Ein Gang durch die Apostelgeschichte - Teil 1/2
Roger Liebi
07.11.1998
BST in Aarau, Schweiz
ID: 23320
Das Thema des heutigen BST heißt „Auf den Spuren der ersten Christen. Die Apostelgeschichte neu erlebt.“ Wir wollen uns also mit der Apostelgeschichte beschäftigen und damit mit den ersten drei Jahrzehnten der Weltmission. Die Apostelgeschichte (Apostelgeschichte) berichtet uns über die Jahre 32 und bis 62 nach Christus. Sie ist eigentlich ein Kirchengeschichtsbuch, ein Geschichtsbuch über die Frühzeit der Christen. Es gibt so viele Kirchengeschichtsbücher, aber dieses Buch ist ganz besonders. Es ist das Einzige, das inspiriert ist. Das Einzige, das durch den Heiligen Geist selbst so eingegeben wurde. Wenn wir uns Gedanken machen über die Stellung der Apostelgeschichte innerhalb der Bibelbücher, so sehen wir Folgendes: Erstens, die Apostelgeschichte ist eigentlich ein Fortsetzungswerk und zwar des Lukasevangeliums. In Apostelgeschichte 1, 1; ich lese grad die ersten zwei Verse:
1. Den ersten Bericht habe ich verfasst, o Theophilus, von allem, was Jesus angefangen hat, zu tun und auch zu lehren,
2. bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er sich auserwählt, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte.
Also hier bezieht sich der Schreiber der Apostelgeschichte auf einen ersten Bericht, den er schon Theophilus geschrieben hatte und zwar über das Leben und den Dienst Jesu, bis zu seiner Himmelfahrt. Nun, wenn wir das Lukasevangelium aufschlagen, Lukas 1, 1-4;
1. Da es nun schon viele unternommen haben, einen Bericht von den Ereignissen zu verfassen, die sich unter uns zugetragen haben,
2. wie sie uns die überliefert haben, die von Anfang an Augenzeugen und Diener des Wortes gewesen sind,
3. hat es auch mir gut geschienen, der ich allem von Anfang an genau gefolgt bin, es dir, vortrefflichster Theophilus, der Reihe nach zu schreiben,
4. damit du die Zuverlässigkeit der Dinge erkennst, in denen du unterrichtet worden bist.
Nun wir sehen, das Lukasevangelium ist auch an Theophilus gerichtet. Er wird hier übrigens genannt „vortrefflichster Theophilus“. Das ist eine Anrede, die man gebrauchte für hochstehende Personen damals. Ein Landpfleger wurde nicht „vortrefflichster Felix“ z.B. in Apostelgeschichte angesprochen. Also eine sozial, sehr hochstehende Person, an die ist das Evangelium gerichtet. Und das Lukasevangelium geht effektiv bis zur Himmelfahrt Jesu. Das Matthäusevangelium z.B. erwähnt die Himmelfahrt nicht, das Lukasevangelium geht genau bis an den Tag, da er aufgenommen worden ist. Und da setzt eben die Apostelgeschichte an und führt jetzt die Geschichte darüber hinaus weiter. Also ein Fortsetzungswerk. Und da wird auch schon deutlich, dass eigentlich die Apostelgeschichte eine Brücke bildet nämlich im Prinzip nicht nur vom Lukasevangelium, sondern von den vier Evangelien hinüber zu den 21 Briefen im N.T. Hier haben wir das Bindeglied dazwischen. Und wir werden sehen, wie wichtig die Apostelgeschichte ist, gerade auch zum Verständnis der Briefe im N.T., ihrer Hintergründe, ihrer zeitlichen und geschichtlichen Einordnung. Also ein Fortsetzungswerk, eine Brücke. Und drittens, die Apostelgeschichte nimmt eine sehr ungewöhnliche Stellung ein, sie bildet nämlich den fünften Teil der Bibel. Und wie kommt man darauf?
Das A.T. ist dreigeteilt. Die Juden unterscheiden das Gesetz, dann die Propheten und die übrigen Schriften, die normalerweise mit den Psalmen beginnen. Genau diese Einteilung macht der Herr Jesus Lukas 24, Vers 27 und 44. Er spricht über das Gesetz, die Propheten und dann die Psalmen. Die stehen für den dritten Teil der Schriften, weil sie am Anfang stehen. Das N.T. ist viergeteilt. Der Herr Jesus in seinen Abschiedsreden in Johannes 14, 26 sagt: Der Beistand aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.
Diese Erinnerung hat sich niedergeschlagen in der Abfassung der inspirierten vier Evangelien. In Kapitel 14, 26 da heißt es:
26. Wenn der Beistand (Sachverwalter) gekommen ist, den ich euch von dem Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der von dem Vater ausgeht, so wird der von mir zeugen.
27. Aber auch ihr zeuget, weil ihr von Anfang an bei mir seid.
Da haben wir das Zeugnis des Heiligen Geistes über Jesus. Und das Zeugnis damit verbunden, Jünger Apostel Jesu. Und das hat sich niedergeschlagen in dem inspirierten Wort der Apostelgeschichte Da haben wir das Zeugnis des Heiligen Geistes und der Apostel über den Herrn Jesus Christus. In Johannes 16, 12 sagt der Herr:
12. Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen.
13. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten;
Dies hat sich ganz besonders ausgewirkt der Abfassung der 21 Lehrbriefe im N.T. Da haben wir die volle Entfaltung der Wahrheit, viele Belehrungen, die in den Evangelien noch nicht mitgeteilt worden waren, werden durch die Briefe geoffenbart. Also da haben wir die volle Wahrheit, die ganze Wahrheit, die der Heilige Geist leitet. Und wenn wir den Satz noch fertig lesen: denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. 14. Er wird mich verherrlichen,
Die Offenbarung ist das einzige durch und durch prophetische Buch im N.T. Es gibt viele prophetische Abschnitte im N.T., aber ein Buch, das vollständig prophetisch ist, das haben wir nur in der Offenbarung. Da wird uns das Kommende verkündigt. Und so können wir das N.T. einteilen in die Evangelien=die Erinnerung, die Apostelgeschichte =das Zeugnis, die Lehrbriefe=die Wahrheit und die Offenbarung=das Kommende.
Das ergibt eine Vierteilung. (Hier konnte man die Aufnahme sehr schlecht verstehen). Ich will sagen, zusammen mit dem A.T. ergibt es die Zahl sieben. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit und Vollendung. Und damit ist die Offenbarung Gottes in uns Menschen völlig abgeschlossen. Damit sehen wir, dass die Apostelgeschichte eine besondere Stellung einnimmt, denn normalerweise ist ein Bibelteil bestehend aus mehreren Bibelbüchern. Wir haben zwei Ausnahmen, nämlich bei der Apostelgeschichte und bei der Offenbarung, wo ein einzelnes Buch gleich auch einen ganzen Bibelteil darstellt. Das gibt der Apostelgeschichte ein ganz besonderes Gepräge.
Nun fragen wir uns, wer ist der Autor? Wir haben gesehen, es ist der gleiche Autor, der das Lukasevangelium geschrieben hat. Und das ist durch die Zeugnisse der alten (Kleriker) bis ins 2.Jahrhundert sehr stark und deutlich bezeugt. Lukas ist der Schreiber, und er war von Beruf Arzt. Kolosser 4, 14; da schickt der Apostel Paulus aus Rom Grüße: Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt.
Er war Arzt und das drückt sich aus ganz besonders in seinem Evangelium, zunächst. Denn in keinem Evangelium wird so oft über Menschen, über kranke Menschen und Menschen am Rande der Gesellschaft, Arme, Bedrängte und mittellose Menschen gesprochen. Das drückt genau die Gesinnung eines guten Arztes aus, der eben gerade für diese Menschen ein besonderes Empfinden hat. Aber Doktor Lukas war ein spezieller Doktor.
