Biblische Urgeschichte - Teil 05/10 - Auf den Spuren der Patriarchen - Das Leben Abrahams
Roger Liebi
Audioabschrift – Bibelstudientage Herznach 1999
1. Mose 11, 1 - 1. Mose 19, 38
Wir wollen uns heute Nachmittag mit dem Leben Abrahams beschäftigen, das heißt mit 1. Mose 11 – 25. Wir haben uns an den vergangenen Bibelstudientagen unter anderem mit der biblischen Urgeschichte aus 1. Mose 1-11 beschäftigt und jetzt gehen wir weiter. In 1. Mose 11, 10-32 finden wir den direkten Zusammenhang mit Sintflut und Turmbau zu Babel, da findet sich der Stammbaum von Sem bis Abraham. Ich lese aus 1. Mose 11, 27-12, 5:
«Und dies ist die Geschichte Terachs: Terach zeugte den Abram, den Nahor und den Haran; Haran aber zeugte den Lot. Und Haran starb vor seinem Vater Terach im Land seiner Geburt, in Ur in Chaldäa. Abram aber und Nahor nahmen sich Frauen; Abrams Frau hieß Sarai, und Nahors Frau hieß Milka, eine Tochter Harans, des Vaters der Milka und der Jiska. Sarai aber war unfruchtbar; sie hatte kein Kind. Und Terach nahm seinen Sohn Abram, dazu Lot, den Sohn Harans, seinen Enkel, auch Sarai, seine Schwiegertochter, die Frau seines Sohnes Abram, und sie zogen miteinander aus von Ur in Chaldäa, um ins Land Kanaan zu gehen. Als sie aber nach Haran kamen, blieben sie dort. Und die Lebenszeit Terachs betrug 205 Jahre, und Terach starb in Haran. Der HERR aber hatte zu Abram gesprochen: Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde! Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde! Da ging Abram, wie der HERR zu ihm gesagt hatte, und Lot ging mit ihm. Abram aber war 75 Jahre alt, als er von Haran auszog. Und Abram nahm seine Frau Sarai und Lot, den Sohn seines Bruders, samt all ihrer Habe, die sie erworben hatten, und den Seelen, die sie in Haran gewonnen hatten; und sie zogen aus, um ins Land Kanaan zu gehen; und sie kamen in das Land Kanaan.»
Wir finden also den Ursprung Abrahams, den Stammvater Israel, am Ende von 1. Mose 11. Man kann sagen, die ganze Schöpfungsgeschichte, die ganze Urgeschichte der Bibel ist uns gewissermaßen gegeben, um uns zu zeigen, woher Israel kommt, das auserwählte Volk. Das gibt also der Auserwählung Israels ein ganz besonderes Gewicht. Ur in Chaldäa, die Heimat Abrahams, liegt im heutigen Südirak. Die Ausgrabungen der Tafeln in Ebla in Nordsyrien haben ergeben, dass es anscheinend dort einen Hinweis gibt auf ein Ur in der Nähe von Haran. Also scheint damit unterschieden zu werden, dass Ur in Chaldäa nicht das Ur bei Haran ist. Was wir weiter sagen können: Gerade um die Zeit 2000 vor Christus war Ur, das haben die Ausgrabungen ergeben, eine florierende Stadt von Welt. Ur wurde ausgegraben, die Anfänge gehen zurück auf 1854; dann nach dem 1. Weltkrieg, 1918/1919 wurde weiter gegraben und am ausführlichsten 1922-1934. Sir Leonard Wooley wurde ja bekannt durch seine Arbeiten in Ur. Da wurde deutlich, was das für eine Stadt war zur Zeit Abrahams, wie gesagt eine florierende Stadt. Der Mittelstand, oder der obere Mittelstand, hatte Häuser von 10 bis 20 Zimmern. – hier fehlt ein Teil – Aus dieser Kultur stammt Abraham. Und wir lesen ausdrücklich in Josua 24, 2 dass die Vorväter Israels, Tarah, Nahor, Abraham im Götzendienst waren.
Und plötzlich da in Ur, in Chaldäa, erschien Abraham der Gott der Herrlichkeit. Wir haben allerdings ein Problem. Wir haben gelesen in 1. Mose 11, wie Abraham und Tarah ausgezogen sind aus Ur und nach Haran gegangen sind. Dann kommt in Kapitel 12 die Berufung Abrahams. Und dann fragt man sich natürlich, ob die Berufung nun in Haran gegeben worden ist oder schon früher in Ur in Chaldäa. Haran, das ist ja die Zwischenstation Abrahams in der heutigen Südtürkei. Nun Apostelgeschichte 7 löst diese Frage eindeutig. Denn dort im NT erklärt gewissermaßen der Heilige Geist, um was es ging. Stephanus spricht in seiner Rede: «Ihr Männer, Brüder und Väter, hört! Der Gott der Herrlichkeit erschien unserem Vater Abraham als er in Mesopotamien war, ehe er in Haran wohnte, und sprach zu ihm: Gehe aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und komm in das Land, das ich dir zeigen werde!» Das ist jetzt ein Zitat aus 1. Mose 12, 1. Und Stephanus erklärt: «Da ging er aus dem Land der Chaldäer und wohnte in Haran. Und von da übersiedelte er ihn, nachdem sein Vater gestorben war, in dieses Land, in dem ihr jetzt wohnt.» Das macht klar, dass in 1. Mose 12, 1-3 die Berufung Abrahams ein zeitlicher Rückgriff auf die Zeit in Ur ist. In Ur ist also der Gott der Herrlichkeit, wie Stephanus sagt, Abraham plötzlich in einer Vision erschienen. Der Mondgottverehrer lernte den wahren Gott kennen und er war bereit zu gehorchen, er zog aus. Ich habe auf dem Blatt unter Punkt 4 darauf hingewiesen, wie Abraham sofort gehorsam war, Hebräer 11, 8. Gott hat ihn gerufen und sofort war er gehorsam und ging. Die griechische grammatikalische Konstruktion bedeutet, dass Abraham in dem Moment, in dem er berufen wurde, gehorsam war, also unverzüglich, das geht aus dem Urtext deutlich hervor. Der Gehorsam ist gleichzeitig mit seiner Berufung. Aber wie ist das möglich, dass diese Berufung vorher war. Das hängt von der Übersetzung ab von 1. Mose 12, 1. Die meisten Übersetzungen haben «und der Herr sprach zu Abraham», aber man kann übersetzen «und der Herr hatte zu Abraham gesprochen», also vorzeitig und diese Übersetzung wird bestätigt durch Apostelgeschichte 7. Ist übrigens auch zu finden in der französischen Darby-Übersetzung, er hat das so übersetzt. Diese etwas andere und zutreffendere Übersetzung löst somit das Problem.
Nun ist folgendes zu sagen: Abraham war gehorsam, aber gleichzeitig war er auch ungehorsam. Wir haben nämlich in 1. Mose 11, 31 gelesen: Tarah nahm seinen Sohn Abraham und Lot usw. und dann zogen sie aus. Aber Gott hatte zu Abraham gesagt, 1.Mose 12, 1: «Geh aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Haus». Er sollte ja gerade seine Familie und seines Vaters Haus verlassen. Aber anstatt dass er seines Vaters Haus verließ, kam der Vater mit, ja mehr noch, der Vater übernahm die Initiative. Denn es heißt in Vers 31: «Und Tarah nahm seinen Sohn Abraham.» Und er ging nicht aus seiner Verwandtschaft wirklich, denn er nahm Lot, seinen Neffen mit. Also Abraham war gehorsam Gottes Wort gegenüber, Hebr. 11, 8, gleichzeitig aber auch ungehorsam. Das zeigt uns, wie realistisch die biblischen Berichte sind. Sie zeigen nicht ein idealistisches Bild, sondern sie zeigen die Realität. Wie oft war das bei uns der Fall. Wir waren gehorsam Gottes Wort gegenüber, aber nicht in jedem Punkt.
