Roger Liebi
Die Gemeinde als Leib Christi - Teil 2/2
Audioabschrift eines Vortrags aus 2007
Liebe Geschwister, wir fahren heute Abend weiter mit dem begonnenen Thema, die Gemeinde als Leib Christi. Wir haben uns am letzten Sonntag die fünf Hauptthemen, die man in Verbindung mit dem Leib im Neuen Testament findet, kurz in der Übersicht angesehen. Dann haben wir uns mit dem beschäftigt, was ein Geheimnis ist im Neuen Testament, weil der Leib Christi als ein Geheimnis vorgestellt wird, das heißt eine Wahrheit, die im Alten Testament völlig unbekannt war und erst im Neuen Testament geoffenbart worden ist. Und zwar wird dieses Geheimnis insbesondere das Geheimnis des Christus genannt. Und wir haben gesehen, dass der Ausdruck Christus dann bedeutet, der Herr Jesus verbunden mit allen Erlösten der Gemeinde. Wir haben uns auch mit geistlichen Bedeutung des Begriffes Leib im Alten Testament beschäftigt und dann auch mit der Taufe mit Heiligen Geist und dabei gesehen, dass es nicht ein mystisches Erlebnis ist, sondern die wunderbare, aber nüchterne Heilstat Gottes, wenn ein Mensch als Glied eingefügt wird in den Leib Christi. Und dann haben wir schließlich auch noch unterschieden, was die Bibel über den Leib Christi sagt und was sie sagt über den wahren Weinstock in Johannes 15.
Schließlich haben wir begonnen uns der Reihe nach mit allen Stellen im Neuen Testament über den Leib Christi zu befassen. Das ist Hauptpunkt 2 vorne auf dem Blatt. Wir haben uns beschäftigt mit Römer 12, wo interessanterweise das Thema vom Leib behandelt wird, nachdem gerade vorher im Römerbrief gezeigt wird, wie ein Mensch allein durch den persönlichen Glauben gerettet wird. Also das ist nicht etwas, das andere für ihn tun können, es ist auch nicht etwas, das eine Heilsinstitution, ein Kollektiv, vermitteln könnte, sondern der Mensch steht allein, persönlich vor Gott. Aber dann vervollständigt eben Römer 12, nun als Erlöster ist man nicht allein, sondern ist in die Verantwortung gestellt, den anderen Erlösten zu dienen. Wir sind Glieder voneinander. Dann haben wir die Verse in 1. Korinther 6, 12-20 angesehen und dort festgestellt, dass der Begriff Glied am Leib Christi den ganzen Menschen umfasst, gewissermaßen mit Haut und Haaren. Denn der Körper des Erlösten wird dort als ein Glied Christi bezeichnet.
Obwohl ich schon etwas zu 1. Korinther 10, 17 gesagt habe, möchte ich noch etwas dazu ergänzen. Es geht im Zusammenhang um das Abendmahl und den Tisch des Herrn. Ich lese 1. Korinther 10 ab Vers 15: „Ich rede als zu Verständigen; beurteilet ihr, was ich sage. Der Kelch der Segnung, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brote.“ Hier gibt es eine Verständnisschwierigkeit. Und zwar wird in Vers 17 über den einen Leib gesprochen: Wir sind ein Leib. Das ist also klar, da geht es um den Leib Christi, die Gemeinde, bestehend aus dem Herrn Jesus, das Haupt, und den Erlösten als Glieder des Leibes. Aber die Frage ist, wenn in Vers 16 über das Brot gesprochen wird, das wir brechen, und es heißt dort: Ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus?, was bedeutet hier Leib des Christus? Ist das der menschliche Körper des Erlösers oder ist hier die Gemeinde gemeint? Man könnte nämlich denken, das muss die Gemeinde sein, denn Vers 17 wird ja angeschlossen mit denn, als Begründung. Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen. Das ist ein Auslegungsproblem, das man vom Deutschen her nicht klären kann.
Und zwar ist es so, dass mit «denn» übersetzte griechische Wort kann begründend sein, aber es wird im Neuen Testament auch des Öfteren verwendet, um etwas Neues einzuführen, einen neuen Gedanken. Und das passt hier auch viel besser. Denn Vers 16 sagt zuerst: Den Kelch, den wir segnen, ist er nicht die Gemeinschaft des Blutes des Christus? Das ist klar, das Blut des Christus, ist wirklich das Blut des Herrn Jesus, das am Kreuz geflossen ist. Und dann kommt: Das Brot, das wir brechen, ist es nicht die Gemeinschaft des Leibes des Christus? Dann ist es doch logisch, dass es hier jetzt um den Leib, den menschlichen Leib des Herrn geht und nicht plötzlich um die Gemeinde als Leib Christi. Also, aber Vers 17 führt dann zusätzlich etwas Neues ein: Denn ein Brot, ein Leib sind wir, die Vielen, denn wir alle nehmen teil an dem einen Brote. Dadurch, dass alle Erlösten beim Abendmahl vom Brot nehmen, drücken sie aus, wir alle haben Anteil an dem Opfer des Herrn Jesus auf Golgatha. Und das ist uns allen gemeinsam. Wir alle haben in dem Opfer des Herrn Jesus unser Heil. Und nun erklärt Vers 17, und diese Einheit, dieses gemeinsame Teil, ist so eng, dass wir selber zusammen eben auch einen Leib bilden. Und es wird nicht nur gesagt ein Leib, sondern auch ein Brot. Und so wird quasi erklärt, dass das Brot beim Abendmahl noch eine zusätzliche Bedeutung hat, denn es weist nun nicht allein auf den Leib Christi am Kreuz hin, sondern auch auf uns als Leib, da wir, die wir alle an diesem Opfer teilhaben, eine so enge organische Verbindung bilden. Und darum ist es eben richtig, dass wir beim Abendmahl beide Bedeutungen im Brot erkennen. Aber die erste Bedeutung ist wirklich der menschliche Leib des Herrn, den er für uns am Kreuz geopfert hat.