Eine kleine Anekdote. Ein Bekannter von mir, ein Theologieprofessor, seine kleine Tochter, als sie noch klein war. Irgendwie haben ihrer Mitschüler erfahren, dass ihr Vater ein Doktor ist. Da haben sie gesagt: „Oh, das ist toll. Dann können wir mal zu deinem Vater kommen, wenn wir krank sind und es uns nicht gut geht.“ Dann sagte die kleine Tochter: „Ja nein, er ist nicht so ein Doktor, sondern ein Sündendoktor.“
Eben Lukas der Arzt, er war auch nicht nur ein Doktor der Wunden verbindet, usw., sondern, er war ein Sündendoktor, der wirklich das tiefe Problem des Menschen erkannt hatte, das allein durch das Kommen und Sterben und Auferstehen des Herrn Jesus geheilt werden kann. Das drückt sich also aus in dem Lukasevangelium. Aber in der Apostelgeschichte geht es darum, wie sich diese Botschaft des Heils in Christo, hinausgeht in alle Welt. Und darum passt das so wunderbar, das gerade ausgerechnet Lukas, der Sündendoktor, dieses Buch geschrieben hat. Wir haben vielleicht gemerkt bei der Einleitung zum Lukasevangelium, das Lukas auch ein Historiker war. Denn er schreibt dort, er sei den Augenzeugen genau nachgegangen. Er hätte alles, von Anfang an ganz genau erforscht. D.h. er ist vorgegangen systematisch wir ein Historiker, der alles verfügbare Material sammelt und daraus dann sein Buch verfasst. Und interessant, wir werden darauf noch zurückkommen, gerade im Fall des Lukasevangeliums und er Apostelgeschichte konnte die moderne Archäologie und Geschichtsforschung im Detail so überwältigend nachweisen, wie präzise dieser Historiker alles berichtet. Sogar bei allen nebensächlichen Details stimmt alles ganz genau. Also wirklich ein Historiker, dem es auch daran gelegen war, genau zu zeigen, wie diese Dinge in Raum und Zeit geschehen sind. Z.B. Lukas erwähnt ganz genau in Lukas 3, zur Zeit von welchem Kaiser, Tiberius, begann der Dienst von Johannes dem Täufer. Wer war damals Landpfleger? Wer war Hohepriester? Also im Detail ganz genaue Datierungen. Und die Bücher Lukasevangelium und Apostelgeschichte sind voll von Personen, die wir aus der Geschichte kennen. Ab dem 2.letzten Blatt (siehe Skript) z.B. unter „Streiflichter aus Archäologie und Geschichte“, da habe ich nur einige aufgelistet. Z.B. erwähnt er drei Hohepriester. Kajaphas, Annas und dann auch Ananias. Viele Könige, ich habe aus der Fülle nur drei hier aufgeführt, Herodes Antiphas, Herodes Agrippa der 1. und der 2. Dann erwähnt er eine ganze Reihe von Prokoratoren von Judäa, nämlich Pilatus, Felix und Festus. Er erwähnt vier Kaiser, hier auf dem Blatt nur zwei, die zwei aus der Apostelgeschichte nämlich Augustus, Tiberius, Klaudius, Nero. Erwähnt Prokonsule wie Sergius Paulus und Galijon oder berühmte Rabbiner. Unter berühmte Rabbiner erwähnt er besonders Gamaliäl und auch weltgeschichtliche Ereignisse werden darin erwähnt wie z.B. die Hungersnot im römischen Reich ab dem Jahr 47. Oder die Ausweisung der Juden aus Rom durch Kaiser Klaudius, und und und. Man könnte so weitergehen, eine ganze Fülle. Die ganzen Ereignisse sind richtig eingebettet in die Zeitgeschichte und wenn da irgendetwas nicht stimmen würde, dann wäre es das dümmste, wenn ein Schreiber so genaue Zeitangaben gibt, denn dann kann man es nachkontrollieren. Bei den Mythen, bei den Märchen ist das alles nicht so wichtig. Da beginnt es mit „Es war einmal…“ Man weiß nicht wo, man weiß nicht wann und man weiß auch nicht wirklich wer.
Aber, ganz wichtig, diese Dinge sind in Raum und Zeit als Tatsachen, als geschichtliche Tatsachen geschehen. Und darum ist auch die Totenauferstehung Jesu so wichtig, dass das wirklich an einem ganz bestimmten Moment in der Geschichte geschehen ist. Das ist nicht irgendwie etwas so Symbolisches, er lebt irgendwie weiter in der Erinnerung der Menschen usw., wie das die liberale Theologie gemacht hat bis zur totalen Auflösung des Christentums. Nein, die Apostelgeschichte betont immer wieder in den Predigten, am 3. Tag ist er Auferstanden. Die Tatsache der Auferstehung wird speziell betont.
Lukas ist der einzige Bibelautor von dem wir wissen, dass er kein Israelit war. Das ist schon bemerkenswert. Wie kommt man darauf? Nebst außerbiblischen Hinweisen. Ich habe nur den biblischen Hinweis gegeben. Auf dem Blatt sieht man Kolosser 4, 10-11. Dort teilt Paulus Grüße mit von drei Leuten, nämlich Aristarchus, Markus und von Justus. Von diesen sagt er am Ende von Vers 11: und Jesus, der Justus genannt wird, die aus der Beschneidung sind. Diese allein sind meine Mitarbeiter für das Reich Gottes, die mir zum Trost geworden sind.
Diese drei sind aus der Beschneidung. Das sind also Juden. Aber dann kommt wieder eine Serie, V.12, von drei, die grüßen, nämlich Epaphras, V.14 Lukas und Demas. Die sind also nicht aus der Beschneidung. Drei aus der Beschneidung und drei, die nicht aus der Beschneidung sind, also keine Juden. Das wird auch noch außerbiblisch bestätigt. Und das erklärt uns natürlich das Interesse von Lukas an dem Evangelium, das die Grenzen Israels sprengt. Also nicht auf das jüdische Volk beschränkt ist, sondern darüber hinaus geht. Wie nebenbei gesagt ist das ein Thema im Lukasevangelium, das durchgeht, wie ein roter Faden. Die Gnade geht über Israels Grenzen hinaus. Und dann kommt die Apostelgeschichte , wo dann wirklich zeigt, wie diese Botschaft hinausgetragen wird zu allen Völkern. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt. Noch etwas zur Person von Lukas. Er war Mitarbeiter des Apostel Paulus. Und wir werden das sehen, in den sogenannten Wir-Berichten, der Apostelgeschichte In Apostelgeschichte 16, 10; plötzlich heißt es dort: Wir...
Er schreibt über Paulus und seine Mitarbeiter: Sie, sie, sie und plötzlich dort in Apostelgeschichte 16, 10 kommt es zum ersten Mal vor. Wir schlagen es auf. Ich lese ab V.6: Als sie aber Phrygien und das Gebiet Galatiens durchzogen, wurde ihnen vom Heiligen Geist gewehrt, das Wort in [der Provinz] Asia zu verkündigen.
7. Als sie nach Mysien kamen, versuchten sie, nach Bithynien zu reisen; und der Geist ließ es ihnen nicht zu.
8.Da reisten sie an Mysien vorbei und kamen hinab nach Troas.
9. Und in der Nacht erschien dem Paulus ein Gesicht: Ein mazedonischer Mann stand vor ihm, bat ihn und sprach: Komm herüber nach Mazedonien und hilf uns!
10. Als er aber dieses Gesicht gesehen hatte, waren wir sogleich bestrebt, nach Mazedonien zu ziehen, indem wir daraus schlossen, dass uns der Herr berufen hatte, ihnen das Evangelium zu verkündigen.
Merkt man, plötzlich, völlig unvermittelt wechselt der Bericht auf wir, was deutlich macht, jetzt ist Lukas mit dabei. Und diese Wir-Berichte gehen dann bis zum Ende von Kapitel 16, durch den Bericht der Gemeindegründung in Philippi, aber Paulus geht dann weiter in Kap. 16, 40 heißt es: Da verließen sie das Gefängnis (Paulus und Silas) und begaben sich zu Lydia; und als sie die Brüder sahen, ermahnten (trösteten) sie sie und zogen fort. Sie reisten aber durch Amphipolis und Apollonia und kamen nach Thessalonich, wo eine Synagoge der Juden war.
Und dann geht es weiter mit sie, sie sie, sie. Es wird also deutlich: Lukas war viel in dieser Zeit von Troas bis Philippi mit dabei, aber er sagt nicht zu Theophilus: Du, und übrigens dann bin ich dazu gestoßen. Und dann haben wir da evangelisiert und dann war ich mit dabei. Ja, er sagt schon, er war dabei, aber er sagt das so diskret, so zurückhaltend, es geht nicht um seine Person im Vordergrund. Also sehr eindrücklich. Und er hat dann auch nicht geschrieben, „Und Theophilus, weißt du, die gingen dann weiter und ich blieb in Philippi, weißt du, was ich da gemacht hab? Gemeindeaufbau.“ Kein Wort davon, natürlich hat er es gemacht. Und das hatte seinen guten Grund, warum Doktor Lukas dort in Philippi blieb. Philippi war etwas vom Feinsten. Das war so eine ganz besondere Stadt. Die bekam den speziellen Bürgerstatus, so wie wenn man in Italien wohnen würde. Die Bürger von Philippi waren steuerbefreit, nicht schlecht, oder? Es war ein Ort wo ein großer Prozentsatz von Leuten eben aus der höheren, sozialen Schicht waren. Auch ausgediente Legionäre, Veteranen, die siedelten sich an in Philippi. Und das war ganz ideal für diese Art von Leuten, dass der Arzt Lukas diese Arbeit dort tat. Hätte es auch in Korinth machen können, da wären andere vielleicht wieder besser geeignet gewesen. Aber Lukas beschreibt alles so diskret und er wusste ganz genau, wo seine Stärken, wo sein Auftrag war und das hat er auch erfüllt.
