Eine Heerpredigt wider den Türken

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1.      Wiewohl ich in meinem Büchlein vom Türken Kriege fast genugsam Unterricht getan habe, mit welcherlei Gewissen und Weise (wo sich es begebe) der Krieg wider den Türken vorzunehmen sein sollte; doch habe ich bei meinen lieben Deutschen die Gnade, dass sie mir weder glauben noch zuhören, bis dass sie zu lange harren, und der Glaube in die Hand kommt, und dann weder Hilfe noch Rat da ist.

2.      Gleichwie dem Volk Israel auch geschah, dass sie die Propheten (2. Könige 17) so lange verachteten, dass zuletzt auch kein Rat noch Hilfe mehr da war: ebenso ist es uns jetzt auch gegangen. Niemand wollte glauben, was ich von den Türken schreibe, bis dass wir es nun mit so großem Jammer erfahren, und so viel tausend Menschen, in so wenig Tagen erwürgt und weggeführt, gesehen haben. Das wollten wir haben. Und hätte Gott nicht wunderlich und so unversehens uns geholfen, so sollten wir erst einen rechten Jammer in deutschen Landen erfahren haben.

3.      Und ich kenne recht meine lieben Deutschen, die vollen Säue, so sollen sie wohl, ihrer Weise nach, sich wiederum niedersetzen, und mit gutem Mut in aller Sicherheit zechen und wohl leben, und solche große Gnade erzeigt, gar nicht gebrauchen, sondern mit aller Undankbarkeit vergessen, und denken, ha, der Türke ist nun geflohen, was wollen wir viel sorgen, und unnütze Kosten darauf wenden? Er kommt vielleicht nimmermehr wieder, auf dass wir ja unsere wohlverdiente Strafe endlich von Gott empfangen. Wohlan ich kann doch nicht mehr tun. Da ich anzeigte, man sollte des Türken Gewalt nicht verachten, ei das war eine spöttische und nichtige Rede, da waren viel Fürsten mächtiger denn er, ich sollte die deutschen Fürsten nicht so schrecken, noch verzagt machen. Lasse nun die selbigen Geiferer hervortreten, und die Fürsten trösten, und des Türken Macht verachten. Ich meine ja, der Türke habe sie zu Lügnern, und meine Worte wahr gemacht.

4.      Aber doch um der Gottlosen und Christus-Lästerer willen nichts angefangen, also auch um ihrer willen nichts gelassen. Es haben Könige und Fürsten, Bischöfe und Pfaffen bisher das Evangelium verjagt und verfolget, viel Blut vergossen, und den Dienern Christi alle Plage und Unglück angelegt, und ist die Lästerung und Schmach auch wider die öffentliche erkannte Wahrheit so über die Maßen schändlich groß gewesen, und das Volk so überaus böse und mutwillig, dass ich hab' weissagen müssen, Deutschland müsse in kurzem Gott eine Torheit bezahlen; das selbige gehet jetzt daher und fängt an, Gott helfe uns und sei uns gnädig, Amen. Denn weil sie wider Christum so trefflich zornig und böse sind, dass sie sein Wort und Diener überbösen, und er muss leiden und schwach gegen sie sein, so tut er wahrlich recht nach dem Sprichwort: Es war nie keiner böse es kam noch ein Böserer über ihn, und zieht ab, lässt sich überbösen. Schicket aber an solche böse zornige Jungherrn noch einen böseren, den Türken, will zusehen, weil sie ja so böse sein wollen, welcher hier die Andern überbösen wird. Sei nun böse, wer böse sein kann, jetzt gilt es Bösen und Überbösen.

5.      Solches will ich gesagt haben wider die Unbußfertigen, starrigen Feinde und Verfolger des Wortes Christi. Aber weil dennoch viel in deutschen Ländern sind, die das Wort lieben, und Christus ohne Zweifel nicht eine geringe Zahl Glieder darinnen hat, um derselben willen soll diese Heerpredigt ausgehen, sie zu trösten und zu ermahnen, in diesen gräulichen und gefährlichen Zeiten. Denn der Teufel sucht durch seinen Zeugen, den Türken, freilich nicht allein die weltliche Herrschaft, sondern auch das Reich Christi, und seine heiligen Glieder vom Glauben zu stoßen, wie Daniel sagt im 7. Kapitel. Darum will ich diese Predigt in zwei Stücke teilen. Zuerst die Gewissen unterrichten, darnach die Faust ermahnen.

6.      Das Gewissen zu unterrichten, dient wohl zur Sache, dass man gewiss ist, was der Türke sei, und wofür er zu halten sei nach der Schrift. Denn die Schrift weissaget uns von zwei grausamen Tyrannen, welche sollen vor dem jüngsten Tage die Christenheit verwüsten und zerstören. Einer geistlich, mit Listen oder falschem Gottesdienst und Lehre, wider den rechten christlichen Glauben und Evangelium. Davon Daniel schreibt 12. Kapitel: »dass er sich soll erheben über alle Götter, und über alle Gottesdienste« Welchen auch St. Paulus nennet den »Endechrist« 2. Thessalonicher 2. Das ist der Papst mit seinem Papsttum, davon wir sonst genug geschrieben.

7.      Der Andere aber mit dem Schwert, leiblich und äußerlich auf das Gräulichste, davon Daniel 7. Kapitel gewaltig weissaget, und Christus Matthäus 24. Kapitel von einem Trübsal, desgleichen nicht auf Erden gewesen sei, das ist der Türke. Also muss der Teufel, weil der Welt Ende vorhanden ist, Christenheit zuvor mit seiner beiden Macht aufs allergräulichste angreifen, und uns die rechte Lese(?) geben, ehe wir gen Himmel fahren. Wer nun ein Christ will sein zu dieser Zeit, der fasse ein Herz in Christo, und denke nur nicht hinfort auf Friede und gute Tage, die Zeit solcher Trübsal und Weissagung ist da; desselbigen gleichen unser Trotz und Trost, auf die Zukunft Christi, und unsere Erlösung ist auch nicht fern, sondern wird flugs darauf folgen, wie wir hören werden.

8.      Darum so halte fest und sei sicher, dass der Türke gewisslich der letzte und ärgste Zorn des Teufels sei, wider Christum, damit er dem Fass den Boden ausstößt, und seinen Grimm ganz ausschüttet wider Christi Reich. Dazu auch die größte Strafe Gottes auf Erden, über die undankbaren und gottlosen Verächter und Verfolger Christi und seines Wortes, und ohne Zweifel der Vorlauf der Hölle und ewiger Strafe. Denn Daniel sagt, dass nach dem Türken flugs das Gericht und die Hölle folgen soll. Und man sieht es auch zwar wohl an der Tat, wie gräulich er die Leute, Kinder, Weiber, Jung und Alt erwürget, spießet, zerhacket, die ihm doch nichts getan, und so handelt, als sei er der zornige Teufel selbst leibhaftig. Denn nie kein Königreich hat also getobt, mit Morden und Wüten, als er tut. Wohlan wir wollen das hier von dem Propheten Daniel hören.

9.      Vier Kaisertümer hat Daniel beschrieben, die auf Erden kommen sollen, ehe der Welt Ende käme, wie wir lesen Daniel 7. Kapitel: »Dass er vier große Tiere sah aus dem Meere steigen. Das erste war gleich einer Löwin, und hatte Adlers Flügel. Das zweite war gleich einem Bären, und hatte drei Reihen Zähne in seinem Maule. Das dritte war gleich einem Pardel, und hatte vier Flügel und vier Köpfe. Das vierte war ein grausamts und wunderliches Tier und sehr stark, und hatte große eiserne Zähne, damit es fraß und um sich riss, und was übrig blieb, das zertrat es mit seinen Füßen, und hatte zehn Hörner.«

10.   »Ich sah die Hörner an, und siehe, zwischen den selbigen wuchs ein anderes kleines Horn, vor dem selbigen wurden drei der ersten Hörner abgestoßen, und das selbige Horn hatte Augen wie Menschen Augen, und sein Maul redete gräuliche Dinge. Ich sah zu, bis Stühle gesetzt wurden, und der Alte sich setzte. Das Gericht ward gehalten, und die Bücher aufgetan. Ich sah zu um der gräulichen Rede willen, so das Horn redete, und ward gewahr, dass das Tier getötet war, und sein Leichnam um kam, und ins Feuer geworfen wurde zu verbrennen, und der andern Tiere Gewalt auch aufgehoben war.«

11.   Das ist der Text Daniels, auf das kürzeste er zählet, so viel uns jetzt not ist. Nun die Auslegung folget im selbigen Kapitel (Daniel 7, 16-27) nachher, da er spricht:

12.   »Ich trat zu einem, der dabei stand, und fragte ihn um das alles die Wahrheit. Und er legte mir es aus, und lehrte mich also: Diese vier große Tiere sind vier Kaisertümer, die auf Erden kommen sollen, aber die Heiligen des Höchsten werden in Ewigkeit das Reich besitzen.«

13.   »Darnach hätte ich gerne gewusst, was das vierte Tier wäre, das so fast grausam war, welches eiserne Zähne und Pfoten hatte, und fraß und riss, und das Übrige mit Füßen zertrat, und was die zehn Hörner auf seinem Kopf wären. Und was das andere Horn wäre, vor welchem drei Hörner gefallen waren, und von dem selbigen Horn, das Augen hatte, und ein Maul, das gräuliche Dinge redete, und war größer denn die Andern. Ich sah zu, und siehe, das Horn stritt wider die Heiligen, und siegt ihnen an, bis der Alte kam, und hielt Gerichte mit den Heiligen des Höchsten, und die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich besaßen.«

14.   »Und er sprach also: das vierte Tier wird das vierte Kaisertum sein auf Erden, welches wird größer sein denn alle Königreiche, und wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. Die zehn Hörner sind zehn Könige, so zu solchem Kaisertum gehören. Und nach dem selbigen wird ein Anderer aufkommen, der wird mächtiger sein denn die Ersten, und wird drei Könige demütigen. Und wird wider den Höchsten reden, und die Heiligen des Höchsten zertreten, und wird sich unterstehen, Ordnung und Gesetz zu ändern, und sie werden in seine Hände gegeben werden, eine Zeitlang, und aber etliche Zeit, und noch ein wenig Zeit. So wird denn das Gericht gehalten werden, dass die Gewalt aufgehoben würde, und zerbrochen, und endlich umkommt. Aber das Reich, Gewalt und Macht, so unter dem ganzen Himmel ist, werde gegeben den Heiligen des Allerhöchsten, welches Reich ewig ist, und alle Könige werden ihm dienen, und gehorsam sein.«

15.   Diese Weissagung Daniels ist einträchtiglich von allen Lehrern ausgelegt, von den vier folgenden Kaisertümer. Das Erste, das Kaisertum zu Assyrien und Babylonien. Das Andere, das Kaisertum in Persien und Medien. Das Dritte, das Kaisertum des großen Alexanders und der Griechen. Das Vierte, das römische Kaisertum, welches das größte, gewaltigste und grausamste, dazu auch das Letzte auf Erden ist, wie hier Daniel klärlich zeigt, dass nach dem vierten Tier oder Kaisertum das Gericht folgt, und kein anderes Kaisertum mehr, sondern das Reich der Heiligen, das ewig ist 2c(?).