Wir gehen weiter zu 1. Korinther 12. Da wird über den Leib Christi gesprochen, aber wir müssen beachten in welchem Zusammenhang. In Kapitel 12, 1 beginnt es mit: „Was aber die geistlichen Gaben betrifft, Brüder, so will ich nicht, dass ihr unkundig seid.“ Diese Satz gibt schon die Übersicht. Es geht im Folgenden um die Wirkungen des Geistes Gottes. Und zwar gehören Kapitel 12-14 zusammen. In Kapitel 12 wird nun gezeigt, dass der Heilige Geist auf ganz verschiedene Weise durch die Erlösten wirkt. In diesem Zusammenhang wird über den Leib Christi gesprochen und es wird erklärt, dass jeder Erlöste ein Glied am Leib ist, es aber ganz verschiedene Glieder gibt und das erklärt diese Vielfalt, die es unter den Erlösten gibt im Dienst und in der Begabung. Es wird auch erklärt, dass alle notwendig sind und man auf keines der Glieder verzichten kann. Und es gibt keinen Grund für Minderwertigkeitskomplexe und keinen Grund für Überlegenheitskomplexe.
Um das zu verdeutlichen, diese Vielfalt und Notwendigkeit jedes Einzelnen, wird hier über den Leib gesprochen. Der Vollständigkeit halber, in Kapitel 13 geht das Thema von den geistlichen Wirkungen weiter, aber es wird dabei betont, dass es die Liebe braucht, um wirklich anderen zum Segen dienen zu können. Und Vers 14 zeigt uns, dass man auch Besonnenheit, gesunden Menschenverstand braucht, um nützlich zu dienen. Diese drei Kapitel entsprechen übrigens den drei Namen des Heiligen Geistes in 2. Timotheus 1, 7. Dort wird uns erklärt: „Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“ Also der Geist der Kraft, 1. Korinther 12, er wirkt in Kraft und auf ganz verschiedene Weise. Ein Geist der Liebe, 1. Korinther 13, es braucht die Liebe um zu dienen. Ein Geist der Besonnenheit und der Selbstbeherrschung, 1. Korinther 14, wir müssen uns wirklich auch Gedanken machen, dass unser Dienst vernünftig ist, in dem Sinn, dass wir wirklich das, was wir sagen, auch hinüberbringen, so dass es verstanden wird und Nutzen bringt.
Gehen wir zu 1. Korinther 12 und lesen dort ein paar Verse. Vers 11f: „Alles dieses aber wirkt ein und derselbe Geist, einem jeden insbesondere austeilend, wie er will. Denn gleichwie der Leib einer ist und viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich viele, ein Leib sind: also auch der Christus. Denn auch in einem Geiste sind wir alle zu einem Leibe getauft worden, es seien Juden oder Griechen, es seien Sklaven oder Freie, und sind alle mit einem Geiste getränkt worden. Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele. Wenn der Fuß spräche: Weil ich nicht Hand bin, so bin ich nicht von dem Leibe; ist er deswegen nicht von dem Leibe? Und wenn das Ohr spräche: Weil ich nicht Auge bin, so bin ich nicht von dem Leibe; ist es deswegen nicht von dem Leibe?“ Also jetzt geht es um die Notwendigkeit der einzelnen Glieder. Und da könnte jemand sagen: Ich bin so und so, also gehöre ich nicht dazu. Das geht nicht. Es ist nicht jemand so und so begabt, dass er irgendwie nicht dazu passt. Der Fuß kann auch nicht sagen, weil ich keine Hand bin, darum passe ich nicht dazu. Nein, er gehört dazu, weil er einfach zum Leib gehört. Und dann wird das begründet, Vers 17-18: „Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo wäre das Gehör? wenn ganz Gehör, wo der Geruch? Nun aber hat Gott die Glieder gesetzt, jedes einzelne von ihnen an dem Leibe, wie es ihm gefallen hat.“ Also der Apostel Paulus wird drastisch und sagt: Schaut mal, wenn der ganze Leib ein Auge wäre, sagen wir 60-80 kg Auge, das wäre schrecklich und man hätte allen Grund zu flüchten. Also das wäre ein Monster. Und genau so, wenn ich mehr als 60 kg Ohr wäre, dann wäre ich ein Monster. Aber das Ohr an seinem Platz erfüllt seine wunderbare Aufgabe. Und das zeigt gerade die Problematik, die immer wieder unter den Gläubigen aufgekommen ist, dass man alles uniformieren wollte, so dass alles genau in ein Schema passt und alle sollten die gleiche Art haben. Und das ist völlig unbiblisch. Es ist letztlich ein Monster, was dabei herauskommt. Also das wird hier deutlich gemacht.
Und es braucht niemand Minderwertigkeitskomplexe haben und sagen: Ja, ich bin so und so und da bin ich nicht so nützlich. Aber auf der anderen Seite gibt es auch keinen Grund für einen Überlegenheitskomplex, denn das kommt grad nachher in Vers 19f: „Wenn aber alle ein Glied wären, wo wäre der Leib? Nun aber sind der Glieder zwar viele, der Leib aber ist einer. Das Auge kann nicht zu der Hand sagen: Ich bedarf deiner nicht; oder wiederum das Haupt zu den Füßen: Ich bedarf euer nicht; sondern vielmehr die Glieder des Leibes, die schwächer zu sein scheinen, sind notwendig; und die uns die unehrbareren des Leibes zu sein dünken, diese umgeben wir mit reichlicherer Ehre; und unsere nichtanständigen haben desto reichlichere Wohlanständigkeit.“ Also da haben wir das andere Extrem, dass jemand findet, er sei so wichtig, dass er sagt: Den brauche ich nicht. Und so verdeutlicht eben hier der Leib unsere Wichtigkeit, aber auch die Begrenztheit, dass wir uns immer wieder bewusst sind, wie notwendig wir angewiesen sind auf die anderen Gläubigen. Und erst, wenn die Glieder zusammenwirken, füreinander Sorge tragen, wie das in Vers 25 steht, dann entsteht wirklich Segen.