Jetzt stellen wir uns die Frage nach der Abfassungszeit der Apostelgeschichte Wenn wir das Buch zu Ende lesen, dann merken wir, die Apostelgeschichte endet mit der 2-jährigen Gefangenschaft des Apostel Paulus in Rom. Die ging von 60 bis 62 n. Chr.. Und sie berichtet uns über den Ausgang des Prozesses vor Kaiser Nero rein nichts. Es ist eigentümlich, denn in Kapitel 25 hatte sich Paulus auf den Kaiser berufen, auf den obersten Gerichtshof, dass seine Angelegenheit dort geregelt werden sein sollte.
Dann beschreibt Lukas so interessant, die spannende Reise bis nach Rom und wie es dann zu dieser dramatischen Schiffsreise kam, die mit Schiffbruch vor der Insel Melite endete (Kap.27) und wie Paulus schließlich dennoch nach Rom gekommen ist. Aber der Kaiser hatte keine Zeit, oder die Ankläger waren noch nicht da, er musste zwei Jahre warten und dann endet die Apostelgeschichte Also die Pointe, die man über Kapitel hinweg erwarten würde, die jetzt als Höhepunkt der Geschichte kommt, die lässt Lukas weg. Und die Pointe wäre bald nämlich gekommen, denn es ist interessant der Ausdruck in Apostelgeschichte 28, 30:
30. Paulus aber blieb zwei ganze Jahre in einer eigenen Mietwohnung und nahm alle auf, die zu ihm kamen;
31. und er verkündigte das Reich Gottes und lehrte von dem Herrn Jesus Christus mit aller Freimütigkeit und ungehindert.
Der Ausdruck „zwei ganze Jahre“, war ein juristischer Ausdruck damals, der bezeichnete die Frist, die verlaufen konnte und während der sich die Ankläger melden mussten, sonst verjährte die ganze Sache. Wir sind jetzt genau am Ender dieser juristischen Periode, die für Paulus hochbedeutsam war und schließlich, wie wir noch sehen werden, offensichtlich zu einer Freilassung geführt haben. Am Ende dieser Periode angelangt, wird uns noch nichts gesagt jetzt über den eigentlichen Schlussentscheid Neros und die Freilassung von Paulus. Und das macht also deutlich, die Apostelgeschichte muss also noch vor diesem Ereignis der Freilassung geschrieben worden sein. Und darum können wir sagen, um 62 n. Chr. abgefasst. Aber wir werden noch sehen unter charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten, dass gerade dieser offene Schluss der Apostelgeschichte hochbedeutsam ist für die Botschaft des Buches.
Unter literarische Besonderheiten nehmen wir zunächst den Punkt 2, der offene Schluss. Wie gesagt in 25, 12 beruft sich Paulus auf den Kaiser, die Antwort auf die Frage zögert sich bis zum Ende hinaus, spannend und dramatisch und wird gar nicht beantwortet. Und aus diesem offenen Schluss, aus dieser literarischen Besonderheit lernen wir, das Zeugnis der christlichen Mission endet nicht im Jahr 62. Wir stehen heute immer noch in denselben Spuren der ersten Zeugen, des Heilandes der Welt. Das ist so wunderbar, dass der Heilige Geist die Apostelgeschichte so inspiriert hat, um uns wirklich deutlich zu machen, die ist nicht einfach fertig, die Geschichte, sondern sie geht weiter und sie geht weiter bis heute und wir sind quasi in der Fortsetzungsgeschichte mitenthalten von dem, was die ersten Zeugen verkündigt haben. Das macht die Apostelgeschichte sehr persönlich. Nehmen wir wirklich diesen Standpunkt ein von diesen mutigen, ersten Zeugen? Das ist die Frage.
Das soll uns führen zum nächsten Punkt unter „Geographie und Weltmission.“ Wir sehen in der Apostelgeschichte 1 die Beschreibung der Himmelfahrt vom Ölberg aus. Und das Zeugnis der Weltmission begann somit in Jerusalem, der Stadt westlich vom Ölberg. Wir lesen Apostelgeschichte 1, 6:
6. Sie nun, als sie zusammengekommen waren, fragten ihn und sagten: Herr, stellst du in dieser Zeit für Israel das Reich wieder her?
7. Er sprach zu ihnen: Es ist nicht eure Sache, Zeiten oder Zeitpunkte zu wissen, die der Vater in seiner eigenen Vollmacht festgesetzt hat.
8. Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.
9. Und als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Blicken emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg.
10. Und als sie gespannt zum Himmel schauten, wie er auffuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißen Kleidern bei ihnen,
11. die auch sprachen: Männer von Galiläa, was steht ihr und seht hinauf zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird so kommen, wie ihr ihn habt hingehen sehen in den Himmel.
12. Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, welcher Ölberg heißt, der nahe bei Jerusalem ist, einen Sabbatweg entfernt.
Ein Sabbatweg ist etwa 1 Kilometer.
Das Evangelium ging aus anfangend von Jerusalem. Und wenn wir uns die Weltkarte in Erinnerung rufen, dann stellen wir fest, Jerusalem liegt genau am Knotenpunkt der drei Kontinente Europa, Asien und Afrika. Und das ist doch eine geographische Situation, die absolut einzigartig ist auf dem ganzen Weltglobus. Es ist der ideale Punkt, wo man in der Kürze an drei Kontinenten kommen konnte, zu den Völkern dieser Welt. Also strategisch wunderbar gewählt im Heilsplan Gottes, ausgehend von Jerusalem. Dann haben wir aber jetzt auch gleich gelesen, die Auffahrt Jesu hat stattgefunden vom Ölberg aus. Und da ist er aufgefahren als der Heiland der Welt. Denn er hat die Botschaft „… ihr werdet meine Zeugen sein in Jerusalem, Judäa, Samaria bis an das Ende der Erde.“, gegeben. Er gibt der ganzen Welt die Chance, das Heil in ihm, in Christus erfassen zu können. So ist er also aufgefahren als Heiland der Welt vom Ölberg aus. Die Engel haben gesagt, er wird so zurückkommen, wie ihr ihn habt auffahren sehen und dass es auch geographisch gleich gemeint ist, geht hervor aus Sacharja 14, 4; wo die Wiederkunft Christi, das Kommen des Messias beschrieben wird und zwar nicht mehr als Heiland der Welt, sondern als Richter der Welt auf dem Ölberg. Sacharja 14, 3 und 4:
3. Dann wird der HERR ausziehen und gegen jene Nationen kämpfen, wie er schon immer gekämpft hat am Tag der Schlacht.
4. Und seine Füße werden an jenem Tag auf dem Ölberg stehen, der vor Jerusalem im Osten liegt; und der Ölberg wird sich von seiner Mitte aus nach Osten und nach Westen spalten zu einem sehr großen Tal, und die eine Hälfte des Berges wird nach Norden und seine andere Hälfte nach Süden weichen.
Seine Füße werden an jenem Tage auf dem Ölberg stehen. Da kommt er aber um gegen jene Nationen, die sich versammelt haben gegen Jerusalem Krieg zu führen. Also genau das Gegenteil. Und so sehen wir, der Ölberg markiert gewissermaßen die zwei heilsgeschichtlich hoch bedeutsamen Momente. Die Auffahrt mit dem Mandat für die Weltmission und dann die Wiederkunft Christi als Richter. In dieser Zwischenzeit, gewissermaßen in diesen beiden Ölbergereignissen, liegt die Weltmission. Die Chance für alle Völker, sie müssen sich entscheiden, ob sie den Herrn Jesus Christus als Heiland der Welt, oder als Richter der Welt kennen lernen möchten.
Dann, wenn wir zum nächsten Blatt gehen unter „Besondere Wörter und Ausdrücke“ habe ich hier nur zwei griechische Wörter aufgeführt. Und zwar eines ganz am Anfang der Apostelgeschichte und das andere am Schluss. Und das ist nicht viel, die kann man sich also gut merken und auswendig lernen. Das sind ganz besondere Wörter. Ich lese aus Apostelgeschichte 1, 2-3:
2. bis zu dem Tag, an dem er in den Himmel aufgenommen wurde, nachdem er den Aposteln, die er sich auserwählt, durch den Heiligen Geist Befehl gegeben hatte.
3. Diesen hat er sich auch nach seinem Leiden in vielen sicheren Kennzeichen lebendig dargestellt, indem er sich vierzig Tage hindurch von ihnen sehen ließ und über die Dinge redete, die das Reich Gottes betreffen.
Also der Auferstandene, der Herr Jesus wurde noch 40 Tage von den Jüngern erlebt. Er hat mit ihnen gesprochen, hat sie weitergeführt, hat ihnen Erklärungen und Aufträge gegeben. Lukas sagt, in dieser Zeit, ist er in vielen sicheren Kennzeichen lebendig vor ihnen gewesen. Und das Wort „Sichere Kennzeichen“, das ist das Wort auf gr. tekmerion, ein Wort. Das bedeutet durchschlagender, überzeugender Beweis, in der Mehrzahl. Und in vielen durchschlagend, überzeugenden Beweisen hat er sich lebendig dargestellt. So beginnt die Apostelgeschichte Die Auferstehung Jesu ist eine absolut bewiesene Angelegenheit. Und sie war selbst für die anfangs so zweifelnden Aposteln völlig, endgültig überzeugend. Jeder Zweifel ist genommen. Die Apostelgeschichte zeigt, wie aufgrund dieser brutalen Überzeugung der Tatsache der Auferstehung, diese Männer, diese Apostel eine derartige Veränderung erlebt haben, dass sie zu kühnsten Zeugen geworden sind für die Wahrheit des Evangeliums. Und wir werden sehen, durch die ganze Apostelgeschichte hindurch wird die Tatsache der Auferstehung Christi wegen der Verkündigung immer völlig zentral gebracht, denn das ist Angel und Wendepunkt von allem.
