Der Hebräerbrief - Vers für Vers - Teil 03 - ab Hebräer 3, 1

 

Roger Liebi

Der Brief an die Hebräer – eine gründliche Vers-für-Vers-Studie

aus jüdisch-messianischer Perspektive.

01.12.2018

ID R190.03

 

 

Wir kommen heute Nachmittag zu Kapitel 3 im Hebräerbrief. Ich lese die ersten Verse Hebräer 3 ab Vers 1:

1 Daher, heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses, Jesus, 2 der treu ist dem, der ihn gesetzt hat, wie es auch Moses war in seinem ganzen Haus. 3 Denn dieser ist größerer Herrlichkeit würdig geachtet worden als Mose, insofern größere Ehre als das Haus der hat, der es bereitet hat. 4 Denn jedes Haus wird von jemandem bereitet; der aber alles bereitet hat, ist Gott. 5 Und Moses war zwar treu in seinem ganzen Haus als Diener – zum Zeugnis von dem, was hernach geredet werden sollte –, 6 Christus aber als Sohn über sein Haus, dessen Haus wir sind, wenn wir wirklich die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten.

Zunächst bis hierhin. Wir sehen Kapitel 3 Vers 1 das erste Wort 'deswegen' oder 'daher' drückt aus: Das ist die Schlussfolgerung aus Kapitel 2. Also das, was wir letztes Mal betrachtet haben, das führt jetzt zu einer Schlussfolgerung, und zwar mit einem Aufruf, Jesus zu betrachten: Betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses Jesus, der treu ist. Der Hebräerbrief könnte ja gut überschrieben werden mit 'Jesus sehen'. Es gibt auch einen Kommentar über den Hebräerbrief mit diesem Titel, Original im Holländischen herausgegeben 'Jezus zien'. Und wirklich, in diesem Brief finden wir 5 x das Thema 'Jesus sehen'. Letztes Mal hatten wir das schon in Kapitel 2 Vers 9: Wir sehen aber Jesus, der für kurze Zeit unter die Engel wegen des Leidens des Todes erniedrigt war, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Ich habe damals erklärt in Kapitel 2, der Ausdruck 'mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt' ist in der Septuaginta-Übersetzung, der ältesten griechischen Übersetzung der Bibel aus dem 3. Jahrhundert v. Chr., verwendet worden in 2. Mose 28 zur Beschreibung der hohenpriesterlichen Kleidung zur Herrlichkeit und zum Schmuck wurde übersetzt mit 'Herrlichkeit und Ehre'. Und darum kann man sagen, es geht hier darum, Jesus Christus zu sehen als den Hohenpriester im Himmel. Und da haben wir das Wort 'sehen': Wir sehen Jesus jetzt mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt. Natürlich nicht mit unseren Augen, sondern es ist das, was Epheser 1 Vers 18 nennt 'die Augen des Herzens' erleuchtet durch den Heiligen Geist, die eben Dinge sehen können, die unsere natürlichen Augen nicht sehen können. Hier haben wir im Griechischen das Wort 'blepo'. Das ist das normale Wort für 'sehen'. Jedes mal in den 5 Stellen über 'Jesus sehen' wird ein anderes griechisches Wort verwendet. Also hier das normale Wort für 'sehen', aber es ist eben ein geistliches Sehen, das nur die Herzens-Augen können, jetzt wahrzunehmen durch die Beschreibung des Wortes Gottes, Jesus Christus ist der Hohepriester in der himmlischen Herrlichkeit. Jetzt hier beim 2. Mal Kapitel 3 Vers 1: Daher heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester. Das Wort 'betrachten' hier 'katanoeo' auf Griechisch bedeutet 'bemerken, beobachten, kennenlernen, betrachten, überlegen, erwägen, nachdenken'. Also nicht nur einfach 'wahrnehmen' mit den Augen des Herzens, sondern darüber nachdenken: Wer ist Jesus Christus? Das Erwägen, auch Beobachten, Bemerken, näher Kennenlernen, zu dem werden wir hier aufgerufen. Und die weiteren Versen, die ich dann aber später weiter ausführen werde, Kapitel 7 Vers 4, wo es im Zusammenhang um Melchisedek geht, und dann Kapitel 12 Verse 2 und 3, jedes Mal wieder ein anderes Wort. Es wird eine andere Nuance des Sehens vorgestellt. Aber hier sehen wir 'sehen' verbunden mit 'nachdenken'. 'Noeo', da steckt das Wort 'nus' drin, das ist das normale Wort im NT für 'Verstand'. Glaube und Verstand, das sind nicht zwei verschiedene Dinge. Und um Christ zu werden, muss man nicht den Verstand in der Garderobe abgeben. Aber der verdunkelte Verstand nach Epheser 4 wird eben erleuchtet, so dass man den Verstand richtig verwenden kann. Und wenn wir den Verstand richtig verwenden, geleitet durch den Heiligen Geist, dann ist es so herrlich, eben die Herrlichkeiten des Herrn Jesus zu erkennen in seinem Wort. Und das haben wir ganz besonders im Hebräerbrief vor uns. Darum wird ja auch im Hebräerbrief am Anfang kein Gruß genannt, auch kein Name des Autors wird erwähnt. Es geht hier wirklich gleich von Anfang an um die Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Er soll hier in einer ganz besonderen Weise vor die Herzen gestellt werden.

Wir werden heute noch auf das Thema zurückkommen, dass der Apostel Paulus den Hebräerbrief geschrieben hat. Aber weil es eben ein Hebräerbrief ist, das heißt, ein Brief an Juden gerichtet, verwendet er schon gar nicht den Titel 'Apostel', denn Paulus war im Kontrast zu den zwölf Aposteln, die eingesetzt wurden als Zeugen für die zwölf Stämme Israels, war er der Apostel für die Nationen. Das war seine Aufgabe, wie uns Galater 2 ganz deutlich macht. Aber dass er der Apostel der Nationen war, bedeutete nicht, dass er keinen Dienst hatte an den Juden. Das sehen wir in der Apostelgeschichte. Er ging als Heiden-Missionar von einer Stadt zur anderen, aber zuerst hat er als Brücken­kopf die Synagoge gesucht und hat wirklich verwirklicht, was Römer 1 Vers 16 sagt: Das Evangelium ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, dem Juden zuerst als auch dem Griechen. Und er hat das verwirklicht in seiner Mission, er hat zuerst die Juden aufgesucht und dann ist er auch zu den Heiden gegangen, was sein besonderer Auftrag war. Nun, jetzt ist klar, warum er im Hebräerbrief sich bestimmt nicht als Apostel vorstellt, weil er hier an Hebräer, an messianisch gläubige Juden schreibt. Aber – noch ein weiterer Grund – hier im Hebräerbrief stellt er den Herrn Jesus vor mit dem Titel 'Apostel': Daher heilige Brüder, Genossen der himmlischen Berufung, betrachtet den Apostel und Hohenpriester unseres Bekenntnisses. Apostel kommt von 'apostello' – 'senden'. Apostel heißt Gesandter. Aber mit dem Zusatz 'Apostel Jesu Christi' werden die Apostel im NT bezeichnet als solche, die eine ganz besondere Autorität von dem Herrn Jesus bekommen haben im Blick auf den Aufbau der Gemeinde, bestehend aus Juden – die 12 Apostel – und bestehend aus Heiden – der Apostel Paulus als Apostel der Heiden. Das Wort kann im NT an gewissen Stellen verwendet werden im Sinn von 'Missionar'. Aber 'Apostel Jesu Christi' meint eben nicht einfach ein Missionar. Diese zwölf für Israel und der Apostel Paulus für die Heidenvölker, das waren nicht einfach nur Missionare, sondern die hatten eine ganz spezielle Autorität zum Aufbau der Gemeinde, die ja Apostelgeschichte 2, Pfingsten, etwas ganz Neues war. Der Herr Jesus hat ja angekündigt in Matthäus 16: Auf diesen Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, meine Ekklesia. Die gab es damals noch nicht. Im AT wird man vergeblich nach der Gemeinde suchen. Es war ein Geheimnis, sagt Epheser 3. Und dieses Geheimnis wurde umgesetzt ab Pfingsten und da hatten diese Apostel eine ganz besondere Aufgabe in der Grundlegung. Darum heißt es auch in Epheser 2 Vers 20, dass die Gemeinde aufgebaut ist auf die Grundlage der Apostel und Propheten, neutestamentlichen Propheten wie Markus, der kein Apostel war, Lukas ebenso, Judas, Bruder des Herrn, und Jakobus, die den Jakobusbrief bzw. den Judasbrief geschrieben haben. Auf dieser Grundlage sind die aufgebaut.

Aber hier geht es um eine ganz andere Blickrichtung: Der Herr Jesus wird genannt 'der Apostel unseres Bekenntnisses'. Er ist der ewige Sohn Gottes. Wir haben in Kapitel 1 gesehen, dass er von Ewigkeit her Gott ist, der Schöpfer war, der Ausführende in der Schöpfung. Vom Vater kamen die Pläne, aber die Ausführung geschah durch den Sohn Johannes 1 Vers 3. So wird er uns vorgestellt in Hebräer 1. Und dieser ewige Sohn Gottes kam als Mensch in diese Welt von dem Vater gesendet und darum wird er hier genannt 'der Apostel', von Gott gesandt in diese Welt. Aber hier wird er auch genannt 'Hoherpriester', Apostel und Hoherpriester. Wenn wir denken an den ersten Hohenpriester Israels, Aaron, er hatte die Aufgabe, das Volk Israel zu vertreten und gewissermaßen von dem Volk herkommend zu Gott zu kommen und zu Gott zu sprechen. Also beim Apostel haben wir das: Der Sohn Gottes ist von Gott her gekommen, um zu uns zu sprechen in Autorität, so, wie das in Hebräer 1, 1 gesagt wird: Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Väter geredet hat in den Propheten, hat er am Ende dieser Tage zu uns geredet im Sohn. Und nicht nur durch den Sohn wie durch die Propheten, sondern es wird ein anderer Ausdruck verwendet im Griechischen: er hat geredet im Sohn. Das heißt: In der Person des Sohnes hat der ewige Gott zu uns gesprochen. Das ist der Apostel. Aber als Hoherpriester vertritt der Herr Jesus uns, die Gläubigen, und geht zu Gott. Und er hat durch sein Opfer vor Gott alles in Ordnung gebracht. Das war ja gerade der Schluss von Kap. 2 Vers 17: Daher musste er in allem den Brüdern gleich werden [Davor geht es darum, er musste ein wirklicher Mensch werden.], auf dass er in den Sachen mit Gott ein barmherziger und treuer Hoherpriester werden möchte, um die Sünden des Volkes zu sühnen. Denn worin er selbst gelitten hat, als er versucht wurde [von außen her versucht wurde], vermag er denen zu helfen, die versucht werden. Und jetzt die Schlussfolgerung: Daher betrachtet ihn, er, der so gekommen ist, um zu uns zu sprechen wie Mose. Das war eben die Aufgabe von Mose. Mose war der erste Bibelschreiber, der uns die ersten 5 Bücher der Bibel übermitteln musste. Das wurde die Basis für alle weiteren Bibelbücher bis zur Offenbarung. Und weiter hat er auch das Buch Hiob Israel übergeben. Das Buch Hiob handelt von einer früheren Zeit vor Mose aus den Jahrhunderten nach der Sintflut. Aber das Buch Hiob, so wie wir es in der Bibel haben, wurde dann von Mose Israel übergeben, wie das im Talmud überliefert wird in dem Traktat Bava batra, und natürlich auch Psalm 90. Im Titel steht 'Gebet Moses, des Mannes Gottes'. Das war die Bibel beim Tod von Mose. Und danach kam ein weiteres Buch dazu mit dem Buch Josua. Und so ist die Bibel gewachsen. Aber eben Mose wurde geschickt von Gott, um zu Israel zu sprechen, das Wort Gottes zu bringen. Und damit war er ein kleiner Vorgeschmack auf den Messias hin, den Sohn Gottes, der einmal kommen sollte, um die ganze Offenbarung Gottes zu vollenden, um alles zu uns zu sprechen, was noch geoffenbart werden sollte. Er ist der Apostel und andererseits eben der Hoherpriester, der sich mit uns einsgemacht hat und als unser Stellvertreter vor Gott erschienen ist mit dem Blut der Versöhnung. Wie wir dann später in Kapitel 9 sehen werden, er ist mit seinem eigenen Blut in der Gegenwart Gottes erschienen. Das ist unser Apostel und Hoherpriester.

Und damit ist bereits das Thema angesprochen 'Mose' in Verbindung mit dem Stichwort 'Apostel', ja. Und darum wird hier gesagt: Betrachtet unseren Apostel und Hohenpriester Jesus, der treu ist dem, der ihn gesetzt hat, wie es auch Moses war. Und jetzt wird hier gezeigt: Der Herr Jesus ist größer als Mose. Kapitel 1 haben wir gesehen: Er ist größer als die Engel. Kapitel 2: Er ist größer als alle Menschen. Darum wird er in Kapitel 1 als der Sohn Gottes vorgestellt, in Kapitel 2 als der Sohn des Menschen. Als Sohn Gottes, als ewiger Sohn Gottes, ist er größer als alle geschaffenen Engeln, weil er ewig ist, er selber ist der Schöpfer, sagt Kapitel 1. Kapitel 2 sagt: Er ist zwar wirklicher Mensch geworden, der Sohn des Menschen, aber er steht über allen Menschen. Kapitel 3: Und er steht auch über diesem ganz besonderen Menschen, Mose. Und jetzt wird von Mose gesagt, dass er treu war in seinem ganzen Haus. Das ist nun eine direkte Anspielung auf 4. Mose 12. Können wir das aufschlagen. In Vers 1 heißte es:

1 Und Mirjam und Aaron redeten gegen Mose wegen der kuschitischen Frau, die er genommen hatte; denn er hatte eine kuschitische Frau genommen. 2 Und sie sprachen: Hat der HERR nur mit Mose allein geredet? Hat er nicht auch mit uns geredet? Und der HERR hörte es. 3 Der Mann Mose aber war sehr sanftmütig, mehr als alle Menschen, die auf dem Erdboden waren. 4 Da sprach der HERR plötzlich zu Mose und zu Aaron und zu Mirjam: Gehet hinaus, ihr drei, zum Zelt der Zusammenkunft! Und sie gingen hinaus, sie drei. 5 Und der HERR kam in der Wolkensäule hernieder und stand an dem Eingang des Zeltes; und er rief Aaron und Mirjam, und die beiden traten hinaus. 6 Und er sprach: Hört denn meine Worte! Wenn ein Prophet unter euch ist, dem will ich, der HERR,in einem Gesicht mich kundtun, in einem Traum will ich mit ihm reden. 7 Nicht also mein Knecht Mose. Er ist treu in meinem ganzen Haus; 8 mit ihm rede ich von Mund zu Mund, und deutlich und nicht in Rätseln, und das Bild des Ewigen schaut er. Und warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht, gegen Mose, zu reden? 9 Und der Zorn des HERRN entbrannte gegen sie, und er ging weg. 10 Und die Wolke wich von dem Zelt, und siehe, Mirjam war aussätzig wie Schnee; und Aaron wandte sich zu Mirjam, und siehe, sie war aussätzig.

