Der Engel des Herrn – Wer ist er?
Roger Liebi
08.02.2020
Bibelstudium, Bibelarbeit
ID 32241
Guten Tag. Ich möchte alle ganz herzlich begrüßen zu diesem Bibelstudientag bzw. Bibelstudiennachmittag, und zwar zunächst mit einem ganz besonderen Thema, geheimnisvollen Thema: 'Der Engel des Herrn'. Auf der Einladung wurde das Thema so umschrieben: 'An vielen Stellen des ATs erscheint der Engel des Herrn. Nach seinem Namen gefragt, sagt er Simsons Vater Manoah: Warum fragst du denn nach meinem Namen? Er ist ja wunderbar! So steht das in Richter 13. Und er gibt ihm keine weitere Antwort.
Das Thema dieser geheimnisvollen Erscheinung zieht sich durch das ganze AT hindurch. Wir werden sehen, wirklich von 1. Mose bis Maleachi, letzter Prophet. Die Spurensuche um die Frage: Wer ist denn dieser? Das ist diese Frage, die man in Markus 4 findet im Zusammenhang mit der Sturmgeschichte auf dem See Genezareth. 'Wer ist denn dieser?' führt zur Entdeckung gewaltiger geistlicher Schätze der Erkenntnis unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus, wie das in Titus 2 steht.
Alle haben ein Skript bekommen und wer das über den Live-Stream mitschaut, kann es dort downloaden. Ich habe das Skript so aufgebaut: Zunächst eine Sammlung von Bibelstellen. Ich habe da unter Punkt 1 alle 56 Stellen aufgeführt, wo dieser Begriff 'der Engel des Herrn' vorkommt. Und ich habe dann auch jeweils in Klammer hinzugefügt, damit man grad den Zusammenhang weiß. Z.B. diese mehrere Male in 1. Mose 16 Vers 7 f, wo zum allerersten Mal der Engel des Herrn genannt wird. Das steht in Verbindung mit der Geschichte von Hagar. Und dann die Stellen in 1. Mose 22 stehen in Verbindung mit Abraham und der Opferung von Isaak. Dann 2. Mose 3 in Verbindung mit der Berufung Moses. Und diese zahlreichen Stellen in 4. Mose 22, die stehen in der Geschichte von Bileam. Und dann im Buch der Richter wieder findet man in Kapitel 2 diesen Ausdruck. Dort geht es um Israel versammelt in Bochim. Und später Richter 5, 23 im Lied von Debora und Barak wird der Engel des Herrn erwähnt. Und gleich im nächsten Kapitel, Richter 6, wieder einige Male in der Geschichte von Gideon. Und später in Richter 13 wieder eine ganze Reihe von Stellen. Und man merkt, da wo ein Begriff zweimal in einem Vers vorkommt, da hab ich dann die Verszahl zweimal gesetzt. Drum hat man hier jetzt zweimal 16.16. und 21.21. Da geht es um die Erscheinung des Engels des Herrn gegenüber Simsons Eltern. Und dann kommt es in der Lebensgeschichte von David, Elia, Hiskia und dann auch Sacharja wieder vor.
Nun, in einer weiteren, ergänzenden, Reihe von Stellen hab ich zusammengestellt, wo man den Begriff 'der Engel Gottes' hat, also nicht 'der Engel des Herrn', sondern 'der Engel Gottes'. Und auch da ein paar Stellen. Oder wo dieser Engel genannt wird 'sein Engel', also nicht 'einer seiner Engel', sondern 'sein Engel' in der Geschichte von Abraham und seinem Knecht, der für Isaak die Braut holen muss, dann im Buch Daniel im Zusammenhang mit den drei Freunden im Feuerofen, Daniel in der Löwengrube. Auch da kommt 'sein Engel' vor. Und schließlich ein besonderer Ausdruck noch in 2. Mose 32, wo Gott sagt 'mein Engel'. Auch da nicht 'einer meiner Engel', sondern 'mein Engel' im Zusammenhang mit Mose und Israel.
Im Weiteren hab ich dann noch Bibelstellen zusammengefügt, wo auch dieser Engel des Herrn vorkommt, aber da ist dieser Ausdruck nicht verwendet. Er wird nicht genannt 'der Engel Gottes' oder 'der Engel des Herrn', sondern einfach 'Engel', aber es ist klar: Es geht um diesen 'Engel des Herrn'. In der Geschichte von Jakob, dann im Zusammenhang mit der Wüstenwanderung Israels und später im Zusammenhang mit David und dem Philisterkönig Achis oder die tekoitische Frau, die gegenüber David den Engel des Herrn erwähnt, usw. Und dann auch im Buch Hiob kommt dieser Engel vor, auch in Jesaja und Hosea und dann in Maleachi.
Und dann hab ich noch ein paar Stellen zusammengefügt, wo Gott in Menschengestalt erwähnt wird, aber man findet nicht den Ausdruck 'der Engel des Herrn' oder 'der Engel Gottes', aber einfach eine Beschreibung von Gott in Menschengestalt. Und auch da handelt es sich um die gleiche Person. Aber darum hab ich einfach diese Stellen separat genommen.
Und schließlich gehen wir dann noch ein im NT auf diese geheimnisvolle Person, die dort genannt wird 'ein anderer Engel'. Aber eben davon später.
Das gibt einfach mal die Übersicht. Und wenn man ein Thema studiert, ist es eben wichtig, dass man den gesamtbiblischen Befund zusammensucht: Was sagt die Bibel im gesamten Alten und Neuen Testament über ein bestimmtes Thema? Dann hat man eine gute Basis, um im Einzelnen zur klarer Erkenntnis zu kommen.
Und nun unter zweitens – nehm ich jetzt vorweg – möchte ich ein paar sprachliche Erläuterungen geben. Das ist natürlich staubtrocken, aber wichtig, um die Dinge zu verstehen. Der Ausdruck 'der Engel des Herrn' lautet auf Hebräisch 'mal'akh JHWH'. JHWH ist ja der Eigenname Gottes, der fast 7000 mal im AT vorkommt. Und im Judentum bereits in alttestamentlicher Zeit hat man begonnen, diesen Namen möglichst nicht mehr auszusprechen, einfach aus Ehrfurcht, um dem Namen des Herrn nicht zu missbrauchen. Aber am Jom Kippur, am großen Versöhnungstag, da hat immer der Hohepriester bis ins Jahr 70 n. Chr. den Namen zu zehn Gelegenheiten am Tag feierlich ausgesprochen. Und auch die Priester, die in Verbindung mit dem Morgenbrandopfer bis ins Jahr 70 das Volk segnen musste nach 4. Mose 6: Der Herr segne dich und behüte dich …, die haben den Namen JHWH ausgesprochen. Und nur einfach als Information: Später im Mittelalter hat man die Aussprache Jehova kreiert, und das aus dem Grund: In der Synagoge liest man beim Vorlesen der Bibel niemals 'JHWH', sondern ersetzt das – weltweit ist das so üblich – durch 'Adonai'. Das heißt 'HERR'. Also immer, wo diese 4 Konsonanten vorkommen – im Hebräischen schreibt man ja grundsätzlich nur die Konsonanten 'JHWH' – da liest der Hasan, der Vorleser, eben nicht 'JHWH', sondern 'Adonai'. Und man hat eben später mit Punkten und Strichen die Vokale hinzugefügt im Bibeltext, damit man weiß, wie man aussprechen soll, auch wenn man nicht mehr fließend Hebräisch kann und darauf verzichten könnte. Und da hat man eben bei dem Namen Gottes angedeutet die Vokale für 'Adonai'. Und wenn man das jetzt eben einsetzt in die Konsonanten 'JHWH', dann hat das ergeben 'Jehova'. Das ist also eine Konstruktion aus den Konsonanten von dem Namen 'JHWH' und den Vokalhinweisen von 'Adonai' und das hat dann 'Jehova' gegeben. Das ist alles nicht so tragisch, denn der Sinn bleibt ja derselbe. Aber wenn man eben wissen möchte, wie hat man das korrekt ausgesprochen, dann muss man sagen 'Jahwe'. Und warum wissen wir das so genau? Weil es Umschriften gibt mit griechischen Buchstaben bis in die frühen Jahrhunderten unseres Zeitalters ab Christi Geburt. Und da wurde das umgeschrieben mit z.B. Iota, Alpha, Beta und Epsilon. Das Beta weich ausgesprochen gibt dann: Jahwe, Jahwe, Jahwe, ja. Und damit ist klar die Aussprache, wie die korrekt ist.
