Die 5 Bücher Moses - Teil 3/5

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelseminar 07.03.1998

 

 

Es sind einige neu da heute Nachmittag und darum mache ich eine ganz kurze Zusammenfassung von dem, was wir heute Vormittag gesehen haben. Wir haben uns anfangs mit der Einteilung der Bibel beschäftigt und gesehen, dass der Herr Jesus, ganz in Übereinstimmung mit dem Judentum seine Zeit, das Alte Testament in drei Teile eingeteilt hat: In das Gesetz, die Propheten und die Schriften oder Psalmen. Dann haben wir im Johannesevangelium 14-16 gefunden, wie der Herr Jesus in den Ankündigungen des Kommens des Heiligen Geistes, auch hingewiesen hat auf die Inspiration des Neuen Testaments. Und da findet man eine Einteilung in vier Abschnitte, so dass wir zusammen für die ganze Bibel eigentlich ein Buch aus sieben Teilen vorfinden. Psalm 7 weist auf die Vollkommenheit hin. Was uns dabei deutlich geworden ist, das Gesetz Mose, die fünf Bücher Mose, bilden den ersten Teil und damit die Grundlage überhaupt der Offenbarung Gottes in der Schrift. Wir haben uns dann dem 1. Buch Mose zugewandt, und wir sehen, dass im Judentum der Titel des Buches immer aus dem ersten Vers genommen wird, und darum heißt es im Hebräischen einfach bere’schijt, im Anfang. Das ist das Buch der Anfänge und der Ursprünge. Wir haben gesehen, dass das Buch mit dem Menschen als eine lebendige Seele beginnt, in der Weite des Gartens von Eden, in der Heimat, in Gemeinschaft mit Gott. Und der letzte Vers des gleichen Buches endet mit einem Gegensatz, wie er krasser nicht sein könnte. Wir finden dort eine Leiche in der Enge eines Sarges in der Fremde in Ägypten, im Land der Götzendiener. Wie ist alles so gekommen? Durch die Katastrophe von 1. Mose 3. Der historische Südenfall des Menschen hat alles verdorben. So beginnt also das 1. Buch Mose mit der Herrlichkeit Gottes in der Schöpfung und endet mit Tod und Verderben in der Fremde. Dort setzt das 2. Buch Mose an. Es beginnt nämlich mit einem Volk in der Fremde unter dem Wehe des Todes. Und dieses Volk wird von Gott befreit, nach Hause geführt, denn das 2. Buch Mose endet mit der Stiftshütte, die Herrlichkeit Gottes erscheint und erfüllt das Haus, ganz am Ende in Kapitel 40. Und so endet dieses Buch mit Gottes Herrlichkeit. Da, wo das 1. Buch begonnen hat, endet das 2. Buch Mose. Der große Wendepunkt war 2. Mose 12, das Blut des Passahopfers. Wir haben gesehen, wie durch das Blut des Lammes, alles gewendet und gut gemacht wird, wie der Mensch aus der Entfremdung nach Hause kehren kann.

Und jetzt kommen wir zum 3. Buch Mose. Das 3. Buch Mose beginnt mit vajjikra auf Hebräisch, was bedeutet: Und er rief. Wir schlagen kurz auf 3. Mose 1, 1. Vielleicht fragt man sich auch: Ist das ein treffender Titel für das 3. Buch Mose? Aber wenn wir uns näher beschäftigen mit diesem Buch: Worum geht es eigentlich? Wir finden jetzt im 3. Buch Mose ein erlöstes Volk. Das 3. Buch Mose setzt da an, wo das 2. Buch Mose aufhört. Die Stiftshütte ist aufgerichtet, die Herrlichkeit Gottes hat das Zelt erfüllt, ein Volk ist bereit gemacht, um Gott zu dienen. Jetzt kommt, und er rief. Normalerweise heißt es immer, und Gott sprach oder, und Gott redete. Hier heißt es: Gott ruft. Das ist ungewöhnlich und das soll unsere Aufmerksamkeit besonders auf sich lenken. Was ruft Gott? Wir lesen: „Und der HERR rief Mose, und er redete zu ihm aus dem Zelt der Zusammenkunft und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ein Mensch von euch dem HERRN eine Opfergabe darbringen will, so sollt ihr vom Vieh, vom Rind- und Kleinvieh, eure Opfergabe darbringen.“