16.   Weil nun das gewiss ist, und keinen Zweifel hat, dass auf Erden das römische Reich soll das Letzte sein, wie auch im zweiten Kapitel Daniel zeigt, in dem großen Bilde oder Säule, die einen goldenen Kopf, silberne Brust, eherne Hüfte und eiserne Schenkel hatte, so muss daraus folgen, dass der Türke im römischen Kaisertum sein wird, und im vierten Tiere muss begriffen sein. Denn das ist beschlossen, weil das römische Kaisertum das Letzte ist, so wird und kann der Türke nimmermehr so mächtig werden, als das römische Reich gewesen ist, sonst würden nicht vier, sondern fünf Kaisertümer auf Erden kommen. Darum muss der Türke kein Kaiser werden, noch ein neues, oder eignes Kaisertum aufrichten, wie er es wohl im Sinn hat. Aber es wird und muss ihm gewisslich fehlen, oder Daniel würde zum Lügner, das ist nicht möglich.

17.   Weil aber zu dem der Türke dennoch so groß und mächtig ist, und im römischen Reich sitzen soll, müssen wir ihn in dem selbigen suchen, und unter den Hörnern des vierten Tieres finden, denn es muss ein solches gewaltiges Ding in der Schrift verkündigt sein. Wohlan, Horn heißt ein Königreich in der Schrift, wie hier Daniel selbst sagt, dass die zehn Hörner, zehn Könige sind, die zum vierten Kaisertum gehören. So kann nun der Türke keines der selbigen zehn sein, denn die selbigen Hörner sind die Königreiche, so zum römischen Kaisertum gehört haben, da es in seiner vollen Macht gestanden ist, als nämlich Hispanien, Frankreich, Italien, Afrika, Ägypten, Syria, Asia, Gräcia, Deutschland 2c(?). Solche Länder haben die Römer alle in voller Macht gehabt, ehe denn der Mahomed oder Türke gekommen ist.

18.   So spricht nun Daniel, dass nach solchen zehn Hörnern erst das kleine Horn kommt, zwischen den zehn Hörnern. Hier kämpft und findet sich der Türke. Denn wie sich das kleine Horn unter den zehn aufwächst, und stößt der selbigen drei weg; also muss ja kommen ein Königreich, das in den obengenannten Ländern und Königreichen des vierten Tieres der Kaisertums wüchse, und der selbigen drei gewönne. Solches alles zeigt und bezeugt auch das Werk, und stimmt mit dem Text, dass der Mahomed das selbige kleine Horn sein muss, denn er ist von geringem Anfang aufgekommen. Er ist aber also gewachsen, dass er drei Hörner im römischen Kaisertum hat abgestoßen und eingenommen, nämlich: Ägypten, Griechenland und Asien. Denn der Sultan und die Sarazener haben lange Zeit diese Hörner oder zwei Königreiche innen gehabt, Ägypten und Asien, und sind also darinnen sitzen geblieben, wie auch der Türke darinnen sitzt auf den heutigen Tag, und hat das dritte Horn, Griechenland, dazu gewonnen. Solches hat sonst niemand getan, und wir sehen es da vor Augen stehen, was geschehen ist, das ist Mahomeds Reich, da haben wir das kleine Horn gewiss.

19.   Ob nun wohl der Türke den Sultan verjagt, und solche Länder eingenommen, und seinen Hof oder Sitz wo anders hält, denn der Sultan tat; ist es darum kein ander oder neues Reich, sondern eben das selbige Mahomeds Reich. Denn beide Sultan und Türke desselben, und gleich eines Glaubens sind, nämlich: des Mahomeds. Dass aber Einer den Andern verjagt, ist auch wohl fast in allen Kaisertümern geschehen, dass ein Bruder den Andern verjagt, ein Amtmann seinen Herrn vertrieben hat. Wie es in Persien geschah, da sie den kaiserlichen Sitz und Hof aus Medien in Persien versetzten, blieb dennoch gleichwohl dasselbige Kaisertum, und das Kaisertum zu Assyrien von Ninive gen Babylon, und das römische von Rom gen Konstantinopel versetzt ward. Also ist auch jetzt des Mahomeds Reich von Alkayr nach Konstantinopel versetzt mit dem Hoflager, aber ist gleichwohl das selbige Reich des Mahomeds geblieben. Denn Person und Hoflager mögen sich in einem Reich wohl ändern, dass dennoch das Reich für sich selbst bleibe, in seiner Weise, Regiment, Glaube, und allem Wesen.

20.   So wir nun dasselbige kleine Horn, den Mahomed und sein Reich, hier gewisslich haben, so können wir nun leichtlich und klärlich aus dem Daniel lernen, wofür der Türke und das mahomedanische Reich zu halten sei, und auch, was er vor Gott gelte. Erstlich soll er wohl ein mächtiger Herr sein, als der dem römischen Reich drei Hörner, das ist, drei fast die besten Königreiche, als Ägypten, Gräcia, Asien, abgewonnen und behalten, und damit mächtiger sein, denn keiner unter den zehn Hörnern ist. Das ist der klare Text, und befindet sich also im Werk; denn kein König, so unter den Römern gewesen, als Frankreich, Spanien, Welschland, Deutschland 2c(?), so mächtig ist, als das türkische oder mahomedanische Reich, das der Türke jetzt hat. Und sitzt also fast mitten im römischen Reich, ja in des römischen Kaisers Hause zu Konstantinopel; wie das kleine Horn unter den zehn Hörnern im vierten Tier bedeutet.

21.   Zum Andern, hat das Horn Menschenaugen, das ist: des Mahomeds Alkoran oder Gesetz, damit er regiert. In welchem Gesetz ist kein göttlich Auge, sondern eitle menschliche Vernunft, ohne Gottes Wort und Geist. Denn sein Gesetz lehrt nichts anders, denn was menschliche Witze und Vernunft wohl leiden kann. Und was er im Evangelium gefunden hat, das zu schwer und hoch zu glauben gewesen, das hat er ausgetan, sonderlich aber: dass Christus Gott sei, und uns erlöset hat mit seinem Tode 2c(?). Das meint Daniel, da er des Horns Auge deutet und spricht: er wird sich unterstehen, Gesetz und Ordnung zu ändern, vernimm Gottes Ordnung, als das Evangelium und christliche Lehre.

22.   Zum Dritten, hat es ein Maul, das redet gräuliche Dinge, das sind die grausamen Lästerungen, damit der Mahomed Christum nicht allein verleugnet, sondern auch ganz aufhebt, und gibt vor, er sei über Christum, viel höher und würdiger vor Gott denn alle Engel, alle Heiligen, alle Kreaturen, dazu über Christum selbst; wie das in seinem Alkoran klärlich steht und die Türken täglich rühmen, und je länger je gräulicher solche Lästerungen treiben und üben. Darum spricht hier Daniel von dem selbigen Horn, und deutet desselbigen großes Maul, er wird wider den Höchsten reden, das ist: wider Christum lehren, ihn lästern und schänden, damit dass er ihn nicht für den Höchsten, sondern für einen schlechten und viel geringeren Propheten hält, denn sich selbst, und spricht: Christi Lehre habe ein Ende, da Mahomed gekommen sei.

23.   Zum Vierten, dass er wider die Heiligen des Höchsten Krieg führt. Dies bedarf ja keiner Glossen, ich meine wir haben es bisher wohl gesehen und gefühlt. Denn der Türke keinem Volk so feind ist auf Erden als den Christen, streitet auch wider Niemand mit solchem Blutdürsten, als wider die Christen, auf dass er diese Weissagung Daniels erfülle. Daniel aber heißt die Christen: Heilige des Höchsten. Denn obwohl viel falsche Christen unter dem Haufen sind, weil aber das Evangelium und Sakrament von Christo befohlen, in einem Lande bleibt: so sind gewisslich in dem selbigen Lande viel Christen, und wie wenig derselben sind, so wird doch das selbige Land, um ihres Glaubens, Predigens und Evangeliums willen, ja um Christi willen, welches Name, Wort, Geist, Sakrament daselbst ist, Christenland, und rechte Heilige Gottes genannt. Darum auch noch in der Türkei viel Christen sind, und vielleicht mehr denn sonst in einem Lande, als die da gefangen sind, und dem Türken dienen müssen, der sie gewonnen hat, wie hier Daniel sagt: dass er siegen solle wider die Heiligen, und über sie herrschen.

24.   Gleichwie zur Zeit des Propheten Elias im Volk Israel geschah, da so viel böse und wenig fromme Leute waren, dass Elias selbst meinte, er wäre allein, und wünschte darum tot zu sein (1. Könige 19, 4). Aber dennoch wohl sieben tausend gefunden wurden, die ihm Gott behalten hatte, fromm und heilig, um welcher willen dennoch das Volk Israel Gottes Volk und Gottes Heiligen hießen, als bei welchem sein Name, Wort und Geist wohnte. Wie jetzt auch und bisher unter dem Papsttum geschehen, da es auch alles also gar verdorben gewesen ist, mit Menschenlehren und Werken, dass man schier keine Christen mehr gesehen hat, aber dennoch haben etliche da sein müssen, weil Christi Name, Taufe, Evangelium, Sakrament 2c(?) geblieben ist, um welcher auch das ganze Land, der Christen Land, und sie die Christenheit, oder Christi Volk und Gottes Heiligen heißen, denn St. Paulus sagt 2. Thessalonicher 2, 4: »Der Endechrist ist der Papst, solle im Tempel Gottes sitzen, nun ist der Tempel Gottes die Christenheit oder die Heiligen Gottes, wie Daniel redet.

25.   So muss man auch in diesem Spruch Daniels mehr achten, und richten nach des Türken Meinung und Willen, denn nach der Christen Zahl. Denn der Türke hält hier keine Rechnung noch Unterschied, wie viel oder wenig heiliger Christen unter uns sind, erhält einen wie den andern, achtet uns alle für Christen, wie denn der Name Christus uns allen gemein ist. Denn er ist dem christlichen Namen feind, den selbigen wollte der Teufel gern unterdrücken, mit dem Schwert des Mahomeds, wie er denn auch mit falscher Lehre bei uns den selbigen unterdrücket, und will sich also an unserm Herrn Christo rächen. Also will Daniel sagen, dass nach des Türken Gewissen und Meinung alles Christen (das ist: Heilige Gottes) sind, die er bekrieget, und hält dafür, dass kein ärger Volk auf Erden sei, denn die Christen. Darum nennen uns auch die Türken nicht anders, denn Paganos, das ist: Heiden. Sich selbst aber halten sie für das heiligste Volk auf Erden.

26.   Das Fünfte, dass er (wie gesagt) Glück hat im Kriegen wider die Christen, und gemeiniglich obliegt und den Sieg behält. Und das selbige Stück macht auch die Türken so stolz, verstockt und sicher in ihrem Glauben, dass sie gar nicht zweifeln, ihr Glaube sei recht, und der Christen falsch, als denen Gott so viel Sieg gibt, und die Christen also verlässt. Wissen aber nicht, dass hier im Daniel also zuvor verkündigt ist, dass die Christen um ihrer Sünde willen hier auf Erden gestraft und die Unschuldigen zu Märtyrern gemacht werden. Denn Christus muss Märtyrer haben, darum hat er allezeit die Seinen lassen leiblich unterliegen und schwach sein, wiederum seine Feinde obliegen und mächtig sein, auf dass er die Seinen fege und reinige, darnach seine Feinde, wenn sie wohl angelaufen und auf das Höchste gekommen sind, heimsuche mit dem höllischen Feuer ewiglich. Solches Urteil und Weise wissen die blinden unsinnigen Leute nicht, und meinen, weil sich Christus so schwach stellt, es sei kein Volk auf Erden angenehmer denn sie. Aber gar weidlich laufen sie an, und das Spiel wird sich plötzlich wenden, ehe sie meinen, wie folget.

