Biblische Urgeschichte - Teil 03/10 - Die Ankündigung des Sintflut

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage Aarau 1999

1. Mose 6, 1 - 1. Mose 8, 22

 

Wir haben am letzten Bibelstudientag die Kapitel 1-5 in der Übersicht durchgenommen, aber das ist ein in sich geschlossener Block, also wer letztes Mal nicht dabei war, kein Problem. Wir beginnen also hier mit 1. Mose 6, der Ankündigung der Sintflut. Ich lese ein paar Verse:

«Und es geschah, als die Menschen begannen sich zu mehren auf der Fläche des Erdbodens und ihnen Töchter geboren wurden, da sahen die Söhne Gottes, dass die Töchter der Menschen schön waren. Und sie nahmen sich zu Frauen, welche sie irgend erwählten. Und der HERR sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist und seine Tage seien 120 Jahre. In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde und auch nachher, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren. Das sind die Helden, welche von alters her waren, die Männer von Ruhm gewesen sind. Und der HERR sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag. Und es reute den HERRN, dass er den Menschen gemacht hatte auf der Erde und es schmerzte ihn in sein Herz hinein. Und der HERR sprach: Ich will den Menschen, den ich geschaffen habe, von der Fläche des Erdbodens vertilgen, vom Menschen bis zum Vieh, bis zum Gewürm und bis zum Gevögel des Himmels; denn es reut mich, dass ich sie gemacht habe. Noah aber fand Gnade in den Augen des HERRN. Dies ist die Geschichte Noahs: Noah war ein gerechter, vollkommener Mann unter seinen Zeitgenossen. Noah wandelte mit Gott. Und Noah zeugte drei Söhne: Sem, Ham und Japhet. Und die Erde war verderbt vor Gott und die Erde war voll Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verderbt; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verderbt auf Erden. Und Gott sprach zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen, denn die Erde ist voll Gewalttat durch sie; und siehe, ich will sie verderben mit der Erde. Mache dir eine Arche von Gopherholz; mit Kammern sollst du die Arche machen und sie von innen und von außen mit Harz verpichen. Und also sollst du sie machen: Dreihundert Ellen sei die Länge der Arche, fünfzig Ellen ihre Breite und dreißig Ellen ihre Höhe. Eine Lichtöffnung sollst du der Arche machen, und bis zu einer Elle sollst du sie fertigen von oben her; und die Tür der Arche sollst du in ihre Seite setzen; mit einem unteren, zweiten und dritten Stockwerk sollst du sie machen.» (1. Mose 6, 1-16)

 

Bis hierher. Wir erfahren also am Anfang von Kapitel 6, dass sich die Menschheit nach dem Sündenfall massiv vermehrte und ausbreitete. Und dann kommt diese eigenartige Stelle von den Söhnen Gottes, die sich mit den Töchtern der Menschen verbunden haben. Da gibt es verschiedene Auslegungen dazu. Es gibt Ausleger, die sagen, die Söhne Gottes, das ist eine Bezeichnung für die gottesfürchtige Linie von Adam über Seth. Also die Linie der Verheißung, die auf den Messias hin geht. Und hier haben wir das Problem, dass diese gottesfürchtige Linie begonnen hätte sich mit den anderen Menschen zu vermischen. Aber das ist natürlich ein Problem, dass hier der Unterschied gemacht wird zwischen den Söhnen Gottes und den Töchtern der Menschen. Ja und die Sethiten, die Nachkommen von Seth, waren ja auch Menschen. Also kann man nicht sagen, da ist ein Gegensatz zwischen den Söhnen Gottes und den Söhnen der Menschen. Aber eindeutig wird das Problem geklärt durch Judas 1, 6 im Neuen Testament. Denn dort werden diese Söhne Gottes mit dem Namen Engel bezeichnet. Da wird klar, was gemeint ist. « und Engel, die ihren ersten Zustand nicht bewahrt, sondern ihre eigene Behausung verlassen haben, hat er zum Gericht des großen Tages mit ewigen Ketten unter der Finsternis verwahrt. Wie Sodom und Gomorra und die umliegenden Städte, die sich, gleicherweise wie jene, der Hurerei ergaben und anderem Fleische nachgingen, als ein Beispiel vorliegen, indem sie des ewigen Feuers Strafe leiden».

In Vers 6 wird gesprochen über Engel, die ihren ersten Zustand verlassen haben und von Gott gerichtet worden sind. In Vers 7 wird gesprochen über Sodom und Gomorra, die sich der Hurerei ergeben haben. Aber Judas führt hinzu, die Leute von Sodom und Gomorra, die haben sich der Hurerei hingegeben, gleicherweise wie jene. Und dies ist rückbezüglich auf Vers 6, auf die Engel. Und von den Sodomiten wird hier gesagt, sie seien anderem Fleisch nachgegangen. Es gibt im griechischen zwei Wörter für «anderes», nämlich «allos» und «heteros». Allos meint anderes von gleicher Art. Heteros bedeutet anderes von verschiedener Art. In Sodom war es das Problem der Sodomie, also Geschlechtsbeziehungen zwischen Menschen und Tieren. Das ist ja auch die Bezeichnung der Sodomie, wie sie auch heute noch gebräuchlich ist. Das war anderem Fleisch nachgehen, indem man die Schöpfungsordnung durchbrach. Die Engel hätten das Gleiche getan, indem sie nämlich auch die Schöpfungsordnung durchbrochen haben, dass Engel sich mit Menschen sexuell verbunden haben. Die Konsequenz wird auch genannt in 1. Mose 6, denn daraus seien dann die Riesen entstanden. Vers 4: «In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde und auch nachher, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und diese ihnen gebaren.» Und auch nachher, also nach in der nachsintflutlichen Zeit hat es ja wieder Riesen gegeben, wenn man denkt an Goliath und all die weiteren Riesen, die Israel im Lande Kanaan angetroffen hat. Also Söhne Gottes ist ja im Alten Testament in Hiob 1, 6 und Hiob 2, 1 eine bekannte Bezeichnung für Engel. Diese haben also die Schöpfungsordnung durchbrochen wie die Sodomiter und die Leute von Gomorra, und das war so schlimm, dass Gott diese Gruppe von Engeln sofort verwahrt hat in der Finsternis mit Ketten gebunden. Die sind also im Gegensatz zu den anderen gefallenen Engeln, die wir in den Evangelien oft als Dämonen bezeichnet finden, die nicht gebunden sind, die sind heute noch frei, die sind sofort gerichtet worden von Gott, die sich angemaßt haben, die Schöpfungsordnung zu durchbrechen. Also die Perversion der vorsintflutlichen Welt hatte ein derartiges Maß angenommen, dass Gott sagt, jetzt muss ich die Menschheit ausrotten. Es reut mich.