Und in diesem Zusammenhang möchte ich noch etwas zu den Versen 4-7 sagen: „Es sind aber Verschiedenheiten von Gnadengaben, aber derselbe Geist; und es sind Verschiedenheiten von Diensten, und derselbe Herr; und es sind Verschiedenheiten von Wirkungen, aber derselbe Gott, der alles in allen wirkt. Einem jeden aber wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben.“ Die Vielfalt besteht nicht nur in einer Fülle von verschiedenen Gnadengaben, sondern es wird hier unterschieden: Verschiedenheiten von Gaben, Verschiedenheiten von Diensten und Verschiedenheiten von Wirkungen. Und dann wird betont, dass das in allen gewirkt wird. Ich habe das in meiner Bibel speziell angestrichen: IN ALLEN. Das versetzt dem Denken des Einmannsystems den Todesstoß. Und Vers 7 betont auch: EINE. Mose JEDEN wird die Offenbarung des Geistes zum Nutzen gegeben. Alle und Jeder sind gefragt. Und da gibt es eben verschiedene Gnadengaben. Die Gnadengaben werden nachher aufgelistet, das heißt, nicht vollständig, sondern beispielsweise, um zu zeigen, wie vielfältig das sein kann. Es gibt noch andere Stellen, Römer 12 listet zum Beispiel noch andere Gaben auf. Dann Epheser 4 nochmals andere Gaben, dort wird zum Beispiel von Evangelisten, Hirten und Lehrern gesprochen. Aber es wird auf jeden Fall deutlich, dass jeder mindestens eine Gnadengabe bekommen hat. Das ist ganz wichtig.
Und wer das nicht aufgrund dieser Stelle glaubt, der sei auf 1. Petrus 4 verwiesen, wo dies noch ausdrücklicher gesagt wird. 1. Petrus 4, 10: „Je nachdem ein jeder eine Gnadengabe empfangen hat, dienet einander damit als gute Verwalter der mancherlei Gnade Gottes.“ Ein jeder eine Gnadengabe, also jeder hat das und es gibt ganz verschiedene. Aber weiter wird erklärt, es gibt auch ganz verschiedene Dienste. Nun kann man das gut erklären. Ein Seelsorger, ein Hirte, kann ganz verschiedene Dienste tun, mit der gleichen Gabe. Er kann zum Beispiel jemanden besuchen, der in Not ist, und ihm Mut zusprechen. Aber er kann auch einen Vortrag halten, der zur Ermutigung ist und der wirklich seelsorgerlichen Bedürfnis entspricht. Und das ist nicht der gleiche Dienst. Also es gibt verschiedene Gaben, aber innerhalb der Gaben gibt es auch ganz verschiedene Arten von Diensten. Und damit nicht genug. Nämlich ein Seelsorger, der sagen wir, eine schwer kranke Person besucht, wird das anders angehen, als jemand, der auch die Gabe als Hirte hat, und zur gleichen Person geht. Also auch wie der Heilige Geist durch diejenigen, die die gleiche Gabe und den gleichen Dienst haben, wirkt, ist entscheidend. Er wirkt nicht immer gleich. Also haben wir auf drei Ebenen diese Vielfalt.
Und das muss sein und das bewahrt uns vor so strengen schematischen Vorstellungen, wie alles zu geschehen hat. Es ist also völlig individuell. Und man kann auch behaupten, es hat noch nie in den fast 2000 Jahren Kirchengeschichte ein Glied gegeben, das gleich war wie ein anderes. Also bei jedem war die Gabe immer wieder verschieden, auch wenn es die gleiche Gabe war, sagen wir die Gabe als Lehrer oder die Gabe als Evangelist. Jede Person hat ihre spezielle Gabe bekommen und auch die Dienste und Wirkungen sind immer wieder ganz anders. Das zeigt uns eben die Vielfalt, wie Gott wirkt. Und Gott liebt die Vielfalt. Das ist doch eigentlich auch ganz klar, wenn man nur die Natur anschaut. Gott liebt das Übermaß an Vielfalt, wenn man die Pflanzen und Tiere betrachtet, und eben auch bei den Menschen und eben ganz speziell in der Gemeinde, in der Versammlung Gottes. Und so wird also hier mit dem Leib betont, wie jeder gefordert ist. Es ist also nicht so, wie beim Fußballspiel, wo zweimal elf Personen die ganze Arbeit machen und ein paar tausend Menschen sitzen da und tun nichts, außer schreien und anfeuern. Das gibt es nicht, diese zwei Gruppen, in der Gemeinde Gottes. Aber in der Praxis hat es das sehr oft gegeben. Ein paar Leute springen dauernd herum und die anderen feuern nur an oder kritisieren oder schießen mit Tomaten oder was auch immer. Aber das soll eben nicht sein. In dieser Hinsicht hat die Gemeinde überhaupt gar nichts mit Fußball zu tun. Gott, der alles in allen wirkt. Und wir müssen auf die beiden Gefahren achten, die in jeder örtlichen Gemeinde sind, das Problem des Minderwertigkeits- oder Überlegenheitskomplexes. Und beides ist falsch und wird hier verurteilt.
