Die biblische Lehre über Auserwählung und Zuvorbestimmung

 

Roger Liebi

24.03.2007

Bibelstudientag, Herznach, Schweiz

ID 19670

 

 

 

Ich möchte alle ganz herzlich begrüßen zu diesem Bibelstudientag mit dem interessanten und wichtigen Thema: 'Die biblische Lehre über Auserwählung und Zuvorbestimmung'.

 

1.   Wichtige Wörter und Begriffe  
Bevor wir so richtig in dieses Thema eindringen, wollen wir uns mit wichtigen Wörtern und Begriffen aus der Bibel vertraut machen. Ganz wichtig – bevor wir überhaupt dieses Thema angehen können – ist natürlich der Begriff von Gottes Allwissenheit. In 1. Samuel 2, 3 wird Gott genannt 'ein Gott des Wissens'. Ein Gott des Wissens ist der Herr. In Psalm 139 finden wir eine wunderbare Darlegung der Allwissenheit Gottes. Gott weiß alles. Er weiß auch unsere verborgensten Gedanken, die da sind. Aber Psalm 139 macht auch klar, dass Gott weiß, was wir denken werden in der Zukunft. Jedes Wort weiß er. Und es gibt für ihn keine Finsternis. Alles ist für ihn durchleuchtet. Und dann dieser schöne Vers in Jeremia 23, 24. Ich lese schon den Vers davor:    
23 Bin ich ein Gott aus der Nähe, spricht der Herr, und nicht ein Gott aus der Ferne? 24 Oder kann sich jemand in Schlupfwinkel verbergen, und ich sähe ihn nicht? spricht der Herr. Erfülle ich nicht den Himmel und die Erde? spricht der Herr      .
Hier finden wir den Gedanken der Allgegenwart Gottes im ganzen Universum. Diese Allgegenwart wird ja auch in Psalm 139 zusammen mit der Allwissenheit Gottes behandelt und beschrieben. Die Allgegenwart Gottes beschränkt sich allerdings nicht nur auf diese Schöpfung. Die entferntesten Galaxien schätzt man ja auf eine Distanz von hier aus gesehen von 13 Milliarden Lichtjahren. Also eine Distanz, wo das Licht, das 300 000 km/sec zurücklegt, theoretisch 13 Milliarden Jahre brauchen würde, um an den Rand des sichtbaren Weltalls zu kommen. Aber das sichtbare Weltall ist noch nicht das Ende des Weltalls. Gott ist überall im Diesseits gegenwärtig gleichzeitig. Aber wir erfahren, er ist auch im Jenseits. 1. Könige 8, 27 bei der Einweihung des Tempels sagt Salomo: Der Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen. Der Himmel, das ist der Lufthimmel, die Atmosphäre, und der Himmel Himmel, das ist das Weltall. Und da sagt er ganz klar: Gott ist nicht auf das Diesseits begrenzt. Der Himmel und der Himmel Himmel können dich nicht fassen. 2. Korinther 12, 1–4 spricht nämlich über den dritten Himmel, das Paradies. Das ist der Ort, wo Gott seinen Thron hat, seinen Tempel, der Ort des himmlischen Jerusalems. Auch da ist Gott gegenwärtig. In Dan 2, 28 lesen wir: Aber es ist ein Gott im Himmel, der Geheimnisse offenbart. Also Gott im Himmel meint Gott im dritten Himmel. Gott ist der Diesseitige und der Jenseitige. Oder, wenn man das ein bisschen komplizierter sagen will: Gott ist immanent (überall in der Schöpfung gegenwärtig) und transzendent. Das ist ein wichtiger Gegensatz z.B. zum Hinduismus. Dort wird ja das Göttliche identifiziert mit der Schöpfung. Aber das Göttliche im Hinduismus ist nur immanent, nicht trans­zendent. Wenn die sprechen von transzendentaler Meditation, dann sprechen sie über etwas, das sie gar nicht kennen. Nein, aber der Gott der Bibel ist immanent und transzendent. Und daraus lernen wir: Im Gegensatz zum Geschöpf ist Gott nicht Raum und Zeit unterworfen. Daher kennt er unfehlbar alles, was in der Zukunft liegt. Aber alle Geschöpfe und selbst die Engel, d.h. also auch Satan und die Dämonen, sie sind ja Engel, sie sind Raum und Zeit unterworfen. In Hiob 1, 7 kommt Satan vor Gott und auf die Frage, woher er komme, sagt er: vom Umherstreifen auf der Erde. Also ist er nicht gleichzeitig überall auf der Erde. Und in Daniel 10 die Verse 2 und 12–13 machen deutlich: Ein Engel kommt mit 3 Wochen Verspätung und sagt zu Daniel, er sei aufgehalten worden von einem anderen Engelfürsten. Also auch das macht deutlich, Engel sind Raum und Zeit unterworfen, auch wenn sie natürlich viel schnellere Bewegungsmöglichkeiten haben als wir Menschen.    
Und das bedeutet: Auch die Engel wissen nicht die Zukunft so, wie Gott es eben nur wissen kann. Und darum ist es Gottes Ehre und Herrlichkeit wenn er sagt in Jesaja 45 Vers 11:       
So spricht Jahwe [Das ist der hebräische Name, den Luther übersetzt mit 'der Herr', der wörtlich bedeutet 'der Unwandelbare, der Ewige'.] So spricht der Ewige [also], der Heilige Israels und der es gebildet hat: Über das Zukünftige fraget mich;   
Nur er weiß die Zukunft. Und Jesaja 46 Vers 10 sagt er:     
Der ich von Anfang an das Ende verkünde, und von alters her, was noch nicht geschehen ist; der ich spreche: Mein Ratschluss soll zustande kommen, und all mein Wohlgefallen werde ich tun;        
Also Gott hat nicht nur ein vollkommenes Wissen um die Zukunft, sondern er ist es auch, der handelt im Blick auf die Zukunft, so wie er will. Noch ein­drücklicher ist das beschrieben in Jesaja 14, 24 dieses zukünftige Handeln:     
Jahwe [also der Ewige] der Heerscharen hat geschworen und gesprochen. Wahrlich! Wie ich es vorbedacht, also geschieht es; und wie ich es beschlossen habe, also wird es zustande kommen:
Gottes Allwissenheit ist etwas Unbegreifliches für uns. In Psalm 147, 4 steht z.B., dass Gott alle Sterne mit Namen ruft. Und die geschätzte Zahl im bekannten Universum wird auf 1025 veranschlagt, also eine 1 mit 25 Nullen. In den vergangenen Jahren war einer der schnellsten Computer, einer, der 10 Milliar­den Rechenoperationen in 1 Sekunde vollziehen konnte. In der Zwischenzeit ist man schon wieder schneller. Aber nur so, um einen Eindruck zu bekommen: Dieser Computer könnte also in 1 Sekunde 10 Milliarden Sterne zählen. Aber um all die Sterne zu zählen, bräuchte er 30 Millionen Jahre. Und so lange lebt ja kein PC. Aber das zeigt ein bisschen etwas von Gottes Größe und Allwissenheit. Und diese Allwissenheit geht sogar weit über das hinaus, was wir jetzt behandelt haben. Gott weiß nicht nur, was genau kommen wird, sondern er weiß auch, was gekommen wäre, wenn. Ja, schlagen wir mal auf Matthäus 11, 23. Da tadelt der Herr seine Heimatstadt Kapernaum, seine Wahl­heimatstadt. Matthäus 11, 23:       
Und du, Kapernaum, die du bis zum Himmel erhöht worden bist, bis zum Hades wirst du hinabgestoßen werden; denn wenn in Sodom die Wunderwerke geschehen wären, die in dir geschehen sind, es wäre geblieben bis auf den heutigen Tag.       
Also der Herr Jesus sagt: Wenn er nach Sodom gegangen wäre, hätte diese Wunder gemacht, die man vor 2000 Jahren in Kapernaum erlebt hatte, dann wären die Sodomiter bereit gewesen, eine Änderung zu vollziehen. Sodom würde immer noch existieren. Also Gott weiß, was geschehen wäre, wenn es anders gewesen wäre. Und das Gleiche wird in den weiteren Versen von Vers 21 im Blick auf Tyrus und Sidon gesagt:
Wehe dir Chorazin! Wehe dir, Bethsaida!, denn wenn zu Tyrus und Sidon die Wunderwerke geschehen wären, die unter euch geschehen sind, längst hätten sie in Sack und Asche Buße getan.       
Also auch da wusste er, was im alten Sidon und Tyrus geschehen wäre, wenn er dort aufgetreten wäre, so wie er in Chorazin und Bethsaida aufgetreten ist als Messias. Jetzt können wir uns mal vorstellen, auch in unserem Leben wäre auch vieles anders geschehen, wenn das und das nicht gewesen wäre oder wir die Gelegenheit zum Sündigen gehabt hätten, die Gott verhindert hatte. Und Gott weiß also alle Kombinationen. Und dann wäre natürlich auch die ganze Weltgeschichte wäre immer wieder anders abgelaufen. Stelle man sich vor, wenn Alexander der Große eben behindert auf die Welt gekommen wäre, ja, dann hätte er nicht seinen Zug gegen Persien machen können als 20jähriger. So kann man sich alle möglichen Kombinationen erdenken und Gott weiß jede Kombination, die möglich gewesen wäre, weiß er auch. Das gibt einen Eindruck von Gottes Allwissenheit.       
Das führt uns nun zum nächsten Begriff zur 'Vorkenntnis Gottes'. Wir lesen ausdrücklich von dieser Vorkenntnis, von diesem Wissen im Voraus aus der Bibel. Da findet sich das griechische Wort 'prognōsis', z.B. 1. Petrus 1, 2. Da sagt Petrus den gläubigen Juden aus verschiedenen Provinzen in der heutigen Türkei, sie seien auserwählt nach Vorkenntnis, nach 'prognōsis' Gottes zur Blutbesprengung Jesu Christi. Und grad im gleichen Kapitel spricht Petrus in Vers 18 von dem Herrn Jesus und sagt:      
18 indem ihr wisst, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid von eurem eitlen, von den Vätern überlieferten Wandel, 19 sondern mit dem kostbaren Blute Christi, als eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken; 20 welcher zwar zuvorerkannt ist [da ist nun das Verb 'proginōskō'] zuvorerkannt ist vor Grundlegung der Welt, aber geoffenbart worden am Ende der Zeiten um euretwillen,        
Also Gott hat schon vor Grundlegung der Welt im Voraus gewusst, dass einmal sein Sohn das Lamm Gottes für unsere Sünden werden sollte. Also auch vor dem Sündenfall war alles klar, dass einmal die Sünde in die Welt kommen würde und dass Christus einmal dann der Sündenträger werden sollte. In Apostelgeschichte 2, 23 spricht Petrus (übrigens wieder Petrus) in seiner Pfingstrede über den Begriff 'prognōsis' und sagt im Blick auf Jesus Christus: 
diesen, übergeben nach dem bestimmten Ratschluss und nach Vorkenntnis ['prognōsis'] Gottes habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geheftet und umgebracht. 
Gott wusste also im Voraus, dass Christus einmal durch die Masse seines Volkes abgelehnt werden sollte und dass die Römer ihn schließlich ans Kreuz heften und umbringen würden. Wenn wir dazu noch lesen aus Apostelgeschichte 4, 27. Da haben wir ein Gebet der Gemeinde von Jerusalem und da heißt es:       
27 Denn in dieser Stadt versammelten sich in Wahrheit wider deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast, sowohl Herodes als Pontius Pilatus mit den Nationen und den Völkern Israels, 28 alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvorbestimmt hat, dass es geschehen sollte.   
Also wir haben gelesen Apostelgeschichte 2, 23, der Herr Jesus wurde gekreuzigt nach bestimmtem Ratschluss und nach Vorkenntnis Gottes. Das sind zwei Dinge. Und jetzt in diesem Gebet wird dieser bestimmte Ratschluss so umschrieben 'alles zu tun, was deine Hand und dein Ratschluss zuvorbestimmt hat, dass es geschehen sollte'.      
Aber halten wir schon mal fest: 'Vorkenntnis' – das Wissen im Voraus – und das 'Zuvorbestimmen' das sind zweit verschiedene Begriffe, die die Bibel klar unterscheidet. Es ist nicht dasselbe. Das Verb 'proginōskō' – Wissen im Voraus – das wir bereits aus 1. Petr 1, 20 kennengelernt haben, das bedeutet eben 'im Voraus wissen', 'im Voraus kennen', 'im Voraus wahrnehmen', im Zusammenhang mit Menschen heißt es 'im Voraus lernen' und auch 'im Voraus urteilen' über etwas.    
Wir kennen das Wort 'prognōsis' als deutsches Wort übernommen im Zusam­menhang mit der Wetterprognose. Und da ist uns allen klar, die Meteorologen, sie erkennen das Wetter im Voraus. Also, die wussten schon vor einigen Tagen, dass es jetzt im Frühling wieder Winter werden sollte. Aber, wir können ganz sicher sein, dass sie das nicht gemacht haben, dass sie das nicht bestimmt haben. Also diese Vorkenntnis der Meteorologen hatte keinen Ein­fluss auf die klimatischen Abläufe dieser Welt. Und so ist das ganz wichtig, es ist auch bei Gott so, durch seine 'prognōsis' übergeht er nicht den Willen und die Verantwortung des einzelnen Menschen, wie wir noch sehen werden.   
Nun ein weiterer wichtiger Begriff im Zusammenhang mit unserem Thema ist der Begriff 'Auserwählung'. Wir haben das Wort 'Auserwählter' oder in der Mehrzahl 'Auserwählte', griechisch 'eklektos'. Ich habe hier alle Stellen im NT zusammengestellt auf dem Skript, wo das vorkommt. Also viele Stellen sprechen über die 'Auserwählten'. Dann haben wir das Tätigkeitswort 'auswählen'/'auserwählen' – 'eklegô' Ich habe hier auch wieder alle Stellen aus dem NT aufgeführt. Also '
legô' heißt 'wählen'. Und 'eklegô' heißt heraus, aus einer gesamten Menge heraus etwas wählen. Mit anderen Worten 'auser­wählen' bedeutet, Gott hat aus einer Gesamtmenge einen Teil davon gewählt, eben auserwählt. Was das genau bedeutet, werden wir später sehen.  
Die Bibel spricht über die Zuvorbestimmung, das Fremdwort dafür ist Prädestination. Ist einfach lateinisch 'Entsprechung'. Da haben wir das Tätig­keitswort 'orizô', d.h. 'bestimmen'. Ich habe hier wieder alle Stellen, wo 'orizô' vorkommt in ganz unterschiedlichen Zusammenhängen. Und dann eben das Wort 'zuvorbestimmen', das ist dann 'proorizô'. 'Pro' heißt eben im Griechischen u.a. 'vor'. Alle Stellen aus dem NT habe ich hier auch zusammengestellt. Was bedeutet dieses 'proorizô', 'zuvorbestimmen'? Es hat den Sinn: Gott hat im Voraus etwas unabänderlich festgelegt, bestimmt. Das ist 'zuvorbestimmen'.
Dann haben wir aber auch den Ausdruck 'verordnen', Griechisch 'tassô'. In Apostelgeschichte 13, 48 da kommen Menschen durch die Predigt des Apostels Paulus zum Glauben. Da heißt es: Es kamen zum Glauben so viele ihrer zum ewigen Leben verordnet waren. Da ist dieses Wort 'tassô'. Dieses Wort 'tassô' kommt in der Apostelgeschichte z.B. auch vor in Kapitel 18 Vers 2, wo es heißt von Kaiser Claudius, er habe verordnet, dass man alle Juden aus Rom hinaustun müsste. Also verordnen kann gebraucht werden für einen erhabenen Herrscher, der etwas befiehlt und festlegt. 
Dann ein weiterer wichtiger Begriff im Zusammenhang mit unserem Thema ist der Ratschluss, der Ratschluss Gottes. Griechisch für 'Ratschluss' steht da jeweils 'boulê'. Ich habe hier alle Stellen aus dem NT, wo 'boulê' vorkommt. Das bedeutet also, ein Willensbeschluss Gottes, der feststeht. Das Tätig­keitswort, das verwandt ist mit 'boulê', ist 'boulomai'. Z.B. in 1. Timotheus 2, 8 da sagt der Apostel Paulus: Ich will nun, dass die Männer an jedem Ort beten. Und da sagt er 'boulomai'. Also das ist ein apostolisch fester Wille, das kann man nicht abändern. Aber im gleichen Kapitel kommt ein anderes Wort vor, das auch 'wollen' bedeutet wie 'boulomai', nämlich das Wort 'thelô', nämlich in 1. Timotheus 2, 4, wo es heißt von Gott, welcher will, dass alle Menschen errettet werden. Die Allversöhner leiten davon ab: Ja, wenn Gott etwas will, dann macht er es auch. Und darum werden schließlich alle Menschen oder sollen alle Menschen gerettet werden. Aber sie beachten nicht, dass 'thelô' eben nicht diesen Sinn hat. 'Thelô' heißt wie 'boulomai' 'ich will'. Aber 'boulomai' heißt 'ich will' als fester Entschluss, während 'thelô' heißt 'ich will' oder 'ich möchte'. Also der Sinn ist: Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden, aber es ist nicht ein Beschluss, den er bedingungslos durchführt.   
Noch einen Begriff möchte ich voranstellen, und das ist der Begriff des 'Vorsatzes' Gottes. 'Vorsatz' griechisch 'prothesis', also etwas, das Gott im Voraus so hingestellt hat als sein Wille. Und auch da hab ich auf dem Blatt alle Stellen, wo 'prothesis' vorkommt, aufgeführt.   
Viele Menschen haben sich gefürchtet vor diesen Ausdrücken 'Auserwählung', 'Prädestination'. Und darum ist es so im allgemeinen ja auch feststellbar, dass in den Gemeinden sehr wenig über Prädestination gepredigt wird. Aber wir haben mindestens durch dieses Wörterstudium, dieses Begriffsstudium, das wir jetzt vorangestellt haben, festgestellt, die Bibel spricht aber über diese Dinge. Und nicht nur ein-, zwei-, dreimal, sondern das NT ist voll von diesen Begriffen. Ja, die Angst kommt natürlich irgendwie von daher: Ja, aber dann steht das Heil nicht allen Menschen offen, die Möglichkeit zum Heil. Und es gibt Leute, und selbst Ungläubige, die so resigniert reagieren und sagen: Ja, gut, wieso soll ich mich bekehren? Wenn ich nicht zu den Auserwählten gehöre, kann ich mich ja sowieso nicht bekehren. Also, was was soll's eigentlich?       Und nun unter 2. wollen wir dem Grundsatz nachgehen, den die Bibel lehrt:      