Die Reise ging den Lauf des Euphrat hinauf in die Südtürkei nach Haran und dann blieben sie stecken. Vers 31: «Und sie kamen nach Haran und wohnten daselbst.» Also ging er nicht in das verheißene Land. Und wie lange blieb er in Haran? Bis sein Vater Tarah gestorben war. Das heißt, das Hindernis in seinem Glaubensleben war Tarah. Er hätte ihn verlassen sollen und das hat er nicht gemacht und darum ist er nicht ans Ziel gekommen. Und so kann das auch bei uns sein. Wir können im Glauben Fortschritte machen, wir gehorchen, aber nicht ganz, und plötzlich gibt es einen Stillstand. Abraham in Haran. Und erst als dieser Ungehorsam in den Tod ging, ging die Reise weiter ans Ziel. Das ist das erste Mal, dass Abraham in seinem Leben eine Auferstehungserfahrung machte. Das kommt noch zweimal vor. Es muss etwas sterben, damit neues Leben kommt. Und so ist es auch bei uns. Wenn uns bewusst wird, wo wir ungehorsam waren, da muss dann der Tod eintreffen. Für diesen Ungehorsam musste Jesus Christus am Kreuz sterben. Und wenn wir das erfassen, dann geht die Reise weiter.
Vers 4 zeigt dann die Fortsetzung: «Und Abraham ging hin wie der Herr zu ihm geredet hatte. Und Vers 5 am Schluss: Und sie kamen in das Land Kanaan.» Das Ziel wird erreicht. Aber immer noch nicht 100 Prozent Gehorsam, denn Vers 4 sagt: «Und Lot ging mit ihm.» Seines Vaters Haus hatte er verlassen, aber die Verwandtschaft hat er immer noch mit dabei in der Person von Lot. Übrigens noch eine Erklärung zur Berufung, das ist der vierte Punkt hier auf dem Blatt. Die Berufung beginnt mit: «Geh aus deinem Lande», hebräisch «lech lecha», das kann man gar nicht übersetzen, denn wörtlich heißt das: geh für dich. Also lech, das würde eigentlich reichen, normalerweise, wenn man einem Kind sagt, es soll gehen, dann sagt man «lech». Aber wenn man sagen will «geh in deinem Interesse, es lohnt sich», dann sagt man betont «lech lecha». Und das sagt Gott hier: Geh, in deinem Interesse, es lohnt sich. Es lohnt sich, Gott zu gehorchen.
Was diese Namen anbetrifft, wir haben gelesen von der Familie Abrahams, Serug, Tarah, Nahor, Abram. Durch die Archäologie hat man festgestellt, dass in den altassyrischen und babylonischen Texten um 2.000 vor Christus, dies ganz typische Namen waren. Das ist nützlich zu wissen. Die Bibelkritik will uns weismachen, dass die Bücher Mose mehr als 1.000 Jahre nach Mose geschrieben wurden, also alles spätere Fälschungen seien. Aber wie sollen die, sagen wir 1.500 Jahre nach Abraham, die richtigen Namen gewählt haben, die man gerade typisch benutzte in dieser Zeit um 2.000 vor Christus. Das wäre ja ein totaler Volltreffer, wie ein Sechser im Lotto. Wie gesagt, jede Zeit hat so ihre Namen. Wenn man in einem alten Verzeichnis von Schülern schaut, da findet man Emma und Fritz und Franz und da merkt man, dass dies nicht ein Verzeichnis von heute ist. Denn heute findet man andere Namen. Heute heißen Kinder Sandra, Tirza oder so, alles Namen, die man Kindern früher nie gegeben hätte, damit sie nicht ausgelacht werden. Aber heute ist es ganz umgekehrt. Heute muss man ausgefallene Namen geben, damit die Kinder nicht ausgelacht werden. Also jede Zeit hat ihre Namen und so hatte man auch zur Zeit von Abraham bestimmte Namen und die biblischen Namen hier sind genau, passen also perfekt in dieses Bild hinein. Ich habe hier noch ein Buch erwähnt von Randall Price, The Stones Cry Out, das ein ganz neues Buch ist, von einem Amerikaner, der ein Spezialist der biblischen Archäologie ist. Dieses Buch kann ich nur empfehlen. Abraham ging wie gesagt zunächst nach Haran. Die Archäologie hat gezeigt, Haran war 2.000 Jahre vor Christus ein blühendes Handelszentrum. Aber in der Zeit von 1.800-800 vor Chr. war die Stadt verlassen. Das heißt selbst in der Zeit von Mose war Haran verlassen. Aber der biblische Bericht zeigt eine Situation, die genau auf die Zeit von Abraham passt.
Jetzt gehen wir nach Kanaan. 1. Mose 12, 5-7: «Und sie kamen in das Land Kanaan. Und Abraham durchzog das Land bis zu dem Ort des Sichem, bis zur Terebinthe Mores. Und die Kanaaniter waren damals im Land. Der Herr erschien dem Abraham und sprach: Deinem Samen will ich dieses Land geben. Und er baute daselbst dem HERRN, der ihm erschienen war, einen Altar.» Also Abraham ist am Ziel angelangt. Der erste Ort im verheißenen Land ist Sichem. Ich habe auf dem Blatt aufgeführt, da haben wir die erste Gotteserscheinung und die erste Landverheißung. Sichem ist heute Nablus im Westjordanland. Nablus ist eine der größten Palestinenserstädte in Israel, im sogenannten besetzten Westjordanland. Ausgerechnet hier bekommt Abraham die erste Landverheißung. In Nablus sagt Gott: Deiner Nachkommenschaft will ich dieses Land geben. Und Abraham baut einen Altar aus Dankbarkeit, in Nablus. Das ist doch interessant, das ist nicht in Haifa geschehen, nicht in Tel-Aviv unten, sondern ausgerechnet da, wo es ganz heiß geworden ist viertausend Jahre später. Man könnte irgendwie sagen, die Schrift hat das vorausgesehen und das wird so herausgegriffen.