Und nun 'mal'akh JHWH' oder wie man in der Synagoge aussprechen würde ''mal'akh Adonai', das heißt: 'der Engel des Herrn' und nicht 'ein Engel des Herrn'. Warum? Ein bisschen hebräische Grammatik. Ein Nomen, also ein Hauptwort, das vor einem Eigennamen steht, wird durch den Eigennamen determiniert. Also determiniert heißt festgelegt, wie wenn ein bestimmter Artikel der, die, das stehen würde, ja. Und darum, wenn man schreibt 'mal'akh' und jetzt kommt ein Eigenname 'JHWH', dann darf man nicht übersetzen 'ein Engel des Herrn', sondern man muss übersetzen 'der Engel des Herrn'. Und wenn man schreiben würde 'ha mal'akh JHWH', das wär falsch, das ist nicht Hebräisch. Also das soll heißen 'der Engel des Herrn', aber das kann man nicht. Man schreibt 'mal'akh Adonai' und das bedeutet 'der Engel des Herrn'. Und das gilt dann eben auch für den zweiten Punkt 'der Engel Gottes'. Ich habe in Klammer hinzugefügt bei 1. Mose 31, 11: Da steht eben für 'Gott' nicht einfach 'Elohim', sondern 'Ha-elohim' -'der Gott' und darum ist es dort ganz klar, dass man übersetzen muss 'der Engel Gottes' und nicht 'ein Engel Gottes'. Jetzt z.B. in der Stelle von 1. Mose 21, 17: Dort steht nicht 'Ha-elohim' wie sonst an allen anderen Stellen, sondern einfach 'Elohim'. Jetzt könnte man rein grammatikalisch sagen: Hier könnte man übersetzen 'ein Engel Gottes'. Aber es ist eben so, dass 'Elohim' oft in der Bibel auch benutzt wird wie ein Name und darum z.B auch auf modern Hebräisch, wenn man sagt 'das Wort Gottes' sagt man 'Davar Elohim' und das würde heißen 'das Wort Gottes' und nicht 'ein Wort Gottes'. Man könnte zwar auch zwar 'Davar Ha-Elohim' und dann wär das ganz eindeutig klar, 'das Wort Gottes'. Aber es ist nicht unbedingt nötig, das so auszudrücken, weil Elohim schon eben steht wie ein Name für den wahren Gott im Zusammenhang hier. Das war jetzt ein bisschen kompliziert, nicht wahr. Aber eben, damit man weiß, warum es ganz klar nicht 'ein Engel des Herrn' heißt, sondern 'der Engel des Herrn'.
Und übrigens im NT hat der Heilige Geist diese Art und Weise, wie das im Judentum begonnen hat in alttestamentlicher Zeit, dass man also beim Vorlesen der Bibel nicht mehr den Eigennamen ausgesprochen hat sondern Adonai gelesen hat, HERR, das hat der Heilige Geist übernommen. Im NT, wenn aus dem AT zitiert wird und da steht der Name, der Eigenname Gottes, 'Jahwe', dann steht im NT sehr sehr oft 'Kyrios' und das heißt 'HERR'. Also der Heilige Geist bestätigt diese Art der Ehrfurcht, den Namen durch HERR zu ersetzen. Und das ist auch der Grund, warum Luther z.B. in seiner Übersetzung im AT, da wo der Eigenname Gottes steht, 'Jahwe', hat er HERR mit Großbuchstaben gesetzt. Und das hat man auch so z.B. in der Schlachter 2000, einfach um anzudeuten: Da steht der Eigenname Gottes, der übrigens bedeutet 'der ewig Seiende, der Unwandelbare'.
Nun ist noch weiter wichtig, das Wort 'mal'akh' muss ich jetzt auch noch erklären. 'Mal'akh' ist auf Hebräisch das normale Wort, um zu sagen 'ein Gesandter, ein Bote'. Das Wort ist also nicht verknüpft mit dem Gedanken unbedingt Engel. Denn das Wort wird gebraucht im AT für Diener, die abgesandt worden sind z.B. vom König. Darum hab ich auf dem Blatt hier hingesetzt als Beispiel 2. Könige 1, 2. Da geht es um Boten eines Königs und die werden eben als 'mal'akh', Mehrzahl 'mal'akhim', bezeichnet, 'Boten'. Und niemand denkt, das sind Engelwesen. Eben weil das Wort einfach bedeutet: Jemand der gesandt ist, um eine Botschaft zu bringen. Das ist der Sinn von 'mal'akh'. Darum ein Bote ist einer, der eine Botschaft bringt, einer, der geschickt wird, darum ein Gesandter. Aber dieses selbe Wort wird auch verwendet für Engelwesen. Darum hab ich hier als Beispiel Psalm 91, 11 hingesetzt und noch weitere Stellen aus dem AT. Dort im Psalm 91 geht es ja darum, dass Gott seinen Engeln befohlen hat, dich zu bewahren auf allen deinen Wegen und dass du nicht deinen Fuß an einen Stein stößest. Und dort ist ganz klar: Da sind Engelwesen gemeint. Engelwesen sind geschaffene Geistwesen. So erklärt das auch Hebräer 1, 14: Sind sie nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt um derer willen, welche die Seligkeit ererben sollen? Und dort geht es im Zusammenhang eben um Engelwesen. Das sind Geistwesen, die aber von Gott erschaffen worden sind.
Und dann werden wir sehen, dieser gleiche Ausdruck 'mal'akh' wird gebraucht für Gott, den Sohn, der vom Vater in die Welt gesandt worden ist – und das schon im AT.
Wir gehen noch am besten gleich zur ersten Stelle, wo der Engel des Herrn vorkommt. 1. Mose 16. Da flieht eine Frau Hals über Kopf aus prekären familiären Schwierigkeiten, weg in die Wüste. Es ist Hagar. Ihre Herrin Sarai hatte sie hart behandelt, weil sie die Herrin verachtet hatte. Und da flieht sie weg. Und in 1. Mose 16, 7 lesen wir nun:
7 Und der Engel des HERRN fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste, an der Quelle auf dem Weg nach Sur. 8 Und er sprach: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du, und wohin gehst du? Und sie sprach: Ich fliehe hinweg von meiner Herrin Sarai. 9 Und der Engel des HERRN [also haben wir wieder den Ausdruck] sprach zu ihr: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. 10 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Ich will sehr mehren deinen Samen, dass er nicht gezählt werden soll vor Menge. 11 Und der Engel des HERRN sprach zu ihr: Siehe, du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären; und du sollst ihm den Namen Ismael geben [das bedeutet 'Gott hört'], denn der HERR [also mit Großbuchstaben, da steht jetzt wieder Jahwe] hat auf dein Elend gehört. 12 Und er, er wird ein Wildesel von Mensch sein; seine Hand wird gegen alle und die Hand aller gegen ihn sein, und angesichts aller seiner Brüder wird er wohnen. 13 Da nannte sie den HERRN, der zu ihr redete: Du bist ein Gott der sich schauen lässt! Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er sich hat schauen lassen? 14 Darum nannte man den Brunnen: Beer-Lachai-Roi [das heißt Brunnen des Lebendigen, der mich sieht]; siehe, er ist zwischen Kades und Bered. 15 Und Hagar gebar dem Abram einen Sohn; und Abram gab seinem Sohn, den Hagar geboren hatte, den Namen Ismael. 16 Und Abram war 86 Jahre alt, als Hagar dem Abram Ismael gebar.
Zum ersten Mal haben wir diesen Ausdruck. Und was fällt auf? Dieser Engel des Herrn ist ein Hirte, der das verlorene Schaf sucht. Es heißt nämlich von ihm: Der Engel des Herrn fand sie an einer Wasserquelle in der Wüste. Sie ist weg, davon aus den Schwierigkeiten, irgendwo in der Wüste. Und er findet sie. Das ist so wie im Gleichnis des guten Hirten in Lukas 15. Das eine ist nicht mehr da. Er geht ihm nach, bis er es findet. Und weiter sagt er in Vers 8 etwas sehr Grundsätzliches: Hagar, Magd Sarais, woher kommst du und wohin gehst du? Er spricht ihr Inneres ganz persönlich an. Sie muss darüber nachdenken: Wie sieht das mit meiner Vergangenheit aus und was will ich eigentlich? Was soll die Zukunft? Und wie sollen wir das einordnen? Auf jeden Fall gibt er ihr dann eine ganz klare Weisung, wo sie hingehört. Vers 9: Kehre zu deiner Herrin zurück und demütige dich unter ihre Hände. Also du bist am falschen Ort hier, du musst wieder zurückkehren in die Familie. Eben das ist dieser Hirte, der das verlorene Schaf wieder nach Hause zurückbringt. Und dann sagt er in Vers 10: Ich will sehr mehren deinen Samen, dass er nicht gezählt werden soll vor Menge. Das heißt, sie wird nicht nur ein Kind bekommen, sondern eine ganze Nachkommenschaft. Sie wird Mutter eines ganzen Volkes werden, der Ismaeliter. Aber dieser Engel sagt: Ich mache das. Also er hat die Macht, Menschen zu mehren, ein Volk zu bilden. Und weiter in Vers 11 sehen wir, er ist ein Prophet: Und der Engel des Herrn sprach zu ihr: Siehe du bist schwanger und wirst einen Sohn gebären und du sollst ihm den Namen Ismael geben, denn der Herr hat auf dein Elend gehört. Er ist ein Prophet und sagt ihr voraus, was geschehen wird, dass diese Geburt auch stattfinden wird und wie dieses Kind heißen soll. Und ich meine, er ist auch ein Prophet, indem er weiß, von ihr wird ein ganzes Volk abstammen. Er ist ein guter Hirte. Er ist ein Prophet, der das Gewissen anspricht: Woher kommst du? Wohin gehst du? Das sind ganz grundlegende Fragen, nicht wahr.
