David in der Höhle Adullam – Teil 1/2
Roger Liebi
30.04.2022
ID: 35044
Guten Morgen, ich möchte alle ganz herzlich begrüßen zu diesem Bibelstudientag heute Morgen mit dem Thema „David in der Höhle Adullam“. Dazu lesen wir aus 1. Samuel 22, 1-6:
1. Und David ging von dort weg und entkam in die Höhle Adullam. Und als seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters es hörten, kamen sie dorthin zu ihm hinab.
2. Und es versammelten sich zu ihm jeder Bedrängte und jeder, der einen Gläubiger hatte, und jeder, der erbitterten Gemüts war, und er wurde ihr Oberster, und es waren etwa 400 Mann bei ihm.
3. Und David ging von dort nach Mizpe-Moab; und er sprach zum König von Moab: Lass doch meinen Vater und meine Mutter ausziehen und bei euch sein, bis ich weiß, was Gott mir tun wird.
4. Und er führte sie vor den König von Moab, und sie wohnten bei ihm alle Tage, die David auf der Bergfestung war.
5. Und Gad, der Prophet, sprach zu David: Bleib nicht auf der Bergfestung; geh hin und begib dich in das Land Juda. Und David ging hin und kam in den Wald Heret.
6. Und Saul hörte, dass David und die Männer, die bei ihm waren, entdeckt worden seien. Saul aber saß in Gibea, unter der Tamariske auf der Anhöhe, mit seinem Speer in seiner Hand, und alle seine Knechte standen bei ihm.
Wenn wir uns mit David in der Höhle Adullam beschäftigen, einfach so herausgegriffen aus dem Leben Davids, sollten wir uns ein paar Fakten vor Augen führen. David wurde von dem Propheten Samuel in 1. Samuel 16 zum König gesalbt. David ist ja in der Bibel ein Hinweis auf den Messias. Messias heißt „der Gesalbte“. David wurde eben in 1. Samuel 16 auf göttliche Anweisung hin zum König gesalbt. Später hat Gott diesen David durch einen Schwur zugesagt, dass der Messias von ihm direkt aus seinem Samen abstammen werde. Also alttestamentlich war klar, David ist der Vater des Messias, des verheißenen Erlösers, wenn er denn einmal als Mensch in diese Welt kommen würde.
In 1. Samuel 17 sehen wir, Israel war unter furchtbarem Druck. Die Philister waren ganz gefährliche Feinde und sie hatten Goliath als Vorkämpfer. Ganz Israel war in Furcht und Schrecken wegen Goliath. Niemand konnte mit ihm kämpfen, bis schließlich David kam und ihn besiegte. Das ist ein eindrücklicher Hinweis auf Jesus Christus, der als Messias in diese Welt gekommen ist und vor 2000 Jahren Satan besiegt hat. Und zwar genauso, wie in 1. Samuel 17, mit seiner eigenen Waffe. Wenn wir kurz 1. Samuel 17 aufschlagen, da wird klar, dieser Stein aus der Steinschleuder hatte Goliath nicht getötet, sondern nur zu Fall gebracht. Aber wir lesen dann in 1. Samuel 17, 51: „Und David lief und trat zu dem Philister hin, und er nahm dessen Schwert und zog es aus seiner Scheide und tötete ihn und hieb ihm den Kopf damit ab. Als aber die Philister sahen, dass ihr Held tot war, da flohen sie.“ Welche Wende! In den Versen davor sieht man, wie Israel zitterte und wie die Soldaten vor diesem Goliath flohen. Sie waren richtig unter Todesfurcht gefangen, bis schließlich David den Feind nicht nur zu Fall brachte, sondern eben auch endgültig besiegte. Aber mit seinem eigenen Schwert! Das Schwert ist ja in der Bibel das Symbol des Todes.