Nun, nächster Punkt: Kapitel 10, Vers 12 und folgende, zeigt: Abraham war nun am richtigen Ort, am Ziel angelangt. Und jetzt gab es Schwierigkeiten. Plötzlich entstand eine schwere Hungersnot im Land. Und was machte Abraham da? Er zog nach Ägypten hinab. Warum? Kanaan war ein Land, das vom Regen abhängig war, ein fruchtbares Land, aber wenn es dann einmal nicht mehr regnete, dann war es eine Katastrophe. Ägypten ist ein Land, das unabhängig ist vom Regen, es lebt von der Bewässerung des Nils und der Nil hat sein Wasser aus dem Herzen Schwarzafrikas. Also der Ausweg bei einer Hungersnot in Kanaan das war Ägypten. Da ging Abraham nach Ägypten hinab, aber Gott hatte ihn ja nie berufen, nach Ägypten zu gehen. Abraham verließ somit den Ort, wo Gott ihn haben wollte. Man kann sich fragen: Warum gab es denn Schwierigkeiten im Land Kanaan? Wenn jemand am richtigen Ort ist, dort wo Gott ihn haben will, dann sollte doch auch alles gut gehen und man sollte den Segen Gottes spüren, oder!? Das stimmt nicht! Abraham kam in eine große Hungersnot. Aber Abraham hätte sich fragen können: Warum die Hungersnot? Ist vielleicht in meinem Leben etwas da, das nicht richtig ist? Und er hätte überlegen können: Lot ist am falschen Ort, denn Gott hat Lot nie aus Ur in Chaldäa gerufen. Abraham sollte ihn verlassen. Aber man kann in einem solchen Fall das Problem lösen oder aber davonlaufen. Abraham wählt den zweiten Weg und geht nach Ägypten. Aber obwohl seine Frau damals 65 Jahre alt war, sah sie unheimlich schön aus. Das gibt es also. Und er sagte, wenn die Ägypter dich sehen werden, Sarah, dann will man dich heiraten und sie werden mich umbringen. Sag doch den Leuten dort in Ägypten, dass du meine Schwester bist. Und das stimmte ja auch, sie war tatsächlich seine Halbschwester. Damals war das noch möglich, die Degeneration war damals noch nicht so weit fortgeschritten. Erst später im Gesetz Mose wurde das dann ausdrücklich verboten. Also war es ja die Wahrheit. Sag ihnen du seiest meine Schwester und dann werden sie mich am Leben lassen.
Sie kommen also nach Ägypten und es ist tatsächlich so gekommen. Der Pharao von Ägypten hat die 65-jährige Sarai gesehen und dachte sich, das ist die Frau meines Lebens. Und dann hat er sie geholt und Abram hat viele Geschenke bekommen, Kleinvieh, Rinder, Esel, Knechte, Mägde und Kamele. Und dann werden plötzlich der Pharao und seine Familie krank und somit fliegt die ganze Sache auf. Der Pharao sagt in Vers 18 zu Abram: Was hast du mir da getan? Warum hast du mir nicht kundgetan, dass sie deine Frau ist? Warum hast du gesagt, sie ist meine Schwester, so dass ich sie mir zur Frau nahm? Also man kann lügen, obwohl man die Wahrheit sagt. Sarai sagt, er ist mein Bruder, das stimmt, aber sie wollte ganz bewusst erreichen, dass er denkt, sie sei nicht seine Frau. Wir müssen ja nicht den Leuten immer alles sagen, aber wenn wir bewusst so die Dinge sagen, damit wir die Leute in den Irrtum führen, dann ist das etwas anderes. Die Sache fliegt auf und es ist eine Schande für das Zeugnis von Abram. Aber Abram wird dann doch in Ehren von den Ägyptern wieder zurückgeführt auf seinen Weg nach Kanaan.
In Kapitel 13 lesen wir in Vers 1: «Und Abram zog heraus aus Ägypten, er und seine Frau und alles was er hatte und Lot mit ihm nach dem Negev.» Jetzt kommt Abram zurück an den Ort wo er früher war in, Sichem. Also wichtig, Abram kehrt nach seinem falschen Weg wieder zurück und geht wieder an den Ausgangspunkt. Das ist wichtig wenn wir im Glaubensleben abgewichen sind, dann sollten wir uns überlegen, an welchem Punkt haben wir begonnen abzuweichen. Denn oft ist das nämlich eine längere Entwicklung, nicht nur eine bestimmte Sünde. Wir sollten möglichst zurückkehren, wieder an den Punkt, wo wir begonnen haben abzuweichen. Kapitel 12, 1-4, Abram geht zurück und betet Gott dort wieder an bei dem Altar, bei dem Heiligtum in Sichem. Was ich aber noch betonen möchte ist die hohe Moral des damaligen Pharao von Ägypten. Das ist schon eindrücklich, der war wirklich entsetzt, es war für ihn undenkbar, solch eine Sünde zu begehen.
In Kapitel 13 wird uns plötzlich gesagt, Abram war sehr reich. Warum? Nun, er hatte ja sehr viel bekommen in Ägypten und offensichtlich hatte der großzügige Pharao ihm das nicht wieder abgeknüpft. Also er kehrt zurück nach Kanaan mit viel Reichtum und schon kommt das nächste Problem. Vers 5-8: «Und auch Lot, der mit Abram zog, hatte Kleinvieh und Rinder und Zelte und das Land ertrug es nicht, dass sie beisammen wohnten. Denn ihre Habe war groß und sie konnten nicht beisammen wohnen. Und es gab Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Und die Kanaaniter und die Pheresiter wohnten damals im Land. Da sprach Abram zu Lot: Lass doch kein Gezänk sein zwischen mir und dir und zwischen meinen Hirten und deinen Hirten, denn wir sind Brüder. »
Nun kommt Abram also zurück und bekommt die Rechnung für seinen Ägyptenaufenthalt. Jetzt gibt es Streit in seiner Großfamilie. Der Streit ist entstanden dadurch, dass er in Ägypten soviel bekommen hat und in Ägypten hat er so viel bekommen, weil er gelogen hat und er hat gelogen, weil er von dem Ort weggegangen ist, wo Gott ihn haben wollte. Merken wir die ganze Verkettung? Nun, der biblische Bericht sagt, in Verbindung mit dem Streit, dass die Kanaaniter und Pheresiter damals im Land wohnten. Also diese heidnischen Ureinwohner Kanaans, die haben gut geschaut, wie Abram und seine Familie dort lebten. Und Abram merkt, dass das nicht sein darf. Streit unter Brüdern das ist unwürdig. Und der großmütige Onkel sagt dann zu Lot: Schau mal, du kannst dahin gehen, dann gehe ich dorthin oder umgekehrt. Du kannst wählen. Der Neffe darf wählen. Und wir lesen Verse 10-11: «Und Lot hob seine Augen auf und sah die ganze Ebene des Jordan, dass sie ganz bewässert war, bevor der HERR Sodom und Gomorra zerstört hatte, gleich dem Garten des HERRN, wie das Land Ägypten, bis nach Zoar hin. Und Lot erwählte sich die ganze Ebene des Jordan und Lot zog ostwärts und sie trennten sich voneinander.»
Lot darf jetzt wählen. Er schaut dort hinunter in diese Tiefebene des Jordantales und er sieht, dass es dort wunderbar ausschaut. Und es steht dort, es sieht aus wie das Land Ägypten. Woher wusste der Iraki, wie Ägypten aussieht? Ja, weil er mit seinem Onkel einmal eine Reise nach Ägypten gemacht hatte. Und das hat ihn auf den Geschmack gebracht, ein bewässertes Land, so wie Ägypten ein bewässertes Land war. Das gefiel ihm und so wollte er nach Sodom hin ziehen um dort zu wohnen. Vers 12 am Schluss: «Lot wohnte in den Städten und der Ebene und schlug Zelte auf bis nach Sodom. Und die Leute von Sodom waren böse und große Sünder vor dem HERRN.» Also das Abweichen seines Onkels hat ihn auf den Geschmack gebracht dorthin zu gehen und das hat Konsequenzen, wie wir gleich noch sehen werden. Übrigens wird ja auch noch gesagt, diese Ebene sah aus wie der Garten des HERRN. Aber das hatte Lot ja nie gesehen. Er wusste nur aus der Urgeschichte, dass der Garten Eden ein bewässertes Land war mit dem Strom, der aus Eden ausging.