Und dann, ein zweites Wort ganz am Schluss und es ist absolut das letzte Wort der Apostelgeschichte In Apostelgeschichte 28, 31: Paulus war zwei Jahre in seinem gemieteten Haus in Rom als Gefangener. Da kommen viele Leute zu ihm, er kann das Reich Gottes predigen, die Dinge, welchen den Herrn Jesus Christus betreffen mit aller Freimütigkeit und das Wort ungehindert (weitergeben.) Im Deutschen ist es nicht das Letzte, da müssen wir in der Übersetzung selberschauen, welches Wort dem entspricht. Ungehindert, das ist im griechischen Text das allerletzte Wort „akrolytos“. Und das ist ganz bedeutsam. Das ist das Gepräge für dieses Buch. Paulus ist zwar gebunden. Er schreibt in 2. Timotheus 2, 9: Ich bin ein Gefangener, aber das Wort Gottes ist nicht gebunden. Man kann zwar Zeugen Jeus binden, man kann sie schlagen, ins Gefängnis setzen, man kann sie töten. Das wird getan bis in unsere Zeit. Aber, was man nie konnte, ist die Ausbreitung des Wortes Gottes dadurch verhindern. So prägt dieses Wort akrolytos die Botschaft der Apostelgeschichte ungehindert, dieses Wort geht weiter. Und es hat auch nicht ein Ende gefunden damals, im Jahr 62, sondern es ist weitergegangen über 2000 Jahren bis heute.
Bis dahin, einige Fragen?
Frage: …?
Antwort: Also das Jahr 32, das ist ein kleines Datierungsproblem. Wann will man die Geburt Jesu ansetzen? Wenn man verschiedene Lexika nimmt, dann findet man auch verschiedene Zahlen. Das Problem ist dieses, unsere Datierung, unsere Zeitrechnung ist erst später eingeführt worden. Das ist nicht so eingeführt worden, dass die Geburt Jesu dann absolut genau stimmen würde. Quasi mit einem Jahr 0. Es gibt sogar in der Geschichte gar kein Jahr 0. Das wissen die meisten nicht. Es gibt nur 1 v. Chr. und dann ein Jahr später ist 1 n. Chr.. Also nur ein Jahr von 1.v.Chr bis 1.n. Chr.. Das stellt ein Problem dar für die Astronomie. Denn wenn man da Berechnungen machen will, sagen wir 3000 v. Chr. totale Sonnenfinsternis, dann muss man einen Nullpunkt haben in der Berechnungsachse. Das hat man dann so eingeführt, z.B. das geschichtliche Jahr 445 v. Chr. ist in der Astronomie das Jahr 444 v. Chr. Wenn sie mit Astronomie- Programm am Computer arbeiten, dann haben sie immer beide Daten. Das geschichtliche Datum und das astronomische Datum. Dann kommt noch hinzu, man hat auch versucht die Geburt Jesu zu berechnen anhand des Sternes von Bethlehem. Aber dann ist die Frage, was war eigentlich der Stern von Bethlehem? Und Kepler hat gedacht im Jahr 7 diese dreifache Konjunktion vom Jupiter und Saturn, wo also diese beiden Planeten zueinandergekommen sind, das sei wahrscheinlich der Stern von Bethlehem gewesen. Das Problem ist allerdings, dann muss er die Geburt ansetzen auf 7 v. Chr. Das machen viele heute noch. Dann ist die ganze Zeitrechnung noch viel mehr verschoben. Das kann allerdings nicht sein, der Stern von Bethlehem, ich habe das selber auch auf dem PC simuliert, das war damals im Jahr 7 vom Auge sichtbar, dass es zwei Himmelskörper waren. Saturn und Jupiter ganz nah nebeneinander, aber vom Auge war es zu unterscheiden, war also nicht ein Stern zu sehen. Es gibt noch mehr Probleme. Und die Berechnung, dass der Herr Jesus etwa 1 v. Chr. geboren worden ist, dafür gibt es auch gute, geschichtliche Argumente, das ist ein Thema für sich an einem BST, und ich meine, dass dieses Argument da viel stärker und besser ist. Also das heißt, dass der Herr Jeus wirklich da 30 Jahre alt geworden ist, aber die Geburt Jesu ist nicht genau mit unserer Zeitrechnung zusammenfallend.
Frage: Wie kann man den Titusbrief mit Apostelgeschichte verbinden, denn dort gab der Apostel Paulus die Anweisung „ich habe dich in Kreta zurückgelassen, damit du dort in dieser Stadt Älteste anstellest“.
Antwort: Wir werden sehen, wenn wir heute Nachmittag zu den Reisen des Ap. Paulus kommen, dass dieses Ereignis, Titus auf Kreta, nirgends unterzubringen ist in der Apostelgeschichte Bibelkritiker haben ganz einfach geantwortet: Der Titusbrief ist gefälscht. Viele Briefe sind gefälscht, all diese Pastoralbriefe wie man sie nennt, Titus, 1+2 Timotheusbrief. So wird das erledigt. Es ist dummes und gottloses Zeug (meinen die Bibelkritiker). Es ist so, Apostel Paulus ist wieder freigeworden nach diesen zwei Jahren in Rom. Und dann hat er wieder herumreisen können. Und es ist nicht nur im Titusbrief, es gibt auch andere Ortschaften, wo er herumgereist ist, wo wir das nachvollziehen können, und das fällt alles in die Zeit nach der Apostelgeschichte hinein. Im Römerbrief hat er auch angekündigt, er möchte nach Spanien gehen. Und es gibt tatsächlich auch außerbiblische Hinweise, dass er bis in den äußersten Westen des römischen Reichs gegangen sei, dass also die Spanienreise tatsächlich noch in Erfüllung gegangen wäre. Das wird alles fallen in die Zeit nach 62 nach der Apostelgeschichte Nebenbei gesagt. Im Philliperbrief, der war gerade am Ende dieser zwei Jahre geschrieben worden und da drückt Paulus aus seine Hoffnung, dass er bald frei werden wird. Im Philemonbrief, auch gerade da um 62. geschrieben worden, drückt er aus und sagt dem Philemon, er solle ihm doch bitte eine Unterkunft bereitmachen, denn er sei überzeugt, dass er bald durch ihre Gebete freigelassen werden könne. So konkret, dass er also bis nach Kolossä noch gehen würde, kann man alles nicht in der Apostelgeschichte unterbringen, das nach 62. Aber der Apostel Paulus ist nachher wieder in Gefangenschaft gekommen, in die 2.Gefangenschaft, und aus dieser hat er dann noch den 2.Timotheusbrief geschrieben um 67.n. Chr.. Da sagt er: Die Zeit meines Abscheidens ist gekommen! Er weiß also, jetzt werde ich das Martyrium erleben. Die altkirchliche Überlieferung zeugt, dass er geköpft worden ist durch Nero. Er war römischer Bürger, darum durfte er nicht gekreuzigt werden, im Gegensatz zu Petrus, der gekreuzigt wurde auch in dieser Zeit unter Nero. Er durfte die angenehmere Todesstrafe erleiden, also ein Tod durchs Schwert. Und davon gibt uns eben der 2.Timotheusbrief Zeugnis. So kann man dennoch die ganzen Briefe wunderbar unterbringen.
Frage: Wie kann man das miteinander vereinen, der Herr Jesus kommt wieder auf den Ölberg, aber nach Matthäus 24, 27: Denn wie der Blitz ausfährt von Osten und bis nach Westen leuchtet, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Also werden alle Menschen die Wiederkunft Christi wahrnehmen.
Antwort: Es ist ganz einfach. Die Wiederkunft Christi verläuft in verschiedenen Phasen. Die Wiederkunft auf dem Ölberg ist eine Phase und hängt damit eben zusammen, er kommt auf den Ölberg um dann nachher auf dem Berg Zion, auf dem Tempelberg zu streiten. So steht es in Jesaja 30. Er wird dort auf dem Tempelberg herniedersteigen, kämpfen und sein Volk beschirmen in Jerusalem. Und dann die Herrschaft in Jerusalem übernehmen. Aber wir haben z.B. die Wiederkunft Christi in Harmagedon, Off.16. Das ist eine gewaltige Ebene im Norden in Galiläa. Ein ganz anderes Ereignis. Oder Habakuk in Kap. 3, 3 sagt, Gott kommt von Teman her und der Heilige vom Gebirge Paran. Aber Teman, das liegt in Südjordanien. Und der Prophet Obadja beschreibt, dass dort ein ganz besonderes Gericht stattfinden wird in Edom in Südjordanien, dass viele Völker dort gerichtet werden (Obadja V.8+9). Es gibt ganz verschiedene Phasen. Die Wiederkunft Christi ist nicht einfach so, dass er kommt und dann da ist. Nein, sondern das sind Ereignisse, die in Phasen nacheinander ablaufen werden. Aber die Ölbergphase ist ganz entscheidend, denn das gehört zur Schlussphase, die der Herr übernimmt die Macht in Zion in Jerusalem und damit in der Hauptstadt dann für die ganze Welt. Drum ist der Ölberg natürlich ein besonders markanter Punkt.