Übrigens zu Vers 4, unter Punkt 2 des Arbeitsblattes, gebe ich dann noch die genaue Übersetzung von Vers 4 an. In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch nachher, weil die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen einzugehen pflegten, und diese ihnen gebaren. Ich habe das genauer übersetzt mit «einzugehen pflegten», weil dort eine spezielle Zeitform im hebräischen verwendet wird, die ungewöhnlich ist in der Erzählung, die aber betont, dass das immer wieder geschehen ist. Das ist natürlich sehr überraschend. Man fragt sich: Ja ist das überhaupt möglich? Haben Engel überhaupt ein Geschlecht? Nun, die Bibel gibt nicht viele Details über das Wesen der Engel in dieser Hinsicht, aber trotzdem ist interessant, dass Engel immer männlich beschrieben werden. Der Engel Michael, Michael ist ein männlicher Name. Der Engel Gabriel, der Name heißt sogar Mann Gottes. Und auch Daniel beschreibt den Engel in Daniel 9, Gabriel, als Mann Gottes, nicht als Frau Gottes. Also die Engel werden männlich dargestellt und hier haben sich die Engel mit Frauen verbunden und daraus seien die Riesen entstanden. Und da sehen wir auch gleich, dass in der Mythologie, die Riesen, die schon bei den alten Griechen vorkommen, nicht alles aus dem luftleeren Raum gegriffen ist, sondern, dass es solche Realitäten effektiv gegeben hat und selbst noch in der Zeit von David, also vor ungefähr 3.000 Jahren. Aber David war bemüht, dieses Riesengeschlecht auszurotten, weil es Gott ein Gräuel war.

Wir haben in Vers 3 nochmals ein schwieriges Auslegungsproblem. «Der HERR sprach: Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten, da er ja Fleisch ist, und seine Tage seien 120 Jahre.» Einige Ausleger sagen, das bedeutet, dass die Menschen jetzt nur noch 120 Jahre alt werden können. Andere Ausleger sagen, diese 120 Jahre beziehen sich auf die Gnadenfrist, die Gott unter Noah noch gewährte, also sie hatten 120 Jahre lang die Chance noch umzukehren, danach würde die Sintflut kommen. Interessant ist folgendes: Unter Punkt 2 habe ich den Hinweis gegeben, dass diese 120 Jahre als Gnadenfrist bis zur Flut schon in den Qumranhandschriften so ausgelegt wurden. Also in der Handschrift 4 Q, d.h. Höhle vier, es gab ja elf Höhlen, wo man Handschriften gefunden hat, die Handschrift 252 fasst das als die letzten Tage Noahs vor der Flut auf, 120 Jahre. Und das ist auch noch weiter zu verteidigen; denn wir sehen, dass noch lange nach der Sintflut die Menschen viel älter werden konnten als 120 Jahre. Im Geschlechtsregister in 1. Mose 11 sieht man das. Also das kann sich unmöglich auf die Lebensdauer des Menschen an sich beziehen, sondern es bezieht sich auf die Gnadenfrist. Wir haben hier also schon alttestamentlich das Prinzip: Gott gibt der Menschheit eine bestimmte Frist, damit sie umkehren, bereuen, Buße tun kann, und wenn diese Frist abgelaufen ist, kommt das weltweite Gericht. Darin haben wir heilsgeschichtlich eine Parallele mit der heutigen Zeit, die wir als die Zeit der Gnade bezeichnen können, aufgrund von 2. Korinther 6 der Tag des Heils, so wird diese Zeit heute genannt. Aber die hat ein Ende, denn es kommt die Entrückung, es kommt damit ein zu spät und es kommt das weltweite Gericht über die Welt, die große Drangsal.

Nun gibt es noch ein schwieriges Problem. Was heißt das: «Mein Geist soll nicht ewiglich mit dem Menschen rechten?» Dies erklärt sich aus 2. Petrus 2, 5 und 1. Petrus 3, 8-22. Denn dort wird gesagt, dass Noah ein Prediger der Gerechtigkeit war. Also Noah hat diese Gnadenzeit benutzt um zu predigen, damit Menschen noch die Möglichkeit wahrnehmen könnten, um vor dem Gericht verschont zu werden. Und in 1. Petrus 3, 18 haben wir grad noch einmal eine schwierige Stelle. Dort heißt es, dass der Geist Christi hingegangen ist und hat gepredigt den Geistern im Gefängnis, als Gottes Langmut damals harrte in den Tagen Noahs. Das bedeutet also, durch Noah hat der Heilige Geist, der Geist Christi, zur Menschheit damals gepredigt, aber diese Menschen haben diese Botschaft ja nicht angenommen, nur acht Menschen sind gerettet worden durch die Arche. Die übrigen sind in den Hades gekommen, ins Gefängnis. Und deshalb kann Petrus in seinem ersten Brief sagen, der Geist Christi hat den Menschen im Gefängnis, die jetzt im Totenreich sind, denen hat er gepredigt. Aber nicht nachdem sie gestorben waren, sondern noch vorher, eben zur Lebzeit Noahs. (Er hat ihnen also nicht im Gefängnis das Evangelium verkündigt, sondern er hat das Evangelium denen verkündigt, die jetzt im Gefängnis sind). Also durch den Heiligen Geist hat Noah gepredigt. Und gleichzeitig hat Noah den Auftrag bekommen, eine Arche zu bauen. Und allein durch das Bauen der Arche, das war so eine Demonstration seiner Predigt, war er schon ein Zeugnis: Warum ein derartiges Riesenschiff bauen und das auf dem trockenen Land?! Und er konnte so immer hinweisen darauf, dass das Gericht Gottes kommen würde. Und auch wenn die Leute damals gesagt hätten, ja wissenschaftlich können wir uns das gar nicht vorstellen, könnte er sagen, ja das müsst ihr euch gar nicht vorstellen, das kommt sowieso.