Also was wir hier haben, ist Gottes Ruf zur Anbetung. Gottes Ruf an den Menschen hinzuzutreten und seine Herrlichkeit im Opfer zu betrachten. Wir könnten über das 3. Buch Mose als Titel setzen, Johannes 17, 24. Im Gebet des Herrn vor seiner Kreuzigung heißt es dort: „Vater, ich will, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast, denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.“ Also die, welche du mir gegeben hast, das ist das erlöste Volk, das nach Hause gekehrt ist. Und das Ziel davon ist, auf dass sie meine Herrlichkeit schauen. Das ist das Ziel der Erlösung hier. In diesem Gebet geht es natürlich auf die Zukunft hin, das ist klar, aber im Prinzip hat das Gleiche schon heute Bedeutung. Es ist der Wunsch des Sohnes Gottes, dass das erlöste Volk seine Herrlichkeit sieht. Und so finden wir in den ersten sieben Kapiteln des 3. Buches Mose die Beschreibung der verschiedenen Opfer, die verschiedene Seiten des Opfers von Golgatha vorstellen. So ist es also Gottes Ruf an die Erlösten, ihm zu begegnen, ihn anzuschauen, und das in Absonderung von aller Art des Bösen. Es fällt auf, wenn man mit einem Computer durch das Buch geht und mal auszählt, wie oft heiligen, heilig, Heiligtum, Allerheiligstes und so weiter vorkommt, nämlich etwa 150 Mal. Also dieses Buch mit seinen 27 Kapiteln ist förmlich charakterisiert durch dieses Wort. Und was heißt heilig? Heilig heißt, zur Seite gestellt für Gott. Eben, dass die, welche du mir gegeben hast, auch bei mir seien, wo ich bin. Und das Ziel: seine Herrlichkeit anschauen.

Wir werden dann nachher noch ein bisschen ausführlicher auf die Opfer eingehen, deshalb können wir jetzt gleich mal einen Sprung machen zum 4. Buch Mose. Es geht darum die Zusammenhänge zu sehen zwischen den einzelnen Büchern. Vielleicht wäre es gut, noch diese Stelle aus 1. Petrus 1, 13-17 zu lesen, weil sie auch das 3. Buch Mose neutestamentlich schön umschreibt: „Deshalb umgürtet die Lenden eurer Gesinnung, – So musste man ja umgürtet sein beim Passah, im 2. Buch Mose. – seid nüchtern und hoffet völlig auf die Gnade, die euch gebracht wird bei der Offenbarung Jesu Christi; als Kinder des Gehorsams bildet euch nicht nach den vorigen Lüsten in eurer Unwissenheit, – so wie damals in Ägypten – sondern wie der, welcher euch berufen hat, heilig ist, seid auch ihr heilig in allem Wandel; denn es steht geschrieben: – jetzt kommt ein Zitat aus 3. Mose 11, 45 – Seid heilig, denn ich bin heilig. Und wenn ihr den als Vater anruft, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeden Werk, so wandelt die Zeit eurer Fremdlingsschaft in Furcht.“ Also dieser Aufruf zur Heiligkeit, berufen, heilig zu wandeln, das ist genau die Botschaft des 3. Buches Mose. Sie richtet sich an erlöste Menschen, heimgekehrte Menschen.