Wenn wir dazu Hebräer 2, 14-15 lesen, dann wird deutlich, was das genau bedeutete: „Weil nun die Kinder Blutes und Fleisches teilhaftig sind, hat auch er in gleicher Weise daran teilgenommen (er, das ist Jesus Christus. Er wurde ein Mensch und nahm Teil an dem Fleisch und Blut der Menschheit, indem er ein richtiger Mensch wurde, nämlich aus dem Samen Davids), damit er durch den Tod den zunichtemachte, der die Macht des Todes hatte, das ist den Teufel, und alle die befreite, die durch Todesfurcht das ganze Leben hindurch der Knechtschaft unterworfen waren.“ Also er hat Satan mit seiner eigenen Waffe besiegt. Die Bibel sagt uns hier, dass Satan ab dem Sündenfall „die Macht des Todes hatte“, aber der Herr Jesus hat durch den Tod, indem er in den Tod gegangen ist, Satan besiegt und ihm die Waffe weggenommen. Dadurch kam auch diese Befreiung von der Todesfurcht für alle, die auf Jesus Christus vertrauen. Genau so geschah es mit dem Volk Israel, das in Todesfurcht verfallen war, bis David den Sieg vollbrachte und danach die völlige Befreiung kam. Also da haben wir einen gewaltigen Hinweis auf den Messias, der am Kreuz Satan besiegte.
Aber was geschieht in 1. Samuel ab Kapitel 18? Saul, der damalige König von Israel, war eifersüchtig auf David und hat einen Hass und eine Ablehnung entwickelt, so dass David schließlich fliehen musste. In Kapitel 20 sehen wir, wie David flieht und auch Abschied nehmen musste von seinem Freund Jonathan. Dann ab Kapitel 21 bis zum Schluss des 1. Buches Samuel finden wir David auf der Flucht, im Exil. David ist also der verworfene König, genau so, wie Jesus Christus, obwohl er vor 2000 Jahren das Erlösungswerk auf Golgatha vollbracht hatte, ist er der Verworfene. Und übrigens, ganz interessant, in 1. Samuel 17, als David zum Heerlager Israels kam um dann schließlich Goliath zu besiegen, da haben seine Brüder, die unter den Soldaten waren, sich deutlich gegen David gewandt. Ich lese 1. Samuel 17, 28-30: „Und Eliab, sein ältester Bruder, hörte zu, als er zu den Männern redete; und der Zorn Eliabs entbrannte gegen David, und er sprach: Warum doch bist du herabgekommen, und wem hast du jene wenigen Schafe in der Wüste überlassen? Ich kenne doch deine Vermessenheit und die Bosheit deines Herzens; denn um den Kampf zu sehen, bist du herabgekommen. Und David sprach: Was habe ich nun getan? Ist es nicht der Mühe wert? Und er wandte sich von ihm ab, einem anderen zu...“ Also aus der eigenen Familie Ablehnung. So war das auch für den Herrn Jesus, er kam in diese Welt, sagt Johannes 1, 11, aber die Seinigen, die große Masse, hat ihn abgelehnt. Aber wir sehen, heute lehnt auch die ganze Welt eigentlich Jesus Christus als Friedensfürst ab und so ist er der Verworfene. Diese ganze Flucht von David, zusammen mit Getreuen, die sich ihm anschließen, ist eben ein Bild von dieser Verwerfung von Jesus Christus, die Tatsache ist im Verlauf der letzten 2000 Jahre. Aber es gibt eben solche, die sich auf die Seite des Verworfenen stellen und das sehen wir.