Als die ersten Missionare in das Gebiet des heute vereinigten Englands kamen, da hatten sie die Heiden versammelt in einem Raum. Es war Nacht. Es brannten Lichter, Fackeln an den Wänden. Und da kam plötzlich ein Vogel rein durch das offene Fenster, kreiste in dem Raum und ging durch das andere Fenster wieder hinaus. Und da haben die Heiden gesagt zu den Missionaren: Wir sind genauso wie dieser Vogel. Wir wissen nicht, woher wir kommen und wohin wir gehen. Wenn ihr uns diese Fragen beantworten könnt, wollen wir Christen werden. Das war der Anfang der Christianisierung da im heute vereinigten Königreich.
Ja und so stellt hier dieser Prophet die Frage, 'Woher kommst du und wohin gehst du?' und spricht so das Herz dieser Frau an. Und nun, nach alldem, er sagt ja auch noch in Vers 12 voraus, was der Charakter von diesem Kind sein wird, dass er ein Wildling sein wird, einer, der immer Streit hat mit seinen Brüdern. Und das ist auch eine Prophetie für das Volk, das von ihm, von Ismael, abstammen würde. Ständig streiten. Und wir können es bestätigen nach 4000 Jahren: Sie sind immer am Streiten, genauso, wie das hier beschrieben wird. Das ist ein Prophet, ein wahrer Prophet. Und nun gibt Hagar einen Namen. Da nannte sie den Herrn, also Jahwe, der zu ihr redete: Du bist ein Gott, der sich schauen lässt. Wem gibt die den Namen? Jahwe. Aber wer spricht mit ihr? Der Engel des Herrn. Aber hier steht, sie nennt Jahwe, der zu ihr redete. Also ist die Gleichung ganz klar: Der Engel des Herrn ist der Herr, der Engel Jahwes ist Jahwe. Das heißt: der ewig Seiende, der Unwandelbare. Damit ist klar: Das ist kein geschaffener Engel, kein geschaffenes Geistwesen. Das ist der Ewige selbst, der geschickt ist – von wem? Von dem Ewigen. Das ist schon höchst eigenartig.
Ja, aber im Glaubensbekenntnis Israels, wie es formuliert ist von Mose in 5. Mose 6, 4, da lesen wir …, man nennt das allgemein das 'Schma Jisrael'. 'Schma' heißt 'höre' Israel. So beginnt das hier 5. Mose 6, 4:
4 Höre, Israel: Der HERR, unser Gott, ist ein HERR! 5 Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.
Hier wird bezeugt, dass es nur einen Gott gibt und dass der wahr Gott Jahwe ein Gott ist. Ja, aber jetzt lesen wir von dem Engel des Herrn, er ist geschickt von Gott, aber er selber ist Gott. Wie geht das? Nun, es ist wichtig hier, Folgendes zu beachten, das 'Schma Jisrael' tönt so: 'Schma Israel, A-donaj E-lohejnu' – 'der Herr, unser Gott'; 'A-donaj Echad' – ist 'Herr einer', ja. So heißt das wörtlich. Und nun ist das interessant: Im Glaubensbekenntnis, wie das im Mittelalter, im 12. Jahrhundert von Moses Maimonides oder man nennt ihn auch Mosche ben Maimon. Da ist – kann man sagen – der größte Rabbiner in den vergangenen 2000 Jahren gewesen oder einer der allergrößten. Und er hat das Glaubensbekenntnis in 13 Punkten zusammengestellt und darin bezeugt er den Glauben an den einen Gott. Alle diese 13 Punkte seien absolut notwendig, um Jude zu sein. Wer einen dieser 13 Punkte leugnet, ist ein Irrlehrer und muss abgelehnt werden. Und da sagt er, ein Punkt ist, dass der Herr ist eben ein Herr. Aber er sagt nicht 'Adonai echad', sondern er schreibt 'Adonai jachid'. Und 'jachid' meint eine Einheit, die absolut ist. Das kann nur bedeuten: eine Person. Aber in der Bibel steht nicht 'jachid' sondern 'echad'. Und das ist ganz wichtig. Das ist ein Unterschied: 'echad' bezeichnet nicht das absolut eine, sondern 'echad' bezeichnet immer wieder eine zusammengesetzte Einheit.
Z.B. im Schöpfungsbericht heißt es doch beim ersten Tag am Schluss: Und es war Abend und es war Morgen 'jom echad' – 'ein Tag'. Weil, der Kalendertag setzt sich zusammen aus der Nacht – eben die mit dem Abend beginnt – und mit dem hellen Teil, der mit dem Morgen beginnt, und das zusammen bildet einen Kalendertag. Im Judentum beginnt ja der Tag immer mit dem Vorabend. Drum Abend/Nacht – Morgen/heller Teil, das zusammen ist ein Tag – 'jom echad'. Aber zusammengesetzt aus der Nacht, die mit dem Abend beginnt, und aus dem hellen Teil, der mit dem Morgen beginnt. Später in Kapitel 2, 24 sagt Mose: Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen und sie werden ein Fleisch sein 'basar echad', nicht 'jachid', das sind eben zwei Personen, 'basar echad'.
Und hier heißt es, dass Gott 'einer' ist, 'Adonai echad'. Und wir sehen: Hagar glaubte an Jahwe, den Gott der Bibel. Und sie kannte den Engel Jahwes und sie gibt dem Engel Jahwes den Namen 'du bist ein Gott, der sich schauen lässt'. Und dann sagt sie übrigens noch – das ist ein Nuance – die Übersetzer haben da echt Schwierigkeiten gehabt, aber wir wollen das grad aufklären. 1. Mose 16, 13:
13 Da nannte sie den Namen des HERRN, der zu ihr redete: Du bist ein Gott des Schauens!
Das ist die richtige Übersetzung hier: Du bist ein Gott des Schauens. Und wenn man z.B. in der Elberfelder die Fußnote hat 'oder Gott, der mich schaut', das ist nicht richtig. Weil das kommt nachher, nicht wahr.
13 … Denn sie sprach: Habe ich nicht auch hier geschaut, nachdem er mich geschaut hat?
Sie realisiert, sie war da als verlorenes Schaf in der Wüste. Der gute Hirte hat sie gesehen und hat sie gefunden. Er hat sie geschaut, ja. Aber dann durfte sie ihn erkennen und sehen und darum nennt sie ihn 'du bist ein Gott des Schauens'. Und zwar: Ich habe ihn geschaut, nachdem er mich geschaut hat. Und dann heißt es in Vers 14, Mose erklärt:
14 Darum nannte man den Brunnen: Beer-Lachai-Roi;
Und 'Roi' schreibt man im hebräischen Text mit den Vokalen anders als oben. Hier bedeutet es 'Roi', wie es da steht 'Brunnen des Lebendigen, der mich sieht'. Und eben oben muss man übersetzen 'du bist der Gott des Schauens'. Das heißt 'El Roi', aber es wird anders geschrieben. Das ist also der Unterschied: Der Brunnen drückt aus, dass sie von Gott gesehen wurde als das verlorene Schaf und oben drückt es aus, dass sie Gott sehen konnte, den unsichtbaren Gott. Der Engel des Herrn hat es möglich gemacht, dass man Gott sehen kann.