Die Maße der Arche sind verblüffend. Wir haben gelesen 300 x 50 x 30 Ellen. Jetzt wird aber nicht spezifiziert, ob hier die Königselle oder die kleine Elle gemeint ist. Die Königselle ist 52,5 cm, die kleine ein siebtel kürzer, also 45 cm. Bei der Königselle kommen wir auf 157,5 m Länge, 26,25 m Breite und 15,75 m Höhe. Bei der kleinen Elle ergeben sich die Maße 135 m Länge, 22,5 m Breite und 13,5 m Höhe. Und was absolut bemerkenswert ist, das Verhältnis von Länge und Breite ist 1:6 und das weiß man heute, dass das das ideale Maß ist für höchste Stabilität auf dem Wasser. Also Ozeanschiffe werden in Annäherung an dieses Maßverhältnis gebaut. Es kann auch 1:7,5 sein oder so, aber in diesem Bereich liegt das Ideal, damit ein Schiff auf dem Wasser nicht kentert. Es gibt ja noch viele andere Sintflutüberlieferungen außerhalb der Bibel. Wir kommen noch darauf zurück. Zum Beispiel die Babylonier haben einen solchen Bericht. Den hat man im letzten Jahrhundert entdeckt, diese Keilschrifttafeln, das Gilgameschepos. Und dann haben viele Theologen, liberale Theologen, gesagt: „Ja seht ihr, jetzt wissen wir, woher die Hebräer diese Geschichte haben. Das haben sie den Babyloniern abgeschrieben. Das ist der viel ältere Bericht und die Hebräer haben das wahrscheinlich während der babylonischen Gefangenschaft von ihnen übernommen und dann haben sie es so in das Genesisbuch eingearbeitet und haben das unter dem Namen Mose herausgegeben. Das war kein Betrug, sondern sie wollten einfach ihren religiösen Schriften mehr Gewicht verleihen“ Das war jedenfalls der große Streit Bibel-Babel. Aber interessant ist, dass in dem babylonischen Gilgameschepos die Arche auch beschrieben ist, aber als Würfel, mit zwölf Stockwerken. Also wie schwimmt ein Würfel auf dem Ozean? Der überschlägt sich dauernd. Die Maße dort sind also völlig absurd, während die biblischen Maße denen entsprechen, die wir aus dem modernen Ingenieurwesen kennen.

Und dann kommt noch etwas dazu. Da haben doch immer wieder Leute gefragt: Ja, wie hat den Noah alle Tiere in die Arche hineingebracht? Da sieht man doch, dass dies ein Märchen ist. Das muss man doch wahrscheinlich einfach symbolisch nehmen. Oder man muss die Botschaft, die Theologen würden sagen «das Kerygma», entdecken. Darum geht es, nicht um das Historische. Nun, natürlich ist es schwierig, wenn wir bedenken, dass man heute ungefähr eine Million verschiedene Tierarten weltweit auflistet, und von jedem ein Pärchen, das gibt schon zwei Millionen. Und von den reinen Tieren hat er sogar noch mehr mitnehmen müssen. Ja gut, aber 800.000 von diesen gelisteten Tieren sind Insekten, die sind naturgemäß eher klein. Dann bleiben noch 200.000. Aber da kommen wir ganz deutlich drunter, denn Noah musste ja nur atmende Tiere mitnehmen, also Luftatmende Tiere. Die Fische waren nicht in der Arche. Da kommen wir also noch einmal ganz deutlich runter und das wurde auch schon schön ausgearbeitet von Whitcomb und Morris in ihrem Buch Die Sintflut, das ca. 1960 erschienen ist und zum Bestseller wurde. Es war übrigens eines der ersten Bücher, die versucht haben zu zeigen, dass der biblische Schöpfungs- und Sintflutbericht kein Märchen ist. Und diese beiden haben dann gezeigt, dass für die Anzahl der Tiere, die noch übrig bleiben, der Platz völlig ausreicht, um sie in der Arche unterzubringen, wenn wir als mittlere Größe ein Schaf annehmen. Und zwar haben sie es illustriert. Ich habe hier das Buch angegeben, Seite 98 und folgende. Sie sagen dann, wie viel Platz man in Güterzügen verwendet, um Schafe zu transportieren. Sie zeigen nun, dass in einer Arche genügend Raum zur Verfügung steht. Die Arche muss man sich zudem nicht so vorstellen, dass sie so einen abgerundeten Bug hat wie ein Schiff, das gesteuert werden muss. Die Arche sollte ja nur wie ein ungesteuertes Floß auf dem Wasser treiben. So konnte man durch eine rechteckige Bauweise zusätzlichen Raum schaffen. So sind die Angaben der Bibel durchaus realistisch. Und das ist erstaunlich, denn gefühlsmäßig würde man das für absoluten Unsinn halten oder absolut undenkbar, je nach seiner Gottesfurcht. Das zeigt uns, wie gefühlsmäßige Eindrücke manchmal völlig daneben liegen können.

Man überlegt sich dann auch noch: Wie haben die Tiere ein Jahr in der Arche überleben können? Erstaunlich ist die Entdeckung, dass ein großer Teil der Tiere die Fähigkeit hat zum hybernieren, d.h. Winterschlaf zu halten, aber diese Fähigkeit gar nie benutzen. Also von winterschlafenden Löwen hört man gewöhnlich nichts. Aber viele Tiere haben die Fähigkeit, die Möglichkeit, dazu. Sie gebrauchen diese Anlage jedoch nicht, da es aus klimatischen Gründen nicht notwendig ist. In der Bibel steht davon nichts. Es ist jedoch möglich, dass diese Fähigkeit in der genannten Situation zum Zuge gekommen ist und das Nahrungsbedürfnis somit deutlich heruntergeschraubt hat.

Weiter kommt noch folgendes dazu: Man muss gar nicht davon ausgehen, dass alle heute lebenden Arten auch schon damals existiert haben. Die Frage ist ja schon: Was ist eine Art? In der heutigen Schöpfungsforschung, begonnnen mit Whitcomb und Morris, ist gezeigt worden, dass die Arten anders bestimmt werden müssen, als das in der Biologie normalerweise gemacht wird. Denn eine Art im biblischen Sinn ist eine Gruppe von Tieren, die untereinander sich kreuzen kann. Zum Beispiel gibt es ungefähr 170 Entenarten. Aber die kann man alle untereinander kreuzen. Also ist das eine Art für sich. Oder Zebra, Pferd und Esel kann man untereinander kreuzen. Das ist also auch für sich eine Art. Auch bei den Katzenartigen gilt das; Tiger und Löwe u. a. kann man untereinander kreuzen. Das zeigt, dass es im Prinzip eine Art ist. Und genauso wie man unzählige neue Hundearten künstlich gezüchtet hat, so sind auch in der Natur mit der Zeit, durch die Umweltveränderungen, neue Arten, quasi durch Zuchtwahl, entstanden. Also kann man sagen, dass die Artenzahl im ersten Buch Mose wesentlich geringer war als heute. Es gibt natürlich auch Arten, die damals existierten und heute ausgestorben sind. Das muss man auch wieder berücksichtigen. Aber prinzipiell muss man sagen, dass nicht alles, was heute als Art bezeichnet wird, im biblischen Sinn eine Art ist, dass also Noah nicht von jeder möglichen Ausprägung einer Art ein Exemplar mitnehmen musste, sondern gewissermaßen einen Urtyp jeder Art, die sich dann in nachsintflutlicher Zeit wieder aufgesplittert haben in verschiedene Artausprägungen.