Jetzt kommen wir auf die Geschichte in der Höhle Adullam. David ging in die Höhle, aber wir haben gesehen, da kommen 400 Mann schließlich zusammen. Die versammeln sich zu ihm hin. Der Ausdruck im 1. Samuel 22, 2 ist sehr bemerkenswert: „Und es versammelten sich zu ihm jeder Bedrängte und jeder, der einen Gläubiger hatte, und jeder, der erbitterten Gemüts war, und er wurde ihr Oberster...“ Schlagen wir Matthäus 18, 20 auf. Der Herr Jesus hat für diese Zeit seiner Verwerfung eingerichtet, dass es ein Zusammenkommen zu seinem Namen hin gibt. Da spricht Jesus Christus über die Gemeinde, die dann am Pfingsttag, Apostelgeschichte 2, im Jahr 32 n.Chr. entstanden ist und bis heute hier auf der Erde ist bis zum Tag der Entrückung, der vor der Tür steht. Matthäus 18, 20: „Denn wo zwei oder drei versammelt sind zu meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Wenn in Ihrer Übersetzung „in meinem Namen“ steht, die Elberfelder macht in der Fußnote klar, dass es „zu meinem Namen hin“ heißt. Und genauso lesen wir das in 1. Samuel 22 „Und es versammelten sich zu ihm (zu David) jeder Bedrängte...“
Einmal hat mich jemand gefragt, warum gibt es eigentlich in der Gemeinde, wo du bist, so viele komische Leute. Die haben Probleme und so. Ja gut, das war dem seine Meinung. Ich habe mir überlegt, Leute, die realisieren, dass sie Probleme haben und zu Jesus Christus kommen, das sind die richtigen Leute. So haben wir es hier genau in 1. Samuel 22, das waren ja massenweise Problemleute, die sich zu David versammelten. Warum? Weil sie wussten, dass sie eben ihre Probleme nicht selber lösen können, sondern sie wussten, dafür ist der Messias, und er wird einmal das letzte Wort sprechen. Sie wussten, wenn wir jetzt die Verwerfung mit ihm teilen, werden wir auch einmal mit ihm die Verherrlichung teilen. So sehen wir, ja das waren Problemleute, „und es versammelten sich zu ihm jeder Bedrängte“, jeder, der irgendeine Not hatte, die Druck machte und er merkte, ich kann das nicht selber lösen. „... und jeder, der einen Gläubiger hatte,...“, also Leute die merkten, ich bin gar nicht mehr in der Lage, meine Schuld bezahlen zu können. Was mache ich? David! David kann mir helfen. Und solche, die „erbitterten Gemüts“ waren, also die mit ihrem Gemüt Probleme hatten, die müssen zu Herrn Jesus kommen. Das Traurige ist eben, dass manche, die vielleicht kein Problem in ihrem Gemüt haben, die denken, sie können es ja selber, sie brauchen Gott nicht. Aber das Eindrückliche ist eben, wenn Menschen in große Probleme kommen, dann spüren sie, wie die Realität wirklich ist. Ob es uns schlecht geht oder ob es uns gut geht, wir brauchen alle den Herrn Jesus. Und so ist das eigentlich ganz normal, die, die merken, das sie Sünder sind und das Problem ihrer Schuld vor Gott nicht selber lösen können, die kommen zu Jesus Christus, weil das der einzige Ausweg ist. Und tatsächlich, im 2. Buch Samuel wird David später König, nach dieser Zeit der Verwerfung. Und genau diese Leute, die sich zu David treu auf seine Seite gestellt hatten, als es schwierig war, solche Leute konnten dann zum Teil hohe Stellungen als Minister im Reich des Gesalbten bekommen.
Dazu ein Wort aus 2. Timotheus 2, wo genau diese Übertragung auf die Erlösten heute gemacht wird. Ich lese in Vers 11-13: „Das Wort ist gewiss; denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen werden, so wird auch er uns verleugnen; wenn wir untreu sind – er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ Es geht mir um den Satz „wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen“. Es braucht jetzt eben die Kraft auszuhalten in dieser Zeit, wenn man sich auf die Seite von Jesus Christus stellt, dann ist man in dieser Gesellschaft abgelehnt. Manchmal sehr offen und höhnisch, manchmal sehr vornehm distanziert, aber wir merken, wir sind die Abgelehnten und das braucht Ausharren. Aber wir wissen, einmal, wenn der Herr Jesus kommen wird als der König aller Könige, dann werden wir auch mit ihm die Herrschaft teilen. Also so kann man die Geschichte von David sehr direkt auf die heutige Zeit übertragen.
Jetzt wollen wir systematisch vorgehen. Wenn man so einen Abschnitt vor sich hat, David in der Höhle Adullam, 1. Samuel 22. Wie kann man z.B. im persönlichen Bibelstudium sich so ein Thema erarbeiten? Ich möchte zeigen, wie man vorgehen kann und das kann man auf ganz andere Themen aus der Bibel anwenden. Etwas Wichtiges ist, hier wird die Höhle Adullam erwähnt. Wo kommt die Höhle Adullam oder die Ortschaft Adullam in der Bibel sonst noch vor? Mit einer Konkordanz kann man sich eine Übersicht verschaffen.