Hier wurde Mose ganz massiv angegriffen, und zwar von solchen, die auch eine führende Rolle hatten im Volk Gottes, nicht irgendwelche. Aaron als Hoher­priester hatte auch eine ganz besondere Rolle neben Mose. Und Mirjam, sie war ja die Führerin der Frauen. 2. Mose 15 nach dem Durchzug durchs Rote Meer dieses wunderbare Lied, das ganze Volk singt das Lied, und zwar als Wechselgesang zwischen Männern und Frauen. Und die Frauen, wenn man davon ausgeht, dass Israel etwa ein Volk von 3 – 4 Millionen war beim Auszug. Da heißt es dort, sie ist mit dem Tamburin den Frauen vorausgegangen. Sie hat die Frauen des Volkes Gottes angeführt. Aber da war Eifersucht da auf Moses, ja. Es kann sein, dass der Herr einem eine wichtige Aufgabe gibt unter dem Volk Gottes und dann ist man eifersüchtig, wenn einer noch eine wichtigere Aufgabe hat. Und das Problem war vor allem bei Mirjam. Darum wird sie zuerst genannt: Und Mirjam und Aaron redeten gegen Mose. Im Hebräischen ist es noch krasser. Dort heißt es nämlich: Und Mirjam redete und Aaron gegen Mose. Das Verb 'redete' ist Femininum im Hebräischen und wird bezogen auf Mirjam und dann wird noch angehängt 'und Aaron'. Also sie war wirklich die Führerin und darum wurde sie dann aussätzig und Aaron nicht. Der hatte sich mitreißen lassen von ihr, so wie damals beim goldenen Kalb. Das wäre nicht von ihm ausgegangen. Aber die Leute haben ihm gesagt: Mach uns ein Bild. Und er hat sich mitreißen lassen. Das war sein Problem offensichtlich. Auch da wurde er mitgerissen, aber Gott hat dann Mose gerechtfertigt, er musste nicht selber sich rechtfertigen. Es ist genauso wie in Psalm 37: Einfach die Sache auf den Herrn werfen und er wird handeln. Und er wird dann die Gerechtigkeit hervorkommen lassen wie den Mittag, wie das Mittagslicht. Wenn wir angegriffen werden, ist das sehr ermutigend, das zu lesen in Psalm 37 und auch hier, wie der Herr selber sich dann einsetzt. Und nun, Gott sagt in Vers 7: Er ist treu in meinem ganzen Haus. Welches Haus ist da gemeint? Nun, wir sehen im Zusammenhang geht’s da um die Stiftshütte, die genannt wird in Vers 4 'das Zelt der Zusammenkunft'. Übrigens ein wunderbarer Ausdruck auf Hebräisch 'ohel mo`ed' – 'Zelt der Zusammenkunft' oder 'Zelt der Begegnung'. Dieser Ausdruck kommt weit über 100 x vor. Luther übersetzt einfach 'Stiftshütte', um auszudrücken eben, man muss ja etwas stiften: Man musste die Materialien Gott bringen 2. Mose 25 und stiften. Und darum hat er das genannt 'Stiftshütte'. Aber ganz wörtlich steht 'ohel mo`ed' – 'das Zelt der Begegnung'. Und das drückt aus: Gott möchte eine Begegnung mit uns Menschen. Das ist das Thema: Gott begegnen. Und mit der Stiftshütte wird gezeigt, wie das möglich ist, wie man Gott begegnen kann, auch heute. Was sind die Grundsätze? Da wird dann das Opfer gezeigt in der Stiftshütte als Basis, um mit Gott Gemeinschaft zu haben usw. Und das ist eben 'das Haus Gottes'. Mose war in Verbindung mit dem Gottesdienst der Stiftshütte treu. Aber jetzt muss man achten: Er ist treu in meinem ganzen Haus. Und der Hebräerbrief sagt: Mose war treu in seinem ganzen Haus. Also die Stiftshütte, die Gottes Haus war, wird da genannt das Haus von Mose, weil er auf dem Berg die Offenbarung bekam, wie bauen. Und er musste das umsetzen. Das war schon etwas Besonderes, er musste da die Bauleitung übernehmen in der Stiftshütte. Aber dann wird erklärt: Der Sohn Gottes, Jesus Christus, ist größerer Herrlichkeit würdig geachtet als Moses. Insofern größerer Ehre, als das Haus der hat, der es bereitet hat. Also der, der alles zur Verfügung stellt bei einem Bau, das ist der, der die größte Ehre hat beim Bauen, nicht einfach der Bauleiter, sondern der, der alle Materialien, alles eben geben kann, was überhaupt nötig ist, auch die Finanzen usw. Aber jetzt hier wird erklärt: Denn jedes Haus wird von jemandem bereitet. Das ist klar, jedes Haus muss von jemandem gebaut werden. Der aber alles bereitet hat, ist Gott. Mose hat aus dem Gold, das das Volk gegeben hat, und Silber und Akazien-Holz usw., die Stiftshütte bauen lassen und den Bau geleitet. Aber das Volk selber konnte auch das Gold nicht produzieren, die haben genommen, was eben an Rohstoffen da vorhanden war. Aber wer hat alle Rohstoffe gemacht? Das ist der Schöpfer. Nun, der alles bereitet hat, das ist Gott. Und wir haben in Hebräer 1 gesehen, dass Jesus Christus der Schöpfer aller Dinge ist. In 1 Vers 10 wurde gesagt in Bezug auf den Herrn Jesus: Du Herr hast im Anfang die Erde gegründet und die Himmel sind Werke deiner Hände. Sie werden untergehen, du aber bleibst. Also der Herr Jesus hat die höchste Ehre. Er ist ja der Schöpfer, von ihm kommt alles. Versteht man, warum er viel größer ist als Mose? Mose war auch nur ein normaler Mensch, aber ein besonderer, denn er durfte die Thora, die Basis der Bibel, nicht nur Israel sondern letztlich der ganzen Menschheit übergeben.

Und nun heißt es in Vers 5: Und Moses zwar war treu in seinem ganzen Haus als Diener zum Zeugnis von dem, was hernach geredet werden sollte, – Christus aber als Sohn über sein Haus. Also Mose war treu im ganzen Dienst in der Stiftshütte. Auch da, wo er angriffen wurde, konnte Gott sagen: Mose ist treu und er hat wirklich so gelebt und sich verhalten, wie Gott das wollte. Er war nicht sündlos, aber sein Leben war geprägt von wirklicher Treue und Beständigkeit in der Nachfolge. Aber er war nur ein Diener. Und der Sohn Gottes ist Sohn Gottes, und zwar ewiger Sohn Gottes, wie wir das in Hebräer 1 gefunden haben. Und darum ist er noch weit über Mose, nicht ein Diener, sondern er ist der Sohn. Jetzt wird aber von Mose gesagt: Er war treu in seinem ganzen Haus als Diener – zum Zeugnis von dem, was hernach geredet werden sollte. Mose sollte Dinge bezeugen, die erst später erklärt, geoffenbart würden. Wie geht das? Nun, es geht hier um das Haus Gottes, die Stiftshütte. Und die Stiftshütte enthält eine Symbolik, die hinweist auf den Messias, auf den Herrn Jesus. Und da war ganz viel Symbolik verborgen, die man schon alttestamentlich verstehen konnte. Z.B. über Jesaja 53 – nur als Beispiel – konnte man verstehen, dass die Tieropfer ein Hinweis sind auf das Opfer des Messias, denn in Jesaja 53 wird der Messias beschrieben. Und das haben auch die alten Rabbiner gewusst, Jesaja 53 spricht vom Messias. Und so steht's auch im Talmud. Das ist der Messias und von ihm heißt es: Er wird sein Leben als Schuldopfer geben und wird für unsere Sünden leiden. Also die Symbolik der Opfer konnte man alttestamentlich verstehen. Aber vieles von der Symbolik der Stiftshütte konnte man damals gar noch nicht verstehen, sondern erst mit dem Licht des Neuen Testaments. Auch z.B. dass die Stiftshütte ein Hinweis ist auf die Gemeinde als Tempel Gottes, das wird erst im NT deutlich gemacht, wo die Gemeinde geoffenbart wird als Gottes Tempel 1. Korinther 3 Vers 16: Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid. Und die Stiftshütte war der transportable Tempel Gottes, ein Hinweis auf die Gemeinde. Und eben die Opfer auf Christus. Aber auch die Geräte und die Stiftshütte waren ein Hinweis auf Christus. Es gibt so viel Symbolik in allen Einzelheiten. Nur ein Beispiel, ein Beispiel und da setze ich ein in Apostelgeschichte 26: Paulus steht vor König Agrippa und muss sich verantworten. Es wird ihm vorgeworfen, er würde das Judentum zum Abfall verführen, darum wurde er angeklagt. Und dann sagt Paulus: Agrippa, ich verkündige nichts anderes, als was auch schon Mose und die Propheten verkündigt haben. Schlagen wir auf Apostelgeschichte 26. Was haben die verkündigt? Apostelgeschichte 26 Vers 22:

22 Da mir nun der Beistand von Gott zuteilwurde, stehe ich bis zu diesem Tag bezeugend sowohl Kleinen als Großen, indem ich nichts sage außer dem, was auch die Propheten und Moses geredet haben, dass es geschehen werde, 23 nämlich, dass der Christus [Das ist Griechisch für Messias, der Gesalbte.] dass der Messias leiden sollte, dass er als Erster durch Toten-Auferstehung Licht verkündigen sollte, sowohl dem Volk als auch den Nationen.

Frage: Wo hat Mose das geschrieben, dass der Messias leiden sollte, dass er als erster durch Toten-Auferstehung Licht verkündigen sollte? Da kann man 1. Mose bis 5. Mose durchlesen und diese Aussagen in all diesen Punkten, man findet das nicht. Dann könnte man's noch retour lesen auf Hebräisch, ja. Aber man wird nicht fündig einer solchen Aussage. Aber er sagt mit einer Selbstver­ständlichkeit, Mose hat gesagt. Nun, man muss in 2. Mose 25 stehenbleiben. Dort wird die Menora, der siebenarmige goldene Leuchter beschrieben. Und zwar musste der hergestellt werden aus einem Talent reinem Gold. Er durfte nicht gegossen werden, sondern in getriebener Arbeit, also in Schmiedearbeit gehämmert musste er getrieben werden als siebenarmiger Leuchter, der dann 7 Lampen hatte, in allen Lampen Öl. Da haben wir's schon. Dass der Messias, d.h. der Gesalbte, Christus, der Gesalbte, leiden sollte. Jeder Hammerschlag von dem Künstler, der das herstellte, wies daraufhin, dass der Messias, der Gesalbte, siebenmal Öl in den Lampen, leiden sollte. Jeder Hammerschlag wies daraufhin. Eben nicht gegossen, sondern getrieben. Aber dann sagt Paulus weiter, dass er als Erster durch Toten-Auferstehung … Es war vorgeschrieben in 2. Mose 25: 22 Mandelblüten mussten angebracht werden, Knauf und Blume. Der Mandelbaum ist der Baum, der in Israel als erster blüht nach dem Winter­tod. Und zwar Ende Januar Anfang Februar mit seinen weißen Blüten kündigt er das neue Leben an. Da regnet es noch, ist kalt. Ach, ich mag mich noch erinnern an furchtbare Momente von Schlottern in Jerusalem, ja. Aber es lohnt sich mal, in dieser Zeit zu gehen und dann sagen wir, auf der Autobahn nur von Tel Aviv nach Jerusalem hinauffahren, es ist voll von diesen Mandel­bäumen. Und diese weißen Blüten, bevor die grünen Blätter kommen, das ist schon ein Erlebnis. Und wenn man dann weiß, was es bedeutet: Diese ersten Blüten kündigen das neue Leben des Frühjahrs an. Das spricht von Auferstehung, dass er als erster durch Toten-Auferstehung Licht verkündigen sollte. Sieben Öllampen, die brennen sollten, weisen hin auf ihn. Also Paulus benutzt die Symbolik der Stiftshütte, sagt aber nicht: Ich bin so veranlagt, dass ich gerne so ein bisschen Symbolik sehe, wo das andere auch nicht sehen würden, und ich hab da so ein Flair dafür. Vielleicht könnte man das jetzt so deuten. Nein, er sagt: Moses hat besagt, ohne Rechenschaft abzulegen. Moses hat das gesagt, dass der Messias leiden sollte und dass er erster durch Toten-Auferstehung Licht verkündigen sollte. Phantastisch. Da zeigt er, was wirkliche biblische Typologie ist. Dass die Lehre von diesen Bildern im AT, die voraus­weisen auf Dinge, die dann im NT vollkommen geoffenbart und geklärt sind. Und da macht er uns das vor, wie wir das mit der Stiftshütte machen sollen. Und hier im Hebräerbrief gibt er nur so den Hinweis: Mose war treu in seinem Haus als Diener, zum Zeugnis von dem, was hernach geredet werden sollte. Erst im NT wird völlig mitgeteilt, was all die Symbolik in der Stiftshütte zu bedeuten hat, bis hin zu den Farben roter/blauer Purpur, Byssus, Karmesin und all die Materialien: Akazien-Holz, Gold, Silber, Bronze usw. usf. Alles hat eine wunderbare Bedeutung. Übrigens, später im Hebräerbrief Kapitel 9 wird die Stiftshütte ganz knapp beschrieben in ihrem Aufbau: Allerheiligstes und Heiliges, darin die Bundeslade und im Heiligen der Schaubrottisch wird genannt und der goldene Leuchter. Auch der goldene Altar wird erwähnt. Und dann heißt es in Vers 5, Hebräer 9, 1 – 5, nachdem das so kurz vorgestellt wird im Aufbau: von welchen Dingen jetzt nicht im Einzelnen zu reden ist. Ent­täuschung beim Leser. Das wär doch wunderbar, wenn der Apostel Paulus die Symbolik der Stiftshütte hier weiter ausführen würde. Macht er nicht. Man kann weiterlesen Kapitel 10, 11, 12, 13 – er macht es nicht. Es gibt gewisse Hinweise schon, ja. Aber er geht nicht da auf all diese Details ein. Aber damit wird uns eben durch den Heiligen Geist klargemacht, wir müssen selber im Licht des Neuen Testaments die Symbolik der Stiftshütte erkennen. Das sind eben diese Dinge, von denen Mose schon ein Zeugnis war, von diesen Dingen, die erst später ausgeführt werden sollten.

