Hohelied – Teil 1- Einführung

Roger Liebi

23.10.2019

ID: 31731

 

Guten Abend, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen, wir beginnen heute dieses Thema, eine Studienserie über das Hohelied. Wir wollen gleich zu Beginn aus Hoh 1 einige Verse lesen. Das Wort Gottes selber ist immer das Wichtigste und alle Erklärung und Auslegung wollen wir ganz bewusst unter das Wort stellen. Das ist auch so in jeder Predigt, das Wort Gottes, wenn man es am Anfang vorliest, oder natürlich auch dazwischen, dann ist das das Wichtigste. Es kann ja auch sein, dass mal eine Predigt daneben geht. Das gibt’s. Aber dann kann man immer noch sagen, lieber Bruder, diese Worte, die du am Anfang gelesen hattest, die waren wirklich wunderbar und sehr ermutigend. Also, lesen wir aus Hohelied 1, 1-11:

1. „Das Lied der Lieder, von Salomo.
2. Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.
3. Lieblich an Duft sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name; darum lieben dich die Jungfrauen.
4. Zieh mich: Wir werden dir nachlaufen. Der König hat mich in seine Gemächer geführt: Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Sie lieben dich in Aufrichtigkeit.
5. Ich bin schwarz, aber anmutig, Töchter Jerusalems, wie die Zelte Kedars, wie die Zeltbehänge Salomos.
6. Seht mich nicht an, weil ich schwärzlich bin, weil die Sonne mich verbrannt hat: Die Söhne meiner Mutter zürnten mir, bestellten mich zur Hüterin der Weinberge; meinen eigenen Weinberg habe ich nicht gehütet.
7. Sage mir an, du, den meine Seele liebt, wo weidest du, wo lässt du lagern am Mittag? Denn warum sollte ich wie eine Verschleierte sein bei den Herden deiner Genossen?
8. Wenn du es nicht weißt, du Schönste unter den Frauen, so geht hinaus, den Spuren der Herde nach, und weide deine Zicklein bei den Wohnungen der Hirten.
9. Einer Stute an des Pharaos Prachtwagen vergleiche ich dich, meine Freundin.
10. Anmutig sind deine Wangen in den Kettchen, dein Hals in den Schnüren.
11. Wir wollen dir goldene Kettchen machen mit Punkten aus Silber.“

Der Titel des Buches ist gleich am Anfang und zwar eben nicht von Menschen eingefügt, wie das oft in Bibeln ist mit Zwischentiteln bei den Texten, aber das ist ein Titel, der zum Bibeltext gehört und eben inspiriert ist. Vers 1. „Das Lied der Lieder, von Salomo.“ Und damit ist auch schon geklärt, wer der Autor dieses Buches ist. Nach strikter biblischer Chronologie, bei der alle Zahlen der Bibel ernst genommen werden, keine abgeändert wird, gehen sie in einem großen System auf, da kommt die Regierungszeit Salomos von 40 Jahren auf 1016-976 v. Ch. Aber in den meisten Lexika, die neueren Lexika gehen alle nach der Chronologie von Edwin Thiele und die ist da ein bisschen verschoben: 971-931 v. Chr. Da ist die Verschiebung nicht so groß wie die Chronologie sich an anderen Orten verschiebt.

Interessant ist das Buch „Discovering the Solomonic Wall in Jerusalem – A Remarkable Archaeological Adventure“ von der Archäologin Eilat Mazar. Das ist eine Archäologin, die in den letzten Jahren zuerst den Davidspalast in der Davidstadt entdeckt hat, das heißt bescheidene Überreste davon, dann auf dem Ophel etwas weiter oben hat sie auch gegraben und einen wichtigen Abschnitt der Stadtmauer Jerusalems von Salomo gefunden und auch das Wassertor von Salomo. Die archäologische Datierung mit der neuen C14-Methode, der korrigierten Methode hat 1015-975 v. Chr ergeben. Da war sie natürlich ein bisschen enttäuscht, weil das hätte 971-931 ergeben sollen, in diesem Bereich. Dann hat sie, das kann man in ihrem Buch nachlesen, versucht irgendwelche Gründe zusammenzubringen, dass man diese Datierung doch tiefer ansetzen muss. Aber das ist überhaupt nicht nötig, es ist einfach ein Volltreffer. Das ist ja nur ungefähr, 1015-975 v. Chr., aber ganz exakt ist die Regierungszeit von Salomo 1016-976 v. Chr.

Nun, liberale Gelehrte, die gewohnt sind alles in Frage zu stellen, außer ihrem eigenen Wissen, die haben natürlich auch das in Frage gestellt. Die haben gesagt, nein, das Buch Hohelied stammt bestimmt nicht von Salomo. Also die Bibelkritiker, wenn man irgendwo Theologie studiert an einer bibelkritischen Hochschule, sagen wir an der Uni in Lausanne, Neuenburg oder Basel oder Zürich, da wird einem systematisch der Glaube zerstört. Die sagen, das Hohelied ist ungefähr 700 bis 300 v. Chr. zu datieren – je nach Aussage eines Vertreters. Also garantiert nicht von Salomo, in anderen Worten das ist eigentlich ein Betrug. Wenn in der Bibel steht „Ein Lied der Lieder, von Salomo“ und es ist nicht von Salomo, das wäre ja ein Betrug. Wenn man sie fragt, was sind denn die Argumente, da werden spezielle sprachliche Argumente genannt. Und zwar sagt man, es gibt diverse Aramaismen in dem Buch. Also aramäische Wörter in dem hebräischen Text. Das AT ist ja Hebräisch geschrieben worden mit Ausnahme gewisser Teile im Buch Esra, Daniel und ein Vers im Buch Jeremia, Kap 10. Jetzt kommen da diverse Ausdrücke, die man vom Aramäischen kennt im hebräischen Buch des Hoheliedes vor, und das wird als Argument gewertet, das weist hin auf eine spätere Zeit. Warum? Die Juden mussten ja im 7. Jahrhundert, 606-539 v. Chr. in die babylonische Gefangenschaft gehen. Damals war die Weltsprache in Babylon nicht Akkadisch, also Babylonisch, sondern Aramäisch. Da lernten die Juden Aramäisch. Diese Sprache ist mit Hebräisch eng verwandt. Akkadisch ist auch verwandt, aber unglaublich kompliziert. Man muss für ein Verb etwa 1000 Formen lernen und da ist es dann besser, wenn man Aramäisch lernt. Da sind auch einige Formen, aber eben weniger und ganz eng verwandt mit Hebräisch. Wenn man Hebräisch gelernt hat, schafft man als weitere Sprache Aramäisch schnell. So war das auch für die Juden, sie kamen dann zurück aus der Gefangenschaft und natürlich wurde jetzt Aramäisch die Zweitsprache in Israel. Jetzt wird argumentiert, wenn da aramäische Wörter drin sind, dann ist das ein Hinweis, dass das eben aus der späten Zeit der Geschichte Israels kommt. Aber glücklicherweise gibt es auch Gelehrte, die gottesfürchtig sind, und die haben schon längst alle diese kritischen Argumente widerlegt. Ganz wichtig ist in dem Zusammenhang, wenn ich das so erkläre ist das vielleicht nützlich, je nachdem, wenn man dann irgendwelche Bücher oder Auslegungen liest, wird man solche Argumente auch bei anderen Bibelbüchern finden. Und dann weiß man schon, ach so, da muss man sich gar nicht beeindrucken lassen, wenn das behauptet wird.