2.   Gottes Heil steht allen Menschen offen.    
Da möchte ich zuerst Johannes 3, 16 voranstellen. Ein Vers, der gerade im Zusammenhang mit Evangelisation von zentraler Bedeutung ist.  
Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.    
Also wir leiten ab aus diesem Vers: Gott liebt die ganze Welt, d.h., die gesamte Menschheit. Und sandte deshalb für sie seinen Sohn als Retter. Aber dieser Vers macht klar: Nur diejenigen, die an seinen Sohn glauben, erhalten ewiges Leben, aber als gegenwärtiger Besitz. Denn es heißt nicht: Damit jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben haben wird, sondern, auf dass jeder, der an ihn glaubt, ewiges Leben habe. Das ist Gegenwart, als gegenwärtiger Besitz für den Glaubenden.   
Weiter, wir haben bereits angedeutet 1. Timotheus 2: Gott möchte, dass alle Menschen errettet werden. In Vers 3 heißt es: Denn dieses ist gut und angenehm – nämlich das Gebet für alle Menschen und auch für die Obrigkeit – damit wir ein ruhiges Leben haben. D.h., dass es möglichst keine Verfolgung gibt, Stabilität, weil dann können wir unsere ganz Kraft voll in die Evangelisation investieren.      
Denn dieses ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott [oder Retter-Gott], welcher will  [oder welcher möchte], dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.         
Solche, die das ablehnen, dass alle Menschen die Möglichkeit hätten, errettet zu werden, die sagen: Alle Menschen bedeute hier 'allerlei Menschen', also 'Menschen aller Gattungen'. Aber das steht hier nicht. Es steht wirklich 'alle Menschen'. Und das ist so gekünstelt, wenn man aus 'alle Menschen' dann 'alle Gattungen von Menschen' macht. Ja, aber das ganze wird ja klar durch die umgekehrte Formulierung in 2. Petrus 3, 9, wo klar wird, Gott möchte, dass niemand verloren geht.     
Der Herr verzieht nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten, sondern er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgend welche verloren gehen, sondern dass alle zur Buße kommen.
Petrus erklärt hier: Der Herr Jesus Christus ist noch nicht gekommen als Richter der Welt, weil Gott eben dieser Welt Gelegenheit gibt zur Umkehr. Und er sagt diesen wiedergeborenen Adressaten, denn Petrus schreibt beide Briefe an die gleichen Leute. Und er spricht ausdrücklich in Kapitel 1 Vers 4 davon, dass sie wiedergeboren sind. Da sagt er: Gott ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgendwelche verlorengehen, sondern dass alle zur Buße kommen. Warum ist er langmütig gegen die Gläubigen, die sind ja schon errettet? Und in Kapitel 1, 1. Petrus 1, 18, hat er ja gesagt: indem ihr wisst, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, sondern durch das kostbare Blut Christi erlöst worden seid. Nun, Gott weiß, wie schlimm es für uns Gläubige ist im Blick auf all unsere Angehörigen und Bekannten, die noch nicht errettet sind. Und Gott weiß, wie uns das schmerzt und wie uns das bewegt. Und darum heißt es: Er ist langmütig gegen euch, da er nicht will, dass irgendwelche verlorengehen, sondern dass alle zur Buße kommen. Also hier wird ganz deutlich, Gott möchte das Heil für alle Menschen. 
In Titus 2, 11 lesen wir davon, wie Gott allen Menschen seine rettende Gnade anbietet:    
Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen,            Auch da wieder: Dieser Vers bedeutet nicht, dass alle Menschen errettet werden. Aber diese Gnade, die die Rettung bringen soll, die wird allen Menschen angeboten, sie ist für alle in dieser Welt erschienen. 
Daraus leiten wir ab: Jeder Mensch hätte die Möglichkeit, errettet zu werden. Aber wir müssen festhalten: Dennoch werden viele ewig verlorengehen, weil sie Gottes Gnade nicht annehmen wollten, obwohl ihnen Gott die Gelegenheit und die Möglichkeit gegeben hatte, zur Bekehrung und zum Glauben zu gelangen. Matthäus 25, 46, ganz wichtiger Vers im Blick auf die ewige Pein. Da lesen wir ganz klar in diesem prophetischen Wort:       
Und diese werden hingehen in die ewige Pein, die Gerechten aber in das ewige Leben.       
Wir sehen also, die Bibel sagt nicht nur als Androhung, es könnte eine ewige Verdammnis geben für die, die nicht glauben. Sondern es wird auch deutlich gesagt, es gibt solche, die werden hingehen an diesen Ort, in die ewige Pein. Und wenn die Allversöhner sagen 'ewig' bedeute nicht 'ewig', dann muss man ihnen sage: Ja, dann ist es aber dumm für das ewige Leben. Denn wenn die ewige Pein nicht ewig ist, dann ist das ewige Leben auch nicht ewig. Das wird ja hier in einem Vers gegenüber gestellt: die ewige Pein – das ewige Leben. Die ewige Pein ist so ewig wie das ewige Leben. Und in Offenbarung 20, 11 – 15 sieht Johannes in der Vision, wie Tote auferstehen werden, vor Gottes weißem Thron erscheinen werden und wie sie dann konkret gerichtet werden. Ich lese nur Offenbarung 20, 15:     
Und wenn jemand nicht geschrieben gefunden wurde in dem Buch des Lebens, so wurde er in den Feuersee geworfen.      
Nicht 'so könnte er in den Feuersee geworfen werden'. Sondern er sieht in der Vision, wie Menschen wirklich an diesen Ort der Verdammnis hinkommen. Und ganz wichtig ist: Dieses Gericht geschieht nachdem, was sie gemacht haben. Offenbarung 20, 12 am Schluss heißt es:   
Und die Toten wurden nach dem gerichtet, was in den Büchern geschrieben war, nach ihren Werken.      
Also ein Gericht, das genau dem entspricht, was der Mensch getan hat. Also hat er eine Verantwortung für das, was er getan hat. 
Nun ein weiterer ganz wichtiger Punkt: Der Mensch kann Gottes Ratschluss in Bezug auf sich selbst wirkungslos machen. In Lukas 7, 30 sagt der Herr Jesus:   
die Pharisäer aber und die Gesetzesgelehrten machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos,   
Das sagt Lukas im Zusammenhang mit dem Dienst des Herrn Jesus. Sie machten in Bezug auf sich selbst den Ratschluss Gottes wirkungslos, indem sie nicht von ihm [von Johannes] getauft worden waren. Diese Taufe war ja verbunden mit Reue und Sündenbekenntnis. Also hier wird gesprochen über die 'boulê', über den Ratschluss Gottes. Dieser Ratschluss ist das Heil für eine verlorene Welt. Aber wir sehen, dass der Einzelne in Bezug auf sich selbst, diesen Ratschluss, den Gott ausführen wird für all die, die glauben, wirkungslos machen kann. Er geht verloren.   
Aber noch zwei wichtige Stellen, die deutlich machen, dass also all diese Bibellehrer, die behaupten, Gott wolle nicht alle Menschen retten, Gott hätte nur einen Teil für's Heil vorgesehen, die kann man widerlegen noch mit diesen zwei eindrücklichen Stellen. Hesekiel 18, 23. Gott sagt:     
Habe ich irgendwie Gefallen an dem Tod des Gesetzlosen, spricht der Herr, der Ewige? Nicht vielmehr daran, dass er von seinen Wegen umkehre und lebe?   
Also, da wird ganz klar: Gott hat kein Gefallen am Tod des Gesetzlosen. Das gefällt ihm nicht. Also kann man unmöglich sagen, Gott hätte das als Ratschluss gefasst, ein ein bestimmter Teil der Menschheit muss verlorengehen. Hesekiel 33, 11: 
Sprich zu ihnen: So wahr ich lebe, spricht der Herr, der Ewige, ich habe kein Gefallen am Tode des Gesetzlosen, sondern dass der Gesetzlose von seinem Wege umkehre und lebe! Kehret um, kehret um von euren bösen Wegen? Denn warum wollt ihr sterben, Haus Israel?
Nun, dieser Punkt führt uns zu einem weiteren Thema, das eng damit verbunden ist:   