Dann gehen wir weiter zu Epheser 1, 22. Dort ist es nur ein Vers. Es geht um den Auferstandenen, den Herrn Jesus Christus, zur Rechten Gottes. Und da heißt es in Vers 20 am Ende und folgende: „Und er setzte ihn zu seiner Rechten in den himmlischen Örtern, über jedes Fürstentum und jede Gewalt und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der genannt wird, nicht allein in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen, und hat alles seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Versammlung gegeben, welche sein Leib ist, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt.“ Das ist eine ganz eigentümliche Stelle. Es wird uns gezeigt, wie der Mensch Jesus Christus, der Auferstandene, heute im Himmel alle Autorität hat und damit auch über die Erde. Aber als solcher, der den höchsten Platz hat, ist er als Haupt der Gemeinde gegeben. Und dann wird die Gemeinde sein Leib genannt, die Fülle dessen, der alles in allem erfüllt. Und man wagt fast nicht das zu sagen, was hier ausgedrückt wird. Denn der Herr Jesus, der Sohn Gottes, braucht uns Menschen überhaupt nicht. Gott brauchte uns Menschen überhaupt nicht. Er war vollgenügsam in sich selbst. Und der Herr Jesus ist Mensch geworden und es war Gottes Ratschluss, dass er sich als Mensch mit erlösten Menschen verbindet. Und er ist das Haupt. Aber das Haupt braucht einen Leib. Ich meine, wenn nur mein Kopf da wäre, wäre das erschreckend. Ein Kopf ohne Körper ist etwas Schreckliches. Und insofern ist also die Ergänzung, der Leib, die Erlösten, absolut notwendig. Und darum nennt die Bibel uns, die Erlösten, die Fülle des Christus. Das ist schon gewaltig und wir haben ja letztes Mal gesehen, dass wirklich das Ganze, das Haupt und der Leib, der Christus genannt wird. Also das ist ein ganz sonderbarer Adel, der uns hier in dieser Stelle zugesprochen wird.
Dann kommen wir zu Epheser Kapitel 2, 11-12: „Deshalb seid eingedenk, dass ihr, einst die Nationen im Fleische, welche Vorhaut genannt werden von der sogenannten Beschneidung, die im Fleische mit Händen geschieht, dass ihr zu jener Zeit ohne Christum waret, entfremdet dem Bürgerrecht Israels, und Fremdlinge betreffs der Bündnisse der Verheißung, keine Hoffnung habend, und ohne Gott in der Welt.“ Also diese Verse sagen: Ihr Epheser seid keine Juden und hattet darum überhaupt keinen Anteil an all diesen Bündnissen im Alten Testament, sondern ihr lebtet ohne den wahren Gott, ohne Christus, ohne den verheißenen Erlöser. Und jetzt ist alles ganz anders geworden. Vers 13ff: „Jetzt aber, in Christo Jesu, seid ihr, die ihr einst fern waret, durch das Blut des Christus nahe geworden. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht und abgebrochen hat die Zwischenwand der Umzäunung, nachdem er in seinem Fleische die Feindschaft, das Gesetz der Gebote in Satzungen, hinweggetan hatte, auf dass er die zwei, Frieden stiftend, in sich selbst zu einem neuen Menschen schüfe, und die beiden in einem Leibe mit Gott versöhnte durch das Kreuz, nachdem er durch dasselbe die Feindschaft getötet hatte.“ Nun finden wir zwei, die zusammen gefügt worden sind, nämlich die gläubigen Heiden und die gläubigen Israeliten. Und die sind jetzt zusammen gefügt worden und zwar zu einem neuen Menschen. Und da haben wir den Leib Christi, er wird genannt: ein neuer Mensch.
Und hier wird ein Bild vom Tempel in Jerusalem genommen, der damals noch stand. Es war nämlich so, die Heiden konnten ja auch nach Jerusalem kommen, in den Vorhof der Heiden. Und wenn sie sich da mehr und mehr dem eigentlichen Tempelgebäude, zum großen Teil mit Gold überzogen, näherten, kam plötzlich eine Abschrankung. Diese war in regelmäßigen Abständen mit Aufschriften versehen, die besagten: Wer jetzt als Nichtjude weitergeht, wird die Todesstrafe erleiden. Und diese Abschrankung nannte man «die Zwischenwand der Umzäunung», diesen Ausdruck haben wir hier in Vers 14. Das war nämlich eine kleine Mauer von ungefähr 50 cm Höhe und darauf ein Holzzaun von etwa einem Meter. Also nicht sehr hoch, sondern nur so hoch, dass die Heiden noch einen guten Blick darüber hinweg hatten auf das eigentliche Tempelhaus, dem Zeugnis für den einen wahren Gott. Und diese Zwischenwand der Umzäunung machte die Trennung zwischen Heiden und Juden total. Auch zwischen gläubigen Heiden, denn wenn ein Gläubiger nach Jerusalem kam, durfte er nicht weiter gehen als bis zur Umzäunung. Aber die gläubigen Juden in der Apostelgeschichte konnten dauernd über die Zwischenwand der Umzäunung gehen. Es war eine Trennung zwischen gläubigen Juden und gläubigen Heiden.
Und jetzt sagt der Apostel Paulus, diese Zwischenwand ist durch Christus abgebrochen worden. Das war natürlich skandalös, was er hier sagte, für die damalige Zeit. Die Zwischenwand war immer noch da, denn der Epheserbrief wurde im Jahr 62 nach Christus geschrieben. Da war die Zwischenwand immer noch da und voll in Betrieb. Aber acht Jahre nach dem Epheserbrief haben die Römer Jerusalem und den Tempel zerstört und der Tempel konnte nie mehr aufgebaut werden und somit auch nicht die Zwischenwand der Umzäunung. Das ist bis zum heutigen Tag so, obwohl man tagtäglich im Judentum um die Wiedererrichtung des Tempels betet. Und genau in diesen 2000 Jahren hat Gott sich ein neues Volk aus gläubigen Heiden und gläubigen Juden gesammelt und hat sie zusammengefügt, organisch verbunden, in sich selbst zu einem neuen Menschen. Und die beiden sind quasi in einem Leib mit Gott versöhnt. Und das ist total neu. Von diesem Gedanken findet man im Alten Testament überhaupt nichts, von dieser Zusammenfügung. Und sie war auch total skandalös, ein Ärgernis für die Juden.
