Barnabas – ein Mann der Ermutigung und des Trostes – Teil 2/2

Roger Liebi

05.04.2023

ID: 36142

 

Vor der Pause haben wir gerade noch Apostelgeschichte 11, 19 gelesen. Dort heißt es: „Die nun zerstreut waren durch die Drangsal, die wegen Stephanus entstanden war, zogen hindurch ...“. Jetzt schlagen wir nochmals Kapitel 8, 4 auf, dann sehen wir, hier setzt Lukas wieder an, wo er aufgehört hat: „Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten (wörtlich: evangelisierten) das Wort. Philippus aber ging hinab in eine Stadt Samarias...“ Ich möchte nochmals erinnern, in Kapitel 8, 1 wird gesagt: „es entstand aber an jenem Tag eine große Verfolgung gegen die Versammlung, die in Jerusalem war; und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut, ausgenommen die Apostel.“ Nun stellen wir fest, da geht es in Kap 11, 19 weiter mit diesen Zerstreuten, nachdem Lukas diese drei Porträts der drei Söhne Noahs Ham, Sem, Japhet eingefügt hatte. Aber was wir feststellen, die sind in der Zwischenzeit ein bisschen weitergekommen über das sog. nördliche Westjordanland bis Nablus (Sichem) bei dem Berg Garizim und Ebal hinaus und zwar heißt es hier, „die nun zerstreut waren durch die Drangsal, die wegen Stephanus entstanden war, zogen hindurch  bis nach Phönizien und Zypern und Antiochien...“

-          Phönizien ist der heutige Libanon. Die Phönizier, das ist in der Antike ein Ausdruck, eine Bezeichnung für die Kanaaniter im Libanon. Übrigens für die Verfluchten. Nicht wahr, ich habe gesagt, Noah hat nicht Ham und auch nicht die Nachkommen von Ham über Kusch, was schwarz heißt, von dem die Schwarzafrikaner abstammen, verflucht, aber er flucht Kanaan. Die Kanaaniter sind dann nach der Flut in das Gebiet des heutigen Israel und auch Libanon ausgewandert. Die libanesischen Kanaaniter werden eben Phönizier genannt und da kommt das Evangelium, die frohe Botschaft auch zu denen unter dem Fluch.

-          Außer den Phöniziern kamen sie auch nach Zypern, da sind sie also schon zu den Inseln des Mittelmeeres vorgestoßen.

-          Und Antiochia ist Nordsyrien. Allerdings liegt Antiochia heute in der Türkei, im Süden der Türkei und das deswegen, weil im Verlauf des 1. Weltkrieges Atatürk im letzten Moment noch Antiochia auf die türkische Seite schlagen konnte. Aber eigentlich ist das eine syrische Stadt und auch dort leben heute immer noch viele Aramäer. Aram im AT ist das Wort für Syrien. Die Aramäer sind die authentischen Syrer. Antiochia ist also sehr typisch aramäisch. Gerade vor ein paar Tagen habe ich in Dübendorf einen Vortrag gehabt und habe das über Antiochien in einem anderen Zusammenhang erklärt. Es ging nicht um Barnabas, aber ich habe erklärt, Antiochia ist eben eine aramäische Stadt in der heutigen Türkei und da war tatsächlich jemand unter den Zuhörern, eine Person wurde mir vorgestellt, die eine Aramäerin ist und die Eltern kommen genau aus dieser Gegend von Antiochia.

Bis nach Nordsyrien sind sie jetzt vorgestoßen, also heutige Südtürkei und was steht hier: „... und redeten zu niemand das Wort als nur zu Juden.“ Die machen Weltmission für Juden! Wie kommt das? Der Herr Jesus hat ja mehrere Missionsbefehle ab dem Tag der Auferstehung bis hin zu dem Tag der Himmelfahrt gegeben, wo er in Apostelgeschichte 1, 8 noch das Vier-Punkte-Programm auf dem Ölberg, wie schon betrachtet, gegeben hat.  Aber schlagen wir Matthäus 28 auf, das Matthäusevangelium endet mit diesem umfassenden Missionsbefehl, Matthäus 28, 16-20: „Die elf Jünger aber gingen nach Galiläa, an den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, warfen sie sich vor ihm nieder; einige aber zweifelten. Und Jesus trat herzu und redete zu ihnen und sprach: Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf der Erde. Geht nun hin und macht alle Nationen zu Jüngern und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu bewahren, was ich euch geboten habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters. Amen.“

Hier wird in Befehlsform gesagt, „geht hin“, „macht alle Nationen zu Jüngern“, „tauft sie...“, „lehrt sie...“. Hier wird nicht gesagt, macht alle Juden zu Jüngern, sondern alle Nationen! Wie haben die sich das vorgestellt? Wir gehen jetzt in alle Welt und predigen das Evangelium allen Juden. Und die Heiden? Ja, das ist ein Problem, da müsste man ja zu denen nach Hause gehen. Das geht nicht, die essen nicht koscher. Sehen wir, die Koschergesetze in 3. Mose 11 hat Gott gegeben, um sein Volk von allen Nationen abzusondern. Das ist ganz wichtig, Gott hat extra Gesetze gegeben, die machen die Juden anders als die anderen, damit sie eben getrennt leben und sich nicht durch die Nationen zu Götzendienst verleiten lassen, sondern dem Herrn treu sind. Das wird ganz klar in 3. Mose, 20 gesagt. Zu dieser Absonderung gehört übrigens auch der Sabbat. Dadurch, dass die Juden, das Volk Israel diesen speziellen Feiertag hatten, war es auch schwierig im Zusammengehen mit den Heiden, weil ein Tag da war, da durften sie keinen Handel treiben, da mussten sie ruhen, auch wenn die anderen aktiv waren. Aber dieses Sabbatgebot war ausdrücklich nach 2. Mose 31 als Zeichen des Bundes Gottes mit den Kindern Israel gegeben, nicht für die ganze Welt! Das verstehen so viele Irrlehrer im Internet nicht. Der Sabbat war, um Israel von allen anderen Nationen abzusondern. 3. Mo 20, 24-25: „und ich habe zu euch gesagt: Ihr sollt ihr Land besitzen, und ich werde es euch zum Besitz geben, ein Land, das von Milch und Honig fließt. Ich bin der HERR, euer Gott, der ich euch von den Völkern abgesondert habe. Und ihr sollt unterscheiden zwischen dem reinen Vieh und dem unreinen, und zwischen den unreinen Vögeln und den reinen, und sollt euch selbst nicht zu einem Gräuel machen durch das Vieh und durch die Vögel und durch alles, was sich auf dem Erdboden regt, was ich euch (Juden, dem Volk Israel) als unrein ausgesondert habe.“

Darum ist es ganz falsch, wenn man sagt, die Koschergebote seien auch für die Nichtjuden gedacht, für Nichtisraeliten. Nein! Das war gerade, um die Juden abzusondern! Darum gibt es Rabbiner im sog. besetzten Westjordanland, aber in Wirklichkeit ist es ja das Kernland von Israel, Judäa und Samaria, dort gibt es Rabbiner, die sagen, diese Hebrew-Roots-Leute, also Nichtjuden, Heiden, die behaupten, Gott hätte diese Gebote allen Völkern gegeben. Das ärgert die, diese Leute sind ein Problem, die machen unsere Absonderung kaputt, jetzt machen die das gleiche. Das geht gar nicht! Gott hat nicht sie erwählt, sondern er hat Israel erwählt und das sind keine Israeliten! Nicht wahr, da in 3. Mose 20 sehen wir das, Gott hat gerade auch die Koschergebote, diese Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Tieren, Israel gegeben, um sie abzusondern. 3. Mose 20, 26: „Und ihr sollt mir heilig sein, denn ich bin heilig (heilig heißt abgesondert, getrennt), ich, der HERR; und ich habe euch von den Völkern abgesondert, damit ihr mein seid.“