Frage: Steht das im Zusammenhang mit den Zahlenangaben in Daniel, die verschieden sind?
Antwort: Ja, ganz genau. Die große Drangsalszeit vor der Wiederkunft Christi die dauert nach Offenbarung 11 1260 Tage. Aber, Daniel 12 am Schluss sagt, die Opfer in Jerusalem, die während der Drangsalszeit aufhören werden, die werden aufhören während 1290 Tagen. Und dann sagt er weiter: Glückselig wer harrt und 1335 Tage erreicht. Es gibt dann noch 75 Tage nach der Wiederkunft Christi, nach der großen Drangsal, wo man ausharren muss, bis man endlich das Ziel erreicht hat. In diesen 75 Tagen, da werden die ganz entscheidenden Schlachten stattfinden, nach der ersten Wiederkunft Christi. In Phasen werden die verschiedenen Feinde gerichtet werden, in Harmagedon, Edom, bei Jerusalem, gegen diese Nationen wird er dort streiten, die dort versammelt sind. Dann weiter das Gericht über Gog und Magog aus dem äußersten Norden, die werden nämlich fallen auf den Bergen Israels. Das bezeichnet speziell das Zentralmassiv, das Israel von Norden bis Süden durchzieht. Das sind die Berge von Samaria und Judäa. Wir sagen heute die Westbank oder Westjordanland. Dort wird Gog und Magog fallen. Das ist auch wieder eine andere Phase. Das ist auch nicht das gleiche wie Harmagedon. In diesen 75 Tagen, da werden die entscheidenden Dingen geschehen in Phasen und dann kommt das Friedensreich. Es wird 30 Tage z.B. noch dauern, bis die Opfer wieder auf dem Tempelberg eingesetzt werden, die während der Drangsalszeit unterbrochen sind. Eben bis 1290 Tagen.
Wir gehen jetzt zu dem zweitletzten Blatt, zur Struktur des Buches. Wir verschaffen uns jetzt erstmal eine Übersicht über die Apostelgeschichte und dann gehen wir so sukzessiv hindurch und versuchen uns so den Rahmen oben abzunehmen. Um ein Bibelbuch gut verstehen zu können ist es immer wichtig, es einteilen zu können nach Sinnabschnitten. Was einem auffallen kann, in den ersten 12 Kapiteln spielt eine Person, ein Zeuge Jesu, eine sehr zentrale Rolle. Und das ist der Apostel Petrus. So können wir sagen, Kapitel 1-12 beschreibt den Dienst des Petrus, weiter 13-28 da finden wir die Missionsreisen des Apostel Paulus. Das ist klar, der Dienst des Paulus steht da im Zentrum. Diese beiden Apostel sind interessante Gegenpole. Denn wenn wir Galater 2, 7-10 lesen, ein Treffen in Jerusalem zwischen Petrus Kephas und Paulus, dann lernen wir wichtige Prinzipien ihres Dienstes und ihre Unterschiede. Ich lese Galater 2, 7:
7.sondern im Gegenteil, als sie sahen, dass mir das Evangelium für die Unbeschnittenen anvertraut war ebenso, wie Petrus das für die Beschnittenen
8.- denn der, der in Petrus zum Apostelamt für die Beschnittenen wirksam war, war auch in mir für die Nationen wirksam -,
9. und als sie die Gnade erkannten, die mir gegeben worden ist, gaben Jakobus und Kephas und Johannes, die als Säulen angesehen werden, mir und Barnabas den Handschlag der Gemeinschaft, damit wir unter die Nationen gingen, sie aber unter die Beschnittenen.
10. Nur sollten wir der Armen gedenken, was zu tun ich mich auch befleißigt habe.
Petrus – Apostel der Beschneidung vs. Paulus – Apostel der Vorhaut. Das macht deutlich, die Beschneidung, das sind die Juden, Vorhaut, das sind die Nichtjuden. Der Dienst des Apostel Petrus war besonders auf die jüdischen Christen und Menschen ausgerichtet. Während der Apostel Paulus einen Schwerpunkt hatte im Dienst an den Nichtjuden, den Heiden. Und so passt es eben sehr gut, die ersten 12 Kapiteln, da sind wir noch stark im jüdischen Bereich der Weltmission, die dann eben die Grenzen sprengt und so kommt es zum 2.Teil mit dem Dienst von Paulus. Aber wichtig! Das sind keine Kontrahenten. Das sind nicht irgendwie verschiedene Schulen, die sich bekämpfen. Paulus schreibt, Petrus hat ganz klar erkannt und auch Jakobus und Johannes, dass mir dieser Dienst gegeben worden ist, während sie den Dienst haben und sie haben die rechte Hand der Gemeinschaft gegeben. Sie haben gesagt, wir sind voll eins mit eurer Aufgabe. Ihr habt einen anderen Dienst, wir haben den Dienst. Und das gehört zusammen, das ist ganz wichtig. Die kann man nicht gegeneinander irgendwie ausspielen.
Wenn wir weitergehen, eine etwas detailliertere Einteilung kann man machen aus dem Grund des Missionsbefehls im Schlüsselvers. Wir haben vielleicht gemerkt, wie wichtig dieser Vers 1, 8 ist. Der Herr Jesus auf dem Ölberg sagt: Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde.
Ein 4-Punkte Programm. Das wird gegeben in Kapitel 1. Jerusalem, Judäa, Samaria, bis an das Ende der Erde. Dann finden wir in Kapitel 2 bis 7: Das Evangelium wird verkündigt in Jerusalem. Also der Punkt 1 des Missionsbefehls wird hier erfüllt. Dann kommt es zu einer schweren Christenverfolgung in Jerusalem, so dass die ganze Gemeinde zerstreut wird, dann in die Umgebung von Jerusalem hinaus, also nach Judäa. Kapitel 8, 1-4 da kommt das Evangelium nach Judäa. Und Kapitel 8, 5-25 dort wird die Geschichte von Philippus dem Evangelisten beschrieben, der nach Samaria geht und dort einfach beginnt zu predigen, zu evangelisieren. Es kommt zu einer Erweckung. Massenweisen kommen Samariter zum Glauben. Die Samariter sind ein Mischvolk. Sie wurden nach der Wegführung der 10 Stämme durch die Assyrer von anderen Gebieten her deportiert und an das Gebiet Nordisraels angesiedelt. Also ganz ähnlich, was Stalin gemacht hat im 20.Johannesd., das haben die alten Assyrer schon gemacht. Er hat Russlands-Deutsche geholt und gebracht nach Tadschikistan usw. und hat sie einfach nach Zentralasien verfrachtet und auch andere. So sind die Samariter entstanden. Und mit solchen aus den 10 Stämmen, die zurückgeblieben sind, da haben sie sich vermischt und so ist ein Mischvolk entstanden, das aber von den Juden total abgelehnt wurde. Als unrein, eben nicht völlig zu Israel gehörig. Da gibt es eine Erweckung. Das Evangelium kommt über Judäa hinaus bis nach Samaria. Aber man könnte immer noch sagen, das ist ja so ein Streitpunkt, die haben ja mindestens etwas israelisches Blut.
Aber die ganze Entwicklung geht weiter mit Kapitel 8, 26 zum Schluss der Apostelgeschichte Und da finden wir das Evangelium auf dem Weg bis ans Ende der Erde. Und ganz bemerkenswert ist, da wo dieser Teil beginnt, das Evangelium auf den Weg bis ans Ende der Erde, erzählt Lukas plötzlich drei Einzelgeschichten von einzelnen Personen. Wir kennen das, die Geschichte vom Kämmerer aus Äthiopien und dann die Bekehrung von Saulus aus Tarsus und dann auch noch eine Geschichte von Kornelius, diesem Hauptmann, der Christ wird. Wenn man sich das gut überlegt, das ist ganz ausgewählt, warum er ausgerechnet diesen Kämmerer beschrieben? Es gebe noch viele andere Tausende, die zum Glauben gekommen sind in dieser Zeit. Nun, als Schwarzer aus Äthiopien. Übrigens das gr. Wort Äthiopier heißt „Brandgesicht“ wörtlich. Es ist ein griechisches Wort. Also ein Schwarzer war ein Sohn von Ham. Ham hat einen Sohn, der heißt Kusch, 1.Mose 10. Kusch heißt „schwarz“. Von ihm stammen die Schwarzafrikaner ab, die Äthiopier und im weiteren dann auch die anderen Stämme. Ein Sohn von Ham bekehrt sich. Dann die Bekehrungsgeschichte von Saulus von Tarsus. Ein Jude, ein Nachkomme von Sem. Und dann die Geschichte mit dem römischen Hauptmann Kornelius. Ja das ist ein Nachkomme von Japheth. Denn Japheths Söhne, die sind ausgewandert und haben Europa besiedelt. Die Römer, Germanen, Kelten, die stammen alle von Japheth ab. So haben wir hier drei Portraits von genau drei Söhnen Noahs, nämlich von Ham, Sem und Japheth. Interessant ist, dass Ham an erster Stelle steht. Denn Ham kam unter einen Fluch, das heißt Kanaan sein Sohn wurde verflucht, weil er sich so übel benommen hatte. Aber gerade der wird als erster erwähnt, wie ein Hamit die Gnade des Evangeliums ergreifen kann.