Schiffe, in den Dimensionen der Arche, wurden erst wieder seit dem Ende des neunzehnten Jahrhunderts gebaut. Das ist doch eindrücklich, dass dieser Bericht ein Schiff beschreibt, dass erst in der Neuzeit wieder gebaut werden konnte oder gebaut wurde. Das Material wird vorgeschrieben: Gopherholz (Vers 14). Diese Holzart kommt nur an dieser Stelle in der Bibel vor. Es ist eine uns heute unbekannte harzhaltige Nadelbaumart. Gopher, so steht es im hebräischen Text, kommt von der Wurzel «gaphar», das entspricht «kaphar» und bedeutet zudecken, überziehen. Das Wort Harz heißt «kopher». Merken wir, wie gopher und kopher miteinander verwandt sind?! Daher kann man ableiten, dass es ein harzhaltiges Holz gewesen ist. Nun sagt aber Gott zu Noah: Du sollst die Arche bauen aus Gopherholz und dann mit Harz verpichen. Und dort steht das Wort «kopher». Eigentümlich ist nun folgendes. Das Wort «kopher» in der Bibel bedeutet «Harz», aber auch «Sühnung». Also mit Sühnung überziehen. Ich will schnell erklären, wie es zu dieser Bedeutung kommt. In Hiob 33, 24 kommt das Wort kopher, das sonst Harz bedeutet, in der Bedeutung Sühnung vor. Es ist auch verwandt mit dem Wort «kippur», wir kennen das aus dem Begriff «Jom Kippur», dem Versöhnungstag. Dann ist es verwandt mit dem Wort «kapporet». Man merkt, es kommen immer wieder die drei Konsonanten vor K, P und R. Kapporet bezeichnet im Alten Testament den Sühnedeckel der Bundeslade. Und das Verb «kipper» bedeutet «Sühnung erwirken».

Nun was bedeutet überhaupt Sühnung in der Bibel? Sühnung bedeutet: Ein Unschuldiger tritt zwischen den Schuldigen und dem richtenden Gott, so dass die Strafe den Unschuldigen trifft und den Schuldigen verschont. Also wird gewissermaßen der Schuldige überdeckt durch den unschuldigen Stellvertreter. Und dies ist das biblische Sühnung tun. Im Tempeldienst, im Opferdienst, musste ja auch ein unschuldiges Opfertier sterben anstelle des schuldigen Menschen, der seine Schuld bekennen musste. So ist also das stellvertretende Lamm dazwischengetreten und hat die Strafe bekommen. Strafe muss ausgeübt werden über die Sünde, kann aber von jemand übernommen werden, der verdeckt. Und nun ist es natürlich bemerkenswert, dass die Arche der einzige Ausweg war, wie Menschen dem Gericht Gottes damals entgehen konnten. Genauso wie das Evangelium zeigt, es gibt nur einen einzigen Ausweg und das ist Jesus Christus. 1. Johannes 1, 2 sagt sogar, «Jesus Christus und Er ist die Sühnung für unsere Sünden. Nicht allein für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt». Hier haben wir das Wort Sühnung auf Jesus Christus bezogen. Und wenn wir bedenken: Gopherholz überzogen mit kopher (Sühnung) ist der einzige Ausweg vor dem Gericht Gottes, so ist dies eine wunderbare alttestamentliche Illustration des Heilsweges.

Kommt dazu, dass es in der Arche eine Tür gab. Durch diese Tür musste man eingehen, es war die einzige Tür, und dann war man gerettet. In 1. Mose 7, 1 heißt es: «Und der Herr sprach zu Noah: Gehe in die Arche, Du und dein ganzes Haus. Und dann in Vers 16: Und die hineingingen waren ein männliches und ein weibliches von allem Fleisch, wir Gott ihm geboten hatte. Und der HERR schloss hinter ihm zu.» Ein einziger Weg und eine einzige Türe. Das erinnert uns natürlich an Johannes 10, 9, wo der Herr Jesus sagt: Ich bin die Tür. Wer durch mich eingeht, wird errettet werden. Also auch hier ist die Parallele absolut naheliegend und beeindruckend. Die Tatsache, dass Gott die Türe geschlossen hat, ist auch beachtlich, denn in Hiob 12, 13 wird gesagt, dass, wenn Gott eine Türe schließt, kann niemand sie wieder öffnen. Es war nicht Noah, der sie geschlossen hat, Gott hat geschlossen. Das heißt, er konnte nicht mehr heraus und die Draußen konnten nicht mehr hinein. Es gab ein deutliches „zu spät“, aber es gab auch Sicherheit, Heilssicherheit für die, die drinnen waren. Das Neue Testament sagt in Römer 8, in diesem grundlegenden, dogmatischen Brief, Lehrbrief, über das Heil in Christus, in Vers 1: «Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind.» Auch da ist die Parallele gewaltig: Genauso wie Noah und seine Familie in der Arche waren, dort waren sie sicher, so werden die Erlösten heute bezeichnet als Menschen, die in Christus Jesus sind. Das ist doch ein Ausdruck der immer wieder Schwierigkeiten macht beim Bibellesen. Was heißt das, in Christus sein? «Wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden» (2. Korinther 5, 17). Aber was heißt das: In Christus? Nun, das Alte Testament ist das Bilderbuch des Neuen. Das heißt, wie Noah und seine Familie in der Arche Sicherheit suchten, so haben Gläubige in Jesus Christus Zuflucht. Und dann sagt Gott: Also ist jetzt keine Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind. Wer also in Jesus Christus Zuflucht gesucht hat, der ist sicher vor dem Gericht. Und die Sintflut ist gekommen, das Wasser ist gekommen und hat die Arche getroffen, aber keinen von denen, die in der Arche waren. Hier haben wir das Thema der Sühnung ganz deutlich. Das Gericht wird ausgeübt, aber es kommt auf Den, der überdeckt. Das also zur Bedeutung des Gopherholzes und des Harzes kopher. Der Sünder wird vor dem Zorn Gottes zugedeckt. Das Gericht trifft deshalb nicht den Schuldigen, sondern Den, der schützend dazwischentritt.

