Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift mit in den Text eingefiigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Dr. Martin Luthers mit in den Text eingeftigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel, Pastor prim. zu Neusalz a. d. O. x»»«»»,.,,..,«- ...-—»,«.-»»,.» » . « .»,».»««»., «»IACDMPOM«»W «-»--«-».«.«-»«-« »»«.«»,»-.-«.-»« Band 6 Das Neue Testament Der ersten Hälfte oder der Geschichtsbijcher zweite Abteilung: Das Evangelium St. Johannis und die Apostelgeschichte nebst einem Anhang Its Verlag der Lutheri c Buch dl ng Heinrich Harms — 3 Gro ingen Wen da dürstet, der komme zu mir und trinke. Wer an mich glaubet, wie die Schrift sagt, von deß Leibe werden Ströme des lebendigen Wassers fließen. Joh 7, 37. as. O« Jnhalt » Seite Gesch1chtsbiicher: Evangelium St. Johannis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Der Apostel Geschichte St. Lucä . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347 Anhang: Chronologische Zusammenstellung des Lebens Jesu . . . . . . . . 1 Fortsetzung der Geschichte des apostolischen Zeitalters . . . . . 145 G 2004 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung ISBN 3-86147-269-4 (Band 1—7) ISBN 3—86147—275—9 (Band 6) Herstellung: Druckhaus Harms — 29393 Grols Oesingen Telefon (0 58 38) 99 08 08 — Telefax (0 58 38) 99 08 09 Zu beziehen durch: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Martin-Luther-Weg 1 — 29393 Grolå 0esingen Telefon (0 58 38) 990 880 — Telefax (0 58 38) 7 02 Evangelium St. Iohannis Was ist es doch, das uns die Schriften des heil. Apostel Johannes so außerordentlich an- ziehend 1nacht, wodurch sie sich, wenn wir sie hören oder lesen, unsrer Seele so gewaltig bemeistern? Es ist wahr, es ist in ihnen ein Ton der Einfalt und der Liebe, die nicht von dannen, sondern vom Himmel sind; aber woher diese Einfalt, diese Liebe? Es ist nicht die Einfalt des Kindes, sondern die eines Seraphs, und die Liebe ist nicht Liebe von der Art, wie sie die Welt hat und giebt, sondern Liebe, wie sie um den ewigen Thron des gebenedeieten Gottessohns blüht. Es ist die Ein- falt des Vesitzes, welche in der Einfalt der Form wiederscheint, und die Liebe zu dem Einen, an dessen Brust der liebende Jünger beim Abendmahl gelegen, ist es, welche die Sprache der Liebe erzeugte. Einsältige Liebe zu dem Einen Jesus, welcher ist wahrhaftiger Mensch, aber auch wahr- haftiger Gott und das ewige Leben, das ist es, was aus Johannis Munde redet und die Geister zwingt, die Geister der Menschen, welche ja alle nur in die Welt kommen, um zu Johannis geliebtem HErrn zu gelangen und zu der Brust, wo Er gelegen ist. Das l. Kapitel. Von Christi Person und Amt; wie auch non Andreas, Petrus, Vhilippus und Jiathanaelj seinen Jüngern. A· Der Evangelist beginnt mit einem Prolog oder diorwort (§ 2), wodurch er seine Eeser gleich von vorn- herein aus den erhabenen Standort erheben will, auf wel- chem die allerheiligste Geschichte, die es in der Welt giebt, zu betransten ist. ilach Kaki. Eh, 31 isi ja das, was in diesem Eoangelio niilgetheilt wird, dazu bestimmt, daß die Eeser glauben lernen, daß Jesus sei Christ, der Sohn Gottes, nnd daß sie durns den Glauben das Erben haben in seinem Namen; da muß denn vor allen Dingen ein tiefes Bewußtsein von der Hoheit der person Jesn ihrer Herzen sich bemächtigen, ehe sie an die Zetranslnng der eigentlinsen Gesniinste herantreten. Wenn irgend wo, so gilt es hier: ,,zeuch deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn die Stätte, darauf du stehest, ist heilig« (2. Eins. 3,5; Jus. s, 15). I· it. 1—5. Kann eine Weltgeschictste snslensterdings nicht weiter zurückgehen, als bis zu dem ,,Ansang«, aus welnsen nun) der iheoliratisnse Geschichtssnsreiber in 1. Was. 1 zurünigreifu aus den Anfang der Welt nnd der Zeit überhaupt, so vermag den) die Geschichte des Evangeliums von Jesn Christo noch höher hinanfzusleigen nnd liann über diesen Anfang hinaus in die Ewigkeit sich versenken: dort, in dem Eereinsq der vor allem Anfang und aller Zeit liegt, findet sie die Hauptpersoiu welche sie darstellen will, deu Urheber des Werkes, mit dem sie es zu thun hat, snson vor in dem Wort, das von Ewigkeit bei Gott und selbst Gott war, und durch das alles, was einem Anfang genommen in der Zeit, sein Dasein empfangen (b. 1——3). Dieses Wort, das im Anfange bei Gott«war, hat aber auns zu der Mensch— heit, als sie non) in ihrem ursprünglichen normalen Lin— ßande sich befand, in bestimmter Beziehung gestanden; in ihm hatte sie ihr Erben, nnd das Erben, das sie in Ge- meinschaft mit ihm führte, war für sie ein Erben im Einst (il. 4). Aber nun« nachdem sie durch ihren Ab— fall von Gott sich von dem Erben im Wort losgerissem hat dieses gleinswohl nicht aufgehört, in ihre Flnslerniß D ä ch s e l ’O Bibelwtrk (VI») (W. Löhe.) hinein elwas von seinem Einste scheinen zn lassen, nur daß freiltns leider sie diesen Ren göttlinsen Einstes uinst hat in sich aufgenommen, um ihn an sich wirlien zu lassen, was dadnrch gewirkt werden ltonnte und sollte· W· 5)· Evangelium am Z. Weihnachtstage als» am Tage St. Johannin des Apostels: V. l—l4.) Johannes, der Jünger, den der HErr lieb hatte (13, 23), giebt hier ein großes und herrliches Zeugniß von Christo, daß wir erkennen, welchen Wesens und welcher Herrlichkeit das Kindlein in der Krippe ist, auf· daß wir ihm die Ehre geben, die ihm gebührt· (Diesfenbach.) I. Im Anfang [als alles, was im Himmel und auf Erden ist, durch· Gottes Schöpfermacht aus dem Nichts ins Dasein ftrat l. 1, 1] war sschon da] das swesentliche, personliche Ps- 107, 20 u. Spr. 8, 3 Am] Wort, und das Wort [von dem hier die Rede] war bei sdem vor allen Creaturen daseienden Pf. 90, 21 Gott [den wir den Vater nennen, l. Joh. 1, 2., ihm gleich- sam in dem Schooß sitzend 1t3], Und« [selbst] Gott [alle Wesenseigenthümlichkeit der Gottheit an sich tragend] war das Wort [also zwar, wie vorhin gesagt, der Person nach von Gott unter- schieden, dach nicht der Natur nach von ihm ver- schieden Kap· 8, 58; 10, 30; 17, b; PhiL 2, S; Col. l, 15; Hebr. 1, 3]. » · Das schöpferische und überhaupt den göttlichen Willen tragende Wort (vgl. das immer sich« wieder- holende »und Gott sprach« in 1.Mos. 1) wurde schon von der hebräischen Poesie personificirt oder als Per- son dargestellt (Ps. 33, 6;·107, 20; 147, 15; Jes. 55, 10 f.), und es wurden ihm in Folge dieser con- cretemselbstständlimxgn Anschauun die öttlichen Eigen- schaften beigelegt («s. 33, Jee 40, ; Pf. 1l9,105), sofern es zugleich die fortwahrende Kundgebun Gottes in Gesetz und Prophetie ist; die eigentiche ists-often- sirung (Erhebung auf die Stufe eines als wir liche Person existirenden Wesens) war damit als weiterer Fortschritt in der Erkenntniß des göttlichen Wesens- R« T« I. L. 1 2 Evangelium Iohannis 1, 2. Z. verhältnisses angebahnt, trat aber erst nach der Zeit des Exils allmälig ein. Doch tritt eine andere Form der Vorstellung hervor, nicht die ursprüngliche des Worts (10g0s), sondern die der Weisheit (chokma), deren Ausdruck das schaffende Wort gewesen war; diese wird im Buche Hiob (28, 12 ff.), in den Sprüch- wörtern (Kap. 8 u. 9), beim Sirach (l, 1—10; 24, 1sf.) und im Buche Baruch (Kap. 3, 37—4, 4) noch per- sonificirt (als persönlich gedacht) dargestellt und ge- schildert, jedoch dermaßen, daß die Darstellung näher an die der Hypostase (wirklicher persönlicher Existenz) streift, der förmliche Uebergang der Weisheit zur Hypostase findet dann im B. der Weisheit (Kap. 7 u. 8) statt, wo die Weisheit als wesentlich aus Gott her- vorgegangenes Lichtweseiy als reales Ebenbild Gottes, als Veisitzerin des göttlichen Throns, als wirkliches und selbstständiges Offenbarungsprincip Gottes in der Welt (besonders in Israel), vermittelnd zwischen beiden, nachdem sie als Organ Gottes die Welt geschaffen hat, erscheint, mit einem Geiste, unter dessen vielen Prädi- katen auch »ein eboren« (Luther: ,,einig« 7, 22) ge- nannt wird. uch der göttliche Logos (das Wort) erscheint wieder im B. der Weisheit (Kap. 9, 1 vgl. mit V. 2), aber nur im alttestamentlichen Sinne des dichterisch personificirten Willensspruchs Gottes, sei dieser segnend (16, Z; vgl. Pf. 107, 20) oder strafend (18, 15). Ist sonach die Logos-Vorstellung in den Apokrgphen vor der Entwickelung der Idee der Weis- heit (iese als in Christo erschienen findet sich im neuen Testam. noch in Luk. 11, 49., vgl. Matth. 11, 19) urückgetreten, so hat sie sich doch bei den chaldäischen araphrasten desto bestimmter geltend emacht: sie lassen das Wort Gottes als die göttliche O enbarungs- Hypostase erscheinen, einerlei mit der schechina (1. Kön. 8, 12 Anm.), welche sich in dem Messias offenbaren sollte. So geht durch das ganze Iudenthum in ver- schiedenen Formen der Vorstellung (vgl. besonders auch den ,,Engel des HErrn« im alten Testament seit 1. M. 16; Z. Mos. 23 als den namentlich bei Hosea, Sacharja und Maleachi öfter erwähnten Repräsentanten des sich offenbarenden Gottes) die Idee, daß Gott nicht un- mittelbar, sondern mittelbar sich selbst offenbar mache, nänilich nicht sein Verborgenes, unanschaubares Wesen, sondern seine Erscheinun (2. Mos. 32, 12——23), und diese Idee, jedoch unter influß hellenischer, besonders platonischer und stoischer Speculationen, ward auch ein Hauptgegenstand der jüdischmlexandrinischen Philosophie (1. Macr. 1, 11 Anin.), wie sie sich bei Philo darstellt, einem älteren Zeitgenossen Iesu. Nach letzterem ist« der Logos der Inbegriff aller göttlichen Kräfte, sofern diese in der Gottheit selbst beschlossen oder in die Welt ausgegangen und in ihr zerstreut sind Geiz-o; est-Epim- mcclg. Als Immanenz in Gott (noch in ihm be- schlossen), die urbildliche Welt in sich enthaltend, welche als reales Weltideal gedacht ist, -ist er — noch nicht äußerlich geworden, wie beim Menschen die immanente Vernunft — der Läg-o; Foöioissrog (das innerlich ge- dachte Wort), welcher aber weltschaffend ans Gott hervorgetreten ist als der zeig-o; ykgoqaopincig (das durch Vortrag sich äußernde Wort), wie beim Menschen das Wort, gesprochen, die Erscheinung des Gedankens ist. Der Zeit-Oe itoogsogmög ist nun der Inbegriff des ge- sammten Thätigkeitsverhältnisses Gottes zur Welt, so daß Schöpfung, Vorsehung, Mittheilnng aller phhsischen und ethischen Kraft und Begabung, alles Leben, Licht und Weisheit aus Gott sein Werk ist, in Eigenschaften und Wirkungen nicht wesentlich ver chieden von der Weisheit und dem göttlichen Geiste elbst. So ist er Ebenbild der Gottheit, der älteste und erstgezeugte Sohn Gottes, der Inhaber der ganzen Gottesfiille, der Mittler zwischen Gott und der Welt, das Substrat aller Gotteserscheinungen,· auch der Messias, dieser aber eben als Gotteserscheinung idealistischfaufgefaßt nicht als concrete menschgewordene Persönlichkeit, wie denn eine Fleischwerdung dces Logos dem Systeme des Philo fremd ist. Daß nun Iohannes die Logos-Lehre, in welcher er das vorzeitlich» schon dagewesene und menschlich in die -Menschhei»t eingetretene göttliche Messiaswesen darstellt, lediglich der alexandrinischen Philosopie verdanke, ist, zumal bei der Verschiedenheit der philonischen und johanneischen Legre wie über- haupt, so hinsichtlich der Subsistenz des» ogos (derselbe heißt bei Philo »der zweite Gott und ist ein-Zwischen- wesen zwischen Gott und dem Menschen, erhabener als der Mensch, aber auf einer niedrigeren Stufe stehend als Gott), nur init Willkür zu behaupten; es spricht dagegen auch dies, daß bei Johannes der Name logos unzweifelhaft vom gottlichen Sprech·en·(Wort her- kommt, bei Philo hingegen vom gottlichen »enk·en (Vernunft). Jene iohanneische Lehrform begreift sich vielmehr natürlich und geschichtsmäßig nur so, daß eine Einwirkung der alexandrinischenGnosis (Erkennt- nißiveisheiy aufeJohannes zwar keineswegs ausge- schlossen, aber» die altheilige volksthumliche Weisheit vom Worte Gottes, welche auf I. Mos. I zuruckleiteh als dasjenige anerkannt wird, woraus ihm die Idee des in Christo menschlich erschienenen Logos zunächst dar- geboten ward und woran er die eigenthumliche Ent- wickelung dieser Idee in aller Klarheit und Tiefe des Geistes nach Maßgabe der in seiner Erinnerung fort- lebenden Selbstzeugiiisse seines HErrnangeknüpft und fortgesührt hat; dabei hat eriiideß auch die nach Ursprung und Inhalt ahnliche nnd weitverbreitete alexandriiiische Speculation auf sich· einwirken lassen undjelbststandig mit allem Bewußtsein ihrer Verschiedenheiten, behufs Darstellung des Wesens undWirkens des« Göttlichen in Christo benutztsz Versucht ·i»nan die Johanneische Logoslehre dem Einfluß der xudischkalexandrinischen Gnosis zu entziehen, so nimmt inan ihr, wenn auch iin Interesse apostolischer Dignität, die geschichtliche Begreiflichkeit aus» dem Zusammenhang der Zeitver- haltnisse, sowie die nothwendige Voraussetzung ihrer Verständlichkeit für die Leser des Evangeliums. · Aber qerade dieegroßartige Einfachheit und Klarheit des Prologsczeigh mit welcher wahrhaft apostolischen Ge- wißheit Iohannes den Einfluß der Zeitspeculationen erfahren hatte und H err daruber war, sie modificirend, berichtigend und nutzbar machend nach seinen Ideen. Der sachliche Inhalt (die Idee des Gottessohns und seine Menschwerdung) war bei Johannes, ehe»er dein- selben Jene eigenthuniliche Darstellung gab, langst die ganze Grundlage feines Glaubens und »der· höchste Gegenstand einer Erkenntniß gewesen, wie dies nicht minder bei Paulus-»und allen andern Aposteln der Fall war, obgleich siedie Logos-lehre der Form nach sich-nicht aneigneten; jener sgchlicheInhalt ist schleeht- hin auf Christumcwselbst zuruckzu Uhren, dessen«Eroff- nungen an seine Iunger, dessen unmittelbarer Eindruck auf diese und dessen weitere Offenbariiicgen und Lei- tungen durch den Geist der Wahrheit ihnen den Stoff geben, welcher sich später die verschiedenen Foriiiender arstellung dienstbar machte. (Meher.) Schon Iüdische undheidnische Weisheit hatte eine Ahnung von ·dem im Wesen Gottes gelegenen Urbild des eschöpflichen Menschenworts, worin des Menschen edanke »sich offenbart; die apostolische Verkündigung verschmahte das Gefaß Jener Weisheit nicht, aber sie schuttete es erst aus, daß nichts Unreines darinnen blieb, und er- füllte es dann mit dem, durch die neutestamentliche Erfüllungsgeschichte dargereichten Inhalt. (Besser.) Vorwort. -—— Das Wort, das im Anfang bei Gott und Gott war. 3 Da wir täglich Worte sprechen, so dünken sie uns ver- ächtlich, weil sie, schallend und verschallend, uns so gering sind; aber es ist auch im Menschen ein Wort, das in ihm bleibt, während der Schall aus dem Munde geht Wenn wir nänilich etwas aussprechen, was wir wi sen, so· muß nothwendig aus dem Wissen unsers Gedächtnisses ein Wort von der Art wie das Wissen selbst entstehen; denn ein Gedanke, der geformt ist nach dem, was wir erkennen, ist ein in unserm Herzen ge- sprochenes Wort —- kein griechisches oder lateinisches oder irgend einer Sprache angehöriges. Sollen dies Wort aber auch Andere verstehen, so nehmen wir ein Zeichen zu Hilfe, mit dem es bezeichnet wird; so ist das außen tönende Wort nur ein Zeichen des drinnen verbor enen, dem vielmehr der Name ,,Wort« zukommt. (Auguiztin.s Das Wort wird erst im Herzen geboren in unerfaßlicher und unkörperlicher Geburtsstätte, und bleibt unbekannt im Innern des Nienschenx dann wird es in zweiter körperlicher Geburtsweise mittelst der Lippen geboren und so ein allgemein kundbares, ohne daß sein Zusammenhang mit der Seele, die es ge- boten, aufgehoben wird — ein lehrreiches Abbild der beiden Geburten Gottes, des Logos. (Anastasius Sinaita — nach seinem Aufenthalte als Einsiedler auf dem Berge Sinai zum Patriarchen von Antiochien ge- wählt, -l— 599 n. Chr.) Wort heißt nicht allein, das der Mund redet, sondern vielmehr der Gedanke im Herzen, ohne welchen das äußeriche Wort ni tge- redet wird; wie nun ein Mensch ein Wort, Ge präch oder Gedanken mit sich selber hat, er redet o ne Un- terlaß mit sich selber, ist voller Gedanken un Rath- schläge, was er thun oder lassen wolle, also hat Gott auch von Ewigkeit in seiner Majestät und gött- lichem Wesen ein Wort, Rede, Gespräch oder Gedanken in seinem göttlichen Herzen mit ich selber, allen En- geln und Menschen unbekannt. as heißt sein Wort, das von Ewigkeit in seinem väterli en Herzen inwen- dig gsewesem dadurch Gott beschlo sen hat, Himmel und rde zu schaffen. Wort heißt aber der Sohn nicht allein, weil er durch des sich ansehenden und betrachtenden Vaters Gedanken gezeugt ist, sondern auch, weil durch ihn der Rathschluß von der gan en Ordnung der Schöpfung und- Wiederherstellung es menschlicheci Geschlechts ausgesprochen ist. (Luther.) St. Johannes begnügt sich, unserm Glauben die Ewig- keit des Sohnes Gottes darzulegen, seine Lebens- gemeinscl aft mit dem Vater und seine Gottheit, ohne uns diese Geheimnisse zu entwickelns unser Glaube muß sich auch damit begnügen. In· ezug auf» dies ewige, unaussprechliche und unbegrecsliche Geheimniß müssen wir mehr glauben als räsonniren, mehr an- beten als erklären, mehr denken als ergründen, mehr lieben als reden. (Quesnel.) - Die drei Glieder des Verses stehen in dem Ver- hältniß der Steigerung zu einander; erst das dritte spricht das Höchste aus, was überhaupt gesagt werden kann, die Gottheit des Wortes, auf welche mittelbar schon die beiden ersten Glieder hinführen, die ihnen als Voraussetzung zu Grunde liegt. (Hengstenberg.) Das ,,im Anfang« bezieht sich auf das allererste Werden der Dinge; wenn aber der Logos in diesem Anfang sgon war, so folgt, daß er von Ewigkeit war. L. Lange.) So etwas ist vor der Welt und aller reaturen Schöpfung, das muß Gott sein. (Luther.) »Bei Gott« war das Wort, nicht in ihm blos; es war Gottes Beimann, der Mann, der Gottes Nächster ist (Sach 13, 7). Also nicht eine in Gott ruhende Eigenschaft oder eine von ihm ausgehende Kraft, son- dern eine Person ist das Wort, ein selbstständiges Ich, durchtönt von dem Du der göttlichen Liebe und erfüllt von dem Inhalt des göttlichen Lebens (Kap. 17, 5. 24; 5, 26). Jn dem griech. Worte für unser deutsches ,,bei«, das eigentlich ,,zu Gott hin« besagen will, ist zugleich die Gegenliebe mit ausgedrückt, in welcher das Wort Gott ewiglich zugewandt ist — nicht sowohl wo, sondern wie, in welchem Stande das Wort war, nämlich in ewigem Liebesverkehr mit Gott, will Johannes sagen. So sind denn ihrer Zwei: Gott und das Wort; das persönlich von Gott unterschiedene Wort ist aber wohl ein Anderer, doch nicht etwas Anderes als Gott, und darum, daß niemand dem Wesen nach trenne das Wort von Gott, den Sohn vom Vater, kömmt er wieder herum, schleußt den Ring zu und spricht: »und Gott war das Wort« Fragst du: wann war das Wort? so antwortet Johannes: -es war im Anfang; fragst du: wo war das Wort? so antwortet er: es war bei Gott; fragst du: was war das Wort? so antwortet er: es war Gott— leicher Gott von Macht und Ehren. Nun faßt der postel den ersten und dritten Satz dieses Verses mit dem zweiten zusammen und fährt fort: 2. Dasselbige ldieses Wort, welches selbst Gott war] war im Anfang bei Gott. Es war nicht etwa im Anfang in Gott verschlosseiy um eine selbstständige Person da zu werden, als durch dasselbige die Welt wurde, sondern als Gott von Gott war es im Anfang bei Gott. (Besser.) Der Vater könnte nicht persönlich sein, wenn nicht der Sohn wäre· (Origines.) Daß der. Logos »Gott bei Gott« gewesen, ist aber erst dann nach allen Seiten hin aus- gesagt, wenn auch hervorgehoben ist, daß alle von Gott ausgehende Thätigkeit von Anfang an durch ihn hindurchgegangen ist; das wird denn im folgenden Verse bezeugt. (Luthardt.) 3. Alle Dinge [die im Himmel und auf Erden sind] sind durch dasselbige [das , als diese Dinge ihren Anfang nahmen, ja schon- da und vermöge seines bei-Gott-Seins auch im Stande war, Gottes Gedanken zu verstehen und auszuführen] gemacht, und ohne dasselbige [d. i. anders als durch dasselbige] tst nichts gemacht, was gemacht Ist [Ps. 33, S; Col. 1, 16 f.»;»Hebr. 1, 2]. Bisher ist das Wort beschrieben innerhalb dem Schooße des Vaters; nun wird es beschrieben, wie es sich geoffenbaret in der Schöpfung (Berleb. Bib.) Das ,,durch« ist nicht so zu verstehen, als sei der Logos, das Wort, nur der äußerliche Werkmeister ge- wesen; Paulus drückt es aus: »in ihm ist alles ge- schaffen«, und fügt dann hinzu: ,,durch ihn und zu ihm« (Col. I, 16 im Grundtext) — Worte, die sonst ebenso von dem Vater stehen (Röm. 11, 36). Das, ,,durch« ist also von einer inneren Vermittelung zu verstehen; wäre aber der Sohn als ein Werkzeug dazu gemacht worden, damit Gott durch ihn die Welt machte, so wäre er eringer, nicht blos als Gott, son- dern auch als die elf, denn die Axt ist geringer als das Haus, das wir damit bereiten. (v. Gerlach.) Jedes Wesen muß, um zum Sein zu gelangen, durch die Hand, durch den Gedanken, durch den Willen des Wortes hindurchgehenx das Wort aber schasft alles in dem Vater und bezieht alles auf den Vater. (Godet.) Bleibt Christus nicht wahrer natürlicher Gott, vom Vater in Ewigkeit geboren, und Schöpfer aller Crea- turen, so sind wir verloren; denn was wäre mir mit des HErrn Christi Leiden und Sterben geholfen, wenn er nur ein Mensch wäre wie ich und du. So hätte er den Teufel, Tod und die Sünde nicht überwinden Pl· 4 Evangelium Johannis 1, 4—6. können, er wäre ihnen viel zu schwach gewesen. Darum müssen wir einen solchen Heiland haben, der wahrer Gott und ein Herr über Sünde, Tod, Teufel und Hölle sei: wenn Er, als der Sohn Gottes, sein Blut für uns vergeußt, auf daß er uns erlöse und von Sünden reinige, und wir es glauben und dem Teufel vor die Nase halten, wenn er uns der Sünden halben schrecket und plagt, so ist der Teufel bald geschlagen, der muß weichen und uns zufrieden lassen. Denn die Angel, das ist die Gottheit Christi, so unter dem Regen- warm, unter seinerMenschheit (die der Teufel in sei- nem Rachen verschlang, da Christus starb und begraben ward), verborgen war, zerriß ihm den Bauch, daß er ihn nicht halten konnte, sondern wieder herausgeben mußte, und er den Tod daran fraß; welches unser höchster Trost ist, denn sowenig er Christum hat im Tode halten können, so wenig kann er auch, die an Christum glauben, darinnen behalten. (Luther.) Wie könnten wir das Heil erlangen, wenn es nicht Gott war, der das Heil gewirkt hat? oder wie kann der Mensch zur Gemeinschaft mit Gott kommen, wenn nicht Gott zu dem Nienschen kam? wie war es 1nög- lich, daß Christus den Starken, der den Menschen in feiner Botmäßigkeit hielt, besiegt, den von jenem Ge- knechteten aber in die Freiheit entlassen hat, wenn er nicht ein Höherer war als der geknechtete Mensch? (Jrenäns.) -4. Jn ihm sals demjenigen, dem der Vater gegeben das Leben zu haben in ihm selbst Kap. Z, W] war das Leben salles Creatürlichen be- schlossen, so daß, was es an Leben in der2 Schöpfung giebt, sei es Natur- oder Geistesleben, ein Ausfluß seines Lebens ist], nnd [er, der nun folgerichtig selber] das Leben lheißt Kap. 11, 25z 14, S] war sin jener schönen Morgen- zeit der Schöpfung, ehe durch die Sünde die Finstermß heremgebrochen] das Licht der Menschen [sie erleuchtend zu göttlicher Erkenntniß, wie solche namentlich in 1. Mos· 2, 20 u. 23 ff. offen zu Tage tritt]. ,,Jn ihm war Leben« (im Grundtext steht das Wort ohne den Artikel ,,das«) —- Leben nicht für den Logos selbst, denn die Beschreibung seines Wesens ist mit V. 1 u. 2 beendigt, sondern Leben für das von ihm geschaffene Weltall V. Z: nachdem die Welt durch die Macht des Worts vom Nichts in’s Dasein getreten war, schöpfte sie in ihm oder in der Verbindung mit ihm auch die zu ihrer Erhaltung und zu ihrem Fort- bestehen nothwendiger: Kräfte; zuerst war der Logos die WurHel des Baumes, dann aber auch der Saft. Jn der erbindung mit dem schöpserischen Wort, will Johannes sagen, war Leben, volles Leben, vollkommene Entwickelung des Seins für jedes Wesen nach seinem Maß und für das ganze All· (Godet.) Jm Munde Johannis schließt der edle (54 Mal im Evangelio vor- kommende) Name Leben beständig einen göttlichen Lebensinhalt ein. Jn unsrer Sprache reden wir wohl, wie auch die Schrist sonst hin und wieder thut, von einem Leben ohne Gott, einem sündlichen, weltlichen, irdischen, vergänglichen, unseligen Leben; Johannes dagegen hat den Namen ,,Leben« ausschließlich dem bewilligt, was wesentlich Leben ist (1. Tim. S, 19), d. h. was aus der göttlichen Lebensfülle seinen Ur- sprung und in der Gemeinschaft mit Gott seinen Be- stand hat. Als Gott ansahe alles, was er gemacht hatte, und siehe da, es war sehr gut (1. Mos. J, 31), da sahe er lauter Leben aus seinem Leben, und sein Wohlgefallen ruhete auf aller Creatur; unvergängliches Leben und unverwelkliches Bliihen ergoß sich ohne lElngerlaßdaus des Fuelle ages Lebetfskz Settifemd die sr e, un was ie egt, ni t mehr e r gut, on ern durch die Sünde verderbt und von Gott losgerissen ist, Pakdder Tråd Fjettvalt gåkrileYtGligms 8, Zgjx aber Eziäh eiemun eueno e, a mienim e girfer Zalkinsfechknden TTelt segenf hat,d ig äOem, esen ie e tär er als er o it un e en e ens- Zwei? die7GesgaltEder Erde vernguerh If. 1((L);t,ss30; potg.1,1· ol.1 17« Her. 1,.. eer.) Johannes spitzst die Kegel Iind macht eine Ecke, daß er herein w1ll kommen auf die Schnur des mensch- lichen Geschlechts; da wendet er sich nun gar hin und spricht: »und das Leben war das Licht der Menschen« (Luther.) » Die Darstellung geht vom Allgemeinen auf das Verhaltmß des Logos zur Menschheit uber; sur diese war er als der allgemeine Lebensquell der durch ihn LgewordenfendWelt, wflcher als sokfher afn wekngsten in ezug au ie Men chen unwir am ein onnte, sondern sich an ihnen nach ihrer vernünftig-sittlichen Yatur wirksam erweisen mußteg sinsbesondere das icht, na dem nothwendigen uammenhange von Leben und icht, im Gegensatz, von Tod und Finsternis; (Kap. 8», 12»; Pf. Bis, 10;»Ep»hes. 5, 14; Hut. I, 78»f.). åOads istd die råingfgottlichedslsahrheih tkheorygxxskclh n e i eren m ang un neignun en - schen Zum«Erleuchteten, zum Kinde des Lizchts macht, Peren b ichgemp arfg ugiddsliicgytarfitsnahånebiigss Bewsridßtg ein a er en u an er in erni e ing . a Leben war der Menschen Licht, weil es in seiner - Wirksamkeit auf sie die nothwendige Potenz ihrer Er- leuchtung war. (Meyer.) Offenbar beziehen sich die Worte dieses Verses auf diejenige Periode, welche un- mittelbar auf den im vorhergenden Verse erwähnten Schöpfungsakt folgte: es war die erste Blüthezeih während welcher der Logos noch keinem Widerstand in dem Weltall begegnete und dasselbe befruchten konnte, indem er ihm, je nach der Fassungskraft der dasselbe bildenden Wesen, den Reichthum seines Lebens mit- theilte —— ein herrlicher Anfang einer schnell unter- brochenen Entwickelung, welcher aber doch den recht- mäßigen Stand, das eigentliche Wesensverhiiltniß offen- bart. Dieser Normalzustand fand seinen höchsten Aus- druck in dem Wesen, swelches das Meisterwerk der Schöpfung war, in dem Menschen: in diesem bevor- zugten Geschöpß das nach dem Bilde des Wortes selbst gemacht war, entwickelte sich das Leben als Licht; der tiefe Ausdruck bezeichnet in der Sprache des Apostels die klare Anschauung des höchsten Guts oder das seiner selbst bewußte sittlich Gute, also dasselbe, was bei Johannes das Wort ,,Wahrheit« ohne Bild aus- drückt. Jn diesem Sinn ist auf Erden nur der Mensch em- pfänglich für das Licht, als das einzige Wesen, welches mit dem inneren Sinne, um es zu fassen, begabt ist; dieser innere Sinn ist das ursprünglich Eine, jetzt ge- theilte Organ, welches wir Gewissen und Vernunft nennen. (Godet.) 5. Und das Licht [zu dem das Wort als Inbegriff des Lebens nach dem vorhin Gesagten den Menschen ward] scheinet [von da an, wo diese sich durch den Sündenfall 1. Mos. 3 von ihm losgerissen, ohne Unterlaß] in der Finsterniß sder die Menschen nun anheimgefallen waren, um das Grauen derselben durch einige lichte Punkte zu mildern und ihre völlige Herrschast abzuwenden, Das Wort, durch welches alle Dinge geschaffen, als das Leben und das Licht der Menschen. 5 vielmehr eine Zukunft vorzubereiten, wo es wieder hell werden sollte], und die Finsteruiß [d. i. die von der Finsternis; umfangenen und beherrschten Menschen] haben es nichtbegriffen sdaß sie das, was von lichten Punkten ihnen gelassen war oder von neuem Licht ihnen gegeben ward, treu be- nutzt hätten und dadurch selber licht geworden wären, sondern hielten die Wahrheit in Unge- rechtigkigkeit auf Röm. l, 18]. Wie der Apostel in V. 1-—3 die Bekanntschaft mit dem 1. Kap. des l. Buchs Mosis bei seinen Lesern voraussetzt und bei V. 4 die Bekanntschast mit dem L. Kap., so hier die mit dem Z. Kap.: die organische Verbindung zwischen dem Logos und der Menschheit ist durch den Sündenfall abgerissen, der Zustand, der das »in ihm« bezeichnet, ist nicht mehr, der Quell des Lebens und damit des normalen Lichts istder Mensch- heit versiegt, wie der Rebe der Saft, sobald sie vom Weinstock abgetrennt ist; so tritt in V. 5 die Finsternis; auf, deren Erwähnung schon durch das ,,war« in V. 4 angekündigt worden. Diese »Finsterniß« bezeichnet die Menschheit als eine solche, die des Lichts, das aus dem Leben floß, und des Lebens, das von dem Logos ausging, beraubt ist; sie « bezeichnet jedoch nicht blos den Mangel des Lichts, sondern schließt zugleich die Jdee des Gegensatzes gegen das Licht in sich, denn eine verkehrte Entwickelung ist mehr als eine unvoll- ständige —- so gewiß das innere Leben das- innere Licht erzeugt, so gewiß hat die Verderbniß des Herzens die Verfinsterung des inneren Sinnes zur Folge, statt der wachsenden Erkenntnis des Guten und Gottes tauchen eitle, von den Leidenschaften ausgeborene, von einer ihrer normalen Nahrung beraubten Phantasie begierig ergriffene Wahnbilder auf (Röm. 1, 21 f.). Der Logos übt da einen ersten Akt des Erbarmens an der gefallenen, verfinsterten Menschheit; er erhält im Herzen der Menschen die Begriffe von gut, gerecht, heilig, aber es ist nicht mehr eine Vorliebe, ein Ver- langen, eine Macht, sondern ein Gesetz, das Gewissen (Röm. 2, 14 s.) Es ist zwar eine innere Offenbarung, weil sie im Herzen vorgeht, aber doch eine äußerliche, weil sie dem verderbten Willen des Menschen fremd, ja entgegengesetzt ist; die Erkenntniß des Guten, so- weit sie noch vorhanden, ist nicht mehr der Ausdruck, das Ausstrahlen des inneren Lebens, sondern der Logos drängt sich als Lichtwirkung unmittelbar dem Menschen auf, offenbart ihm das Gute und verdammt in ihm das Böse. (Godet.) Alles, was die göttliche Liebeje und je zur Erlösung der gefallenen Menschheit veran- staltet hat, von der ersten Verheißung des siegreichen Weibessaamens, des Schlangentreters, bis zur Er- füllung dieser Verheißung, es ist insgesammt ein Scheinen des Lichtes in der Finfterniß. Wie stark schien das Licht hinein in die Finsterniß, als ein Noah, ein Abra am, ein Moses, ja endlich als das Bundes- volk im anzen Leuchter dieses Lichtes waren! Die ganze Haushaltung des alten Bandes ist durchleuchtet vom Lichte des Sündern sich erbietenden Heils; die Verheißung das Gesetz, der Gottesdienft mit seinen Vorbildern, es ist alles eine Ausstrahlung des mit der Finsternis; ringenden Lichts Christus ist der Licht- inhalt des ganzen alten Testaments (Kap. 5, 39); und, selbst diejenigen Völker, welche vor dem Lichte münd- licher Offenbarung in ihren eigenen Wegen geflohen waren (Apostg. 14, 16), hat das Licht der Menschen dennoch nimmer gänzlich unbes ienen gelassen in ihrer Finsternifz etliche Lichtfunken prüheteu auch in die finstern Heidenherzen hinein, denn die Schöpfung pre- digtevihnenvhne Wort den lebendigen Gott, und ihr Gewissen fein Gesetz, und zahllose Opfer der Heiden bekunden die Gewissensgedankem die sich unter ein- ander verklagen und entschuldigen (Besser.) Das Suchen Gottes ist der lebendige Pulsfchlag in der ge- sammten religiösen Entwickelung des Alterthums; es mtßlingt ihm jeder Versuch, aber die sittlichen Justi- tutionen (Familie und Staat), unterstützt von dem steten Zeugniß des Gewissens, erhielten das Weltwesen bis zu der Zeit, wo der Yienschengeish im eigenen Suchen des lebendigen Gottes befriedigungslos er- schöpft, das als Gnadengeschenk von Oben erhielt, was er nie sich selbst zu geben vermögend war. (Nägels- bachs Der tragische Zug, welcher durch die ganze Schrift des Johannes hindurchgeht, ist bereits in den letzten Worten dieses Abschnitts zu finden und zu fühlen: »die Finsternis; haben’s nicht begriffen«. (Lut- fhardtJ Unter den åljtillionen menschlicher Wesen, welche eit dem Fall nach und nach in die Welt eingetreten sind, war kein einziges, welches das strahlende Licht des Logos aufgenommen und den lebendigen Gottver- mittelst dieser Offenbarung efunden hätte. Allerdings hatte dieses Nichtfassen ver chiedene Stufen, einem So- crates oder Plato kann diese Verblendung nicht in gleichem Grade vorgeworfen werden, wie der Masse der abgöttischen Menschheit; aber nirgends in der gefallenen Welt fand sich ein Einziger, der der Erleuchtung des Logos vollkommen sich hingegeben hätte — die einen haben sich in den Abgriinden des Götzendienstes ver- loren, die andern auf die Höhen der Speeulation ver- irrt, den lebendigen Gott hat niemand erkannt. Die Herrschaft des Heidenthums in der ganzen Menschen- welt außer dem Gebiet der geschichtlichen Offenbarung Påzezigs die Wahrheit der Behauptung des Apostels. o et. II. so. 6—13. Hatte der Evangelist, als er vorhin vom Scheinen deg Lichtes in der Finsternis redete, zunächst nur erst die allgemeinen Einwirkungen des Worts auf die vorkhristliche Menschheit, wie ne aurh der Heiden« well zu Theil wurden, im Auge, so geht er jetzt auf die besonderen Offenbarungen in Israel über, bommt aber da sofort auf denjenigen Mann zu sprechen, der die anglaiifetsde Spitze, der znsammenfassende Inbegriff aller dieser Qfsenbarungeu und zugleich der Zeuge von dem nun persönlich erschienenen Lichte der Welt nnd der dasselbe bei dem vorerwiihlten Iooltie einführeude Gotteggesandte ist, auf Johannes den Täufer; anrh hier muß er klagen, daß der, welcher unter diesem Volke sith eine Wohnstätte bereitet und sie zu den Seinen gemacht hatte, bei ihnen keine Aufnahme fand. dlur ihrer etliche, die sikh von dem großen Haufen schieden, ließen sich durch den Glauben an seinen Namen zu Gottes tlitnderu machen und legten damit den Grund zu einem nentestamentl. Gotte-volle, wie eg jetzt bereits unabhängig von der nationalen Abstammung tu der Welt besteht. 6. Es wars· [zu der Zeit, wo das Licht nun am allerhellsten in der Finsterniß scheinen, ja in eigener Person sich offenbaren wollte] ein Mensch, von Gott gesandt fund als göttlichen Propheten sich in seinem ganzen Wesen deutlich zu erkennen gebend], der hieß [was ebenfalls nicht ohne Be- deutung an ihm war] Johannes sdenn solcher Name gab zu erkennen, daß jetzt die in Pf. 102, 14 längst schon erflehete Zeit vorhanden sei, da der HErr seinem Volke gnädig fein würde 2.Kön. 23, 30 Anm.]. 6 Evangelium Johannis 1, 7—-10. "«) So schreibt Luther in der Postillez es entspricht diese Lesart besser dem Grundtext, als die der Bibelausgabex ward. Will man letztere beibehalten, so muß man] wenigstens so er- klären: Es ward (trat in die Erscheinung ein oder vor das Volk hervor, als die nentestatnentliche Geschichte sich nun in Bewegung setzte) ein Mensch von Gott gesandt 2c., darf aber nicht etwa so verbinden: »Es ward ein Mensch von Gott gesandt &c. 2c.«, da dies den Gesetzen der deutschen Sprache gemäß nicht denjenigen Sinn ergiebt, der in der griechischen Grundsprache vorliegt, wo gesagt werden soll, daß ein Mensch aufstand oder hervortrat, dessen ganzes Leben in seine Sendung ausging, eine Sendung, die das Zeugniß vom erschienenen Lichte zu ihrem Endzweck hatte. 7. Derselbige kam sseiner Sendung gemäß zu keinem andern Zweck, als] zum Zeugniß, daß er snämlich durch Verkündigung dessen, was ihm durch göttliche Offenbarung kund geworden über den, der nach ihm kommen sollte] von dem Licht zeugen, auf daß sie alle sfiir die er zum Pro- pheten bestimmt war] durch ihn glaubeten san das Licht Kap. 12, 35 f., indem er nicht nur ihre Herzen ans die Erscheinung desselben borbereitete, sondern auch, da es nun erschienen war, es ihnen zeigete und sie zu ihm hinwiese V. 29 ff. Bis; Z, 31 ff.]. 8. Er sfür seine eigene Person] war nicht swofür Viele anfangs ihn halten wollten V. 19, was er aber immer entschieden von sich abwies V. 20; Z, 28] das Licht, sondern snur vor dem- selben hergesandt] daß er zengeie von dem Licht sfiir den vorhin angegebenen Zweck] 9. Das snämlich das Licht, von dem er zeu- getes war das wahrhaftige Licht, welches alleMenschen erleuchtet, die in diese Welt kommen srichtigerx Es war ja das wahrhaftige Licht, welch.es alle Menschen erleuchtet, im Kommen in die Welt begriffen — darum eben mußte ein solcher Zeuge, der auf dasselbe hinwiese, voraus- gehen]. Die Einführung des Täufers an dieser Stelle ist eine Repräsentation des ganzen prophetischen Zeug- nisses von Christo von concentrirter, persönlicher Ge- stalt; der Täufer war die letzte Reeapitulation aller prophetischen Stimmen von dem Christus. Das alte Testament hatte zwei Seiten, eine verborgene und eine offenbare: die verborgene Seite war das Werden des genealogischen Lebens Christi selbst, sein christo- logischer Advent (Osfenb.12, 2), die offenbare war das prophetischeZeugniß von diesem Advent; wie aber die Verbal-Prophetie (die Weissagung im Wort) der Real-Prophetie (der Weissagung im Werk) ihrer Natur nach vorauseilte, so ging auch die Erfüllung der Verhal- Prophetie in Johannes der Erfüllung der Real-Pro- phetie in Christus voraus. Darum steht hier Johannes an der rechten Stelle; er ist der vorausleuchtende Glanz des wesentlichen Lichtes, der große Zeuge von Christi Advent, der Vorläuser. (P. Lange.) Wie man meistens an einem vom Lichte beschienenen Körper sehen kann, daß die Sonne ausgegangen ist, die man noch nicht sehen kann; wie man auch mit kranken Augen wenigstens einen von der Sonne angeschienenen Berg oder Baum oder dergleichen anzusehen im Stande ist, daß man daran den Aufgang der Sonne erkenne, die man noch nicht ansehen kann: so leuchtete denen, die Christum noch nicht ansehen konnten, Johannes, und durch ihn, welcher bekannte, er sei selbst nur ange- schienen, wurde der Scheinende und Leuchtende selbst erkannt. (Augustin.) Die Beziehung des »von Gott gesandt« auf Mal 3, I: ,,fiehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten soll« und auf Mal. ·4, 5: ,,fiehe, ich will euch senden den Pro- pheten El1a« kann keinem Zweifel unterworfen sein; auf dieselben Stellen weist der Täufer hin in Kap 3,28 und der HErr in Matth 11, 10. Es gehört zu der schriftftellerischen Weise des Johannes, selten ausdrück- liche Citate aus dem alten Testament zu geben und die Beziehungen auf dasselbe in versteckter, leise an- deutender Weise anzubringen, wie dieselbe Erscheinung sich bei denPropheten des alten Bundes im Ver- hältniß zu den Büchern Mosis findet; der Grund liegt darin, daß häufige Citate sich zu dem höheren Styl nicht passen würden, in dem das Evangelium ge- schrieben ist. »Ein Mensch« ist in diesem Zusammen- hange, wo alles darauf gerichtet ist, Christum im Ver- hältniß zu Jo annes zu erhöhen, gewiß nicht s. v. a. ein gewisser ensch oder jemand, sondern das Wort Mensch hat einen bestimmten Nachdrucb in der Grundstelle Mal· Z, I werden sich der Engel des Bundes und der Engel der Sendung, der göttliche und der menschliche Bote, so scharf als möglich ent- geåengesetzt ·Der Name des Johannes, den der H rr selbst ihm beigelegt (Luk. l, 18 u. 63), be- deutet: »der HErr ist gnädig«, und war also treff- lich «eeignet für den Boten, welcher den·Anbruch der Zeit verkündigen sollte, von der der Psalmist (Ps. 102, 14; vgl. 4. M. 6, 25 und Pf. 123, 3) ge- weissagt hatte: »du wollest dich aufmachen und über Zion erbarmen, denn es ist Zeit, daß du ihr gnädig seiest, und die Stunde ist gekommen» (Hengstenberg.) Johannes mußte (durfte) nicht mit einem zufiilligen Namen wie andere Leute genannt werden, sondern mit einem Namen, der das, was er lautet, auch mit sich brächte, wie alle Namen, die Gott machet und giebt· (Lnther.) Zu zeugen war Johannis Amt (V. 15 u. 19), und zwar zu zeugen von dem Lichte, welches er selbst als das wahrhaftige Licht erkannt und erfahren hatte (V. 31); denn nur Erfahrenes wird be eugt —- Johannes konnte darauf schwören, daß dieser Jesus Gottes Sohn sei. Wohl ist aller Propheten Rede ein Zeugniß erfahrener Wahrheit, denn der Geist Christi war in ihnen und sie sahen ihn im Geist (Kap. 8, 56; 12, 4l; . Petri 1, ; aber darin ist Johannis Zeugniß einzig in seiner Art (Matth. 11, 1l ff.), daß es auf den gegenwärtigen Christus (V. 26) als auf Den mit dem Finger hinweist, in welchem alle Verheißungen der Propheten Ja und Amen sind. Zeugend von dem Lichte nun war Jo- hannes selber ein Licht, eine brennende und scheinende Leuchte, wie der HErr ihn nennt (Kap. 5, 35); aber das Licht war er nicht, und seine Größe besteht eben darin, daß er wußte, was er nicht war. (Besser.) Nicht ein Mensch kann uns erleuchten, und wäre es auch ein St. Johannes; das Wort Gottes, die ewige Wahrheit, ist allein unser Licht. (Quesnel.) In Jo- hannes, dem größten der Menschen, dem größten unter den Propheten des alten Bundes (Matth. 11, 117 Luk. 7, 27), wird das ganze Menschengeschlecht Christo zu Füßen gelegt: von ihm zu Åkeugem das ist die höchste Würde, zu der es ein ensch bringen kann, das höchste Ziel, dem ein Mensch nachtrachten darf und soll. (Hengstenberg.) Der Jdee des Zeugnisses legt der Evangelist eine so große Wichtigkeit bei, daß er sie in doppelter Form ausdrücktrzuerst (»zum Die Wirkungen des Worts in Jsrael bis auf Johannes deu Täufer. 7 Zeugniß«) für sich ohne Gegenstand, um sie in ihrer absoluten Bedeutung hinzustellen; dann (,,daß er von dem Licht zeuget«) ergänzt durch das Objekt. Beide Ausdrücke hängen auf gleiche Weise von »derselbe kam« ab; der erste hebt bei demTäufer den Zeugenberuf im Gegensatz gegen die höher stehende Person hervor, welche auf ihn folgen sollte, der zweite vervollständigt diese Bezeichnung, indem er den Gegenstand dieses Zeugnisfes angiebt. Der Begriff ,,Zeugniß« ist mit dem ganz entfprechenden Begriff ,,glauben« einer der Grundbegriffe unsers Evangeliums: das Zeugnis; wird nur um des Glaubens willen abgelegt, und der Glaube ist nur durch das Zeugniß möglich, denn er ist die Auf- nahme des Zeugnisses Das Zeu niß steht da wie eine Säule mit göttlicher Gewi heit, der Glaube schlingt sich an ihm hinauf wie eine fchwache Pflanze an ihrer Stütze; Glaube nennt der Apostel die Hin- gebung an bestimmte, geschichtlicbe göttliche Offen- barungen. Aber braucht denn das Licht bezeugt, kund gethan zu werden? macht es sich nicht von selbst fühlbar? Allerdings, wenn es in feiner eigenen Ge- stalt erfchiene, würde es in Aller Augen hineinleuchten und sogleich erkannt werden; allein es Verdeckt sich unter einer Hülle, hinter welcher der Zuschauer etwas zu suchen hat —— unter dieser Hülle des Fleisches das Licht zu erkennen ift die Sache des Glaubens, und in dem Zustand der Blindheit, in welchem der Menfch sich befindet, ist dieser Glaube nur möglich durch das Zeugniß (Godet.) Bis zum J.1527 hatte Luther den 9. Vers übersetzt: »Das war ein wahrhaftig Licht, welches alle Menschen erleuchtet durch seine Zu- kunft in diese Welt«, und diese Beziehung des Kommeus auf das Licht ist auch unzweifelhaft die richtige, da die Redensart ,,kommen in die Welt« zwar im rabbinifchen Sprachgebrauch, aber nie im neuen Testament von gewöhulichen Menschen vorkommt, welche durch die Geburt in das irdische Dasein eintreten, während sie gerade bei unserm Evangelisten wie aus- gefondert und geheiligt erscheint für den Eintritt des Sohnes Gottes in die Menschenwelt (Kap. 3, 19. 31; 6, 14; 11, 27; 12, 46; 16, 287 18, 37); mit seiner jetzigen Ueberfetzung hat sich Luther an die Vulgata angeschlossen, wie er das früher schon in der Postille ethan. Der Ausdruck: »das wahrhaftige Licht« steht nicht entgegen dem falfch en Licht, denn der Täufer war kein solches; sondern dem relativen oder abgeleiteten, und bezeichnet den Sohn Gottes als das Urlicht (Jak. I, 17). ,,Es war auch deshalb dies das wahrhaftige, allein mitvollem, ganzem Rechte so zu« nennende Licht, weil es nicht blos ein einzelnes Volk und einzelnes Geschlecht in demselben erleuchten sollte, sondern jeden Menschen. (v. Gerlach.) Der Begriff Welt bezeichnet 1) im allgemeinsten Sinne die Gesammtheit der erschaffenen Dinge, das Schöpfungs- all nach seinen Hauptgebietem Himmel und Erde, ohne daß dabei auf eine Störung durch die Sünde Riickficht genommen ist (Ps. 90, 2; Apostg 17, 24); sodann « ) das uns Menschen angewiesene Wohngebäude, die Erde und ihre Bewohner (Matth. 13, Es; Joh. 6,14). Z) Jm engeren Sinne bedeutet ,,Welt« in sehr vielen Stellen die von Gott abgefallene Creatur, die im Argen» liegende verlorene Sünderwelt, welche in ihrer Finsterniß Gott und Christum haßt (Joh. Z, 16; Röm.5, G« D· Cor.5, 19; 1.Jvh. 2, 2); 4) im engsten Sinne ist damit ein scharfer durchgreifender Gegenfatz ge en die Kinder Gottes ausgedrückt, wie er nament- li bei Johannes hervortritt. So befaßt der Aus- druck alle die Men chen, welche Gott und Jesum nicht lieben, mit Wissen und Willen in der Sünde beharren und die göttlichen Gnadenzüge zurückstoßem die Welt in diesem Sinne liegt im Argen, im Teufel, wie die Erde in ihrer Dunstkugel (1. Joh. 5, 19), sie kennt daher Gott nicht und ebensowenig die Kinder Gottes (1. Joh. 3, 1; Joh· 17, 25), welche sie vielmehr haßt und verfolgt (Joh. 15, 18 f·). Sie ist wider Gott, und Gott wider sie (Joh. 4, 4): sie ist im Kriegszu- stande gegen ihn, der mit ihrem Untergang endigen muß (1. Joh 2, 17; 1. Cor. 7, 37). Was Johannes fchlechthin Welt heißt, nennt Paulus diese Welt, diesen gegenwärtigen Aeon (Röm. 12, 2; Z. Tim. 4, m; 2. Cor. 4-, 4; Ephes 2, 2; 6, 12), einen bösen Aeon (Gal. I, 4): beide meinen nicht die Geschöpfwelh wie sie «aus der Hand Gottes hervorgegangen, sondern wie sie vom Teufel verderbtist, nicht nur die Menschen, welche Gott und Jesum nicht lieben, nicht fürchten, ihm nicht vertrauen und sich in der Finsternißliebe gegen das Licht verschanzen, sondern im Besonderen auch die Kainsmenschem welche im bewußten Wider- streben gegen Gott stehen, bei welchen der in Allen liegende böse Samen der Sünde sich zu dem argen Getvächs der positiven Feindschaft gegen Gott und Christum ausgebildet hat (Joh. 8, 44 f.); unter ihnen giebt es dann folche, welche man als ,,Erftgeborene des Satans« bezeichnen könnte. (Fronmüller). Es liegt bei Johannes stets ein Schmerzenssinn in diesem, 68 Mal im Evangelium vorkommenden Namen ,,Welt«. Die Finsternis; hatdas lichte Werk des Schöpfers ver- derbt und es zur Welt gemacht; die Menschen, die aus dem Licht des Lebens in die Finsterniß des Todes sich verloren haben, sie sind Welt geworden. Jedoch scheidetJohannes nochzwifchen Welt und Welt: die ganze Welt ist eine verlorene, doch hat Gott in Christo sich ihrer erbarmt und will sie heraus-lieben aus dem Verderben; die Welt aber, welche folche Liebe ver- achtet und Christo gegenüber Welt bleibt unter ihrem Fürsten, dem Teufel, ist eine verworfene. (Befser.) 10. Es [Derjenige, der soeben als das wahr- haftige Licht bezeichnet«wurde] war snoch bevor er in die Welt kam, auf die in V. 5 angedeutete Weise schon wirksam] in der Welt, und die Welt ift snach dem in V. 3 Gesagten] durch dasselbige snämlich durch das Wort, das im Anfang bei Gott und von Anfang an auch« das Licht der Menschen war V. 4] gemachh Und die Welt strotz jener ihrer Verwandtschaft mit dem Licht und trotz dieses Anrechtes des Wortes auf sie] kannte es [richtiger: ihn, als er »in sie herein kam] nicht [fondern schloß sich gegen ihn ab]. Offenbar erinnern die Worte: ,,es war in der Welt« an die allgemeine erleuchtende Thätigkeit des Logos, und zwar in der Absicht, eben dadurch in dem dritten Sah: »die Welt kannte es nicht« die Blindheit der Welt, welche dieses Licht nickt erkannt hat, umso stärker hervortreten zu lassen. icht allein war aber das Wort in der Welt als das Licht, dasin der Finster- niß scheinet, sondern die Welt hatte auch eine gewisse Wesensgleichheit mit ihm, wie das Werk mit dem Meister, der es erdacht und ausgeführt hat, denn »die Welt ist durch dasselbige gemacht«; und doch, obgleich aus der Hand des Logos hervorgegangen und von ihm erleuchtet, hat die Welt Ihn (das Maseulinum tritt hier an die Stelle des bisherigen Neutrums wegen der herannahenden persönlichen Erscheinung des Logos, welche den Gegenstand des folgenden Verses ausmacht) nicht erkannt. Dieser letztere Ausdruck, entsprechend dem ,,haben’s nicht begriffen« in V. 5, bezeichnet »das wollte. 8 Evangelium Iohannis 1, 1l——14. die allgemeine Verblendung, deren die gefallene Welt sich schuldig gemacht hat, indem sie die Idee des höchsten Gutes, des lebendigen Gottes nicht erfaßte, welche ihr göttlicher Schöpfer und Erziehey der Logos, ihr ein- zuprägen unablässig bemüht war. (Godet.) 11. Er sder Sohn Gottes, der als das Licht der Menschen sich noch ein besonderes Volk als Wohn- und Wirkungsstätte für seine beabsichtigte Zukunft zugerichtet hatte in Israel] kam sdenn auch, als die Zeit seiner Menschwerdung nun da war Gal. 4, 4·, nicht zu irgend welchem belie- bigen andern Volk, sondern] in fein Eigenthum [indem er von ihm Fleisch annahm und bei und unter ihm wohnete und seine Herrlichkeit offen- barte], Und die Seinen [die, was ihr besonderes Verhältnis; zu ihm betrifft, seine Blutsfreunde und Hausgenossen waren] nahmen ihn [gleichwohl] nicht auf [sondern wiesen ihm die Thür und ruheten nicht, bis sie ihn hinausgeführt hatten vor das Lager Matth. 2l, 39; Hebr. 13, 13]. Aus der Welt, dem Werke seiner Hände, hatte der HErr Ein Volk längst aus esondert zum Pflegling seiner göttlichen Liebe, um ertrauten seines Herzens, um Inhaber seiner ffenbarungem es war das olk, welches sich der Herr der ganzen Erde zum Eigenthümer-wählte vor allen Völkern, damit es als ein priesterliches Volk das allen Völkern bestimmte Heil unter seines Gottes königlicher Hut Pflege, be- wahre und vermittele (2. Mos 19, 5 f.; 5. M. 7, S; 26, IS; Sir. 24, 7 ff.); das Volk, welchem unter seinen übrigen Heilsgütern auch gehörte die Herrlich- keit (Röm. 9, 5), nämlich das herrliche Wohnen des ewigen Worts, des Bundesen els, inmitten des Volks sich offenbarend in der Wol en- und Feuersäule, in der Stiftshütte und im Tempel (2. Mos. 40, 34; Z. M. 16, 2; 1. Kön. 8, 10). Der HErr sein Gott ist bei ihm und das Trommeten des Königs unter ihm: so schaute Bileam Jsraels Herrlichkeit (4. M. 23, 21); ein Christus-Volk zu sein, während die Heiden ohne Christus waren (Ephes. L, 12), das war dieses Volkes Herrlichkeit. Diese Herrlichkeit, Jsraels Wonne von Alters her und seine Segnsucht seit den Tagen der Gefangenschaft lHagg. ·2, ; Mal. Z, 1), sie erschien nun voller Gnade und wohnte leibhaftig in dem heil. Tempel der Menschheit des ewigen Worts — so kam er in sein Eigenthum; er war in der Welt, Mensch unter den Menschen; er kam in sein Eigenthum als Abrahams verheißener Same, als ersehnter Held aus dem Stamme Juda, als der Stern aus Jakob und das Scepter aus Israel, als längstgewünschter Davidssohn, als der dem Volke aus seinen Brüdern erweckte Prophet nach der Weise Muse, Jude unter den Juden. Aber wie die finster ewordene Welt Den nicht mehr kannte, durch wel en ie geschasfen worden, so kannte auch das bund rüchige Eigenthunisvolk Den nicht mehr, welchem es eigen gehörte — die Seinen nahmen ihn åiichåsailisxwxBessckesh EJOiest wilämeg htefaggm atls dåiß ie e inni eranne: ie e eranne 1 n nicht, das bekundet die klägliche Blindheit der gefallenen Natur, welche aus eigener Kraft und Vernunft Christum nicht u erkennen im Stande ist; die Seinen, welche ort der Offenbarung hatten, nahmen ihn nicht aus, das bekundet die mit er Blindheit verbundene äu erste Bosheit, in welcher sie dem heil. Geist wider- strebten, der durch das gegebene Wort sie erleuchten (Ehemnitz.) Wir haben alle die Gnaden ge- erbt, welche den Juden zu Theil geworden, und wir sind dafür die Dankbarkeit fihuldig, welche sie ihm da- für nicht bewiesen haben. (Quesnel.) 12. Wie viele ihn aber [von den Seinen oder aus den Juden] aufnahmen [sich dadurch von der großen Masse des Volkes sondernd und zu den ,,Uebergebliebenen nach der Wahl der Gnaden« Röm. 11, 5 gestaltend], denen gab er sdurch Zueignung seines eigenen Besitzes ver- mittels des heil. Geistes Kap. 16, 14 f.] Macht ssuständigkeit und Vollmacht Kap. 5, 27 ; 17, 2; Offenb. 2, 2(3; 22, 14], Gottes Kinder zu werden ser gab solche Macht aber denen], die an seinen Namen glauben ssie nunmehr auch auf Andere übertragend, die nichtaus der Bürger- schaft Israels sind Kap. 10, 16]; 13. sUnd so steht denn jetzt schon, wo dies geschrieben wird, eine von Abrahams Kindern losgelöste Gemeinde von Kindern Gottes da:] Welche [nämlich] nicht von dem Geblict saus dem doch nur natürliches Leben fließt, wie es alle Menschen ohne Ausnahme haben Kap. 3, S; Apostg 17, 26], noch von dem Willen des Fleifches sder doch nichts weiter als eine ver- derbte Geburt hervorzubringen vermag Pf. 51, 7], noch von dem Willen eines Mannes [der,- wäre er gleich für fein Theil ein Kind Gottes geworden, doch nur Kinder zu zeugen vermag, die demjenigen Bilde gleich, das er von Natur an sich getragen 1. Mos. 5, Z; Matth. Z, 9], sondern von Gott sdurch Einpflanzung eines neuen, göttlichen Lebens] geboren find [bilden diese Gemeinde von Kindern Gottes 1. Ioh· 3, 1«f.]. Dem Anstoße, welchen die Thatsache des Unglauben-s des Bundesvolks ewähren konnte, stellt hier der Evan- gelist die herrliche egitimation entgegen, welche Christus in den edlen Gaben besitzt, die er den an ihn Glau- benden ertheilt hat: hat er diese er oben zuder höchsten unter allen Würden, der der inder Gottes, so steht es fest, daß diejenigen, die ihn nicht auf- nahmen, der Vorwurf trifft (5. M. 32, 5), daß sie eine böse und verkehrte Art sind, Schandflecken und nicht Gottes Kinder. (Hengstenberg.) Dadurch, daß das Volk Israel in der Person seiner Obersten und Ver- treter dem Messias einen allgemeinen Empfang ver- weigerte, hat der Glaube einen durchaus individuellen, sozusagen sporadischen Charakter angenommen, und das Gefühl davon ist in dem ,,wie viele« ausgesprochenx aber es liegt noch mehr in diesem Ausdruck. Indem der Glaube an den åJJiessias von aller Gesammtver- bindlichkeit mit der jüdischen Nationalität als solcher losgelöst worden, ist der Zutritt zu demselben jedem menschlichen Wesen eröffnet, der Juden Schade (wört- lich: ,,Abnehnien«) ist der Heiden Reichthum geworden (Röm. 11, 12). Die ,,wie viele« sind also nicht blos diejenigen aus Israel, welche an dem Unglauben der Nation keinen Antheil haben, sondern alle gläubi en Individuen als solche, Juden oder Griechen, we che Johannes als vereini t und das neue Volk bildend anschaut, wenn er in . 16 sagt: »wir alle«. Die Folgen des tieftragifchen Zeugnisses : »die Seinen nahmen ihn nicht aus«, den geistlichen Tod und das zeitliche Ver- derben Jsraels, spricht der Apostel nicht aus; aber Gegensatz derer, die Jesum nicht aufnahmen, und derer, die an seinen Namen glauben. 9 um so freudiger stellt er die herrlichen Folgen in’s Licht, welche die Aufnahme des Worts für die ein- zelnen Gläubigen aus allen Sprachen und Nationen nach sich zieht. Der göttliche Gast hat denen, welche ihn aufgenommen haben, Vorrechte ertheilt, welche feiner würdig sind: eine neue Stellung und ein neues Leben, welches aus derselben nothwendig hervorgehen muß; die neue Stellung ist die dem Glauben geschenkte perfönliche Versöhnung mit Gott, ist aber einmal der Stand der Versöhnung, die Gotteskindschaft da, so muß die Wiedergeburt folgen, die reale Lebensmit- theilung von Seiten Gottes oder die Widergeburt, da- durch Gott den Menschen vermöge der schöpferischen Kraft des heil. Geistes tin eigentlichen Sinne zu feinem Kinde macht (Gal.4, 6), denn Gott kann dem Wesen, das er in seine Kindesstellnng wieder eingefetzt hat, sein höchftes Gut, sein Leben nicht versagen. (Godet.) Die Wieder» eburt steht in schlechthinnigem Gegensatz, u der menfchlichen Zeugung: sie ist keine materielle, ebt vielmehr an im Geiste und wirkt aus dem Geiste heiligend zurück auf das seelisch-leibliche Leben; sie geht auch nicht von dem Willen des fleischlichen Triebes aus, wird vielmehr ersehnt und erfleht vom bekehrten Menschen unter Wirkung des heil. Geistes; endlich ist sie nicht eines Menschen That, sondern Gottes That am Menschen. (Ebrard.) Es ist mit Absicht der Gegensatz der natürlichen Geburt recht eoncret bezeichnet, damit wir auch das »von Gott geboren« möglichst eigentlich verstehen· (Luthardt.) Der Adel des Kindes Gottes wird nur durch den Geist, durch Geburt aus Gott, durch eine eigentliche geiftliche Zeugung erlangt; da- durch wird ein ganz neuer heiliger Lebenstrieb in dem Menschen gepflanzh gleichsam ein neues Blut ihm ein- geimpft. (Heubner.) III. b· l4—18. llach den vorbereitenden Wirkungen: des Wortes, das im Anfang bei Gott war, auf die Jilensihenwelt überhaupt wie ans Israel insbesondere, von denen im vorigen die Rede gewesen, lioniml der Evan- gelist nunmehr ans die skienschwcrdiing desselben zu sprechen nnd besihreibet da, was seine Gliiubigen mit eigenen Augen an ihm sahen, aus Iohannis Munde iiber ihn hörten nnd in seiner Gcnieinschast von ihm ein— pfrngen llitser Abschnitt bildet den eigentlinzen Höhe— punlit des ganzen Vorwort-I; er tiennzeichnet sich als ein neuer Ansatz, nnd indem er ans den im ersten Abschnitt gebrauchten Ausdruck. »das Wort« zurüelilioimneud, mit diesem sich znsammenschließy haben wir in den drei Theilen des Vrologs einen Ring vor uns, wo das Ende in den Anfang zueürligeht während jedoch der erste nnd der zweite Theil jeder mit einer besonderen Klage über den sllnglanben der Welt schließt, geht der dritte Theil ans in einen preisgesaiig derer, die durch den Glauben Gottes Kinder geworden, wegen des nvlltioiiiiiienen Heils, das sie in Christi: Jesn besitzen. 14. Und [um das bisher Gesagte nun in seine Spitze auslaufen zu lassen und den schon bei V. 11 vorausgesetzten Gedanken auch bestimmt auszusprechen] das Wort [das im Anfang bei Gott und selbst Gott. war V. l] ward fdurch Annahme der ganzen, vollen Menschennatur von einem Weibe] Fteisch kwie wir F1eisch, d. i. hin- fällige, schwache Menschen sind Pf. 78, 39; Jes· 40, 6ff.], nnd wohnete [in Erfüllung der Ver- heißung von einem Wohnen Gottes unter seinem Volk Z. Mosz 26,»11·; Hei— 37, 271 unter uns, und wir [die wir ihn aufnahmen] sahen sin seiner ganzen Erscheinung und Wirksamkeit, trotz der Verhüllling durch das FleischJ feine Herr- lichkeit, sund das war] eine Herrlichkeit als des eingeborencn Sohnes vom Vater [eine Herrlichkeih wie sie nur Demjenigen eignen kann, der des Vaters einzig in seiner Art exi- stirender Sohn ist], voller Gnade und Wahr- heit [zeigte er sich in dieser Offenbarung seiner Herrlichkeih die Gnade und Wahrheit V. 17 er- schien in ihm wie concentrirt]. Man liest eine Historie oder Legende, daß der Teufel auf eine Zeit, da dies Evangelium von vorn her: ,,Jm Anfang war das Wort« gelesen ward, un- bewegt dabeigestatideniund zugehört habe bis auf das Wort: »und das Wort ward Fleifch« — da sei er verschwunden. Es sei nun erdichtet oder geschehen, so ift’s doch die Wahrheit, daß wer von Herzen in einem rechten Glauben diese Worte spricht und betrachtet, ihn der Teufel gewißlich fliehen muß. (Luther.) O un- aussprechliches, unerschöpfliches Wort voll Leben, Kraft und Segen: Der Lohns, der Sohn Gottes, ist ein wahrer Mensch, unser Bruder geworden! Wie ist dadurch die Menschheit wieder zu Ehren gekommen, wie verherrlicht, vor allen Weltenbewohnern aus- gezeichnet! Das ist der geheimste, tiefste, feligste Glaube des Christen; das verwerfen, weil es ein Ge- heimniß ist, heißt, sich vom Glauben losfagen. (Heubner.) Ein-jedes Wort in dem kurzen Spruch enthält ein Ge- heimnis« er weist uns nach Oben und nach Unten, in den Himmel hinauf, in das verborgene Wesen Gottes hinein, auf die Erde, auf die Nienfchheit herab, und, was noch Wunderbarer, er schließet beides, was doch soweit von einander etrennt ist, zusammen, mit einem »und« verbindet er bei es: »und das Wort ward Fleisch l« (Thomafius.) Gott bei Gott ist er gewesen, Unsersi gleichen ist er geworden; dies ist der Gegeufatz, welcher sich aber zunnächft nicht auf das Wesen, sondern auf die Gestalt des Seins bezieht, von deren einer er in die andere übergegangen ist. (Luthardt.) Da er ward, was er vorher nicht war, so ist die Fleisch- werdung die Annahme einer andern Wesentlichkeit, wodurch nun aus der rein göttlichen Logos-Perfon, deren speeifische Natur dabei unverändert blieb, behufs Beschaffung des Erlösungswerks eine leiblich-reale Persönlichkeih d. h. die gottnienschliche Person Jesus Christus, wurde I. Joh. 4, Z; Phil. 2, 7; 1. Tini. El, ; . ebrz 2, 1·4; 5, 7. (Meher.) Da der Logos der Menschheit bei ihrer Erfchaffung sein eigenes Bild ausgeprägt hatte (V. 3 f.; l. Mos. 1, 26), so war i« dieser ursprünglichen Wesens-Verwandtschaft die Be- dingung gegeben für die reale, organifche Vereinigung zwischen ihm und dem Menschen. (Godet.) Wohl hätte er können eine menschliche Natur von Neuem schaffen, die er annähme, reicher und herrlicher, als sie in Adam vor dem Falle gewesen; aber er wollte viel- mehr unsere Natur annehmen in dem Schooße der heil. Jungfrau, diese Natur, welche wegen der Ge- brechlichkeih Schwachheit und des Elends, womit sie um der Sünde willen beladen ist, Fleisch heißt. (Chemnitz.) Fleisch bedeutet nicht soviel als Leib, sondern die volle, ganze Menschennatur; aber diese nicht an sich, sondern die in Folge der Sünde schwach und sterblich gewordene, iin Gegensatz von ,,Geist«, der göttlichen, alles im Nienfchen allmächtig verneuernden, belebenden, aufertveckeiideii Natur. Christus, obwohl er göttlicher Natur, Geist war (Röm. 1, 3 f.; 1.Tini.3, 16 , nahm unser Fleisch an, um in der Ohnmachh dem eiden und Sterben l0 Evangelium Johannis I, 14 Annn des Fleisches, das er zugleich als Strafe trug für uns, die siegende Kraft des Geistes zu offenbaren und eben damit uns aus sleischlichen zu geistlichen Menschen, u Kindern Gottes umzufchassen Während das Fleisch bei uns eine Macht ist, welche den Geist unterjocht, ist er eben deshalb Fleisch geworden, um dem Geiste wieder die Herrschaft zu erwerben und das Fleisch zu verklären. (v. Gerlach.) Ohne Sünde Fleisch gewor- den, trägt Christus, indem er unsre Sünden trägt, «auch die Folgen, die Strafe unserer Sünden an seinem Fleisch, damit er unserem Fleische Erlösung und Ver- klärung erwerbe, nachdem an ihm alle Fleischesarmuth und alles Todesweh verschlungen ist in den Reichthum seines unauflöslichem seligen Lebens. Er ist reich, und ward arm um unsertwillen, auf daß wir durch seine Armuth reich würden. Auch seine menschliche Natur würdeden Reichthum der Herrlichkeih welcher ihr eignet, kraft ihrer Aufnahme in das ewigreiche Leben des Worts vom Nu seiner Menschwerdung an und ohne Aufhören ausgestrahlt haben, hätte nicht die Macht seiner Liebe diese Strahlen gelö cht und das Fleisch vielmehr zu einer Hülle, als zu einem Spiegel seiner Herrlichkeit gemacht. (Vesser.) Für ,,wohnete unter uns« heißt es im Grundtext genauer: »zeltete«, eine Anspielung auf die Stistshüttn in welcher Jehova in der Wüste wie in einem Zelt mitten unter seinem Pilgervolke wie ein selbst pilgernder Gott wohnte (2. Mos. 25, 8; 29, 45). Die Zusammenstellung der Art des Wohnens Jehova’s mit der seines Volkes paßt gut zu der Jdee der vermöge der Fleifchwerdung bestehenden Gemeinschaft der Natur zwischen dem Logos und den andern Menschen: das Fleisch, in welchem er wohnte, war die der unsrigen ganz ähnliche Hütte, in welcher er mitten unter uns lagerte· Das Wort ,, el- tete« bezeichnet in diesem Sinne alle menschlichen e- ziehungem in welche er mit Seinesgleichen eingetreten ist, wie ein Pilger mit andern Gliedern der Karavane in mancherlei trauliche Verbindungen eintritt; es ist, wie wenn der Apostel gesagt hätte: »wir haben an demselben Tisch gegessen und getrunken, unter demselben Dach geschlasen, sind mit einander gegangen und ge- reist; wir haben ihn gesehen als Sohn, Bruder, Freund, Gast, Niitbürger (l. Joh. l, 1 ff.). So ist der Logos bis an’s Ende treulich in dem Wege geblieben, in welchen er durch seine Fleischwerdung eingetreten war. Mit dem Ausdruck »zeltete« verbindet sich dann weiter die Jdee eines vorüber ehenden Aufenthalts, wie es unter einem Zelt der Fall ist; er kam in die Welt nur, um durch sie hindurchzugehen und sie wieder zu verlassen. Endlich finden wir in diesem Wort den Begriff der göttlichen Majestän wie Jehova von der Stiftshütte aus seine unumschränkte Königsherrlichkeit in Gegenwart seines Volkes offenbarte (2. Mos. 16, 10; Z. M. O, 23; 4. M. 11, 25; 12, Z; 14, 10; is, 19), so hat der Logos von der irdischen Hütte aus einen Strahl des göttlichen Wesens vor den Au en seiner Mitbürger erglänzen lassen; diese letztere Jgee enthält den Uebergang zu dem folgenden Satz, so daß das »unter uns« in seiner Verbindung mit dem »zeltete« an die vertrauten Verhältnisse des Lebens erinnert, in welchen die Jünger mit Jesu standen, denn offen- bar hat das »wir« bei dem »wir sahen seine Herrlich- keit« diese zum Subjekt. (Godet.) Es sind mit dem »wir« die Jünger und Zeugen Christi gemeint, aber als Mittelpunkt des Volkes, der Menschheit selbst. (P. Lange.) Der Apostel redet im Plural, weil er nicht blos seine ersönlichen Erfahrungen, sondern die der gesanimten irche bezeichnen will, soweit sie aus ,,Augen- zeugen des Worts« Luk. l, 2) bestand; ein gleicher Gebrauch des Plural "ndetsich in Kp.21,24. (Hengsten- berg.) Jene Verheißungen des Wohnens Gottes unter seinem Volke, des Wiedererscheinens seiner Herrlichkeit sind erfiillt»worden: sie erschien in dem Tempel des Leibes Christi; in der Ohnmachh dem Leiden und Tode offenbarte sie sich »innerlich als eine überschtvängliche ottliche Herrlichkeit, wie sie nur dem ein eborenen z. h. einzigen Sach. 12, ·1i)) Sohne vom» ater zu- kani, der in einem ganz eigenthumlichen Sinne, nicht Zie vikrshig die»Könige und Propheten odåiå d»as Volk srae, on ern einem ewigen göttlichen een nach der Sohn Gottes heißt. (v. Gerlach.) Das »als« be- zeichnet die »Herrlichkeit Christi »als eine solche, wie sie Dem eigen ist, welcher der Eingeborene des Vaters heißt; also das Moment des Zukomniendezn Wesent- lichen», nicht das des Gegebenen, tritt bei »der Herr- lichkeit hervor. Wenn Christus als d»er Eizigeborene bezeichnet wird, nachdem kurz zuvor die Wurde aller Glaätbigefi dareån gesetzt worden, dc»i»ß» siedKinder Gottes wer en o mu er in einem ganz e on eren, einzigen Sinne Sohn Gottes sein, nicht durch die Gnade, son- dern durch die Natur, so daß seine Sohnschaft nicht mit der der Gläubigen auf Einer Linie liegt, sondern gräkeiziifgufxgvukidSilår Grign»ä»isdt. Ezengstenlcisergh o a on ie e o neun in er, a ernur mer is; de; E8ig?orene, »i»)on demd das gesagtSwård, PaF a es ur in gema Jt sei; ie an ern ö ne in nicht das Wort, durch welches alle Dinge gemacht sind» sonäiäröi side sin»d»sgschafgzen» diårch»pid»iesezi» eing»e; orenen n, er g ei em a er o er imme åndh des: Erden» ist· Dse andeg »; zumäiclh werd»en ö ne ur die en einge orenen o n we er un er Err und Gott ist, und heißen wir«,,vielgeborene« öhne, dieser aber ist allein der ,,eigeborene« Sohn, den er in der Gottheit von Ewigkeit gezeugt hat. (»Luther.) »Es war,»sagt der Apostel, eine einzige Herr- lichkeit, w»ie man sie nur bei dem Sohne sich denken konnte, bei dem Sohne, der, vom Vater herabgekommen, einen Wiederschein des Glanzes um sich her verbreitete, welcher ihm im Schooße des Vaters umleuchtet hatte; wenn man in seine Nähe kam, merkte man wohl, von wel- Yem Vater her dieser Mensch »als Sohn»kam. Wenngleich Jesus, wie eine ganze Geschichte beweist, der Allwissen- heit, der Allmacht, der Allgegenwart sich entaußert atte, besaß er dennoch wahrend des ganzen Verlaufs keiner öffentlichen Amtssührung eine ganz einzige Eigen- thümlichkeih welch»e ihn von jedem andern Menschen unterschied und in ihm den Sohn offenbarte; diese Eigenthümli keit war sein »Sohnesbewu»»ßts»ein, die innere Gewi heit seines einzigen Verhaltnisses zum Vater, das helle Licht, welches die Gewißheit- einer solchen» Verbindung über sein ganzes Wesen verbreitete, und die unwiderstehliche Macht, welche er in Jedem Augenblick daraus» chöpfte. Jn dieser Sohnes-herrlich- keit war der Besitz der Allmacht sur den Augenblick nicht eingeschlossen, denn er betete; wohl aber; derGe- brauch» der Allmachh denn er ubte sie bei jeder Ge- legen eit aus wie ei»n Sohn, der frei aus dem »Scha»tz des aters heraiisnimmt. Ebenso verhielt es sich mit den andern göttlichen Vollkonimenheitenz »er besaß sie» nicht sa»»erfönlich, denn es findet sich bei ihm Nicht- wissen, Kanipfen,»Gehorchen,» Glaube; aber er ge»- brauchte sie, wie wenn er sie »besessen hatte, weil sei»n Vater» ihm ihren Gebrauch jeden Augenblick ge- wahrte, wie es di»e Ausgabe Jedes Au enbl»icks» erade erforderte. Jn diesem acht kindlichen erhaltni zum Vater, welches sich bald in feinen» Worten, dem Aus- druck seines innersten Bewußtseins, bald in feinen Machthandlunge»n offenbarte, worin» der Vater fiir ihn zeu te und worin »die Wahr eit» seiner Worte sich be- wa rte, bestand seine Herrli keit auf Erden. Aber so der Das Wort ward Fleisch und wohnete unter uns· 11 herrlich auch dieses sittliche Verhältniß Jesu war, so war dies doch nicht der göttliche Stand, auf welchen er veåzichtet hatte. Das Sohnesbewußts ein ist nicht ohnesstand: wie der Gläubige schon auf Erden ein Kind Gottes ist und ein inni es Bewußtsein dieses Verhältnisses in si trägt, dessgen heilig; Schönheit seinem anzen We en eine himmlische eihe giebt, ohne dag er jedoch schon mit der Herrli keit im eigent- lichen Sinne bekleidet und in seine Sie ung als Erbe wirklich eingese t ist, so und in noch viel höherem Sinne konnte hristus dem Vater gegenüber das Ge- fühl haben, als Sohn zu lieben und geliebt zu wer- den, und dennoch am Ende seines Laufs den Sohnes- stand, den er von Ewigkeit her genossen hatte, sich wieder zurückerbitten Der Beisatzc ,,voller Gnade und Wahrheit« ist auf das Hauptsubjekt des ganzen Satzes, auf das Wort, welches Fleisch ward und unter uns wohnete, zurück ubeziehen; nicht als ob der’Zwischen- satz: »und wir sahen — vom Vater« eine mit über- legter Absichtlichkeit eingeführte Parenthege wäre, diese Unterbrechung ist vielmehr das unmittel are Ergebniß der lebhaften wonnigen Erinnerung, wohl aber nimmt der Evangelist, nachdem er den durch diese Erinnerung wieder erweckten Eindrücken Raum gsgeben hat, das im Anfang des Verses entworfene ild von Neuem vor, um es zu vollenden. Für diejenigen, welche ge- sehen hatten wie Er, reichte das Wort ,,es wohnete« hin, um den ganzen Anblick ihrer Anschauung wieder vorzuführem aber für diejenigen, welche nicht Ysehen hatten, war mehr erforderlich, und so ist jener ei atz am Schlusse gleichsam ein letzter Pinselstrich, den der Apostel hinwirft, um das angefangene Gemälde zu vervollständigen (Godet.) Wer nur überhaupt den HErrn in seinem Wandel aus Erden esehen hat, sei es mit leiblichen Augen oder in dem ilde, das uns die Evangelien von ihm geben, wer ihn gesehen hat in der Mitte der Elenden und Armen, denen er wunderbar geholfen, umringt von den Blin- den und Lahmen, die er geheilt, und von Ve- sessenen, aus denen er die Teu el ausgetrieben hat; in der Wüste, wo er mit wenigen Broden Tausende sättigt, an den Thoren von Nain, wo er den gestor- benen Sohn seiner Mutter wiedergiebt, oder im Schiff- leiii auf den brausenden Wellen, die sich auf sein Ge- bot ihm zu Füßen legen — der muß darin die Offen- barung einer Macht erkennen, wie sie nur von dem Allmächtigem von dem HErrn der Kreatur ausgehen kann. Auch das Volk hat das mit Erstaunen gesehen und hat sich entsetzt über die gewaltigen Thaten dieses Jesus, und sich verwundert, daß Gott solche Macht einem Menschen gegeben. Mehr als das war es aber auch bei den Meisten nicht, einen tieferen Eindruck hat es nicht auf ihr Gemüth gemacht: wie an einem Schau- spiel gingen die einen neugierig und schaulustig daran vorüber, die andern ärgerten sich und hoben Steine auf, daß sie ihn würfen. Zum Glauben, zur Liebe gegen den HErrn haben diese Wunder nur Wenige ge- racht: und darüber verwundere ich mich auch nicht, denn wer in ihnen nichts sah als eine Offenbarung der Macht, wie sollte sich derMzu ihm hingezogen gefühlt haben? Macht in eines enschen Hand, und wäre es eine Macht über die Kräfte der Tiefe und der Höhe, eine Macht über Leben und Tod seiner Brüder, kann an sich höchstens Schrecken erregen — die Herzen gewinnen kann sie nicht· AberJohannes hat an derBrust seines Meisters gelegen und einen Blick in die Tiefe seines Herzens gethan; und was er da Arg, war noch etwas ganz Anderes, etwas unendlich S öneres als Macht und Stärke, es war eine Herrlichkeit voll Gnade. Denn es war da ein heiliges Mitleid mit seinen armen Brüdern, ein Mitgefiihl mit ihrem Elend so tief und zart, daß er ihren Schmerz zu seinem eigenen Schmerz gemacht und ihr Leid als sein eigenes Leiden mitempfunden und mitgelitten hat; es war da ein Herz voll nadenreicher Liebe, wie es in keines andern Menschen rut jemals geschlagen hat. Aus dieser barmherzigen iebe heraus sind alle die Wunder seiner Allmacht geflossen; in dieser Liebe hat er die Müh- seligen und Beladenen zu sich gerufen und die Wunden der Kranken geheilet; in ihr hat er mit den Zöllnerii und Sündern gegessen und ist nicht müde geworden, die Schwachheit seiner Jünger und den Unverstand des Volkes mit Geduld zu tragen, und hat sich nicht erbittern lassen durch den Haß seiner Obersten, der ihn bis in den Tod verfolgt hat. Ja eben hier, wo sich dieser Haß bis zur blutigen Feindfchaft steigerte, aus dem Dunkel der Leiden, in welches sein Weg am Ende hinabführt, bricht jene Liebe in ihrer höchsten Kraft hervor; vom Kreuze herab, an das ihn sein Volk ge- schlagen, leuchtet sie in ihrem wunderbarsten Glanze: ,,Siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt!« Denn am Kreuze hat er Friede gemacht durch sein Blut, am Kreuze hat er Versöhnung gestiftetund der Welt das verlorene Wohlgefallen Gottes auf’s Neue erworben, indem er ihren Fluch und ihre Strafe litt· Johannes aber ist unter seinem Kreuze gestanden und hat ihm in das bleiche sterbende Antlitz geschaut; darum spricht er: ,,eine Herrlichkeit voll Gnade« Und wenn nun das eben die Offenbarung seiner göttlichen Herrlichkeih wenn das das Zeichen seiner Gottessohn- schast ist, so thut sich uns hier ein Blick in das innerste Wesen Gottes auf, und wir erkennen im Sohn, daß Gott die Liebe ist. — »Gott ist die Liebe«: das ist unter allen Erkenntnisseu die höchste und seligste, und darum die Herrlichkeit des Eingebornen vom Vater zugleich eine Herrlichkeit voll W ahrheit. Wie die Gnade in seinem Thun, so hat sich die Wahrheit vor- nehmlich in seinem Wort geosfenbartx und dieses Wort ist von Anfang an bis an’s Ende nichts anderes, als Zeug- niß von jener Gnade, in welcher der Vater den Sohn ge- sandt und der Sohn die Welt mit dem Vater versöhnt hat, nichts anderes als Verkündigung der Liebe, welche in Christo Mensch geworden ist. Diese Eine Wahrheit macht alles hell, was zuvor dunkel und räthselhaft war; sie wirft ihr Licht auf den alten Bund zurück und läßt uns im Schattenwerk desselbigen Gottes »vor- bildliche und lvorbereitende Wege erkennen; sie wirft ihr Licht auf das Menschenleben herab und erklärt das Elend desselben, in das Menschenherz herein und deckt die Finsterniß, die darin wohnt, auf. Denn wie jene Liebe eine heilige ist und die Sünde nicht ver- giebt, ohne sie im Sohn gerichtet zu haben, so ist auch diese Wahrheit eine heilige Wahrheit und will den Menschen nicht hingehen lassen in seinen Lügen, wo- mit er sich über sein eigenes Unheil uiid über das Bedürfnis; des Heils beträgt, sondern sie straft ihn um seiner Ungerechtigkeit und Sünde willen, und ist gar kein anderer Weg, zur Erkenntnis; jener Gnade zu gelangen, als durch die Zucht dieser heilsamen Wahrheit hindurch. Denn das heißt noch nicht ihre Herrlichkeit schauen, wenn man etwas von ihr weiß oder B: reden versteht; Predigen und Hören, Weisheit und issenschaft thut’s noch lange nicht, sondern wie der HErr sagt: »so du lauben könntest, würdest du die Herrlichkeit Gottes FchauenF Glauben aber kann niemand, er habe denn zuvor seine eigene Armuth er- kannt und das Elend seiner Sünden in aufrichtiger Buße gefühlt; denn der Schmerz der Buße ist der Schlüssel zum Verständnis; der Gnade. (Thoniasius.) Gnade und Wahrheit sind die Grundzüge Jehovcks im 12 Evangelium Johannis 1, 15—18. alten Testament, seitdem ihn das mesfianifche Bewußt- sein vorzugsweise als den Erlösergott erkannt hat (2. Mos 34, 6; Pf. 25, 10; 36, 6)· Christus nun war voll Gnade und Wahrheit; nicht nur war er wie lauter Gnade und Wahrheit, sondern es erschien auch die Gnade und Wahrheit in ihm wie concentrit. Er war lauter Gnade als die absolute Erlösung, lauter Wahrheit als die absolute Offenbarung. (P· Lange.) Beide Begriffe, die der Gnade und die der Wahrheit, gehören zum Kreise der eigenthümlichen johanneischen Begriffe. Die Gnade ist da die Aeußerung und Wirk- samkeit der Liebe gegen das Niedrige, das sich Herab- lassen gegen die Welt der Creatureku wird letztere zugleich als die durch Sünde unglückliche gedacht, »so heißt die Gnade alsdann Erbarmen. Hiernach erweist der Vater gegen den Sohn keine Gnade, wohl aber Liebe (Kap. 17, 24); im sleifchwerdenden Logos aber war eben die sich herablassende Liebesäußerung, die Gnade, der hervorstechende Charakter. Was sodann die Wahrheit betrifft, so steht sie nicht nur der Lüge, son- dern auch der Eitelkeit entgegen; nach der johanneischen tiefsinnigen Auffassung ist die Wahrheit Eins mit dem Wesen als Gegensatz der Wesenlofigkeit, d. i. der Leer- heit, der Enibehrung des göttlichen Wesens. Dies ist der Charakter der sündigen Welt (Röm. 8, 20), die Wahrheit ist da egen Gott selbst und sein Logos (Kap. 14, 6); er hat sie nicht als etwas in der Vorstellung neben ihm Seiendes, von ihm Besessenes, er ist sie selbst seinem Wesen nach. Die Mittheilung der Wahr- heit daher durch den Logos ist keine Mittheilung von gewissen richtigen Vorstellungem sondern eine Mit- theilung des Wesens, des Princips aller Wahrheit, die » Gemeinschaft des Geistes; die Gläubigen, die aus Gott Geborenen werden darum von Johannes »die Gehei- ligten in der Wahrheit« genannt (Kap. 17, 19). Jn der johanneifchen Sprache ist also die Wahrheit (mit dem Artikel) wohl zu unterscheiden von Wahrheit (ohne Artikel); irgend eine Wahrheit hat auch das Unheilige im Besitz, nur vom Teufel heißt es: Wahr- heit ist nicht in ihm« (Kap. 8, 44), während von den unbußfertigen Menschen steht: »die Wahr eit ist nicht in ihnen« (1. Joh. 1, 8). Die absolute ahrheit ist aber allein das Ewige. (Olshausen.) 15. Johannes zeuget [von da an, wo er bei der Taufe Jesu die göttliche Offenbarung em- pfangen V. 32 ff·] von ihm [mit einem beständig giltigen Zeugniß, wenn auch sein eigener Mund längst nun verstummt ist], ruft [mit lauter Stimme, zum Ausdruck der Zuversicht und Ent- schiedenheit, die ihm das Herz bewegt] und spricht [dort zu den Abgesandten des Hohenraths V. 27, sowie hernach zu seinen Jüngern V. 30]: Dieser war ed [war von mir unter Demjenigen gemeint], von dem ich fbei meiner Predigt über die Wasser- taufe, die ich ertheile Matth. 3, U; Mark. 1, 7] gesagt habe: Nach mir wird kommen, der vor mir gewesen lmir vorangegangen oder mein Vor- gänger] ist; denn er war [als das Wort, das im Anfang bei Gott war] eher denn ich [und damit erklärt sich das Räthsel, wie ich meinen Nachfol- ger als meinen Vorgänger bezeichnen kann] Von denen, welche des sleifchgewordenen Wortes Herrlichkeit sahen, war der Erste der Täufer Johannes: als er Jesum getauft hatte, da erhub er in fröhlicher Zuversicht seine Zeugenstimme (Jes. 58, l) und be- kräfti te nun von diesem Jesus, was er zuvor von dem ommenden Christus gefa t hatte. (Besser.) Wie ein Mensch, der eine wichtige ntdeckung geinacht hat, sich an die Anzeichen erinnert, durch »welche zuerst ein Verständniß geweckt und auf die richtige Spur gebracht worden ist, so verfetzt sich der Apostel von dem Zeit- punkt des vollen Besitzes wieder auf denjenigen zurück, wo er ein Wort hörte, das er zuerst nicht verstand, welches ihm aber von dem Augenblick an völlig in’s Licht gestellt wurde, da ihm die in V. 14 geschilderte Thatfache geoffenbaret ward. Dies Wort des Täufers war ein Wortspiel, gemäß dem allgemeinen Charakter der Erscheinung des Johannes und seiner an’s Para- doxe grenzenden Redeweise; es liegt in der Form des Ausdrucks ein absichtlicher Widerspruch zwischen dem Subjekt: »der nach mir kommt« und dem Prädikat: ,,ist vor mir gewesen« — mein Nachfolger ist mein Vorgän er. Dieser scheinbare Widerfpruch sollte die Aufmer samkeit derer, an die das Wort gerichtet wurde, wecken und ihre Geistesthätigkeit anre en; er diente dazu, diese wichtige Erklärung dem edächtniß der Hörer unauslöschlich tief einzuprägen. Das Räthsel- afte ist der Charakter der Sinnsprüche des Alter- thums und diese Form hat sich in manchen der bib- lischen Sprüchwörter erhalten, wie sie auch bei den meisten VolkssSprüchwörtern sich findet. Erst im Lichte der Worte und Thaten Jefu hat dann der Apostel, der dem Täufer Bzuhörte (V. 30), bei späterem Nachdenken über dessen ort den ganzen Sinn des- selben begriffen und darin die Offenbarung der That- sache der Fleischwerdung des Logos erkannt. IS. Und sum nach dieser Bezugnahme auf das Zeugniß des Täufers, welcher zuerst die Thatsache, daß das Wort Fleisch geworden und unter uns wohnete, uns verkündigt hat, bis wir dann in der Offenbarung seiner Herrlichkeit sie bestätigt fanden, wieder auf dies Wohnen als ein Wohnen voller Gnade und Wahrheit V. 14 zu- rückzukommen] von [eben dieser] f einer Fülle haben wir alle [die wir zu seiner Gemeinde gehören Kap. 21, 24., was wir zu unserm vollen Heil bedurften und jetzt wirklich besitzen] ge- nommen [und zwar] Gnade um Gnade seine Gnade über die anderes indem jede empfangene Gnade das Angeld einer noch zu empfangenden größeren ist, so daß uns für Zeit und Ewigkeit nichts mehr gebricht]. 17. Denn das Gesetz sdiese Heilsanstalt unter dem alten Bunde] ist durch Mosen gegeben [und trägt als ,,gegeben« allerdings göttlichen Ursprung, aber weil ,,durch Mosen«, einen bloßen Knecht im Hause Gottes, gegeben, doch nur unvollkom- menes Wesen an sich]; die Gnade und Wahrheit [dagegen, als in welchen beiden Stücken das ganze volle Heil beschlossen liegt] ist durch Jesnm Christum worden. Das Gefetz predigt den Zorn Gottes und die Ver- dammniß (Röm. 4, 15; 2. Cor. s, 9), das Evan elium die Gnade und die Rechtfertigungx das Gesetz ist eine Weissagung und offenbart den Rath Gottes nur stück· weise, es hat den Schatten der zukünftigen Güter, das Evangelium zeigt uns da egen die Treue und Heilig- keit Gottes in der Erfü un und Vollendung alles dessen, was er je verheißen atte. Uebrigens ist bei Von seiner Fülle haben wir Alle genommen Gnade um Gnade. 13 diesen Worten wohl in’s Auge zu fassen, daß Johannes hier von dem redet, was im alten Bunde vornehm- li hervortritt, das ist das tödtende, verdammeiide Ge eh, das den Zorn Gottes offenbart; sonst weiß aber jeder Leser der Schrift, wie der Bund der Gnade, der auf Christum weissagte, schon mit Abraham ge- schlossen ward und Abraham selbst gerecht geworden ist durch den Glauben. (v. GerlachJ Es ist der heil. Schrift eigen, die unvollkominenere Stufe im Lichte der vollkomineneren so verschwinden zu lassen, daß der Schein, aber nur der Schein eines absoluten Unter- schiedes erzeugt wird; so wenn hier gesagt wird: ,,das Gesetz ist durch Mosen gegeben, die Gnade und Wahr- heit ist durch Jesum Christum worden«, müßte man, wenn man diese Aussage schlecht äußerlich versteht, dem alten Testament alle Bekanntschaft mit Gnade und Wahrheit absprechen, und doch sind Gnade und Wahrheit schon die Sterne des alten Testaments, der Sternenschein ist nur noch nicht zum Sonnenaufgang geworden. Oder wenn man in Frau. 7, 39 liest: »der heil. Geist war noch nicht du«, so möchte man denken, daß von einem Wirken und Walten des heil. Geistes vor der Verklärung Jesu gar nicht die Rede sein könne; aber der Sinn ist nur, daß die verheißene Geistesausgießung noch nicht erfolgt war. (Delitzsch.) War die gesetzliche Heilsanstalt göttlich nach ihrem Ursprung, so ist es die evangelische nach Ursprung und Wesen; aus diesem inneren Vorzug des Evangeliums erklärt sich die Gegenüberstellung von «gegzben« und ,,geworden«. Wenn der Ausdruck: ,,ist gegeben« die äußere positive Einsetzung des Gesetzes bezeichnet’, so spricht der Ausdruck: ,,ist geworden« nachdrücklich die von selbst fließende, lebendige Ausströmung der gött- lichen Quelle aus, welche sich reichlich über die Erde ergießt. Die Gnade und Wahrheit, Licht und Leben, haben sich in wahrer, vollkommener Realität durch die Erscheinung und das Leben dessen verbreitet, wel- cher seinem Wesen nach die Quelle dieser Güter ist (V. 4). Moses kann verschwinden, das Gesetz bleibt, denn es ist nur durch ihn gegeben; aber würde Christus weggethan, so verschwänden Gnade und Wahr- heit, denn diese Gaben sind durch ihn geworden. (Godet.) Der Hergang geschah beim Gesetz in der historischen Form des Gegebenwerdens, war aber bei der Gnade und Wahrheit ein Werden, ein Entstehen — nist s lechthin, sondern im Verhältnisse zu den Mens en, ür welche sie vorher erfahrungsmäßig nicht vorhanden gewesen waren, nun aber in der Erfchei- nung und dem Wirken Christi ihre eschichtliche Ent- stehung entwickelten (1. Cor. 1, 30). Teachte übrigens, wie passend, der schöpferischen Kunstanlage des Prologs angemessen, nachdem bereits die Fleischwerdiing des Logos und dessen daran sich kniipfende Herrlichkeits- offenbarung mit glühender Begeisterung dargestellt ist, nun erst er große geschichtliche Name, welche den menschgewordenen Logos als das ganze Concretum seiner Erscheinung bezeichneh ausgesprochen wird: Jesus Christus (1.Joh.1,1—3)». Erst je t ist der Prolog in seiner Entwickelung so weit, da Jesus Christus, die historische Person des fleischgewordenen Worts, vor den Blick des Lesers hintritt, welcher nun aber auch die ganze gottmenfchliche Herrlichkeit des- selben in diesem Namen zusammenzufassen weiß. (Meyer.) · , » 18. Niemand lwas insonderheit die Wahr- heit betrifft, die unter dem Gefetz iioch nicht in ihrem rechten Maß vorhanden war] hat Gott se [seinem innersten Wesen nach oder in seiner eigent- lichen Herrlichkeit] gesehen [auch Mofe nicht, wenn er gleich Gotteserscheinungen und Gesichte gehabt hat 2. Mos. 33, 20]. Der eingeborne Sohn [dagegen], der [auch nach seiner Menschwerdungs in des Vaters Schooße ist [im trautesten Verhält- iiiß zu ihm steht und gewiß weiß, was in seinem Herzen vorgeht Kap. Z, 13], der hat es [alles, war zur rechten Erkenntniß Gottes und zum Voll- besitz der Wahrheit gehört] uns Verkundigt [Kap. 6, 46]. »Wie in Jesu die Gnade sozusagen persönlich herab- gekommen ist, so ist «Jesus auch die persönlich er- schienene Wahrheit; außer ihm kann niemand auf der Welt von Gott reden als von einem Geseheiien, darum ist auch die Wahrheit aus Erden nicht vorhan- den außer in ihm. Jn erster Linie geht das »der in des Vaters Schooße ist« auf den vorgeschichtlichen Zu- stand des Logos: als das Wesen, welches in einem so iniiigen Verhältniß zu Gott stand, aus Erden er- schien, mußte es offenbar von ihm reden, wie sonst niemand von ihm geredet gut. Zugleich aber muß jener Satz auf den Zustan Jesu während seines Wandelns auf Erden bezogen werden: die Jnnigkeit des Verhältnisses, welche mit der in Rede stehenden Formel bezeichnet wird, wurde durch die Mensch- werdung nicht getrübt. Ja, man wird sagen müssen, daß diejenige Erkenntniß Gottes, welche der Logos vor seiner Fleischwerdung besaß, in menschlicher Sprache unaussprechlich war (2. Eor. 12, 4); was der So n Gottes aber, nachdem er Mensch geworden, der Er e von Gott geoffenbaret hat, ist durch sein menschliches Bewußtsein hindurchgegangen. Hätte er als Gott von Gott geredet, so wäre seine Sprache uns unverständ- lich gewesen; wiederum aber, da er als des Menschen Sohn zu uns geredet hat, ist sein menschliches Bewußt- sein das des Eingeborenen vom Vater und besaß so, wie kein anderes, den zum Erfassen Gottes als Vaters nothweiidigen Sinn« B« Zins das Vorwort folgt nun die eigentliche Geschichtserzälslunxk deren erster, bis Rad. 2,1l reichendee Theil von der ersten Einführung Jesu in die Welt berichtet, wie solche theils durch das Zeugnis des Täufers von ihm, theils durch die Selbslosfenbariing seiner Herrlichkeit, »son1ohl bei der Gewinnung der ersten Jäfngelzt als in dein Wunder aiif der Hochzeit zu Taua ge cha . I. v. 19——28. (§ 18.) Uicht blos im Allgemeinen ge- zeugt, sondern auch gerufen, lant nnd öffentlich, feierlich und eindringliih gezeugt von Jesu hat Johannes der Täufer: so sagte der Evangelist oben (v. 15) im Eingang seines Buches; da beginnt er denn seine Ge- schichtserzählnng uiit demjenigen Ereigniß, bei dessen Gelegenheit das geschehen ist, und holt gleich hier, wie es ja überhaupt seine Absicht ist, die drei übrigen Evan- gelien zn ergänzen, einen Vorgang nach ans der Zeit der Wirksamkeit des Täufers, mit welcher das eigent- liche Evangelium von Jesu Christo, dem Sohne Gottes, seinen Anfang nimmt Winke. l, 1 ff.l. Es ist das das offiziel, d. h. vor der höchsten geistlichen Landes-tie- hdrde, den Abgeordneten des tsohenrathiz abgelegt: Zeug— nisz des von Gott gefandten Propheten über Den, der da lioninien sollte, das als solches nun aber auch ein Zeug· nisi von der grdßten Tragweite und hächsten Bedeutung in; der Vorgang fällt auf den ersten von den drei Ta- gen, die im Herzen unsers Evangellsten einen unaus- ldschlicheu Eindrnni hinterlassen haben (v. 19 ff» 29 ff. 35 sf.). ktoch lionnte da der Täufer sticht mit Fingern 14 Evangelium Johannis l, II. auf Denjenigen weisen, von dem er 3engete; aber am andern Tage that er’s, und der durch das Wort des vorigen Tages vorbereitete Glaube durehleuchtet niit seinem ersten Strahl das Her; des Johannes und der andern Zuhörer des Täufers, und in Folge einer wei- teren Erklärung des letzteren verläßt denn am dritten Tage, wie wir ans dim folgenden Abschnitt ersehen, erstere: in Gemeinschaft mit non) einem Sänger seinen bisherigen Meisleynm sich dem neuen Meister anzuschließein (Eviingeliuin am El. Sonntags des Advents.) Wieder, wie im Evangelio des vorigen Sonntags, eine Gesandtfchaft und ein Zeugniß; aber jetzt eine Gesandtschaft an den Mann sel er, der im vor. Evangelium an den Eckern seine Frage sendete, und nun auch ein Zeugni aus dem Munde dessen, den der HErr dort als seinen Engel bezeugt hat, der ihm den Weg bereiten sollte, und der damit als ein Zeuge "der Wahrheit versiegelt ist. (Nebe.) Neulich sahen wir Johannes im Stande der Anfechtung, heute aber sehen wir ihn ini Stande der Versuchung: wie er nun wider die Anfechtung mit den rechten Waffen ge- stritten und der rechte Meister ihm zum Siege ver- holfen hat, so sehen wir ihn hier die Verfuchung so- fort von sich abweisemøgründlich bekämpfen und sie zu einer Gelegenheit zum uten gebrauchen (Matth. 4, Il Anm.); Johannes also, der Vorläufer des HErrn, kann uns, den Nachfolgern des HErrn, zu. einem trefflichen Muster gereichen. Das Evangelium ist aber für den heuti en Sonntag nvch von besonderer Ve- deutung. — gieute treten wir in die gnadenreiche Christwoche ein; noch wenige Tage, und an allen Or- ten, wo man Christi Namen nennt, wird’s heißen: ,,o du selige, o du fröhliche, gnadenbringende Weih- nachtszeit 2c.«; Werden wir aber auch alle, die wir hier an heil. Stätte versammelt sind, uns recht von Herzensgrund der Geburt Christi freuen können? A , wenn du nicht weißt, was du ohne Christum bit, nämlich ein armer, fündiger Mensch, der dem Fluche Gottes verfallen ist, und was du durch i n werden follst, nämlich ein begnadigtes, geheiligtes otteskind, auf welches der himmlische Vater mit Wohlgefallem herabfcha1it; wenn du nicht weißt oder nicht glaubst, daß Christus wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch sei, also die göttliche und menschliche Natur in seiner Person vereinigen muß, wenn durggæseine Genugthuung der heil. Gott mit der sündigen enfch- heit versöhnt werden soll: dann magst du immerhin zur Zeit des Weihnachtsfeftes um der irdischen Gaben willen dich freuen, welche die althergebrachte löbliche Sitte dir bringt; aber des Weihnachtsfeftes selber und des reichen Gnadensegens, den es dir erneuern mö te, kannst du dich ni t freuen. Gott der HErr aber mö te, daß wir uns re t auf das heil. Weihnachtsfest freuen, und zwar um des Segens willen, den er uns in der Menschwerdung feines Sohnes zugedacht hat; und die Kirche versteht die Absicht seiner Vaterliebe und will darum, daß in der Adventszeit, und namentlich an dem heutigen Sonntage, die erzen für solche Fest- freude vorbereitet werden. ie hat deshalb den evangel. Abschnitt zur Betrachtung verordnet, in wel- chem Johannes der Täufer von sich selber und von dem HCrrn Jesu Christo ein Zeugnis; ablegt. Wenn er in deni Zeugnis» das er von sich elber ablegt, be- kennt, daß er nicht Christus, nicht lias, nicht einer der alten Propheten, ondern nur die Stimme eines Predigers in der Wüste sei, der dem HErrn den Weg bereiten soll, so sehen wir, daß er sich selber kannte und nicht höher von sich hielt, denn sich zu halten e- bührt; und wenn er von dem HErrn, dessen Vorläukser er war, zeuget: »der nach mir kommt, ist vor mir gewesen, und ich bin nicht wert? daß ich seine Schuh- riemen auflöse«, so erhellt, da er, von dem Geiste Gottes erleuchtet, hineingeschaut abe in das kündlich große Geheimniß: »Gott ist geo enbaret im FleischC Und solches ist uns zur Lezre geschrieben und wird uns insonderheit in dieser eit der Vorbereitung aus das heil. Weihnachtsfest zu bedenken gegeben; denn aus dem doppelten Zeugniß, welches Johannes der Täufer von sich und von dem HErrn Jesu Christo ablegt, wird es uns leicht, die wichtige Fra e: wer kann sich» recht auf das heil. Weihnachts est freuen? dahin Fu beantworten: 1) wer sich selber kennt, Z) wer den H rrn Jesum Christum kennt. (Die el.) Demuth ist die beste Rüstung aus die ukunft des HErrm I) weil sie niedrig von sich selber denkt, 2) und das Herz zum HErrn hinüberlenkh (Ahlseld.) Wie dem HErrn Jesu der Weg in unsre Her- en bereitet werde? I) durch die Predigt des Ge- setzes, Z) durch die Predigt von Christo. (Wendel.) Richtet den Weg des HErrm 1) von wem dieser Ruf ausgeht, Z) wo er erschallt, Z) und was für eine Aussi t er uns eröffnet. (Baur.) Die Stimme des redigers in der Wüste: I) eine starke Stimme, denn a. sie ruft noch immer Leute allerlei Art herbei, h. in großer Zahl, c. und zu wiederholten Malen; 2) eine wahre Stimme, denn sie Verkündigt noch immer n. denselben HErrn, b. denselben Weg und c. denselben Gott; Z) eine beunruhigende Stimme, denn nochjmmer a. weckt sie aus dem Schlafe, b. er- regt sieWiderspruchnind o. schafft sich Feinde; 4) eine tiefdringende Stimme, denn noch immer a. geht sie zu Herzen, b. gewinnt sie Herzen und c. ändert auch die Herzen, (Schuur.) «19.. Und dies swas in den folgenden Mit- theilungen erzählt werden soll] ist das sin V. 15 bereits vorlaufig erwähnte] Zenguiß Johannis sin feierlicher und amtlicher Weise, wenn auch nicht in demselben Wortlaut, doch in demselben Wortsinn von ihm abgelegt damals], dadie Juden [von Seiten ihrer obersten Repräsentan- ten, nainlich des Hohenraths] sandten von Je- rusalem sder Centralftätte ihres ganzen Gottes- dienstes und Volkslebens] Priester und Leviteii [als eigens abgeordnete Gesandtschaft zu ihm an den Jordan V. 28], daß sie ihn [der ihre Auf- merksamkeit in hohem Maße erregt hatte, nach- dem er nun schon 4—-5 Monate lang fein Werk getrieben] frageten: Wer sdeiiier Person nach] bist du? [um sich selbst ein Urtheil über ihn zu verschaffen und darnach auch das Volk zu leiten]. Jm Eingang hat der Apostel bei der Darlegung des Glaubensinhalts ein Zeugnis; des Täufers ange- führt, welches die Jdee der absoluten Präexiftenz des Messias und folglich den Hauptgedanken des Eingang-s enthält; dieses dort nur citirte Zeugniß will er jetzt berichten mit Angabe des Orts und Tags oder viel- mehr der Tage, denn das in V. 15 angeführte Zeug- niß ist nicht blos das am ersten Tage ausgesprochene (V. 26 f.), sondern auch das des folgenden Tags (V. 30), in welchem der Täufer seine vorher gegebene Er- klärung wiederholt und zugleich vervollständigh indem er sie genau so ausspricht, wie der Evangelist in V. 15 sie citirt hat. Durch die Verbindung mit »Und« senkt unsre Erzählung sozusagen ihre Wurzeln in das Vor- wort ein. (Godet.) Jn V. 15 ist mit ,,zeuget von 1. Theil: Von der ersten Einführung Jesu in die Welt. l5 ihm« ein allgemeines Gesamintzeugniß von einem, mit dem darauf folgenden ,,rufet« angedeuteten Spezialzeugniß unterschieden; dieses laute, öffent- lichste Zeugniß von Jefu vor den Oberen ist ohne Zweifel an unsrer Stelle gemeint, es ist die bestimmte Hinweisung der jüdischen Oberen auf die Person des Messias gemeint, welcäse die Sghenoptiker in dieser Be- stimmtheit nicht mitt eilen. it jener Gesandtschaft aber verhält es sich folgendermaßen. Während Jesus in der Wüste mit der Versuchung kämpfte (§17), welche ihm in der entftellten Messiashoffnung seiner Zeit entgegentrat, und in diesem siegreichen Kampfe sich der Gang seines messianis en Werkes entwickelte, veranlaßte dieselbe Messiasho nung im Synedrium u Jerusalem die Absendung einer Deputation an Johannes den Täufer. Johannes hatte nicht nur auf das Volk überhaupt, sondern auch auf seine Führer, die Pharisäer (Matth. 3, 7), einen gewaltigen Eindruck gemacht,»und Viele von den letzteren hatten fich durch die BeYisterung des Volks mit fortreißen lassen, sich seiner aufe zu unterziehen; allmälig aber hatte ich im Shnedrium ein bestimmteres Urtheil über die noth- wendige Bedeutung eines so außerordentlichen theo- kratifchen Beginnens gebildet, man war zu der Ueber- eugung gekommen, daß ein Mann, welcher es mit Ziecht wagen wolle, die Nation einer solchen Reinigung zu unterwerfen, welche die vorläufige Excommunieation voraussetzte, entweder der Messias selber oder doch einer seiner Vorläufer, der von den Propheten (Mal. 4, S; vgl. Sir. 48, 10 oder der von Moses (5. M. 18, 15) verheißene rophet sein müsse. Wenn aber der Täufer so die außerordentlichsten Ansprüche durch fein Werk kund gab, so wurde es für das Syne- drium zur Amtspflichh denselben förmlich zu ver- nehmen, um mit, ihm auf’s Reine zu kommen. So entstand im Rathe dieser Behörde der Beschluß, eine Deputation an ihn abzusenden, und diese bestand der Natur der Sache gemäß aus Priestern und Levitem Die Priester waren mit der Sanctionirung der reli- »iösen Reini ung betraut,. also auch vertraut mit dem Ziechte der aschungen (3.Mos.13)« die Leviteii aber bildeten das natürlichste Gefolge der elben und dienten zum Theil zur stattlichen Bedeckung der Ge andten, zum Theil zur Wahrnehmung des hierarchischen olizei- . dienstes, wie er nöthig werden konnte, wenn Johannes nicht im Stande war sich auszuweisen Jetzt nämlich mußte der Täufer entweder als einer der großen Propheten des messianifchen Advents oder als ein falscher Prop et erkannt werden, wenn die Deputation ihren vollen weck erreichtex bei dieser aber war es nicht, wie wohl Manche angenommen haben, von vorn- herein darauf abgesehen, den Täufer zu bekämpfen, vielmehr kann man annehmen, daß dieselbe von einer Ziliastischen ·Aufregun»g getragen war. »(P. Lange) s kann keinem Zweifel unterworfen sein, daß die öchste nationale Behörde des Landes durch die Ge- andtschaft an den Täufer, mit der formell die Gesandt- schaft an Christum in Matth. 21, 23 auf Einer Linie liegt, ihrer Verpfli tnng und der Obliegenheit ihres Amtes nachkam. eber die Gesinnung, aus der die Gesandtschaft hervorging, haben wir eine zuverlässige Erklärung in Kap. 5, 33——35, wo der HErr zu den Juden sa t: ,,ihr schicktet zu Johanne, und er zeugete von der ahrheitz er war ein brennendes und schei- nendes Licht, ihr aber wolltet eine kleine Weile fröh- lich sein von seinem Licht.« Darnach betrachtete der Hoherath damals die Erscheinung des Täufers mit Wohlgefallenx 1e Höheres derselbe sich beigelegt hätte, desto lieber wäre es ihnen gewesen. Sie betrachteten seine Größe als die ihrige, die Hoheit seines Amtes als ein Unterpfand der Erhebung ihres Volkes aus dem Staube der Niedrigkeit. Die aus solchem Geiste hervorgegangene Gesandtschaft ist ein Zeugniß dafür, daß damals, ausgehend von den Weissagungen Dan»iels, die Erwartung der Nähe des messianischen Reiches die Gemüther des Volkes ergriffen hatte; sonst würde man nicht von der Voraussetzung ausgegangen sein, daß der Täufer entweder der Messias selbst oder einer seiner unmittelbaren Vorläufer sein müsse oder doch sein könne. Gengftenber .) Jii des Volkes Namen, als Repräsentanten desselben, tritt hier das Synedriuiu dem Johannes entgegen; in dieser ersten Begegnung aber bil et sich bereits und spiegelt sich darum auch, wenngleich noch ganz anfan sweise und un eklärt, das allgemeine Verhältniß zwis eii Jesus und srael, wie es später immer entschiedener heraustratz daher heißt es: »die Juden sandten Priester und Leviten«« (Lut- hardt.) Der Ausdruck ,,Juden« begegnet uns bei Jogannes sehr häufig (2, 6. 13. 18. 20; Z, 1. 22. 25; 4 « 5 l 10. 15. 16. 18· G, 4. 41. 52; 7, 1. 2. , ! N · Z. 11. 13. 15. as; 8, 2«2. 31. Eis. 52. 57; g, 18. 22; 10, 19. 24. 31. 33; 11, 8. 19. 33.36. 45. 54. 55; 12, 9. 11; is, 33; 18, 12. 14. 20. 31. 33. 35. 36.38. Eis; 19, Z. 7. 12. 14. 19. 20. 21. 31. 38. 40. 42; 20, 19). An mehreren Stellen ist es indisserente (unterscheidungs- lose) Bezeichnung des Volkes, an andern aber bilden diese Juden den Ge ensatz gegen die messianische Ge- meinde; sie werden gnrch diese Bezeichnung gleich als Gegner Jesu charakterisirt. Johannes, welcher in seinem Evangelium sich gern zwischen den großartigsten Gegen- sätzen bewegt —- Licht und Finsterniß, Leben und Tod —- sieht in dem Volke der Wahl den schroffen Ge en- satz gegen das Reich Gottes, die Feindschaft der elt ist sozusa en in diesem jüdischen Volke personificirtx bald wer en die Obersten des Volkes kurzweg als« Juden bezeichnet, bald haben wir das Volk insgesainmt unter diesem Namen wieder zu erkennen, denn jene Volksoberen handeln aus dem Geiste der Gesammtheit heraus. Es ist die Frage, wie Johannes dazu kam, diesen Namen zu diesem ganz besonderen üblen Sinne zu verwenden; und da müssen wir davon ausgehen, daß die Kinder Jsrael in der Schrift zuerst in 2. Kön. 16, 6 u. Jerem. 34, 9 Juden ge- nannt werden, der Naine also zuerst mit dem Exil gäng und gäbe wird. Jsraeliten, so scheint es, heißen die Nachkommen Abrahams, solan e sie noch auf den Wegen Gottes im Großen un Ganzen wan- delten; Juden aber werden sie von der Zeit an ge- nannt, wo sie im Großen nnd Ganzen von dein Glauben und den Sitten ihrer Väter abgefallen sind· Wenn also bei Johannes unter diesem Namen das Volk als ein Ganzes gedacht wird, bald in dieser, bald in jener Repräsentation auftretend, und sich in alle dein, es mag hier handeln , wer da will , das charakte- ristische Verhalten des jüdischen Volks zu Christo re- präsentirt, wodurch seine geschichtliche Stellung zur Gottesgemeinde des neuen Bandes entschieden wurde, es also immer ein Thun solcher ist, welche zu diesem Christo und seiner Gemeinde entfreindeten und feind- seligen Volke der Juden gehören, so würde zur Be- nennung dieses Volkes kein anderer Name, als eben dieser angemessen gewesen sein. (Nebe.) Es giebt sich durch den ungewöhnlich häufigen Gebranch dieser Bezeichs nung bei Johannes zu erkennen, daß derselbe fern von Palästina und besonders für Gläubige ans den Heiden schreibt, auch daß damals die Aussonderung der christlichen Kirche von der jüdischen Volksgemeiw schaft schon eine abgeschlossene Thatsache war. Jo- hannes weiß auch sich selbst von der Jndenschaft ge- trennt und sieht sie als eine fremdartige Körperschaft 16 Evangelium Johannis I, 20——23. sich gegenüberstehen, im Einklange mit der Apokalypse, wo die Judenschaft in Kap. 2, 9 u. Z, 9 als ,,des Satans Schule« erscheint (Hengstenberg.) Auch die bei den Shnoptikern so oft genannten Schriftgelehrten und Aeltesten führt Johannes als ihm bereits fern und fremd Gewordene nicht mehr an, sondern nennt die Priester mit ihren Untergebenen, den Leviten, die indeß auch eine Lehrerstellung hatten (2. Chron. 17, 7 ff.; 35, 3; Reh. 8, 7) und zu priesterlicher Geltung aufstrebtein IOie Schriftgelehrten (Matth. 17, 10),« wenn nicht aus der Zahl der Priester, waren gewiß größten- theils Leviten. (Meyer.) 20. Und er bekannte und lengnete nicht [bekannte ohne allen Rückhalt und ohne jegliche Verklausulirung seiner Rede]; nnd er bekannte smit Beziehung auf die eigentliche Meinung, in welcher die Frage an ihn gerichtet wurde]: Jch bm nicht Christus [wie ihr von mir voraussetzh sondern da müßt ihr euch an einen Andern wenden V. 26 f.; Apostg. 13, 25]. Höchst umständlich ist die Art und Weise, wie der Evangelist die Antwort des Täufers einführt; wir müssen daraus schließen, daß die Antwort, welche das Zeugnis; des Täufers enthält, ihm von dem höchsten Belange war (vgl. Röm.9, l; 1.Tim.2, 7: ,,ich sage die Wahrheit und lüge nicht«). Ein und dieselbe Aus- sage erscheint zuerst als ein Zeugnis» als ein Geständnis» und dannals ein Nichtleugnenz Johannis Aussage ist ein Geständniß, ein Bekenntniß, eine freie, osfene un- uniwundene Aussage, und zugleich ist sie ein ·Nicht- leugnen; denn wenn er auch von vornherein immer Nein sagt und seine Aussage wie ein Nichtantworb geben erfcheint, so ist diese Antwort wesentlich doch eine Kundmachung der Wahrheit, aber gerade in dieser Form eine fich selbstverleugnende Kundmachung »und darauf eben kommt es an. Es herrschten über ihn die verschiedensten Ansichten im Volke, ebenso wie her- nach über Jesum selber (Matth. 16, 14; Mark. 6, 14f.), und mit Beziehung hierauf wird er von der Gesandt- schast des Hohenrathes gefragt: »wer bist ·du?« Da schlägt er denn den ganz richtigen Weg ein, daß er zunächst sich erklärt über die höchste Meinung, welche das Volk von ihm hegte (Luk. 3, 15); von der untersten Meinung war nicht auszu ehem er will ja nicht wachfen vor dieser Gesandtscha t, sondern immer mehr abnehmen, bis daß er so klein geworden ist, daß er in seinen Angen unwürdig erfcheint, dem HErrn die Schuhriemen aufzulösen. Seine Antwort »auch 1in Folgenden ist immer kurz und rauh, abweisendund abftoßend; mit Mißbehagen und Unwillewweist er alle Zumuthungen des Volkes von fich ab, nicht einen Augenblick mag er in einem falschen Lichte erscheinen -— Hochmuth hat keinen Theil an ihm. (Nebe.) Es liegt hier eine große Versuchung des Täufers zum Abfall von der Wahrheit vor; denn die zu ihm ge- sandt waren, sind Männer von der höchsten, edelsten Klasse, Priester und Leviten aus der Hauptstadt, welche das ganze Volk vorstellte, und diesebieten ihm an die alleroberste Herrlichkeit, das Königreich und alle Obrigkeit, und sind bereit, ihn für Christum anzu- nehmen — o· welch ein Wind ist das gewesen! wie hOätte er weltliche Herzen ausblasen mussenl » (Luther.) as Synedrium mußte seine Taufe als ein Zeichen des beginnenden messianischen Zeitalters betrachten, und in einem Charakter, welcher das ganze Volk geistig bewegte und fortriß, · konnte» es wohl eine Anwart- schaft auf die messianische Wurdesindenz daß nun»aber eine solche Frage, welche die Moglichkeit voraussetzth der Täufer könne der Messias sein, für ihn eine große Versuchung war, liegt a1n Tage. So wurde also auch Johannes versucht, gleichzeitig mit Jesu selber; das Gewicht der Versuchung hat der Evangelist angedeutet mit den Worten: ,,er bekannte und leugnete nicht; er bekannte nämlich: ich bin nicht Christus«. (P.Lange.) Es standen allerdings so bedeutende Schriftgründe dem entgegen, daß Johannes der Christ sei (namentlich die durch die Schrift so nachdriicklich bezeugte Abstam- mung des Messias von David, während Johannes aus priesterlichem Geschlechte war), »daß die Frage: ,,bist du Christus l« ihnen nicht über die Lippen will; daß sie so Verdeckt fragen: »wer bist du?« zeigt, daß sie fich der Gegengründe wohl bewußt sind. Sie mögen aber doch nicht die Sache von vornherein als ab e- macht betrachten; dazu ist ihr Wunsch nach der Er- scheinung des Messias zu groß, die Beweise des Geistes und der Kraft, welche Johannes gegeben, zu augen- fällig, und die Auslegung der alttestamentlichen Weis- sagungen, zumal bei dem damaligen Zustand der Exe- gese, blieb doch immer mancherlei Schwankungen unter- worfen. (Hengstenberg.) Auf theokratischem Stand- punkte war es jedensalls ein Fehler, daß der Macca- bäer Simon seiner Zeit die vom Volk ihm undseinen Nachkommem wenn auch vorbehaltlich künftiger ander- weiter Entscheidung durch einen Propheten, angetragene Fürstenwürde annahm (1. Mute. 14, 25 ff.) und nicht vielmehr Josua’s uud Gideons Exempel (Jos. 24, 28; Richt. 8, 22f.) fich zum Muster setzte, indem er daran gedacht hätte, daß das Königthum Davids allein das verheißungsgemäße in Jsrael war (2. Sam. 7, 12 sf.; I. Macc. 2, 57); er half damit dazu, daß das Scepter von Juda entwendet ward, und brachte ein Strafge- richt über sein Haus, das fich schoii in seiner eigenen Ermordung durch den Tochtermann Ptolemäus offen- barte(1.Macc.16,11sf.), dann aber immer weiter fich entfaltete bis zur Ausrottung des ganzen Geschlechts und der Aufrichtung des idumäischen Königst rons, ja schließlich der heidnischen Oberherrschaft der ömer im Lande, womit jener Anfang einer Beseitigung des legitimen Fürstenthums nun zu seiner Vollendung kam. Die Priester und Leviten mochten hier an den Vor- gang dieser Hasmonäey die einst über das Volk ge- herrscht, denken, wenn sie von des Johannes Abkunft aus priesterlichem Geschlecht als einem Hindernis; seiner Messiaswürde absehen, und vielleicht es nicht ungern sehen, wenn einer ihres Stammes zu dieser Würde fich erheben solltex aber der Priesterssohn Johannes machte durch desto größere Entsagung, wie sie ini Fol- enden fich herausstellt, wieder gut, was der Priesters- Fohn Simon vor 168 Jahren versehen hatte. 21. Und sie fragten ihn: Was denn swie verhält es fich denn mit dir, wenn du nicht Christus bist]? bist du Elias [der zuvor muß kommen Matth. 17, 10]? Er sprach: Jch bin? nicht sdenn er wußte wohl, daß sie den Elias in eigener Person wieder erwarteten]. —- Bist du ein Propbet setwa Jeremias oder sonst der Propheten einer Matth. 16, 14., wer es auch sei, der mit der Weissagung in 5. Mos. 18, 15 ge- meint ist, als z. B. der wiedererstandene Josua]? Und er antwortete: Nein. Die Ab esandten fragen nicht: »wenn du nicht Christus bist, wer ist denn Christus und wo ist er!« denn es fragte ja keine Heilsbegierde aus ihnen; sie fahren vielmehr fort, Johannem zu versuchen. Die Ehre, Christus zu sein, hatte er von fich abgewiesen; Johannis des Täufers Selbstzeugniß vor den Abgesandten des Hohenraths 17 so niöchte er der Elias-Ehre vielleicht sich annehmen. Sie kannten die Verheißung in Mal. 4, 5., d. h. den Buchstaben derselben, und erwarteten den Thisbiter Elias, der gen Himmel gefahren war, in eigener Person als Vorläufer des Messias, den ihr fleischlicher Sinn erträumte. Jhr Elias nun war Johannes nicht, so- wenig als Jesus ihr Christus war, und es kam dem treuen Bekenner zuerst darauf an, dies Nein auf’s Unzweidentigste auszusprechen; gerade indem er ·ab- lehnte, was in ihren Augen ihn herrlich gemacht hätte, verleugnete er den Eliasgeist nicht, welcher wirklich in ihm gefchäftig war (Luk. 1, 17; Matth. 11, 10; 17, 12). Aber für den« Elias, welcher in Johannes wieder ausgelebt war, hatten die Juden freilich keine Augen —- ,,sie erkannten ihn nicht«, sagt der Heiland (Matth. 17, 12) «— und verleugneten seine Stimme. Auch der Prophet (wie es eigentlich heißt) war Johannes nicht; die herrliche Weissagung auf Christum (Kap. 6, 14), die wir in 5. Mos. 18, 15 lesen und deren Trost dann in Jesaia von Kap. 40 an kündlich groß wird gvgl 1. Macc. 14, 14), hatten die Schriftgelehrte1i·ver- ehrt, und man erwartete damals einen gewaltigen, Mosi ähnlichen Propheten, welcher gegen den römischen Pharao dem Messias Bahn brechen würde (Kap. 7, 40). Einige dachten, Jeremias würde wieder erscheinen (vgl. 2. Maec.2, 1 f.; 15, 13 s.) Nun war Johannes wohl ein Prophet, ja der größte aller Propheten (Matth. 11, 9); aber der Prophet war er nicht, weder im Sinne der damaligen Juden, noch im Sinne des heil. Geistes, der die Verheißung 5. Mos.18 gegeben, welche in Christo erfüllt worden ist. Das einfache ein- shlbige »Nein« des Johannes erklärt sich aus der hei- ligen Eile, in welcher sein Herz Christo und dem Be- kenntniß seines Namens zustrebt; ess ist als spräche er: was haltet ihr euch so lange bei mir auf? lasset uns auf die Hauptsache, zu Dem kommen, der des Fragens werth ist! (Besser.) So wies also Johannes drei verfiihrerische Fragen zurück, die von demselben Geiste beseelt waren, wie jene drei Versuchungen, welche Christus in der Wüste besiegte. (P. Lange.) 22. Da sprachen sie zu ihm [mit einer gewissen Ungeduld, nun end ich über ihn auf’s Reine zu kommen]: Was bist du denn? [sage es uns mit einem bestimmten, positiven Ausdruck] daß wir Antwort geben denen, die uns ge- sandt haben ldenu mit bloßen Verneinungen deinerseits ist der geistlichen Oberbehörde des Landes noch nicht gedient; sie will wissen, —welche Würde du für dich in Anspruch nimmst]. Was [also] sagst du von dir selbst [wer du eigent- lich seiest]? s 23. Er [ganz seine eigene Person in den Hintergrund stellend, desto mehr aber auf die Bot— schaft Gewicht legend, die er zu verkündigen habe, und da ebenso eine prophetische Weissagung auf sich anwendend, die von dem herrschenden Zeit- geist nicht beachtet und nicht verdunkelt worden war, wie der HErr später selbst so that, wenn er sich nach Dan. 7, 13 des Menschen Sohn nannte Matth. 8, 20 Anm.] sprach: Ich bin eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Nichtet den Weg des HErrn sso zu, daß er zu euch kommen kann]! wie der Propbet Je- saias [in Kap. 40, 3—5] gesagt [und sich auch D ä ch s e l’ s Bibelwerh (VI.) näher darüber erklärt] hat [wie dies Zurichten geschehen soll]. Was die Juden an wunderbaren Persönlichkeitem deren Auftreten zum Behuf der messianischen Zeit etwa erfolgen sollte, sich denken konnten, um diese alle fragen sie; aber es handelte sich nm den Beruf des Täufers, darum verweist er sie von sich ausschließlich auf diesen. Jn seiner Verkündigung liegt seine Bedeutun ; dagegen verschwindet ganz seine Person. sLuthardts Nichts, ruft er den neiigierigen Fragern zu, nichts bin ich als ,,eine Stimme«; haltet euch nicht auf bei meinem Namen oder meinem Rock oder meiner Person, sondern merket auf meinWort, das ich ver- kündige in göttlichem Auftrag! Sehet da als in einem Spiegel, wie niedrig ein Diener des Evangeliums denken soll von seiner Person; da fragt sich’s nicht: wer bist du? wie heißest du? was kannst du? was iltst du? nich; dich selbst in den Vordergrund zu tellen, deine erson geltend Zu machen, soll dieser Predigerrock dir dienen, soll ieser Predigtstuhl dir helfen — nein! hier im Gotteshaus bist du nichts als eine Stimme, hier in deinem Amte gilt nichts als das Wort, das du verkündigst, das Gottesworh das deiner Zunge sich bedient, um an die Herzen der Menschen zu sprechen. Und hätte einer denFeuergeift des Elias oder den Adlerschwung eines Jesaias oder die Donner- stimme eines Täufers Johannes — das alles tau t nichts und gilt nichts, du gebest denn demüthig es in den Dienst der göttlichen Wahrheit. »An mir und meinem Leben ist nichts auf dieser Erd: was Christus mir gegeben, daß ist der Liebe werth« (Gerok.) Mit seiner Selbsterklärung sagte Johannes dreierlei von sich aus: er stehe in der Wüste, er sei eine Stimme in dieser Wüste, nnd es gebe einen Prediger, der« ihn als seine Stimme in der Wüste gebrauche. Er stand in der That in einer Wüste, nicht nur weil er in einer wirklichen Natzurwüste am Jordan sich auf- hielt, lehrte und wirkte, sondern auch weil der geistige Zustand seines Volks und Landes damals in jeder Beziehung einer Wüste ähnlich war» Jsrael war ja wie eine Heerde verirrter Schafe, die keiiien Hirten haben, und wie ein Feigenbaum, derwohl Blätter trug, aber keine Früchtez der HErr kam·in sein Eigen- thum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Wer konnte an diesen Zöllnern und Sündern, an diesen Pharisäern und Sadducäern, an diesen Priestern und Leviten sich stärken und erquicken? Wie in einer Wüste alles ausgedörrt und vertrocknet ist, kein grüner Baum, keine duftende Blüthe, keine saftige Fruchh kein wohlthuender Grashalm das Auge labt, kein rieseln- der Bach den Durst des Wanderers löscht, keine Her- berge den Ermüdeten gastlich und heimisch aufnimmt, sondern jeder nur eilt, daß er weiter und durch komme und die Richtuiig nach dem Reiseziel nicht verfehle, so war Jsraels Zustand damals auch ausgedörrt, ohne Licht und Leben, ohne Labung und Hoffnung· Ach, die Hand auf’s Herz: sieht es in unsrer Brust von Natur nicht auch so trocken und dürr, so unfruchtbar und unwegsam, so unwirthlich »und unbehaglich aus wie in einer Wüste? Züngeln nicht die wilden Thiere und feurigen Schlangen der Leidenschaften, der Eigen- liebe, des Zornes, des Neides, des Geizes, der Un- zucht und Feindschast in uns umher. Hat die Sonne der Selbstsucht nicht unser Herz ausgebrannt, daß es leer ist an wahrer Erkenntnißf des Heils, an brennen- der Liebe zum HErrn, an Eifer für seine Sache, an Aufrichtigkeit und Demuth,·an Selbstverleugnung und Hingabe? Und vollends· die Welt um uns, in welcher wir leben, diese Welt, die im Argen liegt und voll R« T« I. 2. 2 18 Evangelium Johannis l, 24—27. Fleischeslush Augenlust und hossärtigen Wesens ist, ist sie nicht erst recht eine Wiiste? Unter all ihren Gü- tern, ist da wohl ein einziges, das unsre tiefsten Be- dürfnisse auch nur einigermaßen auf die Dauer be- friedigt und von dem wir, nachdem wir es ausgekostet und ausgenossen, nicht sagen müßten: ist das alles? weiter nichts? Spähen wir da nicht vergebens aus nach erquickendem Thau und nach Brunnen lebendigen Wassers? Ja, fühlen wir uns nicht manchmal recht verlassen und unheimlich im äußerlichen Leben, als wären wir wirklich in einer Einöde? Jn dieser laut- losen Wüste war Jolannes eine Stimme, die weit, weithin schallte, d. er war, wie der Ton, nichts Selbstständiges und 11nabhängiges, sondern nur die laute Offenbarung der geheimen Gedanken und Wahr- heiten eines Andern; der Prediger aber oder der Rufende, welcher ihn als seine Stimme gebranchte, war der heil. Geist selber, und darum, weil er des Föchften aller Redner Stimme war, war er eine so tarke Stimme, die die Leute von allerlei Art in großer Anzahl herbeirief, und eine so wahre Stimme, die den rechten Weg zum nahe herbeigekommenen Himmelreich verkündigte Wohl uns, wenn der neue Niensch in uns auch eine Stimme eines Predigers in der alten Wüste unsers Herzens ist; denn dann ist er nicht nur da und in uns geboren, dann ist er auch wirksam und lebendig in der Einöde; dann hat er auch die starken, um das Herz gezogenen Mauern durchbrochen, die stolzen Zugbrücken herabgelassen und die« am festesten verriegelten Thore dem König der Ehren ausgethan, niimlich die angeborene Selbst- und Werkgerechtigkeit. (Fr. Arndt.) Wie vor einem großen König des Mor- genlandes, welcher reisen will, die Läufer dahineilen, seine Ankunft melden, zur Herstellung der Straßen ausfordern: so war Johannis ganze Ausgabe, vor Christo herzulaufen, seine Ankunft zu melden, zur Bereitung der Seelen, zur würdigen Aufnahme dessen, der da kam, anzumahnen Zwar wer will die Wüste bereiten? wer wird in ihr Wege bauen? wie kann sie schnell zum Paradiese werden, welches des kommen- den Königs wiirdig wäre? Aber gerade diese schein- bar trostlosen Fragen führen uns auf das, was der HErr begehrt, auf die Bereitung, die er von einer Wüste verlangen kann. Die Wüste soll erkennen, daß sie Wüste, also des HErrn unwerth ist, die Berge ihres Hochmuths sollen erniedriget und doch auch die Thiiler ihres Unglaubens und Mißtrauetis erhoben, der schlichte, gerade Weg demüthigen, einfältigen Glaubens hergestellt werden; in aufrichtigem Bekennt- niß des eigenen Unwerthes, demüthig und weinend über ihre Unfruchtbarkeit und Unwirthbarkeit, aber auch ohne Verzagen, in Hoffnung auf die Hilfe dessen, der auch eine Wüste durch seine allmächtzge Gnaden- kraft umwandeln kann zum fruchtbaren artenlande, so sollte Judäa, die geistliche Wüste, zur Zeit des Täufers Dem, der da kommen sollte, entgegenharren und entgegensehen. Das war die Bereitung, welche der HErr beabsichtigte, und diese Bereitung ist die Aufgabe des Täufers Johannes, die er mit aller Kraft umfaßt, der er lebt, die er vollbringh nach deren Voll- bringung er aufhört zu leben, eben weil er zu nichts Anderen: gesandt ist und nichts Anderes in der Welt zu thun hat. (Löhe.) Wenn die fragenden Priester und Leviten im Text zu den geniessenen strengen Worten des Mannes in Kaineelslxaaren sein feuriger, ernster Blick traf und sie hörten, wie er ihnen kurz und un- mnthig die Worte zumas3, und sie sahen nun den geraden unerschrockenen Piann an, der in jeder Miene und Bewegung den Propheten Gottes leibhaftig vor- stellte, als stünden Legionen Engel hinter ihm zu seinem Dienst, so darf man glauben, daß ihnen die Worte auch nicht werden zu reichlich vom Munde ge- flossen sein; es war ein ängstliches, schwiiles Beisam- mensein. Und wenn sie nun Johannes an die wohl- bekannte Bußpredigt des Jesajas erinnerte, so hätten sie müssen un: alles Gewissen gekommen sein, wenn ihnen nicht der surchtbare Mann im rauhen Gewande mit seiner einschneidenden Rede als ein Verkliiger von Gott erschienen wäre, vor dem sie in ihrer ganzen Armseligkeit dastanden. Das war auch eine Stunde der Gnadenheimsuchung für sie, das; sie neben dem großen Manne fast die Sprache verloren und ein Ge- fühl von einer andern Welt, von einer Verantwortung, von einem göttlichen Feuereifer und der dringenden Forderung der Buße bekamen; nnd dazu that der Mann Gottes und seine Person fast mehr als seine Worte, die wie schwirrende Pfeile rasch von der Sehne flogen. »Welch ein Segen wäre es für Jsrael gewesen, wenn seine Hirten und Regierer an diesem Tage die Zeit der Heimsuchungerkannt und die Wege des HErrn gerichtet hatten! (Munkel.) Vgl. zu Kap. 2, 18. 24. Und die gesandt waren [jene von dem Hohenrath abgeordneten Priester und Le- viten V. 19, die so dem Johannes mit ihren Fragen zusetzten und an seinem endlichen Bescheid in V. 23 wenig Gefallen fanden], die waren von·den Pharifaern sdieser strengsten Sekte des Jiidischen Gottesdienstes Apostg 26, 5 zuge- hörigl · 25. Und fragten ihn [nun, vor den Rich- terstuhl ihrer angemaßten Auctoritiit Matth. 23, 2 ihn ziehend]: Warum taufesr du denn sund erklärst damit das giinze Volk für unrein und von Gott abgefallen Matth. Z, 6 Anm.], so du nicht Christus bist, noch Elias, noch ein [genauer: "der in b. Mos. 18, 15 verheißeUeJ Propbet [da doch einer von diesen allein das kliecht zu solche1n Thun haben würde Hes 36, 25 f.; Sach. 13, 1]? 26. Johannes antwortete ihnen und sprach: Ich [meinestheils] taufe snur erst] mit Waffe: [und das hat noch nicht soviel als dasjenige Tausen zu bedeuten, welches Christo allein vor- behalten bleiben muß V. 33]; aber er ist sinittels Ueber·nah1ne seines messianischen Amtes, zu dem ihn Gott durch Elliittheilutig des heil. Geistes gesalbt hat Matth. 3, 13 — 14, I ff., schon] mitten unter euch getreten, den Ihr sfreilich noch] nicht kennet sich aber kenne ihn V· 29 ff., und der wird nicht allein das zukünftige höhere Taufen vollbringen Matth. Z, 11; Mark. 1, 8; Luk. Z, 16 f., sondern verleihet auch mir das Recht und die Pflicht zu meiner Wassertaufe]. 27. Der ist’s, der swie ich dem Volke, das zu nieiner Taufe kommt, zu sagen pflege Kap. 3, 261 nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist [V. 15], deß ich swie ich ferner von meinem Verhältniß zu ihm schon be- kannt habe Matth. Z, U; Mark. 1, 7; Lnk. 3- IS] nicht Werth bin, daß ich sals sein ge- Johannes bezeugt ferner, daß der Messias bereits da sei. 19 ringster Diener mich vor ihm bücke und] seine Schuhriemen anflöse. Früher war das Amt der Abgeordneten angegeben worden, hier wird auf die Partei hingewiesen, der sie angehörtenx diese Hinweisung muß in Beziehung stehen auf die Frage, die sie weiter an den Täufer richten. Die Mitglieder der pharisäis en Partei wachten nämlich überall mit inquisitoris er Strenge darüber, daß die theokratische Ordnung aufrecht er- halten würde, nicht blos in ritueller Beziehung, son- dern auch in Bezug auf die Amtsbefugniß und Lehre (Kap. 9, 13; 7, 47 f.; 12, 42); bei allem, was anders war, als es nach ihren vorgefaszten Meinungen sein sollte, waren sie gleich damit bei der Hand, zur Rede zu stellen und zu richten. (Hengstenberg.) Die Phari- säer waren die Ultra-Conservativen in Israel; niemand mußte daher an der aufsallenden Neuerung, welche sich der Vorläufer durch Einführung der Taufe erlaubte, sich mehr stoßen als sie. Allerdings gab es im jüdischen Gottesdienst gesetzliche Reinigungem nnd Manche be- haupten sogar, daß für heidnische Proselhten bei ihrem Eintritt in die jüdische Gemeinschaft eine völlige Ein- tauchung angeordnet gewesen sei; aber die Anwendung dieses Symbols absoluter Beflecktheit auf Glieder des theokratischen Volks war eine so besremdliche Iieuerung, daß sie die Empfindlichkeit der a1ntlichen Wächter über den Cultus, und vollends die der eifrigsten Anhänger der Tradition, im höchsten Grad aufregen mußte. Daher war auch bei der Wahl der Gesandtschast, welche den Johannes iiber sein öffent- liches Auftreten und über den von ihm eingeführten Gebrauch zur Rechenschaft auffordern sollte, das pharisäische Element im Hohenrath vorherrschend ge- wesen; die desfallsige Bemerkung bringt der Evangelist erst jetzt bei, wie das ja seine gewöhnliche Art zu er- zählen ist (vgl. V. 41 u. 45; Kap. 4, 30; 9, 14;11, 5 u. 18; 13, 23), daß er nicht gleich zu Anfang eine vollständige Darstellung der äußeren Umstände, unter welchen die zu beschreibende Handlung vor sich geht, entwirft, sondern, wie es gerade das Bedürfnis; mit sich bringt, die zur Beleuchtung seiner Erzählung dienenden Umstände nachholL (Godet.) Die Antwort des Täufers auf die ihm hier vorgelegte Frage ent- spricht dem, was er in V. 23 ausgesagt hatte, daß er auf den ålliessias vorzubereiten bestimmt sei. So war zwar seine Taufe nicht die Geistestaufe, die dem Messias vorbehalten war, sondern eine Was sertaufe, noch ohne das himmlische Element, aber schon in ihrer Mitte stand der weit Größere, dem dieses vor- bereite11de Taufen galt. Im ersten Versgliede: ,,ich taufe mit Wasser« liegt also, daß er sich mit seinem Taufen nichts, was dem Messias zukomme (das Geistes- taufen), anniaße, und dieser Theil bezieht sich auf jenes: »so du nicht Christus bis« in V. 25; im zweiten Versgliedet »aber er ist mitten unter euch getreten« liegt dagegen, daß dieses sein vorläufiges Taufen jetzt die Berechtignng der nach seiner Stellung zum Mefsias (V. Es) gottgeordneten Nothwendigkeit habe, da der Messias, ihnen freilich unbekannt, bereits in ihrer Mitte stehe, mithin das, was sie dem Elias oder dem sonst erwarteten Propheten einräumten, seinerseits nicht unterbleiben dürfe, und dieser Theil der Antwort bezieht sich aus jenes: ,,noch Elias, noch ein Propbet«- (Met)er.) Den Abgeordneten des Hohenraths erscheint das Wassertaufen des Johannes als außerordentlich groß, ihm selber dagegen will sie als außerordentlich klein erscheinen, weil ihm stets die große Wirkung vorschwebt, mit welcher nächstens der Messias austreten wird. Aber er setzte nicht nur seine Taufe nicht herab, er recht- fertigte sie auch, indem er den Abgesandten verkündigte, der Piefsias sei ihnen bereits ganz nahe gekommen; mit dieser Verkündigung nämlich mußte er ihnen als der nächste Vorläufer des Messias, ja als sein Ver- trauter erscheiuen -— schon ist er in eure Mitte ge- treten, nnd doch kennt ihr ihn nicht, der nach mir kommt und doch vor mir gewesen ist. (P. Lange) Was die Worte ,,mitten unter euch getreten« betrifft, so haben einige Ausleger sie dahin verstehen wollen, als habe Jesus, nachdem er schon an diesem Tage aus der Wüste seiner Versuchung (Matth. 