27.   Zum Sechsten, soll flugs auf das türkische Reich das Wüten des jüngsten Tages und das Reich der Heiligen kommen, wie hier Daniel spricht, dass des Hornes Kriege und Siege soll währen bis der Alte kommt und sich zum Gericht setzt. Solche Drohungen und schreckliche Gerichte glauben die Türken auch nicht, dass Gott uns damit erlösen, und sie in die Hölle stoßen wird. Wie lange aber das währen soll, dass er so siegreich ist, kann niemand wissen, denn Christus sagt: »dass von dem Tage Niemand wissen soll, ohne der Vater allein.« (Matthäus 24, 36). Wie denn auch hier Daniel mit dunkeln Worten sagt: »Sie werden in seine Hände gegeben eine lange Zeit, und aber etliche Zeit, und noch ein wenig Zeit, so wird denn das Gericht gehalten werden.« (Daniel 7, 25).

28.   Aus dem erscheinet, dass des Türken Reich vom Himmel gestürzt werden soll, und kein König kommen wird, der ihn unterdrückt und mächtiger werde nach ihm, wie auch Daniel hier sagt, dass der Leib des vierten Tieres nach dem großen Lästern des kleinen Hornes in das Feuer soll geworfen werden zum Verbrennen. So steht ja auch Offenbarung 20, 9: dass der Gog und Magog soll durchs Feuer vom Himmel verzehrt werden. Eben dasselbige schreibt auch Hesekiel Kapitel 39, 6, dass Gott wolle Feuer und Schwefel über Gog und Magog regnen lassen, und über ihr Heer. Nun ist kein Zweifel, dass Gog der Türke sei, der aus dem Lande Gog oder der Tartaren in Asien gekommen ist, wie die Historien beweisen.

29.   Weil aber dennoch Christus Zeichen gegeben hat, dabei man kennen soll, wenn der jüngste Tag nahe sei, und demnach wenn der Türke ein Ende haben wird, so können wir sicherlich weissagen, dass der jüngste Tag müsse vor der Tür sein. Denn weil Daniel hier sagt, dass im vierten Tier das kleine Horn soll das mächtigste und letzte sein, und wir sehen öffentlich, dass in den Ländern des römischen Reichs kein Mächtigerer ist als der Türke, und nach ihm keiner mehr kommen wird, so ist die Schrift des Türken halber schon erfüllet, denn er hat die drei Hörner weg, (wie gesagt) und Daniel gibt ihm kein Horn mehr. Demnach ist zu hoffen, dass der Türke hinfort kein Land des römischen Reichs mehr gewinnen wird, und was er in Ungarn und deutschen Ländern tut, das wird das letzte Gekrätze und Getäufe sein, das er mit den Unsern und die Unsern mit ihm haben werden, und damit ein Ende, also, dass er Ungarn und Deutschland wohl zausen mag, aber nicht ruhig besitzen, wie er Asien und Ägypten besitzt. Denn Daniel gibt ihm drei Hörner und nicht mehr, zwackt und reibt er etwas von den Grenzen der Nachbarn ab, so sen(?) dieses sein Schlaftrunk zu guter Nacht.

30.   Darum der Krieg und Sieg des Mahomeds, da von Daniel sagt, ist am meisten geschehen und erfüllt in Asien, Griechenland, Ägypten, und wird also ein Ende nehmen, wenn er am Allermächtigsten und aufs allerbeste gerüstet ist, dass er gleich sicher daher schwebt und fährt, als dem nun niemand wehren noch widerstehen könne, und noch viele Länder zu gewinnen denkt. Eben wenn dasselbe Stündlein kommen wird, dass er so viel noch tun will, und trotzig und begierig sein wird, da wird Christus mit Schwefel und Feuer über ihn kommen, und fragen, warum er seine Heiligen, die ihm kein Leid getan, ohne alle Ursache so gräulich verfolgt und geplagt habe? Amen. Denn die Schrift ist alle erfüllt, so wie seit dieser Zeit her viel Zeichen geschehen sind, und ist so großes Licht des Evangelium vorhanden; dazu solches großes Lästern, Mutwillen, Frevel in der Welt, als nie gewesen ist, auch nicht ärger sein kann, es muss brechen und ein Ende haben, Amen.

31.   Bisher haben wir nun gesehen, wofür der Türke und sein mahomedanisches Reich zu halten sei nach der heiligen Schrift, nämlich, dass er sei ein Feind Gottes, und ein Lästerer und Verfolger Christi und seiner Heiligen, durch Schwert und Streit, also dass er gleich darauf gerichtet und gestiftet ist mit Schwert und Kriegen, wider Christum und die Seinen zu wüten. Denn obwohl andere Könige vor Zeiten auch haben die Christen verfolgt mit dem Schwert, so ist doch ihr Reich und Regiment nicht darauf gestiftet und gerichtet gewesen, dass sie Christum lästern und bekriegen sollen, sondern geschehen zufällig, aus einem Missbrauch. Hat's ein König verfolgt, so ist ein anderer König hernach gut gewesen, und hat's gehen lassen. Dass also nicht die Königreiche oder Regimente an ihnen selbst wider Christum gestrebt, sondern die Personen, so das Regiment gehabt haben, sind zuweilen böse gewesen. Aber des Muhameds Schwert und Reich an ihm selber ist stracks wider Christum gerichtet, als hätte er sonst nichts zu tun, und könne sein Schwert nicht besser brauchen, denn dass er wider Christum lästert und streitet, wie denn auch sein Alkoran und die Tat dazu beweisen.

32.   Aus dem kann nun ein Jeglicher sein Gewissen richten und versichern, wo er zum Streit wider den Türken gefordert wird, wie er gedenken und sich halten soll, nämlich dass er keinen Zweifel haben soll, wer wider den Türken (so er Krieg anfähet(?)) streitet, dass er wider Gottes Feind und Christi Lästerer, ja wider den Teufel selbst streitet, also, dass er sich nicht besorgen darf, ob er etwa einen Türken erwürgt, dass er unschuldig Blut vergieße, oder einen Christen erwürge, sondern gewisslich er würgt er einen Feind Gottes und Lästerer Christi, als den Gott selbst durch die Schrift Daniels für einen Feind Christi und seiner Heiligen zum höllischen Feuer verurteilt hat. Darum auch kein Christ noch Gottesfreund in des Türken Heer sein kann, er verleugne denn Christum, und werde auch Gottes und seiner Heiligen Feind, sondern sind alle des Teufels eigen, und mit dem Teufel besessen, wie ihr Herr Mahomed und der türkische Kaiser selbst. Denn du musst die Worte Daniels wohl fassen, und merken, da er dem kleinen Horn das Lästermaul wider Gott und den Streit wider die Heiligen Gottes zuschreibt: welche Worte nichts Gutes, sondern alles Übel und Bosheit vom Türken oder Mahomed zeugen.

33.   Darum habe ich im vorigen Büchlein auch so treulich geraten, dass man nicht solle wider den Türken kriegen, als unter dem Christen-Namen, noch mit Streit angreifen, als einen Feind der Christen. Denn hier hörst du, dass dem Mahomed oder Türken der Sieg wider die Christen und Heiligen verkündigt ist, wie denn bisher geschehen ist in den drei Hörnern, die er abgestoßen hat, das ist: in Gräcia, Asia, Ägypten. Christus will schwach sein, und leiden auf Erden mit den Seinen, auf dass er die Gewaltigen zu Narren und zu Schanden mache, und brauche ihres Wütens dazu, dass sie ihm (wiewohl unwissend) den Himmel voll Märtyrer und Heiligen machen, damit sein Reich desto eher voll werde, und er zu Gericht komme, und den Tyrannen ihren Lohn gebe, ehe sie sich versehen.

34.   Sondern so hab ich geraten, und rate noch also, dass wohl ein jeglicher sich fleißigen soll, ein Christ zu sein, willig und bereit zu leiden, vom Türken und jedermann, aber solle nicht streiten als ein Christ, oder unter eines Christen Namen, sondern lass deinen weltlichen Oberherrn kriegen, unter desselbigen Panier und Namen sollst du reisen, als ein weltlicher Untersass, nach dem Leibe, der seinem Oberherrn geschworen ist, mit Leib und Gut gehorsam zu sein, das will Gott von dir haben, Römer 13, 2-7, Titus 3, 1. Und sonderlich, wo solcher Streit geschieht nicht aus Vorwitz, Gut und Ehre zu erlangen, sondern zu schützen und schirmen Land und Leute, Weib und Kind 2c(?) wie dieser Krieg ist wider den Türken. Also lesen wir von dem lieben heiligen St. Moritz und seinen Gesellen, und vielen andern Heiligen, dass sie in Streit gezogen sind, nicht als Christen, auch nicht wider die Christen, sondern als untertänige und gehorsame Bürger oder Ritter, gefordert und berufen von ihrem Kaiser, oder andern ihrer Obrigkeit, denen sie mit Leib und Gut zu dienen schuldig waren, und hieß nicht ein Christenheer oder Volk, noch ein Christen Streit, sondern des Kaisers Volk oder Heer.

35.   Siehe, also steht denn dein Gewissen recht und fein, und kannst ein mutiger, freudiger Mann sein, dass solches Herz und Mut ohne Zweifel deinen Leib und Ross auch desto stärker machen wird. Denn du bist gewiss, dass du in deines Oberherrn Gehorsam und in Gottes Willen und Befehl ziehst und streitest, der dir solche Heerfahrt auflegt, und von dir haben will. So darfst du auch nicht sorgen noch fürchten, dass du in der Türken Heer unschuldig Blut treffest, weil du hörst, dass sie von Gott als seine Feinde zum Tod und zur Hölle verurteilt sind. Und gebeut dir durch deinen Oberherrn, dass du solches Urteil an dem Türken voll bringen sollst, und jetzt deine Faust und Spieß Gottes Faust und Spieß ist und heißt, und bist also Gottes des allergrößten Herrn Scharfrichter oder Henker, wider seinen großen verdammten Feind, wie könntest du ehrlicher und löblicher streiten?

36.   Gerät's aber, dass er dich ersticht oder erschlägt, wie kannst du redlicher des Todes sterben, so du anders ein Christ bist? Denn zum ersten steht da Daniel, und machet dich zum Heiligen, da er spricht: «Der Türke streite wider Gottes Heilige.» Dass auf der Türken und Teufels Seite die Gefahr stehet, dass er als ein Mörder eitel unschuldiges und heiliges Blut treffe, und so viel heiliger Märtyrer mache, so viel er auf unserer Seite erschlägt. Wie es denn gewiss ist, dass er eitel unschuldig Blut trifft; weil er die angreift, dazu er kein Recht noch Ursache hat, und ohne Befehl und Not solches Morden vornimmt. So ist auch gewiss, dass er viel Märtyrer mache (denn es müssen Christen darunter sein, wo der Türke wider die Heiligen streitet, als Daniel sagt), und tut also denn der Türke an dir, was Daniel von ihm sagt, nämlich er ein Heiligen - Mörder und Märtyrermacher ist.

37.   Zum andern steht da dein gutes sicheres Gewissen, dass du durch Gottes Gebot in deines Oberherrn einfältigem Gehorsam erfunden und erstochen wirst. Und wenn's gleich zu wechseln sein sollte, solltest du hunderttausend mal lieber ein Christ, gehorsamer Bürger oder Ritter vom Türken erstochen sein wollen, denn selbst des türkischen Kaisers Sieg, mit allem seinem Gut und Ehre haben. Denn wie gesagt, du bist gewiss ein Heiliger, wo du so tust, dass du ein Christ bist, und in Gehorsam streitest; der Himmel ist dein, das hat keinen Zweifel. Was ist aber des Türken Sieg und Ehre, ja aller Welt gegen den Himmel und ewigem Leben?