Aber jetzt hat der Auferstandene den Jüngern, das waren alles Juden, den Befehl gegeben, ihr müsst alle Nationen missionieren. Wie geht das? Da haben wir ein Problem mit Sabbat und mit all diesen Geboten, die uns eigentlich von den anderen Völkern trennen. Nun, das sollte schon gehen, in Römer 10, 4 heißt es, „Christus ist das Ende des Gesetzes, jedem Glaubenden zur Gerechtigkeit.“ Und in Römer 7 erklärt der Apostel Paulus, das Gesetz gilt, solange jemand lebt. Aber er erklärt den jüdischen Gläubigen in Rom, ihr seid durch den Tod von Christus dem Gesetz gestorben. Nicht wahr, der Tod des Herrn Jesus wird jedem, der an ihn glaubt, zugerechnet, als wäre der Glaubende gestorben. Sein Tod ist mein Tod. Das Gesetz gilt, solange jemand lebt.

So ist es auch, wenn jemand von uns morgen eine Bank überfallen würde, sagen wir die Raiffeisen, dann gibt es eine Verfolgung durch die Polizei und er rast dann auf der Autobahn schneller, als man in zivilisierten Nationen fahren darf. Er wird verfolgt, verfolgt, aber plötzlich fährt er in eine Mauer hinein und ist tot. Die Verfolgung hört auf, das Gesetz geht nicht mehr weiter. Es verfolgt einen Bankräuber nur solange er lebt. Wenn er gestorben ist, wird er nicht mehr verfolgt, wird auch nicht mehr in den Knast getan, nur noch ins Grab. Das Gesetz gilt, solange jemand lebt und so erklärt Römer 7, das ist auch mit einem Juden, wenn er mit dem Messias identifiziert ist, der gestorben und auferstanden ist, dann ist er nicht mehr unter dem Gesetz! Darum war das kein Problem, nicht koscher zu essen, aber für diese Jünger in der Apostelgeschichte, aber der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 9, 20, ich bin denen, die unter Gesetz sind, geworden wie unter Gesetz, damit ich so viele wie möglich gewinne. Darum ist es wichtig für solche, die jüdisch sind, von der Abkunft her, dass sie schauen, wie kann ich andere Juden gewinnen und ihnen die Angst wegnehmen, die tief in der Seele eines Juden sitzt: wenn ich an Jesus Christus glaube, verrate ich den Glauben meiner Vorfahren. Stimmt nicht! Das ist ja genau die Erfüllung! Die Väter haben ja auf den Messias gewartet und geharrt, dass er kommen würde und jetzt, wenn man als Jude an ihn glaubt, ist das die Erfüllung! Aber die Angst ist da, aber wenn ich dann aufhöre Passah zu feiern und so, und um sie zu gewinnen, hat Paulus Timotheus beschnitten, um der Juden willen. Aber Timotheus hatte eine jüdische Mutter! Titus hat er nie beschnitten, Galater 2, das war einfach um sie zu gewinnen, aber nicht in der Meinung, eigentlich sind wir doch noch unter dem Gesetz. Der Galaterbrief macht klar, niemals Nichtjuden zu beschneiden, die sollen nicht beschnitten werden, die sollen nicht jüdische Feste feiern. Aber wenn man in Israel als messiasgläubiger Jude Passah feiert, dann ist das ein guter Zugang zu den Nachbarn, so ist das gemeint.

Der Herr hat also wirklich gemeint, macht alle Nationen zu Jüngern und jetzt sehen wir da in Apostelgeschichte 11, die gehen nach Zypern, nach Phönizien, nach Antiochia und „redeten zu niemand das Wort als nur zu Juden.“ Ist schon komisch, aber da merkt man, das waren Gewissenskonflikte, die waren da. Das war noch nicht alles geklärt, im NT wurde nach und nach in den Briefen erklärt, wie das genau mit Heiden ist, die zum Glauben kommen – gar nicht unter das Gesetz! Juden, dürfen die denn dann noch? Ja, aber nur im Sinn als Zeugnis, nicht weil sie meinen, sie seien immer noch unter Gesetz. Nun lesen wir in Apostelgeschichte 11 weiter:

20.  Einige Männer von ihnen aber waren von Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochien kamen, auch zu den Griechen redeten und das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten.

Ein Novum, etwas ganz Neues! Die predigen jetzt nicht nur zu Juden, sondern zu Heiden, zu den Griechen. Hier meint der Ausdruck im Grundtext solche, die also die griechische Kultur und griechische Sprache hatten. Also war klar, hier sind keine Juden gemeint. Wie konnten die das, wie schafften die das? Nun wir sehen, die waren von der Insel Zypern wie Barnabas und sie waren von Kyrene (Nordafrika, Libyen). Sie waren ebenso aufgewachsen, dass sie nicht so eine Hemmung hatten in Kontakt mit Nichtjuden, wie die Hebräer im Land. So war das ihnen möglich. So haben sie sich überwunden, aber das war ja genau das, was der Herr wollte! Und jetzt schauen wir, der Herr bestätigt das:

20.  Einige Männer von ihnen aber waren von Zypern und Kyrene, die, als sie nach Antiochien kamen, auch zu den Griechen redeten und das Evangelium von dem Herrn Jesus verkündigten.

21.  Und die Hand des Herrn war mit ihnen (Gott hat das bestätigt!), und eine große Zahl glaubte und bekehrte sich zu dem Herrn.

Also grandios, ganz viele Heiden kommen zum Glauben in Nordsyrien. Der Herr bestätigt diesen Weg. Nun muss man sich im Klaren sein, Juden wurden damals mit der Bibel erzogen und es wurde ihnen von klein auf biblische Moral weitergegeben. Auch die, die ihm Ausland lebten, die hellenistischen Juden, die waren ganz anders als die Heiden, die moralisch überhaupt keine Orientierung hatten. Die alte Welt im Römischen Reich war moralisch wirklich ein Sumpf. Alles war an der Tagesordnung, Ehebruch, Unzucht, Inzucht. Pädophilie war im Römischen Reich nicht geächtet, die waren ganz anders. Aber jetzt muss man sich vorstellen, jetzt kommen Leute zum Glauben, die wirklich oftmals aus dem Sumpf der Unmoral kamen. Und jetzt bilden die plötzlich da eine Gemeinde, das könnte riesen Probleme geben. Darum versteht man den nächsten Vers:

22.  Die Kunde über sie kam aber zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war, ...

Das ist es, die hören, in Antiochia kommen ganz viele Heiden zum Glauben, da steht nicht mehr, aber das sagt schon viel aus und zwar muss man sich im Klaren sein, das steht hier im gleichen Kapitel, wo schon in Kap 11, 1 stand: „Die Apostel aber und die Brüder, die in Judäa waren, hörten, dass auch die Nationen das Wort Gottes angenommen hatten.“ Es geht um Petrus, der in das Haus von Kornelius gegangen war. Vers 2: „Als Petrus aber nach Jerusalem hinaufkam, stritten die aus der Beschneidung mit ihm und sagten: Du bist bei Männern eingekehrt, die Vorhaut haben, und hast mit ihnen gegessen.“ Bumm, wird er konfrontiert. Beweis, wer von euch war dabei in Cäsarea und weiß, dass wir dort gegessen haben? Nein, es wird einfach gesagt, du bist zu denen gegangen und die Rabbiner sagen nein. Wo sagt die Bibel nein? Das sagt sie nicht! Die Rabbiner sind einen Schritt weitergegangen, es gibt Probleme, wenn ihr zu ihnen nach Hause geht, also diese Probleme können wir umgehen, indem ihr gar nicht geht. Aber er wird so konfrontiert und auch der Vorwurf, du hast gegessen. Petrus war ja sehr impulsiv, nicht wahr, aber der Herr hat ihn durch die Bekehrung verändert, Vers 4: „Petrus aber fing an und setzte es ihnen der Reihe nach auseinander und sprach...“ Er war nicht oben, er hat sich nicht provozieren lassen. Das ist schön, weil hätte er sich provozieren lassen, hätte er nicht der Reihe nach geantwortet. Nicht wahr, wenn man unten bleibt, Nüchternheit bewahrt, dann kann man genau erklären, wie es ging. Das ist so schön, die nächsten Verse machen das alles klar und das Ergebnis ist dann in Vers 18: „Als sie aber dies gehört hatten, beruhigten sie sich und verherrlichten Gott und sagten: Also hat Gott auch den Nationen die Buße gegeben zum Leben.“ Diese Ruhe hat sie überzeugt. Aha, so war das, also das war schon von Gott, dieser Weg war richtig und Gott hat das bestätigt.

Und jetzt geht das weiter, die gehen nach Antiochia und die in Jerusalem hören, das kann Probleme geben. Was macht man, wenn man sieht, da könnten Probleme kommen? Ganz einfach, man muss Barnabas hinschicken. Ein Mann des Trostes, ein Mann, der wirklich mit dem Herrn lebte, der nicht am Geld klebte, dem es um die Sache des Herrn geht. Darum lesen wir nochmals Vers 22:

22.  Die Kunde über sie kam aber zu den Ohren der Versammlung, die in Jerusalem war, und sie sandten Barnabas aus, dass er hindurchzöge bis nach Antiochien;

23.  Der, als er hingekommen war und die Gnade Gottes sah (er hat zuerst einmal gesehen, was durch Gottes Gnade hier geschehen ist und zweitens:), sich freute (er kann sich darüber freuen. Er sagt nicht, oh was kommen da jetzt für Probleme, nein, er kann sich einfach darüber freuen, aber dritter Punkt:) und alle ermahnte, mit Herzensentschluss bei dem Herrn zu verharren.

Jetzt sehen wir, er konnte nicht nur trösten, er konnte auch ermahnen. Das ist ja auch eine Sache der Weissagung: „wer aber weissagt redet den Menschen zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung.“ Wir haben gesehen, Barnabas war aber besonders geprägt durch das Trösten, darum bekam er auf aramäisch den Namen bar-naba, „Sohn der Weissagung“ aber Lukas übersetzt „Sohn des Trostes“, weil das ihn besonders kennzeichnete. Aber das heißt nicht, exklusiv tröstete er nur und ermahnen tat er nie. Er ermahnt sie hier, das ist übrigens das Wort parakaleo. Das heißt ermahnen und auch ermutigen. Es gibt im NT verschiedene Wörter für Ermahnen, es lohnt sich, diese verschiedenen Schattierungen anzuschauen. Ich will nicht darüber weiterfahren, das ist nur Hausaufgabe. Aber parakaleo ist ein Ermahnen, wo man Mut macht zum richtigen Weg. Das ist auch wieder nahe beim Trösten, nicht wahr.

Aber er sieht die potentiellen Probleme und darum ermahnt er sie und er sagt, ihr habt euch jetzt bekehrt (ich sage mit meinen eigenen Worten), ihr habt euer Leben dem Herrn gegeben, aber jetzt als bereits Bekehrte müsst ihr nochmals einen Entschluss im Herzen fassen und zwar genauso, wie Daniel damals. Er war schon gläubig und wurde als Jugendlicher nach Babylon deportiert, Dan 1 und in Vers 8 heißt es, „Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, sich nicht ... zu verunreinigen“. In Babylon hatte er gesehen, da isst man nicht koscher, da isst man Götzenopfer, das geht gar nicht. Aber ich nehme mir vor, ich achte darauf, dass ich wirklich ganz treu dem Herrn nachfolge und ihm auch hier in dieser heidnischen Umgebung die Treue halte. Das war ein Herzensentschluss und dann sehen wir in Daniel 1, dann hat Gott ihm geholfen, dass die Türen aufgingen, damit er in Babylon, in dieser Umgebung als Jude, der dem Wort Gottes treu sein wollte, auch wirklich treu den Weg gehen konnte. Da sagt Barnabas, jetzt müsst ihr euch nochmals im Herzen ganz bewusst entschließen, ich möchte nur bei dem Herrn bleiben, jeden Tag neu. Grandios, nicht wahr, aber das war wirklich nötig, Barnabas musste man hinschicken. Er hieß ja zu seinem richtigen Namen, den er am 8. Tag bekommen hatte, Josef. Jo-sef heißt auf Hebräisch „er füge hinzu“. Ja, da war ein Mangel und da kommt eben Josef und er fügt das Mangelnde hinzu. Das war eben dadurch, dass er sie ermahnen musste, bleibt dem Herrn treu, entschließt euch, wirklich bei dem Herrn jeden Tag zu bleiben.

Warum konnte Barnabas das? Zuerst einmal die Gnade Gottes sehen, dann sich freuen und dann aber auch die Probleme sehen und so gut Mut machen zum richtigen Weg. Lukas erklärt im Vers 24:

24.  Denn er war ein guter Mann...

Das ist die Erklärung, ein guter Mann sieht die guten Sachen und eine gute Frau, die sieht die guten Sachen. Aber noch mehr, denn er war ein guter Mann und

24.  ... und voll Heiligen Geistes und Glaubens.

Alle, die sich bekehrt hatten, haben den Heiligen Geist bekommen, aber ob man voll Heiligen Geistes war, das war eine andere Frage. Das bedeutet, dass man gewohnheitsmäßig im Alltag sich von dem Heiligen Geist leiten ließ und auf heute bezogen, leiten lässt. In Römer 8, 14 wird das normale Christenleben so beschrieben: „Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.“ Das ist im Griechischen ein Durativ, geleitet werden, also gewohnheitsmäßig, fortdauernd geleitet werden, das ist das Kennzeichen wahrer Gläubigen. Dieses normale Kennzeichen war bei Barnabas aber wirklich umgesetzt. Er war ein guter Mann und voll Heiligen Geistes und Glaubens. Er war voll Glauben, Vertrauen auf das Wort des Herrn, auf die Treue des Herrn, der auch da in dieser Situation in Antiochia Gnade geben kann, dass es mit dieser Gemeinde in der Zukunft nicht schief geht. Lukas sagt in Vers 25:

25.  Er zog aber aus nach Tarsus (jetzt macht er eine Reise. Er geht von Nordsyrien in die Türkei ans Mittelmeer, das war eine rechte Reise und was macht er in Tarsus?), um Saulus aufzusuchen;