Also wir sehen, da gibt es einige Geheimnisse, die aber z.T. schon gelüftet werden. Denn jetzt ist klar: Der Engel des Herrn, da müssen wir nie daran denken an ein Engelwesen, sondern an Gott selbst, der von Gott geschickt ist, obwohl es nur einen Gott gibt. Erstaunlich. Und darum wäre es eigentlich gut, wenn man in den Bibelübersetzungen nicht mehr übersetzen würde 'der Engel des Herrn' sondern 'der Gesandte des Herrn'. Dass man das als fester Begriff einführt 'der Gesandte des Herrn', man weiß, wer das ist. In der Fußnote vielleicht früher übersetzte man oft 'Engel des Herrn, was aber zweideutig ist und zu Missverständnissen führen kann usw.', ja, kleiner Kommentar. Aber dann wär grad von Anfang an klar, wenn der Bibelleser liest 'der Engel des Herrn': Ich muss nicht an ein Engelwesen denken, sondern es geht um Gott, der von Gott gesandt wird in die Welt und Gott sichtbar macht. Und dieser Gesandte ist ein guter Hirte, der das verlorene Schaf nach Hause führt, und er ist ein Prophet. Er ist Gott, der Gott offenbart. Und wir könnten noch etwas uns da überlegen bei dieser Geschichte: Wenn jetzt klar ist, das ist der Gesandte Gottes, dann ist ja eigentlich klar, das ist der Sohn Gottes. Denn die Bibel offenbart uns ja ganz klar im NT, aber eben schon im AT, dass eben Gott ein Gott ist in dem Sinn, dass in der Gottheit aber drei Personen gibt: der Vater, der den Sohn sendet, und der Heilige Geist. Und das weiß man im 1. Buch Mose schon seit dem 2. Vers, nicht wahr. Die Bibel beginnt ja: Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer und Finsternis war über der Tiefe und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Nicht der Engel Gottes, der Geist Gottes.
Wer ist der Geist Gottes? Und diese Frage können wir beantworten anhand des ATs. Denn der Geist Gottes wird immer und immer wieder erwähnt. Man könnte denken: Ja der Geist Gottes ist vielleicht die Kraft Gottes, die Kraftentfaltung Gottes, ja. 'Ruach' kann ja bedeuten 'Geist' oder auch 'Wind'. Ein schwacher Wind oder ein starker Wind. Also die Kraftentfaltung Gottes, das ist der Geist Gottes. Aber wir lesen in Jesaja, dass sie den Geist Gottes betrübt haben. Ja betrüben kann man nicht eine Kraft. Nicht wahr, die Anziehungskraft der Erde, wie soll man die betrüben? Das geht jetzt gar nicht. Wenn einer aus dem Fenster springt und sich dabei verletzt, die Erdanziehungskraft, die lässt das völlig kalt, ja. Die Naturgesetze die sind völlig gefühllos. Warum? Weil sie keine Person sind. Und die Kräfte in der Natur, die sind völlig gefühllos, nicht wahr. Es gibt Leute, die sprechen von Mutter Erde. Ja, was ist das für einen Mutter? Jemand, der einem so lieb ist, stirbt. Und dann wird die Person begraben, in die Erde gelegt und Erde darauf. Mutter Erde ist überhaupt nicht betrübt oder irgendwie bewegt durch diese Sache. Hart, brutal, nicht wahr. Ja eben, weil die Erde keine Person ist. Aber der Geist Gottes – sagt Jesaja – wurde betrübt. Und das macht klar: Er ist eine Person. Und Jesaja spricht davon, dass Jahwe und der Herr und sein Geist ihn gesandt haben. Das sind drei Personen.
Und so wird durch das ganze AT … Das ist jetzt nicht unser Thema, darum gehe ich jetzt nicht diesen Stellen nach über den Geist Gottes, aber das muss der Vollständigkeit halber ganz klar vorgestellt werden: Der Geist Gottes ist eine Person, die denkt, handelt und fühlt, ja. Das ist eine Person. Person ist nicht unbedingt abhängig, dass man einen Körper hat, ja. Sondern, was eine Person ausmacht, ist, dass sie denkt, handelt und fühlt. Die Erde denkt und handelt und fühlt nicht. Sie ist kalt, weil sie keine Person ist. Kalt über allem Leiden auf dieser Erde. Aber, man muss auch denken an Erdbeben. Wenn die Erde schüttelt und die Menschen sterben zu Tausenden, das lässt die Erde kalt. Weil sie eben keine Person ist. Aber der Heilige Geist ist eine Person. Der Bote des Herrn ist eine Person. Und der, der den Boten des Herrn sendet und der der Gott ist, von dem eben der Name 'der Geist Gottes' sich ableitet, das ist noch eine Person. So sind jetzt drei Personen. Und nun, im NT wird uns eben enthüllt, dass es der Sohn ist, der in diese Welt gekommen ist. Schlagen wir auf Johannes 1 Vers 1:
1 Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. 2 Dieses war im Anfang bei Gott. 3 Alles wurde durch dasselbe, und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist.
Diese Wort 'im Anfang' wird dann wieder aufgenommen in Vers 14:
14 Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater voller Gnade und Wahrheit.
Nun, jetzt wird klar: Das Wort, das im Anfang war, auf Griechisch 'ēn' - 'war', das bedeutet 'fortdauernd war', nicht 'das im Anfang wurde'. Dann hätte es einen Anfang. Aber 'im Anfang' – gemeint ist 1. Mose 1, 1 – im Anfang, als Gott Raum und Zeit schuf, ja. Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde, Raum und Zeit. Und das war dann der erste Tag, ja, der dort begann. Als Gott Raum und Zeit schuf, das Wort war, es entstand nicht. Das ist ganz wichtig, darum steht hier das griechische Imperfektum, das eine fortdauernde Handlung ausdrückt. Am Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott – das heißt also von Gott unterschieden – und trotzdem heißt es 'und das Wort war Gott'. Wie geht das, als Person unterschieden und trotzdem 'das Wort ist Gott'? Und dann wird weiter gesagt: Dieses Wort hat alles erschaffen, was es gibt in Vers 3: Alles kam durch dasselbe ins Dasein oder wurde durch dasselbe. Eben nicht 'war', sondern alles 'wurde' durch dasselbe. Und jetzt könnte einer sagen: „Ja, gut, das bedeutet, dass Jesus Christus alles erschaffen hat, der Sohn hat alles erschaffen, aber er selber war die erste Schöpfung von Gott.“ Nein. Es wird dann weiter gesagt: Alles wurde durch dasselbe und ohne dasselbe wurde auch nicht eines, das geworden ist. Merkt man das jetzt, das ist mathematisch formuliert, um zu sagen, wenn es heißt: Alles kam durch dasselbe ins Dasein, hier meint 'alles' wirklich alles. Nicht wahr, im alltäglichen Sprachgebrauch benutzt man 'alles' manchmal etwas übertrieben, ja. Und ich meine, wenn der Ehemann dreimal etwas falsch macht, immer das Gleiche, kann es sein, dass er zu hören bekommt: „Du machst das immer falsch.“ Aber es war nur dreimal. Ja. Aber das ist eben die Sprache. Und manchmal sagen wir 'alles' und meinen 'fast alles', ja. Aber hier geht es um göttliche Wahrheit. Die müssen ganz klar kommuniziert werden. Und darum erklärt Johannes, das Wort 'alles' bedeutet: jedes Ding und schließt kein Ding aus. Also nicht einmal etwas kam ins Dasein von alldem, was je ins Dasein gekommen ist, ohne den Herrn Jesus. Und damit ist klar: Er selber ist Jahwe. Genau. Und Vers 14 sagt: Er wurde Fleisch. Er wurde ein Mensch, heißt das. Und wohnte unter uns und man konnte durch ihn die Herrlichkeit Gottes sehen. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Und jetzt noch Vers 18:
18 Niemand hat Gott jemals gesehen; [Gott ist unsichtbar] der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht.
Das Wort 'kundmachen' ist das Wort auch für 'auslegen', etwas, was nicht klar ist, erklären und darlegen, was es bedeutet. Also Gott ist eigentlich unsichtbar, aber er macht sich durch den Sohn sichtbar. Lesen wir dazu, aber halten wir Johannes 1 offen, 1. Timotheus 6, 16. Dort sagt der Apostel Paulus etwas ganz Grundsätzliches über Gott. Er spricht dort über Gott in Vers 15 als der glückliche und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren. Und weiter: 16 der allein Unsterblichkeit hat, der ein unzugängliches Licht bewohnt, den keiner der Menschen gesehen hat noch sehen kann, dem Ehre sei und ewige Macht! Amen.