38.   Gedenke, wie wolltest du tun, wenn du zur Zeit der Märtyrer gelebt hättest, da dich auch die bösen Kaiser und Tyrannen erwürget hätten, um Christi willen? Oder wie wolltest du jetzt tun, wenn dich der Papst, Bischöfe, unser Kaiser oder Tyrannen erwürgten um des Evangeliums willen, wie denn Vielen geschieht? Du müssest dennoch glauben, dass sie dich zum Heiligen und Märtyrer machten, und gewiss sein, dass du in einem rechten Stand und Gehorsam erfunden würdest. Was ist nun der Türk anders mit seinem Streiten denn ein solcher böser Tyrann, der Gottes Heilige tötet und zu Märtyrern macht? Ohne dass der Türke mit großer ganzer Macht ohne Unterlass solches tut, und vor allen andern vielmehr Heilige macht, wie sich's denn gebührt am Ende der Welt, dass der Teufel unserem Herrn Christo eine gute reiche Letze gebe. Lieber, es ist ein treffliches großes Wort, das Daniel sagt, der Türke solle nicht etliche einzelne Heilige martern, wie andere Kaiser, sondern mit Streit und aller Macht angreifen, und sie überwältigen. Im Streit aber müssen gar viel mehr Heilige unterliegen, denn der einzelnen Märtyrer ist, die außer dem Streit hin und wieder gemartert werden.

39.   So weißt du ja wohl, dass du dennoch einmal sterben musst, und keinen Tag noch Stunde des Todes sicher bist. Wie, wenn denn solcher Streit wider den Türken eben dein Stündlein sein sollte, und von Gott also verordnet wäre? Solltest du nicht lieber, ja dazu mit Freuden, dich allda Gott ergeben in einen solchen ehrlichen heiligen Tod (da du so viel göttlicher Ursachen, Gebote und Befehle hast, und sicher bist, dass du nicht in deinen Sünden, sondern in Gottes Gebot und Gehorsam stirbst, vielleicht in einem Augenblick aus allem Jammer kommst, und gen Himmel zu Christo auffliegest), denn dass du auf dem Bett müsstest liegen, und dich lange mit deinen Sünden, mit dem Tod und Teufel reißen, beißen, kämpfen und ringen in aller Gefahr und Not, und dennoch solche herrliche Gottes-Befehle und Gebote nicht haben? Hier stirbst du allein für dich selbst, und frisst dich eine ohnmächtige Drüse oder Pestilenz dahin, dort, spricht Daniel, sterben viel Heilige mit dir, und hast göttliche, heilige, liebliche Gesellschaften, die mit dir fahren.

40.   Summa, wer kann allerlei Gefahr des Todes erzählen, darinnen wir täglich schweben zu Wasser, zu Feuer, zu Felde, zu Hause, in der Luft, auf Erden, so viel Tiere, so viel Seuchen sind um uns, der fällt vom Dache, der vom Ross, der fällt in sein Messer, etliche hängen, erstechen, ersäufen sich selbst, der kommt sonst, der so um, der wird um Geldes willen, der um eines Weibes willen, der um eines Worts willen, ja Etliche um Wohltat willen, erschlagen. So mancherlei Tode müssen wir täglich gewarten, und wagen's etliche mit Freuden, da doch keine redliche Ursache noch göttlicher Befehl ist, dazu die Hinfahrt gefährlich und misslich ist, wie man dort ankomme. Und sollten uns hier so faul oder verzagt stellen, da wir gewissen Gottes-Befehl und Gefallen haben, unserer Obrigkeit zu gehorchen mit Leib und Gut. Dazu, so wir Christen erfunden werden, gewiss das ewige Leben mit den Heiligen haben. Wäre doch solcher Tod zu suchen an der Welt Ende, wenn das Stündlein da ist. Und wer sich solches nicht bewegen lässt, dem wäre kein billigerer Fluch zu wünschen, denn dass er zum Türken fiele, und ein Türke würde, des Teufels leibeigen, wie sein Herr der Türke ist, von Gott zum Tode und der Hölle verdammt.

41.   Solches alles rede ich für die, so Christen sind, oder gern wären, dass sie wissen, wie sie sich zu dieser Zeit richten und trösten sollen, dass sie nicht zu arg erschrecken vor dem Türken, noch vor dem Teufel seinem Gott. Denn wenn der Türke die Christen (so es möglich wäre) schon allzumal fräße, hätte er damit nichts gewonnen, denn dass seine Verdammnis desto größer würde, und desto eilender käme, und die Christen desto eher gen Himmel führen. Er sei so zornig und wütend, als er immer nicht viel darnach, wie grausam der Türke oder will, mit allen Teufeln dazu, so muss er Knecht und Diener sein der Christen, und eben damit zu ihrem Besten helfen, damit er sie meint zu verderben, denn da steht Daniel und spricht, es seien Heilige, die er schlägt und würgt. So spricht St. Petrus: «Und wer ist's, der euch schaden kann, so ihr dem Guten nachstrebet?» (1. Petrus 3, 13). David auch im 116. Psalm, Vers 15: «O wie köstlich ist vor dem Herrn der Tod seiner Heiligen.» Und im 72. Psalm, Vers 14.: «Und ihr Blut ist teuer vor seinen Augen.» Solche und dergleichen tröstliche, herrliche Sprüche machen ein solches Urteil, dass der Türke sei ein Heiligen Mörder und tue ihm selbst damit den größten Schaden ewiglich. Wiederum, dass sein Zorn und Morden müsse hier zeitlich dienen und helfen, den Christen zu großer ewiger Herrlichkeit, ohne seinen Dank, ohne seinen Willen und Wissen.

42.   Wer täuscht und mordet nun hier den Andern am besten? Der Türke mordet die Christen zeitlich, zum ewigen Leben, aber eben in dem selbigen mordet er sich selbst, zum ewigen höllischen Feuer mit allen Teufeln. Denn die Christen haben ja herrliche, mächtige Sprüche, wie gehört. Und Daniel heißt sie Heilige, und den Türken einen Heiligenmörder, da wird er nicht viel gewinnen, und die Christen nicht viel verlieren. Aber so soll der Mahomed mit den Seinen bezahlt werden, und die Christen an sich selbst rächen, und seinen Lohn von sich selber empfangen. Darum halt' ich das nicht für ein Meisterstück, dass der Türke die Christen erschrecket, ihre Kindlein zerhaut, zersticht, und auf die Zaunstecken spießt, und was sonst nicht fort kann, alles erwürgt und grausam behandelt. Es ist mehr ein großes Narrenstück, auch vor der Welt, denn damit würde kein frommer Mann sich schrecken lassen, dass er sähe sein Kind und Weib zerhacken und zerspießen, sondern vielmehr zornig und bitter werden, und vollends hintan setzen und wagen Stumpf und Stiel, und was da noch übrig wäre, und ob er tot wäre, würden oder sollten die andern übrigen desto bitterer und zorniger werden, auch alles vollends an die Teufels-Glieder zu wagen.

43.   Aber für den Christen ist solche Wüterei viel weniger schrecklich, denn die wissen, dass solche gespießte und zerhackte elende Kindlein und fromme Leute eitel Heilige sind, und dass ihnen der Türke das hundertste Teil nicht könnte so viel Gutes tun, wenn er ein jegliches auch zum türkischen Kaiser selbst machte, als er damit tut, dass er sie aus des Teufels Zorn so grausam misshandelt, denn er opfert sie damit Gott in den Himmel. Und könnte auch alle Welt sich nicht so reichlich und herrlich an ihm rächen, als er an sich selbst solche Leute rächt, denn er stößt sich selbst damit in den Abgrund der Hölle.

44.   Ja, sprichst du, dass lacht er, und fragt nichts darnach mit allen den Seinen? Wohlan, er soll's auch lachen, dazu nicht wert sein, dass er's glauben oder erkennen solle. Christus wird ihm das Lachen bald vertreiben, und das alles wohl lehren. Denn ich dies (wie gesagt) den Christen schreibe zu Trost, und nicht den Türken oder Türkengenossen zu lachen. Daniel hat ihm für uns alle genug geschrieben, da er ihn als einen Feind und Lästerer Gottes, zum höllischen Feuer verdammt, verkündigt. Wird Daniels Schrift verachtet, so liegt nichts dar an, ob unsere Schrift auch verlacht werde: wir haben den Text, der uns nicht lügt noch trügt, dass Gott es Heilige sind, wider welche der Türke streitet. Sind's Heilige Gottes, so fragt ein Christ nicht groß danach, wie grausam der Teufel mit den Kindlein und Christen äußerlich am Leibe umgehet, es müssen doch Engel da sein, die auf ihre Seele warten, und sie auf den Händen tragen, und gen Himmel bringen.

45.   Denn es stehet geschrieben, Psalm 91, Vers 11-12.: «Er hat seinen Engeln Befehl über dir getan, dass sie dich auf den Händen tragen, auf dass du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.» So spricht auch Christus, Matthäus 18, 10.: «Ich sage euch wahrlich, dass ihre Engel sehen allezeit das Angesicht meines Vaters im Himmel.» Wir lesen in der Könige Bücher vom Propheten Elisa, wie er ganze Berge voll feuriger Wagen und Reiter um sich seinem Diener zeigte, wider die Syrer (2. Könige 6, 17). So dazumal so viel Engel um die Stadt waren, zum leiblichen Schutz, wie viel mehr meinst du wohl, dass hier in solchem Streit die Engel da sind, empfahen und beschützen geistlich die Seelen der Christen, oder, wie Daniel sagt, der Heiligen Gottes. Dass aber die Christen nicht allezeit werden beschützet leiblich von den Engeln, wie im Alten Testament, habe ich droben angezeigt, dass Christus will und muss hier auf Erden leiden, schwach sein und sich töten lassen, auf dass sein Reich eilend gemehrt und voll werde. Denn sein Reich ist nicht leiblich auf Erden, darum ist sein Streit am stärksten, wenn viel Leiden da ist, und viel Märtyrer werden, wie er St. Paul antwortet, 2. Korinther 12, 9: «Lass dir begnügen an meiner Gnade, denn meine Kraft wird vollkommen in Schwachheit.“

46.   Also tun in diesem Fall die Christen auch, «lassen ihnen begnügen an der Gnade, »dass sie Christen und «Gottes Heilige» sind durch unsern Herrn Christum, wie Daniel sagt. Und wenn's nicht anders sein will, lassen sie den Türken immerhin siegen, rühmen und pochen, bleiben sie schwach, und lassen sich martern. Denn sie sehen, dass gleich wie bei ihrem Sterben eitel Engel sind, die auf ihre Seele warten, also wiederum in des Türken Heer eitel Teufel sind, die auf der Türken Seelen warten, und sie in Abgrund der Hölle stoßen. Nicht dass sie Waffen und Wehre von sich werfen, und sich also von den Türken wehrlos ermorden lassen sollten, wie die Märtyrer außer den Kriegshändeln getan haben, und noch tun, und sollen; sondern weil die Christen mit Leib und Gut weltlicher Obrigkeit unterworfen sind, und sie alle, ein Jeglicher von seiner Obrigkeit, zum Streit wider den Türken gefordert und berufen werden, sollen sie tun als die treuen gehorsamen Untertanen (wie sie denn gewisslich tun, so sie rechte Christen sind), und mit Freuden die Faust regen, und getrost drein schlagen, morden, rauben, und Schaden tun, so viel sie immer mögen, weil sie eine Ader regen können. Denn solches gebeut ihnen ihre weltliche Obrigkeit, welcher sie Gehorsam und solchen Dienst schuldig sind, und Gott von ihnen will haben, bis in den Tod hinein, Römer 13, 1, Titus 3, 1.

