Einführung in den 1. Timotheusbrief

 

Im 1. Timotheusbrief gibt Paulus dem jungen Mitarbeiter Timotheus Anweisungen für seine Aufgaben unter den Gläubigen in Ephesus. Man beachte in diesem Schreiben die vielen konkreten Befehle. Er zeigt auf, wie man ein gesundes Glaubensleben führen kann und wie krankhaften Entwicklungen entgegen gewirkt werden muss. Der Brief gibt ferner Anweisungen zu den Themen Gebet, Stellung der Frau, Leiterschaft in der Gemeinde (Ältestendienst) und Diakonen-Dienst. Die Ausführungen über das "Geheimnis der Gottseligkeit" (3,16) bilden einen besonderen Höhepunkt der Ausführungen in diesem Schriftstück.

Adressat

·        Timotheus (in Ephesus)

Zeit und Abfassungsort

·        ca. 65 n. Chr.; aus Mazedonien (1Tim 1,3)

Grobstruktur

I. Gesunde Lehre (1)

II. Gebet und Gott wohlgefälliges Verhalten (2)

III. Älteste und Diakone (3)

IV. Die Umsetzung der gesunden Lehre im täglichen Leben (4-6)

Charakteristische Ausdrücke und Besonderheiten

1.      Schlüsselvers: 1Tim 3,14-15: Das richtige Verhalten im Haus Gottes

2.      Mehr als 30 persönliche Befehle è konkrete Gebote /  Verhaltensanweisungen für Gläubige

3.      Der richtige Gebrauch des Gesetzes: nicht für Gerechtfertigte, sondern für Sünder, zur Überführung von Sünde (1Tim 1,8-10)

4.      der selige / glückselige / glückliche Gott bzw. der selige / glückselige / glückliche Machthaber (1Tim 1,11; 6,15) è Gott ist in sich selbst glücklich und erfüllt; vgl. die ewige Beziehung zwischen dem Vater und dem Sohn (Joh 1,1-2; 17,5.24)

5.      Anspielung auf den Namen „Timotheus“ (Ehre sei Gott): 1Tim 1,17; 6,16

6.      2 verschiedene Wörter für „wollen“: thelo = wollen, wünschen (1Tim 2,4: è Gott möchte, dass alle errettet werden); boulomai = wollen als Ausdruck des festen Beschlusses (1Tim 2,8: è apostolische Autorität von Gott)

7.      1Tim 2,15: Rettung durch Kindergebären è Die erfüllende Aufgabe der Kindererziehung kann eine Frau davor bewahren, ihre Stellung als Frau zu verlassen. Negativbeispiel: Eva entschied sich, den adamitischen Bund zu brechen, ohne mit ihrem zu sprechen.

8.      1Tim 4,1: „in späteren / dahinter liegenden Zeiten“ (en hysterois kairois); nicht: „in den letzten Zeiten! è die Zeit nach der Apostelzeit: Im 2. und 3. Jh. n. Chr. kamen die Irrlehren über Zölibat, Askese, Mönchtum und Eremitendasein auf.

9.      Zitat aus dem Lukas 10,7 (1Tim 5,18). Das Lukasevangelium wird auf die gleiche Stufe wie das 5. Buch Mose gestellt und zusammen als „die Schrift“ bezeichnet.

10.  Warnung vor der Irrlehre der Gnosis (1Tim 5,20)

 

Roger Liebi, 11.8.2008