Konrad Eissler: Jeremia 20, 7­–12: Fix und fertig. Schönblick, 28.03.2004[1]

 

In Jesu Namen. Amen.

 

Wenn Mission die große Sache der kleinen Leute ist, dann darf auch ich einen Missions-Gottesdienst halten, denn als Dino-Christ oder Seni-Pietist gehöre ich zu den kleinen Leuten. Ich stamme aus diesem Geschlecht der Kullen und meine Vorväter sagten: Auf dieses Wort reimt sich nur ein einziges, nämlich Nullen. Aber wenn der Herr eine Eins davor macht, ist es ein großer Wert. Und so hoffe und wünsche ich an diesem Morgen, dass der Herr dies auch heute tue und es uns wertvoll mache, sein Wort, das wir heute hören aus dem Propheten Jeremia [20] die Verse 7 bis 11:

 

Herr, du hast mich überredet und ich habe mich überreden lassen. Du bist mir zu stark gewesen und hast gewonnen; aber ich bin darüber zum Spott geworden täglich, und jedermann verlacht mich, den so oft ich rede, muss ich schreien, Frevel und Gewalt muss ich rufen. Denn des Herrn Wort ist mir zu Hohn und Spott geworden. Täglich. Da dachte ich, ich will nicht mehr an ihn denken und nicht mehr in seinem Namen predigen. Aber es war in meinem Herzen wie brennendes Feuer in mein Gebein verschlossen, dass ich es nicht ertragen konnte. Ich wäre schier vergangen. Denn ich höre, wie viel heimliche Reden. Schrecken ist um und um. Verklagt ihn! Wir wollen ihn verklagen. All meine Freunde und Gesellen lauern. Ob ich nicht falle? Vielleicht lässt er sich überlisten, dass wir ihm beikommen können und uns an ihm rächen? Aber der Herr ist bei mir wie ein starker Held.

Amen.

 

Fertig war dieser Mann. Fertig, fix und fertig. Liebe Gemeinde, eigentlich sollte er ein Mund-Bote Gottes sein, der seinen Mund für den Herrn aufmacht. Und nun war er mundtot gemacht. Eigentlich war er Sendbote, der für seinen Herrn geschickt wurde und nun war er selbst in die Wüste geschickt. Eigentlich sollte er Dienstbote sein, der für seinen Herrn Geleise legte, und nun war er selbst auf dem Abstellgleis.

 

Nichts ging mehr, gar nichts. Wir sehen ihn, wie er fertig ist, fix und fertig. Dabei hat es sich sein Bodendienst so gut angelassen, droben im Tempel und drunten in der Stadt. Ging den Leuten sein Wort unter die Haut. Wer Gott verlässt, der bekommt das große Klagen mehr. Wer Gott verlässt, bekommt das große Weinen. Wer Gott verlässt, der ist verlassen. Verlasst euch drauf. Doch, dieses Wort ging unter die Haut. Und dann und dann wurde er verspottet. Verspottet, lacht ihn aus, diesen Spaßvogel. Dass der liebe Gott böse sein kann, ist doch ein schlechter Witz. Ist doch ein schlechter Witz. Er kann guten Leuten nicht böse sein. Nein, Solche Lachnummern rühren ans Zwerchfell, nicht ans Gewissen. Verspottet wurde er und angegiftet wurde er. Zeigt ihn an, diesen Staatsfeind. Dass der liebe Gott die Babylonier zum Sieger erklärt. Ist doch Wehrkraftzersetzung. Solchen Lügenmäulern muss das Maul gestopft werden. Angegiftet wurde er und eingesperrt wurde er. Legt ihn an Ketten. Diesen Miesmacher, dass der liebe Gott den Tempel zerstört. Ist doch wohl Gotteslästerung.

 

Solche Leute gehören hinter Schloss und Riegel. Jeremia im Block. Gefangen, geschlagen, gegeißelt, fertig war dieser Mann, fix und fertig. Nun messe sich keiner an dieser gebeutelten Gestalt. Diese Jeremiade ist eine Sonder-Lektion für die Propheten. Und doch gibt es Parallelen für seine Nachfolger, für haupt- und nebenamtliche Leute. Manche unter uns wissen, wie das tut, wenn man verspottet wird.

