DAS BUCH DES PROPHETEN MICHA

 

Der Zeitpunkt der Entstehung des Buches

Zeit von Jotham (758-743 v. Chr.), Ahas (742-727 v. Chr.) und Hiskia (727-698):[1] è

758-698 v. Chr.

 

Thema

Der gerechte Richter und der treue Hirte Israels

 

Zusammenfassung

Gott hasst Sünde, Gesetzlosigkeit, Götzendienst und religiösen Formalismus. Dieser Ungerechtigkeiten wegen muss er sein Volk durch Gerichte hindurchführen. Doch ER ist der unvergleichliche (7,18)! Als ein Gott der Vergebung, ist er bereit, seinem Volk eine herrliche Zukunft des Friedens unter der Herrschaft des Messias zu schaffen.

 

Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten

·        Micha = Abkürzung von Michajah = „Wer ist wie Jahwe?“; vgl. 7,18: „Wer ist ein Gott wie du, der die Ungerechtigkeit vergibt?“

·        Moraschtiter = von Moreschet (bei Gath, in der Nähe des Gaza- Streifens)

·        Zitiert in Jer 26,18 (um 600 v. Chr. bereits anerkannt! è Thema Kanonbildung)

·        Zeitgenosse Jesajas

·        „Hört!“ (1,2; 3,1; 6,1): literarische Markierung der Dreiteilung des Buches

·        Die Beschreibung der Wiederkunft Christi als Richter der Welt eröffnet das Buch (1,2-4).

·        Der Messias aus Bethlehem (5,1)

·        Zion gepflügt und sich selbst überlassen (3,12): Hadrian 135 n. Chr.

·        Zusammenfassung wahrer Frömmigkeit: 6,8

·        Der Golan ist Teil von Baschan! (7,14)

·        Schluss: Gottes vergebende Gnade (7,18-20)

·        Zu 7,19: Marianne-Graben: 11’814 m tief

 

Zum Aufbau des Buches

Titel (1,1)

I.   Gottes Gericht und Gnade (1,2-2,13)

      1. Gericht über das Nord- und das Südreich (1)

      2. Gericht über die unrechtmässig Reichen (2,1-11)

      3. Gnade am Ende der Zeit: Die Sammlung Israels (2,12-13)

II.  Gottes Handeln mit Zion in Gericht und Gnade (3-5)

III. Gottes Gerichtsverhandlung mit seinem Volk: Gottes Wege in Gericht und Gnade von                   Ägypten bis zum messianischen Reich (6-7)

 

Praktische Lehren

·        Gott legt Wert auf einen Glauben, der konkret und praktisch ausgelebt wird (6,8).

·        Der wahrhaft Reumütige darf mit einem wunderbaren Gott der  Vergebung rechnen (7,18-20).

 

 

Der Text des Buches Micha

 

1,1 Das Wort des EWIGEN,[2] das geschah zu Micha,[3] dem Moraschtiter,[4] in den Tagen von Jotham, Ahas, Jehiskia, den Königen von Juda, das er sah über Samaria und Jerusalem.

 

2 Hört, ihr Völker alle!

Nimm zu Ohren, du Erde und ihre Fülle!

Der Herr,[5] der EWIGE, soll gegen euch zum Zeugen sein,

der Herr aus dem Tempel[6] seiner Heiligkeit.[7]

3 Denn siehe der EWIGE geht aus von seinem Ort,

und er steigt herab und auf schreitet einher auf den Höhen der Erde.

4 Und es zerschmelzen die Berge unter ihm

und die Talebenen spalten sich

wie Wachs vor dem Feuer,

wie Wasser, ausgegossen am Abhang.

5 Wegen Jakobs Abfall [geschieht] dies alles,

ja, wegen der Sünden des Hauses Israels.

Wer ist [die Ursache für] den Abfall Jakobs?[8]

Ist es nicht Samaria?

Und wer ist [die Ursache für] die Höhen[9] Judas?

Ist es nicht Jerusalem?

6 Und so werde ich Samaria machen

zu einem Steinhaufen des Feldes,

zu Weinberg-Pflanzungen.

Und ich werde ihre Steine ins Tal hinabstürzen

und ihre Fundamente aufdecken.