In der Frühgeschichte Israels spielte Aramäisch schon eine wichtige Rolle. Gehen wir zu 1. Mose 31, wir kennen die Geschichte von Jakob, der bei seinem Onkel Laban in Haran, damals Nordsyrien, gearbeitet hat, und dann schließlich nach 20 Jahren mit seiner ganzen Familie floh. Aber Laban hinter ihm her, bis er ihn schließlich auf den Bergen von Gilead eingeholt hatte. Da machten sie zusammen schließlich ein friedevolles Abkommen. 1. Mose 31 ab V. 45:

45. „Und Jakob nahm einen Stein und richtete ihn als Denkmal auf.
            46. Und Jakob sprach zu seinen Brüdern: Sammelt Steine! Und sie nahmen Steine und errichteten einen Haufen.
47. Und Laban nannten ihn Jegar Sahaduta, und Jakob nannte ihn Galed.
48. Und Laban sprach: Dieser Haufen sei heute ein Zeuge zwischen mir und dir! Darum gab man ihm den Namen Galed
49. Und Mizpa, weil er sprach: Der HERR sei Wächter zwischen mir und dir, wenn wir einer vor dem anderen verborgen sein werden!“

Dieser Steinhaufen wird von Laban „Jegar Sahadutag“ genannt und das heißt auf Aramäisch „Haufen des Zeugnisses“. Jakob gibt dann das entsprechend Hebräische „Gal-Ed“. Das bedeutet also, in Nordsyrien dort bei Laban sprach man Aramäisch und in diesen 20 Jahren hat Jakob dort Aramäisch gesprochen. Aber wir sehen, er hat sein Hebräisch nicht verloren, also gibt er das Äquivalent, das Entsprechende „Gal-Ed“. Jetzt versteht man auch, warum in 5. Mose 26 von Mose später angewiesen wird, wenn man die Stiftshütte, bzw. zum Tempel mit Früchten des Landes geht, dann muss man diesen Korb beim Altar niedersetzen, V 4:

4. „Und der Priester soll den Korb aus deiner Hand nehmen und ihn vor den Altar des
HERRN, deines Gottes, niedersetzen.
5. Und du sollst vor dem HERRN, deinem Gott, anheben und sprechen: Ein umherirrender Aramäer war mein Vater; und er zog nach Ägypten hinab und hielt sich dort auf als ein geringes Häuflein; und er wurde dort zu einer großen, starken und zahlreichen Nation.“

Also eine kurze Zusammenfassung der Geschichte Israels. Es beginnt mit „ein umherirrender Aramäer war mein Vater“ und damit ist der Stammvater Jakob gemeint. Das war ja der, der dann hinunterging nach Ägypten, als Familie mit 70 Personen und dort wurde diese Großfamilie schließlich eine Nation. Also Jakob wird ein umherirrender Aramäer genannt, der damals über Kopf aus prekären familiären Problemen floh, sein Bruder Esau wollte ihn umbringen, er ging nach Haran zu Laban, sprach 20 Jahre aramäisch und darum wird er ein „umherirrender Aramäer“ genannt. Das heißt Aramäisch spielte eine Rolle in der Geschichte Israels von Anfang an. Wenn daher in dem Buch Hohelied von Salomo und auch anderswo im AT eben aramäische Ausdrücke vorkommen, ist das kein Argument für eine Spätdatierung, sondern die gleichen Argumente kann man brauchen für eine Frühdatierung. Also man muss sich überhaupt nicht beeindrucken lassen.

Dann ist auffällig, in diesem Buch kommt immer wieder das Relativpronomen „welcher, welche, welches“ als „sche“ vor. Aber normalerweise lautet das im AT „ascher“. Übrigens so wie das im Modernhebräischen auch benutzt, da sagt man auch immer „sche“ – „welcher“. Das findet man im Hohelied und das wurde auch als Argument gebracht, das sei sprachlich eine späte Erscheinung, „sche“, wobei gleich im ersten Satz „ascher“ vorkommt: Schir Ha-Schirim ascher li Schlomo, aber zwischendurch kommt dieses „sche“. Aber das ist überhaupt kein Beweis für ein späteres Hebräisch, weil man das „sche“ im Akkadischen seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. kennt. Und auch anderswo im AT in Texten, die alt sind, kann man dieses „sche“ auch finden.