4, 1—11) zu Johannes an den Jordan zurückgekehrt war, sich mitten unter der die Gesandtschast umgebenden Volksmenge befunden und der Täufer daher die Worte mit einem hinweisenden Blick auf ihn begleitet; das ist aber an sich schon gekünstelt, selbst wenn die Annahme einer die Gesandtschast umgebenden Volksmenge begründeter wäre, als sie in Wahrheit ist, und überdies scheint ein solcher hiuweisender Blick vor einer Zuhörerschaft dieser Art uns des Johannes geradezu unwürdig Dagegen sind die Worte ein sicherer Beweis» dafür, daß die Taufe Jesu durch Johannes vor einiger Zeit schon geschehen war; in Luk. Z, 21 hieß es: ,,da sich alles— Volk taufen ließ und Jesus auch getauft war und betete, that sich der Himmel auf und der heil. Geist fuhr hernieder«, darauf bezieht sich hier Johannes, wenn er sagt: ,,er ist mitten unter euch getreten«. Dieses Zeugnis; des Täufers von der Nähe des Messias, sagt Baumgartem klingt, als hörete Johannes schon das Rauschen der Füße Jesu, wie er aus der Wüste wieder zurückkehrt an den Jordan (V. 29). »— Der Christ des HErrn ist nun da, hat festen Fuß gefaßt, um zu bleiben unter ihnen; Johannes weiß das, er at durch das Wunder bei der Taufe im Jordan diese rkenntniß empfangen, das Volk weiß aber nichts, es erkennt Den nicht, der jetzt in der Menschen Fleisch und Blut gekleidet mitten unter ihm steht. Er will jedoch nicht blos die Unkenntniß des Volkes mit seiner eigenen Erkenntnis; in einen scharfe1i Gegensatz stellen, er will auch sie reizen, daß sie ihn zu erkennen trach- ten, er will auch diesen Pharisäern gegenüber der Wegbereiter des HErrn sein; dies erhellt klar aus dem gleich folgenden Zeugniß von der alles über- ragenden Herrlichkeit des erschienenen Messias. Dem Täufer ist es eine Herzensfreude, Den, welcher nach ihm kommt, vor sich zu sehen: Neid kennt sein Herz nicht; mit Recht vergleicht der Err ihn mit einem Lichte, denn von dem Lichte hei t es: lucendo con- sumor, indem ich leuchte, zehre ich mich selber auf. (Nebe.) Vor keinem unter den Sterblichen würde der Täufer sich also gedemüthigt haben —- er, der mehr war als ein Prophet, so groß, daß unter allen, die von Weibern geboren sind, nicht aufkommen ist, der größer sei denn Johannes der Täufer. (Lampe.) Laßt uns beachten, was das Wort der Wahrheit von der Person des HErrn Jesu Christi lehrt, wenn wir dem Feste seiner Geburt mit Freuden entgege1igehen wollen! Nicht die Geburt eines gewöhnlichen Menschen, nicht die Geburt des vorzüglichsten und erhabensten aller Menschenkinder Verkündigt uns das heil. Fest, sondern das große, unergründliche Wunder der Menschwerdung dessen, der als der wesentliche Gottessohn, als der Ab- lanz der Herrlichkeit Gottes und als das Ebenbild feines Wesens von Ewigkeit her Gott ist, wie der Vater und der heil. Geist, hochgelobet immer und ewiglich; nur ein solcher konnte uns aus dem Ver- derben herausreißen, in welches die Sünde unser ganzes Geschlecht gestürzt hatte, nur ein solcher in Wahrheit unser Heiland werden, der da wahrhaftiger Gott und wahrhaftiger Mensch in Einer Person ist. (Dietzel.) Jst- 20 Evangelium Johannis I, 28. 29. Manchen ugtiker urtis des: vorhaxridtenh usns geårezigtq unter uns eann e ri us ni ) , wa er o anni war: nicht da, nicht von Ewigkeit, nicht kommend, Eichä koänmegd ini WoZtHTFZiYt im Tode, Seht am n e er age — a i as armseige eenii- riiß einer großen Anzahl von Menschem die den· Namen des Hochgelobten noch zu tragen, noch Christen· zu heißen sich nicht entblödenz Sie kennen ihn nicht, und sich kennen sie auch nicht; kenneten sie sich, so würden sie nicht genug an sich haben, so würden sie nicht so selbstgenügsam, so wohlzusrieden mit sich selber sein, sie würden voll Schrecken über ihre Leere, ihre Schwachheit, Thorheih Bosheit, suchen gehen, ob einer käme, den sie anstatt ihrer selbst lieben, ehren, fürchten könnten, sie würden suchen und finden. Aber der H»och- muth hat alles eingeborene Sehnen nach dem Ewigen ertödtet und die Lebenszeit, die doch eine fortwährende Adventszeit Jesu ist, aller Hoffnung und Erwartung entledigt; man wartet auf keinen Christus mehr, man hat ohne ihn alles genug, gleich jenen neuen Juden, die sich des großen Fortschritts freuen, auf keinen Hei- land mehr hoffen zu müssen. Christus gilt Vielen nichts mehr — was soll ihnen sein Geburtstag sein? man freut sich seiner nicht, wie soll man sich seiner Geburt freuen? Ach, es ist traurig, wenn die Zeit kein Advent mehr ist, wenn man des HErrn nicht mehr wartet und nicht niehr seiner Geburt sich freuen kann! Was ist denn das Leben, was der eigene Ge- burtstag und was der eigene Todestags? Sind wir nicht für Jhn geboren, weil er nicht für uns geboren ist, für wen und für was find wir denn geboren? für was leben wir denn? und was ist denn unser Sterben? Wenden wir uns schaudernd von dem Theil der Menschheit weg, der sich alle Freude durch Unglauben raubt und freiwillig verarmt, indem er den HErrn der Herrlichkeit nnd sein Reich aufgiebt; wenden wir uns langfani und für denselben betend weg — dem heil. Johannes und seinen Gleichgesinnten zu, der seligen Schaar vollendeter Knechte und Magde Gottes, die in Jesu Geburt ewige Freude fanden, zu den Gleichge- sinnten in der noch streitenden Kirche, die im lieblichen Feste der Weihnachten mehr als ein bloßes Spiel er- kennen, die angelegentlich begehren, das Dankfest fiir die Geburt ihres Heilandes zu feiern, die sich mit Johannes vor ihm niederwerfen und nichts rühmen wollen als Jhn und seine Gnade! (Löhe.) Wie ist es möglich, daß die Abgeordneten des Hohenraths den Täufer verließen, ohne ihn zu fragen, wer die Person sei, von der er rede? Entweder lag ihnen nichts daran, es zu erfahren, oder sie verachteten den, der so zu ihnen redete; in beiden Fällen fängt an diesem Punkte dieDGeschichte ihres Unglaubens an. (Godet.) 28. ies lwas ini vorliegenden Abschnitt erzählt worden] geschah zu Bethabara, jenseit des Jordan, da Johannes snachdem er sich von seiner nrfprünglicheii Wirkungsstätte ani un- teren Jordan, die noch zur eigentlichen Wüste Juda gehörte Matth. Z, 1 Anm. 3., weiter nach Norden hinauf gezogen hatte Matth. B, 6 Anm.] taufete. Dem Johannes war dieser wichtige Vorgang des offizielleu Zeugnisses des Täufers von Dem, der da konimen sollte, so eindrnckliih geworden, daß er noch genau den Ort, wo derselbe stattgefunden, im Gedächtniß behalten hatte» Fiirgniis »in der Gegenwartnber hat es große Schwierigkeit, diesen Ort sowohl in seinem Namen als nach seiner Lage genauer zu bestimmen: in ersterer Hinficht stehen sich einander die beiden Les- arten Bethanien und Bethabara gegenüber, und in der anderen Hinsicht läßt sich weder sagen, wo ,,Bethanien jenseit des Jordan« (im U1iterschied von Bethanien am Oelberge Kap. it, 18), noch wo Betha- bara zu suchen sei; wir sind also auf bloße An- nahmen, je nachdem einer so oder so sich entscheidet, angewiesen. Jndem wir niin die getoöhiiliche Lesart, die wissenschaftlich recht wohl sich vertheidigen läßt, festhalten nnd Bethabara für einerlei halten niit Bethbara (Richt. 7, 24), haben wir auf Karte V deni Orte eine Stelle angewiesen, wie sie sowohl zu Beth- bara dort, als zu Bethabara hier trefflich paßt (an der Furt, die auf der Straße von Sichem nach Ra- moth in Gilead über den Jordan führt); da aber bei der Taufe Jesu durch Johannes die Wirkungsftiitte des letzteren noch am unteren Jordan sich befand, so muß derselbe während der 40tägigen Versiichung Jesu in der Wüste diese Stätte aufgegeben und sich fünf Meilen weiter nach Norden hinaufgezogen haben; voii dort hatte Jesus noch einen Weg von 12 Meilen bis nach Cana in Galiläa (Kap. L, 1 ff.). II. V. 29—51. (§ 19.) Jlm darauf folgenden Tage, als der ans der wüste bei Ierikho znrüililiehreiide Jesus sitt) wieder bei Johannes einstellt, wiederholt dieser sein Zeug— niß von ihni vor den Ohren der ihn iniigebcnden Sänger, dort) so, daß ihni ein neues Geheimnis; aufleiirhtet in dein neuen Anblick; als er dies neiie Geheininiß an drin demnächst folgenden Tage in Gegenwart zweier Immer, des Johannes niid Andreas, abermals kund thut, folgen diese der darin liegenden Aufforderung, gehen Jesu nach nnd herbei-gen bis zum Abend bei ihm, halten aber aurh uoch Bett, gleich an demselbigen Tage ein jeder seinen eigenen Bruder dein neuen Meister ziszufilhreiy bei welcher Gelegenheit denn des Andreas Bruder, Simon, den neuen tlauien Petrus eninfiiiigt Jln dein noch weiter folgenden Tage sindet Jesus, der ini Begriff sieht, seine Herberge ain Jordan zu verlassen nnd wieder nach Galtläa zu ziehen, den philiopuik den er zum fünften Sänger« gewinnt, und dieser wieder holt deu illathanael herbei. Mr Geschichte des letzteren wird noch von besonderer Bedeutung; sie zeigt uus »das Bild einer dlathanaeLSeele I) auf dein Wege zu Christo, L) in der Begegiiitug init Christo, Z) iii ihrer Zukunft durch Christ-cui. (6ri"tctiiier.) 29. Des andern Tages snach dem in V. 19 —28 berichteten Vorfall, nach unsrer Rechnung am 16. Februar a. 27 n. Ehr.] siehet Johannes sdort in Bethabara V. 281 Jesum zu ihni konimcn nnd spricht szu seinen Jüngern, indem ihn gerade jetzt der heil. Geist in ganz besonderer Weise er- leuchtete und bewegte Matth.11, 3 2liini.]: Si eh c, das ist Gottes Lamm sdas von Gott ihni aus- ersehene Lamm], welches der, Welt Sünde tragt [ftellvertreteiid auf sich nimmt und durch Biißung derselben sie wegnimtnts Jesus hatte sich nach seiner Taufe durch Johannes (vor e· 6 Wochen) von deinselben entfernt nnd in die Einsainkeit zurückgezogeii, um sich als Soh1i in den Schooß des Vaters zu versenken, der sich ihiii eben jetzt wieder eröffnet hatte, und um das Amt des Welt- erlösers, das er übernommen, u erwägen; jetzt erscheint er wieder, um sein Werk zu eginnen. Er konimt zu- rück zn Johannes: hier konnte er ja hoffen, die ihm von dem Vater bereiteten Werkzeuge zu finden, welche ihm ur Erfüllung seiner Aufgabe unentbehrlich waren; unterzscheidet doch Jesus selbst (Kap. 10, Z) den Dieb Johannes kennzeichnet seinen Jüngern Jesum, 1) als den Erlöser der Menschheit; 21 und Mörder, den, der sich auf eigene Faust zum Messias macht, von dem Hirten, dem ächten Messias, eben da- durch, daß dieser nicht über die Mauer des Schafstallss hineinsteigt, sondern an der Thüre den Thürhüter findet, wel er ihn in den Schafstall hineinläßt Jesus wußte, da der von Gott verordnete Thürhüter Jo- hannes war; darum, da der Augenblick erschienen, in den Schafstall einzugehen und sich seine Heerde zu bilden, kommt er zu Johannes — oder hätte er etwa nach Jerusalem oder— nach Galiliia rgehen sollen und dort sich selbst als Messias ausrufen (Godet.) Den Tag vorher (Freitags) hatte Johannes sein Zeugniß offen abgelegt; diese Treue wird ihm nun damit vergolten, daß sein Principal zu im kommt. (Berleb. Bib.) Da von Jesu weder ein ort noch ein Werk bei dieser Gelegenheit berichtet wird, so kann der Sinn seines Kommens zu Johannes kein anderer sein, als sein Wille, sich selbst darzustellem und zwar zunächst fängt er an der Stelle an, wo er das hellste und tiefste Ver- ständnis; des in ihm bes lossenen Geheimnisses vor- handen wußte. Johannes chaut ihn, den Kommenden, und kann dieser Erscheinung gegenüber nicht stumm bleiben; denn ein neues Geheimniß leuchtet ihm auf in dem neuen Anblick. Von dem Tage an, da er den Geist hat herabfahren sehen auf Jesum, hat dieser Zeuge ihn nicht aus dem Sinn gelassen; er hat ihn verschwinden sehen auf dem Wege in die menschenleere Wüste, und von eben daher sieht er ihn jetzt kommen — es kann ihm— nicht entgangen sein, daß seit jenem Tage seiner höchsten Freude vierzig Abende vergangen sind. Diese vier ig Tage dessen, der vor seinen Augen gesalbt worden ist mit dem Geist ohne Maß, können ihm nicht anders erscheinen, als die Wiederherstellung des verlorenen Jsrael und des verlorenen Anfangs der Menschheit. Er schaut ihn ja als Den, der aus dem Kampf sie reich hervorgegangen, der in der Wüste mit En elsspeise gestärkt ist, um seinen Sieg als eine ewige ebensmacht in die Welt hinein auszubreiten Dies esDenken und Schauen des Johannes versiegeltihm der Geist, und er thut seinen Mund auf und spricht: ,,siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt« Gestellt hat er sich, das will er sagen, unter die Sün- denlast Jsraels und aller Heiden als der rechte, von Gott bestellte Stellvertreter, und darum unterliegt er nicht dieser Last, sondern trägt sie stark und freudig und nimmt sie hinwe. (Baumgarten.) Daß das ,,Lamm« nicht bloßes Bild der Gelassenheit und Ge- duld, daß es vielmehr als Opferlamm zu fassen ist, welches die Sünde der Welt büßend auf sich nimmt, erhellt daraus, daß in V. 36, wo Johannes nicht wieder wie hier die Absicht hat, Christum als Versöhner der Welt darzuftellen, das »der die Sünde der Welt auf sich nimmt« fehlt; das letztere kann nur Erklärung und Ausdeutung sein, der Begriff des Versö ners der Welt muß schon in dem »das Lamm ottes« allein gegeben sein. Dazu kommt noch, daß Johannes in Kap. 19, 36 auf Christum überträgt, was im alten Testament von dem Passalamm geschrieben steht, daß in der Apokalhpse Christus in Bezug auf die von ihm gestiftete Versöhnung das Lamm, das geschlachtet ward, genannt und von dem Blute des Lammes ge- redet wird, daß auch in 1. Petri I, 19 Christus dar- gestellt wird als ein fehler- und fleckenloses Lamm, durch dessen Blut wir erlöst sind. Daß aber unter den verschiedenen Thieren des Sündopfers gerade das Lamm zum Symbol des fühnenden und büßenden Christus ausgewählt wird, erklärt sich daraus, daß es am meisten geeignet war zur Abschattung der herrlichen Eigenschaften Christi, seiner Unschuld und Gerechtigkeit (1. Petri 1, 19), und besonders der herrlichen Tugen- den, die er in seinem Leiden offenbarte, seiner stillen Geduld und Sanftmuth; gerade diese bildet den Ver- gleichspunkt in der Stelle des alten Testaments, in welcher bereits der leidende Christus mit einem Lamm verglichen wird: Jes. 53, 7. Man wird es aber nicht allein aus dieser Stelle ableiten dürfen, daß Johannes Christum hier als das Lamm Gottes bezeichnetx denn so entschieden und nachdriicklich Jesajas auch in dem ganzen Abschnitt die Stellvertretung des Knechtes Gottes lehrt, so stellt er doch das Bild des Lammes darauf nicht in unmittelbare Be iehun — er faßt dabei nicht die stellvertretende Eigenschaft es Leidens Christi in Betracht, sondern seine Geduld in demselben. Man wird daher zugleich auf den Gebranch des Lammes als Sühnopfer zurückgehen müssen. An die gewöhn- lichen Sündopfer freilich wird man nicht denken dürfen, denn da waren die Opferthiere der junge Farre oder ein Ziegenbock, eine Ziege oder ein weibliches Schaf; ein ausgedehnter und wichtiger Gebranch des Lammes zur Sühnung der Sünde fand dagegen beim Passa statt, und daran müssen wir um so mehr denken, da diese Sühne die eigentlich wurzelhafte ist, die Grund- lage aller andern Sühnopfer, da in Kap. 19, 36 Christus als das Gegenbild des Passa’s erscheint, und ebenso auch in 1. Cor. 5, 7. Der Genitiv ,,Gottes« bei ,,Lamm« ist ein solcher der Zugehörigkeit und des Eigenthums« er deutet nicht allein an, daß dies Lamm von Gott gesendet und äegeben werde, auch nicht allein, daß es Gott wohlgefä is sei (vgl. Pf. 51, 19), sondern zugleich, wie nahe dies amm Gott angeht, s. V. 34 u. 50; SaFh. 13, 7». (Hengstenberg.) Jenes Lamm, das Passa, haben die Menschen zugerichtet nach Gottes Befehl, dieses dagegen hat sich Gott selber bereitet; in dem ,,tragen« nun liegt beides, sowohl das Auf- sichnehmen als das Wegtragen; denn nimmt er die esammte Sünde der Welt auf sich, so nimmt er sie sgelbstverständlich denen ab, auf denen sie eigentlich liegt. (Luthardt.) Der Ausdruck: ,,Siehe, das ist Gottes Lamm, das der Welt Sünde trägt«, gehört unter die Meisterzüge des heil. Geistes, der soviel in ein einziges Wort zu fassen und den Samen des Glau- bens so anzubringen wußte, das alles, was in dem Gesetz und dessen Vorbildern auf diesen Glauben vor- bereitet; alles, was in den Propheten auf diesen Sün- denträger Verkündigt war, dabei im Herzen erweckt und zu Nutzen gebracht, der Glaube selbst aber mit seinem Warten, Sehnen, Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit auf diese rechte Person geleitet wurde; so ist auch unter dem Tragen unsrer Sünden, das Wer- sen dieser Last aus ihn von Seiten Gottes, sein ge- duldiges,« ehrerbietiges, auf Gott und dessen Heiligung gerichtetes Hingehen unter dieser Last, das Wegtra en und Aufheben der Sünde durch sein einiges Opxfey sein daran hangendes Ers einen vor dem Angesicht Gottes und sein endliches ommen ohne Sünde als in Einen köstlichen Kern usammengefaszt (Rieger.) Das ist ein schön herrlich Zeugniß Johannis von dem neuen Regiment und Reich Chriti, wie es soll an- ehen, und sind deutliche, elle orte, darinnen Jo- gannes klärlich herausdrü t, was man an Christo haben solle, und ist ein gewaltiger Spruch. Das Ge- setz legt unsre Sünden auf unser Gewissen, schiebt sie uns in Busen; aber Gott nimmt sie von uns und leget sie auf des Lämmleins Schulter. Wo sie auf mir nnd auf der Welt lägen, so sind wir verloren, denn die Sünde ist zu stark und mächtigz da spricht Gott: Jch weiß, daß dir deine Sünden gar zu schwer sind zu tragen, derhalben siehe, ich will sie auf mein Lämmlein legen und von euch wegnehmen — dasselbe glaube du; enn so du es thust, so bist du frei von« 22 Evangelium Johannis 1, 30—34. Sünden. (Luther.g Wenn Johannes jemals der gcinze erold Jesu wer en sollte, also auch der Herold seines eidens, was er doch einmal werden mußte, so mußte ihn der Moment dazu machen, in welchem er sich mit dem Messias in Einer Stimmung der triuinphirenden Weltentsagung begegnete; dieser Moment aber war eben an diesem Tage, da seine eigene Seele in der Seligkeit der am Tage zuvor bewährten Weltentsagung feierte, Jesus aber, nach der Versuchung aus der Wüste mit dem festgestellten Bewußtsein, daß er bestimmt sei und willig sei, das Lamm Gottes zu werden, das der Welt Sünde trägt, in einem Wesen sich ihm zeigte, welches ein Vorgefühl seines Sieges am Kreuze zu verklären schien. Man bemerke den Ausdruck der Er- grisseuheit, womit der Täufer sein großes Wort aus- spricht! Derselbe Propheh welcher in der Stimme des Rufenden in der Wüste, wovon der Prophet Jesaias geredet hat, das ernste Bild seines Lebens fand, sah jetzt mit derselben Klarheit in dem leidenden, die Sün- den der Menschen tragenden Lamme Gottes bei dem- selben Propheten das tragische Lebensbild des Messias; die eine Erkenntniß hing mit der andern genau zu- sammen. (P. Lan e.) Johannes hatte hier nicht einen plötzlichen Lichtbli natürlicher Art oder eine auf- steigende Ahnung, sondern eine göttliche Offen- barung (vgl. V. 33); deren bedurfte es, um die Jdee des leidenden Messias, die, wenn sie auch von einzelnen tiefer schauenden Gemüthern durch die prophetischen Spuren oder durch göttliche Erleuchtung (Luk. L, 25. 34 f.) gefunden war, doch jedenfalls im Allgemeinen ganz entgegengesetzte Erwartungen vorsand (Kap. 12, .4; Luk. 24, 26), mit solcher Entschiedenheit und Be- stimmtheit, und zwar nach ihrer in Jesu eintretenden geschichtlichen Verwirklichung, zu verkündigen und ihr die, wenngleich schon durch die Abrahamische Verheißung angebahnte Ausprägung der weltumfayenden Allgemein- heit zu geben. Je fremder dem Vol e die Vorstellung eines leidenden Piessias war, je unzugänglicher sich selbst die Jüngersür dieselbe zeigten (Matth. 16, 21; Luk. 24, 25), je gewisser ihre Verbreitung erst auf dem Wege der geschichtlichen Entwickelung geschah und doch auch so das beständige Aergerniß der Juden blieb, desto nothwendiger, aber auch desto gerechtfertig- ter erscheint jene Voraussetzung besonderer göttlicher Enthüllung Diese hier empfangene Offenbarung aber, sowie auch die bei der Taufe geschaute (V. 3"2), schließt ein nachmaliges zeitweiliges Jrrewerden auf Seiten des Täufers (Matth. 11, Z) uicht aus; dasselbe war ja nicht durch Leiden Jesu, sondern durch eigenes Leiden, den messianischen Thaten Jesu gegenüber erregt, wodurch das früher erhaltene göttliche Licht in menschlicher Schwäche und Ungeduld verdunkelt wurde. (Meher.) 30. Dieser ists, von dem ich [wie früher zu dem Volke, so gestern zu den Priestern und Leviten aus Jerusalem, ohne jedoch da schon auf eine bestimmte Person hinweisen zu können] gesagt habe: Nach mir kommt ein Mann [Apoftg. 17, Z; Sach. 6, 12], welcher vor mir gewesen ist; denn er war eher denn ich [V. 15 u. 27]. Wenn der Täufer den Mann, der nach ihm auf- treten sollte, als Den bezeichnet, welcher vor ihm ge- wesen sei, so spricht er damit die wesentliche Priorität oder Fürstlichkeit Christi aus, das wesentliche Voran- gehen desselben im Reiche Gottes. Schon bei einem gewöhnlichen Herold findet sich dieses Doppelverhält- niß: der Herold eilt dem Fürsten äußerlich voran, aber der Fürst war früher da als er, und hat ihn zum Herold gemacht, und nach der Wirkung seiner Majestät ·eht der Fürst ihm voran, der Herold ist der äußerliche orgänger des Fürsten, aber der Fiirst ist der geistige Vorgänger des Herolds Wenn nun aber der Täufer den vollen Eindruck davon hatte, daß er in seinem Berufe durchaus bedingt sei durch den tiefer liegenden Beruf Christi, in seiner Würde ein Produkt der Würde Christi, und wenn er es aussprach, daß Christus diese Priorität in der Theokratie habe, so sprach er damit zugleich die wesentliche Priorität desselben in der Ewigkeit Gottes aus; denn das eine ist nicht ohne das andere. (P. Lange) . 31. Und ich kannte [selber vormals, bei mei- nem Zeugniß an das Volk] ihn lder Person nach noch] nicht [Matth. Z, 14 Anm.]; sondern auf daß er offenbar würde in Israel [zu welchem Gottesvolk ich ja ebenfalls als ein bloßes Glied gehöre, so daß ich keine Ausnah1ne-Stellung in demselben einnehme], darum bin ich kommen zu taufen mit Wasser sdenn dieses Taufen mit Wasser, wie es aus seine Ankunft vorbereitet, sollte nach Gottes Rath auch die Gelegenheit geben, ihn mir zuzuführen und vom Himmel her als den Kom- menden vor mir zu legitimireu V. 33]. 32. Und Johannes [um shier sogleich die Art und Weise, wie diese Legitimation vor sich ging, einzufügen] zeugete und sprach: Ich sahe sals ich ihn getauft und er aus dem Wasser wieder herauf- stieg und betete], daß der Geist herabfuhr, wie eine Taube, vom Himmel und blieb aus ihm [ge- nauer: auf ihn — die äußerlich sichtbare, in der Gestalt einer Taube sich verkörpernde Er- scheinung des Geistes schwebte über seinem Haupte in der auf ihn zugewandten Haltung oder Rich- tung Matth. Z, 16; Mark. 1, 10; Luk· 3, 21f.]. 33. Und ich kannte ihn nicht [so knüpfen wir jetzt an den Jnhalt des 31. Verses wieder an und führen die in V. 32 abgebrochene Erzählung der Rede des Johannes, von der alsbald das Schliißzeugniß angegeben wurde, nachträglich weiter fort, um nun auch zu erklären, inwiefern gerade jenes Schlußzeugniß von so hoher Wichtigkeit ists; aber der mich sandte zu taufen mit Wasser lGott der HErr], derselbige sprach zu mir sdurch innere Einsprache seines Geistes, von der ich gewiß wußte, daß sie kein eigener Einfall meinerseits wars: Ueber welchen svon allen deinen Täuflingen] du sehen wirst sin dem Augenblick, da er getauft worden] den Geist [vom Himmel] herabfahren und auf ihm bleiben, derselbige,ist’s, der [deiner pro- phetischen Ankündigung geniäß Matth. Z, 11; Mark· I, 8; LUk- Z, 16] mit dem heil. Geiste taUfet [Apostg. l, 5]. 34. Und ich sahe es [daß, wie schon in V. 32 im Voraus bezeugt wurde, der Geist in der vorher von Gott angezeigten Weise herabfuhr, wie ein Taube, vom Himmel und blieb auf ihm] und zeugete snun auch gestern vor den Abgesand- ten des HohenrathsL daß dieser ist Gottes Sohn L) als den von Gott vom Himmel herab sichtbar bezeugten Gottessohn. 23 smdem ich auf denjenigen, der nun mitten unter sie getreten sei, das Wort anwendete, das ich schon früher gesprochen von Einem, der nach mir kommen würde, welcher vor mir gewesen, und mich ihm gegenüber für unwerth erklärte, seine Schuhriemen aufzulösen V. 26 f. —- jenen konnte ich ihn da noch nicht in Person zeigen, aber ihr, meine Jünger, sehet ihn in Dem dort, der zu mir kommt V. 29]. V. 29 hat den Messias charakterifirt hinsichtlich seines Erlösnngswerkes, V. 30 charakterisirt ihn hinsichtlich seiner persönlichen Göttlichkeit — damit wird das kurze Zeugniß des Täufers vollständig. (Godet.) Nach dem vierten Evangelium hat der Messias- begriff des Täufers die Merkmale des siihnenden Lei- dens und einer vorweltlichen himmlischen Existenz. (Strauß.) Auf das Zeugnis; in V. 26 f. gründet sich die Beziehung in V. 30 und auf diese wiederum die Mittheilung in V. 15. Der Täufer hat die göttliche Signatur des Messias früher beschrieben, bevor er ihn in seiner Individualität kannte; er hebt jetzt mit Freu- digkeit hervor, daß er ihn recht gezeichiieh nicht zu viel gesagt habe. (P. Länge) Jn V. 31 will der Täufer dem möglichen Verdacht entgegentreten, als ob das vorangehende Zeugnis; aus Freundschaft oder Gunst hervorgegangen sei. (Calvin·) Jn V. 26 setzte Jo- hannes in dem allgemeinen Nichtkennen Eine Aus- nahme, sich selbst; hier hebt er diese Ausnahme mit »Und auch ich« (so genauer nach dem Grundtext) auf, indem er sagen will, als er seine ersten Zeugnisse über den Messias, der m? ihm kommen werde, aus e- sprochen, habe er eben owenig als das Volk gewu t, wer der zu dieser Würde berufene Mann sei. Nun begreift aber das ,,ich kannte ihn nicht als Messias« ohne Zweifel auch das in sich: ,,ich kannte ihn auch persönlich nicht«; denn nur so kann der Täufer seine Absicht, allen Verdacht einer Parteilichkeit für Jesum von sich fern zu halten, erreichen, daß er jedwede Ver- bindung, jedwede persönliche Bekanntschaft mit ihm in Abrede stellt· (Godet.) Seiner eigenen Erklärung ge- mäß, die er hierauf folgen läßt, war seine Taufe nicht blos dazu bestimmt, das Volk vorzubereiten für das Reich Gottes, sondern auch den Christ des HErrn selber zu offenbaren; dieser in sich gedoppelte Zweck ist doch zugleich ein einziger, denn in göttlichem Auf- trag das Volk auf Jesum hinweisen als den Christ konnte er ja doch nur, wenn er selbst auch göttliche Gewißheit hatte, daß Jesus der Christ sei, darum mußte bei Gelegenheit des Taufens ihm Jesus als Sohn Gottes öttlich kund gethan werden. Den Vor- gang der Taufe Jesu selbst braucht da der Evangelist nicht zu erzählen, sondern er hat nur, wie er in V. 32 auch thut, as Zeugnis; des Täufers zu berichten, wo- mit er die Momente heraushebt, die ihm die von ihm bezeugte Gewißheit,gaben, damit aber hatte nichts zu schaffen, daßJesus den Geist auf sich herabkommen sah (Mark. l, 1()), sondern darauf kam es an, daß er selber das geschaut hat. Ebenso that auch die Himmelsstimine (Matth. Z, 17; Mark. 1, 11; Luk. Z, 22), obwohl diese sich ebenfalls an ihn, den Täufer, richtete, zunächst nichts zur Sache, sondern« auf das Verhältniß des Geistes Gottes zu diesem Menscl en Jesus, sowie darauf kam alles an, daß ihm in diesem von ihm geschauten Verhältniß das Zeichen in Er- füllung ging, das ihm Gott in Betreff des zu ver- kündi enden Messias gegeben hatte. Indem nun der eist in leiblicher Gestalt wie eine Taube (Luk· Z, 22) auf Jesum herabkam, d. h. vereinigt, die ganze Fülle des Geistes beisammen, wie in eine Gestalt zu- sammengeschlossen, und zwar mit dem Licht lanz Pimmlischer Reinheit und Klarheit, und auf Jesu lieb, o ist damit dem Johannes ein Doppeltes klar ge- worden, einmal, daß die ganze Fülle des Geistes Jesu gegeben sei, und dann, daß er in seiner absoluten gött- lichen Reinheit ihm eigen sei. Daran nahm er dann sich ab, daß Jesus es vermöge, den Geist Gottes zu verleihen, also das Wesen der neuen Zeit selbst her- beizuführem welche er nur vorbereiten konnte; und daraus erkannte er weiter, daß Jesus nicht Einer unter den Vielen, sondern vor Allen ist, nicht ein Menschenkind wie die Andern, sondern der Sohn Gottes. Denn so vor allen Andern könnte er nicht sein, wäre er diesen glei von der Erde, so muß er vom Himmel sein (Kap. Z, .1); und den Geist ohne Maß könnte er nicht besitzen und die Fülle der Gottesoffenbarung in sich tragen und mittheilen (3, 34), fiele er nicht seinem Ursprung und somit seinem Sein nach außer die Ge- setze irdischer Beschriinkung (Luthardt.) Jn sichtbarer Taubengestalt senkte der heil. Geist auf Jesum sich nieder und blieb, zur Darstellung des prophetischen Wortes (Jes. 11, 2), auf ihm beruhen, gleichwie er schwebte über den Wassern am Schöpfungsmorgen (1. Mof. I, 2) nach Art der Taube, welche ihre er- wärmenden Flügel über ihre Jungen breitet. Damit Johannis Auge ihn schauen möchte, wollte der heil. Geist sich nicht allein vergleichen mit einer Taube, sondern nahm einer Taube Gestalt an sich- wie in thatsächlicher Bildersprache Doch meinte denn der vom Himmel herabsahrende Geist nur den Täufer, nicht zugleich Jesum, den Getauften, mit s einem Kommen und Rufens? Gewiß meinte er auch Jesum: sein Kommen zu Jesu war nicht ein leeres Kommen, nur für Johannis Augen bestimmt, sondern ein Kommen voller Gnade und Wahrheit, auch für des Sohnes Gottes Jesus-Wohnen unter uns bestimmt; der Hei- land empfing den heil. Geist in seiner Taufe, und wohl zunächst diese Taufgabe des Geistes meint der Apostel, wenn er auf das »Gott ist geoffenbaret im Fleisch« folgen läßt: ,,gerechtfertigt im Geist (1. Tim. Z, 16). Aber hatte er ihn denn nicht von Ewigkeit, als das ewige Wort, und hatte er ihn nicht auch als « das fleischgewordene Wort, empfangen vom heil. Geiste im Schooße der gebenedeieten Jungfrau? Wokl hatte er ihn für sich auf ewige Weise; aber er wo te ihn zwiexdach haben, für sich und auch für uns, als Geist es Lebens und als Geist des Amts, gleich- wie er Gerechtigkeit und Seligkeit besitzt nach einem zwiefachen Recht, na dem Rechte der Geburt und nach dem Rechte des rwerbes. Für uns hat er den heil. Geist empfangen, als er für uns getauft ward; als das Haupt seiner Kirche hat er ihn empfangen zum Segen der Glieder. (Besser.) Daß Johannes an jener Erscheinung der Taube Jesum als Messias erkannte, beruhete auf einer vorher gehabten desfall- sigen Offenbarung; durch dieselbe war er auf ein äußer- lich erscheinendes Zeichen des Geistes im Allgemeinen, ohne Bestimmung der Gestalt desselben, hingewiesen: herabkommen und auf Jesu bleiben ollte er den Geist sehen, und das erfolgte hernach in der Tauben- gestalt. (Meyer.) Jn V. 31 hatte der Täufer nur erst im Allgemeinen angedeutet: ,,es war mir ein Zeichen angekündigh das mir den Messias kund thun sollte«, und darnach in V. 32 bezeugt: »ein Zeichen habe ich gesehen-«. Aber dies genügt ihm noch nicht; er will noch einmal den Verdacht der Begünstigung abweisen, er stellt daher in V. 33 die Jdentität des empfangenen Zeichens mit dem angekündigten fest. So wird die Deutung, die er dem Zeichen giebt, gegen alle 24 Evangelium Johannis 1, 35—42. menschliFe Willkür sicher gestellt; daraus erklärt sich die Wie erholung der Worte: »und ich kannte ihn nicht«, sowie auch die Wiederholung des Subjektes: »der mich sandte«, das aber dies Subjekt wiederauf- nehmende ,,derselbige« foll die Unterschiebung besei- tigen: du hast vielleicht einer zufälligen Erscheinung eine Bedeutung gegeben, die sie nicht hatte! —— nein, antwortet der Täufer, sie war mir gerade so, wie sie stattsand, voraiisgesagt von demselbigen, welcher niich sandte zu taufen! V. 34 drückt dann auf feierliche Weise das Gefühl aus, eine hohe Aufgabe erfiillt zu haben. Der göttliche Herold hat das Seini e gethan: das Volk foll jetzt das Seinige thun, nämli glauben. (Godet.) Von dem Jnhalt dieses Tages sagt der Evangelist außer dem Zeugniß Johannis kein Wort weiter, als wollte er andeuten, daß wer der Jnhalt dieses neuen Zeugnisses aus dem Munde des Täufers über den gegenwärtigen Stand Jesu recht erwägt, für etwas Weiteres gar keinen Raum haben könne. Jesus kehrt also zurück in seine Herberge, welcle er in der Nähe sich ausersehen und bestellt hatte. ( aumgarten.) 35. Des andern Tags sam 17. Februar, einem Sonntag, s. zu Käse. Z, 2 u. vgl. damit Ofsenb. 1, 10 ff.] stund abermal Johannes»- sdort bei Be- thabara] und zween seiner Jünger [stunden neben ihm, wartend auf ein Wort der Lehre aus seinem Munde]. 36. Und als er sahe Jesum [in einiger Ent- fernung] wandelniis [doch nicht, wie am Tage zu- vor, auf ihn zukommen], sprach er szu den beiden]: Siehe, das ist Gotte-s Lamm-«« swelches der Welt Sünde trägt]. ') Er stund -— nach Mehreren: der Ausübung seines Berufs gewärtig, nach Andern: in Erwartung Christi; die letztere Annahme ist vorzuziehen. Bei dem Propheten, dem Manne der innerlichen Einsprachen, dem auf dem Wege seines Berufs nicht leicht Uner- wartetes begegnen kann, wird man am besten thun, den Zweck nach dem Erfolge zu beurtheilen. Aehnlich kommt das Stehen vor in Hab. 2, I; da steht der Prophet auf seiner Warte, harrend, daß der» HErr sich ihm kund gebe. (Hengstenberg.) Johannes stand als auf der Schildwache, und aus seinen Jün ern zween, die hingen sich mit an, stunden mit Schildwache- (Anton.) ·—- "·«) Jn dem Verhältniß Jesu zu dem Täufer tritt zwischen dem heutigen und dem gestrikgen Tage ein bestimmter Unterschied hervor: gestern am Jesus zu Johannes, als um etwas bei ihm zu suchen, er bedurfte seines Zeugnisses als der normalen Be- dingung des Glaubens; heute hat er .nichts mehr von dem Täufer zu empfangen, das Zeugnis; ist abgelegt, aber er weiß, daß in der Umgebung des Täufers sich die Seelen finden müssen, welche der Vater für ihn bereitet hat, und wie der Magnet, den man auf dem Sande hin- und herbewegt, um die Metallsplitter an- zuziehen, nähert er sich dem Jiingerkreis des Täufers, um einige aus demselben zu bestimmen, daß sie sich an ihn anschließen. Die Gemeinde wird von dem Baum der Theokratie gepflückt, aber nicht cgewaltsam ihm entrissen. (Godet.) Gleichwie zur Ho )zeit nicht die Braut um den Bräutigam freiet, sondern der Bräutigam um die Braut, wäre auch der Bräutigam ein Königssohn und die Braut eine geringe Magd, so steiget nicht die nienschliche Natur hinauf gen Himmel, sondern Gott selbst steigt zu ihr hernieder, wie niedrig und voller Schmach sie auch ist. (Ehrysostonius.) Hi) Es ist kein Grund anzunehmen, daß die beiden Jünger, zu welchen dies Zeugniß gesprochen ist, nicht am vorhergehenden Tage dasselbe follen gehört haben; wenn aber dies, warum wiederholte es denn der Täufer, wenn er nicht eine besondere Absicht hatte? Hatte er aber eine solche, so wird sie sich im Erfolge realisirt haben; so war sie eine indirekte Aufforderung, Jesu nachzufolgen Tags vorher· kommt» Jesus a·uf den Täufer zu wie Einer, der zu ihni gehort, der sich ihm anschließt und nachfolgt; deshalb spricht der Täufer, daß der, welcher sein Jünger zu sein scheiiie, seiii Meister sei, und wenn er das sagt, will er nichts, ·als daß man dies wisse. An diesem Tage dagegen sieht er Jesum ,,wandeln«, ein Wort, welches in unserem Evangelium die stehende Bezeichnuug für Jesu Lebens- geschäft ist; für alle Fälle sagt es, daß Jesus nicht hinter dem Täufer drein, sondern seinen eigenen Weg gegangen sei. Bereits hat sich Jesus vom Täufer ab- gelöst, um seine eigene Wirksamkeit zu beginnen; wenn nun von Jesu, dem nunmehr in amtlicher Selbststän- digkeit vor ihren Augen Stehenden, der Täufer vor zwei Jüngern, die bei ihm End, ein Zeugniß ablegt, was thut er anders, als da er sie auf Jesum hin- weist und indirekt zur Anschließung an Jesum auf- fordert? Warum er es indirekt, d. i. in Form einer bloßen Aussage über Jesum thut, das wird seinen Grund darin haben, daß die Anschließung an Jesum eine freie That sein sollte und nicht eine That blos des Gehorsams der Schüler gegen ihren Meister, welchem zu gehorchen sie gewohnt waren, vielmehr eine Folge des persönlichen Eindrucks Jesu und nicht ohne eine Kundgebung seines eigenen Willens, vgl· V. 39. (Luthardt.) Die wenigen Worte des Täufers reichen völlig hin, das ganze Jnteresfe der Beiden auf den Dahinwandelnden zu richten, da sie ohne Zweifel — denn die Nichthinzufügung von etwas Wei- tereni zu ,,Gottes Lamm« hat ganz den zurückwei- senden Charakter — Tags vorher Zeugen des in V. 29 bis 34 Gesprochenen åewesen waren. Einer von den zween Jüngern war · wiß Johannes selbst, theils wegen dessen Eigenthüm- lichkeit, sich selbst nicht zu nennen, theils wegen der besonderen Anschaulichkeit des folgenden Berichts im Einzelnen,-wie es ihm aus dieser ersten entscheidungs- vollen Begegnung mit seinem HErrn unvergeßlich ge- blieben war. (Meher.) · 37. Und [die] zween seiner Juuger swelckze neben ihm stunden V. 35] höreten ihn reden sdie Absicht bei dieser Wiederholung des Zeugnisses wohl verstehend], und folgeten Jesn nach* lindern sie ihm nachgingen, um mit ihm in Berührung zu kommen]. · · 38. Jesus aber [als sie nun nahe bei ihni waren] wandte sich um und sahe sie nachfvlgen [als solche, die auch für die weitere Zukunft seine Nachfolger werden wollten], und snun seinerseits die Hand ihnen dazu bietend] sprach [er]· zu ihnen: Was suchet ihr [bei mir]? Sieaber [in beschei- dener Zuriickhaltungs sprachen zu ihm: ·Rabbi — das ist verdolmetscht Meister ——, wo hist du zur Herberge? [hier, unterwegs, wollen wir mit An- liegen dich nicht behelligen; aber sage uns, bei welchem Gastfreuud du dich aufhältst, daß wir bald einmal dich aufsuchen und uns ungestört mit dir besprechen können] · · 39. Er sprach zu ihnengKommet sxetzt gleich mit mir] und sehct es [wo ich herberge]. Sie kamen und sahen es« [indem sie bei ihm ein- ndreas (V. 40), der andere ge- « Die ersten Jünger Jefu. g 25 kehrten] und blieben den selbigen Tag sbis die Sonne zum Abend sich neigete] bei ihm; es war aber um die zehnte Standes-it· fda sie ihn verließen, d. i. Nachmittags 4 Uhr, und hatten sie also bis zum wirklichen Einbruch des Abend immer noch ]Zeit, ihr Erfahrniß auch Andern mitzu- ei en . ,40. Einer [nun] aus deii zween, die von Johanne sjenes Zeugiiiß V. 36] höreten Und sder darin liegenden Mahnung gemäß] Jesu nachfolgten swie so eben erzählt worden], war Andreas, der Bruder Simonis [mit dem nachherigen Beinamen] Petri [Matth. 4 18]. 41. Derseiiiige findet kais beide von Jesu wieder weggegangen waren und ein jeder von ihnen seinen eigenen Bruder aufsuchten] seinen Bruder Simon und spricht zu ihm: Wir haben den [von Johannes dem Täufer angemeldeten und von uns sehnlich erwarteten] Messias [Kap· 4, 25] funden — welches fnämlich ,,Messias«] ist ver- dotmetschet [Chris»tus], der GesalbteHk 42. Und suhrete ihn snoch an selbigem Abend] zu Jesu-H- [in dessen Herberge] Da ihn Jesus sahe, sprach er: Du bist Simon, [des] Jonas Sohn; du sollst Kephas heißen fMatth 16, 181 —— das wird verdolmetschet [Petrus], ein FelsHJp it) Es ist ein heiliger Augenblick der ganzen Mensch- heitsgefchichte es ist der Augenblick, in welchem die in der Wüste der Weltverirrte und verlorene Mensch- heit sich zuerst berührt mit Dem, in dessen Herzendas Paradies Gottes wieder erneuert ist und der dieses neue Paradies angelweit aufthut, um die ganze Mensch- heit darin aufzunehmen. Es ist noch kein Wort ge- fprochen, weder von der einen noch von der andern Seite; aber das neue Gottesleben zeigt sich auf Erden in seiner stillen Größe und Gewalt, und die ahnende Seele der Menfchen thut sich auf, um das heilige und selige Geheimniß aufzunehmen. (Baumgarten.) » Logik) Jesus-»sich ,,zrji)fcålligä;umgi;iiftaiidt habeGliesgg e i m im Sinne e angei en: im ei hatte er schon vorher sie ihm folgen sehen und die Aufrichtigkeit ihres Verlangens erkannt. Diesem Ver- langen kommt er liebend entgegen. Die Frage: ,,was suchet ihr ?« soll nicht Auffchluß über Unbekanntes ver- schaffen, sie soll nur das Gespräch anknüpfen, ihnen Veranlassung geben, ihren Wunfch kund zu. thun. (Hengstenberg.) Wir pflegen zu fuchen, was wir ver- lfiren habenboder igas fcsnst usiåtnützlich Eint? efrtkhütiischst ’t« was a es a er rwün eres un re nere seii 40 Jahrhunderten für so viele glorreiche Männer, die Patriarchen, Richter, Könige, Propheten und alle Heiligen des alten Teftaments, als dieses Lamm Gottes, welches als vorhanden bezeugt ward von der Stimme auf den Scheidebergen des alten und neuen Testaments, vostdsm heil. Jicshannes ?b Ggvlglhsletkisixehetlnageern ni inanzureemerae i zi ,- muthigt ihre Schüchternheit und fragt: »was suchet ihr?« Sie sollen sich· bewußt werden, was denn eigentlich ihre Abficht sei; man muß wissen, was man bei ihm UAiJied jsto antworterli sftiedmst der Bessern- :,, a i, eier woweie u wo i u xiiargdherbergesf« Sie deine-nun: »wir inöchten, wenn wir dürfen, dich besuchen;szwir»mochten, wo du bleibst, gern auch bleiben. Sogleich hält der HErr sie freund- lich fest: »kommt und sehet es«; kommt gerade jetzt mich zu befuchen, kommt zu mir und sehet noch mehr als die Herberge. (Riggenbach.) Wo hielt sich Jesus auf? in einer Höhle am Jordanufer, oder in einer Karavanenherberge oder in eines Freundes Hause? Wir wissen es nicht, ebensowenig wissen wir den Ge- genstand ihrer Unterredung; aber das Resultat der- selben kennen wir, der Ausruf des Andreas in V.41 ist der begeisterte Ausdruck der dadurch in den bei den Jüngern hervorgebrachten Wirkung· Bedenkt man, was nach der Vorstellung eines Juden der Mesfias war, so begreift man den tiefen Eindruck, den diese jungen Männer empfangen haben mußten, um diesen armen, unscheinbaren Menfchen unbedenklich für den Mefsias zu erklären. (Godet.) —— ’1·’««’1·)Vergleichen wir die Ortsbeftimmung in Kap. 11, 18, wo die Nähe Be- thaniens bei Jerusalem als Grund für den Befuch vieler Juden im Schwefternhause angegeber wird, also offenbar die Angabe in V. 18 vorwärts auf V. 19 zu beziehen ist, so werden wir (gleichwie in den Fällen: Kap. 4, S; S, 4) auch hier die Zeitbestimmung nicht rückwärts, sondern vorwärts Z: beziehen haben, und zwar im Grunde auf 42, da «) . 41 gleichsam als Pa- renthefe zur Erklärung von 42 dient. Welches war aber die 10. Stunde? Man hat, namentlich durch die Rücksichtnahme auf Kap. 19, 14 verleitet, angenommen, Johannes bediene sich der röinischen Stundenzähluug, welche von Mitternacht an rechnetz aber der römischen Stundenberechnung bediente man sich nur beim rö- mifchen Gerichtsverfahren, und das Wort in Joh. 11, 9 fetzt entschieden die jiidische Rechnung voraus, welche 12 Stunden vom Sonnenaufgang an ählt, welche Stunden natürlich sehr ungleich sein mu ten, da sich die Länge der Tage in Palästina zwischen 12 Stunden 12 Min. und 9 Stunden 48 Min. bewegt, der Unter- schied zwischen dem längsten und kürzesten Tage des Jahres also über 4 Stunden beträgt. Dama s, im Monat Februar, in welchen jene Begebenheit fällt, war der Tag ziemlich kurz, und die«10. Stunde, 2St. vor Sonnenuntergang, ziemlich nahe an die Nacht ge- rückt; nun will aber der Evangeli t offenbar bemerken, daß sie einen großen Theil des Tages selbst bei Jefu in der Herberge zugebracht hätten, nicht daß sie noch bis in die Nacht bei ihm geblieben wären, was sonst Johannes gewiß, wie in Kap. Z, 2., ausdrücklich er- wähnt hätte. Folglich müssen wir annehmen, daß An- dreas und Johannes schon des Morgens mit Jesu zu- fammentrafen, dann den größten Theil des Tags bis ur 10. Stunde, also bis gegen Abend, bei Jesu in der Herberge verweilten, und als sie dann um diese Zeit ihn verließen und alsbald ihre Brüder fanden, sie ohne Zaudern noch diesen Abend zu Jesu brachten; denn es wäre doch seltsam, daß, wenn sie erst am andern Tage ihre Brüder gefunden und zu Jesu ge- führt hätten, der Evangelist, welcher hier so genau er- zählt, diesen Tag förmlich übersprungen, ja auch nicht einmal die Zwischenzeit· wie in Kap·.2,1., angedeutet haben sollte. (Lichtenstein.) — f) Die Sache ist so zu denken: An dem Herbergsorte gehen beide Jünger (gleichzeitig oder vielleicht Andreas zuerst) noch in der ersten frischen Freude des Glücks, den Mesfias gefunden zu haben, aus, damit jeder von ihnen feinen eigenen Bruder (beide Brüder muß man also in der Nähe ge- wußt haben) auffuche, ihn von dem neuen Glück in Kenntniß zu setzen und Christo zuzuführen. Andreas ist der Erste, welcher seinen Bruder findet 2e.; daß aber auch Johannes feinen eigenen Bruder, nämlich den Jakobus, ausgefucht, gefunden und Jesu zuge- führt habe, verschweigt ·er zwar nach der ihm eigenen zarten Zurückhaltung, sich selbst und die Seinigen zu 26 Evangelium Johannis 1, 43——49. nennen (auch der Name des Jakobus kommt in seinem Evangelium nicht vor), läßt es aber in dem ,,am ersten« hindurchblicken (Met)er.) —- -H«) So wird ein Bruder dem andern, und nachher ein Landsmann dem andern, zum Herold der erfahreneu Gnade. Wieviel Mal üben die Bande des Bluts oder der irdischen Be- kanntschaft eine verführende Kraft oder hemmen doch wenigstens den Austausch gerade im Gebiet des Hei- ligen! Hier erscheinen sie geweiht und verklärt zu göttlichen Liebesfeilen. (Riggenbach.) In dieser lieb- lichen Seene erblicken wir den ersten Anfang aller christlichen Missionsthätigkeit. (Tholuck.) —- TH-) Mit seinem forschenden Blick ergründet Jesus den natür- lichen Charakter Simon’s und entdeckt darin die Grund- züge des zukünftigen Petrus; indem er ihn mit einem neuen Namen nennt, ergreift er Besitz von ihm und weiht seine natürlichen Eigenschaften für das höhere Werk, das er ihm anvertrauen will. Bei den zwei ersten Persönlichkeiten hat sich der Evangelist fast gar nicht aufgehalten, aber die Persönlichkeit des Petrus wird von dem Augenblick seines Auftretens an Gegen- stand eines besonderen Jnteresses; es ist, als ob seine Berufung das Ziel wäre, auf welches alles Vorher- gehende hinauslaufen müßte. (Godet.) Da der Name in dem Sinne der heil. Schrift nicht, wie bei uns, ein blos conventionelles Zeichen für den Menschen ist, sondern als Ausdruck feines Wesens gilt, so deutet das Wort, das Jesus an Simon Petrus richtet, auf eine wefentliche Verwandlung, die mit demselben geschehen soll, und zugleich erfahren wir, worin diese Verwand- lung bestehen wird. Simon ist er von seinem Vater genannt, und so ist auch sein natürliches Wesen: Simon heißt Hören, und das schnelle leichte Hören, die rasche Empfänglichkeit für alles, was an ihn herankommt, ist die Eigenthümlichkeit dieses Namens. Solange er aber die verschiedenen Stimmen der Welt hört, ist und bleibt er in sich unfest, wird leicht hin und her bewegt; jetzt aber, da er zu Jesu kommt mit gespannter Em- pfänglichkeit und verlangender Seele, von jetzt an wird er die Stimme Jesu hören, und diese Stimme wird alle andern Stimmen übertönen, und dieser Stimme, in welcher der unwandelbare Felsengrund der Welt ruht, wird er sich hingeben, bis er mit ihr Eins ge- worden ist, und dann wird er sein und heißenPetrus, der Felsenmann Das ist die Weissagung Jesu über Simon in dem ersten Augenblick ihrer Gemeinschaft. (Baumgarten.) Für den Hebräer, der die Beziehung kannte zwischen der Taube und dem Felsen, worin die Taube in Judäa zu horsten liebte, und zwischen der Gemeinde und der Taube, welche als ein Bild der- selben erscheinen konnte (Hohel. 2, 14; Jer. 48, 28), enthielt das Wort ,,Jona Sohn« einen großen, ver- heißungsvollen Gegensatz: jetzt bist du der Sohn der scheuen Taube des Felsens, künftig wirst du der fchir- mende Fels der Taube heißen. (P. Lange-J 43. Des andern Tages [am 18. Februar a. 27 n. Chr·] wdllte Jesus [der nunmehr bereits vier Jünger in seiner Begleitung hatte, von dem Herbergsorte in V. 39 aus] wieder in Ga- lilaam ziehen svon wannen er vor ca. 7 Wochen zu Johannes an den Jordan gekommen war Matth. 3, 13], und findet sbald beim Ausgehen —— scheinbar zusällig, in Wahrheit aber von seinem himmlischen Vater ihm zugeführt Kap. 17, S] Phrlrppum und spricht zu ihm: Folge mir nach [und werde mein Jünger Luk. 9, 57 ff.]. Sobald Jesus etliche Jünger gewonnen hatte, war für ihn die Möglichkeit und der Anfang einer selbst- ständigen Wirksamkeit gegeben, darum verließ er die Umgebung Johannis des Täufers; da aber dieser immer noch der von Gott verordnete Prophet Jsraels blieb mit der Aufgabe, das Werk der Bereitung des Volks hiuauszåuführem konnte Jesus sich auch wieder in die Stille es Familienlebens zu Nazareth zurück- ziehen, um dort seine Zeit abzuwarten. Die Jünger, welche sich ihm am Jordan angeschlossen, durften ihn natürlich begleiten, aber zunächst, als er wieder in ihre gemeinschastliche Heimath Galiläa zurückkehrte, werden sie mehr als seine Angehörigen, welche einen Theil seiner Familie mit ausmachtem denn als Werzeuge und Gehilfen seiner Prophetenthätigkeih wie sie es später wurden, bei ihm verweilt haben. (Lichtenstein.) Jesus mußte seine Amtsthätigkeit in Jerusalem er- öffnen, aber der Augenblick dafür war noch nicht ge- kommen, er mußte den feierlichen Zeitpunkt des Oster- festes abwarten; deswegen beschloß er, vor dem ent- scheidenden Schritt der Eröffnun seiner össentlichen Thätigkeit von seiner Familie Ab chied zu nehmen und die Periode seines Privatlebens auf eine geziemende Weise abzuschließem (Godet.) Philippus hatte gewiß auch eine Pilgerfahrt an den Jordan zu dem Täufer gemacht. Jesus nun bewährt sich abermals als den Herzenskündigey als den, der da wußte, was im Men- schen war (2, 25), dadurch, daß er das ,,folge mir nach·« gleich bei der ersten Begegnung zu einem· per- sonlich Unbekannten sprach. (Hengstenberg.) Philippus ist der Erste, welchen Jesus selber auffordert, ihm nachs zufolgen, nicht blos für den einmaligen Gang, sondern zur bleibenden Gemeinschafh vgl. Matth. 9, 9; Luk. 9, 59. (Riggenbach.) » 44. Philippus aber sum diese Bemerkung zum Verständnis; des Folgenden hier vorauszu- schicken V. 39 Anm. 2] war von Bethsaida, aus der [am westlichen Ufer des See’s Genezareth ge- legenen] Stadt [des] Andreas und sseines Bruders] Petrus IV. 40; Matth. 11, 21]. 45. Philippus [nun] findet [unterwegs den aus Kana in Galiläa gebürtigen Kap. 21, 2 und daher ihm, der, wie eben gesagt, ebenfalls ein Galiläer war, wohl bekannten] Naihanael [oder Bartholomäus Matth. 10, 4 Anm. Nr. 6], und spricht zu ihm: Wir haben den fanden, von welchem Moses im Gesetz und die Propheten geschrieben haben [den Messias V. 41J- Jesnm [nämlich], Jo- sephs Sohn von Nazareth [denn dieser ist un- zweifelhaft der verheißene Seligmacher]. Philippus ist rafch und munter zum Glauben; wie Andreas dem Simon, so wird er feinem Freunde Na- thanael, der in der · leichen Glaubenshofsnung mit ihm verbunden ist, zum Boten des Heils. Andreas und Philippus mit einander, die beiden Apostel, welche griechische Namen führen, dienen später (Kap. 12, 22) den Griechen, welche Jesum zu sehen wünschen. (Rig- genbach.) Wahrscheinlich war auch Nathanael, zu dem Kreise der durch Johannes Angeregten gehörend, aus dem Rückwege vom Jordan zu seiner Heimath be- griffen; er war früher abgereist, als Jesus mit seinen Gefährten, und irgendwo unterwegs, seitwärts vom Wege eingekehrt. Philippus der seinen Reiseplan kannte, fucht ihn, seine Reisegesellschast verlassend, dort auf, um ihm die frohe Botschaft mitzutheilen, die er bei sich nicht bergen kann, so tief ist sein Herz davon er- griffen. (Hengstenberg.) Zwar spricht Philippus in inem Athem zwei Jrrthümer aus, ohne sich des Noch andere Jünger kommen zu Jefu, ihm nachzufolgen. 27 darin liegenden Widerspruchs, daß er Jesum auf der einen Seite als Josephs Sohn von Nazareth, auf der andern als Messias bezeichnet, bewußt zu werden; aber indem uns der Evangelist dieses erste Stammeln des Glaubens aus seinem Munde aufbewahrt hat, giebt er uns damit ein Beispiel, daß der Jrrthum, welcher dem menschlicheii Glauben anhängt, die Wirk- samkeit des göttlichen Geistes nicht hindern kann, wenn man nur offene Augen hat, um zu sehen, und wenn das Herz auf die Quelle gerichtet ist, aus welcher die Berichtigung der Jrrthümer kommt, auf die Schrift. (Wunderlich.). Philippus scheint selber den Contrast zu fühlen, den er verkündigt; es stört ihn aber nicht, es hebt ihn, er legt ein Gewicht darauf und staunt da- rüber, daß der Niessias derSohn des Joseph, der von Nazareth ist. (P. Lange) Es hätte ihm genügt, wäre Jesus gewesen, wofür er gehalten wurde — Joseph’s Sohn; war doch David, der Sohn Jsai’s, der Hirtenknabe, König geworden über Jsrael — warum sollte der ,,Sohn Joseph’s« nicht einen gleichen Helden- gang gehen können? (Vesser.) 46. Und Nathanael sprach zu ihm: Was kann von Nazareth sdem verachteten Städtchen des ver- achteten Galiläa 7, 41. 521 Gutes kommen sund nun leitest du daraus gerade das Ausgezeichnetste und Beste ab]? Philippus spricht zu ihm: Komm Und siehe es [da wirst dich bald überzeugen, daß der Jesus von Nazareth, von dem ich dir ge- redet, in der That der Messias ist]. Nathanael geht von dem Vorurtheil des natür- lichen Menschen aus, daß die Größe eine natürliche Grundlage haben müsse; es gehört ein schon tief in Gott gegründeter Geist dazu, um das Große ohne An- schluß an ein menschlich Großes unmittelbar vom Himmel zu erwarten (Ps. 113, 5 f.), auf jener Sinnes- art des natürlichen Menschen aber beruht die prophe- tische Verkündigung, daß Gott vor der Erscheinung des Heils alles natürlich Große und Hohe aus Js- rael tilgen werde, damit der Ruhm seiner Barmherzig- keit ihm ungeschmälert bleibe. In Nazareth nun, dem kleinen verachteten Ort in dem verachteteten Galiläa, durch keine Begebenheit aus der Vorzeit geheiligt, nicht genannt im alten Testament, vielleicht erst nach der Rückkehr aus dem Exil gegründet, vielleicht noch mit einer besonderen Schmach behaftet, war nichts vor- handen, was irgend eine natürliche Basis für die Größe des Messias abgeben konnte; wer eine solche haben wollte, der mußte nothwendig den Blick nach Jerusalem wenden. (Hengstenberg.) Nathanael kann sich keines prophetischen Worts erinnern, in welchem Nazareth eine solche Bedeutung zugeschrieben würde, wie des Philippus Wort sie voraussetztz und doch ist er überzeugt, daß alles, was den Niessias be- trifft, geweissagt sein muß. Ueberdies ist er selbst von Kann, das nur einige Stunden von Nazareth entfernt liegt; und bekanntlich giebt es da kleine Dorfeifer- süchteleien, aus welchen leicht eine gegenseiti e Gering- schätzuttg entsteht. (Godet.) Nathanael spricht so, nicht als wollte er auf seiner SMeinung besteigen, son- dern er hatte nur noch einen kleinen Ansto : sollte wohl von Nazareth etwas Gutes kommen? das wäre was Seltsames! Es ist ein großer Unterschied zwischen den Vorurtheilen; Mancher sncht nur deshalb ein Vorurtheih damit er sich von Christo mit einem Schein los1nachen möge, das ist Bosheit, und die war bei Nathanael nicht. (Anton). Er läßt zunächst von seiner Selbständigkeit sich mehr bestimmen, als durch eine noch so große Zuversicht seiner Freunde; Phi- lippus nun hält sich nicht auf mit Demonstriren und Disputirein sondern führt ihn den. Weg, auf dem er selbst und seine Freunde zur Erkenntnisz und Ueber- zeugung gelangt waren, und in dieser dringlichen und zuversichtlichen Weise des Freundes lag für Nathanael, dem es doch schließlich mehr um die Wahrheit als um seine Meinung zu thun war, ein bewegendes Moment. (Baumgarten.) Nathanael weiß, was er der begei- sterten Ueberzeugung des Freundes und dem Gott, welcher die größten Wunder thut, schuldig ist; er geht also mit dem Philippus um mit eigenen Geistes- augen zu sehen. (P. Lange.) » · 47. Jesus sahe Nathanael sm Begleitung des PhuippUZJ zu sich kommen, nnd spricht szu seinen Begleitern, den vier Jüngern, um die es sich in V. 37—42 handelte, jedoch so, daß die beiden Herankommenden ebensalls hören konnten, was er sagte] von ihm [mit göttlichem Meister- blick sein ganzes Wesen charakterisirend]: Siehe, ein rechter Jsraeliter sgenauert wahrhaftig ein Jsraeliter, nicht blos der äußerlichen Her- kunft und Erfcheinung nach, sondern in der, dem göttlichen Wesen eines rechten Jsraeliten ent- sprechenden Wirklichkeit Röm. 9, S; 2, 29], in welchem kein Falsch ist [fo aufrichtig und redlich, so innerlich wahr, wie jeder Jsraelit seinem Beruf und Ursprung nach es sein sollte l. Mos. 32, 28; 4. M. 23, 10; Pf. 32, 2]. 48. Nathanael [in dem schon bei diesem ersten Worte Jesu die Erkenntniß von dessen übermensch- lichem Wesen aufdämmerte] spricht zu ihm: Wo- her kennst du mich [da wir doch nie in unserm Leben bisher mit einander zufammengetroffeii sind]? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Ehe denn dir Philippus rief [V. 45], da du unter dem sdir wohl bewußten] Feigenbaum sam Wege] warest [und da in stiller Einsamkeit mit Gott ver- kehrend deine besonderen Gedanken hattest], sahe ich dich fund weiß wohl, was da in deinem Herzen vorgegangen ist]. 49. Nathanael sganz von dem» Eindruck hin- genommen, daß er hier Einem gegenüberstehe, dessen Weise die eines Menschen sei, der Gott der HErr ist 2. Sam. 7, 19; Pf. 139, 1 ff.; Hebr. 4, 131 antwortete und spricht zu ihm: Rabbi [V. 38], du bist Gottes Sohn, du bist der König von Jsrael [Matth. 14, 33 Anm. — »Philippus aber wird da gesagt haben: o Nathanael, da siehest du nun, wer der Nazarener sei«, Luther]. Nathanael gehört, wie Philippus wohl weiß, zu den au richtigen Gemüthern, die Jesum nur sehen dürfen, um an ihn zu glauben; auch Jesus erkennt, sobald er seiner ansichtig wird, diese Eigenschaft an ihm und spricht es aus. (Godet.) Was das heißen solle, wenn Jesus den herbeikommenden Nathanael als einen Jsraeliten im wahren Sinne des Worts be- »rüßt, ist wohl hinreichend deutlich; denn ist er dies, o ist er geschickt, ein Glied der Gemeinde Christi zu werden, welche sich aus Jsrael aufbaut. Daß er dies aber sei, begründet Jesus durch den Relativsatzx »in welchem kein Falsch ift.« Die Truglosigkeit seines 28 Evangelium Johannis I, 50. 51. Wesens hebt Jesus hervor, der gemäß er sich weder . von ungeprüfter Freude Anderer über die Erfüllung der Hoffnun Jsraels bestechen, noch durch Rücksichten abhalten lie , seinen Zweifel zu äußern· Daß es ihm ernstlich und aufrichtig um die Erfüllung der Weissa- gnug so, wie sie gegeben war und lautete, nicht wie dem voreiligen Wunsch als erfüllt scheinen konnte, zu thun war, dies will wohl Jesus hiermit hervorheben; und darum Heißt er ein Jsraelite im rechten Ber- stande. (Lut ardt.) Jesus geht dabei auf die Grund- eschichte des israelitischen Namens zurück: der dritte rzvater, von dem das Volk seinen zwiefachen Namen geerbt hat, hieß zuerst Jacob, und damit war seine natürliche List und Verschlagenheit bedeutet; nachdem er aber mit Gott gerungen und in diesem Kampfe seine bisherige Falschheit abgethan hatte, wurde sein Name in Jsrael verwandelt. Dieses neue, gerade, falschlose Wesen ist es, was Jesus in Nathanael er- kannt hat; und eben dasselbe war es ja auch, was uns aus den wenigen Zügen, die wir von ihm kennen gelernt, sofort entgegentrat. Denselben Charakter be- währt er auch dieser Anrede Jesu gegenüber. Was er auch immer von dem Nazarethaiier denken mag, das weiß er, seine vertrauten Freunde halten ihn für den Höchsten und Größtem den die menschliche Zunge nennen kann; und diese Ueberzeugung seiner Freunde tritt mit einem solchen Gewichte auf, daß er nicht um- hin kann, selber näher zuzusehen. Jesus nun begrüßt ihn mit solche1nLobspruch: müßten wir nicht erwarten, daß dieser Weihrauch seine klaren Sinne ein wenig trüben wird? Aber wir haben es hier mit einem Nianne zu thun, der dieser in den meisten Fällen zu- tresfenden Berechnung spottet; ohne ehrendes Beiwort richtet Nathanael an den ihn selbst so hoch Rü men- den die Frage: ,,woher kennest du mich?« Die rage will offenbar sagen, daß er nur dann auf das Lob Jesu etwas geben könne, wenn er vorher wisse, daß Jesus ihn wirklich erkannt habe. (Baumgarten.) nd nun überrascht ihn der HErr noch mächtigey beweist ihm Ein Wunderbares durch das Andere, das noch Wunderbarer ist, rückt ihm vor Augen, wie er ihn nicht blos im Kommen durchschauh wie er ihn mit pro he- tischem Fernblick im Geiste gesehen hat, bevor ihn hi- lippus rief, da er unter dem Feigenbaum war. Der gewaltige Eindruck, der bei diesem Worte den Natha- nael überwältigt, hat die Leser des Evangeliums von jeher vermuthen lassen, daß der HErr nicht von einem natürlichen Sehen rede, wo er den Nathanael be- obachtet habe, und daß er ihm nicht nur den äußeren Zug des Verweilens unter einem ihm bekannten Baum vorhalte, daß er vielmehr mit dem eiusachen Wort eine Oertlichkeit bezeichne, wo in Nathanaeks Herzen etwas Großes vorgegangen war; etwas, das nicht ge- nannt zu werden brauchte, weil die leise Hindeutung genügte, die reinste Saite mächtig anzuschlagen. Kann is; nicht bezeugen, du seist ein rechter Jsraelit, wenn i doch weiß, wo du eben warst, nicht nur unter dem Fei enbaum, sondern im unsichtbaren Heiligthum? wei ich nicht, wo du wohnest? weiß ich nicht deine Werke und deinen Glauben? Das übernimmt ihn, wie es ihm auf einmal vor die Seele tritt: wo er meinte allein zu sein, da sei er nicht allein gewesen! O was ist das, spüren, daß man von je nnd je gekannt sei, besser, als wir uns selber kennen; spüren, wie die ver- borgensten Gedanken bloß und entdeckt vor den Augen des Heiligen sind! Das ma t nun auch alsobald dem offenen Bekenntniß seines ra ch ezeitigten Glaubens Luft: ,,Rabbi, du bist Gottes So n, du bist der König von Jsrael-« Der Jsraeli·t, in dem kein Falsch ist, grüßt seinen König, er spricht das Größte noch ent- schiedener aus, als Philippus es gethan hatte. (Rig- genbach.) Jede edlere Nation findet das tiefste Wesen ihrer Nationalität in der Wahrhaftigkeit und Treue, der Jude aber ist vor andern dazu berechtigt, weil in Christo das tiefste Leben seines Volkes ist, weil der Kern des israelitischen Volks der treue Zeu« e ist, in dessen Munde kein Trug erfunden worden: o bemerkt P. Lange in Beziehung auf das Zeugniß Christi, daß das Wesen eines rechten Jsraeliten darin bestehe, daß kein Falsch in ihm sei« aber damit hat er den gegen dieses Zeugniß erho enen Einwand: »von dieser Nationaltugend er Juden hört man sonst nicht« keineswegs als bedeutungslos erwiesen, er wird viel- mehr erst bedeutungslos, wenn die aus Jsrael ge- sammelte Endgemeiiide nun als eine Gemeinde von Solchen dasteht, in deren Munde kein Falsches gefun- den (Osfenb. 14, 5), und der neue Tempel gebauet ist, von dem in Hesek. 40 ff. die Rede. Unsere Stelle hier ist somit ein unwiderleglicher Beweis, daß die Aus- legung der Ofsenb Joh. und des Gesichtes vom Hefe- kiekscheii Tempel, wie unser Bibelwerk sie giebt, die wirklich richtige ist: Christi Zeugniß über Jsrael bleibt sonst ein bloßes Jdeal, eine fromme Täuschung 50. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du glaubest sjetzt schon an mich als den Sohn Gottes und König von Jsrael], weil ich dir [so- eben] gesagt habe, daß ich dich gesehen habe unter dem Feigenbaum sund du das ganz richtig als ein Selbstzeugniß meiner Herrlichkeit mit em- pfänglichem Herzen aufgenommen hast]; du wirst sindem du jetzt in meine Jüngerschast eintrittst und da der Nachfolger auf meinen weiteren Wegen sein wirst] noch Grbßercs denn das sehen [und so im Glauben mehr und mehr wachsen]. 51. Undspricht sJesus dann weiter] zu ihm [zugleich an die fünf übrigen Jünger sich wendend und den Kernpunkt alles dessen, was sie bei ihm sehen sollten, in einer gleichnißartigen Rede be- zeichnend]: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an [da ich mein Werk beginne und ihr bei mir als Augenzeugen seid] werdet ihr [die Er- füllung dessen, was Jakob dort 1. Mos. 28, 12 im Traumgefichte sah, in lebendiger Wirklichkeit, nämlich] den Himmel osfen sehen und die Engel Gottes hinauf: und herabfahren auf des Menschen Sohn [Matth. 8, 20 u. 16, 16 Anm.]. Jesus hat das Gefühl, daß er die ersten Schritte in einer glorreichen Laufbahn gethan hat, in der der Wundesrlzeichem und seine Antwort kommt aus dem gohen s ewußtsein von der Größe dieses Au enblicks. uvörderst nun erkennt und billigt er den si bilden- den Glauben Nathanael’s, und wünscht ihm Glück da- zu; darnach aber verheißt er ihm ein Wachsthum an Glauben in Folge der noch viel er reifenderen Kund- gebungen von dem Verhältnis; zwixfchen dem Himmel nnd ihm, wovon Nathanael Zeuge sein werde. (Godet.) Des Menschen Sohn ist zwar auf der Erde und somit fern von dem Himmel, von! Orte Gottes; aber dieser Zwischenraum ist hier keine Trennung, sondern ist nur dazu da, um in jedem Augenblick überwunden zu wer- den, nämlich durch eine Bewegung, welche des Raums mächtig ist, indem sie durch die göttlichen Boten be- wirkt wird« Diese Bewegung hebt an mit dem Auf- steigen der Gottesboten, sie geht also aus von dem Jesu Verheißungswort an seine Jünger. 29 Menschenfohnee was liegtdarin anderes, als daß jede Regung des» Willens, die» m dem Sohne des Menschen nach oben sich erhebt, mit unheminbarer Gewalt durch die Wolken dringtbundh zumdHiEnmel komnidt? Weåin nun, was von o en ernie er omint, wie erum ie Boten Gottes sind, was anderes werden sie bringen, als den göttlichen, durch nichts u bintertreibeiiden Zällzug alller tWjillensczceggnäzremfst ielspzuem rone ge ang aren i i a ine - schaft zwischen Himmel »und Erde, die, weil sie durch nichts inßder gesärt iändh gkeheinmtßwerxee kFm einen au erwe i en run a en mu ; iee e- nieinschaft ist darauf angelegt, daß alles, was mensch- lich innerhalb des Menschensohnes gewollt wird, gött- lich innerhalb der· Welt zum Vollgåig kommt, d. h» sowie diese Gemeinschaft auf dem ohnen Gottes m diesem MenschenlbceruhtWstå ist ihr fZäelddie V5lgen- diin die es ötti Jen o nens au r en. er: hiergist dixs währhaftige Bethel, das wahre Gotteshaus, auf welches der Traum Jakobs hingewiesen hat; und es schließt sich demnach« diese höchfte Aussicht, welche Jesus hier den Jüngern eröffnet, eng zusammen mit jenem Verlangen der ersten Beiden, welche nach der Wohnung Jesu fragen ·und dadurch den ersten blei- benden Eindruck von seiner Erfcheinung erhielten, daß sie in seine Wohnung aufgenommen wurden. (Baum- garten.) Wie Jakob dort im Traume den Himmel offen sah und auf der Leiter, welche Himmel und Erde verband, dieEngel Gottes auf- und niedersteigem so» solleii nun die rechten Engel, Gottes im Leben Christi offenbar werden und ein ewiges Weben der Vermitte- lung, der Versöhnungund Vereinigung zwischen Himmel und Erde darstellen: die Gebete, die Fürbittem die Werke Christi und sein Opfer steigen empor; die Heim- suchuiigem die Segnungerh die Wuiidergabem die Hilfen und Friedenserklarungen Gottes steigen herab. So soll alle Sehnsucht Nathanaeks und seiner Mitgenossen er- fiillt werden. (P. Lange.) Die betheuernde Redens- art: ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch« —- gleichwie auch der zum Nachdenken auffordernde Redeschluß: »Wer Ohren hat zu hören, der höre« ist Jesu ur- eigenthümlich. Er lautete in der Landes·fprache·, ums-Hi, amena lenken; und dies ,,Anien· ist sur Christum fo charakterifch geworden, daß er in Osfenb. z, 14 der ,,Amen«, der treue und wahrhaftige Zeu e genannt wird. (Delitzsch.) Die Stelle, worin Josepfhus HL Ehren. Z5,·7 Anm.) des· HEern Jesu» ermahnt, autet vollständig so: ,,Jn dieser Zeit erschien Jesus, ein weiser Mann, [wenn man Jbn anders einen Menschen nennen darf; denn] er verrichtete wunderbare Werke, Ler tgzarh eåntLehrerhdekrljleniälelig Nåensxxchteåyntttldelfckzie ieillig ie a r ei anna m a r eine Lehre viele Juden und Heiden. [Er war der Mefsias.1 Nachdem ihn auf die Anklage der vornehmsten Männer iinter uns Pilatus zum Kreuzestod verurtheilt hatte, ließen die noch nicht von ihm, fwelche ihn zuerst ge- liebt hatten; denn »er erschien. ihnen nach drerTagen wieder« lebendig [wie die gottlichen Propheten dies und vieles andere Wunderbare von ihm vorausgesagt atten]. Noch bis jetzt hat sich die Gesellschaft der« enschen erhalten, welche naeh ihm sich Christen ge- iiannt haben«. Daß ein Christ diese Stelle in ihrem Gesamiiitinhalt nicht eingeschoben hat, geht schon aus ihrem für Christen wenig sagenden Jnhalte hervor; sag» ges; se se) gakiissgzgkseisegisxstsss Zeiss; e u un ue iu , i ein ige Jxnoriren der Geschichte Christi durch Jofephus fast unbegreiflich. Dagegen aber· macht es auch der Cha- rakter des Josephus, der einerseits bei allem Eklek- ticismus (wählerifchenVerfahren) äußerlich confessionell doch Jude war und blieb, und bei dem andererseits die Messiasidee so sehr verwifcht war, daß er in den Propheten nur Hinweisungen auf einen von Palästina ausgehenden wichtigen König fand und dies auf Ves- pasian anwandte, sehr fraglich, ob die Stelle in ihrem Gesammtinhalte, und namentlich auch mit Eins luß der oben eingeklainmerten Worte von Josephus elbst herrühre, so daß also dieseWorte als Einschaltung zu fassen sein dürften· (Guericke.) Das 2. Kapitel. Von der Hochzeit zu Cana und Rcinigiing des Tempels. III. U. l—11. (§ 20.) Es geschieht nun die weitere Selbstoffenbatung seiner Herrlichkeit von Seiten Jesu in dem Wunder aiif der Hochzeit zu Diana: wie er bei der Berufung der ersten Sänger die innige verbin- duiig, in der er init Gott stand, durch ein Wort wun- derbaren Wissens linnd gethan, so legt er uiiii seiiie Herrlichkeit vor ihren Augen dar in einer Handlung giitilicher Allmacht, nnd offenbart sich so als den pro— pheteii mächtig von Thaten und Worten. Da er indem Fainilienhause zu Kann weder mit ,,allem volle« es zu thun hat, noch an der Stätte sich befindet, aus welcher der schöne Glanz Gottes aulireihen sollte statt. U, 19; Pf. 50, 2), so war eigentlich die Stunde für ihn noih nicht gelioniinen, ein Zeichen zu thun und darin seine Herrlichkeit zii offenbaren, nnd die Jlnmnthung feiner ttkliitletz die ihn dazu herausforderte, lioiinte ihm zunächst niir den Eindriicli einer uiibereihtigteu Iliimaßiing tauchen; aber da sie willig hinter die Grenze zur-umgeht, die fortan sie in einer gewissen Ferne von ihui halten soll, und init ihkein Glauben das ganze Familienhaim in welchem er sich befindet, bis auf die Diener herab zu eiiier Gemeinde ini tlileluen ihm heiligt, so tritt die Stunde ziir Offenbarung seiner Herrlichkeit in Zeichen nnd Wundern friihcr für ihn ein, als es soiisl der Fall gewesen sein wurde —- fie lionnte jetzt schon eintreten, ohneden Entwictieluugsgaiig des Reiches Gottes zu stören oder zu verrüitieu, weil dieser gerade iii dein zu ver- richteiiden Wunder selber, gleichwie auch in deni Kreise, darin es geschehen sollte, ein treffliche-s Abbild« fund. (Evangelinni am T. Sonntag nach Epiplsiinia.) Auf das erste Wort (am1.Sonnt.n.Epiph.Luk. 2, 49) folgt nun die erste That des HErrn, denn durch Wort und Werk (L»uk. 24, 19) vollzieht sich die Offenbarun seiner Herrlichkeit (Nebe.) Die Schluß- worte des extes weisen auf die besondere Bedeutung hin, welche dem hier erzählten Ereignisse zukommt als dem ersten Wunder, wodurch Christus no sei- nem öfsentlichen Auftreten seine Herrlichkeit offen arte; die genauere Betrachtung dieses ersten Zeichens ist denn auch ganz besonders geeigZet, uns über Wesen, Art undBedeutung der under des HErrn überhaupt aufzuklären. (Baur.) Das erste Zeichen Christi: I) der Sehauplatz, 2) die Veranlassung, Z) der Hergang, 4) die Bedeutung und 5) die Folge. (Roffhack.) Wenn das Evangelium des vorigen Sonn- tags besonders für Eltern und Kinder wi tig ist, weil jene aus dem Beispiele· Josephssund der aria lerneii können, wie sie ihre Kinder fromm und gottesfürchtig erziehen sollen, und weil diese aus dem Beispiel des zwölfjährigen Jesus lernen können, wie sie ihren Eltern unterthan sein und streben sollen, daß sie zu- nehmen, wie an Jahren, also auch aii Weisheit und 30 Evangelium Johannis 2, 1—4. Gnade bei Gott und den Menschen; so ist das heutige Evangelium besonders wichtig für solche, die mit dem Gedanken umgehen, einen Hausstand zu begründen, oder die bereits einen Hausstand eingerichtet haben, also für Brautpaare und Eheleute — es hält ihnen vor ein güldenes Sprüchlein für den Haus- und Eheftand: I) mit Jesu an efangen, 2) mit Jesu fortgegangen, Z) dann kehrt gewi der Segen· bei uns ein 4) und niemals darf um Trost uns bange sein. (Eouard.) Das Evangelium führt uns in des Hauses stillen Kreis, also in die eigentliche Heimath unsers diesseitigen Daseins, in die Geburtsstätte, den Mittel- punkt aller übrigen Verhältnisse, Verbindungen und Fflichtenkreise des Lebens, auf den Schauplatz aller ebenserfahrungem wie des tiefsten, schneidendsten Schmerzes, so der reinsten und köstlichsten Se nungen, nnd zeigt uns, wie der HErr darin die Er cheinung seiner Herrlichkeit lasse kund werden und wie gern er daselbst einkehre als sein edelster Gast. Die Ers ch ei- nun« Christi im Hausstande, wie sich darin I) defsen Würde kund thut, L) dessen Bürde ver- klärt, s) dessen Trost erweiset, 4) dessen Regel offen- bart und 5) dessen Segen zeiget. (Schmaltz.) Jesus unter allen Freunden und Gästen des Hauses der beste: 1) der wohlfeilste, denn a. er fordert nichts als ein willig Ohr, b. er verzehret nichts als den alten Menschen, e. er hindert nichts als das Böse; 2) der nützlichste, denn a. er macht jede bretterne Wand zu einem Gottestempeh b. verklärt alle Tage des Lebens zu hohen Festen, e. verwandelt das Wasser in Wein; 3) der treueste, denn a. gerade in der Noth hält er um so fester bei uns aus, b) ge- rade im Tod tritter nicht hinter uns zurück, sondern geht uns voran, o. gerade im Gericht, wo niemand uns vertreten mag, stellt er sich uns zur Seite. (Schuur.) Rath für das Herz, dem es an Freude ge- bricht: 1) klage deinem HErrn das Leid, Z) thue, was sein Wort gebeut; Z) traue seiner Freundlichkeit (Rautenberg.) I. Und am dritten Tage svon dem in V. 43 ff. gemeinten Tage an gerechnet, also am 21. Februar] ward eine Hochzeit [fü»r diesen Tag ausgerichteq zu Kana in Galiläa sdem ziemlich 3 St. nördlich von Nazareth gelegenen Matth. 4, 25 Anm. Herkunftsort des Nathanael Kap. l, 45 ff.; 21, 2], und die Mutter Jesu [welche mit dem betreffenden Familienhaus durch ihre Schwägerin Maria, die Wittwe des Alphäus, in sreundschaftlichem, vielleicht sogar verwandt- schaftlichem Verhältniß stund Biatth 10, 4 Anm. unter Nr. 11 — Nicephorus in der Kirchen- geschichte sagt, Simon von Kana selber habe die Hochzeit gefeiert] war da [um hilfreiche Hand bei den Erfordernissen des Festes zu leisten] 2. Jesus aber und seine Innger [An- dreas, Johannes, Petrus, Jakobus, Philippus uud Nathaiiael, nachdem sie wohl schon am Abend zuvor »in Kana eingetroffen waren] wurden auch auf die Hochzeit ·eladen. Daß der Evangelit bei der Zeitbestimmung ,,am dritten Tage« im Allgemeinen von dem in V. 43 genannten Tage an zählt, liegt auf der Hand; bleiben wir nun aber bei diesem allgemeinen Satze stehen, so müßten wir, wie das auch nicht wenige Ausleger thun, von jenem Tage ans rechnen, und es läge zwischen ihm und dem hier gemeinten Tage nur Ein Tag in der Mitte. Das kann jedoch schlechterdings nicht rich- tig sein; denn Kana in Galiläa ist von Bethabara am Jordan (Kap.1,28) etwa 12 Meilen entfernt, und die konnte der HErr nicht in einem einzigen Reisetage mit seinen Jüngern zurücklegen. Wir haben also weiter zu beachten, daß der Evangelist in Kap. 1, 51 seinen Bericht von jenem Tage mit dem Worte Jesu an Na- thanael und die andern Jünger abschließt: »von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen und die Engel Gottes hinauf und herab fahren auf des Menschen Sohn«. Damit betrachtet er den Tag für ab ethan, es ist für ihn der Kreis der in Kap. I, 19 29 ff. 35 ff. 43 ff. vorgeführten Tage geschlossen, es beginnt nun eine neue Zeit, wo das Wort des HErrn sich er- füllt; und da sällt denn das erste sichtbare Zeichen dieser Ersüllung in dem Wunder auf der Hochzeit zu Kana auf den dritten Tag des neuen Kreises, so daß der Evangelist, wenn er auch den Tag in Kp.1, 43 ff. im Auge behält, doch bei seiner Rechnung ihn nicht mit- zählt. Erwägen wir nun, daß Jesus damals sich be- reits auf der Reise nach Galiläa befand und gewiß an demselben Tage noch einen Weg von ca. 4 Meilen zurückgelegt hat, auf den ersten und zweiten Ta des neuen Kreises aber ebenso ein Weg von je 4 eilen sällt, so sind die 12 Meilen zwischen Bethabara und Kana vollständig untergebracht, und wir brauchen uns durch Schenkel nicht irre machen zu lassen, der da behauptet, nach unserm Evangelisten sei Jesus allem Anschein nach durch ein Allmachtswunder nach Kana versetzt worden. Erwägen wir dann weiter, daß u den oben genannten vier Tagen (vom 15. bis 18. Februar) jetzt 3 Tage hinzukommen, so daß der Hoch- zeits- und Wundertag den siebenten Tag bildet, so erscheint dieser wie der Sabbathstag dieser ersten Woche aus dem Leben des HErrn, die St. Johannes uns vorführtx da nun aus unsrer Erklärung der Offenbarung Johannis hervorgeht, daß nach biblischer Prophetie sich für Jsrael die gesammte Weltzeit in eine große Weltwoche theilt, von der I Tag ist= 1000 Jahr und von der der siebente Tag ist »die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des HErrn« (Apstg. Z, 20) oder das tausendjährige Reich (Offb. 20, 1ff.), so erscheint uns das Dasein Jesu auf der Hochzeit und sein Wunder, das er vollbringt, in einem gar bedeutsamen Licht — er zeigt hier, daß er Derjenige ist, der dem Volke seines Eigenthums die ihm durch die Propheten zu Theil gewordenen Verheißungen von einein Freudenmahl (Luk. 14, 15 ff.) iii sichere Er- süllnng bringt, wenn auch nicht dem Volk in seiner ganzen unterschiedslosen Masse, so doch denen, die im Glauben ihn aufnehmen und zu seiner Gemeinschaft sich berufen lassen. Es läßt sich berechnen, daß von jenen 7 Tagen vom 15.-El. Februar des J. 27 n. Chr. der 16. Februar, also derjenige Tag, an welchem Johannes der Täufer das Zeugniß in Kap. I, 29—34 ablegte, ein Sonnabend gewesen ist; folglich sällt die Hochzeit zu Kana am 21. Februar auf einen Donners- tag, Jesus konnte also vom 18.—20. Februar recht wohl 3 Tagemärsche zurücklegen, das Gesetz vom Sabbatherweg hinderte ihn nicht. Mit dein Donners- tag des Kann-Wunders steht dann in gewisser Ver- wandtschaft der Donnerstag der Eharwoche, wo der HErr, als er mit den Zwölsen zur Feier des Passa sich niedersetzh mit den Worten beginnt: »ich werde nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Got- tes komme« (Luk. 22, 18), und da ebenfalls auf jene Zeit der Erquickung von dem Angesicht des HErrn hinweist (Matth. 26, 29). Auch der Himmelfahrtstag der ja gleicherweise auf einen Donnerstag sällt, läßt Jesus mit seinen Jüngern auf der Hochzeit zu Kana. 31 sich hierbei-in Vetracht ziehen: der HErr ging da zu- nächt für seine Person ein in das Reich der Herrlich- keit. — Warum Jesus mit den neugeworbenen Jüngern gerade nach Kana ging, und nicht nach Nazareth? Die Veranlassung dazu scheint —- abgesehen von Na- thanael, dem er sein Wort in Kaki. I, 51 einzulösen gedachte —- besonders seine Mutter gewesen zu sein, zu der er unter wesentlich gegen früher veränderten Verhältnissen jetzt zurückkehren wollte und die von dieser ersten Wiederbegegnung nachdem er seit seinem Weggang von Nazareth (Mark. I, 9 ff.) nun iiber 6 Wochen von ihr getrennt geblieben war, einen beson- deren Segen haben sollte (V. 4). Was aber die Hoch- zeit betrifft, zu der er dort geladen wurde, so war er ja nun selbst ein Bräutigam, und bei sich hatte er die ersten Seelen, die ihm sein Vater verlobt hatte (Kap. z, 29), darum gehörte er mit Fug und Recht auf die Hochzeit. — Als Valerins Herber er, jener fromme und reichbegabte Prediger zu Fraukstadt in Posen, sich a. 1590 verheirathen wollte, fragte er sein Mütterlein, wen er zur Hochzeit bitten follte; sie antwortete: ,,schreibt mir den HErrn Jesum oben an«. Du wirst nun sagen: wie mache ich’s doch? wie lade ich Den ein? Einen Brief kannst du ihm nicht schicken, die Post geht nicht nach dem Hiinmelx wohl aber soll dein inniges Sehnen, daß er deinen Ehebund heilige, daß er mit in deinem Haufe wohne, der Brief, nnd dein brünstiges Gebet der Briefträger sein. Glaube es, er bringt deine Ladung sicher hinauf! Nimmt Er es denn an, wird er kommen? Er hat es doch dort in Kana angenommen, warum sollte er hier nicht kommen? Du wirst sein Kommen schon merken. An solchen großen Tagen des Lebens, wie der Hochzeitstag, ist das Herz voller von verschiedenen Gedanken denn je. Jn eine m Kämmerlein wohnt die Freude, daß man eine treue Gehilfin oder einen festen Lebensgesährten gefunden hat; in dem andern Kämmerlein wohnt die Sorge: ,,wie werde ich mit meiner Gehilfin durch das Leben kommen? ich habe fortan nicht mehr für mich allein zu sorgen« —- und welche andern Sorgen sich um solchen Tag zusammendrängen. Wenn es mitten in diesem Getiinnnel ab und zu so ruhig, so friedlich, so gewiß wird in den Seelen der Brautleute, wenn es unter den Hochzeitsgästen so still wird, wie wenn sie in der Kirche wären, und dabei doch die Freudig- keit aus den Augen schaut: siehe, da ist er, er hat die Lade angenommen, er ist gekommen. Du siehst ihn nicht; er ist dir .aber so gewiß da, wie wenn du ihn sähest. Wenn in einer frommen, sröhlichen Gesellschaft das Gespräch plötzlich aufhört, wenn alle Sprecher zuweilenmit einem Male schweigen, dann sagt man wohl: ,,es ist ein Engel durch den Saal oder die Stube geflogen« —- ier geht dann der HErr selbst hindurch. (Ahlfeld.) Laß dich, HErr Jesu Christ, durch mein Gebet bewegen: komm in mein Herz und Haus und bringe mir den Segen. Nichts richten Müh und Kunst ohn deine Hilfe aus: wo dn mit Gnaden bist, kommt Segen in das Haus. (Joh. HeermannJ Die ersten Jünger Christi waren wohl Alle Schüler des Täufers; natürlich schien ihnen die Lebensweise desselben, der strenge Bußernsh das einsame Leben in der Wüste, das allein Richtige — welcher Eontrast nun für sie, da der Messias, zu dem der Täufer selbst sie hinge- wiesen, sie zuerst auf eine H och z eit führt! (Olshausen.) Es ist eben, das sollen die Jünger erkennen, ein großer Unterschied zwischen dem alten Meister und dem neuen Meister: der alte Meister muß ein solches Leben führen, darf sich auf Hochzeiten und dergleichen nicht einlassen, denn er versteht es nicht, Wasser in Wein zu verwandeln; er tauft nur mit Wasser und nicht mit dem Geist, der da durch seine Freude an und in Gott die Lust der Welt überwindet. Alles geistliche Leben, welches noch zu keiner Festigkeit und inneren Kernhaftigkeit gekommen ist, sucht seine Hilfe natur- nothwendig in einem gesetzlichen Formalismus, in einer das Fleisch tödtenden äußeren Ascetik; es ist deshalb für die Kirche des HErrn kein ungünstiges Zeichen, wenn in ihr die Formen und Anstalten, in welchen eine äußere Weltentsagun ihr Genüge findet, allmälig sinken — der Glaube ist der Sieg allein, der die Welt überwindet, und diesem Glauben eignet eine evangelische Freiheit. (Nebe.) Es galt dem HErrn, darauf hinzuweisen, daß Hochzeit und Ehe der Heili- gung durch die hiinmlischen Kräfte, die er bringt, fähig sind, und siir alle Zeiten der Kirche einen Protest ab- ulegen gegen die, welche den Ehestand als einen pro- fanen betrachten — eine Betrachtungsweise, die wir schon im apostoliscl)en Zeitalter keimen sehen (1. Tim. 4, 3). Uebrigens ist die Zeit zu beachten, in welcher Jesus die Einladung zu der Hochzeit annimmt: kurz vor seinem Leiden würde Jesus schwerlich seine Jünger auf eine Hochzeit geführt haben· (Matth. 9, I5); ·in Jener ersten Zeit aber erschemt die Annahme der Ein- ladung zur Hochzeit um so mehr als angemessen, da dieselbe neben ihrer selbstständigen Bedeutung noch einen hohen Werth als Symbol und Abschattung hat, Hof. 2, I9 f.; Matth. 22, I ff; Osfenb. 19, 7. (Hengsten- rg. Man hat gefragt (aber schon die bloße Frage verletzt das Christengefühl), warum Christus nicht zur Ehe sich bekannt habe durch Eingehen einer irdischen, zeitlichen Ehe? Nicht mit Einem aus der Zahl der Menschen wollte der HErr Ein Fleisch werden, sondern mit der ganzen Menschheit durch seine Menfchwerdung, und seine Kinder sollten ihm geboren werden nicht wie dem ersten Adam im Wege der natürlichen Geburt, sondern im Wege der Wiedergeburt sollte das alte Sündergeschlecht erneuert werden zu einem heiligen Gottesvolk, welches von ihm genährt und gepflegt wird, nicht natiirlicher, sondern sacramentlicher Weise. Weil es ihm denn nicht ziemte, selber ehelich zn werden, so hat er wie zum Ersatz dem Ehestande die höchste Ehre, die ihm widerfahren konnte, anthun wollen, indem er egiesHoPzeit mit seiner segnenden Gegenwart schmückte ( es er. 3. Und da es [in Folge der nun bedeutend vermehrten Anzahl der Gäste, auf die man sich nicht vorgesehen, wohl auch bei den dürftigen Verhältnissen des Hauses gar nicht hätte vorsehen können] an Wein gebrach [insofern der geringe Vorrath jetzt keineswegs ausreichte, daß ein jeg- licher unter den Anwesenden ein wenig nehme Kap. 6, 7], spricht die Mutter Jesu zu ihm: Sie haben nicht Wein« [da wirst du nach deiner göttlichen Macht dem Mangel wohl ab- helfen müssen, wie einst der Prophet Elias dem Mangel der Wittwe zu Zarpath hat abgeholfen 1. Fern. 17, 13 ff.]. 4. Jesus [hier abermals als den männ- lichen Sohn sich beweisend, der er war Offenb. 12, 5 Anm·] spricht zu ihr: Weib [Kap. II, 26], was habe ich mir dir zu fchaffcntr lwarum machst du auch jetzt noch dein Mutter- verhältniß mir gegenüber geltend, als müßten deine Gedanken und Wege auch die meinen 32 Evangelium Johannis 2, 5. 6. sein, da doch nunmehr ein anderes Verhältniß gilt und du vielmehr auf n1ich zu merken hast, was ich thun will ·2. Sam l6, 10; Jes. 55, 8 f.; Matth. 12, 4819 Meine Stunde sda ich vor das Volk Israel hervortreten und meine Herr- lichkeit in Zeichen und Wundern offenbaren soll] ist noch nicht swie du meinest] kommen [du· aber sollst sie nicht als meine Mutter beschleunigen wollen, sondern Den über mir walten lassen, der mein Vater ist Luk. L, 49]· 5. Seme Mutter sdkeser Weisung sich demüthig unterwerfeud, aber nun auch von dem Geiste Gottes erleuchtet, daß denn doch Jesu Wort noch eine Seite offen lasse, von der aus er sich bestimmt fühlen könne, etwas zu thun, vgl. Matth. 15, 27] fpricht zu den Dienern: Was er euch saget, das thut [1. Mos. 41, 55]. «) Die Hochzeitsfeier dauerte oft mehrere Tage, ja eine ganze Woche (1. Mos. 29, 27; Richt.14, 15), und daraus erklärt man gewöhnlich den Weinmangel; allein nach der Darstellung scheint die Feier vielmehr nur Einen Tag gedauert zu haben, wie es bei nicht vermöglichen Familien der Fall sein mußte, es ist da- her wahrscheinlicher, daß der unerwartete Zuwachs der h—7 erst nachträglirk eingeladenen Gäste die Ursach davon war. Was eabsichtit nun Maria mit den Worten: ,,sie haben nicht - ein«? O enbar haben dieselben eine Aehnlichkeit mit der otschast der Schwestern des Lazarus (Kap. 11, 3): ,,HErr, siehe, den du lieb hast, der liegt krank«; es ist eine leise Bitte. Aber wie kommt Maria auf den Gedanken, sich in einem solchen Falle an Jesum um Hilfe zu wenden? Vorerst war es, da die unerwartete Gegen- wart des HErrn und seiner Jiinger den Weinmangel veranlaßt hatte, ganz uatürlich, daß Maria in der Verlegenheih in der sie sich befand, sich zunächst an Jhn wandte; dann müssen wir uns aber auch die ge- hobene Stimmung ver egenwärtigem in welcher eben jetzt die ganze Gesells aft und esonders Maria sich befand. Man unterhielt sich von dem, was kiirzlich in Judäa eschehen war, von den feierlichen Zeug- nissen des äufers über Jesnm, von dem bisher noch unbekannten wunderbaren Vorgang bei der Taufe, welchen Johannes enthüllt hatte, von dem Beweis eines übernatürlichen Wissens, den Jesus bei der Be- gegnung mit Natganael gegeben, und besonders auch waren die Gemüt er von der Ankündigung erfüllt, die Jesus selber in Kost. 1, 51 gemacht hatte; und nun mußte ja schon die Thatsache, daß er zum ersten Mal von Jüngern umgeben erschien, die neue Entwickelungs- stufe, in die er eingetreten war, auffallend machen. Wie hätte da die so lange niedergehaltene Erinnerung an die wundervollen Vorgänge bei der Geburt dieses Sohnes nicht in diesem Augenblick mächtig in dem Herzen der Maria wieder erwachen sollen? Jetzt war endlich die so lange erwartete Stunde seines Kund- werdens, seines Hervortretens vor das Volk Israel (Luk. I, 80) ersghieneiiz der Maria, welche die ersten Offenbarungen über seine zukünftige Größe empfangen, schien es zuzukommen, für diesen entscheidenden Augen- blick das Zeichen zu geben, und nun fühlt man aus ihrem Wort wohl heraus, daß es ihr nicht sowohl um eine Hilfe für den Bräutigam in seiner Verlegenheit, als um eine großartige That Jesu zum feierlichen Ugitäitsseines mesfianischen Königthums zu thun ist. ( o et. «mit dir zu fchaffen?« sit) Mit der Anrede ,,Weib« deutet Jesus an, daß er in den Angelegenheiten seines Berufs nicht unter das 4. Gebot gestellt ist, im Einklange mit 5. SMos. 33, 9., wo es den Dienern des Heiligthums ur Pflicht gernacht wird, zu Vater und Mutter zu sprechem »ich sehe sie nicht« (Hengstenberg.) Der zwölfjährige Knabe zerriß mit seinem Worte: ,,muß ich nicht sein in dem, das meines Vaters ist«-»« die Bande des Fleis es und Blutes, welche ihn mit Vater und Mutter ver anden, im Gehorsam gegen seinen Gott und Vater, um ein neues Band der Gemeinschaft zwischen sich und seinen Eltern zu weben; so zerreißt der HErr seht, bei dem Antritt seines messianischen Berufs, mit dem Wort: »was habe ich mit dir zu fchaffen?« die natürlichen Bande, welche zwischen ihm und feiner Mutter noch bestanden aben. Jetzt muß Maria in ihrem Sohne ihren H rrn erkennen; sie muß in« ein ganz neues Verhältniß eintreten, wenn sie anders Antheil haben will an dem HErrn und Heiland, den sie der Welt geboren hat. (Nebe.) Wenn Jesus feine Mutter mit trengem Wort zur Geduld verweist und sie in seinen eruf sich nicht einmifchen läßt, so hat er ihr dadurch etwas gegeben, was sie brauchte, wenn sie zum Glauben an ihn kommen sollte. Für Maria war es aus nahe liegenden Gründen fchwerer als für Andere, sich ihm als ihrem Erlöser, an den sie wie Andere glauben müsse, unterzuordnen; daher konnte die Liebe zu ihr, die nicht ohne Wahrheit sein durfte, sich nicht anders als dadurch beweisen, daß er, wo er in seinem Berufe handelt und redet, ihr um nichts mehr zugesteht als Anderen. Indem er sie so in die ihr, wie sie auch bald gefühlt, gebührende Stel- lung versetzt, erleichtert er ihr soviel als möglich den Glauben und giebt dem gewohnheitsmäßigen Zusam- meuleben ein Gegengewicht; er ehret sie als seine Mutter, aber nicht auf Kosten seines Vaters, seines Berufes und der wahren, auf die Seele gerichteten Liebe zu ihr. (Dorner.) Maria sollte gleich bei diesem ersten Wiedersehen, nachdem er mit dem Geist gesalbt und der Meister seiner Jiinger geworden war, deß inne werden,- da sie für das, was er von jetzt an zu thun haben wird, nicht mehr zso zu ihm steht, wie die Mutter zu dem Sohne, sondern wie ein Weib zu dem Manne Gottes. (v. HofmannJ Nicht zwischen Maria und ihrem Sohne, sondern zwischen Gott und seinem Sohne mußte beschlossen werden, ob und wann der HErr seine Herrlichkeit offenbaren möchte. Während zu der wirklich en Maria Jesus spricht: ,,Weib, was habe ich mit dir zu schaffen?« spricht die römische Maria zu Am: ,,Jesus, was habe ich ( esser.) Der HErr nennt seine Mutter ein Weib, damit nicht Einige meinen möchten, die heil. Jungfrau wäre etwa von einer vor- trefflicheren Natur als Andere ihres Geschlechts, und sagt dies vorher wegen der künftigen Spaltungen und Ketzereien au Erden, daß nicht Einige aus allzugroßer Bewunderung der heil. Jungfrau sich zu dem thörich- ten Wahn dieser Ketzerei möchten verleiten lassen. (Epiphanius.) Er sieht es gern, wenn Einer für den Andern zu ihm betet; aber er estattet keinem betenden und fürbittenden Menschen au nur den Schein, der Andere glauben machen könnte, als sei durch sein Verdienst oder um seinetwillen die Hilfe erfolgt. (Löhe.) Hist) Seine Stunde ist seine Zeit, wie sie ihm der Vater zum Handeln oder Leiden bestimmt durch die Gelegenheit und in seinem Geiste, im Gegensatz) gegen die Stunde, welche ihm von dem Gutdünken der Mensche11 bestimmt wird (Kap. 7, 6). So ist also die Hinweisung auf seine Stunde hier eine Ver- tröstung für seine Mutter, daß er für den rechten Zurückweisung der Maria und doch sofortiger Eintritt der Stunde Jesu. 33 Moment der rechten Auskunft (Kap. B, 19 f.) gewiß sei; daher auch konnte Maria den Dienern, welche wußten, wie der Wein auf die Neige ging, und uach ihrer Stellun am meisten geängstigt waren, die Wei- sung geben, ie möchten nur thun, was Jesus ihnen sagen werde. (P. Lange) Sie ist gewiß, die Hilfe wird nicht ausbleiben, und trifft Anstalt, wenn sie kommt, sie an- und aufzunehmen. So auch du, wenn du recht gebetet hast! Dann sei nur still und warte ganz getrost der Stunde, die dein Heiland schon versehen hat; in aller Demuth schicke dich an, wann sie erscheint, mit aufgewecktem Sinn sie zu begrüßen; mit voller Zuversicht harre des Ausgangs, ob er auch deiner nngeduldigeti Sehnsucht lange zu Irerziehen scheint. Der HErr, den du im Glauben angerufen hast, weiß alle Dinge und hat noch nie den rechten Augenblick versäumt, wo seine Hilfe noth that. Daran erkennt manGottes Kinder, und darin unterscheiden sie sich von den Kindern dieser Welt, die auch wohl, wenn sich’s trifft, einmal den HErrn versuchen, ob es denn wahr sei, was man sagt, daß er Gebet erhöre: die Kinder Gottes kennen ihren HErrn, sie bitten mit entschlossenem Vertrauen und können warten, wenn sie ihn gebeten haben; die Kinder aber dieser Welt verstehen das Warten nicht, und wenn der HErr nicht zu ihrer Stunde hilft, d. h. zu der, die sie sich aus- ersehen, die sie ihm gefetzt und vorgehalten haben, so wenden sie sich ab und sprechen: ,,er hilft doch nicht!« (v. Burger.) Die vom Vater bestimmte Stunde, durch ein Wunder seine Herrlichkeit zu offenbaren, war für Jesum noch nicht gekommen; sie wäre auch nicht» ge- kommen, wenn nicht in Piaricks Seele etwas vorge- gangen wäre, was bewirkte, daß die Stunde sich ein- finden und die Hilfe mit Macht hereinbrechen könnte (dies nämlich, daß Jesus die Ablösung von der Mut- ter, die sein Amt gleich von vornherein, noch ehe er den ersten Schritt zu dessen Bethätiguug that, von ihm verlangte, ohne Empfindlichkeit und Jrrewerden ihrerseits zu vollbringen vermochte). Maria und das« kananäische Weib bilden ein Paar: hier wie«dort die demüthigende und läuternde Weigerung des HErrm hier wie dort die willige Beugung «und der Glaube, der nicht weiß, aber trauet, und der den HErrn gleichsam fängt in seinen Worten; hier wie dort die Hingabe, das Sichüberwundeiigeben des HErrn, der sich Gewalt anthun läßt durch den Glauben der Sei- neu. Der Glaube der gedemüthigten Maria ist das köstliche Bindeglied zwischen der Verweigerung und der Gewährung ihrer Bitte. (Besser.) Er wird zwar eine Weile mit seinem Trost verziehn und thun an seinem Theile, als hätt’ in seinem Sinn er deiner sich begeben, und sollst dn für und für in Angst und Nöthen schweben, fragt’ er doch nichts nach dir. Wird’s aber sich befinden, daß du ihm treu verbleibst, so wird er dich entbinden, da dn’s am wen’gsten glaubst; er wird dein Herze lösen von der so schweren Last, die du zu keinem Bösen bisher getragen hast. (Befiehl du deine Wege — V. II u. m) s. Es warenaber allda Iwohl auf dem Vorplatz des Hochzeitszimmerss sechs steinerne Wasser-trage sodenStander hin-J gesetzt nach der Weise der judischeu Reinigung [von1vel- cher in Mark. 7, 3 f. die Rede ist und zu der man bei Tisches viel Wasser bedurftes und ging in je einen sso hat Luther·geschr1eben, nicht, wie es in den gewöhnlichen Bibelausgaben heißt: »und gingen jein einen«] zwei oder drei Maß soder Dächseks Bibelwerl (vll·) Bath St 173J5 Berl. Quart 2. Mos. 29, 40 Anm., zusammen also etwa 50 Quart in je einen]. Die große Quantität des hiernach in Wein verwandelten Wassers (300 Quart) ist aus dem Segens-Charakter des Wunders (vgl. die wunder- baren Speifungen) begreiflich, wobei anzunehmen ist, daß der Ueberfluß nach der Absicht Jesu dem Hoch- zeitspaare zu gute kam; auch ist zu beachten, daß« dem HErrn die Bestimmung der Weinmenge durch die einmal dastehenden sechs Kriige gegeben war und er daher, wenn er überhaupt als seguender Wnnderthåter nicht das bloße Bedürfuiß abzumessen hat, um so nähere Veranlassung hatte, nicht unter dieser von den Umständen dargcbotenen Quantität zu bleiben und etwa l oder 2 Krii e zu verwandeln und die übrigen nicht. (Meyer.) enn man das Beden- ken erhoben hat, die Menge des Weins thue der gast- lichen Ueppigkeit Vorschub, so könnte man ebenso gut verlangen, daß Gott wegen der Säufer keinen guten Herbst gewähren dürfe; der Mißbrauch war aber in diesem Kreise, bei der Anwesenheit Jesu und im An- gesicht des mit heil. Scheu erfüllenden Wunders am wenigsten zu befürchiem (Hengstenberg.) Hierbei läßt Christus merken, daß er kein Mißfallen hat an der Köstung der Hochzeit noch an allem, was zur Hochzeit gehört, als Schmuck und-Fröhlichsein, Essen und Trin- ken, wie das der Brauch und des Landes Sitte sor- dert, welches doch scheint, als sei es ein Ueberflttß und verlorne Kost und weltlich Ding, sofern doch, das; solches alles seine Maße habe und einer Hochzeit ähn- lich sei. Ob bei den Juden Tänze gewesen sind, weiß ich nicht, aber weites Landessitte ist, gleichwie Gäste laden, schmücken, essen, trinken und fröhlich sein, weiß ich nicht es zu verdammen, ohne die Uebermaß, so es unzüchtig oder zu viel ist. Daß aber Sünden da ge- schehen, ist des Tauzens Schuld nicht allein, sintemal auch über Tisch und in den Kirchen dergleichen ge- scheheu, gleichwie es nicht des Essens und Trinkens Schuld ist, daß etliche zu Säuen darüber werden. So es aber züchtig zugehet, lasse ich der Hochzeit ihr Zliecht und Gebrauch und tanze immerhin. (Luther.) Die 6 Krüge, genau der Zahl der Jesutn begleitenden Jün- ger eutsprechend, wurden der Ausdruck der Dankbar- keit derselben gegen den Hausherrn und ein bleibendes Denkmal von dem Segen des Meisters über die neue unter seinem Walten gegründete Haushaltung (Godet.) Luther deutet die G. Krüge thpologisch von der Arbeit und Mühe, welche die Juden in solcher Reinigung haben, weil nicht der Sabbath, der siebente Tag da ist; dieser siebente Tag bricht jetzt an, es ist der große Tag des Messias, des HErrn Jesus Christus. (Nebe.) Der HErr giebt hier eine irdische Vorausdarstellung jenes Hochzeitsmahles wo er mit ihnen von! Gewächs des Weinstocks im Reiche seines Vaters trinken werde. (v." Hofmannh Der gewöhnliche Gebrauch dieser Kriige wird angegeben: sie waren ,,nach der Weise, uach Maßgabe der Reinigung der Indem« also um all den mancherlei Zwecken zu dienen, auf welche bei St. Mareus in der oben angeführten Stelle hingewie- sen wird, wozu viel Wasser erforderlich war; daher die großen Krüge Ferner ist zu bemerken, wie der Ausdruck: nach der Reinigung der Juden, zu erken- nen giebt, daß der Verfasser des Evangeliums, als er es schrieb, weder unter Juden lebte 11och sich selbst ferner zu ihnen zählte. Endlich aber wird eine Be- merkung über den eigenthiixitlicljeti Charakter des hier erzählten Wunders nicht zuriickgewieseii werden können. Wenn der HErr in Matth ll, 5 von Johannes dem Täufer verlangt, daß er in den von Jesu verrichteten N« T« I. L. 3 34 Evangelium Iohannis 2, 7——9. Thaten die Erfiillung der Weissagungen: Jes. 29, 18 f.; 35, 5 f., also den Anbruch der messianischen Zeiten erkenne, so ist damit seinen Wundern die Bedeutung von Zeichen, welchen Namen sie ja auch tragen, unwidersprechlich gesichert; der HErr verlangt, daß man sie nicht hinnehme als einfache Thatsachen für sich, sondern erkenne, was uns durch sie gezei t werden soll. Anknüpfend nun an den angegebenen weck des Wassers in den Krügen, daß es zur Reinigung nach jüdischer Weise, also zur äußerlichen Reinmachung dienen solle (Hebr. Ei, l3), ist darauf hinzuweisen, wie durch die Verwandlung des Wassers in Wein die Um- fetzung aus dem alt- in das ueutestamentliche Wesen bedeutet wird. Aus detn Wasser der vorbereitenden mosaischen Oekonomie macht Jesus den Wein der neu- testamentlichen ErfüllungxMatth 9, 17); an die Stelle des Wassers zur äußeren Abwaschung setzt er das Mittel innerer Belebung und Kräftigung; statt der bloßen symbolischen Reinigkeih die doch das alte We- sen nicht aufheben konnte, den Geist des neuen Lebens. Somit tritt dieses erste Zeichen, vermöge seiner tiefen, weitgreifenden Bedeutung, mit vollem Fug an die Spitze aller verwandten Thaten Jesu als eine Offenbarung, in welcher sich der ganze Zweck seiner Sendung auf- schließt, aber freilich noch, so zu sa en, sich auf eine verborgene Weise aufschließt, angemessen der Stufe der Niedrigkeit, auf der der HErr noch steht, und so, daß nicht die Augen des Fleisches, sondern des Geistes durch den Glauben vermögend sind, seine Herrlichkeit zu fassen. (v. Burgen) · » · 7. Jesus sgleich nachdem Maria den Dienern die» Anweisung m V.5»gegeben] spricht zu ihnen: Fullet die Wasserkruge sdie durch den Gebrauch für die Zwecke der Reinigung V. 6 nun leer ge- worden, von Neuem] mit Wasser. Und sie svon einen! Zuge des Geistes Gottes geleitet, der nicht mechanisch oder als willenlose Werkzeuge sie. ge- horchen ließ, sondern zu entgegenkommendem wenn auch unbewußten Mithelfern an dem Wunderwerk sie machte] fülleten sie bis« oben an swie es der Absicht des HErrn entsprachs « , 8. Und er sder unter dem Fällen sein Werk der Verwandlung schon vollbracht hatte] spricht zu ihnen: Schöpfet nun sans den Krügen in ein Trinkgefäß, was ihr in jenen habt — nicht Wasser, sondern Wein) und bringeks dcm Speis emeister sdem Ordner des Mahls Sir. 32, 1., damit er prüfe]. Und sie brachten? swas sie geschöpft und in die Gefäße eingegossen hatten, bei welchem Geschäst des Schöpfens sie denn bereits inne ge- worden, was mit dem Wasser unter dem Fällen der Krüge vorgegangen war; sie hüteten sich aber, bei ihrem Hinreicheii den Stand der Dinge zu verrathen, sie reichten Wein ohne zu bemerken, daß derselbe zuvor Wasser gewesen, und trafen mit feinem Sinne ganz den Sinn des HErrns Mit ihrem Wort an die Diener, das bei diesen auf einen empfänglichen Boden fiel, hat Maria die Stunde, die bisher noch nicht gekommen war, herbei- geführt, daß der HErr erkannte, er habe schon jetzt nach dem Willen des Vaters seine Herrlichkeit zu offen- baren; wir gewahren hier an Maria und den Dienern (vorhin hatten sie mit der Anzeige des eintretenden Weinmangels sich an Maria gewendet und nun hatte diese sie an ihren Sohn als den alleinigen Aus elfer verwiesen) etwas von dem, was die Worte der ula- mith im Hohel. l, 12 besagen wollen: ,,da der König sich her wandte, gab mein Narde seinen Geruch« Daher ist es auch eine gewisse Befriedigung und Freu- digkeit, mit welcher Jesus zu den Dienern sich be iebt und ihnen seine erste Weisung ertheilt, die sie dann ist««- feits nicht als bloße Diener des Hauses, sondern viel- mehr als seine Diener, wie von Gottes Geiste erfaßt, befolgen; daß sie dabei nichtglauben, es gälte abermals das Mittel zu einer jüdischen Reinigung herbeizuschaffen, liegt auf der Hand, denn die vor Tische war vorüber und zu der nach Tische war noch nicht Zeit, sie befin- den sich also in derselben Lage, wie hernach die Apostel bei dem doppelten Speisungswundey als sie das Volk sich lagern ließen nnd dem HErrn die Brode brachten, daß er sie segne, etwas Großes ahnend und von Hoch- gefühl ergriffen; wenn auch natürlich nicht wissend,- was da geschehen werde, haben sie doch ein Bewußt- sein davon, daß dieses ihr Wasferschöpfen mit dem Weinmangel, den sie recht wohl kunnten; in irgend einem näheren Zusammenhang stehe. Es kann keine Frage sein, daß der Vollzug der Verwandlung in die Zeit des Fsiillens der Krüge fällt, nicht in die des Schöp- fens aus denselben; das geht aus dem weiteren Wort des HErrm ,,schöpfet nun und bringet es dem Speise- meisten« deutlich hervor, was ja das Wunder als be- reits geschehen voraussetzt Was die Art und Weise der Verwandlung betrifft, so sagen die Kirchenvätey es sei hier nichts anderes geschehen, als was in lang- samer Entwickelung sich alljährlich im Weinstock dar- ftellez sie fassen also das Wunder als einen beschleu- nigten Naturproeeß, was jedoch mancherlei Bedenken gegen sich hat, jedenfalls ist es bezeichnenden» wenn man es mit Neander als eine Potenzirung der Kraft des Wassers zur Kraft des Weines charakterisirtz nur daß wir statt ,,Kraft« lieber ,,Wefen« sagen möchten Gerade in demVerwandeln, sagt Schulze, besteht das Eigenthümliche dieser That, durch die Jesus von Anfang an auf alle feine Wunder und überhaupt auf seine Erlösungs- und Heilandsthätigkeit ein helles Licht verbreitet; denn verwandeln heißt nicht zerstören und an Stelle des Zerstörten etwas Neues setzen, sondern etwas in einen treuen Zustand versehen, so daß-von dem vorigen alten nichts mehr zu inerken ist. Alles, was dereinst aus der Schöpfungshaiid seines Vaters hervorgegangen oder von ihm gewollt war, das will und kann der- HErr nicht vernichten, wohl aber soll das Natürliche in einen ueuen Zustand verfetzh ver- wandelt werden; darum bleiben alle natiirlichen Ver- hältnisse im Christenthuni bestehen, die Familie, der Staat, Wissenschaft, Kunst —— nichts wird zerstört, nur durch den christlichen Geist in den vollkommenem von Gott gewollten, seiner Bestimmung gemäßen Zustand versetzt. Aehnlich spricht sich Godet dahin aus: Wenn das Werk der Natur der letzte Gedanke des Schöpfers wäre, so wäre unstreitig das·Wunder im höchsten Grade unwahrscheiiilichx denn eine solche Thatsache würde wie eine åliachbesseritng aussehen, und ein sol- ches Verfahren wäre eines solchen Meisters unwiirdig Wenn« aber die gegenwärtige Natur ein Entwurf ist, aus welchem sich unter åbiittvirkung des freien Ge- schöpfs ein höheres Werk entwickeln soll, in welchem die Materie einfach das Organ und der Abglanz des Geistes sein soll, so ist das Wunder für den Denker die vorläufige Erscheinung, das entzückeude Vorspiel dieser neuen Ordnung der Dinge; es ist kein Zahlungss abschluß, sondern ein Angeld· Ausführlich hat Nebe nachzuweisen versucht, wie der Begriff der Offenbarung mit innerer-Notwendigkeit Wunder erfordert. Die Verwandlung des Wassers in Wein. 35 Sünde, schreibt derselbe, hat den Ebienschen aus der Gottesnähe entfernt und ihm die Organe, niit welchen er Gott inne werden kann, verschlosseuier ist ein phy- sisches Wesen geworden, ein natürlicher Mcnsch, dessen gerz an dieser Welt hängt und dessen Sinne nur " innlichem erschlossen sind. Will Gott sich offenbaren, so muß er sich den äußeren Sinnen auf handgreifliche Weise kimdgeben, er muß durch die Sinne den ganzen Menfchen erregen; die Wunder sind sozusagen der Stimmhammer, welcher die Saiten in dem 9Jieiischeii- herzen wieder auszieht und spannt, in die der heil. Geist dann hineingreifen will — nur unter der Folie (Unterlage) des Wunders kommt die Offenbarung Gottes zu Stande. Jst dies das Verhältniß wischen beiden, so versteht es sich von selbst, daß das under, welches der Offenbarung dient, mit dem, was geosfen- bart werden foll, auch in einer gewissen Harmonie, in einer geistigen Verwandtschaft sich befinden muß; das betreffende Wunder foll ja einer bestimmten Offen- barung den Weg zum Herzen bereiten. Die Offen- barungen Gottes nun haben ein gemeinschaftliches Ziel, einen großen Centralpunkt; sie zielen alle auf ein und dasselbe, nämlich auf die Erlösung ab. Erlösung ist aber nicht eine neue Setzung, eine zweite Schöpfung: die Schöpfung ist ein absolutes Sehen; die Erlosung ist dies durchaus nicht, sie setzt vielmehr eine erste Setzung voraus, sie will dieses Gefetzte, ·welches sich in einen abnorinen Zustand versetzt hat, wieder ziirecht sehen, erlösen heißt die Bande eines Gebundenen lö en, einem Gefangenen wieder zu seiner Freiheit verhelfen — eine Wiederherstellung in den vorigen Stand, eine Wiederherstellung in den Stand der Un- versehrtheiv das ist die Erlösung. Wie aber die Er- lösung, indem sie den gefallenen Menschen von der Sünde befreit, um darnach sein Wesen zu poteiiziren und zu verklären, so werden wir erwarten müssen, daß demnach auch das Wunder in entsprechendem Pa- rallelisnius das Vorgefundene, das Voransgesetzte, indem es geschieht, zu »eine»r höheren Existenzweise fordert. Jedes Wunder ist ein Glied in der Kette, an welcher der große Gott Himmels und sder Erden durch die allniächtige Kraft seiner heilsamen Gnade die Erde aus den Angeln der Sünde herausheben und hineinversetzen will in die selige Kindschaft Gottes; Jedes Wunder ist ein vervollstäudigender Bestandtheil der Offenbarungsgeschichtz ein»sicheres Merkzeichem daß wieder eine große Stunde in dem Reiche Gottes geschlagen hat. Es erscheint aber in dem Spiegel des hier vorliegenden Zeichens, wenn man zunächst auf die sechs steinernen Wasserkriige vor Vollbrin ung des Wunders blickt, das Judenthum gleich den erktagen, denen der Sabbath fehlt, gleich der Mühe und Arbeit, welcher der Friede und die Freude des heil. Geistes noch abgeht; es zeigt sich, wenn nian darnach die Kriige nach Vollbringung des Wunders ins Auge faßt, der Unterschied der beiden Haushaltungen aus’s Deut- lichste: hier Gesetz, dort Gnade, hier äußerliche Reini- gun , dort innerliche Erfreuung Aber es findet keine Neutschassung statt, sondern die Substanz des Wassers eht über in die des Weines; so soll ja auch das alte estanient verklärt werden in das neue. Christus aber, der hier durch seine Gabe an die Stelle des Bräutigams tritt, vollzieht diese Wandlung; so offen- bart sich hier Christus als der wahrhaftige Messias. Zu beachten ist auch Lanipe’s Bemerkung: Während die Wunder Mosis anfingen niit der Verwandlung Wassers in Blut ("2. Mos. 7, H ss.), fangen die Wun- der Christi an mit der Verwandlung Wassers in Wein; dadurch trat der große Uiiterschied Mosis und Christi ans Licht («2. Cur. B, 7 f.), jener trägt das Amt des Todes, dieser des Lebens. Endlich führen wir noch Steinnieyer’s Ausdeiitnng des Wunders an. »Die ganze Darstellung ist darauf berechnet, die That Jesu als eine Verwandlung zu betonen. Es ist dies nun zunächst symbolisch zu verstehen: die Herrlichkeit Dessen tritt hier zu Tage, der weder zer- stört noch schafft, und der doch das Alte neu macht -— es ist die Herrlichkeit des Wiederherftellers, des Erlösers Aber zu diesem symbolischen Moment tritt das prophetische hinzu; es wird dein Reiche Gottes gelingen, die Verwandlung des Alten in das Neue auf Erden zu vollenden (Osfenb.21, 5). Das Wunder zu Kana eröffnet in dem vierten Evangelium die ge- sammte Wirksamkeit Christi auf Erden; eben diese Stellung an der Spitze bestärkt uns in der Ueberzeu- gnug, daß dasselbe symbolisch-prophetisch die Herrschaft deute, welche das Reich Gottes aus Erden ini sieg- reichen Laufe gewinnen wird-« Unfererseits fügen wir dem noch hinzu, daß hiernach die Offenbarung St. Jo- annis in ein ähnlich Ver ältniß zu dem vierten vangelium tritt, wie die poftelgeschichte St. Lucä zu dem dritten Evangelium, es ist gleichsam die zweite Rede zu jener ersten; wie aber das vierte Evangelium eine Ergänzung des dritten (sowie auch des zweiten und ersten) ist, so ist die Offenbarung gewissermaßen eine Ergänzung der Apostelgeschichte, nur daß sie natür- lich als prophetisches Buch den Thatsachen voraus- geht, während die Apostelgeschichte als ein historisihes Buch ihnen nachfolgt. Es bestätigt sich hier auf’s Neue, was wir schon mehrmals zu beobachten Ge- legenheit gehabt haben, daß der dritte und der vierte Evangelist in einer gewissen Wahloerwandtschaft mit einander stehen, daß sie als der Abschluß des neutesta- mentlichen Schriftthums in einander greifen, wie die Glieder einer Kette, und daher gewiß au gegen Aus- gang des apostolischen Zeitalters in per önlicher Be- rührung mit einander gestanden haben, wie unsre Darstellung der Zeitverhältnisse seit der römischen Ge- fangenfchaft des Paulus bis Hut: Zerstörung Jerusalems im il. Anhang zu diesem ande dies näher darlegt. I. Als aber der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser gewesen war [im Grundtext steht: das Wasser geworden zu Wein — der Evangelist richtet hier die Aufmerksamkeit der Leser zunächst darauf, was vorher dagewesen, um dar- nach erst zu bemerken, was nunmehr geworden, während Luther gleich von dem bereits geworde- 1ien redet und erst nachträglich einfließen läßt, wie es zuvor daniit gestanden; im Folgenden kommen dann der deutsche und der griechische Text wieder überein, da auch in diesem bei deni ,,woher (x) war« das x = er, der Wein, den er schmeckte, zu nehmen ist],nnd wußten nicht, von tvannen er kam sda er bei den in V. 7 u. 8 er- zählten Vorgängen im Vorplatz des Hochzeitzim- niers nicht Augen- und Ohrenzeuge gewesen war] —- die Diener aber wußten’s, die das Wasser geschöpft hatten fund hätten, wenn sie nach dem «,,von wannen« gefragt worden wären, können Befcheid geben] ——, rufet der Speifemeister dem Bräutigam [ihm ohne Weiteres die Unterstellung machend, daß derselbe den Wein noch in Vorrath gehabt habe, ohne sich etwas davon merken zu lasseii], spl- 36 Evangelium Johannis 2, 10. 11. 10. Und spricht zu ihm: Jedermann [in der Welt, wenn er ein Gastmahl aUsrichtetJ giebt sseinen Gästen] zum ersten guten Wein sum Ehre bei ihnen einzulegen], nnd [erst] wenn sie trunken worden sind sund gut oder gering nicht mehr zu unterscheiden wissen], alsdann den geringer-n sum feinen Borthei·l wahrzunehmen und Kosten zu sparen]; du hast fes umgekehrt gehalten, hast vorhin uns den geringeren Wein vorgesetzt und dagegen] den guten Wein [in dem, den du jetzt uns reichen lässest] bisher behalten. Jn Betresf dieses Speisemeisters fragt es sich zunächst, welche Stellung er äußerlich zur Hochzeits- gesellschast einnahm; die griech. Sprache unterscheidet nämlich bei Gastmählern zwischen dem arehitrietinos oder Tis chwart, dem Obersten der Tischdieney welcher die Obsorge für Speisen und Getränke und die ganze Eiurichtung des Slliahls hatte und zugleich der Vor- koster der Speisen und Getränke war, und dem synv posioaretios oder Trinkwart (arbiter bibenäix wel- cher von den Gästen selbst aus ihrer Mitte gewählt wurde. Da im Grundtext das erstere Wort gebraucht wird, so scheint es, daß wir auch hier an jenen Tafel- meifter zu denken haben; dem widerspricht aber, daß er einerseits den Dienern fern und andrerfeits zu dem Bräutigam in einem vertraulichen Verl)ältniß steht, wir haben vielmehr ein jüdisches Mahl hier vor uns, auf welches wir die Unterscheidung der Griechen und Rö- mer nicht übertragen dürfen, sondern es fällt bei dem- selben der Begriff des Trinkwart mit dem des Tisch- wart zusammen, es gab da eigentlich nur einen he— gnmenos, wie in Sir. 32 (nach anderer Zählung 35), I ste t, der zn den Gästen, nicht zu den Dienern gehörte un auch in 2. Mute. L, 28 (27) in Betracht kommt. Auch Luther hat sich die oben bei V. 1 angeführte Meinung des Nicephorus angeeignet, wonach der Bräutigam Simon von Kann war, den wir in Matth. 10, 4 unter den 12 Aposteln des HErrn fin- den; und da wir in demselben einen von den in Mark. 6, 3 namhaft gemachten vier Brüdern Jesu, d. i. nach- gelassenen Söhnen des Bruders seines Pslegevaters Joseph, des Alphäus oder Kleophas, mit denen er nach der zu Matth. 2, 23 gegebenen Darstellung sei- ner verwandtschaftlichen Verhältnisse im Elternhause zu Nazareth aufwnchs, wiedererkannt haben, so kön- nen wir unsrerseits uns wiederum Lnther’s weitere Auslassung aneignen: ,,ist wohl zu denken, daß Bräu- tigam und Braut inüssen der heil. Mutter Maria nahe zngehört haben und ihre nahe Freunde gewesen sein, weil sie selbst da ist und hilft regieren, und nimmt sich des Thuns an, als sei ihr sonderlich daran gelegen, da sie Mangel sieht; denn die liebe Mutter Maria sich nicht so leichtfertig in fremde oder weite Freundschafh Hochzeit oder Köste mengen würde, da wohl andere nahe Freundschaft gewesen wäre« Es liegt nun da nahe anzunehmen, daß unser Speisemeister der Ehe- gatte eines von den in Mark. 6, Z» erwähnten Schwe- stern Jesu war; nienn wir in Folgendem seine innere Stellung zu dem HErrn und seiner Wunderthat wer- den näher besprochen haben, wird sich ergeben, daß bei ihm sich schon jetzt derjenige Sinn zeigte, der in Kap. 7, 3 sf.; Mark. s, 21 ff. die Brüder Jesu charak- terisirt, und werden wissen, an welcherlei Verwandte wir beidiesen Brüdern zu denken haben. Jn der Regel gehen die Ansleger an dem Verhalten und dem Ausfpruch des Speisemeiftersu ,,jedermann giebt zum ersten guten Wein, und wenn sie trunken worden sind, alsdann den geringeren; du hast den guten Wein bis- get behalten,« ziemlich gleichgiltig vorüber. Das eugniß des Speisemeisters für die Wirklichkeit des Weins, schreibt z. B. Hengstenberg, und für die Güte desselben, das allein ist es, warauf es hier an- kommt, und an dem »wenn sie trunken worden sind« zu künsteln ist nicht die geringste Veranlassung. Sie behandeln sein Wort etwa als »ein nach dem Kosten des Weins in heiterer Ueberraschung fcherzend ge- sprochenes Wort;« er spricht, bemerkt z. B. v. Burger, nach Maßgabe dessen, was sonst wohl vorgekommen sein mag, ohne Ahnung davon, was sich hier begeben hat, als ein nur um so unbefangenerer Zeuge. Mit der Hinweisung aus den Unterschied zwischen dieser Hochzeit und einer gewöhnlicheu: ,,f onst zuerst guter Wein, dann truukene Gäste und schließlich geringer Wein; hier zuerst geringer Wein, keine trunkenen Gäste und endlich anz köstlicher Wein,« meint man wohl den ganzen ewinn aus unsrer Stelle erschöpft zu haben. Wir müssen aber die Sache ernster fassen: gehörte der Speisemeister zu dem Verwandtenkreise des Hauses, pwie das ja mehr als wahrscheinlich ist, hatte er mit angehört, was die fechs Jünger, die Je- sus bei sich hatte, von ihm zu erzählen wußten, kannte er den anfänglichen Mangel, war Augen- und Ohren- zeuge der Verhandlung zwischen Maria und Jefu ge- wesen (V. 3 f.), hatte er zuerst die Maria hinaus- gehen sehen zu den Dienern, dann Jesum hinausgehen sehen und nach einiger Zeit die Diener hereinkonimen und ihm Wein zum Kosten präsentiren, dann ist sein Wort nicht mehr ein Scherzwort an den Bräutigam, dann ist es vielmehr ein Unglaubenswort, womit er über Jesum und sein Wunder zur Tagesordnung über- gehen und Bräutigam und Mitgäste von der Auf- merksamkeit auf das, was geschehen, ablenken "will. Und so scheint uns, daß dem Evangelisten es bei sei- nem Berichte hier nicht sowohl darauf ankommt, die Wirklichkeit und Güte des Weins zu konstanten, wie Hengstenberg meint, denn dazu bedurfte keiner der Gäste des Zeugnisses ihres Speisenieifters, dazu hatten sie ihre eigenen Gefchmacksnervem wenn sie hernach tranken; was vielmehr dem Evangeliften den Griffel regiert hat, als er unsre beiden Verse schrieb, war der« innere, tiefe Schmerz, der sein Herz erfüllte, daß» leich bei dieser ersten so herrlichen Wunderthat Christi es sich so anließ, wie er in Kap. 1, 11 gesagt hat: ,,er kam in sein Eigenthum und- die Seinen nahmen ihn nicht auf-« Von diesem Standpunkt der Betrachtung ans sind die Worte: »und wußte nicht, von wannen er kam, die Diener aber wußten es, die das Wasser geschöpft hatten,« nicht sowo l eine Entschuldigung, wie es auf den ersten Blick s einen könnte, sondern im Gegentheil eine Anklage. Es lag so nahe, zu fragen, und die da Bescheid geben konnten, standen unmittelbar vor ihm; aber der Speisemeister hat keine Lust zn fragen; von denen, die nicht blos als Bringer von Wein, sondern auch als Verkiindiger einer herr- lichen Botschaft, als Zeugen eines Gotteswunders ihm egeuüberstehem wendet er sich ab, um ihr leuchtendes s ngesicht, worin sich das Bewußtsein einer erhabenen Mission spiegelt, nicht mit ansehen zu müssen, und bringt lieber bei dem Bräutigam einen schlechten Welt- witz an, als daß er zum Herold des ersten Wunder- zeichens des Niefsias Jsraels werden wollte, wozu er berufen ist. Aber, so erkennen wir weiter, er muß auch mit seinem fchlechten Witz zum Propheten wer- den, wie tiachmals Kaiphas in Kap. 11, 49 ff. mit seinem srevelhasten Verführungswort zum Propheten geworden. ,,So verfährt der HErrx zuletzt giebt er den guten Wein; so verfährt die Welt: zuletzt giebt Verhalten des Speisemeisters. Wachsthum im Glauben auf Seiten der Jiingen 37 sie den geringem. Sie lockt mit glänzenden Verspre- chungen und giebt zuerst das Beste, ivas sie austreiben kann; aber bald folgt das Herde, was ihr Eigenes ist. Sie macht trunken und meint, der Berauschte merke nicht, was sie ihm alsdann biete; aber wenn er zur Nücltternheit zurückgekehrt ist, dann nimmt er der Täu chung wahr. Auch der HErr giebt Versprechuiigem die Krone der Gerechtigkeit stellt er in Aussicht; aber er verhehlt es iiicht, schmal sei sein Weg und eng die Pforte zum Leben. Zuvor verlangt er eine Wieder: geburt aus dem Wasser, bittere Thränen der Buße; aber dann salbt er mit Freudenöh und sein heiliger freudiger Geist enthält uns. Setzest du nicht Miß- trauen in den, welcher dir die Erreichung eines hohen Gutes so leicht und mühelos darstellt? hegst du da nicht Zweifel entweder über die Preiswürdigkeit dieses Gutes selbst oder über die Gewißheit, fein theilhaftig zu werden? Dagegen, wo Schwierigkeiten vorausge- sagt, Schnierzeii als Bedingungen gestellt, für den Anfang nur geringe Geniisse verheißen werden, ur- theilst du da nicht, hier sei Aufrichtigkeit und Treue ohne alles Falsch? Ja, auch hierin finden wir einen Strahl der Herrlichkeit Jesu als einer Herrlichkeih gleichwie voller Gnade, so voller Wahrheit, und auch das läßt uns jeden Unglauben als eine Versün- digung an dem allergewöhnlichsten natürlichen Gefühl für Recht und Wahrheit erkennen« Jst so der Speise- meister der ächte Dolinetscher der Welt und ihres Sinnes, so ist er auch mit seinem eigenen Herzen ein Kind der Welt und der Repräsentant aller Weltkinder dem Sohne Gottes und seiner Gemeinde gegenüber. ,,Christiis legt, indem er zu den Dienern sagt: schöpfet nun und bringet es dem Speisemeister! der Welt sein Werk gleichsam zur Beurtheilung vor. Wie er zu den Aussätzigen sagt, die er geheilt (Luk. 17, 14): gehet hin und zeiget euch deii Priestern! und da hin- zufügt, daß das gereiche1i solle zu einem Zeugniß über sie (Matth. 8, 4), so wird auch in unsrer Ge- schichte das sittliche Gericht des Erlösers über die Welt offenbar. Der Speisemeister erklärt den Wein, in welchen Christus das Wasser verwandelt hatte, für gut, für den besten, den er genossen; so erklärt die Welt noch immer die Wirkungen des Erlösers für gut, für besser als alles Natürliche, was ohne ihn gewor- den. Christliche Liebe, Treue, Redlichkeit, Einsigkeit erkennt sie lobend an, und weiß diese christlichen Tugenden auch ar wohl zu unterscheiden von blos natürlichen EigenFchaften, welche in ihren Erweisungeii znwar jenen ähnlich, aber ihrem Grunde und ihrer ichtung nach wesentlich von ihnen verschieden find; diese Anerkennung spricht sie nicht blos aus, weil es doch am Ende eine Verleugnung alles Wahrheitssinnes sein würde, hier tadeln zu wollen, sondern deshalb vornämlich, weil sie selbst davon einen Genuß hat. Wie der Speisemeister kostete den Wein, der Wasser ewesen war, und daran einen Wohlgeschiiiack fand, o schmeckt die Welt die Wirkungen des Erlösers und wünscht nichts sehnlicher, als daß diese Wirkungen vollständiger und allgemeiner wären; sie fühlt, wie alsdann jene ängstliche Vorsicht, jene mannigfache Be- sorgniß, welche jetzt die·Klughei«t anräth, unnöthig, wie alsdann die Sicherheit des Eigenthunis und der Ehre verbürgh eine strenge läftige Aufsicht über Andere überflüssig sein würde, und sie beklagt es, hier nur kosten zu können, nicht mit vollen Zügen genießen zu dürfen. Aber sie begehrt »nur das Er ebniß der Wunderwirkungen Christi, Jedoch ·ihn selbst ver- schniäht sie; das Ziel, das er verfolgt, behagt ihr, xedoch den Weg dazu verachtet sie. Ja, wie der Speisemeister so thut, als habe der Bräutigam den Wein herbeigeschasfh als sei ein großer Vorrath schon dagewesen und nur absichtlich bisher iioch behalten worden, so thut die Welt noch immer so, aus ihrem Schooße komme das hervor, wovon die Diener des HErrn wissen, Er allein hat es gespendet; sie glaubt in sich selbst eine Fülle von Lebenskraft zu besitzen, sie dürfe ihre verborgenen Kainniern nur öffnen, sie brauche ihre Kräfte nur zusammen zu nehmen, dann würde es sich zeigen, über welch ein Kapital sie zii verfügen habe« Jm Gegensatz zu dem Speisemeister stehen die übrigen Hochzeitsgästh besonders die Braut- leute und die Jünger; die werden jedenfalls hier die Diener nach) den näheren Umständen gefragt haben, und es wir nun ein Rühmen und Preisen des Wun- derthäters laut geworden sein, vor welchem der Speise- meister mit seinem Wort sich verkriechen mußte. So wird einst auch alles Spotten der Weltkinder zu Schandeii werden: ,,da wird das Lachen werden theuer, wenn alles wird vergehn im Feuer, wie Petrus davon schreibet.« (Es ist gewißlich an der Zeit — V. L) 11. Das swas hier erzählt worden V. 7f.] ist das erste Zeichemdas Jesus that sseine Wunderwirksamkeit damit eröfsnend], geschehen [ist es, um noch einmal V. 1 darauf hinzuweisen, weil die O»ertlichkeit von Bedeutung ist] zu Kana in Galilaa sin welcher Landschaft hernach die meisten seiner Wunderwerke geschehen sind Jes. 9, I f.; Matth. 4, 14ff., so daß die drei ersten Evangelisten, welche darauf hauptsächlich ihre« Aufmerksamkeit gerichtet, bis zur Leidensgeschichte fast ausschließlich mit der Wirksamkeit des HErrn in Galiläa es zu thun haben) und ossenbarete fgleich in diesem ersten Zeichen] seine Herrlich- keit [eine Herrlichkeit als des eingeborenen Soh- nes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit Kap. I, 14].· Und seine Junger sdie sechs, die er schon Jetzt zu sich gezogen hatte, und dazu auch die drei unter seinen Brüdern, die er 1iach- nials unter die Zwölfe aufnahm, Jakobus der Jüngere, Judas Lebbäus und Simon von Kana Matth. 10, 3 f.] glaubten an ihn. Als Kind hat Jefus keine Wunder gethan, wie die apokrhphischen Evangelien fabeln; Jetzt inacht er den Anfang. (Heubner.) Zeichen nennt Johannes das Geschehene, weil sein Zweck nicht in der nächsten Wir- kung ausging, sondern weil diese selbst etwas Weiteres bedeutete, woraiif das Geschehene hinwies und auf- merksani machte. Was dies war, sagt der Zusatzx »und offenbarete seine Herrlichkeit«; die· Herrlichkeih von der in Kap. I, 14 gesagt ist, daß die Jünger sie geschaut haben, auf welche Jesus sie in Kap. 1, 52 hinwies, leucl)tete hervor in diesem Zeicheii und wollte darin erkannt sein. (v. Burgen) Die Herrlichkeit Christi ist seine Würde als eingeborner So n; nun ist diese Herrlichkeit iErer Natur nach den lickender Erdenbewohner ver orgen, aber die Wunder sind ihre in die Augen leuchteiideii Zeicheii. Sie thun dem be- fchränkten Verstande die unbegrenzte Freiheit kund, mit welcher der Sohn uber Alles· bei-fügt, die unbe- schränkte Gewalt, mit ivelcher die Liebe des Vaters ihii bekleidet hat (Kap. ·3, Es ist dabei zu mer- ken, daß es heißt: ,,sein·e zgerrlichkeit«; damit wird ein tiefgehender Unterschied geniacht zwischen Jesus und allen göttlichen Gesandten, welche vor ihm Wun- 38 der gethan haben. Jn den Wunderthaten der letzteren sah man die Herrlichkeit Jehovcks (2. Mos. 16, 7),. niemalsihre eigene; die Thaten Jesu dagegen offen- baren seine eigene Herrlichkeit, indem sie von seiner Sohneswürde zeugen. (Godet.) Das Zeichen unter- scheidet sich von dem Wunder (in Kap. 4, 48 werden Zeichen und Wunder mit einander verbunden) so, daß bei dem ersteren die objektive Bedeutung und der Zweck in’s Auge gefaßt wird, bei dem letzteren die dadurch hervorgerufene subjektive Empfindung, mittelbar also das Llußerordentlichq den gewöhnlichen Naturlaus Uebersteigendex .alle Wunder sind Zeichen, doch sind nicht alle Zeichen auch Wunder, indem zuweilen auch gewöhnliche Dinge als Zeichen angewandtswerdein hier aber ist nach dem Zusammenhange von einem Wunder-Zeichen die Rede. (Hengstenberg.) Während die meisten übrigen Wunderthaten, die wir bei Jo- hannes lesen, die Bestimmung haben, gewisse Epochen in dem Leben Christi zu bezetchnen und zu begründen oder als die Veranlassungen zu längeren Reden und Gesprächen, die der HErr in Folge derselben gehalten und gepflogen hat, auf diese selbst ein erläuterndes Licht zu werfen, so unterscheidet sich von ihnen die vorliegende Wundererzählung dadurch, daß sie weder mit dem Vorhergehenden oder Nachfol enden in irgend einem wesentlichen Zusammenhange teht, noch auch die Trägerin hoher und herrlicher Worte ist, die der HErr dabei gesprochen hätte. Der natiirliche Schluß, den wir daraus ziehen, ist dieser, daß dies Wunder zu Kana für den Johannes, der sonst der äußeren Werke des Erlösers so selten gedenkt und nur die in- nere Herrlichkeit des Sohnes Gottes darzustellen be- müht ist, an sich selbst eine besondere Bedeutung müsse gehabt haben; darüber spricht er denn sich selbst aus in den Worten: »und offenbarete seine Herrlich- keit, und seine Jünger glaubten an ihn«. Der Glaube der Jünger, oder vielmehr das Erstarken derselben im Glauben (gläubig waren sie ja schon vorher gewesen) war hiernach eine Folge der in diesem ersten Zeichen offenbar gewordenen Herrlichkeit Christi; da fragt es sich denn, was an der That Jesu das Eigenthümliche gewesen sei, welche eigenthümliche Herrlichkeit des HErrn sich in derselben ausgeprägt habe. So oft nun Jesus ein Zeichen that, geschah es im Dienste der Liebe, und eine jede Zumuthung, daß er zu einem andern Zwecke seine Macht zeigen sollte, wies er entschieden·zurück; von dieser Seite her betrachtet verschwindet Jedoch die zu Kana geleistete Hilfe vor andern ungleich bedeutenderen Wohlthaten Ein eigentliches Unglück, eine wirkliche Noth war hier lgar nicht vorhanden; und wenn man auch sagen wo te, daß nicht wenige Gemüthey etwa insonderheit weib- liche, eine sol e Verlegenheit schwerer ertragen als ein wirkliches eid, vor einer solchen Beschämung sich mehr scheuen als vor einem wahrhaftigen Schmerz, so ist das doch eben ein Mangel, eine Verkehrtheit, die wir hier nicht als Maßstab anlegen dürfen. Was der HErr gab, der Wein, das war kein dringendes Be- dürfniß, sondern nur eine entbehrliche Erhöhung der Freude; und vielleicht ist es selbst gefchehein daß die, welchen die Verlegenheit erspart wurde, ihr Eintreten gar nicht einmal bemerkt hatten. Wie weit steht da- rum diese Hilfleistung des HErrn zurück hinter der Speisung von Tausenden, die ohne sein Erbarmen ver- schmachtet wären in der Wüste, hinter der Wiederher- stellung einer surchtbar zerrütteten Gesundheit, der Zurückrusung des bereits entflohenen Lebens! Jst es hiernach nicht die Gabe des Erlösers, worin sich seine Herrlichkeit offenbarte, so bleibt nichts Anderes übrig, als daß es die Art und Weise gewesen sei, in wel- Evangelium Johannis 2, 11 Anm. cher er sie verliehen. Diese ist nun allerdings eine eigenthiimliche Sonst sprach er, und es geschahz er gebot, so stand es da. Sonst nahm er das Wenige, as vorhanden war, segnete und gab es, und es reichte aus und blieb noch übrig. Also hätte er auch hier verfahren können; er hätte plötzlich die Frucht desWeinstocks verschaffen können, und so wünschte, so erwartete es vielleicht die Maria, als sie zu ihm sprach: »sie haben nicht Wein«; oder wie er später that mit Brod und Fisch in der Wüste, und wie es geschehen war in der. Zeit des alten Bandes mit dem Mehl und dem Oel jener Wittwe, so hätte er auch hier, als es begann an Wein zu gebrechen, das wenige noch Uebrige segnen können, se daß kein Mangel fühl- bar geworden wäre. So wollte er es aber nicht, kla- rer wollte er" seine Herrlichkeit offenbaren und das Licht sollte leuchten allen denen, die im Hause waren; ohne daß seine Hand es berührt, ohne daß sein Mund ein Wort spricht, wird das Wasser zu Wein, das Eigenthümliche feiner That zu Kann besteht in der Verwandlung. Was verwandelt wird, das bleibt nicht in dem alten Zustande, es tritt über in einen neuen, und zwar in einen wesentlich neuen, der mit dem alten nicht einmal mehr eine Aehnlichkeit hat —- noch mehr, durch und durch, ganz und gar in einen neuen; verwandeln heißt nicht verbessern, ausbessern, es heißt nicht in irgend einer einzelnen Beziehung verändern, sondern wie alles Wasser zu Wein wurde, kein Tropfen Wassers zurückblieb, so bleibt bei der Verwandlung nichts in dem alten Zustande, und in- sofern dürfen wir dies Verwandeln eine schöpferische Thätigkeit nennen, dem Weitre sah man es nicht an, daß er vorher Wasser gewesen war. Aber auf der andern Seite heißt verwandeln auch nicht, das Alte zerstören und an dessen Statt ein Neues setzen, son- dern das Verwandeln setzt voraus ein Zurückbleiben des Alten, nur daß es eben in einen neuen Zustand verse t wird. So ließ ja der HExk ausdkiickiich erst das asser schöpfen, und dies frisch geschöpfte Wasser machte er zu Wein: warum erst schöpsen, wenn er es unmittelbar darauf wieder hätte zerstören wollen? Jn beidem liegt deshalb das Wesen der Verwandlung: neuschasfen und doch nicht zerstören, nicht vernichten das Alte und doch ein Neues verleihen; was die Natur gab, das nahm der HErr, aber er ließ es nicht in dem natürlichen Zustande, sondern hieß es durch seine Kraft und Gnade übergehen in einen neuen, den er schuf. Das Erhalten des Alten und das Schaffen des Neuen wird in dem Verwandeln Eins; und das ist die Thätigkeit des"Erlösers, von der wir sagen, daß sie diesem Wunder zu Kana eigenthümlich sei und ihm eine eigenthiimliche Bedeutung verleihe, diese aber ist keine andere als die, daß in solch äußerem Werke seine gesammte erlösende Wirksamkeit sich darstellt und wir hier ein Vorbild haben für seine Thätigkeit im Reiche der Gnade. Das Necht zu solcher Betrach- tungsweise wird uns schon gegeben durch die ausfal- lende Zusammenstimmung der einzelnen Beziehungen in dem Wunder des HErrn mit dem, was uns fest- steht als der Zweck der Erlösung überhaupt. Eine Hochzeit ist die Veranlassungdes Wunders, ein ge- meinsames Mahl der Schauplatz desselben, der Wein aber sein Gegenstand: eine Hochzeit —- bedient sich die Schrist nicht durchgängig dieses Bildes, um die innere Vereinigung Jesu mit seinen Gläubigen darin zu beschrei- ben? ein gemeinsames Mahl — o wie oft spricht das Evan . von einem Abendmahl im Reiche Christi, zu dem iele berufen seien, wenngleich nur wenige der Geladenen es schmecken würden! der Wein —- wie I mannigfach kehrt dies Bild wieder in beiden Testa- Bedeutsamkeit des ersten Zeichens Christi. 