Gott ist unsichtbar und darum sagt Johannes 1, 18: Niemand hat Gott jemals gesehen. Das heißt, Gott in seiner absoluten Gottheit ist für den Menschen gar nicht sichtbar. Aber wir sehen ja im Fall von Hagar, der Gesandte des Herrn, der Bote des Herrn, kam in einer Menschengestalt – und das wird in weiteren Stellen dann noch klarer werden – einer Menschengestalt und machte Gott sichtbar. Das heißt, er nahm eine Form an, die für den Menschen sichtbar war und damit auch erträglich. Und was wird dort bei Hagar sehen, das ist genau das, was wir in Johannes 1 finden: Gott, der unsichtbare Gott, der Sohn wurde Mensch. Das Wort wurde Fleisch und dadurch können wir Gottes Herrlichkeit sehen. Und in Johannes 14, 6 sagt der Herr Jesus, können wir das auch noch aufschlagen und immer noch Johannes 1 offen halten, wir brauchen das alles. Wir arbeiten, bis wir alles beieinander haben. Johannes 14, 6, der Herr Jesus sagt:
6 … Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich. Wenn ihr mich erkannt hättet, so würdet ihr auch meinen Vater erkannt haben; 7 und von jetzt an erkennt ihr ihn und habt ihn gesehen. [Was? Den Vater gesehen?] 8 Philippus spricht zu ihm: Herr, zeige uns den Vater, und es genügt uns. 9 Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen,
Das Wort ist selber Gott, ja, aber wurde Fleisch und hat Gott, weil er eine Form angenommen hat, die für den Menschen sichtbar ist, geoffenbart. Und Johannes konnte sagen: Und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, die Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater. Und durch ihn sieht man den unsichtbaren Gott, den dreieinen Gott. Er wird sichtbar gemacht im Sohn. Man konnte den Sohn sehen. Wir haben seine Herrlichkeit angeschaut. Und der Herr Jesus kann sagen: Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Also Gott macht sich sichtbar. Und das ist das, was wir gelernt haben aus 1. Mose 16: Du bist ein Gott des Schauens. Das ist der Punkt. Gott macht sich sichtbar. Und nicht wahr, im Johannesevangelium, da wird also gezeigt, wie der Sohn in die Welt gekommen ist. Und dann in Johannes 4 sehen wir, wie er die Nacht durchwanderte durch Samaria und dann kam er zu einem Wasserbrunnen und dort war eine Frau. Und er findet diese Frau dort am Brunnen. Aber das ist derselbe, der in 1. Mose 16 Hagar gefunden hat, die auch riesige persönliche Probleme hatte und zwar Eheprobleme. Das war keine gute Ehe, denn sie war die zweite Ehefrau. Das war ja ganz gegen Gottes Plan. Gott wollte nur die Einehe. Aber Abraham im Unglauben hatte Hagar dazu geheiratet. Das konnte nicht gut gehen. Das ging sehr schlecht. Und diese Frau hatte große Probleme. Aber der gute Hirte findet sie am Brunnen. Und er spricht mit ihr und bekommt das Vertrauen. Und Johannes 4. Aber es ist derselbe. Das ist der Herr Jesus, der gute Hirte, der da an die Quelle kommt und mit dieser Frau spricht und sagt: Rufe deinen Mann. Ich habe keinen Mann. Richtig. Fünf hast du gehabt – es ging jedes Mal schlecht – und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann. Konkubinat ist nicht Ehe. Das ist nicht mal eine wilde Ehe. Das ist gar keine Ehe, ja. Die Bibel sagt, das ist Hurerei, Unzucht. Also aber dort am Brunnen spricht er mit ihr und sie erkennt ihn schließlich als den Retter der Welt. Genau wie Hagar erkannt hat: Du bist ein Gott des Schauens, ein Gott, der sich schauen lässt. Und er hat mich gesehen, er hat mich gefunden. Und da muss man also ganz klar sagen: Das war ein alttestamentlicher, klarer Glaube an den Herrn Jesus. Und darum bin ich so lang jetzt bei dieser ersten Stelle verblieben, um eben klar zu machen, wenn wir weiter lesen im AT über den Engel des Herrn oder eben sagen wir es besser, den Gesandten des Herrn, den Boten des Herrn, müssen wir immer ganz klar uns sagen: Das ist der Herr Jesus.
Und jetzt ist etwas ganz Interessantes: Im Judentum war man ja immer konfrontiert mit diesen Stellen über den Engel des Herrn, mit all diesen Stellen, die ich da aufgelistet habe, all die 56 Stellen und eben noch mehr über den Engel Gottes. Und irgendwie musste man damit zurechtkommen. Moses Maimonides hat gesagt, eine der 13 Grundsätze ist: Adonai ist jachid, nur eine Person. Aber das ist ja nicht das, was die Bibel lehrt. Die Bibel spricht ja ganz klar über den Engel des Herrn. Man muss sich also ständig anklagen lassen durch all die Bibelstellen, die sprechen von einem Gesandten des Herrn, der aber der Herr selber ist, der Gott ist. Wie geht das? Und das Ganze wird noch interessanter. Ich habe hier eine Rabbiner-Bibel mit dabei. Das ist einer von 8 Bänden, die hab ich alle da auf der Seite, kann man nachher anschauen. Da wird in großen Buchstaben zuerst der hebräische Text des ATs geboten und dann kommen die aramäischen Übersetzungen, die von Onkelos, dann Jonathan ben Usiel, dann der Targum Yerushalmi, der Jerusalemer Targum. Das sind 3 aramäische Übersetzungen des ATs. Und dann kommen verschiedene Kommentare von großen Rabbinern aus dem Mittelalter. Aber man kann das nachher dann aus der Nähe anschauen. Das AT, das sind ganz große Buchstaben. Sieht man sogar von weitem, ja. Und dann die aramäischen Übersetzungen, die sind kleinere Buchstaben. Aber die Kommentare unten, die sind noch kleiner. D.h. die aramäischen Übersetzungen sind wichtiger als die Kommentare der Rabbiner. Und die wichtigen Kommentatoren wie Raschi, das sind noch etwas größere Buchstaben. Und die weniger wichtigen sind noch kleiner. Also am Schluss man muss wirklich mit Lupe lesen, so ist eine Rabbiner-Bibel aufgebaut.
Und nun die aramäischen Übersetzungen, die gehen zurück auf die Zeit, als man aus der babylonischen Gefangenschaft zurückkehrte wieder ins Land Israel im 6. Jahrhundert vor Christus, da konnten ja viele Juden nicht mehr gut Hebräisch. In der Zwischenzeit hat man Aramäisch gelernt. Und darum hat man in der weiteren Zeit begonnen, in den Synagogen in Israel, wo die Leute nicht mehr gut Hebräisch verstanden, wenn man die Bibel vorlas, das zu übersetzen auf Aramäisch. Der Meturgeman, der hat übersetzt spontan auf Aramäisch. Also einer hat aus der Thora einen Vers vorgelesen und er hat frei übersetzt auf Aramäisch. Wieder einen Vers vorgelesen, frei übersetzt. Und diese Übersetzung nennt man darum Targum. Später hat man diese Übersetzungstraditionen aufgeschrieben. Die sind nun da in der Rabbiner-Bibel. Und diese Übersetzungen sind oft nicht ganz wörtlich. Onkelos ist sehr wörtlich, das ist dieser erste. Und dann Jonathan ben Usiel, Yerushalmi, die haben viele Ergänzungen. Aber jetzt ist es interessant, in dieser Stelle 1. Mo 16, 13: Da nannte sie den Herrn, der zu ihr redete, da steht in einer Targum-Übersetzung: Da nannte sie das Wort des Herrn, du bist ein Gott, der sich schauen lässt. Das heißt, anstatt 'Jahwe' steht im Aramäischen 'Memra d'Adonai' – 'das Wort des Herrn'. Und immer wieder kommt das vor dieser Ausdruck 'das Wort des Herrn' 'das Wort des Herrn'. Und in ganz vielen Stellen ist es völlig eindeutig, 'das Wort des Herrn' bezeichnet nicht einfach das Wort, das Wort Gottes, die Bibel, sondern ist eine Person. Und hier wird der Bote des Herrn wird genannt 'das Wort des Herrn'. Hm.
Und damit ist die Brücke grad geschaffen zu Johannes 1: Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Und das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns. Also man hat die Wahrheit eigentlich so in jeder Rabbiner-Bibel zur Hand. Also wenn man mit irgendeinem Juden spricht, Stelle aufschlagen und da, hier steht es: Der Gesandte des Herrn ist das Wort des Herrn. Und jetzt kommt noch etwas dazu. Und der Messias wird im AT in den aramäischen Targumin genannt 'das Wort des Herrn'. Z.B. wenn man jetzt die Psalmen nimmt, Psalm 110:
2 Der HERR sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis dass ich gelegt habe deine Feinde als Schemel deiner Füße!