Also wir finden eine Entwicklung bei Lot. Vers 12: Er schlug seine Zelte auf bis nach Sodom. Dann wird in 1. Mose 14, 12 gesagt, er wohnte in Sodom. Und in Kap. 19, Vers 1, wird gesagt, dass Lot unter dem Tor Sodoms saß. Gerichtsverhandlungen in der Antike fanden oft im Stadttor statt, im Torgebäude drin. Also war Lot ins Richteramt aufgestiegen in Sodom. Merkt man die Entwicklung? Nun wir werden sehen, was die Konsequenzen daraus sind. Lot geht also weg, Abram ist jetzt allein. 1. Mose 13, 14, gleich nach diesen Ereignissen: «Und der HERR sprach zu Abram», nachdem Lot sich von ihm getrennt hatte. Jetzt ist er aus seiner Verwandtschaft hinausgegangen. Jetzt ist das gekommen, was er schon immer hätte tun sollen. Und genau dann erscheint der HERR, mit neuen Verheißungen. «Hebe doch deine Augen auf und schaue von dem Ort wo du bist gegen Norden und gegen Süden und gegen Osten und gegen Westen, denn das ganze Land, das du siehst, dir will ich es geben und deiner Nachkommenschaft auf ewig.» Gott gibt die zweite Landverheißung jetzt wo Abram voll gehorsam geworden ist. Und Abram geht, Vers 18, nach Hebron und baut dort wieder einen Altar, einen zweiten Altar in Hebron.
Interessant, Hebron ist eine weitere, ganz wichtige Stadt der Palästinenser im Westjordanland. Und Abram hat die Verheißung bekommen, schau nach Norden und nach Süden und so weiter, in alle Himmelsrichtungen, dir und deinen Nachfahren gehört das Land und da geht Abram nach Hebron und wohnt dort. Also dort, wo die UNO der Meinung ist, dort sollten die Juden besser nicht wohnen. Das ist wirklich eigenartig. Da haben wir zwei Städte so kennengelernt, Sichem und Hebron, und beide sind heute, 4.000 Jahre später, explosiv für die Frage, wem dieser Ort gehört. Hebron heißt übersetzt Gemeinschaft. Und Abram baut dort wieder einen Altar, er lebt wieder in der Gemeinschaft. Lot ist, wie wir noch sehen werden, auf einen gefährlichen Weg gegangen, eine gefährliche Entwicklung. Abraham selbst aber ist in Gemeinschaft mit Gott, aber eben Schritt für Schritt, er war kein perfekter Mann, der von Anfang an alles richtig machte.
In Kapitel 14 wird uns zuerst der Kampf der Könige beschrieben. Da kommen aus dem Zweistromland eine Koalition von vier Königen und die führen Krieg gegen Sodom, Gomorra, Adama, Zeboim und Zoar. Das ist übrigens eine politische Situation, die genau in die Zeit Abrams passt. In etwas späterer Zeit wäre eine solche Koalition, von den politischen Verhältnissen Mesopotamiens her gesehen, nicht mehr denkbar. Und auch da: Es passt ganz genau in die politische Situation von 2000 vor Christus. Und auch die Namen dieser Könige: Amraphel, Arioch, Kedor-Laomer, das sind ganz typische Namen aus dieser Zeit. Und z.B. Kedor-Laomer, der König von Elam, dieser Name ist wirklich elamitisch, also nicht hebräisch, nicht babylonisch, sondern exakt elamitisch. Und der Name des Königs von Gojim, Tideal, dies ist ein hethitischer Name. Das alles passt also genau in die Situation von damals. Also das als archäologisches Streiflicht.
Nun, warum wird dieser Kampf hier beschrieben? Ganz einfach, weil Lot ja in Sodom wohnte, diese Koalition hat Sodom besiegt und die anderen Städte, sie haben Kriegsgefangene gemacht und Lot wurde auch mit weggeführt. Und jetzt musste sich Abram überlegen, was er tun sollte, sein Neffe ist in Kriegsgefangenschaft. Und er rückte dann aus mit 318 Leuten, seine Privatarmee, und schlägt sensationell die fünf Armeen aus Mesopotamien. Das erinnert mich irgendwie an den Sechstagekrieg. Und er holt die ganzen Kriegsgefangenen zurück, inklusive Lot und der ganzen Beute dieser Städte Sodom etc. Da machen wir dann weiter nach der Pause.
Wir sind stehen geblieben beim Kampf der Könige, 1. Mose 14. Abram hat Lot befreit, aber auch diese schlimmen Städte in der Jordantiefebene, unten beim Toten Meer. Warum hat er sie befreit, gerettet diese Städte? Alles nur wegen Lot, einen Mann, der Gott kannte. Nach dem Krieg kommt Abram nach Jerusalem. Ich lese 1. Mose 14, 17 ff: «Und nachdem er zurückgekehrt war, nachdem er Kedorlaomer und die Könige, die mit ihm gewesen, geschlagen hatte, zog der König von Sodom aus, ihm entgegen, in das Tal Schawe, das ist das Königstal. Und Melchisedek, König von Salem, brachte Brot und Wein heraus; und er war Priester Gottes, des Höchsten. Und er segnete ihn und sprach: Gesegnet sei Abram von Gott, dem Höchsten, der Himmel und Erde besitzt! Und gepriesen sei Gott, der Höchste, der deine Feinde in deine Hand geliefert hat! Und Abram gab ihm den Zehnten von allem.» Nun kommt plötzlich diese eigenartige Person Melchisedek aus Salem, aus Jerusalem, auf den Plan. Ich habe auf dem Blatt erklärt, dass Salem ein anderer Name für Jeru-salem ist, eine Kurzform. Salem heißt einfach Friede, Jerusalem heißt Gründung des Friedens. In Psalm 76, 3 wird ausdrücklich Jerusalem als Salem bezeichnet.
Die damalige Situation und auch noch später in Kanaan war so, dass einzelne Könige in Städten herrschten, das heißt über eine einzelne Stadt und ihre Vororte. Also Melchisedek war gewissermaßen Stadtkönig von Jerusalem. Das erstaunliche ist, dass ein Kanaaniter, ein kanaanitischer Stadtkönig, Gott den Höchsten kennt. Abram lässt sich von ihm segnen. Er hat also sofort realisiert, Melchisedek von Salem betet den gleichen Gott an wie ich. Das ist ganz erstaunlich, da inmitten dieser heidnischen Welt. Wir haben ja letztes Mal gesehen, Babylon, wie sich die Völker zerstreut haben, und diese Völker haben diesen Götzendienst von Babel mitgenommen und haben an allen ihren Orten auf der ganzen Welt religiöse Systeme entwickelt, die aus ihrer Gottferne heraus entstanden. Aber hier finden wir zurzeit von Abram plötzlich einen einzelnen Stadtkönig, der den Höchsten, den wahren Gott, verehrte. Und Abram konnte das so erkennen. Als Parallele das Buch Hiob. Das Buch Hiob ist sogar wohl aus einer Zeit etwas früher als Abram und da finden wir einen Hiob im Lande Edom, im Lande Uz, also Südjordanien, der kennt Gott. Wir haben Elihu aus Bus, Saudi-Arabien, er kennt den wahren Gott. Und auch die anderen drei Freunde kommen aus verschiedenen Orten in diesem Umfeld und sie kennen alle den wahren Gott. Also das war noch öfters so.