Dann ist man damit gekommen, dass man zwei Wörter vom Griechischen herleiten könnte. Das Wort „drackses apirion“ in Hoheslied 3, 9, da wird von Salomo und diesem Tragsessel gesprochen. Der Einfluss des Griechischen ist doch ein Hinweis auf die späte Zeit, sagen wir von Alexander dem Großen, der ab 330 etwa den ganzen Nahen Osten und auch Israel erobert hatte. Dann kamen griechische Wörter ins Hebräische rein. Dann noch ein zweites Wort, Umzäunung oder Lustgarten in Kap 4, 13, je nachdem es übersetzt ist. Das ist das Wort „paradeis“ und im Griechischen heißt das Wort „parádeisos“, das Wort Paradies. Aber Leute wie Gleason Archer, der in zwei Bänden dieses Buch „Einleitung in das Alte Testament“ geschrieben hat, das gibt es auch auf Deutsch übersetzt, der hat das sehr schön widerlegt. Man kann das Wort Paradies nämlich auch aus dem Persischen herleiten, gar nicht unbedingt aus dem Griechischen und man kann es auch aus dem Sanskrit, aus dem Indischen herleiten. Auch „apirion“, den Tragsessel kann man von einem Sanskritwort herleiten. Da muss man sagen, Salomo hatte speziell Kontakt mit Indien. Er schickt ja Schiffe von Elad, die gingen immer nach Ophir und brachten exotisches Material und viel Gold. Da werden in 1. Könige auch Pfauen und Affen erwähnt. Diese zwei Wörter Pfauen und Affen sind gar keine hebräischen Wörter, aber die kann man aus dem Indischen herleiten, aus dem Sanskrit, verwandt mit der Singhalesichen Sprache (die Singhalesen auf Sri Lanka) und auch aus dem Tamil kann man es ableiten. Dort wird klar, gerade Salomo hatte Kontakt nach Indien und darum ist es keine Überraschung, wenn zwei Wörter im Hohelied vorkommen, die auch einen Bezug zu Indien haben. Der langen Rede kurzer Sinn, wir können auch weitergehen und das glauben, was in der Bibel steht. Das Lied der Lieder ist von Salomo geschrieben.

Nebenbei erwähnt, in Qumran, in diesen Höhlen am Toten Meer in der Nähe von Jericho hat man praktisch alle Bücher des AT aus der Antike belegt gefunden. Man hat auch vier Hohelied-Handschriften in der Höhle 4.3 gefunden. Die Höhle 4 das ist diese, wenn man in der Siedlung in Qumran ist, viele unter uns waren schon dort, zum Teil sogar kürzlich, sieht man von dort aus eine Höhle, also ohne Mühe. Das ist die Höhle Nr. 4, da hat man am allermeisten gefunden, nämlich Tausende Fragmente und da hat man drei Hohelied-Handschriften gefunden. Alle werden auf die Zeit 30 v.Chr. – spätestens 68 n.Chr. datiert. In Höhle 6 hat man auch noch eine gefunden, die wird auf 50 n.Chr. datiert.

Nun wollen wir uns aber mit der Bedeutung dieses Buches beschäftigen. Der erste Vers ist wichtig, um das zu verstehen. Es ist ein Lied, also keine Erzählung wie 1. Mose 1, 2, 3, 4, die erzählt, was in der Heilsgeschichte konkret geschehen ist. Wie Gott in Raum und Zeit gehandelt hat. Ein Lied ist keine Erzählung aber es ist eine künstlerische, dichterische Darstellung von Gottes Handeln. Wenn Salomo aber sagt „das Lied der Lieder“, dann bedeutet das, das ist das schönste Lied, das er je geschrieben hat. Wie viele Lieder hat Salomo in seinem Leben geschrieben? Wo ist der Beleg? Schlagen wir 1. Kö auf, es gibt verschiedene Verszählungen, in manchen ist es auch Kap 4, 32, aber in den meisten Kap 5, 12. Wir lesen schon ab Vers 9:

9. „Und Gott gab Salomo Weisheit und sehr große Einsicht und Weite des Herzens, wie der Sand, der am Ufer des Meeres ist.
            10. Und die Weisheit Salomos war größer als die Weisheit aller Söhne des Ostens und als alle Weisheit Ägyptens.
11. Und er war weiser als alle Menschen, als Ethan, der Esrachiter, und Heman und Kalkol und Darda, die Söhne Machols. Und sein Name war berühmt unter allen Nationen ringsum.
12. Und er redete 3000 Sprüche, und seine Lieder waren 1005.
13. Und er redete über die Bäume, von der Zeder, die auf dem Libanon ist, bis zum Ysop, der an der Mauer herauswächst; und er redete über das Vieh und über die Vögel und über das Gewürm und über die Fische.
14. Und man kam aus allen Völkern, um die Weisheit Salomos zu hören, von allen Königen der Erde her, die von seiner Weisheit gehört hatten.“

Also 1005 Lieder, aber das schönste Lied ist dieses Lied. „Das Lied der Lieder“ ist im Hebräischen die Art und Weise, wie man das Höchste ausdrückt. Zum Beispiel war der heiligste Ort im Tempel das Allerheiligste, wo die Bundeslade war, aber im Hebräischen heißt das „Kodesch ha-Kodaschim“ – „Das Heilige der Heiligen“. Das hat man im Deutschen mit das Allerheiligste übersetzt. „Das Lied der Lieder“ heißt „Schir Ha-Schirim“, das heißt es ist das schönste Lied, das es gibt. Luther hat versucht, das mit einem deutschen Ausdruck wiederzugeben und hat das „Hohelied“ geprägt. Es gibt z. B. in Epheser 3, 21 einen Ausdruck, dort wird über alle Generationen der Gemeinde gesprochen und Gott soll gepriesen sein über alle Generationen hindurch des Zeitalters der Zeitalter. Das heißt die Zeit, in der wir heute leben, das Zeitalter der Gemeinde, mit den Generationen seit den Aposteln bis zur Entrückung der Gemeinde, wenn Jesus Christus kommt für die Gemeinde als Bräutigam, das ist das herrlichste Zeitalter. Aber leider haben manche Übersetzungen dort einen Fehler gemacht. Die haben das übersetzt mit Ewigkeit der Ewigkeiten. Aber das müsste der Zeitalters der Zeitalter heißen, nämlich der Ausdruck, der korrekt übersetzt wird „in die Ewigkeit der Ewigkeiten“ oder „von Ewigkeit zu Ewigkeit“, der kommt oft im NT vor, Offenbarung 14, wo es um die ewige Qual der Hölle geht. Dort steht aber wörtlich „in die Zeitalter...“, also Mehrzahl. Dieser Ausdruck bedeutet ganz eindeutig absolut ewig. In Epheser 3 steht aber nicht „in die Zeitalter“, sondern „das Zeitalter der Zeitalter“, in der Einzahl, das heißt das höchste, das wunderbarste, das großartigste Zeitalter. So gibt es noch weitere Ausdrücke, z.B. in 1. Könige 8, 27 spricht Salomo über den Tempel, den er gebaut hat in Jerusalem und sagt, wie kann Gott da wohnen? „... Siehe, der Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus...“ Der Himmel ist nach dem Schöpfungsbericht der Lufthimmel, die Ausdehnung, am zweiten Schöpfungstag gemacht. Aber „der Himmel Himmel“ ist das Weltall, alles erfasst und Salomo sagt also, der Lufthimmel und das ganze Universum können Gott nicht fassen. Dieser Ausdruck heißt „schme hascha-ma-im“, also auch wieder ganz ähnlich formuliert wie eben das Lied der Lieder, das schönste Lied.