3.   Das Buch des Lebens.    
Schon vor längerer Zeit haben wir zu diesem Thema einen Bibelstudientag hier gehabt über das Buch des Lebens. Also, es gäbe auch die Möglichkeit, am Büchertisch diese CD oder Kassette zu bestellen zum Thema. Da haben wir nämlich alle Stellen, die mit dem Buch des Lebens zusammenhängen, behandelt oder so weitgehend wie möglich alle behandelt. Und da wurde klar, wenn man alle Stellen zusammenzieht, dass das, was viele in der Sonntagsschule gelernt haben, nicht stimmt. Also in diesem Punkt nur. Ja, ja, die Sonntagsschule ist eine sehr wichtige Sache. Nein, aber oft wird den Kindern gesagt: Wenn du dich bekehrst, wenn du den Herrn Jesus als Retter annimmst, dann wirst du ins Buch des Lebens eingeschrieben werden. Aber da wird nie eine Bibelstelle angegeben als Beweis, außer vielleicht eine, die das nicht sagt. Der Herr Jesus sagt nämlich seinen Jüngern in Lukas 10, 20:   
freuet euch darüber, dass eure Namen im Himmel angeschrieben sind.
Aber da steht nicht, dass sie eingeschrieben worden sind, als sie sich bekehrt hatten. Sondern da steht nur, sie sollen sich freuen, dass ihre Namen dort stehen.   
Nun, wenn man alle Stellen zusammennimmt, dann wird klar: Jeder Mensch wurde ins Buch des Lebens eingeschrieben, und zwar anlässlich der Erschaf­fung der Welt. Von Grundlegung der Welt an, wird dieses Buch geführt. Weil Gott für jedes seiner menschlichen Wesen das Leben möchte. Aber, wenn der einzelne Mensch zu Lebzeiten auf Erden die Gnadenzeit verstreichen lässt, so wird er aus dem Lebensbuch gelöscht.   
Also ich habe hier diese Stellen kurze zusammengestellt, um die es damals in diesem Bibelstudientag ging. Und wenn man diese Stellen alle zusammen­nimmt, kommt das heraus. Mit anderen Worten: Man kann sagen: Das Buch des Lebens ist Gottes Dokumentation seiner Liebe zu allen Menschen. Er will das Leben. Jeder Mensch, der entstanden ist, ist von Gott gewollt. Und zwar übrigens von Anfang an. Also in Psalm 139 spricht König David darüber, wie er als ungeformter Knäuel im Mutterleib schon damals eingeschrieben war. Natür­lich, weil er ja von Grundlegung der Welt eingeschrieben wurde. Da war er natürlich auch schon da. Aber dieser Vers macht deutlich in Psalm 139, dass Gott auch eben das befruchtete Ei, mit dem ja die bestimmte Person festgelegt ist, dass das bereits ein hundertprozentiger Mensch ist. Also auch alle Abge­triebenen, alle durch Frühabort vernichtete Menschen. Wenn man z.B. denkt an solche Verhütungsmittel, die das eben zur Folge haben wie z.B. die Spirale usw. Das sind nicht das sind nicht Verhütungsmittel, sondern das sind Mittel für Frühabort, also wo kurz nach der Befruchtung das Leben zerstört wird. Aber alle diese Menschen sind wirkliche Menschen, die Gott kennt mit Namen, eingeschrieben hat ins Buch des Lebens.  
So ist also dieses Buch Gottes Dokumentation seiner Liebe zu allen Menschen. In 2. Mo 32, 32 – da geht es um das goldene Kalb: Gott will Israel vernichten, und Mose betet und zwar so: Mose zeigt, er wollte stellvertretend für die damaligen Israeliten aus dem Buch des Lebens gelöscht werden. Aber er konnte nicht stellvertretend für andere sterben. Gott sagt: Die Schuldigen selbst sollten ausgelöscht werden. Und aus dieser Stelle wird klar, die Isra­eliten von damals – also auch die Ungläubigen. Und in 1. Korinther 10 lesen wir von den ausgezogenen Israeliten: An den meisten von ihnen hatte Gott kein Wohl­gefallen. Die meisten waren nicht wiedergeboren. Aber Gott sagt: Diese schul­digen Israeliten, die sollen aus dem Buch ausgelöscht werden. Also wird klar, dass also sündige Ungläubige im Buch des Lebens eingeschrieben waren.      
In Psalm 9, 6 geht es um heidnische Menschen und Gesetzlose. Und da wird auch deutlich: Die sind eingeschrieben in Gottes Buch. Weil sie nicht umkehren, sollen sie allerdings als Gericht für ewig daraus ausgelöscht werden.  
In Psalm 69, 28, auch da wird das Buch des Lebens erwähnt, und zwar in einem ganz interessanten Zusammenhang. Psalm 69, 1 – 22 beschreibt die Kreuzigung Christi prophetisch. Und ab Vers 23 wird das Gericht über Israel behandelt. Und da wird gesagt über diejenigen, die Christus verworfen haben: Sie sollen ausgelöscht werden aus dem Buch des Lebens. Also, wir leiten ab: Die Juden, die damals Christus verworfen haben, waren im Buch des Lebens einge­schrieben. Aber als göttliches Gericht sollen die Unbußfertigen daraus gelöscht werden. Der Herr Jesus hat ja am Kreuz noch gebetet: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Darum bekamen sie auch nach der Kreuzigung ab Pfingsten die Gelegenheit zur Buße und zur Umkehr. Aber diejenigen, die diese Gelegenheit nicht annahmen, die sollten gelöscht werden.     
Ja und vielleicht möchte ich noch erwähnen Offenbarung 13, 8. Dort geht es im Zusammenhang um die noch zukünftige große Drangsal nach der Entrückung der Gemeinde. Da heißt es von diesen verführten Menschen in der anti­christlichen Zeit:   
Und alle, die auf der Erde wohnen, werden es [das Tier] anbeten, ein jeder, dessen Name nicht geschrieben ist in dem Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an.       
Nun wichtig, hier steht: Deren Name nicht geschrieben ist. Es steht hier nicht: Deren Namen nicht eingeschrieben worden waren. Und zu diesem Zeitpunkt nach der Entrückung, wenn die Gnadenzeit vorbei ist, stehen sie nicht mehr drin geschrieben. Ich hab das auf dem Skript noch ein bisschen von der griechischen Grammatik her erklärt. Die spezielle Verbform dort ist äußerst bemerkenswert. Aber weil das nicht unser Thema jetzt ist, übergeh ich das. Aber was klar wird aus diesem Vers, dieses Buch des Lebens wird hier genannt 'das Buch des Lebens des geschlachteten Lammes' und es wird auch hier klar, seit wann es geführt wird: nämlich von Grundlegung der Welt an. Dasselbe findet man übrigens in Offenbarung 17, 8, wo es heißt: 
Das Tier, welches du sahst, war und ist nicht und wird aus dem Abgrund heraufsteigen und ins Verderben gehen; und die auf der Erde wohnen [hier geht es also um die Zeit der antichristlichen Zeit], deren Namen nicht in dem Buch des Lebens geschrieben sind [Wieder steht hier nicht 'nicht eingeschrieben worden waren', sondern 'nicht geschrieben sind', die sind bereits gelöscht.] von Grundlegung der Welt an, werden sich verwundern, wenn sie das Tier sehen, dass es war und nicht ist und da sein wird.    
Muss ich vielleicht doch erklären. Hier im Griechischen haben wir die Form des Perfekts. Aber das Perfekt ist im Griechischen etwas ganz anderes als unser deutsches Perfekt. Wenn man etwas Vergangenes beschreibt wie wir: Ich bin in den Wald gegangen. Ich habe dort Holz geschlagen usw. Das ist bei uns Perfekt, ja: Ich bin gegangen. Ich habe geschlagen. Das würde man im Griechischen beschreiben mit Aorist. Aber, wenn man das Perfekt benutzt – das ist relativ selten im Griechischen im Vergleich zum Aorist, – dann hat das immer eine ganz besondere Absicht. Denn diese Zeitform drückt aus: etwas, das in der Vergangenheit geschehen ist und als Resultat bis heute andauert. Also hier wird gesagt: Die sind nicht eingeschrieben von Grundlegung der Welt und stehen immer noch. Das wird hier verneint. Die stehen nicht mehr. Man kann nicht sagen: Die sind eingeschrieben worden und stehen immer noch. Darum ist das hier im Deutschen übersetzt mit: deren Namen nicht geschrieben sind. Die sind nicht mehr da, aber sie waren einmal drin. 
Und dann in Offenbarung 20, da wo wir schon ein bisschen gelesen haben, beim letzten Gericht vor Gottes weißem Thron wird klar gemacht: Alle Ungläubigen werden dort zum letzten Gericht antreten müssen. Und das Buch des Lebens wird dokumentieren: Eure Namen stehen nicht darin, darum müsst ihr in den ewigen Tod, d.h. in die ewige Gottesferne der Hölle gehen. Gott ist nicht vergesslich. Er kann alle Sterne mit Namen zählen. Ja. Aber er führt dieses Buch als Dokumentation für uns Menschen. Weil, er kann dann doku­mentieren: Ich habe euch geliebt. Und ich wollte das Leben. Aber ihr seid schuld, dass ihr nicht mehr drin seid. Ja, das führt uns nun zum nächsten Punkt:   

