Roger Liebi – Überblick über die 27 Bücher des NTs - Teil 3/9
Vogelschau: 2. Korinther bis Offenbarung
Audioabschrift
Wir machen jetzt weiter und nehmen das Thema ein bisschen straffer durch als bisher. Aber da wir ja noch zwei weitere Abende haben über das Neue Testament, könnte ich die Themen, die heute kürzer drangekommen sind, noch einmal etwas ausführlicher drannehmen. Wichtig war mir, dass wir einfach mal eine Übersicht haben so ganz grob, aber zusammen.
Der 2. Korintherbrief spricht über den Dienst für Gott inmitten von vielen Schwierigkeiten und Nöten. Er ist voll praktischer und Mut machender Belehrungen für einen jeden, der sein Leben Gott ganz zur Verfügung stellen möchte. Ferner geht er nochmals gewisse Missstände in der Korinther Gemeinde an, also Fortsetzung vom ersten Brief, um seelsorgerlich zu helfen und diese zum Teil im ersten Brief schon angesprochenen Probleme endgültig zu lösen. So muss man die Verbindung zwischen dem ersten und zweiten Korintherbrief sehen. Also der zweite Korintherbrief geht weiter. Man spricht nicht nur immer von Problemen, sondern wir müssen klare Ziele im Dienst für Gott haben, aber es sind immer noch Probleme da und die werden auch im zweiten Brief noch angegangen. Man könnte sagen der erste Brief ist typisch korrektiv und der zweite restaurativ, wiederherstellend. Da wird noch das letzte notwendige der Wiederherstellung zugefügt.
Der Galaterbrief warnt vor der Irrlehre, die besagt, man könne durch eigenen Verdienst und durch das Einhalten der Gebote des Gesetzes Mose einen Beitrag zu seiner eigenen Erlösung leisten. Er betont daher die Vollgültigkeit des Erlösungswerkes Jesu Christi am Kreuz. Ferner warnt er prinzipiell ernstlich vor dem Irrweg, dass nichtjüdische Christen beginnen, nach jüdischen Geboten zu leben. Also auch hier sehen wir in Gottes weiser Voraussicht einen Brief, der gerade die schlimme Irrlehre geißelt, bevor sie so das Christentum durchdringen konnte. Also dass man meint, durch eigene Leistung könne man einen Beitrag bringen. Es ist so eindrücklich zu sehen, wie Gott im Neuen Testament alle Probleme, die in 2000 Jahren kommen sollten, vorausgesehen und bereits die Lösung im Neuen Testament gegeben hat. Darum brauchen wir keine Apostel und Propheten mehr, weil die Bibel Selbstgenügsam ist für alle weiteren Zeiten. Aktuell ist beim Galaterbrief auch noch folgender Aspekt. Heute gibt es eine richtige Sicht für Israel, die sich nach Römer 9-11 richtet, es gibt einen Fanatismus, der darüber hinausgeht, indem man Israel und Gemeinde völlig vermischt oder eine ideale Sicht, als wäre das 1000-jährige Reich schon heute da und die Völker müssten nach Jerusalem pilgern und beim Laubhüttenfest mit dabei sein. Hier im Galaterbrief werden nichtjüdischen Christen davor gewarnt: Ihr dürft nicht beginnen, diese Gebote über Feste aus der Thora und so weiter zu feiern. Galater 4, 9: „Jetzt aber, da ihr Gott erkannt habt, vielmehr aber von Gott erkannt worden seid, wie wendet ihr wieder um zu den schwachen und armseligen Elementen, denen ihr wieder von neuem dienen wollt?“ Das sind eben die Vorbilder im Gegensatz zur Realität in Christus. All diese jüdischen Feste haben eben einen schattenhaften Charakter. Verse 10-11: „Ihr beobachtet Tage und Monate und Zeiten und Jahre. Ich fürchte um euch, ob ich nicht etwa vergeblich an {O. in Bezug auf} euch gearbeitet habe.“ Weil sie jüdische Feste feiern wollten. Also da wieder ein ganz aktueller Bezug zu Schwierigkeiten, die es heute gibt unter Christen.