7 Und alle ihre [Götzen]-Skulpturen werden zerschlagen werden,

und all ihr [Huren]-Lohn wird mit Feuer verbrannt werden,

und ich werde alle ihre [Götzen]-Bilder zu einer entsetzlichen Wüste machen.

Denn sie hat sie durch Hurenlohn gesammelt,

und so sollen sie wieder zum Hurenlohn werden.

 

8 Darum will ich klagen und heulen,

will ausgezogen und entblösst einhergehen,

ich will eine Wehklage halten gleich den Schakalen,

und eine Trauer gleich den Straussen.[10]

9 Denn bösartig sind ihre Schläge,

denn es kommt bis nach Juda,

es gelangt bis vor das Tor meines Volkes,

bis an Jerusalem heran.

10 In Gath erzählt es nicht![11] [12]

Weint nur nicht![13]

In Beth-Leaphra [= Staubhausen][14]

wälze ich mich im Staub.[15]

11 Ziehe fort, in eurem [Interesse],

o Bewohnerin von Schaphir [= Schönstadt],

in Entblössung der Schande![16]

Nicht ist ausgezogen

die Bewohnerin von Zaanan [= Auszug].[17]

Die Wehklage von Beth-Haezel [= Haus an der Seite]

nimmt von euch weg seinen Standort.[18]

12 Denn es windet sich vor Sehnsucht nach Gutem

die Bewohnerin von Maroth [= Bitterkeiten],

denn Unglück ist herabgekommen von Seiten des EWIGEN,

bis ans Tor von Jerusalem.[19]

13 Spanne die Pferde vor den Wagen,[20]

o Bewohnerin von Lachisch![21]

Der Anfang der Sünde ist dies[22] für die Tochter Zion,

denn in dir sind die Übertretungen Israels gefunden worden.

14 Darum musst du ein Entlassungsgeschenk geben an

Moreschet-Gath [= Besitztum von Gath].

Die Häuser von Achziv [= Lüge] sind zu einem Lügenbach[23] geworden

für die Könige von Israel.

15 Noch werde ich den Besitz-Eroberer über dich bringen,

o Bewohnerin von Moresha [= Besitz].

Bis nach Adullam wird gehen

der Adel Israels.[24]

16 Mach dich kahl und schere dich Geier gleich,

wegen der Kinder deines Wohlgefallens,[25]

mach deine Glatze weit ausgedehnt, Geier gleich,

denn sie sind von dir weg in die Gefangenschaft weggeführt worden.

 

2,1 Wehe denen, die Unheil planen,

und Böses vorbereiten auf ihren Lagern.

Beim Licht des Morgens wollen sie es ausführen,

weil es in der Macht ihre Hand steht.

2 Und sie begehren nach Feldern und rauben [sie],

und auf Häuser, sie nehmen [sie] weg.

Und sie verüben Gewalttat an dem Mann und an seinem Haus,

ja, an dem Menschen und an seinem Erbteil.

3 Darum, so spricht der EWIGE:

Siehe, ich plane ein Unglück über dieses Geschlecht,

aus dem sie nicht herausziehen können

ihre Hälse.

Und ihr werdet nicht in Höhe einhergehen,[26]

denn dies ist die Zeit des Unglücks.

4 An jenem Tag wird man über euch einen Spruch anheben

und eine Totenklage halten:

Es ist geschehen! wird man sagen.

Wir sind wüst verwüstet![27]

Das Erbteil meines Gottes hat er vertauscht.[28]

Wie ist es mir entwichen![29]

Dem Abtrünnigen teilt er unsere Felder zu.

5 Darum wirst du niemanden haben,

der die Messschnur wirft durch das Los

in der Versammlung des EWIGEN.

6 Weissage nicht! weissagen sie.

Weissagt man jenen[30] nicht,[31]

so wird die Schande nicht weichen.

7 Du, der du Haus Jakob genannt bist,

ist der EWIGE ungeduldig?

Oder sind dies seine Taten?

Sind nicht meine Worte gütig[32]

gegenüber dem, der aufrichtig wandelt?

8 Aber [noch] gestern,[33] mein Volk,

als Feind stellte es sich auf.[34]

Vom Oberkleid weg

pflegtet ihr, den Mantel auszuziehen

von denen, die sorglos vorüberzogen,

die vom Krieg abgewandt waren.