Da sehen wir, zum ersten Mal wird Adullam, bzw. ein adullamitischer Mann in 1. Mose 38, 1.12.20 erwähnt. Es geht dort um die Zeit der Josephsgeschichte. Joseph war eben von seinen Brüdern verworfen, verkauft worden als Sklave nach Ägypten, 1. Mose 37. Und dann liest man über Juda, dem Stammvater des Stammes Juda, er hat eine Freundschaft mit einem kanaanitischen Mann. Das ist schon mal auffällig, denn Abraham wusste schon, wie gefährlich es ist, eine Beziehung zu den Kanaanitern zu haben, die nicht nur Götzendiener waren, sondern ganz perverse Götzendiener. In 1. Mose 24 z.B. kann man lesen, wie Abraham die Warnung ausgesprochen hat, dass Isaak, sein Sohn, ja nie eine kanaanitische Frau heiraten würde. Das wäre ein No-Go. Aber wir lesen von Juda, nach der Verwerfung von Joseph, er hat Freundschaft mit einem Kanaaniter und das führt ihn dazu, dass er eine kanaanitische Frau heiratet. 1. Mose 38, 1-3:
1. Und es geschah zu jener Zeit, dass Juda von seinen Brüdern hinabzog und zu einem Mann von Adullam einkehrte, mit Namen Hira.
2. Und Juda sah dort die Tochter eines kanaanitischen Mannes, mit Namen Schua; und er nahm sie (das heißt, er heiratete sie) und ging zu ihr ein.
3. Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn, und er gab ihm den Namen Gher.
Dann lese ich in Vers 12 weiter:
12. Als viele Tage vergangen waren, da starb die Tochter Schuas, die Frau Judas. Und als Juda getröstet war, ging er zu seinen Schafscherern hinauf nach Timna, er und Hira, sein Freund, der Adullamiter.
Das entspricht Jakobus 4, wo gewarnt wird, dass Freundschaft mit der Welt ist Feindschaft mit Gott. Also Adullam kommt da nicht gerade in einem sehr positiven Zusammenhang vor. Eine traurige Geschichte, es geht mit Juda dann in der Folge noch weiter moralisch wirklich bis in den Abgrund. Das ist die erste Begegnung mit Adullam.
Schauen wir uns Josua 12 an. Da sind wir also in der Zeit nach dem Auszug der Israeliten aus Ägypten, nach der 40jährigen Wüstenwanderung. Wir sind da in diesen sechs Jahren, in denen unter Josua das Land Kanaan erobert wurde. In Josua 12 haben wir eine Liste von 31 Königreichen. Das waren so Stadtkönigreiche, eine Hauptstadt mit einem kanaanitischen König und darum herum ein paar kleinere Dörfer, das waren Tochterstädte. Das war ein Königreich, dann wieder ein Königreich und dann wieder ein Königreich. In Josua 12 sehen wir, 31 Königreiche wurden erobert und in dieser Liste ab Vers 9 wird dann in Vers 15 Adullam erwähnt. Ich lese ab Vers 14:
14. Der König von Horma, einer; der König von Arad, einer;
15. Der König von Libna, einer; der König von Adullam, einer;
Und so weiter. Und dann heißt es in Vers 24:
24. ... Alle Könige waren einunddreißig.
Also, da sehen wir, Adullam war ein kanaanitisches Königreich, eine befestigte Königsstadt. Die wurde aber von Israel erobert, darum die nächste Stelle in Josua 15, 35. Dort finden wir die Tatsache, dass der Stamm Juda diese Ortschaft übernommen hatte. Adullam wurde also eine Stadt innerhalb des Erbbesitzes des Stammes Juda. Ich gehe jetzt einfach in der Übersicht schnell darüber hinweg, wir kommen nochmals auf diese Stellen zurück. Nur, damit man weiß, wie ich das pädagogisch versuche darzustellen.