Und dann geht Lukas weiter in Kap. 11, 19-30 beschreibt er, wie die Gemeinde in Antiochia entsteht. Warum beschreibt er die? Das ist die erste Gemeinde, die in der Apostelgeschichte erwähnt wird, die aus Nichtjuden besteht. Bei Kornelius sehen wir, wie sie zum Glauben gekommen sind, also wie sie Christen geworden sind. Es wird aber über Gemeindebau dort nichts gesprochen. Aber über Antiochien, da wird gesprochen, wie sie entstanden ist. Natürlich hat es in der Zwischenzeit auch an sehr vielen andern Orten Gemeinden gegeben, z.B. als ich mal in Sizilien war, habe ich mal den Ort in Syrakus besucht, wo man die älteste Versammlungsstädte von Sizilien gefunden hat und das stammt anscheinend auch etwa aus den 40er Jahren. Schon ganz früh. Die Apostelgeschichte erzählt nicht alles, was in der Mission geschehen ist, aber repräsentativ. Und so wird da Gründung von der Gemeinde in Antiochia beschrieben, als in der Apostelgeschichte erste Heidengemeinde, aber die ist so wichtig, weil sie letztlich nämlich in Kap.13 zur Ausgangsgemeinde wird für die Missionsreise des Apostel Paulus.
In Kap. 12 wird ausführlich die Befreiung des Apostel Petrus aus dem Gefängnis beschrieben. Und das ist sehr bedeutsam, wir werden das noch sehen. Da hat nämlich Herodes Agrippa der 1., hat Ap. Jakobus töten lassen. Also Jakobus den Bruder von Apostel Johannes. Das waren die drei, die auf dem Berg der Verklärung waren. Die drei besonders wichtigen Apostel. Johannes, Jakobus und Petrus. Er hat Jakobus ermordet. Und dann sah er, dass es den Juden gefällt, was er gemacht hatte. Und die Juden hatten gute Gründe zu sagen, warum das gut war, denn diese sogenannten Juden-Christen, die messianischen Juden, das sind ja Irrlehrer. Die behaupten, ein Mensch sei Gott. Konnte man sich vorstellen! Das war, von ihnen aus gesehen, eine grundsätzlich Irrlehre, was sie gebracht haben. So konnte man im Judentum die Verfolgung der ersten Christen quasi dogmatisch, lehrmäßig begründen. So wurde auch Petrus festgenommen, damit er auch noch hingerichtet werden sollte. Dann wird ausführlich beschrieben, wie Petrus dann aus dem Kerker durch einen Engel herausgeführt wird. Dann wollte man ihn hinrichten, doch der Mann war nicht mehr da. Das ist ein ganz entscheidender Punkt, hier in dieser Geschichte in Kapitel 12. Man will es zeigen. Ich muss erklären. Herodes Agrippa war zwar ein Nachkomme von diesem Edomiter, dem Kindermörder von Bethlehem, Herodes den Großen, aber seine Großmutter war Marianne und sie war eine Jüdin. Sogar aus dem Geschlecht der Makkabäer. Also betrachtete man in diesem Sinn nach rabbinischer Auffassung Herodes Agrippa als einen Juden. Und der war jetzt an der Herrschaft als König. Das Judentum hat wieder königliche Pracht bekommen in dieser Zeit und jetzt wird den Christen da der Gar ausgemacht. Es geschieht eigentlich das gleiche, wie bei dem Herrn Jesus. Da glaubte man einen falschen Messias hingerichtet zu haben. Der Sanhedrin hat ihn verurteilt als Gotteslästerer. Am dritten Tag ist er auferstanden. Muss man sich vorstellen, wenn ein Gericht heute jemanden zum Tode verurteilt am elektrischen Stuhl und dann drei Tage später lebt er wieder. Das wäre ein bisschen peinlich für die USA. Dann fragt sich die ganze Welt, da hat sicher etwas nicht gestimmt, in diesem Gerichtsurteil. Wenn er drei Tage später wieder lebt. Die ganze Verdrehtheit kommt dadurch wieder ans Licht. Und so ist das geschehen mit der Auferstehung. Deswegen sind sie so wütend geworden, weil man dauernd von der Auferstehung Christi gesprochen hat. Denn das hat das ganze jüdische Urteil vom obersten Gerichtshof total als gesetzlos und entsetzlich entlarvt. Jetzt Petrus als ein Führer unter den Christen kommt ins Gefängnis und wird plötzlich so befreit. Da wird gezeigt, dass eigentlich dieses ganze jüdische Königreich von Gott nicht mehr anerkannt wird.
Dann in Kapitel 13 beginnt die erste Missionsreise des Paulus. Sieht man, diese Geschichten sind nicht einfach so erzählt, damit wir diese Geschichten wissen, oder damit wir irgendwelche Wundergeschichten haben. Sondern das sind Schlüsselereignisse. Da zeigt der Herr, das ist nur auf die Seite gestellt, der oberste Gerichtshof ist auf die Seite gestellt, das Königtum Judas ist auf die Seite gestellt und das Evangelium soll zu den Heiden gehen. Darum kommt hier die Befreiung des Apostel Petrus aus dem Gefängnis, aber sehr bedeutsam.
Kapitel 13, bis 15, 34; da haben wir dann die erste Missionsreise des Paulus. 15, 35 bis 18, 22 die zweite Missionsreise und 18, 23 bis 22, 26 die dritte Missionsreise. Man nennt dann den Rest bis zum Schluss die vierte Missionsreise. Aber er wurde als Gefangener nach Rom transportiert um dort vor Gericht gestellt zu werden. Drum ist es hier angemessener, wenn man hier spricht von der Romreise des Apostel Paulus. Das ergibt eine Einteilung der Apostelgeschichte gemäß dem Missionsbefehl.
Und es gibt noch eine weitere Einteilung. Das sind nicht Einteilungen, die sich gegenseitig ausschließen, sondern die gehören alle zusammen, die ergänzen sich. Es gibt in der Apostelgeschichte einen Refrain, der dauernd wiederkommt und zwar an Stellen, wo man völlig überrascht ist. Da hat man den Eindruck, ja, das unterbricht ja die Missionsreise. Wieso kommt da jetzt plötzlich unvermittelt dieser Refrain rein? Nun, das ist etwas, was wir in den verschiedensten Bibelbüchern immer wieder finden. Eine literarische Markierung. Hier beginnt ein neuer Abschnitt. Das Hohelied ist so aufgebaut, immer mit einem Refrain, das gibt dann die Einteilung des Hoheliedes. Oder die Psalmen sind auch in fünf Bücher geteilt durch einen Refrain. In der Apostelgeschichte ist das genauso. In Kapitel 6, 7 heißt es: Und das Wort Gottes wuchs, und die Zahl der Jünger in Jerusalem mehrte sich sehr; und eine große Menge der Priester wurde dem Glauben gehorsam.
Die Schlüsselwörter: das Wort Gottes wächst, und die Zahl vermehrte sich.
Kapitel 9, 31: So hatte denn die Gemeinde durch ganz Judäa und Galiläa und Samaria hin Frieden und wurde erbaut und wandelte in der Furcht des Herrn und mehrte sich durch den Trost des Heiligen Geistes.
Plötzlich kommt diese Einschaltung als allgemeine Beschreibung des Wachstums. Und Kapitel 12, 24 und auch plötzlich sehr überraschend dort heißt es: Das Wort Gottes wuchs und mehrte sich. Grad nach der Befreiung von Petrus kommt dieser Satz. Sehr unerwartet, aber Lukas markiert hier, hier beginnt ein neuer Teil. Dann 16, 5. Grad eingeschoben in der 2.Missionsreise: Die Gemeinden nun wurden im Glauben gefestigt und nahmen täglich an Zahl zu.