Und übrigens, wegen dem kam Paulus ins Gefängnis nach Rom. Er war doch in Jerusalem, Apostelgeschichte 21, und dann hat man ihn verleumdet: Der Mann hat Griechen in den Tempel hineingeführt und ihn so verunreinigt! Und Lukas erklärt, dass man ihn mit einem Griechen in der Stadt gesehen hatte, aber nicht im Tempel. Das war eine Verleumdung. Aber man sagte, er hätte Nichtjuden, in der Mehrzahl, über die verbotene Abschrankung hinausgeführt. Und wegen dieser Verleumdung kam dann die Gefangenschaft von Paulus und der ganze Leidensweg bis nach Rom. Aber warum hat man ihn so verleumdet? Weil genau das das Ärgernis war, dass der Apostel Paulus in der ganzen Welt umherging, das Evangelium predigte und die Menschen, die an den Gott der Juden zu glauben begannen, nicht zu Proselyten machte und sie nicht beschneiden ließ. Er verbot sogar mit dem Galaterbrief ganz massiv, sich beschneiden zu lassen. Und das war das große Ärgernis damals. Aber der Apostel Paulus erklärt, dass das eine Offenbarung ist, eine ganz neue. Und davon kann man im Alten Testament nichts lesen.
Das führt uns zu Epheser Kapitel 3, 1-7: „Deshalb sage ich, Paulus, der Gefangene Christi Jesu für euch, die Nationen.“ Jetzt betont er: Seht ihr, ich bin im Gefängnis und genau wegen diesem Punkt, für euch, die Nationen. Weil ich euch als vollwertig betrachte, obwohl ihr keine Juden geworden seid, keine Proselyten. Und da sagt er: „Wenn ihr anders gehört habt von der Verwaltung der Gnade Gottes, die mir in Bezug auf euch gegeben ist, dass mir durch Offenbarung das Geheimnis kundgetan worden – wie ich es zuvor in kurzem beschrieben habe, woran ihr im Lesen merken könnt mein Verständnis in dem Geheimnis des Christus – welches in anderen Geschlechtern den Söhnen der Menschen nicht kundgetan worden, wie es jetzt geoffenbart worden ist seinen heiligen Aposteln und Propheten im Geiste.“ Und jetzt kommt der Inhalt: „Dass die aus den Nationen Miterben seien und Miteinverleibte und Mitteilhaber seiner Verheißung in Christus Jesus durch das Evangelium, dessen Diener ich geworden bin nach der Gabe der Gnade Gottes, die mir gegeben ist nach der Wirksamkeit seiner Kraft.“ In der alten Elberfelder gibt es bei Miteinverleibte eine Fußnote und die erklärt: wörtlich: Mit-Leib. Das bedeutet, dass also die Gläubigen aus den Heiden, aus den Nationen, mit zu dem einen Leib gehören. Und das ist das Geheimnis. Und das war für die Juden so skandalös, weil sie im Alten Testament keinen Hinweis hatten, dass Gott so etwas tun würde. Aber Gott hat sich dazu gestellt und darum erlaubte Gott vom Jahr 70 an bis heute nicht, dass man dieses Mäuerchen mit dem Zaun darauf wieder aufrichten konnte. Das ist gewaltig, 2000 Jahre Geschichte und ein Volk, das Tag für Tag diese Zwischenwand der Umzäunung wieder aufrichten wollte, konnte es nicht mehr.
Das ist für den dritten Tempel geplant, da will man das wieder einführen. Davon gibt es Pläne, aber man hat es nie ausführen können. Und so hat Gott dieses Geheimnis eben ganz eindrücklich bestätigt. Und acht Jahre nach dem Epheserbrief ist diese Zwischenwand abgebrochen worden und hat bestätigt, was hier steht, dass Christus durch seinen Tod am Kreuz die Zwischenwand abgebrochen hat. Aber wenn man sich das jetzt gut überlegt, wie gerade das Thema von der Zwischenwand und dem Leib eng zusammengehört, wie oft haben die Gläubigen in der Vergangenheit eben doch wieder Zäune aufgerichtet zwischen wahren, treuen Kindern Gottes. Ich sage nicht, zwischen Ungläubigen und Gläubigen, denn da lehrt die Bibel die Absonderung. Ich sage auch nicht zwischen solchen, die in Sünde leben und solchen, die dem Herrn nachfolgen. Nein, zwischen solchen, die wirklich von Herzen dem Herrn nachfolgen wollen. Und was man hier sieht, ist eigentlich ein Angriff auf das Kreuz Christi. Denn Christus hat die Zwischenwand abgebrochen durch seinen Tod am Kreuz. Das macht das Ganze eigentlich sehr feierlich. Wenn wir uns noch auf Kapitel 3, 8 anschauen, dann sehen wir die Problematik: „Mir, dem Allergeringsten von allen Heiligen, ist diese Gnade gegeben worden, [unter] den Nationen den unausforschlichen Reichtum des Christus zu verkündigen, und alle zu erleuchten, welches die Verwaltung des Geheimnisses sei, das von den Zeitaltern her verborgen war in Gott, der alle Dinge geschaffen hat.“ Es wird hier genannt, ein unausforschlicher Reichtum, von Chrisus. Aber da meint der Christus wieder, das Haupt und der Leib zusammen. Ein unausforschlicher Reichtum. Das zeigt also wirklich, wie wir immer ein bisschen Rahm abnehmen von dem Thema. Aber dieses Thema muss uns das ganze Leben hindurch beschäftigen. denn es ist ein unerforschlicher Reichtum darin verborgen.
