Konrad Eißler

Das ganze Jahr Weihnachten

"Das Wort ward Fleisch." (Johannes 1, 14)

1EA SPEKTRUM NACHRICHTEN ??

Das Kindlein im Kripplein ist eingepackt. Das Knäblein im lockigen Haar ist weggepackt. Das süße, putzige, herzallerliebste Jesulein, umflattert von zarten Rokokoengelchen mit ihrem Eiapopeia, umflötet von pausbäckigen Hirtenbuben mit ihren Schalmeien, umringt von märchenhaften Königen mit ihren Geschenken, ist endgültig außen vor. Nun hat es seine Ruhe und wir unseren Frieden. Mit „50 Wochen ohne“ haben wir kein Problem. Weihnachten ist tot. Und es wird mausetot bleiben, solange wir im Krippenkind keinen Gottessohn erkennen können. „Das Wort ward Fleisch“, schreibt Johannes. „Ich glaube, dass Jesus Christus wahrhaftiger Gott ist, vom Vater in Ewigkeit geboren“, bekennt Martin Luther. „Sehet, was hat Gott gegeben, seinen Sohn zum ewigen Leben“, singt Paul Gerhardt. Dieser Jesus in der Krippe hat alle Schätze ausgepackt, Friede und Freude. Dieser Christus hat am Kreuz alle Lasten aufgepackt, Sünde und Schuld. Dieser wahre, treue, einzige Sohn Gottes, umgeben von Leuten mit ihren Fragen, umlagert von Kranken mit ihren Schmerzen, umstritten von zahllosen Feinden mit ihrem Hass, ist endgültig mitten drin. Er lässt sich nicht einpacken. Ihn können wir auch nicht wegpacken. Jesus steht nie im Abseits. „Ich bin bei euch“, sagt er. Also gibt es keinen Tag, an dem wir auf uns selbst gestellt wären, denn: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Und es gibt keinen Quadratzentimeter Erde, der außerhalb seiner Markung läge, denn: „Ich bin bei euch bis an das Ende der Welt.“ Vollkasko für jedermann ist das zwar nicht, aber  Vollschutz für seine Leute. Weihnachten als Lichtfest mit Dideldumdei ist tot. Aber Weihnachten als Christfest mit Krippe und Kreuz gibt 365 Tagen ein anderes Gesicht.