9 Die Frauen meines Volkes vertreibt ihr

aus dem Haus ihrer Wonnefreuden,

von ihren Kindern nehmt ihr weg

meinen Schmuck auf ewig.[35]

10 Steht auf und geht!

Denn dies ist kein Ruheort.[36]

Wegen der Verunreinigung,

die Verderben bringt, und zwar heilloses Verderben.[37]

11 Wenn ein Mann hinginge

dem Wind nach und mit Betrug lügen würde,

- „Ich will dir weissagen[38]

zu Wein und zu starkem Getränk!“,

- der würde ein Prophet[39] dieses Volkes sein.

 

12 Sammelnd werde ich dich gänzlich sammeln, o Jakob,

versammelnd werde ich den Überrest Israels versammeln.[40]

Zusammenbringen werde ich ihn wie Kleinvieh von Bozrah,[41]

wie eine Herde inmitten ihrer Weide werden sie wimmeln vor Menschen[menge].

13 Der Durchbrecher wird vor ihnen hinaufziehen,

durchbrechen werden sie und durch das Tor einherziehen

und durch dasselbe hinausziehen.

Und ihr König wird vor ihnen einherziehen,

ja, der EWIGE an ihrer Spitze.[42]

 

3,1 Und ich sprach:

Hört doch, ihr Häupter Jakobs,

ja, ihr Fürsten des Hauses Israels,

ist es nicht an euch,

das Recht zu kennen?

2 Ihr, die ihr das Gutes hasst

und das Böse liebt,

die ihr ihnen ihre Haut abzieht,

und ihr Fleisch von ihren Knochen,

3 ja, die ihr fresst das Fleisch meines Volkes,

und ihre Haut von ihnen abstreift

und ihre Knochen zerbrecht.

und zerstückelt wie in einem Topf,

und wie das Fleisch inmitten eines Kessels.

4 Dann werden sie schreien zu dem EWIGEN,

aber er wird ihnen nicht antworten,

ja, er wird sein Angesicht vor ihnen verbergen zu jener Zeit,

so wie sie ihre Taten schlecht gemacht haben.

 

5 So spricht der EWIGE über die Propheten,

die mein Volk verführen,

die mit ihren Zähnen beissen,

und rufen „Friede!“,

und wer ihnen nichts ins Maul gibt,

gegen den heiligen sie einen Krieg:

6 Darum wird es für euch Nacht werden, ohne Vision,

und Finsternis, ohne Wahrsagerei,

und die Sonne wird untergehen über den Propheten,

und der Tag wird schwarz werden über ihnen.

7 So werden die Seher beschämt werden,

und die Wahrsager werden [vor Scham] erröten,

und so werden sie alle ihren Bart verhüllen,[43]

denn es wird keine Antwort Gottes geben.

8 Ich dagegen, ich bin erfüllt

mit Kraft durch den Geist des EWIGEN,

mit Recht und mit Stärke,

um Jakob seinen Abfall kundzutun,

ja, Israel seine Sünde.

9 Hört doch dieses, ihr Häupter des Hauses Jakobs,

ja, ihr Fürsten des Hauses Israels,

die ihr das Recht verabscheut,

ja, die alles Gerade krumm machen,

10 indem sie Zion mit Blutschuld bauen,

ja, Jerusalem mit Unrecht.

11 Ihre[44] Häupter richten um Bestechungsgeschenke,

und ihre Priester lehren um Bezahlung,

und ihre Propheten wahrsagen um Geld,

und sie stützen sich auf den EWIGEN, indem sie sagen:

Ist nicht der EWIGE in unserer Mitte?

Nicht wird über uns ein Unglück kommen!

12 Darum, um euretwillen

wird Zion als Acker gepflügt werden,

und Jerusalem wird zu Trümmerhaufen werden,

und der Berg des Hauses[45] zu Waldeshöhen.[46]

4,1 Aber am Ende der Tage

wird der Berg des Hauses des EWIGEN

feststehen auf dem Gipfel der Berge,

und er wird erhaben sein über die Hügel,

und es werden zu ihm strömen die Völker.