Ganz unvermittelt eingeschoben. Kapitel 19, 20: Also wuchs das Wort des Herrn mit Macht und nahm überhand. Und dann der letzte Teil, klar. Durch den Refrain gibt es eine Einteilung in sechs Abschnitte. Die stammt von David Gooding. In seinem Buch „Treu dem Glauben: Ein frischer Zugang zur Apostelgeschichte“. Er hat diese Einteilung gemacht. Nebenbei gesagt, David Gooding ist in eingeweihten Kreisen bekannt als einer der größten Spezialisten für die Septuaginta, für die gr. Übersetzung des A.T., die im N.T. von den Aposteln benutzt worden ist. Er gilt weltweit als einer der größten Spezialisten auf diesem Gebiet.
Dieses Buch zeigt die Einteilung und jeder dieser sechs Teile wird dann zweigeteilt in der Mitte. Schön der Entsprechung von Abschnitten und zwar so, dass sich innerhalb dieser beiden Teile die Inhalte immer spiegeln. Und das konsequent durch die ganze Apostelgeschichte hindurch. Immer eine Spiegelachse und die Abschnitte spiegeln sich und erklären sich so gegenseitig. Die Apostelgeschichte erklärt sich durch diese Spiegelbildstruktur von selbst. Dieses Buch kann ich sehr, sehr empfehlen. Wir können das nicht durchnehmen an einem BST, dazu bräuchte man eine Kursschule. Aber wenigstens als Hinweis uns, wie seine Einteilung dann aussieht.
Wir kommen zurück zur Einteilung gemäß dem Missionsbefehl, auf dem Skript, letztes Blatt oben. Wir haben also gesehen, wie in der Apostelgeschichte dieses 4-Punkte-Programm sich entfaltet über die ersten drei Jahrzehnte. Und wir stehen gewissermaßen jetzt in dieser Tradition drin, als Fortsetzung. Wir erkennen allerdings, dass es gar nicht so einfach ging, bei der Erfüllung dieser Punkte. Punkt 1, da ging es mit voller Wucht los. In Apostelgeschichte 2 haben wir die Ausgießung des Heiligen Geistes, also das Kommen Gottes, des Heiligen Geistes auf der Erde. Wir finden da diese machtvolle Bußpredigt des Apostel Petrus, auf die hin sich 3000 bekehren. Wir sehen wie dieses Werk weitergeht. Die 3000 sind erwähnt in 2, 41: Die nun sein Wort aufnahmen, ließen sich taufen; und es wurden an jenem Tag etwa dreitausend Seelen hinzugetan.
In Kapitel 4, 4 steigert sich das Ganze. Viele aber von denen, die das Wort gehört hatten, wurden gläubig; und die Zahl der Männer kam auf etwa fünftausend.
In Kapitel 2, 41 wird einfach gesagt 3000 Seelen. Hier wird präzisiert, bei 5000 sind nur die Männer gezählt, nicht die Frauen und die Kinder. Das zeigt also, das ist dramatisch losgegangen. Innerhalb von kürzester Zeit. Wir werden noch sehen, bis zur Ermordung von Stephanus verging ein Jahr. Also in der Frühzeit schon 1000de. Man muss sich das vor Augen halten, die damals wichtigste religiöse Partei in Israel waren die Pharisäer. Die hatten etwa 6000 Mitglieder. Viele sind Partisanten und viele, die von ihrer Schule belehrt und beeinflusst waren. Aber 6000 Mitglieder. Dann die anderen, die so sehr aristokratische Priesterpartei der Sadduzäer, etwa 4000 Mitglieder. Und auch in diesem Bereich bewegt sich die Zahl der Qumran-Gemeinschaft zusammen mit den Chassidim, das ist auch eine weitere Partei damals. Und die waren auch etwa um die 4000 im ganzen Land. Jetzt haben wir hier auch eine Neubewegung und innerhalb von Wochen und Monaten erreichen die schon ihre Zahl und überflügeln sie dann. Das war dramatisch, die Geschwindigkeit der Entwicklung. In diesem Zusammenhang muss man auch eben sehen der Refrain von dem wir gehört haben – das Wort Gottes wuchs, die Zahl der Jünger vermehrte sich, wurden vermehrt durch den Trost des Heiligen Geistes, das Wort Gottes wuchs und mehrte sich, die Versammlungen vermehrten sich täglich an Zahl, also wuchs das Wort Gottes mit Macht und nahm überhand. Das wird betont, dieses Wachstum an Zahl. Das ist wichtig zu sehen, weil es gibt heute Zweifeltendenzen. Es gibt solche, die sagen, dass mit der Anzahl ist nicht wichtig. Wichtig ist nur, dass wenigsten die Paar, die sich bekehren, dass die gut weitergehführt und fundiert werden im Glauben. Und dann gibt es die anderen, die sagen, das Wichtigste ist so viele Leute wie möglich. Methoden und Kompromiss, das ist nicht das Problem. Das Wichtigste ist, wir müssen so viele Leute wie möglich in unseren Gemeinden haben. Das sind zwei Gegenpole. Beides ist nicht richtig. Denn es geht nicht um Wachstum um jeden Preis, dass man die Leute hineinholt mit Kompromissen. Denn dann gibt es sowieso die Vermischung mit Licht und Finsternis. Aber auf der anderen Seite darf man nicht sagen Gründung und Befestigung im Glauben, das soll auf Kosten der Vermehrung gehen. Wir müssen beide Dinge vor Augen haben, die Vermehrung und dann das innere Wachstum. So haben wir beides. Schauen wir nochmal beim Refrain in Kapitel 6, 7: Und das Wort Gottes wuchs. Haben wir uns schon mal überlegt, wie kann das Wort Gottes wachsen? Das Wort Gottes ist doch fest, es wächst doch nicht? – Jeder, der das Wort Gottes in sich aufnimmt und glaubt und darin befestigt wird, so verbreitet sich das Wort Gottes aus. So wächst das Wort in den Herzen der Erlösten. Da haben wir das innere Wachstum + das Wachstum an Zahl. Und in diesem Refrain sehen wir, beides geht Hand in Hand. Das darf nicht gegeneinander gestellt werden, sondern das gehört zusammen. Wie gesagt, ein gewaltiges Wachstum in diesem ersten Jahr in Jerusalem. Dazu noch einen Vers aus Kapitel 6, 7; das ist eben dieser erste Refrain. Und das Wort Gottes wuchs, und die Zahl der Jünger in Jerusalem mehrte sich sehr; und eine große Menge der Priester wurde dem Glauben gehorsam.
Da haben wir eine wunderbare Erfüllung von diesem Auftrag des Evangeliums in Jerusalem zu verkündigen. Aber in dieser Zeit drin kommen innere Schwierigkeiten auf. Und zwar zwei. In Apostelgeschichte 5 da haben wir die Geschichte mit Hananias und Sapphira. Jeder damals konnte freiwillig von seinem Privateigentum verkaufen und das der Gemeinde in Jerusalem schenken, zur Verfügung stellen. Es war niemand gezwungen das zu tun. Jeder konnte das tun, wenn er das wollte. Wenn der Herr ihm das so ins Herz gegeben hatte. Hananias und Sapphira, die haben auch ein Grundstück verkauft und dann haben die so getan, als würden sie den ganzen Kaufpreis der Gemeinde schenken. Und Petrus sagt dem Hananias: Warum hat der Satan dein Herz erfüllt, das du den Heiligen Geist betrogen hast? Und der Mann ist tot umgefallen. Er hat nicht eine Lüge gesagt, aber er hat so getan, also ob um ganz besonders fromm vor der Gemeinde dastehen zu können. Das wurde mit dem Tod bestraft. Seine Frau kam später zu Petrus, wusste gar nichts von der Sache und Petrus hat sie dann nochmals gefragt. Habt ihr wirklich für diesen Betrag, den ihr da gegeben habt, das ganze verkauft? Und sie konnte im Gegensatz zu ihrem Mann noch eine Antwort geben. Sie hätte noch sagen können: Nein, eigentlich doch schon nicht. Sie sagte: Ja. Und dann fiel sie tot um. Und das ist das erste Mal, wo das Böse in der Gemeinde aufkommt. Und Gott hat gewissermaßen mit dem frühzeitigen Tod eingegriffen. Das Böse von ihnen, das heuchlerische und scheinfromm, verlogene Tun, da hat Gott mit dem Tod bestraft. Später finden wir das nicht, dass Gott dauernd von ähnlichen Fällen so gehandelt hätte, sonst wären wir vielleicht alle tot. Nun, dieses Beispiel war gewissermaßen repräsentativ, um der ganzen Gemeinde zu zeigen, Gottes Haus, Gemeinde, ist ein Haus, dem Heiligkeit geziemt, Psalm 93, 5: Deinem Haus geziemt Heiligkeit. Und das ist der Maßstab. Aber dieses Böse von ihnen, das möchte eben das Zeugnis zerstören.
Dann haben wir in der gleichen Zeit immer wieder die Verfolgung von außen, das finden wir schon in Kapitel 3, 4 und auch 5. Immer wieder werden die Apostel in Gefängnis gesteckt, werden verhört, man befiehlt ihnen, man darf nicht mehr weiter evangelisieren und sie machen es einfach trotzdem. Es ist Druck von außen und dann die Gefahren von innen, wie Hananias und Sapphira. Das ist auch nicht die einzige von innen, sondern in Kapitel 6, 1 haben wir noch was. An diesen Tagen aber, als die Jünger sich mehrten, entstand ein Murren der Hellenisten gegen die Hebräer, weil ihre Witwen bei der täglichen Bedienung übersehen wurden.