Nun im Neuen Testament wird Melchisedek wieder aufgenommen im Hebräerbrief, Kapitel 7. Und da wird gesagt, Melchisedek sei dem Sohne Gottes ähnlich gemacht, Hebräer 7, 3. Ähnlich gemacht, das will sagen, die Beschreibung von Melchisedek in 1. Mose 14 durch den Heiligen Geist inspiriert, ist solcher Art, dass diese Person dem Sohne Gottes ähnlich ist. Es wird nämlich dort erklärt, Hebräer 7, dass von Melchisedek nichts über seine Geburt gesagt wird und nichts über seinen Tod. Von Abram haben wir beides, von Melchisedek nicht. Wir haben keinen Stammbaum. Von Abram haben wir einen ausführlichen Stammbaum, von Melchisedek nicht. Und keine Mutter und kein Vater wird erwähnt. Er taucht einfach plötzlich in der Heilsgeschichte auf und existiert. Und dann erklärt der Hebräerbrief, darin gleicht er dem Sohn Gottes, ohne Anfang und ohne Ende. Das macht deutlich, dass der Herr Jesus der ewige Sohn ist. Er ist als Mensch Sohn Gottes geworden, Psalm 2: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Aber er ist als Gott, als Sohn Gottes schon von Ewigkeit her, ohne Anfang und ohne Ende. Er ist nie Sohn Gottes geworden, er ist der ewige Sohn. Und darauf weist Melchisedek hin. Der Hebräerbrief übersetzt dann: Melchisedek bedeutet König der Gerechtigkeit. Er ist König von Salem, also König des Friedens. Und damit weist er hin auf Jesus Christus, den letzten Herrscher von Jerusalem in der Zukunft. Denn Jesus Christus wird in der Zukunft wiederkommen und er wird die Weltherrschaft übernehmen von Jerusalem aus, er wird herrschen in Gerechtigkeit und Frieden. Also Melchisedek weist auf ihn hin.
Schön ist, Abram, der Vater des Volkes Israel, kommt aus einer schweren Schlacht und begegnet ihm, dem Friedenskönig. So wird Israel in der Zukunft durch schrecklichste Kämpfe hindurchgehen, in der großen Trübsalzeit, aber am Schluss kommt die Begegnung mit dem Friedensfürsten. Und der Friedensfürst brachte Abram Brot und Wein heraus zur Stärkung. Auch da ist die Parallele frappant zum Abendmahl. Brot und Wein weisen hin auf das Erlösungswerk von Jesus Christus. Also nach der großen Völkerschlacht, der König des Friedens in Salem. Hier haben wir den ersten König in der Bibel über Jerusalem, Jesus Christus wird der letzte König von Jerusalem sein.
Und so kommen wir bereits zu Kapitel 15. Gott erscheint wieder dem Abram. Und er sagt ihm, er solle verschiedene Tiere holen, diese schlachten und zerschneiden in immer zwei gleiche Stücke, diese soll er am Boden ausbreiten, immer die entsprechenden Stücke gegenüber, so dass dazwischen eine Bundesstraße entsteht. Abram kannte dieses Ritual, denn es war üblich im Alten Orient, dass man Verträge auf diese Weise besiegelte. Zum Beispiel: Ein König macht einen Vertrag mit einem Vasallen. Da hat man die Tiere so geschlachtet, am Boden hingelegt, man hat die Abmachungen, den Vertrag, verlesen und darauf sind beide Parteien zwischen diesen Opferstücken hindurchgegangen. Damit sagten sie: Wer sich von uns nicht an diese Abmachungen hält, mit dem soll das geschehen, was mit den Tieren geschehen ist. Also ein bekanntes Bundesschlussritual. Abram macht das so, die Bundesstraße wird gebildet, es wird Abend, Abram fällt in einen tiefen Schlaf, Vers 12, und dann sieht Abram, Vers 17, die Schechina, die geheimnisvolle Feuersäule Gottes. «Und es geschah, als die Sonne untergegangen und dichte Finsternis geworden war, siehe da, ein rauchender Ofen und eine Feuerflamme, die zwischen den Stücken hindurchfuhr. An selbigem Tag machte der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deiner Nachkommenschaft gebe ich dieses Land, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, den Strom Phrat.»
Wenn man den alten Orient kennt, sieht man ein bekanntes Bundesschlussritual, genau so wie damals oder fast genau, denn es gibt etwas Auffälliges. Abram geht nicht zwischen diesen Stücken hindurch, sondern nur die Feuerflamme Gottes. Es ist ein einseitiges Bündnis und das überrascht. Abram fiel in tiefen Schlaf, Schlaf ist hier «thardemah», tiefer Schlaf, das gleiche Wort, das für Adam gebraucht wurde, als Gott ihn in einen tiefen Schlaf versetzte, um aus seiner Rippe seine Frau zu schaffen. Abram also in tiefster Passivität, Gott allein besiegelt den Bund. Jetzt muss ich noch erklären, der Ausdruck «einen Bund schließen» heißt auf hebräisch «karath berith». Karath heißt aber wörtlich schneiden. Und das kommt immer wieder vor in der Bibel, einen Bund schließen ist immer einen Bund schneiden, eben wegen dieser Opfertiere, die man zerschnitt.
Gott ging hindurch und er sagt damit: Ich übernehme die 100-prozentige Verantwortung für dieses Bündnis. Es ist unabhängig davon, wie Abram und seine Nachkommen sich verhalten, es hängt alles an mir. Ich bin bereit, die Konsequenzen zu tragen. Gott sagt gewissermaßen: Ich bin bereit zum Opfer zu werden. Das sagt dieses Kapitel 15 aus. Inhalt des Bündnisses ist die Bestätigung der drei Verheißungen, die wir bisher gefunden haben. Jetzt wird dies besiegelt. Deinem Samen gebe ich dieses Land, vom Strom Ägyptens bis an den großen Strom, dem Strom Phrat. Der Strom Ägyptens ist der Nil und der Euphrat auf der anderen Seite. Das ist das Land für die Nachkommenschaft Abrams. Es ist ein wenig mehr als Israel heute besitzt, mitsamt allen besetzten Gebieten. Das darf man natürlich nicht den Ägyptern sagen und auch nicht Assad von Syrien, der wäre da schon sehr erbost, aber so sagt es die Bibel. Nun muss man natürlich sagen, ja, deiner Nachkommenschaft, aber Abram hat ja nicht nur einen Sohn, Isaak, von dem Israel abstammt, sondern von ihm stammt ja auch Ismael ab und von diesem viele arabische Stämme und noch viele andere Söhne. Darüber werden wir noch sprechen.
Nebenbei gesagt, in Daniel 9, 26 wird vorausgesagt, dass der Messias zur Zeit des zweiten Tempels sterben würde. Und es heißt dort, der Messias wird ausgerottet werden, oder weggetan werden. Das Wort im hebräischen ist karath im Passivstamm, schneiden. Dem Messias soll genau das angetan werden, was eigentlich mit dem Bündnis von 1. Mose 15 ausgedrückt worden ist. Übrigens, der Strom Ägyptens ist nicht El Arish, nicht wahr, in der Bibel wird manchmal als Grenze genannt der Bach Ägyptens und das ist hebräisch «nachal mizrajim», das war die El-Arish, wo heute in der Nähe die Grenze zwischen Israel und Ägypten liegt. Aber hier ist es im hebräischen «nahar mizrajim» und das ist der Strom Ägyptens, der Nil. Wenn man denkt, im Sechstagekrieg die ganze Sinaiwüste wurde erobert bis an den Suezkanal, das hat schon seine Bedeutung in der ganzen Heilsgeschichte. Aber der wurde ja mehr als einmal wieder zurückgegeben. Wir wollen nicht vorgreifen.