2 Und so werden viele Nationen hingehen und sagen:

Kommt, und lasst uns hinauf ziehen zum Haus des EWIGEN,

ja, zum Haus des Gottes Jakobs,

und er wird uns lehren aus seinen Wegen,

und wir wollen wandeln auf seinen Pfaden.

Denn von Zion wird das Gesetz[47] ausgehen,

ja, das Wort des EWIGEN von Jerusalem.

3 Und er wird richten zwischen vielen Völkern,

und Recht sprechen mächtigen Nationen bis in die Ferne.

Und sie werden ihre Schwerter umschmieden zu Pflugscharen,

und ihre Speere zu Winzermessern.

Nicht wird Nation gegen Nation das Schwert erheben,

und sie werden den Krieg nicht mehr lernen.

4 Und ein jeder[48] wird unter seinem Weinstock sitzen,

und unter seinem Feigenbaum,

und niemand wird [sie] in Schrecken versetzen,

denn der Mund des EWIGEN der Heerscharen hat gesprochen.

5 Denn alle Völker werden wandeln,

ein jeder im Namen seines Gottes,

aber wir, wir werden wandeln im Namen des EWIGEN, unseres Gottes,

für immer und ewig.

6 An jenem Tag,

Spruch des EWIGEN,

werde ich das Hinkende sammeln,

und das Vertriebene zusammenbringen,

und die ich übel zugerichtet habe.

7 Und ich werde das Hinkende zu einem Überrest machen,

und das Entfernte zu einer mächtigen Nation,

und der EWIGE wird über sie König sein

auf dem Berg Zion,

von nun an bis in Ewigkeit.

8 Und du, du Herden-Turm,

du Ophel[49] der Tochter Zion,

zu dir wird kommen,

ja, gelangen wird [zu dir] die frühere Herrschaft,

das Königtum der Tochter Jerusalem.

 

9 Jetzt,[50] warum erhebst du ein Klagegeschrei?

Ist etwa kein König in dir?

Oder ist dein Ratgeber umgekommen,

dass dich Wehen ergriffen haben wie eine Gebärende?

10 Winde dich in Wehen, lass hervorbrechen,

Tochter Zion, wie eine Gebärende!

Denn nun wirst du aus der Stadt hinausziehen

und auf dem Feld wohnen,

und du wirst nach Babylonien[51] gehen.

Dort wirst du gerettet werden,

dort wird der EWIGE dich erlösen,

aus der Hand deiner Feinde.

 

11 Und nun haben sich gegen dich versammelt

viele Nationen,

die da sprechen: Sie werde entweiht,

ja, unsere Augen sollen ihre Lust sehen an der Tochter Zion!

12 Aber sie, sie kennen nicht

die Gedanken des EWIGEN,

ja, sie verstehen nicht seinen Ratschluss:

Dass er sie sammelt wie Garben in die Tenne.

13 Steh auf und dresche, Tochter Zion,

denn dein Horn mache ich zu Eisen,

und deine Hufe mache ich zu Kupfererz.

Und du wirst viele Völker zermalmen,

und ich werde ihre Beute dem EWIGEN weihen.[52]

14 Jetzt, dränge dich zusammen, Tochter der Kriegerschar![53]

Man hat eine Belagerung gegen uns aufgerichtet!

Mit dem Stab schlagen sie auf den Backen,

den Richter Israels.

5,1 Und du, Bethlehem-Ephratha,

zu klein dafür, um unter den Tausendschaften[54] von Juda zu sein,

aus dir wird für mich hervorkommen,

der Herrscher in Israel sein soll,

und seine Ausgänge sind von alters her,

von den Tagen der Ewigkeit her.

2 Darum wird er sie[55] preisgegeben bis zur Zeit

da eine Gebärende gebiert.

Und der Überrest seiner Brüder[56] wird umkehren,

zusammen mit den Söhnen Israels.

3 Und er wird dastehen und weiden in der Kraft des EWIGEN,

in der Erhabenheit des Namens des EWIGEN, seines Gottes.

Und sie werden ruhig wohnen,[57] denn nun wird er gross sein,

bis an die Enden der Erde.

4 Und dieser wird Friede sein.

Assyrien – wenn es kommen wird in unser Land,

und wenn es eintreten wird in unsere Paläste,

dann werden wir gegen es sieben Hirten aufstellen,

ja, acht Fürsten über Menschen.