Und nun zu 4. Mose 1, 1: „Und der HERR redete zu Mose in der Wüste Sinai im Zelt der Zusammenkunft, am Ersten des zweiten Monats, im zweiten Jahr nach ihrem Auszug aus dem Land Ägypten und sprach:“ Im Judentum hat man den Ausdruck «in der Wüste» als Titel genommen und darum nennt man dieses Buch bemidbar. Also wenn man in einer jüdischen Gemeinde in Israel über 4. Mose predigt, dann sagt man: Jetzt schlagen wir auf im Buch bemidbar, Kapitel 1, Vers 1. Und jeder weiß, was damit gemeint ist, nämlich das 4. Buch Mose, in der Wüste. Und da sehen wir wiederum, wie treffend dieser Name ist, denn das 4. Buch Mose beschreibt ja die Wüstenwanderung. Es ist das Buch der Wüstenwanderung, ein besserer Titel also als einfach Numeri, Zählung, wie die lateinische Bibel es betitelt hat. Es geht da nicht einfach um Volkszählungen, sondern es geht um den Wandel eines erlösten Volkes durch die Wüste. Zum Titel des Buches lesen wir Epheser 4, 1-3: „Ich ermahne euch nun, ich, der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Langmut, einander ertragend in Liebe, euch befleißigend, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Bande des Friedens.“

Jetzt merken wir, die Erlösten werden hier aufgerufen zu wandeln. Aber wie? Würdig der Berufung! Wir verstehen nun, warum das 4. Buch Mose auf das Dritte folgen muss. Zuerst Gottes Ruf zum Hinzutreten und das gibt den Maßstab für den Wandel, für die Lebensführung in der Welt. Also das 4. Buch Mose mit dem Wandel durch die Wüste muss auf das Buch vajjikra, und er rief, folgen. Das ist absolut folgerichtig und logisch. Und es zeigt uns, der Wandel wird immer an der Höhe der Berufung Gottes gemessen. Die Würde, die im 3. Buch Mose den Erlösten verliehen wird, verpflichtet für die Nachfolge. Also das französische Sprichwort noblesse oblige, Würde verpflichtet, gehört zum ABC des Christseins. Und so wird uns im 4. Buch Mose gezeigt, als Buch des Wandels in einer Welt voll ungünstiger Bedingungen, wie wir durchs Leben gehen sollen.

Aber dazu noch ein zweiter Vers als Titel über das 4. Buch Mose, nämlich Jakobus 3, 1: „Seid nicht viele Lehrer, meine Brüder, da ihr wisst, dass wir ein schwereres Urteil empfangen werden, denn wir alle straucheln oft.“ Und das ist genau, was wir im 4. Buch Mose sehen. Ein Volk, das dauernd fällt. Also einerseits sehen wir, dass die Würde der göttlichen Berufung im 3. Buch Mose zu einem würdigen Wandel mit Gott verpflichtet, aber andererseits zeigt das 4. Buch Mose uns über große Teile hinweg, Gottes Treue und Israels Untreue. Und daran sehen wir irgendwie, wie realistisch Gottes Wort ist. Es wird nicht einfach ein Idealbild gemalt vom Volk Gottes. Wenn wir bedenken, was wir gefunden haben im 2. und 3. Mosebuch bis jetzt, diese gewaltige Höhe, der Reichtum der Erlösung, die Heimführung aus der Entfremdung und dann diese Frustration des 4. Buches Mose. So viel Undankbarkeit, so viel Straucheln, so viel Fallen, so viel Murren, so viel Auflehnung, so viel Rebellion. Aber das ist genau das, was wir in den 2000 Jahren der Kirchengeschichte sehen. Das Bild ist ja auch so krass, im Gegensatz dazu, was wir in den Evangelien finden, wo wir die Erlösung von Golgatha beschrieben finden. Und was wir finden in den übrigen Büchern des Neuen Testaments, der Reichtum der Erlösung, Und dann eine solche Geschichte der Kirche bis zum heutigen Tag. Und dann die Geschichte von unserem persönlichen Leben.