Wie kommt er auf die Idee, jetzt Saulus zu holen? Nun, ich muss wieder zurückblenden. Im Jahr 32 entstand die Gemeinde, Apostelgeschichte 2, ein Jahr verging bis zur Steinigung des Stephanus und da spielte ein gewisser Saulus eine Schlüsselrolle. Ein junger Mann, der eine steile Karriere im Judentum gemacht hatte, als Student von Gamaliel dem Zweiten, einem größten Rabbiner des Judentums, der auch im Talmud vorkommt. Er verfolgte die messiasgläubigen Juden, nicht nur in Jerusalem, sondern, der sagte sich, wir müssen weitergehen und diese Pest, diese Sekte bis nach Damaskus ausrotten. Aber vor den Toren von Damaskus begegnet er dem Auferstandenen, „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“. Er fällt auf den Boden und sagt, Herr, wer bist du? Er kannte den Messias nicht, aber von da an hat er ihn kennengelernt. Am Ende seines Lebens in 2. Tim 1 sollte er dann einmal sagen „ich weiß, wem ich geglaubt habe“. Damals vor den Toren Damaskus sagte er noch „Herr, wer bist du?“. Nun, dieser Saulus bekehrte sich und das drehte ihn komplett. Er erlebte einen totalen Zusammenbruch, drei Tage hat er nicht mehr gegessen. Wenn man drei Tage nicht mehr isst, dann ist irgendwie etwas im Innern ganz anders geworden. Ein richtiger Zusammenbruch, eine richtige Bekehrung und dann lesen wir in Apostelgeschichte 9, hat Paulus in den Synagogen in Damaskus gepredigt „Jesus ist der Messias!“ und er kann es sofort mit dem AT beweisen. Er bringt die Juden in Damaskus außer Fassung und dann ging er nach Arabien, das steht so in Galater 1. Er kehrt dann wieder zurück, Galater 1, 17-18 beschreibt das und zwar nach drei Jahren ist er da wieder in Damaskus zurück und es gibt einen Mordanschlag, er muss aus Damaskus fliehen und geht nach Jerusalem. Wir haben nach seiner Bekehrung insgesamt drei Jahre, Damaskus – Arabien - Damaskus. Wir sind hier also im Jahr 36 n.Chr. Dann geht er nach Jerusalem und will sich dort der Gemeinde anschließen, aber das gibt ein paar Probleme. Schauen wir Apostelgeschichte 9, 26: „Als er aber nach Jerusalem gekommen war, versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen; und alle fürchteten sich vor ihm, da sie nicht glaubten, dass er ein Jünger sei.“ Sie waren glücklicherweise nicht so arglos und haben einfach jeden aufgenommen. Die haben sich in Jerusalem gesagt, das ist ein Agent, jetzt hat er eine neue Methode. Früher hat er uns ganz offen verfolgt, jetzt tut er so, wie wenn er selber messiasgläubig wäre. Er kommt in die Gemeinde, infiltriert die Gemeinde und am Schluss haben wir die Katastrophe. Sie haben ihn nicht in die Gemeinde aufgenommen, er hat gesagt, ich bin auch bekehrt. Ja was, jeder kann das sagen.

Ich muss noch hinzufügen, der Ausdruck in Vers 26 „versuchte er, sich den Jüngern anzuschließen“ ist im Griechischen ein Durativ! Das heißt, er hat nicht einmal dort angeklopft, ich möchte jetzt auch gerne zur Gemeinde gehören, und sie haben gesagt nein, das glauben wir nicht, dass du bekehrt bist. Der kam wieder! Nein, wir glauben nicht, dass du bekehrt bist. Was für eine Frustration. Er war drei Jahre schon bekehrt, gut, er war lange Zeit in Arabien und da hat der Herr ihn auf besondere Weise in die Stille genommen. Da muss man sich vorstellen, da hat er auch diese Kämpfe durchgemacht, von denen er in Römer 7 spricht: ich sehe in mir ein Gesetz, das dem Gesetz Gottes wiedersteht. Er hat diese Kämpfe nach der Bekehrung durchgemacht, dass er merkt, in mir gibt es eine sündige Natur, obwohl ich bekehrt bin, sie ist immer noch da. Und ich möchte eigentlich das Gute tun, aber genau das, was ich will, das kann ich nicht, das mache ich nicht, sondern das, was ich hasse, das tue ich. Er sagt schließlich in Römer 7, 24 „Ich elender Mensch! Wer wird mich retten von diesem Leib des Todes?“ Und dann kommt die Wende in Vers 25: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“ Und dann eröffnet sich in Römer 8, wie ein Gläubiger erkennt, wir sind frei gemacht von dieser Macht der Sünde in uns. Die ist zwar noch da, aber wir müssen ihr nicht mehr gehorchen und ein glückliches Christenleben ist möglich. Aber er wurde geformt und der Herr ist ihm erschienen und hat ihm Offenbarungen gegeben. Jetzt kommt er nach Jerusalem und die nehmen ihn nicht auf. Was macht man bei solchen Problemen? Ganz einfach: Barnabas. So steht das hier in Vers 27: „Barnabas aber...“ Das Aber zeigt den Gegensatz, „Barnabas aber nahm sich seiner an“. Der hat sich für ihn interessiert und der hat gesehen, nein, die sehen das nicht klar, das ist kein Agent! „... brachte ihn zu den Aposteln und erzählte ihnen, wie er auf dem Weg den Herrn gesehen habe und dass dieser zu ihm geredet habe und wie er in Damaskus freimütig im Namen Jesu gesprochen habe.“ Er hat sich eben informiert und hat Zeugnisse eingeholt, die ganz klar darauf hinwiesen, das ist kein Agent, der hat eine echte Bekehrung erlebt. Das war so fantastisch in Damaskus, wie er anhand des AT bewiesen hat, denn so steht es in Apostelgeschichte 9, er hat bewiesen, dass dieser der Christus, d.h. der Messias ist. Er hatte eine komplette Umkehr erlebt und konnte so Zeugnis von seiner Bekehrung ablegen. Jetzt haben wir schon zwei Zeugen, Saulus und Barnabas, dessen Zeugnis sich auf andere Zeugnisse abstützen konnte. Die Folge ist in Vers 28: „Und er ging mit ihnen aus und ein in Jerusalem und sprach freimütig im Namen des Herrn.“ Die haben das erkannt, das stimmt, er ist bekehrt und sie haben ihn in der Gemeinde aufgenommen.

Aber es war gut, die haben geprüft und man kann nicht einfach jemanden aufnehmen aufgrund von seinem persönlichen Zeugnis, das er so behauptet, ich bin gläubig. Nein, das muss belegt sein und darum sehen wir auch, haben die frühen Christen schon Empfehlungsbriefe benutzt. Paulus sagt in 2. Korinther 3, brauchen wir einen Empfehlungsbrief? Nein, er natürlich nicht, er war ja bekannt, aber er sagt, wie etliche einen Empfehlungsbrief brauchen. Wir haben im NT verschiedene Stellen, wo Empfehlungsbriefe geschrieben sind, dass jemand einer Gemeinde empfohlen wird, dass sie ihn aufnehmen sollen. Beispiele:

-          Römer 16, Paulus schreibt aus Korinth, das war ein Nachbarort von der Gemeinde Kenchreä, er sagt in Römer 16, 1-2: „Ich empfehle euch aber Phöbe, unsere Schwester, die auch eine Dienerin der Versammlung in Kenchreä ist, damit ihr sie im Herrn, der Heiligen würdig, aufnehmt und ihr beisteht, in welcher Sache irgend sie euch nötig hat; denn auch sie ist vielen ein Beistand gewesen, auch mir selbst.“ Er kann Zeugnis abgeben, wenn diese Frau aus Griechenland nach Italien kommt, nach Rom, dann müsst ihr bitte nicht noch lange Gespräche mit ihr führen, und euch überzeugen lassen, dass sie bekehrt ist. Sie ist bekehrt und mehr als das, diese Frau ist wirklich eine treue, dem Herrn hingegebene Frau. Paulus sagt, auch für mich persönlich war diese Frau eine große Hilfe. Das war ein Empfehlungsbrief. Aber sie ging also nicht einfach nach Rom und sagt „Hallo, ich bin gläubig.“

-          In Apostelgeschichte 18 geht es um Apollos, der war ein Segen in der Gemeinde in Ephesus. Dann aber hatte er es am Herzen, er wollte von der heutigen Türkei, Ephesus, nach Griechenland gehen, nach Korinth. Aber da lesen wir in Apostelgeschichte 18, 27: „Als er aber nach Achaja (das ist die Gegend von Korinth) reisen wollte, schrieben die Brüder den Jüngern und ermahnten sie, ihn aufzunehmen.“ Er kam nicht nach Korinth „Hallo ich bin Apollos, ich bin auch gläubig.“ Er hatte ein Zeugnis gleich mitgenommen, schriftlich von der Gemeinde in Ephesus, das ist ein echter Gläubiger. Er kann dort sofort auch dienen und wird ein Segen (Vers 28).