5 Und sie werden das Land Assyrien mit dem Schwert weiden,

ja, das Land Nimrods in seinen Toren.[58]

Und er wird uns retten von Assyrien,

wenn es kommen wird in unser Land,

und wenn es eintreten wird in unsere Grenzen.

 

6 Und der Überrest Jakobs wird sein

inmitten vieler Völker

wie der Tau von dem EWIGEN,

wie der Regenschauer auf das Kraut,

das nicht auf einen Menschen wartet,

und nicht harrt auf die Menschensöhne.

7 Und der Überrest Jakobs wird sein unter den Nationen,

inmitten vieler Völker,

wie ein Löwe unter den Tieren des Waldes,

wie ein Junglöwe unter den Kleinvieh-Herden,

der, wenn er vorübergeht, zertritt

und zerreisst, und niemand errettet.

8 Hoch erhoben sei dein Hand über deine Bedränger,

und alle deine Feinde sollen ausgerottet werden!

 

9 Und es wird geschehen an jenem Tag,

Spruch des EWIGEN,

da werde ich ausrotten deine Pferde aus deiner Mitte,

und zugrunde richten deine Wagen.

10 Und ich werde ausrotten die Städte deines Landes,

und niederreissen alle deine Festungen.

11 Und ich werde ausrotten aus deiner Hand die Zaubereien,

und so du wirst keine Wahrsager mehr haben.

12 Und ich werde ausrotten deine [Götzen]-Skulpturen,

und deinen Steinmale aus deiner Mitte.

13 Und ich werde herausreissen deine Ascherim aus deiner Mitte,

und zerstören deine Städte.

14 Und ich werde im Zorn und im Grimm Rache üben

an den Nationen, die nicht gehört haben.

 

6,1 Hört doch, was der EWIGE sagt!

Steh auf, führe einen Rechtsstreit mit den Bergen,

und lass die Hügel deine Stimme hören!

Hört, ihr Berge, den Rechtsstreit des EWIGEN,

und ihr Beständigen, ihr Grundfesten der Erde!

Denn der EWIGE hat einen Rechtsstreit mit seinem Volk,

ja, mit Israel will er rechten.

3 Mein Volk, was habe ich dir angetan?

Und womit habe ich dich ermüdet?

Lege Zeugnis ab gegen mich!

4 Vielmehr[59] habe ich dich [doch] heraufgeführt aus dem Land Ägypten,

und aus dem Haus der Sklaverei habe ich dich erlöst.

Und ich habe vor deinem Angesicht her gesandt Mose,

Aaron und Mirjam.

5 Mein Volk, gedenke doch, was geplant hatte

Balak, der König von Moab,

und was ihm Bileam, der Sohn Beors, geantwortet hatte![60]

[Gedenke doch dessen, was] von Schittim bis Gilgal [geschehen ist],[61]

damit du die gerechten Taten des EWIGEN erkennst!

6 Womit soll ich dem EWIGEN entgegentreten,

mich beugen vor dem Gott der Höhe?

Soll ich ihm entgegentreten mit Brandopfern,

mit einjährigen Kälbern?

7 Wird der EWIGE gefallen haben an Tausenden von Widdern,

oder an Zehntausenden von Ölbächen?

Soll ich ihm meinen Erstgeborenen geben für meine Übertretung,

die Frucht meines Leibes für die Sünde meiner Seele?

8 Er hat dir kundgetan, o Mensch, was Gut ist!

Ja, was fordert der EWIGE von dir

als nur Recht zu üben

und Güte[62] zu lieben

und demütig zu wandeln[63] mit deinem Gott?

 

9 Die Stimme des EWIGEN ruft der Stadt,

und die Einsicht schaut aus nach deinem Namen.[64]

Hört auf die [Zucht]-Rute

Und auf [den, der] sie angeordnet hat!

10 Sind im Haus des Gesetzlosen noch Schätze der Gesetzlosigkeit,[65]

und das Epha der Schwindsucht,[66] das da verflucht ist?

11 Kann ich rein sein[67] bei einer Waage der Gesetzlosigkeit,

und bei einem Beutel mit Steinen des Betrugs?[68]

12 Denn ihre Reichen sind voll Gewalttat,

und ihre Bewohner reden Trug,

ja, ihre Zunge ist Trug in ihrem Mund.