Es gibt aber in der Bibel noch ein anderes Lied von Salomo. Psalm 127, dort steht im Titel Vers 1: „Ein Stufenlied von Salomo. Wenn der HERR das Haus nicht baut, vergeblich arbeiten daran die Bauleute; wenn der HERR die Stadt nicht bewacht, vergeblich wacht der Wächter.“ Das ist auch ein schönes Lied, aber Salomo sagt, das Lied der Lieder ist das schönste. Da geht es um die Beziehung von einem Mann und einer Frau, nämlich von Salomo und die Frau seines Herzens, Sulamith, die er nennt „die Eine“, „die Auserwählte“. Es ist sehr traurig zu sehen, dass Salomo später verkehrte Wege ging. Er heiratete weitere Frauen dazu und schließlich so extremistisch, dass er am Ende Tausend Frauen hatte und damit hat er alles kaputt gemacht. Aber im Hohenlied sehen wir diese Frische und Schönheit der Ehe von Anfang an. Es geht um Eine, Sulamith heißt sie und er heißt Salomo. Auf Hebräisch spricht man aus „Schulamith“ und „Schlomo“. So hört man besser den Zusammenhang, beide Namen sind verwandt mit „Schalom“, was Friede heißt. Also Schlomo von Salomo bedeutet „Mann des Friedens“ und Schulamith ist die „Frau des Friedens“.

Sulamith spielt auf ihren Namen an ganz am Schluss des Hohenliedes, Kap 8, 10: „Ich bin eine Mauer, und meine Brüste sind wie Türme; da wurde ich in seinen Augen wie eine, die Frieden findet.“ Sie vergleicht sich mit einer Stadt. Eine Frau, die einfach zu erobern ist, ohne, dass man irgendetwas tun muss, das ist eine traurige, armselige Sache. Aber sie sagt, ich bin eine Mauer, eine Stadtmauer, mit Türmen, aber Salomo, der Mann des Friedens, hat sie schließlich erobert. Also muss man kämpfen. Dann ist es so, wenn eine Stadt sich einem Eroberer ergibt, dann nimmt sie die Friedensbedingungen an und so sagt sie, ich bin quasi wie eine Stadt, die sich ergeben hat.

„Da wurde ich in seinen Augen wie eine, die Frieden findet.“ Da drückt sie aus, dass sie eben in dieser Beziehung mit Salomo völlig zur Ruhe gekommen ist. Das ist ein ganz wichtiger Punkt beim Heiraten, das macht einen Menschen grundsätzlich ruhiger. So lange die Frage des Heiratens nicht gelöst ist, ist immer eine Unruhe da. Ich meine, es gibt auch den Weg, dass jemand erkennt, für mich hat Gott einen speziellen Weg der Ehelosigkeit, dann kann er auch in der Sache zur Ruhe kommen. Aber solange die Frage immer offen ist, ist immer eine Unruhe da. Ich meine, man weiß ja nie, vielleicht ist heute der Tag, wo man die Zukünftige kennenlernt und zum ersten Mal sieht. Es ist immer diese Unruhe, es könnte ja irgendwo die Richtige da sein. Darum hat ein weiser Bruder einmal den Rat gegeben, wenn man in die Mission gehen will, ist es eigentlich gut, wenn die Sache des Heiratens vorher geklärt ist. Das ist nicht ein Gesetz, das sagt die Bibel nicht als Gesetz, aber das war eine weise Überlegung. Wenn diese Unruhe nämlich immer noch da ist, dann kann das je nachdem hinderlich sein in einem schwierigen Dienst. Und Außenmission ist oft schwierig, dann ist es eben gut, wenn die Frage geklärt ist. Wir sehen das so schön im Buch Ruth. Die Schwiegermutter, um zu sagen, dass ihre verwitweten Schwiegertöchter wieder heiraten sollen, sagt sie nicht, sie sollen wieder heiraten, sondern sie sagt das so in Kap 1, 8.9: „Da sprach Noomi zu ihren beiden Schwiegertöchtern: Geht, kehrt um, jede zum Haus ihrer Mutter. Der HERR erweise Güte an euch, so wie ihr sie an den Verstorbenen und an mir erwiesen habt. Der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes!“ Also sie sagt, „der HERR gebe euch, dass ihr Ruhe findet, jede im Haus ihres Mannes!“ Das heißt also, sie sagt heiratet wieder und das wird euch eine Ruhe bringen. Allerdings war ihre Überlegung sehr ungeistlich. Sie wusste ja ganz genau, wenn diese Schwiegertöchter in Moab wieder heiraten, dann werden sie Götzendiener heiraten und das wird eine schwierige Ehe geben. Wir sehen aber, Ruth war überhaupt nicht einverstanden und sagt, nein, ich gehe mit dir nach Bethlehem, und sie hat den wahren Gott der Bibel eben erkannt, dein Volk ist mein Volk und sie sagt dein Gott ist mein Gott. Für sie war es wichtiger, den Weg mit dem wahren Gott zu gehen als zu heiraten. Das ist auch ein wichtiger Punkt. Wenn jemand einfach heiratet, damit er da quasi zur Ruhe kommt, aber die ganze Frage, welche Stelle hat der Herr in meinem Leben, ist nicht geklärt und es ist nicht so, dass er den ersten Platz hat, dann wird das auch nicht diese Ruhe bringen, die es eben geworden ist im Fall von Ruth. Dann noch Ruth 3, 1: „Und Noomi, ihre Schwiegermutter, sprach zu ihr: Meine Tochter, sollte ich dir nicht Ruhe suchen, dass es dir wohl gehe?“ Ja, dass es dir wohl geht. Da geht es jetzt noch ganz konkret im Land Israel in Bethlehem darum, dass sie eben schließlich die Frau von Boas wird. Einem Mann, der ganz entschieden den Weg Gottes ging. Es gibt einen Kommentar zum Buch Ruth von Henk Heijkoop, ein holländischer Autor, der viele Bibelauslegungen und zwar sehr gute(!) geschrieben hat. Er war übrigens auch im Konzentrationslager in der Zeit der Nazis und eben dieser Mann hat einen Ruth-Kommentar geschrieben mit dem Titel „Zur Ruhe gebracht“. Da wird diese Ruth beschrieben, die wirklich Ruhe gefunden hat in der Beziehung zu einem Mann, der dem Herrn den ersten Platz gibt. Das ist natürlich die wichtige Voraussetzung. Aber dann macht man diese Erfahrung wie Sulamith, „da wurde ich in seine Augen wie eine, die Frieden findet.“ Also eine Anspielung auf ihren Namen.