Und jetzt kommt ein weiterer Gedanke dazu Vers 6: Christus aber. Und es hilft, wenn man 'Christus' als griechisches Wort, weil das NT ja in Griechisch aufge­schrieben wurde, jeweils zurückzuübersetzen und denken, 'Christus' heißt 'Messias'. Das ist einfach dafür eine Hilfe. Im Deutschen haben viele Menschen das Gefühl, wenn man sagt Jesus Christus, das ist wahrscheinlich der Vorname und der Familienname. Ja, ich meine Menschen aus der Welt, die das Evangelium gar nicht richtig kennen, die meinen, das sei ein Vorname und ein Familienname. Nein. Das ist ein Vorname und ein Würde-Titel, damit, dass er der verheißene Erlöser ist, der Messias. Und wenn man eben 'Messias' einsetzt, dann wird das einem in der deutschen Sprache wieder mehr bewusst. Drum einfach als eine Empfehlung, wenn man im NT liest, ab und zu bei 'Christus' wieder 'Messias' einsetzen und dann empfindet man eben viel mehr, das ist ein Würde-Titel, er ist der verheißene Erlöser, der im AT Angekündigte für Israel und für alle Völker. Also: Der Messias aber als Sohn über sein Haus. Ach so, dann hat der Messias auch eine Stiftshütte? Und dann wird hinzugefügt: dessen Haus wir sind. Jetzt haben wir aber doch noch einen Hinweis auf die Symbolik: Die Gläubigen, die an den Erlöser Jesus Christus glauben, die sind seine Stiftshütte. Jetzt wird klar, dass also diese Bretter, überzogen mit Gold, usw., die Stiftshütte, Hinweise sind auf die Gläubigen, die zusammen das Haus Gottes bilden. 1. Korinther 3 Vers 16:

16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Heilige Geist in euch wohnt?

Und jetzt ist soweit die Symbolik geklärt: Also die Stiftshütte weist hin auf die Gemeinde als Haus Gottes. Und jetzt geht der Satz so interessant weiter:

6 … dessen Haus wir sind, wenn [Jetzt wird eine Bedingung gestellt.] wir anders die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten.

Also diese Menschen, die an den Messias glauben, die auch in ihrem Glaubensleben bis zum Ende im Glauben bleiben, das sind Menschen, die sein Haus ausmachen. Und hier kommt ein ganz wichtiger Gedanke hinein: Jemand, der sich wirklich bekehrt und seine Schuld nicht einfach so oberflächlich bekennt, sondern wirklich vor Gott reuig bekennt und das Erlösungswerk des Herrn Jesus annimmt, der wird wiedergeboren. Johannes 3 Vers 16: auf dass jeder, der an ihn glaubt, nicht verlorengehe, sondern ewiges Leben hat. Und das ist Gegenwart-Form, nicht Zukunft 'haben wird', ewiges Leben hat oder ewiges Leben habe. Das ist dann Konjunktiv Präsens. Gegenwärtiger Besitz, das ist die Wiedergeburt. Wir bekommen bei der Bekehrung von Gott das ewige Leben geschenkt. Und dieses Leben ist übrigens nicht etwas, sondern der Herr Jesus sagt in Johannes 14 Vers 6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Er ist das ewige Leben in der Person. Und wenn jemand sich richtig bekehrt, so wie Johannes 3 Vers 16 das sagt, dann bekommt er in dem Moment, wo er an den Herrn Jesus glaubt, nachdem er seine Sünden bekannt hat, bekommt er das ewige Leben und ist wiedergeboren. Also die Scheinbekehrten die bekommen nicht die Wiedergeburt, aber die richtig Bekehrten die bekommen das ewige Leben und von ihnen heißt es in 1. Johannes 5 Vers 4:

4 Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt; und dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat: unser Glaube. 5 Wer ist es, der die Welt überwindet, wenn nicht der, welcher glaubt, dass Jesus der Sohn Gottes ist?

Alle, die wiedergeboren sind, die bekommen von Gott die Kraft, um zu überwinden, die Welt zu überwinden. Das heißt nicht, dass wir ein sündloses Leben führen können. Aber das heißt, dass wir die Kraft bekommen, um die Welt zu überwinden und um das Ziel am Schluss zu erreichen. Und dann ganz wichtig 1. Petrus 1, es geht ausdrücklich um Wiedergeborene, nicht um irgend­welche Bekenner zum christlichen Glauben. Denn in Kapitel 1 Vers 3 in 1. Petrus heißt es:

3 Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten, 4 zu einem unverweslichen und unbefleckten und unverwelk­lichen Erbteil, welches in den Himmeln aufbewahrt wird für euch, [Jetzt kommt's Vers 5:] 5 die ihr durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden;

Also zu diesen Wiedergeborenen sagt Petrus: Durch Gottes Macht werdet ihr bewahrt bleiben und in der Endzeit das erleben, wenn nämlich der Herr Jesus wiederkommt für die Gemeinde. Ihr werdet bis zum Ziel gelangen, aber nicht, weil ihr so stark und charakterlich fest seid usw. und was man auch immer noch hinzufügen möge, sondern durch Gottes Macht. Das heißt: Die Wieder­geborenen haben die Verheißung, dass Gott durch seine Macht sie bis zum Ende hinbringt. Und das tut Gott in seiner Macht durch Glauben. Das heißt: Gott erhält in den Gläubigen den Glauben. Und das sehen wir so schön bei Petrus. Er war ein wirklicher Gläubiger und konnte auch das Zeugnis ablegen, du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes Matthäus 16. Und der Herr Jesus sagt: dass hat dir nicht Fleisch und Blut geoffenbart, sondern mein Vater, der im Himmel ist. Aber dieser gleiche Petrus hat so jämmerlich im Vorhof des Hohenpriesters versagt, als er den Herrn dreimal verleugnet hatte. Aber der Herr Jesus hatte vorher noch gesagt: Du wirst mich in dieser Nacht dreimal verleugnen, aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre und bist du dann zurückgekehrt [von diesem Fall], dann stärke deine Brüder. Und das war es. Petrus kam wirklich an einen ganz furchtbaren Tiefpunkt. Menschlich gesprochen hätte dort sein Glaube zerbrechen können. Aber der Herr hat für ihn gebetet, dass sein Glaube nicht aufhöre. Und wir sehen, wie er dann zu einem wunderbaren Zeugen wurde in der Apostelgeschichte. Und das ist eben das: durch Gottes Macht durch Glauben bewahrt werdet bis zum Schluss. Ganz anders als Judas. Das war auch ein Gläubiger, ja, und er ging auch mit dem Herrn. Er hat auch geglaubt, aber der war nicht wiedergeboren. Das war ein Scheingläubiger. Und die anderen Jünger hatten sich täuschen lassen von ihm. Darum war das so eine Erschütterung, als dann diese Wende mit Judas kam. Ja. Und darum sagt der Herr Jesus in Johannes 13 am Schluss: Einer wird mich verraten. Und dann gleich in Kapitel 14 da sagt der Herr Jesus zu den übrigen Jüngern, dass sie nicht erschrecken sollen: Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubet auch an mich! Wenn einer, von dem man denkt, das war ein echter Gläubiger, stürzt, das könnte den Glauben kaputtmachen von anderen. Das ist so erschütternd. Und darum sagt der Herr dort gleich: Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubet an Gott, glaubt auch an mich! Ihr Glaube soll weitergehen. Und so haben die wahren Gläubigen diese Verheißung, dass Gott sie erhält.

Und jetzt noch ein Kettenglied Lukas 8 das Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld. Der Herr erklärt dort: Der Same, den der Sämann ausstreut, das ist das Wort Gottes. Lukas 8 Vers 11. Und nicht wahr, die gute Erde, wo der Same reinfällt, dort wird es wirklich Frucht geben. Und das stellt solche dar, die sich echt bekehren und dann auch wirklich echt Frucht bringen. Aber es gibt auch noch andere Möglichkeiten: steiniger Boden, Dornen, Weg. Und überall dort bringt das Wort zum Schluss keine Frucht. Und ich möchte nur kurz hinweisen auf die, von denen das Felsige spricht, Lukas 8 Vers 13:

13 Die aber auf dem Felsen sind die, welche, wenn sie es hören, das Wort mit Freuden aufnehmen – und diese haben keine Wurzel –, welche für eine Zeit glauben und in der Zeit der Versuchung abfallen.

Das sind Gläubige, aber die kommen nicht bis zum Schluss. Warum? Weil es nicht gute Erde ist. Die nehmen das Wort mit Freuden auf. Die finden die Bibel total interessant und diese Zusammenhänge, wunderbar. Aber wo ist die Buße? Wenn die Bekehrung einfach nur mit Freude anfängt und da ist keine Buße, das ist ein Problem. Man muss seine persönliche Schuld wirklich bekennen und auch in seinem Leben einen Bruch machen mit der Vergangenheit und bereit sein aufzuräumen. Ja und da sagt der Herr Jesus: Sie glauben eine Zeit und in der Versuchung plötzlich ist alles weg. Die werden nicht durch Gottes Macht bewahrt bis zum Schluss. Also nur die wahren Gläubigen erreichen das Ziel.

Und jetzt nach dieser langen Vorrede nochmals zurück zu Hebräer 3. Und das ist der Hammer. Also für mich ist das der Hammer, was hier steht: dessen Haus wir sind, wenn wir anders [oder tatsächlich] die Freimütigkeit und den Ruhm der Hoffnung bis zum Ende standhaft festhalten. Die wahren Gläubigen die kommen bis zum Schluss, ja. Und hier wird gesagt: Wir sind sein Haus, falls wir das Ziel erreichen. Aber wenn wir das Ziel nicht erreichen, dann waren wir gar nie sein Haus. Sieht man jetzt, darum sage ich 'der Hammer'. Es gibt ja viele Christen, die lehren, ein Kind Gottes, einer, der wirklich wiedergeboren ist, der kann wieder verlorengehen und wird das Ziel nicht erreichen. Aber die Bibel sagt: Nein, nur solche, die sich nicht wirklich bekehrt haben, schon glauben, die gehen verloren und erreichen das Ziel nicht. Aber die sagen: Doch, der war ein Kind Gottes und kann dann in der Hölle enden. Aber hier wird gesagt: Wir sind sein Haus – wir sind sein Tempel – aber wenn wir das Ziel nicht erreichen, waren wir nie sein Tempel. Also hier wird nicht gesagt: Man kann Gottes Tempel sein, ein Teil daran, und dann halt leider doch verloren gehen. Sondern, wir sind nur sein Haus, falls wir das Ziel erreichen, sonst waren wir nie sein Haus. Und jetzt nehmen wir das gleich vorweg. Jetzt kommt das noch einmal in Kapitel 3, ich greife jetzt einfach voraus, das dazwischen werden wir nachher anschauen, Vers 14:

14 Denn wir sind Genossen des Christus geworden,

Er sagt zu den Hebräern: Wir sind Genossen des Christus,

14 … wenn wir tatsächlich den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten,

Also wir sind Genossen des Christus, falls wir das Ziel erreichen. Wenn wir aber das Ziel nicht erreichen, waren wir nie seine Genossen. Nicht wahr, wir sind seine Genossen, wenn wir wirklich … Aber diejenigen, die lehren, ein Kind Gottes kann verlorengehen, die würden sagen: Wir können seine Genossen sein und dann trotzdem das Ziel nicht erreichen. Aber das steht hier nicht. Und das steht im Hebräerbrief, der ständig benutzt wird, um angeblich zu beweisen, dass ein Wiedergeborener verlorengehen könne. Und dabei lehrt der Hebräerbrief, dass solche, die eben scheinbekehrt sind, verloren gehen können. Hat man gut gehört: Scheinbekehrte nicht 'die können wieder verloren gehen'. Nein. Die waren ja nie gerettet. Also Scheinbekehrte die können verlorengehen, aber echt Bekehrte, echt Wiedergeborene, wirkliche Kinder Gottes nicht. Und darum, man muss einfach genau lesen, was steht und dann ist es klar: Wir sind Genossen des Christus geworden, wenn wir tatsächlich den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten. Also die wahren Gläubigen die werden das Ziel erreichen und dafür wird Gott sorgen, dass er unseren Glauben am Leben erhält, sogar sollten wir durch solche Krisen hindurchgehen wie damals der Petrus. Warum hat Gott diesen Mann so fallenlassen? Er war auch irgendwie etwas Besonderes, aber er hat ihn wirklich fallenlassen, damit er all denen, die einmal auf diesem Gebiet Probleme haben würden, ein Beispiel ist. Es ist möglich, dass ein Gläubiger so eben zu Fall kommt, aber der Herr hat ihn dann angeschaut, als er da vor Kajaphas war, und nur dieser Blick seiner Augen hat genügt, dass Petrus zusammenbrach und er weinte bitterlich und ging hinaus. Und der Herr hat ihn wieder hergestellt. In 1. Korinther 15 lesen wir, dass der Herr zuerst Petrus erschienen ist nach der Auferstehung und das wird nur noch an einer Stelle auch noch erwähnt, in Lukas 24: Er ist Simon erschienen. Aber es wird gar kein Wort darüber gesagt, was der Herr mit Simon Petrus besprochen hat anlässlich dieser ersten Begeg­nung. Das ist nur zwischen seinem Herrn und ihm und dort kam die Sache in Ordnung. Aber nachher brauchte es noch eine Wiederherstellung vor den übrigen. Und darum dann diese Begegnung in Tiberias am See Genezareth, als der Herr erscheint und er frägt Petrus: Liebst du mich mehr als die mich lieben? Petrus: Du weißt Herr, dass ich dich lieb habe. Ja, du hast doch gesagt, wenn alle sich ärgern an mir, ich werde mit dir in den Tod gehen. Also du hast gesagt, du liebst mich mehr als die anderen Jünger. Und er sagt nicht mehr: Ich liebe dich mehr als die andern. Er sagt nicht mal: Ich liebe dich. Er sagt schon gar nicht: Ich liebe dich mehr als die andern. Er sagt nicht mal: Ich liebe dich. Sondern er sagt: Du weißt, dass ich dich lieb habe. Im Griechischen ist das ein anderes Wort, das abgeschwächt ist gegenüber 'agapao'. Liebst du mich? Er sagt: Du weißt, dass ich dich lieb habe 'phileo'. Und dann beherrscht er jetzt nochmals eine kritische Frage, ein bisschen anders formuliert, nicht genau das Gleiche. Und dann nochmals eine kritische Frage und gibt ihm dann den Auftrag, die Gläubigen als Hirte zu betreuen, wie ein Hirte die Schafe betreut. Und so wussten die anderen, der Herr will, dass Petrus, Simon Petrus, wieder einen Dienst tut, trotz dieses Falls. Wir können nicht sagen: Petrus, hinterste Reihe bitte, ja. Nein, er wurde wirklich wieder hergestellt und ist eben ein schönes Bild, wie Gott das wirkt: Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre. Er bringt die Kinder Gottes ans Ziel.