Bei diesem Bündnis hat Gott noch zu Abram gesagt: «Blick hinauf an den Himmel, zähle die Sterne, wenn du sie zählen kannst, so wird deine Nachkommenschaft sein.» Und dann lesen wir in 1. Mose 15, 6: «Und er glaubte dem HERRN und dieser rechnete es ihm zur Gerechtigkeit an». Das ist das erste Mal in der Bibel, dass das Wort Glauben vorkommt. Gott spricht und der Mensch glaubt und Gott rechtfertigt ihn. Er erklärt ihn als einen gerechten Menschen. Da haben wir die Grundlage der neutestamentlichen Rechtfertigungslehre im Römerbrief und es ist auch die Grundlage der Reformation. Da sehen wir, wie die Geschichte Abrams große Heilgeschichtliche Bögen zieht. Gott rechtfertigt den Menschen, er erklärt ihn für gerecht aufgrund des Glaubens. Und deshalb wird Abram dann in Römer 4, 16 als der Vater aller Gläubigen bezeichnet.
Dann kommt Kapitel 16. Abram spricht mit seiner Frau und sie hat plötzlich eine Idee. Und dann sagt sie ihm: Weißt du, jetzt warten wir schon so lange auf Nachkommenschaft, wir sind schon so alt, vielleicht ist das alles ein wenig anders gemeint wie Gott das gesagt hat. Wir haben doch noch eine Magd, meine ägyptische Magd Hagar, die könntest du doch heiraten und dann würde ihr Kind mir zugerechnet werden. Vielleicht will Gott seine Verheißung so erfüllen!? Ich glaube wir kennen das. Man hat Probleme mit einer Bibelstelle und dann sagt man, vielleicht ist das ja alles ein bisschen anders gemeint. Das ist schon ganz alt, das geht also zurück bis auf die Familie Abrams. Nun, wir müssen das natürlich aus der Zeitgeschichte heraus verstehen. Zum Beispiel in den Hammurabi-Gesetzen, 18. Jahrhundert v. Chr., die hat man ja gefunden, da wird als orientalisches Gesetz gesagt, und auch in den Nuzi-Texten findet man das, bei Unfruchtbarkeit der Frau konnte ihr mit ihrer Einwilligung eine Sklavin als Nebenfrau zur Seite gestellt werden. Und das Kind wurde dann der Hauptfrau zugerechnet. Das war also ein Gesetz der damaligen Zeit und Sarai hatte die Idee, dass dies alles etwas anders gemeint sein könne und Abram durch eine andere Frau Nachkommenschaft zeugen solle.
Abram hört auf seine Frau und heiratet Hagar. Und Hagar wird schwanger und das Kind ist Ismael. Von Ismael stammen die Ismaeliter ab, das sind viele Stämme aus Saudi-Arabien. Übrigens Muhammad wusste, dass er ein Ismaeliter war. Also, der Islam ist letztendlich aus dieser Linie heraus gekommen, mit seinem Schwert und der Gefahr für die ganze Welt. Wir sehen also diese ganze Verknüpfung. Das hat über 4.000 Jahre lang Konsequenzen gehabt, dass Sarai und Abram gedacht haben, wahrscheinlich muss man Gottes Wort ein bisschen anders verstehen, als wir das bisher getan haben. Und noch etwas. Woher hatte eigentlich der Iraki Abram eine ägyptische Magd? Nun, wir erinnern uns. Er hat doch einmal einen Abstecher gemacht nach Ägypten, aber das war nicht so ganz richtig, das haben wir auch gesehen. Das war noch ein Mitbringsel aus Ägypten. Diese Verkettungen sind doch unglaublich. Wir sehen, eine einzelne Tat steht nicht isoliert da. Abram ist nicht geblieben, wo er sein sollte, er ging nach Ägypten und log bezüglich seiner Frau, dann haben sie viel Besitz bekommen, unter anderem diese ägyptische Magd und das hat die ganze Sache gegeben mit Hagar und Ismael und das Ganze hat dann die Bedrohung gegeben bis heute für Israel. Und wir müssen bedenken, dass die Ismaeliter von Bedeutung sind für die Weltgeschichte, denn als Muhammad den Islam gegründet hatte, gingen diese ismaelitischen Stämme in den ganzen Nahen Osten und haben diese einheimischen Völker erobert, ihnen den Islam aufgedrängt und sie haben sich mit diesen ansässigen Völkern vermischt, so dass gewissermaßen ismaelitisches Blut in die ganze arabische Welt gekommen ist. Wir staunen über diese Konsequenzen. Beständige Feindschaft ist daraus entstanden.
Nun, ich lese die Schlussverse von 1. Mose 16: «Und Hagar gebar dem Abraham einen Sohn. Und Abraham gab seinem Sohn, den Hagar ihm geboren hatte, den Namen Ismael. Und Abraham war 86 Jahre alt, als Hagar Abraham den Ismael gebar. Und Abraham war 99 Jahre alt, da erschien der HERR dem Abraham und sprach zu ihm: Ich bin Gott, der Allmächtige, wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen.» Fällt uns etwas auf? Als Ismael auf die Welt kam, war Abraham 86 Jahre alt. Und dann kommt Kapitel 17 und Abraham ist plötzlich 99 Jahre alt. Dreizehn Jahre sind vergangen und die Bibel sagt uns nicht mehr, dass Gott mit Abraham gesprochen hätte. Es scheint, dass eine Zeit des Schweigens gekommen ist. Nach dem Abweichen spricht Gott 13 Jahre nicht mehr. Und das kann auch in unserem Leben so sein, dass wir abweichen und irgendwie den Eindruck haben, Gott spricht nicht mehr persönlich zu mir. Das ist dramatisch.
Aber nach 13 Jahren erscheint Gott wieder. Und was sagt er ihm? Ich bin Gott der Allmächtige. Ich habe keinen Trick nötig. Ich bin allmächtig. Ich kann machen, dass du und Sarah ein Kind bekommt. Du brauchst nicht solch einen Umweg mit Hagar zu machen. Ich bin Gott der Allmächtige. Und dann sagt er: Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen. Also lebe in Gemeinschaft mit mir. Das heißt vor Gottes Angesicht leben. Sich also im Alltag bewusst zu sein, ich stehe vor Gott. Das ist schon dramatisch. Und dann sagt Gott: Ich will jetzt ein Bündnis schließen, Vers 2: «Und ich will meinen Bund setzen zwischen mir und dir, und will dich sehr, sehr mehren.» Jetzt macht Gott wieder einen Bund und zwar kommt jetzt der Beschneidungsbund. Alle in der Familie von Abraham sollen beschnitten werden. Das soll das Zeichen dieses Bündnisses sein. Nun, das ist ein ganz anderes Bündnis als in Kapitel 15, ein anderes Ritual und dieses Ritual kennen wir aus den hethitischen Verträgen.
Die alten Hethiter haben solche Verträge geschlossen, genau in dem Aufbau wie in 1. Mose 17. Und dazu ist noch folgendes zu sagen. Das hethitische Volk ist in der Geschichte ab dem 13ten Jahrhundert vor Christus untergegangen. Und die Bibelkritiker wollen uns sagen, dass dieses Kapitel in der Zeit nach dem babylonischen Exil entstanden sei. Das sei eine Priesterschrift - die fünf Bücher Mose werden in Quellen aufgeteilt - und stammt aus dem 4.-5. Jahrhundert. In dieser Zeit gab es die hethitischen Verträge aber schon lange, lange nicht mehr, fast 1.000 Jahre nicht mehr. Wer wusste noch, wie die Hethiter Verträge gemacht haben? Und hier haben wir genau diese Struktur. Ich habe auf dem Arbeitsblatt verwiesen auf die Arbeit von Samuel Külling zur Datierung der Genesis P-Stücke. In seiner Doktorarbeit hat er das sehr gründlich herausgearbeitet, dass wir hier den Aufbau haben der hethitischen Verträge.