Der Epheserbrief beschreibt in den Kapiteln 1-3 die einzigartige Stellung der Christen als ein neues Volk, das weder jüdisch, noch heidnisch ist. Es ist vielmehr ein himmlisches Volk mit himmlischen Segnungen, im Gegensatz zu Israel als irdisches Volk Gottes mit speziell irdischen Segnungen, vgl. 5. Mose 28. Dieser Brief zeigt aber auch, wie dieser himmlische Charakter dieser Erlösten, die zur Gemeinde Gottes gehören, sich in den alltäglichen Beziehungen auf Erden, in der Gemeinde, in der Familie, in Ehe und der täglichen Arbeit auswirken muss. Das wird behandelt in den Kapiteln 4-6. Die Verknüpfung zwischen dem ersten und dem zweiten Teil ergibt sich durch ein Wort, Kapitel 4, Vers 1: „Ich ermahne euch nun.“ Kennen wir das aus dem Römerbrief? Es ist die Schlussfolgerung aus der Lehre davor in den Kapiteln 1-3. Im Judentum unterscheidet man zwischen Haggadah und Halacha. Die Halacha sind all die systematischen Ausarbeitungen über die praktische Umsetzung der Gebote. Sie beantwortet die Frage: Wie muss man die und die Gebote der Thora im praktischen Leben genau anwenden? Das ist die Halacha, das kommt von halach, gehen oder wandeln. Und man spricht in der rabbinischen Theologie von der Haggadah, da geht es um Predigt, um Vergleiche, Illustrationen, Gleichnisse, Abhandlungen über Prophetie und so weiter. Das ist Haggadah. Und so könnten wir im Vergleich zu dieser Zweiteilung sagen, Epheser 1-3 behandelt ein haggadisches Thema. Hier wird uns die Größe und Weite des Ratschlusses Gottes für uns Erlöste gezeigt. Und Kapitel 4-6 behandelt dann, wie das umgesetzt werden muss im alltäglichen Leben im Wandel. Und darum heißt es in Epheser 4, 1: „Ich ermahne euch nun, ich der Gefangene im Herrn, dass ihr würdig wandelt der Berufung, mit welcher ihr berufen worden seid.“ Jetzt kommt der halachische Teil. Würdig wandeln, hallach. Das ist also die Schlussfolgerung aus der Haggadah. Kapitel 1-3, diese herrliche erhabene Berufung: Gesegnet mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus (Epheser 1, 3). Und wir können das mit einem Sprichwort zusammenfassen: Noblesse oblige, Würde verpflichtet. Und es gibt Menschen, die sind ein bisschen mystisch veranlagt, die können beim Lesen der Kapitel 1-3 förmlich schwelgen, aber es ist abgehoben von dem tatsächlichen Leben. Und das ist eine Art von Mystizismus. Das darf nicht sein. Und so sehen wir, obwohl dieser Brief uns eigentlich in die höchsten Höhen unseres Glaubens führt, dass gerade dieser Brief uns dann auch verpflichtet, diese Dinge, die wir im Glauben erfasst haben, auch in unserem täglichen Leben umzusetzen. Wer sich nur mit Halacha beschäftigt, jetzt im christlichen Sinn, ist ein armer Mensch. Aber wer sich nur mit Haggadah beschäftigt, ist eigentlich auch arm, weil er den Bezug zum Leben gar nicht sieht. Wir müssen also Kapitel 1-6 gemeinsam beachten.
Der Philipperbrief, geschrieben aus dem Gefängnis in Rom, ist eine wunderbare Abhandlung über die Lebensführung der Christen als eine Schicksalsgemeinschaft. Er betont, dass die Christen durch Sinn für Mission, Demut, Zusammenhalt und Freude im Herrn ausgezeichnet sein sollen. Der Herr Jesus Christus ist das vollkommene Vorbild. Er soll den Christen stets als Ansporn vor Augen stehen. Der Weg des Christen ist ein Laufen in der Rennbahn, wobei Jesus Christus selber das alleinige Ziel sein soll. In Kapitel 1 ist der Herr Jesus der Inhalt des Lebens. Philipper 1, 21: „Denn das Leben ist für mich Christus, und das Sterben Gewinn.“ In Kapitel 2 ist der Herr Jesus das vollkommene Vorbild, Vers 5: „Denn diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war.