39 nienten zur Bezeichnung derselben Sache auf dem Ge- biete des geistigen Lebens! Er bezeichnet die Wir- kungen-der Gnade Jesu Christi an dem Menschen, dazu aber ist er ein überaus passendes Bild: wie er ein erregender stärkender Genuß ist, so will Christi Gnade uns mit neuer Lebenskraft durchgehen, mit neuem Lebe1isniuth erfüllen; wie er eine erheiternde Kraft besitzt, so will Christus schaffen, daß wir uns freuen allewege iii dem HErrnx wie er ein gei- stiges Getränk ist, so will Christus uns seinen heil. Geist verleihen und kraft desselben wesentlich selbst Wohnung in uns machen. Den geraden Ge- gensatz gegen den Wein nun bildet das Wasser als das Gewöhnliche, Gehaltlose, keine kräftige Einwir- kung auf den Organismus Ausübende, das Niichterne und nüchtern Lassende —- ein Bild des Natürlicheiy eine Vezeichnung unsres schalen, matten, schlassen, in der Abgezogenheit von der Gnade Christi befindlichei1 Geistes. Wenn wir nun sehen, wie der Erlöser zu Kana an die Stelle des Wassers den Wein setzt, und zwar in der Weise, daß er das Wasser in Wein ver- wandelt, so werden wir es begreifen, inwiefern dem Apostel Jolfannes dies Wunder so wichtig, ein Bild voll überra chender Wahrheit gewesen ei für die ge- sammte erlösende Wirksamkeit des HErrn, als welche ja nämlich den Zweck hat, an die Stelle des i1atür- lichen Sinnes und Lebens einen heiligen Sinn, ein göttliches Leben zu setzen, und wel e diesen Zweck er- reichen will auf dem Wege der erwandlii1ig. Ja, Christi Wunderwerke im geistigen Leben sind lauter Verwandlungen! Was der HErr gethan hat an dem ganzen menschlichen Geschlechte, es ist nichts Anderes, als daß er Wasser in Wein verwandelt hat; alle Ver- hältnisse und Beziehungen des Lebens, das häusliche, das öffentliche, das religiöse, das Berufs-Leben, alles ist neu geworden —- doch nicht also, als wäre das Alte zerbrochen und an dessen Statt ein neues gesetzt worden, es ist nur vergangen, übergegangen in das Neue, nur verklärt. Was der HErr thut an jeder einzelnen Seele« es ist nichts Anderes, als daß er Wasser in Wein verwandelt; die alten Neigungen, Be- gierden, Gedanken, Hoffnungen, Bestrebungen sind um- geschlagen in neue; aber das Alte ist nicht zerstört, vernichtet ist nur, was der Verwandelung nicht fähig war —- Wasser kann in Wein verwandelt werden, aber nicht Gift in Wein. So ist freilich das Gift der Sünde durch Christum zerstört, sonst aber ist alles Alte nur erneut, nur verklärt. Thränen verwandelt er in Freude, Schwachheit in Kraft, Armuth in Reich- thum, Furcht in Hoffnung; aber er läßt den Grund der Thränem nur daß er dabei verleiht seinen Frie- den, er läßt das Schwachheitsgefühh nur daß er es überschattet mit seiner Kraft, wie es der Apostel be- schreibt in 2, Tor. S, 10. Ja, Verwandelungen siehest du im Reiche der Gnade: sie in’s Werk zu setzen, das ist die Aufgabe des Sohnes Gottes. Eine andere Ausgabe konnte er nicht haben; denn er war nicht ge- sandt zu schaffen, sondern wiederherzustellen, zu er- neuern, wiederzubringen, nicht das dumm gewordene Salz zu zertreten, nicht das Wasser zu verschütten, sondern zu wirken, daß es nicht fades, mattes, ge- schmackloses Wasser bliebe. Und in dem Maße, als er das gethan hat, in demselbigen hat er sich so ganz als den Sohn Gottes erwiesen. Jst dem aber also, werden wir dann dem Apostel nicht Recht geben müs- sen, wenn er spricl)t, Jesus habe hier seine Herrlichkeit geosfenbart? wie kann seine Herrlichkeit mehr offenbar werden, als wenn er erscheint, wie er ist, wenn seine eigentliche Natur und Bestimmung erkennbar wird, wenn es sichtbar wird, daß er die Aufgabe, die ihm der Vater gegeben, erstrebt und gelöst hat? Diese Aufgabe war keine andere als die, die Welt zu ver- wandeln, das verdorbene menschliche Geschlecht Gott zu einem süßen Geruch zu machen, den sündigen Ellienschen zu erneuern zu einem Opfer, das da sei heilig, gerecht und dem Vater wohlgesällig; welch eine Macht aber erforderte das, und welch eine Liebe ge- hörte dazu! Ein ganz neues Geschlecht zu schassen, das wäre keineswegs eine neue Berherrlichung der göttlichen Allmacht gewesen, sondern nur die Wieder- holung einer schon einmal vollzogenen allmächtigen Thätigkeit; nun aber aus diesem Menschen, der ent- fremdet war von dem Leben aus Gott, aus diesem Wasser, in welchem kein Tröpflein Weins, aus dieser Finsternis» in der kein Strahl von Licht, aus diesem sinnlichen Wesen, in dem kein Funke von Geist war, ja aus diesem Stoffe eine neue Ereatur zu bilden, und zwar so, daß kein Zwang stattfinden, keine gebie- teriscåe Nothwendigkeit wirken, sondern die Freiheit des eschöpfs unbeschränkt verbleiben sollte, das er- forderte eine Macht, so großartig, so eigenthümlich, wie sie eben nur der Sohn Gottes offenbart hat und wie wir sie selbst in des Vaters Walten vor der Sendung des Erlöfers nimmer entdecken. Die unaus- denkliche Schwierigkeit dieser Aufgabe erheischt alle jene öttlichen Anstalten, die zum weck der Erlösung etroFfen wurden; deshalb· niußte der Sohn Gottes ins Fleisch kommen und sein Fleisch wiederum lassen, ihm war Arbeit gemacht in der Menschen Sünden und Mühe in ihren Missethaten. Das alles wäre nicht nothwendig? gewesen zu einer bloßen neuen Schöpfung der llmacht, dazu hätte die Stimme des HErrn vom Himmel hingereicht; aber sollte nun eine Erneuerung eintreten ohne ein vorangehendes zerstö- rendes Gericht (Kap. s, 17), ein anderer Weg stand dann nicht offen als der Weg der Verwandelung, und den konnte nur die Liebe erwählen, auf dem konnte nur die Liebe verharren. Und mit welcher Treue at sich der HErr auf demselben behauptet! mit wel er himmlischen Geduld und Selbstverleugnung hat er das mühevolle Werk des Verwandelns unverrückt ge- trieben, alle Versuchungen,»das·fade Wasser lieber zu vergießem beharrlich uruckiveisend . (J·es. ·42, l» ff.)! Diese Macht und diese iebe Jesn, wie sie sich spiegelt in seiner verwandelnden Thätigkeit aus der Hochzeit zu Kana, hat wohl Johannes im Sinne ehabt bei dem Worte: ,,er osfenbarete seine Herrlich eit«; und wenn er bemerkt, dies sei das erste Zeichen, das Jesus gethan, so wollte er ohne Zweifel gleich an- fangs die Regel und das Ziel der gesaminten erlö- senden Wirksamkeit des HErrn bestimmt hervortreten lassen. (Steinmeyer.) Der Err hat hernach Hungrige gespeist, Kranke geheilt, odte auferweckt —- alles hehre Offenbarungen seiner Herrlichkeitl Aber in die- sem ersten Zeichen liegt Etwas, was die andern Wiin- der, obgleich sie sämmtlich ein sreundliches, heilsames, segnendes Angesicht haben, nicht in leichem Maße gegen. Deshalb schließt auch der «vangelist diese ochzeitsgeschichte «ab mit den Worten: »und seine Jün er glaubten an ihn«; sie atten nun von dem Grögeren etwas gesehen, was er HErr ihren Jün- geraugen verheißen hatte (1, 50), und so ward auch ihr Glaube größer. (Besser.) Wie Jesus am mach- seiiden Glauben sich verherrlichn 1)ihn weiter entwickelt, Uüberschwänglich lohnt. (Fr.Arndt.) Die erste Bedingung des Glaubens ist das Zeugniß (Kap.1, 19—34); nachdem er durch dies indirekte Mittel geweckt ist, befestigt er sich durch die persönlicheBerühruiig niit seinem Gegenstand (1,35—51); endlich wird ihm in diesem persönlichen Verhältniß Gelegenheit geschenkt, 40 Evangelium Johannis 2, 12——l4. solche Erfahrungen von der Macht und der Güte des Wesens zu machen, an welches der Glaube sich angeschlossen hat, daß er dadurch unerschütterlich be- festigt und begründet wird (2, 1—10). Dann erst verdient er eigentlich seinen Namen, er ist völliger Glaube; allerdings muß er noch wachsen in dem Maß, als solche Erfahrungen sich mehren, aber von diesen! Augenblicke an hat er bereits die drei wesentlichen Entwickelungspunkte durchlaufen, durch welche er ent- steht. (Godet.) Der Christ ist nicht im Gewordensein, sagt Luther, sondern im Werden; er muß, wenn es mit ihm recht steht, von Tag zu Tag an Dem wachseii, der das "aupt ist, Christus. (Nebe.) Das Ver- halten esu als Muster für die Christen im eselligen Leben: 1) der Christ wird sich nicht ab- syonderm das gesellige Leben nicht für unverlräglich mit seiner Würde ansehen, vielmehr wird er diese Bande, durch die er mit der Geseilschaft zusammen- hängt, ehren als Mittel zu etwas Höherm, immer aber sich in der unsiil tbaren Gegenwart Jesu fiihle1i und daher christliche Bzürde beweisen; Z) er wird mit theilnehmender Liebe, wie Maria, Kummer und Sorge bemerken, «ui·id wie Jesus den Sor en wehren und Freude fördern; Z) er wird das oft eist- und Freu- denleere des geselligen Lebens zu mindern bedacht sein, wie es Zeit und Ort erlaubt, und geräuschlos und be- scheideii hinwirken, daß eine geistige Freude, ein höhe- rer Genuß befördert und das Gemeine veredelt werde; 4) ja, er wird die Gesellfchaft zu einer Schule des christlichen Glaubens machen und die Gemüther inni- ger an Christum Jesum zu fesseln suchen. (Heubner.) Ein frommer Hofprediger ward— einst von seinein Fürsten zur Tafel geladen; er -ließ demselben sagen, er wolle kommen, wenn ihm vergönnt würde, einen Gast mitzubringen. Die Hofjunker verwunderten sich der Antwort und meinten, der Hofprediger sei ein unhöflicher Mann und wisse iiicht viel von Hofmanierz der Fürst aber war eiu Freund der-Diener Gottes und hatte diesen Mann gern um sich, daher ließ er ihni entbieten, er solle nur kommen und möchte mit- bringen, wen er wollte. Jedermann wartet mit Ver- langen, was für einen Gast der Hofprediger wohl mitbringen würde; er konimt aber ganz allein. Der Furst empfängt ihn sehr freundlich und fragt, wo er denn seinen Gast gelassen habe; der Hofprediger ant- wortete nach damaliger deutscher Art: Ew. Gnaden geduldeu sich, er loird sich schon noch einstellen und hören lasseii. Als nun Etliche über der Tafel anfingen mehr zu trinken als nöthig war, erhob sich plötzlich der Hofprediger ui1d sagte: »Jch wurde gefragt, wer mein Gast sei; jetzt will ich’s sagen: mein Gast ist der HErr Jesus und sein Wort; er ist selbst auf Hoch- zeiten und Gastmählern gewesen, und hat zwar wohl einmal viel und guten Wein gemacht, er hat aber dessen nicht viel getrunken, und fein Wort sagt: hütet euch, daß eure Herzen nicht beschlveret werden mit Fressen und Sausen. Geschieht dies, so weicht dieser liebe Gast von uns, und er hat mir geboten, daß ich Ihnen, meine Herrn, dies sagen und anzeigen soll« Der fromme Fürst hatte darüber eine herzliche Freude, half dies gute Gastgespräch fortsekzen und bat den Hofpredigeiq er sollte in Zukunft die en lieben Gast ja allezeit mitbringen und niemals ohne ihn erscheinen. (Gerber.) . C· Jluf die Geschiihtserziihliiiig von Jesu erster Ein— siihruiig in die Welt, bei welcher er jedoih nur erst niii einzelnen Klassen oder personen seines llloitis in Berührung kam, folgt nun die non seinem Eintritt in die Ge- saniiiitheit des Volks nach der dreifachen Theilung des Landes in Lied-ist, Sainaria iiud Gailläin Es entstehen uns damit siir diesen, bis ttau 4, 54 reichenden zweiten Theil 3 Hunptabsaznlttez davon zerlegt sich der erste oon selbst in drei, der zweite in zwei tlnlertheiliz der dritte je— doih steht für sieh allein da. I- b. l2——liap. Z, 36 zeigt uns Iefum in seiner ersten Thsitigkeit in Jerusalem und Jndäaz geographifetz nun zerlegt sich das Ganze in die drei Abstufungen: der Tempel, die Hauptstadt, das jiidisihe Land, aber auch innerlich wird sich eine dreifache Abstufung herausstelleln a. V. l2—22. (§. 2l.) Dieser erste tlntertlictl bericlztct von Jesu erstem Zusammentreffen mit der jiidisitzen Obrigkeit als der Repräsentantin des dama- ligen Jndenthiims im Tempel zu Jerusalem; wir krsnlzrein auf welchem gottgcordneten Wege es dazu kam, zu welcher Handlung es nothwendig fiihreu ninßtc niid welchen Kein! zu einer spiilereii setzlimmen Frucht es jetzt schon pflanzte. Der Mittelpunkt der Gcsctzielzte ist die erste Teinpelreiniguug (zu Ostern des J. 27 u. Elzr.), womit Jesus sein messin- nisihes Amt nun iu Eingriff nimmt; aber der jiidisihe Geist widersetzt sieh nnd schließt sich ungläubig nor ihin zu, daß gleich im Anfang sich das Ende spiegelt. 12. Datnnch lnachdem Jesus« wohl schoii Freitags den 22. Februar niit den Seinen nach Nazareth sich gewendet und hier den Sabbath zugebracht hatte] zog et sin einer von den niichst- folgenden Wochen Besuchs halber] gen Kapernattm [am galiläischen Meer], er, seine Mutter [Maria], seine Brüder [Jakobns, Joses, Simon und Judas Matth.13, 551 und seine Jiinger [Andreas, Jo- haniies, Simon Petrus, Jakobus der Aeltere, Philippus und Nathanael oder Bartholomäus], und blieben sdiese alle miteinander] nicht lange— [sondern nur einige Tage] daselbst [Jesus nahm also noch nicht, wie 74 Jahr später Matth. 4, 13 ff., seinen bleibenden Aufenthalt an diesem rt]. Kana war der Heimathsort Eltathanaelbsx da liegt die Vermuthuiig nahe, daß ihn die füiif andern Jün- ger eingeladen haben, in der noch bis zum Osterfest übrigen Zeit sie auch in ihrer Heimath am See Tibe- rias aufzusuchen Die Brüder Petrus und Andreas waren, sowie Philippus, aus Bethsaida in der Nähe Kapernaums, welch letzterer Ort wahrscheinlich der Heimathsort der Söhne Zebedäi, des Johannes und Jakobus war. (Lichtenstein.) Warum wird dieser kurze Aufenthalt in Kapernauin auf der Dnrchreise zum Feste erwiälgnh da Johannes doch keines dortigen merkwürdigen organges gedenkt? Es scheint, daß der Grund ein persönlicher ist, daß Johannes aus Kapernaum war, daß Jesus in deni Hause seines Vaters Einkehr hielt. Der Wohnort von des Johan- nes Vater Zebedäus wird nirgends ausdrücklich be- merkt; zu Kapernaum aber paßt, daß die niichsten Freunde des Johannes, seine und feines Bruders Geschäftsgenossen (Luk. 5, 10), Petrus und Andreas, aus Bethsaida sind, loelches, wie es scheint, die Fischer- vorstadt von Kapernaum war. (Hengsteiiberg.) Noch werden die Brüder Jesii von seinen Jüngern unter- schieden, denn noch waren sie nicht berufene Apostel, und außerdem gehörte auch Joses zu ihnen; daß sie Jesu Thätigkeit im Tempel. Austreibuug der Käufer und Verkäufer. 41 aber jetzt schon dem Kreise Jesu sich anschließen, be- weist, daß die gewöhnliche Auffassung der Notiz in Kap. 7, 5 salsch ist. (P. Lange.) 13. Und der Juden Ostern svom 14 — 21. Nisan dauernd] war nahe, nnd Jesus [in Beglei- tung der ganzen in V. 12 genannten Gesellschast, an welche sich wohl auch die Angehörigen der Jünger aus Kapernaum und Bethsaida anschlossens zog hinauf gen Jerusalem, 14. Und fand sals er dort zum GottesdieIIstJ im Tempel [sich einfaiid, in dem Vorhof der Heiden, s. Matth. 4, 7 Anni.] sitzen, die da [zur Bequemlichkeit sur die Opferndeus Ochsety Schafe und Tauben feil hatten, nnd die sfremde Münzen gegen den Tempelgroschen Matth. 17, 24 ein: tauscheiiden] Wechsleu Am Hochzeitsfest hat Jesus sich als den rechteii Bräutigam geoffenbart, aber er muß sich seine Ge- meinde erst noch reinigen; das thut er denn nach kurzem Aufenthalt in Kapernaum, indem er am Passa- fest in der Hauptstadt sein Wirken beginnt, der Freu- denmeister zeigt da den gewaltigsten Richterernst Jii Kana war er bei einem häuslichen Fest aus, den Schranken der häuslichen Verborgenheit zum ersteii Mal heraiisgetreten: mit der Tempelreinigung eröffnet er nun seine Wirksamkeit unter allem Volk. (Riggen- bach.) Jesus soll össentlich austreten und sich ankün- digen als Den, der er ist: wo besser als in Jerusalem? wann besser als zur Passazeit? Wie nun gleich beim Beginn der Geschichtserzählung des Johannes in Kuh. I, 19 ff. uns Abgeordnete der Obrigkeit in Jerusalem als dem Täufer entgegeiitretend begegnetem so haben wir ohne Zweifel uns hier unter den Juden in V.18 u. 20 die nämlichen Repräsentanten des christusfeind-" lich gewordenen Volks zu denken, diese erste Begeg- nung Jesu mit den Juden ist also eine Andeutung der künftigen Entwickelung ihres beiderseitigen Verhältnisses. An einein Passa beginnt Jesus seine ösfentliche Laus- bahn m Jerusalem, an einem Passawirder sie da- selbst beschließenx so stellt sich das Ende dein Anfang gegenuber. (Luthardt.) Von den Festreisen Jesu nach Jerusalem» mit Ausnahme der lehren, schweigen die drei ersten Evangelisten und beschränken ihre Berichte auf Jesu Thätigkeit in Galiläa; daß gleichwohl eine öftere Anwesenheit Jesu in Jerusalem auch ihnen be- kaiint war und von ihnen vorausgesetzt wird, erhellt aus Matth. 28, 37; Luk· 13, 34. Die hier erzählte Reise Jesu nach Jerusalem (sowie auch seine Aiiwe- senheit auf deni unbenannt gelassenen Feste in Kap. 5) konnte keinen andern Zweck haben, als dem Volke Jsrael in seinem Mittelpunkte, am Sitz des Tempels, sich u offenbaren und sein Heil anzubieten; erst nach der rfolglosigkeit dieser durch den Beruf Jesu ge- forderten Versuche begann die Wirksamkeit Jesu in Galiläa, welche Jnhalt des Berichts der drei ersten- Evangelien ist. (v. Burgen) Die ersten Evangelisten kennen das Wort, das Jesus ini unmittelbaren Zusam- menhang mit der hier von Johannes berichteien ersten Tempelreinigung gesprochen (V.19): ,,brechet diesen Tempel, und am dritten Tage will ich ihn aufrichten« (vgl. Matth. 26, Si; Mark. 14, 58); dadiirch bezeugen sie indirekt auch diesen Vorgang, und wenn sie ihn nicht erzählen, so liegt der Grund eben darin, daß sie sich bis zu dem letzten Passa Jesu auf de» Bericht über seine Thätigkeit in Galiläa beschränkeii. (Heng- stenberg.) Jesus fand.in dein Tempel, d. h. im Ringe des Heiligthums, in dein Vorhof der Heiden, die Ochsenz Schaf- und Taubenhändley sowie die Wechsler an ihren Wechseltischeii sitzend. Diese Uiisitte war all- mäli aus den jüdischen Bedürfnissen, Gebräuchen nnd orstellungeii entstanden: die festbesuchenden oder überhaupt die opsernden Jsraeliteii bedurften der Opferthiere, dazu war also der Viehmarkt da; außer- deni aber inußten die Juden iiach Z. Was. 30, 13 eine Tenipelabgabe bezahlen, nnd zwar in der Tempel- müiize, einen halben Sekel nach deni Sekel des Heilig- thums, dafür waren die Wechsler nöthig. ällian konnte diese Abgabe zwar auch außerhalb Jerusalem ent- richten (Matth.17, 24); aber die Festbesuchenden zogen es in der Regel vor, dieselbe in Jerusalem abzutragen. Wahrscheinlich war dieser Tempelmarkt ursprungli iu der Nähe des Vorhoss und wurde dann allmälignn denselben hineinverlegh in deinselben Maße nämlich, in welcheui der Pharisäisiniis die Heiden iiiimer »Mehr verachtete, so daß man iiach der späteren indischen Theologie an eine1ii Heiden sich verunreinigen konnte (Apostg. I, 12sf.) und die Heiden in dieser Beziehung auf Einer Linie niit den unreinen Thieren standen, schätzte er dagegen die Opferthiere, weil sie eine Be- zieh1ing zum Tempel hatten uiid zur Reinigung dienten, iinmer höher, und zuletzt galten ihm diese sur edler als jene, uiid verdrä1igten demgemäß ·aiich iene aus ihrem Vorhof. (P. Lange) Jm Gesetz war der»Fall vorgesehen, daß dem Volke ,,des Weges zu viel ware«, uni das zum Opserdieiist Nöthige hinzutragen zu deni erwählteu Ort der Wohnung des HErrii; dann sollte solches um Geld gekauft werden (5. Mos 14, 24 ff.). Es war also an sich selber unanstößig, daß » in der Nähe des Teiiipels für die Opsergäste Opserthiere feil geboten wurden uiid daß Wechslertische dastandeiy an welchen man die Tempelmünze gegen römisches Cou- rant einwechselii konnte; aber der dem Geiste des Gesetzes entsre1ndete und iii pharisäisches Unwesen ausgeartete Sinn der Juden hatte es dahin gebracht, daß diese Osterniesse zuletztiii den Tenipelvorhos selber liiiieiuverlegt wurde. (Besser.) Was nun da, ganz in der Nähe der Aubeteiiden, die» der höchsten Stille bedürften, oftmals für ein unheiliger Lärm verführt worden sein mag, dies Bieten und Feilfchem diese Aiifregung der Leidenschastem welche man bei jedem Jahrmarkt sehen kann, wohl aiich dies Betrügeii und was alles! —- man kann es sich vorstellen, und der HErr bezeichnet es genug, wenn er hernach sagt: ,,machet iiicht meines Vaters Haus zum Kaufhaus.« Wenn ich nun diese Geschichte aus die der Reformation der Kirche im 16. Jahrh. anwende, so muß ich mich erst besinnen, ob ich dem, was ich zu sagen habe, nicht eine Unehre thue, wenn ich’s eine bloße Anwendung nenne, ob ich’s nicht vielmehr wagen soll, die Refor- mation eine Wiederholung der That, ivelche Chri- stus vollbringt, da er in das Gewühl hiiieiutrat, seine Geißel schwang, sie alle zum Tempel hinaustrieb und den Wechslern das Geld verschüttete, zu nennen. Jch will eiich die Wahl lassen zwischen den Beueiiiiungen Anwendung und Wiederholung; ich denke aller, der HErr hat in der Reformation wie dortmals iin Tem- pel gewaltet, und der Unterschied war keiner als der eine, daß niau ihn im Tempel persönlich sah, nnd bei der Reformation nicht· Was nun war der erste An- laß zu derselben? Tetzeks Ablaßkraiiy der init un- verschämter Frechheit über die ohiiehin schon schlimme Lehre der Römischen vom Ablaß hinausging! wenn er mit seinen Fahnen und seinem Gepräiige in die Kirchen einzog und »den Geldkasten des Ablasses in den Gotteshäusern aufrichtete und laut predigte, daß er für Geld, nach Taxe, so für zukünftige wie für 42 « Evang· Johannis Z, 15—19. vergangene Sünde Straflosigkeit zusichern und Abso- lution anweisen könne, ist das nicht ein Markt und Kram, der jenen! im Tempel gleich war, ja ihn an Abscheulichkeit übertraf? Und dieser Ablaßkrain war dvch erst nur das grobe Ende eines damit verwandten uiid ziisammenhangendem weit ausgedehnten gottlosen Wesens. Jch ivill nicht an die käuslichen Seelenmessen allein, überhaupt nicht an dergleichen Einzelheiten er- innern, sondern ich sage, das Haus Gottes war in Lehr und Gottesdienst und Zucht und Regiment ver- unreinigt und an die Stelle des lebendigen, selig- machenden lauteren Wortes Gottes hatten sich Bien- schentand und Menschenlehre gesetzt und breit gemacht; vor der Resormation sah es in den Kirchen und in der Kirche selbst gerade so und nicht besser aus, als im Vorhof des Tempels zu Jerusalem in den Tagen Christi. Wer es widerlegen kann, der widerlege es, so werden alle Redlichen abbitten; aber es wird nicht widerlet werden können, es ist von den Römischen selbst oszt zugestanden worden, und sie selber datiren von der Reformation an eine neue, bessere Zeit ihres Kirchenwesens (Löhe.) 15. Und er machte eine Geißel ans sden auf dem Boden umherliegendeiq Stkicleu [dem Abfall von jenem Viehhandels und trieb sie alle ldie da kauften und verkauften, indem er mit geschwun- gener Geißel vor sie hintrat, sie aber, von ihrem Gewissen geschlagen, sofort ihm wichen] zum Tempel hinaus, sammt den Schafen und Ochfen kwelche die Verkäufer hinter sich her. zogen] und vetschut- tete den Wechsletn das Geld [das sie nicht einmal aufzuheben wagten], und stieß [mit. dem Fußes die Tische um; » 16. Und sprach zu denen, die sni Körbeiq die Tauben feil hatten fund mit denen er jetzt milder verfahren konnte, weil sie von feinem, an den Andern geübten Richterernst schon hmlänglich ergriffen waren]: Traget das von dannen, nnd machet nicht sindem ihr an dieser Stätte Handel treibt] meines Vaters Haus zum Kanfhaiise [Sach. l4, 21]. Jn Jerusalem, im Tempel, mußte amtlich die Thätigkeit des Messias beginnen, der Erösfnungsakt durfte nicht ein Wunderzeichen der Macht sein, wie sich die Juden vorstellten, sondern nur, der wahren Natur des Reiches Gottes entsprechend, ein Wunder der Heiligkeit: »Und bald wird kommen zu seinem Tempel der HErr, und der Engel des Bandes, deß ihr begehreL Siehe, er kommt, spricht der HErr Ze- bavth. Wer wird aber den Tag seiner Zukunft erlei- den mögen? und wer wird bestehen, wann er wird er- scheinen? Denn er ist wie das Feuer des Goldschmieds und wie die Seife der Wäscher; er wird sitzen und schmelzen und das Silber reinigen, er wird die Kin- der Levi reinigen und läutern wie Gold und Silber. Dann werden sie« deni HErrn Speisopfer bringen in Gerechtigkeitx und wird dem HErrn wohl efallen das Speisopfer Juda und Jerusalems, wie vorlsin und vor langen Jahren.« (Mal. Z, 1 sf.) Jesus ermißt voll- ständig die Tragweite seiner Handlung; sie ist ein Weckerus für Jsraels Gewissen, ein Termin der Ent- scheidun», der der Nation und ihren Obersten gesetzt wird. enn der Ruf gehört wird, so wird das sym- bolische Gericht in eine wirkliche Reinigung übergehen, nach der Abstellung der Entweihung des Heiligthums werden auch aus dem Leben die Unordnungen ver- schwinden, und die Reform der Theokratie wird die Erösfnung des messianischen Reichs sein; wenn dagegen das Volk taub bleibt und Jesum allein handeln läßt, so ist die Theokratie verloren und mit ihrem Sturz ist die Verwerfung und der Tod des Messias gegeben. (Godet.) Jetzt ist der Tempel noch das Haus seines Vaters, weil er noch auf ihre Buße wartet; in dem Moment, wo er vom Tempel Abschied nimmt, wegen ihrer Verstockung, nennt er ihn ,,euer Hans« (Matth. M, 38). Jetzt ist der Ausdruck noch nicht so stark, wie bei der zweiten Teinpelreiiiigung, das ,,Kaushaus« bezeichnet nur erst die volle Verweltlichung des Eul- tus; dagegen bezeichnet das ,,zUr Räuberhöhle« (Mör- dergrube, Matth. 2l, 13) den propheten- und geistes- inörderischen Fanatisnius, in welchen zuletzt diese Verioeltlichung ausläuft. (P.Lange.) Noch ist Jesus in Jerusalem ganz unbekannt, noch geht kein Ruf von seiiier Wuiiderniacht vor ihm her, und dennoch lassen die Krämer, welche durch die allgemeine Sitte und den Zweck ihres Geschästs geschützt waren und ohnehin nicht eben schüchtern zu sein pflegen, zumal wenn es sich um den Erwerb handelt, sich diesen Eingriff in ihren Handel ruhig gefallen; keiner der Versammelten nimmt sich des Herkommens gegen den eifernden Reformator an, und selbst die aintlichen Aufseher wagen keine Ein- rede gegen diese plötzliche Neuerung Wir müssen uns vorstellen, daß jener Akt von Jesus ausgeführt wurde mit einer ganz ungewöhnlichen Würde und Majestät in Haltung und Benehmen; vor dieser unvergleichlicheii angeborenen Herrschermachh die sich auch wieder in Kap. l8, 6 zeigt, beugt sich alles in Staunen und Entsetzen, und dieser Hoheit des Befehlens gegenüber erscheint allen das Gehorchen-und Schweigen natur- nothwendig. (Baumgarten.) Die Reformation, was war sie? Jch sage: der HErr gin damals in seinen Tempel, flocht eine Geißel ans ztricken und fegte seine Vorhöfe ans; die Reforn1atio11 war eine T e mp el- reinigung Oder ist es nicht so? wo ist denn nun bei uns all der Ablaßkram, die Seelenmefsein die Meß- opfer, die Werkerei und all der zahllose und unendliche Menschentand? unigeworfeir und ausgefegt ist die ganze Sache! Das Wort des HErrn wie eine starke Geißel» fuhr hinein und das Getümmel der eigenen Wege, der Jahrmarkt der Selbst- und Werkgerechtig- keit hörte auf — und wer im Tempel blieb, das war der HErr mit seinen Aposteln und Jüngern, mit sei- nem süßen Evangelium. (Löhe.) 17. Seine Jünger aber gedachten sbei dem Zorneifer, von dem sie Jesum ergriffen sahen] daran, daß lin Pf. 69, 10] geschrieben steht: Der. Eifer um dein Haus hat mich gefressen sinnerliclj aufgerieben oder verzehrt Pf. 119, 139]. Die milde und ganz freundliche Offenbarung der Herrlichkeit des HErrn auf der Hochzeit zu Kann, welche der Jünger Herzen durchsüßt atte und ihnen noch im Sinne lag, und nun diese O enbarung seiner Herrlichkeitl — selbst die Jünger mochten im ersten Augenblick diese wiefache Ausstrahlung desselbigen Einen Lichts, die inheit von eiliger Liebe und hei- ligem Zorn in Dem, welcher ie Wahrheit ist, nicht völlig verstehen; aber bald fanden sie sich zurecht, ein Wort der Schrift legte das Thun des Heilands-s ihnen aus, der Eifer um das Haus des HErrn that solches. Dieser Eifer hatte einst in Davids Herzen gebrannt; verzehrt hatte er sich, schier zu Tode geeifert im Dienst feines Gottes, indem er der Heuchler seelenlose Opfer und lästerlichen Lippendienst strafte. Was für ein Keim des Todeshasses gegen Jesum in den Herzen der Obersten der Juden. · 43 Verzehren es sei, das der Eifer um Gottes Haus dem Heiland schließlich noch einbringen sollte, das ahnten die Jünger freilich damals nicht, erst hernach haben sie den Sinn des Wortes ganz ergründet, in dessen Licht sie jetzt zum ersten Male Jesnm erblicktenx der HErr selbst aber wußte es wohl, zu welchem Gange solches Wort ihm leuchte, daß der Eifer um das Haus seines Vaters zuletzt auch iin ivörtlichen Verstande ihn verzehren werde, und woran er Zedachte während dieser Eiferstunde, das wird uns V· 1 sagen. (Besser.) Jesus lehrt uns, daß der Eifer um das Haus Gottes gleichsam die eigenthümliche Tugend der Pastoren ist. (Quesnel.) Denn je frommer ein Pastor oder Predi- ger ist, je mehr er den Eifer fühlt; er soll ihn auch fühlen. (Luther.) Wenngleich aber der Eifer uns allen und dem Sohne Gottes gemeinsam sein muß, so ist es doch nicht allen erlaubt, sogleich die Geißel zu ergreifen und thätlich gegen die Mißbräiiche einzu- schreiten; denn wir haben nicht dieselbe Vollmacht und das gleiche Amt. (Calvin.) 18. Da antworteten [Matth. 1i, 25 Anna] nun [nachdeni sie von ihrem ersten Staunen über Jesu Beginnen in V. 15 f. und von der Schreckens-Lähniung, in der sie nicht gewagt hat- ten, ihm entgegenzutreten, sich in etwas erholt] die Juden [in ihren Repräsentanten, den Obersten des Volks Kap. I, 19 Anm., ihn »wegen feines Thuns zur Rede sehend] und sprachen zu ihm: Was zeigest du uns für ein [Wunder-] Zeichen [damit dii uns beweisest], daß dn [ein unmittel- barer Gottes-Gesandter, wohl gar der Messias seiest und als solcher] solches thun Mögest swas ja ein Anderer sich nicht herausnehmen dürfte, indem wir, die Schriftgelehrten und Mitglieder des Hohenrathes, die rechtmäßigen Aufseher des Tein- pels sind und in das, was wir gestattet haben, niemand vom gemeinen Volk drein reden soll]? Erst nachdein der ganze Akt der Tempelreinigung vollzogen ist, kommen die Juden zu Wort; während sie sonst gleich mit ihren Bedenken und Fragen bei der Hand sind und sich nicht scheuen, mit ihren Zwischen- bemerkungen das Handeln Jesu zu unterbrecheiy brau- chen sie hier Zeit, sich erst zu besinnen, ehe Je mit ihren Gedanken an den Tag treten. Die Re enden sind ohne Zweifel die Führer des Volks, Schriftgelehrte und Synedristem welche· Johannes nach dem Sprach- gebrauch seines Evangeliums darum die Juden nennt, weil sie das Volk repräsentirten und allmälig das ganze Volk in ihre Gesinnung gegen Jesnm hinein- zo en. »Die Frage der Juden nunscheint einen ganz unsfchuldigen harakter zu haben, Ja man möchte sie fast für eine amtliche Pflichtubung halten; denn eine Neuerung war es jedenfalls, welche sie vor sich ge- sehen, und zwar beruhrte diese Neuerung die bestehende gottesdienstliche Ordnung, sie betraf eine Einrichtung, welche namentlich für die Festzeiten als eine aner- kannte Nothwendigkeit galt, und ausgegangen war diese plötzljche Acnderung von Einem, dessen amtliche Befugniß in Jerusalem noch in keiner Weise konstatirt war. War nicht unter diesen Umständen die Frage nach der Legitimation von»Seiten derer, denen die Aufsicht über das gottesdieiistliclie Gemeinwefemin Jsrael anvertraut» war, eine erlaubte, ja war sie nicht amtlich geboten? Bedenken wir ferner, daß die Frage nach der Legitimation noch keine Leugnung derselben ist, soiidern den Beweis derselben offen läßt; bedenken wir desgleichen, daß in der Frage auch nicht einmal ein Tadel dessen, was Jesus gethan hat, enthultev»lft- vielmehr eine stillschweigende Anerkennung darin liegt (indein sie die« Tempelreinigung stillschweigend haben geschehen lassen und diese »Veränderung selbst auch in ihrer Frage gar nicht beruhren, raumen sie ein, daß es etwas an sich Gutes nnd Richtiges sein möge, und geben zu verstehen, daß »sie sich gäiizlich dabei beriihi- gen wurden, wenn nur sur solches ungewohnliche Han- deln die »nothige Berufsmaßigkeit nachtraglich aufge- wiesen wurden: da sollte man wohl denken, Jesus hätte mit dem Erfolg dieses seines ersteii Handelns in der Mitte seines Volkes sehr wohl zufrieden sein kö1i- nen und diese Jnstanz von Seiten der Oberen nach- träglich leicht und gern beseitigen müssen. Wenn wir nun aber finden, daß er auf die Frage der Juden so wenig eingeht, daß er sievielmehr im folgenden Verse auf die schärfste Weise, die denkbar ist, zuruckweist·, so muß sein Geistesblick in jener scheinbar so unschuldigeii Frage einen Gegeiisatz der Gesinnung sehauem welcher ihn zu der schrecklichen Aufforderung nöthigt: ,,brechet diesen Tempel«; es muß in dein Grunde jener Frage, die er mit seinem Geiste durchdringh nichts Geringeres enthalten sein als der Keim des Todeshasses gegen ihn. (Baumgarien·) Hätten diese Juden, die ja der Schrift Meister seiii wollten, nur halbwegs sich besin- nen wollen, was sie vor etwa 8 Wochen mit Johan- nes dem Täufer verhandelt hatten und was dieser ihnen bezeugt (Kap. 1, 19 fs.), so lag es ihnen nahe enug, die Erfüllung der beiden Weissagungen in Mal. », l ff.: ,,Siehe, ich will meinen Engel senden, der vor mir her den Weg bereiten foll,« und: ,,bald wird koiiiinen zu seinem Tempel der HErr, den ihr suchet, und der Engel des Bandes, deß ihr begehrt,« zu mer- ken; gerade Jesu Thi1n, welches sie hier die Le- gitimation fordern diirch ein Zeichen, wäre ihnen sel- ber ein Zeichen gewesen, daß Derjenigh von welchem Johannes damals noch gesagt: »er ist mitten unter euch elreten, den ihr nicht kennt,« sich nunmehr ihnen zu erlennen gebe, weil dieses Thun so ganz mit der vom Propheten beschriebenen Thätigkein ,,er ist wie das Feuer eines Goldfchmieds und wie die Seife der Wäscher« zusamme1istimmte· Aber sie wollen nur glauben, ohne zuvor Buße zu thun, und wollen glauben, nicht iim seinet-, sondern um sinnfälliger Wunder willen, bei denen sie auch das Glauben seinem wahren Wesen nach sich ersparen können; und diese Herzensgesinnung ist sich verhärtender Un- laube (Kap. I, 27 Anm. am SchlUß)- ist nichts An- eres als der Keim des Tod eshasses gegen ihn (Kap. Z, 20). 19. Jesus antwortete nnd sprach» zu ihnen: Brechet [iinmerhin, wie das ja im weiteren Fort- schritt eures jetzt hervortretenden Widerstandes gegen mich wirklich noch von euch geschehen wird Matth 23, 321 diesen Tempel »[da —· aber nicht ihn selbst, sondern sein Gegenbiliz diesen meinen Leibes-Tempel, um so zu erfüllen, was in Daii. g, 26 geweissaat ist], und am dritten Tage [dar- nach] will ich ihn [wenn ich nun aus des Vaters Macht mein Leben wieder nehmen werde Katz. 10,17 ff., auf’s Neuesanfrichten fdas soll dann das Zeichen sein, das ich thue, um meine Voll- iiiacht zu beweisen, solches, wie geschehen, an die- sem steinernen Tempel zu thun Matth. 12, 39 s.]. 44 Evangelium Johannis 2, 20—23. 20. Da sprachen die Juden smit ihren Ge- danken an dem steinernen Tempel haften bleibend, ohne durch die Hiille des Ausspruchs auf den Kern seines Sinnes hindurchzudriiigeiqt Dieser Tempel ist in sechs und vierzig Jahren fvom Schluß des Jahres 20 v. Chr. an gerechnet] erdanet, und du willst ihn snach dem Abbrechen, das du dir 5t)Torgeiiomifne3tM;1tth. 26, St; 27, 40] in dreien agen an ri en. 21. El? aber redete sobwohl allerdi1igs in räthselhafter Form, nicht von dem steinernen Tem- pel, auf den er hinwies, weil er sie wollte mer- ken lassen, wer er eigentlich sei Col. 2, 9., sondern] von dem Tempel seines Leibes swie er ja Fu? nicht sing; It? wiäl däesen Tempel brechen,« on ern: ,, re e i r1n«· 22. Da er nun auferstanden war [geuauer: auserwecket ward] von den Todten sund dies gerade am dritten Tage geschah, nachdem die Juden den Tempel seines Leibes gebrochen hatten] gedachten seine Junger svon dem Geiste den sie am Pfingsttage empfingen, erinnert und «erlenchtet Kap.14, 261 daran, daß er dies gesagt fund da- mit zum ersten Mal sein Sterben und Auferstehen EIFrZaUFtverkEnZigtJ htcxtthdnnd glabiibtfenllsliekchSchtift e a en e atuen ie Ja e en a on an mehreren Stellen von« diesem Sterben und Auf- erstehen am dritten Tage handelt Kap. 2«0, I; Luk. 24, 25 ,fs.; 1. Petri 1, U] nnd der Rede, die Jesus ihrer] gesagt hatte sund deren Sinn ihnen Ietzt ebenfalls noch nicht einleuchtete Kap. 12, 16]. Nach des Evangelisten eigener Auslegung V. 21 f. ist befichdemdAusåspruchk iki 19 zu Fenkekich daß Jssus i ts es empe ge äu es, au we es er in- itiitiessek ,,diesen Tempel da,« in demselben den heiligen Fypiist lsjeinkest Tgchauä unzsinwalkpriospcgestischfetr nmi e arei e 1 erge rau , ieiei oo, z. B. bei Jesaias findet, geradezu das Bild an die Stelle des Abgebildeten seht, so daß diese scharfen, ksssssdssrsersdreäskkssi lsigssggkssstst Zgdksiek ieineme eaeeine m 1-r eie Vorhersagung seiner Auferstehung enthalten» Der Feger bildlkchen Håille enltkleidettedSitnn icst initlzin nach «o annes ein an rer, a s: » ö e mi J, un inner- halb dreier Tage werde ich aufersteheii,« wobei der befehlende Ausdruck im Vordersatz herausfordernd ist, aus schmerzlich gereiztem Gefühl im Herzens-kundi- gen Hinblick aus die jetzt schon hervortretende unver- söhnlifche uiöd erst mit der Zöldtiång zluz bsfziedissiide Oppoition ervorgegangen vg. ap. I, « . enn man vielfach gemeint hat, die Beziehung auf den steinernen Tempel damit verbinden» zu müssen, dessen Zerstorung die Juden durch feine Todtung»herbeisfuh- ren Zurdke)n, und kfieiiz entsepresendd im wzitenstliede d" ezie ung an ens u au es ei es ottes, Pleetiser inBKrafFf skeiner AufeerstYungtvollbriikgen wegdg o it in ere es zweiten un es zu agen, a die Aufrichtung des neuen geistigen Tempels von einer vorherigen Vernichtung der jüdischen Theokratie gänzlich nicht bedingt war, vielmehr bereits einen Anfang gemacht hatte, dessen Weiterentwickelung nicht die Folge, sondern die Ursach der Auflösung der alten Theokratie sein sollte, daher das Verhältniß von Vorder- und Nachsatz weder logisch noch geschichtlich richtig sein würde; in Betrefs jenes ersten Punktes aber, als sei eine Mitbe iehung auf den steinernen Tempel darum nothiven ig, weil es sich dabei um einen an diesem vollzo enen Akt und ein diesen Akt plötzlich legitimirendes Lgeichen gehandelt habe, ist zu bemerken, daß allerdings Ort und Veranlassung des Ausspruches zum Gebrauch des Tempelbildes führ- ten, aber keineswegs den sachlichen Jnhalt dieses Bildes bestimmten, denn ein Zeicheii überhaupt, jedoch i1icht gerade ein in Bezug aus den Tempel stehen- des war gefordert, und da weist der HErr auch hier schon aiif dasjenige hin, welches er sonst immer dein Zeichen fordernden Geschlecht seiner Zeit entgegenhält, für welches auch allein die Worte: ,,am dritten Tage« zn ihrem vollen Rechte kommen. Daß Jesus eine Antwort gab, bemerkt M et) er, an dessen Auseinander- setzungen wir iins vorstehend angeschlossen haben, welche danials weder die Juden noch die Jiinger rich- tig verstehen konnten, kann nicht irre machen an der Richtigkeit der johaniieischen Deutung: Jesus hat, zu- mal bei Johannes (vgl. Kap. Z, 14), die Weise, Saat- körner, die jetzt noch nicht wurzeln können, für die Zukunft auszuwerfen; und daß er gleich beim ersten Auftreten der fcheinbar arglosen Partei die ganze Entwickeliing ihrer Opposition bis zu deren Endpunkte, d. i. bis zum Abbrechen des Tempels seines Leibes überschaute, gehört ganz zu der göttlich - untrüglichen Herzenskuiidh die der Evangelist in V. 24 f. aus- drücklich von ihm bezeugt. Dem haben wir nur noch hinzu ufügen, daß es zu Christi Amt als des Hirten und ischofs der Seelen seines Volkes gehörte, den Obersten und Führern desselben, in deren Händen, wie er wußte, die ganze Entscheidung fiir die ukunst lag, schon am Anfang des Weges, den sie jetzt einzuschla- geii im Begriff standen, das Ende, zu welchem sie darauf gelangen würden, ini Voraus anzuzeigen, um wo inöglich sie noch jetzt zur Umkehr zu bewegen, denn mit jedem Schritte weiter wurde diese immer schwerer und schwerer; ebenso hat er hernach iii Kap. 6, 70 f. leich anfangs dein Judas Jscharioth das Ende seines egs angedeutet, als in dessen Herzen bei Gelegen- heit der Volksbeivegung die in Folge der Speisung der Fünftausend entstand und die Aufrichtung eines irdisch-messianischen Königthums in Israel zwangs- weise herbeiführen wollte, eine Verstiinmung darüber, daß der Meister solche Bewegung im Keim erstickte (Matth. 14, 27 Anm·), sich sestsetzte und diese den Grund legte, auf welchem Satan bei ihm weiter bauen konnte. Alle dergleichen Weissagungen für die Zukunft, bei denen es sich iiicht sowohl um geschichtliche Ereig- nisse, als vielmehr um persönliche Thatsachen handelt, müssen immer in ein mystisches Duiikel gehüllt sein, damit die eigentliche Thatsache noch verborgen und der Person ihre freie Willensentscheidung gewahrt bleibe, wie wir das in recht augenfälliger Weise bei dem Qrakel in Matth. 23, 35 wahrnehmen; da besteht denn hier die Verhüllung darin, daß, während der HErr bei dein ,,brechet diesen Tempel« den Tempel seines Leibes meint, er mit einer Handbewegung die Augen derer, die er anredet, auf den sie umgebenden äußeren Tempel lenkt und sich auch mit dem »brechet« eines solchen Ausdrucks bedient, der die Gedanken auf die- sen Tempel hinrichtet, auf die Kreuzigiiiig seines Lei- bes (1. Cor. 11, 24) aber nicht füglich bezogen werden kann. Sie erkennen sofort, daß das Wort, aus den steinernen Tempel bezogen, eiiie Absurdität oder Unge- reinitheit enthält; aber statt dadurch sich treiben zu Wunderthaten Jesu während der Osterzeit und Halbglaube der großen Masse. 45 lassen, mit ihrem Nachdenken weiter einzudringen, da sie dem so gewaltig vor ihnen auftretenden Propheten wohl hätten zutrauen können, daß er keine Absurdi- täten ihnen zuni Besten geben werde, und nun mit Hilfe solcher Sschriftstellem wie Hei. 37, 26 ff. vgl. mit 2. Mos. 2·5, s; 29, 43 ff. (»J·oh». l, 14; Col. 2», 9), des rechten Sinnes sich zu bemachtigeiy bleiben sie an der Abfiirdität haften und thun sich etwas darauf zu Gute, dieselbe entdeckt zii haben, indem sie sprechen: ,,dieser Tempel ist in 46 Jahren gebaut, und du toillft ihnsin dreien Tagen aufrichten?« Sie nehmen damit Bezug anf das Unternehmen Herodis d. Gr., der in seinem l8. Regierungsjahr anfing, den Seriibabekschen Tempel abzubrechen und an dessen Stelle einen viel prachtvolleren, größeren auszubauen; war derselbe gleich seinem Hauptbestandtheil nach läiigst fertig und in Gebrauch, so wurde doch noch jetzt an dein Ausbau weiter gearbeitet, der erst wenige Jahre vor der Zer- störung Jerusalems völlig u Stande kam (s. Schlußs bem. zum l. Maecabäerb. r. 11, d). Er werde doch nicht, meinen sie, wenn er aiich wirklich dasselbe mit dem Herodianischen Tempel vornehmen wollte, was Herodes mit dem SerubabePschen Tempel gethan, um die Weissagiing in Hagg 2, 10 in Erfülluiig zu brin- gen, in drei Tagen zuStande bringen wollen, wozu Herodes und seine Nachfolger mit allen ihren Macht- mitteln schon jetzt 46 Jahre gebriiuchtund noch immer nicht ganz damit fertig geworden seien! Jesus läßt sie bei ihren Gedanken, ohne etwas darauf zu ertvie- dern; sie sind mit der Wendung, die sie seinem Wort gegeben, als habe er esagt: ,,ich will diesen Tempel brechen« in welcher endung dann das Wort bei den Juden verblieben ist, so daß sie es nur immer so im Munde führen können, wie sie es aufgenommen haben, zu Propheten geworden» die das Schiiksal des Herodianischen Tempels und die Crstehung des neuen geistlichen Tempels in der christlichen Gemeinde (Jes. its, l——l2) wider ihr eigen Wissen und Wollen weis- sagen, und da will er das Walten des Geistes über ihnen, der sie zu unfreiwilligen Werkzeugen der Zu- kunftsverkiindigung macht, nicht stören. Es hat näm- lich das Wort aiich in dieser Wendung seine volle Wahrheit, indem Christus nicht nur wirklich seiner Zeit diese Stätte zerstören wird (Apostg. G, 14; Matth. 26, 64; Offenb. 6, l—l7), sondern auch in dreien Tagen den neuen Tempel aufrichten, von dem in Hes 40 ff. geredet wird; nur daß freilich um des Unglau- bens und der Sünde Jsraels willeji Ein Tag wird werden müssen zu tausend Jahren (2. Petri Z, 8), so daß ert nach Verlauf von 2 Jahrtausenden der christ- lichen eitrechnung und mit Anbruch des Z. Jahr- ta1isends kommen kann die Zeit der Erquickung von dem Angesicht des HErrn (Hos. S, 27 Offeiib. 10, 5). — Wichtig ist das Wort: ,,dii-ser Tempel ist in 46 Jahren erbauet,« zur Bestimmung desjenigen Oster- festes, bei welchem wir mit unserer Geschichte stehen. Allerdings ist der Anfang der Regieriingszeit Hero- dis d. Gr. unter den Gelehrten noch streitig, am sichersten aber rech1iet man sie vom Herbst des J. 37 v. Chr. an; darnach haben wir es hier (18 -i— 46 - 64 Jahre weiter gerechnet) mit dem J. 27 n. Chr. zu thun —- nicht, wie Wiefeler u. Lange wegen ihrer Auffassung des in Kap. S, l iiiibenannt gelassenen Festes als Pnrim des J. 29 wollen, mit dem J. 28, in welchem Ostern auf Dienstag den 30. März bis Montag den 5. April fiel. Nach Berechnung des Di- rektors der Breslauer Sternwarte Dr. Galle trifft für dieses Jahr der neue Vollniond vor dem Früh- lingsvollmonde auf die Nacht vom 26. zum 27. März, der 15. Nisan also oder der erste Tag des Osterfestes reicht vom Abend des 10. bis zum Abend des 1t. LlpriL Es war das ein Freitag, was umso bedeut- samer erscheint, da Christus 3 Jahre hernach (am 15. Nisan des J. 30 oder am 7. April) ebenfalls an einem Freitage starb und damit die Juden sein Wort: ,,brechet diesen Tempel« an ihm erfüllten. Wir be- richtigen bei dieser Gelegenheit ein Versehen, das uns in Angabe des Datums zu § 16—20 der Evange- lien-Harmonie widerfahren ist: die Taufe Jesu sällt auf den 5. Januar, die Versuchung in die Zeit vom G. Januar —- 14. Februar, das Zeugnis; Johannis vor den Abgesandten des Hohenraths auf den Ist. Fe- bruar, die Sammlung der ersten Jünger in die Zeit vom l5.—-sl7. Februar und die Hochzeit zu Kana auf den 20. Februar; die zu Katz. 2, 2 gemachte Angabe der Wochentage aber ist richtig. b. V. DIE-Ray. Z, El. (§ Lin. 22.) Trat iiii vorigen Jtisschiiitt in den Obersten des jiidisiisen tiollis gteich bei Jesu erstem Zusammentreffen niit ihnen iino die Entschtossenlicit des tlngtanbeng entgegen, dcr bei weiterer Entwtetietiing sich« zu siirmlichem Todes« baß ans-gestatten iniisite», so das; der iijErr jetzt schoii ihnen voraussagen konnte, was sie schließlich niit ihm thnii würdest; so haben wir in dem nunniehrigen Abschnitt ans der einen Seite vor nns die Unent- sihiedeiiheit des thalbglaiibens bei der großen Masse, welche die Zeichen sieht, die er in den Ostern ans dein Feste thut, und ihii atg Jtlessiag annehmen zn wollen scheint, welcher er aber gielchwolil flch nicht vertrauen kann, nnd anf der andern Seite die Ein— psiingticljtieit deg Glaubens in dein Obersten hien- deiniis, welchem er dann in der That siih vertraut, obwohl der Zug zu Gott einestheilo iind die Macht der Weit anderntheils eineii noch nneutschicdeiieii lianips in seinem Herzen mit einander tiiiniufem Er, als derjenige, der sie alte nennt, weiß, dass dieser Kontos in stnseiiniiiszigeni Fortschritt Mino. T, 50 ff; l9, 39 ff) noch zinn Siege des Guten bei tliiodeiniis ausschlagen wird, und so scheidet er ihn ano von den übrigen Obersten der Juden, indem er ihiii zu rekhtein ver— stiindnisi der Wirksamkeit des Tiiiisers das Geheimnis; des itjiiniiielrcictis non der Wiedergebnrt und znin Verständnis; des Endes, das es mit ihm selber nehmen wird, das Gelieitniiiß non der Lieb e Gottes, der seines eingeborencii Sohnes nicht verschonen sondern ihn an das Kreuz erhöhen läßt, offenbart. 23. Als er aber [auch nach diesem ersten Tage, dein ist. Nisan, an welchein das in V. ist ff. Erzijhtte vor-fiel, noch ferner] in Jerusalem war in den sspbis zuin 2l. Eliisan währenden] Ostern auf Ei« Eis« .s««3.i«,:sch;s««s-««g»s. nie» ee oi er r, ie iein a. , von seiner Anwesenheit zum letzten Osterfest berichte- änssdeiin daraufz Fuss) masnfdies Erfüflliing der ei agungen in Je. ,1 .« O, s) .;tj1, l; Hes. Bis, M; 37, 5 nierke, kam ,es ihiii a1i Niatth 11, f.]d, gizafibtecsfiesttifixle lvoaixl diåni asnsl dem san. zeii an e ir ier n ) Jeraaem ge ow- meneii Juden] an seinen Namen svals des 9Jiessias, insofern sie sich geneigt zeigten» ihii dafür zuhal- fsntsfapi ? BGB, Te säe jne Befahl-Haben, die er a Vg. up— «, « , s» o gei es zu weit» Zihrejio Rinde, hie; etliche davon anzuführen so, s .. 46 Evangelium Johannis L, 24. 25. 24. Aber Jesus vertranete sich ihneiriiicht sdaß er seinerseits in ein näheres Verhaltniß zii ihnen hätte eintreten mögen als zu seinen Gläu- bigeii]; denn er kannte sie cille swie es um ihre innerste Gesinnung bestellt sei, welchen er sich ruck- haltlos hingeben dürfe »und welchen nichts, 25. Und bedurfte nicht swie unser einer], daß jemand [Anderes, der ihm schon bekannt und eine Auctorität für ihn wäre, erst] Zeugniß gabe vou einem Menschen [mit dem er es zum ersten Mal zu thun hatte, um zu erfahren, von tvelcher Ge- sinnung er beseelt sei]; denn et» wußte svon selber] wohl fund besser als ein Dritter es« ihm hatte sagen können], was Im Menschen sder ihm gFVUde entgegentrat] war [Kap. 1,·47 sf.; 4,·1b ff-; S, 61 u. 64; IS, l9., d. i. um den Innersten Grund seines Herzens und wie derselbe zu ihm stehel . Aus V. 24 erhebt, daß Jesus zii eiiier umfassenden Selbstbezeugiing sich damals ·in»Jerusale·m herbeiließ, also nicht eher zu seiner galilaischen Wirksamkeirsich zurückzog, bis er zuvor in Judaa dasWerk seines Berufes reichlich» vollzogen hatte. Die drei Bestimmun- gen: er war a)»in Jerusalem, b) in den Ostern, c) aus dem Fest, bezeichnen Ort, Anlaß und gewissermaßen die Dauer seiner damaligen Anwesenheit— die ganze Festzeit verweilte Jesus in Jerusalem. (v. Burger.) Mit der Höhe des Teinpelbergs nerlaßt Jesus auch die Höhe seines gewaltigen koniglichen Handelns; er fängt an in Jerusalem zu lehren und begleitet in der Weise der alten Propheten seine Lehre» »init·Wui·ider- thaten. Ohne Wirkung «war diese Thatigkeit keines- wegs, im Gegentheil berichtet Johannes, »daß Viele in Folge dessen an seinen Namen glaubten, indem sie die Zeichen sahen, die er verrichtete; da nun die ganze Offenbarung Jesu ebeii ausGlauben angelegt ist» so könnte man denken, daß bei diesen Vielen die Absicht Jesu erreicht worden sei und diese als ihn Ausneh- inende bezeichnet werden mußten. Jndessen, wie der Geist des neuen Testanients den Bogen der mensch- Iichgn Sprache auf das Hochste gespannt hat, wie iiberall, so auch in Bezug auf das Wort Glaube» sV hat aiidrerseits die· neutestamentliche Sprache Bieg- samkeit genug, um in die mannigfaltigen Schivankuiii gen und Abschwachiingen der geivohnlichen Rede ein- zugehen, nur daß uberall dasur gesorgt ist, daß der heilige Grundton der Wahrheit sich immerdar geltend macht und regulirend auftritt. » So ist es auch hier; indem Johannes über die Vielen, welche glaubten, gleich hinzufügtt ,,Jesus aber vertrauete sich ihnen iiicht an, denn er wußte, was iin Aiensctjen war, giebt er sofort zu erkennen, daß er hier nicht im·vollen Sinne vom Glauben rede, sondern in der »We·ise dies gewöhnlichen Sprachgebrauchs Da er ·nam·lich su«r» den Gedanken: ,,Jesus vertrauetenhnen sich nicht an dasselbe Wort gebraucht tscmksessiax welches auch ,,glauben« bezeichnet, so will er schoii durch diese An- spielung andeuten, daß der Glaube der Vielen nicht das gewesen ist, was Jesus vom Glauben verlangte. Jesus kann sich nur denen anvertrauen, Weschkdulsch den Glauben göttliches, sunvergangliches Wesen in sich ausgenommen haben; in dem Lllienscheii von Natur da- gegen, so vortrefflich ersonst immer sein inag, ist nichts, dem Jesus sich hingeben kann, er weiß» daß kein Natürliches Raum hat, sein Vertrauen einzu- schließen, er kann nur Göttlichem und Ewigem sich überlassen, und dieses geht nur veriiiittels des Glau- bens iii den natürlich gewordenen Menschen ein. Wenn Jesus sich also diesen Juden nicht anvertraut, so hat er vermöge seines inensihenerforschenden Blicks erkannt, daß ihr Glaube an seinen Namen diesen seinen Namen wenigstens noch nicht in ihren persönlichen Lebens- grund aufgenomnien hat. Die Aeußerung des Jo- hannes, daß Jesus sich den glaubenden Juden nicht anvertraut habe, ist uns auch noch in anderer Bezie- hung, und zwar eben in diesem Zusammenhang sehr wichtig. Daß Jesus sich den Juden nicht anvertraut hat, kann Johannes nur wissen, wenn er voraussehen darf, daß Jesus das Bedürfniß hat und kennt, sich jeiiiandeni aiizuvertrauen; von Einem, der an sich sel- ber genug hat, wird man nicht noch bemerken, daß er sich diesem oder jenem nicht anvertraut habe, weil er sie zuvor durchschaueten Johannes, der an seiner Brust gelegen, weiß es, daß die Liebe, die in diesem Herzen wohiit und waltet, eine wirkliche und ganze Liebe ist, die sich nicht blos mittheilen, sondern auch in dem An- dern ruhen, sich selber finden und besitzen will. Da- mit kommen wir erst an diejenige Stätte, wo wir das Nichtausnehmen Jesu von Seiten der Seinen (Kap. i, U) recht verstehen lernen: diese Stätte, in welche wir eindringen müssen, wo wir unsern Standort zu nehmen haben, um das Ganze richtig zu überfchauem ist der unendliche Schmerz der verschmähten Liebe. (Baiimgarten·) Sie glaubten an seinen Namen, wel- eher seine Person bekleidet wie ein Rock und eben in seinen Wundern sich herrlich erwies; jedoch die Wur- zeln des Glaubens dieser Vielen gingen noch nicht gar tief (Matth. 13, 20 f.). Es waren angeregte Seelen, welche den Namen des Messias mit Freuden priesen, da sie die Zeichen sahen, die er that; aber ob sie zu dem Flehen sortschreiten würden: ,,thue an mir ein Zeichen!« ob sie an ihrem Herzen Jesum als Selig- macher zu erfahren begierig merden würden, stand noch dahin. (Besser.) Jesus glaubte nicht an ihren Glauben, und daher behandelte er sie auch nicht als Gläubige. (Godet·) Es ist derselbe Glaube noch ein Miß- glaube und ein junger Glaube, derer, die leicht zu- fallen oder zuplatzen und glauben, wenn sie aber etwas hören, das ihnen nicht gesällt oder deß sie sich nicht versehen hätten, so prallen sie flugs zurücke und sallen wieder auf ihre alten Träume. (Luther.) Daß Jesus sich ihnen nicht anvertrauen, besagt, daß er im Ver- kehr mit ihnen eine gewisse Zurückhaltung beobachtete, iiiimer iin Auge behielt, daß die jetzigen Freunde viel- leicht dereinst Feinde werden würden, und so die Schlangenklugheitz die er in Matth 10, 16 von den Seinen verlangt, selbst durch sein Beispiel bewahrte, (Heiigstenberg.) Seelsorger und Andere, denen Seelen anbefohlen sind, lernen hier einen wichtigen Artikel in der Seelenpfleger es liegt uns sehr nahe, die ersten Anfänge des Glaubens in Seelen zu überschätzem namentlich, wenn wir das Werkzeug ihrer Berufung geworden sind; da gilt es denn, um ungefärbte Liebe iind um den Scharfblick eines einfältigen Auges zu bitten, damit wir nicht durch saiiguinisches Vertrauen Seeleiischaden anrichten und so der Sünden uns theil- hastig machen, welche des Rückfalls, dieses bösen Geistes, Gefolge bilden. (Besser·) Aus das höhere Wisse« Isllb seinen klaren, durchdringeiiden Blick, wel- chem es so leicht war, ini Grund der Herzen wie in einem aufgeschlagenen Buche zu lesen, so daß er in keinem Fall erst Erkundtguiigen einzuziehen nöthig hatte, um zu wissen, was er von diesem oder jenem Menscheil ZU halten hätte, niacht Johannes öfter auf- merksam; es lag darin ein Zeicheii göttlicher Erhaben- heit, die dem Lteblingsjiiiiger iiicht verborgen geblieben Warum der HErr sich den Vielen in Jerusalem, die an ihn glauben, nicht anvertrauetl 47 war und die er geflissentlich ins Licht stellt. (Godet.) Christus kennt die Wurzeln der Bäume selbst; wir da- gegen die Beschaffenheit der Bäiime nur an den Früchten. (Calvin.) Es ist Gottes Privilegium, Her- en und Nieren zu prüfen, der Herzenskündiger zu sein, die Gedanken der Menschen von ferne zu ver- stehen (Ps. 7, 10; 139, 2; Apostg 15, 8); an diesem Privilegium mußte Christus in vollem Maße Theil nehmen, weil er der eingcborene Sohn Gottes war. Wir werden aber dadurch erinnert, wie sehr wir davor auf der Hut sein müssen, uns in Selbstgefälligkeit ein- zuwiegen, da das Urtheil Christi, nach dem wir ge- richtet werden, gar leicht von dem unsrigen weit ver- schieden fein kann, Offenb. 2, 23. (Hengstenberg.) Wer sonst vom Geiste Gottes erfüllt war, besaß doch nur Erkenntniß der Nienscheii von der besonderen Seite, um die es sich bei seinem besonderen Beruf handelte, wie denn z. B. der Täufer wohl erkannte, wer buß- fertig sei, wer nicht; also nur, ob dies oder jenes im Menschen sei, erkannten die Andern, Jesus aber, was im Menschen sei, schlechthin. Der Mensch selbst ist ihm ansgedeckt und ganz, zum Zeichen, daß er den Geist ohne Maß besitztx denn kraft dieses Geistes hat er olche Erkenntniß (Luthardt.) Das wunderbare Wissen hristi ist überall gottmenschlich, d. h. einerseits nicht blos göttlich, andererseits nicht blos menschlich, sondern beides zugleich — göttlich unmittelbar, menschlich vermittelt. (P· Länge) Ehe wir zur folgenden Geschichte übergehen. bei welcher uns in der Person des Nicodemus ein Mann entgegentritt, der seiner äußeren Lebensstel- lung nach zu den Obersten unter den Juden gehört, die in V. 18 ff. sich schon als die zum Unglauben Entschlossenen zu erkennen gaben, seiner inneren Herzensstellung nach dagegen zu den Vielen, von denen wir in V. 23 hörten, daß sie an Jesu Namen glaub- ten um der Zeichen willen, die er that, der aber gleich- wohl auch unter diese nicht recht zählt, sondern, gleich- wie er von dem Unglaub en seiner Standesgenossen sich los esagt hat, so auch von dem Halbglauben der grogen Menge sich scheidet und den Weg betritt, um zu dem Glauben eines Jüngers zu gelangen, was ihm später auch durch weitere Handreichung des HErrn (Matth. 26, 18 Anm.) vollkommen gelungen, müssen wir uns klar zu machen suchen, ob diese zwiesache Scheidung wohl so ganz eine Frucht eigner Entschlie- ßung ist, oder ob nicht vielmehr Nieodemus eine Seele sein dürfte, an der der HErr sich einen Starken zum Raube genommen und die er wie einen Brand aus dem Feuer gerissen (Jes. 53, 12; Amos 4, 11)? Wer sein eigen Herz kennt und an ihm selber die Erfahrung gemacht hat, daß es nicht liegt an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen (Röm. 9, 16), der wird sich bald mit uns für das Zweite ent- scheiden; und da ist nun schon in Matth. 26, 6 in der Bemerk über Simon den Aussätzigen der Grund ge- legt, auf dem wir hier weiter bauen können. Unter den Vielen, die an Jesu Namen gläubig wurden, da sie die Zeichen sahen, die Jesus in den Ostern auf dem Feste that, ja die wohl schon gläubig geworden waren, als er die Geißel aus Stricken machte und die Käufer und Verkäufer aus dem Tempel hinaus-trieb, befanden sich, so meinen wir, auch Lazarus von Be- thanien und seine beiden Schwestern Maria und Marthm was gilt’s! in dein Herzen der Maria schlug das Wort: ,,brechet diesen Tempel« tief ein, sie hat es nicht wieder los werden können, und bei dem, was sie an Jesu auf seiner Reise zum letzten Osterfeste that (Kap. 12, 3), lenkte Gottes Geist mittelst jenes Wor- tes, wenn auch ihr selber unbewußt, ohne wenigstens von ihr klar verstanden zu sein, ihr Herz und ihre Hand —- wie käme sonst Jesus dazu, ihrer Handlung eine solche Deutung zu geben, wie er das in Matth. 26, 12; Mark. 14, S; Joh. l2, 7 thut? Diese Drei nun machten eine Ausnahme von dem, was m V. 24 von den Vielen gesagt wird; Jesus vertrauete sich ihnen wirklich, er nahm bei ihnen, wozu sie ihn ein- luden, Herberge in Bethanien für die weiteren Tage des Festes und schloß schon jetzt das Freundschaftsband, das ihn an dieses Haus knüpfte und das uns in Luk. 10, 38 sf.; Joh. il, I ff. als ein sehr festes und inni- ges erscheint, ohne daß uns nur eine Silbe gesagt würde, wie es entstanden. Nun hatte Martha, wie sich vermuthen läßt, an jenem Simon, der »der Aus fähige« heißt, ihren Gatten; hat aber Jesus, als er hernach bei Simon Petrus in Kapernaum seine Her- berge aufschlug, dessen Schwie ermutter geheilt Matth. 8, 14 f.), so hat er gewiß au den Gatten der artha nicht ungcheilt gelassen, als er in Bethanien zum ersten Mal einkehrte. Was hindert da weiter anzunehmen, daß dieser Simon nicht blos zu dem Familienhaus in Bethanien, sondern auch zu Nicodemus, dem Pharisäer und Obersten unter den Juden, in naher Beziehung stand, daß er sein Freund, sein Verwandter, sein Zunft- oder Berussgenosse war, obwohl nicht ein und dieselbe Person mit dem Pharisäer Simon in Luk. 7, 36 ff., wie man vielfach fälschlich voraussetzy doch ein wirkliches Seitenstück zu ihm sowohl als Namens- Vetter, wie auch als Vereinsbruder? Da gingen denn die Zeichen, die Jesus in Jerusalem that, den Nico- demus noch näher an, als daß er blos sie »sah«; sie griffen ihm in’s Herz, sie berührten in dem Freunde seinen eigenen inneren Menschen, und wenn die Hei- lung Sin1on’s vielleicht gar noch an demselben Tage geschehen, an welchem das Zusammentreffen mit den Obersten unter den Juden in V. 18 ff. vorgefallen, und das erste war unter den Zeichen, die Jesus that, so griff solches Zeichen bei ihm recht tief — er ahnete in Dem, der nicht blos seines Vaters Haus, das man zum Kaufhans herabgewiirdigt hatte, wiederherstellte zum Bethaus allen Völkern, sondern auch segnete, die ihm fluchten, und die Sonne seiner Freundlichkeit den Boshaftigen und Undankbaren scheinen ließ, etwas von der Herrlichkeit des Eingeborenen vom Vater, in welchem Gott voller Gnade und Wahrheit unter seinem Volke Wohnung nehmen wollte, wenn er auch fürfjetzt noch zu sehr vom pharisäischen Sauerteig in seinem ganzen Wesen durchdrungen war, um Jesu ein unbe- fangenes Herz entgegenbringen zu können. Das 3. Kapitel. Hesfträch Christi mit Ricodeino non! Wege zum ewigen Leben; nnd Iohannis mit seinen Jüngern. Eva« . an! Sonnta e Crinitatis » i! Das Trinitatisfest hat später erst den l.Sonn- tag nach Pfingsten mit Beschlag belegt; die uns vor- liegende Perikope stammt noch aus einer Zeit, welche ein Fest der heil. Dreieinigkeit nicht kannte; sie prägt den Gedanken, mit welchem die Kirche in die e zweite Hälfte ihres eigenthümlichen Jahres eintrat, sehr scharf aus und spricht gerade heraus von der Wiedergeburt als der Grundbedingung zu dem Sehen des Reiches Gottes. Jn der römischen Kirche werden denn noch immer bis zum Peter-Paulstage (29. Juni) die Sonn- 48 Evangelium Johannis Z, 1. 2· tage nach Pfingsten berechnet; da nun die alte Kirche an dem, diesem Tage nächstvorhergehenden Sonntage die Perikope von Petri wunderbarem Fischzuge (Lnk. B, lff.) gelesen wissen wollte, so fallen an den weiter voraufgehenden Sonntagen evangelische Abschnitte Je nach Umständen aus. (Nebe.) Das Trinitatisfest (durch- Papst Johann XXlL in der ersten Hälfte des 14. Jahrh als Pfingstoktave auf den Sonntag nach Pfing- sten fixirt) feiert nicht, wie alle andern und eigentlichen Feste, eine besondere That Gottes zu unserer Erlösung, sondern hat eine dogmatische Grundlage; die mit ihm beginnende Zeit des Kirchenjahres hat das Walten des heil. Geistes, die Mittheilung aller Gnadengüter, welche der Vater uns durch den Sohn gesendet und welche der Sohn uns durch sein Leben, Leiden, Sterben und Auferstehen erworben hat, zu ihrem Gegenstande, und zwar kommen zuerst (Trinitatis bis 5. Gönnt. n. Tr.) die Berufung und Sammlung, dann (6.—10. Sonnt.) die Erleuchtung, hierauf (l1.—14. Sonnt.) die Bekehrung, weiter (l5.—-23. Sonnt.) die Hei- ligung und endlich (24.——27. Sonnt.) die Voll- endung alles Heils zur Betrachtung Schon in der heil. Taufe beginnt der Geist Gottes sein Werk an uns und beruft uns zum Reiche Gottes, sie ist innerhalb der christlichen Kirche der Anfang unserer Berufung; das Evangelium des Festes handelt dem- nach von der Taufe als der Wiedergeburt aus Wasser und Geist. (Dieffenbach.) . — 1. Es war aber sum hier eine besonders wichtige Geschichte aus jenerAufenthaltszeit Jesu zu Jerusalem näher mitzutheilen] ein Mensch ff. v. a. ålltann] unter den Pharisaern sum welche es sich schon bei dem Vorfall in Kap. 2, 18 ff. hauptsächlich handelte, vgl. ·Kap.’1, 24s.], mit Namen Nicodemus s—- em griech Wort, zu deutsch: ,,Volksüberwinder« —], ein Oberster Unter den Juden [d. i. ein Mitglied des Hohen- raths, der obersten geistlichen Behörde bei den Juden Kap. 7, 26 u. So; Matth. Z, 4 Anm.]. Z. Der kam zu Jesu sals derselbe in den Tagen des Osterfestes zu Jerusalem weilte, wohl aber schon damals des ,Abends hinausging gen Bethaiiien ENatth 2l, 17] bei der Nacht laus Scheu vor seinen Standesgenossemdie eine solche Annäherung unter ihrer Würde hielten und sein Vornehmen gewiß ihm hätten übel entgelten las- sen, hätten sie darum gewußt], und sprach zu ihm swie einer, der gern etwas wissen inöchte, an Den sich wendend, der allein kann Bescheid gebekip Meister. [hebr. Rabbi »Niatth.« 23, 6 Anm.j, wir snämlich ich und meine Gesinnungs- genossen im Hohenrath Kap 12, 42; l9, 381 wissen, daß du bist ein Lehrer· von Gott kommen; denn niemand kann die lto große und wunderbare] Zeichen thun, die du thust [Kap. 2, 23], es sei denn Gott fauf besondere und wunderbare Weise] mit ihm fihn dadurch als seinen Gesandten und Propheten zu beglau- bigen; da wirst du denn mir sagen können, was zum Besitz des Himnielreichs ich noch Größeres, als ich bisher gethan, zu leisten habe Matth. 19, 16 ff.]. Wie wollen wir von deni Gespräch mit Nicodemus in Kürze gebührend reden? Es greift ja so tief hin- ein iu die Herzen und in Gottes Guadenrath, daß wir uns iinnier von Neuem hineinversenken und wer- den es doch nicht erschöpsen. (Riggenbach.) Unstreitig gehört das Gespräch des HErrn mit Nicodemus zu den tiefsten und wichtigsten Unterredungen, die er auf Erden mit Nienschen gehabt hat; sie handelt von der Wiedergeburt und ftellt dieselbe von drei Seiten dar: I) als befremdend und doch nothwendig, 2) als unbegreislich und doch erkennbar, Z) als schwer und doch iuöglich (Fr. Arndt.) Die neue Geburt: I) was ist sie? Z) wie entsteht sie? s) wohin führt sie? (Hoßbach.) Wodurch kommen wir in das Reich Gottes? l) durch die Geburt des neuen Menschen, Z) durch den Tod des Menschensohns (Mün- kel.) Nicodemus ist beides, Beispiel und Ausnahme von dem am Schluß des vorigen Kapitels Gesagten: Beispiel, sofern die Wunder zu seinem Glauben der Lliilaß geworden sind; Ausnahme, sofern Jesus ihn so behandelt, daß man siehet, er erkennt die tieferen Wur- zeln, welche der Glaube in seinem sittlichen Bewußt- sein geschlagen hat. (Godet.) Jm Allgemeinen steht ja wohl Nicodemus noch auf demselben Standpunkte des Halbglaubeiisky der uns bei den Vielen in Kap. Z, 23 ff. begegnete, insofern das Wunderbare der Zeichen Jesu zwar Eindruckgetnacht hat, der dadurch erzeugte Glaube aber noch keine sittliche That, noch 1iicht Glaube im Grunde des Herzens ist. Jndessen ist zwischen Halbglaube und Halbglaube ein Unterschied zu machen: der eine ist, wie Banr sagt, nur Unglaube in der Form des Glaubens, und er ist das, insofern er sich auf feinem Standpunkte des bloßen Anstaunens, dem der sittliche Werth fehlt, fixirtz der andere dagegen ist nicht Unglaube, sondern der Anfang des Glaubens, sobald er in sich selbst seine Ruhe -nicht hat, sondern über sich hinauszukommen sucht, wie das gerade bei Nieodeinus in so entschiedener Weise-der Fall ist. (Lut- hardt.) Rasch und scharf hat sich bereits das Miß- verhältniß der Volksführer gegen Jesum ausgebildet: erst kurze Zeit ist er in Jerusalem zum ersten Mal als der Gesalbte anwesend, er hat den Tempel gerei- nigt, hat sich durch Lehren und Wunderthun als Nieister und Prophet in Jsrael bewiesen; gleichwohl ist es bereits dahin gediehen, daß jeder unter den geistlichen Großbeamten in Jerusalem seine Stellung würde gefährdet haben, der offenkundig mit dem gött- lichen Nieister eine Beziehung eingegangen wäre. (Baumgarten·) Nicodemiis ist durch die Gnade Gottes ein rechter Ueberwinder geworden, der seine Obersten- Ehre bei dem Volke daran gegeben und die Christen- Ehre bei Gott erlangt hat. Ein leiser, schwacher An- fang von Ueberwindung war es, daß er zu Jesu kam mit seiner Leben suchenden Seele; freilich bei der Nacht, denn die Menfchenfurcht hatte er noch nicht iiberwun- den, aber er kam doch, hatte also die Scham über- wunden, als ein armer Schüler vor den galiläischen Propheten hinzutreten. (Zeller’s Bibl. Wörterb.) Die Tradition berichtet von ihm, er sei später, nachdem er sich ösfentlich zu Jesu Lehre bekannt hatte und von Petrus und Johannes getauft worden war, feines Amtes entsetzt und aus Jerusalem verwiesen, von sei- nem Vetter Gamaliel aber in einem Landhause bis an seinen Tod unterhalten worden; damit läßt sie ihn iii unwürdiger Weise später wieder init seinem Glau- ben sich verstecken. Auch der Talmud kennt einen Ni- codemus, Sohn Gorion’s, eigentlich Bunni genannt, der ein Schüler Jesu war und Jerusalems Zerstörung überlebte, dessen Familie aber aus dem Reichthum in große Armuth versank, so daß seine Tochter zur Zeit Der Pharisäer Nicodemus kommt bei Nacht zu Jesu. 49 der Belagerung aus den Ställeii der arabischen Ka- meele die Gerstenkörner hervorsuchte, um nicht zu ver- hungern. Abgesehen von dem hohen Alter, welches Nicodemus müßte erreicht haben, wenn das richtig wäre, spricht auch das gegen die Wahrheit dieser gan- zen Sage, daß ja die Jünger Christi noch vor der Belagerung aus Jerusalem nach Pella geflüchtet sind; die Angaben des Talmud verrathen überhaupt deutlich die Absicht, unsern Nieodemns als einen vom Fluche Gottes getroffenen Mann darzustellen und seinen Namen zu brandmarken. — Man kann freilich aller- lei an ihm aussetzem Es ist heutzutage, wo man un- beschrieen am hellen Tage in eine christliche Kirche gehen kann, sehr leicht, dem Nicodemus seine Men- scl)enfurcht vorzuwerfen, die ihn nur bei Nacht zu Jesu sihleichen ließ, und es ist für einen geschulten Christen, der von Kind auf in der göttlichen Heils-ordnung un- terrichtet worden, keine Kunst, über den Meister in Israel zu lächeln, der das Geheimniß der Wiederge- burt nicht im Augenblick versteht. Aber wer billig urtheilt und das Gute auch in seinen Anfängen zu schätzen versteht, der wird sagen: mir gefällt dieser Nicodemus mit seinem Nachtbesuch bei Jesu, dieser Nieister in Jsrael zu den Füßen des Zimmeriiianns- sohnes von Nazareth; und was mir an ihm gefällt, das ist sein redlich suchender Geist, seine aufrichtige Lernbegier in göttlichen Dingen, die ihn vom Weltge- triebe weg dorthin zieht, wo er Wahrheit zu finden hofft über die heiligsteu Fragen des menschlichen Gei- stes. (Gerok.) Wer weiß, wie laiige er mit sich ge- kämpfh ehe er den Fuß über die Schwelle zu Jesu setzte; denn auch er gehörte ja zu den Mitgliedern der Sekte, die es sich einmal zum Ruhme angerechnet hat, daß wenigstens aus ihrer Mitte keiner an Jesuni glaube (Kap. 7, 48 f.), er stand also unter alleii den feindlicheii Einflüssen, welche die übrigen beherrschten Dennoch ist er gekommen, hat sich über alle Vorur- theile seines Standes hinweggesetzt und ist, wenn auch vorerst nur zaghaft, doch mit jener heiligen Unruhe, die aus einem Gefühle inneren Mangels entspringt, bei dem HErrn eingetreten. Seien wir deshalb ge- recht gegen ihn, nnd heißen wir den Schiichteriien will- koniineii im Kreise der Jünger Jesut Er war ein Anfänger im Glauben, und ein solcher ist auch der gefördertste Christ eines Tages gewesen; m ihm ist « die allmälige Entwickelung des christlichen Glaubens und Lebens uns so deutlich vorgebildet, daß wir an ihm die Stufen des Glaubens an den drei- einigen Gott in Betrachtun nehmen können, wir treteirda ein 1) zuerst in den Horhof des Glaubens, dann Z) in das Heilige und zuletzt 3) in das Allerheiligste. (Sixt.) Sowie aus den Mönchen der katholischen Kirche, namentlich den Doniinika1iern, die herrlichften Mystiker hervorgegangen sind, aus den Augustinerii der große Reformator Luther, so hat auch die werkheili e und vom Buchstabendienst gefesselte Partei der Pharisäer dem Reiche Gottes namentlich zwei große Zeugen des lebendigsten Ehristenglaubens geliefert, den Paulus und den Nicodemus. Jn der Person des Nieodemus hat Christus sofort bei seinem ersten Auftreten nicht nur einen Pharisäer, sondern so- ar einen Obersten der Juden, ein Mitglied des hnedriums besiegt. Die Redlichkeit seiner Hinnei- gung zu Jesu ist von vornherein entschiedenx "a, ein ächter Glaubenskeim fängt schon an, seine Ansprüche und seine Vornrtheile niederzukämpfeii, sonst könnte nicht er, der Greis, sich bei dem jungen Manne, der vornehme Rathsherr bei dem galiläischen Rabbi fra- gend als Schüler einfinden und dadurch sein ganzes Ansehn aus’s Spiel setzen. Wir sehen auch, wie dieser Dichseiso Dir-etwas. (v1·) Kein: allmälig immer mächtiger wird, bis er zur völ- ligen Glaubensfrucht reift, indem er mit seiner Ent- wickelung durch bestimmte Stadien kindurchgehtx daß aber der Keim in seiner ersten Getalt noch schwach sei, giebt Njcodenius deutlich zu er :ennen, nicht nur dadurch, daß ·er zu Jefu kommt in der Nacht, wozu ihn ohne Zweifel Rücksichten der Furcht bestimmen, sondern auch durch seine Aeußerungen selbst. gPLangeJ Wir haben alle genug Hindernisse zu ü erwinden, wenn wir in Gottes Reich eingehen wollen, doch wird es· dem einen schwerer gemacht als dem andern; Nicodeinus war einer von denen, die zwei schwere Lasten zu tragen haben und gewöhnlich daran zu Grunde gehen: er war ein Pharisäer und hielt alsv auf die eigene Gerechtigkeih welche er glaubte gethan zu haben, kann aber jemand durch seine eige- nen Werke gerecht werden, so kann er sich selber selig machen, so braucht er keinen Heiland; und er saß im hohen Rathe uiid regierte das Volk, Vieler Augen waren auf ihn gerichtet und was er sagte, das hatte Gewicht und Ansehn, wehe aber dem Menschem der geneigt·ist,· von sich selber hoch zu halten, und er kommt in die Lage, wo auch Andere von ihm hoch- alten, ihm schmeicheln und· allerlei Ehre erweisen! smuß ein ganzer Mann sein, der da in der Demuth bleibt ·und sich von der eitlen Ehre, der Ehre der Welt nicht fangen und zum elenden Sklaven machen läßt. Nun war Nicodeinus schon bei Jahren (V. 4), das Leben hatte ihn ernster gemacht, und er hatte euch wohl Erfahrungen geniagigh die mancherlei Zweifel in ihm erweckten·, ob der eg der Pharisner ganz richtig sei; es ging in ·1hm etwas vor, das ihm noch selber nicht klar war, ein dunkles Verlangen, ein un- ruhiges Suchen, ein Fragen ohne Antwort, er hörte Je nin und sah seine Zeichen, da wurde der Entschluß in ihm reif, zu Jesu zu gehen und· sichnäher unter- richten zu lassen, und scheint mit gleichgesinnten Freun- den (Kap.· 19, 38) deii Besuch vorher verabredet zu haben. Hier aber lernen wir den· Mann näher ken- nen. Erst wartete er die Dunkelheit ab, daß ihn nie- mand sehen sollte; dann schlich er sich heimlich durch die Straßen von Jerusalem, und als er vor dem Hause angekommen war, sah er sich noch scheu um, ob ihn auch niemand sähe, daß er, der Meister in Israel, ·bei Jesu in die Schule gehe. Dann klopfte er an die That, aber sein Herz klopfte viel stärker —- o wie Iammerlich richtet· doch die Menfchenfurcht den Menschen zu! Eis· hat eine gute· Sache und verkriecht sich damit, als wäre· es eine å·)Jiissethat; er will nach Gott fra en nnd fragt erst die Nienscheiy ob sie es ihm au nicht ubel nehmen; er will seine Seele retten, aber er wagt nicht, ·es ohne Erlaubniß der Menschen zu thun. etzt tritt er ein zu Jesu; er fuhlt sich selber etwas beklommen, daß er zu so un- ge·ivohnter Zeit kommt. iMünkelJ ,,Meister, wir wissen« — w·ir,·in der illiehrzahl redet er; ,,ich weiß« zu sagen, ware ihm zu pe·rsönlich, zu nahe gewesen, so schiebt er·seine Mitobersten gleich am vor und ver- steckt sich hinter· ihnen. Er· fuhlt nnn auch alsbald selber, daß er mit diesem »wir« zu viel geredet; da- rum bricht er deni »von Gott gekommen« sogleich die Spitze ab, indem er ,»,»e1n Lehrer« hinzufügt und so sekn nnfangliches, so schones Bekenntni zu einem ar durstigen znsammenschrumpfen lnßt · Besser) ag man gleich dieses Bekenntniß ein ziemlich dürftiges nennen, aber so ungefähr druckt sich ein jeder Mensch aus,·so lan e der rerborgene Gott ihm erst von ferne erschienen it; er sieht in dem eingebornen Sohne vom Vater voller Gnade nnd Wahrheit nur einen mit höheren Kräften des Geistes ausgestatteten Lehrer. V» T« I. Z. 4 50 Evangelium Johannis 3, Z. 4. Jndem er jedoch sich wenigstens dem Geständniß nicht entziehen kann, daß ein lebendiger Gott ist, der sich nicht unbezeugt gelassen, der mächtig in Thaten und Worten sich der Welt geoffenbaret hat, kann von solch einem Anknüpfungspunkt aus der Geist Gottes einen Menfchen wohl noch in alle Wahrheit leiten; denn wie die Strahlen der Sonne nicht mit Einem Male, son- dern allmälig das Erdenrund beleuchten, so erweitert sich auch der Gesichtskreis der Gotteserkenntniß nur stufenweis, Schritt für Schritt gelangt der suchende Mensch zur Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott. Auf der Vorstufe des Glaubens an den wahrhaftigen Gott befinden sich die, welche ahnen, ja wissen, daß Gott der Erste und der Letzte und der Lebendige ist; in deren Brust aber auch ein unruhiges, vielleicht»so- gar schmerzliches Verlangen sich regt nach dem hoch- sten Gut und in deren Seele man den Psalmspruch lesen kann: »meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott — wann werde ich dahin kommen, daß ich Gottes Angesicht schaue?« (Sixt.) Willkommen, ihr redlichen Nieode1nus-Seelen, die ihr mitten in der Welt doch auch über die Welt hinaus denket, die ihr, wenngleich schüchtern noch und verschämt, nach Gott und göttlichen Dingen fragt, weil ihr es fühlt, mein Theil ist nicht in dieser Welt, ich bin ein Gast auf Erden; die ihr unter dem irdischen Berufskleid, unter dem Schurzfell des Handwerksmanns wie unter dem Staatskleid des Beamten, unter dem Hausrock des Gelehrten wie unter der Uniform des Kriegers noch ein aufrichtiges åMenschenherz tragt, das sich’s nicht leugnen kann: »du hast ja dieses meiner Seele, o HErr, gleich anfangs eingesenkt, daß sie in dieser Lei- beshöhle nach was Unendlichem sich lenkt; sie sucht und wünschet immerzu, und findet nirgends ihre Ruh« (Gerock.) 3. Jesus antwortete [auf seine nicht be- stimmt ausgesprochene, doch aus seiner ganzen Erscheiniing und den einleitenden Worten, deren er sich bediente, von selber sich ergebenden Frage] nnd sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand von Neuem geboren werde, so kann er das sim Anbrnch fchon befindliche] Neich Gottes nicht sehen snicht einmal sein Dasein merken, weil ihm der Sinn fehlt, uni es wahrzunehmen, geschweige seines Vesitzes theilhaftig werden Luk. 17, 20 f.]. Jesus ist nach des Nieodemus Ausspruch mehr als ein Rabbi: welcher andere, auch rechtschaffeiie Rabbi maszte sich’s an, von Gott gekommen zu sein? Er er- kennt die Wunder, die der HErr that, an als über- menschliche, nur mit Gotteskrast mögliche Thatenz dies war das Urtheil der angeseheneren Schriftgelehr- ten unter den Juden, und dasselbe Urtheil fand sich auch bei dem gewöhnlichen Volk (Joh.9,31 ff.), dessen natürliches Gefühl oft am richtigsten urtheilt. Er stand also im Vorhof der Bekehrung: daß ihn, die Wunder auf Jesuni aufmerksam machten, ihn reizten, näheren Umgang mit Jesu zu suchen, das war vor- laufende Gnade; und er folgte der Spur, währendes sonst doch Viele giebt, die im Vorhof des Christen- thums stehen bleiben, eine Ahnung haben von dein Geiste Jesu und ein Bedürfniß in sich fühlen, aber doch säumen, in’s innere Heiligthnm einzutreten. Die ausdrücklich .oder stillschweigend an Jesum gerichtete Frage, die ergänzt werden muß, ist die: ,,darum sage mir, ist die Hoffnung unsrer Nation auf den Messias ·egründet? kommt er bald? erscheint bald die bessere Zeit, das Reich Gottes? und meinst du, daß dann Wenige selig werden? (Luk. 13, 22 sf.) — Daß Jesus der Messias, der Christ sei, sagt Nieodemus nicht; ist er aber ein Lehrer von Gott gekommen, steht also nicht auf gewöhnlichem, menschlicheni Wege in diesem Berufe, sondern durch unmittelbaren Auftrag und mit Vollmacht von Gott versehen, so muß er mindestens zuverlässige Aufschlüsse über die Zukunft des Messias, über die Beschasfenheit seines Reichs und den Zugang zu demselben geben können, und diese erwartet Nico- demus von ihm. (v. Burgen) Jesus beginnt seine Antwort mit einer Betheurung, die nur einem gött- lichen Gesandten zukommt, in dem Munde eines menschlichen Lehrers oder Philosophen aber anmaßend klingen würde; nnd was er dann antwortet, ist nicht, was die Neugier befriedigen konnte, wie es noch mit dem Messiasreich werden; würde, sondern was Nico- demus und jeder zu thun habe. Wie viele in unsrer Zeit brennen vor Neugier, den Ausgang unsrer Wir- ren zu wissen, anstatt daß sie lernen follten, was sie zu thun haben, um sich zu bewahren, daß sie nicht untergehen! Whitfield (der zweite ausgezeichnete Be- gründer der Methodisten-Gesellschaft in England, geb. 1714) schrieb an seinen Freund Franklim Jch finde, daß Sie immer berühmter und berühmter in der Welt werden; da Sie große Fortschritte in den Niysterien der Electricität gemacht haben, so niöchte ich Ihrem sleißigen, vorurtheilsfreien Streben und Forschen das Mysterium der neuen Geburt demüthig anempfehlen. Es ist ein sehr wichtiges, interessantes t1idium, und wird, wenn Sie es recht treiben, Sie für alle Jhre Arbeiten reichlich entschädigen und belohnen; er, vor dessen Richterstuhl wir bald erscheinen müssen, hat feierlich erklärt, daß wir ohne dasselbe nicht in das Himmelreich eingehen können. (Heubner.) Warum fängt Jesus gerade mit der Wiedergeburt an? Zu- nächst deshalb, weil der Gegensatz gegen die Ansicht des Nicodemus darauf führte; denn der Pharisäer kennt nur eine stückweise angeeignete Heiligkeit, bei der der Mensch die erste Rolle zu spielen, Gott dagegen in der Hauptsache das Zusehen und Belohnen hat. Da wird ihm nun gesagt: es gilt nicht, wie du nieinst, einige neue Lebensfriichte, sondern neue Leben-wurzeln, nicht eine moralische Ausbesserunxh sondern einen Neubau von Grund aus, nicht die Enipfangnahme und Befolgung einzelner Vorschriften, sondern eine neue Daseinssphäre (Luther: ,,keine neue Lehre bringe ich, sondern neue Menfchen will ich schaffen; meine Lehre ist nicht vom Thun und Lassen, sondern vom Werden, daß es heißt, nichtneu Werk gethan, sondern Zuvor neu geworden, nicht anders gelebt, sondern an- ers geboren«). Dann aber auch deshalb, weil die Legt-e von des Menfchen Elend und der darauf be- ru enden Nothwendigkeit der Wiedergeburt die Grund- lage bildet für alle andern Lehren, welche Christus als der Lehrer von Gott gekommen zu ertheilen hat; erst wenn durch diese Lehre die Erlösungsbedürftigkeit hervorgerufen worden, ist die Empfänglichkeit vorhan- den für die Lehre von der Gottheit Christi, von seiner Versöhnung und von der Bedeutung des Glaubens. Darauf weist der HErr selbst hin, wenn er in V. 12 die irdischen Dinge als zugänglicher denn die himm- lischen bezeichnett die Kenntniß der Verderbtheit un- serer Natur, sagt Quesnel, und die Notwendigkeit, erneuert zu werden durch Jesum Christum, sind die ersten Elemente der christlichen Religion. Die starke Versicherung: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage dir«, hat die Unkenntniß der großen Wahrheit und das Sträu- ben gegen ihre Anerkennung zu ihrer Voraussetzung, Des Nicodemus Bedenken in Betreff der Worte Jesu von der Wiedergeburt. 51 wie es in den Worten des Nicodemus selbst sich an- deutet nnd völlig durchschaut wurde von Dem, der da wußte, was im Menschen war; für jenen war der Moment ein wahrhaft tragischer, es blieb nichts von ihm übrig. Der Jude, der als solcher schon meinte, einen Antheil an dem Reiche Gottes zu haben, der Pharisäer, der Abgesonderte, dessen Wesen darin lag, sich für besser zu halten als andere Leute, das Mit- glied des zsgohenraths der Ruf eines besonders tugend- haften Mannes, das eifrige Streben, ein » solcher zu sein, alles schien plötzlich zu einem Häuflein Asche zu verbrennen; er muß von vorne geboren werden, es ist so gut, als ob er noch gar nicht geboren wäre. (Hengstenberg.) Es ist ein alter Streit, ob das griech. fix-»ide- hier »von Neuem« (vgl. Luk. 1, s; Apostg. 26, 5; Gal. 4, 9: von vorne an) oder »vonOben« bezeichne; die neueren Ausleger haben sich meistens für letzteres entschieden, und allerdings kommt das Wort in V. 31; Kap. 19, 11 u. 23 in dieser Bedeu- tung vor, wie denn auch das »aus Gott geboren werden« ein dem Johannes geläufiger Begriff und Ausdruck ist. Wenn man nun aber sofort behauptet, daß Johannes blos diesen Begriff, und nicht auch den der Wiedergeburt kenne, so ist das eine irrige Be- hauptung, da in V. 4 u. 6 sowohl der Sache als dem Ausdruck nach von einer neuen Geburt, die aus dem Geiste geschiehet, die Rede ist; ganz im Kreise des edankens einer zweiten Geburt sehen wir denn auch den Nicodemus sich bewegen, und in der T at, wäh- rend Jesus, wenn er mit dem Begriff und ort einer Geburt von Oben her begonnen hätte, er das Ganze von vornherein würde dem Manne unverständlich ge- macht haben, konnte die neue Geburt diesem nicht so ganz fremd sein, er durfte nur an die Beschneidung des Herzens in 5. Mos. 30, b; Jer. 4, 4 und an die Verheißung eines neuen Herzens und neuen Geistes in Hes 11, 19 f.; 36, 26 f. denken. Darum werden wir wohl zu der älteren gewöhnlichen Fassung, wo- nach das Wort soviel ist als »von vorne« oder ,,wie- der« (Luk. 1, s; Apostg.26,4; Gal. 4,9) zurückkehren n1üssen. (Luthardt.) Aus lauter Stückwerk einzelner Leistungen, neben einander und über einander ange- häufter Verrichtungen und Uebungen setzte sich die Be- reitschaft der Pharisärer zum Himmelreich zusammen: der HErr verlangt einen von der Wurzel aus neuen ganzen Menschen, nicht einzelne neue Be- thätigungen des alten, sondern eine neue Creatur. »Von vorne an«, und das heißt bei Einem, der schon einmal geboren worden, nochmals oder »von Neuem« geboren, eigentlich gezeugt werden muß der Mensch, der zum Himmelreich geschickt sein will; ein völlig neuer Lebensanfang thut ihm noth, und zwar ein solcher Lebensanfang, den nicht schlechthin in seiner Hand steht selbst zu machen, wie man wohl sagen hört, daß Einer ein neues Leben anfangen wolle, wenn er bis- her epflegte Unarten abzuthun sich entschließtz sondern ein nfang, der ihm gegeben werden, an ihm ge- schehen muß, bei dem er sich leidend verhält wie das Kind, das in der Mutter Schooß erzeuget wird. (v. Burgen) 4. Nicodemus [der den HErrn so verstan- den, als wäre mit einem Menschen, dessen Leben schon einen bestimmten Bestand gewonnen, eine ausgeprägte Gestalt angenommen hätte, für das Reich Gottes überhaupt nichts mehr anzufangen, sondern nur mit einem solchen, der sein Leben auch physisch oder im natürlichen Sinne erst von vorne beginne und dem man darum die einzu- schlagende Richtung noch geben könne] spricht zu ihm fmit einer gewissen Wehmuth auf sich selber blickend, weil ihm ja alle Hoffnung auf Theil- nahme mit jener Forderung völlig abgeschnitten werde]: Wie kann ein Mensch fder gern in das Reich Gottes eintreten möchte und nun von dir hört, daß er nur als ein eben erst Geborener das könne, solche Bedingung erfüllen und zur Gewinnung eines ersten Lebensansangs] geboren werden, wenn ev alt [und von dem ersten Lebensanfang schon so weit fOrtgeriicktJ ist fwie das mit mir der Fall]? kann er auch wiede- rum m seiner Mutter Leib gehen und ge: bereit werden? [Jch muß gestehen, daß imir deine Rede etwas Ungeheuerliches, rein Unmög- liches zu fordern scheint; und da wirst du schon dich näher über deine Meinung aussprechen müssen, wenn ich nicht mit gänzlicher Niedergeschlagenheit von dir weggehen soll.] Des Nicodemus Meinung ist: wie kann dieses »von Neuem geboren werden« stattfinden, ohne mit einer zweiten leiblichen Geburt? Er faßt die Wiedergeburt richtig von einem neuen Anfang persönlichen Lebens, das innewpersönliche Leben ist ihm aber so eng mit dem Naturleben verkettet und in Abhängigkeit davon, daß er einen wirklichen (nicht blos bildlichen) Anfang von jenem ohne einen neuen wirklichen Anfang von diesem nicht zu denken vermag; er nennt also nicht, wie man ihm untergeschoben hat, das zweite Kommen aus Mutterleib als eins und dasselbe mit dem »von Neuem Geborenwerden« Jesu, sondern als nothwendige Naturvoraussetzung in und mit welcher allein er sich den neuen persönlichen Lebensanfang zu denken im Stande ist. (Luthardt.) Nicodemus unterwirft si dem Wort des HErrn, er will hinein in das Neid? Gottes und weiß, daß er noch nicht wiederge- boren ist; er hat die Forderung des HErrn ganz richtig auf sich selbst bezogen. Wie aber ist es mög- lich, das; er, dieser alte Mensch, ein neuer Mensch wird? ein alter Mensch ist kein weiches, bildsames Wachs mehr, er ist starr und steif, fest und abge- schlossen, er hat sein charakteristisches Gepräge, ist fix und fertig; er nn wohl noch hie und etwas stücken und flicken, es gelingt wohl auch noch einen und den andern Fehler abzulegen, aber. eine Erneue- rung von Grund aus, wie soll die möglich sein? Das innere sittliche Leben hat eine natürliche Grundlage; soll jenes neu werden, so muß auch diese, auf welcher es ruht, erneuert werden — wie soll das geschehen? Die physische Natur, der Untergrund unsers Wesens ist einmal durch die Geburt vorhanden, hat sich durch das folgende Leben auch gestaltet und gefestet; die Wiedergeburt scheint eine reine Unmöglichkeit. (Nebe.) Nicodemus giebt die Antwort, die überall der geben wird, der ein langes Leben in dem Elemente der blo- ßen Natur geführt hat, auch unter den vereinzelten Einflüssen der Gnade, wenn die Anforderung zur Er- neuerung der Lebenswurzeln zuerst an ihn lzerantritt Ein älterer Mensch ist im Ganzen und Gro en, was er ist« er tritt solchen Anforderungen mit dem Be- wufzt ein entgegen: »das bin ich«, und sie kommen ihm nicht viel anders vor, als wenn man an einen Baum des Waldes die Anforderung stellen wollte, ein Frucht- baum zu werden. Er kann im Einzelnen wohl mit Aufbietung aller Kräfte und unter dem. Beistande 48 -Ephef- l, 3; 52 Evangelium Johannis Z, 5——8. Gottes und seines Geistes an sich bessern und flicken, aber ,,geboren werden«, in eine ganz neue Daseins- sphäre eintreten, das ist nach seiner Anschauung un- möglich; dazu müßte er sein Dasein ganz von vorne beginnen, müßte schon als ein Anderer aus dem Mutterschoße auf die Welt kommen, da das Meiste von dem, was sich uachher entwickelt und eonsolidirt hat, auf dem Grunde dessen ruht, was man schon mit auf die Welt brachte, und da dies, wie sich von selbst versteht, unmöglich ist, so schwebt die Anforderung der Wiedergeburt in der Luft, und der sie gestellt hat, wird sie zurücknehmen müssen. (Hengstenberg.) Das ist ja eine Unmöglichkeit: soll ich denn deswegen aus dem Reiche Gottes ausgeschlossen sein? (Henmann.) Z. Jesus sseinen vorigen Satz der Haupt- sakhe nach wiederholend, ihn aber durch einen andern Ausdruck für den, an welchem des Nico- demus Unverständniß haftete, näher bestinimend] antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß jemand geboren werde ans dem Wasser [besser: aus Wasser] nnd Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen« s. [Von irgend einem leiblichen Wiederge- boreiiwerden ist also fchlechterdiiigs nicht die Rede; das würde auch ganz und gar nichts helfen, sondern nur den alten Erbschaden der menschlichen Natur von Neuem zu Tage bringen.] Was vom Fleisch [von einer der gefallenen Menschheit angehörigen Mutter, die ihre Leibes- frucht von einem Manne derselben Art em- pfangen] geboren wird, das ist [auch seiner- seits, gleich von dem ersten Augenblick seiner Entstehung an] Fleisch [fleischlich, unter die Sünde verkauft Röni. 7 , 14 und kann aus eigenem Vermögen nimmermehr aus diesem ver- hängnißvollen Kreis herauskommen]; und lwie nun diese Wahrheit die unbedingte Nothwendigkeit einer neuen Geburt begründet, so weist sie der letzteren auch dasjenige Gebiet zu, auf welchem sie sich zu vollzieheu hat:] was vom Geist ge- boten wird, das ist Geist« [geistlichen Wesens und Charakters Gal· G, 1 und ka1in geistliche Dinge vernehmen und geistlichen Segen in sich ausnehmen und verbreiten 1. Cor. L, 14 f.; 1. Petri 2, 5., so daß also der Niutterleib, auf den du zurückblickst V. 4, hier ganz anßer Spiel bleibt, sondern es sich um eine ganz andere Zeugung oder Geburt handelt Jak. I, 17 f·]. 7. Laß dich? sdenn jetzt, nachdem ich dir meinen Ausspruch insoweit näher erklärt habe, daß deine Gedanken nicht mehr auf falsches Ge- biet hiiiüberfchweifen werden wie vorhin V. 4, ferner] nicht wundern, daß ich dir [bei meiner ersten Erwiederung V. Z] gesagt habe: Ihr müsset von Neuem geboren werden-«« sund sorge dich nicht, als sei damit für den Eintritt in das Reich Gottes eine Bedingung gestellt, die ältere Personen von vornherein ausschließe]. s. [Jm. Gegentheil kann die Bedingung bei Einem, der alt ist, schon anfangen sich zu erfüllen, ohne daß er selber um diesen ersten Anfang weiß, bis dann später, wenn der Geist seine Wieder- geburt zu Stande gebracht hat, er der mit ihm geschehenen Umwandlung seines ganzen Wesens sich bewußt wird.] » Der Wind sdraußen in der äußeren Natur] blafet, wo er will [bald hier, bald dort, ohne sich in Schranken weisen und seine Bahnen vorschreiben zu lassen], und du horest sein Sausen wohl san dem Ort, wo er sein Dasein spüren läßt, daß du von letzterem nun eine gewisse Ueberzeugung bekommst], aber du weißt nicht, von wannen er kommt, und wohin er fahrt ssondern er erscheint und ver- schwindet wie ein freies Hereinbrechen des Unend- lichen in’s Endliche Pred. 11, 5»]; also ist ein jeglicher, der aus dem Geist geboren ist [ohne daß das Auge etwas bemerkt hätte, ist auf einmal ein von Neuem gebotener Mensch vor- handen, ein Eintritt in das Reieh Gottes bewirkt — alles ist gefchehen, nichts sichtbar vorge- gangen]. Die Worte »aus Wasser und Geist« sind die Aus- legung des »von Neuein«; die von Johannes, dem Vorläufer Christi, eingeführte Wasseriaufe nun hatte eine allgenieine tiefgehende Aufregung hervorgerufem und besonders die Pharisäer hatten sich daran gestoßen (Kap.1, 24f.), die Taufe war also der erste Gedanke, der sich dem Nieodemus aufdringen mußte, besonders da dieser Ritus damals in der Form einer gänzlichen oder theilweisen Eintaiichung vollzogen ward, daher der Ausdrnck »aus Wasser geboren werden«· sich ganz natiirlich auf diese Handlung anwenden ließ, und anch die negative, fast drohende Wenduiig: »so jemand nicht geboren wird aus Wasser und Geist 2c.« scheint auf die Weigerung der Pharisäer, sich der Taufe des Jo- hannes zu unterziehen (Luk. 7, 30), anzuspieleir. Die Erklärung Jefu gegen Nicodemus enthielt also eine Aufforderung, sich in dieser Beziehung von dem von seiner Partei eingeschlagenen Wege u trennen und durch die von Gott selbst eröffnete Pforte, durch die Taufe Johannis oder durch die Taufe Jefu (V. 22 in das Reich Gottes einzugehen. (Godet.) Die neue Geburt, Nicodeinus, ist keine fleischliche, sie muß aus dem heil. Geiste geschehen; und dazu wäre es gut, wenn ihr Pharisäer die Taufe mit Wasser nicht ver- achtetet, wie ihr bislang gethan habt, denn durch die Taufe will der heil. Geist an euch sausrichteiy was dir so wunderlich vorkommt. Gehe nicht in deiner Mutter Leib, gehe in’s Bad der Taufe: da wirst du gewahr werden, was die neue Geburt ist. (Münkel.) Aus- drücklich nemit Johannes seine Taufe eine Taufe mit Wasser; und ebenso bestimmt spricht er aus, der nach ihm komme, werde mit dem«heil. Geiste taufen. An dies Zwiefache hat man also zu denken, an die Taufe mit Wasser als-»das Mittel zur Abwaschiiiig des alten Unflaths, als die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, und an die verheißene Geistestaufe als das Mittel der Neubelebung, der geweissagten Schöpfung eines neuen Geistes und neuen Herzens, beides ver- einigt in Hes 36, 25— 27. Somit konnte Jesus er- Die Wiedergeburt ist ein innerlicher, vom heil. Geiste gewirkter Vorgang. 53 warten, jetzt von Nieodemus verstanden zu werden; die Mittel des Verständnisses lageii diesem nahe, theils in der jüngsten Geschichte seit dem Auftreten des Täufers, theils in der Verheißung auf die der Täufer hinge- wiesen hatte. Kam zu der Wassertaufe des Johannes die Geistestaufe, die von Jesu ausging (Kap. 7, 38; Apostg.2,33), hinzu, so war die Neugeburt vollendet, die Bedingung von V.3 erfüllt. Daß nach dem Auf- hören der Johannistaufe beide Piittel würden ver- bunden und in einer neuen, der christlichen Taufe ziisammengesaßt werden, spricht Jesus iiichtaus in den Worten des 5. Verscs, das wäre auch etwas dem Nicodenius Unverständliches gewesen; daß es gleich- wohl also kommen mußte, als Er selbst, der mit dem heil. Geistezn taufen berufen war, die Fortsetzung der Taufe sowohl bei feinen Lebzeiten von seinen Jün- gern vornehmen ließ, als scheidend verordnete zum dauernden Aufnahme-Sacrainent in seine Gemeinde, bestätigt die Stelle: Tit. Z, 5 f. (v. Burgen) Wie hier das Wasser als einer der Faktoren und als die Grundbedingung der Wiedergeburt erscheint, so erscheint in ganz gleichem Verhältniß in der mit der unsrigen sich sehr nahe berührenden Stelle:«Tit.3, 5 die Taufe, welche daselbst als - »das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heil. Geistes« bezeichnet wird. Ver- bieten nun alle namhaft gemachten Gründe entschiedeii das Wasser hier von der Taufe loszureißeiy so spre- chen wieder andere Gründe eben so bestimmt dafür, daß das Wasser hier syinbolischen Charakter trägt und die Vergebun der Sünden abbildet (Ps. 51, 4 ff.; Jes. 52, 15; es. Bis, 25 f; Jer. 31, 34; Sach.13,1). Wie ist nun beides, daß das Wasser nach der einen Reihe von Gründen die Taufe und nach der andern die Sündenvergebiing bedeuten muß, zu vereinigen? Antwort: das Wasser ist die Taufe und zugleich ist es die verkörperte Vergebung der Sünden; denn das Wesen der Taufe besteht eben darin, daß sie die Ver- gebung der Sünden mit sich führt. Das Wasser der Taufe bedeutet die Vergebung der Sünden, aber nicht so, daß diese unabhängig von ihr exigirt uiidsdurch sie nur abgebildet wird, sondern o, da die Sünden- vergebung an das Wasser gebunden ist. erscheint in gleicher Weise wie der Geist als Faktor des neuen Lebens; wenn dies in V. 6 nur von dem Geiste abgeleitet zu werden scheint, so ergänzt sich dies aus V. 5 dahin, daß der Geist, welcher der positive Faktor des neuen Lebens ist, das Wasser zu seiner Vorausfetzung hat; das Wasser versiegelt den Zugang zu dem Geiste und soll im Hinblick auf die nächstens zu vollziehende Taufe empfohlen, als das Vehikel (Mittheilungsmittel) der Vergebung der Sünden, die nothwendige Vorbedingung und die sichere Gewähr der Ertheilung des Geistes bezeichnet werden. (Heng- stenberg.) Diese Kraft konnte das Wasser nicht in sich selbst besitzen, sie kam ihm nur zu als Symbol des einzig wirksamen- Mittels der Vergebung, des Versöh- nungsblutes; deswegen stelltauch Johannes in 1.Joh. 5, 6 das Wasser, das Blut und den heil. Geist in Verbindung mit einander,- als Fu demselben Werk des Heils zusammenwirkend: das lut versöhnt, der Geist wirkt die Wiedergeburt, das Wasser ist das Zeichen des Bluts und das Pfand des heil. Geistes (Apostg. 2, 38). Wer also die Wassertaufe mit der geforderten Gesinnung empfängt, wird des Versöhnungsblutes und der messianischen Vergebungsgnade theilhaftig; die Verdammniß ist von ihm genommen und er befindet sich Gott gegenüber wieder in der Stellung eines Menschen, der nicht gesündigt hätte. Von diesem Augenblick an darf er erwarten, die Gabe des heil. Geistes zu« empfangen, welcher nur sein verdanimungs- Das Wasser würdiger Zustand im Wege lag. Die Johannistaufe ist in dieser Beziehung keine andere als die christliche Taufe; nur der Unterschied ist zwischen beiden Hand- lungen, daß die eine geschah im Hinblick auf das Blut, das noch vergossen werden sollte, und die andre aufdeni schon vollbrachten Opfer beruht. (Godet.) M) Der HErr führt hier das Naturverderben des Menschen schon auf die natürliche Geburt zurück und läßrsie init demselben gesetzt sein; mit dem Worte Fleisch ist aber-nicht etwa nur die materielle Men- scheniiatur als Sitz der verderbten sinnlichen Triebe gemeint, da Ja Nieodemus als Repräsentant des Pha- risäferthunis auftritt, welches im Gegensatz zum Sud- ducaismus nicht nach Sinnenlust, sondern nach Ge- rechtigkeit in guten Werken trachtete, welches gesetzliche Trachten also gleichfalls mit unter Fleisch begriffen sein muß. So nennt auch Paulus in Röm. , If. das Gerechtsein durch die Werke ein Gerechtigkeitfinden nach dem Fleisch. ,,Fleisch« bezeichnet demnach nicht nur die siniiliche Menschennatuy sondern die Men- schennatur uberhaupt nach ihrer geistig -sinnlichen Beschaffenheih und. zwar die Menscheiinatur in ihrer gegenwärtigen Beschaffenheit, also die verderbte geistig-sinnliche Menschennaturx darum werden in Gal. 5, 19 ff. als Werke des Fleischesebensowohl Sünden der·Selbstsucht, als Sünden der Sinnlichkeit aufgeführt, 1··a in Col. 2, 18 wird der aufgeblasene Sinn eines uberäeistlichen»Asceten, der gerade auf Vernichtung der innlichkeit ausgeht, als fleischlicher Sinn bezeich- net. Jst nun der a te Mensch oder der Mensch, wie er »von· Natur ist vor der Wiedergeburt durch den Geist, ein fleischlicher Mensch, so ist damit ausgesagt, daß er von» Natur verderbt ist· nach Leib , Seele und Geist. (Philippi.) « Von Christo, seinem dreifachen menschlichen Wesensbestande nach, gehen Wirkungen aus, welche den Menschen mittheilungsweise mit Geist, Seele uiid Leib Christi in eine für seinen eigenen Geist, seine eigene Seele, seinen eigenen Leib umwan- delungskräftigeGemeinschaft segen- Das Werk der Gnade sest sich also dadurch ort, daß wir 1) von dem Gei te Christi empfangen, welcher, nachdem die- ser in» der Auferstehung jegliche Schranke abgestreift hat, mit dem heil. Geiste in Eins zusammen egangen ist, so daß alle Geistesmittheilung wie die p ngstliche eigt, seit Christi Erhöhung diirch den Geist des Men- schensohns vermittelt ist; diese Geistesmittheilung macht das erstorbene Gottesbild in unserm Geiste wieder lebendig und erhält es lebendig, sie giebt unsern Geist dadurch seinem wahren Wesen zurück, so daß der Mensch, der auch natürlicher Weise Geist zu haben nicht aufgehört hat, erst jetzt Geist wieder recht zu Raben (Judä V. 19) und geistlich oder Geist zu sein eginnt Wir empfangen 2) von Christi Seele, denn wir empfangen von Christi Blute, das Blut »aber ist die Seele, d. i. Seele und Blut sind in einander (3. Mos.17, 11 ff.); es ist das Blut, in und mit welchem er seine Seele für uns Vergossen hat (Jes. 53, 12), nicht aber das auf die Erde geflossene des Sterbenden, sondern das in Einerleiheit mit diesem ihm, dem Er- höheten verbliebene, das Blut, welches den Zorn ge« löfcht hat und nun ganz und gar von göttlicher Liebe in ihrer ganzen vollen Herrlichkeit durchdrungen ist. Dieses gottmenschliche Blut des Versöhners wird die Tinctur unsrer Seele, deren Herrlichkeit— zur Turba glnordnung und Verwirrung) geworden ist (,,die sieben aiten der Seele sind verstimmt; der sie verstimmt hat, ist der ihr innerlich gewordene Weltgeist und durch diesen der Finstergeist —wenn der Lichtgeist die sieben« Saiten nicht wieder zurechtbringt, wird ihr Gepolter und Gekrächz weder in dieser noch in jener Welt auf· 54 Evangelium Johannis s, 9—13. hören«), und obgleich es diese Turba innerhalb des Diesseits noch nicht aushebt, so hebt er doch ihre Ver- dammlichkeih also ihre Fluchkrast auf und besänftigt durch die Macht der Liebe und des Friedens, die es in sich trägt, den zornigen wilden Streit der Kräfte, so daß die Seele kraft dieses Bluts und des im Geiste Christi wieder Gottes gewordenen Geistes ihre gottes- bildliche Herrlichkeih wenn nicht schon in Mittagshelle doch wie in Morgendämmer und Morgenroth zurück- gewinnt. Vei der wesentlichen Beziehung, in welcher die Seele zum Leibe steht, kommt dies auch dem Leibe zu gute; wir empfangen aber auch Z) von Christi Fle1sche, welches, weil durch himmlische Zeugung in Maria entstanden und von dem lebendcgmachenden Geiste durchdrungen«(Kap. G, 63), Zeistartig und zu geistlichem Nutzen mittheilbar ist. ieses Fleisch, von ihm selbst himmlisches Lebensbrod und unsterblich machendes Manna genannt, geht in uns ein, ohne sich mit unserm durchsündeten, materialischen, thieri- fchen Fleische zu vermischen, es wird aber in Betresf dieses unsers adamitischen Fleifches für uns zu einer Kraft des Gnadentrostes und der· Ueberwindung, zu eisier Biirgs aft des Lebens mitten im Tode, zu einer Tinktur der nsterblichkeih welche trotz des Verwesens das Wesen unseres «Fleisches festhält, um einst in der Auferstehung auch dessen Erscheinung sich zu verähnlichew (Del1tzsch.) Wie in der Menschheit zwei Häupter da- stehen: Adam, von welchem Sünde und Tod aus- geht über alle, und Christus, der zweite Adam, von welchem Gerechtigkeit und Leben allen, welche nur glauben wollen zufließt, so steht in der Welt nicht blos Ein wirksames Princip, sondern zwei zerzgende Kräfte treten hervor — Fleisch und Geist. ( ebe.) Das Neutrum: »was geboren is «, ist in beiden Satzgliedern statt des Maseulink »wer geboren is « gesetzt, um die Natur des Erzeugten, abgesehen von der einzelnen Person zu bezeichnen und so die Allge- meinheit des Gesetzes ausdrücklicher herauszustellen — Gleichwie die leibliche Geburt den Menschen nicht in das Ende, sondern an den Anfang des zeitlichen Lebens »und Werdens stellt, so wird-auch mit dem Namen ,,Wiedergeburt« nitht die höchste menschliche Vollen- dung bezeichnet, die im Reiche Gottes möglichi ist, sondern nur der Eingang und Anfang, von welchem aus der Weg zum Ziele der Vollendung offen steht. Die Wiedergeburt ist ein zarter Keim, der Blüthe und Frucht weissagt, ein Funke, der zur Flamme werden, ein Quell, der um Strome heranwachsen kann, ein neues göttliches eben, welches der allmäch- tige und allweise Gott den Gesetzen eines stetigen, von innen nach außen strebenden Wachsthums unter- worfen hat. Wahrlich, ein Ausdruch der seines Mei- sters werth ist, der aber auch Gott und Engel zur Wache um jede junge Wiedergeburt herbeirustx denn was kann der Satan an einem so zarten Anfang ver- derben, wenn Gottes Augen nicht offen stehen und der Engel flammende Schwerter dem Bösewicht nicht weh- ren! Gott sei allen wiedergeborenen Gotteskindern gnädig und erhalte ihnen ihr himmlisches Leben, um so mehr, als wir ja hören, daß unsre alte Geburt, unser eigener Fleiß und Eifer keine Gnade bei Gott findet, sondern schlechthin alles an der Wiedergeburt gåidhdgm Wachsthum derselben zur Vollendung liegt! o e. Damit soll sich Nicodemus beruhigen, daß die Geisteswirkung eine erfahrungsmäßige Thatsache ist, welche er ebenfalls an sich erfahren kann und soll. (Luthardt.) Durch den Ausdruck: ,,ihr müsset von Neuem geboren werden« nimmt Jesus sich selbst von der Nothwendigkeit der neuen Geburt aus, die er für alle Andern behauptet; er hat wohl geistlich wachs en können (Luk.2, 40 u. 52), aber der Wiedergeburt be- durfte er nicht. Die Gabe des heil. Geistes bei seiner Taufe war keine Wiedergeburt, sondern die Krönung seiner durchaus vom heil. Geist regierten und geord- neten vorangehenden Entwickelung. (Godet.) s) Gleichwie du den Wind mit deiner Vernunft nicht fassen kannst, wer er sei, und ob du schon sein Sausen auswendig hörst, dennoch kannst du weder seinen Anfang noch sein Ende wissen nnd merken, wie fern er von dir angefangen hat oder wie weit er hin- ter dir aufhört, also wirst du viel weniger mit deiner Vernunft begreifen, wie die Wiedergeburt zugehe- (Luther.) Jm Griechischen springt der Vergleichungs- punkt zwischen Geist und Wind dadurch sofort ins Auge, daß ein und dasselbe Wort: pneuma, sowohl Geist als Wind bedeutet. (Besser.) Wenn Eine Macht unberechenbar und unmeßbar ist in der Welt, so ist es der GeistGottes, der Geist der schöpserischen Allmachh der freien Gnade, der unerforschlichen Weis- heit. Lassen sich ja schon in weltlichen Dingen die Wege des Geistes nicht berechnenx plötzlich wie ein Blitz kommt dem Erfinder irgend ein schöpferischer Gedanke, unbestellt kommt über den Dichter die Stunde der Begeisterung, unversehens fährt in eine ganze Zeit ein Sturm der Bewegung. Aehnlich ist’s mit dem heil. Geist: man kann ihn nicht bestellen auf Tag und Stunde, man kann ihn nicht einschließen an einen bestimmten Ort, man kann ihm nicht entfliehen auf irgend einem«Wege; er kann zögern und auf sich warten lassen, wenn wir sein am sehnlichsten harren; er kann ausbleiben, wo man meint, es sei alles für ihn bereit, z. B. beim prunkvollsten Gottesdienst und der studirtesten Predigt, und wiederum kann er einen Menschen fassen, wo er. sich’s am wenigsten versieht. (Gerok.) Das Walten des Geistes der Wiedergeburt ist l) ein freies, der Gewalt menschlicher Willkür, menschlichen Eigenwirkens entzogenes; 2) ein geheim- nißvolles, jenseit menschlichen Bewußtseins gelege- nes, nur an seinen Wirkungen erkennbares Der Wiedergeborene erkennt sich, wenn er seinen gegen- wärtigen Zustand mit dem alten und dessen noch un- getilgten Reste vergleicht, als einen neuen Menschen mit umgewandter Grundrichtung aller seiner Kräfte,- durch Besprengung mit dem Blute Christi entledigt des bisher bösen Gewissens oder, was wesentlich das- selbe, durch die rechtfertigende, heiligungskräftige Gnade aus einem Kinde des Zornes wieder zu einem Kinde des Gottes der Liebe geworden, und erneuert im Grunde seines Wesens nach Gottes Bilde, sowie es in Christo neue schöpferische Wirklichkeit in der Mensch- heit gewonnen hat; er ört die Stimme des Geistes gleich dem Sausen des indes, indem er das Zeug- niß des Geistes von seiner Kindschafh die in seine Gebete sich mischenden unaussprechlichen Seufzer, den Abba-Ruf, die in Unterweisung, Mahnung und Rüge sich mannigfach ertveisende Zucht des heil. Geistes an Lich erfährt; er ist ein für alle Mal erleuchtet, schmeckt ie himmlische Gabe der Sündenvergebung, in welcher aller Reichthum der Gnade beschlossen ist, weiß sich im wesentlichen Besitz des heil. Geistes, schmeckt das liebe trostreiche Wort Gottes und die schon in das Dies- seits hineinreichenden Kräfte der zukünfti en Welt der Vollendung (Hebr. S, 4 f.). Aber das a es sind doch nur die Folgen dessen, was an ihm geschehen, die Gottesthat selbst ist«und bleibt für ihn in einer unter- halb seines Bewußtseins gelegenen unerreichbaren Tiefe, und wie die natürliche Geburt, welche sein na- türliches bewußtes Leben zur Basis hat, so bleibt die geistliche Geburt, die Basis seines geistlichen bewußten Jesu Klage über Mangel an Glauben bei den Schristgelehrten. 55 Lebens, für ihn in Dunkel gehüllt; er ist sich des Gewirkten bewußt, aber als der Folge eines in der Region seines Unbewußtseins geschehenen Geisteswerkes. (Delitzsch.) Der Wind bezeugt im Sausen seine Ge- genwart: der Geist der Wiedergeburt hat auch eine Stimme, er Verkündigt der Welt» sein Werk, entweder so, daß er in dem Lande rumort, oder so, daß dem Wiedergebornen der Mund geöffnet wird und er mit neuen Zungen die Gnade preist, nicht zu gedenken, daß ihm die Kraft gegeben wird, in Thaten zu be- weisen, daß ein neuer Geist über ihn gekommen; frage aber den Wiedergebornem woher dieses Neue gekommen, was es mit ihm noch werden will, er weiß das eine so wenig wie das andere. Die Wiedergeburt ist nicht der Anfang, der unmittelbar gesetzte Anfang eines neuen Lebens, sondern nur der Abschluß eines Processes, dessen erste Anfänge uns nicht bewußt sind; und so liegt auch das Ende im Verborgenen —- wer kann sagen, wie mächtig sich die Ströme des leben- digen Geistes über die einzelne Seele ausgießen wer- den, welche Ströme lebendigen Wassers von diesem, welche von jenem ausgehen? (Nebe.) Mag dem Winde niemand wehren, daß er nicht dahin fahre, wohin er will, wieviel weniger wird der heil. Geist sich hindern lassen durch die natürlichen Schranken irgend einer irdischen Gewalt! (Ehrysostomus.) 9. Nicodemus sjetzt in Beziehung auf das »aus Wasser und Geis « seine Bedenken erhebend, wie er vorhin V. 4 es in Beziehung auf das »von Neuem« gethan hatte] antwortete nnd sprach zu ihm: Wie mag solches zugehen [daß Einer aus Wasser und Geist ein ganz neuer Mensch werde? Jst ja doch Jsrael nicht ein Volk wie die ohne Gott dahin lebenden Heiden, daß es erst zu Gott sich noch bekehren müßte, sondern steht schon im Bunde mit ihm; und ist es doch auch nicht ohne den Geist Gottes, sondern hat durch Mosen des HErrn Gesetz em- pfangen: wie kannst du da von ihm eine völlige Neugeburt verlangen? worin soll die denn eigent- lich bestehen]? 10. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du ein Meister in Jsrael seiner von denen, die es auf sich genommen haben, Gottes Volk in Gottes Wort zu unterweisen, und also dafür sich ausgeben, der Schrift Meister zu sein], und weissest das nicht [wie die Schrift aus allen ihren Blättern gerade von Js- rael zu allererst und vor allen andern Völkern Buße und Umkehr zu Gott und Glauben an Den, den er senden werde, fordert]? 11. iUnd wenn denn ihr Meister in Jsrael Matth. 23, 2 es allzumal wirklich nicht wisset, weil ihr von euch selber blind seid, warum lasset ihr es euch von uns nicht sagen, die wir es euch vorhalten, von Johannes, dem Täufer, und mir, der ich ihm ans dem Fuße nachfolge?] Wahr- lich, wahrlich, ich sage dir, wir [beide, wenn wir wie mit Einer Stimme die Mahnung und Botschaft vor euren Ohren erschallen lassen: ,,thut Buße, das Himmelreich ist nahe herbei- kommen« Matth. Z, Z; 4, 171 reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben [wie unsre ganze Erscheinung und unser ganzes Auftreten euch dessen den Beweis liefert], und ihr lMeister und Obersten gerade, die ihrdem Volke mit einem richtigen Verständniß des Willens Gottes und guten Exempel des Glaubens solltet vorangehen] nehmet unser Zeugnis; nicht an sdenn wie ihr von Johannes euch nicht habt tau- fen Matth. 21, 32 und nicht zu Dem hinweisen lassen, der nach ihm kommen werde, daß ihr weiter gefragt hättet, wer derselbige sei Kap. 1, 26 f., so bleibet auch das , was ich jüngst mit dem Tempel habe vorgenommen 2, 15 f., bei euch ohne alle Frucht, so daß ich aus deine Frage V. 9 antworten muß: auf dem Wege, den ihr eingeschlagen habt, wird es nimmer mit euch zu einer Wiedergeburt und zum Sehen des Reiches Gottes kommen]. 12. Glanbei ihr nicht, wenn ich sindem ich das offensichtlich zu einem Kaufhaus herab- gewürdigte Haus meines Vaters inshandgreif- licher Weise gereinigt habe] euch von irdischer: Dingenisage sdaß ihr Verstündet, wie noth euch gründliche Buße und ernste Umkehr thut], wie würdet lbesserx werdet] ihr glauben, wenn ich euch von himmlischen Dingen sagen würde sgesagt haben werde, nämlich von dem Geiste, den diejenigen empfahen sollen, die an mich glauben, wie ich in der That euch da- von noch zeugen werde Kap. 7, 38 f.]. 13. Und [nun meint nur nicht, daß ihr auch ohne mich, schon mit Hilfe des Mose, auf den ihr euch verlasset Kap. 5, 45., die Verheißung Gottes, wie sie in Joel Z, 1 ff.; Jes. 44, 3 geschrieben steht, erwerben werdet! Denn wenn ihr auch in Beziehung auf Mofe um deswillen, was von ihm in 2. M. 24 , 18 erzählt wird, euch des Ausdrucks bedient, er sei zum Himmel aufgestiegen, so gilt doch für die Sache, um die es hier sich handelt, der Satz:J niemand fahret gen Himmel sdaß er von da den Geist herab- sende auf Gottes Volk], denn der [zuvor] vom Himmel herniederkommen ist sund also im Himmel feine Heimath und daselbst als Sohn des Vaters das Versügungsrecht hat über allen geistlichen Segen in himmlischen Gütern], näm- lich des Menschen Sohn, der im Himmel ist [auch in seinem irdischen Dasein durch den nnunterbrochenen Verkehr mit dem Vater Kap. 1, 51; 5, 20; 16, 32 ein himmlisches Leben lebt IS, 7. 28., während Mofe nur wünschen konnte: ,,wollte Gott, daß alle das Volk weissa- gete und der HErr seinen Geist über sie gäbe!« 4. M. II, 29]. 56 Evangelium Johannis 3, 14—16. d Den Aitisldruä äMeisåerßitåiyeJsgael« haFen Nltanghe avon ver e en wo en, "eo emus ama s ohne-heim im Hohenrathe gefweseii sei oder der Weis Trug« Leg-Eises;- Fsggke Zsgkssssz Sirt-s: Ass- e . m. · e i a er ungewiß ob die Einrichtungwines solchen chacham damals schon bestanden hat, man geht also sicherer, wenn man den bestimmten Artikel, den das«Wort hat, da es genauer heißt: »der Lehrer Jsraels , so auf- faßt, daß Nieodemus damit als der dem HErrn ge- sisäilåexsiäkeåijäisiökkikss Tskfåikitkiseskk d23’"FI’iZ«-’2Lif?r« e ii ir , i nn auch Jesu Rede sich weni er an seine Person als an Bei-nein Stazitvllrichtetgjindl åsseisit Genossen in ihmS ihre eeoneraen.,,eni · s,w ·1. . 52758 Davitd taufd die åkrlggedlSaeiiks etrgneßlnSzosljn äijst u an wor e : er o n eines ne tes ai ie ganze Sippschaft Jsai’s wird für Saul durch; David repräsentirt); wenn in Hagg. 1, 13 der Prophet der llkåigiill dses PErcichn lgenatnnt wirdzHwenn Jesus in Kap. ag : i in er ute irte -— in meiner Fersånt stfflltd der Begrisgf deingsEgiitjejn HzrktenddarÆ n e re e en nun, was er rr em ico emus ktlsltiliepräsenxarsictlzsn desbisizaelitgisrheki Lehrstandesf sggh e , wie un eint, ei en us egern zumeit as Fehl? Verstägidniß; sosnamentlich wissen sie nichts e tes mit em Gegena der ird’ uid ’m - lischen Dinge. in· V. 12 Enzufangesipelitiei dlemhcgtictn ei FEKTZLJFETTZJJUFHZEIT-Es? Si» TUUZF PFFELT »wir reden« streiten sie unter einandeå wer darunter emeindt sei, »3hiwohl, wem; die ebebn erwähikte Auffas- ung ie ri ge wäre ann ü er aut e"n ,,w" « mehßii Steig) hätte, dsosiidgrn esßdann heißgxn mu e:,i ree a i wei «2e.- ir aen a- rum bei« der Etklärung unsern eigenen Weg gehen Tkifspssakäeesåk ZEFTFTLEWILTHZZTHDFTFJ AkTsfÜHN , er mm- Pichen Auffassungen uns im Einzelnen nicht einlassen; WkgissikisieäFETZFHZZZAist«« III? d? skirklsptwl . ie erge r eu e on der der HErr hier zu Nicodemus redet, es schön an sich etwas Mißliches hat, diese zu den irdischen Dingen zu· zahlen und nun den Gegensatz der ,,himmlisc·hen Yinge da u ausfindig zu machen, außerdem giebt - 1 c , 1 skHkpkkxtekekizexzeikfiksigeke ZTLeZZTHZZUH2TFF2 Zum-III Sinne, hat, ssondern vicgmehr etwas, was er dessen tan esgeno en unter ie Augen gestellt, sie aber hatten es unbußfertig und ungläubig von sich abge- e Mdiiisd käkekkmåsäe’k"äedß’kkså’ dkåsäsipeåäsmfiäiiii gahrheit sein, wie sehr sie der uße uisd Besserun i- d « · - 9 Mitte KPZFZILULLUVWFP DFKFIIEELEETZEELEH · — . r e Zkicodiklmik ihn V. 2 enttszprieht Nieodemus hatte Je- um as e rer begrüt o sagt er· d v de: Zuverlässigkeit und Gewißheit seiuerchsZhreetin,,kkfiY reden, das wir wissen, und zeugen, das wir gesehen haben«, indem er den Johannes mit einschließt, der ja auch in des Nieodemus Sinne ein ,,Lehrer von Gåttqkominemsgu heißeizz veårdienäe hgetgeniiber Zlen , eis ern in rae «· ico emu a e « t Glaubensbekenntniß ’abgelegt, Jesus aberklnlieeklagtt ils-est Motststlgebhan Zvahtrems Glåiubenßbeichseinen an e gen en:,,1 rne me uner eu ni ni a «, indem er sich ·an diejenigen wendet, ingderen Nanifen II«Füäsääåiemåhkkkmgii:3«Tmk;-."«E,’L««k Zksxkspäiåhexikiik ? Lehrer ,,v o n Gott kommen« bezeichnet, dieser nun zeigt ihm, in welchem «anz besonderen und eigenthümlichen i Sinne dies zu fa sen sei, wenn es ni t als oberflåch- liche Redensart genommen werden oll —- es steht nämlich derjenige Lehrer vor ihm, der wirklich vom Himmel herniedergekommem ja gewissermaßen noch immer im Himmel ist, und auch wieder gen Himmel fahren wird. 14. Und swillst du nun wissen, woher das Wasser der Taufe seine Kraft nimmt, zur Ab- waschung der in der Buße erkannten und bereu- ten Sünde zu dienen, so hat die Schrift dies längst schon vorbedeutetz denn] wie Moses in der Wüste [dort, an der Grenze des Edomiter- Landes, nach der dir bekannten Geschichte 4. M. 21, 4 ff. für die von Feuerschlangen Gebissenen] eine [eherne] Schlange sdurch Aufhängen an einem Pfahl] erhöhet hat sdaniit alle, die im Glauben an das Wort göttlicher Verheißung zu diesem Zeichen emporschauten, heil würden Weish. 1 S, 6], also muß [nach göttlichem Rathschluß Matth. is, 21; 24, S; Luk. 24, 161 des Menfchen Sohn [durch Aufhängen an ein Holz, was frei- lich nur dadurch möglich ist, daß der Finsternis; künftig, wenn die Stunde dafür wird gekommen sein, Macht über ihn gegeben wird Luk. 22, 53] erhöhet werden [Kap. 8, 28; 12, 32 f.], 1«5. Auf daß alle, die an ihn glauben sgläubig zu seinem Kreuze emporblicken] , nicht sim Tode, den sie mit ihrer Sünde verwirkt habe« Rötm S, 231 verloren werden, sondern sindem sie Vergebung der Sünde empfahen und zugleich »die Gabe des heil. Geistes zur Erneue- rung« ihres inwendigen Menschen erlangen] das ewige Leben haben [Mark. is, is; Apostg 2, 38 — damit habe ich dir denn deine Frage in V. 9, nachdem ich dir-»in V. 10 »— 13 gesagt, was bei euch Obersten der Wiedergeburt und» dem Sehen des Reiches Gottes entgegen steht, auch in positiver Weise beantwortet, daß du weißt, was du zu thun hast, wenn du nicht mit -den Andern willst verloren gehen, sondern viel- mehr selig werden Apostg 2, 40; Cor. 5, 17 ff]. Da zeiget er nun, wie und wodurch wir auch hin- auf gen Himmel kommen mögen, das ist, was er fiir uns« gethan, und wie wir seiner Wohlthat theilhaftig werden; denn weil sonst kein Rath noch Hilfe war, Gottes ewigen Zorn über die Sünde zu versöhnen und von dem ewigen Tode zu erlösen, durch keine Creatur im Himmel und auf Erden, so hat müssen der einige Sohn Gottes an unsere Statt treten und siir unsere Sünde ein Opfer werden, dadurch Gottes Zorn versöhnet werde und Abtrag geschehe. Das Werk ist nun unser Heil und Trost, und die Kraft, so in der Taufe wirket, daß wir neugeborne Menschen werden und gen Himmel kommen mögen. (Luther.) Die Vergleichung mit der Aufrichtung der Schlange, die natürliche materielle Bedeutung des Worts ,,erhöhet werden«, sein Verhältniß zu dem entsprechenden ara- mäischen Ausdruck (E]ET)- tvelches von dem Hången der 16, 31; 2. Also hat Gott die Welt geliebt, daß er ihr seinen eingebornen Sohn gab. 57 Missethäter ebraucht wird (Esra G, 11), entscheiden dafür, daß Zesus von seinem leiblichen Hängen am Kreuze redet; der eingebildeten Herrlichkeit des Mes- sias, an welcher sich der jüdische Nationalstolz schon zum Voraus weidete, stellt er die Realität, die Erhö- hun an’s Kreuz als die von Gott geordnete Form der rhöhung des Messias entgegen, dieses schmachvolle Aufhängen soll aber sreilich zu einer desto herrlicheren Erhöhung der Macht und Ehren führen, als diejenige, von der auch Nikodemus träumt. Ohne Zweifel war es.eine Wirkung dieser Weissagung, daß die Stunde, da er nun Jesum am Kreuze hängen sah, statt für ihn die Stunde des Abfalls und der Verzweiflung zu werden, der entscheidende Augenblick war, wo fein lange zurückgehaltener Glaube frei hervortrat, Kap. 19, 39. (Godet.) Der HErr benutzt diesen Abend, um dem Nikodemus Dinge zu sagen, woran dieser sein Lebenlang zu lernen hatte; wir wollen daher auch nicht so ängstlich sein, ob die Menschen gleich alles fassen können, wenn wir sie in den Geheimnissen des Himmel- reichs zu unterrichten haben. Vorhin war es seine Per- son, die Jesus mit den Worten beschrieb: ,,niemand fährt gen Himmel, denn der vom Himmel hernieder- kommen ist, nämlich des Oslienschen Sohn, der im Him- mel ist«; er ist also kein bloßer Lehrer, von Gott kommen, den man neben andere Propheten stellen könnte oder blos in dem Sinne über die andern setzen, daß er der ausgezeichnetste derselben wäre, sondern er ist von Oben her als der Sohn Gottes. Hier aber ist es sein Werk, davon der HErr redet, wenn er spricht: ,,wie Moses in der Wüste eine Schlange er- höhet hat, also muß des Menschen Sohn erhöhet wer- den, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben«; hier sollte Nikodemus lernen, wie es mit der neuen Geburt zu- geht. Man fühlt den schmerzhaften Biß der Sünde, man geht gläubig zu Christi Kreuz, man lebt aus Gottes Gnaden und empfängt das geistliche, göttliche Leben, welches uns zu neuen Menschen macht. (Mün- kel.) Es kann einer, der getauft ist und im Glauben steht, der Vollendung ermangeln, und wird es auch, o lange er hier walletz es können ihm viele Dinge, die in und an ihm sind, iuißfallem und mit Recht; er kann viel zu gestehen, zu beweinen, zu kämpfen, zu erringen haben; aber todt ist er nicht mehr, er ist wiedergeboren, er lebt und ist auf dem Wege zur Vollendung, denn er glaubt und ist getauft. Das lasse man sich von Keinem nehmen, der die Schrift verkehrt, der Wiedergeburt und Heiligung verwechselt und vermengt. Das Auge des Bußfertigen und Wei- nenden ruht auf dem Gekreuzigten, wie das Auge des von Schlangen gebissenen Jsraeliteii auf der ehernen Schlange; von dem Gekreuzigten weiche kein Auge, dorthin flü te sich die gescheuchte Seele, dorther kommt Ruhe und tärkez dorthin flüchte sich, was nicht ster- ben will, dort fließt Leben — wer will, kann es er- fahren! (Löhe.) Das Gift der Begierden kann mir nicht me r schadeu, denn ich nehme täglich ein das kräftige egengist, Christum den Gekreuzigten (Gre- gor von Nyssa.) Evangelium am psingstinoiilageh Eine seltsame Perikope auf das Pfingstfestl Das ist der erste Eindruck, welchen man bei diesem Texte empfängt; ist doch vom heil. Geiste in ihr auch mit keiner Silbe die Rede. Und doch eine Perikope, sagen wir, welche nicht leicht trefflicher gewählt werden konnte; der heil. Geist, welcher an dem Tage der Pfingsten über die Apostel ausgegossen wurde, brachte durch die Predigt mit neuen Zungen, welche er erweckte, eine Scheidung hervor, hielt ein Gericht über die Pfingst- gäste, über die Männer aus allerlei Volk, welche durch das Brausen des gewaltigen Windes herbeigeweht worden waren von allen Ecken und Enden. Die einen sprachen: »was will das werden?« und was es wer- den will, lehrt uns bald die andere Frage: ,,ihr Män- ner, liebe Brüder, was sollen wir thun?« Die andern hatten’s ihren Spott und sprachent »fie sind voll süßen Weines!