Und darum der langen Rede kurzer Sinn: Wir sind das Haus des Messias, seine Stiftshütte, seine geistliche Stiftshütte, falls wir zu denen gehören, die eben bis zum Schluss die Freimütigkeit des Glaubens festhalten und das Ziel erreichen werden. Wir sind die Genossen des Messias, die mit ihm lebendig verbunden sind 3 Vers 14: wenn wir wirklich von Anfang bis zum Schluss diesen Glauben – auch wenn es durch Krisen gehen sollte – festhalten.

Und jetzt gehen wir weiter zu Vers 7: Deshalb. Das ist eine Schlussfolgerung aus den Dingen, die in 1 bis 6 erklärt worden sind.

7 Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, 8 verhärtet eure Herzen nicht, wie in der Erbitterung, an dem Tag der Versuchung in der Wüste, 9 wo eure Väter mich versuchten, indem sie mich prüften, und sie sahen doch meine Werke , 10 vierzig Jahre. Deshalb zürnte ich diesem Geschlecht und sprach: Allezeit gehen sie irre mit dem Herzen; aber sie haben meine Wege

nicht erkannt. 11 So schwor ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!“

Das ist ein relativ langes Zitat von Vers 7 bis und mit 11 aus Psalm 95 Verse 7 bis 11. Und dieser Psalm 95 spielt jetzt eine ganz wichtige Rolle im weiteren Verlauf des Hebräerbriefes. Und zwar jetzt geht es um das Thema: Wie war das mit Israel? Da sind alle ausgezogen aus Ägypten, aber nicht alle haben das Land erreicht, das Ziel. Die meisten sind in der Wüste gefallen und haben das Ziel nicht erreicht, so wie Josua und Kaleb. Und darum wird diese Wüsten­wanderung herangezogen, um diesen Hebräern, diesen Messias gläubigen Juden von damals, etwas ganz Wichtiges zu erklären. Es war so, dass unter diesen Messias gläubigen Juden musste man Sorge haben, dass gewisse gar nicht richtig bekehrt und wiedergeboren waren. Sie zählten sich zwar zu den Messias gläubigen Juden, sie glaubten, dass Jesus der Messias ist, aber es war zweifelhaft, ob die sich echt bekehrt haben. Und der Hebräerbrief ruft die auf: Ihr müsst einen Durchbruch erleben für eine echte Bekehrung, sonst besteht nämlich die Gefahr, dass ihr das Ziel nie erreichen werdet. Es besteht sogar die Gefahr, dass ihr schlussendlich von dem Glauben an den Messias Jesus abfallt und wieder ins orthodoxe Judentum zurückkehrt, ohne Christus, ohne Messias. Und darum: Im ganzen Hebräerbrief wird gewarnt vor der Sünde des Abfalls. Es wird ja oft gesprochen über Sünde und im Hebräerbrief ist Sünde ganz speziell die Sünde des Abfalls vom Glauben. Und da müssen wir wieder an Lukas 8 denken: die mit Freuden das Wort aufnehmen, die glauben für eine Zeit und wenn Versuchung kommt, fallen sie ab. Aber das war, das war nicht die, die auf die gute Erde gesät waren, sondern auf den Felsen. Das ist der Punkt. Und darum: All diese Abfall-Stellen im Hebräerbrief, die meinen eben … Einmal hat einer in einem Vortrag, da habe ich über 'Abfall' gesprochen, hat ein Kurde sich gemeldet und hat gesagt: 'Was bedeutet das Wort Abfall? Heißt das Müll?' Ich habe gesagt: 'Ja, das bedeutet 'vom Glauben wegkommen', 'vom Glauben weggehen', das ist Abfall. Aber das ist natürlich auch Müll.'Ja.  Aber eben im Hebräerbrief geht es genau um dieses Problem, dass jemand das Ziel nicht erreicht, wenn Versuchung kommt. Und der Hebräerbrief thematisiert das in Kapitel 10, dass sie damals von nicht Messias gläubigen Juden verfolgt wurden und Verfolgung ist wirklich etwas ganz Gefährliches, wo auch der echte Glaube entschieden wird. Wenn Leute zum Glauben kommen und die gehen durch Druck und Verfolgung und sie bleiben treu, dann ist das ein ganz wichtiges Zeichen dafür, dass sie wiedergeboren sind. Sogar wenn es ihnen dann nach der Bekehrung schlechter geht als vorher und trotzdem halten sie dem Herrn die Treue, das sind wunderbare Beispiele. Das ist ein leuchtender Beweis, dass sie wirklich wiedergeboren sind. Aber der Hebräerbrief warnt: aber die, die nicht wiedergeboren sind, die könnten abfallen. Und darum wird jetzt hier Psalm 95 zitiert: Heute, wenn ihr seine Stimme hört. Und dieses 'heute', das kommt jetzt ständig. Ständig wird wiederholt: heute. Sieht man das: Kapitel 3 Vers 7: Heute, wenn ihr seine Stimme hört. Und dann in Vers 13:

13 sondern ermuntert euch selbst an jedem Tag, solange es „heute“ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde.

Da ist besonders gemeint: Betrug der Sünde zum Abfall. Und dann Vers 15:

15 indem gesagt wird: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht,

Und dann in Kapitel 4 Vers 7:

7 so bestimmt er wiederum einen gewissen Tag: „Heute“, in David nach so langer Zeit sagend, wie vorhin gesagt worden ist: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“

Heute, heute. Aber es gibt die Gefahr, sagt der Hebräerbrief, dass man ein verhärtetes Herz bekommt und dann abfällt und das Ziel nicht erreicht. Und darum ist es wichtig: Die Bekehrung jetzt bei solchen, die eben halb bekehrt sind, also fast bekehrt, dass man die Bekehrung nicht hinausschiebt, sondern jetzt, wo der Ruf kommt, muss man handeln. Gott ist langmütig jetzt und er gibt Gelegenheit zur Umkehr. Und so sagt der Hebräerbrief: Gott ist jetzt geduldig und jetzt muss man das als Möglichkeit sehen, dass man wirklich gerettet wird, indem man sich 'heute' bekehrt und das nicht hinausschiebt, denn sonst könnte der Moment kommen, wo dann dieser Abfall definitiv geschieht. Ja und damit können wir aufschlagen 2. Petrus 3, wo Petrus uns erklärt, wer den Hebräerbrief geschrieben hat. Petrus hat ja an Juden geschrieben. 1. Petrus 1 Vers 1:

1 Petrus, Apostel Jesu Christi, den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadozien, Asia und Bithynien,

Also 'Zerstreuung' ist auf Griechisch 'diaspora'. Das ist der Fachausdruck für Juden, die im Ausland leben, nicht in Israel. Das sind Diaspora-Juden. Er schreibt das an Diaspora-Juden als Rundschreiben, die wohnen in verschiede­nen Provinzen, die heute zur Türkei gehören: Pontus, Galatien, Kappadozien, Asia, Bithynien. Und der zweite Brief von Petrus richtet sich an das genau gleiche Publikum. 2. Petrus 3 Vers 1:

1 Diesen zweiten Brief, Geliebte, schreibe ich euch bereits, in welchen beiden ich durch Erinnerung eure lautere Gesinnung aufwecke,

Da wird also innerneutestamentlich auf ein anderes neutestamentliches Buch verwiesen. Der 2. Petrusbrief verweist auf den 1. Petrusbrief. Und jetzt wird klar: Beide Briefe waren an Diaspora-Juden als Rundschreiben, nicht an eine Gemeinde wie Epheserbrief, Gemeinde in Ephesus, Korintherbrief Gemeinde in Korinther, sondern als Rundschreiben geschrieben. Und jetzt steht in 2. Petrus 3 Vers 15:

15 Und erachtet [oder: achtet] die Langmut unseres Herrn für Errettung, so wie auch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat,

Interessant. Also Petrus sagt, Paulus hat auch einen Brief an Diaspora-Juden geschrieben, an die gleichen Leute, an die sich Petrus gerichtet hat. Aber das kann ja nicht sein der Römerbrief. Das kann auch nicht Epheserbrief sein, auch nicht die Korintherbriefe, auch nicht Kolosser, auch nicht Galater. Ja, wir können durch alle Briefe hindurchgehen, alle 13 Paulusbriefe passen nicht. Ja, vielleicht erwähnt Petrus hier eben einen Brief, den Paulus geschrieben hat, aber der nicht inspiriert war und darum auch nicht zur Heiligen Schrift gehören sollte. Aber lesen wir ein bisschen weiter. Er sagt danach:

15 … Paulus nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat, 16 wie auch in allen Briefen,

Jetzt erwähnt er überhaupt die Briefe von Paulus, also innerneutestamentlich ein Brief auf alle Paulusbriefe. Und jetzt wird’s noch besser:

16 wie auch in allen Briefen, wenn er in denselben von diesen Dingen redet, von denen einige schwer zu verstehen sind,

Ach, das ist ermutigend, wenn sogar der Apostel Petrus in seinem Alter sagt: Paulusbriefe sind schwer zu verstehen. Aber aufgepasst:

16 ... die die Unwissenden und Unbefestigten verdrehen,

Wirklich, verdrehen heißt verdrehen, auf den Kopf stellen, von hinten nach vorne. Also hier wird von der Gefahr gesagt, dass Leute die neutestamentlichen Schriften oder überhaupt die biblischen Schriften verdrehen und das, was sie lehren, eben auf den Kopf stellen, genau das Falsche daraus ableiten. Verdrehen und jetzt kommt's:

16 … wie auch die übrigen Schriften,

'Die Schriften', das ist der Ausdruck oder ist ein Ausdruck im Judentum für die Schriften, die zur Bibel gehören, die anerkannten biblischen Schriften. Und jetzt wird hier klargemacht, dass also dieser Brief an diese Juden in der Diaspora und überhaupt die Paulusbriefe, die da verdreht werden, die werden verdreht wie auch die übrigen Schriften. Also gehören sie auch zu den Schriften. Also es muss in der Heiligen Schrift einen Brief geben von Paulus an Judenchristen in der Diaspora. Das geht jetzt leider um den Hebräerbrief. Nicht wahr, das ist für manche eine Enttäuschung, die immer geliebt haben, in der Predigt zu sagen: wie der Autor des Hebräerbriefes sagt. Die könnten ruhig sagen: wie Paulus sagt. Die müssen ja nicht sagen: wie der Apostel Paulus sagt, denn er nennt sich gegenüber Juden gar nicht Apostel, er tritt auf als ein Lehrer. Darum haben wir wie ein Refrain im Hebräerbrief – man kann sich das an jeder Stelle mal anstreichen in der Bibel – sagt er immer: lasst uns, lasst uns, lasst uns. Nicht in dieser apostolischen Autorität wie 1. Timotheus 2 Vers 8, sagt Paulus: Ich will nun, dass die Männer an allen Orten beten, indem sie heilige Hände aufheben. Und dann: desgleichen, dass die Frauen in bescheidenem Äußeren sich mit Sittsamkeit schmücken. Ich will. In apostolischer Autorität sagt er: Das will ich als Apostel. Im Hebräerbrief sagt er: Lasst uns. Ein Lehrer hat nicht die Autorität wie ein Apostel. Aber ein Lehrer soll als Vorbild Mut machen: Kommt, lasst euch Mut machen, wir wollen diesen guten und richtigen Weg der Heiligen Schrift gehen. Darum sagt er ständig: Lasst uns, lasst uns. Also wir müssen gar nicht sagen: der Apostel Paulus. Sondern: Paulus hat den Hebräerbrief geschrieben an Messias gläubige Juden. Und was ist das Thema dieses Briefes?: Achtet die Langmut unseres Herrn für Errettung. Das ist genau das Thema. Gott ist langmütig, darum er gibt euch heute immer noch die Gelegenheit: Jetzt bekehrt euch heute. Er wartet noch. Jetzt ist noch Gelegenheit, die Tür des Heils ist noch offen. Das ist genau das Thema. Und das sollen wir als Möglichkeit zur Errettung … Es geht also nicht um solche, die schon errettet sind und dann verlorengehen, sondern um solche, die eben fast gerettet sind. Aber fast ist ja gar nicht. Ich hab das schon mal erklärt am letzten Bibelstudientag, das mich meine kleinen Kinder …  Also jetzt sind sie nicht mehr klein, aber damals waren sie klein und sie haben dumme Sache angestellt und ich war ein bisschen laut geworden, habe gesagt: „Jetzt hätte es fast“. „Papa, fast ist überhaupt nicht. Es ist gar nichts geschehen.“ Verzeihung, wenn ich manchmal Beispiele mehr als einmal brauche, aber gute Beispiele, die sind einfach gut, muss sie nicht durch schlechtere ersetzen, um jedes Mal ganz originell was Neues zu erzählen. Das ging mir so rein: Fast bekehrt ist überhaupt nicht bekehrt. Und solche, die wirklich vor der Türe standen, aber nicht hineingegangen sind, die werden einmal ewig verlorengehen und das ist sehr sehr ernst. Und darum wird hier gesagt: Aber der Herr wartet. Er ist langmütig. Und der Apostel Paulus hat euch darüber geschrieben, dass das die Chance ist, um gerettet zu werden.