-          So könnten wir noch weiterfahren, in Kolosser 4 wird Markus empfohlen. Paulus schreibt für Markus, den Verwandten von Barnabas, einen Empfehlungsbrief, Kolosser 4, 10. Aus Italien, aus Rom, er war dort gefangen, schreibt er den Kolosserbrief nach Kolossä, der Westtürkei: „Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas, dessentwegen ihr Befehle erhalten habt (wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf).“ Also Markus ging nicht von Italien in die Türkei und sagte „Hallo, ich bin gläubig.“ Der hatte die Empfehlung aus Italien mit dabei.

So konnte Barnabas also hier den Mangel ausfüllen, Jo-sef, „er fügte hinzu“. Zu Saulus heißt es noch schön in Apostelgeschichte 9, 28, nicht nur „er ging in die Gemeinde“, sondern „er ging mit ihnen aus und ein in Jerusalem...“, die haben sich nicht nur in der Gemeinde getroffen, sondern die haben miteinander auch andere Sachen unternommen. Das war volle Gemeinschaft, nicht nur die Gemeinschaft in der Gemeinde und am Tisch des Herrn, beim Brotbrechen, aber auch sonst in den Aktivitäten. Er hat da Zeugnis gegeben, sprach freimütig im Namen des Herrn, Vers 29: „Und er redete und stritt mit den Hellenisten (das waren also Juden aus dem Ausland, mit Auslandhintergrund, in Israel); sie aber suchten ihn umzubringen.“ Schon wieder ein Mordanschlag! Vers 30: „Als die Brüder es aber erfuhren, brachten sie ihn nach Cäsarea hinab und sandten ihn weg nach Tarsus.“

Nach diesem Jerusalembesuch, der 1. Besuch nach seiner Bekehrung, geht er jetzt wieder nach Tarsus. Und zwar für die nächsten ca. 10 Jahre! Und von dort holt ihn Barnabas, merken wir jetzt, das ist die Brücke zu Apostelgeschichte 11, 25:

25.  „Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen.“

Hier sind wir im Jahr 46 n.Chr. Ich habe gesagt die Bekehrung war 33, dann kamen die drei Jahre aus Galater 1, 17-18 dazu, dann geht er nach Jerusalem, er wird dort aufgenommen aber schon gibt es nach einiger Zeit Probleme und dann geht er nach Tarsus. Darum ca. 10 Jahre Tarsus. Warum? Er sollte zuerst einmal da ein Zeugnis sein, wo er herkam. Darum müssen wir das den enthusiastischen jungen Gläubigen sagen, die sagen, ich möchte in die Mission nach... - Okay, und jetzt nach deiner Bekehrung, hast du in deiner Familie auch ein Zeugnis gegeben? - Nein. - Aber du möchtest da in die Mission nach ...? - Ja. Du musst zuerst in deinem Umfeld anfangen, es braucht eine Entwicklung, man kann sich nicht einfach bekehren und dann hat man einen Wirkungskreis da in der weiten Welt. Nein, das muss dort beginnen. Nicht wahr, wir kennen das, da kommt irgendjemand, der prominent ist, zum Glauben und super, das ist der Mann und das ist die Frau, die können wir jetzt so der Gesellschaft vorstellen. Ganz gefährlich, das sind Babys, die brauchen Muttermilch. Und wenn man sie so quasi steil in die Öffentlichkeit stellt, ist die Chance, dass sie abstürzen, ganz groß. Dieses Phänomen ist bekannt, in Amerika ist das sehr verbreitet und bei uns gibt es das genauso, aber die können aus jedem einen Star machen und das ist ganz, ganz einfach. Es gibt auch so gewisse Kanäle, in der kürzesten Zeit über TikTok oder was auch immer, kann man Leute zu Stars machen und das ist ganz gefährlich.

Darum ging Paulus nicht gleich auf die Missionsreise, diese drei Jahre in Damaskus und Arabien, ca. zehn Jahre Tarsus, das war alles eine solide Vorbereitung von einem späteren Dienst. Es muss gesund wachsen. Im Holländischen gibt es ein Sprichwort „früh reif, früh verblüht“. Und da sehen wir bei Esau die Entwicklung mit seinen Nachkommen, ganz schnell entsteht ein Königtum. Aber in Israel geht alles so langsam, diese lange Zeit mit Abraham, lange Zeit mit Isaak und dann mit Jakob und dann gehen sie nach Ägypten und es geht so lange, bis dann einmal der Auszug aus Ägypten kommt. Ja Gott hat dieses Volk wachsen lassen und dadurch sind auch Wurzeln entstanden. Hier sehen wir das Prinzip eben auch in einer Einzelperson, ein gesundes Wachstum.

Und dann holt Barnabas Paulus. Und warum? Er dachte sich, das ist der ideale Mann für diese Heiden, die da zum Glauben gekommen sind. Warum? Weil das ein Jude ist, der im Ausland aufgewachsen ist, in Tarsus. Allerdings waren sie eine spezielle Familie, er sagt nämlich in Philipper 3, dass er Hebräer von Hebräern ist. Das heißt, seine Eltern lebten zwar in Tarsus, im Ausland, waren hellenistische Juden, aber es waren eben doch Hebräer. Die konnte noch Hebräisch sprechen und Paulus hatte als Muttersprache Hebräisch und dann Griechisch sowieso. Das lernte jeder draußen. Und dann haben sie ihn nach Jerusalem geschickt, er hat eine hebräische Bildung bei Gamaliel. Der hat beides gehabt, aber eben auch diese Fähigkeit, mit Heiden so unverkrampft umzugehen. Da hat sich Barnabas gesagt, das ist der Mann! Und jetzt sind so viele Jahre vergangen seit seiner Bekehrung, den hole ich für diese Pionierarbeit in Antiochia. Wir lesen weiter in Kapitel 11:

25.  Er zog aber aus nach Tarsus, um Saulus aufzusuchen;

26.  Und als er ihn gefunden hatte, brachte er ihn nach Antiochien...

Merkt man hier, Barnabus wusste nicht genau, wo Paulus ist, der musste sich herumfragen. In Tarsus gibt es einen, der heißt Saulus und der hat sich damals vor Damaskus bekehrt und der musste ihn suchen. Das ist der Punkt, weil es heißt, „als er ihn gefunden hatte“, das heißt, zuerst hat er ihn gesucht. Der war überzeugt, den muss ich haben. Er hat gesucht und auch gefunden und dann bringt er ihn nach Antiochia:

26.  ... Es geschah ihnen aber, dass sie auch ein ganzes Jahr in der Versammlung zusammenkamen und eine zahlreiche Menge lehrten und dass die Jünger zuerst in Antiochien Christen genannt wurden.

Das ist jetzt das Jahr 46-47 und da wirken diese beiden, Barnabas und Saulus zusammen, in dieser Gemeinde aus ehemaligen Heiden. Er kann da lernen, wie macht man die Arbeit in einer solchen Gemeinde. Ja, das ist auch wieder das Werk von Barnabas, ein Mann, der so für die weitere, ganz entscheidende Entwicklung von Saulus beigetragen hat.