47.   Gleich wie vor Zeiten die heiligen Märtyrer (wie droben gesagt) getan haben. Wenn sie vom Kaiser etwa wider einen Tyrannen oder andere Feinde gefordert wurden, warfen sie freilich nicht die Waffen und Wehre von sich, und ließen sich ermorden, wie der Tyrann wollte, denn damit hätten sie ihrem Kaiser nicht wohl gedient, ja viel Schaden getan, sondern sie haben treulich die Faust geregt, und nach ihres Herrn Gebot fröhlich drin gestochen und gehauen, als die freilich wohl gewusst und gedacht haben, dass sie auf dasmal nicht als Christen, sondern als Diener und Untertanen des Kaisers mit Leib und Gut gefordert waren, zu streiten, zu würgen, und den Feinden Schaden zu tun, und welche darüber sind erschlagen, sind eitel Heilige geworden, als die nicht allein rechte Christen, sondern auch als fromme, gehorsame, treue Untertanen erfunden sind. Also sollen jetzt die Christen auch tun, denn der Türke ist ein Feind und Tyrann nicht allein wider Christum, sondern auch wider den Kaiser und unsere Obrigkeit; fordert sie nun die Obrigkeit, sollen sie ziehen, und drein schmeißen, wie gehorsame Untertanen. Werden sie darüber erschlagen, wohlan, so sind sie nicht allein Christen, sondern auch gehorsame, treue Untertanen gewesen, die Leib und Gut, in Gottes Gehorsam, bei ihren Oberherrn zugesetzt haben, selig und heilig sind sie ewiglich, wie der fromme Urias (2. Samuel 11, 17).

48.   Aber weil der Türke gleichwohl Gottes Rute und eine Plage ist über die Sünde, beide der Christen und Unchristen oder falschen Christen, so soll sich solches Trostes und Trotzes, davon bisher gesagt, nicht ein jeglicher annehmen, und tollkühn daher fahren, und sprechen: Ich bin ein Christ, ich will daran, sondern zuvor sich bekehren und sein Leben bessern, und also mit Furcht und ernstlichem Gebet zu solchem Trost und Trotz kommen: denn ich habe droben gesagt, weil Deutschland so voll Bosheit und Lästerung ist, dass zu hoch übermacht ist, und im Himmel schreit, kann's nicht anders werden, wo wir uns nicht bessern, und ablassen von Verfolgung und Lästerung des Evangeliums; wir müssen herhalten, und eine Staupe leiden, wo es der Türke nicht tut, so muss es doch etwas Anderes tun. Es wäre denn, dass der jüngste Tag selbst käme. Es komme aber Staupe oder jüngster Tag, wer Christ ist und sich gebessert hat, der kann's erleiden, und wird selig, die Andern müssen gestraft und verloren werden. Von diesem Stücke, dass man sich bessern und beten soll, habe ich genugsam geschrieben in einem Büchlein vom Türkenkrieg, dass nicht not ist, hier zu wiederholen.

Der andere Teil

49.   Das sei genug vom ersten Teil dieser Predigt, nämlich die Gewissen zu unterrichten und zu trösten: Nun wollen wir das andere vor uns nehmen, auch die Faust zu vermahnen, das ist, dass man Leib und Gut daran wage, und williglich daran strecken solle, und wo die Obrigkeit zu diesem Streit Schatzung fordert, dass man die selbige gebe, wie man schuldig ist (Römer 13, 7). Desselbigen gleichen, wo sie die Person oder Leib fordert, soll man auch zulaufen, denn da hat Gott Gehorsam geboten. Denn unsere Junker vom Adel haben bisher genug geprasst, geschlemmt, gerennt, gestolziert, geprangt, mit allzu überflüssiger Kost und Kleidung, da durch sie alles Geld aus dem deutschen Lande geschüttelt, und sich (ohne was der Sünden wider Gott ist) an Leib und Gut verderbet: es ist Zeit, dass sie auch ihren Stand und Amt beweisen, und einmal mit Ernst sehen lassen, dass sie vom Adel sind. Desselbigen gleichen haben auch die Bürger und Kaufleute mit übermäßigem Schmuck und unzähligem Wucher und Geiz lange genug ihre Lust gebüßt. Haben sie so viel hundert tausend Gulden so lange verkleidet, vertan oder gesammelt, so sollen sie auch einmal eine Buße davon geben, um ihrer Hoffart willen, dazu sie bisher so guten stillen Frieden gehabt, und des missbraucht.

50.   Also auch der Handwerks- und Bauersmann haben so lange Zeit her mit Übersetzen, Schänden, Stehlen und Rauben, neben anderem großen Mutwillen und Ungehorsam, eine redliche Buße wohl verdient: sonderlich seit der Zeit das Evangelium an den Tag ist gekommen, dadurch sie frei und reich geworden, von allen Schändern und Bettlern erlöst, dass sie meinen, sie dürfen Gott nichts mehr geben, noch allen seinen Dienern, sondern allein zu sich scharren und reißen auf dem Markt durch übersetzen, gleich als aus dem Beutel stehlen. Dazu sie bisher großen Frieden gehabt, gesoffen, getanzt und gesungen haben in aller Sicherheit. Wohlan, was sie ersparet, gestohlen und gesammelt haben, was sie ihren Predigern und Pfarrherrn entzogen, das sollen sie Bruder Veit den Landsknechten zusammengebracht haben, und keinen Dank dazu haben. Die Fürsten sollen es ohne alle Barmherzigkeit von ihnen nehmen, und Kriegsvolk damit halten. Quod non tollit Christus tollit Fiscus. So soll es gehen; hast du nicht wollen einen Gulden geben zum Frieden, Gott zu Liebe und Dienst, so gib nun zehn oder zwanzig zum Streit, Gott zur Strafe und Buße. Haben wir Gutes empfangen von dem Herrn (spricht Hiob), warum wollen wir das Böse nicht auch leiden? (Hiob 1, 11).

51.   Es hat ein jegliches Tun seine Zeit,» spricht Salomo (Prediger 3, 1). Bisher ist Friedens-Zeit gewesen, nun ist Streitens-Zeit; bisher Prassens- und Prangens-Zeit, nun aber Sorgens- und Arbeitens-Zeit; bisher Wucherns-, Stehlens-, Scharrens-Zeit, nun aber Ausgebens-, Bezahlens- und Ausstreuens Zeit; bisher Essens-, Trinkens-, Tanzens-, Freuens-, Lachens - Zeit, nun aber Trauerns-, Schreckens-, Fürchtens-, Weinens-Zeit; bisher Ringens-, Schlafens-, Müßiggehens-, sicher Lebens-Zeit, nun aber Wachens-, Unruhe-, Schaffens-, Wehrens-Zeit. Haben wir jene gute Zeit können gerne haben, und dennoch Gott nichts dafür danken, noch erkennen: so lasst uns diese böse Zeit auch dulden, und daran lernen für jene gute Zeit danken.

52.   Ja wenn Gott immer gute Zeit gäbe, und ließe uns drinnen mit aller Bosheit und Mutwillen die Erde füllen bis an den Himmel hinan, und hieße uns dazu lieben Junker, das möchten wir leiden, und sind also der guten Tage und des Friedens in aller Büberei gewohnt. Nun will's uns wehe tun, dass auch böse Zeit und Unfriede kommt, und wollen scheel und sauer sehen, Schatzung zu geben oder selbst zu reisen. Ja, man müsste es uns bestellen, warum hast du zuvor nicht gehorcht, da man dir Gottes Wort sagt? So höre nun den Teufel im Türken, der du Gott nicht hören wolltest in Christo.

53.   Sperrst du dich aber, und willst nicht geben noch reisen, wohlan, so wird's dich der Türke wohl lehren, wenn er ins Land kommt, und dir tut, wie er jetzt vor Wien getan hat, nämlich dass er keine Schatzung noch Reise von dir fordert, sondern steckt dir Haus und Hof an, nimmt dir Vieh und Futter, Geld und Gut, sticht dich tot (wo dir's noch so gut wird), schändet oder würgt dir dein Weib und Tochter vor deinen Augen, zerhacket deine Kinder und spießet sie auf deine Zaunstecken. Und musst dazu, was das Ärgste ist, solches alles leiden und sehen mit bösem verzagten Gewissen, als ein verdammter Unchrist, der Gott und seiner Obrigkeit ungehorsam gewesen ist, oder führt dich samt ihnen weg in die Türkei, verkauft dich da selbst wie einen Hund, dass du dein Leben lang musst um ein Stück Brots und einen Trunk Wassers dienen, in stetiger Arbeit Tag und Nacht, mit Ruten und Knütteln getrieben, und dennoch keinen Lohn noch Dank verdienen. Und wo ein Sturm muss geschehen, musst du der verlorene Haufen sein, und alle Arbeit im Heer tun. Über das kein Evangelium hören, nichts von Christo und deiner Seelen Seligkeit lernen.

54.   Alsdann würdest du gerne von zwei Kühen eine Schatzung geben, gerne würdest du selbst die Hälfte deiner Güter auch anbieten, gerne selbst unter deinem Fürsten reisen, gerne einen Prediger selbst ernähren, der dir im Jahr viermal predigte, und wird doch alles umsonst sein. Siehe, das willst du haben, darnach ringest du jetzt. Denn der Türke ist der Mann, der dich lehren wird, was du jetzt für gute Zeit hast, und wie jämmerlich, undankbarlich, böslich du sie wider Gott, seine Diener, und deinen Nächsten zugebracht, versäumt und missbraucht hast. Der Türke weiß den Adel zu mustern und zu demütigen, die Bürger zu züchtigen und gehorsam zu machen, die Bauern zu zähmen und den Mutwillen zu büßen. Darum denke und sei fromm, und bitte Gott, dass der Türke nicht dein Schulmeister werde: das rate ich dir, er hat's vor Wien allzu gräulich bewiesen, wie ein wüster, unsauberer Zuchtmeister er sei.

55.   Ich wollte wünschen (wo uns unsere Sünde vor Gott so viel Witze und Mut ließen), dass alle Deutsche so gesinnt wären, dass sich kein Flecklein noch Dörflein plündern noch wegführen ließe vom Türken, sondern wenn es zu solchem Ernst und Not käme, dass sich wehrte, was sich wehren könnte, Jung und Alt, Mann und Weib, Knecht und Magd, bis dass sie alle erwürgt würden, da zu selbst Haus und Hof abbrennten, und Alles verderbten, dass die Türken nichts fänden, denn junge Kindlein, welche sie doch ohne das spießen und zerhacken, wenn sie uns lebendig wegführen, und wir den selbigen doch nicht helfen können. Und dass solches geschehe mit vorhergehendem Gebet zu Gott, darin sie alles seiner Gnade befohlen, und als im Gehorsam der Obrigkeit, wie droben gesagt. Es wäre ja besser, dass man dem Türken ein leeres Land ließe, denn ein volles. Und wer weiß, was solche Thurst schaffen würde bei den Türken? Werden wir weggeführt, so haben wir's viel ärger, denn so wir erwürget werden, wie oben gehöret. Und ist große Gefahr, dass wir in der Türkei vom christlichen Glauben zum türkischen Glauben fallen würden, zum Teufel in die Hölle hinein.

56.   Schreiben doch die Römer selbst von den deutschen Weibern, dass sie vor Zeiten ebenso wohl als die Männer zu Felde gezogen sind und gestritten haben. Und welche Magd oder Jungfrau nicht hat einen Feind erwürgt, hat zur Strafe müssen Jungfrau bleiben. So schreiben die neuen Historien von den Türken, da sie zu Lemno in Griechenland sind eingefallen, und den Torhüter erstachen, hat die Tochter des Torhüters, da sie den Vater tot gesehen, seine Wehre genommen, und den Türken im Tor so lange gewehrt, bis die Bürger dazu gekommen sind, und die Türken vertrieben haben. Tun doch die Türken selbst auch also, dass sie sich eher und lieber erwürgen, denn fangen lassen, und keine Gefangene wieder annehmen, ob sie gleich gern wieder heim wollten.