“ Da wird seine ganze Selbsterniedrigung beschrieben. Christus ist in Kapitel 3 unser vollkommenes Ziel, Vers 14: „Eines aber tue ich: Vergessend was dahinten, und mich ausstreckend nach dem, was vorn ist, jage ich, das Ziel anschauend, hin zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christus Jesus.“ Und in Kapitel 4 ist der Herr Jesus unsere Kraft, Vers 13: „Alles vermag ich in dem, der mich kräftigt.“ In diesem Brief kommt das Wort Freude, freuen, froh 16 Mal vor. Das ist ein Brief, der sehr konzentriert von der Freude spricht, und das aus dem Gefängnis. Das zeigt, die Freude im Herrn ist an die Umstände nicht gebunden. Also die Umstände können schlecht sein und trotzdem kann die Freude im Herrn als Realität da sein. Philipper 4, 4: „Freut euch in dem Herrn allezeit! und abermals will ich sagen: Freuet euch.“
Der Kolosserbrief ist eine Antwort auf die Gefahr der Verführung durch eine mystische Irrlehre mit jüdischen und griechischen Elementen. Er zeigt die überragende Herrlichkeit der Person Jesu auf. Wer ihn kennt und des Christen Stellung in ihm, darf deutlich feststellen, dass all die verführenden Angebote mystischer Bewegungen als völlig wertlos verblassen müssen, neben dem, was ein Gläubiger in Christus als reines Geschenk besitzt. Ich habe schon erklärt, Kolosser 1 gehört mit Hebräer 1 und Johannes 1 zu diesen Kapiteln, die im Prinzip alle Irrlehren gegen die Person Jesu in den vergangenen 2000 Jahren zerschlagen haben. Kapitel 1 zeigt uns enorme Tiefen bezüglich der Person des Herrn Jesus als Erlöser, als Schöpfer, als Erhalter aller Dinge, als Haupt des Leibes und so weiter und so fort. Diese mystische Lehre sagte aus, es ist an sich gut, gläubig zu sein, aber der Gläubige muss nun durch bestimmte Übungen in höhere Regionen hinauf gelangen. Und der Kolosserbrief sagt in Kapitel 2, Vers 9-10a: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; und ihr seid vollendet in ihm.“ Abgeschlossen: Ihr seid vollendet in ihm! Also der Gläubige braucht nicht noch eine mystische Leiter, ein zweites Erlebnis, noch etwas Zusätzliches, was ihm fehlen würde. Er hat bereits alles in Christus. Ihr seid vollendet in ihm. Und der Kolosserbrief zeigt darum, wie herrlich die Person des Sohnes Gottes ist und in ihm haben wir bereits alles bekommen. Wir brauchen keinen zweiten Segen. Nein danke, wir haben schon den vollen Segen in Christus. Also auch da merken wir sofort den höchst aktuellen Bezug zu dem Mystizismus unserer Tage. Charismatik und so weiter sind mystische Bewegungen, wo man eben meint, in höhere geistliche Regionen aufzusteigen, nachdem man bereits bekehrt ist, nachdem man im Glauben schon alles in Christus hat und das wird hier grandios widerlegt. Es sind auch zwei Teile. Kapitel 3, 1 beginnt mit: „Wenn ihr nun mit dem Christus auferweckt worden seid, so suchet, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes.“ Dieses Nun zeigt wieder die Schlussfolgerung an aus der Belehrung in den ersten beiden Kapiteln.
Der 1. Thessalonicherbrief klärt eine junge, bereits durch manche Verfolgung erprobte Gemeinde, über verschiedene Missverständnisse auf, insbesondere in Verbindung mit der Wiederkunft Christi. Er zeigt auf, dass der Herr Jesus Christus in der Zukunft alle Erlösten entrücken wird, um später mit ihnen zusammen aus dem Himmel wiederzukommen als Richter der Welt. Dieser Brief ermutigt in den Nöten des Lebens durch die beständige Erwartung des Kommens des Herrn Jesus. Als Studienhinweis: In jedem Kapitel wird über die Wiederkunft Jesu Christi gesprochen. Es werden beide Kommen, oder beide Phasen des Kommens, des Herrn Jesus erklärt: Das Kommen zur Entrückung und das Kommen zum Gericht. Das Kommen für die Gläubigen und das Kommen mit den Gläubigen. Und das an eine junge Gemeinde, will sagen, solche prophetischen Dinge sind nicht nur für Leute, die ganz lange im Glauben sind, sondern das sind Basisbelehrungen.