4.   Kann der Mensch sich bekehren, wann er will?  
Nun, in Römer 3, 9 steht: Da ist keiner, der Gott suche. Und daraus leiten wir als Prinzip ab: Kein Mensch sucht von sich aus Gott. Das ist sehr wichtig. Weil manchmal wird gesagt, wenn jüngere Leute im Buddhismus und im Hindu­ismus etwas suchen, ja, eigentlich ist das Ausdruck von ihrer Suche nach Gott. Das stimmt überhaupt nicht. Die suchen dort, weil sie Gott nicht suchen. Gerade Römer 1 – 3 macht deutlich: Der Mensch ist durch und durch böse. Er hasst Gott. Und er sucht Gott nicht. Niemand von uns würde Gott suchen. Also daraus leiten wir ab: Somit kann der Mensch sich gar nicht von sich aus bekehren. Wenn nun ein Mensch wirklich Gott sucht – und solchen Menschen begegnen wir ja immer wieder – die suchen die Wahrheit, die suchen Gott. Die sind dankbar, wenn man ihnen das Evangelium erklärt. Und es gibt Menschen, die sagen: Warum hat man mir das nicht früher erzählt? Oder Eingeborene, die sagen: Warum seid ihr nicht schon längst gekommen, als mein Großvater noch lebte? Hätte das auch hören sollen. Aber wir werden gleich sehen, woher das kommt. Von sich aus sucht der Mensch Gott nicht. Er kann sich darum auch nicht von sich aus bekehren. Sein Wille ist gebunden durch Satan. 2. Korinther 4, 4 steht wie Satan denen, die verlorengehen, ihre Gedanken verblendet, verfinstert. Und unser Wille ist auch gebunden durch die Sünde. In 1. Mo 6, 5 wird gesagt im Blick auf die Menschheit vor der Sintflut:  
Und der Herr sah, dass des Menschen Bosheit groß war auf Erden und alles Gebilde der Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag.
Also im wahrsten Sinn des Wortes kann man also nicht von einem freien Willen des Menschen sprechen. Weil der Wille des Menschen ist geknechtet durch Satan und durch die Sünde.    
Luther hat ja ein Buch geschrieben über den gebundenen Willen. Und das stand natürlich ihm ganz groß vor Augen, weil ihm so in der Klosterzeit bewusst geworden ist, wie böse seine sündige Natur ist. Sein Beichtvater hat gefunden: Er übertreibt ein bisschen, er nimmt das alles ein bisschen zu ernst. Aber er hat auch solche Sünden, die andere als – ja, nicht so schlimm anschauen – die hat er sehr sehr schlimm empfunden. Darum hat er auch so ein tiefes Verständnis bekommen von der Lehre im Römerbrief über die völlige Verdorbenheit des Menschen. Und darum hat Luther gelehrt, der Mensch hat keinen freien Willen. Der Wille ist gebunden durch das Böse. Aber hätte man Luther gefragt: Aber wie ist das mit dem Heiraten, wählt der Mensch einfach so? Nein, natürlich, in diesem zwischenmenschlichen Bereich hat der Mensch schon Möglichkeiten, so oder so zu wählen. Aber er meint mit dem 'gebunde­nen Willen' ganz speziell im Bezug auf die Entscheidung im Blick auf Gott, im Blick auf das Heil. Da sagt er, der Mensch ist gebunden, er ist nicht einfach frei.  
Und hier wird deutlich, die Lehre der Pelagianer ist vollkommen falsch. Ich komme später auf Pelagius zurück, er lebte um 400 n. Chr. Das war ein Irrlehrer, der gesagt hatte: Der Mensch ist völlig frei in seinem Willen. Der Mensch wird eigentlich auch gut geboren. Und er kann sich frei entscheiden für das Böse oder für das Gute. Und wenn er sich für das Gute entscheidet, dann kann er das auch. Aber diese Lehre ist also vollkommen falsch. Und für Pelagius war klar in seiner falschen Lehre: Der Mensch kann sich bekehren, wann er will. Es ist einfach seine Entscheidung. Aber so ist das nicht.   
Nun lernen wir aber aus der Bibel: Gott ruft den Menschen. Und das tut er mindestens dreimal. Das soll man auf dem Skript korrigieren: dreimal. In Hiob 33, 29 wird gesprochen darüber, wie Gott an Menschen wirkt, um sie abzuhalten vor dem Rennen ins Verderben. Und da heißt es dann: Siehe, dieses tut Gott zwei-, dreimal mit dem Manne, um ihn abzuhalten vor dem Rennen ins Geschoss. Das ist so eine poetische Formulierung zwei-, dreimal, um das drei ganz besonders zu betonen. Also dreimal ruft Gott jeden Menschen, nicht nur zweimal. Dreimal, mindestens. Ich denke, manche von uns könnten bezeugen, dass der Herr sie mehr als dreimal gerufen hat. Ganz ausdrücklich, ja.    
Und dann wird aus der Bibel klar, Gott hat Mittel und Wege, um zu den Menschen zu reden, selbst wenn Menschen das Evangelium noch nie gehört haben. Gerade in Hiob 33 da geht es um Menschen, die das Wort Gottes nicht haben. Da wird davon gesprochen, wie Gott durch Träume zu ihnen sprechen kann. Ich rede nicht von denen, die das Wort Gottes haben, ja, ganz ausdrücklich nicht. Und dann zweitens wird gesprochen, wie Gott durch Krankheit spricht und den Menschen bis an den Rand des Todes bringt, um ihn zur Umkehr zu leiten. Das kann Gott also auch da, wo das Evangelium nicht verkündigt worden ist. Und weiter nach Römer 1, 18 f, Psalm 19, 1 f, Offenbarung 14, 7 spricht Gott zu den Menschen durch die Schöpfung. Das Zeugnis der Schöpfung macht deutlich, dass Gott existiert. Die Ordnung in der Schöpfung kann unmöglich Zufall sein. Und zweitens Römer 2, 14 – 16 Gott spricht zu den Menschen durch das Gewissen. Das macht ihnen deutlich, dass sie schuldig sind, und dann kann ihnen klar werden, ich muss diese Schuld bei dem Schöpfer abladen. Und wenn sie so in Reue und Buße zu ihm kommen, können sie gerettet werden. Also so wirkt Gott an jedem Menschen.  
An diesem Punkt machen wir nach der Pause weiter. Wir sind vor der Pause bis zu dem Punkt gekommen, dass Gott jeden Menschen mindestens dreimal ruft. Auch die Menschen, die das Evangelium der Gnade und das Wort vom Kreuz noch nie gehört haben. Nun lehrt die Bibel, dass Gott – der dreieine Gott – den Menschen zur Buße leitet. Römer 2, 4–5:      
4 Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? 5 Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichts Gottes, 6 welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: 
Also hier wird klar: Gott leitet den Menschen zur Buße. Und zwar macht die Bibel klar, der Herr Jesus sagt in Johannes 6, 44: Niemand kann zu mir kommen, es sei denn, dass der Vater ihn ziehe. In Johannes 16, 8 kündigt der Herr Jesus das Kommen des Heiligen Geistes an und sagt: Er wird die Welt überführen von Sünde. In Lukas 19, 10 erklärt der Herr Jesus: Der Sohn des Menschen ist gekommen, zu suchen und zu erretten, was verloren ist. Also: Der Vater zieht, der Heilige Geist überführt, der Sohn sucht. Und so wirkt Gott – der dreieine Gott – am einzelnen Menschen, zieht ihn zur Buße, leitet ihn zur Buße. Aber Römer 2, 5 sagt, dass der Mensch in seiner Störrigkeit diesem Zug widerstehen kann. Nun, Gott gibt die Möglichkeit, dass der Mensch, der Gott nicht sucht von sich aus, beginnt, Gott zu suchen, indem Gott ihn zieht, durch seinen Geist überführt. Und so gibt Gott also dem Menschen in diesen besonderen Momenten, wo er zu ihm spricht, die Gelegenheit, dass er, obwohl sein Wille durch die Sünde geknechtet ist und durch Satan, die Möglichkeit hat zu ganz gewissen Zeiten, dass er wirklich sich bekehren könnte.     
So kann man also festhalten: Der Mensch hat nicht einfach so einen freien Willen und trotzdem hat der Mensch mit seinem Willen die Möglichkeit, sich zu bekehren, sich aus seinem Innern heraus zu entscheiden.      
Und darum ist es natürlich ganz wichtig: Der Mensch darf diese gottgegebe­nen Chancen, wo er sich bekehren könnte, nicht verpassen. In Hebräer 3, 8.15 und 4, 7 steht: Heute, wenn ihr seine Stimme höret, verhärtet eure Herzen nicht. Darum ist es auch so wichtig, wenn wir das Evangelium weitergeben, dass wir auch immer wieder auf diesen Ernst hinweisen: Jetzt, wo Gott spricht durch sein Wort, da wirkt auch sein Geist. Und da ist es nun wichtig, dass der Mensch diesem Ruf nicht Widerstand leistet, sonst kommt es zur Verhärtung. Und so muss man sagen: Der Mensch ist selber schuld, wenn er verlorengeht, wie wir das gelesen haben in Römer 2, 4: Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken. Gott macht den Menschen verantwortlich. Er kann nicht sagen: Ja, ich kann ja nicht anders. Nein, er ist verantwortlich für das, was er tut, und wird auch seinen Werken gemäß gerichtet. Hitler wird anders gerichtet werden als ein guter Bürger, der verlorengeht. Aber beide gehen verloren. Der Mensch ist also selber schuld. Und das sehen wir auch in Matthäus 23, 37. Da sagt der Herr Jesus zu Jerusalem: Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne ihre Küchlein unter die Flügel sammelt, und ihr habt nicht gewollt! Da haben wir im gleichen Vers zweimal 'wollen', das Verb 'wollen'. Gottes Sohn 'will' und die Menschen 'wollen'. Und wir haben diesen Gegensatz. Ich habe gewollt, sagt der Herr Jesus, ihr habt nicht gewollt, und macht sie dafür verantwortlich und kündigt das Gericht an.       
In der Geschichte über den Auszug aus Ägypten lesen wir sechsmal davon, wie der Pharao sein Herz verhärtet hatte, erst beim siebten Mal verhärtete Gott sein Herz (2. Mo 9, 12). Und das geht so weiter bis zum zwölften Mal. Ich habe hier auf dem Blatt alle 12 Stellen aufgeführt. Aber es ist wirklich eindrücklich: Sechsmal verhärtet sich der Pharao in eigener Verantwortung und dann tut Gott es beim siebten Mal bis zum Schluss. Man kann also sagen: Ab 2. Mo 9, 12 konnte der Pharao sich nicht mehr bekehren, aber vorher hätte er sich bekehren können. Auch das Herz der Beamten des Pharaos wird verhärtet (2. Mose 9, 34; 2. Mose 10, 1). Gott wusste im Voraus, dass der Pharao sich verhärten würde, denn schon in 2. Mose 3, 19, als Gott im Dornbusch Mose erschienen war, lesen wir:      
19 Aber ich weiß wohl, dass der König von Ägypten euch nicht ziehen lassen wird, auch nicht durch eine starke Hand. 20 Und ich werde meine Hand ausstrecken und Ägypten schlagen mit allen meinen Wundern, die ich in seiner Mitte tun werde; und danach wird er euch ziehen lassen.    
Gott wusste also ganz genau, wie der Pharao reagieren würde. Und er wusste auch, dass er nicht hört auf das Wort hin. Aber auch nicht auf diese gewaltigen Zeichen und Wunder in Ägypten – wird er auch nicht hören. Gott  wusste genau, wie es gehen wird. Aber der Pharao war dafür selber verant­wortlich. Und Gott wusste es zwar im Voraus, wie es kommen würde, dennoch gab er sechsmal die Gelegenheit, dass er hätte umkehren können. In Apostelgeschichte 7, 51 macht Stephanus als erster Blutzeuge der Gemeinde, als erster Märtyrer der Gemeinde dem Sanhedrin, den führenden Juden den Vorwurf:
Ihr Halsstarrigen und Unbeschnittenen an Herz und Ohren! Ihr wider­streitet allezeit dem Heiligen Geist; wie eure Väter, so auch ihr.    
Der Herr Jesus hatte gebetet: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Der Heilige Geist ist an Pfingsten gekommen und hat dieses gewaltige Zeugnis abgelegt durch die ersten Zeugen, aber sie haben dem Heiligen Geist allezeit Widerstand geleistet und der Moment kam, wo Umkehr nicht mehr möglich war. Aber die Möglichkeit zur Umkehr wurde gegeben.  