Und dann lesen wir aber weiter, diese Gläubigen wurden Christen genannt. Dieser Ausdruck Christen kommt im NT nur drei Mal vor. Noch einmal in 1. Petrus 4, 16, in der Einzahl und Apostelgeschichte 26, 28. Auf Griechisch christianos, heißt „ein Anhänger von Christus“. Aber Christus ist einfach das griechische Wort für hebr. Messias, also ein christianos, ein Christ, ist ein messiasgläubiger Mensch, das muss man einfach mal wissen. Es gibt manche, die sagen, ja in Israel die messiasgläubigen Juden, und unter den Heiden, das sind messiasgläubige Nichtjuden. Ja das sind die messianischen Gläubigen, sie sind auch messianisch, das sind Christen. Christ heißt messianisch Gläubiger, das ist der Sinn. Jemand, der dem Messias von Herzen anhängt. Da haben Paulus und Barnabas gewirkt, dass die Leute merkten, diese Leute, diese Heiden, ihre Herzen gehören dem Messias.

27.  In diesen Tagen aber kamen Propheten von Jerusalem nach Antiochien herab.

28.  Einer aber von ihnen, mit Namen Agabus, stand auf und zeigte durch den Geist eine große Hungersnot an, die über den ganzen Erdkreis (griechisch: eukumene) kommen sollte, die unter Klaudius eintrat.

Also in diesem Jahr gibt es Besuch und da ist ein Prophet da und zwar ein Prophet, der die Zukunft voraussagen kann. Da sind wir noch in der prophetischen Zeit des NT. Das NT ist noch nicht abgeschlossen, die Zeit der Apostel ist noch nicht abgeschlossen. Dieser Agabus zeigt an, es wird eine große Hungersnot kommen. Die ist tatsächlich außerbiblisch in der Geschichte belegt. Zuerst fing es in Israel an, 47/48 n.Chr, das hilft uns für die Datierung, nicht wahr. Ich habe ja gesagt, eher sind wir im Jahr 46/47 und da wird angekündigt, jetzt kommt das. Jawohl, also 47/48 Hungersnot in Israel, das gehörte zum Römischen Reich. oikumene ist das Wort im NT für das Römische Reich, darum heißt es in Lukas 2, 1, in den Tagen von Kaiser Augustus ging ein Befehl aus, um den ganzen Erdkreis einzuschreiben, die ganze eukumene, die hat nicht die Indianer in Südamerika oder Mittelamerika gezählt und nun Nordamerika, nein, es ging um die Leute im Römischen Reich, das ist die oikumene. Hier sagt er nicht, die Indianer werden eine Hungersnot haben, aber die oikumene, das Römische Reich. Das war Israel 47/48, dann Hungersnot in Griechenland 48/49 und 50/10 Hungersnot in Italien, bis nach Rom. Das hängt wohl zusammen mit Missernten in Alexandria ab. Das war damals Kornkammer, Ägypten, kann man sich fast nicht vorstellen, ja natürlich, aus dem fruchtbaren Delta. So hat sich das genau erfüllen und nun wussten die Christen in Antiochia, oh, unsere jüdischen Brüder kommen in Not. Also haben sie sich entschieden, ich lese ab Vers 29:

29.  Sie beschlossen aber, dass jeder von den Jüngern, je nachdem einer von ihnen begütert war, den Brüdern, die in Judäa wohnten, etwas zur Hilfeleistung senden solle;

30.  Was sie auch taten, indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die Ältesten sandten.

Ist das nicht wunderbar, sie haben sich überlegt, wenn die in Not kommen, dann wollen wir sie unterstützen. Aber nicht alle hatten gleich viel Geld, d.h. hier „je nachdem einer von ihnen begütert war“. Sehen wir, nichts von Kommunismus und auch nicht mehr von dieser speziellen Form im ersten Jahr, wo man so gewissermaßen alles gemeinsam hatte. Und jetzt haben wir hier aber ein problematisches Thema, eine Gemeinde aus ehemaligen Heiden will einen Spendentransport nach Israel durchführen und sobald es um Geld geht, wird das immer ganz heikel, Glaube und Geld. Das kann eben sehr schnell zu Unregelmäßigkeiten kommen. Was macht man, wenn etwas so Heikles dran ist? Ganz einfach, Barnabas! Wir haben gelesen, „indem sie es durch die Hand des Barnabas und Saulus an die Ältesten sandten“. Das war wie Galater 2, 1 sagt: „nach vierzehn Jahren zog ich wieder nach Jerusalem hinauf...“. 14 Jahre nach der Bekehrung, das Jahr 33 +14=47. Das ist das Jahr der Hungernot, sieht man, wie die Chronologie schön aufgeht. Die machen das, weil man auf Barnabas zählen konnte und natürlich auch auf Saulus, der so mit Paulus gedient hat. Aber dann in Jerusalem, nach einiger Zeit, müssen sie wieder zurückkehren.

Aber ganz wichtig, in Galater 2 lesen wir, wie die zwei, Barnabas und Saulus, aufgenommen wurden. In Galater 2, 1-10 wird dieser Besuch beschrieben, der Besuch im Jahr 47 und in Vers 9 lesen wir:

7.    Sondern im Gegenteil, als sie sahen, dass mir das Evangelium der Vorhaut anvertraut war, wie Petrus das der Beschneidung

8.    (denn der, der in Petrus für das Apostelamt der Beschneidung – der Juden – gewirkt hat, hat auch in mir in Bezug auf die Nationen gewirkt),

9.    Und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben ist, gaben Jakobus und Kephas (das ist Petrus) und Johannes, die als Säulen angesehen wurden, mir und Barnabas die Rechte der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen, sie aber unter die Beschneidung gingen;

10.  Nur dass wir der Armen gedenken sollten, was ich mich auch zu tun befleißigt habe.

Diese Aposteln Petrus (Kephas) und Johannes, zusammen mit Jakobus, dem Bruder des Herrn, die anerkennen Barnabas und Saulus, indem sie mit Handschlag sagen: jawohl, wir sehen, dass Paulus berufen ist, um Apostel für die Heiden zu sein, so wie die 12 Aposteln Apostel waren für die 12 Stämme Israels. Und auch Barnabas bekommt diese apostolische Anerkennung, ein treuer Mann.

Ich sehe, ich komme nicht ganz durch mit der Zeit, ich mache es kurz und zeige die Linien auf, wie es weitergeht. In Kapitel 12, 24, beschreibt Lukas nach einem Einschub, wie Barnabas und Paulus aus Jerusalem nach Antiochia zurückkehren. Sie nehmen, wie man im Schweizerdeutsch sagt, ein Mitbringsel. Nicht wahr, wenn man eine große Reise macht, bringt man für die Angehörigen zuweilen etwas Schönes als Andenken mit und sie bringen Johannes Markus mit. Dann in Apostelgeschichte 13, 1:

1.    Es waren aber in Antiochien, in der dortigen Versammlung, Propheten und Lehrer: Barnabas und Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaen, der mit Herodes, dem Vierfürsten, großgezogen worden war, und Saulus.

2.    Während sie aber dem Herrn dienten und fasteten, sprach der Heilige Geist: Sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.

3.    Da entließen sie sie, nachdem sie gefastet und gebetet und ihnen die Hände aufgelegt hatten.

4.    Sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist, gingen hinab nach Seleuzia, und von dort segelten sie nach Zypern.

