrug, statt das Recht V. 7 zu halten und auf Gottes Gebot 3. Mos. l9, 35 f.; b. M. 25- 13 ff« öU CchkEUL Und betrengt lgenauerx be- drückt den Armen und DiirftigeUJ gerne ssiatt Barmherzigkeit zu halten V. 7, obwohl der HErr B. Mos. 19, 13; 5. M. 24, 14 so ernstlich da- vor warnet]. 9. [Und dieser deiner Ungerechtigkeiten rühmst du dich sogar noch] Denn Ephraint spricht: Jch bin sdoch durch solchen Handel] reich sgctvorden], ich habe sVermögen und Macht in meinem Staate] genug [erworben]; man wird mir keine Mifscthat finden in allet meiner, Arbeit ssür Vermehrung meines Vermögeus], das [die eine strafbareJ Sünde set. [So täufchest du dich selbst über deinen äußern Zusiand und deinen innern Verfall]. 10. Jch aber, der HErr, [bezeuge dir hier, daß du all dein Glück und Gut in der Vergangen- heit und Gegenwart nicht deinen eigenen Anstren- gungen nnd Ungerechtigkeiten, sondern nur meinem Segen zu verdanken hast; denn ich] bin dein Gott aus Egyptenland [also vom ersten Anfang deiner Existenz] her; und der ich dich szur Strafe dafür, daß du solches uicht erkennst, sondern dein Vertrauen auf Ungerechtigkeit setzest] noch [einmal in die Wüste führen und wie zur Zeit deiner 40jährigen Wan- derung»durch die große und schreckliche Wüste] in den Hutten soder Zeiten] wohnen lasset [lassen werde], wie man sbei euch] zur Jahrzeit [Kap. 9, 5 Anm., an dem jährlich wiederkehrenden Feste der Laubhütteu im Llndenkeit an meine gnädige Führung aus Egypten Z. Mos. 23, 42 f. zu thun] psteget sdamit du, hinansgestoßen aus dem guten Lande und aus deinen bequemen, schönen Städten und Häusern, fern von dem fröhlichen Lanbhüttem feste deutlich erfährst, wie ich’s allein bin, der dich in deiner Armuth reich gemacht, der dich vcrsorget und schützen; V) Wenn der HErr dem Volke droht, es wieder aus dem Lande zu verstoßen und den Wlistenzug noch ein- mal erleben zu lassen, so liegt darin doch auch zugleich die Verheißung, daß er es nicht unverforgt in der Wüste lassen werde, so daß die Verstoßun danach keine gänz- liche, desinitive fein soll. Es verste t sich, daß die Ver· stoßnng in die Wüste bildlich zu fassen ist für die Zer- streuung unter die Heiden. Täglich können— wir ja an den Juden vor unsern Augen sehen, wie der HErr fein auf eine Zeit verstoßenes Volk leiblich versorgt und uicht darben, sondern noch immer den alten Segen spüren läßt. 11. Und rede [nun schon von der Zeit deines Auszugs aus Egvptenland her durch meinen Geist] zu den Propheten; und ich bin’s, der [seit jenen Zeiten] so viel [und reichlich] Wetssagung [unter euch] giebt, und durch die Propheten mich smeinen Willen und Gnadenrathschluß iiber dir] anzeige [Und kein Mittel euch zu ermahnen und euer Heil zu fördern unversucht gelassen habe] Randlosse Luthers: Das ist: Ich war’s, der durch die Prop eten redete, und die Propheten waren meine Larven und Personen, darunter ich gegenwärtiglich altes; that und redete. Wer euch höret, der höre: mich. — Wir sehen, daß die Welt sich gegen alle Ermahnungeic verhärtet; wir sehen auch, wie lange der HErr seine Gerichte verschied: und es trägt, daß die Menschen sogar seine Lindigkeit verhöhnen. Dieselbe Verderbtheit herrscht also heute m der Welt, als der Prophet hier beschreibr Sodann hat uns Gott nicht nur aus Egypten erlöst, sondern aus den allertiefften Tiefen; wir wissen, das; wir durch Christum erlöst sind, damit wir Gottes gänz- liches Eigenthum wären. Denn darum ist Christus gestorben und auferstanden, aus daß er über Lebendige und Todte herrsche. Wie wenige aber gedenken daran, daß sie kein Recht mehr über sich haben, weil sie durch Christi Blut erworben sind. (Calvin.) 12. [Und trotzdem ist das ganze Land in Sünden verfuuken:] Jn Gilead sdem östlichen Theile eures Reichs Kap. S, 8] ist’s [alles] Ab- götterei [richtiger: Gilead ist Nichtswürdigs keit, gänzlich zu Nichts sollen sie darum werden], und zu Gilgal [im westlichen Theile desselben Kap. 4, 15; 9, 15] opfetn sie [gegen des HErru ausdrückliches Gebot abgöttifcheriveifess Ochsen vergeblichzt und haben so viel Altare, alt« Mandeln sGetreidehaufen Ruth Z, 7] - auf dem» sabgeernteten] Felde stehen [richtiger: so werden auch diese’ihre falschen Altäre dereinst, wenn ich ihr Reich den Feinden preisgebe und sie in dir Verbannuttg führen lasse, zertrümmert werden und sein wie Steinhaufen" auf den Furchen des Feldes]. V) Luther tibersetzt hier nach der Vulgata, welche den Nachsatz vom ersten Versglied: »so sollen sie gänzlich zu nichts werden« durch frnstrax vergeblich, wiedergiebh IN) Hebräisch: Gu1lim, womit auf den Namen Gilgal angespielt wird. (Jos. O, 6 Anna) 13. sWie Großes hat doch der HErr an euch gethan! Was war einst Jakob, euer Ahnherr?] Jakob mußte [als ein armer Verbannter ans sei- nem Vaterlande] fliehen in das Latid Syrien [nach Haran in Mesopotamien l. Mos. 29], nnd [wie herrlich lebte er dort!]. Israel mußte lals armer, geplagter Knecht] um ein Weib dienen, um ein Weib mußte er sdie Schafe Ladung] hüten [Und also die niedrigsten und befchwerlichsien Knechts- dienste leisten]. 14. Aber [wie gnädig und barmherzig hat euch, die Nachkommen Jakobs, der HErrJ hernach saus dcr Niedrigkeit erhoben! Da] sührete der HErt Israel [nicht als einen Flüchtling, sondern als freies Gottesvolk mit Wundern und Zeichen] aus Egypten durch einen Propheten snämlich Moseu 5. M. IS, 18], Und [es mußte uicht mehr nie: driger Hirte sein, sondern der HErrJ ließ sein [auf dem ganzen langen Weg durch die Wüste in allen Gefahren] hüten durch einen sgroßcn] Pro- pheten [Mosen]. Das Volk ist, statt ein wahrer Jakob zu werden, ein Canaaniter und Götzendiener geworden. 767 15. Nun aber [statt ihm durch Liebe und Treue zu danken] erzürnet ihn Ephraim durch ihre Göken [richtiger: bitterlich]; darum wird ihr Blut [ihre Blutschuld d. i. ihre zahlreichen Ver- brechen, die des Todes würdig sind, vom HErrn nicht vergeben, sondern alsbald] über sie kommen, Und der HErr [dessen Eigenthuinsrecht an sie sie so gänzlich vergessen haben] wird ihnen vergelten ihre [ihm durch den Götzendienst angethane] Sihmach 65, 7]. Das 13. Kapitel. Sünde bringt das Verderben, Christi Sieg das Leben. l. Da Ephraim sder Hauptstamm des jetzt so tief gesunkenen nbrdlichen Reiches — ehedem, als er in den Tagen seiner Kraft noch in gleicher Macht wie Juda an der Spitze der 12 Stämme Isra- els dastandj schrecklich smit Majestät und zum Schrecken aller übrigen Stämme] lehrete, ssodasz alles, was er redete, für feine Brüder Lehre und Vorschrift war, da] ward er sweil er so hohes Ansehen unter dem Volke genoß, vgl. 4. Mos 13, 9- 175 Nicht. 8, I; 12, 1] in Israel [unter den 12 noch einigen Stämmen] erhaben fund suchte daher die Alleinherrschaft an Juda’s Statt zu er- langen, bis er endlich unter Jerobeam sich von Davids Thron losriß und das Reich der 10 Stämme gründete]; darnach sals er dies sein ungöttliches Ziel erreicht hatte] versitndigten sie sikh durch [Ein- führung des falschen Gottesdienstes in Bethel und Dan 1. Kön 12 , 28., wodurch der HErr selbst zu einem Götzen gemaiht wurde, und endlich durch Aufrichtung des sidonischen Götzeiidienstes des] Baal sunter Ahab 1. Kein. 16, 31 ff.], und wurden drüber [durch solche Lossagung von dem Gotte alles Lebens und von da an] getödtet [indem ihr Reich unaufhaltsam dem Tode und Untergange entgegenging] So war Adam vom Tage des Siindenfalls an des Todes gestorben, obgleich er noch lange lebte. Mit der Todsünde tritt nicht nur die Todes-schuld, sondern auch der Keim des Todes ein und verzehret nach und nach Herz und Gemiith So kommt aber auch umgekehrt mit der neuen Gerechtigkeit neues Leben in die todten Seelen. (Schmieder.) 2. Aber nun [seit jener Zeit des ersten Ab- falls bis auf den heutigen Tag] machen sie [die 10 Stämme des Reiches Ephraiinj der Sünden Ummerfortj viel mehr, und ans ihrem Silber [ihrem Gelde machen sie sich] Bilder, wie sie es fmit ihrem Verstande] erdenken können, nämlich Göheiy welche doch eitel Schmiedeweri sSchöpfungen von Kunstverständigen] sind [denn sie halten einer- seits stets zäh und trotzig an ihrem Kälberdiensi fest und fügen andererseits immer neue Baalsgbtzen hinzu]. Noch Dennoch, obwohl sie so widerspruchs- voll handeln, daß sie von Künstlern gefertigte Götzen anderen] predigen sie von denselben: Wer die Kälber [die güldeiien Stierbilder] knssen fund also recht hoch ehren 1. Kön. 19, 18] will, der soll sihnen wie dem Moabitischen Götzen MolochJ Menschen opfcm [3. Mos 18, 21 Anm.]. Diese Deutung beruht auf der Uebersetzung der Pul- gata nnd Septuaginta von dieser überaus schwierigen Stelle. Es ist jedoch ganz unerweislich, daß den golde- nen Stierbildern jemals die greueloollen Molochsopfer dargebracht worden seien. Deßwegen übersehen, wah- rend die meisten Kirchenviiter und viele der älteren Aus- leger mit jener Auffassung übereinstimmen, die neueren Gelehrten: Dennoch sagen sie (diese Thoren) von ihnen (von den Götzenbilderik die ihnen Handwerker gemacht habei1): Wer unter den Menschen opfern (und sich mit Gott versöhnen) will, der iusse die (golde- neu) Stterbildein Z. Dieselbigen sdie so trotzig an ihrem«un- vernünftigen Götzendienst festhalten] werden [weil sie selbst das Nichts erwählt haben, auch zu Nichts werden; denn sie] haben die srasch vor der auf- steigenden Sonne verschwindende] Morgenwolke nnd den Thau, der frühe stillt srasch vergeht und» von der Sonne aufgesogen wird Kap. 6, 4., als Bilder, darin sie sehen können, wie rasch nnd gewiß ihnen der Untergang droht]. Ja, ssie werden sein] wie die Spreu, die von der [auf der Anhöhe gelegenen] Tcnne soon heftigem Winde] verwebt wird [5·Mvs. 25, 4 Anm.; Jes. 17, 13; 41, 15 f.; Pf. 1,4; 35, 5], und wie der Rauch [von dem Feuer unter dem Kochtopf im Zimmer] von der Feuermauer [richtiger: der durch das Fenstergitter schnell abzieht Pf. 68, 3]. Die alten Hebräer hatten keine Schoriisteine; der Rauch zog vielmehr durch mit Gittern verschlossene Fenster ab. 4. Ich bin aber [doch] der HErr, [der sich dir als] dein Gott [und mächtiger Helfer und Be- rather von der Zeit deines AUszUgsJ aus Egyptew land her kbezeugt hat]; nnd du solltest ja keinen andern Gott kennen, denn mich [denn keines andern Hilfe und Rettung, als von mir, hast du erfahren] un; [es giebt auch] keinen Heiland, ohne allein UU . Z. Jch nahm mich ja dein [schon] an in der Wüste sdurch die ich dich während der 40 Jahre führte], im dürren Lande svoll brennender Son- nengluth , in der du ohne mich verschmachtet wärest] 6. Aber weil sie [in dem guten Lande, das ith ihnen gegeben] geweidet sind, daß sie satt wor- den sind nnd genug haben, erhebt sieh ihr [undank- bares, hochmüthigesj Herz; darum vergessen sie mein [wie ihnen schon Mose 5. M. S, 11 ff— warnend geweissagt Z. Mos. 32, 15]. Nichts beleidiget Gott mehr, als die Undankbarkeit der Seelen, die sich ihm nicht iiberlassen wollen, oder die, nachdem sie es gethan, sieh seiner Führung wieder 768 entziehen. Er redet so oft und in solchen Ausdrücken davon, daß man daraus wohl sehen kann, wie sehr ihm solthes inißfällt und ihn beleidigen O Gott, es scheinet fast, als ob deine ganze Glückseligkeit von dieser Gelassen- heit und Uebergabe ihrer selbst, die dir die Seele frei- willig abstattetJ abhinge! O ihr Undankbaren Seelen! sollte euch das nicht genug sein, ohne einigen andern Nutzen und Vortheil von eurer Uebergabe zu verlangen, daß es Gott wohlgefalle, um euch mit aller Macht in die Gelassenheit hineinzuwerfen? (Mde. de Guhon.) 7. Svivill ich fdessen Weide sie genährt hat, und den sie dennoch vergessen] auch werden fund bin’s schon in den vergangenen Zeiten oft gewesen] gegen sie smeine undankbare, fett gewordene Heerde] wie ein Löwe [der in die Heerde einbricht und sie schonungslos zerreißt] nnd wie ein Parder auf dem Wege [da die Heerde hinziehet] will ich auf sie lauern [und sie mit ineinen Strafgerichten überfallen Kap. 5, 4]. 8. Jch will ihnen begegnen, wie ein Bär, dem seine Jungen genommen sind [der darum keine Schonung kennt] und will ihr verstocktes Herz zer- reißen, Und will sie daselbst [am Wege, wo ich sie finden werde] wie ein Löwe fressen; die wilden Thiere sollen sie smeine Schafe] zerreißen [3. Mos- 26, 22., damit sie erfahren, wie schrecklich es ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen Hebt. 10, 31]. Die wilden Thiere sind ohne Bild die heidnifcheu Weltmächth die auf Gottes Befehl sein Volk züchtigen sollen, vor allen Afsur. Und merkwürdig ist’s, daß hier dieselben Thiere genannt werden, durch welche Daniel (7, 4ff.)» das chaldäischh medopersische und griechifch- macedonische Weltreich darstellt» » » 9. Israel, »du bringest dich [selbst] in Ungluclz denn dein Heil fund deiiie Rettung von allen äußern und innern Feinden] stehet allein bei mir fund gegen mich hast du dich durch deine Losreißiing von dem wahren Gott und dem Königthum der Verheißung empört] Es hat dieser Spruch: Dein Unglück kommt nur von dir; dein Heil steht nur bei mir, einen allgemeinen Sinn, wie man durch Parallelen darstellen kann: Deine Gefangenschaft von dir: deine Erlösung von mir. Dein Untergang von dir: deine Rettung von mir. Dein Tod von dir: dein Leben von mir. Dein Böses von dir: dein Gutes von mir. Deine Verwerfung von dir: deine Erwählung von mir, der ich stets an deiner Herzensthür stehe und erbarmend anklopfe. Deine Verlassenheit von dir: deine Berufung von mir. Dein Unglück von dir: dein Gltick von mir. Deine Verdammniß von dir: deine Rettung und Selig- keit von mir; denn, wie Augustin sagt, ,, Vieles Gutes thut Gott an dem Menschen, was nicht der Mensch bewirkt; aber kei- nes thut der Mensch, wovon Gott nicht bewirkt, daß er es thun« Gleichwie aus Gottes Liebe nichts Böses in uns wachsen kann, sondern alles Gute; also ist die eigene Liebe die Wurzel alles Bösen in uns, daher alles Böse entspringt. Daher kömmt alle Ungerechtigkeit, Sünde, Laster, Blindheit, Unwissenheit, Schmerzen; und so macht der Mensch seinen Willen zum falschen Gott. Und wie der rechte, wahre Gott ist ein Ursprung alles Guten, so Hofea IS, 7——15. ist der falsche Gott, des Menfchen einer Wille, ein Ursprung alles Bösen. Und dieweil die reatur, so man zuerst liebet, aus nichts gemacht ist und nicht in ihr hat eine Beständigkeit und Gewißheit, sondern eilet allezeit zu seinem Nichts von Natur nnd ist allezeit nothdiirftig, während die Liebe auch verwandelt wird in das Ge- liebte; so kann der Mensch in ihm selbst keine Bestän- digkeit und Gewißheit haben, sondern wanket allezeit hin und her, ist immer dürftig , kann nimmer ruhen; denn er hat sich durch die Liebe in das Vergängliche verwandelt. (.Joh. Arndt.) 10. Wo ist [nun] dein fselbstertvählter] König hin, der sdaß er] dir helfen möge fwenn er kann, wann demnächst Assur dich] in allen deinen Stadien smit großer Macht überfallen wird]? und swo sind] deine fungerechten] Richter [oder königlichen Räthe], davon dU [damals, nach Salomo’s Tode, im Aiif- riihr gegen Rehabeam und gegen mich] sagtest: Gieb mir [eigene] Könige und Fnrsten skönigliche Räthez denn nicht länger mag ich mit Davids Haus Gemeinschaft haben l. Kön. 12, 16 ff.]? Aus dieser Frage geht nicht etwa hervor, daß der Prophet auf eine Zeit hindeute, wo im Reiche Israel gar kein König vorhanden gewesen, sondern er will sagen, daß das verheißungslose, aus der Empörung gegen den HErrn und seinen Gesalbten hervorgewachsene Königthnm von Israel überhaupt nicht im Stande sein werde, das Volk vom Untergang zu retten. 11. Wohlan, ich gab dir [damals, wie du empörerisch verlangtestj einen König leider] in meinem Zorn sgegen dich, um dich durch dein eigenes Verlangen, durch deine Könige, zu strafen«], und will dir ihn [nun bald wieder] in meinem Grimme wegnehmen kwenn ich dich von meinem Angesicht verstoßen und den Heiden preisgeben, da- mit aber zugleich dein selbsterwähltes Königthum vernichten werde] s) Wenn dies auch vorzugsweise von den Königen in Jsrael gilt, die durch Verschwörung und Mord schnell auf einander folgten und dem Reiche in besonde- rem Maße den Untergang bereiteten, so meint es der Prophet doch von allen Königen ohne Ausnahme; denn sie alle verharrten in der Empörung gegen das er- wählte Haus Davids, dem die Verheißung galt, und in dem abgöttifchen Stierdiensh der das Volk im Abfall vom HErrn befestigte. So straste der HErr die Empö- rung des Volks gegen David’s aus durch die Könige, die sie selbst gewünscht hatten. ach dem ewigen Gesetz seines Reiches straft er ja überhaupt jeden Sünder da- mit, womit er sich verfiindigtz er straft die Sünde durch neue Sünde und schlägt einen Teufel durch den andern todt. -— So werden also die Personen der Herrscher nach den Verdiensten der Untergebenen ausgetheilt. So werden die Thaten der Negenten nach der Beschaffenheit der Untergebenen geleitet, so daß auch oft das Leben eines wahrhaft guten Hirten zum Ungliick der Heerde ausschlägn (Angustin.) Der Könige Fall ist der Völker Strafe; denn wie wir durch ihre Tugend bewahret werden, so gerathen wir durch ihre Sünde in’s Unglück. (Ambrofius.) Einst soll jemand den HErrn gefragt haben, warum er den tyrannischen Kaiser Phokas habe auf den Thron kommen lassen; da habe der HErr ge- antwortet: Weil ich keinen schlechteren gefunden habe. —- Uebrigens leugnet der Prophet hier durchaus nicht, daß jene Trennung des davidischen Reiches durch Jerobeam Tod, wo ist dein Stachel, Hölle, wo ist dein Sieg! 769 auch zugleich eine Strafe für das Haus David’s wegen der Sünden Salomcks gewesen sei; f. darüber die Anm. zu 1. Kön. 12, 24. 12. Die [gesainmte] Missethat Ephraims ldes Reiches Israel] ist [wie in einem Bündel wohl verwahrt] zusammengebnndeiy und ihre Sünde ist [auf-] behalten sbis daß ich sie all zusammen heim- sucheii werde 5. Mos. 32, 34]. 13. Denn es soll ihnen sweiin ich nun meine Gertchte über sie bringe] wehe werden wie einer Gebareritt sder Wehen, Angst und Schmerzen kom- men, ehe neues» Leben mit dem Kindlein aus ihr geboren wird; so will ich auch über sie schwere Drangsale kommen lassen, die ihnen aber zur Läu- terung und Bekehrung und zur Neugestaltung der Dinge unter ihnen dienen sollen]; denn [besser: aber] es sind unvorfichtige [thörichte, die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkennende] Kinder [5. M. 32, 6; 28» ff.]. Es wird die Zeit kommen, daß sie nicht bleiben werden vor dem Jammer der Kinder [rich- tiger: Denn nicht treten sie zur rechten Zeit, wenn die Geburtswehen vorhanden sind, in den Muttermund ein* und gefährden damit, daß sie nicht zur Geburt kommen können, ihr Leben; also weigert sich Jsrael auch in den Drangsals- wehen und Gerichten des HErrn, sich zu bekehren und neugebären zu lassen]." · V) Ephraim ist hier beides, eine Mutter, welche ge- bären, und ein Kind, welches geboren werden soll. sit) Schon diese Stelle in ihrem Verlauf (V. 13. 14) hätte genügt, einen Meister in Israel, wie Nicodemus (Joh. Z) in das Geheininiß der Wiedergeburt einzu- führen — Hosea spricht hier eine ewige Ordnung des Geisteslebens aus, die einer verwandten Natnrordnung entspricht. Die Folgerungen dieser Ordnung treten allerdings erst im Neuen Bunde ganz klar und zusam- menhängend in der Anwendung auf die einzelnen Seelen an’s Licht; aber in der Anwendung auf das Volk des HErrn werden· sie schon von den Propheten, insbeson- dere von Jesaia nnd Hesekiel, ausgeführt. Sie wissen von Jsraels Wiedergeburt zum ewigen Leben, die in der letzten Zeit gewiß erfolgen wird. (Schniieder.) 14. Aber [diejenigen, welche mir treu sind, sollen gegenüber solchen Schrecken des Gerichts nicht verzagen noch verzweifelte; denn] ich will sie [alle, die sich durch meine Strafen läutern nnd wieder: gebären lassen] erlösen [selbst] aus der sGeivalt der] Hölle [des Todtenreiches Hiob 7, 9 Anm., so daß ich sie wieder zu Gnaden annehme, ja endlich in der Auferstehnng des Fleisches von allem Uebel er- löse Hesek 37], und vom Geistlichen, ja endlich auch vom leiblichen und ewigen] Tod erretten lRöm.5,12.16; Hebr.2,14s.; 2. Tim. 1, 10j. Tod, ich will dir ein stödtendess Gift sein; Hblle, ich will dir eine- sperzehrendej Pcstilenz sein Iwenn ich einst durch den Tod des großen Hohenpriesters meines eingebornen Sohnes, die Macht nehmen werde dem, der des Todes Gewalt hat« An solch tröstlichm großer Zusage wollet ja nicht zweifeln] Doch Ist der Trost [besser: Denn Reue ist] vol· Dachs-is« Dir-starke. meinen Augen verborgen [ich bin der unwandelbar Treue, der gewißlich hält, was er verspricht l. Sam. 15, 29; 4. Mos. 23, 19: Röm. 11, 29]. Ist) Ebenso wie die große Weissagung von den wie- der lebendig werdenden Todtengebeinen in Hes. 37 ihre erste Erfüllung in der Wiederherstellung nnd Wiederau- nahme oder Bekehrung des von seinem Gotte verstoße- nen Volkes Gottes findet, in ihrer Tiefe aber auf die völlige Ueberwindniig der Sünde, des Todes nnd der Hölle klar hinweist, so anch die große Verheißung unfe- res Verses Darum hat sie St. Paulus 1.»Cor. 15, 54f. in Verbindung rnit dem Worte Jes 25, 8: »Der Tod ist· verschlungen in den Sieg« (f. die Anm. zu Jes.·25,8) wiederholt, da er von der Vernichtuiig des Todes in der Auferstehung am jüngsten Tage durch Jesurn Christum redet. Im Grundtext wie auch iii der Septuaginta, nach welcher St. Paulus die Stelle ansührt, tritt noch mehr der Jubel des Triumphs über die Macht des Todes hervor, indem es wörtlich heißt: Wo ist deine Pest, o Tod? Wo ist deine Seuche, o Hölle? Schön übersetzt auch die Vulgata: Ero mors tun, o morsz morsus tuus er0, inferne (Tod, ich werde dein Tod sein; Hölle, ich werde dein Todes-biß sein). — Hiermit redet der Erlöser zwei große Widersacher und Haupt- feinde des menschlichen Geschlechts an, welche er als Könige der Sünden herausfordert zum Kampfe nnd ihnen seinen Sieg ankündigt. Das war aber der Hölleii ein Gift, daß die Liebe Gottes in sie kam und sie in der Seelen erwitrgete; und dem Tode eine Pestilenz nnd Sterben, ein Zerbrechem Er mußte jetzt leiden, daß ein ewig Leben in ihm wnchs. (Berl. B.) Damit wird das geistliche Königreich des HErrn Christi verbeißen, der fich den Tod fressen und die Hölle hat verschlingen lasse1i, auf daß er folche Feinde in ihm selbst iiberwinde, uns zu gut. Denn er hat mit seinem Tod und Sterben dem ewigen und leiblichen Tod alle Macht genommen und eiviglich verschlungen, und dagegen eine ewige Ge- rechtigkeih Leben, Freude und Seligkeit an Tag gebracht und aufgerichtet, und ist darum von Todten wiederum auferstanden, daß er durch feine selige und fröhliche Auf- erstehung die grausamen und uniiberwindlichen Feinde des menschlichen Gefchlechts, nämlich das Gesetz, Sünde, Tod, Welt, Teufel, Höll nnd Verdammniß überwinde, singe und anszöge, wie er’s denn herrlich nnd mit gro- ßem Sieg geendet hat, das Gefängniß gefangen geno1n- men, össentlich Schau getragen und einen Triumph aus ihnen gemacht und alles wieder zurecht gebracht hat, daß nun ein jeder, der an diesen Siegmaun sich hält und glänbt, dem Tod nnd der Hölleii sagen kann: Tod, wo ist dein Stachel it. (Nic. Selneccer.) Darum trium- phirten die heil. Märtyrer durch Christi Verdienst und Stärke über Qualen nnd Tod. Sie besiegten den Tod im Tode und gingen ein in die selige Ewigkeit. ,,Diesen Uebergang in’s Leben nennen die unglticklichen Ungläik bigen Tod; der Glänbige nur ein Ostern, weil er der Welt stirbt, auf daß er Gott vollkommen lebe.« — 15. Denn er [Ephraim, dein ja sein Ahnherr Jakob auf Grund dieses seines Namens ,,Doppel- fruchtbarkeit« so großen Segen geweissagt hat 1.Mos. 41, 52; 48, 20; 49, 22 ff.] wird kgewißiich einst. noch] zwischen Meinen] Brüdern sden übrigen Stäm- men des Volkes Gottes reiche] Frucht [die da blei- bet in’s ewige Leben] bringen [wenn er sich eiiist durch die Gerichte Gottes demüthigeii lässet, sich zu seinem Gott bekehret und als wahren Israel oder Gotteskämpfer bewährets Es wird sdagegeii] ein soernichtender] Ostwiud svoii der Wüste her] A— T« II. 2. 49 770 kommen süber die, so in Ephraim zu Canaaii ge- worden sind und sich nicht bekehrenh der HErr [wörtlich: ein Sturmwind des HErrm näm- lich der Assyrer, den der HErr zur Verheerung sendet] wird aus der Wüste herausfahren und ihren Brunn ldaraus sie bisher noch Leben und Bestehen schopfteiq aus-trocknen, und ihre Quelle Ider bisherigen Macht nnd ihres Reichthu1ns, wie die Fruchtbarkeit ihres Landes, ihren Handel u. dergl. durch Verwüstung] versiegen; und sderselbe feind- liche Ekel-im] wird rauben den Schah alles köst- ljehen Geriiths iden sie besonders in der Hauptstadt ausgespeichrsrt haben] K up. 14, V. 1. sDieselbige Hauptstadt] Salnaria wird sganz besonders die schwere Schuld, die es aus sich geladen, büßen müssen, indem es wird] wuste werden; denn sie sseine Bewohner] sind ihrem Gott ungehorsam lhaben sich cmporerisch gegen ihn aufgelehnts Sie sollen durchs Schwert sder AssyrerJ fallen, und ihre jungen Kinder sals Same von Bosewichtern] zerschmetiert und ihre schwangern Weiber zerrissen [an ihren Leibern auf: geschnitten] werden [Kap. 10, 14; 2. Kön. 8, 12; 15, 16; Amos l, 3 f. 13]. Welche Einfalt und Kürze! welche Kraft und Tiefe herzdurchbohrender Gedanken! Hosea verlangt sinnende Leser; denn er spricht gleichsam nur die höchsten Spitzen von ganzen Gedankenreihen aus; er geht auf den Gipfeln der Berge hin, und der Leser muß den Berg ersteigen, um zu merken, auf welchen Höhen er steht. Die Grund- gedanken sind einfach, aber gewichtsvoih und stehen in unendlich vielfachen Beziehungen; denn es find Wahr- heiten, ans welchen die Weltgeschichte und das Wettge- richt ruht, auf eine bestimmte Zeit, auf ein einzelnes Volk, aus den Stamm Ephraim in feiner letzten Gna- denfrist angewandt —, was ist das für ein Geist, der solches alles in so kleinen Raum zusammendrängt, um spätere Völker in ganz andern Hirnmelsstrichen noch mit dieser Kraflspeise zu nähren! (Schmieder.) Das 14. Kapitel. gott erzeigt den Iznszfertigeii seine streute. 2. Bekehre dich, Israel, zu dem HErriy dei- nem Gott; denn du bist sites] gefalleu um deiner leigenen] Misselhat willen. Z. Nehmet diese Worte sdaß ihr durch eure eigne Schuld gefallen V. 2., statt allerlei Opfer von Fleisch und Blut] mit euch, nnd bekehrct euch [vor allem mit reutnüthigem Bekenntniß eurer Sünden] zum Its-Gern, und spreche» zu ihm: Vergieb uns alle Sande, und thue uns wohl sund nimm wohl aus, was wir dir darbringen wollenjz so wollell wir [dir] opfern die Farren unserer Lippen smit demüthigeir zerschlagenen Herzen, Buß:, Bitt: und Danigebeten vor dir erscheinen; denn solches gefiillt dir mehr, denn allerlei Brandopferz und wären es Hosea 14, 1——10. auch die besten Opfer von jungen Stieren 2.Mos. 24, Z; Pf. 51,17 ff.; 69, 31s.;Hebr.13,15]. V) So legt der Geist der Gnade mit dem Vorsatz, sich zum HErrn zu bekehren, auch die Willigkeit in die Seele des Sünders: Jch sprach: ich will dem HErrn meine Sünde bekennen. O wie gut, wenn nur einmal das heimtückische Stillschweigen gebrochen ist, und man mit einem von der Falsihlseit befreiten Geiste anfängt mit Gott zu reden. Ein Hauptstiick von der Ehre, die man seinem Gotte bei rechtichaffner Znkehr zu ihm geben kann, ist, daß man alle bei Menschcn vorher ge- salbte Hilfe, allen von den Kreaturen gezogenen Trost ausspeit und Gott den HErrn in seinem Herzen mit Furcht und Vertrauen heiligt und als eine hilflose Waise Gnade sucht. (Roos.) 4. sund wie wir uns jetzt von all unserer Sünde und Missethat losgesagt haben, so wollen wir uns auch von allem, was uns von dir ge- trennt, womit wir gebuhlt, von der Welt und all ihrer Macht und von allem Götzendienst scheiden:] Assur soll uns nicht smehrj helfen [Kap. 5, 13; 7, 11; d'- 95 Irr— 17- St, und wollen nicht mehr auf Rossen reiten sauf unsre Kriegsmacht, sonder- lich aus arrsländischm eghptische Reiterei uns nicht mehr verlassen Kap. I, 7; Jes. Z, 7; b. Mos. U, 16 f—], auch nicht mehr sagen zu den lgolde- neu Stieibildern und den Bauten, den] Werken unserer Hände: Ihr seid unser Gott; sondern laß ] uns] die Waisen ldein armes, von aller Menschem hilse verlassenes Volk, wie du 2. Mos. 22, 22; 5. M. 10, 18 verheißen hast] bei dir Gnade finden. 5. So will ich laus solch renmiithiges demü- thiges VußaebeU ihr Ablreien sihren Abfall von mir und alle seine iiblen Folgen durch Vergebung ihrer Sünden und Zuwendung neuen Segens] wieder heilen, gerne saus eigenstem, innerstem An: trieb, ohne Rückhalt, ohne Vorbehalt] will ich sie sdaun wieder] lieben; [denn] dann soll mein Zorn sder über ihren Götzendietist entbrannt war] sieh von ihnen wenden. Diese Verheißung ist erfiillt worden, als der HEry um fein Volk, ja eine Welt voll Sünder zu erlösen, alles, was er hatte, das Höchste und Beste dahin gab, als der ewige Sohn, ohne etwas flir sich zurückzube- halten, ans freiester Liebe zu den Verlorenen sich seiner Herrlichkeit entänßerte und gehorsam ward bis zum Tod am Kreuz (Joh. 3, 165 Phil. Z, 6 s.); als der Vater zu dem Sohn sprach: Die Zeit ist hie zu ’rbar- wen; fahr hin, meins Herzens werthe Kron, und sei das Heil dem Armen, und hilf ihm aus der Sünden Noth, erwürg siir ihn den bittern Tod und laß ihn mit dir leben· (Nun freut euch, lieben Christen g’mein V.5). Es bleibet nnn blos übrig, daß Israel folche Liebe sei- nes Gottes erkennt und am eigenen Herzen erfährt. is. Jch will Israel [dann, wenn es sich zu mir bekehret] lvie ein Thau sder von oben herab das Erdreich erquickt und belebt Jes. 26, II] sein, daß er soll [so reichlich] blühen wie eine Rose Iwie die wohlriechende, weiße Lilie, die in Palä- siina ohne Anbau so üppig wächst, daß sie, nach Jsraels endliche Bekehrung und -Verherrlichiing. —- Schlußbemerkungen Plinius, aus einer Wurzel wohl 50 Blüthen treibt Hohest 2, 1 f. 16; Matth e, 28]; und seine Wurzeln sollen [fo tief und fest] ausschlagen wie [das Gebirge] Libanon sfestgetvurzelt ist im Jnnern der Erde Mich. 6, Z; Eph. Z, 17; Col. 2, 7]; 7. Und feine Zweige ksollenj sieh [weit] ans- breiten, daß er sdurch sein glänzeudes, grünes Laub] sei so schön ais ein [immer grüner, fruchtreicher] Oelbaiim lPi H» «» Her. 11, 16]; und soll so guten Rueh sallenthalben hin] geben wie sder durch seine Cedern und wiirzigen Kräuter reichlich duf- tende] Libanon lHos 4, 11]. 8. Und fes] sollen wieder unter feinem sdes weithin ausgebreiteten Baumes Jsrael] Schatten sseine Kinder, des Volkes Glieder, im Frieden] sitzeuz oou Korn sollen sie Ueine Kinder] sich [reichlich] nähren [und zum Leben stärken] , nnd blühen, wie ein Weinstock; sein Gedcichtnisz soll sein [richtiger: blühen wie der Weinstock, dessen Ruf ist] wie der Wein am Libanon [an dessen Abhängen ganz besonders vorzüglicher Wein gezogen wird] Dreimal schließt der Prophet einen Vers oder eine Gedankenreihe in der Aussicht auf die Zeit der Bekeh- rung des Volks mit einer Hinweisung auf den Libanon. Seine majestätische Höhe und Feftigkeit als Grundpfeiler der Erde, sein Reichthum an würzigem Duft, sein be- riihmter Wein sollen dem Volke der 10 Stämme, in dessen Nordgrenze er seine Arme hineinstreckt, eine stetige, deutliche Weissagung sein auf das, was der HErr denen geben will, die sich unter ihm einst zum lebendigen Gott bekehren werden. 9. Ephraim sspricht der HErr], was sollen mir [dann, wenn du dich wieder zu mir gewandt und meine Gnade wieder ob dir schwebet] weiter die Götzen? sNichts weiter will ich mit ihnen zu schaffen haben; befchmutze auch du dich nie wieder mit ihnen] Ich [der HErr, und kein fremder Gott] will ihn smein wiederbegnadigies Volk] erhören nnd smit sorglicher Liebe] führen; ich will [ihm] sein wie eine [immer] grünende Tanne koder Cypresse 1. Kön. 5, 8 Anm., wie ein rechter Lebensbaum, an dem er stets neue Kraft zu allem Guten finden soll]; an mir soll man [genauer: wirst du, mein Volk] deine [Lebens-] Frucht finden [die dir unver- gängliche Speise zum ewigen Leben geben soll]. Groß und herrlich sind die Verheißungem die der HErr seinem Volke aus die Zeit giebt, wenn es ftch einst am Ende der Tage von ganzem Herzen zu ihm und seinem Gesalbten, dem HErrn Jesu Christo, bekeh- ren wird. Die Grundvoraussetzung bleibt für Israel, 771 wie flir jeden Sünder, die Vergebung der Sünden und die erneuerte Zuwendung der Gnade und Liebe Gottes V. 5. Aus ihr folgt alles andere. Dann soll stets frisches, neues Leben aus Gott das Volk des HErrn durchdringem keine Dürre, keine Mattigkeit, Kälte oder Tod mehr sein, gleichwie der Thau im Morgenland reichlich fiillt; dann sollen alle Gaben des heil. Geistes in so reichem Maße unter den Gläubigen wohnen, wie die liebliche Lilie zahlreiche Bliithen treibt; dann sollen sie so sestgegritndet, tiesgewurzelt und unbeweglich in der Liebe Gottes stehen, wie die Wurzeln der Berge Gottes in die Tiefen der Erde reichen; dann sollen sie ein so zahlreiches, starkes und enggeschlofferies Volk sein, wie die weit ausgebreiteten Aeste eines herrlichen Baumes; dann soll der Ruhm und die Herrlichkeit des Volkes so makellos und unverletzlich sein, wie das Laubwerk des immer grünen Oelbaumes; dann sollen seine Tugenden und sein Name so lieblich dufteu, wie der kräuterreiche Libanon; dann sollen alle seine Glieder so volles Ge- nüge an irdischen Gütern auf der vom Fluch erlösten Erde haben, wie der Libanonwein der beste von allen Weinen ist; dann will der HErr selbst es stets mit seinen Augen liebreich leiten und alle seine Ge- bete erhören; dann will der HErr selbst der ewig flie- ßende Lebensquell sein, aus welchem sein Volk allen Segen uud Reichthum an himmlischen Gütern schöpft; der Lebensbaum, von welchem es die Frtjchte bricht, die eingesammelt werden in die himmlischen Scheunen. Dann wird er alles in allen sein; denn das Alte ist vergangen; siehe, es ist alles neu worden. 10. Wer sunter euch] ist [aber] weise, der dies [alles, was ich euch in meinem Buche der Weissagung zur Wa«.nung, zur Strafe, zur Besse- rung nnd zur Züchtigung in der Gerechtigkeit vor- gehalten] verstehe, und lwer ist] klug, der dies [zu seiner Seelen Rettung] merke [und in einem feinen, guten Herzen bewahreJ? Denn [um hier noch einmal alle Worte der Warnung— und des Trostes kurz zusammen zu fassen:] die Wege des HEtrn [die er zu wandeln uns geboten hat, und die er selber uns führet] sind richtig [und führen den, der sich führen lässet, zu eitel Segen, sa eudlich zur ewigen Seligkeit 5. Mos. 33,4]. nnd die Gerechten [die auf feinen Willen achten und seiner Verhei- ßung harren] wandeln drinnen lzum Leben hin]; aber die Uebertreter [die seine Wege verlassen] fallen drinnen [und dieselbigen Wege müssen ihnen zum Tod gereichen 5. Mos. 30, 19f.; 1. Cor. 1, 18]· Die Wege des HErrn gehen von der Erweisung des Zorns zur Erweisuiig der Gnade, vom Tödten zum Lebendigmacheisp von der Verbergung zur Offenbarung, vom Warten zum Ermatten, vom Elend und Jammer zum Sieg tiber Tod und Hölle und zum reichen uud ewigen Genuß alles dessen, was gut ist. (Roos.) Schlußbemetltungen zum Propheten Hosen. Es ist wohl unzweifelhaft, daß Hosea, nachdem er, wie bereits zu Kap. I, 1 bemerkt wurde, 60——65 Jahre unter seinem Volke, den 10 Stämmen des nördlichen Reiches, geprediget hatte, am Schlusse seines Lebens sein Buch zum Zeugnis; wider sein entartetes Volk und zum Troste der Frommen selbst niedergeschrieben hat, wie de Wette sagt: »Mir scheint, daß Hofea gegen das Ende des Reiches Ephraim, nachdem er bei verschiedenen früheren Anlässem in Beziehung auf besondere Umstände, mündlich M« 772 Joel 1, 1——4. seine Prophetenstimme hatte vernehmen lassen, schriftlich im Zusammenhange sich über die Sünden des Volkes und deren Folgen überhaupt, jedoch mit Rückerinnerung an besondere Zeitverhältnisse, anssprach, und gleichsam einen Ueber- und Rückblick auf den ganzen durchlebten ungliicklichen Zeitraum zur War- nung für seine Zeitgenossen that. Er beobachtete dabei eine gewisse Sachordnung, jedoch nicht streng, und indem er sich in die vergangene Zeit versetzte, beobachtete er eine gewisse Stufenfolge Er machte Abschnitte und Ruhepunkte, aber nahm den Faden, den er hatte fallen lassen, immer wieder auf.« Dieser sich durch das Ganze hindurchziehende Faden ist der tiefste Seelenschmerz um den Abfall seines Volkes von der Liebe Gottes. Denn »wohl bei keinem Propheten offenbart sich so deutlich die Liebe, die zuletzt durch nichts zu brechende Liebe, als der tiefste Grund seines eigenen Herzens, wie bei dem so weich und zart fühlenden Hoseax und wie er in seinem prophetischen Herzen die Liebe fühlt, so weiß er sie auch gleichsam im göttlichen Ge1nüthe und Sinne als das unauslöschliche heilige Feuer, welches hinter allem Zorne und aller Strafe ungeschwächt bleibt und immer heroorzubrechem stch initzutheilen und zu beglücken wie vor Begierde brennt. (Ewald.) Er ist der Prophet ,,des hochtragischen Liebesschmerzest Seine Worte find wie Pulsschläge eines Fiebernden, seine Rede ist wie ein Gluthstrom von Thräneiy sein Buch wie ein wilderregtes Meer tiefer Empfindungen« Von seinen persöiilichen Verhältnissen wissen wir weiter nichts, als was die Ueberschrift Kap. I, I uns berichtet. Yller 1l1raphet»»Iaet. Nicht wie bei Hosea gleicht bei Joel die Sprache dem Strome, der fich über Felsen ergießend bricht; sie wallt nicht siürmisch oder majestisch schwer, wie bei Jesaia s— mit dem scheinbar geringsten Aufwand weiß unser Propbet alles klar und bestimmt auszudrücken Da ist nirgend etwas Gesuchtes, und doch ist jeder Ausdruck gewählt, blühend und schön. Hier erkennt man zugleich die Lichte Genialität (ersinderische Geisteskraft), deren Schöpfungen nie die Mühe der Arbeit durchschimniern lassen, sondern überall sich leicht und wie von selbst geworden darstellen. Das 1. Kapitel. Verkündigung der Strafen Heiles, die Juden betreffend. 1. Dies ist das Wort des HErrn, das ge- schehen ist [5.Mos. 18, 22 Anmj zu Joel [d. h. der HErr ist Gott «], dem Sohn Bethuels seines sonst ganz unbekannten Mannes in Jerusalem, viel- leicht aus priesterlichem Geschlecht]: it) Mit diesem Namen ist auch dieses Propheten be- sonderer Beruf angedeutet. So wie dort nnter Ahab der Propbet Elia das Volk durch sein Prvphetenwort zum HErrn zurückbrachte, also daß alles Volk rief: Der HErr ist Gott, der HErr ist Gott! (l. Köin 18, 39) ähnlich hat auch unser Prophet gethan. Zum HErrn, seinem Gott, sollte er das Polk führen, und wie dort dem Elia, so ist auch ihm dieser Joelsruf gelungen. (Schlier.) Nach dem Inhalte des folgenden Weissagungsbuches ist’s unzweifelhaft, daß Joel nur im Reich Juda gelebt und geweissagt hat. Da aber die Ueberschrift nicht, wie bei Hosea (Kap. l, 1); die Könige nennt, unter denen der Propbet gelebt, so sind von jeher die Meinungen über sein Zeitalter sehr auseinander gegangen; niir daß die Meister: daraus, daß bereits Amos seine Weissaguiig mit einem Ausspruche Joels beginnt (Amos 1, 2 vergl. Joel Z, 2l) und mit gleichen Verheißungen schließt (Atn. 9, 13 vgl. Joel Z, 23), folgern, der Propbet ge- höre mit zu den ältesten unter den kleinen Propheten. Gegenwärtig find hauptfächlich zwei Ansichten vorhanden. Die einen, nach denen auch wir in der Bein. z1i 2.Kön. 14. 22 uns gerichtet haben, indem sie die Reihenfolge« (Meier.) der kleinen Propheten als maßgebend ftir die Bestim- mung ihres Zeitalters ansehen (vergl. Schlußbemew kungen zu sämmtlichen kleinen Propheten), setzen Joel in die Regierungszeit des Königs Ufia und also ziemlich gleichzeitig mit Amos und Hosen; die anderen dagegen schließen folgendermaßen: ,,Zwei Thatsachen stehen dem Propheten Joel wie jüngst vergangene vor Augen: zuerst der gewaltige Sieg Josaphats über die verbün- deten feindlichen Heere, die mit einem Schlage Jerusalem erobern wollten und schon bis auf wenige Stunden vor der Stadt stunden (2. Chron. 20 vgl. Joel 3 , 7), und sodann die schwere Heimsuchung unter Josaphats Sohn Forum, als verbündete Feindesheere Jerufalein eroberteiy ansplünderten nnd haufenweise Gefangene mit fort- schleppten (2. Chr. 21, 16 f. vgl. Joel Z, 8——11). An. diesen beiden Ereignissen haben wir eine frchere Grenze, über die hinauf Joel nicht gesetzt werden kann. Da- gegen hören wir im Propheten kein Wort von jener spätern Katastrophe am Ende der Regierungszeit des Joas, als Hasaeh der« syrische König, des Landes Haupt- stadt angriff und Joas schwer verwundet mit all seinen Schätzen kaum einer Plünderung vorbeugen konnte, während schon Amos (Kap. l, 3ss.) um dieser Gewalt- that willen dem syrischen Reiche den Untergang ankündigt. Ueberhaupt kennt Joel nur Tyrus und Sidon, die Philister und Edomiter, noch nicht aber ein mächtiges syrisches Reich oder gar schon eiii assyrisches Weltreich als Feinde des Volkes Gottes. Demnach hat Joel nach jenem Unglück unter Joram und vor der Niederlage unter Joas geweissagh Bedenkt man aber, wie uiiterJoram, seinem Sohne Ahasja und seiner schrecklichen Gemahlin Athalja der Baalsdienft im Reiche herrschte nnd des HErrn Dienst fast ganz aus erottet ward, während Joel in seinem Buche einen woglgeordneten Tempeldieiist des HErrn voraussetzt und keine Klage tiber Götzendienst oder iihciliche Greuel und Laster hat, vielmehr auf seine ernste Mahnung und Warnung alsbaldGehör und Ge- horsam beim Volke findet, so bleibt fiir die Wirksamkeit des Propheten nur die Zeit nach Athalicks Sturz und die erste Hälfte der Regierung des Joas übrig, als unter dem Hohenpriester Jojada eine neue Zeit im Volke im Anzug zu sein und des HErrn Erbarmen das Volk zur Buße geleitet zu haben schien.« Die Zeit, aus welcher hiernach die Weifsaguiig Joels herftammen würde, die ersten 30 Jahre des Joas kvon 877—847 v. Chr.), war nach 2. Köiu 11 u. 2. Chron. 23 eine durch Etfer für den HErru beim König und Volk aus- gezeichnete. Athaljas Gewaltherrschaft war gestürzt und ihr Baalsdienst sammt allen seinen Priestern und Götzen- bildern ausgerottetx dagegen war des HErrn Tempel nnd sein Dienst wieder völlig hergestellt und der König Joas unter der Leitung seines väterlichen Freundes, des vortrefflichen Hohenpriesters Jojada, dem er Leben, Thron und Reich verdankte, setzte alles daran, wahre Gottesfurcht im Volke wieder zu beleben. Im Volke aber galt Gottes Wort noch etwas. Denn als der HErr, der tiefer blickte und sowohl des Königs wankel- müthiges Herz, als des Volkes halbherziges Wesen wohl kannte und wußte, daß es nach Jojadcks Tode gar anders werden würde, mit seinen- Züchtignngen iii fnrchtbaren Heuschreckeuverheerungen und auhaltender Dürre über das Land kam, da fand der Bnßruf des Propheten alsbald Gehör nnd Gehorsam, sodaß der HErr sich des Uebels gereuen ließ und dem Volke die Verheißnng der dereinstigen Wiedergeburt durch Ans- gießnng seines Geistes iiber alle gab. Indem wir also bei der nachfolgenden Auslegung in der Geschichte der Könige Iiidakz iim 60—70 Jahre weiter zurückgehen iiber die Zeit, welche zu L. Nu. 14, 22 fiir unseren Propheten angenommen wurde, nnd unsern Stand— pnnkt bei dein iu L. Nu. 12, 1——16 n. L. Thron. 94, 1——16 vorliegenden Abschnitte nehmen, zerlegeu wir das Buch seiner Weissaguiigen in 2 Theile oder Reden, die in engster Beziehung zu einander stehen: 1) des Propheten Verniahnung zur Buße Gan. 1, 2 —- 2, 17) und L) seine Uerheißnng nach der Buße Rat-· 2,19 — 3,26); zwischen beideii aber steht die Erzählung von dem Erfolg der Buße des Volkes Gan. L, 18). Denn dieser Werk; ist, wie jetzt alle Jliigleger anerkennen, iiicht dlerheißniig der Jtickunfh wie iluther übersekh sondern Erzählung von der Erhörniig des Bußrufs vom ctjGrrm In dem ersten dieser drei Theile Man. l, 2 —- 2, 17) schildert der sorophet eine beispiellose detheernng des Landes Jnda durch mehrere auf einander folgende ijenschrectienschnicirmg welche alle Saaten, Feld— und Gartenfriictjtg alle pflanzen iiiid Bäume uerwiistetem womit noch dazu anhaltende seugende Glutly hitze verbunden war. Ueber dieses Gotteogericht ohne Gleichen erhebt er laute wehklage nnd fordert alle Stände deg Volks aufs Driugltchsle auf, unter Fasten, Trauer und Weinen im Tempel deii tiokrru um Abwendung dieses Strafgerichte anzuflehen. Ohne Zweifel ist diese Rede wohl während der iijenschrectieiioerheericng iiom Propheten gehalten worden. I. Kaki. l, v. 2—20. Nachdem der prophet allgemein aufgefordert hat, die iilier das-Land hereingebrocheiie Verwüstung durch henschrekkenschwiiriiie wohl zu beher- 3igen, ruft er die einzelnen Schichten niid Stände im Volke zur wehlilnge iiber dies dliigliickz er ermahnt die Reichen und wohlhabenden, die das Gewächs deo Wein— stocks gebrauchen, daß sie ans ihrem Xrendenlebru er- wachen; sodann die ganze Gemeinde, daß sie eine all- gemeine sußtraner veranstaltenz endlich die Immer, daß sie in einem Trauergotteodienst sieh vor dem tJErra niederwerfen und sein Erbarmen anrnfeu sollen. Bei Gottes Strafgericht über Juda durch die Heuschreckeiisz 773 jeder neuen Grinahiiung schildert er die Verwüstung von einer andern, dein Fall entsprechenden Seite. Endlich wendet er selbst sich mit Seufzen und Flehen nin Rettung deo Landes zum Mikro. 2. Höre» dies [was ich euch sogleich vor- halten we:de], ihr Aellesten loder Greise- DMU Gedächtniß ani weitesten in »die Vergangenheit reicht], nnd merket auf» alle Einwohner im Lande [Jnda] , ob ssemalsseiu solches [auf iiatürlichem Wege] geschehen sei bei euren [Leb-] Zeiten, oder bei eurer Väter [Leb-] Zeiten [und wenn ihr kein Beispiel findet, so erkennt doch, daß es Gottes Hand und ein von ihm oerhäugtes Gericht fei]. «) Dieses Höretl leitet oft erweckliche Reden der Propheten eiii (vgl. Am. 3, l; 4, I; 5, 1). Hier kündigt es die Kunde von etwas Unerhörtem, von einem Strafgericht ohne Gleichen an. Neues» Unerhörtes z1i schaffen, ist Gottes Schöpferrechy Neues zu verkündigen, Prophetenberiis (Schmied·er.) 3. Saget euren Kindern davon, und laßt es eure Kinder ihren Kindern sagen, und diefelbigen Kinder ihren andern weitern] Nachkommen sdamit so Gottes Thaten unter feinem Volk, seien sie zum Heil oder zum Gericht, lebendig erhalten werden und der Nachwelt zur Lehre oder Warnung dienen L. Mof. 12, 26 f.; Pf. 78, 3 ff.; I. Cur. 10,11. Denn sichere und genaue Ueberlieferung der Thaten Gottes ist stets die Hanptaufgabe der Familie]. 4. Nämlich, was die Raupen [wörtlich: der Nager —— von Kraut und Pflanzen unoerzehrt übrig ge-] lassen , das fressen Maßen] die »Heu- fchrecken wörtlich: der Mehrlingslz Und was die Heuschrecken sübrig ge-] lassen, das fressen [fraßen] die Käfer swörtlichx der Leckerjz und was dievKafer [ge-] lassen, das frißt [fraß] das Gefchmeiß [wörtlich: der Abfresser; denn ein Henfchreckenschwarm nach dem andern ist in’s Land gefallen und hat sein Gewächs gänzlich auf- gefresseiis · · Es ist eine unerweisliche Behauptung, daß mit den hier vorkommenden 4Henschreckennamen (hebr.: gasam, arbe, jelek, chasi1), welche Luther nach der Vnlgata und der Septuaginta mit Raupen, Heuschreckem Käfer, Geschmeiß zur Bezeichiinng von 4 verschiedenen Arten schädlichen Ungeziefers überhaupt übersetzt, vier ver- schiedene Gattungen oder Entwickelungsstufen der Heu- schrecke bezeichnet seien; denn wo einzelne dieser Namen sonst in der heil. Schrift vorkommen, da werden sie ein- ander gleichbedeutend gebraucht, und ferner kam es hier gar nicht auf genaue geschichtliche und natnrgeschichtliche Aufzählung an. Alle 4 Namen bezeichnen die (Wander-) Heuschrecke überhaupt, aber nach 4verschiedenenschäd- lichen Seiten: ,,Nager« nennt er sie, weil sie den Wein- stock, Feigen- und Oelbaum kahl frißt, wenn Kraut und Feldfriichte vorher schon vernichtet sind (Am.4, 9); »Mehrling«, weil sie stets in zahlloser Menge erscheint; dies der sonst gewöhnliche Name der Wanderheuschreckex »Lecker«, weil sie alles kahl machtx ,,Abfresser,« weil sie die Feld- und Bauinfrüchte abfrißt. Der Prophet braucht, um den Jammer der Heuschreckenverwüstung recht deutlich vor Augen zu malen, 4 Worte für die Heuschrecken, deren verheerende Eigenschaften er fchildern will. Auch ist’s nicht nothwendig anzunehmen, daß ge- 774 Joei 1 5 —-17. rade 4 Heuschreckeuschwärme hinter einander das Land verwüstet haben; vielmehr soll mit der bedeutungsvollen Zahl 4 gesagt werden, daß das Gericht über Jiida nach allen Seiten hin ausgebreitet gewesen sei. Ueber die im Morgenlande von Alters her so furchtbare Plage der Heusihreckenschwärme lies hier 2. Mos. 10, 12 Anm.- Weiin mehrere Heuschreckenschwärme hinter einander ein iind dasselbe Land heimsuchen, so ist dies gewiß jederzeit ein ganz besonderes Strafgericht Gottes. Daß wir nun in den Geschichtsbüchern gar keine weitere Nachricht über die hier von Joel geschilderte Heiifchreckenplage finden, hat wohl darin seinen Grund, daß, so gewiß auch eine Heusihreckenverheerung fiir den Augenblick viel zerstören- der und erfchreckender sein kann, als Krieg oder fast jedes andere Landesunglüch sie doch in ihreii Wirkungen bald unmerklicher vorübergeht. Sie mag unter denen sein, welche Amos 4, 9 meint. Z. [Darum] Wachet auf [und werdet nächs- tern’ aus eurem Freudenleben], ihr Trunkenen [ihr Reichen und Wohlhabenden, die ihr das Ge- wachs des Weinstock-s übermäßig gebrauchet], nnd weinet, und heulet, alle Weinsciufer sdie ihr ge- wohnt seid, Wein zn triiiken], Um den Most sden frischen, süßen Traubensaft], denn er ist lmit der Vernichtung der Weinstöckej euch vor eurem Maul weggenommen. « 6.» Denn es zcucht herauf [ist herausgezogen] in mein Land ldas der HErr mir und dem gan- zen Volke Gottes gegeben hat] ein mächtig [Kriegs-] Volks« und deß ohne Zahl snänilich das Volk der HEUichVEckEU CJZPL 3s), II) f.]; das hat lso zer- nzalmendej Zahne wie Lowen, und Vackenziihne wie Loiviiiiien 7. Dasselbige [hat] verwüftet meinen Wein- berg, und [abge-] streift meinen Feigenbaum, fsodaß die bloßen Reiser übrig geblieben find, hat ge-] schalet ihn, und verwitst ihn [und hat ihn beim Abfchalen zerknickts daß seine Zweige weiß dastehen [und bald verdorrt sein werden]. Weinstock und Feigenbauin find als die edelsten Er- zeugnisse des Landes (Hos. 2, 14) allein genannt. s) Das Erste, was geschehen muß, damit der Mensch in seinem gottvergesfenen Leichtsinne auf den Weg der Bekehrung geführt werde, ist, daß er die Noth des irdischen Lebens erfahre und so aus seiner siniilichen Weltbetäubung in den nicht genug zu preisenden Zustand der Nüchternheit gelange. Dann soll er weinen und wehklagen. Mag immerhin der natürliche Mensch zuerst Thränen des irdischen Schnierzes vergießen, daß der Most des Taumels seinem Munde entzogen sei, bald» fließen auch die Wasser der göttlichen Trauer über die innere Armuth und Noth. (Uinbreit.) H) Es ist eine alte Streitfrage, ob die hier und im Folgenden fbesonders Katz. 2) als mächtiges, zahlloses Kriegsvolk dargeftellten Heuschrecken nicht etwa bloße Sinnbilder zukünftiger, feindlicher Kriegsheere der Hei- denvolker sein möchten. Schon ini Alterthum faßte man die ganze Schilderung «des Propheten als eine Weissaguiig zukünftiger Ereignisse und speziell die 4 Namen der Heiischreckeii als auf die 4 Weltreiche, das assyrische, »chaldäisihe, medopersifche und griechisch-mace- donifchehindeuteiid auf. Diese allegorische Auffassung der Schilderiingen unseres Propheten stützt sich einmal darauf, daß die Beschreibiing der Verwüstung über das hinausgehe, was von Heuschreckenfchwärmen gesagt wer- den könne. Allein sie bedenkt uicht, daß die Sprache der Propheten, sonderlich Joels, stets eine hochpoetische ist; denn der Geist Gottes erhebt den Geist des Men- schen auf die Höhen, von deiieii er das Treiben der Menschen im Lichte der Wahrheit uiid die zukünftige Entwickelung des Reiches Gottes wie auch des Reiches der Finfterniß gegenwärtig schaut, auf denen ihm aber auch stets die höchste Stufe des sprachlichen Ausdrucks die natiirlichfte Sprachweise ist. Gottes Sprache ist höchfte Poesie, gleichwie selbst die wahre natiirliche Poesie eine prophetische, göttliche Seite hat. —- Zieht nian von der Beschreibung der Heuschrecken und ihrer Verheerung das ab, was poetische Ausdrucksweife ist, so stimmt, wie wir zeigen werden (s. Kap. 2, 3 Anm.), die Schilderung des Propheten mit dem, was Reisende und Naturkundige aller Zeiten über ähnliche Heuschreckem verheerungen erzählen, gänzlich überein. —- Ferner ftützt sich die Annahme, die Heufchreckenziige seien nur Bilder feiiidlicher Kriegsheerh darauf, daß der Prophet in der gegenwärtigen Verwüstung deii Tag des HErru, d. h. das Weltgericht, herannahen sieht iind dies selbst, sowie die Vollendung der Gemeinde Gottes durch Aus- gießung des heil. Geistes an die gegenwärtige Scene des Gerichts durch Heufchrecken auschließn Allein jeder Prophet, wie jeder, der die Dinge in der Welt mit Augen ansieht, die vom Geiste Gottes erleuchtet sind, betrachtet die Natiir und die Ereignisse in derselben nicht als etwas Selbstständiges, nach eigenen Gesetzen Leben- des oder Regiertes, sondern weiß, daß alle Ereignisse in der Natur aus der Hand dessen kommen, der gerecht und heilig, barmherzig und gnädig gegen den Sünder ist, und daß also die gesammte Naturwelt mit ihren Ereignisfen der Welt der Gnade und des Gerichts folgt oder an sie gebunden ist. Demgemäß sieht Joel in der Heuschreckenverheeriing ein besonderes Strafgericht Gottes, das das Volk zur Buße mahnt, und deii Anfang des letzten großen Gerichtstages, in welchen alle einzelnen Gcrichtstage dieser Zeit auslaufen. Weil aber jedes Strafgericht Gottes über sein Volk ein Vorbild und eine Anbahnung noch zukünftiger Strafgerichte ist, so ist auch die Schilderung der Heuschreckenverwiistiing so ge- halten, daß sie nicht blos deutlich als gegenwärtiges Gottesgericht, sondern auch als die zukünftigen Straf- gerichte, besonders das letzte Gericht vorbildend erscheint. Sollten die Heuschreckeii nach dem Sinne des Propheten als bloße Bilder zukünftiger Ereignisse aufgefaßt werden, so wäre dies sicher irgendwo angedeutet. Aber gleich der Anfang der ganzeii Schilderung (Kap. 1, 2 ff.) wird von jedermann, der es unbefangen liest, als Be- fchreibung einer eigentlichen, gegenwärtigen Heuschreckew verheerung verstanden. Auch Calvin, sowie die vorzü - lichsten Ausleger der Neuzeit sind gegen die allegoris e und für die vorbildliche Auffassung. « 8. Heute [o Gemeinde des HErrnL wie eine Jungfrau, die [auf’s Bitterlichste weinet und ein Trauerkleidj einen Sack [1. Mos. 37, 34 Anm.] anlegt um ihren soerlorenenj Brautigani [Jes. 54, 6]. 9. Denn das stägliche Morgen- und Abend-J Speisopfcr und Trankopfer [2. Mos 29- 38 ff» durch welches das Volk Gottes seine Gemeinschaft mit dem HErru aufrecht erhält] ist vom Hause des HEttn weg ltvird in Folge der Vernichtung von Getreide, Most iind Oel V. 10 bald nicht mehr möglich sein], und die Priester, des HErrn Diener, ttauern lüber diese Störung des Bundes mit dem HErrii]. Ein größeres Unglück als die Einstellnng des täg- lichen Opfers konnte Israel nicht widerfahren; denn dies war eine factische Suspension des Bandes-verhält- nisses, ein Zeichen, daß Gott sein Volk verworfen habe. Daher wurde selbst bei der letzten Belagerung Jerusa- lems durch die Römer der Opferdienst erst eingestellt, als es aus’s Aeußerste gekommen war, und zwar aus Mangel an Opferern, nicht an Opfermaterial (Keil.) 10. [Denn] Das Feld ist verwitstet, und der Acker stehet jämmerlich, das Getreide sdas man um Pfingsten ernten sollte] ist verdorben, der Wein stehet jämmerlich, und das Oel kläglich sWeinstöcke und Oelbäume, deren Ertrag man im Herbste zum Lanbhüttensesie ernten sollte, sind diirch die Heu: schrecken zerstört oder verwelket und können keine Früchte tragen, also daß die Ernte des ganzen Jahres verloren ist]. 11. Die Ackerleute sehen jämmerlich [wört- lieh: Erbleicheh ihr Ackerleuth vor Befchä- mung über eure getäufchte Hoffnungis Und die Weingärtner heulen [heulet, ihr Weingärtner] um den Weizen und um die Gerste, daß aus der Ernte auf dem Felde nichts werden kann. 12. So stehet der Weinstock auch jämmerlich, und der Feigenbaum kläglich ssie smd beide ver- derbet und oerwelket]; dazu sall die edlen Obst- bäume:] die Granatbäume I2.Mos. 28, 34 Auen» selbst die] Paiutbciutnc [die doch soust nur sehr selten von der Heuschrecke beschädigt werden, weil sre weder grüne, frische Rinde, noch zarte, saftige Blätter yaben], Apfelbäumeyt und alle [übrigeti] Bäume auf dem Felde find verdorret; denn [ja,] die Freude der Menschen ist zum Jammer worden. «) Der Apfelbaum war im alten Palästitia nicht selten, und auch jetzt uoch wird er dort cultivirt Die Aepfel sind dort von ganz vorziiglicher Art, wie über- haupt in Südgegendetu ihr Duft ist so lieblich, daß im Hohenliede mit ihm der Athem Sulamiths verglichen wird (Hohei. 2, Z; s, s; 7, 9; Sptx 25, t1.). 13. sAber mit der Wehklage um das Unglück und die Noth des Lebens isi’s allein nicht gethan: nur Buße und Flehen zum HErrn kann es wen- den; darums Begürtet euch [mit Trauerkleiderns und klaget [dem HErrn diese NothL ihr Priester; heulet, ihr Diener des Altarsz gehet kin den Tem- pel] hinein und lieget swörklichx übernachtet] in Säcke« [1. Mos 37, 34 Anm., stehet Tag und Nacht, unablässig flehend, zwischen Halle nnd Altar f. Kau 2, 17J, ihr Diener meines Gottes [oon dem ich, sein Propbet, euch gewisse Er: hörung zusagesz denn es ist beide Speisohfer nnd Trankopfer vom Hause eures Gottes weg [V. 9 Anm.]. 14. Heiliget [ferner] ein Fasten sfordert zu einem allgemeineu Fast-, Vuß- und Bettag feier- lichsi anf], rnset [dazii] die Gemeine zusammen, versammelt die Aeltesteu und alle Einwohner des Landes zum Hause des HErrm eures Gottes, nnd Aufruf zur Yuße gegenüber Gottes schwerer Heimsuchung z 775 schreiet [in brünstigem lauten Gebeten] zum HErrn. 15. [Denn schon sehe ich im Geiste in diesem gegenwärtigen Strafgericht Größeres und Schrecb licheres heraUziehnJ O wehe des [schrecklichen] Tages sden wir soeben erlebt haben]! Denn der Tag des HErru [an welchem er, der allmächtige und gerechte HErr der Welt, alles Ungöttliche end- giltig richten nnd durch Vertilgung aller seiner Feinde sein Reich vollenden wird] ist nahe ssihon höre ich aus diesem von uns erlebten gewaltigen Gerichtstag das Rollen seiner Donner], und set] kommt sdereinst nicht blos mit zeillicheti Strafen und irdilcher Noth, sondern] wie ein Verderben vom Allmiichtigen ldem nichts Sündlicheey das nicht gesühnt ist, entgehen wird Jef. 13 , 163 L, 12— 21]. Der Ausspruch: »die Weltgeschichte ist das Weltge- richt« heißt, wenn er richtig verstanden wird, daß jedes Strafgericht, womit der HErr im Laufe der Zeiten ent- weder sein Volk um seiner Sünden willen züchtigt oder seine Feinde vernichtet, ein Moment und eine Vorstufe des letzten großen Gerichtes bildet, in welchen! Gott alles, »was vom Strom der Zeit ungerichtet und un- geschlichtet der Ewigkeit zugeführt worden ist, endgiltig richten und schlichten wird« Auch die Verwiifiungen und Plagen, welche über uns durch die Kräfte der Natur hereinbrechety und welche der Unglaube so gern als blos auf tiatiirlichetn Wege »durch die tinabänderlicljen Ge- setze der Natur» entstanden ansieht, sind Ziichtigiingen und Strafen in der Hand des Gottes, der die Gesetze der Natur nicht nur geschaffen, sondern auch jeden Augenblick d1irchbrechen kann, ohne daß eine Störung im Naiurmechanismus dadurch entstünde; denn die Natur lebet das Leben der Menschheit mit, und die durch sie gewirkten Plagen sind die Antworten auf die die heil. Ordnung Gottes zerstörende Sünde. Wir sollen uns daher nicht irre machen lassen, dein wahren Glauben gemäß jedes sog. natiirliche Ereigniß, das unser Glück ·stört, sei es klein oder groß, als unmittelbar göttliche Strafe für unsere und unserer Zeitgenossen Sünde anzu- sehen und, wie Joel, darin das Herannahen des letzten großen nnd schrecklichen Tages des HErrn zu erblicken. Its. Da wird die Speise vor unsern Augen weggenommen werden [besser: Jst doch durch die Heuschreckenplage die Speise vor unsern Augen, da wir die Ernte schon sicher zu haben wähnten, weggenommenL und Vom Hause un- sers Gottes swelchem nun keine Erstlinge, keine Dankopfer dargebracht werden , keine fröhlichen Opfermahlzeiten mehr gefeiert werden können] Freude nnd Wonne [5. Mos 12, 6 f.; 16, 10f.]. 17. [Zu all dieser Verheernng kommt noch eine anhaltende, unerhörte Dürre:] Der Same fder diirch eine gute Ernte unser Unglück lindersii sollte, hat die Keimkraft verloren und] ist nnier der Erde verfaulet sbessem ver-modern, die Korn- hciuser stehen wüste, die Scheurcn zerfallen sweil ihre Aiisbesserung jedem unnütz erscheint]; denn das Getreide [auch von der nächsten Ernte] ist verdorben. 776 Joel1, 18—20. 2, 1-—8. 18. O wie senfzet das Vieh [in der alles verzehrenden Gluth]! Die Rinder sehen kläglich, denn sie haben keine Weide [mehr], und die Schafe verschmachten [So muß auch die un- vernünftige Creatur unter den Folgen unserer Sünden leiden.] 19. HEry dich [der du ja Menschen und Vieh gerne hilfst Pf. 36, 7] rufe ich [dein Pro- phet für dein Volk, dein Erbtheil] an; denn das Feuer [der Se-nnengluth] hat die [grünenden] Auen in der Wüste [besfer: der WeiDePlätzeJ verbrannt, und die Flamme [der anhaltenden Dürre] hat alle Baume auf dem Acker angezündet [der: senget]. » » 20. Es schrcien auch die wilden Thiere zu dir [der du ja dem Vieh sein Futter giebst, den jungen Raben, die dich anrufen]; denn die Wasserbiiche sind ausgetrocknet, und das Feuer [der Sonne] hat die Auen in der Wüste [der Weiden] ver- brannt [aufgezehrt]. Das 2. Kapitel. Von wahrer« Buße, Christo und tiusgießuiig des heiligen seines. II« Blau. L, 1—17. Juden« der Propbet seine Biißpredigt weiter fortselzn ruft er nochmals und uoeti eindringlirher zii einer allgemeinen Buß- iiud Gebetguersaniinliiiig auf und begriindet die blotlswendiglieit der Buße durch eine ergreifendc Schilderung des nahenden großen uiid furcht- baren Gerichtgtageg des lichten, giebt aber dabei dem Volke die trösiliche verlieißicng, der Hafer werde sich nach feiner großen Gnade seines Volkes, wenn es sieh von ganzem Herzen zii ihm beliebte, noch erbarinen Zum Schlusse fordert er nochmals die ganze Gemeinde ans, siiiz zu liußfertigem Gebet und Flehen ini Hause des htlirru zii versammeln, und zeigt den Priestern, wie sie ziim hatten fleheii miisseln 1. Blaset [ihr Priester des HErrriJ mit del? Posaune [4. Mos. 10, 2 Amen] zu Zion, rnfet [machet Lärm] auf meinem heiligen Berge [wo ich, der Heilige, im Tempel über den Cherubim throne]; erzittert [und schrecket aiif aus eurer Sorglosigkeit], alle Einwohner im Lande; denn lschanet nur an das vor euren Augen liegende Strafgericht und erkennen daß wahr ist, was ich Kap.1, 15 gesagt habe:] der Tag des HErrn [an welchem er alles endgiltig entscheiden und richten wird] kommt [mit eilenden Schritten herbei], und ist nahe. 2. Ein sinstrer Tag [wird derfelbige große Gerichtstag sein], ein dunkler Tag, ein wolkiger Tag, ein nebliger Tag sgenauerx ein Tag der WolkennachtL « gleichwie sich die Morgenrbthe ausbreitet über-die Berge lalso wird man am Lichtschimmer erkennen, daß das Heer des himmli- schen Richters von ferne heranziehet]; niimlich ein groß nnd mächtig Volk sdesseii Vorbild ihr im Heufchreckenheer vor euch habt], desgleichen vorhin [von Anfang der Erde] nicht gewesen ist Und hin- fort nicht sein wird zu ewigen Zeiten für und für sgleichwie alle Plagen und Schrecknisse der Endzeit ihres Gleichen vorher nicht haben werden]. «) Da der hier beginnende Vergleichungssatz mit dem folgenden Satz: ,,nämlich ein groß und niächtig Volk« einen selbsiftändigeii Satz und zusammenhängenden Gedanken bildet, so ist hier z1i Anfang statt Komma ein Seinicolon und statt des folgenden Seniicolon ein Komma zu setzen. · 3. Vor ihm her gehet ein Verzehrend Feuer, und nach ihm eine brennende [lodernde] Flamme Das Land ist vor ihm idem großen starken Volk des Gottesheeres und dem es begleitenden Feuer] wie ein Lustgarten [genauer: wie der Garten des Paradieses l. Mos 2, 8], aber nach ihm wie eine wuste Einode, und niemand wird ihm ent- gehen. Fast alle einzelnen Züge in der prophetischen Be- schreibung des großen Gerichtsheeres der Endzeit, auch dieser in V. Z» ist der Erscheinung der Heuschrecken nnd somit dem eben erlebten Strafgericht entlehnt. Barrow erzählt, daß 1797 eine Strecke des Kaplandes von fast 400 Quadratmeilen durch eine Wanderheuschrecke verheert wurde, welche selbst das junge Samenkoru des Ackers aufzehrte. Als endlich der Sturm sie ins Meer trieb, bildeten sie am Strande verwesend eine 10 deutsche Meilen lange, 3 bis 4 Fuß hohe Bank. Zwei Jahre darauf ward Marokko auf dieselbe Weise binnen dreimal vierundzwanzig Stunden jeder grünenden Pflanze be- raubt, und dasselbe Schicksal traf im Anfang dieses Jahrhunderts einen bedeutenden Theil von Kleinasiein Jm Juli 1860 ward ein großer Theil des Gouverne- ineiits Astrachan von Heuschrecken heimgesuchn Da die dürre Steppe ohnehin wenig Nahrung bot, so fraßen sie das harte Schilfrohr der Seen, und von 2, 3 Klafter hohen Schaften blieb keine Spur mehr. An andern Stellen griffen sie die Filzzelte der Nomaden an, welche sie fiebartig durchlöchertem ja nicht selten fielen sie über einander selbst her. Jm Hinblick ans solche Thatsachen mag das Wort fast als Wahrheit erscheinen, welches der Chalif Omar aus den buchstabenähnlichen Zeichnungen des Henschreckenflügels las: »Wir sind das Kriegsheer des Allmächtigeiy wir legen 99 Eier, und wenn wir 100 legten, so würden wir die Welt vernichten.« —- Der letzte große Gerichtstag wird hier zunächst als Tag dichter Finsternis; beschrieben. Finsternis; ist nach der heil. Schrift stets Darstellung der Sünde, Gottentfrem- dung, Verworfenheit; ferner Mittel und Offenbarung des Gerichts über den Sünder. Daher gehet der Ver- kündigung des Gesetzes Gottes vom Sinai herab die Erscheinung Von schwarzem Rauch und dichtem Wolken- dunkel (2. Mos. 19, 18; 5. M. 4, 1l), in welches der Sinai sich einhtillte, vorher; denn das Gesetz zeigt dem Sünder feine Verdammniß und den HErrn als gereih- ten Richter; die dichte Finsternis welche als 9te Plage Egypten einhüllte, zeigte den Egyptern bereits das Ende der Langmuth Gottes und das nahende Gericht nnd war ebenso, wie auch die übrigen egyptischen Plagen vorbildlich auf die Zeit des letzten großen Gerichtstages; daher werden sich nach der Offenbarung Joh. diese Plagen , nur in höchster Steigerung, am Ende wieder- holen, die herabftijrzenden Fenerklumpen bei der 2ten Posaune (Offb.8,8), die Finsternis; und die Heuschrecken als dämonisches Heer des Abgrundes bei der 5ten Hkdas Gericht durch die Henschrecken ein Vorbild auf die letzten Gerichte. 777 Posaune (Offb. 9, Z. 3—11). — Was die einzelnen Gerichtstage im Laufe der Geschichte des Reiches Gottes im Vorbild zeigen, das wird am letzten großen Gerichts- tag im höchsten Maße und i1i ganzer Fiille eintreten; darum gebraucht der Propbet (V. Z) vier verschiedene Namen für die Finsternis; dieses Tages und des in ihr sich nahenden Zornes Gottes. -— Das Feuer ist Mittel und Offenbarung des Zornes und gerechten Gerichtes Gottes. Darum fielen vor der Heuschreckenplage i1i Egypten unter Hagel und Donner Fenerklumpen vom Himmel herab (2. Mos. S, 23 f.); darum fuhr der HErr unter Donner nnd Blitz im Feuer anf den Sinai herab und redete das heil. Gesetz aus dem Feuer zum Volke; denn sein innerstes Wesen ist heiliges Feuer der Liebe, über welcher dem bnßfertigeii Sünder das Herz bricht, die aber mit Zornesgluth den niibnßfertigen Uebertreter seiner Gebote verzehrt (5. Mos. 4, 24z Hebt. l0, 27; 12, 29). Der letzte große Gerichtstag aberswird, wie V. B. vgl. Ofsb. 8, 8sf. zeigt, im höch- sten Maße von der Offenbarung des verzehrenden, fressenden Zornfeners begleitet sein. Diesen Tag der dichtesten Finsterniß und des helllodernden Feuers wird aber ein gewaltiges Gottesheer (V. 2) heransführein das Gottes Befehle zur Vernichtnng der Wcderwärtigen ausführen wird. Da nun der Propbet soeben einen Gerichtstag vor Augen hat, den der HErr durch ein Heer wirklicher Heuschrecken und durch Sonnenglnth ge- halten hat, nnd in ihm mit vollem Rechte Anfang und Vorbild des letzten großen Tages des HErrn sieht, so stellt er letzteren in Zügen dar, die dem soeben erlebten Gerichte entlehnt, nur entsprechend gesteigert sind. Daher ist ihm das Gottesheer, an dessen Spitze der HErr zur letzten Entscheidung kommt, auch ein Heuschreckenheey zumal da diese Thiere nach jeder Seite hin kriegerisches Aussehen und Gehaben zeigen, und der iieutestamentliche Seher Johannes hat, weiin er Offb. 9, 3——11 dies selbige Gerichtsheer als Heuschreckenheer mit Scorpionen- stachel schildert, die Darstellnng desselben bei unserem Propheten vor Augen. Daher ist dem Propheten der helle Schein am Himmel, der stets das Heranziehen von Heuschrecken ankündigt, das Bild der Morgenröthe, die den letzten Tag der Finsternis; heraussührt; endlich die gewaltige Gluthhitze, die das ganze Land versengt hat, ein Bild oder eine Weissagnng anf die den zum Gericht kommenden HErrn begleitenden, verzehrenden Feuer- flammen, die den Erdkreis sammt allen Feinden Gottes veriiichten werden. — Ueber den hellen Schein, welcher beim Heranziehen der Henschreckenschwärme durch das Znrückprallen der Sonnenstrahlen von den Flügeln der Heuschrecken am Himmel steht, erzählt ein Reisender: »Wir konnten den Tag vor der Ankunft der Heuschrecken auf ihre Annäherung ans einem gelben Wiederschein am Himmel schließen, welcher sich von ihren gelben Flügeln herschrieln Sobald dieser Schein sich zeigte, zweifelte niemand, daß ein ungeheurer Henschreckenzug vorhanden sein müßte. Während meines Aufenthaltes in der Stadt Barua fah ich selbst dieses Phänomen so stark, daß die Erde vor dem Wiederscheine eine gelbe Farbe annahm. Den Tag darauf kam ein Schwarm von Henschrecken.« 4. Sie sdie Heuschreckenkrieger des Gottes: heeres der EIidzeitJ find lähnlich den wirklichen Heuschrecken am Kopfe] gestaltet wie Rosse, iind rennen [so schnells wie die Reiter sgenauer: wie Reitrosse]. 5. Sie springen daher oben auf den Bergen, wie die Wagen tasseln sgenauerz Sie hüpfen und machen dabei ein Getöse, wie das Getön von Kriegswagem « welche rasch über holprichte Gebirgswege oben auf den Bergen dahin fah: reii], und [beim Abfressen der Pflanzen niid Sträucher machen sie ein Geräusch] wie [wenn] eine [knisteriide] Flamme lodert iui Stroh [im dürren Stoppelfelde, und sie brechen ins Land ein] wie [wenn] ein mächtig [Kriegs-] Volk [gegen den Feind anrücktjs das zum Streit gerustet ist. [Ossb. 9, 7. 8.s V) Anderssom der die Heuschreckenheere in den Län- dern um den Nhaniisee beobachtete, vergleicht das Ge- räusch ihresFlligelschlags mit dem Heulen des Sturms im Takelwerk der Schisse. is. Die Völker werden sich vor ihm sdiesem schrecklichen Gottesheer der Endzeit] entfetzen, aller Angesichte sind sbei seinem Anblick] so bleich wie die Töpfe* sdie in des Feuers Gluth ihre Farbe einbüßen» Nah. 2, 11]. »Es) Luther übersetzt das hier stehende hehr. KIND als gleichbedeutend mit THE) der Topf, iind zwar nach dem Vorgange der Septnaginta, welche dabei an die Farbe des glühenden, ehernen Topfes denken. Allein diese Farbe kann nicht wohl bleich genannt werden. Daher wird THNO richtiger von AND glänzen, roth sein abgeleitet, sodaß das davon abgeleitete Substantiv: der Glanz, die Röthe bedeutet. Die genaue Uebersetzung ist dann: sie sammeln oder ziehen ein die Röthedes Antlitzes, d. h. sie erbleichen, indem der eisige Schreck das Blut aus dem Gesicht zuriicktreten läßt. W) Aehnlich wie in diesem V. sagt Plinius, der tressliche Natnrforscher des römischen Alterthnms, wel- cher beim erstmaligen Ausbrnch des Vesuvs 79 n. Chr. utnkam, in seiner Beschreibung der Heuschrecken: Sie verhüllen die Sonne , und ängstlich schauen die Völker aus, daß sie nur nicht aiif ihren Ländereien sich nieder- lassen mögen. 7. Sie werden [gegen fesie Städte Sturm] laufen wie die Riesen swie kriegsgeübte, muthige Helden], nnd die Mauern ersteigen wie die Krie- ger; ein jeglicher wird stracks sauf das gemeinsame Ziel des Angriffs] »vor sich daher ziehen, und [werden] sich nicht saumen sdadurch, daß sie rechts oder links vom Wege abbiegen nnd einander in den Weg kommen nnd aufhalten sollten]. Auch dieser Zug in der Beschreibung des endgeschicht- lichen Gottesheeres ist von den Henschreckenzügen herge- nommen. Hieroiiymus erzählt: Dies haben wir neulich in diesem Lande (Palästina) gesehen. Denn da Schwärme von Wanderhenschreckeii kamen und die Luft zwischen Himmel und Erde durchzogen, flogen sie nach dem von Gott in sie gelegten Triebe in solcher Ordnung, daß sie wie die Steinchen in einem Mosaikboden ihre Stelle einhielten nnd nicht um einen Nagel breit ans ihrer Reihe wichen. Spr. 30, 27. 8. Keiner wird den andern irren sim Wege hindern] sondern ein jeglicher wird in seiner Ord- nung [auf seiner vor ihm liegendeii Straße] daher fahren; und werden [selbst] durch die [entgegeiige- haltenen] Waffen [wieSchwerter und Spießcz hin: durch-J brechen, und nicht verwundet werden Ida- rum, daß es ein unbesiegbares Gottesheer ist, dein keine, noch so feindliche menschliche Gewalt zu widersiehen vermag]. 778 Wirkliche Heuschrecken werden nie mit Waffen ange- griffen; es paßt also dieser Zug nur auf das Gerichts- heer der letzten Zeit. 9. Sie werden in der Stadt umher reiten [gen.: rennen], auf der Mauer laufen und in die Häuser steigen, und wie ein Dieb durch die Fenster hinein kommen [Nah. 2, 5]. 10. Vor ihm sdlm Kriegsheer, init welchem der HErr sein Weltgericht ansriclitets erzittert das Land lbesserx die Erde], und bebet der Himmel sweil ihr Gericht gekommenjz Sonn nnd Mond werden finster, und die Sterne verhalten slasscn nicht mehr leuchten] ihren Schritt lJes IS, l0; Heut. so, 17; Onatth 24, 29; Mark. 13,«24f.; Ossb. 8, 12]. . 11. Denn der HEtt Wird [selbst mit dieseut Kriegsheer zum letzten Gericht iiber die Welt kom- men und wird alsdann] seinen Donner [zur Ver- kündigung seines Zornes nnd Grimmes über die Welt, die das Maß der Sünde vollendet hat] vor seinem Heer lasseii hergehen sdainit er aller Welt verständlich kund werde]; denn [dies] sein [Gerichts-] Heer ist sehr groß iiiid mächtig, welches seinen Befehl szur Sammlung und Vertilgung aller Aergernisse auf Erden sicherlich] wird ausrichtetiz denn der Tag des HErrn ist groß und sehr er- schrecklich; wer kann ihn leiden fund vor dem Grimm des ewigen Richters, des in Herrlichkeit erscheinenden Menschensohnes bestehen]? Der HErr, welcher an der Spitze des großen Kriegsheeres zum Gericht kommt, ist Jesus Christus, das Lamm Gottes, das erwiirget ist, und der Löwe aus Juda, der überwunden hat. Derselbe wird mit allen seinen heiligen Engeln zum Gericht wieder kommen. Aber nicht die heil. Engel werden das von Joel be- schriebene Gerichtsheer bilden , sondern nach Ossb. O, 1 wird dasselbe aus Befehl und Anlaß Gottes aus dem Abgrund der Hölle heraufsteigen und also ein dämoni- sches Heer sein. Denn dazu eben verschiebt der HErr sein Gericht über das böse Geisterreich, daß es ihm vor- her diene, die Sünde und die Sünder zn überwinden und zu strafen. 12. sWeil nun dieser große Gerichtstag sicher bevorsteht und ihr alle aus dem gegenwärtigen Jammer von den Heuschreckensclsivärinen die zu- künftigen Schrecknisse ahnen könnt:] So spricht nun der HEru Betehtet euch zu mir von ganzem Herzen [auf daß ihr dem zukünftigen Tag des Zorns Gottes entrinnet] mit Fasten, mit Weinenxt mit Klagen [1. Sam. 7, Z; h. Mos. 6, 5]. 13. Zerreißet eure Herzen Ikomiiiet zu eurem Gott mit einem zerschlagenen Herzen und einem geiingsteten Geiste Pf. 51 , II; Hcsek 36, 26], Und [begnüget euch] nicht sdamits eure Kleider snach der äußerlichen Sitte der Trauer zu zerreißen S. Mos. 14, 2 Anm.];« nnd be- lehret ench zu dem HEtrm eurem Gott; denn er ist [ivie er dort in der großen Offenba- Joel s, 9-—19. rung an Mose 2. M. 34, 6 »fs. u. Arm. selbst von sich gesagt hat] gnädig, barmherzig, geduldig und von großer Güte, nnd renet ihn bald die Strafe« [2. Mos. 32, 14; 2. Sam. 24, 16]. 14. Wer weißt, es mag ihn wiederum ge- teilen lgenauerx ob er nicht vom begonnenen Gericht umkehrt und davon absieht, sein bußfer- tig Volk gänzlich zu verwerfen], nnd [wenn er sich mit seinen Strafen von uns gewendet hat] einen Segen hinter sich lassen, liiämlich neuen Erntesegen, der es euch inöglich inacht, die Gemeinschaft mit ihm wieder zu erneuen und] zn opsern Speisopser und Tranlopser dem HErriy eurem Gott. «) Die Bekehrung soll von ganzem Herzen geschehen; jede Bekehrung, welche nicht von Herzen geschieht, hat nur den Schein der Buße. Wie aber die Bekehrung von Herzen kommen soll, so find die Thräuen auch sehr ost Thräiieii des Herzens, und es ist nicht allezeit nöthig, daß sie aus den Augen rinnen, obwohl es sehr schwer hält, solche zurückzuhalten, wenn das Herz recht gerührt ist. Die Thräiieii des Herzens aber sind eine gewisse Zerknirschtheit nnd eine tiefe nnd verzehrende Be- trübniß. (Mdi1ie. de Guyon.) — IV) Gott verlangt niehr eine innere als äußere Bekehrung. Alle jene äußerlich glänzenden Zeichen der Reue nähren mehr die Selbst- zufriedenheit nnd Gleißnerei, als sie Gott befriedigen. Man thut sich selber genug, und das Gewissen wird gewaltig bestärkt, wenn es glaubt, es habe durch große Dinge siir seine großen Stinden genug gethan. Es kommt ihm vor, als hätte es aus allen Kräften den Gott angethanen Schimpf wieder gut gemacht. Die innere Buße zerreißet das Herz und vergniiget den Geist nicht. Es ist besser, daß das Herz zerrissen werde, als der Leib; dabei siiid solch heftige Schmerzen, daß man sich wohl in Stücken zerreißen möchte; aber es geschieht mehr durch eindringliche verborgeiie Schmerzen, als durch ein strenges Leben, das der ganzen Welt in die Llugen fällt. Jhr armen Sünder, die ihr euch unter der Last eurer Stinden ganz niedergedrückt fühlt, kehret doch alsbald zu Gott zart-ei, und ihr werdet ihn gnädiger finden, als irgend ei1ien·Menscheti. (Mdiiie. de Guyoii.) — DER) Spottet nur immerhin ihr stolzen Weisen, mit eiirem Verstande eines Gottes, der Reue fühlen könne; wenn ihr von der Sünde gedeinüthigt worden, werdet ihr zuletzt doch wieder mit eurem Herzen den Gedanken eines reuigen Gottes mit Freuden ergreifen! — Denn der Mensch — das ist eine unum- stößliche Wahrheit, will doch nur einen lebendigen Gott. (Umbreit.) Was Gott unbedingt will, gereut «ihn nie (4. Mos. 23, 19); was er aber nnr unter gewissen Voranssetziiiigeii und Bedingungen gethan, verheißen oder gedroht hat, das will er sich gereuen lassen, wenn die Voraussetzungen des so bedingten Willens wegfallen. Irr. is, 7—l0. (Schmieder.) —- -s) Der Prophet redet also nach den Gedanken eines zersihlagenen Gewissens, welches sich kaum einmal nach der Muthlosigkeit wieder aufrichtet uiid zu Gott und seiner Gnade wieder empor zu schauen anfängt. Es zeiget diese hebr. Redensart also keinen Zweifel an, sondern eine Bejahung mit eineni Wunsche, als wenn ich auf deutsch sagte: es wird sich (so Gott will) noch wenden. (Lnther.) 15. Blaset init Posaunen zu Zion sso rufe ich noch einmal euch Priestern zu, damit der Segen des HErrn gewißlich wieder über uns komme nnd sein Gericht abgewendet werde], heiligct eine Fasten« [Kap. 1, 14], rnfet die Gemeine zu- samtnen, 16. Versammelt das Volk, heiliger die Ge- meine [berufet eine heilige Gemeindeversainmlung], sammelt die Aeltesten [die Greise], bringet zu- hause die jungen Kinder und die Sciuglinge ljedes Alter soll zu dem— Feste kommen, bis zu den Säuglingeri herab; denn auch ihr zartes Leben athmet in der verderbten Luft der Zeit, und sie haben an der Brust der Niütter die Sünde ihres Geschlechts getrunken]; der Bräutigam sselbst ent- sage der Liebeswonne und] gehe aus seiner Kam: mer, und die Braut aus ihrem Gemach fdenn wenn allen ohne Ausnahme das verdiente Gericht droht, ist kein Raum zur Freude und irdischen Glückseligkeit] 17. Laßt die Priester, des HErrii Diener, [die geordneten Mittler zwischen dem HErrn und seinem Volke, herzliche Bußthränen] weinen zwi- schen der [Tempel-] Halle fdem Heiligen] und [dem Brandopfer-] Altar salso unmittelbar vor dem Eingang in das Heilige], nnd szu dem im Allerheiligsten throuenden HErrn mit Beten und Flehen] sagen: HErr, schone deines Volks, und laß dein Erbtheil sdas du dir durch die Erlösung aus Egypteu und die Gesetzgebung an: Sinai zum besondern Eigenthum erworben hast] nicht zu Schanden szum Gegenstand des Spottes und der Schmach derer, die dich nicht kennen] werden, [da- durch] daß Heiden lfchon jetzt es unter sich treten und] über sie herrschen [besser: sodaß die Hei: den iiber sie spotten, als hättensie vergeblich deiner Verheißuug vertrauen. Warum lvillst du [es zu-] lassen sdaß man] unter den lohne Gott in der Welt lebenden] Völkern sagen [kötine]: Wo ist] nun ihr Gott lhaben wir nicht recht gesagt, daß sie aus Hochmuth glaubten, in besonderem Bunde und sonderlicher Gnade bei Gott zu stehen? Sollte dich nicht also die Ehre deines heiligen Namens bewegen, uns zu verschonen b. Mos. 28, 37——42; 2. M. 32, IT; l. Kein. 9, 7 f.; Mich. 7, Ia; Pf. 115, 212 V) Das Wort ,,Fasten« wird gegenwärtig nur noch in der Mehrzahl »die Fasten« gebraucht. Jtn Mittel- hochderttschen dagegen war allgemein die Einzahl: die vaste üblich, wonach auch Luther hier ,,eiue Fasten« schreibt. Es kommt von der Wurzel ,,fest«. Das alt- deutsche Zeitwort fastån bedeutet also eigentlich etwas fest- halten, beobachten; dann sich fest und enthaltsam bewah- ren; das Substantiv die vaste bedeutet demnach ur- sprünglich observantia, Beobachtung, dann die leibliche Enthaltsamkeih die Mehrzahl die vasteku jetzt: die Fasten, dann auch die Tage , in welchen man leibliche Enthaltsauikeit übt. 18. [Dieser ernste Bußruf des Propheten Kap. 1, 2 — 2, 17 war nicht utnsonst; er fand ofsene Ohren und Herzen. Der allgemeine Buß-, »Erneuerter«Vußruf anzzalles Volk und die Demüthigung desselben. 779 Ver: und Fasttag ward gefeiert; das ganze Volk that Buße, und die Priester fleheten zum HErrn um Barmherzigkeit für das Volk. Der HErr aber erbörete das Gebet:] So wird denn der Hirt-r unt sein Land eitel-n, und seines Volkes verschoncn [richtiger: da eiferte der HErr in heiliger Liebe fiir sein armes, geplagtes Land, oergab ihm seine Sünden und verschonete sei: nes Volks mit ferneren Gerichten] Dieser Vers bildet die Mitte des ganzen Bachs und das Bindeglied zwischen seinen beiden Hanpttheilem der Vermahnung zur Buße und der Verheißung nach er- folgter Buße Das; in ihm nicht auch Verheißung und zwar zukünftigen Liebeseifers des HErru um sein Volk nnd zukünftiger Verschonnng enthalten ist, sondern ein- fache geschichrliche Erzählung ist durch die Grammatik festgestellt und von den vorziiglichsteir Auslegerri aner- kannt. — Der Ausdruck ,,eifern«, vom HErrn gebraucht, gründet sich stets auf die dnrch die ganze heil. Schrift hindurchgeheude Anschauung, daß der HErr in einem heil. Ehebunde mit seinem auserivählten Volke stehe (s. darüber Hof. 1, 2 Blum. t). Die heilige Eifersucht des sein Volk, sein rechtmäßiges Eheweib, von Ewigkeit her liebenden HErrn ist einerseits der göttliche Zorn, der, weil Gottes Liebe eine durch und durch heilige ist, die Uutrene und den Abfall seines Eheweibes züchtigt, um es zur Liebe uud Treue zirrtictzufiilsrett l2. Mos. M, 5); andrerseits der Grinmy welcher, wie hier, die Feinde seines wieder bekehrten, treuen Volks verzehrt (Hesek. 39, 35; Such. 1, 14). Wie der erste Theil der Weifsagungcn des Propheten, so zerfällt auih der nun begiunrnde zweite Theil Gan. L, 19 —— Z, W) in 2 Abschnitte. Dort haben wir zuerst die-Plage der Gegenwart gesehen, die aber nur der Vor— bote noih furchtbares-er zukünftige: Plagen war: srne Heu— fchreciiensrttwärme waren dir Verboten und Vorbilder eines srtircctilicheu Gottcgheeres am Ende dcr Zeiten, womit der tjGrr sein Eudgrrichl augrirhtctt wird. Den! entspricht auch die verheißnng des 2ten Theils. Zuerst vertiiiudigt Statt, wie anders der HGrr nun an feinem bnßfcrtigeu voller thun werde, wie er aus der Draugsal es erretten und ihm reichlich alle Noth der vcrgangcntn Jahre ver- gelten wolle; hernach aber blictit der slrophct weiter hin— aus nnd schildert, mit: deg tjGrrn Tag, den er zuvor als Tag deo Schrertieitg oerleiiudigß auf doa Volkes Zusie hin ein Tag des tjellg und der Freude seinem toollie sein werde. Selbstverständlich hielt drr Propbet diese St: Rede später als die erste, mimlirh naih erfolgter Buße des Volks. I. Bau. E, 19——27· Dreierlei verheißt der HErr feinem bußfertigen Voll: als Hilfe in der gegenwärtigen Noth: zuerst Jblstlfe des bittern Mangels für Menschen und Thiere, sowie Vernichtuug des Heufchrecleeuheercxq sodann die Ermordung des Lehrers zur Gerechtigkeit, uud endlich reichlichen Regengufi uud Wiederkehr fruchtbnrer Zeiten. Daß dirs Dreifach: nicht in der Reihenfolge aufgezählt wird, in der cg sich gefchirhtlicts erfiilleu sollte, hat m der lebhaften Darstellung des Propheten seinen Grund. 19. Und der HErr wird antworten, und sagen [richtiger: antwortete auf das Gebet sei- nes Volks und der Priester drirch seinen Propheten und sprach] seinem Volk: Siehe, ich tvill euch Getreide, Most und Oel [welche die Heu: schrecken veruichtet haben Kap. 1 , 11] die Fülle 780 schicken, daß ihr genug dran haben sollt; und will euch [wie ihr V. 17 zu mir geflehet habt] nicht mehr lassen unter den Heiden zu Schanden werden [daß sie meinen dürften, ich könnte euch nicht helfen oder hätte euch verlasseii]. 20. Und will den von Biitternacht [den Nordländerf nämlich den Heuschreckenschwarrm der von Norden, vom Reiche Jsrael her Am. 4, 9., oder von Nordosten ans der fyrischen Wüste zu euch gekommen ist] ferne von euch treiben, und ihn sdiesen Heereszug von Heuschreckeiy V. 7 Anm., nach seiner Hauptmafse durch denselben Nordwind, durch welchen er über euch gekommen ist] in ein durr und wnst Land [nämlich in die im Süden gelegene arabifche Wüste] verstoßen, [den übrigen Theil des Heeres aber will ich ins Meer« treiben] namlich «sein Angesicht [oder feinen VortrabJ hin zum Meer gegen Morgen [d. i. zum todten Meer], nnd sein Ende [oder seinen NachtrabJ hin zum äußersten [hintern d. i. mittelländischen] Meer. Er [dieser sein Vor- und Nachtrab] soll [von den Wellen des Meeres an’s Ufer gespült, dort] ver- faulen und stinken; denn er hat große Dinge ge- than [genauer: hat durch surchtbare Verheerungen das Maß, das ich ihm geboten, überschritten und mit seiner Macht groß gethan*"]». · «) Die Heuschrecken kommen und gehen mit allen Win- den; gewöhnlich kommen sie mit dem Siidwind aus der arabischen Wtiste nach Palästina, ausnahmsweise aber auch von Norden und Nordosten. Beides kann hier gemeint sein, weil der Hebräer keine besonderen Bezeich- nuiigen für die Nebenrichtungem wie Nordosten, Süd-« often hat. Die nordöftlich von Juda liegende syrische Wlifte birgt aber auch häufig Heuschreckenschwärma Aus der poetischen Bezeichnung des Heuschreckenheeres als eines Nordländers folgt also nicht nothwendig, daß keine wirklichen Heuschrecken, sondern ein feindliches Volk, etwa die Syrer oder Assyrer oder das flir das Ende der Zeiten geweissagte feindliche Volk Magog (Offenb. 20, 7 ff.) gemeint und dasselbe in Käf-i. 1, 2ff. und hier unter dem Bilde von Heuschrecken dargestellt sei. «) Sehr häufig kommen die Heuschreckenzüge im Meere um. So erzählt Hieronymus: »Auch heut zu Tage haben wir es erlebt, daß Heuschreckenziige Judäa bedeckten, die dann vom Wind in das todte und das mittelländische Meer getrieben wurden. Und da das Ufer beider Meere von Haufen todter Heuschrecken, die das Wasser angespült hatte, angefüllt wurde, war ihre Fäuluiß und ihr Gestank so schädlich, daß die Luft da- durch verdorben wurde und sich eine Pest für Menschen und Vieh erzeugte« ff. V. 3 Anm.) Hist) Auch fonst wird von der heil. Schrift der un- verniinftigen Kreatur eine gewisse Zurechniingsfähigkeit zugeschrieben (s. 1. Mos. O, 5; 2. My 21, 28 ff.). Dem liegt zu Grunde, daß hinter der Feindschaft auch der vernunftlosen Kreatur eine feindliche geistige Macht stehet. 21. Fiirchte dich nicht, liebes [Acker-] Land, sondern sei frbhlich und getrost knicht länger sollst du nach befruchtendem Regen seufzen Kap. I, 9]; denn der HErr kann anch große Dinge thun« fund hat den großthuenden Zerstörer deiner Gewächse vernichtet]. Joel 2, 10—27. Z, 1—3. «) Indem sich der Prophet dieser Worte bedient, die er eben von der Macht des eindes gebraucht (V. 20), läßt er auf das· nachdruckvo ste die fchaffeude Allmacht der göttlichen Liebe, vor der alle Stärken der Natur sich beugen müssen, in» ihrer ganzen siegreichen Herrlichkeit den Kräften der Zerstörung gegenüber treten. (Umbreit.) 22. Fürchtet euch nicht, ihr Thiere aus dem Felde [die ihr initleiden miißtet unter den Straf- gerichten des HErrn und zu ihm empor schrieet Kap. 1, i8]; denn die Wohnungen in der Wüste [genauer: die verseugten Anger der Triften] sollen grünen, und die [zerstorten] Bäume ihre Friichte bringen, und [iiisbefondere] die Feigen- bäume und Weinftbcke follen wohl tragen. 23. Und, ihr Kinder Zions [die ihr um Zion als eurer Mutter herum im Lande Juda wohnen, freuct euch, und seid fröhlich im HErrn, eurem Gott [ihr sollt erfahren, daß er euer treuer Gott ist; denn er wird euch aus der erlebten Trübsal neueii geistlichen und leiblichen Segeii reichlich erwachfen lassen; ihr sollt ihn erfahren als den] , der euch sdie ihr bußfertig und gläubig zu ihm euch bekehret hat, stets von neuem] Lehrer« fund Leiter] zur sVergebung der Sünden und wahren] Gerechtigkeit sdie vor Gott gilt, nämlich Propheten , Priester und Könige nach seinem Herzen und endlich seinen eingebornen, lieben Sohn selber als höchsten Mittler der Vergebung der Sünden, der Gerechtigkeit und des Lebens] giebt [5. —Mos. 18, 18 f.; Röm. Z, 21 f.; Hebt I, II, und szwar, um euch zuerst V. 23—27 die leiblichen Segiiungen weiterievor die Augen zu malen, es wird geschehen, daß er] euch sreichlichen Regen zur Befruchtung des Erdbodens] herab sendet [nämlich] Friihregen szur Zeit eurer Aussaat im Herbste» damit die Saaten zii keimen und zu wachsen vermögen] und Spatregen [im Frühling vor der Ernte, damit die Saaten reifen können Z. Mos. 26, 5 Anm.], wie vorhin srichtigerx zu- erst; ihr aber sollt durch solchen neuen irdischen Segen um so williger werden, den darnach fol- genden geistlichen Segen Kap. 3, 1ff. aufzunehmen und auf ihn zu harren], 24. Daß die Tennen voll Korns, und die fKufen der] Keltern [in welche der ausgepreßte Saft fließt Nicht. 6, 11 Anm. 21 Ueberfluß von Most und Oel haben follen kund sie uicht mehr fassen können Kap. 1, 10 fs.]. 25. Und ich tvill euch die sErnten der] Jahre erstattenÆ welche die Heuschrecken, Käfer, Geschmeiß und Raupen ff. Kap. l, 4 Aum.], die mein großes Heer waren, so ich [zii eurer Ziichtigring und zur Erweckiing eurer Buße] unter euch schickte, gefressen haben; 26. Daß ihr zu essen genug haben sollet, und den Namen des HErrn, eures Gottes, kais der über alles groß und herrlich ist] preisen, der Der zukünftige Lehrer der Gerechtigkeit und die Ausgießung des heil. Geistes. 781 Wunder unter euch gethan hat sdessen Wege wun- derbar, aber allezeit selig smd], und mein Volk [das durch Buße und Glauben wieder mit mir verbunden ist] soll [niemals weder den leiblichen, noch den geistigen Segen entbehren und also] nicht mehr svor den UUgIäUbigenJ zu Schanden werden. «) Das, was der HErr den Seinen nimmt, weil sie ihn darüber vergessen und in feinem Dienste lau geworden sind, erstattet er ihnen, wenn sie sich unter die gewaltige Hand Gottes demüthigen und zur ersten Liebe zuriickkehrem stets wieder, ja vermehret es und machet, daß die Seinen, die wieder stark im Glauben und in der Liebe geworden und Gottes Gaben nicht mehr miß- branchen, nun weit mehr Genuß und Freude davon haben. Wo er aber den irdifchen Verlust nicht wieder erstattet, da sättigt er desto mehr mit himmlischen Gütern und wird auf der neuen Erde auch die Aecker und Häuser« u. s. w. hundertfältig erstatten. 27. Und ihr follt es san solchem dauernden irdischen und geistlichen Segen .deutlich] erfahren, daß ich smit Strafe und Segen stets wirksam] mitten unter Israel sstets gegenwärtig] sei, und daß ich, der HErtp sder stets derselbe Treue, Hei: lige und Barmherzige bleibet] euer [mit euch in festem Bunde stehendeJ Gott sei, nnd keiner mehr; und mein Volk sollsin Ewigkeit] nicht mehr zu Schandeu werden [V. 19. So] II san. 3, to. 1—26. Dem dreisachen Segen, welchen der tjGrr seinen: bußfertigeu Voll: fiir die Gegenwart verhelfen hat, entspricht genau nun) eine dreifache ver— heißnng für die Zukunft. wie der ttjGrr schon jetzt dem Volke Wehrer der Gerechtigkeit erwecken will, so wird er in der Zukunft seinen Geist ausgießen iiber alles Fleisch; wie er jetzt die tjeusmrerlieltheere vernich- ten will, so wird er in Zukunft das tjeer der»Heiden- welt richten; wie er endlich jeht srnchtbare Zeiten wie- derkehren lassen will, so wird er ums-Ende sein Voll: ans alter Uoth erretten nnd ewig verherrlicheu Aber diese drei Momente des zukünftigen himmlischen Segens sind aufs Jnnigste mit einander verwandt und werden darum nicht streng von einander geschieden vom pro— phcten; vielmehr beginnen in seiner Darstellung wie in der Grfiillnttg mit der Knsgießung des Geistes Gottes auch alsbald die Zeichen des Gerichts, nnd ebenso gehet die Errettung und Verklcirnng des Volkes Gottes mit dem Gerichte iiber die feindliche Welttnacht Hand in Hand; darum hat auch der prophet beides in einander geslochtenz die Vollendung des Reiches Gottes, das Ziel aller Wege Gottes, aber ragt über das Gerieht in die Ewigkeit hinein und sehlirszt darum die ganze Weis— sagung Katz. 3, V. 1. Und nach diesem sersten Kuh. 2 , 23 geringeren, leiblichen Segen Kuh. L, 19——27. , welchen ich euch schon jetzt geben werde] will ich [wenn die Zeit erfiillet ist und jener höchste Lehrer zur Gerechtigkeit kom- men wird] meinen [heiligen] Geist snicht mehr, wie bisher, blos anf kurze Zeit und nur in schwa- chem Maße zur Ausrichtung einzelner Befehle von mir, sondern als bleibendes Gut und in reicher Fülle mit .allen seinen Gnadengabeii , gleich dem euch verheißenem reich bcsruchtenden Regen] aus- gießen fund zwar nicht mehr blos über einzelne auserwählte Knechte von mir, wie die Propheten, Hohenpriester und Könige, sondern] über alles [sündige, ohnmächtige, der Wiedergeburt und Er- neuerung bedürftige] Fleisch [aus dem Volke Gottes und aus den Heiden], und [was insbe- sondere das erstere betrisst:] eure Söhne nnd Töchter sollen sdurch die Kraft des ihnen ein- wohnenden heil. Geistes] weis f agen sGottes Wort in Lob und Preis auszusprechen und anch die Gegenwart und Zukunft des Reiches Gottes zu erkennen vermögen 4. Mos. II, S; 5. M. is, 22 Anm.]; eure Aeltesten [oder Greise] sol- len lGottesoffenbaruttgen durch] Träume haben, und eure Jünglinge sollen sdurch den heil. Geist gewürdigt werden] Gesichte [himmlische Dinge durch Verzückung Apostg 10, 10 ff.; L. Cor. 12, 1 ff. zu] sehen salso daß jeg- liches Alter und Gefchlecht den Geist Gottes mit allen seinen Gaben empfangen kann und Mosis Wunsch und Weisfagung 4. M. 11. 29., alles Volk möge im Stande sein, durch den Geist Gottes zu reden, erfüllt werden wird Jes. 32, 15; 11·, 9;54,13;44, Z; Jer. 31, 33 f.; Hesek 36, 26 ff; 39, 29; Sach. 12, 10]. » 2. Auch will ich zur sclbigen sletztenj Zeit beide über Knechte und Mägde [Sclaven nnd Sclavinnen, deren nie einer bis dahin den Geist Gottes empfangen] meinen Geist ausgießelt sdaß sie in dem HErrn frei und vollberechtigte Glieder meines Reiches werden sollen Gal. 3, 283 Ephes 4, 8; 1. Cor. 12, 13]; Diese große Verheißnng, auf deren Grundlage die spätern Propheten aufgebaut und Aehnliches verheißen haben, hat sich zuerst erfüllt, da auf Grund der gefche- henen Versöhnung durch Jefnm Christum der heil. Geist auf dem Pfingstfeste reichlich über alle Gläubigen kam (Apostg. 2, 4f.); erfüllt sich aber seitdem fort und fort jeden Tag, sooft durch die Taufe der Einzelne vom ht- Geist erfüllt und wiedergeboren (Tit. Z, 5 f.), so oft durch die Predigt u11d das heil. Sacrament des Altars diese Taufgnade erneuert, angeeignet und gemehret wird, und wird sich so fort erfüllen, bis am Ende der Zeiten die Fülle der Heiden in die Kirche eingegangen und auch Israel sich bekehrt haben wird, und dann die Ge- meinde Christi eine ganz heilige, vom Geiste Gottes» er- füllte nnd wahrhaft wiedergeborne geworden fein wird. So dauert also die Erfüllung dieser Weissagting fort von der Erscheinung des HErrn Christus bis zu feiner Wiederkunft. Diese Zeit wird im alten, wie im neuen Testament stets die letzte Zeit genannt; daher erläutert Petrus in Apostg T, 17, wo er das Pfingstwunder als Erfüllung der Weissagung Joels darstellt, das ,,nach diesem« durch »in den letzten Tagen«. Weil aber mit der Erscheinung Christi im Fleisch und der Ausgießuiig des Geistes die letzte Zeit angebrochen ist, so schließt Joel an diese Verheißung auch alsbald die Weissagung vom letzten Gericht an. 3. Und swenn nun dereinst mein Geist über alles Fleisch ausgegossen worden und endlich mein Reich volleudet sein wird] will [ich Verboten mei- 782 nes Gerichts über die meinem Geiste Ungehorsamen kommen lassen, nämlich] Wuuderzeicheu [anßer- ordentliche Ereignisse in der Natur] geben im [a m] Himmel und ausErdcit kalso daß jeder das Nahen meines Gerichtstages merken kann], ncimlich Blut [wie dort in Egypten vorbildlich das Nilwasser in Blut verwandelt ward, so wird am Ende bei der Iten und Iten Posaune Aehnliches für die ganze Erde geschehen 2. Mos. 7, l7; Offenb. I, 7 f.J, Feuer lwie dort in Egypten Ferterkluiiipeii mit dem Hagel zur Erde herniederfuhren 2. Mos. 9, 24z wie ferner der HErr im Feuer zum Sinai herab- fuhr 2.LV?.19, 18., so werden Fcuererscheiiiurigen der Welt einst bei der 1ten und 2ten Posaune den Vorschmack des ewigen Feuers geben Osfb 9, 7 ff.] und Rauchdampf [denn wie dort der ganze Sinai rauchte, als der HErr herabgefahren war, so wird bei der 5teu Posaune dichter Rauch aus dem Abgrund emporsteigen und der Welt die Finsterniß des ewigen Todes zu schmecken geben] 4. Die Sonne soll in Finsterniß, und der Mond in Blut verwandelt werden keinen trüben, blutrothen Schein annehmen, also daß die beiden Himmelslichter durch außerordentliche Versinsteruw gen, ähnlich wie dort in Egypten L. Mos 10, 21 ff. und beim Tode des HErrn die Verfinste- rung des Tageslichtes den Menschen das heran: nahende Gericht verkündigte Matth. 27, 45. 51; Luk. 23 , 44. as» auch einstmals die Nähe des großen— Gerichtstages ankündigen werden Ofsb. El, 12], ehe denn dergroße und schreckliche Tag des HErrn kommt« 5. Und soll geschehen, swenn diese Vorzeichen der Welt und ihren Kindern die Schrecken des ewigen Todes vor die Seele malen, sollen die Kinder Gottes ihre Häupter emporheben, darum daß sich ihre Erlösung nahet Luk 21, 283 denn] wer den Namen des HErrn sdes dreieintgeri Gottes, im Glauben] anrufen wird, der soll errettet ruck- den. Denn aus dem Berge Zion sda der HErr selbst wohnet in der Mitte seines vollendeten Rei- ches] und zu Jerusalem [dem Orte, da er sich den Seinen durch seinen heil. Geist in Wort und Sa- crament offenbart hat] wird eine Errettung [ge- nauer: werden dem ewigen Tode Entronnene] sein [Jes. 4 , 3], wie der« HErr sbereits durch seinen Propheten Obadsa V. U] verbeißen hat; auch werden] bei den andern Uebrigen lunter den Uebriggebliebenen, ans dem Gericht Erretteten, solche sein], die der HErr ssich in sein Gnadenreich aus allen Heidenvölkern im Laufe der Zeiten] berufen [und als Geheiligte seinem Volke einverleibt haben] wird [Aposig. 3, 39; Röm. 10, 13]. «) Sehr häufig werden Erscheiriungen am Himmel, wie Verfinsierutig nnd Erlöschen der Lichter des Himmels, von der heil. Schrift als Verboten und Zeichen nahen- Joel Z, 4——14. der Gerichte, besonders des letzten Gcrichts, erwähnt, vgl. Jes 13, 1(); 34, 47 Jer. 4, 33; Heut. 32, 7 f.; Am. Z, O; Matth. 24, ZU; Mark. II, 24; Lnk. 21, 25. Man hat dabei natürlich nicht an die regelmäßig wie- derkehrenden Sonnen- nnd Mondfirtstertiisse u. dergl. zu denken, sondern an andere, Iticht aus den Gesetzen der Natur erklärt-are, in der Geschichte in ziemlicher Zahl nachiveisbare Vorkommnisse zur Zeit großer Umwäl- zungen in der Geschichte. Der Volk-glaube, welcher· ungewöhnliche Hinnmelserscheircuiigeir und großartige Naturerscheinungen als bedeutsam und auf große Um- lvälzungery ja ans den Anfang des letzten Gerichts hin- weisend ansieht, ist deinnach keineswegs in das Reich des pnren Aberglaubeus zu ver-weisen, sondern beruht auf der in Kap.1, 7. 15 Anm. ausgesprochenem schrifts gemäßen Anschauung über das Verhältnis; der Natur- ereignisse zu den Zuständen in der Menfchenweltz jener Volksglaube irrt nur darin, daß er aus den einzelnen außerordentlichen Natnrvorkommnissen auf einzelnes Be- vorstehendes in der Errtwicklurig der Menschenwelt schließen will. Das 3. Kapitel. Schutz, der Kirche wider die Feinde. is. [Nur in dem Glauben an den Namen des HErrn wird Rettung und Seligkeit zu finden seit! V« 5.] Denn siehe, in den [oben V. 1 ver- heißenenj Tagen [der Ausgießung meines heiligen Geistes über alle] und zur selbigen Zeit [der Voll: endung aller meiner Rathschlüsse, die mit der Er: fcheinung des Lehrers zur Gerechtigkeit anbrechen wird], wenn ich s.um diese Zeit noch näher zu be- zeichnen] das Gefängniß sjedwede Niedrigkeit und Knechtschast] Juda und Jerusalems [durch seine Erlösung aus aller Sünde und aller Bedrängnißj wenden sund mein auserwähltes Volk zu einem wahrhaft heiligen und bekehrten machen und ver- herrlichen] werde [Hos. 6, 11], 7. Will ich [bald darnach] alle Heiden [die, obwohl ihnen die Theilnahme am Reiche Gottes angeboten worden, dennoch sich im Unglauben ver- härtet und mein Volk gehaßt und verfolgt haben, zum letzten großen Gericht] zusammen bringen, und will- sie ins Thal Josaphat [d. i. das Gottes-ge- richtsthal, welches nach Sach. 14, 3 f. nahe bei Jerusalem liegen wird, und dessen Name eines-theils davon, was der HErr am Ende an allen Heiden thun wird, anderntheils davon, was der HErr im Vorbild einst unter dem Könige Josaphat an wenigen Heidenvölkern gethan hatte, hergenommen ist, vgl. 2. Chrom 20, 26 Anm.; Ofsenb.16,16] hinabsührem und will mit ihnen daselbst rechten [ienen blutigen Gerichtstag halten], von wegen saller ihrer Bosheit und ihrer.Verfolgung] meines Volks und ineines Erbiheils Israel, das sie [z.V. die Philister und Araber, um das erste und beson- ders hervorragende Beispiel als Vorbild aller späteren Feindschaft der Heiden anzuführen, unter Der letzte große Kampf deriWelt gegen Gottes Reich und das Gerichn 783 König Joram L. Chron.21, 16f.; Joel l, l Anm. nach Eroberung Jerusalems] unter die Heiden zer- streuet, nnd sich in mein Land sdas mir als Stätte meiner Offenbarung in besonderem Sinne angehört] getheilet, 8. Und das Loos um mein Volk sals um herrenlofe Sclavenj geworfen haben, und haben die [durch’s Loos ihnen zugefallenen] Knaben sum einen Spottpreis, nämlichJ um Speise [richtiger: gegen eine« feile Dirne, an die tyrischen und sidonischen Sclavenhändler hin-J gegeben, und die [jitdischen] Magdlein um Wein verkauft und [ihn] ver- trunken. Randglosse Luther’s: Merke, daß alle Strafe und Gericht Gottes über die Bösen geschiehet um der From- men willen, das jüngste Gericht auch also. — Ein Bei- spiel ist’s, das der Prophet hier (V. 7. 8 ff.) aus der noch in lebendiger Erinnerung seiner Zeitgenossen stehen- den Regiernngszeit Jorams einführt, als Vorbild der zahlreichen Unbilden, die das Volk Gottes aller Zeiten, alten und neuen Testamentes, von der ungläubigen Welt erfahren muß, und die der HErr am Ende an jenem großen Gerichtstag allesammt heimsuchen wird. Denn ,,das schließliche Völkerrecht wird ja nicht nur über Phönizier, Philister und Araber, sondern auch über die Römer nnd andre Heidenvölketz welche die Juden mißhandelt haben, nnd über alle Feinde des Volkes Gottes innerhalb und außerhalb des irdischen Bereichs der Gemeinde des HErrn ergehen, zu welchen auch die fleischlichen Juden, die Mohamedaiier und die heidmsch gesinnten Ramenchristen gehören« — Da ßch die Phönizter an jener Schandthat unter Joram hilf- reich betheiligt hatten, so wendet sich der Prophet nun gegen sie, ihnen ein gleiches Schicksal ankiindigend, wie das, was sie Juda bereitet hatten. I. Und sauchj ihr von Zor und Zidon sTyrus und Sidon, den beiden größten Städten der Phö- nizier, daher gleich: all ihr Phönizier, vgl. Jos 11, s Aum.; Jes. 23, 1], nnd alle Grenzen [alle fünf Gebiete, Kreise oder Fürsienthümed der Philister [Jos. is, 2 Aum.], was habt ihr mit mir zu thun [das ihr euch unterfaugh mir in meinem Volke solche Schmach zu bieten]? Wollt ihr mir trotzen [Vergeltuug an mir üben für irgend ein Böses, das ihr von mir und meinem Volke erlitten]? Wohlam trotzet ihr mir [genauer: Oder wollt ihr Rache an mir nehmen? Ihr habt wahr-lich keinerlei Ursache, irgend eine Beleidigung zu rächen, noch irgend einen Anlaß, meinem Volke Böses zuzufügen; handelt sich’s um Vergeltung] so tvill ich’s euch eilend und [als-] bald wieder vergelten sdaß euer schändlich Thau] auf euren [eigenen] Kopf szurückfallen soll]. 10. Die ihr szunächst ihr Philister, im Bunde mit den Arabern 2. Chron. 21, 17 Jerusalem iiberfallen, erobert, geplündert und] mein Silber und Gold und meine schönen Kleinode saus mei- nem heiligen Tempel und ans den Palästenj ge- nommen, in eure Kirchen [2. Kein. 10, 23 Anm., in eure Paläste und Tempel] gebracht habt, 11. Dazu [habt] auch [ihr, Phönizier, jenen Räubern hilfreiche Hand geleistet dadurch, daß ihr] die [von ihnen gesangenen] Kinder Juda und die Kinder Jerusalems [von jenen gekauft und dann als Sclaven weiter] verkauft habt den [in Klein- asien wohnenden] Griechen soder Joniern s. Karte I.], aus daß ihr sie [und darin liegt die Größe eurer Bosheit] gar [aänzlich] ferne von ihren Grenzen brcichtet fund ihnen die Möglichkeit der Rückkehr in ihr Vaterland gänzlich abschuittet]. 12. Siehe, ich will sie erwecken kund trotz eurer Bosheit in ihr Land zurückführen] ans dem Ort, dahin ihr sie verkauft habt, und wills euch vergelten auf euren Kopf. - 13. Und [zwar] will [ich nach meiner ewigen Weltordnung: »Aug’ um Auge, Zahn um Zahn« auch] eure Söhne und eure Töchter wiederum sals Sclavenj verkaufen durch die Kinder Juda sin deren Hände ich euch geben willjz die sollen sie [eure gesangenen Kinder] denen in Reicharabien [nämlich den Sabäern, jenem berühmten Han- delsvolk im glücklichen Arabien l. Mos 10, 7 s. Karte I.; 1. Kön. 10, 1], einem Volk sgleichs falls] in fernen Landen verkaufen; ssolche Drohung wird an euch, ihr Philister und Phönizien gewiß: lich in Erfüllung gehen,], denn der HErr [der über alles Erhabene] hat es geredet. Es erfüllte sich die Drohung theilweise schon bei der Besiegung der Philister» durch Usra (2. Chr-on. 26, 6 f.) und Hiskia (2. Kön. is, s) , wo sicherlich philistäische Kriegsgefangene als Sclaven verkauft wurden, haupt- sächlich aber erst nach dem Exile, als Alexander d. Gix und seine Nachfolger vielen jlidischen Kriegsgefangenen in ihren Gebieten die Freiheit schenkten Uosephus antiqm XllI, U. Z) und Theile des philistäischen und phönizischen Gebietes zeitweilig unter jiidischer Herrschaft standen, als Jonathan Askalon nnd Gaza belagerte (1. Matt. 10, 86; II , 60) , als der König Alexander (Balas) Ekron und dessen Gebiet an Jnda abtrat (1. Mart. 10, 89), der jiidische König Alexander Jannäus Gaza eroberte und zerstörte (J0s. Ante. XllI, Z; hell. Jud. I, 4, 2), und als nach dem Uebergang des von Alexander d. Giu eroberten Tyrus an die Seleuciden Antiochus der Jüngere Jonathans Bruder Simon zum Feldherrn von der tyrischen Leiter bis zur Grenze Egyptens be« stellte (1. Matt. 11, 59.) (Keil.) —- Nach diesem zwi- scheneingeschobenen Beispiel des Hasses der Heidenwelt gegen das Reich Gottes kehrt der Prophet wieder zur Ausführung des oben V. 6. 7 angekündigteu letzten großen Gerichts iiber alle Heiden zuriick. Vergl. dazu: Such. 14, 2 ff. 1.4. Rufet [ihr Herolde der Völker’«] dies swas ich euch jetzt auftrages ans unter den Heiden; heiliget srüstet durch Opfer und allerlei religiöse Weihenj einen Streit [t. Sam. 7, 8 s.1- erweckt« saus der Ruhe des Friedens] die Starken [die Kriegshelden zum Kampfe], laßt herzu kommen und hinauf ziehen alle Kriegsleute sgegen meine heilige Stadt Jerusalem, daß sie sich zum letzten Male versuchen an meiner. auserwählten Gemeinde]; 784 Joel s, 15—24. 15. Maehet salle friedlichen Werkzeuge des Landbaus zu Kriegstvafseiu denn es gilt nun die höchste Anspannung aller eurer Kräfte zu einem Kampfe auf Tod und Leben; drum schmiedet] ans euren Pflugscharen Schwerter, und aus euren Sicheln Spieße; [vgl. dagegen: Jes. 2, 4; Mich. 4, 3; selbst] der Schwache [im Volke bleibe nicht zurück, sondern ermanne sich und] spreche: Jch bin stark. lDann werden alle Heiden von gleicher Be: geisterung zur Vernichtung des verhaßten Volkes Gottes, seiner heil. Kirche aus den bekehrten Juden und Heiden, ergriffen werden.] Its. sErxnuntert euch unter einander und ruset einander zu:] Rottet euch seilends zusam- men], und kommt her, alle Heiden um und um, und versammelt euch [von allen 4 Oertern der Erde. Ich aber, dein Propbet, flehe zu dir, o HErr, für deine heil. Gemeinde in dieser letzten höchsten Bedrängniß dnrch die antichristische Welt- macht:]. Daselbst wird der HErr deine Starken darniederlegen Irichtigen Dorthin, wohin die Heiden zum letzten Kampfe zusammensirömety laß zum Gericht der Vernichtnng vom Himmel herniedersahreu, o HErr, deine Helden, die starken Engel! Pf. 103, TO; 78, 25; Offlk 19, U. 14]. «) Der HErr wendet sich mit diesem Aiiftrage, die Heidenvölker oder, was in der Letztzeit dasselbe ist, die antichristlichen Weltmächth aufzufordern, sich scheinbar zum letzten Kampfe gegen Gottes Volk, in der Thataber zum letzten Gericht zu versammeln, nicht an die Kriegs- feldherreii jener Völker, sondern an Herolde, die seinen Willen und Befehl hören und an die Völker weiter tragen können. Diese Herolde sind nach vielfältigen Aussagen der Propheten Daniel, Sacharja nnd der Ofsenb. Joh. (vgl. Dan. 10, 13.20. U) die in den Ge- schicken der einzelnen Völker waltende Engelfürsten». welche auf die Handlungen und Schicksale der Völker bald bösen, bald guten Einfluß haben, deren Willeii und Wirken aber stets dem Willen Gottes unterworfen ist. Sie werden am Ende der Zeiten Befehl von Gott empfangen, die Völker zu bestimmen, sich zu rüsten, zu- sammenzuschaarcn zu einer unheiligen Alliance und in’s Thal Josaphat zu ziehen, damit dort die letzte Ent- scheidung zwischen dem Reich des Lichts und dem Reich der Finsternis; vom HErrn selbst herbeigeführt werde. Wir wissen ja aus dem N. T» wie großen Antheil die Engelmächte, auch die bösen, an der Erscheinung des Endes aller Dinge haben. 17. [So spricht der HErr auf solches Gebet seines Provheten:] Die Heiden werden [besser: sollen] sich ausmachen, nnd herauf kommen sznm letzten Kampf gegen meine heil. Stadt und mein Volk] zum Thal Josaphat ]V. 7]; denn daselbst sfoll es nicht etwa noch einmal zum Kampfe mit meinen Gläubigen kommen, sondern da] will. ich sselbst, der Heilige, der Gerechte und Allmächtigej sitzen, zu richten alle Heiden kder ganzen Erde] um nnd um sdenn sie alle haben mein Heil, das ihnen in der Predigt des Evangeliums angeboten loorden, verworfen und meine Gläubiger: gehasset und versolget Mark. 13, 10; Matth. 24, 14. Nun ist das Maß voll; aber der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn übergeben, darum, daß er des Menschen Sohn isi. Joh. b, 22. 27; Pf. 96, 13; 110, 6]. 18. sNnn heran, ihr meine Helden, zur Ausrichtung meines Zornes:] Schlaget die Sichel an, denn die Ernte ist reif [beide, die Kinder des Reichs und die Kinder der Bosheit, sind zur Voll- endung gekommen; so sammelt nun meinen Weizen in die ewigen Scheunen, die Spreu aber verbren- net mit ewigem Feuer Jes. -17, 5; Ofsenb. 14, 15 ff.; Quark. 4, 29; Matth. 13, 30]; kommt herab wörtlich: kommt, tretet], denn die Kel- t»er ist voll [reifer Trauben] und die Kelter lauft uber [wörtlich: die Kusen meiner Kelter lau- fen über, groß ist die Masse derer, die fiir’s Ge- richt reif sind; so beginnt denn mein Vernichtungs- gericht an ihnen, zertretet sie in der Kelter mei- nes ewigen Zorns Ofsenb. 19, 15]; denn ihre Bosheit ist groß sund zum Vollmaß gekommen] Wie bei der Ernte, nämlich bei dem zur Ernte ge- hörigen Dreschen und Worseln, die Körner von der Spreu gesondert werden, der Weizen in die Scheuern gesammelt, die Spreu aber vom Winde zerstiebt und das Stroh verbrannt wird, so werden durch das Ge- richt die Guten von den Bösen geschieden, jene in das Reich Gottes für das ewige Leben eingesammelt, diese hingegen in den ewigen Tod dahingegebem Das Ernte- feld ist die Erde (Offb. 14, 16), d. h. die Erdbevölke- rang, die Menschhein Das Reifsein derselben begann zur Zeit der Erscheinung Christi auf Erden (Ioh.4,35; s.Natth.9,38). Mit der Verkündigung des Evangeliums unter allen Völkern nahm das Gericht der Scheidung und Entscheidung (Joh. 3, 18—-2l; 9, 39) seinen An- fang und ergeht mit der Ausbreitung des Reiches Christi ans Erden iiber die Völkerwelt, bis es bei der Wiederkunft Christi in Herrlichkeit am Ende dieses Weltlaiiss in dem jüngsten Gerichte sich vollenden wird. (Keil.) Es beginnt nnn wieder der Propbet selbst zu reden und zu schildern, wie er im Geiste den Befehl Gottes V. 17. 18 sich vollzieheu sieht. II. Es werden hie nnd da Haufen Volks« sein sgeiianer: Getümmel, Getümmel! Die unzählbaren Schaaren aller Heiden sehe ich ver- sammelt] im Thal des Urtheils fund Entschei- dungsgerichts des HErrn, welches ist das Thal Josaphat V. 7. 17]; denn des HErrn Tag ist snuiiniehr ganz] nahe im Thal des Urthcils 20. Sonn und Mond werden verfinstert; nnd die Sterne werden ihren Schein verhalten [s. Kap. 2, 10; 3, 4; Matth. 24, 29; Lukp 21, 25 f.; Offb. S, 12; Hes 32, 7]. Den Vorgang der gerichtlichen Verhandlung selbst sehen wir nicht; der Propbet schonet unser Auge; wir hören nur am Ende das Wort des höchsten Nichters, das; sein Volk nnn zur Erkenntnis; seines Gottes kommen werde. (Unibreit). Da der Prophet hier erzählt, was er im Geiste als vorhanden geschaut hat, so sind in V. 20. 21 statt der Formen der Zukunft Formen der Gegenwart zu setzen. Die Vollendung des Reiches Gottes, das Ziel aller Wege Gottes. 785 2l. Und der HErr wird [wie ein Löwe, der auf seine Beute losgeht] aus Zion [der Stätte, da seine Herrlichkeit unter seiner gläubigen Gemeinde thronetj brülleu, und aus Jerusalem seine [Don3rer-] Stimme szum Beginn des Gerichts] lassen horen, daß [auch] Himmel nnd Erde [di·e nunmehr aiich das Gericht der Vernichtung treffen wird] beben wird sHiob I, 6]. Aber der HErr wird» seinem Vol! eine Zuflucht [gegen alle fernere Feindschaft der Welt und gegen alle Schrecken des furchtbaren GerichtsJ sein, und eine Feste deii wahren] Kin- dern Jsrael [die ihre Kleider gewaschen in dem Blute des Lammes. Wohl geborgen werden sie sein im himmlischen Jerusalem bei ihrem HErrn]. 22. Und ihr lmeine gläubigen Kinder] solltes [dann an solcher Erlösung aus aller Noth lebendig] erfahren, daß ich der HEry euer Gott, [in sicht- barer Herrlichkeitj zu Zion auf meinem heiligen Berge sinmitten meiner wahrhaft heiligen Gemeinde aus Juden und Heiden] wohne [Hesek. se, 30]. Alsdanu wird Jerusalem sdie dann gehelligte Und verklärte Stätte meines Wortes und Sacramentes, da ich mit meiner verklärten Gemeinde ewig ver- einigt bleiben werde, oollkommen] heilig sein, und kein Fremder [kein ungläubiger Jude oder Heide, kein Dieb, kein Hurer, kein Lügner Jes. 35, 8; Offb. 22, 151 mehr durch sie wandeln lsondern nur Gerechte, die in dem Buche des Lebens geschrie- ben sind Jes. 60, 21; Sach. 14, 21; Offb. 20, 15; 21, 27 werden da wohnen]. Es waltet ein hochbewegtes wahrhaft dramalisches Leben in der Darstellung des Propheten; bald laßt er Jehovah reden, bald vernehmen wir seine eigene Stimme. (Umbreit.) —- So wenig, wie das irdische Thal Josa- phat, der nördliche Theil des Kidronthales als der Ort gedacht werden soll, wo alle das Reich Gottes, die Kirche des HErrn Jes1i Christi, Hassenden und Verfolgenden zum Gericht und Verderben werden versammelt werden, so wenig ist der enge Raum des irdischen Jerusalem als der Raum hier gedacht, wo der HErr bei seiner erlösten und verklärten Gemeinde wohnen wird. Jerusalem ist eben die Stätte der Gegenwart der Herrlichkeit Gottes unter seinem Volk: das irdische Jerusalem im T. vorbildlich; in theilweiser Erfüllung die christliche· Kirche,. in der der Err zwar unsichtbay aber wesentlich und wirklich in ort und Sacrament unter seiner Gemeinde wohnt; endlich in voller Wahrheit das neue Jerusalem, das mit dem Errn Christo vom Himmel kommt, Ossb. 21 u. 22 bef rieben und auch von Joel hier geschaut worden ist. Ob dies neue Jerusalem schon auf die noch unverklärte Erde sich niederlassen wird als der Bergungs- ort der geheiligten und verklärten Christenheit, so daß der HErr mit feiner Gemeinde von ihm aus 1000 Jahre über die Welt herrschen (Ossenb. 20) und dasselbe dann als Einziges von der unverklärten Erde auf die ver- klärte hinübergehen wird, oder ob, wie Andere meinen, dies neue Jerusalem erst nach vollendetem Gerrcht aus- gerichtet werden wird, das kann hier noch nicht entschie- den werden, wird aiich· wohl end iltig erst durch »die Erfahrung dieser Ereignisse sich ents eiden·lafsen. Wich- Wer, als diese Frage ist’s, daß wir uns mit Joh. Muth. eyfarth täglich mehr nach diesem Jerusalem sehnen« und mit ihm beten lernen: Jerusalem, du hochgebaute DäehselW Qibelwekb Stadt, wollt Gott, ich wär’ in dir. Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat und ist nicht mehr bei mir. Weit über Berg und Thale, weit über blaches Feld schwint es sich ti er Alle und eilt aus dieser Welt. (Vrgl. Jerusalem, du schöne — von Hiller.) 23. Zur selbigen Zeit [nach Vollendung sol- chen Gerichts über das Weltreich] werden [in dem verklärten Lande meines auserwählten Volks, d. i· auf der neuen Erde — selbst] die ljetzt am wenig- sten fruchtbaren] Berge mit süßem Wein triefen, und die Hügel [die jetzt ohne Anbau sind, werden so fette Weide geben, daß sie selbst gleichsam] mit Milch sließeuxt und alle Bäche in Juda [in dem Lande, da meine erlöste Gemeinde mit mir wohnen wird] werden lnicht mehr, wie ehedem, da sie im Sommer oftmals versiegten, ein Bild des Fluches auf Erden und ein Mittel schwerer Strafgerichte, wie das von euch so eben durchlebte Kap. I, 20 sein, sondern in Ewigkeit] voll Wassers gehen [also daß aller Fluch von der Erde genommen und die Herrlichkeit des Paradieses zurückgekehrt und überall ausgebreitet sein wird]; und les] wird eine Quelle [geistlichen Lebenswassers Joh. 4, 10. 14; 7, 381 vom Hause des HErrn [oom Stuhle Gottes und des Lammes aus in dem neuen, von Gott auf die Erde herabgefahrenen Jerusalem, hell wie ein Kru- stall Offb. 22, I] herausgehen, die wird sdas ewige göttliche Leben überall hin tragen, ja auch die ehedem unfruchtbarsten Oerter, wie] den Strom srichtigen das Thal] Siitim [d. h. das Akaziem thal, den oberhalb des todten Meeres gelegenen Theil der Jordansaue, wo das Volk Jsrael vor dem Einzug in’s Land zum letzten Male lagerte 4. Mos. 25, I; Jos. Z, 1., von den aiich aufdem dürrsten Erdreich gedeihenden Akazien so genannt] ivcisseru [und zu beiden Seiten dieses göttlichen Lebensstromes wird das Holz des Lebens wachsen, welches zwölfmal des Jahres, alle Monden, seine Früchte trägt, und dessen Blätter zur Gesundheit der Heiden dienen Offb. 22, 1 ff.; 7, 17; Sach. 14, s; Hes. 47, 7—-12]. DE) Wie der Wein des Menschen Herz labet und stärket und guter, süßer Most von wegen seiner Lieblichkeit lustig zu trinken ist; also erhält und mehret Gottes Wort den Glauben, giebt im Kreuz und Leiden kräftigen Trost; das Gesetz aber thut gerade das Widerspielx denn es klaget und dräuet den Tod, macht kleinmüthig und verzagt: Furcht aber, so das Gesetz erreget, ist nicht allein wider den Glauben, sondern vertreibt den Glauben ganz und gar. Aber das Evangelium nimmt das Schrecken weg, in dem, daß es zeiget und vorhält den Mittler und Für- bitter, Gottes Sohn, und erfüllet das Herz mit gewisser Zuversicht auf Gottes Barmherzigkeit. Dieselbe tröstet hernach das Herz im Kreuz» und Anfechtungen, macht unersihrocken und großmiithig, freudig und keck in Trüb- salen und Gefahr, wie die Exempel der Apostel anzeigetn Was er aber von Bächen, so voll Wassers gehen, sagt, das gehbcet vornehmlich dahin, daß er will anzeigen, wie das Evangelium werde fein glltcklich von Statten gehen und viele Früchte bringen. Denn gleichwie dürre oder trockene Oerter und Städte unfruchtbar sind, also A. T. II. Z. 50 786 Joel 3 , 24 —- 26. Amos l, 1. 2. wo viel Wassers ist, da grünet und blühet alles Gewächs. Darum lehret er, wo das Evangelium erschallet, da folgen auch viel fchöne Früchte; denn der heilige Geist ist dabei und daneben, derselbe fchmttckt und zieret die Seinen nicht mit einerlei, sondern mit vielerlei Gaben. Gleichwie es bei einer lebendigen Brunnquelle und Wässer- lein für und für lustig und schön anzusehn ist, da die Blumen, Bäume und Saat die große Hitze der Sonnen nicht fühlen: also, wo die fröhliche Stimme des Evan- gelii länger, da kommen viel und mancherlei Früchte und gute Werke hernach. (Luther.) 24. Aber Eghpten [das Urbild aller Gottes Reich hassenden Weltmächte] soll [sammt allen Feinden Gottes, wie bereits V. 18 geschehen] wüste werden, nnd Edont [das Urbild aller abgefalleiien falschen Brüder s. Obadja I, Auen; Jes. 34, 63; Jer. 49, 7 ff.; »He-s. 351 eine wuste Eiiiö.de, um den Frevel, [den sie beide] an den Kindern Juda [d. h. den Auserwählten Gottes aller Zeiten und damit an Gott selbst] begangen, daß sie szu den verschiedensten Zeiten deren] nnschnldig Blut in ihrem [der Egypter und Edomiters Lande vergossen haben [die Egypter z. B. beim Kindermord 2.Mos. l, 16; die Edomiter z. B. beim Abfall von Juda unter Joram 2. Kön. s, 21., und öfters Am. 1, II; Ob. 10; Matth 2, 16]. Mit dieser nochmaligen Hervorhebung des ewigen Verderbnis, das Eghpten und Edom, hier nur als Vorbilder aller Feinde des Reiches Gottes genannt, treffen wird, will der Propbet nicht noch etwas Neues dem oben erwähnten letzten Gerichte über alle Heiden hinzu- fügen, sondern er will der ewigen Herrlichkeit des vol- lendeten Neiches Gottes noch einmal das ewi e Todes- verderben aller derer gegenüber stellen, die ich von je dem Neiche Gottes feindlich gegenüber gestellt haben, und zeigen, wie alle Frevel, die se an den Kindern Gottes verübt worden, am Ende gesühnt werden werden. s25. Aber Jnda soll [oon nu»n an] elviglich betvohiiet werden, und Jerusalem sur und sur. 26. Und ich will ihr [der wahren Kinder Gottes aus Jsrael und den Heiden von ihren Feinden, in so viel Verfolgungen vergossenes] Vlnt [Ossb. IS, s] nicht ungerocheii [Offb. 16, 10] lassen. Und der HErr sder allmächtige ewige Gott und Vater Jesu Christi] wird [als König der Herrlichkeit sichtbarlich und ewiglich] wohnen [unter seinem erlbsten und Verklärten Volk aus Juden und Heiden Ofsb. 7, 4. I] zu Zion [im neuen Jerusalem auf der neuen Erde. Dann wird man sagen: Siehe, eine Hütte Gottes unter den Menschen Ofsb. 21]. Mit solch wunderbar herrlichen Verheißungen schließt unser Prophet feine Weisfagung Erst hat er Leid ver- ktindi t und schweren Jammer, hernach aber Freude und errlichkeit, eine Herrlichkeit, deren selbst wir noch warten in Hoffnung, daß der HErr stchtbarlich wohnen wird auf Zion. Und was diese beiden Theile verbindet, ist des Volkes Buße. Diese Buße hat alles Leid in )und allen Jammer in Herrlichkeit gewandelt. l . Schluhbeiiierliungen zum Propheten Hart. Wie Joel einer der ältesten unter den Propheten ist, so ist er auch fast in allen seinen Gedanken maßgebend und grundlegend für die ihm folgenden Propheten geworden. Jn seinem Buche finden sich alle die großen Gedanken über die Zukunft und die endliche Vollendung des Reiches Gottes, die später Jesaia, Sacharja, Hesekiel und endlich die Offenbarung Johannis immer klarer entfalten. gung umspannt die Geschichte des Reiches Gottes bis an’s Ende aller Zeiten. Seine Meissn- Joel und Johannes, der Aposiel, der eine am Anfang, der andre am Schluß der langen Prophetenreihe, handeln beide vorzüglich von der Vollendung des Reiches Gottes, ihre Weissagungen sind beide endgeschichtlichey apokalyptischer Natur. Auch Joels Sprache war vorbildlich für die spätern Propheten; sie ist, selbst nach dein Urtheil der Welt, tiefste und schbnste Poesie, von wunderbarer Glätte und schöner Leichtigkeit, ein leichter, ge- fälliger Strom der Rede bei großer Tiefe und Fülle - . Eilet itrophet Simon. Amos heißt zu Deutsch eine Last, und eine Last war es auch, die dieser Prophet seinem Volke ankündigen sollte: des HErrn Gericht, das schwer auf dem Volke seiner Zeit noch lasten sollte, war der Jnhalt seiner Botschaft, und fchon der Name war eine Predigt dieser seiner Botschaft. Er hat mehr zu strafen und zu drohen, als zu tröstenz was er verkündigy ist des HErrn Donnersiimme zum Gericht über fein Volk. Es ist wie ein furchtbares Wetter, das über Jsrael heranzieht, man sieht Blitze zucken herüber und hinüber von einem Volk zum andern, bis endlich die finstern Wetterwolken über Jsrael stehen bleiben; aber er kann doch nicht umhin, wenigstens zu Ende die Sonne durch die Wolken hin- durchbrechen zu lassen. Wir sehen ein Wetter vom HErrn ausgehen mit all seinen Schrecken, aber auch mit all seinem Segen, in den dasselbe zuletzt ausgeht. Erst durch dies Ende empfängt das Uebrige sein rechtes Licht. (Schlier.) Schlußbemerknngen — Amos, der Hirt aus Thekoa, Propbet im Zehnstämmereich 787 Das 1. Kapitel. sgoiies Strafen morden den Jiachbam der Jsraeciten gedrohet 1. Dies ist’s sist der wesentliche Inhalt von dem], das Atnos, der [in keiner Prophetenschule vorgebildet, sondern ursprünglich ein armer Hirte’] unter den [in den Steppen der Wüste Juba Schafe weidenden] Hirten zu [aus] Thekoa [2 Stunden südlich von Bethlehem an der Grenze der Wüste Juda 2. Sam. 2, 1 Anm. u. Karte IlIJ war, [mit seinem inneren Geistesauge durch das Licht des Geistes Gottes] gesehen hat über Jsrael [die 10 Stämme, zu denen er von seiner Heerde hin- weg aus Juda gesandt wurde, um in Betheh dem Hauptort des falschen Gottesdienstes, dem sicheren nnd blühenden Reich das Verderben zu weissagen], zur Zeit Usia, des Königs Juba, und-Jerobeams [II.]- des Sohns Jene, des Königs Israel« [d. h. innerhalb der 26 Jahre, in welchen diese beiden Könige gemeinschastlich regierten, zwischen 810 u. 783 v. Chr.], zwei Jahr vor dem [surcht- baten] Erdbeben [unter Usta Such. 14, 5., das die thatsächliche Bestätigung nnd der Vorbote des Von ihm den Völkern angekündigten Gerichts Gottes war, als Propbet auftretend 2. Kön. 14, 22 Anm.]. V) Amos unterscheidet stch dadurch von den andern Propheten, daß er keine schulmäßige Vorbildung zu sei- nem Amte (l.Sam. 7, 2Anm.) empfangen hatte, sondern ähnlich, wie die Apostel und als ein rechtes Vorbild für« sie, unmittelbar aus seiner Armuth (Kap. 7, 14) und von seiner ländlichen Beschäftigung vom Geiste Gottes hinweg in den Dienst des HErrn gerufen wurde. Einen um so größeren Eindruck mußte er machen, wenn er dennoch durch Beweisung des Geistes fich als einen Pro- phet kund gab, der in der Kraft Gottes das dem Bundes- volk drohende Verderben weissagte, ehe noch eine mensch- liche Wahrscheinlichkeit dafür vorhanden war.—,,Amos war ein armer Hirt und Bauersmanm den Gott unver- sehens und wunderbarli zum Prophetenamt berufen nnd ausgesendet hat, gletchwie er im Neuen Testament zu seinen Aposteln die armen Fischer und Zöllner und nngelehrte Laien erwiihlet hat, welches er denn darum gethan, auf daß er damit anzeigete, daß bei und vor ihm kein Ansehen der Personen sei, und auch, daß er so mächti und kräftig sei, daß er aus einem ungelehrten den a ergelehrtesten Mann, und aus einem unansehn- lichen den allerbertihmtesten und tresflichsten machen könne. Jtem, daß er also die ganze Welt mit ihrer Klugheit nnd mit ihrem großen Ansehen zu Schanden und irre mache, wie Paulus klar bezeugt l. Cor. 1: Was thö- richt ist vor der Welt, das hat Gott erwählen (Sel- necker.) O welch ein großer Künstler ist der heil. Geist! Er macht plötzlich zu Schanden, was etwas ist, und er· hebet, was nichts ist. (Gregor d. Gr.) IV) Die zwei Könige werden nicht genannt, um die Zeit des Auftretens des Proz-h. genau zu bestimmen, sondern um den historischen Hintergrund seiner Verkün- digung anzugeben. Unter den betden Königen standen sowohl Israel als Juda auf dem Gipfel ihrer Machh Usia hatte die Edomiter vollständig unterworfen, die Philister ganz unterjocht und anch die Ammoniter tributpflichtig ge- macht, Jerusalem stark befestigt nnd ein mächtiges Heer stch gebildet, so daß sein Name bis nach Eghpten hin gelangte; Jerobeam hatte die Syrer völlig überwunden und die ursprünglichen Grenzen des Reichs von der Gegend von Hamat is an das todte Meer wiederhergestellt. Nachs dem die Macht der Syrer gebrochen war, hatte Israel keinen Feind zu fürchten; denn Assyrien war damals noch nicht als erobernde Macht aufgetreten. Bei diesem Stande der Dinge lag nach menschlichem Urtheil der Gedanke an nahen Verfall oder Untergang des Reiches Israel ganz ferne. Die Bewohner Samaricks und Zion’s fühlten sich im Bewußtsein ihrer Macht ganz sicher. Die Großen des Reiches vertrauten auf die Stärke ihres Kriegsheeres und waren nur darauf bedacht, durch Be- drückung der Geringen ihren Reichthum zu vermehren und in irdischen Genüssen und Freuden zu fchwelgen. (Keil.) Es war aber alles nur armseliger Schein, der Grund unter den Füßen war unterhöhlt. A. Gleich im Eingang seines Buche Gan. 1 u. L) stellt nne der prophet mitten in das seierliche Gewitter des göttlichen Gerichte, das, vom sansenden Sturm des göttlichen Zorng getragen, im Heranziehen zunächst fremde, nmherliegende ijeidenläudey Suda nur im vorübergeht-c, berührt, nm dann über Israel stehen zu bleiben. man sieht die Blitze herüber und hinüber zucken nnd in erschüt- ternder Eintönigltett und majeftütischer Regelmüßigiceit die Völker treffen, bis sich das ganze Gewicht deo Gewitter- über den schutdigen Häupter« in Israel entlüdt Wa- Jtmoe so oft auf seinen Fluren bei den theerden mit an— gesehen nnd gehört, das führt er nun als Prophet vor unserem geistigen Eli-it metfierhaft vorüber. I. san. I, 2 —- 2, S. Zins-gehend von einem Aussprache Seele, gleichsam dem Text seiner ganzen weissagt-tm, droht Kniee sieben benachbarten Völkern ob ihrer Frevel » gegen das voll« Gottes und gegen den heil. Bunde-galt das Gericht der Jlugrottnng und verbannunxr Zuerst trifft der Zorn drei fremde Man. l, 2——10): die Speer, Philister nnd Three; dann kommt dae Gericht näher und trifft drei verwandle Völker Gan. I, It— L, Z)- Gdomitey Jlmmonitey Maul-irrt. Endlich« er- geht dag Gericht auch über Juda, das begnadigte Brndervolln Gan. L, 4. 5.) So bahnt sich der prophet deu Weg zum volle der 10 Stämme mit der Frage: Wenn der ljGrr holdem-älter, ja blntooerwandte Völker, welaze sich gegen den lebendigen Gott versündigt haben, mit dem fie doch nur von ferne in Berührung genommen, so schwer straft, wag soll aus denen werden, denen er sith so klar nnd deutlich lennd gethan? Und wenn selbst Juba, im Seht; der Tempels und Thrones Davids, Ver— derben trifft, was hat erft Israel ohne diese Vorzüge zu erwarten? So soll dem voll( durch die vorangehenden Gerichte sein eigenes alg ganz gewiß beoorfiehend er— scheinen· 2. Und [Amos] sprach: Der HErr lso hat einst Joel Kap. Z, 21 geweissagtJ wird aus Zion fda er thronet über den Cherubim, gleich einem Löwen, der ans seine Beute losgehet] brüllen, nnd seine [Donner-] Stimme aus Jerusalem hören lassen [also daß Himmel und Erde vor dem heiligen und gerechten Richter erbeben; diese Drohung des göttlichen Propheten wird sich nun bald und zwar so furchtbar erfüllen]; das; die Auen der Hirten [in der Wüste bei Thekoa, unter denen ich selbst gelebt] 50ik 788 jämmerlich [und von den Heerden verödet] stehen werden, und der süppig fruchtbare] Carmel [am Mittelmeer l, Kön. 18, 20 bis] oben [hinauf] ver- dotren [also das ganze heil. Land von Süden nach Norden, das Schlechteste und das Beste in ihm, eine Wüste werden] wird. Es ist natürlich, daß alle Kiinstler in Beispielen aus ihrer Kunst reden und ein jeder Gleichniffe davon, worin er lebt, herniinmt; z. B. der Schiffer und Steuermann vergleicht seine Traurigkeit mit einem Unwetter, seinen Verlust nennt er einen Schiffbruch, seine Feinde widrige Winde, andererseits Gltick und Freude nennt er milde Luft, günstige Winde oder ruhige Wasser. So gebraucht auch Amos, der ein Hirte war, und nicht in bebauten Gegenden, sondern in weiter öder Wüste, wo wüthende Löwen, zerrissene Schafe zu sehen waren, die Ausdrucks- weise seiner Beschäftigung. (Hieronymus.) Man trifft nirgends weiter unter den Propheten Bilder aus dem Landleben mit solcher reinen Urspritnglichkeit nnd Leben- digkeit und in folcher unerschöpflichen Fiille; auch leuchtet dies nicht blos aus den zahlreichen Vergleichungen und eigentlichen Phantasiebildern hervor, sondern bis in das feinste Geäder der Sprache und der Vorstellungen zieht sich dies Eigenthiimliche der Lebenserfahrung und An- schauung dieses Propheten. (Ewald.) 3. So spricht der HEm Um drei und vier [d. i. nicht blos drei, sondern zahlreiche und große] Laster [oder schimpfliche Verbrechen Hiob St, 11 Anm.] willen [der shrifchen Hauptstadt] Damaslus will ich ihrer lder Hauptstadt und des ganzen Rei- chesJ nicht schonen sfondern die im Folgenden ge- drohte Strafe unwiderruflich über sie bringen]; da- rum, daß sie sunter ihrem Könige Hasael das Ost- jordanland] Gilead [nicht allein erobert, sondern die gefangenen Jsraeliten in grausamer Weise] mit eisernen sDreschschlitten mit spitzen] Zacken gedro- schen [und also fchmählich zerfIeischtJ haben [2. Kön. 10, 32 f.; 13, 7; 2. Sam. 12, 31 Anm.]; 4. Sondern ich will ein [Kriegs-] Feuer schicken in das Hans [deti Palast] Hasaels, das soll [auch] die Paläste Ven Hadads [die Ben Hadad I. u.I1., die Vorgänger Hasaels, gebaut] verzehren [1. Kön. 11, 25 Anm.]. Z. Und ich will die Riegel [der wohlbefestigten Thore] zu Damaslus zerbrechen sund diese Haupt- stadt durch ein jetzt noch in der Dunkelheit der Zukunft verborgenes Volk, die Assyrer, erobern lassen]—, und die Einwohner auf dein Felde [im Thale] Aven [d. h. dem Thal der nichtigen Götzen, wo Götzengreuel aufgehäuft sind, wahrscheinlich Cölesyrien zwischen Libanon und Antilibanon mit der Hauptstadt Heliopolis oder das Syrerland west- lich von Damaskus, 5. Mos 27, 3 Anm.] sammt dem, der den Seepter halt [dem Könige und sei- nem Hause] - »aus dem Lusthanse saus seinem iippigen Palast oder aus Veth-Eden, einer weite- ren in paradiesischer Lieblichkeit gelegenen Stadt des syrifchen Reiches, deren Lage jedoch fraglich ist] anstellen sfodaß sie, Fürst und Volk, bei der Er- Ainos l, 3-15. 2,1—3. oberung niedergemetzelt werden sollen]; daß [über- haupt] das [ganze] Volk in [dem IteicheJ Shtien soll gen Kir [in die Umgegend des mit dem Llraxes in das caspische Meer mündenden Flusses Kur, von wo sie einst hergekommen Kap. 9, 7;· 2. Sam. 8, 6 Aiim., in die Verbannung] weggesuhret wet- den, spricht der HErn Die Erfitllung dieser Drohung erfolgte wörtlich nach etwa 50—60 Jahren durch Tiglat-Pilefar von Asfyrien (2. Kön. 16, 9 Anm.) — Es sind nicht Vergehen irgend welcher Art, etwa Beispiele besonderer Sittenlosigkeiy die an Syrien und allen folgenden Völkern gerügt werden, nnd um deretwillen ihnen der Untergang gedroht wird, sondern Verbrechen gegen das hl. Volk Gottes, die aus Haß gegen den eigentlichen Beruf des Volks und also gegen den HErrn selbst hervorgingetr. Diese betrachtet Amos als schwerer, wie die übrigen; denn dieser Zurech- nnngsfähigkeit wird dadurch gemindert, daß sie nur gegen den verborgenen Gott begangen werden, hier da- gegen ist der in die Erscheinung getretene," in seinem Volke lebendig gewordene Gott der Gegenstand ihres Hasses. Ebenso wird auch an Juda nicht dies und jenes, sondern das Verlassen des lebendigen Gottes, der Dienst der todten Götzen gestraft. Eben dadurch sollen diese Weifsagungen gegen auswärtige Völker nicht wie anderwärts Israel zum Troste dienen, nicht zum Be- weise der Liebe Gottes gegen sein Volk und seiner AU- macht, nicht zur Ausrottung des Vertrauens auf Men- fchengrößz Menschenhilfm Sie sollen vielmehr Israel von vornherein zu der Frage erwecken: Geschieht dies am grünen Holze, was soll am dürren werden? (Hengsten- berg.) — Auffallend häufig wiederholt der Prophet das ,,spricht der Err,« und diese treue Bezeugung der himm- lischen Que e, aus der all fein Reden und Denken ge- flossen, diese stete Berufung auf den, der »dem Propheten seine Geheimnisse kund thut,« unterbricht zuweilen den lcbendigsten Fluß seiner Darstellung. Dadurch verstärkt der Prophet seine Drohung und macht ihre Erfüllung noch gewisser. is. »So spricht der HErn Um drei und vier Laster willen [der philisiäischen Stadt] Gasa [Jos. 13, 3 Anm. 2, die als Haupthandeleplatz an der gerügten Schande am meisten sich betheiligt hatte, hier daher das ganze Land vertritt] will ich ihrer nicht schoneu; darum, daß sie die Gefangenen sdie sie im Kriege mit meinem Volke unter dem König Jorani gemacht 2. Chron. 21, 16 fs.; Joel Z, 7 ff. Anm.] weiter gefangen [genauer: alles ammt weggeführtJ und ins Land Edom vertrieben [den Erzfeinden meines Volks als Sclaven über: liefert] haben; » » 7. Sondern ich ivill ein [Kriegs-] Feuer»in die Mauern zu Gasa schicken das soll ihre Palaste verzehren. 8. Und tvill die Einwohner zu Asdod [Jos. is, S] sammt dem, der den Scepter halt [V. 5], aus Askalon ansrotten, und meine [Richter-] Hand salsdann nochmals erheben und] wider Alten leh- ren, dasi lzuletzt auchj umkommen soll, was snach solchen feindlichen Verwiistungen] von den Philisiekn setwaj noch ubrig ist livie auch die 5te Hauptstadt des Landes, Gaths spricht der HErr HErr Das Gerichtswetter ziehet über die Heidenvölken verwandle Völker uiid Juda zum Reich Jsrael. 789 Die Meinung ist, daß das, was beispielsweise den einzelnen Städteii als Strafe angeklindigt wird, jede der 5 Hauptstädtq ihre Fürsten und das ganze Volk treffen soll. Am völligsten hat sich die Weissagung er- fitllt, als Nebukadnezar das Land eroberte und die Städte zerstörte. (Jer. 47, 2ff.). 