Aber Gott ist realistisch und sein Wort zeigt uns so, wie wir sind. Aber wir dürfen eines nicht vergessen, die ersten zehn Kapitel im 4. Buch Mose handeln noch nicht von der Wüstenwanderung. Das beginnt erst ab Kapitel 10 eigentlich, aber auch erst in der zweiten Hälfte, da beginnt erst so die Wüstenwanderung. Was sind die ersten zehn Kapitel? Sie zeigen Gottes Hilfsmittel für eine erfolgreiche Reise. Also es würde sich lohnen, bei einem detaillierteren Studium des 4. Buches Mose gerade die ersten zehn Kapitel darauf hin zu untersuchen, was Gott alles für Anweisungen gibt, um eben die Wüstenwanderung mit all ihren Gefahren zu unterstützen und zu fördern. Ich möchte zum Beispiel erwähnen, so herausgegriffen, 4. Mose 6, der Priestersegen. Verse 22-27: „Und der HERR redete zu Mose und sprach: Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr die Kinder Israel segnen; sprecht zu ihnen: der HERR segne dich und behüte dich! Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig! Der Herr erhebe sein Angesicht und gebe dir Frieden! Und so sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen, und ich werde sie segnen.“

Also den Priestersegen, hier eingesetzt, sollten die Priester immer und immer wieder in der Stiftshütte sprechen, später auch im Tempel, für das Volk. Gottes Einrichtung um ein Volk, das so leicht zu Fall kommt, aufzurichten und weiterzuführen. Was brauchen wir mehr als: der Herr segne dich und behüte dich. Das ist doch genau, was wir brauchen in unserem Leben durch die Welt. Und wenn ich sage, unser Leben durch die Welt, gesehen als eine Wüste, ist auch folgendes noch wichtig. Oft denkt man, wenn man über die Wüstenwanderung der Gläubigen spricht, dass die Wüste eben Wüste ist, und dass das Leben uns eigentlich gar nichts zu bieten hat. Aber das ist ein bisschen irreführend. Die Wüste Sinai ist nichts Wüstes. Eine Reise durch den Sinai ist ein gewaltiges Erlebnis. Da sieht man die Macht und Herrlichkeit Gottes, diese gewaltigen Gebirgszüge. Das ist wirklich ein Erlebnis, das wünsche ich jedem. Und so ist die Reise durch die Welt nicht einfach etwas, das uns gar nichts mehr zu bieten hat, sondern wir sehen in unserer Reise durch diese Welt sehen wir Gottes Macht und Größe in seiner Schöpfung. Mit Welt meine ich jetzt nicht die Herrschaft Satans, sondern das, was wir sehen auf unserer Reise durch die Welt, Gottes Macht, Gottes Größe und Herrlichkeit in seinen Werken. Aber auf der anderen Seite muss man betonen, dass die Wüste Sinai ungeheuer gefährlich ist.

So als Anekdote eine Geschichte von Bruder Nofel, ein Bekannter von mir in Israel, jetzt schon über 80 Jahre alt. Er ist aufgewachsen in einer armen drusischen Familie in Syrien. Und dann wollte er das Glück machen in Europa, um zu Geld zu kommen. Da dachte er: Ich gehe jetzt hinunter nach Palästina, dann nach Nordafrika und dort wo es ganz eng ist, gehe ich dann nach Europa und dort mache ich das Glück. Ist er also nach Palästina hinuntergelaufen damals. Dort hat er zwei Männer gefunden, die mit ihm durch den Sinai gehen wollten. Die zwei sind verdurstet, Bruder Nofel – damals war er noch kein Bruder – ist durch den Sinai nach Ägypten gekommen. Dort trifft er die Alliierten an und die sagen ihm: Was möchtest du da? Sagt er: Ja, ich möchte nach Europa. Sagen sie: Da kannst du nicht durch. Es ist Weltkrieg. Ach so. Dann machte er einen Umweg nach Schwarzafrika, um dann eben noch mal an die enge Stelle dort zu kommen. Tja, auf dieser weiteren Reise hat er sich dann bekehrt. Das wäre für sich noch interessant. Aber nur so ein bisschen, um zu illustrieren, die Wüste Sinai, ein gewaltiges Erlebnis, aber ungemein gefährlich.