Ein weiterer Punkt. Weltweit, auf allen fünf Kontinenten, hat man bei den eingeborenen Völkern über 300 Sintflutüberlieferungen gefunden, mit oftmals völlig verblüffenden Parallelen in Details. Ich habe hier verwiesen auf ein Buch von La Haye und Morris The Arc on Ararat. Auf Seite 231 und folgenden machen sie so eine statistische Auflistung von einer großen Anzahl solcher Sintflutüberlieferungen und listen dann auf, wie viele davon sprechen, dass Tiere in der Arche waren. Einen riesigen Prozentsatz erwähnen die Tiere auch in der Arche. Wie viele sagen, dass die Flut weltweit war? Auch da ein ganz deutlicher Prozentsatz. Wie viele sagen, dass die Arche am Schluss auf einem Berg gelandet ist? Ganz viele. Bis nach Australien runter. Von wem haben die Menschen in Australien davon jemals gehört? Und so weiter und so fort bis in Details. Oder aber auch über die Vögel, die am Ende der Flut hinausgelassen werden. Das findet man alles. Der indische Sintflutbericht nennt den Helden der Sintflut und dieser hatte drei Söhne: Sjerma, Charma und Hyjabet und da denken wir sofort an Ham, Sem und Japhet, bei den alten Indern. Also absolut verblüffend; ich habe etwa 100 solcher Überlieferungen gelesen. Wie kommen die auf solche Ideen? Aber jetzt machen wir erst einmal Pause, wir kommen später darauf zurück.

Wir sind stehengeblieben bei den Sintflutüberlieferungen aus aller Welt, mit oftmals völlig verblüffenden Parallelen in Details. Aus den 300 haben wir das aus Mesopotamien ganz besonders erwähnt, das Gilgamesch-Epos, das wir aber als weniger genau, weniger getreu bezeichnen können als den biblischen Bericht. Also der Bibel-Babel-Streit kann so entschieden werden, dass unmöglich die Hebräer von den Babyloniern abgeschrieben haben können, denn ihr Bericht ist viel reiner und dazu nüchterner, man muss ihn nur einmal lesen. Nun gut, aber die Frage ist, wie es kommt es, dass wir in aller Welt bei den Eingeborenen solche Berichte finden. Das ist ein starkes Argument dafür, dass die heutige Menschheit zurückgeht auf die Familie von Noah. Das würde man natürlich im Humanismus nicht akzeptieren, nach dem agnostischen Humanismus, alles ist relativ und die Bibel gilt nicht als Gottes Wort. Da hat man so argumentiert: „Das kommt wahrscheinlich von den Missionaren. Ja, die haben in der ganzen Welt diese Geschichten erzählt und dann haben eben diese Eingeborenenvölker daraus ihre Mythen gemacht.“ Nun, was soll man dagegen sagen? Ja, man muss die Mythen der Eingeborenenvölker studieren und dann sieht man, es gibt viele Mythen mit Parallelen zur Sintflut, auch zur Sprachenverwirrung beim Turmbau zu Babel, zum Sündenfall, all das findet man, aber zu Geschichten aus der späteren biblischen Zeit, als bereits Abraham als Stammvater für Israel herausgerufen war, findet man nichts. Also dann müsste man auch die Jonageschichte in aller Welt finden, so in allen möglichen Variationen. Oder die Geschichte des Auszugs aus Ägypten. Aber das haben wir nicht. Wir haben also die Parallelen bis dahin, wo die Menschheit noch zusammen war, und mit der Sprachenverwirrung und den ersten Völkerwanderungen hört die Parallele auf. Das ist ein starkes Argument eben gerade für die Glaubwürdigkeit der Bibel und dafür, dass die Menschheit heute auf Noah zurückgeht, wie wir das nachher noch sehen werden in Verbindung mit der Völkertafel in Kapitel 10.

Noch ein weiterer Punkt unter 1. Mose 6, vorletzter Punkt, die Ablehnung der Schöpfungs- und Sintflutgeschichten der Bibel, die zunehmend ab dem 19. Jahrhundert stattfand. In der Wissenschaftsgeschichte Europas war es so, dass die meisten Wissenschaftler bis zum Jahr 1800 an die historische, geschichtliche Wahrheit der Sintflutgeschichte geglaubt haben. Das war allgemein akzeptiert. Dann wurde das langsam aufgebrochen. Ganz wichtig war dabei Charles Lyell, ein Jurist übrigens, der dann die Theorie aufgebracht hat, es hat nie eine katastrophale Sintflut über die ganze Welt gegeben, sondern die Erdschichten, die müssen wir erklären aus vielen kleinen Abläufen in der Natur, aber nicht aus Katastrophen. Man hat also wirklich eine Aversion gegen Katastrophen entwickelt. Denn damit war ja der Gedanke verbunden, dass es einen Gott gibt, der in den Lauf der Weltgeschehnisse eingreift und richtet. Und so hat Charles Lyell dann die neue Theorie des Uniformitarismus eingeführt, der sagt, nein, es ist immer alles gleich geblieben von Anfang an, das ist alles nur zu erklären durch Winderosion, durch Flusserosion usw., durch natürliche Abläufe, die wir heute beobachten. Es hat keine weltweite Sintflut gegeben. In 2. Petrus 3 hat Petrus darauf hingewiesen, dass man in der Endzeit, Schöpfungs- und Sintflutgeschichte ablehnen wird. Wir sollten dabei bedenken, dass Petrus diesen Brief aus seiner Todeszelle in Rom schrieb, also ein letztes Vermächtnis vor seiner Kreuzigung.

Verse 1-7: «Geliebte, dies ist schon der zweite Brief, den ich euch schreibe, um durch Erinnerung euren lauteren Sinn aufzuwecken, damit ihr der Worte gedenket, die von den heiligen Propheten vorausgesagt worden sind, und dessen, was der Herr und Retter euch durch die Apostel aufgetragen hat, wobei ihr vor allem das wissen müsst, dass in den letzten Tagen Spötter kommen werden, die in ihrer Spötterei nach ihren eigenen Lüsten wandeln und sagen: «Wo ist die Verheißung seiner Wiederkunft? denn seitdem die Väter entschlafen sind, bleibt alles so, wie es am Anfang der Schöpfung war!» Dabei vergessen sie aber absichtlich, dass schon vorlängst Himmel waren und eine Erde aus Wasser und durch Wasser entstanden ist durch Gottes Wort; und dass durch diese die damalige Welt infolge einer Wasserflut zugrunde ging. Die jetzigen Himmel aber und die Erde werden durch dasselbe Wort fürs Feuer aufgespart und bewahrt für den Tag des Gerichts und des Verderbens der gottlosen Menschen».