5.   Verschiedene Arten der Auserwählung      
Nun, wenn wir weitergehen in dem Thema der Auserwählung ist es wichtig, dass wir unterscheiden: Es gibt verschiedene Arten von Auserwählung in der Bibel. Z.B. im NT wird gesprochen über die vor Grundlegung der Welt erfolgte Erwählung der Erlösten, die zur Gemeinde gehören, Epheser 1, 4: hat uns auser­wählt, um heilig und tadellos vor ihm zu sein in Liebe.      
Aber das ist nicht dasselbe wie die Erwählung Abrahams, Isaaks und Jakobs. Gott hat ja die Erzväter auserwählt, dass sie die Erzväter sein sollten. Apostelgeschichte 13, 17, Paulus predigt:      
Der Gott dieses Volkes Israel erwählte unsere Väter und erhöhte das Volk in der Fremdlingschaft im Land Ägypten 
usw. Er erwählte unsere Väter Abraham, Isaak und Jakob. Wozu hat Gott sie auserwählt? Sie sollten Stammväter Israels sein und Vorfahren des Messias. Gott hätte ja auch Lot erwählen können oder einen Nahor, und wie sie alle heißen, die Verwandten Abrahams. Oder ganz andere Menschen in einem ganz anderen Land. Aber Gott hat Abraham erwählt. Nun wichtig: Sie sollten Stammväter Israels sein und Vorfahren des Messias. Aber ihre Erwählung bedeutete nicht die Verdammung der nicht Erwählten. Denn hier geht es ja nicht um die Frage des Heils, sondern es geht um die Frage: Wer soll Stammvater Israels sein und Stammvater des Messias? Ihre Erwählung bedeutete also nicht die Verwerfung der anderen. Allerdings, Gott hat Jakob erwählt, nicht Esau. Aber die Erwählung Jakobs bedeutete nicht die Verdammung Esaus. Und wenn wir lesen in Römer 9, 13 – gerade in diesem Kapitel geht es in vielen Versen um diese Erwählung der Stammväter – Römer 9, 13, lese schon Vers 10:  
10 Nicht allein aber das, sondern auch Rebekka, als sie schwanger war von Einem, von Isaak, unserem Vater, 11 selbst als die Kinder noch nicht geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten (auf dass der Vorsatz Gottes nach Auswahl bestände, nicht aus Werken, sondern aus dem Berufenden) 12 wurde zu ihr gesagt: „Der Größere wird dem Kleineren dienen“; 13 wie geschrieben steht: „Den Jakob habe ich geliebt, aber den Esau habe ich gehasst.“     
Nun, bevor die zwei Zwillinge geboren waren, hat Gott gesagt, der Ältere soll dem Jüngeren dienen. Das bedeutet, der Jüngere sollte Stammvater des füh­renden Volkes Israels werden und nicht Esau. Aber das hätte nicht bedeutet, dass Esau verlorengehen muss. Das war auch nicht die Verstoßung der Nachkommen Esaus, der Edomiter. Aber diese Stelle „Esau habe ich gehasst“, das steht in Maleachi 1, 2–3. Und Maleachi wurde geschrieben um 400 v. Chr. D.h., Gottes Hass auf Esau wird in Maleachi erst etwa 1400 Jahre nach dessen Tod bezeugt. Sein Leben war schon längst vorüber, das Leben eines gottlosen Menschen, der keinen Raum zur Buße hatte, wie Hebräer 12 sagt. 
Dann haben wir die Erwählung Israels. In Hesekiel 20, 5 wird davon gesprochen, dass Gott Israel als Volk auserwählt hat. Israel ist das irdische Volk Gottes. Deswegen: Aus ihm sollte der Erlöser kommen. Aber dieses Volk sollte auf Erden eine besondere Stellung einnehmen. Von diesen Vorrechten Israels wird gesprochen in Römer 1 – 5, die speziellen Bündnisse, die Gott mit Israel und mit keinem anderen Volk gemacht hat. Das gehört alles dazu. Aber, es wird gesagt in 1. Mo 12, 1 – 3 in der Berufung Abrahams: und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter der Erde! Also dieses auserwählte Volk sollte zum Segen werden für alle anderen Völker. Die Erwählung Israels bedeutete nie die Verwerfung der anderen Völker, ganz wichtig. Wahrscheinlich manche, die so einen Hass haben auf den Gedanken – ich rede von Ungläubigen – auf den Gedanken, Israel das auserwählte Volk, wissen nicht, dass das eben nicht die Verwerfung der anderen Völker bedeutet. Sie meinen, dann seien die anderen Völker abgelehnt. Nein! Gott wollte über das auserwählte Volk den Messias in diese Welt bringen und durch den Messias – durch das Evangelium – schließ­lich alle Völker segnen. Die Erwählung Israels sollte dazu dienen, dass Gott einen Prototyp von Volk in dieser Welt hatte. Dieser Prototyp sollte allen ande­ren Völkern zum Beispiel dienen, damit alle Menschen sehen könnten, was geschieht, wenn ein Volk Gott gehorcht bzw. nicht gehorcht. In 5. Mose 28, 46 wird gesagt, dass all die Flüche, die über Israel wegen Ungehorsam kommen würden, werden an diesem Volk kleben als Warnung und als Vorbild. Als Vorbild und Warnung für wen? Für die anderen Völker. Damit wir lernen: Es ist ganz eindeutig so, wenn Menschen den Messias ablehnen, gibt es schreckliche Folgen, sogar ein ewiges Gericht. Israel hatte ein zeitliches Gericht auf dieser Erde zu erdulden. Und wichtig: Die Nachkommen Abrahams waren nicht automatisch errettet. Und das bespricht Paulus in Römer 9, 6–13. Er sagt: Nicht einfach die, die Israel sind, sind Israel. Sondern Gott macht eine Unterscheidung zwischen denen, die aus Israel kommen, die sich wirklich bekehren und denen, die sich nicht bekehren. Also, die Erwählung Israels bedeutete nicht das Heil für jeden Israeliten. Es geht hier um ein irdisches Volk auf dieser Erde mit irdischen Verheißungen, aber mit dem ewigen Heil hat das nichts zu tun.      
Dann die Erwählung Davids Psalm 78, 70: Gott sagt, er hat David erwählt. Er sollte damit König in Israel sein und eben nicht seine älteren Brüder, die hatte Gott verworfen. So steht es in 1. Samurl 16. Aber diese Verwerfung bedeutet nicht, dass sie verlorengingen. Sie waren verworfen, sie sollten nicht König sein.
Die Erwählung der zwölf Apostel. Lukas 6, 13: Der Herr Jesus hat die zwölf Apostel auserwählt. Dass bedeutete nicht, dass alle anderen Jünger, z.B. die siebzig, die der Herr auch ausgesandt hatte in Lukas 10, dass die verworfen waren. Nein, aber nur diese zwölf sollten einen ganz speziellen Dienst ausüben und eine spezielle Autorität – apostolische Autorität – direkt von dem Messias über­tragen erhalten.   
Also da sehen wir: Auserwählung ist nicht gleich Auserwählung. Wir müssen sehen, wovon spricht die Bibel. Nun, das führt uns zu Punkt 6, denn das interessiert uns ja sehr direkt, da, wo wir selber betroffen sind.    

6.   Wozu sind die Erlösten der Gemeinde heute auserwählt und zuvorbestimmt?  
Nun in 1. Petrus 1, 2 haben wir schon gelesen: auserwählt nach Vorkenntnis Gottes zur Blutbesprengung Jesu Christi. Also Gott hat diese Menschen auserwählt, dass das Blut Jesu auf sie angewendet werden sollte, dass die Wirksamkeit des erlösenden Blutes ihnen zugesprochen werden sollte.   
Epheser 1, 4 Paulus sagt: Wir sind auserwählt vor Grundlegung, um heilig und tadellos vor dem Vater zu sein in Liebe.       
Und im folgenden Vers 5 sagt er: Und er hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst nach dem Wohlgefallen seines Willens. Das Wort 'Sohnschaft', griechisch 'hyothesia', ist der griechische Ausdruck für 'Adoption'. Also Gott wollte diese Auserwählten adoptieren als Söhne und Töchter [Wir kommen darauf zurück.] für sich selber. Das war seine Bestimmung im Voraus.   
Dann ist noch wichtig: Die Sohnschaft ist zu unterscheiden von der Gottes­kindschaft. Nicht wahr, in Johannes 1, 12 heißt es, diejenigen, die an den Herrn Jesus glaubten, die bekamen das Recht, Gottes Kinder zu sein, und sie sind aus Gott geboren. Also die Kinder Gottes sind Menschen, die haben das Leben aus Gott bekommen – bei der Bekehrung, das ist die Wiedergeburt. Nun, das kann man ja bei der Adoption nicht. Man kann ein Kind adoptieren, aber man kann nicht das eigene Leben dem Kind übertragen. Und Gott konnte das. Er konnte bei der Wiedergeburt sein Leben, das ewige Leben, übertragen. Aber die Adoption in Epheser 1, 5 betont eben, dass wir schon vor der Wiedergeburt existierten, nicht wahr. Wir wir waren schon damals Wesen ohne Gemeinschaft mit Gott. Und Gott hat also solche Menschen, die einmal so von Gott fern waren, die hat er adoptieren wollen. Und diese Seite wird mit der Adoption betont. Und mit der Gotteskindschaft wird mehr betont: Und die haben auch wirklich das Leben Gottes bekommen. Immer diese zwei Seiten: Also Kindschaft bedeutet das Leben aus Gott haben. Adoption bedeutet, Gott hat Wesen, die schon existierten, zu sich genommen und sie sie adoptiert als Söhne und Töchter.     
Römer 8, 29 sagt: die Erlösten seien zuvorbestimmt, um dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er – Jesus Christus – der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Also das geht zusammen mit dem, was wir bereits besprochen haben. Jesus Christus ist von Ewigkeit her der Sohn Gottes. Und dann wurde er Mensch. Und als Mensch wurde er von Gott gezeugt. Und so war der Herr Jesus auch als Mensch Gottes Sohn: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt. Der Herr Jesus ist also ewiger Sohn und als Mensch ist er Sohn Gottes, von Gott gezeugt. Und diesem Bild des Herrn Jesus als Sohn Gottes, der Mensch ist, sollen die Gläubigen gleich gestaltet werden. So, wie er Sohn ist als Mensch zu Gott, sollen die Erlösten Söhne und Töchter sein. Das bedeutet, dem Bild seines Sohnes gleichförmig sein. Und so ist er der Erstgeborene, der Ausgezeichnete, der Einzigartige unter vielen Brüdern. Übrigens ist interessant: Der Herr Jesus nennt die Gläubigen 'meine Brüder' (Johannes 20), aber die umgekehrte Formulierung, dass die Gläubigen ihn 'unseren Bruder' nennen, finden wir nirgends in der Bibel. Und darum sollte man in dieser Formulierung auch zurückhaltend sein. Denn das das das drückt die Herrlichkeit dieses Erstgeborenen unter vielen Söhnen herunter. Und wir müssen uns ganz klar sein: Wenn die Bibel uns Söhne und Töchter Gottes nennt, so hat das nichts zu tun mit der ewigen Sohnschaft des Herrn Jesus. Darin ist er natürlich – und bleibt er – einzigartig. Übrigens, ich habe gespro­chen von 'Töchtern', und zwar aus dem Grund, weil in 2. Korinther 6, 18 wird aus­drücklich über die Söhne und Töchter Gottes gesprochen.      
Und dann haben wir Apostelgeschichte 13, 48 – hab ich schon erwähnt – Menschen, die sind zum ewigen Leben verordnet worden. Übrigens in Titus 1, 2 steht etwas Eigenartiges im Zusammenhang mit dem ewigen Leben. Eigenartig, weil es uns völlig übersteigt. Vers 1: 
1 Paulus, Knecht Gottes, aber Apostel Jesu Christi, nach dem Glauben der Auserwählten Gottes und nach der Erkenntnis der Wahrheit, die nach der Gottseligkeit ist, [und jetzt kommt's] 2 in der Hoffnung des ewigen Lebens, welches Gott, der nicht lügen kann, verheißen hat vor den Zeiten der Zeitalter, [also vor ewigen Zeiten] 3 zu seiner Zeit aber sein Wort geoffenbart hat durch die Predigt,        
Also vor ewigen Zeiten hat Gott das ewige Leben verheißen. Und: Beim Bibellesen muss man immer ein bisschen drüber nachdenken. Muss man sich fragen: Ja, wem hat Gott das verheißen? Ja, wer war da vor ewigen Zeiten? Wir nicht. Adam auch nicht. Die Engel? Ja, die waren schon erschaffen vor Erschaffung der Welt (Hiob 38, 7). Sie haben gejubelt bei der Grundlegung der Erde. Aber auch die sind erschaffen worden und waren nicht da vor ewigen Zeiten. So hat eben Gott der Vater, der ewige Vater, dem ewigen Sohn verheißen, dass er einmal diesen Menschen – diesen Auserwählten – das ewige Leben geben wird. Dieses Leben ist der Herr Jesus selbst. Denn er sagt in Johannes 14, 6: Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben. Ich bin das Leben. Und dieses Leben sollten einmal Menschen bekommen. Das hat Gott vor ewigen Zeiten verheißen, der ewige Vater dem ewigen Sohn. Und da wurden Menschen zum ewigen Leben verordnet. Aber jetzt kommen wir zu einem ganz wichtigen Punkt.     

