Konrad
Eißler
Feuer unterm Dach
"Und es erschienen
Ihnen Zungen zerteilt wie von Feuer“
(Apostelgeschichte 2, 3a)
Feuer im Sand – das gab es bei Mose am Horeb. Feuer auf dem Berg –
das gab es bei den Israeliten am Sinai. Feuer überm Wasser – das gab es bei
Elia auf dem Karmel. Aber im Tempel zu Jerusalem gab es noch einmal ein ganz
anderes Feuerwerk: Tausende sahen ein
bis dahin völlig unbekanntes Feuerzeichen. An Pfingsten war Feuer unterm Dach.
Es züngelte in den Gängen. Es brannte in den Hallen. Es erfüllte das ganze
Haus. Pfingsten ist immer Hausbrand, weil der Heilige Geist ein Brandstifter
ist. Er zündet kein Morgenrot an, damit wir im Wald und auf der Heide unseren
Gott finden könnten. Er zündet kein Alpenglühen, damit wir auf der Alm und in
den Bergen unseren Gott sehen könnten. Er zündet keinen Sonnenuntergang an, damit wir am See oder am
Meer unseren Gott entdecken könnten. Der Heilige Geist zündelt unterm Dach,
unterm Tempeldach, Kirchendach, Kapellendach, Hausdach, dort, wo zwei oder drei
in seinem Namen zusammen sind. Wenn wir also daran leiden, dass es bei uns so
kalt ist, dann brauchen wir keinen Menschen, der nur so von neuen Einfällen
sprüht, sondern den Heiligen Geist. Wenn wir daran leiden, dass es bei uns so
dunkel ist, dann brauchen wir keinen Zeitgenossen, der nur so seine
Geistesblitze zündet, sondern den Heiligen Geist. Wenn wir daran leiden, dass
es bei uns so finster ist, dann brauchen wir kein helles Kirchenlicht, das nur
so die Flammen der Begeisterung anbläst, sondern den Heiligen Geist. Gemeinde
lebt nicht von dem, was von außen oder innen, sondern von oben kommt. Allein
der Heilige Geist kann zum Brandstifter werden, kann einen Hausbrand
verursachen, kann dafür sorgen, dass wieder Feuer unterm Dach ist. Es gibt
heute keine notwendigere und keine dringlichere Bitte als:
Komm‘, Heiliger Geist – in unsere Welt, in unsere Stadt, unter
unser Dach.