Es geht also hier um eine Ehebeziehung, der junge König beschreibe in diesem Lied seine in jeder Beziehung erfüllte Liebesbeziehung zu Sulamith, seiner jungvermählten Ehefrau. Es ist ganz wichtig festzuhalten, in diesem Buch sind Salomo und Sulamith nicht verlobt. Es wird zwar manchmal auf frühere Zeiten zurückgeblickt, aber in diesem Buch sind die zwei miteinander jungverheiratet. Jetzt könnte jemand sagen, aber in dem Buch kommt immer wieder der Ausdruck „meine Braut“ vor. Ja natürlich, aber es ist so, dass das hebräische Wort „kallah“ erstens Verlobte, zweitens Frischverheiratete und drittens Schwiegertochter bedeutet. Also wenn es im hebräischen Text Schwiegertochter meint, ist auch der Audruck „kallah“. Das kann man z.B. in dem bekannten Lexikon von Whitaker, BDB-Lexion, nachschauen, so wird das erklärt. Im Hohenlied geht es also nicht um eine Verlobte, sondern um eine Jungverheiratete, wenn es um Sulamith geht. Das ist sehr wichtig, weil in diesem Buch wirklich die eheliche Beziehung beschrieben wird. Die Zwei sind ein Fleisch, also das heißt die Sexualität spielt in diesem Buch eine große Rolle. Darum wäre es verheerend, wenn jemand sagt, das sei ein Verlobungslied, denn die Bibel macht ganz klar, dass Geschlechtsverkehr vor der Eheschließung Hurerei ist. Das wird also mit dem starken Ausdruck pornaia in der Bibel als schwere Sünde verurteilt. Aber hier geht es um die Ehebeziehung.