« Wo heil. Geist ist, da ist auch eine Krisis, eine Scheidung, ein Gericht. Das Evangelium des ersten Feiertages hat gezeigt, was der heil. Geist für die Gläubigen für eine gute Gabe ist; unsere Perikope zeigt uns des heil. Geistes Werk im Ver- hältniß zu der Welt — er scheidet die Welt, er drängt zur Entscheidung. (Nebe.) Was in der gestrigen Epistel mehr äußerlich erscheint, das sehen wir in dem heuti- gen Evangelium innerlich vorgehen; wie sich’s dort vor den Augen sammelt und sche1det, so scheidet und sammelt sich’s hier innerlich; dort sehen wir, wie sich äußerlich die Kirche bildet, hier wie sie innerlich ent- steht. (Löhe.) Dies ist der besten und herrlichsten Evangelien eins, das wohl werth wäre, mit güldenen Buchstaben, nicht auf Papier, sondern in’s Herz zu schreiben, und billig sollte eines jeden Christen tägliche Lection und Betrachtnng sein, in seinem Gebet ihm selbst sürzusprechem seinen Glauben u stärken und sein Herz damit zu erwecken zur Anrusungz denn es sind Worte, die da können aus Traurigen fröhlich, aus einen: Todten« lebendig machen, so nur das Herze festiglich daran gläubt. (Luther.) Der Pfing ttag ein Gerichtstag Gottes: l) er stellt dir ottes Gnade vor dein Angesicht, 2) und fragt dich: willst du leben oder nicht? Llhlfeldh Gott hat seinen Sohn gegeben, da wir daran merken sollen l) die Größe seiner Liebe, 2) den Ernst unsrer Entscheidung. (Münkel.) Welches ist schwerer, an Christum glauben oder gute Werke thun? Ein jeder denkt, sagt Luther, an Jesum Christum zu glauben sei eine gar leichte Sache, aber Gottes Wort halten und nach Gottes Geboten unsträflich einhergehn, sei schwer; aber hierin steckt ein großer Jrrt um, der Glaube ist keines- wegs eine so leichte Sache, ondern das Allerwichtigste und Schwerste, und wenn der da ist, so ist das Uebrige leicht. So wollen wir denn zusehen: l) wie schwer es mit dem Glauben anfangs hergehe, L) wie leicht aber daraus die Heiligung des Lebens folge. (Rieger·) 16. Also [nämlich, um dir eine nähere Eiusicht sowohl in das Muß des Erhöhetwerdens des Menschensohnes an’s Kreuz, von dem ich so eben sprach, als auch in die Allgemeinheit des von ihm zu schaffenden Heils zu geben] hat Gott die Welt ldes gesammten von ihm abgefalle- nen menschlichen Geschlechts Kap. l, 9 Anm.] geliebt, daß er sda die Zeit zur Ausführung seines Rathschlusses ersüllet war Gal. 4, 4] sei- nen eiugeborenen Sohn [den er bis da- hin in seinem Schooße von Ewigkeit her gehegt Kap. 1, 18., an sie heraus-J gab [nicht blos um in ihr ein Mensch 1, 14., sondern auch für sie das Sühnopser der Sünde 11, 51 f.; 1. Joh. 2, 2 zu werdend, auf daß alle, die an ihn glauben, nicht [wie es sonst der Fall sein würde, wenn er das nicht gethan hätte] ver- loren werden, sondern sseinem Gnaden- 58 Evangelium Johannis Z, 17. 18. willen gemäß Hes. 18, 23; 33, 11] das ewige Leben haben. Nach dem Vorgange des Erasmus haben mehrere neuere Ausleger angenommen, daß das Gespräch Christi mit Nicodemus mit V. 15 aufhöre und daß von da an Johannes auf ei ene Hand die Rede fort- führe; dafür aber spricht ein irgend probehaltiger Grund, und wenn sich die Beziehung auf Nicodemus hier ganz verliert, so liegt das darin, daß Nieodemus, dem gerade in diesem letzten Theil auf’s Ernstlichste an’s Herz gegriffen wird, nicht wieder zu Worte kommt. (Hengstenberg.) Die Sorge, an Gott Theil zu haben, war dem Nikodemus an sein Herz gekommen; darum wird er nun hier stille und verliert sich ganz, so daß man nicht weiß, wo er bleibt. Er war durch die vorige Materie ganz niedergelegt, sein Herz war ganz durchackert; darum hörte er fleißig und gelassen zu und erkannte, wie nothwendig ihm dieser eingeborene Sohn wäre, und da er hierbei am meisten hätte kön- nen Einwürfe machen, wenn er seiner verderbten Ver- nunst hätte fol en wollen, so war doch jetzt gar keine Widerrede in seinem Munde, weil er die Wahrheit und Nothwendigkeit der Sache erkannte. (Berl. Bib.) Es ist Ein Erguß des Jesusherzens, welchen wir von V. 11 -- 21 vor uns haben, und aus des HErrn eigenem Munde hat Jo annes den herrlichen Namen »ein eborner Sohn« ge ernt; auf das geheimnißvolle Mu der Kreuzeserhöhung des Menschensohnes nun wirft hier die Liebe Gottes ihr helles, erhellendes Licht, als wollte Jesus, wie Ehrysostomus erklärt, sagen: ,,Laß dich’s nicht wundern, daß ich erhöhet werden muß, damit ihr errettet werdet; das ist des Vaters Liebesrath, welcher also euch geliebet hat, daß er seinen Sohn gab-« Vom Geiste, der die Wieder- geburt wirkt, zum Sohne, der versöhnend sie erwirbt, und von beiden zum Vater, dessen Gabe das vom Geiste zugeeignete und vom Sohne vermittelte Leben ist, steigt die Rede des HErrn auf; es hängt alles auf’s Jnnigste zusammen. (Besser.) Christus hatte als solche, ie da elig werden sollen, alle ohne Aus- nahme bezeichnet, ie an ihn glauben (V. 14 f.); das konnte ebenfalls den Nicodemus wundern, denn da sollten ja auch die Heiden durch den Messias selig werden, was so gar nicht mit dem Gedanken der Juden, besonders der Pharisäer, sich reimen wollte. Darum wird ihm nun gesagt, daß Gottes Absehen allerdings auf die ganze Welt gerichtet sei und daß die Heiden ebensowo l ein Gegenstand feiner Liebe sind wie die Juden, ie Juden aber ebensowohl von sich selbt verloren sein müßten wie die Heiden. (Heub- ner.) as unser Spruch besagt, das sind wohl kurze, einfältige Worte; aber es sind eitel Centnerworte und eitel Werkstücke, und ist da zu merken l) die Person des Gebers, L) die Ursach des Gebers, oder was ihn dazu bewegt, Z) die Gabe an ihr selbst, 4) wie und welcherlei Weise der Sohn ge eben wird, B) der Nehmer, dem solches Geben gescsiehh 6) die Frucht und Nutzen des Geschenks, 7) die Hand, damit man solchen Schatz und Geschenk faßt. (Lut.er.) Die Welt, die natürliche Menschheit, deren grö ten Theil Gott im alten Testament außerhalb seiner theo- kratischen Regierung gelassen hatte, welche die Phari- säer fast ohne Ausnahme dem Zorn und dem Gericht preisgegeben, stellt Jesus dem Nicodemus als Gegen- stand der unendlichsten Liebe Gottes vor Augen; die Wirkung dieser Liebe ist die Sendun und Hingabe des Erlösers Die hier gebranchte ezeichnung ist nicht mehr wie in V. 13 f. des Menschen Sohn, son- dern: »der eingeborne Sohn«; hier ist es nicht mehr darum zu thun, die Gleichartigkeit dieser Person mit dem menschlichen Geschlecht in’s Licht zu stellen, son- dern die Unermeßlichkeit der göttlichen Liebe gegen die Welt recht erglänzen zu lassen, dazu aber ist ein Name erforderlich, welcher bezeichnet, was der Weltheiland für das Herz Gottes selbst ist. Das Wort geben enthält unftreitig, besonders in diesem Zusammenhan , mehr als die Jdee der Sendung: es driickt die vo - ständige Hingebung aus, das bis auf die äußerste Grenze, bis zur Aufopferung, wenn es nöthig ist, getriebene Geben. Etwas besonders Feierliches liegt in der Wiederholung der Worte des 15. Verses an( Schluß des ganzen Satzesr die Allgemeinheit des Heils, dieLeichtigkeit des Heilsmittels, die Größe des abgewendeten Uebels und die unendliche Vortrefflich- keit und Dauer des geschenkten Guts (alle —- die da glauben — nicht verloren werden — sondern das ewige Leben haben), alle diese für Nicodemus voll- ständig neuen Jdeen dränFn sich in dieser Periode zusammen, in welcher die eschreibung des messiani- schen Heils ihren großartigen Abschluß findet. (Godet.) Vor Gottes Augen standen beide, die Welt und der eingeborne Sohn —- die Welt voller Sünde und Schande, werth des Fluches und der Verdammniß der eingeborne Sohn als das wefentliche Ebenbild des Vaters, der Abglanz seiner Herrlichkeih der ewige Genosse seiner Seligkeit in der Liebe. Da —- noch vor Grundlegung der Welt (Ephes. 1, 4), denn ohne die Bereitfchaft er Erlösung hätte Gott abgestanden von der Schöpfung — ward es beschlos en in Gottes unendlichem, freiem Erbarmen, der elt zu ver- schonen und dagegen seines eingebornen Sohnes nicht u verschonen (Röm. s, 32), den eingebornen Sohn ahinzugeben zur Versöhnung unddie verlorne Welt als er öste an fein Herz u ziehen. Entweder die Welt mußte ewig verloren ein, oder der ewige So n mußte in der Welt Verlornen Zustand sich ver-- sen en, damit er durch das endliche Leiden ihrer Ver- dammniß, welches um der Unendlichkeit seiner Person willen unendlichen Wert? hat, die Ursach ihrer ewigen Seligkeit werde; in die em Entweder-Oder entschied sich die erbarmende Liebe Gottes zum Heile der ver- lornen Welt (Hebr. L, 9) und ertrug es, daß der ein- geborne Sohn wie ein verlorner in Tod nnd Hölle hinabstieZ damit die Welt nicht ewig verloren werde, sondern as ewige Leben habe. Einst las der Missio- nar Nott unsern Spruch etlichen erweckten Tahitiern vor und legte ihn aus; da fragte einer der Zuhörem »Ist es denn wahrhaftig wahr, daß Gott dich nnd uns alle also geliebet hat, daß er seinen eingebornen Sohn für uns dahingab?« Als Nott die Wahrhaftigkeit feines Evangeliums bekräftigte, rief der Tahitier aus: ,,o, und von solcher Liebe kannst du ohne Thränen reden!« Gott helfe, daß dies Evangelium, an dessen Klang« unser Ohr von Kind auf gewöhnt ist, heute und alle age neues, anbetendes Staunen unserm Getnüthe entlocke, bis wir endlich ohne Stückwerk die Größe der unbegreiflichen Liebe erkennen werden, welche unsrer Seligkeit Grund ist! (Vesser.) 17. Denn sso muß ich noch ausdriicklich zur Widerlegung eurer jüdischen Vorstellung vom Messias, als habe derselbe, wenn er nun erschie- nen sein wird, vor allen Dingen das Gericht der Verdammniß an der Heidenwelt zu vollstrecken, um darnach das auserwählte Volk Israel ohne Weiteres zum Vollbesitzdes ihm verheißenen Heils zu führen] Gott hat seinen Sohn sder in mei- ner Person hier vor dir steht] mcht gesandt m Wer an den Sohn Gottes glaubt, der wird nicht gerichtet. 59 die Welt, daß er die Welt richte fund der wohlverdienten Verdammniß überantworte], son- dern daß die Welt durch ihn selig szur Selig- keit gerettet] werde [wie das in Jes. 52, 10 zu- vor verkündigt worden, und das laßt ihr Juden auch um euretwillen euch lieb sein; denn handelte es sich bei dieser Sendung wirklich um ein äußer- lich zu vollstreckendes Gericht, wie wolltet ihr dem- selbigen entgehen? Matth. 3, 9 f.]. 18. [Obwohl aber das Gericht nicht die Abs icht der Sendung des Sohnes Gottes ist, so ist es doch die Folge derselben, und obwohl es nicht äußerlich zum Vollzug kommt, so geht es doch innerlich und von selber vor sich als eine Scheidung zwischen denen, die von dem Gericht sich erretten lassen, dem sie von sich selber als dem Zorne Gottes verfallen V. 36 unterliegen müßten, und den Andern, die nicht sich erretten lassen, sondern Gottes Zorn immer mehr auf sich häufen Röm. 2, 5.] Wer [nämlich] an ihn [den Sohn Gottes] glaubt, der wird nicht gerichtet sdaß er noch die Verdammniß zu fürchten hätte, weil ja die Sünde, um deretwillen allein Einer verdammt werden soll, ihm vergeben und nun mit der ihm zugesprochenen Gerechtigkeit auch ewiges Leben, das gerade Gegentheil der Verdammniß, ihm geschenkt wird Kap. 5, 24]; wer aber nicht glaubet [weil er entweder ein armer Sünder nicht heißen oder aber ein frecher Sünder bleiben will, und darum Den, der ihm zum Versöhner für die Sünde und zum Erretter von derselben gegeben ist, verschmähet], der ist sthvn gerichtet strägt das Gericht bereits inuerlich in seinem Herzen, bis es künftig auch äußerlich zum Voll- zuge kommt]; denn er glaubet nicht an den Namen des eiugeborenen Sohnes Gottes saußer welchem es ja keine andere Errettung geben kann Apostg 4, 12; Hebr.10, 26 s. und in welchem er keinen Geringeren verschmähet hat als Den, der der Glanz -der Herrlichkeit Gottes, das Ebenbild seines Wesens ist und die sichtbare Erscheinung seiner Freundlichkeit und Leutseligkeit und seiner heilsamen Gnade Hebr. 1, Z; Tit. Z, 4; 2, 11]. Schon im 16. Verselag der Gegensatz gegen den jüdischen Partikularismus; hier tritt er noch bestimm- ter hervor. Nach der jüdischen Christologie sollte der Messias kommen zum Gericht über die Heiden; sinn- liche Deutungen alttestacnentlicher Stellen (wie Pf. 2, 9; Mal. 4, 1) hatten den partieularistischen, pharisäischen Geist auf diese Exegese geführt» und den Satz aufge- stellt: der Jnde wird nicht gercchtet, wohl aber wird der Nichtjude verdanimet (vgl. den Satz der kathol. Dogmatik: wer der katholischen Glaubenssphäre ange- hört, wird selig, wer aber ihr nicht angehört, wird verdammt). Christus dagegen macht das Seligwerden abhängig von einem individuellen, persönlichem leben- digen Glauben, ebenso das Unseligwerden von dem entschiedenen, beharrltchen Unglauben; wie die Erlö- sung den gläubigen Heiden nicht verwirft, so verschont das Gericht nicht den ungläubigen Juden, das Gericht macht keinen Unterschied zwischen Juden und Heiden, sondern nur zwischen Gläubigen und Ungläubigem (P. Lange.) Jeder Mensch bringt, indem er gläubig oder ungläubi wird, thatsächlich seinen sittlichen Zu- stand an den ag, noch besser als es durch die strengste gerichtliche Untersuchung geschehen könnte; dieses Ge- richt ist von demjenigen, welches die Juden sich vor- stellten, ebenso verschieden, als die in V. 14 f. be- chriebene Gründung des Reiches von derjenigen, die sie sich einbildeten (Godet.) Der Ungläubige ,,ist schon gerichtet« mit dem Moment des Unglaubens selbst, der ihn ausschließt von dem eini en Quell des Lebens und der Seligkeit und bewirkt, aß der Zorn Gottes über ihm bleibt (P. 36). Dadurch wird natür- lich nicht ausgeschlossen, daß in einer bestimmten Epoche auch eine äußere Offenbarung» des Gerichts ein- tritt. (Hengstenberg.)« Der Ungläubige verfällt dem Gericht, nicht weil er ein Sünder ist, sondern weil er ein Sünder bleiben und nicht durch den Glauben gerettet werden willx Gott hat an ihm gearbeitet, ihn zum Glauben zu bringen, weil er aber im Unglauben verharrt, nun so wird er verdammt. Das ist also die rechte Hauptfünde wenn der Mensch nicht glaubt. (Anton.) Da steht das Urtheil, so den Unterschied zwischen denen macht, die da selig und verdammt wer- den· es liegt nicht daran, wie würdig oder unwürdig du seiest, denn es ist schon beschlossen, daß sie alle Sünder und der Verdammniß würdig sind; sondern daran liegt’s, ob du an diesen Christum glaubest, oder nicht. Glaubst du, so ist dir schon geholfen und das Urtheil der Verdammniß von dir genommen; wer da glaubet, der darf des jüngsten Gerichts nicht siirchten, denn das Gericht ist aufgehoben, es geht ihn so wenig an, als es die Engel angeht. Wiederum aber ist auch ein schrecklich Urtheil über den Haufen derer gefällt, so dieser Predigt nicht glauben, sondern mit ihrer eigenen Heiligkeit und Verdienst sich unterstehen, vor Gott zu kommen und selig werden zu wollen; denn solchen ist alle Gnade verneint und schlechthin abge- Lprochem sie sind unter die Verdammniß beschlossem araus sie nicht kommen sollen, so lange sie nicht glauben, und soll sie nichts helfen, ob sie schon in großen, schweren, vielen Werken und trefflichem Schein der Heiligkeit dahergehen. (Luther.) Wie sollte der Gläubige von dem von Gott verordneten Richter ge- richtet werden, ist der Glaube doch nichts-anderes, als ein ihn Ausnehmen, und das Glaubensleben nichts anderes, als ein Sein in ihm? Der HErr, wenn er über den Gläubigen zu Gericht sitzen wollte, müßte dann sich selbst in demselben richten. »Wer aber nicht laubet, er hat schon die Hölle am Halse« sagt uther drastisch genug. Der zweite Satz ergiebt sich von selbst aus dem ersten; dennoch giebt es Je us dem in sich versunkenen Nieodemus nicht anheim, ob er diesen Gedanken aus jener Sentenz herausziegen will oder nicht, er thut es selbst, und das nicht o ne Absicht. Der Mensch zieht so gern die allernächsten Folgerungen aus einer unbestreitbaren Wahrheit nicht; er mag den scharsen Stachel sich nicht selbt in das Herz driicken, er wandelt an einem Abgrund und mag denselben nicht erkennen. Der HErr will aber retten; er deckt dem Obersten der Pharisäer die Hölle auf, die vor ihm gähnt; das Gericht über den Ungläubigen steht nicht in der Zukunft, ist nicht erst zu erwarten, da selbe hat sich in dem Momente, in welchem er dem Unglauben sich überantwortete, schon vollzogen; die Akten sind in dem Augenblick, wo der Unglaube ent- schieden erscheint, vollständig geschlossen, ein Instanzen- zug ist rein unmöglich, der ganze Handel ist spruchreis 60 Evangelium Johannis Z, 19——21. (Nebe.) Der Glaube an Christum hat den Werth der Gerechtigkeit im Gericht, weil er besteht in der Hin- gebung an die Gerechtigkeit, die sich im Gericht be- währte; der Unglaube gegen ihn ist dagegen das Urtheil des Menschen über sich selbst, daß er die himmlische Weltordnung auch in ihrem klarsten Aus- druck, im Leben Christi nicht erfa sen und annehmen wolle, der Mensch sprichtsich damit selbst das Bürger- recht in der himmlischen Welt ab und spricht sich einer gegenüber liegenden Weltordnun voll Verdammniß zu, der Unglaube hat daher den erth aller Schlech- tigkeiten, die er dem Anfang und der Kraft nach in sich enthält und unter Umständen auch aus sich erzeugt· (P. Lange) Der Unglaube an Christum verwirft den höchsten und am stärksten autorisirten Gesandten des ewigen Gottes, widerspricht ihm in’s Angesicht, ver- greift sich an Gottes Majestät und verschmäht seine größte Liebesgabe; er ist also das Zeichen eines bösen ottlosen Herzens. Heubner.) Vorher wunderte sich Ziicodemus daß der Mensch wiedergeboren werden müsse, und konnte sich nicht denken, wie das zugehen solle; verstehen wir ihn recht, so hat er sich nunmehr gewundert, wie irgend ein Mensch nicht wiedergeboren werden könne, und seine Seele hat gefragt, wie es zugehe, daß es dennoch solche giebt, die nicht glauben und darum schon gerichtet sind. Darauf giebt ihm denn der HErr im Folgenden Bescheid. (Besser.) 19. Das ist aber das san den Ungläubi- gen sich selber auswirkende] Gericht svon dem ich eben sprach V. 17 f., darin hat es sein Wesen und seinen Bestand], daß [in mir, dem nunmehr erschienenen Messias] das Licht sdas schon im Anfang der Schöpfung in einem bestimmten Ver- hältniß zu den Menschen stund und sie auch da noch zu erleuchten suchte, als sie der Finsterniß anheim gefallen Kap. J, 4 f., jetzt, um das höchste zu ihrer Errettung zu thun, persönlichj in die Welt kommen ist, und die Menschen [statt sich an seine Heilswirkung hinzugeben] liebten die Finsterniß [d. i. ihre Entfreindung von Gott, ihre salsche, von dem eigenen Herzen er- sonnene Weisheit und ihre dem Dienst der Welt und des Fleisches angepaßten Grundsätze] mehr, denn das Licht sund zogen vor diesem scheu und flüchtig, ja mit einer gleich anfangs schars ausgeprägten Abneigung sich zurück], denn ihre Werke waren böse* sund indem sie wohl fühl- ten, daß dieselben von dem Lichte enthüllt und verdammt würden und sie daher sie aufgeben müßten, wollten sie Gemeinschaft haben mit dem Licht, gaben sie lieber diese Gemeinschaft preis als jene ihre Werke]. 20. Wer Arges thut sinit bösen Dingen umgeht, von denen er nicht lassen mag, sei es nun, daß er in grober Weise sich der Sünde zum Knecht begiebt, oder daß er bei äußerer Gesetz- lichkeit dennoch ein unlauteres, eigennütziges und hosfärtiges Herz in sich trägt und dem, was dieses ihm eingiebt, zu folgen entschlossen ist], der hasset das Licht [welches in der Person, dem Wort und Werk des Sohnes Gottes ihm entgegentritt, daß er gleich beim ersten Zusammentreffen mit demselben eine Antipathie gegen ihn empfindet, sich von ihm abgestoßen fühlt], und· kommt nicht an das Licht [sondern meidet im Gegentheil jede nähere Berührung mit Dem, der das Licht der Welt ist Kap. 8, 12«; »9, 5], auf daß seine Werke ldie er treibt] nicht gestraft werden-«« [als das, was sie sind, erscheinen, und er um ihretwegen in seinem Gewissen Unruhe und vor Andern Scham empfinden müsse]. V) Die in V. 18 befolgte Ordnung wird jetzt um- gekehrt, indem die Ungläubigen vorangestellt werden (V. 19 f.) und die Gläubigen erst hinterher folgen (V. 21); offenbar liegt dem HErrn daran, mit einem an Nieodemus gerichteten Wort der Ermunterung den Schlusz zu machen. Er spricht nun hier schon das all- gemeine Ergebniß desjenigen Geri ts aus, das sich in Folge seines Kommens in die elt vollzieht; die Akten sind bereits geschlossen, der Ausgang kann mit Sicherheit geweissagt werden: »die Menschen liebten die Finsterniß mehr denn das Licht« Die Menschen, sagt Jesus, was sich unmittelbar auf die Masse des judi- schen Volks bezieht (V.1l), aber zugleich auf die anze gefallene Menschheit, als deren Vertreter das jii ische Volk dasteht. (Godet.) Es könnte befremdlich scheinen, daß Jesus von dem Verhalten der Menschen zu ihm als von einer vollendeten Thatsache redet, obgleich er noch im Anfang seiner Thätigkeit —steht; aber gleich der Anfang entschied über das Gesammtverhalten Jsraels und damit der Menschen gegen ihn. Sie machten vom Licht solche Erfahrung, die zur Liebe aus- sorderte durch das Zeugniß, das der Geist Gottes des Schöpfers im Gewissen ihrem Geiste gab; aber die Finsterniß, der sie von Natur angehörten,"erkoren sie nun bewußter und willentlicher Weise. (Luthardt.) Um der Finsterniß willen, in welche die Menschen durch die Sünde geriethen, sollen sie nicht gerichtet, nicht verdammt werden: Christus ist mächtig und ge- willt, sie der Finsternis; zu entreißen und seines Licht- Wesens sie theilhastig zu machen. Aber »das ist das Gericht,« dadiirch wird das zum Seligmachen erschienene Licht ein Ossenbaren des gerechten Gerichts Gottes, daß, nachdem es gekommen ist in die Welt, »die Menschen die Fsinsterniß mehr liebten, denn das Licht« Mehr liebten die Menschen die Finsterniß, denn das Licht: also ein wenig liebten sie das Licht auch; des Lichtes durchdringende Lieben-Würdigkeit, das ,,Also« der erbarmenden Liebe Gottes ließ sich an Keinem ganz unbezeugt, es ist kein Mensch, dem Jesus Christus nicht irgend einmal den Wunsch entlockt hätte: ,,ich möchte wohl durch diesen seli werden» O das wird die Seligkeit klar machen, da unter den Verlorenen niemand gefunden wird, wel er nicht Züge zum Licht des Lebens mitten in der insterniß seines Todes verspürt hätte; aber —— es ist jammervoll —- sie lieb- ten die Finsternis; mehr als das Licht! um den Preis, die Finsterniß hassen und lassen zu müssen, wollten sie lieber des Lichts verlustig sein! Zwei Wunder —- eins aus der Höhe, das andere aus satanischer Tiefe: also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen ein- gebornen Sohn gab; also hat die Welt die Finster- niß geliebt, daß sie den dahingegebenen ein ebornen Sohn Gottes verschmähetet Das ist die eschichte Jsraels und aller Verlorenen, wie sie der HErr als vollendet anschaut und darum in der Vergangenheit redet. Gan e Liebe zum Licht gebiert ganzen Haß der Finsternisk aber mehr Liebe ur Finsterniß als zum Licht gebiert endlich vollen Ha des Lichtes und macht dem Satan gleich. (Besser.) Der Grund der Wer Arges thut, der hasset das Licht, wer aber die Wahrheit thut, der kommt an’s Licht. 61 Verschmähung des Lichtes wird angegeben in den Worten: »denn ihre Werke waren böse« Jn gewissem Sinne sind aller Menschen Werke böse, so gewiß als das Dichten nnd Trachten des menschlichen Herzens böse ist von seiner Jugend an und als alle Menschen nach der Erklärung des Heilandes (Matth. 7, U) arg sind; indiesem Sinne können aber die Worte hier nicht gemeint sein, sie können sich hier nur auf die entsihiedene und hartnäckige Bosheit beziehen. Die Schrift lehrt gleich, nachdem sie über die Tiefe des Siindenfalls berichtet hat, in der das ganze menschliche Geschlecht verwickelt ist, daß trotz desselben noch immer ein Gegensatz, stattfindet zwischen Ungerechten und Ge- rechten, solchen, die sich der angebornen Sünde unbe- dingt hingeben, wie Kain und sein Geschlechh und sol- chen, welche im Anschluß an Gdtt und durch den Wandel mit ihm ihr widerstreben, wie Abel, Henoch, die Kinder Gottes in l. Mos. 6, 2 und Noah. Jn demselben Sinne, in dem die bösen Werke hier stehen, kommen sie auch in 1. Joh. 3, 12 vor, wo die bösen Werke Kains den gerechten Werken Abels entgegen- gesetzt.werden. Dieser Unterschied gab sich besonders zu erkennen aus dem Gebiet des Bandes-Volks, welches der Heiland hier zunächst im Auge hat; in der Heiden- welt trat er mehr zurück. (Hengstenb erg.) So lange das Herz in seinem Sündenverderben bleiben, es sich i1icht eingestehen und es nicht los werden will, kann es iiicht glauben; dem Glauben geht die Erkenntniß der Sünde und das ernste Verlangen, von ihr los zu werden, voran, Glaube und beharrlicher Vorsatz, in der Sünde zu bleiben, sind unvereinbar. So ist also ein böses, verdorbenes Herz Quelle des Unglaubens, Verwerfung des Chrifteiithunis ist ein unzweideutiges Merkmal von der Herzensverdorbenheiy man kann viel reden von Pflicht und Tugend, wenn man aber seine Pflicht gegen das Oberhaupt der Menschen, gegen den Heiland vergißt, so ist’s eitler Schein und Prah- lerei. (Heubner.) » M) Hier ist der christliche Begriff derer, die eigeiit- lich lichtscheu sind» zu finden. (Heubner.) Den Kindern der Finsternis; it’s ein Greuel, wenn das Liiht des Evaiigelii unter sie gebracht wird; sie fahren dann auf, wie die Eulen und Flederniiiuse auffahren, wenn man mit einer Fackel in ihre Schlupfwinkel l)ineinleuchtet, das Licht stört sie in ihrem finstern Treiben. (Gerok.) Es liegt im Nienschen eine Träg: heit nicht allein, sondern auch eine Scham, sich zu ändern; es will ein Jeder den Ruhm haben, sich nie geändert zu haben, denn dieser Elinhni scheint ein und derselbe zu sein mit deiii, keiner Aenderiing bediirft zu haben. Wer in bösen Lisetten herringewachsen ist, ist ein Kind der Nacht, das von de1i Strahlen des Lichts iiicht bestrahlt werden will, weil jeder Lichtstrahl die Schwärze der neichtlicljeii Finsternis; straft. Jn Christo ist keine Finsternis» sondern eitel Wahrheit, Gercchtig- keit und Friede; ihm naht kein Siinder, ohne in sich zu fiihleii, wie böse er ist, ohne erkennen zu inüssen, daß er ein Urtlzeil wider sich habe. Das schent, das bestrafende Gefühl iiiid Gewissen fürchtet der Sünder; es thut zu weh, es inacht zu unruhig, es stört zu sehr iiii Traum selbstgciiiigsaiiiey sicherer Ruhe, es wider- streitet zu mächtig jeder Hoffnung des Eigendünkelsx Da wäre es ja wahr, daß man nicht bloß unisonst, sondern auch sich zuni Schaden gelebt habe; man müßte nicht blos iieiie Wege einschlagetu sondern auch die alten selber tadeln und für sie Buße thun —- und das, wie könnte man das vertragen! Zu Schanden werden, in den Staub geworfen werden, ein armer Sünder sein, deni außer der Gnade keine Hoffnung bleibt, nein, nur das nicht! Da zieht man sich zurück, da entweicht man dem Licht, da ergiebt man sich mit Entschlossenheit dem vorigen Wesen, und nun wird man ärger denn zuvor; denn wenn das Wort umsonst ver- nommen ist, wenn sich die Seele verhärtet hat gegen das Gute, dann kommt das Böse als Strafe über den Menschen, und wenn er zuvor gefündigt hat, weil ihn seine Lust verführte, so ist es jetzt sein eigener Wille, des Bösen Knecht und Sklave zu sein; da wird er ein Gewaltiger in der Bosheit, und mit jedem Tage weicht die Sonne der Gnade weiter von ihm. (Löhe.) 21. Wer aber die Wahrheit thut [d. i. sucht und ehrt, nach ihr vor allen Dingen ver- langt und ihr willig nnd gern sich unterwirft Kp. 8, 47; 18, 37], der kommt [von Dem, der dazu geboren und in die Welt gekommen ist, daß er die Wahrheit zeugen soll, sich angezogen fuh- lend] an das Licht [um in dem Schein desselben seines Lebens und Strebens sich immer bewußter und des Wegs zu seinem Ziel immer gewisser zu werden, nnd kann es auch darauf ankommen lassen], daß feine Werke [die er aus Liebe zur Wahrheit unternimmt, vor Andern] offenbar werden; denn sie sind in Gott gethan [und braucht er daher vor niemand sich ihrer zu schämen]. - Unter den Bäumen eines und desselben Waldes bergen sich während der Nacht allerlei Arten von Vögeln unter einander; aber des Morgens, sobald die Sonne ihre Strahlen verbreitet, schließe1i die einen die Augen und suchen das dunkelste Dickicht auf, wäh- rend die andern mit den Flü eln schlagen und die Sonne mit ihrem Gesang begrii en. (»P.Laiige.) Zwei Klassen von Menscheii werden uiiterschieden, von denen die eine das Licht haßt, weil es das Arge in ihnen enthüllt, die andere es liebt, weil es Werke in Gott gethan offenbart; dariiach könnte es scheiiien, als wenn nach der Meinung Christi nur gerechte und heilige Leute zum Licht kommen könnten, alle Sünder aber nicht, was doch nicht blos der gesainniten Schrift- lehre, sonderii auch den ausdrücklichen Erklärungen des HErrn widerspricht. Der Gedanke ist daher viel- mehr so aufzufassen: Nicht vereinzelte gute Werke befähigen zum Kommen zum Licht, diese können viel- mehr, indem der Mensch eiiie eigene Gerechtigkeit da- raus aufbaut, oft gerade sehr davon abhalten; sondern die ganze innere Grundstinimung der Wahrheit und Lauterkeih und was ans ihr hervorgeht, befähigt dazu. Wer die Wahrheit thut, die Wahrheit in sich vollziehh sie in sich wirken, zu seiner eigenen That werden und durch sie das, was Finsterniß ist, gerichtet und ertödtet werden läßt, keine Selbsttäuschung und Lüge will, der darf sich kühn vor Gottes Flammen- angen stellen; er will ja nicht Lohn und Anerkennung guter Werke, er hat überhaupt nichts zu rühmen als das gute Werk, das Gott an und in ihm gethan, und seine Griindstiminung besteht darin, daß er sich nicht entschuldigt, sondern Böses böse nennt. Demnach ist es die wahre, lautere Buße, die zum Lichte führt; und die muß ebe1isowohl der thun, der, diirch Uni- stände geleitet, nicht gerade in grobe Sünde verfallen ist, als der, bei dem dies der Fall war· (Olshausen.) Ernstliches Trachten nach der Heiligkeit, welches sich ebensogut bei einem bußfertigen Zöllner als bei einem untadelhaften Nicodemus finden kann, bewirkt sofort einen Zug des Herzens zu Christo hin, sobald ei: er- scheint; das Geniüth erkennt in ihm sein Jdeal als 62 Evangelium Johaunis Z, 22-—24. verwirklicht und fühlt sich zu ihm hingezogen als zu Dem, durch welchen es» dasselbe selber auch zu ver- wirklichen in Stand gesetzt werden wird. Jesus nun weiß es wohl zu würdigen, welche Wahrheitsliebe und sittliche Geradheit in dem greisen Nieodemus liegen mußte, daß er überhaupt zu ihm kam, wenn auch bei Nacht, und alles, was er bis jetzt hatte an- hören müssen, ohne Widerstreben an sich kommen ließ. Die ,,Werke in Gott gethan«, von welchen er redet, sind die Seufzer eines bußfertigen Zöllners, eines zerknirschten Schächers, gleichwie die edlen Herzens- regungen eines Johannes oder Nathanael: der Vater zieht die Seelen zu dem Sohne und giebt sie ihm (Kap. 6, 44. 37), Gott erregt in dem aufrichtigen Ge- müth das Bedürfnis; nach einem Heiland und Selig- macher, und bei wem nun die Hingebung an die vor- laufende Gnade Gottes, an das göttliche Rnfen und Ziehen zur Herrschast gelangt ist, der hat Werke, in Gott gethan. Jeder solche Aufrichtige ist dann froh, in innige Berührung mit Christo Zu kommen; er hat keinen Grund, sich dem Scheine es Lichtes zu ent- ziehen, in welchem alles offenbar wird, im Gegentheil findet er in der herzlichen Anerkennung des inneren Triebes, von welchem sein Thun bestimmt wird, die ihm auf Seiten Christi entgegenkommt, eine Stärkung und einen Reiz, ein Pfand und ein mächtiges Hilfs- mittel zum Sieg über das, was ihm jetzt noch von nienfchlicher Schwachheit und Rücksicht auf Andere an- hängt. Jst es nicht, als ob man Jesum beschreiben hörte, was er in diesem Augenblick, eben durch dies sein Wort, an Nicodemus thut? (Godet.) Mit diesem Wort schien Jesus dem Nicodemus zu sagen: du bist jetzt in der Nacht zu mir gekommen, einst wirst du im Licht zu mir kommen —— aus Wiedersehen im Licht! (P. Lange) Nicodemus hat die letzten großen Worte schweigend gehört: was ist ihr Erfolg in seinem Her- zen? für den Augenblick wird keiner berichtet, und das hat eine tiefe Wahrheit. Wie manchmal- gehen wir von dannen, und sind noch außer Stande, einen Entschluß zu fassen! wie langsam reifen unsre Ueber- zeuguugen! Wo wir vielleicht widersprachen und uns sträubten, ist gleichwohl ein Widerhaken haften geblie- ben, daran wir unvermerkt gezogen werden; die nach- haltige verborgene Erschütterung ist größer als ein schneller Beifall. So ging Nieodemus dahin; im Hohenrath sprach er später, als seine Genossen über Jesum fluchten, das schüchterne, aber doch gute Be- kenntniß (Kap. 7, 50): ,,richtet unser Gesetz« auch einen Menschen, ehe man ihn verhört und erkennt, was er thut?« und unter dem Ertragen des Hohns und der Lästerung erstarkte er, unter Gottes Geduld reiste sein Glaube, bis er im Feuer der Trübsal probehaltig er- funden wurde, bis er besser bewährt als jene Genossen seines Standes, denen die Ehre bei den Menschen lieber war als die Ehre bei Gott (12, 43), unter der Schmarh des Kreuzes völlig an’s Licht kam (19, 39). Das war nicht, wie der Pharisäer Saulus, ein plötzlich bekehrter, das war ein durch Gottes Langmuth allmälig gezo- gener Mann: wer dankt genug für die Gnadensrist, wenn uns durch Gottes geduldige Treue zum späten Kommen an’s Licht noch Raum gelassen wird? (R1ggenbach.) c. V. 22—36. (§. 23.) Sn dem ersten Alsschnitt des hier uns beschäftigend» Theiles war Sesns mit tscrtscherwitrde inc Tempel aufgetreten wie ein Fürst, der in seinen Palast einzieht; aber da zeigte es ßih sofort, daß er als mesßanisazer tiötiig sein wert: nicht tu Augrisf nehmen könne, daß er mit einer solchen Wirksamkeit nicht verßanden werde; so besetzränkt er sich aus diejenige Thätigkeiy die sich als oronhetisase bezeiihnen läßt, aus die predigt des Worts und das Wnnderthum wo er denn wenigstens Einen bedeuten— den Mann in Jerusalem findet, der ernstlich geneigt ist, das Einst der Finsterntß vorzuziehety wie uns der zweite Abschnitt gezeigt hat. Sn dem vorliegenden Z. Abschnitt nun sehen wir ihn im jiidischeu Lande in der ttiiihe derjenigen Stelle wirken, wo Johannes der Täufer zuerst mit der Znßpredigt und Wassertanfe aufgetreten ist; er selber nimmt nun das Taufeu auf, wenn er’s nun) nur durch seine Sänger veerilhtetz nnd scheint da viel Anhang und Anklang zu finden, aber bald stellt sich auch heraus, daß die Sänger des Johannes sieh dariiber ärgern. Sie werden klagbar bei ihrem Meister: da konnnt es bei diesem zu seinen! letzten nnd herrlithßett Zeugniß, in welchem er die messianisklje Würde und himmlische Abkunft Sesu nach· drürtiilctzer und bestimmter, als je zuvor, tinnd that, zugleich aber einen ernsten, drohenden Ton anskhlägh in welchem er feierlichst proteß erhebt gegen den tin- glanben, mit welchem Ssrael dem Sohne Gottes nnd Heiland der Welt begegnet, nnd mit aller Macht seel- sorgerliiher Liebe auch seine letzten Sänger zn dem einigen Heiland nnd Seligmarher hintreiben möchte. 22. Darnach [etwa um die Mitte des Oktober] kam Jesus und seine Jünger [deren er damals nur erst sechs hatte] in das jüdische Land [die Land- schaft Judäa, und da besonders in den Strich am Jordan bei Jericho, s. Karte IV], und hatte da- selbst scin Wesen mit ihnen sindem er auf ein längeres Bleiben sich einrichtete 11, 54] und taufeie [unter Vermittelung seiner Jünger 4; 2]. 23. Johannes [der Täufer] aber taufete auch noch fund zwar] zu Eisen, nahe bei Salim sim südöstlichsten Theile der Landschast Galiläa Matth. 3, 5 Anm.], denn es war viel Wassers daselbst [an diesem, etwa 172 d. M. südlich von Bethsean gelegenen Ort] und sie [die Leute der Umgegend, zu denen vermuthlich auch jene Sünderin in Luk. 7, 37 ff. gehörte] kamen dahin und ließen sich taufen. 24. Denn Johannes [stund jetzt noch in voller Wirksamkeit und] war noch nicht swie das 7 Monat später mit ihm geschah Kap. Z, 32 ff., von Herodes dem Viersürsten] in’s Gefängniß- gelegt [Matth. 4, 12; 14, 3 f«.]. Die Bemerkung, daß Johannes noch nicht in’s Ge- sängniß gelegt war, hat zur Voraussetzung, daß eine Veranlassung vorliege, sich die Sache anders zu denken; in unserm Evangelio selber liegt eine solche nicht vor, wohl aber in dem Bericht der drei ersten Evaugelistem nach welchem es scheineu könnte, als habe eine frühere Wirksamkeit Jesu in Judäa vor der in Galiläa nicht stattgefunden, als sei der HErr überhaupt erst öffent- lich aufgetreten nach seines Vorläufers Gefangensetzung (Matth. 4, 12; Mark. 1, 14; Luk. 4, 14), und als schließe diese sich unmittelbar an die Taufe Christi und desssen Versuchun durch den Teufel an. So, will un er Evangfelist sagen, ist die Geschichtserzähluug bei Matthäus, arkus und Lukas uicht zu verstehen; son- dern wir haben es hier noch mit einer Zeit zu thun, wo das Ereigniß, welches den HErrn veranlaßte, den Schauplatz seiner Thiitigkeit nach Galiläa zu verlegen und damit die Weissagung in Jes. O, If. in Erfüllung Jesus tauft (dnrch feine Jünger) in Judäa und Johannes in Galiläa. 63 zu bringen, noch nicht eingetreten war· Jndem es aber heißt: ,,in’ss Gefängiiiß gelegt (genauer: ge- worfen)«, was mit Beziehung auf Herodes gesagt ist, erhalten wir zugleich einen Fingerzeig, den Aus- druck: ,,i·iberantwortet« in Matth. 4, 12 nicht dahin zu verstehen, als hätten etwa die Pharisäer durch Auslieferung des Johannes an den Vierfürsten bei der Gefangennehmung sich betheiligt, wie z. B. Hengstenberg will, sondern dieser Ansdruck ist entweder so gemeint, wie das ,,aus bedachtem Rath und Vorsehung Gottes ergeben« in Apstg Z, oder so, wie es in Mark. I, 14 erklärt wird. Wir finden auch sonst keine Veranlas- sung, mit diesem und andern Schriftsorfchern das ,,Eiion bei Salim« in dein »Silhim« und ,,Ain«, die in Jos. 15, 32 als Ortschaften des Südlandes, nahe bei Berfaba, aufgeführt werden (s. Karte 1Il), zu suchen, sondern halten daran fest, daß Salim das jetzige Wely (Grabmal eines muhainedanischen Heiligen) Schejch Salim sei; wir haben nur wenige Orte in Palästina gefunden, schreibt van de Velde, von denen man mit so vieler Wahrheit sagen könnte: ,,es war viel Wassers daselbst-« Allem Anschein na haben wir die Zeit, da Jesus Jerusalem verließ un in das jü- dische Land am Jordan sich znrückzog auf die Zeit nach dem Laubhüttenfest des J. 27 n. Ihr. zu beziehen. Vor einem Jahre, mit Beginn des vom Herbst des J. 26 bis dahin 27 reichenden Sabbathjahres, hatte in dieser Gegend Johannes der Täufer seine Wirksamkeit eröffnet (Matth. Z, 1sf.) und da auf Den- jenigeii hingewiesen, der nach ihm kommen und mit dem heil; Geist und mit Feuer taufen werde; nun fand, wie wir nicht anders glauben können, vom Herbst des J. 27 bis dahin 28 ein Jubel- oder Erlaß- jahr (3. Mos. 25, 8 ff.) statt; da mußte im Anschluß an die prophetische Weissagung in Jes. 61, 2 Jesus in die Stelle des Täufers dort eintreten und die Zeit der Erfüllung seiner Verkündigung durch eine anch äußerlich sich vollziehende Taufe anmelden. Johannes og sich da natur- und sachgeniäß vor ihm in eine folche Gegend zurück, welche er bisher noch außerhalb seines Wirkungskreises gelassen hatte, um seine vorbe- reitende Taufe fortzusetzenx und dazu eignete sich am besten jene Gegend bei Salim, wo er nun, wie früher am Jordan vom jiidischen Lande ans zugleich das Ienseitige Land, so xetzt von Galiläa aus zugleich Sa- maria umspannte, um so das ganze ehemalige Land Jsraels für den Errn gleichsam in Beschlag zu neh- men und das olz Josephs sammt ihren Zuge- thanen und das Holz Juda wieder zusanimenzubriiigeii (Hes. 37, 15 ff.), die Stelle des Jordan vertrat ihm aber nunmehr das wafserreiche Enon. Hiernach ist sehr wahrscheinlich, daß Jesus nach dem Ostersest des J. 27, das mit dem 17. April zu Ende ging, Jeru- salem wieder verlassen hat und nach Nazareth zurück- gegangen ist, bis er dann auch auf das Pfingstfest am l. Juni sich einfand und später am Laubhiittenfest vom 5.—12. Oktober; der Evangelist läßt diese Fest- besuche bei Seite, da nichts wesentlich Neues bei den- selben vorfiel , giebt aber mit dem Ausdruck, den er für ,,darnach« in V. 22 wählt Werts: Härte» und den er immer da braucht, wo es sich um eine niittelbare Zeitfolge handelt, während er für die unmittelbare Zeit- folge sich eines andern hier«-i komm) bedient, zu ver- stehen, daß zwischen den Ereignissen in Kap. Z, 13 — Z, 21 und dem vorliegenden Abschnitt ein längerer Zwischenraum in der Mitte liegt. Was niin Jesu Taufen durch seine Jünger betrifft, so bezeichnet P. Lange sie als ein Mittelglied zwischen der neutesta- mentlichen Geistestaufe und der Taufe des Johannes; es war also jedenfalls ein Zeichen, daß das Reich Gottes jetzt noch näher gekommen sei, als da vorhin Johannes noch für sich allein diese Botschaft erschallen ließ: diHIer konnte nur erst hinweisen auf Den, der nun im ommen be rissen sei, und folche zusammen- bringen, welche in u e und Bekehrung sich aus die Zukunft Christi zurüstetem während Jesu Jünger mit ihrem Taufen die Einzelnen aus dem Volke zu einer Gemeinde derer sammelten, die an den schon gegen- wärti en Erlöser gläubig wurden und das Bekenntniß des amens Jesu als des Christ des HErrn annah- men (Apostg. 19, 1—7). Dabei freilich hatte auch diese Taufe immer noch mehr weissagende als gewäh- rende Bedeutung; das ,,geboren werden aus Wasser und Geist« (V. Z) konnte immer noch, wie Hensten- berg bemerkt, nur unvollkommen stattfinden, denn erst nach der Verherrlichung Christi gelangte der hl. Geist in seiner Eigenschaft als wiedergebärendes Prineip zu seinem wahrhaftigen Wesen und zu seiner vollen Energie (Kap. 7, 39), und auch das wahr afti e Wasser der Taufe, d. i. »die rothe Fluth, von hriti Blut gefärbet, die allen Schaden heilen thut, von Adam her geerbet, auch von uns selbst begangen,« floß erst mit diesem Blute selber aus Jesu Seiten- wunde (Kap. 19, 34). Die Einsetzung der eigentlichen nnd vollen Taufe geschieht hernach durch den Aufer- standenen, bevor er en Himmel fährt (Matth. 28,19; Mark. 16, 16); demselben Lehramte nun, dem dort die Verwaltung des eigentlichen Taufsaeramentes an- vertrauet wird, überläßt der HErr auch hier das vor- bildende, weissa ende Taufen, und daß er das thut, daß er nicht sel er tauft, sondern seine Jünger die Handlung verrichten läßt, dazu hatte er auch noch einen besonderen Grund. ,,Christus hätte sich wohl nicht-geschämt, es selbst zu verrichten; er enthielt sich aber dessen, weil die Leute gern Vergleichimgeii und Ruhm daraus machen: der und der hat mich getauft mit feiner Hand! wie zu Eorinth folche Spaltungen entstanden waren, daß auch Paulo lieb war (1. Cor- 1, 14 ff.), daß er nicht Viele getauft hatte. (Berleb. Bib.) Damit at denn der Heiland allen Christen insgemein den rost gelassen, daß ihre Taufe, durch die Hand seiner Diener verrichtet, eine Taufe sei, von welcher in gleicher Weise das Wort gilt: ,,Christus taufete — Er ist allhie der Täufers« Aufsallesnd ist. daß von der Zeit»an, die· uns das nachfolgende 4. Kap. beschreibh da Christus seine erste inessianische Thätig- keit einstellt und sich nach seiner Heimath in das Privatleben zurückziehh er auch fortan das Taufen aufgab; seine zweite messianische Thätigkeit, die er nach der Gefchichte in Kap. 5 für Galiläa eröffnete, enthält keine einzige Spur eines weiter sortgesetzten Taufens, und da zu dieser Zeit auch Johannes der Täufer aus seiner Wirksamkeit durch die Gefangenschaft und nachmalige Enthauptung herausgerissen war, so hat das Taufen für diejenige Zeit, welche die 3 ersten Evangelien von Matth. 4, U; Mark. 1, 14; Luk. 4, 14 an erzählen, überhaupt ein Ende, bis es erst am Pfingsttage von den Aposteln wieder aufgenommen wird, und zwar da in seiner vollen Kraft und Wirkung (Apostg. 2, 38 ff.). Es erklärt sich das einerseits aus der nie r unter eordneten Stellung, welche die Taufe währen des rdenlebens Jesu einnahm, vermöge welcher sie dann aus bestimmten Gründen auch wieder wegfallen konnte; andrerseits aus den veränderten Um- ständen, unter welchen der HErr seine zweite messianische Thätigkeit eröffnete und welche nun auch die Gründe abgeben für den Wegfall der Taufe. Diese Verände- rung der Umstände wird uns bei Betrachtung der fol- genden beiden Kapitel von selber klar werden; wir unterlassen daher, schon hier näher darauf einzugehen. 64 Evangelium Johannis Z, 25———30. Auf die Frage, die von etlichen Kritikern in der Ab- sicht, die Wahrheit der ganzen evangelischen Geschicht.- schreibung zu verdächti en, erhoben worden ist: warum Johannes bei so entschiedener Anerkennung des Vor- zugs Christi nicht sofort sein Heroldsanit einstellt, als Christus nun selber taufen ließ? antwortet Ebrard sehr zutressendx »weil, wo etwa eine neue Universität errichtet wird, die Gymnasiallehrer nicht sofort ihre Stellen niederlegen.« » 25. Da lalsdas m V. 22 ff. beschriebene Verhältniß eine Zeitlang gedauert hatte, die, Menge derer aber, die zur Taufe Jesu kamen, immer größer wurde im Vergleich mit der Menge derer, die sich bei Johannes einsanden Kap. 4, l] erhnb sich eine [Streit-] Frage [oder Erörterung] unter den Jungern Johannis sammt» den Juden sauf Seiten der Jünger Johannis mit einem Juden, wie die bessere Lesart lautet] uber die Reinigung fgleich als wäre es ein eigenmächtiger Eingriff Jesu in die Gerechtsame ihres Meisters, wenn auch er jetzt die·Taufe vollziehen lafse]. 26. Und site] kamen zu Johanne sihre Sache ihm zur Entscheidung vorlegend] und sprachen zu ihm: Meister, der bei dir war [deine Taufe zu empfangen Matth. Z, 1·3 ff.] jenseit des Jordan [da du vorhin deine Wirkungsstätte hatteft], von dein du [vor dem Volke und den Abgesandten des Hohenrathes Kap. 1, 19 ff.] zengetest fund ihm so erst zu Ansehn verholfen haft]; siehe, der· tanset sjetzt auchL und jedermann kommt zu ih ssich von ihm taufen zu lassen 12, 19]. « Die Taufe der Jünger Jesu gewann durch die Wirksamkeit Christi einen volleren Gehalt (Kap. 10, 4i f.) und machte einen mächtigeren Eindruck als die Taufe des Johannes; so geschah es denn, daß der Zudraiig zu Jesu größer wurde, während der zu Johannes ab- nahm. Dies kränkte die Jünger sdes Johannes, nnd vollends mochten am Ende die Vorwürfe, welche ihnen jener Jude, den der Evangelist erwähnt, scheint gemacht zu haben, ihre Eifersucht aufregen. Dieser Jude macht den Auslegern viel zu schaffen; es löst sich aber alle Schwierigkeit einfach dadurch, daß es eben ein solcher ist, welcher der Taufe Jesu von Haus aus schon darum den Vorzug giebt, weil sie auf jüdischem Gebiete ge- schieht, während Johannes zwischen dem verachteten Galiläa und dem in noch weit ärgerer Verachtung stehenden Samaria sein Werk treibt. Wahrscheinlich kam er eben von der Taufe Jesu her und sprach gegen die Johannisjiinger seine Meinung dahin aus, daß ihr Meister dvch nunmehr sein Taufen einstellen sollte; vielleicht hatte er sich früher von Johannes taufen lassen und erklärte, daß er erst 1etzt, nachdem er die Taufe Jesu hinzugenommem sich für wirklich gereinigt ansehen könne· Da erhuben die Johannisjünger es zu einer sörmlichen Streitsache, daß die Reinigung oder religiöse Waschung, wie sie nach der prophetischen Weissagung (Hes. 36, 25; Sach. 1:-3, I) dem Himmel- reich vorangehen müsse, durch ihren Meister, als den- jeni en zu vermitteln sei, der allein den Beruf des Tau ens habe; dagegen sei Jesus selber erst aus der Gemeinschast des Täufers hervorgegangen und verdanke sein Ansehen beim Volk lediglich dessen zu seinen Gunsten abgelegtem Zeugnis» weshalb es vo1i ihm unrecht sei, wenn er jetzt den! Meister eine Coneurrenz eröfsne, durch welche dieser in Schatten gestellt werde. Sie bringen denn auch mit einer gewissen Gereiztheiy die sich schon darin ausspricht, daß sie den Namen Jesu vermeiden und ihn vielmehr nach derjenigen Stellung charakterisirem die er ihrer Meinung nach zu Johannes einneh1ne, die Streitsache an diesen, damit er in ihrem Sinne dieselbe entscheide uiid sich dagegen verwahren könne, daß ihm fernerhin sozusagen seine Kundschaft von eineni Manne entzogen werde, der erst durch ihn etwas geworden sei- «Jetzt aber offenbart sich die ganze Größe des Täufers neben der Kleinheit dieser Jünger, in denen ihm nur die oberflächlichsten seiner blühenden Schiile geblieben sind, während er die besten entlassen hat in die Schule Jesu: feierlich und im begeisterten priesterlichen Borgefühl seines nahen tragischen Ausgangs und der beginnendeii Verherr- lichung Jesu let er noch einmal ein Zeugniß für diesen ab. (P. lange) 27. Johannes sdem grade das, was seine Jünger betrübete, die größte Freude war, und der in seinem Herzen sich weit davon entfernt fühlte, eine höhere Stellung für sich in Anspruch zu nehmen, als die fein dem HErrn Jesu unter- geordneter Beruf ihm anwies] antwortete nnd spracht Ein Mensch kann [feinem ganzen, von Gottes Gabe und Berufung abhängigen Stande nach ihm selber] nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel« fund trachtet er gleichwohl nach etwas, das darüber hinausliegt, so ist das ein frevelhaftes und verderbliches Unterfangen] 28. Jhr selbst sihr Eifersüchtigen, die ihr nieinet, ich müsse meine Würde ausrecht halten und dürfe niich nicht um mein Ansehen beim Volke bringen lassen] seid Damit, daß ihr euch auf das von mir über Jesum abgelegte Zeugniß berufet V. 26] nieiiie Zeugen, daß ich sgelegentlich der danials an mich gerichteten Fragen Kap. 1, 19 ff.] gesagt habe, ich sei nicht Christus, sondern snurj vor ihm her gesandt« sihm den Weg zu bereiten, daß ich also ganz der mir zugewiesenen Stellung mich bescheide]. e 29. Wer die Braut hat lindemsie ihm,vsür welchen sie bestimmt ist, sich auch in Erkenntniß ihres Berufs zuwendet], der ist der Bräutigam [und hat ein Anderer nun einmal kein Recht, sie ihm abwendig inachen zu wollen, um sich selber sie anzueignen]; der Freund aber des Bräutigams [der bei eineni solchen Verhältniß allerdings als der Dritte noch in Betracht kommt Nicht. 14, 11 Anm.] stehet nnd höret ihm zu, nnd freuet sich hoch über des Bräutigams Stimme. Diese meine Freude ist nun erfüllen« suud da hütet euch, sie durch den Versuch, andere Gefühle in niir zu er- wecken, mir stören und verkümmern zu wollen]. 30. lFindet euch vielmehr darein, daß der Diener zurücktritt, wenn der Herr kommt, und der Vorläuser seine Bedeutung verliert, wenn der auftritt, dem er Bahn gemacht hat!] Er [von dem ihr vorhin so angehalten euch geäußert habt, daß ihr nicht einmal seinen Namen nanntet V. 26] Johannes bezeugt nachdrücklichst die messianische Würde und himmlische Abkunft Jesu. 65 fmuß wachsen, ich aber muß abnehmen [so muß es kommen; denn so erheischt es die Natur der Sache und die von Gott gesetzte Ordnung der Dinge, vgl. die Bem. zu Matth. 2, 2].«s- V) Es ist streitig, ob sich dieser Satz blos aus Christus bezieht, oder auf Johannes, oder auf beide zugleich, man wird aber bei Johannes stehen bleiben müssen; denn es kann kaum zweifelhaft fein, daß das »ein Mensch« mit Nachdruck steht und dem »wer von der Erde ist« in V· 31 entspricht, daß es die Begründung des Spruches in sich enthält, nach welchem ein jeder mit dem von oben ihm beschiedenen Loose zufrieden sein muß (vgl. Pred. 6, 10). Auch das »gegeben vom Himmel« paßt besser auf Johannes als auf Jesum, der von oben her kommt (V. 31), Gottes Sohn und Re räsentant ist auf Erden, und was er hat, als Aus- slu seiner gan en Persönlichkeit hat, nicht als eine bloße Gabe. (3engstenberg.) Man muthet dem Jo- hannes zu, sich gegen Jesum, der ihm das Seinige nehme, zu wahren: ich kann nichts nehmen, antwortet er, was mir Gott nicht gegeben hat; ich kann mich nicht zum Bräutigam machen, wenn ich nur der Freund des Bräutigams bin (V. 29). Die ganze Stellung des Täufers verurtheilte ihn von Anfang an dazu, sich ausziehen zu lassen (V. 30); hätteer Dem gegenüber, welchem er den Weg zu bahnen hatte, sich halten wollen, so hätte er genommen, was ihm nicht gegeben war. (Godet.) - «) ,,Jhr selbst-«, saägt Johannes, weil sie eben dieses Zeugniß aus der cht gelassen Azu haben schei- neu, indem sie über Jesu steigendes nsehen sich be- schwerenz was sie selbst von ihm gehört, sollte ihnen zgir Zurechtstellung dienen. Diesen Jesus, der ihre ifersucht erweckt hat, hat Johannes vor ihren Ohren feierlich für den Christ des HErrn erklärt; darum steht ihnen eine Kritik über Jesu Verfahren in keiner Weise zu, am wenigsten aber Eifersucht über seine Erfolge. (V. Burger.) Mit diesen Worten macht sich der Täufer los von aller Verantwortlichkeit für die eifersüchtige Stimmung seiner Jünger; im Folgenden unterscheidet er dann bestimmt das, was ihm versagt, von dem, was ihm gegeben ist. (Godet.) Hi) Die Freude Simeons war vollendet, als er das Jesuskind in seine Arme schloß, die Freude des Täufers, als er die Braut in den Armen des Messias wußte; in dem Worte »der Freund des Bräutigams« spricht er seine Stellung und Gesinnung aus, er darf nicht Nebenbuhler sein wollen, weil die Braut nicht ihm, sondern dem Bräutigam gehört, er ist es auch nicht, sondern neidlos empfindet er gerade jetzt die höchste Freude, wo Christus ihn ablöst und die Braut, die er demselben zugeführt at, ihm abnimmt. (Ebrard.) Nach hebräischer Sitte war er sch0schben, ein Freund des Bräutigams, die nothwendige Mittelsperson so- wohl bei der Bewerbung als bei der Schließung der Ehe; er machte für den Freund die Werbung bei der Braut und war der unentbehrliche Unterhändler zwi- fchen Braut und Bräutigam bei der Hochzeit Bei der Hochzeit selbst war er ein Hauptordner der Fest- lichkeit, nothwendig ugegen bei der Untersuchung der Hochzeitskammey un auch nach eschlossener Ehe» ein Vermittler etwaiger Mißverständnisse und ZwistiIeiten. Ohne Zweifel hat Johannes das Moment der raut- werbung, wozu er bestellt war, besonders im Auge; sodann spricht er aber mit seiner Unterordnung unter den Bräutigam, seiner neidlofen Theilnahme in Be- iehung auf die Braut zugleich das Ehrenvolle und Be riedigende seiner Stellung aus. Er steht zurück- tretend da und hört schweigend mit an, wie der Bräu- Däch s e l’ s Bibelwerb kvk s tigam selber der Braut von seiner Liebe sagt im Gegen- satz gegen das, was er ihr als Brautwerber nur trocken davon sagen konnte; die Stimme des Bräuti- ams ist also die neutestamentliche Liebesrede, das vangelium Christi, und zwar im Gegensatz gegen das nun verstummende prophetische Lallen von dem neuen Bunde. (P. Lange) Zwar trat Johannes, um seine abgesonderte Stellung als Vorläufer zu wahren, in keinen näheren persönlichen Verkehr mit Christo; wohl aber unterhielt er die Gemeinschaft mit ihm durch Mittelspersonen, und da werden wir vor allem an den Apostel Johannes zu denken haben, der durch ihn selbst zu Christo hingewiesen war, von dem es sich aber ganz von selbst versteht, daß er das Verhältniß zu seinem früheren Meister nicht abbrach, sondern aus der Fülle desjenigen, was er von dem neuen Meister gewonnen, dem alten mittheilte. Hand in Hand mit dem Ausdruck: ,,stehet und höret ihm zu,« der daraus hinweist, wie begierig der Täufer die Kunde von Christi Thaten und Worten aufnahm, geht die That- sache, daß seine in diesem Abschnitt vorliegende Rede unverkennbare Berührungen enthält mit dem Gespräch Christi mit Nikodemus (Hengstenberg.) Diese Unter- redung war dem Täufer mitgetheilt worden, das war des Bräutigams Stimme, über welche sein Herz freu- diger schlugz und wenn er im Verlauf seiner Rede einige von den Worten des HErrn wiederholt, so ist es, um die Wahrheit des Selbstzeugnisses Jesu mit seinem Ja und Amen zu bekräftigen. (Godet.) Das ist ein lieblicher Name, welcher hier den Dienern des Worts ge eben wird, daß sie ,,Freunde des Bräuti- gams« hei en. Denn gleichwie ein Bräutigam ver- trauter Freunde zu Brautwerbern sich bedient, so»be- dient Christus sich seiner Diener, welche das geistliche Verlöbniß mit ihm den elenden Sündern antragen und sie durch Ausdeckung ihrer Sünden und Vormalung seiner Versöhnung ihm gewinnen sollen, damit solcher- gestalt durch das Amt des Worts und der Saeramente die auserwählte Braut dem Bräutigam zugeführt werde. Und auch nachdem die Braut dem Bräutigam angetrauet ist, will der Bräutigam diese seine Freunde bei der Hochzeit gegenwärtig haben, damit, die ver- trauet ist Einem Manne, als eine reine Jungfrau dar- gestellet werde (2. Cor. 11, Z) und die eheliche Treue bewahre. Allezeit braucht also der Sohn Gottes seiner Diener in der Kirche, sei es, damit die Braut dem Bräutigam zugeführt werde, sei es, damit die Verlobte ihre Treue halte, oder wenn sie dieselbe gebrochen, urückgeführt werde zum ehelichen Bunde; und welche solches thun, die sind Freunde des Bräutigams. Das ist ein feines Bildniß, wodurch sowohl das Amt des neuen Testaments errlich geziert, als die Verwalter desselben an ihren eruf gemahnt werden, daß sie es nämlich ihre höchste Freude sein lassen, Christo viele Seele zu gewinnen und zuzufzisrenx denn keine größere Freude mag dem, welcher in ahrheit des Bräutigams Freund ist, widerfahremals wenn er hört die Stimme des Bräutigams, wie er die Braut aufnimmt und mit sich ewi verbindet zur Gemeinschaft aller seiner Güter. FChemnitzJ f) Auf der klaren Gewißheit über den göttlichen Rath beruht des Johannes edle Selbstverzi tung. (Meyer.) Jn der That spielte der Freund des räu- tigams im Anfang des Verhältnisses die Hauptpersom je mehr dasselbe aber sich entwickelte, desto unbedeu- tender wurde seine Rolle, und zuletzt verschwand er ganz, der Bräutigam blieb allein und war alles in allem. Godet.) Wenn der HErr dem Worte seiner Diener egen giebt, daß Sünder zur Buße und zum Glauben kommen, so pflegen diese jungen Kindlein im N. T. I. Z. 5 66 Evangelium Johannis Z, 31—34. Anfang an die Person ihres Seelsorgers mit einer Liebe sich zu hängen, welche dem Worte: ,,verlasset euch nicht auf Menschen!« leicht zu nahe tritt; je völli- « ger aber Christus durch’s Wort in ihnen eine Gestalt gewinnt, desto reiner von allem fleischlichem Beischmack wird ihre Liebe zu den geliebtesten Freunden, auch zu ihrem Vater in Christo. Eitle Prediger empfinden das oft schmerzlich und finden leicht Hochmuth in Andern, während der eigene ihnen verborgen bleibt: wohl dem Prediger, der in folchem Falle ohne Falsch Johanni sein Wort nachzusprechen verma ! Der ist ein wahrer Freund des Bräutigams. (Besgser.) 31. Der [vermöge seiner göttlichen Abkunft] von oben her kommt svom Himmel, nämlich Christus, der Sohn Gottes V. IS; I, 49], ist über alle sGesandten Gottes, die Propheten, und stellt sie alle in Schatten gegen sich]. Wer sseiner Her- kunft nach, als ein bloßer Mensch 1. Mos. 5, 2; Pf. 10, 18] von der Erde ist, der ist von der Erde [mit der ganzen Art seines Seins und Wesens, Denkens und Fühlens irdisch, in die Schranken dieser zeitlichen, sichtbaren Welt hineingestellt, so daß er ein Kind der Erde bleibt, auch wenn Andere ihn noch so hoch erheben wollen] und redet sselbst wo er als gottgesandter Lehrer redet] von der Erdei sso daß sein Zeugniß ebenfalls an der Beschränkung Theil hat, die ihm vermöge seiner Herkunst anhaftet, denn die übernatürliche Er- leuchtung, der er gewürdigt wird, durchbricht wohl das Dunkel, das ihn umgiebt, hebt es aber nicht schlechthin auf]; der vom Himmel kommt [dagegen, von dem ich vorher sPMchJ- der ist über alle sdie in dieser beschränkten Weise erleuchtet werden], 32. Und zeuget, was er gesehen und gehöret bat-H« [wenn er redet, sein Zeugniß beruht aus unmittelbarer Kenntniß und Anschauung, die von seinem Wohnen im Himmel her ihm eignet, und um- faßt zugleich das ganze Gebiet der göttlichen Ge- heimnisse]; und sein Zeugniß sdessen die Menschen billig aus ganzer Seele sich freuen und das sie mit aller Heilsbegierde sich zu eigen machen soll- ten] nimmt [gleichwohl] niemand aus«-«« 33. Wer es aber annimmt swie ja in der That etliche schon sind, die das thun, und hoffent- lich ihrer noch mehr werden], der bersiegeit [be- scheinigt und bestätigt] es smit solcher im Glau- ben bewirkten Annahme], daß Gott [als er seiner- seits Jesu das Zeugniß ausstellte: ,,dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe« Matth. 3, 17., nicht etwa zu viel geredet, sondern] wahrhaftig sei [und uns Menschenkinder an den rechten Mann als unsern Heiland und Selig- macher gewiesen habe]. 34. sDas ist er denn gewiß auch, und kein Anderer außer ihm Apostg. 4, 12.] Denn wel- chen Gott [im eigentlichen, wahren Sinne des Worts] gesandt hat [vom Himmel her, während alle andern Lehrer doch nur von der Erde her kommen V. 31], der redet [nun auch folgerichtig] Gottes Wort sals Gottes unmittelbarer, höchst- eigener Mund, und in ihm hat der heil. Geist, der die Propheten nur in einzelnen Momenten be- seelte und nur für einzelne Offenbarungen befähigte, während sie sonst doch nur mehr oder weniger »von der Erde« redeten, volle und bleibende Wohnung genommen]; denn Gott giebt den Geist sindem er ihn diesem seinem eigentlichen Ge- sandten in der That und Wahrheit giebt und nicht blos zeitweilig leihet] nicht nach dem Maß-s- [sondern in unbegrenzter Fülle Jes. 11, 2 Anm.] Der Abschnitt in V. 31—36 ist nicht Betrachtung des Evangelisten, wie manche Ausleger glauben, ob- wohl besonders V. 32 dafür zu sprechen scheint, son- dern, da der Text nichts anderes andeutet und da der Faden ununterbrochen fortläuft, auch der Jnhalt dem nicht entgegensteht, noch weiterer Vortrag des Täufers, der hier vor seinen Jüngern, in deren engerem Kreise er redet, mit steigender Begeisterung des letzten Pro- pheten noch die gan e Hoheit Jesu im Sinne dieses letzteren selbst enthü t und damit wie mit einem Schwanengesang seine Zeugnisse vollendet, ehe er aus der Geschichte verschwindet; es erhellt von selbst, wie alles, was er sagt, seine Jünger reizen sollte, an Jesum zu glauben und vor dem Unglauben zurüc- zuschrecken. Nicht übergetreten aber zu Jesu, trotz seines Zeugnisses von ihm, ist der Täufer, weil er den Beruf des Vorläufers einmal göttli überkommen hatte und so lange treiben zu müssen si bewußt war, als das Messiasreich noch nicht errichtet sei. (Met)er.) Die Rede des Johannes nimmt von hier an eine andere Richtung; nicht mehr zur Erklärung des Ver- hältnisses zwischen ihm und Jesu dient dieser Abschnitt, darüber ist das Ersorderliche schon im vorigen Ab- schnitt enthalten; sondern er bezeugt nun, was dem erschienenen HErrn und Christ gegenüber Pflicht der Welt sei. Es war ihm nicht genug, seinen Jün- gern zu bedeuten, wie wenig Ursache sie haben deshalb ungehalten zu sein, weil alle zu Jesu kommen; die nothwendige Ergänzung zu dem Inhalt von V. 27-—30 ist vielmehr das Zeugnis» daß dies in noch viel höhe- rem Grade der Fall sein sollte, daß damit nur ge- schehen würde, was die göttliche Sendung Jesu sor- dert". (v. Burgen) i) Die Johannisjünger hatten sich dadurch verletzt gefühlt und verstanden es nicht, daß der von ihrem Meister Getaufte nun seinen Täufer verdunkelex dem setzet Johannes gewaltig das Zeugniß entgegen: »der von oben her kommt, ist über alle,« als von oben her ekommen stehet er, wie über allem, was geschaffen ist, szo über allen, die von Weibern geboren sind (Matth. 11, 11), also auch über dem größten unter allen Pro- pheten. (Besser.) Wer dagegen als gewöhnlicher Mensch von der Erde, nicht vom Himmel herstammt, ist von keiner andern Art und Natur, als eben ein von der Erde Stammender, und seine Rede hat nicht den Him- mel zum Ausgangspunkt, wie die des Messias, welcher aussagt, was er im Himmel eschaut hat, sondern sie geht von der Erde aus, so daß er redet, was ihm auf Erden, also in der Beschränkung irdischer Bedingtheit, zur Erkenntniß gekommen; der Ausdruck: ,,reden von der Erde« ist aber nicht mit dem: ,,reden von der Welt« (1. Joh. 4, 5) zu verwechseln, gleichwie der: ,,sein von der Erde« nicht mit dem: ,,sein von der Welt« (Meyer.) Jm vollen Gegensatz zu der vollen Herrlichkeit Christi· hat niemand, auch die Propheten und der Täufer nicht, Gott Ie gesehen (Kap. 1, 18); Des Täufers feierlicher Protest gegen den Unglauben Jsraels 67 in diesem Gegensatz ist jedermann, auch die Propheten mit Einschluß des Täufers, von der Erde — in Bezug auf Christum sind alle Menschen gestellt in den Gegen- satz der Heilsbedürftigkeit (P. Lange.) Jn V. 30 hatte der Täufer sein Verhältniß zu Christo als ein relatives hingestellt, hier dagegen stellt er» es als ein absolutes hin: Christus muß nicht blos wachsen, son- dern er ist in sich schon der über allen Stehende, weil er vom Himmel gekommen ist. (Ebrard.) Pf) Auch der Täufer redete nicht blos von der Erde, er hatte höhere Jnspirationenx aber das war nur ein theilweises, fragmentarisches Erkennen und Weissagen (1. Cor. 13, 9), und trotz» dieser Lichtblicke blieb er im Ganzen in seinen Reden an die Erde ge- bunden, und liegt hierin die Erklärung für die That- sache seines späteren momentanen Jrrewerdens an Christo (Matth. 11). Auch Johannes bezeugte in ge- wisfem Sinne, was er gesehen und gehört hatte (V. 11), seine Leu, nisfe von Christo hatte ihm nicht Fleisch und Blut geoffenbarh sondern der Vater im Himmel; aber im höchsten und vollsten Sinne ist nur Einer, der be- zeuget; was er gehört und gesehen hat, nur Einer, bei dem dies Bezeugen ein Quell ist, dessen Wasser nicht lügen (Kap. I, 18), und bei diesem ist die Theil- nahme an der Gottheit, das Kommen vom Himmel die Grundlage solches wahrhaftigen Sehens und Hörens und Leu« ens. (Hengstenberg.) VII) enn Johannes klagend hinzusetztt »und sein Zeugniß nimmt niemand an,« so steht dies im scharfen Gegensatz, aber nicht im Widerspruch zu der Aussage seiner Jünger (V. 26): ,,jedermann kommt zu ihm.« Was die Jünger ein Kommen aller nennen, ist dem Meister gar nichts gegen das, was stattfinden sollte; es sind der Kommenden vergleichsweise noch immer so wenig, daß es in ar keinem Verhältniß steht zu dem, was Jsraels Pfli t wäre, zumal wenn noch betrachtet wird, daß es bei den meisten ein äußeres Kommen war, welches noch keineswegs die wirkliche Annahme des Zeugnisses Jesu in sich schloß. (v. Burger.) Das ,,niemand« ist eine Uebertreibung des schmerzlichen Unwillens,· eine Rüge der Gesinnung der Jünger nnd zugleich eine Mahnung an sie, zu »Jesu zu gehen; gewaltsam konnte er sie nicht fortschicken, weil seine Schule eine Vorbereitungsklasse war, in welcher nur diejenigen die Reife für die Schule Christi hatten, die freiwillig zu diesem gingen. Er beschränkt nun das Uebertreibende seiner Aussage mit dem folgenden Worte. (P. Lange.) Da will er gleichsam sagen: es ist noch erumzulenken — wer es doch annähmel (Berleb. ib.) f) Indem der Gläubige sich unter die das Zeugniß Jtspstisssshsssssgssssgsisxkhn hgskszskkkschihsisxxsk Ei: ae aeine ernie ern iei i des erhabenen Wesens, für welches er sich erklärt, eingesetzdt zu habend Es oxfengaiiüettgas Csjsegfzeistxk tes in ie em para oxen us ru ·r ie rö e er Glaubensthat; aber noch stärker tritt der Schwung des Zeugnisses des Täufers in den folgenden Worten her- vor. Da nennt er Jesum den Gesandten Gottes schlechthint die andern» göttlichen Gesandten verdienen diesen Namen nur uneigentlich, sie sind genau genom- men nur ezxwehcktxf um äksasndszlzzthwergem chikiuß man von o en er ein. en o e in rau er das: Gottes Wort reden; er allein besitzt die gött- liche Offenbarung vollständig, alle Andern aben sie nur im Stuckwerk Ebenso war allen An ern der Geist nur geliehen, für Jesum dagegen war die Mittheilung des Geistesvwahrhaft eine Gabe; »und wenn Gott einmal den Geist giebt, i n eigentlich giebt, wie er es zum ersten Mal bei der « aufe Jesu gethan« hat, so giebt er ihn auch ohne Maß. Dieser Aus- spruch kann nur aus dem Munde Dessen kommen, welcher den Geist in der organischen Gestalt der Taube hatte auf·Jesum herabfahren und auf ihm bleiben ehenz er ist sozusagen ein Wiederschein dieser Erschei- nung. (Godet.) « » 35. Der Vater hat den Sohn lieb [wie er selbst vom Himmel her in jener Stimme Matth. 3, 17 erklärt hat] und hat ihm Demgemäß] alles in feine Hand gegebens [nicht nur durch die Mittheilung seines Geistes die Herrschaft über die Herzen der Gläubigen, sondern auch die Herrschergewalt über alle Dinge Matth. 11, 27]. 36. Wer an den Sohn glaubet, der hat [nun aber auch in ihm, dem Herrscher über alles] das ewige Leben; wer Dagegen] dem Sohn nicht glaubet, der wird das Leben nicht sehen, sondern der Zorn Gottes [den er damit sich zu- zieht, für den es aber keinen Versöhner giebt] bleibt über ihm« [und da mag er zusehen, wie er dem in Pf. L, b. 9 geweissagten Gericht ent- gehen möge]. «) Wie schrecklich also ist es, sich mit Dem in Op- position zu setzen, der alles in seiner Hand hat, alles Gute, zuletzt das ewige Leben uns entziehen, alles Böse, zuletzt den bleibenden Zorn über uns bringen kann! Wie muß Der ein Feind seines eigenen Heils sein, der es nicht zum höchsten Lebensziele macht, mit diesem in Gemeinschaft zu treten, in Gemeinschaft zu bleiben! (Hengstenberg.) Eil) War es nicht eine gewisse sittliche Nothwendig- keit, daß der Vorläufer vor seinem Abtreten von dein Schauplatz sich noch einmal über den Ernst der Lage aussprach, welche sich für die Welt und für jeden ein- zelnen Menschen aus der Erscheinung des Messias und aus seiner jetzt erfüllten Offenbarung in Jsrael ergab? Wie hätte der Predåger der Buße im Angesicht des Volks, welches den eg des Unglaubens einschlug, seine Amtsthätigkeit abschließen können ohne eine ent- scheidende Aufforderung, ohne einen letzten Ruf zur Buße? Seine letzten Worte haben auffallende Aehn- lichkeit mit dem Schluß des 2. Psalm: ,,küsset den Sohn, daß er nicht zürne, und ihr umkommet auf dem Wege, ’denn sein Zorn wird bald entbrennen; aber wohl allen, die auf ihn trauen!« nur beginnt der Täufer mit den Gläubigen und schließt mit den Un- läubigen, ohne Zweifel im Hinblick auf seine eigenen Jünger und auf die ganze Nation; es it eine letzte Warnung, worin er ihnen erklärt, da außer dem Sohne nur Zorn für sie vorhanden ist· (Godet.) Daß doch alle Christen drei Dinge wüßten: I) was sie waren ohne Christum — verloren; Z) was sie sind durch Christum für sie — gerecht; Z) was ie werden durch Christum in ihnen—heilig! (Besser.) Wie der Mensch zum «Heilande·steht, so ste t er zu Gott und seiner Gabe, dem ewigen Leben. ( raune·) Das 4. Kapitel. Bekehrung der Sainariien lgesundniactjniig des Ziöiiigischen Sohnes. II. v. 1—42. (§; Tit) In einen auffälligen Gegeusah zu dem vorhergehenden ersten Theil unsrer Gefangne- 58 68 Evangelium Johannis 4, 1——6. grnnpe tritt der hier folgende zweite Theil: dort sucht Jesus Frucht durch öffentliche Wirksamkeit nnd findet ihrer verhältnismäßig so wenig, hier findet er welche, da er nieht suchte, sondern verborgen sein wollte; dort ist der Grbßte des alten Bandes sein kjerold, aber Obrig- keit und Volk Jerusalems nnd Sudäws nehmen ihn niiht an im Glauben, sondern er muß wieder oon dannen weichen und sein Wert: einstellen, hier dagegen ist ein geringes, nicht wohl lierüchligtes Weib sein Bote, nnd doch stndet er aiif ihr Zeugnis; hin alsbald Glauben und wird genöthigt zum stritten im größeren Maße, als er’s gewähren kann; dort hat er es mit Solchen zu thun, welche religiöse Erkenntnis nnd eine gewisse Gerechtigkeit des Lebens haben, aber sie verschließen ihm die That, und hier mit Solchen, die oerwahrlost sind und verachtet dastehen iui Volke Gottes, doeh öffnen sie ihm willig die Häuser nnd die Herzen. Wir theilen uns den Jtbskhnitt in zwei Unterlheilu a. v. 1—29: Jesus« und das samaritisetiegseitx Der Jtnfang seines Gespräehs mit ihr zeigt uns die snchende triebe, mit welcher er sich ihr nährt, und die ersten Regungen, die er in ihrem Herzen wirkt; der Ausgang hiuwiedernm zeigt das Heils— verlangen, das in dem weil-e fich regt, die theils— er kenntniß, welche ihr aufgeht, nnd den tjeilssegen, den sie daoouträgn (tzri"imner.) 1. Da nun [nach Beseitigung des Anstoßes den die Jünger des Johannes an seiner Wirk- samkeit im jüdifchen Lande nahmen Kap. 3, 26., durch ihres eigenen Meisters Zeugniß und Mah- nung] der HErr lJesus bald darauf] inne ward [in Erfahrung brachte b, S; 12, 9], daß vor die Pharisäer smittels Laurer, durch die sie fein Thun und Vornehmen beobachten ließen, oder mittelst Denunziantem die ihnen von selber in die Hände arbeiteten 11, 46] kommen war, wie Jesus mehr Jünger machte und taufte [bei seiner Taufe noch mehr Zulauf habe], denn Johannes, 2. Wiewohl sum mit diesem schon in Kap. 3, 22 u. 26 dieses Evangelii gebrauchten Aus- druck nicht mißverstanden zu werden, zu bemerken ist, daß] Jesus selber nicht taufte, sondern seine Jüngers [verrichteten die Handlung in seinem Auf- trag und in seiner Gegenwart]; Z. Verließ er [damit ihre Feindseligkeiten nicht noch mehr gereizt würden und schon jetzt bis zum Todeshaß fich steigerten] das Land Judåa [feine ganze bisherige Thätigkeit für jetzt und das Taufen selber für alle Zukunft aufgebend] nnd zog wieder in ssein Heimathland] Galiläa lindem er es für gut ansah, noch einmal auf einige Zeit als bloßer Privatmann zu leben]. Schon des Johannes Taufe war den Pharisäern nicht recht; wenn sie gleich, da er, von dem Mittel- punkt der jüdischen Theokratie sich fern haltend und nur in der Wüste sein Wesen treibend, auf dem geseh- lichen Standpunkt verharrte und seine Jünger fich nach ihrer Weise hielten (Matth. 9, 14), ihn nicht gerade verfolgten, so ließen sie ihn doch im Stich, so daß hernachmals Herodes mit einem Weibe an ihm thun konnten, was sie wollten, und die Mitschuld an deren Verbrechen ihnen und der von ihnen geleiteten Nation Zur Last fällt (Matth. 17, 12; Mark. 9, 13). Aber agegen war ihnen der gleich so reformatorisch, wun- derthätig und erfolgreich in Jerusalem auftretende Jesus von vornherein ein Dorn im Auge (Kap.2, 19); vielleicht auch war es ihnen nicht ganz verborgen Lges blieben, daß bis, in ihre Kreise hinein durch die n- ziehungskrafh die er auf Nicodemus ausübte (Kap. s, 1 ff.), sein Einfluß fich erstreckte, und wenn er nun mit seiner Taufe hier das Volk auf seine Seite be- kommt in einem Maße, wie es bei Johannes noch nicht der Fall gewesen war, so mußte das bei der Eifersucht, mit der sie über ihrem Ansehen und ihrer Geltung bei der Nation hielten, nothwendig sie zu feindseligem Einschreiten wider den HErrn reizen, und bereits fingen sie an, ihn zu belauern oder nahmen doch Zuträgereien von solchen an, die fich zu Liebe- dienereien für sie heägzabem Da geht ihnen denn Jesus lieber ans dem ege; nicht daß er jetzt schon, wie die Ausleåer meist die Sache auffassen, nach Ga- liläa in der bsicht fich zurückzöge, um dort seine Wirksamkeit zu eröffnen (Matth. 4, 12; Mark. 1, 14; Luk. z, f14), dånn ldas that ei? erst, tkirachdiemßsgohfnåizes in’s eängni ge egt war, avona er, a iee e- fangenfetzung egenwärtig schon geschehen sei, findet fich auch nicht gte geringste Spur im Texte, im Ge- gentheil spricht die ganze Fassung der Erzählung da- gegen, wohl aber trat er in das Privatleben zurück, aus welchem heraus er in Kap.5 ohne die Umgebung von Jüngern nach Jerusalem auf das unbenannt ge- lassene Fest kommt. Erst von dem Ausgang an, den dieser Festbesuch»hatte, so werden wir im Folgenden uns immer gewisser uberzeugen, war er nicht mehr durch Verpflichtungen gegen Jerusalem gebunden, son- dern konnte fein Arbeitsfeld nach Galiläa verlegen; undd weil Fr eben das Ist nafch dder Zåvischenzeit des wie er an genommenen rivat tan es t ut, war eins der ersten Werke feines galiläischen Aufenthaltes die Neuberufung seiner Jünger, wie sie in Matth.4,18ff.; Mark. 1, 16 ff; Luk. 5, 1 ff. uns begegnet, während diese keinen rechten Sinn hat, wenn sie unmittelbar an das im vorlie enden 4. Kap. Erzählte fich an- ghließden Zoll, tgie ikeseäjeey Lange und 3nderehwosllen. or er eit, emert eyer gan ri tig, e e eine Stunde nahe und sein bewußter Lheruf erfüllt war, fich den Nachstellungen der Widersacher preiszugeben, råtarckdesm Betåußgein Jefu vom ggttlicheii Fbescllziick nnd we einer en ung entgegen; arum egn" gte er fich für jetzt mit der Erregung, welche er bereits in Judäa für sein Werk hervorgebracht hatte, und zo fich vorläufig in fein weniger beachtetes Heimathsland zurück. Das aber mußte, da er für jetzt Jerusalem noch nicht aufgeben und Galiläa noch nicht zum Wir- kungskreis erwählen konnte, ztrleich ein Sichzurücb ziehen in’s Privatlebeu fein: ,,er fuspendirt fein Werk, um es nicht ganz unmöglich zu machen.« 4. Er mußte aber [bei diesem Rückgang aus Judäa nach Galiläa der geographischen Lage beider Landschaften gemäß, da er keine Veran- lassung hatte, nach Art der strengen Juden, welche keine Gemeinfchast mit den Samaritern unterhielten V. 9, den Umweg über Verein, das Land jenseitt des Jordan, zu machen] durch Sa- MllctctM kct M. 5. Da kam et in eine Stadt [genauer: nach einer Stadt hin] Samariå, die heißt smit ihrem ursprünglichen Namen Sichem, der II. Theil: Erfolgreiche Wirksamkeit Jesu in Samaria. Sein Verweilen am Iakobsbrunnem 69 aber dann umgewandelt worden in den andern:] Sichar [nach richtigerer Schreibung: Sychar, d. i. Taumel- oder Lügenstadt 1. Mos. 33, 18 Anm.], nahe bei dem Dörflein [oder Grundstück], das Jakob [in dem Testament 1. M. 48, 22] seinem Sohn Joseph gab [und wo,dann später des Letzteren Gebeine begraben wurden Jos. 24, 32]. s. Es war aber daselbst [etwas südlich von dem bei Sichem gelegenen Grabmal Josephs] Jakolks Brunnen [den dieser zur Zeit seines Ve- sitzes des Grundstücks sich gegraben hatte und den die Samariter noch immer in hohen Ehren hielten V. 12]. » Da nun Jesus [als er bei der Stelle ankam] mude war von der Reise, seszte er sich also [nur feinem Bedürfniß nach dem Aus- ruhen folgend, ohne gerade die Gelegenheit zu dem nachherigen Gespräch mit dem samaritischen Weibe, die ihm vielmehr von seinem Vater im Himmel entgegengeführt wurde, selber beabsichtigt zu haben] auf den Brunnen; und es war um die fechste Stunde [nach jüdischer Rechnungsweise Kap. 1, 39., d. i. Piittags 12 Uhr, also schon hiernach keine geeignete Zeit, wo sich darauf hätte rechnen lassen, daß das Weib zum» Brun- nen kommen würde Matth. 26, 17 Anm. 1]. An die Betrachtung dieser Begebenheit müssen wir, um sie ihrem heilsgeschichtli en Zusammen- bange zu verstehen, unter Vornahme er prophetischen Wecsagung in Jes. 49, 4— 6 gehen; das, was dort in V. 4 gesagt wird, ist nun wirklich erfüllt, die leib- liche Müdigkeit Jesu ist ein Sinnbild seiner inneren Herzensstimmnng mit welcher er von Judäa her- kommt, um nach Galiläa in’s Privatleben sich zurück- zuziehem ,,ich dachte, ich arbeitete vergeblich, und brächte meine Kraft umsonst und unnützlich zu; wie- wohl meine Sache des HErrm und mein Amt meines Gottes is .« Da aber wird damit, daß das samaritische Weib ihm zugeführt wird, von Seiten Gottes ihm die Antwort in dem 6. Vers jener Stelle zu Theil: ,,es ist ein Geringes, daß du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und das Verwahrlofete in Israel wieder zu bringen; sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seiest mein Heil bis an der Welt Ende-« Um diese göttliche Einführung, die ganz frei ist von aller eigenen menschlichen Herbeiführung oder Erwartung Jesu, recht nachdrücklich hervortreten zu lassen, heißt es in V. 4 unsers Abschnitts: ,,er mußte durch Samaria reisen«, in V. 6: ,,er setzte sich also (ermüdet, wie er war, und ohne etwas An eres als leibliche Ruhe suchend) auf den Brunnen« und dann weiter: ,,es war um die sechste Stunde« Das Weib (V. 7) scheint nicht unmittelbar aus der Stadt, sondern vom Felde zu kommen und will bei ihrem Heimgange sich Wasser mit nach Hause nehmen; indem sie aber zu sonst nicht gewöhnlicher Zeit des Schöpfens zum Brunnen kommt, ist die Möglichkeit zu einem län eren Allein- sein Jesu mit ihr gegeben, welche des orgens oder Abends wohl nicht stattgefunden haben würde. Was die Oertlichkeit des Vorganges betrifft, so legen wir nebenstehend ein Kärtchen zur Orientirung für den Leser vor. Viel Schwierigkeiten bereitet den Gelehrten das åeographifch - geschichtliche Sachverhältniß der Namen ichem, Salem, Sichar, welche in den biblischen Büchern vorkommen; wir wollen das elbe nicht aus- führlich erörtern, namentlich auch in eziehung dar- auf, ob das Salem in 1. Mos. 33, 18 etwa einerlei sei mit dem auf dem Kärtchen angegebenen Salim, und Sichar sich vielleicht decke mit dem jetzigen Ort Askar (d. i. das Gekaufte), so daß es ein kleinerer, besonde- rer Ort neben Sichem wäre, wir folgen vielmehr der gewöhnlichen Auslegung, wonach Sichar s. v. a. - v? «« « - «. OF» »die-»F»- «««""-«s«"-"" list-«»- « --,,,»»H »HW-»»»,»» Wirth« s) »Es, Styx-« «— « - Æswäi Es; «Z,,WY»» H«" T « · EVEN« "-- . - - «« 7 WE- -. H »« » « · W is? «»- . : «« · Umgegend von sichern. Sichem ist —- Beispiele von dergleichen Umwandlung herkömmlicher Namen in Spottnamen find Bet aven statt Bethel ( of. 4, 15); Baal-Sebub st. Baal- ebul (2.Kön.1,2); erg Mashith st. Oelberg (2. K. 23,13); Achar st. Achan (1. Chron.2,7; Ins. 7, 25 s.) —, und soll wohl die Anwendung dieses Namens ier auf den heidnischen Charakter (Habak. 3, 18) der amaritaner hindeuten, den der HErr selber in Matth. 10, 5 f. contatirt, indem er Samariter und Heiden in Eine Klasse rechnet. Ueber die Lage des Jakobsbrunnens selber kann kein Zweifel fein; er befindet sich südlich von Josephs Grab, und beide Punkte liegen in dem östlich an den Bergrücken oder Sattel zwischen Ebal und Garizim, auf wel em Sichem erbaut ist, sich an- Lchließenden Thal zwi chen Askar Im Norden und elztah im Süden, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt. Dur dieses Thal geht die Straße von Jerusalem nach azareth in Galiläax den Brun- nen hatte sich Jakob gegraben, weil er als Fremdling im Lande unabhängig von den eananitischen Landes- bewohnern leben wollte, er blieb um dieser seiner Herkunft willen den Samaritern eine Art Heiligthum oder ein Erbstüch auf das sie stolz waren, und wurde elezentlich auch benutzh obgleich Sichem selber fzonst uellen genug hatte, um für gewohnl1ch mcht eine halbe Stunde weit das Wasser herholen zu müfsen.. So reihet auch diese gelegentliche Vensutzung von Seiten des Weibes sich den mancherlei zufälligen Um- ständen ein, wie wir uns auszudrücken pflegen, durch deren eigenthümliche Zusammenfügung Gott der Vater« es herbeiführte, daß sein Sohn als der Welt Heiland diese Begegnung hatte. 70 Evangelium Johannis 4, 7—12. 7. Da kommt ein Weib von Samarta [nicht aus der Stadt Samaria, die ja 74 M. nord- westlich von Sichar liegt, sondern s. v. a. ein samaritisch Weib V. 9], Wasser [aus dem Brun- nen] zu schbpfem Jesus sallerdings zunächst von seinem leiblichen Bedürfniß Veranlassung neh- mend, ein Gespräch mit ihr anzuknüpfen, aber doch zugleich auch prüfend, ob ihm nicht sein Vater im Himmel mit Zusendung dieses Weibes begegne 1. Mos. 24, 12 ff.] spricht zu ihr: Gieb mir zu trinken. 8. Denn seine Jünger waren in die Stadt [Sychar] gegangen, daß sie Speise kaufeten [er war also in Beziehung auf Menschen allein, und in solchen Fällen, das wußte er, war ihm der Vaterganz besonders nahe Kap. 16, 32]. 9.« Spricht nun das famaritische Weib [ver- wundert darüber, daß sie hier von einem Juden angeredet werde, und ihn an seiner Aussprache: teni Ii sohekotli, wofür man dort zu Lande « sekoth sagte Richt. 12, 6., sogleich für einen Juden erkennend] zu ihm: Wie bitiest du von mir zu trinken, so du ein Jude bist, und ich [da- gegen] ein samaritisch Weib? Denn sum diese Bemerkung für das Verständniß des Lesers ein- zuschalten] die Juden haben saußer in Handels- geschäften V. s] keine Gemeinschaft mit den Sa- mariteru [Sir. 50, 28; Esra 4, 3 Anm.]. 10. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wenn du erkennetest die Gabe Gottes [die er durch mich dir anbietet], und wer der ist, der zu dir sagt: Gieb mir zu trinken [nämlich der Mes- sias, auf den auch du mit deinem Volke wartest V. 25]; du bcitest ihn [genauer: hättest, mit Bitten deinerseits ihm zuvorkommend, ihn also gebeten, wie er nun dich angesprochen hat], und er gäbe dir [hätte, mit Gewähren seiner- seits nicht, wie du, zögernd und das Gespräch auf Nebensachen ablenkend, dir gleich mit seinem ersten Wort gegeben] lebendiges Wasser [Kap. 7 37]. , Jndem Jesus müde von der Reise vor der Stadt am Brunnen sitzt, siehe, da kommt eine junge, rüstige Frau, den Eimer oder sonst ein Wassergefäß in der Hand, daher; ihren Namen nennt der Evangelist nicht, eine Legende aus späterer Zeit heißt sie Photina. Sie kommt näher und näher, und wie es Frauen eigen ist, daß sie mit Einem flüchtigen Blick mehr Einzeln- eiten auffassen, als des Mannes Auge kaum in einer tunde, so hat sie es gleich weg, daß ein Fremdling am Brunnen sitzt, den sie nach seiner Kleidung und galtung auch gleich als einen jüdischen Lehrer erkennt. ie grüßt ihn nicht: er gehört zu einem ihren Lands- leuten feind eligen, von diesen nicht minder angesein- deten Volke; sie verrichtet vielmehr ihr Geschäft, ohne ihn weiter einer Aufmerksamkeit zu würdigen. Schon hat sie ihren Eimer mit Wasser gefüllt und ist eben in Begriff, mit ihrer Lat davon zu gehen, als der fremde Mann sie freundli anblickt und spricht: ,,Gieb mir zu trinken« (Fr. Arndt.) Diese Bitte des HErrn ist gewiß kein bloßer einleitender Vormund, sondern durch wirklichen Wunsch und Bedürfniß hervorgerufen; dadurch ist aber nicht ausgeschlossen, daß, indem er dies Bedürfniß ausspricht, sogleich die Benutzung des gegebenen Anlasses sich vorsetzt und das Gespräch in er Absicht beginnt, dem Weibe mehr und Besseres zu eben, als er von ihr fordert. (v. Burger.) Jesus suchte nicht absichtlich Samaria auf, um dort zu wir- ken; deshalb bleibt er auch, als er nach Sychar ge- kommen, außerhalb des Orts und läßt seine Jünger allein hineingehenx um Speise zu kaufen. Wir sehen, er tritt nur soweit in Berührung mit dem Land und Volk Samaria’s, als es eben unumgänglich nöthig war; wenn er nun aber doch mit jenem Weibe ein Gesprä beginnt, so thut er dies zunächst nur, weil er Durt hat, also sie bitten muß, weiterhin aber, weil er theils aus der ungewöhnlichen Stunde, theils aus ihrer Antwort erkannte, daß sie ihm vom Vater eschickt sei. Sofort tritt nun sowohl sein Wunsch, sich Für einige Zeit von seiner Berufsthätigkeit zurückzu- iehn, als sein nächstes Bediirfniß hinter den Willen seines Vaters zurück; dieser tritt ihm an die Stelle jenes Wunsches und macht ihm die Befriedigung die- fes Bedürfnisses unnöthig oder läßt sie· ihn vergessen, denn jenen Willen zu vollbringen ist ihm wesentliche Befriedigung. Aber auch der Ort ist Jesu vielleizt eine Andeutung und Aufforderung gewesen; denn ni t blos als bedeutungsvoller Hintergrund wird er er- wähnt sein, sondern als der Ort, an welchem die Patriarchenzeit der Verheißung wartete und welchen im Bild das Verheißungswort mit seiner Erfüllun in Zusammenhang brachte (1.Mof.49,22; 5.M.33,2 f.). Jn den Besitz, dieser Verheißung nun, das Erbe der Patriarchem sollte Samarien eintreten: dafür war der Besih des Brunnens Jakobs Bild und Gewähr; da- mit ollte dies Land auch Besitz dessen werden, welchen der von seinen Brüdern verachtete und doch ihr Ret- ter gewordene Joseph vorbildete. (Luthardt.) Jesus sieht das Weib herankommen: es kommt nicht zu ihm, es sind andere Zwecke, die es in seine Nähe führen; nur Wasser will es schöpfen, nichts weiter. Aber der HErr ergreift die Gelegenheit, es zu dem Brunnen des ewi en Lebens, der in ihm selber quillt, zuführen; und dieses Weib hat ihm der Vater gegeben. Er ist nach Samarien nicht gegangen, um da zu wirken, am wenigsten in dem Augenblick der Ruhe und Rast; aber dies Weib wird ihm zugeführt, der Vater hat ihm diese Seele gesendet, und dankbar nimmt er sie hin· Wie er in allem, was er redet, nur das redet, was der Vater ihm heißt; wie er in allem, was er thut, nur das"thut, was der Vater ihm zeigt: so sieht er auch in allem, was er empfängt, nur die Gabe, die der Vater ihm giebt. So wird auch diese Seele für ihn zur Gabe; hinter dem Weibe, das ihm sich naht, erkennt er die Hand Gottes, die eine Seele ihm schenkt, hinter der äußeren Begegnung sieht er die verborgene Gnadenführung, hinter dem äußeren Zusammentreffen sieht er den göttlichen Rathschluß (Brückner.) Er weiß, daß das Mittel, eine Seele zu gewinnen, oft darin liegt, einen Dienst von ihr zu verlangen; da» durch räumt man ihr eine Ueberlegenheit ein, welche ihr wohl thut. (Godet.) Das kleine Wort zeigt, wie die fromme demüthige Bitte Wunder thut; es war der Anfang jener Wirksamkeit, welche die alte Scheidewand des Grolls und Hasses zwischen den Juden und Sa- maritern, die später in die Gemeinde Christi eintreten sollten, niederriß. Aber nicht nur, daß der HErr die Samariterin bat, auch daß er das einsame Weib, endlich besonders, daß er das sündige, verirrte Weib Gespräch Jesu mit dem samaritischen Weibe aus Sychar. 71 also bat, läßt ihn in der ganzen Freiheit und Hoheit seiner Liebe erscheinenz denn an dem ersten Umstand konnte jeder Jude Anstoß nehmen, da die Juden den Umgang mit Samaritern vermieden, an dem zweiten jeder Rabbi, da es namentlich für Rabbinen nicht schicklich war, sich mit fremden Weibern einzeln zu unterhalten, an dem dritten jeder Pharisäer, da es pharisäische Voraussetzung war, man müsse die Ge- fallenen mit Härte von sich weisen. So weist denn die kleine Bitte des HErrn mit Einem Male zugleich in drei Provinzen seiner Geistesherrlichkeit hinein. Das Weib empfand auch sofort das Außerordentliche dieser Anrede; sie erkannte nämlich in der Sprache oder in der Tracht und dem ganzen Wesen des Man- nes den Juden, und sie konnte nicht umhin, ihm ihr Befremden zu äußern: ,,wie? du, ein Jude, bitteft von mir zu trinken, von dem samaritischen Weibe?« Mag sie gleich die Herablassung dieses wunderbaren Juden dunkel empfinden, so fcheint sich doch ihr Na- tionalgesühl an seiner Hilfsbedürftigkeit weiden zu wollen; sie hebt es hervor, daß er, der vermeintlich stolze Judäer, der Bittende ist, daß er jetzt von ihrem Wohlwollen abhängt mit seinem Bedürfnis. Dieser Ton veranlaßt den HErrn, das ent egenge etzte Ver- hältniß hervorzuheben, daß sie die edürftge sei, er der Besitzer des wahren Borns der Befriedigung: ,,o hättest du gewußt, die Gabe Gottes zu schätzen, diese einzige Gelegenheit, und wer es ist, der dich bittet um einen Trunk, du hättest ihn schon gebeten, und nicht vergebens; er hätte dir lebendiges Wasser gegeben, sprudelndes Quellwasser.« Damit erklärt er ihre Ant- wort für eine durchaus verfehlte; sie ist in der Ge- währung der kleinsten Bitte noch schwierig, er wollte ihr schon von Anfang an huldreich sein in der Ge- währung des höchsten Anliegens. (P. Lange.) ,,Leben- diges Wasser« im eigentlichen Sinne ist Quellwasser im Gegensatz gegen Eisternenwasser und stehendes Wasser, das sich nicht erneuert (1. Mos. ·26, W; 3.M 14, 5); im bildlich en Sinne ist es ein Gut, welches die Eigenschaft hat, sich unaufaufhörlich selbst wieder zu erneuern, wie eine sprudelnde Quelle, ja wie das Leben selbst, und welches daher sich nie erschöpft Nach esu eigener Erklärung in V. 13 f. ist es das ewige eben; aber das ewige Leben ist er selbst, durch die Kraft des Geistes in der Seele lebend, lebendiges Wasser geben heißt also bei ihm ,,sich selbst mittheilen«, denn das Leben fällt mit dem Lebensprincip zusam- men. (Godet.) Lebendiges Wasser kann Quellwasser bedeuten zum Unterschied vom Wasser des Sodbrun- nens; der HErr aber meint das fris e Wasser des Geistes, das Wasser, welches aus dem- eben für das wahre Leben quillt. Kann es die Frau verstehen? auch hier sowenig, als bei dem Wort vom Tempelbau (2, 19) oder von der neuen Geburt (3, 3), war es möglich, daß, wer es zum ersten Mal hörte, sogleich die ganze Tiefe faßte, am wenigsten eine so ganz ins Jrdische versunkene Hörerim Aber sie konnte doch merken, daß er ihr ein Räthsel ausgebe; sie konnte und sollte es gerade an dem seltsamen Wort inne werden, daß es etwas Großes und Wirkliches geben könne über den gemeinen Sinn und Verstand hinaus. Sie konnte an der Leiter des irdischen Gleichnisses hinaufzuklimmen versuchen, sie konnte verständig fragen ;« aber sie redet unverständig. (Riggenbach.) 11. Spricht zu ihm das Weib [bei dem eigentlichen Sinne des Wortes ,,lebendiges Wasser« stehen bleibend, doch schon mit einem gewissen Respekt gegen ihn erfüllt]: Herr [Apstg. 16, 30; 2. Kön. 6, 5], hast du doch Uichts [kein an einem Seil herabzulassendes Gefäß], damit du schbpfesh nnd der Brunnen ist setwa 105 Fuß] tief [so daß ohne einen Schöpfer es gar nicht möglich ist, Wasser daraus zu bekommen]; woher hast du denn lebendiges Wasser [wie du mir es anbietest]? 12. [Du müßtest entweder eine eigene, be- sondere Quelle hier in der Nähe wissen, die dem Blick Jacobs entgangen wäre, wenn dein Wort einen Sinn haben soll, oder aber wunderbarer Weise einen Quell können entspringen lassen, wo der Patriarch erst mühsam darnach graben mußte; doch da frage 1ch:] Bist du mehr swillst du für einen Größeren, Mehrvermögenderen dich aus- geben], denn unser Vater Jakob [von dessen» Enkelsöhnen Ephraim und Manasse wir Sama- riter abstammen, seiner Zeit gewesen], der Uns diesen Brunnen gegeben [in seinem Testament hinterlassen] hat; Und er hat [da er selber keinen besseren als ihn besaß] daraus getrunken und [mit ihm] seine Kinder und sein Vieh? sich weiß also nicht, was du redest.] Wenn ihr Einer an dieser Stelle von einem vor- ziiglichen lebendigen Wasser oder Quellwasser spricht, so kann sie ihrem Nationalgefühl gemäß zunächst nicht anders denken, als er müsse es aus der Tiefe dieses Brunnens schöpfem da er aber das nicht kann, weil er kein Schöpfgefäß hat, so will er wohl irgend eine Quelle der Umgegend höher stellen, dafür soll er ihr jedoch erst eine höhere Auctorität aufweisen als die des Vaters Jakob. (P. Lange.) Sie hält trotz i rem Sündenwandel große Stücke darauf, von Jako zu stammen, von dem sie rühmt, daß er ihnen den Brun- nen hinterlassen, aus welchem Er getrunken habe, und seine Kinder und sein Vieh; aber wie verrät? sie sich doch mit dem letzten Wort! Jst denn Was er, von welchem das Vieh zugleich mit dem Menschen trinkt, das rechte Wasser zum rechten Leben? — Die Welt will sich ihre großen Güter, die sie zu besitzen meint, nicht verkümmern lassen, und wenn sie auch nur dem thierischen Leben frommen. (Riggenbach.) »Das »Unser« und «uns« betont sie» nachdrücklich dem judi- schen Fremdling gegenüber, denn das war eben der Samariter erlogener Ru m, ihr Sychar-Ruhm, daß sie von Jakob durch oseph abstammeteuz Jakobs Brunnen nähre Jakobs rechte Kinder, meinten sie, doch ,,blieb Samaria nur ein Samaria, ob Jakob da gewohnt, ob Joseph da begraben» Der HErr nimmt vorläufig die hingeworfene Streitfrage über die Ab- stammung der Samariter nicht auf —- er thut das mittelbar erst in V. 22, wo er dem Weibe zu beden- ken giebt: wirklichen Nachkommen Jakobs könnte nicht alle wesenhafte Gotteserkenntniß so abgesprochen wer- den, wie den Samaritern —-, sondern er dringt weiter vor in dem Liebesbemühen, die Samariterin zu einer Bitterin um die Gottesgabe des lebendigen Wassers u machen. (Besser.) O es gleich ein unberechtigter nspruch ist, wenn sie von Jakob als ihrem Vater spricht, so soll es doch ihr und ihren Landsleuten zu Statten kommen, daß sie auf dem Erbe Jakobs sitzen, und der begehrte Anspruch an Jsrael und seinen Segen soll ihnen nicht entgehen. (v. Burgen) Es folgt nun das dritte von den 7»Worten, die Jesus 72 Evangelium Johannis 4, 13—18. mit dem samaritischen Weibe gewechselt hat (V. 7.10. 13 f. 16. 17 f. 21 ff. 26). ,,Die Siebenzahl ist hier gewiß ebensowenig zufällig, wie die Zehnzahl der Ge- ote, die Srebenzahl der Seligkeiten, der Bitten im Vaterunser, der letzten Worte am Kreuz; sie zeigt, daß hier alles gezählt und ewogen ist, nichts gegen die Absicht Jesu durch den Lauf des Gesprächs her- beigeführt, dessen Fäden er in der Hand behält. (Hengftenberg.) 13. Jesus antwortete und sprach zu ihr: Wer dieses Wassers [wie es aus einem solchen irdischen, natürlichen Brunnen kommt, dergleichen auch euer Jakobs-Brunnen ist] trinket, den wird snicht lange darnach] wieder dürften sdenn ein jegliches solches Wasser, selbst aus dem allerbesten Brunnen geschöpft, ist feinem ganzen Wesen nach 1iicht dazu angethau, eine wirkliche und dauernde Befriedigung zu gewähren, gleichwie auch natür- liches Brod nicht vor dem Sterbenmüssen bewahren kann Kap. S, 58]. 14. Wer aber des Wassers trinken wird, das Jch [im Gegenfatz zu Jakob mit dem Wasser sei- nes Brunnens] ihm gebe sfalls er sich im Glau- ben zu mir wendet], den wird ewiglich nicht dürften [Jes. 49, 10]; sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm ein Brun- nen des Wassers werden, das in das ewige Leben quillet [indem es sein Jnneres mit einer heiligen- den Lebenskraft erfüllt, die immer weiter sich ausbreitet und entfaltet und ihn tüchtig macht zum Erbtheil der Heiligen im Licht Col. I, 12]. 15. Spticht das Weib [die wohl merkte, daß er von geistlichen, himmlischen Dingen rede, aber keine Luft hatte, darauf näher einzugehen, und daher, wie Leute ihrer Art in solcher Lage es zu machen pflegen, in tändelnder, spielender Weise dem weiteren Gespräch sich zu entziehen suchte] zu ihm: Herr, gieb mir dasselbige Wasser fdas so große Dinge ausrichtet, wie du da sagft], aus daß mich [nachdem ich davon getrunken, ewiglich] nicht [mehr] dürfte, daß ich [darum auch fernerhin] nicht [mehr] herkommen müsse zu schöpfen [und Mühe und Arbeit mir spare Kap. 6 34 . « Der Err stellt, ohne den Jakob zu verkleinern, dem Weiser, nach dessen Trinken man stets von Neuem dürstet, bis Gott den Bauch und die Speise zusammen umbringt, diesem Wasser des Todes, auch wenn es lebendig aus der Quelle sprudelt, das rechte Wasser des Lebens gegenüber, welches den Durst der Seele wesentlich stillt, die lebendige Quelle, welche, wo sie einmal inwendig durch den Stab des Glaubens aus dem Felsen des Herzens gefchlagen ist, in’s unver- gängliche Leben quillt und strömt. (Riggenbach.) Das« »dieses Wasser« ist im Munde Jesu zugleich ein Bild aller irdischen Genüsse, nach welchen bald die Leere in der Seele wiederkehrt und welche den Men- schen in der Abhängigkeit von äußeren Dingen er- halten. (Godet.) as konnte das Weib nicht leug- nen: »wer dieses Wasser trinkt, den wird wieder dür- sten«: und wir können es auch nicht leugnen, daß kein Erdenwasser und kein Erdengenuß ins emein un- sern Durst nach voller Vergnügung des eibes und der Seelen zu stillen vermag. Alles, was in der Welt ist, aller Trost der Ereatur, auch alle erlaubte Freude vergänglicher Natur, trägt die Inschrift: »wer hiervon trinkt, den wird wieder dürften —— heute satt, morgen matt — was ist, das mich heut erfreuet, das mich morgen nicht gereuet?« Und wenn nun alles Vergängliche ein Ende nehmen und nach dem Ver- ehen er Welt zum Löschen des Weltdurftes kein ropfen Wassers -mehr vorhanden fein wird, ach, wie wird der Weltmenschen dürftende Seele durchbohrt werden von dem Wort: Du hast dein Gutes, das Wasser, welches deine Zunge kühlt, empfangen in deinem Leben (Luk. IS, 57)! Wieder dürften hier in dieser, ewig dürften dort in jener Welt, das ist der Jrdischgefinnten unfeliges Loos. (Besser.) Wer an den Brunnenröhren der Weltlust saugt, der wird nimmer satt — ist’s nicht also? Gesteh es, liebe Seele: alle deine irdischen Freuden, deine Gesellschaf- ten, deine Bälle, deine Theater, deine Romane, deine Mahlzeiten, deine Kleider, deine Reisen, deine Kapi- talien, deine Aetien, und was du weiter nennst von irdischen Gütern, haben sie deinen Durst je gestillt, deinen Geist je wahrhaft befriedigt, so daß dusagen könntest: nun bin ich satt, nun bin ich reich und habe ·enug für’s Leben, für’s Sterben, für Zeit und wigkeit genug? Wenn ich auch keins verdammen will von allen den Dingen, die ich vorhin genannt, wenn ich nicht sa en will: »wer dieses Wassers trinkt, der wird davon finden« — ist nicht das wenigstens wahr: »den wird wieder dürften«, er hat nicht genug daran, er wird nicht selig davon? Sie essen, und sind doch nicht satt, sie trinken, und das Herz bleibt matt; denn es ist lauter Trü en. (Gerok.) — Jn Be- ug auf den Zustand der rwählten im jenseitigen Dasein, in der himmlischen Seligkeit, heißt es in Qffb. 7, 16: ,,sie wird nicht mehr hun ern noch dürften«; und in Qffb. 21, 6 heißt es in ezug auf die Zeit, da Gott alles neu macht: ,,ich will em Durstigen eben von dem Brunnen des lebendigen Wassers um- onft.« Gott stellt aber den Seinen keine bloßen ,,Vollmachtsbriefe zum Glücke« aus; auch in dem trüben Diefseits ist er in Christo stets für die Seinen der Quell des Lebens, es kommt für sie nie eine Zeit, da sie wiinschen nicht geboren zu sein, da sie verfucht sind in’s Wasser zu gehen, da sie, wie Calvin sagt, völlig trocken wären. (Hengstenberg·) Das, was Christus giebt, durch den Glauben in’s innere Leben aufgenommen, bewirkt die Befriedigung des Heilsbe- dürfnisses auf ewig, so daß man niemals den Mangel dieser Befriedigung empfindet, weil man sie immer hat; denn an sich selbst hat sein Wasser, wie Bengel bemerkt, unvergängliche Kraft, und wo der Durst wiederkehrt, liegt der Man el im Menfchen (er ver- säumt es nämlich zu trinkenä nicht im Wasser. Der Ausdruck in Sir· 24, 28 f.: »wer von mir (der Weis- heit) trinket, den dürstet immer nach mir«, beruht auf einer andern Anschauung des fortwährenden Genusses, nämlich nach seinen einzelnen, im steten Wechsel von Verlangen und Befriedigung sich vollziehenden Mo- menten, nicht nach der aus ihnen bestehenden Einheit und Zuständlichkeit im Ganzen. Zu der negativen Wirkung des Nichtdürftens kommt dann die positive, wobei »das Wasser, das ich ihm geben werde« mit Nachdruck wiederholt ist: die im Glauben angeeignete. Gabe Christi wird ihr Leben in dem Gläubigen so energisch in unversiegbarer Fülle entwickeln, daß dessen treibende volle Kraft in’s ewige Leben hineinreicht; bei feinem Eintritt ins Reich der Herrlichkeit nimmt er Von dem Wasser, das allen Durst stillt und in’s ewige Leben quillt. 73 diese innere lebendige Macht der aufgenommenen Gabe mit hinein, vgl. Kap. 6, 27. (Meher.) Offenbar ver- steht derspHErr unter dem lebendigen Wasser, das er iäÆskiäkåkixäkie siikxiiikkkiksskh«få’åd?I-?’T»?b THIS; eines ebens selbst; wie er sagt: ,,ich bin das Brod es Lebens« ebenso ist er auch selbst das Wasser des Lebens, indem er der Welt das Leben giebt (Kap. 6, 33. 35). Der Vergleichungsxunkt ist daher, wie beim ,,Licht« dczs ErlkuchtenZF rkenntnig defr Bgahrlåeit M«tt·l e,o « , «ds rri ene, r- qulillckxiidektgdassLSlehliiliing unYseVerkccingeiå fSTllZnde; d e; t·tm"t em een as r · t, aes enen e bfliänschieiåhgrzensz in sderläekgäxiilgelichkeih difis durch i e au em er an i en immer nur ur eine ei lang befriedi t wedzdeng kann, für immer und ewig, giebt volle enüge 10, 10). Als eine zweite Eigen- thiimliclzkeit seines ebenswafsers wird dann dessen Ekkkiålkikkäåsskäurskkfåsstrkkkchsåisk«s2ixifäksisTHE« J! müthe dessen, der es aufnimmt, eine selbstständige Qiielle des Wassers (Kap. 7, 385 Sir. 24, 40 fs.); es gefriedigts aliso nichtckxiurd dsie Lkledikrfiiisse des Pifiditåf uums on ern ma t ’ es lbt zu e’ner eru - tenden«Lebensquell für sdine Uingebung l(Olshausen.) Wer mit Jesu in emeinschast des Glaubens tritt, der wird seines Geistes theilhaftig, hat in ihm das Pfand und Siegel der geschlossenen Gemeinschaft und darin Leben und Seli keit; aber dieser Geist wird auch ein lebendiger Que in ihm selber, er wird sein geistiges Besitzthum und äußert in jedem seine Wirkungen in ieikstikkåkäsixisewsskpist Willst« ikxmthkkxskkååitx i i er egun na ei i Ziele begriffen, und dieses Ziel ist das ewi e Leben. gsxksexgsss .rsksgkkd2kx sssssxsskgmijszükskmdxi en e : stglåzi dayckljujrch das, wasf er hieizieden uns s erzit- u ur as, was er ür dro en uns ver ei t- aber auch 2) ihn zu wecken a) durch die Erinnerung« an die Eitelkeit aller irdischen Genüsse, b) durch den Zinnxefs auf die Schaden unsers Herzens. (Nach ero · 16. Jesus [der, wenn er auch für den Augen- blick sie nicht länger aufhalten konnte, doch aus der geistlichen Haft, in die er sie einmal genom- men, nicht jetzt schon sie entlassen mochte] spricht zu ihr: Gehe hin, rufe deinem Manne fdaß er dich begleite] und komme» [dann wieder] hersich bin bereit, euch beiderseits von dem lebendigen Wasser, das ich habe, mitzutheilen]. 17. Das Weib sbeschämt ihre Augen nieder- schlagend] antwortete und sprach zn·thm: Jch habe keinen Zesuttmltißermoge sein? Bekgiilcikung mit dem eit o ne a 3 34 jetzt inein i end in die gesammten Lebensveihältnisse des persön- lich ihm völlig unbekannten Weibes wie in ein aufgeschlagen Buch 1, 47 f·.] spricht zu ihr: Du hast recht gesagt [wenn du in Beziehung auf» den, mit dem du zusammenlebst, dich also ausdruckst]: Jch habe kåineki Mann. 18. ün Männer haft du lvormals alle nur denkbaren Möglichkeiten des ehelichen Verhältnisses erschöpfend Luk. 12, 6. b2; 14, 19; 16, 28., allerdings] gehabt [aber eines nach dem andern dich zu entledigen gewußt V. 29], und den du nun hast, der fweil er es nicht für werth hält, dich zum wirklichen Weibe zu nehmen] ist nicht dein Mann. Da hast du swenn es sich bei dem ,,Mann« freilich nur um einen Ehemann handeln kann] recht gesagt. Die Ausleger fassen die Rede des Weibes in V. 15 meist als ein treuherziges, zwar in großem Unverstand, aber doch voll Verlan ens nach Christi wunderbarem Wasser gesprochenes ort, und nehmen nun des HErrii Aufforderung in V. 15 als einen bloßen Vormund, um die von ihm vorhergesehene Antwort hervorzurufen und daran seine Vorhaltung anzuschließem dieihr sein übermenschliches Wissens kund thun und einen Nagel in ihr Gewissen treiben sollte; wir können uns jedoch weder« mit der einen noch mit der andern Auffassung einverstanden erklären, jene thut dem Weibe zu viel Ehre an, wenn sie dasselbe als ,,schon ergriffen« bezeichnet, ob es gleich das Wort in V. 14 noch nicht begreife, und diese beeinträchtigt die Ehre des HErrn, indem sie ihm ein berechnetes Verfahren zuschreibt,» das mit der vollkommenen Ge- radheit seines Wesens sich nicht recht vertragen will. Allerdings können menschliche Lehrer und Erzieher nicht selten in die Lage kommen, an einen Pslegebe- fohlenen eine Aufforderung zu erlassen, die insofern nicht im vollen Ernst gemeint ist, weil man voraus- sieht, »daß der Aufgeforderte ihr nicht entsprechen kann, um diesen mit einer falschen An abe zu Schanden zu machen; aber um dergleichen han elt es sich hier über- haupt nicht, und außerdem müssen wir, die wir kein untrügliches-Wissen besitzen, sondern etwa nur eine moralische Ueberzeugung, dem Lügengeist gegenüber nur allzuoft mit einer Schlangenklugheit uns behelfen, die ziemlich weit von der Taubeneinfalt sich entfernt, während die Stellung eines mit göttlichem Wissen und göttlicher Machtbefugniß ausgestatteten Propheten ihm viel besser gestattet, gerade durch zu gehen (2. Sam. 12, 7). Wir haben nun oben bei der Erklärun den Sinn des Weibes in V. 15 nach derjenigen Auffassung, die der Engländer Lightfoot an die Hand giebt und die guts dem bisher von dem Weibe an den Tag ge- legten harakter entspricht, kenntlich zu machen ver- sucht: sie ist allerdings ergriffen, sie merkt den Ernst ihrer Lage, sie fühlt sich gepackt von diesem jiidischen Lehrer; aber leichtfertig und in die Welt versunken, wie sie noch ist, hat sie keine Lust, sich noch fester fassen oder gar bekehren zu lassen, und will daher en Händen, die sie angefaßt haben, mit einem wohlfeilen Witz sich entwinden. Es läßt sich die Stelle gewiß in sehr praktischer und fruchtbarer Weise verwerthen, wenn man auf diese sehr übliche Selbsthilfe der Kinder dieser Welt, womit sie dem Ernst des Wortes Gottes auszuweichen suchen, näher ein eht; aller landläufige Scherz und Spott über die Bi el oder einzelne Aus- sprüche derselben fällt unter das Kapitel solcher Selbst- hilfe und ist weiter nichts als die Anstrengung eines vom Angelhaken gefaßten Fisches, sich demselben wie- der zu entreißen und das Weite u gewinnen, daher er auch in der Regel da laut wird, wo zuvor das Wort Gottes seine Sprache erhoben hat, und je ein- dringlicher das geschehen ist, desto lauter erhebt er seine Ge enrede. Der HErr wehrt in V. 16 dem auf den Rü zug bedachten Weibe nicht, sich von dannen zu begeben, durch das Ersuchen, i n noch weiter an- zuhören; der rabbinische Anstand eines Volks erfor- derte, daß man sich nicht lange mit einer Frau, nament- lich mit einer fremden, allein unterhalte. Aber andern- 74 Evangelium Johannis 4, 19—22. theils war der Beruf, den ihm der Vater an diesem Weibe gegeben, noch nicht erfiillt, das Gespräch mit ihr war noch nicht zu einem Samenkorn geworden, das da Frucht bringen könnte; er mußte also sie wieder haben, und konnte sie nur wieder bekommen, wenn sie in Begleitung ihres Mannes zu ihm käme, dazu ladet er sie denn ein, ohne noch zu wissen (vgl. Mark. 19, 32), welchen bedenklichen Auftrag er eigent- lich dem Weibe iebt: »gehe hin und rufe deinem Manne« Dieses ort, in aller Arglosigkeit des Soh- nes gesprochem ist der Pfeil in der Hand des Vaters, der bei dem Weibe in’s Schwarze trifft; man verkennt die Gegenwart und Mitwirkun Gottes in diesem ganzen Handel, wenn man das Wort zu einem Pfeil in der Hand Christi selber macht, aber freilich tritt Christi göttliches Wissen sofort an die Stelle seines bisherigen menschlichen Nichttvissens als es nun darauf ankommt, dem Worte des Weibes gegenüber: ,,Jch habe keinen Mann« sich in einer Weise zu verhalten, daß diese merke, wer Der ist, der mit ihr redet (V. 10), und erkenne die Gabe Gottes, die in ihm sich ihr an- bietet. Ein anz ähnliches Eintreten augenblicklichen göttlichen Wissens für seitheriges menschliches Nicht- wissen werden wir bei der Botschaft der Schwestern Maria und Martha in Kuh. 11, 3 beobachten dürfen. Aber was für eine Weibes-Gestalt erblickt doch das eistige Auge esu, als auf einmal sein himmlischer Vater in den piegel der Ver angenheit und Gegen- wart dieser Frau ihn blicken läßt! welche Fleischeswege ist sie gegangen, welcher leichtfertiger Scheidungen hat sie sich schuldig geinacht, welches Herabkommen in noch tiefere Versunkenheit ist darauf gefolgt! ,,Drei Dinge sind nicht zu sättigen, und das vierte spricht nicht: es ist genug«, heißt es in Spr. 30,15 f.; für das zweite von diesen 4 Dingen, der Frauen verschlofsene Mutter, wie unsre deutsche Bibel schreibt, steht hier ein aus- ges uchtes Exemplar dem HErrn gegenüber· Bei den Samaritern war die Ehescheidung nur im Falle des Ehebruchs zulässig; schwerlich nun hat diese Frau ihre 5 Männer einen nach dem andern durch den Tod ver- loren, sondern sie hat einem nach dem andern die Treue gebrochen, und hat zuletzt einem, der zum Weibe sie nicht mochte, als Eoncubine sich an den Hals geworfen. Soll der HErr nicht erschreckem daß er mit einem solchen Weibe sich überhaupt erst eingelassen? soll er nicht davor zurückschaudern, noch weiter mit ihr zu verhandeln? Nun allerdings bekommt er menschlicher Weise hier ein Bewußtsein davon, was das eigentlich für ein Geschenk ist, das der Vater mit den Worten»(Jes. 49, 6) ihm macht: ,,ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seiest mein Heil bis an der Welt Ende-«; denn in diesem Weibe tritt ihm eine Repräsentantin der Heidenwelt entgegen, die alle nur irgend erdenklichen Götter zu ihren eigentlichen Männern gehabt (5. Mos. 4, 19) und die nun sich an utranen für den wahren Gott so wenig Reiz hat, da er vielmehr sich versucht fühlen könnte, sie von sich fern zu halten. Aber Jesus, indem er dem Weibe den ganzen Sachverhalt ihrer Vergan- genheit und Gegenwart vor die Seele führt, legt wohl, wie die Berleb. Bib. sich ausdrückt, den Finger an die Wunde, doch mit solcher Sanftmuth, daß es scheinet, als fürchte er sich, ihr wehe zu thun; er denkt nicht, was sie sonst gethan, wie es in einem bekannten Liede heißt, und erklärt damit seinem himmlischen Vater, daß er auch mit dem Geschenk einer Heidenwelt von der Art, wie sie nun einmal ist, zufrieden sei, dem Weibe aber, daß er auch bei einem Stande ihrer Ver- hältnisse, wie er ihn wohl kenne, ohne von ihr irgend etwas Näheres erfahren zu haben, als daß sie keinen Mann habe, sein Angebot in V. 10 u. I4 in voller Kraft gelten lasse. Jesus am Jakobsbrunnem oder wie der Heiland allenthalben Seelen zu gewinnen sucht: 1) kein Ort ist ihm zu unge- legen, er weiß ihn zu brauchen; Z) keine Zeit ist ihm zu unbequem, er weiß sie zu nützenx Z) keine Seele ist ihm u schlecht, er weiß sie zu fassen; 4) kein Be- dürfniß ist ihm zu hoch, er weiß es zu stillen. (Gerok.) 19. Das Weib spricht zu ihm: Herr [V.11], ich sehe [an deinem Wissen um meine, des per- sönlich dir so völlig unbekannten Weibes Verhält- nisse, das dir nur von Oben kann zugeflossen sein 1. Kön. 14, 6; 2. K. 5, 26; 6-, 12], daß du ein Propbet bist lund da möchte ich gern deine Entscheidung hören in Betreff der Streitfrage, die seit alten Zeiten zwischen uns, den Samaritern, und deinem Volke, den Juden, besteht Neh. 13, 28 Anm.]. 20. Unsere Väter haben [seit auf dem dort abendwärts gelegenen Garizim 5. Mos. 11, 31 Anm. ein Tempel bestanden und auch nachher, als er zerstört und ein bloßer Altar an seiner Stelle errichtet worden] auf diesem Berge [als dem ursprünglichen Segensberge 5. Mos. 27, 12; Jos· Ist; Izssucknlkxebetlietlzs uknd iärt Fudgn dgcgegånå saget, e a em a er a te er rr er- nzeihlenhabe 1. Ko» 8, 44"; Pf. 132, is] sei die Sinne, da man [nach 5. Mos. 12, 1 ff·] an- beten solle [wie steht es nun welcher von beiden Parteien magst du Recht geben?]. Beides, die Schuld, die sie verwirkt, und das Elend, in das sie sich gestürzt, hat der HErr dem Weibises mit ßåsfrhaltugig åhrerdLebensgestalt in V. 17 f. zum ewu tein ge ra t« amit ·st wol " « rs Herzens Grunde schon etwas geweikh das) ziin elikiietici Durste nach dem lebendigen Wasser, das er zu geben Permag fühgen kanmhdiefser Däirst selber aber noch eineswegs erart vor an en, aß es cho u dr eines kejrnstlichgnsssjleljlsveåläinFens kotsnmelii iniißteex « rr, gie mir a e ige as er.« Man e Aus- leger wollen ein solches Heils-verlangen aus de? Streit- frage zwischen Samaritern und Juden, die sie Jesu is? F3TL?e1diIå"Z2k"TE-T3si Pksksssskjeixkiikfckänsåå Ei« wgsens Zas reHkHe Heiligthiåm hzu erfagrenfxäixhdleäii sie i wen en mu e,-um ie ü nun irer u m"t pfer und Gebet zu suchen und Tie Gewißheit dxr göttlichen Vergebung sich zu holen; offenbar gehen diese Aus-le· er zu weit, wenn sie dem Weibe schon Ei? Isåkkspichpskssipktkkigikkhåik«5;2i«?;j’2L«’gE-,Lk2"äkiåk den«? wo kann ich Rettung finden?« Aber andrerseits ist es auch weder eine bloße Weiberlist, um von dem ihr unangenehmen Gegenstande, bei dem das Gespräch rzskxxssxixis»Ak-I,öikiksssrxke.»««-2«k-»s7;«k.ch«gss , , r er Prophet, mit dem sie ihr gutes Glück hier zusammen- eführt hat, in der so lange schon bestehenden Streit- Fache thun werde, was die Samariterin auf diese Rede bringt; wie sie bei seiner Vorhaltung ihm ohne irgend welchen Leugnungs- oder Veschönigungsversuch unum- whuitidsxis Reschtfggellztt ,,He:hr,bich tseheö gut; diå ein Pro- pe i«, o ü ieau ereis a ie raevon großer Wichtigkeit sür ihrsSeelenheil werden qdiirftq Das« Heil kommt von den Juden. 75 an welcher Stätte man Gottes Angesicht zu suchen habe. Ja, sie ist wohl an ihrem Berge Garizim, an dem sie bisher, wie an ihrem Jakobsbrunnem mit dem fanatischen Eifer ihres Volks gehangen, einigermaßen schon zweifelhaft geworden und spürt einen Zug hin- über nach den«Bergen, von welchen ihr Hilfe kommen könnte, um des Propheten willen, der von dort zu ihr herübergekommen und ihr die tiefe Noth vor die Augen gerückt hat, in der sie steckt, nachdem er zuvor darauf zugewiesen, daß es einen Helfer aus aller solcher eelennoth gebe. So werden wir den HErrn wohl verstehen, warum er es mit dem Sünden-Vorhalt in V. 18 genug sein und dagegen auf jene Streitsache das Gespräch hinüber lenken läßt; dort handelte es sich ja um Dinge, die, wenn sie einmal scharf und bestimmt bezeichnet und kurz und bündig eingestanden sind, einer weiteren Besprechung am besten entzogen bleiben, ier aber war der Weg gebahnet zu dem Ziel, wo as Samenkorn des Evangeliums nun ausgestreut werden konnte, wie denn in der That die Rede von Garizim und Jerusalem ar bald zu der vom Messias führt und· da in das ort sich zuspitzu ,,ich bin’s, der mit dir redet« s—- Es ist leicht zu merken, daß in dem Worte des Weibes: »Herr, ich sehe, daß du ein Pro- phet bist,« ein Doppeltes liegt, ein Bekenntniß ihrer Sünden ebenso wie eine erste ciiisdrückliche Anerkennt- niß Christi; man merkt es ihr an, sie fühlt sich ge—- trofsen, sie erkennt das Wort des HErrn als Wahrheit an, und andrerseits geht ihr der erste Einblick auf in Christi höhere Natur· Jn dem Augenblick, wo sie ihre Sünde erkennt, geht ihr auch das erste Verständnis; vom HErrn auf. Es ist das immer so: wenn sich das Auge schärst für das, was in der Seele vorhanden ist, so ist auch das Auge geschickt, um das zu erkennen, was in Christo gegeben ist. Es ist bei dem ersten Aufleuchten des inneren Lichtes immer beides zusam- men, die Erkenntniß der Sünde, die man gethan, und die Erkenntnis; des Worts, das Christus geredet hat; in diesem Sinne ist Sünden-Erkenntnis; immer Eugleich der erste Schritt zur Christus-Erkenntniß. s hat dieses Wort des Weibes eine eigenthümliche Gestalt, es ist nichts weiter als ein stilles Eingeständniß, es ist kein offenes, ehrliches, rückhaltloses Sündenbekenntniß. Und dennoch nimmt der, HErr es an, dennoch läßt er es gelten; wir fragen, warum? Nun, wäre hier nichts gewesen als jene falsche Schain, welche nicht dazu kommt, den Seelenzustand, in welchen man sich gestürzt hat, zu enthüllen, welche die Wunden, die man sich mit eigner Hand geschla en, nicht bloßlegen will, welche die Schmach, die man sich selbst bereitet, nicht tragen mag, welche der Wahrheit die Ehre zu geben sich wei- gert: gewiß, der HErr, der dieser verlorenen Tochter nachgeht, uin sie zu gewinnen, würde auch noch ein offenes Bekenntniß ihr abgerungetn diese Scham über- wunden haben. Aber es giebt auch Verhältnisse, unter denen die Scham schon ein Bekenntniß ist, so daß man den glimmenden Docht auslöschen würde, wollte man mehr begehren;-es kann in der Schamröthe, die über die Wangen läuft, in dem niedergeschlagenen Auge oder in einem einzelnen slehenden Blick bisweilen ein. tieferes Sündenbewußtsein liegen, als in einem ganzen Sündenbekenntniß Es giebt insbesondere Naturen, und die leichtfertigen gehören dazu, welche man leichter dazu bringt, ihre Sünden einzugestehen, als dazu, daß sie innerlich von ihrer Schuld ergriffen werden. Es giebt einen Punkt, wo man die keimende Zustimmung zur Wahrheit verkehren würde in hartnäckige Verstockt- heit oder leichtes Sichabwenden, wollte man mit rau- her Hand das stille Zugeständniß verwandeln in ein offenes Bekenntniß. Etwas der Art ist auch bei dem samaritischen Weibe der Fall; sonst ist die Scham die Hüterin der Keuschheit, hier ist die Scham die erste Regung »der wiederkehrenden Keuschheit. Wir sehen darum hier wieder die suchende Liebe des Erlösers in der ganzen Fülle ihrer Weisheit: Christus nimmt das Geständniß des Weibes an, und er kann es auch, weil mit demselben ein wirkliches Sehnen nach Vergebung, ein wirkliches Verlangen nach Heil, ein wirkliches Suchen nach Gnade sich verbindet. Es giebt kein wirkliches Sündenbekenntniß das sich nicht verbindet mit dem Suchen nach Gnade; es giebt keinen wahren Sündenschmerz ohne den sehnlichen Wunsch, von der Sünde befreit zu werden; Sünden bereuen können wir nur bei dem Sehnen nach Sündenbefreiung. So ist’s bei dem Weibe auch; sie fragt plötzlich nach dem Ort der Anbetung. Ja, das Beten, das ist es, worin die reuige Seele ihre Seufzer aushaucht; das Beten ist es, worin der Schmerz der Sünde seine Thaten vor die Augen Gottes stellt; im Beten geschieht es, daß die innerlich tief ergriffene Seele sich dem Allheiligen naht: ,,HErr, vergieb! HErr, hilft« Auf dem Wege des Gebets wird jedes Sünndenbekenntniß siegend zum Glaubensbekenntniß umgewandelt; auf dem Wege des Gebets empfängt die suchende Seele die Antwort von Oben; auf dem Wege des Gebets wird das zerrissene Band zwischen Gott und Menschen befestigt; auf dem Wege des Gebets wird man der Versöhnung gewiß (Apostg. 9, 11). -Jst’s nicht, als ob auch das Weib dies geahnt hätte, wenn es plötzlich nach dem rechten Ort der Anbetung fragt? Was äußerlich den Schein hat, als wollte sie ablenken, dem Eindruck der Wahr- heit ausweichem sich selbst wieder entfliehen, das ist innerlich ein verborgenes Suchen nach Vergebung, ein Verlangen nach Heil. Der HErr hat es auch als sol- ches anerkannt; darum weist er sie hin auf die rechte Art des Betens, auf die Anbetung im Geist und in der Wahrheit; er führt sie hinein» in die Heilsgeschichte, durch die man allein die Vergebung findet; er sucht ihr nationales Vorurtheil zu überwinden, welches sie an dieser Erkenntniß verhindert. (Brückner.) 21·. Jesus spricht zu ihr: Weib, glaube mir sals einem großen und wahrhaftigen Propheten Sir 48, 2F); I. Macc. 14, 41], es kommt die Zeit, daß ihr [Samaritaner] weder auf diesem Berge, noch zu Jerusalem werdet den Vater an- beleii sweil das eine Zeit sein wird, wo die Ver- ehrung Gottes, wenn sie auch immerhin an einer äußeren Oertlichkeit noch ferner geschieht, doch nicht an eine einzelne bestimmte Stätte, wie unter dem alten Bunde, durch göttliches Gebot gebun- den ist Röm. 10, 4: Jes. 19, 18 sf.; Mal. I, 11]. 22. sJnVeziehung auf den gegenwärtigen Stand»der Dinge aber muß ich das Urtheil fäl- len:] »Ihr [Samaritaner] wisset nicht, was ihr au- bctct lgenauem betet an, was ihr nicht wis- set, einen Gott, von dem ihr eigentlich nicht wisset, was ihr anihm habt, weil ihr seine fort- laufendeOffenbarung nicht angenommen, sondern sice willkurlich mit Mose abgebrochen habt]; wir Landen] wisseii aber, was wir anbeten [beten an, was wir wissen, einen uns wohl bekannten Hebt. 1, 1 und nun auch seine Rathschlüsfe bis zu ihrem Endziel an uns hinausführenden Gott]; denn das Heil lwelches eben das Endziel dieser 76 Evangelium Johannis 4, 23—26. Rathschliisse ist] kommt [in Dem, der aus ihnen herkommt nach dem Fleisch Röm. 9, b] von den Juden. » · 23. Aber [um im Gegensatz zu diesem gegen- wärtigen Stand der Dinge auf die in V. 21 an- gedeutete Zukunft zurückzukommen] es kommt die Zeit, und ist sdem Anfange nach] fchon jeszt sein- getreten], daß die wahrhaftigen Anbetet [Gottes] werden [ihn als] den Vater sihres HErrn Jesu Christi und auch ihren Vater] anheten im Geist Und in der Wahrheit [genauer: in Geist und Wahrheit]; denn der Vater will auch [seiner- IeitsJ haben, die ihn also anbeten [wie sie’s- ihrer- seits thun -—— auf sie allein kommt es ihm an]. 24. Gott ist [wie fich fchon aus dem alten Testament erkennen läßt: 2. Mof. 20, 4 f.; b. M. 4, 15 fs.] ein Geist sgenauer: Geist ist Gott]; nnd die ihn anbeten, die mussen [solchem feinem Wesen entsprechend] ihn tm Geist nnd in der Wahrheit [in Geist und Wahr- heit] anbeten. Die Antwort Jesu ist bewunderungswürdig Er ist als Prophet angeredet worden, und er weissagt, verkündigt für die Zukunft eine höhere Oekonomie, in welcher der bisherige Gegensatz zwischen Juden und Samaritern aufgehoben sein wird; dur diesen Aus- blick in die Zukunft erhebt er feine nparteilichkeit über allen Verdacht und geht nun näher auf die ge- stellte Frage ein, die er, was die Vergangenheit und Gegenwart betrifft, zu Gunsten der Juden entscheidet. Nachdem er so die Reellität und den Werth des theo- kratischen Vorrechts fest estellt hat, kommt er aus die zuerst ausgesprochene J ee urück und entwickelt sie nach ihrer ganzen Größe» FGodetJ Jesus weist also unächst (V. 21) darauf hin, daß der Streitpunkt zwi- schen den Juden und Samaritern in Zukunft alle Be- deutung verlieren wird: was dem Untergan nahe ist, das darf sie fchon jetzt nicht abhalten, dem uge ihres Herzens zu folgen, das darf fich fchon jetzt nicht als eine Zwischenwand hinstellen zwischen sie und Den, der ihr lebendiges Wasser geben will· Das »glaube mir« knüpft an des Weibes ,,ich sehe, daß du ein Prophet bist« an und fordert sie auf, diesem Bekennt- niß Folge zu geben. (Hengstenberg.) Das ,,ihr« in Jesu Antwort ist zunächst allerdings an die Samari- terin und ihre Volksgenossen gerichtet: ,,ihr werdet weder auf diesem Berge noch in Jerusalem anbeten«; aber der Grund, warum sie weder mit dem einen fort- fahren, noch das andere dafür annehmen werden, ist, daß der Unterschied selbst seine Bedeutung verlieren wird, daß nicht der Ort mehr für die Rechtmäßigkeit und Wirksamkeit des Gebets und Gottesdienstes maß- gebend sein wird, sondern ganz andere Bedingungen, die in V. 23 f. namhaft gemacht werden. Damit hängt die Benennung zusammen, die der HErr hier fchon anwendett ,,ihr werdet den Vater anbeten«; denn Zu dieser Ansprache an Gott hatten die Sama- riter is jetzt ein Recht nicht, sie werden es aber er- langen, wenn sie die rechte Anbetung Gottes lernen werden — der diese lehrt und ausschließt ist ja Der- selbe, in dem wir Gottes Kinder werden. (v. Burger.) Jndem hierauf (V. 22) Jesus näher auf die gestellte Frage eingeht, entscheidet er für die Juden. Gott wird nur soweit erkannt, als er sich zu erkennen giebt; der Sitz seiner Offenbarung ist auch der seiner wahr- haften Erkenntniß Indem denn die Samariter sich von der theokratischen Entwickelung lossagten, haben sie den Faden, der sie mit dem lebendigen Gott ver- knüpfte, abgebrochen; es blieb ihnen nur noch· der ab- strakte Begriff von Gott, statt einer zusammenhängen- den geschichtlichen Offenbarung hatten sie nur noch einen Verstandes-Monotheismus, wie heutzutage die Muhamedaner oder die Deisten. Nun ist aber die Gottesidee, sobald man sie für Gott selbst nimmt, nur noch ein Trugbild, und wenn sie anbeteten, kannten sie selber Den ni t, den sie anbeteten. Hingegen die Juden hatten si unter fortwährender Einwirkung göttlicher Offenbarungen entwickelt; sie waren in Gottes Schule erzogen und diese lebendige Beriigrunsgs war die Bedingung einer wahrhaften Erkenntni . arum aber ist Gott in dieses besondere Verhältniß mit diesem Volke getreten? weil seine Geschichte in dem Heil der Welt endigen sollte. Das Heil hat rückwirkend alle theokratischen Osfenbarungen hervorgebracht, wie die Frucht, obgleich sie zuletzt erscheint, doch das eigentliche Princip alles Pflanzenlebens ist; die Endursache ist die eigentliche Ursache. (Godet.) Das ,,ihr wisset nicht, was ihr anbetet, wir wissen aber, was wir an- beten« will sagen, daß der Gott, den die Samariter anbeten, ihnen ein nicht verstandener, den Juden ein besser gekannter sei; neutral ist hier von Gott die Rede, weil nicht Er an und für fich es ist, den die Sama- riter nicht wissen, wohl aber die Juden, sondern was man an ihm habe, nämlich daß er ein Gott des Heils, ein Gott der Erlösung sei, denn dieses von Gott lehrt die Prophetie, welche die Samaritaner verworfen haben. Solche rechte Kenntniß Gottes also ist nur in Jsrael, denn dort ist die rechte Stätte des Heils; dort also ruht auch seine Zukunft, und so lange es noch nicht geosfenbart ist, muß es dort gesucht werden. Aber nun ist es eben im Anbruch, und zwar in Jesu Per- son: damit hört die Bedeutung jenes Orts der Anbe- tung auf, Jesus ist an seine Stelle getreten, das rechte Gottesverhältniß ist von da an nicht mehr örtlich, sondern persönlich, nämlich durch Jhn vermittelt und durch die Gemeinschaft mit ihm im Geist. (Luthardt.) Nachdem Jesus die stolze Samariterin in dem Weibe ebensowohl wie vorhin die sichere Sünderin in ihr ge- demüthigt hat, verkündigt er ihr eine neue Religion, deren Anfang fchon vorhanden ist in den wahren An- betern. Der Geist und die Wahrheit sind die heiligen Berge der Anbetung für sie, die Tempelräiime, in denen sie als Beter stehen; und solche Anbeter sucht Gott, in sie senkt fich sein Geist, miti nen allein tritt er in eine ewige Lebensgemeinschast o ist es seinem Wesen gemäß! (V. Lange) Das »der Vater will auch haben, die ihn also anbeten,« redet der Heiland als einen freundlicheii Zufpruch an’s Herz des Weibes. (Besser.) Nach draußen hatten wir uns verirrt, nach innen werden wir gewiesen: drinnen in dir thue dein Werk; und suchst du irgend etwa eine erhabene, irgend eine heilige Stätte, gieb dich innerlich Gott dar zu einem Tempel. Jn einem Tempel willst du beten: bete in dir; denn der Tempel Gottes ist heilig, welcher seid ihr (1. Tor. Z, 17). Aber uvor werde ei1i Tempel Gottes; denn wer ihn anrust aus seinem Tem- pel, den will er erhören. (Augustin.) Das Herz muß fich zum Herzen Gottes finden, der Geist muß fich mit dem Geiste Gottes vermählen; der inwendige Menfch muß fich unter das Licht der göttlichen Wahr- heit stellent so eschieht das Anbeten Gottes im Geist und in der Wahrheit. (Brückner.) Jch suchte vormals Ort und Zeit zum Beten und zur Einsamkeit; nun bet’ ich stets in meinem Sinn; nun bin ich einsam, wo ich bin. (Tersteegen.) V. 23 u. 24 enthalten den Gott ist ein Geist und muß im Geist und in der Wahrheit angebetet werden. 