Gehen wir zu Epheser 4. Da finden wir ganz besonders das Thema vom Wachstum ausgedrückt. Und ich möchte ab Vers 10 lesen: „Der hinabgestiegen ist, ist derselbe, der auch hinaufgestiegen ist über alle Himmel, auf dass er alles erfüllte. Und er hat die einen gegeben als Apostel und andere als Propheten und andere als Evangelisten und andere als Hirten und Lehrer, zur Vollendung der Heiligen, für das Werk des Dienstes, für die Auferbauung des Leibes Christi, bis wir alle hingelangen zu der Einheit des Glaubens und zur Erkenntnis des Sohnes Gottes, zu dem erwachsenen Manne, zu dem Maße des vollen Wuchses der Fülle des Christus; auf dass wir nicht mehr Unmündige seien, hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Winde der Lehre, die da kommt durch die Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem Irrtum; sondern die Wahrheit festhaltend in Liebe, lasst uns in allem heranwachsen zu ihm hin, der das Haupt ist, der Christus, aus welchem der ganze Leib, wohl zusammengefügt und verbunden durch jedes Gelenk der Darreichung, nach der Wirksamkeit in dem Maße jedes einzelnen Teiles, für sich das Wachstum des Leibes bewirkt zu seiner Selbstauferbauung in Liebe.“
Also wir merken sofort, auch beim flüssigen Durchlesen, dass es hier um Wachstum geht. Diese Begriffe werden hier wiederholt verwendet. Und das ist eben auch ein Thema in Verbindung mit dem Leib. Der Leib ist etwas Organisches, etwas Lebendiges, und es bleibt nicht irgendwie stehen, sondern es wächst. Und so sehen wir, Glaubensleben ist nie Stillstand, ist nie irgendwie ein Status Quo, der einmal erreicht wird und dann so bleibt, sondern es ist ein ständiges Wachsen. Und das beinhaltet auch die Möglichkeit, dass es in einer örtlichen Gemeinde Veränderung gibt. Nicht Revolutionen und so weiter, aber Veränderung, indem jedes einzelne Glied im Glauben wächst. Und das Ziel ist ganz klar vorgegeben, nämlich dass man in allem zu ihm hin wächst, der das Haupt ist, der Christus. Also die Zielrichtung ist ganz klar vorgegeben. Man kann sich entwickeln, indem man sich auseinander entwickelt. Aber dann hat man auch verschiedene Ziele. Aber wenn wir alle ganz klar das Haupt als Ziel in unserer Entwicklung haben, dann werden wir vor Fehlentwicklungen bewahrt. Dann ist es gesundes Wachstum. Und das ist es, was wir brauchen. Und dieser Abschnitt erklärt uns auch, dass die verschiedenen Gaben gegeben sind, damit gerade dieses Ziel, das Wachstum, das Erwachsenwerden, das Hinkommen zum Haupt, erreicht werden kann. Und es zeigt uns auch, wie notwendig es ist, dass wir eben zusammenhalten und nicht ein Solochristentum für uns leben wollen. Denn dann können wir nicht wirklich wachsen. Wir brauchen die anderen Glieder und die Darreichung und die Wirksamkeit der anderen Glieder, um im Glauben überhaupt gesund wachsen zu können.
Dann ist in den Versen 17-32 das Thema immer noch nicht abgeschlossen. Denn da wird auch plötzlich über den neuen Menschen gesprochen und es wird davon gesprochen, dass wir Glieder daran sind. Aber das Thema ist hier nicht mehr das Wachstum, sondern es ist die Frage: Wie leben wir als Christen? Ich möchte nur die Verse 25-28 herausgreifen: „Deshalb, da ihr die Lüge abgelegt habt, redet Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, denn wir sind Glieder voneinander. Zürnet, und sündiget nicht. Die Sonne gehe nicht unter über eurem Zorn, und gebet nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, stehle nicht mehr, sondern arbeite vielmehr und wirke mit seinen Händen das Gute, auf dass er dem Dürftigen mitzuteilen habe.“ Und so weiter. Also hier geht es darum, wie wir leben. Das Thema Lüge. Ist das ein Thema? Es ist leider ein Thema. Und das wird auch im Epheserbrief ganz klar behandelt. Es wird gesagt, als Erlöste müssen wir die Lüge ablegen und miteinander die Wahrheit reden. Das ist die Begründung. Also wenn wir schon Glieder am Leib sind, eine organische Einheit bilden, wie kann man sich da gegenseitig belügen? Und es werden in diesen Versen noch andere Dinge über das Verhalten, über das gegenseitige Verhalten, angesprochen. Das zeigt uns nun eben, wie das Thema vom Leib, nicht irgendwie etwas Abstraktes ist, sondern einen ganz direkten Bezug zum Leben hat. Denn es geht um das Verhalten, ein gottgemäßes, gerechtes, wahrhaftiges, liebevolles Verhalten dem anderen gegenüber. Und da möchte ich noch grad den Vers 32 dazu anführen: „Seid aber gegeneinander gütig, mitleidig, einander vergebend, gleichwie auch Gott in Christo euch vergeben hat.“ Das gegeneinander kommt wieder daraus hervor, wir sind Glieder voneinander.