Und zwar ist das Schema: Zuerst gibt es ein Vorwort, die Präambel, 1. Mose 17, 1: «Ich bin Gott, der Allmächtige. Wandle vor meinem Angesicht und sei vollkommen.» Dann kommt die Grundsatzerklärung, wo der Bündnispartner zu Loyalität und Treue aufgerufen wird, Vers 2 und 3. Und dann kommen die Bundesverpflichtungen der Oberpartei. Hier haben wir Gottes Bundesverpflichtungen und die beginnen in den Versen 4-8 immer wieder mit: Ich, ich, ich. . Alle Versprechungen Gottes werden so aufgeführt bis Vers 8. Und dann kommen Abrahams Bundesverpflichtungen, da wird mit betontem «und du» begonnen, Verse 9-14. Und dann kommt Gottes Bundessegen. Und so ist es auch bei den hethitischen Verträgen, am Schluss kommen dann die Segens- oder Fluchverkündigungen. Nun, da haben wir eine Pointe. In diesen Abmachungen sagt Gott plötzlich in Vers 19: «Und Gott sprach: Fürwahr, Sarah, deine Frau wird dir einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Isaak geben. Und ich werde meinen Bund mit ihm errichten zu einem ewigen Bund für seine Nachkommenschaft nach ihm. Und um Ismael habe ich dich erhört. Siehe, ich habe ihn gesegnet und werde ihn fruchtbar machen und ihn sehr, sehr mehren. Zwölf Fürsten wird er zeugen und ich werde ihn zu einer großen Nation machen. Aber meinen Bund werde ich mit Isaak errichten, den Sarah dir gebären wird, um diese bestimmte Zeit im folgenden Jahre. »
Das ist die Pointe. Bis hierher hat Gott immer gesprochen von dir und deiner Nachkommenschaft, aber es wurde nie erklärt, wer ist die Nachkommenschaft. Und jetzt kommt die Pointe im Beschneidungsbund: Nicht mit Ismael, sondern mit Isaak und zwar durch Sarah. Jetzt ist es eindeutig klar, wem diese Landverheißungen und so weiter gelten. Gott vergisst Ismael nicht, er liebt die arabischen Stämme und hat Segen für sie bereitet. Aber die Bundesverheißungen gelten Isaak und seinen Nachkommen. Und es ist ein ewiger Bund, also nicht nur für ein paar Jahre oder Jahrhunderte, sondern wirklich ewig. Er gilt noch heute.
Nun, die Beschneidung, was sollte das eigentlich bedeuten? Bei der Beschneidung wird beim männlichen Zeugungsorgan Haut abgeschnitten, es blutet. Und das sollte Abraham und seiner Nachkommenschaft etwas deutlich machen: Ich bin ein Sünder und ich kann immer nur Sünder zeugen. Und darum, das Zeichen der Beschneidung ist gewissermaßen ein Symbol des Gerichtes Gottes über die sündige Natur des Menschen. In Kapitel 16 haben wir gesehen wie Abraham mit seinen Tricks nach seiner sündigen Natur gelebt hat. Und jetzt macht Gott ein Bündnis und sagt, jeder in deiner Familie soll beschnitten werden. Jedem soll mit diesem Symbol wieder bewusst gemacht werden, ich habe ein böses Herz und ich bin immer in der Gefahr von Gottes Wort abzuweichen. Über meine verdorbene Natur braucht es Gottes Gericht. Und im Neuen Testament finden wir dann dieses Gericht. Der Herr Jesus ist als Stellvertreter ans Kreuz gegangen. Nicht nur für das, was wir getan haben, sondern auch weil wir in unserem Herzen, in unserer Natur, sündig sind. Das ist die tiefe Bedeutung der Beschneidung.
Und hier beim Beschneidungsbund kündigt Gott an, Vers 14, dass, wer sich nicht daran hält, den wird Gott richten. Jetzt ist das hier plötzlich mit Verantwortung verbunden. Also wir sehen in dem ganzen Bündnispaket mit Abraham gibt es einen Teil, ein Teilbündnis, bei dem die persönliche Verantwortung des Einzelnen eine Rolle spielt. Das bedeutet, kein Jude kann sagen ich bin ein Jude, ich stamme von Abraham ab, darum ist mir der Segen sicher. So einfach geht es nicht. Der Nachkommenschaft als solches ist der Segen verheißen, aber wenn der Einzelne nicht selber Gottes Wort gehorcht und umkehrt, und Buße tut über seine Sünde, dann kommt er nicht unter den Segen. Also man bekommt den Segen nicht pauschal einfach weil man Jude ist. Und das wird ausgedrückt mit dem zweiseitigen Beschneidungsbund im Stil der hethitischen Verträge. Darum hat auch Johannes der Täufer den Pharisäern gesagt, ihr müsst nun ja nicht sagen, wir sind Abrahams Söhne. Gott kann aus diesen Steinen Söhne erwecken. Ihr müsst umkehren, sonst kommt ihr nicht unter Abrahams Segen. Übrigens, Söhne heißt auf hebräisch «banijm» und Steine heißt «abanijm». Also ihr müsst nicht sagen wir sind die banijm von Abraham. Wenn Gott will kann er aus den abanijm für Abraham banijm machen, da braucht er euch gar nicht. Und später, wo die Jünger des Herrn geschrien haben, Lukas 19, 38-39 dass der Herr Jesus der Messias, der König, ist, da haben sich die Pharisäer geärgert und dann hat der Herr gesagt, wenn die schweigen, dann werden die Steine schreien. Also wenn die wahren banijm Abrahams schweigen, dann werden die abanijm schreien. Und das haben wir heute Morgen, hoffe ich, ein bisschen gesehen, wie in der biblischen Archäologie, weil so viele banijm schweigen, die abanijm Zeugnis ablegen und schreien. In der Archäologie bestätigen die Steine die Wahrheit und Glaubwürdigkeit der Bibel. Das als kleiner Exkurs.
Wir kommen zu Kapitel 18. Da bekommt Abraham Besuch von drei Fremden. Sie sehen aus wie Menschen. Abraham lädt sie ein, orientalische Gastfreundschaft, aber es ist mehr als das. Und es wird deutlich erst in der Folge, dass einer dieser Männer JHVH selbst ist. Der Herr in Menschengestalt. Immer wieder haben wir im Alten Testament Gotteserscheinungen in Form eines Menschen. Und im Neuen Testament wird Gott dann wirklich ein Mensch, um eben zum Opfer zu werden, wegen der Verpflichtung Abraham gegenüber aus 1. Mose 15. Die zwei anderen Fremden sind Engel. Und diese drei Fremden werden also von Abraham eingeladen. In Hebräer 13, 2 wird erklärt, wir sollen gastfreundlich sein. «Die Gastfreundschaft vergesset nicht, denn durch dieselbe haben etliche ohne ihr Wissen Engel beherbergt.» Nun, das war genau so bei Abraham. Ohne es zu wissen, hat er Engel beherbergt. Er hätte ja denken können, das sind Asylanten, aber es waren keine Asylanten, es waren Engel. So nahe kann das sein. Übrigens, trachtet nach Gastfreundschaft ist ein wichtiger Befehl im Neuen Testament. Er wird zwar von manchen Leuten falsch verstanden – ich hatte einmal einen Freund, der hat sich immer wieder eingeladen bei anderen – aber es ist etwas ganz wichtiges, Gemeinschaft pflegen miteinander. Abraham ist ein Vorbild.