 

Sören Kierkegaard, der dänische Religionsphilosoph. Sagte einmal, als die Leute auf den Straßen von Kopenhagen mit den Fingern auf ihn zeigten, dass auf dem Feuer gebraten zu werden, nicht so schlimm sei, wie von den Menschen zu Tode gegrinst. Schüler zum Beispiel, die in der Pause nicht auf den Schulhof, sondern in die Gebetszelle gehen, von den Kameraden zu Tode gegrinst. Oder Arbeiter, die in der Kantine vor dem Essen die Hände falten, von den Kumpels zu Tode gegrinst. Oder Eltern, die vor heranwachsenden Kindern noch die Haus-Andacht halten, von den Kindern zu Tode gegrinst. Eheleute, die mit ihren vier Kindern hinaus aufs Missions-Feld wollen, von Freunden zu Tode gegrinst. Das tut weh. Verspottet werden tut weh. Manche unter uns wissen, wie das ist, wenn man angegiftet wird. Bekannte rufen nicht mehr an und nehmen Abstand. Freunde lassen sich nicht mehr hören und legen eine Distanz ein. Nachbarn tuscheln hinter vorgehaltener Hand und sagen: Die da, die da. Verspottet werden und angegriffen werden, tut weh.

 

Und eingesperrt werden, manche unter bis unter uns wissen, wie das ist, wenn man eingesperrt wird. Wir denken an all unsere Schwestern und Brüder, die hinter Schloss und Riegel sind. Aber Freiheitsentzug gibt es ja nicht nur im Kerker. Für manche ist die Ehe wie ein Gefängnis, in das man mit einem goldenen Ring hinein geschmiedet ist. Für andere ist die Sucht wie ein Gefängnis, aus dem man nicht mehr herauskommt. Und wieder andere ist die Arbeit wie ein Gefängnis, in dem man nicht mehr atmen kann. Und für andere ist die Krankheit so wie ein Kerker, in dem man nur noch den Todesgeruch riecht. Ehe-Leute im Block, Missionare, im Block. Fragende. Suchende, Gequälte im Block. Gequält. Gegeißelt. Doch geschlagen.

 

Fertig sind sie, fix und fertig. Wie wird man damit fertig? Wie werden wir damit fertig? Das ist die Frage an diesem Morgen. Wie wird man fertig, wenn man fertig ist? Viele sind heute Morgen hierhergekommen. Die platt sind, die nicht mehr können, die fertig sind. Wie wird man fertig, wenn man fertig ist? Drei einfache Antworten: Aus diesem Text. Drei Antworten zu der Frage: wie wird man fertig, wenn man fertig ist.

 

Nämlich. Es zu dem Herrn sagen. Das ist die erste Antwort. Es zu dem Herrn sagen. Ich bin in einer großen Familie aufgewachsen. Heute gehört man ja mit drei Kindern zu den Kinderreichen. Wir waren sechs, eine halbe Kompanie. Und weil Kinder nicht als schlechte Kopien der Eltern geboren werden, sondern als gute Originale Gottes. Unsichtbar steht auf jedem Kind "Made in Heaven", gemacht im Himmel, weil wir alles Originale Gottes sind. Deshalb haben wir auch alle unsere Charakterköpfe, um nicht zu sagen Dickköpfe. Und deshalb aus dem schönen Miteinander kam es zuweilen, dass es ein Nebeneinander wurde und dann ein Gegeneinander und dann ein Hintereinander und dann ein Durcheinander. Und dann flogen die Bauklötze nur so um den Spruch der dort hing: "Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen." Und wenn dann die ganze Meute schließlich auf die jüngste und schwächste Schwester losging. Übrigens heute eine Mutter von zehn Kindern und vielen Enkeln, wenn die Meute auf sie los ging, dann zog sie die stärkste Waffe, nämlich "ich sag's dem Vater." Nichts war so wirksam, Unfrieden schaffend wie dieser Satz. "Ich sag's dem Vater."

 

Jeremia, der hätte es Baruch sagen können. Diese Schreiber war sein Privatsekretär, der hätte einen offenen Brief schreiben können und in der Öffentlichkeit publik machen, die breite Öffentlichkeit hätte diese Machenschaften nicht goutiert. Er hätte es auch Josia sagen können, dem König, der auch zuständig war für die Religionspolitik. Per Dekret hätte er es abstellen können und diesen Leuten einfach die Leute einfach beseitigen. Ein König von Gottes Gnaden kann solche Richter Gnadenlos nicht in seinem Reich brauchen. Aber er sagte es nicht dem Schreiber, er sagte es nicht dem König. Er sagte es auch keinem Militär oder Politiker. Er sagte es überhaupt keinem Menschen, sondern er sagte es Gott, "ich sag's dem Vater", und damit ist er an der richtigen Adresse.