Nach einem Jahr spricht Gott in der Gemeinde, Gott der Heilige Geist und er sagt, jetzt ist die Zeit gekommen für die erste Missionsreise (ich sag‘s mit meinen Worten). Der Heilige Geist sagt in Vers 2 durch Propheten, die es damals noch gab, „sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus, zu dem ich sie berufen habe.“ Wer hat berufen? „...zu dem ich sie berufen habe.“ Ach so, haben wir nicht vielleicht gedacht, eine Missionsgesellschaft muss zum Missionsdienst berufen? Aber wir finden keine Missionsgesellschaft in der Bibel. Ja aber, die Gemeinde beruft. Nein, wir haben hier eine Gemeinde, aber die beruft nicht. Wir lernen hier, die Gemeinde beruft nicht, Gott muss zum Missionsdienst berufen. Wir haben hier sieben Verben, aber berufen bezieht sich nicht auf die Gemeinde, sondern auf Gott. Und noch etwas, wer sendet aus? Natürlich die Missionsgesellschaft. – Nein, die gibt’s gar nicht. - Also die Gemeinde. - Nein, Vers 4 „sie nun, ausgesandt von dem Heiligen Geist, gingen hinab nach Seleuzia...“ Der Heilige Geist beruft, Gott beruft, der Heilige Geist sendet aus, Gott sendet aus. Und die Gemeinde? Es gibt noch mehr Verben, es gibt noch fünf Verben. In Vers 2 da sprach der Heilige Geist, sondert mir nun Barnabas und Saulus zu dem Werk aus. Aussonderung, was bedeutet das? Auf Griechisch aphorizo heißt „absondern, auf die Seite stellen“. Jetzt haben die zwei Männer so segensreich in Antiochia gedient und jetzt plötzlich sollen sie gehen. Wir können sie nicht hergeben, wir brauchen sie. Dann sagt der Heilige Geist, stellt sie auf die Seite, ihr müsst sie hergeben. Das muss die Gemeinde, sie hergeben! Aber Gott hat gewirkt, wir haben gelesen, in der Zwischenzeit sind noch andere dazugekommen, die segensreich gedient haben. Simeon, genannt Niger, und Luzius von Kyrene und Manaen. Ein interessanter Mann, der ist mit Herodes dem Vierfürsten, ein Nachkommen von Herodes, dem Kindermörder, aufgezogen worden. Er hat mit dem gespielt als Junge und der ist zum Glauben gekommen, der andere nicht. Die sollten weiterfahren, der Herr hat die Gemeinde nicht im Stich gelassen. Er hat schon gesorgt, dass es weitergeht. Aber sie müssen jetzt Barnabas und Saulus hergeben, darum aussondern.

Nebenbei gesagt, wenn jemand in eine Gemeinde geht und dann kommt der Tag, wo sie sagen, jetzt gehen wir in die Mission und die Gemeinde kann sagen, kein Problem, ihr könnt gehen. Warum? Ja weil wir von euch auch nicht so viel gemerkt haben in der Gemeinde. Das ist traurig, da müssen sie gar nicht aussondern. Aussondern muss man dann, wenn man sagen muss, die haben sich so identifiziert und eingebracht in der Gemeinde und jetzt macht es uns weh. Aber Gott sagt, wir müssen sie hergeben, also machen wir es. Und dann sehen wir, die haben zuerst noch gefastet und gebetet, also wirklich dem Herrn anbefohlen. Fasten ist ganz hilfreich, wenn man sich nämlich überlegt, wie viel Zeit man zum Einkaufen von Nahrung braucht und dann zubereiten und dann zu kochen und dann zu servieren und dann, je nachdem, wird das ziemlich schnell aufgegessen und nachher kommt der ganze Abwasch und Aufräumen. Das ist unglaublich, was das für Zeit braucht. Darum, wenn man keine Zeit hat, muss man einfach mal fasten und hat so viel Zeit, das ist der Punkt. Gebete sind nicht besser, wenn man fastet. Das ist religiöses Denken, verdienstliches Denken. Aber die haben gefastet und wirklich das vor den Herrn gebracht. Da haben sie ihnen die Hände aufgelegt, das ist das Zeichen der Identifikation, wir stehen hinter eurem Dienst, euer Dienst ist wie wenn wir das tun würden. Dann sind sie auf die erste Missionsreise gegangen und sie hatten noch Johannes Markus mitgenommen.

5.    Und als sie in Salamis waren, verkündigten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden. Sie hatten aber auch Johannes zum Diener.

Aber der wurde ja gar nicht berufen. Ja das war wie man im Schweizerdeutsch sagt das Mitbringsel aus Jerusalem. Und jetzt nehmen sie ihn mit auf die erste Missionsreise ohne Berufung. Da kann ich sagen, das ist gefährlich, in die Mission gehen, ohne klar vom Herrn überzeugt sein, der Herr will mich dort haben. Das ist ganz wichtig und wir sehen dann ein paar Verse später, in Vers 13:

13.  Als aber Paulus und seine Begleiter von Paphos abgefahren waren, kamen sie nach Perge in Pamphylien. Johannes aber trennte sich von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück.

Was ist das? Ich bin mal mit dem Flugzeug da rüber geflogen, dort bei Perge in Pamphylien. Man sieht grad das Mittelmeer, die Küste von Türkei und dann geht das ganz steil hinauf, das Gebirge und das ist heute noch so ein Weg für ganz Sportliche. Da gibt es eine bestimmte Route, wer dort hinaufgeht, der ist echt fit. Das braucht mehr als auf den Ararat zu steigen. Dort hoch, wir sehen, genau dort geht Markus nicht mehr mit. Irgendwie wurde es ihm zu viel. Ja, es hörte auf der Missionsdienst, er hatte keine Berufung, da kann er auch wieder nach Hause gehen, wenn es schwierig wird. So geht das. Dann haben wir diesen segensreichen Dienst in Kapitel 13.14. Paulus und Barnabas dienen und dienen und es entstehen neue Gemeinden, wirklich wunderbar.

Aber dann in Kapitel 15, da gibt es Probleme. Und zwar kommen die zwei nach der ersten Reise wieder nach Hause nach Antiochia, Kap 14, 27: „Als sie aber angekommen waren und die Versammlung zusammengebracht hatten, erzählten sie alles, was Gott mit ihnen getan und dass er den Nationen eine Tür des Glaubens aufgetan habe. Sie verweilten aber eine nicht geringe Zeit bei den Jüngern.“ Ein Missionsbericht, ist das richtig? - Ja natürlich ist das richtig. - Und dann erzählt man, was man geleistet hat? - Nein, man sagt, was Gott gemacht hat. - Und man spricht natürlich gar nicht von sich? - Nein, die sagen, was Gott mit ihnen gemacht hat. Alles am richtigen Platz. Der Herr hat sie gebraucht, sie erzählen schon davon, aber sie geben dem Herrn die Ehre dafür.