57.   Denn ich achte kein Häuslein so gering, wo man sich daraus wehren wollte, die Feinde müssten Haar darüber lassen. Doch solches Alles wissen die Kriegsleute besser denn ich, der ich mich auf solche Gelegenheit und Läufte nichts verstehe: sondern da von rede ich, weil es doch in solchem Fall muss gewagt sein, und keine Gnade bei dem Türken zu hoffen ist, wenn er uns wegführet, sondern alles Unglück, Hohn und Spott leiden müssen leiblich, dazu in geistlicher Fährlichkeit der Seelen des Worts beraubet sein, und ihr ärgerliches mahomedanisches Leben sehen müssen, so dächte ich, es wäre das Beste, Gott sich zu befehlen, und aus getaner Pflicht und Gehorsam der Obrigkeit sich zu wehren so lange und mit welcher Weise man immer könnte, und sich nicht fangen lassen, sondern würgen, schießen und stechen in die Türken, bis wir da lägen. Denn dass du um deiner jungen Kindlein willen gedächtest dein Leben zu erhalten, ist nichts, weil du gehört hast, dass die Türken solche Kindlein, und was sie nicht mitführen mögen, alles zerstechen, zerhacken und spießen, dass du doch ihnen weder helfen noch raten kannst, sondern allein größeren Jammer und Elend dran sehen müssest.

58.   Und ob sie gleich die Kindlein mit dir wegführten, so darfst du nicht hoffen, dass sie die selbigen lassen bei dir bleiben, daraus wird nichts; man verkauft in der Türkei die gefangenen Christen wie das Vieh und wie die Schweine, achtet nicht, wer hier Vater, Mutter, Kind oder Weib sei, da wird das Weib dorthin, der Mann hierhin verkauft. Also geht es auch mit Eltern und Kindern zu, dass keines bei dem andern gelassen wird, wie die Käufer und Verkäufer wollen. Dass es doch allenthalben besser wäre, daheim im Hause sich zu wehren und erwürgen zu lassen, in Gottes Willen und der Obrigkeit Gehorsam, denn sich in solch gefährliches, schändliches Gefängnis zu geben. Das ist mein guter Wunsch, aber ich halte, es will wohl ein Wunsch bleiben: denn ich sage solches meinen lieben christlichen Deutschen zu gut, so da gerne wollen unterrichtet sein, die andern bedürfen es nicht, haben selbst gut Dünkel, Sack und Fass voll. Aber wollen wir mit dem Türken streiten, und uns wehren, so werden wir müssen andere und neue Gedanken fassen, und uns anders schicken und gewöhnen, beide mit Herz und Hand, denn wir bisher gewohnt sind.

59.   Hiebei muss ich auch eine Ermahnung tun, und einen Trost geben den Deutschen, so bereits in der Türkei gefangen sind, oder noch gefangen werden möchten. Gleich dem Exempel des heiligen Propheten Jeremia (Jeremia 29, 5), welcher auch einen Brief schrieb gen Babylonien, und ermahnte seine gefangenen Juden, dass sie sollten geduldig sein im Gefängnis, und im Glauben fest bleiben bis auf die Zeit ihrer Erlösung, dass sie sich nicht ärgern sollten an der Babylonier Glauben und Gottesdienst, welcher groß war und trefflichen Schein hatte, dass gar viel Juden dahin fielen: wie ich denn höre und lese, dass auch die Christen sehr abfallen, und des Türken oder Mahomeds Glauben williglich und ungezwungen annehmen um des großen Scheins willen, den sie haben in ihrem Glauben. Darum merke auf, mein lieber Bruder, lass dich warnen und ermahnen, dass du ja im rechten Christenglauben bleibest, und deinen lieben Herrn und Heiland Jesus Christus, der für deine Sünden gestorben ist, nicht verleugnest noch vergessest.

60.   So lerne nun, weil du noch Raum und Statt hast, die zehn Gebote, den Glauben, dein Vater Unser, und lerne sie wohl, sonderlich diesen Artikel, da wir sagen: und an Jesus Christus, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, der empfangen ist von dem Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, der gelitten hat unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, niedergefahren zur Hölle, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren gen Himmel, sitzend zur Rechten des allmächtigen Vaters, von dannen er kommen wird zu richten die Lebendigen und die Toten, 2c(?). Denn an diesem Artikel liegt es, von diesem Artikel heißen wir Christen, und sind auch auf den selbigen durch das Evangelium berufen, getauft und in die Christenheit gezählt und angenommen, und empfangen durch den selbigen den Heiligen Geist und Vergebung der Sünden, dazu die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben. Denn dieser Artikel macht uns zu Gottes Kindern und Christi Brüdern, dass wir ihm ewiglich gleich und Miterben werden.

61.   Und durch diesen Artikel wird unser Glaube gesondert von allen andern Glauben auf Erden. Denn die Juden haben das nicht, die Türken und Sarazener auch nicht, dazu kein Papist noch falscher Christ, noch kein anderer Ungläubiger, sondern allein die rechten Christen. Darum, wo du in die Türkei kommst, da du keine Prediger noch Bücher haben kannst, da erzähle bei dir selbst, es sei im Bette oder in der Arbeit, es sei mit Worten oder Gedanken, dein Vater-Unser, den Glauben und die zehn Gebote. Und wenn du auf diesen Artikel kommst, so drücke mit dem Daumen auf einen Finger, oder gib dir sonst etwa ein Zeichen mit der Hand oder Fuß, auf dass du diesen Artikel dir wohl einbildest und merklich machest, und sonderlich wo du etwa wirst ein türkisches Ärgernis sehen oder Anfechtung haben, und bitte mit dem Vater-Unser, dass dich Gott behüte vor Ärgernis, und behalte dich rein und fest in diesem Artikel, denn an dem Artikel liegt dein Leben und Seligkeit. Eben so ermahnet St. Jeremias seine Juden auch zu Babylonien, wenn sie «die goldenen und silbernen Götzen» sehen würden, sollten sie an ihren Gott zu Jerusalem gedenken, und bei sich sprechen: «Herr, dich allein soll man anbeten etc. (Baruch 6, 5). Also tu hier auch, wo du bei den Türken wirst etwa sehen einen großen Schein der Heiligkeit, so lass dich‘s nicht bewegen, sondern sprich: Und wenn du ein Engel wärest, so bist du dennoch nicht Jesus Christus, Herr Jesu, an dich glaube ich allein, hilf mir etc.

62.   Unter andern Ärgernissen bei den Türken ist das wohl das vornehmste, dass ihre Priester oder Geistlichen solch ein ernstes, tapferes, strenges Leben führen, dass man sie möchte für Engel und nicht für Menschen ansehen, dass es mit allen unsern Geistlichen und Mönchen im Papsttum ein Scherz ist gegen sie. Oft werden sie auch entzückt, auch über Tisch bei den Leuten, dass sie sitzen, als wären sie tot: tun auch zuweilen große Wunderzeichen dazu. Wen sollte nun solches nicht ärgern und bewegen? Du aber, wenn dir solche vorkommen, so wisse und gedenke, dass sie dennoch nichts von deinem Artikel oder von deinem Herrn Jesu Christo wissen noch halten, darum so muss es falsch sein. Denn der Teufel kann auch ernst sehen, viel fasten, falsche Wunder tun und die Seinen entzücken: aber Jesum Christum mag er nicht leiden, noch hören. Darum so wisse, dass solche türkische Heilige des Teufels Heilige sind, die durch ihre eigenen großen Werke wollen fromm und selig werden, und Andern helfen, ohne und ausser dem einigen Heiland Jesu Christo: und verführen also beide, sich selbst und alle andern, die diesen Artikel von Jesu Christo nicht wissen oder nicht achten, aller Dinge, wie unsere Mönche uns haben zum Himmel helfen mit ihrer eigenen Heiligkeit.

63.   Zum Andern wirst du auch finden, dass sie in ihren Kirchen oft zum Gebet zusammen kommen, und mit solcher Zucht, Stille und schönen äußerlichen Gebärden beten, dass bei uns in unsern Kirchen solche Zucht und Stille auch nirgends zu finden ist. Denn da sind die Weiber an besonderem Ort, und so verhüllt, dass man keine kann ansehen, dass auch unsere gefangenen Brüder in der Türkei klagen über unser Volk, dass es nicht auch in unsern Kirchen so still, ordentlich und geistlich sich ziert und stellt. Siehe, das möchte abermal einen solchen Gedanken geben in dein Herz, und möchtest sagen: fürwahr, so fein halten und stellen sich die Christen nicht in ihren Kirchen etc.

64.   Da drücke abermal mit dem Daumen auf einen Finger, und denke an Jesus Christus, den sie nicht haben, noch achten. Dann lasse sich zieren, stellen, gebärden, wer da will und wie er will, glaubt er nicht an Jesus Christ, so bist du gewiss, dass Gott lieber hat Essen und Trinken im Glauben, denn Fasten ohne Glauben, lieber wenig ordentliche Gebärden im Glauben, denn viele schöne Gebärden ohne Glauben, lieber wenig Gebet im Glauben, denn viel Gebet ohne Glauben. Christus urteilt doch im Evangelium Lukas 7, 44, dass die arme Sünderin frömmer wäre mit wenig Gebärden, denn Simon der Aussätzige mit allem seinem Gepränge. Und der arme Sünder, der Zöllner musste besser sein ohne Fasten und Feiern, denn der hochmütige Pharisäer mit seinem Fasten und aller Heiligkeit, und sprach dazu wider die hübschen ungläubigen Pharisäer alle, die doch heilig anzusehen waren: «Huren und Zöllner werden eher in den Himmel kommen, denn ihr.» (Matthäus 21, 31)

65.   Zum Dritten wirst du auch Wallfahrten zu den türkischen Heiligen daselbst finden, die doch nicht im Christenglauben, sondern in Mahomeds Glauben gestorben sind, wie sie bekennen und rühmen; doch geloben sich die Türken hin, laufen und rufen sie am allermaßen, wie wir zu unsern Wallfahrten gelaufen sind und unsere Heiligen angerufen haben. Es wird auch Vielen geholfen, und geschehen viel große Zeichen, gleichwie bei uns auch geschehen sind. Von solchen falschen Wunderzeichen haben wir oft und viel geschrieben, die bei uns von den Heiligen (wie wir gemeint) und bei den Wallfahrten geschehen, dass auch etliche Tote auferweckt, Blinde sehend, Lahme gehend geworden sind und dergleichen, wie denn Christus verkündiget hat, Matthäus 24, 24, dass die falschen Christi und falschen Propheten solche Wunder tun sollten, dass auch die Auserwählten möchten verführt werden; »desgleichen St. Paulus 2. Thessalonicher 2, 3 auch verkündiget. Denn das ist dem Teufel ein Geringes, einen Menschen zu plagen, dass er und jedermann nicht anders meint, denn er sei blind, lahm und tot. Danach, wenn er damit hat seine Abgötterei angerichet und die Leute von Christo etwa zum Heiligen (das ist sich selbst) anzurufen getrieben, alsdann ablasse zu plagen, dass der Mensch glaube, sein Heiliger habe ihm geholfen. Er kann auch wohl so viel Kunst, dass er zuweilen rechte Krankheiten vertreiben und rechten Schaden heilen kann. Denn er ist ein Doktor über alle Doktoren in der Arznei, dazu ein Fürst der Welt. Siehe, welche Wunder tut er bei und durch seine Zauberer, wie seltsam er ihnen hilft, unbegreifliche Dinge zu tun.