13 Und so werde ich krank machen dein Schlagen,[69]

indem ich [dich] verwüste wegen deiner Sünden.

14 Du wirst essen,

aber du wirst nicht satt werden,

und dein Hunger wird in deinem Inneren [bleiben].

Du wirst beiseite schaffen,

aber du wirst [es] nicht in Sicherheit bringen können.

Und was du [dennoch] in Sicherheit bringst,

werde ich dem Schwert preisgeben.

15 Du, du wirst säen,

aber du wirst nicht ernten.

Du wirst Oliven treten,

aber du wirst [dich] nicht mit dem Öl salben,

und [du wirst] [Trauben]-Most [treten,

aber du wirst [davon] nicht Wein trinken.

16 Ja, man beobachtet die Satzungen Omris,

und alles Tun des Hauses Ahabs,

und ihr wandelt in ihrem Ratschlag,

damit ich dich zu einer entsetzlichen Wüste mache,

und ihre Bewohner zum Gezisch.[70]

Ja, die Schmach meines Volkes werdet ihr tragen!

7,1 Wehe mir! Denn mir ist es wie bei der Obstlese,

wie bei der Nachlese der Weinernte:

Es gibt keine Traube zu essen,

keine Frühfeigen, die meine Seele begehrt!

2 Verschwunden ist der Gütige[71] aus dem Land,

und der Rechtschaffene unter den Menschen ist nicht vorhanden.

Sie alle sind auf Bluttaten aus,

Sie jagen ein jeder[72] jagt seinen Bruder mit dem Netz.

3 Auf das Böse gehen die Hände[73] aus, um es gut auszuführen.

Der Fürst fordert,

und der Richter [richtet] gegen Bezahlung,

und der Grosse[74] spricht die Gier seiner Seele aus,

und so verdrehen sie[75] es.[76]

4 Ihr Bester ist wie ein Dornstrauch,

der Rechtschaffenste [ist schlimmer] als ein Dornenzaun.

Der Tag deiner Späher,[77] deine Heimsuchung, kommt.

Dann wird ihre Verwirrung da sein.

5 Verlasst euch nicht auf den Nächsten,

vertraut nicht auf den Genossen!

Vor der, die an deiner Brust liegt, hüte die Pforten deines Mundes!

6 Denn der Sohn verunehrt den Vater,

die Tochter erhebt sich gegen ihre Mutter,

die Schwiegertochter gegen ihre Schwiegermutter.

Die Feinde eines Mannes sind die Männer seines Hauses.

7 Ich aber, auf den EWIGEN schaue ich aus,

ich will harren auf den Gott meines Heils.

Es wird mich erhören mein Gott.

8 Freue dich nicht über mich, meine Feindin!

Denn falle ich, so steh ich [wieder] auf.

Wenn ich in der Finsternis sitze,

so ist der EWIGE für mich das Licht.

9 Den Grimm des EWIGEN will ich tragen

- denn ich habe gegen ihn gesündigt -,

bis er meinen Rechtsstreit führen wird

und mir Recht verschaffen wird.

Er wird mich herausführen ans Licht,

ich werde meine Lust sehen an seinen gerechten Taten.

10 Und meine Feindin wird es sehen,

und Scham wird sie bedecken,

die zu mir sprach:

Wo ist der EWIGE, dein Gott?

Meine Augen werden ihre Genugtuung an ihr sehen:

Nun wird sie der Zertretung [hingegeben] sein,

wie der Dreck der Strassen.

11 Ein Tag [wird kommen], um aufzubauen deine Mauern.

An jenem Tag wird die Satzung fern sein.

12 An jenem Tag, da wird man zu dir kommen,

von Assyrien und von den Städten Mazors,[78]

ja, von Mazor bis zum Strom,[79]

und [bis] zum Meer vom Meer,

und [bis] zum Gebirge [vom] Gebirge.

13 Aber die Erde[80] wird zu einer entsetzlichen Wüste werden,

wegen seiner Bewohner,

wegen der Frucht ihrer Handlungen.

14 Weide dein Volk mit deinem Stab,

die Herde deines Erbteils,

die abgesondert wohnt im Wald,

inmitten des Karmel!