9. So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen der sphönizischen Haupt-J Stadt Zvr lTyrus Jos. 11, 8 Anm., in deren Thaten das ganze Land sich verschUldeteI will ich ihrer nicht schonen; darum, daß sie die [von anderen Völkern, wie den Philistern und Syrerii, zu verschiedeiien Zeiten erhandelten Kriegs-] Gefangenen [aus mei- nem Volke] weiter [den Erzfeinden meines Volks] in’s Land Edom vertrieben sals Sklaven verkauft] haben [Joel Z, 7 Anm.] und [es ist dies ein um so schwereres Verbrechen, als sie] nicht gedacht an den Bund der Brüder [den Freundschaftsbund, in welchem Jsrael von je zu ihnen gestanden, beson- ders seitdem David und Salomo ein Bündnis; mit ihrem König Hiram geschlossen L. Sam. H, 1. 11 Anm.]; 10. Sondern ich will ein Feuer in die Mauern zu Zor schicken, das soll ihre Paläste ver- c teil. zhDie Erfüllung geschah theils durch Nebukadnezar, theils durch Alexander d. Gr. (Jes. 233 Jer. 47.) —- Visher hat der Prophet nur solchen Völkern gedroht, die mit Jsrael in keiner Beziehung verwandtschaftlicher Art standen, und Jsrael mochte solchen Gerichten immer noch schadenfroh eni egensehen; aber nun wendet er sich zu drei verwandten "ölkern und das Gericht rlickt Jsrael näher. 11. So spricht der HErn Um drei uiid vier Laster willen Edoms will ich sein nicht schonen; darum, daß er swie einst Esaus seinen Bruder [Jakob, so auch das ganze, von ihm abstammende Volk, sein Brudervolk Jsrael allezeit in unversöhn- lichem HasseJ mit dem Schwert verfolget hat, und daß er ihre Schwangeren umgebracht [richtiger: daß er die natiirliche Verwandtenliebe, s ein Er- barmen gegen ihn erstickt],» nnd immer zer- rissen in seinem Zorn, und seinen Grimm ewig hält« IS. Sondern ich will ein Feuer schielen gen Themank seine der größten Städte im Edomiter- land Jer. 49, 7; 4. Mos. 21, 10 Anm. 1; Hiob 2, 11 Anni.], das soll [aiich] die Paläste zu Bazra [der Hauptstadt des Landes 4.Mos. 20, 17 Anm.] verzehren. It) Andere nehmen Theman hier als Bezeichnung des Edomiterlandes selbst; und allerdings wurde so zugleich auch eine Landschaft in Edom genannt. Jedenfalls ist auch hier die Meinung, daß das, was den größten Stadien gedroht wird, dem ganzen Land und Volk wider- fahren soll. Ueber den unanslöschlirhen Haß der Edos miter gegen Jsrael um seines himmlischeu Berufes und der göttlichen Verheißung willen und die ihm daflir ge- drohten Gerichte s. 1. Mos 27, 40 A m.; Jes.34, 5—17; Jer. 49, 7—22; Hes 25; Obadsa 13. So spricht der HErm Um drei und vier Laster willen der Kinder Ammon saus der Ostseite des Jordans] will ich ihrer nicht schonen; darum, daß sie [wahrscheinlich zur Zeit der Kriege des syrischen Königs Hasael gegen Jsrael, diese günstige Gelegenheit benutzten und ins Land Jsrael einfielen nnd dabei ihre Grausamkeit so weit trieben, daß sie] die Schwangeren in Gilead zerrissen [aufgeschnitten] haben, damit sie [wie sie es auch zur Zeit des Richters Jephta versuchten Richt. 11, 12 ff] ihre Grenze weiter machten; 14. Sondern ich will ein Feuer anzünden in den Mauern sihrer Hauptstadt] Rabba [4. Mos. 21, 30 Anm.] das soll ihre Palaste verzehren, wenn man rufen wird [wenn die Feinde das Schlachtgeschrei zur Bestürmung der Stadt erheben werden] znr Zeit des Streits, und wenn das [Kriegs-] Wetter süber sieJ kommen wird zur Zeit des [feindlichen] Sturms sgegen ihre Mauern] » 15. Da wird dann ihr König sammt seinen Furstengefangen weggefiihret werden, spricht der HErr. Kap. 2, B. 1. So spricht der HErr: Um drei und vier Laster willen Moabs [auf der Ost- seite des todten Meeres] will ich ihrer nicht schonen; darum, daß sie sskurz iiach dem Kriege Jorams von Jsrael und Josaphats von Juda gegen ihr Land 2. Kön. 3’«] die Gebeine des [damals als Vasall im Bunde mit Juda stehenden iind mit- kriegeiiden] Königs zu Edom haben [aus seinem Grabe herausgerissen und] zu Asche [zu Staub wie Kalk] verbrannt sum durch Schänduug des Todten noch ihre Rache an Edom und damit zu- gleich und vornehmlich an dem Volke Gottes zii kühlen -2. Kön. 23, 16], 2. Sondern ich will lfür diese Beschimpfung meines Volks] ein [Kriegs-] Feuer schicken in Mond, das soll die Paläste zu Kirioth seiner der Hauptsiädte Moabs Jer. 48, 24., auch blos Kir genannt Jes. 15, 1., s. Karte 1ll] ver- zehren; und Moab [der VoIkSstammJ soll sterben sausgerottet werden] im [Kriegs-] Getümmel, und [Schlachten-] Geschrei, nnd Posaunen-Heu szum Zeichen des Angrifsss 3. Und ich will den Richter [den König von Mond] unter ihnen ansrotten sdaß sie kein Volk mehr sein solleiiL und alle ihre Fiirsten sammt ihm erwiirgen, spricht der HErr Die Drohungen gegen Edom Ammon niid Moab find gleichfalls von den Chaldäern erfüllt worden, die alle diese Länder eroberten und Fürsten nnd Völker in die Verbannung schlepptem Ein vor kurzem im alten Moaliiterlande aufge- fundener großer schwarzer Stein enthält eine höchst wich- ti e, ans dem I. Jahrhundert v. Chr. herrührende Jn- s rift in phönizischer Sprache, welche die Erzählung von jenem Krie e Jorams und Josaphat-s in Verbin- dung mit dem öuig von Edom aus dem Munde des «in welchem alle« Gebote enthalten sind. 790 Amos 2 , 4—16. damaligen Königs von Mond, der sich Mefa nennt, des- selben, der feinen Sohn auf den Mauern feiner Haupt- stadt Kir-Hareset, seinem Götzen Kamos opferte, giebt. Der Stein ist leider von den Beduinen zerfchlagen wor- den, ehe man einen vollständigen Abdruck von der Jn- schrift nehmen konnte. Die Bruchstticke wurden von dem französischen Consul in Jerusalem, Clermont, und dem englischen Capitain Warren nach Jerusalem geschasft und die Schriftztige zusammengefügt. Was daraus bis jetzt bekannt ist, bestätigt den Bericht über diesen Krieg in 2. Kön. 3 vollftändig bis in’s Einzelne. Dadurch wird mittelbar auch die Geschichtlichkeit des in unserem V. ange- führten Ereignisses bewahrheitet. Auch wird Kerijoth von der Jnschrift als eine Hauptstadt von Moali ge- nannt. (Vgl. die Anm. zu 2. Kön. 3, 5 in der 2. Aufl. des II. Bds. unsers Bibelwerksh Das Z. Kapitel. Drohung der strafen gottes am hause Juda und Israel. 4. So spricht der HEm llm drei und vier Laster willen is. V« 31 Juda will ich [auch] sein strotz seines Besitzes des Heiligthums und des Da- vidischen KönigthroUeSJ nicht schonen; darum, daß sie des HErrn Gesetz verachten, und seine Rechte [die einzelnen Gebote des im Gesetz geoffenbarten Willens Gottes] nikht halten, und lassen sich sfort und fort] ihre Lugen [die nichtigen, erlogenen Götzen] verfuhren, welchen lfchon] ihre Väter [seit dem Wüsteuzuge fast ohne Unterbrechung] nachge- folget haben; » » 5. Sondern ich will ein [»»Kriegs-] Feuer in Juda schicken, das soll die Palaste zu Jerusalem [die ganze Stadt und vornehmlich die Stätten, von wo der Abfall von dem lebendigen Gott aus- geht] verzehren. « Auch bei Juda rügt Amos nicht diese oder jene ein- zelne Sünde, sondern nur die Eine Hauptsllnde, die das Maß vollmacht. Bei den Heiden war diese Hauptsiinde die Feindschaft gegen Gott und fein Voll, die sich bis zur rausamkeit steigert; hier ist es der Abfall von dem HErrn und feiner gevsfenbarten Wahrheit, als der Quelle aller anderen Sünden, die Sünde gegen das l. Gebot, Solcher Abfall war« flir Juda ein um so schtvereres Verbrechen, als es allein gewürdigt war, das reine Wort und den reinen Gottesdienft zu haben. — Nun kann der Pro- phet von Juda aus den letzten Schritt thun, jetzt isi er am Ziele angekommen. Wie ein furchtbares Wet- ter hat er es ausziehen sehen über den Völkern, es rollt der Donner, es zucken die Blitze, bald da, bald dort fährt der schreckliche Strahl zündend hernieder. Fremde Heidenvölker sind getroffen, stammverwandte ölker haben es erfahren, selbst Juda ist nicht verschont worden: soll Israel leer ausgehen? Und diesem Reich wendet sich jetzt Amos zu: das fchuldige Haupt, dem das Wetter gilt, ist Israel. (Schlier.) II. v. e——16. De: pkophei kündigt Same! n: derselbe« Form, wie den vorher genannten Völkern, dar Gericht als unwiderruflich an, doch so, daß er die ireoelJøraele auoffihrlichcr darlegt; znrrft straft er die herrschenden kalter der Ungerechtigkeit und tledrärliung der scham- losen sllnzncht nnd der frechen Gotteeverarhtungn als Zei- foiele des vollnändigen Ell-falls vom ihilrrn und seinem Gesetz, der einen ijanptsündtz die das Maß voll macht; dann zeigt er, wie diese Sünden um so sihrecltlictjer nnd, als sie ihre schnöde Verachtung der ihnen vom hErrn eriviefeuen wohlthalen bekunden, nnd droht endlich da— für unentrinuliare Drangsat 6. So spricht der HEm Um drei nnd vier Laster willen Jsraels [wodurch sie das Sündenmaß voll gemacht haben] will ich ihrer nicht fchonenz darum, daß sie sund zwar zunächst ihre Richter] die Gerechten [oder unschuldig Angeklagten] um Geld sdas sie zur Bestechung für die Berurtheilung des Angeklagten vom Kläger empfangen haben], und die Armen um seine Kleinigkeit, z. B] ein Paar Schuh [die sie ihrem Gläubiger nicht bezahlen können, und um die er sie dem Gericht überliefert hat] verkaufen saus Bestechung verurtheilen und dem Gläubiger als Sclaven zusprechen mit Anwendung von Z. Mof. 25, 39., vgl. 2. Kön. 4, 1]. 7. Sie treten [serner mit Herzenslust und teuflischer Gier] den Kopf der Armen [der From- men, die ohne irdische Mittel zur Selbsthilse, nur in ihrem Gott reich und mächtig sind] in Koth [stürzen sie durch allerlei Hinterlist in Elend und Drangsal, also daß sie vor Trauer Asche aufs Haupt streuen Hiob 2, 12], nnd hindern sdurch allerlei seindselige Ränke und Verfolgungen, mit denen sie dieselben zu Fall zu bringen suchen] den [Lebens-] Weg der Elendeu [der Stillen im Lande, die in Demuth und Ergebung die Leiden dieser Zeit tragen und der zukünftigen Erlösung in Stille harren] Es schläft sdies ein weiteres schweres Verbrechen unter ihnen — ihre schamlose UnzUchtJ Sohn 1ind Vater bei einer [und derselben] Dirne [Esih. 2, 4 Anm., und schämen sich weder ihrer Hurereh noch der schrecklichen Blutschande, die doch den Tod verdient Z. Mos. 18, 7. 15; 20, 11], damit sie [durch solch freche Verhöhnung meiner Gebote Z. Mos. 22, 32; Jer. 34, 16] meinen heiligen Namen [recht absichtlich und geflissentlich verachten und] entheiligen . 8. Und [sie zeigen auch sonst freche Gottes: verachtung; denn] bei allen Altären [die sie meinem Namen im Lande umher aus den Höhen erbaut haben] schlemmen sie [bei Opsermahlzeitem ausge- streckt] von [besser: auf] den verpfcindeten Kleidern [der Armen, obwohl ihnen 2. Mos 22, 26 aus- drücklich geboten ist, den Armen ihre aus Noth verpfändeten Oberkleider vor Eintritt der Nacht zurückzugeben und nicht auf solchen Pfändern zu fchlafen 5. M. 24, 12 f.], Und sinsbesoiidere ihre ungerechten Richter] trinken Wein sstellen bei solchen Opsermahlzeiten Weingelage an] in ihrer Götter sbesseri ihres Gottes] Hause snämlich in den Tempeln zu Bethel und Dan, wo sie mich in selbsterwähltem Gottesdienst unter Stierbildern ver- Das Gericht über Jsrael ist unwiderruflich wegen seiner Ungerechtigkeit, Unzucht und Gottesverachtung 791 ehren, und kaufen den Wein dazu mit dem Gelde] von den Gebüßten [derer, die von ihnen ungerechter Weise mit Geld bestraft worden]. I. Nun hab ich ja sdoch alles an ihnen ge- than, und mir allein verdanken ste doch alles, denn ich hab] den Amoritet [sowie alle übrigen Völker- stämme der Canaaniter, die vor ihnen das Land besaß-n] vor ihnen her sdurch meine große Macht und Herrlichkeit] vettilget, der [wie ihre Kund: schafter 4. Mos. 13, 32 ff. aussagten] so hoch war, als die Cederu, und feine Macht [uiid Lei- bessiärkeh wie die Eichen, nnd ich snicht ihr durch eure eigene Kraft] vertilgte [ihn mit Stumpf und Stiel, nämlich] oben seine Frucht [d. i. den jungen Nachwuchs des Bolkes], und unten seine Wurzel [d. i. den Kern desselben]. 10. Auch hab ich euch aus Egyiztcnland ge- führet, und vierkig Jahr in» der Wuste geleitet, daß ihr der Amor ter Land besaßet sals verheißenes Erbe in Besitz näh.met]. Amos nennt unter den vielen canaanitischen Völkern nur die Amoriter als die stärksten und gefährlichstem die daher alle anderen vertreten, wie auch in 1.Mos.15, is; sei. 24, is. 11. Und hab [seit jener Zeit euch fort und fort zwei große Gnadengüter verliehen, durch die ihr als Gottes Volk und Träger des Heils vor allen Heiden aiisgezeichnet waret, nämlich erstlich hab ich] ans euren Kindern Propheten auferweclet [die euch. den Rath und Willen eures Gottes ver- kündigten], und [zweitens] Nasarcier [Gottverlobte 4. Mos. S, 4 AnmJ aus euren Jünglingen san denen ihr allezeit das Ziel eurer gdttlichen Beru- fung, ein heiliges Volk Gottes zu fein, deutlich zu sehen und auch zu erkennen vermochtet, wie ich selbst die Kraft, solches Ziel zu erreichen, mittheile]. Ists nicht also, ihr Kinder Israel? swahrlich ihr könnts nicht läugnen] spricht der HErr. 12. So gebet ihr lstatt euch durch solche Vor- bilder zu ernster Heiligung des Lebens anspornen zu. lassen] den Rasarciern Wein zu trinken [oer- führet sie, ihr Gelübde zu brechen, in einem nüch- ternen, heiligen Leben nur mir zu dienen], und gebietet den Propheten uud sprechen Jhr sollt nicht tveissagen sdieweil das Wort Gottes euch läsiig ist und euer Sündenleben stdrt Kap. 7, 10 sf.; Mich. 2, 6]. II. Siehe [die Strafe für solche schnöde Verachtung meiner Gnadengüter soll auch nicht ausbleiben], ich [will die Last der Strafen schwer auf euch drücken und] wilks [also] unter euch kir- ren machen, wie ein Wagen voll Garben [durch seine Wucht den Erdboden zusammendrückt, daß er] kirret, 14. Daß der, so [sonst] schnell szur Flucht] ist, soll nicht [vor den Feinden, die ich über euch sent-e] entfliehen, noch der Starke etwas sgegen sie] vermögen, nnd der Mächtige [der sonst ein Held im Kriege war] nicht soll sein Leben erretten können; 15. Und die Bogenschüßen sollen nicht bestehen sStand halten können] und der schnell laufen kann, soll nicht entlaufen, nnd [selbst] der da kauf schnellem RosseJ reitet, soll sein Leben nicht er- retten; 16. Und der unter den Starken szuniKriege sDNstJ der Maunhaftigste ist, soll [feige und ver- zweiflungsvoll feine Kleider in den Händen der Feinde, die ihn packen, lassen und] nackend entfliehen tnussen zu der Zeit [um nur sein Leben zu retten; so soll keiner unter euch allen diesem bevorstehenden Gerichte des Untergangs eures Volks und Reichs entgehenL spricht her HEttx Das ist fürwahr eine harte Drohung, darauf wir sollten mit Ernst ute Acht haben. O liebes Deutsch- land, hast du nicht auch itberschwängliche Wohlthaten Gottes empfangen? lZeige an, ist auch ljetzt ein Volk unter der Sonnen, dem Gott der HErr mehr, rö- ßere und herrlichere Wohlthaten zu dieser letzten eit« erzeiget hätte und zwar noch täglich erzeiget, als eben du bist? Du hast sein feligmachendes, reines Wort und kennest nun des Teufels Thrannei und bist aus der Finsternis; wunderbarlich errettet worden. Gott hat dir gegeben treue Lehrer und treffliche, gottfiirchtige Männer in Schulen und in Kirchen. Du hast auch gehabt feine Regenten, Ernährer der Kirchen, gottselige Fitrsten und sonst treffliche weise Leute in Städten. Gott hat dir gegeben mancherlei schöne Sprachen, die besten Künste, guten Frieden nnd alles andere, was zur Erhaltung, Nothdurfn ja zum Ueberfluß und Zierde dieses leiblichen Lebens kann gedacht und gefordert werden. Ists nicht also? Wer will oder kann anders sagen? Aber was machen wir? Wie stellest du dich dage en? Was ist jetzt Gutes in dir? Verachtung Gottes orts und treuer Lehrer, Sicherheit, Gotteslästerung, Stolz, Pracht, Ueber- muth, ungehorsam, Untreue, Verschwendung und Miß- brauch der vielfältigen Gaben Gottes, refsen, Sausen, Neid, Haß, Blutdiirstigkeih Rachgiey ord, Räuberei, Unersiittlichkeit, Ehrgeiz und Geld eiz, Wucher, Lügen, Betrug und alles Teufelsgeschmei hat nun, daß Gott erbarme, dein Herz eingenommen und besessen. Darum trifft und wird uns allererst recht treffen der Zorn Gottes, wie wir täglich vor Augen sehen. (Selnecker.) Das Z. Kapitel. Uiidunkbarlieit der Jsraeliten muß gestraft werden. B. Uachdem Jlmos im vorhergehenden at! Einleitung seiner weissagniig die Gewißheit den bevaruehendeu Ge- richts geweissagt hat, legt er nun im zweiten Haupt— theil seines michs, welche: san. 3—6 umfaßt, die Ge- rechtigkeit und Uothweudiglirtt desselben ans den Sünden den volles dar. Zturh hier giebt er nicht die einzelnen Reden, die er nor dem volle: zu verschiedener Brit gehalten hat, wieder, wie man dies aus dem sich dreimal wieder- hotendem »Ist-et dies Wort« geschlossen hat, sondern nur die hauptgedaniien derselben, zusammenfaßt zu einer läu- geren sußvermahnnngn 792 Amos Z , 1——15. I. d.1——li. Zunächst weist der prophet nach, daß er wohl- berechttgt sei, dem Volke für seine Sünden das Gericht zu welssagea Denn der tJErr habe Israel ans allen Völkern zu seinem dtollie erwählelz daher müsse er an ihm auch alle seine Vergehungen heimsucheu Die Kn- leündigung dieser Strafen aber habe er seinen Propheten aufgetragen. 1. Hören was der HErr mit euch redet, ihr Kinder Israel, nanilikh mit allen Geschleehtern sallen zwölf Stämmen], die ich aus Eghptenland gefuhret habe [denu auch Juda wird ein gleiches Schicksal, wie Israel, erfahren, wenn es sich nicht aufriihtig zu seinem Gott bekehrt], und [er] sprach [spricht zu ench]: · 2. Aus allen Geschlechtern auf Erden hab ich allein euch erkannt [in göttlicher Liebe« durchschaut und zum Gefäß meiner Gnade erkoren]; darum« [sollt ihr nicht nur nicht vor anderen den Vorzug haben, straflos sündigen zu dürfen, vielmehr] will ich auch lgernde um dieser hohen Begnadigung willen] euch hennsuchen in alle eurer Miffethat fdamit ich euch von allen Schlacken der Sünde reinige und zu einem heiligen Gefäß meiner Gnade bereite]. «) Der HErr kennet aller Menschen Herzen, er kennet alle Heiden. Aber er erkenn et nur die Seinen. Er- kennen ist nicht blos das Wissen vom Anderen, sondern das Sein im Andern, welches Hingebung in Liebe vor- aussetzt, daß man alle Fremdigkeit aufhebt, im Andern als in seinem Eigenen lebt und wirkt und auch dem Andern das Seinige mittheilt, und sich ihm zu erkennen giebt. Indem der HErr Israel erkannt hat, hat er einen Ehebund mit dem Volke geftiftet, die Kinder Israel zu feinem Eigenthum gemacht, sich in Jsraels Schooße geoffenbareh ihm feine göttlichen Gitter, soweit sie mit- theilbar nnd, zum Erbgut gegeben. Ioh. l0, 147 1. Cur· 13, 12. (Schmieder.) Der, welcher wahrhaft einen an- dern liebt, geht aus sich selbst heraus, und versenkt sich mit feinem ganzen Gemiithe in ihn, und so erkennt er ihn; ja Lieben und Erkennen ist Eines, und ohne Liebe keine Erkenntniß Daraus folgt nun aber mit Noth- wendigkeit, daß, wenn Gott, der Heilige, den Menfchen, den Unreinen und Sündhaftem liebt, er kraft des Dran- ges, der in der Liebe liegt, den erkannten Gegenstand mit dem Wesen des ihn Erkennenden innigst zu verbin- den, die Sünde tilgen und daher die Schuld durch das Läuterungsfeuer der Strafe züchtigen muß. (Umbreit.) W) Wer viel empfangen hat, von dem wird viel ge- fordert werden. Je größer das Maaß der Gnaden ist, desto größer ist auch die Strafe, wenn sie verachtet und versäumet worden. (Berleb. B.) Z. [Solches höret ihr in eurer stolzen Sicher- heit freilich nicht gerne und meinet, ich habe kein Recht, euch des HErrn Gericht zu weissagen; aber alle meine Aussagen stammen vom HErrn her; denn] Mögen auch zween sSir. 38, 18 Anm.] mit einander wandeln, sie seien denn eins unter einander [geworden, daß und wo sie zusammen: treffen wollen]? [Also auch ich bin aus Juda nicht von mir selbst hierher gekommen, sondern nur auf des HErrn Befehl, euch das Gericht zu ver- kündigen] 4. Brüllet auch ein Löwe im Walde, ivenn er keinen Raub [vor sich] hat sauf den er eben losspringen will, ihn zu packen]? Schreiet auch ein junger Löwe aus feiner Höhle, er habe denn etwas gefangen [in seinen Tatzen, das ihm nicht mehr entgehen kann? Also auch der HErr würde euch das Gericht nicht drohen, wenn er euch nicht als ein zum Gericht reifes Volk Vor sich sähe und ihr bereits in seiner Gewalt wäret, ohne ihm ent- gehen zu können]? Z. Fällt auch ein Vogel in den Strick auf der Erde, da kein Vogler [besser: keine Spren- kelschlinge da] ist fdie den Vogel festhältss Hebt man auch den Strick [genauer: Springt auch ein Neu] auf von der Erde, der [dae] noch nichts gefangen hat [ohne daß ein Vogel im Aufsliegen es emporzieht und sich fängt? Also auch ihr würdet nicht ins Verderben stürzen, wenn eure Sünde euch nicht in dasselbe hineinzöge Jer.2, 35; oder meinet ihr etwa, wenn das Verderben daher fährt, nicht von ihm erfaßt zu werden, sondern ohne Schaden davon zu kommen Jes 28, 2512 s. Blciset man auch die [Lärm-] Posaune in einer Stadt, da sich das Volk davor nicht entsesze [und aus seiner Sicherheit aufgeschreckt werde, weil sie jedermann kund thut, daß eine Gefahr oder ein Unglück vorhanden sei]? [Also lässet auch der HErr das Unheil, ehe es kommt, voraus verkündigem und die Stimme seines Propheten, der es verkün- digt, soll einen heilsamen Schrecken im Volke er- regen »Hes. 33, 1——5. Denn] Jst auch ein Un- gluck in der Stadt, das der HErr nicht thue fund als Strafe überdieselbe verhänge]? . Woher kommt also alles Unglück in der Welt, alle Plagen, Mängel und Schaden, alle Verwitstungen und Zerrüttungen im Krieg, Pest, Krankheiten und andern Trübsalen? Sind’s nicht lauter Ausbrtiche der göttlichen Gerechtigkeit, die das Böse also heimfuchet? Es ist daher ein großer Mißoerstand und falsche Zueignung der Ge- richte Gottes, wenn wir die Schuld auf Andere oder auf den äußeren Himmel legen. Was ist das anders, als in den Stein beißen, wie die Hunde? (Berleb. B.) Darum ist es nicht enug, daß man beide in emeinen Plagen, als wenn eftilenz, Theuerung und Krieg ist, und in anderen fonderlichen Plagen, als wenn wir mit allerlei Krankheiten, Armuth, Unfall und Elend ange- griffen und beschweret werden, auf menschliche Mitte oder natürliche Ursachen sehe und spreche: Ei, wenn das oder jenes nicht wäre, wenn wir dies oder jenes ange- fangen oder gethan hätten, so wtirde uns fein geholfen worden und wären in solch Elend nicht gerathen, fon- dern es heißt, wie bei Jeremia: KlageL Z, 37—43. (Selnecker.) 7. [Also verkündige auch ich euch nun das Unglück, das über euch vom HErrn kommen wird] Denn der HErr HErr thut nichts kbringt zumal kein Gericht über das Volk], er offenbare denn szuvorj sein Geheimnis [seinen verborgenen Rath: schluß] den Propheten, seinen Kuechten sdaß sie das Des Propheten sesier Beruf, solches zii verkündigen Bethels und Samarias Zerstörung. 793 Volk ermahnen, Buße zu thun und sich zu bekehren 1. Kön. 13, 2 Anm.]. Wir rechnen dies zn der Größe der Barmherzigkeit, daß Gott nie die Strafen eher verhänge, ehe er zuvor die Welt hat warnen lassen. (Hieronymus.) 8. Der Löwe briilletz wer follte sich [dn] nicht fürchten [ist es doch ein Anzeichen, daß er seine Beute erhaschen will. Also auch wer sollte nicht zittern und beben vor dem nahenden Gerichte des HErrn Hebt. 10 , 3l.]? Der HErr HErr [hat zu mir ge-] redet [und seinen Rathschluß mir kundgethan]; wer sollte nicht weissagen [vermag ich auch dem Rufe des HErrn zu widerstreben]? [Da- rum verachte mich doch ja Niemand, obwohl ich nur ein armer Hirte von Thekoa bin; dennoch bin ich des HErrn Propbet, den er gesandt. Wehe mir, wenn ich sein Wort verschweigen wollte; aber auch wehe dem Volke, das auf das Prophetenwort nicht achten wollte!] II· V. 9--15. Nachdem der dlroohet so seinen nnd aller Propheten Beruf, die Gerichte Gottes dem Voller zn ver- ltündigen, gerechtfettigt hat, sagt er nun rüelisichtslos her— aus, was der Hexe: über das sündige voll( Israel de— schlossen: da Israel Bedrückung, Gewaltthat nnd Frevel gehäuft hat, so wird ein Feind über das Land kommen, Samaria plündern, seine Bewohner ukndringem die Jtltüte zu sethel zertrümmern nnd die Hauptstadt zerstören. 9. Berkündiget [ihr meine Propheten, ruft der HErrJ in den Paliisteu zu Asdod [der heidni- schen PhilisterstadtL und in den Paliiften im sange- rechten, gottlosen] Lande Eghpten, nnd sprechet: Sammelt euch [ihr Fürsten der Philister und Egyptety über die mein Volk als über gottlose Heiden sich so weit erhaben dünkt] auf die Berge Samariå [auf die um die Stadt Samaria gelege- uen Berge Jes. 28, 1 Anm.], und sehet [von dort herab in die Straßen der Stadt und beson- ders in die Paläste ihrer Fürsten und Großen hin- ein], welch» ein groß Zetergeschreit [welch’ ein Zustand der Recht: und Ordnungslosigkeit und der offenen Gewaltthat] nnd Unrecht [welche Bedrückung der Armen und Schwachen] drinnen ist. i 10. Sie achten keines Rechten [wissen gar nicht mehr , was Recht und was Unrecht sei], spricht der HEry sammeln Schcitze [große Sünden- massen] von Frevel und Raube [von offener Ge- waltthat, die sie] in ihren Palcisten [begehen]. ,,Zetergeschrei« ist ursprünglich das Geschrei des empörten Rechtsgefilhls, das bei dem alten deutschen Halsgericht von dem Volke erhoben wurde, um die Hin- richtnng des überführten Missethäters zu fordern, dann überhaupt der Schrei des Entsetzens über himmelschreieiide Sünden. die Gottes Gericht heraus-fordern. Im Grund- text steht dage en ein Wort, das ,,Verwirrung, Anarchie« bedeutet. (S mieder.) s 11. Darum spricht der HErr HErr also: Man wird dies Land rings umher belagern fund erobern], und dich [dn Stadt Samaria] von deiner Macht [mit der du auf dem Scheitel eines Hügels prächtig thronest Jes. 28, I Anm.] herunter reißen, und deine Häuser [deine von ungerechtem Gut an- gefüllten Paläste] plündern. 12. So spricht der HErrx Gleichwie ein Hirt dem [iu feine Heerde einbrechenden] Löwen [nur ganz unbedeutende Ueberbleibsel eines von ihm ge- raubten Schafes, etwa] zwei Kniee oder ein Ohr- lcipplein aus dem Maul reißetz also sollen die Kinder Israel [beim Fall und der Plünderung Samarias nur mit genauer Noth und zum klein- sten Theil] herausgerissen werden [und mit ihrem Leben davon kommen, zumal die wollüstigen Gro- ßen des Reichs], die sso sorglos und unbekümmert um Gottes Gerichte] zu Samaria wohnen, und haben in der Ecke ein Bette, nnd zu Damaskns eine Sponder [genauer: und sitzen in bequemer, üppiger Ruhe in der Ecke des kostbaren, mit Elfenbein ausgelegten Rnhebetts oder Divans nnd auf dem aus Damasttsp gefertigten Ueber- zug des Lagers] · · » · V) Das Wort ,,Sponde« ist Ietzt nur noch in wenigen Gegenden gebräu»chlich. Es stammet von dem lateinischen spendet, Bettgestellx dann auch, wie hier Ruhebett, Sophcu «) Der Dan1ast, ein schon im Alterthnm berühmter, kunstvoll gewebter Stoff, mit welchem ja auch jetzt noch die Divans überzogen werden, hatte feinen Namen von Damaskus, too er zuerst bereitet wurde. 13. Hdret [noch weiter, ihr heidnischen Für- sten der Philister und EgypterJ und zenget im Hause Jakobs sleget schon jetzt und zumal dann, wenn es kommt, Zengniß ab wider das Haus oder Volk Jakobs, d. i. das ganze Jsrael, daß die Strafe, die ich über Samaria ob der Größe seiner Versündigung verhängen will, und die ich euch vorher verkündige, eine völlig gerechte sei nnd von mir herkomme]- spricht der HErr HEM der Gott Zebaoth [der als König der himmlischen Heerschaa- ren wahrlich die Macht besitzt, seine Drohung wahr zu machen]. 14. Denn zur Zeit, wenn ich die Sünde Jsraels [des nördlichen Reichs überhaupt] heim- suchen werde, will ich [ganz besonders] die [abgöt- tischen, selbsterwählten] Altcire zu Bethel [die Quelle, von wo das Verderben in’s Volk geströmt ist] heimsuchen, und die Hörner des Altars [jedes ein- zelnen Altars, in denen seine Bedeutung gipfelt 2.Mos. 27, 2 Arm] abbrechen, daß sie zu Boden fallen sollen. 15. Und will sferner in der Hauptstadt Sa- mariaJ beide Winterhaus und Sommerhans [alle königlichen und fürstlichen Paläste zer-] schlagen [daß sie in Trümmer über einander fallen sollen]; und sollen [insonderheit] die elfenbeinerneu kdie in den Zimmern an Wänden nnd Fuszböden mit Elfenbein ausgezierten 1. Kein. 10 , 15 Anm.] Häuser [iu denen so viel ungerechtes Gut ange- 794 Amos 4, 1—13. häuft, so viel Frevel und Wollust verübt worden ist] untergehen, und [mit diesen Palästen überhaupt] viel Häuser verderbet werden, spricht der HErr. Die Erfüllung dieser Drohung trat bei der Eroberung 1S7anåarfigs durch den Assyrer Salmanafsar ein. (2. Köm Das El. Kapitel. Drohung wider die Obersten im Volk Israel·- III. V. 1——13. Jlnfänglich fiihrt Jlmos noch weiter fort, die Sünden des volles zu Musen, die das Gerikht her- ausforderm nnd zwar an den Frauen Samaria’s. Dann stellt er die Richtigkeit des Gottesdieufies des volles dar. Der tjErr hat um des Götzen— und Zilderdienfles srhon viel Strafen über Israel gebracht, ohne daß es sich zn ihm bekehrt hätte; er wird daher fortfahren, es zu züchtigen, bis daß es lernt, ihn zn fürchten. » I. Höret dies Wort [Kap. Z, 1], ihr fetten Kuhe sihr üppigen, reichen WeiberL die ihr auf dem Berge Samariä [in der Bergstadt Samaria] seid, und den Dürstigen [durch allerlei Erpressun- gen, zu denen ihr eure Männer nöthigen damit ihr eure Lüste befriedigen könnet]" Unrecht thut, und untertretet die Armen, und sprechet [jede ein- zelne unter euch] zu euren Herren [euren Ehegatten]: Bringe her lschasse uns die Mittel], laß uns [schwelgen und] sausen. Z. [Darum wird das Gericht über euch ganz gewiß nicht ausbleiben; denn] Der HErr HErr hat geschworen bei seiner Heiligkeit [die eure Ungerech- tigkeit» nicht dulden kann]: Siehe, es kommt die Zeit uber euch, daß man euch [aus eurem schwel- gerischen Leben, eurem Elemente, wie Fische aus dem Wasser] wird heraus rücken sherausziehen und fortschleppen] mit Angeln und eure Nachkommen [wörtlich: euren Rest, der etwa das erste Mal nicht hinweggerissen worden wäre] mit Fisch- hacllein. Z. Und werdet sstatt zu den Thorem die dann zerstört sein werden] zu den Lücken [der Stadt- mauer, die bei der Eroberung entstanden sind, ge- fangen] hinausgehen, eine jegliche [in »stummer Verzweiflung und Bestürzung] vor sich hin [ohne daß ihr euch rechts oder links umschauen mögt] und gen Harmont fnach Osten in eine Stadt im Lande eurer Feinde] weggeworfen werden, spricht der HErn V) Eine Stadt dieses Namens ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Das schwierige hebe. Wort, das an dieser Stelle steht, deutet am wahrscheinlichften aus ein Land« oder eine Gegend Assyriens hin. Eine sehr alte, wenn auch nicht ganz zu begründende Deutung übersetzt: ,,tveit über die Berge Armeniens.« 4. Ja, kommt snur immer] her gen Bethel [all ihr Bewohner des Reiches Jsrael], und tteibei snur recht eifrig euren falschen Gottesdienst, ihr thut damit doch nur] Sünde, und [gehet auch] gen Gilgal [an den anderen selbsterwählten Ort eurer falschen Gottesoerehrung auf dem Gebirge Ephraim Jos. I, 6 Anm. 2; Hof. 4, 15; 9,15; 12, 12; Kap. 5, 5], daß ihr sauch dort] der Sünden viel simmer mehr] machetz und bringet [meinethalben daselbst] eure [Schlacht- und Dank-J Opfer des Morgens [an jedem Morgen], und eure Zehnten des dritten Tages [sogar an jedem dritten Tag, dem HErrn und feinen Dienern dar; thut in beidem noch mehr, als der HErr in seinem Gesetz für den rechten Gottesdienst befohlen hat, nämlich nur ein Brandopfer an jeden Tag und den Zehnten jedes dritte Jahr 4. Mos. 28, Z; s. M. 14, 28; 26, 12J. Z. Und räuchert [verbrennet in eurem unhei- ligen, verständnißlosen Eifer auf dem heil. Brand- operaltar sogar Kuchen] vom Sauerteig zum Dant- opser lobwohi der HErr 2. Mos. 7, 12 ff. aus- driicklich geboten hat, daß die zu einem Dank- und Lobopfer nothwendige Beigabe auf den Altar nur aus ungesäuerten Kuchen bestehen dürfe, gesäuerte Kuchen dagegen nach Z. Mos. 2, 11 niemals auf den Altar gebrachh sondern nur zu der auf das Dankopfer folgenden Opfermahlzeit von dem Priester und den Opfernden verzehrt werden sollten],- und prediget von freiwilligem Opfer, und verkimdiget es [fordert im Widerspruch mit dem Wesen dieser Opserdie Leute auf, daß sie solche doch »nur der freien Liebe und Dankbarkeit überlassenen Opfer- Gelübde darbringen sollten und müßten Z. Mos. 22, 18 ff; 5. M. 12, 6]; denn so habt ihr-s gerne ssolchen sündlichen Unverstand treibt ihr mit allem Eifer und meinet, dem HErrn seine Gnade und Wohlgefallen damit abzwingen und abverdienen zu können], ihr Kinder Israel, spricht der HErr HErn Es ist bittere Ironie gegen den Unverstand des sünd- lichen Eifers der Jsraeliten bei ihren Gottesdiensien in Bethel, Gilgal und anderen, theils durch alte, heilige Erinnerungen geweihten, theils aber auch durch Götzem dienst nnd Bilderdienst entweihten Orten, die hier aus den Worten spricht. Jn dem täglichen Gottesdienst sollten vor Allem Brandopfer zur Sühne des Volkes dargebracht werden; erst auf Grund der dadurch erwor- benen Vergebung der Sünde war dem HCrrn das Schlucht: oder Dankopfer angenehm, die Jsraeliten aber hatten das Verstiindniß für die Nothwendigkeit des Brand- opfers vor andern Opfern gänzlich verloren und brachten nach der Neigung der Welt und des natlirlichen Herzens nur Dankopfer. -— Der Prophet will aber V. 4 wohl weniger behaupten, daß in Bethel und Gilgal täglich Dankopfer, jeden dritten Tag der Zehnten wirklich dar- gebracht worden wären, sondern sein Sinn ist: Wenn ihr auch. wirklich so unverständig und über das Maß des Gesetzes hinaus eifrig seid, so würdet ihr damit euren Abfall vom lebendigen Gott nur mehren. 6. [Mit alle dem werdet ihr die Gerichte Gottes nimmermehr abwenden; eben] Darum hab ich euch auch sin der vergangenen Zeit schon oft Aller Gottesdienst Jsraels ist nichtigz dabei waren alle bisherigen Strafen des HErrn fruchtlos. 795 heimgesucht und alles verfucht, euch zu mir zu bekehren; die erste Züchtigung, die ich über euch brachte, wie ich euch in 5,Mos. 28, 48. 57 gedroht, war Hungersnothz ich habe euch] in allen euren Städien müsfige Zähne gegeben, und Mangel an Brod an alleu euren Orten. [Den-] Noch bekehretet ihr ench nicht zu mir, spricht der HErn 7. Auch hab ich [ferner als zweite Züchtigung Dürre, Wassermangel und Mißernte, wie in Z. Mos. 26, 19 f.; 5. M. 28, 23 vorausgesagt, über euch gebracht; denn ich habe] den [Spät-] Regen [ohne welchen stch die Aehren und Körner nicht kräftig ausbilden und reifen können] über euch Verhalten [Ende Februar und Anfang MätzL bis daß [= als] noch drei Monden waren zur Ernte [welche Ende April beginnt und Mai und Juni hindurch währet]; und ich ließ [damit ihr desto klarer erkennen solltet, Regen und Dürre komme aus meiner Hand] regnen über eine Stadt, nnd auf die andere ließ ich nicht regnen; ein Acker ward beregnet, und der andere, der nicht beregnet ward, verdorrete. 8. Und [es entstund unter euch große Noth um das unentbehrliche Trinkwasserz so] zogen zwo [Sir. 38 , 18 Anm.], drei Städte [in denen die Brunnen vertrocknet waren, halbverschmachtet und mit unsicheren Schritten wankend] zu Einer Stadt [wo es einmal geregnet hatte], daß sie Wasser trinken möchten; und konnten es nicht genug finden [und mußten doch Durst leiden]. [Den-] Noch be- kehreiet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErn 9. Jch plagte euch [drittens, wie irh gleich- falls den Uebertretern meiner Gebote voraus gesagt hatte H. Mos. 28, 22. 39 f» 421 mit dürrer Zeit und mit Brandkorn [genauer: mit Brand- korn und Gelbkorn]; so fraßen auch die Raupen [die Heuschrecken Joel I, 4 Anm.] alles, was in euren Garten, Weinbergeu, Feigen- båumen und Oelbtiumen wuchs. [Den-] Noch be- kehretet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErn » 10. Ich schickte [viertens] Pesiilenz unter euch fwie ich 3. Mos. 26, 25; 5. M. 28, 60 gesagt], gleicher Weise wie [sie] in Egypten khäusig ist]; ch tödtete [ferner] eure junge Mannschaft durclys Schwert [durch schwere Niederlagen von euren Feinden, z. B. in den Kriegen mit den Syrern 2. Kön. 8, 125 13- s« 7], und ließ [auch] eure Pferde gefangen wegführen; ich ließ [nach euren Niederlagen] den Stank von [der Masse der Er- würgten, Menschen und Pferde in] eurem Heer- lager in eure Nasen gehen idaß ihr deutlich und empsindlich riechen mußtet, was eure Sünden für Gerichte über euch gebracht] [Den-] Noch bekehre- tet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErn 11. Ich kehrete kendlichj etliche unter euch um [brachie als Folge der vorhergehenden Strafen und alsschwerstes Gericht eine solche Verödung und Zerrüttung über euer Land und Volk] , wie Gott Sodom und Gomorra umkehrete fwomit gleichfalls meine Drohung Z. Mos. 29, 22 sich erfüllt hat], daß ihr waret wie ein Brand, der [eben noch] aus dem Feuer gerissen wird kalso habe ich auch euch noch vor dem gänzlicheu Untergang durch einen von mir gesandten Heiland oder Retter, Jerobeam 11. 2. Kön. 13 , 5 bewahret]. [Den-] Noch kehreiet ihr euch nicht zu mir, spricht der HErn 12. [Weil nun alle meine Züchtigungen ver- geblich waren und keine Buße und Umkehr bewirken konnten] Darum [ist nun das Maß deiner Sünden voll und die Zeit des Gerichts vor der Thür, und nun] will ich dir weiter alsot thun, Israel. Weil ich denn dir also [nämlich das AeUßersteJ thun will, so schicke dich [zur Buße] Israel, und be- gegne deinem Gott [indem du dich bereit hältst, dich vor Gott deinen Richter zu stellen und durch ernstliche Umkehr das äußerste Strafgericht abzu- wenden]. 13. Denn siehe ser ist der Allmächtige und Allwissende, dem du nicht entgehen wirst, vor dem dich auch nichts verbergen kann], er ift’s, der die Berge macht, den Wind schaffet, und zeiget dem Menschen [decket ihm durch seine Propheten auf], was er reden soll [besser: was seine Gedanken, seine Gesinnungen sind, also daß er nichtblos die äußerlichen Handlungen, sondern auch die verbor- gensten Regungen des Herzens durchforscht und richtet hebe. 4, 12]. Er macht die Morgenrbthe Und die Fiusterniß [ebenso Glück und Unglück, die den Menschen treffen sollen], er tritt [als allmäch- tiger Beherrscher der Erde einher] auf den Höhen der Erde: Kurz] er heißt HErr [Jehova], Gott Zebaoth [der Beherrscher aller irdischen und himm- lischen Heere]. V) Was der HErr seinem Volk thun will, verschweigt « der Prophet aus ErregmR vor dem furchtbaren Gedan- ken, der nicht über seine "ppeu will. Es ist aber aus dem Folgenden zu schließen, daß es das Gericht der gänzlichen Verwerfung ist. Dennoch läßt er die Drohung dieses Aeußersten nicht ohne HoffnungsstrahL — Wir wissen ja, daß die Propheten, auch wenn sie dem aus- erwählten Volk den Untergang drohen, doch immer die Härte ihrer Verkündigung mildern, weil, wenn auch ver- orgen, doch noch ein kleiner Same von Gott fürchtenden Seelen übrig war. Schicke dich, sagt er, begegne deinem Gott, als wollte er sagen: Obwohl du des Gerichts des Untergange-s würdig bist, obwohl der HErr beschlossen hat, die Thüre zuzuschließem und dir von allen Seiten Verzweiflung bevorsteht, so könntest du doch noch den Zorn Gottes besänftigem nur schicke dich, ihm zu begeg- nen. Aber solches Begegnen faßt eine ausrichtige Er· nenerung des Herzens in sich, wo der Mensch sich selbst mißfällh mit bußfertigem Sinn sich Gott unterwirft und flehentlich um Vergebung bittet. (Calvin.) 796 Das 5. Kapitel. Klage-lieb über den ckull Israels zur Zzuße sooft-and. IV. v. 1—3. Die beiden nun. 5 und 6 bilden ein zusammengehdrlges Ganze vou Mahnredem in denen der Propbet dem iaolbe uorhmals vorhält, was Gott von ihm fordert, um ihm damit ltlar zu beweisen, daß das gcdrohte Gericht des Untergangs wohlver- dient und unabwendbar sei, um damit den nat-aß- ferttgen Sündern ihre Sicherheit zn nichte zu machen: und die falschen Stützen, auf die ne not) verlassen, zu entreißen. Den! Ganzen schiebt er als Thema, das den Grundgedanken von 4 darauf folgenden Strafrrden ent- hält, ein Trauerlied voraus (V.2) iiber den tiefen Fall der Tochter Israel, der, wie er in its. 3 erläuternd hinzu fügt, so slhreklcliclj sein werde, daß niemand ihr auf- helfen its-nur; kaum-das zehnte Theil solle übrig bleiben in dem bevorstehenden Wetter, das über das ganze Land hereinbrechen werde-Auch in diesen Strafreden than. 5 n. s) wendet sich Junos hauptsächlich gegen die 10 Stämme Israel-s, denen er wiederholt Untergang nnd Wegführung ankündigt, aber zngleiuz richten suh seine Worte auch au das gesammte Israel der 12 Stämme, wie schon in status, 1., und 6,1 ruft er ein wehe ans anrh nber die stolzen auf dem Berge Zion, so daß seine ganze weissagung zugleich anih dem Reiche Isrda gelten soll, dem er bei gleikher dersändigutig dasselbe Evas, wie dem nördlichen Keim, in Aussicht stellt. I. Hirn, ihr vom Hause Israel sihr 10 Stämme des nördlichen »Reichs], dies Wort; denn ich muß dies Klagelted aber euch [wie über einen Verstorbenen] machen: 2. Die Jungfrau Israel [die nach ihrem hohen göttlichen Beruf von niemandem überwältiget werden, nur ihrem Gott angehören und dienen sollte] ist »gefallen, daß sie nicht wieder aufstehen wird; sie ist sgewaltsamj zu Boden gestoßen soon den Feinden, die Gottes Gericht an ihr vollstrecken], und ist niemand, der ihr aufhelfe Soweit das Klagekiedx das Folgende erläutert und rechtfertigt nun seinen Inhalt. Z. Denn so spricht der HErr Gott: Die Stadt [in Jsrael], da laufend lbewaffnete Krieger] ausgehen [zur Schlacht ausziehen, um den Feind zurückzutreibenL soll nur hundert ubrtg behalten; und sjede Stadt] da hundert ausgehen, soll nur zehn ubrig behalten tm [= vom] Hause soder Volke] Israel. v. b· 4—t2. Jinf diese leurze vorliitifige Begründung des Klagetirds folgt nun der ansführlirhe Nachweis, daß Israel zum Geritht reif ist, well es das Gegeutheil von dem thut, was Gott von seinem voller verlangt. Gott fordert, ihn zu suchen nnd vom Gsheudienst zu lassen, um zu leben; Israel dagegen verwandelt das iiekht in Ungerechtigkeit, ohne den allmärhtigen Gott und sein Gertcht zu stheueu Das fordert das Gericht Gottes . heraus. 4. Darum so spricht der HErr zum Hause. Israel: Suchei mich sin herzlicher Reue und Buße Amos 5 , 1-—I5. von ganzem Herzen], so werdet ihr [mich sinden und dadurch schou ans Erden sicher und glitcklichj leben fund das wahre ewige Leben gewinnen Jes. 55, 6 ff.]. Gott suchen ist nichts anderes, denn ihn recht erken- nen, wie er sich selbst in seinem Wort und Wuuderwerken geoffenbaret hat, und vor ihm demitthigeky ihn anrusen m wahrer Erkenntuiß, Glauben, Vertrauen und Bekennt- niß des rechten Messias, seines lieben Sohnes, unseres HErrn Jesu Christi, und von ihm bitten und begehren Vergebung der Sünden und Rettung nnd Erlösung vou allem Uebel, nnd das Leben bessern nach dem Befehl und Willen Gottes. Wer nun Gott also suchet, der soll leben, d. i. er soll allerlei Wohlthat und Segen Gottes empfahen, beide innerlich an Gnade, Glauben und Trost, Geduld und anderen Gaben des heil. Geistes, und äußer- lich an Gesundheit, Nahrung, Friede, Ruhe und Wohl- fahrt. (Selnecker.) Z. Suchel smich aber da, wo ich zu finden, in meinem Wort und Gesetz, im wahren Gottes- dienst, und nicht an den Oertern der Abgöttereh des salschen, selbsierwählteu Gottesdiensiesz gehet] nicht [nachJ Bethel, und iommet nicht gen Gilgal [Kap. 4, 4], nnd gehet sauch] nicht gen Verfebat [im Süden des Reiches Juda, welches ihr um der heil. Erinnerungen aus der Zeit der Erzväter 1.Mof. 21, 3l. Eis; 26, 24; 46, 1 willen durch abgöttische Verehrung meines Namens entweiht habt]. Denn [alle diese eure selbsterwählten An- betungssivätten werden dem Gerichte Gottes verfallen,] Gclgal»[d. i. wer nach Gilgal geht] wird gefangen weggesnhrt werden fund es wird sich thatsächlich bewähren, was der Name Gilgal bedeutet: Wan- derungL und Bethel wird [für seine Aubeter] Beih Aben [d. i. ein Ort des Verderbens] werden [Hos. 4 15]. « s) Die Könige des Reichs Jskaet währte« kuigtich zu ihrem abgiittischen Dienste solche Orte, die durch die Erzväter geheiligt waren; dergleichen auch Betheh Gilgal und Gilead Gut. 6, 8) sind, um die Herzen von der erst später geheiligten Davidsstadt Jerusalem abzuziehen. Dadurch wurden auch fromme Herzen verführt, so wie die Weise des Gottesdieuftes mit Bilderdienst und heid- itischeu Lustbarkeiten vermischt, die fleischliche Menge zog. Ein solcher u einer Cultus war nun auch in das jiidische Berseba ve flanzt. (Schmieder.) Weil aber Amos hier nur de Reich Israel das Gericht verkün- digen will, so berü sichtigt er bei seiner Drohung das zu Juda gehörige Berseba nicht. 6. Suchet den HErrn, so werdet ihr leben IV. 4]; daß nicht ein Feuer [des Zorugerichts des HErrn] im Hause Joseplys [des Vaters Ephraim's, des Stammvaters des Hanptstamuies im Reiche Israel, das daher auch Haus Ephraim oder Jo- sephs genannt wird] überhand nehme, das da lLand nnd Volk] verzehre, und niemand fzuj lbfchen [ver-] möge zu Bethel [d. i. in dem Lande, dessen Hauptheiligthum und Hauptsiinde in Bethel gelegen ist, so daß das ganze Land durch diesen Namen gekennzeichnet ist]. « 7. Die ihr das Recht in Wermuth [d. i. in ans · Jsraels völlige Reife zum Gericht. 797 bitteres Unrecht] verkehret, und die Gerechtigkeit [mit Füßen tretet und] zu Boden stoßet. 8. [Obgleich ihr recht wohl wisset, daß der HErr der Allmächtige ist, der plötzliches Verderben über euch bringen kaum] Er macht sals Schöpfer die hellleuchtenden Gestirne, wie] die Glucke [oder das Siebengestirn der Plejaden im Bilde des Stieres am östlichen Himmel] und Orton [Hiob 9,9Anm.; 38, 31]; [er isrs aber auch] der sals gerechter RichterJ aus der Finsternis [und Todes- schatten des Elendes und der Trübsal] den Morgen [des Heils undiGlücks], und [ebenso leichts aus dem [sonnenhellen] Tage [des ungetrübten Glücks] die ftustere Nacht sdes Verderbens] macht; der [in heiligem Zorn] dem Wasser im Meer ruft, nnd schüttet es auf den Erdboden sdaß es zur Sünd: fluth werde und die Gottlosen im Lande vertilge]; er heißet HErr [Jehova; in diesem seinem herr- lichen, unergründlichen Namen liegt seine ganze Macht und sein heiliger Ernst, wie auch seine Güte und Menschenfreundlichkeit ausgesprochen]; 9. [Wer follte ihm widerstehen können? ihm] Der über den Starken kmit Blitzesschnellq eine Verstörnng anrichtet, nnd bringet eine Verstörung [auch] über die feste Stadt. lWerdet nun ihr, die ihr auf eure Stärke und eure Festungen euch ver- laßt, seinem Gericht zu entgehen im Stande sein?] 10. Aber sie sind dem gram, der sie [bei der Gerichtsverhandlungj im Thor [1. Mos. 19, 1 Anm., über ihre Ungerechtigkeiten] straft, und haben den seinen jeden] für einen [verhaßten] Greueh der heilsam lehret [der ihnen die Wahrheit und das Recht entgegen hält] 11. Darum, weil ihr [eure Macht für euer Recht haltet und] die Armen ssowohl im Gericht als auch im öffentlichen Leben] unterdrückt, und nehmet [wenn ihr als Richter: über sie Recht zu sprechen habt] das Korn mit großen Lasten [als Bestechungslohnj von ihnen [bevor ihr sie zu ihrem Rechte kommen laßt]; so sollt ihr [wie ich euch schon in 5.Mos. 28, 30. 39 gedroht] in den Häu- sern nicht wohnen, die ihr [mit solchem Sünden- lohn] von Werkstücken soder Qnadersteinen so prächtig auf-] gebauet habt, und den Wein nicht trinken, den ihr in den [durch Ungerechtigkeiten er- worbenen] feinen Weinbergen gepflanzet habt [son- dern euer Land soll geplündert und ihr gefangen weggeführt werden]. 12. Denn ich weiß euer Uebertreten, deßr viel ist, und eure Sünden, die stark sind, wie ihr [um euch eure Hauptsündh die Ungerechtigkeit im Gericht, noch einmal vor die Augen zu stellen] die Gerechten [die in Gottesfurcht gerecht und gottselig wandeln, hasset und] dränget, und [gegen das aus- drückliche Verbot im Gesetz 4. Mos. 35, II] Blutgeld szur Sühne für ein schweres Verbrechem besonders den Mord, von den reichen Verbrechern nnd Mördern] nehmet [und sie sich also von der Todesstrafe loskanfen lasset], und Dabei] die Armen [die euch nichts bezahlen können, damit ihr euch herbeilaßt, sie in ihrer Unschuld und in ihrem Rechte zu beschützen, bei der Gerichtsverhandlung] im Thor unterdrücket [indem ihr sie von den Mächtigern und Reichen vergewaltigen lasset und ihren ungerechten Verklägeru Recht gebt L. Mos. 23, e; 5. M. 16, 19]. «) Wir würden jetzt sagen: das viel ist; denn wir haben das Bewußtsein, daß ,,viel« eigentlich ein Sub- stantiv ist und den Genitiv bei sich erfordert, verloren. Bei Luther steht dieser substantivische Gebrauch von »Viel« noch ganz fest, daher hat es bei ihm stets den Gen. bei sich, hier: deß. VI. its. 13-17. Jllleg Reden und Verinahnrn hilft nichts mehr; aber geiuißlich nur durch aufrichtige Bekehrung, triebe zur Genauigkeit nnd tjaß des Argen werdet ihr euch retten können; sonst wird tiefe Trauer über euih alle kommen, denn Gottes: Gericht ist nahe. 13. Darum sweil ihr so tief in das Verderben versunken seid, so] muß der Kluge [der weiß, daß Gott sich nicht spotten läßt] zur selbigen Zeit schweigen [so schweigt und spart seine doch frucht- losen Ermahnungen und Warnungem wer weise ist und Einsicht hat, zu dieser Zeit der vollen Taubheit gegen Gottes Wort]; denn es ist eine böse [durch- aus von Gott abgefallene] Zeit. 14. [Dennoch läßt mich meine Liebe nicht- daß ich euch nicht immer wieder ermahnen sollte:] Suchet [den HErrn in Buße und Glauben und in ihm] das Gute, und ssuchet] nicht [den Abfall von ihm nnd darin] das Böse, auf daß ihr [schon jetzt sicher und glücklich] leben [und vor allem das wahre ewige Leben gewinnen] mögetz so wird der DIE-er, der Gott Zebaoth, [in Wahrheit] bei euch fein fund euch auch von den Feinden und aus dem Gericht erretten], wie ihr leuch dessen jetzt schon, aber vergeblich] rühmet [in dem trügerischen Wahn, als könne es euch als Kindern Abraharns nach dem Fleisch daran nicht fehlen, und als könne das angedrohte Strafgericht euch als Angehörige des Volkes Gottes nicht treffen] 15. [Nein] Hasset [vielmehr] das Böse, und liebet das Gute, bestellet ssiellet wieder her] das Recht [gerechtes Gericht bei den Gerichtsverhand- langen] im Thor [1. Mos. 19, 1 Anm.]; so [und dann nur vielleicht] wird der HErr, der Gott Zebaoth [als allmächtiger Retter mit euch sein, statt nach seiner Gerechtigkeit mit euch zu verfahren und euch ganz und gar zu vertilgen, da das Maß eurer Sünden voll ist. Dann wird er vielleicht in dem bevorstehenden Strafgericht , das gewißlich kommt, doch wenigstens] den Uebrigen in Joseph [V. 6., dem kleinen Nest, der aus dem Gerichte 798 Amos 5,16—27. 6, 1. 2. übrig bleibt und sich bekehrt, noch] gnädig sein [Joel Z, 5; Jef. 6, 13]. 16. [Aber ach, ich weiß, daß all meine War- nnngen und Mahnungen zur Umkehr bei euch fruchtlos sind] Darum, so spricht der HEry der Gott Zebaoth, der [über Alles mächtige] HEriu Es wird [nun bald] in alleu Gassen [der Haupt- stadt Samaria und der anderen Städte Jsraels] Wehklagen [um Erschlagenej fein, und ans allen Straßen wird man [die Todtenklage anstimmen und] sagen: Wehe! wehe! und man wird [sogar] den Aclermann [vom Felde] zum Trauern [um einen in seinem Hause Verstorbenen] rufen [also daß die Aecker bei der allgemeinen Trauer brach liegen bleiben] und zum Wehklagen, wer da weinen kann lnämlich die Klageweiber, die sich auf das Singen von Todtenklageliedern verstehen Jer. 9, 163 Mater» g, 23]. 17. Jn allen Weinbergen [den Stätten, da sonst nur Freude zu herrschen pstegtj wird Weh- klagen [um Todte] sein; denn ich sder Heilige und Gerechte, der Starke und EifrigeJ will unter euch fahren [wörtlich: will durch deine Mitte gehen und die Gottlosen tödten, sowie ich einst durch Eghpten hinging und das Gericht der Töd- inng feiner Erstgebnrt an ihm vollzog 2.Mos.12, 12; denn du bist aus einem begnadigten Volke Gottes nun auch ein verworfenes Eghpten gewor- den], spricht der HErn VII« b.18—27. Wehe denen unter euch, fährt der prophet fort, um diese lehte Drohung W. 17) auszufüh- ren und zu begründen, die den großen Tag dee IJGern begehren nnd meinen, er werde ein Retlunggtug fiir sie ein! Nein, er wird duc- Geriiht über enrh bringen. enn eure henihlerifchen Gottesdienste können den tjCrrn nicht versöhnen. Von Anfang an hat sich Israel des Gdhendienfieg schuldig geniakhtz nun wird es zur Strafe nach Zissyrieu in die Gefangenschaft geführt werden. 18. Wehe denen sunter euchL die des HErrn fgroßen Gerichts-J Tag begehren san welchem der HErr, wie der Prophet Joel geweisfagt hat, über alle Heiden Gericht halten, die Seinigen aus aller Noth erlösen, zur Macht und Herrschaft über alle Völker erheben und mit Ehre und Herrlichkeit krönen wird]! Was soll er euch [die ihr nicht zu den Seinigen gehört, die er nicht fitr die Seinigen erkennen kann Joel3, 5]? [Meinet ihr etwa, eure äußerliche Angehörigkeit zum Volke Gottes gebe euch schon das Recht, daß euch des HErrn Tag Rettung von euren Feinden bringe? Nein, fehnet den Tag nicht herbei l] Denn des HErrn Tag ist sfür euch] eine Finsterniß [voll Unheil und Ver- derben], und nicht ein Licht [das euch Heil und Glück bringet]. 19. [Denen , die in solch fleischlicher, nnbnß- fertiger Sicherheit des HErrn Tag herbeiwünschem wird-s ergehen,] Gleich als wenn jemand vor dem Löwen slbhe, und ein Bclr begegnete ihm; und als wenn jemand in ein Hans käme, nnd lehuete sich mit der Hand an die Wand [um so einer drohenden Gefahr zu entgehen], und eine [in den Manerritzen lauernde] Schlange stächc ihn smit tödtlichem Stachel; also wer von euch an jenem Tag einer Gefahr auch wirklich entgeht, der wird in eine andre nnd eine dritte gerathen und endlich doch den Tod finden; denn allenthalben, draußen und«daheim, werden Todesgefahren auf die lauern, die dem Gerichte verfallen sind] 20. [Ja, nimmermehr harret auf diesen Tag] Denn des HErrn Tag wird ja sganz gewißlichJ finster und nicht licht [für euch, die ihr das Böse Bin; nicht das Gute suchet] sein, dunkel und nicht c c. 21. [Und wähnet ja nicht, durch eure falschen Gottesdienste das drohende Gericht abwenden zu können :] Ich bin euren Feiertagen [euren Passaa Psingst- und Laubhüttenfesten] gram, und verachte sie [weil eure Herzen dabei ferne von mir sind], nnd mag nicht riechen snicht wohlgefällig hinsehen] in eiJIre [Fest-] Versammlung san solchen Feier- tagen . 22. Und ob ihr mir gleich Brandopfer und Speisopfer opfert, so hab’ ich kein Gefallen dran [denn sie sind äußerlich Werk ohne Buße und Glauben, womit ihr meine Gnade mir abdingen zu können meint]; so mag ich auch eure feisteu Dankopfer [eure Dankopfer, wenn ihr sie gleich Fon Mastkälbern darbringet] nicht [wohlgefällig] an- ehen. 23. Thu nur weg von mir [o Volk] das Geplcirr deiner sglanbens- und liebeleeren] Lieder; denn ich mag deines fheuchlerischenj Psalterspieles nicht hören. Wie viele fingen mit dem Munde und schweigen mit dem Herzen! Und wie viele schrveigen mit den Lippen und fchreien mit dem Herzen! Auf das Herz des Men- schen hören die Ohren des HErrm Viele werden bei geschlosfenem Munde erhört, und Viele werden bei lau- tem Schreien nicht erhörn Mit dem Herzen muß man beten und reden. Was du singeft mit dem Munde, das bewege mit dem Herzen. Dein Herz muß mit dem Munde zusammenklingen, anders sollst du nicht denken, nicht singen. (Augustin.) 24. Es soll aber [statt der Erfüllung deiner trügerifchen Hoffnung vielmehr] das Recht sdas Strafgericht über deinen Abfall von mir, nun bald] offeubaret werden [besser: sich daherwälzen über dein Land] wie Wasser [-Flnthen], uud die kgöttliche Straf-J Gerechtigkeit, wie ein starker lnicht verstegender] Strom [Jes. 10, 22]. 25. sEuer Abfall ist ein tief eingewurzelter und darum hossnungslosem von Anfang an habt ihr ein abgöttifches, treulofes Herz gehabt.] Habt ihr vom Haufe Israel mir sein-a] in der Wüste Wehe über die, welche ohne Buße den Tag des Gerichts herbeisehnen. 799 die vierzig s4. Mos 14, 33 f.] Jahr lang [die ihr seit eurer Empörung in Kades, zum Sterben in der Wüste verurtheilt, umherwandern mußtetj Schlachtopfer und Speisopfer so. i. irgend welche bluäge oder unblutige Opfer] geopfert? Ja ivv . 26. »Ihr truget den Sichuth, euren König, nnd China, euer Bild, den Stern eurer Götter, welche ihr euch selbst gemacht hattet. Die beiden schwierigen hebriiischen Worte Sichuth und Chiun sind ohne Zweifel nicht Eigennamen zweier egyptischer oder ammonitischer Götzen, wie Luther nach dem Vorgang der griechischen Uebersetzung der Septuag annahm, welche zwar Sichuth richtig til-ersetzt, aber statt meloah (König): moloch gelesen und aus China: Rai— phan als Name eines eghptischen Gottes, der aber sonst nirgends genannt wird, gemacht haben. Vielmehr sind diese beiden Worte, wie alle neueren Ausleger annehmen, Gattungsnamen und heißen: Hütte oder Tempelchen und GeftelL Dieser Vers lautet also in genauer Uebersetzung so: 26. Jhr tttlgti [statt euern wahren König Jehova zu verehren, vielmehr] die Hütte eures [selbstgemachten Gottes nnd Konigd [in feierlichen Aufzligen umher], und das estell eurer schönen? Bilder, snämiichs BehtStern eurer Gotter, welche i r ench selbst gemach l! c. Der Gedanke des Verses ist demnach, daß die Israe- liten einen Götzen in der Gestalt eines Sternes, in einem Gehlius oder Tempelchen aufgestellt, auf einem Geftell oder Gerüst in Ogötzendienerischen Aufzügen umherge- tragen haben. un war der egyptische Götzendienst ursprilnglich und vorzugsweise Gestirudiensh besonders Verehrung der Sonne als des leuchtendstem Licht, Leben und Gedechen verbreitenden Gestirns Nach Hex-ed. lii). I1., 42 waren Osjisis und Isis die einzigen Götter, die von allen Egyptern gemeinsam verehrt wurden. Osiris hieß in Egypten Ra d. i. Sonnengoth und wurde als das Urbild der Könige, als höchster Gott und König aller Götter betrachtet. Auch war es nach Herodots Zeugniß itblich, kleine, in der Regel vergoldete, mit Blumen und auf andere Art verzierte Kapellem bestimmt bei Auszügen ein kleines Götterbild aufzunehmen und mit ihm umher- getragen zu werden, zu machen. Darnach ist’s höchst wahrscheinlich, daß der Sternengoth den die Jsraeliten in der Wüste verehrten und in Bildern verkör erten, kein anderer war, als der egyptische Ra oder ein«-z; die Hütte und das Gesiell aber waren Gerlithe für die Aufbewahrung und den Transport der Bilder des Stern- gottesz ähnlich war ja auch das goldne Kalb, das Israel am Stnai anbetete, nichts anderes, als eine Nachbildung des eghptischen Stieres Apis, der ebenfalls ein Abbild des Sonnengottes Ositsis war. — Was Amos hier von Jsraels Götzendienst während der 40 Wüstenjahre sagt, gilt natürlich nur von der Masse des Volks, bei welcher auch die Beschneidung unterblieb (Jos. 5, 5——7) und der Opferdienst immer mehr verfiel, so daß endlich gar keine Opfer mehr gebracht wurden. Ausnahmen waren ge- wiß auch zahlreich vorhanden. Hiermit stimmt überein, was die 5 BB. Mosis über die Stellung des Volks im Großen und Ganzen in jener Zeit sagen. ,,Denn außer den verschiedenen gröberen Ausbrüchen von Auflehnun des Volks egen den HErrn, die dort allein umständlicg berichtet sin und klar genug zeigen, daß dasselbe nicht von Herzen seinem Gotte ergeben war, finden steh auch Spuren von offenbarem Götzeudiensr Dahin gehört theils die Verordnung (3. Mos. 17) daß jeder, der ein Opserthier schlachte, dasselbe zur Stiftshütte bringen soll, mit ihrer Begründung, daß see ihr Opfer nicht ferner den Sejrim bringen sollen, denen sie nachhuren (V. 7), theils die Warnung vor der Anbetung der Sonne, Mond und Sternen, dem ganzen Heere des Himmels, woraus man schließen darf, daß dazn Veranlassung vorhanden e- wesen. (Keil.) — Jn Apoftelgesch. 7, 42 nnd 43 sügrt Stephanus in seiner Rede unseren Vers an und zwar nach der nicht getreuen, auf Mißdeutnng des hebe. Textes beruhenden grtechischen Uebersetzung. Doch thut dies der Wahrheit dieser Stelle seiner Rede keinerlei Abbruch; denn er will den Juden nur beweisen, daß sie allezeit dem hl. Geiste widerftrebt und schon in der Wüste dem Heer des Himmels gedient haben, und dies ist in der griechifchen Uebersetzung richtig ausgedrückt wie im Grundtext. 27. [Weil nun euer Abfall ein so tief einge- tvurzelter, von Alters her stets gewachsener ist] So will ich euch von hinnen fenseit sweit hinaus über] Damasind [der alten Grenze des euren Vätern verheißenen Landes] wegfuhren lassen, spricht der HEry der Gott Zebaoth heißt [und die Macht hat, diesen seinen Namen zu bethätigens Das 6. Kapitel. Ferne-re Drohung der strafen wegen der Sünden Iudu und Israelfs VIlL V. 1-—14. Die dtede wendet sich nnn den Großen der Reiche Suda und Israel besondere zu. Der Propbet ruft ein zweites Wehe über sie, die sorglofen, iippigen Fürsten, aus, die, weit entfernt mit· jenen pharifäifktj Gefcnnten den Tag des ijGrrn herbeizuwünfchem iu ihrer felbsifüchtigen Zufriedenheit mit der Gegenwart an gar kein Gotteggericht glauben und, unbekümmert um den nach ihrer Meinung noch weit entfernten Tag des Orkan, in ihrem ileichthum schwelgen Dieser fadduräischeu Ge- siunnng kündigt er Untergang und allgemeine Berührung des Ueiches an, weil ihr ganzes Treiben, besonders ihr vertrauen auf ihre eigene Stärke, thöricht nnd verkehrt ist«« 1. Wehe den Stolzen zu Zion, und denen, die sich ans den Berg Santaria verlassen, die sich ruhmen die Bornehmsten uber die Heiden, und gehen einher im Hause Israel! Genauer übersetzt lautet der Vers: l. Wehe den Stolzen [die in gottvergessener Sicherheit] zn Zion [im Reiche Juda wohnen], nnd sebenso wehe]denen, die da sorglos dahinleben ans dem Berge sin der Vergstadts Samaria die die Vornehm- sten [die Stammessürsten] find des ersten [und erha- bensten] unter allen Völkern [das der HErr aus der Menge der Völker sich zum Eigenthum erwählet hat], n denen das Zu» Hans Israel kommt [von ihnen rch Rath und tfcheidung im Streite zu holen, die also als Nachfolger der ersten Stammesfürsten zur Zeit Mosis berufen wären, als hohe Vorbilder wahrer Gottesfurcht dem Volke Gottes voranzugehen]l 2. Gebet [doch] hin [über den Euphrat] gen Kalne [oder Ctesiphon am Tigris im Lande Meso- potamiem der großen und blühenden Hauptstadt des 800 Amos S, 3—14. gleichnamigen Reiches Jes. 10, 9; l. Mos. 10, 10], und scheinet, und von dannen gen Hemath soder Hamath am Orontes in Syrien], die sgleichfalls] große [und blühende Haupt-J Stadt [eines selbst- ständigen Reiches I. Mos. 10, 18; 4. M. 34, 8]; nnd ziehet sdann auch noch nach Süden] hinab gen Gath [d»er großen Hauptstadt des ganzen Lan- des] der Philister, welche bessere Königreiche gewe- sen sind« srichtigerx und sehet doch, ob sie wohl besser, reicher und blühender, sind], denn diese [eure beiden Reiche Jsrael und Juda , deren Stammeshäupter ihr seid] nnd [ob] ihre Grenze großer [ist], denn eure Grenze. sErkennet doch daraus, über welch’ ein großes, herrliches und hochbegnadigtes Volk ihr zu Fürsten besiellt seid.] V) Luther hatte, wie die Uebersetzung zeigt, mit vielen älteren Auslegern die Meinung, daß die Z blühenden Hauptstädte als bereits erobert und von ihrer Höhe herabgefallen vom Prophet gedacht seien und hier den Reichen Juda und Israel als warnende Exempel und Spiegel des ihnen bevorstehenden eigenen Strafgerichts vorgehalten werden sollten. Aber erstlich kann nicht nach- gewiesen werden, daß die 3 Städte zur Zeit des Pro- pheten schon erobert und mit ihren Reichen anderen grö- ßeren schon einverleibt waren, und zweitens widerspricht dieser Auslegun der genaue Wortlaut. Der Prophet fragt die im Getste gen Kalne u.s.w. geführten Fürsten: Sind diese Reiche etwa blühender, ist ihr Gebiet etwa größer, als Inda und Israel? und erwartet natürlich eine verneinende Antwort. Er setzt demnach voraus, daß diese Städte, mit deren Zustand er die große Blüthe Israels und Iudcks unter Ierobeam II. und Usia ver- gleicht, wirklich noch in der Blüthe und im Wohlstand sich befunden haben. Z. Die ihr [zur Beruhigung eurer Gewissen in eurem gottlosen Treiben] euch weit vom bösen Tage sdes Gerichts und der Strafe Gottes] achtet, und trachtet Doch] immer nach Frevelregiment [richtet doch je länger je mehr eine Herrschaft der Gewaltthat und Ungerechtigkeit auf, die das Straf- gericht Gottes nothwendig herbeiziehen muß]; 4. Und [diese eure Gottoergessenheit beweiset ihr durch eure sorglose Schwelgerei und Völlerei; die ihr bei euren Schmausereien] schlafet sbessen liegetj auf skostbarenj elfenbeiuernen smit Eisen- bein ausgelegten Kap. 3 , 15; 1. Kön. 10, 18 Anm.] Lageru, und trcibet Ueberfluß mit euren Betten lrichtigerx und lieget lang ausgestreckt auf euren Ruhebettem oder Dioans]; ihr esset· die sbestenj Lammet aus der Heerde, nnd die gemasteten Kalberz 5. Und spielet sdazuj auf dem Psalter [1. Sam. 16, 16 Anm., zur Begleitung eures wilden, leidenschaftlichen Gesangs von allerlei leichtfertigem gehaltlosen Liedern], nnd erdichtet euch [sogar, um eurer Lust immer neue Reize zu bieten, dem Bauche, eurem Gott, zu Ehren neue] Lieder fund neue Musikbegleituug zu denselben], lvie [einst] David [seinem HErrn im Himmel zu Ehren Saitenin- strumente und heilige Gesänge mit ihren Weisen ersann l. Chron. 24, 5 Anm. 2]; is) In der älteren Zeit flegten die Hebräer bei der Mahlzeit zu sitzen U. of. 27, 197 Nicht. 19, S; I. Sam. 20, 5, 24; l. Kötn l3, 19); ebenso auch die alten Römer und Griechen in der Heroenzeiy und die alten Eghpter. Die Kinder und Frauen blieben auch bei dieser Sitte, als die Männer sie schon verlassen hatten. Liegend zu essen hielten die Römer für Frauen für unanständig, und auch bei den Israeliten scheint es nicht vorgekommen zu sein. Dagegen bei den Persern lagen, wie Esth. 7, 8 zeigt, auch die Frauen bei Mahlzeiten zu Tisch. -— Erst in der spätern Zeit wurde es bei den Jsraeliten unter den Männern Sitte, bei Tisch zu liegen, anfangs bei Gastgelagen, dann auch bei einfachen Mahl- Zeiten. Man lag dabei auf Polstern oder Divans (oi»o:nsII-t)a«, oi»o:nJ.c«-so-5oce), mit denen bald großer Luxus getrieben wurde. Da gewöhnlich 3 bis 5 Personen auf einem Polster lagen, so daß sie auf den linken Arm fich stützteih die Füße aber nach hintenzu ausstreckten, so reichte der rechts Liegende mit seinem Hinterkopfe an die Brust des linken Nachbars, welche Stelle dem gelieb- ten Freund oder Günstling angewiesen wurde (daher oiuoenxtrsäoce tu? steile-Ho Joh. 13 , 23; 21 20). Die Polster für 3 Personen hießen triolinjsn welcher Name hernach meist die Zusammenstellung von 3 Polstern für Eine Speisegesellschaft und auch den Speifesaal selbst be- eutet. is. Und [dabei] trinket [ihr, während eure Vorfahren zu Mosis Zeiten zum Beweis ihres Eifers für den Dienst des HErrn bei der Ein- weihung des Altars silberne Opferschalen dem HErrn darbrachten 4. Mos. 7 , 84., im Dienste eures Gottes] Wein aus den seben solchen Opfer-] Schalen, und salbet euch fim Freudenrausciü mit [dem vorzüglichstenj Balsam; und bekuinmert euch nichts unt den Schaden sdas vorhandene Elend und das drohende Verderben des Volks und Reichsj Iosephs [Kap. 5, 6]. Iosephs Schaden hieß damals alles, was den Segen, die Gnade, Liebe und Wohlthaten Gottes gegen Israel aufhalten, hindern oder gar benehmen konnte. Und dies ist’s noch, was einem Land, einer Gemeinde, ja einer jeden Seele insonderheit, Schaden bringen kann, nämlich die Sünde. Alles, was am wahren gottseligen Wohlstand, Ruhe und Vergnügung in Gott hindert, das ist gewiß ein großer Schade. Ach, wie manche könnten’s ohne Zweifel bei Gott in seiner Liebe besser haben, als sie es wirklich genießen! Das ist ja nun ein großer Schade, wenn man sich darum auch nicht einmal bekümmert! Wer an sich selbst recht an· fängt in Buße zu treten, bei dem gehet gewiß auch ein Bekiimmerniß über andere auf; man stehet gern auch andere gerettet, weil man erfahren hat, wie wehe Gottes Zorn thue. Woher komtnks denn nun, daß deu Wenig- sten die gemeinen Strafen und Plagen zu Herzen gehen, und das; nicht leicht einer denkt, wie dem gemeinen Uebel möge gesteuert werden, als weil es daran fehlt, daß man auch für sich selber schlechte Sorge trägt? Darum lebt alles so sicher, als ob’s keine Gefahr hätte. (Berleb. Bib.) 7. Darum sollen sie sdiese sorglosen Schlem- mer oon Fürsten, die jetzt dem Volke in gottver- gessener Schwelgerei vorangehen] nun [bald auch] vorne an gehen unter denen, die gefangen wegge- Wehe über die sorglosety üppigen Fürsten der Reiche Juda und Israel. 801 führet werden, und [dann] soll das Schlemluen der Pranger [mit einem Male] aufhören. 8. Denn der HErr HErr hat gcschworen bei seiner Seele sseinem innersten Wesen, das da Hei: ligkeit ist Kap. 4, 2; Jer. 51, 14], spricht der HErn der Gott Zebaoth: Mich verdreußt die Hoffarth Jakobs [all’es, worauf das Volk der bei- den Reiche stolz ist, seine wahre und seine einge- bildete Größe und Macht], und bin [besonders] ihren Palästent [in denen ihre Fürsten schweigen] gramz und ich will auch die Stadt sSamaria —- den Feinden, die mein Gericht vollsireckeu sollen, zur Zerstörung] übergeben mit allem, das drinnen ist [an Menschen und Häuserns 9. Und wenn sbei der Eroberung der Stadt] gleich seine große Zahl, wie] zehn Männer in Einem Hause überbliebeu, sollen sie doch [alle- sammt bis auf den letzten] sterben; 10. Daß einen jeglichen svon den in Einem Hause durch das Schwert oder die Pest Gestorbe- neu] sein snächster Blutsfreund, etwa sein] Vetter und sein Ohln srichtigerx und sein Bestatter oder Verbrenner, d. i. der als nächster Verwandter die Pflicht hat, für seine Bestattung zu sorgen] nehmen, nnd die Gebeine [den Leichnam] aus dem Hause tragen muß sum ihn draußen zu verbrennen, damit nicht durch die gewöhnliche Art der Bestat- tung, durch Begraben, die Luft durch die große Masse der Leichen verpestet werden möchte l. Sam. 31, 12 Anm.], und [er wird dann] sagen zu dem, der sals der letzte übrige Hausbewohneq in den [hintersten] Gemaehern des Hauses ist swohin er sich geflüchtet hat, um sein Leben vielleicht noch zu retten]: Jst ihrer saußer dir] auch noch mehr da sdie am Leben geblieben sind]? Und der wird antworten: [Nein] Sie find alle dahin. Und wird sweiter zu seinem Vetter] sagen sum ihn ja abzu- halten, daß er nur nicht etwa im Schmerz über den jammervollen Anblick der vielen Leichen Gottes Erbarmen für ihn, den letzten, anflehe]: Sei zu- frieden; denn sie wollteu nicht, daß man des HErrn Namens gedenken sollte sgenauer: Sei stille! Erwähne nicht den Namen des HErrm rufe ihn nicht an, damit nicht sein Zornesauge da- durch auch noch auf mich sich richte und auch ich dem Gericht des Todes verfalle]. «) Den Palästen hatten alle die wiederkehrenden Dro- hungen in Kap. 1 u. 2 gegolten. Amos ist überhaupt vorzüglich ein Bußprediger für die höheren Stände, und es kommt ihm nicht blos darauf an, den Reichen und Mächtigen seiner Zeit den Spiegel vorzu- halten, sondern er spricht nur eben in Anwendung auf diese das allgemeine Gesetz des göttlichen Gerichts aus. Wenn die Bewohner schöner großer Häuser in unseren Tagen gleicher Sünden sich schuldig machen, so sind sie in gleicher: Verdammniß, wie Jakob und Joseph, und man darf nur die Namen verändern und statt Jakob Deutfchland, statt Joseph Oesterreich oder Preußen oder Baiern u. f. w. sehen. Nur, daß die Schuld jetzt Dachs-W Bibel-var. schwerer: ist; denn der Erstliug der Völker zu Amos Zeiten hatte Christum noch nicht, den wir haben. -— llnd was von Samariws Gericht gilt, das gilt ebenso von Jerusalem, das muß dem prophetischen Geiste nach auch auf alle großen Städte, die dem Lande in Siinden vorangehen, angewandt werden. Denn es ist die allge- meme Wahrheit, die der Prophet im Auge hat, die « Wahrheit, die giltig ist für alle « eiten. Was Samaria und Jerusalem, Ninive und Ba el erfuhren, als ihre Stunde kam, das werden London, Paris, Petersburg, Berlin, Newyork u. a. ebenso erfahren, wenn ihre Stunde kommt. (Schmieder.) « - 11. Denn siehe smein Volk, spricht der HErr], der HErr hat [seinen Rachewerkzeugem den Fein- den] geboten, daß ssie heranziehen und] man die großen Häuser szu Trümmern] schlagen soll, daß sie Risze gewinnen, und die kleinen Häuser, daß ste Lücken gewinnen. 12. sWie thöricht ist’s drum, daß ihr wähnet, durch eure Macht dies Strafgericht verhindern zu können; ist doch nur da wahre Macht, wo auch Recht und Gerechtigkeit ist.] Wer kann mit Rossen rennen, oder mit Ochseu pflügen auf Felsen? sEbenfo wenig kann aus Gottlosigkeit eine aus Gottes Strafgericht rettende Macht und Hilfe her- vorwachsenj Denn ihr wandelt das Recht [in sein GegentheilJ in Galle swörtlich: in giftigen Lolch als Bild der tödtenden Ungerechtigkeit] und die Frucht der Gerechtigkeit [nämlich die unparteiische Rechtspflege] in svergiftenden] Wermuthz 13. Und [ihr] tröstet euch [in eurer Thorheit bei der herrfchenden Ungerechtigkeitj des, das so gar nichts ist-·· [in Gottes Augen, nämlich eurer Stärke, durch welche auch, wie ihr meiner, euer König Jerobeam II. jüngst erst die Syrer ge- schlagen und die alten Reichsgrenzen wieder herge- stellt hat], und sprechen Sind lvir denn nicht stark genug sjeden Feind zurückzutreiben und zu überwinden] mit [diefen] unsern [bewährten] Hör- nern sunseren Soldaten, Rossen und Reitern I, Kön. 22, 11 Anm.]? 14. Darum siehe [V. 11], ich will seuren gottvergessenen Hochmuth bald zu nichte machen, denn ich werde] über euch vom Hause Israel ein Volk snämlich die Assyrer als Werkzeug meines Zorns] erwecken, spricht der HErr, der Gott Zebaoth sdem alle Heere zu siegreicher Niederwerfung seiner Widerwärtigen zu Gebote stehen], das soll euch [allesammt, sowohl Jsrael, wie Juda, da ihr in gleicher Schuld seid] ängsten [und zu Boden wer- fen in der ganzen Ausdehnung eures Landes] von dem Ort an, da mau gen Hemath gehet [oon der äußersten Nordgrenze eures Landes an], bis an den Bach in der Wüste [der sog. Akt-than, eI Ahsy oder Weidenbach, der das Edomiterland von Moab scheidet, im äußersten Süden 4. Mos. 20, 17 Anm.; 2. Kein. 14, 25]. V) Die i r Vertrauen an e elb e en, ü en stch auf ein sticht-s, dieweilf siaechiri sistchfntichts htabtzem sc. c. II. 2. 51 802 das ein Wesen haben kann. Es ist aber demnngeachtet der Mensch so thöricht und eitel, daß er meiner, alles, was er thue, thue er aus feinen eigenen Kräften, Klug- heit, Sorgfalt und Geschicklichkeih Diese Verblendung, die insonderheit in den Falsch-Klugeu dieser Zeit regiert, ist fast die ganze Schuld an allem Bösen, so ihnen be- gegnet. (Mdme. Geryon) Das 7. Kapitel. Amos non Amazia verklagt, hat drei gesiohie non künftiger Strafe. C. Der dritte und lehte tJaupttheil unseres Buches, Lan. 7—9, eitthält fünf visioueiu die denInhalt der prophetisctjen Reden des vorigen Theils weiter erlau- tern nnd bestätigen sollen. Dieselben bilden zwei Haupt— genossen: die ersten vier gehören zusammen, was sich äu— sierlich schon in dem ihnen gleichen Anfang: »Der hErr zeigte mir ein Gesicht« lknud that, und die fünfte bildet eine besondere Gruppe mit den Lanfangswortem »Ich sah den hGrrntc stach dem Inhalte unterscheiden sich die beiden Gruppen so, daß die erste diestrafgerichte abbildet, welche über Israel theils schon ergangen sind, theils noch ergehen sollen, die zweite dagegen den Untergang des alten Gottesreiches, darnach seine wirderansriclstuug nnd schlich— liche Verherrlirhuug uerleätidigt Jinrh unter den ersten vier visionen ist wieder ein Unterschied: die zwei ersten enthalten mehr allgemeine, die ganze Geskhikhte Israels und auch die ihetdenwelt uuispanneude Gerichte, nnd durch die Fürbitte des Propheten wird das bevorstehende Gericht über Israel noch abgewendet; die zwei letzten stellen nnr den Untergang des Reiches Israel in Aussicht, ohne daß die Xürbitte des Propheten das Gericht abzuwenden vermag. I. v. 1—- Z. Erhes Gesicht. Der sarop·.«-et.sehant, wie der holte im Begriffe steht, nachdem alle früheren Stra- fen an Israel vergeblich gewesen und, ein letztes, dem volle den Untergang drohendes Gerikht iiber dasselbe zu bringen. Da legt Jluios Xürbitte ein, nnd Gott ver- schont uorh einmal. I. Der HErr HEtr zeigte mir sdurch Wir- kung feines hl. Geistes] ein Gesichte [1. Kein. 22, 22 Anm., daß ich mit dem inneren Auge im Bilde fchaute, was der HEre mit seinem Volke zu thun vorhatte], und siehe, da stund [vor meinem Geistesattgq einer lnänilich der HErr selber], der machte Heuschrecken szum Strafgericht über Israel] im Anfang, da sehen] das Grummet ausging kund das Land wieder zu grünen begann]; lind siehe, das Grummet stund, uachdem der König feine Schafe hatte scheeren lassen [richtiger: und siehe, es war Grummet nach dem Piähen des Königs] T. Als sie ldie Heuschrecken] nun das [ge- fammte] Kraut sdas außer dem Grummet noch Nahrungsmittel] im Lande [gewährte] gar abfeefsen wollten srichtigerx abgefressen hatten und sich anschickten, anch noch das neu aufgrünende Grummet zu vertilgen], sprach ich: Ach, HEtr HEty sei gnädig svergieb deinem armen Lande Amos 7, 1--10. seiue Schuld und bewahre es vor diesem schwereu Gericht]! Wer will Jakob» sweun du dies Ge- richt über ihn bringest] wieder anfhelfen swird es nicht sein Untergang fein]? Denn er ist ja geringe [seine Kraft ist nach allen den schweren Strafen, die du über ihn gebracht, fast erschdpft nnd un- fähig, diese größte Strafe auszuhaltem ohne zu Verderben] It) Das uördliche Reich wird hier mit dem Ehren- namen ,,Jakob« bezeichnet, wie unten ,,Jfaak« (V. 9), um den Widerfpruch des Namens und Ursprungs des Volks lrtacfstenseiner gegenwärtigen inneren Gestalt fühlen zu 3. Da [auf solche Fürbitte des Propheten und anderer Frommen] renete es den HErrth und sprach: Wohl«, [ich will dem Lande noch einmal verzeihen und] es soll nicht geschehen sdaß seine eben wieder aufsprossende Blüthe von nieiuem Ge- richte vertilgt werde] Die Deutung dieses Gesichts hängt wesentlich zu- sammen mit dem Verftändniß des Ausdrucks: »auch dem Mähen des Königs« Nirgends im A. T. steht etwas von einem Rechte oder Vorrechte der israelitischeu Könige, das Frtihgras der Wiesen des Landes zur Un- terhaltung ihrer Rosfe und Maulthiere mähen zu lassen, so daß die Unterthanen slir ihr Vieh nur das Grummet hätten mähen dürfen. Wenn aber anch dies unerhörte Recht nachzuweisen wäre, so wäre ja, da der König feinen Heubedarf bereits eingeerntet hatte, als die Heu- fchrecken kamen, dieser gerade von dem Strafgericht nicht getroffen worden, was offenbar gegen den Sinn dieser und der folgenden Visionen ist. Will man das Gesicht recht verstehen, so darf man nicht vergessen, wel- ches die Natur eines Gestchts ist. Bilder oder Sym- bole der im Reiche des Geistes oder im Reiche Gottes bereits vergaugenen oder noch zukünftigen Ereignisse haben sich dem Propheten vor das innere Auge geftellt, und er beschreibt sie, so wie er sie gesehen, sammt dein Eindruck, den sie auf ihn gemacht haben. Daher ist das Mähen des Königs ebenso, wie anch die Heuschre- cken, das Kraut, Frtihgras und Grummet geistlich zu verstehen. Der König ist Jsraels ewiger König und HErr, Jehova, der unter seinem Volke wohnet und sich in ihm heiliger; er hat das Gras des Landes gewahr, d. h. er hat, wie Amos Kap. 4, 6-——10 auszahlt, bereits viele Strafen über fein abgefallenes Volk gebracht nnd die Bliithe des Landes durch die Feinde, wie z. B. durch die Speer, zerstören lassen. Dennoch hat sich das Volk und Land wieder erholt, das Grummet, d. i. neuer Wohlstand und Blüthe ist wieder aufgesproßy wie dies unter Jerobeam Il. und Usia allenthalben sichtbar war; aber innerlich« ift’s mit dem Volke nur schlimme-r ge- worden. Da bereitet der HErr ein letztes schwerstes Gericht, dargestellt unter dem Bilde der Heuschrecken, vor, durch welches anch die letzte Blüthe vernichtet wer- den soll. Es sind vor allem die Assyrer gemeint, die er über das Land bringen will. Schon fängt dies Ge- richt an sich zu zeigen, die Heuschrecken fressen wirklich schon das Kraut im Lande ab; aber ehe sie noch das Grummet verzehren können, ehe das Letzte, der Ein· brnch des asfyrifchen Strafgerichts geschieht und damit das Ende des Reichs und Volks eintritt, wendet der Prophet durch seine Fitrbitte Gottes Zorn noch einmal ab. Der HErr hebt dies letzte Gericht noch einmal aus, weil feine Gnade nicht die gänzliche Vertilgung seines Volkes will, sondern nnr seiue Läuterung und Heiligung. Erstes bis drittes Gesicht von den Strafgerichten über Israel. 803 II. V. 4—6. Zweiter Gesicht. Ver prophet schaut, wie Gottes Jornseuer auf das empiirte döltiermeer her- absällt, und uachdeni es dasselbe verzehrt hat, nun) das Erbtheil des heitern, das voll: Gottes, zu verzehren be- ginnt. Da sieht Jluios zum hGrrn um Schonung, niid der tJErr giebt die Vrrheißnng, Israel solle nicht unter- gehen. 4. Der HErr HErr zeigte mir ein Gesichte, und siehe, der HErr HErr rief dem [Gerichts-] Feuer sseines göttlichen Zorns], damit zu strafen; das sollte eine große Tiefe verzehren [genauer: das verzehrte die große Meeresfluth, d. i. die gegen den HErrn im Himmel empörteVölkew welt], nnd fraß schon ein Theil dahin [woctlich: und begann darnach anch das Erbtheil des HErrm das auserwählte Volk 5. Mos 32, 9, zu fressen]. » 5. Da sprach ich: Ach, HErr HEry laß ab svon deinem verzehrenden Zorn gegen dein auser- wähltes Voll-J! Wer will Jakob wieder aufhelfeii [wenn du ihn mit den Heiden vertilgt hasi]·.2 Denn er ist ja geringe sdeine Gerichte, die schon über dein Volk ergangen, haben seine Kraft bereits so erschöpft, daß es deinen Zorn nicht aushalten wird]. s. Da reuete den HErrn das anch, und der HErr HErr sprach: Es soll auch nicht geschehen sich will mein Volk nicht gar aus-tilgen, sondern ein heiliger Same soll übrig bleiben, der soll wie ein Brand aus dem Feuer gerettet werdens. Gleichwie die Heuschrecken in der ersten Vision nicht geradezu irdische Heuschrecken vorstellten , so das Feuer hier anch nicht irdisches Feuer, sondern das himmlische Feuer des göttlichen Zorns, das seine Widerwärti i verzehrt (5. Mos 32, 22). Das stiirniische Meer ist hier, wie anch sonst (Hiob Its, 11 Anm.) Bild der ganzen gottentfremdeten und rttfeindlichen Heidenwelt in ihrer Auflehnung wider Je von, den HErrn und König der Welt; ,,sie gleicht dem Chaos am Anfang der Schöpfung oder der Fluth, die zu Noalfs Zeit ihre Wogen über den Erdboden ergoß. Damit, daß das Feuer Gottes: auf den bewegten Völkeroceaii fällt, wird das Gericht vorgestelltz das der HErr im Laufe der Zeiten an den gottfeindlichen Völkern vollzogen hat und welches seine schließliche Erflillung in der Vernichtung alles wider- göttlichen Wesens auf Erden erlangen wird, wenn der HErr im Feuer kommt, mit allem Fleisch zu rechten (Jes. Bis, 15 f.), und die Erde und alle Werke darinnen zu verbrennen, am Tage des Gerichts nnd der Ver- dammniß der gottlosen Menschen L. Petri Z, 7. 10 ff. (Keil.) Aber auch in dieseni Gericht soll Gottes Ver- heißung und Erwählung unvergessen bleiben, und Israel, fein heiliges Erbtheil, soll zwar gerichtet und geläutert, aber endlich doch in einem heiligen Rest selig werden. III. V. 7—9. drittes Gefühl. Der prophet schaut, wie der ijErr im Begriffe steht, den festen Sau des Uetrhes Israel zu vernichten, insbesondere seine zwei tsauptsündem die abgöttisclzen tseiligthüuirr und das After— leduiglhuin heiinznsnctien 7. Er zeigte mir aber [-mals] dies Gesichte, und siehe, der HErr [Jehova, der König Jsraels] stund auf einer [festen wohlgebauten] Mauer [die] mit einer Bleischuur [oder einem Bleiloth als ge- nau senkrecht] gemessen [ivar, unter welcher der feste, wohlgeordnete Bau des Reiches Gottes in Jsracl abgebildet war]; und er halte [auch] die [besser: eine] Bleischnur in seiner Hand. 8. Und der HErr sprach zu mir-r Was siehest du, Amos? Jih sprach: Eine Bleischnnn Da sprach der HErr zu mir: Siehe, ich will eine Bleischnurtt ziehen mitten durch mein Voll Israel [und den festen Bau seines Reiches gänzlich zer- stören], und ihm [sortan seinen Abfall von mir] nicht mehr übersehen; 9. Sondern die sabgottischenj Höhen [-Altäre 1. Kön. Z, 2 Anms] Jsaaks [d. i. des Volks im nördlichen Reich, das von dem hohen Erzvater ab- stammt und nun so tief gesunken ist] sollen ver- wüstet, und die Kirchen soder Tempel] Jsraels sdie es gegen mein ausdrückliches Verbot in großer Anzahl zu seinem falschen Gottesdienst in Bethel, Dan und Gilgal 1. Kön. 12, 29 Anm. erbaut hat] verstörel werden; und ich will mit dem Schwert mich [insbesondere anch] über das [Königs-] Haus JerobeamsIU machen sdaß nicht allein seine Familie aufhören soll zu herrschen, sondern mit ihr das Königthnm in diesem Reiche -· überhaupt vernichtet werden soll Hof. I, 1 Anm.; 2. Kön. 15, 8 . . V) Dfdä der HErr Amos fragt, geschieht nur zu dem Zwecke, um die Deutung des Gestchts an die Antwort zu knüpfen. — R) Das Bleiloth dient nicht allein zur kunstgerechten Aufrichtung, sondern anch zum Abbrechen von Mauerwerkem IV. u. 10——17. Gkskyichiiichek nennt, wie dies: kna- sirhtslose Verkündigung des Sturzes des König-hausen deu Zorn des Oberurieslers in selhel erregte, so daß derselbe die Same dem Könige berichtet und den pro— pheten als Gmpiirer anklagt, dann aber selbst den pro— pheten zn versehen-lieu sucht. Kinos weist znnäaist die Knmuthnng, als treibe er das welsfagen zum moder- werb, von sich und verleiiiidlgt dann dem Oberprlesler Gottes besondere Strafe. 10. Da [auf diese Reden des Propheten, wo- rin er so klar das Gericht über Volk und König weissagte] sandte Amazia, der [Ober-] Priester sbei dem Heiligthu1n des goldenen Kalbes] zu Belhel [wohin der HErr den Propheten gesandt Kap. 1, l], zu Jerobeam [Il.], dem Könige Israel, nnd ließ ihm sagen: Der Amvs [der sich selbst einen Pro- pheten des Höchsten nennt] macht sdurch seine Reden] einen Aufruhr seine Verschwörung] wider dich sdeine königliche Person und Alleinherrschafh mitten] im Hause Israel [nämlich hier in Bethel, dem religiösen Mittelpunkt deines Reichslz das Land kann seine Worte nicht leiden ssie sind dem Staats- wohl gefährlicher Landesverraths So lange ei1i Weltreich besteht, sind die wahren Propheten und Diener· Gottes, die aus lautere, reine Stil« 804 Lehre und Gottesdienste hielten oder die Zeitereignisse mit dem Maße des Gesetzes Gottes maßen, als Empfi- rer gegen die bestehenden Ordnungen und Autoritäten und als Landesverräther gebrandmarkt worden. Sie wissen aber, daß sie auch darin ihrem Meister das Kreuz nachtragen müssen, der zum Tod verurtheilt ward, weil er ein Feind des Kaisers und Aufrührer sei. —- Wer daher ernstlich und beständig Gott und seiner Kirche seine Kräfte widmen will, der bereite sich auf zweierlei Anfechtungen; daß er nämlich jeglicher Furcht und jeg- licher heimli en Anfeindun Widerstand leiste. Wir sehen wohl, aß nianche ni t eben furchtsam find, ob- wohl ihnen der Tod hundertmal angekündigt worden ist; aber sie find nicht vorsichtig genug, wenn die Feinde sich mit Schlauheit einschleichen Daher habe ich nicht vergeblich gesagt, daß Diener Gottes aus beide Schirm- wasfen Acht haben müssen, daß sie gerljstet sind gegen jede Todesfurcht und unerschrocken bleiben, selbst wenn sie sterben und den Hals darreichen müssen, daß sie im Dienste fortfahren und ihre Predigt, so oft es nöthig ist, mit dem eigenen Blute besiegelm Andererseits aber, daß sie klug sind. Denn oftmals greifen die Feinde der Wahrheit sie durch Schmeichelei an, wie die Erfah- rung unserer Zeit dies genugsam lehret, und in diesem Sitte! liegt die weit größere Gefahr. (Calviii.) » 11. Denn so spricht Amos: Ierobeam wird dnrckys Schwert sterben [V. 9], und» Israel wird aus seinem Lande gefangen weggefuhret werden [V. 9; Kap. 5, 27]. Hieronymus bemerkt hier eine viersache Verfälschting der Worte des Propheten; nämlich I) wenn er sagt: so spricht Ame-Z; als wenn er’s für sich selbst geredet hätte, da doch Amos jederzeit davorsetztx so spricht der HErrz L) daß er so schlechthin sagt: Jerobeaiu wird sc» da es doch mit Bedingung gesagt war, wenn sie nämlich sich nicht belehren würden; Z) daß er auf die königliche Person Jerobeams deutete, was doch nur von der königlichen Familie geredet war; 4) daß er auch schlechti hin von Jsraels Wegführung redet, da doch dieselbe auch ebenfalls bedingungsweise angedrohet war. 12. Und Amazia sprach sdarauf, als der König keine Maßregeln gegen den Propheten er- griff, etwa, weil er die Sache für ungefährlich an- sah] zu Atnos [um ihn durch Einschuchterung ·los zu werden]: Du Seher, gehe weg, und fleuch ins Land Jnda sdamit dich die Strafe des Königs nicht tresse], nnd is; Brod daselbst, und weissagt daselbst [dort magst du dir nach Herzenslust dein Brod durch’s Weissagen oerdienensps 13. Und weissagt nicht niehr shiers zu Bethel sda darf niemand etwas gegen den König sagen]; denn» es ist des Konigs Stift sein Heiligthum, das der König selbst gegründet hat I. Kön. 12, 28], und des Königreichs Hans soder Hauptstadt, der Mittelpunkt des vom König für das Volk einge- richteten und befohlenen Gottesdienstes]. V) Der falsche Prophet beurtheilt den wahren nach seinem eigenen Sinn, nach welchem es ihm nur um den Bauch zu thun ist. — N) Amazia ist ein treues Vorbild aller der Staatss und Hof-Theologen, die eine Anstalt Gottes auf Erden, in welcher nur ein unsicht- barer König re iert und durch seine Knechte seine Ge- meinde zur Vo endung führt, nicht kennen, denen die Religion, die Kirche Staatsinstitution ist, in der der je- weilige Herrscher kraft seiner obersten Staatsgewalt be· Amor-I, 11—17. J, 1—1o. fehlen und Einrichtungen treffen kann, ohne gebunden zu sein an die heiligen, ewigen Ordnungen Gottes. Wie unser Ver-seine treffliche Darstellung dieses abgöttischen Cäsareopapismus, so ist die Geschichte des nördlichen Reiches seine beste Verurtheilnng 14. Amos antwortete szunächst auf die bod- hafte, entwürdigende Anmuthung, als treibe er das Weissagen zum BroderwerbL und sprach zu Amazim Ich bin tein Prophet soon Profession], noch keines [Sir. 24, 39 Anm.] Propheten Sohn soder Schüler, der in einer der zu Samuels Zeiten gegründeten Prophetenschulen 1. Kön. 29, 2l Anm. sich für das Weissagen als seinen Beruf ausgebildet hätte]; sondern ich bin ein [armer] Knhhirte, der Maul- becren [oder Maulbeerfeigen, Sycomoren 1. Chroin 28, 28 Anm. — auf derTriftJ ablieset [und da- von lebet Kap. 1, 1 Anm. 1]. 15. sNicht die eigene Willkür und der Brod- ertverb haben mich hierher gebracht und zum Pro- pheten des HErrn gemacht] Aber der HEtt nahm mich von der Heerde saus meinem geringen, mir aber doch mein Auskommen gewährenden Bernfe], und sprach zu mir: Gehe hin snach Bethel], nnd weissage meinem Vol! Israel. 16. sWer mir dies also verbietet, der lehnet sich wider Gott den HErrn selbst auf; darum] So höre ntin des HErrn Wort [über dich für solche Empörung gegen ihn]. Du sprichst: Weissage nicht wider Israel, und trciufle nicht sdeine Rede 5. Mos. 32, 2; Mich. «2, 6. II; Des. 21, 2. 7] wider das Haus Isaak! 17. Darum spricht der HErr also: Dein Weib wird in der Stadt swenii sie nun von den Feinden erobert wird, von rohen Soldaten geschau- det und] zur Hure werden, und deine Söhne und Töchter sollen [dann] durch-s Schwert fallen, und dein Acker [-besitz] soll durch die [Meß-] Schnur sauberen, nämlich den neuen Ansiedlern im Lande] ausgetheilet werden; dn aber sollst sgefangen weg- geführt werden und] in einem unreinen sheidnischenj Lande sterben, und [ganz] Israel soll [mit dir zu- sammen — dabei bleibt? trotz deiner arglistigen Anzeige und Drohung —] aus seiiiem Lande der- trieben werden. Das ist ja ein edler großer Fürstenmuth, ein frei- diger Geist in dem Propheten, der also mit dem Hohen- priester und großen Bischof Amazia reden darf. Solcher Muth ist nicht menschlich, sondern kömmt von oben her- ab und wird gegeben denen, die durch Gottes Kraft und Beistand etwas Großes in der Kirche Gottes oder im weltlichen Regiment sollen ausrichtem (Selneccer.) Das S. Kapitel. Vom Untergang des Hauses Israel, und geistlichen Hunger. V. v. 1-—14. vierten Gesicht. per tJEte zeigt dein Propheten unter dem Bilde eines Korbe: unt reifen: Ob; Viertes Gesicht von Gottes Strafgerichtew 805 die Reise Ioraele zum Gericht. Jimoo erläutert dar- auf dao Gesicht nnd kündigt den nngerechteu und ge— waltthätigeu Großen im Voller als Strafe für ihre Gott- losiglieit die Verwandlung ihrer Freudenfeste in Trauer— tagt an. Dannsinerde eine Zeit kommen, wo die, welche seht Gottes Wort verachteten, vor Durst nach demselben oerschmachten würden. 1. Der HErr HErr zeigte mir ein Gesichte, und siehe, da stund ein lkorb mit kreifemj Obst. 2. Und er sprach: Was siehest du, Amosr Jch aber antwortete: Einen Korb mit [reifem] Obst. Da sprachder HErr zu mir kdas Gestcht selbst deutend]: Das Ende [die Reife zum Gericht] ist kommen über mein Voll sdes nördlichen Reiches] Israel, ich will ihm nicht mehr übersehen. Z. Und die [fröhlichen] Lieder in der Kirche [besser: in den Palästen] sollen in ein Heulen [und Wehklagerq verlehret werden zur selbigen Zeit, spricht der HErr HErrz [denn] es werden viel todler Leichname [Kap. 5, 12 Anm.; Weish.Sal. 9, 15 Anna. — von meiner Hand zu Boden ge- streckt, da-] liegen an allen Orten, die man heim- lich sin stummer Verzweiflung] wegtragen wird. is) Die letzten Worte lauten im Grundtext weit er- greisenden Er (der HErr) hat sie hingeworfen! (Darum:) Stille! ,,Das ist das furchtbare Schweigen derjenigen, die das öde Leichenfeld überschauen, und im Gefühle der schweren Verschuldung des Volks nicht ein- mal den Namen Gottes erwähnen sollen, der zürnend seine Gerichte vollstreckt hat.« 4. Hötet dies [ihr Großen und Mächtigens die ihr den Armen [mit gieriger Lust] unterdrückt, und die Elenden [oder Stillenj im Lande [die keine andere Hilfe und nirgends Recht finden und suchen, denn allein bei Gott, durch eure schändliche Habsucht und GewalttHatJ verderbet, Z. Und svrechet: Wann will denn der Neu: uloud [die Festzeih in der wir keine Geschäfte machen dürfen 4.Mos. 28,I1 ff. Anm.; 2. Köu. 4, 23] ein Ende haben, daß wir Getreide [mit Wucher] verkaufen, und der Sabbath, daß wir [die aufgesammelteuj Korn [-vorräthe] feil haben mögen, und den Epha [überhaupt das Getreidemaß 2. Mos 16, 36 Anm.] ringeru [Jef. s, 34 Anm.], und den Seele! [den Preis, der uns dafür darge- wogen werden sollj steigern, uud die Wage falschen; » s. Auf daß wir die Atmen ldadurch so arm machen, daß sie sich endlich aus Noth] um Geld [das sie uns nicht mehr bezahlen können, freiwillig zu Sklaven verkaufen 3. Mos. 25, 39], und die Dürftigen um [die allerkleinste Schuld, z. B.] ein Paar Schuh [die sie nicht bezahlen können, vom Gericht uns als Sklaven zusprechen lassen und so] unter uns bringen, und Spreu [den Abfall vom Korn, der eiaentlich den Dürftigen gehören sollte, wollen wir] für [gutes] Korn verkaufen? 7. Der HErr hat geschworen wider die Hof- fatt Jakobs [richtiger: bei dem, der die Herr: lichkeit Jakobs ist, seine Krone nnd fein Ruhm, d. i. bei sich selbst, der als Solcher Frevel der Art nicht ungerächt lassen kaun]: Was gilt’s, ob ich solcher ihrer Werke ewig vergessen werde? .[d. i. wahrlich, ich werde ste ewiglich nicht ver- gessen».] Dies ist bei Amos der dritte Schwnr des HErrn (·vgl. Kap. 4, Z; s, 8). Alle - drei Schwiire sind Ver« sicher-nagen, daß der HErr sein Strafgericht über Israel halten werde. Dies beweist, wie verstockt das Volk war nnd wie stcher in seinen Sünden, daß es solcher Schwiire bedurfte, um es zn erschüttern. (Schmieder.) 8. Sollte nicht l= Wahrlich, es wird] um solches Uchweren Gerichts] willen [das ich über« alle diese Thaten bringen werde] das Land [besser: die Erde] erbeben mussen, und alle Einwohner trauern [Kap. 9, 512 Ja, es [geuauer: sie, die unter der Wucht des Strafgerichts erzitternde Erde] soll [wie wenn sie in’s anfängliche Chaos wieder zu- rücksinken oder von einer neuen Sündfluth über- schwemmt werden sollte] ganz, wie mit einem Wasser [genauer: wie der anschwellende Nil], überlaufen werden [und sich emporheben], und weg- gefuhret nnd uberschwemmet werden, wie mit dem Fluß in Egppten [besser: und sich heben und senken, wie die siürmisch erregte Fluth des Nil in Egyptens 9. Zur selbigeu Zeit, spricht der HErr HEry will ich [dem Volke des Reichs Jsrael] die Sonne [feines Glücksstandes] im Millage [inmitten feines Glanzes, da niemand es ahnet oder fürchtet] unter- gehen lassen, und das Land am hellen Tage lassen finster werden. Die Sonne geht ftir jeden am Mittag unter, wenn er plötzlich in der Mitte seines Lebens vom Tode weg- gerafft wird. Dies gilt auch Von jedem Volke, wenn es mitten in seinem irdischen Glücke plötzlich vernichtet wird; aber es gilt anch in noch weiterem Sinne. Wenn der HErr am jttngsten Tage zum Gerichte kommen wird, in einer Zeit, da die sichere Welt es nichterwars tet (Matth. 24, 37 ff.) , da wird diese Erdensonne am Mittage untergehen und die Erde am hellen lichten Tage mit Finsternis; bedecket werden. Jedes Gericht aber, das im Laufe der Zeiten über ein gottlofes Volk oder Reich ergeht, ist ein Vorbote von dem Kommen des Endgerichts. (Keil.) 10. Jch will salsdann] eure [Freuden- nnd] Feiertage in Trauern, und alle eure [Jubel-] Lieder [die ihr jetzt, wie wenn es keine Noth mit Gottes Strafen hätte, in ausgelassener Lust singet] in Weh- llagen verwandeln [V. z; Kap. s, 16; Hof. 2,13J; ich will über alle Landen den Sack ldas härene Paß: und Trauergeivand I. Mos. 37, 34 Anm.] bringen, und alle Köpfe kahl machen [mit einer Glatze bedecken, die ihr euch als Zeichen tiefer Trauer selbst scheeren werdet Jes. Z, 24]; nnd will ihnen ein [so groß] Trauern schaffen, wie 806 Amoö 8, l1s-«14. 9, l——4. man [in einem Hause] über einen sgeliebtenj einigen Sohn hat [Jer. 6, 26; Sach. 12, 10]; und sollen fnach all dieser tiefen Trauer] ein jämmerlich Ende nehmen [ohne daß das Strafgericht wieder von ihnen genommen wird] 11. Siehe, es kommt Dann] die Zeit, spricht der HErrHErr, das; ich einen [all- gemeinenjHunger in’s Land schiclen werde; nicht faberj einen Hunger nach Brod, oder Durst nach Wasser, sondern nach dem swahren Brod und Wasser des ewigen Lebens] dem Wort des HEtru sum Trost in solcher Trauer] zu hören [und Licht in solcher Finsteruiß zu erhalten], 12. Daß sie [alle, die jetzt das Wort des HErrn aus seiner Propheten Munde verachten und verhöhnen] hin Und her, von einem säußerstenj Meer zum andern, von Wtitternacht gegen Morgen [d. h. von einem Ende der Erde bis zum andern, von Nord nach Süd, von Ost nach West Pf. 72, 8 — heißhUUgrigJ umlaufen, nnd [mit sehnsüchtigem Verlangen] des HErrn Wort [und in ihm. einen Lichtstrahl der Gnade, einen Tropfen erquickenden Trostes] su ch en , u nd do eh« nicht finden werden [deun der HErr hat sem Wort, das sie so lange verachtet, weggenommen; die Zeit der Gnade ist vorbei, es ist zu spät] Luther’s Randglossm Wer Gottes Wort nicht will, dem soll es so fern genug kommen, daß er’s nimmer- mehr finden mag, wenn er’s gerne hätte· Das ist ja eine greuliche Drohung, darob einem frommen Herzen die Haare gen Berge stehen und die Haut schauen. Denn Gottes Wort lauter und rein haben, ist der allerhöchste Schatz und die größte Gabe in dieser Welt, ohne welchen Schatz niemand ihm das Leben suchen, will geschweigen wtinschen sollte. Denn was ist der Mensch, der nicht Gottes Wort hat, daraus er Gottes Wesen und Willen erkennen kann? Was ist ein Meusch, der nicht glaubet an den HErrn Christum und ist kein Gefäß des heiligen Geistes? Was ist ein Mensch, der nicht weiß, daß ihm Gott gnädig sei um Christi willen, und daß er ein Kind und Erbe Gottes sei durch Christum und in Ewigkeit leben soll? Wie selig und aber selig sind die, so Gottes Wort lauter und rein können hören, haben rechten Gebrauch der hoch- würdigen Sacramente, empfahen daraus feinen, einfäl- tigen Unterricht, rechten Glauben, rechten Trost, warten ihres Berufs, trauen Gott, rufen ihn an, sind geduldig in ihrem Kreuz und besehlen ihren Leib und Seele in Gottes gnädigen Schutz und Schirm und wissen, daß die lieben heiligen Engel um ihn her sind, sie bewachen und bewahren wider alle giftigen, feurigen Pfeile des leidigen Satans. Fürwahr, wer nicht ein solch Leben stthret, der sollt wünschen, er wäre nie geboren, er sei sonst so gesund, stark, reich, mächtig und gewaltig, als er immer mehr sein kann. — Gott helfe uns und er- leuchte unsere Herzen, daß wir diesen Seelenhunger nicht erleben. O du treuer Jmmanuel Jesu Christe, bleibe bei uns, es will ja Abend werden nnd der Ta hat srch geneiget. Nonen, Secten, Ketzerei, Neid, Hah ,Muth- wille, Sicherheit und fleischliche Weltweisheit, die alle aus Verachtung deines heiligen Wortes entspringen und voll Undankbarkeit gegen deine Wohlthaten stecken, wer- den nus um den großen Schatz deines Worts und Sa- craments bringen. Berschone du, lieber treuer Heiland, nnd lasse uns und unsere armen Kinder und Nachkom- men solchen Jammer nicht erleben oder nimm uns zu- vor seliglich zu dir. Amen. (Selneccer.) 13. ZU der Zeit werden [sogar die Stärksten im Volke] schöne [in voller, blühender Lebenskraft stehende] Jungfrauen nnd Jünglinge verschmachten vor ssolchem Hunger und] Durst snach Gottes Licht und Trost], 14. [Alle] Die jeht sbei nichts Höherm] schwören [denn] bei dem [goldenen Kalbe zu Bethel, dem Hauptgötzen und der Hauptschuld, daher auch dem Haupt-J Flnch sdes ReichsJ Samarich nnd sprechen: So wahr dein Gott zu Dan soder Bethelj lebet, so wahr die fArt und] Weise« fun- seres Gottesdienstesj zu Berseba sdahin wir wall- fahrten anzubeten] lebet [Kap. 5, 5 Anm.]! Denn sie fdiese alle] sollen also fdnrch Gottes Gericht in’s Verderben] fallen, daß sie nicht wieder ans Ha] stehen [ver-] mögen. II) Wörtlich: Beim Leben des Weges (= beim Wege) nach Vers ebal wobei die Wallfahrt zu dieser Anbetungsstätte mit dem falschen Gottesdienft daselbst gleichbedeutend gedacht ist. —- Die Erfüllung dieser Drohungen nahm ihren Anfang mit der Zerstörung des Reiches Israel und der Wegflihrnng der zehn Stämme in das assyrische Exil, und dauert noch bis heute fort für den Theil des israelitischen Volks, der uoch immer aus den von Mose verheißenen Propheten, den Messias, wartet, und zwar vergebens wartet, weil see die Predigt des Evangeliums von dem in Jesu erschienenen Messias nicht hören wollen. (Keil.) Das 9. Kapitel. Meissagung von Christo und seiner Kirche. Vl- o.1—15. Faust» Gesicht. wankend di: vor— hcrgehenden Visionen das in der Zukunft noch bevor— stehende Gericht über das abgefaltcne voll: zeigen und mit den Worten: »Der halt: zeigte mir ein Geh-til« begannen, sieht der Propbet nunmehr den HErrn in der Jtnorichtiing deo Gerichts frlbfl begriffen nnd beginnt dentnach nctt den Worten: »Ja) fah den lhGrrnE Der thun: fleht am Jlltar und befiehlt, den Tempel zn nützen, daß unter feinen Trümmern das ganze volle begraben werde. Wer entrinnen sollte, den werde der Hatt: allents halben verfolgen, errcishen und vorbringen; denn er sei der allmämtigeGott nnd Rirhter der Welt, Israel aber sei dra Heiden gleich geworden nnd vcrdiene lieine Skhonung mehr. Doeh solle eg niiht gänzlich vertilgt, sondern nur genehm, nnd nur die abgefallcne Masse solle getödtet werden. Daruakh will der heim: die ver« fallcue hätte Davids wieder anfrithtem das Rein) Gotte: durch Aufnahme der Heiden vcrherrlichem mit dem Rriehthum göttliajrr Gnadengaben fegnen nnd nie wie- der zerstören. —— Wie die früheren Grfiehte und Straf— reden neben der besonderen Beziehung auf das-Zehn- ftämmereikh stets zugleich das ganze voll: Israel im Auge hatten, so geht amh diefr letzte dlision und die in ihr beschriebene Jrrstörmig nnd Wiederanfrikhtnng des Reiches Gottes das ganze Voll: an, das in Snda wie in Israel vom HErrn abgefallen war. Fünstes Gesichk Der HErr selbst befiehlt die Bestrafnng des Volks. 807 l. Ich sahe den HErrn auf [an oder neben] dem [Vrandopfer-] Altar» [im inneren Vorhof des Tempels zu Jerusalem nnd das ganze Volk Israel an der Schwelle des Tempels vor ihm versammelt] stehen, nnd er sprach [zu einem seiner Diener, der starken Helden, die seine Befehle ausrichten, etwa zu dem WürgeiigeL der einst die Erstgeburt in Egypten schlug 2. Mos.12, 13. 23., unter David das Volk nach der Volkszählung mit der Pest schlug 2. Sam. 24, 15 f., und später unter Hiskia das Heer des assyrischen Königs Sanherib vernich- tete 2. Korn 19, 35]: Schlage an den Knauf [die Kapitäle an der Spitze der beiden ehernen Säulen Jachin und Boas zu beiden Seiten des Portals des Tempels, in denen die Fesiigkeit des Tempels versinnbildlicht ist 1. Kein. 7, 21 Anm.], daß die Pfosten [die Oberschwellem d. h. die Balken, welche das Hallendach bilden und auf den Knäufen der beiden Säulen ausliegen] beben [und dadurch der ganze heil. Bau, in welchem ich bisher unter meinem Volk in schüsender und tragender Gnaden- gegenwart gewohnt» von der höchsten Spitze bis zum tiefsten Grunde erschüttert werde und zusam- menstürze]; denn ihr Geiz sder Lohn all ihrer Sünden] soll ihnen ans ihren Kopf kommen [gen.: und zertrümmere sie, nämlich die Pfosten oderDeckenbalken, auf ihrerAller Haupt, daß das ganze Volk unter den.Trümmern begraben werde, wie einst Simson gethan, da er Dagons Tempel über dem abgöttischen Philistervolk zer- trümmerte], und will ihre Nachkommen sihren Rest, wenn es etwa Einigen gelingen sollte zu fliehen und zu entrinnen] mit dem Schwert [ver- folgen und] erwürgen, daß [doch] keiner entfliehen, noch sein] einiger davon entgehen soll. V) Viele Ausleger wollen unter dem Altar hier den Altar zu Bethel verstehen. Dem widerfpricht aber aufs Klarste der Gebrauch des bestimmten Artikels In« Bethel gab es nicht einen, sondern mehrere Altäre ap. Z, H) und von Anfang an bestanden im Reiche Israel zwei Heiligthttmey zu Bethcl und Dan, von gleicher Würde (vgl. Kap. 7, 9; 8, 14). Der Altar kann nur derjenige sein, an welcheii jeder dachte, wenn von einem Altar im höchsten Sinne, ohne nähere Be- zeichnung, die Rede war. Dies war der eherne oder VrandopferiAltar in Jerusalem. Daß dieser, nicht der Rauchaltar vor dem Allerheiligsten im gewöhnlichen Sprachgebrauch den Namen des Altars erhielt, erklärt sich leicht daraus, daß er in viel näherer Beziehung zu dem Volke stand, wie der andere, feinen Blicken ent- zogene. Mit dieser Annahme fällt aber auch zu leich die andere, als bezögen fich die Drohworte dieses api- tels nur auf das nördliche Reich. Durch den ganzen Propheten hin gehen Drohungen gegen das Reich Juda (Kap. Z, Z; 6, 1); und es fehlte, sollten die Verhei- fzungen des Kap. nur auf das Reich Juda gehen, in dem an Israel Gerichteten ein wesentliches Element: wir hätten dann Gericht ohne Gnade, Drohung ohne Trost, was nicht denkbar und bei allen Propheten ohne Gleichen ist. Nein, so lange der HErr noch Propheten andie zehn Stämme sandte, so lange galten sie noch als zum Volke Gottes gehörig, und so lange war auch fljr sie der Tempel zu Jerusalem das gottgeordnete Heiligthum und der Thron Jehova’s, von wo Seguungen und Strafen ausgingen nicht allein über Juba, sondern auch über Jsrael und die den beiden Reichen feindlichen Völker (Kap. l, 27 2, 4. 6 ff.). ——- Die Erfcheinung des HErrn neben dem Altar ist eine Versinnlichnng des Ausspruchsu Wo das Aas ist, da sammeln sich die Adler. Der Altar ist der Ort des Verbrechens; dort liegt die ungesiihnte Missethat des ganzen Volks aufgehäuft, statt des reichen Schatzes von Liebe und Glauben, der dort im Opfer nur verkörperh liegen sollte. An dem Orte des Verbrechens erscheint der ·HErr, um sich in dem Untergange derer zu verherrlichem die durch ihr Leben ihn nicht verherrlichen wollten. (Hengstenberg.) —- Es würde aber der sinnbildlichen Bedeutung der ganzen Vision widersprechen, wollte man annehmen, es werde in unserem V. nur oder hauptsächlich auf die dereinstige Zerstörung des Tempels hingewiesen. Der Tempel ver- sinnbildlicht vielmehr das Reich Gottes, das der HErr in Israel gegründet hatte, und ist als Centrum dessel- ben statt desselben genannt. In dem Tempel als Wohn- stätte des Namens des HErrn, der göttlichen Gnaden- gegenwarh erblickte das abgöttische Volk ein unzerstör- ares Unterpfand ftir den dauernden Bestand des Rei- ches. Diese Sttitze falschen Vertrauen-s wird ihm durch die Anktindigung, daß der HErr den Tempel zertrüm- mern w·erde, entrissen. Die Zerstörung des Tempels bildet die Zerstörung des in dem Tempel verlörperten Reiches Gottes ab, mit der freilich auch das äußere Heiligthuui fallen mußte, das durch die Frevel des Volks zu einer Räuberhöhle geworden war. (Keil.) Auf des HErrn Befehl wird das ganze versammelte Volk unter den Trümmern begraben. Auch hieraus er- hellt, daß an eine Zerstörung des Tempels im eigent- lichen Sinne nicht gedacht werden kann. Wie könnte unter feinen Ruinen das ganze Volk begraben werden? Z. Und wenn sie sich gleich in die Hblle sdas Todtenreich im Inneren der Erde] vetgtübety soll sie doch meine [allmiichtige, strasende] Hand von dannen holen; und wenn sie gen Himmel führen, will ich sie doch herunter stoßen suicht die tiefste Tiefe, nicht die höchste Höhe kann sie vor der Strafe retten Pf. 139, 7. 8]; 3. Und wenn sie sich gleich san die äußerste Wesigrenze ihres Landes flüchteten und dort] Ver- steckten oben aus dem [hoch über das Meer em- porragenden] Berge Carmel, will ich sie doch da- selbst suchen und herabholenz und wenn sie sich [vom Carmel endlich auf das ihnen allein noch offen stehende Meer flüchteten und] vor meinen Augen verbargen im Grunde des Meers, so will ich doch [daselbsi] den Schlangen [dem Seeunge- heiter, der WassewSchlange Jes. 27, 1 Anm.] befehlen, die sie daselbst szu Tode] stechen sollen; 4. Und wenn sie [gleich] vor ihren ssie in Verbannung treibenden] Feinden hin gefangen gingen [wo einer doch sonst gewöhnlich seines Lebens sicher ist], so will ich doch dem Schwert sder Feinde] befehlen, das; sie es daselbst erwiirgen soll. Denn ich will meine Augen rsiber ihnen soffen und wach: sum] halten zum Unglnck ssie damit zu strafen], sich 808 Amor 9, 5—«12. un gesegnet habe]. Kann niemand, und versteckte er sich in den Him- me , Gott, deiu Rächey entfliehen, so kann auch nie- wand, und befände er sich inmitten der Feinde, und wäre das Schwert fchon über ihm gezückt, Gott, dem Retter verloren gehen. Also müssen diese Gedanken für die·Fro»tnmen auch Quelle des Trostes fein. —·— Es scheint ein Wtderspruch in diesem Ausspruch zu liegen; denn der HErr hatte doch verheißen, Httter feines Volks zu sein. Die Heuchler reißen Gottes Verheißungen immer an sich, obwohl sie keine Buße und Glau en n? nicht zum Guten swie ich sie sonst geschützt haben; deshalb sagt der Prophet hier, Gottes Ange- werde auf sie gerichtet sein, nicht aber um sie wie frü- her zu schtitzen, sondern um Strafe auf Strafe auf sie zu fchtitten. (Calvin.) Gegenstand besonderer Aufmerk- samkeit bleibt das Volk des HErrn unter allen Um- ständen. Sie werden reicher gesegnet, aber anch härter gestraft wie die Welt. fHengftenbergh Z. sWie könnt ihr nur wähnen, ihm zu ent- rinnen!] Denn der HErr HErr [Jehooa] Zebaothr ist fes, der so seine Augen über euch offen hält, und er ist] ein solcher: wenn er ein Land [genauer: die Erde mit großen Gerichten, wie durch wilde Völkerhorden und mächtige Eroberer"] anrühren so zerschmelzet es szerschmettert sie, als wollte sie wieder in den chaotischen Zustand vor der Schö- psung oder bei der Sündfluth zurückversinken Pf. 46- 7; 75, 4]- daß alle Einwohner tranern fund wehklagen] müssen« daß es swie schon oben Kap· 8, 8 gesagt wurde] soll ganz über fte herlaufem wie ein Wasser, und überfchwemmet werden, wie mit dem Fluß in Egypten [genauer: daß sie, wie bei der Sündfluth in einen großen Strom ver- wandelt, fich erhebet ganz, wie der Nilftrom, der das Land überfchwemmh also daß die Erde nicht mehr vom Meer unterfchieden werden kann, und gleich dem auf- und abwogenden Meere wieder fenket gleich dem Strom Egyptens]. Hi) Der Gläubige häuft in seinem Gebete die Gottes- namen, um fein Vertrauen und seine Hossnung zu wecken (vgl. Jef. 37, 16); dem Gottlosen werden sie entgegen- gehalten, um alle seine Hoffnungen niederzuwerfen. «) Die Wahrheit dieser Worte mußte Jsrael zuerst in schmerzlicher Weise erproben, als Assurs wilde Schaaren sich über den« Westen Asiens ergossen. — Auch die Ueberschwemmung ist hier Bild der feindlichen Ueber- fluthung Wasser ist häufig Bild der Feinde (Pf. 18, 17; 144, 7); überfluthende Ströme Bild der Völker- maffen, die sich erobernd über den Erdkreis ergießen Jes. 17, 12 u. b. (Hengstenberg.) is. Er ists, der seinen Saal sseine Söller oder Obergemäcber Pf. l04, 3 droben] in dem [Wolken-] Himmel [in den Wassern über der Feste l. Mof. 1, 7] banet nnd seine Hütte [genauer: fein Gewölbe] ans [s. v. a. hoch über] der Erde [in den Wolken] gründet; er ruft sin dieser über dem Erdkreis erbauten Wolkenburg richterlich thronend] dem Wasser im Meer nnd schüttet es fwie bei dem Gerichte der Sündfluth l. Mos. 7, 11 durch die geöffneten Fenster dieser Wolkenburg herab] auf das Erdreichz er heißt HErr [Jehova, der Treue und Wahrhaftige, der seinen Namen auch bewähren wird]. 7. [Und pochet ja nicht auf eure Erwählung, als hätte ich durch dieselbe mir selbst die Hände ge- blinden? Seid ihr Kinder Israel sin eurer Gott- entfremdung] mir nicht gleich sehen so viel Werth] wie die Mohren sdie schwarzen Söhne der Cu- schäer in Aethiopiem die fchon in ihrer schwarzen Hautfarbe ein Abbild ihrer gottlofen hamitischen Gesinnung an sich tragen Jer. 13, 2312 spricht der HErn Hab ich nicht Israel« aus Egypten- land gefnhreh Ha, allerdingsl aber nur für das gläubige Bundesvolk ist diese Erlösung ein Gna- denunterpfand, ihr aber seid nicht mehr mein Bitndesoolk] nnd [hab ich nicht auf dieselbige Weise z. B.] die [von euch so verachteten, unbefchnittenen] Philister [ausgeführt] ans Kaphthor [ihren früheren Wohnsitzen im pontischen Kappadocien am Südufer des schwarzen Meeres l. Mof. 10, l4] nnd die Shrer ans Kir sder Umgegend des in das kas- pifche Meer mündenden Flusses Kur, wohin ich sie wieder zurück zu verstoßen gedroht habe Katz. l, 512 fAlfo wird auch euch eure Erwählnng nicht vor der Vernichtung fchützen.] V) Die Erwählung des Volks und seine Ausführung aus E hpten war wirklich das, wofür sie gehalten wurde. Gott hatte sich wirklich dadurch die Hände gebunden; er mußte das Volk erretten, er durfte es nicht verstoßew Die Erwählung war Werk seiner freien Gnade; die Be- währung derselben durch die That Werk feiner Gerechi tigkeit. Das Volk hatte das Recht ihn an seine Schul- digkeit zu erinnern, wenn er ihr nicht nachzukommen fchien. Seine Erwählung war ihm ein fester Ankergrund der Hoffnung, eine reiche Quelle des Troftes, die Grund- lage aller feiner Gebete. Aber darin lag der Jrrthum, daß die Erwählung von denen an sich gerissen wurde, denen sie nicht gehörte, ein Jrrthum, der sich stets wie- derholt (Rdm. L, 25). Die Erwählung des Volks, feine Erlösung aus Egypteti so wenig wie die Beschneidung und die Taufe ist ein reibrief gegen alles Unglück fttr die, welche nicht durch ihren Wandel als wahre Kinder Jsraels sich bewähren. (Hengftenberg.) «) So gewiß wie hier nur vom ganzen Volke die Rede fein kann, so gewiß geht auch der ganze übrige Theil des Kuh. auf das ganze Volk, Jsrael und Juda, wenn auch mit besonderer Beziehung auf das nördliche Reich. Es ist unmöglich, unter dem Hause Jakobs im folgenden V. Juda allein zu verstehen; denn Amos ge- braucht Haus Israel und Haus Jakobs stets gleichbe- deutend für das ganze Volk; wo er aber ausschließlich vom nördlichen Neich reden will, sagt er: Haus Ephraim oder Joseph. 8. Siehe, die Augen des HErra HErrn sehen [mit heiligem Zorneifer] ans ein [das] sün- diges Königreich [Juda und vornehmlich Israel] daß ichs fwie ich schon durch Mosen Z. M. s, 15 gedroht] vom Erdboden ganz vettilgez wie wohl ich das Hans Jakob [d. i. mein in Jakob erwähl- tes Volk des EigenthUmsJ nicht fganz und] gar Weissagnng von der Wiederaufrichtung des Reiches Gottes. 809 vertilgen will swie die übrigen sündigen Reiche], spricht der Hist-r. Wiewohl das ganze Königreich und Priesterthum wird umkommen, je och will ich mir noch etliche wenige liberbleiben lassen, die dem Evangelio glauben und selig werden, wie denn Jesaias (Kap. 10. 22) auch sagt: O dein Voll u. s. w., zeiget also Gott klärlich an, er wolle den Gerechten mit dem Gottlosen nicht mit Stumpf nnd Stiel ausrotten, sondern die, so in des gläubigen Pa- triarchen Fußtapfen treten, an seinen Sohn Jesum Christum glauben und den Glauben mit guten Werken erweisen, wie Jakob, wolle er auch mitten in den größ- ten Ndthen erhalten oder sie aus der Feinde Land wie- der in ihr Land bringen und nicht ganz vertilgen. (Luther.) it. [Nein, nur so weit Jsrael von mir abge- fallen, soll es vertilget werden :] Aber doch siehe sein heiliger Same, ein göttlicher Kern, aus dem ich ein neues heiliges Volk und Reich bilden kann, soll übrig bleiben], ich will besessen, und das Haus Israel [die 10 Stämme zuerst, dann auch Juba] unter allen Heiden [den Assyrerw Babyloniern und auf der ganzen Erde schwenken und] sichten lassen [Luk. M, 31 f.], gleichwie man sedles Getreide] mit einem Siebe Uchüttelt und] sichtet [daß die Spreu davon fliegt, Staub und Unreinigkeit zur Erde fällt], und die [gnten] Kötnlein [die from- men Kinder Gottes] sollen nicht auf die Erde fallen ssondern im Siebe nachbleiben]. ,,Auch die Gottesfiirchtigen werden heftig geschüttely aber im Verborgenen waltet die Hand des HErrn über sie, daß sie nicht untergehen, und daß die Anfechtung ihnen zur innerlichen Förderung gereieht.« 10. Alle [verstockten] Sünder [aber] in mei- nem Volke sollen durchs Schwert sterben, die da [wähnen, ihre fleischliche Angehörigkeit zu meinem Volke V. 7 Kap. Z, 2 oder ihr heuchlerischer Eifer für den äußeren Gottesdienst Kap. 5, 21 ff. miisse sie vor dem»Gericht bewahren, und] sagen: Es wird das Uugluck nicht so nahe sein, noch uns begegnen. Nun gehet wieder auf die helle liebe Sonne, die alles wieder fröhlich, frisch und lebendig Macht. Diese Sonne ist unser lieber HErr und einiger Heiland Jesus Christus, der rechte Ausgang aus der Höhe, die liebliche Morgenröthtz die Sonne der Gerechtigkeih der Glanz der Herrlichkeit Gottes des Vaters. Von dieser Sonne prediget und weissagt jetzt der Prophet, und tröstet die bekümmerten Gewissen und sprichn Seid nun getrost, fröhlich und guter Dinge. Ich habe nun mein Straf- amt verrichtet. Wersssich darnach will richten, der kann es gar wohl thun. Wer aber nicht will, dem soll und muß alles das Unglück widerfahren, davon ich gesagt hab. Jetzt aber will ich eine andere Predigt thun, die soll gelten den Frommen und Gläubigen, deu ängstigen Gewissen, die ihrer Sünden halben elend und betrübt find und suchen Rath und Hilfe« bei der Gnade und Barmherzigkeit Gottes. (Selneccer.) 1»1. Zur selbigen Zeit stvenn die Spreu vom Weizen geschieden und das Volk Gottes ein gereinigtes und heiliges Volk in Wahrheit gewor- den sein wird] will ich [nieine Verheißungeiy zu- mal die David 2. Sam. 7, U. 12. 16 gegebe- nen, vollkommen erfüllen und] die zerfallene Hütte [zu welcher der stolze Palast und das herr- liche Königthum] Davids [dann volleuds herab- gesunken sein wird] wieder saus ihrer Armselig- keitJ aufrichten [Mich. 4, 8; s, 1;Jes.11,1; 53, 2z Hes 17, 22 ff.], und ihre knämlich der beiden Reiche Juda und Israel, in welche Davids Haus schon zerrissen ist] Lüclen svermauern und] verzciunen salso daß das Volk wieder unter dem Einen König David, dem Messias Jesus Chrisius geeinigt sein soll Hof. 2, 2; 3, Z; Hes 37, 22], und was [durch das Gericht an meinem Reiche] abgebrochen ist, [durch den anderen wahren David zu neuer Macht und Herrlichkeit] wieder aufrichtenz und will sie [diese wieder ver- zäunte Hütte von da an in ewiger Herrlichkeit er- halten, sie aus-J bauen»- serweitern und verschö- nern], wie sie vor luraltenj Zeiten sunter der Regierung Davids und Salomos Micha 7, 14] gewesen ist. 12. Aus daß sie [die in der Sichtuug als Korn erfundenen Kinder Jsraelsj besigcu [zu Mit- gliedern des neuen Reiches Gottes aufnehmen vor allen] die Uebrigen [die Geretteten] zu Edont «« sdiesem meinem Volke zwar verwandten, aber seindseligsten Volke 4. Mos. 24, 18], und [ebenso] die saus dem Gericht geretteten] Uebrigen unter allen sauberen] Heiden, über welche sals Gott Ge- heiligte, meiner Gemeinde Einverleibte Joel 3, 51 mein Name [in welchem die Fülle meiner göttlichen Liebe und Erbarmung liegt] geprediget sein wird sdenen ich mich dadurch als ihren Heiland und Erlöser geossenbart haben werde Jes. 56, 6 fs.; Eis. 195 Jst« 14, 9]- spricht der HErr, der sol- ches sgewißlich auch] thut [Jer. 33, 2]. V) Wie in den Tagen Davids und Salomos, d. h. in Sieg und Wachsthum, in Stärke und Friede, in Fülle der Gnade und des Geistes, so daß der heiligen Gemeinschaft mit Gott auch äußere Verherrlichung folgte. Es ist sehr irrig, wenn man hier blos an äußeren Wohlstand denkt, da Davids und Salomos Herrlichkeit vielmehr von der reichen Begnadigung ihres königlichen Herzens ausging. Es ·ist aber ebenso irrig, wenn man los an geistliche Herrlichkeit denken will, die es nie zu einer Uebereinftimmung zwischen Aeußerem und Jnnerem bringt. So wie die Trltbsale Davids nicht blos inner- lich, sondern auch äußerlich waren, so war später feine Herrlichkeit auch zugleich innerlich und äußerlich. Das- selbe ist auch dem zukünftigen Reiche Gottes bestimmt, Dulden und herrschen. Wenn aber die Vorzeitz die Zeit Davids und Salomos, hier als Vorbild der Zu« kunft aufgestellt wird, so ist dies nur ein eschichtlicher Typus. Denn wie der David-Christus Grßeres gelit- ten, gethan und geschaffen hat, «als sein Vater David, so hat er auch größere Herrlichkeit, und wie fein Reich langsamer wächst und später reift, als Davids Reich, so wird es auch unendlich größer, heiliger, herrlicher sein. (Schmieder.) — W) Diese waren durch David unterworfen worden. Nachher hatten sie sich, den be- ginnenden Verfall der Hlltte Davids benutzend, wieder 810 Amos 9, 13—-15. frei gemachi. Der wieder aufgerichteten Hütte Davids werden vor allen sie unterworfen werden, damit durch die demüthige Unterwersung der von so tödtlichetn Haß Erfüllten desto mehr Gottes Allmacht und seine über seinem Volk waltende Liebe gepriesen werde. Unsere beiden Verse 12 u. 18 werden in Aposig. 15, 16. 17 von Jakobus als Zeugnis; dafür angeführt, daß die gläubig gewordenen Heiden ohne die Beschneidung in das Reich Gottes ausgenommen werden können. Dies eugniß geben sie in den Worten: ,,über welche mein ame genannt sgeprediget worden) ist«, denn hie- rin liegt, daß der HErr den Heiden, die fein Evange- lium annehmen, aus freier Gnade die Fülle feines Segens durch die« Gabe seines hl. Geistes ertheilen will. Daß Jakobus die Worte nach der griechischen Ueber- setzung anführt, von welcher irrthümlich statt edorm acjam und statt jaraoh besitzen: darasch fragen gelesen wurde, ändert den Grundgedanken von der freien Be- gnadigung der Heiden, ans den allein es dem Jakobus ankam, nicht. 13. Siehe, es kommt szngleich mit diesem Reich der HerrlichkeitJ die Zeit [aiif Erden], spricht der HEttz daß sdas ganze Land, in welcheni mein erlösies und geheiligtes Volk wohnt, wie ich Z, Mos. 26, 5 verbeißen, höchst fruchtbar und gesegnet sein und] man zugleich ackern und ernten, und zugleich kclieru nnd saen wird sdcnn das Getreide wird so schnell wachsen und reifen, daß während der Eine noch mit Pflügen für die Aussaat beschäftigt ist, der Andere schon reifes Getreide schneiden kann, und die Weinlese wird so reich sein, daß das Kel- tern der Trauben bis zur Saatzeit währt]; Und [wie bereits»Joel 4,»18 geweissagtJ die Berge werden mit sußem Wein triefen, und alle Hugel werden [so] fruchtbar sein sdaß sie m Bächen von Milch, Most und Honig sich auflösen 2. Mos. Z, 8 u. ö.; denn aller Fluch der Erde, Dürre und Mißwachs, wird aufgehört haben]. 14. Denn ich will das Gefängniß [d. i. alles Unglück und Elend Hof. s, 11] meines serlösten und verherrlichten] Volks Israel [in Segen nnd Heil] wenden, daß sie snie wieder von einer Drang- sal oder einem Strafgericht heimgesncht werden, sondern] sollen die ldurch die Gerichte über die GottlosenJ wüsten Stadtes[Kap. 5, u] bauen und sin seligem, iingestörtem Frieden] bewohnen, Wein- berge Pflanzen, und Wein davon trinken [Kap. 5, 11], Garten machen, und Früchte daraus essen-«· fund nicht sollen sie von Feinden je verzehret oder verwüstet werdens. 15. Denn ich tvill sie in ihr Land sdas wahre, himmlische Canaan fest und auf die Dauer der Ewigkeit ein-] Pflanzen, daß sie sWurzel schlagen, Blüthen treiben und Früchte bringen und in Ewig: fett] nicht mehr aus ihrem Lande gerottet [und in eine Verbannnng unter Heiden geschleudert] wer- den, das ich ihnen [als ein rechtcs Gotteslandj geben werde; spricht der HEry dein Gott sder da hält, was er verspricht] «) Daß dieser Segen vor allen Dingen ein Segen des Geistes sein wird, beweist die verwandte Stelle Joel Z, 23, wo zugleich von der geheimnißvollen Quelle geredet wird, die vom Hause des HErrn aus- gehen wird. Vgl. Hes. 47, 1—13. (Schmieder.) Die Aufrichtung der verfallenen Hütte Davids hat mit der Erscheinung Christi und der Gründung der ersten christlichen Gemeinde durch die Apostel begonnen, und mit der Aufnahme der Heiden in das von Christo aufgerichtete Himmelreich hat auch die Vesitznahme Edoms und aller übrigen Völker, über welche der HErr feinen Namen offenbart, ihren Anfang genommen. Die Griindun und der Bau dieses Reiches geht fort durch die Jahrhunderte der christlichen Kirche nnd wird voll- endet werden, wenn dereinst die Fiille der Heiden in das Reich Gottes eingegangen sein und auch das zur Zeit noch ungläubige Jsrael sich zu Christo bekehrt haben wird. Das Land, das von Strömen göttlichen Segens fließen wird, ist nicht Palästincy sondern das Vereich der christlichen Kirche oder die Erde, soweit sie der Segnungen des Christenthums theilhastig geworden. Das Volk, welches dies Land bauet, ist die christliche Gemeinde, soweit dieselbe im Glauben steht und Früchte des heiligen Geistes wirkt. Der von dem Propheten geweissagte Segen ist freilich zur Zeit erst im geringen Maße sichtbar, weil die Christenheit noch nicht vom Geiste des HErrn so durchdrungen ist, daß sie ein heil. Volk Gottes bildet, sie gleicht noch vielfach dem Israel, welches der HErr durch Gerichte sichten muß. Diese Sichtung wird erst durch das Gericht über alle Völker bei der Wiederkunft Christi ihr Ende erreichen. Alsdann wird die Erde ein Canaan werden, wo der HErr in seinem verherrlichten Reiche unter seinem geheilt ten Volke wohnen wird. (Keil.) Vgl. jedoch Jer. 30, 2 A. Schinsibemetiiungen zum Propheten status. Jn einem wohlgeordneten, schön abgerundetenBuche liegt der Hauptinhalt alles dessen, was der Hirte und Prophet aus Thekoa dem Volke verkündigt hat, vor uns. Es ist wohl unzweifelhaft, daß er selbst, nachdem er seine Mission ausgerichtet hatte und in die Stille seiner Heimath wieder zurückgekehrt war, das Bnch zum- Zeugnis; für die Zeit der Ersüllung, die da währet bis an’s Ende der Zeiten, niedergeschrieben hat. Niemand, als nur der, dessen Auge durch das Licht des Geistes Gottes geschärft war, war im Stande, hinter der glänzenden Decke der Zeit unter den Königen Jerobeam II. und Usia solche Fäulniß und Gerichtsreife zu erkennen, wie sie Amos in seinem Buche darlegt. Jn seinen gewaltigen Bußpredigtem seinen tiefen, weitgreifenden Visionen zeigt sich eine, durch viele aus der Natur nnd dem Hirtenleben geschöpfte Bilder und Vergleichungen ausgezeichnete Sprache, eine innige Vertrautheit Schlußbemerkungen zum Propheten Amos. 8l1 mit dem Gesetz und der Geschichte seines Volks, bedeutende rednerische Begabung, Reichthum und Tiefe der Gedanken, Lebendigkeit und Kraft und ächt dichterischer Schwung, so daß man an ihm lernen kann, daß auch der künsilerisch-bildende Sinn schöner Formung der Rede nicht immer von Lehre und Schule abhängig ist. iiler propyrt Obadja. Obwohl der kleinste unter den Phropheten steht Obadja doch an Tiefe und Gewicht der göttlichen Gedanken den übrigen nicht nach. Mit dem Hammer seines kräftigen Worts schlägt er an die hohen Felsenwohnungen des Gebirges Esaus und zerschmettert die Burgen des Israel immer feindselig gesinnten Brudervolks Er predigt über den großen Text, wie der Hochmuth des Herzensden Menschen, der sich hoch dünkt, niedrig und verachtet rnacht, und reißt den stolzen Adler von seinem Neste, wenn er es auch zwischen die Sterne erhöbe, in den Staub herab. Des HErrn Verheißung wird trotz aller edomitischen Feindschaft stch erfüllen Von der Edomiter Strafe, und der Jsraeliien Erlösung. la. Dies ist das Gesicht lJes 1, 1 Anm.] Obadja [d. h. Knecht des EJErrn — aus dem Reiche Juda]. Dies zuniichst der Titel unseres Büchleins Was die Person des Propheten und die Zeit, wann er gelebt und geweissagt hat, anlangt, so wissen wir dar- über nicht mehr, als was sein kurzes Buch andeutet; denn die sonstigen Ueberlieferungen über ihn sind nn- glaubwltrdig Personen mit dem Namen Obadja kom- nieu im A. T. öfters vor. Bekannt ist der fromme Schloßhauptmann unter dem Hottlosen König Ahab (1. Köm 18, 3 ff.); ferner der ath des Königs Josa- phat (2. Chr. 17, 7). Aber weder mit diesen, noch mit den vielen andern Obadjcks (1. Chr. l2,9; 8,38; 7, s; 27,19; 9, 16. 44; 2.Ch.34,12; 1. Eh. s, 21; Esra 8, 97 Reh. 10, 6) wird unser Prophct wohl ein nnd dieselbe Person gewesen sein. Genug, daß er ein Zeuge der Gerechtigkeit und Treue Gottes gewesen iß. Ueber die Zeit, wann er gelebt habe, sind die Ausleger sehr verschiedener Meinung. Doch giebt der Jnhalt seiner» Weissagung genug an die Hand, um sie mit ziem- licher Gewißheit und Genauigkeit bestimmen zu können. Es kommt dabei alles darauf an, zu wissen, welche Er- oberung und Plünderung, an welcher sich Edom mit Herzenslust betheiligte, der Prophet in V. l1 ff. meine, Jerusalem ist vor seiner Zerstörung durch Nebucadnezar mehrmals von Feinden ein enommen und geplitndert worden: 1) im Z. J. Resabeaws (970 v. Chr.) von dem egyptischen Könige Sisak (1. Kön. l4, 25 f.; 2. Chr. 12, 2 ff.); aber diese Eroberung kann nicht ge- meint sein, da die Edomiter zu Rehabeam’s Zeit dem Reiche Juda noch nnterthänig waren; L) unter Amazia (etwa 825 v. Ehr.) von dem israelitischen Könige Joas (2· Kön. 14, l3 f.; 2. Chr. 25, 23 f.); weint aber auch nach der Bem. zu Z. Köiu 14, 18 manches in dem Buche auf diese Zeit hinweist, so steht doch entgegen, daß Obadja die Eroberer ausdrücklich als Fremde und Aus- länder bezeichnet, was auf heidnische Völker, nicht aber auf Bürger des Reiches Jsrael paßt; 3 u. 4) unter Jojakim (2. Kötn 24, 1 ff.; 2. Chr. 36, 6 f.) iind Wer an sie glaubt, der geht ewiglich nicht verloren. (Umbreit.) unter Jojachin (2. Kön. 24, 10 ff.; 2. Chr. 36, 10) von den Chaldäern unter Nebukadnezar (606 u. 598 v. Chr.). Auch diese Erobernng kann nicht gemeint sein; denn abgesehen davon, daß in unserem Propheten keiner- lei Andeutung auf das bevorstehende babylonische Exil zu sinden und von einer eigentlichen Zerstörung bei ihm auch nicht die Rede ist, so muß er nothwendiger Weise vor dem Propheten Jeremia, der jene Zerstörung durch die Chaldäer miterlitt, gelebt haben; denn eine genaue sprachliche Vergleichung zwischen den beiden vielfach gleichlautenden Stellen Obadja 1—8 u. Jeru 49, 7—22 ergiebt, daß Jeremia die Weissagungen Obadjcks gegen Edom wieder aufgenommen und bestätigend wiederholt hat, daß aber nicht umgekehrt Obadja die Worte Je· remia’s gebraucht haben kann. i— Es bleibt nun blos noch eine frühere, als die unter Nr. 4. 3 u. 2 erwähn- ten, Eroberung Jerusalems übrig, nämlich S) unter Joram von den Philistern und Arabern (2. Chr. U, 16 f.), die dabei eine große Menge Gesangener sammt Hab und Gut wegschleppteu Auf dies nicht unbedeu- tende, sondern höchst traurige Ereigniß weisen auch Joel (3, 9 ff.) uiid Amos (1, 6. ) hin und berichten, daß die Philister ihre Gesan enen damals an die Syrer und Edomiter verkauft, esonders aber, daß Edom in der Stadt geraubt und geplüudertz in seinem alten Grimm schonungslos die Bewohner Judcks verfolgt und die sehändlichsten Grausamkeiten verübt habe. Auf dies Ereigniß unter Joram und auf kein anderes muß sieh die Weissagiing Obadja’s, besonders in V. 11 ff. be- ziehen. Obadja spricht aber von demselben mit solcher Lebendigkeit, daß es ihm noch im frischesten Andenken stehen mußte nnd nicht weit hinter seiner Zeit liegen konnte. Da nun diese Eroberung in die letzte Zeit der sjährigen Regierung Jorams fällt und Obadja kein Wort von dem gräulichen Götzendieust der ruchlosen Athalja, der mit dem Tode Jorams eintrat, sagt, so maß Obadja nicht lange vor dem Tode Jorams, etwa zwischen 887-—-886 v. Chr» geweissagt und geschrieben haben. So geht auch daraus, daß Joel (3, 5) sich deutlich auf einen Ausspruch Obadjcks beruft, hervor, daß Obadja älter als Joel nnd also der älteste unter den kleinen Propheten gewesen ist: Joel mag etwa 20 J» Hosea und Amos 75 J. nach ihm aufgetreten sein. Suchen wir uns ein Bild der Zeit Obadjcks zu machen, so haben wir die Anfänge einer rechten Jam- merzeit in Juda vor uns. Wie Unähnlich seinem Vater 812 Ovadja V. 1-—i3. Josaphat war doch König Joram von Juba! Mit einer Verschwörung gegen den eigenen Vater hatte er sich des Thrones bemächtigt, sechs Brüder, besser denn er, hatte er dabei ermordet, und wie er die Regierung angetreten, so führte er sie auch. Die hl. Geschichte schildert seine Regierung gar treffend mit dem Worte, Athalja sei sein Weib gewesen, und in der That ist damit auch alles gesagt. Denn wenn der Sidonierin Jsabel Tochter aus dem Throne zu Jerusalem sitzt, und ein Joram ist ihr königlicher Gemahl, so weiß- jedermann, daß genau daf- selbe Verhliltniß in Jerusalem nun eintritt, wie es frü- herzu Samaria gewesen. Dort herrschte Jsebel und der Schwächling Ahab war das Werkzeug ihrer Launen und Plane, nnd hier herrschte nicht minder ihre Tochter Athalsa, und Joram war ihr gefügiges Werkzeug. Wie dort Jsebels Geist zu Samaria, so hatte hier Athaljcks Geist alles unter sich: die Sidonierin herrschte in der heil. Stadt und hat gewiß nichts fehlen lassen, der Mutter Willen auch in Davids Stadt auszuführen. Es begann eine jammervolle Zeit für Juda nnd Jerusalem, die bis zum Sturz Athaljcks fort und fort sich steigerte. Da konnte es nicht- fehlen, daß des HErrn Gerichte über ein Reich, in dem solche Greuel siih anbahnten, hereinbrechen mußten, und wie Elia, der Prophet aus Israel, in einem Schreiben dem König Joram ange- kündigt, daß, wie er gethan, nun auch ihm geschehen solle, so nahmen bald darauf die Gerichte Gottes ihren Anfang in einer furchtbaren Katastrophq die über Je- rusalem und das königliche Haus hereinbrach. Philister und Araber zogen mit ihren verbündeten Kriegsheeren in das Land, eroberten die Hauptstadt, plünderten sie aus und führten auch die königliche Familie mit hin- weg, nur der König nebst Athalja und ihrem jüngsten Sohne Joahas, dem nachherigen Ahasja, wurde geret- tet. Gold, Silber und Kostbarkeiten des Tempels nah- men sie mit fort (Jo.4,5) und trieben, wie Ioel (Kap. 4, 3. S) sagt, mit Judäern und Judäerinnen den ge- meinsten Handel, verkanften die Weggefithrteu an die Griechen und zwar durch Vermittelung der Phönizier und Edomiter (Am. 1, S. 9). Letztere waren nämlich kurz zuvor von Juda abgefallen und benutzten diese glünstige Gelegenheit des Kriegszugs der Philister nnd raber, ihren alten Grimm und Rache für das ver- haßte Joch zu üben. Sie zogen heran, freuten sich des Schaltens jener Feinde, wurden ihre Genossen im Plün- dern, hielten mit ihnen Trinkgelage auf dem hl. Berge Zion und suchten durch Raub, Mord und Gefangen- nahme so viel Gewinn als möglich aus dem Unglück Judas zu ziehen (Vers 10— 14). Diese Unglückszeit war der Zeitpunkt, da unser Prophet austrat. Edom war auf dem Gipfel feiner Macht, frei und selbstständig dazu siegreich gegen das verhaßte Jakobsjoch, dagegen Juda tief gedetnüthigt und zerschlagem Aber der HErr ist treu, auch wenn das Volk nnd das Königspaar ihm untreu’waren und nicht nach ihm fragten. Wenn er schon sein Volk dahin giebt in der Feinde Hände zur Züchtigung läßt er es doch nicht gar aus mit ihm werden. Darum tritt nun der Prophet auf und ver- kündigt dem übermüthigen Edom gewissen Untergang, deiglgetzeinüthigten Juda aber zukünftige Herrlichkeit. (S ier. Will man aber die aus solchem historischen Unter- grund ruhende Weissagung Obadjcks in ihrer Tiefe ver- stehen, so muß man die gefaknmte Stellung Edom’s in der Geschichte des Reiches Gottes in’s Auge fassen. Allerdings ist dem Propheten das Gericht über Edom nur ein Theil des allgemeinen Gerichts über alle Heiden, die Gottes Volk hassen; aber Edoni nimmt unter diesen eine besonders hervorragende Stellung ein, und seine Thaten gegen Gottes Volk unter Joratn sind nur ein i Gipfelpunkt seiner vorhergegangenen Geschichte. Edoin stammt von Esau, dem Bruder Jakobs, der den geist- lichen Segen, fein himmlisches Erbe, verschmähte und sein Anrecht an die Verheißnng Gottes um das Linsen- gericht der schnöden Lust verkaufte. Der Haß, der gegen Jakob in Efau lebte, hatte seine Wurzel nicht in mora- lischer Entrüftung über den ihm von Jakob gespielten Betrag, sondern im Zorn über den erlittenen Verlust vor a em des irdischen Segens , den er ohne doch den geistlichen Sinn und Glau en Jakobs zu haben, und trotz feiner Verachtung der göttlichen Verheißung bean- spruchen zu können glaubte. Wie Esau, so sagten auch alle seine Nachkommen: »Was Israel ist und hat, sollten wir sein und haben, uns gebührte es.« Dieser Trotz des Unglaubens, des Anspruchs auf Jsraels Vor- züge ohne die Gesinnung des Glaubens und der Buße erbte sich im ganzen Edomiterstamm fort, und es war daher Edoms Haß gegen Israel durchaus kein blos nationalen sondern vielmehr ein religiöser, darum aber um so tiefer gehender und tödtlicherer. Bewußter Haß und Neid auf Jsraels Begnadigung bei Gott, der An- spruch sich an seine Stelle zu setzen trotz ihres Un lau- bens, das Streben, die Verheißung nnd ihre Erfü ung zu nichte zu machen, lebte in allen Edomiterm Dieser aß und diese Eifersucht zieht sich wie ein finsterer chatten durch die ganze Geschichte des Reiches Gottes. Er trat gegen David, in welchem sich die Verheißung vorbildlich erfüllte, aus in der Person Doegs, von wel- chetn stets hervorgehoben wird, er sei ein Edomiter ge- wesen (1. Sam. 21 u. 223 Pf. 52), und gipfelte endlich in dem anderen Doeg, dem Herodes d. Gr. , der den anderen David, die sleischgewordene Verheißung Gottes, im bethlehemitischen Kindermord aus dem Weg zu räu- men und damit Jsraels göttlichen Beruf zu vernichten versuchte. «— Wie aber die ganze hl. Geschichte des alt- teftamentlichen Gottesvolks überhaupt Vorbild und Weis- saguug auf die Geschichte aller übrigen Völker und ein- ziger Maßstab für die Beurtheilung der Gefchichte und der Zustände der Christenheit ist, so insbesondere das Verhältnis; Edoms zu Israel. Die edomitische Gesin- nung ist in der Christenheit noch nicht ausgestorben und wird bleiben, bis sie am Ende, wenn sich alle Weissa- gung erfüllt, von ihrer trotzigen Höhe herniedergestürzt werden wird. Die Edomiter in der Christenheit sind aber alle diejenigen, welche wie Esau ihr Erftgeburtss recht, die Gnade der hl. Taufe, gegen das Linsengericht der schnöden Weltluft, der Ehre, des Ruhmes, des Reichthums verkauft haben nnd nun voll Trotz und Hochmuth behaupten, sie seien die vollberechtigten, wah- ren Glieder der Kirche, auf die Seqnnngen derselben trotz ihres Unglaubens und ihrer Unbußfertigkeit, trotz ihrer Verachtung der höchsten himmlischen Güter An· sprüche machen und mit Neid, Eifersucht und tiefem Haß auf die wahren Kinder Gottes sehen, wie sie durch Schimpf- und Scheltworte gegen sie, bald auch durch heimliche und offene Verfolgung derselben beweisen, und das zwar deshalb, weil die bloße Existenz der wahr- haft Gläubigen eine laute Anklage gegen sie ist und jedes Wort Gottes aus ihrem Munde ihnen das Gericht der Verdammniß Verkündigt, darum, daß sie die Verheißung, das Heil Gottes zwar wissen und kennen, aber verachten, trotzdem aber das Erbtheil der Heiligen beanspruchen und wo möglich durch Gewalt an sich reißen möchten. -— Außerdem wird es zum Verständnis; des Propheten wesentlich beitragen, wenn man vorher die zahlreichen übrigen Weissagungen ge en Edom , nämlich: 4. Mos. 24, 185 Jes. 21, l! f.; 4; Jer. 49, 7 ff.; Hes.25. 