7.   'Die goldene Kette' aus Römer 8      
Dieser Ausdruck wurde von Reformatoren damals in der Erweckungszeit ver­wendet, ist ein Begriff aus der Reformation. Die goldene Kette in Römer 8, 29 – 30:      
29 Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt, dem Bilde seines Sohnes gleichförmig zu sein, damit er der Erst­geborene sei unter vielen Brüdern. 30 Welche er aber zuvorbestimmt hat, diese hat er auch berufen; und welche er berufen hat, diese hat er auch gerechtfertigt; welche er aber gerechtfertigt hat, diese hat er auch verherrlicht.        
Da haben wir eine Abfolge von 5 Punkten: 1. zuvorerkannt, 2. zuvorbestimmt, 3. berufen, 4. gerechtfertigt, 5. verherrlicht  
Da ist nun ganz wichtig: Die Zuvorerkennung wird der Zuvorbestimmung vor­geordnet. Ja. Also die, die Gott im Voraus kannte, wie sie einmal diesem Zug des dreieinen Gottes nachgeben werden, diese hat Gott zuvorbestimmt, dass sie Söhne und Töchter werden sollten. Und später – das geschah alles vor Erschaffung der Welt schon. Aber später, als wir geboren waren, kam der Ruf durchs Evangelium: Diese hat er auch berufen. Und diese Menschen haben diesem Ruf dann auch geglaubt, Folge geleistet, haben sich bekehrt und dann hat Gott sie gerecht gesprochen: Dieser Mensch ist gerecht, denn Christus hat alle seine Schuld weg getan. Dann hat er sie gerechtfertigt. Und diejenigen, die er gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. Die macht er zu einer neuen Schöpfung – alles ist neu geworden – und auch in einem Prozess in ihrem Leben werden sie geheiligt. Und einmal werden sie sogar mit Christus in Herrlichkeit erscheinen. Aber das ist nun diese 'goldene Kette'.     
Und jetzt verrat ich schon mal etwas. Calvin hat gesagt: „Man darf die Vorkenntnis Gottes nicht der Zuvorbestimmung zuvorordnen.“ Das war für ihn ganz wichtig, sonst fällt nämlich sein System zusammen. Aber hier im Bibel­text ist das vorgeordnet: Denn welche er zuvorerkannt hat, die hat er auch zuvorbestimmt. Und ich werde auch noch sprechen über Augustin, der Calvins Prädestinations-Lehre schon über 1000 früher eigentlich entwickelt hatte. Auch er sagte: Zuvorerkennen ist eigentlich das Gleiche wie zuvorbestimmen, nur ein anderer Ausdruck, aber hat eigentlich etwa den gleichen Sinn. Nein. Es ist hier wirklich durch die Voranstellung ist das unterschieden. Es ist nicht dasselbe. Und wir haben bereits gelesen bei Punkt 6 1. Petr 1, 2: auserwählt nach Vorkenntnis Gottes. Auch da wird also der Auserwählung die Prognosis Gottes vorausgesetzt. Entsprechend dieser Vorkenntnis hat Gott auserwählt. Und in Römer 8: Entsprechend seiner Zuvorerkenntnis hat er zuvorbestimmt zur Sohnschaft. 
Nun hat das aber wunderbare seelsorgerliche Konsequenzen. Das ist eine Kette, die Gottes Ratschluss beinhaltet. Wer nun zu diesen Auserwählten gehört, kann garantiert nicht mehr verlorengehen. Das ist fest in Gottes Vorsatz, dass diese Menschen, die er zuvorbestimmt hat, dass die auch dieses Ziel erreichen. Die Zuvorbestimmung ist nicht eine Möglichkeit, die ist fix für alle Ewigkeit. Und darum haben wir gerade in Römer 8 diese stärksten oder besonders starken Ausdrücke im Zusammenhang mit Heilsgewissheit. Diese Stellen muss man sich nicht im Hebräerbrief suchen. Im Hebräerbrief wird sowieso die Frage gestellt, ob alle Hebräer wirklich voll durchgedrungen sind oder nicht. Aber im Römerbrief geht es um die Auserwählten. Und darum steht es in Kapitel 8 Vers 1 so:      
Also ist jetzt keinerlei Verdammnis für die, welche in Christus Jesus sind.
Usw. Und dann das Kapitel schließt Vers 37:      
37 Aber in diesem allen sind wir mehr als Überwinder durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer [also auch Satan nicht, der gehört auch zu den Engeln], weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges [Wir haben die Zukunft nicht in unserer Hand. Wir wissen nicht, was geschieht in 2 Jahren mit uns.], weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, 39 weder Höhe noch Tiefe, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.     
Da sagt jemand: Aber du kannst dich wieder losmachen. Ja aber, sind wir keine Geschöpfe? Paulus zählt auf, zählt auf. Er hat damit alles abgedeckt. Aber wenn nun wirklich nicht alles abgedeckt wäre, sagt er noch: noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn.  
Nun, der Apostel Petrus spricht in 1. Petrus 1, 2 auch über die Auserwählten nach Vorkenntnis Gottes. Und da haben wir folgende Kette:
Von diesen Auserwählten in Kapitel 1 Vers 2 sagt er, sie seien wiedergeboren worden (1, 3). Und von diesen Auserwählten und Wiedergeborenen sagt er in 1. Petrus 1, 5, dass sie durch Gottes Macht bewahrt werden bis ans Ende. Das ist gewaltig. Nicht durch unsere Treue werden wir bewahrt, sondern durch Gottes Macht werden wir bewahrt. Aber das geschieht durch Glauben. 1. Petr 1, 5:
4 für euch, 5 die ihr durch Gottes Macht durch Glauben [also durch eine ständige Glaubensbeziehung zum Herrn hindurch] bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in der letzten Zeit geoffenbart zu werden;
Hier haben wir die Gabe des Beharrens. Gottes Macht bewirkt, dass der Wiedergeborene das Ziel erreichen kann. Nun, beachten wir den Gegensatz: Die nicht wiedergeborenen Gläubigen, die gibt’s auch. Die haben nicht die Gabe des Beharrens. Und darum sagt der Herr Jesus im Gleichnis von Lukas 8 über das vierfache Ackerfeld, Vers 13: Die auf dem Felsen, also der Same, der nicht auf die gute Erde kommt – das sind die wahren Wiedergeborenen –  sondern auf den Felsen, da geht der Same zwar auf, und er sagt: Die nehmen das Wort mit Freuden auf, aber sie glauben nur für eine Zeit. Und wenn Verfolgung kommt, fallen sie wieder ab. Also sie glauben, es sind Gläubige. Aber man kann die nicht zu den Wiedergeborenen rechnen. Und natürlich wir können uns uns täuschen. Nimmt jemand das Wort mit Freuden auf. Er glaubt für eine Zeit. Es kommt Verfolgung, Druck, Widerstand, Unannehmlichkeit, Leiden – und er gibt alles wieder auf. Aber der Herr zeigt uns: Die Möglichkeit gibt es. Neben der guten Erde gibt es auch den Felsen, das Dornige usw. Aber die Wiedergeborenen, die werden durch Gottes Macht bewahrt. Wir können keine Garantie geben, dass wir beständig dem Herrn treu nachfolgen. Aber es ist unsere Verantwortung. Und die Bibel ermahnt uns ganz streng, dass wir dem Herrn die Treue halten. Aber, wenn wir uns auf uns stützen müssten, wären wir ständig in der Furcht. Und darum ist die Lehre der Auserwählung so so kostbar, gerade für die Seelsorge. Denn die wahren Gläubigen, die können dann zur Ruhe kommen.     
Und das hat Luther – seine seine Vorstellungen über Prädestination, die sind nicht systematisch. Und Manches hat er gesagt: Ja, das verstehen wir nicht. Das ist der verborgene Wille Gottes, aber am Schluss geht alles auf, das ist klar. Aber wir bringen das nicht zusammen. Luther war auch kein Systematiker. Er hatte die Stärken, gewaltige Stärken auf ganz anderen Gebieten. Aber für ihn war wichtig: In der Seelsorge sind diese Dinge, gerade die 'goldene Kette' aus Römer 8, ganz wichtig. Sie sind köstlich für das Herz, so umschreibt er das etwa.
Nun, wichtig: In Römer 9, 23 heißt es, dass die Auswählten die Gefäße der Begnadigung sind, die Gott zur Herrlichkeit zuvor bereitet hat. Also Gott ist es, der die Menschen rettet und zu Gefäßen der Begnadigung macht und sie in die Herrlichkeit bringt. Aber – gerade dort in Römer 9, 23 – heißt es:     
und auf dass er kundtäte den Reichtum seiner Herrlichkeit an den Gefäßen der Begnadigung, die er zur Herrlichkeit zuvor bereitet hat
Jetzt müssen wir aber den Gegensatz beachten zwischen Römer 9, 23 und Römer 9, 22. Dort steht im Blick auf die anderen: 
Wenn aber Gott, willens, seinen Zorn zu erzeigen und seine Macht kundzutun, mit vieler Langmut ertragen hat die Gefäße des Zornes, die zubereitet sind zum Verderben, -
Ja, da haben wir den Gegensatz: die Gefäße der Begnadigung – die Gefäße des Zornes. Die Gefäße der Begnadigung hat Gott zuvorbereitet. Wer hat die Gefäße des Zorns vorbereitet? Das steht hier nicht. Da steht einfach: Die Gefäße des Zornes, die zubereitet sind zum Verderben. Aber die Antwort hatten wir schon längst im Römerbrief. Wir hatten ja gelesen Römer 2, 4:   
4 Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld und Langmut, nicht wissend, dass die Güte Gottes dich zur Buße leitet? 5 Nach deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst Zorn auf am Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes, 6 welcher einem jeden vergelten wird nach seinen Werken: 
Also der Mensch, der verlorengeht, bereitet sich selbst zu einem Gefäß des Verderbens zu. Aber die Rettung, die kann der Mensch nicht bewirken. Es ist Gott, der die Gefäße der Begnadigung zubereitet.   
Nun aus dem folgt: Die Auserwählten sind unantastbar und können nicht mehr verlorengehen. Römer 8, 33 – also grad nach der 'goldenen Kette' steht:     
33 Wer wird wider Gottes Auserwählte Anklage erheben? Gott ist es, welcher rechtfertigt; 34 wer ist, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der [auch] auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.     
Also wer hat noch ein Chance, gegen die Auserwählten Gottes vorzugehen? Gott vollzieht die Rechtfertigung. Und die Rechtfertigung ist nicht einfach etwas, das Gott mal so gibt und dann geht das irgendwie wieder verloren. Das ist in der 'goldenen Kette' enthalten: zuvorerkannt – zuvorbestimmt – berufen – gerechtfertigt – verherrlicht. Es ist ein gewaltiges heilsgeschichtliches Drama. 2. Timotheus 1, 9 umschreibt das so:   
9 der uns errettet hat und berufen mit heiligem Ruf, nicht nach unseren Werken, sondern nach seinem eigenen Vorsatz und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor den Zeiten der Zeitalter gegeben, 10 jetzt aber geoffenbart worden ist durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, welcher den Tod zunichte gemacht, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium,    
Aus diesen Versen folgt: Vor Erschaffung der Welt, vor ewigen Zeiten, hat Gott seinen Vorsatz zu unserer Erwählung gefasst und uns seine Gnade bereits gegeben, zugesprochen. Aber erst dann vor 2000 Jahren ist Christus gekommen und hat im Jahr 32 n. Chr. den Tod besiegt am Kreuz. Und als am dritten Tag Auferstandener hat er den Auftrag zur Verbreitung der frohen Botschaft von dem Auferstehungsleben gegeben: jetzt aber geoffenbart worden durch die Erscheinung unseres Heilandes Jesus Christus, welcher den Tod zunichte gemacht hat, aber Leben und Unverweslichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium. Ist alles einbezogen. Also auch der dritte Punkt: Im 20. Jahrhundert jetzt für uns sind wir mit dem Ruf zur Buße konfrontiert worden und konnten durch Buße und Bekehrung errettet werden. Da haben wir also alle Bereiche: das, was vor Erschaffung der Welt war, dann das Zentrum der Heilsgeschichte Golgatha und das, was in unserer Lebens­geschichte – und ich hoffe, das gilt für alle, die hier sind, und sonst sollte es für sie noch gelten, – geschehen ist. Nun kommt natürlich 8. die Frage:  