Und so ist das Leben mit dem Herrn durch diese Welt, ein gewaltiges Erlebnis. Wir sehen Gottes Größe und Macht, nicht nur in der Natur, sondern auch in dem, wie er uns führt. Schritt auf Tritt, wenn wir die Augen offen haben und Sprüche 3 wirklich beherzigen, erkenne ihn auf allen deinen Wegen, und er wird gerade machen deine Pfade. Aber es ist doch eine sehr gefährliche Sache, das Leben. Es gibt so viele Dinge, die uns von dem Herrn wegbringen können. Und so brauchen wir eben all diese Vorbereitungen aus 4. Mose 1-10. Und vor allem eben auch den Priestersegen. Der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten und sei dir gnädig. Das ist ja etwas Gewaltiges. Was bedeutet das? Im Orient ist die Körpersprache so, wenn jemand kommt und um etwas bittet und man will ihm nichts geben, was macht man dann? Dann schaut man zur Seite. Dann weiß er, was los ist. Und hier steht: Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Das heißt, der Herr möge auf deine Bitten, auf die Bitten deines Herzens eingehen. Das ist doch gewaltig. Und nicht nur einfach, er soll auf uns blicken, also er lege sein Angesicht auf dich, sondern er lasse sein Angesicht leuchten. Habt ihr das schon einmal erlebt? Jemand kommt zu einem anderen und will ihm eine Freude machen. Er hat beide Hände hinter dem Rücken und das Gesicht strahlt. Und das ist es, was wir hier haben. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten. So will Gott auf uns blicken. Und er sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Und die Verheißung ist gegeben: So sollen sie meinen Namen auf die Kinder Israel legen und ich werde sie segnen. Der Herr Jesus ist unser großer Hohepriester im Himmel und er spricht die Brikat Hakohanim, so nennt man im Judentum den Segen der Priester, immer und immer wieder über uns. Und so haben wir also viele Hilfsmittel, um eine Reise zu machen, auf der wir schlussendlich ans Ziel kommen.

Noch einmal einfach so beispielhaft Kapitel 1. Da haben wir die Aushebung der Armee Israels. Also es ist nicht einfach nur ein Volk das wandert, sondern es ist eine Armee, die wandert. Und so sind wir auch gewissermaßen mit geistlichen Waffen ausgerüstet, Epheser 6, 10 ff, die Waffenrüstung Gottes, um gemeinsam eine Armee zu bilden im Kampf gegen die Gefahren der Wüstenreise, die Gefahren, die von Satan her kommen. Also Gott hat eigentlich alles vorbereitet, hat alle Hilfsmittel gegeben, dass die Reise erfolgreich sein kann. Aber das 4. Buch Mose zeigt eben, selbst wenn Gott alles zur Verfügung stellt, heißt das noch lange nicht, dass wir auch wirklich diese Hilfsquellen in Anspruch nehmen. Und tun wir das nicht, dann kommt es eben zum Fallen. Also irgendwie ist das 4. Buch Mose eine gewaltige Enttäuschung, was man darin liest, nachdem man 2. und 3. Mose gelesen hat. Aber glücklicherweise hört der Pentateuch, das Fünfbuch, eben nicht mit dem 4. Buch Mose auf.