 

Der hat Augen für ihn, der hat Ohren für ihn. Und der hat ein Herz für ihn. Herr, sagt er, du hast mit mir geredet, und ich habe mich überreden lassen. Herr, ich habe mich bei dir eingelassen, und du hast mich sitzen lassen. Herr, ich habe für dich gekämpft und ich habe verloren. Beten geht nicht nur liturgisch ab. Beter haben nicht nur Psalmen auf den Lippen. Das Gebet ist nicht nur Gregorianik. Es dem Herrn sagen, was uns fehlt und was uns quält und was wir gegen diesen Gott haben. Genau das tut er. Er macht aus seinem Herzen keine Mördergrube. Er nimmt kein Blatt vor den Mund. Der Herr ist die höchste und alles entscheidende letzte Instanz. Er kennt sich aus, dieser Gott. Seit sein Sohn verspottet wurde. Ihm setzten sie die Dornenkrone auf, so als Narrenkappe, und riefen: Gegrüßet seist du Juden-König. Er kennt sich aus, seit er angegiftet wurde. Der hat es doch mit dem Teufel. Der hat den Gottseibeiuns am Wickel. Bei dem gehen die Dinge nicht mit rechten Dingen zu. Und er weiß, wie es einem zumute ist, wenn man eingekerkert wird. Sie nahmen ihn fest. Sie machten kurzen Prozess, sie schleppten ihn hinaus, sie nieteten ihn am Kreuze fest. Doch der Herr kennt sich aus. Wer sich an ihn wendet, der tut den ersten Schritt in die richtige Richtung. So wie Jeremia, der sagte: "Herr, du hast! Vergessen wir beim Deklinieren nicht immer die zweite Form. Ich habe, er hat, wir hat ihr habt sie haben. Wo bleibt denn das zweite, die zweite Person. Du hast ja, du hast. Du hast verfügt. Du hast's zugelassen, Herr. Du weißt es alles. Ja, du weißt es alles. Doch, du hast verfügt.

 

Ich war vor einiger Zeit, und habe es schon an anderer Stelle gesagt: Vor einiger Zeit war ich, vor längerer Zeit schon, auf dem Oberkirchenrat tätig. So als Hilfsberichterstatter hat man uns geheißen und dort habe ich einiges vom Bürowesen kennengelernt. Und eine schöne Sache weiß ich heute noch, nämlich die Kunst des Weiterleitens. Wenn man ein Schriftstück bekommt, mit dem man nicht zurechtkommt, wird ein Vermerk drauf gemacht und dann geht es weiter an die nächste zuständige Stelle, an den nächsten Schreibtisch. Nur wenn es jeder so macht, kreist die Akte im Geschäftsgang und landet wieder auf dem eigenen Schreibtisch. Nur bei dem Herrn, dem wir es zuschreiben, bleibt diese Akte liegen und er macht es so, wie es recht ist und wie es recht wird. Deshalb schreiben wir es doch diesem Herrn zu, nicht wie im Bürowesen zdA zu den Akten, sondern zdH zu dem Herrn.

 

Auf diese Spott-Verse hin. Zu dem Herrn. Und auf diese Beklemmungen hin, zdH. Und auf diese ganze Anschuldigungen hin. In alle Sorgen, Fragen und Probleme hinein. ZdH. Zu dem Herrn. Er kann es machen, dass die Sachen gehen, wie es halt so ist. Lass die Wellen höher schwellen. Wenn du nur bei Jesum bist. Wenn sie mitten drin sind in diesen Anfechtungen, wenn sie mitten drin sind im Block, wenn sie nicht mehr atmen können. Zu dem Herrn. Zu dem Herrn heute Morgen. Er kann‘s machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist, es dem Herrn sagen. Das ist die eine Antwort.

 

Und die zweite Antwort: es mit dem Herrn tragen. Es gibt Berufskrankheiten: beim Bäcker ist es die Mehl-Allergie, beim Bergmann ist es die Staublunge, beim Oboisten ist es der Kopf. Haben Sie gewusst, dass es bei Mitarbeitern Jesu auch eine Berufskrankheit gibt? Und diese Berufskrankheit ist die Resignation. Die Resignation ist die Berufskrankheit des Christen, des aktiven Christen. Wir können das bei Jona beobachten, dieses Krankheitsbild.