357 Joel 4, W; Am. I, 11 f., dnrchliefn Weissagung von der Vernichtung der Macht Edoms 813 Obwohl Qbadja von einem einzelnen historischer: Er· eigniß, einer hervorragenden Schandthat Wenig, ausgeht, so enthält seine weissagnng doch tiicht ein bloßes Drohwort gegen Edonu sondern behandelt die ganze Stellung Edomo sum Volke Gottes nnd sieht in der ilternlchtung der Macht Edonfo den Sturz der gottseindtichen Weltmacht überhaupt und in der Wiederherstellung Soraeks im heil. tiande die « Vollendung des dteicheg Gottes als eine herrsrhast über alle Völker. I« V. 1—9· Zuerst legt der Propbet den göttlichen Rath— schloß dar, Gdoni durch feindltche Völker klein zu machen nnd von der sicheren Höhe seiner itlsenlinrgen herabzu- närzem dann schildert er mit lebendigen Farben, wie ro von Feinden rein anggevlüiidert und von seinen Hundes— genossen nnd Freunden verlassen und betrogen rathloo nnd machtlos untergehen wird. 1b. So [wie ich es in den 21 Versen meines Buches wiedergeben will] spricht der HEtr HErr [1. Mof. 1, 6 Blum. — dnrch feines Propheten und Knechtes Mund] von Edom [4. Mos. 20- 17 Anm.]:««· Wir sich, der Propbet, und mein Volk durch mich] haben vom HErrn gehütet, daß svon ihm] eine Botschaft unter die Heiden« [ringsum] gesandt sei smit dem göttlichen Befehl]: Wohlans [rüstet euch als Werkzeuge meines Zorngerichtss und laßt uns Zusammen, ihr unter mir als eurem Anführer und Feldherrn Jef. 13, 4 f.; Je. 2, II] wider sie [die Kinder Edom] streiten [Jerem. 49 14]. C) So weit geht die Ueberschrift im engeren Sinne, die den Zweck hat, die ganze Weiffagung in allen ihren Theilen als Gottes eigenes Wort zu behaupten. In: Folgenden reden die Kinder Israel; daher wäre statt Doppelpunkt besser ein Punkt zu setzen. IV) Daß die Völker insgemein, nicht dieses und jenes Volk zum Kriege gegen Edom entboten werden, weist schon daraus hin, daß Edom als Typus der gottfeind- lichen Weltmachy deren Vernichiung angetilndigt wird, in Betracht kommt. (Keil.) Z. [Denn] Siehe [o Edom], ich habe dich snach meinem göttlichen Befchluß, der so gewiß ist, daß es als schon geschehen vor meinem Auge steht] gering gemacht unter den sübrigenj Heiden und sin Folge dessen] sehr verachtet [bei ihnen]. s Z. Der Hochmuth deines Herzens hat dich betrogen, weil du in der Felsen Kliiften wohnest, in deinen hohen Schlosfern sauf dem Gebirge], nnd sprichst in deinem Herzen: Wer swelcher Feind und wäre er auch der mächtigstej will mich svon da] zu Boden stoßen? Die Edomiter bewohnten das im Einzelnen noch nicht genauer durchforschte Gebirge Seir, welches sich ans der Ostseite des Ghor (der Araba) von dem tiefen Fel- fenthal des in die Sitdspitze des todten Meeres mün- denden Ahfh bis Aela am todten Meere erstreckt, und ans mächtigen, mit frischer Vegetation bedeckten Granit- und Porphyrfelsen besteht, die in hohen steilen Sand- steinwänden westlich gegen das ties eingeschnittene Sand- meer des Ghor und der Araba abfallen. Das Gebirge ist daher von der Westseite her schwer zugänglich, wäh- rend es sich ostwärts ohne merkliche Erniedrigung in die weite arabische Sandwlifie verliert, und ist reich an Kliisten mit natürlichen und kiiustlichen Höhlen, daher feine ältesten Bewohner Horiten, d. i. Höhlenbetvohner waren, und auch die Edomiter zum Theil wenigstens in Höhken wohnten. Die Hauptstadt Sela (Petra) im Wady Mufa, von deren einftiger Herrlichkeit noch zahl- lose Ueberreste von in die Felsen eingehauenen Grab- mälern, Tempeln und andern Bauwerkeu Zengniß geben, war im Osten und Westen von Felsenwänden, die eine endlose Mannigfaltigkeit heller lebendiger Farben bieten, von dem dnnkelsten Karmesin bis zum sanftefien Bloß- roth, zuweilen auch in Orange nnd Gelb überfpielend, eingeschlofsen und auch von Norden und Süden von Htigeln und Höhen so umzogen, daß sie uur durch sehr schwierige Gebirgspäsfe nnd Thalschluchten zu ersteigen war. (Keil.) 4. Wenn du denn gleich in die Höhe führest [und deine Wohnsitze aus den hdchsien Spitzen dei- ner Berge nähmest] wie ein [auf den höchsien Fels- zacken nistender] Adler, und machtest dein Nest zwi- schen den Sternen; dennoch lvill ich [der· über alles MächtigeJ dich von dannen heriintetstnrzem spricht der HErr Z. Wenn sgewdhnlichesDiebe oder Vecsiörer zu Nacht snächtliche R" ber] nber dich kommen werden [besfer: würd n «—- athj , lvie sganz an- ders noch] follft du so [durch mein alles vernich- tendes Strafgericht] zu nichte werden! Ja, sie sfolche ordinäre Diebe und Räuber] sollen [wür- den eben nur] genug [fo viel als sie nöthig haben oder sinden können] stehlen [doch aber immer noch viel übrig lassensk »und wenn die [besser ohne Artikel] Weinle er iiber dich kommen würden, den Ertrag deiner Ernte zu stehlen] , so sollen [wür- den] fie dir [doch] kein Nachlesen [nach dem Grundtext: eine Nachlefe — wenigstens] über- bleiben lassen sdenn wenn sie auch nicht wollten, sie würden doch an mancher guten Traube vor- libergehem nnd du könntest dich über solchen Scha- den bald wieder trösten] Viele Auslegey wie auch Luther, haben die Diebe und Weinleser selbst als Bilder der einde, die das Gericht Gottes an Edom vollstrecken so en, verstanden, während nach dem Grundtext der Propbet zwei Fälle gewöhnlichen Raubes durch Diebe und Weinleser setzt, um dann zu sagen, daß das bevorstehende Gottesgericht weit schrecklicher sein werde, wie er auch schon durch die als Parenthese zu betrachtendeu Worte: Wie sollst dn zu nichte werden! andeutet. Ieremia (49, 9) hat den Gedanken Obadjcks ebenfalls so verändert, wie die Aus« leger unseren Vers verstanden haben. S. Wie follen [dagegen] sie [meine Rache- heere, die ich gegen dich senden will] den Esau sdas ganze, vom Sinn feines Stammvaters Efau erfilllte Volk] ansforschen sdaß nichts ihrem Schwert und ihrer Raubgier entgehen tvird]- Und seine Schtitze [die in den Stadien, besonders in der mächtigen und reichen Handelsstadt Petra aufge- stapelt liegen] suchen! sWenn aber Edomd Neich- thum dahin ist, so wird auch feine Macht vernich- tet fein] 814 Obadja V. 7—18. 7. Alle deine eigenen lfrüherenj Bundesge- nossen [wie die Araber und Philister, mit denen du gegen Gottes Volk gemeinsame Sache gemacht hast] werden dich [deine Boten, die du im Namen des Volks um Hilfe in deiner Todesnoth zu ihnen senden wirst] zum Lande [d. i. zu ihrem Lande] hinausstoßen [ohne dir Beistand gegen meine Ge- richtsheere zu leisten, weil sie bald sehen werden, daß deine Macht verloren ist, und sie sich nicht auch in dein Schicksal oerwickeln wollen]; die Leute [in Arabien nnd Syrien], ans die du sieht] deinen Trost seszest sweil du mit ihnen durch den Handel in Freundschaft und Frieden lebstJ werden dich [dann durch allerlei täuschende Versprechungen] be- tritgen und [so arglistigj itberwciltigen fdamit sie allein über den Handel gebieten]; sja, sie] die sieht] dein Brod essen sdurch den Handel mit dir, dem mächtigen und reichen Handelsvolh Lebensunterhalt und Wohlstand erlangen Pf. 41, 10] werden dich [dann] verrathen [dir durch allerlei verderbliche Rathschläge eine Wunde beibringen, die dein Ende noch beschleunigen wird], ehe du es merken wirst [rich- tiger: dann wird die Weisheit, auf dieEdom sonst so stolz war, bei ihm alle sein, es wird sich nicht mehr zu rathen undzu helfen wissen]. s. Was gilts, spricht der HErr, ich will zur selbigen Zeit die Weisen zu Edom sbesonders aus der Stadt Themaw deren Weisheit von Alters her weithin berühmt gewesen Irr. 49, 7] zu nichle machen [daß all ihre Klugheit und Staatsweisheit keinen Rath mehr sinden kann] - Und die Klugheit arg« deut Gebirge Esau ldaß sie thöricht dastehen so ]Quem Deus perdere vult, eum prius dementah sWen Gott verderben will, den macht er zuvor hof- flirthig.) " » s. Denn [besser: Und] deine Starken sdie bis dahin so tapfere Kriegshelden] zu Theman [der südlichen Landschaft von Edom] sollen [in Folge solcher Rathlosigkeit der Weisen auch muthlos Ver-J zagen, aus daß sie alle fdas ganze Volk] auf dem Gebirge Esau durch den Mord ansgerottet werden. II. V. til-IS. Die Ursache solchen Untergangs ist aber Eben« Frevel gegen sein tirnderoollt Jakob. Wägen sie nicht frohloclren über das Unglück des voll-es Gottes, sich an ihm weiden und es noch vergriißern helfen. Denn des tjtlirrn Gerichtstag über alle uiillcer wird auch über sie die gereiht: Vergeltung für alle ihre Bosheit bringen; dann werden sie non Gottes Zorn trnnlicn werden, wie sie auf dem heil. Berg: Zion Trinlegelage gehalten haben. 10. [Das alles soll dir widerfahren] Um des [schändlichen] Irevels [und der ungerechtenGewalt- that] willen, sden du] an deinem keigenens Bruder [ja deinem Zwillingsbruded Jakob [von je her bis zu dieser letzten Zeit] begangen [hast, wodurch du in doppelter Weise das eigene Blut oerleugnet und mit Füßen getreten hast] II. [Besonders aber] Zu der Zeit, da du [feindselig] wider ihn standest, da die Fremden fdie heidnischen Philister und AraberJ sein Heer gesan- gen lvegfuhreten [richtiger: sein Hab und Gut plünderten und wegschlepptenL und Ausltinder [die dir ebenso fern standen, als du Jsrael nahe stehest] zu seinen Thoren einzogen [und seine Städte eroberten], und ssogarj über [seine Haupt- stadt] Jerusalem [als ihr Eigenthum und ihre Beute, womit sie nach Belieben schalten,könnten] das Loos warfen [und die Kostbarkeiten und Ge- fangenen unter sich theilten 2. Chr. 21, 16 f.; V. 1 Anm.]; da warest du gleich wie derselbigen einer [ihr Genosse, der ihnen half und sich an sei- nes Bruders Unglück weidete] Darum sollst du [ewiglich] zu allen Schanden [von Schande ganz Find gar bedecketj werden, nnd ewiglich ausgerottet eilt. Die Worte des letzten Satzes stehen im Grundtext nicht hier, sondern in V. 10, wo sie Luther wohl besser hätte stehen lassen, weil durch die jetzige Stellung leicht der Schein entsteht, die Ausrottung werde Edom nur wegen des letzten, in V. 11 erzählten Frevels gedroht, während V. 10 von der Gesammtstellnng des Zwillings- bruders zum Bruder als Ursache seines Gerichts spricht. U« DU sollst lsolltestJ nicht mehr so [wie du kürzlich gethan] deine Lust sehen an deinem kzerfchlagenenj Bruder zur Zeit seines Elendes [wenn ihn je wieder einmal ein solches Unglück durch Feinde trifft, wie die lehte Eroberung und Plünderung seiner HauptstadtL und sollst [s o llte st] dich nicht [nie wieder] freuen [und deine Freude so unverhohlen äußern] über die Kinder Jnda zur Zeit ihres Jammers [wenn sie jammervoll um- kommen oder in die Hände der Feinde falien], und sollst [solltest] mit deinem Maul nicht [wieder] so stolz reden [so höhnen und spotten über sie] zur Zeit ihrer Angst; 13. Du sollst ssolltestj nicht [noch weniger je wieder mit deinen bewafsneten Schaarenj zum Thor sder Hauptstadt] meines Volks einziehen [um den Feinden beim Raub und Mord zu helfen] zur Zeit ihres Jammers [den du noch vergrößern halfstjz du sollst [solltest] nicht [auch wie die Fremden und Ansländer] deine Lust sehen an ihrem Ungluct zur Zeit ihres Jammers sdenn du bist sein leiblich Brudervolk]; du sollst [solltest] nicht [nochmals] wider sein Heer schicken [richtiger: nach seinem Gut deine Hand ansstrecken und plündern helfen, wie du gethan Joel 3, to] zur Zeit seines Jammers; 14. Du sollst [solltest endlich] nicht snie wieder deinen schändlichsten Frevel wider deinen Bruder begehen, nämlich zu] stehen an den Weg- Edoms Frevel gegen Jakob ist die Ursache seines Untergangs. 815 scheiden, seine [dem Schwert der Feinde glücklich] Entronnenen zu morden; du sollst ssotttest nie wieder das unerhörte thun und] seine Uebrigen sseine aus dem Unglück Gerettcten] nicht verrathen [und an die Feinde ausliefern] zur Zeit der Angst swenn je wieder große Bedrängniß über mein Volk kommt] Was Edom gethan hatte, und was Juda widerfah- ren war, waren Vorbilder der zukünftigen. Entwicklung der Geschicke Juda’s und der Stellung Edonts zu den- selben, die sich fort und fort erfüllen is zum Tage des Errn über alle Völker, auf dessen Nähe Obadja seine arnung (V. IS) gründet. (Keil.) Um dieser Vorbild- lichen Bedeutung der Ereignisse unter Joram willen knüpft der Prophet diese Warnungen an sie. 15. Denn der sgroßej Tag des HErrnr san welchem er seine Majeslät und Allmacht in herr- licher Weise offenbaren wird, um alle gottfeindlicheii Mächte zu stürzen und sein Reich zu vollenden Joel 1, 15 Anm.] ist nahe [und wird] über alle Heiden sGericht und gerechte Vergeltung briugens Wie du so Edom] gethan hast san deinem Bru- der, meinem begnadigten, erwählten Volk Jsraels, soll dir sdann] nieder geschehen; nnd wie du ver- dienet sgenauer: was du an ihm verübets hast, so soll dirs sdann] wieder ans deinen Kopf kommen. «) Diesen Ausdruck fiir die Zeit der letzten Entschei- dung zwischen dem Reich Gottes und dem Reich der insterniß, der Vollendung des ganzen Rathschlusses ottes, hat Obadja zuerst gebildet und gebraucht, und. von ihm haben ihn Joel, Jesaia und die anderen Pro- pheten entlehnt. Its. Denn sum hier nur deinen ärgsten Fre- vel, in welchem sich dein ganzer Haß gegen mein Volk, deine Feiudschaft und dein Hohn gegen alles Heilige aussprach, hervorzuheben] wie ihr auf mei- nem heiligen Berge tZiou, km ich selbst im Aller- heitigsten über den Cherubim throne] getrunken [mit den siegestrnntenew übermüthigen Philistern und Arabern Zechgelage gehalten] habt, so sollen seinst, wenn ich Gericht halte] alle Heiden [und vor allen ihr, die ihr das Urbild aller gottlosen Völker seid] tåglich sohne Aufhören den Taumelkelch des Zornes Gottes] trinken sPs 75, 9]; ja, sie sollens [näm- lich diesen Kelch bis auf den Grund] aussaufen und verschlingen, daß es sei, als wäre nie nichts sSir. 24, 39 «·Anm.] da gewesen sgenauer: bis daß sie sind, als wären sie nie gewesen, d. i. bis zu ihrer völligen Vernichtung Jer. 25, 15—291. Jn Edoms Haß spiegelt sich aller Weltmächte Haß gegen Gott und sein Volk; daher geht der Prophet hier alsbald vom Gericht über Edom zu dem Gericht über alle Weltmiichte über. III. n. 17-—21. nennt-m adoms Im» m arm» Schuld von dem Propheten dargestellt in, weissagt er im Z. Theil seines suass im Gegensatz hierzu die Aufritt)- luug und Vollendung desiieiches Gottes auf Zion und das Hei! Samen. während-das Gericht über alte gott- feindlikhen Völker ergeht, wird der Berg Zion der scr- guugsort für alle Geretteteu sein. Dann werden Linda und Israel alle Minder der Heiden in Heut; nehmen nnd Gottes Herrschaft über die ganze Erd: ausgebreitet werden. Gottes voll; wird Edonc veruichteu nnd seine Grenzen nach allen Seiten hin ausbreiten. Die unter die Heiden zerstreuten Kinder Israel werden in ihre re— weiterten Gttsthrile heimkehren nnd auf Zion werden tjeitande erstehen, um Edom zu ruhten. Dann wird das drein) des huren sein ewiglich. 17. Aber auf dem Berge Zion sden die Edomiter mit den gottlosen Heiden durch ihre Zech- gelage jetzt entheiligt haben, wird dann das Reich Gottes in Herrlichkeit vollendet werden; dort, wo der HErr inmitten seines erlösten Volks als König thronen wird] sollen [danu, wenn die gottfeiudtichen Heidenvölker den Zornkelch Gottes bis zu ihrer Vernichtung trinken miissen] uoch etliche seine Schaar aus den schweren Gerichten der letzten Zeit Entronnenen von aller Sünde und Trübsal Erlö- ster] errettet werden [und daselbst bei dem HErrn wohnen Joel Z, 5], die sollen sgenauer: und er, dieser verherrlichte Berg Zion sammt dem heil. Samen derer, die auf ihm wohnen, soll unan- tastbares, den Heiden unnahbares, unentweihbares] Heiligthnm sein [Jes. s, is; Joel 3, 22z Sack» 14- ZU; und das Haus Jakob [d. i. das ganze erlöste und geheiligte Volk Gottes] soll sdann] seine Besitzer sgenauer: ihre, der gottlosen, gerichteten Heiden, Besitzungem d. h. die ganze Erde] be- sitzen [und Gottes vollendetes Reich über alle Welt ausgebreitet werden] 18. Und das Hans Jakob sdas Reich Juda«] soll szu jener letzten Zeit] ein Feuer werden, nnd das Haus Joseph« sdas Reich Israel, das dann unter dem anderen David, dem König Jesus Christus, mit Jnda wieder vereinigt sein wird Hof. 2, 2; Hei. 37- 165 Jst« 31- 181 eine Flamme, aber das Haus Esan [Stoppel-] Stroh lJes 5, 24; 10, 17J; das werden sie sindem sie selbst Gottes Gericht V. 15 f. vollziehens anzimden nnd her- zehren, daß [von·] dem Hause Esan nichts nber bleibecktstr sdas wird je gewißlich wahr] denn der HErr hat’s geredet [Joel Z, 13]. «) Haus Jakob bezeichnet sonst nnd erst V. 17 das Volk Gottes überhaupt, hier aber neben ,,Hans Joseph« nur das sttdliche Reich; und zwar wird Juda hier darum Haus Jakob genannt, weil, so lange die 10 Stämme vom Reiche Gottes abgefallen waren, Juda allein das wahre Vol! Gottes repräsentirta W) Absichllich aber gedenkt Obadja hier, aber auch nur hier, des nördlichen Reichs, um der Meinung vor- zubeugen, als seien die I0 Stämme von dieser zukünf- tigen Erlösung ausgeschlosfem — IN) Daß dem Hause Esaus (und denen seinesgleichen) kein Uebriger ist, stimmt überein mit dem, was Joel is, Z) sagt: ,,Unter den Uebriggebliebeneu werden solche sein, die der HErr berufen werd« Das Wesen Edoms ist der Haß gegen das Reich Gottes, wodurch die Anrufnng des HErru und die Berufung durch den HErrn ausgeschlossen wird. 816 Obadja V. 19—21. Jona I, I. 2. Der Einzelne aber kann aus der Gemeinschaft seines Volks heraus« und somit in das Gebiet der rettenden Gnade herüber-treten, wie das Beispiel Rahabs dies zeigt. (Hengstenberg.) 19. Und [dann wird die Verheißung., die der HErr dem Erzvater Jakob auf seiner Flucht nach Mesopotamien vor der Feindschaft Esaus im Traum: gesteht gegeben 1.Mos. 28, 14; vgl. Jes. 54, Z» sich erfüllen; Gottes Volk wird weit über Canaans Grenzen hinaus sich ausbreiten :] die gegen Mittag [im Südlande oder Nagel) des Reiches Juda wohnen 4. Mof 13, 21 Anm.; Jos. 15, 21] werden das [im Osten sie begrenzendej Gebirge Esau, und die in Gründen sin der westlichen Nie- derung oder sephela am Mittelmeer wohnen] werden die swesilich sie begrenzenden Lande der] Philister bestszen [in Besttz nehmen]; ja, sie [näm- lich die den Grundstock des Reiches Juda, das Ge- birge 4. Mos 13, 25 Anm., bewohnen] werden das Feld [oder Landgebiet des jetzt vom Reich Gottes losgetrennten, dann aber V. 18 wieder mit Juda verschmolzenen Reiches] Ephtaim [oder Jsrael] nnd sinsbesondere] das Feld [das Gebiet seiner ehemaligen HaUptstadtJ Samaria besitzen [in Besitz nehmen], nnd Benjamin [der andere Theil des treu gebliebenen, wahren Reiches Gottes] das söstlich vom Jordan liegende] Gebirge Gilead [also daß das Reich Gottes, Juda und Benjamim in welche die 10 Stämme sich aufgelöst haben, nach allen vier Himmelsgegenden erweitert ist]. .. Der Prophet denkt suh die 10 Stämme des nörd- lichen Reiches mit Gilead nicht etwa als den Philistern und Edomitern gleichstehende Feinde, sondern als wie- der vereinigt und mit Juda und Benjamin verschmolzen; daher wird auch ihr Gebiet als solches behandelt, in dessen Grenzen das Reich Gottes sich ausbreiten werde. 20. Und die Vertriebeuen [oou den Heiden, besonders die zuletzt von den Philistern und Ara- bern Gefangenen und durch edomitischen Verrath nach Griechenland Verkaufteu V. 11. 14; Joel Z, 11] dieses skürzlich oeruichtetenJ Heers der Kinder Israel [d. i. des Volks Gottes, das der HErr in Jakob oder Jsrcel erwählt hat, werden wieder in ihre Heimath zurückkehrem Antheil haben an der Verherrlichung ihres Volks und die Ländergebiete in Besitz nehmen], so liest im Nordwesten am Mittelmeer liegen und] Unter den Cananitern [oder Phöniziern] bis gen Zardath [oder Sarepta zwi- schen Tyrus und Sidon] sind, und die [in’s Hei- denland Verkauften und] Bertriebenen der Stadt Jerusalem [insouderheit], die liest] zu Sepharad swahrscheinlich Sparta« oder überhaupt das sonische Griechenland] sind [Joel Z, 11J- werden die Städte [Juda’s] gegen Mittag [im Südlaude oder Negeh desselben, deren Bewohner das Gebirge Esau ein- genommen haben] besiszen [in Besitz nehmen]. 21. Und [wenn auf solche Weise alle Glieder des Reiches wieder vereinigt und dasselbe über alle Lande ausgebreitet ist] werden Heilandekk lRichter und Retter, die , wie einst vorbildlich ein Gideon, Simson u. a. Nicht. 2, 163 Z, I. 15 u. ö., das vollendete geheiligte Volk Gottes von aller Feind- schaft und Tyrannei der Gottesfeinde vollends er- lösen werden] heraus kommen [erstehen] auf den Berg Zion [d. i. im Mittelpunkt des verherrlichten Reiches, da Gott und sein Christus selbst unter seinem Volke thronet], das Gebirge [und Volk] Esan ldas Urbild aller Gottes. Reich hassenden Völker und also alle Feinde Gottes und Christi] zu richten [und zu vernichten]; also wird [danu] das Königreich [die Herrschaft über alle Welt] des HErrn [und seines Christus] sein fdaß alle Völker, freiwillig oder unfreiwillig, seine Majestät und Herrschaft anerkennen und anbeten müssen. Dann wird alle Weissagung und Verheißung sich erfüllen und das Reich Gottes unter dem neuen Himmel und auf der neuen Erde in ewiger Herrlichkeit be- stehen, und Gott wird endlich Alles in Allen sein Joel Z, 26; Mich. 4, 7; Jes. 24, 23; Dan. 7, 13 f. 27]. «) Unter allen Vermuthungem welche Stadt oder Landschaft unter diesem Sepharad gemeint sei —— die griech. Uebersetzung giebt dasttr Ephrata, Hieronymus rieth aus Bosporus, die Gegend am schwarzen Meer, Neuere auf sur-des, die Hauptstadt von Lydien in Klein- asien -—, ist die wahrscheinlichste die, daß die alte Haupt- stadt von Lacedämonien im Pelopones, Sparta, gemeint sei, wofür besonders die große Aehnlichkeit der Namen spricht; auch Joel sagt (Kap. 3, 1l), daß die Gefange- nen nach Jonien verkauft worden seien. Möglich auch, daß das kleinasiatische Jonien vou der Hauptstadt des Mutterlandes zugleich den Namen Sparta geführt hat. Sehr leicht aber kann der Name Sparta durch die Phönizier zu den Judäern gekommen sein. M) Daß unter diesen Heilanden Christus der HErr verborgen und hauptsächlich zu versiehen sei, lehrt uns nicht nur das A. T» nach welchem es sich von selbst versteht, daß diese Heilande von Gott gesandt und er- rveckt sind, sondern noch mehr das N. D; denn, wie der HErr (Joh. 5, 22. 27) sagt: Der Vater richtet niemand, sondern alles Gericht hat er dem Sohn liber- geben. — Aber an menschliche Persönlichkeiten wird alles auch hier geknüpft, und je herrlicher das erschaute Heil der Zukunft ist, die unbedingte Weltherrschaft des HErrn und seines Volkes, desto weniger kann daran gedacht werden, daß der Prophet die Verwirklichung durch ein kopfloses Collektivum (d. i. durch ein aus vielen Personen bestehendes Wesen) sterblieher Menschen erwartet habe. Der Plural weist aber darauf hin, dak das Gegenbild nicht ohne Vorbilder ist, das Haupt icht ohne seine Glieder gedacht werden kann. Gengstenbergh — So läßt uns der HErr Zion schauen im hellen Glanz der errlichkeit des HErrn, und weithin leuchten feine trahlen, und alle Macht, die fich dawider auflehnt, ist vernichtet. Und anheben wird diese selige Zeit, wenn der HErr kommt und mit ihm sein Reich. (Schl1er.) Werfen wir noch einen Blick auf die Erfüllung un- serer Weissagung, so nahm die Erfüllung des den Edo- mitern gedrohteu Unterganås durch die Völker in der chaldiiischen Periode ihren nfang. Denn obwohl aus- drücklich geschichtliche Zeugnisse über die Unterjochung der Edomiter durch Nebucadnezar fehlen, da Iosephus Die Aufrichtung und Vollendung des Reiches Gottes »auf Zion. (Antiqu. X, 9, 7) in dem Berichte über den 5 Jahre nach der Zerstörung Jerusalems unternommenen Zug Nebucadnezars gegen Egypten, auf welchem er sich die Ammoniter und Moabiter uuterwars, von den zwischen den Moabitern und Egyptern wohnenden Edomitern schweigt, so ergiebt sich doch die Verwüstung Edoms durch die Ehaldäer unzweifelhaft aus Jer. 49, ff. u. 35 (vgl. mit Jer. 25, 9. 21 u. Mal. 1, 3). Unter -deu Völkern ringsum Juda, welche der HErr in die Hand seines Knechtes Nebucadnezar geben will (Jer. 25, 9), und welchen Jeremia den Kelch des Zornesweins aus» der Hand des HErrn reichen soll, sind (V. 21) auch die Edomiter zwischen den Philistern und Moabitern ge- nannt; und nach,Mal..1, 3 hat der HErr die Berge Esau’s zur Oede gemacht, was nur auf. die Verödung des Landes Edom durch die Chaldäer bezogen werden kann. -— Der Untergang der Edomiter als Volk wurde durch die Maccabäer angebahnt. Nachdem schon Judas Maccab. sie mehrmals geschlagen hatte (l. Mc. 5, s. 65) unterwarf Johannes Hhrkauus sie um 129 v. Chr. ganz und zwang sie zur Beschneidung und Beobachtung des 8l7 mosaischen Gesetzes , während Alexander Janniius aurb die letzten Edomiter unterjochte. Hatten sie hierdurch schon ihre nationale Selbsiständigkeit verloren, so fanden sie ihren gänzlichen Untergang durch die Römer. Die wenigen Edomitey die etwa noch übrig blieben, verloren sich unter den Andern, so daß das edomitische Volk durch die Römer auf ewig vertilgt wurde und sein Name von der Erde verschwand. (Keil.) Das, wovor der Propbet das Volk Edom in V. 12—14 warnt, hat dasselbe bei der Eroberung und Zerstörung Jeru- salems durch Nebucadnezar in vollem Maße gethan und hat dadurch das Maß seiner Frevel gegen sein Bruder« voll erfüllt. Das Gericht endlich, was in V. 18 Edom gedroht wird, kann erst geschehen, wenn Jsrael bekehrt, der HErr in Herrlichkeit wiedergekommen und das Reich der Herrlichkeit aufgerichtet sein wird. Denn das Gericht iiber Edom soll am Tage des HErrn und nach dem Gericht über alle Völker stattfindetr Was also V. 17—-21 sagen, wird in der Ossenb. Joh. völlig entfaltet. — . Yller Propbet Jona. « Das Buch isi größtentheils geschichtlich geschrieben, aber so daß in der Geschichte selbst das Ge- heimniß der größten Weissagung verborgen liegt und Jona selbst durch seine Schicksale nicht weniger, als durch seine Aussprüche als wahren Propheten sich erweist."— Zugleich ist das Buch ein unter tiefer Beschämung und göttlicher Selbstverleugnung auf Trieb des heiligen Geistes niedergeschriebenes Sünden: bekenntniß des zurechtgebrachten Propheten , welches den prophetischen Schriften deshalb einverleibt-ist, weil Jona selbst da, als er nicht weissagen wollte, ein Typus des zukünftigen Christus war, in dem allein und durch den allein den Gläubigen auch des alttestameutlichen Aeon (Jona 3, b) Gnade zu Theil wurde. Das 1. Kapitel. Ionii Beruf, Ungehorfani und Strafe. Das suaj zerfällt nach seinen liauiteln in 4 größere Abschnitte, von denen der lte Ionckg Sendung nach Utah-e, seine Flucht und Bestrafung, der L. Jan» Errettung, der Z. Jan» Zußpredigt in Maine, der 4. feinen Mißmuth und feine Zurechtweisuug erzählt. I. v. l—16. Jona empfängt uom HErrn den Befehl, der großen heidenhauptftadt Uiniue Buße zu predigen, um dem Uollie Israel thatfäetsliaj zu beweisen, daß auch die Heiden zur Theilnahme an Gottes Gnade berufen seien, wenn ße Buße thun; aber der prophet eutzieht ßch in seinem jiidischsslelscttiicheu Sinn der Erfüllung dieses Befehle durih eine Fluch! aufs Meer, um nach Thatsio zu fahren. Do bringt ein furchtbarer, dem Schiff Untergang drohender Sturm fein Vergehen an deu Tag, und due Eoos bezeichnet ihn als den Sihuldigetr. Er selbst erklärt sich für ftraffällig , spricht dao Urtheil über sitt) und wird diesem gemäß non deu Schiffgleuten ins: Meer geworfen. l. Es geschah fdurch vernehmliche Eingebung des heil. Geistes] das Wort des HErrn zu Jona [d. h. Taube], dem Sohn Amithah [ohne Zweifel demselben, der im Anfang« der Regierung Jero- D ä chseks Bibelwerb (Delibschs) beam’s Il. von Jsrael diesem den-glücklichen Er- folg seiner Waffen im Kampfe gegen die Shrer zur Wiederherstellung der alten Grenzen des Reiches weissagte 2. Körr. 14, 25. 27 Blum» aus Gath- Hephen einem kleinen Flecken im Stamme Sebulon, ndrdlich von Nazareth an der Straße nach Tiberias Jof In, 13], and sprach: « V) Da der Krieg Jerobeams gegen die Syrer nur die Fortsetzung und Beendigung des schon von seinem Vater Joas begonnenen siegreichen Kampfes gegen diese Feinde Jsraels war, so muß derselbe in die erste Zeit der Regierung Jerobeams gefallen sein. Joncks Sen- dung nach Ninive ferner wird später fallen, als seine Weissagung über den Sieg Jerobeams, aber doch noch in die Regierung dieses Königs und nicht erst unter Menahem zur Zeit des ersten Einfalls der Assyrer in Israel, wie Einige wollen, weil in diesem letzteren Falle, da Menahetn erst 53 Ja re nach dem Regierungsantritt Jerobeanrs den Thron estieg, Jona schon sehr alt ge- wesen sein müßte , als er vom HErrn deu Befehl siir Ninive erhielt, was nicht glaublich ist. — Außer den Nachrichten, die uns die hl. Schrift giebt, ist uns nichts Näheres über Joncks Person bekannt. Die Juden er- zählen, er sei der Sohn jener Witwe zu Zarpath ge- wesen, den Elia vom Tode erweckte (l. Kön. 17, 17—24); allein diese Behauptung ruht nur auf der Aehnlichkeit des hebt. Wortes emetb (Wahrheit) und des Namens A. sc. II. 2. 52 818 Jona I, 2——-6. Amithaix die Witwe habe, sagt Hieronymus, den Sohn Amithai genannt, weil sie zu Elia gesagt: »Nun er- kenne ich, daß das Wort Gottes in deinem Munde Wahrheit (emetl1) ist.« Ebenso zweifelhaft wie diese Ueberlieferung ist die andere, daß Jona bei Gath-Hepher, dem jetzigen el Most-heil begraben liege; denn auch bei Ninive wird das Grab Joncks gezeigt. e. Mache viel; auf, out» gehe ist die große [Kap. Z, s; 4, 11., mir um ihrer großen Anzahl unsterblicher Seelen willen so sehr am Herzen ge- legenen und für mein Reich hochbedeutsamen] Stadt Niuive idie Hauptstadt des assyrischcn Weltreichs, das ich nun bald zum Werkzeug meiner Gerechtig- keit und meiner Gerichte über mein Volk gebrau- chen will, und Hauptstadt der Heidenwelt über- haupt« 2. Kdn. 15, 20 Anm.], und predige drin- nen [genauer: wider sie, verkündige ihr meine Allmacht, Gerechtigkeit und Gnade, ob sie mich, den allein wahren Gott, vielleicht erkennen und zu meinem Dienst sich schicken möchte]; denn ihre Bosheit [ihre Verderbtheit dnrch den Götzendienst] ist herauf kommen« vor mich kund schreit zu mir um Rache I. Mos. 18, 21; l. Sam. 5, 12]. «) Als die Zeit herannahte, daß Jsrael wegen fei- nes hartnäckigen Abfalls vom HErrn in die Gewalt der Heiden dahingegeben und von denselben niederge- treten werden sollte, da lag es dem selbstgerechten Sinne Jsraels nahe, die Heiden nur als Feinde des Volkes und ilieiehes Gottes anzusehen, und nicht blos die Heils- fähigkeirihnen abzusprechen, sondern auch· die prophetische Ver tindigung von dem Gerichte über die Heiden sich so zu deuten, als würden dieselben ganz und gar dem Untergange geweiht sein. Diesen Wahn, der in der Er- wählung Jsraels zum Träger des Heils eine scheinbare Stütze hatte, inid die Neigung zu pharisiiischem Ver- trauen auf die äußere Ziigehörigkeit zum erwählten Volke und die Abriammung von Abraham Vorschub leistete, energisch zu bekämpfen nnd thatsächliih zu wider- legen, ist der Zweck der Sendung Jona’s nach Ninive. Während andere Propheten die Stellung der Heiden zu Israel in der näheren und ferneren Zukunft in Worten verkündigten und wie die Hingabe Jsraels in die Ge- walt der Heiden so auch die dereinstige Bekehrung der Heiden zu dem lebendigen Gotte und ihre Aufnahme in das Reich Gottes weissagteiy wurde dem Propheten »Jona die Mission zu Theil, die Stellung Jsraels zur Heideiiwelt in symbolisch-typischer Weise zu verküudigem nicht nur die Empfänglichkeit der Heiden für die gött- liche Gnade, sondern auch das Verhalten Jsraels zu dem göttlichen Heilsrathe der Vegnadigung der Heiden mit seinen Folgen abbildlich und vorbildlich darzulegen. (Keil.) — V) Gott weiß wohl alles von Ewigkeit her. Aber er redet oft also: »Dies oder jenes ist vor mich konimen«, auf daß er anzeige, daß die Menschen sich mit ihren bösen Stlicken vor ihm nicht verdecken oder ver- bergen können. Und weil die Mensihen nicht verstehen, was das ewige Wissen sei, so redet Gott auf gut deutsch und spricht: »»Es ist vor tnich kommen ,« auf daß ja jedermann wisse, daß nichts vor Gott könne verhohlen bleiben. (Selneccer.) Z. Aber Jona sobwohl ein frommer, gottes- fürchtiger Mann, mochte nichts davon wissen, daß auch die Heiden fähig wären, Gottes Gnade zu empfangen, und mißgbniite ihnen jede Theilnahme an den Verheißungen und Vorzügen des Volkes Gottes Kap. 4,2., gleich dem ganzen Volke Israel; daher] niachte sei] sich [zwar] auf [aber nicht, um Gottes Befehl zu gehorchen und gen Morgen zu reisen, sondern er ward trotzig gegen Gott], « und [in der thörichten Hoffnung, außerhalb des Landes Canaan dem Prophetenrufe Gottes wenig- stens diesmal entgehen zu können] slohe [er] vor dem [unter seinem Volke gegenwärtigen, im Aller- heiligsten zu Jerusalem thronenden] HEtrn, nnd wollte aufs [mittelländische] Meer [gen Westen], und kam [zunächst] hinab [in die KüsteJiebeneJ gen Japho sder Hafenstadt Joppe Jos. 19, 46]. Und da er sgerades ein [Kauffartei-] Schiff ssegelfertigj fand, das aufs Meer . [genauer: nach That- schisch oder Tartessus , der phönicischen Handels: colonie im siidweftlichen Spanien, unsern der Mün- dung des jetzigen Guadalquioir Jes. 23, 10 Anm.] wollte fahren, gab er Fährgeld und trat drein, daß et: mit ihnen sdiesen phönicifchen SeefahrernJ aufs Meer [nach TharschischJ führe [hinweg] vor dem sAngesicht des in Israel wohnenden] HEtrn. Wir verwundern uns billig über diese Handlungs- weise Jona’s, nicht blos um des ungehorsam-Z, sondern fast noch mehr um der Thorheit willen, die darin lag. Er war ein Propbet; er kannte seinen HErrn recht gut als den, welcher das Meer und das Trockene geniacht hat, nnd dennoch hoffte er, daß auf dem Meere und vollends in der fernen remde der Arm Gottes. der zu Jerusalem wohne, ihn nicht erreichen werde; trotz besse- rem Wissen in der Theorie legte er doch uuwillklirlich für die Praxis den menschlichen Maßstab an das gött- liche Können, und dachte, von Tarsis aus werde Gott ihn eben doch nicht so leicht nach Ninive bringen, wie von Jerusalem her. Es liegt eine überraschende phycho- logische Wahrheit in diesem Zuge; und wenn unsere Geschichte eine Dichtung wäre, so müßten wir ihren Verfasser als einen Meister in Menschenkenntniß und feiner Zeichnung bewundern. (Preiswerk.) Jn der Ge- sinnung des Propheten spiegelt fich die Gesinnung und Stimmung des israelitischen Volks gegen die Heiden ab. Nach seinem natürlichen Menschen theilt Jona diese Gesinnung und eignet sich eben dadurch zum Repräsen- tanten des auf seine Erwiihlung stolzen Israel. (Keil.) Weil es Jona leid war, daß Gott so gütig iß, derhalbeii wollte er lieber nicht predigen, ja viel lieber todt sein, denn daß die Gnade Gottes, die des Volks Israel eigen sein sollte, auch den Heiden mitgetheilt wird, die weder Gottes Wort, noch Gesetze Mosis, 1ioch Gottesdienst, noch Propheten, noch nichts haben, sondern wohl wider Gott und sein Wort und sein Volk streben. — Gleichwie die Apostel auch Zuerst fleischlich meineten , Christi Königreich sollte lei lich sein; und hernach, da sie es geistlich erkannten, dennoch meineten, es follte alleine der Juden sein, und predigten alleine den Juden das Evan- gelium. Denn es den Juden sehr schwer war zu gläu- ben, daß außer Israel noch mehr Leute Gottes Volk wären, weil da die Sprüche der Schrift stehen und von Jsrael und Abrahams Samen sagen und alleine bei ihnen Gottes Wort, Gottesdienst u. s. w. waren. (Luther.)- Es ist aber dieser thörichte Ungehorsam Jonii allen buß- fertigen Sündern zum Trost aufgezeichnet. Wenn Jonas, David, Petrus, Magdalena u. f. w. nicht in der Bibel stünden, sagt Luther, wo wollten wir armen Sünder Der HErr befiehlt dem Jona, der großen heidnischen Stadt Ninive Buße zu predigen. 819 bleiben, wenn die Sünde recht answacht und lebendig wird? — Wir wollen iiicht fchelten auf Jonam , der gewißlich in großer Bekümmerniß, Angst und Noth ge- wesen ist, wiewohl er nicht recht gethan hat, sondern wollen diese Lehre daraus nehmen, daß, weil wir sehen, wie auch die allerheiligsten Männer ihre Fehler, Ge- brechen und Sünde haben, wir auch nicht verzagen follen, ob wir schon an uns mancherlei Mangel und Gebrechen spüren, und sollen an die Rede des heil. Pauli denken: »Wer da stehet, der sehe, daß er nicht falle.« Denn trefflicher, heiliger und hoher Leute Fehler und Fälle sollen uns ein Trost sein und nicht eine Ur- fach zu verdammen. Denn es je wahr ist, daß uns der heiligen Leute Gebrechen mehr trösten, denn ihre großen Thaten und Wunderwerke. Wenn wir an ihre trefflichen Wunderzeichen gedenken, so entfället uns das Herz; denn wir fühlen und wissen, daß wir ihnen nicht im Gerin sten gleich sind. Wenn wir aber sehen, wie sie auch i re Fehle gehabt haben, so bekommen wir ein Herz und sagen: Ei Lieber, bin ich doch nicht allein in diesem Spital krank, und bin nicht allein ein armer Sünder, sondern es müssen alle Heiligen mit mir an einen Reigen und müssen alle beten: Ach, HErr, gehe nicht in’s Gericht mit deinem Knecht, vor dir ist kein Lebendiger gerecht! (Selneccer.) Vor andern aber ist Jona’s Ungehorsam allen Dienern und Predigern des Wortes Gottes zur Warnung niedergeschrieben, daß sie nicht, wie das natürliche Herz, Fleisch und Blut, stets geneigt sind, aus Menfchenliebe oder Menfchenfurcht dem HErrn und seinen Befehlen, den Sündern das Gericht, den Bußfertigen Gottes Gnade auzukündigen, entlaufen und sich lieber den Gedanken und Befchäfti- gungen des alltäglichen Lebens, den Sorgen um’s täg- liche Brod und der Bequemlichkeit ergeben, in der thö- richten Hoffnung, der HErr werde sie nicht finden und strafen. 4. Da sals Jona in solch thörichter Hoffnung, dem HErrn entfliehen zu können, aufs Meer ge- gangen war Pf. 139, 91 ließ der HGrr [dem Wind und Meer gehorsam sind, durch seine beson- dere Veranstaltung] einen sungewöhnlichj großen Wind aufs Meer kommen, nnd fes er-] hub sich ein groß Ungewitter auf dem kbis dahin ganz stillen] Meer, daß man meinen, das Schiff wurde zerbrechen. · Der Wind gehorsamt seinem Herrn, aber der Mensch will’s nicht thun! — Wie blind sind oft die Menschen, daß sie da Ruhe suchen, wo sie solche am wenigsten finden: Jonas fliehet aufs Meer, darauf es doch so unbeständig und gefährlich ist (Sir. 43, Es; L. Eor. 11, 25; Pf. 107, 26); er fliehet unter die Schaar der Un- gläubigen und will bei ihnen Rath snchen vor dem Zorn Gottes, da er in dem Schifflein der Kirche Gottes bleiben und am Ruder derselben sitzen sollte. Gottes Diener hatte bei diesen Sündern nichts zu thun. So bringt uns unser Fleisch und Blut, wenn wir ihm fol- gen, in manche Gesellschaft, wohin wir doch nicht ge- horen (Ps. 50, i8). 5. Und die Schiffsleute futchteten sich, und schrieen [weil sie Heiden und aus verschiedenen Gegenden Phöniziens waren] ein jeglicher zu fei- nem Gott; und sals der Sturm dennoch nicht nachließ] warfen [sie] das Gerathe, das im Schiff war, in’s Meer, daß es leichter fund die Gefahr des Untersinkens unter den sich aufthürmenden Wogen geringer] wurdedt Aber Jona war [schon vor Ausbruch des Sturmes] hinunter in das Schiff gestiegen, lag sdaselbsi in sorgloser Sicherheit," ohne zu ahnen, daß die strafende Hand feines Gottes schoii über ihm sei] und fchlief [fest]."« 6. Da trat [in der höchsten Gefahr] zu ihm der Schiffsherr [oder der Obersteuermaiin, weckte ihn] und sprach zu ihm: Was schlafst du kwie ist’s nur möglich, daß du in dieser großen Lebens- gefahr unser aller hier sorglos schläfst]? Siehe aus, rufe [auch] deinen Gott an [wie jeder von uns feinen Gott schon angerufen], ob dielleichif [diefer dein] Gott an uns gedenken fund uns seinen all- mächtigen Beistand gewähren] wollte [Pf. 40, 18], daß wir nicht verdarben. «) Die Schiffsleute warfen das Geräthe hinaus; aber das Schiff wurde mit nichten erleichtern Warum? Weil nichts eine so dritckende Last ist, als die Sünde und der ungehorsam. sChrhfostomusJ is) Die Ansichten der Ausleger über die Urfache des tiefen Schlafes Joncks sind verschieden. Die meisten glauben, sein böses Gewissen habe ihn so gequält, daß er muthlos, mißmuthig und abgefpaunt sich zum Schla- fen hingelegt habe, um so verzweifelt zu erwarten, was ihm für feinen Ungehorsam begegnen werde. »Jonas lag in dunipfer Betrübniß eingeschlafen im Raume. Jhn weckte nicht der Sturm, denn in seinem Herzen hatte er noch größeren Sturm gehabt, und er dachie ihm ent- laufen zu sein.« (Diedrich.) Das Richtigste ist wohl, anzunehmen, daß der Troß, die Sorglosigkeih mit wel- cher Jona das Schiff bestiegen hat, bei ihm noch fort- dauerte auf dem Meer, also, daß er sich sogar fchlafen legte. »Das mag wohl ein Todfchlaf heißen, den er zur Letze ethan hat, und balde darauf in den Tod fahren mu te. Aber so geht es allwege mit den Sün- dern zu, und Gott handelt also mit ihnen, gleichwie hie mit Jona; denn Jona hatte sich hoch versündigt an Gott; weil aber Gott fchweigt und still hält mit der Strafe uiid wehret der Sünde nicht und schlägt nicht so balde drein, so ist der Sünde Natur und Art, daß sie den Menschen verblendet und verstockt, damit er sicher wird und sich nicht fürchtet, sondern legt sich dahin und schläft und siehet nicht, welch ein groß Wetter über ihm vor- handen ist, das ihn gar greulich wird aufwecken. (Luther.) IN) Das Wort im Grundtext zeiget einen tiefen Schlaf an. Er schlief so fest, daß ihn weder das Schreien der Menschen, noch der Lärm beim Hinauswerfen der Waaren, noch das Toben des Sturms und der Welleii erweckte, sondern der Schiffsherr ihn erst rütteln und schtitteln mußte. Hierbei war wohl Gottes besondere Fügung, damitJona bei feinem Erwachen desto leichter feiner Sünde überführt werden möchte; denn wenn er gewacht hätte, würde der Schiffsherr nicht Gelegenheit gehabt haben, ihm durch sein hartes Zureden fein Ge- wissen zu rühren. · f) ,,Vielleicht kann dein Gott etwas« — ach lauter Dolchftiche in Jona’s Herz, der Gott ganz anders kannte, als dieser, nnd war ihm aus der Schule entlaufen. Die Fernsten miissen nach Gott fra en, und er, der so nahe, atte sich entfernt, als ob er ei ihm verderben müßte. Welche Befchämungl (Diedrich.) So muß oft ein in unseren Augen Einfältiger kommen und uns die Wahr- heit sagen. — Was da Jonas für Gedanken und heim- liches eiden muß gehabt haben, kann ein jeder Christ leichtlich schließen. Er weiß, daß er wider Gottes Ve- fehl gehandelt hat. Er weiß, daß dies Ungestüm seinet- 52« 820 Jona 1, 7—"-16. 2, 1. halben geschieht. Ei: soll nun Gott aiiriifen um Hilfe? Slltit was Herzen, mit welcheu Worten? mit was Ver- trauen? Er siehet, daß er dem Unglück nicht entrinnen kann und nun die Hand Gottes auf ihm liegt und drttcket ihn zu Boden« (Selneccer.) 7. Und [als nun Jona wohl that, wozu ihn der Schiffsherr aufgefordert, ohne daß die Gewalt des Sturmes nachließ, da vermutheten die Schiffs: leute, irgend einer unter ihnen habe durch ein heimliches Verbrecheu den Zorn der Götter erregt, und] einer sprach [nach Gottes besonderer Einge- bung] zum andern: Kommt, wir wollen loosen [Ef1h. 3, 7 Anm.], daß wir lder Götter verbor- genen Rathscl)luß] erfahren, um welches willen es uns so übel gehe [denn daß der Zorn Gottes sich in dem drohenden Elemente offenbare, war ihnen zweifellos] Und da sie looseten, traf es [nach des HErrn Fügungj Jouatn Das Loos trifft Jona, nicht iiach der Macht des beid- nischeii Looses, sondern dessen, der das ungewisse Loos lenkte (Spr.16, 33). Wie vom Blitzstrahl mag sich wohl Jona getroffen gefiihlt haben, gleich als Petrus vom Hahnenschrei. »Du bist der Mannl« rief es in ihn hinein. 8. Da sprachen sie zu ihm» sum ihn zu be- wegen, mit eigenem Munde sein Verbrechen zu ofsenbaren]: Sage uns, warum gehet es uns so übel? [du mußt es wissenz denn dich hat das Loos als die schuldige Ursache des Zornes Gottes ge: keniizeichnet.] Was ist dein Gewerbe [ist’s etwa ein unehrliches, das den Zorn der Götter erregt]? und wo kommst du her? Aus welchem Lande bist du? und von welchem Volk bist du? ssage uns dies alles genau, damit wir daraus fchließen können, welches und welcherlei Art dein Verbrechen sei.] 9. Er sprach zu ihnen: Jkh bin ein Ebriier [dieser Name wurde von den Jsraeliten selbst ge- braucht im Verkehr mit Ausländern oder im »Ge- gensatz gegen andere Völker] und fürchte [verehre, was meine Religion betrisstJ den HErrn [Jehova, den lebendigen] Gott vom Himmel, welcher gemacht hat das Meer und das Trokkene kund erzählte hierauf den Leuten, welchen Befehl er von seinem Gott erhalten, und wie er sich durch die Flucht gegen denselben schwer verfündigt habe] Wenn der Mensch verhüllt, enthüllt Gott; wenn der Menfch bedeckt, entdeckt Gott; wenn der Mensch bekeniit, verzeiht Gott. (Augustin.) 10. Da fürchteten sich die Leute sehr· Idenn sie sahen den schrecklichen Zorn dieses gewaltigen Gottes über Jona’s Sünde im Sturme und der Todesgesahr vor sich; entsetzt riefen sie] und spra- cheii zu ihm: Warum hast du denn solches gethan? kbessen Was hast du da gethanlj Denn sie wußten, daß er vor dem HErrii flohez denn er hatte es ihnen [eben V. g] gesagt. - 11. Da spracheu sie zu ihm [um sich durch eigenwillige Bestrafung eines Verehrers und Pro- pheten dieses so gewaltigen Gottes nicht von Neuem in Todesgesahr zu bringen]: Was sollen wir denn mit dir thun, daß uns das Meer stille werde? sSprich selbst dein Urtheil; denn als Verehrer die- ses Gottes kannst du selbst am besten die Größe deiner Sünde ermessen.] Denn das Meer fuhr Ungestüm fund wüthete fort und —fort]. 12. Er sprach [in klarer reuiger Erkeuntniß, daß seine Sünde der Auflehnung gegen Gott den Tod verdient habe und Gottes Zorn nur durch seinen Tod gesühnt werden könne] zu ihucttst Nehmet mich und werfet mich in’s Meer kgern tvill ich den Tod erleiden, den ich so sehr verdienet habe]; so wird euch das Meer stille fund ihr wer- det aus dem Tode gerettet] werden« Denn ich weiß [es gewißL daß solch groß Ungewitter über euch kommt uiii meinet willen. II) Nicht als Prophet fällt Jona dies Urtheil, son- dern als gläubiger ,Jsraelit, welcher den Ernst der Ge- rechtigkeit des heiligen Gottes aus dem Gesetz und aus der Geschichte seines Volkes kennt. (Keil.) VIII) Da ist Jona ein, »wenn auch sehr schwaches Vorbild auf Christum: Christus war der getreufte und gab sich ftir die immerdar Untreuen in den Tod, Jonas hat aber die Treue verleugnetz drum war er auch noch nicht die rechte »Taube« des Friedens, sondern eine Weissagung auf sie. Er giebt sich jedoch für die Andern in den Tod, in welcheu er sie hauptsächlich selbst ge- bracht hatte; sie haben aber den Segen davon für den Leib, und noch mehr für die Seele. (Diedrich.) — Jona floh das Land und entfloh dem Zorne Gottes nicht. Er floh das Land und brachte aufs Meer den Sturm; und nicht nur erlangte er durch die Flucht kein Gut, sondern brachte auch noch diejenigen, welche mit ihm waren, in die äußerste Gefahr, damit du daraus lernest, daß, wie demjenigen, der in Stinden lebt, auch die Schifffahrt nichts nützt, so denjenigen, der die Sünde von sich gethan, weder das Meer veruichtet, noch die wilden Thiere verzehren. (Chrhsostonius.) 13. Und die Leute [wagten doch nicht, dies schwere Urtheil alsbald zu vollziehen, sondern] trie- ben fsuchten die brausenden Wogen zu durchbrechen], daß sie wieder zu Lande kämen fund ohne ein so schweres Opfer dem Verderben eiitrönnen], aber sie konnten nicht; denn das Meer fuhr [fori und fort] Ungestüm wider sie. 14. Da [entschlossen sie sich in ihrer Bedräng- niß endlich, Jona’s Todesurtheil zu vollziehen; zu- vor aber] riefeu sie [weil sie in Jona einen Diener und Propheten des allmächtigen Gottes erkannten, durch dessen Tod sie sich vor diesen Gott ganz be- sonders zu verschulden fürchteten] zu dem HErrn [Jehova, dem Gotte Jonas, der sich ihnen iin Sturm und in Jonas Worten geoffenbaret], und sprachenc Ach, HEry laß uns nicht stodeswürdige Verbrecher in deinen Augen sein und] verderben um dieses Mannes Seele willen [die wir jetzt in den. Tod geben wollen], und techne uns [seinen Tod] nicht zu sals ein] unschuldig [vergossenes] Blutzr denn du, HErr, thust [hast ja durch Der ungehorfame Propbet wird in’s Meer geworfen nnd von einem Fische verschlungen. 82l Sendung des Sturmes nnd Lenkung des Loofes auf Jonam gethan], tvie dit’s gefällt [wie dir’s wohlgefiel, hast uns dadnrch ja selbst deinen heiligen Willen angezeigydaß wir ihn als des Todes schuldig zur Versöhnung deines Zornes in’s Meer werfen sollen]." V) Wir sehen, daß diese Leute, obwohl sie niemals die Lehre des Gesetzes geschmeckt hatten, doch von Natur schon so gelehrt waren, daß sie wußten, daß das Men- schenblnt Gott lieb und theuer sei. (Calvin.) VIII) Wenn Jona’s Untreue schon solches angerichtet, daß die Heiden fich so empfänglich für Gottes Wort und Wille zeigten, ihn fürchteten und ihm im Gebete naheten, was erst würde Gott mit seinem treuen Diener gewirkt haben! 15. Und sie nahmen snachdein sie sich also von der Sünde geschieden] Jona, nnd warfen ihn ins Meer; da stund das Meer [plötzlich] stille [und ließ ab] von seinem Wüthen [denn es hatte gefunden, den es suchte]. is. Und die [Schiffs-] Leute serkannten darin deutlich den Arm des heiligen Gottes und] fürchte: ten den HErrn [den Gott Jsraels, den Schöpfer Himmels und der Erden] seht, und thaten dem HErrn salsbald auf dem Schiffe Sühn- und Dank] Opfer und [dazn] Gelübde [daß sie ihm nach gliicklicher Ankunft am Ziele ihrer Fahrt noch weitere Opfer bringen wollten]. Mit alle dem bewiesen sie klar, wie empfänglich auch Heiden für die Offenbarung des wahren Gottes seien, und wie groß Joncns Sünde gewesen. II« Aar. L, V. 1—11. Dem Heim! aber war es nicht um den Tod seines Propheten zu thun, sondern daß er, selbst aus der Sünde errettet, ein Vorbild werde für seines Volkes zukünftige Bekehrung und eine Weisfagung auf den, der durch seinen Tod und seine Jlufersleljung Ssraets und aller Heiden Rettung ans der Sünde und dem Tode zu Stande bringen sollte. Daher gebietet der HErr einein grossen Fische, daß er Jona verschlingt, ohne ihn zu schädigen. In dessen Bauche bringt Jona drei Tage und drei Nächte zu nnd wird, wie er durch das brsinslige Gebet ans dem Bauche des Fisches be— weist, durch Reue nnd Buße ein Student. Darauf muß der Fisch auf Gottes Geheiß den Propheten wieder an’s kund speien. Kot» 2, V. 1. Aber der HErr verschaffte einen großen Fisch fund gebot ihmL Jona zu ver- schlingen. Und Jona war im Leibe des Fisches sdurch Gottes allmächtige Wunderthat darin leben- dig erhalten] drei Tage nnd drei Nächte snicht ge- rade 3 mal 24 Stunden, sondern nach deutscher Art zu reden so viel als, daß Jona am dritten Tage oder übermorgen wieder ausgespieen ward Esth. Z, 1 Anm.]. Statt »Froßer Fisch« wird in Matth 12, 40 von Luther »Wa fifch«ü ersetzt(grcech.uyrag Meernngeheuerx Aber der Wallfisch, der in den nordischen Meeren lebt nnd den Jägern so reiche Ausbeute an Fifchbein, Thran u. dgl. giebt, kann es nicht gewesen fein, weil dieser nur selten bis in den Kanal zwischen England und Frankreich, fast nie in das Mittelländische Meer kommt, und weil derselbe eine viel zu enge Kehle hat, um einen Menschen zu verschlingen. Allgemein nehmen jetzt die Ausleger an, es sei ecn großer Haifisch oder Seehund soanis carclinrjas oder sqnalus carcharias L) gewesen. Derselbe erreicht nach dem berühmten franz. Zoologetr Cuvier H— 1831) eine Länge von ungefähr 25 Fuß und hat in feinem Rachen gegen 400 lanzenförmige Zähne in 6 Reihen, welche das Thier aufrtchten und legen kann, weil sie nur in Hantzellen stecken. Er ist häufig im mittelländifchen Meere, wo er sich meist in der Tiefe aufhält, und ist äußerst gefräßig , verschlingt alles, was ihm vorkommt, Schollen,Robben, Thnnfische, mit denen er manchmal an Sardiniens Küsten in die Netze geräth und gefangen wird. Man hat daselbst in einem, der 3—4 Centner schwer war, gegen ein Dutzend nnverfehrter Thunfische gefunden, ja in einem sogar ein ganzes Pferd und dessen Gewicht auf 15 Centner ge- schätzt. An der Westktifte Frankreichs wurde ein anderer gesehen, durch dessen Rachen sehrleicht ein fetter Mensch . gegangen wäre. Im Jahre 1758 fiel ein Matrose bei sttirmifchem Wetter von einer Fregatte im mittelländi- fchen Meere über Bord und wurde alsbald von einem Seehunde (earcharjas) in seinem Rachen ausgesungen, so daß er verschwand. Der Schiffscapitain aber ließ ein auf dem Verdeck stehendes Gefchüiz auf den Haifisch losbrennen, und die Kanonenkngel traf ihn so, daß er den in seinen Rachen aufgenommenen Matrofen wieder ausspie, der dann in die unterdessen herbeigekommene Schaluppe lebendig und nur wenig versehrt aufgefischt wurde. Fast dasselbe ereignete sich 1867 in Triest. -— Das Große und Wnnderbare in Joncks Geschichte liegt demnach nicht sowohl darin, daß Jona von einem Hai · lebendig verschlungen, als daß er 3 Tage im Banche desselben erhalten und dann unversehrt wieder ausge- spieen wurde, während erfahrungsgemäß jedes Gefchöpf nach kurzer Frist sterben muß, wenn es ohne Luft ist. Eben gegen dieses Wunder Gottes richten sich deshalb auch von je her die Zweifel des Unglaubens nnd der. Spott vornehmlich, obwohl es fich durch einen, dem Scheintod ähnlichen Zustand vermittelt denken läßt, in welchem Odem und Herzschlag stille steht nnd das gei- stige Bewußtsein fich aus dem Leibesleben znrlickziehtz ohne daß doch die völlige Scheidung zwischen Geist und Leib eintritt, die wir Sterben nennen. Es giebt kaum ein Stück der biblifche.n Geschichtq über das seit dem heidnischen Spötter Lucian von Samofata (um 150 n. Chr.) mehr gefpottet wäre und noch gefpottet würde, als die Geschichte des Propheten Jona. In die christ- liche Kirche fand dieser Spott freilich erst Eingang, als um die Mitte des vorigen Jahrhunderts die Leugnung der Wunder und der göttlichen Autorität der hl. Schrift zur Forderung der freien Forschung gemacht wurde. Der Unglaube und Spott sagt, die ganze Geschichte Jona’s sei ein Mythus oder eme Sage oder das Spiel der willkürlich schaltenden Phantasie. Das Leben Joncks im Bauche des Fisches ohne zu ersticken, das Aufschießeu des Kürbis über Nacht bis zur Höhe eines Sitzendeii (Kap. 4), anch das wunderbare Zusammentreffen, daß das Loos gerade den Rechten trifft, daß der Sturm fich erhebt und legt, wie es der weck der Geschichte erfor- dere, daß der Fisch gerade bei der Hand ist, Jona zu verschlingen und auch wieder auszuspeien, daß der Baum gerade anssproßt nnd der Wurm ihn zur rechten Zeit abtödtet, endlich daß der Gluthwind zur rechteu Zeit weht, um Jona den Verlust des Schattens fühlbar zu machen -— das alles sei wnnder- und märchenhaft und darum unglaublich. Wer aber einen lebendigen Gott glaubt, wer durch Erhdrung seiner Gebete ans eigener Erfahrung weiß, daß hinter den uns fühlbaren 822 Jona 2, 2——11. 3,1——4. nnd bekannten Gesetzen der Nothweudigkeit in der Natur andere Gesetze der Freiheit stehen, die dem Aufbau des Reiches Gottes und der Erfüllung des Rathschlufses der Erlösung dienen, deren Durchblitzen durch die Naturge- setze wir Wunder nennen, der nimmt weder an den Wundern des Buches Jona, noch an sonst irgend einem Wunder der hl. Geschichte Anstoß (Weish. 16, 26 u. Hiob I, 6 Anm.), wenn wir a1ich nicht die unumstöß- liche Garantie für die Wahrheit des Vuches hätten, die des HErrn Ausfpruch in Matth. 12, 39 ff.; 16, 4; Luk. 11, 29 ff. uns giebt; der kann anch nichts zu schaffen haben mit dem Halbglaubem der die Geschichte Joncks als Allegorie oder Einkleidung religiöser oder sittlicher Wahrheiten betrachtet. — Wie bereits in Kap. l, 2 Anm. gesagt wurde, ist die ganze Geschichte des Propheten Jona vorbildlich und weifsagend im engsten Sinn. Neben dem, daß Gott diesen seinen Propheten hernmholen und das Weltreich Afsyrien zur Erkenntnis; des wahren Gottes, dessen Werkzeug es nun bald wer- den sollte, bringen wollte, war der Hauptzweck Gottes, in Jona und seiner Geschicht dem fleifchlich gesinnten s Jsrael einen Spiegel seiner eigenen Gesinnung und sei- ner zukünftigen Geschichte,»eine Weissagung auf die der- einftige Ausnahme der Heiden iin Gottes Reich und ihre Fähigkeit dazu, eine Weissagung endlich auf den HErrn nnd Heiland, der durch seinen Tod, seinen Aufenthalt in der Tiefe des Todtenreiches und seine Auferstehung nach drei Tagen Israel Heil und den Heiden Gnade und Seligkeit schaffen werde, vorzuhalten. Das 2. Kapitel. Ionä gebet um Erlösung. 2. Und Jona fals er fühlte, daß er durch Gottes Wunderthat am Leben erhalten sei, erkannte darin ein Unterpfand seiner völligen Rettung und] betete zu dem HErrn, fernem Gott kden er ver- lassen, nun aber in Todesnoth wieder gesucht und gefunden hatte] , im Leibe des Fisches slobte und pries ihn], Der Bau des folgenden, nach Art der Psalmen an- gelegten und mit vielen Erinnerungen aus den Psalmen angefüllten Gebets verläuft in 3 Strophen (V. 4, 5; 6, 7 u. 8), in welchen Jona die Noth, in die er ge- kommen und die Rettung aus dem unvermeidlich fchei- nenden Untergange fchildert. Denselben geht eine Ein- leitung (V. Z) voraus, worin der Beter das Folgende zusammenfafsend, bekennt, daß der HErr fein Schreien zu ihm in der Noth erhört habe, und ein Schluß (V.9. 10) mit dem Gelübde des Dankes für die erfahrene Rettung folgt. — Durch die vielen Anklän e an Psalm- worte beweist der Beter, wie er in dem orte Gottes lebt und daß er an den Psalmen Davids, wie alle ern- ften Beter, beten gelernt. Er hätte in eigenen Worten seine Gedanken nnd Gefühle nicht besser ausdrücken können. ,,Nicht daß er so eben diese Worte mit dem Munde geredet und so ordentlich gestellt habe, denn so wohl ist ihn: nicht gewesen, daß er hätte· mögen ein solch fein Liedlein dichten; sondern es wtrd darinnen angezeigt, wie es ihm zu Muthe gewesen ist, was sein Herz für Gedanken gehabt hat, da er mit dem Tode in schwerem Kampfe gestanden. (Luth.) 2.Sam.16,14Anm. 3. 3. Und sprach: Ja) rief zu dem HErrn in meiner Angst, und er antwortete mir lPt 18, «7; 120, 1]; ich schrie aus dem [gierig alles verschlin- genden] Bauch der Helle [des Todtenreichs, in welches ich fchon so gut wie hinabgefunken warf, nnd du hbreteft meine Stimme. 4. Du warfft mich [denn die Seeleute waren nur Werkzeuge deiner GerechtigkeitJ in die Tiefe mitten fin den tiefsten Abgrund] im Meer, daß die Fluthen mich umgaben; alle deine Wogen nnd Wellen [die deinem Zorne, meine Sünde zu stra- fen, dieneten] gingen über mich [alfo daß ich buch- stäblich erfuhr, was der Sänger von Pf. 42, 8 geistig erlebte], 5. Daß ich gedachte, ich wäre von deinen Augen fmit denen du die Deinen führest und regierestJ verstoßen [Pf. Si, 23], ich würde deinen heiligen Tempel [zu Jerusalem, da du wohnest unter deinem Volke] nicht mehr fehen fund deine gnadenreiche Nähe nicht mehr genießen; nun aber weiß und glaub ich fest, daß du mich zurückführen wirst und ich wieder vor dir anbeten darf]. 6. Wasser umgaben mich bis an mein Leben [so daß es mit ihm aus zu sein schien Pf. 18, 5z 69, 2], die Tiefe fdes Meeresgrundes, zu dem ich hinabgefunken war] umtingete mich; Schilf [auf dem Grunde des Meeres] bedeckte mein Haupt. 7. Ich sank hinunter zu der Berge Gründen [da sie angewnrzelt sind am Meeresgrunde Pf. 18, III, die Erde hatte mich [durch die auf mir lastenden Wassermassen] verriegelt fgänzlich von sich aUSgeschIosseUJ ewiglich; aber du haft mein Leben aus»dem [Meeresgrabe, dem sicheren] Vet- detben gefnhret, HEty mein Gott [Ps. 30, 4]. 8. Da meine Seele bei mir [Ps. 42, 51 verzagte fund schier in Todessinsterniß versinken wollte Pf. 142, 4J, gedachte ich an den HGrrn [und ergriff betend mitten im Zorn feine«Gnade]; und mein Gebet kam zu dir in deinen heiligen Tempel [wo du als König deines Volkes thronest und die Gebete desselben erhörst Pf. 18, 7]. 9. fAuch mich hast du von dort her erhört und errettet; denn du allein kannst helfen — aber] Die da halten über dem Nichtigen kauf nichtige Götzen, die ihre eitlen Gedanken erfunden, ihr Vertrauen setzen], verlassen fden Gott, der] ihre Gnade fund allmächtiger Helfer fein will Pf. 31, 7]. 10. Jch aber fden du aus der Sünde und dein ewigen Tode errettet und zu dir zurückgeführt hastf ivill mit flantemf Dank [dir fchon jetzt] opfern [Pf. 42, 5]; meine Gelübde [die ich in meiner Noth dir gelobet habe] will ich fnach Vollendung meiner Rettung] bezahlen den: HEttn [Ps. so, 14. 23], daß er mir geholfen hat [wörtlich: das Heil steht bei dem HErrnz auf seine Macht und Gnade soll mein Herz trauen, er wird meine Rettung vollenden] Die Kritiker sind bald fertig geworden und haben gesagt: dies Gebet sei nie gebetet, sondern hinterher aus Bibelworten künstlich zusammengesetzt worden. —— Nun, sie mögen es einmal versuchen, ein Gebet mit dieser Der reumüthig betende Prophet wird unverleht vom Fische an’s Land ausgespieen. 823 Gluth und Jnnigleitz diesem Dankeston zu »c:omponiren«l Daß aber ein Gebet darum nicht weniger ein wahres Herzensgebet ist, weil seine Worte aus der heil. Schrift entnommen sind, daran werden die, die ein Gebetsleben kennen, am wenigsten zweifeln. Hat doch selbst unser Heiland in feiner tiefsten Kreuzes-Noth Worte des 22. Psalms gebetet. (O. Funcke.) 11. Und der HErr [nachdem sein Knecht sich zu ihm bekehrt] sprach sdurch seine verborgene all- mächtige Schöpferkrasü zum Fisch , nnd derselbe speiete ssemcm Schöpfer gehorsam] Jona ans an’s Land [wohl an die Küste Paläitincks bei Joppe]. Die tiefere Bedeutung der Geschichte Joncks gipfelt in dem typischen Charakter seines dreitägigen Aufent- halts im Bauche des Fisches, worüber Christus uns be- lehrt, als er die Judenauf das Zeichen des Propheten Jona mit den Worten verwies: Gleichwie Jona war drei Tage und drei Nächte in des Wallfisches Bauch, also wird des Menschen Sohn drei Tage nnd drei Nächte mitten in der Erde sein (Matth. 12, 40). — Während die Strafe, die Jona durch sein Widerstreben gegen das göttliche Gebot sich zuzog, die Lehre enthielt, daß Israel nach seiner natürlichen Volksthiimlichkeit untergehen müsse, damit aus dem Tode der alten sün- digen Eigenheit ein neues Volk Gottes auferstehe, wel- ches, dem Gesetze abgestorben, in der Willigkeit des Geistes dem HErrn diene, stiftete Gott in dem Todes- leiden und der Errettung Jona’s zugleich ein Vorbild für den Tod und die Auferstehung Jesu Christi zum Heile der ganzen Welt. Wie der Knecht Gottes Jona in den Tod dahingegeben wird, um das ihm befohlene Werk, den Niniviten das Gericht und die Barmherzig- keit des Gottes Himmels und der Erden zu verkündigen, erfol reich auszuführen, so muß der Sohn Gottes als ein eizenkorn in die Erde gesenkt werden, um Frucht zu bringen für die ganze Welt (Joh. 12, 23 f. u.32). Darin zeigt sich die Gleiche zwischen beiden. Aber Jona hat die Strafe des Todes verschuldet, Christus dagegen leidet als der Unschuldige für die Sünden der Mensch- heit und geht als der, welcher das Leben in sich selber hat, sreiwillig in den Tod, um den Willen seines Vaters zu vollbringen. In diesem Unterschiede besteht die Un— gleichheih wonach das Vorbild hinter dem Geenbilde zurückbleibt, die Wirklichkeit desselben nur unvoll ommen abbildet. Aber auch in diesem Unterschiede läßt sich uoch eine Aehnlichkeit zwischen Jona und Christo erken- neu, welche nicht zu übersehen ist. Jona stirbt nach seinem natürlichen Menschen um der Sünde willen, die ihm mit seinem Volke gemeinsam ist, Christus für die Sünde seines Volks, die er auf sich genommen, um sie zu büßen; aber er stirbt doch zugleich als Glied des Volks, von dem er nach dem Fleische stammte, als der unter das Gesetz gethan war, um als der Heiland aller Völker aus uerstehen. (Keil.) —- Noch sei hier aufmerk- sam gema t auf die Bedeutung, welche nach des HErrn eigener Erklärung die wunderbare Errettung des Pro- pheten für seine nachherige Thätigkeit unter den Nini- viten hatte. Denn der Err sagt in But. 4, 30: Wie Jonas ein Zeichen war en Niniviten, also wird des Menschen Sohn Lein diesem Geschlecht. Hier wird offen- bar die ungläu ige Welt mit Ninive parallel gestellt und gesagt, daß, wie dieser Stadt die wunderbare Er- rettung des Jona als Unterpfand seiner Glaubwürdig- keit gegeben war, so werde jener die Auferstehung des HErrn als solches dienen müssen. Danach müssen die Niniviten das Erlebniß Joncks gekannt haben, und dar- aus erklärt sich denn ihre Geneigtheiy ihm zu glauben. (Nagelsbach.) Das Z. Kapitel. Ionü fruchtbare Tiöußpredigt III« V. 1——10. Nachdem Jona aus solche weise in Buße und Gehorsam wieder zum tJGrru zurückgekehrt nnd durch die gdttliche Barmherzigkeit ans dem Tode wun- derbar gerettet wordeu in, ergeht von Uenem der se— seht Gottes an ihn und nun gehet er nun) Uinive und predigt der Stadt den Untergang für ihre Sünden in- nerhalb 40 Tagen. Die iiininiten aber glauben aii Gott und thun in Sack: und Kscht Buße: da verschont der hGrr die Stadt. I. Und es geschah das Wort des HErrn znni andern Mal zu Jona, nnd sprach: · · 2. Mache dich auf, gehe in die große» [heid- nische Welt-J Stadt Ninive, und predige ihr die Predigt, die ich dir [durch Eingebung meines hl. Geistes] sage. Der HErr gedenkt bei der Erneuerung des Befehls mit keinem Wort der Schuld ,Jona’s , denn Jona ist gedemüthigt: im Wunder seiner Rettung hat er gelernt, was Gehorsam ist, wenn er auch noch nicht weiß, was es um das göttliche Erbarmen, um ein verkommenes Heidenvolk ist. (Schlier.) — Es soll sich keiner vorneh- men, aus eigener Machtvollkommenhett Gottes Zorn und Strafe anzudrohen. Predi er, die aus ihrem ei e- nen Geiste reden, haben kein echt dazu. Darum e- sinne dich wohl und bete um den hl. Geist, und demü- thige dich ganz und vergiß dein selbst, wenn du es thun willst oder thun mußt. Z. Da machte sich Jona auf, nnd ging swohl auf der gewöhnlichen Karawauenstraßz nicht durch die Wüste, sondern über Damaskus] hin gen Ninive, wie der HErr gesagt hatte. Ninive aber war eine große [für die Entwicklung des Reiches Gottes hochbedeutsamd Stadt [in den Augen] Gottes [denn sie war damals und besonders für Joiia und Jsrael die Repräsentantin der ganzen Heiden- wem, drei Tagereisen koder 19. d. Meilen nach ihrem Umfang] groß. · Die Ausleger sind darüber nicht einig , ob mit den 3 Tagereisen der Durchmesser oder der Umfang von Ninive gemeint sein solle. Das Nattirlichste ist, es auf den Umfang zu beziehen, da doch die Größe und Be- deutung der Stadt näher erläutert werden soll und auch sonst die Größe einer Stadt nach ihrem Umfang ange- geben zu werden pflegt. Jedenfalls geht die eine Tage- reife V. 4 nicht auf den geraden Durchmesser, wie die Auslegung deutlich macht. Der Geschichtsforscher M. v. Niebuhr bestimmt den Umfang des Stadtgebiets von Ninive im weiteren Sinne (2. Kön. 15, 20 Anm.) auf 90 engl. = ca. 19 preuß. Meilen, während der -griech. Schriftsteller Diodor nur 480 Stadien oder 12 Meilen annimmt. 4. Und da Jona anfing, hineinzugexien eine Tagereiser in die Stadt szunächst wahrschenlich in das eigentliche Ninive, wohin die Karawanenstraßc ihn führte, und zwar nicht in gerader Richtung die Stadt durchwandernd, sondern sich bald nach der einen, bald nach der andern Richtung hinwendend, uin einen geeigneten größeren Platz und die passende 824 Jona s, 5«—·—10. 4, l. Zeit für seine Predigt zu sinden], predigle er [im Verlauf des Tages], und sprach sdies die Haupt: sache m seiner Predigt]: Es sind noch vierzig » Tage, so wird Nimve untergehen [wobei er selbst- verständlich die Sünden und Laster der Heiden als Ursache dieser Gerichtsdrohung Gottes geißelte und seine Sendung durch den lebendigen wahren Gott verkündigtef H) Jona kam auf dem jetzt noch gewöhnlichen Kara- wanenweg über Amida und trat also in die Stadt bei Ninive (f. die Karte zu 2. Kön. 15, 20 Anm.). Auf dem Wege von Ninive bis Calah (Nimrnd), nahe bei, vielleicht in der Stadt selbst, predigte er. Nun ist die Entfernung zwischen Calah und Ninive (beide Städte ausgeschlossen) in direkter Linie nach der Karte gemessen = 18V, engl. Meilen. Nehmen wir hierzu noch, daß u) der Weg von Ninive nach Calah oder Nimrud schwerlich schnurgerade lief, also in der Wirklichkeit län- ger war als die gerade Entfernung beider Stadttheile nach der Karte, und daß b) Jona erst durch Ninive hindurch gehen und auch wohl in Calah hinein gehen mußte, so kann er auch wohl einige zwanzig engl. Weil. oder eine kleine Tagereise zurückgelegt haben, ehe er predigte. (Keil.) -- IV) Daß gerade 40 Tage Gnaden- frist gegeben werden, ist bedeutsam. — Die Zahl Vierzig, eine auch im Gebiete des natürlichen Lebens merkwürdige Zahl (40 Wochen - Dauer der Bildung des Kindes im Mutterleibe; vollständige Ausbildung des Gehirnes im 40ten Lebensjahr; wichtig auch in Krankheitskrisenz häufige Fristbestiuimuiig bei den-alten Deutschen) ver- dankt an den meisten Stellen, wo sie bedeutsam vor- kommt, ihre Bedeutsamkeitwohl so wenig als die Sieben einer Combination von zwei anderen bedeutsamen Zahlen. Am einfachsten leitet man ihre symbolische Bedeutung her von dem Charakter der Zeitperioden, die zuerst in der hl. Schrift danach bemessen werden. Die 40 Ta e am Anfang und Ende derSündfluth (1. Mos. 7, ; 8, 6) sind Tage der Heimsuchung in Strafe und Gnade, der Prüfung des Glaubens darunter, der der göttlichen Hilfe warten lernt, und dem die Ertödtung des Fleisches zum Gewinne wird. — Wo daher die Zahl Vierzig in symbolischer Bedeutung vorkommt, in Verbindung mit Zeitperiodem da kennzeichnet sie die Zeit stets als Ver- suchungs-, Prlifungss und Wartezeih in welcher sich der Glaube bewähren soll oder wirklich bewährt, oder als Zeit der Demüthi ung und väterlichen Züchtigung Got- tes, welchen von sseiten des Menschen die Buße, sammt deren äußeren Erscheinungen, Fasten u. s. w. enispricht (wie an unserer Stelle), oder endlich als Zeit gnädiger Heimsuchung, den Glauben stärkender Führ-nagen und Dnrchhilfeit Gottes. (Leyrer.) Z. Da glaubten die Leute zu Ninive sder Verkündigung des Propheten und damit] an Gott [der sie ihm befohlenjs Und ließen predigen sin der Stadt auerufen], man sollte fasten, und zogen Stiele shärene Buß- und Trauergewänder 1. Mos. 37, 34 Auen] an, beide Groß und Klein. Dieser Heiden Aufftthrung sollte die Christen billig recht schamroth machen. Dieselben bekehren sich auf das Wort eines, und war ihnen unbekannten Menschen. Sie stellen eine recht harte Buße an. Sie untersuchen nicht, ob er von Gott gesandt sei oder nicht, oder. db es ein Betrüger wäre, sondern machen sich den Rath, den er ihnen mittheiletz zu nahe. Sollten wir es nicht billig auch also machen und einen Nutzen von dem, so uns gesagt wird, zu bekommen suchen? (Berleb. Bib.) Also wenn wir Krieg, Elend, Hunger, Armuth, Pestilenz und ander Unglück haben, dürfen und sollen wir nicht auf nattirliche Ursachen zuerst und allein sehen, noch über unsere Feinde viel klagen und schreienx denn das wäre ganz und gar Unrecht und hieße hinten anspannen, son- dern wir sollen die Ursache und den Anfang unseres Jammers betrachten und unsere Sünde erkennen und auf den sehen, der uns schlägt, und der allein als Werk- zeug und Instrument brauchet der Feinde Hände, Wehr und Waffen, die uns sonst nicht ein Bärlein auf dem Kopf kriimmen dürften, wo es nicht ott also schaffte und sie in seiner Hand fiihrete, wie ein Vater die Ruthe fiihret, wenn er das böse Kind stäupen will. (Selneccer.) 6. Und da das vor den König lSardanapal l.] zu Ninide sin der Nähe von dessen Burg in Calah oder Nimrud der Propbet wahrscheinlich gepredigt hatte] kam, stund er [in bußsertiger Unterwerfung unter den König aller Könige, der durch Jona’s Predigt ihm offenbar geworden] auf von feinem Thron, nnd legte seinen Purpur ab, und hiillete einen Sack sein härenee Bußgewand] um sich, und feste sich szum Zeichen der tiefsten Trauer] in die Ache sHiob 2,» 8 Anm.; b. Mos. 14, 2 Anm.]; 7. Und ließ sdurch seine HeroldeJ ansfchteien und sagen zu·Ninive, ans Befehl des Königs und seiner Gewaltigen sseiner Minister], also: Es soll weder Mensch noch Thier, [nämlich] weder Ochsen noch Schafe etwas kosten, nnd man soll sie nicht weiden, uoch Wasser trinken lassen; » 8. Und sollen Sacke [Bußgewänder] um sich hullen beide Menschen und Thier, und zu Gott [um·Ve»rschonung] rufen heftig [Joel 1,»20]; und ein jeglicher Mensch] betehre sich von seinem bosen Wege, und vom Frevel seiner Hunde. 9. Wer weiß, Gott möchte sich [wenn er unsere allgemeine Buße und Umkehr gewahrt] keh- ren« und ihn gereuen, nnd sich wenden von feinem grimmigen Zorn, daß wir nicht swie er gedroht hat] verderben. Dieses Edikt, den Niniviten auferlegt (V. 7—9), um den Zorn der Gottheit zu beschwichtigem das Edict des Darius (Dan. s, 26 sf.), das des Nebucadnezar (Dan. Z, 20) n. A. waren eben so viel Vorbereitungen auf die Bekehrung der Heiden, welche der Ankunft Chrisii folgte. So nämlich wurde allmählich und ge- wissermaßen stufenweise Gottes Güte und Herrlichkeit den Völkern bekannt, die Israel fern standen 2. Mos. 5, 2. (Borchard.) — Solche Reden: »Wer weiß u.s.w.« kommen nicht her aus einem Zweifel, sondern befehlen ihre leiblichen Sachen, ihre Gesundheit, Leben, Glück und Heil in dieser Welt in den gnädigen Schutz, Schirm, Willeii und Wohlgefallen Gottes, und find nichts anderes, denn eben das, das wir täglich sagen: HErr, dein Wille geschehe, mache du es, richte und schaffe es, wie es dir gefälltz zu deinen Ehren und zu meiner Seelen Selig- keit. (Selneccer.) —- Der gewaltige Eindruck, welchen die Bußpredigt Joncks auf die Niniviten machte, daß die Stadt in Sack und Asche Buße that, wird begreif- lich, wenn wir erwä en einmal die große Beweglichkeit der Empfindun der rientalen und die allen heidnischen Religioneii Aiens ei ene Scheu vor Einem hitchsten Wesen, sodann die ho e Achtung, in welcher die Mantik und das Orakelwesen m Asshrien von den ältesten Zeiten Jonä Bußpredigh der Niniviten Buße und ihre Verschonung 825 her siand, und dazu noch den Umstand in Rechnung bringen, daß das Auftreten eines Fremdlings der ohne ein erkennbares persönliches Interesse mit riicksrchtsloser Freimitthigkeit der großen Königsstadt ihr gottloses Thnn und Treiben aufdeckte und mit der den gottgesandten Propheten eigenen Zuversccht den Untergang in bestimmter Frist ankündigte) nicht verfehlen konnte, eine llberwälti- gende Macht auf die Genclither auszuüben, die noch verstärkt werden mochte, wenn das Gerilcht von dem wunderbaren Wirken der Propheten Jsraels (sowie von den wunderbaren Schickfalen Jona’s) bis nach Ninive gedrungen war. (Ke·il.) Wenn man an die Aufregung, die um’s J. 1000 n. Chr. die Gemüther beherrschte, an die Erfolge, welche die in unverstandener Sprache ge- sprochetce Rede eines Peter von Amiens, Capistrano n. A. ihrer Zeit gehabt haben, denkt, und jene Scheu des Alterthums vor heiligen Männern, von der auch die Profanfchriftsteller häufige Beispiele bieten, hinzu- nimmt, so verliert sich die psychologifche Undenkbarkeih (Kleinert.) Dennoch bleibt die Buße der Niniviten etwas ganz» Außerord ntliches und Ungewöhnliches, nnd man fühlt es dem Erz "hler an, daß auch er sie als solche aufgefaßt wissen will. Es follte eben durch diese außerordentliche Buße jedermann und besonders dem auserwählten Volke deutlich vor Augen gestellt werden, daß die Heiden, auch die versunkensten und gottlosesten unter ihnen. für das Heil Gottes empfänglich, ja oft empfänglicher seien, als das begnadigte Volk Gottes. Darum werden auch, wie der HErr von dieser Buße sagt (Matth. 12, 41), die Leute von Ninive austreten am jüngsten Tage mit diesem Geschlecht und« werden es verdammen. — Daß auch das Vieh an der Trauer Theil nehmen muß, wird durch "1Elerod. IX, 24 als astatifcher Gebrauch bezeugt. Dieser Gebrauch hat sich gebildet aus. der Vorstellung, daß ein biotischer Rapport (Lebeuszusammenhang) zwischen dem Menschen und den größeren Hausthierem Rindern, Schafen und Ziegen, als seinem lebendigen Eigenthum, besteht. Es war eine Bezeugung, daß, wie das bei dem Menschen lebende Vieh in die Mitleidenschaft feiner Sünden hineingezogen werde, so auch das Leiden desselben zur Begütigung des göttlichen Zornes mitwirken könne. Mag auch dieses Gefühl nicht frei von Aberglauben fein, so lag ihm doch die tiefe Wahrheit zu Grunde, daß die vernunftlofe Creatur um der Sünde der Ntenschen willen der Eitel- keit unterworfen ist und mit dem Menschen nach Befrei- ung von der Knechtfchaft des Todes seufzt Röm. 8, 19 ff. (Keil.) 10. Da aber Gott sahe ihres-Werke, [nämlich] daß sie saus der forglosen Sicherheit ihres Sünden- lebend erwachten und] sich bekehreien von ihrem bösen Weges« renete ihn des Uebels, das er ge- redet hatte ihnen zu thun [Jer. 18, 7 f.; 1.Sam. 15, 11 Anm. 11 und that-s nicht-«· «) Vom bösen Wege sich kehren ist nicht ein gering Werk; es begreift nicht in sich Fasten nnd Säcke, son- dern Glauben an Gott von Herzen und den Nächsten lieben als sich selbst; das ist, es fordert den ganzen Menschen fromm und gerecht, beides an Leib nnd Seele. Denn Gott fordert den ganzen Menschen, und mag der Hälblinge und Heuchler nicht. (Luther.) IN) Die Buße der Ninivitem wenn sie auch nicht von Dauer war, zeigte doch die Empfänglichkeit der Heiden für Gottes Wort und ihre Willigkeiy stch zu be- kehren nnd das böse gottlose Thun zu meiden, wofür Gott nach seiner Barmherzigkeit ihnen Gnade angedeihen lassen konnte. So handelt Gott immerdar. Er vergiebt nicht blos dem Bekehrten, der seine Sünden ablegt und in einem neuen Leben wandelt, seine frlihere Schuld, sondern er begnadigt auch den Bußfertigen, der feine Sünde erkennt und bereut und sich bekehren lassen will. Auch ließ der HErr Ninive durch Iona Buße predigen, nicht um diese Hauptstadt der Heidenwelt sofort zum Glauben an den lebendigen Gott zu bekehren und ihre Bevölkerung in den Bund feiner Gnade, den er mit Israel geschlossen, aufzunehmen, sondern nur um seinem Volke thatsächlich zu zeigen, daß er auch der Heiden Gott sei und auch unter diesen sich ein Volk seines Eigenthums bereiten könne. Uebrigens zeigt auch die Willigkeit, mit welcher die Niniviten auf das ihnen ver- kiindigte Wort Gottes hörten und Buße thaten, daß sie bei aller Verfunkenheit in Götzendienst und Laster da- mals noch nicht reif für das Gericht der Vertilgung waren. Darum verschob die göttliche Langmnth die Strafe, bis diese große Heideustadt in ihrer Entwicklung zur widergöttlichen Weltmachh die alle Völker unter- jochen und sich zur Herrin der Erde machen wollte, das Maß ihrer Sünden vollgetnacht hatte nnd für den Untergang reif geworden war, welchender Prophet Nahum ihr Verkündigt und der medische König Kyaxares im Bunde mit Nabopolasfar von Babylonien ihr berei- tet hat. (Keil.) Vgl. 2. Kön. 23, 37 Blum. Das 4«. Kapitel. Jonä Ungeduld nnd Mißgunst IV. v. 1—1l. ztlißmnthig über die Verschotcnug der bußfertigen Heiden, betet Jona zum HErruuud wünscht sirh den Tod. Darüber vom HGrrn znrecht gewiesen, geht er vor die Stadt und hofft, im Schatten einer von ihm errichteten Hütte, dao Gericht Gottes über die Stadt dort) noch abbrechen zu sehen. Da läßt der HEry um seinen Knecht der nngerethten tlnbarmherziglieit gegen die Heiden zu überführt-n, in der Uaskht eine großblättrige Ricinuostaude zur Freude des Propheten, der unter ihrem Schatten sieh wohl fühlt, empor-Wiesen, aber alsbald am Morgen dnrrh einen Wurm wieder verderben, daß he verwelkt nnd der prophen ihres Schattens und Schnheg vor einem sitt) erhebenden Gluthwinde beraubt, ohnmächtig znsammensinlit und sitt) von dienen! den Tod wünscht. Da— führt ihm der HGrr an seinem Mitleid mit dem ver- tvelbten Strauch zu Gemüthtz wie ungerecht sein ver— langen sei, daß er, der Heim, mit soviel armen Wen— schen, die doch snße gethan, nnd mit so viel Vieh tteiu Mitleid haben, sondern dieselben alsbald verderben solle. Da verstummt der Propbet. 1. Das verdroß Jona fast sehr sJos 13, 1 Anm.], nnd ward sendlich sogar, als er nach Ab- lauf der 40 Tage noch gar kein Anzeichen sah, das auf ein baldiges untergehen der Stadt hindeutete] zornig [darum, das) die in seinen Augen gänzlich vertvorfenen und verdammten Heiden auch in Got- tes Gnade und Erbarmen sollten eingeschlossen leid; Ehe man sich liber Jona aufhält, so bedenke man zuvor wohl, was heraus käme, wenn wir unsere Ge- danken und Empfindungen über manche Begebenheiten in der Regierung Gottes so aufrichtig beschreiben soll- ten, wie Jona hier thut. Das Unheilbarste ist, daß unsere Argheiten in uns stecken, und wir verbergen ste 826 Jona 4, 2—11. vor uns und Anderen. Auch muß man Jona nach sei- nen Zeiten und Verfuchungen beurtheilem da konnte es auch einem Mann Gottes begegnen, die Heiden gering zu achten; hatte doch Petrus bis ins Neue Teft. hinein daran zu lernen. (Rieger.) Z. sDoch war sein Herz nicht gottlos, sondern nur in seiner salschen siidischen Meinung iiber die Heiden noch verstrickh darum wandte er sich auch mit seinen Klagen zu Gott] Uud betete zum HEtrn, und sprach: Ach, HErn das ist-s [ja], das ich [mir bei mir selber] sagte, da ich noch in meinem [Heimaths-] Lande war [und dein erster Befehl an mich kam, den Heiden zu predigen; da vermuthete ich gleich, daß du Niuive doch nicht zerstören wer- dest, wenn seine Bewohner Buße thäten]; darum ich auch [dem, was ich nun erfahren muß, nämlich daß du dein Drohwort über die Stadt nicht er- stillst] lvvllte zuvor mmen, zu fliehen auf-s Meer sgenauer: und flo nach Tharschischsz denn ich weiß [und wußte auch damals schon ans dei- nem heil. Worte 2. Mos 34, 6 ss·J- daß du gnädig, barmherzig, langmiithig und von großer Gute bist, nnd lässest dich des Uebels reiten shoffte aber doch, wie die meisten in meinem Volke, du werdest dich als solchen nur gegen uns, nicht aber gegen Heiden beweisen]. 3. [Steht es so mit dem Vorzug und der Erwählung Jsraels, daß auch die Heiden eben dieselbe Gnade wie wir erlangen können; nun dann ist mein Trost und all meine Hoffnung zu nichte:] So nimm doch nun, HErr, meine Seele vou mir; denn ich lvollte [unter diesen Umständen] lieber todt sein, denn leben. Israel, das sich ja in Jona selbst sehen soll, konnte auch trotz nnd nach der Todesnoth des babylonischen Exils, in die es zur Strafe für die Nichterfüllung seines Heilsberuss von Gott gebracht worden war, doch noch immer nicht seinen Beruf begreifen, auch 11achdem es von dem Ungethüm des Völkermeeres wieder ausge- spieen und in sein Land zurückgekehrt war. Selbstge- rechtigkeit und ungöttliche Erhöhung des Zaunes, den der HErr selbst um das Volk errichtet hatte, verschlossen ihm je länger je mehr die Augen gegen die Gnade Gottes, die für alle Menschen, auch die Heiden bestimmt war. Ja, als endlich das Heil persönlich unter ihm er- schien und nun Jsraeks Beruf sich erfüllen sollte, da trugen sich selbst die Besten unter dem Vol! mit fleisch- « lich jttdischen Hoffnungen und konnten es lange nicht begreifen, daß die heidnische Völkerwelt nicht gänzlich ausgeschlossen bleiben sollte von der Gnade Gottes, oder daß ihr nicht wenigstens ein Joch auferlegt werden müßte, wodnrch sie in die engen Grenzen der indischen Auffassung des Heiles Gottes gebannt worden wäre. Aber der HErr trägt große Geduld mit seinem thörich- ten Sohn, der (vgl. das Gleichniß vom verlornen Sohn) in seiner Selbstsucht nur für sich die Gnade Gottes, für die Heiden nur Gericht und Verderben verlangte. Gleichwie er Ninive verfchonte, noch ehe er Jona zu- rechtwies, so nimmt er auch der Heiden Menge vor dem Volke Israel in die Gemeinschaft des erfüllten Heiles auf; Israel muß erst gedemüthigt nnd gebrochen werden (Mich. -4). Wenn dies einst geschehen ist, gleich- wie Jona durch Sonneiibrand und Ohnmacht überwun- den wurde, so wird auch es dem Worte des ohne Un« terschied barmherzigen und gnädigen Gottes Recht geben und seine Anklagen gegen Gott, daß er den Kindern das Brod nehme und es vor die Hunde werfe, werden verstummen, wie auch Jona verstummte. — Wie aber ift’s zu erklären, daß ein so frommer Mann, wie Jona gewißlich war, so weit kommt, daß er sich fündlicher Weise sogar den Tod wünscht? In Jona schlummerte eine Sünde, die er mit seinem ganzen Volk gemein hatte, die selbftsüchtige Selbstüberhe ung wegen der un- verdient verliehenen Vorziige des Volkes Gottes. Diese tiefgewiirzelte Sttnde aus seinem Herzen hervorzulocken und auszurotten und ihn damit seinem Volke als einen Spiegel und ein Vorbild hinzustellen, brachte ihn der HErr in diese Lage, die ihm aber zur schwersten Ver- suchung ward, die ihren Höhepunkt wie bei Jeremia, Elia und Hiob in der Verwünschung des eigenen Lebens fand. Aus dem Wesen der Versuchung, die gerade die begnadigtsteii Männer der Geschichte des Reiches Gottes getroffen hat, ist auch der Seelenzustand Joiiws zu ver- stehen. Vgl. die Erörterung über die Versuchung im Unterschiede von der Prüfung in Anm. zu Hiob l, 12 und dazu Hiob B, 19 Anm. Bei- allen jenen Männern Gottes ist dasselbe Ringen nnd Kämpfen gegen Gott den HErrn, den sie als ihren Feind sich entgegentreten sehen, vorhanden. Aber es ist ein Ringen im Glauben, bis ihnen endlich die Hüfte, die sie selbst für ihre starke Seite halten, die aber in der Wahrheit ihre schwache ist, gelähmt wird, damit sie, von dem verborgenen Schaden gereinigt, noch größeren und wichtigerenA sichten Gottes zum Bau seines Reiches als Werkzeuge dienen können. Eben daraus, daß diese Männer im Glauben mit Gott hadern , ist’s auch zu begreifen, daß der HErr so ge- duldig und lan müthig mit ihnen verfährt. »Ueber ie Menfchenliebe ottes in Ertragung seiner Knechte muß man billig erstaunen. Jona ist nicht anders, als ein kleines, nnartiges und verzogenes Kind« (Starke.) Jch höre viel lieber, wie die großen Heiligen geirret und geöallen find, denn wie sie große herrliche Wunder und T aten gethan. Denn ihr Jrrthum und Fall zeuget, daß sie auch Menschen, wie ich, gewesen. Wenn ich höre oder lese, wie fchändlich David, Jonas, Petrus und der- gleichen große Heilige gesirauchelt und gefallen find, ge- winne ich ein erz nnd Muth, daß ich gedenke, weil Gott diese eiligen, die doch so gar gröblich gestindigh wieder zu naden angenommen, so wird er dich auch nicht verwerfen. (Liither.) 4. Aber der HErr sprach smii göttlichem Er- barmen nud Langmuth zu seinem Knecht]: Meiuest du, daß du billig zutnest [daß deine Meinung von den armen Heiden eine gerechte sei]? 5. Und Joua [ohue sich seßt schon von seinem Unrecht überführen zu lassen, schöpfte vielmehr aus dieseui das Schicksal von Ninive unberührt lassen- deu Worte Gottes, noch die Hoffnung, es werde« sich seine Weissagung vom Untergang der Stadt am Ende doch noch erfüllen und das Gericht sei nur aufgeschoben, aber nicht aufgehoben; daher] ging [er nach Ablauf jener 40 Tage Gnadenfrist] zur Stadt hinaus, und seßte sich gegen morgen- wiirts der Stadt san den Abhang des das ganze Stadtgebiet von Ninive begrenzeiideii Gebirgs, vou wo er die ganze große Stadt überblicken konnte, s. die Karte zu L. Köin 15, 20 Anm.], und Der Propbet, mißinuthig über des HErrn Milde, wird seines Unrechts überführt. 827 machte sich daselbst eine [leichte] Hütte faus Rei- sern], da setzte er sich unter, in den Schatten, bis er sahe, was der Stadt widerfahren würde [ob nicht das Gericht Gottes doch noch über die Stadt losbrechen würde] s. Gott der HErr aber verschaffte sum sei- nen fonsi so frommen Knecht von seinem Herzens: schaden zu heilen] einen Kürbis sgenauer: eine Ricinusstaude oder WnnderbaumlL der wuchs san der Hütte binnen einer Nacht bis zur Höhe] uber Form, daß »er [nach Gottes Absicht] Schatten gab [gäb e] iiber sein Haupt, und er- rettete ihn von seinem [Herzens-] Uebel kdes Miß- inuths und Aergernisfes an Gottes Erbarmen über die bnßfertigen Heiden]; Und Jvna sreuete sich sehr über dem [kräftig aufgefchossenen, großbIättrigeUJ Kürbis [Wunderbaum, wohl weil er darin ein Zeichen der Güte Gottes und der Billigung seines Vorsatzes, hier den Untergang der Stadt abzu- warten, zu erkennen glaubte"]. Its) In seiner Auslegung des Buches Jona übersetzt Luther das hier stehende hehr. Wort kikajon mit ,,Wil- derrüben, vitis a1ba.« Nach Hieronymus ist’s der Strauch, der im Syrifchen Elkeroa heiße, ein in Pa- lästina häufiger, an sandigen Orten wachsender Strauch mit breiten, angenehmen Schatten gebenden Blättern, welcher in wenigen Tagen zu einer anfehnlichen Höhe emporschießr. Elkeroa aber, welchen Niebuhr auch in Basra sah und ähnlich befchreibt, ist der rjcinus oder palma Christi, der Wunderbaum, der Kik oder Kiki der Egyptey von welchem nach Herodot und Plinius ein Oel erzielt wurde. (Keil.) Ein ähnlicher Ricinus ist der in unseren Gärten wachfende·— W) Diese Geschichte (von dem Wunderbauwi reimet nicht allein auf Jona’s Zorn und Gedanken, wie der Text lautet, sondern auch aus das Judenthum, welches ist eine rechte wilde Rüben gewest. Erstlich, große Blätter hat sie, das ist das Beste dran, davon Jona seinen Schatten und eine Hütte drunter hat, wider der Sonnen Hitze. Aber nichts wird da gemeldet und ist auch nichts da von Früchten. Die Blätter sind die Worte und Gottes Gesetze; wie St. Paulus sagt (Röm. 3): Gottes Reden find ihnen ver- trauet gewest. Unter diesen Blättern fitzt Jona, d. i. die Propheten und heiligen Väter sind unter dem Juden- thum gesessen, als unter einer zeitlicheu Hütten und äußerlichem Gottesdienst, bis auf Christunn Denn es war eine Sommerltiube oder Lauberhiitten, die zeitlich war nnd aufhören sollte. Aber Friichte trug es nicht. —- Doch freuet stch Jona solcher Lauberhütten und war- tet auf’s Verderben der Stadt Ninivr. Denn es gefiel den Juden wohl, und rühmeten sich auch, daß sie alleine sollten Gottes Wort und Gottesdienst haben, und hielten die Heiden allzumal verloren, gleichwie Jona die Niniviten hält. Indem sie nun sich aufs Sicherst dar- auf verlassen, daß sie alleine Gottes Volk seien, und ·leich der Jona am fröhlichsten ist über solcher wilden üben, verfchafft Gott ein Würmlein, das die wilden Rüben sticht, das ist, Christus kam eben mit seinem Evan- gelio, da die Juden am allermeisten stolz waren, daß sie Gottes Vol! alleine wären, nnd stach die wilden Rüben, das ist, predigt dawider, und hub das Gesetz auf durch feinen heil. Geist, und macht uns alle frei vom Gesetz und seiner Kraft. Daher ist verdorret und znnichte worden das Jndenthtim bis auf diesen Tag in aller Welt, und grünet noch blühet nicht mehr, sitzt au kein Heiliger noch Propbet mehr unter feinem Schatten. (Luther.) 7. Aber der HErr verschasfte einen Wurm des Morgens, [alsbald] da die Morgenröthe au- braehz der stach [auf Gottes Befehl] den Knrbis, daß er verdorrete [,,Denn Gottes mächtiger Re- gierung müssen auch die allerkleinsten Thierlein dienen.«] 8. Als aber die Sonne aufgegangen war, verschasfte Gott einen durren HchwülenJ Ostwindz und die Sonne stach Jana auf den Kopf, daß er sdes Schattens durch den Kürbis beraubt] matt ward fund ohnmächtig zusammensanks Da« wünschte er seiner Seele [nochmals] den Tod, nnd sprach: Ich wollte lieber- todt sein, denn leben. Wir meinen immer, unsere Betriibniß sei etwas gar Heiliges, und ist doch oft gar weltlich; wie wir daran merken müssen, daß sie sich durch weltlichen Trost stillen lässet. (Cocrejus.) Das ist die Eitelkeit unseres Herzens, daß es sich über so kleine Dinge freuen, und tiber so kleine Dinge betrüben kann. Und doch braucht Gott diese Erfahrung an uns selber zu einem Mittel, uns zu heilen: wenn uns ein Kürbis zu sehr freut, so weiß er schon, daß weiter nichts, als ein Wurmstich dazu gehört, daß wir wieder nüchtern werden. (Rieger.) 9. Da sprach Gott [dnrch eine Stimme im Herzen] zu Jana: Meineft du, daß du billig [mit Recht] zürnest um den [verdorreten] KürbiM Und er sprach [in seinem Unmuth sich selbst be- stärkend]: Billig zürne ich bis an den Tod sbis zum Lebensüberdrußs 10·. Und der HErr sprachst· Dich jauimert des Karl-is, daran du [doch] nicht [mit saurer Mühe] gearbeitet hast, hast ihn auch nicht [mit Sorgfalt] aufgezogen, welcher [oielmehr ohn all dein Zuthun] in einer Nacht ward, und in einer Eliacht verdarb; 11. Und mich sollte nicht jammern Nimm, solcher großen Stadt, in welcher sind mehr denn hundert und zwanzig tausend » [unsterblicher] Men- schen [-feelen, nämlich iinmündige Kinder], die snochJ nicht wissen Unterschied, was rechts oder links [noch viel weniger, was gut oder bös] ist [die also am Verderben der Stadt keine Schuld tragen und sie dennoch mit büßen müßten], dazu auch viel lganz unschuldige] Thiere [die doch auch noch besser find als viele Kürbisse]? sWie unge- reimt und der einfachsten Ueberlegung widerspre- chend ist also dein Unmuth über die gnädige Ver- schonung der Stadt, die noch dazu an mein Wort geglaubt und Buße gethan hat? —- Was konnte Jona hiewider sagen? Er mußte oerstummen als mit seinem eigenen Urtheil übern11inden."’«] «) O Gott, wie weit geht doch die Blindheit des Geschöpses, und wie weit breitet sich auch die göttliche Güte aus! Ich weiß nicht, was am Erstaunenswiirdig- sien hier ist: die Bestrafung, die Gott dem Jona giebt, oder des Jonas Antwort gegen Gott. Gott redet mit 828 Michal, l. dem ,Jonas, als ob ihm bange wäre, er möchte ihn be- leidigen. Er bestrafet ihn gleichsam fragweise, ob er denke, daß seine Forderung rechtmäßig sei. Jonas aber antwortet Gott mit einer erschrecklichen Frechheit. (Berleb. B.) —- ") Das vollendete siebente Jahr ist eine sehr allgemein verbreitete Altersgrenze, deren Gel- tung bei den Hebrtiern wir wohl mit Sicherheit anneh- men können wegen der SiebenzahL 120,000 Kinder bis zum vollendeten 7. Jahr würden eine Bevölkerung von 600,000 Menschen flir Ninive ergeben, dadie Zahl der Kinder in dein angegebenen Alter V, der Gesammt- bevölkerung beträgt und kein Grund ist, für den Orient ein wesentlich anderes Verhältniß anzunehmen. Diese Bevölkerung ist der Größe der Stadt völlig entsprechend. Denn Ninive im weiteren Sinne hat etwa 400 engl. oder 17 preuß. Quadratmeilen im Flächeninhaln Also kamen etwa 40,000 Menschen auf die Quadratmeile. (Keil.) — Eis) Der alte trotzige Jona hat sich breit ge- nug gemacht im Buche: nun am Schlusse verschwindet er, und Gott steht mit seinem Wort am Ende allein und majefiätischz der neue Jona ist in ihn versenkt. (Qnandt.) In Summa, dieses Kapitel und diese ganze Historia vom Jana gehet dahin, daß man lerne, Gott sei ein Gott, nicht« allein der Jüden oder sonst eines gewissen Volks, sondern auch der Heiden und aller Menschen, die sich zu ihm bekehren und ihnen ihre Missethat lassen leid sein und sich bessern, und daß er nicht wolle, daß jemand verderbe und stecken bleibe, sondern er wolle, daß sich der Sünder bekehre und lebe, wie Petrus sagt: Nun erfahre ich mit der Wahrheit, daß Gott die Per- son nicht ansiehet, sondern in allerlei Volk, wer ihn fitrchtet und recht thut, der ist ihm angenehm. lSeli ,neccer.) Schlusiliemerltnngen zu den Propheten llbbadja nnd Jena. Während die Weissagung Obadjas einen durchaus polemischen Charakter gegen die Heidenwelt trägt und diese letztere nur als Gegenstand der richtenden Thätigkeit Gottes erscheint, so hat das Buch Jona’s, wie er selbst, die Aufgabe, die andere Seite der Sache fcharf hervorzuheben, und dadurch Obadja nicht zu berichtigen, wohl aber zu ergänzen. Aus diesem Verhältniß des Inhalts der beiden Propheten erklärt sich auch ihre Nebeneinanderstellung im Kanon der heil. Schrifh obwohl sie in Bezug auf das Zeitalter nicht aufeinander folgen, sondern etwa 70 Jahre auseinander lagen; denn wie wir gezeigt haben, weissagte Obadja am wahrscheinlichsten zwischen 889 u. 884 und Jona zwischen 824 u. 783 V. Chr., und zwischen beiden lebte Joel. —— Die Abfassung der beiden Schriften durch die Propheten selbst ist nicht wohl zu bezweifeln, wenn man anders, was wir als durchaus zweifellos behaupten, Jona’s Geschichte als wirkliche, von ihm selbst erlebte, gelten läßt. Wer Propbet Wirtin. Jn der Verkündigung des zukünftigen messianischen Heils ist Micha einer der erleuchtetsien Seher, indem er, wohnend unter dem verderbtesten Gefchlechte, wo man ,,anbetet vor dem Machwerke seiner Hände, verschwunden ist der Fromme aus dem Lande, und kein Rechtschaffener unter den Menschen zu finden, wo der Freund nicht trauen darf dem Freunde, der Sohn bethöret den Vater, und die Tochter aufstehet gegen die Mutter«, dem Aufgang des großen Lichts aus der Höhe mit unerschütterlichem Vertrauen entgegenharrt, ,,fpähend nach Jehova«, wie ein Wächter, der sich nach dem Morgen sehnt. Und darin ragt er einzig empor in dem Kreise seiner hohen Genossen, daß er die Sonne des ewigen Königthums nicht ans dem Herrfcherpalaste Jerusalems, sondern aus der Hütte des kleinen, gering ge- achteten Bethlehems hervorgehen läßt. Eine wunderbare Fülle der lieblichsten und lichtesieri Töne ent- quillt feinem göttlichen Munde. (Umbreit.) Gott,.wie du bist?«] von Marefa« sgenaueu Moreschet-Gath, d. i. von Moreschet bei der philistäischen Hauptstadt Gath Kap. I, 14., in der Das l. Kapitel. llerheerung Judä und Samariä um der Llbgötterei willen. I. Dies ist das Wort des HEtrw welches geschah [5. Mos. 18, 22 Anm.] zu Micha loder- wie der Name in voller Form lautet: Michajahiy d. h. wer ist wie Jehova? wo ist ein solcher Ebene Judas, nicht zu verwechseln mit dem in der Nähe liegenden Marefa Jos. 15, 143 2. Chr. U, 8], zur Zeit Jothams [758—-—42], Ahas [742 —27], Jehiskia [727——698], der [rechtmäßigen] Könige Judaxrr das er [im Geiste] gesehen hat über Samaria nnd Jerusalem sden Hauptstädten Schlußbemerkungen zu Obadsa und Jona. — Michcks Wirksamkeit. 829 der beiden Neiche und somit über das ganze Land Israel, dessen Schicksale ja von dem der Hauptstädte abhingen]. V) Zu allen Zeiten gab es in Israel zahllose Personen, die in ihren Namen für sich selbst uiid ihre Volksge- iiosfen eine immerwährende umherwandelnde Predigt waren von dem herrlichen Wesen und den großen Thaten Jehova’s, ihres Gottes, sowie davon, wie das Herz zn ihm stehen und was maii von ihm erbeten und erwar- ten sollte, und zu allen Zeiten fand sich ein jedes Glied des israelitifchen Volks von solcher Predigt rings um- geben. Und zwar war beides um so mehr der Fall, als die Namen des alten Orient vielfach noch keine todten, leeren conventioiiellen Eigennamety sondern sinn- uiid lebensvolle auf der Grenze zwischen Gattungs- und Eigennamen stehende Bezeichniingen des Wesens oder einer charakteristischen Eigenthümlichkeit ihrer Inhaber waren, und somit auch sehr leicht solche Namen, wie die in Rede stehen en, für die alten Jsraeliten lebten, als ferner die Bed ntung der mit den Gottesnameii zu- sammrngesetzteii N men, auch die der aus alter Zeit überkommenen, fast durchweg auf der Hand lag und durch das Schöne, Tiefe, Sinnvolle und Erbauliche, was sie hatte, nothwendig in die Augeii fiel, und als endlich die Aufmerksamkeit der Jsraeliten dadurch, daß Namen in der Geschichte ihrer Stammväter eine so überaus bedeutungsvolle und hochwi tige Rolle spielten, nnd daß ihre Propheten so vielfa an Namen ihre Ausfprüche anknüpfen, Namen ausdeuteien-, auf Namen anspielten, Namen finnvoll verwandelten oder abänderten und in neugebildeten symbolischen Namen voll Bedeu- tung ihre Weifsagungen niederlegten, überhaupt sehr stark auf die Bedeutung von Namen hingelenkt werden mußte. — Man fällt, wenn man die Worte: Wer ist solch ein Gott, wie du bist? u. f. w. in Kap. 7, 18 liest, unwillkljrlich auf den Gedanken, daß Micha in denselben auf feinen Namen angespielt haben möge; Und, die Sache näher erwogen, läßt sich dieser Gedanke durch so Vieles und Bedeutendes stützen, daß man kaum an sei- iier Richtigkeit zu zweifeln haben. möchte. Vgl. Kap.7, 18 Anm. (Caspari.) — W) Durch diesen Zusatz seiner Heimath soll unser Prophet von dem älteren Propheten Micha, dem Sohne Jemla’s (1. Köir. 22, 8 Anm.), so- wie von andern Personen gleichen Namens im A. T» deren es noch 10 giebt, unterschieden werden. W) Hiernach würde Michcks Wirksamkeit eine ähn- liche Dauer haben wie die Hosea’s, es würde auch ein fast 60jähriger Zeitraum sein. Da jedoch einerseits ein solcher Verfall, wie Micha ihn straft, erst in der spätern Regierungszeit Jothams fich anbahnte, der An- fang seiner Regierung vielmehr eine Art von Blüthezeit für Juda war, andererseits im ganzen Buche das Zehn- stämmereich als noch bestehend vorausgesetzt wird, das doch bereits im 6. Jahre Hiskias zerstört worden, so ist Michws Wirksamkeit ein Zeitraum, der weitaus nicht die Hälfte davon beträgt, und wir werden wohl Recht haben, wenn wir den Mittelpunkt derselben in der Zeit des Königs Ahas erblicken. (Schlier.) Micha ist dem- nach ein älterer Zeitgenosse Jesaias und steht diesem in jeder Beziehung sehr nahe (2.Kön. 15, 36 Anm.). Wie Jefaia gehört auch Micha der großen Zeitenwende in der Z. Hälfte des 8. Jahrhunderts v. Chr. an, als kurz vor feinem Sinken das Assyrerreich unter Salmanasfar sich zum Höhepunkt seiner Kraft aufrasste und mit un- widerstehlicher Gewalt die von Amos (1 u. 2) voraus- verkttndigten Welterschütteriingen des Gottesgerichts über die Völker Westasiens bis nach Afrika hin brachte. Wie Jefaicks gehört auch seine Wirksamkeit dem Reiche Juda an; beide stehen auf demselben Höhepunkt des Propheten- ihums und sind sowohl in den strafenden als auch den verheißenden Theilen ihrer Bücher nahe verwandt. Auch Micha rügt vorzugsweise das sittliche Verderben der Großen und Mächtigen des Reiches Juda und macht Zion und Jerusalem zum Mittelpunkte seiner Weissas gungeii, während er das Zehnfiämmereich mit seiner Hauptstadt Samaria nur mehr nebenbei berührt. Hier: aus sowie aus der wichtigen Nachricht in Jer. 26,18f. ist zu schließen, daß Micha in Jerusalem selbst gelebt und geweiffagt hat. Dort treten nämlich Männer von den Aeltesten Juda’s auf, um den wegenfeiner Weisfa- gungen über den Untergang Jerusalems auf den Tod angeklagten Jereniia zu rechtfertigen; sie machen des-« halb mit wörtlicher Anführung von Kap- 3,12 geltend, Micha habe in den Tagen Hiskicks auch die Zertörung Jerusalems geweifsagt, und doch habe iskia und ganz Juda ihn nicht getödtet, vielmehr gee rt und sich ge- demüthigh Diese Stelle macht den Jnhalt von V. 1 unzweifelhaft. — Ehe wir nun zur Auslegung des Propheten übergehen, Vergegenwärtigen wir uns, wie bei den vorhergehenden Propheten, zuvor wiederum nach den Büchen der Könige den Charakter der Zeitverhälts nisse, unter denen der Prophet seine Weisfagungen aus- fprach: Es ist ein Doppeltes, das Michcks Zeit be- zeichnet, nämlich einmal ein immer tieferer Verfall des Volkes Gottes in Juda wie in Jsrael, und sodann eine immer größere Machtentfaltung Asfyrieii’s, und beides gilt es bei Betrachtung unserer Schrift wohl im Auge zu behalten. Es war scheinbar eine bessere Zeit, die mit Usia’s Sohne Jotham für Juda anhob,- derselbe hatte an seinem Vater ein ernst mahnendes Exempel gehabt und dasselbe weislich bemißt, Juda ging unter ihm neuem Wohlstand entgegen. Aber das Volk war solches Glückes nicht fähig, der äußere Wohlstand machte es sicher und übermltthig, eine hvhle Frömmigkeit nahm immer mehr überhand, lleppigkeit und Prunksucht wurde immer allgemeinen Mit raschen Schritten bahiite sich die Jammerzeit an,·die hernach folgen follie. Und kaum hatte Jotham die Augen geschlossen, so ward es anders» Ein 201ähriger Jüngling war Jotham’s Sohn Ahas, ein Schwächling vollthörichter Launen, stark nur in Gottvergesfenheirund Götzendienfh Die Heidenpartei hatte bald unter ihm»die" Oberhand gewonnen, und Baal’s wie Ntolochss Dienst, sowie alle anderen Arten von Abgottereigingen überall im Schwange, kaum gab es eine Art heidnifchen Unwesens, dienicht in Juda zu finden gewefen ware. Es kam so weit, daß Ahas selbst den Tempel des HErrn schließen ließ, was vor ihm iioch kein Davidssohn gethan, auch nach ihm keiner mehr wieder gewagt hat. Und wenn der König voran ging in allen Greueln des Götzenweseus, was war dann vom Volke zu erwarten? Es stand so traurig im Land, daß selbst sein vortrefflicher Sohn Hiskia, der mit Ernst als- bald eine Reformation vornahm, nur nach und nach damit im Reiche durchdringen konnte. So zieht sich alfo von Jothams letzter Zeit bis zu Hiskicks Anfangs- zeit eine fortlaufende Kette von Sünden und Gräueln, die Juda immer tiefer ins Verderben stürzten. Und nicht minder traurig stand es im Zehnstämmereirh Hier regierte zuerst Petah, ein tapferer Soldat, der das Schwert wohl zu flihren verstand, aber das war auch alles; er meinte seinem zerrütteten Reiche helfen zu können, wenn er es auf Kosten des nicht minder zerrüts teten Bruderreichs vergrößere,·niid Krieg mit Juda bil- det darum den Hanptiiihalt seiner Regierung; die Folge war, daß er dadurch sein Reich in immer tieferes Ver- derben stürzt·e. Die Verwirrung war so» groß, daß Hosea, der diesem Pekah durch eine Berschwöriing Thron, 830 suiicha 1, 2—8. Reich und Leben genommen, erst nach etwa 8 Jahren den Thron zu Samaria besteigen konnte. Aber Hosen wußte gerade so wenig zu helfen: er meinte bei Egyp- ten Schutz vor dem drohenden Sturme zu finden, und beschleunigte damit nur das Wetter, das drohend über dem zerrlttteteii Reiche stand. Das war die Lage beider Bruderreiche zu Michcks Zeit. —- Da ist es denn gar merkwürdig, wie mit der Zunahme des Verfalls im Volk Gottes das assyrische eich an Macht zunimmt, und mit seinen Heeren dem heiligen Land immer näher rttckt, ja von dessen Königen fast mit Gewalt herbei e- zogen wird: das verblendete Volk brachte seine Zu t- ruthe, die ihm bestimmt war, selbst in sein Land hinein. Immer mehr breitete sich Assur’s Macht aus, ein Land nach dem andern hatte es bereits weggenommen, jeder- mann konnte es mit Augeii sehen, wie es immer mehr eine erobernde Weltmacht wurde, die alles verschlingeii wollte; ja im Zehnstämmereich waren Asshriens Ge- danken und Pläne bereits offen zu Tage getreten: Menahems Hilfegesuch bei Asshrien hatte damit geendigt, daß ein Theil Jsraels nach Asfhrien weggeführt wurde. Und doch war Ahas so verblendet, daß er in seiner« Noth an eben dies Asshrien sich um Hilfe wandte und diesem Reich, das nur auf Gelegenheit sich auszubreiten lauerte, den Weg in fein Land bahnte. Tiglath-Pileser, der asshrische Köni , half zwar zuerst, denn in Jsraeks und Syrien’s Ver ältnisse eingreifen zu können, war ihm nicht minder willkommen, und wie mochte er sich freuen, als er in beiden Ländern solch gewaltige Siege erfochten hatte; aber als dies geschehen war, zeigte es sieh, was er eigeutlich wollte; wie ein Strom über- schwemmte er mit seinen Heeren auch Judex, schon stand er vor des Landes Hauptstadt, und nur unermeßliche Geschenke, sowie das Versprechen jährlicher Abgaben be- wogen ihn endlich zum Abzug. Als Vafall Asshriens durfte Ahas seine Regierung noch fortfahren. So war Juda wie Israel dem assyrischen König zinspflichtigx zwar unterthan waren ihm beide Reiche noch nicht, noch bestand ein Schein von Freiheit nnd Selbstständigkeih noch waren eigene Könige im Lande, und immer noch hätte geholfen werden können, wenn man iiurwenigliens jetzt zum rechten Helfer sich hingewendet hatte. Aber schon war Assyrien wie eine finstere Wetterwolke, die schrecklich drohend über beiden Reichen hing, und es war nur ein Kleines noch, so war es aus mit Juda und Israel —- menschlich angesehen war es nur die Gnade des afsvrischen Königs, dte beiden Reichen noch ein küm- merliches Dasein gewährte. —- Doch ist nicht zu verken- nen, daß es in Juda anders stand als im Zehnstämme- reich. Samaria hatte David’s Haus verlassen, es hatte des HErrn Heiligthnm aufgegeben, ein König saß auf dem Throne, der nichts wußte von dem, was zum Heile seines Volkes dienen konnte. Wie ganz anders stand es in Jerusalem. Es war tief, recht tief gefallen, aber doch saß noch Davids Haus auf dem Throne, noch stand des HErrn Heiligthum, ja eben jetzt hatte ein Sprosse David’s den Thron bestiegen, der alle Hoffnungen einer besseren Zeit wieder erweckte. Hiskia war König in Juda geworden, wie sollten da nicht alle Bessergesinnten im Reiche neuen Muth fassen? Mochten immerhin neue Gerichte über Juda hereinbrechen, es war doch nach der Ziichtigung wieder Hoffnung auf eine bessere Zeit vor- handen, und wie gan anders mußte ein Propbet des HErrn auf Jndcks Zu unft hinsehen als auf die Sa- maria’s. (Schlier.) — Ebenso wenig wie Hosecks Buch ist das von Mieha eine Sammlung der von ihm zu ver- schiedenen Zeiten gehaltenen Reden, sondern vielmehr eine wohlgeordnete, schön abgerundete Zusammenfassung der Hauptgedanken der Reden, die ihm der HErr aus- zusprechen gab. Am Schlusse seiner Wirksamkeit zur Zeit iskia’s, etwa zwischen 727 u. 722 gab er ein Bild erselben in einem überstchtlichen Ganzen und hin- ließ es seinem Volke als sein VermiichtnifL Diese seine Schrift las er nach Jer. W, 18 f. dem Köni e und dem Volke zu Jerusalem selbst vor, und sein ort machte einen gewaltigen Eindruck. Das Ganze zerfällt dentlich in 3 Theile, deren jeder mit einem nachdrticklichem öretl beginnt: I: Kap. 1 n. 2; Il: Kp. 3 — 5; ll: Kp. S. Jeder dieser Theil schreitet in strengen! Gedankenzusammenhaiig von der Rtlge zur Strafandro- hung und von dieser zur Verheißung fort. A. Die erste ktede (Kap.1u. L) ist vorzugsweise strafender uiid droheiider blaturz erst am Gnde derselben bricht durih die Wetterwollien des Gerichts die Sonne der göttlichen Gnade hellleuchtend hindurch. Sie zerfällt in 3 Theile: im ersten Grau. l, 2—I6) wird das Gericht Gottes Samaria wie nun) dem Reiche Suda und Jerusalem ungebändigt; im zweiten Man. L, 1—11) wird dies Ge- richt durch die Menge der Sünden, besonders die der Großen und Mächtigen im Dollie begründet; im dritten Maus, is. is) fügt der prophet die verheißung hinzu, daß uakh diesem Gericht der sitt) beliehrende Rest des gesammteu Volkes Israel gerettet und uerherrlicht werden solle. I. D. 2—16. Klle Völker, ja die ganze Grde und alles, was auf ihr lebt und ist, sollen aufuierlien auf die Verständigung, welkhe der Drophet im ilameii des iljGrrn aussprechen will. Möge der hGrr über die, welche anf seine Aufforderung nicht Buße thun, durch Erfüllung feiner Gerichtsdrohnng ein ihatsäozliches Jeugniß für die Wahrheit seiner Worte und fiir den Ernst seiner Warnung ablegen· Dann wird der thGrr ans seinem tjeiligthum im Himmel zur Grde heruiedersteigen und ihr ein verzehrenden Feuer werden. Denn es gilt, die Sünden feines vollig Israel, die ihre Quellarte in den beiden tjauptsteldteii haben, heimsnlhea sie wird vor— zäglich das Gericht treffen, nnd zwar zu allernächst das gölzendirnerische Samaria; es soll sammt allen seinen Götzenbildern vom Erdboden vertilgt werden. Darüber will der dlrophet laut klagen, will wie ein Gefaugener einhergehettz um dem volle: Inda das auch ihm drohende Gericht deutlich vor die Jlugen zu malen. Denn die uuheilbaren Schläge, wetihe das srnderreich und beson- ders Samaria treffen, werden bis Jerusalem gefühlt werden, das Geriiht wird sieh von Samaria auchiiber Juba, Jerusalem nud seine ganze Umgebung ausbreiten. Dann wird Zion lilagen und trauera über di: Herau- bung seiner Kinder. 2. Höret smir zu], alle Völker, merke aus [meine Worte], Land sgenauerk Erde], und alles, was darinnen ist [Jef. I, S; H. MOL 32, 1; I. Kost. 22, 28«]; denn Gott, der HErr [Him- mels und der Erde, welcher ein Recht hat, euch vor sich zu versammeln], hat mit etich zu reden sum vor euren Ohren Zeugniß abzulegen wider die, welche Von ihm abgefallen sind], ja der HErr swirdj aus seinem heiligen Tempel ldarinnen er im Himmel thronet, sein Gericht über sie herabsenden und seines Propheten Wort bestätigen) Ei) Alle Völker, ja die ganze Erde mit allen Ge- schöpfen auf ihr, sollen hören, weil das Gericht, welches der Prophet zu verkttndigeii hat, die ganze Erde angeht, weil das Gericht über das Volk Israel mit dem Ge- richt über die ganze Erde zufammenhängt und einen Theil desselben ausmacht. Absiehtlich aber beginnt Micha feine Weissagung mit denselben Worten, mit welchen Der Propbet kündigt Samaria das Gericht Gottes an. 83l sein iilterer·Naniensgenosse, der Sohn Jemlcus (1.K·iin. 22,·28), die seinige geschlossen hatte. » Denn auf diese Weise wollte unser Prophet seine Thatigkeit als eine Fortsetzung derjenigen seines Vorgängers Micha dar- stellen. Vergleicht man das Weissagungsbuch unseres Propheten mit der Lage und Thätigkeit jenes älteren Micha, so ergiebt sich leicht eine große Aehnlichkeit: Wie der Sohn Jemla’s, so hat auch unser Micha gegen die falschen Propheten als Verfiihrer des Volkes zu kämpfen (vgl. Kap. Z, s. U; Z, 5. l1]; wie ferner jener dem gottlosen Ahab, so hat dieser deii Königen beider Reiche das Gericht Gottes ftir ihre Sünden anzukiindigem und· er thut dies so, daß er in seinen Ausdrückeli vielfach auf die Weissagung des älteren Micha hinweist. Z. Denn siehe, der HErr wird [nun bald] ausgehen ans seinem [heiligen] Ort [den er im Himmel mit seiner. Masestät erfüllet], und [znr Offenbarung seines Zornes und Gerichts über alles gottlofe Wesen] herab fahren, und [einher-] treten auf die Höhen im Lande [auf Erden], 4. [So] Daß die Berge unter ihm [als einem verzehrenden Feuer] fchmelzem und die Thale [vor seinen Wasserfiuthen zer-] reißen werden; gleich wie Wachs vor dem Feuer verschmilzeh [gleich] wie die Wasser, so [am Bergeshang] unterwcirts fließen [so werden sich vor seinem Zorngericht Berge nnd Thaler völlig auflöfen]. Gottes Erscheinung zum Gericht und dessen zerstö- rende Wirkungen werden hier in Ausdrücken gefchildert, die vom Gewitter und Erdbeben hergenommen sind. Znniichst lagern sich die dunkeln Wetterwolken auf den ] Höhen der Berge, dann zucken aus ihnen die alles zer- schmetternden Blitze, endlich ergießt sich der strömende Regen aus ihnen, reißt neue Thäler nnd slillet die alten aus. Auch sonst erscheint das Gewitter in der heil. Schrift als das irdische Abbild, ja als Vehikel oder Werkzeug des GerichtesGottes Denn ,,wie das Heil mit dem Frieden der Natur (Jef. 11), so kommt das Gericht mit ungeheuern Störungen der Natur (Matth. 24, 7. 29), denn es ist die Eonsequeiiz der Sünde, welche die Harmonie der Welt aufgehoben hat.« (Kleinert.) Z. Das alles [aber wird geschehen] um» der Uebertretung willen Jakobs, nnd um der Sunde willen des Hauses Israel [d. i. des gesammten Volkes Gottes]. Welches ist aber die Uebertretung Jakobs [des abgefallencn Reiches der ZehnstämmeTs Jfks nicht Samaria [das ganz und gar von Sünde erfüllte,« zu Sünde gewordene, also daß von ihm aus das ganze Land verpestet und verunreiniget wirdjr Welches sind aber die Höhen [1. Köln. s, 2 Anm.] Juda [dnrch welche es meinen Namen fortwährend verunheiliget]? Jfks uichi Jerusalem [das auf Höhen erbaute, von Höhen umgebene, die allesammt Heiligthümer Gottes sein sollten, nun aber Götzenberge geworden seid]? h. Und [fo kann es denn nicht zweifelhaft sein, wem diese Offenbarung des Zornes und Ge- richtes Gottes gilt:] ich will [vor allen] Samatia zum Steinhaufen ilu Felde [zu einem Haufen auf dem Felde zusammengelesener Steine] machen, die man um die Weinberge legt [genauer: ja, zu Weinbergpflanzungen, ich will es auf so lange Zeit verwüsten, daß Landleute die ausgestov bene Gegend zu Ackerland, den fetten Landstrich zu Weinbergen machen werden]; und will ihre Steine [oom Berge, auf welchem es liegt, herab] in’s Thal schleifen, und [es] zu Grunde fbis zum Grunde] cinbrechen Ueber die buchstäbk e Erfüllung dieser Weissagung Vgl. I. Köln les, 24 Anm. Wo der Mensch ohne Gott baut, mag es auch noch so fest auf gewalti em Grunde mit Steinen gefiigt sein: der Sturm von o en zerbricht, entblößt denGrund und schleudert die Steine auseinander. Das festeste Kirchen- system, wenn es in seiner Substanz zur Sünde wird, ist vor Gottes Hand ein Spinngewebe. Die Gerichts- thaten Gottes sind declaratiix Indem er den Grund bloslegt, zeigt er ihn auf, daß er siindig ist, und damit ist die Vermehrung ausgesprochem (Kleinert.) 7. Alle ihre laus Stein gehauenen] Göhen [-bilder] sollen [dabei] zerbrochen, und all ihr Huren- lohn [all die Kostbarkeiten und Schätze, welche sie den Gbtzenbildern der goldenen Kälber nnd deren Altären als Geschenke geweiht und mit welchen sie ihre geisiliche Hurerei gleichsam bezahlt haben] full mit Feuer verbrannt werden, nnd will all ihre [Götzen-] Bilder verivitsten fdaß weder sie selbst, noch anch der Ort, wo sie gestanden, je gesunden werden soll]; denn sie [alle diese Dinge des falschen Gottesdienstesj find [von nichts anderem als] bou Hurenlohn versammelt [durch Geschenke von Götzen- dienern erworben und znsammengebracht] , und sollen kdaruinj auch wieder [zu] Hnrenlohn werden [dadurch, daß die Feinde, welche die Stadt erobern und zerstören werden, sie mitwegführen und zu ihrem Götzendienft verwenden werden Jes.46,1f.; Dan. 1, 2 Anm.]. — Jst nicht alles Hurenlohty was man dadurch erhält, daß man es mit der großen Hure, der Welt, hält? Und wie sucht man ihr nicht allenthalben zu gefallen und zu Dienste zu sein, damit man etwas dadurch er- halte, ein Bischen Ehre oder eine gute Besoldung , ein Aemtchen nnd desgleichen, sich in Gunst und Gnade setzen und darin erhalten möge. So nimmt man seinen Lohn dahin und hat fürder nichts zu gewarten, als das Gericht des»Feuers, so die Hure treffen wird mit ihren Liebhaberm (Berleb. Bib.) 8. Darüber muß ich [dem der HErr so Schreckliches geoffenbaret und auszusprechen befohlen hat] klagen und heulen, ich muß [mit meinen Brüdern in Juba, zu denen sich dies Strafgericht über Samaria auch verbreiten wird , wie ein Ge- fangenerj beraubt nnd bloß daher gehen [denn anch meine Brüder werden einst so davon wandern müssen]; irh muß fdarüber laut] klagen wie die Drachen [genauer: Schakale Richt. 15, 5 Anm.], und trauern wie die Straußen kHtob 30, 29 Anm.]. Es gehört zum Gottmetischlichen im Wesen der Pro- phetie, das; die Propheten einerseits über dem Volke 832 Micha l, 9——t6. 2,1.2. stehend scheinbar erbarmungslos die Rathschliisse der gottltchen Gerechtigkeit aussprechen , andererseits als Volksgenossen in das tiefste Leid des Volkes mitempfin- dend mithiueingehem (Kleinert.) Des Propheten Trauer nnd Einhergehen im Aufzug eines Gefangenen ohne Oberkieid soll »aber nicht blos sein Mitgefiihl sttr das Loos seines Volkes ausdrücken, sondern er tvill zugleich sich selbst zu einer Realweissagung dessen, was Juda bevorsteht, machen. Er verauschacilicht an seiner eigenen Person das zukünftige Loos des Volkes. 9. [Ja, klagen möge Juda!] Denn ihrer [Samariens] Plage sin Folge des über sie herein- brechenden Strafgerichts] ist kein Rath ssotidern wird ihr endgültiges Verderben bringenjk die bis in Juda kommen, und [sogar] bis an meines Volks Thore in Jerusalem sbis an die Hauptstadt, da mein Volk aus- und eingehet, da der Tempel des HErrn siehet] hinanreichen wird. 10. [Wie werden die Philister jubeln über das Unglück, das des HErrn Land treffen-wird! Darum, wenn ihr vor dem Feinde fliehen werdet] Verlündtget es ja nicht zu Gath ider philistäifchen Grenzstadts laßt [sie] euch nicht hören weinen süber euer Unglück, unterdrüctet vielmehr vor ihnen euren Schmerz]; sondern gehet in die Trauer- tammetz und siszet in die Asche [richeiger: in Beth- Leofra — zu deutsch: Staubheim, im St. .Ben- jamin, unweit Bethel-— habe ich mir mit mei- nem Volteim Schmerz über die Zerstörung dieser Stadt Staub auf das Haupt gestreuet]. Die Worte: »Verktindiget es nicht in Gath« ent- lehnt der Prophet absichtlich aus der Klage Davids über den Tod Sauls nnd Jonathans (2. Sam. 1, 20). Diese Anspielun ist utn so bedeutsamer, da auch bei dieser Katastrop e, die der Prophet in Aussicht stellt, Jsrael seinen König verlieren (Kap. 4, 9), diesmal aber David das LoosSauls erfahren sollte-Im Folgenden nun bezeichnet Micha die Stationen, auf denen das feindliche Heer nach Jerusalem vorbringt, und läßt es sich dann von da über das ganze Land bis zur südlichen Grenze verbreiten und die Bewohner in’s Exil fort- führen. Er wählt aber immer solche Orte, deren Namen auf irgend eine Weise mit dem, was sie jetzt erlitten, in Verbindung gesetzt werden konnten, so daß der ganze folgende Abschnitt eine Kette von Paronomas sieen (Wortspielen) bildet. Diese sind keine inttssigen Spielereien. Sie haben dnrchaus praktischen Zweck. Die Drohung soll dadurch localisirt werden. Wer an einen der genannten Orte dachte, in dem wurde auch Yder Gedanke an das göttliche Gericht lebendig. Jeru- salem wird zuerst (V. I) genannt als der Mittelpunkt des judäischen Lebens; dann erscheint es zum zweiten Male in V. 12, in der Mitte von 5 judiiischen Orten, die ihm vorangehen, und 5, die ihm nachfolgen — die Zehnzahh die Signatur der Vollständigkeit, darauf hin- weisend, daß das Gericht ein durchaus umfassendes sei. Die 5 hinter Jerusalem genannten Orte, sind sämmt- lich südlich von ihm gelegen. Daß man die 5 vor ihm genannten nördlich zu suchen hat, das Gericht also hier, wie in Jes. l0, 28 ff. in geographischer Ordnung von Norden her forschreitet, erhellet daraus, daß das zuerst genannte Beth-Leophra (= Ophrai im Gebiete Ben- jatnins lag, Vethhaezel (= Azel) in der Nähe von Jerusalem. (Hengstenberg.) 11. Du [Schafir, « zu deutsch:] fchötte Stadt mußt [entblößt, ohne Schöne] dahin .[ziehen] mit allen Skhandenz die Einwohnettn [Einwohner- schaftJ Zaeuanst szu deutsch: Auszug, d. i. der zum Auszug gegen den Feind stets bereiten Stadt] wird ldann aus Furcht vor den Feinden sich hinter ihre Mauern verbergen und] nicht ausziehen, um des Leides willen [Beth-Haezels," zu deutsch:] des nachsten Hauses sdas es tressen wird], er jder Feind] wird’s von euch nehmen, wenn er da sich lagern fund alles verwüstenj wird« «) Schafir, welches nicht zu verwechseln ist mit Schamir, nnd Zaenan haben wohl beide nördlich von Jerusalem gelegen, sind aber in ihrer Lage nicht mehr genau zu bestimmen. —- ’"·) Der zweite Theil dieses V. ist von großer Schwierigkeit und daher von den Erklä- reren sehr verschieden übersetzt und gedeutet worden. Luther’s Uebersetzung drückt den Gedanken im Allgemei- nen richtig aus; jedoch tritt in ihr das im Hebriiischen vorhandene. Wortspiek haszebezelo gänzlich in den Hintergrnnd Die neueren Erklärer trennen wohl mit Recht das über Hakxzel Gesagte von dem über Zaanan und übersetzen z. B.: die Klage VetlpHaezels tzu deutsch: Neben- oder Standhans — über sein Unglück durch die Feinde) wird euch (wenn ihr zu ihm fliehn) unmöglich machen, neben ihm zu stehen, d. i. dort zu weilen (wie man doch nach seinem Namen er- warten sollte). 12. sMarot, zu deutsch:] Die betritbte Stadt sein gleichfalls nicht zu bestimmender Ort in der Nähe von Jerusalem] vermag sich nicht zu trösten süber ihr verlorenes Glück, sondern windetsich vor Schmerz beim Anblick des von Jerusalem über sie hereinbrechenden Unglücks]; denn es wird das Un- gliick [der Verwüstung und Verbannung] vom HErrn süber sie nnd alle anderen Städte herab-] kommen, auch bis an das Thor Jerusalems. Dies ist ein sonderlich Ptinktleim welches wohl zu merken ist, daß nämlich das Unglück, Krieg, Theuerung, böse Zeit und Krankheit nicht von ohngefähr "entstehet, sondern ist eine Strafe Gottes, die Gott von wegen der Sünde und Unbußfertigkeit seinem Volke zuschickh (Selneccer.) 13. Du Stadt Lachis [eine feste Stadt in der Ebene Juda, westlich von Eleutheropolis, jetzt die Ruine UkkkLakis Jos. 10, 3], spanne Lciufer sturekescli anklingend an Kulisse-b] an [den Wagen] und fahre [eilends] davon [ob du etwa noch dem anrückenden Strafgericht entrinnen Mögest; aber es wird dir unmöglich fein, ja, über dich wird das Gericht besonders schwer ergehen]; denn du· bist der Tochter Zion [den Bewohnern Jerusalems] der Anfang der Sünde [gewescn], und in ·dir sind szuerst aufgenommen und] fundeu [worden] die Uebettretungeu Jsraels snämlich die Abgötterei des Bilderdiensies der 10 Stämme, und haben sich von dir nach Jerusalem und Juda verbreitet] 14. Du wirst [o Jerusalem , dafür dem Feinde] müssen Gefangene geben, so wohl als Gath [genaner: einen Entlassungsbrief geben Das Gericht über Samaria wird sich auch bis nach Jerusalem erstrecken. 833 über Morefchet-Gath, V. 1, auf diese Stadt Verzicht leisten müssen]. Der Stadt Achstb [zu deutsch: Lügenstadt — gleichfalls im Süden von Jerusalem in der Ebene Juda gelegen, Jof. 15, 441 wird’s [auch] imit den Königen Jsraels [dem Königthum aus Davids Hause] fehlen [wörtlich: Achsib wird den Königen zu Achsab wer- den, wird seinen Namen einer Lügenftadt be- währen und zum Lügenbache werden, der im Sommer versiegt und die Hoffnung des Wande- rers, Wasser zu finden, täufcht vgl. Hiob 6, 15 ff» d. h. auch diese Stadt wird den Königen verloren« gehen]. «) Morescheh die Heimath des Propheten, durch den Zusatz »Gath« deutlich von dem V. 15 genannten Maresa unterfchiedem klingt an Morasa, die Ver- lobte, an. Auf Grund dieses Gleichklanges spielt der Prophet auf die bekannte Sitte in Israel an, daß der Vater der Tochter bei ihrer Verheirathung aus dem Hause ein Geschenk und damit gleichfam einen Ent- lassungsbrief u geben pflegte. Zion wird. seiner Tochter Moreschet auch einen unfreiwilligen Ent- lassungsbries an den Feind geben müssem 15. Jch will sferner auch] dir, Maresa lzu deutsch: Erbstadt, gleichfalls in der Ebene Judas, unweit Achsib gelegen, jetzt die Ruine Marasch Jof. 15, 44], den rechten [genauer: nochmals einen] Erben bringen [nämlich den Feind» der dich ebenso erobern und in Besitz nehmen soll, wie du ehemals, als du noch canaanitifche Stadt warest, von Josua und Israel erobert und zum Erbtheil genommen wurdestjz Und die Herrlichkeit [der Großen und Mächtigen] Jsraels soll [auf ihrer Flucht vor dem Feinde] kommen bis gen Adullant lnördlich von Marefa, um sich in der- selben nahe gelegenen Höhle zu bergen, in welcher einst David vor Saul Schutz gesucht hat l. Sam. 22, 1]. Its. [Ja,] Laß die Haare sdeines Hauptes, du betrübte Mutter Zion, dir] abscheeren, Und gehe kahl seinher im SchmerzJ über deine zarten szärtlich geliebten] Kinder [die Söhne Juda’s]; mache dich sganz und] gar kahl wie ein Adler [Aasgeier, der in Egypten und Syrien häufig ist und einen ganz kahlen Vorderkopf und nur wenig mit kleinen Haaren besetzten Hinterkopf hat]; denn sie sdeine Kinder] sind von bit gefangen weg- gefiihret Ueber die trotz des Verbotes (3. Mof.19, 27) übliche Sitte des Scheerens einer Glatze als Zeichen fchmerzlicher Todesklage vgl. 5. M. 14, 2 Anat. — Das ist eine harte traurige Predigt, gleich als wenn Seht einer aufftltnde und sagte: Hörer zu, wie ed in nrzer Zeit gehen wird. Deutschland wird verwüstct und verheeret werden. Der Feind wird kommen. Da soll keine Festung helfen. Diese Reden wären jetziger Zeit gar gefährlich, hart und unleidlich, darüber einer schwitzen müsste, der sie ohn fonderliche große Ursache sa te, obgleich die Sünden überall also im Schwan e gehen, daß man der zukünftigen Strafen nunmehr D ä ch s e l’ s Btbelwerb leider gewiß ist. (Selneceer.) Daß Gott durch seinen Propheten dies düftece Gemälde dem Volke entwersen läßt, ist selbst eine Thatfachh die Hossnung macht; Denn hätte er Lust am Verderben des Gottlosen, so würde er ihn unverwandt und ohne erst Viel Worte zu verlieren in’s Verderben fahren lassen. Wenn er sich noch die Mühe macht zu drohen, so kann dies Drohen nur ein Zeichen feiner harrenden Liebe sein. Der jüngste Tag hat manche ernste Vorspiele in vor- hergehenden Zornestagen Gottes und das allgemeine Gericht am Ende bildet sich vor in vielen vosrlaufeiiden theilweisen Gerichten über ein elne Völker. (Ouandt.) DerProphet weissagt in diesem Kap zuniichft nicht einzelne bestimmte Strafgerichte, sondern das Gericht über Juda im Allgemeinen ohne fpeeielle Andeutungen feiner Verwirtlichun , so daß seine Verwirklichung eigentlich durch alle Gerichte, die über Juda von dem Einfall und der Erobernng des Landes durch die Assyrer unter Sanherib zur Zeit Hiskicks an bis zur Zerstreuung des Volkes durch die Römer ergingeey sich vollzog Das 2. Kapitel. Des Volks Sünde wider die andere Tafel, und asigedrohete Strafen. II. v. 1—11. Die tilrsaktjeu dieser, den beiden Reichen bevorstehenden Gerichte Gottes find vor allem die Unge- rcchtigleeiten und Herrn-Magen, welche ich die Grojen nnd mächtigen in Israel erlauben. Dafiir wird der tjErt dem Voller auch seinen Besitz, fein Erbtheil Tau-Jan, wegnehmen. Gegen solche Uleissaguug empdren fiel) frei- lich diese gewattthätigen Großen sammt ihren falskhen Propheten, die mit ihren Eügenreden allezeit dem Voller schmeichelt« Kber das volle, welches durch Zeraubung der friedlichen Armen, der Wittweu uud Waisen Gottes Eaugmuth und Güte so sehr mißbraucht, zieht selbst die— Strafe seiner lderbannung aus dem Eaude herbei. Hei dieser verstoßen-g des Voll-es wird es aber nicht bleiben. Einst wird der tjErr sein Voll: wieder sammeln und selbst als llurihbrecher aller Bande uor ihnen hergehen, sie sehr vermehren und zu seinem Kdnigreikhe werthen. Jluch hier spricht der prophet sowohl seine Strafe al- seine verheißung über das ganze voll: in beiden Reichen aus, wenn glciih er Suda ganz besonders meint. I. Wehe denen, die [dem Armen und Wehr: lesen] Schaden zu thun trachten, und gehen mit bösen Tücken um auf ihrem Lager [sinnen des Nachts, da sie ihre Gier nach Vergrößerung ihres Gutes nicht ruhen läßt, allerlei schändliche, wohl- angelegte Pläne aus, wie sie den Gertngen um das Seinige bringen können], daß sie es früh, wenn es licht wird, sohne Aufschubj vollbringen, weil sie sstch vor Gottes Arm und Macht nicht fürchten, sondern] die Macht fihres Armes als ihren alleinigen Gott] haben [Jes. b, 8 f.]. 2. Sie reißen zu steh Aecler und nehmen Häuser [der an sie verschuldeten Geringen]- welihe sie gelüstet los-wohl doch gesagt ist: Laß dich nicht gelüsten]; also treiben sie Gewalt mit eines jeden Hause, und mit eines jeden Erbe [welchee doch der HErr ihm als seinen unveräußerlichen Antheil A— T· U. Z. 53 834 Micha 2, 3 ——13. am Lande der Verheißung gegeben hat mit dem nachdrücklichen Gebot, daß das Eigenthum der Verarmten und Verschuldeten nicht endgiltig und auf immer vom Reichen gekauft werden dürfe Z. Mos. 25, 23 ff; 28 Anm.]. 3. Darum [weil ihr so abstchtlich und plan- mäßig darauf sinnet, meine Gebote zu übertreten und euere Mitmenfchen um Hab und Gut zu bringen] spricht der HErr sdurch mich] also: Siehe, [auch] ich gedenke über dies Geschlecht sdies Volk, dessen gottlose Glieder ausgerottet werden sollen] Böses [zu bringen, ein so fchwer auf euch lasten- des Joch], aus dem ihr euern Hals nicht ziehen, und [unter dessen Last ihr] nicht smehr wie bisher] so stolz [mit aufgerichtetem Haupte] daher gehen sollet; denn es soll eine bbse Zeit sein [die ich über euch bringe] 4. Zur selbigen Zeit wird man snämlich eure Feinde, die sich eures Jammers freuen] einen Spruch sein Spottlied] von eueh machen, und sihr selbst werdet jämmerlich] klagen: Es ist ans fmit uns], wird man [in Israel] sagen, wir sind [gänz- lich] verstöret. Meines Volkes Land [das ihm der HErr selbst zum Erbtheil gegeben hatte] kriegt fanf dessen eigene Anordnung] einen fremden [ja einen heidnischens Herrn. Wann wird er uns die Aecker wieder zutheilen, die er uns [jetzt] genommen [und dem gottlosen Heiden gegeben] hat? [Wört- lich: Wie entzieht er es mir! Den Ab- trüunigem den Heiden, vertheilt er unser Feld!] Z. Ja wohl [ihr nngerechten Bedrücker der Armen], ihr werdet [ohne Ausnahme] kein Theil mehr] behalten in der Gemeine [und an dem Erbtheil des Landes] des HErrn [sondern gänzlich aus ihr ausgeschieden werden]. s. Sie [die Lügenprophetem die mir diese gottlosen Großen gerne vorhalten als bessere Pre- diger] sagen sfreilich dazu mit geifernder Rede] man [nämlich wir, des HErrn Propheten, wie Jesaia und ich] solte nicht [solche schwere Gerichte des HErrUJ tråufent [weissagen]; denn solche Trciufe trifft uns nicht, wir werden nicht so zu Schanden werden [genauer: aber weissagen sie, die wahren Propheten, nicht diesen gewaltthä- tigen Mächtigen die Strafen Gottes, lassen sie sich auch einschüchtern und mundtodt machen, so wird die Schmach nicht von uns weichen, sondern unaufhaltsam der fchmachvolle Untergang unseres Volkes hereinbrechen]. V) Sowohl das Reden der falfchen Propheten als auch das Weissagen der Propheten des HErrn wird durch das hiphil von Fig: in der Bedeutung: tropfen lassen, träufeln, die Rede reichlich herausflieszeii lassen, d. i. weissagen, ausgedrückt. Eben daraus, daß Mirha auch von dem Reden der Gegner den Ausdrnck für Weifsagem den auch Amos gebraucht, setzt, wird es klar, daß er unter den Nedenden hier die falschen Prophen versteht. —— Die falschen Propheten sind als die Helfershelfer der Verderbten Großen zu betrachten, als das Bollwerk namentlich, tvelches sie dem wahren Prophetenthttm und seiner Einwirkung auf das Volk entgegenstelltem auch auf das eigene Gewissen, wie die materielle Gewalt überall sich nach einem solchen gei- stigen Bundesgenossen umsiehh sHengftenbergh 7. Aber das Hans Jakob sdas Volk, das einen so hohen Namen hat und doch so wenig ver- stehet, was des HErrn Wille sei] tröstet sich [über solche Gerichtsdrohungen durch die Propheten des HErrUJ also: Meinest du »Wenn, du Strafprediger], des HErrn Geist sei verkurzt [habe seine bisherige Langmnth und Geduld mit den Sündern verloren]? Sollte er solches [wie du da predigest von schreck- lichen Gerichten] thun wollen? [das ist ja ganz unmbglich, denn es widerstritte ja seiner Liebe, die nicht also zürnen und strafen kann. —— Auf solche eure Gedanken und Worte antwortet euch der HErrx Allerdings] Es ist wahr, meine Reden fund Handlungen] sind [allezeit]« freundlich [ooll Geduld und Erbarmen, aber nur] den Frommen [denen, die gerade, ohne Lug und Trug im Herzen, meine Wege gehen und die Sünde hassen Spr. 12, 2 Anm.]. Es ist eine tolle Einbildung Gott könne nicht die Sünder strafen, weil er barmherzig sei; wollen sie sei- ner Barmherzigkeit fähig werden, ei, so dürfen sie sich ja nur bekehren. (Pfaff.) Das ist die alte, noch im« mer fortgetriebene Weise, den Drohungen Gottes aus· zuweichem nämlich, das; man sich so eigenwillige Ge- danken von Gott macht, und sich oorspiegelt, es sei nicht zu vermuthen, daß Gott so zürne. Lerne einer vorher den lieben Gott aus seiner eigenen Rede ken- nen. Wer das Licht haßt, dem ist mit erdichtetem Trost eine Weile gedient, aber nicht geholfen. (Rieger.) 8. Aber mein Volk [gehört nicht mehr zu diesen Frommen, sondern] hat sieh snoch unlängst gegen mich] ausgemacht [und gegen mich und meine heiligen Gebote anfgelehnt], wie ein Feind; denn sie rauben [auf offener Straße, um sich bezahlt zu machen, ihren armen Schuldnern] beide Rock Und Mantel [besser: den Mantel vom Rock weg] denen, so sichet [ohne etwas Arges zu ahnen] da- her gehen, gleichwie die, so ans dem Kriege kom- men [genauer: und dem Streite abgeneigt sind]. 9.« Jhr treibet die Weiber [die armen, »euch verschuldeten Wittwenj meines Volks aus ihren liebent Håusern, nnd nehmet [ohwohl ihr recht wohl das Gebot 2. Mof. 22, 25 kennet, daß dem Armen das ihm gepfändete Kleid vor Sonnen- untergang zurückgegeben werden solle, dennoch] stets sauf immer] ihren jungen Kindern sden vaterlosen armen Waisen] meinen Schmuck [die ihnen von mir gegebenen schützenden und schmückenden Kleider] «) Die Griechen haben artig geredet: eigener Heerd ist Geldes Werth. Denn das ist ja das este Haus, darinnen du gern bist und wohnest Also sind den Jsraels Zerstrenung und Wiedcrsammlrtng Der Durchbreclzer aller Bande. Wtttwen und Waisen ihre Häuser, wie gering und klein sie sind, rechte Lusthäusen Denn sie sind allda daheim. Diesen Affekt hat der Propbet wollen her- ausstreichem auf daß er desto herrlicher der geizigen Leute Tyrannei abmalte. (Luther.) 10. Datum [weil ihr denn so ungescheut meine Rechte und Gebote verachtet und besonders die schutzlosem aber unter meinen besonderen Schutz stehenden Wittwen und Waisen unterdrücken so sage ich noch einmal:] machet euch auf, ihr müsset [in die Fremde und GesaUgenschaftJ davon swandernh ihr sollt [und könnt] hie nicht smehr länger] bleiben sin diesem Lande der Ruhe, das ich nur dem ge- rechten Volke verheißen habe H· Mos. 12, 9 s.]; ntn ihrer Unreinigleil [durch solche Greuel, mit denen sie mein Land verunreiniget haben] müssen sie nnsansl [mit besonders großem Verderben] zerstöret werden sdas von euch vernnreinigte Land wird selbst euch ausspeien, wie ich gedrohet habe B. Mos. 18, 25. 28]. 11. sFreilich solche Weissagungen sind euch sehr unliebsam und ärgerlich] Wenn ich [dagegeu] ein Jrrgeist wäre [der viel schöne, aber leere Worte euch vorpredigte], und ein Lügenpredigey und pre- digte [ihnen, daß es keine Noth haben werde mit ihren Sünden, sondern] wie [der HErr ihnen Freude, Lust und Glück geben werde und] sie sausen nnd schweigen sollten [wie er ja den Seinigen allerlei reichen Segen verheißen habe 3. Mos 26, 4 s.; 5. 28, 4. 