- Die nächste Stelle ist das, was wir ausführlich gelesen haben, 1. Samuel 22, David in Adullam in der Höhle und in der Bergfestung. Das heißt, in dieser Ortschaft Adullam findet der verworfene David Zuflucht und Sicherheit vor dem Feind. Wir werden sehen, in 2. Samuel 23, 13 und in der Parallelstelle 1. Chronik 11, 15, da wird nochmals eine Episode über David in Adullam als Zufluchtsstätte erwähnt.
- Später in der biblischen Geschichte, 2. Chronik 11, 7, da wird erwähnt, dass Rehabeam, der Sohn von Salomo (David war 40 Jahre König, dann Salomo 40 Jahre und danach kam Rehabeam), Adullam als eine der militärischen Festungen in Israel ausgebaut hat.
- In Micha 1, 15 wird Adullam ganz kurz in der Prophetie erwähnt. Es geht dort um die Voraussage über den Krieg der Assyrer gegen Juda, der sich in der Zeit von König Hiskia erfüllt hat. Da wird eben angedeutet, dass die Oberschicht, die edle Oberschicht, die Herrlichkeit Israels in Adullam im Krieg Zuflucht suchen muss.
- Und schließlich gibt es noch eine Stelle in Nehemia 11, 30. Da sind wir bereits nach der Zeit der Könige. Die endete damit, dass das Königreich Juda und die Bewohner in die Gefangenschaft nach Babylon gebracht wurden und nach 70 Jahren Weltherrschaft Babylons ins Land wieder zurückkehren konnten. Unter den neuen Siedlungen, die die Rückkehrer aus dem babylonischen Exil, bewohnten, da war auch die Ortschaft Adullam.
Hier auf dem Bild sehen wir Tel Adullam. Tel ist hebräisch, auf Arabisch sagt man’s genau gleich, das bedeutet ein Hügel. Aber nicht ein natürlicher Hügel, sondern insbesondere ein Zivilisationsschutthügel. Es war im Nahen Osten zu biblischen Zeiten üblich, dass man als Menschengruppe irgendwo eine Siedlung begann zu bauen. Das konnte natürlich schon auf einem gewissen Hügel sein, aus strategischen Gründen. Und wenn diese Stadt darauf einmal im Krieg zerstört wurde, hat man nicht, wie das bei uns so üblich ist, alles zuerst weggeräumt, sondern man hat auf den Ruinen wieder aufgebaut. Bei einer späteren Zerstörung hat man wieder auf den Ruinen aufgebaut und so wurde der Hügel immer höher. Wer so ein Auge hat beim Reisen durch die Landschaften Israels, der sieht, das muss ein Tel sein. Nicht alle Tels sind ausgegraben, denn die Regierung hat zu wenig Geld. Man muss Geld für das und das und das einsetzen und die Archäologie kriegt dann noch was möglich ist. Aber wenn man so ein Tel erkennt und sich überlegt, das wäre doch eine Sache, die man da ausgraben sollte, dann muss man gut vorgehen und ein solches Tel wie ein Kuchen angehen. Indem man ganz sauber ein Stück rausschneidet, so dass man dann schön die Schichten sieht. Denn es ist klar, je weiter unten, desto älter. Dann weiß man schon mal relativ, welche Schicht relativ zueinander älter oder jünger ist. So ist das eine ganz interessante Sache, im Nahen Osten solche Tels auszugraben.