66.   Was tat er dem heiligen Mann Hiob, welch' ein Wetter und Donner machte er in der Luft, und verbrannte ihm all' sein Gut, und tötete ihm seine Kinder. Dazu schlug er ihm seinen eigenen Leib mit gräulichen, bösen Blattern und Geschwüren. Siehe, wie er unsern Herrn Christum selbst in den Lüften führte auf den Tempel, und vom Tempel auf den hohen Berg, als wäre er sein Gott, und zeigte ihm alle Reiche auf Erden in einem Augenblick. Kann er nun Wetter machen, Blattern schaffen, in den Lüften führen, und also mit den Heiligen spielen, dazu mit Christo selbst, was sollte er nicht vermögen mit seinen Gottlosen und Unchristen? Darum sei gewarnt, wenn du in der Türkei Zeichen sehen oder hören würdest, dass du gedenkest bei dir selbst und sprechest: und wenn du alle Toten auferwecktest, und alle Zeichen tätest, weil du daneben Jesus Christus verleugnest und lästerst, oder nicht kennen willst, so glaube dir der Teufel an meiner Statt; ich will viel lieber ohne Zeichen und Wunder bei meinem schwachen Christo bleiben, denn zu dir starkem und mächtigem Wundertäter fallen.

67.   Und es ist zwar in der Türkei der Vorteil, dass man solche falschen Wunder leichtlich kennen und sich davor hüten kann, weil die selbigen nicht in Christi Namen geschehen, sondern wider Christi Namen in des Mahomeds Namen. Denn wie gesagt, sie halten nichts von Christo, sondern spotten und lästern vielmehr die Christen mit dem Namen Christi, als mit eines untüchtigen Heiligen Namen, der die Seinen verlässt und ihnen nicht hilft wider den Mahomed. Aber bei uns unter dem Papsttum sind solche falsche Zeichen viel gefährlicher und schwerer zu erkennen, weil sie bei uns, als bei den Christen und unter dem Namen Christi, als von seinen christlichen Heiligen geschehen. Da hat er sein rechtes Teufelsspiel, unter dem Namen Christi die Leute von Christo zu verführen auf's allergeschwindeste und behendeste, wie Christus spricht: «dass solche falsche Christi möchten auch die Auserwählten verführen.» (Matthäus 24, 24).

68.   Zum Vierten wirst du sehen bei den Türken nach dem äußerlichen Wandel ein tapferes, strenges und ehrbarliches Wesen. Sie trinken nicht Wein, saufen und fressen nicht so, wie wir Deutsche tun, kleiden sich nicht so leichtfertig und köstlich, bauen nicht so prächtig, prangen auch nicht so, schwören und fluchen nicht so, haben großen, trefflichen Gehorsam, Zucht und Ehre gegen ihren Kaiser und Herrn, und haben ihr Regiment äußerlich gefasst und im Gang, wie wir's gerne haben wollten in den deutschen Ländern. Und wiewohl ihr Gesetz zulässt, dass einer mag zwölf Eheweiber haben, und dazu Mägde oder Beischlaferinnen, wie viel er will, und dennoch alle Kinder gleich Erben sind: so halten sie doch solche Weiber alle in großem Zwang und Gehorsam, dass auch der Mann vor den Leuten selten mit seiner Weiber einem redet, oder leichtfertig bei ihr sitzt, oder scherzt. Denn ob wohl der Mann sich solche Weiber lässt trauen durch die Priester, so behält er doch das Recht und die Macht, von sich zu lassen, welche er will, nach dem sie verdient, oder er sie lieb hat, oder ihr gram wird. Hiermit zwingen sie ihre Weiber gewaltiglich. Und wiewohl solche Ehe nicht eine Ehe vor Gott, sondern mehr ein Schein ist, denn eine Ehe: dennoch halten sie damit ihre Weiber in solchem Zwang und schönen Gebärden, dass bei ihnen nicht solcher Vorwitz, Üppigkeit, Leichtfertigkeit und anderer überflüssiger Schmuck, Kosten und Pracht unter den Weibern ist, wie bei uns.

69.   Nun ist solcher Schein auch wohl so ein großes Ärgernis einem unberichteten und schwachen Christen, als kein «goldenes Bild zu Babylon den Juden» gewesen ist, und kein Kartäuserkloster bei uns ist, weil bei uns keine Ordnung so heilig ist, der nicht Wein trinke, und kein Weib noch Jungfrau dermaßen im Zaum leben muss. Darum siehe dich für, und drücke abermals den Finger mit dem Daumen, denn du findest auch in diesem Stücke deinen Christum nicht. Was helfen dir denn solche schöne Dinge, so es außer und wider Christum ist? Da magst du wohl das Sprichwort sagen: es ist eine Schöne böse, aber bei uns ist Alber feste. Denn es ist ja besser in Christo mäßig Wein trinken und fröhlich sein, denn außer Christo solche treffliche saure Dinge vorgeben, das weder Propheten noch Apostel, noch Christus selbst hat vorgegeben. Denn Christus aß und trank, beides mit Männern und Weibern, beides mit Pharisäern und Zöllnern. Aber die Türken müssen es höher und besser machen, was doch Gott und sein eigner Sohn selbst tut, welchen sie doch lästern und verfolgen, wie unsre Geistlichen und Gleißner es auch bei uns tun. So wisse nun, »das Christus - Reich bestehet nicht in Essen oder Trinken, auch nicht in äußerlichen Gebärden,« sondern im Glauben des Herzens (Lukas 17, 21). Und lass dir solches Gleißen nicht anfechten (Römer 14, 13).

70.   Über diese Ärgernisse schlägt nun das große Glück zu, dass die Türken so mächtig geworden sind, so viel Sieg haben, die Christen, (wie sie meinen,) so oft darnieder gelegt haben, und bisher so trefflich zugenommen, dass es keine Vernunft anders deuten mag, denn dass ihre Heiligkeit solches verdiene, und ihr Glaube und Wesen Gott so wohl gefalle. Darüber sie so starrig, hart und verstockt werden, dass man meint, es sei unmöglich, einen Türken zu bekehren.

71.   Wiederum halten sie: dass kein ärgeres Volk sei, denn die Christen, und kein schändlicher Glaube, denn der christliche Glauben. Und fallen daher in solchen überschwänglichen Hochmut, zu lästern und zu schänden Christum und seine Christen, dass sie unter einander rühmen, spotten und sagen: die Christen sind Weiber, aber die Türken sind ihre Männer, als wären sie allein eitel Helden und Riesen, und wir Christen eitel Weiber und Memmen, wissen aber nicht, wie sauer es wird mit ihnen aus gehen. Die stolzen Babylonier waren auch Männer, und die Juden mussten Weiber sein, aber die selbigen Weiber blieben zuletzt beides Mann und Herr, da die Babylonier weder Haut noch Haar behielten.

72.   Siehe, unter diesem heiligen Schein der Türken liegen verborgen, ja unverborgen, so viel ungeheurer, schrecklicher Gräuel, nämlich, dass sie Christum nicht allein leugnen, sondern auch lästern und schänden mit seinem Blut, Sterben, Auferstehen und mit allem Gut, das er der Welt getan hat, und setzen ihren Mahomed über ihn, damit sie auch Gott den Vater lästern, und den Teufel an Gottes Statt ehren. Dann sind sie auch solche Bluthunde, die so gräulich viel Blut vergießen und Mordtaten begehen, in so vielen Ländern, wie man noch nicht auf Erden gehört hat. Dazu sie solche welsche und sodomitische Unkeuschheit treiben, welches sich nicht ziemt zu sagen vor züchtigen Leuten, ohne was dieses ist, dass sie die Ehe so gar nicht achten. Dazu sind sie die allergrößten Räuber und Verderber aller Länder und Leute.

73.   Und wer will alle solche Gräueltaten erzählen, deren sie doch keine für Sünde halten, sondern alles für eitle Tugend; das heißt Blindheit über alle Blindheit, und wird solches alles mit dem äußerlichen Schein (wie gesagt) also geschmückt, dass viele Christen abfallen, und zu ihrem Glauben, und zu solchem gräulichen, hässlichen, schönen Teufel williglich sich hingeben. Und zwar, wo solche falsche Heiligkeit ist, da müssen alle Laster auf einem Haufen sein, wie wir wohl sehen an unsern Geistlichen, dass ihr Lästern, Hochmut, Mord, Geiz, Unzucht und alle Laster kein Maß ist.

74.   Sie trösten sich aber mit diesem Spruch: »Ei meinest du, dass Gott so viele Leute so lange sollte irren und verdammen lassen?« Wie sich unser Endechrist auch tröstet, welcher Spruch oder Gedanken auch wohl kann einen baufälligen Christen stoßen, und einem halsstarrigen Buben stärken. Gleichwie die Juden sich auch vor Zeiten gegen die heiligen Propheten widersetzten, und sprachen: Ei Gott ist nicht so zornig, er wird es nicht so übel nehmen, wie Micha (Micha 3, 5) schreibt und die andern. Aber man muss diesen Spruch und Gedanken aus den Augen tun, und von Gottes Werk oder Urteil nicht richten, nach Menschen Werk oder Urteil. Denn es liegt nicht daran, ob viel oder wenig Menschen glauben, oder nicht glauben, verdammt oder selig werden; sondern daran liegt es: was Gott geboten oder verboten hat, was sein Wort oder nicht sein Wort sei, da soll man aufsehen und nachdenken, und die ganze Welt nicht achten, ob sie gleich allzumal zum Teufel führen. Denn Gott und seine Worte bleiben, obgleich Himmel und Erde vergehen.

75.   Darum halte fest, halte fest, sage ich, an deinem Christo, dass du vor solchen Pfeilen und Stürmen des Teufels sicher bist, und ein Christ bleiben mögest, so wirst du selig, lass Türken und alle Gottlosen, wenn sie nicht anders wollen, zum Teufel fahren. Dieses seien zugleich Ermahnungen an die Gefangenen, auf dass sie im Glauben fest bleiben, wider alle Ärgernisse und Anfechtungen.

76.   Nun wollen wir sie auch trösten, dass sie geduldig sein sollen in ihrem Gefängnis, und alle ihr Elend um Gottes willen williglich leiden und tragen. So merke nun, wo es Gott verhängt, dass du vom Türken gefangen, weggeführt und verkauft wirst, da du musst nach ihrem Willen leben, und ein Knecht sein, gedenke dann, dass dir solches Elend und Dienst von Gott zugeschickt ist, dass du es geduldig und willig annimmst, und um Gottes willen leidest, und aufs allertreulichste und fleißigste deinem Herrn, dem du verkauft wirst, dienst, unangesehen, dass du ein Christ, und dein Herr ein Heide oder Türke ist, darum er nicht wert sein sollte, dass du sein Knecht bist. Und laufe bei Leibe nicht weg, (wie etliche tun) und meinen, sie tun recht und wohl daran. Etliche auch sich selbst ersäufen oder sonst erwürgen. Nicht, nicht so, lieber Bruder, du musst denken: dass du deine Freiheit verloren hast und eigen geworden bist, daraus du dich selbst, ohne Willen und Wissen deines Herrn, nicht ohne Sünde und Ungehorsam wirken kannst. Denn du raubst und stiehlst damit deinem Herrn deinen Leib, welchen er gekauft hat, oder sonst zu sich gebracht, dass er hinfort nicht dein, sondern sein Gut ist, wie ein Vieh oder anderes seiner Habe. Denn hier ist es Zeit, zu gehorchen und zu halten die Sprüche St. Pauli und Petri, da sie lehren, dass die Knechte oder Leibeigenen sollen ihren leiblichen Herrn gehorsam, treu, demütig, ehrsam und fleißig sein, nicht anders, denn als dienten sie Christo dem Herrn selbst, obgleich die Herrn Unchristen böse sind, wie du lesen magst 1. Korinther 7, 21-24, Epheser 6, 5-6 und Kolosser 3, 23.: »Ihr Knechte, seid gehorsam in allen Dingen euern leiblichen Herrn, nicht mit Dienst vor Augen, als den Menschen zu gefallen, sondern mit Einfältigkeit des Herzens und mit Gottesfurcht etc.« Auch 1. Petrus 2, 18. Denn wo du sonst ein rechter Christ bist, schadet dir solcher Dienst und Elend nicht, ja wo du sein kannst christlich und geduldig brauchen, ist dir es gut und nütze zur Seligkeit, als dein Kreuz, darinnen dein Glaube geübt und bewahrt wird.