Der 2. Thessalonicherbrief ist eine Antwort auf das Missverständnis, dass die Zeit der göttlichen Gerichte über diese Welt schon gekommen sei. Paulus erklärt, dass die Verfolgungen und Nöte der Christen nicht mit dieser Zeit der Gerichte der Endzeit verwechselt werden dürfen. Diese Gerichtszeit wird mit dem alttestamentlichen Ausdruck «der Tag des Herrn» bezeichnet. Die Endzeitgerichte können erst kommen, nachdem zuvor die Verführung durch den Antichristen, den Sohn des Verderbens, stattgefunden hat. Dieser Brief warnt ferner ernstlich davor, dass die Erwartung der Wiederkunft Jesu niemals zu einer unnüchternen Lebensführung Anlass geben darf, bei der man die Verantwortung für täglichen Belange vernachlässigt. Dieser Brief wurde, wie wir wohl nächstes Mal sehen werden, kurz nach dem ersten geschrieben. Die Thessalonicher wurden durch Irrlehrer besucht, die sagten: Schaut mal, ihr werdet verfolgt in Thessalonich und das ist der Beweis, dass bereits die Gerichtszeit da ist, die Drangsalszeit. Der Tag des Herrn, so wird er im Alten Testament genannt. Also da kommen Irrlehrer, die bringen den prophetischen Kalender durcheinander. Christen leiden, also sind sie in der Drangsalszeit. Und der Brief erklärt, dass das überhaupt nicht stimmt. Denn dieser Tag des Herrn kann nicht kommen, bevor nicht zuerst der große Abfall gekommen ist und dann muss zuerst der Antichrist erscheinen. Und erst danach kommt die große Drangsalszeit. Aber das Kommen des Antichristen selbst wird heute noch aufgehalten durch eine Kraft und erst wenn diese Kraft weg ist, dann kann der Antichrist überhaupt erst kommen. Übrigens, diese Irrlehrer waren echt fies. In Kapitel 2, Vers 2, heißt es: „dass ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, noch erschreckt, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.“ Es gab also gefälschte paulinische Briefe, die ihnen mitteilen wollten, dass der Gerichtstag schon da ist. Es heißt: Brief als durch uns. Also es sah so aus, als wären sie von Paulus geschrieben. Und es gab solche, die als Propheten auftraten, «durch Geist». So spricht der Herr, oder einfach durch Verkündigung, durch das Wort. Also Irrlehre wurde verbreitet durch das Wort, durch Geist und durch gefälschte Briefe. Und wie sollte man damals unterscheiden, welche Briefe echt waren und welche nicht? Kapitel 3, Vers 17: „Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand, welches das Zeichen in jedem Briefe ist; so schreibe ich.“ Paulus hat in allen Briefen, die er diktiert hat, am Schluss noch eigenhändig geschrieben, auf dass man aufgrund des Schriftbildes erkennen konnte, dass dieser Brief echt ist.
Im 1. Timotheusbrief gibt Paulus dem jungen Mitarbeiter Timotheus Anweisungen für seine Aufgaben unter den Gläubigen in Ephesus. Man beachte in diesem Schreiben die vielen konkreten Befehle. Er enthält etwa 30 Befehlsformen. Er zeigt auf, wie man ein gesundes Glaubensleben führen kann und wie krankhaften Entwicklungen entgegen gewirkt werden muss. Der Brief gibt ferner Anweisungen zu den Themen Gebet, Stellung der Frau, Leiterschaft in der Gemeinde und Diakonendienst. Die Ausführungen über das Geheimnis der Gottseligkeit (3, 16), bilden einen besonderen Höhepunkt der Ausführungen in diesem Schriftstück. Da geht es um die Menschwerdung Gottes. Also sehr konkret. Ich habe in meiner Bibel alle Befehlsformen mit einer Farbe besonders markiert. Und wenn mal einer das Gefühl hat, das ist alles so wenig praktisch in der Predigt, das ist alles so theoretisch, dann kann er zuhause mal den 1. Timotheusbrief durchlesen und alle Befehlsformen anstreichen und dann weiß er schon mal dreißigfach, was er zu tun hat. Dann wird das Christentum wieder sehr praktisch. Es ist wirklich konkret und es ist ja so, dass man in der heutigen Zeit sehr schnell in den Ruf der Gesetzlosigkeit kommt. Es gibt echte Gesetzlichkeit, aber Gesetzlichkeit ist nicht, wenn wir uns an die Gebote des Neuen Testaments halten. Der Herr sagt ja in Johannes 14: Wer meine Gebote hat und sie tut, der ist es, der mich liebt. Also Christentum hat nicht einfach damit zu tun, dass wir alle ein bisschen lieb miteinander sind. In der Praxis ist man es dann ja doch nicht, oder? Es ist viel konkreter. Also wir haben ganz detaillierte halachische Anweisungen im neuen Testament. Also der 1. Timotheusbrief ist eine wahre Fundgrube, eine Freude.