Das auf dem Bild ist Tel Adullam. Man könnte sagen, ein Tel ist eben nicht ein natürlicher Hügel, sondern ein Zivilisationsschutthügel, weil man darin all die Scherben von Geschirr findet. Man findet auch Münzen, manchmal auch Schätze aus Gold, Silber. Das sind alles Reste aus verschiedenen Epochen der Zivilisation. Hier auf diesem Tel war also eine Königsstadt der Kanaaniter, die von Josua erobert wurde. In der Zeit vor Josua haben wir diese traurige Geschichte von Juda, der da mit diesem Hira, dem Adullamiter befreundet war. Meine Frau, Myriam und ich, wir sind gerade vor ein paar Tagen, oder wie soll ich sagen, in der ersten Hälfte des Monats, da in Adullam gewesen. Das sind also alles ganz frische Bilder, wie hier von dieser Festung dieser Königsstadt. Zuerst kanaanitisch, später, wie wir gesehen haben, israelisch. Von daher kam also Schua, der Adullamiter. Wir haben gesehen, in der Zeit danach, in Josua 15, 35 wurde das eine Stadt in Juda. Jetzt schlagen wir das auf in Josua 15. Da wird genau berichtet, welche Gebiete dem Stamm Juda zugeteilt wurden, durch die Eroberungen unter Josua. Die Grenze wird da ganz genau beschrieben und dann lese ich in Vers 33:
33. In der Schephela: Eschtaol und Zorha und Aschna
34. Und Sanoach und En-Gannim, Tappuach und Enam,
35. Jarmut und Adullam, Soko und Aseka
Hier kommt dieser Begriff Schephela vor, bei manchen steht in der Übersetzung „Niederung“. Schephela bedeutet Niederung, aber in der Bibel ist das ein ganz bestimmtes Gebiet. Also z.B. die Sharon-Ebene südlich von Haifa, die könnte man nicht Schephela nennen, weil die Tiefebene in Israel von den judäischen Bergen in das Mittelmeer, Gazastreifen und auch dieser Großraum Tel-Avif, das gehört alles zur Schephela. Also die Abhänge im Westen der judäischen Berge bis zum Mittelmeer hin, das ist die Schephela. Darum ist es besser, hier nicht mit Niederung zu übersetzen. Der Bibelleser kann nicht soviel damit anfangen, aber mit Schephala weiß er, wenn er eine Karte beizieht, das ist genau diese Region. Da erfahren wir also, Adullam befindet sich in der Schephela nahe bei Aseka. Wenn man mit dem Auto, sagen wir von Jerusalem diese Reise nach Adullam unternimmt, etwa 34 Kilometer von Jerusalem entfernt, geht man die judäischen Berge runter nach Beit Shemesh und da findet man auch Aseka ausgeschildert. Und dann weiß man auch, wir sind in der Nähe von Adullam.
Die nächste Stelle war 1. Samuel 22. Diese Ortschaft wurde eine Zuflucht für David in seiner Verwerfung, das müssen wir nicht nochmals nachlesen. Wir gehen gleich weiter und lesen 2. Sam, wie gesagt noch eine weitere Episode im Zusammenhang mit Adullam. 2. Sam 23, 13. Wir sind da ganz am Ende des Lebens von David und da werden in diesem Kapitel die Helden, also die Elitesoldaten Davids aufgezählt. Da werden u.a. drei Elite-Elitesoldaten erwähnt. Wir lesen ab V. 13:
13. Und drei von den dreißig Häuptern gingen hinab und kamen zur Erntezeit zu David in die Höhle Adullam; und eine Schar der Philister lagerte in der Talebene Rephaim.
14. David war aber damals auf der Bergfestung, und eine Aufstellung der Philister war damals in Bethlehem.
15. Und David hatte ein Verlangen und sprach: Wer wird mir Wasser zu trinken geben aus der Zisterne von Bethlehem, die am Tor ist?
16. Da brachen die drei Helden durch das Lager der Philister und schöpften Wasser aus der Zisterne von Bethlehem, die am Tor ist, und trugen und brachten es zu David.
17. Aber er wollte es nicht trinken und goss es dem HERRN als Trankopfer aus;
18. Und er sprach: Fern sei es von mir, HERR, dass ich solches tue! Ist es nicht das Blut der Männer, die unter Lebensgefahr hingegangen sind? Und er wollte es nicht trinken. Das taten die drei Helden.
Also nochmals die Höhle Adullam, aber jetzt werden nicht die Problemmenschen erwähnt, sondern drei Spitzenelitesoldaten, die einen Herzenswunsch von David erfüllten. Er war ja in Bethlehem aufgewachsen und es wurde auch später durch den Propheten Micha, Micha 5, 1 vorausgesagt, auch der Messias, der von David abstammen sollte, würde einmal in Bethlehem geboren werden: „Und du, Bethlehem-Ephrata, zu klein, um unter den Tausenden von Juda zu sein, aus dir wird mir hervorkommen, der Herrscher über Israel sein soll; und seine Ausgänge sind von der Urzeit, von den Tagen der Ewigkeit her.“ So steht das in Micha 5, 1.