Und dann zu Epheser 5. Da möchte ich nur auf die besondere Verbindung hier zwischen zwei verschiedenen Geheimnissen hinweisen. In Epheser 5 geht es nämlich um ein ganz anderes Thema. Christus, der Mann, die Gemeinde, seine Frau. Es geht übrigens nicht um den Bräutigam und die Braut, sondern es geht hier um den Ehestand. Wir finden beides im Neuen Testament. Wir werden in 2. Korinther 11 als mit dem Herrn verlobt gesehen. Aber hier in Epheser 5 werden wir als verheiratet gesehen. Das sind zwei Seiten der Medaille. Wenn man verlobt ist, dann darf man nach der Bibel nicht zusammen leben, also man ist getrennt. Und so ist der Herr Jesus als Mensch im Himmel und wir sind auf der Erde. Das ist der Zustand der Verlobung und das Warten auf die Hochzeit, wo wir dann in den Himmel eingeführt werden. Aber es ist auf der anderen Seite so, dass, obwohl der Herr Jesus als Mensch im Himmel ist, er ja der Sohn Gottes ist. Er ist Gott, er ist Allgegenwärtig und hat auch verheißen in Matthäus 28: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters. Und sein Hiersein, seine Nähe, ist so wirklich, dass die Bibel eben auch unsere Beziehung zum Herrn als Ehestand beschreibt, er der Mann, wir die Frau.
Nun ist das Interessante, dass es dann in Vers 29ff heißt: „Denn niemand hat jemals sein eigenes Fleisch gehasst, sondern er nährt und pflegt es, gleichwie auch der Christus die Versammlung. Denn wir sind Glieder seines Leibes, [von seinem Fleische und von seinen Gebeinen]. "Deswegen wird ein Mensch seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein". {1. Mose 2, 24} Dieses Geheimnis ist groß; ich aber sage es in Bezug auf Christum und auf die Versammlung.“ Jetzt plötzlich in Verbindung mit dem Ehestand, wird das Thema vom Leib wieder aufgenommen. Und zwar wird es hier verknüpft: Denn so, wie Mann und Frau in der Ehe ein Fleisch werden, ein Körper. Und da merken wir: Aha, da sind wir wieder auf der gleichen Stufe wie beim Leib, eine organische Einheit zwischen Haupt und Leib. Und so wird erklärt, wie eben diese verschiedenen Aspekte letztlich alle eine Einheit bilden. Und darum bedeutet es auch, wir können nicht die verschiedenen Aspekte, wie die Bibel die Versammlung beschreibt, haarscharf voneinander trennen, so wie: Das ist ja das Thema vom Haus, das ist das Thema vom Leib und das das Thema von der Braut. Das geht nicht. Jetzt haben wir gesehen, dass das Thema von Ehestand und Leib zusammengehören. Aber auch das Haus, denn in 1. Mose 2 macht Gott Eva und da heißt es: Und der Herr baute aus der Rippe eine Frau. Da wird das Wort bauen gebraucht, was sonst für Häuserbau benutzt wird. Und da sehen wir, wie das Thema vom Haus Gottes ebenfalls verbunden ist mit dem Thema von Mann und Frau. Und das Thema von Mann und Frau ist mit dem Thema vom Leib verbunden. Das ist eben alles eine Einheit; es werden nur jeweils verschiedene Seiten beleuchtet.
Jetzt gehen wir noch weiter zu Kolosser 1. Im Kolosserbrief wird die Einzigartigkeit des Sohnes Gottes vorgestellt. Während im Epheserbrief mehr der Leib behandelt wird, wird im Kolosserbrief mehr das Haupt behandelt. Und ich lese ab Vers 17: „Und er ist vor allen, und alle Dinge bestehen zusammen durch ihn. Und er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, (Das Wort ER ist im Grundtext besonders betont. Es heißt nicht: Er ist das Haupt des Leibes, sondern: Und ER ist das Haupt des Leibes der Versammlung, und kein anderer.) welcher der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, auf dass er in allem den Vorrang habe.“ Auch hier wieder das betonte ER. Also hier wird wirklich gezeigt, ER und kein anderer. Und ich habe das am Sonntag bereits angetönt, wie in der Geschichte der Kirche die Stellung des Herrn als Haupt ihm immer wieder streitig gemacht wurde.
Es begann schon im 2. Jahrhundert, dass man einen Bischof an die Spitze einer örtlichen Gemeinde setzte. Ein Bischof, das Episkopat hat da begonnen. Und zwar in guter Meinung, denn es war zur Abwehr von Irrlehren, gerade von der Irrlehre, die die Gottheit und Menschheit Christi leugnete. Da hat man sich gesagt, wenn einer die Führung übernimmt, ein starker Mann, dann kann man das draußen halten. Und so hat man eben die Macht konzentriert. Wenn es zum Beispiel eine Demokratie gibt, dann können da alle reinschwatzen und dann kommt alles Böse rein. Und so hat man das so heraushalten wollen. Und der nächste Schritt war dann, dass man Bischöfe nicht nur über eine Gemeinde gesetzt hat, sondern über eine Gruppe von Gemeinden. Und so ging die Entwicklung stufenweise bis zum Jahr 440 nach Christus und da wurde dann der Bischof von Rom zum Papst, Leo I. Das war der direkte Weg nach Rom. Aber das geschah in bester Absicht, nämlich um das Böse abzuhalten. Aber der Kolosserbrief sagt: ER ist das Haupt des Leibes und kein anderer. Und ich habe jetzt nur bis zum Jahr 440 erzählt, wir könnten weitergehen bis 1998. Das Problem steckt im Menschen schlechthin.