Der 2. Timotheusbrief trägt einen besonders feierlichen Charakter. Es ist das letzte Schreiben des Paulus im Neuen Testament. Verfasst wurde dieser Brief aus einer Todeszelle in Rom, übrigens während der zweiten Gefangenschaft. Der Philipperbrief, den wir vorhin behandelt haben, wurde zum Beispiel während der ersten Gefangenschaft geschrieben. Zum Ende der Apostelgeschichte wurde er noch einmal freigelassen und dann kam er wieder ins Gefängnis und das war dann die Todeszelle. Damit wird deutlich, dass der 2. Timotheusbrief das Testament des Paulus ist. Das letzte, was man noch schreibt, zwingt einen, die ganz wesentlichen Dinge anzusprechen. Paulus sah, wie sein Lebenswerk anfing unter schlechten Einflüssen zu degenerieren. In 2. Timotheus 1 sagt er: alle die in Asien sind. Das war ja eine Provinz in der Westtürkei so groß wie die Schweiz, wo er am meisten missionarisch gearbeitet hat. Alle die in Asien sind, haben sich von mir abgewandt. Jetzt ist er in der Todeszelle, kann nicht mehr eingreifen und sieht, wie alles zusammenbricht. Paulus sah, wie sein Lebenswerk anfing unter schlechten Einflüssen zu degenerieren, ohne dass er noch etwas dagegen durch persönliche Intervention hätte unternehmen können. Dies nimmt er zum Anlass um die letzten Tage, die Endzeit der Christen zu beschreiben. Das ist also die Zeit der Degeneration. Die falschen Propheten sagen: Jetzt kommt der Friede. Das ist ein wahrer prophetischer Brief, das ist die Zeit der Degeneration. Was in der Zeit des Paulus im Ansatz geschah, sollte in großem Maß die Christenheit in der Zeit vor der Wiederkunft Christi kennzeichnen.
Dieser Brief gibt viele ganz konkrete und persönliche Verhaltensanweisungen in einer Zeit des allgemeinen Abweichens von den Belehrungen der Bibel. Übrigens könnt ihr dort wieder einmal etwa dreißig Befehlsformen anstreichen. Dann sehen wir, wie Leben in der Endzeit sehr konkret ist. Wir haben also ganz genaue halachische Anweisungen für das Leben in den letzten Tagen. Ausgerechnet in diesem Brief haben wir übrigens die klassische Inspirationsstelle, die ich beim letzten Mal behandelt habe. Die Endzeit ist die Zeit, wo der Frontalangriff gegen die Inspiration der Bibel gestartet worden ist, und da haben wir die klassische Inspirationsstelle. 2. Timotheus 3, 16: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit.“ Ein hochaktueller Brief in einer Zeit der Verführung und des unaufhaltsamen Niedergangs. In Kapitel 3, Vers 8, wird beschrieben, wie der Widerstand, den die Gläubigen erleben, wie der von Jannes und Jambres gegen Mose sein wird. Was haben die gemacht? Die haben die Zeichen Gottes nachgeahmt durch dämonische Kräfte. Das ist schon interessant, oder?
Im Titusbrief gibt der Apostel Paulus Anweisungen an seinen Mitarbeiter Titus im Blick auf dessen Dienst unter den Gemeinden auf der Insel Kreta. Er betont die Wichtigkeit gesunder Leiterschaft unter dem Volk Gottes, um Irrlehren und krankhaften Entwicklungen wirksam begegnen zu können. Er spricht konkret über den christlichen Lebenswandel, unter besonderer Berücksichtigung der Alten und Jungen, der Frauen und Männer, und der Sklaven, Arbeitnehmer heute. Ferner wird auch über die richtige Haltung gegenüber dem Staat und den ungläubigen Menschen gesprochen. Wieder sehr, sehr konkret. Ihr könnt den Farbstift wieder neu herausholen und etwa dreißig Befehlsformen anstreichen. Und dann haben wir damit schon neunzig halachische Gebote. Aber nicht Gesetz vom Sinai. Wir werden nicht gesetzlich, wir sind ganz christlich. Aber Christentum ist konkret.