77 positiven Theil der in V. 21 angefangenen Antwort: was künftig keine Bedeutung mehr haben wird, sagte V. 21; was dafür allein Geltun behaupten wird, erklären V. "23 u. 24. ,,Die Stun e kommt und ist jetzt,« sagt der HErrz denn weil Er bereits erschienen und Glaube an ihn, wenn auch ert bei Wenigen, doch schon vorhanden war, so war au ) die Voraussetzung und Bedingung der Anbetun gegeben, welche nun bald allein- den Ausschlag ge en sollte und in dem Maße sich ausbreiten mußte, als die Gemeinschaft mit Christo durch den Glauben die Welt erfüllte. Darum ist auch Gott zwei Mal mit dem Vater-Namen be- zeichnet, der das Verhältniß im neuen Bunde aus- drückt. Die »wahrhaftigen« Anbeter sind die, die des Namens Anbeter wirklich werth sind, weil sie in Wahr- Zeit leisten, was der Name sagt; was aber ihre An- etung charakterisirt, ist in den Worten gesagt: »in Geist und Wahrheit« — ohne Artikel (im Grundtext) steht beides, wei hier Geist und Wahrheit als reiner Gegensatz der Beschaffenheit zu dem gefaßt sein will, was bisher für die rechte Anbetung maßgebend war. Bisher bestimmte der rechte Ort die Rechtmäßigkeit des Gottesdienstesx im neuen Testament wird nicht irgend- etwas äußerlich Beftimmtes und Gegebenes, sondern Geist und Wahrheit as sein, was den Gottes- dienst Gott wohl efällig macht. Wenn aber Geist und Wahrheit nichts nderes sagten, als was viele Aus- leger darin ausschließlich gesagt finden, nämlich die subjektiven Bedingungen jedes rechten Gebets, daß es im Geiste, d. h, mit Andacht, und in Wahrheit, d.h. mit Aufrichtigkeit der Gesinnung geschehe, so würden die Worte nichts der neuen Ordnun der Dinge Eigenthümliches aussagenx denn diese su jekti- ven Bedingungen waren Lchon im alten Testament ge- fordert und vorhanden ( s. 50, 8 ff; 51, 18 f.; Jes. 29, 18; 57, 15 u· s. w.). Aber weil die durch die Sünde abgebrochene Gemeinschaft mit Gott noch nicht thatsächlich wiederhergestellt war, so genügte dieses subjektive Verhalten nicht, sondern es bedurfte noch der vorbildlichen Vermittelung durch Opfer und vor- geschriebene Formen des Gottes-Dienstes, die an Ort und Zeit banden. Jm neuen Bunde sind diese Stufen der Vorbereitung überwunden; an die Stelle des Schattens und der Bilder ist die Wirklichkeit und Wahr- heit der Versöhnung mit Gott getreten, und der Geist giebt Zeugniß unserm Geist, daß wir Gottes Kinder sind. Es ist also nicht blos die Erhebung des mensch- lichen Geistes zu Gott gemeint, wenn der HErr hier von der Anbetung im Geist redet, sdndern der Stand, wo unser Geist das Pfand und die Versicherung des öttlichen Geistes hat, daß wir zu Gott als dem ver- öhnten Vater nahen dürfen, und wo wir also mit der Zuversicht der Kinder beten, in denen der Geist Jesu Christi das ,,Abba, lieber Vater!« schreit (Gal. 11, 7; Röm. 8, 15). Damit hängt zusammen, daß alles ver- mittelnde Bildwerk des alten Testainents in der Zeit des neuen aufhört und bedeutungslos wird; denn die Glieder des letzteren beten in Wahrheit, nicht in Bil- dern und Symbolen, nicht in Ceremoniem welche das Verhältniß abschatten, das in ihnen noch nicht gegeben ist. So ist die Anbetung des neuen Bundes nach ihrer nicht blos subjektiven, sondern zugleich objektiven, von Gott gewirkten Beschaffenheit dem unvollkommenen Wesen des alten gegenübergestellt, soweit es zur Be- lehrung der Samariterin nöthig war. Solche Anbeter nun sind es auch, die der Vater sucht oder begehrt, nach denen er verlangt, um die es ihm zu thun ist; und V. 24 fü t als neues Moment hinzu, daß erst durch die Her tellung dieses rechten Dienstes die An- betung dem Gegenstande derselben, welcher Gott ist, gemäß sein wird. Nicht daß Gott Geist ist, ist der neue, noch nicht dagewesene Ausschluß, den Jesus giebt: deß waren sich alle Gläubigen des alten Bundes schon wohl bewußt; er könnte nicht der Gott der Geister alles Fleisches heißen (4. Mos. 16, 22), wenn er nicht selbst als Geist gedacht wäre, und in Jes. 31, 3 sind »Gott« und ,,Geist« einander parallel gesetzt Aber eben darum war der alttestamentliche, in zeitlose und örtliche Bestimmungen gefaßte Gottesdienst noch nicht der dem Wesen Gottes an emessene, und erst die neue Zeit, die in und mit der EIFersoU Jesu anhebt, löst das bisherige Mißverhältniß und stellt eine Anbetung her, wie sie Gottes Wesen fordert. Daß diese Anbetung im Geist und in der Wahrheit mit äußeren Formen sich umgeben, Zeiten und Orte in Anspruch und in ihren Dienst nehmen kann, dies zu le nen ist nicht die Meinung des HErrnz aber abhängig von diesen Aeußerlichkeitem an sie gebunden ist die Anbetung nicht mehr, sie sind nicht mehr w es enilich für dieselbe, sondern unterliegen der freien Bestimmung des Ein- gelnen wie der Gemeinde der Gläubigen aus Gründen er Ordnung, Angemessenheit und Zweckmäßigkeit, können daher im Laufe der Zeit und je nach Anlaß und Bedürfniß wechseln, ohne daß die Anbetung elbst dadurch beeinträchtigt oder umgewandelt wird. (v· ur- Heu) Der Mensch als geistleibliches Leben bedarf des eußeren, um zum Geistlichen geführt zu werden, und das geistliche Leben muß verkümmern, wenn ihm diese Stiitze entzogen wird; doch ergiebt sich aus dem Aus- spruche Christi die Regel, daß jede Ueberhäufung mit Aeußerlichkeiten im Cultus, die so leicht den Geist, statt ihn anzuregen, überwältigen und in die Aeußer- lichkeit herabziehen kann, zu meiden ist. (Hengstenberg.) 25. Spricht das Weib zu ihm fihn gewisser- maßen herausfordernd, sich näher zu erklären, wer er denn eigentlich sei, indem sie schon ahnete, mit wem sie es zu thun habe]; Jch weiß, daß Messias [wie ihr Juden den verheißenen Propheten nennt] kommt, der da [um es nochmals für die Leser des griechischen Grnndtextes zu verdollmetschen 1, 41] Christus [der Gesamte] heißt. Wenn derselbige kommen wird, so wird ers uns alles veriundigen [was du schon hier zur Sprache gebracht hast]. 26. Jesus fnun auch wirklich ohne weiteren Rück- halt sich ihr zu erkennen gebend] spricht zu ihr; Jch bin’s fnämlich Messias -— ich, der Prophet, wie du vorhin mich genannt hast V. 19], der mit dir redet fvgt Kap. 8, 25 u. 9, 37]. Es ist verkehrt, wenn man die Rede des Weibes in V. 25 als einen weiteren Versuch faßt, das Ge- spräch abzubrechen und den ihr unangenehmen weiteren Erörterungen auszuweichen, wohl ar sie auf gleiche Stufe setzt mit dem Felix in Apoftg 24, 25; es lilst aber auch verfehlt, wenn man sie so auffaßt, als wo e das Weib sagen, dergleichen Dinge, wie Jesus sie hier vorbringe, seien zu wunderlich und zu hoch, sie könne sie nicht begreifen und müsxe daher die Sache vertagt bleiben bis auf die Zukunt des Messias. Vielmehr at das Weib wohl verstanden, daß das Wort des Errn in V. 23: »der Vater will auch haben (wört- lich : s u cht s v l ch e), die ihn also anbeten,« eine Einladung an sie enthalte, in die neue, über die jüdische Theo- kratie hinaus ehende Religionsgesellschaft, deren bereits bestehenden snfang das ,,ist schon jetzt« andeutet, welches vermuthlich mit einem Hinweis auf die so eben aus der Stadt an den Brunnen zurückkehrenden 78 Evangelium Johannis 4, 27——29. und von der Höhe herabkommenden Jünger (V. 8 u. 27) gesprochen wurde, einzutreten; sie ist auch geneigt, den Anbetern im Geist und in der Wahrheit sich zu- zugesellen, und ahnt einigermaßen, daß Jesus sich ihr als denxenigen Gesandten Gottes präsentiren will, durch den der Vater die wahrhaftigen Anbeter u ge- winnen sucht, daß er für eben diesen Zweck nach Sa- maria gekommen sei und in eben diesem Sinne sich gleich anfangs als den Spender lebendigen Wassers ihr bezeichnet habe. Aber dann müßte er ja, so ist ihre Meinung, kein gewöhnlicher jüdischer Rabbi, dann müßte er, wo nicht der erwartete Mesfias selber, doch wenigstens dessen Vorläufer und Werber (3, Es) sein; und so will sie die Sache, bei welcher das Gespräch in V. 21-—24 angelangt, nicht vertagt, sie will es bis zu dem letzten entscheidenden Punkte fortgeführt sehen, wo das ,,es kommt die Zeit« auch für sie und das in ihr erweckte Bedürfniß in die Spitze ausläuft: »und ist schon jetzt.« Was den Messiasglauben betrifft, so lag derselbe den Samaritern, welche die göttliche Offenbarung mit Mose abgebrochen und von dem pro- phetischen Wort des alten Testaments sich losge agt hatten, eigentlich fern; denn das prophetische ort war es ja gerade, welches diesen Glauben zu erwecken und zu entwickeln hatte. Aber nun war gerade Sichem ein Ort, zu dem nach des Josephus Bericht jüdische . Ueberläuser gern ihre Zuflucht nahmen, und dort an dem Jakobsbrunnen vorbei führte die gerade Straße zwischen Jerusalem und dem mittleren Galiläa; wir befinden uns also mit unsrer Geschi te aus einem Schauplatz, wo die jüdische Mesfias- rwartung am meisten ihren Einfluß aus die Samariter übte, daß sie dieselbe in ihr religiöses Bewußtsein ausnahmen, nur legten sie dieselbe sich na ihren sonstigen Religions- meinungen sich zurecht. ie nannten den Mesfias Hatt-Weh, den Wiederkehrendem und verstanden dar- unter nach Z. Mos. 18, 15 den wiederkehrenden Moses, sie faßten ihn vorzugsweise als Propheten, als gött- lichen Lehrer, der die volle Wahrheit enthüllen werde; Christi Wort in V. 21 ff. schlägt also eine verwandte Saite in den Religionsansichten des Weibes an, und diese Saite giebt ihren Klang in dem, was sie darauf erwiedert, als wolle sie sagen: »was du da vorbringst, das ist es ja, was wir von der Zukunft des Mesfias erwarten« Und nun ist auch der Ausspruch: »das Heil kommt von den Juden« bei ihr auf einen frucht- baren Boden gefallen; sie bezeichnet den, der da kom- men soll, nicht mit seinem samaritanischen, sondern mit dem jüdischen Namen ,,Messias«, und rückt da diesem Juden, dem sie gegenübersteht, geistlicher Weise so nahe, daß nur noch Ein Schritt ist, ihn als Mesfias anzuerkennen und anzunehmen, diesen letzten Schritt darf aber sie nicht selber thun, diesen Schritt muß Er thun, und er thut ihn, indem er spricht: ,,Jch bin’s, der mit dir redet-« Wenn hernach die Samariter in V. 42 noch einen Schritt weiter gehen in ihrem Be- kenntniß und den Christus, den sie in Jesu erkannt haben, als den ,,Heiland der Welt« bezeichnen, so ist das eine Frucht des zweitägigen Unterrichts, der von dem HErrn ihnen zu Theil geworden; vielleicht daß er sie aus die Stelle: I. Mos. 49, 10 verwiesen und ihnen von dem schilo (Luther: ,,Held«) gepredigt hat, dem die Völker anhangen werden, von sich selber haben sie die Stelle schwerlich messianisch verstanden, sondern sie, wie aus späteren samaritischen Volks-vor- stellungen hervorgeht, aufSalomo gedeutet (bis dieser komme, werde das angemaßte Scepter von Juda nicht weichen, von diesem an aber, der den Zauberern an- hing, nicht mehr bei dem Stamme bleiben). ——,,Wenn du wüßtest, wer Der ist, der mit dir redet« —- diese Worte werden lebendig in der Seele des Weibes; ihr Blick ist aus den Propheten geheftet, dessen Rede wie ein scharfer Pfeil ihr Herz etrossen —- sollte Er es sein? sollte er der Mesfias sgelber sein? Sie wagt es nicht zu glauben, wiewohl ihr Herz in unerkannter Freude dem rechten Bräutigam entgegenhüpft. ,,Jch weiß, daß Mesfias kommt«, sagt sie; was sie als Sa- mariterin je von einem Mesfias ehört, wacht jetzt in ihr auf, und sie würde dem essias zufallen, auch wenn er und das Heil mit ihm von den Juden käme. ,,Alles wird er uns verkündigen«, mir und meinem armen Volke; was du jetzt geredet hast vom lebendigen Wasser, vom Vater, vom Anbeten des Vaters im Geist und Wahrheit, das und alles, was zu unserm Heil gehört, wird er frei heraus verkündigen und wird uns erleuchten zu vollem Verständniß Ach, daß er bald käme! und weil du sagst: ,,es kommt die Stunde und ist schon jetzt«, so ist er wohl schon da? O, wenn er da ist, so Weiter läßt sie Jesus nicht reden und fragen, er eilt ihrem Verlangen entgegen als der Freund, der im Heilandsgeschäst schnell ist wie ein Reh. (Besser.) Unter den Juden verfuhr Jesus in Bezug auf seine messianische Würde behutsam, zurück- treibend (Matth.16, 20); der Grund la in dem poli- tischen Charakter der jüdischen Meflsiashoffnungen (Kap. 6, 15), dieser Grund fiel bei den Samaritern weg. (Hengstenberg.) Das ,,ich bin’s, der mit dir redet«, ist das siebente und letzte Wort Jesu; damit schließt sich der siebenfache Gang von Rede und Ge- genrede zu einem festen, wohl efügten Ring zusammen, jeder Wechsel von Frage und ntwort beszzeichnet einen bestimmten, klaren Gedankenfortschritt ( aumgarten.) Wie läßt sich das Staunen beschreiben, welches die Selbsterklärung Jesu bei dem Weibe erregen mußte! es spricht sich, mehr als in Worten, durch ihr Still- schweigen aus und durch ihr Thun in V. 28 f. Wenige Augenblicke vorher war sie sorglos, mit irdischen Ge- danken erfüllt, hergekommen, und jetzt ist sie um Glauben geführt, ja schon in eine Glaubensbotin esu verwandelt: wie hat der HErr diese Seele so gehoben! Bei Nicodemus war er von dem Begriff des Reiches Gottes ausgegangen, von welchem das Gemüth des Pharisäers erfüllt war, und hatte daraus die ernstesten praktischen Folgerungen gezogen; er hatte da mit einem Manne zu thun, der an die Zucht des Gesetzes ge- wöhnt war. Dann hatte er ihm in etner tiefgehenden Belehrung die erhabensten Wahrheiten des Reiches Gottes enthüllt, indem er sie an ein bezeichnendes Vorbild des alten Testaments anknüpfte und fort- während den pharisäischen Vorurtheilen gegenüberstellte. Hier hingegen, bei einem Weibe ohne alle Vorbereitung durch die Schrift, geht er von dem Alltäglichsten aus, von dem Wasser dieses Brunnens, und erhebt sie durch den Gegensatz zu der Jdee des ewigen Lebens, welches den Durst der menschlichen Seele aus ewig stillt. Jhre so aufgeweckten geistigen Bedürfnisse sind die instinct- mäßige Weissagun , an welche er seine Verheißungen ankniipft, und auf diesem Wege gelangt er zu einer Belehrung über den ächten Gottesdiensh welche ebenso unmittelbar dem besonderen Jdeenkreis dieses Weibes entspricht, wie die Offenbarung der himmlissen Dinge den innersten Gedanken des Nicodemus ei diesem enthüllt er sich als eingeborenen Sohn, aber vermeidet das Wort Christus; bei der Samariterin scheut er das Wort Christus nicht, aber er hütet sich wohl, eine Seele, die erst an den ersten Anfangsgründen religiösen Lebens und Wissens steht, in die Tiefen der Mensch- werdung und Erlösung einzuführen. (Godet.) Diese nun erweist den Ernst ihrer Sinnesänderung, indem sie, durch as Kommen der Jünger gestört, den Krug Das samaritische Weib eilt in die Stadt und Verkündigt, was sie am Brunnen erlebt hat. 79 stehen läßt und hineilt, daß sie ihren Landsleuten zur Botin des Heils werde. (Riggenbach.) 27. Und über dem swährend die Verhand- lung in V. 25 u. 26 vor sich ging] kamen seine Jünger sdie schon die Stadt wieder verlassen hatten, als Jesus das Wort in V. 23 redete, und dem Brunnen sich näherten] , und es nahm sie Wunder, daß et mit dem Weibe redete [da jüdische Rabbinen sonst nicht in ein Gespräch mit Weibern sich einließen]. Doch sprach [in ehrerbie- tiger Zurückhaltung und gebührender Bescheiden- heit] niemand svon ihnen zu ihm]: Was fragest du sgenauerz suchest du bei ihr? was für ein Anliegen hast du an sie V. 7]? oder, was redest du mit ihr? Die Weise der Rabbinen, Gespräche mit einem fremden Weibe zu vermeiden, hat ihren Grund eines- t eils in der orientalischen Sitte, welche eine strenge eschränkung im Verkehr mit dem weiblichen Geschlecht verlangte, anderntheils in der Verachtung des weib- lichen Geschlechts, das man religiöser Belehrung für unfähig erachtete Unterhalte dich nicht lange mit einem Weibe, so lauteten ihre Vorschriften, selbst nicht mit der eigenen Frau; wer seine Tochter im Gesetz unterrichtet, ist wie einer, der Narrheit treibt, lieber soll man die Worte des Gesetzes verbrennen, als sie die Weiber lehren. Jn solchen Vorurtheilen«aufge- wachsen halten nun auch die Jünger ihren Meister für zu gut (vgl. Maith 19, 13), mit einem Weibe, und gar mit einer Samariterin zu reden, und thut es ihnen wohl leid, so lange abwesend gewesen zu sein, daß er mittlerweile etwa sich genöthigt gesehen, einen Dienst von ihr zu begehren; sie kannten aber seine Heilands- tugeiid noch nicht recht, welche zu dem Schwachen und Berachteten in der Welt erbarmend sich niederneigt. Indessen sind sie doch schon viel zu sehr von Ehrfurcht egen ihn erfüllt, daß sie ihn fragen wollten, weil chon die bloße Frage wie ein Vorwurf oder doch wie ein Urtheil über feine Handlungsweise geklungen hätte; wir lernen da, wenn uns in den Werken Gottes und Christi etwas nicht gefällt, daß wir ebenfalls nicht dürfen uns die Zügel schießen lassen zu Tadel und Widerstreben, sondern bescheiden schweigen müssen, bis aus dem Himmel uns offenbar wird, was uns ver- borgen ist. 28. Da sweil so durch die Zwischenkunft der Jünger Jesu das Gespräch nun zu Ende ge- bracht war] ließ das Weib sam Brunnen] ihren Krug stehen [denn sie hatte im Laufe der« Unter- redung ebenso ihr Wasserschöpsen vergessen, wie Jesus gleich anfangs sein Dürsten], und ging hin in die Stadt, nnd spricht zu den Leuten [daselbst]: 29. Kommt [hinaus an den Jakobsbru1inen, bei dem ich so eben gewesen bin], sehet einen Menschen [dort fitzen], der mir [in prophetifcher Vorhaltung] gesagt hat alles [Böse], das ich [in meinem bisherigen Lebenswandel V. 18] gethan habe, ob er nicht [etwa] Christus [oder Messias] sei sder da -kommen soll — ich selber will kein Urtheil fällen, aber ihr sollt die Sache ent- scheiden]. Sie läßt den Krug stehen —— ein anscheinend unfbeiåeiktendgy ubntilddochRwicglgtggertjllmsgtsiind: esdistß esin an ür i re a ige ü e r, er eweis, a ie Beute herbeiholen will; eben dadurch bestellt sie sich zur Abgesandtitr. zur Glaubensbotin Jefu. Welcher Fontgst znfischen deiähäsebkhagigkåg de? WiedibesNund em weig amen na en i en egge en es ico- Zemuslf (Gi;dets)« Ngcht ,,ihreu Fugu« g(e t ge her; eizuru en, on ern ie ganze ta t. . ange. O gehet aus auf allen Wegen und holt die Jrrenden herbei; streckt jedem eure Hand entgegen und ladet froh zu uns ihn ein! Der Himmel ist bei uns auf Erden, das kündigt allen freudig an; und wenn sie . ge e e a a Fskkkåkgswlååihsksäksaikkkiiskst siehst-s? ikkks TUITATHTEJ »dem Jakobs-braunen sie vergessen inachtz im Kruge ihres Herzens tragt sie dies Wasser heim, und den ersten Leutenspwelche ihr begegnen, ru t sie ihr ,,kom- met und sehet« aus einein uberstroinenden Herzen zu. Aus dem ,,einen Menschen, der mir gesagt hat alles, was ich gethan habe«, erkennen wir, daß des Heilands Bußstimme unter allen Worten, die sie aus seinem Munde vernommen, am tiefsten ihr zu Herzen gegan- gen war. »W·omit· wollen Sie denn jemand aber- zeugen, daßdie Bibel Gottes Wort ist?«·wurde»einst ein Bibelckzrift gefragt. Antwort: »Mit seiner Sunde! Jch weise ihn hin auf das, was die Bibel von dem Menschen sagt, und frage ihn: bist du das nicht?« gkilssggs De; esse; ssesgssslzschs Pers« gis DE«- un i re ge eimen e an en Znen sagen können· (Heub»iier.) Was ihr Jesus in . 18 gesagt, war dem Weibe das Summarium ihrer Sittengeschichtez was sie nun weiter den Leuten sagt: ,,doch nicht etwa dieser ist der Ntessias ?« ist aus der Scheu und Schuchternheit der Ueberzeugung über den allzugroßen Fund psychologisch zu erklären. Die Frau glaubt sie Sache, abert von sdersZrösßFbishrer chEntdeg ung ingenommen, raut ie i e t ni t un wagt bescheiden nur wie eine Zweiflerimzu fragen. (Meyer.) Sie will dem Urtheil der Manner nicht vorgreifen, um nicht etwa ihren W1derspruch dadurch hervorzurusen »(Hengstenberg.) Spürt man’s ihr nicht an, daß mit Cinem Schlage· das Alte vergangen und alles neu· an ihr geivorden·ist? Diese leichtsin- nige Natur wird plotzLich zu einer Botin des Heils; sie, bishgttihrkzr Ftaiciht nlur zuLmbAnstoß äiikd Aerg erni gerei a e ur i ren e enswan e, wir szetzt ein. Anstoß, daß sie»alle zu Christo kommen. Durch» die Gewißheit: er ists, der Yiessiciszs der Chri- stus, ist plotzlich ein anderes Leben uber sie gekommen· Das ist der Segen der Heilserkenntnißz darf er uns Wunder nehmen? nimmt nicht auch unser» Leben eine ganz andere Gestalt an, wenn« diese Gewißheit unsre ·eele erfullt?· Nimmst du »die Gabe der Freude nicht anders hin, wenn du dir sagst: es der HErr, Es? ZLETFZTIEZTKTTIUHLUZTIFEZTZ?Eis» HEFZFITLT Beikiußtsejknk ksver HErr kils»t’s, dder mir; zu bmeinem Heie en e , einen ver ären en an a " v - breitet? Trittst du in ein Amt, zu dzem leixrufeikii bist, nicht mit größerer Freudigkeit ein, wenn du in deni Ruf, der an dich ergeht, mit Gewißheit den Ruf des HErrn erkennst, der diesen Umkreis der Bet äti- gung dir anweift? Werden die Herzen, die in iebe sich zum Zusaminenleben verbinden, nicht mehr Treue halten, wenn sie wissen, daß der HErr sie an einander ggisioseseciki hgMGTelhtft Der Tod, vsesrliertsegtizichtHskgine a reeiie ea, ennwirwienei er , der in ihm kommt, uns heimzuführen? Gewiß, unserr Leben wird ein anderes nach außen hin; es wird aber 80 . Evangelium Johannis 4, 30-—38. auch ein anderes nach innen hinein, selige Genüge wird sein Grundton sein. Hat Christus um unsert- willen sein vergessen, so werden wir um seinetwillen unser vergessen; mit Freuden werden wir Dahinten- lassen, was irdisch ist, und uns strecken nach dem, das da vorne ist. Die ganze Lebensrichtun geht dahin, wo der erhöhte Christus uns in seine rme nimmt. Und wenn dann das verklärte Auge sieht: er ist’s, der Ersehnte, der Gesuchtel dann werden wir noch einmal anbetend im Geist niedersinken und in der Wahrheit erfahren, daß wir uns nicht getäuscht haben, als wir in ihm unsern Erlöser erkannten und seinen Worten trauten, da er sprach: ,,Jch bin’s, der mit dir redet« (Brückner.) b. d. 30-—42: Yie Hamariiaiier von Hnchar und Jesus. während die von Juda ans die Stimme des Engels Johannes, der Christo deu Weg unter ihnen bereitet, nicht achten, findet in Sykhar das Jengniß eines verrufenen Weibes Glauben, nnd während dort man Iesuin nöthigt fortzugehen, bittet man hier ihn zu bleiben; darum, während dortder Zorn Gottes bleibet über einem ungläu- bigen volle, waltet hier die Gnade Gottes als tcifuiaajende Sonne über einem der Ernte entgegen- sprossenden Saatfeld 30. Da [um dies für das Verständnis; des Wortes Jesu in V. 35 ff. hier gleich vorweg zu bemerken, vgl. V· 39] gingen sie sdie Leute von Sychar, der Rede des Weibes sofort Glauben schenkend] aus der Stadt nnd kamen [m langem Zuge] zu ihm [der Leser behalte denn diesen her- ankommenden Zug geistig im Auge, damit er den HErrn auch bei dem, was in V. 31-——34 erzählt werden wird, verstehe]. Es ist wohl wahr, was Baur gesagt hat, die vor- liegende Geschichte bedeute die Bekehrung der Heiden- welt: Jsrael und Nichtisrael soll berufen werden zum Reiche Gottes; denn Jesus ist nicht blos Erfiillung aller Geschichte Jsraels, sondern auch der Retter oder Heiland der Welt. Der Erfolg nun ist, daß dort zwar Einzelne glauben, aber im Ganzen der Zorn Gottes bleibet über dem ungläubigen Volk (3, 36), hier da egen sieht Jesus ein weites, zur Ernte reifes Saatfel und spricht, was er zunächst im Hinblick auf das zuströmende Volk Sychars sa t, in freudiger Vor- ausficht der Zukunft der Heiden. Für den Zweck dieser Weissagung scheint ihm auch der Vater das Weib ent- egengeführt zu haben; wie zum Trost über die Er- ahrung, die er in Judäa geinacht, so zur Einsicht in jene Zukunft sollte ihm die Begegnung mit ihr und den Samaritanern dienen. (Luthardt·) Esist ein Eontrast von weissagender Bedeutung, daß die Judäer Jesum durch ihre Nachstellnngen aus ihrem Lande wegtreiben (V. 1 — 3), dagegen die Samaritaner zu ihm herauskommen und ihn in ihre Stadt einluden. (Hengstenberg.) Schneller Glaube —- aus die Aussage eines solchen Weibes hin! Es entstand durch die« selbe eine große Bewegung, Erweckung in der Stadt: eine Kohle zündet die andere an; es giebt einen Glauben aus der ersten und einen Glauben aus der andern Hand, weil der letztere aber nicht ausreichh so muß er über sich hinaus zu dem ersteren hintreibeu· (Heubner·) Freilich, der frühere Wandel der Person, welche die Botschaft brin t, it nicht empfehlendx aber was geht die Leute die Lgerson an? sie haben es mit der Sache zu thun in ihrer Größe und Wahrheit. Freilich, es ist eine ungelegene Zeit, in der das Weib mit ihrer Aufforderung sie in Bewegung setzt — Mancher sitzt gerade an seinem Mittagstisch,"Andere ruhen aus von ihrem Tagewerk, und es ist die heißeste Stunde des Tages; aber wer weiß, wie lange der fremde gepriesene Mann am Brunnen verweilt? der Augenblick muß benutzt und mitgenommen werden. So machen sie sich denn in nicht geringer Anzahl auf den Weg. (Fr. Arndt.) 31. Jndeß aber lwährend Jesus nach dem Weggang des Weibes V. 28 wie in gespannter Erwartung auf das Weitere, das das kommen werde, da saß, ohne von der aus der Stadt herbeigeholten und nun zurecht gemachten Speise V. 8 etwas anzurühren] erinahneten ihn die sum sein leibliches Bedürfnis; besorgten] Sänger: Rabbi il, 38J, iß— 32. Er aber [ihre Fürsorge ablehnend] sprach zu ihnen: Jch smeinestheilsj habe eine Speise zu essen, davon wisset ihr [nach Maßgabe eurer Unkenntniß dessen sowohl, was während eurer Abwesenheit vorgegangen, als auch eures noch unentwickelten Glaubens- und Berufslebens] nicht. 33. Da sprachen die Jünger swelche ebenso, wie vorhin das Weib V. U, seinen bildlichen Ausdruck im eigentlichen Sinne nahmen] unter einander: Hat ihm jemand swährend unsrer Ab;- wefenheit] zu essen gebracht [das kann ja doch nicht wohl der Fall sein; was meint er also mit seiner Rede]? 34. Jesus spricht zu ihnen: Meine Speise [wovon ich Leben und Befriedigung mir verschasfe und darüber ich wohl auch einmal der irdischen Nahrung entbehren, kann] ist die, daß ich thue den Willen des, der mich gesandt hat [Kap. 5, so; Pf. 40, 9], und vollende sein Werk [und da be- sinnet euch nur auf das Weib, das vorhin weg- gegangen, und überleget, worauf der von ihr stehen gelassene Krug wohl hindeuten mag, so werdet ihr auch begreifen, warum ich nicht essen mag]· Jnd eß — d. h. während dessen, daß das Weib zur Stadt lief, dort ihre Kunde mittheilte und die Leute sich aufmachten herauszugehen (V. 28——30); die Entfernung der Stadt Sichem bis zum Brunnen be- trägt etwa V, Stunde, die Jünger hatten da die Mahlzeit zubereitet und luden jetzt den HErrn zum Essen ein. Er aber lehnt es ab mit Berufung darauf, daß eine andere ihm u Theil gewordene Sätti ung das Bedürfniß ihrer peise für ihn aufgehoben abe. (V. Burger.) Ja, wirklich Ratte ihm jemand zu essszen gebracht, den Jüngern un ewußt: die Samariterin, deren Glaube seinen Hunger nach der Sünder Selig- keit gestillt hatte und deren Liebe eben jetzt heilsbe- ierige Seelen zu neuer Speifung ihm zuführte. TBesserJ Jesus redet aus dem Gefühl der inneren rquickung und Befriedigun , welche er eben noch durch sein Wirken auf die amariterin erfahren hat und fort und fort durch sein ganzes gottgewolltes Werk bis zu dessen Vollendung erfahren sollte; diese Der Jünger Einladung, Speise zu nehmen, und Jesu Antwort. » 81 innere Sättigung läßt ihn jetzt auf die leibliche Speise verzichten( (Meher.) Damit das Werk Gottes im letzten Augenblick vollständig vollbracht sei (17, 4), muß sein Wille fortwährend erfüllt worden sein. Jesus will seinen Jüngern begreiflich machen,· daß er m ihrer Abwesenheit für seinen Vater gearbeitet und daß diese Arbeit ihn gestärkt hat; diesen Gedanken entwickelt er mittels eines Bildes, welches ihm die gegenwärtige Sachlage darbietet. (Godet.) Hier kön- nen Prediger sehen, was ihre Speise sein soll: sie sollen alle Lust und Bequemlichkeit hintenan setzen, Essen und Trinken stehen lassen, wo es gilt, Gottes Werk zu treiben, das Heil der Seelen zu fördern. Wo darnach kein Hunger und Durst ist, wird alles trage geschehen, ohne Ernst, ohne Segen; man muß sein Werk als Gottes Werk treiben. (Heubner.) » 35. Saget ihr nicht selber [besser: Saget nicht Ihr, wenn ich euch in Beziehung auf die Felder ringsumher, die jetzt die sprossenden Saa- ten zeigen, fragen würde, wie lange sie brauchen, um ihre Frucht zu bringen]: Es sind noch vier Monden [bis zum April], so kommt die Ernte [5. Mos. 26, 5 u. Z. M. 23, 17 Anm.]? Siehe, ich sage euch [dagegen]:· Hebet eure» Augen auf und sehet m das Feld smit solchen Blicken, welche ihr Augenmerk vielmehr aus die durch die spros- senden Saaten daher kommenden Leute aus Sychar richten Jes. 49, 18; 60, 4 — in Be- ziehung daraus gilt jenes euer Wort nicht, son- dern da schließet sich Aussaat und Reife zur Ernte ganz enge zusammen]; denn es sdieses Feld] ist schon weiß zur Ernte [nachdem kaum erst die Aussaat geschehen]. Wie sehr das »daß ich thue den Willen deß, der mich gesandt hat, und vollende sein Werk«, im besten Gange war, daran waren eben jetzt die herbeikom- menden Stadtbewohner, auf welche der Evangelist schon in V. 30 die Aufmerksamkeit des Lesers hingerichtet at, ein Beweis; sie kommen durch das grüne Saat- eld und machen so die Fluren, welche erst in 4 Mo- naten die Ernte bieten, in höherem Sinne schon jetzt zu weißen Erntefl1iren. (Meyer.) Mit dein »saget nicht Ihr« richtet der HErr die Gedanken der Jünger zunächst auf das Gebiet der Natur, und legt ihnen da das Wort in den Mund: ,,noch vier Monate, dann erst ist dieses Feld reif zur Ernte«; diese Zeitbestim- mung setzt voraus, daß es gerade Mitte Dezeinbers war, als unsre Geschichte sich ereignete. Alsbald aber erhebt er sie mit dem ,,siehe, ich sage euch« auf das Gebiet des Geistes, und da hat die Saat keine so langsame Entwickelung; er fordert sie mit dem ,,hebet eure Augen auf und sehet iii das Feld« auf,. das Schauspiel zu betrachten, welches vor ihren Augen sich darstellt, nämlich das der heilsbegierigen, zum Glauben gestimniteii Seelen, welche durch die grünende Saat auf den Fluren herbeieilen und im geistlichen Sinne eine der Ernte zureifende Saat bilden. Jndem er an die kurze Zeit denkt, die er gebraucht hat, um in diesem, deni Reiche Gottes bis jetzt fremden Felde eine solche Ernte zu bereiten, ist er selbst von dem Coiitrast zwischen dem langsanien Wachsthum in der Natur und der raschen Entwickelung der geistigen Saat erfüllt, ergriffen; und diese Verschiedenheit macht er seinen Jüngern zu ihrer Aufmunterung bemerklich (Godet.) Jndessen ist zu beachten, daß der HErr nur D ä ch s el’ s Bibelwort. lVIJ von dem Weißsein zur Ernte redet; die Ernte selber sollen nach dem Folgenden die Apostel erst nach dem Heimgaiige Christi einsammeln. Die Absicht des Aiisspruches ist also, die Jünger mit Muth und Freudigkeit zu erfüllen, welche sie unter so günstigen Aussichten unternehmen dürfen. (Hengstenberg.) 36. Und Wer da swenn es zum Ernten selber nun kommt] schneideh der empfähet seines- theils von Dem, der ihn in seine Ernte gesendet hat, den von ihm versprochenen] Lohn [vgl. Matth. 18, 27 f.], und [anderntheils wird ihm die Arbeit schon an sich eine selige Befriedigung gewähren, insofern er mit seinem Einheimsen der Ernte im vorliegenden Falle] sammelt Frucht zum ewigen Leben [in den Seelen, die, er in das Him- melreich einführt], auf daß sich sin diesem Reiche, wo sie·zu einander kommen] mit einander freuen [i»n gleicher geistlichen göttlicher Freude], der da saet [und bei seiner Arbeit sich damit zufrieden geben muß, daß er das Samenkorn für die Frucht zum ewigen Leben p·flanze], und der da schneidet [womit er an’s Ziel der Arbeit von jenem sich gestellt sieht] 37. Denn hie [in diesen geistlichen Dingen, davon ich rede] ist der Spruch sim vollen Sinne] wahr sden man in den irdischen Dingen, die mir zum Gleichniß der himmlischen dienen, oft an- wendet, um sich die Mühe des Ausfäens und Pflanzens auch für den Fall keine Last, sondern eine Lust sein zu lassen, daß man das Einernten und Einsammeln der Friichte nicht selber erlebt]: Dieser sein, der andere schneidet kund bilden beide eine so unzertrennliche Einheit, daß der Säende sich in der Seele des Erntenden schon zum Vor- aus sreuet, während wiederum der Erntende dem Säeiiden seine Mühe und Arbeit großen Dank weiß, womit er ihm die Freude des Erntens möglich gemacht hat]. 38. Jch habe euch [iiidem ich euch zu mei- nen Jüngern und zu Fortführerii meines Werks berufen habe] gesandt zu schneiden, das ihr nicht sdurch eigene Bestellung des Ackers] habt geat- beitetz Andere haben gearbeitet, und ihr seid swcnn ihr nun das Schneiden zu eurer Aufgabe em- pfahet] in ihre Arbeit kommen. Jn der Regel fassen die Lliisleger die Worte: »der empfähet Lohn und sammelt Frucht zum ewigen Leben« so, als handele es sich in beiden Aussagen uin ein und dieselbe Sache, als sei der Lohn, den der Schnitter empfähet, eben der, daß er Frucht sammelt zum ewigen Leben; aber da wird das zu Grunde liegende Bild ganz aus den Augen gelassen, welches viel1iiehr auch aus dem Gebiet des geisti en Erntens etwas voraus- setzt, was dem Lohn der riitearbeiter auf irdischem Gebiet entspricht, und daß es nun wirklich etwas Ent- sprechendes auf jenem Gebiet giebt, besagt die oben angeführte Stelle bei Matthäus. Was darnah das Fruchtsammeln zum ewigen Leben betrifft, so sind, wie Tholuck erklärt, die Menschen die Frucht (vgl. Luk. 5, 10), iind das ewige Leben, in dem die Menschen N, T· I. Z. 6 82 Evangelium Johannis 4, 39——45. gleichsam eborgen werden, ist die Scheuer (Matth. 13, 30). Jn den irdischen Verhältnissen-nun steht bei dem Schnitter wohl der Lohn im Vordergrund einer Seele, doch findet auch da schon eine Mitfreude mit dem Säendem der iugleich als Herr des Ackers und also auch als Emp ängers der Ernte zu denken ist, statt; für die himmli chen Verhältnisse dagegen ist es von tiefer Bedeutung, daß der Heiland von dem Lohn rasch forteilt zu dieser Mitfreude, er will die Herzen der Jünger schon hier von aller, auch der feinsten Lohnsucht heilen und sie zur Gemeinschaft seines Sinnes, aus welchem heraus er vorhin das Wort in V. 34 sprach, erheben. Für denselben Zweck führt er auch das Sprichwort in V. 37 an. Nicht darauf ist dieser Spruch zu beziehen, daß, wie Manche sich ausdrücken, Jesus sich deswegen trösten wolle, daß er die Frucht der von ihm vor ereiteten Geistesarbeit an den Seelen nicht mehr selber einheimsen könne, sondern vielmehr will er die Jünger znnächst zur Solidarität oder zu einer solchen Gemeinschaft mit sich verbinden, wo zwei ersonen ganz dasselbe Interesse, dasselbe Ziel und treben haben, so verschieden auch ihre Stellung auf dem Wege zur Erreichung dieses Zieles ist; dar-nach aber will er auf Grund solcher Solidarität sie vor der Thorheit des natürlichen Menschenherzens bewahren, das so gern auf Seiten dessen, der das Letzte zur Er- reichung des Ziels zu thun berufen ist, sich mit dem Gedanken schmeichelh als gebühre ihm auch das Ver- dienst der Erreichung, und darüber den Andern ver- gißt, der ihm in die Hände hat arbeiten müssen, nnd darum fährt der HErr, in Anwendung des Sprich- worts auf die Sache, von der er redet, so weiter fort, wie der 38. Vers besagt. Die Sache nun, von der er in erster Linie redet, ist die Taufe der Samaritaner, ihre Aufnahme in die christliche Kirche; davon lesen wir in Apostg 8, 5 ff., und es ist nun mehr als wahrscheinlich, daß die dort unbenannt gelassene ,,Stadt in Samaria« eben unser Sychar hier ist, keineswegs aber, wie Einige meinen, die Hauptstadt Saniaria selber. Wenn nun in Folge der Predigt des Almosen- pflegers Philippns das Volk in derselbigen Stadt gläubig wird an den Namen Christi und sich taufen läßt, dagegen erst von dem Apostel-Collegium in Je- rusalem ihrer ·zwei, Petrus und Johannes, abgeordnet werden, um diesen Getauften durch Gebet nnd Hand- auflegung auch die Gabe des heil. Geistes zu verinit- teln, so hat das allerdings seinen Grund darin, daß der epochemachende Fortschritt des Christenthums über die Grenzen Judäcks nach Samarien nicht sollte ohne die hinzutretende unmittelbare apostolische Wirksamkeit vollzogen werden; aber eben dafür giebt der HErr hier schon den Jüngern seine Zusage, und giebt sie zugleich so, daß das Eigenthumliche Jener Begebenheit hier schon mit den Worten charakterisirt wird: ,,ich habeeuch gesandt zu schneiden, das ihr nicht habt ge- arbeitet-« Damit, daß Philippus mit seiner Predigt das Volk der Stadt· zum Glaube1i bringt, auch an ihm die Taufe vollziehp erfülltees sich noch einmal, daß die Apostel hier ,,nicht gearbeitet« hatten, sondern ,,i.n die Arbeit» Anderer kamen«, damit hingegen, daß erst in Folge ihres Gebets und ihrer Handauflegung die Getauften den heil. Geist empfingen, bewährte sich das Wort Christi: »ich habe ench gesandt zu schneiden«, sie sollten dem schon fertigen Werk noch die Krone aussehen. Jm Hinblick hierauf wird es uns denn nicht mehr befremdlich klingen, daß der HErr nicht von sich allein redet, indem er spricht: ,,Andere haben ·gearbeitet«; er nimmt zu seiner eigenen Arbeit noch die des Philippus hinzu, damit seiner Zeit, wenn es nun zum Schneiden käme, die Schnitter durch den Thatbestand an das Wort ihres Meisters erinnert wür- den, wiederum aber hat er feiner Zeit es nicht ge- schehen lassen, daß schon bei des Philippus Taufe der heilige Geist über die Samaritaner ausgegofsen würde, damit dieser erinnert würde, wer die einmal berufenen Schnitter wären, und da ist es denn auch nicht zu- fällig, daß die Zwei, welche das Apostelcollegium in Jerusalem zur Geistesmittheilung entsendet, solche sind, die schon hier in unsrer Geschichte zu Jesu Jün- gern gehörten und die vornehmsten unter den Sechsen waren (Kap. 1, 37 ff. 41f.). Jn dem Verhältniss, in welchem so Philippus auf der einen Seite und Petrus und Johannes auf der andern Seite bei diesem Anfang der Christianisirung Samaricks standen, kam wirklich der Spruch in V. 37: ,,dieser säet, der andere schnei. det« zu anschaulicher Bewährung; es sollte aber auch an beiden Theilen sich das dar tellen, was der HErr vorher gesagt hat: »auf daß si mit einander freuen, der da säet, und der da schneidet.« - Jn der gött- lichen Haushaltung ist die Succession oder Aufeinan- derfolge weislich geordnet: jedwedes Frühere ist die Aussaat einer nachfolgenden Ernte; ein jeglicher ist Säemann in Ansehung seiner Nachfolger, und Schnitter in Ansehung seiner Vorgänger. (Bengel.) Ein großer Trost für die, welche in der Kirche Gottes viel arbei- .ten und keine Frucht davon sehen, daß sie hier ver- sichert werden, sie sollen nichts von ihrem Lohn ver- lieren. (Quesnel.) 39. Es glaubten aber sum hier, wo es sich um Fortsetzung der oben abgebrochenen Geschichts- erzählung handelt, auf die vorläufige Angabe in V. 30: ,,da gingen sie aus der Stadt« wieder einznlenken und sie noch näher zu bestimmen] an ihn [daß er wirklich Christus sei, was ihnen in V. 29 nur erst als eine Sache zur Prüfung vor- gelegt worden war] viel der Samariler ans der- selbigen Stadt, sund zwar glaubten sie sofort so fest und ohne Zweifel] um des Weibes Rede willeth welches da sbei ihrer Botschaft und Auf- forderung] zeugetct Er sder jüdische Mann, der draußen beim Brunnen sitzt] hat mir gesagt alles, Evabs ich sin meinem bisherigen Leben] gethan c! c. 40. Als nun die Samariter sdie wir in der zweiten Hälfte des 30. Verses und in V. 35 nur erst im Kommen begriffen sahen, bis hin] zu ihm kamen, baten sie ihn, daß er sfür immer] bei ihnen bliebe; und er blieb wenigstens] zween- Tage da sda er das »auf immer« nicht bewilligen konnte Matth. 15, 24]. Das war von vornherein ein hoffnungsvolleres Glauben, als das Glauben der Juden, welche die Zeichen sahen, die er that (2, 23); das Zeugnis; der bußfertigeii Süiiderin fand Seelen, die auch gern einen Heiland gehabt hätten für alles, was sie gethan hat- ten. Die Bürger Jerusalems haben ihn nimmer ge- beten, daß er bei ihnen bliebe; die Samariter aber hätten gern ihn auf immer behalten. (Besser.) Jesus blieb nicht lange bei den Samariterm weil die Zeit noch nicht da war, sich mit dem Evangelio zu den Heiden zu wenden. (Starke.) Geziemend bricht der HErr feinen Aufenthalt in einer samaritischen Stadt Der gläubig gewordenen Bewohner von Sichem Bitte an Jesum, bei ihnen zu bleiben. 83 nach zween Tagen wieder ab und läßt dem, was sie als Gäste vom Heil der Juden genossen hatten, nun Zeit, unter sich zu wurzeln. (Rieger.)« « 41. Und vielmehr fnoch als jene viele, die gleich anfangs zu ihm kamen V. 39 f.] glaubeteti siin Laufe der zween Tage] um seines Worts willett fdas er bei seinem Dvrtsein hin und her in den Häusern ihnen predigte], · 42. Und sprachen [im Verein mit denselben] zu dem Weibe sals er wieder· von dannen zog V. 43]: Wir glauben nun [hm-] fort nicht um deiner Rede tvillen fdie uns jetzt, nachdem wir sein eigenes Wort gehört haben, fast wie ein bloßes Gerede, als eine geringfügige, kaum zu beachtende Bezeugung erscheint]; wir haben selber gehört und erkannt sdurch unser Hören heraus- gehört und wissen es mit wohlbegründeter Ueber- zeugungL daß dieser ist wahrlich fund nicht blos verniuthlich, wie du fchwatztest V. 291 Christus [aber nicht blos im Sinne eines Messias der Juden, sondern auch für uns und die Heiden, oder, mit andern Worten], der Welt Heiland U. Jvh. 4, 14]. Die Samariter hatten die geringe, durch das Weib erhaltene Kenntniß treu gebraucht: sie wurden reiihlich belohnt, Matth. 13, Iz- (Heubner.) Darin bewahrt sich ein Herz, daß es aus der Wahrheit ist, wenn es nichts verachtet, was ihm eine Handleitung zu Christo sein kann, aber auch bei nichts stille steht, sondern in die angebotene Glaubensgemeinschaft mit dem HErrn Jesu durchdringtz Wiesen] Es offenbart sich hier zum ersten Mal in gro artiger Weise das Gesetz, wel- ches Jesus mit den Worten ausdrückt: »die Letzten werden die Ersten fein, und die Ersten die Lehren« (Baun1garten.) Von Wundern keine Spur, woraus sich aber nicht schließen läßt, daß das Wunderbedürp niß bei den Samar1tern nicht vorhanden gewesen (A·postg. 8, 6 sf.); fand Jesus fein Wort für jetzt hin- reichend, so unterließ» er das ·Wunderthun grundsatz- mäßig (V. 48), und sein machtiges Wort war bei dem unbefangenen Volke desto mächtigen (Meyer.) Merk- würdig ist unsre Geschichte auch insofern, als hier die Wirksamkeit des HErrn eine· Erweckung im Großen hervorbrachte; gewöhnlich finden wir nur Einzelne durch in erregt und diese als Samenkörner einer neuen, öheren Ordnung der Dinge im gansen Volke hin und wieder ausgestreut. (Qlshausen.) er HErr pflegte später nicht die Keime, die bei den Samarita- nern hervorgekommen waren, er überließ sie vorläufig ganz ihrem Schicksal; aber das Gefprach mit dem Weibe, und was sich daran anschließh sollte auch nur ein Vorspiel sein zu dem, was in Apost . 8 berichtet wird. Mit diesem Vorspiel war es für « einen dama- ligen Zweck genug, und mehr durfte nicht geschehen, ohne die Rechte des Bundesvolkes zu verletzen; seine Thätigkeit in Samaria verhält sich zu der späteren Mission unter diesem Volke wie seine einzelnen Tod- tenerrifeckizngeh zu der allgemeinen Auferstehung. sHeng ten erg. I1I. n. 43—54. (§. ge) we: ee die dreifache Knau- fung: klnglaube, ihalbglaube nnd Glaube, die uns in den beiden ersten Abschnitten des uns beschäftigenden Haupttheile unsers Evangeliums begegnete, nnd lernten wir da, was die Samariter insonderheit betrifft, einen Glauben an Christum kennen ,,nm seines Wortes willeuts aukh ohne daß er Zeichen nnd Wunder bei ihnen gethan hätte, so tritt uns nun hier Galiläa an dem Königi- sihen zu Rapernanm das Greinpel eines Mannes« entgegen, der von deni wnnderglanbem init welcheiii er zn Iesu kommt, weiter geführt wird zum Wort— glauben, nnd da er willig und gehorsam siih dazn brin- gen läßt, auch weiter uoeh znui Erfahriingsglaulseic gelangt. Damit hat unsre Grziihlnngsgriippe ihren Ab— sihlnß erreicht: wie die vorige Man. l, 19 — 2,11) uns dem kluglaiiben der Juden gegenüber den Glauben der Iünger zeigte, die voni Glauben auf das Zengnlß Au— derer hin zu dem Glauben aus eigener Erfahrung fort- schriltem so stand auch an der Spitze der unsrigen der ilnglaube der Juden, nnd an ihrem» Ende steht der Gr- sahriingsglaiibe des königlichen! Brunnen, dessen ganzes than; zugleich dein ijErrn Jesu zufällt. 43. Aber nach fdeii in V. 40 angedeuteten] zween Tagen sseiiies Bleibens in Sychar] zog er aus von dannen und zog swie er in V. 3 sich vor enoinmen] in Galilåam sum dort einige Zeit wie er in der Stille zu leben und seine messin- nische Thätigkeit für jetzt einzustellen] 44. fFür solchen Zweck aber war Galiläa ganz geeignet] Denn er selber, Jesus, zeugete [fv daß nicht blos Andere diese Erfahrungsmat- suche ihm gegenüber geltend machten Kap.7, 3 f.], daß ein Prophet daheim sin dem Vaterland, dem er zunächst angehört Kap. 7, 41. 52., und voll- ends in der Vaterstadt, darin er aufgewachsen Kap. i, 461 nichts gilt [Matth. is, 57; Mark. B, 4; Luk. 4, 24]. 45. Da er nun fin solcher Absicht und in solcher Vorausfetzung] in Galilåam kam, nahmen [gleichwvhl, so daß die Voraussetzung nicht sofort zutraf] ihn die Galiläer smit dem Glauben, daß er der Messias sei] aus, die gesehen hatten, alles, was er zu Jerusalem auf dem [Ofter-] Fest gethan hatte sKap. 2, 23]; denn sie waren auch zum Fest kommen [da war es denn eine selbstverständliche Folge, daß ebenso nicht gleich anfangs er so ver- borgen sein konnte, wie er wollte Mark. 7, 24., sondern das Stillleben erst diirch eine ausdrück- liche Enthaltung von allem messianischen Wirken herbeiführen mußte] Die Gedanken, die den Evangelisten bei dieser Dar- stellung bewegen, werden vielfach von den Auslegern nicht klar erkannt, und kann man sich darum auch nicht recht in seine Worte finden; offenbar aber kommt es ihm darauf an, zu zeigen, wie leicht es Jesu gewesen wäre, schon jetzt Judäa und Jerusalem, wo er gleich - von vornherein iiach Kap. 2, 18 —- 4, 3 Widerstand auf der einen und nur verdächtigen Glauben auf der andern Seite fand, fallen zu lassen und auf andern Arbeitsfeldern sich Anerkennung und Erfolg zu ver- scha en, wenn er eben nicht alle Gerechtigkeit gegen die Judäer und gegen die Stätte, aus welcher der schöne Glanz Gottes anbrechen fvllte, hätte erfüllen und deshalb in selbstoerleugnender Entsagung lieber auf alle andern Aussichten verzichten wollen. Ju Samaria zunächst hatte er Arbeit und Frucht wider Verhofsen gefunden und war gebeten worden, sich blei- bend dort niederzulassen; aber er behandelte das, was ZU( 84 Evangelium Johannis 4, 46——48. daselbst ihm entgegentrat, nur als eine Weissagung für die Zukunft, nicht als eine Weisung für die Gegen- wart, und obschon das Feld alsbald nach dem Besäen auch schon weiß zur Ernte sich zeigte, ließ er es doch stehen und bestellte erst seine Jünger nach ihm zu Schnitterm Nun kommt er nach Galiläa mit der Ab- sicht, dahin ab zu gehen, wie es wörtlich in V. 3 u. 43 heißt (Luther: »zvg«), d. i. sich dahin in die Stille zurückzuziehen (Matth. 8, 18; Mark. 8, 13); und es ist nicht blos ein von Andern gebrauchtes Wort, sondern auch sein eigenes Selbstzeugniß, daß ein Prvphet in seinem Vaterlande nichts gilt, er hat also eine seiner Absicht vollkommen entsprechende Aus- enthaltsstätte gewählt, wenn er Galiläa und speziell Nazareth zu seinem Asyl bestimmt, er hätte nach aller menschlichen Berechnung kein besseres finden können. Gleichwohl trifft er auch hier auf einen empfän lichen Boden für eine Aussaat, und zwar auf einen oben, der gerade durch das, was er in Jerusalem auf den( Fest gethan hat, empfänglich geworden; da lag die Versuchung in doppelter Hinsicht für ihn nahe, sozu- sagen feine Hand auch aufzuthuii nnd den Samen auszustreuen, ohne sich weiter um Judäa und Jeru- salem zu bekümmern. Aber er thut es nicht: ein zweites Wunder, das er allerdings in Galiläa voll- bringt (V.47 ff.), ist ebenso, wie das erste (Kp«.2, 3ff.), ihm geradezu abgenöthigt durch einen Glauben, der nicht ungekrönt gelassen werden durfte, wenn nicht Gottes Hausordnung auf andere Weise verletzt wer- den sollte; dann aber wird es wirklich ftill im Leben des HErrnf so still, daß er»selbst seine Jünger wieder an ihre irdische Berufsarbett entläßt, und wenn wir in Kalt. 5, 1fs. ihm wieder« begegnen und ein neues Wunder ihn verrichten sehen, so ist eben Jerusalem der Ort, da das Wunder geschieht, und ein Fest der Juden die Zeit, in die es fällt. Jn Galiläa sehen wir ihn erst in wirklicher Hingabe an dieses Arbeits- feld und mit Verzichtleistung auf Judäa t ätig in Kap. 6, I — 7, I; es wird aber am Schlu dieses Abschnitts von dem Evangelisten auch ausdriicklich ge- sagt, worin diese Verzichtleistuug auf Judäa und diese Thätigkeit in Galiläa beruht, darauf nämlich, daß die Juden seit dem in Kap. 5 erzählten Ereigniß ihm nach dem Leben stellen und Stadt und Land in Judäa auf so lauge für ihn unnahbar gemacht haben, bis die Zeit seines Leidens und Sterbens kommt (Luk.9,51). So nöthigt uns ein richtiges Verständnis; des Evan- geliums Johannis, die Reihenfolge der Begebenheiten im Leben Jesu so zu ordnen, wie es in unsrer Evan- gelien-Har-monie geschehen ist; diejenigen Schrift- forscher, welche schon das ,,zo· in Galiläam« in V.43 für gleichzeitig setzen mit dem ericht der 3 Shnoptikert Matth. 4, 125 Mark. 1, 147 Luk. 4, 14, und darum das in Kap. 5, 1 unsers Evangeliums unbenannt ge- lassene Fest der Juden in die galiläische Wirksamkeit Jesu einordnen müssen, kommen nicht nur an diesem Fest zu Falle, indem sie meist an das ganz ungehörige Purimfest denken, sondern stehen auch dem Inhalt der hier vorliegenden drei Verse als einem unlösbaren Räthsel ge enübcr und greifen bald links, bald rechts mit ihren uslassungen fehl. 46. Und Jesus kam [als er in Galiläa an- gelangt war und die Landschaft von ihrem süd- lichen Grenzpunkt aus etwa 6 Meilen weit durch- zogen hatte] gen Kann in Galiläa, da er svor 9——10 Monaten] das Wasser hatte zu Wein ge- macht [Kap. 2, I ff.]. Warum er nicht gleich in Nazareth halten blieb, sondern noch die 3 Stunden Wegs weiter zog bis Kann, erklärt sich aus feiner Absicht, die Jünger auf längere Zeit nun wieder in ihre Heimath zu entlassen; dafür war an sich schon Kana geeigneter als Nazareth, weil aus Kana in Galiläa Nathanael stammte (21,2), er also diesen Jüngey dem er auf besondere Weise sich verpflichtet hatte (1, 50 f.), leicht bis unmittelbar an seinen Heimathsort bringen konnte, außerdem aber konnten auch die übrigen Jünger gerade von hier aus eine lebendig aufgefrischte Erinnerung an jenes erste Wunder, durch das sie im Glauben gewachsen waren und das ihnen ein Sinnbild sein sollte fiir das Ziel des Heilswerkes ihres Meisters, in ihre Heimath am See Genezareth bis auf Weiteres mitnehmen. Durch Gottes Fiigung schickt es sich denn ferner so, daß noch ein zweites Wunder hinzukommt, das gewissermaßen ebenfalls im engeren Familienkreise vor. si geht und die Jünger vollends mit unauflöslicheii « anden an ihren HErrn knüpft, ehe sie auf einige Zeit von ihm scheiden, um dann gleich bei der Hand zu sein, wenn er sie wird wieder rufen (Matth. 4, 18 sf.; Mark. 1, 16 sf.; Luk. 5,-1 sf·). Persönlich stand auch Kana Jesu mindestens ebenso nahe wie Nazareth, seit Simon von Kann, der unter seinen Brüdern zählt, durch seine Verheirathung dorthin übergesiedelt war; in dessen Hause fand er ewiß mit den Sechsen gastliche Auf- nahme, und dag er nun auch Gelegenheit bekommt, in dessen Hause ein zweites Wunderwort zn sprechen (V. 50), war unzweifelhaft für dessen weitere Zukunft ents eidend, als er nun ebenfalls zur Jüngerschaft beru en wurde (Mark. Z, 13 sf.) und da Weib und Haus verlassen mußte (Matth. 19, 27 ff.). Evangelium am A. Sonntage nach Crinitutish Zur Förderung in der wahren Heiligung dient das Gebet, ohne Gebet kann unser Leben nicht ein Leben in Gott sein; von dem Königischen im Evangelio nun lernen wir, wie wir gläubig und anhaltend beten sollen, sein Flehen wird zuletzt erhört und diese Gna- denerfahrung stärkt ihn im Glauben. An Noth und Elend, innerlich und äußerlich, dadurch wir zum Ge- bet getrieben werden, fehlt es denn auch uns nicht. Eines Christen Leben muß vom Gebet getragen und durchdrungen sein; so wächst der Glaube und die wahre Heiligung, die ja ohne des HErrn Gnade und Geist nicht erlangt wird· Betend nur überwinden wir den Teufel und die Welt um uns und in uns. Dieffenbachh Die drei Evangelien vom heutigen onntage an führen uns auf 3 Gebiete, nämlich in den häuslichen, geselligen und bürgerlichen Kreis des Lebens, und zeigen, wie alle diese Verbindungen durch das Christenthum geheiligt uud verklärt werden. Heute lernen wir das chriftliche Haus in seinem Gegensatze gegen das weltliche kennen, und sehen da: I) daß in solchem Hause Krankheiten nicht ausbleiben, aber Geduld und Liebe sie lindert; Z) daß Forderungen gestellt werden, die der Glaube erfüllt, und Z) Festfreuden genossen werden, die den Himmel vorbereiten. (Fr. ? rndt.) Ehe die Reihe der Evan- gelien beginnt, welche die letzten Dinge darstellen, kommen etliche Perikopen, die zur Anschauung bringen wollen die Beschasfenheit derer, welche in jener letzten Zeit bestehen; sachgemäß tritt der Glaube uerstAhew vor, denn des Glaubens Ende ist die Seligkzeit as ehört zum rechten Glauben? 1) ein rechtes eten um des HErrn Hilfe, L) ein rechtes Halten an des HErrn Wort, Z) ein rechtes Forschen nach des HErrn Wunder, 4) ein rechtes Zeugen für des HErrn Der Königische zu Kapernanm bittet den HErrn für seinen todkranken Sohn. 85 Ehre. (Nebe.) Die Schule des Glaubens: 1) die Noth, durch die er geweckt, Z) die Prüfung, durch die er geübt, s) der Sieg, durch den er gekrönt, 4) die Fru t, durch die er wirksam wird. (Gerok.) Die Kra t des wahren Glaubens: er macht I) unser Herz» heilig, 2) unser Haus himmlisch, Z) unser Leben gött1ich. (Schuur.) ..Der Königische von Ka- pernaum, ein lehrreiches und erweckliches Glaubensbildz es stellt sich an ihm dar 1) die Einfalt, L) der Gehorsam, Z) die Festigkeit und 4) die Gemeinfchaft des Glaubens. (Niemann.) 47. Und es war ein Königischer fein im Dienst des Königs Herodes Antipas stehender Beamter], deß Sohn [im Grundtext steht der Artikel dabei, woraus zu schließen, daß es der einzige Sohn des Hauses war] lag krank, [und zwar wohnte der Mann] zu Kapernaum sam See Genezareth Kap. L, 12; Matth. 4, 25 Anm.]. Dieser hörete [von solchen, die von der Sachlage in V. 46 wußten]», daß Jesus kam [g»en»»ccuer: gekommen sei] aus Judaa in Galilaam [also mit etwa 3 Meilen Wegs nach Kana hinüber leicht zu erreichen], und ging [denn, von seiner Noth getrieben, persönlich] hin zu ihm und bat»ihn, daß »er fnach Kapernaum mit ihm] hinab kame und hulfe s einem Sohn; denn er war todtkrank llag schon im Sterben und konnte nur noch durch ein Wunder göttlicher Allmacht gerettet werden] Schon in alter Zeit hat man eglaubt, dieser Kö- nigische sei ein und dieselbe Per on mit dem Haupt- mann von Kapernaum (Matth. 8, 5 sf.); je verkehrter diese Meinung ist, so daß es sich ar nicht erst lohnt, sie ausführlich zu widerle en, desto näher liegt es, nicht sowohl an den mit erodes erzogenen Manahen in Apostg. 13, 1 zu denken, wie Einige wollen, als vielmehr an den in Luk. 8, 3 erwähnten Rentmeister Chusa, den Ehegatten der Johanna; nach den zu Kp. 2, 25 gemachten pshchologischen Bemerkungen in Be- treff des Nicodemus können wir nicht anders Knaben, als daß Johanna in Folge einer besonderen naden- wohlthat des HErrn an ihr und ihrem Hause sich in den Dienst desselben begebeii und ebenso Chusa sich dazu entschlossen hat, ihr diesen Dienst zu gestatten, obwohl sie damit nicht aufhörte, ihre Gatten- und Mutterpflichten fernerhin wahrzunehmen, daher sie auch verhältiiißmäßig am seltensten unter den Nachsolgerin- nen Jesu erscheint und immer noch eine gewisse Ferne, wie sie ihren hiiuslichen Verhältnissen entsprach, gegen ihn beobachtet. Jii Kana muß sich Jesus einige Tage aufgehalten haben, daß die Nachricht von seiner Rück- kehr nach Galiläa bis hinüber zu dem Königischen dringen konnte; und wiederum muß dieser schon früher« durch Erfahrung dessen, was Jesus auf dem Fest zu Jerusalem gethan (V. 45), auf Jefum aufmerksam geworden sein, weil er bei der Nachricht von seiner Rückkehr sogleich auf sden Gedanken kam, feine Hilfe für das todtkranke Kind in Anspruch zu nehmen. — Die Meisten, die den HErrn lieb gewonnen haben mit lauterem Herzen, die bekennen: das Kreuz, die Noth, die Trübsal, ist die Geburtsstätte meines neuen Lebens! Wer Christum nicht finden konnte vor allem Reichthum, dem hat der HErr Flugs diese Scheidewand nieder erissen: er hat ihn ge unden in der Armuth. Wer ign nicht finden konnte, wenn er mit den Seinen efund um den Tifch herum saß, den hat er an’s rankenbett gefetzt oder selbst darauf gelegt: da hat er Eh? gxfåindenztwogxsich dgr Tod aäniteldkth gneldötgsich a eenmi. er in im eriee es ens Rchht fazidd, d? Etat Gottd wohlhhknaäisgdefükrt faiidden ueor er oen,un er aino : der Kirchhof ist für ihn die Geburtsstätter dks uitileiiieln Menschen geworden; Mancher möchte neben den Stein, der dort steht, um den Tod zu bezeugen, noch einen zweiten setzen, der fein hier erwachtes Leben be enge. s» liegt in dem Kreuz ein unaussprechlicher Szegenl Wir sagen: das ,,liebe« Kreuz; so nennen wir’s, weil Christus dasselbe getragen hat, so nennen wir aber auch unser Kreuz, weil es uns der HErr auflegt, um uns zu sich zu ziehen· Der Segen des Kreuzes: 1)» es weckt michauf aus Siindenruh, L) und treibt , en- IF» DIEERZIZFTTBTUZZiikkEZHIfFLT’makes? Xiikskuf höfen besonders häufig bestäti t findet: ,,wie der Hirt, so» die Heer»de«, o wird die er Königische am Hofe seines unglanbigem leichtfertigen und lasterhaften Vier- fursten Herodes bis daher chwerlich viel nach Jesu gefragt, schwerlich viel um» Gott und»»sein Wort sich ZETLTTEVEIEIEETT såkskrkksäek gkåtsssuspkkiixiäk ist-T«- es» nikjhtttso nahesgegzngend elrgäitetgicshkh zu Tesu get, aemi oi em eimu i in as Unvermeidliche gefügt, mit saddueäischem Leichtsinn dem Aeußersten eiitgegengesehen Aber sein Kind krank zu sehen, das schnitt ihm dur ’s lockere Herz; seinen geliebten Sohn verlieren zu sollen, das beugte sein tolzes Haupt, wi»e ja die heiligen Bande der Liebe oft die einzigen sind, an denen Gott auch ein ver- weltlichtes Herz noch fassen kann. Was ihm sonst sehr Peichgiltig gewesen ware», die Nachrichk Jesus, »der rophet aus Nazareth, ist in der Nahe, der Prediger, der so großen Zulauf hat, der Wunderarztz dem»fch»on manche Kur» gelungen, das ist ihm Jetzt eine wichtige Neifigkeihspsige froh; ?otfchaft,»ßeinllite»cdhtes Evczngelium in einer even e ummerni . n wozu er vor- nehme Herr fich sonst schwerlich verstanden hätte, aus Furcht vor dem Spott seiner Hofgesellschaft und vor der Ungnade seines Herrn, dazu drängt ihn jetzt die ABBE»VI?e?JTFTETRTVIFFUVJTLEFYFZZMIå ekkwiäskt fix? , ll Standesansprüche bei Seite, macht sich selbst auf den fünfstündigen Weg von Kapernaum gen Kann» wo Jesus weilt, und bittet um einen Be iich bei seinem Sohn. Die reichen Eltern hatten bis daher alle Aerzte umsonst gebraucht, alle Mittel vergebens ver- sucht, ihr Herzblatt zu retten, statt besser ging es von Tag Zu Tag schlimmerz nun »wollte der Vater noch das» etzte versuchen,»mit zweifelndem Herzen wahr»- scheinlftch Eins» nur nkit halbemd Gßlaubefn hltabertzsokiveit wenig en i er ge ommen, a er ü , je t ann niir nichts mehr helfen auf Erden — nicht mein Geld, nicht meine Stellung, nicht mein König, nicht ir end ein Mensch- -— wenn noch Rettung kommen so , so muß ein Wunder Gkttes geschehen, wenn etwas noch helfen kann, so ists der Gottesmann, der große Propheh der Wunderheld von Nazareth. (Gero .) 48. Und Jesus sohne auf die Bitte selbst einen Vescheid zu geben, sondern zunächst sich da- rauf beschränkend, den noch unzureichenden und halbherzigen Glauben, aus dem sie hervorge- gangen, in seiner Blöße aufzudecken] sprach zu ihm: Wenn ihr nicht Zeichen [2, Z] nnd Wunder laußerordentliche Dinge, die recht zum 86 Evangelium Johannis 4, 49—51. Erstaunen in die Augen fallen Matth. 24, 241 «fehet, so glaubet ihr [du und Deinesgleichen I. Cor. 1, 221 nicht. Man hat diese Entgegnun als eine harte Rede bezeichnet und esagt, -sie werde durch das vertrauende Kommen des annes als eine wenig begründete dar- gestelltz allein man verkennt, daß Jesus in der Regel noch die Gemüther, denen er eine Wunderhilfe er- weisen soll, zubereiten muß für die wahrhaft entspre- chende Aufnahme derselben, und zwar manchmal durch eine Wechselrede, welche sie durch eine beschämende Wendung zur Selbsterkenntniß leitet. Hier aber war es im höchsten Grade nöthig, den ausgeregten könig- lichen Beamten in das richtige Geistesverhältnißzu Jesu zu sehen: hätte der HErr seine Forderung nicht geläutert, sondern wäre sofort mit ihm über die Berge davon geeilt, so hätte er zwar der modernen Kritik vielleicht sich begreiflicher gemacht, er wäre aber als- dann nicht als der in Gott gegründete Menschenfürst, sondern eher als ein unterthäniger Diener des könig- lichen Beamten erschienen. (P. Lange.) Jm Grund- text wird Jesu Rede folgernd eingßefuhrtz ,,Jesus sprach nun, d. i. also oder demgemä , zu ihm«; er erkannte nämlich den Grund, welcher den Königischen herfiihrte, daß es derselbe war, wie der in Kap. 2, 23 u. 4, 45 angegebene. Daher auch der Tadel, den seine Antwort ausspricht; ni t der Werth -und die Bedeutung der Zeichen und under wird damit her- abgesetzt (vgl. wie der HErr sich darüber ausspricht in Kap. 5, as; 10, 37 f.; 14, 10 ff.; 15, 24), aber daß sie die beabsichtigte Wirkung nicht hervorbrachten, den Glauben an die Person des HErrn zu heften, der sie that, sondern daß der.Glaube an den Zeichen und Wundern kleben blieb und immer neue be- gehrte, als sei es an den geschehenen nie genug, das tadelt Jesus, denn die Zeichen werden nicht gethan um ihretwillen, sondern zu dem Zwecke, wenn sie ge- than sind, sich selbst überflüssig zu machen und als Frucht ein freies, fröhliches Vertrauenzu dem HErrn, der sich durch sie beglaubigt hat, zu hinterlassen Jn der Mehrzahl: »wenn ihr nicht sehet 2c.« spricht der HErr seinen Tadel aus; denn er gilt nicht dem Kö- nigischen allein, sondern allen, die mit ihm auf der Zzleichen Stufe standen, wie z. B. auch die Galiläer in . 45. (v. Bürger) Der Glaube der Galiläer, und so auch dieses Kapernaitem war unächst nur ein jenem Wunderglauben der Juden in ap- 2, 23 ähnlicher; denn um der Zeichen willen, die sie gesehen hatten, nahmen die Galiläer Jesum auf. Da richtet nun der HErr seine wunderbare Hilfe so ein, daß er den Glau- ben von der Wunderhaftigkeit loslöst und allein auf fein Wort stellt; wie es von den Samaritanern in V. 41 hieß: »sie glaubten um seines Wortes willen«, so soll es hernach auch von dem Königischen heißen (P. 50): »der Mensch glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte«, denn (20, W) ,,selig sind, die da nichts ehen, und doch glauben«. (Luthardt.) Der Wunder- glaube glaubt nicht, weil er Jesum sieht und sein Wort hört, sondern er glaubt, weil er von Jesu Wunderdinge sieht und hört: ist das rechter Glaube, wenn man glaubt, weil man sieht? und ist der Glaube zu loben, welcher blind ist für die göttliche Herrlichkeit Jesu, die sich in seiner Person und seinem Worte offenbart? Sagt mir nichts von den Wundern! Sie sind einzelne Blättlein am Baume des Lebens, aber der Baum des Lebens ist niehr als sie: des Menschen Sohn ist der Wunder größtes; wer Augen hat, ihn zu sehen, der glaubt um seinetwillen, um seines Wortes willen. Es ist eine Kinderkrank- eit des Glaubens, daß er immer na Wunderdingen chmachtet: welche Geschichten hört ir am liebsten, die, wo der heilige Wandel eines Kindes Gottes und sein gottseliggezs Leben beschrieben wird, oder die, wo man euch undergeschichten, wunderbare Gebetser- hörungen, außerordentliche Bewahrungen und Erret- tungen erzählt? Die Ohren werden träge, wenn sie in den Reichthum des Wortes Christi eingeführt wer- den und das Wunder seiner Liebe am Kreuze verneh- men sollen; aber kaum fängt man an, seltsame, nie gehörte Dinge zu erzählen, wie lauscht alles, um ja kein Wort zu verlieren! Und au für sich selbst wollen die Leute Wunderdinge ha en: erleben sie nichts Merkwürdiges, wissen sie von keinen außeror- dentlichen Gebetserhörun en und Erfahrungen zu sagen, so dünkt ihnen, da es ni t recht mit ihnen steht, und zuletzt schaffen sie sich elber Wunder; sie können krankhafte Bilder gesehen haben, so sind es Engel gewesen, ihr Fleisch kann ihnen allerlei merk- würdige Töne vorgaukeln, so haben sie Gott sprechen gehört. Daraus kommen denn so viele Geschichten, die mehr zur Verkleinerung als zur Bestätigung des christlichen Glaubens dienen. Es ist diese Wundersucht keineswegs eine so unschuldige Sache, wie man ge- meiniglich annimmt: kommt der Glaube nicht aus dieser Krankheit heraus, so kann er daran sterben. Die Wunder können zu Handleitern dienen, die Seele zu Christo zu führen, und insofern sind fie gut; sie können aber auch die Seele verführen, daß sie Gott versucht. Wie Mancher hat Gott schon Wunder vor- geschrieben, die er hier oder da an ihm thun sollte: wird nichts daraus, so schleicht der Zweifel hinterher, wie es mit den Wundernüberhaupt und mit Gottes Wort stehen möge, und der Schiffbruch am Glauben ist nahe; wird aber etwas daraus, so verläßt sich der Mensch darauf, als wenn er um deswillen nicht— nur ein guter Christ, sondern auch ein sonderlicher vor Andern wäre, und kommt durch geistlichen Hochmuth zu Falle. Der« HErr Jesus findet sich alfo bewogen, den Köni- ischen ernst und streng anzulassen und ihm die zchwäche und Krankheit seines Glaubens vorzuhalten. (Münkel.) Unsre Geschichte gehört zu denjenigen, wo- rin sich die unter der Menge aussondernde, auf das Jnnere der Gemüther gerichtete, begründende messia- nische Thätigkeit Jesu schon jetzt u offenbaren an- fängt; nach em er durch den äu eren Reiz seiner Wunder die Aufmerksamkeit, die äußere Geneigtheit als die ersten Bedingungen für seine Wirksamkeit er- regt hatte, will er je länger, je mehr das sinnliche, blos äußerliche Element ans dem Glauben seiner Zeit- genossen entfernen. Und wie ihm der Vater des ster- benden Kindes als einer von denen erscheint, in denen der Glaube nur ein ,,vom Fleisch geboreiier« (3, 6) war, so versäumte er die Gele enheit nicht, ihm zu sa en, daß er mit dieser herrs enden Stimmung nicht zufrieden sei und einen eistigeren, höheren Glauben verlange, wie schon ein olcher in den Samaritern auf- keimte. (Lücke.) Darum war es dem HErrn Jesu vornehmlich nicht zu thun, daß er diesem und andern Kranken ani Leibe hül e; sein vornehmstes Amt war, die Leute auf das Wort weisen und dasselbe in ihr Herz bilden, daß sie dadurch sollten selig werden. (Luther·) Wenn der HErr nun dieses dem Königischen aufrückt, so liegt in dem Verweis en doch zugleich ein Verheißen; erkennt er nämlich, daß es bei der Eigeii- thümlichkeit dieses Geschlechts nicht anders geht, als daß er an Wundern den schwachen Glauben stärken muß, so wird er ja als Der, der gekommen ist, um das Schwache zu stärken und, was todt ist, lebendig zu machen, auch ein Uebriges thun und der Der HErr erhört die Bitte und verkiindigt dem Königischen, daß sein Sohn genesen sei. 87 Schwachheit tragen. (Neb 49. Der Königifche [der bei diesem Vor- wurf Jesu ebensowenig Unmuths ward, wie Maria bei der Zurechtweisung in Kap. 2, 4 und das kananäische Weib bei der Abweisung in Matth. 15, 261 sprach zu ihm: Herr [V. 11 u. 15], komm hinab [und erfülle mir eilends die vor- hin an dich gerichtete Bitte V· 47], ehe denn mein Kind [genauer: Kindlein] stirbt flaß, was du mit Recht wider mich hast, nicht meinem Sohn entgelten, daß er über deinem Schelten in- zwischen müßte dem Tode erliegen]. 50. Jesus spricht zu ihm: Gehe hin [ich will dich nicht weiter mit Schelten aufhalten; aber« es bedarf’s nicht, daß ich selbst mit hinab- gehe], dein Sohn lebet lsei mit diesem meinem, auch in die Ferne wirkenden Wort Matth. 8, 8 f. von seiner Todeskrankheik befreit und dem Leben zurückgegebens Der Nienfch [3 , l] glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte [,,dein Sohn lebet«], und ging hin [sich aus den Heim- dss Königischen barmherzig Rechnung e. weg begebend]. Der arme betrübte Vater hatte einen Empfang, wie er in V. 48 ihn fand, wohl nicht bei Jesu er- wartet; aber daßser ihn verdient habe, sagte ihm sein, durch des HErrn strafendes Wort verwundetes Herz, worin doch nicht der leiseste Ton von Unmuth laut wurde. Er schwankt wohl einen Augenblick, ob er gehen, ob er bleiben solle; er möchte gern etwas An- deres als die Bitte um das ersehnte Wunder vor- bringen, aber aus seinem gepreßten Gemüthe ringt nur der EineSeufzer sich los: ,,HErr, komm hinab, ehe denn mein Kind stirbt!« Und der HErr hört in diesem Nothgebetsseufzer mehr, als der Betende in vielen Worten ihm hätte sagen mögen; er schaut hin- ein in ein ganz einsältiges, wahrhaftiges, demüthiges Herz, in ein Herz, welchem er zumuthen durfte, sein Wort: ,,gehe hin, dein Sohn lebet« als gnädige Er- füllung der Bitte: ,,komm hinab« dahin zu nehmen. (Besser.) Der Tadel des HErrn war allerdings ge- recht; aber, wir können es nicht leugnen, gerade jetzt ausgesprochem eine schwere Versuchung für den Vater; wie leicht hätte er dadurch an Jesu irre werden und denken können: »du willst ihn nicht weiter bitten, es hilft ja doch nichts; er ist ein harter Mann, der kein Mitleid hat mit deinem Kinde und die Gefühle eines zärtlichen Vater- und Mutterherzens nicht kennt; ein arter Mann, der aus bescheidene, höfliche Bitten mit orwürfen antworten« Solche Proben und Störun- gen, die uns wiemit Einem Schlage aus dem Him- mel aller unsrer Hoffnungen niederreißen und in die kahle Wirklichkeit zurückversetzew bleiben in keinem Hause aus; sie gehen bald vom HErrn, bald von Menschen aus. Sie enthalten tiefe Demiithigungew scheinbare Abweisungen, Stockungen in den Zuflüssen der göttlichen Gnade, Verdrießlichkeiten und Mißtöne, geheimen Kummer und schwere Sor en, Beschämungen und Verletzungen des innersten Gefühls; und der na- türliche Mensch spricht dann wohl zu sich: ,,ich dachte es mir leich, daß es so kommen würde; wie konnte ich nur Efo schwach und thöricht sein, mich an den HErrn zu wenden und von ihm im Gebet Hilfe zu erwarten? Er bekümmert sich ja doch nicht um die einzelne Noth seiner Menschenkinder, jeder Glaube an die Erhörung unsrer Gebete ist ein trostloser Wahn, Wunder thut Gott heutzutage nicht mehr; wer ’ch selbst nicht hilft, dem wird nicht eholfen.« Der ö- iiigische läßt sich aber durch die er te bittere Erfahrung nicht gleich abschrecken; er klagt nicht den HErrn, son- dern sich selbst an und denkt, du hast ihn gewiß noch nicht eindringlich und demüthig genug gebeten, willst es noch einmal wagen, willft· es noch brünstiger thun. ,,HErr«, spricht er, und damit demüthigt er ich ganz vor Jesu und setzt sein volles Vertrauen auf seine Gnade — «HErr, komm hinab, ehe mein Kind stirbt, das Leben steht ja auf dem Spiel und ich sehe nir- gends mehr Hilfe als bei dir alleine; komm denn, ich lasse dich nicht, du segnest mi denn!« Jn der Ant- wort, die er darauf von Jeu empfängt, liegt ein Doppeltes, ein Befehl: ,,gehe hinab«, und eine Ver- heißung: ,,dein Sohn lebet«; der Befehl ist an seinen Gehorsam, die Berheißung an seinen Glauben ge- richtet. Und der Königische erfüllt beide Forderungen des HErrnx er glaubt seiner Verheißung, obgleich Jesus nicht mit ihm« hiiiabgeht, sondern ihm zumuthet überzeugt zu sein, daß auch auf so weite Entfernung gin sein bloßes Wort kräftig genug sei, den todtkranken naben zu heilen; und er ehorcht und geht hin. (Fr. Arndt.) So mächtig wirt auf ihn der Eindruck der göttlichen Person Jesu, so königlich und gewaltig klingt sein Befehl, so tröstlich und beruhigend tönt seine Verheißun , daß er ohne Widerrede folgt, ohne Einwendung aufs Wort glaubt und sich voll freudiger Zuversicht auf den Heimweg macht. (Gerok.) Er ging hin so voll ruhiger Zuversicht, so unbekümmert um das Wie der Heilung seines Sohnes, so besgäftigt im Gemüthe mit Jesu, daß er den Weg von ana nach Kapernaum erst am andern Tag (V. 52) zurücklegte: feines lebenden Kindes war er ar gewiß, wäre er nur erst ebenso gewiß seines für ihn lebenden Hei- landes! (Besser.) Das Wort Christi, ein heilsam Kraut, wirket zwei Heilungen auf einmal: der am Fieber kranke Sohn empfängt daraus Gesundheit, und der an Glaubensschwachheit kranke Vater Glaubens- ftärke. (Brenz.) Jhm ist Jesu Wort hier in Kana jetzt ebenso viel werth, als wäre es zu Kapernaum am Bett seines Sohnes gesprochenx er nimmt es hin, wie es lautet, ohne zu sehen, was in Kraft desselben mit dem todtkranken Kinde vorgeht. Das ist Wort- glaube, der von Gott hoch angesehen wird; denn er giebt Gott die Ehre, daß sein Wort wahrhaftig ist, und was er zusagt, das hält er gewiß. (Münkel.) Was ist Seligeres und Fröhlicheres, denn seinen Worten glauben und sich durch keine Anfe tung da- von lassen dringen, sondern wider aller nfechtung des Teufels allein die Augen zuthun, Sinn und Witz, Vernunft und alle Klugheit weglegen und stets im Herzen spre en: »Gott hat·geredet, er kann nicht lügen!« Ni ts Fröhlicheres ist, sage ich, denn ein solcher Glaube. (Luther.) 51. Und indem er hinabging sschon auf der Rückreise begriffen und bereits nahe bei Ka- pernaum angelangt war], begegnetens ihm seine Knechte fdie von« der Frau um diese Zeit, wo es nun bestimmt sich entschieden hatte, daß die Krankheit des Knaben sich nicht blos zum Besse- ren gewendet, sondern auch mit völliger Gene- sung geendet habe, ihm· entgegengeschickt worden waren, den Meister nicht »weiter zu bemuhen Luk. 8, 49], verkiindigten ihm und sprachen: 88 Evangelium Johannis 4, 52——54. Dein Kind [ist nicht gestorben, obwohl bei dei- nem Weggang von Hause es fchon in den letzten Zügen lag V. 47, sondern das gerade Gegen- theil solchen Ausgangs der Krankheit ist einge- treten, es] lebet. 52. Da [nun, mächtiger noch, als von der Freude über diese Botschaft, von Verwunderung über die Herrlichkeit dessen ergriffen, von dem er herkam] forschete er von ihnen sden Knechtenj die Stunde, in welcher es besser mit ihm [dem Kinde] worden war sindem er sie frag, ob nicht im Verlauf der Krankheit die Wendung zum Guten zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einem einzigen nachweisbaren Moment einge- treten sei]. Und sie sprachen zu ihm: Gestern um die siebente Stunde [Nachmit- tags 1 Uhr, vgl. Kap. l, 39; 4, 6] verließ ihn sauf einmal] das Fieber. 53. Da merkte der Vater, daß es swas ihm hier seine Knechte von dem entscheidenden Augenblick der Wendung zum Guten berichteten] um die Stunde wäre, in welcher Jesus sdort in Kana V. 50] u ihm gesagt hatte: Dein Sohn lebet. nd er lzu den Seinen zuriickkehrend und ihnen alsbald die Herrlichkeit Jesu Christi verkündigend] glaubte mit seinem ganzen Haufe san diesen Jesus als den wahr- haftigen Christuss » Von Kana geht der Weg nach Kapernaum nicht abwärts, sondern zuerst aufwärts; erst ganz in der Nähe Kapernaums geht er hinab, denn der See Ge- nezareth liegt da umgeben von hohen Bergeszü en. Als der Königische also die Stadt vor sich liegen fah, begegneten ihm seine Knechte, die sich aufgemacht hatten, um i m Nachricht zu bringen. Wie freundlich ist doch der Err, unser Gott: in dem Augenblick, wo dem Königischen das Herz bange klopfte, ob er es auch daheim so finden würde, wie er aus Jesu Wort hin geglaubt hatte, wo sein Glaube auf’s Neue ange- fochten werden mußte, da kommen ihm diese Knechte als stärkende Engel entgegen, sie nehmen alle Ban- i keit ihm aus dem Herzen und begießen die zarte Zsfglanze des Glaubens, welche der HErr mit seinem Verheißungswort in seine Seele eingedrückt hatte, mit derselbigen Botschafr in welche dies Wort gefaßt worden war! Das Wort des HErrn ist also m die - buchstäblichste Erfüllung gegangen. (Nebe.) Unterwegs werden sich bei dem Königischen Gedanken gemeldet haben, welche ihm die Frage vorlegten, ob es nicht thöricht sei, auf das bloße Wort der Zusage zu glau- ben; er hat zwar die Gedanken abgefertigt und. ihnen keinen Einlaß gewährt, indessen, wer je mit solchen Gedanken zu thun gehabt hat, wird wissen, wie zu- dringlich sie sind, daß sie wie das herumstreichende Pöbelvolk vor der Thür des Herzens rumoren und viel Unruhe machen. Nachdem er dann seinen Wort- glauben bewahrt und bewährt hat, ist das erste Wort, welches er aus dem Munde feiner Knechte hört, das- selbe wie das letzte, welches er von Jesu gehört at; aus Jesu Munde hörte er’s als ein Wort der er- heißung, seine Knechte aber rufen es ihm entgegen als ein Wort der Erfüllung. Wenn wir Gott gehor- sam sind und seinem Worte auch da trauert, wo es wider Vernunft und Erfahrung geht, so gefällt es ihm oft, die Umstände so zu siigen, daß wir deutlich abnehmen können, wie Gott im Regimente sitzt und unsre Sache wunderbar und wider Erwarten zu Ende bringt; hier geziemt es sich, daß wir auf Gottes Finger merken und den einzelnen Fügungen Gottes nachgehen und nachdenken, damit wir »auf Erden er- kennen seinen Weg« (Ps. 67, 3). So thut der Köni- gsche indem er von seinen Knechten forschete die tunde, in welcher es besser mit dem Kinde worden war; denn mitunter, wenn das Fieber aus seine Höhe gekommen ist und die Kranken vor die Pforten des odes gestellt hat, bricht es sich und weicht auf ganz natürlichem Wege von dem Kranken. So werden es wohl die Knechte angesehen haben und deshalb i rem Herrn entge en gegan en sein, um ihm verge liche Mühe zu er paren. O tmals hilft uns Gott, wenn wir gläubig zu ihm beten: für gewöhnliche Augen, welche die Macht des Gebets nicht kennen, hat es das Ansehen, als wenn die Hilfe aus natürlichem Wege kommen wäre, ohne besonderes Zuthun des HErrn; dem gläubigen Beter zeigt aber der HErr die Hilfe in einem andern Lichte und läßt ihm seine Hand und seine Fußstapsen sehen. (Münkel.) O wie nöthig ist es, daß wir sein nach Gottes Wegen und Werken fragen und forschen, daß wir sonderlich in der Schrift stets forschen, aber auch hernach unsre Kreuz- und unsre Hilfe-Stunden mit einander vergleicgen und aus alle Wege und Fiihrungen Gottes Acht aben, was er zu dieser oder jener Zeit und Stunde mit uns und Andern ethan hat; da würden wir auch den HErrn besser erkennen lernen und uns im Glauben stärken. Ja, wenn wir nur nicht so unachtsam wären, sondern fein genau auf alles merkten, so würden wir wohl täglich und stündlich die Vorsorge, Treue und Regie- run Gottes spüren; denn es geht auch keine Stunde vor ei, da der HErr uns nicht eine Wohlthat erzeiget und nach Leib und Seele für uns for et. (v.Bogatzkh.) Glaube findet auf dem Wege des Ge orsams Erfah- rung, daß Glauben nicht umsonst ist. Wer u-erst, ehe er glaubt, gewiß werden will, wird keine ewi»ß- heit erlangen, denn Glaubenssätze werden nimmermehr erkannt und wahr gefunden, man glaube sie denn erst dem Allerheiligsten auf sein Wort; hat man aber, was Gott spricht, im Glauben angenommen, so lasse man getrost die Zweifel kommen, woher sie wollen, man lasse sie in voller Rüstung sich stellen, sie werden dennoch dahin sinken in ein eitles Nichts Die gläu- bige Vernunft, das gläubige Verständniß braucht nicht mit geschlossenen Augen durch die Welt zu gehen; sie thue mit bescheidener, männlicher Ruhe das Auge auf, verhöre die Knechte, die Gottes Botschaft bringen, prüfe alles genau und scharf wie immer mö lich — es wird sich am Ende selbst aus der Zeugs aft der Welt und ihrer Kinder ergeben und erweisen, daß der Glaube kein Wahn ist, daß Gott handelt, wie er ver- heißt und spricht Je länger, je leichter wird dem prüfenden Geiste der Weg des Glaubens; er wird durch Erfahrung aus Glau en in Glauben gehen, und jede Glaubensersahrung wird den Glauben stärken. (Löhe.) Der Köni ische wollte nicht blos die Freude genießen, daß fein ind ihm für’s Leben zurückgegeben war, er wollte auch die freudige Zuversicht davon bringen, daß er alles Jesu zu danken habe; daher er- fragte er von den Knechten die Stunde, wann es besser mit dem Sohne geworden sei. Die Thatsache allein genügte ihm 11icht, er wollte sie auch auf ihre Ursache zurückgesüzgrt wissen; und nun ergab sich aus der Antwort der nechte, I) daß der Sohn plötzlich gesund geworden, S) daß er gesund geworden um die Der« Königische glaubt mit den Seinen an Jesum, als den wahrhaftigen Christum. 89 Stunde, da Jesus das Wort gesprochen: ,,dein Sohn lebet.« (P.Lange.) Daß die Knechte sagen: «gestern, in oder während der siebenten Stunde, verließ ihn das Fieber,« giebt zu erkennen, daß der Tag mittler- weile abgelaufen war und mit Sonnenuntergang s(Abends 7 Uhr) ein neuer Tag begonnen hatte. (v. Burger.) Schon einige Stunden nach Sonnen- Untergang konnten die Knechte sagen: ,,gestern«. (Godet·) Wie die Stunde Eins war, da der HErr das Gnadenwort gesprochen und da das Kind gesund geworden, so war nun auch das Her des Königischen mit dem eines Heilandes Eins; auf« seinen Glauben war das iegel gedrückt, er rühmete: »du hast es ge- than, und kein Anderer nicht, dein bin ich und «bleib ich und trenne mich nicht; dein bin ich mit allen, die meine sind, mit Knecht und Magd und Weib und Kind. (Ahlfeld.) Sein früherer Glaube hatte sich nur auf einen einzelnen Punkt bezogen, die Heilung seines Sohnes; jetzt gelangte er zur Theilnahme an dem allgemeinen, seligmachenden Christenglauben. (Hengstenberg.) Als der Königische nach Hause kam, da war sein erster Gang natürlich, seinen Sohn zu sehen, der ihm gesund und fröhlich entgegensprang und den er nun nicht blos als seinen Sohn, sondern als eine werthe Gottesgabe küßte und an sein Herz drückte: was für eine Freude war das in dem ganzen Hause! Und dann erzählte der Köni ische alles der Reihe nach, wie er hingegangen, wie esus ihn hart angelassen, darnach aber freundlich getröstet habe; alsdann die Rückkehr, die Botschaft der Knechte, und wie alles zusammenstimmte Der Königische ist ohne sein Wissen zu einem guten Evangelisten geworden und auf seinem Evangelio ruht der sichtbare Segen des HErrn, weil alle seine Worte mit der Macht des Glaubens erfüllt sind; was aus Glauben kommt, das wirket Glauben. «Mit ihm glaubt sein ganzes Haus: ja, es liegt viel am Glauben; sollen unsre Häuser Wohnungen Gottes, Werkstätten seines Segens wer- den, so muß unser Glaube am Worte Gottes lauter hangen und in man erlei Anfechtungen geübt und bewährt werden. Es ehlt dazu nicht an Gelegenheit, weil es nicht am Hauskreuze fehlt; laßt uns nur die Gelegenheit treu benutzen, so wird der HErr mit uns sein! (Münkel.) Dieser Mann ist der erste neutesta- mentliche Laienpredigeh wenn ich so sagen darf— ein großer Segen folgt seiner Arbeit im Glauben und in der Liebe» nach; er zieht sein ganzes Haus in die Bahnen, in welche der HErr ihn gebracht hat. Jesus at durch sein Wort in die Ferne gewirkt und seinen ohn vom Tode errettet; er wirkt nun mit seinem- Wort für den abwesenden HErrn und hilft ihm seine Hausgenossen vom Tode erretten. Dieser Königische ist der erste neutestamentliche Hausvaiey der Propbet, Priester und König zugleich ist. (Nebe.) Der Haus- vater hat drei Aemterx das des Propheten, zu lehren; das des Priesters, für und mit seinem Hause zu beten; und das des Königs, zu regieren, zu leiten und zu sorgen für sie. Das letztere wahrzunehmen, vergessen sie nicht so leicht, 1a über dieses halten sie gewöhnig- lich sehr eisersüchtig; aber für die Zwei ersten Aemter haben sie wenig Sorge. (Whitefiel .) 54. Das ist nun snächst demjenigen. von welchem in Kap. 2, 1 ff. berichtet wurde] das andere Zeichen, das Jesus [unter denen, die er überhaupt in Galiläa verrichtet hat] that [und zwar wiederum, wie damals, that], da er aus Judäa in Galiliiam kam [so daß ein zweites Wunder ebenso seine zweite Rückkehr auszeichnete, wie ein erstes Wunder die erste Rückkehr ausgezeichnet hatte, womit gleich von vornherein für die Zeit seiner öffentlichen Wirk- samkeit ein Verlassen Judäa’s und ein Thätigsein hauptsächlich auf galiläifchem Schauplatz, wie es in den drei ersten Evangelien hervortritt, ange- zeigt war]. Aus der Menge der später in Galiläa erfolgten Zeichen hebt Johannes nur noch eins hervor, die Speisung der Fünftausend (Kap. 6); aber auch von den in Judäa geschehenen (Kap. 2, l; s, Z; 4, 45) werden nur drei berichtet: die Heilung des Kranken am Teiche Bethesda (Kap. 5), die Heilung des Blind- gebornen (Kap. 9) und die Auferweckung des Lazarus (Kap. 1l). Man erkennt, daß Johannes eine Aus- wahl trifft, wie sie dem Zwecke, den er sich vorgesetzt hat, gemäß ist, keineswegs aber den geschichtlichen Sto irgend erichöpfend wiederzugeben beabsichtigt. (v. ur er.) Ebenso wird über drei Erscheinungen des Auslerstandeiien berichtet mit ausdrücklicher Be- zeichnung der letzten als der dritten (Kap. 21, 14); da nun Johannes erweislich auch sonst den Zahlen Bedeutung beilegt, so werden wir in dieser Zahlung, zu der wir angeleitet werden, nichts Zweckloses er- blicken dürfen. (Hengstenberg.) Wie jener Vorgang in Samaria (V. 5—42) nicht blos als einzelner für die Gegend Bedeutung hatte, sondern weissagend war für die Zukunft, ähnlich ist es auch hier. Jesus eröffnet noch nicht seine galiläische Wirksamkeit; was er hier thut ist nur eine Ausnahme (das erste Zeichen auf der Hochzeit und dieses weite wieder in Kana sind beide gleichsam privaten Eharaktersx aber es ist ein Vorspiel der Zukunft. Jener Kapernait, der Kö- nigische, repräsentirt Galiläa überhaupt; denn im Plural redet Jesus zu ihm (V. 48), und was ihm gilt, gilt allen. Auch in Galiläa ist es, wie in Judäa, daß Jesus nur durch sinnenfällige Wunderzeichen hoffen kann, Glauben zu erwecken; so wird er« denn mit Zeichen und Wundern austreten müssen, wenn er seiner Zeit die Wirksamkeit als Prophet Galiläcks be- ginnen wird, aber der Erfolg wird ein anderer sein als dort. Es wird ihm hier gelingen, einen größeren Kreis von Jüngern zu finden, welche der sinnenfälli- gen Wunder für ihren Glauben nicht mehr bedürfen, sondern lediglich an sein Wort sich halten. (Luthardt.) Das 5. Kapitel. Christi sahutzrede iitier sein Mundermerk an dem acht und dreißig Jahre lang Kranken. D« Vie hier beginuende nnd big zum Schlnß des 6. Rad. reikhcnde dritte Gruppe umfaßt die Zeit von einer zweiteuieslreise Jesu nach Jerusalem bis zur dritten, nämlich der auf das Eanbhiittenfectz aber Johannen cr- ziihlt ans dieser mehr als 16 Monate langen Zeit nur zwei Hauptbegebenheitekk iu denen es sich um Iudiia eilierseits und Galiläa andrerseitg handelt. Ja Beziehung auf erslerea muß er die drei ersten Evangelium, die ja Judäa fsir die Zeit der eigentlichen prophetenthcd tiglieit Sesn außer Betracht gelassen haben, mit einer Nath- tragsgrschikhte (Kap. Z) ergänzen; in Beziehung auf letz- teres liann er in den Bericht derselben eingreifem obgleich auch da eine Erweiterung zu niachen ist (Kap. ti). War 90 Evangelium Johannis 5, 1—7. nun die innere Jusaminengehöriglieit der beiden, sowohl drtlith als zeitlich zirmlieh weit von einander abliegenden Begebenheiten betrifft, so zeigen sie nus den thGrrm der in Zeichen nnd Wundern seinem Eigenthuinøvollie ßeh als dessen Jlrzt nnd Heiland nnd als das wahrhaftige Lebens— brod bezeugt, dem immer entsrhiedener sich ansbildenden Unglauben der Obersten nnd Vollkgleiter nnd der großen Masse gegenüber, nnd zwar dem Unglauben der Obersten nnd volbgleiter in Judiia nnd dem der großen iUasse in Galiläa gegenüber. In Ko. 5 brikht in Folge der Hei— lang des Kranken am Teiihe Betheodii der srhon in Kuh. L, 18 ff. n. it, lfs. sich äaßerade Widerstand der Juden offen hervor; nin die drohende Katasirophe zu vermeiden, zieht sieh Jesus vorsichtig nach Galiläa znriiai nnd giebt den Juden Zeit, daß ihr Widerspruch sich lege. Jlber auih in Galiläa begegnet er in nun. 6 dein tlnglaubeii bei der großen Menge, nur in einer andern Form: in Sndäa er- zeugt in den Obersten die Eifersucht einen Haß, der zuletzt daraus ausgeht ihn zu tödten; in Galiläa dagegen bringt der sleischliaie Sinn, der bei ihm nicht findet, war er be- gehrt, ro dahin, daß man ihn verläßt. I. n. 1—47 (§. 27): Jesus» auf« dem Zsest zu Jerusalem und der Widerstand der Obersten gegen ihn. a. n. 1—13: Die That Jesu, welche den Jlnlaß zum Widerspruch gegen ihn giebt, oder die Heilung des tliranlirn am Teiche Betheedm 1. Darnach [nach einer längeren Zwifchene zeit seit der in Kap. 4, 46 ff. erzählten Bege- benheit, während welcher der HErr wieder im Privatstande gelebt und für welche er feine Jün- ger wieder aus der unmittelbaren Verbindung mit ihm entlassen hatte] war sam 1FJ. Mai des·»J. 28] ein Fest« der Juden snämlich das Pfingftsest s. Mos. 23, 22 u. Matth. 4, 17 Anm.], und Jesus szunächst als bloßer Privatmann auftretend nnd also auchvon seinen früheren fechs Jüngern noch nicht wieder umgeben] zog hinauf gen Jerusalem. Nicht zunächst um seine frühere Wirksamkeit in Je- rusalem zu erneuern, sondern um des Festes willen ge t Jesus dorthin; jenes ist aus dem Umstande ge- ivi , daß wir ihn nachher (Kap.6) in Galiläa wirksam sehen, aus diesem ersten aber folgt das zweite, und aus diesem, daß das Fest nicht das Purimfeft ewesen, an welches man vielfach gedacht hat, denn da Jesus dieses Festes wegen nach Jerusalem gegangen sei, ist schon um des weltlichen Charakters desselben willen und weil seine Feier gar nicht an den Tempel ebu,n- den war, ganz univahrfcheinlich (Luthardt.) ie in Beziehung auf s. Mos. 23, 2 stehende Beifügung: »der Juden« wird von Johannes nie von einem an- - dern Feste gebraucht, als von den drei großen im Gefetz verordneten Festen, vgl. Kap- 2, 13; 6,4; 7,2. (Hengstenberg.) An einem israelitifchen Fest geht Jesus hinauf nach Jerusalem, und allem Anfchein nach ohne feine Jünger; auch ist dies Mal fein Auf- treten ganz anders, wie das erste Mal, es hat näm- lich durchaus keinen ösfentlichen und amtlichen Cha- rakter — daß er hernach in eine offene Verhandlung mit den Juden hineingezogen wird, erfolgt durchaus ohne sein Zuthun Seine Feftreife nach Jerusalem geschieht also in der Stille und kann nicht wohl einen andern Sinn haben, als daß Jesus während der Fest- zeit den gegenwärtigen Geiftesstand seines Volkes in dem religiösen Mittelpunkt beobachten will; sein Ver- hältniß zu Jsrael ist aber so eentral, daß auch seine Verborgenheit in Jerusalem den israelitifchen Volks- geist in Spannung und Bewegung bringt und selbst seine abfichtliche Zurückhaltung ihn nicht schützt vor dem Emporlodern offener Feindfeligkeit. Der mehr zurückgezogene Charakter der diesmaligen Anwesenheit Jesn in Jerusalem läßt den Grad des verborgenen Gegensatzes, der in den Juden schlummert, nur noch deutlicher erkennen. (Baumgarten.) Schon einmal hatte sich Jesus an einem Fest feinem Volke als den verhei enen Bringer des Heils und der neuen Zeit der Gnaden dar eboten (Kap. 2, 13 ff.); aber ohne den Glauben zu ·nden, den er fordern mußte, war er erst aus Jerusalem (3, 22), dann aus dein jüdischen Lande gewichen (4, 3). Jetzt kehrt er dahin zurück mit neuer Heilserbietung aber auch mit derselben Forderung wie das erste Mal; ja, die Forderung wird noch schärfer und schneidender gestellt durch die Art, wie dies Mal die Heilserbietnng erfolgt, denn die Ungeneigtheit zum Glauben kann nichts ändern an der Nothwendigkeit und dem Rechte feiner Forderung, sondern führt nur dazu, das; die Ausgabe immer schwerer, ihr Widerspruch gegen die Neigung immer schrosfer wird, die Gefahr der Verstockung näher rückt. Dieser Verlauf der Sache Agzehört u dem Gerichh zu welchem der HErr in die elr ge ommen ist (9, 39); ihn nach den entscheidenden Momenten seines Fort- schritts bis zur vollen Reife feindseliger Abkehr von Jesu und dessen ossener Verwerfung darzulegen, ist eine wesentliche Seite des Planes, welchen der Evan- gelist Johannes verfolgt. Der in Kap. 2, 18 nur erst von ferne angedeutete Conflikt bricht in unserm Kuh. aus und steigert sich S ritt fiir Schritt bis zu dem Worte des Kaiphas in ap. 11, 49 f. (v. Burgen) 2. Es ist aber sum dies zum Verftändniß der folgenden Gefchichte vorweg zu bemerken] zu Jerusalem bei dem Schafhause snach besserer Er- gänzung zu dem im Grundtext allein stehenden Wort: ,,Schaf-« — ,,bei dem Schaf-Thor« Reh. 3, I. 32; l2, 39., entsprechend dem jetzi- gen Stephans-Thor Matth. 21, 11 Anm., nord- öftlich von dem Tempelberge, s. Karte VIlJ cin Teich, der heißt [mit seinem Beinamen] ans Ebraisch Bethesda [d. Haus der Gnade oder Huldhausen], und hat fuuf sum denselben herum gebaute] Hallen, 3.» Jn welchen [Hallen]»lagen viel Kranke, [nämlich] Blinde, Lahme, Durre [Leute mit ge- fchwundenen oder durch Gicht gelähmten Gliedern Matth. 12, 10; 1. Kön. is, 4]; die warteten sdafelbst auf den Augenblick] wenn sich das Wasser sim TeIchJ bewegte [aufbrauste oder emporspra- delte, weil es da seine Heilkraft bewies]. »4. Denn ein Engel fuhr· herab zu seiner Zeit speriodisch oder von Zeit zu Zeit] in den Teich und bewegte das Wasser Welcher [von den Kranken] nun der erste, nachdem das Wasser beweget war, hiueinstieg ssich darin zu baden], der ward gesund, [gle1chv1el] mit welcherlei Seuche [sich lange hinziehender Krankheit Matth. 4, 24] er» behaftet war sdiefer Vers als unächt dürfte beim Lesen wegzulafsen fein]. Der Zsjährige Kranke am Teiche Bethesda 91 Jn Band V. ist auf S. 307 eine Ansicht von dem jetzigen Birket Israil (Teich Jsraels), den die Tra- dition als den Teich Bethesda bezeichnet, mitge- theilt; die Lage entspricht gan den Verhältnissen, denn durch das Schafthor kam Jesus vom Oelberg herüber in die Stadt und fand bald beim Eintritt in dieselbe die Kranken dort liegen. Jst nun gleich die jetzige Beschasfenheit des Teiches keine solche, wie die Beschreibung an unsrer Stelle sie erwarten läßt, so ist ja eben das jetzige Jerusalem nicht mehr einerlei mit dem zur Zeit des HErrn und seiner Apostel; mit den Worten: ,,es ist aber zu Jerusalem«, die es sehr wahrfcheinlich machen, daß unser Evangelium noch vor der Zerstörung Jerusalems durch die Römer (um 64——65 n. Ehr.) geschrieben sei, sind wir in Verhält- nisse versetzt, die nach Beseitigung der alttestamentlichen Theokratie nicht mehr in derselben Weise vorhanden waren, daher haben wir nicht nöthig, mit Robinson an die, zu 2. Sam.17, 17 u. 1. Kön. 7, 26 näher be- schriebene Quelle der Jungfrau Maria zu denken. Jntermittirende oder nur von Zeit zu Zeit empor- sprudelnde Quellen verschwinden auch sonst nicht selten; für sol e war der Boden unter dem Tempelberge und in der ähe desselben, wie jene Mariaquelle nnd an- dere ihr ähnliche Erscheinungen beweisen, sehr günstig. Aber haben wir denn auch ein Recht, den Teich Be- thesda hier als eine gewöhnliche Heilquelle zu betrach- ten, und zwar als eine von denen, die nicht sowohl durch die mineralifchen Beftandtheile ihres Wassers, als vielmehr durch ihre physikalischen Eigenschaften, indem sie bestimmte Gase entwickeln, wirksam sind? will nicht im Gegentheil mit dem Inhalt des 4.Verses der Evangelist bemerken, daß es sich bei Bethesda nicht um eine Natur-, sondern um eine Gnadengabe Gottes handelte, wie ja auch das Holz, womit Mose das bittere Wasser zu Mara süß macht (2. Mof. 15, 23 ff.), solch eine besondere, außerordentliche Gabe war? und deutet nicht der Beiname: ,,Haus der Gnade« selber schon hierauf hin? Da ist nun zunächst u bemerken, daß der 4. Vers in nicht wenigen Hand- schriften fehlt und also der Verdacht vorliegt, es sei dieser Vers urfprünglich nichts weiter als ein Ein- fchiebsel. Das, was der Kranke in V. 7 sagt, erklärt sich vollständig aus dem am Schlusse des Z. Verfes Bemerkten: »die warteten, wann sich das Wasser be- wegte«, da auch bei andern Heilquellem wenigstens den gashaltigen, die Wirksamkeit sich in dem Augen- blick der Gasentwickelung der auch der des zeitweiligen Aufbransens oder Emporfprudeliis ist, eoncentrirt; aber ein Leser hielt jene Bemerkung nicht für aus- reichend, er glaubte die Sache aus dem Gebiet des Natürlicheii in das des Uebernatürlichen hinüberrücken zu müssen, wie sich das in den Worten: ,,welcher nun der erste, nachdem das Wasser beweget war, hinein- stieg, der ward gesund, mit welcherlei Seuche er be- haftet war« deutlich zu erkennen giebt, und schrieb sich nun einen Beisatz an den Rand, den dann ein Ab- schreiber als mit zum Text gehörig auffaßte und dem- selben einfügte. Der Beisatz widerspricht durchaus der Schrift überhaupt und dem Geiste des Evange- liums insonderheit: ein Wasser, welches unter allen Umständen heilt, kann auf dem Gebiete der Schrift gar nicht vorkommen, es beeinträchtigt den Gottesbe- griff derselben und würde götzendienerischem Wesen orschub leisten (2. Kön. 18, 4), und ein Engel, der durch seine Wasserbewegung ein Wunderbad schaffte, das ohne Ansehen der Person denjenigen, der so glücklich wäre, zuerst in das Wasser hineinsteigen zu können, von jeder beliebigen Seuche heilete, wäre viel mehr ein die Selbstsucht aufregender und Zank unter den Elenden anftiftender Dämon, als ein dienstbarer Geist Gottes, ausgefandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit, und würde die Be- deutung der Wunderwerke Christi an den Blinden, Lahmen und Dürren als Zeichen der in ihm erschie- nenen heilsamen Gnade Gottes geradezu vernichten. Wenn einzelne Ausleger, welche die Aechtheit des Verses vertheidigen zu müssen meinen, bemerken: ,,mit Johannes-Augen würden wir wohl noch heute an dieser und jener Heilquelle der lieben Engel gewahr werden, welche sich freuen, zum Dienst der Kranken- pflekge von ihrem HErrn verwandt zu werden«, so be- den en sie nicht, daß damit nicht nur allem Unfug katholischem Wallfahrts-Wesens die Sanction ertheilt, sondern auch den Engeln ein Dienst zugemuthet wird, wie er wohl den bewußtlosen Naturkräften zusteht (Matth. 5, 45), aber nimmer diesen dienstbaren Gei- stern (Hebr. I, 14); dieselben walten allerdings nach der Schrift auch im Naturleben, aber nicht um bloße Naturwirkungen hervorzubrin en, sondern um den Zusammenhang des Naturle ens mit dem Reiche Gottes zu vermitteln und ersteres dem letzteren dienst- bar zu machen. Z. Es war aber ein Menfch daselbst sund zwar ein Gichtbrüchigey wie der in Matth. 9, 2 ff., nur mit dem Unterschied, daß dieser hier noch einigermaßen, wenn auch langsam, sich fort- bewegen konnte V. 7], achi und dreißig Jahr krank gelegen [wörtlich: der 38 Jahr hatte in der Krankheit, so lange schon im Besitz derselben hingebracht hatte) — b. Da Jesus [als er drei Tage nach been- digtem Fest, nämlich am 22. Mai, an der Stelle vorüberging] denselbigen sahe liegen, und [ver- möge göttlicher Allwissenheit, die sich ihm über- all da, wo es seine jedesmalige Aufgabe er- forderte, in entsprechendem Maß mittheilte, so daß er zugleich das ganze Leben des Menschen überblickte V. 14; Kap. 1, 48; 2, 25; 4, 17f.] vernahm, das; er so lange gelegen war [ohne der Heilkräfte des Wassers sich theilhaftig machen zu können], spricht ct zu ihm sum seine Aufmerk- samkeit auf Den, der ihm jetzt sreundlich und leutselig gegenüberstund, hinzurichten]: Willst du gesund werden? 7. Der Kranke [die eige11tliche Absicht der Frage nicht verstehend, sondern sie sich dahin deutend, als erkundige sich der Frager nach der Ursach seines langen, vergeblichen Liegens in der Halle des Teichesq antwortete ihm: Herr [Kp. 4, u. 15. 19], ich habe keinen Menschen, wenn das Wasser sich bewegt, der mich [da geschwind] in den Teich lasse [während doch bei diesem Wasser dar- auf gerade alles ankommt, daß man den kurzen Augenblick feines Aussprudelns benutze]; und wenn ich [mir so selbst überlassen und da wegen meines gelähmteii Zustandes nur langsam mich vorwärts bewegend] komme, so steigt immer ein anderer [von den übrigen Kranken] vor mir hinein [und nimmt mir die Heilkraft des Wassers hinweg, daß letz- teres mir nichts mehr nützt]. 92 Evangelium Johannis 5, 8—16. Jesus erscheint hier plötzlich wie aus einem Jn- cognito hervortretend: was für ein Unterschied zwischen diesem Hervorkominen ohne alles Aufsehen und seinem Eintritt in den Tempel (2, 13 f.) am ersten Osterfestl Hier ist er nicht der Messias, sondern ein einfacher Festgast (Godet.) Unter den vielen Kranken, welche an der Heilquelle Bethesda bei Jerusalem auf ihre Heilung hofften, traf Jesus einen, von dem er erkannte, ß er vor andern lange gelitten hatte; da wir nicht annnehmen dürfen, daß der Evangelist die Bemerkung, er sei 38 Jahre krank gewesen, als eine rein äußer- liche und müssige Notiz hinzu efügt habe, so liegt die Verinuthung nahe, daß der H rr in dieser 38jährigeii Krankheit den Zustand des einft in der Wüste hiiisterbe1i- den Volkes erkannt habe. Da nänilich Jsrael bei Kades- Barnea im Z. Jahr seines Wüstenzugs von Jehova abfiel, so hat das Todesgericht über das ganze er- wachsene Geschle t etwa 38 Jahre gewährt (4· Mos. 19, 22 Anm.). emnach kann wohl der wegen seiner Sünde mit Zsjähriger Krankheit geschlagene Mann, dem Vethesdws Quelle keine Heilung bringt, für ein Nachbild jener Strafe gelten, die dereinst über das gesaininte Volk verhängt worden war; wenn wir nun dazu nehmen, daß Jsrael aus dem Bann jenes Ab- falls bis dahin noch niemals herausgekommen war, so konnte dieser Kranke in den Augen Jesu als der Repräsentant des ganzen gegenwärtigen Jsrael er- scheinein Damit haben wir zugleich den Grund, wes- halb der HErr, obwohl er nicht iiach Jerusalem ge- kommen ist, Zeichen zu thun, diesen Kranken nicht in seinem Jammer liegeii lassen konnte, sondern ihn ohne weitere Einleitung und Bedingun heilen mußte. (Baumgarten·.) Jesus scheiiirden rt aufgesucht zu haben und einen der dort befindlichen Kranken haben heilen zu wollen; diesen Eindruck macht wenigstens die Erzählung. Da ist es nun derjenige unter ihnen, der schon von Seiten der langen Dauer seiner Krank- heit vor Andern das Mitleid zu erwecken geeignet war, an den er sich wendet; dazu konimt dann die ist-ist? EVFFIZITTFEEMZZZ VIII; aååskespkäiikkzkxddil HErr mit Heilung desselben hxdrnach von sich ablegt, war allen, die den Geheilten sahen, leicht zu verstehen; daß die Macht eines neuen heilkraftigen Lebens in ihm gegeben sei, welches er Unaufgefordert anbiete, dies konnte und sollte man daraus erkennen. So war III-Heilung keine gragke an Zåetrizxalemtkfliixksezbe Fersctilgjistz ean en ranenrie:,,i ug werden?« galt dem ganzen Volke. Es ist ein neuer Versuch, den Jesus macht; nur muß die Glaubens- moglichkeit in dem» Maße schwerer werden, als vorhin der Glaube verweigert worden. Vordem kam er, als Fohnhdes Vaterslbezeugå lvbcfm ketztöen und giåößteik ro eten, mit auter e tver ün i un un mi reichkr Kundgebung seiner Wundermaåjt gzu seinem Tempel; jetzt muß Jsrael an den einfachen Festpilger, ger erd für JeriMlekn dviån nun an auch bleibg glck:u- en, er, von it ei ewe t, jenen einen ran en heilte,»sonft aber durch nichtsgsich bezeugt. Und zwar volldringt er, wie wir ernach horen werden, die Hei- lung am Sabbath; sie oll bezeugen, daß er ein Herr auch des Sabbaths sei, wie des Tempels. Soviel an- stöfziger aber Jesus damit werden mußte,·daß er am Grundgesetz »der Ordnung der Gottesgemeinde sich zu vergehen schien, soviel schwerer war nun der· Glaube an ihn alsden Heiland Jsraels gemacht, soviel fchär- fer iind nothigender die Entscheidung zwischen den beiden Standpunkten, entweder» einen todeswürdigen Sünder in ihm zu sehen oder einen Menschen, der in gottgleicher Weise Leben wirkt in der Welt, ungebun- den von den Schranken, die das Gesetz des Sabbaths zog. (Luthai·dt.) Jesus heilte ohne Zweifel, nicht obgleich, sondern weil es Sabbath war. Es war keine Ge ahr im Verzuge; er würde gewiß den Kran- ken in den folgenden Tagen noch in demselben Zustand angetroffen haben. Den Zweck erkennen wir aus dem Erfolge: C ristus heilte am Sabbath, um sich als den Herrn des abbaths darzustellem uiii Veranlassung zu erhalten zu der folgenden Rede, in welcher er ein feierliches Bekenntniß seiner Gottheit ablegte. (Heng- stenberg.) Der Befell Jesu, das Bette aufzuheben und wegzugehen, ers eint als ein Eingriff in die be- stehende Sitte, nicht als eine Uebertretung des Ge- setz es; die abergläubische Weise, wie das Sabbath- gesetz von den Juden aufgefaßt ward, mochte einen solchen positiven Angriff auf die herrschende Sitte nöthig machen. (Olshausen.) 8. Jesus spricht zu ihm lwie heriiach dort zu dein Gichtbrüchigen in Kapernaum Matth. 9, 5]: Stehe auf, nimm dein Bett [darauf du bis daher gelegen] und gehe hin. 9. Und alsbald ward der Mensch [der sol- chem Wort glaubte und im Gehorsani gegen das- selbe sich aufrichtete] gesund, und nahm [als einer, der auf einmal seiner Glieder wieder völlig mäch- tig geworden] sein Bett und ging hin. Es war aber [um dies mit Beziehung auf das Folgende hier iiachträglich zu beinerken] desselhigett Tages der Sabbatlk Mit der vorhin an den Kranken gerichteten Frage hat der HErr dessen Gedanken von dem Heilmittel, auf welches dieselben bisher ausschließlich gerichtet ge- wesen, ablenken ivollen und ihn einen andern Helfer ahnen lassen, gleich als spräche er zu ihm: ,,siehe nicht auf diesen Teich, sondern auf den, dessen Bild er ist; der wird dich von deinem Gebrechen gesund niachen.« Man wird daher nicht wohl annehmen dürfen, dieser habe von ihm erwartet, er werde ihm zu dem Dienste, den bisher niemand ihm geleistet, sich erbieten und ihn in den Teich hinab-lassen wollen, wenn das nächste Mal das Wasser wieder würde bewegt werden; viel- mehr hat der Kranke durch das eigene Vekenntniß seiner hilslosen Lage, dem er keine derartige Bitte an Jesum zufügt, fiir den Glauben an das hier an ihn ergehende Besehlssp und Verheißungswort sich empfäng- lich gemacht, indem er damit ausfprichtz daß er auf das Wasser des Teiches eigentlich schon verzichtet habe und eine anderweitige Hilfe, wie sie für ihn passe, gern anzunehmen bereit sei. 10. Da sprachen die spharisäisch gesinnten] Juden [wohl etliche Mitglieder des Hohenrathes, denen er auf seinem Wege nach Hause begegnete] zu dem, der gesund war worden: Es· ist heute Sabbath, es ziemt dir lnach dem Gebot in 2. Mos. 20, 8 ff.] nicht, das Bette zu tragen [weil das auch ein Arbeiten und ein iii Jer. 17, 21 noch besonders verbotenes Lasttragen ist]. 11. Er antwortete ihnen: Der [mit einem bloßen Worte seines Mundes] mich gesund machte [und damit doch unzweifelhaft als einen Prophe- ten Gottes sich erwiesen hat], der sprachst: mit: Nimm dein Bett und gehe hin svon mir selber würde ich’s ja gewiß nicht thun; aber was so Jesus heilt den Kranken und ermahnt ihn hernach im Tempel, nicht mehr zu sündigen. 93 ein Gottesgesandter mich heißt, kann doch wohl keine Gesetzesübertretung sein]. 12. Da ftagien sie ihn sjedenfalls schon ahnend, um welchen Gottesgesandten es sich hier handele »Kap. L, 14 f.; 23 ff.; Z, 2. 25 f.; 4,·1]: Wer ist der Mensch, der zu dir gesagt hat: Nimm dein Bett und gehe hin? [Denn zuvor, ehe du ihm gehorchen darfst, müssen wir Oberste ent- scheiden, ob er wirklich ein Prophet fei]. 13. Der aber gesund war worden, wußte nicht, wer er war [und konnte also auch keinen Namen nennen]; denii Jesus sobwohl der Ge- heilte in dem Moment, wo er seine Genesung spürte, ihn mit seinen Blickemgesucht hatte] war gewichen shatte seinen Augen sich entzogen, was ihm auch leicht gelang], da so viel Volks an dem Orte war san welchem der Vorfall gefchehen]. Die Juden fragen nicht: »wer hat dich denn ge- heilt?« Die Thatsache des Wunders regt sie wenig an, aber die Uebertretung ihrer Sabbathsatzung, das ist in ihren Augen etwas Wichtiges. (Godet.) Sie wußten wohl, Wem zu Ehren der Geheilte das Bette trug, und ärgerten sich. (Besser.) Der Auetorität des Gesetzes, welches die Juden gegen den Geheilteu gel- teiid machen, setzt dieser die Auetorität entgegen, kraft deren er gesund vor ihren Augen steht; darum stellt er in seiner Antwort an die Spitzet »der iiiich ge- sund machte, hat mir’s geheißen«, denn eben daß er ihn hatte gesund machen können, beweist sein Recht und seine Macht. Die Juden aber nehmen voii dieser Beglaubigiing völlig Umgang; sie wollen nichts wissen uiid hören von einer höheren Auetorität als der ihres Gesetzes, und was in dieser Richtung gesagt wird, sei es noch so sicher und beglaubigtz sind sie von vorn herein entschlossen in keiner Weise zu beachten. So versteifen sie sich in ihrer Hartiiäckigkeih an dein Ge- wohnten, Hergebrachten festzuhalten 1iiid die neue Gnadenoffenbarung Gottes zuriickziiweifeiu dadurch aber mußte der Anstoß, den sie an Jesii nahmen, un- heilbar werden und zu dein Ende führen, dessen Ent- wickelungsgeschichte Johannes uns vor die Augeii malt. (v. Burgen) Der Geheilte kannte »den Men- schen« nicht, ivie die Juden Jesuin bezeichneiy um ihn herabzusetzen; noch ehe er hätte fragen kbiineii nach dem Namen dieses Arztes, der, was kein» Ysliensch vermochte, an ihm gethan, war Jesus gewichen —- nicht vor den Augen und Ohren der Volks-wen» e, soii- dern allein mit dein Geheilten, als sein Bei jtvateix wollte er sich ihm zu erkennen geben. (Bes er.) Die Wunderthat sollte allerdings nicht verborgen bleiben, dies würde ihrem Zweck geradezu widersprochen haben; « aber erst follte sie in der Stille auf die einzelnen heilsbediirftigeii Gemüther wirken. (Heiigsteiiberg.) b. V.14——47. Die Rede Seht, iiioiiiit er sein: That beleuchtet iiud iierthkidigh oder die ber- hiiiidtiiicg uiit den ihn veefolgrndeii Juden. 14. Dariiach snicht unmittelbar nachher, son- dern vielleicht erst an einem andern Tage, als der Geheilte ein Dankopfer fiir seine Genesung brachte] fand ihn Jesus im Tempel und sprach zu ihm: Siehe zu, du bist svon deinem achtund- dreißigjährigen Leiden durch besondere Gnade, die sich dir dargeboten hat] gesund worden; siindige [hin-] fort sLuk. 15, 9] nicht mehr, daß dir nicht etwas Aergeres szur Strafe] widerfahre [Matth. 12, 45; 2. Petri 2, 20]. Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß der Ge- heilte in den Tempel gegangen war, uni Gott die Ehre zu geben, ihn zu loben und zu preisen wegen des Heils, das ihm widerfahren war (Jes. 38, 19 ff.; Luk. 17, 15; Apostg. Z, 7 f.); wenn dies sein Zweck war, so hatte die Anrede Christi in seiner Geniüthslage einen. trefflichen Anknüpfun«spunkt. (Hengstenberg.) Es ist Christi Wort eine an ergewöhnlicä ernste An- sprache an einen Geheilten, trotzdem da er ihn im Tempel findet; daher ist auch nicht anzunehmen, daß hier blos der allgemeine Zusammenhang der Sünde mit dem Uebel gemeint sei (Kap. 9, 3), vielmehr muß bei diesem Kranken ein spezieller Zusammenhang zwi- schen einer bestimmten Art zu sündigen und der be- stimmten Krankheit stattgefunden haben. Diese spezielle Sünde ist nicht benannt, sowenig wie die spezielle Krankheit; umso mehr verherrlicht sich der durch- schauende Blick des HErrn (P. Lange.) Zu dem ,,sündige fort nicht mehr« follte und mußte das eigene Gewissen dem Manne die individuelle Auslegung ge- ben, vgl. Kap. 8, 1l. (Meyer.) Der HErr selber hat es noch später bezeugt (Kap. 7, 23), daß er diesen Menschen gesund gemacht habe, und zwar den ganzen Menschen, nach Leib« und Seele. (Riggenbach.) Man achte auf die Reihenfolge der Worte!· Jn die Mitte stellt Christus die Ermahnung: ,,fündige fort nicht mehr«; zu beiden Seiten aber unterstützt er solche Er- niahnung mit beweglichen Ursachen —- vorn mit der Erwägung der empfangenen Wohlthat: ,,siehe, du bist gesund worden«, hinten mit der Androhung: »daß dir nicht etwas Aergeres widerfahre«. (Ehemnitz.) Es ist erschreikliclx wenn die Strafe und die Erbarmnng der göttlichen Liebe vergeblich an einem Menschen sich mühet. (Besser.) Das ,,Aergeres« darf nicht sowohl auf eine schwerere Krankheit, es muß vielmehr auf Strafen in jener Welt bezogen werden; denn von ir- discher Strafe hatte der Jsjährige Kranke schon das volle Maß empfunden. (Olshausen.) 15. Der Mensch snachdem er so der Person dessen, den er vorher noch nicht kannte V. 13, näher getreten war und von Andern, bei denen er sich erkundigte, auch seinen Namen erfahren hatte] ging hin szu dein HoheUratheJ nnd verklin- digte es smit Beziehung darauf, daß er die in V. 12 an ihn gerichtete Frage hatte unerledigt lassen wagen] den Juden, es sei Jesus, der ihn gesund gemacht habe sum so von aller weiteren Verantwortung für das in V. 10 als Sabbaths- bruch ihm vorgeworfene Tragen des Bettes, um desfentwillen er befürchten mußte, in den Bann gethan zu werden Kap. 9, 22., durch Namhaft- machung seiner Auetoritätsperson V. 11 sich frei zu niachen]. 16. Dariim [von dem Thäter jetzt abstehend, weil ihnen der Urheber der That nun bestimmt bezeichnet war] verfolgten die Juden Jcsum sindein sie eine Deputation an ihn abschickteiy um ihn zur Verantwortung und Bestrafung vor ihr Gericht zu ziehen] und suchten ihn zu todten shatten sich?- 94 Evangelium Johannis 5, 17—1"9. dabei schon vorgenommen, die Sache wo niöglich so zu lenken, daß sie die Gesetzesbestimniung in 4. Mos. 15), 30 f. u. 35 auf ihn anwenden könnten, und zwar aus dem Grundes daß er solches gethan hatte snicht nur den Kranken ge- heilt, sondern auch diesem ausdrücklich das Tragen des Bettes befohlen] auf den Sabbath lwomit er nicht blos für sich selber den Sabbath gebroche1i, sondern auch Andere zu solcher Sünde autorisirt habe, was ja einen Frevel einschließe und ganz darnach aussehe, als gehe er beim Volke darauf aus, das Gesetz aufzulösen]- Der Anzeige des Menschen liegt nicht böser Wille zu Grunde; dies erhellt scho11 aus dem, was er an- zeigt, daß es nämlich Jesus sei, der ihn gesund ge- macht habe. Erhält zii seiner Deckung für nöthig, die Auctoritäh der er gefolgt sei, bestimmt zu bezeich- neu, sobald er dies kann. (v. Burgen) Dabei will er zugleich sich Jesu dankbar beweisen und seinen Obereii einen Dienst thun, indem er sie auf den Hei- land hinweist; er vertraut daraus, daß der Eindruck seiner Person alle ihre Bedenken iiiederschlagen werde, denn. von der tiefen pharisäischen Verstocktheit und Bos- heit hat der Harmlose keine Ahnung. (Hengstenberg.) War dieser Mann in seinem 38jährigen Krankheits- leiden und seinem Harren am Teiche Bethesda auf die Stunde, da ihm Heil würde widerfahren, ein Bild des Volkes Israel, dem niemand helfen konnte, bis der ihm vorbehaltene Heiland kam, so ist er in seinem Glauben, da er auf Jesu Wort hin sein Bette nimmt und hingeht und Den, der ihm seine Gesundheit schenkt, für eine höhere Auetorität erachtet als die jüdischen Oberen mit ihren Satzungen, ein Bild des- jenigen Theiles des Volks, der an Jesum gläubig wird; dieser Theil, namentlich durch die Zeugen Christi, die Apostel repräsentirt, wird den Namen des HErrn tragen vor den Kindern Israel (Apostg. J, 15) bis in die Kreise der Hohenpriester und Aelteften hinein und ihnen sagen, wer sie hat gesund gemacht, in demselben werden die Propheten und Weisen und Schriftgelehr- ten zu jenen gesendet werden, von denen in Matth- 23, 34 die Rede ist, und. insofern gehört es wesentlich zu dem prophetischeu Charakter unserer Geschichte, daß der Mann das thut, was hier von ihm erzählt wird. Die Gemeinde seiner Gläubigen nun wird der HErr frei machen von der pharisiiischen Satzung, die Gottes Gebot verrenkt und verunstaltet hat, und wird ihr einen neuen ,,Tag des HErrn« geben an Stelle des alten, der mit dem Werke der Schöpfung im Zusammenhang steht; im Hinblick auf diese Zu- kunft, die er vorbedeuten will, kam es ihm darauf an, das Wunderwerk an dem Kranken gerade an einem Sabbathtage zu verrichten, und im Hinblick darauf befahl er ihm zugleich, sein Bette, die leichte Matratze, als ein Zeichen des über die Krankheit davon getra- genen Sieges mit sich zu nehmen. Die· Obersten der Juden nun werdenJesuin verfolgen, Ia beschließen, ihn zu tödten, und werden das auch ausführen, das weiß er wohl; aber sie werden ihn nicht hindern kön- nen, den Heilswillen Gottes auszurichten und als den Begründer eines neuen Lebens sich auszuweisen, son- dern nur sich selber des Anspruchs auf Mitgliedfchaft des rechten Jsrael verlustig machen und den Weg zum Glauben an den Namen des eingebornen Sohnes Gottes für immer sich versperren. Jn diesem Lichte hat der Evangelist unsere Geschichte angesehen; und in ihr eine Thatweissagung des ganzen Ganges, den die Entwickelung des Reiches Gottes nimmt, uns vorzu- führen, dazu hat er sie so ausfiihrlich erzählt. 17. Jesus aber swegen dessen, was er gethan, sich rechtfertigend] antwortete ihnen [indem er zu denen, die der Hoherath nach ihm in den Tem- pel abgeschickt hatte, vor Gericht ihn zu laden, sprach]: Mein Vater sim Himmel, der den Sabbath geheiligt hat darum, daß Er am sieben- ten Tage ruhete von allen seinen Werken, die er machte 2. Mos. 20, 11; St, 17., hat mit diesem Ruhen keineswegs zu einem bloßen Nichtsthuii sich begeben, wie eure Auslegung des Sabbaths- gebots die Sache so darstellt, sondern er hat da- mit nur aufgehört, ein Neues zu schasfen; indem er aber von da an begonnen, das Geschaffene in seinem eigenen Leben zu tragen und zu erhalten] wirket ser ohne alle 1Interbrechung in Einem fort] bishkr swo sein fortgesetztes Wirken sogar die Höhe erreicht, das; er im geistlichen Sinne geradezu ein Neues schafst], nnd ich lals der Sohn des Vaters 2. Joh. 1, Z] wirke quch sum dieses sein Neuschafsen zu vermitteln] 1.8. Darum swegen dieses seines Wortes] trachteten ihm die Juden nun vielmehr nach, daß sie ihn tödteten lhielten es in noch viel größerem Maße für die Pflicht ihres Amtes, auf seine Aus- rottung aus der Gemeinde hinzuwirken, weil die Sache ihrer Meinung nach nun »so stund], daß er nicht allein swas sie bisher allein in’s Auge ge- faßt] den Sabbath brach [und damit nach 4. Mos. 15), 35 den Tod verwirkt hatte], sondern sagte auch sin dem eben gethanen Ausspruch], Gott sei sin eigentlicher, unmittelbarer Weise] sein Vater, nnd machte [also] sich selbst Gott gleich swas eine Gotteslästerung sei, woraus ja nach dem Gesetz in Z· Mos. 24, 16 ebenfalls der Tod stehe]. Jesus geht hier nicht, wie in Luk. 13, 15; 14, 5 darauf ein, die Frage: ,,-ist es erlaubt, am Sabbath zu heilen?« vom allgemein menschlichen Standpunkt aus zu beantworten; seine Beweisführung beruht auf seinem ganz eigenthümlichen, einzigen Verhältniß zum Vater. Dies eingehend darzulegen vor den Obersten des Volks — zum Zeugniß für sie, und unter Um- ständen gegen sie —, ein Bekenntniß in dieser Be- ziehung abzulegen, dasfist der Zweck, weshalb er den ganzen Conflict herbeigeführt hat. (Hengstenberg.) Durch den Saß: ,,mein Vater wirket bisher« wird weder der Einsetzung des Sabbaths noch dem Zeugniß von Gottes Ruhe nach den sechs Schöpfungstagen widersprochen (l. Mos. 2,» 2 f.); aber das wird be- zeugt, daß an Stelle derjenigen Wirksamkeit Gottes, die mit dem Schöpfungssabbath geschlossen hatte, nicht Unthätigkeit, sondern eine andere Wirksamkeit getreten sei, für welche der Sabbath noch nicht angebrochen ist. Sein Schöpfungswerk hat Gott beschlossen, davon ruhet er; aber ein anderes Werk reiht sich an die Schöpfung an, und zwar nicht blos die Erhaltung der geschasfenen, sondern auch die Erlösung der ab- gefallenen Welt, die Heilsthäti keit Gottes zur Wieder- gewinnung der Verlorenen· iese·ist »so wenig abge- schlosfen, daß der HErr sagt: ,,bis 1etzt«, bis diese Stunde ist der Vater wirksam, und zwar, wie- das Jesu Vertheidigung wegen der Sabbathsheilung. Die jüd. Oberen suchen Jesum zu tödten. 95 der Sohn der Vollstrecker alles göttlichen Rathes, der rum die unausgesetzte Thätigkeit des Vaters maßgebend den, persönliches Verhältniß zum Vater folgt, begreifen wegen der besonderen ausschließenden Bedeutung auf- brachte, die der HErr in den Ausdruck zu legen schien; hätte Jesus gesagt: »Unser Vater«, so hätten sie es graktischen·Folgerungen,» welche er aus diesem Aus- r Folgende zeigt, eben in diesem Werke, das er weder aufgegeben noch unterbrochen hat; in diesem aber ist Vollender des Werkes seines Vaters (4, 34), und da- auch für den Sohn. So lange das Werk des Vaters sein Ziel nicht erreicht hat, kann auch die Thätigkeit des Sohnes nicht stille stehn noch Uiiterbrechung lei- denn Beider Werk ist eins und dasselbe; die Gleichheit und Gemeinschaft seiner Thätigkeit mit der des Vaters sagt Jesus aus; was aber daraus für sein die Juden ganz richtig. (v. Burger.) Es war zu- nächst das Wort mein in ,,mein Vater«, welches sie sich gerii gefallen lassen (8, 41). Weiter waren es die uck zu ziehen schien, indem er keine andere Regel für sein Wirken anerkenne, als das Werk Gottes, und mache somit sich selbst Gott gleich. Da kam nach ihrer Nteinung zu dem ersten Klagepuiikt noch ein zweiter hinzu, der der Gotteslästerung. (Godet.) Diese Stelle in Verbindung mit der Parallele: Kap. 10, 25—39 ist sehr wichtig ziir Bestimmung des Be- griffs ,,Sohn Gottes« (V. l9 s) nach den Ansichten der Juden und Jesu eigener Meinung. Die Juden erkannten darin keineswegs einen gewöhnlichen Mes- siasnamen (1, 49), sondern meinten, er lege sich da- durch eine gottgleiche Würde bei, diesie selbst im Messias nach ihren irrigen Ansichten nicht anerkannten, ihn nur für einen ausgezeichneten Menschen haltend; und so wurde dies Wort Christi der erste Ring in der Kette des Hasses, welche endlich bis zur Tödtung des HErrn führte. Jene Folgerung aus seinen Worten erklärt nun Johannes nicht für eine böswillige Ver- drehung, und der HErr erklärt sie sowenig für irrig, daß er sie durchaus bestätigt, und haben wir damit eine urkundliche und rechtsgiltige Selbsterklärung Christi über seine Wesenseinheit und Gleichheit mit dem Vater. (Olshausen.) Mit großer Weisheit geht er dabei nicht unmittelbar von der WeseUsgIeichlJeLt selber, sondern von der Einigkeit und der Gemeinsam- keit des Wirkens aus; er sagt, daß er in seiner Stel- lung auf Erden für die Menschen gleichsam der Be- vollmächtigte des Vaters ist, und auch hierauf leitet er sehr allmälig über, indem er hernach (V. 19sf·) nicht mit seiner Hoheit vor den N2enschen, sondern mit seiner Abhängigkeit von dem Vater beginnt. (Ebrard.) 19. Da antwortete Jesus smit Beziehung aus die Meinung seiner Widersacher, als habe er auf eigene Hand hin sowohl sein Werk am Sabbath gethan als auch« in das Verhältnis; eines Sohnes zum Vater zu Gott sich gesetzt uiid damit nach zwei Seiten den Tod verwirkt] und sprach zu» ihnen [1n herablassender Liebe es ver- suchend, ihnen ihre Anftöße zu benehmen und sie zur Erkenntnis; der Wahrheit zu bringen]: Wahrlich, wahrlich,»ich sage euch, der Sohn sdes Vaters, als den ich so eben mich bezeichnetes kann nichts von ihm selber thun ssondern nur auf der niederen Stufe eines Geschöpfs findet die« Möglichkeit eines Handelns aus eigenem Antrieb und auf eigene Hand hin statt; vermöge seines unzertrennlichen Wesenszusammenhanges mit dem Vater thut dagegen der Sohn nichts], denn was er siehet den Vater thun [und wiederum treibt ihn dieser Wesenszusammenhang, überall positiv in das Thun des Vaters einzugehen]; denn was detsclbige [der Vater] thut, das thut gleich [gleicher Weise] auch der Sohn [so daß diesem auch ein Unterlassen der Werke des Vaters nicht möglich, wie freilich ein Geschöpf das so vielfach unter- läßt, was nach Gottes Willen geschehen sollte]. Die hohe und wiederholte Betheuerung: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« zeigt an, daß, was nun der HErr vortragen werde, eine hochheilige Wahrheit sei, und daß, wer dieselbe anfechte, kein Christ heißen könne. (Heumann.) Das Wort ,,si selbst« hatte bei den Juden einen Gift in sich ( . 18: sich selbst Gott gleich sinachte); das muß weg, will Christus sagen. (Anton.) ,,Welches Werk immer ihr mich thun sehet,·auch wenn es euch ärgerte wie das, wegen dessen ich Ietzt angeschuldigt werde, seid versichert, daß ich als frommer, gehorsanier Sohn es nur gethan habe, weil ich es eben jetzt meinen Vater habe thun sehen :« Jesus stellt iiiit diesen Worten sein Thun unter die Bürgschast Gottes, wie der Kranke in V. 11 das seinige unter die Bürgfchaft des Thuiis Jesu gestellt hatte. Er thut es in der I. Hälfte seines Ausspruchs zunächst in negativer Form: ,,nichts von mir selbs «, dann in der 2.Hälfte in bejahender Form: ,,alles wie der Vater«; sein Verhältnis; zu dem Vater hindert den Sohn nicht nur, für sich u handeln, sondern bewegt ihn auch, positiv in das hun des Vaters einzugehen. (Godet.) Der Sohn kann nichts von ihm selbst thun, denn dies würde dem Sohnesverhältniß zuni Vater widerstreitenx es ist also ein Nichtkönnem nicht des Unvermögens, sondern ein mit dem vorliegenden Ver- hältnis; selbst gegebenes, aus ihm mit innerer Noth- wendigkeit folgendes. Deshalb ist aber das »von ihm selber« nicht zu erklären aus den durch die angenom- mene Menschheit Jesu gezogenen Schranken, als könne er deshalb nichts von ihm selber, weil er jetzt der Menschgewordene sei, sondern die Menfchwerdung selbst gehört ja zu dem, worin sein Wille mit dem des Vaters Eins ist; die ganze Stellung, welche der Sohn im Vollzug des göttlichen Heils-willens einnimmt, die er einnimmt als »Gott bei Gott« sowohl, als in der Knechtsgestalh seitdem er in diese zum Zweck jenes Vollzugs eingetreten, ist der Art, daß sie eine vom Willen des Vaters losgelöste, in diesem Sinne selbst- ständige Haltung des Sohnes ausschließt. (v.Vurger.) Die Willenseinheit zwischen Sohn und Vater ist in der ewigen Trinität eine freie, beim Menschgewordeneii aber ist sie in der Form des Gehorsams. (Olshausen.) Das «siehet den Vater thun« ist populäre, aus dem Achthaben der Kinder auf das Thun des Vaters ent- lehnte Darstellung der inneren unmittelbaren Anschau- ung, welche der Sohn, und zwar fortwähreiid,.in der beständigen, bewußten Lebensgemeinschaft init dem Vater, von des Letzteren Wirken hat; dies Verhältniß ist das nothwendige und unmittelbare Richtscheit der Wirksamkeit des Sohnes. (Meyer.) Stand Jesus so zu »dem Vater, so waren die Juden in schwerem Wahne begriffen, wenn sie meinten, die Sache Gottes gegen ihn zu führen; ohne es zu merken, wurden sie im eigentlichsten Sinne als solche erfunden, die wider Gott streiten. iHengstenbergh Stellte V. 19 das Verhältnis; des Thuns des Sohnes zu dem des Vaters dar, so handelt es sich nun im folgenden Verse um das Ver- hältniß des Thuns des Vaters zu dem des Sohnes. 96 Evangelium Johannis 5, 20-—23. 20. Der Vater sseinerseitsq aber hat den Sohn lieb swie er das selber bei dessen Taufe von ihm bezeugt hat Matth. Z, 17] und zeiget ihm alles, was er thut* [macht ihm zum vollkom- 1nenen Vertrauten aller seiner in dem Heilsrathe begründeten Absichten und Vornahmen]; und wird ihm [nun, nachdem er bisher schon solche Wunder- werte, wie die Heilung des Kranken am Teiche Bethesda, durch ihn vollbracht hat] noch größere Werke [die er zu vollbringen habe, indem er so- gar Todte zu neuem Leben auferwecken müsse] zeigenstsp daß ihr sauch wenn ihr gleichwohl nicht an seinen Namen glauben möget, doch] wenigstens] ench verwundern [und so selbst wider Willen seine göttliche Herrlichkeit anerkennen] werden«« 21. Denn wie der Vater sin unbeschränkter Machtvollkommenheit L. Kön. 5, 7; 5. Mos. 32, 39; 1. Sam. 2, S] die Todten anserwecket und machet sie lebendig sdas »sie« bleibt lieber weg, so daß auch die Fälle in 1. Mos. 5. 24 u. Z. Kön. 2, 1 ff. außer 5. Mos. 34, 5 s. hierher gehören; also auch »der Sohn machet svermöge seiner Gemeinschaft mit dem Vater] lebendig, Jvelche er will [ohne blos das Vermögen eines Prophe- ten zu besitzen, wie Elias und Elisa, die sich ein- zelne Todtenerweckungen von Gott erbeten haben i. Köii 17, 21 ff.; 2. K. 4, 33 ff.]. 22. fSolche gottgleiche Machtvollkommenheit aber, die ihm eignet, übt der Sohn in jedem einzelnen Falle, wo sie zur Erscheinung kommt, immer für den Zweck aus, daß sich dadurch das- jenige Gericht unter den Blienschen vollziehe, das ihm aufgetragen ist] Denn der Vater richtet niemand; sondern alles Gericht hat er dem Sohn nbergebeiy · 23. Auf daß sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hatt V) J1n Grundtext ist dieser Vers an den vorher- gehenden nicht durch ,,aber«, sondern durch ein »denn« angeschlossen; es soll nämlich das: »was er siehet den Vater thun« und: »was derselbige thut, das thut gleich auch der Sohn« nach seiner Möglichkeit er- klärt werden. »Wie und wodurch wird dem Sohne das Thun des Vaters bekannt und durchsichtig? nicht durch blos gewöhnliches menschliches Achten auf das Walten des Vaters in der Geschichte, sondern ähnlich wie der Christ mit der Person Christi im inneren Einheitsverhältniß steht, steht der Sohn mit der Per- son des Vaters selber in dem unbefchränkten Einheits- verhältniß absoluter Liebe. (Olshausen.) Wer liebt, verbirgt dem nichts, den er liebt. (Vengel.) Der Vater läßt den Sohn alles in unmittelbarer Selbst- offenbarung auschauen, was er selbst thut, daß es auch der Sohn thue nach dem Urbilde des Vaters: die Textesworte sind eine S ilderung der inni en, wesent- lichen Vertrautheit des aters mit dem ohne, nach welcher jener, und zwar vermöge der Liebe zu dem Sohne, sein ganzes eigenes Wirken zum Gegenstand der Einschauuiig des Sohnes behufs gleichen Wirkens macht. (Meyer.) «) Die Einführung des Sohnes in das Wirken des Vaters geschieht, obgleich sie vollständig sein muß, doch nur stufenweise Jesus hat die Heilung des Lahmen und alle die Wunder derselben Art, von denen die Juden bisher Zeugen gewesen, jedes Mal nur auf den Wink seines Vaters, und wie sie die Fortfügrung seines Werks erforderte, vollbracht; in diesem inne sind sie ihm gezeigt worden, in gleichem Sinne wer- den noch größere Werke als diese ihm in der Folge gezeigt werden. Diese Stufenfolge in dem Zeigen des Vaters und in dem Sehen des Sohnes ist bemerkens- werth; Jesus erkennt das Werk des Vaters immer besser und nimmt es immer vollständiger in die Hand, und noch in Offenb I, 1 heißt es: ,,dies ist die Offen- barung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat.« Jst aber auf dem Throne des Vaters der HErr im Besitz des göttlichen Werkes nach seinem ganzen Umfang, so kann er aiich von dem Throne seiner Herrlichkeit aus den Seinigen Antheil an diesem Besitz geben; und so thut er durch sie von dorther noch größere Werke, als die, welche während seiner irdischen Laufbahn der Vater durch ihn verrichtete: Kap. 14, 12. Godet Wiss) Sind die Juden schon durch die bisherigen Werke Jesu befremdet und wissen sich darein nicht zu finden, wie muß erst ihre Verwunderung steigen, wenn sie das Größere geschehen sehen! Sie soll aber stei- gen, das ist Gottes Absicht; und zwar in beiden Fäl- len, sei es, daß die Verwunderung durch ihre S uld zur Befremduiig des Aergernisses und zur Versto ung sortschreitet, oder daß sie der Weg zum Glauben sur sie wird. (v. Burgen) »Im ersteren Falle werden sie sich zuletzt, bei seinem großten Werke, das er vollbr1ngt, namlich bei der Auferstehung, mit Staunen von feinen höchsten Belebungswunderm von welchen er jetzt, in der Wiederbelebung des Zsjährigen Kranken, nur erst im Kleinen eins vor ihren Augen vollbracht hat, um- ringt sehen » und sich dann wohl hüten müssen, diese Wunder als Sabbathschäiiderei und die Behauptung, daß er sie mit dem Vater vollbracht habe, als Gottes- lästerung darzustellen. (P. Lange) T) Die meisten Kirchenväter, sowie die meisten älteren Ausleger, haben die ganze, von V. 21—29 reichende Stelle von der Todtenerweckung und dem Gericht im wirklichen oder eschatologischen Sinne ge- faßt; diese ist denn allerdings in V. 28 f. die aus- laufende Spitze der Rede des HErrn, aber. V. 24 weist deutlich darauf hin, daß er zugleich die sittliche oder geistliche Crweckung im Sinne hat, und wenn er in V. 20 zunächst die leiblichen Todtenertveckungen untcr seinen Wunderzeichem davon besonders die des Lazarus in Kp. 11 meint, obgleich schon da sein Wort über solche Thätigkeit hinaus-greift und bereits auch die Vollziehung des Gerichts ins Auge faßt, so blickt die Bezugnahme auf diese Todtenerweckungen auch durch das, was er in V. 25 f. sagt, hindurch. Wir haben also hier eine von denjenigen Reden Christi vor uns, wie sie bei Johannes öfter sich finden, wo die Worte das ganze Gebiet dessen umfassen, das sie überhaupt in der biblischen Sprache in sich begreifen, und die Gedanken bald nach dieser bald nach jener Seite hin sich wenden, oft aber auch nach mehreren Seiten zu- gleich hin ihren Ausdruck suchen, und es nuii schwer, wo nicht geradezu unmöglich ist, die Meinung des HErrn in einem kurzen, einfachen Satze erschöpfend wiederzugeben. Ani besten werden wir uns den Ab- schnitt zum Verständnis; bringen, wenn wir bei den ,,größeren Werken«, die nach V. 20 der Vater dem Sohne zeigt, sofort die beiden größten uns vergegen- wärtigen, bis zu denen sie am Ende der Zeiten sich entwickeln, das sind die allgemeine Auferstehung der mußten nothwendig zu Jesu Erwiederung auf die beiden falschen Voraussetzungen der Widersacher. 97 Todten und das Weltgericht; da kommt auch das Ver- wundern der Widersacher und das Anerkennen der göttlichen Herrlichkeit Christi, selbst wider den eigenen Willen, zu voller Geltung. Hierin liegen drei Tgzätixk leiten beschlossen, welche dann der Reihe nach in .21, 22 u. 23 zur Sprache gebracht werden: I) das Auf- erwecken und Lebendiggtmachen der Todten; L) das Ge- richthalten über die enschen, welches einestheils in einem Scheiden der Gläubigen und Ungläubigen, der Freunde und Feinde, und anderntheils in einem Selig- machen der ersteren und Verdammen der anderen be- steht; 3) das Ehren des Sohnes in leicher Anbetung mit der des Vaters, welches je nach er ein enonime- nen Herzensstellung zu ersterem ein freiwi iges oder ein abgenöthigtes ist. Diese drei Thätigkeiten oder Werke, die der Sohn vollbringt und die sein Wirken herbeiführt, vollziehen sich in dreifachem Stufengang und steigen da immer höher und höher, oder es geht mit denen, an welchen ge zum Voll uge kommen, immer tiefer und tiefer. as Auferwe en und Leben- digmachen der Todten, welches absichtlich so zwei- thejli g bezeichnet ist (als eine Aufhebung des Todes- ustandes einerseits und als eine Mittheilung neuen Lebens andrerseits), geschieht auf der ersten Stufe durchdie Wiedererweckunz leiblich Todter; und so hristi Wunderwerken auf Erden auch dergleichen Todtenerweckungen gehören, wie er sie an Jairi Töchterleiiu an dem· Jüngling zu Nain und an Lazarus von Bethanien in dreifachem Stufengang aufwärts (vgl. Luk. 7, 11 Anm.) voll- brachte· Es vollzog sich da ei ein Gericht der Scheidung mischen denen, die da glaubten: »es ist ein großer rophet unter uns ausgestanden und Gott hat sein Volk heimgesucht«, und denen, die sich zwar auFh ver- wundern mußten: ,,dieser Mensch thut viele ZeiFhen«, aber auch von dem Tage an rathfchlagten, wie sie Jesum tödteten (Kap. 11, 53), und später sogar dar- nach trachteten, daß sie auch Lazarum umbrächten, weil um seinetwillen viele Juden hingingen und an Jefum glaubten (12, 10f.). Es ist aber nur eine be- stimmte, ziemlich befchränkte Zahl von solchen Todten- erweckungen, die der HErr gethan hat, und ar nicht in Vergleich zu stellen mit der Menge seiner ranken- heilungeiy wodurch das ,,welche er will« zur vollen Geltung kommt. . Mit diesem Wort setzt Jesus nicht diejenigen, welche er lebendig machte, den Andern gegenüber, welche derVater seinerseits schon lebendig gemacht habe, wie es nach dem ersten Eindruck scdhxeinen önnte, sondern er will nur die Meinung der uden abwehren, als» ob die nach dieser Seite hin von ihm u Vollbringenden Werke, in welchen am meisten unter feinen Wundern feine göttliche Herrli keit sich offen- baren sollte, blos äußerlich von Gotti m aufgetragene Werke seien, zu denen er in keinem eigenen Verhältniß selbstständigen Willensentschlusses stünde und die er allein vermöge einer für den Augenblick ihm verliehe- nen Kraft vollführez vielmehr sind sie eine freie That seines, allerdings mit dem des Vaters in Ein«timmig- keit sich befindenden, aber doch nicht knechtich dem- selben unterworfenen, sondern ohnlich mit ihm ver- bundenen Willens. Ja, wenn irgendwo, so hat gerade bei den Todtenerweckun en der HErr das Recht eines mündi en So nes, sich elber zu bestimmen, ob er mit einer olchen underthat eingreifen will oder nicht; er hätte, was z. V. die Auferweckung des Lazarus betri t, aus die es ja hier hauptsächlich ankommt, bei der otschaft der Schwestern« in Ka . 11,3 dem Boten ebenso, wie dem Königischen in apernaum (4, 50), ein ur schuellen Wiedergenesung des Kranken auch in die Ferne hin wirksames Wort mit auf den Heimweg Dächfeks Bibelwekb VL Band. eben können: »Lazarus lebet«, und sich damit die olgen, welche gerade diese Todtenerweckung bei dem Hohenrathe nach sich og, da sie sogar ein Gebot wider ihn ausgehen liegen, das ihn zum todeswür- digen Verbrecher stempelte (11, 57), ersparen können. A er weil der Vater das Gericht in seine Hand gele t hatte und er nun ein Gericht herbeiführen wollte, Ko war von dieser Seite her sein Willensentschluß zu der That, wie er sich besonders in dem, was in Kap.11,6 erzählt wird, ausprä t, ein recht eigentlich freier; er wollte auch das au sich nehmen, daß er zu einem todeswürdigen Verbre e,r erklärt würde, noch bevor er den Missethätertod terben müßte, und allem An- schein nach hat er das auch darum gethan, um den Nicodemus (3, 1 ff.) und mit ihm den Joseph von Arimathia (19, 38) im geistlichen Sinne von den Todten zu erwecken, denn von jenem Gebot des Hohen- rathes (11, 50) an konnten diese innerlich ferner nicht mehr mit den übrigen Mitglie ern in irgend welchem Freunds afts- oder Collegen-Verhältniß bleiben, son- dern mu ten sich jetzti schon mit ihrem Herzen »aus- scheiden, bis es dann auch zur äußerlichen Verlassung dieser Genossenschaft kam. Es ist das die zweite Stufe des Auferweckens und Lebendigmachens, auf der es sich um eine Aufhebung des geistlichen Todes und eine Mittheilung geistlichen Lebens handelt; auch da- für gilt der Beisatz: ,,welche er will«, und iebt damit Jesus seinen Widersachern zu erkennen, da sie keines- wegs, wie sie sich einbildeten, eine besonders bevor- rechtete Stellung zum Himmelreich einnähmen (Lul. 14,15), sondern im Gegentheil gerade an ihnen würde Er, der König dieses Reiches, mit dem Heil desselben vorübergehen, das endliche Gericht an ihnen voll- Zehen und dagegen eine Gemeinde von geistlich ebendiggemachten aus den Unmiindigen sich sammeln, über die sie sich noch verwundern würden-(Matth. 11, 25; 26, 645 Luk. 14, 24; 23, 303 Apostg 4, I1). Bei dieser Gemeinde wird denn das iel: »auf daß sie alle den Sohn eZrem wie sie den ater ehren, er- reicht werden«, wä rend den Widersachern das Loos zufällt, das in den Worten befchrieben ist: »wer den «Sohn nicht ehret, der ehret den Vater nicht, der ihn gesandt hat.« Wer den Sohn nicht kennt, bemerkt das v. Gerlach’sche Bibelwerk, doch aber Gott fürchtet, der verehrt den Vater unwissentlich durch den Sohn, denn er erkennet etwas von ihm aus der Schöpfung der Natur und des Mensrhem die ein Werk des Sohnes und dazu bestimmt ist, zu der Offenbarung in C risto Jesu hin uführen; wer hingegen wissentlich den ohn verwir t, der verehrt nicht den wahren Gott, son- dern einen selbstgefchasfenen Götzen seiner Gedanken oderHände. Damitist der vom Parisäismus beherrschten und im Gegensatz zur christlichen Kirche stehenden jüd,i- schen Synagoge und ihrem Gottesdienst das Urtheil esprochen. Auch innerhalb der christlichen Kirche Freilich iebt es von jeher eine Partei der Widersacher des Sokssnes,z die nun aber mit ihrer Glaubenslehre und ihrer Gottesanbetung dem nämlichen Verwer- fungsurtheil anheimfällt; im kirchlichen Alterthum waren das namentlich die Arianer, die in die Tage des Kaisers Eonstantin (306—337 n. Chr) und in die Zeit des dritten Posaunen-Engels (Offenb. s, 10 f.) fallen. Auf der dritten Stufe tritt dann, wenn die Weltzeit zu Ende ist, innerhalb welcher der Sohn seine eift- liche Thätigkeit zum Lebendiginachen der vom ode gehaltenen Menfchenseelen und sein richterliches Wirken zur inneren Scheidung der Gläubigen und Ungläubigen vollbringt, die allgemeine leibliche Auferstehung vom Tode und das endliche auch äußere Gericht ein; aber nur für die Gläubigen, die schon hienieden geistlich 7 98 Evangelium Johannis 5, 24——30. vom Tode um Leben hindurchgedrungen sind, ist die leibliche Au erstehung eine Auferstehung des Lebens, für die Andern it sie eine Aufersehung des Ger1chts, denn das heillose Dasein, zu dem sie erwachen, ver- dient nicht den Namen des Lebens, sie verfallen viel- mehr dem andern Tode, welcher schlimmer ist als der erste. 24. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hdtet sinfolcher Weise, daß er es aufnimmt als das Wort dessen, der von Oben her kommt Z, 311 und glaubet sdamit nicht sowohl mir 12, 44, als vielmehr] dem, der mich gesandt hat [und von mir zeuget als seinem Sohn 8,18; 1. Joh. 5, 9 f.], der hat das ewige Leben [wenn auch noch nicht in seiner Vollendung, doch dem Wesen nach schon in sich e, 40]; nnd [ein folcher] kommt nicht in das Gericht [als könnte seine Theilnahme an der zukünftigen Herrlichkeit noch in Frage gestellt werdens sondern er ist sallbereitss vom Tode [im geiftlichen Sinne, dessen Bereich auch er an- gehörte, bevor er gläubig wurde] zum-Leben hindurchgedrungen [Hebr. 6, 5]. 25. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Es kommt die Stunde [selbst für die Heiden Röm. 4, 17; 10, 18], nnd ist [für euch Juden] schon jeszt [wenngleich auch für euch sie vollkommen erst eintritt mit der, Ausgießung des Geistes über alles Fleifch Jvel Z, 1 ff.], daß die Todten sdie von Gott, dem Lebensquell, losgerissenen und dadurch dem geistlichen Tode verfallenen Menschen Many. 8, 22; Offeukk Z, 1] werden die Stimme des Sohnes Gottes [womit er sie zu neuem Leben beruft, mit leiblichem Ohr] hören; Und die sie sauch mit geistlichem Ohr] hören [und Den, der sich ihnen zum Lebensgeber anbietet, in ihr Herz aufnehmen] werden, die werden leben smit ihm das Leben, das ihren Tod verschlingh tin sich aufnehmen und so zu neuem Leben erwachen] " 26. [Das wird eben darum mit ihnen ge- schehen, weil den Sohn Sottes in sich aufnehmen nichts anderes ist, als das Leben in sich auf- nehmen] Denn wie der Vater das Leben hat in ihm selbst [als ein ihm völlig eigenes, das, statt von anderswoher ihm mitgetheilt zu sein, viel- mehr auch anderwärts Leben hervorruft Pf. 36, 10], also hat er dem Sohne sden er in die Welt gesendet und da mit allen Kräften zur Aus- richtung seines Werkes ausgestattet hat] gegeben das Leben zu haben in ihm selbst sebenfalls als ein ihm ureigenes, für ihn selbst unverlierbar und darum auch bei Andern neues Leben her- vorrufend]. 27. Und hat ihm [indem er so ihm Macht gab über alles Fleisch, zunächst für den Zweck, daß er das ewige Leben gebe allen, die an ihn glauben würden l7, 2., zugleich] Macht gegeben, auch das Gericht [über alle Menschen, je nachdem sie an ihn glauben würden oder nicht] zu halten, [und das hat er gethan] darum, daß er [von seinem Kommen in die Welt an I, 9] des Men- schen Sohn ist [denn eben in diesem hatte— er be- schlossen den Kreis des Erdbodens zu richten mit Gerechtigkeit Apostelg. l7, 31]. Die zweimal wiederholten Worte: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« dienen da u, von der Größe der Thatsache, die der HErr o enbaren will, eine Ahnun zu geben; die Sache ist so unerhört, daß man sich n: twundern darf, ste durch ihn auf eine so feierliche Weise ankündigen zu hören (Kap. Z, 3. 5 u. 11), daß nämlich für den, der das Wort Jesu im Glauben annimmt, die beiden größten Begebenheiten der letzten Entwickelung der Welt, Auferstehung und Gericht, schon vollendete Thatsachen sind — das bloße Wort Jesu hat alles vollbracht. (Godet.) Der Glaube darf den Reim: ,,mitten wir im Leben sind mit dem Tod umfangen« getrost umkehren und dafür singen: ,,mitten wir im Tode ind von dem Leb’n umfangen«; denn wer glaubt, der hat das ewige Leben, weil er dem Inhaber des Lebens gliedlich beigefügt it, und ein folcher kommt nicht in das Gericht er will verdammen , wenn Der uns schon freigesprochen hat, welchem alles Gericht gegeben ist? Aus dem Tode in’s Leben: -diese große Reise haben wahre Christen schon hinter sich; wohl wallen sie noch im Leibe dieses Todes, der als sündlicher Leib in das Gericht gehört, aber weil sie inwendig aus dem Tode in’s Leben hin- übergegangen sind, so wird ihres nichtigen Leibes Sterben ihr Leben nicht verfehren noch unterbrechen, sondern vom Nu ihres Sterbens imiHErrn an (Offb. 14, 13) werden sie selig schauen, was sie bis dahin laubten, und auch der Leib wird seiner Zeit nach- ommen aus dem Tod in’s Leben, um als Leib dieses Lebens sie herrlich zu umgeben. (Besfer.) Das Leben in sich zu haben, kommt Gott zu im Gegensatz zu den Menschen, die zwar auch ein Leben haben, aber ein solches, worin sie abhängig sind·von außer ihnen liegenden Lebensbedingungen und vor allem von dem Verhältnis; ihres Willens zu Gott. Adam hatte Leben, aber bedingt, so lange er mit Gott in Einheit blieb; als er fiel, verlor er das Leben, er hatte das Leben nicht in sich, hatte. es nicht als Quell in sich. Christus hingegen it im Verhältniß zur Menschheit der Quell des Lebens, der das Leben nicht außer sich zu suchen gar, sondern in sich trägt und Andern spendet; nur im erhältniß zum Vater ist er nicht erster, absoluter Ursprung des Lebens, sondern der Vater hat ihm das göttliche Lebensattribuy Lebensquell zu sein, mit e- theilt. (Olshausen·) Jesus redet hier nicht von ei- nem ewigen und jenseitigen Stande bei dem Vater, ehe denn er in’s Fleisch gekommen, sondern von sei- nem Recht und seiner Macht, wie er gegenwärtig sie besitzt und den Menschen erhält, damit ste ihm, dem ihnen vor die Augen gestellten, vor ihren Ohren sich beizeu enden Sohne, sowie er jetzt ist, Gehör und G an en schenken. (v. Burgen) Aber das: das Leben Zu haben in ihm selber, und zwar in folcher Fülle, aß fein, Reichthum für Alle genügt, eht weit über die creatürliche Stufe hinaus und Bat ie volle Gott- heit zur Voraussetzung Gengsten erg.) Die Mög- i lett, der Mefscas zu ein, hat Christus vermöge de Leu, daß er der ewige ohn Gottes ist; die Richter- ste ung aber ist ihm übertragen vermöge dessen, daß er zur Aufrichtung des göttlichen und zugleich wahr- haft menschlichen Reiclzs vom Himmel auf die Erde gekommen ist. (Ebrar .) Weil er Menschen richten Gottgleiche Machtvollkonimenheit des Sohnes und Willenseinheit mit dem Vater. 99 soll, muß er nicht nur das Wissen von dem Menschei·i, sondern auch die Erfahrung des Menschen haben; wie er deswegen, weil er versucht worden ist, kann helfen denen, die versucht werden, so kann er auch richten, die versucht worden sind. (P. Lange.) » Das Gericht hat Zur Voraussetzung die vorangegangene Darbietung des ebens und die Möglichkeit, es u ergreifen oder zu verwerfen« eben demselben nun, er retten konnte und wollte, steht das Gericht zu auf Grund des Er- folgs, den seine Arbeit an den Menschen hatte. (v. Burgen) 28. Verwundert euch des; nicht sdaß ich mit dem soeben gethanen Ausspruch als aller Men- schen und also auch euren künftigen Richter einen solchen euch bezeichnet habe, der jetzt so gänzlich euch untergeordnet und in eure Gewalt gegeben zu sein scheint, als gälte es für euch nur einen Griff nach ihm, um euch seiner zu bemächtigen und ihn aus der Welt zu schaffen V. 16. 18.]; denn swenn ihr das nachmals auch wirklich thun werdet, so wird es nur der Weg sein, auf wel- chem der Vater seinen Sohn zu sich entrückt und zu seinem Stuhl Matth. 26, 64; Offenb 12, Z; Pf. 110, 1., und] es kommt [nun mit dem Ab- lauf der Weltzeitens die Stunde, in» welcher alle, die sals inzwischen Verstorbene und scheinbar seiner Macht völlig Entrücktij in den Gräbern sind, werden seine Stimme horen, · 29. Und werden sdieser Stimme folgend, ohne daß es irgendwie möglich wäre, ihr den Gehorsam zu verweigern, aus ihren Gräbern] hervor gehen sihrestheils die], die da Gutes ge- than sden Glauben angenommen und durch Werke der Liebe besiegelt] haben, zur Auferstehung des Lebens [zu einer Auferstehung, deren unmittelbare Folge das ewige Leben ist Kap. 6, 40], die aber Uebels gethan [das Arge, das in ihnen herrschend war Z, 20., bis zur Verstockung in völligem Unglauben festgehalten] haben, Ianderntheilss zur Auferstehung des Gerichts [zu einer Auferstehung, an welche das zu ewigem Tode sie verurtheilende Gericht sofort sich anschließt Dan. 12, 2; Apostg. 24, is; Ofsb. 20, 11 fs.]. Die Forderung, sich über das in V. 27 Gesagte nicht zu verwundern, wird dadurch begründet, daß es an der offenkundigen, großartig thatsächlichen Erweisung des damit Behaupteten nicht fehlen wird; sie wird eintreten, die Stunde für sie kommt· Wer diesem neuen Zeugnis; Jefsu nicht glauben will, wird freilich dadurch nicht über ührt oder ewonnen werden; aber das ändert nichts, weder an einer Wahrheit, no an seiner Beweiskraft, und Glauben heischt Jesu ort durchweg -— von diesem Verlangen kann er nicht ab- stehen, noch seiu Zeugniß davon ab ängig ma en, ob· man auch geneigt sein werde, ihm lauben zu chenken oder nicht. Sie sollen den Umfang seiner Macht und Befugniß hören» damit sie ihm glauben; thun sie das nicht, so bleibt nichtsdestoweni er, was er gesagt hat, stehen, aber als »ein Zeugni wid er sie, daß sie es gehört und doch nicht angenommen haben. (v. Burgen) Der Stimme des Sohnes Gottes, welche im Evangelio und aus dem Munde seiner Prediger die todten Sünder zum Leben in der Vergebung der Sünden ruft, izr kann der Mensch den Gehorsam verweigerii, und iele sind derer, welche ihr Ohr gegen diese gnädige Stimme verstopfen; aber der Stimme des in Herrlichkeit erscheinenden Menschensohnes welche aus dem Munde des Erzengel-s erschallen und in die Gräber hineindringen wird, ihrer kann niemand sich wei ern: alle, alle werden sie hören und hervor- gehen. urchtbare Stunde! Da werden die Verächter es Lebens, das so leutselig sich ihnen erboten, schau- dern vor ihres Leibes Auferstehung und werden zu den Grabhügeln sagen: ,,ihr Hügel, decket uns!« aber umsonst, sie werden hervorgehen und also den Sohn ehren, der sie richtet. Während aus den Gräbern der im Glauben an Jesum Entschlasenen Leiber des Lebens hervorgehen werden, würdig, elige Seelen zu umkleiden, welche bereits des ewigen ebens theil- hafti worden, werden aus den Gräbern der im Un- lau en Dahin estorbenen Gebilde des leibhaftigen odes hervor e en, Leiber, fähig das nagende Gericht des Todes vö ig und ewig zu empfinden, dem die ihnen zugehörigen unseligen Seelen verfallen sind. Als Miterben des Lebens, zu welchem die vom Sün- dentode Lebendiggdemachten hindurchgedrungen sind, gehen die Leiber erselben aus den Gräbern hervor zur Auferstehung des Lebens; als Mitschuldige des Gerichts, dem ie im Sündentode Gebliebenen ver- haftet sind, gehen die Leiber derselben aus den Grä- bern hervor zur Auferstehung des Gerichts. (Vesser.) Weder sind die Todten noch in ihrem Todtenftaube gemeint, noch die schon Auferstandenen, wenn gesagt wird, die in den Gräbern werden die Stimme des Menschensohnes hören, sondern die S eelen der Todten auf dem Wege der Auferstehung. (P. Lange.) 30. Ich kann [um nach diesem Hinausblick auf die künftigen größeren Werke, die der Vater mir zeigen wird, auf dasjenige Werk zurückzu- kommen, um das es jetzt sich handelt und davon ihr Anlaß zum Aergerniß habt hergenommen V. 2 f·f.] nichts von mir selbst thun swie ich euch schon in V. 19 sagte, und das gilt ·denn auch in Beziehung aiif das eben gesprochene Wort in V. 29, womit ich euch habe zu verstehen geben wollen, daß ihr Uebels thut, wenn ihr mich ver- folget und zu· tödten sucht, statt an mich zu glaubens Wie ich here, so richte iih sdas Urtheil, das ich da über euch fälle, ist nur ein Wort, das der Vater mir gleichsam»in’s Ohr geflüstert hat], und mein Gericht [das ich mit dem Aussprechen des gehörten Worts über euch halte] ist recht [von untrüglicher Wahrheit und unumstößlicher Giltigkeih weil Gottes Gericht selber]; denn ich suche ssowohl bei dem, was ich rede, als bei dem, was Ich thue] nicht meinen Willen sdaß ich irgend etwas zu Tage brächte, was mir selber in den Sinn gekommen], sondern sbis in’s Kleinste hinein schlechthin nur] des Vaters Willen, der mich gesandt hat [Kap. 6, 38]. Bisher hatte Christus in der dritten Person ge- redet; nun thut er’s in der ersten, daß sie deutlich vernehmen möchten, er rede von sich und nicht von einem Andern. (»Starke.) Es ist bemerkenswerth daß Jesus die unbedingte Folgsamkeih mit welcher er an- hört, was ihm der Vater zu hören giebt, als Bürg- JII 100 Evangelium Johannis b, 31——40. schast für dieUnfehlbarkeit seiner Urtheilssprüche hin- stellt: nichts durch sich selbst wissen wollen und nichts aussprechem als was ihn der Vater lehrt, ist für ihn das Mittel, sich niemals zu irren. Auf seiner immer- währenden Unterwürfigkeit unter den Willen des Vaters beruht die absolute Heiligkeit seines Lebens, und von dieser geht die Unfehlbarkeit seines Wissens » und seines Wirkens aus, wie er hier erklärt. Godet.) Kein eigenes Gesuch hat je den Willen des ohnes, der in die Welt gekommen ist als Heiland, vom Heils- willen des Vaters abwendi gemacht (Hebr·10, 5ff.); alle Versuchungen des Teu els, die er im Fleische er- duldet hat, gin en dahin, seinen Willen von dem Willcn seines aters, der ihn so und nicht anders Fsendey zu scheiden, einen andern Willen als des aters Willen in seiner Seele zu erregen, aber der Fürst dieser Welt kam und hatte nichts an ihm, fand nichts an ihm, nichts von weltlicher Art, nichts von Selbstsucht, wobei er ihn hätte erhaschen und fest- halten mögen. (Befser.) 31. sJhr meinet freilich, allen Fug und Recht zu meiner Verfolgung zu haben, weil mit dem Zeugniß, das ich in V. 17 von mir gethan, ich mich selbst Gott gleich gemacht hätte V. 18.] So ich von mir selbst zeuge [mit jenem Zeugniß von meiner Einheit mit dem Vater ganz allein für mich dastehe, ohne daß noch ein Zeugniß aus anderem Munde und aus offenkundigen That- sachen hinzukäme], so ist [allerdings, nach der unter Menschen giltigen Rechtsregel Kap. 8, IS] mein Zeugnis nicht wahr-«« sfo daß es ohne Wei- teres als verdächtig und lügnerisch Pf. 116, 11 von euch könnte abgelehnt, ja sogar um der da- rin liegenden Gotteslästerung willen mir zum Verbrechen gemacht werden -—-— ich unterwerfe mich dem, daß solche Rechtsregel auch bei mir in Anwendung komme, obgleich ich eigentlich davon ausgenommen bin Kap. 8, 14]. 32. sAber nach alle dem, was seit länger als anderthalb Jahren in Israel geschehen, ver- hält es sich keineswegs also, daß ich jetzt auf einmal mit eigenem Zeugniß vor euch aufträte.] Ein Anderer ists, der [wenn auch jetzt nicht mehr in öffentlicher Wirksamkeit stehend, doch vermöge seines feierlich vor euch ausgesprochenen und euch noch wohl erinnerlichen Wortes] von mir zeugei [Kap. 1, 6 f.]; und ich weiß, daß das Zengniß wahr ist, das er von mir zeugetit sdenn ich bin Ohrenzeuge gewesen, als die Stimme vom Himmel zu ihm geschah, die ihn zu seinem Zeugniß berufen und bevollmächtigt hat Matth. Z, 17]. 33. Jhr [nun, indem mein Vater im Himmel es also fügte, daß ihr das Zeugniß dieses Mannes, den ich meine, auch vernehmen solltet] schicktet zu Johanne [als er zu Bethabara, jenseit des Jordan taufete, Bescheid von ihm zu hören, ob er etwa Christus wäre Kap. 1, 19 ff.], und er [als er von Einem redete, der mitten unter euch getreten, den ihr nicht kennetet] zeugete von der Wahrheit [hat derselben Zeugniß gegeben damit, daß er« zugleich ihn als einen solchen bezeichnete, der zwar nach ihm komme, doch vor ihm gewesen, und deß er nicht werth sei, daß er seine Schuhriemen auslöse]. . » 34. Jch aber [wenn ich so auf das Zeugnis; dieses Mannes mich berufe] nehme nicht Zeugniß Von Menschen [als ob ich für mein eigenes Bewußtsein eines solchen menschlichen Zeugnifses bedürfte nnd ohne das nicht selber wüßte, in , welchem Verhältnis; ich zum Vater stehe]; sondern solches sage ich slediglich euch gegenüber berufe ich mich darauf, euch dasselbe in Erinnerung zu bringen und in’s Gewissen zu schieben], auf daß [nachträglich noch] ihr sdem Zeugniß möchtet Glauben schenken und zu Dem kommen, auf den Johannes euch hat hingewiesen, und also durch Bewahrung vor dem Uebelsthun, zu dem ihr schon- den Anfang geniacht habt] selig lverdetslik 35. sBis jetzt habt ihr des Johannes Ve- stimmung doch noch so gar nicht verstanden und über den Ernst seiner Sendung mit großem Leichtsinn euch hinweggesetzt.] Er war [wenn ich euch sagen soll, was es mit ihm für eine Be- wandtnis; hatte] ein brennend und scheinend Licht sdie von Gottes Hand euch angefteckte und nun auch ihren Schein gebende Leuchte, die euch in der Finsternis; dieser Welt den Weg» sollte er- kennbar machen, den ihr einzuschlagen hättet, um zu dem Ziel eurer Berufung zu gelangen]; ihr aber sden Gedanken und Wegen eures eigenen fleischlichen Herzens folgend] wolltet eine kleine iWeile ssolange der von ihm ausgehende Schein einen gewissen Reiz sur euch hatte] srohlich sein von feinem Licht-f [und habt darnach, als nun der Reiz sich verlor, ihn im Stich gelassen] V) Wie das Zeugniß der siindigen Menschen für sich selbst Mißtrauen erre t, weil die« Sünde, deren Kern die Selbstsucht ist, ie Lüge aus sich gebiert, so läßt Jesus es sich gefallen, wie ein Sünder behandelt zu werden, um durch Gottes Zeu niß seine desto stärkere Beglaubigung zu erhalten. v. Gerla .) «) Wie aus dem Inhalt des 31. Verses,. o geht besonders auch aus dieser zweiten Hälfte des 32. Verses deutli hervor, daß der Andere, auf dessen Zeugniß der H »r sich berust, Johannes der Täufer ist, nicht aber, wie die meisten Ausleger wollen, Gott der Vater. Its-«) Darum handelt Gott mit uns in seiner Kirche nicht unmittelbar, auch nicht durch Engel, sondern durch des Menschen vertraute Art, damit wir durch seine uns verwandt gewordene Kraft desto eher glauben und seli werden möchten. Laßt uns erkennen und preisen diese seine Güte, wonach er also sich uns nahe thut und Zu unserer Schwachheit herabläßt, daß er nicht auf en Glanz seiner Majestäh sondern auf unser Seligwerden Bedacht nimmt im Ordnen seiner heiligen Haushaltung (Chemnitz.) f) Johannes war die Leuchte, ·die bestimmt war, vor dem HErrn·herzugehen, und ihr Licht auf diesen warf; er war die vor dem HErrn hergetragene Fackel, hinter welcher unmittelbar der HErr se bst folgen sollte, vor ihm hergesandt, seine Person und Werk zu be»- Das dreifache Zeugniß für Jesum, das den Juden gegeben, ihn zu erkennen. 101 leuchten und auf ihn die Blicke des Volks zu lenken. Aber so wenig erkannten die Juden des Johannes Bestimmung, daß sie mit der vorübergehenden Luft und Freude sich begnügten, wieder einmal einen Pro- pheten in ihrer Mitte zu gaben, daß sie, statt zu achten auf das, wozu er ihnen ienen sollte, nur die Befrie- digung ihrer Eitelkeit bei ihm suchten, die eben, weil sie nichts weiter war und von jeder höheren Zweck- bestimmung seiner Sendung absah, auch ihrer Natur nach nur eine Weile dauern konnte und dann ohne nachhaltige Wirkun vorüber ging. (v. Burger.) Jn den brennenden un scheiuenden Leu ten, welche der HErr hin und her dem in die Finterniß der Welt versunkenen Geschleeht dieser Zeit in Gnaden vergönnt, lebt Johannes wieder auf; die leichtsinnigen, um Sünde und Sündenvergebun unbekümmerten Juden aber haben ihre leidigen achfolger in den Welt- menschen, welche sich eine Weile sonnen wollen in der Ehre, Verehrer eines berühmten Predigers zu sein. (Beffer.) 36. Jch aber [seit ich hinter ihm drein ge- kommen und an seine Stelle getreten bin] habe ein größer Zengniß [führe an und bei mir ein Zeugniß, das als eine mir aufgedrückte göttliche Signatur euch noch viel kräftiger und überzeu- gender mein Einssein mit dem Vater zum Be- wußtsein bringen könnte], dem: Johgxmis kWykH Zengniß [wenn dieses wirklich noch nicht hätte hinreichend sein sollen, euch zum Glauben zu be- wegen]; denn die Werke, die mir der Vater ge- geben hat, daß ich sie vollende [so daß eigentlich nicht ich es bin, der sie thut, sondern der Vater, der in mir wohnet Kap. 14, 10], diefelbigen Werke, die ich [vor euren Augen] thue swie deren eins auch das am Kranken zu Bethesda gewesen V- 2 Hi; KAIQ 7- 21J- zengen sfo deutlich und UnwiderfprechIichJ von mir, daß mich der Vater gesandt habe« sdaß es geradezu ein Arges ist, auch solchem Zeugniß gegenüber mir den Glauben verweigern zu wollen 15, 24]. 37. Und der Vater, der mich gesandt [und die Werke, die ich thue, zu meiner Beglaubigung mir gegeben] hat, derselbige hat [lange zuvor, ehe er mich gesendet, in der ganzen Haushaltung des alten TestameUteSJ von mir gezeuget Jhr habt [jedoch, trotzdem daß ihr seine Hausgenossen zu fein euch rühmt und die Hausverwaltung unter feinem Volke euch angeeignet habt Matth. 23, Z] weder seine Stimme gehört sdaß euch irgend eine der prophetifchen Weifsagungen zu rechtem Verständniß gekommen wäre], noch seine Gestalt gesehen [daß ihr um die Bedeutung der Vorbilder, in denen er seine Heilsgedanken ausgeprägt hat, wüßtet Matth. 22, 41 ff.; 2. Cor. 3, 14 f.]. 382 Und sein Wort [das die zehn Worte 2. Mof. 34, 28; 5. M. 10,4 als ihre und des ganzen Gesetzes Summa in sich begreift, nämlich das Gebot von der Liebe Matth. 22, 37 ff.] habt ihr nicht in euch wohnen [Pf. 40, 9]; denn ihr glaubet dem nicht, den er gesandt hat» [und dem ihr alsbald zufallen müßtet, wenn ihr mit Kopf und Herz anders zu dem dreifachen Zeugniß des alten Teftaments ftündet Apostg. 13, 27].— 39. Snchet in der Schrift sbesserk Jhr suchet allerdings, wie ich das ja an euch aner- kenne, in der Schrift], denn ihr meinet [im Gegensatz zu Andern, welche die Schrift nicht wissen Matth. 22, 29], ihr habt das ewige Leben darinnenzWk und sie ists swenn auch jenes euer Meinen, als hättet ihr in und mit ihrem Besitz selber schon das Leben, ein irriges ist], die [in allen ihren einzelnen Theilen] von mit! zenget [Kap. 1, 45;Luk. 24, 27; Apostg. 9, 22; 18, 28., und indem sie zu mir führet, auch zum Leben verhilft]. 40. Und ihr wolli [doch gleichwohl, obschon ihr euren ganzen Lebensverhältnissen nach auf diesen zu mir führenden Weg gestellt seid] nicht zu mir kommen, daß ihr das Leben haben mbchtetf [Jes. 55, Z; das ist der schwere Vorwurf, der euch trifft, und so wird all euer Forschen vor dem endlichen Verderben euch nicht bewahren -können]. V) Jn keinem Evangelium wird ein solches Gewicht auf die Wunder gelegt, wie gerade im Evangelium des Johannes, in keinem finden sich so nachdrück- liche Aussprüche Christi über die hohe Bedeutung seiner Wunder (Kap. 10, 25. 32; 14, 11; 15, 24). Diese Earke Betonung hat zur Voraussetzung, daß das vangelium Jo annis sich nur ergänzend verhält zu anderen Durste ungen, welche über diese Wunder ein- gehend berichten; denn sonst hätte Johannes selbst in dieser Beziehung nicht so spar am fein dürfen. (Heng- stenberg.) Es gehörte zu dem Berufe des Sohnes, m Knechtsgestalt einhegzugehenz aber eben darum durfte der Vater die en ohn nicht ohne alle Kennzeichen lassen, er mu te sich zu ihm als Vater bekennen. (Heubner.) Nur zunächst als Beweise seiner Sendung vom Vater macht Jesus ie Werke, die er thut, geltend (Kap. 3, 2); wer aber erst diese Sendung anerkannt, muß dann ihn auch anerkennen als den, für welchen er sich selbst erklärt. —" VI) Darin hätte es sich zei en mü sen, wenn sie durch die bisher erfahrenen Gna en und den Gebrauch der i nen von Gott gefchenkten Gnadenmittel zu einer wir lichen Gemeinschaft mit ihm gekommen wären, daß sie von dem Sohne, den er zu ihnen sandte, sich hätten ange ogen fühlen und seinem eugniß ein empfängliches hr und Herz entge en ringen müssen. So that auch, wer ein rechter Zis- raeliter war (Kap. 1, 48); sie aber hatten von Jsrael blos den Namen und den Dünkel, ni t wirklich den Charakter und das Wesen; vielmehr se lte ihnen alles, wodurch Jsrael Gottes Volk war. araus erklärt sich ihre Verhärtung Jesu gegenüber und der Unglaube, den sie seinem Zeu nisse entgegenfetzten ,,Dem glaubet ihr nicht«, sagt Jesus; denn ihm glauben ist der erste Schritt, der zum Glauben an ihn, zur Hingebung des Vertranens auf ihn führt. (v. Burger.) Die Jn- fpiration (göttliche Eingebung) der Schrift wird in diesen Versen aufs Entschiedenste gelehrt« nur unter ihrer Voraussetzung konnte von einem Ieugniß der Schrift von Christo die Rede sein, denn ein solches Zeugniß kann nur von Gott ausgehen. (Hengstenberg.) Ost) Es ist ein einräumender Sah: ,,allerdings er- forschetihr fleißig die Schrift; ihr klaubet sogar an 102 ihrem Buchstaben, als ob aus solchen Kleinlichkeiten das ewi e Leben hervorkommen müßte. Viele Aus- leger un Uebersetzer da egen nehmen das Wort des Grnndtextes als Befehls- orm, als eine Ermahnung zum Forschen in der Schrift; aber dann könnte Jesus nicht fa en: »denn ihr meinet, i r habt darin das ewige eben«, sondern er müßte agen: »denn ihr habt« oder wenigstens: »denn ihr glaubet ja selbst zu haben« (Godet.) · · » » ·f) Ich· sollte euch sein das eiß herbeigewunfchte seli ergrifsene Ziel all eures uchens, und ich bin euis uwider! Drum ist euer Lesen und Lernen kein Erfor chen des Kerns, sondern ein Handthieren mit der Schale. (Stier.) Trotz ihrem irdischen, fleischlichen Sinn, trotz dem harten Unglauben, mit dem sie den von den Propheten so genau bezeichneten wahrhaftigen Heiland verwarfen, hatten sie doch die Meinung, in der Schrift sei der rechte Weg zum Himmel ausgehen. Das meint man heutzutage wohl auch noch! s giebt zwar anz entschiedenen und völligen Unglauben; es giebt eute, welche gar kein ewiges Leben glauben, also auch nicht, daß man es in der Schrift finden könne, Leute, welche die Schrift für ein großes Fabel- buch halten, das nur noch Kinder und Schwache täusche. Aber die Mehrzahl, das darf man annehmen, ist doch nicht so weit in die Verirrung, in die Thorheit und Frevelhaftigkeit hineingerathen; von den Me rsten wird doch wohl noch dafür gehalten, daß in der ibel die Wahrheit ei, die zur Seligkeit führt. Diese Mei- nung its: nicht blos bei denen, welche die Schrift wirk- lich lie en und fleißig treiben, sondern auch bei solchen, welche sie wochen- und monatelang nicht ansehen und sich um ihre Vorschriften wenig bekümmern; jaihrer viele haben in vielen Stücken einen anz anderen Glauben als den der Schrift, und — es ist merkwürdig —- doch no so eine Meinung, es sei das ewi e Leben darinnen. as ist die Göttlichkeit der Schrift! Sie hat ein Zeugnis; von den Vätern her, das auch bei den anders gewordenen Kindern ni t gar erloschen ist· sie hat einen Klang, der auch flei chliche Ohren no als eine Stimme von oben berührt; es geht ein Kraft- hauch von ihr, der auch«bis an das Gefühl der Erden- söhne reicht; es schimmert eine Majestät um sie, die auch in den Herzen der Weltkinder unwillkürlich Hoch- achtung erweckt. Die Welt ist immer feindselig gegen Gottes Wort gesinnt in ihres Herzens Grunde, und doch sind unter ihren Dienern viele, die da und dort seine Herrlichkeit anerkennen; das Reich des Satans wüthet mit aller Macht dagegen, und doch werden jährlich viele tausend Bibeln gedruckt, zum Theil vom Gelde derer, die sont dem Reiche des Satans großen Vorschub thun. (Re enbacher.) 41. Ich nehme [wenn ich euch deswegen an- klage, daß ihr nicht zu mir kommen wollt] nicht Ehre von Menschen sals fühlte ich um meiner Person willen durch eure Nichtanerkennung mich so tief verletztjz 42. Aber ich kenne euch, daß ihr nicht Gottes Liebe sdie Liebe zu Gott, meinem Vater, die ihr ihm als sein Volk schuldig seid] in euch hab» [und das ist es, was mich kränkt]. 43. Ich bin kommen in meines Vaters Namen, und [würde da, wenn ihr Gottes Liebe in euch hättet, gewiß willkommene Aufnahme bei euch finden; aber] ihr nehmet mich nicht an [und be- weifet damit, daß statt jener Liebe vielmehr Selbst- Evangelium Johannis 5, 41——47. S, 1—·3. liebe, und Eigensucht euch beherrscht]. So ein Anderer wird in seinem eigenen Namen kommen, den werdet ihr sweil ihm seelenverwandt] an- nehmenett «) Nicht um seinetwillen klagt der HErr so: »ihr wollt nicht zu mir koniinen«, sondern um ihretwillen; Gesuch nach Ehre von Menschen gab ihm diese schmer ens- reiche Klage nicht ein, sondern die Betrübniß um ken- schen, deren Unglaube an ihn die Gottlosigkeit ihres Sinnes erwies. Seine Herrlichkeit ist ihm gegeben vom Vater, und er bedarf nicht der Menschen, um durch sie verherrlicht zu werden; aber wäre die Liebe Gottes, Gottes Grundgebot an Israel, durch den heil. Geist in dieser Jsraeliten Herz gepflanzt gewesen, dann würden sie als rechte Jsraeliten bekennend dem Sohne Gottes die Ehre egeben haben, welche der Vater ihm gegeben hat. Besser.) Mangel der Liebe zu Gott, das ist no bis auf den heutigen Tag der tiefste Grund aller Ab ehr von Christo. (Hengsten erg.) It) Den, der im Namen Gottes, seines Vaters, kommt, nehmen sie nicht an; damit beweisen sie, daß Gottes Liebe nicht in ihnen ist, sonst würden sie Sinn und Verxändniß für das Zeugniß dessen haben, dessen ganzes hun und Reden ein lanterer Abdruck und piegel des göttlichen Herzens und Willens über sie ist. Wenn ein Anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werden sie annehmen; denn der wird Jhresgleichen sein und ihrem Fleisch nicht wehe thun, sondern s meicheln, weil er das Jhre suchen wird, nicht sie ( . Cor.12, 14), weil er sich ihren Gelüsten anbequemen und sich hüten wird, ihnen durch For- derun en lästig zu werden, welche ihrem eitlen Sinne wider treben —- die Selbstsucht der einen wird sich mit der der andern auszugleichen nnd zurecht zu finden wissen. (v. Burgen) Das »ein Anderer« enthält eine bestimmte Vorhersagung falscher Mefsiasse (Matth. 24, 24); nach Schudt’s jüd· Merkwürdigkeiten hat man seit den Zeiten Christi 64 solcher Betrüger gezählt. (Meyer.) 44. Wie kbnnet ihr san Einen, der in seines Vaters Namen zu euch kommt] glauben, die ihr Ehre von einander nehmet [ihr Oberen von dem gemeinen Volk, und das Volk wiederum von euch, seinen Oberen, daneben aber unter euch selbst die eine Klasse von der andern Kap. 12, 42 f.]? Und die Ehre, die von Gott allein [besser: die Ehre von dem, der allein Gott] ist [und demgemäß auch allein wahrhaftige Ehre verleihen kann], suchet ihr nicht [ihr seid also der ganzen Grundrichtung eures Herzens nach meine Wider- sacher schon von Haus aus]. 45. Ihr sollt [wenn ich fortan von euch als von Leuten, mit denen nichts anzufangen ist, mich zurückziehe und für längere Zeit wo anders hin mich wende Matth. 4, 12; Mark. 1, 14; Luk. 4, 14., bis ich zuletzt noch einmal ganz mich von euch scheide Kuh. 7, 33 ff] nicht meinen, daß ich [selber, wie ich wohl allen Fug und Recht dazu hätte] euch vor dem Vater [zu dem ich dann gehe Käse. 8, 21ff·] verklagen werde. Es ist einer sschon vorhanden], der euch svor Gott] verklagt, der Moses, auf welchen ihr hosset sals könne er gar nicht anders, er müsse euer Anwalt sein]. Grund, warum die Juden Jesum nicht annehmen. Seine Hoffnungslosigkeit für sie. 46. Wenn ihr Most [wirklich, wie ihr euch dessen rühmt Kap. 9, 28] glaubteh so glaubtet ihr auch mir; denn er hat [in allen seinen Büchern, besonders aber an der Stelle, wo er von dem zukunftigen sskrosäheten weissagt 5. M. 18, 15 ss.] von mir ge rie en. 47. So ihr aber seinen Schriften sdenen ihr doch selber grundsätzlich öffentliche Ckiltigkeit und canonisches Ansehn zuschreibt,» thatsachlich] nicht glaubet [indem ihr euch sogar nicht darum kümmert, was er z. B. in 5. M. 18, 19 im Namen Gottes bezeugt hat], wie werdet» ihr meinen Worten glauben [hinter denen ein m euren Augen ganz unbekannter und unbedeutender Mann steht Kap. 9 29]? s , Sie sind durch die Meisterschaft und Gewalt» seiner Rede entwasfnet und entlassen ihn; was nun ihn be- zeigt, so dwill er·»sie»auchFentlasse»n. cgbssLangiesh fSeinte e e.en i mi einer rage er o nung oig ei. (Meher.) Ziernach steht es außer allem Zweifel, daß die galiläische Wirksamkeit» Jesu, mit welcher die drei ersten» Evangelisten sein offentliches Leben beginnen, . I - sfksäkkztis «YIf".»?ä"L’-LZ«2 IF? JZLIZiZZEwZTZTUZkUEU leger annehmen, mit der in Kahn 4, 3 ff. befchriebenen Rückkehrnach Galiläa (vgl. die Beilage zur Evan elien- Harmonie im l. Anhang: Zusammenstellung des ebens Jesu von P. Lange). Bei letzterer stand der Taufer ssspsg Frsisekgst Meist« .i;d::»:s«-Ee3k: . . un er a ie on i , drxssen Werk nunmehr als abgeschlossen vorliegt, und seine Rede w»ird um so bedeutungsvolley wenn sie gerade um die Zeit stattfand, wo »die Gefangensetzung es Johannes durch Herodes Antipas eben in Jeru- salem bekannt geworden war, indem sie zugleich die Weissa ung enthalt, daß auf diese Gefangensetzung keine efreiung aus dem Kerker, sondern nur der Hin- i i . . IF? kJBTi«P,"-’T222LFZT" dfsågekcsseåsfiis Fåkiåkiessssahgit setze voraus,g daß Jesus «schon Todtenerweckungen bis dahin vollbracht hatte, wenigstens »die der Tochter des Janus, wahrjcheinlich aber auch die des Jiinglings zu Nain; das widerspricht indessen durchaus dem Wort: »der Vater wird dem Sohne noch größere Werke zeigen, daß ihr»»euch verwundern» werdet, was in seiner zweiten Halfte speziell auf die Aiiferweckung des Lazarus sie? bezieht, in seiner ersten Halfte xedoch auch die beiden ruheren Todtenerweckungen als noch der Zukunft angehorig bezeichnet. — Das 6. Kapitel. Christi wunderbare Speisung und Hang, Predigt non der geistlichen igenießung seines kfkeifches und Mutes. 1I· v. 1—71. (§ 47—49.) gesu- in muri-ca mit« der xibfatk der grossen Menge von i . a. V. 1—k2l. Die That Jesu, welche die Verau- lassung zum Zibfatl gegeben hat, oder die Speisung dcr Fünftausend in der Wüste. (vgl. Matth. U, 13 —·34; Mark. s, 30—53; tun. I, 10—17.) 103 (Evaiigelium am 4. Sonntage in der Fasten, Låtare.) Ueber den Namen des Sonnta ssvgl· die Bem. zu Jesh F, ll; von tkem Jnhaltddesd vaiigelgum (hSieß er au ominica re eciionis o er e pani us onn- tag d»e»r Speisung oder von den »Broden). Da der exorcisirte Katechumen sich von diesem Sonntage an dem HErrn Zu geloben hatte, so war es sehr ange- messen, daß sz ieser ihm in seinem dreifachen Amte vor- gesuhrt wurde: im vorliegenden Evangelium wird er denn als Lkrophet dargestellt (V. 14), leichwie am nächstfolgen en Sonntage als Hoherprieter und an Palmarum als Köni . Nach unsern jetzigen Ver ält- nissen läßt sich auch sagen: ,,Ostern ist nahe, die eit, da r HErr sein hohepriesterliches Opfer vollenden will, kommt bald. Jn prophetischer Hindeutung auf das Passalamm und die Erfüllung der Passamahl eit im heil. Abendmahl speist er das Volk iii der Wüste; damit bildet er zugleich ab die Hingabe seines Leibes und Blutes in den Tod und zur geistlichen Speisung der Seinen. So offenbart er seine errlichkeit und seinen Reichthum in der Speisung des olks, wä rend er im Leiden doch so niedrig nnd so arm ers eint. Die letzten Wochen zeigten uns ihn als den herrlichen Erlöser von des Teufels Gewalt und Macht und damit von allem Uebel; heute steht er vor uns da als ein reicher Helfer und Gnadenspender.« — Jesu Speisungswunder als »ein Vorzeichen seiner Passion; als solches erscheint es, wenn wir es be- trachten l) nach der Zeit, in der es geschehen, 2) nach Besgaffeeehei»tz, »i;nd Z) nclech seinem It olge. aum. rn e a ionsma nungen: omm zu Jesu in die» Stillez 2) erkenne deine Armut im geiste;ch3) gättigåsdich mitddem VI? des eäisj ma e en rrn u einem «ni e. e e. Christus, der beste Trodherr fürgLeib und Seele: l) er stillet gern die Leibesnoth, Z) doch zielt er stets auf’s Seelenbrod. (Gerok.) Christus, l) kein Mann für den irdischen, fleischlichen Sinn, Z) sor t doch für die leibliche Nothdurft der Seinigen. (Ho - acker.) Die Speisung der Fünftausend: I) die Jünger, wie sie sorgen; 2) der HErr, wie er hilft; Z) das Volk, wie es dankt. (Plaskuda.) l. Darnach fuhr Jesus sder nach der in Kap. 5 erzählten Geschichte sich von Jerusalem und Judäa nach Galiläa zurückgezogen und dort nun sein Werk länger als 10 Monate getrieben hatte] we» [nach der Wüste bei Bethsaida Luk. s, 10] ii er das Meer an der Stadt Ti- berias in Galilåaik [genauer: über das Meer vonGaliläa Matth. 4, 18, von Ti- berias Matth. 4, 25 Anm.]. 2. Und es og ihm swährend dieser ganzen Zeit seiner galiläischen Wirksamkeit, und also auch damals, als er über das Meer fahren wollte, zu Lande Mark. S, 331 viel Volks nach, darum, daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken that« 3. Jesus aber [nachdem er zu ihnen vom Reiche Gottes geredet und ihre Kranken geheilt] ging [da nun der Tag schon anfing sich zu neigen Luk. 9, 1l] auf einen. Berg Und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern sum mit ihnen allein zu sein V. 15; Mark. S, 31]. 104 Evangelium Johannis 6, 4—13. 4. Es war aber nahe die Ostern, der Juden FestVYF [und zwar war bereits der erste Tag der süßen Brode, da man das Osterlamm opferte, für das Jahr 29 n. Chr. herbeikommen Matth 14, 14 Anm.]. — V) Als Ausgangspunkt der Reise kann Kapernaum nicht Zweifelhaft sein, denn dorthin kehren die Jünger nach . 17 zurück. Dorthin begeben sich auch nach V. 24 die Haufen, unt Christum zu suchen, doch gewiß aus keiner andern Ursache, als weil er dort zu Hause ist, und in der Schule zu Kapernaum hält er nach V. 59 das Gespräch mit den Haufen. Johannes nun bezeichnet den See Genezareth, über den Jesus hinüber fährt, zuerst als ,,Meer von Galiläa« im Interesse der Harmonie mit den Evangelisten Matthäus und Markus, die ihn also benennen, er fügt dann aber noch die zweite Bezeichnung »von Tiberias« hinzu, weil dies zu seiner Zeit der im Auslande gangbare Name war· Jn Kap. 21, I redet er blos von dem Meer von Tiberias, zum Beweise, daß dies der Name war, der eigentlich für seine ersten Leser paßte, daß er hier des ,,Meeres von Galiläa« nur zur Anknüpfung an seine Vorgänger gedenkt; die von Herodes Antipas erbaute, nach dem Kaiser Tiberias benannte Stadt Tiberias war in der Heidenwelt besonders bekannt, auch der griechische Geograåh Pausanias kennt den See unter em Namen des ees Von Tiberias, und im Arabischen heißt er Bahr Tab-trieb. (Hengstenberg.) sit) Daß ihm viel Volks nachfolgte, weil ie die Zeichen sahen, die er that, kann nicht von der eglei- tung Jesu blos bei diesem Anlaß gesagt sein; denn es geht im Griechischen dreimal das Jmperfectum, dies rückt aber aus, daß nicht ein einzelner Vorgang er- zählt, sondern etwas Dauerndes und öfter Wiederholtes beschrieben wird. Also nicht, daß ihm damals viel Volks gefolgt sei &c» sondern daß dies überhaupt während jener Zeit der Fall war, und nicht, daß sie ihm folgten, weil sie damals Zei en sahen, die Jesus damals that, sondern weil sie ortwährend Zeugen waren der immer wiederholten Wunderheilungen des HErrn, berichtet ier Johxannes; er schildert uns dem- nach in wenig orten esu Thätigkeit und ständige Umgebung in Galiläa gerade so, wie wir sie aus Matth 4, 23 sf.; Mark. 2, L; Z, 20 u· s. w. schon kennen, denn deren Berichte setzt er voraus. Was aber als regelmäßiges Vorkommniß von ihm berichtet wird, wird selbstverständlich angenommen als auch damals stattfindend. (v. Burger.) -—- IN) Die Er- wähnung des herannahenden Festes steht nicht mit dem erankommen der Menge in Beziehung (Matth. 14, 1 Anm. 2), sondern mit der That Jesu. Er be- findet sich in der Lage eines Geächteten, er kann das Osterfest nicht in Jerusalem feiern; der Anblick dieser nach dem Lebensbrod huncgernden Menge, die zu ihm in die Wüste kommt, erwe tihm eine innige Rührung; er erkennt in diesem unerwarteten Umstand ein Zeichen, das ihm der Vater giebt; er denkt an die Schaaren, welche gerade jetzt in Jerussalem sich zusammendrängen, um das Osterlamm zu esen, und er spricht zu ich selbst: ,,ich will anch ein Osterfest feiern« Dieser e- danke stellt den gaiäzen folgenden Austritt und die sich daran knüpfende ede in ihr re tes Licht. Der Evangelist Cgiebt uns hier den Schliisel zu seiner Er- zählung. ( odet.) Vgl. zu Kap. 7, l. Was übrigens das deutsche Wort Ostern, womit Luther das griech. pascha übersetzt, betrifft, so hieß Osten-s, Bezirks, bei den heidnischen Sachsen die Göttin des neuen Frühlingslichtesz der Name des Festes, das dieser Göttin im Frühjahr gefeiert wurde, ging dann bei der Einführung des Ehristenthums auf das zu gleicher Zeit gefeierte christliche Fest über. Daß es immer a einen Sonntag alle, soll zuerst der röniische Bischof Pius l. im J. 147 n. Chr. verordnet haben; seit der Shnode von Nicäa im J. 325 ward es für denjenigen Sonntag festgesetzt, der gleich nach dem ersten Vollmond der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche falle, fällt aber derselbe auf einen Sonntag, so sollte das Fest 8 Tage später gehalten werden, damit man nie mit dem jüdischen Passa zufammentreffe 5. »Da hub Jesus [von der Bergeshöhe aus] seine Augen auf, und siehet, daß knoch immer] viel Volks zu ihm kommt [nachdem er schon den Tag über mit der großen Menge V. 2 es zu thun gehabt hat], und shieraus erkennend, was des Vaters Wille heute mit ihm sei Luk. 9, 13 Anm.] spricht [er] zu Philippo [der vielleicht von den Jüngern ihm zunächst saß]: Wo [genauer: woher] kaufen wir Brod, daß diese [die mein Vater mir zu Tischgästen für diesen Abend hergeschickt hat] essen? 6. Das sagte er aber, ihn zu ver- suchen snicht um Rath sich bei ihm zu holen, sondern ihn und mit ihm die andern Jünger in diejenigen Gedanken einzuführen, die ihm selber das Herz bewegten, und dafür einen Anknüpfungs- punkt bei ihm zu suchen]; denn er wußte wohl, was er thun wollte. 7. Philippus [der weniger auf das ,,woher« als auf das ,,kaufen« seiner verstandesmäßigen Eigenthümlichkeit 14, 8 gemäß geachtet hatte und nun daran dachte, daß zum Kaufen vor allen Dingen Geld gehört, auch geschwind bei dem neben ihm sitzenden Judas 13, 29 sich erkundigte, wie viel die gemeinschaftliche Kasse enthalte] ant- wortete ihm: Zweihuudert Pfennig kDenare 2· Mos. 30, 13 Anm., d. i. 150 Mark] werth i Brods fund mehr, als soviel, können wir nach dem Stand unserer Kasse ja doch nicht aufbringen] ist nicht genug unter· sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig [wieviel dazu gehört, sich nothdürftig zu sättigen] nehme [da man für 1 Denar doch nicht 25 Brode kaufen kann]. Auch bei Bereitung des Passamahls im J. 30 n. Chr. begegnet uns zwischen den Berichten in Matth 26, 17 ff.; Mark. 14, 12 ff. und dem in Luk. 22, 7 ff. die ·Verschiedenheit, daß dort die Anregung von den Jüngern, hier dcägegen von demHErrn ausgeht; während nun in jener eschichte die erstere Mitthe1lung die genauere ist, müssen wir an vorliegender Stelle die Angabe des Johannes für genauer halten als die der drei ersten Evangelisten, nach welchen bei Anbruch des Abends (Nachmittags 3 Uhr) die Zwölfe u Jesu treten und ihn ausfordern, das Volk— u entlassen, damit es sich Speise besorgen könne. Es cheint, als wolle unser Evangelist diese Darstellung ausdrücklich dahin er- gänzen, daß der HErr vorher schon, ehe die Jün er an die Versorgung der leiblichen Nothdurft des Vol es dachten, dieselbe in’s Auge gefaßt und seinen da in zielenden Entschluß gefaßt hatte; es· war das a er eine Verzandlung mit Philippus allein, von der die übrigen ünger nichts weiter inne wurden, so daß Jesus in Galiläa. Die Speisung der Fünftausend zu Ostern. 105 das, was nun sie thun, wenn sie zu Jesu treten und die Entlassung des Volkes von ihm verlan en, von ihrem Standpunkte aus eine Initiative oder röffnung der Verhandlung ist. Jm Folgenden ergänzt dann unser Evangelist den Bericht seiner drei Vorgänger noch weiter dahin, daß das Resultat der angestellten Nachforschungf wieviel Brode beim Volke vorhanden waren, von s ndreas dem HErrn gemeldet worden sei; es lag ihm etwas daran, nachdem er« einmal des Philippus gedacht, auch des eng mit ihm befreundeten Andreas (12, 21 f.) nicht zu vergessen. Die Tradition behauptet, beide Jünger wären auch hernach bei Ab- fas ung des Evangeliums gegenwärtig gewesen. 8. Spricht snach einer Zwischenverhandlung Jesu mit den übrigen Jüngern, bei der er sie veranlaßte, nach dem vorhandenen Brodvorrath zu forschen Mark. 6,» 35—38] zu ihm einer seiner Jun er, [·nämlich] Andreas, der Bruder Simonis etri [Kap. I, 40]: 9. Es ist ein Knabe hie [sonst niemand, bei dem» man kaufen könnte], der hat sallerdings noch] funf Gerftenbrode und zween Fische; aber was ist das unter so Viele? sdu wirst da immer mit deiner Segenshand das Beste thun müssen.] 10. Jesus aber sprach: Schaffet, daß ich das Volk lagere. Es war aber viel ras an denr Ort [Luk. ·9,, 15 Anni.]. Da lagerten sich »[indem Schichten zu je hundert oder fünfzig gebildet wurden, die eine bestimmte Zahl ergaben Mark. 6, 40] bei fiinftaufend Mann sWeiber und Kinder dagegen bildeten eine Abtheilung für sich]. sz » 11. Jesus aber nahm die [füiif] Brode [die er sich hatte bringen lassen Matth ·14, 18], danketes [und segnete sie mit einem Weihegebetj und gab sie Nunmehr] den Iun»gern, die Junger aber [gaben sie] denen, die sich ge- lagert hatten; desselben gleichen lgab er den Jüngern] auch von den Fischen, wieviel er wollte« [diese reichte er ihnen nicht gleich· auf einmal hin, sondern hier mußten sie immer wieder zu ihm kommen und ihren Bedarf sich holen]. i) Der HErr dankt für das, was erst gegeben werden soll; es ist sein Dank eine Voraussicht und gewisse Weissagung zukünftiger Güter; was Andern verborgen ist, ist ihm offenbar, Glück und Güter, die erst in weiter Ferne stehen, sind für ihn schon sicherer Besitz. Ja, weil der D Stelle vertritt, das Bitten aber sich um zukünftige Dinge bemüht, so; ist nicht zu leugnen, daß er das Zu- künftige nicht blos mit gewissem Blick vorhersieht, sondern auch herbeizieht; er versetzt nicht blos in die Zukunft, sondern er verseht die Zukunft iii die Gegen- wart, scha t herbei, was erne liegt, hat eine Macht, die Verhei ung und Weissagung zu beschleunigen, und theilt die Güter Gottes aus,»welche Andere gar nicht als vorhanden schauen. Es ist eine wunderbare Sache mit dem Danke des HErrm er hat alle Eigenschaften des Bittgebets in verstärktem Maße und überdies das, was ihm alleine eignet, was das Bittgebet nicht hat; als eine höhere Art des Gebetes trägt er alles Gute ank des HErrn des Bittens- der niederen Gebetsart in sich. Man sollte vielleicht sagen: gleichwie sich bei Christo das Bittgebet in’s Dankgebet verklärt, so sollte sich bei einem jeden Christen je länger je mehr dieselbe Umwandlung er- weisen und eUdIicZstetig und ständig werden. Je zu- versichtlicher das « ist es ja ohnehin dem Dank; je gewisser ich weiß, daß ich erhöret bin, desto leichter ist der Uebergang des Amen in’s dankende Halleluja; je mehr ich das Zu- künftige als geäignwärtig sehe, desto mehr verklärt sich mein betendes erlangen zur dankenden Befriedigung. Wird mir gegeben, etwas als gewiß kommend zu schauen, so verliert die Ge enwart, die ich noch abe, ihre Bedeutu , und i lebe mehr in der Zu- unft, die ich noch nicht habe; je mehr ich glaubend und hoffend bin, je mehr ich in der Zukunft und ihren Gütern lebe, desto freudiger bin ich, desto jugendlicher werd ich; für Andere ein Prophet, bin ich in meinen Augen nichts weniger als das, ich lebe im Himmel, in er Erfüllung aller Weissccisijungem 1ind das Reich ist mir gekommen. —— Es) chaue, was sich begiebt unter den Händen des HErrnl Fünf Bro e sind es, die er vertheilt, und Fünftausend essen; aber der Brode sind nicht zu«wenig und der Gäste sind nicht zu viel. Die Brode sind zu unerschöpflichen Vorrathshäusern eworden; in den Haufen mehren sie sich, und in des Errn Hand mindern sie sich nicht. Wie werden die Augen aller Jünger und aller Gäste auf Jesum ge- richtet gewesen sein, als wollten sie seinen Fingern das ungicht are Kunstwerk ablauschen, das in seinem Worte ru etc! Das ist die Andacht des Glaubens, der Ver- wunderung un Anbetung, welches wie ein heiliges Engelheer durch die Gemeinde zieht, und das ist der verborgene Segen unserer Gottesdienste, der uns hier vorgehalten wird. Ach, es geht leider in vielen Gottes- diensten recht armselig und gewöhnlich zu! Man geht hin und geht heim, und nimmt nicht mehr mit, als man hingebracht hat; der Hunger wird nicht estillt, das Herz wird nicht erhoben, der inwendige Mensch nicht genährt. Aber woher kommt das? Das kommt daher, daß der HEriz der Hausvatey nicht unter seinen Gästen ist und das Brod herBeischafftF das kommt daher, daß von seinem kräftigen Wort nichts zu spüren ist, auch nichts zu spüren sein soll, daß die fünf Gerstenbrode und zween Fische menschlichen Vermögens das Beste thun oder alles allein thun sollen. Ein rechter Gottesdienst soll allemal sein, wie er hier be- schrieben wird: der HErr steht in der Mitte, alle Augen sehen auf ihn, und die Diener sind nicht die Gastgebey ondern thun Handreichung aus des HErrn Vermögen, je nachdem er einem jeden austheilt. Da geht alles herrlich von Statren, und die Diener können, was sie nicht vermochtenx das einfältYH schlichte Wort vom Kreuz mehrt sich viel tausend al, die Jünger stehen vor unerschöpflichen Vorräthen nnd bewundern das Wort, das immer dasselbe it und doch nicht ausge- redigt wird, das viele Mi ionen hören, und doch ndet jeder sein eigen Theil; man kann es einem Kinde begreiflich machen, und doch hat ein Mann sein Lebelang daran zu lernen und findet immer neue Nahrung. (Münkel.) 12. Da sie aber satt waren [ohne jedoch alles, was vorhanden war, aufgezehrt zu haben], sprach er zu seinen Jungerm Sammelt die ubrigen Brocken, daß nichts uuikomuia » 13. Da fammelten sie [die Jünger] und fulleten sentsprechend ihrer eigenen Zahl] zwölf Korbe mit Brocken [abgebrochenen Stücken] ittgebet ist, desto näher verwandt- 106 Evangelium Johannis 6, 14——2l. von den ·»fiinf Gerftenbrodem die [näm»lich Brocken] nberblieben denen, die gefpeiset worden [nnd auch an Ueberresten von den Fischen fehlte es nicht Mark. S, 43]. Christliche Genü samkeit, die da spricht: ,,so wir Nahrung und leider haben, so lasset uns ge- nügen«, wie’s ja auch dort in der Wüste keine leckere Mahlzeit gab, und christliche Sparsamkeit, die da Rath hält mit den Gaben Gottes und auch die Brocken nicht verachtet nach dem Wort: ,,verderbe es nicht, es ist ein Se en darin« — wo dies beides fehlt, wo nicht der eit Jesu die irdischen Gaben heiligt, da fließen alle aben Gottes in ein durchlöchertes Faß; da wandelt sich der Mensch selbst in seiner Verblen- dung den Se en des HErrn in Fluch, und da wird der au enbli liche Ueberfluß bald wieder verschlungen vom angel, wie Pharacks fette Kühe von den sieben mageren. (Gerok.) Die sammelnde Sparsamkeit, die zur rechten Zeit zusammenhält, gehört zur Kunst wohl- zuthum (Braune.) 14. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus that [besser: sahen, wel- ches Zeichen er gethan hatte, und dadurch an Mose erinnert wurden, der ihre Väter in der Wüste 40 Jahre mit Brod vom Himmel gespeist V. 31 f.],· sprachen sie [unter einander]: Das ist wahrlichder Propbet, der [nach 5. Mos. 18, 15 ff.] m die Welt kommen [und nach den Weissagungen der Propheten ein neues, herr- liches Königreich in Israel aufrichten] soll [und Jbearbeitete jetzt Judas sie dahin, sofort An- stalten zur Errichtung dieses Reiches zu treffen V. 17 Anm.]. 15. Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen [an sich reißen »und im Triumph mit sich fortführen Matth.14,23 Anm.], daß sie ihn zum Könige machten, entwich er abermal [wie in V. Z] auf den Berg, sdoeh dies Mal, indem er auch die Jünger von sich ließ V. 16 f.] er selbst alleine [um im Gebet mit seinem Vater im Himmel zu verkehren, vgl. die Eint. zu Matth. 14, 22 ff. u. Mark. s, 45 ff.]. Es at etwas überaus Klägliches, daß sie gerade jetztJe um u ihrem König· ausrufen wollen. Er ist im« is« »Es«siudkiieisöiikgL2T"2FE"’2E"«RLJ VIII er e « a i uäidlFisclxe und allgesvergliinglichie Spexigtzh e«r zug- teit, itnura ugaezu erwara ien ae ge? ewigend Leben? tåel e; seine Rseichfsgetijitg en thxilg ati wer en. o ie e wie an m« ig er e in’s Yiergängliche vercgunkeneii Volåes hllnveiksltand ser- trägt: er schilt sie ni t er entwei t i neu os; ein betrübtes Herz schüttet«er im Gebete ans, er elbst allein. O wie mag er da den Vater mit So nes- flehen gebeten haben: Ziehe sie, Vater, daß sie zu mir kommen!» Jn diesen Gebetsstundem die er auf dem Berge mit dem Vater allein zubrachte, da —- er wirdsinsv dein msntschlickkeiidslusdräiiktverzzläsnbk satt? er i or erei e an ie re i : in Brod des Lebens« Doch auch die üngiir sollten auf das Hören dieser Predigt vorbereitet werden. (Besser.) 16- Am Abend aber [da die sechste Stunde herbeikommen war] gingen die Jünger [wie der HErr ihnen befohlen hatte Matth. 14, 22; Mark. 6, 45 aus der höher gelegenen Wüste des Speisungswundersj hinab an das Meer, 17. Und traten in das Schiff sin welchem sie herübergeschifst waren V. 1] und kamen uber das Meer sfuhren über dasselbe in westlicher Richtung wieder hinüber] gen [Bethsaida-] Kaper- naum. Und es war schon finster worden [da sie nach längerem Zögern, weil sie sich nicht sogleich entschließen konnten, den Weg allein zu machen, sondern hofsten, der HErr werde nachträglich noch in’s Schiff steigen, abfuhren],- Und Jesus war strotz alles ihres Mariens] nicht zu ihnen kommen sdaß er etwa vom Ufer aus ihnen ein Zeichen gegeben hätte, sie sollten ihn von da zu sich einnehmen] Wenn Jesus in V. 70 f. zu den Jüngern sagt: »Hab ich nicht euch zwölfe erwählet? und euer einer ist ein Teufel« so ist das allerdings, wie der Evan- gelist bemerkt, propheti ch gesprochen in Beziehung auf des Judas künftigen errath; leichwohl muß mit Judas schon jetzt etwas vorge allen sein, das dem HErrn Veranlassung und Recht gab, ein ganzes Jahr zuvor, ehe es zu jenem Verratge kam, denselben wie eine vollendete Thatsache zu be andeln. Es mu von dem Jün er bereits der erste Schritt auf dem ege, der schlie lich in den Verrat? auslief, gethan, es muß durch den Aerger über Jeu Weigerun ein Anfang des Risses zwischen seinem Herzen un dem seines Meisters schon geschehen sein; sonst wäre die pro- phetische Hindeutung auf jenen Ausgang und die Vollendung des Risses durchaus ungehörig, ja bei dem tarken Ausdruck, dessen sie sich bedient, geradezu ein nrecht gewesen; Wir haben zu V. 14 die Bemerkung beige chrieben, daß das Volk, als es Jefum für den in die elt gekommenen Propheten erklärte, von Judas bearbeitet worden sei, ihn auch zum Könige auszu- rufen und ihm eine gewisse Gewalt anzuthun, daß er sich zu einem weltlichen Herrscher hergebez gerade der Umstand, daß des Herodes Greuelthat an Johannes dem Täufer es neuerdings wieder zum lebendi en Bewußtsein gebracht hatte, unter was für einem e- giment Gottes Volk jetzt stehe und die Stunde doch wohl endlich nun da sei, daß der Fürst und Herrscher aus Davids Geschlecht, der wohl regieren würde und Recht und Gerechtigkeit anrichten im Lande, sich ein- stelle, ließ sich leicht beniitzem dergleichen Gedanken anåuregen und sie als ute göttliche Gedanken darzu- ste en· Daher auch die übrigen Jünger dem Judas beip ichten mochten, wie sie das später bei seiner Aeu erung in 12, 5 thaten (vgl. Matth. 26, 8 f.; Mark. 14, 4 f.). Um sie nun von dem Sauerteig dieser nichts weniger als göttlichen Gedanken, davon sie sich haben anstecken lassen, wieder zu reinigen, treibt der HErr die Jünggkr von sich hinweg und be- fieglt ihnen, über das eer zu fahren, während er sel er zum einsamen Gebet sich begiebt. Das jetzt ein- tretende Ereigniß eines Sturmes, der die Jünger in Lo große Bedrängniß versetzt und ihn veranlaßt, über as Meer hinweg ihnen zu Hilfe u eilen, ist von ihm selber nicht unmittelbar vorausgesehen und gleich von vornherein in Berechnung gezogen, sondern es ist ein Eingreifen des Vaters, der zu dem Vorspiel zukünf- hatten]. Jefu Entweichem der Jünger Noth auf dem Meer, Offenbarung der Herrlichkeit Christi. 107 tiger Dinge, welches schon in dem Speisungswuuder lag, hier noch ein weiteres hinzusügt (vgl. die Bem- zu Matth. 14, 27 n. Mark. 6, 52). 18. Und das Meer erhub sich von einem großen Winde sdaß die Wellen hoch auf- und niedergingen und die Jünger einen harten Stand 19. Da sie nun gerudert hatten bei fünf und zwanzig oder dreißig Feldwegs [Stadien, ca. V, d. Meilen Z. Mos. 19, 37 Anm.], sahen sie Jesum [den sie jedoch nicht erkannten, sondern für ein Gespenst hielten] auf dem Meere daher chen und nahe bei das Schiff kommen; und sie fürchteten sich [und stießen Schreckensfchreie aus]. 20. Er aber sprach zu ihnen: Jch leuer HErr und Meister] bin’s; fürchtet euch nicht [worauf der in Matth. 14, 28—.—31 mitgetheilte Vorgang mit Petrus .stattfand]. Auch wir schiffen aus einem Meere, wo bald gün- stige Winde unsern Lauf befchleunigen, bald auch Stürme sich erheben, die uns zurückhalten, uns au Untiefen und Klippen werfen. chneller, als die Ver- änderungen auf dem Wasser, ist der Wechfel des Glücks auf der Erde: an dem einen Tage gelingt alles nach Wunsch, an dem andern kommt man mit der größten Anstrengung nicht aus der Stellez an dem einen sind Umstände und Menfchen uns gewogen, an dem andern findet man in ihnen eine feindliche, wider- strebende Gewalt. Dies alles sieht Christus von der Höhe des Berges, wo er mit seinem Vater allein ist — nein, von der Höhe des Himmels, wo er zur Rechten seines Vaters sitzt; dies alles weiß der HErr, ja, dies alles hat er von Ewigkeit gewußt und ge- ordnet, und mit theilnehmender Regung seines ött- lichen Herzens begleitet er sowohl die Freuden, die er uns schenkt, als die Beschwerden, die er uns auferlegt. Doch dieser so gewöhnliche Wechsel kleiner Freuden und kleiner Beschwerden soll durch ein großes, an- haltendes Leiden, oder wenigstens durch die Furcht vor demselben, unterbrochen werden· Jn der vierten Nachtwoche, bei ungewisser Dämmerung, sehen wir, wie es daher s reitet und uns immer näher und näher kommt. äher und näher kommt der Augen- blick, wo wir vielleicht die Nachricht empfangen werden, daß ein Schlag unser Lebensglück betroffen hat, von welchem es sich nie mehr erholen kann; näher und näher der Augenblick, wo wir erkennen werden, daß un er Ringen gegen Menschen und Umstände vergeblich ist und daß wir unterliegen müssen; näher und näher der Augenblick, wo das geliebte Leben, fiir welches wir solange gezittert haben, ein Raub des Todes wird. Und was ist es denn eigentlich, was in dieser Ent- scheidung uns naht? welches ist die. Urfach, die Kraft, auf welche wir sie· zurückführen sollen? Es ist ein Gespenst! rufen Einige; es ist eine Macht, in welcher kein Bewuß ein und keine Erkenntniß wohnt, weder von ihr selbt noch von uns, die mit blinder unbeug- samer Nothwendigkeit das herbeiführt, was sich aus den starren Gesetzen der Dinge entwickelt, die gleich eisern und gefiihllos iins zu dem Gipfel des Gliicks erhebt und in die Tiefen des Elends herabstiirzt, die weder bei dem einen noch bei dem andern si unser Heil zum Ziel gesetzt hat, sondern die es t ut, sie weiß selbst nicht, warum, die es nur thut, um es zu thun. - Wahrlich, hier bleibt nichts übrig, als zu schreien und zu zittern, oder, was noch schlimmer ist, sich der vermeinten Nothwendigkeit mit finsterem Trotz » gegenüberzustellen. Aber nein! es ist kein Gespenst, es ist keine eiserne Nothwendigkeih es ist Christus selbst, der in der herannahenden Entscheidung uns naht. Eben die Liebe, die ihn drang, vom immel herabzukommen und am Kreuze für uns zu terben, die drängt ihn auch fest, zu uns uns beizustehn· Unser Schicksal liegt in seiner Hand: was daraus hervorgehen wird, wissen wir nicht; indefz wissen wir dies Eine, er ist bei uns — was kümmert uns alles Andere? Es wird unser Herz stärken, daß wir die Prüfung ertragen, ja, daß sie uns zum Heile diene, sie mö e nun mit unserer Rettung oder mit unserm leibli en Untergan enden. O hörten wir doch immer die Stimme: »Ich bin’s; fürchtet euch nicht!« Arme, unglückliche Menschen, denen der Un- glaube die Ohren verschließh die Augen blendet, und die ein furchtbares Gespenst sehen, da sie doch Christum sehen konnten! Arme, gläubige, aber schwachgläubige Menscheiy die im, Glück soviel von der Gnade des ZErrn zu erzählen wußten, und denen nun der ummer das Vertrauen entzieht, daß auch sie an- « fangen, Gespenster zusehen! (Theremin.) 21. Da sals Ietzt Furcht und Grauen aus ihrer Seelegewichen war und sie wußten, mit wem sie es zu thun hatten] wollten sie ihn in das Schiff nehmen [und thaten es auch wirklich Matth 14, 32; Mark. S, 51]; und alsobald Ida er eintrat, legte sich nicht nur der Wind, sondern es] war [auch] das Schiff am Lande, da sie hinführen snämlich am Lande Genezareth bei Kapernaums Das ,,sie wollten« bildet den Gegensatz egen die frühere Furcht, da Jesus dem Schiffe nahe am: nun wollten sie ihn in das Schiff aufnehmen, ver- langten darnach (Luk. 20, 45); und nachdem sie es gethan, waren sie gleich am Lande. Die Auffassung: sie wollten dies zwar, aber es wurde dadur un- nöthig u. s. w., würde nur dann eine bereigigte sein, wenn statt des »und« ein »aber« stünde. as Bild ferner würde ganz zerrissen werden, wenn Jesus nicht in das Schiff getreten wäre; gerade der Gegensatz des ,,außer« und des »in« bildet den Mittelpunkt. Das war die eigentliche Offenbarung der Herrli keit Christi, daß mit dem Momente, da er das Schi betrat, der Wind sigle te. (Hengstenberg.) Jesus trat allerdings in das chifh aber er hatte nicht mehr Zeit, sich zu setzen — wie könnte man sich auch vorstellen, daß nach einem so großartigen, köni lichen Akt der Macht, wie das Wandeln auf dem Was er war, Jesus sich im Schisf auf die Bank niedergesetzt und die Fahrt müh- sam durch Rudern fortgesetzt worden wäre? ·Jn dem Augenblich wo Jesus feinen Fuß in das Schisf setzteh t eilte er ihm, wie gerade zuvor der Person s etrus, dieselbe über Schwere und Raum siegreiche Macht mit, welche an feiner eigenen Person so maje- stätisch sich gezeigt hatte — das Wort s,,sogleich« ver- liihen mit er rückftändi en Entfernung, in welcher ie ich noch vom U er befanden, lassen keine andere Erklärung zu. (Godet.) Die Vorgänge, welche Jo- hannes ier erzählt, waren geeignet, einen Eindruck auf die einen zu machen, unter welchem sie, was er von dem Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes sa te, wenn auch nicht verstehen, so doch für künftiges erständniß in ahnungsvollem Glauben hin- nehmen konnten. Was nicht darnach aussah, als ob es sättigende Speise für so viele fein könnte, hatte er dazu gemacht; und als sie ihn fern von ihnen, und zu kommen . und« 108 sich elbgt fern von ihrem Ziele wußten, war er ihnen wnn er ar nahe gekommen und hatte sie wunderbar an’s Ziel gebracht. Der die Tau ende so wunderbar gesättigt hatte, durfte Glauben fordern, wenn er nun von einer Speise sagte, die er geben werde, welche nicht darnach aussah, als ob sie zur Speise dienen könnte; der die räumliche Ferne zur Nähe gemacht und da seinen Weg gsuuden hatte, sicb nahe zu bringen, wo Fleisch und lut nicht gehen kann, sollte der-nicht mit der T at bewähren können, was er von seinem Fleisch und lute sagte, daß er es zu der Seinen Speise und Trank machen werde? Als er zu - den Seinen kam, da waren sie gleich am Ziele: so wird er sie auch zu ihrem letzten Ziele bringen, wenn er zu ihnen kommt; der Tod selbst wird sie nicht halten können, wenn er sie weckt am letzten Tage. (v. HofmannJ Wie stehen wir zu Christo? stehen wir I) so zu ihm, daß er vor uns lieht? oder Z) stehen wir fozu ihm, daß er zu uns kommt? (Schenkel.) « b. v. 22—71. Die Rede Irsin bri welcher der Abfall sich entschied. oder die Verhandlung in der Snuagoge zu Kapernauiin 22. Des anderen Tages snach unserer Rech- nung: Montags, am 18. April des J. 29.n. Chns sahe das Voll, das diesseit des Meeres stund [genauer: jenseit des Meeres, d. i. auf der Ostseite bei Bethsaida-Julias,— stehen geblieben war, sich bei der Entlassung durch den HErrn Matth. 14, 23 nicht auch mit den Andern von dort wegbegeben hatte, sondern hoffte, seiner noch habhaft zu werden zur Verwirklichung ihrer Plane V; 15], daß kein anderes Schiff daselbst war, denn das einige, darein sam Abend zuvor] seine Jünger getreten sund darin sie dann nach dem westlichen Ufer abgefahren] waren , nnd swußten doch] daß Jesus nicht mit seinen Jün ern in das Schiff getreten war, sondern allein seine Jünger waren weggefahren [V. 17; deshalb eben setzten sie bestimmt voraus, er müsse noch drüben sein und könne ihren Händen nicht entgehen, um ihn zu haschen]. 23. Es kamen aber [an diesem anderen Tage] andere Schisfe von Tiberias sdie dasigen Geschäftsleuten angehörten] nahe zu der Stätte, da sie das Brod gegessen hatten durch des HErrn Danksagnng [V.11., in diesen jedoch konnten die Jünger schwerlich zurückgekehrt sein, den Meister nachzuholen]. - 24. Da nun das Volk sahe, daß Jesus nicht da war, noch seine Jünger [auf dieser jenseitigen Stätte also überhaupt nichts mehr zu machen fei], traten sie auch« in die Schisfe [wie Tags zu- vor die Jünger in das ihrige getreten waren], und kamen gen Kapernanm und siichten [dort] Jesum [auf den sie es abgesehen hatten]. Der bei Johannes (vgl. Kap. 13, 1 sf.; l. Joh. 1, 1 ff.) äußerst selten vorkommende verwickelte Satzbau verläuft hier so, daß das ohne weitere Rection an die Spitze ge tellte Subjekt des Ganzen: »das Volk« durch ,,da nun das Volk sahe« in V. 24 wieder aufgenom- Evangelium Johannis 6, 22—27. men»wird, V. 23 aber eine Parenthese bildet, welche der im Vachsatz folgenden Ueberfahrt des Volkes zur Vorbereitung dient; demnach lautet der Bericht: ,,Des andern Tages das Volk, welches dastand jenseit des Meeres, weil es (am gestrigen Abend) gesehen hatte, daß ein anderes Schiff· nirht »da war als nur eins, und daß Jesus nicht mit einstieg mit seinen Jiin ern m das Schiff, sondern blos seine Jünger abfugren gndere Schisfe kamen aus Tiberias nahe zu der »tatte 2c.)»—— als nun das Volk gesehen, daß Jesus nicht da sei noch seine Jünger (Jesus nicht, weil er, obgleich man seine Entfernung nicht begriff, doch nir- gends zum Vorschein kam, die Jünger nicht, weil sie nichtunbemerkt geblieben sein würden, wenn ge von jenseit wieder zuriickgekommen wären, solche urück- kunft aber insonders nicht auf den anderen Schiffen geschehen konnte, Yweil diese nicht aus Kapernaum, sondern aus Tiberias kamen), so daß man sich also in der Erwartung, ihn noch am Ostufer zu treffen, getäuscht sa , stiegen sie selbst in die Schiffe re.« (Meyer.) s ist, als ob der Evangelist durch die etwas unbeholfene Eonstruction hinnialen wollte, wie das Volk sich nicht recht zu helfen wußte, bis es durch die Ankunft der Schisfe zu einem raschen Ents lufse kam; das ,,Volk« aber, von dem er redet, ist ni tdie ganze Menge vom vorigen- Tage» sondern nur der- Ienige Theil, welcher sich von dem Schauplatz der Be- gebenheit nicht hatte fortbrin en lassen, begreift also die Zähesten in sich. Sie wissen zunächst nur so viel, daß Jesus auf dem Seeweg sich nicht hat entfernen können, weil er mit dem einzigen Schiff, das am Ufer war, nicht abgefahren ist; er sollte also noch da zu finden sein. Nun bemerken sie aber ein Zweites, daß er nicht da ist, weil seine Jünger nicht zurückkommen, um ihn abzuholem auf unerklärliche Weise (V. 25) muß er dort fortgekommen sein und so entschließen sie sich au wegzufahrem (G·odet.) Der Anschlag, Jesum u has en und zum Könige zu machen (V. 15), und as jetzige Zurückbleiben am östlichen Ufer gehört denselben Personen an und geht aus dem nämlichen Grunde hervor, was in Bezug auf das Folgende nicht ohne Bedeutung ist: der niedere Standpunkt, den die Menge dort einnimmt, mi.t welcher Christus verkehrt, darf nicht ohne Weiteres auf die ganze Versammlung ausgedehnt werden, der die Speisung zu Theil wurde. Das Zeichen selbst hat das Vorhandensein solcher ur Voraussetzung, die vermögend waren, es zu verstehen und zu Herzen zu nehmen; Jesus hätte seine Wunder- kraft vergeudet, wenn von allen Betheiligten gälte, was er in V. 26 sagt, er hätte dann seinem eigenen Worte —(Matth. 7, s) zuwider die Perlen vor die Säue eworfen. (Hengstenberg.) Wenn nun diese Leute esum in Kapernaum zu sinden hoffen, so se t das voraus, daß er Kapernaum muß zu seinem ohnsitz gsmacht haben; so werden wir also aus eine galiläische irksamkeit verwiesen und werden zugleich annehmen müssen, daß er in V. 1 von Kapernaum aus nach dem östlichen Ufer iibergefahren (Luthardt.) 25. und da sie ihn tin der Schnie daselbst lehrend V. 591 fanden salsos jenseit des Meeres [was nach der Auseinandersetzung in V. 22 f. ihnen ganz unerklärlich sein mußte], sprachen sie zu ihm [nachdem er seinentLehrvortrag gehalten]: Rabbi [oder Meister 1, 38], wann bist du her- kommen? Man kann in dem von hier an Erzählten vier Auftritte unterscheiden, deren Charakter durch die sitt- liche Haltung der Hörenden bestimmt wird: der erste Jesus in der Schule zu Kapernaum, handelt von dem Brod des Lebens. 109 (V. 25-——40) wird herbeigeführt durch eine einfache Frage der Juden, dem zweiten (V. 41—51) geht eine von ihnen ausgesprocl ene ernstliche unzufrieden- heit vorher, der dritte Ei. 52—59) fängt mit einem unter denssuhörern selbst sich erhebenden Wortstreit über die Worte Jesu an; hier hört eigentlich das Lehren Jesu auf, alles Bisherige war in der Syna- goge u Kapernaum vorgegangen. Der letzte Auf- tritt ( . 60—65) wird herbeigeführt durch die Erklä- rung der Mehrzahl einer bisherigen Anhänger in Galiläa, welche ohne weifel nach dem Heraustreten aus der Shnago e den Abbruch ihres Verhältnisses u Jesu ausspra en. (Godet.) Was die drei ersten uftritte betrifft, so reden die Juden sechs Mal (V. 25. As. 30 f. 34. 41 f. 52), und sechs Mal ant- wortet ihnen Jesus, so daß also die Unterredung in der Synagoge in der Zwölfzahl sich vollendet. (Hengstenberg.) Was hierauf den ersten Austritt in- sonderheit betrifft, so it die Frage: ,,wann bist du herkommen?« mehr als eine einfache Frage der Neu- ierde« denn sie konnten seine rasche Rückkehr nicht egreisem Daß er nicht. zu Schiffe ekommen sein konnte, wußten sie; wäre er aber zu ande um den See gegangen, so konnte er noch nicht da sein· Somit mußte etwas Wunderbares in der Mitte liegen,- und wundersiichtig, wie sie waren (1. Eor. l, 22), hätten ge das Nähere gern erfahren. Jnsosern schließt ihre rage nach dem Wann seiner Rückkehr die Frage nach dem Wie in sich, und diein ihrer Frage sich kundgebende Wißbegierde ist näher zu bestimmen als das Verlangen, über den neuen wunderbaren Vor- gan , den sie ahnen , Aufschluß zu erlangen. (v. urger.) » 263 Jesus antwortete ihnen und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich »sage euch sKapz 5, 19 Anm·], ihr suchet mich nicht darum, daß ihr kais ich euch mit den Andern in so wunderbarer Weise in der Wüste speisete V. 11] Zeichen ge- sehen habt [von höheren, geistlichen Dingen, nach deren Erlangung ihr nun begierig worden wäret], sondern [darum] daß ihr sin rein fleischlicher Weise an der äußeren Seite des Wunders haftend und mit rein irdischem Sinne eure Folgerungen dar- aus ziehend] von dem Brod [genauer: von den fünf Gersten-Broden] gegessen habt und seid satt worden [was euch als ein Unterpfand er- schienen ist, daß auch alles andere zeitliche Wohl- leben, wie ihr es von dem Reiche des Messias erwartet, bei mir zu finden sei]. 27. Wirket [mit eurem Suchen und Streben] Speise, nicht die verganglich ist [befser: Wirket nicht, wie ihr jetzt thut, Speise, die vergänglich Matth 15, 17; 1. Cur. 6, 13 und also für das wahre Wohlsein von sehr untergeordneter Be- deutung ist], sondern [vielmehr Speise] die da bleibet in das ewige Leben, welche euch des Men- schen Sohn [der gestern euch wunderbar gespeist hat und heute mit seinem Wort sich selbst zur Aneignung euch darbietet] geben wird svon dem Augenblick an, wo ihr im Glauben ihn bei euch aufnehmen werdet l, 12 s.]; denn denselben hat Gott der Vater [durch die Wunder, die er aus leiblichem Gebiet ihn vollziehen läßt, als den- jenigen, der dasselbe auch auf geistlichem Gebiet zu bewirken vermag] bersiegelt [Kap. 5, 36]. ««-?«’i7«k,«7äT-«s ieitgsekikiiFuikkTiie i: siiässkä n ri e e , See gekommen sei« darüber hatten sie sich ja seit estern Abend den Kopf zerbrochen. Diese Frage zu beantworten war Jesu Aufgabe nicht; das Wunder der Speisung sollte ihnen genügen, er brauchte ihnen nicht von dem weiten des Wandelns auf dem See zu THE-zählen. Er Tsülårt siif viigliiiehr auf dick) wichtickgere ra e, was es enn ei, as ie reize i m na zu- folgkm die Freude, einen König zu besitzen, bei dem es gleichsam Brod regne, und die Hoffnun aus gute izzdifchke Tage wars das åMztiv hihrer ålisa sisolcge iånd e ei terun ewe en. « i t atten ie i as Wiiznder ziizm gZeichen dienen lassen, Christi über- menschliche Person zu erkennen und sich in Ehrfurcht und heiliger Scheus ihin und seinem Willen zu unter- werfen; sonst hätte der Gedanke an ein «f)aschen« in ihnen nicht aufkommen können. (Olshau en.) Der HErr legt den Juden offen dar, was in der Art ihres Suchens Falsches und Fleischliches ist; da es eine Offenbarung ihrer geheimsten, ihnen selbst verborgenen Gedanken ist, so gebraucht er die nachdrückliche Be- kräftigung: ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch.« Ab- sichtlich geht er dann bei seinem Ausspruch auf die ggentlige Bedeutung sdåsb Wogesch ,,Zeichen«t«, zuräit eine un er waren i tare ei en von er r- habenheit seiner Person und greifbare Unterpfänder von der Tresslichkeit der geistlichen Güter, welche er der Welt brachte: wer sie in diesem Sinneauffaßte und sich unter dem Einflusse reli iöser Bedürfnisse von dem Gedanken an die dadur gewährte äußerliche Wohlthat zu der darin verheißenen geistlichen Befrei- ung änd Bösriedligisn zu erhebe; wußt? derVging in den inn i res r e ers ein, er äu ere organg war für ihn einfach ein Zeichen Aber die Volks- hausen hatten die Vermehrung der Brode nicht so auf- gefaßtåc såe hattenh dlige Wåiktziderthat alsshden Alnfagig einer ei e von ä ni en aten an ee en, as ie Eröffnung einer Aera von immer läiiizenderem dem Fleisch zusagenderen Wundern. tatt in dem Brod das Zeichen zu sehen, hatten sie in dem Zeichen nur das Brod gesehen; durch dieses Nichtverstehen bekam ihr Suchen Jesu einen «falschen, irdischen, sinnlichen, animalischen Charakter. Diese Richtung kenn eichnet Jesus vom ersten Wort der Unterredung an, besonders durch das Wort, das etwas Abstoßendes ausdrückt: »und seid satt worden«. "Was für ein Unterschied zwis en diesem Volk und demjenigen, welches Jesu vor u ei; stkhh get? ggtlichen Jbsraehf wdelchesf die wa re e eu ung ie er peiung e rei en , in eine Fugstapfen treten würde, nicht umsg ihn zum Köni e R: machen und für solche Huldigung grobsinnlicge nsprüche »an ihn zu stellen, sondern um ihm zu sagen: »wir hungern und dürften nach Gott, thue Ietzt an? für unsre Seelen, was du für unsre Leiber gethan ast!« (Godetf) Sie suchten Jesum:»wohlan, ihresuchende Begier· ollten sie nicht der verganglichen Sxgsy Fig: åsnssieurgbestiärenl sadtt geworkdemdsoixerfix an e eie z en , eren na ren e ra das Leben gewährt, welches bleibt, wenn Bau und Speise vergehen wird. Gleichwie das Wasser, tiihelches Jesus giebt, in’s ewige Leben quillt (4, 1-«i), weil· es ZEIT-r» Dssrssxigssizsxssrs ist«-J; »Ist: ist«-ishr e ene e ig e en, ei ie e ige eben zum Inhalt at. Wirken mußt du diee Speise des ewigen Lebens —- nicht als ob du sie dir v verschasfen könntest aus eigenen Mitteln, es ist ja eine 110 Evangelium Johannis 6, 28— 33. ge ebene Speise; aber trachten mußt du darnach, aF du ihrer habhaft werdest. Hungern und Essen, Kommen und Glauben, das· gehört zu dem Wirken, wodurch du »diese Speise dir · verschaffst » (Besser.) Zu der Speis e, woraus sie sich nicht sovielmaehen sollen, die nicht ihr vornehmstes Augenmerk, nicht ihre wichtigere Angelegenheit sein soll, die vergänglich ist, zählt der HErr ni t allein die eigentlich soge- nannte Speise, sondern ü er aupt alles Jrdifche«, das ur Nahrung» Erhaltung, rleichterung, Versüßung ges armen irdischen Lebens dient oder nach der Men- schen Meinung dienen soll, wie schön, wie lieblicg wie kostbar· und prächtig und wie gesucht und gee rt es auch sein mag. Ein großer Haufe solchen vergang- lichen Zeugs macht dem Menfchen schon, solange er uoch in der Vergänglichkeit ist, das Leben mehr schwer als leicht, und mehr bitter als süß, und wo es Manchem das Leben erleichtert und versüßt hat, da macht’s ihm das Sterben schwer und bange, und beim Scheiden drängt sieh aller Genuß, den er gehabt at, in ein bitteres tiefes Wehgefuhl der Verganglich eit zusam- men. Ja, wenn Einer noch sagen konnte: »Sieh, in diesem Prachtzimmer nnd aus diesem Prachtbette, da stirbt man leicht und sanft, mit diesem Golde kann ich des Todes Aen ste beschwichtigen, diese Edelsteine er- hellen die all e ilrchtete Todes- und Grabesnacht, und in diesen kostbaren ·Tüchern hat die gleißende Ver- gziinglichkeih wenn sie nun»ihr häßliches Innere in erwesung ossenbart, an meinem Leibe nicht Macht!« Dann wäre es etwas; aber daran ist nicht zu denken. Es ist alles vergängliche Nahrung eines vergänglichen Lebens, und als solche gut, lieblich und des Dankes Werth, wenn das Herz dabei nicht leer ausgeht, die Seele dabei nicht darbt und dereinst verwahr oset und ver äumt, leer und darbend davon muß, nicht einmal wissend, wohin. Auch das Brod, das unter seiner Danksagung und unter seinen segnenden Händen durch die Macht und Wirkung seines himmlischen, allmäch- tigen Vaters jene Tausende in der Wüste gespeist hatte, zählt der HErr zu der Nahrung der Verganglichkeih woraus sie si nicht soviel machen, die» sie viel ge- ringer schätzen ollen als die Speise, die da blei- bet in das ewige Leben. Wie der Ausdruck: ,,Speise, die ver änglich ist« das alles bezeichnet, was zur Erhaltung, rleichterung, Verschöneruiig des irdi- schen leiblichen Lebens dient oder dienen soll, so ist in dem Ausdrucke: ,,Speife, die da bleibet in das ewige Leben« das alles begriffen, was zur Erhaltung, Nah- rung, Stärkung und Förderung des unsterblichen, eiftlichen Lebens dient und was der Mensch zu be- riedigen und zu berichtigen hat; und wie er im Jr- dischen vieles thun kann-und muß, sein Leben zu er- halten und sich die nothwendi e Nahrun desselben zu verschaffen, ob leich er die Nahgrung selb t nicht schassen kann, ni t r, sondern Gott das ernahrende Brod aus der rde bringt und den herzerfreuenden Wein nnd das heilende Oel, so kann und muß er auch be- dacht und thätig sein, das geistliche Leben in sich rege zu erhalten und es zu·nahren und zu starken, obgleich er das, wodurch es seine Nahrung und Starkung er- hält, selbst nicht bereiten kann. » er HErr hatte· bei seiner Vermahnung nicht die Absicht, von dem ewigen Leben selbst und von der Nahrung desselben insbe- sondere zu unterrichten, zu lehren; er wollte nur der Menf en Blick und Verlangen, Trachten und Streben daran als auf das Wichtigere und Höhere hin richten und bezeugen, daß er für die Bedürsnisseund Ange- le enheiten dieses ewigen Lebens da sei, »Wie er»das· in so? ein Maße und so cher Weise für die Bedürfnisse und Angelegenheiten des irdischen und leiblichen Lebens nicht ist; darum setzt er in Beziehung auf die Speise, die da bleibet in das ewige Leben, hinzu: welche euch des Menschen Sohn geben wird. Sie begehrten von ihm, daß er ihnen des irdischen Lebens vergängliche Speise in einer Art und Weise geben solle, wobei Gottes Orduun , daß der Mensch ei Gebet und Arbeit, im Schwei e seines Angesichts, unter mancherlei abwechselnden und zu Sorge und Bekünimerniß veranlassenden Umständen sein tägliches Brod esse, aufgehoben wäre; das-versagt er ihnen jetzt, da er sie eben wunderbar gespeist und damit zweierlei geosfenbart hat, einmal sein mitleidiges Herz und dann feine Macht, auch in dem, was das irdische Leben und das tägliche Brod betrifft, göttlich-giitig und göttlich-mächtig Hilfe verschaffen zu können, aber die Speise und Nahrung des ewigen Lebens, die er- klärt er sich bereit einem jeden zu geben, der sie bei ihm suchen werde. Und um nun Glauben und Zu- versicht zu erwecken, daß sie sich in der rechten Absicht und mit dem rechten Bediirfniß zu ihm wenden mögen, spricht er: Des Menschen Sohn, der euch das sagt, der sich selbst euch darstellt.als den, der Nahrung des ewigen Lebens mittheilen kann, denselbigen hat Gott der Vater versiegelt. Er wiederholt die roße Behauptung seines Lebens, daß Gott ihn ge- endet habe in die Welt, aber nicht so, wie er auch Mofen und die Propheten und Johannes» den Täufer gesendet, sondern als Den, um dessentwillen alle diese vorher gesandt wurden und von dem alle diese zeu- geten, daß alle, die an ihn glauben würden, Ver- gebung der Sünden empfahen sollen, daß er Ende und Ziel des Gesetzes sei, allen, die an ihn glauben, ur Gerechtigkeit; also nicht als einen der Knechte, die feinen Willen und seine Gnade und sein Heil auf die Zukunft hin verkündigen mußten, sondern als den ein- geboreneii und den eigenen Sohn seines Wesens, der das-Heil und das Leben in ihm selbst habe und es geben könne allen Glaubenden und Bittenden In dieser unvergleichlichen Eigenschaft des ewigen, ein- zigen, eigenen Sohnes Gottes habe sein Vater ihn verfiegelt, beglaubigt, Brief und Siegel der Be- glaubigung ihm egeben im göttlichen Wort und in öttlicher Kraft. n dem ganzen Zeugnisfe der Weis- agung, in dem Zeugnisse Johannis des Täufers und in den Wundern, in den Werken, die ihm der Vater egeben, daß er ie thun soll, wollte unser HErr ein sxolches Siegel un Zeugniß Gottes wegen seiner Person anerkannt wissen; und so läßt er mit diesem Worte auch einen Lichtstrahl zurückfallen auf jenes, das er vorhin gesagt hatte: ,,ihr suchet mich nicht darum, daß ihr Zeichen gesehen habt« Das Zeichen in der Wüste, die wunderbare Speifun, hat euch gefallen; aber ihr habknicht darüber na gedacht und habt es nicht verstanden, daß ihr darin ein Zeichen und Siegel Gottes gesehen hättet, daß ich Der bin, den Gott ge- sandt hat, daß er eurer Seele das Heil, die Nahrung, den Frieden und die Freude gäbe, die in das ewige Leben bleiben. Sehet es in diesem Blicke, der allein der richtige ist, und kommt nun zu mir, glaubend, daß ich euch das ewige Leben geben- könne! (Menken.) 28. Da sprachen sie. zu ihm: Was [Beson- deres, Neues] svllen wir [außer dem, das wir bisher schon gethan, noch] thun, daß wir Gottes Werke [solche Werke, die Gott von uns vollzogen haben will, wenn er uns das ewige Leben geben soll Jer. 48, 10; Osfenb. 2, 261 wirken? [wir wissen von keinen andern, als die uns im Gesetz befohlen sind; weißt du noch ein höheres, größeres, Vom Manna, das Mose den Vätern in der Wüste gegeben. 111 das zur Gerechtigkeit uns noch fehlt, so sage es doch frei heraus Matth. 19, 16——20]. 29. Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk [das er von euch will ge- than wissen und in welchem alle eure übrigen Werke, deren ihr euch rühm»t, gipfeln müssen, wenn sie Gott gefallen sollen], daß ihr an den glaubet, den er gesandt hat [und mit dieser Sen- dung nun die Forderung an euch richtet, daß ihr euch zu ihm in das rechte Verhältniß stellt, wie es seinen Heilsabsichten entspricht]. Die Juden denken an eine Vielheit sittlichen, Gott wohlgefälligen Verhaltens; diese soll er ihnen benennen und beschreiben, damit sie wüßten, wie sie es anzu- stellen hätten, um diese dem Willen Gottes entsprechen- den Leistungen zu erfüllen. Solcher vorausgesetzten Mannigfaltigkeit des Verhaltens nun stellt Jesus ein in sich einfaches und einheitliches gegenüber; ein Thun ist es immer, aber eins, welches den ganzen Menschen umfaßt und seine ganze Lebensgestalt bestimmt, und nennt als dieses Thun den Glauben an seine Person, macht ihn in der Form einer sittlichen Forderung geltend. (Lut·hardt.) Das Gese der Werke, welches nur aufbläst, ist xetzt znrückge ührt aus das einige Gesetz des Glaubens, welches den Menscheiidemüthigt und ihm jeden Grund raubt, sich zu rühmen. (O«uesnel.) Der Glaube ist das höchste Thun des freien Wesens, denn durch ihn giebt es sich hin; und das ist das Größte, was der Mensch thun kann. (Godet.) Das lehrt Versuchung und Erfahrun , daß Gottes Wort anhangen, daß ein Herz vor ünde und Tod nicht erseht-ekle, sondern Gott vertraue und laube, viel ein saurer und schwerer Ding denn aller artPäuser und Mönche Orden sei. (Luther.) Die Phariäer waren die strengste Partei; aber» die unendliche Vielheit ihrer Anforderungen wiegt leichter als eine Feder gegen das eine- Werk, welches Christus verlangt. Der Jude mußte brechen mit der kirchlichen Tradition, welche ihm ein falsches Messiasbild vorhielt, mit allen Aucto- ritäten, welche schon damals eine entschiedene Stellung e en Christum eingenommen hatten, mit der ö ent- icgen Meinung, mit den eigenen sleischlicheii Gelü ten; er mußte die Ehre bei den Menschen in den Tod geben und, was das Schwerste war, sich selbst, alle Träume eigener Vortrefslichkeitz alle Ansprüche, selbst etwas zu können, selbst etwas zu sein, selbst etwas zu gelten. (Hengstenberg.) — 30. Da sprachen sie zu ihm [die Rede von dem, »was sie sollten thun und wirken V. 27 fs., in schlauer Weise hinüberlenkend zu dem, was zuvor er zu thun habe, wenn sie ihm ein Recht sollten zugestehen, den Glauben an seine göttliche Sendung von ihnen zu fordern]: Was thust du für ein Zeichen [wo möglich gleich hier vor Augen], auf daß wir [indem wir es] sehen nnd sdaraus dich für den Messias erkennen] glauben dir? was lvitlest du [bringest du als ein solches, den Glauben uns abgewinnendes Zeichen zu Standes? , 31. [Denn dein gestriges Wunder der Speisung vieler Tausende mit wenigem Brode dort in der Wüste jenseit des Meeres V. 10 ff. kann uns noch nicht genügen] Unsere Väter haben [einst 40 Jahre lang täglich] Manna gegessen in der Wüste, wie [in Pf. 78, 23 f.; 105, 40; 2. Mos 16, 4 u· 15] geschrieben steht: Er [Gott, durch Vermittelung Mosis] ab ihnen Brod vom Himmel zu essen [diesem großartigen und langjährigen Wunder gegenüber Weish. 16, 21 Anm. gilt uns dein Zeichen, wo es sich nur um ein Bischen von der Erde handelte, für unbedeutend; nun aber müßtest du ein um« so größeres Wunder denn jenes, das Mose gethan, uns sehen lassen, wenn wir dich als Messias annehmen sollen, als der Messias größer ist denn Mose, oder doch mindestens ein eben so großes]. 32. Da sprach Jesus zu ihnen [ihnen be- merklich machend, was sie eigentlich sagten, wenn sie von Himmelsbrod redeten]: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, Moses hat [allerdings in Gottes Vollmacht euren Vätern Manna, aber damit] euch nicht [schon] Brod vom Himmel gegeben kwelches das wirklich ist, was der Name besagt]; ondern mein Vater giebt sin dem, was er durch mich euch giebt, erst jetzt] euch das rechte Brod Vom Himmel [von welchem das Manna nur ein vorbedeutendes, sinnbildliches Zeichen war]." 33. Denn dies [was ihr an mir habt und in mir genießt] ist das Brod Gottes, das [in Wahrheit solchen Namen verdient, indem es die beiden Eigenschaften an sich trägt, daß es einer- seits] vom Himmel kommt und [andrerseits] giebt der Welt [die sonst dem Tode verfallen bliebe] das Leben [V. 39 s., während das Manna nur im niederen und unvollkonimenen Sinne in Pf. 78, 24 f. Himmels- oder Engelbrod heißt] Es ärgert die Juden, daß es der Glaube an diesen Jesus sein»soll, dadurch sie Speise wirken, die da bleibet in das ewige Leben; dazu war er ihnen nicht legitimirt; zu einem ,,dir glauben« setzen sie das ,,an ihn glauFJeinY sheralåijiznd räieingeln dikmit die eingknsPropheteik wie o e ge ren e ner ennun . npru au dies; LLUFrkeUUUEig kxåizttenernin Auge? chäiichtsz wa ren ie vor m . . no en ver ei enen Propheten in ihm u finden froh waren, den sie zum onige machen wo ten, halten sie ihn nun für gering gegfn Moses, dder für ssie gan andere lSiegg ausfzu- wecen a e· enn wa war» ie eimnaige peiung durch irdischies Brod egen die vierzigxährige Wüsten- scgeisung »der Väter urch Himmelsmanna? Unter ·peise, die ·da bleibet m das ewige Leben, verstanden sie also nichts Besseres »als eine fleischlich ewig- auernde, »ftets wieder srisch vorhandene Speise, eine unersczopsliche Speisekammen »Was thust denn Du dem leiches? was wirkest Du, das des Glaubens werth ware?· Uns ermahnst Du, bessere als irdische Speise zu wirken; aber wir e·du selbst erst Himmels- sp;ise, gideblung BgidfvomSHigimel zu »isssens·dizlsz gvir e en un g an en it. o egegneni m ie i er- sarherx aber er hat das Widersprechen der Sünder wider sieh eszrduldet (Hebr· 12, 3); voller Sanftmuth, ZhreRSIligkeIt mähr szctlienld afls dseine Ehre, brichst er te .e e au 1e m a , on ern nimmt in eine Zzredi tlbhtceiijibäghrgfttext·guf, welchezi sie asiögefülåzcitz um et e r! e Img 1 n zu ei en. as anna muß dazu dienen, das wahrhaftige Brod vom Himmel 112 Evangelium Johannis 6, 34—40. in desto hzlleres Licht· zu stellen. (Besser.) Moses hat zwar rod vom Himmel gegeben, aber nicht das Brod, s. v. a. das wahrhaftige Brod, das Brod, gegen welches alles andere Brod vom Himmel nicht in Betracht kommt, als Nichtbrod erscheint; dieses wahrhaftige Brod bildet den Gegensatz ge en die ver- ängliche Speise, die nur dem Leibe Nasrnng giebt. ie Seele erscheint schon ini alten Te tament (zuerst in I. Mos. 49, s) als die Ehre, der be sere Theil des Menschen (Ps. 7, 6; M, 9·u. s. w.); nur dasjenige Himmelsbrod also, welches »diese nährt, kann als das wahrhaftige betrachtet werden, worauf das Manna vorbedeutend hinwies, welches nach dem Erscl einen des Gegenbildes noch zu verlangen Thorheit ist. zHengzsteii- berg.) »Wenn Jesus sagt: ,,Moses hat euch nicht rod vom Himmel »gegeben«, so will er nicht leugnen, was zu Mosis Zeit und durch ihn wirklich geschehen ist obwohl. er mittelbar zugleich andeutet, daß nicht oses selber eigentlich es war, der auch nur das Brod aus dem. irdischen Lufthimmel, das Manna, gegeben, sondern ein Anderer 1·Cor.10, 3 s.); aber das Brod war es nicht, was Moses spendete, das wahrhaftige Brod, wie auch sogleich näher erklärt wird, dieses hat Moses nicht gegeben, das giebt vielmehr jetzt der Vater im Himmel. Er giebt es: das Präsens ist nicht zu übersehen; denn das Brod ist Christus (V. 35, 41, 48, 51), welchen der Vater jetzt esandt hat und in ihm das Leben darbeut. Dieser edanke wird aber in V. 33 noch nicht schließlich ausgesprochem vielmehr nur das Brod, das wahrhaftige, vorerst be- schrieben nach der Eigenschaft, die es zum wahrhaftigen Brod, zur wesentlichen Nahrung der Menschheit macht. Denn wo der HErr sich dies Brod nennt, sagt er: »das vom Himmel geko mmen ist« (V. 51 vgl. V. 41); hier belschreibt er es als dasjenige Brod, das vom Himme kommt (doch liet auch hierin, indem der griech. Ausdruck ein selb tthätiges Herabsteigen im Gegensatz zu dem: ,,er ließ regnen« bezeichnet,» ein Fingerzeig, »daß» Jesus ein lebendiges, persönliches Wesen im Sinne hat, vgl. V. 58) und der Welt das Leben giebt. Auch die Erweiterung des Begriffs, welche in dem Worte »der Welt« liegt, ist zu beachten: das Manna war nnr für Israel, das Zeichen nur für das Vorbild und die Wurzel der wahrhaftigen Gottesgemeiiide; die Erfüllung, das we entliche Brod, gilt der Welt, um ihr Leben zu geben. (v. Burgen) Es ist dieser Ausdruck im Gegensatz gegen den theokratischen Partieularismus welcher sich ganz besonders des großen Nationalwunders, des Manna rühme: je mehr Jesus sieht, daß das fleischliche Volk sich weigert, ihm in die Sphäre zu folgen, in welche er es erheben will, desto mehr wendet er seine Blicke der ganzen Menschheit zu. (Godet.) » « » 34. Da sprachen sie zu ihm [mit weit frivolerem Sinne als dort das Weib in Kp. 4, 15]: Herr, gieb Uns [damit wir künftig nicht mehr nöthig haben, uns mit saurer Arbeit und Sorgen der Nahrung zu beschweren] allewege solch Brod sdas du noch besser als Mose kannst vom Himmel verschaffen und das nicht blos Ein Volk, wie unsre Väter in der Wüste, sondern alle Welt, wie du sagst, am Leben zu erhalten im Stande ist]. Es ist zu beachten, daß im folgenden Verse die Antwort Jesu vom Evan elisten mit einem »aber« eingeführt wird, während isher Rede und Gegenrede durch »du« unmittelbar an einander ereiht wurden; offenbar tritt also eine Wendung ein, esus bricht nun mit den Leuten, mit welchen er es in der Schule zu Kapernaum zu thun hat, »und dieser Bruch wird im weiteren Verlauf des Gesprächs immer entschiedener und entscheidender. Darum können wir der Megrzahl der Ausleger nicht beitreten, welche meinen, die uden hätten ihre Bitte: »Herr, ieb uns allewege solch Brot« ernstlich, wenn auch irdis und similich, gemeint oder gareine Ahnung, wenn auch nur eine dunkle, gehabt von der Hoheit und Herrlichkeit der Gabe, die Jesus ihnen mittheilen wolle: nein! sie sind Spötter und reden voll Hohns Die Samariterin am Jakobsbrunnen bei ihrem Bittwort war nur ein leichtsinniges, flatter- haftes, oberflächliches und geistlichen Sachen alåzeiieigtes Weltkind, das sich in tändelndey spielender eise dem ernsten Manne, der sie angefaßt hatte, mit einem wohlfeilen Witz zu entziehen suchte; aber diese Leute hier sind Herzen, die schon, als sie in V. 25 zu Jesu anien, auf em untersten Punkte standen, wo eine Anfassung von Seiten Christi überhaupt noch möglich ist, unter der bisherigen Rede und Gegenrede dagegen nunmehr auf dem Gefrierpunkte angekommen und dazu reif geworden sind, daß das Gericht der Verstockung über sie verhängt werde, iind dies Gericht hat dann der HErr von da, wo sie mit ihrer höhnischen Bitte ihm einen Sodomsapfel (1. Mos. 19, 29 AnmJ zu- werfen, an ihnen zu vollziehen (Jes. 6 10)." -Wenn die Hörer das geistlich vom HErrii Gesagte fleischlich mißverstehem so dürfen wir nicht meinen, das sei nur eine Beschränktheit des Verstandes gewesen; allerdin s konnte nicht von ihnen erwartet werden, daß sie vö ig erkenneten, was des HErrn Sinn, das vermochten ja selber die Jünger noch nicht, aber tatt dem Worte nachznsinnen und es im Herzen zu ewegen, fahren sie mit einer hämischen Verdrehung heraus, von der sie doch wissen konnten, daß er wenigstens so gewiß nicht verstanden sein wolle, es ist also öser Wille, was ihnen die Rede eingiebt. Und so sehen wir nun im Folgenden diejenige Versahrungsweise Jesu, nach der er widerwilligen und boshaften Zuhörern gegenüber so wenig weicht, daß er vielmehr nun desto ent- schiedener und zweischneidiger durchdringt; statt das Anftößige mildernd u erklären, behauptet er es mit einem noch viel stär eren Ausdruck, nur daß er dabei immer auch einen Wink einflicht, daran sich der willige örer zurechtfinden ma . Der johannischen Ueber- lieferung ist eigenthümli , bemerkt Hase, was man minder richtig Neigung zu Paradoxem genannt hat, die kühne Widerlegung eines Einwurfs dadurch, daß der Gedanke, gegeii dessen geringere Potenz der Ein- wurf gemacht worden war, in seiner ganzen Fülle ausgesprochen wird, so daß der Gegensatz gegen das Geringere sich im Gegensatze gegen das Höhere auf- hebt und dieses in seiner vollen Macht das Gemüth übermannt. 35. Jesus aber sprach zu ihnen: Jch Felber, mit meiner Person] bin das Brod des Lebens sdas Brod, das, vom Himmel kommend, durch Mittheilung seines eigenen göttlichen und unver- gänglichen Wesens der Welt das Leben giebt]. Wer zu mir kommt, der wird sweil er in und an mir volle Genüge für seinen inwendigen Menschen hat] nicht hungern; und· wer an mich glaubt, der wird [weil bei solcher Verbindung mit mir Ströme des lebendigen Wassers beständig ihm zufließen Kap. 4, 14 ; 7, 37] nimmermehr dürften [Jes. 49, 10]. Es ist eine gar höhnische Bitte, welche die Juden vorhin ausgesprochen haben; es kann sie aber ein nach Was der HErr denen gewährt, die zu ihm kommen und an ihn glauben. 113 dem ewigen Leben hungerndes und diirstendes Herz auf wahrhaft betende Lippen nehmen; und für solche Beter richtet dann der HErr seine Antwort ein, von welcher Luther sagt: diese Worte sollte man mit güldnen Buchstabem ja mit· lebendigen Buchstaben (das wäre besser) ins Herz schreiben, das; ein xeglicher wüßte, wo er sollte eine Seele lassen, wo er sollte hinfahren, wenn er aus dieser Welt chiede; oder wenn u Bette ginge, frühmorgens aufstünde oder sonst etwas Anderes thäte, daß er diese üldene Kunst wüßte: ,,hier, bei Christo, bleibet meine eele«, daß man nicht hungern oder dürften dürfte. — Hier erläutert Jesus, was er meinte, wenn er in V. 27 von der in’s ewige Leben bleibenden Speise sprach und von dem Wirken, wodurch man sie erlange: die Speise ist er selbst, das Wirken ist der Glaube (V. 29). Der Ausdruck ,,Brod des Lebens« bezeichnet das Brod, welches das Leben ertheilt; indem Johannes das Bild des Brodes an- wendet, spielt er unftreitig auf die Menfchwerdung an, durch welche das ewige Leben, das im Anfang bei dem Vater war, sich uns zu ergreifen, zu betasten, zu schmecken egeben hat (1. Joh. 1, 2). Aber damit diese S eisle uns lebendig mache, ist eine Thätigkeit von un erer Seite erforderlich: kommen und glauben; in dem Parallelismus der beiden Sätze, in denen sich ein ge obenes Gefühl ausspricht, wird dann zu dem Bilde es Essens auch das des Trinkens hinzugefügt, wohl weil Jesus das Passamahl vor Augen hat, und im Verlauf der weiteren Rede (V. 53—57) bekommen diese bildlichen Ausdrücke immer mehr eine buchstäb- lige Bedeutung. Vielleicht soll der Durst in dem geist- li en Elend, das den Sünder zu Jesu treibt, haupt- sächlich die Seite des Leidens, der Hunger die der Ohnmacht hervorheben; dann würde das Stillen des Durätes mehr den Frieden, die Stillung des Hungers die rast bezeichnen, welche Jesus dem Gläubigen mit- theilt. (Godet.) 36. [Nun seid ihr allerdings äußerlich, mit den Füßen, sowohl gestern dort in der Wüste V. 2 u. 5., als auch heute hier in der Schule V. 24 f. zu mir gekommen.] Aber ich hab’s euch sschon vorhin, als ich meine erste Antwort euch ertheilte V. 261 gesagt, daß ihr sbei eurem gestrigen Kommen] mich lzwar auch, wie die Andern, die bei· mir gewesen sind] gesehen habt« [in dem Zeichen, das ich that und das euch recht wohl zum Glauben an mich hätte führen können, wie euer eigen Wort, das ihr von mir unter einander Vedeseh beweist V- 14], Und glaubet [bei eurem heutigen Kommen] doch nicht [indem nicht inneres Verlangen euch zu mir treibt, geistlich satt zu werden, sondern nur das fleischliche Begehren, solche Zeichen zu sehen, die recht in die Augen fallen und gute Tage für den Leib versprechen V. 30 f.]. 37. lEs ist also ein anderes zu mir Kommen, als das eure, bei dem, was ich so eben V. 35 sagte, von mir gemeint; ein Kommen, das von einem andern Zuge, als dem, der euch bestimmt, ausgeht, nämlich nicht von dem des Fleisches, sondern von dem des Geistes, wie er bei Etlichen hier in meiner nächsten Umgebung vorhanden ist.] Alles sin seiner ganzen, ungetheilten Gefammtheit von Seelen], was mit mein Vater sdurch feinen DiichsePs Bibelwerb W. Band. wirksamen Gnadenzug an den Herzen, dadurch er dieselben mir geneigt macht, daß eine Sympathie zwischen ihnen und mir eiitsteht V. 43 f., zu eigen] giebt [damit ich Besitz davon nehme], das kommt svon dem Geiste getrieben] zu mit [mit einem nun auch für denGlauben empfänglichen Sinne, der der äußeren Zeichen nicht weiter bedarf]; und we? sdann in solcher Beschaffenheit] zu mir kommt, den werde ich nicht sdurch strenge Haltung und die Gemeinschaft mit ihm abwehrende Be- handlung, wie ich euch gegenüber sie beobachte V. 26 f.] hinausstoßenis [sondern im Gegentheil ihn immer näher an mich heranziehen Matth. 11, 28 ff.]. 38. Denn ich bin vom Himmel kommen, nicht daß ich sals lebte ich hier auf Erden ein Leben für mich selber, nach Weise der Menschenkinder durch aparte Neigungen oder Abneigungen mich bestimmen lassend und meine eigenen Ziele ver- folgend] meinen Willen thue [wie die Selbstsucht ihn mir an die Hand gäbe], sondern sallewege dessen mir bewußt, daß der Vater mich gesendet, thue ich nur den Willen] deß, der mich gesandt hat [Kap. 5, 30., und vollende sein Werk 4, 34]. 39. Das ist aber der Wille des Vaters, der mich gesandt hat swenn ich zunächst nach der- jenigen Seite hin ihn bezeichnen soll, da er be- stimmte Pf lichten mir auferlegt, die alles eigene Belieben für mich ausschließen], daß ich nichts Verliere von allem, das er [der Vater] mir gegeben hat [V. 37], sondern daß icifs ssort und fort, bis zu seiner schließlichen Vollendung, bewahre und behufs derselben] auferwecke am jüngsten Tage [Kap. 17, 6 ff.]. 40. Das ist aber der Wille des, der mich gesandt hat [wenn ich ihn demnächst auch nach derjenigen Seite hin beschreiben soll, da er denen, die zur Gefammtheit dessen, das mir der Vater giebt, gehören, bestimmte Rechte an mich verleiht, die ich nicht durch Hinausstoßen V. 37 verletzen darf] daß, Wer den Sohn siehet sin den Zeichen, dadurch er seine Herrlichkeit offenbart V. 26 u. 36., ihn schaut] und [sür den, der er ist, ihn erkennend, von ganzem Herzen] glaubet an ihn, habe [indem ich ihn nun auch zu meiner Gemeinschaft zulasse, in solcher ihn vollendenden Gemeinschaft] das ewige Leben; und ich werde ihn [um treulich auch noch das Letzte an ihm zu thun, das zu seiner Vollendung gehört] auferweclen am jüngsten Tage-«« [Kap. 10, 27 f.; 11, 25 f.]. V) Das Sehen Jesu ist kein ordinäres Sehen, was mit dem Nichtglauben keinen Contrast bilden würde, sondern ein Sehen Jesu in der Ausübung seines Berufs, in der vollen Ausstrahlung seines Wesens, wie sie am vorigen Tage vor und bei der Speisung erfolgt war: Jesus hatte gelehrt, geheilt, gespeist; durch alle diese Osseiibarungen seines Wesens 8 114 Evangelium Johannis S, 40——43. waren sie nicht zu seiner Erkenntniß geführt worden. Die Thatsachen sollten für sie Zeichen sein, aber sie waren ihnen nicht zu solchen geworden; denn wie hätten sie sonst von Christo neue und größere Wunder verlassen können? Dies Verlangen eigt, daß sie in das under seiner Person keinen inblick erhalten hatten. GenåstenbergJ —— VI) Mit diesen Worten stellt Jesus die äubigen aller Zeiten nachdrücklich in Gegensatz gegen die Leute, welchen er so eben gesagt hat: ,,ihr glaubet nicht«; das Neutrum: ,,alles, was« bezeichnet eine geschlossene Gesammtza l, in welche durch den menschlichen Unglauben keine ücke gebrochen werden kann, eine Gesammtzahl, welche bei der Voll- endung des Werkes als voll erscheinen wird. Der Umfang dieses ,,alles« ist durch eine Thäti keit des Vaters bedingt, welche Jesus hier durch den usdruck »geben« bezeichnet, was sich keineswegs auf einen ewigen Rathschluß der Erwählung bezieht (da müßte statt »giebt« stehen: ,,gegeben hat«), sondern auf einen Akt, welchen Gott im Jnneren des Gläubi en in dem Augenblicke wirkt, in welchem der Glau e sich ent- fcheidet. Diese Gabe wird in V. 44 ein Zug und in V. 45 ein Lehren genannt; durch diese drei ziemlich gleichbedeutenden Ausdrücke stellt Jesus dem fleisch- lichen Reiz, dem grob innlichen messianischen Verlangen, welches an diesem orgen diese Menschenmenge zu ihm hergezo en hatte, die Herzensbedürfnissh das eistliche Ver an en entgegen, welches die vorarbeitende hätigkeit des aters in folgsamen Gemüthern her- vorruft. (Godet.) Der Sohn ist Allen gegeben vom Vater, deß haben wir starke und klare Sprüche der Schrift (Kap. 1, 29z Z, 16); so will ihm wahrlich der Vater auch Alle geben, und zwar so ernstlich, wie ernstlich er seinen lieben Sohn für alle dahingegeben hat. Er giebt ihm aber die, welche seine heilige Liebe geben kann, nämlich die, welche sich von i m ziehen lassen und lauben (V. 64 s.). Mit jedem inzelnen, der, vom ater gegeben, dem Sohne zufällt, wird eine Lücke mehr in der Vollzahl der von Ewigkeit her zur Seligkeit Versiegelten ausgefüllt. Es war des Heilands herrlicher Trost mitten in seiner, von Vielen vereitelten Liebesarbeih daß es dennoch, wie am Geben des Vaters, so am Kommen alles vom Vater Ge- gebenen nimmermehr fehlen oll und daß die Schaar der zu Chri to gekommenen eligen, wenn auch klein gegen die asse der nicht zu iläm gekommenen Un- seligen, doch an sich selber eine gro eSchaar ist. (Besser.) Wenn unser HErr Christus während seines Wandels auf Erden in die Menge des versammelten Volkes hineinrief: »Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken,« oder: »wer da dürstet, der komme u mir und trinke«, so war wohl bei allen, die diese orte damals hörten, über den Sinn derselben kein Zweifel; sie verstanden wohl, daß alle solche, deren Gemüthsbeschasfenheit er be- Zgichneth im eigentlichen und gewöhnlichen Sinne des orts zu ihm kommen, sich miti m bekannt machen, ihm entdecken ihre Noth und ihr Vediirfniß ihm äußern, und die Abhelfung ihrer Noth, die Befriedigung ihres Bedürsnissesvon ihm erwarten sollten. Und sollte dies· Wort jetzt etwas Anderes bedeuten? müßten wir uns xetzt etwas Anderes dabei denken? Jch glaube ni i; kommen· zuJesu heißt noch, was es damals hie , zu ihm·hingehen, sich unmittelbar an ihn selbst wenden, nur ist der Weg zu ihm jetzt anders, als er damals war. Damals konnte man ihn suchen zu Jerusalem oder zu Kapernaum u. s. w., jetzt wandelt er nicht mehr persönlich auf Erden: wo sollen wir ihn da suchen? wie sollen wir zu ihm kommen? Suche ihn da, wo auch er, als er hinieden wandelte, Gott suchte; komme zu ihm, wie auch er zu Gott kam: gehe in deine Kammer und fchleuß die Thür hinter dir zu und bete u dem HErrn der Herrlichkeih der wie sein Vater in as Verborgene siehet; was du ihm wolltest sagen, wenn du ihn gesehen hättest, wenn er persönlich vor dir gestanden hätte, das sage ihm da ebenso. Nur auf diesem Wege, und auf keinem andern, kannst du zu Jesu Christo kommen; nur so, und anders gar nicht, annst du dich unmittelbar an Jesum Christum selbst wenden. Glauben an Jesum und kommen zu Jesu ist nicht einerlei: das Letzte setzt das Erste voraus und kann ohne das Erste nicht eschehen; wiederum aber ist erst das Kommen zu Jefu der lebendige wirksame Glaube, der angewandte, in Uebung gebrachte, thätige Glaube. Kann dir dein Glaube was helfen, wenn du Jeszu Einladungen und Verheißungen zwar wohl liesest un glaubest, daß er allein von allem Uebel befreien und das ewige Heil geben könne, lässest es aber damit und mit dem allgemeinen Mitmachen dieser und jener Dinge gut sein, trittst nicht Ein Mal mit deiner Last, deinem Anliegen, deiner Noth vor ihn hin und bittest, daß er sich deiner erbarme? erwartest zwar Vergebung der Sünden und ewiges Leben von ihm, und nennest und bekennest ihm doch nie deine Sünden; bleibst deines Zornes, deiner Wollust, deines Geizes, deines Stolzes u. s. w. Knecht, und bittest den Sohn Gottes nie, daß er dich davon frei machen, diese Last dir Mühseligen und Beladenen abnehmen möge; siehest es als eine ausgemachte Sache an, daß du ihm angehörst, und hast vielleicht dieser großen Sache we en noch nicht Ein Wort mit ihm geredet — darfst du da sagen, du seiest zu Jesu gekommen? Jch glaube, der Unterschied zwischen glauben an Jesum und kommen u Jesu ist wichtiger, als er angesehen wird; und ich Fürchtz das Nichtachten dieses Unterschieds ist sehr all- emein und enthält die Ursach, warum mancher Müh- szelige und Beladene, dem man doch den Glauben nicht absprechen möchte, nicht erquickt wird bei seinem Glauben; warum mancher Durstige kein Wasser des Lebens erhält; warum Manchem seine eistlichen Ge- bre ennicht geheilt werden; warum ancher arm blei t bei seinem Glauben, ohne Gold zu erhalten, das im Feuer dnrchläutert ist, wodurch er reich würde; warum Mancher bloß bleibt, ohne ein weißes Kleid zu erhalten, das seineSchande bedeckte; warum Niancher blind bleibt, ohne Augensalbe zu erhalten, wodurch er würde sehen können. Er hat nur die Theorie, nur die Lehre des Glaubens, aber nicht das Leben des Glaubens, das Gebet des Glaubens; es ist kein an- gewandter, in dem Bitten, Suchen und Anklopfen in Ausübung gebrachter und also thätiger Glaube. (Menken.) Daß nun der HErr sprichtt »wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen«, damit will er sich ar sreundlich fürbilden und abmalen, auf daß wir wü ten, wofür man ihn halten sollte; nämlich, so du die Gnade hast, daß du Gottes Wort hörst und glaubst, und nimmst diefen Mann Christus an, das heißt dann, zu ihm gebracht und vom Vater dem Sohne gegeben. Und sollst wissen, er will dich auch erne haben, er will dich annehmen; und sollst nicht Fürchten oder gedenken, daß er ein zorniger Richter sei, der mit der Keule hinter der Thiir stehen und dich richten und verdammen wolle, denn er ist der rechte Bischof der Seelen, ein wahrhaftiger Lehrer und ge- treuer Psarrhery dein Seligmacher, Mittler, ja freund- licher lieber Bruder und guter Freund· Kömmst du nur zu ihm, so will er dich ni t wegstoßen oder dir ein Leid thun, sondern er wi dich erhalten, und spricht: ,,sürchte dich nicht, es soll an mir nicht Mängeln, daß du bei mir bleibest.« (Luther.) einander ihr Befremden, ja Unglaube der Juden in Galiläa, wie derer in Judäa und Jerusalem. 115 sitt) »Es ist uns also freigelassen, ihn mit Gewalt X! fassen, sein Wort vor ihn zu bringen und auf die hat zu dringen«- — Wie das ,,nicht verlieren« nicht eine Handlung der jenseitigen Zukunft, sondern der diesseitigen Gegenwart ist, so ist auch das ,,ewige Leben«, welches der Sohn giebt, ein gegenwärtiger Besi des Gläubi en; denn es ist ein Leben, über wel es der Tod eine Macht hat, sondern welches be- stimmt und geeignet ist, i n zu überdauern und somit u überwinden. Wenn ieser Vesitz des Lebens an as Sehen des Sohnes und den Glauben an ihn ge- knüpft wird, so ist klar, daß unter diesem Sehen mehr « als der sinnliche Anblick gemeint ist; es ist das An- schauen des Sohnes gemeint, welches eine Thätigkeit des Geistes, ein Eingehen und Sichvertiefen in seine gott- menschliche Person unddadurch ein Schauen seiner Herrlichkeit (1, 14) ist. Dieses Schauen aber ist dem Glauben verwandt, und ebenso der Weg zum Glauben als sich steigerndesErgebniß desselben. (v. Burgen) Diese Worte Christi waren gan geeignet für· iese Zuhoreiz die sich ihni in ihrem ettelstolz zudringlich als ein Anhang darboten, der ihm unter gewissen Bedingungen gerne glauben und gehorchen wollte; dagegen mußten sie sich sagen lassen, daß er sich seinen Anhang nur schenken lasse von seinem Vater, wenn aber der Vater sie ihm nicht gäbe und sie nicht durch rein innerliche Gottesmotive zu ihm kämen, so könnten sie nicht sein werden. (P. Lange.) Die Worte ,,ich werde auferwecken am jüngsten Tage« bilden eine Art Refrain (vgl. V. 44"u. 54); indem Christus sich damit die Entscheidung beilegt, sollten sie sich unauslöschlich den Zuhörern einprägen, sollten einen Stachel in den Gemüthern zurücklassem (Hengstenberg.) 41. Da murreten die Juden säußerten unter » ihre Entrüstung] darüber [genauer: über ihn, in Beziehung daraufJs daß er [in V. 35 vgl. mit V. 32 f.] sagte: Ich bin das Brod, das vom Himmel kommen ist» [und zwar war es zunächst weniger die erste, als die zweite Aussage, die sie ärgertes 42. Und sprachen seiner zu dem andern] :- Jst dieser nicht Jesus, Josephs Sohn [aus Na- zarethL deß Vater und Mutter wir kennen [also ganz, wie jeder andere Mensch, von natiirlichen Eltern entsprossen]? Wie spricht. et denn ssich hoch über alle anderen Menschenkinder erhebend und zu Gottes Sohn sich machend]: Jch bin vom Himmel kommen [genauer: aus dem Himmel herabgestiegen]? Man könnte denken, der Ausdruck ,,Jnden« gehe auf Sendlinge des Hohenraths, wie solche in Matth- 9, Z; 15, 1 erscheinen, um auf Jesu Worte und Thaten zu lauern« allein (abgese en davon, daß jetzt, zur Zeit des Osterfestes, keinenfa s eine solche Gesandtschaft nach Galiläa erfolgt ist) passen die Worte: ,,deß Vater und Mutter wir kennen« nur in den Mund der Galiläer. Der Evangelist wendet hier idiesen all emeinen Namen (Kap. 1, 19 Anm.) auf sie an wegen er Gemeinschast des Unglaubens, durch welche sie von nun an noch mehr als durch das nationale Band mit den eigent- lichen Juden unauflöslich verbunden waren. (Godet.) Johannes führt uns in diesem 6. Kapitel seines Evangeliums ein anschauliches Beispiel vor, wie Jesus mit dem galiläischen Volke ringå; denn es steht nun bereits so, daß die Galiläer die uctorität der Schrift- gelehrten und Pharisäer hätten daran geben müssen, wenn sie hätten Jesu folgen wollen, aber zu dieser entschiedenen Lossagung von ihrer Gewohnheit können sie sich nicht entschließen, vielmehr machen ie in dem- selben Maße, in welchem er sein inneres Heiligthum mehr und mehr enthüllt, zu Gunsten ihrer gewohn- heitsmäßigen Vorstellungen von seinem Einflusse Lich los, und ihre Feindschast gegen Jesum nimmt densel en Charakter und dieselbe leidenschaftliche Heftigkeit wie die der Jiiden in Jerusalem und Judäa an, der Unter- schied ist nur, daß die eigentlichen Träger dieser Feind- schast in Galiläa nicht denselben Einfluß haben wie in Jerusalem und Judäa, daher wir auch in Galiläa von eigentlichen seindlichen Demonstrationen des Volks gegen Jesum (abgesehen von der plötzlichen Aufregung in Luk. 4, 29f.) nichts erfahren. i(Baumgarten.) Aus alles Uebrige reflectiren diese Juden weiter nicht; mit desto größerem Anstoß dagegen haftet bei ihnen die Behauptung Jesu, daß er vom Himmel gekommen, -1ind äußern nun unter einander ihre Unzufriedenheit. (Meyer.) Sie hatten ganz gut verstanden, was er mit seinem Wort: ,,Jch bin das Brod, das vom Himmel kommen is «, hatte sagen wollen, wie es sich ja über- haupt in dieser ganzen Verhandlung nicht um Miß- verständnisse han elt, sondern überall nur um den Anstoß, der an den richtig verstandenen Worten Christi enommen wird. Sie erkannten, daß Christus mit der ehauptung seines Herabgekommenseins vom Himmel sich die volle Theilnahme an der göttlichen Herrlichkeit beilegte, daß er auf Grund dieser Herrlichkeit die un- bedingte Superiorität in Anspruch nahm: das war es, was sie empörte Sie würden ihm völlig die messianische Würde zuerkannt haben, willig auch eine gewisse Gött- lichkeitz aber er sollte nur der Erste unter ihnen als dem Wesen nach Gleichen bleiben. Daß er für sich die Gottheit in Anspruch nahm, daß er unbedingt von Oben sein wollte, sie unbedingt von Unten sein sollten, er allein reich, sie unbedingt arm, das war ihnen un- erträglich und bewog sie, Christo jede Anerkennung zu entziehen; war er doch ein Menschensohn gleich ihnen, dazu aus niederen Verhältnissen hervorgegangen. Die vermeintliche Thatsache seiner Abstammung von Joseph, und was sich sonst daran knüpft, schien ihnen» gegen solche Anmaßung eine schlagende Instanz zu fein; auf diese scheinbare hatsache richten sie stier i ren Blick und ziehen das Auge ab von den Werken hristi, wie sie kein Anderer gethan, und war vor ihren ssehenden Augen. (Hengstenberg.) Da sie Joseph Je u Vater nennen, ist die herrschende Meinung über seine Abkunft, (Luk. 4, 22; Matth. 13, 55« Joh. -1, 46): sie zu be- richtigen, verschmäht der HErr, weil der Glaube nicht Frucht solcher Berichti un en und Belehrungen ist; die entscheidende Hauptsa e ist nicht, zu wissen, wer Jesu Vater im leiblichen Sinne war, sondern als wen er sich bezeuget und erweiset, daran schloß sich dann das Verständniß des Geheimnisses feiner Geburt als leicht zu fassende Ergänzung von selbst an, sobald es auf- gedeckt ward, hinderte doch den Philippus der gleiche Jrrthum, den die Juden hier aussprechen, nicht am Glauben (Kap. 1, 46). Wenn auch Joseph damals nicht mehr lebte, konnten doch die Juden um so füg- licher so reden, wie sie hier thun, als sie ihn mit der noch lebenden Mutter in Einen Satz zusamnienstellen (v. Burgen) 43. Jesus antwortete [auf ihre unter ein- ander ausgetauschte Reden V. 421 und sprach zu ihnen: Murret nicht süber mich, als hätte ich euch mit der Aussage: ,,ich bin vom Himmel kommen« einen Anstoß gegeben, der um meiner FO- 116 Evangelium Johannis S, 44—51. irdisch-niedrigen Herkunft willen, wie ihr sie vor Augen habt, euch nothwendig von mir zurück- stoßen müßte] unter einander [denn es-ist keiner unter euch, der den scheinbaren Widerspruch zu lösen vermöchte, ihr bestärkt und befestigt euch vielmehr nur gegenseitig mit solchem Murren in eurer Aufregung und verschließet euch vollends den Weg zum Heil; sondern lasset lieber einen Andern an euern Herzen arbeiten -und zur Er- kenntniß der Wahrheit euch verhelfen]. 44. Es kann [nämlich] niemand zu mir kommen, es sei denn, daß ihn [zu mir] ziehe der Vater, der mich gesandt hat [und so gilts für einen jeden, der zum Heil ge- langen— will, daß er mit Stillesein vor dem HErrn auf diesen Zug Gottes in seinem Herzen merke und ohne Widerstreben ihm folge]; und ich werde ihn seinen solchen, der sich ziehen läßt und wirklich zu mir kommt] auferwecken am jüngsten Tage-«· [V. 39 u. 40]. 45. lDas könnte recht wohl bei euch allen, v die ihr ja zum auserwählten Volke gehört, der Fall sein; denn diesem Volke sind große Ver- heißungen gegeben.] Es stehet geschrieben in den Propheten snäher in Jes. 54, 13., doch ist das nur eine von den mancherlei Weissagungsstimmen derselben· Art, vgl. Jer. 3l, 33 f.; Joel3, 1f.]: Sie werden alle von Gott gelehret sein [d. i. göttliche Einsprachen in ihrem Herzen erfahren, die menschlichen Unterricht für sie entbehrlich machen; und das fängt schon an, sich zu erfüllen, da ihr ja gewürdigt seid, Den zu schauen, den der Vater gesandt hat]. Wer es nnn smit Acht- samkeit] hdret vom Vater [was dieser von dem Sohne ihm bezeugt Kap. 5, 361 und lernet es [in erfolgreicher Weise, daß er’s auch zu Herzen nimmt], der kommt zu mir «« [wie ihr die Exempel folcher Leute an meinen Jüngern und Nachfolgern erblickt]. 46. sEin solches Kommen zu mir thut aber euch allen noth, wenn ihr zum Leben, zum ewigen Leben gelangen wollt, und dürft ihr nicht meinen, auch ohne meine Vermittelung die eurem Volke gegebenen Verheißungen ererben zu können.] Nicht [ist ja jene Weisfagung von dem Gottge- lehrtsein aller so gemeint], daß jemand den Vater habe gesehen [und demgemäß mit ihm in unmit- telbarem eigenen Verkehr stehen könne], ohne der vom Vater [von Anfang bei ihm gewesen und nun von ihm her gekommen] ist, der hat den Vater gesehen-««- [und muß nun denen, die ihn nicht gesehen haben, die Gemeinschaft mit ihm vermitteln Kap. l, 18; 3, 31f.]. «) Die Ermahnung, womit Jesus die Murrenden zurechtweist, ist nicht etwa blos eine Abmahnung von der That des Murrens an und für sich; vielmehr zeigt sich darin, daß sie unter einander murren, jener Partcigeist, in welchem einer den andern in seiner Starrheit, Befangenheit und fanatischen Aufregung steigert. Wenn sie sich so vom Parteigeist belehren und ziehen lassen, so können sie nicht wahrhaft zu ihm kommen; wer zu ihm kommen wolle, müsse sich vom Vater ziehen lassen. (P. Lan e.) Nccht durch äußer- liche Thatsachen will der Erlöser, gleichsam historisch, auf die Menschen wirken, etwa durch die Mittheilun , er sei nicht Josephs Sohn, sondern vom heil. Geisge gezeugt; vielmehr rein innerlich und geistig, durch die einwohnende Kraft der Wahrheit. Fort und fort strahlt er sein himmlisches Licht in die Finsterniß der Herzen hinein, gewiß, daß es wirke, wo die Gnaden- üge des Vaters sich offenbaren: wo das nicht der all, da hilft alles Andere nicht. (Olshausen·) Das Ziehen ist das innerliche Drängen und Hinleiten Zu Christo durch das göttliche Gnadenwirken (Jer. 31, ), welches aber die menschliche Freiheit nicht aufhebt (,,der Vater ziehet nicht, wie man an einem Klotz ziehet«: Berlenb. Bib.), sondern auf dem Wege der erleuchtenden, anregenden und treibenden Einwirkung und der vom Menschen angeeigneten Anweisung durch dieselbe gewinnt (12, 32); das Lehren des Vaters durch sein Zeugen von Christo gehört zum Ziehen, ist aber dessen ganzer Begriff nicht, welcher vielmehr den gesammten göttlichen Einfluß, durch welchen die Herzen dem Sohne gewonnen werden, umfaßt. Jm Bewußt- ein der Gewonnenen stellt sich dieses wie eine heilige othwendigkeit dar, welcher sie gefolgt sind; ebenso- erscheint in Weish.19,4 das Gegentheil, der Zug des Bösen, wie eine ziehende Notwendigkeit, ohne die Freiheit auf uheben. (Meyer.) ,,Ziehen« — das ist ein wunderfchöner Ausdruck für die geheimnißvolle Arbeit der göttlichen Liebe an den schnldbeladenem in’s Jrdische versunkenen, dem Himmel entfremdeten Menschen. Einem unter schwerer Last im Koth ver- sunkenen Wagen gleicht der Mensch, und die göttliche Liebe ist das starke Vorgespann, welches ihn aufwärts und vorwärts zieht. Durch die gesammte Geschichte der Menschheit bis auf Christi Erscheinung, von Adam bis zu Simeon und den Weisen aus dem Morgen- lande geht dieser Zug des Vaters zu dem Sohne, der da kommen sollte; und durch die gesammte Geschichte der Menschheit seit Christo, von den Jüngern, welche Johannes der Täufer zu dem Lamm Gottes wies, bis hin zu dem Kindlein, das heute getauft wird, und hin zu dem letzten Sünder, der nach einem Erlöser eufzen wird, erstreckt sich der Zug des Vaters nach dem Sohne, den er gesandt hat. Die Liebe sendet, die Liebe zieht; niemand kann zu Christo kommen ohne diesen Zug des Vaters. Die Juden übertäubten mit ihrem Murren das gnädi e Locken, welches jetzt eben im Sehen des Sohnes i nen widerfuhr; darum war an ihnen das Ziehen der Liebe Gottes vergeblich. (Besser.) Wie der Magnet nicht alles anzieY sondern nur das Eisen, so muß im Menschen eine eschasfen- heit des Gemüths vorhanden sein, wenn der Zug Gottes Anfassung haben soll. (Theophhlakt.) Du hältst dem Schafe einen Zweig hin, und so ziehest du es; Nüsse eigt man dem Knaben, und so wird er ggzogen iehen nun jene Dinge, die der Zun e ohlgeschmack gewähren (denn wahr ist der Spru : ,,einen jeden zieht, was ihn vergnügt« — trahit sua quemque voluptas, Virgil.), wie sollte Christus nicht iehen, den uns vorhält der Vater zu Leben und eli keit? (Augustin.) Das Ziehen des Vaters ist der oment, wo ie Erwählung und Verordnung zur Berufung wird. (P. Lange.) Endlich wird nicht mehr gezogen, wer die Wirkungen der göttlichen Gnade durch hartnäckiges Widerstreben vereitelt, sondern Gott Das Ziehen des Vaters zu dem Sohne; entscheidend ist, ob man sich hingiebt oder nicht. läßt ihn von sich. (Calov·)· So bleiben nun Ziehen, Wollen, Kommen, diese drei: das Ziehen macht den Anfang, das Kommen ist das Ende, das Wollen steht in der Mitte. (Besser.) Die Worte: »und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tage« weisen darauf hin, welche hohe Bedeutung es hat, daß man dem Zuge des Vaters sich hingebe; es s webt hier» die gro e Frage zwischen Seligkeit und» erdammniß Geng- ftenberg.) — «) Der HErr fiihrrdie Stelle aus Je- saia, auf welche es ihm hauptsachlich ankommt,«an als geschrieben »in den Propheten«, weil es sich nicht so- wohl darum handelt, von welchem einzelnen Propheten die Worte herrühren, als vielmehr darum, daß sie in der Sammlung der heil. Bücher ihren Platz haben, welche als Gottes Wort beglaubiht und anerkannt sind. Vgl. für die elbe Art der An uhrungz Apoftg. 