Und das 5. Buch Mose ist ganz entscheidend, um hier diesen ersten Zyklus in der Bibel vollkommen abzuschließen. Aber vielleicht, an dieser Stelle, gibt es einige Fragen? Kommentare, Ergänzungen? Wer hat etwas? Das ist viel spannender, wenn wir einen Dialog führen. Ja gut, wahrscheinlich ist alles so klar. Danke für das stumme Kompliment. Aber vielleicht kommen die Fragen später immer noch. Also, ihr dürft mich auch zwischendurch unterbrechen, das ist erwünscht. Gehen wir also gleich zum 5. Buch Mose weiter und schauen, wie der erste Vers lautet, als Titel für das Buch. 5. Mose 1, 1: „Dies sind die Worte, welche Mose zu ganz Israel geredet hat diesseits des Jordan, in der Wüste, in der Ebene, Suph gegenüber, zwischen Paran und Tophel und Laban und Hazeroth und Di-Sahab.“ Die Juden haben einfach die ersten zwei Worte als Titel genommen: elleh haddevarijm, dies sind die Worte. Und wenn wir uns das überlegen, ist das wirklich ein Titel, der so gut passt, im Gegensatz zu Deuteronomium, einfach Wiederholung, als wäre das eine bloße Wiederholung von früher bereits Gesagtem und Gegebenem. Dies sind die Worte. Das 5. Buch Mose besteht aus acht Abschiedsreden, die Mose noch jenseits des Jordan, von Jericho aus gesehen jenseits, in den Ebenen Moabs, heute Jordanien, gehalten hat. Er hat dem Volk Anweisungen gegeben über das Leben und Verhalten im verheißenen Land. Also: Dies sind die Worte, das passt doch gut zu acht Reden des Gesetzgebers.

Und tatsächlich können wir auch sagen, dass das 5. Buch Mose das Buch des Gehorsams gegenüber Gottes Wort ist. Das Wort schama’ im Sinn von hören, gehorchen und so weiter kommt etwas 50 Mal vor. Ein anderes Stichwort ist schamar, das kommt auch etwa 50 Mal vor. Das bedeutet beobachten, achten, halten, bewahren. Also das macht uns deutlich, dass diese Kapitel des 5. Buches Mose förmlich gekennzeichnet sind durch diese Aufrufe zum Gehorchen, zum Hören auf Gottes Wort, zum Beobachten und Bewahren der Gebote Gottes. Und das macht das Ganze noch viel bewegender, wenn wir daran denken, dass der Herr Jesus, als er in der Wüste von Satan versucht wurde, immer mit der Bibel geantwortet hat. Aber woher waren die Bibelverse? Samt und sonders aus dem 5. Buch Mose. Er, der Menschensohn, der nicht wie Adam im Garten unter den besten Umständen versucht wurde, sondern in der Wüste, antwortet mit dem Buch des Gehorsams, mit dem 5. Buch Mose. Das ist also ganz auffällig. Und das 5. Buch Mose zeigt uns gewissermaßen, dass es sich lohnt, auf Gottes Wort zu hören. Es ist nämlich so aufgebaut: Die ersten vier Kapitel sind ein Rückblick auf Israels jüngste Vergangenheit der Wüstenwanderung. Nicht wahr, Mose blickt zurück auf 40 Jahre. Und was zeigt er? Schaut mal, jedes Mal in der Wüstenwanderung, wenn ihr ungehorsam gewesen seid, hatte das Fluch zur Folge und jedes Mal, wenn ihr gehorsam gewesen seid, hat Gott euch segnen können. Also was folgt daraus als Lektion für uns? Dann wollen wir doch bitte immer gehorsam sein. Das lohnt sich doch, weil wir dann automatisch unter Gottes Segen kommen.

Und dann folgt der Hauptteil des Buches, Kapitel 5-24. Und das ist die Darlegung des Willens Gottes. Da werden die Gebote dargestellt und entfaltet. In dem Sinn wird die ganze Thora, das Gesetz vom Sinai, hier ausgelegt und auf bestimmte Situationen und Umstände, wie sie im Land dann sein würden, direkt bezogen. Und nachher kommen die Kapitel 28-34. Das ist ein prophetischer Vorausblick auf Israels Zukunft. Und dieser Vorausblick sagt, Israel wird aber in der Zukunft ungehorsam sein und deshalb unter Gottes Fluch kommen. Aber es würde unter Segen kommen, wenn sie gehorchen würden. Und so sind also die Gebote hier effektiv gerahmt durch einen Rückblick und durch einen Vorausblick. Und beides, Rückblick und Vorausblick zeigen, es lohnt sich zu gehorchen, denn es bringt Segen, und es lohnt  sich nicht ungehorsam zu sein, denn es bringt Fluch. Und das Buch schließt gewissermaßen den Zyklus der fünf Bücher Mose ab. Die Wüstenwanderung zeigt ständiges Fallen und Aufstehen, wegen Ungehorsam. Und das fünfte Buch Mose sagt gewissermaßen dem, der gefallen ist, jetzt steh auf und entscheide dich wirklich für Gehorsam, Hingabe und Nachfolge mit ganzem Herzen. Und das wird Segen zur Folge haben. Bis dahin vielleicht noch eine Frage?