Sie werden weiden in Baschan und in Gilead,

wie in den Tagen vor alters.

15 Wie in den Tagen deines Ausziehens aus Ägypten

werde ich es[81] Wunder sehen lassen.

16 Die Nationen werden es sehen und werden beschämt werden über all ihre Macht.

Sie werden die Hand auf den Mund legen.

Ihre Ohren werden taub werden.

17 Sie werden Staub lecken wie die Schlange.

Wie die Kriechtiere der Erde.

werden zitternd [hervorkommen] aus ihren Festungen.

Zu dem EWIGEN, unserem Gott, werden sie sich bebend wenden.

Und sie werden sich vor dir fürchten

18 Wer ist ein Gott wie du,[82]

der die Schuld vergibt

und vorübergeht an der Übertretung

des Überrestes seines Erbteils.

Er behält nicht auf ewig seinen Zorn,

denn er, er hat Gefallen an Güte.[83]

19 Er wird sich wieder über uns erbarmen.

Er wird niedertreten unsere Verschuldungen.

Ja, er wird in die Tiefen des Meeres werfen

alle ihre Sünden.

20 Du wirst Wahrheit erweisen an Jakob,

Güte[84] an Abraham,

die du geschworen hast unseren Vätern,

von der Tagen der Vorzeit her.

 

 

 



[1] Vgl. R. Liebi: Chronologie des AT; R. Liebi:  Chronologie der Könige von Israel und Juda (Exzel-Tabelle).

[2] Hebr. jahweh (= der Ewige, Unwandelbare), so auch später.

[3] Kurzform von Michajah = „Wer ist wie Jahwe?“; vgl. 7,18.

[4] D.h. Micha aus der Ortschaft Moreschet, in der Nähe von Gath (vgl. 1,10).

[5] Hebr. adonai, so 2x in diesem Vers.

[6] Das hebr. Wort heikhal bedeutet zugleich auch „Palast“.

[7] D.h. aus seinem heiligen Tempel.

[8] D.h. wer ist die Ursache für den Anfall von Jakob?

[9] D.h. der götzendienerischen Kulthöhen.

[10] Strauss = w. Tochter der Wüste.

[11] Die Verse 10-15 sind voller Wortspiele. Der Ortsname gath klingt an in „tagidu“ (erzählt!).

[12] Vgl. 2Sam 1,20.

[13] W. Weinend weint nicht!

[14] Beth-Leaphra = Haus des Staubes („Staubheim“ / „Staubhausen“).

[15] D.h. zum Zeichen der Trauer; vgl. 2Sam 13,19; Jer 6,26.

[16] D.h. in schändlicher Entblössung.

[17] za’anan klingt im Wort jaz’ah („ist ausgezogen“) an.

[18] Beth-Haezel = das Haus an der Seite („Seitenheim“). Bedeutung des Verses: Wegen der schlimmen Not in Beth-Haezel können ihre Bewohner nicht ihren Stand als Hilfe auf der Seite der anderen Städte  Judas einnehmen.

[19] Das Schlimme macht Halt vor den Stadtmauern von Jerusalem. Die Stadt Jerusalem selbst wird von dem Gericht Gottes nicht betroffen.

[20] D.h. um vor dem Feind zu fliehen.

[21] Das Wort für Pferd (rekhesch) klingt im Hebräischen an den Städtenamen lakhisch an.

[22] D.h. die Stadt Lachisch.

[23] Achziv = hebr. akhziv; täuschender Bach = akhzav. Lügenbach = ein Bach, der ausserhalb der winterlichen Trockenzeit kein Wasser führt; vgl. Jer 15,18.

[24] D.h. die Edlen Israels werden nach Adullam fliehen, um sich dort zu verbergen (vgl. 1Sam 22,1).

[25] D.h. wegen deiner geliebten Kinder.

[26] D.h. ihr werdet euren Kopf beim Gehen nicht stolz nach oben heben können.

[27] D.h. wir sind völlig verwüstet.

[28] D.h. Gott hat das Erbteil einem anderen Besitzer übergeben.

[29] D.h. wie ist mir das Erbteil abhanden gekommen.

[30] D.h. den ab 2,1 genannten bösen Menschen.