13, 40 u. 7, 42. v. Burger.) Merkwürdig genug nimmt der HErr —- für sich selber diesem jetzt un- gläubigen Israel egenüber zum himmlischen Hoff- nungstrost —- das elegende Wort aus einem prophet Kapitel, welches, aus das Wort von dem Leiden und Verworfensein Christi folgend, mit einer herrlichen Aussicht auf die zuletzt dennoch in vielen Kindern aus- geborene Gemeinde tröstet; was aber dort als Ziel der Vollendung erscheint, deutet er mit Recht auf den von Gottes Seite tief dazu angelegten Anfang zurück. Weil Gott es von jeher auf Gewinnung solcher von ihm Gelehrten angelegt hat, ja weil die Erfüllung jener Weissagung, die Zubereitung der neuen Gemeinde in Christo, wirklich insonderheit mit Christi Zeit an- hebt, so kann der HErr das Wort so anwenden, wie er hier thut. Man mag also das vom HErrn her- vorgehobene ,,alle« immerhin in dem Sinne einer all- gemeinen Verheißung nehmen, »so daß sich niemand entschuldigen kann; allerdings ist weder in der Pro- phetenftelle, noch im Zusammenhang der Rede Jesu solche Allgenieinheit der Berufung und Lehre emeint, doch eben so wenig meint das ,,alle« mitirgen einem Schein der Auswahl blos alle, welche wirklich wahre Jünger sein werden. Denn offenbar findisogleich die Hörenden und Lernenden ein engerer Kreis: nicht alle, die der Vater lehret, nehmen es auch an. Es wird nicht verheißen, daß alle es lernen und anneh- men werden; aber soviel ist eben daruin gewiß, indem es alsbald wieder in das menschliche Annehmen gestellt wird, daß in dem Ziehen des Vaters kein willkürlicher Gnadenwahl-Rathschluß liegen kann. (Stier.) Hi) Sie sollten nicht meinen, als werde jeder ein- Deine Erbe des Reiches Gottes nach jener prophetischen erheißung eine unmittelbare, anschauliche Erkenntniß des Vaters haben; alle Menschen erkennen den Vater nur durch den Sohn, der ihn von Ewigkeit her ge- schaut hat, in dem ihm ganz gleichen Sohne sehen sie aber auch den Vater (Kap. 14, 9). Während sie also Den erblicken, der den Vater von Ewigkeit geschaut hat und sein Ebenbild ist, zieht durch diesen Anblick der Vater zu dem Sohne hin. (v. Gerlach.) Darum so harre nicht, daß dir Gott ein sonderlich Wort vom Himmel gebe, daß du wollest mit deiner ei enen Vernunft fassen und hinaufklettern in Himme und suchen, was der Wille Gottes sei. Du wirft ihn nicht sehen mit deinem Klettern, sondern du mußt herunter zu Dem, der ihn gesehen hat und der vom Vater kommen ist und bei ihm gewohnet hat, der wird dir’s wohl sagen. Derohalben so höre ihn auch; und der Vater mit seinem Ziehen und Lehren weiset dich auch W Christo, den er gesandt hat, aus daß du ihn hörest. o du ihn aber nicht hörest, so sollst du verloren sein, kurzum. (Luther.) 117 47. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch [um die durch V. 41 —- 46 unterbrochene Rede in V. 26——-40 wieder aufzunehmen] wer an mich glaubet, der hat das ewige Leben finden: ich ihm vollständig gewähre, worauf er nach dem Willen des Vaters V. 40 Anspruch hat]. 48. Jch bin [ja, wie ich schon in V. 35 von mir bezeugte] das Brod des Lebens [so daß es nur darauf ankommt, daß Einer auch wirklich vermöge des Glaubens mich genießt, um sofort auch des Lebens, das ein ewiges ist, theil- hastig zu werden]. 49. Eure Väter [von denen ihr irriger Weise glaubet, sie hätten große Vorzüge vor euch, die ihr mir gegenüber stehet, genossen V. 31] haben [allerdings, wie ihr sagt] Manna gegessen in der Wüste, nnd [doch haben sie daran keineswegs ein Brod des Lebens von der Art, das in der That das verleiht, was wirkliches Leben zu heißen verdient, gehabt; denn sie] sind gestorben salle mit einander dem leiblichen Tode unterlegen, ohne schon darum, daß sie vom Manna gegessen, das ewige Leben, welches den Tod überwindet und zur Seligkeit sich vollendet, mit sich hinüber zu nehmen in eine andere Welt]. 50. Dies [d. i. von solcher Beschaffenheit und Wirkung] ist Dagegen] das Brod, das vom Himmel kommt, auf daß, wer davon ifset, [in Wahrheit] nicht sterbe« [sondern durch den Tod zum Leben hindurchdringe V. 32 f.; Kap. 5, 24; 8, Hi; 11, 25f.]. 51. Jch bin [was meine eigene Person be- trifft, als Der, dem der Vater gegeben das Leben zu haben in ihm selbst Kap. 5, 26] das lebendige Brod, vom Himmel kommen [um der Welt mein Leben mitzutheilen V. 35. 48]. Wer [nun] von diesem Brod essen wird [indem er zu mir kommt und im Glauben mein Leben sich zueignet], der wird leben in Ewigkeit [Kap. 14, 19]. Und [um euch vollends alles zu sagen, was hierher gehört, aber nun auch meine Rede euch ganz räthselhaft und unfaßbar machen wird] das Brod, das ich geben werde [damit wirklich jeder Einzelne mich könne geistlicher Weise genießen oder im Glauben sich aneignen], ist mein Fleisch, welches ich [wenn über ein Jahr die Zeit meiner Opferung gekom- menesein wird, in den Tod] geben werde für das Leben der Welt-«« [V. 33; Kap. Z, 16; Gar. 1, 4; Col. 1, 22; l. Tim. 2, S; I. Petri 3, 18]. «) Die Wvrtet ,,Wahrlich, wahrlich, ich sage euch« sind ausgesprochen mit dem Bewußtsein der Auctoritäh welche Jesus aus seiner einzigartigen Stellung schöpft, wie solche in V. 46 dargelegt worden; der Ton erhebt sich immer mehr, und selbst der Widerspruch trägt dazu bei, den Behauptungen des HErrn noch mehr 118 Evangelium Johannis 6, 52. 53. Nachdruck und Feierlichkeit zu verleihen: ,,All euer Murren machfs nicht anders; das Brod, welches das Leben giebt, bin Jch, nicht das Manna oder ein ihm ähnliches Nahrungsmittel« (Godet.) Jesus stellt in V· 47., was er den Seinigen gewährt, zuerst in bild- loser Rede dar; und was er da aussa t, ist im vorigen Verse schon angebahnt. Wird durch hristum die Ge- meinschaft mit Gott eröffnet, so muß auch, wer an ihn glaubt, das ewige Leben haben. Jm 48. Verse kehrt dann der HErr zu dem dieser Verhandlung eigenthüm- lichen Bilde des Brodes zurück. (Hengstenberg.) Jn V. 49 kommt er hieraus von Neuem auf das Wunder der Speisung mit Manna, auf welches die Juden sich berufen hatten, zu sprechen« die Thatsache wird da abermals nicht in Abrede geteilt, wohlaber auf dem Man el nachhaltiger Wirkung hingewiesen, der ihr anha tet. »Eure Väter«, sagt der HErr, sich von den Hörern unterscheidend; denn wo er im Begriff ist, sich als das Brod des Lebens zu begeichnem das vom Himmel gekommen, kann er nicht ie gleiche Abkunft mit ihnen sich beilegen, wie durch ,,uns re Väter« ge- sche en wäre. Auch entspricht dieses ,,eure« ganz dem ,,un re« der Juden in V. 31. (v. Burger.) Das wahre Brod des Lebens, das sag Christus hier aus- drücklich, hebt endlich auch den leiblichen Tod auf durch das geistliche Leben, was er mittheilt; während das Manna als irdische S eise, und auf die geistliche nur inweisend, nur eine eile das leibliche Leben erhalten onnte, ohne vor dem Tode zu schützen (v. Gerlach.) Vergängliche Speise, wie ihr sie bei mir sucht, haben eure Väter in der Wüste gegessen, da sie das Manna aßen, und sind gestorben; unvergängliches, Unverwes- liches Leben hat das Manna keinem davomEssenden mitget eilt. Das Brod aber, von welchem ich rede, hat an ere Kraft: es kommt vom Himmel, von da her, wo der Wurm der Verwesung nicht ist, auf daßxwer davon isset, nicht sterbe (V. 50). So wirkt denn das vom Himmel kommende Brod bei den Sündern nach der Weise, wie die Frucht des Lebensbaunis im Para- diese bei den sündlosen Menschen gewirkt haben würde. Durch das Essen von dem Baume der Erkenntnis; Gutes und Böses ist der Tod in die sündi gewordene Menschheit eingedrungen: durch das Esfen von dem himmlischen Lebensbaume, der Jesus Christus heißt, wird das Leben und unvergängliches Wesen der er- lösten Menschheit wiedergegeben, und sie werden be- wahrt vor dem ewigen Tode, vor dem nicht sterbenden Wurm der Verwesun . Mag das Verwesliche unsres Leibes, der mit dem rode vom Himmel genährt ward, in’s Grab gelegt werden (denn das Verwesliche wird nicht erben das Unverwesliche): verloren wird er nicht sein, denn Christus wird ihn auferwecken am jüngsten Tage. (Besser.) · » · M) Dreimal bisher: ,,ich bin selber das Brod«, und nun mit einem Male doch wieder: »das Brod, das ich geben werde«? Sehr natürlich! Denn wie wäre er sonst das Brod, wenn er nicht sich oder etwas von sich zu essen geben könnte? Weil ja seine geistige Person, sein eigentliches Jch und Selbst, nicht ganz und unvermittelt gegessen oder verzehrt werden mag, so wird sich zur ösung des großen ·Räthsels, wie Ein lebendiger Mensch das Brod für die andern Menschen sei, näher beschränkend, einfassendund hin- überleitend ein Mittel und bereitetes Gefäß dieser wunderbaren Mittheilung finden müssen. »Mein Fleisåljäs das heißt nicht: meine Person, meine Kraft und irkung, mein Geist, ja nicht einmal: niein Leib, sondern durchaus nichts Anderes, als was eben das Wort nennt: mein Fleisch; das ,",ist« dabei ist ein er- klärendes, macht den Uebergang von dem bildlichen Ausdruck zum nunmehr eigentlichen, gerade wie wenn es in den Parabeln la11tet: »der Feind ist der Teufel, die Ernte ist das Ende der Welt-« Der Ausdruck ,,Fleisch« aber ist nach derselben Leibhaftigkeit und doch unsündlichen Heiligkeit, göttlichen Lebens-Durch- drungenheit zu verstehen, wie in Kap. 1, 14: »das Wort ward Fleisch«· er bezeichnet die besondere Menschennatur, die Jesu eignet; sie verheißt er zum Genusse, und weist nun auf ein künftiges Geben oder Zubereiten zum eßbaren Brode hin. BStierJ Wenn das erste: »ich geben werde« (das rod, das ich geben werde) zu umschreiben ist: zu essen eben werde, so bedeutet hingegen das zweite: ,,mein leisch, welches ich geben werde« soviel als: hingeben werde, damit es geopfert werde, und bildet den Uebergang zu dem folgenden Abschnitt, wo der HErr sein Fleifch und Blut nennt. Mit Rücksicht auf diese beiden ganz verschiedenen Beziehungen ist das Wort »geben« zweimal wiederholt; das Fleisch Jesu kann ja wirklich als Speise nur gegessen werden, wenn es Wvor als Opfer dargebracht ist für das Leben der elt Von Anfang dieses Auftritts an, welcher zu den größten in dem Leben des Errn ge- hört, lag seinen Reden der Gedanke an das assamahl zu Grunde; in diesem Verse tritt er nun endlich deut- lich und bestimmt hervor. Aber das Wort ,,Welt« zeigt, wie schon der ähnliche Ausdruck in V. 33., daß das neue Passa, von dessen Jdee das Gemüth Jesu erfüllt ist, keine bloße Wiederholung des alten sein soll: die ganze Mens heit sieht Jesus im Geiste vor Augen in der Menge, ie den Tag zuvor zu ihm her- beilief; die Welt ladet er ausdrückli zu dem neuen Mahl ein, welches er in Folge seines pfers ver eißt. (Godet.) Die beiden Haupterklärungen unsrer telle sind bekatintlich die vom Versöhnungstode und die vom Abendmahl; es kann aber hier schlechthin nicht vom Abendmahl die Rede sein. Dort sa t der HErr, wirkliches Brod reichendz ,,dies ist mein· eib«, hier sagt er von seinem Fleisch, es sei geistliches Lebensbrodz in allen neutestamentlichen Stellen, die vom Abendmahl handeln, findet sich stets der Aus- druck »Leib«, niemals: ,,Fleisch«, dann aber giebt· auch im Abendmahl der HErr seinen Leib nicht für das Leben der Welt, sondern für das Leben der Seinen (1. Cor.11,32). Das Geben seines Fleisches für das Leben der Welt kann also nur, woran auch jeder bei diesem eigenthümlichen Ausdruck selber zunächst zu denken veranlaßt ist, auf den Versöhnungstod bezogen werden· (Philippi.) Haben Andere unter Fleisch die ganze menschliche Erscheinun des Logos ver- standen, welche er zum Heil der Bgelt gewidmet habe, wobei der Tod mit eingeschlossen sei, so steht entgegen, daß nicht nur die Zukunftsforw «geben werde«, sondern mehr noch das Trinken in V. 53 spezifisch auf den Tod als ausschließliche Beziehung hinweist, da nicht abzusehen wäre, warum Jesus, wenn er überhaupt jene Gesammtwidmung gemeint hätte, für die Aneignung derselben Ausdrücke gebraucht haben sollte, bei denen die Voraussetzung seines Getödtet- werdens nothwendig und unmittelbar sich darbot. Jene Widmung war schon niit den Worten in der ersten Hälfte des Verses: ,,ich bin das lebendige Brod, vom Himmel kommen« gesagt; der Fortschritt von Sein und Geben aber fordert nun etwas Anderes, und zwar einen concreten Akt, und der ist das versöhnende Sterben und Blutvergießen (M«eyer.) 52. Da zankten die Juden unter einander [indem die einen sofort gänzliches Aergerniß an Jesu nahmen, ihn für einen unsinnigen Menschen Vom Essen des Fleifches und Trinken des Blutes des Menschensohns l19 erklärten und nicht wollten, daß man ihm weiter zuhöre Kap. 10, 20., die andern dagegen unter dem Eindruck des geftrigen Wunders und des Geheimnißvollen und Heiligen in seiner Rede noch auf ihn hielten, obwohl auch sie namentlich in die letzten Worte sich nicht zu finden ver- mochten], und sptachen [nun die ersteren als die, welche das große Wort siihrten]: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben«-»« » · 53. Jesus sohne über die ihnen anstößig gewordene Rede eine nähere Erklärung zu geben, vgl. Kap. 2, 19 ff., oder feine Meinung in mildere Ausdrücke zu fassen, dieselbe vielmehr nun in ihrer ganzen Fülle aussprechend und das bisher nur mittelbar Angedeutete in voller Macht auf die Gemüther wirken lassend V. 34 Anm.] sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch sV. 26 u. 47], werdet ihr nicht essen das Fleisch des Menschensohnes [der ich bin und als solcher, wie vorhin gesagt, mein Fleisch geben werde für das Leben der Welt Kap. 1, 51; Z, 13 f.] und trinken sein fbei dieser Dahingabe in den Tod vergossenes] Blut, so habt ihr kein Leben in euch «« [in eurem eigenen Selbst oder Wesen, das im Gegentheil den Tod, geistlichen und ewigen, in sich trägt) · » «) Wenn auch der HErr von Essen seines Flei- sches in V. 51 noch nichts gesagt hat, so hat er es doch das Brod genannt, das er geben werde; und das Brod dient ja zum Essen. Dabei liegt noch ein be- sonderer Nachdruck auf ,,dieser«, l d. i. dieser Mensch da, der Sohn Josephs, wie wir ihn vor Augen haben! (v. Burger.) Der Anstoß beruht also namentlich auch darauf, daß Jesus, als dem Anschein nach bloßer Mensch, der nicht hat, da er sein Haupt hinlege, an dem alles, was das Auge des natürlichen Menschen sehen kann, Niedrigkeit ist, sich das Recht und das Vermögen zuspricht, seine Individualität allen Andern aufzudringem sein Bild ihnen in solcher Weise aufzu- prägen, daß Er alles ist, Jhnen nichts übrig bleibt. (Hengstenberg.) Sie wollten sich vom Vater nicht ziehen lassen, um Zu lernen, daß das Fleisch, dessen Hingabe der Welt as Leben erwirbt, wahrlich eines Andern Fleisch sein müs e als des Sohnes Josephs, und daß das Essen des leisches des vom iminel gekommenen Sohnes Gottes, der als Mens ensohn unter ihnen wohnte und um wahrhaftigen Opferlamm sich eingestellt hatte, die ehnsucht aller Frommen er- füllen sollte, die das Manna gegessen hatten und doch gestorben waren, die das Osterlamm gegessen hatten und doch fleheten um die Zukunft des Lammes Gottes, das der Welt Sünde trägt; anstatt so von Gott sich lehren zu lassen, setzen sie in ihrem satten, ungebro- chenen, irdischen Sinne ihre kleine Vernunft seiner großen Gnade und Wahrheit» entgegen-» (Vesser.) . VI) Jesus spricht: ,,wahrlich, wahrlich«; er hat es seierlich betheuert, er hat es so gut wie mit einem Eide bekräftigt, daß Leben nur da zu finden ist, wo sein Fleisch gegessen und sein Blut getrunken wird, daß alles, was sich sonst für Leben ausgiebt, nur ein elendes Scheinleben ist, ein übertiinchtes Grab, welches auswendig hübsch scheinet, aber inwendig voll Todten- gebeine ist und alles Unflaths. (Hengstenberg.) Daß der HErr hier das Essen und Trinken seines Fleisches und Blutes als unumgängliche Bedingunzzdes Lebens aufstellt, ist wieder ein durchschlagender eweis, daß gr vom Saegament des heil. Abendma ls nichtSredeh enn nie un nirgends wird dieses in er heil. chrift für dergestalt unerläßlich erklärt, ja die Art, wie die Flreggikligkeit des sAbendmahlsgenusses . B.Uinb1SEor. , . vorausge etzt wird, wäre mit er n e ingt- heit der Forderung in unserm Verse kaum in Einklang zu grkitigew wåign bedide Stesllzetil ckzionVderselben Sucht? an e en. er ie per ’ ni e ereinigunlg m1 hristo -und die Durchdringung unsrer ster licheu Natur mit den Kräften seiner unsterblichen, wiewohl menschlichen Natur, die Wahrheit, daß Er in uns wohnen, Er der wahrhaftige und wesentliche Lebens- grund, wie für uns, so in uns sein müsse, die wird csleliit alben in der heil. Schrift (vgl. Röm. 8, 10; a. 15, 5« 14, 19 f.; 6 56) bezeu t. (v. Burger.) Die Juden hatten seine«Worte in . 51 roh sinnlich auf- gefaßt, als sollten sie sein vor ihnen stehendes unver- klärtes Efleßisch miåndlich genießsey d. i. mjst deii Zähg nen zer ei en un mit em agen ver auen; da dies jedenfalls die Meinung der Mehrzahl unter ihnen war, ge t aus den Worten des HErrn in V. 61 ff. hervor. esus nun acceptirt den von ihnen gebrauchten Ausdruck: »das Fleisch essen«, den er selber in V. 51 noch nicht gebraucht, wohl aber nahe» genug gelegt ZIFFF«2«UZEUZEE-IYPTT« Bis! YKZIZHWZTTsTIkZFWYFTI sit? drucksweise, welche durch die Hinzufügiing: ,,trinken gasstBldurkss noch gesteigertfwigliybsiedzum xfeåstlsgen er än ni e zwingen o er ie ei en von i ei- den, denn auf eine durchgreifende Krisis ist diese ganze ei es un ues as e ens ro es un e ens- YledcsechangelegFBDIs geilstliåheb Esscån äind Tiåinikzeiz des trankes ist aber der Sache nach nichts Anderes, als das Glauben an den blutigen Versöhnungstod Christi. (Philippi.)· Jenein stolzen Geiste, der alles zu ver- stehen meinchfwahrend er nicht-Z; Ferstehenßkann Iznd ma , tritt Je us einem reinen e en gemä mit en mysteriösesten Spriichen gegenüber. Es ist ein fader Grundsatz schwachlicher oder verkehrter Philanthropie (Mensche·nliebe), wenn man verlangt, dem chikanösem falschkritifchen Denken, das nicht verstehen will, mußte der Glaubensgekipalt durch alle möglichen Herabstim- mungen und ab chwächende Erklärungen plausibel ge- macht werden; sol en Stimmungen gegenüber nimmt . vielmehr die Wahr eit den stärksten, stol esten Ausdruck an, um den Prozeß der hoffnungslofen echselwirkung zu einein reinen Abschluß zu bringen. Das Mysterium verhüllt sich dem Verächter gegenüber, indem es in dem reichsteii Prachtgewande seiner Shmbolih seines shmbolis en Ausdrucks ihm gegenüber tritt und von ihm» schei et. III. Länge) Jndem Jesus in V. 51 aussprach, da er sein Fleisch opfern und zu essen eben werde, hat er schon augenscheinlich auf das assaniahl angefpielt; jetzt macht er diese Anspielung noch einleuchtendey indem er ausdrücklich beides, Fleisch und Blut, unterscheidet. Allerdings gehörte das Blut des Lammes nicht zu dem Mahl selbst, aber bei der Erlösung, deren Gedächtniß in dem Mahl ge- feiert wurde, hatte es eine entscheidende Stellung ein- enommen: es war als Zeichen der Sühnung auf die hürpfosten gegossen worden und hatte das Volk vor den Schlägen des Todesengels geschittzt; bei der Opfe- rung des Lammes im Tempel wurden die Hörner des Altars damit besprengt, welche hier · ewissermaßen die Stelle der Thürpfosten der israelitiszchen Häuser ver- traten. Das Fleisch des Menschensohnes nun ent- spricht dem Fleisch des Lammes, welches den Haupt- , 20; J, 27; Col. 3, 11; 2. Cor· 13, S; Jo .« 120 Evangelium Johannis S, 54——59. bestandtheil des Passamahls bildete; wenn das Blut vor dem Tode schützt, so ist das Fleisch das Nahrungs- mittel, welches positiv das Leben mittheilt —Rettung vom Tode, Mittheilung des Lebens, in diesen beiden Thatsa en lie t das Heil vollständig. Jndem Jesus so die eiden Elemente, Fleisch und Blut, besonders erwähnt, kündigt er bestimmt seinen Tod, und war seinen gewaltsamen Tod an; denn wenn das lut fließen und zu trinken gegeben werden soll, so muß das Fleisch eschlachtet werden. Hat nun der HErr im vorliegen en Verse aus das Wie? in der Rede der wiedersprechenden Juden (V. 52) indirekt- seine Erklä- rung, und zwar zunächst in ne ativ er Weise gegeben, indem er der mens chlich en erneinung, die in seiner Rede lag, eine göttliche entgegenstellte: ,,ihr saget wohl, das kann nicht sein; ich aber sage euch, wenn ihr nicht esset und trinket, so lebet ihr nicht«; so spricht er nunmelär dieselbe Jdee in positiver Form aus, als Verhei ung, ja er erhebt den Blick des Gläubigen zu dem letzten Ziel, auf welches diese Lebensmittheilung hinausläust, zu der Auferweckung des Leibes. (Godet·) 54. Wer [dagegen, indem er an mich glaubt und so meinen blutigen Versöhnungstod sammt den Kräften der zukünftigen Welt, die in mir be- schlossen liegen, sich aneignet] mein Fleisch isset-«· und trinket mein Blut, der hat [fchon hienieden in den innersten Tiefen seines Wesens] das ewige Leben, und ich werde ihn [damit dieses Leben auch nach außen hin sich allseitig entfalte] am jüngsten Tage auf- erweclen [V. 40]. 55. Denn mein Fleisch ist die rechte Speise seine folche, welche das wahrhaft bewirkt, was in der Idee einer Speise liegt, nämlich Leben da einzuführen, wo sonst der Tod eintreten müßte], und mein Blut ist der rechte Tranktt swelcher seine Bestimmung allseitig erfüllt, während andere Speise und anderer Trank immer nur theilweis und für kurze Zeit, dazu nur in dem niederen irdischen Bereiche wirken]. 56. Wer mein Fleisch isset und trinket mein Blut [um hier den Vordersatz von V. 54 wieder aufzunehmen und darnach das, was dort im Nachsatz gesagt ist, euch recht klar und selbstver- ständlich zu machen], der bleibet in mir ldaß er fortwährend in mir lebt und webt], und ich [bleibe] in ihmiii [wirke und walte ohne jegliche Unterbrechung in ihm und bin das Allbestimmende für sein Leben in allen Beziehungen und Ver- hältnissen Kap. 15, 4 ff.; 17, 23; 1. Joh. g, 24]. 57. lDie unmittelbare Folge solcher geist- lichen Vereinigung ist aber diese :] Wie mich [indem ich Mensch geworden und damit aus dem ewigen, göttlichen Lebensstande, der mir eignete, eingetreten bin in den menschlich abhängigen Stand eines Knechtes Gottes Jes. 42, 1 Anm.] esandt hat der lebendige Vater sder das Leben hat in ihm selbst, in dessen Wesen also alles lauter Leben ist], und ich lebe sin diesem meinem Menschheitsstande] um des Vaters willen [denn der Vater, mit dem ich in beständiger, wesent- licher Gemeinschaft stehe, theilt mir auch fort- während sein eigenes Leben mit Kap. s, 26]; also, wer mich isset [als das lebendige Brod, das vom Himmel kommen ist V. 51], derselbige wird auch leben um meinetwillens [darum, weil er so mein Leben beständig in sich aufni1nmt]. 58. Dies [von solcher Beschafsenheit und Wirkung] ist das Brod, das vom Himmel kommen ist swie schon in V. 50 gesagt], nicht [aber hat es mit demselben gleiche Bewandtniß] wie [mit demjenigen Brod vom Himmel, dessen ihr vorhin so rühmend gedachtet V. 31:] eure Väter haben [da allerdings] Manna [das in gewissem Sinne ja wohl auch Himmelsbrod genannt wird Pf. 78, 24] gegessen und sind [doch gleichwohl] gestorben [das Manna war also» noch nicht das rechte Himmelsbrod V. 49]. Wer Dagegen] dies Brod isset [das euch zum Genusse sich darbietet V. 27 fs.], der wird leben in Ewigkeit H [V. 51]. «) Der HErr gebraucht von hier an vier Mal (V.54 zwei Mal und in V. 56 u. 57 je ein Mal) für ,,essen« einen Ausdruck (trogein), welcher die im Vor- hergehenden gebrauchten (phagein und esthieiry noch verstärkt: mit Fleiß essen, recht durch- und ein- essen. Weil nun vor Einsetzung des heil. Abendmahls kein Mittel des mündlichen Genusses des Fleisches und Blutes Christi da war, so wäre die capernaitische (sinnenfällige) Deutung der Rede des HErrn (V. 52) unvermeidl1ch, sollte dieselbe direkter Weise vom münd- lichen Genießen handeln. Der Glaube vielmehr ißt und trinkt, und zwar beständi , Jesum Christum; er läßt Christum nicht draußen, sondern nimmt ihn auf, ergreift ihn und in ihm das Leben, ziehet ihn an und machet, daß wir in ihm sind und erfunden werden; wer im Glauben das Wort Christi hält, zu dem will er kommen und Wohnung in ihm machen(Kap.14,23). Unser Glaube also und Christus, an welchen wir glauben, bleiben nicht von einander getrennt, wie etwa unser Gedenken an einen Freund den Freund selber nicht erlangen, seiner nicht habhaft werden kann: unser Gedenken gleicht einer Schüssel, worin die Vorstellung, die wir uns von dem Freunde machen, liegen bleibt; aber der Glaube hat Hände, die an Christum hinan- reichen. Jndem er selber seine Hand im Wort nach uns ausstreckt und in unsre Seele greift, daß sie lebendig wird, ergreift die also ergriffene Seele wieder Christum, und dies Ergreifen ist eben der Glaube. (Besser.) Für spdas Wunder, welches beim Abendmahl innerhalb der irdisch-menschlichen Natur geschieht, be- darf es des Glaubens nicht, um es möglich zu machen, sondern nur des Willens Christi, es u thun; und er hat den Willen, es zu thun, wo as gemeindliches Handeln Höschiehh welches er dafür verordnet hat» Aber ein under zu erleben, kann ebensowohl zum? Gericht als zum Heile Lgereichem und zum Heile ge- «« reicht dies eitweilige undererlebniß nur, wo das stetige Wun er der persönlichen Lebensgemeinschast mit Christo stattfcndet (Hofncann.) sit) Das eine, Christi Fleisch, ist überhaupt erst Speise im wahrhaftigen und wesentlichen Sinne, näm- Das Manna in der Wüste ehemals, und das Brod vom Himmel nunmehr. 121 lich wahres Leben spendend; das andere, Christi Blut, erst Trank in ewiger Bedeutung , himmlische Lebens- ersrischungz solange der Mensch nicht lebt, webt, athmet und enießt in den real-idealen Bezügen der Welt zu Christo und durch Christum zu Gott, muß sein Lebenshungersortdauern bei aller irdischen Spei- sung, sein Lebensdurst bei aller Tränkung Der Um- Zug mit dein Leben Jesu, die Anschauung seines esens, die Betrachtung seines Worts, die Versenkung in seinen Tod wird des Gläubigen eigenste, höchste Lebensnahrung, so daß der Genuß Christi jeden Lebens- Zenuß ihm verklärt und immer mehr mit dem irdischen ebensgenuß ihm identisch wird; und wenn ihm dann sein Christenthum so zum höchsten Lebensgenuß und all’ seine Lebensnahrung christologisch geworden, dann hat er das Bewußtsein des ewigen Le ens, er ist jetzt Eins mit dem Lebensprinzip der ewigen Welt und bewegt sich in den ewigen Beziehungen dieses Lebens. Sein Leben geht ewig von Christo aus und zu Christo hin, und bewegt sich um ihn erum wie der Planet um die Sonne kreist; darum it es ihm gewiß, daß er aus allen Tiefen des pkysischen Todes in der Kraft dieses Einswerdens mit hristo durch ihn wieder her- ausgezogen werden wird in das Licht des Lebens. (P. Lange.) — IN) Das Bleiben der Gläubigen in Christo begreift zweierlei in sich: das Verzichten aus alles eigene Leben, auf alles Verdienst, alle Kraft, alle Weisheit, die aus dem Eigenen fließt; sodann das vollständige Ruhen in Christo als in Dem, welcher allein den Reichthum be ißt, sder diese Leere auszu- füllen im Stande ist. Das Bleiben Christi in dem Gläubigen drückt die vollständige Mittheilung alles dessen aus, was Christus hat, ja alles dessen, was er ist, seiner ganzen Persönlichkeit. Aus diesem gegen- seitigen Verhältniß ergiebt sich für den Gläubigen das Leben-« (Godet.) Da das natürliche Wesen des Men- schen und das Wesen Christi sich unbedingt entge en- gesetzt sind, so kann eine wahre und dauernde er- einigung nur also zu Stande kommen, daß der Mensch sein Wesen ausygkebt und das Wesen Christi in sich ausnimmt: der ensch muß jesushast werden, sonst ist seine Vereinigung mit Christo nur ein eitler Scheiii, welcher schwindet wie eine Morgenwolke (Hen stenberg.) Den unterscheidenden Chara ter des Chri ten macht die Verbindung und Gemeinschaft mit Christo als dauernde, zuständliche Bestimmtheit seines Lebens aus (Röm. 8, 10; 2. Cor. 13, 5; Gal. Z, 20); daß aber diese Verbindung nicht blos unser persönliches und sittlichcs Dasein ergreift und heiligt, sondern auch aus die natürliche Seite unsers Lebens ihren Einfluß er- streckt, wird eben dadurch bezeu t, daß sie der HErr ein Essen und Trinken seines leisches und Blutes nennt, denn wir werden dadurch theilhafti seiner gött- lichen Natur (2. Petxi1, 4), aber selbäverftändlich keiner andern, als die mit unserm Fleisch und Blut sich geeinigt hat. Und wie er Fleisch und Blut ge- worden ist um unsertwillen, so wird er unsern nich- tigen Leib verklären um seinetwillen, um der Gemein- schast willen, in die er nach Leib und Seele uns auf- genommen hat, so viele unser an seine Namen glauben. (v. Burger.) Bei jeder andern irdi chen Speise wird die Nahrung in Fleisch und Blut des Mens en ver- wandelt; hier ist’s umgekehrt, die Christum au nehmen und mit ihm Eins werden, sollen verwandelt werden in die Aehnlichkeit seines Verklärten Leibes. (Rig- genbach.) s) Christus leitet das Leben, dessen Urquell der Vater ist, zum nienschlichen Geschlecht herüber, dem seit 1. Mos. 3 dem Tode verfallenen; denn ,,an dem Tage, da du davon issest, wirst du sterben« tritt, nach- dem Christus erschienen ist, das ,,an dem Tage, da du davon issest, wirst du leben« gegenüber. (Hengstenberg.) Gleichwie es unmöglich ist, daß Christus vom Tode gehalten ward, weil er den ewi Lebendigen um Vater hat und mit ihm lebt in inheit des Wesens (Kap. 10, 30. 38; Apostg. 2, 24), so ist es auch un- «möglich, daß der Tod derjenigen sich bemeistere, welche in ihrem sterblichen Fleische das Leben des Fleisches und Blutes Jesu Christi mitleben. (Besser.) Die Möglichkeit, Christi Fleisch und Blut sich zum Gericht äu essen, wird hier ausgeschlossen: entweder man isset hristi Fleisch und trinket sein Blut, und hat nun das ewige Leben; oder man isset und trinket Christi Fleisch und Blut nicht, nimmt ihn, den Lebensquell, nicht in sich auf·und nimmt seinen sühnenden Tod nicht an, und bleibt darum im Tode. (Olshausen.) »Um des Vaters willen« oder wegen des Vaters lebt der Sohn, denn sein Lebensstand ruht darauf, daß der lebendige Vater ihn gesandt hat, daß er Den zum Vater hat, der da lebendig ist, also auch sein Leben aus dem Vater hat und in Abhän igkeit von ihm besitzt; ebenso lebt der Gläubige ,,um hristi willen«, hat in Christo den Grund und die Wurzel seines Lebens, indem er ihn geistlich isset, in die Gemeinschaft seines Fleisches und Blutes dadurch tritt, und sein Leben ist ebenso von diesem Genießen Christi abhängig, als das Leben Jesu Christi von dem Vater und seiner Sendung. Es versteht sich von selbst, daß Christus hier nicht von seinem ewigen göttlichen Lebensstande redet, sondern von demjenigen, den er in der menschlichen Natur führt, in den er als Knecht Gottes eingetreten ist; es ist dies aber derselbe Lebensstand, den er uns mit- theilen will, zu dem er sich herabgelassen hat, um sich uns mittheilbar zu machen, so daß die Ver leichung nach allen Seiten zu Recht besteht, aber aus? Neue belegt, daß von der Gemeinschaft mit dem HErrm die durch den Glauben geknüpft wird, die Rede ist· Denn nur diese begründet eine währende Verbindung mit Christo, wie die Sendung Christi eine währende Ver- bindung des Menschgewordenen mit seinem Vater be- gründet hat; und wie das Leben des Menschensohns edinqt und abhängig ist durch und von der Sendung des Vaters, so das Leben des Gläubigen durch und von dem Genusse Christi oder, was dasselbe ist, seines Fleisches und Blutes. (v. Burgen) Wer an Jesum glaubt und ihm nachfolgt, emp ängt nicht blos durch einzelne, äußere oder innere Eaben des HErrn Mit- theilun en seiner Gnade, so daß er in einem äußer- lichen srhältnisse zu ihm bliebe; sondern durch den lebendigen Glauben an Jesu Leben und Tod für uns genießt e·r Jesum selbst, Jesus wohnt in ihm, es» ent- teht zwischen »ihi·n und Jesu ein ebenso· innerliches, lebendiges, machtig wirkendes Verhaltniß, wie es zwischen dem Sohn und Vater von Ewigkeit her be- steht. (v. Gerlach.) — H) Zum siebenten Mal in der ganzen Rede kehrt hier das ,,vom Himmel« wie- der: dieses und ein solches Brod ist’s also, von dem ich geredet habe — nicht ein Himmelsbrod von der Art, wie ihr davon spracheh und ich dazu setzen mußte: ,,sie sind » estorben«; bei diesem Brode hingegen ist kein Gege senhaben und daiin Sterben, son ern sur jeden, der es ißt, ein unbeschränktes, vom ersten Essen anhebendes und bleibendes »der wird leben in Ewig- keit.« (Stier.) 59. Solches [wie von V. 26 an berichtet worden] sa te et [um’dies wegen der großen Wichtigkeit einer Rede hier noch genauer anzu- geben, als in V. 24 f. geschehen] in der Schule, 122 Evangelium Johannis 6, 60—66. da er lehrete zu Kapernaum [und seinen Vortrag über eine bestimmte Stelle der Schrift beendigt hatte]. Wir können nicht anders, als aus der Schule zu Kapernaum uns zugteich in jenen Saal zu Jerusalem u versehen, in welchem am folgenden Osterfeste der eiland das Osterlamm aß mit seinen Jüngern und das Sacrament des heil. Abendmahls einsetzte für seine Gemeinde. Einen solchen Heiland sollten wir haben, der u unsern blöden Seelen sich neigt und auch zu mün licher Empfahung die himmlischen Gaben uns entgegenbringt, deren geistlicher Genuß uns noth- wendig ist zur Seligkeit; die besondere Sacraments- nade besteht ier darin, daß der geistliche Genuß des leifcEs und lutes Christi den mündlich Es enden und rinkenden nun auch versiegelt wird. ( esser.) Eben deshalb, weil der Genuß des Fleisches und Blutes Christi die unerläßliche Bedingung des Lebens und« der Seligkeit für uns ist, hat der HErr das Sacrament eingesetzt; eben deshalb, weil keine Stil- lung unsers geistlichen Hungers und Durstes, keine Empfahung des Lebens, keine Vereinigung mit ihm, dem Urheber und Quell unsers Heils, mö lich ist außer durch den läubigen Genuß seines leisches und Blutes, und och unser Glaube theils schwach und blöde ist, theils Zieniedem wo wir unsern Schatz noch in irdenen Gefä en tragen, an dem Gefühle kei- nen festen Grund und Boden hat, giebt er unserm Glauben im Sacrament einen unwandelbaren, unzwei- felhaften Anhalt und reicht uns unter den sichtbaren Elementen die zur Seli keit unerlüßlich- nöthigen himmlischen Gaben. (Delitzsch.) wohl Jesus chon damals an die Einsetzung des heil. Abendmahls ge- dacht habe? »Wir halten es für wahrscheinliclx er wußte, daß sein Tod bevorstehexsund stellte ihn m sei- nen Gedanken mit dem Opfer des Passa-Lammes zu- sammen, er wußte also auch, daß sein Tod für das Leben der ganzen Welt das sei, was das Opfer des Lammes für die Existenz des Volkes Israel gewesen war; was war natürlicher, als daß er von da aus auf den Gedanken an ein·Gedächtnißmahl seines Todes eführt wurde, wie das Passamahl ein Gedächtniß der pferung des Lammes war? Demnach wäre die Ein- setzun des heil. Abendmahls nicht als eine Eingebung des ugenblicks anzusehen, sondern Jesus ätte den Gedanken schon lan e im Herzen getragen. ie lange wohl? Vielleicht e en seit dem Tage, da er auf die Freude, das Osterfest in Jerusalem zu feiern, ver- zichten mußte, und der Menge, die von allen Seiten her u ihm strömte, schnell ein ähnliches Fest bereitete, wie as in der heil. Stadt gefeierte; dieses Festmahl, das er jetzt seinen Jüngern als augenblickliche Ent- schädigung gab, verwandelte sich später im hl. Abend- mahl in eine bleibende Ordnung. (Godet.) Die Hauptwirkung übt das Fleisch und. Blut Jesu dadurch aus, daß sein Leib für uns getödtet, sein Blut für uns Vergossen worden ist, und daß im Sacrament die er für uns gebrochene Leib, dieses für uns ver- go sene Blut uns dargereicht wird; daher erklärt sich auch die doppelte Gestalt des heil. Abendmahls, die- jeni en aber, welche den Laien den Kelch entziehen, rau en ihnen ihre persönliche, freie Lebens emeinschaft mit Christo und würdigen sie, soviel an i nen ist, zu einer allgemeinen, von einigen wenigen ganzen, vollen Gliedern des HErrn regierten Masse eines Christen- Volks herab. (v. GerlachJ 60. Viele nun seiner Jünger [im weiteren Sinne des Worts Luk. 7, 11], die das swas Jesus in V. 53 ff. zu dem vorhin schon an- stößigen Ausspruch in V. 51 noch Schärferes und Einschneidenderes hinzugefügt] höreten, sprachen sjetzt ebenfalls jenen Juden in V. 52 sich an- schließend, einer zu dein andern, doch mehr in leisem Geflüster, als in offen hervortretenden Aeußerungen]: Das swas er da vorbringt] ist eine harte [all unserm Denken und Fühlen durch- aus widerstrebende] Rede, wer kann sie bbrens [da er geradezu Absurdes, Sinnloses damit be- hauptet Kap. 10, 20]? 61. Da Jesus aber sder wohl wußte, was im Menschen» war Kap. 2, 25] bei sich selbst [ohne erst eine Nachfrage halten zu müssen] merken, daß seine Junger sdie er unter einander flüstern sahe] darüber mutreten lwas er so eben von dem Essen seines Fleisches und Trinken sei- nes Blutes gesagt hatte], sprach er zu ihnen: Aergert euch das sals wäre es eine absurde, sinnlose Rede, als muthe ich euch etwas rein Undenkbares, Unvernünftiges zu]? 62. Wie [wird euch das auch noch so sinn- los und unvernünftig vorkommen], wenn ibr denn sobgleich nicht ebenfalls sinnlich, mit dem leib- lichen Auge, wie meine erwählten Apostel aller- dings solcher sinnlichen Wahrnehmung werden gewürdigt werden Apostg. 1, 9., so doch geistlich in dem Werke, das vom Himmel her geschehen wird Matth. 26, 64; Osfenb. 11, 12., nämlich in der Ausgießung des, heil. Geistes Apostg. T, 32 ff. und in der Stiftung einer eigenen Ge- meinde, die da ist von meinem Fleisch und von meinem Gebein Ephes 5, 30] sehen werdet des Menschen Sohn ausfahren dahin, da er zuvor war« [zu seinem Vater im Himmel, und so sich erweisen als das lebendige Brod, vom Himmel kommen, und giebt der Welt das Leben]? 63. Der Geist ists, der da lebendig macht [wenn ich vorhin gesagt habe, daß, wer mein Fleisch ifset, das Leben haben werde, so ist es freilich nicht das Fleisch als solches, was diese Leben mittheilende Kraft besitzt, sondern der Geist, mit dem mein Fleisch erfüllt, von dem es durch- drungen ist]; das Fleisch [an welches ihr bei meinen Worten denkt, die bloße materielle Sub- stanz, die bei irdischem Fleischgenuß verzehrt wird] ist [für das Leben des inneren Menschen, um das es hier sich handelt] kein nütze [wie da- gegen mein Fleisch schon jetzt, ini Stande der Erniedrigung, ein vom Geistdurchzogenes und Leben mittheilendes ist, könntet ihr recht wohl an euch selbst erfahren, iwenn ihr in der rechten Empfänglichkeit mir gegenüberstündet]. Die Worte, die ich rede, die sind Geist nnd Lebens« [wie solche, die da glauben, bezeugen können V. 68]. Aergerniß Vieler an Jesu Rede und Abfall von seiner Nachfolge. 123 64. Aber es find etliche unter euch, die glauben nicht sdie einen noch zu unempfänglich und stumpfsinnig, als daß meine Worte den rechten Eindruck auf sie machen könnten, die an- dern aber schon feindselig sich dagegen verschlie- ßend und muthwillens in Unverstand sie ver- kehrend]. Denn Jesus wußte von Anfang sseiner messianischen Wirksamkeit, da er Jünger um sich sammelte Kap. 15, 27; 16, 4., in Beziehung auf sie allej wohl, welche nicht glaubend waren, Und sin Beziehung auf die Zwölfe noch insonder- heit] welcher ihn verrathen würdes 65. Und er sprach sals er vermöge dieses seines Wissens so indie Herzen seiner Zuhörer hineingriff und dabei sich keineswegs verhehlte, was die unmittelbare Folge davon sein würde V. 66]: Darum [weil ich gleich bei eurem Kommen zu mir klar voraussah, wie bald das- selbe in sein Gegentheil umschlagen würde] habe ich euch [vorhin V. 44, vgl. mit V. 37] gesagt, niemand kann zu mir kommen, esfei ihm denFHvon meinem Vater gegeben [Kap.12, 39 .. litt. Von dem an [als nun die Versamm- lung auseinanderging und die, die bei dieser Rede in der Schule zu Kapernaum gegenwärtig gewesen waren, sich nach Hause begaben] gingen feiner [bisherigen] Jimger [V. 60 Anm.] viele hinter sich [indem sie sich wieder ihren früheren alltäglichen Beschäftigungen zuwandten] und wan- delten hinfort nicht mehr mit ihmH sdaß sie auch ferner ihm nachgezogen wären, wenn er im Lande umherzog, sondern kümmerten sich weiter nicht um ihn, als ginge er sie nichts an]. V) Der Ausdruck ,,Jünger« bezeichnet hier Leute, welche sich an Jesum angeschlossen hatten, ihm e- wöhnlich nachfolgten und selbst ihre ordentlichen e- schäftigungen ab ubrechen pflegten, um ihn zu be- gleiten (V.66); ihr Ausruf aber kann wohl kaum auf etwas Anderes gehen, als auf den paradoxen Inhalt der letzten Worte Jesu, daß man sein Fleisch essen und sein Blut trinken müsse. Dies ist der am stärksten hervortretende und zugleich der auffallendste Gedanke in dem Vorhergehenden, welcher wohl auch derglei en Jün ern empörend vorkommen konnte. (Godet.) b- glei sie wohl von ihm sich belehren, in guten Werken unterrichten und auf eine gewisse äußerliche Weise zu Gott wollten weisen lassen, so widerstrebte ihnen doch der Gedanke, daß Jesus elbft, seine ganze für das Leben der Welt in den od hingegebene Menschheit von ihnen genossen werden sollte, um ihnen das ewige Leben zu geben. (v. Gerlach.) Einiges aus Gottes Wort wollen wohl viele ertragen und nach dem Willen ihrer Vernunft sich zureclåx legen; aber daneben iebt es doch solches, woran ernunft und irdischer inn ein für alle Mal sich ärgern. (Besser.) IV) Gegenstand des Streits unter den Auslegern ist, was hinter der Frage des 61. Verses, die einen ab- gebrochenen Satz bildet, zu ergänzen sei —— ob: was werdet ihr dann erst sagen? wird dann euer Aerger- niß nicht noch viel größer werden? oder: werdet ihr euch dann auch noch ärgern? Nur die letztere Er- gänzung, wo der HErr sie auf eine Zeit und auf einen Vorgang hinweist, durch welchen ihr gegenwär- tiges Aergerniß werde gehoben werden, ist annehm- bar; denn dies war ja das Aergerniß für die, zu denen er redet, daß ein Mensch sein Fleisch und Blut u essen und zu trinken geben wolle. Darum werden fie hingewiesen auf die Veränderung, die mit diesem Menschen vorgehen wird. Jene rhöhung nämlich dahin, wo er zuvor war, schließt ganz von selbst die Verklärung des Menschensohnes auch seiner Leiblichkeit nach in sich, wodurch sie dem Stande, in den er ein- gehen wird, entsprechend und gleichartig werden wird der göttlichen Natur, mit welcher sie vereint ist; dann wird die geistliche Gemeinschaft mit ihm, der geistliche Genuß und Antheil an seiner Natur (die Leiblichkeit derselben nicht aus-, sondern eingefchlossen) keine un- denkbare Sache und kein unüberwindlicher Anstoß mehr sein. (v. Burger.) An die Stelle der gegen- wärtigen fleischlichen Existenz-weise tritt dann die ver- klärte, wodurch das Fleisch des Menschensohnes auf- hört, Ge ensatz des Geistes zu sein und selber Geist wird. aran konnten freilich die Jünger vorher so- wenig denken als die Juden, .weil sie so wenig wie diese eine Vorstellung dieser Thatsache, die eine neue war, gewinnen konnten, bevor sie geschehen war; aber die Zwölfe konnten doch eine Ahnung davon erlan en, wenn sie sich jenes nächtlichen Vorgangs in V. 1 ff. erinnerten, in dem sie eine Vorbil ung dessen hatten, was später Jesu widerfahren sollte, und au die Andern fühlten ja bei ihrer Frage in V. 25, da mit diesem Jesu es eine eigent ümliche, wunderbare Be- wandtniß haben müsse. ( uthardt.) Der sein Fleisch gegen des Fleisches natürliche Art himmlisch machen ann, derselbige kann auch bewirken, daß sein Fleisch der Menschen lebendig machende Speise werde. (Chemuitz.) Es kann ausfällig erscheinen, daß auch diese Jüngey im weiteren Sinne des Worts, zu denen der HErr redet, sein Auffahren dahin, da er zuvor war, sehen sollen, und genügt zur Erklärung nicht die Auskunft, daß ja etliche unter den Anwesenden waren, an denen sich dies bei der Himmelfahrt er- fülltex wohl aber läßt si das Sehen (oder enauer: Schauen, theorejn) als ezeichnung der gewi sen Er- fahrung verstehen, wie sie das eugniß der Apostel und des vom Himmel gesendeten eiftes hernach wirk- liåhtAcllfn gab, so gut als hätten sie es selbst gesehen. ie . IN) Bloßes Fleisch nützet nichts, nämlich solches, wie nach der Meinung der Juden das Fleisch war, von welchem Jesus redete (vgl. 2. Tor. 5, 16); der HErr redet hier unter der Voraussetzung wenn sein Fleisch bloßes Fleisch wäre, es ist das aber ebenso die Voraussetzuiig eines Nichtwirklichen, ja Unmöglicheiy wie wenn er in V. 38 von ,,seinem Willen« redet· (Be·ngel.) Jn Christo will erkannt werden die Ge- meinschaft und Einheit des Fleisches und Geistes. (Jrenäus.) » Ohne den Geist ist das Fleisch freilich schlecht Fleisch, will der Heiland sagen, und keine lebendige· Speise; aber mit dem eist ist es eine Znadenreiche Speise des Lebens, Jn mir nun sind leisch und Geist nicht wie Jrdischcs und wider einander, sondern« mein Fleisch und lut, meine menschliche Natur ist geistes- und lebensvoll. (Besser.l Von seinem gotterfüllten Fleische konnte und durfte Jesus sagen, was allerdings vom menschlichen Fleische an sich allein und als solchem gesprochen unstatthaft gewesen wäre; wenn aber vollends er auch seiner Leiblichkeit nach, wenn er als des Menschen Sohn eingegangen sein wird in die Herrlichkeit gottgleichen, überweltlichen Seins, worauf V· 62 hinwies, dann. immlisches . 124 Evangelium Johannis 6,«67——7 1. 7, 1. wird jeder Anstoß an seinen Worten für den Gläubigen aufgehoben sein; und daß die Jünger im Glauben jetzt« schou diesen Anstoß überwinden, kann er von ihnen erwarten, darum sagt er: »die Worte, die ich zu euch rede, sind Geist und sind Leben.« (v. Burgen) Wenn Jesus nur sagte: ,,sind Geist«, so könnte man erklären: sind geistlicher Art, müssen in bildlicher Be- deutung gefaßt werden; allein er setzt hinzu: »und sind Lebeu«, er will also sagen, seine Worte seien die reine Verkörperung des Geistes und das Vehikel (Ueberleitungsmittel) des Lebens. Ein Echo dieses Ausspruchs Jesu ist hernach das Bekenntniß des Petrus: »du hast Worte des ewigen Lebens«; die Erfahrung der wahren Gläubigen ist bereits vorhanden, um die Behauptung des Meisters zu bestätigen. (Godet.) f) Der Anfang des Verhältnisses, in das Christus zu dem Einzelnen trat, bildet den Gegensatz gegen ein längeres, zu psychologischen Beobachtungen Anlaß gebendes Beisammenseim nicht aus solchem schöpfte Jesussein Wissen, sondern aus seiner Theilnahme an dem Privilegium desjenigen, der Herzen und Nieren prüft. Und nun mußte das Vorauswissen auch des Verrathes des Judas, weit entfernt Jesum zu bestimmen, daß er ihn nicht unter die Apostel aufnahm, ihn viel- mehr zu olcher Aufnahme veranlassen; der Apostelkreis würde keine wahrhafte Vorausdarstellung der Kirche sein, was er doch sein sollte, wenn Judas darin fehlte. Die Meinung, Jesus habe das Verbrechen des Judas dadurch nicht befördern dürfen, daß er ihn in seine Gesellschaft aufnahm, beruht auf Verkennung der in Gott und Christo lebendigen moralischen Weltordnung, welche noch bis auf den heutigen Tag fortwährend diejenigen, deren Herz nicht richtig ist, in Lagen ver- wickelt, in denen die Versuchung an sie herumritt, in denen ihre Sünde entwickelt und gereift wird; die mei ten Mörder hätten unter andernUmständen ganz ehr are Leute sein können. Es ist nicht Gottes Weise, dafür zu sorgen, daß, was in dem Herzen schlummert, nicht erwachez vielmehr ist seine ganze Führun darauf berechnet, daß die Entfcheidung, entweder zur eligkeit oder zur Verdammniß, erfolge. (Hengstenberg.) ff) Mit Absicht hatte der HErr in seiner ganzen Rede sich sckgeheimnißvoll undfür den gemeinen Ver- stand ärgerlich ausgedrückt, damit er Spreu und Weizen sichtete und sich einen Kreis von ächten Jün ern e- wönnex dem hochmüthigen Verstande will er nicht a es wasserklar einschütten »Es ist dennoch fo«, sagt er ihnen, »wenn es auch über euer Begreifen hinaus- geht«. Es sollte sich offenbaren, welche bisher nur äußerlich mitliesen, und welche dagegen im Herzen festgehalten wurden durch die Worte des ewigen Lebens, die sie sonst nirgends vernahmen, um deretwillen sie ihm trauten, auch wo· sie die Geheimnisse, die über unser irdisches Maß hinausliegem noch nicht zu be- greifen vermochten (R1ggenbach.) 67. Da sprach Jesus zu den Zwblfen fals er mit ihnen ebenfalls die Synagoge verlassen hatte]: Wollt ihr auch weggehen? [Jst einer unter euch, der eschwolltz ckdJr thue es; ich halte meiner- seits ihn ni t zurü . 68. Daß antworteäe ibgi Simoixh gäetgus [meinend, da er aus em erzen au a er Uebrigen, ohne irgend welche Ausnahme, rede]; DER, wohin [genauer·: zu Wem, zu welchem andern Meister, wenn wir von dir wollten· weg- gehen] sollen wir gehen [und wo würden wir das auch nur wieder finden, was wir an und in dir haben, geschweige, daß wir Größeres finden sollten]? Du hast Worte des ewigen Lebens fsolche, die den Stempel des ewigen Lebens an sich tragen und es da erwecken, wo man im Glauben sie aufnimmt]; 69. Und wir [im Unterschied von denen, die vorhin gegangen sind] haben lgleich anfangs, da wir zu dir kamen Kap. 1, 41 sf., 45 ff.] geglaube und [im Verlauf unsers Beisammen- seins mit dir mehr und mehr, besonders aber in der letztvergaugenen Nacht mit voller Klarheit V. 19 ff. ; Mattkx 14- 28——33] erkannt, daß du bist Christus, derSobn des lebendigen Gottes [Matth. 16, 16 — nach anderer Lesart: der Heilige Gottes Mark. 1, 24; Lu»k. 4, 34]. » Jesu ganzes Herz drückt sich aus in· seiner Frage, seine Wehmuth und Liebe-· Er thut» die Frage nicht um s ein etwillen, denn feine Seligkeit ist unabhängig vom Verhalten der Menfchen; er fragt um der Jünger willen, die Liebe zu ihnen dringt ihn, weil man Alles verliert, wenn man Jhn verliert. (Heubner.) Er wingt sie ja freilich nicht, der demüthige Jesus, daß sie bleiben, wie auch der Vater sie nicht zwang, zu kommen, indem er sie zog; aber es liegt in seiner Frage doch eine nicht auszusagende,· nur durch Er- fahrung u erkennende Gewalt der die Freigelassenen festhalten en Liebe. (Bess»er.) Petrus· antwortet rafch im Namen der Andern, wieer meint: im Namen Aller. Das Weggehen faßt er zuerst aus und drückt den ihm entsetzlichen Gedanken stark aus: daß wir uns selbst nicht mehr helfen und rathen können, ist gewiß; also zu wem? zu wem als Meister und Hirten? Der Täufer ist nicht mehr vorhanden — etwa zu den Meistern in Jsrael zurück? Es wird ihm bange, so etwas auch nur zu denken: ,,nein, wir bleiben deine Jün er!« (Stier.) Er führt einen zwiefachen Grund des reubleibens an: 1) du hast Worte des ewigen Lebens; Z) wir haben geglaubt und erkannt &c. Auch die Apostel mochten die Geistes- und Lebensworte Jesu noch nicht völlig verstehen; aber vermöge des Zuges des Vaters erkannten sie, daß seine Worte nicht aus dieser Welt, sondern aus dem ewigen Leben, der höheren Welt herstammten und nicht blos dahin Wiesen, sondern die Kraft und den Vorschmack des ewigen Lebens wirklich mittheilten, und daß er auch deshalb nicht von der Erde, sondern von Gott herstamme. In« solcher Verbindung ist dies Bekenntniß das tiefste und inhaltvollste, was während Jesu Lebens auf Erden ein Jünger that. (v. Gerlach.) 70. Jesus fdie Meinung Petri, als ob er wirklich im Namen ihrer aller rede, berichtigend] antwortete ihm snach besserer Lesart, die von Luther selbst anderwärts befolgt wird: ihnen]: Hab ich nicht euch Zwölfe [in dieser Vollzahl] erwåhlet? Und euer einer [an denen sogleich bei eurer Berufung eine Wahl der Gnaden sich voll- zogen] ist [gleichwohl] ein Teufel [es hat also der Abfall von mir bereits in den engsten Kreis meiner Jünger Eingang gefunden, und wird nun vollends, da er nicht mehr auszuscheiden ist, sich bis zu einem wirklichen Teufelswerk Kap. 13, 2 u. 27 ausgestalten, s. die Bem. zu V. I7]. Petri Bekenntniß und Judä Verrath. Jesu weiterer Aufenthalt in Galiläa. 125 71. Er [Jesus, damals von den Jüngern mit seiner Andeutung noch unverstanden 2, 21 f.] redete aber [wie sie später erkannten] von dem Juda [Sohn des] Simon smit dem Beinamen] Jscharioih.[Matth. 10, 2 ff., Nr. 12]; derselbige verrieth ihn hernach, und war der Zwölfen einer [wie der Leser aus den andern drei Evangelien bereits weiß] Jesus zerreißt den Schleier, welchen das scheinbar einstimmige Bekenntniß über den verborgenen Unglauben des Einen unter ihnen gedeckt hat; er will damit nicht nur gegenüber von Judas aller Verantwortlichkeit sich entledigen, sondern auch »dem Aergerniß begegnen, welches der Gedanke, daß ihr Meister nicht Scharfblick genug gehabt, den Aposteln hätte geben können. In sseiner Antwort nun erinnert er zuerst an die That- sache, aus welcher die von Petrus behauptete Gemein- samkeit des Glaubens sich« zu ergeben schien: »hab ich nicht euch Zwölfe erwählet?« Darnach stellt er die andere Thatsache vor Augen, welche einen grellen Gegensatz dagegen bildet: »von euch, den von mir selbst Erwähltem ist einer ein Teufel-« Letzteres Wort, hier als Adjeetiv gebrauchh bezeichnet einen Menschen, der die Eigenschaften dessen hat, der im neuen Testament derTeufel heißt. Der HErr hatte so eben dem Judas mittelbar die Thür gewiesen (V. 67); Leute von gleicher Gesinnung, wie er, hatten ihm das Beispiel gegeben ränciki n;aren gegangen, er aber war geblieben und be- e te i nisses etri. Da spricht der von Jesu gebrauchte Ausdruck die tiefe Entrüftung aus über die Beharr- lichkeit des Judas und über das vorausgesehene Ver- brechen, zu welchem sein. Thun noch führen wird. (Godet.) Niemals hat der HErr den Judas» vor den andern Jüngern offenkundig zu Schanden gemacht: sie wissen hier nicht, welcher der Teufel unter ihnen ist; sie wissen aber auch am letzten Abend noch nicht, welcher es ei,. der Jesum verrathen würde. Jn den Jüngern, so önnen wir sagen, war es die Demuth, die an die eigenen Sünden dachtex verbunden mit Kurzsichtigkeih daß sie ihn so wenig kunnten; aber Judas muß auch selber verstanden haben, mit dämonifcher Selbst- beherrschung sich zu bemeiftern. Es setzt gewiß eine nicht geringe Meisterschaft der Verftellung voraus, wenn er das Wort vom ,,Teufel unter den Zwölfenki hören konnte, ohne daß bei ihm eine Miene zucktex aus dieser höllischen Verzerrung der hohen, keineswegs gemeinen Gaben, die ihm verliehen waren, können wir ihre Größe erkennen. (Riggenbach.) Prediger können die Sünden ihrer Zuhörer wohl strafen, doch mit Behutsamkeih daß sie keinen mit Namen nennen, welches wohl erbittert, aber nicht erbauet. (Eanstein·) Das 7. Kapitel. Christi Jikedigten im Tempel. F« Die vieåte Grujiliä von Selbsibezengnugend Jesu in orteu und ertieu ugt zu dem beugniß as er im zweiten Theil der vorigen Gruppe sikh aussielltb (6, 48): »Ja) bin das Brod des lcebeusts ein weiteres (8, 12): Hist-III «? Mk? IkspikhszesspiNii Miklikdklkä nornungv ee eengv Gvangelisieu beobachtet finden, nach welcher er im Eingange Hexe. III: di« :s::«:»«2"3t-i2«:2.2«.: esse; Ist-et. : ,n un as ar da» ein» di: onus-aus«« Ja: de« äkeiguissku sum, di: jetzt heuchlerisch mit dem Mantel des Bekennt- » uns von jetzt an erzählt werden, bewährt es sitt) iu recht iiugensälliger Weise, was Johannes dort weiter (1, s) ans- gesproazen hat: »das Einst scheinet in der Fiusteeuiß uud die Finsternis haben es nicht begrisfen«; der Gegensatz zwischen Jesu und den Juden hat sitt) mnc schon zu einer Schärfe ausgebildet, daß im Grunde das Thema aller jetzt folgenden Reden dieses iß: »Ja) und Jhr«. Dieses Thema erreicht aber seinen Höhepunkt iu der Selbsibezeugung Jesu als des guten Hirten gegenüber dem bloßen Zliethling nnd gegenüber besonders den Dieben und Rädern, die da kommen, daß sie stehlen, würgen und nmbringea Wir theilen uns die Gruppen nach den beiden Feuers, die sie .in zeiigeselzictztliclser Hinsicht umfassen, in zwei Jtbtheiluugem I« V. 1—Lap. s, 59. sinkt) der im vorigen Kapitel mitgetheilten Begebenheit zu Gstern des J. 29 n. Ehr. hat sich Jesus noch ein halbes Jahr in Galiläa aufge- halten. Kls dann um die Zeit des Eaubhictienfesies von Seiten seiner verwandten die Aufforderung an ihn ergeht, seine Wirksamkeit nach Judäa und Jerusalem zu verlegen, um dort mittels seiner Werke sitt) säuer- liennuug zu verskhassen und sein Rein) als Jllessias Jseaels einzunehmen, lehnt ee ein solches hinaufgehen nach der heil. Stadt sür das beoorsteheude ten entschieden ab, geht aber gleikhwohl liurze Zeit hernach, weil er jetzt weiß, was des Vaters Wille in, und nicht mehr zu den Jlnschlägen der mlensktseu in irgend welcher Beziehung sieht, daher auch ,,nikht osseubarlikh, sondern gleich . heimlith«, hinauf zu dem Fest; die seindselige Stimmung der Juden gegen ihn,.weiche schon in Bau. s, 16 u.18 den Charakter eines mörderisthen Hasses annahm, soviel Zeit und Veranlassung sie auch im dserlaufe von IV» Jahr gehabt hätte, einer besseren Gesinmmg Raum zu geben, schlägt nun gleichwohl wie ein Feuer, das lange unter der Asche foetgeglitnmt hat und auf einmal von einem scharfen Wiudzuge berührt wird, in helllodernder Flamme empor. a) d. 1—10. (§ 69.) Zder von Jesu zuerst ab— gekehnte Vorschlag und dann doch von ihm aufgenommene Eutscijkusz nach Jerusalem zum Fest der Cinubrusk zu gehen. 1. Darnach zog» Jesus [wieder, wie er das schon vor derGeschichte in Kap. 6 gethan hatte] umher in Galilaa; denn er wollte nicht swas er sonst wohl sich würde haben angelegen sein lassen] in Judaa nmherz1ehen, darum, daß ihm die Juden [dort, vor allen die Obersten des Volks Kap. 1, 19 Anm.] nach dem Leben sielleten. Die Zeit dieses halben Jahres, auf welche Jo- hannes hier Bezug nimmt, ist durch diejenigen Begeben- heiten ausgefü t, welche unsre EvangeliewHarmonie in §50-—68 der Reihe nach verführte; es ist aber auch in Galiläa eine nun schon anders geartete Wirksam- keit des HErrn zu bemerken, als die frühere, 10—1i Monat umfassende, .tvelche in §. 28—46 vorlie t, denn auch in Galiläa wird seit der Speisung der Fiin tausend und seit den Vor ängen in der Schule zu Kapernaum F. 47—49) das mherziehen mehr und mehr zu einer uchtartigen Wallfahrt, bis Jesus zuletzt sich ganz und ar auf sein Leiden und Sterben einrichtet und seine «» rbeit darauf beschränkt, die Herzen der Jünger mit der bevorstehenden Zukunft vertraut zu machen. Es ist al o das Osterfest des J. 29, auf welches die Speifung der ünftausend Imit den im vorigen Abs nitt von Johannes beschriebenen Vorgängen in der chule zu Kapernaum fällt, ein entschiedener Wendepunkt im Leben Jesu. Jn geistlicher Hinsicht war er eigentlich 126 Evangålium Johannis 7, 2—-10. schon da ein aus dem Volke Gottes Ausgerotteteiz der er nach der Weifsagung in Dan. 9, 26 werden sollte, insofern er um des Hasses der Juden willen nicht wagen konnte, mit seinen Jüngern die Ostern u Jerusalem zu halten; indem der Evangelist auf diesen Haß, der den HErrn zum Fernbleiben von Judäa nöthi te, hinweist, macht er allerdings den Uebergang zur Fol- genden Geschichte, er blickt abendamit zu l»eich auf ie in Kap. 6 vorangegangene zurück und er lart nach- träglich, warum wir da Jesum, obwohl die Ostern, der Juden Fest, nahe war (V. 4) und die Unterlassung der Passafeier im Gesetz mit der Strafe der Aus- rottung bedrohet ist (4. Mos. 9, 13), dennoch nicht in Jerusalem, wie in Kap. Z, 13 ff., fanden, sondern in Galiläa. Jndessen fällt gerade um dieses Standes der Dinge willen das Ostern des J. 29 mit seinem Schwerpunkt nichtnach Jerusalem, sondern nach Galiläa, wo schon ein· Vorspiel von dem, was der Apostel (1. Cor. 5, 7) schreibt, sich ereignet: »wir haben auch ein Osterlamm, das ist Christus, für uns geopfert«; und so ist unser Evangelist, »der sonst nur Jesu Fest- reisen, und was damit zusammenhängh aus seinem Leben uns erzählt, in Kap. 6 nach Galiläa hinüber- greift, in vollem Recht, wenn er gerade diese Begeben- heit aus der galiläischen Wirksamkeit, und zwar diese allein, in Betracht zieht, denn sie vertritt die Stelle der Osterfeier zu Jerusalem. 2. Es war· »aber [als das Ende des Monats September in jenem Jahre herbeikam] nahe der Juden Fest svon dem in 3. Mos. 23, 33 ff. die Rede ist], der Laubrüst [nämlich, im J. 29 auf den 12.——19. October fallend, vgl. den Kalender in den Schlußbem. zum 1· Maceabäerb. Nr. 4, a. 3. Da sprachen feine Brüder [d. i. seine Schw"ägersleute,.die von Nazareth nach Kapernaum zu ihm herübergekommen waren, um ihn, von dem sie meinten, daß er mit seiner Wirksamkeit in falsche Bahnen gerathen sei, in dasjenige Geleis zu bringen, das ihrer Ansicht nach allein zum Ziele führen könne Matth. 19, 2 Anm.] zu ihm: Mache dich auf von dannen saus diesem Galiläa, das ja nur wie im Winkel des heil. Landes liegt und für den Mefsias Jsraels nicht der rechte Ort ist, seine Herrlichkeit zu offenbaren] und gehe [vielmehr] in Judäam [besonders nach der Hauptstadt des Landes, Jerusalem, dich dort wieder zu zeigen, nachdem du über 173 Jahr dich fern davon gehalten], auf daß auch deine Jünger sdie du von früher her daselbst hast Kap. 2, 23; 3, 26; 4, 1 und die es schon lange übel empfinden, daß du dich ihnen so ganz entziehest] sehen die Werke, die du thust [und für deine An- erkennung als Messias bei dem Volke einen ent- scheidenden Schritt thun mögen; denn was soll der Anhang, der hier in Galiläa dir nachläuft, nähen? auf ihn kannst du ja nimmermehr dich stützen]. 4. Niemand thut etwas im Verborgenen, und will doch frei offenbar sein [niemand, der selber es auf eine öffentliche, allgemein anerkannte in Stellung abgesehen hat, nimmt auch das Geringste, was ihm zu dieser Stellung verhelfen kann, in einem Verborgenen, abgefchiedenen Winkel vor, wo Keiner von denen, auf deren Urtheil und Mit- wirkung es ankommt, ihn sehen und beobachten kann; du aber hast seither mit deinen großen, wunderbaren Werken dich wirklich in einen solchen Winkel versteckt, indem du diese Werke an Galiläa VeVlchWeUdest]· Thust du solches [was du gethan und was auch ganz geeignet ist, dich als den Mefsias Jsraels zu beglaubigen], so offenbare dich vor der Welt sverlege den Schauplatz deiner Wirksamkeit dahin, wo für Jsrael das Welt- theater ist, nach Judäa und Jerusalem; so wirst du schon zu deinem Ziele kommen und bald den Thron Davids besteigen können, der dir ja gebührt]. Z. [Jn solcher hofmeisternden, zudringlichen und anmaßenden Sprache, womit sie ihn ganz aus dieselbe Weise, wie die rohen Volksmassen in Kap. 6, 14 f., behandelten, redeten sie mit« ihm.] Denn auch [sie] seine Brüder [die unter seinen Gefreundten nach dem Fleisch Rom. 9, 3 ihm ja am alleriiächsten stunden] glaubten nicht an ihn sdaß sie seine Gottes-Herrlichkeit erkannt und unter seine Erhabenheit über alle Menschen 3, 31; 8, 23 sich demüthig gebeugt hätten; sie stunden vielmehr auf demselben Standpunkt wie das Volk überhaupt und dessen Oberste insonderheit Apostg. Z, 13 fs.; 1. Chr. Z, 8., es bewährte sich also auch an ihnen, was in Kap. 1, 11 gesagt worden ist, vgl. Matth. 13, 57; 16, 17]. B Viel Ziifdzihon dendAzislegeFn über diese fingläubiklzY rü er eu in un er ge tritten, wer ie eigenti gewesen seien und worin ihr Unglaube bestanden abe. Gehen wir von dem letzteren Punkte aus , so it es ofgenggix verkehtrtäösnttder dieses» Bruåer Snxcshts a me un o zu nen ie . . ier Zieseåiseefsausdxxkketf »Nun Vrugerslwbeuii d; ksirkiich er e ias i wir warten a er ie er no arau , die uns dann zusallende Ehre sicher zu ergreifen), ei, dann mache doch endlich Ernst und zeige dich!«- es ist vielmehr den Sprechern voller Ernst mit dem, was sie sagen» sie nehmen Jesum an als·den Mefsias — nur so, ins; sieh, giebt? wollen dsie gän nichtdgelten lassen — u rei en i m nun ie ege ie er einzu- schiagen habe, nach ihrem sieischiichxikdischen Sinne vor. Damit fallen sie unter denselben Begriff des Unglaubens, der uns in Kap. 6 bei» denjenigen ent- egentrat, die, obgleich sie· auf der einen Seite ·aner- annten: »das ist wahrl1ch der Prophet, der in die Welt kommen solI«, doch auf der andern Seite auch den Versuch machten, Jesum zu asFen und zum Könige ausszurufenx es ist der nämli e n laube, der schon up, 2, 23 ff. die Vielen kennzeigneth denen der ZErr sich nicht anvertrauen mochte, obwohl sie um der eichen willen, die er that, ihn für den Mefsias zu halten geneigt waren. Wir durfen jedoch diesen Be- rifs nicht noch mehr verfeinern wollen, wie·z. B. en stenberg thut, daß auch solche, die bereits zu den wolfen gehörten, unter den Sprechern sich be- funden haben könnten; denn im Namen der Zwölfe (von Judas dem Verräther abgesehen) hat Petrus das Zeit des Laubhüttenfeftes Abgelehnter Vorschlag und nachmaliger Entschluß 127 Bekenntniß in Kaki. 6, 68 f. und später das in Matth. 16, 16 gethan, und der HErr hat sie darauf hin als seine geschlossene Gemeinde constituirt. Man thut ihnen also Unrecht, wenn man den ihnen noch an- haftenden Schwach- oder Kleinglauben zu einem Un- »glauben stempelt und sie dem Urtheil in V. 7 mit unterstellt: »die Welt kann euch nicht hassen? (vgl. Kap. 15, 19). Da nun von den in Neatth 13, 55 genannten Brüdern Jesu ihrer drei (Jakobus, Simon und Judas), wie wir in der Bem. zu-Matth. 10, 4 unter Nr. 9—11 nachgewiesen haben, zu den Aposteln gehörten, so bliebe für unsre Stelle etwa nur Joses übrig; aber auch dieser hielt sich, wie es scheint, mehr zu der Mutter Jesu und feiner eigenen Mutter, der anderen Maria (Kap. 19, 25; Matth. 27, 61), und dürfte deshalb kaum einen Beitrag zu denen liefern, von denen unser Evangelist sagt: ,,auch seine Brüder glaubten nicht an ihn«. Damit sehen wir uns denn auf die Schwägersleute oder die Ehemänner der in Matth. 13, 56 erwähnten Schwestern Jefu verwiesen, deren Kreise schon der Speisemeister auf der Hochzeit zu Cana angehört zu haben scheint (Kap. L, 10 A·nm.). Daß diese recht wohl unter dem Ausdruck »Bruder« verstanden werden können, dafür leistet die Weit- schichtigkeit dieses Ausdruckes (1. Mos. 31, 23 fs.) Ge- währ; die Weitschichtigkeit giebt aber auch ein Recht, den Ausdruck das eine Mal von diesen, das andere Mal von jenen Personen zu verstehen, so daß, während in Matth. 13, 55 die Brüder Iesu nur dessen Vettern gewesen, sie hier nur dessen Schwägersleute sind, gleich- wie ja auch die Bezeichnung ,,Jünger« immer dem Zusammenhange gemäß aufgefaßt sein will, das eine Mal die Jünger im engeren Sinne oder die zwölf Apostel begreifend, das andere Mal dagegen die An- hanger und Nachfolger Jesu überhaupt (Matth. 8, 21; Luk.9,59). Wie denn bei Johannes in Kap. 19,25 das Wort ,,Schwester« eine Schwägerin bedeutet, so liegt es nahe genug, bei ihm an unsrer Stelle unter ,,Brüdern Jesu« dessen Schwäger u verstehen; anders verhält es sich mit der Stellex up. 2, 12. s. Da spricht-Jesus zu ihnen lnicht mit kurzem Wort sie schroff abweisend, sondern mit freundlicher Herablassung die Sache, die sie in Anregung gebracht, einer näheren Erörterung unterziehend]: Meine Zeit ldas zu thun, wozu ihr mich ausfordert, nämlich vor der Welt mich zu offenbaren und für diesen Zweck nach Judäa zu gehen, wird allerdings noch einmal kommen Kap. 12, 12 ff.; sie] ist [jedoch jetzt] noch nicht hie fsondern ich muß die Stunde, die der Vater mir dafür bestimmt hat, genau wahrnehmen Kap. 5, 19 f.; 2, 4]; eure Zeit aber sdie ihr bei euren Entschließungen und Vornahmen euch von dem eigenen Belieben und den äußeren Umständen bestimmen laßt] ist allewege sdaß ihr sofort auch zur· Ausführung dessen, was euch gut «dünkt, schreiten könnt, wenn nur euch selber die Zeit dazu passend erscheint]. 7. Die Welt kann euch nicht hassen sdenn noch seid ihr von der Welt, und da heißt es: »die Welt hat das Jhre lieb« Kap. 15, 183 l. Joh. 5, 4]; mich aber [der ich nicht von der Welt bin 17, 14 u. 16] hasset sie; denn ich zenge von ihr, daß ihre Werke böse sind [Kap. 3, 19 f.]. 8. Gehe! Jht [für euer Theil, der nach 5. Mosp 16, 16 euch obliegenden Pflicht gemäß] hinauf auf dieses Fest [nach besserer Lesart: auf das Fest, das für euch nur als eins der drei heiligen Feste Jsraels in Betracht kommt] Jch [für mein Theil] will noch nicht fnach ursprüng- licher Lesart: will nicht] hinaufgehen auf dieses Fest; denn meine Zeit [mich vor der Welt zu offenbaren V. 4., aber nun auch durch Leiden zu meiner Herrlichkeit einzugehen Luk. 24, 26] ist noch nicht erfüllet [fondern wird erst auf das künftige Osterfest da sein Kap. 13, 1]. 9. Da er aber das zu ihnen gesagt, blieb er in Galilåa [nicht eher von dort aufzubrechen, als bis der Vater ihm zeigen würde, daß die Stunde dazu nun ’da sei und wohin er seinen Fuß jetzt wenden solle] » 10. Als aber feine Bruder fvon Kapernaum wohl zunächst nach Nazareth zurückkehrend und erst dort« einer Festkaravane sich anschließend] waren hinausgegangen, da ging er finden: er vom Vater die Weisung empfing, daß die Zeit, da er solle von hinnen genommen werden, ihrem ersten Anfange nach doch schon erfüllet sei und er also nunmehr sein Angesicht müsse wenden stracks gen Jerusalem zu wandeln Luk. 9, 51] auch hinauf zu dem Fest, [aber freilich] nicht osfenbarlich swie seineBrüder gewollt hatten V. 3 f.], sondern gleich heimlich [als Einer, der im Verborgenen reisen und alles Aufsehen vermeiden will, um dann unerwartet aus einmal aus seiner Verborgen- heit hervorzutreten wie ein Prophet, den Gott gesendet hat V. 14., vgl. l. Kön. 17, 1]· Porphhrius ein hochgeachteter Neuplatoniker aus Tyrus, Plotiris Schüler (geb. 233 und gest. zu Rom im J. 304 n. Chr.), dem das Ehristenthum ver- haßt war und der, um dasselbe als gan unzuverlässige Religion zu erweisen, vor allem den aulus als mit Petrus im Gegensatz stehend darzustellen suchte, at unsre Stelle benntzt, um den HErrn Jesum der n- zuverläfsi keit oder doch der Unbeständlilgkeit zu zeihen, da er zu seinen Brüdern sage: ,,ich wi nicht inauf- gehen auf dieses Fest«, und dann doch bald ernach wirklich hinaufgehe, wenn auch ,,gleich heimlichh Um ihm den Grund zu solchem Vorwurf zu entziehen, hat man hernach das ,,nicht« in ein ,,noch nicht« ver- wandelt, aber damit die anze Sache nur verdorben; denn das konnte und woFte Jesus nimmermehr Hexen: ,,ich gehe je t nicht, aber etwa in 2 oder 3 agen werde ich ge en.« Es können jedoch auch alle die- jenigen Erklärungen nicht befriedigen, da man entweder auf das Wort ,,Fest« oder auf ,,hinaufgehen« den Nachdruck legt, um das herauszubringen, daß der HErr nur ein Hinaufgehen im Sinne und für die Zwecke seiner Brüder, eine Theilnahme an den Festzüsgen und der Festfeier in Abrede stellte, nicht aber das ommen nach Jerusalem an und für sich; vielmehr stand es für Jefum, als die Brüder mit ihm verhandelten, seinerseits fest, daß er überhaupt nicht auf das Laub- hiittenfest zu gehen habe, sondern erst Ostern sei die ihm bestimmte Zeit, sich wieder in Jerusalem zu zeigen; denn der Gang dahin war für ihn ein Gang zum 128 Evangelium Johannis 7, 11. 12. Leiden und Sterben, und das sollte sich erst auf das Passafest erfüllen, über die Zwischenzeit bis dahin aber atte der Vater ihm noch nichts geoffenbart. Wir aben also hier ebenso ein noch man elndes Wissen des Menschensohnes, wie er es in Mar . l3, 32 selber von sich bezeugt; seine Rede: ,,ich will nicht hinauf- gehen auf dieses Fest, denn meine Zeit ist noch nicht erfüllet«, ist ganz ernstlich gemeint und sein einstweiliges Bleiben i1i Galiläa darauf angelegt, den Vater im Himmel für das Halbjahr bis Ostern frei über ihn bestimmen zu lassen. Wenn er« nun bald darauf sich leichwohl aus Galiläa erhebt (Matth.19, l) und sein Zlngesicht wendet stracks gen Jerusalem zu wandeln (Luk. s, 51), so hat er nicht selber seinen Entschluß eändert, wie das Porphyrius darstellt, sondern der ater im gimmel hat inzwischen ihm, der fort und fort seine chritte von Oben her lenken ließ, im ent- scheidenden Augenblicke gezeigt, was er zu thun habe, und er ist nur dem Willen des Vaters gefolgt. Auch bei uns geschieht ja dies, daß wir wohl im Großen und Ganzen Gottes Willen an uns übersehen, aber über einzelne, dazwischenliegende Punkte ist uns die rechte Einsicht zur Zeit noch verschlossen; erst im ent- scheidenden Moment tritt die göttliche Erleuchtung oder Lenkung der Umstände ein in Beziehung auf etwas, das wir vorher noch nicht in Erwägung ziehen konnten, und so wird eine Aenderung unsers ur prünglichen Planes nothwendig. Es wäre sittlich verkehrt, wenn wir meinen wollten, die pflichtmäßige Beständigkeit erfordere schlechterdings, daß wir bei dem ursprün lichen Plane blieben; es vertrage sich nicht mit der uver- lässigkeit unsers Charakters, von einem einmal gefaßten Vorsatz oder gethanen Ausspruch hinterher abzuweichen Wir müßten dem allweisen und allwissenden ott gleich stehen, wenn wir gleich von vornherein einen Vorsatz oder Plan zu fassen im Stande sein sollten, der unter allen Umständen der rechte und beste ist und nie einer Zuriicknahme bedarf; das Festhalten an dem aber, was wir nachmals für irrig und verfehlt oder dem göttlichen Willen zuwiderlaufend erkennen, wäre geradezu Sünde. Wie es eine abstracte Gerech- tigkeit giebt, die, wenn man ihrem Gesetze folgt, in’s gerade Gegentheil umschlägt und zur concreten Ungerechtigkeit wird, so giebt es auch eine abstrakte Eonsequenz, die in baare Unvernunft aus chlagen und zum Begehen der schwersten Verbrechen hindrängen kann, wie das Beispiel des Saul in 1· Sam. 14, 24—26 und des Herodes in Mark. 6, 26 f. zeigt. ,,Die Be- harrlichkeit eines Christen ist ebenso entfernt vom Eigensiiin wie vom Wan elmutht von jenem, weil der Christ die aus Beachtung der vorhandenen Um- stände ge aßten Entschlüsse unter veränderten Umständen aus christlicher Klugheit ebenfalls verändert (2. Eor· I, 15f. 23; 2, l) und weil er durch bessere Erkennt- niß von dem, was gut und nützlich ist, auch den auf irri er oder mangelnder Erkenntniß ruhenden Entschluß wie er aufzugeben bereit ist; von diesem, weil die Veränderung seiner Absichten, Neigungen und Ent- schließungen nicht auf vernunftloseu unsittlicher Laune oder auf Menschenfurcht und Weltliebe, sondern auf verständigem und sittlichem Grunde ruht. Auf einen beharrlichen Menschen kann man sich verlassen« denn das, worin er seine Ansichten und Entschließungen ändern kann, fällt nicht in das Gebiet dessen, worauf ein Anderer ein sittliches Recht, wozu jener also eine sittliche Verpflichtung hätte«. So hatten die Brüder des HErrn im vorlie enden Falle darum, weil er zu ihnen gesagt: ,,ich gege nicht auf dieses Fes« nur ein sittliches Recht darauf, daß er noch nicht vorder Welt sich offenbare und eine Entscheidung zur Aufrichtung - an der Zeit sei, Galiläa zu verlasse « des messianischen Reichs herbeiführe, nicht aber zugleich darauf, daß er durchaus nicht hinaufziehe und unter allen Umständen in Galiläa zuriickbleibex und die jenem ersteren Recht entsprechende Verpflichtung seiner- seits hat Jesus treulich gehalten, ·für ihre Zwecke ist er nicht hinaufgegan en. Daß er aber nachträglich denn doch noch na Jerusalem gekommen, das lag auch nicht, wie wir oben gesehen haben, in der an- fänglichen Absicht des Heilandes, sondern war eine Bestimmung vom Vater, die ihm erst nachträglich zu Theil geworden, nachdem»die Brüder schon von ihm weg waren; fassen wir die Sachlage so auf, so steht sein Bescheid an die Brüder vollständig in dem Lichte des Wortes da: »in seinem Munde ist kein Betrug gewesen» (Jes. 53, 9; 1. Petri 2, 22). Der in allen ingen, wo es galt, uns ein Vorbild zu werden, gleichwieein anderer Mensch gewordene Sohn Gottes ist nicht in einer Weise durch’s Leben gegangen, daß er m schwierigen Lagen der göttlichen Erleuchtung und Leitung, der Verständigung mit seinem Vater im Gebet eigentlich niemals bedurft, sondern im Vollbesitz göttlicher Weisheit und Allwissenheit immer schon von sich selbergewußt hätte, was er zu thun habe; eine olche Ansicht über seine ,,Weise eines Menschen, der Gott der HErr ist« (2. Sam. 7, 19), lehnt er mit seiner Selbstaussage in Kap. 5, 19 f. entschieden von sich ab, sie verträgt sich auch nicht mit dem Satze, daß er, wiewohl er Gottes Sohn war, doch an dem, das. er litte, Gehorsam gelernt hat (Hebr. 5, 8), und macht sein, besonders vom Evangelisten Lukas so häufig er- w·ahnt»es, einem entscheidenden Tagewerk vorangehendes nachtliches Beten zu einem bloßen Schein. Versetzen wir uns lebhaft in die Lage, in· welcher Jesus sich äjelfaiiäktzf eatls dgie älulfsorderiitngdsesiner Bcäiidterchin f. gin ege ne e a ,,ma e i au on dannen« allerdings be? ihm der Erkenntniß, daß n hatte er do Frlekitszcäelberdauåtäenx öffånslichen Wirken åor dein o i in ie i e er r eit an einen ün ern Zkriåckizfkehfen müsäsåns Gaclålia wcär ghmchgiårch diesPEfen in e einer iera er un ur en geiti en Stumpfsinn der großen Masse zu einem unreinen E ypten geworden, da seines Bleibens nicht länger II; kcånnte Flug; §. ZOTUSFchder Evaifgåltienahfckrånoniex em ugang e en er o e eru en zu Jerusalem, hatten auch Mose und Elias auf dem ZEszZEkTEZ2ZTI«ZFs-IU’B»slåisMiikieksksikskLkkk9« II» · »· , e »i »e angen: ,,gehe in Judaam, auf daß auch deine Junger sehen die Werke, die du thust«, wenn er hätte darau- ein- glälähennxiåktlåenivgtevigfenen tltisenschlichgi sBlewußts ein r e en a eine e eun ung Aijiissgangsdzig JkeriifsalemF Her ja ais-Or? es Väftefls a er au a üntige et u tern, erüt werden sollte. Darum konnte er bosi diesem mensch- lichen Bewußtsein aus den Brüdern» keine andere Antwort geben, als die er in»V. 6—8 ihnen·ertheilt; PånskkkskkisVFiä PkIKUsTFd suckhsltspå ?«««f2"I-,9e" G? , i e er or er eee een,un entfalten nicht im Geringsten eine reservatio mentalje oder einen Hinter edanken von der Art, wie die Aus- leger bald so, bal .so denselben ihm anzudichten ver« suchen. O ne Zweifel lag dem HErrn der»Pla»n vor, nach dem» aubhuttenfest ein Arbeitsfeld fur die Zeit bis zu nachste Ostern hinüber nach dem Lande jenseit des Jordan zu verlegen, wie er nach Matth.19, 1 — 203 17; Mark. »10,·1——"31 u. Qui. 9, 5«7— 18,· 30 das s ater auch wirklich ethan hat; die drei ersten vangelistem »indem ie diese Wirksamkeit in Peräa ausschließlich in’s Auge fassen, führen uns die Reali- Jesus, mitten im Fest zu Jerusalem, lehret im Tempel. 129 sirung des eigenen Entschlusses Jesu, wenn wir uns so ausdrücken dürfen, vor. Aber —— das ist es nun, womit Johannes ergänzend eintritt — ehe es zu solcher Realisirung kommen sollte, hatte sein himm- lischer Vater dem HErrn Jesu noch ein anderes, außer- ordentliches Werk zugedacht, nämlich den in Kap. 5 entstandenen Conflikt mit den Obersten in Jerusalem in solchem Maße zu verschärfen, daß die in den Herzen schon aufgestiegenen Mordgedanken, welche keineswegs zurtickgenommem sondern für den Augenblick nur ver- tagt, seitdem aber weiter gehegt und gepflegt worden waren (Luk. 5, 17; Matth. 15, 1), entweder in ihrem teuflischen Wesen erkannt und durch den Glauben an Den, der Jsraels einiger Helfer und Seligmacher sei, überwunden würden, oder aber sich noch bestimmter ausgestalteten und zur wirklichen Thatvollziehung aus- reiften; denn dabei läßt es Gott bei keinem Menschen bewenden, daß· er mit bösen Gedanken und satanischen Anschlägen fort und fort sein Spiel treibt» sie nach Belieben faßt und nach Belieben wieder zurückstelltx sondern er treibt ihn dazu, daß er sich entweder be- kehrt oder aber in sein Verderben rennt (vgl. die Vem. zu L. Sam. 24, 1). Mit seinen Obersten zugleich sollte aber auch das ganze Volk stehen oder fallen, wie das ebenfalls einer von den göttlichen RathschlüYen in der Weltregierung ist, daß Herzensstellung und estrafung der Regenten und Unterthanen sich einander die Hand reichen müssen (vgl. zu 2. Kön. 21, 9). Die Bedeutung dessen, was Jesus nach Kost. 7, III— 10, 40 am Laub- hätten-und Kirchweihfest zu Jerusalem und in Judäa redet und thut, für die Geschichte seines Leidens nnd Sterbens wird von den Ausle ern hinlänglich ge- würdigt Wenn es nun in der That sich so verhält, wie z. B.Hengstenberg es datstellt: ,,alles in diesem Abschnitte dient zur Vorbereitung des Kreu estodes Jesu; der Haß der Juden ist in fortwährendem achsen begriffen, und Jesus steigert ihn wie absichtlich durch das unablässige Hervorheben der den Juden so an- stößigen Hoheit seiner Person«, so ergiebt si ja als die natürliche Schlußfolgerung, daß der H rr nicht irgendwie aus eigenem, sozusagen menschlichem Antrieb« also geredet und gehandelt hat, sondern daß er hier einer Aufgabe sich»11nterzieht, welche durch eine besondere Offenbarung des Vaters ihm zuTheil geworden. Sein Hiuaufgehen nach Jerusalem zum Laubhüttenfesh dessen- Folgen er im Gegensatz zu dem, was die Brüder sich davon versprachen, klar erkannte, ist sowenig in seinem eigenen »ich will« begründet, daß vielmehr, was ihn selber betrifft, es bei ihm hieß: ,,ich will nicht«; aber er ist auch hier gehorsam geworden, hat sich dem anders lautenden Willen des Vaters gebeu t und eins feiner schwersten Werke mit diesem Hinau gehen auf sich genommen, ähnlich dem, als er den Judas Jscharioth in die Zahl der Zwölfe mit aufnahm (vgl. Anm. zu Matth 10, 2 unter Nr. 12). Wir stellen uns die Sache so vor: Noch am Abend desselbigen Tages, an welchem die Brüder zu Jesu getreten und nach seinem abschläglichen Bescheid von ihm nach Nazareth zurückgekehrt waren, verkehrte er die Nacht hindurch mit dem Vater im Gebet; es lag ihm sein ferneres Werk, da er allerdings Galiliia verlassen wollte, auf dem Herzen, und zwar nach Peräa hinüber gedachte er zu ziehen. Aber da ward ihm der Auf- schluß vom Vater: ,,nicht jetzt sogleich nach Peräa hinüber, sondern zuvor nach Jerusalem hinauf, hinauf schon jetzt während der bevorstehendeuTage des Festes!« Wenn der Vater damit ihn in eine Lage gebracht hat, wo es den äußeren An chein gewinnt, als sei er seinem eigenen, gegen die rüder kund gegebenen Vorsatz untreu geworden, so ist das auch, wie alles Andere Dächselbt Blbelwerb Vl. Band. in seinem Leben, uns zu ute geschehen. Die oben erwähnte Art der abstra ten Gerechtigkeit und Con- sequenz hat für uns Menschen einen so blendenden Schein, daß manches Gemüth sich ganz in sie verliebt und sie zu einer Göttin macht, der es alles zum O ser bringt, wohl gar auch das eigene bessere Gewis en; desto mehr war es uns nöthig und heilsam, daß der Anfänger und Vollendet des Glaubens ebenfalls in einer solchen Lage sich befunden, wo er vielmehr den äußeren Schein der Consequenz und Beharrlichkeit hat zum Opfer brin en müssen, um dem Vater gehorsam zu werden. Auf; wel em Wege nun und unter welchen Vorfällen der HErr as Hinaufgehen zu dem Feste bewirkte, ergiebt sich aus §. 70—74 der Evangelien- Harmonie; er ging da wirklich, wie der Evangelist bemerkt, nicht offenbarlich, sondern gleich heimlich, was uns besonders auch bei dem Unterfchied zwischen den Vorgängen in Luk. 10, 38 —- 11, 13 und dann in Joh. II, 1—-19 recht sichtlich unter die Augen tritt. b. d. 1l—«—36. (§ 75.) Jesus, mitten im Jeft zu Jerusalem, kehrt im Tempel? und verhandelt darnach mit den Juden. 11. Da [als Mittwoch den 12. Oktober das Fest der Laubrüst seinen Anfang nahm, Jesus aber .zu dieser Zeit nur erst bis etwa nach Jericho gelangt war, die Rückkehr der 70 Jünger dort abwartend Luk. 10, 17., und man also zu Jerusalem von seiner nachherigen Ankunft V. 14 noch nichts ahnete] suchten ihn die Juden am Fest [wunderten sich, ihn nicht ebenfalls im Tempel vorzufindem wie sie bestimmt vorausgesetzt hatten] und sprachen unter einander: Wo ist der? Der Ausdruck ,,Juden« bezeichnet hier das Ganze des Volks mit Einschluß der Oberen; man wird, weil die Berechtigung fehlt, letztere speziell darunter zu gersftehem auchddas Wo? »der«d ni t verächtlsich fdassen ür en, es wur e vie me r von en euten ver ie euer Richtung mit verschiedenem Affekt gesprochen. Das Wort steht nicht selten in hervorhebender Bedeutung: »der Skeråizhnxtaliäek AusgezieichYesteN als eililie hårvow ragen e er öni ) eit wur e Je us von a en eiten angesehen, »die Gedanken der verschiedenen Richtungen bewegten sich um ihn. (Hengstenberg.) So viel hatte man bereits» eingesehen, daß es von großer Bedeutung für die Zukunft des ganzen Volkes sein müsse, ob er Erfolg haben. werde oder nicht; mit großer Spannung wartete man daher darauf, was« er »nur! Neues thun weise, um einelcsgtschgilduiig hebrbeiztzfuflsrensäsxaspadrih Da rnungei wo nit ei-m ete er ien, as legte sich wie ein Bann ckuf die Herzen, und ließ sie des sonst so fröhlichen Festes nicht recht froh werden. Jn der That ist kein Fest ohne Christum ein Fest. (Bengel.) Wo ist denn Er? möchte man. auch manch- mal bei gerficåifchvxllenPKischenfeiyrlichkeiten oifzerd bei elehrteu, ge mü ten re igten ragen; wo it enn Er, die Hauptperson? (Goßner.) 12. Und es war san diesem und den beiden folgenden Tagen] ein groß Gemutmel lschüchternes und halblautes, nur in einzelnen Kreisen geftihrtes gegenseitiges GesPrächJ von ihm Unter dem san heil. Stätte zusammenströmenden] Volk [aus dem ganzen Landes Etliche sprachen: Er ist fromm meint es ut und wohl mit der Nation, daß g » diese nur Glück und Segen davon haben wurde, 9 130 Evangelium Johannis 7, 13——19. wenn sie ihn als ihren Messias anerkennete]. Die Andern aber lobwohl die Minderzahl bildend, doch dreister und bestimmter mit ihrem Urtheil auftretend] sprachen: Nein, sondern er vetfuhret das Volk fund hat es wohl verdient, daß unsere Oberen ihm scharf aufpafsen]. 13. Niemand aber fvon denen, welche die erstere Ansicht vertrateiij redete frei von ihm, um der Furcht willen vor den Juden fden Oberem welche die öffentliche Meinung beherrfchten und nichts aufkommen ließen, was ihren Wegen und Gedanken zuwider war] Die Furcht vor den Juden war die Macht, wel e auch die Zunge der Wohlgesinnten band, zum Bewei e, wie wenig auch bei ihnen der Glaube noch zum vollen Durchbruch gelangt war; der wahrhaftige Glaube treibt die Furcht aus. »(Hengstenberg.) Fruchtloses Wissenwollem unsieheres Wissen und bei denen, die Jesu geneigt waren, Furcht, ihre Meinung oder Nei- gung zu bekennen: das ist es, was Israel charakterisirt und zugleich eine Vorbedeutung seines Gerichtes ist. (Luthardt.) 14. Aber mitten im Fest lam vierten Tage desselben, d. i. Sonnabend den 15. Oktober, nach- dem er sich die Nacht zuvor noch einmal durch Gebet gestärkt Luk. 11, i] ging Jesus hinauf in den Tempel und lehretet [da es gerade Fest- Sabbath war, in einer der dortigen Synagogen über einen Abfchnitt der heil. Schrift]. 15. Und die Juden [Pharisäer und Schrift- gelehrten, die seinen Vortrag mit angehört und einen Eindruck von seinem tiefen Verständniß des göttlichen Worts empfangen hatten Luk. 2, 47; 4- 32; Mark. 1, 22; Neattlx 7, 28 f.] verwunderten sich und sprachen funter e1nander]: Wie kann dieser die Schrift fdaß er versteht, in so zutreffender Weise sie auszulegen], so er sie doch nicht sin einer unsrer LehrschulenvLuk Z, 45 Anm.] gelernt hat«· [Mark. 6, 2 f.; Apostgx 4, 13]? V) Aus der Natur dieses Tages, der ein Sonn- abend war, wird klar, warum Jesus gerade an ihm in den Tempel geht und Lehrvorträge aus der Schrist hält; ferner, warum er über die Sabbathsverletzung, die ihm von früher Schuld gegeben ward, sich sofort (V.19 ss.) weiter ausläßr (Wieseler.) Indem er lehrte, scheint er nicht mit dem Zeugniß von sich selbst begonnen zu haben, weil die Juden hernach hiervon nichts sagen (vgl. V· 15); ohne Zweifel bezog sich sein Lehren auf Entwickelung des Schriftgehaltes, zumeist des prophetisehen Worts: Luk. 4, 16 ff; 24,27. (v.Burger.) H) Daß er nicht durch ihre Schulen gegangen sei, wußten die Schriftgelehrten jedenfalls (keiner von ihnen hatte ihn unter der Schaar feiner Zöglinge gesehen), und sahen es auch an seiner Lehrweise; und doch müssen sie ihn als Schriftgelehrten anerkennen. Statt nun aber sich diese ihrem Gewissenxabgenöthigte Aner- kennung eine Führerin zur Anerkennung des Geistes und der Person Jesu sein zu lassen, dient sie ihnen nur dazu, sich erst recht gegen diesen Unberechtigten zu sperren Der Fortschritt der Geschichte, zu dem wir somit gefiihrt werden, ist die allmälige Verstockung der Juden wider die ihrem Wissen und Gewissen sich bezeugende Wahrheit, und damit auch das Gericht der Verstockungt das wird uns erklären, warum im Ver- lauf der HErr sie geradezu Teufelskiitder nennen kann. (Luthardt.) Uebrigens ist die Aeußerung der Juden wichtig gegen alte und neue Versuche, Jesu Weisheit aus menschlicher Bildungsfchule herzuleiten. (Meyer.) Its. Jesus feiner Schlußfolgerung, die zu machen sie wohl schon im Begriff stunden, zuvor- kommend, daß er nämlich, weil kein Schüler ihrer Zunst, lediglich von ihm selbst, aus eigener Er- findung und in eigener Machtvollkommenheit rede und daher ein aumaßender Mensch sei, der keine Beachtung·verdiene, vielmehr in die ihm gebühren- den Schranken zurückgewiefen werden niüssej ant- wortete ihnen nnd sprach: Meine Lehre [wenn auch insofern mein, als ich sie Vortrage und durch sie von anderen Lehrern mich unterscheide] ist [gleich- wohl, was den Ursprung derselben betrifft] nicht mein ldaß ich selber sie mir erdacht hätteI, sondern lsie ist] des, der mich gesandt hat-«- fee, der Vater, hat seine Worte in meinen Mund ge- geben und damit gethan, was er in Beziehung auf den in 5. Mos. 18, 15 ff. euch verheißenen Propheten in Aussicht stellt]. » 17. sDaß dem wirklich also sei, wie ich hiermit von mir bezeuge, könntet ihr bald am eigenen Herzen erfahren, wenn es euch nur ernstlich um eine gewisse Ueberzeugung zu thun wäre.] So jemand funter meinen Hörern] will deß [der mich gesandt hat] Willen thun ssoviel er davon bereits erkannt], der wird [je aufrichtiger solches Wollen gemeint ist, desto tiefer und gründlicher an den Wahrnehmungen, die er bei sich selber macht] inne werden» ob diese [meine] Lehre von Gott [eine unmittelbar von ihm empfangene Gabe] sei, oder ob ich [auf mein eigenes Wissen und Nach- denken gestellt] von mifselber rede« lindein ihm, daß nur ersteres der Fall sein kann, zu lebendigem Bewußtsein kommen wird Kap. 6, 63 u. 68]. 18. fDasür aber, daß letzteres nicht der Fall sei, liegt schon jetzt euch ein thatsächliches Zeugnis; vor, das von jenem eurem Wollen gar nicht erst abhängig ist.] Wer vou ihm selbst redet, der sucht fmit dem, was er vorträgt] seine eigene Ehre [bei denen, die ihn hören, aufzu- richten, und hütet deshalb sich kliiglich, sie irgend- wie gegen sich aufzubringen, sondern predigt ihnen, nachdem ihnen die Ohren jiicken 2. Tini. 4, 3]; wer aber suchet die Ehre des, der ihn gesandt hat, der ist Wahrhaftig fbefleißigt sich, weil er weiß, daß er im Dienste des Gottes der Wahrheit steht, der strengsten Wahrhaftigkeit, 1. Thefs L, 3 ff.], und ist keine Ungerechtigkeit [von der Art, da man das Recht beugt, um Menschen zu gefallen GAL 1- 101 an ihm-«« [und so müßt ihr, die ihr Gottes Willen nicht thun wollt und damit euch selbst den Weg verschließt, die göttlich beseligende Kraft meiner Lehre am eigenen Wie kann dieser die Schrift,« so er sie doch nicht gelernt hat? 131 Herzen zu erfahren, wenigstens mit eurem Has f e gegen mich selber Auskunft geben, woher diese Lehre, die euch in Verwunderung setzt, stammt —- ihr würdet ja mich« nicht hassen, wenn nicht die göttlich richtende Kraft meines Lehrens und Thuns euch träfe V. 7]. 19. [Den Beweis dafür, daß ihr, wieich euch ins Angesicht bezeugen muß, den Willen Gottes nicht thun wollt, kann ich euch aus einer bestimmten Thatsache liefern.] Hat nicht Moses [dessen ihr als eurer höchsten Auctorität euch rühmt b, 45; g, 28 f.] euch das Gesetz gegeben ·[5. Mos. 33·, 4; Pf. 103, 7 und erklärt ihr nun nicht selber dieses Gesetz für den euch geoffenbarten heil. Gottes- willen, der streng gehalten werden müsse Röm. 2, 17 ff·] ? Und [gleichwohl] niemand unter euch thut das Gesetz [daß ihr euch nach— dem, in Be- ziehung auf den verheißenen Propheten in b. Mos. 18, —15 ff. ausgesprochenen Befehl: »den sollt ihr hören« richtetet, vielmehr glaubt ihr euch alles gegen diesen Propheten erlauben zu dürfen, selbst das, was schon in Beziehung auf jeden andern. Menschen schwere Sünde wäre L. Mos. 23, 7; Apostg. 7, 53]. Warum sdaß ich es offen aus- spreche, was in euren Herzen vorgeht] sucht Ihr mich zu todtent [V. 253 5, 16 u. i8]? V) Mit diesem Ausspruch will der HErr nicht blos sagen, sein Wort sei keine Erfindung eigener Weisheit, keine Erdichtung blos menschlicher Gedanken, sondern ihm von Gott geosfenbart; denn das gilt von »dem Wort der Propheten und Apostel auch, und jeder fromme Prediger kann. es in gewissem Sinne von seiner Lehre rühmen. Der HErr will vielmehr sagen, sein Wort sei heraus-geredet aus der innigsten Einheit mit dem Vater, aus der Tiefe der ewigen Wahrheit» die Gott selber ist,- also daß es im allereigentlichsten Sinne Gottes Wort ist; und »wer« das von»seinem Worte sagen kann, der muß m einem Verhältnis; u Gott stehen, wie kein anderer Mensch, er muß· die ahrheit und das Leben selber sein. ·(Thomasius.) Nähere Darlegungen über das Geheimnis; seiner Person, seines Ursprungs &c. hat er an diesem Tag nicht gegeben; nicht einmal ,,mein Vater« sagt er heute, sondern immer nur: »der mich gesandt hat.« (Geß. sit) Der ,,Wille Gottes« meint hier nicht den erst von Jesu geosfenbarten Rathschluß für das Glauben (Kap. 6, 40); ein auf Probe glauben ist ein Undi1ig, gleichwie man auch nicht auf Probe beten soll, ob es wirklich helfe, oder auf Probe Jesu nachfolgen,»ob er sich als der Führer beweise. Wohl aber beruftsich der HErr anknüpfend auf eineworgefundene Grundlage, von welcher aus jeder Aufrichtige zum Glauben und Erkennen, daß «seine Lehre von Gott sei, und dann freilich noch viel werter kommen werde und müsse. Niemand ist so unwissend in der Religion, daß ernicht etwas von der Wahrheit· wüßte, und» niemand wird so sehr durch Religionszweifel beunruhigt, daß er nicht etwas als den geoffenbarten Willen Gottes erkennen; nun sagt Christus: »so jemand will deß Willen thun, wie er ihn schon erkennet, der wird inne werden 2c.« Dieser Gotteswille ist geoffenbart in Gesetz, Propheten und eigenem Gewissen — sur Israel in dem Gesetz und in der darauf ruhenden Buß- und Glaubens- predigt der Propheten; aber auch für alle Heiden ist .nicht die Rede, sondern nur vom Wollen: ein Gottesbewußtsein übrig, das im praktischen Ge- wissen seinen unzerstörbaren Kern behält (Röm.1,32). Und das ist eben genug! Der HErr sagt nicht: so jemand thut; vom Thun selbst ist für’s Erste noch so jemand will deß Willen thun. (Stier.) Daß jemand den Willen Gottes thun wolle, daß sein Wollen und Be- gehren dem göttlichen Willen gleichförmig sei, wenn auch im Vollzuge noch viel Schwachheit unterlaufen mag, die Lauterkeit und Aufrichtigkeit des Herzens, welche Lust hat an Gottes Willen und Wegen, die fordert der HErr als Bedingung, und sagt damit nichts Anderes als in Kap. Z, 217 8, 47. Der für die öttliche Zusprache geöffnete Sinn und Wille macht das hr des Geistes überhaupt empfänglich und offen, daß er mit Sicherheit erkennt, was aus Gott ist, an der Zusammenstimmung desselben mit dem Zeugnisse Gottes in seinem eigenen erweckten und geläuterten Gewissen; dies muß aber vor allem gelten gegenüber der Bezeugung Jesu, an dem Gewissen wird sie sich bewähren in ihrer sittlichen Reinheit und Hoheit, wo sich der Mensch nicht muthwillens verhärtet, und dann wird ihr die Zugiinmung des erkennenden Geistes schnell zufallen. er Unglaube und Zweifel dagegen kommen aus dem Widerspruch des eigenen unge- brochenen Her ens geåzjgn Gottes Wahrheit. (v. Vur er.) Mag sein, da? anche zu der Frage: ist esu Lehre von Gott. ihr Nein sprechen, weil sie bei aller sonstigen Gelehrsamkeit nnd Klugheit doch eigentlich nichts davon wissen, und sie darum auch gar keine Ahnung davon haben, was für eine Verantwortlichkeit sie damit deni HErrn und dem Geringsten seiner Gläubigen egeiiüber auf sich nehmen; wird’s doch immer sol e geben, voii denen des Heilands Wort gilt: ,,sie wissen nicht, was sie thun-« Wenn aber dies Nein so leidenschaftlichund feindselig klingt, wie hier im Texte, wenn man es durch Lästerung des HErrn oder des Evangeliums zu rechtfertigen sucht, dann glaubt nur sicher: in dieser Meinung offenbart sich nicht die Meinung eines leichtfertigen Unverstandes, sondern mit diesem Nein sucht sich ein böses Gewissen zu beruhigen· Nicht umsonst sagt der Heiland: »wer Arges thut, der hafset das Licht und kommt nicht an das Licht, auf daß seine Werke nicht gestraft werdens« Zwischen solchen Leuten und dem HErrn handelt es sich nicht mehr um eine Meinungsverschiedenheit — da hat eine große Kluftsich aufgethanx da hat man sich die Fra e bereits vorgelegt: »was wird aus mir, wenn sein ort Wahrheit ist? wie muß die Welt mich ansehen, wenn sein Wort das Urtheil über mich aus- sprechen wird? mit welcher Zukunft, mit was für einem Loos muß ich mich vertraut machen, wenn es nach seinen Drohungen geht? zu welcher Demüthigung, zu welchem Bekenntniß, zu welcher Verdammung alles meines bisherigen Strebens müßte ich mich ent- schließen, wenn ich noch einen Theil an seinen Ver-- heißungen haben wollte?« iind man ist fchlüssig ge- worden: ,,dazu foll’s nimmermehr kommen!« Mancher meint, glauben wollen sei eine schwere Sache, denn des Zweifelns könne man einmal nicht Herr werden; aber wahrlich, nicht glauben wollen ist noch viel schwerer, die innere Stimme, die dem Feinde der Wahrheit bald leiser, bald lauter zuruft: »aber es könnte ja doch wahr sein! und wenn’s wahr wäre, wie dann?« die läßt sich noch viel weniger unter- drücken. Wie scharf und feindselig auch das Nein ist, das er sich abzwingt, das Ja, welches das Gewissen ihm zum Trotz fort und fort spricht, läßt sich doch niemals Zins, übertäuben. (Caspari.) IN) aß die Juden das in V. 17 Gesagte prak- III! 132 Evangelium Johannis 7, 20——27. tisch anwenden würden, konnte Jesus kaum hoffen; darum fügt er dem positiven Erkenntmßwege dort hier noch ein negatives Kennzeicheki bei, das auch dem blödesten Auge offen lag. Wer blos seine subjektiven Meinungen zu Markte bringen will, dem ist es nicht» um die Wahrheit zu thun, sondern um seine eigene· Ehre; ein »von ihm selber Reden« ist nur möglich bei einer Gesinnung, die das Ihre, Ehre oder Vortheil sucht. Wer dagegen durch seine ganze Thätigkeit und durch deren Erfolg thatsächlich zeigt, daß es ihm nicht um das Seine zu thun ist, wer für sein Wirken mchts erntet als Haß und Schmähung, und dennoch unbeirrt fortfährt aus des Vaters Willen, Recht und Ehre hin- zuweisen, der beweist damit, daß er wahrhaftig« ist, die Wahrheit zum Inhalt seines Wesens und seiner Lehre und keine Unlauterkeit in sich hat. (Ebrard.) T) Es ist ein Werk der Liebe, wenn Jesus den Juden ihren Mordanschlag gerade heraussagh ob sie vielIeicht vor ihsrem eigenen Gedanken erschrecken und so von ihm lassen möchten; aber die, welche damit umgehen, wollen von ihrem Vorhaben jetzt nicht wissen und lassen deshalb in V. 20 die Andern, welche wirklich nichts davon wissen, für sich reden. (Luthardt.) 20. Das Volk antwortete und sprach: Du hast den Teufel [besser: einen Teufel oder un- sauberen Geist, bist besessen, daß du dich so grundlosem sinsteren Argwohn hingiebst I· Sam. l6, 14 ff.; Joh. s, 48. 52; 10, 20 wer sucht dich zu tödten? swirwissen nichts davon, daß jemand unter uns eine solche Absicht hegte.] Jn Jerusalem war die Absicht der Oberen kein Geheimniß (vgl. V. 25); gleichwohl ift denkbar, daß gerade nicht» die ganze Masse des anwesenden Volks unterrichtet war von diesen Plänen, und konnte daher füglich aus feiner Mitte die hier vorliegende Gegen- rede kommen. Denn die um die Sache wußten, schwiegen und konnten es ganz gerne sehen, daß die Andern die ausgesprochene Beschuldigung des HErrn als eine Aus eburt des Wahnsinns behandeltenx daß aber auch diefe Andern nicht etwa Jesu näher standen, beweist die rohe Art ihrer Entgegnung. (v. Burgen) ,Du hast einen Teufel«: das ist der Refrain der Juden, wenn sie sich,im Gewissen getroffen fühlen und sich sonst nicht helfen können. Jn Kap. 10, 20 sagen sie: ,,er hat einen Teufel und raset«; diese Stelle zeigt, daß es nicht bloße Redensart ist, wenn sie Jesum für von: bösen Geist besessen erklären. Allerdings handelt es sich um einen gestörten Zustand, aber sie leiten die Störung aus der Besitzung durch einen bösen Geist ab. (Hengstenberg.) Ein Prediger darf nicht erwarten, sich vor den Leuten der Welt ge- rechtfertigt zu sehen: die bescheidenste Klage ist ein neues Verbrechen vor ihrem Geiste. (Quesnel.) 2l. Jesus sauf ihre nicht zur Sache gehö- rige, nur eine leere Ausflucht bildende Gegenrede nicht näher eingehend, sondern an seinen Vor- wurf in V. 19 ohne Weiteres anknüpfend] ani- tvortete swegen seiner Handlungsweise in Kap. 5, 6 ff., um deretwillen sie ihn als einen des Todes schuldigen Sabbathsschäikder verfolgten, sich zu rechtsertigen] und sprach szu ihnen]: Ein einiges Werk habe ich [nach den früheren, die ich bei euch zu Jerusalem verrichtete und die ihr selber als gute und eines Propheten würdige habt gelten lassen Kap. 2, 23; l0, 321 gethan [das an dem Fest in Kap. h, 1 ff.], und es wundert eint) allet sals läge darin ein Sabbathsbruch]. 22. [Wie aber verhält es sich denn mit dem Sabbathsgebot? ist es wirklich, wie ihr mir gegenüber vorgeht, das unbedingt höchste Gebot, dem alle andern untergeordnet werden müßten, wenn ein Conflikts -Fall vorliegt? Nun fehet:] Moses sfür dessen Sabbathsgebot ihr so sehr eifert] hat [in der Verordnung: Z. Mos 12, Z] euch darum gegeben die Beschneidung, nicht, daß sie von Mose kommt, sondern von den Vätern [er giebt mit jener Verordnung nicht ein neues, eigenes Gebot, sondern nimmt nur ein schon in den Tagen der Väter erlassenes Gebot 1. Mos 17, 12, dem er sich unterordnet, wieder auf]; noch [wenn bei einem Knäblein der achte Tag nach seiner Geburt auf einen Sabbath fällt, für we·lchen Moses verordnet hat: ,,da sollst du kein Werk thun« 2. M. 20, 10] beschneidct ihr den Menschen am Sabbath [ohne alles Bedenken, weil ihr recht wohl wisset, daß das Gebot der Be- fchneidung höher steht, als das des Sabbaths, und dieses jenem weichen müsse] 23. So [nun in der von euch selber ge- übten Praxis] ein Mensch die Beschneidung an- nimmt am Sabbath fauch am Sabbath derselben unterzogen wird, obwohl sie doch unzweifelhaft das Thun eines Werkes ist —- ihr unterzogen wird nicht nach jeweiligem Belieben, sondern grundsätzlich und geflissentlich], auf daß nicht das Gesesz Mosis [das sie ein für alle Mal auf den achten Tag festsetzt, ohne den Sabbath davon auszunehmen] gebrochen werde [wie bei einem Aufschub der Handlung ja geschehen würde]: zittnet ihr denn [da mit eurem galligen, heftigen Groll aus irgend welchem stichhaltigen Grunde] über mich, daß ich swährend die Beschneidung doch nur auf] ein einzelnes Glied sich bezieht] den ganzen Menschen fjenen achtunddreißigjährigen Kranken H, f) ff. an seinemganzen Leibe] habe am Sabbath gesund gemachttt sgleich als habe folches Werk recht wohl an diesem Tage unter- bleiben können und sei, an demselben dennoch verrichtet, nun ein böses Wert]?- 24. Richtet nicht swie ihr mit solcher Mei- enung thuet] nach dem Ansehen [d em bloßen An- schein, wie die Sache äußerlich euch its die Augen fällt, nämlich als ein Werk schlechthin], son- dern tichtct ein rechtes Gekichtspkk sindeni ihr dem Zeugniß eures eigenen Gewissens Raum gebt, daß es sich hier um ein gutes, heilsames Werk gehandelt hat, das je eher, je lieber gefchehen mußte, um die in 3. Mos. 19, 18 gebotene Liebe zusüben Sach. 7, 9]. « « «) Nicht daß er nur Ein Werk in Jerusalem über- haupt gethan habe, will Jesus sagen, sondern daß ein Ein einiges Werk habe ich gethan, und es wundert euch alle. 133 einziges Werk schon hingereicht habe, sie an ihm irre zu machen; das ,,wundert euch alle« erklärt sich näm- lich hier aus Kuh. 5, 10 ff. als Verwunderung über- den vermeintlichen Sabbathsbruch, mithin als genom- menes Aergerniß (Olshausen.) Der Anstoß über jenes Werk hatte sich also doch allgemeiner in Jeru- saleni und im Volk verbreitet; i r kraiikhafter Zustand wurde aber eben darin o en ar, daß sie alle zuni Aufsehen kamen und ein Au heben machten bei Einem Werke eines Mannes, der so reich an göttlicheii Werken war. Der vermeintliche Makel »an dem einzigen Werke droht bei ihnen alles zu überwiegeiy was sie je mit Bewiåiliderung erflsillt läcåtxh aberaigug dieser Makel ist eine usgeburt i res a us. . ange. IV) Mit dem vorwärts weisenden ,,darums« (V. 22) Bebt Jesus an, die Verwunderung, welche seine Sab- athsheilung allgemein hervorgerusem als unbegründet, und zwar durch die Analogie der Beschneidung die ja auch am Sabbath geseheh»e, zu entkraften; statt aber einfach zu sagen: ,,weil sie von den Vätern herriihrt,« drückt er die ziir Beweissühriin sehr wichtige, mit ,,darum« bereits eingeleitete Gruii angabe negativ und positiv aus undsagtx »deshalb gab euch Mose die Beschneidung, nicht weil sie von Mose, sondern (weil»sie) von den Väserii ·herstamm«t; iind so be- schneidet ihr denii Je. Dieser ·Satz dient dazu, die Beschneidung, obwohl von Mose im Gesetz den Juden als göttlich geboten iind somit als rituelle Einrichtung egeben, doch ihrem Ursprunge nach nicht als mo- sxaisches sondern- als altpatriarchalisches, schon von Abraham herriihrendes Institut zu bezeichnen; denn hierin lie t der Grund des historischen Rechts dafür, daß das eschneidungsgesetz dem Sabbaths esetz vor- gehe und inithin die Sabbathsruhe der Beschneidung weichen inusse Auch bei den Rabbinen wird der S»atz: aircuinoisio pellie sabbatiiiii (die Beschneidung drangt den Sabbath zuruck) damit begründet, daß sie Ueber- lieferung von den Vätern sei. Das Befremden des Volks aber über die Sabbathsheiluiig beruhte auf einer falschen Sabbathsschatzung, vgl. Matth l2, 5. (Meyer.·)» Der HErr nennt nicht den· Abrahaiin son- dern druckt sich allgeieiein aus, » sie, die Beschneidung stamme »von den Vatern,»weil dadurch scharfer der Unterschied hervortritt zwischen »der· patriarchalischen Zeit und der der Gesetzgebung; »in jener aber liegen die Wurzelii Jsraels, sie war die Zeit des Gnaden-, des Verheißuugsbundes Gleichsamuus einer höheren Ordnung ist das Gebot der Beschneidung in das Gesetz Mosis ein-gekommen, und dieser seinllrsprung bewahrt sich noch immer darin, daß die spatere niedere Ord- nung von jener hoheren durchbroihen wird, und daß Moses selbst· diesen Bruch sanctionird Es ist also nicht blos eine historische Notiz, die der HErr ein- schiebt, daß die Beschneiduug nicht von Moses, sondern von den Vatern stamme; vielmehr ist letzteres der Grund ihrer Aufnahme in das Gesetz Mosis und be- dingt ihre unverbrüchliche Beobachtung, auch wo sie mit dem Sabbathsgebot zu streiten scheint» Es ist aber wichtig, diesen Sachverhalt sich gegenwartig zu alten; denn wie Gott mit seiner Stiftung der Be- Pchneidung nicht beschränkt werden kann durch ir end ein Gesetz, das ihr entgegenzutreten scheint, so nn auch die Heilswir samkeit des Sohnes nicht· dadurch beschrankt sein (Kap. 5, 1.7). Um Heils-Wirksamkeit nun« handelt es sich dort wie hier; aber während sie·in derBeschneidun nur vorbildlich und theil- weise stattfindet, umfa te die·That des HErrnden ganzen Menschen nnd stellte ihn aus langem Siech- ssuiii wieder her. (v. Burgen) Um den Schluß in . 23 recht zu verstehen, ist zu bedenken, daß in den beiden zusammengestellten Handlungen, der Beschnei- dung und dem Heilwunder Jesu, eine physische That und eine geistige Wirkung liegt: bei der ersteren be- steht die phhsische That in einer theilweisen, lokalen Reinigung, die geistige Wirkung ist der Eintritt in die vorbildliche Bundesgemeinschaft; bei der zweiten ist die physische That vollständi e Wiederherstellung der Gesundheit, uiid der geistige Zweck die wirkliche Heili- gung der Person (vgl. Kuh. 5, l4). Jn beiden- Be- ziehungen ist der höhere Werth der zweiten Handlung unbestreitban (Godet.) Tit) Nach äußerer Erscheinung stellte sich jene Handlung Jesu der jüdischeii Beurtheiliingsweise aller- diiigs als Sabbathsbriich dar; aber die gerechte Be- urtheilunR war die, zu welcher er sie eben angeleitet atte. O) eyer.) Der Böse, Feindselige richtet alle al nach dem Scheiu; gerechtes Gericht ist nur bei den Freunden Gottes. (Heubiier.) 25. Da sals Jesus niit der Ermahnung in V. 24 seine Zuhörer entlassen hatte und diese nun draußen iin Vorhof von den eben stattge- habten Verhandlungen sich mit einander unter- hielten] sprachen etliche von Jerusalem sdie als Großstädter auch das große Wort führten]: Jst das niiijst der, deu sie sunsere Obersten, als er vor Jahr und Tag wieder einmal hier war] suchte-i zu tödten sKap. 5, 16 u. 18]? 26. Und stehe, er redet [heiite, wo er aber- mass sich hat sehen und hören lassen] frei liudem er ganz offen ausspricht, was man gegen ihn im Schilde führt, und deswegen seine Gegner ge- radezu als Verächter des Gesetzes straft V. 19], und« sie sagen ihm iiichts sgleich als wäre er Einer,. dein auch die Hüter des Hsiligthums nichts anhaben dürften] Erkennen [eiwa] unsere Ober- sten swährend früher sie ihn als einen Sabbaths- schänder verfolgenszmußten]» nun [für] gewiß,·daß er [wahrhaftig und] gewiß swie er vorgiebt] Christus sder Messias l, 41] se1?’« 27. Doch sdas kann ja unmöglich der Fall sein; denn] wir wisseu, voii wauuen dieser ist snämlich aus Galiläa, woher kein Prophet auf- steht V. 52]; wenn aber sder wahre und wirkliche] Christus kommt, so wird niemand wisseu, von wan- neu er ist«« V) Diese ,,Etliche von Jerusalem« sind besser unter- richtet als das in V. 20 erwähnte Volk; sie sprechen es offen aus, daß die Oberen den Anschlag gemacht haben, Jesum zu tödten, doch mit Vorsicht, ohne sie gleich zu nennen. Das zwiefache ,,gewiß« beweist, daß sie Anforderungen an die Qualifikation des Mes- sias machen, welche sie in Jesu nicht erfüllt sehen; wie die Rabbinen in V. 15 dem HErrn vorwerfen, er sei nicht geschult und promovirt, so werfen sie ihrerseits in V. 27 ihm vor, er sei von gerin« er Herkunft (P. Lange) Die Juden wußten von esii Lehre nicht, wo er sie her abe, wenn sie sich auch einbildeten, daß er sie etwa sel st erfunden habeii möge; so wußten sie auch von seiner Person nicht, wo sie her sei, wenn sie sich auch einbildeten, es zu wissen. Um jener Ein- bilduiig willen nahmen sie jene, um dieses vermeint- lichen Wissens willen ne men sie diese nicht an· (Luthardt.) ——— «) Diese orte können natürlich nicht 134 Evangelium Johannis 7, 28——36. der Abstammung des Messias von David und aus Bethlehem widersprechen sollen, die so nachdrücklich von der heil. Schrift bezeugt ist und von der ganzen Nation bekannt wurde (V. 42; Matth. 2, 5 s.); sie weisen dagegen im vollen Einklan mit dem alten Testament darauf hin, daß der Messias neben dieser geschichtlickåen eine übergeschichtliche Weise der Existenz haben, da in seiner Existenz etwas liegen werde, was unbedingt über alle men chlichen Faktoren hinausliegt — eine Erscheinung oder Persönlichkeit, von der nie- mand weiß, woher sie ist, ist eine solche, die unbedingt aus dem natürlichen Causalnexus heraustritt (vgl. Jes. 53, 2. 8;" Mal. 3, 1; Dan. 7, 13). Von diesem wunderbaren, aus natürlichen Ursachen nicht erklär- lichen Wesen nun können sie an Jesu nichts entdecken; alles schien ihnen da ordinär u sein und selbst weit hinter der Grenze rein, mens licher Erhabenheit zu- rückzubleiben (vgl. Kap. 6, 42). Der einzige Fehler in ihrem Räsonnement war der, daß sie unfähig waren, die verborgene HerrlichkeitAzu entdecken. sHengstenbergl Jn Beziehung auf das uftreten Christi hatten sich durch mancherlei Einflüsse verschiedene, mehr o er minder mhstische und phantastische Erwartungen bei den Juden-sestgesetzt; außerdem aber machen Leute von solcher Art, wie sie hier das Wort fü ren, sich gern nach augenblicklichem Bediirfniß eine nsicht zu- . recht, wenn es sich um eine kecke Verneinung handelt. (P. Lange) 28. Da rief Jesus im Tempel-«« [nachdem er ebenfalls aus der Synagogs hinaus in den Vor- hof getreten war und dort die Bemerkungen derer von Jerusalem über ihn hörte] lehrete sindem er das »wir wissen, von wannen dieser ist« zum Ausgangspunkt für eine weitere Selbstbezeugung nahm] und sprach: Ja, ihr kennet mich und wisset, von wannen ich bin [nämlich insoweit, als eure fleischlichen Augen und äußeren Wahrneh- mungssinne reichen. Aber jenseit dieser Grenz- linie liegt doch noch Vieles rückwärts]; und [wie ich nun vorhin V. 15 ff. im Gegensatz, zu eurer Meinung über den Ursprung meiner Lehre be- zeugen durfte, daß ich nicht von mir selbst rede, so bezeuge ich jetzt eurer Ansicht über den Ur- sprung meiner Person gegenüber:] von mir selbst bin ich nicht kommen, sondern es ist [im Unter- schied von jenem fabel- und nebelhaften Himmel, von welchem ihr einen ebenso fabel- und nebelhaften Ausgang eures Messias erwartet] ein Wahr- haftiger sals der wirkliche Sender Christi] , der sdenn gerade mich] gesandt [und sonst keinen an- dern zu senden] hat sdieser Wahrhaftige aber ist der], welchen ihr nicht kennells [so sehr ihr auch seiner Kenntniß euch rühmt 8, 19 u. 54 f.]. 29. Jch meines-theils] kenne ihn aber; denn ich bin von ihm sher Kap. S, 46], nnd er hat mich« gesandtstrr · » ) Die ersten Evangelien lassen Jesum nur einmal rufen, bei seinem letzten Rufe am Kreuz (Matth. 27, 50; Mark. 15, 37); der assektvolle und daher für die Aeußerungen des Asfekts besonders enipfängliche Jo- hannes dagegen erwähnt mehrfach (V.37;11, 43; 12, 44) des Rufens oder Schreiens Jesu. (Hengsten- berg·) Ein sehmerzliches, ein wehmüthiges Rasen! l sind nicht, auch Also trug Christus seine Schnierzen über ihren blin- den Zustand, über ihr blindes Verfahren. (Anton.) Ein Klagleschrei ist es, welchen Jesus hier im Tem- pel erscha en läßt, doch voller Lehre, sagt der Evan- gelist; denn ,,er wird nicht zanken und schreien, und man wird sein Geschrei nicht hören auf den Gassen,« Matth 12, 19. (Besser.) H) Die ersten Worte: »Ja, ihr kennet mich und wisset, von wannen ich bin,« im Geringsten nicht, höhnisch oder ironisch zu verstehen, was zu seiner feierlichen Stim- mung und seinem liebenden Ernste sich nicht schicken würde; vielmehr iebt er ihnen zu, daß in ihrem Sinne sie wirklich einen Ursprung kenneten, denn er sei ein wahrer Mensch. Doch, fährt er fort, dieses euch bekannten Ursprungs ungeachtet bin ich gleich- wogt von Gott ausgegan en; daß sie dies aber nicht wü ten, daran liege die chuld in ihrer Entfrenidung von Gott. (V. Gerlach.) Wie Jesus nicht von ihm selber redet, so ist er auch nicht von ihm selber, d. h. nicht aus eigene Hand, nach eigenem Willen gekom- men, sondern als ein Gesandter; und zwar ist Der, der ihn gesandt hat, ein solcher, der wie kein Anderer zu senden Macht und Befugniß hat, von dem gesandt zu sein darum auch unbedingten Anspruch aus Glaube und Gehorsam verleiht. (V. Burgen) THE) Der Unkenntniß Gottes, welche Jesus den Juden vorwirst, stellt er das innige Bewußtsein ge- genüber, welches er von Gott und von seinem Ver- hältniß zu ihm gut. Dies Verhältniß ist vorerst ein Verhältniß des eins, und dann der Sendung; die ausdrückliche Unterscheidung, welche der HErr zwischen diesen beiden Satztheilen macht, erlaubt nicht, den ersten auch aus die Sendung zu beziehen. Er behauptet, er kenne Gott erstlichwegen der Gemein- schaft des Wesens, durch welche er mit ihm verbunden sei, und dann wegen-des göttlichen Ursprungs seiner Sendung , denn der Abgesandte hat vertrauliche Be- sprechungen mit dem, der ihn sendet. Daraus geht hervor, daß Dr der Messias ist, aber in einem viel ggheken Jinnåtals iizGdeziibin welchem die Juden das Vk«gc kllU etc. I) c. 30. Da sindem jene Widersacher von Jeru- salem V. 25 ff. den Worten Jesu wohl ab- merkten, in welches Verhältniß er sich zu Gott ftelle, und deshalb sich berechtigt glaubten, ihn ihren Qbergen als einen Gotteslästerer zu über- anttvorten up. 5, 18] suchten sie ihn zu greifen. Aber niemand svon ihnen] legte [gleichwohl] die Hand an ihn« ssich seiner zu bemächtigeu]; denn seine Stunde sdie nach Gottes Rathschluß aller- dings einmal eintreten sollte, wo er seinen Fein- den würde in die Hände gegeben werden Luk. 22, 531 war noch nicht kommen« [Kap. 8, 20]. 31. Aber viele vom Volk faus der Klasse derer, die schon in V. 12 das Urtheil gefällt: ,,er ist fromm«] glaubten an ihn [daß er sicherlich der Messias sei 2, 23] und sprachen lunter ein- ander]: Wenn Christus kommt sden unsre Gegen- partei V. 27 in ei em Andern erwartet und diesen Jesus von Nazareth nicht dafür anerkennen mag], wird er auch mehr Zeichen thun, als dieser guixisdsdeäg änitf solcheirhgöftelichen Gewalt die äne er iera er ämt «) So sehr hielt sie? der. Geist »seiner Majestät ge- fesselt; und damit waren gerade diese, die ihn wegen Von mir selbst bin ich nicht kommen. Jhr werdet mich suchen, und nicht finden. 135 seiner Herkunft verachtet hatten (V. 27), am ange- messensten bestraft. (P. Lange) · » » » «) Diese Worte sind fur alle Diener Christi hochst tröstlich: wie dem Haupte, so wird auch den Gliedern niemand ein Haar krümmen dürfen, bis ihre Stunde gekommen; ist aber dies, so dürfen sie gleichwohl gutes Muthes sein, denn auch dann sind sie nicht in der Menschen, sondern in Gottes Hand. (He"ngstenberg.) VIII) Wo »nur Herzen aufrichtig dem Heiland sich zuneigen, da ist auch ein Glaubensanfang da, ob auch noch so dürftig .und mit viel Dunkelheit umgeben. (Besser.) An diesen ,,vielen vom Volk« bewährte sich also, was der HErr in V. 1-7 gesagt hatte. 32. Und es kam vor die Pharisäer, daß das Voll folches swie in V. 31 gesagt] von ihm mut- melte« sin einzelnen Kreisen, die sich bildeten, halblaut und verstohlen einer gegen den andern äußerte]. Da sandten die Pharisäer und Hohen- priester soder die Mitglieder des Hohenraths] Knechte [d. i. Gerichtsdiened aus, daß sie ihn griffen-» — 33. Da sprach Jesus zu ihnen sden ihn von sich stoßenden Juden]: Jch bin [nur] noch eine kleine Zeit bei euch, und dann [wenn die Zeit meiner Sendung abgelaufen] gehe ich svon selber von euch weg und] hin zu dem, der mich gesandt hat [daher ihr gar nicht erst euch Mühe zu geben braucht, niich von euch zu treiben; es wird aber auch alle diese Mühe, so lange meine Zeit noch nicht erfüllt ist, umsonst sein]. 34. [Und wie nun, wenn sie wird erfüllt und ich werde von euch gegangen sein? Siehe, das wird euer Loos sein:] Ihr werdet ntich suchen und nicht finden-«« svgl. Spr. 1, 23 ff.; Amos 8,11 ff.; Jes. s, 22]; und da ich falsdannj bin, könnet ihr nicht hinkommenf [Kap. 8, 21; 13, 33]. - » 35. Da [als Jesus nach den eben gespro- chenen Worten den Tempel verließ] sprachen die Juden [die Obersten, indem sie ihm nachsahenj untereinander: Wo will dieser hingeben, daß wir [die wir hier« das heil. Land inne haben und das ächte und unvermischte Gottesvolk aus- machen] ihn nicht finden sollen? Will er [etwa, weil er bei uns keine Ausnahme als Prophet gefunden] unter die Griechen gehen, die hin und her zerstreuet liegen srichtigen zu den Zer- streuten unter den Griechen, d. i. zu den in der Diaspora unter den Griechen lebenden Juden 1. Macc. 1, l1 Anm., geh·en], -und svon da aus auch] die Griechen soder Heiden Röm. I, 16] lehren sum Anhang für sich zu ge- winnen]? 36. Was ist das fiir eine sdunkle und räthselhafte] Rede [in der doch kein Mensch sich zurecht finden kann] , daß er fa et: Jht werdet mich snchenund nicht finden; un wo Jch bin, da kbunet ihr nicht hinkommen? V) Der Hoherath muß gerade versammelt gewesen sein, daß die Pharisäer, als sie hören, wie das Volk so beifällig von Jesu sich unterredet, sofort einen Ver- haftsbeschluß bewirken konnten; der Sitzungssaah so haben wir zu Matth. 4, 7 u. 27, 1 bemerkt, befand sich ja auch in der That ganz in der Nähe des Schau- platzes, in einem freien, von einer Mauer umschlosse- nen»Raum, der zum äußeren Vorhof gehörte· Wenn es nun im Grundtext wörtlich heißt: »Und es hörten die Pharisäer das Volk, wie es solches von ihm mur- melte,« so erweckt das zunächst die Vorstellung, daß etliche von ihnen unter der Volksmenge sich befanden und also mit eigenen Ohren hörten; indessen läßt der Wortlaut auch die andere Deutung zu, nach welcher Luther übersetzt, daß Zwischenträger ihnen die Sache zu Ohren brachten, und da bildeten ohne Zweifel die- xenigen die Zwischenträgey welche in V. 30 Miene machten, Jesum zu greifen, aber vor der Unnahbarkeit seiner heiligen Person sich scheutems und darum nun lieber zu den obrigkeitlichen Auctoritäten ihre Zuflucht nahmen. Weil so von den Pharisäern die Anregung zu einem Verhaftsbefehl des Hohenrathes ausgeht, ist der letztere hernach mit dem Ausdruck ,,Pharisäer und Hohenpriester« bezeichneh während in V. 45 u. Kap. II, 57 die Hohenpriester voranstehen, sin Kap. 12, 10 « aber blos die Hohenpriester genannt werden. W« Den Knechten folgten, gleichwie in Luk. 22, 52·, auch etliche von den Rathsmitgliedern selber auf dem Fuße nach, um zu beobachten, was für einen Erfolg ihre Sendung haben würde; daher, wie in Matth. 26, 55., die nachherige Rede Jesu nicht sowohl an die, Ge- richtsdienetz als an ihre Herren und in diesen an das ganze, in V. 15 mit dem Ausdruck »Juden« bezeich- nete Volk sich richtet. Von den Gerichtsdienern selber wird uns in diesem Abschnitt nichts weiter berichtet, sondern erst in V. 45 ff. kommt der Evangelist wieder auf sie zu sprechen; jedenfalls also lautete der ihnen ertheilte Befehl nicht auf eine sofort und unter allen Umständen zu vollziehende Verhaftung sondern sie sollten nur vorerst unter die Volkshaufen sich mengen und einen günstigen Augenblick benutzen, wo etwa Jesus sich bloß stellen und der Wind der öffentlichen Meinung sich gegen ihn kehren würde, um alsdann ihn zu greifen. ««·’·«’·«) Jesus weist sie darauf hin, wie thöricht es von ihnen gehandelt sei, daß sie seine nur noch kurze An- wesenheit besziihnen nicht besser nähen, daß sie den- jenigen aus dem Wege räumen wollen, der doch bald enug sie verlassen wird; mit ihm. aber werde alles eil von ihnen weichen, so daß sie dann alle Ursach haben würden, in schmerzlicger Sehnsucht ihn zurück- zuwiinschew Die tragische "raft dieser Rede liegt m dem Gedanken: nachdem sie ihn, den Anwesenden, ver- folgt u1id getödtet, würden sie ihn, den Abwesenden, zurückwiinschem aber vergeblichx solche Kraft darf man nicht dadurch abschwächen, daß man die Worte von seiner Person ablöst und auf den, der in seiner Person ihnen angeboten war, den Messias überträgt. Und auch das trifft noch nicht völlig das Rechte, wenn man auf die tiefe Noth, in die sie gerathen würden und die ihnen Veranlassung genug geben werde, den Christus, den sie jetzt nicht länger untersich dulden wollen, dessen Gegenwart i neu» unerträglich sei, zu- riickzuwisinschem verweist. s giebt uns vielmehr das Hohelied hier den rechten Aufschluß, zu dessen rich- tigem Verständniß Hengstenberg unter Bezugnahme auf die Stelle dort: Kap. 5, 2 ff., allerdings den Schlüssel an die Hand giebt, wenn er bemerkt: erade mit dem ,,ich gehe hin«, welches aus jener Ste e ent- lehnt und den Reden Christi bei Johannes eigenthum- 136 Evangelium Johannis 7, 37—3«9. lich ist, hat Jesus selber sich) als den Bräutigam des Hohenliedes, als die Braut agegen das jüdische Volk gekennzeichnet—aber doch mittels seines Grundsatzes daß an die Stelle Jsraels die christliche Kirche getreten sei, den richtigen Gebrauch dieses Schlüssels sich selber unmöglich macht. Jm 6. Vers sa t daselbst Sulamith: ,,—Und da ich meinem Freunde aukgethan Hatte, war er weg und hin egangen. Da ging meine eele heraus nach seinem ort. Jch suchte ihn, aber ich fand ihn nicht; ich rief» aber er antwortete mir nicht« Jm vorhergehenden Verse hat sie gesagt: ,,Da stund ich auf, daß ich meinem Freunde aufthäte; meine Hände trosfen mit Myrrhem und Myrrhen liefen über meine Finger an dem Riegel am Schloß-« Darin, so äußert sich der genannte Ausleger sehr treffend, zeigte sich die Barmherzigkeit des HErrn gegen sein Volk in ihrer ganzen Größe, daß die Verstoßung desselben erst dann eintrat, als durch die herrlichen Erweisungen des Ver- Pmähten der Stachel der Sehnsucht in das Herz der ochter Zion gesenkt worden war. Ja, so fahren wir fort, Jsrael weiß es in tiefster Seele gar wohl, wenn es auch zur Zeit das weder sich selbst, noch Andern eingestehen mag, daß der Jesus von Nazareth, den es verworfen hat, doch sein alleiniger und rechter Heiland sei; die Hände triefen der Sulamith von den Mhrrhem die ihr Bräutigam an der Thiir ihrer Hütte zurückgelassem als er, sich nicht ohne Weiteres abweisen lassend, seine Hand durch’s Loch steckte. Sie kann ihre Finxr von der fließenden Myrrhe, die sich vom Riegel am chloß denselbigen angehängt hat, nicht losmachem ge ist damit versiegelt auf den Tag, von dem St. anlus in Röm. 11, 25 ff. u. L. Cor. Z, 16 redet. Schreiber dieses hat früher in einer der unter seiner Aufsicht stehenden Schulen ein Judenmädchen gekannt, die lernte eifriger und besser als viele Christenkinder ihrer Klasse die biblische Geschichte und den Katechis- musz und wenn sog. Kinderlehre in der Kirche ge- halten wurde, wollte sie dabei durchaus nicht fehlen. Was sie da immer am besten inne hatte und woran ihr Herz ani meisten hing, das war die Geschichte unsers HErrn und Heilandes Jesu Christi nach ihrem anzen Umfange; sie gab da Antworten, deren man ßich verwundern mußte. Und was ist denn der Christ- baum, der auch in Judenhäusern zu Weihnachten an- gezündet wird, anders als eine Ersüllung dessen, was der HErr hier sagt: ,,ihr werdet mich suchen und nicht finden?« — Das Heil suchen und nicht finden, ist das Loos der in Eitelkeit verlorenen Welt; den Heiland suchen und nicht finden, ist das Loos des armen, in die Eitelkeit der Satzung versunkenen Israel. (P.L»an e.) f) Die Gegenwartsform ist gebraucht, weil der H rr, wie schon bei dem ,,ich gehe hin«, die Sache, von der er redet, sich lebendig vergegenwärtigh Als Ort oder Zustand, den er im Sinne habe, bezeichnen die Aus- leger meist den Himmel» oder die Herrlichkeit, so daß den Juden die Mö lichkeit abgeschnitten würde, ihm nach in die himmlische Seligkeit einzugehen, weil sie ohne isnsein müssen; indessen ist vielmehr aus V. 33: ,,ich ge e hin zu dem, der mich gesandt hat«, zu ,,ich bin« zu ergänzen: ,,bei Gott«. Während er seinerseits hin- geht u dem, von welcheni er gekommen, bleiben sie auf rden oder in der Welt zurück, und während er fortan bei Gott ist, sind da egen sie in der Gottes- ferne, Gottverlassenheit: ert o gewendet, läßt sich das Gesagte in einer gewissen e nlichkeit, wenngleich in einem viel beschränkteren Ma e, auch auf die Jtinger anwenden (vgl· Kap. 17, 11 u. 24), wie der HErr in Kap. 13, 33 f. thut. Was Luther zu un rer Stelle fes, dür e gegenwärti noch viel gewi er gelten: ,, ies sin erschreckliche orte, ich lese sie nicht gerne. Wir sollen nicht gedenken, das Evangelium, das wir jetzt haben, werde ewig bei uns bleiben: sage mir’s wieder über zwanzig Jahre, wie es sei! Wenn die jetzigen frommen, rechtschaffeuen Prediger werden todt sein (Osfenb. 11, 7 fs.), dann werden andere kommen, die da werden predi en und es machen, wie es dem Teufel gefällt; das ort kann nicht lange stehen, denn die Undankbarkeit ist zu groß, so machet die Ver- achtung und der Ueberdruß, daß es weg muß, und Gott in die Länge nicht zusehen kann. Aber es ist der Welt nicht zu helfen, sie glaubet’s nicht. Die Juden haben auch also gethan: Christus, Gottes Sohn, kam selber, darnach die Apostel; und warneten sie; aber sie glaubten? nicht. Also niuß Deutschland auch dahin gehen und herhalten —— wir wollen’s erfahren« Binnen zehn Jahren, so weissagen uns die Herolde der Gott osigkeit zu dieser unsrer Zeit, werde es dahin kommen, daß der Staat den Glauben an Christum als den Sohn Gottes als ein Verbrechen strase — ob sie vielleicht Recht haben? (Offenb. 11, 7 ff.). ff) Es geht nicht an, die Böswi.lligkeit in dieser Deutung der Worte Jesu in Abrede zu stellen, welche von den Juden ausgeht und an der in Kap. 8, 22 eine Parallele hat; sie wollen ihn nicht verstehen, darum reifen sie zu solchen Cntsiellungen des Sinnes seiner ede. Daß er etwa zu den außerhalb Palä- stina’s unter den Griechen zerstreut wohnenden Juden gehen werde, ist dann ferner eine ihrem Dünkel . entsprechende Deutung: dorthin freilich, so wollen sie sagen, würden sie, die Bewohner des heil. Landes, ihm nicht folgen. An diese schmähsüchtige Vermuthung knüpfen sie dann die weitere an, ob er vielleicht dort auch die Griechen lehren wolle, d. h. sich von den Juden zu den Heiden wenden, eine Möglichkeit so schimpflicher Art in ihren Augen, daß nur bitterer Hohn sie treiben konnte, einen solchen Gedanken über Jesum auszusprechem (v. Burgen) Die Deutung ist vorwiegend Böswilligkeih welche das Gericht nicht verstehen und sich eingestehen will, das ihr deutlich genug angekündigt worden, keineswegs also eine ernst- lich gemeinte Conjektur (Mnthmaßung); doch tritt hier nicht so, wie in Kap. 8, 22, offener Hohn zu Tage, sondern jene Vorstellung treibt ihr Spiel, welche so thut, als könnte sie· Jesu Wort nicht verstehen. (Luthardt.) Die Deutung befriedigt aber diejenigen, welche sie aufstellen, selbst nicht; sie stellen sie nur fragend und zweifelnd auf und bezeichnen dann das Problem als ein noch ungelöstes, denn es lag in den Worten Christi ein Moment, welches ihr widerstreitet, nämlich das zu dem ,,ich gehe hin« hinzugefügte: »zu dem, der mich gesandt hat.