 

Er bekam den Auftrag: Steh auf und geh! Er aber will nicht. Eine Zumutung, dieser Befehl. Eine irre Idee, Eine Katastrophe. Er kann nicht. Das ist ein Himmelfahrtskommando, das ich übernehmen soll. Er ist am Ende einer gegen alle, einer gegen die ganze City, einer gegen alle. Mutterseelenallein. Und zu diesem Krankheitsbild gehören Fluchtgedanken. Nur weg von hier. Nur weg. Vielleicht nach Portugal und dort am Strand Traktate verteilen. Nur halt nach Tarsis und dort eine Gemeinde gründen. Nur weg nach irgendwo und dort eine Vision haben. Dort, wo du nicht bist. Dort ist das Glück.

 

Immer wissen wir, wie es uns viel besser ging als an dem uns zugewiesenen Platz. Oft geht es uns durch den Kopf. Ich will nicht mehr. Ich kann nicht mehr. Ich bin am Ende. Und dann wäre es am besten, abzuhauen und wegzulaufen. In jedem Beruf müsste ich mich nicht so schinden wie als Missionar. Und dort in jenem Land hätte ich nicht so Migräne wie dort im Proben-Land. Und dort. An jener Stelle hätte ich es einfach leichter, als ich es hier habe. Und dort, bei jener Frau hätte ich viel mehr Liebe als bei meiner Xanthippe. Liebe Freunde, dort wo du nicht bist, dort ist das Glück. Jeremia dachte auch so: Ich will nicht mehr an ihn denken und will nicht mehr von diesem Herrn reden. Und dann und dann hat ihm dieser Herr Feuer gemacht. Und dann war es in seinem Herzen wie Feuer. Und dann hat ihm der Herr Zunder gegeben, und dann kochte es in seinem Gebein. Und dann hat er ihm Dampf gemacht. Ihm fiel ihm steiß in die Knochen zurück. Marsch, marsch!

 

Jeremia konnte sich nicht heimlich, still und leise aus seinem Beruf davonstehlen. Ein Amos und ein Niemand von den Leuten konnte sich heimlich, still und leise einfach davonmachen. Von uns niemand kann sich einfach davonmachen. Wen er hat, den hat er in seinen Händen. Eine Flucht gelingt nicht. Jede Flucht vor Gott endet vor Gott. Wissen Sie? Jede Flucht vor Gott endet vor Gott. Deshalb lassen wir diesen Umweg. Bleiben wir da an der Stelle, wo er uns haben will. Und an keiner anderen. An der Stelle, wo wir sind, an der will er uns haben. Und an keiner anderen. Selbst am dunkelsten und schwersten Platz tritt er neben uns. Der, der auch zitterte, und zagte, der auch aus dem Gehorsam ausbrechen wollte. Und der sogar sagte: Herr, wenn du willst, dann kann doch dieser Kelch an mir vorübergehen, und er muss ihn austrinken bis zum letzten Blutstropfen. Dieser Leidende, dieser Sterbende, dieser Passions-Herr, der tritt neben uns, der geht mit uns, und der trägt mit uns das, was uns aufgetragen ist.

 

Wie hat Mary Durant gesagt? 38 Jahre lang saß sie im Tour de Constance als Zeugin ihres Herren. Und jeden Donnerstag kam der Lager-Kommandant und zeigte ihr einen Revers. Hätte sie nur unterschreiben müssen, und sie wäre freigekommen. Nicht mehr von diesem Herrn zu reden. Aber sie schaute jeden Donnerstag nicht auf die Hand des Kommandanten, sondern auf die Hand ihres Herrn und sagte: "A votre disposition seigneur." Ganz zu deiner Verfügung. Und wenn ich noch länger hier sein muss, ganz zu deiner Verfügung, und wenn ich hier leiden muss, ganz zu deiner Verfügung, und wenn ich hier sterben muss "A votre disposition seigneur". So sind wir gefragt. So sollen wir antworten. Nämlich wenn ich an diesem Platz, an dem ich jetzt stehe. Missionsfeld. Oder in meiner Familie, wo ich nicht geachtet bin. Herr. Zu deiner Verfügung. Und Herr, wenn ich es noch länger aushalten soll. Herr, zu deiner Verfügung. Und wenn ich darüber sterbe? A votre disposition seigneur, Herr, ganz zu seiner Verfügung. So steht es. Es mit dem Herrn tragen,

 