11]; [sa] das ware ein [rechter] Prediger sur dies Voll [dann würden sie auch mich rühmen und erheben] Die Lügenpredigt erkennt man daran, daß sie, ent- sprechend dem natürlichen Begehren, einseitig die Ver- beißungen des göttlichen Wortes betont, ohne an die Bedingungen zu erinnern; daß sie den jeweiligen Haufen von Zuhörern zur Gemeinde Gottes stempelt und ihnen allen ohne Ausnahme nnd ohne Gerichts- läuterung die Theilnahme am Heil verkündet. Das Evan elium ist wohl für Sünder gekommen, aber nicht für cbwelger und Säufer: Sünder als Objekt des Evangeliums sind nämlich diejenigen, die ihre Sünden willig anerkennen und herauskommen wollen. Von solcher Lügenpredigt wird die Krisis lediglich beschleu- nigt. Sie findet den Gegensatz des Gotteswortes rnit doppelter Energie heraus und schafft dem Verderben reißenden Fortgang in den andern Stauden. (Kleinert.) III. v. is. is. Es folgt nun ohne sithtltklze verbtndung mit der vorhergehenden Straf-rede eine kurze, aber die ganze Herrlichkeit der Zukunft des Keimes Gottes in sikh begrelfendr Verkündigung des Heils, das der HGrr denen, welche sikh in Folge seiner Grriihte zu ihm be- kehren, widerfahren lassen wird. dlicht kann ja Zorn und Geriazt das letzte wart des HGtru an sein voll: sein, nirht blos zu drohen hat der proz-her, wie ihm wohl die ungerechtes: Großen vor-werfen; wenn auch nicht wein nnd stark Getränke nnd sanhige Lügen , so hat er doth großes Heil zu verkündigcw Jtllc vorläu- figen Gerichte Gottes haben ja den Zweck, das Volk Gottes zu reinigen und zum Ziel: seiner Berufung zu führen. Gehet es jetzt in die Jkrstrennng nnd verban- uuag unter die Heiden, so wird er einst selbst es wieder 835 sammeln nnd znrürkfiihresa Werden auch die meiden jetzt Lebenden im Gericht: umkommen, so wird er dir ileberlebenden wunderbar vermehren, daß sie eine nicht zu zähleude Mrnsazenmenge bilden. lind diese gesam- melten zahllosrn schauten werden unter einein anderen Moses, der alle Hindernisse mit gcwaltiger Kraft besel- tigt, den HGrru selbst an der Same, wie einst aus stimmen, ans ihrem Gefängniß zur ewigen Freiheit und Herrlichkeit hindurrhdringen 12. Ich will aber snicht meines erwählten Volks gänzliches Verderben, nicht soll Nacht und Verderben sein Ende sein, sondern einst, wenn meine Gerichte dich gesichtet haben, und die Zeit des Erbarmens herbei kommt, will ich] dich- Jakob, swieder aus der Zerstreuung unter die Heiden zu mir] versammeln ganz lohne Ausschluß auch nur eines einzigen Theils, etwa der 10 Stämme], nnd die Uebrigen [den geringen überbleibenden Rest, den heiligen Samen, der durch meine Gerichte hindurch gerettet und bekehrt wird, wieder] zn Haufe bringen; [aber gleichwie mein Volk unter dem Drucke der Knechtschaft Egyptens sich wunderbar vermehrte, so will ich auch einst den geringen übrigen Rest durch meine schöpferische Kraft vermehren] ich will sie wie eine Heerde mit einander in einen festen Stall thun ["gen.: ich will sie zusammenbringen so zahlreich wie die Schafe des heerdenreichen Bozra im EdomiterlandeL nnd wie eine Heerde [die] in seine Uhren] Hürden [Schaf bei Schaf dicht gedrängt lagert], daß es [bei diesem meinem erlösten Volke] von [der Menge der] Menschen tönen soll. l3. Es wird [dann] ein [alle Hindernisse ihrer Erlösung mit unwiderstehlicher Gewalt über- windender] Dnrchbrecher [ein zweiter Moses als ihr Herzog Hof. 2- 2; Jes 42, 71 vor ihnen [her aus dem anderen egyptischen Dieusthause durch die Wüste in das Canaan der ewigen Ruhe] her- ans fahren [= ziehen], sie werden [von die- sem ihrem Heiland und Erlöser geführt, ihr Ge- fängniß trotz aller Feindschaft der sie hindernden Gewalten] durchbrechen und zum Thor sdesselben hin-] ans und lzum Orte ihrer Seligkeit und Herr- lichkeit] einziehen; Und ihr sjetzt unsichtbarerj König [Jehova] wird [dann ebenso wie einst durch die Wüste hin in der Wolken- und Feuersäule, selbst] vor ihnen hergehen, und der HErr sder allmäch- tige ewige Gott selbst] vorne an [ihren Zug in’s ewige Canaan leiten Jes. 52, 12]. Der ganze V. 13 ist aus dem zu Grunde liegen- den Bilde eines Gefängnisses zu erklären, in welchem das Volk Gottes eingeschlossen liegt, nun aber durch Gottes gewaltige Hand befreit wird. Unter dem Dirrchbrecher verstehen viele Ausleger den HErrn (Gott Vater) selbst. Allein berücksichtigen wir, daß des HErrm als des Führers des Zugs, in einem Doppelgliede zu Ende des Verses gedacht wird, sehen wir auf den Typus der Befreiung aus Egypterh wo Moses als Dnrchbrecher an der Spihe Jsraels einherziehh aus 537 836 Mtcha s, 1—7. die Parallelstclle des osea, wo die Söhne Jsraeks und Judas sich Ein aupt sehen, mit deutlicher An- s ielung auf jenen Typus, so werden wir uns geneigt nden, den von Gott erweckten Herzog zu verstehen· Mit der Erweckung und Ausrüsiung eines solchen Führers beginnt jede göttliche Errettun , und was die vorbildlichen Führer, ein Moses- ein erubabel, bei den niederen Errcttungem das war bei der höchsten und letzten Christus Jhn haben schon mehrere jüd. Ausleger hier unter dem Durchbrecher verstanden (Hengstenber(g.) Hie redet er vom Reiche Christi, der ist unser He d, der für uns her durchgebrochcm und die Bahn macht durch Tod, Sünde, Teufel und alles Uebel, dem frisch nach! (Luther.) Davon singt Gottfr. Olrnold (1666—1714) in seinem, unseren Vers gut aus- legenden Liede: »O Durchbrecher aller Bande, der du immer bei uns b«ist, bei dem Scham, Spott und Schande lauter Lust und Himmel ist: übe ferner dein Gerichte wider unsern Adamssinm bis uns dein so treu Gesichte führet aus dem Kerker hin. — Schau doch aber unsre Ketten, da wir mit der Kreatur seufzen, ringen, schürten, beten um Erlösung von Natur; von dem Dienst der Eitelkeitem der uns noch so harte drückt, ungeacht der Geist in Zeiten sich auf etwas Bessers schickt. (V. 1. 4.) Wie Gott gethan hat bei der Ausführung ans Egyptem da er in der Wolken- und Feuersäule vor Jsrael herzog durch die Wüste nach Kanaacy so hat das wahre Jsrael immer wieder seinen Gott, so haben wir Gott an unserer Spitze in Christo Jesu, der die Fesseln der Sünde und des Teufels zersprengte und den Tod durchbrach und uns eine freie Bahn zum himmlischen Canaan verschafft. Er ist und bleibt an unserer Spitze. Das hat Micha zuvor gelchaut, und daß die Bußfertigen den HErrn immer leibhaftiger als ihren Heiland und König vor sich sehen würden: so hat er von unserem HErrn Chrilio geweissagt, der alles für uns thut. Wer an ihn sich hält, seinen Fußtapfen in seinem Worte trotz aller Welt nachzugehen, der ist zum wahren Jsrael ehörig Wohl dem, der ihn als seinen Befreier und erzog kennt und ihm getreulich nachziehtl Der er- erbt nun alle Gnaden Gottes. Solcher ist aber vor Gott eine große Schaar, wenn wir auch zuweilen nur wenige um uns her sehen können: Gott hat sie ans allen Landen und Zeiten doch auf Einem Wege: in Christo sind sie Eins. (Diedrich.) Der Prophet unter- scheidet demnach deutlich den von Gott gesendeten Er— löser und den allmtichtigen Gott und Vater, der als König demerlösten Volke voranziehen werde, legt aber dem Erlöser und Durchbrecher schon hier unbe- siegbare göttliche Macht bei. Hier seben wir also den Schatten, den das Geheimniß der göttlichen Dreieinig- teil in das alte Teil. wirft. Das Z. Kapitel. Strafe der Häupter« im melllichen nnd geistlichen Stande. B. Die zweite Uede unseres Zuchs Gar. 3—5) ist ebenso vorwiegend verheißenden Inhalts, wie die erste dro- henden nnd ürafendeu war. Zwar hebt der provhet zu— nächst wieder an, die Verderbthett der bürgerlichen Obern und geisiltrhen Häupter des Volks zu schildern nnd dafür die gäuzliche Verödung Zions anzudrohen; aber diese Dro- hung der tiefsten Erniedrigung des Volkes Gottes dient gleichsam nur dazu, die folgende Verheißuug der deretustigeu höchsten Erhöhung Zions, die Erlösung des bekehrten Restes und damit die Gnade Gottes ln deflo glänzendem Hishi zustellen. Die Rede umfaßt 4 Abschnitte: Im ersten (Hao. Z) wird nochmals ein wehe über die gottlosen Für— flcn und geistlichen Leiter des Volks ausgernfeu nnd das in Hals. E, 1 f. Jlusgesprochene weiter ausgeführt; im zweiten Man. 4 , 1—7) wird das zukünftige Heil der Erlösung zunächst in seiner Vollendung geschildert; inc dritten Man. l, li—14) wird eben dasselbe in seiner allmählichen Entwicklung zu dieser höchsten Vollendung, der wiederaufrtchtuug der früheren Herrschaft der Torhter Zion, durch ihre Erlösung aus Habe! und ihren Sieg über all: Weltmächte dargestellt, und endlich im vierten Man. Z) die zukünftige Verwirklichung all dieses Heils durch den Herrscher, der aus Hethlehem herkommen nnd durch fein mächtiges ltegiment den größten Segen verbreiten werde. —- So stellt er allen thörichlen Hoffnungen die rechten Hoff— uuugen des Heils nnd die wahrhaftigen Gottesverhetfnngen gegenüber, damit das Volk seine falschen Hoffnungen fahren last, und was wirklich zu seinem Frieden dient, bedenken michtr. I« V. 1-12. Der prophet rntrollt noch einmal ein aus— führltchereg düsteres Hild nou den Sünden der Leiter des Volks nnd der dafür bevorstehenden Zcrüöruug Jeru- salems. Zuerst Verkündigt er den Fürsten, weil sie das Recht in Unrecht verkehren und das arme Volk winden, Gottes gerecht: Vergeltung (V.1—4); dann den falschen Propheten, weil sie das Volk verführen und durch lügen- hafte Friedeuiverhetßungen in seiner Sünde bestärken, strenge Bestrafung (V. 5——lt), and endlich alten gottge- ordneteu klettern des Volks, den fließen, Priestern und Propheten, weil sie das Gegentheil von dem geworden, was sie sein sollten, daß Jerusalem zerstört, Zion und der Tempelberg in Ztckerfeld verwandelt werden würden (V. 9—12). 1. Und ich sprach streitet, um das im vor. Katz. Gesagte näher auszuführen]: Höret doch, ihr Haopter tm Hause Jakob [ih»r Fürstm der Stämme im Volke Israel] und ihr Fnrsten im Haufe Israel sihr Häupter der einzelnen Geschlechter und Fami- lien]; ihr [denen die Gerichtspflege im Volke ob- liegt Jes. I, 10; 22, s] sollte! es sdochs billig [uud selbstverständlich nach eurem Amte] sein, die das Recht wußten. sKennet ihr es nicht, wer soll es denn kennen?] Gleichwie die Person, weil sie im Amte ist, öffents lich und gemein ist, also sind auch der Obrigkeiten Sünden und Gebrechen öffentlich und viel ruchbaren denn der gemeinen Bürger Sünden, nicht allein um des großen Aergernisfes willen, darum, das; der ge- meine Pöbel ohnedies geneigt ist, der großen Herren Gebt-erben nachzufolgen, sondern auch darum, daß her· nach die Obrigkeit uachliissiger wird, solche Sünden und Gebrechen an den Unterthanen zu tadeln und zu strafen, die sie an ihr selbst sindet und fühlet. (Luth. Randglosseh 2. Aber [obwohl ihr das Recht wohl wtsset, thut ihr das gerade Gegentheihj ihr hasset [in eu- rem Herzen] dad Gute, nnd liebet das Arge; ihr schindet ihnen [denen, die bei euch Recht suchen] die Haut svom Leibe] ab, und das Fleisch von ihren [Ge-] Beinen [beraubet sie aller Mittel, ihr Leben zu fristen], Z. Und freHet das Fleisch meines Volke« und wenn ihr ihnen ie Haut abgezogen habt, zerdrecht 2. Rede. Weheruf über die gottlosen Fürsten und geistlichen Leiter des Volks. 837 ihr ihnen auch die [Ge-] Beine, nnd zerleget es wie fwenn es Schlachtvieh, euch zu Nuß gemästet, wäre] in einen Topf, nnd wie [Ochfen-] Fleisch iu einen Kessel [und mästet euch von ihrem Gut und Nahrung]. 4. Darum, wenn ihr nun kzur Zeit des kom- inenden Gerichts in eurer Angst] zum HEtrn schreien werdet, wird er euch nicht erhbren [Spr. i, 28 Anm.]; sondern wird sweil ihr die Zeit seiner Gnade habt oerstreichen lassen] sein Angesicht [diese Onelle alles wahren Lebens] vor ench ver- bergen zur selbigen Zeit fdaß Verzweiflung und Tod über euch kommen sollen], wie ihr mit eurem bösen Wesen verdienet habt. So wenig es sonst der Geivaltigen ihre Sache ist, daß sie zum HErrn schreien, so können doch über sie Umstände kommen, Krieg u. s. w., darunter das Schreien aufwacht. Wie die Verheißung von der Er« hörung des Gebetes das Tröstlichste für einen armen Menschen ist, so die Drohung von dem Nichterhören das Schrecklichstr. O, wer manchen Nothleidendem der sich seines Amtes zu bedienen, befugt war, so ab· weißt, sein Angesicht vor ihm verbir t, sich verleugnen läßt, sehe wohl zu, was er thut. s« ieger.) — Vor« trefslich wendet sich Micha von den das Richteramt bekleidenden Häuptern und Fürsten Jsraels zu den falschen Propheten, denn diese sind es, die jener Tbnn befördern und stärken, ihre Helfershelfen ihre Verbüns deten bei demselben bilden, indem sie ihnen für einen Bissen Brod und ein Stilck Geld, wohl aus ihren eifrigen äußerlichen Gottesdienst und ihr (falsches) Vertrauen aus den HErrn als auf etwas sehr Ver- dienstliches hinweisend, alles Gute, den Eintritt aller im Gesetze ftlr Gehorsam verheißenen Se nungen ver- kitndigen, ungeachtet sie durch ihr ruchlzoses Treiben doch nur die in ihm gedrohten schweren Strafen über sich herbeiziehen können, und sie durch ihre Friedens- nnd Freudeverheißungen auch fiir alle Bestrafungeii und Bedrohungen der wahren Proph unzugänglich machen. (Caspari.) Z. So spricht der HErr [ferner] wider die FaIscheUJ Propheten, so mein Volk [recht lehren ollten, was vor G»ott recht und wahr ist, statt dessen aber es] verfuhren [von der rechten Erkennt- niß, was zu seinem Frieden dient, abfuhren, indem sie ihm Glück iind Friede verkündigem statt seine Sünde vorzuhalten und Buße zu predigen]: Sie predigen, es solle [es werde den Leuten gewißlichJ wohl gehen, wo man ihnen sum] zu fressen gebe [besser: giebt]; wo man ihnen aber nichts in’s Man! giebt, da predigen sie, es musfe fwerde ge- wiß einst] ein Krieg [oder sonstige Strafen über sie von Gott] kommen. Das bleibt für alle Zeiten ein Merkmal des falschen Prophetentbuins, daß dasselbe um des Gewinnstes, der äußern irdischen Ruhe und Gemächlichkeit willen, um die Gemeinde mit sieh ini Frieden u erhalten, um die Liebe und Zuneigung der großen asse und in Folge davon auch allerlei handgreisliche Beweise der Freun - schaft zu erlangen, um dem Spott und Hohn, Haß und Verfol ung aus dem Wege zu gehen, der gött- lichen Wahr eit und Gerechtigkeit d e Spitzen abbrechen, so daß sie nicht mehr verwunden, vielleicht dem Fleische so ar geradezu wohltbun und es pflegen; daß es das erse und wichtigste Stück der Predigt, die deutliche Strafe der einzelnen Sünden und die Ermahnung zur Buße, ohne dem Fleisch noch einen Ausweg zu lassem dahintenläßt Denn das falsche Prophetentbum hat in der Gewinns, Ehrs und Selbstsucht des alten Menschen seine Wurzel nnd Quelle. — Es ist zwar ein groß Un lück unter tyrannischer Obrigkeit leben, aber noch esährlicher ist es, mit falschen und glottlosen Lehrern ver ehen sein; denn sie predigen nicht a ein das Volk zum Lande hinaus, sondern auch in die Hölle hinein. Das ist ein gewisses Kennzeichen des anti- christischen Sinnes, welcher sich jederzeit hervorgetham sobald die Wahrheit hier oder da in der Welt ist auf« gegangen: der Teufel hat alsobald Lästerer erweckt, so die Zeugen der Wahrheit angegriffen und sie der schrecklichsten Uebelthaten beschiildigh So geht es noch, und so wird es bleiben bis an den jüngsten Tag. (Starle.) Die gegenwärtige Zeit beweist ge enüber der Reformationszeit auch darin ihre roßeS wäche, daß sie keine Seele zu erzeugen im tande ist, daß vielmehr die Masse der Jrrlehrer innerhalb der Kirche ruhig bleiben, ja sogar das alleiuige Existenzs und Be« sitzrecht in derselben beanspruchen kann. Die Christen· heit hat zum großen Theil die Unterscheidungsgabe Slwischen reiner und falscher Lehre verloren, weil der bfall in ihr selbst je länger je rößer wird. Mehr als Luther haben wir Ursache zu eufzem Sie lehren eitel falsche List, was eigen Witz ersindetz ihr Herz nicht Eines Sinnes ist, in Gottes Wort gegründet. Der wählet dies, der ander das; sie trennen uns ohn’ alle Maß; und gleißen schön von außen. — Gott wol! ausrotten alle Lahr (Lehrer), die falschen Schein uns lehren; dazu ihr« Zung stolz offenbar spricht: trotz! wer rvill’s uns wehren? Wir haben Recht und Macht allein, was wir sehen, das gilt gerneim wer ist, der uns soll metstern? (Ach Gott vom Himmel, sieh da- rein V. 2. 3.) 6. Darum soll [vielmehr euch] euer [erloge- nesJ Gesicht [mit dem ihr die Seelen OerführetJ zur Nacht Idee» UnglücksL nnd euer Wahrsagen [das ihr im Namen Gottes ausfprecht und womit ihr den heiligen Namen Gottes lästert, euch] nr Finsternis sdes Gerichts über euch] werden. ie Sonne [des Heils] soll über den [Lügen-] Pro- pheten untergehen, nnd der Tag nber ihnen finster [znm Gerichtstag] werden. 7. Und die Schauer fsolcher Lügevgesichtel sollen san diesem Tage, da ihre Strafe über sie kommt, vor ihren bisherigen Gönnern und Freun- den] zn Schanden und die Wahrsager «[die des Propheten-Namens nicht werth sind, weil sie aus ihrem eigenen Herzen wahrsagen, vor den Leuten] zu Spott werden kwenn sich ihre bisherigen Weis- sagungen allesamnit als Lügen herausstellen werden; »denn sobald die Welt erkennt, daß sie betrogen ist, wendet sie sich mit Hohn von ihren eigenen Pro- pheten ab«], nnd site] müssen [dann von Beschä- mung und Schmerz über die sie bedeckende Schmach] ihr Man! alle verhiillen, weil da [in ihrer Noth, wenn sie um Licht schreien werden] kein· Gottes Wort [das von Gott als Offenbarung ihnen ge- schickt wurde] fein wir tSo lange sis sich her- 838 Micha s, 8-12. 4, 1. 2. ausliigen konnten, thaten sie es; endlich aber sind sie von Gott selbst widerlegt und müssen sich als Trosilose offenbaren, die früher so viel Tröstung bei der Hand hatten.] Das Weissagen und Wahrsagen ist ein Sehen, sehen kann man aber nur im Lichte und mittelst desselben; das Licht, in dem und mittelst dessen die falschen Pro- pheten jetzt sehen, ist der gegenwärtige Glücks» nnd Friedenszustand, der es ihnen allein miiglich macht, mit ihren Lügenweissagungen aufzutretem denn eine wahr- hafte, von allem Glück und Ungliick unabhängige pro- phetische Erleuchtnng haben sie ja nicht; sobald daher die Nacht des Ungliicks kommen wird, wird es auch mit ihrem Weissagen ein Ende haben. (Caspari.) 8. Jch abers [Gottes wahrer, von ihm ge- sandter Propbet, ich] hin voll Kraft und Geistes des HErrn [in welchem allein Kraft und Licht ist Jes. 3l, 3., also daß ich nicht, wie jene, aus dem eigenen Geiste rede Des. 13, Z; Jer. 5, 13], voll Rechts [dadurch ich unparteiisch die gerechten Urtheile Gottes ausspreche] und svoll] Stärke [Mannesmuth, der nicht für ein fettes Essen feil ist, wie der Sklaven- sinn der LiigenprophetenL daß ich lunbekiimmert um der Welt Freundschaft oder Feindschaft] Jakob [dem verderbten Volke Gottes in allen seinen Stän- den —- nicht die Lüge vom falschen Frieden, son- dern] feiu Uebertreten [und Gottes gerechte Strafe dasür], und Israel seine Sande anzeigeu [und darüber zur Buße rufen kann und] darf. «) Durch die hier stehende Adversativpartikel ullam stellt Micha seine Person in schärfsten Gegensatz den fal- fchen Propheten gegenüber. — Jch bin, sagt er, (jetzt und überhaupt) voll Kraft, die falfchen Propheten also kraftlos. Die Kraft des Proph. ist aber keine natürliche, sondern eine vom HErrit ihm geschenkte: sie ist der Geist des HErrm mit denrer erfüllt ist, und der den falfchen Propheten, die nach ihrem Geiste gehemgänzlich fehlt. Geiftlos, sind sie kraftlos. Der Prophet ist ganz erfüllt mit dem Gedanken an, mit Gefühl ftir das Gericht, mit Gerechtigkeitssinn, mit Muth und Kraft, ihn geltend zu machen in der Bestrafung der Ungerechtigkeit. Ge- richt und Stärke sind beide Wirkungen der Kraft, des Geistes des HErrn Die falschen Pro heten können Israels Sünde nicht strafen, weil es i neu an Sinn für Gerechtigkeit und männlichem Muth dazu fehlt; diese aber fehlen ihnen, weil sie geist-, kraftlos sind. (Caspari.) Ein evanäelischer Prediger muß auch alle diese Vortheile haben, so er anders mit Nutz predigen. Er muß mit göttlicher Kraft angethan sein, um nicht in seinem Amte mit Schwachheit zu arbeiten. Die Gerechtigkeit muß ihn vor allen Dingen nach der Wahrheit machen urtheilen. Er muß Stärke des Geistes Gottes haben, damit seine Worte einen Eindruck und Wirkun in den Seelen haben. (Verleb. Vib.) —-— Wenn einer ohne großen Kampf im Lehramte sieh über, so wird auch ein gewöhnliches Maß des Geistes hinreichen, jene Dienste auszurichten; wenn aber einer in einen heftigen, schweren Kampf gezogen wird, so wird er zugleich vom HErrn ausgerüstet. Täglich sehen wir Beispiele hiervon. Denn viele Unge- lehrte, die niemals die Wissenschaft geschuieckt haben, sind doch mit himmlischem Geiste begabt gewesen, sobald es zum Kampf kam, so daß sie jenen hohen Doctoren, die alle Weisheitsspriiche inne zu haben schienen, den Mund stopftetn Es genügt auch· nicht, treulich zu lehren, was Gott befiehlt, wenn wir nicht auch kämpfen. Wenn- gleich die Gottlosen gewalti sich erheben, sollen wir doch von eiserner Stirn sein, so en ihrer Wuth nicht weichen, sondern uniiberwindliche Standhaftigkeit beweisen. Da wir mit dem Teufel, der Welt und allen Gottlosen zu kämpfen haben, müssen wir, wenn wir unser Amt treu- lich ausüben wollen, auch mit diesem Muthe ausgerüstet sein. Denn mit dieser Festigkeit müssen die Diener Gottes durch alle Hindernisse durchbrechen, mit denen Pårlsgslitftii sie aufzuhalten oder zuriickzutreiben versuchn ct l . 9. So höret doch dies swas euch zur Strafe für alle Frevel treffen wird V. 12], ihr Häupter im Hause Jakob und ihr Fürsten im Hause Israel [ihr alle, denen das Gericht und die Verwaltung im Staate obliegt V. 1], die ihr das Recht ldas euch die unumstößliche Richtschnur eurer Hand: lungen und Entscheidungen sein sollte, mit Abscheu ansehet und] verschmähen und alles, was aufrichtig [gerade und klares Recht] ist sdurch eure heillosen Kiinste und Liste in Unrecht] berichtet [und als solches, im Vertrauen auf eure Macht, verurtheilt, weil ihr von dem Widerpart bestochen seid], 10. Die ihr Zion sdiese Wohnung des heil. Gottes] mit Blut dann, und Jerusalem [die heil. Stadt] mit Unrecht sindem ihr, wie Ahab, euch darin Paläste aufsühret mit Geld, das ihr durch Gewaltthat, Erpressung, Bestechung und Verurthei- lung unschuldiger erworben habt]. 11. Jhre sJerUsaIemsJ Häupter sFürsien und Richter] richten um Geschenke sso daß die Armen nie zu ihrem Rechte kommen können, sondern der Gewalt der Reichen, die die Mittel zur Bestechung haben, unterliegen müssen], ihre Priester sdenen doch ausdrücklich befohlen ist, allen Rath und Aus: kuuft über Opfer und andere Geseßesbestimmungen unentgeltlich zu ertheilen Z. Mos. 10, 11; h. M. 17, 11; 33, 101 lehren un: Lohn [also nur die- seinigen, welche sie dafür bezahlen, so daß die Armen am Rechte und Worte Gottes keinen Theil haben Jes. 5, 23], und ihre Propheten wahrsagen um Geld lwie es die Leute bestellen und bezahlen, gleich den Heiden 4. Mos. 22, 6s, verlassen ftch [dabei noch] auf den HErrn, nnd sprechen [in ihrer fleischlichen Sicherheit und Blindheit]: Jst nicht der HErt [hier in Jerusalem] unter uns [gegen- wärtig, thronend über den Cherubim im Aller- heiligsien]? Es kann sfa darum] kein Unglück swie die Propheten Micha und Jesaia behaupten] über uns kommen. [Sie bedenken dabei nicht, daß der HErr ein heiliger Gott ist und Von seinem Volke Heiligkeit verlangt, die Gottlosen aber auszurotten gedrohet hat]. Gott giebt sich in seinem Worte denen, die es im Glauben annehmen; aber nie nach der Menschen Namen nnd Abstammung. Desto größer ist unser Gericht, se näher sich uns Gott gethan hat, wenn wir dabei im Fleische wandeln. Was nützt die reine Lehre, wenn man sie nicht auf’s Leben anwendet, indem tnan’s nicht täglich dadurch richtet? Rechte Lehre ist nur da, wo man durch sie wider alles eigene Denken, Belieben und Trach- Das zukünftige Heil der Erlösung. 839 ten, also gegen leiseh,· Welt und Teufel im Kampfe liegt, sonst wird te gemißbrancht und kann uns nur verdammen. (Diedrich.) 12. Darum wird [die KöIiigsbrtrgJ Zion um euretwillen [ihr gottlosen Fürsten, Priester und Propheten, durch Gottes Gertcht gleich Samaria einst gänzlich zerstört, dann zum Acker gemacht und] wie ein Feld zerpflitgeh und [die eigentliche Stadt] Jerusalem zum [Schutt- und] Steinhaufen, und der Berg des Tempels sda jetzt noch das Haus des HErrn stehet, auf das ihr euch so verlassen wird] zu einer wilden [mit wildem Gestrüpp be- wachseneUJ Höhe werden sauf der nichts mehr von der jetzigen Herrlichkeit und der Gegenwart des HErrn — zu sehen sein wird Hof. 10, 18 ff.; U, 22 ff.]. Das 4. Kapitel. Vom Reich Christi, und Erlösung aus der babylonischen tgefangensahaft II. v. 1—7. Es beginnt nun die Daestellnug des nach Vollendung der Gerirhle Gottes zu erwartendeu theils der Erlösung nnd verherrlirhuttg des Volkes Gottes, und zwar wird dies mesaanisrtze heil zunächst in feiner vollen— dung geschildert. Der dnrth Gottes Gericht zur wilden Waldhdhe erniedrigte Berg des Tempels wird einst in den letzten Tagen wieder mit hiithster lherrlichlteit be— ltleidet werden; denn alle tjeidenvöllier werden zu thut hinslrömetn um das Gesetz des itjlxrrn zu lernen nnd an- zunehmen. Dieser göttliche Segen über die Masse der Heiden wird dann aber auch über das itn Elende nnd in der Jterstreunng beßndtiche Israel sich ausbreiten; denn anrh dies wird vom tjGrrn wieder zu Gnaden an— genommen nnd zu seinem heil· Berge gesammelt werden. I. Jn den letzten Tagen aber sntcht in naher Zukunft, wie eure Lügenpropheten euch vorpredigen, sondern erst, wenn alle Gerichte Gottes vollzogen sind und das Reich Gottes sich darnach vollendet Hof. Z, 5 Anm.; Jes. L, 2 Anm. 2] wird der Berg [Zion in Verbindung mit Morija, ja die ganze heil. Stadt, insofern sie in ihnen ihren Mit- telpunkt und ihre Gottesgründung hat], darauf sieht] des HErrn Haus stehet swelcher aber durch Gottes Gericht zum Ackerfeld und zur Waldhöhe verwandelt werden muß Kuh. Z, 12., durch eine neue außerordentliche Offenbarung des HErrn, die alle früheren Offenbarungen auf dem Sinai und auf ihm selbst weit übertrifft], gewiß sein höher [und herrlicher] denn alle Berge sauer, was sonst in der Welt hochragt und jetzt sich weit höher dt";nket, denn Zion], und über die Hügel erhaben e U. s Diesen und die folgenden 2 Verse hat Jesaia Rad. Z, 2—4) wiederholt und zum Ausgangspunkt seiner ganzen Weissagung von dem Gerichtswege Gottes von der falschen zur wahren Herrltchkeit Zions gemacht. Siehe dort die ausftthrlichere Auslegung. Daß Jesaia von Micha diese Worte entlehnt hat, und nicht etwa umgekehrt, oder auch beide von einem dritten unbekann- ten Propheten, kann aus vielen Gründen als unzweifel- haft gelten. Vgl. Jes. Z, I Anm. 2. — Je unzertreniti lieher Berg und Reich flir die israelitische Anschauung waren, desto näher liegt es, in unserer Stelle den Ge- danken ausgesprochen zu finden: das Reich Gottes wird in Zukunft tiber alle Weltreiche erhöht werden. Fafsen wir den gewöhnlichen bildlichett Gebrauch der Berge in’s Auge , so liegt es nahe, anzunehmen, daß nicht blos die Erhöhung uneigentlich zu fassen ist, daß auch der Berg selbst vorzugsweise nach feiner symbolischett Seite in Betracht kommt, als Symbol des Reiches Gottes unter Israel, wobei wir jedoch erwarten wer- den, daß bei dem Anfange des Verhältnisses wenigstens die Sache noch mit dem Symbol verbunden sein wird. (Hengstenberg.) Was im Allerheiligften im alten T. noch verhüllt war, ist uns in Christo Allen offenbar gemacht: nämlich der Gott der Gnaden und der Seli - keit für arme sündige Menschen. Diese Herrlichkeit gest über alle irdische Herrlichkeit, so ihrer je bei den Heiden g gewesen ift. (Diedrich.) 2. Und die Völker [der ganzen Erde, die bis dahin ihre eigenen Wege ohne Gott gegangen] werden [diesen erhöhten Gottesberg von weitem er- blicken und, gleichwie die Wasser der Erde in ihrem Einigungsort, das Meer, aus der Zerstreuung zu dieser Stätte der höchsten Offenbarung] herzulaufem Und Viel Heiden [die ,,Fiille« der Heiden] werden [mächtig erregt Sach. 8, 20 ff. und voll Sehn- sucht dahin] gehen und seiner dem andern zu- rufend] sagen: Kommt, laßt uns snicht mehr unseren stummen Götzen nachlanfen, sondern] hin- auf zum Berge des HErrn swo er sich vollkomm- lich geoffenbart hat] gehen nnd zum Hause des Gottes Jakobs, daß er uns lehre seine Wege swie ein Sünder zur Gnade und Seligkeit gelange], und Daß] wir [darnach] auf seiner Straße wan- deln sund das Leben erlangen* Dorthin muß ja nothwendig jeder seinen Fuß kehren, der selig wer- den willjz denn aus Zion [der Stätte, da Gott sich seinem auserwählten Volke fort und fort ge- offenbart hat, allein] wird das Gesetz sdas dem Menschen zeigt, wer er sei nnd wie er zu seinem HErr-Gott stehe, für die Völker] ausgehen, und des HErrn Wort [das ihm zeigt, wer unser HErr-Gott sei, und wie etn Mensch mit ihm möge versöhnet werden, allein] aus Jeru- salem [von dort allein müssen sie daher allesammt die Beantwortung aller Fragen des Sünders nach den; Weg zum Leben holen"]. V) Da die folgenden Worte nicht mehr Worte der ftch bekehrenden Heiden sind, sondern des Propheten, der einen Grund zur Erklärung dieser allgemeinen geistlichen Wanderung angeben will, so sollte hier statt Setntkolou ein Punkt stehen. — Mk) Es macht ftir die Sache keinen Unterschied, ob die Völker mit den Flißen des Leibes wallen oder mit den Füßen des Geistes; ob sie zu dem eigentlichen Zionsberge wallen oder zu der Kirche, die dnrch ihn abgebildet wird, nur daß der Anfang des Wallens einer Zeit angehören muß, in der Symbol und Sache notxbei einander waren, der leibliche Zion noch Seh der trche. Gengsienbergh 840 Micha 4, 3—7. Z. [Die Annahme der Offenbarung Gottes und seines Heils wird aber eine völlige Umwandlung im Leben der Heidenvölker hervorrufetn Nicht mehr werden sie selbst ihre Streitigkeiten mit dem Schwerte aiisfechtem sondern den HErrn, den von ihnen angenommenen wahren Gott, werden sie als ihren Herrn und König anerkennen und] Er lvird ldurch sein heil. Wort und seine Diener] »unter [d. i. zwischen] großen [genauer: vielen] Boltern riihten fals Richter entfcheiden], und viel Heiden strafen, in fernen Landen sgenaueri und unter mächtigen Völkern, die bis in die weite Ferne, bis an der Welt Ende, ietzt hin und her wohnen, den Streit schlichten und Friede stiften«]. Sie werden [in Folge dessen] ihre Sihlverter smit denen sie sich, solange sie Gott und sein heil. Recht nicht kannten, zerfIeischtenJ zu Pflug- fehilreu lWerkzeugen friedlicher, gottgefälliger Be: bauung des ErdbodensL nnd ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk [mehr] wider das andere ein Schwert aufheben [um sich selbst Recht zu schaffen oder auch das andere ungerecht anzugreifen und niederzuschlagen], und werden [überhaupt] nicht mehr sin den Waffen sich üben und] kriegen [die Kriegskunst] lerneirtt «I«) Ge enwärtig ist’s freilich noch weit davon ent- fernt, da das Recht unter den christlichen Völkern der reine Ausdruck des göttlicheu Rechts wäre, wie es doch sein sollte. Jm Anfang der Geschichte eines bekehrten Heidenvolks ist’s wohl so, wie hier geweifsagt wird. Je mehr sich aber das Volk von dem göttlichen Leben ab- wenden desto mehr entfernt sich auch das unter ihm geltende Recht nnd seine Gerichtspslege von dem im Worte Gottes gegebenen Recht, so daß unsere Weissa- gung nur in dem Privatleben der wahren Christen, in- nerhalb der wahren Kirche, sich erfüllt hat. Jm öffent- lichen Leben wird es erst dann so werden, wenn die Scheidung zwischen den Gläubigen nnd Leuchtern voll- endet und damit das Ende der streiten en Kirche ge- kommen sein wird. — sit) Es ist also unzweifelhaft, daß einmal die Zeit kommen wird, da zwischen Christen keinKrieg mehr geführt werden wird, aber freilich nicht so bald und auf demjenigen Wege, als der Unglaube meint, wird’s dazu kommen. Nicht die Humanitätslehre der Freimaurerei oder des sogen. Protestantenvereins und seiner Anhängsel mit anderen Namen, noch weit weniger die Gottlosigkeit eines Geuser riedenseongresses, sondern allein der mächtige treue ott selbst und auf Seiten der Menschen die volle, ungeiheilte, ehorsame Annahme seiner göttlichen Wahrheit und seiner heil. Rechtsordnungen wird den Krieg unmöglich machen und das ewige Friedensreich herbeiführen. Jede Bestrebung, die an diesen Worten Michcks vornehm vorbeigeht, bringt das Gegentheil vom Friedensreich zu Stande, mag die Welt nnd ihre Mächtigen auch noch so viel von Friedefürsten und riedensreichen reden. »Ist aber einer in der heil. chrift so gar unerfahren, daß er diesen Text dahin will deuten, daß ein Christ entweder nicht darf Waffen tragen oder dieselben nicht ordentlich Gebrauch-n, der verkehrt sehr ungeschickt den anzen erstand des Propheten. Denn er nimmt diesen pruch von dem geistlicheii Reich Christi und zieht ihn auf’s leibli Reich; und solches thut er wider diebsfentliche Schri t, die der welt ichen Obrigkeit diese Pflicht aufer- legt, daß sie muß ihre Untersasseu vor der unbilligen Gewalt beschützen und gemeinen Frieden helfen erhalten. (Luther.) Daß aber die ersten Christen diese Weissagung Michcks richtig verstanden und auf sich angewendet haben, beweisen die Worte des Justinus Märthn So viele wir aus dem Gesetz und dem von Jerusalem dnrch die Apostel ausgegangenen Worte zum Glauben gekom- men sind und ei dem Gott Jakobs und Israels Zu- flucht gesunden haben, erfüllt bis dahin mit Krieg und Mord und aller Bosheit, haben allenthalben die Werk- zeuge des Kriegs in Werkzeuge des Friedens verwandelt und bauen Frömmigkeit, Gerechtigkeit, Menschenliebe, Glauben, Hoffnung. « 4. sAllgesmeiner Weltfriede wird durch diese Bekehrung der Heiden eintreten, also daß] Ein jeglicher [in ungestörtem, dankbarem Genusse der Gaben Gottes] wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum swie es unter Salomo vorbildlich der Fall war 1. Kön. 4, 25; Such. 3, 10] wohnen ohne Scheu [vor irgend welchem heimlicheii oder offenen Feinde, ivie der HErr seinem Volke Z. Mos. 26, 6 verheißen; solches alles wird, so unglaublich es scheinen mag, gewiß geschehen]; dem! M« IMUEJ Mund des [wahrhaftigen und all- miichtigen] HErrn Zebitoth sstark und mächtig im Streit] hat’s geredet [er selbst wird’s trotz aller Hindernisse dahin bringen] Z. [Die übrigen Heiden aber, die den HErrn und sein Wort nicht suchen oder wieder davon ab- fallen werden, werden in ihrer Ohnmacht diesen Gottesfrieden des bekehrten Volkes Gottes und aller anderen, die des HErrn Wort annehmen, nicht stören können] Denn ein jeglieh Volk [unter diesen in Uiiglauben und Feindschaft verharrenden Heiden] wird wandeln kund handeln] im Namen [d. i. aus der Kraft] seines Gottes [der doch nicht Gott, son- dern ein lebloses, kraftloses, nichtiges Gebilde seiner· versinsterten Vernunft ist]; aber wir ldie ganze be- kehrte Gemeinde des HErrn , Juden und Heiden] werden wandeln kund handeln] im Namen [d. i. aus der allmächtigeii Kraft] des HErru, unsers [allein wahren] Gottes sdes Schopfers und Regie- rers der Welt, deß Name ein festes Schloß isi für jeden, der dahin läuft Spr. 18, 10], immer und ewiglich [also daß nie wieder weder die Macht der Sünde, noch die Bosheit und List der Gottlosen unsd von ihm scheiden oder unseren Frieden stdren wir . Eis ist eine teuflische Meinung, daß man in allen Religiocien könne seli werden. Jst der Christen Gott der alleinige und wahre Gott, nun so versteht es fich von selbst, daß außerhalb der Kirche Christi kein Heil, auch keine Macht, Weisheit und Tugend sein kann. s. Zur selbigen [letzten] Zeit sda viele Völker zu dem hoch erhabenen, oerherrlichten Berg Zion wallen werden, und nicht eher, wie ihr euch vor- reden lasset Kap. 2, I2], spkicht der HEkV wsll ich smich auch meines Volks Israel wieder erbar- ineiil und] die Lithtttespk [d. i. alles, was lahm Das Reich Christi in seiner Vollendung 841 ist, im Elende der Zersireuung seufzt] versammeln, nnd die Vetstoßene [alles, was von mir um seiner Sünden willen unter die Heiden verstoßen worden ist, wieder in sein Land Canaan] zu Haufe bringen, nnd siiberhauvt alle] die ich [durch meine schweren Gerichte] geplaget habe. 7. Und tvill [dann] die Lahme [mein armes, durch viel Plagen gedemüthigtes Volk] machen, daß sie [viel] Erben baben soll, nnb die Vetstoßene kwie ich in Kap. 2, 12 verbeißen] zum großen Volk machen; Und der HEtt wird [dann sein Reich in vollendeter, verklärter Herrlichkeit aufrichten und selbst] König nbet sie sein salso daß David-s und Salomo’s Herrlichkeit wie nichts gegen dies Reich sein wird, und zwar in dem wieder erblühten nnd verklärten Canaan] auf dem [verherrlichten] Berge Zion-«« von nun svon da, wo sich Israel bekehrt haben und wieder gesammelt worden sein wird] an [ohne jegliche Unterbrechung] bis in Ewigkeit. V) Auch das A. T. weiß davon, daß Israel nach dem Fleische erst nach der Fülle der Heiden, gedemitthigt und zerschla en, in’s Reich eingehen wird. Wodurch wird sein intritt aufgehalten? Dadurch, daß die Christen, anstatt auf Gottes Recht zu achten und da- durch im Frieden zu leben, sich in Fehden und geist- licl)en Krie en ausreiben und die Gewißheit der gött- lichen Verlseißungen zweifelhaft machen. (Kleinert.) IV) Das komm· wird im Hebr. oft gebraucht, um das dieser Sprache fehlende neutrum zu ersehen und zu leich einen collectivischen Sinn anszudrückein —- Lahme sind die, die eben so wenig Kraft aus sich selbst haben, sich zum HErrn zu sammeln, und ebenso wenig vor der Welt Augen dazu vermögend aussehen, als leiblich Gelähmtr. (Hirschb. Bin) IN) Micha nennt hier nicht die Nachkommen Da- vid’s, sondern Iehova selbst, nicht um jenes Reich Da- vid’s auszuschließen, sondern um zu zeigen, daß Gott geoffenbaret im Fleisch der Begründer jenes Reiches sei, ja daß er selbst die ganze Macht besitze. Denn obgleich Gott durch die and David’s, Iosia’s, Hiskicks das alte Volk regiert at, so lag es doch wie ein Schatten dazwischen, so daß Gott in verhitllter Weise regierte. Der Propbet drttckt dem emäß hier einen Unterschied zwischen jenem vorbildli en Schattenriß des Reiches und dem späteren neuen Reich aus, welches Gott durch die Ankunft des Messias offenbaren wollte. Und das ist wahrhaftig und gewißlich erfttllt in der Person Christi. Obg eich nämlich Christus der wahre Same David’s war, war er doch auch zugleich Jehova, näm- lich Gott geosfenbaret im Fleisch. (Calvin.) Durch zweierlei soll der Zionsberg verherrlicht werden: da- durch, daß sich der HErr auf ihm so glänzend offenbart, daß alle Völker zu ihm strömen, er also der Weltmittel- punkt wird, und dadurch, daß der Err in derselben Zeit, wo dies der Fall ist, auf ihm ü er Israel regiert. (Caspari.) Nach der Heimkehr Jsraels wird Jerusalem wiederum und für immer der Mittelpunkt der Religion werden. Die Wiederherstellung Jerusalems und der anderen Städte von Judäa ist in den alten Meissn- ngen so klar und herrlich verheißem daß darüber kein weise! obwalten kann. Aber die Verheißungen der Zgtuptstadt beschränken sich nicht auf eine gewöhnliche iederherstelluncn Es scheint sicher, d ste nach der Bekehrung der Juden Mittelpunkt und Mutterftadt der Religion werden nnd bis ants Ende der Zeit bleiben wird. Daß diese Weissagung mit der Geburt Jesu er- füllt zu werden angefangen hat, ist unbestreitbay aber bei der Heimwanderung der Juden wird sie erst zur eigentlichen, vollen und äußern Wirklichkeit kommen. Denn es ist von diesem Volk im Gegensatz der Heiden und von dem eigentlichen Jerusalem darin die Rede; jenes soll wieder gesammelt, dieses wieder erbaut wer- den, und das göttliche Gesetz austheilen, als die herr- schende Stadt im Reiche Gottes. Gott schlägt hier selber seinen Thron auf. Alle Heiden kommen dahin, den Gott Jsraels anzubeten, der auch ihr Hirte und König ist. (P. Lambert.) So viele Nationen auch bis- her schon in die christliche Kirche eingegangen sind, so ist doch die Zeit noch nicht gekommen, daß sie auch ganz vom Geiste Christi durchdrungen ihre Streitigkeiten dnrch den HErru als ihren König schlichten lassen und dem Kriege entsagend in ewigem Frieden leben. Auch für Israel ist dte Zeit noch nicht gekommen, da das Hin« kende und Verstoßene gesammelt und zu einem starken Volke gemacht worden wäre, so viele einzelne Juden auch schon in dem Schooß der christlichen Kirche Heil und Friede gefunden haben. Das Aufhören des Krie es und der ewige Friede können erst nach Vernichtung a er gottfeindlichen Mächte auf Erden bei der Wiederkunft Christi zum Gerichte und zur Vollendung seines Reiches eintreten. — Das Reich der Herrlichkeit wird auf der neuen Erde aufgerichtet in dem Jerusalem, welches dem heil. Seher auf Pathmos im Geiste auf einem großen und hohen Berge gezeigt wurde (Offenb. 21, 10). In dieser heil. Stadt wird kein Tempel sein, »denn der HErr, der allmächiige Gott, ist ihr Tempel und das» Lamm« (Offenb. 21, 22). Das Wort des HErrn zu der Samariterin, da man Gott weder auf diesem Berge noch in Jerusalem anbeten werde, sondern im Geist und in der Wahrheit (Ioh. 4, El. 23), gilt nicht blos von dem Reiche Gottes in seiner zeitlichen Entwicklung in der christlichen Kirche, sondern auch von der Zeit der Vollendung des Reiches Gottes der Herrlichkeit. (Keil.) Erst muß Zion, das befleckte, zerstört werden, ehe es die Stätte der heil. Gottesherrschaft werden kann; erst muß Zions Volk gefangen hinaus in die Fremde geführt werden, ehe es ein Volk wird stark in dem HErrn und siegreich über alle Völker; erst muß Zions König tief gedemüthigt werden, ehe der rechte König aus David’s Hause kommt, der ewigen Frieden seinem Volke bringt» III. v. 8——14. »Der Propbet hatte bioher dao neu zu errichtrnde Rein) nur ato ein Kein) Gottes geschildert, ohne eines Canaleo zn erwähnen, darch den sich seine Gnade auf die Gemeinde ergießen sollte, eines Müllers, der ihn unter ihr vertraut. Seine Darflellnng war also non) mangelhaft. Sie entbehrte noch der Anknüpfung an die David ertheilt: and durch ihn nnd andere heil. Sänger nnd Propheten vielfach gefeierte Derheißuag einer ewigen Herrschaft feinen Stammes, nach der jede große Gnadenertveisttng durch einen Sprößling dieses Stamme« vermittelt, dieser Stamm stets dao Substrat Grundlage) fein mußte, nu dem ja) die göttliche Kraft und in der vollrndetflen Erscheinung das göttliche Wesen offenbarte« Dies fügt er nun hinzu: Zions Herrschaft, die durch David gegründete, aber durch Betastung nad verlvtiflang Zion-Jerusalems aufgehoben« wird zn jener Zeit wie— der aufgerichtet werden, und Gottes Herrschaft wird nichts anderes fein, als die Herrschaft eines anderen David. Eh: dies aber geschieht —- und hiermit Ileltt der Prophet der glänzenden Zukunft die zunächa bevor- beheude seiden-Zeit tn fchueidkndem Gegensatz: gegenüber, maß Zion erst feinen König verlieren nad aath sabel tu die Gefangenfchaft wandern, soll aber von dort vom 842 Mich« 4, 8—13. isilirrn ans der Gewalt drr Feinde erlöfl werden. Ja, es wird dann alle feindliehen Mächte in der Kraft seines Gottes ältern-luden. Jetzt aber mag es sich zunächst tästen und znsamucensrhaarem um Belagerung nnd schwerr De— mäthiguug nagst-halten. 8. Und du Thurm Eder [du Heerdenthurnst Neh. Z, 25 f., der du hoch emporragst über Da- vid’s Burg auf Zion und jedermann die Gottes: herrschast des Geschlechts David’s über die Heerde Gottes vor Augen stellst, der du] eine Feste der Tochter Zion [bist, auf welcher« der HErr seine Zionsgemeinde unter David’s Haus festgegründet hat], es wird lzwar in nächster Zukunft das Kö- nigthum des Hauses David dnrch Gottes Gericht zerstört werden, wie ich oben Kap. B, 12 getveissagt habe, aber] deine gitldene Rose» sdein Kleinod der Gottesherrschaft auf Erden, wird einst wieder zu dir] kommen, [ja trotz aller Hemmnisse bis zu dir hin hindurchdringen] die vorige glänzende] Herr- schaft [wie sie unter David und Salomo gewesen], das Königreich der Tochter Jerusalem salso daß die Königsherrschaft des HErrn über sein Volk Bd? nichts anderes sein wird, als die Wiederauf- richtung des Thrones Davids unter einem Sohne David’s, in Herrlichkeit] «) Darüber, daß der ,,Heerdenthurm«, wie auch die »Fefte« oder der Hügel, hebt. Optik-l, ein Sinnbild des Königthums des Hauses Davids sein soll, sind alle Aus- leger einig. Nicht aber, wo dieselben gele en haben. Ein «Heerdenthurm«, d. h. ein befestigter T urm zum Schutze der Hirten gegen Angrisfe oder wilde Thiere, wird zwischen Bethlehem und Bethel in der Gefchichte Jakobs (1. Mof. 35, 16 ss.) erwähnt. Dort schlug er nach dem Tode seiner Rahel sein Zelt auf. Daß Micha diesen meine, und daß derselbe etwa da gelegen habe, wo später David die Kiinigsbnrg auf Zion erbaut habe, so daß dieser Thurm als ein Rest aus alter Zeit der Burg einverleibt worden sei, ist sehr ungewiß. Vielmehr ist’s wahrscheinlicher, daß Micha den Hanptthurm der Königsburg auf Zion erst mit diesem Namen belegt habe im Andenken an jenen aus der Geschichte der Erzväter berühmten Thurm bei Bethlehenk »weil der Ahnherr des gotterwählten Königshauses David, vom Hirten der Schafe zum Hirten des Volkes Israel, der Heerde Ie- hova’s (Jer. 13, 17) berufen worden war. Diese Be- nennung lag dem Propheten sehr nahe, da er nicht nur in Kaki. S, 3 den Messias als Hirten, sondern auch in Kap. 7, 14 Israel als Schafe des Erbtheils Jehovcks darstellt« — Ebenso zweifelhaft ist’s, ob die Feste, ge- nauer: der Hügel 0phe1, eine bestimmte Oertlichkeit sein solle. Allerdings wurde später der slidliche Abhang des Tempelberges Morija mit diesem Namen bezeichnet, wie aus 2. Chron. 27, Z; 33, l4 hervorgeht (vgl. den Carton zu Karte I1I). Dort befanden sich Befeftigungem die bis in’s Kidronthal hinabreichtem Da jedoch Micha unter dem Ophel gleichfalls ein Bild der Kiinigherrschaft des auses Davids verstanden wissen will, so muß man anne wen, daß irliher dieser Name den ganzen Htt el- com-lex, auf welchem die Stadt, die Burg und »er Tempel lagen, galt und allmählich blos auf den Wortfa- Abhang redncirt wurde. —— «) Luther übersetzt JPJY (zu dir hin) mit »deine glildene Rose«, er las also FYJY (dein Geschmeide). Aber auch er verstand unter der goldenen Rose die Gottesherrschaft unter David’s Hans, den Schmuck und das Kleinod des Volkes Gottes, wie er zu unserer Stelle sagt: Dein Königreich, ob es wohl schwächlich zugehen soll nnd muß doch kommen. Darum halte. fest und leide dich; es muß das Kreuz die Kirche Christi gebären. —— iichst passend aber wählte Luther statt des einfachen » ein Schmuck«: ,,deine güldene Rose«. Die giildene Rose war eine goldene, mit Dia- manten besetzte, durch Besprengung mit Weihranch u. d· l. wohlriechend gemachte Rose, welche der Papst seit Urban 1366 am Sonntage Lätare (daher Rosensonntag) unter besonderen Ceremonien weihte und dann an besonders begünsiigte ftirstliche Personen als Orden verschenkte, so z. B. an den Kurftirsten Friedrich den Weisen durch den Kammerherrn von Miltitz um ihn gegen Luther zu ge- winnen. Die ,,gttldene Rose« ftellte also gleichsam das besonders verherrlichte Fiirstenthum von Gottes Gnaden bildlich dar. 9. [Doch hüte dich, du Tochter Zion, daß du nicht im Hinblick auf diese dereinstige Herrlichkeit nach deiner Bekehrung die dir gedroheten Gerichte Gottes leichtfertig geringschätzest und"etwa meinest, sie werden nicht viel zu bedeuten haben. Sie wer- den so gewiß kommen, daß ich sie im Geiste als schon eingetreten schaue:] Warum haugest du dich denn jeht an andere Freunde [richtiger: Warum erhebst du denn jetzt ein so kläglich Ge- s chrei]? Jst der König nicht [mehr] bei dir [ist kein König mehr unter dir, ist dein Königthum, an welches der König so große Verheißnngen für dich geknüpft, das dir das sichtbare Unterpfand der Gnade und Gegenwart Gottes unter dir gewesen, von dir genommen]? nnd find deine Rathgeber alle sgenauer: ist dein Rathgeber, d. i. dein König, der mit dem Geiste des Raths und der Weisheit des HErrn für dich Gesamte] hinweg [umgekom- men], daß dich also das Weh ankommen ist, wie eine in Kindesnöthen? Die Antwort ist selbstverständlich: Ja wohl, der« König ist gefangen, das Königthum Zions ist vernichtet u O · w« 10. Lieber [Richt. 4, 19 Atem» achL leide doch [ja] solch Weh sdas dir der HErr auferlegt], und trächze, du Tochter Zion [du wirst dies Todes: weh, das über dich kommt, schon leiden müssen, wenn du dich auch windest, ja selbst zerreißen möchtest vor Schmerzens wie einein Kindesnbthen Denn [es kann dir nicht erspart werden] du mußt zwar sganz gewißIichJ zur Stadt hinaus wehen, wenn sie nun vom Feinde wird erobert werdens nnd auf dem Felde [obdachlos, dem Sturm und Wetter preisgegeben] wohnen, und sendlich bis] gen Bade! [dem Vorbild und Heerde aller gottfeind- lichen Weltmacht] kommen [nnd dort der Welt und ihrer Gottesfeindschaft preisgegeben werden]; aber doch wirft du von dannen ssowohl aus dem eigent- lichen Babel, als auch aus der Macht der Welt, deren Urbild es ist, überhaupt] wieder errettet wet- dens daselbst [d. i. in Babelj wird dich der DE« erlösen von kalten] deinen Feinden. Der glänzenden Zukunft des Volks geht eine schwere Leidenszeit voraus. 843 Unnöthi er Weise haben sich die Ausleger vielfach daran gestogem daß Micha hier die Zerstörung der Stadt durch ie Chaldtier und die Wegführung des Volks Israel fdas nach Zerstörung des Zehnstäinmereichs durch die Assyrer in Zion seinen Mittelpunkt hatte) uach Babel weissagt, zu einer Zeit, wo das chaldäische Reich mit feiner Hauptstadt Babelnoch gar nicht selbstständig und von Bedeutung war, vielmehr das asshrische Reich mit der Hauptstadt Ninive erst im Begriffe war, gefährlich zu werden, zumal da Micha an anderen Stellen deut- lich auf die Gerichte durch Assur hinweise. Zwar weis- sage ja auch der gleichzeitige Jesaia die Wegftihrung nach Babel, aber dieser ha e doch wenigstens die Ver- nichtung der assyrischen Heeresinacht vor den Mauern von Jerusalem erlebt und darin einen Ankntipfungspunkt für das Aufhören der asfhrifchen Macht und das Em- porkommen Babels gehabt, während Micha jene Ver- nichtung des assyrtschen Heeres nicht mehr erlebte. Ob- wohl nun eiii so specieller und weitreichender Propheten- blick an sich nicht als unmöglich gelten kann, so hat die vorliegende Weissagung doch noch eine andere Erklärung. Allerdings meint der Prophet hier , wie schon in Kap. Z, 12, zunächst die Zerstörung der Stadt und die Ver- bannung des Volks durch die Chaldiier. Aber keines- zwegs hat sich mit dieser Katastrophe die Weissagung Michcks erfüllt, ebenso wenig, wie sich die folgende Ver- heißung durch die Rtickkehr aus dem babhlonischen Exil erfüllt hat. — Micha stellt sich mit diesem Namen ,,Babel« in die auf dem Peutateuch (den 5 Büchern Mosis) fußende Betrachtiingsweise der Geschichte Jsraels als einer Geschichte des Reiches Gottes. Dieselbe wird in der heil. Schrift mit Vorliebe unter den Gesichts- punkt des Gegensatzes gestellt, nämlich einerseits der hl. Stadt Jerusalem (und des hl. Königs David), anderer- seits der gottseiiidlichen Stadt Babel (und des gotttros tzenden Königs Nimrod). Die Ursache, warum für die gottfeindliche Welt gerade dieser Typus, dessen Gebrauch sich bis an’s Ende der Schrift tOffenb. 16, 19; 17, S; 18, 21) erstreckt, gewählt wurde, liegt in dem Bericht 1. Mos. 11: daß gerade hier die Menschheit sich zu dem gegen Gott gerichteten Unternehmen des Thurmbaiis er- ktthute. Es bezeichnete somit die Drohung unserer Stelle nichts Geringeres, als daß vor dem Kommen des Heiles durch furchtbare Katastrophen die Gemeine Gottes an das Reich »der Welt mlisse dahingegeben werden. (Kleinert.) Es reicht demnach nicht aus, die Drohung Michas blos auf Sanherib’s Einfall oder auch blos auf die Wegführung nach Babel durch Nebucads nezar zu beschränken, sondern wir mlisfen dieselbe zu- gleich durch die römische Zerstörung Jerusalems und die damit zusammenhängende Zerstreuung der Juden in alle Welt und die verheißene Erlösung aus Bube! zugleich auf die der Hauptsache nach noch jetzt in Zukunft lie- gende Rettung Jsraels beziehen. — Jn der typischeu Bedeutung Babels als Heerd nienschlichen Hochmuths und widergöttlicher Machtentsaltung und als Anfang des Weltreichs haben wir sowohl den Grund zu suchen ftir den göttlichen Rathschluß, das in die Gewalt des Welt- reichs hinzugebende Volk Gottes nach Babel zu verban- nen, als den Ankntipfnngspiinkt bei der Vermittlung dieses Rathschlusses in dem prophetischen Bewußtsein fltr die Verkündigung desselben. Micha weissagt dem- nach die Wegftthriinbg der Tochter Zion nach Babel uud ihre Rettung dasel st aus der Gewalt ihrer Feinde nicht darum, weil Babel neben Niiiive , der auptstadt des Weltreichs seiner· Zeit, eine Hauptstadt dieses Rei- ches, sondern weil Babel von seinem Ursprunge her Typus und Sinnbild der Weltmacht war» (Keil.) 11. Denn es werden schier snach deiner Er- lösung aus der Macht der gottfeindlichen Welt] sich viel Heiden fwölkerj wider dich Zusammen-J retten, und sunter einander] sprechen: sWas ists mit der vielgerühmten Heiligkeit dieses Volks? wir wollen es verwüsteu und zersiören!] Sie ist [werde von uns] vekbannet [entweiht]; wir wollen sdanuj unsre Lust an [dem zu Boden gestoßenen] Zion sehen. 12. Aber sie [diese gegen die bekehrte Gottes: gemeinde Zion zusaminengeschaarten gottloseii Hei- den] wissen lahnen und verstehen] des HErrn Ge- danken süber sein Voll· und Reich] nicht, Und merken seinen Rathschlag nicht, sjden nämlichj daß er sie zu Haufe gebracht hat s= bringt, vor Je- rusalem zum Aiigriss schaart, nicht um ihnen Je- rusalem zu iiberliefern, sondern] wie Garben auf der Tenne sum sie selbst ziim Gericht zusammen: zuhaben, zu dreschen und gänzlich zu oernichten, ehe sie im Stande sein werden, Gottes Volk zu schädigen]. M. [Und zwar sollst du, o Zion, selbst dies Gericht an ihnen vollziehen.] Darum mache dich auf und dresche, du Tochter Zion, [zertritt die Feinde deiner Gottesherrlichkeit in der« Kraft des HErrn, wie ein Rind, welches über das ausge- breitete Getreide geht, um die Körner mit den Hufen herauszutreten 5. Mos. 25, 4 Anm. Von mir dazu ausgerüstet wirst du dazu mächtig sein;] denn ich will dir [gleich als einem mächtigen Stier] eiserne Hörner und eherue Klauen soder Hase] machen [will selbst dich bekleiden mit unbesiegbarer Kraft] und [so] sollst [du] viel Völker [in meinem Namen] zerschmeißcnz so will ich sder HErr, der ich diese meine Feinde durch dich zu Boden schlage] ihr sdurch Raub und Plünderung erworbenes] Gut [mir] dem HErrn verbannen szur Verherrlichung meines Reiches verwenden Z. Mos. 27, 28], mid ihre Habe [mir] dem Herrscher der ganzen Welt [dem sie gehört]. Diese Weissagung bezieht siih auf die Ereignisse, welche schon von Joel (Kap. s) und später noch von Hesekiel (Kap. 38 sf.), Sacharja (Kap.12) nnd in Offb. 18, 8fs. geweissagt werden, d. i. auf den letzten großen Angriff der Weltoölker gegen die aus Babel (d. i. aus der Machl der Welt) erlöste und geheiligte Gemeinde des HErrm mit der Absicht, die heil. Gottesstadt Zion von der Erde zu vertilgen, wovon die Angriffe der Syrer (unter Antiochus Epiphaiies) und der übrigen, Juba umwohnenden Völkerschaften gegen das Bundes- volk unter den Maccabäerii nur ein schwaches Vorbild lieferten. Entfcheidend für diese Beziehung ist der Um- stand, daß der Angriff der Völker gegen das heilig ge- wordene Zion gerichtet, aus Haß und Feindschaft gegen seine Heiligkeit hervorgegangen ist und die Entheiligung der Stadt Gottes zum Ziele hat. Dieser Ziig paßt in keiner Weise auf Jerusalem und Jnda in den Zeiten der Maccabäey sondern nur aus die Zeit, da Israel aus Babel erlöst eine heilige Gottesgemeinde bildet, d. i. auf die letzte eit der Entwicklung des Reiches Gottes, die erst mit C risto angebrochem aber bis jetzt 844 Micha 4, 14. 5, 1—4. noch nicht zum vollen Durchbrnch gekommen ist. Dar- aus aber, daß später das heilig gewordene Zion aus viel größerer Gefahr gerettet werden soll, als die ist, ans der es in der nächsten Zukunft nicht gerettet wird, daraus, daß dann das geliiuterte und geheiligte Zion eine ungleich größere feindliche Macht besiegen und ver- nichten wird, als diesem· e ist, der es nun bald unter- liegen wird, geht aufs larste hervor, daß es in der nächsten ukunft der Weltmacht preisgegeben werden muß, wei es jetzt unheilig ist. (Caspari.) 14. Aber nun smußt du, o Zion, erst selbst dem verdienten Gerichte anheimgegeben werden, damit du deinen Gott nnd Heiland erst wieder suchen lernst], du Kriegerin, [die du vergeblich dann deine Kriegerschaar »in dichtgedrängte Reihen angstvoll ordnen witstL tnfle dich, denn man wird [nuu bald] uns belagern [ja auch unsre Stadt er- obern], und sJsrael aufs äußerste schändem denn man wird] den Richter« Jsraels [der über mein Volk dann herrschen und Necht sprechen wird] mit der Ruthe auf den Backen schlagen laufs schänd- lichste mißhandeln, darum daß er, wie feine Ge- nossen, nach seinen eigenen Gelüsten das Richter: amt geübt hat]. «) Jm Grunde ist hierunter der König zu verstehen, er wird aber ni tKönig genannt, weil diese Würde im Sinne des Prop eten dem Messias (Kap. 5, 2) vorbe- halten bleibt und dieselbe in den dem Messias voraus- gehenden Drangsalen eigentlich gar nicht oder doch nur in einer gotiverlassenen Weise existirt sKleinerrs Jn der That bestand ja bei der Zerstörung Jerusalems durch Titus, auf welche es hier besonders ankommt, kein Königthum mehr. Das Z. Kapitel. Von Christi geburlssiadi. IV. V. 1—-14. In den beiden vorigen Jibsrhnittetc ist bereits die Herrlichkeit, welche das Ziel des Reimen Gottes ist, in ihrer ganzen Höhe und Größe geschildert, jedons ohne denjenigen genau zu bezeichnen, durch welchen das Reich Gottes zu diesem Ziele hingeführt werden sollt: Dies sägt der Dronhet jetzt hinzu: Gerade zur Zeit der tiesnen Erniedrigung Zions und seines dttusters wird ans dem unbedeutenden sethlehem der große Herrscher göttlichen Ursprungs geboren werden. Dieser wird durch sein göltliujes iiegiment Israel und damit das Reich Gottes zn seiner schon dargestellteu Gottes- herrlichleeit erheben nnd ihm vor allen feiadseligeu Völkern Iriede schasfen. Denn er wird sein voll: nicht unt: schätzen und retten nor den Angriffen der gottseinds Unten Weltmachy sondern ihm dann auch die Kraft ver- leihen, seine Feinde äußerlich und innerlich zu überwal- tigen tin-h tiescegnng aller Feinde des Reiches Gottes aber wird der Hain: alle Juitlel des ulutoergießens und des Kriege nnd allen Gdlzendiean vertilgen, sein Zorn· gerteht iiber alle Völker, die widerstreben, halten nnd da- durch über sein Voll( nnd sein Rein) den nollltommensieu Frieden bringen. 1. Und du Belhlehem [mit deinem älteren bedeutungsvollen Namen] Ephrata [d. i. die Fruchtbare, zusammen: das fruchtbare Brodhaus« genannt, du sollst von Neuem deinen Namen be- währen, denn duJ, die du [zu] klein«« bist sum eine Stelle] unter den Tausenden [den grö- ßeren, aus etwa 1000 Familien bestehenden, Ab- theilungenj in Jnda [in welche Juda und die übrigen Stämme meines Volks getheilt werden it. Mos. 2, 34 Anm.; 2. M. 18, 25., einzuneh- men], aus dir [gerade, aus welchem sein großer Ahnherr David, der Mann nach meinem Herzen, aus der Niedrigkeit hervorgegangen ist, nicht aus dem königlichen Jerusalem] soll lzur Zeit jener tiefsten Schmach meines Volkes] mir szum Dienste nnd zur Vollführung meines göttlichen Rathschlusses zum Wiederaufbau meines Reiches] der kommen, der in [= über] Israel Herr? [und allgebie- tender König im vollkommensten Sinne des Worts] sei, welches Ausgang [oder Herkunft in irdi- scher Hinsicht zwar arm und gering sein wird, aber dennochj von Anfang sder Welt, d. i. von unvordenklichen Zeiten[ nnd von Ewigkeit her [also von oben her aus dem Schooße der Ewigkeit] gewesen ist [wörtlich: von Ewigkeit her ist""]. «) Gerade in Bethlehem wird Christus geboren; denn er selbst sagt: Jch bin das Brod des Lebens, das vom Himmel kommt. Ebenso wird der Ort, wo der HErr geboren wird, vorher Brodhaus genannt, weil der- jeni e dort im Fleische erscheinen sollte, welcher die Seelen der userwählten innerlich sättigen sollte. (Gregord.Gr.) H) O Bethlehem, die du klein bist, aber nun hoch erhoben vom HErrnl Dich hat der verherrlicht, welcher in dir aus der Hoheit niedrig geboren ward. Welche Stadt möchte diih nicht um jenen köftlichen Stall be- neiden nnd um den Ruhm jener Krippe? Auf der ganzen Erde ist jetzt berühmt dein Name und glticklich preisen dich alle Geschlechter auf Erden; denn herrliche Dinge werden von dir gesagt, du Stadt Gottes, wie geschrieben steht. (St. Bernhard) IV) Jn klarer Uebereinstimmung mit seinem Zeit- genossen und geistigen Bruder Jesaia erschaut hier Micha die göttliche Natur des zukünftigen Erlösers Denn ersterer nennt ihn (Kap. , H) Wunder und starker Gott; dieser will nicht etwa von dem hohen Alter des Gefchlechts David’s oder dergleichen reden, sondern stellt der Niedrigkeit des irdischen Ursprungs Christi die Hoheit seiner htmmlischen Herkunft gegenüber. åreilich liegt in dieser Stelle kein Beweis ftir die ewige ohnfchaft Christi oder die klare Erkenntnis; seines ewigen Verhältnisses zu Gott dem Vater, wie es -in Joh. 1, I ausgefprochen wird; denn die volle Erkennt- niß der Gottheit und der ewigen Zeugnn des Sohnes aus dem Vater konnte erst durch die enschwerdung Gottes in Christo erschlossen werden. — Matth 2, 5 f. u. Joh. 7, 42 zeigen, daß die altitidische Shnagoge diese Weissagnng einstimmig dahin verstand, daß der Messias in Bethlehem sollte geboren werden. Matthäus nun fiihrt unsre Stelle nicht genau nach dem Wortlaut an, sondern frei nach dem Gedächtniß, wobei er sich be- müht, den Sinn der Weissagung zngleich zu verdeutlichen und die Beziehung der Worte auf David bestimmter hervorzuheben. — Der Haupt edanke unseres Verses ist allerdings der, daß der H rr Christus aus Beth- lehem, d. i. aus dem erniedrigten nnd verarmten anse Davids, dem Orte des armen Hirten iiber die chafe, der von Gott zum Hirten iiber die Völker erhöht wurde, hervorgehen und ein Wurzelschößling aus dem umgehauenen mächtigen Baume des davidischen Kttnigsi Von Christi Geburtsstadt. 845 geschlechts sein sollte (Jes. 11, 1)3 aber daneben ist’s auch das königliche Amt des HErrn Christi, was hier geweissagt wird. Die Einwürfe des Unglaubens, der auch diese Weissagung nicht auf Jesum beziehen will, beruhen daher »auf einer Verkennung des königlichen Amtes Christi, was nicht etwa ein Dichterbild, sondern unter allen Königthümern das realste ist, ja dasjenige, was ihnen Realität verleiht, aus der Unkenntniß der Endgeschichte des mefsiatiischen Reichs; man kennt von der Geschichte Christi nur ein einzelnes Fragment, seine erste Erscheinnng in Niedrigkeit, und auch dies, wie es nicht anders möglich ist, nur sehr unvollkommem seine schonijetzt bestehende Unsichtbare Herrschaft erkennt man nicht, weil sie nur mit den Augen des Glaubens ge- schaut wird, und das dereinstige sichtbare Hervortreteti derselben glaubt man nicht, weil man die unsichtbare Kraft Christi, welche diesen sichtbaren Erfolg verbiirgt, nicht an seinem Herzen erfahren hat.« (Hengstenberg.) Warum aber sollte und mußte Christus aus der Ar- muth, aus dem Nichts hervorgehen? Damit aller Ruhm und alles Verdienst zu nichte gemacht werde und die Seligkeit komme rein aus Gnaden. Und warum dennoch aus Davids Geschlecht? Damit Gottes Treue und Wahrhaftigkeit sich herrlich erweise und seine Ver- heißungen dem Glauben Ja und Amen seinen. — Soll aber Christus im armen Bethlehem, nicht in Jerusalem, der hochåebauten Königs-stirbt, geboren werden, so muß ja das eschlecht Davids, aus dem er hervorgehen soll, zuvor seinen Thron verlieren und in die Armuth seines Ursprungs zurücksinkem Dies führt den Propheten zum Gedanken des folgenden Ver-fes. 2. Jndeß swörtlich: Darum, weil nämlich der große himmlische König und alleinige Erlöser des Volkes Gottes aus der Armuth und Niedrig- keit Bethlehems und des Hauses Davids kommen muß, darum] läßt er sder heil. Gott, der sein Volk vor allem aus der Sünde und dem ewigen Tode erlösen will] sie [die er sich zum Volke des Eigenthums und zu seiner ewigen Herrlichkeit er- wählt hat, von den Heidenvölkern als seinen Werk: zeugen zur Züchtigung für ihren Abfall fort und fort] plagen [Kap. 4, 9 f.] bis aus die Zeit, das die [Jungsrau,« von welcher Jesaia geweissagt Kap. 7, 14], so [thn, den »Retter und Erlöser, nach Gottes Rathschlußj gebaren soll, geboren habe; da lmit seiner Geburt wird eine reiche Segens- und -,Gnadenzeit für Gottes Volk anbrechen, zu- nächst] werden dann die übrigen [die aus den Strafgerichten Uebriggebliebenen und durch den Glauben Geretteten] feiner Brüder [die- seine, des ans Bethlehem geborenen himmlischen Königs, Brüder im besonderen Sinne sind, nämlich die Judäer, welche auf ihn als den Trost Jsraels hoffen werden, zu ihrem Gott und HErrn sich be- kehren und] wiederkommen zu [-sammt] den [Uebriggebliebenen und Geretteten aus den] Kin- dern Jsrael [d. i. den Gliedern des Zehnstämme- reichs]. An die Geburt des verheißenen Messias knüpft Micha ebenso wie auch die übrigen Propheten, alsbald die Zeit der Herrlichkeit des Reiches Gottes an. Die Zeit zwischen der Auffahrt und Wiederkunft des Errn, die Zeit des Eingang-s der Heiden in’s Reich ones, bleibt von ihm uuberticksichtigh wie auch die Zeit der Verstockung des Volkes Gottes in Folge der Verwersung seines Heilandes Die äußere Geburt half ja dem Volk auch nichts, wenn er nicht auch zugleich in seinem Her- zen geboren ward. Erst wenn das Volk aus Herzens- grund rufen wird: Gelobt sei, der da kommt im Namen des HErrn, wird flir dasselbe die im Folgenden be- schriebene Segenszeit anbrechen. Z. Er aber sder aus der Niedrigkeit des Hirten David geborene Heiland und König Jesus Christus] wird austreten, und kais guter Hirte sein erlösies Volk] weiden-« in Kraft des HErrn kmit der Kraft, mit welcher Jehova selbst ihn bekleidet, damit er seine Heerde vor Wölfen nnd Räubern schützen könne Joh. 10, 11 s.], tmd im Siege [in der sieghaften Majestätj des [hochheiligen, an ihm und durch ihn erst recht offenbar werdenden] Namens« feines [ihm ja von Ewigkeit her im besonderen Sinne eng verbundenen] Gottes [dem! er ist ja selbst ,,starker Gott« Jes. 9, 5 und aus- gerüstet mit dem ,,Geisi der Stärke« Jes. 11, 2]. Und sie sdie zu Gott sich bekehrt nnd unter sein Regiment sich gebeugt haben] werden [unter seiner Hirtenpflege in vollem seligem Frieden ungestört] wohnen; denn [wenn von irgend einer Seite ein Feind sie bedrängen und stören wollte, so würde er es abwehren; denn] er wird zur selbigen Zeit sda er sein Volk weidet, durch Macht und Ansehen] berrlich werden [= sein], so weit die Welt ist [Ps. 72, 8. 17]. V) Der Ausdruck »weil-en« bezeichnet, wie Christus gegen die Seinen, die ihm anvertraute Heerde, ist. Nicht herrfcht er über sie wie ein schrecklicher Thrann, der die Seinen mit Furcht unterdrückt, sondern er ist ein Hirt und behandelt seine Schase mit erwünschter Milde. Aber weil wir rings von Feinden umgeben sind, fügt der Prophet hinzu: Er wirkt in Kraft, d. i. so viel Macht in Gott ist, so viel Schutz in Christo, so- bald es noth thut, die Kirche zu schützem Wir sollen also lernen, von Christo ebenso viel Heil erwarten, als in Gott Kraft ist. (Calvin.) — H) Hierin liegt ausge- sprochen, daß erst durch diesen zukünftigen Hirten ie vollkommene Offenbarung des Wesens Gottes gegeben werde. »Der große König ist so eng mit Gott verbun- den, daß die ganze Fülle der göttlichen Kraft und Ma- jestät ihm angehört. Dergleichen kommt von einem irdischen Könige nie vor. Dieser hat im HErrn Stärke (Jes. 45, 24), der HErr giebt Stärke seinem Könige und erhöht das Horn seines Gesalbten (1.Sam.2,10); nicht aber ist die ganze Stärke und Majestät Gottes sein Besitz« (Hengstenberg.) 4. Dazu werden wir sdurch ihn, den uns in der Majestät Gottes weidenden DaviDssohUJ anch Frieden haben [denn er ist selbst der Friede, der ächte Salomo Pf. 72, 7., trägt den Frieden in sich und verleiht ihn den Seinigen als der Friedesürst Jes. 9, b; Joh. 14, 27; Ephes L, 14; vor allem] vor dem [jeglichem] Assurk [dem Vor- bild der antichrisiischen Weltmacht und aller geist- lichen Feinde des Volkes Gottes], der jegt in unser Land gefallen ist, und unsere Häuser zertreten 846 hat [besser: wenn er in unser Land einfaljen und in unsre Paläste treten wird] Denn es werden sieben H« svon Gott berufcne und ans: geritsteteJ Hirten sFiihrer des Volkes Gottes; im Dienste des Erzhirtetq und [znm UeberfIUßJ acht Fürsten suntcrseldhcrrekq über ihn crwecket werden Idie unter der Obcrleitttttg des hinkmlischen Königs denselben znriicktreibetijk Z. Die das Land fund Reich] Affttr sdie Macht der Feinde der erlöstett Cåetneiiidej verderben mit dem Schwcru nnd das Land ssllssnra oder] Nimtods sdieses Attfängers und Urbildes der Got- tesfeindschaft aller Weltreiches mit ihren bloßen Waffen. M Also werden wtr fdnrcls ihn, unseren Heiland nnd König] von Afsnr errettet werden, der [besser: nsenn er] in unser Land gefallen ift nnd innere Grenze zettreten hat. V) Assur kommt hier ledigliils in feiner typischen Bedeutung als Repräsentant aller feiudseligen Weltreiche von Anfang an bis zum Reiche. des Antichrists in Be- traust, wie man auch daraus« ersieht, daß es nachher ,,Land Nimrod’s« genannt wird. Der Ttrophet nennt aber diese Elliakht der Zukunft »Assur«, weil dies die zu seiner« Zeit dem Reiche Gottes gefährliche Weltmacht tout; denn jeder sssrophet nimmt die Ziige des Anti- christs von dem Hauptseittde feiner Zeit her. Hi) Durch die Zahl 7 sollen diese Fürsten im Reiche Gottes als innerlich vollendet mächtig, von Gott selbst ausgerüstet dargestellt werden; die jene Zahl überdie- tende 8 aber soll, wie durch die Aneittanderftiguttg zweier folgender ahleu immer ausgedrückt werden, daß die Zahl der Fti rer des Volks Gottes eine tiberfliifsig große, auch iiußerlich Ehrfnrcht gebieteude sein werde. XVI) Dieser Kampf der erlöftett nnd geheiligten Got- tesgemeinde der letzteuZeit gegen die Bosheit und Ver- folgung der gottfeittdlichett Weltmacht ist nicht auf einen Kampf mit blos geistigen Waffen zu beschränken. Viel- mehr wird die Gemeinde Gottes, ehe sie der HErr zur alleinigen Herrscherin auf Erden macht und alle Mord- Werkzeuge ausrotteh wie V. 9 gesagt wird, nicht blos geiftliche Kämpfe ftihren, sondern, wenn die Feindschaft zum höchsten Punkt gestiegen ist und die Zeit des Ge- richts nahe rückt, auch mit Waffeugewalt flir ihren Glauben und ftir den Bestand des Reiches Gottes ein- treten. So wenig es gegenwärtig auch den Anscheitt haben mag, so gehen wir doch, wenn die letzte Zeit nahe rückt, blutigen Religionskriegett entgegen, die frei- lich anderer Natur als der 30jtihrige Krieg seiu wer- den, Kriege, bei denen der Gegensatz Gott und Welt, Christi Majestät und des Menschen Autouomie seiu wird. — Die Weissaguttg dieses Kampfes und Sieges steht auch nicht in Widerspruch mit der Verkündigung in Kap. 4, «; f., daß in der messiatiischett Zeit alle Völker nach Zion wallen uud die Ausnahme in das Reich Gottes suchen werden. Beides wird neben ein- ander hergehen. Viele Völker, d. h. große Schaaren aus allen Völkern werden den HErru und sein Evan- gelium suchett und in sein Reich eingehen; aber eine große Menge ans allen Völkern wird auch in ihrer Feindschaft gegen den HErru und fein Reich und Volk beharren uud alle Macht aufbietetg dasselbe zu bestreiten und zu unterdrücken. Je mehr das Evangelium unter den Völkern sich ausbreitet, desto mehr wird auch die Feindschaft des Uuglaubens und der Gottlosigkeit zu- nehmen nnd ein Kampf entbrennen, der ftch steigern Micha 5, 5—14. wird, bis der HErr zum letzten Gericht erfcheinen und alle Feinde zerfchellen wird. (Keil.) 6. [Aber noch größeren Segen wird die Zeit bringen, welche mit der Erfcheinnng jenes himm- lischen Königs anbricht:] Es werden [dann] auch die Uebrigen aus Jakob [die aus dem Gerichte ge- retteten und wahrhaft heilig gewordenen Ueberreste des gesammten Volkes Gottes] unter vielen Bitt- keru sunter der Masse derer, die noch nicht zu Gottes Volk gehören, aber auch noch nicht in Gottesseindschaft sich verstockt haben] sein, wie ein serquickenderj Thau [der] vom HErrn sanf sie her- abträuft und nettes, kräftiger; Leben in ihnen er- zeugt] uud wie die Tröpflein [die reichlich und er- srischend] aufs Gras fvom Himmel herabfallen], das [besser: der, nämlich der Thau, welche-J] auf niemand harret, noch auf Menschen wartet fsondern ganz ohne ihr Zuthun sich reichlich ergießt. Also wird auch dann von der Gemeinde Gottes noch einmal ein reicher Segensstrom geistlichen Lebens über Viele sich ergießen ohne all ihr Verdienst, iiber all ihre Vermuthttug oder Erwartung, und werden sich also noch viele aus ihnen zu dem einigen Erretter Christus bekehren] 7. sGegen die aber, welche ihr Herz gegen diesen Gottesfegen neuen Lebens verstockem wird Gottes Volk eine. » ebenso große Zerstörungsmacht beweisen] Ja, die nbrtgen aus Jakob werden unter den Helden sjener letzten Zeit] bei vielen [anderen] Völkern lVölkermassen auch] fein, wte ein Löwe unter den Thieren im Walde, wie ein junger Löwe [der] unter einer Heerde Schafe szornschnaubend um: herjagt], welchem niemand wehren kann, wenn er dadurch gehet, zerttitt und zetreißet sAlso wird auch keine Meuschenmachh wie groß sie sei, die sieghafte Hand des geheiligten und vollendeten Volkes Gottes aufhalten können; denn Gottes und feines Christus Macht wird mit ihm fein] Christi Volk ift eiu Segensvolk überall. Aber wo man diesem Volke sich widersetzt, da wird es zum Löwen, dem niemand widerstehen kann. Christi Volk ift auch eiu Siegesvolk (Schlier.) In Hoheit und Herrlichkeit leuchtet die neue Gemeinde des HErrn mitten unter den vielen Völkern, die sie umgeben. Der Pro- phet zeigt sie iu zwei sehr verschiedetteiy fast entgegen- gesetzter» aber treffenden Bildern, wovon das eine sie im rieden, das andre sie im Kampfe darstellt. Sie ist i11 i rer himmlisch-freien Berufung , in ihrer Unabhän- gigkeit von der Gunft der Menschen Thau, der von Gott iu erquickenden Tropfen auf das Kraut der Erde träu- felt —— also wirket sie befruchtend auf die mannigfaltige Pslanzeutvelt der Völker ringsherum. Aber sie ist anch eiu Löwe unter den Thieren des Waldes, eiu junger· Löwe unter der Heerde der Schafe —- fiehe da ihre sieg- reiche Gewalt im Kampf mit deu widerfetzlichett Mäch- teu der Welt. So hat der Prophet die Bedeutung und Macht der streitenden und triumphiretiden Kirche in einem gewaltigen Bilde vorausgezeichtten Sie ist der Thau der Welt, der in der duukebgeheininißvollen Stille besruchtender Nächte auf die Erde fällt nnd sie mit Der HErr wird alle seine Feinde besiegen nnd seinem Volke ewigen Frieden bringen. 847 himmlischen. Kräften durchdringt —- sre will gar nichts von der Welt, sie ,,harret nicht ans Männer und auf Menschenkinder,« sie ist auch nicht von Menschen erzeugt und gebildet, die wohl Pflanzungen anlegen können, aber zu ihrem Wachsthume des erfrischenden Thanes von oben warten müssen. Wir hören den Thau nicht vom Himmel fallen, aber wir sehen seine heimliche Wir- kung auf den Fluren der Erde. Doch wehe der Welt, wenn sie sich auflehnt gegen die himmlischen Segnungen der im Frieden Gottes ruhenden Kirche! Dann er- branset ihre Stimme, wie des Löwen majestätisches Brüllen im Walde, der, ein gebotener König, unwider- stehlich im Kampfe einherschreitet. (Umbreit.) 8. Denn deine Hand so mein Volk] wird sin der Kraft deines Gottes und Heilandes ge- wißIichJ siegen wider alle deine Widerwartigen [die ja auch Gtzttes Feinde sind], daß alle deine Feinde fcndlichs mussen ausgerottet werden. 9. Zur selbigen Zeit, spricht der HErr, swenn du alle deine Feinde siegreich überwältigt haben wirst, soll aller Krieg auf Erden aufhören; denn dann] will ich deine Rosse [mit denen du ? bisher die Kriege des HErrn geführt] von dirs [weg-] thun, und deine [Streit-] Wagen um- bringen; 10. Und will die Stcidte deines Landes [htn- ter deren Mauern du Schuh suchen mußtest] aus- rotten, und alle deine Festen sin denen du dich gegen Gottes Feinde vertheidigtest] zerbrechen snnd ewigen Frieden über dich nnd die ganze Erde bringen Jst» 9, 4—61; 11. Und szu gleicher Zeit will ich dich selbst inwendig ganz heilig nnd rein machen, daß ich in dir nnd du in mir allein lebestz denn ich] will die Zaubcrer [alle Zaubereieir d. i. alle Reste der früheren gottlosen Zeit vor deiner Bekehrung] bei dir ansrotten, das keine Zeichendeuter [die, statt mein heiliges Wort zu fragen und auf die Stimme meines heil. Geistes zu hören, die Gestirne und Wolken um Rath fragen Z. Mos. 19, 26; b. M. 18, 10. 14] bei dir bleiben sollen. 12. Jch will [dann ferner] deine lhölzernen nnd ehernen Götzen-J Bilder und [die den] Göhen sgeweihten Steine] von dir ansrotten, daß du nicht mehr sollst anbeten deiner Hände Werk [und irgend welchen Erfolg deiner eigenen Macht]. —- 13. Und will [überhaupt] deine Haine zer- brechen, und deine Städte vertilgen fwill alles fortschaffen, was nach innen und nach außen, ge- genüber Gott oder den Menschen deinen Gottes- - frieden stört]. Die Benennung der Sünden des heidnischen Götzen- dienstes ist die alttestarnentliche Form für alles ungött- « liche und abgöttische Wesen, von welchem der HErr seine ; Gemeinde am Ende noch reinigen will. Der grobe ! Götzendienst im A. B. war Ja nur eine andere Form für den ebenso schweren feinen Götzendienstz in welchen die Christenheit je länger, je mehr versinkt. Die Flei- - scheslust, die Augenlust, das Wohlgefallen an dem Glanz nnd der Herrlichkeit der Dinge der vergänglichen Welt, das hoffiirtige Wesen, das heidnische Vertrauen ans menschliche Größe, auf Erfolge der Waffen, der Kunst, der Wissenschaft, der Industrie, repräsentiren wahrlich keine geringeren Götzen, denen man unter« den Christen Weihrauch streut, als der Baal, die Astarte und der Moloch der alten Semiten. —- Es sind starke Worte, die der Prophet gebraucht; auf das Ausrotten, Aus- reißeit und Ver-tilgen kömmt es an, wenn Christus sei- nen Eitkzug hält in das Gemüth des Menschen; da giebt es brennende Wunden und schneidende Schmerzen fiir das Fleisch des natiirlichecc Menschen, wenn er soll fahren lassen alle die lieblichen Scheingüter des Lebens, woran er sein Herz mit allen Fasern gebunden. (Umbreit.) 14. Und ich will sdarnach endlich] Rache nben mit Grimm nnd Zorn [ohne Gnade nnd Erbarmen zum endgiltigen Gerichtj an allen sdensenigen unter den] Heiden [-Völkern], so nicht [dem Worte des HErrn und seinem ChristUsJ gehorchen sund sich nicht von Herzen zu ihm bekehren] wollcn sdamit dann das Reich allein des HErrn sei und sein Volk in ewigem seligem Frieden wohne]. Das sind die Verheißungem die unser Prophet sei- nem Volke Verkündigt, und wie ganz anders lauten sie, als das Wort jener Liigenprophetettz ernst genng lautet sein Wort nnd doch immer voll Gnade nnd Erbarmen. Es war genng, um ein Volk zum HErrn zu locken, ob es nicht lieber seines verheißenen Königs sich getrösten und nach ernster Ziichtignng das verheiszene Heil er- warten wolle. Aber was war nun der Weg, auf dem des HErrn Volk zum Heil gelangen konnte? (Schlier.) Das 6. Kapitel. Von den Opfern, so geil gefallen. C. Der dritte nnd lehre Gheil unserer; Bachs um— faßt die lictden lehteu san. nnd beschreibt dem Volke den Weg, welcher allein ans dem Gerichte zu dem im vorigen beschrtebcnen Heile ftihre, nkitnltch allein aufrichtige Buße nnd lllnterwerfttng unter das über dao lllalk um seines ilndankeg willen hereinbrerhcnde Gericht. Go ist dies kein anderer Heimweg, als der im neuen Bande auch geltende nnd ewig bleibende: tiitht das eigene Ehren, sondern allein dir Bitrmhcrzigkeit und Gnade Gottes nnd die demüthig gläubige Jtntrahnte derselben von Seiten drg Menschen. tlath den zwei than. zerfällt das Ganze. in Schelle. »Im ersten Abschnitt redet der HGrtz nnd im zweiten dao voll: des tljGrrnz im ersten sehen wir, was der HGrr zum Heile seines Volkes thut, nnd im zweiten, wag das Volk thut, um dieses Heiles theilhaftlg zu werden. Demnach sehen wir zuerst die tsnßmahnang nnd sodann das saß— gebet« I. h. 1——-l6. Im Uatnen des hGrrn beginnt der pro— phei einen Uechtgstreit mit dem abtrütinigen Volk zn führen, in welchem cr ihm feinen schnöden dladank für alle die großen Woblthaten des hGrrn vorhält W. 1——5). Da Israel diese wohlthaten nitht leugnen kann, so muß es ja zugestehen, daß es seinem Gott die Liebe schändlich gclohnrt hat, und fragt, freilich ohne tiefe Gr- leenntnlß seines Vorderbrust, wie ro den Born Gottes über seinen Abfall wieder versöhnen könne. Ver pro— nhet zeigt ihm, daß keinerlei äußerlichen Thuttz selbst nicht die größten Opfer, Gottes Gnade wieder erwerben können, sondern allein Gerechtigkeit, Liebe und Demuth 848 die 3 thauutforderungen des Gesetzes (ll1. li- 8). Weil aber Israel dies nicht wolle, so werde der llJErr sein volle strafen. — Der Propbet hält dein voller hierauf nun) einmal die unter ihm herrschenden Zikaden, das Gegentheil jener 3 Tugenden, vor, nätnlich die Unge- rechtigkeit, die lLiige und Selbstsucht. Solches Grund— verderben verdient auch schwere Strafe; darum wird der hGrr das Zauber: nnd Hunger-matt) nber sein illelle bringen, daß dle Heiden seiner spalten nnd Iiclxiiber dasselbe eutselzen sollen W. 9 —-16)· 1. Hdtei doch sihr Glieder meines Volks] was der HErr [zu mir, seinem Propheten] sagt: Mache dich aus, und schilt sbeginne als mein An: walt in meinem Namen einen Rechtsstreit mit diesem Volke gegen] die Berge [hin, daß sie, die gesehen haben, was ich in der Vorzeit und bis da- hin für mein Volk gethan , und wie es mir von jeher dafür gelohnet, von deiner Stimme wieder- hallen nnd Zeugen meiner Klage gegen dasselbe seien], und laß die Hügel deine Stimme hören s5. Mos. 32, 1; Jes 1, 2]. Das Menschenherz ist härter als ein Stein. Die Felsen miissen gerührt werden von der grundlofen Gut- thätigkeitGottes und seiner Klage; die ållienfcheit bleiben ungerührt. »Wenn diese werden schweigen , so werden die Steine schreien« (Kleinert.) s Z. [So] Höret [denn] ihr Berge, wie der HEtr sdurch meinen Mund gegen sein Volk klagen und seinen Undank mit Worten] strafen will, sammt-«· [euch] den starken [ewig sich gleich blei- benden , unveränderlichen, darum treues Zeugniß gehenden] Grnndsesten der Erde; denn der HErr will sein [von ihm thener erkaufies, zur Treue und Gehorsam gegen ihn oerpflichtetes Eigenthnms-] Volk schelten seinen Rechtsstreit oder Prozeß gegen es fiihren]- Und will Israel strafen [anklagen nnd wiederum seine Klage oder Rechtfertigung an- hören]. V) Nicht ruft Micha hier noch andere zu Zeugen auf, sondern gleichfalls die Berge, aber in ihrer beson- deren Eigenschaft als die ewig treuen Zuschauer aller Thaten Gottes und der Menschen. 3. Was habe ich dir gethan, meins« Volk swelches ich doch groß gezogen habe, welches doch mir allein gehört, daß du meiner oergessen]? Und womit habe ich dich beleidigt [daß du mein über: drüssig geworden und von mir abgefallen bist? Habe ich etwa zu Schweres und Großes von dir gefordert oder nicht gehalten, was ich dir ver- heißen]? Das sage [darauf antworte] mir [und klage mich dessen an, wenn du kannst"]. V) Die ihn nicht Gott nennen mochten, die nennt er sein Volk; die ihm das Reich entziehen, behandelt er nicht als trotzige Empörer, sondern lockt sie milde her- bei und spricht: Mein Volk, was habe ich dir gethan? Bin ich dir irgendwie zur Last oder unerträglich ge- wesen? Aber du kannst nichts von alledem sagen: hät- test ja auch dann selbst nicht abfallen dürfen. Denn wo ist ein Sohn, den der Vater nicht ziichtigt? Aber nicht einmal hast du Noth davon zu reden. (Chrysosto- mus.) —- H) Der HErr redet nicht mit dem Donner Micha s, 1——9. des Gesetzes, sondern mit der viel tiefer einschneidenden Jnnigkeit der gekriinkten Liebe. —— Was Gott auch an uns gethan von Jugend auf, es sind eitel Wohlthaten. So solle1t wir auch bei schnterzlichen Dingen wissen. daß die Stunde kommt, wo wir sie als Hulden Gottes er—- kennen werden. Was fiir Israel die Erlösung aus Egyptem das ist fiir uns die Erlösung von allen Sün- den, vom Tode und von der Gewalt des Teufels. Dadurch sind wir sein heiliges Volk und fein Eigenthum geworden. (Kleinert.) 4. sNichts kannst du gegen mich vorbringen, du mußt verstnmmem nichts als Wohlthaten habe ich dir erwiesen] Habe ich dich doch sum dich nur an den ersten und größten aller meiner» Lie- besbeweise zu erinnern] aus Eghptenland gefuhreh und ans dem Diensthause erlöset iso daß du erst durch mich ein freies, selbstständiges Volk wurdest], und vor dir hergesandt Musen kmit dem ich wie ein Freund mit seinem Freunde geredet], Aaron [den Hohenpriestem der dir allezeit meinen Rath und Willen oerkündigte], Und Mirjam [die durch meinen Geist erleuchtete Prophetim diese drei Vor- bilder aller derer, die ich dir je zur Erhaltung meines Bandes mit dir gesandt habe] So wie die Erlösung aus Egypten als Anfang der Schöpfung des Volkes Gottes alle folgenden Werke des Schutzes und der Rettung hier mit einschließt, so sind die 3 Personen Moses, Aaron und Mirjam die Thpeii der ganzen Gesetzgebung, des gesammten Priester- und Prophetenthums, also aller göttlichen Heilsansialten für Israel. 5. Mein Volk, süberschane doch alle meine Gnadenbeweise gegen dich während deines Wüsten- zugs, die ebensoviele Bestätigungen deiner ersten Erwählung durch mich waren, bis zu deinem Ein- zug in’s heil. Land. Wie groß war zumal mein letzter in der WüsteU denke doch dran, was Balalh der König in Mond, vorhatte snämlich dich durch seine Flüche zu verderben], nnd was ihm Bileauy der Sohn Weis, [auf seine wiederholte Aufforde- rung, dich zu verfluchen, durch meinen heil. Geist gezwungen] antwortete [nämlich, daß er dich, statt zu verflnchen, mit den größten Segnungen segnete 4. Mos. 22—24., wie sich solcher Segen deutlich verspüren ließ an alle dem, was] von Sittim sdeiner letzten Station jenseit des Jordans] bis gen Gilgal [der ersten Staiion im Lande Canaan sich zutrug«]; daran ihr ja merken skonntet und] solltet, wie der HErr euch alles Gute gethan kund durch Wunderthaten seiner Allmacht euch seine Ge- rechtigkeit, die treulich erfüllt, was sie zugesagt, bewiesen] hat. Jn die Zeit der Wanderung Jsraels von Sittim bis Gilgal fällt nicht nur der Rath Balaks und die Antwort Bileams, wodurch der zur Vernichtung Jsraels ausgefonnene Plan abgewendet wurde, sondern auch die Besiegung der Midianitey welche Israel durch Ver- ftihrung zum Götzendienst verderben wollten, der wun- derbare Uebergang tiber den Jordan, der Einzug in das verheißene Land und die Beschneidung zu Gilgal, wo- durch das in der Wiifte anfgewachsene Geschlecht in den Z. Rede. Bußmahnung an das abtrünnige Volk. 849 Bund mit Jehova aufgenommen und das ganze Volk wieder in das normale Verhältnis; zu seinem Gott ge- setzt wurde. Durch diese Thaten hat der HErr den Rath Balaks faktisch zu Schanden gemacht und die Antwort Bileams als von Gott eiugegebeti bestätigt. (Keil.) b. fDer HErr ist gerecht, wird mir wohl Israel, soweit es sich der Wahrheit nicht verschließt, antworten, ich aber habe ihm mit schändlichem Uudank und Abfall alle seine Güte und Treue ge- lohnet. O sage mir, du Prophet und Mund Gottes] Womit soll ich den HErrn versöhnen [wo- mit meine Missethaten wieder gnt machen]? Mit sdemüthigein] Blicken vor dem hohen süber alles mächtigeUJ Gott? Soll ich swie er mir ja ge- boten] mit Brandopserni nnd szwarwon ein-J jährigen sganz besonders vorzüglichen] Kalbern Ihn versöhnen? 7. Meinest du, der HErr habe Gefallen an viel Tausend Widdern ldie wir ihm als Brand: opfer darbrächtenTt oder am Oel fals Speisopfey das wir dem Brandopser beifiigten], wenn es gleich unzählige Ströme voll waren? sso wollten wir sie ihm ja gerne bringen] Oder soll ich sfalls diese Opfer doch nicht genügten, mein· Theuerstes und LiebsteSJ meinen ersten Sohn sur meineUebertre- tmig [zum Opfer hin-J grben? oder firgend sonst] meines Leibes Frucht sur die Sande meiner Seele» . Its) Statt wenigstens zu Sündopferu sich n erbieten, durch welche das durch die Sünde zerftörtes undesvers hältniß wieder hergestellt werden konnte, spricht das Volk nur von Brandopferm die doch n1ir von dem noch im Bunde Gottes Stehenden zur Stärkung seiner Gemein- schaft mit Gott und als Zeichen seiner volleu Hingabe an ihn dargebracht werden konnten, womit es deutlich zeigt, daß es noch keine Erkenntniß feines Abfalls be- sitzt, sondern noch immer in dem Wahn und Selbstbe- trug lebt, als stehe es unverrückt im Bunde Gottes und bedilrfe höchfteiis einer Stärkung in der Bundesgnade, als seien Fehltritte so wenig im Stande, fein Verhält- uiß zu Gott zu schädigen, daß es nur einiger Opfer- leistungen bedtirfe, um den Zorn zu beseitigen. —- Gott hatte die Opfer geboten. Aber er wollte sie annehmen als gewisse Zeugnifse des Gehorfams gegen ihn, wenn sie nicht ungehorsam wären in viel größeren nnd wich- tigereuSachem Aber weil sie die größeren Gottesdieiifte unterlassen und die geringeren und unvernünftigeren Gottesdienste mit so gottloser Meinung thun, daß näm- lich die Opfer eine Bezahlung ihrer Sünde sein sollten, hat Gott einen Greuel an den Opfern und verlacht sie. (Luther.) — VI) Diesem Anerbieten liegt zwar die richtige Jdee zu Grunde, daß das Opfer die Hingabe des Menschen an Gott abschatte und das Thier kein ge- nügendes Erfatzmittel ftir den Menschen sei; aber diese richtige Jdee wurde doch durch die eigentlichen (leibl1- chen) Menschenopfer nicht verwirklicht, sondern vielmehr in einen gottwidrigen Greuel verkehrt, weil die Hingabe, die Gott verlangt, nicht im Fleische besteht, sondern im Geiste. Dies sollte und konnte Israel nicht nur aus der von Gott geforderten Opferung Jsaaks, sondern auch aus dem Gesetze über die Weihung oder Heiligung der Erstgeburt (2. Mof. 13, 12 f.) lernen. Somit zeigt auch dies Anerbieten des Volks, daß ihm die rechte Er- Dachsers Bis-etwas. kenntniß des Willens seines Gottes fehlt, daß es noch in dem heidiiischen Wahne, Gottes Zorn könne durch Menschenopfer gefiihnt werden, befangen ist. (Keil.) 8. [Nein, nimmer kann solch äußerlich Thau, dem die Seele fehlt, den Zorn des starken und eifrigen Gottes versöhnen, noch die Siinde zudeckenj Es ist dir lvielmehr von Mose im Gesetz deut- lich] gesagt, Mensch, was swahrlyaftj gut [und Gott, dem allein Guten, wohlgefälligj ist, und was der HErr von dir fordert [du mußt es wissen und brauchst nicht nach Ausflüch- ten fiir dein Gewissen zu suchen], nämlich [nicht äußerliche Opfer irgend welcher Art, sondern nur Erfüllnng folgender 3 Pflichten:] Gottes Wort [darinnen er dir sagt, wie du Gerechtigkeit gegen deinen Nächsten üben sollst] halten, und LiebeJgegen den Nächstenj üben sin welchen 2 Pflichten die Gebote der 2. Tafel begriffen sind], nnd demüthig [voll Furcht, Liebe und Vertrauen] sein vor deinem Gott [darinnen die Gebote der l. Tafel zusammengesaßt find H. Mos. to, 12. Du aber thust von alle dem das Gegentheil; darum kann der HErr an noch so großen Opfern von dir kein Gefallen haben l. Sam. 15, 22; Hof. 6, 6 Anm.]. Wenn du Gott suchst, so frage dich vor allen Dingen, was sucht Gott an mir? Das Recht-thun (Apoftg. 10, 35) ist ein schweres Stlick Arbeit, und wer ihm auf den Grund nachdenkt, merkt, daß vor Gott kein Leben- diger gerecht ist. Die Kraft dazu aber kommt aus dem Gnade-lieben. Es ift wohl die Mildthätigkeit gegen den Nächften gemeint (Hos. 6, 6), aber mit Abstcht der Ausdruck so gestellt, daß man an die grundlose Gnade dessen denken muß, der uns zuerst geliebt hat. Wer sich einbildet, er liebe zuerst, der wird zu dem dritten, dem demiithigen Wandel nicht gelangen. Ob er auch äußer- lich die Demuth zeige, ist’s doch eine armselige Tiinche über ein aufgeblaseues und hofsärtiges Herz. Und Hoffart im Hause Gottes ift die schlimmste (Kleinert.) Wenn du solches thust, was er dir befiehlt, so kommt in dich Gericht und Gerechtigkeit; Gericht zuerst in dir selbst, Gerechtigkeit gegen deinen Nächsten. Wie aber Gericht in dir selbst? Daß du Mißfallen haft an dem, was du wareft, und sein könntest, was du nicht wareft Gericht, sage ich, in dir selbst über dich selbst, ohne An- sehen der Person, daß du nicht fchonest deine Sünden und sie dir nicht wohlgefallem weil du sie gethan hast. Nicht sollft du dich loben im Guten an dir, dagegen Gott anklagen im Bösen an dir; das wäre ein ver- kehrtes Gericht und darum eben kein Gericht, sondern Siinde. (Augustin.) 9s Es Wkkd Deshalb] des HErrn sgewaltig richtende] Stimme über die Stadt [Jerusalem, da- rinnen des Volkes Sünde ihre Quelle und Heerd hat] rufen; aber wer deinen [heiligen, auch im Strafgericht sich offenbarenden] Namen [o DER] fürchtet fund sich in ernster Buße vor dir demü- thiget], dem Wird’s gelingen [der wird wahrhaft weise und durch alle Gerichte hin gerettet werden]. Hdret [nun], ihr Stämme, was [von dem kom- menden Gerichte] geprediget wird [genauer: Hörer A« T« II. 2. 54 850 Micha e, 10-16. 7, 1——7. die Zuchtruthe des Gerichts, das der HErr euch drohet, und wer sie bestellet]. 10. Noch simmerforts bleibet [und wird auf- gehäuft] unrecht ldurch allerlei Frevel erworbenes] Gut in des Gottlosen Hause, und der seindselige [von Gott gehaßte und versluchtes geringe [falsche] Epha [5. Mos 25, Ins. 11. Oder sollt ich [etwa] die unrechte Wage, nnd falsch Gewicht im Scickel sdie falschen Ge- wichtssteine in euren Beuteln] billigen sund euch trotz eurer täglich wiederholten schweren Sünden des Betrags für gerecht erklären und straflos halten] 12. Durch welche [Vetrügereien] ihre Reichen viel Unrechts thun? Und [was die Uebrigen be- trifft] ihre sdes ganzen Landes] Einwohner gehen süberhanpts mit Lügen um, und haben [allesammt] falsche sbetrügerischej Zungen in ihrem Halse sja das ganze Volk ist ein Volk von Liignern und Be- trügern geworden]. «) Viele Erklärer nehmen in diesem Verse nicht den HErrn als Subject an, sondern die ungerechten Reichen, denen der Prophet die Frage in den Mund legt, etwa in dem Sinne: Frage sich doch ein jeder einmal selbst: Kann man denn bei ungerechter Wage rein und un- schuldig bleiben? 13. Darum will ich dich kann] auch ansahen zu plagen [und dir so streng vergelten alle deine Frevel, daß niemand deine Schläge heilen soll], und dich ssammt deinem Lande] um deiner Sünde willen wüste machen. 14. Du sollst [vor den Feinden, die ich als Ruthe meines Zornes über dich schicke, dich in deine Festungen fliichten imd darinnen] nicht genug zu essen haben, und sollst svor Hunger] verschmachten Und was du svon deiner Habe und deiner Familie etwa] ethaschest sum es vor den dich belagernden Feinden fortzuschassen], soll doch nicht davon kom- men, nnd was [etwa doch] davon kommt sund von dir gerettet wird], will ich doch [dem Feinde noch in die Hände fallen lassen und] dem Schwerte [desselben] itberantworten sdaß es von ihm ver- nichtet werde, wie ich dir dies alles schon in Z. Mos 26, 25 f.; Z. M. 28, 39 f. gedrohet habe]. Hinsichtlich der Erfüllung bei der Eroberung Jeru- salems durch dieAssyrer vgl. Jer. 52, S; ·2. Kön. S, 252 15. Du sollst [dann] seien, nnd [doch] nicht ernten [sondern der Feind soll die Frucht deiner Mühe verzehren und verderben]; du sollst Oel teuern, und dich mit demselben sdochjs nicht salben; nnd Most teuern, und nicht Wein trinken sdenn auch diese soll der Feind rauben oder verderben] 16. lSolch Unglück habt ihr reichlich verdient] Denn man heilt [unter euch statt der Rechte des HErrn, auf’s SorgfäItigsteJ die Weise Amri [lebet allgemein im Baalsdiensn welchen Amt, der Vater Ahabs und Griinder dieses gottlosen Königshauses, einsiihrte 1. Kön. 16, 25], und alle sanderen fre- velhafteUJ Werke des Hauses Ahab [der im Geiste seines Vaters fortfuhr, den Baalsdienst öffentlich zu begiinstigem die wahren Propheten zu verfolgen und Raub und Mord zu begehenL nnd folgt ihrem [dieser gottlosen Regenten] Rath fund Gesinnung, und machet also Jerusalem, gleichwie Samaria unter seinen gottlosesien Königen war]. Darum will ich dich [o Volk, nachdem du absichtlich und frech meine Rechte verachtet] zur Wüste [genauer: zum Abscheu und Entsetzen aller] machen, und ihre Einwohner, daß man sie anpseifen sals ein verächtliches Geschlecht auf allen Gassen mit Hohn und Spott liberschiittenj soll; und [ihr, jeder ein- zelne unter euch] sollt meines Volks Schmach sdie Schmach, welche das ganze Volk, wenn es unter die Heiden dahingegeben worden sein wird, als Gottes Volk erfahren muß, an seinem Theile auch] tragen. So lautet des HErrn Bußmahnung -— eine Predigt von Gottes Güte nnd Gottes Ernst, voll Liebe und Treue und doch voll niederschmetteruder Drohungen, und überall leuchtet klar und deutlich der Weg hindurch, kiäfchlremfs Heil giebt für alle, die darnach begehren. leis. Das 7. Kapitel. Wenig ckromme sind zu finden. II. u. 1—20. Aus diese Drohung des ljGrrn alitwortet nun der stlrophet im Uamen der buszfertiggläubigeu Ge- meinde, die er in der Zukunft erblickt, deo wahren Jo- rael, mit einem Bußgcbettz in welchem sie ihren Abfall vom Heim! und das allgemeine tiefe verderben reumfr thig belkennt und schmerzlich beklagt, daß der ltjGrr seine Strafgerichte habe über sie bringen müssen W. 1——6). Dann wendet sie sich iuherzlichrm Glauben an den heitern und spricht die zuversimtliclse Hoffnung aus, der treue lhGrr werde der Gemeinde, welche die verdiente Strafe gern trage, einst das Wicht seiner Gnade wieder ausgehen nnd ihre Feinde nicht über sie trtumphiren lassen, sondern ihr dtecht schaffen und die Feinde tief demüthigetg und bittet flehentlich, der iljiGrr wolle ihr« seine früheren Beweise der Gnade wieder erneuern All. 7--14). Jluf solches ,,Kyriö nnd Grade« der wahren Genteinde Gottes antmortet dann der lhclkrr mit der derheißung, daß er seinem Voller die Wunde: der uorzeit wieder erneuern wolle, woraus der sllrophet mit den- Eobpreig der Barmherzigkeit und Gnade Gottes schließt (u. 15—20). 1. Ach [wehe mir, klagt die bußfertige Ge- meinde Gottes angesichts der schweren Strafgerichte, die über see ergehen], es gehet mir wie einem, der szur Zeit der Ernte] im Weinberge narhlieset, da man keine Trauben [mehr] findet zu essen salso bin auch ich gänzlich abgelefen und aller edlen Friichte baar geworden], nnd [ich] wollte doch gerne der besten Fruchte [wie»· Weintraubenund süße Friihseigenj haben san mir sinden und ihres Genusses mich freuen] Bußgebet des Propheten im Namen der bußfertigen Gemeinde. 851 Israel vergleicht fich in seinem durch Gottes Ge- richte zerstörten Volkszuftand mit einem Obstgarten und Weinberge, der abgeerntet ist, und in welchem ein Nach- lesender nur hier und da eine verborgen liegen geblie- bene, von den Erntenden nicht aufgelefene Frucht findet oder auch nichts findet. Was aber unter den Wein- trauben und süßen Feigen verstanden sein soll, die Js- rael nicht mehr an fich findet und doch erfehnet, besagt der folg. Vers. Z. Die frommen Leute fdie noch gerade wan- deln und Liebe und Treue halten Spr. 12, 2 Anmj — das sind die Trauben und Feigen in meinem Garten, sie] sind -weg fverschwunden] in diesem Lande fgenauert von der Erde], und die Ge- rechten fsolche, welche anfrichtig den Weg der Ge- bote Gottes gehen] sind nicht mehr unter den Leuten [Ps. 12, 2 f.]. Sie lauern alle auf-s Blut fsinnen Betrug und Verrath gegen ihren Nächsten aus, um ihm die Mittel, ferner zu leben, sei es auch mit Gewalt, zu raubeii]; ein jeglicher jagt den andern, daß er ihn fin sein fein ange- legtes Netz locke und] verderbe; « Z. Und meinen, sie thun wohl daran, wenn sie Böses thun fwörtlich: Nach dem Bösen strecken sie allezeit die Hände aus, es gut zu machen, d. h. indem sie ihm dabei einen Schein des Guten und des Rechts geben]. Was [z. B.] der Fürst will fetwa die Berurtheilnng eines unschuldigen und Gerechten], das sprich! der Richter fund verurtheilt ihn, in der Hoffnung] daß er ihn: wieder einen Dienst thun soll. Die fdurch ihren Reichthum] Gewalligen fhelfen diesen beiden den bösen -Strick weiter drehen, indem sie offen zu-] rathen nach ihrem Muthwillen fnach dem argen Willen ihrer Seele, der auch nur trachtet], Schaden zu thun, und [fo] drehen fdiese drei] es [d. i. den Strick ihrer Bosheit zusammen gegen den Gerechten], wie sie wollen fund verschaffen so ihrer Sache den Schein des Rechts]. 4. [Selbst] Der Beste unter ihnen ist wie ein Dorn f-Busch, der nur sticht, verletzt und schadet] Und der Redlichste fist schliminer] wie eine Decke. fDarum muß ja das Gericht über ein solches Volk hereinbrechen; in Sicherheit leben sie jetzt in ihren Sünden dahin.] Aber wenn der Tag deiner [Propheten, der] Prediger fdeiner göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit, der Wächter auf Zion’s Zinnen] kommen wird, wenn du fo Volk vom Gerichte Gottes] heimgesucht sollst werden, da werden sie [die jetzt ihre Bosheit noch unter einem guten Schein so listig verbergen] dann fgänzlich] nicht [mehr] wissen, wo aus [noch ein; gänzliche Verwirrung wird dann über sie kommen, und ihre Bosheit wird fich ohne alle Schranken offenbaren Jes. 22,. 5]. Jn der Hinweisung auf den Gerichtstag redet der Sprechende das Volk an, während er in der Schilde- rung des Verderbens von demselben redet. Diese Un- terscheidung des Sprechenden von dem Volke spricht nicht gegen die Annahme, daß der Prophet im Namen der Gemeinde rede, ebenso wenig wie die Worte: deine Wächter (Prediger), deine Heimsuchung einen Grund dagegen abgeben, da ja der Prophet selbst zu den Wtichtern gehörte. Diese Unterfcheidung beweist nur, daß die bußfertige Gemeinde nicht mit der Masse dses Våolks)identisch, sondern von dieser zu unterscheiden it. ei. 5. fDann wird sich ihre innere Treulofigkeit « zum offenen Verraih steigern; darum] Niemand glaube fdann noch] seinem Nächsten [mit dem er bisher im Leben verkehrte], niemand derlasse sich fdann selbst] auf Fürsten [besser: auf s einen Bnsenfreund]; bewahre [dann] die Thür deines Mundes [sogar] vor der [Ehegattin], die in deinen Armen schläft fdenn sie werden allesammt die Ge- heimnisse deines Herzens nicht bewahren] h. Denn [die heiligsten Ordnungen Gottes in der Welt werden dann mit Füßen getreten werden, die iunigsten Bande der Liebe und Ehrfurcht zer- rissen werden.] Der Sohn verachtet [dann] den Vater fals einen unwissenden, thörichten Menschen], die Tochter setzt sich wider die Mutter, die Schnur fSchwiegertochter] ist wider die Schwieger [-mutter Nicht. 19, 10 Anm.]; und des Menschen Feinde fheimlichen Verfolger und Verräther] sind [dann] sein eigen Hausgesinde [die mit ihm unter Einem schützen: den Dache wohnen und durch Liebe eng verbunden Ein zufammengehöriges Ganze bilden follten]. Jii Matth. 10, 35 s. u. Luk.12, 53 führt der HErr diese Verse an, um seinen Aposteln und Gläubigen An- weisung zu geben, wie sie sie sich verhalten sollten, wenn seine Zukunft herannahen und die Bosheit der Welt auf’s Höchfte steigen würde. Die Zeit, die Micha beschreibt, da die Gerichte und Heimsuchungen über das Volk Israel zu Ende gehen und eine bußfertige Ge- meinde bereits aus der verlorenen Masse hervorge- wachsen ist, ist aber natiirlich keine andere, als die Zeit vor der Wiederkunft des HErrn, da fich Israel bekehren wird. —- Der Propbet, ein Bote des göttlichen Zornes, aber auch der Gnade, kann feine Sendung nicht voll- bringen, ohne zuletzt den Regenbogen der Versöhnung am Himmel seines Buchs aufsteigen zu lassen. Er ver- wandelt sich in sein zur Erkenntnis; gekommenes Volk und spricht in seinem Namen die herrlichsten Worte der Wahrheit aus dem Munde des bekehrten Sünders, der harret und hofft aus den Gott feines Heils, und in sei- nem wiedergewonnenen stillen Gliicke der Feindschaft der Welt spottet. (Umbreit.) . - 7. Ich aber fdie wahre Gemeinde des HErrm die fich dnrch die Gerichte zur Buße und Bekeh- rung hat führen lassen, ich] will fwenn auch am Ende alle Liebe und Treue unter den Menschen verschwinden wird, mit desto herzlicherem, innigerem Vertrauen] auf den HErrn fund seine gewiß] bald aus Zion aufgehende Rettung aus-] schauen, fwill stille sein und hoffen] und des Gottes« [der der Ursprung alles] meines Heils fmeiner Rettung, Begnadigung nnd Beseligiing istJ erwarten fdaß er 852 Micha 7, 8——17. kommen und ein Ende machen wird dem Drangen und Treiben meiner Feinde]; mein Golttvird sauchj mich [mein fiehentliches Rufen um seine baldige Hilfe] hdtew 8. sDarum meine nicht, daß es schon aus sei mit meiner Hoffnung l] Frene dich nicht, meine Feindin [du Weltmachu die mich um mei- nes Gnadenstandes nnd Gottesberufs willen hasset], das; ich sieht, um meiner Sünden willen von mei- nem Gott durch dich gezüchtigt] darnieder liege; ich werde lvon meinen Gott als bußfertige Sün- derin bald neu begnadigtJ wieder aufkommen snnd in die Freiheit und Herrlichkeit feines Volkes ein- gehen] Und so tch sauch setzt nnd solange ich] im Finstern [im dunkeln Kerker des Elendes und der Verbannung von seinem Angesichtj sitze sJes 9, 1; 42, 7; Pf. 1o7, 10], so ist doch der HErr kauch in dieser meiner tiefsten Erniedrigung] mein Licht-·· fund gewisser Trost; denn der HErr ziichtigt wohl die Seinen, aber er hebt seine Verheißung, die er ihnen gefchworen, nicht auf] i) Die Empfindung der göttlichen Gnade in den Widerwärtigkeiten wird. recht eigenthiimlich mit dem Licht verglichenz wie wenn einer in eine tiefe Grube ge- worfen, doch ans der Ferne das Sonnenlicht erblickt, wenn er die Augen emporhebt; so sollen auch wir uns nicht daran stoßen, wie dick und düster auch die Finster- niß sei in den Anfechtungen, sondern immer die Licht- fnnken uns leuchtend erhalten, d. i. immer soll der Glaube unsre Augen nach oben richien, daß wir eine Empfindung der göttlichen Giite haben. (Calviu.) Die Kirche Christi ist ein Kreuzreich; sie sieget im Erliegen; wenn sie gedemiithigt wird. so wird sie groß. Wenn sie ganz zu Boden- fällt und ain schwächsten scheint, da ist sie am stärksten; wenn sie im tiefsten Leiden steht, so gedeiht sie am meisten. Das Unglück ist ihr Glück, die Nacht ihr Sonnenblicb So war’s mit Christo, ihrem Haupte, und so ist es auch je und je mit der Kirche gegangen. —- Die Jäubige Gemeinde, als deren Mund Micha hier redet, ieht das vom Propheten schon in Kap. Z, 127 s, 16 als uuabwendbar verkiindigte Gericht des Untergangs des Reiches und der Wegfiih- rung in’s Exil bereits eingetreten und spricht hier aus der Erfahrung dieser Gerichte heraus. Hierbei ist nie zu vergessen, daß die Zerstörung des Reichs durch die Chaldäer und das babylonische Exil nur einen vorüber- gehenden, selbst wieder weifsagenden Charakter an sich tragen, daß dies ganze Bußgebet also noch mehr von den gläubigen Gliedern des Volkes Gottes, die sich durch die Zerstörung des Reiches durch die Römer und die Verbannung unter alle Völker, in der es jetzt noch schmachten einst demüthigen und bekehren lassen, gilt. Die Prophetie Gottes bedurfte aber durchaus tiicht, diese zweite Zerstörung und Verbannung noch besonders hervorzuheben, da diese ja doch« nur eine Fortsetzung und Verschärfung jenes ersten Gerichts war; denn durch die Rückkehr des Volks aus Bube! nach Canaan hörte ja die Gefangenschaft in Wahrheit doch nicht auf; denn zwischen 436 v. Chr. und 7() n. Chr. hat das Reich Gottes doch nie selbstständig in der Weise wie früher· bestanden» · 9. Jch will des HErrn Zorn [der xetzt in der Verbannung auf mir ruhet, willig und ge- duldig] tragen; denn rch habe wider ihn gesündiget [und solches Strafgericht reichlich verdienet]; bis seinst seine Zeit kommt, da er den Uebermuth und den Haß, mit welchem die Feinde gegen mich gehandelt, an ihnen heimsuche, sie von ihrer Höhe herabstiirze und] er meine [Streit-] Sache sgegen diese Werkzeuge seines Zornes gegen mich] ausfuhra nnd inir smeinj Recht Weder] schaffe; Ha] er wird mich [einst aus diesem Kerker« des Elendes wieder erheben und] an’s Licht sder Gnade und Freiheit] bringen, daß ich meine Lust an seiner lunwandelbaren Treue und Gerechtigkeit, wenn er mir seine] Gnade sdurch Wiederannahine beweifet] sehe. , « In diesen Worten ist fitr alle Zeiten giltig die Ge- stalt der rechteu, Gott wohlgefälligen Gesinnung der Buße ausgesprochen, wie es in der Augsburg Confess Art. XII heißt: Und ist wahre rechte Buße eigentlich Reue und Leid oder Schrecken haben über die Sünde, und doch daneben glauben an das Evangelium oder Absolutioin daß die Sünde vergeben und durch Chri- stum Gnade erworben sei, welcher Glaube wiederum das Herz tröstet nnd zufrieden machet. — Der bußfer- tige Sünder« muß vor allem anerkennen, daß die Trüb- sale, in deneii er seufzt, Gottes Zorn iiber seine Sünde, also wohlverdiente Strafen des starken und eifrigen, gerechten nnd heiligen Gottes seien; er muß ferner klar und mit tiefem Leid bekennen, er habe gesiindigh er habe wider den HErrik seinen Gott gefrevcltx er muß aber eben so zuversichtlich auf das Licht der Gnade hinschauen, die auch fiir ihn erschienen ist und bereit steht, und end- lich die Zeit ahnen, da der HErr aller gebeugten, ge- deniitthigteii Sünder· sich auch sichtbar annehmen und sie vor der Feindschaft der Welt rechtfertigen werde. —- Es ist icichts Nützlicheres dabei aber auch nichts Schwe- reres, als das Gericht des Zornes Gottes iiach began- gei1er Missethat ertragen, da die Seele lieber allerlei Gestalten annimmt, um sich davon zu befreien. Wenn sie aber treu und gelassen ist, muß sie dieses Gericht nach seiner ganzen Stärke tragen, so lange es währen ohne daß sie durch einige Mittel sich davon zu befreien trachte. Dasselbe ist aber schwerer oder leichter nach Maßgabe» des Gebrechens oder nach der Reinigkeih die Gott von einer Seele fordert, oder nach der Stärke, die Gott in dieselbe gelegt hat. Es lässet Gott zu- weilen einige Seelen dieses Gericht einige Tage um einer geringen Untrene willen tragen. Es ist ein Feuer, das das Eingeweide verzehrt und nicht eher zu brennen aufhört, als bis das Gebrecheii gereinigt ist. Dasselbe muß dann getragen werden, dieweil man gesündiget hat. Dies Leiden reiniget gar sehr die Sünde, verherr- lichet Gott und leistet der göttlichen Gerechtigkeit den Gefallen, sich vollkommen rächen zu können. Dieser Leidenszustand muß so lange währen, bis Gott selber die Sache dieser Seele richtet. (Mdme. Geryon) 10. Meine Feindin [aber, die ietzt triumphi- rende feindliche Weltmachtj wird? [dann] sehen mussen [wie ich von ihm errettet werde und alle meine Hoffnungen sich erfiillen], Und mit aller Schande hestchen srnit Beschärniing dastehen iniissein ste], die setzt [höhmsch] ·zn mir sagt: Wo ist [denn nun] der HEth dein Gott [auf dessen große Macht, Gnade und Treue du so sehr pochtesi]? Meine Augen werdens [mit Lust und Freuden] sehen, daß sie [diese hochmüthige Feindin Gottes» Der HErr verheißt seinem Volke die Erneuerung der Wunder der Vorzeit 853 und seines auserwählten Volkes] dann soon ihrer Höhe herabgestürzt] wie ein Koth auf der Gasse zertreten wird. 11. Zu der Zeit sda solches geschehen und alle Gewalt und Feindschaft der Macht gegen Gottes Volk ein Ende haben wird] werden [dann auch] deine Mauern so Zion, du ewige Hauptstadt des Reiches Gottes, wieder auf-J gebanet werden lPd 5I- 20J- und Gottes Wort sdarinnen er sich seinem Volke in seiner Gnade und Wahrheit ge- offenbart hat] weit [über alle Völker bis an der Welt Ende geprediget werden und] Auskommen. Lnther’s Uebersetzung von diesen schwierigen und tiefen Worten der zweiten Vershälfte ist Unübertrefflich. Wörtlich heißt es ani wahrscheinlichstem an jenem Tage wird das Gefetz hinweg sein, beseitigt werden. — Das mosaifche Gesetz, insofern es die Scheide- wand zwifchen Israel und den Völkern ausmachte, wird, wenn der Durchbrecher aller Bande erfcheint und mit gewaltigem Arm das bußfertige Volk ans feinem Kerker in’s Land der Seligkeit zurückführt, abgeschafft werden; denn Christus ist des Gesetzes Ende; dadurch aber wird das Wort Gottes weiten Spielraum, neues Licht nnd Kraft gewinnen; denn es ist ja die Zeit, da das Gesetz in die Herzen eingefchriehen werden und unter alle Völker hinausleuchten wird. Die Zeit des Endes des« Gesetzes ist die Zeit seiner Erfülluiig, feiner wahren Aufrichtnng, feiner Verklärnng im Gefetze des Evangeliums —- Das Gesetz muß uns zu eineni Zucht- meister dienen, um uns zu Jefn Christo zn bringen. Wenn wir ihm aber angehören, so sind wir frei vom Gesetz der Knechtschaft, um in der Freiheit der Kinder Gottes zu wandeln. Und es ist gewiß, daß eine Zeit kommt, da Gott die Seele von tansenderlei unter das Gesetz gehörenden Dingen besreiet, um fie zur inneren Nachfolge des Gesetzes, seines Geistes zu bringen. (Berleb. Bin) 12. Und zur selbigen Zeit swenn du wieder in dein Land gesammelt bist und deine Llsliauern wieder gebanet sind] werden sie szahlreiche Schgkp ren heilshungriger Heiden] Von Assur [den bis- herigen größten Feinden des Reiches Gottes], und von festen Stadien sgenauer: von den Städten Egyptens, des anderen feindlicheii Weltreichs] zu dir kommen [um sich mit dir zu ihrem ewigen Heile zu einem Volke Gottes zu vereinigen Katz. 4, 1. 2; und aus allen Ländern, die] von den festen Städten sden Städten Egyptens] bis an das Wasser sden großen Strom Euphrat lie- gen, ja] von einem Meer zum andern, von einem Gebirge zum andern [d. i. aus allen Völkern der ganzen Erde Jes. 19, 18—25]. 13. sEilends werden sich viele Heiden aus s allen Völkern dann zu dir bekehren] Denn das [übrige] Land sder Erde außerhalb des wiederer- bauten und verklärten Zion, des Sitzes des Reiches Gottes] wird [dann alsbald von dem Gerichte Gottes getroffen werden und] wiisle sein seiner [gottlosen, in der Feindschaft beharrenden] Einwoh- ner halben, mu der Frucht willen ihrer kbösens Werke svon denen sie steh nicht bekehren wollen] 14. Du aber «[o HErr, du treuer, guter Hirte deines Volks, zu dir flehe ich, deine gläubige Gemeinde, durch den Mund deines Propheten, im Ausblick auf solch großes Heil der Zukunft :] weide sdu selbst durch deinen Gesalbten, den du aus Bethlehem senden willst] dein Volk [und leite es zu diesem Ziele hin] mit deinem [Hirten-] Stabe sd. i. mit dem Worte deines Mundes] die Heerde drittes Erbtheils [die dein Eigenthum ist und deines Schutzes gegen ihre Feinde bedarf] die da [= auf daß sie, wie uns Bileam 4. Mos 23, 9 und Mose 5. M. 33, 28 geweissagtJ wohnen smögen] beide im Walde labgesondert von allen feindseligen Weltvölkern und] allein lunter deiner schützenden Obhut], uud auf dem Felde sgenauer: inmitten des wald- und weidereichen Karmel]; laß sie sallenthalben an den weidereichstein fruchtbarsten Plätzen deines verheißenen Erblandes wie] zu Basan und Gilead sim Ostfordanlande als deine Heerde] weiden, wie lste thaten] vor Alicks IV« du sie unter Mose und Josua durch deinen all- mächtigeii Arm in den Besitz des gelobten Landes brachtest] 15. IJOH antwortet der HErr, der da stets giebt über Bitten und Verstehem aus solches Ge- bet der gläubigen Gemeinde der Zukunft, ja] Jch will sie sin dieser letzten Zeit des vollkommenen Erbarmens wiederum] Wunder sehen lassen, gleich- wie zu der Zeit, da sie sdurch meine erlösende Wundermachts aus Eghptenland ljenem ersieth ewig vorbildlichen Weltreiche, das meinem Volke feindlich begegnete] zogen; [so will ich sie auch meine Wundermacht schauen lassen, wenn ich aus der Macht der Welt endgiltig errette.] 16. Daß sebenso wie damals die ringsum wohnenden Völker] die [dann im Unglauben feind- IichenJ Heiden kVölker es] sehen, und alle ihre Gewaltigen [besser: und ob all ihrer Stärke, die solchen Thaten des allmächtigen Gottesan sei- nem Volke gegenüber ohnmächtig dastehen wird] sich schämen sollen, nnd sin ehrfurchtsvollem Staunen und Berti-andern] die Hand auf ihren Mund legen, und svor dem Donner meiner Allmachtsthaterq ihre Ohren zuhalten Wien] 17. Sie [die ungläubigen Völker] sollen sdann in demilthigster Unterwerfung unter meine Allmachtj Staub lecken, wie die Schlangen [gen.: wie die Schlange im Paradiese I. Mut« Z« 14J- und wie das Gewürm auf Erden [wenn man ee kiinstlich oder gewaltsam aus seinkm Verstecke her- dortreibn erzittern in ihren Lochern ISEUOUOVI zitternd aus ihren festen Löchern hervor: kommen, um sich vor meinem Zorne zu meiner, allein Hilfe und Schutz vor dem ewigen Verderben bietenden Gnade zu flüchten]; sie [allesammt] werden sich Dann] furchten vor dem HErrm nn- 854 serem Gott sder so Großes an seinem verachteten Volke gethan, und bebend zu ihm hineilen], nnd vor dir sund deinem Grimm, o HErrJ sich ent- setzen. i) Die Antwort des HErrn, die er seinem Volke durch den Mund seines Propheten giebt, geht hier im Munde des Propheten unvermerkt in die Anrede an den HErrn selbst über und leitet so zu dem folgenden Lobpreis über, der, rückblickend auf die überschwängliche Herrlichkeit der Gnade und des Erbarmens Gottes über fein Volk und aus die Weisheit seiner so selig endigen- den Wege, das Buch aufs Harmonischste schließt. 18. Wo ist [unter allen Mächtigen im Himmel und auf Erden] solch ein Gott, wie. dn bist« smuß ich, dein Prophen im Hinblick auf diese dereinstige Erlösung deines Volks aus aller Sünde und aller Drangsal, mit denen, die deine erstmalige Erlösung aus Egypten erlebten 2. Mos. "15, 11., ausrufenTs der die Sünde laus lauter Gnade und Barmherzigkeit um sein selbst willen] vergiebt, und erlässet die Missethat den Uebrigen ldem geretteten, bnßfertigen Rest] set- nes Erbtheilsz der seinen Zorn nicht ewigltch behält; denn er shat nicht Lust an des Sünders Tod, sondern] ist barmherzig [neiget sich mit Lust und Wohlgefallen zum Sün- der in seiner Armuth herab]. is) Daß Micha hier auf feinen Namen anspielh »da- für spricht vor allem der Umstand, daß er es gerade an dieser Stelle thut. Mit V. 18 beginnt der Schluß des ganzen Bachs. Der Prophet konnte, wollte er überhaupt in seiner Schrift eine Anspielung auf sei- nen Namen anbringen, dies kaum an irgend welcher Stelle passender thun, als am Anfang ihres begeisterten Schlußwortes Aber was noch weit bedeutender ist: in dem, was in V. 18 ff. ausgefprochen wird, lag die Lösung der Disharmonie, die zu Michcks Zeiten zwischen Israel und seinem Gotte eingetreten war und auch in der näheren Zukunft, als der Gerichtszeih herrfchen sollte; das in diesen Versen Ausgesprochene bildet das Fundament aller Verheißungen des Buches von der Wiederherstellung des für seinen Abfall geziichtigten Jsraels und war somit das, worauf alle Hoffnungen des Volkes Gottes und alle Hoffnungen des Propheten für sein geliebtes Volk als auf ihrem letzten und ein- zi en Grunde ruhten. Daß der HErr der Unver- g eichliche ist, daß er als der, welcher, seinem den Vätern geleisteten Schwure treu, dem Reste seines Erbes dessen Sünden vergiebt, als der treue Siindentilger der Unv er leichliche ist, darauf kam für Jsraels Zu- kunft a es an, darin lag allein die Biirgfchaft dafür, daß auf die dunkle Nacht der Gerichtszeit, welche un- umgänglich nothwendig auf die traurige Gegenwart folgen mußte, der Morgen einer herrlichen Erlösung an rechen würde, das war der Fels und der einzige Haltpunkh an dem sich jedes um das endliche Schicksal des Volkes Gottes bangende Herz, an dem sich das um sie tief bekümmerte Prophetenherz anklammern und, an dem fiel) festhaltend, es getrost der schweren Zeit ent- gegenfehen konnte, die eben im Anbruche war. —- Eben weil die Unvergleichlichkeit Gottes als des Verheißungs- treuen und darum gegen den Rest seines Volkes Barm- herzigen diese Stellung zu den Verheißungen dieses Buches und zu Jsraelss und Michcrs Hoffnungen ein- Micha 7, 18—20. Nahum 1, I. nahm, hob der Prophet sie gerade in den Schlußversen seines Buches hervor. Jn der herrlichen zukünftigen Erlösung Jsraels kommt es zu Tage, daß der HErr als der, welcher, seinem den Vätern geleisteten Eid- schwur treu, dem Reste seines Volkes seine Sünden ver- giebt, der Unvergleichliche ist, und eben darin , daß er dies ist, hat diese Erlösung ihren Grund. Mit nichts konnte daher der Prophet sein Buch passender schließen, als mit dem Preise der Unvergleichlichkeit Gottes als des treuen Siindenvergebers, mit nichts Besserem aus den Lippen konnte es verhallen, als mit diesem ewigen, unersihiitterlichen und gewissen Grunde aller Verheißung und Hoffnung. — Indem nun Micha bei dem Aus- sprechen dessen, was das Fundament des zukünftigen Heiles Jsraels nnd seiner eigenen Hoffnungen für sein Volk war, auf seinen Namen anspielte, faßte er den- selben als einen gewissermaßen prophetischen aus, fand er in ihm eine Art Weis s agung von der zukünf- tigen Erlösung Jsraels und eine Bürgschaft für sie. Er war ihm nichts für seinen prophetifchen Beruf Tod- tes, Gleichgiltiges, das er zu ihm nicht hätte in Be- ziehung setzen, in ihn nicht hinein ziehen können; er hielt es nicht ftir bedeutungslos und zufällig, daß er, ein Propbet, gerade ihn tru ; vielmehr sah er darin, daß er, der als Prophet Ver eißungen von dem zukünf- tigen Heile Jsraels ausznsprechen hatte, gerade ihn be- kommen, einen Namen, welcher das besagte, worauf die Erfiillung aller dieser Verheißungen als auf ihrem Grunde ruhte, und was fiir sie bürgte, eine göttliche Fügung, die eine Art Weissagung in sich schloß. (Easpari.) · 19. Ei wird sich sdarum auch] unser [einst] wieder erbarinen, [und gleichwie er einst den tyrannischen Pharao niedergeschlagen und in den Fluthen des Meeres versenkt hat, also wird er auch] unsere Missethat dcimpfen sdie Macht und Tyrannei unserer Sünden, die uns wie Sklaven und Gebundene zur Dienstbarkeit und zum Tode hingerissen, unter unsere» Füße treten], Und alle unsere Sunden [endiich] m die Tiefe des Meers [seiner Barmherzigkeit] werfen sdaß sie daselbst gleich Pharao ewiglich begraben seien] Es ist also keine so leichte Sache, sondern ein Werk der göttlichen Allmacht, die Gewalt der Sünde, die im Gerichte wider uns ausstehet, uns verdammt, zur Strafe fordert und sich untecwürfig machen will, brechen. (Berleb. Bin) 20. · [Denn] Du wirst sgewißlichj dem [Volke, das du m] Jakob [erwählt] die Treue [die genau erfüllet, was sie zugesagt], nnd [denen, mit wel- chen du in] Abrahain seinen Bund gemacht hast] die Gnade [mit der du sie ewiglich erwählet] hal- — ten, wie du Ha] unsern Vätern verlangst [1.Mos. 22, 16] geschivoren hast. Der Gottesschnrm an den sich Micha hier am Ende wie an einen Felsen anlehnt, ist der von 1. Mos. 13, 16 ff· Wie Gott ihn gehalten, darüber lies Stil. 1, 72—75. (Quandt.) Der ganze Schluß-des Buches (V. 18—20) ist in jeder Hinsicht mit Rönn II, 33-—36 zu vergleichen. Gleich wie Micha in diesen Lobpreis ausbricht, nachdem er die nnergründliche Barmherzig- keit Gottes, die aus dem Sündenlabyrinthe des Volkes Israel doch endlich einen Ausgang voll Licht findet, im Vorhergehenden auseinander gelegt hat, so macht auch Micha preist die Barmherzigkeit und Gnade Gottes. —- Schlußbemerkungen 855 Paulus, nachdem er den Rathschluß Gottes in Christo hinaussührt nnd sich auch Jsraels erbarmt (Röm· 11, Jesu und Jsraels Stellung zu demselben nach allen 25 fs.), in den Lobgesang aus: O welch eine Tiefe Seiten besprochen hat, Halt und bricht in Hinblick auf des Reichthums beide der Weisheit und Erkenntniß Gottes unersorschliche Gnade, die endlich alles herrlich Gottes! Srytusitiemertkungen zum Propheten Micha. Die Erklärung des Buches des Propheten Micha macht es unzweifelhaft, daß dasselbe ein zu Einer Zeit verfaßtes, in allen seinen Theilen aufs Jnnigste zusammenhängendes, planmäßiges und streng gegliedertes Ganze bildet, woraus wiederum hervorgeht, daß der Prophet selbst es als den Haupt: inhalt aller seiner prophetischeii Reden während der langen Zeit seiner Thätigkeit niedergeschrieben haben muß, und zwar, wie ziemlich allgemein angenommen wird, unter der Regierung Hiskicks vor jener Ausrottung des Götzendiensies, welche dieser König nach der großen Passahfeier im ganzen Lande vor- nahm (weil Micha den noch vorhandenen Götzendienst in Juda so oftmals riigt), sowie vor der Zer- störung des nördlichen Reiches, welche er erst als zukünftig verkiindigt, also zwischen 728 u. 722 v. Chr. —- Sowohl durch den hohen poetischen Schwung, sowie die Reinheit und Ebenmäßigkeit der Sprache, als auch durch die Kraft und Schärfe, die Kühnheit und Erhabenheit der Gedanken, die Klarheit und Lebendigkeit, den Reichthum in feinen Bildern, Vergleichungen und Wortspielen steht Micha durchaus ebenbürtig neben Jesaia, seinem hohen Zeitgenossem mit dem er die Wärme des Gefühls und das Feuer der regsten Theilnahme an dem, was er zu verkiindigen hat, theilt. Ganz besonders eigenthümlich ist ihm aber die Neigung, rasch und plötzlich von der Drohung zur Verheißung überzugehen und in den Personen zu wechseln, worin er nur an Hosea erinnert. —- Micha nimmt unter allen Propheten und im gesammten Organismus der heil. Schrift eine sehr hohe Stellung ein; denn die drei Grundgedanken aller Weissagungx die Nothwendigkeit des Gerichts über das abgefallene Volk Gottes, die Gewißheit des Heils durch den aus Bethlehem kommenden Messias und das zukünftige Reich der Herrlichkeit nach der Wiederbegnadigung des Volks und der Bekehrung der Heiden — kommen bei Micha zu ganz besonders klarer und vollständiger Darstellung. Yiler Propbet Mahom. Es ist hauptsächlich Ein Gedanke, den Nahum in das hellsie Licht, oder besser zu sagen, in das brennende Feuer der Wahrheit stellt: daß Jehova zwar ein Gott der Langmuth, aber auch der eifrigen Gerechtigkeit sei, in deren heiligem Drange er Vergeltung an seinen Feinden übe. Von diesem Eifer des HErrn glühet unser Propbet, und er schüttet ihn in verzehrenden Flammen über Ninive, nächst Babel die Hauptstadt der Sünde, in welcher der stolze Assyrer, der sich selbst überhebende Stab in der Hand Gottes, schwelgte von dem Raube der gemißhandelten Völker, unter denen besonders Israel seine Habsucht und seinen Hohn erfahren. Das Wehe, welches Jesaia über Assur erhebt, verstärkt sich in der Rede Nahums zum Höchstety und sein Zorn ergießt sich wie Feuer, daß die Felsen vor ihm ausgerissen werden. Aber im Innersten des eifrigen Gottes leuchtet das stille und reine Licht der ewigen Güte, die eine Zustucht ist am Tage der Noth, und die kennet, so ihr vertrauen. Derselbe Gott, der die Stadt des Frevels mit Feuer und Wasser vertilgt, aus welcher »der Rather des Verderbens hervorging, der Böses sann gegen Jehova-«, will das Joch, das der Assyrer auf Jsrael gelegt, zerbrechen und die Hoheit seines Volks zurückführen. (Umbreit.) Das I. Kapitel. Zlssyrågiksund lzttåarh niedergeschlrieben in] digcs Buch . . er eiaun aums[d..dsT ' , Yottes Maiestat Um« M Tyrannen· wie er denn; agch dem Volke Gottes inrodekrrftckgrx 1. Dies ist die Last sder richterliche Ausspruch drängniß durch die Weltmacht rechten Trost brachte; Gottes Jes. 13, 1 Anm., welchen Gott seinem gebürtig] von Elkosk seinem noch zur Zeit des Propheten im Gesicht mitgetheilt hat] über [den Kirchenlehrers Hieronymus um 400 n. Chr. vor- demnächstigen Untergang von] Ninive sder Haupn handenen und von ihm besuchten Dörfchen im stadt des widergöttlichem feindseligen Weltreiches H nördlichen Reiche, dem späteren Galiläa, von wo 856 Nahum 1, 2 —- 4. aber Nahum nach der Zerstörung dieses Reiches durch Salmanassar nach Juda ausgewandert war und in Jerusalem die nachfolgende Offenbarung empfangen hattes V) Viele Ausleger nehmen an, daß unter Elkos das jenseit des Tigris 2 Tagereisen von Ntosiil gelegene a1isehnliche Christeiidorf Alknsih zu verstehen sei, sodaß Nahuin ein unter Salmanassar deportirter Bürger des Reiches Jsrael gewesen und hier in Affyrieii die Offen- barung über den Untergang Ninive’s empfangen habe. Allein das Grabmal Nahum’s, welches nia1i dort in Alkusch noch zeigt, ist gewiß ebenso uiieiht, wie das Jona’s bei Niiiive Vielmehr ist’s wahrscheinlich, daß das erst im 16· Jahrhundert zuerst erwähnte Dorf feinen Namen aus dem ersten Vers unseres Buches empfangen hat, zumal da das Grabmal gar nichts Alter- thümliches an sich trägt. Viel glaubwürdiger dagegen ist die erwähnte Nachricht des Hieronymus. Nahuni ist demnach ein Biirger des Reiches Samaria, und hat sich nach dessen Zerstörung wahrscheinlich in Jerusalem niedergelassen, da seine Troftworte siih stets an Juba, nie aber an die Verbannten des nördlichen Reiches in Assyrieii richten. —- Ebeuso uiieiiiig wie über die Lage des Heimathsortes Nahum’s, sind die Ausleger in Be- zug auf die Zeit, in welcher er seine Weisfagnng aus- gefprochem Manche, denen Weifsagung nicht viel mehr ist als politische Vermuthniig und meuschlicher Scharf- blick, behaupten, daß diese so bestimmte, spezielle Weissa- gung vom Falle Ninive’s nicht länger als 30 Jahre vor dem Eintritte dieses Ereignisses, etwa um 630 v. Chr, als bereits die Kämpfe der Meder und Babylonier gegen das assyrische Reich begonnen, entstanden sein könne. Uns jedoch ist alle Weissagiing, auch diese, eine iinniit- telbare Offenbarung Gottes, wir können daher die Zeit des Ursprungs einer Weisfaguug nicht davon abhängig machen, daß schon die Anfänge von alleui, was ge- weissagt worden, sichtbar gewesen sein müssen, sodaß ein heller Verstand schon im Stande sein konnte, daraus Schlußfolgerungen auf die Zukunft zn machen· — Da jene furchtbare Drangfal Judas durch den König San- herib von Assyrien, die das Reiih an den Rand des Untergangs brachte, und die sie endende merkwürdige Niederlage des assyrischen Heeres unter den Mauern vor Jerusalem unserem Propheten in seiner Weisfagung noch im srischesten Andenken steht und von ihm als bereits geschehen vorausgesetzt wird, so ist das Wahrfcheinlichste, daß Nahum gerade in Folge jener assyrischen Jnvasion der wahren Gemeinde Gottes nnd dem frommen König Hiskia zum Trost seine Weissaguug voii Gott empfangen und also in der zweiten Hälfte der Regierung Hiskicks szwischen 710 u. 699 v. Chr) sein Buch geschrieben habe (2. Kön. l9, 37 Anm.). Der gesammte Eindruck, den das Buch in feinem unaufhaltsameu Strom hoch- begeisterter Rede und feiner klcissischen, kraftvollen, klaren iind reinen Sprache niacht, legt es nahe, anzunehmen, daß Nahuni seine Weissagiiug nicht in einer Rede öffent- lich vorgetragen, sondern nur iiiedergefchrieben und als Bnch veröffentlicht habe. Zum besseren Verständnis; der Weissagung unseres Bu es ift’s nothwenig, daß wir uns noch kurz die ge- fchichtliclse Lage Vergegenwärtigen. Ueber 500 Jahre lang war Ninive unter seinen gewaltigen Herrschern der Schrecken von ganz Westasien gewesen. Assyrieu war das erste Weltreich, welches dem Reiche Gottes als soliheni gegenüber eine feindfelige Stellung einnahm, welches der HErr in seinem Reiihsplau dazu benutzte, ihm als Stecken fltr sein Volk zu dienen; schon war das Reich-Israel durch Salmanassar 722 o. Chr. zerstört, als bald darauf dessen Nachfolger Sanherib sich auch gegen Juda wendete, um ihm dasselbe Schicksal zu be- reiten. Hier aber war auf den schrecklichen Ahas sein trefflicher Sohn Hiskia gefolgt und hatte mit heiligem Ernst das ganze Land vom Götzendienst gereinigt und des HErrii Dienst wieder wie friiher hergestellt. Die Zeit des Gerichtes war für Juda uoch nicht vorhanden; vielmehr sollte Hiskia es erleben, daß, sobald Gottes Volk sich zu seinem Gott hielte, die Weltmacht niihts gegen dasselbe ausrichten könne, vielmehr die Fesseln, die sie ihm schon angelegt, zerbrochen werden würden. Hiskia verweigerte in kühnem Glaubensmuthe dem auf der Spitze feiner Macht stehenden großen Assyrerkönig den Tribut, den er seit Ahas hatte zahlen müssen. Als nuii die Heere Sanheribs herauzogem um den kleinen König zum Gehorsam zn zwingen, ward iskia zwar schwach, untertoarf sich und erkaiifte mit gro en Schätzen einen augenblicklichen Frieden. Aber der Assyrer gab seine Absicht, Juda ebenso zu behandeln, wie Saniaria, nicht auf, iind bald erschieii ein gewaltiges Heer vor Jerusalem. Die Lästerungen des Namens des HErrn ans dem Munde des Königs Sanherib erst weckten Hiskia auf, und er wandte sich mit ganzer Seele an den HErrn um Hilfe, die er denn auch reichlich erfuhr. Der Engel des HErrii selbst schlug das Heer der Assyrer, also, daß am Morgen rings um Jerusalem die Leichen gesäet lagen und der König so schnell als möglich wie flüchtend nach Ninive zuriickeilta Der Err selbst hatte gerichtet zwischen feinem Reiehe und s olke und dem Weltreiche, und mit diesem wunderbaren Ereigniß be- gann das Gericht über Assyrieiy dessen Vollendung durch die Zerstörung Ninivcks im J. 606 v. Ehr. eintrat und von Nahum klar geweissagt ward. Nicht Asfyrien follte das Gericht ausüben über Judex; denn es war selbst zum Gericht reif. Schoii unter Sardanapal I. hatte der "Err ihm durch den Propheten Jona sein Gericht der erstörnng ankündigen lassen, und nur die Umkehr des Königs nnd Volks in Folge der Sendung Jona’s hatte die Zeit feines Untergangs hinaiisgeschoben. Jetzt war das Maß seiner Sünden voll. Um die Mitte des 8. Jahr- hunderts, als im äußersten Westen die Römer am Tiber- strand den Grund zu ihrer Stadt und Weltherrschaft legten, erhoben sich die kräftigen Meder und Perser, bisher Assurs Vasallen, gegen ihrellnterdrücker und fanden iii jener Niederlage Sanheribs vor Jerusalem eine Aufforderung, das verhaßte Joch abznsihüttelm bald gesellte sich zu den übrigen Feinden des immer mehr sinkenden Assiir auch Babel, das bisher immer ver eb- liclh darnach gerungen hatte, feine frühere Herrli keit wieder zu erringen und immer wieder von Assyrien niedergeworfen war. Jmmer größer ward die Kühn- heit der bald unter einander verbundenen Babyloniey Meder und Perser, und endlich sank die mächtige Stadt lmch dreijähriger Belagerung in Trümmer, die Königs- burg mit dem König Sardanapal lI., seiner Familie und seinen Schätzen ging in Flauimen auf, um Babel als seinen Erben in der Weltherrfchaft zu hinterlassen. —- Die Bedeutung der Weissagung Nahums ist aber keines- wegs blos eine geschichtliche. Auch geht dieselbe nicht blos darin auf, daß in derselben die Richterthätigkeit Gottes, des HErrn der Heerschaarem geschildert wird, wie Staudt hierüber gut sagt: »Gott ist geschildert als der Heilige, der jede Selbftüberhebnng, Eigenmacht nnd Gewciltthäigkeit mit brenuendem Eifer vernichtet und dazu die Elemente Himmels und der Erde in Bewegung setzt; der aber seine Majestät recht gebraucht, die Seinen unter den Stürmen zu schützen und das Gericht der einde zur Errettung seines Volkes ausschlagen zu lassen. enn die Feinde unter ihren eigenen Göttern, aus die Der HErr ist ein eifriger Gott und Rächer gegenüber seinen Widersachem 857 sie sich stützen, wie unter einen Schutthaufen begraben sind, dann steigen die Friedensboten iiber die Berge her, in Israel Gutes zn predigen.« Wir dürfen nicht ver- gessen, daß vor Gottes Augen Assur nur Repräsentantin der gottfeindlichen Welttnacht überhaupt ist; was also hier Nahnm von Assur sagt, hat von jedem Weltreich seine Giltigkeit, wird sich einst im vollsten Sinne am Reiche des Antichrists wiederholen und vollkommen dann erfüllen. Nahum schant den völligen Sturz der Welt- macht, der Drängerin des Reiches Gottes, und die Be- freiung des letzteren von aller Tyranuei derselben. Daher behält Nahum fitralle Zeiten des Reiches Got- tes seine hohe Bedeutung und die Erfüllung seiner Weissagung reicht ebenso, wie alle Weissagung, is an’s Ende, wenn das Reich ganz Gottes und seines Christus geworden ist. Erst von hier aus begreift sich recht, wie Nahum seinen Namen eines Trösters nicht blos flir Hiskia und seine Zeit, sondern fiir das Volk Gottes aller Zeiten mit vollem Recht trägt. Das such der Weissaguug tlahunfs zerfällt in Z, den Kapiteln desselben entsprethendg Theile mit strenger, logi- scher Ordnung, in deren erstem der Vathsctflnsz Gottes, diese Dräugerin des Volkes Gottes zu vernichten, im zweiten die Freudenbotschaft von der erfolgten Grabe— rang, Plünderung nnd Zerstörung dlinioe’s«, im dritten die Versrhuldnng dieses weltreictfcs nnd die unabwendbar- keil seines Untergangs mit großer Lebendigkeit und Lin· schauliazkeit geschildert wird. I« V· 2—14. Vicht von irgend einer geschichtliclfen se— gebenheit, sondern von dem Gesetze des yama, in wel- chem sich derselbe als einen eifrigen Gott nnd Rächer alles Bösen geoffenbari hat, geht der Vrophet ans, nnc der assyrischen weltmacht das Gericht zu vierhändigen Allem anderen stellt er die Schilderung der richterlichen Ge- rechtigkeit nnd Heiligkeit Gottes, welche zwar tang- müthig ist, aber die Widcrwärtigen verzehrt und das kalte Eis der vermessenen Frevler schmilzt, voran, da- mit daraus jedermann klar werde, daß die Veruichtnng Jissuss und dlinioe’s eine Vothwendigkeit für Gott nnd sein göttlichen wesen nnd darum unzweifelhaft gewiß sei (V. 1—«6). während aber der Zorn und das Ge- richt Gottes, dem auch alle Elemente des hintmels nnd der Grde zu Gebote stehen, seine Feinde trifft, wird sich der hatt: denen, die ans ihn trauen, als eine Zuflucht in der Noth nnd Verfolgung beweisen. Wehe dagegen dem hochmuthe der Welt! Gegen sie sendet er die zer- störende odlacht übersehwemmender Wasserftnth und ver- folgt sie mit den Schreiben der Finsternis. Keine Klug- heit hilft gegen ihn, ein fiir alle Mal wird er der Siiudenstadt Uinive ein Ende machen nnd sie mit Feuer und Wasser verstören (V. 7-—1l). vergeblich wird Jtssur auf die zahlreichstc tjeldenschaar trotzen, sie wird von ihm weggemäht werden. Das alles aber thut der HGrr um seines Volkes Israel willen, das genug gebeugt ist, damit es frei werde von dem Iothe seines Ilriingerg (V. 12—-—14). 2. Der HErr [sagt das Gesetz Gottes in «2. Mos 20, H; 34, 14; 5. M. 4, 241 ist ein siu heil. Liebe zu den Seinen] etfrigeri süber jede Verletznng seiner eigenen Ehre nnd seines Volkes eifersiichtig wachenderj Gott Und ein Rächer siiber alle Werke der Bosheit gegen ihn selbst nnd die Seinigen], ja etU Rächer ist der DE« und zornig swenngleich es die oberfläcky liche Welt nicht glauben will, so lange sie seine strafendeGerechtigkeit nicht selbst fühlt]»; der HErr Ha, ganz gewißlichJ ist see] ein Racher wider seine Widersacher, und der es seinen Feinden nicht vergessen wird swie sie ihm selbst und seinem Volke mit Bosheit nnd Haß be- gegnet smd , sondern. nur das Maß ihrer Frevel voll werden läßt] V) Gott eifert über seine eigene Ehre nnd über des Menschen Herz. Er kann nicht leiden, daß ihm eines von beiden genommen werde. Das Herz muß ihm ganz gegeben, und seine Ehre völlig erstattet werden. Gott riichet gar hart, wenn an einem oder dem anderen ein Raub begangen wird. (Berleb. Bib.) Gottes Wesen ist Lichtzs wärniend nnd segnend siir die, die ihn lieb haben, die aus ihn trauen; Verzehrend für seine Wider- sacher. Beides geht zusammen in dem Eifer Gottes, der alle Glnth der Liebe und alle Gluth des Zornes in sich schließtz auch der Zorneseifer hat seine Wurzel in der Liebe. Das Nachtragen (oder Nichtvergessen) Gottes kommt nicht aus einer hinterhaltigen Gesinnung, wie etwa ein rachsiichtiger Mensch sich Gott ausmalen möchte nach seinen Gedanken, sondern aus der Gerech- tigkeit, die, wenn sie vergißt, sich selbst aufhebt. Des Menschen nngerechtes Urtheil beruht aus seiner Vergeß- lichkeit Gott trägt nach, nicht weil er böse ist, sondern weil er langsam zum Zorn ist und viel ansammeln läßt, ehe er sich zum Gericht entschließt; er weiß, daß sein Gericht furchtbar ist. Das Nachtragen hat dieselbe Wurzel, wie das Kennen der Seinen: er ist ganz Geist, also ganz Einsicht, ganz Weisheit und auch ganz Ge- dächtniß Das Vergeben und Vergessen gehört zu den Selbstentäußerungeli Gottes. (Kleinert.) 