« Dem können sie, die nur sauf der Erde heimisch sind, nicht folgen, sie lassen es daher ohne Weiteres weg; aber es reicht doch hin, ihnen die Unzulässigkeit ihrer Deutung (in welcher gleichwohl ein Moment der Wahrheit liegt und in der die Ahnung sich zu erkennen giebt, daß die Weissa ung in Jes· 49, 4—6 in der Erfülluug begriffen sei) Fühl- bar zu machen. (Hengstenberg.) Jn der Zeit, — wo Johannes schrieb, war Jesus wirklich der Messias der Griechen geworden, er schrieb sein Evangelium in griechischer Sprache und in heidnis em Lande; die pöttische Aeußerung der Juden hatte ich also in eine Weissagung verwandelt, wie das Wort des Kaiphas in Kap. 11, 50 ff., daher wird sie in ihrer ganzen Aus- sührlichkeit berichtet. (Godet.) c. V. 37—Kap. s, l. (§.7·6.) Yer Letzte große Tag dec- Festes. Der letzte große Tag des Festes. 137 37. Aber am letzten Tage des Festes, der am herrlichsten war [d. i. Mittwoch den 19. Ok- tober des J. 29 —- vgl. den letzten großen Tag des Laubhüttenfeftes, sowie diFn 19. Oktober dliels J. 66 n. Chr. unter d, Ab atz 4-—6 des . Aiihangs], trat Jesus auf [indem er nach dem Gottesdienft des Morgenopfers mitten im Vorhof des Volkes in hoch aufgerichteter Gestalt sich hin- stellte], tiesfmit lauter, dnrchdringender Stimme] nnd sprach lJes. 55, 1 ff-]: Wen da [im »geift- lichen Sinne des Worts Matth. 5 , 6] dnrstet, der komme zu mir und trinke-« sdes Wassers, das ich ihm gebe 4, 14]. 38. Wer ldenn solcher meiner Einladung folgt und dadnrch zu mir kommt und meines Wassers trinkt, daß er] an mich glaubet, wie die Schrif»t·»sagt, von des; fzu einem Tempel Gottes geheiligten] Leibe [genauer: Leisbes- innerem, dem Mittel- und Sammelpunkt eines geistlichen Besitzthums] werden fin den reich- lichen und kräftigen Erweifungen der ihnen inne- wohnenden HeilsfÜlleJ Ströme des leben- digen Wassers fließen [die über Andere ’ch ergxsßesi und sie ebenfalls des Heils theilha tig ma en. 39. Das [was er da redete von Strömen lebendigen Wassers, die von seinen Gläubigen ausgehen würden] sagte er aber [um den Leser gleich hier m das rechte Verständn1ß seines Wortes einzuführen2 21] von dem Geist welchen Evom Taghe de? Plstingstkn dab]·ffenjt,psahten« Lügen, te an in gan en un grc ami no on einer andern Seite her, als «in V. 33 f., in die Zeit nach feinem Hingange hinein]; denn der heilige Geist fnicht seiner Person, sondern der in Jes 44, Z; ON. 36, 26 f.; Joel Z, 1 f. ver- heißenen Ausgießung und Wirkung nach] war fdcFumcjtL Zls vckdzkrd Hlsrr gis gietsver Wezse all ere its) M it cllll cll clc UV M verkläret-«« [Kap. 16, « 7]. « r) Da der ächzte Tag (2"2. Tisri) nach Z. ·Mof. P, s? F. il . 35; 8, its; tijkenhsiteben eieni en e aenmi ueä wnre, o a e- wixß auch JohannZs diesezngTzag, nicht, wie manbhe Ausleger glauben, den siebenten gemeint, zumal es in skätgrerttzzkkit gangbadr nzgrwevoiilzitheir a ttägigden all U cU clck U kc et! «. clcc. ,« · Vkltl lc beson ere Auszeizchnung dieses als des ,,herrlichsten« hkiier egarakteråftrtSetzlkcgges Feftaädsen habe? kEsl Zur een roe u a es etes, r e·e « en Rückkelstk Ins den Hüttengin den Tempelzlbeftitilinritlund gls Iabbsth gelzilsigh dghkttc erJ auchChbefokitdere Ge- kllU c, er, cllll c ll e. cllc llkü ckl lkUU III« THEEkkkmsillkskkhtdklmsflkältlkfx ZIUYUFIJFkJFlFUTZI n 1 , das egr an demselben redete; das Feierliche dieses Auf- tretens ftelltgich in dem ,,er trat aus«, sowie in dem ,,rief«« (vgl. . 28) dar. ·(Meyer.) Eins· aber fehlte dem achten Tage, was die anderen auszeicznete das nach dem Morgenopfer übliche feftliche We! erfHöpfen (3. Mof. 23, 43 Anm.): das war die Feier der Wun- derbrnnnen, welche Gott dem wandernden Volke bei seinem Zuge durch die Wüste eröffnet hatte; weil nun er achte Tag die Einkehr in Canaan bezeichnete, so fiel an diesem Tage das Wafferschöpfen weg. Die Wunderbrnnnen schienen da wie versiegt, nnd es ent- stand ein Gefühl des« Mangels und der Leere; aber eben dies Gefühl, welches gerade am achten, dem herr- lichsten Tage bei den Feftfeiernden sich einftellen mußte, ist der Punkt, an welchen Jesus feine Einladung an- knüpft. Hatte doch überhaupt der Tempel auf Niorija selber keine Quelle, sondern nur der Tempelberg, außerhalb der Rin mauern des Heiligthums weshalb man anch das Wasser für den Tempel erst von dem Brunnen Siloah herausholen mußte — ein Zeichen und Sinnbild, daß anch dem Priesterthum nnd Opfer- kultns noch. der rechte Lebensgeist fehle; unter dem Walten des theokratifchen Geistes wußte aber anch Jsrael bei feinem Wafferfchöpfen der zukünftigen Quelle des Heils, die Jehova feinem Volke eröffnen wolle, sich zu trö ten. (P. Lange.) Durch sieben Tage währte das ymbolz am achten Tage kommt nun seine Ausdeutnng Getzgeftenbergh Mit dem Felsen also, welchen Gott als ittel gebraucht hat, fein Volk-zu tränken, vergleicht sich Jesus in feinem Ausruf (1. Cor. 10, 4). Jn Kap· 2 hat er sich vorgestellt als den wahren Tempel, in K. 3 als die rechte eherne Schlange, in K. 6 als das Himmelsbrod, das rechte Manna, in K. 7"ist er der rechte Fels, dann in K. 8 die wahre Feuerfäule, und so fort bis K. 19, wo er endlich das Vorbild des Osterlamms erfüllt. So benutzt der HErr jedes Fest, um den ganzen alten Bund in seine Person hineinzubildem so sehr fühlt und weiß ersichals das wahre Wesen aller t eokratifchen Vorbilder. (Godet.) «) Wer zu mir kommt, den will ich also zube- reiten, daß er nicht allein für feine Person soll gelabt und erquickt werden, daß» er feinen Durst löschen mag und des Durstes ledig werden, sondern will ihm zu einem starken steinern Faß machen, ihm den heil. Geist und Gaben geben, daß erzu andern Leuten fließe, sie tränke, tröste, stärke, vielen anderen Leuten anch diene, wie ihm durch mich geholfen ist. Also tut St. Petrus am Pfin fttage, da er mit feiner Lsredigt als-mit einem Waksferftrom aus des Teufels Reich ausrottet und ausfchwemmet dreitaufend Menschen, die er in Einer Stunde erlöfete: er wäfcht sie von Sünden, Tod und Teufel. (Luther.) Das in V. 38 Gesagte ift nicht bloße Ausführung des in V. 37 Ge- sagten; denn die Worte: ,, er an mich glaubet« ent- fpre en nicht dem ,,wen da ürftet«, sondern vielmehr den orten: »der komme zu mir und trinke« — wie öfters bei Johannes, ift die Jdee, mit der der vor- hergehende Vers schließt, der Ausgangspunkt für den folgenden. Die erlangte Gnade wird das Mittel, eine neue, höhere Gnade zu erlangen (vgl. Kap. 1, 16); der von Christo mit lebendigem Wasser Getränkte wird so mit dem, was er empfängt, gesättigt werden, daß er nun in Strömen lebendigen Wassers für Andere überfließt (Godet.) Abfiehtlich stellt im jetzigen Ab- fchnitt der Evangelist neben das zukünftige Gericht des Unglaubens, davon der Schluß des vorigen Abfchnitts handelte, die Verheißung des zukünftigen Guts, die dem Glauben gegeben ift; die Verheißungift aber eine doppelte: wer glaubt, soll nicht blos selbst Genüge finden in dem Geist, der ihn erfüllen wird, sondern auch dieses Heilsgut Andern vermitteln; und nun soll durch Wirkung des Geistes auch die leibliche Natur des Gläubiger: eine heilige Stätte, eine Stätte und Quelle des Geiftesund ein Mittel feiner Mittheilung werden. Diese Geifteswirkung ift aber abhängig von 138 Evangelium Johannis 7, 40 —45. der Verklärung Jesu, weil Gottes Geist in dieser Be- sttmmtheit erst dann auch Geist seiner verklärten Natur ist, also erst von da an Geist der Naturverklärung Geist des Wunders für die Gläubigen sein kann. Sieht also Jesus im vorigen Abschnitt (V. 3 fs.) hin auf die Folge, welche seine Erlösung für das ungläu- bige Jsrael hat, so nun hier auf die, welche sie für die Seinigen hat; letzteres ist aber ebenfalls ein Ge- richt für Jsrael. Dies geht damit der Zukunft ver- lustig, wel e ihm durch den Quell Siloah bedeutet, durch das ort der Verheißuiig gedeutet ist, welches von einer Geistesausgießung über alles Fleisch nnd einem Strome des Heils, der von Zion ausfließen werde, redet. (Luthardt.) Erst nachdem das Haupt der erlöseten Gemeinde fein Sühnungswerk auf Erden ausgerichtet hatte und erhöhet war zur Rechten Gottes, ward der Geist, der auf ihm ruhete ohne Maß und dessen Fülle in seiner gottmenfchlichen Person be- schlossen war, entbunden, daß er zum Gemeingut aller wurde, welche an ihn glaubten, und sie mit Christo einigte zu Einem Leibe; darum heißt er auch seitdem ebenso der Geist Gottes, wie der Geist Christi, und ist das Pfand des Erbes, mit dem sie versiegelt sind auf den Tag der Erlösung (Röm. 8, 9; Ephes. 1, 14; 4, 30). Darum setzt auch Petrus (Apostg. Z, 33) die Mittheilung des heil. Geistes an seine Gemeinde in Abhängigkeit von der Verklärung Jesu, und bestätigt durch diese Hinweisung das Wort Johannis in unserm Texte. (v. Burger.) Die Jünger, solange Jesus noch bei ihnen war, glaubten an ihn, und sie glaubten durch den heil. Geist, deß Sausen sie hörten aus Jesu Munde und in Jesu Werken; sie gingen daher in Geistes-Luft, umströmt von Geistesfluth, beschirmt unter Geistesflügeln. Aber noch nicht von ihnen strömte der Geist aus, er war noch beschlossen in Jesu sichtbarer Person; erst nachdem dieser Jesusf gekreu- ziget von den Juden, auferweckt und durch. die Rechte Gottes erhöhet, zu einem HErrn und Christ gemacht war, nachdem er durch seine Auferste ung eingegangen war in seine Herrlichkeit und als erklärter den Seinen sich offenbarte, erst da kam der Geist zu ewigem Bleiben auf und in sie, um vonihnen auszuströmen in die Welt. (Besser.) Der Satz des Evangelisten streitet nicht mit der alttestamentlichen, namentlich prophetischen Geisteswirksamkeit, da hier von dem Geiste, sofern er das Prinzip des specifisch christlichen Lebens ist, geredet wird; in dieser charakteristischen Bestimmtheit, in welcher er der Geist Christi, der Geist der Verheißung der Kinds aft, der Gnade, das Pfand des-Erbes, der Geist des S uferweckens Jesu von den Todten ist (Ephes. 1, 13 f.; Röm. 8, 11 u. 15; Hebr 10, 29) und verheißungsgemäß nach der Erhöhung Christi gegeben werden sollte (Apostg. 2, 33), war noch nicht da, wie ja auch die Gnade und Wahrheit erst durch Christum geworden (Kap. I, 17). Erst mußte Jesus auf dem Wege des Todes zum Himmel zurückkehren und das himmlische Reich antreten, um als Mitherrscher des Vaters und Herr über alles, also auch des Geistes (Kap. 17, Z; 1. Cor. 15, 25; 2.Cor. Z, 18), den Geist vom Himmel aus zu senden; diese Sendung aber war die Bedingung des nachmaligen da- Seins des Geistes. Bis dahin blieben die Gläu- bigen an die persönliche Erscheinung Jesu gewiesen. Wiesen) » · . esondere Schwierigkeit hat der Auslegung von jeher der Zwischensatzt ,,wie die Schrift sagt« bereitet, da es keine solche Stelle des alten« Testaments giebt, welche» dem Wortlaut nach dem Ausspruche Christi entfpräche; und wenn nun gleich manche Verwandte Stellen sich anführen lassen, so fehlt doch eine solche, auf welche die so eigenthüinliche Erwähnung des Leibes zurüikgeführt werden könnte. Man hat daher versucht, die Worte auf den vorangehenden Sah: »wer an mich glaubt« zu beziehen und sie so zu deuten, als sollte damit ein schriftgemäßer Glaube bezeichnet wer- den; sie sind aber unzweifelhaft Anführungsforinel und bezeichnen den im folgenden Saß enthaltenen Ge- danken als einen schon vom prophetischen Wort des alten Testaments ausgedrückten. Jn diesem nun finden allerdings sich mehrere solche Stellen, wo von dem Hause des HErrn, dem Tempel auf Zion oder der Stadt Jerusalem geweissagt wird, daß eine Quelle von da ausgehen werde, die hinausfließt in die Weite und Leben und Segen verbreitet (Joel Z, 23; Hes.47,1sf.; Sach. 14, 8). Nachdem dann der HErr in V. 37, an die Ceremonie des Wasserschöpfens aus der Quelle Siloah sich anschließend, als denjenigen Heilsbrunnen sich charakterisirt hat, aus welchem jeder, der da dürfte, mit Freuden Wasser schöpfen und trinken solle zu voll- koinmener Befriedigung seines Durstes, nimmt er in V. 38 Beziehung auf jene Weissagung; und gleichwie er nun in Kap. Z, 19 u. 21 seinen eigenen Leib als Tempel bezeichnete, so stellt er hier den Leib derer, die an ihn glauben, als denjenigen Tempel dar, von welchem jene alttestamentliche Weissagung von einem davon ausgehenden Strom gelte. Diesen Gedanken, daß der Leib der an Christum Gläubigen um des in ihnen wohnenden und sie erfüllenden heil. Geistes willen ein Haus des HErrn oder ein Tempel Gottes sei, spricht Paulus in l· Cor. 6, 19 klar und unzwei- deutig aus; indessen ist die hier vorliegende Stelle doch insofern noch verschieden von jener, als im Grundtext nicht sowohl der ,,Leib«, als vielmehr der ,,Bauch« genannt ist: von deß Bauche werden Ströme leben- digen Wassers fließen. Darunter ist das Leibes-Innere zu verstehen, welches zuert den Trank in sich auf- nimmt und dann das iibrige asser wieder von sich aus- gießt(Spr.13, 25; 1. Cor. 6, 13); der Ausdruck enthält also ein Gleichniß, so daß es keineswegs verfehlt ist, wenn manche Ausleger ihn auf das Herz beziehen, gleichwie auch in Spr. 18, 8 u. 20, 27; Sir. 51, 29 der von Luther mit ,,Herz« übersetzte hebräische Aus- druck eigentlich das Leibes-Innere ·als»die Stätte see- lischkgeistiger Erfahrungen und Thätigkeiten (Hab. 3, 16) bezeichnet und das Innere der Persönlichkeit überhaupt meint· Hierdurch aber rückt unsre Stelle noch näher dem, ioas in Hohel 7, 2 Salomo zur Sulamith spricht: »Dein Nabel ist wie ein runder Becher, dem nimmer Getränk niangelt; dein Bauch ist wie ein Weizenhaufen, umsteckt mit Lilien« und damit das ihr beiwohnende Vermögen preist, Labung und Erquickung, Nahrung und Stärkung in geistlicher Hinsicht der übrigen Mens enwelt darzubietenz diese Stelle hat der HErr wohl no bestimmter im Auge gehabt bei seinem Ausspruch, und nun nicht blos das Hohelied für einen Theil der ,,Schrift« erklärt, sondern auch der alle- gorischen Auslegung desselben das Siegel der Bestä- tigung ausgedrückt. 40. Viele nun vom Volk, die diese sm V. 37 u. 38 mitgetheilte] Rede höreten, sprachen seiner zum andern]: Dieser ist ein kechtek Propbet sist in Wahrheit der in b. Mos. 18, 15 ff. ver- heißene Prophet]. 41. Die andern [noch entschiedener mit ihrer Meinung hervortretend] sprachen: Ei· ist snicht blos jener Prophet, sondern auch der verheißene König von Israel Kap. l, 49, namlich] Christus; Wen da dürfte, der komme zu mir und trinke! Etliche aber [eine neue Klasse, die erste der Geg- ner bildend und wohl der Genossenschaft derer angehörend, von denen in V. 25 —27 erzählt wurde] sprachem Soll Christus [wie es bei diesem der Fall ist] aus Galilcla kommen? snimmermehr kann er Christus sein.] 42; Spricht nicht [vielmehr inIes.11, 1sf.; Jer. 23, 5 u. Micha s, i] die Schrift, von dem Samen David und aus dem Flecken Vethlehem, da sbei seiner Geburt und auch nachher, bis er den Königsthron bestieg] David war, solle Christus kommen? · 43. Also sindem jeder seine Meinung vor- trug und verfocht] ward eine Zwietracht [griech. Schisma] unter dem Volk uber ihn swer er wäre oder nicht wäre]. 44. Es wollten aber sgleichwie schon neulich V. so] etliche ihn greifen; aber niemand legte die Hand an ihn saus demselben Grunde wie damals] Die kurzen Schilderungen der Eindrücke auf das Volk, welche auf jede Rede Jesu folgen, dienen dazu, die in entgegengesetzter Richtung fortschreitende Ent- wickelung in’s Licht zu stellen, und bereiten das Ver- ständniß der letzten Entscheidung vor. (Godet.) Zu- nächst ist von denjenigen die Rede, die es erkannten, daß Jesu Wort ihnen plötzlich Licht gab über ihr unbefriedigtes Gefühl, über die fchmerzliche Se n- sucht, welche gerade an dem herrlichsten Tage es Festes wieder in ihnen erwachte, weil dem Tempel noch die wahre Quelle fehlte· Einige erklärten, er müsse doch wohl der Prophet (6, 14) sein; und sie be- theuerten das, indem sie sich gegen den Eindruck feind- licher Widersprüche zusammen nahmen. Andere spra- chen geradezu aus, er sei der Mefsias; diese fühlten, daß er ire unbefriedigte Sehnsucht nicht blos zu deuten wü te als der Propbet, sondern auch befrie- digte als der Messias Sofort aber traten diesen Bekennern Jesu entschiedene Widersacher gegenüber, welche sie mit der Schrift niederzuschlagen suchten, in- dem sie- den Umstand, daß Jesus aus Galiläa zu Hause war, zu der Voraussetzung erhoben, er sei ein gebotener Galiläer, und nun darauf losargumen- tirten. (P. Lange.) Wie unter den sreundlich ge- sinnten Zuhören zwei Schattirungen sind, so auch zwei in der feindlichen Partei: die Einen machen Ein- wendungen, was hinreicht, um sie moralisch von den Vorgenannten zu unterscheidem die Andern möchten zu Thätlichkeiten greifen. (Godet.) Soviel ist den Einen von den Bekennern Jesu gewiß, daß in Christo die Merkmale des Propheten in 5. Mos. 18 vorhan- den sind; ob auch die übrigen Merkmale des Messias, wie sie z. B. in Jes. 9 u. 11 angegeben werden, das ist ihnen noch zweifelhaft — ganz natürlich, da das königliche Amt des Messias während des Standes der Erniedrigung in tiefer Verhiillung austrat. Andere, die ein schärferes geistliches Auge haben und daher die verborgene Herrlichkeit hinter der Knechtsgestalt wahrnehmen, erkennen in Jesu ohne Weiteres den Geist. Die Erfteren leugneten nicht, sie wagten nur nicht geradezu zu bekennen; der Unterschied mischen ihnen und den Andern ist der zwischen theilwecser und ganzer Erfassung der Wahrheit, letzterer tritt dann die absolute Leugnung entgegen. (Hengstenberg.) Wir sehen, wie der rechte Glaube ausschließlich durch Jesu Wort erzeugt sein mußte und sich nicht gründen durfte auf das Sichtbare, sondern sich einen gewissen Wider- spruch gegen dasselbe gefallen lassen mußte. (Luthardt.) Wer aber dem Eindruck der Person Jesu sich hin ab, der gab sich dann wohl auch Mühe, sich über esu eschichtliche Herkunft genauer zu erkundigen, und fand o den Weg, von dem Anstoß, der in der vermeintl1ch galiläischen Abkunft Jesu lag, befreit zu werden durch richtigere Nachrichten; der leichtsinnige Unglaube da- gegen blieb vor diesem Anstoße stehen, ohne sich nur die Mühe gründlicherer Erkundigungen zu geben, und kämpfte lieber den empfanxenen Eindruck von Jesu Person und Wort nieder. ( brard.) Sie übersehen in ihrem polemischen Eifer, daß Micha 5,1 durch Jes. 8, 23 ergänzt und beschränkt wird, wo Galiläa als die Landschaft bezeichnet ist, welche durch die Er- scheinung des Messias von der tiefsten Niedrigkeit zur höchften Herrlichkeit emporgehoben werden soll. Fiengstenbergh Sie hätten beides, die Geburt zu ethlehem und die Weissagung über Galiläa, sollen merken und fein mit einander verbinden lernen; so aber trennen sie es· (Anton.) Siehe, wie die Men- schen aus der Schrift selbst, die an ihrer Hand uns zu Christo leiten will, sich Hindernisse aufzurichten pflegen, um nicht zu Christo zu kommen! (Calvin.) Jn Folge dieser Streitigkeit zwischen den Bekennern und den Leugnern Christi bildete sich ein starker Zwie- spalt unter der Menge, ein Vorbild des künftigen Schisma zwischen dem gläubigen und dem ungläu- btgen Judenthum (P. Lange.) Es giebt nothwendige Zertrennungem es heißt die Wahrheit verrathen und preisgeben, wenn man aufhört, sie zu vertheidigen, indem man sich denen widersetzt, die sie bekämpfen. Weder die Furcht vor dem übel genommenen Aerger- niß, noch eine salsche Liebe zum Frieden dürfen irgend die Zunge binden. (Quesnel.) Diejenigen, swelche Jesum sogar greifen wollten, konnten gleichwohl es nicht über sich gewinnen, es auch wirklich zu thun; es ist eine gewisse Scheu, welche die Person Jesu ihnen einflößt und unwillkürlich die Hände bindet. Diese Gewalt, welche die Persönlichkeit Jesu auch über die feindseligen Gemüther ausübte und welche sattsam er- kennen läßt, wie Jsrael Jefum nimmermehr hätte reisen und tödten können, hätte es ihnen Gottes und esu Wille nicht selbst· erlaubt, welche denn auch ihre thatsächliche Betätigung in der Geschichte der Gefan- gennehmung (l ,6) findet, ist zugleich eine Verurthek lung der Feindfeligkeit Als eine gerichtete erscheint sie: erreicht sie nun am Ende doch ihren Willen, so wird das nur ein Zeichen sein, daß Gott die Juden in das Gericht des Unglaubens dahin gegeben hat; in dies Gericht aber werden sie«sallen, weil sie sich ver- stockt haben im Unglauben. (Luthardt.) 45. Die Knechte [welche auch heute wieder, wie schon neulich, vergeblich auf einen geeigneten Augenblick gewartet, wo sie dem ihnen ertheilten Befehl zu Jesu Verhaftung nachkommen könnten V· 321 kamen sals Jesus den Tempel nun ver- lassen hatte Kap. 8, 1] zu den lin ihrem Sitzungs- lokal versammelteUJ Hohenpriestern und Pharisäern [ihnen Bericht zu erstatten] Und sie [diese Hohen- rathsmitglieder, die mit Bestimmtheit darauf ge- rechnet hatten, ihre Diener würden sich den, den sie verfolgten, nicht aus den Händen entgehen lassen, und eben deshalb bei einander waren, dem Gefangenen alsbald das Urtheil zu sprechen] 139 « 140 Evangelium Johannis 7, 46—-53. 8, 1--6. sprachen zn ihnen [als sie ohne denselben in das Lokal hereintraten, mit großem Unwillen]: Warum habt ihr ihn nicht gebracht? · 46. Die Knechte antworteten: Es hat me kein Menfch [Ps. 140, 11 Anm.] also geredet [mit solcher Beweisu1ig des Geistes nnd der Kraft 1. Cur. 2, u] wie dieser Mensch. » «47. Da antworteten ihnen die Pharisaer [die im Collegium saßen, als die kam eifrigsten über die Orthodoxie und Hierarchie wachten]: Seid ihr sdie ihr Diener des heiligen Gerichts in Israel seid nnd euch in strenger Loyalität nur »nach euren Vorgesetzten richten solltet] auch verfnhret svon diesem Volksverführer V. 12 bethört]? « 48; Glanbet auch irgend· ein Oberster oder Pharisaer [die doch allein die Entscheidung zu treffen haben, wer als Propbet oder gar als Messias anzuerkennen sei V. 261 an ihn? 49. sNimmermehrU Sondern das [gemeine, ordinäre] Volk [da], das nichts vom Gesetz weiß fund daher wohl im Stande ist, auch einen solchen Uebertreter des Gefetzes, wie diesen Jesum, für den verheißenen Propheten nnd künftigen König Jsraels zu halten]; ist verflucht sdem Zorne Gottes verfallen, darum hat er demselben einen kräftigen Jrrthum gesandt, daß es der Lüge glaubt I. Kön. 22, 23; 2. Thess L, 11; und auf dieses verfluchten Volkes Seite werdet« ihr euch doch nicht etwa stellen wollen]. Das: ,,es hat noch nie kein Menfch also geredet, wie dieser Menfch« sagen selbst diese Diener des Hohen- raths, von welchen man leichtlich denken kann, wenn das Gewissen sie nicht gedrungen hätte, würden sie ihren Herren so etwas nicht gesagt haben; sie wußten wohl, daß sie sich damit« nicht würden insinuiren, und do sagten sie es mit großem Nachdruck So geht die Sa e Gottes, wenn sie gleich eine unterdrückte ist, doch S ritt für Schritt fort· (Anton.) Die darauf erfolgende Antwort ifst charakteristisch für die Geistes- tyrannei, welche die er Hoherath und die ihm Ver- wandten übtem nur für sich nehmen sie das Recht der Prüfung und Entscheidung in Anspruch, das Volk wird als der Unwissende Haufe betrachtet; und wo es Miene macht, eine von den Oberen unabhängise Mei- nung zu haben, zornig mit dem Fluch belegt. (v. urger.) Was ächte Hierarchen im Allgemeinen immer vom Volk denken, urtheilen, ja erwarten, ignorantes Laien- verhalten, das machen sie ihm in speziellen Beziehungen zum Vorwurf. Jhr Fluchen ist aber zugleich ein Drohen mit dem Banne, der hernach auch wirklich formulirt wurde (9, 22); für die Gerichtsdiener ist ihr Wort ein listiges Einschüchteruugsmittel und eine Ver- leitung, sich ebenfalls in hierarchischem Hochmuths- Zefühl über das Volk zu erheben. (V. Lange) Ein eweis von der grenzenlosen Verachtung des xüdischen Gelehrtenstolzes gegen die ungelehrte Menge, die man im Gegensatz zu dem heil. Volk das ,,Erdenvolk« nannte, find die in rabbinischen Schriften sich findenden Aussprüchet »der Unwissende ist kein Frommer; nur Gelehrte werden auferstehen.« Aber wie bald sollte ihr vermessenes Wort, es glaube keiner der Obersten und Pharisäer, welche letztere als die Hauptmuster noch ganz besonders hervorgehoben werden, zu Schan- den gemacht werden! Denn nun redet Einer, der auch ein Menfch unter den Pharisäern, ein Oberster unter den Juden ist; erst äußerten sich die Gerichtsdiener zu Gunsten Jesu, nun thuts ein Eollege, der HErr herrschet also mitten unter seinen Feinden und hätten diese wohl Gelegenheit genug gehabt, Gottes Finger zu erkennen. 50. Spricht [hierauf, als die Gerichtsdiener entlassen waren und die Hohenpriester und Pha- risäer sich jetzt weiter beriethen, wie sie gegen Jesum als gegen einen ausgemachten Uebelthäter noch nachdrücklicher als bisher einschreiten möchten, um die Sache mit ihm zu Ende zu führen] zu ihnen Nicodemns, der svormals Kap. s, i sf.] bei der Nacht zu ihm kam, welcher einer unter ihnen war fund also auch feine Stimme abzu- geben das Recht hatte]: 51. Richtet unser Gesetz sdessen Vertreter und Diener wir Obersten sind] auch einen Menschen, ehe man ihn verhöret und sans näherer Unter- suchungs erkennt, was et thut? [gebietet es nicht vielmehr in 5. Mos. 1, 16 f.: ,,verhöret eure Brüder: ihr sollt den Kleinen hören, wie den Großen«? wie kommt ihr denn dazu, diesem Jesus fcho1i das Strafurtheil zu fällen, noch bevor er vor ordentlichem Gericht gestanden und über sein Thun und Vornehmen selber hat Rechenschaft geben können?] 52. Sie antworteten nnd sprachen zu ihm: Bist dn setwas auch ein Galiläer saus dieser halb- heidnischen Landschaft Matth. 4, 25 Anm. gebürtig, und hältst nun aus landsmannschaftlichem Interesse dich zu ihm]? Fvksche nnd siehe sdich in der heil. Geschichte um, da wirst d"u befinden], ans Galilcia steht kein Prophetanf les ist also von Haus aus fchoii eine ausgemachte Sache, daß dieser nur ein Lügenprophetsein kann, und wenn er gar für den Messias selber sich ausgiebt, erst recht ein Volksverführer ist]- " iNicht viele Edle sind berufen, aber doch etliche. Wie ein Donnerfchlag traf es diese Starken, daß ihrer Einer ein Raub Jesu geworden, auf daß sie keine Entschuldigung hätten. Zwar sehr schüchtern nur wagt Nieodemus sich an’s Licht; aber die ihm sofort be- ge nende Feindschaft der Finsterniß läßt doch merken, da er mit ihr im tiefsten Grunde seines Herzens gebrochen hat. (Besser.) Die Mit lieder des Hohen- raths haben verächtlich von dem Volke geredet, das nichts vom Gesetze weiß (V. 49); Nieodemusweist sie darauf hin, daß sie selbst in einem schmählichen Widerspruch gegen das Gesetz befangen find. (Hengsten- berg.) -Es ist höchst auffallend, wenn man in unserer Zeit den Umstand, daß die Propheten Elias (1. Kön. 17,1), Jczyas (2.Kög««1zi« 25), und wohl auch Nahum (2. K. 19, 37 Anm.) und Hosea (2. K. 14, 29 Anm.) aus Galiliia waren, hervorgehoben hat, um die Aecht- heit dieser Stelle zu verdächtigem indem man bemerkte, es sei unwahrscheinlich, daß das gelehrte Collegium »t- jene Notizennicht sollte gewußt haben. Diese kritische « Folgerung ist ein Beweis, wie die hochgelehrten Rabbinen in aller Welt zusammenhalten und nichts auseinander kommen lassen; dagegen ist durchaus keine Der Pharisäer Machtsprüche wider alle, die an Jesum glauben wollen. 141 Nöthigung für die unbefangene Forschung vorhanden, die gelehrte Unfehlbarkeit jenes leidenschaftlich ans- geregten Collegiums zu retten. »Darum handelt es sich ja eben, das will uns der Geschichtsschreiber oder viel- mehr die Geschichte selber zeigen, daß die Leidenschaft des Hasses, besonders des Hasses gege1i Jefuni, auch einem hochpreislichen Schriftgelehrten- und Priester- Collegium so den Kopf rauben »könne, daß-es in der Aufwallung die gröbsten Verstöße gegen· die Schrift- gelehrsamkeit machen müsse; und das ist eben· die Ironie des göttlichen Waltens über die Glieder dieses geistverlasseneii Collegiums, daß sie selber den größten Verftoß gegen die Schriftgelehrsamkeit machen, wahrend sie den Jünger Jefu als einen Unwissenden mit einein gelehrten Machtspruch zu Boden schmettern wollen. (P. Lange.) 53. Und ein jeglicher [von denen, die wir im bisherigen Abschnitt im— Tempel versammelt sahen] ging also heim [nach seiner·Behaufung, die vom Volk V. 40—44 gingen heim, nachdem sie in 4 Parteien sich geschieden, die Mitglieder des Hohenrathes V. 45-—-52 aber, nachdem auch von ihnen Einer von den Uebrigen sich losgelöst hatte]. Das 8. Kapitel. Von einer« Ehebrecheriih Christi« Person und drin, seiner Sänger« Eigenschaften. l. Jesus aber sder noch vor denen in V. 40—-44 den Tempel verlassen hatte] ging an den Oelberg swohl nach dem Garten Gethsemane, um beim Abendgottesdienst dieses Schlußtags des Festes sich wieder an heiliger Stätte einzufinden und noch einmal eine feierliche Einladung an das Volk ergehen zu lassen V. 12]. · Wir werden hernach uns überzeugen, daß die in V. 2——11 mitgetheilte Geschichte von der Begnadigung der Ehebrecherin nicht in das Evangelium des Johannes herein- und am wenigsten an die Stelle her-gehört, an welche man sie geftellt hat, daß daher» auch die hier uns vorliegenden beiden Verse, welche einestheils zur Einleitung für die fol ende Geschichte dienen, andern- theils den Zusammenhang vermitteln sollen mit dem bisherigen Abschnitt, unserm Evangelisteii eigentlich fremd sind; dennoch lassen wir sie stehen nnd benutzen sie als Schlußftein des Abschnitts, weil es wirklich sich so verhielt, wie hier erzählt wird. Während die Andern heiingingein die vom Volke einerseits und die Mitglieder des Hohenraths andrerseits, um die übrige Zeit des Tages bis zum Abend in ihren Häusern zu- ziibringen, in denen man nun wieder wohnete (nicht mehr in Hütten) begab sich Jesus dahin, wo er nach Kap. 18, 2 sich oft versammelte mit seinen Jüngern, und hat wohl dort wieder, wie in Luk. 11, 1., im Gebet auf den Abend sich gestärkt; denn da sollte es nun zum ersteii Mordanfall auf ihn kommen (V. 59). Man wird gut thun, ioenn es sich um eine Betrach- tung des Lebens Jesu in seinem ges ichtlich en Zusammenhange handelt, den folgenden bschnitt zu iiberschlagen und sofort zu dem weiter folgenden unter e. überzugehen, die Geschichte von der Begnadi- gung der Ehebrecherin aber nach Matth. 22, 22 vor- zunehmen. d. v. 2——nan. it,11. (§. 77-) Die Zlkegnadigung der Ehehrectjeritu 2. Und frühe Morgens [des andern Tages] kam er wieder in den Tempel, und alles Volk kam zu ihm ssein Wort zu hören]; und er setzte sich [beim Gotteskasten im Vorhof der Weiber Mark. 12, 41; Matth. 13, 2 Arme] und lehrete sie [V. 20]. » 3. Aber die Schriftgelehrten und Pharisäer [statt den Hohenrath mit Entscheidung der Sache, die zu ihrer Kenntniß gekommen, zu betrauen] brachten ein Weib zu ihm lder ja, wenn er der Messias heißen wolle, auch die in Israel vor- kommenden Verbrechen abzuurteln habe], im Ehe: bruch begriffen swährend man den dabei betheiligten Mann hatte laufen lassen], und stelleten sie ins Mitte! dar fin deii Kreis der um ihn versammel- ten Zuhörer hinein], 4., Und sprachen zu ihm: Meister, dies Weib ist [von den sie herbeiführenden Zeugen] begriffen auf frischer That im Ehebrnch; Z. Moses aber hat uns im Gesetz is— Mos- 20, 10; 5. M."22, 221 geboten, solche sbei denen es sich um das klar erwiesene Verbrechen des Ehebruchs handelt] zu steinigenznas sagst du [das man ihr thun soll]? b. Das sprachen sie aber, ihn zu versuchen feinen Ausspruch ihm zu entlocken, der etwas Anderes ihnen zu thun geböte, als was das Gesetz vorschrieb], auf daß sie eine Sache zu ihm hätten [deretwegen sie ihn als Einen, der das Gefetz auflöse, verklagen könnten Matth. 12, 10; Mark. Z, 2; Luk. 6, 7; 11, 54]. Aber Jesus [sie mit ihrem Anliegen, das nach den Umständen, unter welchen es vor ihn gebracht wurde, ihn ja auch nichts weiter anging, abzuweisen Luk. 1"2, 141 blickte sich nieder und schrieb mit dem Finger ans die Erde swie Einer, der seinen eigenen Gedanken nachhängt]. Stünde der Abschnitt wirklich hier an richtiger Stelle, so könnte bei dem ,,letzten Tag des Festes, der am herrlichsten war« in Kap. 7, 37 nicht an den achten, sondern nur an den siebenten Tag gedacht werden, weil wir mit den Eingangsivorteiu ,,frühe Morgens kam er wieder in den Tempel« ohne Zweifel nicht auf den nächsten Tag nach dein Abschlufz der ganzen Fest- zeit verwiesen werden solleii, sondern noch in diese hinein, solange das Volk beim Tempel noch ver- sammelt war und nicht wieder in die Heimath sich zerstreuet hatte. Indessen gehört der folgende Abschnitt von V. 12 an ganz unbedingt deni achten Tage an; er schließt aber mit seinem Eingang ,,da redete Jesus abermal zu ihnen« offenbar mit deni früheren inKap 7, 37—52 sich zu einem Ganzen zusammen und ver- legt auch diesen auf den nämlichen Ta , es ist also für den vorliegenden Abschnitt schon in glnsehung der Zeit, die er für sich in Anspruch nimmt, kein Raum. Aber auch in Ansehung der Stellung, welche die Schristgelehrten und Pharisäer jetzt noch zii Jesu ein- nehmen, kann derselbe unmöglich hierher gehören. Denn im vorigen Abschnitt haben wir gesehen, wie 142 Evangelium Johannis 8, 7——11. diese Widersacher alle Macht dem Volke gegenüber aufbieten, daß es iiicht einen Propheten oder gar Christum in seiner Person anerkenne; dagegen, indem sie hier den Fall mit dem Weibe ihm zur Entscheidung vorlegen, räumen sie ihm eine richterliche Auctoritcit ein, wie nur einem Propheten oder dem Messias sie zugestanden werden konnte, wenn auch nur in der Ab- sicht, ihn zu versuchen, d. h. die Art und Weise, wie« er solche Auetorität üben würde, nach der einen oder nach der andern Seite hin als Mittel zu benutzen, um ihn vor dem Volke oder der weltlichen Obrigkeit zu Schanden zu machen. Wir sehen also die Schriftgelehrten und Pharisäer allbereits diejenige Stelluiig zu Jesu einnehmen, in welcher sie in Matth. 22, 15 ff. die Frage wegen des Zinsgroschens an ihn richten; hinter diese Geschichte gehört denn» die von der Ehebrecherin ganz unzweifelhaft. Bei der Frage vom Zinsgroschen hatten die Gegner, wie" in Luk. 20, 20 ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht wird, und auch sowohl die Hinzuziehun von Herodis Dienern als die «·der Frage vorausgeizchickte Schmeichelrede das zu erkennen giebt, in erster Linie darauf ihr Absehen gerichteh daß der HErr auf Grund des göttlichen Wortes in 5. Mos. 17, 15 antworten sollte: »Nein! es ist nicht recht, daß man dem Kaiser Zins gebe«; indem er aber mit dem ,,gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist« den gerade entgegengesetzten Bescheid ertheilt: ,,es ist nicht blos recht, sondern sogar eure Pslicht«, hat er doch zugleich mit dem »und Gott, was Gottes ist« solchen Bescheid so ein» erichtet, daß, wie es in Luk. TO, 26 heißt, sie sein Bgort nicht tadeln können vor dem Volke, und sie also auch mit dem, was bei ihrer Berechnung in zweiter Linie stand, zu Schanden geworden sind· Bei der Frage über die Steinigung der Ehebrecherin nun eht anscheinend die Berechnung von der gegentheiligen oraussetzung aus. Jn Matth. 21, 28»ff. hat Jesus diesen Leuten das Gleichniß von den zween Söhnen vorgetragen und ihnen gesagt: »die Zöllner und Huren mögen wohl eher in’s Himmelreich kommen, denn ihr-«; da kommt es denn ihnen ganz willkommen, daß» eben jetzt, wo sie mit der ZinsgroschewFrage so wenig Glück gemacht haben, eine aus frischer That ergriffene Ehebrecherin zu ihnen gebracht wird, nicht damit sie unmittelbar selbst das Urtheil ihr sprechen, sondern in ähnlicher Weise die Vermittelung beim Hohenrathe übernehmen möchten, wie sie es in Kap. 7, 32 thaten, waren sie doch vermuthlich meist selber Glieder dieser Behörde. Es ist heilige Festzeit, und da bricht auch sonst nur gar zu gern der Trotz des natürlichen Menschen in Werken des Fleisches aus und der Geist der Fin terniß treibt sein Spiel: bei» dem Weibe und ihrem uhlen ist das geschehen in der Unzuchtssündez bei denen dagegen, die das Weib ergriffen, und den Andern, die sich ihnen auf dem Wege zur Ablieferung an die Schriftgelehrten und Pharisäer angeschlossen haben, regt sich die Lust zu einem tumultuarischen Austritt, man verlangt Volksjustiz zu üben und ein- mal eine Execution na alterthümlichem Standrecht niitzumachem Die zur inleitung der Procedur beim Hohenrath angerufenen Schriftgelehrten und Pharisäer gerathen da für einen Augenblick in Verlegenheit: sie wissen nicht, wie sie dem Volkswillen widerstehen sollen, ohne ihre Popularität auf’s Spiel zu sehen; und doch sagen sie sich, wenn sie demselben nachgeben, gerathen sie in Eonflikt mit der römischen Obrigkeit, welche es schwer ahnden würde, wenn sie ein Todes- urtheil fällen und es sogar in der Form des Stand- rechtes vollstrecken ließen (Kap. 18, 31). So verfallen sie denn auf den Gedanken, den Hohenrath nicht erst in die schwierige Lage, nach der einen oder der andern Seite hin a1izustoßen, zu bringen, sondern die Sache lieber Jesii zur Entscheidung vor ulegen. Würde dieser auf Grund der mosaischen Geietzesbestimmungen die Volksxustiz gestatten, so hätten sie Ia nunmehr doch noch erreicht, was bei der Zinsgroschen-Angelegenheit ihre eigentliche Absicht war, aber da nicht gelan ; sie hätten ihn der Obrigkeit und Gewalt des Landp egers über- antworten können. Indessen, auf diese Eventualität rechnen sie keineswegs; im Gegentheil klingt ihr Wort: ,,Moses hat uns im Gesetz geboten, solche zu steinigen; was sagt du?« wie ein auf das, was er erst an diesem age von den Zöllnern und Huren geäußert hat, Bezug nehmender Hohn: »Nicht wahr, du meinst, man muß sie frei ausgehen lassen; mandars sich nicht an ihr vergreifen, sondern hat sie als eine Bürgerin des Himmelreichs in Ehren zu halten?« Und nun freuen sie si schon im Voraus, wie sie« ihn werden vor dem Vol e können bloßstellen als Einen, der im schlimmsten Sinne des Worts die Sünder annehme und alle Auctorität des Gesetzes untergrabe; absicht- lich stellen sie Mosis Ausspruch gleichsam an die Spitze ihrer Anrede, um dem anwesenden Volke schon die- jenige Richtung der Gedanken zu geben, nach welcher hin sie dasselbe hernach zu bearbeiten gedenken. Jndem nun aber Jesus sich niederbückt und mit dem Finger auf die Erde schreibt, bekümmert er sich nicht um ihren ganzen Handel und läßt sie stehen, gleichwie er das auch in Mark. s, 12 f. thut, da man von ihm ein Zeichen vom Himmel begehrt. Sie kommen ja doch nicht zu ihm als zu dem Propheten und Richter in Israel, wie sie vorgeben, sondern in Schalkheit und Bosheit ihres Herzens; so hat er nichts mit ihnen zu s g en und kann sich ausschließlich mit sich selbst be- s atigen. Die Geberde, durch die er ihnen das u verstehen giebt, ist hochbedeutsam und sinnreich. ,, r schw·eigt, da sieschweigensolltem er bückt sich, da sie sich bücken sollten, anstatt den Kopf so hoch zu tragen; er schreibt, wir wissen nicht was — ihre Namen?"ihr Urtheil? jedenfalls werden«sie dadurch ängstlich gespannt, und wenn es nicht die Ehre eböte, sie fragten ihn schwerlich zum zweiten Mal« s liegt in diesem Schreiben so etwas wie eine Erinnerung an die schreibende Hand in Danc 5, 5 oder.an des Propheten Wort (Jer. 17, 13): »die Ab- trünnigen müssen in die Erde geschrieben werden« 7. Als sie nun anhielten ihn zu fragen sdie stillschweigende Abweisung sich nicht gefallen ließen, sondern durch wiederholtes Fragen ihn zur Be- scheideriheilung nöthigten] tichtete et sich lfür einen Augenblick] aus und sprach zu ihnens Wer Unter ench [in Betreff des sechsten Gebots, um dessen Uebertretung es sich hier handelt] ohne Sünde ist "[also daß er nie ein Weib hat ange- sehen, ihrer zu begehren Neatth S, 27 f.], der wetfe lwenn ihr denn einmal nach Mosis Gesetz sie wollt zu der· Stadt Thore ausführen, um sie zu steinigen] den ersten Stein auf sie -[genauer: werfe als Erster den vom Gesetz bestimmten Stein auf sie]. 8. Und [er, als er das gesagt] biickete sich wieder nieder und schrieb swie vorhin] auf die Erde les ruhig abwartend, ob sie zum dritten Mal mit ihrem Handel ihn behelligen möchten]. 9. Da sie aber das höreten sdaß den Anfang mit der etwaigen Vollstreckung der vom Gesetz Die Begnadigung der Ehebrecherin 143 vorgeschriebenen Strafe derjenige machen solle, der ohne Sünde sei] gingen sie hinaus [von der Stätte, wo die Verhandlung geschah, also aus dem Vorhof der Weiber] von ihrem Gewissen uberzeugt [daß sie keine solche wären, denen unter der aufgestellten Bedingung das Recht zur Er- öffnung des Standrechts zukäme, und zugleich sich sürchtend, Jesus möchte etwa, wenn sie noch ein- mal sein Schweigeu unterbrächen, noch Weiteres sagen, was ihnen unlieb wäre zu hören], einer nach dem andern, von den Aeltesten an bis zu« den Geringsten sbis sie alle den Platz geräumt hatten]. Und Jesus [mit seinen Jüngern] ward gelassen allein, und das Weib im Mittel stehend fdahin man sie gestellt hatte]. 10. Jesus aber richtetesich sda es nunmehr so weit war, als er es haben wolltefausz und da er niemand sahe, denn das Weib lmit welchem er noch unter vier Augen zu reden hatte] sprach er zu ihr: Weib, wo sind sie, deine Verllager? fund da sie aus solche Frage nichts erwidern mochte, fuhr er fort:] hat dich niemand verdamme« 11. Sie aber sprach: HErn niemand sdenn sie sind alle fortgegangen]. Jesus aber sprach: So oerdammeJch [der»es»wohl» könntefdich auch nicht; gehe hin nnd sundige hinfort nicht mehr [Kap. 5, 14; Luk. 9, 56]. Man hat schwere Bedenken erhoben, ob der HErr in dieser Weise, wie hier mitgetheilt, die Sache habe zum Austrag bringen können, und deshalb die ganze Erzählung für ein unächtes, apokryphisches Stück er- klärt, welches zwar die eine Seite des Charakters Jesu richtig darstelle, desto mehr aber nach der anderen Seite der Wahrheit ermangele· Zunächst läge in dem Wort: »wer unter euch ohne Siinde ist, der werfe den ersten Stein auf sie« ein Grundsa ausgesprochem der in seiner praktischen Anwendung ie Aufhebung aller Justiz mit sich führe; denn wo wäre dann überhaupt noch ein Richteramt möglich? Vielmehr ist, so sagt man, das Gericht Gottes, und wer dabei als Richter oder Zeuge fungirt, steht in Gottes Dienst; nicht seine subjektive Beschasfenheit kommt dabei in Betracht, sondern nur Gottes Ordnung und Gesetz, und gilt hier Luther’s Wort: ,,ob ein Fürst, Bürgermeister oder Richter gleich ein Bösewicht oder Bube ist, so ist ihm doch Gottes Schwert in die Hand gegeben; und habe ich auch ein solch Amt und bin ein böser Bube, daß ich mir sagen müßte, ich hab verdient, daß man mir zum ersten den Kopf absehlüge, so muß ich fgleichwohl richten und jenes lassen anstehn.« Ferner a er würde Christi Schlußsentenz: »so verdamme auch ich " nicht« als Folgerung ergeben, daß von bürgerlichen Strafen des Ehebruchs gänzlich abzusehen und diese Sünde, gegen welche das Wort Gottes doch überall den tiefsten Abscheu ausspricht, mit dem Mantel der «ebe zuzudeckeii sei; das aber könne nur zur ärgsten Verwirrung und förmlichen Zerrüttung des Familien- lebens führen. Wie reimse sich auch damit des HErrn anderweitige Sentenz, wenn er die Ehescheidung sonst in keinem Falle, aber doch da, wo Ehebruch vorliegt, gestattet? Gegen alle diese Bedenken ist nun zu sagen, daß die Verkläger des Weibes eben verschmähet haben, dem ordentlichen Gericht zu belassen, was sein ist, und widerrechtlich eine Sache an sich gerasft, die sie im Dienste ihrer Feindschaft mißbrauchen wollen, statt Gottes Ordnung zu respeetirenz so haben sie auch des HErrn Zurechtweisung, daß er mit der bürgerlichen Justiz unverworren sein wolle, nicht angenommen, sondern darauf gedrungen, daß nicht Mose, sondern Christus die Sache entscheide Und da kommen nun ganz andere Gesichtspunkte in Betracht. Bei Mose steht überall, wo sein Gesetz auf ein Verbrechen die Todesvollstreckung durch die Gemeinde als Strafe fest- setzt, das Wort dabei: »und sollst das Böse von Jsrael thun« oder: »auf daß kein Laster sei unter euch«; es ist also die heilige Gottesgemeinde die Voraussetzung deren Heiligkeit durch solche, welche eine Schande oder eine Thorheit in Jsrael begangen haben, an etastet worden, und diese Heiligkeit soll nun durch die xecution mittels der Gemeinde wieder her- gestellt werden. Wo ist denn aber hier eine solche Gemeinde? Daß die, welche das Weib ergriffen haben, den Buhlen nicht auch mitgebracht, hat vermuthlich nicht darin seinen Grund, daß dieser entsprungen, sondern in der efiåeiien sittlichen Leichtfertigkeit der Ergreifer; einem anne rechneten sie das Ehebrecheii nicht für Sünde an, sondern gönnten es ihm gerne, wenn er einem Weibe beikommen könne, machten sie es doch auch so, wenn sich Gelegenheit bot, die Fleisches- lust zu befriedigen, und hatten wohl die Heiligkeit der gegenwärtigen Festzeit sich nicht abhalten lassen, der Gelegenheit nachzuspüren. Ganz Jerusalem, schreibt Josephus von seiner Zeit, sei damals Ein großes Bordell gewesen, das Volk von Ehebruch und Unsin- lichkeit durchfressem und ebenso bemerkt der Talmud, in den letzten Jahrzehnten vor der Zerstörung Jeru- salems habe der Ehebruch so zugenommen, daß an Bestrafung desselben nicht mehr gedacht werden konnte. Un weifelhaft also ist es nicht der Eifer für Gottes Gesetz und für die Heiligkeit der Gemeinde, was die Bringer des Weibes getrieben hat, sie einzufangem sondern Lust am Seandal; die Schriftgelehrten und Pharisäer hätten da wohl gethan, sie hätten der auf das Standrecht dringenden Menge mit der einfachen Wendung sich erwehrt: ,,Mosis Gesetz schreibt, sie sollen beide sterben, Ehebrecher und Ehebrecherinx wo habt ihr denn den ersteren?« nnd nun die letztere in gewöhnlicher Weise von dem Hohenrathe richten lassen; ihr Wort in Kap. 7, 45: ,,warum habt ihr ihn nicht gebrachtTM wäre hier an rechter Stelle ge- wesen. Da nun aber« nach 5· Mos. 13, 9 u. 17, 7 die Hand der Zeug-en die erste sein soll, solche zu tödten, welche die emeinde zu steinigen hat, so greift der HErr seinerseits die Sache, die ihm zur Entschei- dung vorgelegt ist, von derjenigen Seite an, von welcher man sie ihm zu einem Mittel der Versuchung machen will. Man setzt voraus, er werde das Recht der Ehebrecherinnen (Hes. 16, 38; 23, 45) nicht über das Weib gehen lassen; ja sagt er, das soll ge- schehen, aber ihm zur Seite steht ein Recht der-Zeugen nach Mosis Gesetz, das müßt nun ihr vollbringen, das Recht des ersten Steins. Recht gegen Rechtx wohlan, stellt mir Einen aus eurer Mitte, der als selber ohne Sünde dies Recht auf sich nehmen kann, der sich würdig fühlt, die heil Gemeinde Jsrael in seiner Person zu vertreten und das Böse von euch zu thun, so will ich euch auch, als dieser heiligen Ge- meinde, das Mittel u solchem Abthun, die Steinigung estatten! Wir dürsen wohl annehmen, daß, als er jetzt sich wieder niederbüeket und abermals auf die Erde«schreibt, seine Gedanken die gewesen sind, die in Des. 16 u. 23 vorliegen, wo Jerusalem und das jüdische Volk selber als eine Ehebrecherin dargestellt ist und 144 Evangelium Johannis 8, 12—14. das Recht der Ehebrecherinnen darin über die Stadt gehen»soll, daß Haufen Leute über sie-kommen, die sie fteinigenz wir dürfen uns aber auch nicht wundern, wenn die ganze versammelte Menge -— die Ergreifer des Weibes sowohl und das ge· enwärtige Volk (V: 2), als die verklagenden und versuchenden Schriftgelehrten UUV Pharisäer -— eine Ahnung dessen, was seine Ge- danken bewegt, durchzuckt, hat er doch vor wenigen Tagen erst über Jerusalem heftig geweint und man hat da ihn sagen horen, daß Jerusalem solle geschleift und kein Stein auf dem andern gelassen werden (Luk. O, 41 ff.). Und nun ist ja das Gewissen eine Macht, die der Mensch zwar lange niederhalten und ihrer sich erwehren kann, die aber doch, sobald Gott durch seinen Geist das Strgfamt üben will, alsogleich wie eine zusammengepreßte Feder in die Höhe schnellt und auch den verhärtetsten Bösewicht mit leichter Mühe in die Höhe wirft, daß er thun muß, auch was er von sich selber nimmer gethan hätte. .-Die Gesellschaft stiebt denn auseinander, wie Spreu, die der Wind ver- wehet; der Vater kommt dem Sohne zu Hilfe, denn dieser, als er sein Wort redete: »wer unter euch ohne Sünde ist 2c.«, hat gethan, was jener ihm gezeigt hat (5,19ff.), und er kommt ihm zu Hilfe, indem er die Leute sammt und sonders von ihrem Gewissen überzeugt werden ließ, indem er sie alle einmal fühlen ließ, wie es mit Jerusalem und dem jiidischen Volke eigentlich stand, mit ihm stand auch insonderheit in Betreff der Uebertretungen des sechsten Gebots. Ohne Zweifel sind »die Aeltesten«, welche den Anfan mit dem Weggehen machen, die Schriftgelehrten und hari- säer; sie können nichts dafür, daß es ihnen unheimlich wird in der Nähe dieses Jesu, es ist Gottes Hand, « die sie packt und hinausschleudert Jndem aber die Ergreifer des Weibes und das anwesende Volk ihre Oberen das Feld räumen sehen, vergeht ihnen selbst- verständlich der Muth zu bleiben, wie eine gescheuchte Heerde laufen alle den Leithammeln nach, der Aus- druck-. »bis zu den Geringsten« ist also ganz richtig gewählt. Jetzt hat der HErr ein freies Feld vor sich, um sein Wort einzulösen, das die Schriftgelehrten und Pharisäer mit ihrem ganzen Handel haben auf Spott ziehen wollen: »die Zöllner und Huren mögen wohl eher in’s Himmelreich kommen, denn ihr« An dem noch vor ihm stehenden Weibe hat es sich dem An- fange nach schon bewährt: sie hätte mit guter Manier sich auch aus dem Staube machen können, als alle davon liefen; ja, die verfuchlichen Gedanken, die Straf- lofigkeit als einen Raub davon zu bringen, lagen ihr nahe genug; aber nein, sie bleibt, sie wartet den Urtheilssprtich dessen ab, vor den als ihren Richter sie durch Gottes Arm sich gestellt fühlt, und daß sie das thut und also sich fühl-t, das ist die Frucht der Arbeit des göttlichen Geistes an ihrem Herzen, wie sie freilich zuvor da sein muß, wenn Zölliier und Huren sollen in’s Himmelreich kommen können. Nun sie aber da ist bei diesem Weibe, da weiß auch der HErr, daß er nicht den Hunden das Heiligthum giebt und vor die Säue feine Perlen wirft, wenn er ihr das Gnaden- urtheil spricht und mit einer Mahnung sie entläßt; was ihr Ehemann mit ihr thun will, das ist seine Sache, und wenn er ihr einen Scheidebrief giebt, so ist er in seinem Recht, sie aber hat ihre zeitliche Strafe willig auf sich zu nehmen. — Es ist eine nicht zu übersehende wunderbare Wirkung des Geistes Christi, daß das Weib immer noch dasteht und stehen bleibt wie angefesselt, nachdem die Verkläger alle fort sind; sie scheint wirklich die Majestät des Richters ·in ihm zu empfinden, darum kann oder will sie ihm nicht ent- fliehen. Jesus schaut endlich auf und sieht sie dastehen, fort nicht mehr«. allein, ihm gegenübergestellt. ,,Weib, wo sind deine Verkläger?« fragte er sie, und wahrscheinlich erfolgte keine Antwort —- ein gutes Zeichen für sie, daß sie nicht über die Verkläger triumphiren ma ! Dann fährt er fort: ,,hat dich niemand verdammt« und sie antwortet: ,,Niemand, HErr!« (P. Lange) Nachdem so das Ergebniß festgestellt ist, giebt Jesus durch das - »ich auch nicht« dem Weibe zu verstehen, daß doch Einer da sei, welcher auch unter Anwendung der in V. 7 aufgestellten Regel den ersten Stein hätte auf- heben können, wenn er es für gut gehalten hätte; er aber verzichtet darauf aus Liebe und um ihr Zeit zur Umkehr zu lassen. (Godet.) Die Worte des HErrn zu dem durch Scham und Todesfurcht hindurchgejagten, bis in die tiefste Tiefe der Seele zerknirschten Weibe strahlen in einer Herrlichkeih die völlig begriffen werden mag, von einer geängsteteii Menschenseele, welcher sün ige und in Sün en harte Menschen mit er- barmungslosem Herzen ihre Fehler und Vergehen vor- geworfen haben und die in ihrer Angst vor dem HErrn steht und es erfährt, daß Er, der Heilige, zugleich auch der Erbarmer ist. Eine solche Seele versteht und be- folgt auch die Mahnung: »gehe hin und sündige hin- (Ebrard.)- Bei Jesu ist nichts von der schlechten Milde des lachenden Weltmanns, welcher hilft das Gewissen morden; wohl ist er mild gegen die Sünderin, aber nur weil er heilig streng gegen Alle ist, und wiederum ist er nur darum streng, damit er könne Gelindigkeit üben. Die Sünde will er auf den Tod treffen, damit der Sünder lebe; er ist der Richter und Heiland zugleich: nur darum der rechte heilige Heiland, weil er als Herzenskündiger das Böse richtet; nur darum der unbeftechliche Richter, damit er könne als barmherziger Heiland von Sünden frei und selig machen. (Riggenbach.) Wir dürfen schließen mit dem unbestreitbaren Satze: wer das Nichtmehr- sündi en bewirkt, richtet mehr aus als alles Gesetz und Geri tauf Erden. (Stier.) Haben wir durch Betrachtung des Jnhalts dieses Stücks uns überzeugt, daß es keineswegs apokrhphisch, sondern eine wirkliche Geschichte aus Jesu Leben ist, die nur in eine spätere Zeit fällt, so fragt es sich, woher es komme, daß man dasselbe gerade hierher gestellt hat; denn daß es den Johannes nicht zum Verfasser hat, geht aus der ganzen Sprach- und Darftellungsweise, die der der drei übrigen Evangelisten entspricht, sowie aus dem Umstande hervor, daß es in vielen Hand- schriften sich gar nicht oder aber bald am Schlusse des 21. Kap. des Lukas, bald am Ende des Evangeliums Johannis, bald hinter Kap. 7, 36 findet und also jedenfalls ein Stück der apostolischen Uebetlieferung bildete, das jedoch keiner von den vier Evangelifteii aufgenommen hatte und über welches man daher in Zweifel war, wo man es der evangelischen Gefchichte einzufügen habe. Da ist nun offensichtlich das Wort Christi . 15 unsers Kapz ,,Jhr richtet nach dem Fleisch, Jch richte niemand« die Ursach gewesen, weshalb man diese Erzählung unmittelbar vorausgehen ließ, um einen bestimmten einzelnen Vorfall zu - haben, auf welchen dasselbe als thatsächlichen Erweis seiner Be- rechtigung sich bsiehe Andere ließen von der Zeit- bestimmnng in . 2 sich leiten, lieber die Stelle in Kap. 7, 36 als Ort der Einführung zu wählen; Andere erinnerten sich bei V. 1 u. 2 an Luk. 21, 37 u. 38 und fügten dort den Zusatz hinzu; die aber das Stück für ein außerhalb des von den Evangelisten behandelten Stoffs ftehendes Erbe aus apostolischer Zeit (Luk. I, 1 f.) erkannten, glaubten am besten zu thun es dem Zilertzez Evangelio als Nachtrag anzuhängen (Joh. , . Jch bin das Licht der Welt. 145 e. U. 12—59. (§. 73.) Ich bit! das Xcht d gekri- zcv via-s. zu) Ist-d itzt-s gestie- zieizi sitt) vom Tempel· zur-nat. 12.’ Da redete Jesus [als er zum Abend- gottesdienst dieses letzten Festtages 7, 37 sich wiederum im Tempel einfands abermal zu ihnen ssden ekienfcållsf beinjis Heiligähifin noch einmal ver- amme ten etgeiio en] un prachz Jch bin das Licht der [in die Nacht der Sünde und des Jrrthums versunkenen Menschen-] Welt [Kap. Es, 335 51;»Jes- «k9,·6]; weomir nachfolget sindeni er sich glaubig an mich aiischließt, bei jedem Schritt, den er zu thun hat, nach mir aus- schaut»und von meinem Wort und Vorbild, Geist und Kraft sich bestimmen und erfullen laßt], der wird nicht wandeln in Finsternis [wie· die, die mir nicht nachfolgen, und er selber bisher gethanL sonderndas Licht des Lebens haben snicht blos außerlich vom Licht angeschienen sein, sondern vermoge der Gemeinschaft mit mir ein solches Lichtes-Lebeii in sich tragen, daß sein ganzes außeres Leben ein stetiges Gehen im Lichte 1st]. Daß diese Rede Jesu nicht durch unmittelbare Folge an die vorige »in Kapz 7, 37 f. sich anschließh sondern durch· eine Zwischenzeit davon getrennt ist, be- weist das Wbrtlein ,,abermal«, das als eine neue sie kennzeiehnetz außerdem lesen wir hier blos einfach ,,redete , wahrend oben stand: ,,trat Jesus auf, rief iindsprach », Haltung und »Ton der Stimme ist also weniger feierlich als vorhin. Endlich heißt es in ,,gdyiesehskoidrte rågiete Jesufs tin degn Gotteskasten«, a o im or·o er »ei er; rüJer agegen war er allem Anschein nach im Vorhof des Volkes oder der Manner (s. den Grundrih Eins· S. 36) aufgetreten. Jndessen gehen andrerseits diejenigen Ausleger zu weit, welche einen andern Tag für unsre Rede annehmen und nun, da schon in Kap. 7, 37 der letzte Tag des Festes als Zeitbestimmung angegeben war, hier an einen der auf das Fest folgenden Tage denken. Da- gegen ist zu erinnern, da Jesus nach Kap. 7, 1 ff. iiberhaupräur umses Fcetsteszchwillen ndachs Feräisalem gegangen i , er a o an ni ü er a e e iniius sich in Jerusalem aufgehalten haben wird, und das ,»,abe·rmal zu ihnen« noch· ganzbesonders aiif dieselbe Zuhorerschaft uns »hinweisen will, die er früher vor sich hatte. · Auch durfte das »du« von Bedeutung sein, welches bei Johannes sonst vorkommt, den Uebergang zu verniittelne hier will es ohne Zweifel, an Kap. 7, 37 J; anknupfend besagen: nachdein Jesus so das eiiied Sidnnsbiäg atnf sich ixigewendett hattef sncghm er wie er a or, um no ein zwei es aii i n u- tvenden Zu Z. Mos. W, 43 haben wir nächst« dziem Gebrauch des Wasserschöpfens auch den der Abend- Jlluinination erwähnt; war· jener feiner ursprünglichen Bestimmung nach eine Versinnbildlichung der Wunder- braunen, die der HErr während der Wüstenwanderung IZIJIFETHFFEsålkkkkiskskkseåssslVII-VIII«it« Tirsjxchei n er o e, ie rae auf seinem Zuge begleitete und ihin des Nachts als Feuersäule leuchtete. Jesus nun, der an diesem Schluß- tag des Festes schon am Vormittag dasselbe von Seiten des Was erschöpfen-s sozusagen in seine Person übersetzt ’ hat, thut jetzt am Abend ein Gleiches in Betrefs der Jlliiniinationx mit dem: »wer mir nachfolget« spielt aufbrach, weiterzog, Halt machte und sein Lager auf- schlug je nach dem Zeichen, das von der Lichtwolke ausging (4. Mos. 9, 15 ff.). — Allerdiugs war der Glanz der Kronleuchter -Lichter des ersten Festtags schon lange erloscheii; aber wie die ausgebrannteii Lichter in einem Festsaale eiiie schnierzliche Empfindun über die Vergänglichkeit der irdischen Festfreiide we en, so standen wohl auch jene großen Kandelaber im Tempel- raume als traurige Zeichen der verschwundenen Fest- illuinination da, so daß die Juden es fühlen mußten, « welche Energie das Wort Jesu hatte, wenn er in der Nähe dieser Zeichen, vielleicht hinweisend auf dieselben, erklärte, er sei das Licht der Welt, worin dann aller- dings zugleich eine Beziehung auf jene Proz-seien- stellen lag, welche den Messias als das Licht der ölker feiern (Jes. 42, 6 ; 49, 6 ff.). Dem Licht der zioiiitischeii Festnacht stellt er gegenüber das Licht der Welt, der äußeren Erhellung der Tempelhallen und der Straßen Jerusalems die Erleuchtung der Gläubigem welche die Finsternis; des süiidigen Herzens aufhebt, dem äußer- lichen Lampenschein das Licht des Lebens. (P. Lange) Wer Jesu nachfolgt, der folgt keinem vergänglichen, irdischen Schimmer, welcher erst hell aufglänzt, dadurch aber nachher die Finsternis; iiur desto schauerlicher niacht: sein Licht ist ein Licht des Lebens, ein in sich lebendiges, daher iiie verlöschendes, ewig erleuchten es Licht; und die Erkenntiiiß, welche er schenkt, ist eiiie nicht blos den Verstand erleuchtende Weisheit, sondern stanimt her aus deni göttlichen Leben uiid wirkt selbst göttliches Leben. (v. Gerlach.) Das Merkmal der wahren Erleuchtung ist, daß sie Leben giebt, aus das Herz einwirkt; wo dies nicht ist, ist das Licht ein Jrrlichr [Heubner.) Der vorleuchtende Begleiter Jesus ist den Seinigen zugleich innewohnend, wie per ihm zeigende und gebende Vater zugleich in ihm ist; so håben)sie das Licht in sich, wie das Leben in sich. ( tier. » 13. Da sprachen dic Pharisaer swelche schon in Kuh. 7, 45 u. 47 ff. seine hauptsächlichsten Gegner bildeten und hier den Eindruck, den seine eben ausgesprochene Selbstbezeugung auf das Volk machte, schnell wieder verwischen wollten] zu ihm « [wohl merkend, daß er mit seinem Wort in V. 12 sich eine über alle Menschen erhabene, rein gött- liche Würde beilege]: »Du zeugest smit dem, was du über dich aussagest] von dir selbst; dein Zeug- « iiiß ist [also, gemäß dem ein für alle Mal unter Menschen giltigen Gruiidsatz Kap. s, 31; Spr. 27, 2] nicht wahr« svon Haus aus der Unwahr- heit und Selbstüberhebung so verdächtig, daß wir « ihm allen Glauben versagen müssen]. 14. Jesus antwortete nnd sprach zu ihnen: So Ich sanch ganz allein, ohne noch eineii andern Zeugen mir zur Seite zu haben Kap. 5, 32 ff·s « von mir selbst zeugen würde, so ist mein Zeugnis; sdennoch, trotz jenes im Allgemeinen ganz richtigen Grundsatzes] wahr [daß ihr ihm Glauben zu schenken verpflichtet seit-J; denn ich weiß, von wanneii ich kommen bin, und wohin ich gehe, ihr aber ivisset nicht, von wannen ich komme und wohin ich gehe lund könnt es allerdings von euch selber nicht wissen, nur daß ihr von diesem eurem Nicht- wissen aus nicht alsbald niit eurem Urtheil zu- er uiiverkeniibar aus Jsrael in der Biiiste aii, das ja s fahren solltet]- Dåchseks Bibelivertp V1. Band. 10 146 15. Ihr richtet lwenn ihr sogar mit An- wendung eures Grundsatzes V. 13 als einen Lügner mich zu brandmarken suchet] nach dem Fleisch findem ihr um meiner Erscheinung in äußerer Niedrigkeit willen mich als einen bloßen Menschen behandelt, der ja freilich nimmer so Großes von sich ausfagen dürfte, als ich in Be- ziehung auf mich gethan]; Ich [hingegen, obwohl ich nicht ansehe, was vor Augen ist, sondern die Herzen erforsche 1. Sam. 16, 7 und da gar wohl weiß, wie es um eure Seelen bestellt ist] richte niemand fselbft euch nicht, die ihr so Schli1nmes redet wider des Menschen Sohn Matth. 12, 32; Luk. 23, 34]. 16. So Jch aber richte fwie denn allerdings mein Amt noch heute V. 44 von mir fordern wird, daß ich euch ein scharfes Urtheil spreche], so ist mein Gericht recht [ein solches, das dem wirklichen Thatbestand entspricht und auch nicht im Leifesten von der Wahrheit und Gerechtigkeit abweicht]; denn ich bin fbei allem, was ich denke, rede und handle] iticht allein [nicht, wie eine ge- wöhnliche menschliche Persönlichkeit, auf mich selbst beschränktL sondern ich und der Vater, der mich gesandt-H« hat swir beide sind in alle meinem Wesen und Thun aufs Engste mit einander ver- bunden, so daß auch mein Richten ein Richten des Vaters selber ist Kap. 5, 30]. 17. Auch [da nun gilt das eben Gesagte: ,,ich bin nicht allein, sondern ich und der Vater«, wo ich von mir selbst zeuge; darum leistet mein Selbstzeugniß noch viel Größeres , als was sonst zur Glaubwürdigkeit eines Zeugnisses erfordert wird. Jn Beziehung auf solche Glaubwürdigkeit] stehet in eurem Gesetze fdas euch zur Regel und Richtschnur gegeben ist, b. Mos. 17, G; 19, 15] geschrieben, daß zweier Menschen Zeugnis swenn die Aussage des einen mit der des andern genau übereinstimmt, vgl. Matth. 26, 60f.; Mark. 14, 59] wahr sei ffür zuverlässig und richtig angenommen werden solle]. 18. [Jst nun schon das Zengniß zweier Menschen, die doch immerhin eben Menschen sind und niemals für schlechthin unfehlbar gelten können, so zUVerläsfigJ daß auf ihrer.einstimmigen Aussage die Sache beruhen soll, so sehet doch, wer die Zween seien, die hier ihr Zeugniß ab- legen:] Ich bin’s fauf der einen Seite], der ich von mir selbst zeuge fder irrthums- und fünden- lose Menschensohu]; Und der Vater, der mich ge- sandt hat, [auf der« andern Seite] zeuget auch von mir-f- fnämlich in den Werken, die er mir ge- geben hat, daß ich sie vollende Kap. 5, 36; 10, 37 f.]. V) Sie geben ihm das Wort zurück, das er selbst früher (5, 31) gesagt hatte; aber sie vergessen, daß er Evangelium Johannis 8, 15———20. damals sich auf die Einheit und Gemeinschaft seines Thuns und Redens mit dem Thun und Willen seines Vaters berufen hatte, und daß sein damaliges Wort nur gesprochen ist unter der bei ihm nicht zutreffenden Voraussetzung, daß er von sich zeuge, abgesehen von dem Bande, welches ihn mit seinem Vater einigt, und sein Zeugniß losgelöst von seinem Ursprung aus Gott als ein blos menschliches geltend machen wolle. Darum weist er den von ihnen jetzt erhobenen Einwand zurück eben mit der Berufung auf seinen Ausgang von Gott und s eine unauflösliche Gemeinschaft mit ihni. (v. Burger.) « «) Jn dem ,,auch wenn ich von mir selbst zeuge« liegt schon angedeutet, was nachl)er (V. 17 f.) ausge- führt wird, daß diese Lage der Sache nicht die einzige ist, daß neben dem Zeugnisse Christi von sich selbst ein anderes hergeht, das des Vaters; zunächst aber will der HErr die Voraussetzung angreifen, auf der das Urtheil der Pharisäer beruhte. Den Saß, der für das menschliche Gebiet gilt, auf ihn anwenden wollen, ist ebenso thöricht, als ob man ihn auf Gott anwenden wollte: er ift»vom Himmel-herabgekommen undgeht zum Himmel zuruck (Kp. 3», l3); er befindet sich also xenseit des Gebiets, auf dem die Nebel »der Jllusionen, der Selbst- gefalligkeih des Hochmuths sich lagern. ·(Hengstenberg.) Die Jiiden aber kannten weder seinen Ausgang noch seinen Eingang; siesahen in ihm nur Josephs Sohn, einen Menschen, der bald den Weg alles Fleisches gehen würde (Kap. 7, 27). Die Sonne strahlt ihr Licht aus, daß es heller Tag wird, und wir bestreiten darum, weil sie selber von sich zeuge, ihr nicht, daß sie Sonne sei; und zu der ewigen Sonne, die uns erleuchtet, sollten wir sagen: »du zeugest von dir selbst, dein Zeugniß ist nicht wahr?« Das sei ferne! (Besser.) Kann denn die Wahrheit dem Jrrthum und der Un- wissenheit gegenüber etwas Anderes thun als sich selbst bezeugen und sich anbieten? wie möchte sie denn aus etwas außer ihrer selbst bewiesen werden? Der Muth- wille nur, der ihr widerstrebt, heißt das unbegründete Anmaßung Handelte es sich nun hier bei dem HErrn um eine Thatsache seines Bewußtseins, so gilt sogar unter sündigen Menschen für die inneren Thatsachen eigentlich nur das Selbstzeugniß (1. Cor. 2, 11); ein vom stärksten Schein fremden Zeugnisses Angeklagter behauptet doch manchmal seine Unschuld mit solcher Wahrheit, daß der Richter kaum widerstehen kann, und Zeugen einer Sünde sehen und hören doch immer nur das Aeußere, von dem Grade der inneren Verschuldung redet nur das eigene Bekenntniß Wie viel mehr gilt das, wo die persönliche Unschuld und Wahrheit einer Welt voll Schuld und Lüge sich offenbart! Wen der überall, sonderlich im Evangelio Johannis fortwährend gegebene reine und klare Ausdruck des menschlichen Bewußtseins Jesu von seiner Gottheit nicht überzeugt, weil seine Finsterniß von diesem Lichte sich nicht will überwinden lassen, dem bleiben freilich alle andern Beweise und Zeugnisse, die nur in diesem ihrem Centrum gelten, dadurch entkräftet. (Stier.) Das Wort: ,,ich weiß« schließt ausdrücklich jeden Verdacht der Selbsttäuschung aus und bezeichnet das klare, lautere Selbstbewußtsein Jesu, welches sich gleicherweise auf den Ort seiner Herkunft wie auf den seiner end- lichen Zukunft bezieht, nämlich auf den Himmel; Jesus— ist sich bestimmt bewußt als eines Wesens, welches von Oben kommt und nach Oben zurückkehrh für welches folglich das irdische Leben nur ein Durch- gang vom Himmel zum Himmel ist. Die Worte: ,,ihr wisset nicht« sind mehr als die Aussage einer That- suche, sie enthalten einen Vorwurf; sie wüßten es, wenn sie offene Sinne hätten, um zu merken, denn in dem« göttlichen Charakter der Erscheinung Jesu konnte .man die Göttlichkeit seiner Herkunft und die seiner Bestimmung erkennen. (Godet.) Mk) Haben sie sein Zeugnis; verworfen, so haben sie ihn damit gerichtet; bezeugt er ich aber als den alleinigen Heilsvermittler für alle elt (V. 12) und weisen sie ihn damit ab, so ist sein Zeu niß ein Wort des Gerichts, das er über sie spricht. so stehen also durch die Natur der Sache zwei Parteien einander gegenüber, jede die andere verurtheilend. Aber es ist ein Unterschied. Wenn jene ihn richten, so thun sie es ,,nach dem Fleisch«, weil seine irdische Erscheinung mit dem nicht zu stimmen scheint, was er von sich aussagt, sie hängen sich an seine Knechtsgestalt, um dadurch einen erwünschten Anlaß zu haben, über ihn ein Verwerfungsurtheil fällen zu können; dagegen wenn Jesus durch sein Selbstzeugniß von selbst über alle diejenigen ein Verwerfungsurtheil spricht, die es nicht annehmen, indem er sie dadurch der Heillosigkeit zusprichh so thut er das zunächst nicht, um zu richten, denn um sich zum Heil, nicht um sich zum Gericht zu bezeugen, bezeugt er sich. «(Luthardt.) Der HErr, nachdem er gesagt: ,,«Jhr richtet nach dem Fleisch«, hatte können ohne Weiteres fortfahren: »So Jch aber richte, so richte ich nicht nach dem Fleisch, wie ihr, sondern nach dem Geis «; aber er spricht zuvor: ,,ich ri te niemand«. Er ist auch nicht darum kommen, da er richte; und man soll Christum nicht predigen noch glauben, daß er ein Richter sei, es sei denn, daß er die Seinen will erretten und erlösen. Christi Amt ist, daß er helfe; aber wer das nicht leiden will und unter dem nicht fein, der da gerne helfen will, wie kann er denn anders thun, denn daß, wer nicht will das Leben haben, der mag den Tod sehen? (Luther.) Warum merken sie nicht, was das Licht der Welt ihnen ebenso scharf als gnädig aufdeckt? warum danken sie ihm nicht für sein Verschonen, daß er sie nicht richtet, wie er könnte? Denn wa rlich, daß er könnte, müssen sie spüren; sein Wort tri t die Herzen, ohne daß er zu richten begehrt, und es wird vom Zeugniß des Vaters bekräftigt iRiggenbachJ - s) Nachdem Jesus an die einzig-artige Geltung seines Zeugnifses erinnert hat, geht er wenigstens der Form nach auf die Einwendung der Gegner ein. Das mosaische Gesetz forderte 2 oder 3 Zeugen, wenn das Zeugniß Rechtskraft haben sollte; der HErr erklärt, es werde bei ihm dieser Vorschrift Genüge geleistet, sofern der Vater sein Zeugniß mit seinem Selbst- zeugniß verbinde, wo also das Auge des Fleisches nur Einen Zeugen sieht, da sind in der That zwei. Indem er dabei sich ausdrückt: ,,euer Gesetz«, folgt er dem Gefühl seiner einzig artigen Stellung, welche er in dem ganzen Abschnitt in Anspruch nimmt· Er könnte wohl sagen: ,,m ein Gesetz«, denn er ist der Urheber desselben (Kap. 12, 41); aber unverträglich mit seiner Würde wäre es, sein Verhältniß zu dem mosaischen Gesetz und das der Juden unter eine gemeinsame Be- zeichnung zusammenzufassen. Wenn auch sein Gehorsam gegen das Gesetz unbefchränkt war, so ist doch seine Unterwerfung unter dasselbe immer eine durchaus freiwillige (Godet.) Bei Anführung der Gesetzes- stelle hat das hinzugefügte ,,Menfchen« einen besonderen Nachdruck: menschliches Zeugniß, wenn Zwei darin übereinstimmen, wird nach dem Gesetz als wahr und giltig anerkannt, und diese rechtliche Giltigkeit, nicht die innere Wahrheit ihres Zeugnisses, it es, auf welche es hier ankommt; was nun dem eugniß zweier Menschen eingeräumt wird, sollte es nicht vielmehr gelten von dem, welches Er von sich und sein Vater von ihm ablegt? (v. Burgen) Es könnte fcheinen, daß Jesu Zeugniß von sich selbst, wenn auch wahr, , JY-i’in«f3-ri’kiijich. vk?k»7.nik»ikibit» iikkfxaöiid kkLYkiikxkikkBki FIED- DIE-Dir«- doch ohne Beweiskraft sei, da jeder solches von sich aussagen kann; aber man darf nicht außer Acht lassen, daß die Aussage Jesu ihren Stützpunkt in dem ganzen Eindruck seiner Persönlichkeit hatte, in der Hoheit und Majestät seiner Erscheinun , in der göttlichen Kräftig- keit seiner Worte, von der selbst die Diener des Hohen- raths (7, 46) so ergriffen wurden. (Hengstenberg.) Dasjenige, was ier bewiesen werden sollte durch das Zeugnis; zweier engen, war der ewige göttliche Ur- sprung des Sohnes Gottes, daß in dem Jesus Gott selbst wohne. Zwar it nun der Mensch Jesus keine andere Person, als er Sohn Gottes selbst; aber dennoch unterscheidet er so oft sich nach feiner Mensch- lichen Natur von der in ihm wohnenden Fülle der Gottheit (Matth. 19, 17; Mark. IS, 32; Joh. 7, 16), weil er sich ihrer Eigenschaften freiwillig entäußert hatte. Jnsofern er also gleichfam ein Anderer war, als die göttliche Herrlichkeit in ihm, in deren Besitz» er erst nach der Auferstehung wieder eintreten sollte, insofern konnte er als Zeuge dafür austreten; und mit seinem, des Menschensohnes, Zeugniß vereinigt sich das des Vaters, diese beiden Zeugen legen denn das vom Gesetz erforderte doppelte Zeugniß ab. (v. Gerlach.) H edinger, Hofprediger des Herzogs von Würtemberg um’s J. 1660, wies den Fürsten wegen einer groben Sünde zuerst privatim, dann au öffentlich zurecht; der Herzog ließ ihn in großem orn zu sich rufen und war entschlossen, ihn zu mißhandeln; Hedinger stärkte sich durch Gebet und begab sich zu dem Fürsten mit dem Ausdruck des Friedens Gottes auf seinem Angesicht und mit dem Gefühl seiner Gegenwart im Herzen. Der Fürst fah ihn an und sagte: ,,Hedinger, warum ist Er nicht allein gekommen, wie. ich Ihm be- fohlen haben?« — »Ich bin allein, gnädigster Herr« — »Nein, er ist nicht allein« — ,,Ew. Durchlaucht verzeihen, ich bin allein« Da der Herzog in immer lebhafterer Aufregung darauf bestand, sagte Hedingen »Gewiß, Ew. Durchlaucht, ich bin allein gekommen; aber wenn es meinem Gott efallen hat, einen Engel mit mir herzusendem so weiß ich es nicht«« Der Herzog entließ ihn, ohne ihm etwas zu Leid zu thun. 19. Du sptachett sie sdie Pharisäer, in schnödem Spott] zu ihm: Wo ist dein Vater? [laß ihn doch, wenn du dessen so gewiß bist, daß er auch von dir zeuge, den Mund für dich aufthun, daß wir sein Zeugniß hörenis Jesus antwortete: Jhr kennet weder mich, noch meinen Vater [Kap. 16, 313 wenn ihr mich kennetet, so kennetet ihr auch meinen Vaters« fund würdet ihn nicht so lästerlich heraus- fordern]. 20. Diese Worte fvon V. 12 an, mit deren Schluß in V. 19 es nun zu einer förmlichen Scheidung kam zwischen ihm und ihnen] redete Jesus an deurGotteskaften [Mark. 12, 41], d« kk fwie das so seine Gewohnheit war] lehrete im Tempel; und niemand griff ihn fso gern auch die Pharisäer, die feine Antwort auf ihre Spottrede Ihm sehr übel nahmen, das» gethan hatten], denn seine Stunde war noch nicht kommen« [Kap. 7, 30. 44]. V) Die Frage: ,,wo ist dein Vater?« ist nicht so zu verstehen, als wüßten sie nicht, wen der HErr feinen Vater nenne, als meinten sie seinen leiblichen Erzeuger; sondern höhnend fordern sie ihn heraus, den Vater, auf den er sich so oft berufe, ihnen doch 10’«« 148 einmal zu zeigen in einer recht augenfälligen Er- weisung, so daß der Sache nach ihre Forderung zu- sammentrifft mit der in Matth 16, I; Luk. 11, 16 an ihn gestellten. (v«. Burgen) Es ist, als wollten sie ihm zu verstehen geben, daß jeder Lügner sich auf Gott berufen könne; wolle es Einer in besonderer Weise thun nnd seinen besonderen Ansprnch damit be- weisen, so müsse er das auch irgendwie zeigen, so müsse er es nicht blos bei der Behauptung bewenden lassen, sondern das Zeugniß zur Stelle schaffen und zeigen. Darauf kann Jesus nur antworten, daß er ihn blos in seiner eigenen Selbstdarstellung zeigen könne (Kap. l4, 8 ff.), daß er also keinen andern Weg, aus dem man zur Erkenntniß des Zeugnisses des Vaters komme, nennen könne, als ihn selbst zu ver- stehen; da dieses aber nicht der Fall ist, da sie sich hierzu nicht bequemen wollen, so ist ihnen auch das andere» unmöglich gemacht. (Luthardt.) Christus weist sie darauf hin, daß sie mit der schuldvollen falschen Stellung, die sie zu ihm genommen, sich zugleich den Weg zur Erkenntniß seines Vaters verschlossen haben: wer sich gegen Christum in Opposition gesetzt hat, der kann auch den christlichen nnd allein wahrhaftigen Gott, den Vater Jesu Christi, nicht kennen; denn Christus ist die Brücke zu diesen! Gott, welchen nicht kennen des Lebens und der Seligkeit verlustig gehen heißt. (Hengstenberg.) —— IV) Johannes bemerkt auf die sinnigste Weise, daß Jesus die Pharisäer gerade auf der Stätte also strafte, wo sie gewohnt waren, ihre höchsten Triumphe zu feiern, nämlich in der Halle des Tempelopferschatzes, also» nahe bei dem Schatz- fasten, den sie in der Einbildung, sie seien die vor- nehmsten Gottesfreunde, mit ihren Gaben betrachten; dort eben sagte er es ihnen grade heraus, sie kenneten Gott nicht. Jetzt hätte man vollends denken sollen, sie würden ihn greifen; allein auch dieser Moment höchster Gefahr ging glücklich vorüber, und wiederum aus dem höchsten Grunde, weil seine Stunde noch nicht gekommen war. (P. Lange.) Wenn an irgend einem Ort sich Jesus in den Händen nnd in der Ge- walt seiner Feinde befand, so war es hier; aber ihr Arm war noch gelähmt durch ihr Gewissen. (Godet.) Welch schneidender Widerspruch: der Gotteskastem aber uingeben von einem gottentfremdeten Volke, dessen Opfer so seelenlos waren, wie die im Kasten klingende Münze! (Besser.) 21. Da snachdem er sich aus dem Vorhof Jsraels hinaus nach dem Vorhof der Heiden begeben hatte V. 59., dorthin aber auch die e Widersacher ihm folgten, theils um ihn noch weiter zu belauern, theils um das Volk niederzuhalten, daß dessen Stimmung nicht ettva zu seinen Gunsten ausschlage] sprach Jesus abermal zu ihnen seine Aeußerung wieder aufnehmend, die er schon vor vier Tagen beim Weggehen vom Tempel gethan Kap. 7, 33 f., sie aber nunmehr durch einen gar bedenklichen Zusatz verschärfend]: Jch gehe hinweg szu dem, der mich gesandt hat]- Und ihr werdet smit dunklerem oder hellerem Bewußtsein] mich snchen nnd [doch so wenig mich finden, daß ihr vielmehr werdet] in entek Sünde [mit ihr und ihrer ganzen ungeheuren und ungesühnten Schuld behaftet 1, Cor 15, 171 sterben; wo Jch hingehe snämlich zu dem Vater, von dannen ich kommen bin 16, 28], da kbnnet Ihr nicht lwie sehr ihr Evangelium Johannis 8, 21—28. auch euch einbildet, die Erben seines Reiches zu sein] hinkommemk ssondern ihr gehet an euren eigenen Ort, wenn ihr nun gestorben Apstg. 1,25]. 22. Da sprachen die Juden sihre frühere spöttische Bemerkung Kap. 7, 35 durch eine noch höhnischere überbietendsr Will et« sich denn selbst tödten fund so zu den abgeschiedenen Seelen sich gesellen, um bei denen sein Glück zu versuchen], daß er spricht: Wo Ich hingebe, da kbnnet ihr nicht hinkonnnenPt V) Nach V. »20 wollten sie ihn greifen, um sich seiner zu entledigen; in Bezug daraus sagt Jesus, daß er schon von selbst weggehen werde, wenn seine Stunde kommen wird, und verkündigt die Folgen, die das für sie haben werde. (v. Burgen) Er will sagen: ihr überlegt viel und arbeitet emsig Tag und Nacht, daß ihr.«mich tödtet; aber es bedarf solcher· Mühe nicht, denn ich werde, nachdem ich den Lauf meines Amtes vollendet habe, schon freiwillig von euch weggehen, durch den zeitlichen Tod zu meinem Vater» zur-ink- kehren und zugleich mit dem Evangelio alle meine Güter mit mir hinwegnehmen. (Lhser.) Jesus wieder- holt in abgekürzter Form, was er schon früher gesagt; wie aber in der Schrift das überhaupt bei solchen Wiederholungen das Gewöhnliche ist, so findet auch hier eine bedeutsame Abweichung statt: für ,,ihr werdet mich nicht finden« steht hier ,,ihr werdet in eurer Sünde sterben« Daß die Sünde in diesen Worten als Gattungsbegriff steht, daß nicht an eine einzelne hervorragende Sünde zu denken ist, zeigt das »in euren Sünden sterben« in V. 24; auch in Kap. J, 4l bezeichnet die Sünde die ganze Sünden- schuld, welche die Pharisäer auf sich hatten. Die Sünde des pharisijischen Judenthums nun concentrirt sich in der Stellung, welche es gegen Christum nimmt (Kap. 15, 22); und insofern liegt der Ansicht, welche hier den Unglauben versteht, Wahrheit zu Grunde. Der Glaube kann nach V. 24 von dem Verhängnis; des in Sünde Sterbens befreien; die Sünde, das Ganze der Sündenschuld, reißt nur dann zum Tode fort, wenn das von Gott dargebotene Heilmittel verschmäht wird, wenn das ,,ihr habt nicht gewollt« eintritt, wenn durch Schuld des Volkes seine Sünde bleibt. (Heng- ftenberg.) Jesus hat wieder in die Stunde seines Hingangs den Blick gewandt; jedoch nicht sein Sterben, sondern das Sterben seiner Feinde in ihrer Sünde preßt ihm einen Weheruf aus. Seine Rede schießt immer schärfere Pfeile in ihre Herzen, je mehr sie ihm widerstreben: anstatt ihn zu finden und in ihm das Leben, werden sie ohne ihn im Tode der Ver- dammniß umkommen. (Besser.) di) Sie fühlten einerseits durch die Andeutung seines Todes sich» getroffen, wollten aber allen Verdacht beim Volke, als hegten sie mörderische Gedanken-wider ihn, von sich ablenken (Kap. 7, All; andrerseits, wie sie wohl verstanden haben, daß sein jetziges Wort schärfer lautet als das frühere, wollen sie auch ihre frühere Gegenrede steigern. Haben sie ihn nun dort zum Messias der Heiden gemacht, so machen sie ihn hier zum Pcessias der Verstorbenen: ,,doch nicht etwa in die Unterwelt will er hinabsteigen, was frei- lich nur d11rch Selbstmord geschehen könnte, da ja nie- mand die Absicht hat, ihn umzubringen, auf daß er dort sich anbiete, weil in der Oberwelt er keine An- nahme gefunden?« Sie werden auch hier, was die Heilspredigt unter den abgeschiedenen Seelen betrifft, zu Propheten wider Willen (1. Petri R, 19 f.; 4, 6); andrerseits aber, wenn sie ihre Mordpläiie wider ihn vertuschen wollen und darum ihm Selbstmordsgedanken Zeimesscm weissagen sie damit insofern auf ilre eigene «« ukunft, als im jüdifchen Kriege viele aus. erzweife- lung sich selber umgebracht haben, während bis dahin Selbstmorde sehr un ewöhnlich bei den Juden gewesen waren und ihnen der elbstmord als das grausigste und straswurdigste Verbrechen galt (Josephus de b. J. II1, 8. 5). 23. Und er sprach zu ihnen: Ihr seines- theils] seid von unten her sdarum könnt ihr frei- lich ein Hinweggeheii dahin, wo man zuvor ge- wesen, euch nicht anders denken als ein Hinweg- gehen nach unten], ich [meinestheils] bin von oben herab sund habe euch schon neulich gesagt, wohin mein Weg gehet Kap. 7, 33]; ihr seid saber auch, was eure innere Gesinnung betrifft] von dieser Welt sdie im Argen liegt I. Joh. H, 19., und habt darum überall gleich arge Gedanken bei der Hand Matth 15, 19], ich Dagegen] bin nicht von dieser Welt [Kap. 17, l4 und meine bei allem, was ich sage, was göttlich ist] 24. So hab ich [auch vorhin V. 21 aus dem Herzen Gottes heraus, der da nicht will den Tod des Sünders, sondern daß er sich bekehre und lebe Hes. 18, 23 u. 32; 33, U] euch ge- sagt, daß ihr [so, wie es jetzt mit euch steht] sterben werdet in euren Sunden sund kann nur immer und immer wieder euch ermahnen: ,,bessert euer Wesen« Jer· 7, Z; 18, 11;·26, 13]·; denn so ihr nicht glaubet, daß »Ich, es sei· snamlich die absolute und centrale Persbnlichkeih auf welche alle Weissagnng zielt und um welches alles Heil der Welt sich dreht Kap. I, 45; 13, 19; Apostg. 4, 12], so werdet ihr sterben in euren Sunden [Mark. 16, 16]. Man kann bei dem »daß ich es sei« nicht auf das ,,ich bin es« in Kap. 4, 26 verweisen; denn dort er- giebt sich das Prädikat »der Christ oder Niefsias« ans. der Rede des Weibes, auf welche der HErr antwortet, hier aber ist im Zusammenhang der Worte eine solche Ergänzung nicht dargeboten. Die Frage: was? löst sich vielmehr von selbst, nämlich der von ganz Israel Erwartete, im ganzen alten Testament Bezeugte 1ind Verheißene, auf den die Juden harren; das zu ergän- zende Prädikat lebte im Herzen des ganzen gläubigen Bundesvolks als seine ausschließliche Hoffnung und Erwartung, gleichwie bei dem »der da kommen soll« (Matth. 11, Z; Hebt 10, 37) auch niemand in Jsrael ungewiß war, wer damit gemeint sei. Als dieser will er erkannt und im Glauben angenommen werden; also allerdings als der erwartete Messias, nur das; es um so weniger auf diesen Namen ankommt, weil die Messiasvorstellung bei den Juden so verdorben war. Auffallend erinnert der dunkel gehaltene Ausdruck an das alttestamentliche gleichlautende »ich bin’s« in 5. Nios 32, 39 u. Jes. 43, 10. (v. Bur er.) Diese beiden Grundstellen haben den Namen ,, ehova« zur Grundlage, wodurch Gott als das reine absolute Sein bezeichnet wird; indem nun Christus sich auf diese Grundstellen bezieht, legt er sich die wahre und volle Gottheit bei, so faßten es auch die. Juden. Geng- stenberg.) Der Gott Jsraels ist Gott, nnd außer ihm keiner mehr; Jesus Christus ist Heiland, und außer JchxiikkksEJIPEEIDTRITTII d« dssmks 149 ihm keiner mehr — wer an ihn nicht glaubt, glaubt nicht und wird verdammet (Besser.«) ,,Jch bin’s«, d. i. ich bin’s ganz und gar, und an mir liegt’s; suchet sonst Gott hin und her, so ist doch kein Leben denn allein bei mir. Christus ist Gott, denn es kann solches keine Creatur sagen; das Wort ist zu hoch. (Luther.) 25. Da sprachen sie zu ihm swohl oerftehend, wie große Dinge er von sich aussage]: Wer bist du denni sgenauerx Du? wer bist du denn, daß du so hohe Worte reden dürfest]? Und Jesus sprach zu ihnen: Erstlich [worauf es vor allen Dingen für euch ankommt, wenn ihr einen Anfang mit der rechten Heilserkenntniß machen wollt, bin ich] der, der ich mit euch rede« [wörtlich: das, als was ich auch zu euch rede, auch durch mein jetziges Reden mich euch zu erkennen gebe, euer Prediger und Seel- sorger]. W. Jch habe [wenn ich nach meiner eigent- lichen Würde, als der eingeborne Sohn vom Vater, mit euch handeln wollte] viel von euch zu reden und zu richten suud da würde es ja als- bald um euch geschehen fein]; aber der mich sals des Menschen Sohn in die Welt] gesandt hat, ist wahrhaftig ser hat bei dieser meiner Sendung das Heil, und nicht das Verderben der Menschen in Absicht, und bleibt solchems seinem Heilsrathschluß auch treu], und was [nun nach Maßgabe desselben] ich von ihm gehört habe sum es zu verkündigen Jes. 50, 4], as rede ich vor der Welt [genauer: in die Welt hinein, um zu retten und selig zu machen, was sich retten lassen will, und ent- halte mich daher dessen, was ich zum Gericht und zur Verdammniß zu sagen hätte, vgl. Lust. 9, 52—56]. 27. Sie vernahmen aber nicht sals er in so mild versöhnlicher, freundlich lockender Weise zu ihnen redete], daß er ihnen von dem Vater sagen-«« sihnen den Vater verkündigen und anbieten, dessen Gnade und Wahrheit ihnen nahe bringen und sie zu seinen Kindern machen wollte Kap. 1, 17 f.; 1. Joh· Z, 1]. 28. Da smit Beziehung darauf, daß er die jetzige Zeit ihrer Unwissenheit übersehe Apostg. Z, 17., doch aber auf eine bessere Zeit hoffen dürfe Kap. l2, 32; Apostg. Z, 32 ff.; S, 7; 15, b; Sach. 12, 10 ff.] sprach Jesus zu ihnen: Wenn ihr des Menschen Sohn erhöhen Dadurch, daß ihr ihn an’s Kreuz bringt Kap. Z, 14., er- höher haben] werdet [6, 62], dann werdet ihr saus den Werken, die er vom Himmel aus voll- bringt] erkennen, daß [was ihr jetzt durchaus nicht annehmen wollt] ich es sei snäinlich der HErr und Christ V· 24; Phil. 2, 9 ff.], und [wenn ich jetzt, statt das Viele, das ich von euch zu reden und zu richten habe, herauszusagein vielmehr ein l50 solches Widersprechen von den Sündern wider mich erdulde, daß ich da] nichts von mir selber thue swie geschehen würde, wollte ich eure Ver- achtung und Verhöhnung meiner Person an euch strafen], sondern wie mich mein Vater gelehret hat sdaß ich meine Herrkichkeit in Knechtsgestalt soll verhülle1i und alles über mich ergehen lassen, das geredet wird wider des Menschen Sohn], so rede ichs· [und habe nur Worte der Sanftmuth und Demnth und der suchenden, rettenden Liebe in meinem Munde]· 29. Und [wenn ich denn jetzt wie Einer da- stehen muß, dem fast alle Welt und besonders das Volk seines Eigenthum-s die Anerkennung versagt, so habe ich auch für diese trübe Gegen- wart ein gar beseligendes Bewußtseins »der mich gesandt hat, ist mit mir. Der Vater laßt mich nicht allein .[das habe ich in meiner ganzen bis- herigen Wirksamkeit von Anfang stets erfahren, und werde es auch später, wo selbst die, die sich jetzt zu mir halten, werden zerstreuet werden, er- fahren Frau 16, 32]; denn ich thue allezeit, was ihm gefalltH [Ps. 40, 9z Ies. 42, 1]. is) Es hat sie verdrossen, daß kein Gott helfen solle, wo Er nicht sei, er heiße wie er wolle; und geben wiederum Antwort: »wer bist du denn?« Das ist gar spitzig geredet, als sprächen sie: ,,Ave ja, es sollt wohl wahr sein! wer seid Jhr, lieber Junker Jesus? wo kommt Jhr her? seid Jhr nicht von Na- zareth, geboren von Maria und Joseph? wie ein hoher Mann seid ihr!« — it) Er will ihnen die Ehre nicht thun, daß er sagte, wer er sei; denn man solls den Juden und spitzigen Köpfen auch nicht sagen, wenn sie Gott und was Gott sei mit ihren scharfsinnigen Gedanken begreifen, ausmalen, verstehen und erkennen wollen. Da wird nichts aus: er will aus keiner Ver- nunft, sondern allein durch sein Wort erkannt werden. So sagt er ihnen: Jhr sollt damit zufrieden sein, daß ich euer Prediger bin« ich bin kommen und gesandt zu euch, nach den Verheißungen in den Propheten, daß ich euch predigen soll; derselbige bin ich auch, wenn ihr nun meiner Predigt werdet folgen und mich hören, so werdet ihr’s erfahren, wer ich sei— —- wenn ihr mich höretet, so kennetet ihr mich. (Luther.) TM) Daß er Gott seinen Vater nenne, verstanden sie wohl; aber daß er ihnen in der Rede seines Mundes Gott als den Vater bezeuge zu wahrem Trost und Heil, das vernahmen sie nicht. (Vesser.) Der Evangelist schaltet diese Erinnerung, die weniger etwas Augenblickliches für eben jetzt anzeigen soll, als an die hartnäckige Blindheit dieser Hörer überhaupt er- innern, zur Begründung des folgenden Wortes ein, in welchem nun der HErr für die Zukunft ein allgemeines Erkennen zu seinem jetzt fast vergeblich in die Welt gerufenen ,,Jch bin’s« verheißt. (Stier.) f) Zwar heißt ,,erhöhen« nicht geradezu kreuzigen,. sondern es bedeutet zunächst blos Jesu Erhöhung, da diese aber als That der Juden bezeichnet wird, so erkennen wir wohl, daß sein Tod» gemeint ist» als erster Schritt der Erhöhung· denn so ist es geschichtlich ge- worden, daß er zuerst erhöhet wurde von den Men- schen an das Kunst, darnach vom Vater in den Him- mel. (Luthardt.) as die Juden ihm anthun wollten und würden, hat er ihnen ja seither mehrmals gesagt, Evangeliiim Johannis 8, 29—33. und sie wissen es wohl — ihn tödten; mit dem nun, was er hier noch bestimmter, auf die Art seines Todes winkend, andeutet, giebt er die Berichti ung dessen, was die Widersacher in V. 22 auszusprechen sich er- frecht hatten. (Stier·) Während die Gegenwart ihm unter den Händen entweicht, ergreift Jesus zuversicht- lich Besitz von der Zukunft. (Godet.) Eben das, was die Frucht des hartnäckigen Nichterkennens Jesu auf Seiten der Juden sein wird, wird der Weg und das Mittel werden, seine Erkenntniß auszubreiten und all- gemein zu machen. Daß gerade die Männer, die jetzt ihm gegenüberstehen, dann alle sich zu ihm bekehren werden, ist nicht gesagt: genug, daß dann Thaten ge- schehen werden, die es auch ihnen noch ganz anders als bisher schon nahe legen werden, sich über ihn zu- rechtzufindem und daß die Wirkung nicht bei allen ausbleiben wird. (v. Burgen) H) Jesus hatte das Bewußtsein, nicht nur nicht die geringste wirkliche Sünde begangen (V. 46), son- dern auch nicht das geringste Gute unterlassen zu haben, und zwar sowohl in Gedanken, wie in Worten und Werken. (Godet.) Seien wir nach seinem Vor- bilde treu gegen Gott, so werden wir ihn stets mit uns haben. (Quesnel.) 30. Da er solches redete sdas wohl geeignet war, alle noch irgend empfänglichen Herzen in der ihn; umgebenden Volksmenge zu gewinnen], glaubten viele an ihn sdaß er der Messias und von Gott gesandt wäre zum Heiland für das Volk, und gaben ihren Glauben durch irgend welche Aeußerungen auch gegen die Andern zu erkennen Kap. 7, 31]. 31. Da spra nun Jesus zu den Juden, die [aus Hingebung a das Selbstzeugniß, das er vorhin von sich abgelegt] an ihn glaubten [indem er wohl wußte, welche verderblichen Mächte sie ihm wieder abwendig zu machen droheten]: So Jhr bleiben werdet an meiner Rede [nachdem ihr jetzt einen Anfang gemacht habt, ihrem Eindruck euch hinzugebenL so seid ihr meine rechten Jiinger [nicht blos momentan mir zugethan nnd euch zu mir bekennend, sondern in Wahrheit zu meiner Jüngerfchaft gehörig]- 32. Und werdet [in immer weiterem Fort- schritt des Glaubens] die Wahrheit erkennen [die ihr ja vollständig und ungetrübt in mir habt], Und die Wahrheit [die so innerlich sich euch an- eignet, daß sie euer eigenes Wesen wird] wird snnn auch innerlich] euch frei machen [von dem Betrug der Sünde und ihrer beherrschenden Macht]. Daß der Glaube dieser Vielen, von denen St. Jo- hannes hier redet, von dem Worte Jesu gewirkt war, zeigt, daß er seinem Grunde nach rechter Art war; wenn auch die Glaubenden den Juden nicht sofort ausziehen oder verleugnen konnten, so war doch ein sd gesunder Anfan in ihnen gesetzt, daß sie nicht zu jenem feindseligen iderspruch übergehen konnten, den wir im Folgenden von den Juden gegen Jesum er- hoben sehen. Aber sind es auch Viele, so sind es doch nur Einzelne aus der Masse, nur Wenige im Vergleich zum Ganzen; Jesus hebt auch dieses Verhältniß her- vor, indem er sie unterscheidend mit ,",Jhr« anredet, Jii Folge des Selbstzeugnifses Jesu glauben Viele an ihn. l51 denn damit giebt er zu erkennen, daß von den Andern dies nicht gelte. Aber diese Scheidung fordert den Widerspruch der Gegner hernach nur desto mehr her- aus; sie suchen die nächste Gelegenheit zu ergreifen, das Wort Jesu, welches den Glauben der Einzelnen gewirkt hat, zu widerlegen, um dadurch die Wirkung Jesu zu vernichten; und diese Gelegenheit bietet ihnen sogleich das Wort, das der HErr an die Glaubenden richtet. Seine Rede hat die Grundlage des neuen Verhältnisses gebildet, in das sie zu ihm getreten sind; seine Rede muß denn solche Grundlage bleiben, wenn dieses Verhältniß zu seiner Wahrheit und Vollendung kommen foll. (Luthardt.) Jesus sprach, was in den früheren Versen steht, gewiß mit der mildeften Beto- nung, so daß es« sich denen, die noch ein Herz hatten, sich um das Herz legen mußte, und nun auch wirklich um das Herz legte. s(Hengstenberg.) Jn zu scharsem Contrast waren die bübische Bosheit der Gegner und die heilige Würde und Sicherheit des HErrn einander entgegengetreten, als daß nicht alle diejenigen Zu- hörer, in welchen nicht der Sinn für Wahrheit ganz erstickt war, von diesem Eindruck hätten überwunden werden sollen; so geschah es, daß viele an ihn glaubten. (Olshausen.) Es ist dies ein um so erfreulicheres Zeichen, als es jetzt nicht sowohl seine Wunderkraft ist, wie bei seiner ersten Anwesenheit in Jerusalem (Kap. 2, 23 ff.), sondern vorzWsweise seine Selbstoffenbarung in dem Zeugniß seiner orte, welches diese anziehende und gewinnende Wirkung ausübt; doch unterläßt Jesus nicht ausdrücklich zu bemerken, daß diese Jünger erst in der Zukunft ihre Vollkommenheit erlangen werden. (Baumgarten.) Zu denen nun, die einen Eindruck von der Wahrheit seines Wortes und damit einen Zug des Glaubens an ihn erfahren hatten, der aber noch der Befestigung und Vertiefung bedurfte, sagt der HEru »Wenn ihr bleiben werdet an meiner Rede«, d. i. unter dem Einfluß des Wortesywelches euch ergriffen hat, verharret, in diesem Bereich ver- weilet und euch von ihm immer tiefer durchdringen und erfüllen lasset, so daß das Wort, in dem ihr bleibet, in euch Raum und Herrschaft gewinnt (Kap. 5, 38), »so seid ihr wahrhaftig meine Jünger«, habt nicht blos den Schein von folchen, welcher Schein sich auf eine vorübergehende Rührung und Bewegung gründet, sondern seid es wirklich, weil ihr bei mir beharret. (v. Burger.) An Jesu Rede bleiben heißt: nicht blos einen vorübergehenden Geschmack davon haben, nicht blos einige Wahrheiten lieben, nicht blos einen Theil ausüben, nicht blos das Aeußere, nicht blos einige Augenblicke, einige Monate, einige Jahre, es heißt alle seine Wahrheiten lieben, sie standhaft ausüben durch das ganze Leben, seine Freude und Wonne aus seinem Gesetz machen. (Quesnel.) Durch den Ausdruck ,,bleiben in«, wie im Grundtext steht, vergleicht Jesus seine Rede oder sein Wort einem fruchtbaren Boden, in welchem der wahre Glaube sich immer tiefer einwnrzelt Die Wahrheit nun, welche sie unter dieser Bedingung erkennen werden, ist die wahre Wesenheit der Dinge; sie ist ganz vollständig in seiner Rede enthalten und wird sich ihnen offen- baren, wenn ein höheres Licht ihnen den wahren Sinn seiner Rede ausfchließt Die Wahrheit« aber, die sie so erkennen, wird sie frei machen von der Sünde» deren Macht auf der Täuschung und Lüge beruht; dies »ist das wage messianische Freimachen,»giebt es noch eine andere efreiuiig, so kann sie in jedem Fall nur im Gefolge von dieser kommen. (Godet.) Vor dem Glauben muß allerdings schon einige Erkenntniß hergehen; wenn man aber in derselben, ob sie gleich noch gering, treu ist, so kommt man vermittelst solchen gläubigen Ge- horsams zur rechten zeitigen Erkenntniß, daß man recht in der That erkennt, was man an einer Sache hat. So geht die Erkenntnis; fort durch die Treue. (Berleb. Bib.) Die Wahrheit ist die, welche in Christo Fleisch und Blut angenommen hat (Kap. 14,6); indem sie tiefer und tiefer Christum erkennen würden, wür- den sie auch die Wahrheit erkennen, nach der, wie nach der Freiheit, jeder nicht völlig versunkene Mensch eine tiefe, natürliche Sehnsucht hat. (Hengstenberg.) Selig ist, wem es gegeben wird, die Wahrheit zu erkennen; denn die Wahrheit, d. i. die zum Besitz und Schatz seines Lebens ihm gewordene Wahrheit, wird ihn frei machen, wie schon Cicero sagt: ,,allein der Weise ist frei-« Das sein wollen und sein können, was wir nach Gottes Willen sein sollen, darin besteht die christliche Freiheit, wie St. Augustin sprichtx »die Gnade Gottes in Christo heilt den Willen, auf daß in Freiheit geliebt werde die Gerechtigkeit.« (Besser.) unfrei, ein Knecht, ist der Mensch durch die Sünde; von dieser macht ihn erst die Wahrheit, die Offenba- rung Gottes in Christo, ohne welche Gott nicht als der wahre erscheint und durch welche alle einzelnen Bruchstücke von Wahrheit, die sich theils rein im alten Testamenta theils entstellt im Heidenthum finden, zu einem herrlichen Ganzen vereinigt werden, frei, denn. frei ist nur das Wesen, was seiner ihm von Gott an- erschaffenen Natur gemäß sich entfaltet. (v. Gerlach.) 33. Da antworteten sie ihm sdie Juden, doch nicht sowohl die, die bereits an ihn glaub- ten, als vielmehr die, die ihren schlechten Juden- sinn durchaus nicht ablegen wollten und daher durch sein Wort sich beleidigt fühlten]: Wir find Abrahams Samen, [und als Kinder dieses aus- erwählten Mannes Gottes] sind [wir] nie keinmal [Ps. 140, 11 Anm·] semands Knechte gewesen; wie sprichst du denn szu uns, gleich als wären wir Knechte, die erst von dir die Freiheit zu er- warten hätten]: Jhr sollt frei werden? Ge en die Ansicht mancher Ausleger, daß die Ant- worten en eben die Gläubiggewordenen in V. 30 ff. seien, spricht die Fortführung der Rede Jesu in V.37 f.; es ist vielmehr der Jesum umgebende Haufe, aus welchem ihm die Bemerkung entgegenkommt, von den Gegnern jedenfalls zunächst und mit allem Nachdruck, doch mögen im Unverstand (Kap. 12, 4 ff.) auch von den Gläubiggewordenen einige mit eingestimmt haben. (Lut ardt.) Die Antwortenden sind nicht speziell die an hristum gläubig gewordenen Juden, sondern die Juden im Allgemeinen, dieselben, auf welche sich das ,,ihnen« in V. 12 u. 21 bezieht; diese ungläubigen Juden gerade, von welchen die gläubig gewordenen weder äußerlich, noch innerlich schon ganz ausgeschie- den sind, betrachten die Rede Christi, als ob sie an sie gerichtet wäre. (Hengstenberg.) Es wäre für die Verächter Christi unter der im Tempel auf und ab wogenden Volksmeiige etwas unerträglich Verhaßtes gewesen, wenn die zunächst von ihm angeredeten Gläubigen mit ir end einem Bekenntniß ihres Glau- bens geantwortet hätten; darum eilen sie die segnende Rede des HErrn, die für sie eine richtende war, zu unterbrechen und Namens derer, welchen die Ver- heißung vermeint war: »die Wahrheit wird euch frei machen«, zu antworten. Jhre Antwort ist zugleich darauf berechnet, den Judenftolz in diesen »versührten« Gläubigen wach zu rufen, und hat diese Meinung: Wenn die Wahrheit, von der du redest, nur für Knechte niitze ist, so verschone uns, Abrahams Samen! Wir 152 sind ein frei gebornes kö11igliches Volk, und erkennen niemand als unsern Herrn an außer Gott; ihm ge- hören wir an als Kinder, sonst niemand —- das ist die Wahrheit, die uns frei macht! Sie tro en also auf ihren Abrahams-Adel, der, wie einst gyptens und Babylons so bald wohl auch des römischen Kai- sers spotten dürfe; niemand könne den ihnen nehmen. (Besser.) 34. Jesus antwortete ihnen fzunächst in Ve- ziehung auf ihre Aeußerung: »wir sind nie kein- mal jemands Knechte gewesen«] und sprach: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer Sünde thut, der ist der Sünde Knecht fund so lange ihr nun in dieser Kuechtschast noch steht, seid ihr auch in Gottes Haufe noch nicht Kinder, sondern nur Knechte, trotz eurer fleischlichen Abstammung von Abraham, deren ihr euch rühmts 35. Der Knechl aber sin Gottes Haufe oder Reiche, der darin noch kein eigentliches Heimaths- recht besitztssz bleibet nicht ewiglich im Hause— Hon- dern kann jede Stunde daraus wieder vertrieben werden]; der Sohn [allein, der nach Herkunst und Charakter wesentlich zum Hause gehört] bleibe-i » ewiglich. 36. So euch nun der Sohn sder es im vollen, wahren Sinne ist Hebr. Z, 5 s.] frei macht svon der Knechtschaft der Sünde und zu Gott in das Kindschaftsverhältmß verfetzt], so seid ihr recht lwirklich und wahrhaftig] frei smcht mehr blos eingebildeter und vorgeblicher Weise, wie das bis jetzt mit euch der Fall ist]. Jesus will von einer großen Sache reden, und zwar von einer solchen, welche die Juden schwer zu- lassen würden; darum bekräftigt er sie ernstlich, indem er seiner Rede ein ,,wahrlich, wahrlich, ich sage euch« vorausschickt (Lt)ser.) ,,Sünde thun« heißt nicht so- viel als sündigen im Sinne einzelner Uebertretungen, sondern bezeichnet einen sittlichen Zustand, in welchem die Sünde es ist, die unser Thun und Lassen bestimmt und regiert, so daß, was wir auch thun, ein Thun der Sünde ist (vgl. 1. Joh. Z, 8 mit 1,8——10). Bei wem dies ftattfindeh der ist Knecht der Sünde, und seine Beru ung auf die Abstammung von Abraham ist eitel, denn er verleugnet diese Abstammung durch sein sitt- lichcs oder vielmehr unsittliches Verhalten. Jst er aber ein Knecht, so gehört er nicht zum Hause; er mag zeitweilig darin Aufenthalt haben, ein Glied der Fa- milie, die das Haus bildet, ist und wird er nicht, und kann darum jederzeit daraus verwiesen werden. Der Satz ist allgemein· gefaßt, doch liegt die Beziehung auf 1. Mos. 21, 9 ff. (vgl. Gal. 4, 22 ss.) sehr nahe,« wo- nach die blos fleischlichen Nachkommen Abrahams in Jsmaels Verweisung aus dem viiterlichen Hause ein Vorbild dessen erkennen mögen, was auch sie noch er- wartet. (v. Bürger) Der Uebergang von V. 34 zu V. 35 erklärt sich nur aus einem Wechsel in der Jdee der Knechtschafh während dort der Herr die Sünde » ist, ist es hier Gott; der Knecht der Sünde steht da- durch auch zu Gott in einem knechtischen Verhältniß. Mag er auch im Hause Gottes, in der Theokratie, sich ; befinden, so hat er doch nur eine knechtische Stellung .- in demselben; von einem Herrn beherrfchh dessen Wille dem des Hausherrn entgegengesetzt ist, leistet er dem ; letzteren nur einen erzwungenen Gehorsam, wie in dem Evangelium Johannis s, 34——38. Gleichniß vom verlorenen Sohne der ältere Sohn zu dem Vater sagt (Luk. 15, 29): ,,ich diene dir, d. i. leiste dir Knechtsdiens .« (Godet.) Wie zuerst ein schneller Uebergang geschah vom Knecht der Sünde zum Knecht in ganz anderer, nicht einmal ausgespro- chener Beziehung, so geschieht nun weiter ein solcher Uebergang von diesem Knecht zum Gegensatz des Sohnes; was darüber gesagt wird, bezieht sich noch unmittelbar auf die Haushaltung oder Familie Gottes. Der HErr spricht offenbar zunächst hypothetisch oder voraussetzend von einem Sohne im Hause Gottes, der weder Knecht der Sünde wäre, noch in heuchlerischeny trotzigem oder auch nur dem vollen Gehorsam frem- dem Knechtsverhältniß zum großen Hausvater, zu Gott stünde: giebt es einen solchen, will er sagen, der hat Erb- und Familienrechh im Hause zu bleiben ewiglich, der wird gewiß nicht ausgestoßen. Und hier- bei thut sich noch eine andere, sehr merkwürdi e An- spielung auf, in welcher der ganze Ausdruck sich be- gründet; der HErr, dem überall und immer die tief- sinnigen und prophetischen Stellen der alten Schrift nahe liegen, redet mit den Worten des 23. Psalms, und zwar im Sinne eines ächten, vergeistigenden, den innersten Kern hervorholenden Citates. Wenn dort in V. 6 David sich eines Bleibens im Hause Gottes immerdar getröftet, auch nach der Wanderung durch das Thal der Todesschattem so ist das im alten Testa- ment ein Glaubens- und Hosfnungsausspruch des kindlich en Sinnes; von dieser Voraussetzung aber, daß es den Knechten gegenüber schon Söhne im theo- kratischen Gotteshaus geben könne, Inacht der HErr nun sofort einen dritten Uebergang, indem er in V. 36 mit Wiederaufnahme des Wortes »der Sohn« sich selbst als den Einzigen, an dem die Voraussetzung vollkommene Wirklichkeit hat, hinzustellen fortsährt. (Stier.) Dieser Sohn hat vom Hausvatey der nicht unmittelbar selbst handelt in der Theokratie, die ver- fügende Gewalt im Hause; aus dem ,,bleibet ewiglich«, das ihm wesentlich und vollkommen eignet, folgt, daß wenn er Er aus dem Knechtsstande befreit, eine wirk- liche, nicht blos scheinbare Freiheit eintritt, da ver- möge des immerwährenden Bestandes seines Haus- rechts in der Theokratie die von ihm verfügte Frei- lassung den wirklichen und endgiltigen Erfolg haben muß. (Meyer.) Wie die Juden in V. 33 ihre vergangene Knecht- schaft nicht sehen, des egyptischen Jochs, der habt)- lonischen Gefangenschaft nicht gedenken, wie sie selbst über ihre Knechtschaft in der Gegenwart hinwegsehen und die römische Herrschaft, die ihnen wenigstens einen Schein von Selbstständigkeit noch ließ, für Freiheit achten, so macht es die Sünde auch; sie verblendet die, über die sie herrscht, daß sie ihre eigene Knechtschaft nicht sehen. Das gehört zu ihrem größten Betrug: man wähnt sich frei, wo man gefangen, man dünkt sich Herr zu sein, wo man Sklave ist. Die Sünde ist allerdings die Seite der Freiheit des Menschem nach welcher er auch wider Gott handeln, die im göttlichen Wort gegebenen Begriffe von Recht und Unrecht bei Seite setzen, göttliche Gebote und Grundsätze mißachtem dem Fleisch wider den Geist seinen freien Laus lassen, sein Leben in sittlicher Beziehung führen kann wie er will. Jst Freiheit Selbstbestimmung, nun der Sünder bestimmt eben sich selbst (Weish. 2, 11); er thut auch alles nur für· sich selbst. Sein Wille ist sein Gese im geistlichen Leben, seine Wünsche sind auch sein iel; sein Jch ist der SJJiittelpunkt, um den sich sein ganzes Leben bewegt. Was er lebt, lebt er nur für sich; das Leben genießt er, wie es sich ihm bietet. Es giebt keine Blume am Wege. die zu pflücken er sich das Recht nicht zuschriebe, und wenn es auch eine Unschnld wäre. Bedenken macht er. sich nicht, einen Herrn über sich erkennt er nicht, Rücksichten auf das geistige Wohl und Wehe Anderer nimmt er nicht; er scheint ledig von drückenden Fesseln. Sieh doch die an, welche, einer langen Zucht entlassen, endlich sich und ihrer Natur freien Lauf lassen: sie athmen auf wie von einem langen Druck; sie schütteln Fesseln ab, die fremde Hände ihnen auferlegt haben«"nun erst meinen sie frei zu sein. Sünde ist Freiheit: das ist der erste Eindruck, den der betrachtende Blick empfängt; erst wer sich gehen läßt, seinem Fleisch und Blut, auch seinen Lüsten, wenn er will, freien Lauf läßt, der scheint frei zu sein. Jn Wahrheit aber ist Sünde Knechtschaft nur! Jede Sünde inacht den, der sie thut, schon zum Knecht, noch ehe er sie thut; schon ehe wir den Entschlnß fassen zur That, sind wir in ihrer Gewalt. Sie hat uns mit ihren erst leisen, dann bestimmteren nnd offe- neren Lockungen umgarnt; sie hat uns durch ihre Reize, die wir uns vormalten, geblendet; sie hat uns durch die Begehrlichkeih die sie erweckte, schwach ge- macht uns selber gegenüber; sie hat uns die Wider- standskraft gerau t, noch ehe wir sie zu bewähren hatten, noch ehe der Augenblick der Entscheidung kam. Jede Sünde, die wir gethan haben, hat uns in ihrer Gewalt gehabt, schon bevor wir sie gethan haben. Und sie hat uns auch in der Gewalt, während wir sie thun. Wir können es ja täglich sehen, daß der Leidenschaftliche im Augenblick der entbrannten Leiden- schaft sich selbst nicht in der Gewalt hat, daß der Wollüsti e im Augenblick der Befriedigung seiner Lust wie im aumel lebt, daß der Rachsüchtige an seinen Plan wie verkauft ist, bis er ihn ausgeführt hat. Bei jeder Sünde giebt es eine Grenze, von der an der Mensch sich nicht mehr in der Gewalt hat; in ihrem Entstehen, ihrem Geborenwerden giebt es einen Augen- blick, von dem an die Klarheit und Ruhe der Besin- nung fehlen. Das ist bei großen wie kleinen Sünden in gleicher Weise der Fall: von dem unüberlegten Wort bis zur berechneten That, von dem unbedachten Ent- schluß bis zur eifrigen Ausführung, überall erfährt man es, die Sünde, die man thut, übt eine knechtende Gewalt, während man sie thut. Und was soll ich sagen von der Gewalt, die sie übt, nachdeni man sie gethan hat? Jst sie einmal vollbracht, so ist man ge- fangen durch sie; man trä t sie, muß sie tragen, und zwar auch ihre Folgen, ihJren Fluch. ,,Das ist der Fluch der bösen That, daß sie fortzeugend Böses muß gebären«; die Tochter wird wieder zur Mutter; keine Sünde bleibt allein, sie wird die Quelle einer neuen, sie wird wie von selbst das erste Glied in einer großen « Kette. Soll ich erst erinnern an die bekannte Erfah- rung, daß der kleine Anfang schon oft zum furchtbaren Ausgang geführt hat? Soll ich erinnern daran, da die verborgene Sünde aus Fiircht vor Entdeckung zu ihrer Deckung immer neuer Sünde bedarf, wie eine Lüge zu ihrer Deckung immer die andere hervorruft? Soll ich erinnern daran, daß jede Sünde den Trieb, sich selbst zu rechtfertigen, in sich trägt, daß man sich vor sich selbst entschuldigt, nnd könnte es auch nur ge- schehen durch Selbstbetrug? Soll ich erinnern daran, daß man niemals weiß, wohin EiiiUnrecht noch treibt, und man niemals berechnen kann, bis zu welcher Grenze man sündigen wird? Mit der Sünde ist es wie mit dem, der in einen Abgrund fällt: er kann, während er fällt, nicht bestimmen, wo sein Fall auf- hören soll. Mit der Sünde ist es wie mit einem - Stein, der vom Berge herabrollt: mit jedem Schritt weiter nimmt er an Geschwindigkeit und Kraft zu. So geht es auch init der Sünde bei jedem Schritte So e1ich der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei. 153 rascher, und durch jeden Schritt weiter übt sie eine größere Gewalt über den Willen, erhält immer mehr von hinreißender Kraft, bis sie mit icnwiderstehlicheiii Anlauf den ganzen Menschen sich uiiterwirft. Keine Sünde ist blos eine That, sie ist immer zngleich eiiie Kraft; sie droht jeden Augenblick zur Lebensrichtung, zur Gewohnheit, zur inneren Nothweiidigkeit zu werden. Je länger man eine Sünde geübt hat, desto schwerer wird es, ihr den Abschied zu geben. (Brückner.) Die Sünde spiegelt Freiheit vor, und macht dich doch zum Knechte: dein Heiland giebt dir Knechtsgestalt, und schenkt doch Kindschafts- rechte. Wenn die Welt ein ehrliches Christenlebeii ansieht, schüttelt sie das Haupt uiid sagt: »Wie ge- banden, das Herz voll Trauer uni die Sünde! hier auf Gottes Willen achten, und dort auf Gottes Willen achten! sich hier enthalten, und dort entsagen! Uns ist die Welt eine grüne Aue, wo man überall durchlaufen kann; die aber sehen ängstlich auf die fchmalen Fuß- steige, die der Herr der Aue nach seiner Laune hin- durchgelegt hat oder gelegt haben soll, an den schönsten Blumen gehen sie vorbei« Wißt ihr denn nicht, so antwortet das Christenherz, daß alle Sünde« ist wie ein Trichter? oben noch etwas weiter Rand, aber mit jedem Schritt weiter wird es enger, bis man endlich unten eingemauert, eingeschlossen, ein Gesange- ner des Teufels ist! Der Dienst Gottes fängt um- gekehrt eng an, und weitert sich dann durch seine Gnade in die lieblichste Freiheit. (Ahlfeld.) Nicht als ob der Gläubige durchaus von« der Sünde geschieden sei und gar nicht mehr sündigen könne — ach, die Brandiiiale seines Sklavenstandes bleiben lebenslänglich bei ihm; in Schwachheitssünden kann er fallen täglich und stündlich, und sie zu meiden in der Kraft des HErrn, das ist eben seine Aufgabe. Aber dennochnst er frei von der Sünde: frei von der Blindheit der Sünde, er erkennt sie für das, was sie ist, und täuscht sich nicht über dieselbe; frei von den Strafen der Sünde, er fürchtet sie .nicht mehr, denn er hat Vergebung; frei von der Liebe zur Sünde, er liebt sie nicht mehr, er haßt und rügt und straft sie, wo er sie antrifft; frei von der Herrschaft der Sünde, er hat eine höhere, bessere Herrschaft kennen gelernt, der er nun freudig und gehorsam dient. (Fr. Arndt.) Die christliche Freiheit: l) wovon? nicht von Gottes Geboten, nicht von den Lasten der Erde, son- dern von den Ketten der Sünde —- abgenommen ist die Last der Schuld vom Gewissen und abgenommen das Joch der Sünde vom Nacken; Z) w odurch? 1iicht durch Lüge und Unrecht, auch nicht durch Menschenwitz und Menschenniacht, sondern durch Gottes Sohn und das Wort der Wahrheit. (Gerok.) 37. [Darnach, aus ihr Selbstrühmeiit »wir sind Abrahams Samen« näher eingehend, fuhr er fort:] Jkh weiß wohl, daß ihr sdeni Fleische nach] Abtahams Samen seid; aber sdeni Geiste nach seid ihr das gerade Gegentheil von diesem eureni Stammvater, sintemals ihr suchct mich zu tödten, denn meine Rede fiihet nicht nnter euch sinein Wort findet bei euch keinen guten Fort: gnug, daß ihr’s in euer Herz eindringen ließet, sonderii ihr verschließet euch gegen dasselbe und möchtet nun, weil es sogar euch widerwärtig uiid verhaßt ist, euch den vom Halse schaffen, der es predigt]. 38. sWas für eine Abstammung oder Ab- 154 hängigkeit in geistlicher Hinsicht tritt doch da an euch zu ·Tage!] Ich rede, was ich von meinem Vater smit dem ich in beständigem Unigang und in der innigsten Gemeinschaft stehe Kap. 5, 19 f.] gesehen habe; so thut ihr swenn ihr das nicht an- nehmen und lieber mich tödten, als mein Wort ferner hören wollt], was ihr von eurem Vater [der meines Vaters Widerpart und Feind ist Matth· 13, 391 gesehen snach anderer Lesart: gehöret,«· als einen zu vollbringenden Befehl empfangen V. 40; Kap. Z, 32] habt. Die Anerkenniin ihres Anspruchs auf die leibliche Abstammung von braham dient nur dazu, den fol- genden Vorwurf um so stärker zu betonen: welch ein Gegensatz — Abrahams Samen und Mörder Christi! (P. Lange-«) Die Rede Christi, welcher die Juden nicht glaubten, war desselbigen Gottes Rede, welchem Abraham laubte; so mußte es ein arger Vater sein, nicht Abra am und nicht der Gott Abrahams, der den Juden zeigte, was sie thaten. Erst in V. 44 nennt der HErr iesen argen Vater mit Namen; er zögerte so lange, damit er ihnen Raum gebe, ihr eigenes Ge- wissen nach dem Urheber ihrer Bosheit zu befragen und ihre Sünde zu fühlen, durch welche der Teufel sie in seiner knechtenden Gewalt hatte. (Besser·) Wer schaudert nicht, wenn er diese beiden Muster betrachtet, welche so entgegengesetzt sind und keine Mitte haben — Gott oder der Teufel! Wer sein Leben nicht in Uebereinstimmung bringt mit dem Willen Gottes, dessen Kind er sich nennt, läßt sich leiten und fort- ziehen zu dem Willen des Teufels und wählt ihn zu seinem Vater. (Quesnel.) Wie ,,Kind des Ver- derbens« (Kap.17,12) Einer nicht heißt, weil er etwa von vornherein zu dem Verderben bestimmt wäre, so daß er dann nicht anders könnte als Art und Geschick eines Verderbens-Kindes tragen, sondern weil er sich dem Verderben zu eigen gegeben hat und darum zu eigen ist: so werden die Juden, welche leiblich wohl Abrahams Kinder sind, aber nicht sittlich, in letzterem Sinne Kinder des Vaters heißen, dessen Willen sie als solche thun, weil sie sich ihm zu eigen gegeben haben und darum zu eigen sind. (Luthar t.) 39. Sie antworteten sauf seine letzte Aeuße- rung, dadurch er zwischen ihnen und ihm eine Scheidewand in Betreff der beiderseitigen Herkunft aufrichtete, daß die Scheidung keineswegs zu ihrem Nachtheil aussalle] und sprachenzu ihm: Abraham iftkunfer lauf diesem ,,unser« liegt der Nachdruck] Vater [da siehe denn zu, wer wohl dein Vater sein mag, wenn du nicht mit uns denselben Vater haben ·willst]. » Spricht Jesus zu » ihnen :» [Jn geistlicher Hinsicht, auf die es hier allein an- kommt, habt ihr kein Recht, euch Abrahams Kinder zu nennen !] Wenn ihr lizi diesem Betracht] Abrahams Kinder waret, so thatet ihr Abrahams Werke sund nähmet mit empsänglichem Sinne das auf, was ich zu euch rede; denn ich rede, wie vorhin gesagt, was ich von meinem Vater gesehen habe, und für alles, was von diesem meinem Vater kam, hatte Abraham zu seiner Zeit ein gar offenes Ohr 1. Mos. 15, S; Hebr.11,8ff.«; Gal. Z, 9]. Evangelium Johaiinis 8, 39—45. 40. Nun aber suchet ihr mich zu tödten, [und zwar in mir nicht blos einen Menschen überhaupt, was ja an und für sich schon etwas gar Böses ist, sondern speziell] einen solchen Menschen, der ich euch die Wahrheit gesagt habe suud da ebenfalls nicht blos die Wahrheit über- haupt, wie sie auch wohl ein anderer Prophet verkündigen kann, sondern speziell die Wahrheit] die tch von Gott [als unmittelbar von ihm herab zu euch gekommen, also als sein eingeborner Sohn, der in seinem Schoße ist Kap. 1, is] ge- höret habe; das [d. i. so etwas] hat Abraham nicht gethan [vielmehr war sein ganzer gottes- fiirchtiger, heilsbegieriger und auf die Zukunft dessen, der da kommen sollte, mit gläubiger Sehnsucht hingerichteter Sinn V. 56 soweit von derartigen Mordgedanken entfernt, daß solche, die sie hegen, nimmermehr seine Kinder fein können, sondern im geistlichen Verstande einen Andern zum Vater haben müssen]. 41. Jhr [mit euren Mordgedanken] thut [denn auch wirkIichJ eures Vaters Werke [und nun stehet lieber davon ab und wendet euch zu Abrahams Sinne, dessen ihr euch als eures leib- lichen Vaters rühmet, hin, als daß ihr durch weiteren Widerspruch mich noch nöthigt, euch den, welchen ihr so, wie ihr jetzt denket und redet, zum geistlichen Vater habt, bei Namen zu nennen] . Der Satz: »Unser Vater ist Abraham« ist nicht blos eine einfache Erkläruns sondern ein disputato- rischer Satz und fordert die rgänziing heraus: »wenn nun Zwiespalt zwischen uns ist, so siehe zu, wer denn dein Vater sei.« (P.Lange.) Mit dem hierin liegen- den Vorwurf, daß er wohl gar nicht zu Gottes Volk »ehöre, bewirken die Juden aber nur, daß der HErr slowohl diejenige Verwandtschaft, die er ihnen ab-, als die er ihnen zuspricht, bestimmter besgichneh Wenn ihr Abrahams Kinder wäret (dies al nicht wieder ,,Same«, weil er das geistliche Verwandtschaftsver- hältniß im Auge hat, vgl. Röm. 9, 7), so würde in euren Werken sich diese Verwandtschaft zeigen, denn an der Frucht erkennt man die Art des Baumes; nun aber tritt bei euch das Ge entheil von Abrahams Thun hervor, es regen sich ord edanken, und zwar gegen einen Menschen, der euch ottes Wort bezeugt. Daraus folgt, der geistlichen Verwandtschaft nach seid ihr eines andern Vaters Kinder, desjenigen nämlich, dessen Werke ihr thut. (v. Burger.) Jesus entwickelt: es giebt keine Geistesverwandtschafh wo die Hand: lungsweise entgegengesetzter Art ist. Abraham hat sich durch unbedingten Gehorsam gegen die göttliche Wahr- heit (1. Mos.12, 4; 22, und durch ehrerbietige Liebe gegen die Organe der elben (1. Mos. 14, 18 sf.; 18, 2 fs.) ausgezeichnet: welch ein Contrast egen das Verhalten seiner Nachkommen nach dem Fleisch! Man bemerke die Steigerung: 1) einen Mens ch en tödten; 2) einen Menschen, welcher Organ der Wahrheit ist; 3) der Wahrheit, die von Gott kommt. (Godet.) Einem, der die von Gott vernommene Wahrheit sagt, nach dem Leben trachten — das hat Abraham nicht ethaii! Der Ausdruck ist eine Litotes, eine Rede- form, da man viel milder sich ausspricht oder viel WslsekhgtseespeåjspsEs« ksjkkkisxkkskesgkishis he« jede« TEEELL weniger sagt, als man eigentlich sagen will; aber der Ausdruck wird dadurch nur desto beschämender. (Met)er.) »Der fromme Erzvater, dessen Frömmigkeit euer Ruhm seines Namens voraussetzh den euer ga1i- zes Volk mit Recht preiset, hat das nicht gethan; er hat sich in Glaube und Liebe anz anders gegen Gott und Menschen Verhalten« ie Schlußfolgerung wurde streng formell freilich nur lauten: ,,folglich seid ihr nicht Abrahams Kinder«; aber sie greift natürlich gleich weiter zu dem andern Vater, doch wird dieser auch hier noch ungenannt gelassen, ob sie verstehen möchten (Stier.) . 41b. Da sprachen sie zu ihm: Wir [die wir find Ebräer aus den Ebräern Philipp. Z, d] sind [was unsre leibliche Herkunst betrifft] nichtun- chelich geboren sals hafte der Ehe, aus der wir hervorgegangen, ein Makel der Einmischung fremden Geblüts an, wie das wohl öfter bei den Juden außerhalb Judäa’s der Fall ist Esra 9, 2; 10, Z; 10, 23 ff.; Mal. 2, 11 f.]; wir haben [aber auch, was unsre geistliche Herkunft an- geht, nur] Ginen Vater, sden rechten und wahren] Gott-s- [5· Mos. 32, is; Ja. es, is; Mal.2,10 und sind nicht, wie die Samariter, ein Mischvolk in religiöser Hinsicht Esra 4, 3 Anm. Wir be- greifen also nicht, was du mit deiner wieder- holten Hinweisung auf einen andern Vater, den wir im Gegensatz zu dir hätten, eigentlich sagen willst]. 42. Jesus sihre rein jüdische Abstammung in leiblicher Hinsicht nicht in Abrede stellend V. 37., wie er ja auch gerade denen in Judäa zu allererst sein Heilandswerk gewidmet hatte, ehe er nach Galiläa gegangen Kap. Z, 12 ff.; 4, 40 ff; 5, 1 — 47; Matth. 4, 12 ff., und jetzt wieder bei ihnen erschienen war, ehe er sich in das Land jenseit des Jordan wenden würde Kap. 10, ·40 fs.] sprach zu ihnen sindemer das Gespräch Jetzt ganz auf das geistliche Gebiet hin- überlenkte]: Wäre Gott [nicht blos dem äußeren Religionsbekenntniß, sondern auch der inneren Herzensbeschasfenheit nach] euer Vater sdaß ihr ihn als seine Kinder liebtet], so liebtet ihr [folge- richtig und naturgemäß auch] mich; denn ich bin saus der wefentlichen vormenschlichen Gemeinschaft Gottes, in welcher ich als der eingeborene Sohn mich befand Kap. 13, Z; 16, 27f.; 17, 8., bei meiner Menschwerdung] ausgegangen und komme [bin so, wie ich da vor euch stehe, ein Gekom- mener] von Gott [welchen ihr sprechet, er sei euer Gott V. 54, daher ich wohl erwarten dürfte, daß ihr mit aller Freude mich bei euch aufneh- men würdet]; denn tch bin nicht von mir selber kommen, sondern Er hat mich [zu euch] gesandt-«· [und um seinetwillen sollte ich sja billig euch ein gern gesehener, willkommen geheißener Bote sein]. 43. Warum kennet ihr denn meine Sprache [die ich als Gottes Bote führe und darin seinen 155 Willen euch offenbare und sein Heil euch anbiete] nicht sdaß sie einen Wiederhall, einen Anklang an Verwandtes in euren Seelen fände]? Denn lsv übel stehts allerdings gerade mit euch, den Judäern:] ihr könnt ja mein Wort nicht hören-W sso wenig kennet ihr meine Sprache, daß im Ge- gentheil das, was ich damit zu euch rede, euch in innerster Seele verhaßt und unleidlich ist]. 44. sDa saget doch ja nicht mehr, daß Gott euer Vater fei.] Jhr seid [vielniehr, um es jetzt ganz offen und rückhaltslos auszusprechen, weil es die Ehre meines Vaters erfordert, der fchon in euren Vätern sich von euch lossagen mußte b. Mos. 32, b] von dem saubern] Vater sden es in sittlicher Hinsicht für Menschen noch giebt, wenn sie durchaus sich ihm zu eigen geben wollen Apostg. 13, 10], dem Teufel snämlichs und nach [dieses] eures Vaters Lust wollt ihr thuns sindem ihr suchet mich zu tödten V. 40]. Derselbige ist ein [Menschen-] Mörder von Anfang sder Menschheitsgeschichte Matth. 19, 4-., insofern er mittels der Sünde, zu der er gleich die ersten Menschen verführte, den Tod in die Welt ge- bracht 1. Mos. 3, 1 ff.; Weis-h. 2, 23 f.], und ist swas seinen eigenen Abfall von Gott betrifft] nicht bestanden in der Wahrheit sdaß er in der- selben feste Stellung genommen oder sich fest- gesetzt hätte, wie die guten Engel gethan, daher er auch fortan nicht in ihr, sondern gänzlich außer ihr steht]; denn die Wahrheit ist nicht in ihm ser hat mit seinem Heraus-treten aus ihr alle Gemeinschaft seines inneren Wesens mit der- selben auf immer verloren und ist ihr völlig ab- gestorben, so daß das Gegentheil der Wahrheit, die Lüge, fein Lebenselement geworden ist]. Wenn er die Lügen redet sirgend etwas sagt, das in das Gebiet der Lüge gehört, und das ist ja bei ihm nicht zeitweilig, sondern bei alle seinem Reden der Falls so redet er von seinem Eigenen saus dem heraus, was sein Eigenes, den eigen: thümlichen Fond seines Inneren ausmacht Makkhs IT, 34]; denn er ist [seinem ganzen Sein und Wesen nach] ein Lügner und ein Vater derselbigeiiH snämlich der Lüge, als den kein Anderer vorher belogen und verführt hat, als er sündigte, sondern er hat die Lüge erst aufgebracht] 45. Jch aber, weil ich [ini Gegensatz» zu ihm, dem nur die Lüge redenden Teufel] die Wahrheit sage, so glaubet ihr mir nicht jwährend ihr sofort mir glauben würdet, wenn ich eben- falls, wie Er, Lügen redete, vgl. Kap. 5, 43; und da liefert ihr ja thatsächlich den Beweis, daß ihr, wie ich vorhin sagte, von dem Vater, dem Teufel seid V. 44]. «) Indem sie von der leiblichen Abstammung, auf die sie sckzon einmal (V.» 39) sich berufen hatten, als- bald zu er geistlichen übergehen und nun deren sich 156« rühmen, suchen sie auch diese nicht in einem sitt- lichen Verhältniss, in welcheni sie persönlich zu Gott stünden, dieser Gesichtspunkt ist ihnen in dem ganzen Gespriiche fremd; sondern sie berufen sich doch nur wieder (wie sie auch nicht anders können) aus ihr iiationales Vorrechh Gottes Volk zu sein durch dessen Erwählung und durch die gottesdienstlichen rdnungen, in denen sie ihm dienen, und diese ge- nügen ihnen, Gott als ihren einigen Vater mit Aus- schluß jedes andern zu erklären. Was solle es also bedeuten, daß Jesus so verfänglich von einem Vater rede, dessen Werke sie thaten? (v. Burgen) IV) Wie der Ausdruck: ,,ich bin ausgegangen« den Ursprung aus Gott bezeichnet, so der andere: ,,ich komme« nach regelmäßigem Gebrauch das Angekom- mensein, das Dasein oder die Erscheiiiuiisgz Jesu auf Erden. (Lücke.) Es drückt sich in beiden orten das lebendige Gefühl des Himinelsbewohners aus, welcher mit dem noch ganz ungeschwächten Bewußtsein des kaum verlassenen früheren Wohnorts sich der·Welt darstellt. Aber nicht blos Wesen und Erscheinuiig Iesu haben einen göttlichen Charakter, sondern, wie er weiter bezeugt, auch seine Sendung, seine Stellung zu denen, zu welcheii er gekommen: er, der Himmels- bewohiier, ist nicht von ihm selbst auf die Erde«ge- kommen, sein Dasein ist vielmehr das Ergebniß eines bestimmten Befehls, den er von Gott erhalten, vgl. Kap. 10, 36. (Godet.) » sit) Als Gottes Kinder würdet ihr doch gewiß inich, den Sohn vor allen andern, das Ebenbild eures Vaters (Kap. 14, 9), lieben; aber davon· ist bei euch nichts wahrzunehmen, vielmehr findet sich das gerade Gegentheil Jhr ken1iet zunachst meine Sprache nicht, die doch die Muttersprache der Kinder Gottes ist und mit der ihr schon aus dem ganzen alten Testament vertraut sein müßtet; auch sont hört jeder gottesfürchtige Mann, wenn der Geist Gottes zu reden anfängt, ihn in seiner Sprachip reden, Und was im Sinne niit den eigenen Meinungen Und Grundsätzen harmonirt, das versteht man auch dem Ausdruck, dem Laute nach. Offenbar also nehmt ihr Juden darum an meinen Ausdrücken Anstoß, weil ihr mit meinen Gedanken und meiner Gesinnung nicht einigseid Aber die, wenn sie Gottes Kinder waren, gleich meine Sprache erkennen sollten »als den Ton des Hauses, als den Klang aus der Heimath, und in Liebe leicht und schnell ihr zufallen — wie verhalten sie sich denn? Sie können ja mein Wort nicht hören! (Stier.) Dieser letztere Satzx ,,ihr·köniit mein Wort nicht hören« soll nicht die vorausgehende Frage be- antworten, wie die Ausleger ihn meist verstehen, als wollte der HErr sagen: ,,Darum kennt ihr meine Sprache nicht, weil ihr mein Wort « nicht hören könnt«; sondern jene Worte sollen» das in der Frage liegende verneinende Urtheil begrundenn »so kann» o muß ich fragen, denn ihr könnt Ia mein Wort nicht hören; ihr gewinnet das nicht über euch, mein Wort widerstehet euch.« (Olshausen.) W·arum«die· Wahr- heit so verhaßt ist? l) weil sie zu tief siehet, 2) zu offen spricht, Z) zu streng richtet (Schuur.) T) »Ihr seid von dem Vater, dem Teufel« — hierin liegt zweierlei: 1) ihr seid von gleicher« Art, gleich böser Gesinnung mit dem Teufel, seid ihm an Bosheit ähnlich; 2) euer Sinn ist satanischptl Ursprungs, durch Einwirkung des Teufels seid ihr darein gerathen, das Wort Vater bezeichnet also hier einen geistig zeugenden Einfluß. Wenn es auch nach Christi sonstiger Lehre ausgemacht ist, daß der Satan einwirkt und Böses fördert, anregt, wo ist wohl sein geheimer Einfluß glaublicher als da, wo sich die «auf das ganze Qltenscheiigeschlecht war. Evangelium Johannis s, 45. bitterste Widrigkeit gegen den Heiligstem Liebe11swiir- digsten offenbart hat? wenn d as nicht satanisch war, so giebt es überhaupt nichts Satanisches in der Welt. Es erregt allerdings Erstaunen, daß Jesus das hier so frei öffentlich den Juden in’s Gesicht sagt, eine solche schlechthin strasende, verdanimende Wahrheit; er er mußte ihnen die Augen öffnen. Je gefähr- licher ihr Zustand und je größer ihre Schuld war, desto bestimmter mußte es ihnen bezeugt werden, welcher Geist sie in seiner Gewalt habe; und gerade darum, weil sie mit so großer Zuversicht sich für ein heiliges Gottesgeschlecht hielten, war es so dringend nöthig, daß ihnen gesagt würde, sie seien vielmehr eiii satanisches Geschlecht. Mit derselben unbedingten Ge- wißheit wie Jesus können wir nie in einein bestimmten Falle etwas für Werk oder Ein ebung des Satans erklären; wohl aber könne