Der Philemonbrief ist ein herrliches Plädoyer von Paulus für einen davongelaufenen, einst unnützen Sklaven namens Onesimus, zu deutsch: der Nützliche. Dieser Sklave kam durch Kontakt mit dem in Rom festgehaltenen Apostel – diese zwei Jahre am Ende der Apostelgeschichte – zum Glauben. Paulus ermahnt Philemon, den Herrn von Onesimus, er solle den Davongelaufenen als seinen Bruder in Christus liebevoll wieder aufnehmen. Dieser Brief ist ein Juwel christlichen Takts und Feingefühls für heikle Angelegenheiten. Also man muss den Brief mal auf das hin lesen: Wie sage ich es meinem Kind oder wie sage ich es meinem Bruder? Also das hat gar nichts zu tun mit Holzhacken. Der Apostel, der die höchste Autorität hatte, die Gott Menschen geben kann, der schreibt mit so viel Takt und Einfühlungsvermögen, um jemanden wirklich zu gewinnen für eine gute Sache. Also das sollen wir hier lernen, nebst dem, dass der Brief natürlich noch weiter Bedeutung hat. Nicht wahr, wir alle sind solche, die Gott hätten dienen sollen als nützliche Diener. Erschaffen im Bild Gottes. Aber wir sind Gott davongelaufen, waren unnützlich und dann sind wir dem Herrn Jesus begegnet und er hat die ganze Sache übernommen. Ich Paulus, ich will bezahlen. Und der Herr Jesus hat uns zurückgeführt zu Gott, so dass aus Unnützen, Nützliche werden konnten. Also eine wunderbare typologische Umschreibung der Erlösung wird hier auch noch geboten.
Der Hebräerbrief richtet sich an jüdische Christen. Er zeigt, dass das Alte Testament mit seinen vielen Riten und Opfern lediglich ein Schattenbild von dem ist, was jetzt durch das Kommen des Messias Jesus Wirklichkeit geworden ist. Eindrücklich und beredt. Der Brief beginnt mit einem fünffachen explosiven Pi-Laut. Ja, das muss ich vorlesen. Ja, da muss man sich vorstellen, da wird der Hebräerbrief in den Gemeinden zum ersten Mal vorgelesen, ein Rundschreiben, den bekamen also viele Gemeinden. Also: „polymeros kai polytropos palai ho theos lalesas tois patrasin en tois prophetais.“ Nachdem Gott vielfältig und auf vielerlei Weise ehemals zu den Vätern geredet hat in den Propheten (hat er am Ende der Tage zu uns geredet im Sohn.) Also das ist ein Stabreim, ein fünffaches Pi. Stabreim ist: Mann und Maus, Haus und Hof, das sind Stabreime.
Der Jakobusbrief zeigt, dass sich der echte Glaube in konkreten Taten auswirkt. Ein Glaube, der nur ein Lippenbekenntnis ist, muss als tot bezeichnet werden. Dieser Brief zeigt sehr konkret, was in Gottes Augen gute Werke sind. Jakobus richtete diesen Brief an jüdische Christen in der Anfangszeit des Christentums. Diese Epoche war eine Übergangszeit, in der die Judenchristen noch allgemein nebeneinander, sowohl die Synagoge, als auch die christliche Gemeinde besuchten. In Kapitel 2 gibt er Anweisungen über das richtige Verhalten in der Synagoge. In Kapitel 5 spricht er über die Ältesten der ekklesia, der Gemeinde. Da haben wir dieses Nebeneinander, was wir in der Apostelgeschichte genau so wiederfinden. Der Brief ist übrigens an die zwölf Stämme in der Zerstreuung geschrieben. Das ist erstaunlich. Das zeigt diese ganz klare judenchristliche Ausrichtung. Jakobus war der Bruder des Herrn. Von ihm hat man ja die Knochenbox gefunden, oder identifiziert vor Kurzem, wo es heißt darauf: «Jakov ben Josef», Jakob, Sohn des Josef und dann heißt es auch weiter: Bruder von Jeschua, also der Bruder Jesu. Ja so nebenbei gesagt, für viele Menschen ist ja das Leben wie Monopoly: Man packt es aus, hat Spaß und dann kommt alles wieder in die Kiste. Ja, das hat mich so erinnert, weil das war ja eine kleine Kiste, wo man die Knochen der Zweitbestattung hineingelegt hat. Aber Jakobus und Juden, die das so gemacht haben, haben das im Blick auf die Auferstehung so gemacht. Die wussten, diese Knochen werden auferstehen. Aber für viele Menschen ist das heute so, als ob alles in die Box kommt und alles aus ist damit. So ist es nicht.
