Konrad
Eißler
Nur
mit Christus wird es Christtag
"Wie schmal ist der
Weg, der zum Leben führt; wenige sind's, die ihn finden."
Matthäus 7, 14
Ich sehe, wie die Hirten
über die Hügel zogen. Eine bescheidene Truppe. Eins, zwei, drei, vielleicht
fünf. Mehr nicht. Eigentlich gab es hunderte von ihnen in der Gegend, aber nur
eine Handvoll hat sich aufgemacht. Dem Ruben war es zu weit, dem Jubal zu spät,
dem Rufus zu kalt, dem Tarach zu dumm. Schade. Bitter. Gemeinsam wäre es
schöner gewesen. Einsam hielten sie auf Bethlehem zu. Wer ins
Weihnachtsoratorium will, muss sich frühzeitig Karten besorgen. Wer zum
Weihnachts-Einkaufsbummel geht, muss sich an Ellenbogeneinsatz gewöhnen. Wer
gar den Weihnachtsmarkt besucht, muss sich vor Glühweinduschen hüten. Wer aber
zur Weihnachtskrippe will, zu Jesus Christus, der muss sich mit einer
bescheidenen Truppe begnügen. Zwei in der Schülergebetszelle, fünf im
Hauskreis, keine 50 am Christfestmorgen im Gottesdienst. Eigentlich wohnen
Tausende in den Blocks, aber sie winken müde ab: Null Bock! Bringt nichts!
Schade. Bitter. Gemeinsam wäre es schöner. Und Jesus sagt: "Wenige
sind´s". Wenige sind´s, die ihn gehen. Wenige sind´s, die ihn finden. Wer
den Weg nach Bethlehem gehen will, der muss den Mut haben, ein Einzelner zu
sein. Wer die Tür zum Stall finden will, der muss um den Mut bitten, ein
Einsamer zu sein. Wer dieses Christkind entdecken will, der muss den
Wappenspruch jener französischen Adelsfamilie tragen: "Si omnes, ego
non" - Wenn auch alle, ich nicht. Wenn auch alle über das Kind in der
Krippe lächeln, ich nicht. Wenn auch alle über den Mann am Kreuz spotten, ich
nicht. Wenn auch alle an Weihnachten ohne Krippe und Kreuz auskommen, ich
nicht. Christen brauchen Christus, damit Weihnachten ein Christtag wird.