3. Der HErr ist geduldig und [doch] von großer Kraft sharret zwar lange der Bekehrung und Besserung des Sünders , aber nicht aus Schwäche zögert er oft mit der Bestrafung der Frevler, sondern ans Liebe und Erbarmen; auch verzichtet er nicht auf die Strafe, wenn er sie nicht sogleich über seine Feinde schleudert, denn er ist ein Guts, vor welchem niemand unschuldig ist [welcher niemanden nngestraft lässet 2.Mos. 20,7; 34, 7. Ruhig schant er der Bosheit zu, bis ihr Maß erfüllt ist und sein Zorn sich vollendet, dann spricht er als gerechter Richter das Urtheil, und was er spricht, das geschieht So hat er von ie- her gethan]; er ist der HEtr ldarinneit liegt alles: Er ist diehöchste Majestät, »von dem alles ist, dem alles lebt, dessen Gericht alles untersteht. Von Alters her ist er der]- deß [Gerichts-] Wege sftir die Völker] im [erschütternden] Wetter Und Sturm find lder feinen Zorn durch weltbewegende, schnell dahin fahrende, gewaltige Völkergerichte offenbart] und [doch auch im Gericht in unerreich- barer Höhe ein unnahbarer Gott bleibt, denn] unter seinen Ficßen sitt, wenn er zum Gericht herabfährh wie dort auf dem Sinai] dicker Staub [Wolkendunkel, das seine Nähe dicht ver- hülltlz 4. sEr ist ein Gott] Der swenn es«gilt, zum Schuhe der Seinen seinen Zorn auszurichten] das Meer schilt and trocken macht swie es Israel 858 Nahiim t, 5 —- 14. am rothen Meere erfuhr 2. Mos. 14, 15], und alle Wasser [-quellen des Landes] vertrocknet [wie zur Zeit Elia nnd Joelss [Die fruchtbarstem waldreichsten Orte eines Landes, über das fein Ge- richt ergeht, wie] Basan sim Osten von Caiiaan] und Carmel sim Westen] verschmaihtcn sdann vor seiner ZorngluthL und was auf dem Berge Liba- non sim Norden] blühn, verschmachtet sSo ist alle Macht uiid Herrlichkeit vor dem Feuer seines Zornes wie nichts.] 5. Die Berge zittern vor ihm sunter seinen Füßen, wenn er erscheint, um Gericht zu halten Am. 8, 8], nnd die Hügel zergehen [wie Wachs in der Hitze Mich. 1, 4]; das Erdreich bcbet [hebet und senkt sich in ivogender Wallung] vor ihm swenn seine Herrlichkeit sich offenbart, die Gottlofen anszurotten], dazu der sganze bewohnte] Weltkreiez und alle, die drinnen wohnen sdenn sie fühlen es alle, daß sein unwiderstehliches Gericht sie alle niederwerfen müßte] Aehnlich wird auch in den anderen Propheten nnd in den Psalmen die Erscheinung des heil. Gottes zum Gericht unter dem Sinnbild von Erdbebeii und Ge- witter geschildert; diese sind nur ,,eine kleine Probe, die die Creatur zwar auch schon erzittern macht, aber zu- gleich ahnen läßt, daß Gott in feinem Gericht die Welt noch ganz anders erbeben lassen kann-« — »Die ganze Creatur geräth unter den Gerichten Gottes in schmerz- lichen Aufruhr. Denn sie ist auf den Menschen hin ge- schaffen und von Gott mit dem Menschen zu eiiier un- liislichen Einheit verknüpft. Daher ist das Land in die Gerichtsleiden der Bewohner verflochten; und die Crea- tur fehnet sich auch aus dem Dienst des nichtigeii Wesens nach der Herrlichkeit der Kinder Gottes, die auch ihr ein Berheißungsklang ist (1. Mos. Z; Riimz 8; Jef· 11, 65). Wie die durch die Sünde der Adamiten befleckte Erde durch das vernichtende Reinigungsbad der Siindfluth hindurch mußte, so die Stätte Ninive’s durch die Neinigungswogen des neuen Gottesgerichts (Kleinert.) b. Wer [der in Sünden empfangen und ge- boren ist] kann vor seinem Zorn» [be-] stehen, und wer kann vor seinem Grimm»bleiben[Jerz10, 1012 Sein Zorn [w»enn er sich uber den Siinder ent- lädt] brennet wie Feuer, nnd die Felsen zerspringen vor ihm. [Nichts Festes giebt’s »vor ihm, das ihm Widerstand thun könnte; er allein ist der Feste und Gewifse und gegen ihn ist alles wie Wolken und Dunst.] Welche Majestät ist das! Nun, wer »diefe»n Gott kennt, wie Nahum, »und weiß, daß »er für ihn ist, der kann wohl getrost sein und über Ninive und Babel und alle Welt hoch hinweggehen. Das kann aber nur ein Mensch, wenn er zuvor Gottes Zorn an seiner Seele kennen gelernt und alles, Erdbeben und Feuerströme er- fahren hat, und darnach von Gott begnadigt ist. Denn hat man diesen Gott für sich, so haben wir alle Welt, die gegen uns und über uns war, und außerlich noch ist, nun unter uns. (Diedrich.) Siehe, wie Gottes Zorn und Majestätsoerschrecklich ist, »Und du Sünder stin- digst immerhin in »den Tag hinein, und fürchtest dich so gar nicht vor diesem Zorn deines Schöpfers, nnd willst nicht wissen, daß derselbe Leib und Seele verder- ben kann in die Höllr. (Pf . 7. sAber] Der HErr ist sbei dieser erschre- ckenden Herrlichkeit der Offenbarung seiner Heilig: keit und Gerechtigkeit gegen seine Feinde dennoch] gütig, und eine Feste seine sichere Zufluchts- siätte für die Seinigen] zur Zeit der Noth [der Bedrängiiiß durch die Gottlosen oder wäh- rend der Gerichte iiber diefe]; und kennet ssie- het, versorgt und besehutzet] die, so [oon Herzen] auf ihn trauen. Dies ist ein herrlicher Trost in aller Angst und Widerwärtigkeih daß, obgleich sich alles anläßh als wolle es in Haufen fallen und sei nun gar aus, und es kein menschlicher Rath, Hilfe noch Rettung mehr giebt, wir dennoch diesen Trost festbehalteic sollen. Denn er ist gtitig und er ist treu und hält, was er hat zugesagt, und stehet uns bei in der Noth und ken1iet uns 1ii1d nennet uns bei unserem Namen und kann unser nicht vergessen; denn er hat uns in seine Hand geschrieben und mit dem Blute feines herzallerliebsten Sohnes auf- gezeichnet und schläft und schlumniert nicht, ob es gleich isweileu schei11et, als hab er sich verborgen. »Er weiß wohl, weniss ain besten ist, und braucht an uns kein arge List, deß soll’n wir ihm vertrauen. Ob sich’s an- ließ, als wollt er nicht, laß dich es nicht erschraken, denn wo er ist am besten mit, da will er’s nicht ent- decken. Sein Wort laß dir gewisser sein, und ob dein Herz fpriich lauter nein, so laß doch dir nicht grauen. (Selneccer.) — Bisher hat der Prophet im Allgemeinen die Heiligkeit Gottes, die Schrecken seiner gerechten Ge- richte uiid feine in ihnen stets leuchtende Güte geschildert. Jetzt macht er nun die Anwendung auf Ninive und geht von hier stracks auf sein eigentliches Thema, das Gottesgericht über die gottfeindliche Weltstadt Ninive, los. — Es handelt sich in der Prophetie nicht um Wahrsagung einzelner Facta, sondern um Darlegung der Gefetze und Fligungeii der göttlichen Weltregierung die sich aus dem heil. Wesen Gottes und daraus er- ziehen, daß er die Welt regiert im Absehen auf sein eich. Darum beginnt auch unser Prophet seine Ver- kündigung damit, das Licht Gottes leuchten zu lassen, unter welchem er feine Weissagung angesehen und ver- standen wissen will. Es handelt sich um Vernichtung eines Feindes Gottes und eines solcheii, der auf der geraden und untriigliihen Wage Gottes zu leicht befun- den worden ist. Er gliedert das Gericht Ninive’s ein in den Gefammtzufammenhang des Einen göttlichen Weltgerichts welches von der Veruichtung der Egypter am rothen Meere an nebe1i der Offenbarung an sein Volk hergegangen ist und dereinst mit dem letzten Ge- richte aller, die nicht gehört haben, fein Ende nehmen wird. (Kleinert.) 8. [Eben darum wird er der Drängerin sei- nes Volkes, Ninioe, der Hauptstadt der assyrischen Weltmachh nun gänzlich den Garaus machen :] Wenn die Fluth sdes Zorngerichts Gottes mit gewaltigen Völkerheeren] Uber her läuft ssie überschwemmts so macht er’s mit derselben sdieser gottlosen Stadt, der meine ganze Weissagung gilt V. I] ein [gänzliches] Ende sdaß man auch ihre Stätte nicht mehr kennen foll]; aber sbesserx und] seine Feinde [di»e Bewohner der SiindenstadtJ ver- folgt er mit Finsterniß sdaß sie in Nacht der Verzweiflung und des Unglücke untergehen sollen] Rathschluß Gottes, das Volk von Ninive zu vernichten. 859 9. [Gegen sein Gericht wird alles Wehren vergeblich sein :] Was gedeutet ihr wider den HErrn [den Allmächtigem der solches über euch bringen wird ,« zu thun? welche Vertheidigungsanstalten werden euch vor ihm schützen]? Er wird’s doch ein Ende smit euch] machen [bei diesem feinem Be- schlusse bleibt’s]; es wird das Unglück ldas ihr noch kürzlich unter eurem König Sanherib über mein Volk gebracht] nicht zweimal kommen [euch nicht noch einmal gelingen]. 10. Denn gleich als wenn die [spitzigen, un- nahbaren] Dornen sdenn folche seid ihr schlauen, hinterlistigen Assyrer], so noch [so sehr] in einan- der wachsen [wie auch ihr euch fest zusammenrotteii und schlaue, unfehlbare Kriegspläne ausstnnen werdet] Und snoch so sehr] im besten Saft seid [wie auch ihr ja im iippigsten Wohlleben bei täg- lichen Weingelagen schweigen* dennoch von ange- fachter Feuersgluth schnell und so gänzlich] ver- brannt werden, wie ganz dinr Stroh: 11. Also wird sein der Schalksrath [d. i. der gottlose Plan, wörtlich: der Verderber], der [wie dort Sanherib und Rabsake Jes. 36, 14——20] von dir [o Ninivej kommt nnd Böses wider den HErrn gedeutet sindem er in frevelhaf- tem Hochmuth darauf ausging, das Reich Gottes in Juda zu vernichten, wie dies Rabsake in seiner gottesläsierlichen Rede anssprach Um folcher dei- ner nichtswürdigen Gesinnung willen, o Assur, wirst du nun von mir vertilgt] Nach dem hebräischen Grundtext bilden V. 10 u. 11 keine Vergleichung, sondern V. 11 fügt den Grund zu der« V. 10 ausgefprochenen Drohung hinzu. Jn genauer Uebersetzung lautet’s: 10. Denn wenn sie [die Assyrer] auch wie Dor- nen« ar verflochten und» berauscht von Ihrem Weine snds so en sie doch wie dnrre Stoppeln vollig gefressen er en. i w 11. Von dir ist ausgegangen, der Böses wider den HErrn sann, Nichtswurd ges berieth. it) Diodor von Ställen, ein berühmter Gefchichts- fchreiber zur Zeit des Kaisers Augustus erzählt bei sei- ner Beschreibung der Zerstörung Ninive’s, Sardanapal habe, nachdem er die Ninive belagernden Feinde drei- mal zuriickgeschlagem im Vertrauen auf sein Glück ein schwelgerische-s Mahl veranstaltet, während dessen die hiervon in Kenntniß gesetzter! Feinde einen neuen An- grifs machten und die Stadt erobertetu Von der entsetz- lichen Ueppigkeit und Schwelgerei des assyrischen Hofes, in welcher er die den Völkern ausgepreßten Schätze verschleudertq reden auch die anderen alten Schriststellen Its) Er nennet sie Dornen, die in einander wachfen, d. i. sie schlagen ihre Macht und Gewalt u Hauf, machen Bündnisse und Freundschaftem sind se r trotzig nnd stolz. Aber es sind doch Dornen , die umkommen müssen, sie machen sich zu Hauf, wie sie wollen. (Luther.) 12. So spricht der DER: [Es ist mein fester und unumsiößlicher Rathschlußxj Sie sdie Assyrer mögen mit ihren Kriegsheeren gegen ihre heran- riickenden Feinde heranziehen und] kommen so ge- rüstet nnd mächtig, als sie wollen, sollen sie doch umgehauen lwie das leichte Gras der Wiese hin- weggemähq werden nnd [in"s Nichts] dahinfahren. Jch habe dich [o mein auserwähltes Volk in Juda einmal durch Assur] gedemiithiget [als ich dich unter Ahas und Hiskia in seine Macht dahingab]; aber ich will dich nicht wiederum [durch dasselbe] demüthigen 13. Alsdann [genauer: Nunmehr] will ich sein Joch fschimpfiicher UnterthänigkeitL das du [obwohl Hiskia es zum Theil abgeschiitielt hat, noch immer] trägst, [so lange du überhaupt noch Assurs Macht mit Sorge betrachten n1ußt, gänz- lich] zerbrechen, und deine Bande smit denen Assur dich an sich gefesselt] zerreißen [indem ich es selbst in seiner Hauptstadt verstöre]. Wie das Gericht Ninive’s nur eine Strahlenbre- chung des einen ewigen Gerichts in der Zeit, so ist auch sein Erfolg, die Erlösung der Gemeinde vom Joche Ninive’s, nur eine in der Kette der Erlösungen Gottes, die im Grunde auch Eine Erlösung sind. Denn sie alle kommen aus dem Herzen des Einen guten Gottes, der da kennt, die auf ihn trauen. Jedes vorhergehende Ge- richt enthält vorandeutend die Züge des Endgerichts, jede der vorangehenden Erlösungen empfängt ihr voll- kommenes Licht erst von der Enderlösung (Kleinert.) 14. Aber wider dich [o Volk von Assur] hat der HErr [fest beschlossen und] geboten-«· daß dei- nes Namens Same keiner mehr soll bleiben [son- dern dein Volk und sein Gedächtniß ausgetilgt soll werden]. Vom Hause deines Gottes will ich dich anstellen, die Götzen und Bilder will ich dir znm Grabe machen; denn du bist zu nichte worden. Die Z. Hälfte des Verses lautet genauer: Vom Hause deines Gottes will ich ausrotten die Schttitzbilder und Gußwerke; ich bereite dir dein Grab (da hinein sollst du mit all deinem Volke und deinen Götzen scnken), denn (ich habe dich auf der Wage meiner göttlichen Gerechtigkeit gewogen, und) du bist zu leicht erfunden. V) Gott entbietet über dich, damit, was über dich komme, nicht zufällig und von einem anderen Richter komme, sondern damit du es nach Ankündignng Gottes erleideft. (Hieronymus.) — ») Die viel verbreitete An- sicht, daß Nahum hier die Ermordung des Königs San- herib im Götzentempel zu Ninive (Jes. 37, 38; 2.Kön. II, 37) weissage, ist mit dem hebt. Grundtext unver- einbar; auch spielt der Prophet nicht auf dies Ereig- niß an. Die 6 letzten Propheten haben hauptsächlich die Ab- sicht, das Volk Gottes unter dem wirklichen Eindruck) und Druck der Strafgerichte noch aufzurichten und ihnen zu zeigen, wie dereEiser Gottes über sie zwar groß, aber sein Zorn über seine Feinde noch viel ichwerer sei; und wie Gott nach der durch ihre Ziichtigiitig erreichten Absicht es ihren Feinden vergelten, ihnen aber zum Besten an seinen Bund denken werde. (Rieger.) II. Knie. L, di. l—14. Nachdem der tllrophei im vor. nah. die bevorstehende Zerstörung tiinivee ais einen Juki der göttlichen Racheeiferg gegen die Feinde seines tret— 860 Nahum 2, 1 -—-7. thes und der göttlichen Güte nnd Barmherzigkeit gegen die Seinigen angeliündigt hat, schaut er nun die Stadt im Geiste bereits zerstört und verwüstrt und schildert den Hergang der Katastrvplse bis zum schauerliclsen Ende der gänzlichen Verödung der Stätte in lebendigster weise. Die Schilderung beginnt mit einer tröstlichen Eil-rede, einem Eichtstralsl für das tllollt Gottes mitten in der ein- brechenden nacht des Gerichts fitr Maine: Frendenboten steht er von diinive her über die serge eilen, unt dem bellte Gottes zu verkünden, daß seine Erlösung von der gottfeindlicljeu welttnacht geltonnnett sei und es nuu un- gehindert seinem Gotte dienen könnte. Der tjilirr werde nun die Herrlichkeit seines Reiches wieder herstellen. Dann beginnt der illrovhet die Zerstörung Uinives von Anfang an darzuslellen Er sieht ein mächtiges, streit- bares Heer gegen die Stadt heranziehen, den: see keinen Widerstand leisten kann, weil der hErr beschlossen hat, der dlnterdrncttnug seines tllollts ein Ende zu ncachen (V.1———5). Zwar versuchen die Assyrer dem Sturm— angrisf der Feinde zu begegnen; aber es ist alles ver- geblich, die Stadt wird erobert, die Masse ihrer sen-oh- ner siieht voll Schmerz und Scham, nnd die reithste Beute fällt in die stände der vlünderudett Feinde (ttl. 6—11). Die Stätte aber, wo tlinive einst gestanden, wohin einst seine räuberischen seherrscher Löwen gleich die geranbteu Schätze der dlöllter zusammeuschlepptetk ist uun öde nnd leer geworden w. l2—14). Kuh. 2, B. I. Siehe so Zion], auf den Bergenr srings um dich] kommen [eilende] Füße eines guten [dir Freude verkündigenden] Boten, der da Frieden sErrettung und Hilfe vom HErrn dir] predigt [Jef. 52, 7]:" Halte suun wieder, un- gestört von dem Dränger] deine Feiertage, Juba, [danke dem HErru für seine großen Thaten in deiner Vergangenheit, danke ihm auch für die jetzige That der Erlösung] nnd bezahle sihml deine Gelübde-«« sdie du ihm gethan auf die Stunde deiner Erlösung]; denn es wird [hinfort] der Schalk [oder Belialxs nämlich der nichtswürdige Assyrer] nicht mehr über dich kommen sdein Land und deine Städte zu erobern und zu plündern und den Namen deines Gottes zu lüstern, wie Salma- nassar, Sanherib und Rabsake gethan], er ist svor meinem Geiftesauge durch Gottes Gericht ganz und] gar ausgerottet «) Die Boten (denn von vielen ist im Grundtext die Rede) erfcheinen auf den Bergen, weil von da ihre — Stimme weithin gehört werden kann. — Jefaia knüpft (Kap. 52, 7) die Botschaft des Friedens an den Unter- gang Pudels, Nahum an den etwa 7Q Jahre früheren Ninive’s. Sieht man nur die Geschtchte an, so half Ninive’s Untergang dem Volke Gottes wenig, da stch daran die neue schädlichere Herrschaft Vabels anreihte, durch welche die Zerstörung Judcks erst herbeigeführt wurdep Aber die Kraft der Propheten liegt darin, daß sie jedes Gericht iiber Feinde Gottes und seines Volkes als Typus des letzten Gerichts anzusehen pflegen. So lange das Volk Gottes selbst ftch an dem HErrn »ver- siindigh wird es freilich immer und immer wieder neuen Zuchtruthen feindlicher Mächte unterworfen, Aber den Bekehrtety die der ächte Same Jsraels find, ist auch jede Erlösung aus irgend einer feindlichen Gewalt ein Bild und Unterpfand der letzten vollkommenen Erlösung, und die Propheten, vom Geiste Gottes erfüllt, fprechen so, daß immer den Frommen der Durchblick auf die letzte vollkommene Erlösung eröffnet wird. (Schtnieder.) VI) Da die folgenden Worte eine Aufforderung des Proph. an Zion, nicht den Inhalt der Predigt der Freu- denboten enthalten, fo würde hier richtiger ein Punkt statt Doppelpunktftehem Was die Boten zu verkün- digen haben, ergiebt sich aus ihrer Bezeichnung als Frtedensboten von selbst. — Hist) Die Hanptabsicht bei dem Gericht ttber Ninive war, daß dadurch der Glaube an den Gott Jsraels kräftig belebt nnd die Herzen im Warten auf die Verheißung gestärkt würden. (Rieger.) s) Dies ist hier zunächst auf den König von Ninive und Llfsnr bezogen und in dieser Beziehung mußte die Verhecßung Nahums für seine von Assur bedrängten Zeitgenossen sehr köstlich fein. Fiir uns aber ist weit wichtiger· die zu Grunde liegende Wahrheit, daß dem Volke Gottes eine vollkommene Erlösung bevorsteht nnd In Christo schon erschienetc ist, durch welche der «Velial, von welchem aller Beltalsgeift ausgeht, auf ewig aus- gestoßen wird. (Schmieder.) Das n. Kapitel. Zerstörung der Stadt Million. 2. Es wird der Zerstreuer [der Gewaltige, den der HErr sendet, deine Macht zu zerschmettern und deine Bewohner zu zerstreuen, nun] wider dich so Ninive] herauf ziehen sund ein Lager vor dei- nen Mauern aufschlagen], und die Feste belagern sgenauer: so bewahre nun deinen Festnngs- Wall, nimm alle deine Kraft zusammen, ob du ihm Widerstand leisten mögest!]. Aber [fei nur ja sauf deiner Hut], berenne [besser: erspähe und beobachteJ die Straße sauf welcher die Feinde heranziehen] tnohl sdaß sie nur ja nicht in die Stadt eindringen] ruste dich aufs beste, und ftärie dich aufs gewalttgste. 3. [Aber alle deine Kraftanstrengung wird dich nicht retten: du wirst nun vernichtet.] Denn [der mit diesem Feinde ist, isi kein Geringerer als] der HErt fund dieser hat es fest beschlossen, er] wird Nunmehr] die Hosfart Jakob-s vergelten sdie göttliche Herrlichkeih auf welche Jakob, das ge- sammte von Jakob abstammende Volk mit Recht stolz sein kann, wieder aufrichten], wie sauch] die Hossart Jsraelsi fdes in dem Gotteskämpfer Jsraels seinen himmlischen Beruf erkennenden Vol: kes Gottessz denn die Ableser [oder Ausplündereu nämlich die Weltvölker, namentlich Assnr] werden sie ablesen [haben sie, die doch Gottes Weinberg sind, rein ausgeplündertL und [haben] ihre Feser sihre jungen edlen Weinreben Jes. 16, 8 Anm·, die einzelnen Glieder meines Volkes zu Grunde gerichtet und] verderben sverdorbem darum siehet der HErr nun wider euch auf, solche Schmach zu rächen]. it) Sowohl der Name Jakob, als auch Israel be- zeichnet hier das ganze Volk der 12 Stämme, nicht Jakob das Reich Juba, Israel das untergegangene Zerstörung der Stadt Ninive Reich Israel; denn Nahum berücksichtigt letzteres sonst nie. Der Prophet nennt aber diese zwei Namen für dasselbe Volk, um damit seine natürliche und seine geist- liche Abstammung , seinen nationalen und göttlichen Charakter, seinen irdischen niid himmlischen Beruf zu bezeichiieii und bei dieser wichtigen Verheißung in Eins zusammenzufassen, als wollte er sagen: Der HErr wird die Hoheit des Volkes so wieder herstellen, daß das na- tiirliche Volk im geistlichen ganz ausgehe, die ganze Nation ein wahres Volk Gottes werde, jeder einzelne, der leiblich dem Volke angehört, ein Kind Gottes sei. 4. sEin gewaltiges Heer wird darum auf Gottes Befehl gegen dich, o Ninive, anriicken:] Die Schilde seiner [von ihm, dem HErrn, zur Vollziehung feines Strafurtheils gesendeten] Star- ken sind roth svon blitzendem Golde, ein Sinnbild des freudigen Muthes dieser Gottesstreiter], sein stapferesj Heeresvolk siehet wie Pnrpurt skst m brennendem Purpur, dem Abbild des ihnen aufge- tragenen blutigen Gerichts, gekleidet], seine smit allerlei ehernen Zierrathen « ausgeschmiickten Kriegs-] Wagen leuchten [weithin] wie Feuer, wenn er treffen will [genauer: am Tage, wenn er, »der HErr, sie in Schlachtreihe aufstellt]; ihre [cypressenen] Spieße [schwingen sie so muthig, daß sie] beben fund ein weithin sichtbares Flimniern sehen lassen] V) Der Prophet faßt die ganze Feiierkrast seiner Rede zusammen, die furchtbare Größe des Ereignisse-s fiir Gesicht und Gehör zur eindrucks- und ausdrucks- vollsten Anschauung zu bringen. (Umbreit.) — Purpur- roth war nach den Zengnisfen der Alten die Lieblings- sarbe der Meder und der Babylonierz aiich ans diesem Grunde erscheinen dem Propheten die auserleseiieii Hel- den im Heere — denn von diesen nur, nicht vom gaii- zen Kriegsvolke ist im Grundtext die Rede —- i1i diese Farbe gekleidet. —— VI) Die Wagen der Assyrer, wie man sie aus deuDeiikmälern sieht, starren von glänzen- den Gegenständen aus Eisen oder Stahl, von Betten, Bogen, Pfeilen, Schildern und allerlei Geräthschafteiy die Pferde erscheinen mit Kronen nnd rothen Fransen geschmückt, die Deichfeln eiidlich mit leuchtenden Sonnen nnd Monden verziert; hierzu nehme man die auf deii Wagen stehenden bewasfneten Soldaten, so kann es durch alles dieses wohl sein, daß die von den Sonnenstrahlen dariiber beleuchteten, mit rafeiider Eile dahiiifliegen- den Wagen einen slammenartigen Anblick gewährten. (Strauß.) 5. [Siehe, dies so glänzend gerüstete Gottes- heer rückt gegen dich im Sturme vor; schon drin- gen sie in deine Vorstädte ein] Die [Kriegs-] Wagen rollen [wie rasend] ans den Gassen [dahin], und rasseln auf den Straßen kgeuauerz auf dei- nen vielen, großen Plätzen]; sie blicken [sehen, wenn sie mit ihrem Metallschmuck und den glän- zend gekleideten Kriegern in blinkender Rüstung schnell vorüber fahren, aus] wie Fackeln, Und fah- ren [mit solcher Schnelligkeit] unter einander her wie die Blitze. is. Er aber [der König von Ninive] wird [in solcher Bedrängniß wohl] an seine Gewalligen sKriegsheldenj gedenken [und sie entbieten , daß 861 sie die Stadt vertheidigen und die Feinde zu- riicktreiben sollen«]; doch werden. dieselbigen [vor Schreck über diesen gewaltigen Ansiurm der Feinde zittern, straucheln und] salleii, wo sie sauih immer in der weiten Stadt] hinaus [marschiren] wollen sum die bedrängtesten Punkte derselben zu schiitzen und zu haiteii]; nnd [sie] werden eilen zur Mauer, und zu dem Schirm, da sie sicher seien [richtiger: aber siehe, schon ist das Sturmdach" von den Belagerern ausgerichtet, bald wird es an die Mauer herangefahren sein]. V) Es ist, als sähen wir, wie der König, aus dem Schlafe der Schwelgerei von dem entsetzlichen Getöse geweckt, tränmerisch sich anfrafst und, ohne Drang eige- ner Theilnahme an der Vertheidignng seiner Stadt, sich darauf besinnt, daß ihm herrliche Helden dienen, die sie schützen könnten. (Umbreit.) —- Ws Die Sturmdächer waren gewöhiilich Thurme, die an Ort uiid Stelle vor den Mauern gebaut und mit Kriegern besetzt wurden, von einer Höhe, daß sie bisweilen mit den Mauern oder gar mit den Thiirmeii derselben gleich hoch waren. · 7. Aber [selbst] die fsonst fesiesten, unzugäng- lichsten Stadt-] Thore [welche] an den Wasserti [des Tigris mit seinem Nebenflusz Khosr und seinen vielen Kanälen liegen und von denselben geschützt werden «] werden [vom Feinde endlich] doch ler- bwchen und] geöffnet, nnd der Palast« smit sei- nem bisher unumfchränkt gebietenden Hofe] wird [vor Schrecken iind Angst iiber die Eroberung der Stadt vergehen iind elend] untergehen. V) Solche Thore hatte Ninive jedenfalls, da die Stadt an der Mündung des Khosr in den Tigris, am Abhange des (nicht steilen) Felsufers und theilweise im Alluviuni so angelegt war, daß der natürliche Laus des Khosr durch 3 Steindämme, deren Reste noch zu sehen sind, voii dein siir die Stadt bestimmteii Plan abge- dämnit und oberhalb ein Canal abgeleitet war, der das Wasser bis zum Stadtplane führte, von wo es fich rechts und links in die Stadtgraben vertheilte, jedoch auch einen Ablauf durch die Stadt erhielt, im Süden aber noch ein anderes kleines Gewässer zur Fiillung des Grabens diente. (Ke»il. Vgl. die Karte zu Z. Kön. 15, 20 Anm.) Andere Ansleger übersetzen: ,,Die Thore der Ströme öffnen sich« und finden hier eine große Ueber- schwemmung der Stadt durch die ihr sonst zum Schutz gereichendeii Ströme geweissagt, wie sie allerdings von Xenophon und Diodor berichtet wird: Im Z. Jahre der Belagerung, erzählen sie, sei der Fluß der Stadt feind geworden und habe, durch heftige, lang anhaltende Re- gengüsse zu einer beispiellosen Höhe angeschwollen, die Mauern auf eine Strecke von 20 Stadien niedergewor- sen, habe deni Feinde auf diese Weise den Weg in die Stadt geöffnet und dieselbe an den niedrig gelegeiien Stellen iiberschwemmt — «) Die Könige von Ninioe verstanden zu bauen. Ein colofsaler, pyramidaley qua- dratischer Unterbau, umgeben von Mauern mit Thür- meii, Thoren und Freitreppeii »—- auf einem Plateau erhob sich ein zweiter Peribolus —- so steigerte sich in mehreren Absätzen und Umwallungen der Bau bis zu der eigentlichen Residenz der Dhnastie, bis zu den zwei bedeutungsvollen, von mystischen Thiercolossen bewachten Pforten. — Vom Gerichtshos ging es wieder terrassen- förmig aufwärts zu den Privatpavillons der Fürsten, die in vereinzeltenäMassen in schattigen Gartenanlagen 862 Nahum 2, 8 -—-14. Z, 1—5. standen. Und über diesem allen erhob sich als krönen- des Werk die hohe Pyramide mit den baumbepflanzten Terrassen und den hinauf sich windenden Freitreppem —- Oben befand sich das Grabmal des Stammherrn, der den; unterjochten Volk zum Gott aufgedrängt war. (Helsser1ch.) 8. Die Köuigint wird gefangen weggeführt werden [richtiger: Es ist fest beschlossen, sie wird entblößt, Ninive, die Königin der Völker, die unüberwundene Jungfrau wird der Schmach der Eroberung preisgegeben, hinweggeräumUz und ihre Jungfrauen knämlich die dem königlichen Ninive bis jetzt dienenden Einwohner der Stadt] werden lüber das Schicksal ihrer Herrin im stum- men, unterdrückten Schmerz] seufzen wie die fgirrenden] Tanbenfl und [in tiefster Trauer] an ihre Brust schlagen. F) Das schwierige hehr. Wort hussab nahm Luther und viele ältere Ertlärer als Bezeichnung der assyrischen Königin; jedoch hat dies gar keinen Grund für sich; es muß daher das hophal von nazab (Statuere) fein und einen kleinen Satz flir sich bilden. - W) Der Schrecken wird so groß sein, daß der Schmerz nicht einmal in einzelne Töne und Klagen ausbricht, sondern daß sie unter einander schweigend seufzen und mit unverständ- lichem Murmeln die Thränen verschlucken nach Art der girrenden Tauben. (Hieronymns.) 9. Denn Ninive ist sseit seiner Gründung in Bezug auf die darin wohnenden und zusammen: strömenden Menschenmassem so wie die darin auf- « gehänften Reichthümer] wie ein Teich voll Wassers* aber dasselbige wird verfließen miissen [denn die Bewohner werden voll Schrecken vor den eindrin- genden Feinden eiligst fliehen] Siehet, stehet (werden sie sdie Anführer des VertheidignngsheereV rnfen); aber da wird sich saus Todesangst] niemand umwenden. E) Dieser Vergleich paßt um so mehr, als Ninive dnrch die dasselbe umfließenden Canäle und Ströme, die ihm ja seine Machtstellung in Asien mit verschafft hatten, einer großen Wasserfläche zu vergleichen war, zumal aber bei einer Ueberschwemmung wie sie bei der Bela- gerung Statt gefunden haben soll. 1.0. So raubet nun Silber swird dann der HErr als oberster Feldherr seinem Gerichtsheere, den eingedrungenen Eroberern , zurufen ’],· raubet Gold; denn hie ist der Schatze kein Ende, und die Menge aller koftlichen KlemodeÆ «) Hierdurch wird angedeutet, daß die Plünderung nicht zufällig geschehe, sondern weil Gott die Ungerech- tigkeiten gegen sein Volk rächen wolle. (Calvin.) «) Die von Ktesias angeführten Zahlen von den unermeßlichen Schälzen an edlem Metall und kostbaren Geräthen in Ninive sind zwar fabelhaftz aber fie haben doch ihre geschichtliche Seite, insofern man in KtesiasU Zeiten die Reichthümer Ninive’s unendlich höher schätzte als die enormen Schätze, die in den Schatzkammern des persischen Reichs aufgehäuft waren. Daß letzteres voll- kommen der Wahrheit gemäß ist, läßt sich auch daraus schließen, daß die Eroberer Ninive’s, die Meder und Chaldäer, von deren großer Beute an Gold, Silber und anderen Schätzen der Prophet hier redet, Ekbatana und Babylon, von dem Raube Ninive’s in einer Weise mit Gold und Silber ausstatteten, von der die Geschichte nichts Aehnliches erzählt. (Movers.) 11. Aber nun muß sie rein abgelesen und gepliindert werden Iswörtlichx Oede und Ver: ödung und Verheerung iiberall!], daß ihr Herz sin völliger Zerknirschung und Muthlosigkeit] muß verzagen, die Kniee sihnenj schlotterit soor Schrecken], alle Lenden zittern, und aller Angesicht bleich [aus-] sehen, wie ein Topf [der in des Feuers Gluth seine Farbe eingebüßt hat Joel 2, 6 Anat. 1]. 12. Wo ist nun die Wohnung der salles ringsum raubenden und zertretenden] LöweuÆ nnd die [so behagliche, üppige] Weide der jungen Löwen, da der« satte] Löwe und die Löwin mit den jungen Löwen [umher] wandelten [in voller Sicherheit und in ungestörter Machtfiille lebten], und niemand dursie [ungestraft wagen] sie [aufzu-] scheuchen? [Siehe, verschwunden und vertilgt ist sie, die herr- liche große Stadt, sammt all ihren ränberifchen Fiirsten und Eimvohnern und ihrem Raube !] «« 13. [Ja, niemand widerstand ihnen.] Sondern der [alte] Löwe sder König dieses gewaltthätigen Reiches] raubete genug für seine Jungen sso viel diese, nämlich die Bürger seines Reiches, nur be- gehrten], und würgete es [alles, was er fand] sei- nen Löwinnen [d. i. seinen Unterthanen, zum Ge- wisset; seine Höhlen fiillete er mit Raub, und seine Wohnung mit dem, das er zerrissen hatte-M s) Löwen erscheinen so häufig auf den asfyrischeii Denkmälerty daß man sieht, wie das Volk es liebte, sich und seine Großen mit diesem gewaltigen Thiere zu ver- gleichen und es gewissermaßen als sein Wappen ansah. (Kleinert.) ——- VI) Gott lachet der Bösen, während sie noch mächtig find. Schon da Niuioe noch blüht, fragt er: Wo ist nun die Wohnung der Löwen? So lasset euch doch weisen, ihr Könige, und lasset euch züchtigen, ihr Richter auf Erden. (Rieger.) — Its-i) Einen Begriff davon, wie die Assyrer aus dem weiten Umkreis Schätze zusammenschlepptem geben die Jnschriften auf den aus- gegebenen Monumentem aus deren einem es von einem König heißt: Am 22. des Monats machte ich mich von Kalah auf. Jch setzte über den Fluß Tigris. Vom rechten Tigrisufer empfing ich reichen Tribut. Ja der Stadt Tabiti machte ich Halt. Dann marschirte ich gegen die Stadt Schadikanni. Der Tribut dieser Stadt war: Gold, Silber, Erz, Ochsen, Schafe u. s. f. 14. [Das geht jetzt alles dahin.] Siehe, ich will an dich [o Assur, sammt deinem Raubnefi Ninive], spricht der HErr Zebaoth sder allein Lebendige, der auch über die himmlischen Heerschaaren ein Herr ist’], nnd deine [Kriegs-] Wagen fsammt allen deinen Kriegswerkzeugem mit denen du deine Genzaltherrschaft begründet hast, werd ich] im Rauch anziiiiden [anzünden, daß sie in Rauch aufgehen], und das Schwert soll deine jungen Löwen [deine Krieger] fressen; und will deines Raubens sdeiner ganzen raubsüchtigen Weltherrschaft] ein Ende machen auf Erden, daß man deiner sfrechenj Boten Sünden der Stadt Ninive 863 Stimme [die in deinem Namen den Völkern Ge- waltbesehle verkündigten und Tribute erpreßten, wie dort Rabsake vor Jerusalem 2. Kön II, 10 ff] nicht mehr horen soll. — . «) Mit Vorliebe gebrauchen die Propheten den Got- tesnamen Jehova Zebaoth gerade dann, wenn es sich um Niederwerfiing der heidnischen Mächte handelt, ge-» rade der Mächte, welche sich dem Dienste der himmli- fchen Heerschaaren als ihren Göttern erlgeben hatten, um ihnen damit in’s Gewissen zu fchrei en, daß Jehova auch dieses Heer des Himmels, die Sterne sammt den darüber schwebenden und zum Theil mit ihnen verbun- den gedachten himmlischen Geistern, erschaffen habe, ja, daß diese auf seinen Befehl die heiligen Schlachten gegen die Macht der Heidenwelt mit schlagen helfen müßten. — Das ganze Gottes-Wort in V. 14 , welches zurück- schaut auf die iihnlichen in Kp. l, 123 L, 8., soll, indem es zugleich den Gipfel der Rede Nahum’s bildet, der vorhergehenden Drohung das Siegel der Bestätigung ausdrücken: Der allmächtige Gott verkündet das, und er wird fein Wort vollfiihreiu Das 3. Kapitel. Sünden der Stadt Minos. III. v. 1—19. In diesem letzten Jtbschnitt führt nun der Illrophet ans, wie dies traurige Schirtisal hiiniveo nnd des assyriskhen lueicheg vollkommen gerechte hergel- tniig sei, indem er nachweist, wie große Schuld dasselbe auf sich geladen habe. Derselbe zerfällt in 3 Theile: Im ersten W. 1—7) schildert der Propbet dao räube- rische, heimtäkkisctig betkfigerischq giitzendicnerische uiid gewaltthätige wesen blinkt-He, dafür es nun in ein schmachvolteg Elend stütze. Ini zweiten w. 8-—13) weist er Uinive ans das ebenso mächtige Theben in Qberegyptem das aber doch niiht der itiroberung habe entgehen können: sein Schirtisal aber werde noch viel trauriger sein. Im dritten eudliih entreißt er ihm die letzten Stützen seines tstertranengx wenn illinioe noch viel stärker befestigt wäre, eine noch viel zahlreichere Bevölkerung hätte, so iviirde es dennoch ein Ende mit Schrekken nehmen. 1. Wehe der mörderischen skein Blut schonein den] Stadt, die voll Lügen und Rauberei ist idie mit ihren lügnerischen Vorspiegeliiiigeiy welche sie den Völkern in ihrer Noth macht, indem sie den- selben Schutz und mächtige Hilfe oerspricht, die Völker täuscht und dann ihrer Freiheit und ihrer Schätze beraubt, wie z. B. Juda], und von ihrem Raiibeii nicht lassen will. Gott ist ein langmüthiger Gott. Er hat auch bei Ninive zugewartet; aber es läßt nicht vom Raube ab. Natürlich, denn die Wurzel ist verqiftetx Blutfchuldeii kommen aus Götzendieust Wo Gottesdienst im Lande s ist, bleibt doch immer noch ein Rest, dessen Ftirbitte berückt] dein Gebkämc ldie Säume deines schöne« das Gericht aushält, der nicht mit verderben kann. Aber Ninive, die Weltmachy ist ganz Trug, muß darum ganz verderben. Nicht wegen des Götzendienstes an sich würde Gott sie vernichtet haben; sonst würde er Jenas auch nicht geschickt haben: feine Gerechtigkeit hat auf den Ausbruch der Blutschulden gewartet. Aber nachdem diese die ganze Stadt durchdruiigen, nachdem all ihr Werk den bewußt-heidnifchen Charakter angenommen, sich selbst au Gottes Stelle zu sehen, und die allgemeine Gottesosseubarung, daß Trug und Mord Sünden find, mit Füßen zu treten, muß das Verderben kommen. (Kleinert.) 2. sDariiin muß es ja zum Gericht über sie kommen.] Denn sein seindliches Kriegsheer wird in sie eindringen] da wird man hören die Geißeln ilappen, und die Räder rasseln, und die Rosse schreien sgenauerx dahin jagen], und die Wagen sim Fluge dahin] rollen [hoch ausspringend aus den iinebenen Wegen]. s. Er [der HErr selbstJ bringet Reiter [wider Ninive] herauf [wörtlich: Reiter sprengen her- an] mit glänzenden fim Schwunge zum Angriff stammenden] Schwertern und blitzenden Spießen. [Und welches wird der Ausgang dieses Angriffs der Feinde für Ninive sein? Siehe:] Da liegen viel Erschlagenh und große Haufen Leichnam, daß der- selbigen keine Zahl ist, nnd man über ihre [der stolzen Stadt] Leichname fallen muß. Ktesias, welcher die Eroberung der Stadt berichtet, erzählt, daß die Wellen des Tigris eine geraume Strecke röthlich geflossen seien, so groß sei die Zahl der Erschla- genen gewesen. 4. Das alles [widerfährt der Siindenstadt] um der großen Hurereit willen [der Buhlkunst und betriigerischem arglistigen Schlauheit, mit wel- cher sie sich in die Freundschaft der fchwächeren Völker einschlich, sie iimgarute iind nnteriochte; da- rum wehe] der schönen lieben sdurch Pracht iind üppigen Glanz die Sinne der Völker blendenden iind berauschendeiq Hure, die mit Zauberei um- gehet, die mit ihrer Hurerei sihreii einschmeicheln- den Buhlkünstenj die Heiden [besser: die Völker ringsum] und mit ihrer Zauberei sihren versteckten, heimlich wirkenden Ränken] Land und Leute er- worben sund in schmachvolle Kuechtschaft gebracht] hat. V) Mit der Hurerei ist natiirlich nicht ihre Untreue wider den HErrn gemeint; denii von einer Heidenstadt ist die Rede; sondern gemeint ist die Buhlerei der gro- ßen Weltstadh damit sie wie ein buhlerisch Weib Andere an sich gelockt uiid mit ihren Zauberklinften bestrickt hat, um sie mit Land uiid Leuten an sich zu ketten und von ihnen Nutzen zu ziehen· Es ist die Buhlerei der großen Weltstadt, die fich zum Mittelpunkt der Völker macht, von dem alle Welt abhängig ist. (Schlier.) 5. sDarumi Siehe, ich will an dich, spricht der HErr Zebaothz [wie du den Völkern gethan, so soll dir ivieder geschehen] ich will dir lfür deiiie schamlosen Buhlkünsta mit denen du die Nationen königlichen Gewandes] aufdecken [bie3] unter liiberj dein Angesichh nnd will den Heiden sdeix von dir unterdrückten Völkern] deine Blbßh und den König: reichen deine Schande zeigen fdaß sie sehen, wie du nichts anderes als eine listige Buhldirne bist] Nicht etwa um einer Tugend willen, sondern als eine noch nicht unterworfene Stadt wird Niiiive als Jungfrau gedacht und ihre Unterwerfung unter dem Bilde dessen, 864 s was für das Weib das Entehreiidste ist, dargestellt. Vgl. Jes 47, F. (Kleinert.) 6. Jch will dich ganz greulich machen und dich schändem und ein Scheusal aus dir machen; 7. Daß alle, die dich lso mit Schmach und Schande bedeckt] sehen [nicht nur kein Mitleid mit deinem Zustand haben, sondern] von dir fliehen, und sagen sollen: Ninive ist verstdreh wer will Mitleiden mit ihr haben [da sie ihren Untergang reichlich verdienet hat]? und lwenu freilich alle so reden] wo soll ich sder Prophet des heiligen und gerechten Gottes] dir ldann einen] Tröster suchen? Hier ist es, als wenn König, Stadt und Reich vor dem Richterstuhl des Herrn der Heerschaareii selbst da ständen, und das davon ans-gehende Zorndecret mit allen dazu gehörenden Zornnrkunden anhören müßten. (Rieger.) 8. [Ia, ganz gewiß und unzweifelhaft ist dies dein Schicksal, o Ninive.] Meiuest du, du seiest besser swürdiger und rnächtiger], denn die Stadt No der Regenten sNo -Am on « oder Theben, die berühmte Königsstadt Oberegyptens], die da [doch auch, wie du, ruhig und gestchert] lag an den Wassern [an beiden Ufern des Nil und seiner Canäle] und [ebenso wie du, ja mehr als du] ringsumher [iim ihre Mauern] Wasser [näm- lich die Nilarme] hatte, welcher Mauern und Feste [man mit Recht sagen konnte] war das Meer snämlich der seeartige, tiefe Nilstrom Hiob 41, 22 Anm.]? [Und doch ist sie bei all ihrer scheinbar unwiderstehlichen Macht der Eroberung durch den König Sargon von Assyrien nicht entgangen] 9. [Und welche Kriegsheere standen diesem Theben zu Gebote!] Mohreii [-land oder Aethio- pienj und sdas eigentliche] Egypten war ihre un- zählige Macht, [dazu] Put sLibyen im weiteren Sinne, das sich über Nordafrika bis Mauretanien hinaUsbreiteteJ und Libyen [im engeren Sinne, westlich vom Nildelta l. Mos. 10, 13] waren [o königliches Theben, als Basallenstaaten] deine . il e. H is) »N0-Am0n (wahrscheinlich: Wohnung des Amon) war der heil. Name der berühmten Königsstadt Theben in Oberegypten und wurde von den Griechen Diospolis die Große übersetzt. Schon Homer preiset sie als die hundertthorige; in ihr refidirteii die Pharaonen der 18 ——20. Dynastie, von Amasis bis zum letzten Raemses, und schusen jene Werke der Bauknnsh die scho1i von den Griechen bewundert, in ihren Ueberresten noch jetzt die Besucher in Staunen setzen. Sie lag an beiden Ufern des dort 1500 Fuß breiten Nilstromes, auf einer durch das Zurltcktreten der lybischen und arabischen Bergwand gebildeten weiten Ebene, über welche jetzt neun größere und kleinere Fellahdörfein darunter auf dem östlichen Ufer Karnat und Lnxor, mit ihren Pflanznngen von Darlehn, Zuckerrohy Getreide u. s. w. zerstreut sind« 10. Noch hat sie [aus ihrer königl. Wohnung] müssen vertrieben werden, und [in VerbaUniiiigJ gefangen wegziehenz und [es] sind swie es bei Er- oberungen zu geschehen pflegt, auch] ihre Kleinen] Nahum s, 6—19. Habaknk 1, I. Kinder auf allen Gassen erschlagen worden; nnd [auch] um ihre Edlen warf man das Loos sals über werthvolle Sclaven]- und [auch] alle ihre Gewaltigen wurden in Ketten und Fesseln gelegt. sSiehe da, ein Spiegel deines eigenen SchickfalsU Genauere Nachrichten über diese Eroberung Thebens» (denn nur von einer solchen, nicht von Zerstörung redet unsere Stelle) haben wir leider nicht. Das Ereigniß muß nicht lange vor der Zeit unseres Propheten ge- scheheii sein, so daß es noch in lebhafter Erinnerung der Zeitgenossen stand. Es unterliegt kaum- einem Zweifel, daß der assyrifche König Sargon, der Nachsolger Sal- manassars und Vorgänger Sanheribs, nach der Erobe- rung von Asdod in Philistiia einen Feldzug nach Egtzpten und Aethiopien unternommen, die damalige Residenz der Pharaonem N0-Amon, erobert und, wie sei. ZU, 3 f.» geweiss»agt, die Gefangenen Eghpteiis und Aethiopiens m’s Exil deportirt hat. Dies ergiebt sich insbesondere auch aus den Jnschriften auf den zablreichen Monumenten des von Sargon erbauten Palastes in Khorfabad 11. Also mußt du auch leinst vom Taumel- kelch des Zornes und Gerichtes Gottes] trunken werden, und dich verbergen sund werden, als wenn du niemals gewesen wärestls und [auch du sollst vergebens] eine [sichere] Feste loder Zufluchtsstättej suchen vor dem [gegen dich anrückenden] Feinde. 12. Alle deine festen Städte [auf die du dich so vertrauensselig verlässestJ sind wie Feigenbciume mit reifen lFrüh-] Feigenz wenn man sie schüttelt, daß sie lohne Mühe] dein in’s Maul fallen, der sie essen will sals hätten sie nur auf ihn gewartet; so mühelos und leicht werden die Feinde auch deine Burgen nehmen und vernichten] 13. Siehe, dein seinst so tapferes und unbe- zwingliches Kriegs-] Voll soll svor Angst und Schrecken gegenüber der Gewalt des dich überfal- lenden Gottesgerichts] zu [1vehrlosen, ohnmächtigenj Weibern werden in dir; und die Thore [die Zu: gänge oder PässeJ deines Landes sdurchwelche die Feinde in dasselbe eindringen könnten, wie die Pässe der im Norden gelegenen Gebirge] sollen deinen Feinden [ohne Miihe wie von selbst] geöffnet wer- den, und das Feuer soll deine Riegel [die Festungem welche deine Pässe beschützen und dein Land ver- schließen] verzehren. l4. Schdpse dir snur immer reichen Vorrath an Tritte-J Wasser [da wirst es nöthig haben] denn du wirst slange und schwer] belagert werden; bessere deine Festen [aiis]; gehe in den [Töpfer-] Thon fund bereite ihn], und tritt denLeimen szu Back- sieinen für die Bollwerke], und mache starke Ziege! [wörtlich: setze den Ziegelofen in Stand, damit du Backsteiue und Ziege! brennest]. Wie die assyrifcheu Monumente zeigen, bauten die Assyrer sowohl mit ungebrannten, nur au der Sonne getrocknetety als auch mit gebrannten Backsteineir. 15. Aber das Feuer« wird dich [dase1bsi, in diesen deinen FestiirigswerkeUJ fressen, nnd das Wie vordem das mächtige Theben, so nimmt auch Ninive ein Ende mit Schrecken. 865 Schwert tödten, es wird dich [so widerstandslos] abfressen, wie die Käfer [die Lecker, eine Art Wanderheuschrecke Joel 1, 4 Anm., alles grüne Kraut der Felder kahl abfressen], es wird dich überfallen, wie Käfer, es wird dich überfallen, wie Heuschreclen [richtiger: mache dich nur immerhin breit und so zahlreich wie ein Schwarm Käfer, wie ein gewaltiges Heuschreckenheers «) Nach alten Berichten ließ der König, an der Rettung verzweifelnd, selbst seine Burg anzünden und verbrannte sich in ihr sammt seinen Weibern und allen aufgehäuften Schätzen. Vgl. Jes. 30, 33. (Schmieder.) s16. Du hast [ja in der That] mehr Hcindler [oder Kaufleute täglich in deinen Mauern], denn Sterne am Himmel sind; aber nun werden sie sich ausbreiten, wie Käfer, swörtlichz aber nun wer- den die Käfer, die Heuschreckenschwärme der feindlichen Heere, in deine Mauern einfallen, alles rauben] Uttd [eilends wieder] davon fliegen. Daß Ninive eine sehr reiche Handelsstadt gewesen, läßt sich schon aus ihrer Lage schließen, an der Stelle, wo stch nach orientalischen Begriffen Orient und Ocel- dent scheiden und wo der Tigris schisfbar wird, so daß man von da aus leicht in den persischen Meerbusen fahren konnte, wie denn auch das Ninive gegenüber angelegte Mosul durch ausgebreiteten Handel groß nnd mächtig geworden ist. (Keil.) 17. Deiner Herren [der Vasallenfürsten, die mit dir in den Kampf ziehen] ist so viel, als der Heuschrecken, nnd deiner Hanptlente [die deine Heere anführenL als der Käfer, die sich an die Zäune lagern in den kalten Tagen [die ihnen die Flugkraft lähmen]; wenn aber die Sonne aufgehet sdurch die Wolken bricht und ihre Leiber erwärmt], beben sie sich davon, daß man nicht weiß, wo sie bleiben. sAlfo werden auch deine Kriegerfchwärme spurlos untergehen und verschwinden. Wo sind sie hin? wird man dann fragen] 18. Deine Hirten [die über die Heerde deines Heeres gesetzten Obersten] werden [ent-] schlafens sseizi im TodesschlafL o König zu Assur, deine Machtigen sdenen des Reiches Wohlfahrt obliegt] werden sich [zur Todesruhe nieder-] legen sgelegt haben]; und dein [hirtenloses] Volk wird fnach Zerstöritng seiner Heimathj auf den lunwegsamenj Bergen swie sie dich im Norden umgeben] zer- streuet sein, und niemand wird [oa sein] sie szuj versammeln sfondern sie werden elend zu Grunde e en . g h’««)] Im Grundtext sind in diesem und dem vorigen Vers lauter Formen der Gegenwart gebraucht. Das zukünftige Gericht Gottes an Ninive ist dem Propheten so göttlich gewiß, daß es seinem Auge als bereits ge- genwärtig vollendet erscheint. 19. Niemand [aber] wird um deinen Schaden traneru, noch sich um deine Plage kränken [wört-. ltch: Keine Heilung giebt es für deinen Bruch , den Zusammenstnrz deines Staatsgebäudes, tödtlich ist der Schlag, der dich getroffen; und niemand hat Mitleid mit dir]; sondern alle, die solches v»on dir» hören, werden [vor Freuden] mit ihren Hunden uber dich klappert. Denn uber wen [von allen] tst nicht deine Bosheit sdeine Thrannei und Grausamkeit, mit der du Länder und Völker UUterjochtestJ ohn Unterlaß ergangen? »Wie in einem großen, ergreifenden Klageton ver- hallt der mächtige Gesang unseres Propheteu.«—Ueber die Erfüllung der Weissagung des Proph Nahum ist bereits in Kap. I, 1 An1n. und 2. Kön. 15, 20 Anm. gehandelt worden. Hierauf gestiitzt fiigen wir noch Folgendes als gegenwärtig ziemlich allgemein ange- nommen hinzu: Bereits des Dejoces von Medien Nach- folget, Phraortes, begann große Stücke vom afsyrischen Reiche loszureißery und er wagte sogar einen Angriff auf die Centralprovinz, der jedoch abgeschlagen wurde. Im Süden machten die Egypter, deren Land die afsy- rischen Könige seit Sargon’s Zeit als ihre Provinz zu bezeichnen liebten, unter Tirhaka ihre Selbstftändigkeit mit Energie geltend, und Assurbanibal, Assarhaddorks Sohn, hatte nur geringe Erfolge gegen sie; ja unter Psammetich begannen ste bereits erobernd in Asien ein- zudringem Zwar befreiten die in Asien einfallenden Scythen Assur eine Zeit lang von der Gefahr Seitens Mediens, indem dort des Phraortes Nachfolger Chaxares genöthigt war, sein eigenes Land zu schlitzem aber bald erwuchs Assur in seinem eigenen Lande ein noch gefähr- licherer Feind in dem besonders seit Nabopolassar mächtig nach Wiedererlangung seiner früher besessenen Selbst- ständigkeit und Herrlichkeit ringenden Rahel. Während Cyaxares durch fortgesetzte Kriege Ninive im Norden halbmondförmig mit seinen Eroberungen umschlang, hatte Nabobolassar bereits Anstalten zum Abfall ge- troffen. Er sann darauf, Ninive und das asshrische Reich zu stürzen, um ein eigenes Reich zu griindetn Dazu bedurfte er aber der Hilfe Mediens, welches da- mals in einen Krieg mit Lydien verwickelt war. Eine Verfinsterung der Luft am hellen Tage, welche die käm- pfenden Parteien heftig erschreckte, erleichterte es Nabos bolassar, Frieden zwischen ihnen zu stiften, in Folge dessen er ftch mit Cyaxares zum gemeinschaftlichen Feld- zug gegen Ninive verband, wo es zu der denkwiirdigen dreijährigen Belagerung der mächtig befestigten Stadt und endlich zu ihrer Zerstörung und zum Sturz des assyrischen Reiches kam, wovon der Verlauf bei der Erklärung gegeben worden ist. — Als Zeitpunkt flir die Zerstörung Ninive’s nehmen wir das J. 606 an· Denn »wenn zu Jostcks Zeit noch ein König von Asfur erwähnt wird (2. Kön. 23, 29), so folgt daraus, daß Ninive nicht vor Josicks Tode 609 zerstört sein konnte. Wenn ferner Jeremta (Kap. 25) im 4. Jahre Jojakints die Reiche der Welt, welche noch- vernichtet werden sollen, aufzählt und unter ihnen Assur nicht mehr mit nennt, so kann seine Zerstörung nicht nach 605 fallen. Tobias erblindet im J. 710 und lebt nachher noch 100 Jahre; und doch ward erst nach seinem Tode Niuive zerstört. Nach Herodot fällt sie ferner nach dem lhdi- schen Kriege des Chaxares Der lydische Krieg endigte 10. Sept. 610 durch Friedensschluß. Die Heere der Verbiindeten konntet( deshalb nicht vor dem Frühjahr 609 vor Ninive erscheinen. Im Z. Jahr der Belage- rung ward die Stadt genommen; da sie aber durch das Austreten des Stromes unterstützt ward, so muß sie im Frühjahr erfolgt sein. Als die Einnahme erfolgte, war Nabobolassar noch am Leben; derselbe starb im Jan. 604. Es könnte also nur zweifelhaft sein, ob es 606 oder 605 genommen wurde. Da jedoch Nebucadnezar 605 Necho bei Karchemifch schlägt und ihn bis Syrien verfolgt, da 866 Habakuk 1, 1—5. er ferner in Shrien die Krankheit und dann den Tod seines Vaters erfährt, so muß die Einnahme von Ninive 606 erfolgt sein«« —- Die Zerstörung der Stadt war "so surchtbaiz daß sie bald nachher ganz verschwand und Xeuophon auf seinem berühmten Rlickzug der 10,000 Griechen zwar die Ruinen von zwei Stadttheilen aber nicht den Namen mehr erfahren konnte. Die Rai- nen dienten später dem neu erbauten Moful als Stein- brüche, so daß man nichts mehr als Schutthügel be- merkte. Erst im I. 1842 wurden dann die so erfolg- reichen Nachgrabungen in diesen Schuttresten der einst so mächtigen Stadt begonnen. vorfand, von den wenigen dort lebenden Bewohnern ilicr Ilrophet Yabalinlr Habakuk ist ein Trostprovheh der das Volk soll stärken und aufhalten, daß sie nicht verzweifelt: an Christi Zukunft, es stelle sich wie seltsam es wolle. Darum braucht er alle Kunst und Stücke, die dazu dienen, daß der Glaube fest bleibe in ihrem Herzen von dem verheißenen Christo, und prediget also: Es sei wohl wahr, daß um ihrer Sünde willen das Land vom Könige zu Babel werde müssen verstöret werden; aber doch soll darum Christus und sein Reich nicht außen bleiben, sondern es solle auch der Versiöreu der König zu Babel, nicht viel Glücks davon haben und auch untergehen. Denn es sei Gottes Werk und Art also, daß er helfe, wenn es noth thut, und komme mitten in der rechten Zeit, und wie sein Lied singet: spricht: Das 1. Kapitel. Einfall der Chuldäer mider Juba, 1. Dies ist die Last [die schweres Gericht und Berwersung über Juda und Jerusalem verkündende Weissagung Jes 13, 1 Anm.], welche der Propbet [der das Amt eines Propheten oder Sprechers Gottes tragende Levit Kap. Z, 19] Habakuk lzu deutsch: Umarmer, in der letzten Zeit des Königs Manasse und unter dem Könige Josia zwischen 650 u. 628 v. Chr. durch den Geist Gottes] ge- sehen hat. Dieser Vers ist die Ueberschrift über das ganze Buch, auch über das Z. Kap., das zwar noch eine be- sondere Ueberschrift trägt, darum aber doch ein eng zum Ganzen gehöriger Theil ist. — Ueber die Person und den Namen unseres Propheten ist bereits in 2. Kön. 2l, -15 Anm. Genitgendes gesagt worden. Habakuk war demnach einer von jenen Propheten, welche, wie 2. Kön. 2l,- 10 ff. erzählt, unter dem Könige Manasse dem gottlosen Volke von Jnda und seinem Verfiihrer Manasse das Gericht und die Verwerfung durch die Chaldäer ankündigen mußten. Noch waren diese nie in Juda eingebrochen, noch stand das Gericht in so unge- ahnter Ferne, daß der Prophet sagt, wenn es komme, werde es jedem, der es höre, als unerhört und unglaub- lich erscheinen, und doch sollten es noch seine Zeitgenossen erleben (Kap.1, 5). Zwischen dem Tode Manasse?- und dem l. Eindruck) der Chaldäer nach der Schlacht bei Circesium im J. 606 liegen 38 Jahre. Wenn nun der Prophet in den letzten Jahren ålJtanassMs seine Weissa- gung aussprach, so konnten seine Zeitgenossen die Er- fltllung derselben recht wohl noch erleben. Mit dieser Annahme des Auftritts des Propheten stimmt auch der Umstand überein, daß die Ueber- und Unterschrift des Kap. 3 die Wiederherstellung des Tempeldienstes vor- aussetzt und das Ganze dennoch voll Klage iiber die Wenn der Strick am härtesten hält, so bricht er. Er gedeutet der Barmherzigkeit, wenn Trübsal da ist. Und wie man (Dr. M. Luther) furchtbare Verderbnis; im Lande ist. Denn Manasse that ja nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft den Götzendienst ab und richtete den Tempeldienst wieder ein, während der Zustand im Volke derselbe blieb. Was konnte auch nach einer so langen Regierung, die den Götzen diente, eine so späte Umkehr eines Königs in seinem Alter noch ändern! Die Zeit also, da Habakuk austrat, war eine solche, da Frevel und Gewaltthat offen im Lande ging und die Stimme der Propheten und anderer Gottesmänner verloren war. Was ferner die Verhältnisse der Weltvölker zu seiner Zeit angeht, so haben» wir bereits beim Proph. Nahum gesehen, daß damals mehr und mehr die Macht Assurs zu sinken au- fing, dagegen stch schon ahnen ließ, daß das kräftige, krtegslustige Volk der Chaldäer einst an Assurs Stelle treten würde. Habakuk ist nun der erste unter den klei- nen Propheten, welcher Iuda weissagte, was für eine neue Weltmacht zur Zuchtruthe des göttlichen Zornes für das verderbte Volk Gottes bereitet werde, ihm aber auch den Trost dazu gab, wo es mit dieser nun ent- stehenden Weltmacht hinausgehen werde. — Während die in der Zeit unserem Propheten folgenden Jeremia und Zephanja schon dentlich eine Abnahme des hohen dichterischen Schwunges und der alten prophetischen Kraft verspüren lassen, so ist die Weissagung Habakuks noch ganz aus dem Geistder alten Prophetie, ans der Blüthezeit des Prophetenthnnts geboren, voll Origina- lität, Kraft und Schönheit, bildet dabei ein fein geglie- dertes, künsilerisch abgerundetes Ganze. Nirgends hält er stch bei besonderen geschichtlichen Verhältnissen aus, sondern seine ganze Weissagung zeigt einen weiten, hohen Blick und trägt ein ideales, universelles Gepräge. Nicht einmal Juda und Jerusalem sind darin genannt, und auch die mit Namen genannten Chaldäer kommen nur als die derzeitigen Träger der auf Vernichtung des Reiches Gottes ausgehenden Weltmacht, oder als die Frevler, welche den Gerechten verschlingen, in Betrachu Die ganze Gerichtsankttndigung ist nur eine Ausführung des Gedankens, daß der Ungerechte und Frevler unter- gehedtu dagegen der Gerechte dnrch seinen Glauben leben wer e. Zwiegespräch-des Propheten mit dem HErrn. 867 Das Buch habakuks ist keine Sammlung von Reden, auch keine Zusammenfassung des hauptinhalts einer Reihe gehaltener Reden, sondern besteht ans einer einzigen Weis· saguug, die in 2 Theile zerfällt. Im ersten Theile than. l. L) wird in Form eines Liwiegesprächs zwischen Gott nnd dem Propheten zuerst das Gericht iiber das entartete Volk Gottes durch die Ghaldcietz sodann der Sturz dieser sich selbst kiberhebenden Zornwerkzeuge Gottes verkündet. Im zweiten Theile Gan. Z) folgt ein Gebet des Propheten, worin er mit der wunderbaren Grhabenheit der alten Psalmen das Kommen des tjilirrn in der furchtbaren Glorie des Jlllmcichtigem vor dessen Zingesicht das Weltall erschrietiu zur Veruiehtung der Frevler nnd zur tiiettuug seines Volkes and seines Gesalbtrn schildert und die Gefühle ausspricht, welche dies Gericht in den ctjerzen der Gläubtgen wirken wer e. I. V. 2—17. Im l. Abschnitt des, ein Gespräch mit dem hGrrn bildendeu I. Theils klagt der prophet seinem itjGrrn, wie im Eande ringsum Frevel nnd Gewaltthat herrsche. Der xhGrr antniortet ihm, er werde die Thal— döer erwecken, damit sie als ein furchtbares, weiter— oberndes voll: das Gericht an dem verderbten Volke vollziehen sollten; diese aber würden ihre Macht zu ihrem Gott machen und in folge dessen selbst verworfen werden. Darauf spriiht der Vrophet die Hoffnung ans, daß der thGry der sich seinem Volke von Alters her als heiligen nnd gerechten Gott geosseubart habe, dieses Ge- riiht durch die Ghaldcier nicht zum Verderben des Volkes Gottes dienen lassen werde, um so weniger, als der heil. Gott unmöglich dem Frevel ruhig zusehen könne, daß dies Volk der Ghaldäer die Menschen wie Fische in sein Ueh sammle nnd Völker auf Völker schouuugslos erwürgn 2. sDer Prophetq HErr, wie lange [noch] soll ich [mit allen Gläubigen in deinem Volke m heißem Gebete] schreienr nnd du ivillst nicht hören fund nicht strafend einfchreiten]? Wie lange soll ich zu dirsrufen über Frevel sder in deinem Volke im Schwange geht, unter welchem die Gerechten seufzen müssen]; nnd du willst [deinem wahren Israel] nicht helfen? Als wollte er sagen: Jch predige viel, und hilft nichts; mein Wort ift verachtet; niemand bessert sich, und werden nur immer ärger. Darum weiß ich nir- gend hin, denn daß ich dir’s kluge; aber du ftellest dich auch, als horeft du mich nicht, und sehest sie nicht. Solches aber thut der Prophet nicht, daß er mit Gott rechte, wie die Worte lauten und anzuhören sind, son- dern daß er damit das Volk erjchrecke und zur Buße treibe, und anzeige, wie gar billig der Zorn und die Last über sie kommen werden, weil sie sich an kein Pre- digen, Dräuen und Vermahnem auch an kein Gebet, das wider sie gefchiehtz kehren. (Luther.) Gott hört aber allezeit, auch wenn wir nicht eine augenblickliche Em- pfindung davon haben. Darum haltet an im Gebet. Es ist auch nicht allezeit gut, um Befchleunigung feiner Hilfe zu bitten. Die zukünftige Hilfe, die er bereitet hat, ist fttr den Augenblick vielleicht fchwerer zu tragen, als die gegenwärtige Last, unter der du seufzesi. (Kleinert.) Z. Warum lässest du [der du doch heilig und gerecht bist, dem kein gottlos Pesen gefällt] mich [nun schon so lange] sehen Muhe sBosheits und Arbeit lallerlei Drangsal durch die Gottlosigkeih die doch von deinem Volke fern sein sollte, und du schanestks ruhig mit an 4. Mos. 23, 2112 Wa- rum zeigeft du mir Raub und Frevel [rings] um tnich fund strafest es nicht]? Es gehet Gewalt uber Recht [alfo daß die Armen und Schwachen laut über die erlittenen Schädigungen und Unge- rechtigkeiteu klagen müssen und überall Streit und Hader entsteht]. Das ist uns zu Trost und Vermahnung geschrieben, daß wir uns nicht wundern noch seltsam lassen dünken, ob fich nach unserer Lehre Wenige bessern. Denn ge- meiniglich die Predigey fonderlich wenn sie neu sind und erst aus der Esse kommen, meinen sie, das solle sobald Hände und Füße haben, und flugs alles geschehen und geändert werden. Aber das fehlet weit. — Der Prophet schilt die Juden aber nicht um Abgötterei und anderer Sünden, sondern allein um der Sünden willen, die» wider den Nächften geschehen; müssen also zu der Zeit doch fromme Leute gewesen fein, die den Gottes- dienst rein haben gehalten, sind aber mit Geiz, Unrecht und Wucher besessen gewesen. So gefällt also Gott kein Dienst, er sei wie er wolle, wo man dem Nächsten Leid thut: Hof. 6, S; Matth. 5, 24. (Luther.) 4. Darum [weil du das Unrecht fo straflos mit ansiehests gehet es [im Leben dieses« Volkes] gar anders szu], denn les nach deinem heil. Gesetze] recht list, und die Kraft und Hoheit dieses deines Gefetzes schwindet und erkaltet« täglich mehr unter den Leuten], und fes] kann keine [ge-] rechte Sache seines unschuldig Verklagten und Mißhandelten jemals den Sieg] gewinnen; denn der Gottlose lumzingelt und] ubervortheilt [mit seiner Bosheit nnd Gewaltthätigkeit ungehindert] den Gerechten; darum gehen sauch nichts als] verkehrte fund ver- drehte] Urtheile [zu Gunsten der Mächtigen und Gottlofen ans dem Munde der Fürsten und Richter hervor] «) Das Gesetz wird kalt, das doch feiner Natur nach Feuer und Flamme ist und im Gericht die Sünder ver- zehrt. Aber wo der Richter nichts taugt, da ist das Gesetz kalt und todt. b. sDer HErrx ·Nicht habe ich unthätig dem Frevel zitgeschaneh wie du vermetnest.] Schauet [euch, ihr Glieder meines Volks, doch] unter den Heiden [um], sehet sgenan dorthin -— denn von dort her, nicht vom Himmel herab, reißt sich die Lawine los, die den Frevel sammt den Frevlern be- decken wird] und verwundert [besser: entfetzet] euch süber die Fnrchtbarkeit des euch bevorstehenden Strafgerichtsh denn ich will etwas thun [noch] zu euren [Leb-] Zeiten, welches ibr nicht glauben werdet [würdet, wenns zu anderer Zeit oder an ande- rem Orte geschahe], wenn man seUchJ davon sagen wird [gen.: würde, ohne daß ihr es selbst sähet]. « Gott hat große Macht zu zerstören. Dawider schützt kein Besitztitel noch angeftammtes Recht. Er nimmt, wem er will, und giebt, wem er will. Aber er hat noch größere Lust nnd Macht zu bauen. Das Verstören ist auf einen Augenblick, das Bauen fttr die Ewigkeit. Und in seinem Zerstören ist allezeit das Bauen mit enthalten. Mit den untergepfltjgten Stoppeln wird das Feld flir die neue Ernte gedüngt, und nicht der Pflug erntet, 5575 868 Habakuk s1, 6-17. 2, l. sondern der Pflüger. (Kleinert.) Das alles ist uns auch est-ge, die wir den Namen nnd Schein der Christen gaben, riihmen uns der Taufe und geistlichen Standes nnd Amts über Heiden und Juden, und sind doch ohne Glauben und Geist, wie sie: daß freilich wir auch zuletzt müssen umkommen durch die, so wir jetzt verachten und ärger halten denn uns, wie den Juden geschehen ist durch die Chaldiieu (Luther.) o. Denn siehe, ich will [euch] die Chaldcier lzu Feinden] erwecken sdaß sie in meinem Namen euch strafen sollen], ein bitter [jähzornig] Und schnell lungesiüm fortstürmendj Volk, welches ziehen wird swelches umher ziehet und Kriege führt] soweit sund so breit] das Land [die Erd ej ist, Wohnungen sLänder und Leute] einzunehmen, die nicht sein sind; 7. Und see] wird rausam smtt Furcht und Grausen erfüllendl Und litt seiner ganzen Erschei- nung] schrecklich sein, sdies Volk] das da lviele Völker unterjocht und ihnen dann] gebeut nnd [sie unter seiUeOberherrIichkeitJ zwingeh wie es will sund für sich nützlich und gut findet] 8. Ihre Rosse sind schnellen denn die lichnelk füßigen Leo-] Pardenz so sind sie auch beißiger shastiger auf ihre Veute], denn die Wölfe swelche, nachdem sie den Tag über gehungert] des Abends sauf Raub ausgehen] Ihre Reiter [die Haupt- masse in ihrem Heere] ziehen sgaloppirenj mit großen Haufen von ferne daher sum meine Straf- gerichte an den Völkern zu vollstreckem so schnell], als flögen sie, wie die Adler eilen zum Aas. 9. Sie kommen allesammt swie Ein Mann] daß sie Schaden thun sund Frevel vollbringen]; wo sie hin wollen, reißen sie hindurch [eilen sie mit unaushaltsamer Gier immer weiter und weiter]- wie ein [in der Wiiste mit ungestiimer Gewalt da- hinbrausender] Ostwindz nnd werden sunter den besiegten Völkern] Gefangene lso zahllos und mit so ieichter Mühe] zusammenraffen wie Sand. 10. Sie werden der Könige spalten, und der Fürsten werden sie lachen swerden dieselben mit Hohn von ihren Thronen herabstürzen und ihre Länder erobern] Alle sund jede] Festnngen ltnit welchen die Könige ihrem Vordringen ein Ende zu setzen suchen, mögen dieselben durch ihre natürliche Lage oder durch Befestigung stark fein] werden ihnen [in ihrem iibermiithigen Gefühl der Ueber- machiJ ein Scherz sein; denn sie werden kmit Leichtigkeit und SchUeUigkeitJ Schutt machen seinen Angriffswall um sie aufschiitteii], Und sie [so] doch gewinnen. 11. Alsdann [wenn sie allesammt sie erobertJ werden sie einen neuen Muth nehmen [mit Stur- niesschnelle und Sturmesgewalt ihren Eroberungtk zug weiter fortsetzen], werden fortfahren sweiter und immer weiter zu ziehen] nnd steh Vetsitndigen sindem sie sich ihresSiegesglücks übermüthig über: heben und alles mit ihrer Mordgier und Zerstö- rungssucht erfüllenjz dann muß ihr Sieg ihres Gottes sein sbesserria endlich wird diese ihre siegreiche Kraft« ihnen ihr Gott sein, dem sie alles zuschreibem den sie allein anbeten Hiob12, S; Jes. l0, 13]. « Dieser Vers, in welchem wir das chaldiiische Heer in siegestrunkenem Muthe gen Jerusalem vorwärts riicken sehen, bildet die Spitze der ganzen Gerichtsdrohung nnd soll demnach noch keineswegs ein Trostworh sondern ein Schreckenswort für die Judäer sein, denen diese Droh- weissagung gilt. —- Das vermag kein menschlich Herz, daß sich’s nicht sollte erheben und rühmen, wenn es ihm wohl gehet und Glück hat, wie das nicht alleine die Schrift weiset, sondern auch die Heiden aus Erfahrung zeugen und bekennen, wie Virgilius spricht: nesoia mens hominum servare modum rebus subluta secun- dis. Wie man spricht: Ein Mensch kann alle Dinge leiden, ohne gute Tage. (Luther.) Wie hoch die Geißel geschwungen sei, auch für sie ist der Zerbrecher bestellt, sobald sie mehr als Geißel sein, die Ziichtigung in Ver- nichtung, Gottes Werk in das eigene Werk verkehren will. Alle Selbstherrlichkeit ist Losreißung von Gott, also vom Lebensgrunde Die Selbstherrlichkeit Adams endete mit Fluch und Mtihsal Die Selbstherrlich- keit des alten Babels mit: Zerfchmetterung, Zerstreu- ung und Verwirrung. Und so kommt auch mit dem neuen Zerstiirey über ihm einherziehend, sein eigen Schuldverhiingniß, weil seine Kraft ihm sein Gott ist. Und seiner Zeit wird, der erdrückt hat, selbst erdrückt. (Kleinert.) 12. [Der Prophet, im Namen des gläu- bigen Jsrael auf diese drohende Gerichtsverkündk gung mit zuversichltlichem Glauben bittend und flehend r] Aber du, HErr [Jehova, der sich in sei- nem Wort und Walten immerdar gleich bleibet], mein snnd des ganzen Volkes Israel Bandes-J Gott sder du uns zu deinem Eigenthum erwählt und dich uns von Alters her als unseren treuen Gott bezeuget hast], sbist du nicht] mein [und dei- nes ganzen Volkes] Heiliger sder das Böse nicht ansehen, also auch nicht dulden kann, daß der Frevler den Gerechten verfchlinge], der dn ldies alles] von Ewigkeit her bist [und nie dich anders bewiesen hast: ich glaube und hoffe eti znversichtlich], laß uns swörtlichx wir werden] nicht sterben fund gänzlich von dir verworfen werdens; sondern laß sie [die du zu Werkzeugen deines Zornes über dein Volk bestellet] uns, o HErn nur eine Strafe sein, und laß sie, o unser sewig unverånderlichen unverbrüchlich treuer] Hort [auf den wir unser Heil und Vertrauen fest und unwandelbar grilnden], uns nur züchtigen. So furchtbar und niederbeugend die göitliche Dro- hung auch lautete, so schöpft der Propbet doch aus der Heiligkeit des treuen Bundesgottes den Trost und die Hoffnung, daß Israel nicht untergehen, sondern das Ge- richt nur eine schwere Züchtigung sein werde. Die Ge- betsfrage, mit welcher er sich zu dieser Glanbenshofp nung empor-ringt, schließt sich eng an die göttliche Droh- weissagung (V. 1l) an. Des Chaldäers Gott ist seine eigene Kraft, aber Jsraels Gott ist Jehova, der Heilige. Anlündigung des Gerichts durch die Chaldäers über das verderbte Volk Israel. 869 (Keil.) Er redet fragensweise mit Gott, ob er auch so thun und nur strafen werde: nicht daß er daran zweifle, sondern das; er anzeiga wie der Glaube in den Anfech- tungen stehe, daß er so schwach scheinet, als gläube er nicht und wolle gleich sinken und zweifeln vor dem größ- ten Unglück, das ihn drückt. Denn wiewohl der Glaube fest bleibt, so kracht er doch und redet viel anders, wenn er im Kampfe siehet, denn er thut, wenn er gewonnen hat. (Luther.) Aber obgleich der Propbet im tiefsten Seelengrunde siir die Zukunft die Glaubensztiversicht hegt, daß Israel als Volk nicht untergehen werde, und daß der Chaldäer nur ein zeitweiliges Werkzeug der göttlichen Strafgerechtigkeit sei: so wird sie ihm doch wieder durch die räthselhafte Erscheinung in der Gegen- wart, in die er stch versetzt fühlt, verdunkelt, daß Gott, der Heilige , dem der Anblick der Sünde unerträglich, dem schonungslos räuberischen Walten der Chaldäer zu- sehen könne, ohne zu strafen, und beim Untergange der Gerechten durch die Gottlosen schweigen, ohne zu retten. (Del11zsch.) 13. Deine Augen sind [zu] rein, Ho] daß du Uebels [Unreines und Frevelhaftes] nicht sehen magst, und dem Jammer sden der Böse Anderen bereitet] kannst du nicht zusehen [ohne der Bosheit zu steuern]. Warum [also] siehest du denn [ruhig] zu den [treulosen] Berachterll ldiefen Chaldäern, den gewissenlosen RäubernL Und schlv»eigest, daß del! Goltlose verfchliuget den , der fromme» denn er tT III) Es ist natiirlich nicht ganz Israel gegenüber den Ehaldäeru gemeint, sondern nur die Frommen in ihm, welche die Sünden der Gottlosen mitzubüßem bei deren Bestrafung mit zu leiden hatten. 14. Und lässest die »Menfchen gehen, wie Fische im Meer, wie Gewurm, das keinen Herrn hat swelcher das Schutzlose unter seine Obhut nimmt und gegen Feinde schützt und vertheidigt]? 15. [So hast du auch uns schutzlos in ihre Gewalt gegeben, als habest du aufgehört, unser König zu sein; denn] Sie ziehend alles sjeglichcs Volk, und werden auch uns so thun] mit dem Hamen, und sahen-s mit ihrem Mehr, und sam- mein-s »mit ihrem Garn; deß freuen sie sich, und sind srohlich. s Diese Hamen, Netze und Garn sind nicht anders, denn große, mächtige Heere, damit er alle Lande und Leute gewonnen, und aller Welt Güter, Kleinod, Silber nnd Gold, Zinse und Rente zu srch gen Babylon ge- zogen hat. (Luther.) 16. Darum opfern sie [auch] i ihrem Netze, . und räuchern ihrem Garn, weil durch diefelbigen Ehr Theil so fett, und ihre Speise so völlig wor- cU 1 . Wir stch eines Dinges riihmet und ist fröhlich und froh darüber, danket a er dem rechten Gotte nicht, der macht sich selbst zum Abgott, giebt ihm selbst die Ehre, sreuet sich nicht in Gott, sondern in seiner Kraft und Werk. (Luther.) 17. Dethalben swcil sie in ihrer Räuberei so glücklich sind und von niemand gehindert werden] werfen sie [auch] ihr Veh noch immer Immer] ans, und wollen nicht aafhoreiy Leute zu etwaigen. Im Grundtext bildet dieser Vers eine Frage, worin der Prophet das in V. 14—-16 Geschilderte zusammen- faßt, ,,ob denn dies Sammeln in seine Netze, d. i. die-s ichonungslose Morden von Seiten des Chaldiiers so ftetåg fortdauern werde? Diese Frage entspricht der in V.1 , warum doch Gott nur so zufehe, warum er schweige? Beide zusammen enthalten das dunkle Räthseh dessen Lösung der Prophet erwartet und erhält« Das is. Kapitel. Heiles Verheißungen und Wahrheit. glaube macht gereiht. II« d. 1—20. Uachdem der Propbet seine seklimmerniß iiber das angekündigte Strafgerisht dem tjixrra geklagt hat, ermunlert er nach einer Pause, die wir nur zwischen beiden Kapiteln denken müssen, sikh selbst zum harren auf die göttliche Antwort. Er beschließt, auf seine warte Ich zu stellen und aaf die Offenbarung, welkhe der hilft: ihm auf seine Fragen in seinem Inneren zn vernehmen i geben werde, mit gefpannter Aufmerksamkeit zu harren. Er empfängt sie mit dem götiliasen Befehl, den Aus— sprach Gottes mit deutlichen Jäger: aufzuschreiben, well derselbe zwar gewiß, aber nicht sobald in Erfüllung gehen werde (v.1—3). Hierauf folgt der Guitton-each, daß der Gerckhie durch feinen Glauben leben, der ita- aufrilhtige and tjofsärtige aber nikht bestehen werde. So werde anlh der aafgrblafene Chnidäctz der trunken, horhmiilhigtz nnerfättlich habgierige wollend-rot, zuleht den nnterjochten Völkern ein Gegeuuaud einstimmigen, triumphircndeu Spottes werden Ob. 4——6). Ein fünf- fakher wehe verkündigrt hierauf dem Thaldäer sein: verdiente Strafe und fflhret den Gedanken ans, daß. aaf die Sünd: die Strafe folge nnd die Sünd: der Grund der Strafe sei (v. 7——20). l. Hie stehe ich auf meiner Hut smeiner Warte], und trete auf meine Feste [meinen Späherthurkry hier will ich in stiller Einkehr und mit Versenkung meiner Seele in das heil. Wort Gottes und im Gebet meinen Geist sammeln, daß er geschickt und bereit sei, Gottes Stimme zu vernehmen, wenn er Der nun durch seinen Geist zu mir reden wird?- Und [will hier so in Stille harren, bis ich] schaue und sehe zu, was [in] mir [d. i. im Geiste meines Gemüthes, im Grunde meiner Seele vom HErrn auf meine Klage und Frage] gesagt werde, «· und was ich snachdem ich selbst durch solche Ein- sprache und Antwort Gottes getröstet und belehrt bin, dann auch] antworten solle dem, der mich schilt [der mich klagend und zweifelnd über die Zu: kunft des Volkes Gottes fragt; wörtlich: was ich antworten soll auf meine Klage, d. h. zunächst mir selbst auf meine Klagen und bangen Fragen an Gott, warum er den Gottlosen so ruhig schalten lasse, damit ich ruhig und getrost werde, und als- dann den anderen Gläubigen antworte, in deren Namen ich solche Klagen erhoben"’]. - V) Die Seele, welche die ,, Predigt des heil. Geistes in sich« vernehmen will, muß etnporsteigem d. h. sich durch stille Einkehr in sich selbst über alles Jrdische im sehuenden Verlangen nach dem Himmel erheben, muß 870 Habakuk 2, 2-—7. stehen u1id sich stellen, d. h. im unverrtickten Aufblick zu Gott, in der Richtung aller Gemüthskräfte auf ihn ver- harren. Das ist eben das einfältige Auge, von dem der HErr redet. (Delitzsch.) — W) Der Prophet ist darin geübt, die Stimme des Geistes Gottes von der seines eigenen Herzens zu nnterscheidenz beide scheidet er auch hier scharf von einander (1. Petrx 1, 10 f.). IN) Die Klagschrift gegen die Vermessenheit des Chaldäers, der seine Kraft zum Gott gemacht und aus Menschen wie auf Würmer tritt, hat der Prophet vor dem Throne des ewigen Richters niedergelegt. Nun harret er in Geduld der Antwort des Gerechten, wie ein Wiichter spähend auf der Warte, das Angesicht ·der Hoffnung dem· Himmel zugekehrt, feststehend in gläubiger Zuversicht, wie auf einem Felsen. Es kann in der That kein tresfenderes Bild gedacht werden, den wahren Frommen zu malen, der seine Sache nur dem anheim stellt, der gerecht richtet, als ihn als Mann des Glau- bens auf einen Felsen zu stellen, und als Mann der Hoffnung auf eine Warte zii erheben. (Umbreit.) Z. Der HErr aber släßt mich nicht oergeblich harren; ich höre die Rede seines Geistes in mir; er] antwortetr mir, nnd spricht: Schreibe das Gesicht [die Weissagung von dem, was ich dir jetzt durch meinen Geist zu sehen geben will, auf] und male es [in deutlichen Schriftziigen] auf eine [eherne oder hölzerne] Tafel, daß es lesen könne, wer bor- uber läuft «· [damit es jedermann geläufig und ungehindert zu lesen oermöge], (nämlich also)*": V) Wem antwortet Gott? Einem, der unter täglichen Kämpfen mit der bitteren Angst der Seele fast gebrochen ist, dem nichts überbleibt, nachdem aller Schutz verloren ist, als auf seiner Wacht, d. i. dem Worte Gottes, aus- zuharren Anfechtung lehrt solches Ausharrem Nur die Antwort Gottes, wenn sie mit dem Ohr des Herzens vernommen wird, führt zu einer zweisellosen Hoffnung, denn sie kommt, wenn der Mensch an allem Anderen verzagt ist. (Capito.) —- ’««-I·) Was zur Seligkeit zu wissen noth ist, ist in der Schrift so deutlich, daß auch einer, der nur eilig daran vorbeigehet, nicht sagen kann, er habe es nicht vernommen. Dergleichen Befehle, unmit- telbar aus Gottes Mund, sein heiliges Wort niederzu- fchreiben, sind für den schwachen Glauben wichtig; denn er ersiehet daraus, wie das Niederschreiben des Wortes Gottes von Gott gewollt und beabsichtigt ist, und daß die heil. Schrift gewißlich Gottes Wort sei. IN) Diese Worte stehen nicht im Grundtext, sondern sind von Luther hinzugeftgh weil er annahm, daß mit dem folgenden Vers die eissagung selbst beginne. Da dieser jedoch nur den Grund angiebt, weshalb der Prophet die Weissagnng aufschreiben soll, so ist dieser Zusatz» sowie das Kolou hier nicht am Platze. Z. [Denn] Die Wetssagung sdie ich dir jetzt offenbaren will] wird serst in oielleicht weiter Zukunft, aber] ja» [d. i. gewißlichj noch erfnllet werden zu s einer koon meiner Weisheit be- stimmten] Zeitf und wird endlich [d. i. in der Endzeit" der Welt, von der sie redet] frei an Tag kommen [für jedermann sich in ihrer Wahrheit zeigen], nnd nicht außen [d. i. nicht unerfülltj bleiben [so daß sie sich als trügerisch erwiesel Ob sie aber verzencht ssich zu er- fiillen], so harre ihrer siiur »in fester Zuoersicht]; sie wird sendlich doch] gewißlich kommen, nnd [wird zu der für ihre Erfüllung festgesetzten Zeit] nicht [mehr] verziehen. V) Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit. Wir sollen Gottes Wege nicht messen nach unseren Gedanken, und des Ewigen Zeiten nicht nach unseren Stunden, sondern unsere Wege messen nach Gottes Wort. «) Alle biblische Weissagung geht auf eine ferne von Gott bestimmte Zeit, die wir aber nicht wissen; sie deutet auf das Ende hin, wo der HErr durch Gericht und Erlösung sein vollkommenes Reich aufrichten wird. Diese Weiffagung wird nicht lügen, sondern gewiß er- stillt werden, wenn auch ihre Erfüllung immer länger und länger hinausgeschoben wird. (Schmieder.) 4. [So aber lautet in V. 4——20 die Weis- sagung, welche du niederschreiben sollst’:] SteheÆ loer [wie der ChalDäerJ halsstarrig» [hochmü- thigen Trotzes voll] ist, der wird keine Ruhe in seinem Herzen haben sgenauerz Siehe, aufgebläht, voll Selbsttiberhebung, die sich an Gottes Stelle setzt, nicht rechtschafsen und auf- richtig, sondern oerlogen und betrügerisch ist s eine, nämlich des Chaldäers, Seele in ihm, d. h. sein innersier Herzensgrundz darum wird er ge- wißlich zu Grunde gehen] ;» denn sbesserx aber] der Gerechte [der geraden, aufrkchtigen, demü- thigen Herzens in meinen heiligen Ordnungen wandelt, wird, wie du recht gesagt hast Ko. 1, 12., nicht sterben, sondern er] lebet [im wahren Leben und bleibet ewiglich] seines Glaubens «· [d. i. durch seinen Glauben, sein zuversichtliches, gläubiges Festhalten an meinen Verheißungem sein festes Bauen auf meine Treue]. V) Mit ,,Siehe« begann die Weissagung des Einfalls der Chaldäer (Kap. 1, 6), mit »Siehe« beginnt hier die Weissagung ihres Sturzes. Die durch das erste »Siehe« eröffnete Weissagung war für Israel durchaus drohend, die durch das zweite eröffnete ist durchaus verheißend Jene war eine Gesetzes-Predigt, diese ist eine Gnaden- predigt. In jener trifft das Gericht das sijndige Bun- desvolk, in dieser die Werkzeuge seines Gerichts, die hochmtithigen Chaldäer. Jene schilderte nach zwei Seiten hin das Glück des Chaldäers und das Unglück des strafwiirdigen Juda, diese gleichfalls nach zwei Seiten hin das Unglttck des Chaldäers und das Heil des Ge- rechten. (Delitzsch.) — W) Es ist· ein ewiges Wort des einfachsten Tiefsinnes der Wahrheit, was unser Prophet mit leuchtender Feuerfchrift zur Kunde seines Volks in die Tafeln eingegraben hat. Der Grundsinn der ganzen heil. Schrift ist in ihm zu lesen, und die reiche Fülle seines göttlichen Inhalts ist nicht auszuschöpfen Das einzige Wort, in dem uns alles gegeben, was zur Seligkeit noth ist, tritt uns hier in seiner vollsten und fruchtbarsten Bedeutung entgegen; es ist der Glaube, der Leitstern des größten Apostels des HErrn in seinem Leben und in seinen Schriften: der Gerechte wird durch seinen Glauben leben! (1Imbreit.) Dieser größte Apostel erst hat den vollen, tiefen Sinn dieses Ausspruchs, der hier im engsten Zusammenhang sowohl mit dem Vor- hergehenden, als mit dem Folgenden steht, erfaßt, in- dem er ihn in Röm. 1, 17; Gal. 3, II und auch Hei-r. 10, 38 (wo er ihn aber nicht wörtlich anfiihrt, sondern nur seine eigenen Gedanken in die Worte desselben ein- kleidet) zur Grundlage der Heilslehre des Evangeliums von der Rechtfertigung aus dem Glauben gemacht hat. Der Gerechte wird feines Glaubens leben, aber der Hoffärtige wird nicht bestehen. 871 Es wird hier imvGegensatz zu den trotzigen Fürsten der Welt der Sinn Abrahams, des Vaters der Gläu- bigen geschildert. Der Charakter ist Gerechtigkeit, der Quell der Gerechtigkeit ist der Glaube, die Frucht das Leben im vollen biblifcheii Sinne des Wortes. Der Glaube ist nicht Verdienst des Menschen, weil ihn der Mensch nicht machen, sondern nur empfangen kann, weil der Glaube wie das Gewissen Gottes Schöpfungswerk im Menfchen ist. Der Glaube ist’s auch allein, der Christum und alle Gnade Gottes in ihm ergreifet; aber derselbe Glaube ist auch die Grundkraft aller guten Werke. (Schmieder.) Abraham hatte ei e Ausschau durch die Verheißnng, in welcher zuletzt jedlelr Schatten- strich verschwand und am fernen Horizont alles Licht und Glanz war: er schaute hinaus in die selige Ruhe Gottes, und das konnte er anders nicht, als indem er Gott selbst als den Wiederhersteller des in Sünden ver- kehrten, gefallenen und mit Fluch belasteten Lebens der Menschen, feines eigenen Lebens und des Lebens aller Nachkommen und Geschlechterz erkannte. Dunkel und unklar, das mag wohl sein, waren hierbei die Gedanken des Glaubensvaters, denn es brauchte noch vieler Schritte, bis klare Worte über diese heilige Umwand- lung sprechen konnten; aber Voll und fest war die Her- zenserfahrung, die er daran genoß. Wiederbringuug des Verlorenen, Hinwegräumung der Sünde, Rettung aus dem geistlichen Tode — das ist der Grundton in Abrahams Glauben. Und zwar Rettung allein durch Gottes Erscheinung. Sie war es ja, an der alle Offen- barungen Gottes damals hafteten. Gottes Nahesein, das Wohnen Gottes bei den Menschenkindernx das war das Ziel, ein anderes konnte die Hoffnung nicht fassen. Was also war sein Glaube anders, als ein, wenn auch nicht klar bewußtes und verstandenes Ergreifen, ein Er- fassen des zukünftigen Heilandes mit ausgestreckten Armen? (W. Hoffmann) Das 3. Kapitel. Vom Untergange der Iöaliyloniein 5. Aber [nicht blos sein hochmlithiger Trotz stürzt diesen Chaldäer, sondern, wie man im Sprüchwort sagt, auch] der Wein betrügt [die- jenigen, welche sich, wie die Chaldäer, ihm ergebenf indem er ihnen nicht Kraft und Leben, sondern vielmehr gewissen Untergang bringt Spr. 23, 31f.; Don. 5, 1 ff» sonderlich] den stolzen Mann, [also] daß er nicht bleiben kann lsondern nothwendig zu Grunde gehen muß; er], welcher feine sunerfättlich gierige] Seele [weit] aufspetret lalles an sich zu reißen] wie die Hölle ldas Todtenreich, das alles Lebendige verschlingt Spr. 27, 20; 30, 15 f.], und ist gerade wie der Tod, [er] der [auch] ntcht zu sättigen ist, sondern rasst zu stch alle Heiden, und sammelt zu sich alle Völker. V) Vabel war ein üppiges Volk, bekannt durch feine Völlereienz aber diese üppige Lust ist dem Propheten überhaupt ein Bild der unersättlichen Gier, womit es in seinem Uebermuth ein Volk nach dem anderen verschlingt. Und doch ist es, gerade wie mit dem Wein, der süß eingeht und lieblich scheint, und raubt doch auch dem Gewaltigsten die Sinne nnd macht ihn hilflos und zum allgemeinen Gespötn So soll es auch den Chaldtiern ergehen mit ihrer unersättlichen Gier: sie wird nur sie selber in’s Verderben stürzen und zum allgemeinen Ge- fpötte machen. (Schlier.) Denn darin, daß die Gier unerfättlich ist, liegt auch ihr Verderben: sie verschlingt auch das mit, was ihr den Tod bringt. Jn V. 6——20 wird der fchon in V. 4 u. 5 auge- deutete Untergang des Chaldäers in der Form eines Drohspruchliedes von Gott verkündet, welches in 5 aus .je 3Versen bestehenden Strophen Wehe ausruft über die Raubgier und Plünderung des Chaldäers (V. 6—8), über seine Sucht durch Gewalt und List seine Dynastie fest zu gründen (V. 9—11), über feine frevelhaften Bauten (V. 12—14); über feine schnöde Mißhandlnng der unterjochten Völker (V. 15——17) und über feinen Götzendienst (V. 18i——20). Diese fün Wehe sind« aber wieder in zwei größere Theile zu ammengefaßh deren erster mit 3Wehe’s der Unersättlichxxeit des Chal- däers, der zweite mit 2 Wehe’s seiner Hoffart das Ge- richt der Vergeltung androht. Jn dem ganzen Droh- fpruch ist übrigens das chaldtiifche Volk wiederum in die ideale Person feines Herrschers zusammengefaßt. (Keil.) 6. Was gilts aber? Dieselbigen alle [welche er in seiner Gier verschlungem erobert und unter- jocht hat] werden swenn sie meinen Namen noch fürchten und meine Heiligkeit in feinem Gericht nnd Untergang sich verherrlichen sehen] einen Spruch [oder Lied] von ihm fund dem iiber ihn gekomme- nen gerechten Gericht] machen, und eine Sage [oder Dichtung] Und sein Räthsel oder] Sprüch- wort, und werden sagen lindem sie dies fünffache Wehe über ihn ausrufen]: Wehe dem, der fein Gut mehret mit fremdem Gut! Wielange [noch] wird’s währen [daß er feine Raubgier ungestraft ansübet]? Und [er] ladet [mit solchen Gewaltthateu doch] nur viel Schlammesk seine Wolke von Koth] auf sich [die, wenn sie sich einst entladet, ihm Verderben bringen muß]. V) Jn dem Worte abtit liegt ein absichtlicher Doppel- sinn, damit es ein Räthselfpruch sei; denn es kann nicht nur ,,Wolke von Koth«, sondern auch »Pfändermafse« heißen. »Die Menge fremden Gutes, das der Chaldäer zusammengerafft, wird als eine fchwere Elliasfe von Pfändern dargestellt, die er gleich einem unbarmherzigen Wucherer den Völkern abgenommen hat, um darauf hin- zudeuten, daß er dieselben seiner Zeit wird wieder her- ausgeben müssen.« (Keil.) 7. O wie plötzlich werden sdeine Feinde, o Chaldiierkönig gleich giftigen Vipern] ausweichen, die dich lzu Tode] beißend uud erwachen, die dich swie unbarmherzige Gläubiger aus deinem Besitze] wegstoßen! Und du mußt ihnen [dann ebenso] zu Theil szum Raube] werden swie du mit den Völ- kern gethan hast]. V) Nosclkahechau die dich Beißendeiy kann auch heißen: die den Zins Abverlangenden und ist gleichfalls ein beabsichtigtes Wortspiel, das sich nach der einen Seite an das vorige anschließt. Als unbarmherziger Pfandherr hat der Chaldäer eine Masse von Pflindern von den an ihn verfchuldeten Völkern aufgehäuft. Zur gerechten Wiedervergeltung werden die Feinde das un- rechtmäßig von ihm erwucherte Kapital sammt den Zinsen zurttckfordern 872 Habakuk 2, 8—20. Z, 1. 2. 8. Denn du hast [in deiner UnersättIichkeitJ viel Heiden geraubt, so werden szur gerechten Ver- geltung] dich wieder rauben alle Uebrige von den Völkern [alle, welche übrig sein werden unter den von dir beraubten und unterjochten Völkern], um der Menschen Bluts [des ungerecht vergossenen MenscheUbIUtsJ willen, und um des Frevels willeu [welcher von dir] im Lande san der Erd e], und in der Stadt san Städtens und an allen, die drinnen wohnen, begangen sworden ist]. Diese Drohung wurde an Chaldäavon den Medern und Perser-n, welche Vabel eroberten und ein neues Reich aufrichteten, vollzogem Auch diese waren höchst- wahrscheinlich von Nebucadnezar unterjocht worden (vgl. Zier. 25, 19 fs.; 49 , 34 fs.), die Zerstörer Chaldiias gehörten also auch zu den übrigen aus den von ihm unterjochten Völkern. Aber die Weissagun reicht doch viel weiter; Chaldtia ist stets zugleich Vor ild auf das gottfeindliche Weltreich überhaupt, insbesondere auf das letzte antichristische Reich, welches noch in weit ausge- dehnterem Sinne alle Völker verschlingen, aber dann auch von allen übrigen aus den von ihm verschlungenen Völkern bestürmt werden wird. 9. Wehe dem, der da [wie du, o König von Bahn] geizet zum Unglück seines Hauses [wörtlich: bösen, unrechtmäßigen Gewinn suchet für sein Haus oder seine Familie] auf daß er sdem Adler gIeichJ sein Nest in die Höhe lege, daß er dem Unsall entrinnel [So suchest auch du in dei- ner Hvfsart dein Königthum durch Raub und Plün- derung zn erhöhen und zu beseitigen, damit es deiner Familie nicht entrissen werde]. 10. Aber Dieser] dein [kluger] Rathschlag wird [statt zur Ehre und dauernden Herrlichkeit vielmehr] zur Schande sund zum Untergang] deines [königlichen] Hauses [und seiner HerrschaftJ ge- rathen; denn du hast zu viel Völker zerschlagen, und hast [dadurch] mit allem Mnthwillen gesündiget fund also dein Leben verwirkt]. 11. Denn [wie man im Sprüchwort sagt] auch die Steine in der Mauer [die von geraubtem Gute angeschafft sind] werden siiber die Frevel] schreien [die du beim Aufbau deiner Königsherk schaft verübt], nnd die Balken am Gesperre [am Sparren- oder Balkenwerk deines Hauses] werden ihnen antworten sihnen beistimmen in der Anklage deiner Ungerechtigkeiten und um Rache rufen]. Das Eigenthum ist von Gott geheiligt, aber über- greisender Erwerb von Gott verflucht. Seine Allwissen- heit ist in seinem Gerichte gegenwärtig. Der versteckte Frevel wird offenbar und gerächt, als ob Blut, Sparren und Steine Rede hätten, das hinter ihnen geborgene, die hineingebaute Schuld anzuklagen. Man sieht in der Art, wie nichts von dem verborgenen Frevel ungestraft bleibt, sondern alles hinweg schwindet, s eine Hand und Erscheinungsherrlichkeit allenthalben, ohne ihn selbst zu sehen. Die Rauch- und Feuerstiule über der verbrannten Sündenstadt ist die Hiille seiner Herrlichkein (Kleinert.) 12. Wehe dem, der [wie du, seine Herrschast dadurch befestigt, daß er] die Stadt [die Städte] mit [dem Schweiß und] Blut sunterdrückter Völker] bauet, und zurichtct die Stadt sFesiungen und Burgen] mit Unrecht sdurch Blatt-ergießen, Bevor: tation und Gewaltthaten aller Art]! 13. Jsrs nicht also, daß vom HErrn Zebaoth [Nah. 2, 14 Annr verhängt und] geschehen wird [wie folgt:]? Was dir die [von dir untersochten] Völker smit saurer Sklavenarbeits gearbeitet haben sum dir deine Städte nnd deine ganze Gewalt: herrschaft aufzubauen], utuß [dereinst] mit Feuer verbrennen; und daran die Leute müde worden sind, muß [einst] verloren sein [zerstört werden und in Trümmer zersallen Jer. 51, 58]. 14. [So ists vom HErrn beschlossen; du mußt hinweg.] Denn die Erde [muß und] wird seinst] voll werden vom Erkenntnis der sallein berechtigten] Ehre des HErrn [des allein wahren Gottes Himmels und der Erden, in so überschwänglicher Fülle], wie Wasser, das das Meer bedeckt sdarnm muß deine angemaßte Ehre und Herrlichkeit und dein gottfeindliches Reich erst vernichtet werden]. Derselbe Gedanke schließt bei Jesaia (Kap.11.9) die Schilderung der Herrlichkeit und Seligkeit des· Reiches Christi in seiner Vollendung ab. Da ist die Erde voll von Erkenntnis; des HErrn, und der vorher in Aussicht gestellte Friede in der ganzen Natur eine Frucht dieser Erkenntniß, während an unserer Stelle diese Erkenntniß erst durch den Sturz des Weltreichs erzielt, also die Erde erst damit erfüllt werden soll, und zwar nicht, wie bei Jesaia, mit der Erkenntniß des HErrn, sondern mit der Erkenntniß seiner Herrlichkeih die stch in seinem Ge- richte und dem Sturze aller widergöttlichen Mächte offenbart. 15. Wehe dir, der du deinem Nächsten [dei- nen Nachbarvölkern Taumelweitq einschentesh und mischest deinen Grimm sdeine boshafte HerrschgierJ drunter [indem du die Völker heimtiickisch in dein Vündniß und deine Freundschaft Jockefi und irre sührest], und trunken machest, daß du [wenn nun dein Nächster bewältiget vor dir zu Boden liegt] seine Scham sehest [dich an seiner Ohnmacht und schmachvollen Unterjochung weidest]. 16. Siehe, solche Schande wird auf dich selbst nur zurückfallem denn] Man wird dich auch sättigen mit Schande für Ehre [genauer: du hast dich gesättigt mit Schaude statt mit Ehre, indem du solche Frevel an den Völkern ausgeübt] So saufe du nun auch [wie du in deine: Arglist die Völker trunken gemacht], daß du [auch] taumelst fund den von dir Unterjochten deine unter deiner angemaßten Herrlichkeit verbvrgene Schande zeigest]; denn dich wird umgeben [wörtlich: auch zu dir wird sich wenden] der [Taumel-] Kelch [des Zornes Gottes] in der Rechten des HErrn, und sgleichwie der Trunkend mußt saueh du dann] schandlich freien sur [auf] deine Herrlichkeit salso daß die äußerste Schmach deine setzt so große Majestät und] Ehre bedecken wird] Fiinffacher Weheruf über die Chaldäen 873 · 17. Denn der Frevel, am Libanon begangen sdessen Ccdernwälder du Unersättlicher übel oerwüsiet hast, um deine Prachtbauten in Babylon damit zu schmücken Jes. 14, 18J, wird dich sals eine er: drückende Last] iiberfallen, und die [hierbei] ver- störten lschonunslos oertilgtenj Thiere sdes Libanon] werden dich schteckety salso auch dieser Von dir ge- übte Schandakt wird sich an dir rächen neben allem Anderen, was über dich kommen wird] um der Menschen Bluts willen, und um des Frevels willen im Lande nnd in der Stadt, nnd —an allen, die drinnen wohnen, begangen [vgl. V. 8]. 18. Was wird [dir] dann helfen das shölzerne oder steinerne Götzen-] Bild, das [besser: daß es dir] sein Meister [wenn auch noch so künstlich] gebildet hat, und lwas dir nützen] das falsche [lügenhafte] gegossene Bild [des Götzen, der dir durch seine Priester vorlügh er sei ein Gott und könne helfen, während er doch nur ein siummes Nichts ist], dar- aufsich [genauer: also daß sich auf ihn, diesen Lügengötzen und LügenlehrerJ verläßt sein [kunst- fertigerg Meister, [so] daß er stumme Gbhen machte. II. [Darum] Wehe dem, der zum [todten] Holz [-llotz betet, wie man zum lebendigen Gott betet, und] spricht: Wache ans [mir zu helfen]! nnd zum-stummen Stein: Siehe auf [mich der Noth zu entreißen! O des thörichten Wahns]! Wie sollt es lehren [Rath, Trost und Stärke geben]? Siehe, es ist [ia] mit Gold und Silber iiberzogein und ist kein [Lebens-] Odem in ihm. Auch im Götzendienst liegt eine Art Trunkenheit. Die nüchterne Frage: Was nützt das Gebilde? wie kann es regieren? leiten? lehren? iommt den Götzen- anbetern nicht m den Sinn. —- Em Gott, der nicht reden kann, ist ein Nichts. Ohne Wort Gottes giebt es keine Religion. (Kleinert.) 20. Aber der HErr [der lebendige, wahre, ewige Gatt] ist sdroben im Himmel] in seinem heiligen Tempel sdort thronet er als Regent und Richter der ganzen Welt in seiner göttlichen Herr: licbkeit Jes 66, l; Mich. I, Z; von dort wird er einst zum Gericht über die Welt erscheinen und durch Vernichtung aller irdischen Mächte, die sich wider ihn erheben, seine Heiligkeit auf Erden be- weisen]. Es sei [darum] vor ihm [in demüthiger Unterwerfung] stille [und harre seines Gerichts] alle Welt lauch du, o Chaldäerkönig, wirst mit all deiner Macht und Herrlichkeit seine Richter- majestiit erfahren] »Wer vor Jehova nicht stille ist aus Ergebung und Glauben, den müssen seine Gerichte still machen.« —- Der Prophet hatte diesen ganzen Aufschluß bei stillem und anhaltendem Warten auf den HErrn bekommen, und nun weist er auch der Ausführung halben die ganze Welt in Stille vor dem HErrn, der von feinem heil. Tempel aus die Vollendung dieser feiner Reden fchon betreiben werde, der aber anch von den Seinigen mit Respekt und mit Mlißigen ihres Einschauens m seine Gerichte geehrt sein will. Auch an Höfen großer Herren hält man zurück, wenn etwas vor ist, und hütet sich mit dem Urtheil dem vorzulaufen, was herauskommen soll. (Rieger.) Das 4. Kapitel. gebet zu galt um Erhaltung seines Volks. III. any. Z, o. 1——19. In diesem II. Hauptwert deo Weissagungobuchg hebt der Propbet tm Uamen des ganzen gläubigen Theils seines Volks seine Hände empor nnd spricht in einem erhabenen Psalm die Gefühle aus, welche die. im l. Hauottheil Man. 1n.2) empfnngeue Offenbarung des htlirrn von dem Gericht iiber das voll: Gottes sowohl wie über sein Jornwerlczeteg dag Chal- däerrrikh, in seinem Herzen erzeugt hat und in den Herzen der Gläubigen zu erzeugen geeignet ist. Go ist einerseits der Wiederhall der göttlichen Antworten in der gläubigrn Seele des Knecht» Gottes, wie dies von allen Psalmen gesagt werden kann, andererseits doch ganz aus dem prophetischen Geiste geboren, selbst eine grosse prophetie vom Weltgericht, die sich an dao vor— her-gehende: Stille oor dem ihilirrn alle weit! eng an— schließt. Das Ganze, welches; ausdrücklich als ein Gebet und als für den Vortrag im Gottegdienst bestimmtes lkied vom proph bezeichnet wird, zerfällt in 2 Theile, denen vers 2 als einleitenden Thema ootauggeschiklrt ist. Tief erschüttert über die geosfenbarten bevordehenden Gerichte Gottes fleht er to. S, daß der tJGrr dies sein Wert: binnen Jahren vollführen nnd in der Offenbarung seines Hornes doch Barmherzigkeit erzeigen möge. Dann schildert er iu prophetifaylyrischer Form die sdiasesicit den Kam— mena des hGrrn zum Gericht iiber die Welt, um dadurch sein itlolk und seinen Gesalbten zu erlösen und selig zu machen (v. 3—15) Endlich führt er die im Thema angedeutete Bitte um dlerschonnng und Erbarmen weiter aus, indem er die Früihte des Glaubens schilderh welche diese Offenbarung Gottes von seinen Gerichten wirken werde, uämliktz zuerst Xnrsht nnd Zittern vor der Drang— sal und darnach Frohlomen nnd Jnbrl in dem Gotte den theils Ob. 16—19). Kot« Z, V. l. Dies ist das Gebet des Propheten Habatuk sdarum auch ein prophetisches, vom Geiste der Weissagung eingegebenes Gebet] sitt! die unschuldigen [hebr. al schig’j0noth, ein musi- kalisch - liturgischer Ausdruck, welcher die Tonart und Singweise bezeichnet, etwa: nach Art der Di thu- ramben, der lebhaft erregten Lieder, vorzutragen Pf. 7, 1 Anm.]: Z. HEM ich habe ssoeben Kap. 1, 5 ff; D, 2 ff] dein Gerücht [deine mir knndgegebene Offenbarung von den bevorstehenden Gerichten über Juda und über das Chaldäerreichj gehdteh sund deine sich in ihnen offenbarende Allmacht ist so furchtbar], daß ich mich [über deine weltenrichter- liche Allgewaltj entseha HEtr, shöre meine fle- hentliche Bitte] du machst [genauer: o mache dies] dein [Richter-] Werk siiber dein Volk sowohl wie über den gottlosen Chaldäer Kap. I, b] lebendig [und bring es an’s Licht nicht nach allzulanger Zeit, sondern] mitten in den Jahren sinnerhalb der 874 Habakuk Z, 3-—9. Jahre, welche bis zu dem von dir Kap. L, 3 ge- nannten fernen Ziele verfließcn würden], und lässest [laß] es kund svon jedermanns Augen erkennbar] werden [o HErrJ mitten in den Jahren. [Und] Wenn [dereinst die] Trubsal [diefer Offenbarung deines gerechten Zornes und Gerichts über dein Volk durch die Macht des Weltreichs, wie über dies selbst] da ist, so denkest du [so gedenke, o HErrJ der Barmherzigkeit fund mildere die Gran- satnkeit deiner Zornwerkzeuge gegen dein Volk und mache ihrer Tyrannei durch ihren Sturz ein bal- diges Ende] Mit dem Ausdruck ,,mitten in den Jahren« fchaut der Prophet auf Kap. 2, 3 zurück, wo der HErr gesagt hatte, daß die Weissagung auf eine bestimmte Zeit gehe, in ferner Zukunft ihrer Erfüllung harre. Jndem der Propbet auf dies noch fertie Ziel der Weifsagung schaut, erscheint ihm der Zeitraum von der Gegenwart bis zu jenem Endziel der Weifsagung als eine lange Reihe von Jahren, an deren Ende erst das Gericht über die Dränger feines Volks, die Chaldäey sich erfüllen werde; und er fleht, der HErr möge dies Gericht nicht allzu- lange zögern lassen, sondern inmitten dieser langen Reihe von Jahren herbeibringem — Der treffliche A. Bengel hat den hier stehenden Ausdruck mit »die Mitte der Weltjahre« iiberfetzt und zum Ausgangspunkt feiner chronologifchen Berechnung des ganzen Weltlaufs ge- nommen. Obwohl diese Uebersetzung unhaltbar ist, so ist’s doch richtig, daß das Gericht über die gottfeindliche Weltmachh als deren Typus das Chaldäerreich auch hier überall zu fassen ist, allerdings die Grenzfcheide zwischen der alten Und neuen Weltzeitz das Ende der gesammten irdischen Weltentwickelung und den Anfang der Zeit der ewigen Ruhe des Volkes Gottes, dessen Erlösung aus der Macht der Welt mit diesem Gericht eintritt, bilden wird. Jnsofern ist ,,inmitten der Jahre« allerdings die Mitte der Weltjahre, der Anfang der ewigen Sab- bathsruhe der Welt. — Der Prophet sagt: das sagen die Historien von dir, daß du ein folcher wunderbar- licher Gott bist, der mitten in der Noth hilft: du lässest sinken und hebst auf; du lässest zerbrechem wenn du bauen willst, nnd tödtest, wem du das Leben giebft (1. Sam. 2, 6 ff.); thust nicht, wie die Welt, die gleich am Anfang dem llnfall mehret, und bleibet gar drinnen stecken, sondern lässest uns mitten hineinfahren und zie- hest uns wieder heraus. Mitten in den Jahren ist ebensoviel als zu rechter Zeit; er weis; das Mittel (die Mitte) wohl zu treffen, daß er nicht zu balde und nicht zu spät hilft. Denn wo er zu balde hülfe, lernten wir nicht an uns verzweifeln und blieben vermessen; hülfe er zu langsam, so lernten wir nicht glauben. Lebendig machen und kund werden ist fast ein Ding, nur daß lebendig machen ist, das Wunder und Hilfe thun, kund werden aber, daß man es auch fühlet und Freude dar- an hat. Wer will selig werden, der muß Gott so ken- neu lernen. Den Gläubigen ist es tröstlich, den Gott- lofen aber unerträglich. (Luther.) 3. [Schon sehe ich im Geiste die zukünftige Offenbarung des Gerichts und der Erbarmung Gottes herannahenxs Gott [der Schöpfer und Regent der Welt] kam [gen.: kommt« dereinst ebenfo," wie er in alten Zeiten am Sinai seinem aus Eghpten erlösten Volke vom Edomitergebirge und von Paran her in himmlischem Glanze erfchien, um den Bund seiner Gnade mit ihm aufzurichten und es zum Volke feines Erbtheils zu erheben, wiederum] vom Mittage swörtlichr von Themam dem siidlichen Theile des Edomiterlandes, hier = ganz Edom] und der Heilige fder Frevel nicht dulden kann] vom Gebirge Paran [dem hohen Berglande, welches die östliche Hälfte der gleich- namigen Wüsie bildet und von Edom nur durch Arabah geschieden ist 4. Mos. 13, 1 Auen» her; er kommt, um fein damals erwähltes Volk aus aller Tyrannei zu erlösen und die Frevler zu zer- schmetiern 5. Mos. 33, 2]. Sela sZeichen für die priesierliche Musikbegleitung beim Vortrage des Liedes im Tempel, welche hier mit Forte einfallen soll, um den hohen Gedanken des baldigen Kom- mens des HErrn auszudrücken Pf. 3, 3 Anm.]. Seines Lobes [besser: Seiner Majestät, des hellen Glanzes der Erscheinung seiner Herrlichkeit] war [ist] der Himmel voll, und seiner Ehre soder HerrlichkeitJ war [wird] die Erde Voll sgleichwie die Morgenröthe den Himmel überzieht und sich wie ein Feuermeer zur Erde herabsenkt]. V) Luther nahm mit vielen älteren Auslegern an, der Prophet schildere hier und im olgenden die großen Thaten Gottes in der Vergangen eit, namentlich die Erwählung des Volks und die Gesetzgebung am Sinai, um damit seine Bitte um Befreiung Jsraels aus der ihm in der Zukunft bevorstehenden Drangfal des Exils zu begründen. Er überfetzte daher das klare futurum setz; er wird kommen, durch das praeterituuu er kam. Es ist dies aber schon sprachlich unmöglich. Denn dieser ganze Eingang der Schilderung der Erscheinung des HErrn ruht auf 5. Mof. 33, Z, wo Moses in begeisterten Worten das Kommen des HErrn zu seinem Volke, um es aus Egypten zu erlösen und am Sinai zu heiligen, darstellh Da gebraucht er natürlich das praen des, das aber unser Proph. absichtlich in’s tut. umwandelh um etwas Zukitnftiges zu bezeichnen. Steht aber ein fett. voran, so haben nach der hebr. Grammatik alle nachfolgenden praen gleichfalls die Bedeutung von tanzten. Da jedoch dem Geistesauge des Propheten diese zukünftige Offenbarung des HErrm die er fchaut, nicht absolut zukünftig ist, er sie vielmehr schon in der Gegenwart sich zu vollziehen anfangen sieht, so übersetzt man diese futura am besten als praesentia. » W) Das Kommen Gottes ist organisch verknüpft met dem Erlaß der Urkunde, nach welcher das Gericht statt« finden soll. Es ist ein Kommen vom Sinai. Und als ein Kommen zu Entsatz und Befreiung des gefangenen Israel ist es zugleich angeschlossen an das Prvtvtyp (Urbild) seiner Erlösungety die Befreiung aus Egyptetb Wohl ist es alle Zeit etwas Neues, was Jehova thut und doch allezeit nur eine Wiederbelebung des ACTU- er ist einsteter und unveräuderlicher Gott und völlig gleichmäßig m seinen Erweifungen, bekennt stch immer: zu den Anfängen seines Thnns Wie befremdend auch feine Werke und» Offenbarungeir von» vorn angefehn fche1nen, so daß ihr Anblick unerträgltch ist: wenn er auszieht, zieht er doch aus zum Heile feines Volks. Er ist ern getreuer und verborgener Gott. (Kleinert.) Man darf den Propheten nicht dahin mißverstehem als meine er, der HErr komme von der Arabah mit ihren beiden Flügeln, dem Edomiter- und Parangebirge, her; er will vielmehr mit 5. Mos.33, 2 sagen, der Lichtglaiiz der gött- Prophetischer Psalm vom Weltgericht «— 875 lichen Erscheinung breite sich über Theman und das Parangebirge aus und die Lichtstrahlen erglänzten von diesen beiden Gebirgslandschaften her. 4. Sein [wörtl.: Ein] Glanz bricht hervor aus der Erscheinung der Herrlichkeit des HErrn, in der er felbst kommt, welcher] war [gen.: ist] wie fdas aufgehende Sonnen-] Licht; Glänze gingen fLicht- strahlen gehen oder schießen] von seinen Händen fzu beiden Seiten von ihm hervor, gleichwie die Sonnenstrahlen beim Aufgang durch die verhüllende Morgenröthe Blitzen gleich hindurchschießen]; daselbst [nämlich in diesem sonnengleichen Lichtglanze mit den von ihm ausgehenden Strahlen] war heimlich seine Macht [ist feine Allmacht· vor den sterblichen Augen verhüllt Pf. 104, 2; 1. Tim. S, 16]. Gott erscheinet hier als der Heilige (V. 3); darum schauet der Propbet seine göttliche Herrlichkeit nicht im Wolkendunkel verhüllt, wie es sonst oft der Fall, wo er im Gewitter oder in der Wolkensäule erschien. ,,Das Sonnenlicht in seinem selbstleuchtenden Glanze ist das geeignetste irdische Element zur Verfinnlichung der flecken- losen Reinheit des Heiligen, in welchem kein Wechsel des Lichts und der insterniß ist (Jak. l, 17).« Als solcher erscheinet er au Mosen am Sinai, darum auch dessen Angeficht von Gottes Lichtglanz wiederstrahlte (2. Mos 19, 6). Das Licht, in welchem er wohnet und hier er- scheinet, ist aber auch die Hülle seiner Allmacht, vermöge deren er Weltenrichter ist; also ist seine Allmacht keine willkürliche, das Geschöpf erdrückende, sondern allzeit von seiner Heiligkeit geleitet und regieret. 5. Vor ihm fdem zum Gericht über die un- heilige Welt Erscheinenden] her ging [gehet als sein Schildträger oder Vorläufer] Pestilenz; Und Plage fhitzige Seuche] ging aus, wo er hintrat fwörtlichx ziehet als Diener hinter ihm her; mit diesen beiden Trabanten beginnt er sein Gericht Offenb. 6, 7 s.]. 6. Er stund [stehet da, hat sich, von ferne herangezogen, als Kriegsheld aufgestellt, die Völker zu schlagen] und maß* das Land [besser: mifs et die Erde und ihre Thatem um gerechtes Gericht zu üben; nach anderer Auslegung: und verfetzet in Schwanken die Erde], er fchauete smit priifendem Richterblick darein"] und zerttennete [besser: er schauet und machet erbeben] die Heiden, [fo] daß der [Ur-] Welt [unwandelbare] Berge zerschmettert wurden [werden, auseinan- derbersten und in Staub zerfallen] und sich bücken mußten die Hügel in der Welt, da er ging in der Welt [genauer: sich blicken müssen und verfchwin- den die Hügel aus der Urzeit, die ältesten und festesten Veftandtheile des Erdballsz die Pfade der Vorzeit, auf denen er einst ging, da er sein Volk aus Egypten führte Pf. 68, 25, schlägt er wieder ein"·’]. V) Das Gericht geht nach strenger Gerechtigkeit, nicht im überstttrzendem sondern im heiligen, strenge messen- den Horn; ohne Ansehen der Person, aber mit genauem Anse en der Sachen. Die höchsten Dinge in der Welt, die für Menfchenaugen ganz unangreifbar und unzer- störbar scheinen, sinken vor diesem Blick in Staub und Nichts zusammen. (Kleinert.) — VI) Gott ist ein Geist und seine geistigen Acte sind voller Energie und Wirkung; sein Hören ist Erhören, sein Sehen Helfen oder Richten, fein Schelten Vernichtem — IN) Wie er einst, un: Israel zu seinem Bundesvolke zu erheben, in Wolken- dunkel, Donner, Blitz und Feuer auf den Sinai herab- fuhr, daß die Berge erbebten, so erbeben und zerrinnen jetzt bei seinem Kommen die Berge und Hügel. Und wie er einst vor feinem Volke herzog und die Kunde von seinen Wunder- thaten am Schilfmeer die anwohnenden Völker in Furcht und Zagen setzte, so gerathen jetzt, indem der Zug Gottes von Theman her sich dem Schilfmeere zu be- wegt, die Völker zu beiden Seiten desselben in Schrecken. (Keil.) 7. Ich sahe [sehe, wie damals] der Mohren [der afrikanifchen AethiopierJ Hutten [ob der Schrecb lichkeit feiner majestätifchen Erscheinung] 1n Muhe fund AngstL und det fdiesen gegenüber wohnenden arabischenJ Midianiter Gezelte [fammt ihren Be: wohnern] betrübt [voll Zittern und Zagens Der Prophet nennt gerade diese zwei Völkerschafton als Repräsentanten aller Völker, welche einst durch die Erfcheinting des Richters der Welt erzittern werden, weil er im Vorhergehenden diese zukünftige Erscheinung mit ihren Wirkungen auf die Völker in Vergleich gesetzt hat mit der Erscheinung Gottes am Sinai und bei der Durchführung des Volks durch das Schilfmeer, zu dessen beiden Seiten diese Völker wohnen. 8. [Siehe, mein prophetifches Auge schanet dich, o HErr, wie du gleich einem zum Kampfe gerüsteten Kriegsheldem zum Gericht über die Welt bereit, drohend dastehest Wem gilt dein gewaltiger Zorns] Wareft du nicht zornig, HErr, in der Rath, und dein Grimm in den Wassern, unddem Zogndim Wgtöerz de; duSattf Bräute-la Rossen kniest, un eine agen en ieg e ie ten? Genauer: 8. Bist du etwa zornig, HErn gdegen die Fluth (der großen Ströme auf Erden), un (ist) dein Grimm (entbrannt) über den Wassern (der Ströme), und dein orn gegen das (Welt-) Meer, das; du auf deinen offen einherfährest und auf deinen Wagen, welche den Steg behalten (gegen die Uebelthiiter zum Heil und zur Rettung deines Volks)? Der mit Rossen bespannte Wagen des Sieges und Heiles, auf welchem Gott als Richter erscheint und sieg- reich einherfiihry sind die Cherubim, welche Hesektel (Kap. 1 u. 10) gefchaut und beschrieben hat. Die aus der Gemiithserregung des Propheten über die furchtbare Majestiit der von ihm geschauten Erscheinung Gottes zum Gericht geborene Frage foll die Größe der richter- lichen Macht Gottes, die sich über alle Welt, felbst über die Meere und Ströme erstreckt, der Menschen also ge- wiß nicht entgehen werden, verdeutlichen. Die Frage ist rhetorisch und erwartet keine oder nur eine bejahende Antwort. 9. Du zogeft fziehest schonj den Bogen her- vor [um deine Pfeile auf die Feinde abzufchießens wie du geschworen hattest den Stcimmen [besser: gefchworen find ja von dir Zuchtruthen durch’s Wort, in feierlichem Schwur hast du ja durch dein heiliges Gotteswort 5. Mos. 32, 4 ff. Verheißen, Zuchtrutheu über deine Feinde zu bringen], 876 Habakiit Z, 10 —18. Sein; Und theiliest szertheilestj die [Meeres-] Ströme in’s [zerklüftete] Land sdaß sie die durch Erdbeben erschütterte Erde überfluthen und zer- reißen] 10. Die Berge sahen dich und ihnen ward bange sgenauerx sehen dich als Richter heran- ziehen, und ihnen wird bange, so daß sie sich wie eine Gebäreriii krampfhaft vor Angst winden]; der Wasscrstrom fuhr dahin kbesserx ein Wasser- strom von Regengüssen, wie zur Zeit der Sünd- fluth fähret dahin], die [brausende] Tiefe [der Wassermassen des Abgrundes im Innern der Erde und im Weltmeer] ließ [läs s et] sich hören [in- dem sie niit gewaltig lautem Tosen aus der ge- borstenen Erde hervorbricht], die Höhe hUb die Hände auf [richtiger: zur Höhe des Himmels erhebt sie, die Tiefe des Abgrundes, wie hilfe- flehend vor Schrecken und Angst, ihre Hände, indem sie ihre Wogen hoch emporwirfts Wie bei der Siiudsiutkp die-ein Typus des retzieu Gerichts ist (Jef. 24, 18), zugleich die Gitter des Himmels und die Brunnen der Tiefe sich aufthaten, so daß die oberen und unteren Wasser, welche durch die Feste ge- schieden sind, wiederum zufammenflössen, und die Erde gleichsam auf ihren Zustand vor dem L. Schöpfungstage zurückgeftihrt wurde, so kommen auch hier Ströme der Erde und Regengüsse des Himmels zusammen, so daß der Abgrund laut auftoft. (Delitzsch.) II. sAber auch am Himmel offenbart stch die Wirkung der schreckensvollen Majestät des zum Weltgerichte einherschreitenden Gottes :] Sonn und Mond stunden still-«« [wörtlich: treten aus Furcht und Entsetzen vor deinen leuchtenden Waffen zu- rück und verlieren ihren Schein, so daß sich der chaotische Zustand der Erde durch die Finsterniß noch vermehret]. [Denn] Deine Pfeile lmit denen du, allmächtiger Kriegsheld, deine Feinde nieder- streckest] fuhren [fahren] mit [himmlischem] Glånzen [zum Zeugniß, daß sie von dir, dem im Lichte Wohnenden, ausgehen] dahin, nnd deine sblank geschärfteUJ Speete mit sweithin leuchtenden] Blicken des Blitzes II) Die Alten, und mit ihnen Luther, beziehen dies meist auf den Stillstand der Sonne und des Mondes auf das Glaubenswort Josucks (J. 10, 12 ff.); allein amad sebula kann nicht ,,ftille stehen« bedeuten. Wört- lich heißt es vielmehr: sie treten in ihre Wohnung, den Ort, von wo sie ausgehen, und wohin sie beim Unter- gange zurtickkehrem Es ist jedoch nicht an einen eigent- lichen Untergang der Sonne, sondern nur an eine Ver- sinsterung in Folge des sich vollziehenden Gerichts Gottes durch seine Pfeile zu denken. Das heilige Licht, in welchem Gott wohnet, wird im Gerichte zum fressen- den Feuer durch seine blitzenden Pfeile. — Wie die Zer- störung der urfprünglichen sittlichen Einheit zwischen Gott und der Menschheit sich in die Natur hineinreflectirte und daher die Propheten von der Zeit des Heils die Aufhebung der Schrecknisse und Disharmonieen erwarten (Jes. 11), so ist die letzte Consequenz der Sünde, das Gericht, begleitet von der furchtbarsten Erregung der Elemente; vor dem richtenden Gott gehen die entsetz- lichsten Plagen einher; das Seufzen der Natur (Röm. S) wird zum Stöhnen und Aufschrei, welches aber wiederum nur die Geburtswehen der reinen und verklärten Neu- geburt sind (V. 10). Auf die Finsternis und das Erd- beben beim Tode Jesu folgt die Auferstehung der Todten. (Kleinert.) Bis hieher hat der Prophet dargestellt, wie die ganze Natur beim Kommen des HErrn in der furchtbaren Glorie der Majestiit des Weltrichters erhebt und sich in ihren chaotischen Urzustand aufzulösen scheint; nunmehr geht er zur Schilderung des Gerichts über die Völker zum Zwecke der Erlösung des Volkes Gottes über. »Wenn Himmel und Erde, Sonne und Mond, Berge und Meere also die erschiitternde Uebermacht des HErrn erfahren, so läßt sich ermessen, in welches Schrecken erst die Völker gerathen, wenn der, gegen dessen heiligen Willen sie sich empört, strafend das Land durchschreiteh Heil seinem mißhandelien Volke und seinem entweihten Gesalbten zu bringen» 12. Du zertratest das Land im Zorn, und zerdrofchest swörtlichi du schreitest endlich iiber die Erde dahin im Zorn, und zerdrischest oder zerstampfest mit deinen Füßen] die sdir feind- seligen] Heiden in [heiligem] Grimm. 13. sAber nicht allen Völkern gilt dein Ge- richt; denn] Du zogest sziehestj aus szum Kampfe, um] deinem Voll sdas bisher unter der Tyrannei der feindlichen Weltmacht geschmachtet] zn helfen, zu helfen deinem Gesalbten-« sdem Davivssohnn den du deinem Volke senden wirst, es aus aller Knechtschaft zur vollkommenen Herrlichkeit und Ruhe zu führen; das thust du aber dadurch, daß] dn zerschmifsest [zerschmeißest] das Haupt [oder den Giebel] im Hause des Gottlofen sdeo Chaldäew königs, in welchem die Bosheit des ganzen Welt- reiches gegen Gottes Reich sich vereinigt], nnd ent- bloßetest [entblößest] die Griindfeste kseines Hauses] bis [hinauf] an den Hals [den mittleren Theil desselben zwischen Giebel und Grundfesie, also daß Von unten und oben zugleich mit Einem Schlage das Ganze zerstört wird]. Sela. V) Gleichwie sich vor dem prophetischen Blick des Seher-s das Gericht Gottes über das damalige Welt- reich der Chaldäer zum allgemeinen Gericht über die gesammte gottlofe Welt erweitert hat, so ist auch unter dem gottgesalbten Könige Jsraels nicht dieser oder jener zii verstehen, sondern der, in welchem die Jdee des Königthums des Reiches Gottes gipselt und sich erstlllt, Jesus Christus, der Gesalbte im höchsten Sinne. Jhm hilft Gott durch das Gericht über die Welt, wie sich dies im Tode des HErrn, der ja auch ein Gericht Gottes über die Welt genannt werden muß, und der darauf folgenden Auferweckung zuerst erfüllt hat. Einst, wenn das letzte Gericht kommt, durch das Gott seinem Volke endgiltig helfen wird, wird sich diese seinem Ge- salbten erwiesene Hilfe darin zeigen, daß dieser selbst der rechte Helfer, der Josua oder Jesus sein wird, der sein Voll! Von aller Drangsal befreit. Der Gottgesalbte tritt hier dem Gottlofen streng gegenüber; also wird unter dem letzteren auch nicht blos der jeweilige König von Chaldäa, sondern der Chaldäerkönig in höchster Potenz, der antichristische Weltherrscher der letzten Zeit, mit zu verstehen sein, wie auch unter dem zu zerstören- den Reiche Uicht blos das damalige Chaldäerreich, sondern Des Propheten Bitte für sein Volk. 877 das Weltreich überhaupt, insbesondere in seiner hächften Vollendung — Das Haus, dessen Giebel, Fundament und Seitenwände oder Hals Gott zerschlägt, ist ein Bild der chaldäischen Königsfamilie oder Dynastie oder vielmehr des antichristischen Weltherrschergeschlechts überhaupt. 14. Du wolltest fluchen dem Scepter des Haupts, sammt seinen Fleckent srichtigerx Du dnrchbohrst mit seinenSpeeren — mit den eigenen Waffen des Gottlosen —— das Haupt seiner Fürstem der Anführer der Heeresmacht des Weltreichs, sammt ihren Kriegern, wie einst Jael dem Sissera das Haupt durchbohrte Nicht. b, 26], die [da] wie ein [einherbrausendes] Wetter sdaherj kommen [mit der siegesgewissen Absicht], mich ssammt dem ganzen Volke des Reiches Gottes, wie Spreu] zu zerstreuen, und freuen sich [und frohlocken schon in der Aussicht] als frcißen sie [schon] den Eienden [die arme, hilflose und macht- lose Gemeinde der wahren Gläubigen] verborgen [in ihren geheimen Schlupfwinkelm gleich Räubern, die sich freuen, den Wehrlosen zu berauben und zu verschlingen] V) THIS; wird verschieden übersetzt; Luther leitet es ab von perasü der Bewohner des platten Landes, die Dorfschaft im Gegensatz zur Hauptstadt, hier Babylon, woraus man dann die Bedeutung: Kriegerschaar ge- fanden hat, so daß der Sinn wäre, daß Gott mit den eigenen Waffen des Weltherrschers das Haupt oder die Häupter seiner Kriegsschaaren durchbohrte. Oder man leitet es sicherer ab von perasom der Richter, der An- führer und nimmt an, daß im Anführer die Kriegs- schaar mit begriffen ist. — Mit seinen Speeren; ebenso iveissagen Hesekiel (38, 31) und Sacharja(14, 13), daß die letzte feindliche Heeresmachh welche gegen das Reich Gottes anstiirmh ihren Untergang durch ihre eigenen Waffen finden werde, wie dies in den Kriegen 1. Sam. 14, 20; L. Chron. 20, 23 f. der Fall war, welche auf jenen letzten Kampf weissagen. 15. Deine Pferde [die deinen himmlischen Siegeswagen der Cherubim, auf welchem du selbst als Richter thronest, eitiherziehen] gehen [alsdann] im Meer, im Schlamm [genauer: durch das Meer, durch den Schwall] großer Wasser sum dein Volk ebenso aus der Gewalt seiner Feinde zu retten, wie du in der Vorzeit durch das rothe Meer bindurchzogesL um Israel hindurchzw führen und das egyptische Heer zu vernichten]. Bis hierher hat der Prophet geschildert, was er von dem Gerichte Gottes über sein Volk und darnach über das Weltreich zur Erlösung und Verherrlichung seines Volkes geschaut hat. Er macht hier einen Halt. Gewaltig ist der Eindruck des von ihm in ferner Zu- kunstGeschauten auf sein Jnneresz Zittern und Schrecken und freudiges Entzücken in Einem. 16. Weil ich solches sGeriicht V. 2 über die « bevorstehenden Strafgerichte von dir] höre s gehört habe], ist mein Bauch [mein ganzer Leib] betrübt sinnerlich erschüttert], meine Lippen zittern lund schlagen vor Schrecken aneinander] von dem Ge- schrei [dem Klange deiner mir so Schweres ver- kündendeu Stimme]; Eiter sgenauen Morschs heit, das Gefühl völliger KraftIDsigPeitJ gehet sin Folge des Schreckens] in meine Gebeine, ich bin bei [wörtlich: unter] mir so. i. bis zu den Füßen hinunter] betrübt [und zittere mit meinen Beinen vor Angst und Schrecken] O daß ich [im Grabe] ruhen« möchte zur Zeit der smir von dir geoffenbarten] Trübsal swelche das Chaldäerreich über mein Volk bringen soll], da wir sgefangenj hinaufziehen flossen] zum Volk, das uns sohne Schonung] bestreitetl V) Luther nimmt hier tJtJ von dem Ruhen im Grabe und Mk; als Wunschpartikel-utinam, ferner nimmt er zu dem Jnsinitiv DHZLZH das Volk Israel, den Pro- pheten einbegriffen, zum Subjecn Aber vor allem ist diese Bedeutung von ascher äußerst selten; es giebt hier vielmehr den Grund an, weshalb der Prophet so tief betrübt und erschüttert ist an Leib und Seele, ähn- lich dem lat. quod. Dann kann aber auch nnnch nicht von der Grabesruhe gemeint sein, sondern muß von dem ruhigen, schweigenden Warten verstanden werden. So lautet denn der letzte Theil des Verses in genauer Uebersetzung: . . . . . und ich erzittere unter mir, daß ich ruhig entgegenharren soll dem Tage der Angst, wenn heranziehet gegen das Volk Fslraelx der es (nach deinem Rathschlicß) bedrängen 17. Denn der Feigenbaum wird [dann] nicht grünen, und wird kein Gewächs sein an den Wein- stbcken sdiese beiden edelsten Erzeugnisse des heil. Landes werden vor allem zerstört werden]; die Arbeit [genauer: das Produkt oder die Frucht] am Oelbaum fehlet stäuschet den, der auf sie rech- nete], nnd die Aecker bringen keine Nahrung; und [die] Schafe werden aus den Hürden gerissen chin- weg seiUL und werden keine Rinde: in den Stcillen sein sdenn die Feinde, die Chaldäer, wer- den alles durch den Krieg verwüsten und rauben]. IS. Aber ich will strotzdent ich zittern und beben muß über die uns bevorstehende Drangsal] mich [dennoch im gläubigem getrosteu Ausblick auf das darnach kommende Heil der Erlösung, das ich geschaut] freuen des HErkn [des unversiegbarem ewigen Quells aller wahren Freude, der sich einst aufmachen wird, uns nach der Thränensaat eine Freudenernte zu bereiten], und [will] fröhlich sein in Gott, meinem Heil [auf dessen Gnade und Treue all unser Heil ruhet, und der das Ge- richt über die Völker halten wird, damit wir er- rettet, ewig selig sein mögen Mich. 7, 7; Pf. is, 47; 25, 5]. Die Traurigkeit ist nicht werth der Herrlichkeit, die an uns geofsenbart werden soll. Getrost hinab in die Niedrigkeit, dann sind wir um so sicherer, daß er uns auf die Höhe stellen wird. Es soll blos das aus uns hinweg, was nicht Gottes Kraft ist, und was seines Heils uuwtirdig ist; was uns beschwern So schwer es uns ist, es daran zu geben, werden wir denn doch frei 878 Habakuk 3 (4), 19. Zephanja I, 1——4. und leicht fein. Je geringer die Bürde, desto schneller der Lauf zum Heile. iKleinerth 19. Denn der HErr HErr ist meine Kraft [daß ich alles, auch die schwerste Trübsal über- Winde Pl. 18- 33J, und wird meine Füße [stark und schnell dahin eilend] machen wie Hirschfüße sdaß ich in fröhlichem, unverzagtem Gottvertrauen neue Kraft gewinne, der schweren Zukunft entge- genzuharren Jes 40, 29 ff.]; und wird mich [sammt allen feinen Gläubigen dereinst, wenn feine Wege der Trübsal ihr Ende erreichen] in der Höhe [auf die Höhen des ewigen Heils, die er den durch den Glauben Gerechten verbeißen, und also hoch über aller Bedrängniß dieser Welt] führen« sPs 18, 35 vgl. s. Mos 33, 29], daß ich singe auf meinem Saitenspiel» Der HErr ist noch mein Gott. Deß werden wir uns noch so freuen, daß wir löcken und springen werden, wie die Hirsche, so leicht sollen unsere Füße werden; und werden uicht mehr im Schlamme waten und krie- chen, sondern ganz vor Freuden in der Höhe her fchweben und fliegen und nichts thun, denn fröhlich stns gen und allerlei Freudenwerk treiben. Das soll ge- schehen, wenn das babylonische Scepter verflucht und zerstört und wir erlöst sind und das Reich kommt. (Luther.) V) »Ist dem Sturm und Wetter und Erdbebem die voraus-gehen, ist Gott selbst noch nicht, auch noch nicht in den feurigen Wagen und Reitern, sondern hinter alle dem in dem stillen, sanften Säuselm Wenn jene Vor- gänge die Höhen rein gefegt haben , stellt er sein eben- falls durchläutertes Volk auf dieselben. Dann ist der Berg Zion höher als alle Berge (Mich. 5).« Mk) Diese letzten Worte gehören nicht mehr zum Jn- halte des Gebetsliedes, sondern sind eine der Ueberfchrist (V. l) entsprechende Unterschrift, die sich auf den gottes- dienftlichen Vortrag des Liedes bezieht und sich von den Psalmeniiberschriften in Pf. 4. 6. 54 u. a. wenig unter- scheidet. Wörtlich heißt es: Dem Vorsteher (der Tempelmusik oder Sangmeistey in Begleitung mei- nes Saitenspiels Der Prophet bestimmt demnach seinen Gebetspfalm zum Gebrauch für den Gottesdiensh und zwar will er selbst alsdann den Gesang mit feinem Saitenspiel begleiten. Also muß er wohl zu den mit dem musikalischen Spiele beauftragten Lebiten gehört haben, welche bei der öffentlichen Ausführung gottes- dienst1icher Gesangftitcke mitwirkten Schlnsilsemrrliungeu zu den Propheten Nahum und gjabaliutu Die beiden im Vorhergehenden ausgelegten Propheten folgen nicht blos in der Zeit aufeinander, indem Habakuk etwa 50 Jahre später lebte als Nahum, sondern gehören auch innerlich eng zusammen. Die Weifsagung beider ist im engeren Sinne Ein Gesicht; denn sie schildern solches, was» ihnen durch den Geist Gottes über die zukünftige Entwicklung des Neiches Gottes mit dem inneren Auge zu schauen gegeben worden ist; dabei unterscheidet stch Habakuk nur darin von Nahum, daß er mit der Weichheit des Gemüths eines Jeremia das von ihm Geschaute lebhaft miteinpfindet und seine Empfindungen der Freude oder des Schmerzes aussprichtz dies giebt seiner Weissagung zum Theil einen lyrischen Charakter. Da sich beide vorzugsweise empfangend verhalten, so sind Ermahnungen, Warnungen, Strafreden und Drohungen ihren Büchern fast ganz fremd. Beide lebten und wirkten im Reiche Juda nach dem Unter- gang des Reiches Israel, beide in einer Zeit, in welcher die Weltmacht schon zu einer furchtbar drohen: den Stellung gegen das Reich Gottes emporgestiegen war, und alle gläubigen Glieder des Volkes ängstlich fragend einerseits auf die zerriitteten Zustände im Volke, andererseits auf die zukünftige Entwicklung des Verhältnisses zwischen den Reichen der Welt und dem Reiche Gottes schauen mußten. Beider Propheten Blick ist auf dieselbe Sache, nämlich auf das Gericht über diese Weltmacht und die Erlösung der Ge- meiude Gottes gerichtet, nur so, daß Nahum den Sturz der assyrischem Habakuk den der chaldäifchen Macht schaut. Beide Propheten haben daher auch wenig directe Trost: und Verheißungsworth sondern sie reden von dem schweren Sichtungsgange des Volkes Gottes durch die Gerichte hin; diesen schein- baren Mangel deckt aber das große Wort von der Glaubensgerechtigkeit in Hab. 2, 4 vollkommen. Beide Propheten endlich zeichnen sich durch große Lebendigkeit, Kraft und Schönheit der Darstellung, durch eine wahrhaft classische Sprache, aber auch durch die Schwierigkeit der Auslegung der ihnen zu Theil gewordenen Ossenbarungen aus. Schlußbemerkungen zu Nahum und Habakud 879 Wer Propbet zbephanja ,,Stille vor dem HErrn Jehovat wie ein ernster Posaunenton das kleine Vnch des großen Propheten. Denn nahe ist der Tag Jehova’s!« Dieser Ruf durchdringt Er ist vorzugsweise Seher des Gerichts, das mit Erschütterung der ganzen Erde und aller Völker über das Jerusalem des alten Bandes hereinbricht; aber er schaut nicht nur den ,,Tag der Finsterniß und Dunkelheit,« und verkündet sein Ge- töse über die festen Städte und hohen Zinnen, sondern er zeigt uns auch die neu aufgehende Sonne am Himmel des gereinigten und heiligen Landes in dem die Tochter Zions sich freuet und frohlocket mit ganzem Herzen. Nacht nnd Licht ist wohl getheilt in dieser Weissagung aber mitten durch die schwärzeste Schilderung zucken schon Strahlen des heiteren Morgenroths. Das 1. Kapitel. Vom Untergang des Königreichs Juba. 1. Dies ist das Wort des HErrn, wetches geschah zu Zephanja [in der latein. und griech. Uebersetzung: s0phonias, zu deutsch: »der HErr verbirgt oder schützt«], dem »Sohn Christ, des Sohns Gedatja, des Sohns Amar1a, des Sohns Hiskiat swahrscheinlich desbekannten frommen Königs von Juda, dessen Urenkel er dann wäre; und er lebte] zur Zeit Josia, des Sohns Amons, des Königs Juda [641——610 v. Chr., und zwar trat er wahr: scheinlich nach dessen 18tem Regierungsjahre aus, nachdem derselbe bereits angefangen hatte, den Götzendienst im Lande auszurotten und den Tempel von den darin aufgerichteten Götzengreueln zu rei- nigen und zu restauriren, sowie nach dem feierlichen Passasesh zwischen 628 u. 623 v. Chr., demnach auch vor der Zerstörung Ninioes L. Kön. 22, 13 Anm.]. d) Zephanja wollte wohl seinem Könige wie seinem Volke in seinem Urahnen ein Beispiel aufstellen, an dem es alles, was dieser Zeit noth thue, lernen sollte. Denn wie ähnlich sah.sich doch jene vergangene und diese ge- genwärtige Zeit! Darum hebt er hervor, daß er vom Könige Hiskia abstamme. (Schlier.) ,,Der Charakter der Zeit, in welcher Zephanja lebte, stellt sich, wenn wir die Schilderungen, die er selbst von seinen Zeitgenossen entwirst, mit denen des gleichzeitigen Jereniia zusam- menstellen, schlimm genug dar. Die Erscheinung, welche wir bei Micha wahrnehmen, daß gerade unter der Re- gierung des frommen Hiskia die Sünden so hoch im Schwange gingen, wiederholt sich hier bei dem frommen Josia. Man muß zum Verständniß dieser Erscheinung die Betrachtung zu Hilfe nehmen, daß, wenn irgendwo das Licht klar aufgeht, die Finsternis; gegen dasselbe sich desto dunkler abhebt. Gerade unter resormatorischen Königen lag für die Propheten doppelte Veranlassung vor, den unverbesserlichen Widerstand der Gottlosen vor Gott und Menschen anzuklagen. Nicht zwar der König ist ein Gottesvertichtey aber seine nächsten Verwandten; und in den Kreisen der Vornehmen hat die Verleugnung des alten Glaubens und der Sitte ihren Hauptheerd, das Gesetz ist vorhanden, aber da die herrschenden Klassen verderbt.sind, so ist es, als wäre es nicht da, ist es zum Mißbrauch und zur Vergewaltiguiig vor- handen. Der Gottesdienst ist öffentlich hergestellt, aber (Umbreit.) in den Herzen thronen die Baale, Moloche und das Himmelsheer neben dem Gottesdienst der Lippen. Und es fehlt weit, daß die Götzendiener ihre Abgötterei ver- heimlichten, noch immer sind Götzenpriester im Land, und man schwört zugleich bei dem HErrn und beim Baal. Jm großen Haufen ist der religiöse Sinn, den Micha noch anerkennen konnte, erloschen. Ein Verkom- menes und bei lebendigem Leibe todtes Geschlechtz hocken sie auf ihren Geldsäcken nnd lassen Gott Gott sein. Wenn Micha’s Zeitgenossen doch wenigstens noch fragten: womit kann ich Gott versöhnen, so sagen sie: der HErr thut nichts Gutes und nichts Böses. Sie nehmen gutwillig keine Zucht mehr an, und es liegt am Tage, daß auch die letzten Bemühungen des Königs und der Zeugen Gottes keinen durehgreifenden Erfolg haben. Darum kann das Gericht nicht außen bleiben« Dies Gericht verkündet ihnen Zephanja, aber in umsassendfter Allgemeinheit als das Mittel, wodurch Gott sein Reich aus Erden erhalte, ausbreite und vollende. Das Buch enthält wieder nicht die einzelnen Reden, die der prophet gehalten, sondern eine Zusammenfassung des Jtjaupttnhalts derselben, und dasselbe zerfällt deutlich in Z, durch gleiche Anfänge auegezeichneteztbsktjnitttz deren erster Gan. 1) das Gericht über die ganze Erde drohet, deren zweiter Gan. L, 1——3, s) zur· Buße ermahnt, während der dritte Man. Z, 9——20) den wenigen Gtiiubigerg die treu auehnrren, eine Zeit neuen Heile verheißt. I. V. 2——18. Der Propbet liäudet das Weltgericht an, das vornehmlich auch über Israel ergehen wird, wegen der Gölzengreuel nnd der Gotteeverarhtnng im tkande (lo. 2——7); atte Sünden« jeglichen Standes wird dasselbe schwer treffen, und niemand in Jerusalem wird sitt) vor demselben retten liiinnen Co. tt—13). dlnd zwar steht es nahe bevor nnd wird an Furchtbartieit altes Ertebte übertreffen Ob. 14-—18). 2. Jch will alles ans dem Lande [oomErd- hoben] wegnehmen sdurch ein großes, allgemeines Gericht vertilgenh spricht der HEW 3. Ich wtll [ebenso wieeinst durch die Sünd: with] beide Menschen und Vieh, beide Vögel des Himmels und Fische im Meer wegnehmen [ver- tilgen], samtnt den Aergernisseu und den Gottlosen [genauer: ·die»Aergernisse sammt den Gott- losenjz ja, ich will die Menschen ausrenten aus dem Lande svon der Erde], spricht der HErr. 4. Ich will [iusbesondere] meine [strafende] Hand ausstrecten über Juba, und über alle, die zu» 880 Zephanja I , 6 -—- 18. 2, 1. Jerusalem wohnen; nisp wir! ich ins übrigen-on. Baal [alles, was trotz der Bemühungen des Königs und seiner treuen Diener vom Götzendienst noch übrig ist, bis auf die Wurzel] austeuteih dazu Herbst] den Namen der Camarim fder aus allerlei Volk genommenen Priester des Götzendienstes 2. Kön. 23, Z] und [der eigentlichen Götzen-J Priester aus diesem Ort; Z. Und sdazu auch alle Götzendieneu als] die, so ans den Matten] Daehern [an den daselbst errichteten AItäreiiJ des Himmels Heer [Sonne, Mond nnd Sterne] anbeten [1. Kön. 21, 3], die es antreten, nnd schlvoren doch [genauer: und die Anbeter, ivelche schwören, bald] bei dem HErrn [dem wahren Gott Himmels und der Erde], und zugleich bei Malchom kwörtlichx bei ihrem König, dem Götzen Baal, den sie ihren König nennen, welche somit wahren Gottesdienst und Götzendienst zu vereinigen suchen und heuchlerisch auf beiden Seiten hinken]; Ei. Und sendlich überhaupt alle] die vom HEkrn [dem Gott ihrer Väter] abfallen,» und »die nach dem HErrn nichts fragen, und ihn nicht achten. Das Generelle dieser ganzen Aufzählung zeigt ihr stufenweises Fortschreiten vom groben äußeren zum fei- nen inneren Götzendienste Der HErr will ausrotten l) die Ueberrefte der Baalsgötzen selbst; 2) die Zunft ihrer Diener; Z) die Anbeter der Götzen, die ohne Bilder mit Altären sich begnügen, aber öfseutlich aus den Dächern; 4) die heimlichen Anbeter; Z) die ohne Götzendienst zu treiben in ihrem Herzen von Gott ab- gefallen sind; 6) die Jndifferentistetu.(Schmieder.) Die verhängnißvolle Frucht der Gleichgiltigkeit ist die»Frech- heit, die nicht mehr erbleicht. ,,Scham ist die erste Prophetim wenn du abweichstz die erste, die dich wieder zurtickruft in das Land des Friedens —- Bewußtsein der Schuld, Pfeil des Gewissens, Strahl Gottes des Allmächtigen auf frischer That, Umkehr unseres Blut- und Gedankenstronis, unseres Meeres von Anfwallungen und Trieben, Herrin-ori- (Buße) unseres Leibes« (Herder.) Wie im einzelnen Menschen das Aufhören der Scham den Beginn eines hofsnungslosen Zustandes anzeigt, so auch im Volksleben. So lange das Ganze des Volkes noch Schaingefiihl hat, können viele einzelne, auch schwere Siinden, ohne ernste Sihädigung des Ganzen getragen werden. Hört aber ienes auf, so kann vielleichtdie Schwere der einzelnen Verbrechen gegen frühere Zeiten gehalten eine Art von Fortschritt der Civilisation be- kunden, und doch dabei der Zustand des Ganzen ein viel heilloserer geworden sein. Gemeiniglich liegt auch jener Fortschritt in der Laxheit des sittlichen Urtheilsk (Kleinert.l 7. Seid sin Demuth] ftille vordem HErrn HErrn [iind unterwerfet euch schweigend seinem Gerichte Hab. L, 20]; denn des HErru sgroßer Gewinns-J Tags« ist nahe lJoel 1, 15»]; denn der HErr hat lzu seinem Gerichte schon] ein Schlachk opfer zubereitet [nämlich sein eigenes abgefallenes Volk Jes 34, 6], und seine Gaste dazu szu dem Opsermahle] geladen lnäinlich die Heidenvölkey welche er zum Kriege geweiht hat, daß sie Israel verzehren sollen Jes. 13, If. «) Der Tag des HErrn ist im weitesten Sinne jede Zeit, in welcher stch Gott als König, HErren, Richter erweist; im engeren Sinne jener Tag, den alle Pro- pheten zu sehen sich gesehnet haben, der Tag der Er- scheinung Gottes im neuen Bunde. Demnach ist der Tag des HErrn vor allem von der Ankunft des Messias . in’s Fsleisch zu verstehen, die mit dem Gericht über die Ungläubigen verbunden ist, außerdem aber auch von dem nächsten Vorgänger jenes Tages. So kündigt Zephanja als Vorläufer und Hei-old einen anderen Tag mit Vernichtiing der Aergernisse und Reinigung durch die babhlonische Gesangenschaft an. Und wo die Pro- pheten vou den Zeiten nach der Ankunft Christi reden, ist der Tag des HErrn der jüngste Gerichtstag, dem Zeiten wie die Zerstörung Jerusalems, die Reformations- zeit wie Posaunen vor-ausgehen und die Ankunft des HErrn zum Weltreich und zum Endgericht verklindigem (Coccejiis.) 8. Und am Tage des Schlachlopfers des HEtrn will ich smit dem ZOrngerichtJ heimfuchen die Fursten [und Häupter der Stämme] und des Königs Kinder falle königl. Prinzenf die den frommen Sinn des Königs hassen und den Götzen die- nen], und alle, die [wie jene] eiu fremd Kleid [ausländische, egypt., babyL und sonstige Kleidung] tragen [und damit bezeugen, daß auch ihre Gesin- nung mir niid meinem Volke entfremdet ist]. V) Es haben Viele in der Nennung der Kinder des Königs einen Beweis finden wollen, daß Zephanja erst später, als bereits die Söhne des Königs erwachsen und als gottlos offenbar geworden seien, geweissagt haben. Jndeß branchen in dem Ausdrucke «Königs,kinder« durchs aus nicht die eigenen Söhne des Königs miteinbegrissen zu sein: vielmehr find zunächst die Neffen, Vettern u. s. w. desselben gemeint. 9. Auch will ich zur felbigen Zeit dte [an- redlichen königl. Diener] heinifuchen, so über die Schwelle [der armen Unterthanen] springen [ge- waltsam und plötzlich in ihre Häuser eindringen] die [auf diese Weise] ihrer Herren [gen.: ihres Herrn, des Königs] Haus [»mit Schätzen] fullen sdte sie] mit Rauben und Trugen kerpreßt haben] 10. Zur selbigen Zeit, spricht der Cis-irr, wird sdas Gericht keinen Theil der Bevölkerung Jeru- salems verschoiien, sondern von allen Stadttheilen her wird] sich ein laut [Weh-] Geschrei erheben [nämlich] Von dem san der Nordseite des Bezetha belegenen] Fischlhor [Neh. 3, Z; Karte III, Carton] an, und ein [Angst-J Geheule von dem andern Thor swörtlichx Stadttheih nämlich der Unter: stadt auf dem Hügel Akra Z. Kön. 22, 14], und ein großer Jammer siiber die Verstörung durch die einbrechenden Feinde] »auf [von] den [die Unter- stadt umgebenden] Hugeln sBezetha und Gareb Jer. 31, 39 her] U. [Ja, dann] Herrin, »die ihr in der Mühle soder Stampfe, d. i. in jener Thalschlucht zwischen Akra westlich und Bezetha und Morija Milch, Ankündigung des Weltgerichts, das vornehmlich auch über Israel ergehen wird. 881 später Käsemacherthal genannt, Richr 15, 19 Amen; 2· Kön. 21, 13 Arm] wohnetz denn das ganze [dort wohnende] Krämerbolk sdas in seinem betriigerischen Handel und Wandel den Kananitern gleich geworden Hof. 12, 8] ist [wie in einem Mörser Zerstampft und] dahin, Und alle, die [mit habsüchtigem Wucher] Gcld sammeln, sind aus- gerettet. 