Sonst möchte ich noch einmal ganz kurz aus 5. Mose 28 einige Dinge aufzeigen. Da werden Segen und Fluch für Israel vorgestellt, was zukünftig geschehen wird, wenn Israel gehorcht, bzw. wenn Israel nicht gehorcht. 5. Mose 28, 1-4: „Und es wird geschehen, wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, fleißig gehorchst, dass du darauf achtest, zu tun alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete, so wird der HERR, dein Gott, dich zur höchsten über alle Nationen der Erde machen; und alle diese Segnungen werden über dich kommen und werden dich erreichen, wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst. Gesegnet wirst du sein in der Stadt, und gesegnet wirst du sein auf dem Felde. Gesegnet wird sein die Frucht deines Leibes und die Frucht deines Landes und die Frucht deines Viehs, das Geworfene deiner Rinder und die Zucht deines Kleinviehs.“ Und so weiter. Und dann kommen Vers 15ff: „Es wird aber geschehen, wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, nicht gehorchst, dass du darauf achtest, zu tun alle seine Gebote und seine Satzungen, die ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen. Verflucht wirst du sein in der Stadt, und verflucht wirst du sein auf dem Feld. Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog.“ Und so weiter. Jetzt schauen wir bis wohin der Fluch geht. Bis Vers 68.

Fällt etwas auf? Im mathematischen Vergleich? Ja, also der Fluch ist ein Mehrfaches von dem, was der Segen da ausmacht. In Kapitel 27 hat Mose angeordnet, wenn das Volk ins Land kommen wird, dann müssten sie zum Ebal und zum Garizim gehen. Auf dem einen Berg müssen dann die Priester stehen und Fluch sprechen über Israel und auf dem Garizim müssen sie stehen und Segen sprechen. Jetzt, wenn man die geographischen Gegebenheiten untersucht, wo ist der Garizim und wo ist der Ebal? Ist das bekannt so aus dem Stehgreif? Samaria. Ja, und wo genau? Bei welcher Stadt heute und einst? Zwischen drin liegt Nablus, das alte Sichem, also im heutigen Westjordanland, das Land für Frieden, das Land, das man dem Volk Israel nicht zugestehen will. Gut, dort wo die größte Palästinenseransammlung heute ist im Westjordanland, dort liegen eben Garizim und Ebal. Jetzt, wenn man die Berge anschaut: Welcher ist höher? Der Ebal ist bedeutend höher als der Garizim. Auch das wieder ganz dramatisch. Der Berg des Fluches ist bedeutend höher, als der Berg des Segens. Nun, mit Israel ist es genau so gekommen. Und ich möchte drei Hauptpunkte des Fluches in 5. Mose 28 kurz herausarbeiten.

Vers 25: „Der HERR wird dich geschlagen vor deinen Feinden dahingeben, auf einem Wege wirst du wider sie ausziehen, und auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen, und du wirst umhergetrieben werden in allen Königreichen der Erde.“ Zerstreuung unter den Königreichen. Dann Vers 36: „Der HERR wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer Nation führen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter, und du wirst daselbst anderen Göttern dienen, Holz und Stein.“ Und dann Vers 64: „Und der HERR wird dich unter alle Völker zerstreuen, von einem Ende der Erde bis zum andern Ende der Erde, und du wirst daselbst anderen Göttern dienen, die du nicht gekannt hast, du noch deine Väter, - Holz und Stein.“ Wir haben hier drei Stellen über Zerstreuung und Wegführung. Wie ist das gekommen in der Geschichte Israels? Etwa im Jahr 720 vor Christus kam es wie Donnerschläge über das Nordreich der zehn Stämme Israels. Und das große assyrische Reich zerschlug das Nordreich und die Israeliten wurden weggeführt nach Assyrien und kamen in die Zerstreuung. In den Jahren 605-586 vor Christus kam es wie Donnerschläge über das Südreich Juda, das noch übrig geblieben war. Die babylonische Armee unter Nebukadnezar zerschlug das Südreich, Jerusalem und den Tempel und führte die Juden weg in den heutigen Irak, nach Babylonien. Dem Königtum Israels wurde ein Ende gesetzt. Der HERR wird dich und deinen König, den du über dich setzen wirst, zu einer anderen Nation führen: Die babylonische Gefangenschaft.