Wir müssen das Hohelied auf vier verschiedenen Ebenen betrachten. Zuerst einmal ganz wörtlich: Salomo und Sulamith. Da wird die eheliche Liebe zwischen Salomo und Sulamith beschrieben. In diesem Buch finden wir also ein Lob auf die Ehe, auf die Schönheit dieser Beziehung, und zwar auf allen Ebenen: seelisch und körperlich. Dazu ein ganz wichtiger Vers, Hebräer 13, 4: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“ Hier wird gesagt, die Ehe soll geehrt werden in allem. Was in allem? In all ihren Aspekten, denn die Ehe hat ganz unterschiedliche Aspekte. Dieser Vers betont, es gibt keinen Aspekt in der Bibel, der irgendwie bisschen problematisch, verächtlich oder minderwertig wäre. Natürlich zielt der Heilige Geist genau auf das Problem hin, dass eben in dieser Zeit schon Philosophien existierten, in denen die Sexualität in der Ehe als etwas Niedrigeres angeschaut wurde. Das kommt ganz speziell aus der Philosophie von Platon. Das ist der größte griechische Philosoph. Man hat auch schon gesagt, die ganze Philosophiegeschichte ist eigentlich Anmerkungen zu Platon. Ein bisschen übertrieben, aber Platon ist so wichtig. Und Platon hat gelehrt, das wichtigste, das größte ganz oben ist das Geistliche. Die Gedanken, Ideen, das ist das absolut Gute. Und alles, was wir hier in dieser Natur haben sind eigentlich nur Abbilder davon, aber die sind minderwertig. Aus dieser Philosophie folgt, dass eigentlich alles Körperliche, alles Materielle minderwertig ist. Darum wurde auch gelehrt, der Körper des Menschen ist eigentlich ein Gefängnis des Geistes. Wenn der Mensch stirbt, dann wird er endlich frei! Der Geist kann in diese oberen Sphären entfliehen und das Körperliche ist dann vorbei. Dieses Denken kam über die Eroberungszüge von Alexander dem Großen in diesen ganzen Bereich von Europa-Griechenland über den Nahen Osten und bis nach Indien. So kam dieses Denken auch ins Judentum hinein. Das erklärt zum Beispiel, warum die Gemeinschaft von Qumran eine komische Gemeinschaft war, das war nämlich eine Männergesellschaft. Die haben nicht geheiratet. Die haben zwar Kinder aufgenommen und dort in der Wüste erzogen, aber das war eine zölibatäre Gemeinschaft. Also Männer, die alle in Ehelosigkeit lebten. Woher kommt das? Im Judentum hat man immer betont, dass die Ehe etwas Schönes ist und nicht Minderwertiges. Und das gründet sich alles eben schon auf den Schöpfungsbericht. In 1. Mose 1 und 2 haben wir die Schöpfung und dort wird gezeigt, dass Gott Himmel und Erde erschaffen hat. Also die ganze Materie ist nicht etwas Minderwertiges, sondern das Werk Gottes. In dieser Schöpfung hat Gott den Menschen erschaffen als Mann und Frau, 1. Mose 1, 27: „Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn; Mann und Frau schuf er sie.“ Da wird betont, dass Gott die ersten Menschen geschaffen hat und zwar als Paar – ein Mann und eine Frau. Im hebräischen Text, das wird in der Elberfelder in der Fußnote auch erklärt, heißt es ganz wörtlich „männlich und weiblich“. Also die Geschlechterunterschiede werden von Anfang an betont. Und zwar hat Gott einen Adam geschafft, nicht zwei oder drei. Und eine Eva, auch nicht zwei oder drei. Diese erste Ehe, die Gott da zusammenfügt und ihnen den Auftrag gibt, seid fruchtbar und mehret euch (Vers 28) beinhaltet auch die Sexualität. 1. Mose 2, 24: „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden ein Fleisch sein.“ Der Vers macht eben klar, es geht um einen Mann, der seine Eltern verlässt, seiner Frau anhängt, das ist eine, nicht „seinen Frauen“, sondern „seiner Frau“ und sie werden ein Fleisch sein. Also Gottes Ziel ist auch die körperliche Vereinigung in der Ehe, das will er. Die ist nicht etwas Minderwertiges, darum sagt Hebräer 13, 4, „die Ehe sei geehrt in allem...“ Das war ganz wichtig gerade in der Zeit des Hebräerbriefes im 1. Jahrhundert, da kamen die platonischen Gedanken etwas umgearbeitet (man spricht vom Neo-Platonismus) in die Gemeinden hinein und hat sich immer mehr ausgebreitet. Im 2. Jahrhundert kommt deshalb die Idee auf, wie ist das eigentlich, wenn jemand das Abendmahl am Sonntag in der Gemeinde, in der Kirche austeilt, ist das ein Problem, wenn er in der Nacht davor eheliche Gemeinschaft gehabt hat? Da hat man begonnen zu sagen, es sollte eigentlich so sein, dass man das in der Nacht vor dem Gottesdienst nicht hat. Wie kommt jetzt das? Das kommt nicht aus der Bibel, das kommt aus dem Neo-Platonismus heraus. Das hat sich weiterentwickelt und dann hat man sich später gesagt, besser wäre es eigentlich, wenn man überhaupt nicht heiratet. Dann hat man in der Kirche als einzelne Person einen höheren geistlichen Stand. Das ist auch nicht biblisch. Nicht wahr, wenn der Apostel Paulus über die Ehelosigkeit in 1. Korinther 7 spricht, geht es nicht darum, dass das geistlicher wäre. Sondern Apostel Paulus sagt, wenn jemand dazu geschaffen ist, dass er ohne ständig zu leiden ehelos sein kann, dann kann er noch mehr Zeit einsetzen für die Arbeit im Werk des Herrn. So wie es Paulus konnte und ehelos als Apostel arbeitete. Das ist aber etwas ganz anderes, als wenn man sagt, das ist ein höherer Stand. Deshalb entstand dann im 2. Jahrhundert immer mehr der Trend, dass Leute als Eremiten in die Wüste gingen. Allein. Ehelos. Das war ein solcher Run, weil das der Zeitgeist damals war. So wie die Hippies in den 60er ausgeflippt waren, waren das die Ausgeflippten, die Einsiedler, die gingen in die Wüste. Nebenbei gesagt haben sie so auch nicht mehr Steuern bezahlt, die damals im Römischen Reich immer höher hinaufgingen, so wie ein bisschen in der Schweiz und ganz besonders in Deutschland, immer mehr Steuern. Da wird es interessant auszusteigen. Das waren dann so viele, dass sie sich zusammengeschlossen haben. So sind dann die Klöster entstanden. Die Klöster sind in der Kirchengeschichte schon um 300 n.Chr. herum verbreitet. Aber darin liegt zutiefst dieser Gedanke, die Ehe und gerade die Sexualität in der Ehe ist etwas Minderwertiges. Dazu noch ein Vers, der übrigens in jeder katholischen Bibel drinsteht, das muss man sich merken, das ist eine Bombe, 1. Timotheus 4, 1-5: „Der Geist aber sagt ausdrücklich, dass in späteren Zeiten etliche von dem Glauben abfallen werden, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen, durch die Heuchelei von Lügenrednern, die betreffs des eigenen Gewissens wie mit einem Brenneisen gehärtet sind, verbieten, zu heiraten, und gebieten, sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat zur Annahme mit Danksagung für die, die glauben und die Wahrheit erkennen. Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird; denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet.“ Also der Apostel Paulus sagt, in „späteren Zeit“ und übrigens nicht „in den letzten Zeiten“. Wer das so in seiner Bibel hat, der kann das grad korrigieren, das sind Übersetzungsfehler. „In späteren Zeiten“, also in Zeiten, die auf die Zeit der Aposteln folgen sollten und wir haben bereits gesehen, das waren 2. und 3. Jahrhundert. „In späteren Zeiten werden etliche von dem Glauben“, das heißt vom Glaubengut der Bibel „abfallen, indem sie achten auf betrügerische Geister und Lehren von Dämonen“. Sie werden Lügen reden und da heißt es erstens, sie verbieten zu heiraten und zweitens gebieten sich von Speisen zu enthalten, die Gott geschaffen hat! Also Zölibath – verbieten zu heiraten – und Askese – gebieten sich von Speise zu enthalten.  Aber auch wieder aus der Überlegung, man ist geistig höher, wenn man auf das minderwertige der Nahrung verzichtet. Aber Nahrung ist nicht minderwertig! Es wird hier sogar gesagt, diese Speisen hat Gott geschaffen zur Annahme mit Danksagung. Wenn man das macht, es annimmt mit Danksagung, dann wird man nicht zum Fresser und es bewahrt auch vor Magersucht. Ja, alle Extreme werden dadurch korrigiert. Man nimmt das aus der Hand Gottes, so wie es in Prediger 2, 25 heißt: Wer kann genießen ohne mich? Diesen wahren Dank für das Essen kann man nur, wenn man das aus der Hand Gottes nimmt. Und Paulus fügt hinzu, denn jedes Geschöpf Gottes ist gut, nichts verwerflich. Also das mit Platon ist eine Lüge! Das sind Lehren von Dämonen! Zölibath (und in jeder katholischen Bibel steht das) ist eine Lehre von Dämonen und muss abgewiesen werden.

Gerade das Hohelied ist uns gegeben als Bollwerk, denn ein ganzes Buch beschreibt die Schönheit der ehelichen Beziehung von einem Mann und einer Frau, aber auf allen Ebenen, wie wir sehen werden. Ganz romantisch werden wir sehen, wie die beiden die Natur beobachten, in all ihren Einzelheiten. Wir werden auch z.B. in Kapitel 2 sehen, einen ganzen Jahreszyklus, Vers für Vers wird das beschrieben, wunderbar. Und wenn man verliebt ist, dann hat man auch zusammen Freude an der Natur und an den Wundern der Schöpfung. Wir sehen eine Gemeinschaft auf allen Ebenen, geistig, seelisch und auch körperlich, das wird im Hohenlied so schön dargestellt. Das Hohelied ist also eine Ausdeutung von Hebräer 13, 4: „Die Ehe sei geehrt in allem und das Ehebett unbefleckt; denn Hurer und Ehebrecher wird Gott richten.“ Also aller Missbrauch dessen, was Gott gedacht hat für die Ehe, da wird Gott auch Gericht darüber bringen. Aber natürlich, wir wissen, das Thema Vergebung ist ein ganz wichtiges Thema. Es gibt auch Vergebung. Aber es geht jetzt nicht um dieses Thema, es geht darum, was Gott uns hier als schön und von Ihm gegeben vorstellt. Insofern ist das Hohelied indirekt auch eine Verurteilung von all dem, was das Hohelied irgendwie verdreht.