Schon im alten Judentum hat man gesagt, das ist der Messias, ja. Und der Herr Jesus stellt ja diese Frage in Matthäus 22 als letzte Frage an das Judentum. Der Messias muss Davids Sohn sein. Aber wie kommt es, dass David den Messias nennt, der sein Sohn ist, 'mein Herr'? Nicht wahr, ich habe keinen meiner Söhne jemals genannt 'mein Herr'. Das geht doch nicht, ja. Aber David nennt seinen Sohn 'mein Herr': Der Herr – Jahwe – sprach zu meinem Herrn: Setze dich zum meiner Rechten. Und nun im Targum steht: Der Herr sprach zu 'dem Wort des Herrn'. Das heißt also, der Messias wird genannt 'das Wort des Herrn'. Und der Engel des Herrn (1. Mose 16) wird genannt 'das Wort des Herrn'. So, jetzt haben wir die Gleichung: Dieser Gesandte des Herrn, das ist der Messias, das ist der Sohn Gottes. Und dieser Sohn war im AT auch schon längst bekannt. Schlagen wir auf Sprüche 30. Agur stellt Fragen in Vers 4:
4 Wer ist hinaufgestiegen gen Himmel und herniedergefahren? Wer hat den Wind in seine Fäuste gesammelt, wer die Wasser in ein Tuch gebunden? Wer hat aufgerichtet alle Enden der Erde? Was ist sein Name, und was der Name seines Sohnes, wenn du es weißt?
Ja, also was ist der Name des Schöpfers? Nun, das sagt die Bibel klar: Jahwe. Und hier wird gesagt: Was ist sein Name und der Name seines Sohnes, wenn du es weißt? Er sagt nicht: Was ist der Name eines seiner Söhne?, nicht wahr, weil die Engel werden ja auch genannt 'die Söhne Gottes' in Hiob 1. Aber hier steht nicht: Was ist der Name eines seiner Söhne?, sondern: Was ist der Name seines Sohnes? Nicht wahr, ich kann ja nicht erzählen 'mein Sohn hat gesagt'. Das geht gar nicht, weil ich habe 3 Söhne bekommen. Da kann ich nicht sagen 'mein Sohn hat gesagt'. Ich muss sagen 'einer meiner Söhne, der älteste oder der mittlere oder der jüngste'. Aber wenn ich sagen 'mein Sohn', da müsste ich einen Sohn haben. Aber hier, wenn es heißt 'was ist der Name seines Sohnes', dann heißt das: Gott hat einen Sohn, aber nur einen, und den hatte er schon zu alttestamentlicher Zeit, zur Zeit des Sprüche-Buches. Wer ist diese geheimnisvolle Person? Das ist der Gesandte des Herrn. Das ist 'das Wort des Herrn', das ist der Herr Jesus, der Sohn Gottes.
Nun gehen wir zu einer weiteren Stelle, und zwar Hiob. In Hiob 33 spricht Elihu über den Gesandten, und zwar geht es darum: Elihu, Hiob, sie lebten in einer Zeit, als es die Bibel 1. Mose, 2. Mose usw. noch nicht gab. Aber Gott hat sich trotzdem den Menschen geoffenbart, die die Bibel nicht hatten. Und Elihu berichtet in Hiob 33, dass Gott zu den Menschen spricht durch Träume im Nachtgesicht, durch Krankheit, die bis an den Tod bringen, um sie zur Umkehr zu bringen. Und das macht Gott mit jedem Menschen. In Vers 29 sagt er:
29 Siehe, das alles tut Gott zwei-, dreimal mit dem Mann, 30 um seine Seele abzuwenden von der Grube, dass sie erleuchtet werde von dem Licht der Lebendigen.
Also Gott spricht mit jedem Menschen, auch denen, die die Bibel nicht haben, mindestens dreimal im Leben, auf ganz besondere Weise, damit er sich bekehren und sich erretten lassen kann. Und in dem Zusammenhang sagt jetzt in Hi 33, 23 Elihu:
23 Wenn es nun für ihn [für den Menschen] einen Gesandten gibt, einen Ausleger, einen aus tausend, um dem Menschen seine Gerechtigkeit kundzutun, 24 so wird er sich seiner erbarmen und sprechen: Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung zustande gebracht.
Nun, hier, was übersetzt ist mit 'einen Gesandten', steht auf Hebräisch 'mal'akh', das gleiche Wort. Aber hier hat man nicht übersetzt 'wenn es nun für ihn einen Engel gibt', ja. Zurecht, das würde uns in eine völlig falsche Richtung weisen, sondern 'wenn es nun für ihn einen Gesandten gibt. Also einer, der von Gott geschickt ist in die Welt. Einen 'Ausleger'. Aber wir haben gerade gehört in Johannes 1, 18: Der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist, der hat ihn kundgemacht oder ausgelegt. Das ist der Gesandte, der gleichzeitig der Ausleger ist, der uns erklärt, wer Gott ist, und zwar so klar, dass er sagen kann: Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Und weiter heißt es 'einen aus tausend', also einen einzigartigen. Ja, das ist der eingeborene Sohn, der in des Vaters Schoß ist. Eingeborener in Johannes 1, 18 'monogenes', heißt 'der einzige in seiner Art'; 'mono' – 'allein', 'genes' – 'geboren' oder 'in der Art'. Und das ist der Sinn: Der ewige Sohn wird genannt 'der einzige in seiner Art', einen aus tausend. Und dann 'um dem Menschen seine Geradheit kundzutun', um dem Menschen zu erklären: Was sind Gottes gerechte Forderungen. Und wenn wir nur die Bergpredigt lesen, Matthäus 5 – 7, da erklärt der Herr Jesus: Die Gebote, die sind so zu verstehen 'du sollst nicht töten' ist bereits gebrochen, wenn man jemanden im Herzen hasst oder ihn mit einem Schimpfwort erniedrigt. Er zeigt, was die Gerechtigkeit Gottes ist, 'um dem Menschen seine Gerechtigkeit kundzutun'. 'so wird er sich seiner erbarmen'. Das ist der, der sich über Sünder erbarmt. Eben das ist der gute Hirte, der gekommen ist, um das Verlorene zu suchen und zu retten, Lukas 19, 10: 10 Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist.
In der Geschichte von Zachäus. Und er sagt zu Gott, dem Vater,: 'Erlöse ihn, dass er nicht in die Grube hinabfahre; ich habe eine Sühnung zustande gebracht.' Die Sühnung 1. Johannes 2, 1 – 2, da steht von dem Herrn Jesus, dem Gerechten:
2 Und er ist die Sühnung für unsere Sünden, nicht allein aber für die unseren, sondern auch für die ganze Welt.
Er hat das Werk vollbracht, damit Gott auf der Grundlage der Sühnung, die der Herr Jesus am Kreuz geleistet hat, jedem Sünder vergeben kann, der seine Schuld bekennt. Also hier wird der Engel des Herrn vorgestellt in Hiob 33, aber korrekt übersetzt 'einen Gesandten, einen Ausleger, einen aus tausend', der die Sühnung zustande gebracht hat. Das ist die gleiche Person.
Also wir können sagen: In 1. Mose 16 Hagar hatte eine direkte Begegnung mit dem Herrn Jesus am Brunnen, schon im AT. Und sie erkannte: Er war gesandt von Gott in diese Welt. Und das durfte die samaritische Frau auch erkennen. Und schlagen wir auf jetzt im Johannesevangelium … Gerade im Johannesevangelium, wo das Wort Gottes in die Welt kommend beschrieben wird, da sagt der Herr Jesus dauernd, dass er gesandt worden ist. Ich lese Johannes 3, 17:
17 Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, damit er die Welt richte, sondern damit die Welt durch ihn errettet werde.
Redet die Worte Gottes, wird er gesandt. Und ich habe alle Stellen auf dem Blatt aufgeführt unter dem letzten Abschnitt 4., dort drittletzter Punkt:
Der Sohn wurde vom Vater als Mensch in die Welt gesandt. 42 Mal im Johannesevangelium steht das. Die griechischen Wörter 'apostello' und 'pempo' werden im Deutschen gleich übersetzt 'ausgesandt', 'gesandt, gesandt, gesandt'. Alle Stellen hab ich hier angeführt, zwei hab ich jetzt zitiert. Jetzt lese ich noch aus Kapitel 5 Vers 30 am Schluss:
30 … ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen dessen, der mich gesandt hat.
Aber schon vorher in Vers 23 sagt er:
23 … Wer den Sohn nicht ehrt, ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat. 24 … Wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben
36 … dass der Vater mich gesandt hat. 37 Und der Vater, der mich gesandt hat, … 38 … denn dem, den er gesandt hat, diesem glaubt ihr nicht.
Und so geht das durchs ganze Johannesevangelium. Jedes Mal in diesen 42 Stellen sehen wir dieselbe Person wie in 1. Mose 16 vor uns: eben nicht der Engel des Herrn sondern der Gesandte des Herrn, der Gott sichtbar gemacht hat. Und nun ist es an der Reihe, an 1. Mo 22, 11 + 15 zu denken. Dort kommt der Engel des Herrn, besser der Gesandte des Herrn, zu Abraham, und zwar es geht um die Opferung Isaaks. In Vers 10:
10 Und Abraham streckte seine Hand aus, nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten. 11 Da rief [ich lese jetzt so, wie es in der Elberfelder steht] der Engel des HERRN vom Himmel und er sprach: Abraham, Abraham! Und er sprach: Hier bin ich! 12 Und er sprach: Strecke deine Hand nicht aus nach dem Knaben, und tu ihm gar nichts! Denn nun weiß ich, dass du Gott fürchtest und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast.