Dann noch zu Kolosser 1, 24 und folgende. Da betont der Apostel Paulus, dass er ein Diener ist für den Leib Christi. Und er beschreibt, wie er dient. Und das ist so eindrücklich, ein Diener für den Leib. Und das sieht bei ihm praktisch so aus, Vers 28: „Den wir verkündigen, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, auf dass wir jeden Menschen vollkommen in Christo darstellen; wozu ich mich auch bemühe, indem ich kämpfend ringe gemäß seiner Wirksamkeit, die in mir wirkt in Kraft.“ Also er nennt sich in Vers 25 Diener der Versammlung, Diener des Leibes. Und hier erklärt er, dass er förmlich dafür kämpft, dass wirklich jeder Einzelne, der als Glied zu diesem Leib gehört, im Glauben Fortschritte macht und wächst. Und da können wir nur noch an 1. Korinther 11, 1 denken: „Seid meine Nachahmer, gleichwie auch ich Christi.“
Und dann wird in Kolosser 2, 6ff über das Problem von Irrlehre gesprochen, zerstörender, zersetzender Irrlehre die die Gemeinde in Kolossä damals bedrohte. Und dann wird einfach so eingefügt in Vers 18: „Lasst niemand euch um den Kampfpreis bringen, der seinen eigenen Willen tut in Demut und Anbetung der Engel, indem er auf Dinge eingeht, die er nicht gesehen hat, eitler Weise aufgeblasen von dem Sinne seines Fleisches, und nicht festhaltend das Haupt, aus welchem der ganze Leib, durch die Gelenke und Bande Darreichung empfangend und zusammengefügt, das Wachstum Gottes wächst.“ Also in dieser Abhandlung über Irrlehre und ihre Gefahr, Philosophie, die von Christus wegführt, wird plötzlich gesagt, wie man verführt wird von diesen Dingen und wie es letztlich ein inneres Aufgeblasensein ist, in eitler Weise aufgeblasen von dem Sinne seines Fleisches, nicht festhaltend das Haupt. Das heißt also, wenn jedes einzelne Glied in einer ganz direkten Verbindung mit dem Haupt lebt, dann kann man vor Irrlehre bewahrt werden. Jedes Glied an unserem Körper ist direkt mit dem Haupt verbunden und das wissen wir heute noch besser als die aus Kolossä damals. Die ganzen Nervenbahnen sind da, und wenn jedes Glied so in lebendiger Weise mit dem Haupt verbunden, dann können wir bewahrt werden. Aber was geschieht, wenn man den Kontakt der Nervenbahnen durch Anästhesie unterbricht? Dann spürt man nichts mehr. Und das ist sehr gefährlich. Dann spürt man auch nicht mehr, wenn man sich irgendwie verletzt, denn dann ist ja kein Gefühl mehr da. Und so ist es, wenn diese Verbindung durch Anästhesie unterbrochen wird, also wenn diese Gebetsverbindung mit dem Haupt nicht mehr tagtäglich da ist. Dann stehen wir in der Gefahr, sehr verletzt zu werden und zu Schaden zu kommen. Und das wird uns auch so eindrücklich mit der Lehre des Hauptes und des Leibes dargelegt.
Und so kommen wir schon zum Schluss. In Kolosser 3, 5-17 wird auch wieder auf das Verhältnis der Erlösten untereinander in Verbindung mit dem Leib eingegangen. Und da möchte ich auszugsweise die Verse 14-15 lesen: „Zu diesem allen aber ziehet die Liebe an, welche das Band der Vollkommenheit ist. Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen worden seid in einem Leibe; und seid dankbar.“ Es geht im ganzen Abschnitt um das gegenseitige Verhältnis. Und da wird gesagt, der Friede des Christus soll in unseren Herzen regieren. Es steht nicht: Der Friede des Christus regiert. Im tausendjährigen Reich werden wir einmal sagen können: Christus regiert in Frieden. Und es wird so sein und wer sich dagegen auflehnt, wird die Konsequenzen tragen müssen. Aber heute ist es nicht so. Es ist eine Aufforderung.
Wir müssen dem Herrn in unseren Herzen wirklich das Regiment ganz bewusst und jeden Tag neu übergeben. Und dann kann es so sein, dass er regiert. Aber dann wird sich diese Friedensherrschaft in unserem Herzen auswirken. Denn es bezieht sich nicht auf uns allein. Wir sind berufen worden in einem Leib. Das heißt, dass unzählige erlöste Menschen auf dieser Erde der Welt zeigen: Übrigens es kommt noch eine ganz wunderbare Zeit, wenn Christus einmal in Frieden regieren wird. Und wir geben euch schon einen Vorgeschmack davon ab. Und was haben wir gemacht? Merken die Menschen, dass das einmal ganz wunderbar sein wird, wenn Christus regiert? Es gibt nämlich ganz viele Menschen auf dieser Erde heute schon, in deren Herzen Christus regiert und wenn man die anschaut, wie die miteinander umgehen, das ist wunderbar. Also die Botschaft vom tausendjährigen Reich ist etwas ganz wunderbares. Aber was haben wir damit gemacht? Haben wir die Menschen wirklich verlangend gemacht nach dem tausendjährigen Reich, nach der Herrschaft Christi? Oder haben wir sie abgestoßen, indem wir davon nichts oder zumindest zu wenig gezeigt haben? Und darum, es ist an die Verantwortung appelliert: Und der Friede des Christus regiere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen worden seid in einem Leibe und seid dankbar. Also so sehen wir, dass das Thema vom Leib ein gewaltiges Projekt Gottes ist, mit dem er der Welt etwas zeigen wollte und noch zeigen will. Und wir sind berufen, das Thema zu studieren, aber uns dann auch im Einzelnen zu fragen: Was bedeutet das jetzt konkret für mich? Was muss ich in meinem Leben ändern? Was müssen wir in unserem gegenseitigen Verhältnis ändern, damit wir wirklich etwas von dieser Demonstration, die Gott damit in dieser Welt abgeben wollte, besser und mehr zur Ehre Gottes verwirklichen können?