Nun, David liebte Bethlehem, diese messianische Stadt, und er hatte in der Höhle Adullam plötzlich den Wunsch, ich möchte einmal wieder dieses Wasser, dieses gute Wasser aus Bethlehem kosten. Und die drei Soldaten sagten, kein Problem, holen wir dir. Das heißt also, drei, die einfach einen Herzenswunsch von dem gesalbten König wahrnahmen, wollten sie auch umsetzen. Das war also eine Hingabe, eine völlige Hingabe an den König. Das ist natürlich ein eindrückliches Beispiel von Gläubigen, die auch wirklich das, was sie merken, das ist der Wunsch unseres Herrn, dann machen wir das und nehmen keine Rücksicht auf uns. Man könnte das so übertragen, wenn der Herr Wasser wünscht aus Bangkok, wer ist bereit, sein Leben hinzugeben und dorthin zu gehen, um das Evangelium zu bringen? Oder man könnte auch ganz andere Ortschaften der Welt erwähnen. Wer ist bereit, alles für den Herrn hinzugeben? Der gleicht diesen drei Elitesoldaten, die die Verwerfung mit David in der Höhle Adullam teilten. Aber später wurden sie ganz wichtige Leute in seiner offiziellen israelischen Armee.
Dann die andere Stelle in 1. Chronik, das ist eine Parallelstelle. 1. Chronik 11, 15:
15. Und drei von den dreißig Häuptern gingen zum Felsen hinab zu David, in die Höhle Adullam; und das Heer der Philister lagerte in der Talebene Rephaim.
16. David war aber damals auf der Bergfestung, und eine Aufstellung der Philister war damals in Bethlehem.
Und dann kommt wieder diese Geschichte mit dem Wasser aus Bethlehem. Was man hier noch im Kontrast zu 1. Samuel 22 findet, da wird der Felsen in Adullam erwähnt. Und zwar ist das im Hebräischen zur. zur ist nicht das gleiche wie sela. In unseren deutschen Bibelübersetzungen werden beide Wörter mit Fels übersetzt, aber zur ist ein Felsblock und sela, das ist ein Felsmassiv.
Das ist z.B. wichtig in der Geschichte in 2. Mose 17, nach dem Auszug aus Ägypten, da muss Mose den Felsen schlagen, dann kommt Wasser heraus um das ganze Volk Israel zu tränken. Dieser Fels wird geschlagen und das war Gottes Wille, es so zu tun. Aber am Ende der Wüstenwanderung in 4. Mose, 20, da sagt Gott, als Israel durstig war, er müsse mit dem Felsen sprechen. In der Ungeduld über das rebellische Volk schlägt Mose den Felsen. Dieser Ungehorsam wird dafür verantwortlich, dass Mose dann schließlich nicht ins verheißene Land gehen durfte. Jeder Bibelleser fragt sich warum? Da musste er den Felsen schlagen und da darf er ihn nicht schlagen. Nun, „Fels“ in 4. Mose 20 ist nicht zur = Felsblock, sondern sela = Felsmassiv. Der Fels ist in der Bibel immer wieder ein Hinweis auf Jesus Christus, 1. Korinther 10, 4: „Der Fels aber war der Christus“, also bedeutete Christus. Der Felsblock spricht von Christus, dem ewigen Sohn Gottes, der Gott selbst ist, der sich aber erniedrigt hat hier auf Erden! Ganz niedrig geworden ist, so dass er auch auf der Erde sagen konnte, „der Vater ist größer als ich“, weil er sich als Mensch erniedrigt hatte. Das ist der Felsblock und der wurde am Kreuz geschlagen. Aber das Felsmassiv, das spricht davon, dass Jesus Christus, der sich erniedrigt hatte, wie Philipper 2, 5f sagt, erniedrigt hatte in sieben Stufen bis zum Tod am Kreuz, Gott hat ihn hoch erhoben und ihm einen Namen gegeben, der über alle Namen ist! Davon spricht sela, das Felsmassiv. Und Mose sollte das Felsmassiv, das von dem erhöhten Christus spricht, nicht schlagen, sondern mit ihm reden, mit dem Felsen reden. So sagt Römer 6, dass Jesus Christus einmal gestorben ist und er wird nie mehr sterben, darum durfte er ihn nicht schlagen. Aber durch Gebet sprechen wir Jesus Christus, dem wahren Felsen. Darum ist diese Unterscheidung zur und sela wichtig. Aber hier einfach zur Information, hier wird der Felsblock dort in Adullam zur erwähnt. Wir haben also die Höhle, den Felsen und die Bergfestung, Vers 16: „David war aber damals auf der Bergfestung“. Das heißt also, diese ursprünglich kanaanitische Königsstadt, diese Festung, das war der Zufluchtsort für David in dieser Zeit.