16 Und erachtet die Langmut unseres Herrn für Errettung [als Chance für die Errettung], so wie auch unser geliebter Bruder Paulus [Jetzt kommt's:] nach der ihm gegebenen Weisheit euch geschrieben hat,

Natürlich sehen wir diese Weisheit in allen Paulusbriefen. Aber der Hebräerbrief, ein Brief der sich konzentriert auf das AT und das dann mit den neutestamentlichen Offenbarungen verknüpft, da sehen wir eben diese Weisheit, die Gott dem Apostel Paulus oder sagen wir dem Paulus gegeben hat in einer ganz ganz überragenden Art und Weise und das betont eben Petrus, indem er dann weiter sagt: Und das Problem ist, es ist natürlich schwierig. Der Hebräerbrief ist schwierig, haben wir gemerkt, nicht wahr. Aber dann ist er auch in Gefahr, dass gewisse diese Schriften verdrehen. Und das geschieht dann zu ihrem eigenen Schaden. Und gerade dieses Verdrehen des Hebräer­briefes, um Kindern Gottes, die wirklich wiedergeboren sind, Angst zu machen, sie könnten wieder verlorengehen, das hat schon so viel Verderben angerichtet und Leute sind in die Klinik gekommen dadurch. Also das wäre nicht ihr Platz. Denen müsste man einfach sagen: Nein. Schau, der Hebräerbrief spricht von solchen, die nicht bekehrt waren und in der Gefahr standen abzufallen. Aber du hast wirklich den Herrn Jesus als Retter angenommen und liebst ihn und möchtest auch mit ihm weiter den Weg gehen, das bezieht sich nicht auf dich. Denn die, die abfallen nach Hebräer 6 und 10, wie wir das noch später sehen werden, das sind solche, die wollen auch nicht mehr zurück. Hebräer 6 sagt: Die können nicht mehr zur Buße erneuern. Und darum kann man jedem in der Klinik, falls es soweit kommen sollte, möglichst halte man sie zurück vorher. Ja, wir haben ihm erklärt: „Nein, du hast ja Buße getan über deine Schuld?“ „Ja, schon zehnmal.“ Hm, so geht das, das Gleiche nochmals bekennen, nochmals bekennen und die möchten beim Herrn sein. „Dann gehörst du nicht zu Hebräer 6, denn dort heißt es, die können nicht mehr zur Buße erneuern.“ Und ein Mensch kann nicht einfach Gott gegenüber so Buße tun, denn in Römer 3 Vers 10 heißt es: Da ist niemand, da ist keiner, der Gott suche. Wir würden von uns aus nie Gott suchen. Aber Gott ist es, der zieht, sagt Römer 2 Vers 4. Und er leitet zur Buße. Wenn ein Mensch zur Umkehr kommt, zur Buße, Reue und Annahme des Herrn Jesus, ist das immer ein Beweis, dass Gott ihn zieht. Und da muss man nie Angst haben, der Hebräerbrief spricht mir das Heil ab. Das ist dann eben ein Verdrehen der Schriften, die halt eben kompliziert sind. Das ist so, der Hebräerbrief und die Paulusbriefe im allgemeinen sind schwierig.

Aber was lesen wir in den Sprüchen: Schwierige Dinge, das ist eine Ehre, sie zu erforschen. Ja natürlich, man muss etwas arbeiten beim Bibellesen. Sprüche 25 Vers 2: Gottes Ehre ist es, eine Sache zu verbergen, [eben nicht einfach so klar für alle hinzuschreiben] aber der Könige Ehre, eine Sache zu erforschen. Und wir sind ja Könige: ein Königtum und Priester seinem Gott und Vater  Offenbarung 1 Vers 5. Also, wenn wir Könige sind, dann haben wir die Aufgabe: der Könige Ehre ist es, verborgene Dinge im Wort Gottes zu erforschen. Und das braucht Zeit und Zeit ist Geld. Und viele sagen: Geld haben wir keins. Aber Sprüche sagt uns eben: Kaufe Wahrheit und verkaufe sie nicht. Und das ist ein ganz klarer Aufruf eben, es kostet Einsatz, aber es lohnt sich. Und wenn man dann die Wahrheit so im Wort Gottes entdeckt hat, das macht Freude und das wollen wir nicht mehr aufgeben.

Gut, gehen wir weiter in Hebräer 3. Das war jetzt so ein kleiner Exkurs zu Paulus als Autor. Übrigens in der Kirchengeschichte, im Osten des römischen Reiches war das von der Frühzeit an durch die Jahrhunderte klar, dass Paulus der Autor war des Hebräerbriefes. Aber im weströmischen Reich kam das auf: Wir wissen nicht, wer das ist. Und das geht natürlich gar nicht, und zwar aus dem Grund, weil: Damit ein Bibelbuch anerkannt werden konnte als inspiriert zum NT gehörig, musste es nachweislich von einem der Apostel Jesu Christi geschrieben sein, von den Zwölfen, von einem der Zwölfen, oder von Paulus oder von einem Propheten. Und zwar nicht so ein neuer selbsternannter Prophet aus dem 20./21. Jahrhundert, ja, der sagt: So spricht der Herr. Sondern Propheten, die anerkannt waren durch die Apostel eben wie Lukas, der von Paulus anerkannt war, Markus, der von Petrus anerkannt war oder eben Jakobus und Judas. Das waren neutestamentliche Propheten und alle anderen Bücher wurden verworfen. Und darum ist es interessant, dass die frühen Christen, also das heißt in den ersten Jahrhunderten, keines dieser falschen Bücher und der Fälschungen Thomas-Evangelium, von einem Betrüger geschrieben um 140 n. Chr., als Thomas schon längst tot war. Der letzte Apostel, der starb, war Johannes um 100. Judas-Evangelium, die Journalisten in großen Massen fallen auf solches Zeug rein. Und dann plötzlich zur Weihnachtszeit machen wir einen großen Artikel über irgendwelche Themen: Man hat jetzt die richtigen Evangelien gefunden und das Christentum ist völlig falsch überliefert usw. Die fallen auf diese Dinge rein. Aber die frühen Christen waren nicht so naiv, um auf solches Zeugs reinzufallen, und haben darum alles verworfen. Und das macht klar: Einen anonymen Hebräerbrief, das geht ja gar nicht, sondern der Hebräerbrief wurde eben anerkannt, weil klar war nachweislich, dass er von Paulus geschrieben worden war. Und eine der ältesten Bibelhandschriften im NT, der P47, wird allgemein datiert auf etwa 200 n. Chr., aber z.B. Karl Jaroš von der Uni Wien und auch Kim, ein Koreaner, ein bekannter Spezialist für Papyrus-Handschriften, die haben ihn datiert auf das 1. Jahrhundert nach Christus. Und dieser P47 umfasst heute noch 80 % von allen Paulusbriefen, zusammengebunden, und zwar zuerst Römerbrief und dann – vor 1. Korinther – Hebräerbrief. Stammt aus Ägypten, aber ist damit ein Zeugnis, in der Frühzeit der Christenheit – ob das jetzt erstes oder zweites Jahrhundert ist – war den Gläubigen, den Christen, in Ägypten klar, das hat Paulus geschrieben. Wir können innerbiblisch das auch zeigen mit dem 2. Petrusbrief.

Aber jetzt zurück zu Hebräer 3 Vers 7. Ja, wir haben jetzt noch 1 Minute bis zum Kuchen. Und da möchte ich etwas sagen, was schöner ist als Kuchen. Ja, die Schätze des Wortes Gottes. Hier wird gesagt

7 Deshalb, wie der Heilige Geist spricht: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört,

Wer ist der Autor von Psalm 95? Hier wird es ganz klar gesagt: Der Heilige Geist spricht. Im AT bei Psalm 95 steht nicht, wer Psalm 95 geschrieben hatte. Nicht wahr, bei 73 Psalmen steht, dass sie von David verfasst sind, bei 10 von den Söhnen Korahs usw., bei Psalm 90 von Mose. Da steht es nicht und trotzdem wissen wir, dieser Psalm stammt von David, denn in Hebräer 4 Vers 7 wird gesagt:

7 so bestimmt er [Gott] wiederum einen gewissen Tag: „Heute“, in David nach so langer Zeit sagend,

Gott spricht in David. Das ist der Hammer, nicht wahr. Gott spricht in David. Der Heilige Geist in David hat geredet und somit haben wir diese beiden Seiten. Psalm 95 ist 100 % Gottes Wort, der Heilige Geist spricht. Und zwar hat er gesprochen in David, hat ihn als Diener benutzt, um Gottes Wort aufzu­schreiben. Also ein sehr wichtiger Vers, auch im Zusammenhang mit der Lehre der Inspiration der Heiligen Schrift.

Wir fahren weiter in Hebräer 3 und zwar nochmals Vers 7:

7 Deshalb, wie der Heilige Geist spricht:

Hier wird klar, dass der Heilige Geist Psalm 95 inspiriert hat. Aber es ist ja so: Das hebräische AT besteht aus 3 Teilen. Man sagt auf Hebräisch Tanach als Abkürzung für das AT. Das sind eigentlich 3 Konsonanten, das ist eine Abkürzung für Tora, Nevi'im und Ketuvim – oder weich ausgesprochen – Chetuvim. Also Tanach – TNCH – Tora das Gesetz, Nevi'im die Propheten und Chetuvim die Schriften. Der dritte Teil der Bibel besteht aus dem Buch der Psalmen am Anfang und dann kommen alle Bücher wie Sprüche, Prediger, Hoheslied, Hiob usw. Das ist alles in diesem dritten Teil drin. Aber ganz wichtig: Das ist die übliche Einteilung, dass die Psalmen am Anfang der Ketuvim stehen. Und hier wird gesagt: Deshalb, wie der Heilige Geist spricht. Da wird aus dem dritten Teil des Alten Testaments zitiert, aus den Ketuvim, den Schriften. Aber schlagen wir mal auf Hebräer 9, da erklärt Paulus den Aufbau der Stiftshütte und erläutert in dem Zusammenhang den Jom Kippur und sagt in Vers 6:

6 Da nun dieses so eingerichtet ist, gehen zwar in die vordere Hütte [Das ist das Heilige, der erste Teil der Stiftshütte.] allezeit die Priester hinein und verrichten den Dienst; 7 in die zweite [also ins Allerheiligste] aber einmal im Jahr allein der Hohepriester, nicht ohne Blut, das er für sich selbst und für die Verirrungen des Volkes darbringt; [Und jetzt kommt's:] 8 wodurch der Heilige Geist dieses anzeigt, dass der Weg zum Heiligtum noch nicht offenbart ist, solange die vordere Hütte noch Bestand hat, 9 was ein Gleichnis auf die gegenwärtige Zeit ist,

Also hier wird erklärt: Im AT haben wir eine klare Trennung mit dem Scheide­vorhang. Und jetzt wissen wir ja aus Matthäus 27, mit dem Tod des Herrn Jesus wurde der Scheidevorhang im Tempel zerrissen, um zu zeigen: Jetzt ist der Zugang zum Allerheiligsten offen. Aber hier erklärt Paulus: Mit diesem geschlossenen Allerheiligsten, mit dem Scheidevorhang, der eben nicht zerrissen ist, da hat der Heilige Geist angezeigt, dass der Weg zum Heiligtum, der Weg in die unmittelbare Gegenwart Gottes war damals noch nicht offen, war noch nicht offenbart. Nun, da nimmt der Text Bezug auf die Anweisungen im Gesetz in den 5 Büchern Mose. Da wird ja das alles erklärt mit der Stiftshütte und mit dem Scheidevorhang. Und da wird gesagt: Nicht Mose zeigt dadurch an, sondern der Heilige Geist zeigt hier an, dass der Weg zum Heiligtum eben noch nicht geoffenbart ist, solange eben der Scheidevorhang da ist und darum die vordere Hütte, das Heilige, noch klar abgetrennt war vom Allerheiligsten. Der Heilige Geist zeigt an.

Und dann Kapitel 10 da wird zitiert aus Jeremia, und zwar um zu zeigen, dass es eine völlige Sündenvergebung gibt durch das Opfer des Messias. Und da steht in Hebräer 10 Vers 14:

14 Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar die vollkommen gemacht, die geheiligt werden. 15 Das bezeugt uns aber auch der

Heilige Geist; denn nachdem er gesagt hat: 16 „Dies ist der Bund, den ich ihnen errichten werde nach jenen Tagen, spricht der Herr:

Also hier wird aus Jeremia 31 Vers 31 zitiert. Es wird nicht gesagt: Dies bezeugt uns Jeremia, sondern: Das bezeugt uns aber auch der Heilige Geist. Hier haben wir ein Zitat aus den Nevi'im, aus den Propheten. Also im Hebräerbrief wird aus allen 3 Teilen des Alten Testaments, aus der Tora Hebräer 9, aus den Propheten Hebräer 10 und aus den Ketuvim Hebräer 3 zitiert und jedes Mal wird gesagt, das ist der Heilige Geist, der spricht, der anzeigt und der bezeugt. Alles Handlungen. Nicht wahr, es gibt die Irrlehre, die besagt, der Heilige Geist sei eine unpersönliche Kraft, der Heilige Geist sei gar nicht Gott. Aber die Bibel bezeugt ganz klar, dass der Vater Gott ist, der Sohn Gott ist und der Heilige Geist Gott ist, und zwar eben nicht eine unpersönliche Kraft. Eine unpersönliche Kraft wie die Schwerkraft, die kann nicht sagen und anzeigen und bezeugen, ja. Das macht ganz klar, dass der Heilige Geist eben denken, handeln und empfinden kann. Der Heilige Geist kann ja auch betrübt werden, sagt Epheser 4 Vers 30. Das sind alles Kennzeichen einer Person: denken, handeln, empfinden. Und hier wird also der Heilige Geist so vorgestellt: nicht als unpersönliche Kraft, sondern der, der durch die Heilige Schrift selber spricht, bezeugt und andeutet. Übrigens, wenn wir gerade in Hebräer 10 Vers 14 gelesen haben, grad der Hebräerbrief macht die Sicherheit des Heils ganz besonders klar. Für die, die wirklich bekehrt sind, sagt 10 Vers 14: Denn mit einem Opfer hat er auf immerdar vollkommen gemacht. Sein Opfer ist vollständig, abgeschlossen und hat zur Folge, dass die, die errettet sind, die sind für immer vollkommen gemacht. Vor Gott ist alles geordnet, alle Schuld ist ein für allemal abgetan. Hebräer 9 sagt sogar, dass der Herr Jesus die Sünde abgeschafft hat durch sein Opfer. Jetzt heißt es aber nachher: die geheiligt werden. Und das ist ein Durativ: die fortdauernd geheiligt werden. Da haben wir beides: Wenn jemand sich bekehrt, ist für ihn, der sich echt bekehrt hat und dann wiedergeboren ist, dann ist für ihn alles geordnet vor Gott für Zeit und Ewigkeit. Für ihn gilt: Vollkommen gemacht auf immerdar. Aber wir wissen, unser praktischer Wandel, der braucht Fortschritte im Glauben und es braucht eine fortgesetzte Heiligung im Leben, die man anstreben muss tagtäg­lich. Und das ist das, was hier ausgedrückt wird: die geheiligt werden. Also die, die wirklich vollkommen gemacht sind, das sind die, die dann auch fortdauernd im Alltag sich heiligen lassen. Da haben wir Stellung und praktischer Zustand in einem Vers zusammen. Die Stellung: vollkommen gemacht für immerdar. Praktischer Zustand: Jetzt muss es auch im tagtäglichen Leben in einer fortschreitenden Heiligung umgesetzt werden. Aber eben diese fortschreitende Heiligung, die ist eben selbstverständlich bei denen, die vollkommen gemacht sind. Und das ist abgeschlossen, eine punktuelle Handlung in der Vergangen­heit. Nicht ein Prozess, vollkommen gemacht – fortdauernd geheiligt im praktischen Leben.