12. Zur selbigen Zeit will ich Jerusalem mit Laternen durchsuchenzt und will heimsuehen die Leute, die sgleich altem, nicht nmgefülltem, seinen Geschmack nnd Geruch darum nie änderndem Weine, gleichgiltig und jeder Buße abgeneigt] auf ihren Hesen liegen, und sprechen saus ihrer fleisch- lichen Gesinnung] in ihrem Herzen: Der HErr sist droben im Himmel und] wird weder Gutes noch Böses thun ses ist doch hier auf Erden alles, nur blinder Zufall, Glück und Unglück Jes. 41, 23; Jer. 10, 5"]. «) In Josephns Geschichte lesen wir, daß (bei der Eroberung Jerusalems) die Fürsten, Priester und Mäch- tigen sogar aus den Cloaken, aus Höhlen und Kliiften, wohin sie sich aus Todesfurcht versteckt hatten, heraus- gezogen worden sind. (Hieronymus.) Gilt dies zunächst auch von der Eroberung durch die Römer, so ist sicher Aehnliches bei der ersten Eroberung durch die Chaldäer vorgekommen, und beide Eroberungen decken sich in der Prophetir. — VIII) Die Gottlosen reden in ihrem Herzen: »Gott thut nichts Böses und nicht-s Gutes« Was heißt das in ihrem Herzen? Obwohl Scham und Furcht die Herzen abschreckt, daß sie ihre Ungerechtigkeit nichtöffenti lich darlegen, so sagen sie doch jene Gedanken heimlich und find der Meinung, Gott sei entweder nicht oder sitze ruhig im Himmel. Das ist der Gipfel der Gott- losigkeitz wenn Menschen, trunken von Wollust, Gott sei- nes Richteramtes entkleiden —- wenn er nicht als Richter anerkannt wird, was bleibt von seiner Gottheit? Die Majestät und das Reich Gottes besteht nicht in irgend einem phantastischen Schirumey sondern in Obliegen- heiten, die so sehr ihm allein zukommen, daß sie von seinem Wesen nicht können getrennt werden. Jhm ge- hört es zu eigen, die Welt zu regieren, sich um das menschliche Geschlecht zu kümmern, zwischen Gut und Böse zu scheiden, den Elenden zu helfen, alle Ver- brechen zu rächen, ungerechte Gewalt darniederzuss drücken. Wer ihm das nimmt, behält ein Götzenbild übrig. (Calvin.) 13. Und [sie] sollen [ersahren, wie wahr das Wort Gottes ist, das allen Verächtern seines heil. Namens Strafen droht Z. Mos. 26, 32»s.; 5. M. 28, 30 f. 39; denn es sollen] ihre Guter sden Feinden] zum Raube werden, und ihre Hauser znr Wustk Sie werden [voll Zuversicht und Sicherheit auf ihr blindes GeschickJ Häuser bauen, nnd nicht darinnen wohnen; sie werden Weinberge pflanzen, und keinen Wein davon trinken. 14. Denn [wahrlich] des HErrn großer [Ge- richts-] Tag ist nahe; [ia,] er ist nahe und eilet sehr. Wenn das Geschrei vom Tage des HErrii kommen wird [wenn es heißen wird: Horchl der Tag des HErrn ist da!], fo werden [selbst] die Starken [die Kriegsheldein die sonst im Schlachten- gewühl nie gezittert haben] alsdann lsich nicht retten können vor dem vom HErrn gesandten Schrecken der Feinde, sondern in TodesWehJ bitter- lich schreien. Den Gottesleugnern kann ihr Jrrthum, wie er That ist, so auch nur durch die That fühlbar gemacht werden. Die Leuchte, unter der sie ihn erkennen, ist zugleich die Leuchte des aufgehenden Gerichts, mit der sie Gott heimsucht. Sie sind gewohnt, alles Geschehende fatali- stisch als einen nothwendigen Kreislauf von Saat und Ernte, Bauen nnd Besrtzen zu betrachten und den dem allen zu Grunde liegenden Faktor göttlicher Gnade nicht zu achten. Darum muß Gott diesen Kreislauf einmal zerschneiden, der Saat die Frucht, dem Bauen das Wohnen fehlen lassen— da merken sie, daß er ist. (Kleiuert.) 15. Denn dieser Tag ist ein Tag des kürzer: sirömenderq Grimmes [Gottes], ein Tag der Truh- sal und Angst, ein Tag des Wetters sder Ver- wiistrrngJ und Ungestums, ein Tag der Finster- niß und Dunkels, ein Tag dr Wolken und Nebel [der Wolkennacht Joel 2, 2]; , s 16. Ein Tag der [Kriegs-] Posaunen und Trommeten, sda die Feinde] wider die festen ·Stådie nnd hohen Schlbsser [anstürmen, sie erobern und zerstören werdens. 17. Jch will den Leuten san diesem Tage] bangemachem daß sie sragthlos und vcrgeblich nach Hilfeund Ausweg suchend] umher gehen sollen, wie die Blinden [5. Mos 28, 29]; darum, daß sie [durch Götzendienst und Uebertretung aller seiner Gebote] wider den HErrn geslmdiget haben. Jhr Blut soll vergessen werden, als wäre es [so werthlos wie] Staub [den man mit Füßen tritt], und ihr Leib smit solcher Verachtung ge: tödtet werden], als wäre es Koth [1. Kön. 14, 10; Jer. 9, 21]. «18. Es wird sie sdiese reichen und vorneh- men Gottesoeriichter auch] ihr Silber und Gold nicht erretten mögen am Tage des Zorns des HErrn sdenn die Feinde werden es nicht achten und sich nicht bestechen lassen]; sondern das ganze Land [die ganze Erde] soll durch das Feuer seines Eifers verzchret werden; denn er wird-s plößlich ein Ende machen mit allen [Gottlosen], die im Lande sauf Erden] wohnen. Die Verkündigung hob in V. 2 mit der Drohung des Gerichts über die ganze Erde, in welchem sich das Gericht ltber Jerusalem und Juda nur als ein Theil darstellte, an. Daher kehrt die Weissagung hier am Schluß zum Gedanken am Anfang zurück. Das 2. Kapitel. Vermahnung zur Buße. Strafe der benachbarten Völker. II. b. 1——Kap. Z, s« Diesen: so nahe bevorstehenden Gerichte über: die ganze Welt und insbesondere über 882 Inda gegenüber ruft nun der prophet sein voll: zur Zusze und tstltehrnng nnd ermahnt insbesondere die Frommen, nach Demnth und Gerechtigkeit zu trachten, daß sie am Tage des Gerichts geborgen werden möchten let. 1-—3); nm so mehr sollen sie Buße thun, als die Heiden, Philister, Jlmmonitey tUoalsiter ausgerastet werden und ihre Lande Israel zufallen sollen (V. 4—10); als ferner alle Götzen auf Erden gestürzt werden nnd alle Lande zur Jlnbetung des Hatten warmen, ja Ggyplen und Jlssnr mit der stolzen Hauptstadt blinive zerstört werden sollen (v. l1—15); als endlich auch das blut- beflecttte Jerusalem mit seinen verderbten stiegen, brich- åernl unxsypropheten schwere Strafe erleiden soll Gan. , . I. Satntnelt euch surd eure verblendetem ver- irrten Seelen, besinnet ench, wovon ihr gefallen], Und kommet her [wörtlich: ja, sammelt euch], ihr feindseliges strotziges und frechesJ Volk [von Juba, das verlernt hat, fich zu schämen]; 2. Ehe denn das Urtheil sdes gerechten Richs ters über euch] ansgehe sund sich verwiriliche], daß ihr, wie die Spreu bei Tage, dahin fahret sgen.: wie die Spreu vor dem Winde fähret eiligst daher, so kommt baldigst herbei der Tag des Zorngerichts Gottes. O so bestnnet euch], ehe denn des HErrn grimtniger sglithendeq Zorn über each komme; ehe der Tag des HErrn Zorns über euch komme. Z. Suchet den HErrn, [insonderheit] alle ihr Elenden sihr Seinen] im Lande sAmos Z, 7], die ihr seine Rechte haltet; snchet snoch eifriger, als bisher] Gerechtigkeit, suchet Demnth, auf daß ihr am lso bald hereinbrechenden] Tage des HErrn Zorns mbget [vielleicht] verborgen sbegnadigt und errettet] werden [Am. 5, 15]. 4. [Ja, suchet eifrig den HErrtIJ Denn [alle Heiden wird der HErr einst richten und vertilgen, ihre Lande aber dem Volke und Reiche Gottes zufügen. Als Beispiel für sie alle nenne ich ench nur die vier Jsrael setzt umwohnenden Völker, zunächst die Philister im Weitem] Gasa muß verlassen sund vergesseUJ werden, und Asialon wüste werden; Asdod soll im Mittag sam hellen Mittag, plötzlich undeunvermuthet] vertrieben wer- den, und Akaron soder Etwa] ausgewurzelt smtt der Wurzel ausgeackert] werden [Jos. 13, 2 Anm.]. Z. [Ja] Wehe [dem Land und Volke der Philister, allen] denen, so am smittelländischetq Meer hinab wohnen, swehes den Kriegern [wörtl.: dem Volke der Kreterf d. h. den Philisternst Des HErrn Wort sdas euch euer Gericht ankün- digt] wird iiber euch kommen ssich an euch erfüllens Du Canaan, der Philister Land [so lautet des HErrn Wort], ich will dich sebenfo wie einst die übrigen Bewohner des alten CanaaUJ Umbringeth daß niemand mehr da wohnen soll. IF) ,,Kreter«, eigentlich nur die südwestlichen Philister- stämme, werden hier siimuttliche Philister genannt, um damit ans ihr Schicksal der Ausrottuug auzuspielem Zephanja 2 , 1——l5. s, 1-4. denn carat heißt: ein-Breiten. Ueber den Ursprung dieses Namens» der Philister vgl. Jos 13, 2 Anm. » s. [Und] Es sollen [anstatt der Philisterstädte in diesem Lande] am Meer hinab eitel Hirtenhciuser swörtlichz Hirtenhöhlerh die fich die Hirten unter der Erde zum Schutze gegen die Sonne gegraben haben] und Schafhürden sein. 7. Und dasselbe sLand mit seinen fetten Auen und Weiden] soll den Uebrigen [dem bekehrten Nest] Vom Haufe Juda sder durch Buße und Glaube aus den Gerichten gerettet und begnadigt worden ist] zu Theil werden, daß sie [im Frieden] darauf weiden sollen. Des Abends werden sie fich in den [noch übrigen] Hiinsern Askalons lagern, ssolche Ausbreitung und Vollendung des Reiches Gottes wird aber geschehen] wenn sie [die im Gericht der Verbannung und Zerstreuung schmachtenden Glieder seines Volks] nun der HErr, ihr Gott, wiederum sin Gnaden] heimgesucht und ihr Gefängniß ge- wendet hat [Hos. S, u; Am. 9, 14]. 8. sFerner die Moabiter und Ammoniter im Ostern] Jch habe die Schmach s= Schmähung] Monds, und das Lastern der Kinder Ammon [die doch als Abkömmlinge Lots meinem Volke bluts- verwandt sind und doppelt freundlich sein sollten] gehör-et, damit sie sbei jeder Gelegenheit] mein Volk swegen seines hohen göttlichen Berufes, das aus- erwählte Volk Gottes zu sein, mit hochmüthiger Verachtung gehaßt und] geschmcihct [z. B. als der Moabiterkönig Balak durch Bileams Flüche es ver- nichten wollte 4. Mos 22, oder zur Zeit der Richter R. Z, 12 ff.; 10, 7 ff.; l. Sauf. 11, 1——5; 2. S. 10——12, wofilr sie von Saul und David schwer gezüchtigt wurden I. S. 14, 47; 2. S. s, Z; t2, 30 f.] nnd [so oft dasselbe in Noth und Bedränguiß kam] auf desselbigen Grenzen fich gerühmet haben lindern sie dieselben übermüthig verletzten und Stiicke des heil. Landes an sich zu reißen suchten Am. l, 13]. 9. Wohlam so wahr ich lebe, spricht der HErr Zebaoth, der Gott Israel [es bleibt unwiderruflich dabei]: Moab soll wie Sodom, nnd die Kinder Ammon wie Gomorra werden swie diese Städte, aus denen sie in ihrem Stammvater Lot herge- kommen siud, sollen sie gänzlich vernichtet werden]; ja, wie ein sLand voll] Ncsselstrauch und swie eine] Salzgrnbe [gleich der an Salz reichen Siidküste des todten Meeres], und eine ewige Wüstniß sfollen sie werden] Die Uebrigen [V. 7] meines Volks sollen sie sdiefe beiden feindseligen Völker] rauben sunterjochenh und die Ueberbliebenen meines Volks sollen sie sals ihr Eigenthum, als ihre Sclaven] erben. 10. Das soll ihnen begegnen für ihre Hof-satt, daß sie des HErrn Zebaoth Volk saus hochmüthiger Verachtung seines göttlichen Berufs] gcsehmäheh und sich sselbst gegen dasselbe] gerithmet haben. Vermahnung zur Buße. Wehe über die Heidenländer und über Jerusalem. 883 U. [Ja] Sehrectlich wird der HErr sin seiner RichtermajestätJ nber sie sein, denn er wird [also ist fein unveränderlicher Rathfchluß, einst über- haupt] alle [falfchen] Götter auf Erden sfamint allen Reichen und Menschen, die auf sie bauen] vertilgen; und [alsdaun] sollen ihn sallein als den wahren, ewigen Gott] anbeten alle Jnseln unter den Heiden so. i. alle Heiden- länder Jef 41- 1]- ein jeglicher an seinem Ort [genauer: ein jeglicher wird von seinem Ort oder Land aus ihn suchen nnd anbeten Mich. 4, l; Sach. 14, 16]. Diese Drohung gegen die Philister, Ammoniter und Moabiter hat stclh zwar zum Theil durch den Einfall der Chaldäer, sowie durch ihre Unterjochung zur Zeit der Maccabäer und ihr allmähliches gänzliches Ver- schwinden aus der Reihe der Völker und die Verödung ihrer Länder bis auf den heutigen Tag erfiillr Aber es war dies doch nur eine vorbildliche Erfüllung; denn vor allem soll ja Israel nach V. 7 erst dann diese Länder in Besitz nehmen und diese Völker sieh auf ewig unter- than machen, wenn der HErr sein Gefängniß gewandt haben wird, d. h. nicht nach der babylonischen Gefangen- schaft, sondern nach seiner völligen Erlösung aus allen Banden, nach feiner völligen Bekehrung und Wieder- sammlnng als eines heiligen Restes. Bis dahin werden die Länder dieser Widersacher des Volkes Gottes ebenso wliste liegen, wie auch das Land Israel selbst. Einst aber, wenn Israel bekehrt ist, wird es den Rest dieser unter dem Gerichte als Heidenvölker gänzlich unterge- gangenen Nationen als bekehrte gläubige Glieder auf ewig in fich selbst aufnehmen, nnd Philiftäas, Ammo- nitis’ Und Moabitis’ Auen werden dann wieder erbliihen. Dasselbe aber wird geschehen mit allen Heidenvölkern und -Ländern, als deren Repräsentanten jene 4 Völker genannt werden. 12. Auch sollt [ferner] ihr Möhren [oder Ae- thiopier weit im Süden V. 4] durch mein Schwert erschlagen werden [wie auch alle andern Heiden: Völker. Agch dies begann sich bereits durch die Chaldäer zu erfüllen (Hes. 30, 4. 9); als heidnisches Volk gingen die Aethiopier gänzlich zu Grunde, als sie sich zu Christo bekehrten (Apostg. 8, 27 ff.). 13. Und er [der HErr] wird sgenauen möge auch] seine [richtende] Hand [aus-] strecken über Mitter- nacht, Und sdas dem Reiche Gottes in Jsrael feind- selige und auf seine Vernichtung sinnende ReichJ Affnr umbriugeu. Ninive sdiese Hauptstadt Assurs, in welcher alle Gottesfeindschast vereinigt ist] wird möge] er öde machen, dürre wie eine Wüste; 14. Daß [miiten] drinnen [wo einst Ninive stand] sich lagern werden allerlei Thiere unter den Heiden [besfer: fch aar enw eife] ; auch Rohrdomtneln sPelicane h. wiss. 14, 17; Jus. 34, 11] nnd Jgel werden wohnen auf ihren Thürmen sauf den übrig gebliebenen Säulen der Paläste Ninive’s], nnd [aller- lei Vögel] werden in den [öden] Fenstern [der zer- störten Häuser] singen, und die Raben auf den Balken srichtigerx und Schutt wird lagern aus den Schwellen; denn niemand wird mehr über sie schreiteiqz denn die Cedernbretter sdas kostbare Tafelwerk der Wände in den Prachtge- bäugen] follen [durch des HErrn Hand] abgerissen Wck M. 15. Das ist [dann] die [einst immer] fröh- liche Stadt smit ihren Menfchenmassen -—— o fchreckliches Ende! fie], die fhinter ihren Wassew wällen nach ihrer Einbildung] so sicher wohnete [und sich über alles Unglück weit erhaben däuchte], Und sprach in ihrem [sich stets vergötternden, hoch- müthigeiq Herzen: Ich bin’s, und keine mehr swer ist mir gleich iiberall aus Erden? Jes. 47, 8 Anm.]. Wie ist sie sdoch statt dessen] so» wüste worden, daß [nun statt des früheren fröhlichen Menschen- jubels] die swildenj Thiere drinnen wohnen! Und wer vorüber gehet, ffreuet sich-ihres Untergangs und] pfeifet foder zischetJ sie [höhnisch] an und klappet mit der Hand über sie [indem er denkt: Gut, daß sie fort ist, sie hat ihren Untergang wohl verdient] Das s. Kapitel. Klage, und Drohung wider das ungehorsame Jerusalem. Trost der ständigen in dem Llliessias I. Wehe [aber ebenso über Jerusalem] der scheuslichen [genauer: widerfpenfligen], un- stcitigett sdurch allerlei Sünden und Greuel befleck- ten], ihrannifchen Stadt! Z. [Sollte ich sie nicht widerspenstig nennen?] Sie will [ia] nicht [mehr] gehorchen [der Stimme Gottes in feinem heil. Gefetze und in den Reden seiner Propheten], noch sich svon dem Ernst feiner heil. Forderungen] züchtigen szur Buße und Umkehr treiben] lasseuz sie will ans den HErrn kund seine gnädigen Verheißuugen] Uicht [mehr] trauen [fon- dern lieber auf ihre Vorräthe und ihre KlugheitL noch sich smit Glauben] zu ihrem Gott halten [fondern geht lieber zu ihren Baalen und verachtet des HErrn und feiner Propheten Stimme] Z. Ihre Fürsten sinsbesondere zeigen recht deutlich das tiefe Verderben der ganzen Stadt; sie] sind unter ihnen brüllende Löwen [die mit tyram nifcher Gier auf die Armen und Geringen los- stürzen, sie zu oernichten], und ihre Richter sfind so unersättlich wie] Wölfe am Abend [Hab. 1, 8], die fvon ihrem am Abend erhafchten Raube vor Gier] nichts lassen bis auf den sauberen] Morgen iiberbleiben 4. Ihre Propheten [die da vorgeben, von Gottes Geist erleuchtet zu fein, aber keinerlei Beruf von Gott empfangen haben] sind [in ihren Weissa- gungen] leichtfertig [voll leeren, eitlen GefchwätzesL Und Vettichter fder Wahrheit nnd Gerechtigkeit Gottes, Lügner, die ihres eigenen Herzens Ge- KLIR 884 danken für göttliche Wahrheit ausgeben und die Leute auf ihrem Wege in’s Verderben nur besiårken]; ihre Priester sthiin ihre heil. Dienste wiirdelos nnd mit unheiligem Herzen und] entweihen [so] das Heiligihiim sdes TempelsL und deuten das Gesetz [dessen Wächter sie doch sein sollten] freventlich. 5. sSo sind alle Stände im Volke in der Wurzel verdorben.] Aber der HErr [trägt keine Schuld daran, er hat nichts unversucht gelassen; denn er], der [mitten in dieser freoelhaften Stadt] unter ihnen ist, lehret wohl recht und thut kein Arztes. Er lcißt [ihnen] alle Morgen [von Neuem] seine Rechte swas nach seinem heil. Gesetz vor ihm recht ist, durch seine Propheten] bsfeutlich lehren, und läßt strotz ihrer Verachtung] nicht ab; aber [es ist alles umsonst] die bbsen Lente wollen sich nicht [mehr] schämen lernen. is. Darum will ich diese Leute ausrotteiy ihre Schlösser verwicsten, nnd ihre Gassen so leer machen, daß niemand draus gehen soll; ihre Städte sollen zerstöret werden, daß niemand mehr da Wo Ue. hNach dem Hebräifchen ist in diesem Verse noch nicht davon die Rede, was der HErr einst an Jerusalem thun werde, sondern davon, was der HErr bereits an anderen Völkern gethan hat, von den Ge- richten, in denen der HErr früher zum Theil vor Js- raels Augen seine Gerechtigkeit offenbart hat; diese Großthaten hält der HErr hier seinem Volke vor, um es dadnrch desto nachdrücklicher zu Warnen. Es lautet wörtlich: Ausgerottet habe ich Nationen (z. B. die Amalekiter und Cananiter), verödet sind ihre Zin- nen (ihre Mauern und Festungen), verheeret habe ich ihre Gassen, daß keiner mehr darüber geht, berwltstet sind ihre Städte, daß kein Mann mehr da ist, kein Bewohner. 7. Jch ließ dir [o Israel, ferner durch meine Propheten in heiliger Liebe und Geduld tagIichJ saget3: Mich sum] sollst du fürchten, und dich lassen zuchtigen [zur Buße reizen]; so würde ibre lder Tochter Zion] Wohnung kueimiich Jem- salem] nicht ausgerottet und der keines süber sie] kommen, damit ich sie [nach meinen Drohungen im Gesetz] heimsuchen werde [wenn sie von mir ab- fallen werden]. Aber sie sind sstatt sich zu mir zu bekehren, nur um so mehr] fleißig, allerlei Bosheit zu üben. 8. Darum [weil demnach das Gericht iiber dies Volk nicht ausbleiben kann], spricht der HEry musset ihr [Elenden, ihr wenigen Frommen in meinem Volke, so rufe ich euch] wiederum szu Kaps L, Z» mich und meine Gerechtigkeit desto eifriger suchen und] mein auch [im Glauben] har- reti, bis ich mich sals Richter über alle Völker] aufmache zu seiner Zeit [richtiger: zur Beute, d. i. um durch mein Gericht alle diejenigen, welche noch nach Heil und Rettung verlangen, mir zur Beute zu gewinnen]; da ich [dann] auch rechten [mein heiliges, unwiderrusliches Recht, Zephanja Z, 5-—14. welches allen Völkern auf Erden gilt, an’s Licht bringen und zum Gerichte über die Goitlosen unter ihnen ossenbaren] werde, und lzu diesem Zwecke] die Heiden sallesammt vor mir] versammeln, und die Kbnigreiche Derselbe-i] zu Haufe bringen [werde], sum sodann] meinen Zorn uber sie Ebenso» wie über das unverbesserliche Israel aus-] zu schritten, ja allen Zorn meines Grimmes sunter solch schwe- ren Gerichten werden sich dann die Bußfertigen unter den Völkern zu mir bekehren] Denn [wie schon oben Kap. 1, 18 gesagt] alle Welt salles ungöttliche Wesen auf Erden] soll durch meines Eifers Feuer verzehret werden. Mit diesem V. ist der Prophet zu dem Gedanken in Kap. 2, 1 ff. zurückgekehrt, ein Beweis dafür, daß hier auch im Sinne des Propheten ein Gedankenabschnitt ist. Nicht aber das Endgericht im ausschließlichen Sinne meint der Propbet in unserem Verse, sondern die sich durch die Geschichte Jsraels und der Völkerwelt hin- durchziehenden Gerichte, die endlich its-Z Endgericht aus- laufen. itr Israel begannen diese Sichtungsgerichte mit der erfiörung Jerusalems und der babhloniicheii Gefangenschaft und dauern noch heute an; für die Welt- Völker haben sie frch in den mannigfachen Katastrophen der Weltgeschichte vollzogen, zuerst in den Eroberungs- ztigen der Chaldäer unter Nebucadnezar und seinen Nachfolgerin III« V. 9——20. Jjarret aus mein Gericht; denn ei wird eure Erlösung sein«, rief der vorige Jtbschuiit den Gläubiger: in Israel zu. Dies; Gericht wird auch aus den tjriden non) viele zu dem huren bringen; denn es wird ein Sichtungggerittzt über alle Völker sein. Diese durch Gottes Gericht gläubig gewordenen, bekehrten Seelen aus den Heiden werden dann ans Dankbarkeit dem heim: sein zerstreuten durch seine Schuld oerstoßenrs holt: bekehren. wieder sammeln und als ein wohlgefallig Opfer ihm zufahren w. 9—10). Jst aber einu Israel direkt) die Glaubenoarbeit der bekehrten Hcidenwelt wie— der bekehrt und zu seinem Gott gesammelt, so wird e- der ihGrr selbst von allen Sünden reinigen nnd gänzlich heiligen, daß es von da an in Demuth sein vertrauen allein aus den HØrrn setzt. Unter der khirtentrcue sci- neo Gottes; wird Israel keinen Feind mehr zu fürchten brauchen; denn er wird sie alle hinwegschaffen. vol! Freude und seligen Jubels wird die begnadigte Gemeinde — den Hilf-ern selbst in ihrer Mitte —— in dem neuen Jerusalem in der retshsteu Fülle. der Gnade und Herrlich— lirit leben (U. 1l—20). 9. [Ja, harret nur mein in Geduld, ihr Elenden meines Volks; denn] Alsdann [wenn ich die großen Gerichte über die Heiden bringe] will ich den Völkern soie bis dahin ihre eige- nen Wege ohne Gott dahingegangen sind und ihre Götzen angerufen haben, durch meine heil. Diener zugleich] anders [als durch Gericht] predigen lassen snämlichj mit freundlichen Lippen« [die gute, freundliche Botschaft von der Erschei- nung des Erlösers aller Welt], daß sie lsich zu mir bekehren und, wie es im Anfang der Ge- schichte der Menschheit gewesen, wieder] alle [mit Einem Munde] sollen des HErru sdes allein ewigen, wahren Gottes] Namen [mit innigem Trost der Gläubigen in dem Messias 885 Glauben] zurufen, und ihm dienen ein- trächtiglieh [in eng verbundener Seelenge- , irxeinschafts V) Wörtlicht »dann will ich den Völkern reine Lippe zuwenden« Während nun Luther und einige andere Ausleger hier Gottes oder seiner Boten Lippen verstehen, mit denen er den Völkern die gute Botschaft verktindigen werde, so daß die Lippen inetonymisch statt der Predigt selbst stünden, fassen die meisten älteren und neueren Ausleger es von den Lippen der Völker, welche der HErr (sammt den Herzen und Gedanken) versöhnen, reinigen und heiligen werde. Die Entscheidung über das Richtige liegt in der Bedeutung von b’ru1-ah, das Luther ,,sreundlich« tibersetzh das aber nur »rein, sünd- los« bedeutet. Daß Gottes Lippen rein sind, versteht sich zu sehr von selbst, als daß der Prophet dies kann ansdrticken wollen. Auch sonst, wo »reine Lippen« vor- kommt, s. B. Jes s, 5., wird es stets nur von den Lippen der durch Sünde befleckteu Menschen gebraucht. Nimmt man es auch hier in diesem Sinne, dann ist die Meinung, daß der HErr den Völkern, welche bis dahin ihre Lippen durch Anrusung der Götzen verunreinigt haben, die Lippen reinigen, d. h. sie bekehren und ihre Herzen und Lippen so heiligen und umwandeln werde, daß sie mit lauterm Sinn und wohlgefälligen Gebeten den Namen Gottes anrufen werden. 10. [Ja, dienen werden mir diese bekehrten Heiden von ganzem Herzen und mit dankbarem Gemüthez denn] Man lnämlich die zu mir be: kehrte Heidenwelt] wird mir lzum Ausdruck ihres Dankes für ihre Begnadigung mein um seiner Sünde des Unglaubens und der Selbstgerechtigkeit willen verstocktes und verstoßenes Volk Israel durch ihren Glauben und ihre Predigt bekehren und als] meine [wieder zu mir bekehrten, gläubigen] Anbeier [sammeln], nämlich die süber den ganzen Erdboden zur Strafe] Zersireuten smeines auser- wählten Volks von allen Weltgegenden her, z. B.] von jenseii des Wassers [der beiden großen Ströme Nil und Astaboras] im Mohrenlande loder Ae- thiopiem im äußersten Süden der damals bekannten Welt, zu mir, ihrem einigen Gott und Heilande] herbringen zum Geschenk wörtlich: zum Speis- opfer von ihnen, so das; diese Bekehrung Jsraels ebenso ein Zeugniß des Fleißes der gläubigen Hei: den in guten Werken sein wird, wie es das Speis- opfer für Jsrael sein sollte Z. Mos 2, 3 Anm.]. Wie in Jes.66,20 wird hier auf’s Klarste geweissagt, daß die Bekehrung und Wiedersammlung des verstockten und zerstreuten Volks der Juden zu Christo, ihrem Gott und Heiland, durch den heil. Glaubensernst und die Missionsarbeit der gläubigen Christengemeinde aus den Heiden geschehen werde, wie dies Paulus (Röm. 11) in neutestam. Weise weiter ansflihrh Daß die Mission unter den Juden eine heilige Dankespflicht der Christen ist, steht danach außer allem Zweifel. Aber die Liebes- und Dankarbeit an Israel ist nach dem Sinne unsrer Stelle nicht auf die Judenmission zu beschränken, sondern umfaßt weit mehr. Vor allem der innige Glaube, die heilige Liebe, der brennende Eifer für Gottes Sache sollen das bethörte Israel gewinnen; wenn Israel erst wieder sagen muß: ,,Siehe, wie lieb sie einander haben, wie heilig ihr Wandel ift!« wenn es statt Hohn und Spott wahre göttliche Liebe, wie sie aus dem Glauben an Christum fließt, von Seiten der Christen erfährt, dann wird es auch bald gestehen müssen, daß unter uns der wahre Gott, daß unser Jesus der rechte Messias sei. Das größte Hiuderniß der Bekehrung Jsraels ist der Unglaube und die Liebeleerheit der Christenheit aus den Heiden. — Die vollkommene Erfüllung unserer Weissagung wird freilich erst dann erfolgen, wenn nach dem Eingehen der ülle der Heiden die Blindheit, die Israel theilweise widerfahren ist, aufgehoben wird und « dann ganz Jsrael gläubig und selig werden wird. (Röm. U, 25 f.) 11. Zur selbigen Zeit [wenn du, o Israel, durch die Liebesarbeit der gläubigen Heiden dich wieder zu mir bekehrt haben und aus der Zerstreuung gesammelt worden sein wirst] wirst du dich nicht mehr [zu] schämen [brauchen] alles deines Thema, damit du [etwa] wider mich übertreten hast sh ab est; denn du wirst dann keinerlei Frevelthaten mehr, wie früher, begehen]; denn ich will salsdannj die stolzen Heiligen [die iiberinüthigen Richter, Propheten und Priester, die sich jetzt ihres frevelhaften Treibens noch hochmüthig rühmen] von dir thun, daß du nicht mehr [im Hochmuth, dieser Wurzel aller Sünde] sollst dich erheben um meines heiligen Berges willen sgeuauerx auf meinem heiligen Berge Zion, um den ich dich dann wieder gesammelt haben werde] 12. Jch will in dir [o Jerusalem, ver- schonen und als Samen] lassen übetbleiben sdaß es sich zu mir bekehre und aus der Zer- streuung sammIeJ ein arm gering Volk [solche, die sich untüchtig zu allem Guten fühlen und er- kennen, daß sie ihre Errettung nur meiner Gnade und Erbarmung verdanken], die werden Dann] auf des HErru Namen [von Herzen] trauen. 13. Die [-se so geretteten und bekehrten] Uebrigen in Israel [werden ein heiliges Volk sein, das den Beruf des Volkes Gottes 2. Mos 19, 6 völlig erfüllt; denn sie] werden sals aus Gott ge- boren] kein Böses thun [1. Joh. Z, 9]- noch falsch reden; und man wird in ihrem Munde keine be- trügliche Zunge finden lgleichwie auch ihr Gott kein Böses thut und in ihres Heilandes Munde kein Betrug erfunden wird V. 5; Jes 53, 9]; sondern sie sollen [als die kleine, vollkommen heilige Heerde des HErrn unter ihrem hirnmlifchen Hirten] weiden und ruhen, ohn alle Furcht svor irgend welchen sichtbaren oder unfichtbaren Feinden Mich. 7, 14; Las. i2, 32]. Diese Bekehrung und Sammlung des Restes Jsraels, des heiligen Samens, auf welche alle Verheißnngen und Weissagungen lauten, begann mit der Erscheinung Christi und wird sich bei seiner Wiederkunft vollenden. Für diese Zeit schaut der heilige Seher (Ofsenb. 7, 1 ff.; M, 1 ff.) diese heilige Gemeinde aus Israel als eine Schaar von 144,000, je 1·2,000 aus einem Stamme, allesammt mit dem Siegel des lebendigen Gottes aus der Stirn versiegelh 14. [Dann] Jauehzh du [bekehrte und auf deinem heil. Berge wiedergefammelte] Tochter Zion! 886 Zephanja Z, 15-——20. Haggai I, I. rufe lmit Freude und Wonne] Israel! freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen küber die sv reiche Fülle des dir gefchenkten Heiles und Segens], du [wiederbegnadigte] Tochter Jerusalem! 15. Denn der HErr hat [dann] deine Strafe weggenommen und deine Feinde fdie ihm zur Vollstreckung feiner Gerichte an dir dienten] abgewendet [und seinen Guadenbund wieder mit dir aufgerichtet]. Der H"Err, der König Israel, [der, so lange du von ihm in die Gewalt der Feinde zur Züchtigung hingegeben warest, aufgehört hatte, dein König zu fein] ist fdaun wieder als dein König, der dich erlöset hat, mit feiner gnadeiireichen Gegenwart] bei dir, [also] daß du dich vor keinem Unglück mehr fürchten darfst. 16. Zur selbigen Zeit wird [tiefer Gottesfriede unter ihnen herrschen] man [wird] sprechen zu Je: rusalenn Fürchte dich nicht! [Siehe, Gottes Zorn ist vorüber gegangen, feine Gnade währet über dir ewigIichJ und du Zion: Laß deine Hände nicht [mehr vor Schrecken und Angst] laß werden! 17. Denn der HErr, dein Gott, ist snun wieder] bei dir, ein starker Heiland sund Erlöser aus aller Gewalt der Sünde, des Todes und des Teufels]; er wird sich über dich lals einer wohl- gefchmiicktem fleckenlosem treuen Braut wonniglich] freuen, und dir freuiidlich sein, und vergeben [wörtlich: und wird schweigen in feiner Liebess wird in heil. göttliche-m Wohlgefallen und ewiger Gottesliebe dich still betrachten in seliger Wonne], und wird über dir füber deine Rettung und Befeligiiug wiederum auch] mit [Jubel-] Schall fköhlich sein lJes AS« 55 65- 19J« ,,Beides Schweigen und heller Iubel gehöret zur Liebe, gleichwieauch die Seligkeit eine ewige Ruhe und ein ewiges Preisen Gottes genannt wird« i 18. fDarum trauert und verzaget jetzt nicht, ihr Frommen in Israel, ob der großen Trübsale und Gerichte, die Israel nun bald treffen werden, daß es in das Elend der Verbannung nach Babel geworfen und darnach iinter alle Heiden zerstreuet werden wird; denn] Die, so durch Satzungen ge- iingstet waren, will ich wegschaffen, daß sie von dir kommen; welche Satznngen ihre Last waren, davon sie Schmach hatten. Genauer: 18. Die fwelche in ferne Länder verbannt] über die Festbersamutlung fdaß sie an der heil. Freude der schönen Gottesdienste des HErrn nicht Theil nehmen können] traueru, will ich wieder sammeln sang der erstreuung, daß sie auch Theil nehmen an der seligen Freude des wiedergewonnenen Heils], dem: sie waren a bou dir lgehörten zu dir, sollen darum auch nicht ausgeschlosfen sein von der dir verheißenen Erneuerung des Gnadenbundes]], nnd die Schtnach [der Knechtschast unter den Heiden lasiete aus ihnen lfür euch alle haben sie fie getragen] 19. Siehe, ich will’s mit allen denen [Völkern] ausmachen, zur selbigen UetztenJ Zeit [wo ich dich wieder zu Gnaden annehmen werde], die dich funterjochen und durch Uebermuth, Hohn und Spott] beleidigcn findem ich alle dies an ihnen mit Zorn und Gericht heimsuche]; und will der Hinkenden [d. i. allen denen unter euch, die von meinen Gerichten zerschlagen sein werden, zum Heile] helfen, und die Verstoßene [alle, die um ihrer Sünde willen von mir verstoßen werden mußten, wieder zu mir] sammeln [Mich. 4, 6]; und will sie [wie ich euch h. Mos. 26, 19 ver- heißen, gewTßlichJ zu Lob und Ehren machen in allen Landen, darin man sie verachtet [und schmäh- lich behandelt hat]. 20. Zur selbigen Zeit [euerer Begnadigung und VerherrIichUngJ will ich [wie ein treuer, für- forgender HirteJ euch [meine ErlösteUJ hereinbringen, und euch [meine Schafe und Lämmer] zur selbigen Zeit szu mir] versammeln lJes 40, 11]. Denn ich will [wahrlich und getvißlich] euch zu Lob und Ehren machen unter allen Völkern auf Erden, wenn ich euer Gefängniß sdas ganze Elend, das um der Sünde willen über euch kommen muß] wenden [und in Seligkeit und Herrlichkeit ver- wandeln] werde vor euren Augen [so daß es jeder mit feinen eigenen Augen zu feinem Staunen sehen soll], spricht der HErr [der da ist treu und wahr- haftigi Obgleich diese ganze große Verheißung auch für die aus Juden und Heiden gesammelte Christenheit volle Geltung hat und in der Vollendun des von Christo auf Erden gegründeten Himmelreichs ihre schließliche Erfül- lung erlangen wird, so tritt doch in der Schilderung des Heils (V. 11——20) die Beziehung auf die Heidenchristen ganz zurück, und der Blick des Propheten ist nur auf Israel gerichtet. Da jedoch Zephanii nicht nur das Gericht über die ganze Erde, sondern (in Knie. Z, 9. 10) auch die Bekehrung der Heidenvölker zu Jehova, dein lebendigen Gotte, Verkündigt, so dürfen wir auch die Schilderung des Heils in Kaki. B, 1i—20 nicht auf das leiblich von Abraham abstammende Volk Israel und seinen Ueberreft beschränken, sondern müssen auch die durch Christum zu dem lebendigen Gott bekehrten Heiden darunter mitbegriffen denken. (Keil.) Die volle Ver- wirklichung dieses Heiles und dieser Herrlichkeit wird aber erst durch die Gründung des neuen Jerusalems (Offb. 21 U. 22) geschehen. Sowohl das Gericht als auch die Errettung entfalten sich nur successive, bis bei- des zur Zeit der Wiederkunft des HErrn zum Gericht über die Völker und zur Erlösung seiner Gemeinde, die dann vorzugsweise» aus dem Reste Jsraels bestehen wird, sich vollendet. — Mit dieser Verheißung schließt unser Prophet seine Weissaguiig, nachdem er seinem Volke gezeigt, was sein warten müsse um seines Abfalls willen, aber auch als ein rechter Zephanja mitten unter den hereinbrechenden Gerichten einen Bergungsort ihm verkündet in dem HErrn, dem lebendigen Gott. (Schlier.) Seliges Leben der begnadigten Gemeinde im neuen Jerusalem. «—- Schlußbemerb zum Zephanjm «887 Srhlnsibemetlinngen zn dem Propheten zlzephanja Zephanja ist nicht blos nach feiner äußeren Stellung im Kanon und nach der Zeit der letzte der kleinen Propheten, welche vor dem babylonischen Exil, dem von ihnen als nahe bevorstehend geweissagteu Gericht des Untergangs des Reiches Gottes in Jud-a, lebten, sondern er ist auch nach seinem Jnhalt ein nniverseller, znsammenfassender Propbet; denn einmal liebt er es, Gedanken nnd Ausdrücke seiner Vorgänger, namentlich Joel’s, Michcks und Nahum, wieder aufzunehmen und sie bestätigend zu repre- dnciren, und ganz besonders hat sein Zeitgenosse Jeremia großen Einfluß auf ihn geübt, andererseits ist er trotz seiner Kürze so reich an Gedanken, daß sein Vuch gleichsam ein Auszug aus allen übrigen Propheten genannt werden kann, ohne daß er dabei jedoch seine besondere Eigenthümlichkeit entbehrt. Seine Bedeutung liegt vor allem im Mittelpunkt seiner Weissagung, der Lehre vom Gericht. »Bei keinem Propheten erscheint dieselbe so reich ansgestattet und so charakteristisch znsammengefaßh wie bei ihm. Die Lehre vom Länterungsgericht über Jsrael, und von dem Israel erlösenden Vergeltungs- gericht über die Weltmäclpte ist bei ihm mit der Lehre vom Endgericht über die gesammte Heidenwelt combinirt Seine Rede ist eine universelle Gerichtsapokalypsh in der die Strahlen aller Perioden der Gerichtsweissagung bei den andern Propheten znsammengehen und zu einem wohlgeordneten Gesammt- bilde sich vereinigen. Ferner ist er gleichsam eine Schatzkammer der gesammten prophetifchen Weisheit. Denn auch von den anderen Problemen der Prophetie hat er eine Reihe der wichtigsten behandelt, namentlich die Lehre vom heil. Reste Jsraels, von der Bekehrung der Heiden, von der Bekehrung und Sammlung Jsraels, von der Gründung des Heils auf die Vergebung Gottes« Wer Wrophet Haggni Haggaks Rede ist schmucklos wie das Gotteshaus, für das er eifert; aber sie wird in dem reinen Silber ihrer Wahrheit noch leuchten, wenn das blendende Gold der neueren Kritik, die aus seine reiche Armuth vornehm herabsrehh längst verblichem Ja, auch er war ein Siegelring von Gottes Hand, wie er in sich selbst entänßernder Demuth den Sernbabel am Schlusse seines Buches genannt. (Umbreit.) volle, daß sie den Tempelban wieder aufnehmen sollen (v.1—11). Hieran skhtießt er sodann einen kurzen Be— Das l. Kapitel. stkqfpksdigt wider dir; nachkiissigeeit i» M; Dzklskgsispsszzkchse Esset» W« W« M» gebe« Rszförispnw des Tempemauez » I. Jm andern Jahr des [persischen] Königs Das Such Haggai’s, in wctchem uns wahrsrheinlitti nnr die ijatiptgedattleeit der Reden mitgetheilt werden, dnreh welthe der prophet seine Zeitgenossen durch Mahnungen, Drohungen nnd Uerheißungcn zum ernenerten Bau des Tempels etmnutern und, wenn ihm solkhes gelungen, ihnen auch die gegenwärtige arme Zeit deuten, sowie die Zweifel, welche über dieselbe entstehen konnten, lösen nnd ans die zukünftige Zeit der therrlichleeit hinweisen sollte, zerfällt deutlich in vier Abschnitte oder Reden, deren Entstehungs- zeit er selbst genau angiebt, von denen die erste die Träg· heit des Volkes straft nnd zur Wiederaufnahme des Baues ermahnt (üap.1), die drei letzten das willig gewordene volle über die leümmerliche Gegenwart mit der verheißnug der zukünftigen Herrlichkeit trösten Gan. 2). I. Rad. t,1 — 2,1. diaeh Angabe der Zeit, in der sie gehalten, sowie der Personen, an die he gerichtet worden, straft der Prophet in dieser seiner ersten Rede die Gleichgiltiglieit des volles gegen den Wiederanfban des Tempels nnd weist auf die göttliche Züchtignng hierfür, nämlich den mißwachs im Lande in Folge des Zins— bleibens des Regens, hin. Darauf ermahnt er den Statthalter Sernhabeh den ijoheprieüer Josua und das Darius [Hystaspis, aus der Familie der Achäme- niden, von 521——486 v. Chr. Esra I, 4 Anm.], im sechsten Monden, am ersten Tage des Monden [d. i. am NeumoudsfestN des iüdischen Monats Elul oder um Mitte August des I. 520 o. Chr.] geschah szum ersten Mal] des HErrn Wort sdnrch die Einsprache seines heil. Geistes] dutch den Pro- pheten Haggai szu deutschs den Festfeierndem der wahrscheinlich in Chaldäa geboren und mit Seen- babel nach Jerusalem zurückgekehrt war, von dessen Person sonst aber nichts Gewisses bekannt ist, Esra s, 1 Arm] zu Sernbabel, dem Sohn Sealthiels II— Chr· Z, 19 Anm.], dem Fürsten soder Statt- halter Esra 2, 63 Atem. von] Juba, nnd zu Josua, dem Sohn Jozadaks dem Hohepriester sund zwar gerade zu diesen zwei Oberhäuptern des Volks, damit sie die dem ganzen Volke geltenden Wei- xungån Gottes als feine Führer ausführtenL Und ptn : 888 Haggai ist der erste Propheh welcher nach dem Exil in der aus Babel zurückgekehrten Gemeinde Juda’s anf- trat, um derselben den Willen und Heilsrath ihres Gottes zu verkündigen Zwischen ihm und Zephanja lag das 70jährige Exil und das Wirken der großen Pro- pheten Jeremia, Hesekiel und Daniel. Was alle früheren Propheten, und in zusammenfassender, eindringlichster Weise Jeremia, verkündigt hatten, daß der HErr auch Juda wegen seines beharrlichen Götzendienstes und Wi- derstrebens gegen Gottes Gebote unter die Heiden ver- stoßen und von denselben knechten lassen werde, das war in Erfüllung gegangen. Wie die zehn Stämme schon längst durch die Assyrer, so waren nun auch die Be- wohner Juda’s und Jerusalems von den Chaldäern durch Nebucadnezar in’s Exil geführt worden. Der HErr hatte nun sein ganzes Volk von seinem Angesichte weg unter die Heiden verbannt, aber dasselbe doch nicht ganz und für immer verworfen; er hatte seinen Bund mit Israel zwar suspeudirt, aber nicht völlig aufgehoben. Auch dem im Exile schmachtenden Volke hatte er nicht nur durch den Propheten Hesekiel, nach der Auflösung des Reiches Juda und der Zerstörung Jerusalems und des Tempels, die alten Verheißnngen, daß er das zur Erkenntnis; seiner schweren Sünden kommende und reuig zu ihm sich bekehrende Volk wieder zu Gnaden anneh- men, aus dem Exile erlösen, in fein Land zurückführen Und zu großer Herrlichkeit erheben wolle, erneuert, son- dern auch durch Daniel die Macht und Dauer der Welt- reiche und ihre endliche Zertrltmmerung durch das Gottesreich vom Himmel verklindigen lassen. —- Nun waren die 70 Jahre, während welcher das Reich Juda wüste liegen und das Volk Babel dienen sollte (Jerem. 25, 11), abgelaufen. Das babylonische Weltreich war gefallen, und Cyrus, der Gründer der persischen Welt- macht, hatte den Juden die Erlaubniß zur Rückkehr in ihr Vaterland ertheilt und den Wiederaufbau des Tem- pels Jehovcks in Jerusalem befohlen. lKeil.) Eine Thatsache tritt uns in dem Bilde der damaligen Zeit entgegen, die nicht genug kann hervorgehoben werden, —- das ist die Inerkwttrdige Umwandlung, die das Volk Gottes im Exil an sich erfahren, und wenn wir das Volk in Jerusalem nach seiner Rückkehr ansehen, ist es uns wie ein anderes fremdes Volk, das wir kaum mehr erkennen. —- Juda war heimgekehrt sammt den Anderen, die sich ihm angeschlossen hatten, das Exil mit seinen Schrecken war vorüber, und die furchtbare Zitchtigung war nicht umsonst gewesen: das Volk war geheilt von seinem Götzeudiensh Dies Volk, das sonst jeder Abgöt- terei zugänglich gewesen und sobald nur die Festlichkeiten irgend eines Götzendienstes lockten, sich ihm alsbald hingegeben, hatte in der Verbannung ein Grauen gefaßt vor allen Götzen, und nicht leicht hat irgend ein Volk solch eine Umwandlung an sich e"i«"fahren, als Jsrael in seiner Gefangenschaft. So war denn auch sein Erstes alsbald, den BrandopfepAltar zu bauen nnd den täg- lichen Opferdienst einzurichten, auch sofort den Tempel- bau selbst in Angriff zu nehmen. Und schon war der Grund gelegt und rüstig baute man vorwärts: da traten Hindernisse ein, an denen wiederum die Art des Volks zum Vorschein kam. Die Samariteu jenes Mischlings- volk aus Heiden und Jsraeliten, wollten auch Theil am Vau haben; aber solch ein Grauen hatten die neuen Bewohner Jerusalems vor allem, das nur von ferne an heidnisches Wesen erinnerte, daß sie ein solches Ver- langen rund abschlugenz sie wollten lieber einen Feind in nächster Nähe ha en, als einen, wenn auch nur im Geringsten heidnischen Freund besttzem Die Folge war die Feindschaft dieser Samariter, und zwar erfolgte von ihrer Seite eine Anklage beim Perserkönig, der im Hin- blick auf früheren, oft wiederholten Abfall Jsraels den Haggai 1, 2 — 14. Tempelbau verbot, und so mußte das ganze Unterneh- men stille stehen. —- Man sollte meinen, daß ein Volk, das den Götzendienst so verlernt hatte, solch ein Verbot nicht so willig hinnehmen, oder doch den ersten Anlaß, dasselbe zu umgehen oder zu hintertreiben, mit Freuden benutzen würde. Aber von alle dem hören wir nichts, und hier tritt uns eben vor Augen, was an jener Um- wandlung des Volks gewesen. Es ist wahr, den Götzen- dienst hatte das Volk verlernt, aber damit war doch der Gottesdienst noch nicht gelernt. Sein Götzendienst hatte nur eine andere Gestalt angenommen. Ein Geist der Selbstgerechtigkeit hatte sich des Volks bemächtigt, der in die ungemessenste Selbstsucht und den gemeinsten Eigennutz je mehr und mehr sich aus-bildete. Das Volk wußte sich etwas Außerordentliches, daß es allem Heiden- thum äußerlich entsagt hatte, und nahm immer mehr die Gestalt an, die das Judenvolk in seiner Entartung heute noch an sich trägt. So finden wir denn auch keine Spur davon, daß die Juden auf Jerusalems Trümmern nach jenem Verbot des Perserkönigs es ver- sucht hätten, ob nicht doch der Bau des Tempels und die Herstellung des Gottesdienstes möglich sei, vielmehr richtete sich nuu alles so bequem als möglich ein, man baute Häuser, errichtete Paläste, und des HErrn Haus blieb unausgebant Es traten schwere Zeiten ein, des HErrn Hand züchtigte das selbstsüchtige Volk mit schwe- ren Heimsuchungety aber es wurde nicht anders. So blieb es, bis 16 Jahre seit der Heimkehr nach Jerusalem verflossen waren (536—520). In diesem Jahre trat unser Prophet Haggai auf, und von selbst erhellt aus diesen Zeitverhältnissen die Aufgabe desselben. (Schlier.) «) Gerade weil der Neumondtag ein Festtag war, an welchem das Volk von Jerusalem am Altare Jehova’s zusammenkam und vermehrte Festopser stattfanden, wo daher auch das religiöse Bewußtsein ein gehobenes war und es doppelt schmerzlich empfunden werden mußte, daß der Tempel Jehovcks noch in Trümmern lag, — gerade deshalb ergeht an einem Neumondtage das Wort Jehovas, welches zum Wiederaufbau des Tem- pels ermuntert. (Köhler.) 2. So spricht der HErr Zebaoth: Dies Volk [da — nicht kann ich sagen: »Mein Volk«; denn nicht als Gottes Volk beweist es sich in diesem Stück] spricht [um seine Gleichgiltigkeit durch nich- tige Ausflüchte zu entschuldigen]: Die [rechte] Zeit ist noch nicht da, daß man des HErrn Haus swieder auf-] baue. 3. Und des HErrn Wort geschah durch den Propheten Haggad 4. sJhr sagt, die Ungunst der Zeitverhältnisse und der Druck, unter welchem ihr lebtet, gestatteten nicht, mein Haus wieder auszubauen] Aber eure Zeit ist [dennoch schon] da, daß ihr [nämlich die Reichen und Vornehmen unter euch] in getåfellen [mit kostbarem Holzwerk an den inneren Wänden ausgelegten] Hciufetn wohnet sund euch damit das Leben behaglich nnd gennßreich machet], und dies Haus ldas euch das Leben erst wahrhaft gesegnet und reich machen würde] muß [dabei] wüste stehen? Z. Nun so spricht der HErr Zebaothx Schauet [doch einmal mit rechter Ueberlegung auf euer bis: heriges Thun und Treiben hin], wie es euch sin Folge desselben] gebet. 6. sEitel Unsegen und Unglück ists, das ihr Strafrede wider des Volkes Gleichgiltigteit im Wiederaufbau des Tempels. 889 auf euren bisherigen Wegen, da ihr nur auf euch selbst und nicht auf den HErrn gesehen, davon getragen habt :] Ihr säet [nun schon seit vielen Jahren] viel, nnd bringet [doch] wenig ein; ihr esset [von dem Wenigen, das ihr geerntet], und werdet doch nicht satt [weil es keine Nahrungskraft in sich hat]; ihr trinket [von eurem wenigen Wein], und werdet doch nicht trunken snicht satt und er- quickt vom Trunke]; ihr kleidet euch, nndkönnet euch doch nicht erwärmen; und sder Taglöhner] welcher snoch so fleißig arbeitet und] Geld ver- dienet, der skann sich doch nichts sammeln; es ist, als] legt [er] es in einen lbchetichten Beutel [3. Mos. 26, 26; Hof. 4, 10; Mich. e, 14]. Wir wissen, daß Gott die Menschen auf beide Arten straft: entweder nimmt er seinen Segen weg, indem die Erde dürre und der Himmel verschlosfen ist, oder es ist trotz» des Vorraths an Früchten keine Stittigungskrafy ja kein Nutzen darin. Oft kommt es, daß die Menschen genug ernten zum Lebensunterhalt und dennoch immer Hunger leiden. Diese Art des Unsegens zeigt sich deut- lich, wenn Gott seine Kraft vom Brode und Weine hin- wegnimmt, daß Speise und Trank keine Stärke geben. (Caloin.) 7. So spricht der HErr Zgbaothx Schauer sdoch an], wie es euch siegt] gehet [und bedeutet, ob ihr noch weiter auf euren bisherigen Wegen fortllwandeln oder nicht lieber andre Wege einschlagen wo t]. 8. Gehet hin auf das Gebirge, und holet Holz, und bauet das Haus kdes HErrn weiter]; das snämlich dies von euch gebaute Haus] soll mir [dann] angenehm sein [und will es gnädig ansehen, während ich jetzt, wo es in Trümmern liegt, nur mißfällig darauf sehe] und will [dann auch wieder] meine Ehre [und Herrlichkeit an euch selbst] erzeigen [indem ich eurem Lande wieder Segen gebe], spricht der HErn it. Denn [nur von der Vernachlässigung des Hauses Gottes rührte der Unsegen her:] ihr wartet aus viel sFrüchte des Feldes], und stehe, es wird wenig snur geerntet]; und ob ihr-s schon heim bringet, so zerstäube ich’s doch [wie Spreu im Winde, daß es wie nichts wird]. Warum das? spricht der HErr Zebaoth Darum, daß mein Haus-« so wüste stehet snnd keiner von euch sich um des- selben willen auch nur von der Stelle beweget], und ein jeglicher [sogar] eilet sund rennet] auf [befser: für] sein [eigen] Haus ssein eigen Jnteresse]. 10. Darum hat der Himmel über euch den Thau verhalten, und das Erdreieh sein Gewächs. 11. Und ich habe die Dürre gerufen, beide über Land und Berge, über Korn, Most, Oel und über alles, was aus der Erde kommt; auch über Leute und Vieh, und über alle Arbeit der Hände [wie ich euch solches durch Mose ge- drohet habe 3. M. 26, 19 f.; 5. M. 11, 17; 28, 23 f.]. «) Jn Bezug auf die hohe Bedeutung des Tempels im alten Bunde merke man: Der Gnadenbund, welchen der Gott Himmels und der Erden mit dem zu seinem besonderen Eigenthum erwählten Volk Jsrael geschlossen, erheischte als sichtbares Unterpfand für die reale Ge- meinschaft, in welche Jehova zu Israel getreten war, eine Stätte, in welcher diese Gemeinschaft gepflegt wer- den konnte. Aus diesem Grunde ordnete Gott unmittel- bar nach der Bundschließung am Sinai die Erbauung der Stiftshütte an, zu einem Heiligthum, in welchem er als Bundesgott in einem sichtbaren Symbole unter sei- nem Volke wohnen wollte; und zum Zeichen der Er- füllung dieser göttlichen Zufage erfüllte bei der Einwei- hung der Stiftshütte sowohl als des an ihre Stelle tretenden salom. Tempels die Herrlichkeit Jehovcks in einer Wolke das für seinen Namen erbaute Heiligthum An den Tempel war somit der Bestand des alten Bun- des oder des Reiches Gottes in Israel geknüpft. Mit seiner Zerstörung war der Bund gebrochen, der Fortbe- stand des Reiches Gottes aufgehoben. Sollte nun der während des Exils gelöste Bund erneuert, sollte das Reich Gottes in seiner alttesiamentlichen Gestalt wieder- hergestellt werden, so war die Wiederaufbauung des Tempels das erste nnd tvichtigste Erforderniß hierfür, und das Volk verpflichtetz den Aufbau desselben mit allem Eifer zu betreiben, um dadurch feinen Wunsch und seine Bereitwilligkeit, die zeitweilig unterbrochene Bundesgemeinschaft wiederanzuknüpfem thatfächlich zu bezeugen. atte das Volk diese ihm obliegende Pflicht erfüllt, so urfte es von der Treue des Hist-m, seines Bundesgottes, erwarten, daß auch er das frühere Gna- denverhiiltniß vollständig reftituiren und alle Bundes- verheißungen ihm erfiillen werde. Hierin liegt die Be- deutung der Reden Haggais »und ihren Zweck erreichten sie auch Esra 6, 14. 15. (Kerl.) · 12. Da gehorchte Serubabel, der Sohn Seal- thiels, und Josua, der Sohn Jozadals der Hohe: Priester, und [überhaupt] alle Uebrige soer ganze zurückgekehrte RestJ des Volks sssrael Such. 8, 6], solcher Stimme des HErrn, ihres Gottes, und szwar nach] den Worten des Propheten Haggai, [welche er so geredet] wie ihn der HErty ihr Gott, gesandt hatte; und das Volk ssah seine Versündn gung gegen Gott ein, erkannte in der Dürre ein göttliches Strafgericht und] furehtete sich vor dem HErm 13. Da sprach [um diese bußfertige Stimmung im Volke zu befestigen und fruchtbar zu machen zum Werke] Haggay der Engels« [= der Bote Mal. 2, 7] des HErrn, der die Botschaft des HErrn hatte an das Volk: [Seid getrost] Ich bin mit euch [und werde alle Hindernissa die sich dem Bau meines Hauses entgegenstellem aus dem Wege räumen], spricht der HErt V) Hiernach waren einige Aeltere der wunderlichen Ansichh aggai sammt Maleachi und Johannes dem Täufer seien nicht wirkliche Menschen, sondern in Men- schengestalt erschienene Engel gewesen. · 14. Und der HErr sbegann sofort die Ver- herßung zu erfüllen und] erweckte den Geist Stru- babels, des Sohns Sealthiels, des Fursten [oder Statthaltersq Jnda, und den Geist Josua, des Sohns Jozadals des Hohenpriesters, und [über- 890 hattpq den Geist des ganzen übrigen sdes zurück- gekehrten Restes des] Volks, daß sie [mit Freudig: keit, Muth und Kraft erfüllt]"kamen und [wieder] arbeiteten am Hause des HErrn Zcbaoth, ihres Gottes fund zwar 23 Tage nach der Aufforderung Haggai, in welcher Zwischenzeit sie den Weiterbau beriethen und vorbereiteten] Der folgende Vers l wird von Luther nach der Vul- gata zum zweiten Kapitel gezogen; er gehört aber ohne Zweifel eng mit obigem V. 14 des 1. Katz. zusammen, was schon daraus hervorgeht, daß V. 2 eine ganz andere Zeitbestimmung enthält. Das Z. Kapitel. Meiffagnng non der Herrlichkeit des andern Tempels wegen der Zukunft des Mefsiaa 1. [Und zwar begannen sie das Werk] Am vier und zwanzigsten Tage des sechsten Monden, im andern Jahr des Königs Darins [Hystaspis], II. v. 2—10. Da nun der Tempelban so eifrig weiter getrieben wurde, merlkte man desto cmpsindlichetq wie sehr es an hinreichender! Mitteln fehle, um den Tempel würdig ausznschmiiclien Der größte Theil der Ein— wohner deg standen war arm, die Reisheren waren mehr in der Fremde geblieben, und der Jlnbrnch der messtanischcn Zeit, worauf man gegen Ende der Ver— bannnng so lebhaft gehoffl halte, wollte noch immer nicht kommen. Da ergeht zum zweiten mal dag Wort deg heim: an tjaggai und dieser spricht in einer zwei-ten Rede dem voller Muth ein, indem er ihnen das Verhältnis des neuen Tempels zum früheren: dar- stellt; er weis! sie ans die Zeit hin, wo sich die Herr— lichlicii des lhErrn gerade in diesem so schmneltlosen Tempel offenbaren, wo der Trost der Heiden erscheinen nnd alle Heidenvöllecr sieh zum HGrrn bekehren nnd zu diesem Tempel hinftrömett würden. Z. Am ein und zwanzigsten Tage des siebenten Monden [d. i. am 7. Tage des Laubhüttenfesteth - und zwar nachdem der Bau des Tempels nicht ganz einen Monat im Gange war], geschah [weil an diesem hohen Freudenfeste, an welchem Israel durch zahlreiche Opfer feinen Dank für die gnadew reiche Führung durch die Wüste, wie für den Segen der vollendeten Ernte darbringen sollte, die Ver- gleichung der gefegneten und glücklichen Vergangen- heit mit der armseligen Gegenwart des Volkes trübe Gedanken erzeugte und den Zweifel erregte, ob überhaupt die Zeit gekommen sei, den Tempel, der doch nur eine ärmliche Hütte werden würde, zu bauen] des HErrn Wort [zum L. Male] durch den Propheten Haggai, nnd sprach sum den eben erst geweckten Eifer für den Weiterbau des Hauses des HErrn nicht wieder erkalten zu lassen, sondern zu stärken]: 3. Sage zu Serubabel, dem Sohn Sealthiels, dem Fürsten soder Statthalter] Juba, nnd zu Josua, dem Sohn Jozadals, dem Hohenprieften nnd zum l l Haggai 2, 1——13. übrigen Volk [also zu der ganzen aus dem Exil zurückgekehrten Gemcinde], und spticht 4. Wer ist [noch] unter euch überbliebem der dies Hans in seiner vorigen Herrlichkeit soor seiner Zerstörung vor nunmehr 68 Jahren noch] gesehen hat? und wie sehet ihr-s nun an? Jst-s nicht also, es dünlet euch [in seiner Aermlichkeit gegenüber früher wie] nichls [zu] sein [also daß ihr darüber weinet und trauert vgl. Esra Z, 10 fs.]? Z. Und nun, Serubabel, sei getrost, spricht der HErrz sei getrost, Josua, dn Sohn Jozadaks, du Hoherpriesterz sei getrost, alles Volk im Lande, spricht der HErr, und arbeitet snur wacker fort]: denn ich bin mit euch, spricht der HErr Zebaoth [KTIP. 1, 13]. 6. Nach dem Wort [das ich zu euch fprach], da ich mit euch [am SiriaiJ einen Bund machte, da ihr aus Eghpten zoget snämlich daß ihr mein Volk des Eigenthums sein solltet und ich euer Gott sein wollte L. Mos 19, 5 f., was noch in unge- schwächter Geltung fortbestehet], soll mein Geist fwelcher früher in Verbindung mit meinen Ver- heißungen unter euch gewaltet hat, auch ferner] Unter euch bleiben fund alle Hindernisse beseitigen, welche mein Gnadenreich nicht zu euch kommen lassen wollen] Fürchte! eitel) [deshalb] nicht fwemt auch die Gegenwart nicht also ist, wie ihr nach menschlicher Weise erwartet habt; ich werde durch meine Allmacht schon mein Wort des Bundes er- füllen und meinen Tempel hoch verherrlicheu]. 7. Denn so spricht der HErr Zebaoth: Es ist noch ein Kleines dahin, daß ich [noch einmal ebenso, wie damals, als ich am Sinai unter gewaltigen Erdbeben mein göttliches Gesetz offenbarte Hab. 3 , 6., aber noch erschütterndetq Himmel und Erde, und das Meer und, Troclene [d. i. das ganze Weltall] bewegen werde [also daß der ganze bisherige Bestand der sichtbaren Schöpfung sich verändern wird] 8. Ja, falsch] alle Heiden i[d. i. alle Völker auf Erden] will ich lzugleich durch große politische Umwälzungen V. 22] bewegen saifo daß ihr bisheriger Zustand ein Ende haben und die Macht der Heidenwelt gebrochen und vernichtet werden foll]. Da [in Folge dieser allgemeinen Erschütte rung der ganzen Welt und der Völker] soll dann kommen aller Heiden Trost [wortlich: sollen dann kommen aller Heiden Kostbarkeiten, durch solche Erschütterung bewogen, werden sie selbst ihre Schätze zu meinem Haufe als Gaben bringen]; und ich will falsdann mit diesen kost- baren Gütern der Heiden] dies Haus süber dessen jetzige arme Gestalt ihr so trauert und klagt und fast vergeffet, daß auch in ihm noch das Reich Gottes unter euch abgeschattet istJ voll Hekt- Weissagung von der dereinstigen Herrlichkeit des neuen Tempels. 891 lichkeit macheu, spricht der HErr Zebaoth [Jes. 60, 11]. 9. sSolches vermag ich zu thun.] Denn mein ist beide Silber Und Gold fund alle Güter, welche die Heiden besitzen, und ich kann sie bewegen, ihre Schätze herbeizubringen zur Verherrlichung meines Reichess spricht der HErr Zebaoth 10. Es soll [dadurch] die Herrlichkeit dieses letzten [besser: die letzte-Herrlichkeit dieses, von Serubabel erbauten] Hauses sdas doch im Grunde durch alle Zeiten hindurch immer ein und dasselbe Haus des HErrn, die Abschattung meines Reiches, gewesen] größer werden, denn des ersten sdie erste, nämlich des Salomoni- schen Tempels] gewesen ist, spricht der HErr Zebaothz nnd [diese letzte größte Herrlichkeit meines Hauses soll ewig dauernd sein; denn] ich will Friede geben sund zwar zunächst äußeren, der sich aber zum ewigen geistlichen Frieden vollen- den soll] an diesem Ort [Jerusalem, da dieser mein Tempel gebaut wird], spricht der HErr Zebaoth Schon bald nach Haggaks Zeiten begann diese von ihm in Aussicht gestellte, durch alle-Zeiten sich hindurch- ziehende und im jüngsten Gericht sich erst vollendende Erschütterung der gesammten Völkern-en. ,,l1nter Darius Hystasnts stand zwar das persische Weltretch noch auf dem Gipfel seiner Macht, aber seme Erschtitterung be- gann fchon unter seinem Nachfolger Xerxes und trat bei dessen Krieg gegen Griechenland deutlich an den Tag. Daß die Zeit dieser Weltmakht bald erfiillt sein würde, das ließ sich schon damals ahnen, und durch Alexanders rasche Eroberungen ging diese Ahnung in Erfüllung. Auch seine Macht, anscheinend für die Ewigkeit bestimtnt, unterlag bald dem Loose der Zeitlichkein Die beiden mächtigsteiy aus der Monarchie Alexandens entstandenen Neiche, das syrische und egyptischh rieben sich einander gegenseitig auf. Nun gelangten die Römer zur Welt- herrschafy aber zu derselben Zeit, als sie sich auf dem Gipfel ihrer Größe zu befinden schienen, war ihre Er- schütterung schon weit vorgeschritten Auch mit der An- kunft Christi und der Stiftung der christlichen Kirche erreichten diese Erschtitternngen der Heiden, durch welche ihre Kraft gebrochen und die Auflösung des Heidenthums und der widergöttlichen Weltmacht herbeigeführt ward, noch nicht ihr Ende, sondern wie das Weltreich neben dem von Christo auf Erden gegründeten Himmelreiche sich erhält bis zur Wiederkunft unseres HErrn zum Ge- richte, so dauert auch die Erschütterrng der Heiden und der Königreiche der Völker so lange fort, bis alle Macht, die sich wider den alltnächtigen Gott nnd seinen Christus erhebt, wird gebrochen fein und die durch die Sünde der Menschen zerriittete und um ihretwillen der Ver- gänglichkeit unterworfene Welt untergehen nnd der neue Himmel und die neue Erde gegründet werden wird, in welchen Gerechtigkeit wohnet, dessen wir warten 2. Petri Z, 12 f. (Keil.) Jn diesem Zufammenbrechen des jetzigen Weltbestandes beim Untergang des Himmels und der Erde wird sich dann die von Haggai geweissagte und als äußerstes Ziel gleich an den Anfang gestellte Erschiitterung des Weltalls durch Erdbeben und wun- derbare Zeichen am Himmel auch vollständig erfüllen, nachdem sie sich in Verbindung mit jenen großen Völker- bewegnngen und beim Tode Christi bereits vorbildlich erfüllt hat. —- Mit diesem durch jene Völkerbewegrtngen wachsenden Verfall des Heidenthums und seiner Macht nahm aber zugleich das Verlangen der Völker nach dem lebendigen Gott, den sie durch Jsraels Zersireuung kennen gelernt, zu, so daß fech Viele vonihnen dem. Judenthum anschlossem andere, wie auch Artaxerxes und feine Rathe, Weihgeschenke und Spenden für den Teknpel darbrachten oder auf andere Weise ihre Verehrung für den Tempel zu Jerusalem bewiesen (Esra 7, 15 ff.; S, 6-—l0). Schon diese äußerliche Verherrlichung des Tempels durch die Schätze der Heiden war eine Vor- stufe flir die eigentliche Erfüllung der Verheißung Haggai, welche mit Christo und seiner Aufrichttmg des wahren, nicht mit ållienfchenhänden gebauten Tempels Gottes, des wahren, durch den Tempel Serubabels abgeschats teten Reiches Gottes, eintrat. Diese Verherrlichung des Hauses Gottes hat sich durch die Ausbreitung des Rei- ches Gottes unter den Heiden, die dann ihre sichtbaren und geistigen-Schätze zu seiner Verherrlichung hinzu- trugen, fortgesetzt und wird sich am Ende dieses Welt- laufs in der Gründung des neuen Jerusalems auf der neuen Erde nach dem Sturze aller gottfeindlichen Welt- mächte vollenden. ,,Jn diese heilige Stadt, in welcher die Herrlichkeit Gottes, aber kein Tempel mehr sein wird, werden die Könige der Erde ihre Schätze tragen, und die seligen Heiden werden in ihr wandelte« (Osfb. 21, 10 f.; 22 ss.) So umfaßt auch diese Weissagung Haggars die ganze Entwickelung des Reiches Gottes bis zum Ende. Jn demselbigen Sinne hat auch Hebt. 12, 26 f. unsre Stelle verstanden. III« v. 1l—20. nachdem durch diese so große Verhei- ßnng alle Muthlosigleeit und Trauer des volles beim Weiterbau deg Tempels verscheucht war, erging wieder- um der Befehl des holten an haggah in einer dritten Rede dem voller zunächst noch einmal recht lclar zu machen, daß der bisher vorhandene dlnsegea im Lande nur die Folge seiner Uarhicissigkcit im Welterlsau des Tempels gewesen sei, und ihm sodann die nunmrhrige daldigste Wiederkehr des Segene deg tiefern zn vernün- digen, um es dadurch in seiner Treue zu befestigen. 11. Am vier und zwanzigsten Tage des neunten [jüdischen] Monden [Kislev, etwa von Mitte Novbn bis Mitte Dezbr., gerade 3 Monate nach Wieder- aufnahme des Tempelbau’s, nachdem die Aussaat der Winterfrüchte beendigt war und an der größe- ren oder geringeren Menge des Frühregens im Herbste der Segen Gottes erkannt werden konnte], im andern Jahr Daseins, geschah des HErrn Wort Bumch Male] zu dem Propheten Haggat, und M : 12. So spricht der HErr Zebaoth: Frage [doch] die Priester um das Gesexz [um Auskunft nach dem Gesetz, und mache nach ihrer eigenen Auskunft dem Volke noch einmal recht klar, daß es sich durch seine Sünde jenen Mißwachs als Strafe zugezogen hat], und sprich: 13. Wenn jemand heilig Fleisch kvon Opfer- thierenJ trüge in seines Kleides Geren [Rockschoß], und rührete darnach an mit seinem sdurch das hl. Fleisch allerdings heilig gewordenen] Geren [3. Mos. 6- 201 Brod, Gemitse [genauer: Gekochtes], Wein, Oel, oder was es für Speise wäre; würde es [durch diese Berührung mit dem heil. Rockschooß 892 Haggai 2, 14—24. Sacharja l, l. nach] heilig? Und die Priester antworteten [nach dem Gesetzc], und sprachen: Nein. 14. Haggai sprach [weiter]: Wo aber ein Unreiner von einem ldurch ihn] berührten Aas [oder Leichnam 4. Mos. s, 6; Z. M. 2l, 11] dieser soben genannten Dinge] eines anrühren, wurde es auch unrein? Die Priester antworteten und sprachem Es würde unrein [denn nach 4. Mos. 19, 22 macht der durch Todtenberührung Verunreinigte alles unrein, was er anrühret]. 15. Da antwortete Haggai sdiese Beispiele auf das Volk und sein Verhältnis; zum HErrn auslegendL und sprach: Eben also [wie der Mann, der in feinem Rockschooß Heiliges trägt, und wie der, welcher durch einen Todten linrein geworden] sind dies Volk nnd diese Leute vor mir auch, spricht der HErrz [das Heiligthum meines Tem- pels, das sie in ihrem Lande, wie in einem Rock: schooße, tragen, machet wohl das Land, nicbt aber auch schon alles, was darinnen wächst,» heilig und gesegnet; der Unsegen, welcher auf den Früchten des heil. Landes bisher gelegen, kommt also von ihrer eigenen Unreinheit und Sünde her, die sie durch ihre Gleichgiltigkeit gegen mein Haus auf sich geladen haben; diese verbreitet sich als Fluch auf alles] und alle ihre Hände Werk, und [auch] was sie sauf dem von ihnen gleich nach der Rück: kehr erbauten Brandopferalted opfern, ist unrein [und verflucht] 16. Und nun schauet kdoch einmal], wie es euch gegangen ist von diesem lheutigenj Tage an [rückwärts] und zuvor, ehe denn sit-jeder] ein Stein auf den andern gelegt ward am Tempel des HErrn [gerade vor 3 HJionaten]; 17. Daß, wenn einer zum Kornhausen kam, der zwanzig Maß snach eurer Erwartung] haben sollte, so waren kbeim Ausdreschen] kaum zehn da; kam er zur Kelter, und meincte fünfzig Eimer [Most] zu schöpfen, so waren kaum zwanzig da. 18. Denn ich sdcr HErrJ plagte ench [in meinem Zorn] mit Dürre [Kornbrand], Brandkorn sGelbwuchs Am. 4, 9] und Hagel sder die Wein- stöcke zerschlug] in alle eurer [sauren] Arbeit; noch kehretet ihr ench nicht zu mir [und wolltet nicht die wahre Ursache solchen Unsegens erkennen] spricht der Hist-irr. 19. So schauet nun [auch] drauf, von diesem [heutigen] Tage an und zuvor [richtiger: und weiterhin in die Zukunft], nämlich von dem [heutigen] vier und zwanzigsten Tage des neunten Monden [an —— soll euch, die ihr des HErrn Wort nunmehr gehört und sein Haus wieder rüstig in Angriff genommen habt, des HErrn Segen wieder zu Theil werden. Damit ihr aber diese gnädige Verheißung für die Zukunft recht würdigen mögen wendet zuvor eure Blicke noch einmal aus die traurige Lage in der vergangenen Zeit] bis [zurück] an den Tag, da sgleich nach eurer Rück- kehr aus dem Exil durch die Erlaubniß des Königs Cyrus] der Tempel der HGrrn [neu] gegründet [worden] ist [abgesehen von den wenigen Wochen, in denen an dem Tempel bis zur Einstellung der Arbeit, sowie von den 3 Monaten, in denen nun- mehr wieder an demselben gebaut worden ist]- schanet sdoch uoch einmal recht nachdenklich] drauf [auf all den Unsegen, der über ench kam während dieser ganzen Zeit]. 20. Denn der Same [oder das Getreide, das ihr in jener Zeit erntetet] liegt [es etwa] uoch in der Scheuer s? Jst es nicht vielmehr allemal bis zum letzten Körnchen aufgezehrt worden, weil es so wenig war?], und trägt noch nichts sbesserx es hat damals nichts getragen], weder Wein- störte, Feigenbciumn Granatbcinmn noch Oelbciumez aber von diesem lheutigen 24.] Tage an [V. II] will ich [wieder] Segen geben sdaß wieder frucht- bare Zeiten kommen, Felder und Bäume wieder tragen sollen]. IV. v. 21—24. In seiner vierten Rede, welche ihm der HErr noch an demselbigen Tage offenbarte, wendet flch der Ilrophet an Serudabeh dem Vertreter des davidischeu Kdnigghansem und bestätigt ihm die ver— hetßungen des tholrru an David, daß sein Aöaigthum erhalten und bewahrt werden solle auch durch die Stürme hindurch, durch welehe die Wcltmaajt zertrümmert wer- den solle. 21. Und des HErrn Wort geschah zum an- dern mal zu Haggai, am sselbigenj vier und zwanzigsten Tage des [9.] Monden, und sprach: 22. Sage Serubabel, dem Fürsten Juda sEsra l, 8 und Statthalter des Königs Von Per- sien, in welchem, als dem Sohne Sealthieks und Nachkomrnen Davids, das Königihum Davids in seiner Erniedrigung unter das Königthum der Weltmacht repräsentirt und erhalten"wird], und sprich: Jch will [wie ich oben V. 7 f. gesagt] Himmel und Erde bewegen; 23. Und will sgleichzeitig mit und in Folge dieser WelterschiitterUeigJ die Stühle [d. i. die Herr: schaftJ der Köuigreiche sder Völker] umkehrcn, und szu dem Ende] die mcichtigen [genauer: die Macht der] Kdnigreiche der Heiden vertilgen; und will beide sihre Streit-] Wagen mit ihren Reitern s·deuen, die darauf fahren] umkehren, daß beide Roß nnd Mann [auf denen die Macht der Welt- reiche ruhet] herunter sallen [hinstürzen] sollen, und [zwar] ein jeglicher durch des Andern Schwert salso daß immer ein feindliches Weltreich das an- derevernichten und im letzten Kampfe die feind- lichen Schaaren sich gegenseitig aufreiben sollen Hes. 38, 21; Such. 14, 13]. 24. Zur selbigen Zeit swo die Herrschaft der Wiederkehr göttlichen Segens über Volk und Fürst in Folge des Tempelbaues 893 Heiden in der Welt also zusammenbrichtL spricht der HErr Zebaoth, will ich dich, Serubabel, du Sohn Sealthiels [und damit Sohn und Erbe Davids], meinen Knecht sden ich zu meinem be- sonderen Dienst, das ewige Königthum Davids auch in der Erniedrigung zu tragen] nehmen, spricht der HErr, und will dich ld- h. das in dir erhaltene und repräsentirte Königthuin David’s] wie einen Pilsthaftsring [den man beständig bei sich trägt und als kostbares Eigenthum bewahrt Jer· 22, 24; HoheL 8, 6] halten [will, wenn alle Reiche zu Grunde gehen, Davids Reich und Thron nicht verwerfen, sondern auf’s Engste mit mir verbinden und ewiglich erhalten]; denn ich habe dich [d. h. David und sein Königthum, dessen Vertreter du jetzt bist, von Ewigkeit] er- wcihlet [und meine Verheißungem David gegeben, sollen nicht dahin fallen], spricht der HErr Zebaoth Mit diesen Worten wird die dem David gegebene messranische Verheißung unter seinen Naehkommen auf Serubabel und dessen Geschlecht übertragen und wird sich an ihm in derselben Weise erfüllen , wie die dem David gegebene Verheißung, daß Gott ihn zum Höchsten unter den Königen auf Erden machen werde (Ps. 89, 28). Es versteht sich von selbst, daß die Verheißung nicht der Person Serubabels als solcher gilt, sondern seiner amtlichen Stellung; denn der Sturz aller Königreichq nach welchem erst dieselbe sich erfüllen soll, war in einem einzigen Menschenalter nicht zu erwarten. Die Erfül- lun dieser Verheißung gipselt in Jesu Christo, dem So ne David’s und Nachkommen Serubabel? (Matth. I, 12; Hut. Z, 27), in welchem Serubabel zum Siegel- ringe Jehovcks gemacht worden ist. Jesus Christus hat das Reich seines Vaters David wieder aufgerichtet, und seines Künigreichs wird kein Ende sein (Luk. I, 32 f.). Mag dasselbe auch zur Zeit noch von der Macht der Kömgreiche der Heiden gedrückt und tief erniedrigt er- scheinen, so wird es doch nimmermehr erdrückt und zerstört werden, sondern wird noch alle diese Königreiche zermalmen und verstören, und wird selbst ewig bestehen: Bau. 2, 44; Hebr. 1·2, 285 I. Tor. 15, 24. (Keil.) Wer illraphet Sacharja »Mein Haus soll gebauet werden«« spricht der HErn Die Ersüllung dieses Wortes verkündet Sacharja wie Haggah aber wie verschieden sind beide in der Weise dieser Verkündigung! Wenn jenes Auge mehr an dem äußeren Bau des Gotteshanses haftet, und sein ermunterndes Wort, arm an Fülle und Pracht der Entfaltung, dem Ansehen des Tempels entsprichh der sich dürftig und kümmerlich unter Mühen und Drangiglen vor ihm erhebt, so ist der tiefsinnige Blick dieses Propheten in die Betrachtung der innerlichen Herrlichkeit des neuen Heiligthums versenkt; er sieht in ihm nur das Symbol des Gottes: reichs, das als himmlischer und ewiger Bau in Jerusalem aufsteigt, und an dem sich alle Stürme der widerspenstigen Heidenwelt brechen. Das 1. Kapitel. Vermahnung zur Izuße und kgottesfurchh mit zweien lgesichten bestätiget. 1. Jm achten Monden des andern Jahre des Königs Datius [Hl)staspis, gegen 2 Monate nach der ersten Weissagung Haggaüs und der durch die- selben erzielten Wiederaufnahme des Tempelbaues Hagg l, l. 15., und einige Wochen nach der Weissagung desselben von der zukünftigen Herrlich- keit des neuen Tempels Hg. L, 1 ff] geschah dies Wort des HErrn zu Sacharja [1at.: Zank-keins, deutsch: »der HErr gedenket«, ein Name, welchen viele Personen der heil. Geschichte getragen haben], dem Sohn [des wahrscheinlich frühe verstorbenen, darum auch in Esra Z, 1; 6, 14 nicht genannten Priestersj Verechja, des Sohns Jddo sdes Vor- stehers eines der mit Serubabel und Josua aus dem Exil zurückgekehrten Priestergeschlechter Neh. l2, 4], dem Propheten [der, noch in jugendlichem (Umbreit.) Alter aus Babylon zurückgekehrh seinem Großvater in seiner Priesterwürde folgte und, noch als Jüng- ling zum Propheten berufen, dem älteren Haggai als Gehilfe beigegeben ward, auf daß ,,durch zweier Zeugen Mund Gottes Wort desto gewisser » geglaubt würde«], und sprach: Durch diesen Vers wird zunächst das erste Wort, das der Prophet vom HErrn geosfenbart erhielt, wo- durch er bei der Gemeinde eingeführt und als ordentlich berufener Prophet bestätigt ward, eingeleitet. — Was die Zeitverhältnisse betrifft, unter denen unser Prophet wirkte, so sind es ganz die zu Hagg I, 1 gefchilderten, nur mit dem Unterschiede, daß das Volk bereits den Tempelbau wieder aufgenommen hatte; Sacharja hatte also ein Volk vor sich, das, von Haggai bereits aufge- rüttelt für des HErrn Haus und Sache williger ge- worden war. Ueber seine Person wissen wir außer dem, was oben im Text aus den Büchern Esra und Nehes mia herangezogen worden ist, nichts Gewisses Nach Kap. 7, l hat seine prophetische Thiitigkeit mehr als 2 Jahr gedauert; außerdem erzählen die Kirchenvätey daß er in hohem Alter gestorben und neben Haggai begraben worden sei; während die Rabbinen ihn mit dem in 2. Ehren. genannten Sacharja verwechseln und behaupten, 894 Sacharja I, 2-—8. er sei zwischen dem Tempel und dem Altare getödtet worden (2. Chr. 24, 22 Anm.). — Was Haggaks Be- ruf war, nachdem der erste Theil seiner Thätigkeit Er- folg gehabt, das war Sacharjcks Ausgabe: er sollte dem Volk, das ein wenig williger geworden war, die arme kiimmerliche Gegenwart deuten und Muth machen durch die Verheißung der zukünftigen Herrlichkeit, aber auch, damit es nicht sicher würde, ihm nicht verschweigen, was ihm noth thue, und welch ernsten Zeiten es ent- gegen gehen müsse, um der verheißenen Herrlichkeit theilhastig zu werden. (Schlier.) Das prophetische Buch, in welchem Sacharja die vom HErrn durch seinen Geist empfan enen Aufschllisfe so, wie er sie empfangen, niedergelegt at, zerfällt in vier Haupttheile, deren erster (Kap. I, 7 — 6, 15) in teben Vistotien und einer dieselben abfchließenden sinn- bildlichen Handlung die zukünftige Entwicklung des Reiches Gottes in ihren Hanptmomenten darstelltx deren zweiter (Kap. 7 u. 8) bei Gelegenheit einer Antwort ans eine Anfrage über die Gedenktage an die Zerstörung Jerusalems dem Volke die Bedingung für die Errei- chung der in den Gesichten in Aussicht gestellten Herr- lichkeit an’s Herz legt und damit zu den folgenden zwei zusammengehörigen Theilen überleiteh Der dritte Theil (Kap. 9 u. 10) weissagt das Gericht über die widergöttliche Weltmacht und die Aufrichtung des Rei- ches der Herrlichkeiu endlich der vierte und letzte Theil (Kap. 12 u. is) weissagt den Kampf Jsraels gegen die Weltmacht und seine endliche völlige Bekehrung und Verklärnng Zn diesen, ein wohlabgerundetes Ganze bildender, unter einander eng zusammengehörigen 4 Theilen ist nnn Kap. I, 2 z 6 eine kurze Einleitung, die dem Leser den richtigen Gesichtspunkt flir die folgende Schrift geben soll, nnd durch welche der Prophet seinen göttlichen Auftrag bekundet. h. 2-—-6. Das Vorwort. In dem ersten Guitton-on, das an Satharja erging und welches seine Berufung zum Propheten darstellt, schickt er allen großen verhelsiungen im Folgenden die ernste Ermahnung voraus, suh aus- richtig zum tjØrrn zu bekehren und no) nicht durch Mini- fali in die Sünden der Väter gleiche Strafe wieder zu— zustehen. 2. Der HEkr ist [wie euch allen noch frisch im Gedächtniß steht- sehr] zornig gewesen über eure Väter sindem er das Reich Juda sammt Jerusalem und dem Tempel zerstören und das Volk selbst in die Verbannnng schleppen ließ] Z. Und Ho] sprich [denn] zn ihnen sden jetzt lebenden Kindern dieser Väter]: So spricht der DE« Zebaotlx Kehrei [ihr] euch [nur von gan- zem Herzen wieder] zu mit, spricht der HEtt schnellt, so will ich mich sauch mit meiner vollen Gnade wieder] zn euch kehren [und will noch weit Größeres an euch thun, denn ich bisher gethan, da ich euch schon reichlich getrösiet und gesegnet habe Hagg 1, 13], spricht der HErr Zebaoth. 4. Seid nicht wie eure Väter, welchen die vorigen Propheten [welche vor dem großen Gerichte der Verbannung lebten] pkedigteth Und sprachen: So spricht der HErr Zebaoth: Kehret euch von euren bösen Wegen, und von eurem bösen Thon lJoel 2, 13; Hof. 14, 2 f.; Jes. 31, S; Jer. Z, 12 ff.; vgl. 2. Kön. 17, 13 ff—J; aber sie gehorchten nicht, und achteten nicht auf mich, spricht der HEm d. Wo sind nun eure Väter? und die Pro- pheten sdie sce so rrnstiich warnten]? Leben sie auch noch? sKonnten sie auch ewiglich leben? Allerdings, beide, Väter und Propheten, sind längst gestorben, und ihr könntet darum meinen, jene seien wohl durch ihren Tod ihrer Strafe ent- gangen, und der Propheten Drohungen wären mit ihrem Tode erloschen, und meine Hinweisnng auf sie habe darum für euch keine Bedeutung mehr.] is. [Aber] Ists nicht also, daß meine Worte Und meine Rechte [meine GerichtsdrohiingenL die ich durch meine Knechte, die Propheten, [über sie] gebot, haben sgleich wie nachgeschickte Boten die Uebelthäter] eure Väter [verfolgt, eingeholt und] getroffen? [also] daß sie sich haben uiüssen szu mir] lehren, lGott die Ehre geben] nnd sagen: Gleich- wie der HErr Zebaoth [nach den Worten seiner Propheten] vorhatte nnd zu thun, darnach [= ge: « mäß dem wie] wir [auf bösen Wegen] gingen und [übel] thaten, also hat er uns auch gethan sKlagel. Z, 17; Dan. 9, 4 ff.; Esra 9, 6 ff.]. Es ist des heiligen Geistes Art und Weise also, daß er zuerst scharf und hart anfährtz und hernach freundlich und sliße wird. Wiederum der Teufel gehet sanft her- ein und fähet siiße an; aber hernach läßt er seinen Stank hinter sieh, und gehet sauer hinaus. Gleichwie ein Vater fein Kind zuerst hart nnd scharf zeucht, aber darnach ist’s das liebe Kind und eitel süße Liebe vor- handen; also hier auch , weil dieser Prophet viel Trost geben will, hebt er hart und ernstlich an, und ist nicht allein des Geistes Weise und Art, sondern die Noth fordert es von unsertwegen. (Luther.) Der Bußrtif Sacharjcks bezweckt aber, Israel zu erklären, daß Jehova durch die äußere Umkehr, welche sich in der Wiederaufnahme des Tempelbaues manifestirte, keines- wegs zufriedengestellt werden könne, sondern von seinem Volke eine wahrhaftige Umkehr, eine grtindliche Abwen- dung ihrer Herzen von ihren bisherigen Wegen und ihrer bisherigen Sinnesweise, und eine treue, feste Hin- wendung derselben zu Jehova und seinen Wegen for- dere. (Köhler.) Darum ist der Prophet anch so heftig, daß er in diesen kurzen Worten wohl dreimal anzeucht den Namen Gottes, des HErrn Zebaoth, so es sonst an einmal wohl wäre genug gewest. Denn es gilt etwas und liegt Macht daran, daß sie bei und an dem HErrn Zebaoth bleiben. (Lnther.) A. Erster tjanpttheik Die Uachtgesichte sit. 7—Kao. is, 15). Drei Motiate nach seiner Berufung zum Propheten durch das vorhergehende Wort der Erinny- nung, genau fünf Monate nach der Wiederaufnahme des Temuelbacks nnd zwei-Monate nach der großen klcrheißung des hiltrrn durch ijaggay daß er sein Voll: von nun an segnen und in der Zukunft uerherrlicheit wolle (Hagg. L, 10 —23"s, empfing Sacharja in Einer nacht eine große Offenbarung durch eine Reihe von sieben eng zusammen« gehörigen und Ein znsamnienhäugendes Bild gehenden Ge- sichten über die Art, wie der hErr diese Segnung und Uerherrlichung seines volles in der Zukunft in’s Wert: setzen, und wie sich demnach die Znlinnft des Volkes nnd Reiches Gottes in ihren tjauptmomenten gestalten werde. Diese Offenbarung linnpst an die traurige Gegenwart an Des Propheten l. Nachtgesichh und sinließt tnit der Kussieht in die Vollendung des Reiches Gottes. I« V. 7-17. Das l. ilachigesicljt von den Rittern unter den Myrtheu Ver tjGrr offenbart hierin dein Propheten nnd durch ihn dem voller, dass, obgleich gegenwärtig nokh lielne Aussicht vorhanden sei für die Erfüllung der ver- heißenen Wiederherstellung nnd verherrlilhung seines volles, er deunoch bereits die Werkzeuge seines Gerichts bestellt und ansgesendrt habe, nur die Macht der jetzt noch ruhig und heiser dahinlelienden ljeidenoöllter zu nützen nnd sein Zion zu vollenden. 7. Jm vier nnd zwanzigsten Tage des elften Monden, welcher ist der [iüdische] Mond Sehat san demselben Monatstage also, an welchem vor 5 Monaten der Tempelbau wieder aufgenommen worden, welcher darum auch ein ewig denkwür- diger, heiliger Gedenktag vor dem HErrn war, weshalb er auch seitdem immer wieder am 24. Tage durch seine Propheten zu Israel zu reden erwählte« Hagg 2, 11; 19- 211, im andern Jahr sdes Königs] Datius sHystaspisL san diesem Tage, welcher damals Mitte Februar des J. 519 sieIJ geschah das Wort des HErrn sdiesmal in Ge- siebten, in denen er aber auch seinen Sinn und Willen kund that] zu Sacharja, dem Sohn Be- rechja, des Sohns Jddo, dem Propheten und sprach« s= und zwar alfo]: V) Es ist möglich, daß die hohe Bedeutsamkeit des 24. Monatstags, dessen bei Haggai viermal Erwähnung geschieht, noch weiter zurlickreichh Es war am 24. des ersten Monats des Z. Jahres des Cyrus, als dem Pro- pheten Daniel nach dreiwöchentlichem Fasten und Beten unter großer Trauer und Ringen mit dem HErrn über dem betrübten Zustand des Volks Israel trotz der schein- bar nun schon erfüllten Zeit, die Jeremias bezeichnet hatte, und über die ohne Aussicht fortdauernde Abhängigkeit des Volkes Gottes von der heidnischen Weltmachy ein Engel erschien und ihm jene große Offenbarung brachte, die ihm bis in’s Einzelne Kunde gab liber die bedeu- tendsten Ereignisse der Zukunft der Weltreiche, nament- lich über einen wirren Knotenpunkt in dieser Zukunft, in welchem sich die Gefahr für die Heiligen bis zur droheudsten Höhe steigern werde; eine Offenbarung, welche als das einzige Licht in den finstern und irren eiten dieser Zukunft leuchten und den Heiligen, welche ch dies göttliche Licht znr Weisung und Richtschnur dienen ließen, zur Bewahrung und Errettung in den großen Trlibsalen gereichen sollte (Dau.10,4ff.). Dieser wichtige Tag sammt der an ihm geschehenen Offenba- rung blieb wohl allen denen, welche sich mit der Zukunft Jsraels angelegentlich beschäftigten, in lebendiger und heili er Erinnerung, und es ist vielleicht diese Bedeutung des 4. Monatstages die Ursache, weshalb man gerade an demselben Tage den Tempelbau wieder aufnahm; und so könnte nicht nur die Erinnerung an die wichtige Wiederaufnahme des Tempelbaues, sondern zugleich auch die Erinnerung an jenen noch wichtigeren U. Tag des ersten Monats im Z. J. des Cyrus den HErrn veran- laßt haben, gerade an demselben Tage dem Sacharja die große Offenbarung über eben dieselbige große Zu- kunft, deren Hauptmomente schon Daniel gezeigt worden, darzureichen —— «) Das hebe. lemor ((1jcend0) wird auch hier gebraucht, obwohl nicht wirkliche Worte, son- dern Handlungen Gottes berichtet werden sollen, um an- Von den Reitern unter den Mvrthern 895 zudeuten, daß die folgenden Gesichte, durch welche der HErr sprach, genau so berichtet werden sollen, wie sie dem Propheten gezeigt worden. 8. Jch sahe sein GesichtP d. h. mit dem in- neren Auge des Geisies, das mir der HErr ge- öffnet hatte, nicht im Traume, sondern im wachen, selbstbewußten Zustande, nur daß die Seele, der Fesseln des Leibes entbunden, sich im Zustand der· Entzückung befand Dan. 7, 1 Anm.] bei der Nacht swo der Geisi, am meisten von der Welt abge- zogen, am geeigneisten ist, göttliche Gesichte zu em- pfangen], und siehe, sda war vor meinem Geistes- augej ein Mann [welcher] saß auf einem [blut-] rothen sauf blutigen Krieg als das Geschäft des Mannes hindeatenden] Pferde, nnd er hielt unter den Mhrthenspt sunter dem Schatten eines an- muthigen, lieblich duftenden Myrthcnhaines, der] in der Aue sin einem tiefen, wasserreichen Thal: grunde, wie ihn Myrthen lieben, lagL Und hinter ihm sals ihrem Anführer] waren [noch andere] tothe sebenfalls auf Krieg und Blutvergießen hin- deutende], braune seigentlich staargraue oder ge- sprenkelte, auf Hunger, Pesi nnd andere Plagen] und weiße sauf Sieg und Ueberwindung der Welt als die Geschäfte ihrer Reiter hinweiseiideJ Pferde M· sOssenlx 6, 2 ff] is) Webt der Geist Gottes die Vorstellungen und Begriffe eines Menschen während des Schlafes, wo der rnenschliche Wille ebenso wie die menschliche Fassungs- kraft der Außenwelt ruht, zu einem Bilde zusammen, so entsteht der prophetische Traum; durch solche Traum« ebilde spricht Gott zu den Menschen, sonderlich zu den ätropheten (4. Mos. 12, 6; l. M. 28, 12 fs.; D»an. 7; Matth. l, 20 ff.; Hiob Its, 18 Anm.’. — Mit dem prophetischen Traume berührt sich sehr nahe das pro- phetische Gesicht, so daß sogar der Traum als Gesicht der Nacht bezeichnet werden kann (Hcob 33, 15; Jes. 29, 7). Der Unterschied zwischen beiden ist nur der, daß »der prophetische Traum im Schlafeszustande, das prophetische Gesicht dagegen im wachenden Zustande eintritt, somit bei letzterem das Aufhören der Sinneseindrlicke und der Willensbethätigung und das Auftauchen der traum- ariigen Gebilde zeitlich zufammenfiilln Auch bei dem Gesichte ist nämlich die Fassungskraft für die Außenwelt und die Willensbethätigung des menschlichen Geistes ge- lähmh Der menschliche Geist wird nur mehr durch ihm bereits eignende Voriiellungen und Begr1sse bewegt; dieselben gestalten sich aber in Folge unmittelbarer gött- licher Einwirkung zu solchen Bildern, wie sie eben ge- eignet sind, dem Propheten das zu vergegeuwartigety was der Cöeist Gottes ihm eben mittheilen will. ·Wte bei dem prophetischeii und natürlichen Traum wirken auch beim Gesicht die geschauten Bilder auf das Ge- miith des Propheten, tritt dieser in die Handlung, welche das Bild darstellt, ein, verkehrt mit den Gestalten seines Gesichts Der visionäre Zustand verhält sich nach Kuh. 4, 1 zum wacheu Zustande, wie der wache Zustand zum Schlafeszustand; gleichwie im Schlafe das leibliche Auge geschlossen ist für das, was um den Menschen vorgeht, so ist im gewöhnlichen wachenden Zustand der Geist des Propheten unempfänglich fiir die Wahrnehmung dessen, was er im visionären Zustande zu schauen bekommt. Die Versetzung in vistonären Zustand entspricht daher einer Versetzung aus dem Schlafeszustande in den wacheu 896 Sacharja l, 9—19. Zustand oder einer Aufweckung Die Vifion kann daher sowohl zur Tageszeit als zur Nachtzeit stattfinden. Auch Sacharia empfängt die Gesichte zur Nachtzeit, in welcher der Geift fiir die Eindrücke der Außenwelt abgestumpft und allein auf sich und seine Gedanken concentrirt ist, daher auch am leichtesten sich für die Einwirkung des göttlichen Geistes offen halten kann. (Kiihler.) DE) Die Ausleger sind darüber uneinig, von welcher Bedeutung der Aufenthaltsort der Reiter, der Myrthen- hain im Thalgrundh ist. Die Einen nehmen an, daß der Engel des HErrn sich deshalb gerade hier befunden habe, weil ein Hain dunkelgrünen lieblich duftender Mhrthen ein höchst anmuthiger, wonniger Ort sei, wie es sich als Aufenthaltsort des Engels des HErrn wohl zieme; und imThalgrunde befände sich dieser Hain, weil an feuchten Orten, in Thälern, an Flüssen die Myrthen besonders gerne wachsen und gut gedeihen. Die Anderen dagegen betrachten den Myrtheuhain als ein Sinnbild des Reiches Gottes oder des Landes Juda, als ein dem HErrn werthes, liebliches Land (Dan. 8, 93 11, 16), und den Thalgrund als ein Bild der tiefen Erniedrigung, in welcher das Land und Volk Gottes fich damals befand. — HEXE) Wenn etwas Ansehnliches, Ge- waltiges, stegreich Durchdringendes im Reiche Gottes vorzustellen ist, so wird dazu gern das Bild von Pfer- den und darauf sttzenden Reitern genommen. (Rieger.) 9. Und ich sprach [im Zustand der Ent- zückung]: Mein Herr, wer sind [oder was be- deuten] diese [Reiter mit ihren derfchiedenfarbigen RossenJZ Und der Engel, der mit mir redete swelcher vom HErrn besonders gesandt war, um mir die gefchauten Gesichte zu deuten nnd die göttliche Offenbarung meinem Verständnisse zu ver- mitteln], sprach zu mir: Jch ivill dir zeigen, wer diese sind fund was sie follen; höre nur zu] 10. Und der Mann [auf dem rothen Pferde] der [als Anführer der ReiterfchaarJ unter den Mhrtheti hielt, antwortete [sing in Folge davon an zu reden] nnd sprach szu dem Engel des HErrn V. 11]: Diese sind [diejenigen], die der HErr ansgesandt hat, das Land [besser: die Erde] diitchzuziehen sum zu forschen, ob die durch feinen Propheten Haggai Kap. 2, 8 verheißene Erschütte- rung und Bewegung der Völker noch nicht bald beginne]. 11. Sie aber fdie hinter ihm haftenden an- deren Reiter auf den dreifach verschiedenen Pferden] antworteten dem Engel des HErrnr [in welchen: der HErr selbst, ihr Ausfender, gegenwärtig war], der febenfallsj unter den Mhrthen [den Reitern gegenüber] hielt, und sprachen [ihm Bericht erstat- tend über die Ausführung ihrer Sendung]: Wir sind [wie der HErr uns befohlen] durchs Land füber die Erde hin und her] gezogen [um, falls sich unter den Völkern Gährung, unzufrie- denhcit und Unruhe zu zeigen anfinge, blutige Kriege unter ihnen anzuschüren und dadurch, sowie durch Hunger und Pest die baldige Vernichtung der gottfeindlichen Weltmacht und den Sieg des HErrn über dieselbe und dadurch die Errettung des Volkes Gottes aus ihrer Gewalt herbeizuführenh und stehe, alle Länder kder Heiden] sitzen [noch] stille [wohnen noch in tiefer Ruhe und Zufriedenheit bei einander und die Herrschaft des Weltreichs ist noch nicht erschütterts «) Schon darin, daß der Engel des HErrn, derselbe, welcher den Erzvätern erschienen, durch welchen der HErr sein Volk früher geleitet und in das verheißene Land Kanaan geflihrt und alle Feinde vor Israel ge- schlagen hat, nun nach so langer Zeit wieder erscheint, lag eine Quelle des Troste-s. Sein Erscheinen war ein Zeichen, daß der HErr fein Volk nicht verlassen habe, und feine Fürbitte (V. 12) mußte vollends jeden Zweifel aåi he; Erfüllung der göttlichen Verheißungen beseitigen. ( ei. 12. Da antwortete [V. 101 der [über diese Botschaft traurige] Enge! des HEtru [der mit Gott wesensgleiche allerhöchste Gesandte, der Engel des Bandes, welcher von Anfang an Israel geleitet und verforgt hatte], und sprach sFürbktte für Js- rael einlegend, mit Wehmuth zu dem HErrn im Himmel vgl. l. Mof. 19, 24]: HErr Zebaoth, wie lange willst du denn dich nicht erbarmen nder [dein Reich, insbesondere über] Jerusalem Und iibet die Stadte Juda- uber welche dn zornig bist ge- wesen diese fnun doch schon geraume Zeit verflosse- neu] siebenzig Jahr [die doch dein Zorn nach den Worten deines Propheten Jeremia KaP· 25- II; 29, 10 nur dauern sollte; wie lange willst du dein Volk noch nicht, wie du doch verheißen Jes. 40 ff.; Jer. 31 ff., zur dollen Freiheit und Herr- lichkeit führen, was doch nicht geschehen kann, ohne eine allgemeine Bewegung der Völker und den Sturz der Macht des Weltreichs, von dem dein Volk geknechtet ist Hagg 2, 7 ff. 22 fs.]? Es könnte fcheinen, als ob die klagende Frage, wie lange der HErr sich nicht erbarmen wolle, in der ge- genwärtigen Zeit unter dem Könige Darius I. eigentlich ungerechtfertigt sei, da der HErr fich bereits erbarmt habe; denn er hat bewirkt, daß Cyrus die gefangenen Juden wieder in ihre Heimath entließ , ihnen die Er- laubniß, ja den Befehl gab, das Haus des HErrn wie- der auszubauen, und ihnen sogar die von Nebucadnezar geraubten heiligen Tempelgefäße zurückerftattetr. Die nach Jerusalem heimgelehrten Exulanten hatten fich in der heil. Stadt wieder Häuser gebaut und dieselben sogar ganz wohnlich und behaglich ausgestattet iHagg l, 4); und wenn auch der begonnene Tempelbau bald wieder in’s Stocken gerathen war, so waren sie doch schon seit 5 Monaten von Neuem wieder damit beschäftigt. Gleich- wohl aber läßt sich jene Klage des Engels als eine anch nochin der Zeit des Darius vollständig gerechtfertigte erweisen. Nicht nur war im Z. J. des Darius der Tempel eben doch immer noch nicht hergestellt, und nicht nur waren sogar zur Zeit Nehemiass im J. 445 die Mauern Jerusalems noch zerbrochen, ihre Thore mit Feuer verbrannt und die Häuser zum größten Theil noch nicht wieder aufgebaut, sondern es hatte auch Js- rael feine frühere Unabhängi keit und Selbstständigleit noch nicht wieder erlangt; es efand sich noch in einem Zustande der Dienftbarkeit unter der Weltmachtz und die herrlichen Verheißun en, welche fich uach de: 70- jährigen babhlonz Knechtf aft erfüllen sollten, hatten sich erst in sehr sparlichem Maße erfüllt. (Köhler.) Das 2. Nachtgesichn Von den vier Hörnern und vier Schmieden. 897 13« Und der [so angeredete] HErr [im Him- mel] antwortete szunächst wohl dem Enge! des HEern- und durch diesen] dem Engel, der mit mir redete, freundliche [heiloerküudende] Worte und sin Betreff der schweren, traurigen Gegenwart] tröst- liche Worte. 14. Und der Engel, der mit mir redete, ftheilte mir diese trösiliche Antwort des HErrn mit und] sprach zu mir: Predigt [dem auch um Trost bangen Volke Israel la1it und deutlich], nnd sprich sdamit ia niemand an der unverbrüchlichen Wahrheit und Gewißheit deiner Worte zweifle]: So spricht der HErr Zebaoth: Jch habe sehr ge- Ftfert [bin von glühendem Liebeseifer entbrannt] nber Jerusalem [der Hauptstadt meines Gottes- reiches] und Zion [der Stätte meines heil. Tempels und meiner Gnadengegenwart, mich derselben an- zunehmen, und habe solchen Eifer für mein armes Volk ja auch schon zu zeigen angefangen, da ich es aus Babel erlösete]; » 15. Aber ich bin sandrerseitsj sehr zornig nber die [auf ihre Macht und ihren Reichthum] stolzen fund darum sorglosen] Heiden: Denn ich war nnr ein wenig [eine kurze Zeit auf mein ab- trünniges Volk] zornig, sie aber soie nur meine Werkzeuge zur Züchtigung meines Volkes sein sollten, halfen und] helfen [noch fortwährend] zum Ver- derben [indem sie mein ihnen von mir zur Ziich- tigung hingegebenes Volk zu vernichten trachtetens Hie siehe auf alle Worte, wie gar väterlich und herzlich sie doch geredet werden. Lauten sie doch nicht anders, denn wie die Worte eines lieben Vaters, der nach der Ruthe sein Kind wieder zu sich locket, und giebt ihm die allerbesten Worte, hebt an und wirft die Ruthe weg, ja er,ziirnet wider die Ruthe, schilt sie und tritt sie mit Füßen, als habe es die Ruthe und nicht er gethan; deutet darnach sein Stiiupen auf’s Beste, wie er’s so gut gemeinet habe, und sei nicht Zorn, sondern eitel Liebe getvest; beut ihm daneben einen Groschen oder Apfel, zum Wahrzeichen, auf daß das blöde Kindlein der Ruthe vergesse, nnd fich wieder kindlich zu ihm stelle. —— Fürwahr, wenn man siehet, wer der ist, der fo redet, niimlich Gott selber, so sind es fürwahr süße Worte, ja, Worte des Lebens, Freude und aller Selig- keit. Denn wenn einer gleich in der Hölle wäre, und hörete solche Worte von Gott, er müßte lebendig und fröhlich werden von den Worten. Aber wir lassen sie gehen, achten sie, als redete sie sonst ein Mensch, gliiuben nicht, daß Gott selber rede; darum schmecken wir auch nicht, wie gar süße sie sind. (Luther.) » is. Darum so spricht der HErn Jch will mtch [wie ich ja auch schon angefangen habe zu thun] wieder zu Jerusalem kehren mit smeiner vollen] Barmherzigkeit, und uieiu Haus foll drinnen sin Folge davon wieder vollkommen auf-] gebanet werden, spricht der HErr Zebaothz dazu foll die Zimmerschnnr linit welcher die Zimmerleute und Steinmetzen die Häuser nach ihrer Lage und Größe abgrenzen, auch] in [übe·r] Jerusalem [selbst] gezogen werden fdaß es wieder in seiner D ä ch s e l’ s Bibelwerh früheren Größe und Schönheit hergestellt werde; ich selbst will alle Hindernissh die sich solchem allen entgegens’cellen, beseitigen] Er zeucht zweierlei Bau an: den ersten, sein Haus, den Tempel, an welchem das Meiste gelegen iß, daß sie zuvor mit geistlichem Regiment nach der Seele versorget werden, durch Gottes Wort und Gottesdienst Denn da wohnet Gott, wo sein Wort nnd seine Ehre ist. Darum ist’s freilich eine große Barmherzigkeit, nicht das Haus aus Holz und Steine bauen, sondern daß Gott mit seinem Wort, Dienst und Amt darin will wohnen und bei ihnen sein, sie lehren und heiligen und helfen. Das heißt Gott Haus. Denn wo sein Wort nicht ist, da wohnet er nicht, fragt auch nach dem Hause nichts; denn da das Wort nicht mehr da blieb, ließ er durch die Römer den Tempel mit Stadt verwüsten. — Der andere Bau ist die Stadt Jerusalem, da das äußerliche, weltliche Regiment inbegriffen wird, welches auch eine große Barmherzigkeit ist. Denn die zwei Regimente muß man haben: das geistliche für die Seele, das weltliche für den Leib. (Luther.) 17. Und predige [noch] weiter [denn noch größer foll meine Barmherzigkeit sich zeigen], nnd sprich: So spricht »der HErr Zebaoth: Es foll meinen svon mir unter allen Städten auf Cjrden als mein besonderes Eigenthum erwähltenJ Stadien [Juda’s] wieder [so] wohl gehen [daß sie vom Segen überfließen, gleich einem engen Strombette, das die großen, stch dahin wälzenden Wassermassen nicht zu fassen vermag) Und der HErr wird lsich so mächtig verherrlichew daß er] Zion Dadurch] wieder [völlig] trösten [wird über all die Trübsale, welche die Heiden nach seiner Zulassung ihm zugefügt haben], nnd wird [das so begnadigte und verherr- lichte] Jerusalem wieder erwahlen sals die Stätte, in deren Mitte er wie vordem gegenwärtig ist]. Diese troftreiche Verheißung umspannt die ganze Zukunft des Reiches Gottes, und zwar so, daß dte An- fänge der Erfüllung sich darin zeigen, daß der Tempel- bau im 6. Jahre des Darius vollendet und unter Artaxerxes durch Nehemia auch Jerusalem· wiederherges stellt wurde, aber diese Anfänge der Erfüllung selbst nur ein Unterpfand dafür liefern, daß die von den früheren Propheten geweissagte Verherrlichung des Volkes nnd Reiches Gottes eben so gewiß erfolgen werde. (Keil.) ll- v. tat-et. v» zweite namtgesicht von den vier Hörnern und den vier Schmieden ist eine nähere Ausführung der Erklärung des tjairru in to. 15., daß er den stolzen Heiden sehr zürne, weil sie bei der Ziirytignng Ssraetg zum verderben halfen, nnd zeigt, wie der HGrr einst die seinen! slloltte nnd Reich: feind- lirheu weltmächte vecnichten wird. 18. Und ich hnb meine snach dem Ver- schwinden des ersten Gesichts wieder von der Nacht umgebenen nnd darum von selbst gesenkten] Angen [wieder] ans, nnd sahe [da vor meinen Geistes- augen ein anderes Gesicht], nnd siehe, da waren vier Hörner [die irgendwo aus der Erde heraus- starrten]. 19. Und ich sprach zum Engel, der mit mir redete [V. 9]: Wer siud diese [was bedeuten u. it« lI. 2. 57 898 Sacharja 1 , 20. sie]·i Er sprach zu mir: Es sind die Hörner [oder die feindseligen VölkermiichteT die srings um Jsrael herum wohnend, von allen vier Seiten kamen und das gesammte Volk Gottes, nämlich] Juda sammt dem Israel [den 10 Stämmen] und [die Hauptstadt des ganzen Volkes] Jerusalem [in alle vier Winde] zerstreuet sund damit das Neich Gottes aUfgeIöstJ haben. «) Das Horn dient dem damit versehenen Thiere zur Schutz- und Trutzwafsh und wird daher als ein Abzeichen und Symbol der Macht, sowohl der die Feinde niederschmetternden (1.Kön.22, 11; Mich. 4, 13; 5. Mos 33, 17; Am. S, 13), als auch der durch Nie- detschmetterung der Feinde erlöfenden und helfenden (Ps. 18, s; 2. Sam. 22, B; Lust. I, 69), wie endlich auch der hierdurch Sicherheit und ebendamit Anerken- nung und Ehre verleihenden Macht, oder auch geradezu als Bild der Hoheit, Majestät (Hiob 16, 15; Pf. 75, 5) gebraucht. An unserer Stelle nun können die Hörner nur als Symbol niederwerfender, verderbender Macht gefaßt werden, da ihnen ausdriicklich die Zerstreuung Jsraels zugeschrieben wird. (Köhler.) Eine große An- zahl hervorragender Ausleger alter und neuer Zeit nimmt an, daß durch die Zahl Vier bei den Hörnern auf die vier Weltmonarchieen Daniel (2,7) hingewiesen werden solle, welche zwar nicht allesammt das Volk Gottes zerstreuten, aber doch alle es mehr oder weniger knechteten. Jndeß der Wortlaut des Textes sagt, daß nur von der Zerstreuung Jsraels, und zwar als einer bereits vollzogenem der Vergangenheit angehörigen und nur in ihren Folgen in die Gegenwart hineinragenden Thatsache, die Rede ist, während doch zur Zeit Sa- charja’s zwei von jenen Daniekfchen Weltmonarchieen noch in weiter Zukunft lagen. Wir nehmen daher an, daß die Vierzahl der Hörner auf die Gesammtheit der an der Zerstreuung und Zerstörung zuerst Jsrael’s, dann Juda’s»mithelfenden, nach den vier Seiten der Welt hin wohnenden, feindlichen Völlermächte, sowie auf die Vollständigkeit der Zerstreuung des Volkes Gottes nach allen vier Winden hin deuten foll. 20. Und der HErr [selbst] zeigte mir sale- bald darauf, während desselben Gesichts, den vier Hörnern gegenüber] vier Scl)miede [denn als solche erkannte ich sie sogleich an ihrer Kleidung und ihrem Geräthe]. 21. Da sprach ich [zu dem Engel, der mit mir redete V. 9]: Was wollen die machen? sdenn daß sie gekommen sind, etwas gegen die vier Hörner zu» unternehmen, sehe ichwohLJ Er sprach: Die Horner [oder die durch sie dargestellten feindlichen HeidenoölkerL die Juda [d. i. das Volk Gottes, welches in Juda seinen Mittelpunkt gehabt hat und jetzt wieder hat] so [vollständig] zerstreuet haben, daß [alle Freude, aller Muth und alle Hoffnung jedermann schwand und] niemand sein Haupt hat mögen aufheben [und noch hoffen, daß das Reich Gottes je wieder hergestellt werde]; dieselbigen ab- znschreeken szunächst nur in Schrecken und Furcht zu setzen und durch ihr bloßes Erscheinen ans der sicheren Ruhe auszustörenh sind diese [Schmiede, die Sinnbilder göttlicher Strafgerichte über seine Feinde] kommen, sdann aber] daß sie snach solchen 21. 2, 1——8. Vorboten und Anzeichen der über dieselben heran- nahenden schweren Gerichte des Zornes Gottes endlich auch] die Hörner [d. i. diese verderbliche Macht] der Heiden abstoßen [gänzlich vernichten], lvelche [und eben weil sie]» das Horn smit feind- seligem Hochmuth] haben uber das Land Jnda sdas Volk Gottes empor-] gehoben, dasselbe zu zer- streuen. Die Erfüllung dieser Strafandrohung liegt zu Tage. De1in »die Macht der Völker, welche stch an der Auflö- sung des Volkes Jsrael betheiligten, ist so vollstiindig vernichtet worden, daß die meisten jener Völker heutiges Tages spurlos untergegangen sind. (Köhler.) Jndeß beschränkt sich die tröstliche Weissagung dieses Gesichts nicht blos auf die Verftreuer des damaligen Reiches Gottes in der volksthiimlichen Gestalt Jsraels, sondern erstreckt sich auf das Reich Gottes und seineVerstreuer bis an’s Ende der Zeiten. Die Völker und Reiche, welche, vom HErrn zur Ziichtigung seines Reiches be- nutzt, aus Bosheit und Hochmuth zum Schlimmen helfen, werde1i auch stets ihre Schmiede finden und ihre Macht wird verschwinden, wie die der damaligen Völker verschwunden ist. Das L. Kapitel. Vom Sohutz des geistlichen Jerusalems und non der Berufung der Heiden. III. v· 1—13. iiltittes Uart)tgesirht. Der Mann niit der meßschnur. wie das zweite Gesicht eine nähere Ausführung eines Goitesworia ans dem eriien Gesicht Gan. l, is) war, so nun) das dritte, nämlich von und. i, 16. 17, wo die zukünftige Uerherrlirhniig des boliieg nnd Reichen Gottes geweissagt wurde. Wie aber jene beiden Gotiegworie des ersten Genaue enge zusammennehmen, so auch die beiden sie aussieht-enden nnd begründenden Gesichte, von denen das erstere zeigte, was der hErr an den Israel feindseligen Mächten thun wird, nämlich sie vernichten, das vorliegende, was er an Israel tl)nn wird, nämlich wie er dasselbe zur vollkom- menen herrlichtieit führen wird. Die Verheißuug dieses Z. Gesictng giufeli darin, daß der ihErr ans dem stimme! hernieder lioninien und versäumt) unter seinem Volke in selbe eine Quelle des Segene nnd der Herrlichkeit wer· den wird, so daß nun) die Heiden sich zu dem in Jeru- salem wohnenden hErrn sammeln werden. — Der Ab— schnitt zerfällt in zwei Theile, das eigentlici)e Gesicht von dem oerherrlichten Jerusalem W. 1——5) nnd eine dasselbe erlänternde und begründende pronhciische Rede ans dem Munde» des Engels den hatten w. it—13). 1. Und ich hab meine Augen swiederj aaf sKapx I, 18], und sahe, und siehe, ein Mann [ging vor meinem inneren Auge vorüber, der] hatte eine Meßschnur in der Hand. Z. Und ich spracl) szu ihm, während er an mir vorüberging]: Wo gehest du hin [und was willst du mit der Meßschnur macheu]? Er aber sprach zu mir: lJch gehe hin] Daß ich sdas neu erbaute und von Gott zu seiner Herrlichkeit er- hobene] Jerusalem niesse, und sehe, wie lang nnd weit sie sein solle [besser: sie sei,« welche außer- Jerusalem Wohnung nehmen werde, wodurch er für dass« Z. Nachtgestirn: Der Mann mit der Meßschnnu 899 ordentliche Größe, Ausdehnung und Einwohner- zahl der HErr ihr gegeben hat]. V) Nicht das Jerusalem zu des Propheten Zeit, welches allerdings erst noch aufgebaut werden sollte, sondern das zukünftige, neue Jerusalem, das zum Ziel Der Vollkommenheit gelangt ist, steht Sacharja im Ge- sicht; dies will der Mann ausmessenz denn das Aus- messen ist nicht etwa gleichbedeutend mit dem Abstecken nach der Meßschnur, was Kuh. I, 16 gemeint war. Ausgemessen wird etwas bereits Fertiges, abgesteckt etwas erst noch zu Vollendendes —- Es wird hier auf etwas Weiteres gezielt, nämlich aus das neue Jerusalem der sie-Urzeit. Nun dies ist wohl kein blos geistliches Jerusalem, weil zu dessen Jnbegriss auch das ,,Vieh« gerechnet wird. Es ist auch nicht das Jerusalem, das nach der babylonischen Gefangenschaft wieder gebaut wurde; denn bei diesem war man von der Zeit des Cyrus an beflissen, Mauern auszubauen. Es ist also nichts übrig, als daß man diese Weissagung aus das Jerusalem deute, dessen in Jer. 31, 38-—40 u. Hes. 48 gedacht wird. Dieses abgemesfene Jerusalem ist das iel der Werke Gottes auf der Erde, welches das Volk ottes schon zu Sacharjcks Zeit vor Augen haben sollte, und auf welches der damalige Bau des Tempels schon von weitem her abzwecktm Diesem Jerusalem wird ein besonderer Schutz und eine besondere Offenbarung der Herrlichkeit Gottes (V. S) verheißen, weßwegen es mit Recht Jehova Schamma ,,hie ist der HErr« wird heißen können (Hes.48,38). Es erhellet aus diesen Ge- fichten, daß Jerusalem in dem Plan der Regierung Gottes eine Hauptsache sei. Moos) Z. Und siehe, der [in meiner Nähe weilende, zu meinem Dienst bereite] Engel, der mit mir redete, ging heraus [von mir hinweg, dem Manne mit der Meßschnur nach, um zu erforschen, was derselbe vorhabe und thue, und'mir darnach Auf- schluß zu bringen] Und ein anderer Engel ging skam von derselben Seite, nach welcher jener Mann gegangen war] heraus ihm sdemi mit mir redenden Engel] entgegen, 4. Und sprach zu ihm [im Auftrag jenes Mannes mit der Meßschnur, dem jener nachgehen wollte]: Lauf hin, nnd sage [eiligst] diesem Knaben [dem jugendlichen Propheten, dem du Gottes Offenbarung deutest, und welcher über den gegen- wärtigen verödeten Zustand Jerusalems so sehr trauert, die frohe, ihn wieder anfrichtende Bot- schaft]- und sprich: Jerusalem wird seinst so groß und herrlich werden, daß es nicht mehr eine mit Mauern eng umgrenzte Stadt sein, sondern] bewohnet werden [wikd] ohne Mauern, [Und also einer mit mauerlosen Städten und Dörfern be- deckter» offenen Landschaft gleichen wird, und zwar] vor großer Menge der Menschen und Diebes, so [durch den reichen Segen und die seligmachende Gnade des HErrnJ drinnen sein wird lJes 49, 19 f.; Hes 38, 11]. · » »· · Städte wie Babel und Ninive mit Millionen Ein- wohnern haben ja Mauern gehabt; das neue Jerusalem soll aber noch größer sein und keinen Wettstreit mit Welthauptftädten eingehen, es wird die ganze Welt um- fassen und eine geistltche Stadt sein, die keiner leiblicher Mauern benöthigt ist. (Diedrich.) 5. Und [es bedarf dann auch keiner schützen- den Umgebungsmauem denn] ich [selbst] will, spricht der Heut, eine feurige Mauer «[rings] umher sein ldaß jeder, der es anzugreifen wagen sollte, vom Feuer des Zornes Gottes verzehrt werden wird Jef. 4, Z; Z. Mos. 4, 24], und will [selbst mitten] drinnen sein, und will mich herrlich drinnen erzeigen swilldurch meine persönliche Gnadengegenwart sie mit meiner göttlichen Herrlichkeit ganz erfiillen Jef. 60, 19]. »Gott ist ihr Schutz, er ist aber auch ihr Schatz drinnen, seine Herrlichkeit wohnt in ihr, d. h.«die Offen- barung seiner vollen Gnade zu ewigem göttlichem Leben in Christo, dem Gottmenschen.« 6. [Und weiter sage dem Propheten, um ihm diese hohe Verheißung der Zukunft noch näher zu deuten, daß auch bereits der Befehl des HErrn ergangen ist, durch welchen er Jerusalem- so groß und herrlich machen will; er lauten] Hut! Hut! ftiehet fihr Kinder des Volkes Gottes eilends] aus [Bab«el’] dem Mitteruachtlande [Jer. la, 14; 6, 22., denn meine Gerichte will ich nun herein- brechen lassen über diese Drängerin meines Volkes Jef. 48, 20], spricht der HErrz denn sich will euch groß und herrltch iiberall auf Erden machen, ja] teh hab euch sschon -— in meinem göttlichen Nathschluß steht diese herrliche Zukunft bereits als fertig und vollendet da -—] in [besfer: wie] die vier Winde unter dem Himmel sdie sich nach allen Himmelsgegenden ausbreiten] zerstreuet [genauer: ausgebreitet und gemehret], spricht der HErtx 7. [Darum ruft dir der HErr nochmals zu :] Hut, Zion sdu Volk Gottes], die du ljetzt noch] wohneft bei [Und inmitten] der Tochter Bibel, entrtnne lrette dich, daß du nicht in ihre Gerichte hineingerathest] ! 8. [Ja, eilet, euch zu scheiden von Babel!] Denn so spticht der HErr Zebaoth: Er hat [ge- nauer: habe] mtch [seinen Engel"] gesandt nach der Ehre zu den Heiden sum Ehre an den Heiden zu gewinnen, durch schwere Gerichte ihre Macht zu brechen und Gottes Herrlichkeit dadurch an ihnen zu offenbaren], die euch beraubet [Und ge«- knechtetJ haben; ihre Macht hat [dann] ein Ende. [Schwere Rache wird er nehmen an denen, die seinem Volke wehe gethan; denn] Wer euch an- tastet, der tastet seinen Augapfelrtr ssein theuerstes Gut, das er am forgsältigsten behütet und pflegt b. Mos. 32, 10] alt. «) Es ist selbstredend, daß Vabel hier nicht etwa blos als Mittelpunkt der damaligen persischen Weltmachh sondern als Repräsentantin und Typus der gottfeind- lichen Weltmacht überhaupt, die Gottes Volk haßt, ver- folgt und gefangen hält, in Betracht kommt. «) Besonders aus Grund von V. 8. 9. 11 ist eine namhafte Anzahl der vorziiglichsten älteren und neueren Ausleger der Ansicht, daß der Mann mit der Meßschnun in dessen Namen und Auftrag hier der ,,andere Engel« zum Propheten spricht, ja in dessen eigene Rede die 574 900 Sacharja 2, I— 13. 3,1.2. Rede dieses anderen Engels allmählich übergegangen ist, der Engel des HErrn, der Engel feines Angesichts (Jef. 63, 9), der Gottes Wesen in sich trägt und offenbart, sei, der, weil gleichen Wesens mit Gott, also auch in besonderem Sinne von sich sagen konnte: Ich schwinge die Hände; ich will bei dir wohnen (V. Its. M) Ach, so nahe läßt sich Gott seine erwählte Ge- meinde sein, die doch aus armen Sündern besteht, daß er’s denen schrecklich vergilt, welche er als nchtruthen für seine Kinder in dieser Welt gebrauchen mu te. Bringt der Kampf gegen das alttestatn Zion schon den Völkern endlichen Untergang , so werden die Feinde im neuen Test nur desto schneller zu Grunde gehen, nachdem Christus nun im Fleische bei uns ist. (Diedrich.) I. Denn siehe, ich [der Engel des HErrn, ziehe aus und] will [im Namen des HErrm der mich gesandt hat] meine sallmächtige Richter-J Hand über sie weben [hin und her schwingen], daß sie [zur gerechten Vergeltung nunmehr] sollen ein Raub sEigenthum und unterthan] werden denen, die fsie ungerecht und übermüthig beraubet haben, und die in Folge dessen so lange Zeit] ihnen gedienel haben snämlich den Kindern meines Volks vgl. V. 11]; [fo] daß ihr [daran] sollt jdeutlich vor Augen sehen und] erfahren, daß mcth der HErt Zebaoth [wahrlich] gesandt hat leuch aus aller Noth, Spott und Tyrannei der Heiden zu erretten und zur Herrlichkeit zu siihren und also seinen ewigen Gnadenrathschluß zu erftillen]. to. Freue dich [denn], nnd sei fröhlich, du [aus Vabel gerettete] Tochter Zion [wahre Ge- meinde des HErrn]; denn siehe fes kommt dann die Zeit deiner HerrlichkeitL ich [selbst, der all- mächtiger Gott, das Ebenbild und der Abglanz des unsichtbaren Wesens Gottes ist, oerlasse dann den Thron meiner Herrlichkeit und] komme [in deine Mitte] nnd will [voller Gnade und Wahrheit] bei dir wohnen [Joh.· 1, 14; Offenö 21, 3], spricht der HErn Diese Weiffagung voll nentestamentlicher Klarheit hat sich zu erflillen angefangen, da Gott Mensch ward in Mariens Schooß, wird aber einst, wenn Christus in Herrlichkeit wiederkommt und im neuen Jerusalem als das Lamm Gottes und zugleich der Löwe aus Juda unter den Seinigen wohnet, erst völlig in Erfüllung gehen. 11. Und [es] follen zu der Zeit fwenn ich persönlich unter dir werde Wohnung gemacht haben] viel fund starke] Heiden [-Völker, die bis dahin ohne Gott in der Welt gelebt, ja das Volk Gottes ver- achtet und verfolgt haben] zum HErrn [hinzu-] gethan werden fdaß sie im gläubigen Gehorsam gegen mich, den unter ench Wohnenden, sich dem wahren lebendigen Gott mit innige: Liebe zum Opfer hin- geben Kuh. s, 20 f.; Jef. 14, 1], nnd sollen [dann auch] mein Volk sein [also daß aus ihnen und meinem auserwählten Volke Jsrael Ein einiges Volk Gottes und mein Reich somit weit über die Grenzen Jsraels in alle Welt ausgebreitet werde Mich. 4, 2]; nnd [aber] ich will bei dir [dem Volke meines besonderen Eigenthumsj wohnen [du follst der Mittelpunkt meines Reiches sein und bleiben], daß du sollst erfahren sflebendig erkennen] daß mich der HErr Zebaoth kais Mittler und Aug: richter deines Heiles] zu dir gesandt hat. 12. Und der HErr [der auf solche Weise unter seinem Volke Wohnung gemacht] wird [dann in vollster Wahrheit und WirklichkeitJ Juda [als vollkommen erlösies nnd geheiligtes Volk] erben für sein Theil [als fein volles Eigenthum in Be- sitz nehmen, und wird mit ihm vereint] in dem [dann ganz] heiligen [ja verherrlichten, über alle Länder ausgedehnten] Lande sCanaan wohnen], und [er] wird Jerusalem [das ebenfalls erneuert und so vergrößert ist, daß es einer offenen Land- schaft gleicht V. 4] wieder [als Stätte ewiger Offenbarung seiner vollkommenen Herrlichkeit] er- wählen. 13. lDarauf harre in Anbetung und Ehr- furcht] Alles Fleisch fund] sei [in fehnsüchtiger Hoffnung und Verlangen] stille vor dem HErrn [bis er von seinem Thron herniedetkommtHab. 2, 20; Zeph.1, 7]; denn snicht ferne·ist die·Zeit] er hat sich [schon] aufgemacht aus feiner heiligen Statte [im Heiligthum des Himmels, das Gericht über die Heiden, insbesondere Babel, zu beginnen und damit die Erlösung seines Volkes herbeizuführen] Auch diese Weiffagung erfüllt sich stufenweife und reicht mit ihrem Ende in die Ewigkeit hinein. Schon sehr bald, nachdem Sacharja das Gesicht empfangen, be- gann das Gericht tiber die heidnische Weltmacht herein- zubrechetn Als sich Babylon noch unter Darius gegen den persischert Großkönig empörte, wurde nach seiner Wiedereroberung ein großes Blutbad in ihm angerichtet und seine Mauern wurden zerstört, so daß die Stadt sich nicht wieder zu ihrer alten Größe und Bedeutung erheben konnte. Von da an geht das Gericht über die folgenden Vabylons durch die Jahrhunderte hin, indem der HErr eine Weltmacht durch die nachsolgende stürzt und vernichtet, bis endlich er selbst die Macht des letzteu und feindseligsten Babel durch seine göttliche Kraft mit einem Schlage niederwerfen wird. Dann wird auch Jerusalem aufhören von den Heiden zertreten zu wer- den. Denn dann, nachdem die Fttlle der Heiden zu dem HErrn hinzugethan sein wird, wird Israel seinen Messias als den von Gott gesandten Engel des Bandes erkennen und sich zu ihm bekehren, also daß der HErr auch sichtbarlich aus ewig unter seinem Volke Wohnung machen kann. Das Z. Kapitel. Christi priesierliches Amt an Josua norgetiildet IV. v. t——10. nickt-s ukkchtgesichr de: Hohe— oriesier Josua vor dem Enge! deo heitern. Var Gesirht beantwortet die bange Frage: Wie in aber eine solche derherrltctsung Iotaelg bei seiner eigenen und feines zlrienernandeo tiefen versthnldnng nnd se· stekttnng möglich nnd zu erwarten? »Das Z. Gesicht hatte die non den früheren »propheten bereite geweissagtc Segunng und Verherrliktjnng Israels wieder aufgenom- men und dieselbe in großartigen Zügen zeichneud be- stätigt. Gine solche Seguuug nnd Verherrliklsung Is- raels hat aber zu ihrer nothwendiger: Voraussetzung, daß Israel ein mit seinem Gotte versöhntez heiliges Volti sei. Vies lionnte Israel nur werden, wenn seine Sünden flets aufs diene wieder durch die vom tjErru vorgeschriebenen weise gesühnt wurden. iiun schien aber die bisherige, vom hiiirrn eiugesehie Vriesiersctiaft wegen ihrer Versihuldung untanglich zu sein, jene Sühnung der Sünden des Vollis ferner zu vollbringen, und damit fiir Israel alle Hoffnung abgesehnitien zu sein, daß es je Sühnung seiner Sünde nnd hierdurch Erfüllung jener Verheißnngen erlangen könne. Allein durch des thGern Gnade wird, wie nnser Gesiiht zeigt, der Vriestersiand in seinem damaligen Vertreter, dem ihohenpriesler Inst-a, von alter Schuld gereinigt, von Venem in das Priester— amt eingesetzt und ihm die weissagende Bedeutung he— liräftigt, daf rr hinweisen solt ans den einekht des Wüten, der einst liommen werde, um in wahrhaftiger und ewig giltiger Weise die Schuld Israels zu sühnen nnd Israels Verherrliclsuug zu Wege zn dringen« So giebt also dies Gesiiht dem Vollie Gottes die überaus wichtige nnd gnädige Verheißuug, daß ihm nie die Ver- gebung der Sünden durth Gottes Gnade fehlen, ja das; einst eine ewig giltige, wahrhafte Versöhnung noui thGrrn selbst geschafft werden solle. — Vas Ganze zer- fällt in zwei Theile: die eigentliche Vision, eine Gerichts— seene im Himmel, in welcher der sjoheorirsler Iosna non Satan angelangt, vom hatten gereihtigt und neube- kleidet wird (V.1-—-—5), und die Darlegung, welche vor- lslldliitie Bedeutung dieser Vorgang für den Fortbestand und die suliunft des Reiches Gottes hat (V. 6——10). l. Und mit? lvard svom HErrtIJ gezeiget der Hohepriesier Josua, lals ein Angeklagter] stehend [im Heiligthnm des Himmels] vor dem Engel des HErrn swelcher von Anfang die Geschicke des Volkes geleitet hat, in welchem Gottes Herrlichkeit wohnet, durch welilkeu er auch richtet]; nnd der Satan [der Feind Gottes und der Menschen Hiob 1, 6 Anm.; Ossenb. 12, 10] stund [als Aukläger Josuas Pf. 109, s] zu feiner Rechten, daß er ihm [als dem Träger des das Volk Gottes versöhnenden hohenpriesterlichen Amtes, wegen· sei- ner und seines Amtes süridlicher BefleckUrigJ wider- stimde fund wenn möglich, das sündentilgende priesterliche Amt und damit den Bestand des Volkes Gottes und die Verwirklichung der zukünftigen Er: lösung vernichte) Jn dem Hohenpriester coneentrirt sich das Priester- thnin Israel-s, wie sich wieder im Priesterthnm der Charakter Israel-s, als des heiligen Volkes concentrirt; der Hohepriester vertritt die Heili keit und Priesterlichkeit Jsraels, nnd zwar nicht blos urch einzelne amtliche Handlungen und Funktionen, sondern so, daß er als dieser Levit und Aaronit, als dieses derzeitige Haupt des Hauses Aaron in seiner Person solchen von Gott aus Gnaden dem Volke Israel beigelegten Charakter der Heiligkeit und Priefterlichkeit repräsentirt. (Kliefoth.) Hieraus erhellt die Ursache und das Motiv der Anklage Josuas vor dem Throne Gottes Seitens des Satan. Das ganze Volk Gottes, dessen priesierlichey die Ver- söhnung der ganzen Welt vermittelnder Charakter m dem aarouitischen Hohenpriesterthum gipfelte, war wegen seiner schweren Sünden in den Feuerofen des Exils g 4. Nachtgesichh Der Hohepriesier Josua vor dem Engel des HErrn. 901 verstoßen und vor Kurzem erst in das Land der Väter zuriickgekehrtz aber noch schien an der Wiederherstellung und Festigkeit der gottliehen Einrichtun en im Volke, durch· welche »es zur·Erreichnng seines ieles der zu- künftigen Erlosung hingeführt werden sollte, insbesondere am Bau des Tempels und seinem Dienst zur Versö s riung der Sünden viel zu fehlen, und dem oberflii - lichen Betrachteiszkonnte es zweifelhaft scheinen, ob das Volk wirklich wieder zu Gnaden an enommen nnd in seinen Beruf des Volkes Gottes wie er eingesetzt sei. Was vom Volke galt, galt im höchsten Maße vom hohenpriefterlichen Amte, dessen Träger damals Josua war. Gerade dies Amt trug besonders große Schuld an der Verfchuldung und dem Abfall des alles, war darum auch mit dem Volke zeitweilig im Exil verworfen worden, und es schien, als ob es sammt dem Volke für alle Ewigkeit unwürdig sei, die Versöhnung mit Gott zu vermitteln. Dieser Schein bewegt Satan, der es ein für alle Mal nicht fassen kann, daß Gottes Gnade größer sein soll als unsre Sünde, und dem Sündenvers gebung und Gottes Barmherzigkeit etwas Siunwidriges ist, den Versuch zn ·machen, das seiner Herrschaft auf Erden so hochgesährliche priesterliche Amt in Israel zu nichte zu machen. Gelang ihm sein Versuch , so hatte er damit auch die zukünftige Erlösung an seinem Theil vereitelt. Dies die allein richtige Bedeutung dieser wichtigen, tiefen Vision, die das Fortwalten der Gnade Gottes und die· Gewißheit seiner Verheißung folchen Angriffen des Reichs der Finsterniß gegenüber been-here. Eine persönliche Verschuldnug als Grund feiner Anklage dnrch Satan anzunehmen, ist ein Zeichen, daß man die weitreichende Bedeutung der Vision nicht versieht. Wir glauben im Gegentheih daß besonders reger Eifer Jofucks für den Tempel und seinen Verföhnungsdienst für Satan und seine Werkzeuge die Veranlassung ge- wesen sein mögen, die in der Vergangenheit bewiesene llnwürdigkeit des ganzen Priesierftandes für ein so heiliges Amt hervorzuheben, so das; diese Vision nicht blos dem ganzen Volke den Glauben an die Gewißheit seiner zukünftigen Herrlichkeit stärken, sondern insbe- sondere Josua und dem Priefterthum zum Trost und zur Beruhigung gereichen sollte, gegenüber den Zweifeln und Versuchungeu , die ihnen durch teuflische Ankla en der Bosheit erregt wurden. — Es erinnert unsere Bissen in mehr als einer Beziehung an das Buch Hieb, be- sonders seinen geschichtlichen Theil (Kap. 1 u.2); nicht blos gleicht die Gerichtsseene im Himmel sehr der Same, wo Satan Hiob vor dem HErrn anklagt, so daß wir zum Verständnis; unserer Vision auf die Erklärung Hiob’s hinweisen können, sondern es ist die Anklage Josucks ebenfalls als eine schwere Versuchung zu fassen, als »ein Kampf Gottes mit Satan und atans mit Gott um eine Menschenseele, die Gottes ist« (Hiob I, 12 Anm.). Jedenfalls setzt die ganze vorliegende Vision das Vorhandensein des Buches Hieb und die Bekannt- schaft mit demselben voraus, wie schon an der Erwäh- nung Satans als einer ganz bekannten Persönlichkeit und seinem Erscheinen vor Gott zwischen anderen Engeln zu erkennen ist. Z. Und der HErr sder mit Gott wesensgleiche Engel des HErrnJ sprach snaeh Anhörung der Au: klage] zu dem Satan sindem er ihn abwies]: Der HGrc sder barmherzig und gnädig, geduldig und von großer Güte und Treue ist] scheltei dich lbringe dereinst sein gerechtes Verdammungsgericht über dich Hieb 1, 6 Anm.], du Satan [der du von Anfang an Gottes Gnade verachtet und Gottes 902 Sacharja s, 3 -—9. Kinder, welche sie begehrt, verfolgt und um ihrer Sünden willen verklagt hast]; ja, der HErt sthelte dich, fer] der fja] Jerusalem ffür alle Ewigkeit zur Stätte der Offenbarung seiner Gnade und Erbar- mung, seiner Macht und HerrIichkeitJ erwahlei fund diese seine Erwählung selbst in seinem Zorne über Jerusalem nicht vergessen oder zurückgenommwi hat fdu aber gehst darauf aus, diese» Erwählung durch Vernichtung des hohenpriesterlichen Amtes hinfällig zu machen]. fUnd was insbesondere diesen von dir angeklagten Träger des hohenpriesterlichen Amtes anbetrisft:] Jst dieser fsammt dem ganzen PriesterstaUdeJ nicht ein Brand, der aus dem Feuer «· fvom Rande des Verderbens hinweg durch die Gnade und Allmachi Gottes] errettet ist?"*« V) Daß Judä 9 dem Engel Michael iihnliche Worte gegen Satan zugeschrieben werden, daraus ist nicht zu schließen, daß der Apostel Judas auf unsere Vision Be- zug nehme uud den hier redenden Engel als den Engel Michael aufgefaßt habe. Vielmehr führt Judas Jene Worte aus einem außerbiblischen Buche an. «) Darum, lieber Josua, siehe nicht an, wie ein klein Sttick, kurzer Stumpf und elender Brand du seiest vor deinen Augen. Gott ist’s, der aus dem Brande will und kann Balken, Säulen, Spuren, ja Häuser, Städte, Wälder, ja alles wohl machen, und du bist dazu von Gott verordnen daß er durch dich und aus dir will das herrliche Jerusalem bauen, und wärest du noch so eringe. (Lut«her.) — Ist) Hat doch der HErr dadurch, da er das hohepriefd Amt in dem Zorngerichh das er über das ganze Volk in der Verbannung hat bringen müssen, nicht hat untergehen lassen, sondern erhalten und zurückgebrachh deutlich und bestimmt erklärt, er wolle, trotz der Sün- den der Träger dieses«heil. Amtes, seine Gnade nicht von demselben abwenden und wolle Jerusalems Erwäh- lung bestätigen. 3. Und Josua hatte uureine Kleider fals Zeichen der Besleckung seines Amts durch Sünde und Schuld Jes. 64, 5; Spr. 30, 12; Offb. Z, 4; 7, 14., und als Zeichen der Sünde des ganzen . Volks, dessen Vertreter er war] an, und stund fnoch] vor dem Engel [des HErrn, wartend auf seine Reinwaschung von dem SündenschmutzL 4. Welcher antwortete, und sprach zu denen, die vor ihm stunden fzu den dienenden Geistern, welche auf seine Befehle warieten]: Thnt die un- reinen Kleider fund mit ihnen allen Sündenschmutzj von ihm! Und er sprach [darauf, diese sinnbild- liche Handlung deutend] zu ihm: Siehe, ich habe deine fund deines Volkes] Sünde von dir genom- men fdir alle deine Sünden aus Gnaden allein vergeben, daß du nun heilig und gerecht vor mei- nen Augen dastehsi], nnd habe dich füberdies] mit Feierkleidern fdem Zeichen und Unterpfand der zu- künftigen Herrlichkeit deines» Amtes und ganzen Volkes] angezogen. Hie wird bestätiget die Lehre der Gnaden wider die Werke. Denn hie wird Josua ausi und an- gezogen, ehe denn igm das Amt und Gebot ge- ge en wird, was er tun soll. Die Person muß zu- vor rein und schiin sein durch den Glauben, darnach ge- fallen seine Werke, wie im Abel und Kain auch ange- zeigt ist. (Luther.) Z. Und et frichtiger: ich, der Propbet] sprach [in die Handlung der Viston eingreifend]: Sehet [auch] einen reinen Hut foder Kopfbund, das Zeichen seiner hohenpriesterlichen Würde, auf wel- chem das goldene Stirnblech befestigt wird] auf sein Haupt [damit es gewiß werde, er und sein Amt in-Jsrael seien gewißlich heilig dem HErrn und von ihm berufen, die Sünden des Volks zu versöhnen 2. Mos. 28, 28]. Und fmeine Bitte ward erfüllt, denn] sie schien [ihm] einen reinen Hut auf sein Haupt, und zogen ihm fdarnach erst« die] Kleider fder HerrIichkeitJ an, und der Engel des HErrn stund fwährend solches geschah] da fund billigte und bestätigte durch seine Gegenwart die Gerechtigkeit und Heiligkeit und die zukünftige Herr- lichkeit des hohenpriesterlichen Amtes und damit die unwiderrufliche Erwählung Jsraels]. V) Es ist wichtig und bedeutsam, daß der reine Kopfbund als das Zeichen der göttlichen Berufung zur Würde des Hohenpriesiers und Zeichen der Heiligkeit des Amtes erst ausgesetzt wird; denn ohne die Heiligkeit ist die Herrlichkeit nicht möglich. 6. Und der Engel des HErrn fder Offenbarer des ewigen Willens Gottes und zukünftiger Vollen- der des Heils Jsraelsj bezeugete ferklärte und be- theuerte mit erhobener, feierlicher Stimme zur un- zweifelhaften Gewißheit] Josua, fder gerecht und heilig als Hoherpriester des Volkes Gottes also vor ihm stund] und sprach: 7. So spricht der HErr Zebaoth [der durch mich redet und seine Worte auch verwirklichen kann]: Wirst du fund alle deine Nachfolger in dem hohen- priesterlichen Amte] in meinen Wegen fdes Ge- horsams, des aufrichtigen Glaubens und der demü- thigen Liebe, wie ich sie jedem in meinem Volke als Bedingung der Theilnahme an der zukünftigen Herrlichkeit vorgezeichnet habe, getreulich] wandeln fund bleiben] und meiner Hut faller der heiligen Dienste des priesterlichen Amtes, durch welche du mein Volk zu seinem Ziele führen sollst, mit Eifer] warten, so sollst fgerade] du fder so eben noch vom Satan angeklagt gewesen, aber vom HErrn losge- sprochen worden ist] regieren mein Haus fden ganzen heil. Dienst im Heiligen und Allerheiligsten auch ferner verwalten und vor Vernachlässigiing behütery ja dereinst auch das wahre Haus Gottes mit allen Gnadengütern der Erlösung versehen], nnd [auch] meine fVor-] Höfe fmit ihrem Opferdienst] be- wahren fdaß sie durch kein götzendienerisches Wesen verunreinigt und entweiht werden, ja dereinst auch meinem Volke, sowohl des inneren als des äußeren Vorhofs, oder der Juden und Heiden die wahre, ewige Versöhnung vermiiteln]; und ich will dir faußer dieser Bestätigung in deinem Amte auch] Verheißung, daß dem Volke Gottes die Vergebung der Sünden nie fehlen werde. 903 geben von diesen shimmlischen GeisternL die hie [vor meinem Throne] stehen fund meiner« Befehle harren], daß sie dich [in deinem Amte] geleiten [beschützen, stärken und fördern] sollen. Besondere Schwierigkeit macht in diesen letzten Worten das hebt. Dspszsytzy das Luther als part.hjph. von II« iu der Bedeutung ,,geleiten« gefaßt hat. Aber abgesehen davon, das; dies part. hipiu anders lauten müßte, kann auch P; nicht partitiv in der Bedeutung »von« gebraucht werden. Wir nehmen daher maikkohim als plain eines Subfiantivs in der Bedeutung ,,Wege«; dann lautet die letzte Verheißungt und ich will dir (dereinst, wenn sich die Bedeutung deines priefterlichen Amtes erfüllen wird) Wege (ofsenen Ein- und Aus- gang) geben zwischen diesen, die hier stehen gdaß du· ebenso wie diefe himmlischen Geister unmittel- ar freien Zutritt zu meinem Throne haben, dein Volk vor mir selbst vertreten, deine Gebete selbst vor mich brin en und auch gewißlich erhört werden sollst). Diese groge Verheißung hat sich an dem Hohenpriestek thum in Israel in Christo, dem ewigen Hohenpriester « erfüllt, der zur Rechteu Gottes sitzt und uns durch slete Fürbitte vor Gott dem Vater auf Grund feines in’s Allerheiligste des Himmels gebrachten, theuern Blutes vertritt. Als beim Tode Christi der Vorhang des Aller- heiligsten zerri·ß, konnte der Hohepriester in Israel ver- stehen, daß die Erftillung dieser Visiou gekommen sei, so daß der Hohepriester des Volks Gottes von nun an frei hinzutreten könne zum Throne Gottes mitten zwi- schen den heil. Engeln, die allezeit Gottes Antlitz schauen. 8. Höre [doch ja aufmerksam] zu, Josua, du Hohetpriestet lich will dir nun auch verkündigem wie ich diese neue Zeit deines freien Zutritts zu meinem Throne herbeiführen willlI du und deine Freunde [die anderen Priester], die [in den prie- sterlichen Versammlungen] vor dir lals dem Vor- sitzenden der Rathsversammlung] wohnen [besser: s itz en und mit dir den heil. Versöhnungsdienst am Tempel oersehen]; denn [genauer: wahrlich] sie snämlich du und die andern Priester] sind eitel Wunder [bedeutungsvolle weissagende Vorbilder auf den zukünftigen größten nnd alleinigen HohenpriefteW und die durch ihn geschehende größte Gnadenthat Goitesjz denn siehe, ich will snun bald] meinen Knecht Zeutahkkr [den Wurzelschößling aus dürrem Erdreich, den Wurzelschoß aus Jsai’s abgehauenem Stamm» von welchem Jesaia in Kap. 53, 2z 11, 1 f. das gerechte Gewächs ans Davids Haus, das Gerechtigkeit auf Erden schaffen wird, oon welchem Jeremias 23, 5; 33, 15 geweissagts kommen lassen [auf ihn sollt ihr mit eurem heil. Opfer: dienst hinweisen als den, welcher auch, wie ihr aus der Schuld und Sünde zur Gnade und zur Hoffnung der dereinstigen Herrlichkeit, aus der Niedrigkeit und Verachtung zur Hoheit und Ver- herrlichung emporsteigen wird]. · V) Da das, was der HErr zu sagen hat, bereits mit ,,du und deine Freunde « beginnt, so ist hier ein Doppelpunky hinter ,,wohnen« aber ein Komma zu denken. —- ") In doppelter Beziehung wird Josua und seinen Priestern eine weissagende, vorbildliche Bedeutung zu eschrieben -— Einmal war es des ganzen priesters li en Amtes Aufgabe, welche sich im Hohenpriesterthume concentrirte, durch den von Gott angeordneten Opfer- dienst Israels Schuld zu sühnen und so eine Versöh- nung zwifchen Israel und dem HErrn zu Wege zu bringen (3. Mos. 9, 7 ; IS, 34). Da es nun aber nur Thieropfer waren, welche die alttesiam. Priester darzu- bringen vermochten, so wurde auch die Schuld nicht wirklich, sondern nur symbolisch gesiihnt, und bedurfte es einer steten Wiederholung dieser Opfer· Indem daher Gott diesen zur Sühnung der Schuld bestimmten, dieselbe aber nur sytnbolisch siihnenden Opferdienft angeordnet hat, wollte er einerseits in Israel ,,stets das Bewußtsein wach halten, daß es einer durch ein Opfer zu bewir- kenden Stihnung seiner Siinden bediirfe; aber zugleich auch andrerseits Israel darauf hingewiesen, daß er eine solche Sühnung in wirklicher und ewig giltiger Weise beschaffen wolle; denn er kann ein Vedürfniß, auf dessen Erkeuutniß er selbst hinarbeitet, um seiner Treue und Barmherzigkeit willen nicht unerstillt lassen. So waren denn die alttestamentl. Priester und insbesondere der Hohepriestey wenn sie durch Darbringung von Thier» opfern eine Siihuung der Schuld Israels zu bewerk- stelligen bemüht waren, Hinweisungen auf den, welcher durch Darbringung des rechten Opsers wirklich und auf ewig sühnen sollte. (Köhler.) Andererseits waren gerade Josua und seine Priester, obwohl mit Schuld beladen, durch die Allmacht der Gnade aus dem Feuer des wohl- verdienten Gerichts erissene Brände nnd wiesen durch dieses ihnen widersahrene Gnadenwunder aus das noch viel größere der zukünftigen stindetitilgenden Gnade Gottes in Christo hin. — ils-«) Das hehr. Wort Zemah ist hier als Eigenname fiir den Messias gebraucht, ein Zeichen, wie klar bereits in der Prophetie die Erkennt- niß des kommenden HErrn Iesu Christi geworden war. 9. sEr kommt gewiß] Denn siehe, aus· dem einigen Stein [dem Abbilde meines Reiches auf Erden], den ich vor Josua [hin-] gelegt habe sdasz er ihn bewahre und hüte] sollen [fort und fort die] sieben Augen [die siebenfältigen Kräfte und Gaben des Geistes Gottes Jes. 11, 2 mit Wohlgefallen ruhen, auf ihn mit wachsamer Liebe und treuem Eifer hin gerichtet] sein [daß sie ihn· zurichten zu seiner Vollendung]. Aber siehe, ich [felbst] will ihn fzu einem schönen, köstlichen Stein] aushauen fwkll meine eigene Herrlichkeit gleichsam auf ihn ein- graoiren, nämlich durch meinen Knecht Zemah in der siebenfältigen Kraft meines Geistes], spricht der HErr Zebaoih, und will fandererseits durch den- selben meinen Knecht] die Snnde desselbigen Landes [in welchem jener Stein liegt, d. i. des Landes Juba, einst aber der ganzen Erde] wegnehmen» aus Einen Tag [mit einem Male für alle Ewigkeit Hebt. 7, 27; 9, 12; 10, 10., also daß seine Versöhnung nicht immer wiederholt werden muß, wie unter dem vorbildlichen Priesterthum]. Der HErr will aus Einen Tag einmal eine solch große Versühnung und Vergebung ausrichtem die da solle genug sein für Aller Sünde, von der Welt Anfang bis in Ewigkeit, und nicht mtisse täglich und jährlich, immer für neue Sünde neue Vergebung anrichten, wie 904 Sacharja 3, 10. 4, 1—-14. iin alten Priesterthnm geschah, da man täglich und jlihrlich der Sünden Vergebung suchte mit Opfern und Gottesdienst; sondern das einige Poliren (oder Graviren des Steins) am Tage des Leidens Christi soll eine völlige genugsame Vergebung wirken. (Lather.) 10. Zu derselbigen Zeit swo ich durch meinen Knecht Zemah alle Schuld und Missethat tilge und mein Reich verherrlicheL spricht der HErr Zelt-roth, wird [auch aller Unfriede und alles Elend, so aus der Sünde geslossen, hinweggeräumt werden und ein Zustand seligen Friedens für die entstindigte Gemeinde Gottes kommen, und] einer lwird dann] den andern [im wonnevollen Glück des Friedens und der Liebe] laden unter den Weinstock nnd unter den Feigenbanm [Mich. 4, 4; 1. Kote. 5, 5]. So steht also durch dieses Gesicht fest, daß die Ge- meinde Gottes trotz ihrer Slindenschuld und der Be- fleckung selbst ihres priesterlichen Amtes zur Bollendang und ewigen Herrlichkeit gelangen, daß dies aber darch den Spriißling aus Davids Stamm, durch Austilgung aller Sünde ans Gnaden allein geschehen wird. Das 4. Kapitel. Erhaltung der Zkiisahe durch egottes Kraft. V. v.1—14. Das fünfte Uaihigesictst von dem Leuchter mit den beiden Qelliäaasen zeigt, wie die veesähnte and entsändigte Gemeinde Gottes durch die ihr zafließendea Gnadeugalien des heiligen Geistes dereinst verherrlitht werden wird. Karl) dies Gesicht zerlegt sitt) in zwei Theile, indem V.1—7 darih den goldenen Leuchter nnd die von dem Engel hinzugefügte linrze Deutung zeigen, wie das Reich Gottes durch deu Geist des tjErra gebaut nnd vollendet werden und die Ge- meinde Gottes ihre Bestimmung, ein hell leuchtender Leuchter zu sein, ever-einst, d. li—14 aber darin eine genauere rlilaraag des tsErru selbst dies näher ausführen. I. Und der Engel, der mit mir redete, kam [nachdem er mir am Schlasse des vorigen Ge- sichtsentschwundeii war] wieder, und weilte mich sda ich mit dem Entschwinden des vorigen Ge- sichts aus dem Zustand der Entziickung in den ge- tvöhnlichen Zustand des menschlichen Bewußtseins zu- ruckgefallen war, wieder] auf [versetzte mich wie- der m den Zustand der Verzückung, daß ich im Stande war, die göttlichen, für irdische Augen unsichibarenDinge zu sehen, gleich], wie [wenn] einer vom Schlaf [in welchem sein Auge für die Dinge der Sinnenwelt geschlossen ist] erlveclet [und dadurch m Stand gesetzt] wird [dieselben zu sehen]. Z. Und sprach zu mir: Was siehest du? Ich Abs! fpkochr Jih sehe; und siehe, da stund svor mir] ein Leuchter ganz gnlden kähnlich dem tm Heiligthum des Tempels stehenden, aber] mit einer Schstle seinem OeIbehäIterJ oben drauf, daran [wie auch be: jenem Leuchter] fleden Lampen waren und im« das Besondere, daß] je sieben stellen koder Roh- ren] au einer lieben] Lampe waren, die reichliche Massen Oel aus dem Oelbehälter jeder Lampe zastihrteiqz 3. Und zween Oelbiiunie dabei, einen zur Rechten der Schale, den andern zur Linken swelche den Saft ihrer Früchte fort nnd fort in die Schale ergossen, also daß die sieben Lampen im Stande waren, ohne menschliches Zuthun beständig zu leuchten]. Durch Dreierlei nnterscheidet stch demnach dieser Leuchter Von dem des Tempels: l) durch den auf der Spitze angebrachten Oelbehälteiz L) durch die aus dem- selben zu den 7 Lampen hinflihrenden 7 X 7 Röhrem Z) durch die 2 Oelbäame, welche den Oelbehälier ver- sorgen. 