Ich muss erklären, wer sind die Hellenisten und wer sind die Hebräer? Bis dahin haben wir nur Menschen aus dem Judentum in der Gemeinde. Die Heiden kommen erst später. Die Hellenisten, das sind griechisch-sprachige Juden, die gewöhnlich aus dem Ausland kommen oder von der ausländischen Kultur stark geprägt sind. Und die Hebräer sind die Innlandjuden, die auch hebräisch sprechen und verstehen. Es gab damals zwischen diesen beiden Gruppen eine starke Spannung, ein starkes Gefälle. Denn die Hellenisten, die Juden im Ausland, waren im allgemeinen viel liberaler und auch viel spontaner im Umgang mit Nicht-Juden. Während bei den Hebräern es allgemein so war, man geht zu einem Nicht-Juden nicht ins Haus. Das war nicht so klar bei den Hellenisten. Warum gab es damals das Gesetz, nicht zu einem Heiden zu gehen? Ganz einfach, man geht zu Heiden, dann kriegt man zu Essen. Und das Essen ist dann je nachdem unrein, nicht nach den Vorschriften des Gesetzes. So bringt man sich in Gefahr, zu verunreinigen. Drum haben die Rabbiner gesagt, damit man sich nicht in Gefahr begibt, geht man einfach überhaupt nicht, prinzipiell nicht in ein Haus von Heiden. Da war man viel liberaler im Ausland, weil man als Minorität unter den Heiden lebte, war der Druck der Gesellschaft auch viel größer, der Anpassungsdruck. Die Hellenisten und die Hebräer waren in dem Sinne die viel Strengeren. Jetzt gab es hier einen Konflikt zwischen diesen beiden Gruppen. Aber es ging einfach darum, dass die Hellenisten fanden, ihre Witwen, für die wird nicht genug gesorgt. Bis hier ein Konflikt. Aber der Konflikt war viel tiefer. Ein bisschen eigenartig, warum genau die hellenistischen Witwen nicht genug bedient und warum nicht auch zum Teil die Hebräer? Also diese äußere Spannung, die entsteht. hat einen tieferen Grund. Es sind nämlich hier zwei verschiedene Dispositionen, zwei verschiedene Denkweisen, die hier einander gegenüberstehen. Das gibt früher oder später in einer Gemeinde Spannung. Wir sehen dann, wie die Aposteln einen Ausweg suchen, damit dieses Problem gelöst werden kann. Die haben also nicht gesagt, ja, wenns Spannungen gibt, dann sollen sich die Hellenisten selber eine Gemeinde gründen und die Hebräer auch wieder eine. Dann ist das Problem gelöst. Ja, dann wäre es gelöst und sie hätten keine Spannung mehr. Aber das wäre kein Zeugnis nach außen, dass die Liebe Christi eben die Geschwister zusammenhält, auch wenn sie ganz verschieden sind. Und so wurde dieses Problem von ihnen überwunden, wie wir sehen in Apostelgeschichte 6. Aber sozusagen einerseits dies offene Tür in Jerusalem, aber dann kamen eben Schwierigkeiten, die bremsen von innen und von außen. Das sind Dinge, die im 20.Johannesd. noch genau gleich sind. Wenn es solche Spannungen gibt in der örtlichen Gemeinde oder in der Versammlung, dann ist es absolut normal und wir müssen uns diesen Problemen stellen und diesen verschiedenen Hintergründen, den verschiedenen Denkweisen. Aber das Korrekturmittel ist das Wort Gottes. So sagten die 12 Aposteln in Kapitel 6, 2: Die Zwölf aber riefen die Menge der Jünger herbei und sprachen: Es ist nicht gut, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und die Tische bedienen. Die Apostel sagen, das ist nicht unsere Aufgabe, dass wir für gerechte Verteilung sorgen, wir haben den Auftrag, die Gemeinde jetzt zu belehren, das Wort Gottes zu bringen. Die Apostel sahen die Wichtigkeit, das Wort Gottes muss verkündigt werden, wir dürfen nicht von dieser Aufgabe irgendwie abkommen. Da liegt die große Lösung für solche Probleme. Einfach das Wort Gottes in aller Klarheit, das saubere Wort Gottes bringen, dann können diese Probleme überwunden werden. Aber man muss sich diesen Spannungen stellen, man darf ihnen nicht ausweichen.
Dann kommt in Kapitel 6 und 7 die Steinigung von Stephanus. Und es stellt sich hier die Frage, was hat das zu bedeuten? „Es gab dann eine Verfolgung (Kap.8) gegen die ganze Gemeinde nach der Tötung von Stephanus. Wir haben hier ein ganzes Jahr Dienst in Jerusalem. Warum ist man in diesem Jahr noch nicht hinausgegangen nach Judäa und nach Samaria? Gut, man hätte sagen können Punkt 1 ist wichtig und die wollen das ganz gründlich machen. Aber das waren Tausende, die zum Glauben gekommen waren. Konnte man wirklich nicht nach Judäa gehen? Und da sehen wir, das war die Bremse des Konservativismus könnte man sagen. Jerusalem, das ist die Stadt, die auserwählte Stadt. Da war man bereit zu predigen, aber weiter ging man nicht. Und so ist eine Bremse für das Evangelium ein konservatives Denken in dem Sinn, das man sagt: „Bei uns da ist wichtig, aber weiter wollen wir nicht gehen.“ Und dann kam die Verfolgung und die Geschwister in Jerusalem, die wurden förmlich hinausgeworfen. Ich lese Kapitel 8, 1: An jenem Tag entstand aber eine große Verfolgung gegen die Gemeinde in Jerusalem; und alle wurden in die Landschaften von Judäa und Samaria zerstreut, ausgenommen die Apostel.
Und dann V.4: Die Zerstreuten nun gingen umher und verkündigten das Wort.
Jetzt gingen sie zum Punkt 2 und 3: Judäa und Samaria. Aber ohne die Verfolgung wäre es nicht dazugekommen. Das heißt, der Herr musste wirklich diese Bremse des Konservativismus durchbrechen durch eine Verfolgung, dass die Gläubigen hinausgeworfen wurden. Jetzt sehen wir auch, warum es so wichtig war in diesem einen Jahr bis Stephanus, dass es so eine Art Gütergemeinschaft gegeben hatte. Dadurch, dass die Reichen ihren Grundbesitz verkauften, soweit das nötig war, da hat man die Möglichkeit gehabt Ernährung zu haben, ohne, dass man den ganzen Tag einer Beschäftigung nachgehen musste. Das heißt, alle in der Gemeinde hatten die Möglichkeit, während diesem einen Jahr, von den Apostel diese eine Ausbildung zu bekommen, wirklich fundiert. Und dann nach diesem einen Jahr wurden sie zerstreut und jetzt mussten sie fähig sein, neue Gemeinden zu gründen. Jetzt sehen wir auch, wie man nicht aus dieser Geschichte mit Gütergemeinschaft eine Lehre ableiten kann und sagen, ja das muss zu allen Zeiten so sein unter den Christen. Wir finden das nur hier und nachher in der Apostelgeschichte nicht mehr. Und in den Briefen im N.T. auch nicht mehr. Aber in diesem einen Jahr hat das Gott so geführt und übrigens nicht als ein Befehl, sondern freiwillig und es war auch nicht so, dass alle auf einen Schlag alles verkauften, sondern die Zeitform in Kapitel 4, 34: Denn es war auch keiner bedürftig unter ihnen, denn so viele Besitzer von Äckern oder Häusern waren, verkauften sie (und es ist eigentlich ein Durativ im Griechischen: Verkauften sie vor zu? Ja, ein dauernder Prozess) und brachten den Preis des Verkauften und legten ihn nieder zu den Füßen der Apostel.
Also das war in einem Prozess geschehen. Je nachdem, wie die Bedürfnisse waren. Es war also nicht ein wirklicher Sozialismus und Kommunismus, sondern in einem Prozess. Und in einer Vorsehung Gottes so gewirkt, damit all diese Tausenden in Jerusalem gründlich im Wort gefestigt wurden und wachsen konnten im Glauben, damit sie nachher für die plötzliche Aufgabe der Gemeindegründung nach einem Jahr in der Lage waren. Da kann man sich fragen, wer von uns ist nach einem Jahr, nach der Bekehrung fähig, neue Gemeinden zu beginnen? Da ist die Frage, ob wir zu wenig Zeit genommen haben für intensives Bibelstudium.
Das zeigt die Wichtigkeit des Befestigt Werdens im Wort, in der Lehre der Apostel, damit es weitergehen kann. Und weil sie nicht weitergehen wollten, aus welchen Gründen auch immer, der Herr musste sie dann wirklich durch diese Verfolgung hinauswerfen und konnte das Böse zum Guten wenden.