Nun, was sagt Petrus? In der Endzeit werden Menschen kommen, die spotten über die Verheißung der Wiederkunft Christi. Heute könnte man sagen, jetzt sprecht ihr schon 2000 Jahre über die Wiederkunft Christi und nichts ist geschehen. Und sie sagen dann: Schaut mal, es ist immer alles ganz genau gleich geblieben seit dem Anfang, seit Anfang der Schöpfung, das heißt, es hat noch nie eine weltweite Katastrophe gegeben, das Gott irgendwie weltweit eingegriffen hätte. Und dann sagt Petrus: Nach ihrem eigenen Willen, weil sie es so wollen, ist es ihnen verborgen, erstens, dass vordem Himmel und Erde waren, und dass dann die Erde, das Festland am dritten Schöpfungstag aus dem Wasser herausgekommen ist und so inmitten des Wassers bestanden hat. Und durch dieses Wasser ist diese Erde später überschwemmt untergegangen, in der Sintflut. Er nimmt also Bezug darauf, dass Gott am dritten Schöpfungstag weltweit so eingegriffen hat, dass er das Festland aus dem Urozean heraufgefaltet hat. Das war Gottes Werk. Und später hat Gott diese Erde wieder überschwemmen lassen, so dass die damalige Welt unterging. Und dann sagt er, dass in der Endzeit den Menschen durch ihren eigenen Willen diese Dinge verborgen sein werden. Das bedeutet, man lehnt den Schöpfungs- und Sintflutbericht als historisch unzutreffend ab. Philosophisch letztlich aus dem Grund, weil man nichts zu tun haben will mit einem Gott, der in der Natur- und Menschheitsgeschichte eingreift und direkt handelt und richtet. Nun sagt Petrus, dass aber Gott auch für die Zukunft verheißen hat, dass die ganze Erde, und nicht nur die ganze Erde, sondern auch der gesamte Kosmos, im Feuer aufgelöst werden wird (Verse 10-12). Gott wird die ganze Erde noch einmal richten durch Feuer und dann eine neue Erde und neue Himmel schaffen. Also was hier deutlich wird ist, dass in der Endzeit diese Dinge abgelehnt werden. Aber wie gesagt, bis 1800 n. Ch. hat man in der wissenschaftlichen Welt allgemein an der Verlässlichkeit der ersten Kapitel der Bibel festgehalten, weitgehend. Nun, was schließen wir daraus? Dass eigentlich in gewissem Sinn schon im letzten Jahrhundert die letzten Tage, die Endzeit, ihren Anfang genommen hat. Und es war auch das Jahrhundert, in dem dann die erste jüdische Einwanderungswelle ins Land der Väter stattfand, 1882 n. Chr., was ja auch nach der Bibel ein deutliches Endzeitzeichen ist.

Das macht deutlich, dass die Endzeit nicht nur eine Zeit von ca. fünf bis sechs Jahren ist, sondern wir sind schon längst in der Endzeit. Aber sehr fortgeschritten würde ich sagen. Das ist der zweite Punkt. Also gerade die heutige Ablehnung, was die Schüler in der Schule auch dauernd erleben, die Ablehnung der Glaubwürdigkeit der ersten Kapitel der Bibel, das ist gerade für uns eine Bestätigung, dass wir in der Endzeit leben.

Dann noch ein weiterer Punkt. In Lukas 17, 24-30 vergleicht der Herr Jesus die Zeit der Sintflut mit der Zeit der großen Drangsal. Er sagt, so wie die Menschen damals einfach sorglos dahingelebt haben, so wird es auch sein in der Endzeit. Sie haben einfach so dahingelebt und plötzlich ist die Sintflut gekommen. So wird es auch in der Zukunft sein. Die Menschen stellen sich nicht vor, dass im Laufe der Zeit, wie sie heute ist, plötzlich Gott eingreift. Aber wir wissen, Er wird es tun und wir haben Beispiele aus der früheren Zeit, wo das geschehen ist, zum Beispiel die Sintflut. Nun, das zeigt uns auch einen Zusammenhang zwischen der Sintflut und der großen Drangsal. Das wird im Weiteren noch von Bedeutung sein.

 

Wir kommen zu Kapitel 7. Es beginnt mit dem Befehl Gottes an Noah und seine Familie, in die Arche hineinzugehen. Es ist eine Einladung, gerettet zu werden. Und wir können da eine Parallele ziehen zu Matthäus 11, 28, wo der Herr Jesus gewissermaßen seine Arme ausbreitet und sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, und ich will euch Ruhe geben. Noah geht hinein. Aber, wie uns dann die Verse 2-3 erklären, müssen von allen Arten, reine und unreine Tiere, auch in die Arche hinein. Reine Tiere, was sind das? Später in 3. Mose 11 werden die genau aufgelistet. Reine Tiere unter den Säugetieren sind solche die Widerkäuen und Spalthufer sind. Es gibt noch andere Kriterien bei Nichtsäugetieren, aber das mal so als Hinweis zur Unterscheidung. Was bedeuten diese Tiere? In Apg 10 und 11, das war ja einige Zeit nach Pfingsten, da hatte Petrus eine Vision. Und da sah er ein Tuch, das heruntergelassen wurde und darauf waren Tiere. Eine Stimme sagt zu Petrus: Schlachte und iss! Petrus sagt, nein, ich habe in meinem ganzen Leben nie etwas Unreines gegessen. Das geschah dreimal und alles wurde wieder hinaufgezogen. Und alle drei Mal sagte Petrus, das geht doch nicht, ich esse niemals etwas Unkoscheres. Obwohl Gott gesagt hat, er soll es essen. Und nachher kommen Leute vorbei und klopfen quasi bei Petrus an, er solle mit ihnen kommen. Ein römischer Hauptmann aus Cäsarea möchte gerne, dass er ihm den Weg Gottes genau auslegt. Und dann merkt Petrus was das alles soll. Jetzt kommen diese unreinen Heiden, und die Rabbis haben uns immer gelehrt, wir sollen ja nie zu denen nach Hause gehen, denn wenn man eingeladen wird, bekommt man unreines Zeug zu essen. Also am Besten geht man gar nie dorthin. Und Petrus weiß und sagt es auch dort: Ihr wisst wie unerlaubt es ist für einen Juden das Haus eines Heiden zu betreten. Aber er hat begriffen mit dieser Vision, dass Gott jetzt auch die unreinen Heidenvölker annehmen will. Und er geht dann mit zum Hauptmann Kornelius. Dieser hat viele Leute versammelt im Haus. Petrus muss predigen und diese kommen zum Glauben und empfangen den Heiligen Geist. Die Juden mit Petrus sind entsetzt: Was, die bekommen den Heiligen Geist, die sind noch nicht einmal getauft. Wir mussten, in Apg 2, getauft werden zuerst und dann bekamen wir erst den Heiligen Geist. Und Petrus sagt in seiner Predigt, ich sehe jetzt wirklich ein, dass Gott keinen Unterschied macht, sondern in jeder Nation, wer gottesfürchtig ist, den kann Gott eben anerkennen. So wird dort deutlich gemacht, dass in die Gemeinde jetzt auch die Heiden hineinkommen. Aber die werden dort verglichen mit den unreinen Tieren, während die Juden, das auserwählte Volk, das abgesonderte Volk, durch die reinen Tiere dargestellt wird.