Wir gehen zurück zu Hebräer 3. Nun, wir haben gesehen, 7 bis 11 ist ausführ­liches Zitat von Psalm 95. Hier lernt man übrigens zu predigen. Also Paulus liest, hier schreibt, den Bibeltext und er wurde dann auch in den Gemeinden der Hebräer so vorgelesen und dann kommt die Erklärung dazu. Also wichtig beim Predigen, dass man zuerst das Wort Gottes vorliest – das ist der Ausgangspunkt – und dann kommen die Erklärungen dazu. Ich habe das auch schon gesagt, wenn dann mal eine Predigt schief geht, was ja geschehen kann, dann kann man wenigstens sagen: Hier Bruder, das waren so wunderbare Worte, die du am Anfang gelesen hast. Aber eben, hier haben wir Paulus mit seiner Gott gegebenen Weisheit und jetzt sagt er Vers 12 als praktische Anwendung von dem, was daraus durch David gesagt wurde:

12 Gebt acht, Brüder, dass nicht etwa in jemand von euch ein böses Herz des Unglaubens sei in dem Abfallen von dem lebendigen Gott, 13 sondern ermuntert euch selbst [oder einander] an jedem Tag, solange es „heute“ heißt, damit niemand von euch verhärtet werde durch Betrug der Sünde.

Er geht also ein auf dieses 'heute' in Psalm 95. Und dieses 'heute' ist eben wichtig, weil es uns aufruft: Jetzt muss klare Sache gemacht werden, solange es 'heute' heißt. Natürlich, in meiner Bibel stand 'heute' an dieser Stelle schon gestern, ja. Und jetzt hat Gott nochmals einen Gnadentag geschenkt und darum ist es auch noch heute. Aber es könnte morgen zu spät sein, ja. Das ist der Punkt. Ich hab das auch schon mal erzählt. Ich hatte einen evangelisti­schen Vortrag in La Rochelle am Atlantik und nachher erfuhr ich, da war eine junge Frau da, die zum ersten Mal in eine solche Art von Zusammenkunft ging und eingeladen wurde. Eine junge Frau, sie stand am Anfang eines Musik­studiums. 3 Wochen nach dem Vortrag wurde sie von ihrem Freund ermordet. Das ist ein Schock so etwas. Das war natürlich wieder ein besonders schockierendes Beispiel, um zu sehen: Dieses 'heute' ist nicht immer. Und darum sagt Vers 13:

13 sondern ermuntert euch selbst an jedem Tag, solange es „heute“ heißt,

'Heute' ist also jeder Tag, den Gott noch gibt, dass wir umkehren könnten. Aber es ist eben wichtig: Es besteht die Gefahr eines bösen Herzens des Unglaubens im Abfallen vom lebendigen Gott, sagt Vers 12. Und Vers 13 macht klar: Das geschieht durch Verhärtung des Herzens und diese Verhärtung, dass das Herz dann so hart wird, dass einer gar nicht mehr umkehren will. Dann ist es zu spät, dann ist die Gnadenzeit für jemanden abgelaufen. Wir müssen nicht beurteilen bei anderen, ob das jetzt vielleicht eingetreten ist. Glücklicherweise nicht. Aber für uns ist es wichtig, dass wir aus dem Hebräerbrief lernen: Diese Situation gibt es. Der späteste Moment, an dem sich jemand bekehren kann, das ist der Todestag. Das sehen wir eindrücklich bei dem Schächer am Kreuz. An dem Tag, an dem er starb, hat er sich vorher noch bekehrt. Nicht nach dem Tod sondern vor dem Tod. Nach dem Tod gibt es keine Möglichkeit. Wir werden dann sehen, in Hebräer 9 heißt es: Es ist dem Menschen gesetzt, einmal [Das ist ein Zahlwort.] einmal zu sterben, danach das Gericht. Und der Herr Jesus sagt in Markus 2: Der Sohn des Menschen hat Gewalt, auf Erden Sünden zu vergeben. Warum auf Erden? Weil im Jenseits keine Sünden mehr vergeben werden. Nur solange wir leben, haben wir die Möglichkeit, dass unsere Sünden vor Gott ausgelöscht werden. Aber es kann sein, dass die Gnadenzeit schon vorher abläuft. Und das sieht man sehr eindrücklich in der Geschichte des Pharaos, des Auszugs. Er hat sein Herz immer wieder verhärtet, das liest man in 2. Mose 1 bis 12 und sogar noch darüber hinaus. Sechsmal hat er sich verhärtet, aber beim siebten Mal heißt es, dass Gott sein Herz verhärtete. Und von da an gab es keine Möglichkeit mehr zur Bekehrung. Dort war zu Lebzeiten die Gnadenzeit des Pharaos abgelaufen. Hiob 33 Vers 29 sagt, dass Gott mit jedem Menschen zwei-/dreimal spricht. Ein Zahlenspruch, das 'drei' wird besonders betont. Dreimal, das ist das Mindeste, dass Gott mit jedem Menschen, um ihn abzuhalten von dem Rennen ins Verderben. Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden 1. Petrus 2 Vers 4 und darum ruft er mindestens dreimal. Beim Pharao sehen wir im Zusammenhang mit der Verhärtung waren das zweimal dreimal, wo es ausdrücklich heißt: Er hatte sein Herz verhärtet oder überhaupt es heißt: Sein Herz wurde verhärtet, aber das ging von ihm aus. Erst das siebte Mal heißt es: Gott verhärtete sein Herz. Ich geb die Stelle an für die, die Notizen machen.

Und es ist ja so mit den Notizen, an der Hochschule gibt es ja zwei verschiedene Typen von Menschen: Es gibt solche, die machen Notizen und solche, die machen keine Notizen. Ja, aber da sind drei Gruppen: Die, die keine Notizen machen, das sind Genies und Papa-Söhne. Die gehen an die Uni, weil Papa bezahlt. Aber die wissen gar nicht, warum sie eigentlich da studieren sollen. Und dann gibt es noch die Normalen, die schreiben auf. Ja, man kann die Dinge einfach viel besser behalten, wenn man's nochmals nachlesen kann und das wiederholen kann.

2. Mose 9 Vers 12. Es kann sein, dass in anderen Bibeln die Zählung etwas anders ist, dann muss man halt suchen, kleine Abweichung: Und der HERR verhärtete das Herz des Pharaos. Das siebte Mal, da war's vorbei. Das war jetzt eben der Moment, wo das Herz verhärtet wurde, wie es hier heißt in Hebräer 3 Vers 13 durch Betrug der Sünde. Warum 'Betrug der Sünde'? Die Sünde legt uns immer hinein. Die Sünde präsentiert sich immer irgendwie attraktiv. Also jede Art von Sünde ist immer ein Reinlegen, ein Betrug. Und hier auch 'die Sünde des Abfalls' ist ein Betrug in der Sünde.

Ja, das Thema des verhärteten Herzens, das jetzt da im Hebräerbrief eine so große Rolle spielt, hat also eine ganz besondere Bedeutung in der Geschichte des Auszugs aus Ägypten und dann der Wüstenwanderung. Da wird eben im Zusammenhang der Wüstenwanderung nach dieser Geschichte vom Pharao gesagt: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.

Und zwar ist das so zu sehen, dass in Ägypten das Thema vom verhärteten Herzen ganz wichtig war in der dortigen Religion. Ich habe einmal eine Führung gemacht für Studenten im Pergamon-Museum in Berlin und dann auch noch im Ägyptischen Museum. Es lohnt sich, beides zu besuchen, wenn man schon mal in Berlin ist. Und im ägyptischen Museum gibt es eine Abteilung über das Sterben in Ägypten mit den Särgen usw. und den Mumien darin, wird alles schön erklärt. Und dann sieht man dort auch das Totenbuch, ein originales Totenbuch aus Ägypten. Und da war das so: Die Ägypter glaubten, der Mensch, wenn er stirbt – also sagen wir der Pharao – geht ins Jenseits. Und dann kommt er vor das Gericht von Osiris, einen dieser wichtigen falschen Götter in Ägypten. Dann wird dem Pharao eine Liste von Sünden vorgelesen. Da gibt es also Text und Bilder, wo das alles so gezeigt wird. Osiris auf dem Thron und dann wird die Liste vorgelesen von Sünden. Und die Ägypter lehrten, es ist nun ganz wichtig, dass der Pharao alle Sünden abstreitet, sonst steht eine schlimme Bestie bereit – die ist dort auch abgebildet – die den Pharao verschlingt und dann wird er vernichtet. Also sie glaubten an die Irrlehre der Vernichtung. Das gibt’s ja auch in der Christenheit solche Irrlehrer, die sagen, es gibt keine ewige Pein sondern Vernichtung, Auslöschung. Die Bibel spricht von der ewigen Pein. Aber schon die alten Ägypter glaubten an Vernichtung, wenn der Pharao das nicht gut leugnet. Aber jetzt ist noch das Problem: Die Ägypter lehrten, das Herz sagt aber die Wahrheit. Und darum sieht man da auch eine Darstellung von einer Waage: Auf der einen Seite der Waage ist das Herz des Pharao, auf der anderen Seite eine Feder. Und das Zeichen der Feder ist eben in den ägyptischen Hieroglyphen das Zeichen für Wahrheit. Ja und das Herz sagt die Wahrheit aus. Und die Ägypter lehrten: Aber damit der Pharao gerettet wird und nach dem Tod weiterexistieren kann, weiterleben kann, muss er eben alles abstreiten, ableugnen. Was kann er machen, das Herz wird gegen ihn aussagen?: Doch, das und diese und jene Sünde, das ist Wahrheit. Da haben die Ägypter gelehrt: Man muss das Herz verhärten. Und darum haben die, wenn der Pharao tot war, haben die eine Magie ausgeübt mit Skarabäen. Das sind Steine in Form von Skarabäus-Käfern mit einem Bildnis von einem Sonnengott. Und mit diesem Skarabäus-Stein und diesem magischen Ritual wollten sie das Herz des Verstorbenen hart machen, dass es im Jenseits nicht gegen den Pharao aussagt, damit er gerettet werde. Also die Lehre der alten Ägypter: Verhärte dein Herz, dann wirst du gerettet. Und die Bibel zeigt uns: Der Pharao, der sein Herz verhärtet hatte, fiel am Schluss ins Verderben und kam um im Roten Meer, im Schilfmeer. Und jetzt lesen wir Sprüche 28 Vers 14. Das ist die biblische Lehre, die Lehre des Evangeliums, eine ganz andere Sprache. Das ist gefährlich, wenn ein Mensch sein Herz verhärtet. Es gibt nichts Schlimmeres, als wenn er das tut. 28 Vers 14: Glückselig der Mensch, der sich beständig fürchtet [vor Gott nicht wahr und seiner Heiligkeit], wer aber sein Herz verhärtet, wird ins Unglück fallen. 28 Vers 14, das hat sich so beim Pharao dramatisch erfüllt. Und nun Israel in der Wüste, da war auch das Problem des harten Herzens. Und darum warnt Psalm 95: Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.

Wie lesen weiter? 3 Vers 14:

14 Denn wir sind Genossen des Christus geworden, wenn wir tatsächlich den Anfang der Zuversicht bis zum Ende standhaft festhalten, [Das haben wir alles schon erklärt.] 15 indem gesagt wird: „Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht, wie in der Erbitterung.“ 16 (Denn welche, als sie gehört hatten, haben ihn erbittert? Waren es aber nicht alle, die durch Mose aus Ägypten ausgezogen waren?

Sieht man, hier wird gelehrt, wie man predigen kann, man stellt eine Frage. Ja, eine Frage macht, dass die Hörer mitdenken und sich das auch überlegen und dann die Antwort geben. Ja. Es gibt Leute, die sagen, man muss immer Fragen stellen, muss den Leuten nicht einfach so die Sachen sagen. Okay. Ja, die müssen das selber rausfinden? Nein, man muss auch die richtige Antwort geben. Fragen sind schon gut, die regen an zum Denken. Aber dann muss man auch sagen, was jetzt die biblische Antwort ist. Und so macht das hier der Paulus:

16 (Denn welche, als sie gehört hatten, haben ihn erbittert? [damals in der Wüste] Waren es aber nicht alle, die durch Mose aus Ägypten ausgezogen waren?