Und dann in Kapitel 15 kommen Brüder aus Judäa auf Besuch in Nordsyrien. Und jetzt gibt es richtig Probleme. Das sind nämlich Irrlehrer, die sagen, Heiden müssen sich beschneiden lassen, ins Judentum übertreten, sonst können sie gar nicht gerettet werden. Es gibt einen riesen Zwiespalt, die Gemeinde wird gespaltet. Ja, in Jerusalem hat man immer gedacht, das gibt mal in Antiochia Probleme. Aber die Probleme haben die aus Judäa verursacht, nicht die aus Antiochia! Die haben das Problem importiert, gespalten. Kap 15, 2: „Als aber ein Zwiespalt entstand und ein nicht geringer Wortwechsel (riesige Diskussionen, wo man die Sache zu Boden reden kann), ... ordneten sie an, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen zu den Aposteln und Ältesten nach Jerusalem hinaufgehen sollten wegen dieser Streitfrage.“ Es gab Streit! Man kann auch in Vers 24 schauen, Beunruhigung und Verstörung. Fünf Kennzeichen einer falschen Lehre. Was macht man, wenn es solche Probleme in der Gemeinde gibt? Barnabas! Barnabas, zusammen mit Saulus, müssen zu den Aposteln gehen und klären, was ist die reine, biblische, apostolische Lehre in dieser Sache ist. Und das wird hier geklärt und es wird gesagt: Nein, falsch! Man wird nur durch Glauben errettet, ohne Beschneidung, ohne sich unter das Gesetz zu stellen. Und das darf auch nicht geschehen, Nichtjuden sollen gar nichts von dem Gesetz einhalten, das Gott nur Israel gegeben hat am Sinai. Ach so! Und da wird ein Brief geschrieben, die Gemeinde wird informiert und die Reaktion ist so schön. In Vers 31-33: „Als sie ihn (den Brief) aber gelesen hatten, freuten sie sich über den Trost. Und Judas und Silas, die auch selbst Propheten waren, ermunterten die Brüder mit vielen Worten und stärkten sie. Nachdem sie sich aber eine Zeit lang aufgehalten hatten, wurden sie mit Frieden von den Brüdern entlassen zu denen, die sie gesandt hatten.“ Fünf Kennzeichen der gesunden Lehre: Freude, Trost, Ermunterung, Stärkung, Frieden. Das ist gesunde Lehre.

Dann, nach einiger Zeit in Antiochia, das Problem ist gelöst, wollen Paulus und Barnabas auf die zweite Missionsreise. Und Barnabas sagt, ich sag‘s mit eigenen Worten, oh toll, jetzt nehmen wir Markus wieder mit. Nicht wahr, man muss einem jungen Bruder eine zweite Chance geben. Paulus sagt, der kommt nicht mit. - Das ist hart. Wie kannst du? - Nein. - Markus muss mitkommen. Es gibt eine Erbitterung zwischen den beiden, die finden sich nicht.

Josef Barnabas, er kann das Problem nicht lösen. Die zwei, die so viele Probleme gelöst haben, sie kommen miteinander nicht mehr zurecht. Wir lesen in Vers 39-40: „Es entstand aber eine Erbitterung, so dass sie sich voneinander trennten und Barnabas den Markus mitnahm und nach Zypern absegelte. Paulus aber erwählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen.“ Die können das Problem nicht lösen, aber die Gemeinde hätte ja intervenieren müssen, die haben ja auch die Frage, wie wird man errettet, geklärt. Die haben sie nicht offengelassen. Und jetzt? Der geht da und der geht da. Was ist das für eine Gemeinde, die sollte doch Stellung nehmen! Die haben das nicht gemacht, warum? Eine Lehrfrage, die grundlegend ist für die Lehre des Heils, die darf man nicht offenlassen, die muss geklärt werden. Aber wenn es um praktische Fragen geht, wie machen wir das in der Mission, so und so. Paulus hat Argumente gehabt und Barnabas hat Argumente gehabt. Die Gemeinde hat das ihrer Verantwortung überlassen. Glücklicherweise, die hätten Porzellan verschlagen, aber im Moment war die Sache nicht zu klären. Darum war das gut, sie gingen getrennte Wege. Aber merken wir, im Weiteren beschreibt Lukas die Reise von Paulus, nicht die von Barnabas. Wir wissen nichts mehr, was er in Zypern gemacht hat.

Und noch etwas, nur von Paulus heißt es in Vers 40: „Paulus aber erwählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes anbefohlen“. Die stehen hinter ihm, von Barnabas heißt es das nicht. Also die haben schon eine Meinung gehabt, aber die haben Barnabas die Freiheit gelassen und das ist so wichtig. In bestimmten Fragen die Freiheit lassen und das rettet ganz viel Porzellan. Es brauchte eine Zeit, in 1. Korinther 9 kann man nachlesen, Paulus spricht im Jahr 54, Jahre nach diesem Ereignis, über Barnabas mit einer solchen Hochachtung. Er stellt Barnabas auf die gleiche Stufe. Und so sehen wir, es hatte Zeit gebraucht. Und in solchen Fragen, in praktischen Fragen, es geht nicht Lehrfragen, die entschieden werden müssen, muss man stehen lassen und dann kommt das wieder zurecht. Es ist auch so schön, in Kolosser 4, 10, haben wir schon gelesen, Jahre später im Jahr 62 schreibt Paulus aus der 1. Gefangenschaft in Rom, und er sagt, ich empfehle euch Markus, den Neffen des Barnabas.

Oh übrigens, der war ja verwandt. Das ist ein Problem! Wenn es Streit gibt und dann merkt man, aha, die sind verwandt, ist man eben nicht gleich objektiv. Und das kann so sein, bei Verwandten deckt man alles, ist alles günstiger. Aber es kann auch anders sein, bei Verwandten ist man erst recht hart, ja, weil man gerecht sein will. Beides ist nicht objektiv, das ist ein Problem. Wenn Verwandtschaft noch eine Rolle bei solchen Fragen spielt, da muss man ganz besonders achtsam sein. Das ist delikat und erklärt manche Probleme von selbst. Darum, oft wenn es Trennungen in Gemeinden gibt, muss man schauen, oh die ganze Verwandtschaft. Ja natürlich! Das war nicht geistlich entschieden, das war eine Verwandtschaftsentscheidung! Das ist nicht dasselbe.

Jetzt schließlich im letzten Brief des Paulus, 2. Tim 4, aus der 2. Gefangenschaft in Rom, aus der Todeszelle, da schreibt Paulus und sagte zu Timotheus: wenn du kommst, und zwar von der Westtürkei von Ephesus her nach Italien, nimm Markus mit, denn er ist mir nützlich zum Dienst! Er sagt in diesem gleichen Brief in 2. Tim 1, du weißt, alle, die in Asia sind, das große Gebiet von Ephesus, Smyrna, Pergamus, Thyatira usw, Kollosä, Hierapolis, alle die in Asia sind, haben mich verlassen. Die Gläubigen haben sich von Paulus abgewandt. Er ist da in der Todeszelle, kann nichts mehr reparieren, hat drei Jahre in Asia ganz besonders intensiv gewirkt und jetzt bricht alles zusammen. Er ist so enttäuscht. Und da gibt es noch einige Gläubige, die haben zu ihm gehalten. Z.B. das Ehepaar Aquila und Priscilla, die Familie Onesiphorus, „und nimm Markus mit“. Das war noch einer, auf den er sich wirklich freuen konnte. Sehen wir, auch da bei Markus, es brauchte einfach Zeit, der hat sich schon noch entwickelt. In der Zwischenzeit hat er das Markusevangelium geschrieben, das Evangelium von dem vollkommenen Diener. Und er hat gelernt, wie man den Herrn Jesus vor Augen haben muss, wenn man dient. Das war eben anders bei ihm. Aber jetzt ist er ganz anders geworden und Paulus sagt als einen der letzten Wünsche, bring Markus mit, den Verwandten von Barnabas.

Das sehen wir, da ist so vieles geheilt worden, aber es brauchte Zeit. Und hätte die Gemeinde damals insistiert, nein, die Sache wird jetzt geklärt, das ist Pressen der Nase. Was gibt das? Pressen der Milch gibt Butter und pressen der Nase gibt Blut, Sprüche  30! Das haben sie nicht gemacht, das war sehr weise. Am richtigen Ort muss man darauf bestehen, am richtigen Ort muss man sagen, die müssen selber entscheiden. Wollen wir an dieser Stelle schließen.