Wir haben gesehen, später hat Rehabeam diese Ortschaft massiv befestigt, 2. Chronik 11, ich lese ab Vers 5:
5. Und Rehabeam wohnte in Jerusalem; und er baute Städte in Juda zu Festungen um.
6. Und er baute Bethlehem und Etam und Tekoa
7. Und Beth-Zur und Soko und Adullam
8. Und Gat und Marescha und Siph
9. Und Adoraim und Lachis und Aseka
10. Und Zora und Ajjalon und Hebron, die in Juda und Benjamin liegen, feste Städte.
11. Und er machte die Festungen stark und legte Befehlshaber hinein und Vorräte von Speise und Öl und Wein,
12. Und in jede Stadt Schilde und Lanzen; und er machte sie überaus stark. Und Juda und Benjamin gehörten ihm.
Jetzt wird auch verständlich, warum auch in der Prophetie in Micha 1, schlagen wir kurz auf. Micha lebte im 8. Jhd v.Chr. und sagte den Untergang des 10-Stämmen Reiches mit der Hauptstadt Samaria voraus. Dann sagt er, aber diese Invasion der Assyrer gegen die zehn Stämme, die werde auch gegen Juda kommen, allerdings nur bis an das Tor von Jerusalem. Und so hat sich das in der Zeit von Hiskia erfüllt, wie das beschrieben wird in 2. Könige und 2. Chronik. Die assyrische Armee ist gekommen, hat Jerusalem belagert, aber ganz viele Städte in Juda erobert. Aber Jerusalem durften sie nicht erobern, der Engel des HERRN schlug die Armee, etwa 180.000 Menschen und dann ist die assyrische Armee in Schimpf und Schande abgezogen. In Micha 1, 9 war das vorausgesagt: „Denn ihre Schläge sind tödlich; denn es kommt bis Juda (also auch das judäische Königreich wird getroffen werden von dem, was in den vorigen Versen über das 10-Stämme Reich als endgültige Katastrophe beschrieben wird), es reicht bis an das Tor meines Volkes, bis an Jerusalem.“ Also nicht nach Jerusalem hinein. Der Rabsake, dieser hohe Minister des assyrischen Königs, der kam bis vor das Tor Jerusalems, hat den Gott Israels verspottet (s. 2. Könige 18), aber Hiskia hat auf den Herrn vertraut und der Herr hat eingegriffen und Jerusalem bewahrt.
Aber dann werden verschiedene Städte erwähnt, die durch die Armee sehr wohl einen schrecklichen Krieg erleben sollten. In dem Zusammenhang heißt es dann in Micha 1, 15: „Noch werde ich den Besitznehmer dir bringen, Bewohnerin von Marescha. Bis Adullam wird die Herrlichkeit Israels kommen.“ Die Herrlichkeit Israels, das ist die Elite, die Fürsten von Juda, die werden also nach Adullam flüchten und verstehen, weil das eben eine besondere Festung war. Aber das hat sie dann erinnern können, schon König David hat in schweren Zeiten dort in Adullam Zuflucht und Sicherheit gefunden.