Der 1. Petrusbrief richtet sich an jüdische Christen, die lernen mussten, was es bedeutet, an einen unsichtbaren Messias, dessen Weltreich noch in der Zukunft liegt, zu glauben. Dieser Brief zeigt, wie Christen in der Zeitepoche zwischen dem Weggang des Herrn Jesus in den Himmel, bis zur Aufrichtung des messianischen Reiches in der Zukunft bei der Wiederkunft Christi, sich verhalten sollen. Immer wieder wird das Leben Jesu hier auf Erden als Vorbild dafür hingestellt. Der Brief richtet sich an Gläubige in der Zerstreuung, griechisch Diaspora, ein Fachausdruck für die Juden im Ausland. Für Juden war es so schwierig zu verstehen, wie kann Jesus der Messias gewesen sein, wenn er ja hier nicht als König geblieben ist. Petrus sagt, das ist eine Frage der Zeit. Er ist zurück gegangen, er kommt wieder und in dieser Zeit zwischen den beiden Erscheinungen Jesu müssen wir uns nun als Christen bewähren. Aber der Mensch Jesus ist unser Vorbild.
Der 2. Petrusbrief richtet die Blicke der Gläubigen auf das kommende messianische Königreich und auf die damit verbundene Wiederkunft Christi. Petrus sagt, ich bin auf dem Berg gewesen, habe das bei der Verklärung miterlebt, das war die Herrlichkeit Christi in seinem Reich. Wir sind Augenzeugen. Das war keine Fabel, kein Märchen. Wir haben das gesehen, das war ein Vorgeschmack, also das kommt noch. Das prophetische Wort, das diese Hoffnung nährt, wird mit einer an einem dunklen Ort scheinenden Lampe verglichen. Das verderbliche Werk von Irrlehrern wird ausführlich beschrieben, um die Erlösten vor ihren Taktiken und Verführungen zu schützen. Petrus schrieb diesen Brief kurz vor seinem Märtyrertod. Das ist also auch ein Testament, wie der 2. Timotheusbrief. Dies gibt diesem Schreiben einen besonders feierlichen Charakter. Also das prophetische Wort wird hier als ganz wichtig hingestellt, das uns Mut macht auszuharren, das Herrliche kommt noch. Aber wir sind jetzt in der Zeit, wo wir verführt werden können und da müssen wir bestehen. Und diese Verführer werden hingestellt als solche, die sehr locker sind in moralischen Dingen. Und da sind wir nun ja heute mitten drin. Also der ethische Zusammenbruch in der evangelikalen Welt ist katastrophal heute.
Der 1. Johannesbrief warnt vor gnostischen Irrlehren, die die Wahrheit der Person des Herrn Jesus Christus massiv angriffen und leugneten. Sie leugneten, dass er wahrer Mensch und wahrer Gott in einer Person ist. Wer in dieser Weise den Sohn Gottes leugnet, ist ein Antichrist, einer, der sich gegen Christus stellt. Wer aber den wahren biblischen Jesus kennt und Gemeinschaft mit ihm hat, hat auch Gemeinschaft mit Gott dem Vater. Der wahre und unverfälschte Glaube an den Sohn Gottes wirkt sich aus und erzeigt sich durch Gehorsam gegenüber Gottes Wort und durch Liebe zu den Glaubensgeschwistern. Übrigens wurde auch das Johannesevangelium als Kampfschrift gegen die gnostische Irrlehre geschrieben. Und dieser Brief genau so.
Der 2. Johannesbrief wendet sich an eine Mutter und ihre Kinder. Hm, Alleinerzieherin? Das ist aktuell, oder? Der alte Apostel Johannes warnt sie vor dem Umgang mit als Antichristen bezeichneten Irrlehrern, die die biblische Lehre über die Person von Jesus Christus nicht bringen. Gut, es kann auch sein, der Mann war ungläubig und die Mutter hatte die Glaubenserziehung der Kinder als Aufgabe. Aber so schön, ein ganz kleiner Brief von einem Apostel an eine Mutter, die um ihre Kinder und um ihr Glaubensleben besorgt war.
Der 3. Johannesbrief richtet sich an einen Christen namens Gajus. Johannes erklärt ihm, wie wichtig es ist, vorbeikommende Missionare zu unterstützen und sie für ihre Reisen auszurüsten. Während der zweite Brief gebietet, Irrlehrer konsequent abzuweisen, so ermahnt dieser Brief, bibeltreue Missionare aufzunehmen. Ferner warnt er vor Machtmenschen in der Gemeinde. Es geht da um Diotrephes, der gerne der Erste sein will in der Gemeinde. Also Menschen, die Macht ausüben wollen über andere, denen muss entgegen getreten werden.