8.   Kann man wissen, ob man auserwählt ist?
Und das ist nun ein – gerade auch für die Seelsorge – ein ganz wichtiger Punkt. Ja, was nützt es, wenn man einfach theoretisch weiß: Also diejenigen, die auserwählt sind, die werden ans Ziel kommen. Aber gibt es die Möglichkeit, dass ich weiß, ob ich zu diesen Auserwählten gehöre? Oder ist das Vermessenheit? Nicht wahr, in der katholischen Lehre wird ganz klar gesagt, wenn jemand sagt, ich habe ewiges Leben, das ist vermessen. Der Mensch kann nie Sicherheit und Gewissheit haben. Nie. Das ganze Leben lang werde ihm – so wird's gelehrt – die Gnade Gottes eingeträufelt, kleine Tropfen: gute Werke, Teilnahme an der Messe, besondere Reisen, Pilgerreisen usw. Aber dann kann eine Todsünde kommen, das ist eine bestimmte Kategorie aus einer Liste, wenn die kommt, wird alles Frühere gelöscht und dann muss man wieder von vorne anfangen. Wieder Messen besuchen, möglichst viele, und so. Und dann wird eingeträufelt: Aber bis zum Sterbebett – niemand weiß es. Und auch, wenn man gestorben ist, weiß man's immer noch nicht. Denn dann geht das Ganze weiter im Fegefeuer. Ja. Es ist ja so eindrücklich. Als der Papst da vor Kurzem gestorben war, da wurde ganz deutlich: Der wusste nicht, wohin er kommt, bzw. man hat dann nachher Messen gelesen, damit er quasi aus dem Fegefeuer zu den Seligen kommen sollte. Ja, wenn sogar der Big Boss keine Gewissheit hat, wo dann diejenigen aus der gleichen Organisation? Unmöglich, Ungewissheit bis zuletzt. Und dann kann man natürlich auch Geld machen, klar. Die Ungewissheit und Unruhe der Menschen kann ausgenutzt werden. Aber, jetzt lesen wir 1. Thessalonicher 1, 4: Die Thessalonicher sind zum Glauben gekommen durch die Predigt von Paulus. Und dann schreibt er kurz danach diesen Brief an diese jungen Gläubigen und sagt 1. Thessalonicher 1, 4:       
wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.      
Ja, haben die in Gottes Auserwählungsbuch nachgeschaut? Wieso wussten sie das? Wieso konnten sie das wissen. Wieso wusste das Paulus? Nun, lesen wir den Zusammenhang. Paulus musste nämlich nach der Gemeindegründung, Apostelgeschichte 17, aus Thessalonich fliehen, weil eine schreckliche Verfolgung über die Christen kam, und er war sehr unruhig, ob die jetzt vom Glauben abfallen, diese Jungbekehrten. Und jetzt geht es ihnen schlechter als vorher. Nicht wahr. Es gibt ja Leute, die sagen: Wenn du dich bekehrst, dann geht’s dir ganz wunderbar und dir geht’s immer besser und du wirst gesund und alles, ja. Und dann gibt es Leute, die bekehren sich und dann geht’s ihnen miserabel. Erst recht wird’s schlimm. Das war bei den Thessalonichern so. Und Paulus hatte sehr, sehr schwere Bedenken, was geschieht jetzt mit denen. Und er hat dann geheim Timotheus hingeschickt, der war weniger auffällig in der Stadt Thessalonich. Der kam dann zurück mit der guten Botschaft: Die sind treu, fest geblieben. Und so schreibt Paulus diesen Freudenbrief. 1. Thessalonicher 1, 2:
2 Wir danken Gott allezeit für euch alle, euer erwähnend in unseren Gebeten, 3 unablässig eingedenk eures Werkes des Glaubens und der Bemühung der Liebe und des Ausharrens der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus, vor unserem Gott und Vater, 4 wissend, von Gott geliebte Brüder, eure Auserwählung.     
Jetzt ist genau das gekommen, wie bei denen, die auf dem Felsen gesät sind: Die glauben und dann kommt Verfolgung, aber die sind nicht abgefallen. Und wenn jemand so durch Not und Schwierigkeiten hindurch geht und dem Herrn die Treue hält, bereit ist, auf Dinge zu verzichten in seinem Leben um des Herrn Willen, weil es vom Glauben her irgendwie nötig ist, dann können wir wirklich ein Vertrauen bekommen zu ihm sowie Paulus zu den Thessalonichern. Und sie selber dürfen das auch erfahren: Da hat der Herr wirklich Glauben, festen Glauben im Herzen gewirkt, der Glaube der Auser­wählten. Wir haben gelesen in Titus 1, 1: nach dem Glauben der Auserwählten Gottes. Dieser Glaube der Auserwählten ist natürlich ein anderer Glaube als der Glaube derer, die auf dem Felsen gesät sind.   
Ja und dann in Epheser 1, 3, wo dieser längste Satz des NTs zu finden ist, von Vers 3–14, Paulus im Gefängnis. Aber merken wir jetzt, wie das Thema Prädestination sein Herz erfüllt, glücklich macht, dankbar macht. Und da betet er: Gepriesen sei der Gott und Vater … Dann heißt es: der uns auserwählt hat, der uns zuvorbestimmt hat. Er sagt nicht: Der die Auserwählten eben bestimmt hat zu Heiligkeit und Tadellosigkeit, sie zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft. Nein, er sagt: uns. Da schließt er sich und die Epheser, die er schon in der Begrüßung nennt 'Heilige und Treue', schließt er ein. Sie können es wissen und können in der Anbetung dafür danken.     
In Kolosser 3, 12 spricht Paulus diese Gemeinde an und sagt: Ziehet nun als Auserwählte Gottes an … Und dann sagt er, was in ihrem praktischen Leben da hineinkommen muss an Treue.
Und in 1. Petrus 1, 1 – 2 sagt Petrus – dieser Brief ist den Fremdlingen von der Zerstreuung von Pontus, Galatien, Kappadocien, Asien und Bithynien zugesandt – und dann sagt er zu ihnen: auserwählt nach Vorkenntnis Gottes des Vaters. Er konnte also davon ausgehen: Sie gehören zu den Auserwählten. Und darum sagt er auch in 1. Petr 1, 18: Indem ihr dieses wisst, dass ihr nicht mit verweslichen Dingen, mit Silber oder Gold, erlöst worden seid … sondern durch das kostbare Blut Jesu Christi. Ja. Kann man einem Katholiken vielleicht helfen und sagen: Weißt du, was der heilige Petrus geschrieben hat über die Gewissheit des Heils?: Indem ihr wisst, dass ihr nicht mit Silber oder Gold – also keine Bezahlung sagt Petrus, der angeblich der erste Papst sein soll, – sondern durch das kostbare Blut Jesu Christi. Ja und dann kann man immer noch erklären: Im übrigen, in der Bibel werden einzelne Gläubige nie Heilige genannt, das kommt immer in der Mehrzahl, die Heiligen, aber das sind alle Erlösten. Ja, und jetzt kommen wir zum letzten Punkt:      