[31] W. Lass nicht träufeln! träufeln sie. Lässt man jenen nicht träufeln,... ([Worte/Reden] träufeln lassen = weissagen; Worte werden hier mit Wasser verglichen).

[32] Od. freundlich.

[33] D.h. vor kurzem.

[34] D.h. gegen Gott.

[35] Vgl. den Gegensatz zu 2Mo 22,26-27.

[36] Das verheissene Land hätte ein Ruheort sein sollen, vgl. 5Mo 12,9-10.

[37] Vgl. 3Mo 18,25.

[38] W. ich will dir träufeln lassen, wie 2,6.

[39] W. ein Träufler, vgl. 2,6.

[40] D.h. Gewisslich werde ich sammeln ... gewisslich werde ich versammeln.

[41] Bozrah = ein Ort in Edom (Südjordanien).

[42] Vgl. Joh 10,4.9.

[43] W.  den Schnauz verhüllen, d.h. das Gesicht bis unter die Nase zudecken als Zeichen der Trauer und der Not (vgl. 3Mo 13,43; Hes 24,17).

[44] D.h. Jerusalems.

[45] Der Berg des Hauses (hebr. har habajith) = der Tempelberg.

[46] Im Jahr 135 n. Chr., am Ende der Zweiten Revolte der Juden gegen Rom, zerstörte Kaiser Hadrian Jerusalem und liess den Tempelplatz pflügen.

[47] Hebr. thorah = Weisung, Unterweisung, Gesetz.

[48] W. ein Mann / Mensch.

[49] Ophel (= „Hügel“) bezeichnet den Bereich des Südabhangs des Zionsberges, unmittelbar unterhalb des Tempelplatzes und oberhalb der Davidsstadt.

[50] Vgl. 4,9 mit 4,11 und 4,14.

[51] Od. nach Babylon (hebr. bavel = Babylonien / Babylon = das Land bzw. die Stadt)

[52] Od. dem EWIGEN verbannen.

[53] Im Hebr. ein Wortspiel, da „Kriegerschar“ wörtlich „Gedränge“ (= zusammengedrängte Truppe) bedeutet: Jetzt, dränge dich zusammen, Tochter des Gedränges.

[54] Vgl. 4Mo 1,16; 2Mo 18,25)

[55] Dies bezieht sich auf „Israel“ in 5,1.

[56] „seine Brüder“ = die judäischen Brüder des Herrschers aus Bethlehem (5,1).

[57] D.h. Israel wird in Sicherheit im eigenen Land leben.

[58] D.h. in seinen Städten.

[59] D.h. ich habe dir nichts Böses angetan (vgl. V. 3), sondern vielmehr nur Gutes.

[60] 4Mo 22-25.

[61] Vgl. 4Mo 25 – Jos 5.

[62] Od. Bundestreue.

[63] W. das Wandeln demütig zu machen.

[64] Nach anderer Vokalisierung: und Einsicht ist es, deinen Namen zu fürchten.

[65] D.h. durch Gesetzlosigkeit erworbene Reichtümer.

[66] D.h. das zu kleine Hohlmass „Epha“ , welches verwendet wurde, um Käufer zu betrügen.

[67] Od. (wenn Gott spricht): Kann ich [jemand] als rein erklären.

[68] D.h. bei einer Waage, die zum Betrügen der Käufer verwendet wurde, indem die Gewichtssteine nicht dem Standardgewicht entsprachen.

[69] D.h. die Schläge mit der Rute Gottes (6,9) sollen die Menschen, welche unter das Gericht fallen, krank machen.

[70] Od. Erschaudern.

[71] Od. der Bundestreue.

[72] W. ein Mann.

[73] W. die beiden Handflächen.

[74] Od. der Mächtige.

[75] D.h. die Richter.

[76] D.h. die Angelegenheit, die der Grosse / Mächtige begehrt.

[77] D.h. der Gerichtstag,, den die Propheten in ihren Visionen im Voraus gesehen haben.

[78] Mazor = Unterägypten, als poetischer Name = Ägypten.

[79] D.h. bis zum Euphrat.

[80] Od. das Land.

[81] D.h. Israel.

[82] Eine Anspielung auf den Namen Micha (= Kurzform von Michajah = Wer ist wie der EWIGE?).

[83] Od. Bundestreue.

[84] Od. Bundestreue.