Der Judasbrief spricht über die Infiltrierung der christlichen Gemeinde durch unechte Christen, durch Menschen, die keine persönliche Beziehung zu Gott haben. Er schildert eine total verkommene Christenheit, voll von Unmoral, Rebellion gegen Gottes Willen und offenem Abfall vom biblischen Glauben. Judas ermutigt die wahren Christen zu einem überzeugenden christlichen Lebenswandel und schließt mit einem wunderbaren Lobpreis. Also nicht mit einem Klagelied. Es ist wieder ein Endzeitbrief, in Vers 17 geht es ganz eindeutig um die Endzeit. Aber die Endzeit ist eine Zeit, wo wir diesen wunderbaren Lobpreis aus dem Judasbrief anstimmen dürfen. Vers 24: „Dem aber, der euch ohne Straucheln zu bewahren und vor seiner Herrlichkeit tadellos darzustellen vermag mit Frohlocken, dem alleinigen Gott, unserem Heilande, durch Jesum Christum, unseren Herrn, sei Herrlichkeit, Majestät, Macht und Gewalt vor aller Zeit und jetzt und in alle Ewigkeit! Amen.“
Die Offenbarung ist das einzige durchweg prophetische Buch des Neuen Testaments. In Kapitel 1 erscheint Christus in seiner Herrlichkeit als Richter und Herrscher der Welt. Das war für Johannes so ungewöhnlich, dass er wie tot zu Boden fällt. Das heißt, Johannes, der die tiefste Beziehung als Jünger zu seinem Herrn hatte, er war es ja, der am Herzen Jesu lag beim letzten Passah, fällt um wie tot. Dieser alte Johannes, der den Sohn Gottes so gut kannte, wie kaum einer, erkennt als vielleicht 90jähriger, neue Herrlichkeiten der Person des Herrn Jesus. Es ist eben die Offenbarung Jesu Christi, hier wird uns enthüllt, wer Jesus Christus ist. Die Kapitel 2-3 enthalten Briefe an sieben Gemeinden. In der prophetischen Auslegung dieser Kapitel sieht man hier eine Beschreibung der gesamten Kirchengeschichte, eingeteilt in sieben Zeitalter. Also Kirchengeschichte könnte man dort sehen anhand von Kapitel 2-3. Die Kapitel 4-22 beschreiben ausführlich die Gerichte, die in der Endzeit, das heißt in der Zeitepoche, in der jüdische Volk aus der weltweiten Zerstreuung ins Land der Väter zurückkehrt, die Welt treffen wird. Und dann geht es um die Weltherrschaft von Jesus Christus, der durch diese Gerichte, der Weg bereitet wird. Man kann sagen, Kapitel 4-22 ist alles nach der Entrückung. Kapitel 2-3 beschreibt die Kirchengeschichte, und die Kapitel 4-22 die Dinge, die nach der Kirchengeschichte kommen.
In Kapitel 4, 1 wird Johannes in den Himmel entrückt: Komm hier herauf! Und dann sieht er im Himmel die 24 Ältesten mit Priestergewändern. Ja, wer waren die? Was waren die 24 Ältesten früher im Tempel? Das waren die Häupter der 24 Priesterklassen. Aus Lukas 1 wissen wir, dass ja immer eine Priesterklasse eine Woche lang Dienst hatte im Tempel. Die kamen zweimal jährlich dran, das gibt 48 Wochen. Das Jahr geht noch ein bisschen länger, aber bei den großen Festen, am Passah, am Pfingst- und am Laubhüttenfest mussten alle Männer in Israel nach Jerusalem kommen. Und dann waren alle 24 Klassen da, weil man tausende von Priestern brauchte für die ganze Logistik bei den Opfern. Wenn die 24 Ältesten da waren, wusste man, das ganze Volk Gottes ist hier. Johannes wird entrückt und sieht die 24 Ältesten. Also Johannes repräsentiert die entrückten Gläubigen und dann sieht er die Ältesten alle. Das ganze Volk ist da. Und jetzt kommen die Gerichte. Also wann wird die Gemeinde entrückt? In der Drangsal, nach der Drangsal? Vor der Drangsal. Tja, das ist einfach so.