Das ist eine Antwort auch in Frageform. Man kann antworten mit einer Frageform. Nicht wahr, das waren alle, die ausgezogen waren. Ich habe in meiner Bibel angestrichen alle. Alle haben Gott erbittert, das ganze Volk war ein Problem damals. Und dann Vers 17:

17 Welchen aber zürnte er vierzig Jahre? [Antwort durch eine Frage] Nicht denen, die gesündigt hatten, deren Leiber in der Wüste fielen?

 

Ja, das waren dann alle die, die eben schließlich das Ziel nicht erreicht haben, die sind gestorben während den 40 Jahren. Die ganze Auszugsgeneration durfte wegen ihres Unglaubens schließlich nicht ins verheißene Land. Darum wird das so als Warnung jetzt für die Hebräer und auch für uns genommen.  Vers 18:

18 Welchen aber schwor er, dass sie nicht in seine Ruhe eingehen sollten, wenn nicht denen, die ungehorsam gewesen waren?

Ja. Josua und Kaleb von ihnen wird gesagt, dass sie dem Herrn völlig nachgefolgt sind. Die kamen ins Land. Aber die, die ungehorsam waren, die kamen schließlich nicht ans Ziel. Und dann wird Vers 19 gesagt:

19 Und [schlussfolgernd] wir sehen, dass sie nicht eingehen konnten wegen des Unglaubens.)

Jetzt wird in dieser kurzen Predigt erklärt: Das Problem war Unglauben, nicht das glauben, was Gott in seinem Wort sagt. Und jetzt nach all diesen Belehrungen kommt in Kapitel 4 eine Anwendung:

1 Fürchten wir uns nun, dass nicht etwa, da eine Verheißung, in seine Ruhe einzugehen, hinterlassen ist, jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein!

Sieht man, er spricht als Lehrer: Fürchten wir uns nun oder lasst uns Furcht haben. Es ist eine Verheißung, dass es eine Ruhe Gottes gibt, in die wir auch eingehen sollen. Aber es könnte sein, dass Gewisse diese Ruhe nie erreichen werden. Also es wird abgeleitet aus der Wüstenwanderung und aus Psalm 95: Da gibt es eine Gefahr. Unglaube kann ein Hindernis sein, dass man das Ziel nicht erreicht. Also wir müssen das ganz ernst nehmen. Wir müssen uns fürchten, dass wir vielleicht nicht in die Ruhe eingehen. Und dann sagt er, dass jemand von euch scheine zurückgeblieben zu sein. Sieht man jetzt, da kommt jetzt diese Sorge hervor: Es ist nicht klar, ob alle Hebräer echt bekehrt und wiedergeboren waren. Es scheint, dass gewisse eben noch zurückgeblieben sind, noch nicht durchgedrungen sind. Und an die richtet er sich jetzt ganz besonders. Vers 2. Da sehen wir die praktische Anwendung das Beispiel der Israeliten in der Wüste auf die Hebräer. Es wird klargemacht: Auf den Glauben kommt es an.

 

2 Denn auch uns ist eine gute Botschaft [ein Evangelium] verkündigt worden, wie auch jenen; [den Israeliten. Das ist die gute Botschaft: Ihr werdet ins verheißen Land gehen dürfen. Dann wird aber erklärt:] aber das Wort der Verkündigung nützte jenen [Israeliten] nicht, weil es bei denen, die es hörten, nicht mit dem Glauben verbunden war.

Also natürlich hatten die Israeliten dieses Wissen, Gott hat das verheißene Land bereitgemacht. Aber diese Botschaft, diese gute Botschaft, nützte eben nichts für all die, die nicht geglaubt hatten. Vers 3:

3 Denn wir, die wir geglaubt haben, [Jetzt spricht er von denen, die wirklich geglaubt haben.] gehen in die Ruhe ein, [Also die wahren Gläubigen haben diese wirkliche Erwartung, dass sie einmal in die Ruhe eingehen werden.] wie er gesagt hat: „So schwor ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!“,

Also sagt hier Paulus: Seht ihr in diesem Psalm wird gesprochen von einer Ruhe, die Gott nennt 'meine Ruhe'. Das ist die Ruhe Gottes und in diese Ruhe gehen die Gläubigen hinein. Und die, die nicht glauben, die werden dort nicht hineingehen. Ich muss vielleicht noch erklären, wenn Gott hier sagt 'so schwor ich in meinem Zorn, wenn sie in meine Ruhe eingehen werden', was bedeutet das 'wenn sie in meine Ruhe eingehen werden'? Das ist – das muss man einmal gehört haben – das ist eine althebräische Ausdrucksweise für einen Schwur. Das ist ja nur ein halber Satz 'wenn sie in meine Ruhe eingehen werden', dann. Aber das 'dann' wird nicht gesagt. Es ist ein wenn-dann-Satz, aber es wird nur der vordere Teil genannt. Wenn jemand in Israel geschworen hat 'wenn ich das und das nicht tun werde, dann soll das und das mit mir geschehen', so kann man das einfach abkürzen 'wenn das und das'. Das heißt also, mit Schwur wird gesagt: So, das steht fest. Und diese Formulierung, wenn Gott sagt 'wenn sie in meine Ruhe eingehen werden', das heißt also: Ich schwöre, sie gehen nicht in die Ruhe ein all diejenigen, die nicht geglaubt haben. Aber eben dieser Vers spricht von der Ruhe. Was ist das 'die Ruhe Gottes'? Wir lesen weiter:

3 … wie er gesagt hat: „So schwor ich in meinem Zorn: Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!“, obwohl die Werke von Grundlegung der Welt an geworden waren. 4 Denn er hat irgendwo von dem siebten Tag so gesprochen: „Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken.“

Da geht der Blick zurück bis auf 1. Mose 1. Dort haben wir die Grundlegung der Welt: Im Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. Dort beginnt die Schöpfungsgeschichte. Das ist übrigens der erste Tag. Dort beginnt alles. Und das wird genannt 'die Grundlegung der Welt'.  Und von dort an schafft Gott, ja, ab 1. Mose 1: Im Anfang schuf Gott den Himmel [das Weltall] und die Erde. Und dann geht es weiter in den nächsten Versen. Darum sagt er: Die Werke sind von Grundlegung der Welt an geworden, hat Gott gehandelt. Aber dann, am siebten Tag, hat er nicht mehr gehandelt. Das war der Sabbat. Und jetzt ganz wichtig: Der Sabbat heißt 'Ruhetag' korrekt, aber das Verb, von dem Sabbat abgeleitet ist, heißt eigentlich 'stoppen/aufhören' und dann auch 'ruhen'. Der Sabbat ist nicht, dass Gott müde geworden wäre, sondern Sabbat bedeutet, dass Gott aufgehört hat zu erschaffen. Aber er hat sich dann gefreut an seinen Werken, ja. Und das war Gottes Ruhe. Jetzt möchte der Hebräerbrief erklären, wenn Gott sagt 'meine Ruhe'. Wir verstehen etwas, wenn wir eben über den siebten Schöpfungstag nachdenken, das ist Gottes Ruhe. Und in diese Ruhe, die Gott damals gehabt hat am siebten Tag, in diese Art von Ruhe gehen wir ein als Gläubige, wenn wir das Ziel, das himmlische Ziel, erreichen. Und darum wird dann zitiert: Und Gott ruhte am siebten Tag von allen seinen Werken.

Bevor ich weitergehe, mache ich noch einen kleinen Exkurs. Es ist eigentlich interessant dieser Ausdruck 'Grundlegung der Welt', was also hinweist auf 1. Mose 1, 1. Ich schlage mal auf in Lukas 11, dort kommt dieser Ausdruck 'Grundlegung der Welt' auch vor. Und dort sagt der Herr Jesus, dass einmal all das Blut, das im AT von 1. Mose 4 bis 2. Chronika – in der hebräischen Bibel das letzte Buch in den Ketuvim – vergossen worden ist, das wird von Gott einmal von dieser Generation, die den Messias verwirft, gefordert werden. Aber jetzt schauen wir mal, wie das beschrieben ist dort Lukas 11 Vers 49:

49 Darum hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und etliche von ihnen werden sie töten und vertreiben, 50 auf dass das Blut aller Propheten, welches von Grundlegung der Welt an vergossen worden ist, von diesem Geschlecht gefordert werde: 51 von dem Blut Abels bis zu dem Blut Zacharias, welcher umkam zwischen dem Altar und dem Haus [dem Tempelhaus];

Dieser Mord an Zacharias zwischen Altar und Tempelhaus wird beschrieben 2. Chronika, im letzten Buch der hebräischen Bibel. Also der Mord an Abel im ersten Buch der Bibel bis zum letzten Buch der Bibel. Alles wird einmal von Israels Generation damals gefordert werden. Aber warum ich das anführe, hier wird gesagt: alles Blut, das von Grundlegung der Welt an vergossen worden ist von Abel an. Das heißt also: Dieser Mord an Abel in 1. Mose 4, der wurde begangen in der Epoche, die die Bibel nennt 'die Grundlegung der Welt'. Jetzt hat das Konsequenzen.

Es gibt Leute, die sagen: Nein, 1. Mose 1, 1 das ist nicht der erste Tag der Schöpfung, sondern da war eben die Schöpfung und dann vergingen Millionen und Milliarden von Jahren und erst dann kommt dieser Vers 'und Gott sprach: Es werde Licht! Und dann kommt das 6-Tage-Werk. Also diese Millionen und Milliarden Jahre der Evolution das ist nicht etwas Unbiblisches, das ist absolut biblisch. Ja, aber dann könnte man schon nicht gut sagen, dass Abel eben zur Zeit der Grundlegung der Welt ermordet worden war, wenn da noch ein paar Milliarden – sagen wir mal 13, 7 Milliarden, auf ein paar Wochen kommt's ja auch nicht an, – dazwischen liegen würden, nicht wahr. Da kann man nicht sagen, das Blut von Grundlegung der Welt an. Nein, aber das ist verständlich, wenn wir jetzt sehen, das war eine Schöpfungswoche und dann kam der Sündenfall, und zwar so bald, dass Eva gar nie schwanger geworden war vor dem Sündenfall. Nicht wahr. Ich meine, das mit dem schwanger werden, das kann sehr, sehr schnell gehen, ja. Und Gott hat ja gesagt 'seid fruchtbar und mehret euch' am sechsten Tag. Da haben sie nicht jahrzehntelang gewartet. Ja, das ist schon ein Problem, wenn man heiratet und schon von Anfang an denkt, ja wir wollen noch jahrelang keine Kinder. Ja, aber ich will nur sagen, das war jetzt nur so ein Nebensatz.

Es ging mir darum: Eben sieben Tage, dann offensichtlich schon bald der Sündenfall und dann bekommen Adam und Eva Kinder, Kain und Abel. Und da sind auch Jahre vergangen und Kain bringt seinen Bruder Abel um. Aber es ist immer noch die Epoche der Grundlegung der Welt. Das war nicht Tausende von Jahre später, sondern eben noch in dieser Epoche. Also von Grundlegung der Welt an, das ist die Epoche von Kain. Und das ist übrigens auch die Epoche des siebten Tages. Ja, die Werke waren geworden von Grundlegung der Welt an und dann am siebten Tag hat Gott aufgehört zu schaffen.

Übrigens sehr wichtig, dass Gott gestoppt hat zu schaffen. In der Physik besagt der zweite thermodynamische Hauptsatz, der sehr grundlegend ist für Naturwissenschaft: Die Summe der Energie im geschlossenen System ist immer gleich. Energie kann umgewandelt werden, aber nicht vernichtet werden. Und es entsteht auch keine neue Energie. Und darum geht man in der Naturwissenschaft davon, dass nicht plötzlich aus dem Nichts neue Energie entsteht. Der Ausdruck von den 'erneuerbaren Energien' ist sehr sehr gefährlich, das kann man nämlich ganz unwissenschaftlich verstehen. Es gibt keine Energie, die neu entsteht, es gibt nur die, die es gibt. Aber von irgendwo muss ja die Energie mal kommen. Natürlich, Gott hat geschaffen, und zwar Tag eins bis sechs und am siebten Tag hat er aufgehört. Und das ist der Grund, warum man diesen Satz formulieren kann, den Energiesatz. Übrigens ich hatte gesagt der zweite thermodynamische Hauptsatz, das ist natürlich der erste thermodynamische Hauptsatz. Verzeihung. Der zweite ist dann der Entropie­satz. Aber der erste ist eben so wichtig und der zweite ist dann auch ganz wichtig. Der erste ist so wichtig: Es entsteht keine neue Energie. Das heißt im Klartext: Gott schafft heute nicht mehr. Das ist das Normale, dass Gott nicht plötzlich nochmals neue Energie schafft. Er kann das und in Ausnahmefällen hat er das getan, aber normalerweise als Gesetz kann man formulieren: Wir beobachten das nicht, die Summe der Energie bleibt immer dieselbe. Das ist, weil Gott gestoppt hat am siebten Tag. Aber in den ersten sechs Tagen der Schöpfung galt dieses Gesetz noch nicht.

Wir gehen weiter Vers 5:

5 Und an dieser Stelle wiederum: „Wenn sie in meine Ruhe eingehen werden!“

Also mit anderen Worten: Sie werden nicht in meine Ruhe eingehen, ganz sicher. Ich verbürge das.

6 Weil nun übrig bleibt, dass einige in sie eingehen und die, denen zuerst die gute Botschaft verkündigt worden ist, des Ungehorsams
wegen nicht eingegangen sind,
7 so bestimmt er wiederum einen gewissen Tag: „Heute“, in David nach so langer Zeit sagend,

Interessant, David hatte seinen Psalm viel viel später geschrieben, Jahrhun­derte später nach der Wüstenwanderung. Und plötzlich sprich er wieder davon

7 … „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“

Also er sagt: Dass mit dieser Ruhe, das gilt nicht nur für die Generation aus der Wüstenwanderung, sondern das gilt auch für Menschen aus späteren Zeiten. Und darum sagt er: Seht ihr, Psalm 95 hat auch seine Bedeutung für uns, nicht nur für die Israeliten damals. Also Jahrhunderte später zu David nach so langer Zeit sagt er das immer noch: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört.“ Dieses 'heute' ist aktuell. Und darum wird das im Hebräerbrief wieder aufgenommen. Und auch jetzt ist das aktuell.