Aber die Juden durften ja nach einigen Jahrzehnten wieder zurückkehren ins Land. Warum? Sie waren ja nicht besser als die zehn Stämme. Sogar schlimmer, sagte Jeremia. Aber in 1. Buch Mose 49, 10 hat Jakob ja vorausgesagt, dass Schilo, der Friedenbringer, aus Juda kommen würde. Und der Schilo musste auftreten im Land der Verheißung, der Messias. So musste der Stamm Juda zurückkehren ins Land, um dem Messias zu begegnen. Aber dann wurde er verworfen und im Jahr 70 nach Christus kamen die Römer und zerschlugen Jerusalem, das jüdische Reich und in einem jahrhunderte dauernden Prozess wurden sie zerstreut unter alle Völker. Und wenn man noch weiter liest in Vers 65, da kommen uns förmlich all die Bilder aus der Zeit der Judenvernichtung grad vor Augen. Wenn wir Vers 65 lesen: „Und unter jenen Nationen wist du nicht rasten, und deine Fußsohle wird keine Ruhestätte finden; und der HERR wird dir daselbst ein zitterndes Herz geben, Erlöschen der Augen und Verschmachten der Seele.“ Man sieht förmlich die Ereignisse in den Ghettos, die Kinder liegen tot auf den Straßen. „Und dein Leben wird schwebend vor dir hängen, und du wirst dich fürchten Nacht und Tag und deinem Leben nicht trauen. – Selektion – Am Morgen wirst du sagen: Wäre es doch Abend! und am Abend wirst du sagen: Wäre es doch Morgen! wegen der Furcht deines Herzens, womit du dich fürchten, und wegen des Anblicks deiner Augen, den du erblicken wirst.“ Das sind genau diese drei schwersten Einschnitte in der Geschichte Israels und sie führen uns über Jahrtausende hinweg von Mose bis ins 20. Jahrhundert. Also das ist ganz gewaltig diese prophetische Schau. Wir haben also im ersten Teil von 5. Mose, Kapitel 1-4, den Rückblick über 40 Jahre Wüstenwanderung, Gehorsam lohnt sich, Ungehorsam lohnt sich nicht. Dann haben wir Vorausblick, aber über 3500 Jahre israelische Geschichte, und die sagen uns: Gehorsam lohnt sich, Ungehorsam lohnt sich nicht. Und wir stehen jetzt da zwischen und dieses Buch will uns wirklich Mut machen, die Wüstenwanderung weiter zu gehen, aber in Ehrfurcht vor Gottes Wort, und dass wir in Hingabe leben möchten. Und wenn wir nochmals zurück denken an das 4. Buch Mose, an die ersten zehn Kapitel, die uns Gottes Hilfsmittel für die Reise zeigen.

Ein Kapitel, das ich auch nicht erwähnt habe, ist das Kapitel 6. Das ist das Nasiräerkapitel, Hingabe, Weihung an Gott. Das ist zum Beispiel ein wichtiges Hilfsmittel, damit wir durch die Wüstenwanderung unbeschadet hindurchkommen. Wenn wir uns ganz bewusst, persönlich dem Herrn weihen und unser Leben ihm zur Verfügung stellen. Nicht in Angst vor Strafe, sondern in Liebe und Hingabe an den, der uns geliebt hat.