Nun, in Vers 10 wird ihm angekündigt, dass nun der verheißene Erbe im nächsten Jahr geboren werden soll. Und dann bleibt Gott noch etwas allein mit Abraham und er schließt seinen Freund Abraham in seine Pläne mit ein und spricht über die Vernichtung von Sodom und Gomorra. Ich habe alle drei Stellen hier aufgeführt, wo Abraham Freund Gottes genannt wird. Gott spricht mit Lot nicht so, aber mit Abraham. Abraham wird in seine Pläne eingeschlossen. In Johannes 15, 15 sagt der Herr Jesus zu seinen Jüngern, ich habe euch Freunde genannt, weil ich euch alles gesagt habe. Also dürfen wir auch als neutestamentliche Gläubige Freunde Gottes werden. Und der Herr sagt, weil ihr tut, was irgend ich euch gebiete. Also wenn wir auf Gottes Wort hören, wie Abraham das gelernt hat, dann werden wir Freunde Gottes und Gott wird uns einweihen in seine Pläne. Nun, man könnte sagen, ja aber Abraham betrifft das doch gar nicht. Gott spricht über Sodom und Gomorra, da wohnt ja Abraham nicht. Aber Gott schließt Freunde in seine Pläne ein und will mit ihnen auch über Dinge sprechen, die sie vielleicht nicht unbedingt direkt betreffen. Indirekt schon, denn Lot war ja dort. Und Abraham hatte immer noch ein Herz für Lot. Und dann sagt Abraham: Ach Herr, wenn es dort fünfzig Gerechte gibt in Sodom, dann vernichte doch Sodom nicht. Und Gott sagt, ja gut. Und dann sagt er, ja vielleicht sind es fünf weniger. Wenn es nun 45 gibt, oder wenn es 40 sind, wenn es 30 sind, wenn es 20 sind und noch ein letztes Mal, wenn es 10 Gerechte gibt, verschone Sodom. Und der Herr stimmt jedes Mal zu. Und dann geht der Herr weg. In Amos 3, 7 heißt es, dass Gott nichts tut, es sei denn, dass er es zunächst seinen Knechten, den Propheten, offenbart. Denn Gott will sein Volk, seine Knechte, diejenigen, die ihm dienen wollen, einführen in den Ratschluss Gottes, den er uns in der Bibel geoffenbart hat.
Hier sehen wir Abrahams Gebetskampf für Lot. Wir haben in Kapitel 14 gesehen, Abraham hat gekämpft mit dem Schwert für Lot. Und jetzt hat er gebetet für Lot. In Epheser 6 wird uns erklärt, dass Schwert des Geistes ist die Bibel, mit der kann man kämpfen. Nun kann es einen Gläubigen geben wie Lot, der irgendwie in eine falsche Richtung geht. Manchmal muss man mit der Bibel kämpfen und überzeugen. Und manchmal muss man einfach beten. Aber Abraham hat beides getan. Er wusste aber in welchem Fall er ausrücken musste und in welchem Falle beten. Und da müssen auch wir immer wieder Klarheit bekommen. Was müssen wir jetzt tun? Mit dem Schwert kämpfen oder ist es vordringlich das Gebet?
Jetzt kommen wir zu 1. Mose 19, die Rettungsaktion für Lot. Die beiden Engel gehen nach Sodom. Der Herr geht nicht mit, ganz auffällig. Und der Besuch kam bei Abraham um Mittag, als es ganz hell war. Die Engel gehen nach Sodom am Abend als es dunkel wird. Symbolisch hat das schon etwas auszusagen. Und sie finden Lot im Tor Sodoms. Also er übt dort sein Richteramt aus. Nun, Lot hat sich wahrscheinlich gedacht, er könne als Gläubiger in Sodom noch einen guten Einfluss haben. Aber es kam alles ganz anders. Nun kann man daraus nicht ableiten, dass, wenn wir die Idee haben auf unsere Stadt noch einen guten Einfluss zu haben, indem wir Einfluss nehmen auf Politik oder ähnlichem, dies grundsätzlich falsch wäre. Denn wir sehen zum Beispiel, dass Daniel zu einem ganz hohen Ministerposten aufstieg in Babylon. Oder Joseph, der Zweite nach dem Pharao. Aber bei Lot ging alles schief. Warum? Weil er nicht dort war, wo Gott ihn haben wollte. Das ist der Punkt. Lot hätte ja nie ausziehen sollen aus Ur. Gott wollte ihn wahrscheinlich in Ur haben, in Chaldäa. Dort hätte er auch ein Zeugnis sein können. Aber Lot ging einen langen Weg und das war nicht Gottes Weg. Und er ging schlussendlich bis nach Sodom. Aber Gott wollte ihn nicht dort haben. Und wir können sagen, wenn wir dort sind, wo der Herr uns nicht haben will, dann können wir nicht mit seiner Offenbarung rechnen. Daniel wurde in Babylon bewahrt, Joseph wurde in Ägypten bewahrt, aber Lot ging seinen eigenen Weg und er blieb nicht bewahrt. Wir können also nicht einfach schwarz-weiß malen, sondern es ist die Frage, wo will der Herr mich haben, und auf welchem Posten will er mich haben.
Lots Gastfreundschaft, er sieht diese Fremden und er lädt sie sofort ein zu sich. Die wollten nämlich auf dem Platz draußen übernachten. Aber das war ganz gefährlich. Und effektiv, die ganze Stadt macht sich auf, sie gehen auf Lot los und sagen, gib uns die Leute raus. Und wir sehen aus dem Text, die ganze Stadt wollte sich homosexuell an diesen Männern vergehen. Das war die moralische Situation in Sodom, schrecklich. Es wird auch angesprochen in Jesaja 3, 9, wo über Sodoms Schamlosigkeit geredet wird. Es heißt dort, in Sodom hat man offen über alle sexuellen Sünden gesprochen. Also dieses offene Sprechen darüber wird dort ganz klar verurteilt. Das war typisch für Sodom. Wir merken die Parallelen zu heute, zu unserer Kultur. Jeremia 23, 14 spricht über Ehebruch in Sodom und Judas 7 spricht über Sodomie. Das ist das Abscheulichste was es gibt. In Judas 1, 7 heißt es nämlich über die Sodomiten, dass sie anderem Fleisch nachgingen. Und das griechische Wort anderes ist hier «allos», das etwas von anderer Art bezeichnet. Also das hat mit dem Tierreich zu tun. Das ist so widerlich, aber all diese Dinge waren in Sodom da und man hat offen, schamlos darüber gesprochen. Und darum das Gericht über Sodom. Aber es ist eigenartig, dass Lot dann mit diesen abscheulichen Leuten seiner Stadt verhandelt und sagt: Nein, tut ihnen nichts an. Wir können das anders lösen, ich gebe euch meine Töchter heraus. Aber sie wollten darauf nicht eingehen. Und er nennt sie in Vers 7 «Brüder». Das ist schon komisch. Lot nennt diese abscheulichen Kanaaniter Brüder. Er ist ja gar nicht verwandt mit ihnen. Trotzdem, er macht Beziehung. Aber sie sagen ihm: Ha, dieser Fremde will zu uns kommen und will den Richter spielen. Lot war nie akzeptiert in Sodom, auch wenn er aufgestiegen ist. Sie haben ihn immer als Fremden angesehen. Er will also quasi die Beziehung schaffen, aber er war nie akzeptiert in Sodom.