77.   Gedenke an die Exempel aller Heiligen, siehe, wie der Erzvater Jakob dem schalkhaftigen argen Laban seinem Schwager diente um Rahel, und hielt ihm seinen Dienst treulich aus (1. Mose 29, 20-21). Und darnach sein Sohn Joseph, wie der selbige seinem Vater gestohlen, und von seinen eigenen Brüdern verkauft wurde, in Ägypten seinem heidnischen Herrn so treulich diente, und darüber in den Kerker kam, aber zuletzt herrlich heraus kam, und ein Herr des Landes wurde, 1. Mose 39, 4, 1. Mose 41, 41. Item, wie einen schweren Dienst das ganze Volk Israel musste tun lange Zeit dem König Pharao in Ägypten (2. Mose 1, 14 f) und lief doch keiner aus seinem Dienst, wie unschlachtig oder heidnisch und böse ihre Herren waren.

78.   Item hernach: war das nicht ein schwerer Dienst, da das Königreich Israel nach Assyrien, und hernach das Königreich Juda nach Babylonien geführt wurde? Da mussten Könige, Königinnen, Fürsten, Priester, Propheten, und viel heiligere Leute denn du bist, dienen, und Knechte sein, wie Daniel und seine Gesellen (Daniel 1, 4) unter dem grausamen König, wo sie vieler Gefährlichkeiten des Leibes und der Seele täglich warten, und auch dulden mussten, mit aller Schmach und Spott, wie der 137. Psalm wohl anzeigt, Super flumina Babylonis etc. Da sind freilich auch ungeduldige Juden gewesen, die geheult, geklagt, geflucht und gemurrt haben, etliche vom Judentum abgegangen und Heiden geworden sind. Aber es musste gleich sein, die Frommen hatten wohl Geduld, liefen nicht weg, sondern dienten mit aller Treu und Fleiß, wie Daniel und seine Gesellen, und blieben im rechten Glauben, darum wurden sie auch erhört, und von Gott gnädiglich und wunderlich erlöst.

79.   Nun wollen wir zum neuen Testament übergehen. Musste nicht Christus die Juden und die Heiden, Pilatus und Herodes, mit sich machen lassen was sie wollten? Musste nicht St. Paulus gefangen sein, und fast alle Apostel, etliche in das Elend verstoßen und verbannt, als St. Johannes in Pathmos, und hernach viel heiliger Märtyrer, aus Rom und andern Städten, von Haus und Hof, von Weib und Kind, in ferne wüste Inseln vertrieben, und daselbst in Steinbrüchen, und anderer schwere Arbeit, wie die Esel arbeiten? Warum willst du es besser haben, denn dein Herr Christus selbst, mit allen seinen Heiligen, im alten und neuen Testament? Der Jünger soll es nicht besser haben denn sein Meister (spricht Christus), dann ist er rechtschaffen, wenn es ihm geht wie seinem Meister (Lukas 6, 40).

80.   Mit Unwillen und Ungeduld tust du nicht mehr, denn dass du deinen Herrn, dessen Knecht du geworden bist, ärgerst, und ihn böser machst, schändest die Lehre und den Namen Christi, als wären die Christen solche böse, untreue und falsche Leute, die nicht dienen, sondern entlaufen und sich selbst entwenden wollen, als die Schälke und Diebe, und werden dadurch in ihrem Glauben härter und verstockter. Wiederum, wenn du treulich und fleißig dientest, würdest du das Evangelium, den Namen Christi schmücken und preisen, dass dein Herr, und vielleicht viele andere, wie böse sie wären, sagen müssen: wohlan, nun sind doch die Christen ein treues, gehorsames, frommes, demütiges und fleißiges Volk; und würdest dazu der Türken Glauben damit zu Schanden machen, und vielleicht viel bekehren, wenn sie sehen würden, dass die Christen mit Demut, Geduld, Fleiß, Treue, und dergleichen Tugenden, die Türken so weit überträfen. Das meint St. Paulus, da er spricht: »Die Knechte sollen die Lehre unsers Herrn schmücken oder zieren in allen Dingen.« (Titus 3, 13).

81.   Denn, wie böse kann es denn sein, einem Türken oder Heiden zu dienen? So fern du gläubig und ein Christ bist und bleibst. Muss doch hier bei uns mancher einem Buben dienen, Tyrannen oder bösen Herrn. Ja, wie müssen wir tun unter dem Papsttum, da unsre Tyrannen uns fangen, zwingen, verjagen, treiben, brennen, kochen, ersäufen, und ärger mit uns handeln, als die Türken mit dir tun. Noch müssen wir weichen, dulden, leiden, dienen, helfen, raten, beten, heben und tragen; welches du alles mit uns wagen und warten müsstest, wenn du mit uns ein Christ sein wolltest und Christus bekennen; denn der Papst in dem Stücke viel ärger ist als der Türke.

82.   Der Türke zwinget doch niemanden Christus zu verleugnen, und seinem Glauben anzuhangen; und wenn er gleich auf das Höchste wütet mit leiblichem Morden an den Christen, so tut er damit nichts (so viel an ihm ist), denn dass er den Himmel voller Heiligen macht. Denn seine Lästerung wider Christus, und sein äußerlicher heiliger Schein zwingen nicht, sondern versuchen und locken. Aber der Papst, eben damit, dass er nicht will Feind noch Türke, sondern der liebe Vater, ja der allerheiligste Vater, und allertreueste Hirte sein, füllt er (so viel an ihm ist) die Hölle mit eitel Christen. Denn er reißt die edlen Seelen von Christus, durch seine lästerliche Menschenlehre, und führt sie auf eigene Gerechtigkeit; welches ist das rechte geistliche Morden, und schier so gut als des Mahomeds oder Türkenlehre und Lästerung. Wo man aber ihm solche teuflische Verführungen nicht will gestatten, nimmt er sich des Türken Weise auch an, und mordet auch leiblich; vermöchte er es, ohne Zweifel, sollte er wohl größeren Mord und Blutvergießen anrichten denn der Türke, wie sie wohl bisher bewiesen haben, mit so vielen Kriegen, Hetzen und Reizen, unter Kaiser und Könige 2c(?).

83.    Summa, wo wir hinkommen, da ist der rechte Wirt, der Teufel daheim. Kommen wir zum Türken, so fahren wir zum Teufel; bleiben wir unter dem Papst, so fallen wir in die Hölle; auf beiden Seiten eitel Teufel, und allenthalben. So steht es leider jetzt in der Welt, und die Sprüche Christi und St. Pauli gehen in vollem Schwung, dass in den letzten Tagen gefährliche und grausame Zeit sein soll (2. Timotheus 3, 1), da der Teufel los geworden, alle Welt verführt, und solchen Jammer und Not an richtet, dass kein Mensch kann selig werden, wo Gott die selbigen Tage nicht würde verkürzen, um seiner Auserwählten willen (Matthäus 24, 22). Es muss also zur Letzte gehen, dass der Teufel die Christenheit mit aller Macht auf allen Seiten angreife, beide leiblich und geistlich, und sein Bestes und Höchstes an ihr versuche; damit ein Ende.

84.   Darum lasst uns wachen und wacker sein in festem Glauben an Christus und ein jeglicher halte sich unter seiner Obrigkeit gehorsam, und warte, was Gott machen wird, und lasse gehen, was da geht, fahren wie es fährt, es ist doch nichts Gutes mehr zu hoffen; die Töpfe sind zerschlagen und die Suppe verschüttet, wir mögen die Scherben vollends hintennach tragen, und so viel es möglich ist, guten Mutes dazu sein, wie uns Christus lehrt, und spricht von dieser bösen Zeit, Lukas 21, 28: »Wenn ihr solches seht, dass angeht, so seht auf und richtet eure Häupter auf, denn eure Erlösung kommt und ist nahe.«

85.   Doch dass ich dieses nicht vergesse, wenn du unter den Türken bist und dienen musst, wie gesagt ist, so sollst du solchen Dienst nicht weiter verstehen, noch deuten, denn so fern es deinem Hausherrn nützt zu seinen Gütern. Wenn er aber dich zwingen wollte, wider die Christen zu streiten, da sollst du nicht gehorsam sein, sondern lieber alles leiden, was er dir tun kann, ja viel lieber sterben. Denn du hörst hier, dass Daniel vom Türken schreibt, »sein Streit sei wider die Heiligen Gottes,« die ihm nichts getan haben, und vergisst eitel unschuldig Blut. Dafür musst du dich hüten, dass du dich dessen nicht teilhaftig machst; gleichwie du seinem lästerlichen Abgott und Mahomed nicht musst zu fallen, ob du gleich unter ihm dienen musst.

86.   Blieb doch der fromme Naeman 2. Könige 5, 17, in dem Dienste seines Herrn Königs, und betete auch mit ihm in seinem Tempel; aber dennoch betete er seinen Abgott nicht an. Und die lieben heiligen Märtyrer, St. Moritz und seine Gesellen, da sie der Kaiser hieß wider die Christen streiten, wollten sie es nicht tun, warfen die Waffen weg und sprachen: wenn er wollte wider die Christen streiten, dürfte er keine andere nicht suchen, sie wären selbst da, als Christen-Leute, bereit zu leiden was er wollte. So sollst du deinen Dienst auch den Türken leisten, dass du damit nicht wider die Christen, noch wider Gott strebest, sondern allein seinem Hause und Gütern zum Besten hilfst.

87.   Solches will ich auch gesagt und geraten haben allen denjenigen, welche unter unserm Kaiser Papst und Fürsten leben, dass sie sich nicht gebrauchen lassen, wider das Evangelium oder wider die Christen zu streiten, oder sie zu verfolgen. Denn damit werden sie unschuldig Blut auf sich laden, und nicht besser sein als die Türken. »Man muss Gott mehr gehorsam sein als den Menschen.« (Apostelgeschichte 5, 29). So hat Gott keinem Herrn die Obrigkeit auf diese Art gegeben, oder die Leute unterworfen, dass er damit soll wider Gott und sein Wort streben oder fechten. Und ist auch in solchem Fall kein Untertan seiner Obrigkeit ein Haar breit schuldig oder verwandt. Ja es ist als dann schon keine Obrigkeit mehr, wo solches geschieht; sondern die Untertanen sind schuldig, der Obrigkeit leiblich zum Besten zu dienen, dass Friede auf Erden erhalten werde, und dieses leibliche Leben möge desto sicherer sein und wohl bestehen.

88.   Aber Gott der Vater aller Gnaden und Weisheit wolle uns diese Zeit gnädiglich verkürzen, und uns mit Weisheit und Stärke begaben und bereiten, dass wir, weil wir weislich und mannhaftig wandeln, und der Zukunft unsers lieben Herrn Jesu Christi fröhlich warten, uns von diesem Jammertal seliglich scheiden mögen. Dem sei Lob und Dank, Ehre und Preis in Ewigkeit, Amen.