4. Und ich antwortete, und sprach zu dem Engel, der mit mir redete: Mein Herr, was ist [bedeatet] das [alles]? 5. Und der Engel, der mit mir redete, ant- wortete [verwundert], und sprach zu mir: Weißt [verstehsi] du nicht, was das ist? sunschwer läßt sich aus dem Verständniß von der Bedeutung des Leuchters im Heiligen des Tempels, die Bedeutung der Befonderheiten dieses Leachters erkennen.] Jch aber sprach: Nein, mein Herr. 6. Und er antwortete und. sprach zu mir: Dcls lganze vor deinen Augen stehende Gesicht] ist das Wort des HErrn von [richtiger: an] Seku- babel fdurch welches er ihm sagt]: Es [das Werk, welches da als Sproß Davids, auf welchemjwcnn auch noch so gering und verachtet, Gottes Ver- heißung ruht, auszuführen berufen bist und in An: griff genommen hast, nämlich das Reich Gottes, dessen Volk eine Leuchte des HErrn in der Fin- sterniß der Welt sein soll, und welches durch den Leuchter im Tempel, wie auch diesen Leuchter und ihren Lampen abgeschattet wird, auszubauen und seiner Vollendung entgegen zu führen] soll fund wird gewißlich] nicht durch Heer ldurch menschliche Macht] oder Kraft, sondern kaltem] durch meinen Geist geschehen [von dir und deinem großen Nach: kommen vollendet werden; mein heil. Geist allein wird es dahin bringen, daß die Gemeinde des HErrn verherrlicht werde und ihr Licht allezeit brennen und leuchten lassen könne, wie jene Oel- bäume cinzeigen], spricht der HErr Zebaoth 7. Wer bist du [in den Augen des HErrnL du großer Berg sdu Neich der Welt, das Gottes Reich aufhält und hindert], der doch vor Sera- babel eine Ebene sein maß? [genauer: Wer bist da, du großer Berg vor Serubabel, der du Sernbabeh d. i. das Königtham aus Davids Stamm darniederhältst und verhinderst, des HErrn Haus und Reich zu bauen, auf daß der große Davidssohn komme und es mit seiner Herrlichkeit ersüllei Nieder zur Ebene! der HErr wird dich erniedrigen und vernichten] Und et [Seru- babel, der Davids Sohn] soll sgewißlich noch] auf- führen den ersten Stein [den Giebel- oder Schluß- stein des begonnenen Tempels, und nicht nur dies « Beistand www» 5. Nachtgestchn Von dem Leuchter mit den beiden Oelbäumew 905 Haus aus Holz und Stein soll von Serubabel vollendet werden, sondern der wahre Tempel des HErrn, das Reich Gottes, das durch den irdischen Tempel abgeschattet ist, soll durch das Königthum Davids, nämlich den zukünftigen Sproß, meinen Knecht Zemah, in welchem Davids Geschlecht zu neuer Macht und Herrlichkeit ersieht, vollendet und verherrlichtiwerdem also], daß man snämlich alle » Glieder dieses zukünftigen Reichs , mit lautem Jnbelschall] rufen wird, Glut! zu, Glncl zu [Hosianna, Hosianna, du vollendeter Tempel, möge dich Gott ewiglich behüten]l Wer unter Christo dem Fürsten an seinem Tempel bauen will, muß es im Geist des Glaubens thun und denselben von ihm empfangen. Auch in geringen Tagen kann der Glaube große Dinge thun, nnd er offenbart sich desto lauterer, weil alsdann menschlicher Schutz und fehlt. Der Geist des HErrn erweist feine Wirkung sowohl an den Gliiubigen als auch gegen die Welt. Jene sind mit einander der goldene Leuchter, in dem das Oel des Geistes ist. Sie werden durch den Geist belebt nnd zum Dienste Gottes muthig gemacht, wie SerubabeL Die Welt besteht aus kleinen und gro- ßen Bergen, die dem Bau des Tempels Gottes ent- gegenstehen. Diese müssen vor den Gläubigem wenn Gott etwas durch sie ausrichten will, eben werden, weil fein Geist die ganze Erde durchgeht, die Welt-Herzen überall bestraft und lenkt und allenthalben all-nächtig wirkt. (Roos.) 8. Und es geschah [darauf] zu mir das Wort des HErrn sselbsi und zwar durch den Engel des HErrn V. 9]- Und sprach sdie Worte des deu- tenden Engels noch weiter erklärend]: 9. Die Hände Setubabels haben dies Haus [des HErrm das Abbild des zukünftigen wahren Tempels] gegründet, seine Hände sollen«s auch vollendcn swie auch gewißlich der wahre Tempel in der Zukunft vollendet werden wird]; daß ihr san dieser Vollendung des Reiches Gottes deutlich erkennet und] erfahreh daß mich [den Engel des Bandes] der HErr [wahr1ich] zu euch gesandt hat [denn ich selbst werde solche Berherrlichung des Reiches Gottes zu Stande bringen] 10·. Denn wer ist [so thöricht], der sdaß er] diese [jetzigen] geringen Tage [in denen im Ver: gleich mit der Zeit der Ankunft des Messias nur Geringes zum Aufbau des Reiches Gottes zu ge- schehen scheint] verachte l? Niemand, der Gottes Nathschluß erkennet, wird das thun, sondern er wird verstehen, daß anch diese Zeit von jetzt an bis zur Geburt des Messias wichtig ist und die Anfänge der größten Ereignisse in sich birgt], darin man doch sich wird freuen und sehen das zinnerne Maß in Serubabels Hand, mit den sieben, welche sind des HErrn Augen, die das ganze Land durch- ziehen? Genaue« Dann [wenn ihr diese kümmerliche eit nicht verachten, werden mit Freuden [und Wo lgefalleuj das Senkblei lwomit er den Aufbau des irdischen Tempels leitet und beaufsichtigtL in der Hand Sera- babePs sehen jene Sieben, [von denen ich oben Kap. Z, 9 sagte, sie seien aus jenen Stein, das Sinn- bild des Reiches Gottes gerichtet] welche find des HErrn Augen [der Geist des HErrn in feinen man- nigfaltigen Wirkungen; ja mit heiligem Wohlgefallen werden sie die Arbeit an Gottes Tempel ansehen, darum weil ja dieser, wenn auch dürftige, Bau des Tempels durch Serubabel die Ausrichtung des wah- ren Tempels durch den Messias abschattet und an- dahin, ste], die die anze Erdedurchziehen [und alles genau beobachten un beseitigen, was diesem derein- ftigen Aufbau des wahren Tempels durch den großen Davidssohn etwa hindernd steh entgegenstellen will] 11. Und ich antwortete und sprach zu ihm [dem Engel des HErrn]: [Das Gesicht von dem Leuchter im Ganzen ist mir durch deine Erklärung klar, aber]» Was sind sbedeuten insbesondere] die zween Oelbauma zur Rechten nnd zur Linken des LeUehtersZ » 12. Und ich antwortete zum andern Mal sohne die Antwort des HErrn abzuwarten], und sprach zu ihm: lJch will genauer fragen; denn ich sehe wohl, daß die Bedeutung der Oelbäume in ihren Fruchtzweigen liegt.] Was sind die zween Zweige der Oelbanmh welche stehen bei den zwo guldenen Schnauzen des guldezten Leuchtern damit man abbncht oben von dem guldenen Leuchter? Genauer lautet die Frage: Was find die zween [tiußerften, mit Laub und Früchten befchwerten und unter deren Last leich vollen Aehren scch senkenden] Zweige» der Oelbanum welche ruhen Einst] bei den zwo guldeneu Schnau- beu oder Rd reu swelche zur Rechtkn nnd Linken des Oelbehiilters auf der Spitze; des uldeuen Leuch- ters [angebracht sind] daß sie as old des [von den Oelzwei en in sie einfließenden edlen] Oels von lich ans Jsgwiederum in den Oelbehälten in welchen fee münden ergießen [und also der ganze Leuchter ohne menschliches Zuthun nie des Oels zum fort- währenden Leuchten entbehre]? Luther dachte an Lichtputzem wie. bei dem Leuchter der Stiftshütte, äußert sich aber über die schwierige Stelle so: Was aber die zwo goldenen Schnauzen sind, und wie sie sind estalt gewest, weiß ich wahrlich nicht, und lasse sie rathen, wer da kann. Es ist über meine Kunst; finde auch niemand, der uns darin gewiß mache. Ja) hab’s also verdeutscheh alleine, daß ich nicht ein Fenster mußte im Text lassen, und habe dem Leuchter Mose nachgeahmer 13. Und er [verwunderte sich und] sprach zu mir: Weißt dll nicht, was die [diese zwei Oel- baumbüschel] sind? lVedeuten sie doch etwas, das Gottes Volk von Anfang an besessen hat!] Ich aber sprach: Nein, mein Herr. 14. Und er sprach: Es find [diese zwei Frucht- büschel, um derentwillen die Oelbäume da sind] die zwei Oelliuder sJosna und Serubabeh als die gegenwärtigen Träger des Priesterthums und König: thUMsJ, welche sals die mit dem heil. Oele ge- salbten Werkzeuge und Träger des himmlischen Oels, 906 Sacharja 5 , 1-—11. 6, I. des Geistes des HErrnJ stehen bei [und in engster Gemeinschaft mit] dem Herrscher des ganzen Landes [des ganzen Erdbodens, als durch welche der- selbe der Gemeinde Gottes seinen Geist und dessen Gnadengaben stetig zufließen läßt, damit sie dadurch im Stande sei, als Licht des HErrn in der Welt beständig zu leuchten] Es wird die Zeit kommen, wo dies von ihnen ge- tragene hohenpriesterliche nnd königliche Amt im Reiche Gottes so eng mit dem HErrn nnd mit sei- ner Gemeinde verbunden fein wird, daß von ihnen aus der Geist des HErrn in Strömen srch ergießt in die Gemeinde, sie zu erleuchten, zn bekehren nnd zu heiligen. — Die geistliche nnd bürgerliche Obrigkeit sollte, wie in der früheren Theokratie, so anch ferner, das Mittel fein, dnrch welches der HErr feine Gnadengaben seiner Ge- meinde mittheilt. Ihre höchste und vollkommenste Er- fttllung fand diese Verheißnng bei der Erscheinung Christi, der nach Kap. 6 beide Aemter, das königliche und hohepriefterliche, in seiner Person vereinigen sollte, den der Prophet in Kap. 3 speziell als Hoherprieftey in Kap. 9 als König schildert, und durch den das Oel der giittlichen Gnade sich unendlich reicher, als dnrch alle früheren Diener Gottes, in den Lenchter der Kirche ergoß. (Hengstenberg.) Geistlicher Weise bedeutet der glildene Leuchter die Kirche; die Schale oben daraus, aus welcher das Oel in den Leuchter floß, bedeutet Christum , der da ist das Haupt feiner Kirche nnd den heil. Geist, wie anch alle anderen guten Gaben von oben herab auf uns geußtx die 7 Lampen bedeuten die vollkommene Kraft nnd Wirkung des heil. Geistes, durch welche alle Glieder der Kirche erleuchtet nnd regieret werden; die 7 X 7 Gießröhrlein bedeuten die unter- schiedlichen Mittel, die der HErr braucht, uns seiner Gaben und des heil. Geistes theilhastig zu machen. Die 2 Oelbåume bilden ab das königliche und priesierliche Amt Christi, ans toelchen solche Gaben erwachsen und aus uns kommen, gleichwie das Oel aus den Oelbänmen seinen Ursprung hat. (Starke.) So weissagt also dies Gesicht, daß eine åeit kommen werde, wo « das, was im A. T. vorbildli im hohen- priesterlichen nnd königlichen Amte gegeben war, sich vollenden und die Gemeinde selbst dadurch zur Voll- kommenheit gelangen werde. Das 5. Kapitel. gesichte vom fliegenden Wiese, nnd einem Weibe im Epha sitzend. VI. V.1—l1. Das sechste Uachtgeslkht von der fliegenden Znchrolle und von dem Weibe im Gpha zeigt die dereinsiige Scheidnng aller Gottlosen ans der Gemeinde des tjllirrn nnd ihre Sammlung nnd derbanunng in das Reich der widergöttlichen ctleltmacht Jlenßeriich angesehkn sind es zwei Gesichte, die aber so eng zusammen gehoren, daß sie nur als Ein Gesicht ge- nommen werden ltönnen, indem das von der fliegenden sumrolle das hereinbrekhende Gericht über die Gottlosen ankündigt und vorbereitet, das Gesikhtvomllleibe aber dasselbe in der Ausführung zeigt. Damit wird der Weg dargestelly wie das volle Gottes zu der Heilig— heil gelangt, die es nothwendig haben muß. um die in den vorigen Gesichten ihm geweisfagte Herrlichkeit zn empfangen. per Geist Gottes wird mit seinen Gaben alles dnrchdringettz aber was sich von ihm nicht durch— dringen nnd heiligen läßt, wird das Gericht Gottes hin- wegschaffen nnd vertilgen. 1. Und ich hnb meine Angen abermal ans lKap« Z, 1], nnd sahe, nnd siehe, es war ein flie- geudet Brief [eine aufgerollte, über die Erde hin fliegende Buchrolle]. Z. Und er [der mir die Gesichte erklärende Engel] sprach zu mir: Was siehest du? Jch aber sprach: Ich sehe einen süber die Breite der Erde hin-] fliegenden Brief, der ist [wie deutlich zu sehen, weil derselbe aufgerollt ist] zwanzig Ellen lang und zehn Ellen breit [also genau so lang und breit als das Heilige der Stiftshütte]. s. Und er sprach zu mir: Das sdieser Brief oder diese Bnchrolle] ist der Fluch [oder das Straf- nrtheil Gottes], welcher [ebenso, wie die Bnchrolle über die ganze Erde hinfliegt] ausgehet über das ganze Land [in welchem die Gemeinde Gottes wohnt, das Palästina im geistigen Sinne, welches sich einst über die ganze Erde, soweit Gottes Volk wohnen ersireckt]; denn alle Diebe [alle, welche treulos gegen ihren Nächsten gehandelt haben, oder alle Uebertreter der zweiten Tafel] werden nach diesem [das Maß des Heiligen an stch tragenden] Brief fromm gesprochen srichtigerx aus der Gemeinde der Heiligen, welche versöhnt nnd geheiligt, in dem« Heiligen des Tempels mit dem HErrn zusammen- kommt und dort ihren unbefleckten Gottesdienst vollbringn ausgefegt], nnd alleMeineidige [alle, die es nicht werth geachtet haben, den allerheiligsten Namen Gottes zu ehren, oder alle Uebertreter der ersten Tafel] werden nach diesem Briefe fromm ge- sprechen [richtiger: ausgefegt]. 4. sJetzt sind Gerechte und Ungerechte, Fromme nnd Gottlose in meiner Gemeinde gemischt und nicht zu nnterscheiden.] Aber ich [selbst] wilks hervorbringen, sprichtder HErr Zebaothdaß es [gen.: ich lasse dereinst diesen meinen Fluch ausgehen, daß er] soll kommen [auch] über das Hans des Diebes und uber »das Haus derer, die bei meinem Namen falschllch [zu Lug und Trug] schwörenz und set] soll bleiben in ihrem Hause, nnd soll-s [das Haus mit den Sündern seIbstJ verzehren sammt seinem Holz und Steinen [das; sie mit allem, was sie sind nnd haben, aus meinem Volke hinausgefegt werden]. Z. Und der Engel, der« mit mir redete [welcher mit dem Verschwinden des vorigen Ge- sichts mir auch entschwnnden war], ging snach einer kurzen Pause wieder] heraus [ward für mein in- neres Auge wieder sichtbar] und sprach zu mir: Hebe deine Augen auf nnd siehe, was gehet da heraus [was taucht da vor deinen Augen aus dem Nebel aus]? s. Und ich sprach: Was isrs [das da vor S. Nachtgesichn Von der fliegenden Buchrolle und dem Weibe im Epha. 907 meinen Augen erscheint]? Er aber sprach: Ein Epha sein Maß von etwa 6 Metzen Z. Mos. is, 36 Anm.] gehet heraus, nnd [er] sprach [weiter, mir seine Bedeutung erklärend]: Das [dies Epha] ist soder stellt dar] ihre [aller Diebe und Mein- eidigen Aussehen und] Gestalt im ganzen Lande [die Lage, in die sie versetzt sind, nachdem der Fluch des HErrn durch die Buchrolle über sie er- gangen ist; ste sind von allen Enden auf Einen Haufen gesammelt, gleichwie die einzelnen Körner gesammelt werden in einen Scheffel]. 7. Und siehe, es sward emporgehoben und] schlvebte [über dem Epha] ein Centner [genauer: ein schwerer runder Deckel von] Blei [also daß man in das Epha hinein sehen konnte]; und da war [vor meinem Anblick] ein [Ein] Weib, das saß im Epha sund wurde darin durch den schweren Deckel, das Sinnbild des Bannes Gottes, fest verschlossen gehalten] 8. Er aber sprach [aus das Weib hinzeigend]: Das ist die gottlose Lehre sdie leibhaftige Gott- losigkeit, die aus dem ganzen Lande durch Gottes Gericht gesammelten Sünder, die nach ihrer Ge- sinnung und ihrem Schicksal eng zusammengehörig vor Gottes Augen nur Eine Person ausmachen, gleichwie ja auch alle Gottlosigkeit ihren Anfang und Grund in Einer Person, dem Satan, hat, und wegen der verführerischen Reize, die fie mit ihrer ehebrecherischen Gottlosigkeit auf die Menschen ausgeübt haben, unter dem Bilde eines Weibes dargestellt sind Spr. 9, 13 Anm.]. Und er warf sie [das Weib der Bosheit, das während des Schwebens des Deckels sich im Epha aufgerichtet hatte, um dem Fluch und Gericht Gottes zu ent- fliehen —- denn die Sünde ist immer so thörichh zu meinen, sie könne durch ihre Schlauheit dem Zorn des heiligen Gottes entrinnen ——] in den Epha [zurück], und warf den Klumpen Blei [den schweren Bleideckel wieder] oben auf’s Loch sum sie im Epha aus dem heil. Lande fortzuschaffen] 9. Und ich hnb meine sfür einen Augenblick des Nachsinnens geschlossenenj Augen [von Neuem] auf, und sahe, nnd siehe, zwei Weiber gingen her- aus szeigten sich vor meinen Augen] nnd hatten Flügel, die der Wind trieb [damit sie aufs Schnellste durch die Lust hinfliegen konnten]; es waren aber Flügel smit breiten Schwingen] wie Storchsflügel [die leicht und sicher fliegen lassen] , nnd sie [die beiden Weiber, die Sinnbilder der vom HErrn be- stellten Strafwerkzeuge zur Hinwegschassung der Sünder aus seiner heil. Gemeinde] fithreten den Epha smit dem Weibe der Bosheit darin, jede an einer Seite anfassend] ztviskhen Erde nnd Himmel sdurch die Luft hin]. 10. Und ich sprach zum Engel, der mit mir rpjdeetn Wo führen die den Epha sund das Weib] U. 11. Er aber sprach zu mir: sSie führen es aus dem Lande der Gemeinde des HErrn hin- weg] Daß ihm ein Haus gebauet werde [und es von nun an bleibend wohne] im Lande Siuear sim Bereiche der goitfeindlichen Weltherrschaft und des empörerischen Hochmuths wo Nimrod das erste Weltreich, das Vorbild aller späteren, gegründet und die Menschheit die erste große Empörung nach der Siindfluth gegen den HErru im Thurmbau angestiftet, und auch das erste große Gericht, die Zerftreuung und die Zerspaltung, dafür erlebt hat], und bereitet [besser: und er, der Epha mit dem Weibe, dort niedergelassenL Und daselbst ge- sehet werde auf seinen Boden sbis der HErr ein gänzliches Ende aller Gottlosigkeit machen wird im ewigen Gericht]. Diese Ausscheidnng und Scheidung hat mit der Er- scheiuung des Messias ihren Anfang genommen und geht durch die Zeiten der Ausbreitung und Entwicklung der christlichen irche hindurch, bis sie gegen die Zeit des Ende-s hin mehr und mehr in die äußere Erschei- nung treten und das Böse durch die richtende Macht Gottes und seines Geistes ausgeschieden, sich zu einem Babel des Endes gestalten wird, um, wie Hesss u. 39 zeigen, einen letzten Kampf gegen das Reich Gottes zu versuchen, in welchem es unterliegen und dem ewigen Gericht verfallen wird. (Keil.) Das 6. Kapitel. Vom Sohuh der heiligen Engel über die Frommen. Christi« Amt und Reich. VII. b. 1—8. Das siebtutt tlarhtgesirht you den vier Wagen zeigt das Gericht, durch welche- Gott di: sandige Welt läutert und reinigt. »Damit kehrt das siebeute Gesicht zum Inhalte des: ersten zurück. In der I. vision war die heiduische Weltmacht als noch nisht zum Gerichte reif gezeichnet worden. wag nun zwischen der derzeitigea Gegenwart und jener Zeit, da die hetduische weltmacht zum Gericht reif geworden sein wird, dazwischen liege, die Bestrafung der Heiden, welche Israel zerstreut haben, die Sammlung und beginneade tlterherrlichnng, die Versöhnung, Geisierfütlung nnd Gut— süudigaug Soweit, haben uns die folgenden distoneu von der L. an bis zur s. enthüllt. Jst dies alles ein— getreten, so ist die Jieii gekommen, in welcher das Gr- richt über die heidntskhe Weltmacht beginnen kann. Wie nach der Gntsündigung des Volkes Gottes dies Gericht über die Sünde der hrtdnisctjen weltmacht dag letzte ist, was der prouhet von der Entwicklung der irdischen Ge- schichte erwarten kann, so ist auch die bitten, welch: ihm dieses Gericht vernnschmiliujtz die letzte der ihm zu Theil gewordenen hinan-tm« I. Und ich hnb meine Augen abermal auf [Kap. I, 11- Und sahe, nnd siehe, da waren svor meinem inneren Auge] vier Wagen swelche der HErr aus- sendete, um das Gericht an den Feinden Gottes zu vollstrecken], die gingen [aus einem Thale, wie das Thal Josaphat, in welchem der HErr die Völker richtet Joel 4, 2 ff.] zwischen zween Bergen swie 908 Sacharja S, 2—13. der Berg Zion und Oelberg Sach. 14, 4; Joel 4,16] hervor; dieselbigen Berge aber waren ehern svon unerschütterlicher Festigkeih als dem Orte, da der HErr wohnet und sein ewiges Reich fest ge- gründet hat]. 2. Am ersten Wagen waren [blut-] rothe Rosse sdenn Blutvergießen und Krieg sollten sie zum Gericht über die Feinde des Reiches Gottes hinaustragenL am andern Wagen waren schwarze Rosse [denn Theurung und Hungersnoth sollten sie mit sich bringen Ofsb. 6, 5]; 3. Am dritten Wagen waren weiße Rosse sdenn herrliche Siege sollten sie dem HErrn über seine Feinde gewinnen]; am vierten Wagen wa- ren scheckigte sschwarz und weiß melirte oder staar- graue Kap.1, 8., auf Pestilenz, Seuchen und an- dere Todesplagen deutende, und zugleich besonders] starke [diese Todesplageii in gewaltiger Stärke über die Feinde Gottes dringende] Rosse. a. Und ich antwortete- und sprach zum Engel, der mit mir redete: Mein Herr, wer sind [und was bedeuten] diese [Wagen und Pferde]? Z. Der Engel antwortete, nnd sprach zu mir: Es sind die vier Winde unter dem Himmel sdie vier Wagen mit ihren Rossen sind Werkzeuge des Gerichtes Gottes und als solche mit den zerstören- den, reinigenden, erneuernden Winden der vier Himmelsgegenden vergleichbar], die svon der Ge- richtsstätte des HErrn] hervorkommen [und in die Welt hinausziehen], daß sie treten [besser: nach- dem sie zuvor getreten sind] vor den Herr- scher aller Lande [der in Jerusalem seine Wohnung und da sein Reich gegründet hat, damit sie von ihm Befehle empfangen und ihm Rechenschaft von deren Ausrichtung ablegen] 6. [Jeder von den vier Wagen zog nun aus in alle Lande, da die Gottesfeindfchaft ihren Wohn- sitz hat, nach Norden gen Babel und Assur und nach Süden gen Egypten.] An dem die schwar- zen Rosse waren, die gingen gegen Mitternacht [in die Euphrat- und Tigrisländer, in denen Assur und Babel seit Urzeiten fort und fort das Reich Gottes gehaßt und verfolgt haben, um daselbst durch Theuerung und Hunger die Gottlosen zu strafen und Gottes Allmacht und Gerechtigkeit em- psindeii zu lassen], und die weißen gingen ihnen nach [damit sie die durch das Gericht des Hungers gedemüthigten Völker gänzlich dem HErrn gewön- nen und daselbst die gottlose Weltmacht besiegten]; aber die scheciigten gingen gegen Mittag sum an der feindseligen Weltmacht des Siidens ebenso zu thun, wie die schwarzen an der des Nordens; und anch ihnen zogen dann die weißen nach]. Die rothen Rosfe ferner zogen ebenfalls aus gen Norden und n Sltden und suchten die Weltmächte durch das Gericht des bluti en Krieges heim, und auch ihnen zogen die weißen na . 7. Die Starken [endlich, welche die Strafen der Scheckigtem nämlich Pest, Seuchen und andere Plagen in besonderer Stärke zu den Völkern tru- gen] gingen saus von dem HErrUJ und zogen [rings] tun sauf Erden], daß sie [überhaupt] alle Lande durchzögen [in denen immer— Feinde Gottes und seines Reiches waren] Und er [der HErr, der diese seine Gerichtsboten aussandte] sprach szu ihnen]:» Gehet hin nnd ziehet dnrclys Land [durch- ziehet ihr ebenso, wie die schwarzen, die rothen und die gescheckien Rosse mit ihren Plagen die uralten Wohnsitze der Weltmacht heimgesucht haben und die weißen, ihnen nachziehend, die Siege des HErrn erstritten, die Bosheit überwunden, die Ge- demitthigten errettet haben, die übrigen Lande der Erde, damit auch euch dann die weißen Rosse nachfolgen]. Und sie zogen durchs Land. Daß die rothen Rosse bei der Deutung des Ge- sichts·in·V. 6 tibergangen sind, macht· nicht so große Schwierigkeit, als daß die gescheckten, die oben V.3 mit den starken Rossen dieselben scheinen, hier von ihnen ge- trennt sind. Für das letztere ist ein Grund kaum zu sehen, man muß daher anerkennen, daß nach der Absicht der Vision die starken Rasse ein Gespann flir stch sein sollen. Die Uebergehnng der rothen Rosse hat aber sicherlich ihren Grund nur darin, daß es als selbstver- ständlich erschien, daß jede-s Gespann auszog, und das Ausziehen von jedem einzelnen anzuführen, unnöthig war. 8. Und et [der mir das Gesicht deutende Engel] ries mir staut zu], nnd redete mit mir, nnd sprach: Siehe, [diese vier Wagen mit ihren Gerichtsplagen und dem ihnen nachfolgenden sieg- haften Worte Gottes haben die Bestimmung, daß sie, jeder in seinem Lande, meinen Geist des das Böse vertilgenden, das Gute stärkenden Gerichts walten lassen, z. B] die gegen Mitternacht [aus-] ziehen, machen meinen Geist sdes Gerichts, durch welchen das Widergöttliche vernichtet, das Lebens: fähige belebt und gekräftigt wird] ruhen im Lande gegen Mitiernachi. Das Gesicht zeigt demnach noch uicht das Endgerichh sondern die diesem vorangehenden Gerichte, in denen die Weltmacht allerdings vernichtet, in denen den Einzelnen aber noch Raum zur Buße gegeben wird. VIII. di. 9—15. »Ja den bisherigen sieben visionen war dem Propheten gezeigt worden, daß die Zukunft des Heils, auf welche Israel nakh den verheißnngeu feiner früheren Propheten wartete, welche aber immer and immer: noch nirht eintreffen wollte, gleirhwohl ncher ein— treten werde. Es war ihm ferner auch dargenellt wor- den, in welcher Weise diese Zukunft des Heiles sich ver— wirlilirtjen solle, von den! mittler des Heiles aber, drffen sieh der hatt: nach den vertenndignugen der alten pro— oheten zur iherbeifähruug des Heiles bedienen wollte, fand sieh in den Uachtgcsictjten nur nebenher eine kurze, fiäehtige Andeutung. Um nun die dem Propheten bisher zu Theil gewordenen Kufsrtilöffe über die tjeebeifiihruug der heilwärtigen Zukunft Jgraels auch nach diefer Seite hin zu oervollfländigetu erhält derselbe seht eine neue Offenbarung, welche eigeudg nnd in gefiiffeutlirhec Zins— fäbeliailieit von dem mittler des helles handelt und da» 7. Nachtgesichh Von den vier Wagen. 909 diesen heilt-mittler als den oerheißruen Sprösling be— zeiihnet, welcher in Einer person Priester und Fürs! zu— gleim sein und das Haus des tjErrn in der rechten weise bauen werde. Um der Gegenwart ein Bild dieses künftigen tjeilspriesiers zu geben, erhält der Propbet den Auftrag, dem hohenpriener Iosna eine Krone, das In— signe der seönigsiofirdh aufs tljaiipt zu sehen, damit er so einen Mann darstellt, welcher priester und König in Einer person sei. —— Diese Weissagung Saiharjaw slrht also auf der gleichen ljöhe alttestainentlicher heil-wer- liündigung, wie us. litt, wo ebenfalls in dem zukünftigen Heils-mittler liönigliche nnd prieflerliche würde vereinigt erscheint nnd derselbe als ein Priester, zmar nicht nach der Weise Turnus, wohl aber nach der Weise Melchise- delis betrarhtet wird. Helle. 7. Höhlen) So bildet der folgende Abschnitt mit seiner sijnibolisrhen Handlung den Abschluß, den Gipfel nnd zugleich den Schlüsskl zu den vorhergehenden Gebeinen. 9. Und des HErrnsp Wort sund Befehl] ge- schah [in derselben Nacht, in welcher er mir die sieben Gesichte gezeigt hatte, und im engen inneren Zusammenhang mit ihnen] zu mir, und sprach: V) Darin, daß der HErr selbst dem Propheten die folgende Handlung aufträgy liegt, daß sie eine bedeu- tungsvolle sinnbildliche Handlung, eine Realweissagung fein solle. 10. Nimm [Silber und Gold V. U] von den Gefangenen [den in Babel zurückgebliebenen, nicht mit Serubabel zurückgekehrten «Juden], nam- lich von Heldah und» von Tobia, mcd von Jedafaz und komm dn desselbigen Tages [o. i. alsbald heute, nachdem du dies mein Wort empfangen] ,» nnd gehe in Jena, des Sohns Zephanim Hans shier m Je- rusalem], welche [genauer: wohin sie, jene 3 babylonischen Juden] von Bade! [her als Abge- sandte der noch dort wohnenden Juden] kommen [eingekehrt] sind sum der Colonie der znrückgekehrten Juden Geschenke an Gold und Silber als Vei- stener zum Ausbau des Tempels des HErrn zu überbringen] ; 11. Nimm aber [oder laß dir geben von die- sem] Silber und Gold, und mache Kronen seine aus mehreren, in einander geschlungenen oder über einander sich erhebenden, silbernen und goldenen Reifeii oder Diademen bestehende, besonders pracht: volle Krone]; und sehe sie [dann] aus das Haupt Josnaf des Hohenpriesters des Sohns Zozadais «) Warum aber soll der Prophet gerade den Hohen- priester Josua mit dem Jnsrgiie des Königthums, und nicht etwa umgekehrt den Davididen Serubtibel mit den Jnfigiiien des Hohenpriesterthums fchmitcken? Wäre Serubabeh welcher wirklich dem Hause Davids angehörte, zu einem Bilde des Sprößliiigs gemacht worden, so hätte der Jrrthum nahe gelegen, zu meinen, jener Sprößling sei bereits in der Gegenwart vorhanden, und Serubabel selbst sei in Wirklichkeit jener Sprößlinxp (Köhler.) 12. Und sprich zu ihm [dem Hohenpriester Jofuajx ·So spricht der HErr Zebaotly Siehe [ich will dir zeigen, was ich damit meine, daß dir, dem doch als Hoherpriester keine Königskrone ge- bührt, das Zeichen der Königsmajestät aufgesetzt wird], es ist sdamit in dir abgebildet] ein Mann, der [da] heißt Zemah [d. i. Sproßjz denn unter ihm [unter seinen Tritten] wird’s silber- all von Heil und Segen] wachsen [besser: und von seiner Stelle, seinemBoden, aus, näm- lich aus dem königl. Geschlechte Davids, wird er aufsproßen als ein armes, schwaches Reis, und wird doch zu königlicher Herrlichkeit hervorsproßem wie die Propheten Jes. It; Jer. 23, 33; Hes.17 geivetssagt und ihn darum auch mit diesem Namen ,.Sproß« genannt haben], und ei? wird [in HerrIichFeitJ bauen des HErrn wahren] Tem- pel [dessen schwacheAbbilder nur die Stiftshütte, der Tempel Salomonis und der jetzige Tempel Sernbabels sind, nämlich die lebendige Gemeinde des HErrn Kap. 4, 9; Hof. 8, 1; I. Petri 2, b; Hebt. Z, s; Eph. 2, 21 f.; Hagg. 2, 6—9]. 13. Ja, den Tempel des HErrn sder dann diesen Namen auch in Wahrheit verdienen wird, weil der HErr selbst seine Wohnung ewiglich da- rin haben wiroJ wird er [auf-] bauen, nnd [eben derselbe] wird [auch] den Schmuck [der königl. MaIestätJ tragen, und [in solcher Hoheit und Herr- lichkeit] sitzen, Und szum Heile seines begnadigten Volks] hereschen aus seinem Thron; fund er] wird [zugleich] auch Priester sein aus seinem svon ihm als Davids Sproß eingenommenenj Thron sund sein Volk versöhnen, in Gottes Gnade erhalten und mit ewigem Heile segnen],und [es] wird Friede [genauer: Friedensrath] sein zwischen den bei- den [dem König und dem Hohenpriester, welche beiden Aemter er in seiner Person auf’s Jnnigste und Engsie vereinigt; seines Volkes Frieden zu be- rathen, zu Stande zu bringen nnd ewig zu er- halten, wird das stete Dichten und Trachten dieses königl. Hohenpriesiers sein]. Der Rathschluß des Friedens, der göttliche Rath- schluß von unserer Seligkeit und von dem herrlichcn Wohlstande seines Volkes wird geschehen durch die könig- liche und priesterliche Regierung des Messias Eigentlich heißt es: der Rathschluß des Friedens wird zwischen diesen beiden mitten inne sein. Gott wird die beiden Aemter des Messias, das königliche und Hohenpriester- liche so mit einander verbinden, daß der Rathschluß im- serer Seligkeit aus dem einen so gut ruhet, als auf dem anderen. (Reichel.) Als der verheißene Sprößling in der Person Jesu in die Welt trat, da verkündigten ja die himmlischen Heerfchaareiu Friede auf Erden! und als er in seinen letzten Reden von seinen Jtingern Ab- schied nahm, ließ er ihnen als sein Vermiichtniß den ,,Frieden« zurück (Joh. 14, 27), und wenn dermaleinst die Weltgeschichte zu ihrem Ende und Ziel gelangt sein wird, ist es die allseitige und vollständige Verwirklichung dieses Friedens, welchen die Gemeinde Gottes zu ge- nießen haben wird: Ofsb. 21, 3 s. (Köhler.) Diese Ver- heißuug verbtirgte dem Volke Gotte-s in seinem zukünf- tigen Oberhaupt zugleich die Macht und den Willen zu helfen. Als wahrer Hoherpriester sollte der Messias die Seinen bei Gott vertreten und ihnen Vergebung der Sünden verschaffen, wie der Prophet dies schon Kuh. 3 s ausflihrlicher angekttndigt hatte. Als wahrer König, 910 Sacharsa S, 14. 15. 7, 1—7. von dessen Kernigkeit alle früheren nur ein schwaches Abbild gewesen, sollte er die Begnadigien schützen und überhaupt alle. von Gott ihnen bestimmten Segnungen auf sie herableiten. (Hengfteuberg.) 14. Und die Kronen sdie eine Prachtkrone, welche auf diese Weise dem Hohenpriefter Josua ausgesetzt worden ist, um ihn als Vorbild des zu- künftigen Meffias hinzustcllen] sollen [soll in den Tempel gebracht und dort aufbewahrt werden und] dem Heim« [oder HeldaiL Tobia, Jedaja [diesen 3 Gesandten der Juden in Babylon und Ueber- bringern des Geschenkes] nnd Heu, dem Sohne Zephanja [richtiger: und der gaiifreundlichen Huld Jesus, des Sohnes Zephanjas, der diese Gäste aus Babylon bei sich aufgenommen und geherbergt hats-zum [ewigen] Gedächtnis sein [und bleiben] im Tempel des HErtn. «) Möglicher Weise ist dies nur ein Schreibfehler fltr Heldai, da der Name Helem sonst nicht vorkommt, die syrische Uebersetzung auch hier nur Heldai schreibt und eine Doppelnamigkeit anzunehmen, hier besondere Bedenken hat. 15. Und [zwar soll man, wenn man diese aus dem von den babylonischen Fremdlingen dar- gebrachten Silber und Gold gefertigte Krone im Tempel des HErrn sieht, daran gedenken, was Haggai 2, 7 geweissagt»hat, nämlich] es werden seinst viele Völker] kommen von ferne, die [mit ihren SchätzeIiJ am Tempel des HErrn bauen fund ihn mit ihren Kostbarkeiten füllen] werden. Da swenn dies einst geschieht] werdet ihr [daran] erfahren fund deutlich erkennen], daß mtch [den Engel des HErrn, der hier durch feinen Propheten redet] der HErr Zebaoth zu euch gesandt hat [euch seines Namens Herrlichkeit zu offenbaren und euers Heil zu Stande zu bringen] Und das sdaß ihr solche meine Sendung zu euch erkennet und er- fahret und also auch an der Erfüllnng der vor- stehenden großen Verheißungen Antheil erlanget] soll geschehen, so ihr gehorcheii werdet der Stimme des HErrn, eures Gottes [wer aber dessen Stimme nicht hör-et, wird auch mich und damit auch den Messias und sein Heil nicht erkennen und em- pfangen]. Das 7. Kapitel. Vom kfasien und Werken der Barmherzigkeit. B. Der II. haupttheil des Buches Gan. 7 n. it) ent- hiilt dir Antwort des hErrn ans eine Anfrage der Juden von Bethel, ob man anih ferner auch, nachdem die Eolouie der zurörltgeltehrten Ssraeliten wieder im Aufblühen be— griffen sei, Tage, wie die der Zerstörung Jerusalems durch die Thaldärr alljährlich als zfasitage halten solle. Diese Aufrage giebt dem hlkrrn den Anlaß zu einem Gotteswort voll Belehrung und Trost, in welchem er nicht allein den Werth des Faftens überhaupt, sondern die grundlegenden Bedingungen lilarftellt, unter welchen Israel der großen berheißungen einer herrlichen Zukunft, wie sie ihm durch die iiaehtgesirlzte gezeigt worden und, allein thrilhaftig werden kann. Damit bildet dieser Theil ein treffliches ltliudeglied zwischen dem ersten und letzten Theil des Basis. Denn die Kämpfe, welche Israel narh dem Inhalt des dritten nnd letzten Theil zn bestehen haben wird, bevor das Reich Gottes in seiner herrlithliett unter ihm vollendet werden kann, vermag es auch nur dann zu führen und zu bestehen, wenn es den Gehorsam gegen Gottes Wort, der ihmllim vorliegenden zweiten Theil vorgehalten wird, erfü i. I. V. 1—3. Jnnächst wird die äußere Veranlassung zu dem Gotteswort der beiden nah. 7 u. 8 mit-getheilt. Eine Gesandtfchaft der Juden in Bethel lmm nach Jerusalem zu den Priestern und Propheten, als den ge· ordneten Qrganeu der Offenbarung des Willens Gottes, und richtete an fle dir Frage, ob der Tag der Gin- äscherung Jerusalems nnd des Tempels durch die Thal— däer auch ferner noch, nachdem seht Jerusalem wieder anfzublüheu anfange nnd der Wiederansbaii des Tempels weit vorgeschritten sei, als Trauer— und diafttag begangen werden müsse. 1. Und es geschah im vierten Jahr des Königs Dariiis sHystaspis Esra 1, 4 Atem» d. i. im J. 417 o, Chr., 2 Jahre nach Wiederaufnahme und 2 Jahre vor Vollendung des Tempelbaues also zu einer Zeit, da der Bau etwa schon im Rohen fertig wars, daß des HErru Wort geschah zu Sacharjay am vierten Tage des neunten Monden, welcher heißt Chisleli [Chislev, etwa unser Dezember 2. Mof. 12, 2 Attm.]; It) Da die folg. Zeitbestimmung: ,,am 4. Tage — Chisleu« nothwendig zum folg. Vers gezogen werden muß, so ist hier statt Komma ein Punkt, sowie hinter Chisleu statt Semikolon ein Komma zu denken. Dann gehört die erste Zeitbestinimung: ,,im 4. Jahr« zum ganzen folg. Abschnitt und giebt im Allgemeinen an, wann diese Offenbarung geschehen ist, die zweite dagegen bestimmt die Zeit der Ankunft der Gefandtschaft im folg. Vers genauer. 2. Da Sarezer und Regeni Melech sammt ihren ssie begleitenden] Leuten [Dienern und Haus- genossen] sandten in das Haus Gottes, swohl besser: da sandte Bethel, d. i. die Bürgerschaft des bald nach der Rückkehr wieder aufgebauten Städt- chens Bethel Reh. 11, 31., den Sarezer und Regem Melech sammt seinen Leuten als Gesandtfchaft nach Jerusalem, um in dem zum großen Theil wieder auferbauten Tempel] zu bitten [anzubeten und im Gebet Rath zu fragen] vor dem HErrnz Auch bei den Bewohnern Bethels hatte also die Strafe des Exils die heilsauie Wirkung zu Wege ge- bracht, daß sie sich von der Abgötterei, welche fett Be- ginn des ephraimitischen Königreichs in ihrer Mitte ge- trieben worden war (1. Kön. IT, 28 fs.; Am. s, 145 4, 4 u. ö.), wiederum zum gesetzmäßigen Dienste Jehova7s an»der von ihmerwählten Stätte zurtickgewandt hatten. (Kohler.) Zugleich aber zeigt die ganze Frage« wegen der Fasten, daß auch die Bewohner von Bethel in dem- selben Sinne nur sich bekehrt hatten, wie die übrigen zurlickgekehrten Exulanten »Sie waren ganz willig dazu, fortzuweinen und zu fasten, wenrns befohlen würde, denn sie lebten ganz in eigenem Thum Und das ist immer da, wo man das Reich Gottes äußerlich auffaßt Vom Fasten und dem Wirken des Geistes am Herzen aus Trägheit nicht recht Raum giebt. Dann ist man eifrig und willig zu felbstgemachtem äußeren Gottesdienst iii Satzungen und leicht auch selbstgerecht darin. Das ist aber der Tod der wahren Kirche» Es muß folche Frage eben kommen, weil der Prophet noch lebt und lehret, aiif daß sie öffentlich und kräftiglich verdammt.werde, zum Exempel, daß alle unser Werk, so wir erwählen, wie gut sie immer erscheinen, kein nütze sind, und allein bei dem reinen Wort Gottes zii bleiben sei. Denn diese Plage hängt an allen Menfchenlehrem daß sie Gottes Gebot zunicht oder gering macht, und sich selbst hoch und groß macht, wie wir hie in diesem Exempel sehen werden. (Luther.) 3. Und [zwar] ließen [sie, die Bürger von BetheIJ sagen den Priestern, die da [im Dieniie] waren um das Haus des HErru Zebaoth [und also kraft dieses ihres Mittlerdienstes die Antwort auf diese Bitte und Frage an den HErrn am ersten empfangen konnten] n·nd zu den [im gleichen Ver- hältniß stch befindenden] Propheten: Muß ich [die Einwohnerschaft von Bethel, die Absenderin dieser Männer] auch [ferner] noeh [uachdem der HErr wieder Gnade und Segen gegeben] weinen [und Trauerzeit halten am 10. Tage] im sanften Monden [Namens Ab, d. i. am 10. Aug] nnd mich [der Speise und des Tranks] enthalten [im Andenken an die schreckenvolle Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalem durch Nebucadnezar], wie ich solche-s gethan habe nun [schon] etliche sbessert so lange] Jahre [nämlich durch alle 70 Jahre der Berbannung in Babel bis auf den heutigen Tag]? Wir erfahren hier, daß die Juden im Exil die Sitte angenommen hatten, den 10. Aug. als jährlichen Buß- und Fasttag zu feiern. — Die heutigen Juden feiern bekanntlich den 9. Ab als den Tag der Einäscherung des ersten und zweiten Tempels. Ueberhaupt ist ihnen der 9. Ab der Unglückstag Israel-s. Folgende 5 Unglitcks- fälle, welche an diesem Tage über Israel gekommen seien, werden aufgezählt: 1) Gott beschloß, die Väter in der Wüste sterben und nicht in das gelobte Land ein- kommen zu lassen; 2 u. 3) der erste und der zweite Tempel wurden zerstört; 4) die Festung Bitter wurde zur Zeit Bar-Kochba’s genommen; 5) Turnus Rufus pflitgte auf dem Grunde des Tempels (Mich. 3, 12). II. v. 4——14. Da die Priester und Propheten von sich aus über die Frage zu entscheiden nicht vermögen, so ertheilt der ljErr selbst die Antwort durch Sacharjm Die gestellte Frage lag aber nicht blos im Interesse der treute von sethrl, sondern auch alter zurüiiigeliehrter Juden. Darum richtet der tJErr die Antwort auch an das ganze volle. Dieselbe zerfällt iu zwei Hälften, deren zweite san. ti umfaßt; jede derselbe zerfällt wieder in 2 Theile, deren Anfang an den Worten: »Und des HGrrn Wort geschah zu mir« teenutlich ist. Ja der vor- liegenden l. Hälfte nun erklärt sich der HErr zunächst til-er das Fasten, daß er dasselbe nieht als einen ihm wohlgefrilligen Dienst nasche, sondern nnr Gehorsam gegen sein Wort verlange W. 4 —7); wie denn anrh nnr das hartnärttige Widerstreben Israel-z gegen die durin seine Propheten ihm vorgehaltenen Gebote der Gerelhtigtieih Liebe nnd Wahrheit es gewesen sei, wes— håilbser Tiefe! unter die Völker habe zerstreuen müssen. 913 it. Und des HErrn Zebaoth Wort geschah zu mir [dem Propheten Sacharja], und sprach: Z. Sage allem Volk im Lande sdenn jeden gehet diese Frage über die Fasten und ihre richtige Beantwortung an], nnd [insbesondere auch] den Priestern ldie mit befragt worden sind, aber selbst nicht zu antworten wußten], nnd sprich: Da ihr. fastetet und Leide ttuget im fünften nnd siebenten Monden [am 10. Tage des Mon. Ab oder August wegen der Zerstörung Jerusalems und am 3.Tage des Tiski wegen der Ermordung des Staithalters Gedalja*« und der im Lande zurückgelassenen Judäer 2. Kön. 25, 25 f.; Jer. 41, l ff» nun schon, wie ich recht wohl weiß] diese fiebenzig Jahr svon 587——517 v. Chr] lang, habt ihr san] mir« szu Nutz und Frommen] so gefastefs 6. Oder da ihr san anderen Tagen nicht sasteten sondern] aßet und trantet, habt ihr nicht sfiir euch selbst gegessen nnd getrunken? sdarum möget ihr es mit dem Falten und Essen halten, wie es euch am zuträglichsten scheint. Habt ihr von dem Fasten Segen für euer Herz gehabt, so möget ihr es beibehalten; wo nicht, so möget ihr’s abschaffens ich befehle euch weder das Eine, noch das Andere Jes. 58, 8—12.] » 7. [Oder wähnet ihr etwa, ihr könntet euch durch das Fasten als einem guten Werke meine Gnade erwerbeu?] Jsks nicht das [kommt es nicht allein auf die gehorsame Beobachtung dessen an], welches der HErr [euch] predigen ließ durch die vorigen Propheten kdie unter euch lebten],»da Jerusalem [noch] bewohnt war nnd hatte die Fulle sder Ruhe und des Friedens] sammt ihren szu ihr gehörigen] Studien umher, und [im ganzen Reiche Juda] Leute wohneten, beide gegen Mittag sim Südlande oder Negeb] und in Grunden [im Tief- lande der Schefela am mittelländischen Meere]? V) Das Fasten wegen der Ermordung Gedalja’s, des Sohnes Ahikam, war vermuthlich nur von den Juden, die nach der Zerstörung Jerusalems noch im Lande zurttckgeblieben waren, beobachtet worden. W) Jn diesem Text ist gar merklich zu achten auf das Wörtlein Mir und auf das Wörtlein Euch. Denn mit den weien scheidet er die Menfchengebote von Gottes Ge oten. Mir, mir habt ihr deß keines gethan. Warum? Darum, daß ich der keines befohlen habe. Aber Euch, euch habt ihr’s gethan. Warum? Darum, daß ihr’s von euch selbst erdacht und erwählet habt, und hat euch selbst also gefallen. —-Alle eigene erwählete Wert und Gebot haben die Plage und Herzeleid an sich, daß sie uns baß gefallen, denn was Gott geboten hat; wir merken auch mehr drauf, und thun auch viel mehr Fleiß dran, denn an Gottes Geboten, welches denn Gott aufs Höchste und billig verdreußt, daß er wiederum auch unser eigen Werk und Gebot verachtet und verwirft, gleichwie wir seine Gebot und Werk verachten.——Siehe unser Wesen auch an. Glaube an Christum und Liebe zum Nächsten ist uns geboten, und alles daran zu setzen, das wir mögen und haben. Aber das kann jedermann und hat’s längst an den Schuhen zerrissen. Niemand säh es an, daß er etwas sollt daran wenden, zu lernen « und Essen auch keinen Gottesdieust sehen. 912 Sacharja 7, 8—14. 8, 1——6. und thun, auch nicht einen Heller, nicht einen Schritt über die Schwelle. (Luther.) Gott läßt filr sich weder fasten noch essen, darum sollen wir im äußerlichen Fasten Jst dir zum Fasten zu Muthe, dann faste dir, mache aber davon kein Anfheben, sondern salbe dein Haupt dabei und wasche dein Angesicht (Matth. 6,17), als thiitest du nichts besonderes, sonst ist all dein Gottesdienst Selbst- täuschung —- Die Opfer, die der HErr wollte, waren gar andere, als selbsterwiihlte Fasten, und wohl hätte das Volk diese rechten, gottgefälligen Opfer wissen können. 8. Und des HErrn Wort geschah sweiierj zn Sacharia, nnd sprach: Es ist keinerlei Grund vorhanden, anzunehmen, daß hier ein anderer als unser Sacharja gemeint sei, wie einige Erklärer angenommen haben. Daß hier der Name desselben genannt wird, ist der Abwechselung halber geschehen. 9. So spricht [genaiier: sprach] der HErr Zebaoth szn euch und euren Vätern, ehe er das Gericht der Zerstörung Jerusalems und der Ver- bannung nach Babel über euch brachte]: Richtet recht siirtheilet und entscheidet in jeglicher Sache ohne Ansehen der Person allein nach dem Rccht und der WahrheiiL und ein jeglicher beweise an seinem Bruder Gute und Barmherzigkeit; 10. Und thut nicht Unrecht den Wittwem Waisen, Fremdlingcn und Armen [2. Mos. 22, 21 ff; 23, 6 fs.; s. M. 19, 15 ss.; s. M. 10, l8;24,14;Jes.1,17;Jer.7, 5 f.; 22, 3; Hof. 12, 7]; und denke soder sinne] keiner wider seinen Bruder etwas Arges in seinem Herzen sdas ist das rechte Fasten, die rechten gottgefälligen Opfer; dann solltet ihr ruhig und sicher wohnen in diesem Lande]. II. Aber sie ivollteu nicht anfmerkcu [auf solche meine Warnungen], und kehreien mir den Rücken zu [indem sie, wie ein Rind, das das Anf- legen des Jochs nicht duldet, solche Gebote auf sich zu nehmen sich weigerten Neh. 9, 293 Hof. 4, 16], und Verstockten ihre Ohren, daß sie nicht höreten, 12. Und stellten ihre Herzen wie [den härtesten Stein] einen Demantf daß Damit] sie nicht höreten [auf] das Gesetz und [die] Worte, welche der HErr Zebaoth szn ihnen] sandte in seinem Geiste sin der Kraft seines heil. Geistes Mich. Z, 8], durch die vorigen soor dem Exil lebenden] Propheten. Daher [denn als nothwendige Folge] so großer Zorn vom HErrn Zebaoth kommen ist. 13. Und [zwar] ist sder Zorn des HErcUJ also süber ne] ergangen: Gleichwie [ihnen von mir durch die Propheten] geprediget ward, und sie nicht höreten, so wolltich sder HGrr zur gerechten Vergeltung sie] auch nicht [er-] horen, da sie sin ihrer Noth, in die sie durch meine Gerichte kamen, zu mir] riefen, spricht der HErr Zebaoth 14. Also hab ich sie sdamals wie ein Sturm: wind] zerstreuet unter alle Heiden, die sie nicht kennen [und also auch kein Mitleid und Erbarmen mit ihnen hatten]; nnd ist das Land [aus welchem sie der HErr hinwegsühren ließ] hinter ihnen wnste geblieben, daß niemand drinnen wandelt noch wohnet, und ist [also durch ihre Halsstarrigkeiq das edle Land zur Wustung gemacht lworden und überhaupt all das Ungliick gekommen, über welches ihr jetzt an den Fasttagen weinet und klaget"]. V) Hart gegen hart taugt nicht: zween harte Steine mahlen nicht wohl. Gottes Gebot ist hart, ja, es muß ewiglich bleiben; wer dawider sich» setzt, und will hart gegen hart fein,·dem »wird’s freilich nicht wohl gehen; sondern, wo er nicht wird weichen, so wird er zerspringen und zermalmet werden in eitel Stitcke, ja in eitel Staub, wie er«hie spricht, daß die harten Juden, als die De- manten, sind auch ttber ihrer Härtigkeit zersprungen und zerstäubet in alle Lande, und half sie nichts, daß sie riefen und beteten um Gnade und Barmherzigkeit. Denn sie ließen nicht ab von ihrem harten Herzen, blieben immer aus ihren eigenen Werken nnd verachteten Gottes Wort. Aber welche Gottes Gebot annehmen, oder doch bekennen ihre Sünde, derfelbigen Gebet ist gewißlich er- Hörer. (Luther.) Alles Beten hilft nichts, wenn man nicht Gottes lauteres Wort unter seinen Füßen hat, sich darauf zu griindew Gottes Wort macht alles erst wahrhaft nnd kräftig, das ist aber das Wort seiner Liebe und Gnade, dadurch in unserem erzen, wenn wir’s annehmen, wiederum Liebe und armherzigkeit gegen den Nächsten erwachsen. Steht einer erst so, dann ist ihm Fasten und Essen frei, je nachdem es ihm Gott giebt. (Diedrich.) — IV) Damit war nun jener Gesandt- schast von Vethel der eine Theil der gbttlichen Antwort gegeben, und sie konnte daraus lernen, daß solche Opfer überhaupt keinen Werth haben, wenn nicht das rechte Opfer der Liebe sich damit verbinde. Aber das war doch nur erst der eine Theil der Antwort, unser Prophet hat noch eine bessere Antwort zu verkiindigem (Schlier.) Das 8. Kapitel. Von der Zukunft des Ziilessias nnd seinem Reich. III. v. 1—23. wahren: die 1. nackt: vereint-pok- i» tjsirrn auf die Frage wegen der Fasttage vorzugsweise ein Straswort war, so fiigi die nun folgende L. Hälfte derselben den reiihslen Trost hinzu. Der hatt: verheißt dem voller, wenn es von nun an seinem Worte gehorsam sein, gerechies Gericht, Güte und Barmherzigkeit üben werde, so wolle er seinen Gnadendiiiid mit ihm nicht allein wieder herstellen, sondern auch dereinst vollenden und Jerusalem verherrliihen (d. 1—8). Darum solleii sie getrost und unverzagt sein; denn er, der nieder, der ihnen wieder gnädig ist, wird ihnen auch den Segen im tlaiide wieder zu Theil werden lassen w. 9—17). Was aber die fernere Haltung von Fasttagen als Gedentiiagcn an die srliweren Ziichtignngen des tjErrn anlangt, so niiigen Iie es mit« ihnen halten, wie ne wollen, wenn sie mir des tiErrn Wort, dessen tjaiiptinhalt die Wahrheit nnd der Friede ist, lieben. Dann sollen dereinst nicht nur alle Fatttage aufhören, sondern alles seid hinweg- genommeii nnd die Ttaiiertage in irendenseste verwandelt werden. Dann wird Ioraelg Licht nnd ttiihni bei allen döltiern groß werden, also daß dieselben von allen Seiten Gott verheißt Wiederherstellung feines Gnadenbundes sobaldJsraeflfwieder gehorfam sein wird. 913 zn ihm krönte« nnd sich ihm anschließen werden. (v.1li ——23.) Dies so gegliederte Gotte-wart is wieder in viele itnteelheile geschieden, welche der proohet sämmtlirh mit den Worten beginnt: »So sorilht der hCrr Jebaoth«, damit, wie Hieronymus sagt, Israel nicht glaube, die liöülichen und wegen ihrer Größe satt unglaublichen ver— lseifnugen flammten non dem Propheten her und ihm, dem Menschen, lreinen Glauben schenke, sondern gewiß würde, daß es Gottes eigene loerheißuugen seien. —- ,,1Jer prophet umfaßt auch hier den ganzen Inbegriff dei dem Hunde-voller beninimlen Heils, nnd seine ver— liändigung sollte erst in Thristo ihre volle Wahrheit finden. Ausschließlich ans die durch ihn dem bieiche Holz? gegnåoädene iberherrlichnng bezieht sich der Schluß: I. Und des HErrn Wort geschah [bald nach- her wiederum] zu mit, nnd spra . » Z. · So spricht der HErr Zebaoth: Jch habe nber Zion fast sehr geeisert sbin in heiligem Liebes: eifer für Zion entbrannt], nnd habe in großem Zorn sgegen die ihm feindlichen Heidenvölked über sie geeifert [Kap. I, 14 f.; Jes 26, 11]. Z. So spricht der HEUX [Jch habe mein Volk in die Gewalt feiner Feinde hingeben und meinen Tempel in Jerusalem verlassen miissen Hes 9, Z; 10, 4; aber] Jch lehre mich [in er: neuter Liebe und Erbarmen] wieder zn Zion, nnd will [wieder wie früher, ja in einer noch viel voll- kommeneren Weise] zn Jerusalem [inmitten meines Volkes] wohnen [Kap. 2, 14 ff» also] daß Jeru- salem [in Folge dessen] soll eine Stadt der Wahr- heil [der Treue und Liebe gegen feinen Gott und HErrn sein und überall] heißen, nnd [Zion] der Berg des HErrn Zebaoth ein Berg der Heiligkeit [ein Berg, auf welchem der Heilige Jsraels unter seinem Volke wohnet, und welchen er dadurch heiliger] Es ist Thatsachtz daß die Wolkensäultz das Sinnbild der Gegenwart des HErrn im Volke, welche Hesekiel vor der Zerstörung Jerusalems und des Tempels das Aller- heili e und damit das Volk selbst verlassen sah, nach der ückkehr desselben aus der Gefangenschaft und nach Vollendung des Serubabelfchen Tempels nicht wieder im Tempel Wohnung genommen hat. Der Grund hiervon kann kein anderer sein, als der, daß das Volk zwar äußerlich vom Götzendienst gereinigt war, innerlich aber weit entfernt war, ein wahres Volk Gottes ge- worden zu sein. Wie jene Wolke im Allerheiligsten im Wesentlichen vorbildlicher Natur war und auf die Zeit weissagtq wo der HErr auch in den Herzen der Glieder des Volks wohnen und Jerusalem also eine Stadt der Wahrheit, des treuen Glaubens, werden würde, so isi auch die vollkommene Erfüllung unserer Weisfagung erst dann zu erwarten, wenn die Christenheit eine wahrhaft heilige, reine Gemeinde Gottes sein, wenn Israel sich zu feinem eiland bekehrt und der HErr dann in ihm in Wahrheit Wohnung gemacht haben wird. Dann wird Zion, der Berg des HErrm die weithin lenchtende Stadt auf dem Berge, von seiner Heiligkeit übeesrhattet nnd als heilig von jedermann erkannt werden. Nur schwache Anfänge der Erfüllung dieser weit hinaus reichenden Verheißung hat die Zeit nach dem Exil se« zeigt» such die christliche· Kirche, in» welcher der H rr ja wirklich und wahrhaftig gegenwärtig Ist, m deren Dschseks Blbelwert o Altarsacrament seine Herrlichkeit und Heiligkeit sich offenbart, isi doch noch nicht die volle Erfüllung dieser Verheißung, welche vielmehr erst das neue Jerusalem bringen wird. · a» So spricht der HErt Zebaothx Es sollen noch fntder seinstmals in jener Zeit, wenn ich mein Volk zur Herrlichkeit und zum Beßtz des ganzen Segens der Erlösung gebracht haben werde, in Folge ewigen Friedens und voller Sicherheit vor allen Feinden] wohnen in den Gassen zu Jerusalem alte Manner nnd Weiber, nnd die an Steclen gehen vor großem Alter [Jes. 65, 20]; 5. unt-»der Stadt Gassen sollen [andererseits] sein voll Knablein nnd Magdlein, die ans ihren Gassen [vor den Augen ihrer Großvater und Ur- großväter sorglos und fröhlich] spielen. Aus der geistlichen Vollkommenheit in Folge der Einwohnung Gottes in den Herzen folgt der leibliche Wohlstand, nicht umgekehrt, wie die heutige thöriehte Welt meint. Bisher raffte in Folge der Sünden des Volks Schwert oder Hunger oder Seuche des HErrn Volk hinweg in seinen besten Jahren; einst aber soll Jerusalem voll Segens sein, wie man an der zahlreichen sriihlichen Kinderschaar auf seinen Gassen sehen wird, und alles Volk soll in Frieden seine Tage zubringen und alt und lebenssatt werden. Denn wo Vergebung der Sünden, Gottes Gnade und Friede bleibend bei einem Volke ist, da muß ja auch zeitliche-s, leibliches Wohlergehen endlich folgen. Da zeigt sich, daß der frommen Kindlein Spielen Gott wohlåefälliger ist, als der Pharisäer Fafttagr. -— Auch diese egensverheißung hat sich an dem Volke Israel noch nicht erfüllt; denn in den Zeiten von Serubabel bis auf Christum hatte Israel fast fortwährend von Kriegen un Drang alen zu leiden, welche die Menschen vor der Zeit wegra ten. Auch die glückliche Zeit unter dem Hohenpriester Simon, von welcher 1.Macc.14, 4s. berichtet, war doch immer nur ein dürftiger Schatten der Erfüllung, welche viel- mehr erst im neuen Jerusalem, wenn auch nicht im wörtlichsten Verstande, eintreten wird. Langes Leben in der Gemeinschaft mit Gott ist und bleibt eine hohe Gnade Gottes; aber die wahre Erfüllung dieses Segens liegt doch darin, daß der HErr den Seinen ein ewiges, seliges Leben in seiner Gemeinfchaft geben wird. s. So spricht der HErr Zebaoth: Dünkel sie solches swas ich ihnen so eben für die Zukunft verheißen habe] unmöglich fund unglaublich zu] sein vor den Augen dieses sjetzt nocizin Kummer, Armuth und Drangsal lebenden] nbtigen Volks sdaß ich es ersüllen würde] zu dieser. [zukünftigen] Zeit? Sollt es darum auch lzu wunderbar und darum] unmöglich sein vor tnetnen ldes großen Gottes] An en? [Wahrlich, es soll gewißlich ge- schehenj sp cht der HErr Zebaoth Er heißt sie die Augen zuthun, und das Ge en- wiirtige nicht ansehen, sondern alleine auf sein ort achten, als der wohl größer ist, denn alle das Gegen- würtigex als sollt er sagen: Ihr müsset nicht auf eure Gedanken oder Dünkel achten, sondern auf mich und mein Wort. Euer Dünkel steckt die Augen in das Ge- genwärtige, und weil er die Stadt so wüste sie et, und weder jung noch alt Volk drinnen findet, das a spiele und fröhlich set, sondern vielmehr eitel Weinen und Klagen da ist, und die Stadt noch in der Ufchen liegt, U— c· II. 2. 58 914 Sacharja 8, 7-23. die Feinde umher noch toben und wiithen, daß weder Friede noch Handel sein kann: so meinet er, es sei um- sonst und alles verloren und gar nicht möglich. Aber wenn ihr auf mich sehet alleine, so müßt ihr ja beken- nen, daß vor mir kein Ding unmöglich ist. Siehe, was kostet’s, ein blöde erschrocken Herz aufzurichten und zu trösten, daß es stark werde im Glauben; und wie ein zart, weich, edel Ding es sei um ein Gewissen, wie äältsserey ist verderben und so schwerlich zu heilen. 7. So spricht der HErr Zebaoth: [Fraget ihr, wie solches zugehen wird, da ihr doch jetzt ein armer, geringer Haufe im Lande seid ?] Siehe, ich lvill tuein Land erlösen [aus der Knechtschaft der gottlosen Heiden in allen Landen, soweit die Sonne scheint] vom Lande gegen Aufgang und vom Lande gegen Niedergang der Sonne; 8. Und will sie [allesammt] herzubringen, daß sie [wieder] zu Jerusalem sdas dann Mittelpunkt eines verklärtem wahrhaften Gottesreichs und so weit ausgebreitet sein soll, wie ich es in Kap. D, 8 beschrieben] wohnen, und sie sollen mein Volk fein fund mir dienen in rechtem Glauben und Leben] und ich will wiederum] ihr Gott fein, [und mich als solchen in Gnade und Hilfe beweisen, nicht blos dem äußeren Namen nach und nach der äußeren Ordnung, wie es durch den Bund am Sinai ge- worden, sondern] in Wahrheit und Gerechtigkeit. [Dahin aber wird es kommen durch meinen Knecht, den Sproß Davids] Auch diese Verheißung hat sich nur keimhaft und vorbildlich dnrch die Rückkehr der Exulantenschaar aus Babel erfüllt. Aus allen Ländern wird der HErr sein Vol! nach Jerusalem sammeln, wenn sich Israel ein- miithig zu Christo bekehrt und das neue Jerusalem vom Himmel kommt. Dann wird Israel wahrhaft Gottes Voll, das in Gott und in dem Gott lebt, sein. O. So spricht der HErr Zebaoth: [So] Siårket [nun] eure Hände lgehet getrost der Zu- kunft entgegen und thue ein jeglicher, was ihm fein Beruf gebietet, ihr] die ihr [durch Gottes Barm- herzigkeitJ hbret diese [trostlichen] Worte soder Ver- heißungen einer herrlichen und seligen Zukunft, wie ich sie] zu dieser Zeit [in Kap. 2—8 u. Hagg 2 zu euch geredet] dnrch [unsereu, nämlich] der [bei- den zufammenlebenden und nach Gottes Willen zu- fammenwirkenden] Propheten lSacharfa und HaggaiJ Mund, [welche] des Tages [oder zu der Zeit unter euch aufgetreten sind], da [nach der Rückkehr aus Bat-ei] der Grund gelegt ist an des HErrn Zebaoth Hause [und der Bau nach seiner Unterbrechung wieder aufgenommen worden istL daß der Tempel [nun auch fertig] gebauet wurde. 10. [Ja, fasset nur getrosten Muth; sehet ihr doch fest schon des HErrn reichen Segen deutlich vor Augen!] Denn vor diesen Tagen [ehe der Tempelbau wieder aufgenommen wurde] lvar der Menschen Arbeit vergebens, und der Thiere Arbeit lvar nichts [weil der Ackerbau keinen oder, nur äxtßekst geringen Ertrag lieferte Hagg. l, 6. 9 ff.; 2, 16. l9]; nnd war kein Friede vor Trübsal [im Lande] denen, die aus- und eingingen [um ruhig ihre Gefchäfte zu treiben, denn heidnische Dränger und einheimische Böfewichte lauerten allenthalben]; sondern ich ließ alle Menschen lnach ihrer Herzen Gelüsten dahin] gehen, einen jeglichen [in Bosheit] wider seinen Nächsten [an diesem Mangel an bürgerlichem Frieden, an Gedeihen im Handel und Wandel offenbarte sich aber deutlich sowohl die Frucht eures Unglaubens, als auch die Ungnade und der Unfegen, der auf euch ruhte] 11. Aber nun [nachdem ihr euch wieder zu mir gewandt und mein Haus wieder weiter zu bauen begonnen habt] will ich nicht [mehr], lvie in den vorigen Tagen, mit den Uebrigen [mit dem aus meinen Gerichten geretteten Reste] dieses Volks [ver-] fahren, spricht der HErr Zebaothz 12. Sondern sie sollen Samen des Friedens sein. Der Weinstock soll feine Frucht geben [nach dem Grundtext: Sondern die Saat des Friedens, der Weinstock, das Gewächs, das in Kriegszeitem wo das Land verwüsiet wird, wie bisher, nicht gedeihen kann, soll seine Frncht trage-U, und das Land sein Gewächs geben, und der Himmel soll feinen Thau geben; und ich will fnicht blos das Schwert, Dürre und andere Gerichte fern halten, sondern] die Uebrigen dieses Volks [auch] solches alles [was mein Segen ihnen be- scheeren wird, ruhig] besitzen [und genießen] lassen [alfo, daß sie über diesen zukünftigen Uebersiuß die Dürre und Noth der Vergangenheit oergessen sollen Hagg l, 10; 2, 19; 3· Mos. 26, 4 ff.; s. 67, 7]. 13. Und soll geschehen, [ebenso] wie ihr vom Hause Juda und vom Hause Israel [d. i. alle, die ihr übrig geblieben seid von den zwölf Stämmen meines Volks, und in ungetrennter Einheit mein zukünftiges Heil erlangen sollt] seid ein Fluch [so von Gott geschlagenj gewesen sdaß man euren Namen] unter den Heiden [zu Verwünschungen gebraucht hat], so lvill ich euch leinst so völlig von aller Sünde, Noth und Drangsal] erlösen, daß ihr sollt ein Segen sein [ein Volk, dessen Glück und Frieden man jedem, dem msm Liebes und Gutes gönnen wünschen wird] [Darum] Fiirchtet euch nur nicht, und sttirlet eure Hände [fasse ein jeglicher getrost das ihm oon Gott befohlene Werk an und gehe muthig der Zukunft entgegen] let. [Denn] So spricht der HErr Zebaoth: Gleichwie ich [einst] gedachte [und in meinem gött- lichen Rath fest beschloß] euch sdnrch Verbannung und ZerstreUUngJ zu plagen, da mich enre Väter erzürnelen spricht der HErr Zebaoth, nnd renete lnich nicht lfondern es war mein unabänderlich» Rathschlußlz is. Also gedenke ich nun wiederum in diesen Tagen [und habe es gleichfalls unabänderlich be- Dereinst sollen nicht nur alle Fasitage aufhören, sondern auch die Trauertage zu Freudenfesten werden. 915 schIossenJ wohlzuthun Jerusalem und dem Hause Juba. [Darum] Fnrchtet euch nur [in] nichts [thuet nur, was ich von euch fordere]. 16. Das ists aber, das ihr thun sollt [wie ich ja eben dasselbe auch schon von euren Vätern verlangt habe Kuh. 7, 9 f.]: Rede einer tnit dem andern Wahrheit, nnd richtet recht, und schasset Frieden in euren Thoreu [an euren Gerichtsstätten 1. Mos. 19, l Anm.]; . 17. Und denke keiner kein [Pf. 140, 11 Anna] Arges in seinem Herzen wider seinen Nächsten, und liebet nicht falsche Eidez denn solches alles hasse ich [und wer solches thut, kann meines zukünitigen großes Heiles nicht theilhaftig werden], spricht der HErr ,,Wahrheit und Liebe, das ist der heilige Ausfluß des Gesetzes, das der HErr gegeben hat-« — Auch diese Verheißungen irdischen Segens haben ftch keineswegs zu damaliger Zeit vollkommen erfüllt, sondern harren gleich- falls noch der Erfüllung zu der Zeit, wenn Israel sich bekehren und der HErr dann ganz Israel selig machen wird. 18. Und es geschah des HErrn Zebaoth Wort zu mir, und sprach: U. So spricht der HGrr Zebaoth: Die Fasten des vierten [Monden, am 9. Thammuz, zum An- denken an die Einnahme Jerusalems durch Nebukad- nezar Jer. 39- 25 56, 6 f.], fünften [Monden, am 10. Ab, zum-Andenken an die Zerstörung des Tempels und der Stadt Jerusalem durch Feuer Jer. 52, 12 f.; vgl. 2. Kön 25, 8 Anm.], siebenten [Monden, am Z. Tisri, zum Andenken an die Er- mordung Gedalja’s, des ersten Statthalters, und der im Lande zurückgelassenen Judäer 2.Kön. 25, 25 f.; Jer. 41, 1 ff] und zehnten Monden [am 10. Tebeth, zum Andenken an den Beginn der Belagerung Jerusalems durch Nebucadnezar 2. Kön. 25, l; Jer. 39, l; —- alle diese Tage der Er- innerung an große und schwere Heimuchungen des HErrnJ sollen dem Hause Juba [einimals, wenn der HErr ihm seine Verheißungen erfüllt und die Fülle seines Gnadenheils und Segens über dasselbe ausschütteq zur Freude und Wonne und zu fröh- lichen Jahrfesteu werden lalso daß ihr um der em- pfangenen Freude und Wonne willen der vergan- genen Trauertage gar nicht mehr gedenkt]; allein liebet Wahrheit und Friede sdies die einzige Be- dingung für das zukünftige Heil, wie ich euch schon gesagt habe V. 16. 17]. 20. So spricht der HErr Zebaoth: [Solche Umwandlung der Trauertage in Freudenfeste wird also geschehen:] Weiter [genauer: Einstmals] werden noch [zu dieser jetzt trauernden und fasten- den Stadt Jerusalem] kommen viel weiden-J Völker und vieler [heidnischer] Städte Bürger; 21. Und [es] werden die Bürger von einer Stadt gehen zur andern, nnd sagen: Laßt uns lmit einander nach Jerusalem] gehen zu bitten [anzubeten] vor dem HErru [dem allein wahren Gott in seinem heil. Temvel], nnd zn snchen den HErrn Zebaoth [auf daß wir mit seinem gerechten und verherrlichten Volke fröhliche Feste feiern]; [und die Bürger der andern Stadt werden antworten :] wir wollen auch mit euch gehen [Mich. 4, 1 ff; Jes. 2, 2 ff.; Jer. 16, 19]. 22. Also werden viel Völker und die Heiden mit Haufen [in starken Nationen] kommen, kmit hungrigem Herzen] zu suchen den HErrn Zebaoth [den Gott Jsraels und den allein wahren Gott Himmels und der Erde] zu Jerusalem [das dann nicht mehr trauern und saßen, sondern in der Herrlichkeit seines Gottes strahlen wird], zn bitten [anzubeten] vor dem HErrn [in seinem dann nicht mehr armseligen, sondern verherrlichten Tempel] 23. So spricht der HErr Zebaoth: Zu der Zeit werden zehn [d. i. eine große Zahl] Männer aus allerlei Sprachen der Heiden saus allen Heiden- völkern der Erde mit ihren mannigfaltigen Sprachen] " einen jüdischen Mann bei dem Zipfel kseines RockesJ ergreifen [so groß wird der Zudrang der Heiden zu Jsraels Gemeinschaft sein], nnd sagen: Wir lvollen [zu euch gehören und] mit euch [dieselben Wege] gehen [o, so nehmet uns auf als Glieder eures begnadigten Volks], denn wir hören, daß Gott [der Himmel und Erde gemacht hat und nicht blos ein Gott eines einzelnen Volkes ist] mit euch ist [so werden wir unter euch auch seiner Gnade genießen] Mit diesen Verheißuugen des Segens und der Ver- herrlichung Israels schließt diejenige Weissagung Sa- charja’s- ab, durch welche der HErr die an ihn gerichtete Anfrage über das Fasten beantwortete. Er hat Israel einerseits gesagt, daß er auf das Fasten als solches gar keinen Werth lege, sondern nur auf die Erfüllung seiner Gebote, deren Hauptsumme Wahrheit und Liebe iß; und andererseits, daß die traurige Zeit, welche mit den bisher als Fasttagen begangenen vier Unglückstagen hereinbrach, fortan aufhören, 1a sich in eine Zeit wonne- vollen Segens umwandeln werde. Daß Israel die vier Fafttage zur Zeit nicht mehr innehalten solle, sagt des Errn Antwort nirgends, sondern giebt die Entscheidung ierüber vielmehr dem eigenen Ermessen des Volks an- heim; nur verheißt er fltr die Zukunft eine Umwand- lung der Fasttage in frohe Fefttagm Hieraus konnte aber Israel erkennen, daß es wohl daran thun werde, die 4 Fasttaae so lan e noch als Gedenktage an das durch seine Sünde her eigeflihrte Unheil mit Trauern zu begehen, bis der HErr sel si das Angedenken an die frühere Sttnde und das frühere Unheil durch seine neue Gnade und seinen treuen Segen aus elöscht haben werde. Durch seine eigene Schuld ist aber srael bis jetzt des verheißenen wonnevollen Segens noch nicht theilhaftig geworden, und weil der verheißene Segen noch nicht eingetreten ist, so sehen wir die Juden auch heute noch die vier Unglücksta als nationale Trauertage begehen; denn Israel hat seinen Meisters, den Mittler des vollen Segens und der rechten Herrlichkeitz verworfen. Wird aber das Messiasvolk sieh zu diesem seinem, jetzt von ihm verworfenen Messias dermaleinst belehrt haben, dann werden anch diese Weissagungen gleich vielen au- ssc 916 Sacharja g, 1——7. deren zur Zeit noch unerfitllten Verheißungeu der alt- teftameutlichen Schrift ihre zur Zeit noch rückftändige Verwirklichung finden. (Köhler.) Das 9. Kapitel. Ferheifzung der gntthaten kgoties Meisfagung non der Berufung der Heiden. C. kler IIl. haupttheil unseres Buchs umfaßt drei Kapitel R. 9—l1) und steht mit dem vierten und lehten Theil desselben in engsler Verbindung, so daß diese beiden Theile auch oft in Ginen znsammengefaßt werden. Beide Theile (deutlich erkennbar an der gleichen Veberscljrifk »Mir ist die Easl«) weissagen die Gntwitklnng des alt- teslamentlichen Gottesreichs bis zu seiner Vollendung in dem die ganze Grde umfassenden Reiche Christi. »Es wäre nu- seres Propheten Schrift kein Ganzes, wenn dies Bild der Zukunft fehlte, und so nothwendig das Vorwort gewesen, um die sicheren Sünder vor dem Mißbrauch dieser Schrift zu warum, so nothwendig isi nun auch dieser dritte und vierte Theil, um alles, was noth thut, dem Volke zu ver- kiindigetn Gs wäre Sacharjcks weissagung ein zerstückeltes Gemenge einzelner Bruchstüclte ohne die! und Jusammew hang, wenn diese beiden letzten Theile fehlen würden« Der erste dieser beiden Theile nun verkündet das Gericht über das Land Humans, d. i. über das gottfeiadliclfe Welt— reich in allen seinen Erscheinungen, und die damit gleich— zellige Jlnfrichtuicg des Reiches Gottes in Herrlichkeit, das Ziel aller Wiege Gottes, durch Sammlung and Bekehrung der zerstreuten Glieder des Volkes Gottes und ihre Gr- hebnng zum Siege über die Heiden. l. v. 1—17. Ko: Heide-untre: mit ihre: Gottes nein) bedriingendeu und verfolgenden Wanst, mit ihren Schäheu und Gaben, werden einst wegen ihrer Feindschaft gegen Gottes Volk vom HErru gerichtet, gedemüthigt und endlich seinem Reiche unterworfen und einverleibt werden. Ztber sein Volk soll sitt) freuen; denn der ihm verheißene Bönig wird als ein vollkommen Gerechter voller Gnade kommen. Gr wird siegen durch tiefe Selbslerniedrigunm llemnth, Sanftmuth und durch die Macht seines Friedens. Gr wird in Jerusalem, den Mittelpunkt des Reiches Gottes, einziehen und von dort aus von Meer zu Meer herrschen; sein Volk aber wird er aus der Zersirenuug und Ge- fangenschaft erlösen und in einen Zustand der tijerrtichkeit nnd des Segens unter seiner Gnadenobhut versehen. 1. Dies ist die. Last fdie Verkündigung des Gerichts Jes 13, 1 Anm.], davon der HErr redet über das Land Hadrach [d. i. das Reich Stark- fchwach, welches jetzt mächtig und gewaltig ist, eiust aber ohnmächtig und nichtig werden wird, unter. welchem fymbolifchen Namen das damalige perfifche Weltreich, sowie das widergöttliche Welt- reich überhaupt gemeint ist«] , und lzwar kommt dies vom HErrn verklindigte Gericht herab über alle Theile dieses Reiches, insbesondere erstens] über Damaskus fdie eine von den zwei größten Städten SyriensL auf welches es sich verlclsfet wörtlich: auf ihm wird es, das oerkündigte Gericht der Verntchtung dauernd sich niederlassen und be- sonders fchwer lasten, wie « könnte es auch anders sein«-J — denn der HEre fchauet fmit feinem all- sehenden Auge] auf die Menschen lnimmt all ihr Thun und Lassen, ihre Sicherheit und ihren Stolz, ihren Götzendienst und ihren Frevel gegen fein aus- erwähltes Volk, wahr], und sebenso auch] auf alle [12] Stamme Israel fdie allefammt sein Erbar- men uud fein Heil in der Zukunft erfahren follen, und nimmt wahr, wie dieselben noch immer oou den Heiden bedrängt und bedrückt werden] —; V) Die Worte: »Dies ist die Last über das Land Hadrach« find als Ueberfchrift zu dem ganzen Abschnitt bis zum Ende von Katz. 11 zu fassen und stehen der Ueberfchrift Kap. 12, 1: ,,Laftwort tiber Israel« streng gegenüber. Beide Ueberfchrifteti deuten an, daß das Land Hadrach dem Reiche Israel, d. i. dem Reiche Gottes feindlich gegenüber stehe, und beide so tiberfchriw benen Abfchnitte fchildern uichts anderes, als den Kampf des Reiches der Welt mit dem Reiche Gottes , nur in verfchiedetter Weise, »indem im ersten das Gericht, durch welches: die Macht der Heidenwelt tiber Israel vernichtet und Israel mit Kraft zur Ueberwindung aller seiner Feinde begabt wird, den Grundgedanken und Schwer- punkt der prophetischen Schilderung bildet, im zweiten dagegen das Gericht, durch welches Israel im Kampfe gegen die Heidenvölker gesichtet und durch Ausrottung feiner unechten Glieder zum heiligen Volk des HErrii verklärt wird« Von dem Verständnis; der Ueber- fchriftz ,,Last über das Land Hadrach« hängt aber das des» ganzen Abfchnitts ab. Der dunkle Name Hadrach ist auf die verfchiedenste Weise gedeutet worden, bald als Name eines« fyrifchen, aber unbekannten Königs (1. Kön 11, 25 Anm.), nach welchem das ganze fhrifche Reich hier genannt sei, bald als Name einer Laudschaft öftlich von Paläftina, etwa Harima, die nach einer sonst nicht bekannten Gottheit Ha: drach genannt sei. Am zuverläffigfteu ist und bleibt die alte Deutung, die schon Hieronymus und Luther haben, daß Hadrach ein vom Propheten selbst gebildeteks Wort sei, zusammengesetzt aus ,,had« fcharf oder stark und »rein-h« weich oder schwach, um auf fitmvolle Weise das medopersische Reich, unter dessen Gewalt damals Israel stand, und zugleich alle dem Reiche Gottes zu allen Zeiten feindlich gefiunten Weltreiche damit zu be- zeichneiu Solche finubildliche Benennungen find in einem prophetifchen Buche durchaus nichts Seltfames, wie auch Iefaia und Ieremia reich daran find (vgl. Jareb Hof. Z, 13; Rahab Pf.87,4; Ariel Ief.29, 1f.). — Die im Folgenden genannten Städte und Reiche sind lauter Theile dieses Landes Hadrach, des perfifchen Reiches, und es soll dargestellt werden, wie sich das Gericht über das ganze Reich an den einzelnen Land- fchaften verwirklicht. ,,Damaskus und Hamath berührt der Prophet nur im» YAllgemeinen und geht erst bei »den phöuczcfchen und philiftäifchen Städten auf eine spezielle Schrlderuug des Sturzes von ihrer Höhe ein , weil fre dem Reiche Israel zunächft lagen und theils in ihrer weltförmigen Machtentwickeluug, theils in ihrer Feind- fchaft gegen das Buudesvolk die Macht und die eind- fchaft des Weltreiches gegen das Gottesreich darfte teu.« 2. Dazu fwird es ferner kommen und bleiben] auch über Hamath [die andere größte Stadt SyriensL die lmit ihrem Gebiet] mit ihr fnämlich an Da: maskus V. 1] grenzet ldenn es ist 25 MeiL nördL davon am Orontes gelegen, später Epiphanicu jetzt Hamah genannt; also daß ganz Syrien oom Ge- richte getroffen werden wird]; fferner] über lPhönizien mit seinen beiden größten Stadien] Thrus und Sidon auch, die. [= darum, daß — sie in ihrem HochmuthsdünkeU fast [Jof. 13, 1 Anm.] weise Ankündigung des Gerichts über die Heidenvölker. sind fund alle Mittel nnd Wege aussinnen, um sich ein sicheres, reiches und genußoolles Leben zu verschafsen und sich zum Herrn der Erde zu machen] Z. Denn Thtus bauet ssich in seiner Welt: klugheit] feste seine Festung auf einer Jnsel’], und sammelt [darinnen] Silber wie Sand, und Gold wie Koth ans der Gasse. «) Thrus war nur eine Colonie von Sidonz aber allmählich hatte die Tochterstadt die Mutterstadt an Reichthum und Macht weit überholt, und als sie sich an ihrem ursprünglichen Wohnorte auf dem Festlande nicht mehr hinreichend sicher fühlte, baute sie sich auf einer Insel an (Jnseltyrus), welche etwa 3—4 Stadien vom estlande und 30 St. nördlich von dem alten T. lag. ieses Jnseltyrus war zwar nur eine kleine Stadt —- nach Plinius hatte die Jnsel nur 22 Stadien im Um- fang ——-, aber es war umgeben von eine: 150 Fuß hohen Mauer nnd war eine so starke Festung, daß Sal- manassar sie 5 Jahr lang, Nebncadnezar 13 J. lang nnd Alexander der Große 7 Monate lang belagertr. In diesem Jnselthrus nun häuften die Tyrer durch ihre Schisffahrt und ihren Handel eine unglaubliche Menge von Reiehthümeru auf. (Köhler.) 4. Aber sall seine Klugheit und die ganze Masse seiner Schätze werden ihm nichts nützen-J siehe, der HErr wird sie [bald erobern und] ver- derben [lassen], und wird ihre [Kriegs-] Macht ssainint allem, was sie zu ihrer Vertheidigung geschasfew als ihre Festungsmauerm ihre wohlausgerüstete Flotte] die sie auf sder Jnsel mitten in] dem Meere hat kund darum unbezwingbar erscheint, dennoch] schlagen [und so zerstören], daß sie wird sein, als die mit s Feuer verbrannt ist [Hes. 26, 12]. Z. sWeiter wird des HErrn Gericht auch der Philister Land treffen:] Wenn das Asklon sehen wird [wie Tyrus überwunden wird], wird sie er- schreclety und Gasa wird sehr augst werden; dazu Ekron wird betrubt werden, wenn sie solches siehet [denn sie alle hofften, daß doch wenigstens Tyrus um seiner festen Lage und großen Macht willen das sich heranwälzende Gericht werde aufhalten und ihnen in ihren Nöthen beistehen können; nun aber ist ihre Hoffnung zu Schanden geworden, und sie müssen erkennen, daß auch über sie jetzt die Heim: snchung kommen werde]. Denn es wird ans sein mit den: Könige kder PhiIEsterJ zu Gasa [es wird in Zukunft keinen solchen mehr geben] und zu Asllou wird man nicht [mehr] wohnen [so sehr wird es zerstört werden]. » r) Aber hatte denn Gaza zur Zeit des nachexilisehen Sacharja noch einen König , da es doch ein Theil des großen persischen Reichs geworden war? Die Möglich- keit kann nicht bestritten werden; denn die babhlonischen und persischen Herrscher hatten die Gewohnheit, den von ihnen unterworfenen Völkern nicht alle Selbsiständigkeit zu entziehen und die heimischen Fürstenfamilien nicht völlig zu entthrouen, sondern begnügten fich vielfach da- mit, daß sie die Fürsten der unterworfenen Völker oder auch deren Nachkommen zu tributpslichtigen Vasallen- , 917 königen machten; hierauf weist auch der Titel Großkönig, Kön der Könige hin, welchen die persischen Köni e führten· Solche persische Vasallenkönige werden ni t selten bei den griechischen Geschichtsschreibern enannt. Es kann demnach sehr wohl auch in der persis en Zeit noch einen König von Gaza gegeben haben, welcher dann als persischer Lehensmann zu betrachten ist. Aus der Zeit Alexanders des Großen wird ein solcher von dem gleichzeitigen Hegesias ausdrücklich genannt, nämlich der durch seine Treue bekannte Bätis lKöhlerJ is. [Ja, aufs Tiefste soll Philistäa erniedrigt werden; denn] Zu Asdod werden [nur noch] Fremde [wörtlich: Bastarte, Leute, welche die Phillster bis jetzt nur als unebenbürtiges Gesindel betrachtet haben] wohnen, nnd smit Einem Wort gesagt] ich will der Philister [gesammte] Pracht [alles, worauf sie bis jetzt so stolz waren, ihre Kriegsmachh ihre festen Städte, ihre Nationalität] austottew Daß von den 5 philistäischen Städten hier, wie auch Am. 1, 6 ff.; Zeph. 2, 45 Jer. 25, 20, Gath iibergangen « wird, erklärt sieh daraus, daß dasselbe, am meisten land- einwärts gelegen, schon frühe seine politische Selbststiins digkeit theils an Juda, theils an Syrien verlor nnd zur Unbedeutendheit herabsanl 7. Und ich will [danach auch allen Götzen- dienst sowohl bei den vorgenannten Völkern , als auch bei den Philistern ausrotten; ich werde] ihr [Götzenopfer-] Blut sdas sie bei ihren Götzenopfev mahlzeiten genießen] von ihrem Munde [w"eg-] thun nnd ihre Greuel kdas Fleisch der Götzenopferj von ihren Zähnen [und sie, so viele ihrer in Buße sich zu mir wenden, bekehren], daß sie auch [ebenso wie wir, des HErrn erwähltes Volk Israel, in Folge der über uns ergangenen Gerichte, als ein heiliger Same] sollen unserem Gott iiberbleibeu [und wahre Bekenner des HErrn werden]; daß sie [diese Uebrigen der Philister] werden wie [Stam- mes-] Fürsten in Juda [vollberechtigte, geehrte Glieder des Volkes Gottes, die Juda einverleibt sind], und [z. B. die Bewohner der Philisterstadt] Ekron wie die Jelmsiter sdieehemalsigen Bewohner von Jebus, der Burg Zion, welche nach deren Er- oberung durch David auch Jsraels Glauben an- nahmen und in das Volk Gottes einverleibt wurden Z. Sam. 24, 16 ff.; l. Chron. 21, 15 sf.]. Ohne Zweifel soll diese Weissagnng der dereinsiigen Bekehrung der Philister auch von dem ganzen Lande Hadrach, als dessen Theile zur Zeit Sacharjcks beispiels- weise Damaskus», Hamath genannt sind, gelten, sodaß hier die dereinftige Bekehrung aller derjenigen Heiden, welche Glieder des gottfeindichen Weltreichs sind und durch das Gericht Gottes über dasselbe zur Erkenntniß des lebendigen Gottes kommen, verkündigt ist; ebenso war ja im Vorhergehenden auch das Vernichtigungm gericht über das ganze Land Hadrach nur an Tyrns speziell ausgeführt. —- Fralgen wir nach der Erfülluu dieser Gerichtsweissagung ü er das Land Hadraeh ung seine Theile, so liegt es sehr nahe, an den siegreichen Eroberungszug Alexanders des Großen durch die ge- nannten Länder Syrien, Phönizien, Philisiiia und das übrige Persien zu denken. ,,Nach der Schlacht bei Jssus in Cilicien sandte Alexander den Parmenio mit einer 918 Sacharia 9 , "8-—12. Heeresabtheilung nach Damaskiis, um diese wichtige Hauptstadt Eölesyriens wohin Darins seine Schätze ge- borgen hatte , zu gewinnen. Das Unternehmen gelang. Auf diesem Fuge, welcher sich durch das Orontesthal bewegte, um te auch Hamath berührt und erobert wer- den. Alexander selbst zog von Cilicien direct nach Phö- nicien. Sidon und die übrigen phönizischen Städte er- gaben fich ihm freiwillig; nur Tyrus glaubte im Ver- trauen auf seine uneinnehmbare La e mitten im Meere dem Kampfe zwischen Alexander un den Persern gegen- über kluge Neutralität beobachten zu können. Da aber Alexander sich mit der Neutralität nicht begnügte und wegen seines beabsichtigten Zuges nach Egypten »nicht begnügen konnte, so entschloß sich Tyrus zu ernstlichem Widerstand und Alexander mußte zu einer förmlichen Belagerung und Erstürmnng von Tyrus schreiten. Sieben Monate lang dauerte die Belagerung, während welcher Zeit Alexander gelegentlich einen mehrtägigen Streifzug in den Libanon unternahm. Erst nach un- säglichen Anstrengungen vermochte er endlich der stolzen Jnselthrus Herr zu werden; nun aber mußte sie auch ihre Vermessenheit schwer büßen: 8000 Tyrier wurden getödtet, 30,000 in die Sclaverei verkauft, die Stadt selbst jedoch nicht völlig zerstört. Von Tyrus zog Alexander nach Philistäa, wo er abermals eine uner- wartete Hemmung seines Siegeslauss fand. Gaza, auf einem Hügel gelegen und schwer zu erobern, leistete unter dem tapseren Bätis einen ebenso verzweifelten Widerstand, wie Tut-us. Wiederum ward Alexander Monate lan durch die Belagerung einer Stadt aufge- halten und ierdurch sein Zorn gereizt; als es ihm da- her endlich durch Herstellung eines Dammes und An- legung von Minen gelungen war, Gaza zu erobern, kannte seine Rache einen Augenblick lang keine Grenzen mehr: 10,000 Perser nnd Araber fielen und der helden- müthige Bätis wurde lebendig um die eroberte Stadt geschleifr Nunmehr war Alexander der Weg nach Egypten und zu dem Heiligthum des Zeus Ammon in der libyschen Wüste geöffnet. Als er von da zur völligen Vernichtung des persischen Reichs zurückkehrte, zog er nach Thrus und von da direkt nach Tapsakus an den Euphrat; wahrscheinlich kam er auf diesem Zuge nun auch persönlich nach Damaskus (Köhler.) — Dennoch kann dieser siegreiche Croberungszug Alexanders durch das persische Reich nur als der Anfang der Erfüllung unserer Weissagung angesehen werden. Denn das höchst wichtige Stück derselben, daß die Völker in ihren Resten in Folge der über sie gekommenen Gerichte sich zum HErrn bekehren und dem Volke Gottes einverleibt wer- den sollen, hat sich durch die Drangsale des Krie szugs Alexanders nicht erfüllt. Die Erfüllung setzte si viel- mehr durch die Drangsale der Diadochenkämpfe, der Kämpfe zwischen den Eghptern, Shrern und Römern fort, bis die heidnischen Völkerschaften innerhalb der Grenzen Jsraels als gesonderte Völker ganz verschwan- den nnd ihre Reste in die chriftliche Gemeinde, das wahre Volk Gottes, ausgenommen wurden. Vollkommen aber wird unsere Weissa ung sich erst dann erfüllen, wenn alle Weltreiche ü erwunden, alles Heidenthum ausgetilgt, die Fülle der Heiden in das Reich Gottes eingegangen fein und Christi Reich den vollen Sieg er- langt haben wird. 8. Und ich will szu jener Zeit, da der Rest der Heiden sich zu mir bekehrt haben wird] selbst um mein Haus [meine heilige Gemeinde oder mein Reich, das dann aus bekehrten Juden und Heiden bestehen wird] das sschützendej Lager sein ·[wörtlich: aufschlagen], daß fes] nicht [be-] durse [des] stchens nnd hin und wider gehend [geuauer: gegen Kriegsheere, daß sie nicht mehr durch das- selbe, mein heiliges Haus, hindurchziehen und zurückkehren sollen], das; [anch] nicht mehr über sie [die Glieder meines Reichs, wie bisher mit übermüthiger Gewaltthat und Feindschaft her-] fahre der Tteiber siegend welcher Dränger und Treiber, wie einst Egypten, Assun Babel nnd jetzt Hadrachjz denn ich hab es nun angcsehn mit mei- neu Augen [wie mein Volk unter solchem Drucke seufzen muß, und es ist mir zu Herzen gegangen, daß ich helfen muß] 9. Aber [das alles will ich ausrichten durch die Sendung meines Gesalbten, den ich euch in Jes. 9, 5 f.; Mich. b, 1 ff. verbeißen; darum] du Tochter Zion [du Einwohnerschaft Jerusalems und in dir ganz Jsrael], freue dich seht, uud du Tochter Jerusalem, jauchze [ob der Größe des dir widerfahrenden Heils]; siehe sschon stehet es vor meinen Augen gegenwärtig da], dein [dir verheißener und bestimmter] Kbuig [und Er- löserj kommt [zu deiner Errettung] zu dir, ein [in voller Wahrheit] Gerechter [der darum auch vollkommene Gerechtigkeit üben wird Jes.1, l—4; Jer« 23, 5 f.; 33, 15 f.J und ein Helfer [wörtlich: einer, dem Gott zum Siege helfen wird wider alle Feinde seines Reiches, daß sie zum Schemel seiner Füße werden müssen Jes. 53, s. 10-—12; Pf. 1l0, I» und doch] arm [gebeugt und voll Leiden, als der seines Volkes Sünden trägt und sein Leben zum Schuldopser hingiebt für Viele Jes. 53], und reitet [zum Zeichen seiner Niedrigkeit] aus einem Esel, nnd [zwar] auf einem jungen [noch ungerittenen] Fiillen [das] der Es elin [noch nachläustz damit jeder- mann erkenne, wie sein Reich nicht von dieser Welt sei, und wie jeder, der Antheil an demselben haben will, auch niedrig und gering werden müsse]. ,,Schlicht und prunklos reitet er daher auf einem Esel, er selbst ein Bild der Demnth und Sanftmuth, in dem wir klar die theuren Züge dessen erkennen, der in demselben Abbild göttlicher Selbsterniedrizung diese Weissagung erfüllte« Aus seiner letzten Rei e nach Ie- rusalem richtete Jesus seinen Einzug in die e Stadt so ein, daß unsere Weissagung unverkennbar ersüllet ward (vgl. Matth. 21, 2 sf.; Mark. 11, 2 fs.; Luk.19,30sf.; ·Joh. 12, 14 sf.). Die enaue Uebereinstimmung der Weissagung mit der Ersü ung hebt besonders Matthäus hervor, indem er nicht blos das Eselsftillem auf welchem Jesus ritt, sondern auch die Eselin, der es nachlief, er- wähnt, während Johannes nur das Eselsfüllen nennt, auf welchem Jesus gesessen habe, und beide Evangeliften sagen, daß dadurch die Weissagnng erfüllt worden sei, wie die Jtinger freilich erst nach der Auferstehung des HErrn erkannt hätten. »Jesus wollte durch diese Art des Einzugs in Jerusalem vor seinem Todesleiden sich dem Volke als der von den Propheten geweissagte König bezeugen, der in Niedrigkeit kommend, durch Leiden und Sterben sein Reich gründen werde, um die fleischlichen Erwartungen des Volks von dem weltlichen Charakter des messianischen Reichs zu nichte zu machen. Die Er- Die Aufrichiung des Reiches Gottes wird verbeißen. 919 füllung aber, welche Jesus dadurch unserer Weisfagung gab, ist nicht in dieser äußerlichen Uebereinstimmung seines Thuns mit den Worten des Propheten zu, suchen; dieses Thun Jesu war selbst nur eine Verkörperung des der Weifsagung zu Grunde liegenden Gedankens, daß das Reich es Messias sich durch Niedrigkeit und Leiden zu Macht und Herrlichkeit entfalten, daß Jesus als der verheißene Messias nicht durch Wasfengetvalt die Welt erobern und sein Volk zu politischer Herrschaft erheben, sondern durch Leiden und Sterben sein Reich ründen werde; ein Reich, das nicht von dieser Welt, och die Welt überwinden wird. Demnach bildet dieser Einzug Christi in Jerusalem nur den Anfang der Erfüllun unserer· Weifsa trug, insbesondere in der Beziehung, da? dieser Einzug en Anfang der Aufrichtung seines Reiches bildet, indem derselbe bei den jüdischen Oberen den Entschluß, ihn zu tödten zur Reise brachte, sein Todes- leiden aber nothwendig war, um die fündige Welt mit Gott zu versöhnen und die Grundlage des Friedens herzustellen, auf welcher sein Reich sich erbauen sollte. Mit der Ausbreitung dieses Reiches über die Erde (V. 10) setzt sich die Erfüllung fort bis« zur Vernichtung aller widergöttlichen Mächte, nach welcher aller Krieg aufhören wird. (Keil.) —- Es ist viel darüber gestritten worden, ob der Esel, auf welchem der König zu seinem Volke kommen wird, ein Bild seiner Friedferti keit oder seiner Niedrigkeit und Demuth sein solle. klein, da das Reiten auf dem Eselssüllen jedenfalls den Sinn der Steigerung hat-, aber nicht größere Friedsertigkeih wohl aber größere Erniedrigung bedeuten kann, da ferner auch das Pferd ein sehr friedfertiges Thier ist und der Esel im Alterthum auch vielsach im Kriege verwendet wurde, und da endlich seit Salomo’s Zeiten in Folge der Ein- führung der Pferdezucht der Esel von Vornehmen und Fürsten nie mehr zum Reiten gebraucht wurde, sondern nur Maulesel und Pferde, so ist es besser und gesicherter, das Reiten auf dem Esel, nnd zwar auf dem Eselsfüllem hier als ein Zeichen großer Niedrigkeit und Demuth zu fassen, um so mehr, als das vorhergehende Prädikat des Köni s einen ähnlichen Gedanken enthält. —- Das hehr. ani heißt: ,,elend, niedrig, leidend, hat aber in der heil. Schrift immer den Nebenbegrifs des sanftmüthigen Gei- stes, was Matthäus besonders hervorhebt, und benennt, gleichsam als ob anaw stünde. 10. [Ja, niedrig und gering, nicht nach der Weise irdischer Könige, wird seine Erscheinung sein.] Denn [sein Reich wird sich nicht auf weltliche Macht gründen, vielmehr] will ich [durch ihn] die [Kriegs-] Wagen [in denen Weltreiche ihre Stärke suchen] abthun von Ephtaim [dem ehemaligen nördl. Reiche], nnd die [Kriegs-] Rosse von Jerusalem [der Hanptstadt des ehemaligen Reiches Juda, das dann mit Ephraim wieder vereinigt sein wird], nnd der Streit- bogen soll zerbrochen werden. Denn er [der zukünftige König] wird [alle Streitigkeiten unter den Völkern beilegen und] Friede lehren unter den Heiden [unter welchen er sein Friedensreich aufrichiet Mich. 4, 3], und seine Herrfchaft wird ssich alls mählich ausdehnen und] sein von einem Meere bis ans andere, und vom Wasser sdes Euphrat, der äußersten Ostgrenze des heil. Landes] bis an der Welt Ende [Ps. 72, 8]. 11. [Aber noch größer soll sich meine Gnade an dir beweisen :] Du lässest auch dnrelfd Blut dei- nes Bandes aus deine Gefangenen swörtlichx Auch deine Gefangenen, o Jsrael, die dann, wenn dein König zu dir gekommen, noch imElend der Knechtfchaft unter den Heiden schmachten, ent- lasse ich um des versöhnenden Blutes deines Bundes willen, auf welches dein Bund mit mir am Sinai vorbildlich Z. Mos. 24, 8 und durch deinen Erlöser erfüllungsweise sich gründet] aus der lserstreuung und Gefangenschaft, in der sie verschmachten mußten , wie in einer] Grube, da kein Wasser innen ist swie man denn solche wasserlose Cisternen oft zu Gefängnissen benutzt hat]. »Das Blut des Bundes der Tochter Zion« weiset zugleich rückwärts und vorwärts. Nachdem der Bund auf Sinai geschlossen war, hatte Moses das Volk mit dem Blute der geopferten Thiere besprengt, mit den Worten: ,,Sehet, das ist das Blut des Bundes, den der HErr mit euch macht über allen diesen Worten« (2. Mof. 24, 8). Dieses Bundesblut war das Unter- pfand des Bundes, durch welchen der HErr fein Volk, das er aus Eghpten erlöst hatte, sich zum Gehorsam verpflichten, zugleich aber anch sich als sein König und Erlöser für die Zukunft mit ihm verband. Darauf weiset Sacharja rückwärts. Aber dieses Bundesblut der Opferthiere hatte doch nur thpische Bedeutung und in diesem Blute selbst lag keine erlösende Kraft. »Durch das Blut deines Bandes« könnte also doch nur die« ab- geschwächte Bedeutung haben: ,,um des Bundes willen, der durch Blut geheiligt ist.« Jener Bund war auch gar oft gebrochen und nicht durch neues Opferblutz son- dern nur durch die Buße des Volks neu geheiligt wor- den. Dagegen wußte Sacharja, daß Gott einen neuen Bund, einen bessern, als den alten, verheißen hatte (Jer. 31, 3i—34); er wußte auch, daß dieser neue Bund durch das erlösende Schuldopfer des heil. Knechtes Gottes geheiligt werden sollte (Jes. 53, 10), und so läßt er es zwar den Worten nach unbestimmt, welches Bundesblut hier gemeint sei, blicket aber doch im Geiste schon vorwärts auf das wirklich kräftige Bundesblut, durch welches die Gefangenen Jsraels wirklich aus Sünde und Elend, aus dem Gefängniß und den Fesseln des Satans errettet werden sollten. Denwdiese ganze Weissagung ist für die letzte (messianische) Zeit und alles, was davon aus frühere Zeit gedeutet werden kann, ist nicht vollständige Erftillung, sondern nur typisches Unter- pfand der künftigen Erfüllung. (Schmieder.) Jenes Blut des Bandes am Sinai hat an sich keine selbst»- ständige Bedeutung , sondern begreift das Blut Ehristi als des ewigen Versöhnungsopfers, dessen Stelle es nach Gottes Anordnung in der Zeit des Schattens der ewigen Güter vertreten sollte, in stch, so daß jeder, der mit wahrer Buße und lebendigen! Glaubensgehorsam jenes vorbildliche Bundesblut ergriff, auch an das neutestament- liche Bundesblut der Zukunft glaubte und durch dasselbe hatte, was er erwerben sollte, nämlich Vergebung der Sünden. Wenn deninach Sacharja sagt: ,,um des Blutes deines Bundes willen«, so meiner er zunächst allerdings das Blut vom Sinai, aber nur als das, das wahre Versöhnungsblut stellvertretende und also in fich fassende, und zweifelsohne bestehet in seinewGedanken eine innere Verbindung zwischen der Niedrigkeit des kommenden Köni s ( V. I) und dem so kräftigen Bun- desblut unseres erses. 12. sDann werde ich ihnen zurufen:] So lehret«- euch nun sund kommet hierher] zur Festung [die euer Gott nnd Heiland erbauet hat, Jerusalem, 920 Sacharja I, l3—-17. 10, l«- 4. die hochgebaute, allen Heiden zugängliche Stadt], ihr, die ihr [um des für euch vergossenen Bundes- blutes willen] auf [die gewisse] Hoffnung« [der einstigen Erlösung bis jetzt] gefangen liegt [gelegen und nach Erfüllung solcher Hoffnung euch gesehnet habt]; denn auch heute [schon, trotz der drohenden Gefahren, die euch umgeben] lvill ich [dir] ver- lnndigey lind dir sstatt deiner ausgestandenen Lei- den] Zlviefåltiges [an HerrIichkeitJ vergelten [wört- lich: das; ich dir Zwiefältiges vergelten werde Jef. 61, 7]. «) Jn dieser Aufforderung zur Wiederkehr aus der Zerstreuung unter den Heiden ist zu leich die Aufforde- rung der vollkommenen Rückkehr es erzens zum HErrn enthalten, da ja diese Rückkehr a ein zum Ge- nuß der Verheißungen der letzten Zeit führen konnte. IV) Gefan ene de»r Hoffnung nennt er die1enigen, welche auf die Erlosung hosften und harreten, wie Simeon (Luk. 2). Denn sie hatten die Verheißung Gottes in den Propheten, daß sie sollten durch Christum erlliset werden. So sind nun Gefangene der Hoffnung alle die, so an ihren Werken verzweifeln, und durch’s Gesetz gedemiithiget in Erkenntniß ihrer Sünden stecken. Denn die hoffärttgen Heiligen, so durch Werke des Ge- setzes fromm und gerecht fein wollen, die sind nicht der Hoffnung gefangen, denn sie warten aus keine Erlösung; te eher auch das Blut dieses Testaments nicht an, ja, sie nd ganz frei und angefangen, schweige denn, daß sie der Hoffnung gefangen seien. Desselbigen gleichen, die mit Menschenlehren und Werken umgehen, sind anch heilig und frei, dürfen dieser Festung Kauz nichts, denn sie sind schon sicher, und wohnen in uhe und Friede. Aber wir armen Sünder, die durch’s Gesetz getrieben werden, daß wir fühlen, wie es fordert, das wir nicht haben noch vermögen, und also mit Sünden überladen werden vor Gott, mit blödeny verzagtem, bösem Ge- wissen, und darnach erkennen, daß wir um der Sünden willen des Todes sein müssen, und also in diesem elen- den Gefängniß liegen, die sind Gefangene der Hoffnung; denn wir warten auf Erlösung, nicht durch unser Werk, sondern durch’s Blut des Testatnentes. (Luther.) 13. Denn lich tvill dich nicht allein wieder zu einem freien selbstständigen Volke machen, son«- dern dir auch den Sieg über die Macht der Welt geben :] ich habe mir [für jene Zeit] Juda gespan- net zum Bogen, und Ephraim geriistet swörtlichx als Pfeil darauf gelegt, daß ich durch dieses mein gesammtes Volk meine Feinde überwinde]· Und will [diese] deine Kinder sJuda und Ephraims Zion, « szu sieghaftem Kampfe] erwecken über deine Kinder, so] Griechenland [nämlich über die feind- selige Weltmacht des macedonisclygriechischen Welt- reiches, welches dem persischen folgen wird Dan. 8, 21., wie überhaupt über die Weltmacht]; und lvill dich [o mein Volk, in jener Zeit mit Gottes- kraft zum Kampfe rüsten und] stellen als ein Schlvert der« Riesen [der kampfberühmten Helden] Ohne Zweifel hat hier Sacharja die Reiche Alexanders nnd seiner Nachfolger, insbesondere der Seleuciden in Syrien, im »Auge. In den Kiimpfen der Maecabäer gegen das fetndlrche Seleucidenrecch, besonders gegen An- tivrhirs Epiphanes begann demnach diese Weissagung sich zu erfüllen; doch darf sie hierauf mcht beschränkt wer- den, da gleich der folgende Vers den Blick auf alle Weltmacht nnd ihre Ueberwindung durch das Reich des HErrn Jesu Christi erweitert. 14. Und der HErr [selbst] wird« szu diesem Kampfe gegen die Weltmacht als Anführer seines Volks und als der rechte Kriegsmann in Majestät und Herrlichkeit, umgeben von allen heiligen Engeln, vom Himmel herab] über ihnen erscheinen [Ofsb. is, 11 fs.], nnd seine Pfeile werden ansfahren wie der Blifz [und sicher treffen zur vollständigen Vernichtung seiner Feinde Hab. Z, 11]; nnd der HErr HErr wird die Posaune blasen fund an ihrer Spitze streitend ihnen das Zeichen zur Schlacht geben], nnd wird [dann mit furchtbar verheeren- der Gewalt auf die Feinde einstürmen und] ein- hertreten, als die Wetter vom Mittage swie die verwüstendem am heftigsten tobenden Stürme, welche von Süden her aus der arabischen Wiisie kommen Jef. 21, l; Hab. Z, 8 ff.]. 15. Der HErr Zebaoth wird saber nich: blos für sie kämpfen, sondern] sie sauch gegen die Ge- schosse ihrer Feinde im Kampfe] schützen, daß sie [nicht nur nicht beschädigt werden, sondern vielmehr selbst die Feinde vertilgen gleich reißenden Löwen, die das Fleisch ihrer Beute] fressen [4. Mos 23, 24], nnd sdieselbenj unter sich bringen [und mit ihren Füßen zertretenj mit Schleudersteinen [besser: wie Schleudersteine, wie wenn einer aufwehr- lose Steine am Wege tritt], daß sie sdas Blut ihrer Feinde] trinken [bis zur Trunkenheit] nnd [im SiegesjubeU rnmoren [gleich] als vom Wein [Berauschte], Und [von ihrem Blute ganz] voll werden, [gleich] als das [Opfer-] Becken sin wel- chem das Blut der Opferthiere aufgefangen wird], und wie die Ecken des Altars [gegen welche das Blut in dem Opferbecken geschwenkt wird Z. Mos. 1, 5. 11 . Offenbcir sind es die letzten entscheidenden Kämpfe zwischen der Weltmacht und dem Reiche oder der Ge- meinde Christi in der letzten Zeit, wenn das Geheimnis der Bosheit ebenso, wie die Heiligung der erlöslen Ge- meinde vollendet sein werden, die uns hier geschildert sind und in der Offenbarung Johannis näher beschrieben werden. Demnach sind es auch keine rein geisti e, son- dern wahrhaft heilige, aber blutige Kämpfe der hristen gegen das antichrifiische Heer, unter Anführung des in Herrlichkeit wiedererschienenen HErrn Jesu Christi. Its. Und der HEry ihr Gott, wird ihnen zu der Zeit [nachdem sie ihre Feinde niedergetreten haben, zur vollen Herrlichkeit ver-J helfen, wie sein treuer Hutte] einer Heerde seines Volks [wörtlich: wie einer Heerde, denn sie sind ja sein Volk; darum wird er ihnen alle Gnadengüter geben, die er Pf. 23 oerheißen]; denn es werden in seinem Lande heilige Steine aufgerichtet werden [genauer: denn sie sind ihm Kronensteinh ein Volk, das er erwählet hat, um es zur Ehre und Herr- lichkeit für alle Völker zu erheben Zeph. 3, 19 f., welche dann in Hoheit und Ehren funkeln Alle Heidenvölker sollen dem Reiche Gottes unterworfen und einverleibt werden. 921 w e r d en a us s einem alsdann gleichfalls Verklärten, alle Welt umfassenden heil. Lande]. 17. Denn was haben sie Gutes vor andern, nnd was haben sie Schönes vor andern? sgenauers Ja, funkelnde Kronensteine werden sie dann sein; denn wie groß wird ihre Pracht, ihr Wohl- ergehen, wie groß ihre Schönheit sein, zu dem sie der Reichthum der Gnadengüter des HErrn dann erblühen machen wird !] Korn fwird ihnen der HErr in Fülle gebeu], das Jünglinge, nnd Most, der Jungfrauen zeugett [die Segme- fülle vom HErrm dem guten Hirten, der sich fei- ner Heerde angenommew wird das ganze Volk er- neuern und zu einer immer blühenden Schaar von Jünglingen und Jungfrauen erwachsen machen]. «) Hierin liegt eine Ahnung der gnadenreichen Mahl- zeit des heil. Abendmahls verborgen. —— Das ist mir ja ein seltsamer König, der nichts anderes thut, denn daß er Brod und Wein austrägh und dadurch nicht allein die Seinen versammelt, sondern auch stark Volk zeuget, beide, Manns-nnd Weibspersonetr. (Luther.) Es ist klar, daß Sacharja hier tiefer in die Geheitnnisse des Neuen Testaments hineingesehen habe, als kein Prophet vor ihm. Jm Alten Tesi. äußerte oder mied man die Philister und alle Heiden; im Neuen Teft werden sie in die Gemeinschaft der Gnade auf enomtnen. Dort ging es mühsam und ängstlich her; ier befreit das Nahe- sein des HErrn von der Furchh die Pein hat. Dort stritten Ephraim und Jerusalem, d. i. das ganze Israel, mit Wagen, Rossen und Streitbogem hier mit geist- lichen Waffen, mit Worten Gottes, die Geist und Leben find. Dort waren die besten Leute, wie Gefangene, die in der Grube der Knechtschaft steckten, worin kein Wasser des Trostes war. Sie hielten zwar im Glauben an die Verheißuugem aber vor den äußerlichen Satzungen, worunter sie gefangen waren (Gal. 4, 3), vom Gesetz, worunter sie verwahret und verschlossen waren (Gal. s, 23), hatten sie keinen Trost; hier aber ist Kraft des neuen Bundes Freiheit; hier ist ein Gnadensiand der einer ficheren und hohen Festung gleichtx hier ist ein reicher Genuß der Gnade und der Gnadenmittelz hier giebt es heilige Siege; hier wird man voll Geistes; hier hat man eine htutmlische Mahlzeit auf der Erde. (Hengstenberg.) « Das 10. Kapitel. Von den stillhalten, deren man im Llieiohe Christi zu genießen hat. II. n. l—l2. will aber Israel solch großes heil der Zukunft, wie eo in Kuh. 9 beschrieben, erlangen, so sthelde eo sitt) vou altem götzeudieuerisclfeu wesen nnd fange an, seinem Gott, dem allein guten Hirten, mit lanterem Sinne allein zu dienen. Ergrimmen wird einst des tjErru Zorn über alle, die sein voll: bedrängen und unterdrücken, nnd er wird sowohl Juda, alo auih Gphraim mit Kraft oou oben onst-Wen, dafe sie alle Feinde des Reimen Gottes vernichten. Auch Øphraim wird er wieder zu seinem Voller sammeln, ans aller Kneehtfkhaft erlösen und in dao Tand der Ruhe, das ernenerte Caaaou heimführen, gleichwie er sein Voll( einst ans Egypten geführt nnd alle Hindernisse mit ge— toaltigcr haud nieder-geschlagen hat. l. [Wollet ihr nun Antheil erlangen an den großen Verheißungen welche der HErr seinem Volke für die Zukunft gegeben] So bitlel [von] nun san allein] vom HEttn [alle Güter, die ihr zu euerer Wohlfahrt an Leib und Seele bedürfet, als z. B. den zu Reifung eures Getreides so un- entbehrlicheUJ Spatregenz so wird der HErr ssich euch gewißlich als euren guten Hirten beweisen, auch eure Gebete um irdischen Segen gern er- hören und] Geloölle machen, nnd feinem jeglichen von] euch [der ihn darum bittetJ Regen genug geben zu allem Gewächs auf dem Felde swie über: haupt alle zeitlichen und ewigen Güter] 2. [Und fetzet euer Vertrauen nicht mehr auf die Gotzeu jeglicher Art] Denn die Gbhen reden eitel Mühe fwenn sie euch durch ihre Priester allerlei irdische Glücksgüter zu spenden oder euch zu fchützen oerheißen], nnd die Wahtsager [die den Götzen dienen] sehen eitel Lüge und reden vergeb- likhe [erdichtete] Träume, und ihr Trbsteu ist nichts [sondern verführt und stürzt euch nur in’s Ver- derben]; darum lum solchen Vertrauens willen auf diese eitelen lügnerischen nnd betrügerifchen Dinge] gehen sie [eure Väter] in der Jtte fmufzteu sie aus dem guten Lande in die Ver- bannung hinaus wandern], wie eine Heerde [die man willenlos wegtreibt], und [darum] sind [sie] verfchmachlet fwörtlichr darum werden sie, die Kinder dieser Väter, nämlich ihr selbst, bis auf diesen Tag noch von den Heiden als den Stras- werkzeugen des HErrm bedrückt], weil kein [vom HErrn erwählter] Hirle skein König unter ihnen] da ist [der sie in des HErrn Kraft behüte und versorge]. 3»- lAberj Mlein Zorn ist Nunmehr] ergrim- met Ubet die lgvttlosenl Hirten [die heiduischen Weltherrscheiz unter deren Gewalt meine Heerde gerathen ist, nachdem sie ihren eigenen Hirten aus Jsars Stamm verloren], nnd ich will die lbösartigem überMiithigeUJBDcke [denn solche , und nicht wahre Hirten , sind diese fremdländischen Herrfcher, mit meinem Gericht] heimfuchenz denn der HErr Zebaoth wird kvou um: an] seine Heerde [die er theuer erwokbem mit Gnade und Erbar- men] heimsuchen, namlich das Haus Juda fund in ihm ganz Israel, dessen Hauptftamm es ist]; und wird sie [von dem so trübsalretchen Drucke der schlechten Hirten, unter dem sie schmachten, be- freien, fa er wird sie] znrüsteiy wie ein geschminit lsönjglichj Roß sdas allezeit stark, muthig und be- gierig] zum Streit [ist, damit sie alle ihre Feinde überwinden können] 4. [Deun gleichwie ein Haus auf festem Grunde ruhet und mit allem Erforderlirhen aus- 922 Sacharia 10, 5——12. It, 1—3. gestattet wird, so will ich auch mein erldstes Volk vollkommen zum Kampfe gegen seine Feinde einst ausrüsten:] Die Ecken [genauer: der Eckstein, die feste Grundlage, auf welcher ihr Staatswesen ruhen soll, nämlich Gottesfurcht und Gerechtigkeits Nägel [oder Pfldcke in den Wänden, an denen die Hausgeräthe aufgehängt zu werden pflegen, und die mit den Stützen des Staates, den Richterm Prie- stern und Lehrern, zu vergleichen sind], Streitbogen [und alle Mittel zu einem siegreichen Kampfe] nnd fendlich jeglicher] Treiber [oder siegreiche Kriegsheld und Anführer, unter welchem mein Volk seine Be- dränger ebenso treiben, überwinden und unterjochen kann, wie es selbst von diesen heidnischen Gewalt- habern gedrängt und unterjocht worden ist, — diese] sollen alle von ihnen wegkommen [genauer: aus ihrer Mitte, durch meinen Geist erweckt, hervorgehen] Z. Und [so von mir ausgerüstet] sollen [sie als- dann] dennoch [nach dem Grundtext ist dies »den- noch« besser wegzulassen] sein wie die Riesen [wie unüberwindliche Kriegshelden], die [ihre Feinde wie] den Koth auf der Gasse [zer-] treten im Streit, nnd sollen smit sieghafter Gewalt] streiten; denn der HErr wird mit ihnen sein, daß [auch selbst] die Reiter [das, worauf die Feinde sich am meisten oerIassenJ zu Schanden werden. is. Und ich will das Haus [das ehemalige ReichJ Jnda [mit Gotteskraft] stärken und [ebenso auch] das sjetztmoch in dem Elend der Verban- nung schMachtendeJ Hans Joseph [oder Ephraim, das Volk der 10 Stämme] erretten [genauer: mit meiner Gnade und ewigem Heile er- füllen], und will sie wieder einsetzen sdaß sie ruhig und glücklich in ihrem Lande wohnen sollen], denn ich erbarme mich ihrer; nnd sollen swieder ganz und gar] sein, wie sie waren, da ich sie [noch] nicht verstoßen hatte [genauer: und sollen sein, als ob ich sie nie verstoßen hätte. Solches wird gewißlich geschehen] Denn ich, [bin] der HEry ihr Gott [der es thun will und kann, und ich] will sie [in allem Anliegem das sie dann vor mich bringen werden] erhören. 7. Und Ephraim soll [alsdann auch stark in dem HErrUJ sein [und kämpfen] wie ein Riese, und [auch] ihr Herz soll lzum heiligen Kampfe] sröhlich werden [und werden des HErrn Kriege führen] wie seiner, der] vom Wein sgestärkt ist]; dazu [soll ihre Kampfesfreude nicht schwächer, son- dern immer größer werden, denn auch] ihre Kinder hoch] solle-is» sehen nnd sich freuen, daß ihr Herz am HErrn fröhlich [und voll heiligen Muthes zum Kampf für den HErrn und sein Reich] sei. 8. [So mögen nun die Kinder Ephraim in ihrem Elende zwischen den Heiden sich dieser gnä- digen Verheißung getrdsten und nicht zweifeln; denn siehe] Jeh will [dereinst] zu ihnen [allen] blasen [und sie, wie ein Bienenvater die Bienen, durch Zischen freundlich herbeilockenL nnd sie [aus der Zerstreuung um mich] sammeln, denn ich will sie [aus der Sünde und aller Bedrängniß] erlösen; nnd sollen sich [alsdann, auch wenn sie noch unter dem Diucke der Knechtschaft stehen, sowie wenn ich sie in die herrliche Freiheit -um mich gesammelt haben werde, so zahlreich] mehren, wie sie sich [zu-] vor sunter dem Drucke EgyptensJ geniehret haben [2. Mos. I, 7. 12; Hes 36, 10. — Das soll der nächste Beweis meiner Gnade nach ihrer Er: lösung für sie sein]. il. Und [wenn ihr mich fraget, wie solches geschehen soll, so hören] ich will sie sdie Kinder Ephraim, wie sich selbst mehrendem triebkräftigen Samen] unter die Völker [aus-] seien, daß sie sunter ihnen als ein bekehrt, heilig Volk] mein ge- denken [und meinen Namen mit Herz und Mund und Händen loben weit und breit] in fernen Lan- den; und sollen sdurch solche Anbetung meines heiligen Namens und meine über ihnen waltende Gnade glücklich und selig] mit ihren Kindern leben und [endlich aus der Ferne zu mir und meinem übrigen heiligen Volke] wiederkommen. 10. Denn ich will sie wiederbringen ans Egyptenland und will sie sammeln ans Assyrten [aus allen Ländern, wo sie auch immer jetzt in Knechtschaft leben, denn Eghpten und Assur sind Vorbilder aller Länder, in denen Gottes Volk von der Weltmacht geknechtet wird Hof. 9, 3]; nnd will sie [wieder an den für sie bestimmten und ihnen vorbehaltenen Ort im Lande der Ruhe und seligen Gemeinschaft mit mir] in’s Land Gilead und Libanon [östlich und westlich vom Jordan, wo nach meinem giiädigen Willen und Befehl durch Josua ihre Wohnsitze sein sollten] bringen [und es werden ihrer dort so viele sein], daß man nicht Raum fiir sie finden wird. . 11. Und er [selbst, der HErrJ wird [wenn sie einst aus allen jenen Ländern in das Land der Ruhe Gottes zurückkehren, vor ihnen herziehen und mit ihnen] durch-s Meer der Angst gehen [g1eich- wie einst der Engel des HErrn in der Wolkensäule vor Israel herzog durch das Schilfmeer hindurch, das ihm so große Angst bereitete, daß es verloren zu sein glaubte] nnd [wird ebenso, wie dort] die Wellen im [Angst-] Meer schlagen, daß alle Tiefen des Wassers swörtlich: des Nil, des Stromes der die Knechtschaft des Volkes Gottes unter der Weltiuacht gleichsam repräsentirt, zernichtet und] vertrocknet werden. Da soll daiin svom HErrn selbst auf ewig] geniedrigt werden die Pracht zu Asshrien sder Hochmuth Assurs], und das Scepter in Eghpten [die Gewaltthätigkeit EgyptensJ soll aufhören [alle hochmüthige Bedrängniß und Be: herrschung der erlösteii Gemeinde Gottes durch irgend welche Weltmacht, deren ewige Vorbilder Um das Heil zu erlangen, soll Israel alles götzendienerische Wesen abthun. 923 Assur und Eghpten sind, wird dann auf immer vernichtet werden]. Auch hier ist wieder, wenn auch zunächst mit Ve- ziehung auf den einen damals noch in der Knechtschast gerade Assurs und in der Zerstreuung lebenden Theil des alttestamentlichen Bundesvolts, auf einen letzten, schwersten Kampf der erliisten und geheiligten Gemeinde Gottes mit der gottseindlichen Weltmacht und auf eine letzte, größte Angstzeit vor der Geburt zum ewig seligen Leben im Lande der- Ruhe hingewiesen, ein Kampf und eine Angst, aus welche Jsraels Kampf und Angst beim Auszug aus Eghpten nur das weissageude Vorbild ge- wesen sind. So wird also das Ende der Geschichte des Reiches Gottes zu seinem Anfang zurückkehren und sich mit ihm zusammenschließem sicher aber diesen Anfang an Offenbarung der Wunderinachh Gnade und Erbar- mung Gottes weit ilberbieteiu 12. Jch [selbst] will sie [dann] stärken in smirJ dem HERR, daß sie [diesen letzten Weg großer Angst und schwerer Prüfung ihres Glau- bens] sollen wandeln in seinem [heiligen] Namen [in welchem jeder, der an ihn glaubt, göttliche Kraft und Stärke, heiligen Muth und Zuversicht empfängi], spricht der HErn Obwohl die herrlichen Verheißungem welche in die- sem Kapitel Juda und Ephraim gegeben werden, sieh in den Zeiten von Sacharja bis auf Christum durch die Riickkehr vieler Juden aus dem Exil in das Land der Väter, durch Wiederbevölkerung Galiliia’s, sowie durch den Schutz und die Bei-Ohrring, welche der HErr dem Volke in den Kitmpsen der Weltmächte um die Herr- schaft in Palästina zu Theil werden ließ, zu ersüllen angefangen haben, so steht doch ihre eigentliche Erfül- lung bis jetzt noch aus und ist erst in den letzten Zeiten, wenn Jsrael sich bekehren und in das Reich Christi und endlich auch in das verklärte Land der Väter gesammelt werden wird, zu erwarten. Die Kämpfe, welche dann Gottes Volk gegen das Reich des Antichrists zu bestehen haben wird, werden aber ebenso wenig rein geistiger Art sein, wie ihre Vorbilder, die Bestürmung Jerusa- lems durch Sanheribs Heeresmassen unter Hiskia und deren Vernichtung und die Kämpfe der Maccabäer egen Antiochus Epiphanes rein äußerlichen politischer atur gewesen sind. Das 11. Kapitel. Von der Verwüstung des jüdischen Bandes durch Verachtung Christi, des wahren Hirten. verursarhei. lIl. v. l—17. Der selige slikli des Propheten in die « herrliche Jultunft der letzten Zeit wird aber noch einmal getrübt, indem erschaut, wie das Volk, ehe ei zu diesem Ziel der vollkommenen Freiheit und sljerrliastieit gelangt, sich non) einmal den schwersten lliudanli gegen seinen wahren Hirten, der es zu diesem Ziel von nun an führen will, ja völlige dleraierfuug desselben zu Schnlden liommen läßt, so daß ein nothmaliges Gericht sehn-einer Art, nämlich Verwitstung des Bandes durch eine neue, dao volle Gottes hassende Weltmachh Jlufläsuug seines ganzen Volliobestandes nnd Jerstreuung unter alle tseideu über dasselbe verhängt werden muß, damit er durch solihes Gericht seinen von ihm verworfeuem einigen Hirten erlieunen lerne nnd zu den im vorigen beschrie- benen Kämpfen fähig werde. Zuncirhfl drohet der pro— phet w. 1—3) mit jenem Gericht der tlerwfistung des candes mit allen seinen gewaltigen und hereltnien Schövfungen und der Auslösung des potitischeu tieflandes des ganzen lllollis des alten Hundes. llanu erß schildert er die dlrsache dieses Gerichts, indem er durch eine ihm vom tjGrrn in der vision befohlene sinabildltithe Hand— lnng darstelln wie der tjGrr nach der dtäniliehr des volles ans Habylon angefangen habe, als guter ihirte in treuer Fürsorge sein dlolli zu weiden und zu schützen, wie das voll: aber immer gleikhgiltiger gegen ihn und seine Liebe werde, wie er endlich vor es trete, um GIMIIMU Esset-sum, triebe als kohn seiner tjirtentrene von ihn: zu empfangen, wie es aber diese prnfnng nicht nur nirht bestehe, sondern seinem Hirten mit dem schänd- lichsten sllndanli und völliger verwersuug desselben lohne (tl.4——14). ilakh solcher Darlegung der Uothwendiglieit de»s Gerichts besaireibt der prophet dieses selbst, daß namlikh Israel, uamdem es seinen einigen guten Hirten verworfen, von diesen: nochmals in die Gewalt eines goltlosen Hirten, namliih der römischen lbeltmachn werde hingegeben werden. 1. Thne deine Thür auf, Libanon, daß das Feuer sder Zerstörung durch Feindes Gewalt] deine Cedern [4. Mos. 24, 6 Ancn.] verzehre. » 2. Heulen ihr Tannen sCyprcssen des Liba- non l. Köa H, 8 Anm.], denn die Erden: sdek Stolz des Libanon] sind sdurch verwüstendes Feuer] gefallen, nnd [noch mehr] das [ganze] herrliche Gebau sdie ganze herrliche Schöpfung von Cedern und CypressenJ ist verstören Heulet [auchJ- ihr Eichen Basans [im Osten des Sees Genezareth 4.· Mos 21, 30 Anm·.], denn der feste Dadurch: dringliche] Wald sherrlicher Bäume] ist [von den Feinden] umgehanen s. Man höret [auch] die Hirten [im weide- reichen BasanJ heulen, denn ihr herrlich Gehalt! [schöner, üppiger Weiden, das bis setzt ihr Stolz war] ist verstoretz man höret Herbst] die jnn en Lolven Wehklagend] brnllen; denn die Pracht des Jordans sdas üppig wachsende Gebüsch iind Röh- rtcht an seinen Ufern, da» sie eine sichere und be- queme Lagerstatt hatten] ist verstotet [also ist das ganzeLand Israel, ansbesondere die Wohnstätten des einstmaligen Recches Ephraim im Osten nnd Westen des Jordan durch seindliche Eroberung verödet]. Es ist die Verwüstung und Verödung des heil. Lan- des durch den jlidischen Krieg und die Eroberung des Landes und Wegschleppung und Zerstreunng seiner Ve- wohner durch die Römer , welche der Prophet hie: im Geiste schaut. Sie folgte als Gericht Gottes über sein Volk und dessen Land nach Ablauf der 40jiihrigen Gua- densrist, die. der vom Volke verworsene einige gute Hirte Jesus Christus demselben noch an seinem Kreuze mit den Worten: ,,Vater, vergieb ihnen, denn sie wissen nicht, was sie. thun«, erbeten hatte. Der Prophet schildert nur die Verwüstung des Herrlichsten und Er- habensten im Lande und überläßt es uns , daraus den Schluß zu machen, daß daneben anch alles Geringere der Verwüstung verfallen werde und daß selbstverständ- lich nicht blos das Land und seine Gewiichse, sondern 924 vor allem auch das Volk mit allen seinen kirchlichen und staatlicheu Einrichtungen dem Gericht der Auflösung und Zerstörung verfallen werde. So schickt der Prophet feiner ganzen Verkündigung in diesem Abschnitt das schreckliche Resultat der kommenden Entwickelung der inneren Geschichte seines Volks voraus und zeichnet dies Resultat mit wenigen kräftigen, jedem Jsraeliteiy der fein Land und dessen Stolz kannte, deutlich ein schweres Gericht Gottes bezeichnenden Strichen, und zwar stellt er es voran, damit die Aufmerksamkeit auf die nun folgende Darstellung, iii welcher die Entwicklung, die nothwendig zu diesem Resultate führen muß, dargelegt wird, eine desto gespanntere, die Ueberführung von der Gerechtigkeit dieses Gerichts alsdann eine desto ge- wisfere sei. — 4. So spricht der HEry mein Gott szu mir, feinem Knecht und Propheten, dem« ich mit allem, was ich habe, zu Diensten stehe, der in mir ist, wie ich in ihm bin]: Hüte der Schlachtschase sübernimm das Hirtenamt über meine arme, von feinen Drängern und Ouälern, den Mächten der Welt, fort und fort hingewürgte Heerde, über mein Volk Israel, und stelle ihm dadurch in einem Bilde oor Augen, wie ich, der HErr, mich feiner von jetzt an als—sein einig guter Hirte mit Liebe »und Treue wieder annehmen und es von allen seinen Würgern und schändlichen Hirten gänzlich erlösen will]. Z. [Ja, arme, ohnmächtige Schlachtschafe sind sie gegenwärtig] Denn ihre [übermüthigen] Herren [die Weltherrscheu denen ich sie doch nur zur Züch- tigung übergeben habe] schlachten sie [hin] nnd halten’s für keine Sünde sgenauerx und gehen bis jetzt straflos aus], verkaufen sie, [treiben schändlichen Erwerb mit ihnen, fühlen sich ganz wohl dabei] und sprechen [in stolzer Sicherheit, ohne jedes Gefühl ihres Unrechis]: Gelobet sei der HErr [der mir’s hat gelingen lassen, diese Heerde in meinen Besitz zu bekommen], tch bin sdiirch dieselbe] nun reich [geworden]; und [mit einem Wort] ihre [bisherigen] Hirten sdenen sie von mir auf eine Zeit lang zur Züchtigung über- lassen worden sind] fchonen ihrer sganz und gar] nicht [sondern gehen auf ihre Vernichtung aus]. is. Darum will ich auch [nicht länger sie un- gestraft über meine Heerde fchalten lassen und will] nicht mehr strenger] schonen der Einwohner im Lande srichtigerx der Bewohner der Erde, der Völker in der Welt und ihrer Beherrscher, welche mein Volk bis auf diese Stunde knechten und ver- derben], spricht der HErn Und stehe, ich will die Leute [in einem jeden dieser Weltreiche gerathen] lassen einen jeglichen in der [besser: in die ge- waltthätige, schonungslose] Hand des andern sdasz sie sieh unter einander durch Bürgerkriege ebenso zerfleischen und auffressen, wie sie meine Heerde gefressen haben] und [darnach] in der sbesserx in die noch übermüthigerh schonungslosere] Hand seines Königs [in dessen Land er lebt] , daß sie sdiefe tyrannifchen Fürsten nnd Herren über die Sacharja 11, 4——-13. Völker durch ihre Tyrannei] das Land sdas zuvor durch Bürgerkriege verderbt ist, mit eiserner Hand] zerschlagen; und will sie sdie Völker, zur gerechten Vergeltung dafür, daß sie mein Volk geknechtet und geschlachtet haben] nicht erretten von ihrer and Bei den Herren und bösen Hirten, welche Jsrael als Schafe, die sie zum Schlachten halten und durch welche sie sich nur zu bereichern trachten, behandeln, denkt der Prophet an ganz dieselben, die er oben in Kap. 10, 3 Vöcke genannt hat, gegen welche der HErr sein Volk einst zum siegreichen Vernichtungskampf rüsten werde, die Weltmacht und ihre Herrscher und zwar die assyrische, die Ephraim, die zehn Stämme des Nordens, knechtete und aussog, die chaldäifche und medopersische, welche Juda beherrschtem unter diesen beriicksichtigt der Pro- phet die asfyrische jedoch weniger indem er in feinen Gedanken nur von dem Anfang des babylonischen Exils an rechnet. Auch unter der Herrschaft der persifchen Könige war es nicht viel besser als ein schonungsloses Fressen der Schafe der Heerde des HErrm wenn auch zeitweilig eine wohlwolleiidere Gestnnung in einem Großkönig gegen die Juden obwaltete. Dennoch hielten die persischen Könige das jtidische Volk als einen kost- baren, höchst einträglichen Besitz fest. Auf Persiens Weltherrschaft fol te die Alexanders des Großen und seiner Erben, wel e, vorwärts geschaut, erst recht zu den Böcken und bösen Hirten gehörten, die des HErrn Schafe als ihre Schlachtschafe betrachteten. Die man- nigfaltigen Empörungen und Bttrgerkriege in diefeu Weltreichen, die Tyrannei ihrer Herrscher über die von ihnen mit Gewalt unterworfenen und mit Gewalt nie- dergefallenen Völker sind nach dem prophetischen Worte Vergeltungsgerichte des HErrn für die Tyrannen die fix, über das Volk aller Völker, das Volk Gottes, aus- ü ten. 7. Und ich hütete der Schlakhtschase [über- nahm nunmehr im Geiste an des HErrn Statt V. 4 das Hirtenamt über die Schlachtschafe, und zwar] unt der elenden [demüthigen, ihre Sünden als schwere Last empfindenden und nach Gottes Hilfe schmachtenden] Schafe [unter der ganzen Heerde des HErrn] willen; und nahm sum meiner« Heerde vor die Augen zu stellen, welche großen Gnadengüter der HErr durch mich, ihren Hirten, ihr zuwenden wollej zu mir zween Stabe, einen hieß ich Sanft sGnade und Huld Gottes], den andern hieß ich Weh [besser: Vereinigung; denn Wiedervereinigung und innige Gemeinschaft unter einander verhieß er ihnen V. 14]; und [so] hütete sich] der Schafe seine Zeit lang]. 8. Und ich vertilgete [während dieser Zeit, daß ich der Schafe hütete] drei Hirten [drei thrannische Weltherrscher oder Weltreiche mit ihren Herrscheriy in deren Gewalt und Knechtfchaft meine Heerde nach einander sich befand, nämlich das babylonischh persische und griechische Reich] in Einem seinzigenj Monden [d. i. in 3 d( 10 Tagen, nachdem jedes der drei Reiche zehn Tage, die ihm zugemessene volle Zeit seines Bestehens, die in Folge meiner Hirtenthätigkeit doch nur eine kurze war, gedauert hatte]; denn [besser: aber trotz Die Verwerfung Christi, des wahren Hirten, wird mit Verwüstung des Landes bestraft. 925 dieses meines unermüdlichen Eifers für meine Heerde folgte sie meiner Leitung doch nicht und] ich [ward dadurch ungeduldig und zornig über sie und] mochte ihrer nicht [mehr], so swaren sie mein und meiner treuen Fürsorge auch überdrüssig und] wollten sie mein auch nicht [mehr]. Wie sehr der ganze Abschnitt von V. 4 an als eine symbolische Handlung, die in der prophetischen Vision vor sich geht, aufzufassen ist, ersieht man daran, daß der Prophet das Hirtenamt über das Volk von der Rticklehr des Volks aus Babylon an bis zum Tod Alexanders ja bis weit über den Tod Christi hinaus behält, ehe er das Volk gänzlich fahren liißt und dahin giebt. Es ist eben des HErrn und zwar des ewigen Sohnes Gottes Hirtenfürsorge und Verschmähnng, welche er darstellt. Im Laufe der dritten Zehntage, d. h. während der mcicedonisch-griechischen und«der Diadochenherrschaftz nach dem Erlöschen der prophetischen Verkündigung unter dem Volke und also selbst unter der Blüthe der Maccabäer tritt zuerst der Ueberdruß» des Volkes an seinem wahren guten Hirten, sein fleischlich irdischer Sinn deutlich her- vor, der Sinn, welcher, sich mehr und mehr steigernd, seinen in Niedrigkeit und Selbstentliußernng erschei- nenden König und Hirten nothwendig von sich stoßen mußte. 9. Und iehjprach [in Folge dessen zu ihnen]: Ich will euer nicht [mehr] huten ssondern euch eurem Schicksal, das ihr selber haben wollt, gänz: lich überlassenjz was da stirbt, das sterbe [a»lso]; was verschmarhtetz das verschmachtez und die nott- gen fresse ein jegliches des andern Fleisch [reibe sich durch Feindschaft und Parteisucht unter einan- der auf]. ’ 10. Und ich nahm kzunächstjl meinen Stab Sanft sdurch welchen ich meiner Heerde Gottes emeuerte Gnade verheißen und zugewendet hatte] und zerbrach ihn,«· fzum Zeichen] daß ich [nun- mehr wieder] anfhiibe meinen Bund, den ich mit allen sheidnischeiij Völkern [zu Gunsten meiner Heerde] gemacht hatte [und durch welchen ich sie verpflichtet hatte, mein Volk nicht mehr zu schädigen und zu verderben] II. Und er ward aufgehoben des [-selbigen] Tages [und also meine ungetreue Heerde den Völkern in der Welt wieder von mir preisgegeben, daß sie mit Gewalt nnd Eigennutz mit ihr schalten durften] Und die elenden Schafe [in meiner Heerde], die auf mich sdes HErru Wort und Thun mit Demnth nnd Gehorsam Acht] hielten, merkten dabei [in Folge davon], daß es [alles, was ich, der Propbet, im Namen und an Stelle des HErrn in dieser sinnbildlichen Handlung gethan und geredet habe] des HEtru [wahrhaftiges] Wort wäre sdurch welches er seinem Volke die Zukunft deuten wollte"]. V) Erst durch das Zerbrechen des zweiten Stabes verwirklicht sich die Drohung in V. 9, daß Israel der Selbstzerfleifchnng preisgeg en werden soll. Nur der Schutz gegen die Weltvblker wird dem Volke mit dem etbrechen des Stabes Sanft entzogen; das völlige Verderben bleibet so lange noch fern von ihm, als sein guter Hirte es noch mit dem zweiten Stabe fortweideu VI) So erkannten die Christen, als der jtidische Krieg mit den Römern begann, aus der Erfiillung die Wahrheit der Weissagnng Jesu in Matth 24 , 6——8. (S»chmieder.) 12. Und [nachdem] ich [alfo beschlossen, mein Volk wieder an die Gewalt der Heiden hinzugeben, prüfte ich sie zuvor noch einmal, um zu sehen, ob sie meine Hirtentreue wirklich nicht erkenneten und weiter begehrten, und] fprach zu ihnen: Gefiillt es euch, so bringet lmir einen Lohn] her, wie [oiel] ich snnd meine ench erwiesene Liebe euch] gelte sdamit ich sehe, ob ihr mir meine Liebe mit Buße, Glauben und Gehorsam danket und erwidert]; wo [-fern es euch aber] nicht [gefällt, solchen Dank eurem Hirten zu bringen], fo laßt es anftehen [denn solcher Dank muß aus freier Entschließung des Herzens koJnmen]. Und sie sanstatt mir meine Wohlthaten durch Reue und Leid, Glauben und demüthigem Gehorsam zu erwidern] wogen [mir] dar sals meinen Lohn], wie viel ieh [und meine Mühe und Arbeit ihnen] galt, dreißig Silber- linge [den Preis für einen leibeigenen Knecht Z. Mos. 21, 32; Hof. S» 2., und zeigten damit deutlich an, daß sie meine Liebe und Treue nicht höher achteten, als die Arbeit eines Sklaven] 13. Und der HEtr [den ich ja als Hirte vertrat, dem also auch solcheGeringschätzung seiner Gnade und Liebe galt] sprach zu mir: Wirfs hin [-weg, diesen schändlichen Lohn des Undanks], daß es» swie man tm Sprichwort zu sagen pflegt] dem Topfet [für elende, ärmliche TBPferarbeitJ gegeben werde. Ei, eine treffliche Summa, der ichsund meine schwere Mühe und Arbeit für sie] werth geaihtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig Silberlinge, und warf sie in’s Haus des HErrn [vor sein heiliges Angesichn damit er, der daselbst unter seinem Volke gegenwärtig ist, solchen Undank sehe und räche, und], daß sdarnach dieser verächt- liche Lohn nach des HErrn Befehl] dein Töpfer [der sich im Haiise des HErrn aushielt nnd eine Arbeit oerrichtetej gegeben würde. Um die allerdings große Schwierigkeit des Vermind- nisses dieses Verse-s im Einzelnen (eine andere mögliche Auslegung ist in Matth 27, 9 Auen. gegeben) zu heben, nahmen die jttdischen Ausleger auf Grund der chaldliis schen Umschreibung an, daß jozeer (Töpfer) ftir ozoer (Schatzmeister) geschrieben sei und also der HErr befohlen habe, die Silberlinge für den Schatzmeister des Tem- pels in das Haus des HErrn hinzuwerfen Aber diese Verwechfelung von zwei Worten, die im Sinne so ver- schieden find, zu Gunsten der Erleichterung des Ver- ständnisses ist doch sehr verdächtig, und wir müssen sie um so mehr den Juden überlassen, da diese überdies dadurch· der Vkschlimung zu entgehen suchen, welche ihnen die Erfüllung der Weifsagang bereitet, da wirklich die 30 Silberliiigtz um die Jesus verkauft war, einem Töpfer gegeben wurden. -— Höchst merkwürdig und er- staunenswerth ist die Erfüllung (Matth.27,7s l0), daß 926 Sacharja It, 14-—17. l2, l-—5. gerade um 30 Silberlinge Judas der Verräther das Leben und die Person Jesu an seine Feinde verkaufte. Aber die Geschichte ist noch viel bitterer für den guten irten, als diese Weissagung es ahnen läßt. Denn die uden gaben diesen Hirtenlohn nicht ihm, daß er des- selben genösse, sondern für ihn, daß sie ihn tödteten. Auch Judas warf das Geld in den Tempel, und die Oberpriester gaben es einem Töpfer als Kaufgeld für einen Acker zum Begräbniß der Pilger, weil sie den Gotteskasten nicht mit Blut beflecken wollten. Gottes Rathschluß wurde also vollbracht. und jener Lohn des greulichen Undanks so angewandt, daß die Schmach der Undankbaren offenbar wurde. —— Recht augenscheinlich lehrt suns diese Weissczgkung und ihre Erfltllung zweierlei: 1) daß die Art und eife, wie eine Weifsagung erfüllt wird, erst durch die Erfüllung selbst genau sich bestimmen läßt; 2) daß aber doch gewisse einzelne Züge der Weisfa- gnug mit pttnktlichster Genauigkeit erfüllt werden und eben dadurch als Zeichen der Erfüllung dienen. Da man aber diese Züge nicht mit Sicherheit im Voraus bestimmen kann, muß man um so mehr auf alle Punkte der Weissagung achten, um in der Zeit der Erfüllung wach zu sein. (Schmieder.) 14. Und ich zerbrach snuiimehiy nachdem die Heerde, mein Eigenthum, mir solche Schmach ge- boten, auch] meinen andern Stab, [mit welchem ich nach Vernichtung des ersten Stabes das Volk noch weiter geweidet und gesegnet hatte, den ich] Weh [genauer: Vereinigung genannt hatte], daß ich snun auch] anfhube die Btuderschaft sdie brüderliche Einigkeit] zwischen Juda nnd Israel [und an deren Stelle zerstörender Parteihaß und ausreibende Zerspaltung, wie einst zwtschen den beiden Reichen Juda und Israel, als gerechte Strafe Gottes, im Volke entstünde V. 9].» Als der HErr Jesus aus Erden erschien und durch seine laute Predigt: »Ich bin der gute Hirte«« jedermann vor Augen stellte, daß in ihm diese Wetssagung (V.4sf.) in Erfüllung gegangen sei, da verwarf ihn das Volk im Großen und Ganzen. Bald nach feiner Verwersung begann denn auch das hier der Undankbaren Heerde ge- weissagte Gericht des Zerfalls des Volks in Parteien in furchtbarer Weise und besehleunigte seinen Untergang im jüdischen Kriege. »Daß bei diesem Selbstzersleischungs- prozesse nicht alle umlamen , sondern die elenden unter den Schafen, die auf den HErrn achteten, d. h. in dem Hirten ihren Heiland erkannten und Jesum Christum als Messias aufnahmen, gerettet wurden, ist damit nicht ausgeschlossety sondern in dieser Darstellung, die von dem Geschicke des ganzen Volks als solchem handelt, nur unerwähnt geblieben, wie z. B. auch in Röm.9,31; It, 11-—-15, weil die Zahl dieser Gliiubigen im Verhältniß zum ganzen Volke eine verschwindende Minorität bil- dete.« (Keil.) So stellt uns also die Weissagung des Propheten von dem guten Hirten, den das Volk so schmählich lohnte. das gesammte Verfahren Gottes gegen sein Volk von der Wiederausrichtung des Tempels, der Stadt erusalem und des gesamtnten politischen Bestandes des olks unter Seruba el bis zur Zerstörung des Tempels und der Stadt unter Titus und der Zerftreuung des Volks unter alle Völker der Welt vor Augen. Während dieser Zeit weidete derselbe Ein, der nachher auf Erden erschien, sein Volk, das einen Hirten aus Davids Stamm mehr hatte, selbst mit jenen zwei·Stäben, ver- niehtete die drei Weltreiihq das babylonischtz persische und griechische in kurzen Zwischenraumem fand aber beim Volk nichts als Undank, keine Buße, keinen wahren Glauben, keine innige Liebe, sondern selbstgerechtes, hoch· tnüthiges Pharisüerthum und leichtsertigen Sadducäis- ums; endlich trat er sichtbar vor sie in Menschengestalt und begehrte seinen Lohn; sie aber schätzten ihn 30 Sil- berlinge werth, die sie Judas für den Verrath boten.-— - Ueber die Art der Anführung des V. 13 durch Mat- thiius, sowie über die Nennung des Propheten Jeremia anstatt Sacharja vgl. Matth 27, 10 Anm. 15. Und der HEtr sprach Henker] zu mir: Nimm [nunmehr, nachdem mein Volk durch seine Sünden seinen guten Hirten genöthigt hat, das Hirtenamt aufzugeben] abermal zn dir [Hirten-] Geräthe [nun aber solche] eines thdrichten [d. i. gottlosen und tyraimischenJ Hirten [und stelle dem Volk durch diese neue sinnbildliche Handlung vor Augen, wie es ihm in Folge seiner schnöden Ver- achtung seines guten Hirten ergehen werde] 16. Denn siehe, ich werde seinen] Hirten seinen neuen GetvaItherrscherJ im Lande süber sie] aufwecken, die [besser: der] das Betschmachtete nicht besuchen [und pslegenL und das Zerschlagene [auf Jrrwege VerspreUgteJ nicht suchen, und das Zerbrochene [durch den Bruch eines Gliedes Ve- schäoigtej nicht heilen, und das [noch] Gesunde IKräfttgeJ nicht versorgen werden snicht versorgen wird, wie doch sein von ihm verworfener einig guter Hirte überall gethan hat Matth. II, 5 ss.]; aber [nicht blos vernachlässigen wird er die Heerde, sondern sich auch an ihr vergreifen, denn] das Fleisch der Fetteu werden sie swird er] fressen, und [sogar] ihre Klauen zerreißen sum das letzte Fäserchen von Fleisch und Fett zu erhaschen und zu verschlingen] Dieser thörichte Hirte, der an die Stelle des vom Volke verschmiihten und verworfenen guten über das Land erweckt wird, kann nur der Inhaber der Welt- macht sein, in deren Gewalt das Volk nach Verwerfung des in Christo ihmgesandten guten Hirten dahingegen wird, d. i. die römische Weltmachy welche den südischen Staat zerstörte. (Keil.) 17. O Götzenhirtem die [o nichtswürdiger Hirte, der] die Heerde lstatt zu weiden, so ver: kommen und verderben] lassen sverderben läßt! Gottes gerechtes Gericht wird dafür auch über diesen Tyrannen kommen] Das Schwert [Gottes] komme anf ihren [aus s einen] Arm lhaue ihn ab und beraube ihn seiner ungerechten, schonungslosen Gewalt] und ans ihr [auf s ein] rechtes Auge kund schlage es aus, daß er auch seiner Ehre beraubt dastehe. Ja, noch größer müsse seine Strafe sein] Jhr [s ein] Arm» [mit dem er des HErrn Heerde verstoret hat] musse vetdorren, und ihr [sein] rechtes Auge [mit dem er nicht fürsorgend und er- barmend, sondern mit Gier und Bosheit auf die Heerde gesehen] dunkel werden. Mit dieser Drohun über das vom HErrn selbst als Zuchtruthe über sein olk bestellte, aber seine ihm ver- Alle Nationen werden sich vereinigen, um Gottes Volk nnd Reich zn vernichten. 927 liehene Macht schiindlich mißbranchende und darum einst mit Schmach nnd Schande zu Grunde gehende römische Reich schließt der Prophet seine ganze Drohweilsagung über das Land Hadrach (Kap. 9——1l) , die Gotte-s Reich hassende und an ihrem Theil vernichtende Weltmachn Das 12. Kapitel. Die Kirche ist mitten unter der Drnngsal in Christo, dem gekreuzigten, durah den seist der gnade und des Hebets unäbermindlicls D. Der IV. nnd letzte tjanpttheil unseres Bachs Man. 12—-14), welcher mit dem dritten eng zusammen ge— hört, handelt gleichfalls von der Zukunft Jsraels nnd der Völkern-ein nämtish non dem Genau, durch welches das uolli Gottes dereinu geliintert, bekehrt, geheiligt nnd znr Vollendung geführt, die Weltmacht aber gänzlich nnd auf immer veetilchtet werden wird. Gs in das letzte nnd hdthue Ziel aller Wege Gottes mit seinem Voll: und Reich, die Verwirklichung des ganzen Gnadenrathschlnsses Gottes, das hier dargestellt wird, nämlich der Sieg des Reiches Gottes über das ganze Reich der Finflerniß und seine Vollendung in ewiger Herrlichkeit. Wir unterscheiden 2 Theile, in deren erstem (V.1—üap. is, b) wir Jsraels Kampf nnd Sieg iiber das Reich der Welt feine volle Bekehrung nnd tzegnadignng, in deren zweitem (üap.13,7 — 14,2l) wir Ssraels Läuterung nnd Reinigung non seinen nneusten Gliedern und die Vollendung der heiligen Gottesstndt Jeru- salem in herrlichleeit sehen. I« V. 1-Kap. is, s. Jllle dlationen dee Erde werden sich einst vereinigen nnd ausmachen, um Jerusalem, Gottes Voll: und Reich gänzlich zu vertilgen; aber der tljErr wird seinen Zorn über sie ansgießen nnd sie mit Blindheit schlagen (V. 1—4). Israel nnd seine Fürsten aber wird er mit Wunderbarer Kraft non oben angefallen, daß sie alle ihre Feinde überwinden (V. 5—9). Dann werden ne, durch Gottes Geist nnd seine Gnade, die über sie ausgegossen werden, erleuchtet, utit Ren nnd Leid erkennen, daß ne in dem guten Hirten ihren Messias getödtet haben (V.10—14), und werden sich von allem abgöttiskhen Wesen scheiden nnd reinigen Gan. is, t——6). l. Dies ist die Last [die Gerichtsverkündb gung Jes. 13, 1 Anm.] des Worts vom HErru über Israel [das Volk des Neiches Gottes, nnd zwar] spricht [dasselbe] del· HErtJ der sals all- mächtiger Schöpfer am Umfang] den Himmel aus: breitete, nnd die Erde grundete lund mit seinem Geist nnd Willen noch fort nnd fort diese seine gesammte Schöpfung erhält, durchwaltet und regiert], nnd den Odem des Menschen lnicht nur am Anfang] in ihn! tuachte [sondern denselben noch fortwährend mit seinem heiligen Geist gestaltet und leitet; der also auch das, was er seinem Volke im Folgenden verheißt, gewißlich ersüllen kann und wird Jes. 42, 5]. Diese Ueberschrift über den anzen Abschnitt ent- spricht genau der Ueberschrift in an. 9, 1. Wie dort die Verkündigung des Gerichtes Gottes über die feind- selige Weltmacht durch den Hinweis auf da§ allsehende und beobachtende Auge des gErrn begründet und be- krliftigt war, so hier -die erktindignng des Gerichts über Israel durch den Hinweis auf die allmtlchtig schaffende Kraft Gottes. Und zwar bewegt sich unser Abschnitt wesentlich nm Israel nnd die Zukunft des Reiches Gottes, wie der vorige um die uknnft der Weltreichr. Da aber beide, das Reich Gottes und das Reich der Welt in einem steten Kampfe flehen nnd von diesem eben in beiden Abschnitten die Rede ist, so ist« anch im Folgenden vom Weltreich vielfach die Rede. Es ist aber ein Gericht über Israel, das angekündigt wird; denn die Führung Israel-s durch Leiden nnd Kämpfe zur Bekehrung, Läuterung, Heiligung usznd Vollen- dung m Herrlichkeit ist nichts anderes als ein Gericht, freilich der Gnade sowohl als des Zornes L. Siehe, [es wird die Zeit kommen, daß alle Völker in bitterer Feindschaft aufstehen gegen mein Reich, dessen Mittelpunkt anch dann wieder Jerusalem sein wird, und sie werden dasselbe be- lagerm aber] ich will [dann] Jerusalem zum Tau- melbecher zurichten alleu Völkern, die um Dasselbe] her sind [ans dem sollen sie sich Zorn nnd Gericht, die sie betäuben, trinken, daß sie« nicht mehr stehen können, sondern stürzen und zu Grunde gehen müssen Jes. 51, 17; aber nicht blos der Stadt Jerusalem als solcher wird ihr Vernichtnngskampf gelten]; denn es wird auch Juda [dem gesammten Volke Gottes] gelten, wenn Jerusalem belagert wird. Z. Dennoch [Ja, noch mehr] zur selbigen Zeit will ich Jerusalem machen zum llchweren] Laststein allen Völkern san dem sie sich vergeblich zerarbeiten und nur sich selbst Verderben schaffen]; alle, die denselben wegheben wollen, sollen sich sihre Hände] dran zerschunden: Denn es werden sich alle Heiden [alle Gottes Reich hassenden Na- tionenj auf Erden wider sie versammeln. 