Übrigens, was heißt das Wort Perversion wörtlich? Perversion kommt ja vom Lateinischen pervertere = verdreht. Perversion ist die Verdrehung von dem, was der Schöpfer geplant hat. Er hat geplant ein Mann und eine Frau, männlich und weiblich. Die Zwei ein Fleisch. So ist es eine indirekte Verurteilung von vorehelicher Beziehung, von Ehebruch, von Polygamie (also man heiratet viele Frauen) und Zölibat (man darf nicht heiraten), Homosexualität, also nicht ein Mann und eine Frau, sondern Mann mit Mann oder Frau mit Frau, usw. usf.

Aber das Hohelied spricht nicht so sehr über anderes, sondern hauptsächlich über das Positive, über das Schöne. Es betont das Schöne der ehelichen Sexualität und das steht im Kontrast zu allem Schmutz, mit dem wir ständig in unserer Gesellschaft konfrontiert werden. Am Arbeitsplatz, in den Medien, überall werden wir mit Schmutz konfrontiert. Die Sexualität wird im Hohelied in einer blumigen Sprache beschrieben, aber es ist eine blumige Sprache der Reinheit. Diese Sprache vermeidet alles Derbe und Widerliche. So ist das Hohelied wirklich eine Ausdeutung von 1. Mose 2, 24, das könnte man als Titel drüberschreiben. „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen...“. Anhangen heißt auf Hebräisch [davak] heißt wörtlich ankleben. Wie wenn man zwei Blätter zusammenklebt dann sind sie eins. Aber wenn man die zwei Blätter wieder trennen will, das geht nur, indem es Risse gibt. Also es ist eine so tiefe Vereinigung, dass wenn das zerrissen wird, dann gibt das Schäden. Aber wir wissen auch da, die Bibel spricht darüber, wie Gott Wunden und Schäden heilen kann und heilt und Hilfen gibt. Aber das ist jetzt nicht das Thema, sondern nebenbei gesagt. Aber das ist eben erst eine Ebene des Hohenliedes.

Eine zweite Bedeutung des Hohenliedes ist diese: Das Hohelied ist ein Gleichnis. Salomo stellt Gott dar und Sulamith das auserwählte Volk Israel, im Gegensatz zu den anderen Völkern. Darum haben wir schon ganz im Anfang des Hohenliedes die Braut gefunden, die Jungverheiratete, die hat viele Freundinnen. Die werden schon ab Kap 1, 3 erwähnt:

3. „... ein ausgegossenes Salböl ist dein Name; darum lieben dich die Jungfrauen.
4. Zieh mich: Wir werden dir nachlaufen. Der König hat mich in seine Gemächer geführt: Wir wollen frohlocken und uns an dir freuen, wollen deine Liebe preisen mehr als Wein! Sie lieben dich in Aufrichtigkeit.“

Sulamith ist eine Hauptperson, haben wir gesehen, so wie auch Salomo, aber Sulamith hat viele Freundinnen. Diese Freundinnen spricht sie auch immer wieder an als die Töchter Jerusalems. Das sind junge Mädchen aus Jerusalem und die begleiten sie und die sind natürlich auch stolz, dass sie eine Freundin haben, die persönlich mit dem König Israels verheiratet ist. Nicht wahr, sie schätzen eben auch diesen König von Israel und in diesem Sinne ist es auch zu verstehen, „sie lieben dich in Aufrichtigkeit“. Diese Freundinnen sind eben beeindruckt von der Tatsache, dass ihre Freundin den höchsten Mann von Israel geheiratet hat.

In dieser ganzen Darstellung des Hohenliedes findet man als ein Gleichnis die ganze Geschichte von Israel seit der Zeit der Erzväter Abraham, Isaak und Jakob. Dann später die Zeit in Ägypten, Auszug aus Ägypten und dann auch die Zeit der Gefangenschaft in Babylon, dann die Rückkehr wieder ins Land und dann das Kommen des Messias und sein Sterben auf Golgatha. Das ist der Myrrhenberg, der Weihrauchhügel im Hohenlied. Und die Geschichte geht weiter bis ins Tausendjährige Friedensreich. Also die ganze Geschichte Israels wird als ein Gleichnis dargestellt.

Dann ist es aber noch so, dass das Hohelied auch ganz speziell die Beziehung des Volkes Israel in der Endzeit mit dem Messias prophetisch darstellt. Also der Überrest Israels, der nach der Entrückung der Gemeinde zum Glauben kommen wird. Zuerst die 144.000 und dann wird ein Drittel der Bevölkerung im Land zur Bekehrung kommen. In der zukünftigen großen Drangsalszeit kommen nach Sacharja 13, 8 zwei Drittel um. In diesen kommenden, schrecklichsten Ereignissen. Und damit wird dann das ganze Volk Israel nur noch aus Gläubigen bestehen und diese werden in der Prophetie als die Braut des Messias dargestellt. Das wird eben auch hier in dem Lied der Lieder dargestellt.

Eine vierte Ebene aus der Sicht des Neuen Testaments. Die Gemeinde ist ja im AT noch ein Geheimnis, wir können Epheser 5 aufschlagen. Epheser 3 erklärt, dass Gott von Ewigkeit her in seinem Herzen dieses Geheimnis beschlossen hat, die Gemeinde, dass sie als himmlisches Volk die Braut des Sohnes Gottes sein soll. Und das wird jetzt hier enthüllt, Epheser 5, 25:

25. „Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegen hat,
26. damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort,
27. Damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei.“

Hier wird gesagt, dass Christus die Gemeinde, das sind die Gläubigen ab Pfingsten bis zur Entrückung, und zwar Gläubige aus Israel und aus allen Völkern, die dazukommen, die werden als die Gemeinde oder die Versammlung vorgestellt, und die hat Christus geliebt und sich selber für sie hingegeben. Und da in Epheser 5 wird also Christus dargestellt als der Mann und die Gemeinde als die Frau. Jetzt muss man keine Probleme haben und denken, ah, jetzt gibt es doch zwei Bräute. Nein, Israel ist das irdische Volk Gottes, die irdische Braut und sie ist gewissermaßen einfach das Spiegelbild, das Abbild der Gemeinde, das himmlische Volk, die himmlische Braut. Das Hohelied weist eben auf beide Aspekte hin, auf das irdische und auch auf das himmlische Volk.