In der Arche waren reine und unreine Tiere und zwar von jeder Art. Nun lesen wir Offenbarung 5, 9-10, die Erlösten im Himmel singen ein neues Lied: «Du bist würdig das Buch zu nehmen und seine Siegel zu öffnen, denn du bist geschlachtet worden und hast für Gott erkauft durch dein Blut aus jedem Stamm, und Sprache und Volk und Nation, und hast sie unserem Gott zu Königen und Priestern gemacht. Und sie werden über die Erde herrschen». Aus jedem Stamm, jeder Sprache, jedem Volk, jeder Nation werden Menschen gerettet sein, aber nicht alle Menschen. Also keine Allversöhnung, aber von jeder Art gibt es Erlöste. Wie damals, denn es wurden nicht alle Tiere gerettet, aber von jeder Art wurden einige gerettet und zwar reine und unreine. Das heißt nun übertragen, Menschen aus dem jüdischen Volk und Menschen aus allen Heidenvölkern. Also die Parallele der Bildersprache ist wirklich frappant. Übrigens wenn Johannes sagt - wir hatten uns diese Stelle ja in 1. Joh 2, 1.2 schon angeschaut - Jesus Christus ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die der ganzen Welt, da denkt man: Aha, da gibt es die Gläubigen, die werden versöhnt mit Gott und auch die Ungläubigen. Also doch Allversöhnung?! Aber man muss daran denken, in Galater 2 steht das, dass Johannes Apostel speziell für die aus der Beschneidung war, das heißt für die Juden. Und wenn nun Johannes schreibt, nicht allein für unsere Sünden, dann heißt das, nicht allein für die gläubigen Juden, sondern auch im Blick auf alle Völker, also auch für die Welt. Also für gläubige Juden und Heidenchristen gleichermaßen, nicht für alle Menschen der ganzen Welt.

In Kapitel 7, 11 heißt es: «Die Quellen der großen Tiefe brachen auf.» Jetzt bricht die Sintflut aus. Wasser kam also nicht nur von oben, sondern auch von unten. Was sind denn diese eigentümlichen Quellen der großen Tiefe? Auch in Hiob 38, 16 wird von diesen Quellen der großen Tiefe gesprochen. Und Gott sagt zu Hiob: Sag mal Hiob, bist du jemals bis zu den Quellen der großen Tiefe gekommen, bis zu den Quellen der Meere? Um zu sagen, schau, du bist ein ganz kleiner Mensch und du hast über Dinge groß geurteilt, die du gar nicht kennst. Aber eigentümlich ist, dass erst 1973 zum ersten Mal solche unterozeanischen Quellen mit Menschenaugen gesichtet wurden. Man hat gemerkt, es gibt sie und sie sind derart bedeutsam diese unterozeanischen Quellen, da jährlich viele Kubikkilometer Wasser aus unterozeanischen Quellen in die Ozeane fließen. Also da sind gewaltige Reserven unter den Ozeanen vorhanden, aber die hat man früher gar nie gesehen, trotzdem werden sie in der Bibel erwähnt. Auch das ist eindrücklich. Also der Meeresboden ist bei der Flut aufgebrochen, so dass dieses Wasser auch von unten her kam. Das war natürlich verbunden mit gewaltigem Vulkanismus.

Und weiter lesen wir: «Die Fenster des Himmels taten sich auf.» Dieser Ausdruck kommt in der Bibel in diesem wörtlichen Sinn, also für Regen, sonst nirgendwo vor. Er kommt noch einmal vor in Maleachi 10, aber dort im übertragenen Sinn, dass Gott durch die Fenster des Himmels Segen spenden will. Irgendwie muss also auch das etwas ganz Besonderes gewesen sein. Und wenn wir an das letzte Mal denken, da haben wir doch gesehen, am zweiten Schöpfungstag hat Gott eine Scheidung gemacht zwischen den Wassern unterhalb der Ausdehnung, die Gott Himmel nennt, und den Wassern oberhalb davon. Wir haben gesehen, wie man das erklären kann als eine Dunsthülle gewaltigen Ausmaßes, die auch gefährliche Strahlen von der Erde abschirmen konnte, und damit auch zu einem Treibhauseffekt geführt hat, ein angenehmes Klima, verteilt über die ganze Erde. Offensichtlich müssen diese Wasser oberhalb der Ausdehnung abgeregnet sein in den vierzig Tagen und vierzig Nächten der Flut. Denn heute sind sie ja nicht mehr da. Heute spricht man über das Ozonloch und so, aber nicht mehr über das Wasserdunsthüllenloch. Das erklärt auch, wie es zu einer Überschwemmung gekommen ist auf der ganzen Erde. Im Folgenden ist noch folgende Rechnung sehr interessant: Das Wasser heute hier auf der Erde würde ausreichen, um den gesamten Globus etwa 2, 3 km hoch zu bedecken, wenn das Niveau ausgeglichen wäre. Aber wir haben ja tiefe Meeresbecken, bis zu 11 km, z.B. der Marianengraben, und wir haben gewaltige Berge wie z.B. im Himalayagebirge, wo der höchste Berg ca. 8, 6 km aufweist. Aber wenn man diese Höhenunterschiede ausgleichen würde, dann reicht die Wassermenge auf der Erde aus, um die ganze Erde zu bedecken weit über 2 km hoch. Nun darauf kommen wir nochmals zurück, wo denn das Wasser hingekommen ist schließlich, aber das kommt später.

Was aber jetzt noch zu sagen ist, mit dem Verlust dieser Wasserdunsthülle gab es auch den Verlust eines gewaltigen Strahlenschutzes. Und das sollte beachtet werden, wenn wir sehen, dass nach der Sintflut das Lebensalter absteigt bis zur Zeit des Auszugs aus Ägypten. Psalm 90, 10 sagt: Die Tage des Menschen sind 70 Jahre und wenn es hoch kommt 80 Jahre. Diesen Psalm schrieb Mose. Er selber ist noch 120 Jahre alt geworden, aber das war schon ungewöhnlich selbst in seiner Zeit. Dazu muss man sagen, dass das für die Israeliten galt. Bei den Ägyptern lag damals die Lebenserwartung bei ungefähr 30 Jahren. Also Israel hatte eine andere Lebenserwartung als die umliegenden heidnischen Völker. Es gibt also deutlich einen Abstieg der Lebenserwartung nach der Flut, kontinuierlich, und das muss in Verbindung gesehen werden mit dem Strahlenschutz, der verlustig ging, aber nicht nur, denn der kann auch nicht alles erklären. Es müssen auch noch andere Prozesse daran beteiligt sein, aber darauf kommen wir später nochmals zurück.