4. Zu der Zeit, spricht der HEry will sich selbst die Entscheidung zwischen meinem Reiche nnd den dasselbe bestürmenden Nationen herbeiführen; denn] ich [will auf eine wunderbare, durch keines Menschen Macht bewirkte Weise] alle Rosse scheu, und ihre Reiter bange [sinn1os, wahnsinnig] machen [also daß die ganze Heeresmachh statt Jerusalem zu schädigen, vielmehr blindlings in ihr eigenes Verderben reimen soll]; aber über Jerusalem will ich meine Augen offeu haben [sie zu schützen vor allem Argen], und alle Rosse der Völker« [wie es zu Eliscks Zeiten geschah L. Kön. B, 18] mit [geistiger] Blindheit schlagen sdaß sie gegen einan- der anstürmen nnd ihre Reiter sich unter einander zerfleischen sollen, wie es geschah, da Gideon die Midianiter am Gilboagebirge schlug Richt. 7, 22; 1. Sam. 14, 20]. Z. Uud die Fürsten iu Juda swelche als rechte Gotteshelden durch den Glauben das Heer meiner Glänbigen in jener letzten Zeit der Eittscheidung zwischen meinem Reich und dem Reich der Finstev niß anführen] lverdeu ldann ein jeglicher] sagen in 928 Sacharja II, 6 —- 14. ihrem Herzen: Es seien mir nur die Bürger zu Jerusalem getrost [wortlich: Es sind mir die Bürger zn Jerusalem eine Stärke und verleihen mir göttlichen Muth und uniiberwindliche Kraft] in dem HErrn Zebaoth, ihrem Gott sdarum daß er seine Wohnung in dieser seiner heiligen Stadt aufgeschlagen und Zion trwählet hat, daß es bleiben und der Mittelpunkt seines Reiches sein soll]. b. sDies herzliche Vertrauen der Häupter meines Volks auf meine Verheißung will ich auch reichlich lohnen; denn] Zu der Zeit will ich die Fürsten Juda machen zum feurigen Ofen sder mitten] im Holz [brennet], und zur Faklel im Stroh, daß sie smtt dem Schwerte] verzehren, beide zur Rechten und zur Linken, alle Völker nur und um [die dort gegen Jerusalem versammelt sein werden, daß ihnen nichts gegen mein ReiFh gelingen soll]. Und Jerusalem soll [also] auch furder [un- erobert und unzerstörtj bleiben an ihrem Ort zu Jerusalem. » 7. Und der HErr wird die sfchutzlosetq Hutten Juda lseines gesammten Bundesvolks — vor dem Andrange des großen Völkerheeresj erretten, wie vor Zeiten [genaner: zuerst, eher als das wohl- gesrhützte JernsalemL aus daß sich nicht [seiner hohen Begnadigung überhebe und] hoch ruhme das sdann gemäß meiner Verheißung in Kap. 4, S— 10, 14;« Hagg 2, 23 in dem Sproß Davids verherrlichte] Hans David, noch die Bürger zu Jerusalem [das dann wieder zur Wohnstätte des HErrn erwählt und hoch verherrlicht sein wird Kap. 1, 16 f.; 2, 8. 14 ff] wider Jnda sals ob sie einen Vorzug vor Juda hätten; denn die ihnen gegebenen nnd dann erfüllteu Verheißungen kommen in gleicher Weise auch dem ganzen Volke Gottes u gut]. z 8. Zu der Helden lehren] Zeit wird der HErr snicht weniger als das übrige Volk Gottes begna- dtgen und] veschirmen die Bürger zu Jerusalem; und wird geschehen, daß, welcher svon Natur] schwach [und unfähig, den Feinden Widerstand zu leisten] sein wird unter ihnen zu der Zeit, wird sein wie David [der tapfersie Held in Jsrael, der in seines Gottes Namen einen Goliath niederstreckte 1. Sam. 17, 34 ff.; D. S. 17, 8]; und [der Starke unter seinen Bürgern, der schon von Natur so stark dastehen wie einst] das Haus [und Geschlecht] David« wird [durch Ausrüstung mit meiner wunder- baren Kraft] sein wie Gottes Haus [wortlich: wie Gott, wie ein Wesen von übernienschlichem Ur- sprung, ja von solcheralles iiberwältigenden Macht], ivie des HErrn Enge! [dec, in welchem Gott selbst wohnte, und welcher einst] vor ihnen sherzog und sie aus Eghpten nach Canaan geleitet, indem er alle Feindschaft niederschlug 2. Mos 23, 20 ss.; Jus. d, 13 ff.]. «) Jm Grunde ist das Haus David, welches zu jener Zeit wie Gott selbst in Macht und Herrlichkeit strahleu, ja dem Engel des HErrn in der Wolkensliultz der verhüllten Herrlichkeit Gottes, gleichen wird, nie- mand anders als der Sproß Davids, Jesus Christus, der als König aller Könige seinem Volke sich geoffenbart haben wird. Sein Bild tragen die Gläubiger: an sich und durch diese Gleichförmigkeit mit ihm werden sie so große Heldenkrast beweisen. — iiher kann die messia- nische Hoffnung in der Berherrlichung des königlichen gauses nicht steigen; denn wir sehen den erwarteten esalbten in der über-menschlichen Hoheit göttlicher Machtvollkommenheit wandeln. (Umbreit.) — Alle Bltr er des neuen Jerusalem werden ohne Unterschied bis hinaus zu ihrem Haupte, dem verkliirten Menschen- sohne, Helden Gottes sein, angethan mit der Herrlichkeit ihres Königs. »Weil fee alle denselben Christus und seinen Geist haben, soll ein jeglicher, wenn er auch am allergeringften und schwächften iß, so viel vermögen, »als der allerstärkstr. Denn sie sollen allzumal die Sünde, Tod und Welt überwinden. Einerlei Sieg haben fte alle, wie ungleich sie auch find. ,De1m es ist Ein Geist und Ein Christus in ihnen allen, der sie beschirmet und ihnen beistehet, daß, ob sie gleich vor der Welt eitel fallende und schwache Menschen scheinen, die jedermann unterliegen, so sollen sie doch eben daselbst eitel Helden und Siegmänner sein. Schwache find die Christen, wenn sie leiden und Trübsal haben, wie Paulus sagt: gen; ich schwach bin, so bin ich am allerstärkstein ut er.) I. Und lalsdann will ich mein Werk der Errettung meines erlösten Volkes vollenden, nicht nur Jerusalem und Juda vor jeglichem Schaden und Unbill bewahren, auch nicht nur die zur Ver- tilgung meines Reiches versammelte Völkerwelt mit Verwirrung, Verblendung und Angst schlagen, Ein- zelne tödten und das Heer in die Flucht jagen will ich, sondern] zu der Zeit werde ich gedenken gänzlich] zu vertilgen alle sdiese Heere der] Heiden, die wider Jerusalem gezogen sind sum in oollendeter Gottesseindschaft meine Heiligen auszurotten; sie selbst sollen vielmehr den Lohn und das Ende ihrer Bosheit im ewigen Tode finden] Denn alles ist von vornherein verloren, was wider Gottes Reich streitet; es muß alles umkommen, was Christum will umbriugem —- Darum halte nur aus deinen letzten Kampf, Jerusalem, nnd ftreite männlich, du sollst doch siegen und fröhlich singen nach dem Siegel åeuch an deine Stärke und waffne dich mit deinem Gott. r wird Ehre einlegen, daß du dich verwundern wirst. Halte dich nur an ihn! Sie werden dich auf allen Seiten drängen, von allen Orten her werden sie auf dich anmarschtrem Aber sie wissen nicht, daß sie müssen versammelt werden, wie die Garben aus der Tenne, daß sie müssen unter dir gedroschen werden. Da sollst du den Raub austheilen von ihren Gütern. (Verlb.B.) -— »Unser Prophet sa t uns aber auch, wie denn dies Volk solche Wunder t un, und was seine Macht wider alle seine Feinde sein wird. Denn wenn der Err alle Völker, die wider Jerusalem herausziehen, vernichten und aller Drangsul ein Ende machen wird, was toird e- schehen? Jst es etwa eine kriegerische Begeisteurng, ie in diesem Volke erwachen wird? ist es sonst ein natür- licher Heldensinm der Fleisch für seinen Arm hält? Wir hören es gar anders« « Jsrael wird mit wunderbarer Kraft von obeu ausgerüsteh alle Feinde zu überwinden. 929 10. Aber [nicht nur aus seiner äußeren Noth und Bedrängniß durch die gottlose Völkerwelt werde ich mein Volk Israel in jener letzten Zeit erretten V. 1—9, sondern vor allem auch aus seiner Sündennoth, Verblendung und Unglauben; denn] über das Hans David, und über die Bürger zu Jerusalem [über Hohe und Nie- drige, Obrigkeit und Unterthanen meines» Volks, über die Hauptstadt und das ganze Volk, das in derselben repräsentirt ist] will tch sin jener Zeit, da ich alles vollenden und mein Reich der Herr: lichkeit aufrichten werde] ansgießen sreichlich her- abFommenIassenJ den Geist der Gnaden und des Gebets [indem ich durch meine schöpferische Allmacht ein neues Herz und einen neuen Geist in ihnen schaffe, ein Herz, das nach meiner Gnade verlangt und sie sehnsüchtig in sich aufnimmt, ein Herz, das mit brünstigem Gebet und Flehen Gnade und Vergebung der Sünden »von mir her- abruft; ein Herz, das in tiefer Reue und Buße sich zu mir wendct]; denn sie werden [mit den Augen dieses neuen Geistes in bitterem Schmerz und Trauer aus] mich [den HErrn hinschüuen und mit flehentlicher Bitte um Vergebung mich] ansehen, welchen jene [wörtlich: sie, alle Glieder meines Volkes Israel, da ich in und durch den einigen guten Hirten, den ich zu ihnen ge- sandt, sie aus aller Sünde, Noth und Bedrängniß zu erlösen Kap. II, 13., mich ihnen offenbarte und selbst vor sie hintrat, so schnöde verstoßen, verachtet, schändlich abgelohnt und endlich sogar] zerstochen [mit Marter und Pein getödtet] haben ltvie ihnen bereits der Prophet Jesaia in Kap. 53, 8 f. geweissagt hatte]; und werden ihn [den von ihnen durch ihre Missethat getödteten guten Hirten, ihren Erlöser, in welchem ich selbst gegenwärtig, welcher aber doch wieder von mir verschieden war, mit so bitterer Trauer und Weh: kIageJ klagen, wie man [etwa] ilaget ein einiges sdurch den Tod entrissenes] Kind; Und werden sich um ihn [und damit Um ihre Sünde, Niissethat und lange gehegten Unglauben so tief] betrüben, wie man sich betriibet um ein erstes svurch den Tod entrissenes] Kind. 11. Zu der Zeit wird [über die von meinem Volk erkannte große Missethat ver Verwerfung nnd Ermordung ihres Messias und Erlösers] große Klage [mit Reu und Leid] sein zu Jerusalem, seine so tiefe nnd allgemeine Klage] wie die war swelche sie einst über ihren gottesfürchtigstem gerechtesten König Josias hielten, als er] bei Hadad Nimm* swestlich von Jesreel, in der Schlacht gegen König Pharao Necho von Egypten geschlagen nnd daselbst] im Felde Megiddo [tödilicl) verwundet wurde, so daß er bald darauf seinen Geist aufgab, wodurch dann Jsrael in Zerrüttting und Knechtschaft ge- stürzt ward 2. Kön. 23, 293 2. Chr. 35, 32]. Dächseks Bibelwekt ei) Hieronymus berichtet, daß Hadadrimon zu seiner Zeit eine Stadt nahe bei Jesreel, der ehemali en Ne- sidenz der Könige des Reiches Israel gewesen un neben diesem canauitischen oder hebriiischen Namen auch den römischen Namen Maximiauopolis geführt habe. Jn seiner Nähe befand sich das Schlachtfeld Megiddm »Diese Angabe des Hieronymus wird dadurch bestätigt, daß sich der alte Name der Stadt in Riimunh einem Dörfchen IX, Stunden slidlich von Ledschun (I«eg«i0—Me- giddo Jos.12,21) erhalten hat. Der Tod Josias, des frömmsien aller Könige Judas, wurde von dem Volke, namentlich von den Frommen, so schmerzlich be- klagt, daß nicht nur der Prophet Jeremia ein Trauer- lied aus seinen Tod verfaßte, sondern auch andere Sän- ger und Sängerinnen in Trauerliedern ihn beklagten, welche, in eine Sammlung von Klageliedern aufgenom- men, sich bis lange nach dem Exile in Israel erhalten haben: 2. Chr. 35, 25. (Keil.) 12. Und das -[ganze] Land [sammt allem Volke Jsrael] wird [mit Reue und Schmerz über den Tod seines Messias und dessen Ursache] klagen, [ja, der Bußschmerz wird so allgemein sein, daß eine jegliche Familie und] ein jeglich Geschlecht [sich in Ausbrüchen desselben ergießen, und daß jede Familie durch] besonders [veranstaltete Trauer- klagen zeigen wird, wie tief bei einem jeden von ihnen der Schmerz sei; nnd nicht blos die Haupt: geschlechter, sondern auch alle einzelnen Zweige derselben, nicht blos die männlichen, sondern auch die weiblichen Glieder derselben, werden so thun]: Das skonigliche Haupt-J Geschlecht des Hauses David besonders, und [auch] ihreWeiber besonders; das sgleichfalls königliche Seiten-] Geschlecht des Hauses Nathan sdes Sohnes David, aus welchem Serubabel und Jesus Christus herstammte Luk. 3, 38 Anm.] besonders, und ihre Weiber besonders; 13. Das spriesterliche Haupt-J Geschlekht des Hauses Lebt [des ErzvatersL nnd ihre Weiber be- sondersz das sgleichfalls priesierliche Seiten-] Ge- schlecht Simei [des Enkels Leoi 4. Mos. Z, 17f.] besonders, nnd [auch] ihre Weiber besonders; 14. Also [werden] alle ubrige Geschlechter [oder Familien in gleicher Weise thuu], ein jeg- liches besonders, und ihre Weiber auch besonders. »Wie in Chören an großen Trauerfesten treten die einzelnen Geschlechter auf und lassen ihre klagenden Stimmen, unter denen die herzergreifenden der Frauen noch besonders unterschieden werden, laut ertönend« — Ein jeglicher wird sein eigen Kreuz ftir fich tragen, wie Christus das seinige getragen, ein jeglicher wird für sich besonders in Reue nnd Buße fich bekehren und auf das Kreuz Christi schauen lernen. Schauen wir noch einmal zurück auf die köstliche Weissagung dieser V. 10—14.— Wir sehen innerhalb Jerusalems eine neue Schöpfung erstehen, gewirkt von dem Geiste Gottes, der sich über das Hans David’s und über die Bewohner derStadt ergießt. Es ist der Geist der Gnade, der dieses Wun- der einer gäiizlichen und völligen Umwandlung schafft; von Gott strömt der milde und befruchtende Regen der Gnade auf Hohe und Niedere herab und erweichet die harten Herzen, daß sie sich aufthun in kindlichem Ver- trauen zn den: Vater im Himmel und Gebete in heiß flehendeii Worten zu ihm emporsteigen. Welch’ ein U. T. II. 2. 59 930 lieblicher Bund ist das-l Von oben Gnade und von unten Flehen um Gnade! Wo dieses fehlt, wenn der Mensch mit seinem Verdienst und Anspruch auf Lohn vor das Angesicht des Heiligen tritt, nnd bei der ge- wissenhaftesten Arbeit der Heiligung seines Willens nicht, sich aller Ansprüche begebend, um Gnade betet zu Dem, dessen vergebende Liebe größer ist, als die Schuld des Menschen, da ist alles religiöse Leben ohne seine eigen- thiiinliche Weihe nnd Wahrheit. tllmbreitl Der heilige Geist erst zeigt l) die Nothwendigkeit der Gnade, 2) ihre Gewißheit, 3) Herrlichkeit und 4) den We dazu durch Gebet; der heil. Geist l) treibt zum Ge et, 2) lehrt uns beten nnd betet selbst in und ftir uns· (Röm. 8), Z) stärkt zum Gebet und bewahrt darin, 4) er reinigt und läutert unser Gebet. Und das alles in Bezug auf Christum. (Roos.) So behält also der Geist der Gna- den das zum vornehmsten Geschäfte, Jesum zu verklären, die Decke wegzuthuiy die Verblendung der Sinne zu vertreiben und als ein Geist des Gebets dann auch die rechten Stindeubekenntnisse uiid gläubigen Erklärungen in Herz und Mund zu legen. (Rieger.) Durch die Ansgießung dieses Geistes der Gnade und Gebetesseheu wir die Bewohner Jerusalems nicht mehr blicken auf . fremde Götter, die nicht helfen können, nicht auf sich selbst in ihrer eiteln Macht und Stärke, sondern auf den wahren Gott des Heils; aber sie blicken auf ihn mit Reue und Schmerz: denn sie haben sich des furchtbarsteii Verbrechens schuldig gemacht; sie haben einen Mord — an Gott selbst begangen, indem sie den, in wilchen er selbst erschienen war, Jesum Christum, den ewigen Sohn Gottes, getödtet haben. Höchst merkwürdig sind die Worte: ,,sie werden auf mich sehen, den sie »dnrchbohrt haben« Der Redeude ist nach V.1 der HErr, der Schöpfer Himmels und der Erde. Ihm also gilt die 5J)"iordthat, welche Israel an seinem HErrn nnd Erlöser gethan, und doch wieder unterscheide: fiih der HErr im Folgenden ,,sie werden ihn klagen« von dem Getödtetein —- Diese wahrhaftige andere Person der Gottheit ist zu- gleich, wie Sacharja schon weiß, der Knecht Gottes, der neue David, der durchbohrt und getödtet worden ist. Hier ist der Brennpunkt, wo das Herabsteigen Gottes bis zur Annahme des Fleisches, und das Gehobenwerden der Menschheit bis zum Einwohnen Gottes in einer gottmenschlicheii Person vollzogen und verwirklicht wird. ——- Merke, daß es dieselbige Person ist, die bisher ge- redet hat und nun bekennen daß er zerstochen werde tdas ist, gekreiizigt), uiid daß matt ihn klagen werde, wie einen Todten, das ist, daß er am Kreuz gestorben ist.- Also haben wir aus diesen: Ort, daß Christus, rechter Gott und Mensch hat müssen leideii und sterben. Aber weil er gleichwohl so viel thun soll, als er bisher geredet hat, und den Geist geben, muß er freilich nicht im Tode bleiben, sondern aufersiehen und wieder leben in Ewigkeit. sLuther.) —- Als Jesus, in welchem der HErr persönlich unter seinem Volke erschienen war, ge- kreuzigt wurde, da erfijllte sich das, was Sacharia bei seiner-Weissagung voraussetzh daß näinlich Israel seinen Messias, den von Jehova gesandten Mittler des Heils, tödten würde. Als Jesn Seite mit einem Speer geöff- wurde, da erfiillte sich jene Voraussetzung Sacharjcks von der Ermordung des Messias auch iiacb dem Wort- laute, in welchem Such. sie ausspricht (Joh. l9, 37). Als das Herz jener Dreitauseiid, welche am ersten christ- lichen Pfingftfeste sich zu Jesn bekehrten, von dem Schmerz der Neue und Buße durchbohrt ward (Apostg. Z, 37— 41), da fing die eigentlich in unserer Stelle aus- gesprochene Weifsagung sich zu verwirklicheii an; voll- ständig aber wird sie sich verwirklichen, wenn dereinst auch das ganze Israel, Israel als Volk, sich zu den( Sacharja is, 1—— S. von ihm verworfeiien Messias, bekehren wird. Denn nur von einer dereinstigen Bekehrung GesanimtiJsraels kann V. 10 verstanden werden. (Köhler.) Ofsb. 11,l1s. Das 13. Kapitel. Von dem unerschöpfliohen igiiadentirunnen Sollt-s. 1. lSolch tiefbufzfertiges Flehen Jsraels wird der HErr damit erwidern, daß seine erneuernde Gnade auss Reichlichste auf dasselbe herabsirönitz denn] Zu de»r Zeit wird das Haus David und die Vurger zu Jerusalem ld. n· das gesammte Volk Israel Kuh. 12, 10] einen freien sjedermann zugänglichen, bis dahin ihnen verborgenen und verschlossenen, nun aber durch des HErrn Erbarmen für sie] offenen [uner- schöpflichen und unversiegbaren] Born haben saiis welchem sie die sündentilgende, reinigende und heiligende Gnade Gottes] wider? du! [man- nigsaltige tägIicheJ Snnde sin Worten und Werken] und sdie angeborene] Unreinigkeit laus welcher die täglichen Uebertretuugen geboren werden, so reichlich schöpfen werden, wie man Wasser schöpfet aus einem stets sprudelnden Quell, abzuwaschen die äußere Befleckiing und Unreinheit] Was anderes kann dieser Born sein, als das theiire Blut des Sohnes Gottes, so uns wäschet und reiniget von allen unseren Sünden, das Blut» in welchem sich uns das nnergrtindliche Meer der Liebe und Gnade Gottes erschließt, das Blut, mit welchem wir schon im Wasserbad im Wort, dem gnadenreichen Wasser des Lebens, besprengt und gereinigt worden, mit welchem wir unsere Gewissen täglich von Neuem besprengen und abwaschen, welches ,,hat solche Stärk’ und Kraft, daß auch ein Tröpflein kleine die ganze Welt kann reine, ja gar aus Teufels-Rachen frei, los und ledig machen« (Wo soll ich fliehen hin ——.) — Das Bild von dem Wafserbrunnen ist genommen theils vszon dem fttr die Reinigung der Leviten bei ihrer Weihe» gebrauchten Wasser, welches in 4. Mos. 8, 7 Entstindigungsioasser heißt, theils von dem aus der Opferasche der rothen Kuh zur Reinigung von Todesunreinheit bereitete Sp»reiig- Wasser, welches in 4.Mos. 19,9 Wasser· der llnreinigiseitz d. -i. die Uiireinigkeit tilgendes Wasser genannt wird. Wie die leibliche Unreinheit Bild der geistigen Unrszeniheih des Schmuhes der Sünde ist (Ps. 51, 9), so »ist das irdische Spreugwasser Symbol des die Sünde tilgenden geistigen Wassers (1. Joh. I , 7; Z, 6), der Gnade Gottes in Christo Jesu, in welchem wir haben die Ver- söhnung mit Gott, näinlich die Vergebung der Sünden. -2. sWo aber Vergebung der Sünden ist, da folgt nothwendig ein neues Leben in Gerechtigkeit und Heiligkeit; der HErr selbst wird alsdann alles beseitigen, was die Heiligung seines Volkes hindern könnte] Zu der Zeit [wenn Israel seine Sünde erkannt und durch das Blut dessen, den sie zer- stochen, Vergebung erlangt haben lvird], fpticht der HErr Zebaoth, will ich der Gotzent Namen Durch Gottes Geist erleuchtet, wird Israel seine Sünde erkennen und fiel) bekehren. 931 [sogar] ausrotten aus dem Lande sda mein Volk innen wohnt] daß skein einziger mehr sie anheim, ja] man [auch] ihrer nicht mehr gedenken kfondern jedermann mich allein fürchten, mich allein von ganzem Herzen lieben] soll; dazu will ich auch die [falschen] Propheten [die mein Volk durch ihre Lügenreden aus dem eigenen Geist von meiner lauteren Wahrheit und wahren Gerechtigkeit ab- zuwenden suchen könnten] nnd [alle] unreinen sdem Reich des Teufels angehörigen und sein Reich auf Erden fördernden] Geister swelche in den falschen Propheten wirksam sind und ihnen ihre Lügen eingeben 1. Kön. 22, 21 ff.; Offenb. 16, 13 f.] ans dem Lande treiben [so daß der Abfall von mir in meinem Volke keine Nahrung mehr bekommen und ganz aufhören soll]; «) Nicht von seiner Gegenwart handelt der Prophet in dem ganzen Abschnittx Kap.12, 1 — l3,6, sondern von jener Zukunft, welche für Israel damit eintreten wird, daß es seinenHeilsmittler verwirft, und während welcher es der Gewalt der schlimmen Hirten (Kap." il, 15 f.) preisgegeben sein wird. Nach der Voraussetzung des Propheten wird jene Verkehrtheit Jsraels, kraft deren es seinen Heilsmittler verwarf, sich mit innerer Nothwendigkeit wiederum bis zu dem Höhep gern, welchen sie vor der Strafe des Exils erreicht hatte, so daß es in einem größeren oder. geringeren Theile seiner Glieder abermals in die Thorheit des Götzen- dienstes verfallcu wird. Mag auch unsere Gegenwart noch nicht darnach aussehen, »als ob diese Voraussetzung des Propheten sich erfüllen werde, so darf uns dies doch nicht bestimmen, von der nächstliegendeii und einzig naturgemäßen Auffassung des prophetischen Textes nach seiuemZusammeuhang abzuweichenz und um so weniger ist eine solche Abweichung erlaubt, als das prophetische Wort auch sonst annimmt, daß die Menschheit trotz des hohen Standes foeialer und intellectueller Kultur, trotz der steigenden Civilisation doch in eine solche sittliche Barbarei verfallen werde , daß es wiederum zu einem förmlichen Götzendienste kommt (Offenb. 9, 20; IS, Z. 4. 15). iiuter den Götzen, die man alsdann verehren wird, braucht man aber nicht nothwendig Fetische zu ver- stehen; auch der Kultus des Genius und die unbedingte Herrschaft, welche man allgemein verbreiteten gottwidri en Jdeen über sich einräumt, so daß man ihnen selbst Le en und Seele opfert, ist nicht blos Abfall vom HErriy sondern auch grober Götzendiensn (Köhler.) Wie der Geist Gottes ein Born ist wider die Sünde und Un- reinigkeit, so sind unreine Geister wie schmutzige Wasser, die jeden besudeln, der sein Kleid damit benetzt. (Schmieder.) » s. Daß fes] also gehen soll, wenn jemand weiter [noch] weisfageh sollen [selbst] sein [eigerr·er] Vater« und sseine IeiblicheJ Mutter, [sie] die ihn gezeuget haben, strotz all— ihrer angeborenen natür- lichen Liebe zu ihrem Kinde, in der Erkenntniß, daß zu jener Zeit der Bekehrung Aller im Volke, gemäß der Verheißung des HErrm keiner mehr den Andern lehren wird, den HErrn zu erkennen, sondern allesammt von Gott gelehret sein werden Jer. 31, 84; Jes. 54, 13., daß also jeder, der trotzdem vorgiebt, ein Propbet des HErrn zu sein, ein Betrüger und Lügenpropheh ein Lästerer des heiligen Namens des HErrn sein musse, in heiligem unkte stei- - Zorn] zu ihm sagen: Du sollst sund darfst] nicht [mehr] leben, denn du redest falsch [Lügen, und giebst dabei vor] im Namen des HErrn [zu reden]; und werden also Vater und Mutter, die ihn ge- zeuget haben, ihn sgemäß dem Befehl des HErrn 5.Mos. 13, 6—11; 18, 20., daß jeder, der zum Götzendienst verführt oder durch den Lügengeist weissagt, des Todes sterben soll] zerstccheu [obwohl das Gesetz die Vollziehung der Strafe den eigenen Eltern nicht anbesiehlt], wenn [besser: dieweil] er weissaget [so sehr wird der Eifer für den HErrn sie alle durchdringen und jede andere Rücksicht überwiegen]. 4. [Ja, selbst diejenigen, welche vor der Gei- stesausgießung am tiefsten in das gottwidrige Wesen versunken gewesen, werden sich von Herzen zum HErrn bekehren und ihres früheren Wandels scrh fchämenJ Denn es soll zu der Zeit geschehen, daß die Propheten [welche vor der Ausgießung des Geistes der Gnade Kap. 12, 10 dem Geiste der Lüge gedient und falsche Lehre verkündigt] mit Schanden [init Scham und Abscheu erflillt] be- stehen mit ihren Gesichtern [dastehen, wenn sie hin- blicken auf ihre Gesichte], wenn sie davon tveissageu [wörtlich: . . . . die sie ehedem entweder durch die Wirkung und Macht des bösen Geistes wirklich hatten oder erlogen, um die Einfältigen zu be- trügen und irre zu leiten und sich selbst zu rüh- men]; und [sollen so tiefen Abscheu gegen diese ihre frühere Sünde der Lügenprophetie haben, daß sie] icicht [niema1s] mehr einen rauhen [härenen’] Mantel [wie ihn Propheten zu tragen pflegen Z. Kön. 1, 8; Jes. 20, 2; Matth. Z, 4; Hebt. 11, 37; Offenb. 11. s] anziehen, damit sie fnoch einmal weissagtew in Wirklichkeit aber] betrügen; V) Das härene Gewand, d. i. ein aus ungegerbten ellen gefertigter Mantel, gilt als Abzeichen eines aller ust der Welt entsagenden und in strenger Enthaltsam- keit ausschließlich dem Dienste Gottes lebenden Propheten. 5. Sondern wird [um bei niemand den Ver- dacht aufkommenzu lassen, daß auch er weiland zur Klasse der falschen Propheten gehört habe, öffentlich und bei jedermann] müssen sagen: Jch bin kein Prophet [habe mich niemals mit Prophetie abgegeben], sondern [bin von jeher] ein Ackermattn [gewesen, ja, ich habe gar nie ein Propbet sein können]; denn ich habe sals leibeigener Sklave und Ackerknecht irgend einem] Menschen gedienet von meiner Jugend auf« [bis zu dieser Stunde; der Stand eines Sklaven und der eines Propheten schließen sich aber aus]. b. So man aber [eben darum, weil er so ungefragt bei jedermann versichery er sei kein fal- scher Prophet gewesen, Mißtraiien gegen ihn hegend] sagen wird zu ihm: Was find das [»aber] für Wunden fund SirIemenJ in deinen Handen [und weiter hinauf an deinen Armen? Sind das uicht deutliche Spuren von Selbstverwundungem 597 932 Sacharja is, 7—9. l4, l—4. dergleichen stch falsche Propheten vor und bei ihrem Weissagen beizubringen pflegen l. Kön. is, 2812 wird er [wiederum zu einer, wenn auch noch so unglaubwürdigen Ausrede seine Zuflucht neh- mend] fagem So bin ich [in der Jugend] ge- schlagen [worden, als ich noch] im Hause derer [war], die mich lieben [und mich damals auf’s Beste zu erziehen suchten — nur um nicht zugeben zu müssen, daß auch er einst zu den falschen Pro- pheten gehört und sich so schwer gegen den HErrn versiindigt habe"]. V) Also wird er aus Scham und Furcht vor der Schande lieber zu einer Lüge seine Zufliicht nehmen und sich den allerniedrigstem verachtetfien Stand zu- schreiben, als eingeftehen, daß er dies gottlose Gefchäft getrieben. —- -l·’l«) ,,Solch ein anderer Geist wird dann das Volk erfüllen: dem HErrn will es dienen, und alles, was wider ihn ist, muß abgethan werden. Es ist ein neues heiliges Volk geworden« II. V. 7——Eap. 14, 21. Die nun folgende L. Hälfte der kast des hGrrn über Israel soll dazu dienen, die in der ersten iijälfie gegebene Darstellung der Gntwiitilung der Geschichte des Volkes Gottes zum Ende hin zu er- gänzen und zu erweitern; nicht etwa liniipft der folgende Abschnitt da an. wo der vorige stehen geblieben, vieles in demselben sieht daher dein im vorigen Gesagten parallel. während nämlich im vorhergehenden darge- stellt« wurde, wie der Hctirr sein illolk zum Siege wider alle felndselige Weltmaiht führt nnd durch Jtiisgießuug seines Guadengeistes zur Erkenntnis seiner schweren Siinde in der Veriverfnng nnd Tödtniig des ikiessias bringt und gänzlich umwunden, wird sur-folgenden zuerst siiiniitarisch das zukünftige Gericht, wodiirch der tlJGrr die Gottlosen von den Frommen in seinem Volke scheiden, die letzteren läutern und heiligen und sein Reich in Herrlichkeit vollenden wird, verkiiudigt (V. 7—9); als- dann wird dies Gericht in Karl. 14 weiter ausgeführt. In 6 Jtbsihuitten skhildert der Propbet die letzte, größte Bedrängiiih Rettung und Verherrlichnng seines Volks. Jtlle gaitfeindliitjen Völker werden am Ende, wie bereits in Kuh. 12, 2 ff. angedeutet, vom HGrrn gegen Jeru- salem versammelt werden, sie werden die Stadt eiiineh- wen, plündern und die Hälfte ihrer Bewohner in die Gefangenschaft wegfälireia Ila wird sich dann der Mir: seines Volkes annehmen; er wird auf dem Gelberge er- scheinen und durch Spaltung dieses Berges den Uebrig- gebliebeuen einen sichern Weg zur ltiettniig bahnen, und wird mit allen seinen heil. Engeln herabkommem um sein Reich zn vollenden. Dann wird sie) von Jerusalem aus ein Strom des Heils and Segens über das ganze ttaiid ergießen; die gegen Jerusalem gezogenen Völker- heere werden auf wunderbare Weise geschlagen nnd sikh selbst unter einander vernichten, der Ueberreli der Völker aber wird siih zum ihilirrn bekehren und jährlich nach Jerusalem kommen, nm dem tjGrrn mit seinem Volke zu danken, daß er sie ans der Irrfahrt in der Wüste der Gottloflglieit zum Reiche des Friedens gebeaiht hat. Jerusalem aber, wie das ganze Volk Gottes, wird dann dnrihaus heilig werden. — Gs ifi die allerletzt: Zeit, von iveliher hier geredet wird, die Vollendung aller tiathskhliisse Gottes, die Zeit der Verklärnng 7. Schwerh mache dich aus über meinen svon mir als Erlöser und Bringer des Heils zu meinem Volke gesandten] Hirten [Kap. 11, 4 ff] und über den Mann, der sselbst wahrhaftigee Gott und von Ewigkeit aufs Jnnigste mit mir verbunden und darum] mir der Nächste [Kap. 12, 10; Joh. 10, 30] ist fund todte ihn], spricht dszer Hljrr Zebaoth Schlage den [guten] Hirten, so wird die svon ihm bis dahin geweidete, aber undankbare, ungehorsame] Heerde sihr selbst zum GerichtJ sich zerstreuen sso daß jeder Einzelne ohne Gott nnd ohne König und Hirten seinen eigenen, von ihm in der Blind- heit feines Herzens gewählten Weg gehen soll], so will ich [darnach] meine Hand smit Gnade und Erbarmen hin-J kehren zu den Kleinen [Demü- thigen und Bußfertigen unter der zerstreuteii Heerde und dieselben aus ihrer Zerstreuung zu ihrem einigen Erlöser und Hirten und damit zur Sicher- heit des ewigen Friedens zurückführen]. Die Weissagung beschreibt hier wieder dasselbe, was das prophetische Gesicht von dem guten Hirten (Kap. 11, 4—14) darstellen sollte. Den Tod des guten Hirten, der in jenem Gesicht noch nicht klar ansgedrtickt war, der hier von der anderen Seite, nämlich als durch Gottes eigenste Veranstaltung feinem ewigen Rathschliiß gemäß, zu Stande gekommen, betrachtet wird, erwähnt jedoch die Weissaguiig nur, um zn zeigen, welches Ge- richt aus demselben iiber die hirtenlose Heerde sich ent- wickeln werde. Daß aber die, natürlich nicht blos än- ßerlich verstandene Zerstreuung und die während der- selben erfolgende Ausrotturig von zwei Drittheilen der Heerde das göttliche Strafgericht für die Verwerfiing und Tödtung ihres Hirten ist, weiß jeder, der jenes prophetische Gestcht (Kap. 11) verstanden hat; denn es ift dasselbe, was dort durch Zerbrechung der beiden Stäbe über die Heerde kommt, selbstsüchtiges Haß- nnd Parteiwefem Selbstzerfleischiing nnd Tod (vgl. Kap. il, 9). -— Alles, was gegen den HErrn Christus geschah, von da an, wo man mit Schwertern gegen ihn zog, geschah iiach vorbedachtem Rath und Vorsehung Gottes (Apostg. 2, 23). Israel verivirft zwar seinen Erlöserx ja es tödtet ihn (Kap. 12, 10); aber so sehr sich Israel auch hierdurch verslindigy so ist doch ·auch dies in des Errn Rath aufgenommen; insofern führt der HErr sel ft die Tödtung seines guten Hirten herbei, damit er durch sei- nen Tod Jsraels und aller Welt Heil nnd Leben zu Stande bringe. »Jesaia verbindet die theilnehmenden Wunden Jefu und den darin geöffneten Heilsbrunnem zu welchem er alle riach Gnade nnd Trost schniachtenden Seelen einladet (Jes. 53, 5; 55,» 1f.); ebenso verbindet Sacharja den Blick in den zerstochenen Erlöser (Kap. 12,10) und den freien offenen Brunnen wider alle Slinde nnd Unreinigkeit, der aus seinen Wunden hervor- quillt« Hier ruft nun der HErr selbst das Schwert wider feinen Hirten auf; in dem Schwert sind aber alle Mordgeriithh auch die zur Todesmarter und zum gewalt- samen Tode zusammengefaßn » 8. Und soll [während solcher Zerstreuung der hirtenlosen Heerde] gescheheiu in welchem Lande, spricht der HEry zwei Theile sind, die sollen [ge- uauer: von allem Volk, das im ganzen Lande ist, sollen zwei Dritt-Theile durch einen ge- waltsamen Tod mittelst des Schwertes des thörichten Hirten K0p— 11, 16 f·1 ausgerottet werden nnd sauf immer] untergehen, und das dritte Theil sdes Ganzen nur] soll [dem HErrn als ein heiliger Same und erwählter Rest] drinnen überbleiben [nämlich die Kleinen, zu welchen er seine Hand kehren wird]. Von dem zukünftigen Gericht und der Scheidung der Gottlosen von den Frommen. 9. Und will [auch] dasselbige dritte Theil duräys [Trübsals-] Feuer fuhren und svon allem fündigen Wesen] lautern, wie man Silber sim SchmeIzofeUJ läutert, und fegen, wie man Gold seget [damit sie zu einem wahrhaft heiligen Volke werden] Die werden dann [mit herzlicher Reue iind briinstiger Zuoersicht aufschauen zu dem, in den sie gestochen haben und] meinen sin ihm ihnen geoffenbartenj Namen anriifen, und ich will sie [in seinem Namen] erhörem Jch will san jenem Tage von ihnen allen] sagen: Es ist mein [wahrhaft heiliges] Volk [das ich erlöset, erworben und ge- wonnen, das mir dienet in ewiger Gerechtigkeih Unfchuld und Seligkeit]; nnd sie werden sagen: DER, mein Gott [durch dessen Erbarmen ich selig geworden bin Kap. 8, 8; Hof. 2, 25; Jer. 24, 7; 30, 22]. · Die Erfiillung jenes Gerichts und diese Errettung begann thatsächlich mit dem Tode des guten Hirten, des HErrn Jesu Christi, dauert aber noch jetzt fort und wird sortdauern bis zum Ende der Tage. Als die Häscher im Garten zu Gethsemane das Schwert gegen den HErrn Jesum erhoben und ihn gefangen nahmen, um ihn zu seinem Todesleiden wegzuführen, als in Folge dessen seine Jünger allesammt flohen, da war dies Vorspiel und Anfang der Zerstreuung nnd Ver- stiirung der ganzen Heerde des Volkes Israel, welche sich an ihrem Hirten ärgern, wie der HErr mit Hin- weisung anf unsere Stelle (V. 7), die er mit freier Wiedergabe als die sich nun erfüllende Weifsagung be- zeichnet, seinen Jüngern vorhergesagt hatte, daß auch sie alle fiel) an ihm ärgern würden. Alsbald nach" dem Tode des HErrn zerfetzte sich die bisherige Einheit in Jsrael in eine Vielheit von Parteiungen und jeder ing seine eigenen Wege in’s Verderben. Zkdei Dritt: eile der Heerde wurden ausgerottet, als im jüdifchen Krieg unter Titus allein bei der Belagerung Jerusalems 1,100,000 Juden umkamen und bald darauf bei der Unterdrückung des Aufstandes VariEochbcks allein in Palästina ungefähr 600,000 Juden ihren Tod fanden und ganz Judäa zur Wüste wurde; die Ausrottung der Zweidrittel setzte sich dann in den folgenden Jahrhun- derten in den Judenverfolgungen mit Feuer und Schwert fort und wird erst dann aufhören, wenn ganz Jsrael sich bekehren wird. Aber auch der andere Theil der Weissagung begann alsbald nach dem Tode Jesin Wie er seinen Jüngern geweissagt hatte, er werde nach sei- ner Auferstehung wieder als ihr treuer Hirte vor ihnen hingehen nach Galiläa, so geschah es; da kehrte der HErr zuerst seine Hand zu den Kleinen in der zerstreuten Heerde; ebenso als er durch das Wort des Petrus jene 3000 bekehrte. Seitdem sind es freilich nur Einzelne, zu denen der HErr seine erbarmende Hand kehrt, um sie zu ihrem Hirten zurückzuführen. Aber das Dritt- theil, kvelches in dem Lande der ewigen Ruhe übrig bleiben soll, wird sich erfüllen, wenn dieFülle der Heiden eingegangen sein wird. Zu der Zeit wird der HErr alle Kleinen in der Heerde des Volkes Israel, d. h. alle, welche wahrhafte Sehnfucht nach Erlösung haben, durch große Trübsal hindurch zur vollen Bekeh- rung und Heiligung führen. — So ist also in den Versen 7 ——9 in einer kurzen Uebersicht die Art und Weise angegeben, wie es in dem Volke Jsrael zu der nothwendigen Scheidung und Reinigung von allen gott- losen Elementen kommen werde. Das Genauere führt nun das folgende Kapitel aus. li33 Das 14. Kapitel. Christus seiner Kirche König und schutzhern 1. Siehe, es kommt dem HErrn szur Ver- herrlichung seines Namens] die Zeit, daß man [o Jerusalem] deinen Raub [die in dir geraubten SchäDeJ austheilen wird [nicht etwa in irgend welchem einsamen Versteck, sondern mitten] in dir sselbstz so groß wird der Uebermuth und die Sieges- zuoerstcht deiner Feinde sein]. » · Z. Denn ich [der HErrJ werde [.selbst] allerlei [genauer: alle gottfeindlichen] Heiden [antreiben und] wider Jerusalem [den alsdann wieder zum Mittelpunkt meines Reiches erhobenen Or: meiner Wahl] sammeln zum Streit sum sie darnach ebenso wie einst Pharao und sein Heer allefainmt zu ver- derben Kap. 12 , 2 f.]. Und szunächst wird es ihnen gegen meine heil. Stadt nach meinem Willen gelingen; denn] die Stadt wird gewonnen, die Häuser ges-Hindert, und die Weiber gesihändet werden lJes 13- 1615 und.die Hälfte fder Ein: wohner] der Stadt wird [wiederum, wie zur Zeit der Eroberung durch die ChaIdäerJ gefangen weg- geführt werden, und das übrige Voll wird kdurch meine besondere Fügung] nicht aus der Stadt ans- gerottet werden ssondern darin bleiben, damit ich an ihnen meine wunderbar rettende und helfende Macht beweise] 3. Aber der HErr wird sselbst mit allen fei- nen heil. Engeln] ausziehen, und streiten wider dieselbigen Heiden [wie dies die Verse 12 f. ge- nauer ausfiihren], gleichwie er [mit wunderbarer Beweisung seiner Allmacht und HerrIichkeitJ zu streiten pflegt [und in der Vorzeit oftmals gestritten hat] zur Zeit des Streits szwischen dem Reiche Gottes und dem gottfeindlichen Weltreiche Gleich- wie aber dann die Macht der Bosheit des Welt: reiches sich im höehsten Maße offenbaren und das- selbe alle seine Kraft aufbieten wird, so wird auch die Offenbarung der herrlichen Macht des HErrn alle früheren Erweisungen weit übertreffen] 4. Und szwar wird der HErr anfänglich verborgen und unsichtbar vom Himmel auf die Erde hernieder kommen] seine Füße werden stehen zu der Zeit anf dem Oelberge, der sjenfeits des KidroUthaleSJ vor Jerusalem liegt gegen Morgen san demselbigen Orte, wo die Erde auch den Anfang seiner größten Erniedrigung gesehen; sobald aber seine heiligen Füße die Erde berühren, wird dieselbe, wie allezeit, bis in die Tiefe erbeben Z. Mos. 19, 18; Richh 5, 5; Pf. 68, 8; Nah. 1, 5]. Und der Oelberg wird sieh mitten entzwei spalten, fund zwar in einer geraden, senkrecht auf der Ostseite Jerusalems stehenden Linie] vom Aus- ug bis zum Niedergang fund zwar werden die beiden Hälften] sehr weit von einander weichen, 934 Sacharja 14, 5——13. so daß ein breites Thal entsteht dadurch], daß sich eine Hälfte des Berges gegen Mitternachh und die andere gegen Mittag gebcnsoder fortrückenJ wird [.Hes. 38, 19 f.]. , 5. Und ihr [die ihr nicht von den Feinden weggeschleppt nnd ausgerottet, sondern durch des HErrn Gnade als das wahre Volk Gottes in der Stadt erhalten worden seid] werdet [sofort, wenn ihr des HErrn Kommen in dem Erdbeben spiiret und das vor euren Augen weit geöffnete Thal sehet, erkennen, daß hier die euch vom HErrn be: reitete Zufluchtssiätte vor jeglichem Schaden sei, und aus der eroberten, verwüsteten Stadt] fliehen vor [besser: zu] solchcm Thal [hin, das sich] zwi- schen meinen Bergen [den durch meine Wundcrthat entstandenen zwei Berghälften geöffnet hat nnd es wird auch ench volle Sicherheit gewähren], denn das Thal zwischen den Bergen wird nahe hinan reichen [bis] an [das jenseit des Oelbergs gelegene Dörfchen] Azalt [oder Beth-Haezel Mich. l, 1l]; nnd werdet lmirsolchem Schrecken über die Erd: erschütterung zu dem Thale] fliehen, wie ihr [in euern Voreltern] vorzeiten flohet vor dem [großen] Erdbeloeu zur Zeit usw, des Königs Juda kwelches denen, die es erlebten, ein weissagender Vorbote dieser Schrecken verletzten Zeit war Am. 1, 1]. Da [wenn ihr alle in das Thal geborgen seid] wird denn [in sichtbarer Herrlichkeii zum Gericht über seine Feinde, wie zur Vollendung des ewigen Heiles seines Volks] kommen der HErrA mein sgeliebter und ersehnterJ Gott [dessen Prophet zu sein ich gewürdigt bin], und alle Heilige [alle hei- ligen Engel] mit dir sauf daß du ewiglich bei uns, den Deinen, wohnest Dan. 7, 9-f.; Matth. l6, 27; 25, Si; L. Thess. l, 7; Offenb. II, 14]. «) Ein Dorf, Namens Azal, ist in der Nähe Je- rusalems nicht nachzuweisem auch Hieronymus, der uns über so viele andere, jetzt verschtvundene Orte Nachrichten giebt, weiß nichts von einem solchen; daß es mit Beth- Haezel einerlei sei und dieses jenseits des Oelberges ge- legen gewesen, bleibt eine Bermnthung , neben welcher die andere eben so viel Wahrlcheinlichkeit hat, daß das Wort nur als Adverb in der Bedeutung ,,nebenan« stehe und nur ausgedrückt werden solle, das Wunder- thal reiche bis dicht an Jerusalem heran. VI) Vom Osten her kommt der HErr, zum gibt-rei- chen Einzug in Jerusalem, wie Hei. 43, Z: »Und stehe, die Herrlichkeit des Gottes Jsrael kam von them-gen, und brausete, wie ein großes Wasser brauset, nnd es ward sehr licht auf der Erde von seiner Herrlichkeit« Gen Osten war auch (Hes. l l, 23) dieHerrlichkeit desHErrn vom Tempel ausgezogen und hatte sieh gestellt »auf den Berg, der gegen Morgen vor der Stadt liegt«, auf den Oelberg. David, das typische Bild des himmlischen Königs, war bei seiner Flucht vor Absalom ebenfalls gen Osten tiber den Oelberg gegangen (2.Sam.15,30) und desselbigen Weges zurückgekehrt. So hielt auch Jesus seinen königlichen Einzng in Jerusalem von Osten her, vom Oelberg aus, nnd ging von Jerusalem aus auf den Oelberg bis gen Bethanien zu seiner Himmel- fahrt, und dort war es, wo zween Männer in weißen Kleidern den Jüngern verkiindigtem »Dieses: Jesus, tvelcher von ench ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren-« Jm Tempel Hefekiels wird das Morgenthor des äußeren Vorhofs für jeden Menschen verschlossen, nachdem die Herrlichkeit des HErrn durch dasselbe eingezogen ist tHes. 44, 1 f.). So ist es klar, warum der HErr bei Sacharja gerade auf den Oelberg , der vor Jerusalem liegt gegen Morgen, erscheint, da kommt Zorngericht über seine Feinde, welche seine heil. Stadt Jerusalem eingenommen haben. (Schmieder.) Gleichwie die kreatiirs liche Sonne von Osten her den Tag heraufflihrtz so wird auch die Sonne des ewigen Heils feiner Gemeinde von Osten her erscheinen; denn den gottgeordneten Vorgängen in der Natur wohnt vorbildliche Bedeutung inne. Da- rum bauen wir unsere Kirchen mit dem Chor gen Osten und der Diener Gottes wendet sein Angesicht beim Ge- bet en Osten; darum ruhen unsere Todten in ihren Grä ern, das Angesicht gen Osten gewendet, mit dem jubelnd-en, triumphirenden Sacharja des HErrn wartend, der uns unsere Erlösung bringt. 6. Zu der Zeit [aber, da. der HErr zum Gericht über seine Feinde und zur Rettung seiner Gemeinde vom Himmel hernieder-kommt] wird [gemäß« den Schrecken der vom HErrn über die Feinde verhängten Strafen] kein Licht Uonderxt dichte Finsternis» wie dort in EgypteUJ sein, sondern Kälte nnd Frost lbesser nach anderer Lesartx und die Prächtigen, die bisher hellleuchtenden Ge- stirne, Sonne, Mond und Sterne, werden sich verdunkeln Joel 4, 15; Jes. 13, l0; Matth. 24, 29z Offb. 6, 12]. 7. Und sdieser Tag] wird Ein Tag leinzige in seiner Art] fein sdem kein anderer Tag der Welt gleicht], der [aber] dem HEttn [in seiner Beschaffenheit und Bedeutung wohl] bekannt ist, weder Tag noch Nacht [in dem Sinn und der» Weise wie jetzt, wo der Aufgang und Untergang der Sonne nnd des Mondes den Wechsel herbei- führen, wird sein, sondern die Naturordniing wird sich gänzlich umkehren, am Tage wird die Finster- niß des Gerichtes Gottes herrschen]; Und um den Abend [wenn das Gericht beendet ist] wird’s lau: fangen] licht [zu] sein [damit aber wird ein Tag anbrechem dem kein Abend und keine Finsterniß mehr folgt Offb. 2l, 23. 25]. 8. Zu der Zeit sdes Anbruchs dieses ewigen Tags des Heiles] werden frische skrystallhellej Wasser aus [dem Heiligthttm zu] Jerusalem [von dem Orte, da der HErr unter seiner erlösten, seligen Gemeinde gegenwärtig ist, aus hervor-J fließen [Joel3, 23; .Hes. 47, 7—12; Offb.22,1»1, die seine] Hälfte sderselben wird sichJ gegen das [jetzt sogenannte todte] Meer gegen Morgen, nnd die andere Hälfte [derse1ben] gegen das iiußerste [nsortlich: hintere, d. i. westliche, mittelländische] Meer [ergießen]; und wird sdie Kräfte des ewigen Lebens von dem Wohnsitze Gottes aus in das ganze Land hineintragend] währen beide des Sommers und Winters salso daß kein Versiechen Läuterung der Frommen und Vollendung des Gottesreiches in Herrlichkeit 935 der Wasserbäche unter der Glnth des Sommers, keine Erstarrung derselben unter dem Eis des Winters mehr stattsinden kann, sondern ewiger Frühling nnd stetes Wachsthum sein wird]. 9. Und der HErr sder allein wahre, drei- einige Gott] wird [alsdann in voller Wahrheit sichtbar und ewiglich] König fein über alle Lande [da Gottes Volk wohnet und fein Reich ausgebreitet ist, das wird aber-die ganze Erde sein] Zu der Zeit wird [nachdem aller Götzen- dienst gänzlich verschwunden ist] der HEtr nur Einer sein, und sein Name nur Einer [der allein angebetete und gepriesene]. Der HErr (Jehova) ist wohl immer nur Einer ge- gewesen (wiewohl in verschiedenen göttlichen Personen); aber sein Name, den ihm die Menschen beilegten, war sehr verschieden, nach den verschiedenen falschen Bildern nnd Begriffen, die sich die heidnischen Völker von dem HErrn machten. Die falschen Namen, die zugleich mit falschen Bildern und Begriffen verbunden waren, die Ctötzennamem sollen ans der ganzen Erde ausgerottet werden (vgl. Kap. 13, 2), und wie der HErr nur Einer ist, so soll auch sein Name nur Einer sein. Ein Name, in welchem Gott feinem Wesen einen menfchlichem Allen faßlichen Ausdruck giebt. Ein gleicher Eindruck ist da- von in allen Herzen; Ein uud derselbe Abdruck davon in jeder Sprache. Dieser Eine Name, in welchem der HErr sich kund geben wollte, ist uns jetzt bekannt: es ist der Name Jesus, wie Petrus (Apostg. 4,12), Paulus (Phil. 2, 11) und Johannes (1.Joh. 5, 20) einstimmig bezeugen. Jn dem Einen Namen Jesus ist zugleich die Erkenntnis; und Anbetnng des Vaters und des heil. Geistes den Gläubiger( gegeben. (Schmieder.) l0. Und sdas ganze Land des ewigen Ca- naan, darin des HErrn erlöstes und geheiligtes Volk wohnet, wird alsdann umgewandelt sein; denn] man wird gehen im ganzen Lande um, wie aus einem Gefilde [genauer: wie in dem Jor- danthale, also daß alle Berge geniedrigt und geebnet, aber auch fruchtbar und blühend geworden nnd] von Gibea [Joh. 18, 241 nach Rimon zu, gegen Mittag zu [von] Jerusalem [Jos. 15, 32., zwischen welchen beiden Orten sich jetzt eine hohe Berg- und Hiigellandschaft befindet, deren Berge zum Theil weit höher sind als Zion] Denn sie [Jerusalem, die Mitte des Reiches Gottes in Herr: lichten, soll und] wird säußerlich und innerlich allein] erhaben ssein Mich. 4, l], nnd swird nicht mehr von den Heiden zertreten werden, sondern in ihrer ganzen ehemaligen Ausdehnung] betvohnet werden an ihrem Ort [so weit sce zur Zeit Davids und Salomo’s reichte], vom Thvr Benjamin [oder Ephraim in der nördlichen Mauer] bis an den Ort des ersten [oder alten] Thors [an der einen oder NordosLEcke der Stadt Neh. s, S] bis an das Eckthor [an der andern oder NordwesbEcke 2. Kön 14, l3]; nnd [andererseits] vom Thurm Hananeel san der Nordostectes bis an des Königs Kelter [nahe bei den königlichen Gärten an der Südseite Reh. Z, 1 u. 15; also daß von Osten nach Westen, von Norden nach Süden alles in der Stadt neu und herrlich sein wird] 11.· Und man wird drinnen setviglichj wohnen, nnd sserne Bewohner werden heilig und sundlos fein, darum] wird kein Bann [oder Fluch des HErrn, um deswillen sie sein Gericht sürchten müßten] mehr sbei ihnen] sein; denn Jerusalem wird ganz sicher lgegen alle feindlichen AngrisseJ wohnen [und nie wieder zersiört werden Jes. 65, 18 ss.« Offenb. 22 3]. »Die Verknitpfung der zukünftigen Herrlichkeitsgestalt des Peiches Gottes mit dem Bilde der damals gegen- wartrgen, großtenthetls noch in Trümmern liegenden Stadt hatte siir die ersten Leser Sacharjcks etwas un- gemein Tröstliches und Erhebeudest sie erkannten da- durch, daß durch Gottes Gnade dieselbige Stadt, die jetzt in kümmerlichg Zeit mliEhfelig danfgebaiket wurde, einst die verklärte önigin a er Hei en wer en sollte. Aber sie wußten auch, daß diese Dieselbigkeit des gegen- wärtigeir und zukünftigen Jerusalem nicht in der Oerts lichkeit und Räumlichkeit der Thore, der Thürme und der Königskelter oder in dem Stoff von Kalk und Stei- nen, sondern in der geistigen Einheit und Persönlichkeit Jerusalems als der Stadt und Gemeinde Gottes, be- stand« Erst die Erfahrung »von·diesen»letzten Dingen wird es uns zum Verstandnrß bringen konnen, in wel- cher jetzt fiir uns unerfindbaren Weise der HErrz der sein Volk seinem ewigen Rathschluß gemäß erwähletund ihm Kanaait mit Jerusalem als das Land» der »Ruhe in Gott gegeben, einst seine ewigen Gedanken in den irdi- schen Verhältnissen verwirklichen wird, so daß Himm- lisches und Jrdisches, Bild und Gegenstand, Ewiges und Zeitliches oder Räumliches sich« decken und durchdringen. Nachdem der HErr die Wirkung der rettenden Er- schiceznängtdes sErrn (V. 4—f—;)IlfurFerugttl;nc1k(ZZ.s8—å1 ) e r er, ge er nun an e ei: en e reer r- scheinung den Kampf Gottes gegen die Heiden (V. Z) zurück und schildert die Bestrafung der Heiden, die sich gegen JerufaleE1åvEr)sammelt, es eingenommen und ver- wtistet hatten . · . 12. Und das wird die svon Gott unmittelbar über sie gesandte] Plage sein, damit der HErr plagen wird alle sinke] Voller [V. 3], so szur Vertilgung des Reiches Gottes von der Erde] wider Jerusalem gestritten ses erobert und» VerwiistetJ haben: Ihr Fleisch wird »[rn Folge einer verhee- renden Pest, die unter sie fahrt Jes. z7, .-36., Glied ftir Glied] verwefen, also. daß sie noch auf ihren Fnßen stehen lund am ubrigen Körper schon dem Tode und der Faulmß verfallen sind], nnd ihre Augen [mit denen sie mit gieriger Bosheit den Weg nach Jerusalem» und die Schwächen ·der Stadt erspäht] in den Lochern verwesen, und ihre Zunge smit der sie dem HErrn und seinen Heiligen Hohn gesprochen] im Maul verwest 13. Zu der Zeit wird der HErr sals fernere zweite Strafe über siej ein groß Getnmmel s;Ver- blendung und allgemeine Verwirrung] Unter ihnen antichten [wie er vorbildlicher Weise den Ammo- nitern und Moabitern unter dem Josaphat nnd sonst gethan 2. Chr. 20, 23; Nicht. 7, 22; i. Sam. 14, 20], daß einer wird den andern 936 sin der Meinung, er sei ein Feind] bei der Hand fassen, und seine Hand ans des andern Hand legen [genauer: seine Hand und sein Schwert gegen die Hand des Anderen erheben, um ihm den Todesstreich zu versehen Hes. Z, 21]. 14. [A»l·so werden alle diese feindseligen Völker- schaaren bis aus den letzten Mann vollkommen vernichtet werden.] Denn auch Juda [und das wird das dritte Strafmittel des HErrn gegen sie sein] wird wider Jerusalem [richtigcr: wird als erlöstes, mit sieghafter Kraft ausgerlistetes Gottes- volk wider siein Jerusalem] streiten, [also] daß [als Beute. aus diesem letzten, größten Sieg] versammelt werden die Güter aller Heiden, die [riugs um das Reich Gottes nnd seinem Mittel- punkt Jerusalem] umher sind, Gold, Silber, Klei- der über die Maße viel. 15. Und da wird denn [die Vernichtung der Feinde eine so Vollsiändige sein, daß] diese sselbige Todes-J Plage geben [wird] über Rasse, Mäuler· [Maulesel, die den-Völkern zum Reiten dienten], Kameelh Esel sdie ihnen zum Fortschaffen des Ge- päks und der Beute dienten] , und allerlei Thiere, die in demselben Heer sin jedem einzelnen Volks- lager] sind ssie alle werden gleichfalls durch Pest, Selbstvernichtung und Schwert aufgerieben iverden], wie jene geplagt sind. Its. Und alle Uebrigen [nicht von dem Todes- gericht des HErrn HTnweggerafstenJ unter allen Heiden, die wider Jerusalem zogen sfei es nun, daß sie erst vor Jerusalems Mauern, etwa in Folge des großen Erdbebens und der wunderbaren Errettung des Volkes Gottes iind der Erscheinung des HErrn, von ihrer Gottesfeindschaft abließen und zur Erkenntniß der Wahrheit kamen, sei es, daß sie gar nicht mit gegen Jerusalem zogen und in der Heimath volleiids alle Feindschaft gegeii den HErrn wegwarfen], werden [derschonet werden und sich von Herzen zum HErrn bekehren und noch in der elften Stunde in das Reich Gottes eingehen; dann werden sie] jährlich snach Jerusalem] heraus- kommen, auzubeten den sdort in sichtbarer Herr- lichkeit unter seinem Volk thronenden] König, den HGrku Zebaoth [als den allein wahren Gott, in welchem sie Heil nnd Leben gefunden], und smit dem ganzen Volke Gottes] zu halten das Laub- hsittenfest [als ewiges Dank: nnd Friedensfest da- für, daß der HErr auch sie aus den Jrrwegen des Götzendienstes und der Gottlosigkeit zur Erkenntnis; der ewigen Wahrheit gebracht hat]. Schon im alten Bunde war das Laubhüttensest ein Schattenbild der Seligkeit im Reiche Gottes; denn es war vor allem ein jiihrliches Danksest für die gnädige Bewahrung Israels auf seiner Irrfahrt durch die Wüste und für seine Einführung in das verheißene Land voll herrlicher: Güter. Wenn aber einst dies Reich des Friedens selbst gekommen sein wird im neuen Jerusalem, so wird der Schatten dem Wesen gewichen sein und Sacharja 14, 14—21. Israel wird dann an dem neuen, ewigen Laubhitttensest danken, daß der HErr durch seine Barmherzigkeit in Christo es aus aller Irrfahrt im Unglauben und allen seinen Folgen in die Herrlichkeit und die ewige Ruhe geführt hat. Die bekehrten Heiden aber werden sich dieser Feier in allen Stücken anschließen; denn sie wer- den ja noch für die besondere Barmherzigkeit Gottes zu danken haben, daß auch sie zu Kindern Abrahams an- genommen und in das ewige Canaan, in das Friedens- reich unter dem Gott-König Jesus Christus ausgenom- men worden sind. 17. Welches [Völker-] Geschlecht aber auf Erden ssich nicht zu dem alleinigen Gott und Er- löser bekehren und] nicht herauskommen wird gen Jerusalem, anzubeten den Kbnig soes verherrlichten Reiches Gottes] den HErrn Zebaoth, über die wird’s nicht regnen- [sonderu sie werden aller Gna- dengüter, auch der leiblichen, verlustig gehen] 18. Und [dagegen soll kein Volk auf Erden, auch nicht das allerfeindseligste, von den Gütern des Reiches Gottes ausgeschlossen sein, wenn es nur den König desselbigen anbetet und seinem Volke sich anschließt;] wo [aber z. B.] das sehemals so bitter-feinliche] Ge- schlecht der Egystter nicht heranfzöge und [anzubeten] käme, so wird’s uber sie auch iiicht regnen [und auch ihr so fruchtbares Land würde zur unbewohnbarsien Ein- öde werden] Das wird die Plage sein, damit der HErr plagen wird alle Heiden, die nicht herauf kommen, zu halten das Laubhüttensest [im Reiche des Friedens] 19. Denn das [die Beraubung des Segeus und der Fruchtbarkeit ihrer Länder durch Dürre] wird eine Sünde [die Sündenstrafe] sein der Egypter und aller sauberen] Heiden, die nicht her- auf kommen, zu halten das Laubhiittenfest ssondern im Unglauben und in der Gottlosigkeit beharren]. 20. Zu der Zeit wird [alles Unheilige, Un- reine und Sündige aus dem Reiche Gottes aus- geschieden sein und vollkommene Heiligkeit alles er- füllen; z. B. wird sogar] die Rüstung der Rosse [genauer: die Schellen, die man ihnen zur Verzierung oder zu anderen Zwecken umzuhängen pflegt, also das äußerlichste, mit dem Gottesdienst in gar keinem Zusammenhang stehende Ding] dem HErrn [so] heilig sein [wie der hohepriesterliche Kopfbuiid, an dessen goldenem Stirnblech ,,Heilig dem HErrn« geschrieben war]; und sauch der Unterschied zivischen mehr und weniger Heiligem wird nicht mehr sein, es] werden die Kessel im Hause des HErkn sin denen man das Opferfleisch kocht] gleich sein wie die Betten [in welchen man] vor dem sBrandopfers Altar ldas Blut der Opferthiere ausfängt]. 2l. Denn es werden snicht blos die Kochkessel im Tempel des HErrn, sondern überhaupt] alle Kesseh beide in Jerusalem und [außerhalb] in Juda so. i. im Land und Volke des Reiches der Herr- lichkeit ringsumher] dem HErrn Zebaoth [so] heilig Jerusalem, wie das ganze Volk Gottes wird dann durchaus selig sein. — Schlußbernerkungen 937 fein [wie früher das Heiligsie], also, daß alle, die da opsern wollen, werden kommen, und dieselbigen snämlich ihre eigenen Kochkessel im Hause] nehmen, nnd drinnen sdas heiligste Mahl, das sie mit dem HErrn in Gemeinschaft halten wollen] kochen. Und wird kein [mit Fluch Beladener mehr unter dem Volke des Reiches Gottes sein, wie ehedem die] Cnnauniier [waren, die unter Israel noch hin und her wohneten; kein Solcher und ihm Aehnlicher wird] mehr sein im Hause soder Neichej des HErrn Zebaoth zu der Zeit. Der Unterschied zwischen Heiligem und Profanem kann nur dann aufhören, wenn die Sünde und sittliche Un- reinheit, welche diesen Unterschied hervorrief und die Aussoiiderung und besondere Heiligung der für den Dienst Gottes bestimmten Dinge nöthig machte, gänzlich gehoben und getilgt sein wird. Diesen linterschied zu eseitigen, die Tilgung der Sünde anzubahnen und das dnrch Sünde Entweihte wieder zu heiligen, war Zweck der göttlichen Heilsanstaltem Zu dem Ende wurde Israel aus den Völkern der Erde ausgeschieden, um es zu einem heil. Volke zu erziehen, und zur Erreichnng dieses Zweckes ihm ein Gesetz gegeben, in welchem die Scheidung von Heiligem und Profanem durch alle Ver- hältnisse hindurchging. Dieses Ziel wird das Volk Gottes einst erreichen; durch das Gericht wird die Sünde mit ihren Folgen getilgt werden. Jn dem vollendeten Reiche Gottes werden keine Sünder mehr sein, sondern eitel Gerechte und Heilige. (Keil.) Mit dieser frohen Aussicht, daß der HErr dereinst von Zion aus als König über sein heiliges und gesegnetes Bundes- volk herrschen werde, daß seinem Scepter auch die Hei« den werden unrerthan sein, daß alles im Dienste des HErrn stehen und heilig sein werde, und daß die Sünder aus der Gemeinde der Gerechten werden hinausgethan sein -— mit dieser sröhlichen Aussicht schließt das Weissa- gungsbuch Sacharja’s. (Köhler.) Was nun schließlich die Ersüllung dieser Weissagnngen anbelangt, so bewährt sich auch bei diesen der allgemeine Charakter der alt- testanientlichen Weissagnng, nach welchem sie die Ereig- nisse in der Entwicklung des Reiches Gottes 1iicht nach- einander in der historischen Reihenfolge, sondern neben- einander schaut, so daß die entferntesten mit den nächsten innerhalb desselben Rahmens aus demselben Bilde ge- schaut sind. Sihlußbemerlinngen zu den Propheten zijaggai und Sacharja. Die beiden Propheten Haggai und Sacharja haben in vieler Hinsicht große Verwandtschast mit einander. Jn demselben Jahre 520 in das prophetische Amt berufen, waren sie durchaus darauf an- gewiesen, gemeinschaftlich des HErrn Werk zu treiben. Sie hatten beide den Beruf, dem zurückgekehrten Volke, das in Gefahr war, an des HErrn Verheißungen irre zu werden und fich entweder in den Pharisäismus oder Sadducäismus zu verlieren, den Glauben zu stärken und die kümmerliche Gegenwart in ihrer Wichtigkeit für die Entwicklung des Reiches Gottes zu deuten durch den Hinweis auf die Herr: lichkeit, welche sich aus derselben dereinst entfalten sollte. Jn dem, wie beide dies thun, unterscheiden sie sich nur dadurch, daß die Gedanken Haggais von der zukünftigen Herrlichkeit des Tempels, des Landes und seines Volkes nur kurze Andeutungen sind gegenüber der denselben Gedanken von Sacharja geliehenen tiefsinnigen Ausführung. Auch ist die Darsiellungsweise Haggais’, wenn anch weit entfernt von Mattigkeit und Flachheih doch weit einfacher und klarer, nur selten über die rednerische Prosa sich erhebend, während der gottbegnadete Seher Sacharja in feinen Gesichten sowohl als in der prophetischen Rede vielfach dunkel und räthselhafi und von unerschöpflicher Tiefe ist. Jedes der beiden Weissagungs- bücher ist ein·wohlgeordnetes, abgerundetesGanze, das ganz den Eindruck macht, daß es von seinem Propheten selbst niedergeschrieben rund geordnet worden ist. Von vielen Anslegern alter und neuer Zeit ist versucht worden, die Schrift Sacharjas zu zerreißen, indem man behauptet (zum ersten Male der Engländer Jos. Meade 1653), daß die Kap. 9—14 von einem anderen, vor dem babylonischen Exil lebenden Propheten, etwa Jeremia, dem in Matth. 27, I: der Aussprnch Sach. 11, 12 f. zugefchrieben ist, verfaßt worden sein müßten. Der Hauptgrund, welcher die Ausleger hierzu bestimmt, ist die Ver- schiedenheit der Redeweise in der I, und 2. Hälfte, indem Sacharja in den ersten 8 Kapiteln siets in der ersten Person von sich spricht, in den letzten 6 Kap. dagegen von ihm gar keine Rede mehr ist. indem ferner im I. Theil lauter Gesichte in prosaischer Darstellung gegeben sind,. im 2. Theil nur Ein Gesicht vorkommt und übrigens die höchste Poesie mit erhabenen, kräftigen Bildern herrscht Aber ver- steht es sich nicht ganz von selbst, daß ein Propbet, wenn er Gesichte erzählt, die ihm von außen gegeben worden, ganz anders redet, als wenn er einen geschichtlichen Vericht giebt, oder wenn er einen pro- phetischen Hochgesang, gleichsam im höheren Chor anstimmt? So verschieden ein Johannes in seinem Evangelium und seiner Offenbarung redet, so Verschieden auch Sacharja je nach dem verschiedenen Inhalt seiner Verkündigung. Daß aber die Schrift Sacharjcks nicht eine Sammlung von ächten und unächten Stücken sein kann, erhellt schon daraus, daß kaum ein Menschenalter nach dem Tode dieses Propheten die Sammlung des Kanons erfolgte, wo man über den Ursprung der nachexilischen Schriften noch sichere historische Ueberlieferungen haben mußte. 938 Maleachi 1, l—- 5. Wer Wraphrt Linn-leucht. Maleachi isi wohl wie ein später Abend, der einen langen Tag beschließt, aber er ist doch zu- gleich anch die Morgendämmerung die einen herrlichen Tag in ihrem Schoosze trägt. Das 1. Kapitel. Strafe der Tindantiharkeit gegen gottes Liebe. l. Dies ist die Last [die Strafverkündigung Jes. is, 1 Anm.], die der HErr redet wider Israel [das gesammle Volk Gottes, das aus Bat-et zurückgekehrt isi], durch Maleachi [zur Zeit der Abwesenheit des Nehemia von Jerusalem zwischen 433—410 o. Chr. Reh. is, 6 Anm., etwa 80 Jahre uach Sacharfa]. Der letzte Prophet des alten Test ist seiner Person nach so unbekannt, das; man sogar an seinem Dasein gezweifelt und seinen Namen (,,Bote des HErrn«) fiir eine bildliche Bezeichuung etwa des Esra gehalten hat; doch hätte schon allein obige Ueberschrift von solcher Annahme abhalten sollen, wo ja offenbar der Name als Eigenname gebraucht ist. Erscheint dieser Name hoch- bedeutsam gerade ftir diesen Propheten, so liegt ja auch bei den andern Propheten schon in ihrem Namen eine Beziehung auf den Inhalt ihrer Weiffaguitgeu (ogl. bei Ieremia), und kann das uns nimmermehr bestimmen, der Person unsers Propheten die Gefchichtlichkeit abzu- fprechen. Sein Weisfagungsbuch, in welchem er wahr- fcheiulich nur die Grundgedanken seiner mündlich gehal- tenen Reden zu einem wohlgeordneten, einheitlichen Ganzen zusammengefügt hat, zerfällt in 3 Hauptab- schaute, denen er, ähnlich wie Sacharja (Kap. I, 2—6), ein kurzes Vorwort vorauffchicktz nm durch dasselbe sei- nen Leferu den rechtcn Gesichtspunkt zu öffnen, aus welchem sie die nachfolgenden Weissaguiigen verstehen sollen. In demselben stellt er ihnen die treue Liebe Gottes gegen sein Volk vor Augen, um das mißmuthige Volk damit zu locken und ihm alle folgenden ernsten Strafworte als Liebesworte des HErrn erfcheinen zu lassen. Alsdann wendet er sich im ersten Theil (Kap. I, 6 — 2, I) gegen die «s3riester, welche durch unheilige Verwaltung des Altardienstes des HErrn Namen selbst entweihen, und bedroht sie mit schweren Strafen. Im zweiten Theile (Kap. L, 10 —16) straft er das gott- widrige eheliche Verhalten, deren sich die Gemeinde damit schuldig gemacht, daß man gegen das Gesetz und un· eingedenk der Erwählung Israels heidnifche Weiber ehelichte und dazu se nach Belieben ans Fleischeslust sich von dem bisherigen Eheweibe trennte. Im letzten » Theile (Kap. 2, 17 —- 3, 24) straft er die im Volk im- mer weiter um sich gteifende Irreligiositäh mit der man leugnete, daß der HErr ein heiliger nnd gerechter Gott sei, und frech behauptete, es sei völlig nutzlos, dem HErrn durch Befolgung seiner Gebote und Mei- dung der Sünde zu dienen; solch frevelhafter Gesinnung gegenüber betheuert der Propbet, daß das Gericht des HEmy durch welches er seine Heiligkeit und den Unter- fchied zwischen kommen und Gottlofen offenbaren werde, nicht aus leihen, sondern unversehens eintreten werde. Seiner Erscheinung zum Gericht werde er aber, um die Gottlosen zur Buße zu rufen, feinen Boten, den (Nägelsbach.) Propheten Glitt, vorangehen lassen, um dann selbst plötz- lich als der Bote des Bandes zu seinem Tempel zn kommen, die Frevler zn vertilgen, die Gottesfiirchtigeii aber zu läutern und zu beseligein — Die Weise des Propheten ist im Unterschied von der oft hochpoetischew begeifterten und erhabenen Rede der friiheren Propheten gemäß dem Bedürfniß feiner Zeit eine mehr lehrhaste, indem er meist eine allgemein anerkannte Wahrheit oben anstellt und durch Eiuwände, die er sich machen läßt, und durch Widerlegung derselben gesprächsweise entwickelt. v. 2——5. Dur« Vorwort. Dei; Hatten trenc Liebe gegen sein Volk, wie sich dieselbe von Anfang an, schon in der Grwählung Jakobs nnd der verwrrfung Wann, in der Ginselznng seines dolus in das gute Wand nud dem reichen Segen über dasselbe und andererseits in der Versluchitiig nnd Verödung des dem dlollie Gottes feind- seligen Landes Edeln, endlich aurh in der Gegenwart duckt) neue Offenbarung feiner Herrlichkeit. seiner Gnade nnd seines Schntjrg über sein Volk, nnd über die Grenzen seines Landes bewiesen hat, dar ist der Inhalt der Vorrede nnd zugleich der Text aller Straf— nnd Trost— ltcdrn maleachi’s. Z. Jch hab euch liebt· sdas ist die Summa all meines Thuns nnd Lassens gegen euch], spricht der HErr So sprechet ihr [und bezeuget diese eure Gesinnung durch euer ganzes Leben]: Wo- mit haft sdu uns je bewiesen, daß] du Uns lieb [habest? Wir merken nichts davon; denn alles ist kläglich nnd ärmlich um uns her, und vergeblich harren wir auf die Erfüllnng deiner großen Ver- heißungew vgl. Anm. 1 zu Neh. 13, 6]. Jst nicht Esatt [eures Stammvaters] Jakobs sleiblicher Zwillings-] Bruder [gewesen? Hatte er demnach nicht an und für sich ganz gleichen Anspruch auf meine Liebe und Freundlichkeit, uud mußte man nicht erwarten, daß ich mich gegen ihn ganz eben so verhalten werde, wie gegen Jakob Rom. O, 10 ff.]? spricht der HErrz [den-j noch hab ich Jakob [allein] lieb [gehabt, indem ich schon vor seiner Geburt, ehe die Kinder Böses und Gutes gethan, ihn erwählet und diese Gnadenwahl an seinen Nachkommen bis jetzt wahrgemacht habe], 3. Und hasse Esaukk [sammt dem ganzen von ihm abstammenden Volke, indem ich ihn nicht zum Träger meiner großen Verheißungem sondern zum Knecht seines Bruders machte und mich in allen Stücken so gar anders gegen sein Volk ver- hielt, als gegen ench, daß es nur das Gegentheil von Liebe genannt werden kann], und habe seben darum, weil ich Jakob liebe und Esau hasfe] sein Gebirge sdas ich ihm zum Wohnsitz gegeben, durch meine Straswerkzeuge, die Chaldäer] öde gemacht, und Dies] sein Erbe den Drachen [genauer: den heulenden Schakalen und anderen Wüftenthieren] zur Wüste [daß sie sich ewiglich darinnen tummeln follen, überlassen]. 4. Und ob Edom sprechen würde: Wir sind [zwar]« vetderbct [unfer Staat isi zerstört und unser Land ist·verwüsiet], aber wir wollen das Wuste [schon] wieder [auf-] erbauen sdaß unsere frühere Herrlichkeit sich aus den Trümmern noch schöner erheben soll]; so spricht der HErr Zebaoth [oer über Himmel und Erde allmächtig waltet] also: Werden sie sdieRtiineii ihrer Städte wieder auf-] bauen, so will ich [sie immer wieder durch neue StrafiiserFzetigeJ abbrtchenz und [das ganze Edo- miterland] soll sfür ewige Zeiten] heißen, die ver- dammte smtt Gottes Fluch LsehastetcJ Grenze nnd [alle, die zu ihnen gehören] ein Volk, über das der HEkt zutuet fund das feine Gnade nicht schauen wird] ewtglithXdt s. Das [nämlich, wie sich dieser mein Haß an Edom erfiillen und es ihm nie gelingen wird, meinen Fluch unwirksam zu machen] sollen eure steiblichenj Augen sehen, nnd Dann] werdet Uhr, die ihr jetzt Undankbaren Herzens meine Liebe gegen Jakob und fein Volk verleugnet, es anders erkennen und offen] sagen: [Ja] Der HEtr ist fin feinem gnadenreiehem liebevolleu Walten groß und] herrlich in den Grenzen Jsraels sdenn er hat uns aus dein Tod und Kerker zu neuem Leben, Freiheit und Blüthe in seinem Lande wun- derbar erhoben, Edom aber für allezeit ver- nichtet].-f- s) Wie? Ist das eine schwere Last (V. 1)? ist das nicht höchste Freude und Trost? O ja wohl an sieh; aber solche göttliche Liebe wird zur größten Last, wenn sie verschmäht werden konnte. Das hat Gott mit alle seinem Thuti zu diesem Israel sagen wollen: ich habe euch lieb! so hat er geredet schon von Abraham her, zu Mofis’, zu David’s, zu Iefaicks Zeit und i1un auch wieder zu Esrcks und Nehemias Aber der Spruch: Ich habe euch geliebet, ist doch noch tiefer zu verstehen; nämlich, Liebe ist all mein Verhalten gegen euch gewesen, auch die Züchtigung denn ich habe euch mein Wort ge- geben, mein Wesen euch geoffenbaret, daß ihr, in mir entfündigey das Leben haben solltet. Ich will so gern euer Gott und euer Alles sein; das war mein Wille in all meinem Handeln an euch. (Diedrich) O Gott, welche Güte! Du liebst selbst die Seele , die dich ver- lassen hat, weil du sie dazu erwählet aus reiner Liebes- gluth; du liebst sie mit unverdientey absonderlicher Liebe und lässest deine gnadenreiche Fürsorge über ihr walten. Und doch fragt sie dich nach den Merkmalen deiner Liebe! Israel hatte deine Liebe nicht gemerkt, sie war vergeb- lich an ihm gewesen! So gehet es heute noch mit den meisten Menschen. Sie meinen, das Ihre gethan zu haben und nun Gottes Lohn erwarten zu dürfen. Christus hat sich ihnen ganz hingegeben, ihre Gerech- tigkeit und ihr Leben zu sein durch fein Blut und seinen Tod, er giebt sich ihnen täglich zu schmecken durch sein Wort und Sacramenn und doch scheint es ihnen wie nichts, daß sie fragen: Womit hat uns Gott geliebt? denn sie hungern nur nach irdischer Lust und Bequem- Des Hzcszzrrnzgbeftändige treue Liebe gegen sein Volk. 939 liehkeit, und Gottes Liebe, Christus sammt der ganzen Seligkeit, ist ihnen nichts. — W) Gottes freie Liebe und Gnade, die in nichts ihren Beweggriind hat, als in ihr selbst, war die alleinige Ursache, daß er Jakob er- wählte, nicht zur Seligkeit zunächst, sondern sein Diener zu sein, durch welchen er allen Völkern Heil widerfahren lassen wollte. Hätte Efau diesen Willen Gottes sich ge« fallen lasseii, in welchem über sein ewiges Heil uichts entschieden war, so hätte er nicht allein Gottes Gnade und Seligkeit so gut, wie Israel, erlangen mögen, son- dern er hätte auch die Freude eines Brautflihrers, der die Braut ihrem Bräutigam entgegenfllhrt und sich still an ihrem Glücke freut, haben, können. So aber wurde aus Edom der falsche, haßerfijllte Bruder, der die Gnade Gottes zwar ver-wirft, aber den Vorzug und die Herr» lichkeit, die mit ihr verbunden ist, trotzig verlangt und der von Natur einzig Berechtigte für dieselbe zu sein behauptet, und weil diesem Verlangen keine Befriedi- gung zu Theil werden kann, den begnadigten Bruder: um der göttlichen Erwähluiig und Begnadigung willen, und also im Grunde Gott selbst, im tiefsten Herzen haßt, höhnt und verfolgt. Ie mehr aber der Gnaden- wille Gottes an Jakob 1iiid seinem Volke sieh verwirk- licht uiid hell leuchtet, und je mehr Edom sieh verhärtet und Gottes Gerichte heraus-fordert, desto mehr erfcheint die freie Gnadenwahl, soweit sie Edom betrat, im Ver- hältniß zu der Liebe, die Jakob erwählet hat, als Haß gegen Edom. »Wenn Israel den HErrn nachnials liebte, so hatte der HErr ihn erst geliebt und zu sich gezogen ans lauter Barmherzigkeit (Ier. 31, 3), und der HErr liebte ihn iiicht, weil er wußte, daß Israel und sein Geschlecht ihm treu sein würde, soudern ob- gleich er wußte , daß er nicht treu war. Ueber diese erste göttliche Gnadenwahl hinausgehen uiid nach Grün: den for-schen zu wolleii, ist ein vergebliches und darum ihörichtes Bemühen, das leicht in Frevel ausarten kaum« IN) Die Erflilliing dieser Weisfagung läßt sich bei dem Mangel an gefchichtlichen Nachrichten nicht bis iu’s Einzelne verfolgen. Nur so viel scheint gewiß, daß in der persischen Zeit die Macht der Edomiter gründlich gebrochen wurde. Denn als die Edomiier, welche in der chaldäischen Zeit sogar den Süden Paläftiiicks besetzt hatten (Hes. 35, 10; 1.Maec. 5, 65), auch noch in der Zeit der seleucidifchen Drangfale ihren alten Haß gegen Israel zu bethätigen fuchten (1. Matt. D, Z; 2. M. 10, 15), wurden sie nicht nur von Judas Maccabäiis wie- derholt gedemüthigt, sondern von Johannes Hhrraniis sogar vollständig bezwungen, zur Beschneidung genöthigt und dem jüdischeii Staate einverleibt. Und wenn sie auch in dem hierdurch entstandenen iüdischædomitischeii Staate eine Zeit lang die Herrschaft führten (Herodes und die Herodia11er), so verfchwinden sie doch bald dar- auf, seit der Zerstörung Jerusalercks , gänzlich aus der Geschichte und geheii unter in den Andern. fKöhlerJ Was hier von dem geschichtlichen Volke der Edomiter gesagt ist, gilt in demselben Maß Von allen Edomitern nach der Gesinnung (Obadja 1 Anm.), die um das Linsen- gericht der schnöden Weltliist und -Ehre ihre Kindschaft Gottes verkauft haben. Alle diese falschen Brüder der Halbgläubigen und Ungläubigen, welche aiifEdoitis Ge- biet hintibertreten und das gläubige Volk Gottes mit edomitifchem Hafse hassen, gehören zu der verdammten Grenze: zum Volk, dem Gott ewiglich züriiet. Nur iii Jsraels Grenzen ist Gnade und ewiges Heil zu finden. f) Diese Weissagung stehet noch fest und überlebt alle Strafgerichte, die über das hartnäckige Volk noch heute ergehen und künftig ergehen werden. (Schmieder.) Als Volk hat Israel noch nicht so ausgerufen, wie es der Prophet verkündet, sondern wird es erst dann thun, wenn es auch ruft: Gelobt sei, der da kommt im Namen 940 Maleachi I, 6—14. 2, I-—3. des HErrn. Bis dahin erfüllt sich das Wort nur vor- bildlich in der christlichen Kirche, so oft der Err der Evoiniter Macht in ihr niederschlägt (Jes. 34,1 Anm.). I. V. 6—Kap. L, I. dlach dieser allgemeinen Einleitung beginnen nun die speziellen Rügen, zuerll die trüge der miß aihtnng des Hirten, welche die Priester diirch klar— liringnng schlechter, fchlrrhaster Opfer an den Tag legten. Der prophet geht aus von den allgemein zugestandenen wahrheitem daß ein Sohn seinen Vater, ein Knecht sei- nen tjerrn ehrt, nnd daß der hGrr der ioater Jsraels ist, nnd sucht daraiif den Priestern ihre schwere Ver— sfindigung der Geringschätzung des hErrn zum lebeiidigen Bewußtsein zu dringen. Besser sei es, wenn der Tempel des hatten ganz geschlossen würde, als daß sein über Alles erhaliener nnd dereinst von allen Heiden gepriese- ner tlaine durch solche glaubenglosg flnchbringende Opfer entweiht werde; denn der rjErr bediirfe der Opfer nicht. Verflncht sei jeder, der schlechte und untaugliche Opfer darbringe W. 6—14)· tlnch solcher Strafpredigt liiini digt der prophet den Priestern die Strafe an, welche sie treffen werde, wenn ße nicht von ihrem frevelhaften Wesen der otlißactstung des tjcsrrn abließen Der tjErr werde ihren gesammteu Dienst am Altar und itn heilig— thuni nnll und nichiig marheu und sie selbst der äußersten Verachtung prelsgeben; denn sent, mit welchem der tjairr den Hund geschlossen, und seine Nachkommen, der ältere priesterßanm wandelte in allen Ordnungen des Hundes des tjErrn und erfüllte seinen heil. Beruf; da— rnm empfing er anih die ihm verheißeneu großen Gna- dengütey aber sie, die jetzigen Priester, hätten den ttiund ihrerseits gebrochen (2, 1——9). s. Ein Sohn sollseineii Vater ehren nnd ein Knecht seinen Herrn swie ihr gewiß- iich aus zugestehti Bin ich nun lJsraeIsJ Vater [und das bin ich doch ganz gewiß b. Mos 32, s; Jes es, is; Pf. 100, 3], wo ist meine kmir als Vater gebiihrende] Ehre? Bin ich [Jsraels] Herr [und das bin ich doch, da »ich es gesetzt habe zu meinem Erbtheil], wo furchtet man mich smit der Furcht, die ein Knecht feinem Herrn schnldig ist]? spricht der HErr Zebaoth zu ench Priestern, die meinen Namen verachten sund also das Gegentheil von dem thun, was ein Sohn und Knecht zu thun schnldig is’i]. So fprechet ihr sin eurer heuchlerifchen Selbstgerechtigkeit]: Womit [haben wir verdient, daß du uns diesen fchweren Vorwurf machstr womit] verachten wir deinen Namen? · · · , Zunächst an die Priester richtet der HErr feine Frage, nicht als ob diese allein ihm die Ehre und Furcht vor- enthielten, sondern weil von ihnen wegen ihrer amtlichen Stellung und ihres fonderlichen Berufs zum Dienste am Haufe des Errn noch am ehesten zu erwarten gewesen wäre, daß Pie wenigstens dem HErrn keinen Anlaß zur Unzufriedenheit geben würden, und weil, wenn sogar sie dem HErrii die ihm gebührende Ehre und Furcht vor- eiithielten, ihre Schuld doppelt groß war, da sie ia den Beruf hatten, dem Volke in rechter Verehrung und Furcht des HErrn voranzuleuchtew und durch Vernach- lässigung oder tible Ausrichtung »dieses ihres Berufs auch das übrige Volk zu Geringschatzung und Verachtung des HErrn verführen. (Kohler.) 7. Damit, daß ihr opfert ans meinem Altar uukeiu Brod« lOpfer jeglicher Art, die allerlei, von meinem Gesetz verbotene Makel an fich tragen s. Mel— 21- s. 8. 17J. So sprechet ihr km eurer Unbußfertigkeitp Womit opfern wir dir Unreiues? Damit [einerseits, so diene euch zur Antwort,] daß ihr söffentlich vor den Leuten in eurer glaubenslofen GleichgiItigFeitJ fasset: Des HErrn Tisch [oder Altar] ist berachtet setwas Werthloses und Verächtliches, auf dessen· Heilig: haltung nicht viel ankommt] 8- UND landererseitsj wenn ihr saus der- selben Gesinnung] ein Vlitldes opfert,’«· so muß es strotzdem ihr damit ungescheut die ausdrück- lichsten Vorschriften des Gesetzes Z. Mof. 22, 20—25; 5· M. is, St; 17, 1 übertretet, in eurer Meinung doch] nicht bbfe heißen; uud [ebenso] wenn ihr ein Lahmcs oder Krankes opfert, so muß es auch nicht böse heißen ldaß man’s euch, wie ihr Denker, als Verachtung feines Namens vor- werfen könnte] Bringe es sdoch einmal] deinem Fürsten [dem persifchen Statthalter, zum Geschenks Was gilts, ob du ihm [um solches Geschenks willenj gesallen werdest? oder ob er deine Person ansehen sund ans Gunst gegen dich das ihn ent- ehrende Gefchenk als gut annehmen] werde? fpricht der HErr Zebaoth «) Als Brod werden die Opfer nicht blos um des- willen bezeichnet, weil sie von dem HErrn in ähnlicher Weise —- nur vermittels des Feuers —- verzehrt wer- den, wie der Menfch feine Speise verzehrt, sondern auch und vor allem um deswillen, weil der HErr ihrer lgleichfaui ebeiifo bedarf, um Jsraels gnädiger Gott leiben zu können, wie der Menfch der Speise bedarf, um am Leben zu bleiben. Freilich zu feines Lebens Unterhalt, zur Ermöglichung feines fortwährenden Seins bedarf der HErr der Opfer nicht; aber die Opfer sollen nach des HErrn eigener Verfügung das stnnbildliche Mittel sein, dadurch Israel sich den HErrii als seinen gnä- digen Gott erhält. Da dieses Mittel jedoch auch· nur ein sinnbildliches ist, so versteht es stch von selbst, daß es wirkungslos und in des HErrn Augen werthlos ist, sobald dasjenige hinfällig wird, zu dessen Versinnlichung es dient: der Gehorsam gegen den HErrty die Furcht des HErrn, die ingebung aii den HErrm (Köhler.) Dis) Der Prop et denkt hier an zweierlei Opfer, ein- mal verwendeten die Priester das von Israel Kur Un- terhaltung des Opferdieiiftes gefpendete Geld ( eh. 10, 32 f.) zum Anlauf von blinden, lahuien und kranken Thieren für den Altar des HErrn, und andererseits, wenn das Volk ihnen dergleichen Thiere zu Privatopfern darbrachte, so nahmen sie dieselben willig an und opfer- ten sie unbedenklich. 9. So bittet nun [einmal] Gott [dem ihr fortwährend folch schlechte Opfergaben darbringet], daß er uns lseinem Volke] gnädig sei [es aus seiner jetzigen dürftigen Lage befreie und von Neuem segne. — Antwortet ja nicht nach eures Herzens Wunfches Denn solches [Darbringen fchlechter Opfer] ist geschehen vou euch [die ihn darum zu bitten und seine gnädige Erhörung mit Opfern zu erstehen haben] Meiner ihr, er werde eure Person ansehen fund um eurer: und eurer Schwere Versündigung der Priester durch Darbringung schlechier Opfer. 941 schlechten Opfer willen sich unser erbarmen]? spricht der HErr Zebaoth 1»0. Wer ist auch unter euch, der eine Thrsir znschl1eße? Jhr zundet auch meinem Altar lem Feuer an umsonst [genauer: Wäre doch einer unter euch, der die Thüren zum inneren Vorhof meines Tempels, wo der Brandopferaltar siehet, lieber ganz zuschlösse, damit ihr nicht meinen Altar noch ferner so ganz vergeblich mit Opferfeuer erleuchtet]. Jch habe [ja] kein Gefallen an euch smit eurem selbstgerechten, heuch- lerischen Herzen], sprichl der HEtt Zebaoihz nnd das Speisopfer [besser: das Opfer jeglicher Art] von euren Handen ist mir nicht angenehm. 11. Aber [ich werde mich zu entschädlgen wisse-tu] von Aufgang der Sonne bis zum Nieder- gang soll [einst] mein Name herrlich sund mit heiligen Händen hochgepriesen] werden Unter den Heiden [zu denen mein Reich kommen soll, wenn Jsrael dereinst sich ganz in· der Verachtung meiner Ehre verstockt haben wird]; nnd an allen Orten soll spann] meinem Namen geräuchert nnd ein rein Speisopser [das von Gehorsam und Hingabe des Herzens Zengniß giebt] geopfert werden; denn mein Name soll herrlich werden unter den Heiden, spricht der HErr Zebaoth Die römische Kirche benutzt diesen Vers als haupt- sächliche biblische Beweisstelle flir ihre Lehre vom Meß- opser Oanones et deereta Concilii T1·ident. See-s. XXII: »Ein reines Opfer ist das, welches durch keine Unwltr- digkeit und Bosheit der Darbringer entheiligt werden kann; daß dies reine Opfer feinem Namen an allen Orten werde dargebracht werden, hat der HErr durch Maleachi vorhergesagt«). Aber eine einfache, unbefan- gene Auslegung nach dem Zusammenhang und nach der Analogie der heil. Schrift giebt den klaren Beweis, daß der Prophet hier von keinen anderen Opfern, als von dem Gebet, der Hingabe des Menschen an Gott, von den guten Werken, die ans dem Glauben an Christuny dem einigen ewigen Opfer, entspringen, redet. Hiervon verstehen auch die meisten Kirchenvätey von Justin dem Märtyrer an, unsere Stelle, und wenn sie auch in den Worten zugleich eine Hinweisung auf das heil. Abend- mahl erkennen, so ist bei ihnen doch keine Spur von der Meinung, als sei hier das unblutige Meßopfer der tönt. Kirche geweissagt; nur Cyprian und Theodoret betrachten unsere Stelle als eine Weissagiing auf ein Opfer, welches stark an das Meßoser erinnert, als eine von den Priestern zu vollziehende Darbringung Christi. 12. Ihr aber entheiliget ihn, damit, daß ihr saget: Des HErrn Tisch [oder Altar] ist unheilig snicht besser als jeder andere Ort, und man thut nicht Unrecht, wenn man untaugliche Thiere auf ihn bringt], nnd sein Opfer ist verachtet sammt seiner Speise [wörtlich: und sein Einkommen, was auf ihm dargebrachi wird, -- verächtlich ist seine Speise, die Opfer, welcherlei Art sie auch seien]. 13. Und ihr sprechet: Siehe, es ist nur seine billige] Muhe sum den Dienst am Altare des HErrn]; nnd schlaget es sdaß ihr gewürdigt seid, dem HErrn an seinem Heiligthum zu dienen] in den Wind, spricht der HErr Zebaoth Und ihr [zeiget diese Verachtung des Altars und Dienstes des HErrn ganz offen dadurch, daß ihr] opfeti sgenauerx zum Altar bringet], das gerandet [also durch ein strastviirdiges Verbrechen erworben] lahm und krank ist [was alles der HErr doch in seinem Gesetze als untüchtig zum Opfer bezeichnet hat 3. Mos 22, 20fi.]; und opfert smit solchem] dann [nngescheut] Speisopfer her. [Saget selbst:] Sollte mir solches gefallen von eurer Hand, spricht der HErr. 14. Verflncht sei der Vortheilische swortlichx jeder, der in solchen Fällen, wo das Gesetz von ihm die Darbringung eines kostspieligerery männ- lichen Opferthieres verlangt, den HErrn betrügt und ein weibliches darbringt unter dem lüguerifchen Vorgehen, er habe kein männliches], der [aber doch] · in seiner Heerde ein Männlein hat, nnd soerflucht sei jeder, der] wenn er ein Gelübde thut, [so] opfert er dem HErrn ein nntüchtiges smit irgend einem Fehl behaftetes um sich seines Gelübdes so leicht und billig als möglich zu entledigen 3.Mos. 1, 3. 10; 22, 18 f.; 4, Z. 23: solcher Frevel muß schwere Strafe ersahren]. Denn ich bin ein großer König [der höchste in allen Landen, der mehr als irgend wer auf Erden auf Ehrfurcht und Gehorsam Ansprnch machen kann] spricht der HErr Zebaoth, nnd mein Name ist lschon seht] schrecklich [sogar] unter den Heiden swie vielmehr follte er es für mein Volk und seine Priester sein]. Das 2. Kapitel. strafpredigt wider· die, Sünde-n der Priester« und des Volks. I. Und nun, ihr Priester [die ihr euch so scyljrtver 3ersiindigei], dies Gebot [oder dieser Beschluß] gl eu . Z. Wo ihr-s nicht höret noch zu Herzen neh- men werdet, daß ihr meinem Namen die [ihm ge- bührendej Ehre gebet, spricht der HErr Zebaothz so werde ich den Fluch unter euch schicken, nnd euren Segen smit welchem ihr mein Volk segnet] veksluehen [in Fluch oerwandeln]; ja verflnchen werde ich ihn [genaner: verflucht schon habe ich ihn bisher], weil ihrs nicht wolIet zu Herzen nehmen. Z. Siehe, ich will schelten euch sammt dem Samen lnach besserer Lesart: ich will euch den Arm schelten, mit welchem ihr euren Dienst am Altar und im Heiligthum verrichtet, daß eure gesammte amtliche Wirksamkeit kraft- und wirkungs- 942 Maleachi 2, 4 —13. los werden sollj und den Koth eurer Feiertage [d. i. der zahlreichen Opferthiere, die ihr an den Feiertagen auf meinem Altar opfert, die aber um eures Unglaubenstwillen doch nichts werth sind] euch sstatt daß er an einen unheiligeti Ort hin- weggeschafft wird 2. Mos. 29, 14] in’s [unheilige] Angesicht werfen [Und euch also ebenso der äußersten Verachtung preisgebem wie ihr mein heiliges Antlitz, meinen Namen, verachtet habt Nah. 3, 6], und fes] soll ssolche Verachtung auf immer] an euch kleben bleiben sdaß jedermann euch behandelt, wie den Koth und euch euren Platz anweiset, wo man den Koth hinwirft]. Die heiligste, ernsteste und seligfte Amtsverrichtung die den Priestern oblag, nämlich die Versöhnung der Sünden des Volks, die Vermittelung der Siindenvers gebnng, die Herstellung des Friedens mit Gott, soll das Mittel werden, wodurch sie für ihren Frevel der Ver- achtung des HErrn, der Entleerung und Vernichtung der heiligsten Gottesordnung auf Erden und der Gering- schätzung der Sünde, bestraft und gänzlich verachtet werden sollen. — Es wird hier von glaubenslosen Opfern das stärkste gesagt, was die hl. Schrift über- haupt davon sagt; denn selbst die Festopfer werden eigentlich geradezu als Mist bezeichnet. So kann des Menschen Sünde das Heiligste und Seligste, was Gott gegeben hat, sich in’s gerade Gegentheil verwandeln, und eben darin liegt schon das Gericht Gottes über die Sünde, die sich am Heiligen vergreift. 4. So werdet ihr dann erfahren, daß ich [der Allmächtige und Gerechte, den ihr verachtet] solch Gebot sdiesen festen Beschluß] zu euch gesandt habe, daß es [fortan] mein Bund smit euch] sein sollte [besser: sein soll, euch eure Frevel in der vorhin ausgesprochenen Weise zu vergelten, gleichwie ich beim Auszug aus Egypten] mit Levi seinen Bund geschlossen habe, durch welchen ich ihn mit allen seinen Nachkommen zu meinem Dienste erwählte und ihm hohe Gnadengüter verhieß s. Mos 10, 8 f.; 33, 8 ff..; 4. M. 18, I ff. Da ihr aber eurerseits diesen Bund gebrochen, so setze ich nun diesen Strafbeschluß an seine Stelle] - spricht der HErr Zebaoth Z. Denn [jener] mein [ursprlinglicher] Bund tvar mit ihm zum Leben und Frieden sdaß ich ihm hier und dort wohlthun und vor allem Argen ihn bewahren wollte]; und ich gab ihm die Furcht [gab ihm mit dieser Heilsverheißung einen mächtigen Hebel der Furcht], das; er mich sauch wirklich] fürchtete nnd meinen Namen [allezeit] scheuen. 6. Das Gesetz der Wahrheit [die Wahrheit, welche in meinen heil. Geboten ihre Wurzeln hat] war sbei seinem heil. Dienste siets] in seinem Munde, nnd ward kein Böses [etwas, das nicht nach meinem Gesetz fragt, sondern nur den eige- nen Nutzen und die eigene Lust sucht] in seinen Lippen fanden. Er wandelte vor [Und mit] mir sriedsam und aufrichtig sschlecht und recht, ohne Anstoß und nicht auf den krummen Wegen des verkehrten Herzens 2. Kein. 20, 3J- Und beichtete sdurch diese treue Ausrichtung seines Dienstes] viele von [dem Weg der] Sünden [auf den Weg der Gottesfurcht Dan. 12, 3]. 7. [Und damit that Levi nur, was der Stand und Beruf eines Priesters fordert] Denn des Priesters Lippen sollen die [rechte, lautete] Lehre [von der wahren Erkenntniß Gottes und seines heiligen Willetis] bewahren sdaß er im Stande sei, Andere darin zu lehren und fest zu griinden], daß man aus seinem Munde snicht vergeblich] das Gesetz [die Be- lehrung über den Willen Gottes] s uche [wie man ja thun soll]; denn er ist ein Enge! soder ständiger Botschafter] des HErrn Zebaoth [an fein auserwähltes Volk, durch welchen er allezeit sein Wesen und Willen offenbaren will, gleichwie die Propheten seine außerordentlichen Boten sind Hagg 1, 13]. -Was hier vom Priesteramte des A. T. gesagt ist, läßt sich vollständig auch auf das geistliche und obrig- keitliche Amt des N. T. anwenden. Denn das Amt des N. T. fordert ebenfalls von den Amtleuten (Geist- lichenund Obrigkeiten), daß sie zuerst sich und das Ihre dem HErrn stetig opfern, dann aber das ihnen aubefohlene Volk in der Kenntniß Und Achtung des göttlichen Gesetzes erhalten, die Uebertretungen durch Wort und Schwert recht richten, und ,,friedsam und aufrichtig« wandeln. Dann werden sie auch nicht nur änßerlich das Gesetz Gottes aufrecht erhalten, sondern das Herz des Volks heiligen helfen und Viele von Sünden bekehren. «— Der Glaube, der im N. T. als das Höchste gefordert wird, schließt das Gesetz der Wahrheit nicht aus, sondern ist selbst die freie Hinge- bung des Herzens an den HErrn, der das lebendige Gesetz der Wahrheit, zugleich Gesetzgeber, Richter und Vorbild ist. Der Glaube an der. erschienenen König und Heiland verbindet uns inniger mit Gott und bindet uns darum nur desto fester an das Gesetz der Wahr- heit, das nun ganz ein Gesetz der Freiheit (Jak. I, 25) geworden ist, weil wir die Erkenntniß der Wahrheit durch die Versöhnung mit Gott in Christo nicht nur suchen, sondern im Glauben haben. (Schmieder.) »Was ein Edelstein im Ringe ist, das ist V. 7 in diesem Kuh» ja in dem ganzen Propheten« Der Pro- phet hält den ungetreuen Priestern die ganze herrliche Bedeutung ihres hohen Berufs vor, und seine Darstel- lnng gipfelt und roncentrirt scch in V. 7. Gerade die Lippen des Priesters nennt er als dasjenige, welches die Erkenntniß bewahren« soll, und nicht etwa das Herz oder die Priester selbst, um hervorzuheben, daß er den Schatz seiner Erkenntnis; Anderen mittheilen und nicht fiir fich behalten soll. Eine Theologie, welche nur Eigenthum des Gelehrtenstandes wäre und vergäße, daß sie nur dazu da ist, um das arme Volk selig zu machen, wäre wohl heidnische Philosophie, aber nicht . Theologie. — Ein wahrer Priester soll täglich in die Schule gehen bei der ewigen Weisheit und wie eine Biene Nahrung sammeln, damit er danach die im eige- nen Inneren verarbeitete und bereitete Gottes-Weisheit nnd Erkenntniß als süßen Honig den Seelen mittheileu könne und sie dadurch ewiges Leben in sich aufnehmen. »Selber aber sollen sie nichts wollen noch Eigenes denken. Die falschen Priester wollen Gottes Reich immer durch eigene Klugheit zusammenhalten und Vsssüssdtsistsiejesesksjkidkstrcheilst-heftet?sefshstskgdkklisekEssetViel-Simses»e!LHkkPTIsIs«— 943 schweigen darüber der reinen Lehre; so dienen sie mehr dazu, die Seelen zu irren als zurecht zu leiten. Sie wollen selbst Herren und Regenten sein und setzen sich an Gottes Statt, ja also wollen see Gottes Stellver- treter sein, daß fte Gott selbst aus der Stelle drängen und sieh auf seinen Thron sehen-« 8. Jhr aber seid von dem Wege [den ein Priester wandeln soll] abgetrennt, nnd ärgert viele [durch falsche Unterweisung] im Gesetz [als gebiete oder gestatte dasselbe Dinge, die in Wahrheit Sünde sind, sowie durch euer eigenes böses Bei- spiel, also daß das Wort Gottes Vielen, statt einer Leuchte auf ihrem Wege, ein Failstrick zum Bösen wird], und habt [auf diese Weise] den Bund swelchen ich mit] Levi [geschlossen] verbrochen, spricht der HErr Zebaoth 9. Darum hab’ ich aueh smeinerseits diesen Bund aufgehobenund euch die hohen Gnaden: güter des Lebens und Friedens, welche ich dem treuen Priesiergeschlecht der alten Zeit verbeißen nnd gegeben, entzogen und statt dessen] euch ge- macht, daß ihr [nunmehr] verachtet nnd unwerth seid vor dem ganzen Volke, weil ihr meine Wege sdie ich euch für euer Thun und Lassen vorge- schriebeUJ nicht haltet, und sehet [oielmehr] Perso- nen an im sRechtsspruch nach dem] Gesetze [da- durch, daß ihr in Streitsällen für den Reichen und Vornehmen, der im Stande ist, euch zu be- stechen, entscheidet, was ich« doch so sireng verboten habe 3. Mos. 19, 15; Z. M. Eis, 9 f.]. II. v. l0—l6. In diesem, mit dem vorigen in lieitteiti engeren Zusammenhang stehenden L. Abschnitt seines Bann; geht der Prophet zu einem weiteren großen Sün- denschadett til-er, der sirh im Voll: immer tuehr auszu- breiten drohte und ein Beweis war von den Folgen des bösen Beispiels, welihes die Priester durch ihre miß— actstuug des göttlichen Gesetzes gaben, nnd von der zu— nehmeuden Glaulienolostglkeit und Gleichgiltigteeit gegen den Band Gottes mit den bittern. Es war die in! i s; - nchtnng der göttl. Ordnung der Ehe, die mondk- wies dureh Verheirathung mit Heidiutteii (o. 10—12) und durch die leichtfertige Skheidung von den israeliti- schen Ghcsrauen zu diesem Jweclie sitt. 13—16) Jtuch diesmal beginnt der prophet mit einem allgemeinen Satze, ans welchen: er die mißachtucig der Ghe nach beiden Seiten hin ltlar entwickelt. 10. Denn haben wir sdas »denn« sieht nicht im Grundtext und ist wegzulassen, da dieser Vers in keiner Verbindung mit dem vorigen sieht —- also: Haben wirJsraeliten] nicht alle Einen [ge- meinsamen] Vater [der nns gemacht hat« zum Volk seines Erbtheils und Eigeuthumsls Sind wir also nicht allesammt Kinder Gottes und unter ein- ander Brüder und SihwesternR Hat uns nicht Ein [und derselbe] Gott lzu seinem heil. Volke] geschaffen [und aus allen Völkern erwählt]? Warum vcrachten wir denn einer den andern [da- durch, daß wir diejenigen, die zu uns gehören, verstoßen, und solche, die nicht unseres Volkes sind, zur Ehe begehren], und entheiligen [dadurch] den Bund, [der: der HErd mit unsern Vätern ge- macht [hat, als er uns aus den Heiden erwählte 2. Mos. 19, 5 f.; 24, 8]. 11. Denn [ganz] Juba ist ein Vercichter [seiner hohen Begnadigung und Erwählung] wor- den, und in Jsrael [dem heil. Volk] nnd zu Je- rusalem [der Hauptstadt seines großen Königs] geschehen Greuel. Denn Juba kdas aus der Ver: bannung erlösie und znrückgekehrte Volk] eniheiligel die Heiligkeit des HERR, die [besser: vernichtet das Heiligthum des HErrn, nämlich sich selbst als das Volk, das] er iirkoren und] lieb hat D. Mos. 7, s; 14, 2; Ja. 2, 3;Ps114,2], nnd bnhlet mit eines fremden Gottes Tochter sin- dem es Götzendieiierinnen zur Ehe nimmt, was der HErr so nachdrücklich verboten] 12. Aber der HErr wird den, so solches thut, ausrotteu aus der Hütte Jakobs [der Gemeinde der HeiligenL beide Meister nnd Schüler sAlt und Jung, Vater und Kinder und Enkel], sammt dem, der [für ihn, den Verräther] dem HErru Zebavih Spcisvpfer lzur Versöhnung seiner Sünde] bringet sbringen wollte] Der Sinn des ganzen Verses ist: der HErr werde den, welcher eine Gbtzendieneriii eheliche und also erstlich» die Heiligkeit des auserwählten Gottesvolis nnd zwei- tens die heilige Ordnung der Ehe verachte, seinem all- gemeinen Reichsvergeltungsgesetz gemäß damit bestrafen, daß er ihn erstlich aus der Gemeinde Gottes hinaus- stößt und ihm die Sünde nicht vergiebt, zweitens ihm das Erzeugen von Kindern, die Frucht und den Segen der Ehe, abschneidet und vernichtet, so daß sein Ge- schlecht aus-stirbt, damit er erfährt, wie die Ehe keine bloße Naturordtiung mit unfehlbaren Naturgesetzen ist, sondern eine heilige Gottesordnung, die niemand unge- straft entweihet und geringschätzh —- Was hier von den Ehen zwischen Jsraeliten und Heidiltneit g«esa·t ist, gilt selbstverständlich auch, und in weit stärkeren! aße noch von den Ehen der Christen mit Jiidinuen oder Mohn- tnedanerinnen oder auch mit solchen Christinnem die den Abfall von dem lebendigen! Christus offen bewiesen haben oder bekennen. Christen, die solche Ehe eingehen, beweisen, daß sie ihren Gnadenstaiid und die Heiligkeit und hohe Bedeutung der Ehe verachten und in den viehischen Anschauungen der heutigen materialisiischen Welt von der Ehe oder in selbstsiichtiger Gefühlsschtvär- merei, die auch keine Ahnung von der hohen Gnade des Standes eines Kindes Gottes durch Christum hat, leben, und es gilt ihnen dieselbige Strafandrohung, welche der Prophet flir das damalige sadducäische Israel aussprichd 13. Weiter thut ihr auch das smas ein eben, so großer Frevel itt], daß vor dem Altar des HErtn eitel Thrcinen und Weinen und Seufzen sversioßener Ehesiauen aus meinem Volke, die Schutz und Trost bei mir gegen eure ehebrecherische Trenlosigkeit suchen] ist, [also] daß ich nicht mehr mag das Speisvpfer sdas ihr auf meinen Altar bringt und« das mit den Thränen über eure Sünde befleckt ist] ansehen, noch etwas Angenehmes 944 Maleachi 2, 14——17. Z, 1—4. [irgend ein Opfer, das« unter andern Umständen mir angenehm sein würde] von euren Händen empfahen [4. Mos. 16, 15]. 14. Und sdoch wollet ihr eure Sünde nicht erkennen und eingestehem denn] so spteehei ihr: Waruttl das? swarum will der HErr unsre Opfer nicht gnädig ansehen?] Darum [so diene darauf zur Antwort], daß der HErr zwischen dir und den! svon dir schändlich verstoßenen] Weibe deiner Jugend gezeugct hat lZeuge gewesen ist, als du mit ihr den Gottesbund der Ehe schlosfest und ihr treue Liebe fürs· ganze Leben versprachstL die du [doch jetzt] verachtest, so sie doch deine Gesellin [die Freud und Leid mit dir getheilt hat], nnd ein Weib deines Bandes sein Weib, mit dem du einen unverbriichlichen Bund geschlossen] ist. 15. Also [wie ihr jetzt gegen eure israeliti- schen Weiber handelt, die ihr nur aus« niedriger Fleischeslust treulos verstoßt] that der Einige nicht, und tvardokh eines großen Geistes [richtiger: Also that nicht ein Einziger, in welchem noch ein Rest von Geist, von klarem Bewußtsein von Recht und Unrecht und von der schweren Verantwortung vor Gottes Gericht, war. Nun beruftihr euch jedoch, um doch Einen zu nennen, auf den es ganz besonders ankommt, auf den Erzvater Abraham, der habe ja die Hagar, mit der er Jsmael gezeugt, und also auch eine Ehe geschlossem verstoßens Was that aber der Einige sdieser Einzige, auf dem ihr euch mit einigem Schein stützen könutet]? Er sentließ Hagar, nicht aus fleischlichem Ueberdruß an ihr und selbstsüch- tigen Gelüsten, sondern weil er durch Gottes Offenbarung wußte, daß nicht ihr Sohn der ver- heißeue Erbe fein sollte, er] suchte salso in Jsaak, welcher schon geboren und entwöhnt war I. Mos. 21, 121 den swahrenj Samen von Gott (ver- heißen) [handelte demnach im Gehorsam gegen Gottes Wort, während ihr euch in ossenbarer Auf- lehnung gegen dasselbe besindets Darum so sehet euch vor vor eurem Geiste sder euch beherrscht und keineswegs meiner, was göttlich ist], und ver- achie keiner [durch treuloses Verstoßenj das Weib seiner Jugend [mit dem er zu Anfang seines Ehe- standes sich vertrauet hat V. 14]. Its. Wer ihr aber gram ist, der lasse sie fahren, spricht der HErn der Gott Israel, und gebe ihr eine Decke des Frevels von seinen Klei- dern, spricht der HErr Zebaoth Darum, so sehet euch vor vor eurem Geiste, und verachtet sie nicht. Wenn man in diesem Verse der Umschreibung Luthews folgt, so ist darin ein zweiter Einwand gegen die Rllge der leichtfertigen Ehescheidung seitens der Schuldigen enthalten, indem sie entgegenhteltenx Gott hat ja die Ehescheidutig zugelassen (5. Mos. 24, 1 ff.). Die Wiederlegung ihres Emwandes bestünde dann free- lich nur darin, daß der Prophet die Worte: L. M. 21, 10, wo Gott eine solche Person, von der sich der Ehemann scheidet, mit Unterhalt, Wohnung und Kleidung bestens zu versorgen befiehlt, mit der Veränderung «Decke des Frevel-s« ihnen einräumte, damit aber die Ehescheidung selbst als einen Frevel hinstellte. Jndeß nirgend hat Gott dem Ehemann befohlen, sein Eheweib, wenn er ihm gram sei und keine Neigung mehr zu ihm empfinde, zu verstoßen. Vielmehr nimmt das Gesetz als Regel an, daß der Mann auch das Weib, welches feine Liebe verloren hat, behält (5. Mos. 2l, 15 ff.). Auch in 5. Mos. 24, 1 ff. fordert der HErr nicht zur Scheidung von einem verhaßt gewordenen Eheweibe auf, etwa um es vor bösartiger Mißhandlung seitens seines Ehe- gatten zu behliten, sondern er setzt nur den Fall, daß es einmal zu einer Ehescheiduttg kommen könne und zwar in Folge von Unkeuschheit des Weibes, wie die theolo- gifche Schule Schammaks die Worte erwath dabar in 5. M. 24, 1 sehr richtig verstand, nicht: ,,um irgend einer beliebigen Sache Sache willeu «, wie Hillel und feine Schule sich die Worte auszulegen beliebte und die Zeitgenossen Maleachks mit Freuden acceptirtem In diesem Tsalle der Unkeuschheit des Eheweibes läßt der HErr ( .M.24,1) die Scheidung zu, ohne sie geradezu zu wünschen oder gar zu befehlen, und gebietet, dem Weibe alsdann einen Scheidebrief einzuhändigem So wird auch iiberall im N. T. jenes Wort (5. M. 24) verstanden (Matth. 5, 31 f.; 19, 3ff.; Mark. 10, 2—12). Jst dies aber das einzig mögliche Verständniß von b. Mos. 24, t, so können die Anfangsworte von V. 16 auch nicht die freie Anführung jener Gesetzesstelle aus dem Munde der getadelten Juden sein und kann nicht wie oben übersetzt werden. Vielmehr muß man den HErrn selbst als Subjekt des Gramleins hinzudenkem 16. Denn ich hasse die Scheidung seines Mannes von dem Eheweibq , spricht der HErtz der Gott Js- rael, und er swelcher sein Weib verstößt] bedeckt mit sunauslöschlichemj Frevel sein Gewand fund Schmutz und Schande wird seinem Gewissen und Leben im- merdar anhafteu 5.Mos.- 24, 1ff. Anm.; vgl. Muth. 19, 3 ss.], spricht der HErr Zebaotbx darum so sehet VI) vor eurem Geiste, und verachtet sie nicht III. v. 17—uap. 4, a. »Ja diesen: Alt-schnitt wendet sitt) die Rede des Propheten gegen den im voller um sich grei- fendeu Geist der Uuznfriedenheit nnd des Mur- reuo, der, weil die erwartete Offenbarung der herrlich— keit des thGrrn zur Zeseligltng seiner; Volkes nicht sofort erfolgte, an allen dterhetßungen des HGren irre wurde und in seinem dlnmnthe dle Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes in Zweifel zog und das Kommen des tjErru zum Gericht über die well zu leugnen anfing. Diese Stim- ncung des Volke läßt der prophet in to. 17 sieh aus— sprechen, um ihr mit der Verständigung des Tages des ljGrru nnd seiner sefchaffeliheit Gar. Z) elitgegcuzw treten. Vor feiner Ankunft werde der thErr einen Boten senden, der ihm den Weg bereite, dann werde er selbst plötzlich tiotumen, und zwar um durch das Feuer: dee Gerichts sein voll: zu lautern und die Frevler arti-zu- rottrn Man. Z, 1——6). Dorn) seine tlutreue gegen Gott halte das voll: dle Offenbarung des Heiles auf(v.7—12) und bereite durch sein ungeduldigcg Ltlurren sich Ver— derben, denn atu Tage des Gerichte« werden nur die Gotteefürctjttgett Gnade finden; dae Gericht wird den Unterschied zwischen deu Gerechten und den Frevlrrn offenbar tnakhen w. 13 -—1ii), deu Frcoleru Untergang, den Frommen Heil bringen Man. 4, 1——3). Darauf schließt die Wcisfagung mit der Mahnung, due Gesetz Moflg zu better-Figur, und unt der Jtnkuudiguttk das; der HErr vor dem Tag seiner Zukunft deu Propheten Weissagung von Christo und seinemBorläufer Johannes dem Täufer. 945 Elia senden werde, um das entattete Voll: zur Hase zu rufen, damit bei feiner Erscheinung das Eand nicht mit dem Bann geschlagen werde W. 4—6).« 17· Ihr [allesammt, die ihr aus Babel zu- rückgekehrt seid, mit Ausnahme der wenigen From- men] machei den HErrn [müde und] unwillig durch eure Reden [die er seit lange immerdar hören muß]. So sprechet ihr [auch hier eure Sünde nicht einsehend V. 14]: Womit machen wir ihn unwillig? Damit [so diene zur Antwort], daß ihr sunter einander] fprecheh Wer [unge- scheut und trotzigen Sinnes] Böses thut, der gefcillt dem HEtrn [und erfreut sich in Folge dessen eines ungetrübten Gliickes], und er hat Lust zu demsel- bigen; oder [wenn es nicht so istt wo ist der Gott, der da [die Frevler, die gottlosen Heiden] strafe [warum harren wir vergebens seit lange des Ge- richtes Gottes über die, welche uns, sein gerechtes Volk, ohne Scheu knechten und mit Ungerechtig- keiten überhäufen]? Es ist« der fleischliche Hochmuthssrnn der späteren Pharisiierxder die Erlösung nur als eine irdische Er- rettung und Verherrlichung des Volkes Jsrael sich aus- legt und das mit ihr verbundene Gericht nur als ttber die Heiden ergehend sich vorstellen kann, dessen Gedanken hier blos gelegt werden. Dieser Sinn, welchen wir jetzt noch unter den Juden verbreitet sehen, durchdrang mit wenigen Ausnahmen das ganze damalige Volk, unter- scheidet sich aber nur in der Form von der Gesinnung, welche die Masse der Namenchriften heutiges Tages durchziehu Das Z. Kapitel. Meisfagung non Johannes und Christus, und beider Amt. Evangelium am Tage Maria Reinignngh Vgl. Luk. Z, 22 Anm. I. Siehe lantwortet euch der HErr selbst auf eure verkehrten und thörichten Reden Katz. 2, 17], ich will meinen sbereits in Jes. 40, 3 ff. geweissagtenj Engel [oder Boten] sen- den, der vor mir svor der sichtbaren Offen- barung meiner Herrlichkeit] her [durch aufrichtige und gründliche Buße und Bekehrung der Sünder] den Weg bereiten sund damit alle Hinder- nisse wegräumen] f oll [die mein Kommen zu meinem Volk hindern und meinen Zorn sreizen könnten]. Und bald [besser: unvermuthet plötzlichs wie ein Dieb in der Nacht] wird fdann, wenn sein Weg bereitet ist durch Erwecknng der Gottesfürchtigen zur Buße und durch Versiockung der Gottlofem sichtbarj kommen« zu s einem Tempel fund Palast zugleich , um von da an als König und Heiland ewiglich darin unter seinem Volke zu wohnen] der [allmächtige, alles beherr- Dä a) s e l ’ s Bitt-endet!- schende] HErr, den ihr fjetzt in so thorichtey unverständiger Weise] suchet sdaß er doch seine Gerechtigkeit und Gericht offenbaren möchte], und [er, der da kommt, ist] der [-selbe] Engel des Bundes [welcher Jsrael aus Egypten er- löset, in der Wolken- und Feuersäule ihm voran- gezogen und am Sinai den heil. Bund mit ihm geschlossen hat, durch welchen er es zum Volke fei- nes Eigenthums erkoren, derselbe], deß ihr liest] begehret [der aber vor allem das Ge- richt über alle Gottlosen bringen wird, weshalb ihr vielmehr über eure Sünde und Gottlosigkeiy als über das Ausbleiben feines Kommens murren solltet] Siehe, er kommt [ganz gewißlich und bleibet nicht aus: Heil allen denen, die sich seiner Zukunft recht getrösten], spricht der HErr Zebaoth. 2. Wer wird aber den Tag seiner Zu- kunft sund sein mit derselben beginnendes gerechtes Gericht] erleiden mögen? Und wer wird sals gerecht vor seinem Richterstuhlj bestehen, wenn- er sann] wird erscheinen? [Niemand, der nicht auf besondere Weise in Stand gesetzt ist, vor ihm zu bestehen Joel 2, 11; Pf. 130, 3.] Denn er ist salsdannj wie das Feuer eines Goldfehmiedes [welches alle dem Gold oder Silber beigemischten unedlen Bestandtheile uner- bittlich ausscheidet Sach.13, J; Jes. l, 25; Jer. 9, 7; Pf. AS« 10], und wie die Seife der Wästher swelche alles, was Schmutz heißt, hin- wegfegt Jer. 2, 22z Jes. 4, 4]. Z. Er wird [alsdann mit Gerechtigkeit und Majestät angethan da-] fitzen und fchmelzem und das Silber reinigen livdem et Alles, was sich noch reinigen läßt, reiniget, alles Andere aber ausscheidet und vertilgtlz er wird sinsbesondere und zuerst] die Kinder Levi [die Lehrer und Priester seines Volks] reinigen und läutern wie Gold und Silber sdenn gleichwie von ihnen Glauben und Unglauben im Volke ausgehen so muß auch bei ihnen das Gericht des HErrn an- fangen]. Dann werden sie [wenn sie bekehrt und geheiliget sindJ dem HGrrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeit-M- [mit einem auf- richtig gläubigen und gehorsamen Herzenjz 4. Und [dann] wird dem HGrrn [auch wieder] Wohlgefallen das [in Glauben und Ge- horsam dargebrachteJ Speisopfer Juda Und Jerusalems, wie fdasselbe ihm] vorhin nnd vor langen Jahren [in den Zeiten Mosis und des ersten Aufenthalts in der Wüste, in der Zeit Davids und Salomo’s, wohlgesallen, während er jetzt eure Opfer nicht ansehen mag] V) Das Kommen des HErrn ist lange erwartet, sorgfältig vorbereitet; aber er kommt zuletzt doch uner- wartet nnd findet die große Menge unvorbereitet, weil sie in ihrer Siindenblitidheit die Zeichen, die vorher A« T» II. 2. 60 946 Maleachi Z, 5—17. gehen, nicht erkennet und achtet. Dieses ,,plötzlich« wie- derholt sich bei allen Thaten und Gerichten des HErrn; der HErr der Herrlichkeit kommt immer wie ein Dieb in der Nacht für die, so in ihren Stinden schlafen. (Schmieder.) — IV) Ein Weilen Gottes bei dem Men- schen auf der Erde und unmittelbarer Wechselverkehr beider war der Anfang der Geschichte. Dieser heilige und selige Zustand währte aber nur kurz: in Folge des Siindenfalls wurde der Mensch des unmittelbaren An- schauens Gottes beraubt, und mit dem Gerichte der Sündfluth entzog Gott der Welt seine unmittelbare Gegenwart vollends. Soll nun das Ende der Geschichte dem Anfang gleichen, soll die Absicht, welche Gott bei der Schöpfung der Welt und des Menschen hegte, nicht unverwirklicht bleiben, so muß auch wieder ein Wohnen Gottes bei dem Menschen erfolgen, so muß Gott wieder aus dem Himmel auf die Erde zurückkehren. Daher sehen wir denn, wie die Weissagung von Anfang an das Wohnen Gottes bei den Menschen als das letzte, höchste nnd seligste Ziel der Geschichte darstellt (2. Mos. 25, 8; Zeph. Z, 15. 17; Hes. 37, 26 f.; Sach. 2, 10; Ofsenb. 21, 3). Wohnt Gott wieder bei den Menschen, so sind «die, bei denen er wohnt und die nun sein Wohnen zu ertragen vermögen, mit der reichsten Fiille des Segens tiberströmh Da aber Gott ein heiliger Gott ist, dessen Heiligkeit wie verzehrendes Feuer gegen alle Sünde nnd Unreinigkeit wird, so ist der Tag, da er zu seinem irdischen Palast oder Tempel kommt, um fortan aus ewig darinnen zu wohnen, zugleich der Tag des letzten nnd entscheidenden Gerichts iiber alle Frevler, die sich nicht auf den Tag seiner Zukunft geheiligt haben. (Köhler.) Nach der Erklärung des HErrn in Matth. 11, 10; Luk. 7, 27 ist der Engel oder Bote des HErrn in Johannes, dem größten nnd letzten Propheten des A. B. erschienen, und er hat sein Amt als ein anderer Elias erfüllt, wie es hier und in Kap.4,5 f. beschrieben ist. Der HErr aber und der Engel des Bandes ist zn seinem Tempel, in sein Eigenthum gekommen in der Person Jesu Christi, demselben, welcher Israel aus Egypten geführt und vorbildlich in der Wolkensiiule unter ihm gewohnt hat. Mit seiner Erscheinung hat der letzte Tag der Welt, das Gericht begonnen. Jeder Einzelne und jedes Voik, dem er Verkündigt wird, tritt in das Gericht ein, das ihn entweder läutert oder als Schlacke ausscheidet. Wenn so alle Völker vor das Ge- richt der Entscheidung gestellt sein werden, wird das letzte Gericht, der Schluß des letzteu Tages, eintreten nnd wird nichts anderes fein als die Offenbarung dessen, was seit der Erscheinung des HErrn geschehen ist. Nach- dem er einmal zu seinem Tempel gekommen ist, wohnet er ewiglich unter seinem Volke in seiner Kirche, wenn auch jetzt noch durch seinen heil. Geist, so doch am Abend dieses letzten Tags mit fichtbarer Herrlichkein Wie alle Propheten, so kennt auch Maleachi nur Eine Zukunft des HErrn, welcher der Engelbote vorausge- gangen ist und bei jedem Einzelnen vorausgeht. Diese Eine Zukunft ist geschehen, Vielen zur Seligkeit, Vielen zur Verdammniß, und seine lctzte Zukunft wird nichts anderes fein, als die Vollendnng seines ersten Kommens und des mit ihm verbundenen Gerichts. IN) Es versteht sich von selbst, daß die Priester und ihre Opfer, welche dem HErrn in Gerechtigkeit dienen, nur solche sein werden, wie sie nach dem Kommen des HErrn und, nachdem der Schatten dem Wesen der himmlischen Dinge gewichen iß, allein noch sein können. 5. Und tch wIll lnicht nur die Kinder Levi läutern, sondern] zu euch [allen] kommen, und sinsbesondere] euch [die ihr meine Gerechtigkeit und mein Gericht jetzt bezweifeln strafen, und ein schneller splötzlich und unerwartet vor euch treten- der] Zeuge [zur Anklage, Ueberführung und Strafe] sein wider die sauberen Ehebrecher [2. Mos. 22, 17; 3. M. 20, 10; 5. M. 22, 22; APostg. 8, J; 13, 6] Und Meiueidigen [und alle, die meinen heil. Namen zur Lüge gebrauchen 3.M. 19, 12], und wider die, so Gewalt und Unrecht thun den Tagelöhnerm Wittwen und Waisen ]2. Mos. 22, 21 ff.; s. M. 24, 17], und den Fremdling drücken, und süberhaupt alle, die] mich nicht sitrch- ten, spricht der HErr Zebaoth 6. fSolches wird gewißlich geschehen] Denn ich bin der HErr sgesteru und heute und derselbe in Ewigkeit] det nicht litget lseine Rathschlüsse niemals verändert] Und [alle Frevler, die mich nicht fürchten, muß ich vertilgen; denn] es foll mit euch Kindern Israel ldie ihr wahre Glieder mei- nes Volks seid] nicht gar aus fein [fondern ich will euch läutern und zur verheißenen Herrlichkeit ge: wißlich führen Röm. l1, 28 f.]. St) unveränderlich bist du, o Gott, und veränderst doch alles; niemals bist du neu, niemals alt, und er- nenerst doch alles, veralterst die Hoffärtigen, ohne daß sce’s merken, wirkeft immer und ruhest doch immer, sammelst und bedarfst doch keines Dings, unter, in und über allem schaffst, erhältst und vollendest du, suchest 11nd es fehlt dir doch nichts. Du liebst, ohne zu brennen, eiferst und bleibst ruhig, dich gerettet und bist doch nicht betrübt. Du ziirnst und bleibst unverstörh veriinderst das Werk, aber nicht den Vorsatz, nimmst wieder an, was du findest, und hast es nie verloren, bist in keinem Stücke arm nnd frenest dich dessen, was du gewinnst, bist nimmer geizig und forderst doch Zinsez Es wird dir geliehen, dadurch du zum Schuldner wirst, nnd wer hat etwas, das nicht dein ist? Du bezahlft Schulden und bist niemandem schuldig, du lässest Schulden nach nnd verlierst nichts. (Augustin.) 7. fAber bis jetzt konnte ich euch die Fülle meines Heilstuoch gar Iticht geben.] Ihr seid· [ja] von eurer Väter Zeit an immerdar abgewichen von meinen Geboten, und habt sie nicht gehalten [und so lange solcher Herzenszustand sich nicht ändert, seid ihr unfähig zur Empfangnahme]. So bekehret euch nun [aufrichtig] zu mir; so will ich mich zu euch auch [mit Segen und ewigem Heil] kehren, spricht der HErr Zebaoth So sprechet ihr seuch abermals selber für gerecht haltend Kap. L, 14 u. 17]: Wohin sollen wir uns belehren? 8. [Nun, wenn ihr nicht wissen wollt, in welchem Stück ihr ungerecht seid, so hören] Jffs recht, daß ein Mensch Gott täuschet, wie ihr mich tänfchet falso daß euer ganzer Gottesdieitst Heucheb dienst ist]? So sprechei ihr [noch immer]: Wo- mit täuschen wir dich? [Antwort:] Am Zehnten und Hebopfer sdie ihr entweder gar nicht oder doch nicht nach meinem Gesetz an mein Hans für die Er- haltung meiner Gottesdienste und Priester ab- liefert] 9. Darum seid ihr auch sbisher schon von mir] verflucht sworden dantit], daß euch alles swas Des Volkes Unzufriedenheit und Murren hält die Offenbarung des Heils auf. euch eure Arbeit und euer Acker einbringen sollte] unter den Händen zerrinuch denn ihr tcinschet mich allesanimt 10. Bringet aber die Zehnten ganz [und nicht blos einen Theil davon] in mein Kornhaus sdie Vorrathskammern an meinem Heiligthum 2. Chr. 31- 11 ffiz Reh. 10, 38 ff]- auf daß in meinem Hause Speise [siir meine Knechte, die Priester] sei; und prufet mich sdoch einmal] hierin [damit, daß ihr Gott«gebet, was ihr ihm zu geben schuldig seid] spricht der HErr Zebaoth, ob ich [gegen] euch [wirklich] nicht [mehr der gerechte und heilige Gott bin. Wahrlich, ihr werdet es erfahren, daß ich über die, welche meine Gebote erfiillen, meine Verheißungen reichlich erfülle; ihr werdet es sehen, daß ich über euch] des Himmels Fenster austhuu werde, und Segen [wie strömenden Regen] herab- schritten die Fülle 11. Und ich will fiir euch den Fresser sdie alles aufzehrende HeUschreckeJ schelten, daß er euch die Frucht auf dem Felde nicht [mehr] verderben soll, und der Weinstock im Acker euch nicht tin- frnchtbar sei, fpricht der HErr Zebaoth 12. Daß euch [um solches Gottessegens willen] alle Heiden sollen selig preisen; denn ihr sollt ein werthes [jedermanns Wohlgefallen erweckendes] Land feig, fpricht der HErr Zebaoih [Sach.7,14; s, 13. 3]. 13. Jhr [aber] redet sgegenwärtig unter ein- ander] hart tvider mich [und wollt mit Gewalt und Trotz mich zu einem unheiligen, um Fröm- migkeit und Gottlosigkeit sich nicht kümmernden Gott machen], spricht der HErn So sprechet ihr sals wäret ihr gänzlich unschuldig]: Was reden wir wider dich swodurch wir folchen Vorwurf ver- dient hätten]? 14. Damit [so antworte ich], daß ihr saget: Es ist umsonst, daß man Gott dienetz und was niitzet es, daß wir sein Gebot halten, nnd hart Leben ldurch Fasten und Anlegen von Trauerklei- dern] vor dem HErrn Zebaoth führen? 15. Darum preisen wir [glücklich und selig] die [frechen Gottes-] Vercichter sdie längst nicht mehr glauben, daß Gottesfurcht und Frömmigkeit Segen und Glück bringen könnten]; denn [wir sehen es sa vor unseren Augen, uns hilft unser Fasten nichts dagegen] die Gottlosen [die Heiden, welche unbekümmert um den wahren Gott dahin leben] nehmen zu [an irdischem Glück, Reichthum und Macht], sie versuchen Gott sindem sie durch offene, himmelschreiende Sünden Gottes Rache her- ausfordern], und [werden doch nicht gestraft, son- dern vielmehr] gehet ihnen alles wohl hinaus [wenn sie durch ihre Gottlosigkeit in Gefahr ge- rathen] Das Verwerfliche der in dieser Rede sich ausspre- chenden Gesinnung bestand weniger in der Klage, daß 947 ihre Frömmigkeit ihnen keinen Gewinn bringe, denn solche Klagen sprechen auch gläubige Seelen in Stunden der Anfechtung aus (z. B. Assaph in Pf. 73 oder Hiob in Kap. 21, 5 ff. oder der Sänger von Pf. 10), als vielmehr in dem Wahne, daß der blos äußerliche Gottes- dienst, der nach dem Vorhergehenden schlecht genug war, der ächte Gottesdienst sei, den Gott anerkennen und be- lohnen müsse. Dies Werthlegen auf das blos iiußerliche Werk des astetis wird schon von Jesaia (Kap.58) be- kämpft, na m aber nach dem Exil immer mehr zu, bis es im Pharisäismus feinen Höhepunkt erreichte. Wie grundoerschieden die hier Redenden von den angefochte- nen gläubigen Seelen "sind, die sich in ihrer Noth auch vor Gott auf ihre Frömmigkeit berufen, das zeigt be- fonders V. 15; weil Gott ihnen ihr Fasten nicht mit Heil und Segen belohnt, so fangen sie an, die stolzen Frevler selig zu preisen. (Keil.) So falsch und eigen- liebig ist das menfchliche Herz, daß es auch feinem eige- nen Schöpfer nichts umfonst oder freiwillig thun mag, sondern immer was davon haben will, wenn es ihm dienen soll: ungeachtet Gott gar nichts mit unseren. eigenen Dingen gedienet ist und er nur alles um unseres eigenen Besten willen fordert. Wenn es dann im Wege der Bekehrung etwas schwer hergehet, so murret das Fleifch gleich mit dem ungläubigen Israel in der Wüste und will wieder umkehren zu feinen egyptifchen Fleischs töpfew Kommt noch etwas zu leiden dazu, so fallen die Meißen zur Zeit solcher Anfechtung ab. Das ist die Ursache, weshalb so viele Menschen den Weg zum Leben entweder gar nicht antreten oder doch bald wieder zu- rückweichem weil ihr falsches Schalk-Sange nur feinen zeitlichen Vortheil unter dem Dienst Gottes fucht , und wenn sie diesen nicht finden, lieber die Welt wieder lieb . gewinnen, der sie bei folcher Doppelherzigkeit ohnedem noch nie abgestorben waren. Und dem Satan gelinget es bei Vielen, daß er ste mit Unglauben abhält, daß sie zu keinem Geschmack von Gott und feiner Liebe kommen, da sie sonst wohl erfahren würden, wie gut es die Gltiubigen bei Gott haben. (Verleb. Vib.) 16. sEs wäre vergeblich, diese eure gottlose Gesinnung und Reden widerlegen zu wollen.] Aber sich will euch zeigen, wie sich die Frommen euch gegenüber benehmen und welch großer Lohn ihnen zu Theil wiro:] die Gottessiirchtigeu sals sie eure gotteslästerlichen Reden vernahmen] trösten sich unter einander also: Der HErr merket es Uud höret es [wörtlich: Da besprachen sich die Gottesfürchtigen unter einander, trösteten und stärkten sich gegenseitig im rechten Glauben an die Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes und ihre der- einstige gewisse Offenbarung, und der HErr merkte darauf und hörete es, was sie be- sprachen und wie ihre Gottessurcht sich bezeugte]; und [ihr Glaube und Gehorsam bleibet ewiglich unvergessen; denn es] ist vor ihm svor seinen heil. Augen, immerdar] ein Denkzettel [oder Gedenk- buch, darin ihr· Name und ihr· Glaube und ihre « Geduld aufgezeichnet sind], geschrieben für die, so den HErrn furehten, und an seinen Namen ge- denken. 17. Sie sollen, fpricht der HErr Zebaoth, des Tages, den ich [dereinst] machen« will [da ich zum Gericht herabkommen werde] mein [befonderes, werthes] Eigenthum sein salso daß ich ihnen als soll· 948 meinen geliebten Kindern die ewige Herrlichkeit, das Erbtheil der Heiligen im Licht, verleihejz und ich will [ihnen all ihre Sünde vergeben und] ihrer [im Gericht] schonen, wie [auch] ein Mann seines leiblichenj Sohnes schonet, der ihm dienet. «) Der HErr incccht diesen Tag, insofern derselbe nicht dnrch die natürliche Reihenfolge der Tage, sondern durch des HErrn uninittelbares Eingreifen herbeigeführt Icsgigslextzcd vom HErrn gleichsam feinen Inhalt erhält. 18. Und ihr [die ihr meine Heiligkeit antastet und meine Gerechtigkeit bezweifeltj sollt dagegen wiederum swieies mein Volk schon öfters durch meine Gerichie auf Erden, z. B. in Egypien 2. Mos U, 7 erkannt hat, klar] sehen [nnd er- fahrettL was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott sin Glauben und Gehorsam] dienet, und dem, der ihm nicht dienet fwie die Heiden und Frevler thun, auch ihr, die ihr meinen Namen liistert und doch wähnet mir zu dienen. Dann werdet ihr die thatsächliche Antwort auf eure jetzigen Reden em- pfangen]. Das 4. Kapitel. Ifon Christus und Johannes dem Täufer. l. Denn siehe, es kommt ein sgenauerx der] Tag [da ich in Herrlichkeit zur Erde hernieder: komme und Gericht halte], der [mit mächtiger Gluth] brennen soll, wie ein [gliihender] Ofen sder alles versengt und vernichtet, dem er nahe kommt]; da werden alle Verclchier nnd Gottiose Stroh sein [aus welchem man die guten Körner ausgeklopst hat], und der künftige Tag [des Gerichtsfeuers] wird sie anzicnden [nnd völlig vertilgen], spricht der HErr Zebaoih, und wird ihnen weder Wurzel noch Zweig [wie man im Sprüihwort sagt, übrig] lassen [sie werden mit Stumpf und Stiel, mit allem, was sie sind und haben, ausgerottet werden]. 2. Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll [alsdann nach langer Trübsals- nacht] ausgehen die [hellleuchtende, Licht und Leben dringende] Sonne der Gerechtigkeit [die euch die lang ersehnte Gerechtigkeit Gottes, welche euch rechtfertiget und begnadiget, schaffet], und Heil sRettung und Erlösung ans allen er- fahrenen Tritt-sann, Aengsten und Nöthen wird euch zu Theil werden] unter desselbigenk [wörtlich: ihren] Flügeln [oder Strahlen, die sie wie ein fliegender Vogel über euch werfen wird]; und ihr sollt [alsdann frohlockend] aus- und eingehen [aus dem engen Gefängniß, in welchem ihr bisher schmachten mnßtet unter der Ungerech- tigkeit der Gottlosen], nnd zunehmen [besser: freudig springen] wie die Mastktilber Maleachi Z, 18. 4, 1—6. [welche nach langem, düsterm Winter aus den Ställen hervorkommen und über die wiedererlangte Freiheit und die helle Frühlingssonne jubeln] 3. Ihr [aber] werdet die Goitlosen [die euch jetzt verspotten und verfolgen] zertreten; denn sie sollen [durch mein verzehrendes Gerichtsfeued Asche unter euren Fußen werden des Tages, den ich machen wtll [Kap. 3 , 17], spricht der HErr Zebaothxtt ’«) Die Sonne der Gerechtigkeit ist allerdings nie- mand anderes, als der HErr Christus (Ps. sit, 12; Jes. 60, l9); denn er bringt die wahre Gerechtigkeit nnd mit ihr Heil nnd Leben. Aber an unserer Stelle ist die Gerechtigkeit nicht als Person gefaßt, sondern als Begriff, der alles enthält, was der HErr Christus denen, die da glauben, bringt. Und zwar wird die Fülle fei- nes Heiles gerade deswegen »Gerechtigkeit« hier genannt, weil die Gottlosen das Gericht und die Gerechtigkeit Gottes vermißten, und zwar die Gerechtigkeit, welche nicht nur die Gottlosen bestraft, sondern auch die From- men mit Glück nnd Heil belohnt. Die Flügel der Sonne sind ihre Strahlen. Wie die Strahlen der Sonne Licht und Wärme über die Erde verbreiten für Wach«.«--" thum und Gedeihen von Pflanzen und lebenden Wesen, so wird die Sonne der Gerechtigkeit Heilung bringen allen Schäden und Wunden, welche die Niacht der Fin- sterniß den Frommen geschlagen hat. (Keil.) W) Der allmiichiigh allerhöchste Gott wird ganz zur Freude der Gerechten sein, er selbst wird ihnen den Sieg geben, daß die Feinde dnrch die Macht seines Wortes ganz zunichte sein werden: so sollen wir sie heute wahrlich nicht fürchten, denn Jesu Kirche hat im- merdar Sieg, es gehe hier auch noch so bunt her. Gott hat jetzt solche Zeiten geschaffen, in welcher alles schnell vergehen muß, was sich gegen die Wahrheit steife. Das Pharisäerwesen aller Zeiten ist gerichtet, und wir kön- nen es getrost unter die Füße treten. (Diedrich.) Wie viel mehr wird der HErr den Seinen Sieg und Tri- umph verschassen über alles gottloseu Wesen, wenn er den lftzten großen Entscheidungstag herbeigeführt haben tvird . 4. [Darum ermahne ich euch —- und das ist die Summa alles dessen, was ich euch in met: . nem Weissagungsbuche zu sagen hatte:] Gedenket [allezeit] des Gesetzes Mose, meines Knechts, das ich ihm befohlen habe auf dem Berge Horeb [2. Mos Z, 1 Aum.] an das ganze Israel, sammt den [einzelnen] Geboten und Rechten [dur- aus es bestehet. Haltet an ihm und wandelt in ihm, denn in ihm habet ihr die ewige Offenbarung meiner Gerechtigkeit und Heiligkeit; lasset ab, ferner von ihm abzuweichem anf daß ihr dem Fluche, den mein Gesetz den Uebertretern drohet, am Tage meines Gerichts entrinnen und des Heiles, welches dasselbe den Gottesfürchtigeii verheißet und nachs welchem sie sich sehnen, theilhaftig werden möget]. Das Gesetz kommt hier nach seinem Wesen als Ab- druck der Heiligkeit Gottes in Betracht, gerade so wie in Matth. 5,17. In dieser Eigenschaft ist es mit Gott gleich ewig, und kein Jota und kein Strich von ihm kann vergehen. Nur vou diesem Standpunkte aus ge- winnt man die rechte Einsccht in den Zusammenhang dieses Ausspruchs mit dem Vorhergehenden nnd Fol- genden. Gericht hat der Prophet angeküiidigtx hier Das Endgericht wird den Frevlern Untergang, den Frommen Heil bringen. 949 fllhrt er dasselbe aus seinen Grund zurück, und zeigt- somit auch, wie das ganze Volk und wie jeder Einzelne ihm entfliehen kann. Gottes Gesetz und sein Volk sind unzertrennlich Wird das Gesetz nicht in dem Volke erfüllt, was mit der Heiligung des Namens Gottes auf Eins hinauskommt, so muß es an dem Volke erfüllt werden. (Hengstenberg·) 5. Siehe, ikh will swie ich euch schon oben Kap. 3, 1 verbeißen] ench senden seinen Boten, der als Herold den Weg vor mir her be- reite, nämlich] den Propheten Elia« seinen Propheten, welcher in der Kraft und im Geiste Eliä und, wie dieser, in einer glanbensarmem gott- losen Zeit, welcher Gottes Gericht bevorsteht, reden und handeln soll], ehe denn da smit mir selbst] komme der große und schreckliche Tag [des Gerichts] des HEtm s. Der soll [znvor] das Herz der [from- men] Väter [als Abraham, Jsaak und Jakob, Josua, Samuel, David und der alten Propheten] bekehren zu den Kindern, und das Herz der Kinder [die sich jetzt ihrer frommen Ahn: herrn schämen] zu [diesen] ihren Vätern [also daß beider Herzen, welche durch die Gottlosigkeit der Kinder setzt einander entfremdet sind , wieder vereinigt werden, indem der Glaube, der Gehor- sam, die Liebe und Treue der Väter in den Herzen der Kinder wieder auflebt], daß ich [euch] nicht szum Verderben] komme, und das Erdreich [eures Landes] mit dem Bann» lder Vernschtuna des ewigen Fluches und der Verdammniß] schlage [und ihr also des gesammten verheißenen ewigen Heiles verlustig gehet] «) Eine alte, unter den Rabbinen und Kirchenvätern verbreitete Ansicht ist es, daß der in den Himmel ent- rückte Prophet Elias hier gemeint sei und also selbst vor der Zukunft des Gerichtstags auf Erden erscheinen werde. Daher übersetzten die alexandrinischen Ueberfetzer hier geradezu: Elias, den Thisbiter; ebenso Sir.48, 10 17, 10). Die Jrrigkeit dieser Ansicht wird aber, abge- sehen von anderen Gründen, durch das N. T. aufs Deutlichste erwiesen. ,,Johannes der Täufer wurde schon vor seiner Geburt durch den Engel Gabriel als der verheißene Elias mit Worten Verkündigt, die deut- lich klar aus unsere Weissagung Bezug nehmen .(Luk. l, 16 f.); das Auftreten Johannts entsprach ferner aus’s Genaueste den Worten des Engels und unserer Weissa- gnug, sowohl in seiner äußeren Erscheinung, in welcher« er sich als einer der alten Propheten, als ein Elias darstellte, als auch in seiner Predigt und ihrem Erfolg; endlich bestätigt Christus selbst (Matth. 11, 10 fs.; 17, 11 fs.; Luk. 7, 27 fs.; Mark. 9, 11 ss.), daß Johannes der von Maleachi geweissagte Bote und Prophet Elias sei. Soist Elias gekommen, aber es ist ihm nur bei Wenigen gelungen, ihre Herzen zu den Vätern zu be- kehren; daher mußte ihnen das Kommen des HErrn zu seinem Tempel zum Verderben ausschlagen. Als die römischen Adler ftch auf das verworsene und verfluchte Volk und Land niederließen, wurde es mit dem Banne geschlagen und wird darunter liegen, bis daß es sein Herz zu den Vätern bekehren läßt und den zu seinem Tempel gekommeuen HErrn erkennt und aufnimmt. — Mit der Erinnerung an das Gesetz Mose’s und mit der Ankündigung des Propheten Elia vor dem Kommen des HErrn fchließt die Prophetie des Alten Bandes. Nach Maleachi ist kein Prophet in Israel mehr ausgestanden, bis die Zeit erfüllet war, daß in Johannes dem Täufer der von ihm angekttndigte Elia austrat und alsbald auch der HErr zu seinem Tempel, der eingeborene Sohn Gottes in sein Eigenthum kam, um alle, die ihn aufnah- men, zu Kindern Gottes, zum Eigenthum des HErrm zu machen. Gesetz» und Propheten haben von Christo gezeugt und Christus ist gekommen, nicht das Gesetz nnd die Propheten aufzulösen, sondern sie zu erfltllen. Auf dem Berge der Verklärung Christi erschien daher Mose, der Gründer des Gesetzes und Mittler des A. B., und Elia, der Propbet, als Wiederhersteller des Gesetzes in Israel, um mit Jesu zu reden von seinem Ausgange, den er in Jerusalem nehmen sollte (Matth. l7, 1 ss.), den Apofteln und uns allen zum thatsiichlichen Zengnisse, daß Jesus Christus, der sein Leben für uns in den Tod egeben, um unsere Sünde zu tragen und uns von dem luche des Gesetzes zu erlösen, der geliebte Sohn des Vaters sei, den wir hören sollen, auf daß wir im Glauben an seinen Namen Kinder Gottes und Erben nnd die Juden zu Christi Zeit (Joh. 1, 2l; Matth. des ewigen Lebens werden. (Keil.) Schlusiliemetlinngen zu dem Propheten xdialeachi nnd zu den kleinen Propheten überhaupt. »Der HErr kommt!« ist der Jnhalt aller Worte des letzten Propheten und zugleich das letzte Wort des A. Teft »Der HErr kommt!« ist auch das erste Wort des N. Test. aus dem Munde Johannis, und er reicht damit Maleachi die Hand. So ist Maleachi das Abendroth der alten Zeit und doch zugleich das Morgenroth des neuen Tages, da die Sonne der Gerechtigkeit ausging, gewesen. Sein Weissagungsbuch bezeugt es jedem, der sich nicht verschließt, daß die Prophetie des Alten Bandes nicht an Entkräftung gestorben und wie ein glimmendes Docht allmälich erloschen ist, sondern nach Gottes vorbedachtem Rath und Willen Der den früheren an Geist nnd Kraft aus Gott ebenbürtige letzte Prophet ist das giltige, wohlgeprägte und schöne ,,Siegel der Propheten«, wie ihn die Juden genannt haben. Wenn diejenigen unter ihnen, welche die den Vätern gegebene Verheißung noch nicht völlig hinter sich geworfen haben, fort und fort die Worte, mit denen der ehrwürdige Rabbine Aben Esra seine Auslegung der kleinen Propheten schloß, beten: »Gott aber ob seines Erbarmens erfiille bald die Weissagung von Elia und beschleunige das Ende seines Kommens,« und wenn wir, in ihr Gebet einstimmend, nicht müde werden, mit dem letzten Propheten des N. T. zu beten: »Ja, komm, 950 Schlußbemerkungen zu Maleachi und den kleiner: Propheten überhaupt. HErr Jesu!« so wird der HErr solches Seufzen gewißlich erhören, wenn wir anders feines Gerichts stets eingedenk bleiben, welches den erwartet, der seinem Gotte treulos geworden. Eben deswegen soll auch der letzte Vers Maleachks an seinem Ort stehen bleiben, nicht wie die jüdischen Masorethen wollen, welche meinen, er klinge zu schauerlich zum Schluß, und darum den oorletzten Vers noch einmal zu wiederholen vorschrieben Wenn wir nun zum Schluß auf die Reihe der kleinen Propheten, welche schon bei der Sammlung des alttestam. Kanons zu einem Buche verbunden und als solches W) ömösxayxpögoskkois genannt) gezählt wurden, noch einmal zuriickschauem so haben wir in ihnen nicht nur »die ältesten und die jüngsten prophetischen Zeugnifse über die Zukunft Jsraels und des Reiches Gottes, sondern auch die fortschreitende Entfaltung dieses Zeugnifses, und es ist in ihnen in Verbindung mit den Schriften der großen Propheten der wesentliche Inhalt des prophetifchen Worts zusammengefaßy durch welches der HErr sein Volk mit dem Licht und der Kraft seines Geistes für die Zeiten des Kampfes mit den Welt: Völkern ausgerüstet hats« Was endlich die Reihenfolge der 12 Weifsagungsbücher anbelangt, so sind dieselben nur von Habakuls dem ersten, der in der chaldäischen Zeit austrat, an so aneinander gereiht, wie sie im Leben auf einander folgten. Von Hosea bis Nahum aber isi nicht das Alter, sondern sachliche Gründe maßgebend gewesen. An die Spitze von diesen wurde der umfangreichste, Hosea, gestellt. Dann wurden die, deren Zeitalter in der Ueberschrift nicht angegeben war, in die mit Zeitbestimmungen versehenen so eingereiht, daß je ein Prophet des Reiches Juda mit einem des Reichs Jsrael gepaart wurde, Joel mit Hosea, Obadja mit Amos, Micha mit Jona, Habakuk mit Nahum, während doch Obadja wahrscheinlich der älteste unter ihnen ist und auf ihn Joel, Jona, Amos, Hosea, Michm Nahum folgten. Sie allesammt umfassen einen Zeitraum von 450 Jahren, etwa von 889——424 v. Chr. - Verzeichnis; J. Jefaia . PEVDUD TIPVZOH . Das . Das . Das . Das Buch Hiob . . Der Pfalter . . . .. . Die Sprüche Salomo . Der Prediger Salomo . . Das Hohelied Salomo . Yerzeichnisz aller Bücher des Alter: Testamenta Das Das Das Buch Mose Buch Mose Buch Mose Das Buch Mose Das . Buch Mose Das B ch Josua . . . . . Das Buch der Richter . . . . Das Buch Rath. . . . . . Das . Buch Samuelis . . Das Buch Samuelis . . . Buch von den Königen . Buch von den Königen . Buch der Chronica ZJFDHNIH SIEBEL-w—- Das 2. Buch der Chronica Das Buch Efra . . . Das Buch Nehemiat . . . . ·DasBuchEsiher . . . . . . Die Lehrbiichen Die Propheten. Jeremia....·«««.« Klagelieder Jeremiä . Hefekiel . . . Daniel. Hosea . Joel Amos . Obadja Jona . Micha . . Nahum Habakuk . Zephanja . Haggai . Sacharja . Maleachi . Die Geschichtsbiichen - 10 — psd d—- Band 111.1.Abth. Seite 437 545 589 207 417 441 657 728 772 786 811 817 828 855 866 879 887 893 938 952 Verzeichnis aller Bücher des Alten Testamentä Bücher, fo man Apokrypha nennet up. Band Seite l. Das Buch Judith . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 1l. 665 A. Die Weisheit Salomonis . . . . . . . . . . . . . . . 19 lll.2.Abthl. nach Schlußi feite 616 Z. Das Buch Tobiä . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 1l. 639 4. Das Buch Jesus Sirach . . . . . . . . . . . . . 51 lll.2.Abthl. Sitpplement 29 5. Das Buch Baruch . . . . . . . . . . . . . . . 6 lV. 319 6. Das I. Buch der Maccabäer . . . . . . . . .— . . 16 lll.1.Abth. 7. Das 2. Buch der Maccabäer . . . . . . . . . . . . . 15 nachSchluß seite 232 8. Stiicke in Esther . . . . . . . . . . . . . 8 III. 217 9. Historie von« der Susanna und Daniel . . . . . . . 1 IV. 660 10. Vom Be! zu Babel . « . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 —- 692 U. Vom Drachen zu Bube! . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 — — 12. Das Gebet Asariä . . . . . . . . . . . . . ·. . . 1 — 672 13. Der Gesang der 3 Männer im Feuer . . . . . . . . . . . -1 ——— 673 14· Das Gebet Manasse . . . . . . · . . . . . . . . 1 Ill.1.Abthl· 139 .- »« Tsijick Bin? Gisiß , Fsscsfj Kind« JZLEI"L.""(LLI"FTESETZTTHTBTETJF