Wenn wir jetzt durch das Hohelied hindurchgehen und immer wieder diese vier Aspekte unterscheiden, dann werden wir ganz viel über Ehe nach Gottes Plan lernen und wir werden viel über den Plan Gottes mit Israel lernen. Warum dieses Volk ihm so viel bedeutet. Ich habe das erst begonnen zu sagen, Sulamith hat also viele Freundinnen und diese Freundinnen stellen diese anderen Nationen dar. Aber Sulamith stellt das Volk Israel dar, das auserwählte Volk. Das ist der Unterschied, die Freundinnen der Königin zu sein ist etwas Tolles, aber die Königin zu sein ist natürlich viel mehr. Dann lernen wir eben ganz viel über die Gemeinde, was die Gemeinde für das Herz des Herrn Jesus bedeutet.

Kap 1, 2: „Er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.“ Nun, hier müssen wir über den Mund des Messias nachdenken. Der Herr Jesus, als er in Lukas 4 in der Synagoge in Nazareth war, da reichte man ihm die Rolle von Jesaja. Er las daraus aus Jesaja 61, die Prophetie auf ihn hin, vor, dass er kommen würde um die Zeit der Gnade einzuführen. Die Reaktion der Leute in der Synagoge, die seine Bibellese und seine Erklärung hörten, Vers 22 beschreibt das: „Und alle gaben ihm Zeugnis und verwundeten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen; und sie sprachen: Ist dieser nicht der Sohn Josephs?“ Es geht mir darum, „alle gaben ihm Zeugnis und verwunderten sich über die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen.“ In Johannes 7 werden Tempelpolizisten von den Pharisäern ausgesendet, um den Herrn Jesus zu verhaften. Sie kommen unverrichteter Dinge zurück und man sagt, warum habt ihr ihn nicht gebracht? Und sie sagen, niemals hat ein Mensch so geredet wie dieser Mensch. Die Art und Weise, wie der Herr Jesus gesprochen hat, das war Autorität, Vollmacht aber eben auch diese Gnade, die aus seinem Mund hervorging. Sein Mund war etwas ganz Einzigartiges. Und wenn die Jungverheiratete hier ausdrückt „er küsse mich mit den Küssen seines Mundes“, dann muss man daran denken, was sagt die Bibel über den Mund des Herrn Jesus. In Psalm 45, 3 sagt Gott „...Holdseligkeit ist ausgegossen über deine Lippen.“ Das drückt genau das aus, eben diese Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen. Und sie möchte von diesem Mund geküsst werden. Nicht wahr, es ist etwas ganz anderes, wenn eine Frau sich vorstellt, der Mund meines Mannes, das ist dieser Mund der mich dauernd von morgens bis abends kritisiert. Ein Kuss mit einem solchen Mund ist anders, das ist so. Also es kommt schon drauf an, wie der Mund ist und hier wird der Herr Jesus uns in seiner Vollkommenheit vorgestellt. Sie sagt nicht „Salomo, küsse mich“, sondern sie sagt „er küsse mich“. Dieses „er“ ist so vertrauensvoll, es ist einfach klar, wer „er“ ist. Es ist so wie bei Maria an dem Auferstehungsmorgen, sie war der Meinung, man hat den Leib Jesu gestohlen aus dem Grab. Sie weint an dem Grab und als sie gefragt wird, warum weinst du, und sie meint, es ist der Gärtner, sagt sie, wenn du ihn weggenommen hast, so sage mir, wo du ihn hingelegt hast. Wieso sagt sie nicht „wenn du Jesus weggenommen hast“? Wenn du „ihn“ weggenommen hast, das war klar, wenn sie spricht von „ihm“, dann ist das der Herr, der sie so ausfüllte und sie meinte ihn verloren zu haben und damit hat sie alles verloren. Aber es gab nur einen, den sie „ihn“ oder „er“ nennen konnte. Und auch hier, „er küsse mich mit den Küssen seines Mundes, denn deine Liebe ist besser als Wein.“ Jetzt muss man dazu Prediger 9, 7 lesen: „Geh, iss dein Brot mit Freude und trink deinen Wein mit frohem Herzen; denn längst hat Gott Wohlgefallen an deinem Tun.“ Dort steht, dass Brot und Wein erfreut. Also Wein ist in der Bibel, auch in Richter 9, 13, ein Bild der Freude. In Richter 9, 13 heißt es, der Wein erfreut das Herz der Menschen und das Herz Gottes. Wein ist also ein Bild der natürlichen Freude, die Gott in diese Schöpfung hineingelegt hat, als er den Weinstock geschafften hat. Aber wenn sie hier sagt, „denn deine Liebe ist besser als Wein“, was bedeutet das dann? Sie ist größer und herrlicher als alle irdischen Freuden. Da müssen wir uns selber fragen, welche Dinge auf dieser Welt, und ich meine, alles, was Gott in diese Welt als Geschöpf hineingelegt hat, sind grundsätzlich gut. Jedes Geschöpf Gottes ist gut, haben wir gelesen in 1. Timotheus 4, aber welchen Platz nimmt der Herr Jesus ein? Wenn wir eben diese Liebe haben, wie die Gemeinde von Ephesus in Offenbarung 2 haben sollte, die erste Liebe, dann hat Er den ersten Platz. Diese erste Liebe sagt, „deine Liebe ist besser als Wein“ oder wie der Psalmist sagt in Psalm 73, 25 „... Und neben dir habe ich an nichts Lust auf der Erde.“ Er erfüllt das Herz, und wer wirklich eine so persönliche Beziehung hat zu dem Herrn Jesus, der kann das erfahren, dass diese Beziehung alles übersteigt und man würde lieber auf alles andere verzichten, als diese Beziehung zu verlieren. Das wird hier in diesem 2. Vers ausgedrückt. Wir sind wenigstens bis Vers 2 gekommen.

Wir werden sehen, in jedem Vers findet man eine solche Fülle, die man anwenden kann auf das Eheleben, auf Gottes Pläne mit Israel, auf die Gemeinde.