 

Jetzt zu 1. Mose 8. Da finden wir nun das Ende der Sintflut. Die Chronologie der Flut war so: 40 Tage und 40 Nächte Regen. 150 Tage lang blieb das Wasser stehen, das sind genau 5 Monate á 30 Tage. Anfang der Flut war am 17.02. im 600sten Lebensjahr von Noah. Die Landung der Arche hat dann stattgefunden am 17.07. im 600sten Jahr Noah und der Ausstieg aus der Arche am 27.02.601. Das gibt ein Total von 371 Tagen. Es ist interessant: Die Monatsrechnung hier ist konsequent mit 30 Tagen veranschlagt, weil die spätere jüdische Zeitrechnung ist da anders geworden. Aber in der Zeit der Flut hat man noch ein Jahr mit 360 Tagen gehabt, 12 mal 30. Interessant ist ja auch, dass in der Bibel das prophetische Jahr, z.B. in der Offenbarung oder im Buch Daniel, ebenfalls ein Jahr mit 360 Tagen ist.

Nun, wie ist das Wasser eigentlich zurückgegangen nachdem die ganze Erde überflutet war? Das wird uns in Psalm 104 berichtet und der ist schon ganz erstaunlich. Es geht um die Erde und der Psalmist schreibt in Vers 6: «Mit der Tiefe hattest du sie bedeckt, wie mit einem Gewande. (Das Wort Tiefe ist tehom auf Hebräisch und meint eine rauschende, ozeanische Wassermenge. Es ist das gleiche Wort wie in 1. Mose 1, 3) Die Wasser standen über den Bergen. Vor deinem Schelten flohen sie, vor der Stimme deines Donners eilten sie hinweg. Die Berge erhoben sich, es senkten sich die Täler an den Ort, den du ihnen festgesetzt hast. Du hast ihnen eine Grenze gesetzt, die sie nicht überschreiten werden. Sie werden nicht zurückkehren, die Erde zu bedecken.» Dieser Vers macht deutlich, es geht hier nicht um die wasserbedeckte Erde in 1. Mose 1, denn später sind ja diese Wasser zurückgekommen in der Flut. Aber hier wird gesagt, sie werden nie mehr zurückkommen um die Erde zu bedecken. Nach der Sintflut hat Gott versprochen, dass es keine Sintflut mehr geben wird, also eine weltweite Flut. Also hier steht noch einmal deutlich, dass die Erde mit Wasser überdeckt war. Und wie ging das Wasser weg? Die Berge erhoben sich, es senkten sich die Täler. Es gibt also keinen Stöpsel, den man irgendwie herausziehen konnte und somit das Wasser abgeflossen wäre, wie in einer Badewanne, sondern das Abfließen kam durch das Absenken der Täler und das Aufsteigen der Berge. Zum Beispiel kann man am Himalaya heute noch im indischen Ozean die Schleifspuren sehen von der Auffaltung nach Norden. Diese Spuren sind unter dem Meer sichtbar von dieser gewaltigen Auffaltung bis fast auf 9000 Meter hinauf. Und z.B. die Meeresbecken in Südamerika gegen die Anden zu, die gehen da hinunter bis auf 7 km. Der Marianengraben, wie vorher erwähnt, geht bis auf 11 km hinunter. Also durch das Absenken des Meeresbodens, der Tälerbildung, einerseits und das Auffalten der Gebirge, wie der Alpen, andererseits, konnte das Wasser versorgt werden. Aber daraus können wir folgern, obwohl es nicht in der Bibel steht, wenn in der Sintflut alle Berge bedeckt waren auf der ganzen Erde, dann waren also die vorsintflutlichen Berge niedriger als die heutigen Alpen oder das Himalayagebirge, vielleicht bis 2300 Metern. Die hohen Gebirge sind also erst in der Sintflut entstanden durch die gewaltigen Auffaltungen. Das macht uns wieder deutlich, was wir in der Schule, in der Geologie gelernt haben, das stimmt. Die Berge wurden Aufgefaltet. Aber nicht in langen, langen Zeiträumen, sondern wieder als Gottes Werk, Gottes Eingreifen in die Naturgeschichte, infolge der Sintflut. Ein sehr interessanter Vers, der von der Gebirgsauffaltung so deutlich spricht.

Nun kann man sagen, die Erdschichten weltweit und diese Fossilien darin, diese Milliarden von begrabenen Lebewesen, sind eigentlich ein Zeugnis von einer weltweiten Katastrophe. Es gibt ja Theologen, die sagen, die Sintflut war nur eine örtliche Überschwemmung. Aber dann können sie uns nicht erklären, warum der biblische Bericht davon spricht, dass Gott verspricht, nie wieder die Erde mit Wasser zu bedecken. Aber örtliche Überschwemmungen kommen ja bis heute vor. Zweitens hätte Noah bei einer örtlichen Überschwemmung genügend Zeit zum Auswandern gehabt. Und er hätte nicht von allen Arten Tiere mitnehmen müssen. Aber er musste ein derart gigantisches Schiff bauen. Und Petrus sagt, die Welt damals ging unter, und er gebraucht für Welt das Wort Kosmos, also ein umfassendes Wort, das die ganze Welt bezeichnet. Daraus müssen wir schließen, aus dem biblischen Text kann man keine lokale Überschwemmung ableiten, sondern nur eine weltweite. Und die Fossilien sind so gesehen Zeugnisse einer weltweiten göttlichen Katastrophe. Und die Menschen, auch die heidnischen Völker, haben sich immer wieder gefragt, warum gibt es eigentlich solche versteinerten Tiere in den Erdschichten. Selbst die Eskimos in Alaska oben haben sich gefragt, woher das kommt. Ja, und die haben eine Überlieferung von einer Sintflut. Also dieses Zeugnis der Schichten – für Geologie interessiert man sich nicht erst seit der neueren Zeit – war in der früheren Zeit ein Zeichen dafür, dass es einen Gott gibt, der eingreift in den Lauf der Zeit, der Sünde richtet. Ein ganz wichtiges Zeugnis.

Nun, jetzt kommen wir zu Kapitel 8, Vers 4. Da wird berichtet, dass die Arche gelandet ist am 17.07 auf dem Berg Ararat.