'Mir nicht vorenthalten'? Ja, wer hat denn Abraham gesagt, er soll seinen Sohn opfern? Das war Gott, nicht wahr. Und nun ist wieder klar: Der Engel des Herrn ist Gott. Und weiter sagt er in Vers 15:
15 Und der Engel des HERRN rief Abraham ein zweites Mal vom Himmel und sprach: 16 Ich schwöre bei mir selbst, spricht der HERR, dass, weil du dieses getan und deinen Sohn, deinen einzigen, mir nicht vorenthalten hast, 17 ich dich reichlich segnen werde.
Und schließlich in Vers 18:
18 und in deinem Samen werden sich segnen alle Nationen der Erde: darum, dass du meiner Stimme gehorcht hast.
Der Engel des Herrn ist der, der Abraham gesagt hat, opfere deinen Sohn, der aber diese Opferung verhindert und schließlich sagt: dass in deiner Nachkommenschaft, in deinen Nachkommen, werden einmal alle Nationen der Welt gesegnet werden. Wer hat es Abraham gesagt? Der Herr Jesus. Der Herr Jesus hat das Opfer Isaaks verhindert, weil das nichts nützte, weil er bereit war, der Sohn zu werden, der geopfert wird vom Vater. Und er selber ist dieser Same, der einmal kommen sollte als Nachkomme von Abraham und in ihm sollen alle Völker der Welt gesegnet werden. Das ist das ist einfach wunderbar. Wenn man das wirklich sich klar vor Augen hält und das nicht mehr einfach so mit verschlossenen Augen liest: Der Engel des Herrn rief vom Himmel zu. Das ist klar, wenn man mit geöffneten Augen die Bibel liest: Das ist der Herr Jesus. Und er hat gesagt: In deinen Nachkommen werden gesegnet werden alle Völker der Erde. Und dieser Nachkomme würde die gleiche Person sein wie der Gesandte, der vom Himmel zugerufen hat.
Und so geht das weiter. Wir haben dann später 2. Mose 3 der Dornbusch in der Wüste. Und es heißt dort ganz klar: Im Feuer erschien der Engel des Herrn. Und Mose sieht das, der Dornbusch verbrennt nicht und trotzdem brennt es lichterloh. Er geht hinzu und dann kommt aus dem Dornbusch die Stimme. Und wer spricht dort? Natürlich der Engel des Herrn: Ziehe deine Schuhe von deinen Füßen aus, denn das Land worauf du stehst, ist heilig. Er verhüllt seine Augen, denn er will Gott nicht sehen. Und dann bekommt er den Auftrag, Israel aus Ägypten herauszuführen. Und das ist für Mose zuerst ein Problem: Was soll ich den Israeliten sagen: Wer hat dich gesandt, um uns herauszuführen? Und Gott sagt, wenn sie dich fragen, wer es ist, dann sag ihnen: Ich bin hat mich gesandt. Und diese Stimme aus dem Dornbusch sagt: Ich bin, der ich bin. Und nun, das Wort 'ich bin', das kommt ja von dem Verb 'sein', vielleicht ein unregelmäßiges Verb im Deutschen, darum ist die Form 'bin' nicht gleich klingend wie 'sein'. Aber 'sein' konjugiert man 'ich bin, du bist, er ist', ja usw. Im Hebräischen ist das glücklicherweise die gleiche Form: '…' kommt von 'hâyâh' – 'sein'. Und das ist eigentlich die Bedeutung von Jahwe. Das kommt von dem Verb 'hâyâh' – 'sein'.
Jahwe heißt: der Seiende. Und darum ist das eine Umschreibung 'ich bin', d.h.: Ich bin dieser Gott, der einfach ist, ewig seiend, unwandelbar. Und da wird also auch wieder klar: Der Engel des Herrn, das ist Gott selber, das ist Jahwe selbst, der Israel aus Ägypten führen wollte.
Dann in 4. Mose 22 geht es um diesen Bileam, der für Geld bereit ist, seine prophetische Aufgabe – man kann sagen – als Lehrer der Wahrheit zu missbrauchen für Geld. Und wer steht ihm auf dem Weg entgegen? Das ist der Engel des Herrn. Aber jetzt ist uns klar, das ist der Herr Jesus. Der jedem Prediger entgegen steht, der Geld riecht in seinen geistlichen Aufgaben. Da tritt der Sohn Gottes entgegen.
Später in Richter 2, 1, da lesen wir Folgendes:
1 Und der Engel des HERRN kam von Gilgal herauf nach Bochim; und er sprach:
Also plötzlich hat mindestens jemand, eine Erscheinung des Engels des Herrn gesehen, und zwar in Gilgal, in der Nähe von Jericho. Und dann sah man ihn den Weg gehen bis zur Ortschaft Bochim. Und dann haben sich die Israeliten dort versammelt in Bochim und der Engel des Herrn spricht zu den Israeliten. Was sagt er:
1 … Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt und euch in das Land gebracht, das ich euren Vätern zugeschworen habe; und ich sagte: Ich werde meinen Bund mit euch nicht brechen ewiglich; 2 ihr aber, ihr sollt keinen Bund mit den Bewohnern dieses Landes machen, ihre Altäre sollt ihr niederreißen. Aber ihr habt meiner Stimme nicht gehorcht. Was habt ihr da getan!
Und dann beginnen sie zu weinen, die Israeliten. Und darum heißt dieser Ort Bochim. Das heißt 'Weinende'. Der Engel des Herrn sagt: Ich habe euch aus Ägypten heraufgeführt. Ich habe mit euch den Bund am Sinai geschlossen. Wir haben doch immer gedacht, das sei Gott, Jahwe, der das getan hat. Natürlich. Aber der Engel des Herrn ist Jahwe. Das ist die Person, die Israel aus Ägypten geführt hat und den Bund am Sinai geschlossen hat mit Israel, den Bund Gottes. Auch da sehen wir ganz klar: Das ist der Herr Jesus. Er ist es, der den Bund am Sinai geschlossen hat mit Israel und Israel aus Ägypten heraufgeführt hat.
Und so können wir weitergehen im Buch Richter. Ich möchte besonders erwähnen die Geschichte von Gideon in Kapitel 6. Da kommt ein Mann zu Gideon und beruft ihn, Israel zu befreien. Aber dort sehen wir wirklich, es ist eine eine eine Gestalt eines Menschen, die da zu ihm kommt. Und Gideon spricht mit diesem Mann und er nennt ihn 'mein Herr'. Wo sind die Wunder geblieben, von denen unseren Vorfahren gesprochen haben? Wir sehen nichts mehr. Er war sehr kritisch mit diesem Auftrag, Israel zu befreien. Und er nennt ihn mein Herrn. Und auf Hebräisch steht dort 'âdôni', nicht 'adonai'. Adonai, das ist 'Herr' wirklich klar für Gott. Aber 'âdôni', so spricht man in Israel auf der Straße. Man spricht jemanden an 'mein Herr', sagt 'âdôni', können Sie mir den Weg zeigen oder so, ja. Ist ganz normal. So spricht er ihn an 'âdôni'. Aber im Text in Richter 6 sehen wir plötzlich, da wird dieser Mann plötzlich genannt 'Jahwe', im selben Text. Wer ist Richter 6? Völlig klar: Dieser Mann, der erscheint und genannt wird 'der Engel des Herrn', das ist der HERR, Jahwe selbst.