9.   Einige Streifzüge aus der Kirchengeschichte              
Nach der Zeit der Apostel – das ging ja von Pfingsten 32 bis etwa 100 n. Chr. – um 100 ist der letzte Apostel Johannes etwa gestorben. Nach der Zeit der Apostel gab es von 100 bis 400 n. Chr. unter den Bibellehrern, die werden genannt in den kirchengeschichtlichen Büchern 'die apostolischen Väter', also die ganz frühen im 2. Jahrhundert, und dann die 'Kirchenväter'. Ich habe das aber bewusst in Anführungsstriche gesetzt, weil mir dieser Ausdruck eigentlich gar nicht gefällt. Und zwar nicht aus persönlichen Vorlieben oder Misslieben. In Matthäus 23, 9 sagt nämlich der Herr Jesus den Aposteln, sie sollen sich nie 'Vater' nennen lassen. Einer ist euer Vater. Meine Kinder nennen mich natürlich schon so, oder? Oder Papi oder was sie wollen, das ist mir gleich im Prinzip. Aber als geistlicher Titel dürfen wir uns nie als 'Vater' ansprechen lassen. Papst heißt ja Vater. Abt heißt auch Vater. Und heiliger Vater heißt übrigens auch Vater. Allerdings ist das ein Titel, den nur Gott, der Vater, trägt in Johannes 17, wo der ewige Sohn den Vater nennt 'heiliger Vater'.
Nun, also all diese Bibellehrer – und da gab es wirklich fundierte Leute unter diesen – da gab es eine breite Übereinstimmung in der Lehre: Gott hat in seiner Allwissenheit im Voraus gewusst, wer sich einmal bekehren würde durch Gottes Gnade. Diese Menschen hat Gott auserwählt und zuvorbestimmt. Gott sandte seinen Sohn für alle Menschen in die Welt, aber nur die, welche die Gnade Gottes empfangen werden, die werden errettet werden. Die übrigen werden ewig verlorengehen. Da war eine breite Übereinstimmung darin. Und wir haben gesehen, dass ist eigentlich genau das, was wir aus all diesen Bibeltexten heraus entnehmen müssen. Und dann geht das in sich geschlos­sen auf. Müssen sogar nicht mal sagen: Ja, irgendwie geht das ja mit dem Verstand nicht auf. Nein, natürlich, es übersteigt unseren Verstand. Gott, der über Raum und Zeit ist, das können wir nicht verstehen, ja klar. Aber wir können es doch nachvollziehen. Es ist doch genau das Gleiche: Wer kann die Relativitätstheorie von Einstein nachvollziehen? Niemand. Ich meine, dass da oben auf einem ganz hohen Turm die Uhr anders ticken soll als unten auf dem Boden. Ein bisschen komisch, oder? Aber man hat's man hat's gemessen. Der Unterschied der Gravitation – sogar in diesem Bereich – macht schon einen Unterschied. Die Zeit ist nicht überall gleich im Weltall. Kommt drauf an auf die Geschwindigkeit, kommt drauf an auf die Gravitation. Niemand kann das verstehen, aber nachvollziehen kann man das. Man kann's ja nachrechnen.    
Ja gut. Also diese Dinge können wir auch nicht verstehen, aber wir können es so als Botschaft Gottes im Glauben empfangen und es ist nicht irgendwie, dass wir unser Denken eben querstellen müssen.    
Nun, Aurelius Augustin – das war ein Philosoph, ein Heide, der sich nach all den vielen Gebeten seiner Mutter Monika schließlich dramatisch bekehrt hat. Radikale Kehrtwende hat er erlebt. Er lebte 354 bis 430. Und er lehrte anfänglich auch so, wie die sogenannten 'Kirchenväter' früher. Aber später behauptete er: Gott habe einen Teil der Menschheit einfach so auserwählt und die werden gerettet, die übrigen gehen verloren. Aber wie kam es dazu? In seiner Zeit kam dieser Irrlehrer Pelagius aus England. Ist er bis nach Nord­afrika gereist, wollte auch mit Augustin über seine großartigen Erkenntnisse sprechen, und der hat gesagt: Der Mensch ist im Prinzip gut. Er kann frei wählen, kann sich bekehren, wann er will. Und die Erbsünde als böse Natur im Menschen, das gibt es gar nicht. Das ist nur eine Erinnerung an das Böse früher. Und das war natürlich für Augustin ganz schlimm. Denn er hat wirklich verstanden, wie verdorben der Mensch ist, und das wusste er aus seinem eigenen Leben. Der hat im Konkubinat gelebt. Seine Mutter wollte unbedingt, dass er heiratet. Dann hat er sich entschieden: Ja, dann hat er sich mit einem 10jährigen Mädchen verlobt. Noch 2 Jahre sollte er dann warten. Ja, weil erst ab 12 durfte man derzeit heiraten. Der hat wirklich ein wüstes Leben gelebt, aber radikal bekehrt. Und das war für ihn so schlimm. Und darum ist er dann – aus dem Gegensatz zu Pelagius – eben hat er betont Gottes Größe und Souveränität. Nicht wir können uns bekehren, wir können einfach so zum Heil kommen. Das ist Gottes Gnade. Und darum, Augustin schreibt wunderbar über die Gnade Gottes in seinen Schriften. Also, das ist wirklich zu Herzen gehend. Aber er schoss dann über's Ziel hinaus. Also als Gegendruck gegen Pelagius ging er da zu weit. Und möglicherweise, nein bestimmt sind das noch Überreste aus seiner Zeit, als er bei der Sekte der Manichäer war. Ganz ganz abstruse Sekte, die damals aber sehr populär war. Da war er lange Zeit dabei. Und die Manichäer haben gelehrt: Die Engel sind gefallen, ein Teil der Engel. Und Gott wollte diese Zahl wieder auffüllen mit Menschen, die er zuvor­bestimmt hatte zum Heil. Völlig abstrus oder? Also Gott hätte eine ganz bestimmte Zahl festgelegt nach der Zahl der gefallenen Engel. Und irgendwie hat er das nicht ganz abgestreift dieses dieses Denken.     
Also Augustin kämpfte gegen den zeitgenössischen Irrlehrer Pelagius, der so falsches Zeugs lehrte. Und darum spricht man in dem Zusammenhang von dem Pelagianismus. Da gab es aber Leute, die wollten das ein bisschen ab­schwächen, nicht so stark, und darum nennt man die abgeschwächte Form dann den Semipelagianismus, nur für diejenigen, die mal Kirchengeschichte lesen und dem Ausdruck begegnen. Also er lehnte die Verdorbenheit des Menschen ab und war vollkommen neben der Lehre des Wortes Gottes, dieser Pelagius. 
Später in der Kirchengeschichte, in der Reformation, hat Jean Calvin sich sehr beschäftigt mit Augustin. Er lebte 1509 bis 1564 und hat von Augustin gelernt, besonders was die Gnade Gottes anbetrifft. Übrigens auch Luther, denn Luther war ja nicht in irgendeinem Orden, sondern im Augustinerorden. Darum kam er natürlich mit diesen Gedanken der Gnade Gottes in Berührung. Übrigens meine Frau Myriam hatte auch einen Großonkel in Italien, der ins Priesterseminar ging. Und dann hat er auch durch die Schrift von Augustin die Gnade Gottes entdeckt. Und das wurde dann ein ekliger Mann – im Seminar meine ich. Also eklig von der anderen Seite aus gesehen. Und hat dann alles an den Nagel gehängt. Also dieser Augustin hat's schon in sich, ja. Aber Calvin hat von ihm dann eben auch gelernt diese doppelte Prädestinationslehre: Gott habe nicht nur eben einen Teil der Menschen auserwählt für das ewige Leben, und zwar die, die er zuvorerkannt hat, sondern die übrigen Menschen habe Gott aktiv bestimmt, die sollen verlorengehen. Natürlich, Calvin schreibt dann in seiner 'Institutio': Alle Menschen sind böse und verloren. Sie hassen Gott und wollen nicht zu ihm kommen. Das stimmt, haben wir gesehen. Doch eine bestimmte Zahl aus ihnen habe Gott aufgrund seines eigenen Beschlusses zum Heil auserwählt. Diese ziehe er durch seine Gnade, der sie nicht wider­stehen können, aus dem Sumpf der Sünde heraus. Die anderen überlasse er sich selbst, sie gehen verloren. Aber natürlich, sie wollen auch nicht gerettet werden. Aber sie könnten auch nicht, denn sie sind bestimmt für die Verlorenheit. Das kann man auch so nachlesen in 'Institutio', Band 3, 21.5.      Aber, nun ganz wichtig: Die Bibel spricht nie über eine negative Prädestination, also eine Prädestination für die Verlorenheit, nur positiv. Also keine doppelte Prädestination, sondern nur die einfache, aber aufgrund der Vorkenntnis Gottes. Durch die Dordrechter Synode 1618/19 wurde die Prädestinationslehre von Calvin zur offiziellen Lehre der reformierten Kirche Holland erklärt. Und auf dieser Synode wurde die Lehre des Arminius verurteilt. Ich komme auf den noch kurz zurück.  
Andere Reformatoren, wie z.B. Bullinger, der übrigens aus dem Kanton Aargau stammt, wo wir ja jetzt sind, ja. Das war ein ganz, ganz feiner Mann. Geistlich gesehen, der hat das Wort Gottes geliebt. Ganz klare Vorstellung gehabt über die Inspiration der Bibel. Übrigens war das ein unehelicher Sohn von einem Priester. Aber ist doch wunderbar. Da muss niemand Komplexe haben, woher er kommt. Gott hat diesen Mann wirklich zum Segen gebraucht und er war – im Gegensatz zu Zwingli – ein ganz geistlicher Mann. Und der hat also sich gegen die Lehre Calvins in Genf gewandt. Er hat gesagt: Das wollen wir nicht in Zürich. Und da hat er einen Sicherheitsgürtel um Genf herum gemacht, hat aber gesagt: Wir wollen auch keine Spaltung. Es war ihm also ein ein Anliegen, dass es nicht eine Spaltung gibt. Aber er hat gesagt: Das kommt nicht nach Zürich, das bleibt in Genf, wo Calvin war. Und er hat also auch diese Lehre festgehalten: Gott hat Menschen auserwählt aufgrund seiner Vorkenntnis.
Ja, und so haben auch andere Reformatoren an dieser Lehre festgehalten, wie wir das aus der Bibel gelernt haben und wie das in den ersten vier Jahrhunderten eigentlich allgemein festgehalten wurde. 
Jetzt noch zum Schluss, dann sind wir bald fertig, Jacobus Arminius (1560 – 1609). Der studierte in Genf bei Bèza, einem wichtigen Mann zur Zeit von Calvin, und hat dann aber Mühe bekommen mit der Prädestinationslehre und hat eine neue Lehre gebracht. Er hat gesagt: 1. Gott habe vor Erschaffung der Welt nur die erwählt, von denen er wusste, dass sie sich durch seine Gnade dereinst bekehren würden. Nun gut, das ist nichts Neues, ja. Das haben wir schon in der Bibel gefunden und auch die frühen 'Kirchenväter' bis 400 haben das gelehrt. 2. Der Mensch habe, obwohl er in Sünde geboren wird, einen freien Willen zur Entscheidung für das Evangelium. Also das müsste man ein bisschen eindeutiger formulieren, haben wir gesehen. Denn der Mensch hat nicht einfach einen freien Willen. Aber Gott kann ihn rufen, so dass der Mensch dann schließlich die Gelegenheit hat, die freie Entscheidung zu fassen. Aber 3. sagt er: Christus habe für alle Menschen die Versöhnung erworben, aber nur diejenigen, die sie annehmen, werden ihrer teilhaftig. Und 4. Der Gläubige könne wieder abfallen, das Heil verlieren. Und diese Lehre von Arminius, eben das sind die Arminianer, die wurde ganz weit verbreitet durch den Methodisten John Wesley. Und darum, viele Menschen sind zum Glauben gekommen durch Wesley, aber er hat ihnen nie Gewissheit des Heils geben können. Sondern: Schön, jetzt seid ihr bekehrt. Und jetzt schaut, dass ihr das bleibt. Aber da kann man keine Sicherheit haben.     

Und gerade die die biblische Lehre der Prädestination und Auserwählung, die kann Gläubige, die wirklich den Herrn lieben und auch gezeigt haben in ihrem Leben, dass das nicht ein Strohfeuer war, das kann sie zu tiefer Ruhe und Sicherheit bringen, so dass sie mit Paulus zu Anbetern werden, die wie Epheser 1, 3 beten können:        
Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns gesegnet hat mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern, der uns auserwählt hat in ihm, damit wir heilig und tadellos seien vor ihm in Liebe und hat uns zuvorbestimmt zur Sohnschaft für sich selbst, zu seiner eigenen Freude usw.

Das gibt Gewissheit, Freude, Festigkeit im Glauben, die uns nur behilflich sein kann, um eben auch freudig dieses Evangelium anderen Menschen – und zwar allen Menschen – anzubieten. Denn diese Gnade Gottes ist da für alle Menschen.

 

AT = Altes Testament; NT = Neues Testament