Aber auch das letzte noch es auf den Herrn wagen. Jeremias Gedanken gingen zurück. In Anato verlebte er seine Kindheit. Nie und nimmer dachte er an den geistlichen Beruf seines Vaters. Wer will schon in die Schuhe seines Vaters treten, zumal sie drei oder fünf Nummern zu groß sind? Ein Leben lang zu hören: Du bist der Junge vom Alten. Ist nicht gerade Ich-stärkend. Und deshalb wollte er überhaupt nicht. Jeder will aus dem Schatten seiner Eltern heraustreten. Und der Herr ihn fragte, sagte er: Herr, ich bin zu jung, ich kann nicht treten, ich tauge nicht für deinen Dienst. Aber dieser Herr hat ihn nicht losgelassen. Er konnte ihn nicht abwimmeln. Wen er ergreift, hält er. Aber dem Jeremia wurde in die Hand hinein versprochen: ich bin mit dir. Ich bleibe bei dir. Ich will dich erretten. Fürchte dich nicht. Und auf dieses Wort hin wagte er es. Und auf diesen, bei diesem Wort ist er geblieben. Und er merkte: Dieses Wort ist keine Sprechblase.

 

Nur eins: Man hat Gottes Wort nicht wie eine Jacke oder ein Handy. Es kommen dunkle Stunden. Und dann hören wir nichts mehr von dieser väterlichen Stimme. Und wenn Sie heute in einer solchen Situation sind, wo Sie nichts mehr hören von dieser väterlichen Stimme, dann machen Sie es Jeremia nach. Dann denken Sie auch zurück. Vielleicht ist es bei Ihnen keine Berufung gewesen, aber vielleicht war es die Taufe. Hat der Herr Ihnen nicht gesagt: Ich bin  mit dir? Vielleicht ist es bei Ihnen die Konfirmation: hat der Herr nicht versprochen: ich gehe mit dir. Vielleicht ist es bei Ihnen der Tag der Bekehrung gewesen. Hat Gott nicht gesagt: Ich will dich erretten.

 

Vielleicht war es bei Ihnen der Satz in einer Predigt. Fürchte dich nicht. Fürchte dich nicht. Gottes Wort ist keine Sprechblase. Es ist wahr und bleibt bis heute. Luther wurde von diesen Worten durch getragen. Und deshalb, als er gefragt wurde, wo er denn bleibe, wenn ihn der Kaiser in die Reichsakten, der Papst in den Bann tue, wo er denn bleiben will, wenn er vogelfrei ist. Und dann antwortete er aufgrund dieses Wortes: Sub coelo Dei. Unter dem Himmel Gottes, unter dem offenen Himmel Gottes. Wo sie denn bleiben sollen, wenn sie wieder zurückgehen in ihren Arbeitsplatz. Wo Sie denn bleiben wollen in ihren schwierigen Familien, wo Sie denn bleiben wollen, wenn sie nach Hause oder sogar ins Krankenhaus gehen, wo sie denn bleiben wollen. Sub coelo Dei. Unter dem Himmel Gottes. Und wem der Himmel Gottes offen ist, dem sind auch die finstersten Tage gesonnen hell. Es auf den Herrn wagen.

 

Vielleicht so? Wieder, Handwerksmeister und Ladenbesitzer. Klaus Katsch in Berlin Hellersdorf. Es ist dort, wo Berlin am Röstesten ist, 60 % PDS, Altkommunisten. 100.000 Menschen wohnen auf einem Platz, nur noch 3000 gehören zur Kirche. Und nur noch ganz wenige kommen in das ganz, ganz kleine Kirchlein. Und jetzt hat auch die Kirche Berlin Brandenburg den Pfarrer auch noch abgezogen und die Kirche dicht gemacht. Klaus Katsch, Jalousien-Verkäufer war am Boden. Und was hat er gemacht? Er hat als Ungelernter die Gemeinde übernommen. Gemeindeleiter. Er managt, er dirigiert in Posaunenchor, er singt im Kirchenchor, den der Sohn hält. Er, seine Frau und fünf Söhne treiben die Gemeinde an, treiben die Gemeinde um, treiben das Evangelium hinein nach Hellersdorf. Die letzten Tage war ich mit dort. Er sagte letztlich: ÜmG. Über meine Gebete. Über meinen Gebeten bin ich zur Gewissheit gekommen, dies mir zuzutrauen, die Sache des Evangeliums zu treiben. Wollen Sie es nicht auch an Ihre Stelle weitertreiben?

 

Schauen Sie ein letztes Mal auf diesen Jeremia. Der Mann, der fix und fertig war, war wieder fertig zu treiben das Evangelium. Gott will keinen fertig machen. Er will, dass wir fertig werden. Amen.

 



[1] https://www.sermon-online.com/de/contents/7222 (02.06.2023).