Und dann später in der Geschichte von Simsons Eltern, in Richter 13, dort erscheint diese Gestalt auch: zuerst der Mutter, später dem Ehepaar. Weil sie wirklich den Wunsch hatten, als Ehepaar die Sache mit dem Engel des Herrn zu besprechen. Und schließlich ist es so, dass dieser Engel des Herrn sich von ihnen wegwendet in den Himmel und der Vater von Simson realisiert: Wir haben Gott gesehen. Und er wusste aus 2. Mose, 30 – 33, Gott hat gesagt: Wer mich sieht, kann nicht leben. Er sagt: Wir müssen sterben, wir haben Gott gesehen. Also für ihn war klar: Diese diese Männergestalt, der Engel des Herrn, das ist Gott und jetzt müssen wir sterben. Die Frau kann ihm nicht erklären biblisch, was da ist. Wie kann man Gott sehen und trotzdem leben, diesen Gott, den man eigentlich gar nicht sehen kann? Ja. Aber sie sagt ihm: Nein, ich glaube nicht, dass wir sterben müssen. [Ich sag's mit meinen Worten.] Denn wenn Gott so einen Auftrag hat für uns mit diesem Sohn, den ich gebären soll, dann hat Gott andere Absichten. Also sie versteht's mit dem Herzen. Sie kann das nicht irgendwie so jetzt lehrmäßig darlegen und … Nicht wahr, sie hätte sagen können: Weißt du, wenn Gott sich sichtbar macht als der Gesandte des Herrn, dann ist das für den Menschen erträglich. Einfach Gott in seiner absoluten Gottheit, das kann man nicht sehen und drum musst du da keine Bedenken haben. Auch schon früher haben welche den Engel des Herrn gesehen und sind nicht gestorben: Hagar, Abraham usw. Sie hat ihm das nicht so begründet, aber sie hat bemerkt: Nein, das kann nicht sein. Gott hat einen Plan mit unserem Leben und darum wird es weitergehen. Ist das nicht wunderbar, eine Frau, die ihrem Mann das nicht erklären kann wirklich so detailliert, aber in ihrem Herzen versteht sie die Wahrheit, erfasst sie die Wahrheit. Und auch dort wird wieder klar: Das ist Gott selbst. Aber dort wird die Frage gestellt: Was ist sein Name? Da will man wissen: Wie heißt der Engel des Herrn? Und seine Antwort ist so erstaunlich in Kapitel 13 Vers 18:
18 Und der Engel des HERRN sprach zu ihm: Warum fragst du denn nach meinem Namen? Er ist ja wunderbar!
Der Name ist wunderbar, d.h. geheimnisvoll, ja. Und erst im NT wird schließlich der Name des Sohnes geoffenbart: Jesus – griechische Aussprache, Matthäus 1.
Jesus. Du sollst seinen Namen Jesus heißen, denn er wird sein Volk von seinen Sünden retten. Jesus ist die griechische Aussprache von hebräisch Jeschua, das ist das Gleiche. Das heißt: der Ewige rettet. Und dieser Name sollte aber verschwiegen sein im AT. Er wird nie genannt. Auch in allen messianischen Prophezeiungen. Er wird genannt: Immanuel, Gott mit uns, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst, Shilo, Friedebringer usw. Viele viele Namen. Aber den eigentlichen Namen, den erfährt man nicht. Und Jesaja 49 in diesem Gottesknechtlied, da sagt der Messias selbst: Der Herr hat meines Namens Erwähnung getan von Mutterleib an. Erst als Maria da war und die Botschaft bekam, dass sie die Mutter des Erlösers werden sollte, sagte der Engel in Lukas 1: Du sollst seinen Namen Jesus heißen. Da wurde der Name Jeschua/Jesus geoffenbart. Aber im AT sagt der Engel des Herrn: Was fragst du nach meinem Namen, der ist wunderbar. Und auch Jesaja 9 sagt das: Man nennt seinen Namen wunderbar, wunderbarer Berater, starker Gott, Ewig-Vater, Friedefürst. Und so sehen wir, diese geheimnisvolle Person – damit haben wir ja begonnen am Anfang – das ist der Herr Jesus. Und wer ihn so wirklich kennt, wie Hagar ihn kennenlernen durfte, als sie als verlorenes Schaf gefunden wurde, die samaritische Frau am Brunnen ihn gefunden hat … Sie sagt noch ungläubig: Dieser ist doch nicht der Christus. Aber sie hat ihn gefunden schließlich. Er war es.
Und darum möchte ich noch auf dem Blatt noch kurz hinweisen. Es gibt noch mehr so besondere Stellen. Unter 4. hab ich erwähnt Sacharja 2, 12 – 13 und 2, 14 – 15. Zweimal heißt es dort, dass Jahwe der Heerscharen spricht und er sagt: Ich werde kommen und in eurer Mitte wohnen und ihr werdet dann erkennen, dass Jahwe der Heerscharen mich zu euch geschickt hat. Jahwe sendet Jahwe, der ewig Seiende sendet den ewig Seienden.
Und dann möchte ich noch hinweisen auf Hos 1, 9. Dort heißt es von Jahwe, dass er retten wird durch Jahwe. Wie geht das. Ja eben, Gott ist ein Gott, aber in der Gottheit gibt es drei Personen. Und so kann Jahwe durch Jahwe retten.
Und dann noch eine ganz besondere Stelle 1. Mo 19, 23. Das ist die Zerstörung von Sodom und Gomorra:
23 Die Sonne ging auf über der Erde, als Lot in Zoar ankam. 24 Und der HERR [also Jahwe] ließ auf Sodom und Gomorra Schwefel und Feuer regnen von Jahwe aus dem Himmel; 25 und er kehrte diese Städte um und die ganze Ebene und alle Bewohner der Städte …
Merkt man, Jahwe auf Erden lässt Feuer von Jahwe im Himmel regnen. Das sind zwei Personen in diesem Vers. Ja, das ist eben der Gesandte, der Sohn, der vom Vater Feuer regnen lässt, und damit sehen wir, er ist nicht nur der gute Hirte, der Prophet, die Sühnung unserer Sünden, sondern er ist auch der Richter. Und dann verstehen wir auch in der Geschichte von Hiskia, die ich ja auch aufgeführt habe, der Engel des Herrn, der dort die feindliche Armee vernichtet, das ist der Herr Jesus. Er ist eben Retter und Richter. Und für die, die ihn nicht als Retter annehmen wollen, wird er der Richter.
Und dann ist noch – wir kommen schon zum Ende – ist noch zu erwähnen in Maleachi 3, 1. Das ist eine bekannte Stelle – auch im Judentum – über den Messias, der kommen wird. Aber dieser Messias wird dort genannt 'der Engel des Bundes' – 'der Bote des Bundes'. Und damit wird auch wieder der Kreis geschlossen aus dem biblischen Text selber. Wir brauchen also nicht mal die aramäischen Übersetzungen. Aus dem Bibeltext selber, dass eben der Engel des Herrn ist der Messias, die gleiche Person.
So, das war das Letzte. Und jetzt kommt das Allerletzte, und zwar muss ich unbedingt noch erwähnen aus dem Leben von Jakob. Er war 20 Jahre in Haran und schließlich hat er so genug. Und er will aufbrechen mit seiner ganzen Familie. Und was sagt er seinen Frauen in 1. Mose 31. Er sagt in 1. Mo 31, 11, so erzählt er:
11 Und der Engel Gottes sprach im Traum zu mir [also er hatte eine Erscheinung des Engels Gottes gehabt im Traum]: Jakob! Ich sprach: Hier bin ich! 12 Und er sprach: Hebe doch deine Augen und sieh: Alle Böcke, welche die Herde bespringen, sind gestreift, gesprenkelt und getüpfelt; denn ich habe alles gesehen, was Laban dir tut. 13 Ich bin der Gott von Bethel, wo du ein Denkmal gesalbt, wo du mir ein Gelübde getan hast. Nun mach dich auf, zieh aus diesem Land und kehre zurück in das Land deiner Verwandtschaft.
Dieser Engel sagt: Ich bin der Gott von Bethel. Und wenn wir in 1. Mose 28 nachlesen für uns selber, dann sehen wir, wie Gott dort ihm erschienen ist in Bethel im Traum, die Himmelsleiter, und es war Jahwe, der ihm gesagt hat: Ich werde dich wieder zurückbringen in dieses Land. Und ich werde dir dieses Land geben und deiner Nachkommenschaft. Aber hier erfahren wir, das war der Engel Gottes, der Gott von Bethel, der diese Verheißung gemacht hat. Und im Klartext: Der Herr Jesus hatte in Bethel zu Jakob gesprochen. Und von diesem Engel ganz am Schluss seines Lebens sagt dann Jakob in 1. Mose 48, das muss auch auf dem Blatt sein. Also alle Stellen sollten da sein. Da segnet er Ephraim und Manasse, die Söhne von Josef. Und er sagt Folgendes in Vers 15:
15 Und er segnete Joseph und sprach: Der Gott, vor dessen Angesicht meine Väter, Abraham und Isaak, gewandelt haben, der Gott, der mich geweidet hat, seitdem ich bin bis auf diesen Tag, 16 der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, segne die Knaben;
Der Gott, der mich geweidet hat, der mein Hirte gewesen ist von ganz klein auf, sagt er am Ende seines Lebens. Und er sagt: Der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel. Er kannte Gott, den Vater. Und er kannte den Sohn. Und er kannte den Heiligen Geist. Sehen wir, die alttestamentlich Gläubigen kannten den Gott, der dreieinig ist und der sich eben durch den Sohn geoffenbart hat.
Ja, jetzt machen wir Pause, wohlverdiente Pause.
AT = Altes Testament
NT = Neues Testament