7 … wie vorhin gesagt worden ist: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“

Jetzt kommt eine interessante Schlussfolgerung:

8 Denn wenn Josua sie zur Ruhe gebracht hätte, so würde er danach nicht von einem anderen Tag geredet haben.

Jetzt wird hier erklärt: Die Israeliten sind gefallen in der Wüste wegen Unglaubens. Aber Josua und Kaleb die gingen ins Land hinein und auch die zweite Generation, ja, aus der Wüstenwanderung, die gingen alle ins Land hinein. Aber die hatten Kriege dort. Und es gab dann schon eine Beruhigung und Gott hat sein Wort erfüllt. Aber richtig zur Ruhe kam das Volk Israel auch nicht im Land. Denn es blieb immer ein Überrest der Kanaaniter lebend im Land und so war ständig dieser Stachel der Unruhe da. Also jetzt sagt hier Paulus: Josua hat sie noch nicht in diese Ruhe, die da verheißen ist, wirklich hineingeführt. Es ist etwas noch Zukünftiges. Denn sonst hätte er ja nicht sehr viel später nach Josua, nämlich durch David, wieder gesagt: „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht.“ Also es gibt immer noch diese zukünftige Verheißung, in die Ruhe hineinzugehen. Und jetzt kommt ein goldener Vers, den man so besonders anstreichen kann. Goldig sind alle, aber eben man kann ja nicht alle gleich anstreichen in der Bibel. Vers 9:

9 Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig.

 

Es gibt noch als etwas Zukünftiges diese Verheißung, dass wir als Gläubige einmal in die Ruhe Gottes in der himmlischen Herrlichkeit eingehen werden. Und das macht jetzt den Hebräern klar: Das ist ein Hoffnung, die vor euch liegt und jetzt müsst ihr schauen, dass ihr dieses Ziel erreicht. Und die, die noch nicht wirklich bekehrt sind, die müssen heute hören, ihr Herz nicht verhärten, sonst könnte es sein, dass sie diese künftige Ruhe im Himmel nicht erreichen werden. Ja, das ist eine zukünftige Sabbatruhe im Himmel. Die Gemeinde hat kein Gebot bekommen im NT zur Sabbatruhe. Das war das Zeichen des Bundes mit Israel 2. Mose 31. Das NT gibt kein Sabbatgebot für die Gemeinde. Aber die Gemeinde hat die Verheißung für einen Sabbat im Himmel. Dann werden wir wirklich zur Ruhe kommen. Und jetzt etwas ganz Schönes zum Schluss Offenbarung 15 Vers 2. Johannes ist im Himmel und sieht das Waschbecken vor dem himmlischen Tempel, das schon im Salomotempel 'Meer' genannt wird. Und dort im inneren Vorhof sieht er die Überwinder als Märtyrer im Himmel. Und die singen im Tempel:

2 Und ich sah wie ein gläsernes Meer, mit Feuer gemischt, und die Überwinder über das Tier und über sein Bild und über die Zahl seines Namens an dem gläsernen Meer stehen, und sie hatten Harfen Gottes. 3 Und sie singen das Lied Moses, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes und sagen: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, Gott, Allmächtiger, gerecht und wahrhaftig deine Wege, o König der Nationen! 4 Wer sollte nicht dich, Herr, fürchten und deinen Namen verherrlichen? Denn du allein bist heilig; denn alle Nationen werden kommen und vor dir anbeten, denn deine gerechten Taten sind offenbar geworden.

Das ist eine Sicht in den Himmel von zukünftigen Gläubigen nach der Entrückung der Gemeinde. Die werden sich dem kommenden Diktator, dem Tier aus dem Meer, nicht beugen, sein Bild nicht anbeten und die werden auch die Zahl 666 nicht an ihrer Hand annehmen, obwohl sie dann wirtschaftlich ruiniert sein werden. Sie werden sterben. Dann gehen sie in den Himmel. Was machen sie dort? Klagen und weinen? Nein, singen mit den Musikinstrumenten Gottes im Himmel, Harfen Gottes. Was singen sie? Sie singen das Lied Moses und das Lied des Lammes. Johannes kannte das natürlich alles vom zweiten Tempel her. Nicht wahr, an normalen Tagen, nicht an großen Festtagen, da haben die Sänger im Tempel im innersten Vorhof eben in der Nähe vom Waschbecken beim Altar gesungen. Und immer am Sabbat sang man aus 2. Mose 15 das Lied nach dem Passahlamm und dem Auszug aus Ägypten und der Durchquerung des Roten Meeres – das war das Lied des Lammes – und das Lied Moses, das ist 5. Mose 32. Das hat Mose Israel beigebracht am Ende der 40 Jahre Wüstenwanderung. Also da haben wir ein Lied vom Anfang der Wüstenwanderung und vom Ende der Wüstenwanderung, als sie beim Ziel waren. Und aus diesen Kapiteln hat man immer gesungen im Tempel am Sabbat. Also Johannes hat sofort verstanden: Oh, Sabbat im Himmel! Jawoll, das ist die Sabbatruhe. Diese Überwinder die werden dann singen. Die sind nicht passiv. Die beten an, spielen diese Instrumente Gottes, aber die haben jetzt Ruhe. Die haben das Tier überwunden, sein Bild, die Zahl. Nicht wahr, heute frägt man sich manchmal: Oh, immer wieder Probleme und nie hört's auf und dann kommen wieder neue Dinge. Und dann gibt der Herr uns auch zwischendurch Ruhe. Und dann plötzlich kommen wieder Sorgen und Probleme. Wieder etwas Ruhe. Aber irgendwie merken wir, wir kommen nie völlig zur Ruhe hier auf der Erde. Ja, die Sabbatruhe im Himmel. Und Sabbat­ruhe heißt: Einmal kommt die Zeit, wo kein Druck mehr da ist, keine Versuchung, kein 'ach wie kann ich das überwinden?' Das ist die Sabbatruhe, nicht Passivität und so eben vernebelt auf einer Wolke Posaune blasen. Nein. Aber all der Druck weg. Und so ist das eine wunderbare Illustration, was das bedeutet in Hebräer 4 Vers 9:

9 Also bleibt eine Sabbatruhe dem Volk Gottes übrig.

Darauf können wir uns freuen. Die Zeit kommt, wo all der Druck, all die Sorgen, all die Nöte, all die Tränen, all die Schlaflosigkeit in der Nacht – alles vorbei. Aber eben dieses Ziel müssen wir alle unbedingt erreichen. Und darum sagt Vers 10:

10 Denn wer in seine Ruhe [in Gottes Ruhe] eingegangen ist, der ist auch selbst zur Ruhe gelangt von seinen Werken, wie Gott von seinen eigenen.

Das wird der Moment sein, wo wir auf unser Lebenswerk zurückblicken können, alles abgeschlossen. Es kommt die Zeit, wo dieses Werk hier auf der Erde abgeschlossen ist und wir kommen zur Ruhe, so wie Gott damals nach den 6 Tagen der Schöpfung zur Ruhe gekommen ist. Und jetzt, der Lehrer sagt Vers 11:

11 Lasst uns nun Fleiß anwenden, in jene Ruhe einzugehen, damit nicht jemand nach demselben Beispiel des Ungehorsams falle.

Also der Lehrer macht Mut. Jetzt müssen wir wirklich alles daran setzen, dass die, die eben noch nicht wirklich bekehrt sind, ganz durchdringen, Fleiß anwenden, dass wir wirklich in diese Ruhe eingehen und damit wir nicht den Israeliten gleichen, die in der Wüste wegen Unglauben gefallen sind und das Ziel nicht erreicht haben. Vers 12:

12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens;

Das Wort Gottes dringt in die tiefsten Tiefen der menschlichen Person ein, Geist und Seele wird durchdrungen. Übrigens dieser Vers sagt nicht, wie viele behauptet haben, dieses Schwert teilt zwischen Seele und Geist, sondern es teilt, durchdringt alles Seele und Geist. Aber alles wird wie ein Operations­messer durchgezogen, geht durch die Seele hindurch, geht durch den Geist hindurch. Es gibt keine verborgenen Stellen, wo das Wort Gottes nicht eindringen könnte. Und darum wird das mit den Operationsbegriffen weitergeführt: sowohl der Gelenke, ja, wo das Operationsmesser durchgeht, als auch des Markes im Rücken. Das Wort Gottes ist scharf. Die ganze Person wird durchdrungen. Es geht bis in die tiefsten Fasern unseres Seins und unserer Person hindurch. So ist Gottes Wort. Es ist ein Beurteiler der Gedanken und Überlegungen des Herzens. Und dann wird grundsätzlich gesagt:

13 und kein Geschöpf ist vor ihm [vor Gott] unsichtbar, sondern alles ist bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben.

Also hier wird den Hebräern gesagt: Das Wort Gottes, das kann bei euch eindringen und das Innerste in euren Herzen, das wir Menschen von außen nicht sehen, das Wort Gottes kann aber eben eindringen und diese Dinge sind vor Gott offenbar, wo nun jeder steht. Und dann kommt der Trost Vers 14:

14 Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der durch die Himmel gegangen ist, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns das Bekenntnis festhalten;

Also wir sind auf der Wüstenwanderung, aber wir haben im Himmel den Herrn Jesus als Hohenpriester und er ist die Garantie, dass wir das Ziel erreichen. Und er ist eben die Hilfe, dass wir das Glaubensbekenntnis lebendig bis zum Ende festhalten und nicht vom Glauben abfallen. Das ist unser Trost, dass es nicht von uns abhängt, sondern dass wir ihn haben, der für uns betet, damit unser Glaube nicht aufhöre. Das ist der Gedanke dahinter. Und hier wird er genannt nicht nur Hoherpriester. Auf Hebräisch heißt Hoherpriester 'kohen gadol' – 'Priester großer'. Und sieht man, hier wird er genannt 'einen großen Hohenpriester'. Der große Priester wird nochmals überhöht, ein großer großer Priester im Gegensatz zu den Priestern, Hohenpriestern, im AT. Jesus der Sohn Gottes, also er kann uns die Kraft geben. Und Vers 15 erklärt:

15 denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten, sondern der in allem versucht worden ist in gleicher Weise wie wir, ausgenommen die Sünde.

Also der Herr Jesus kann genau mitfühlen mit all dem Druck und all diesen Nöten, die wir erleben im Leben. Er ist in allem versucht worden, in gleicher Weise wie wir. Allerdings nie von innen heraus durch die böse Natur. Ausgenommen die Sünde, damit hat er nichts zu tun. Aber er wurde auch von Satan versucht. Und die Versuchung, der Druck von außen von der Welt, das hat er alles miterlebt. Und der Herr Jesus wüsste ja ganz genau, was wir empfinden und wie schwer das ist für uns, das Leben, weil er Gott ist. Aber er weiß es doppelt, weil er ein wirklicher Mensch geworden ist und das alles auch erlebt hat. Was es heißt, von Menschen abgelehnt zu werden, gehasst zu werden, verfolgt zu werden, ausgelacht zu werden, nicht verstanden zu werden, sogar von Freunden verlassen zu werden. Er hat alles erlebt und darum kann er eben nicht nur aus Allwissenheit sondern auch, weil er's erlebt hat, Mitleid haben mit uns. Aber ganz wichtig: Er sagt 'Mitleid mit unseren Schwachheiten'. Im Hebräerbrief sind Schwachheiten nie Sünden, sondern Schwachheiten sind Schwachheiten, eben dass wir z.B. müde sind und irgendwie unsere Grenzen, unser Unvermögen spüren. All das nennt die Bibel 'Schwachheiten'. Aber Schwachheiten sind ja oft für uns ein Wegbereiter für Sünde. Schwachheit ist keine Sünde, aber Schwachheit kann Anlass werden zu Sünde. Darum, wenn man übermüdet ist, wird man schneller aggressiv. Ja, wir kennen das alles. Übermüdet sein ist keine Sünde, das ist Schwachheit. Aber aufgepasst. Aber der Herr hat Mitleid mit unseren Schwachheiten, aber nicht mit unseren Sünden. Und dann Vers 16:

16 Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zur  rechtzeitigen Hilfe.

Wieder, der Lehrer sagt nicht 'macht!', sondern 'lasst uns'. Er macht Mut: Lasst uns mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade. Der Thron der Gnade ist die Bundeslade. Aber nach Psalm 89 ist die Bundeslade eigentlich der Gerichtsthron Gottes. Gerechtigkeit und Gericht sind deines Thrones Grund­feste, steht dort. Aber seitdem der Herr Jesus mit seinem eigenen Blut, wie Hebräer 9 sagt, vor Gott erschienen ist und sein Blut auf die himmlische Bundeslade gesprengt hat, ist der Gerichtsthron Gottes im Himmel, die Bundeslade, die ausdrücklich erwähnt wird in Offenbarung 11 Vers 19, ist zum Gnadenthron geworden. Und wir haben jetzt schon eben durchs Gebet den Zugang in die unmittelbare Gegenwart Gottes. Körperlich können wir noch nicht in den Himmel hineingehen, aber im Gebet können wir so vor Gott treten und das ist hinzutreten zur Bundeslade, weil der Scheidevorhang zerrissen ist. Für uns ist der Zugang dorthin offen. Und wir müssen im Gebet dorthin kommen, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade zur rechtzeitigen Hilfe. Also es ist an uns, die Hilfe Gottes abzuholen, indem wir ihn suchen im Gebet. Und wenn wir versagen, können wir nicht sagen, Gott hat uns zu wenig geholfen. Nein, wir müssen gehen, die Gnade dort in Empfang nehmen, damit wir rechtzeitig Hilfe bekommen auf diesem schwierigen, gefährlichen Weg durch die Wüste.

Ja und nun wollen wir noch zusammen beten zum Schluss.

 

Herr Jesus, wir danken dir für diesen wunderbaren Hebräerbrief und danke, dass wir deine Herrlichkeit darin finden, und auch Anweisungen, wie wir mit deiner Hilfe und deiner Barmherzigkeit durch die Schwierigkeiten des Lebens, durch diese gefährliche Wüstenreise hindurchkommen bis zum Ziel. Und wir beten auch für uns alle, du siehst, wer unter uns noch nicht wirklich Frieden mit Gott hat, noch nicht wirklich wiedergeboren ist. Und da bitten wir dich, dass du Gnade schenkst, um dieses 'heute' in Anspruch zu nehmen, heute durchzudringen und so die Sicherheit des Heils zu bekommen. Wir danken dir für diesen ganzen Tag und für all die Gnade, die du uns geschenkt hast und dass deine gute Hand, die gute Hand unseres Gottes, über uns war. Amen.

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament