Roger Liebi – Überblick über die 27 Bücher des NTs - Teil 8/9

Details: 1. und 2. und 3. Johannes, Judas

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Wir sind also stehen geblieben bei Johannes als Autor des 1. Johannesbriefes. Aus einer großen zeitlichen Distanz schreibt er über die Zeit des Kommens des Herrn Jesus. 1. Johannes 1, 1: „Was von Anfang war, was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben, betreffend das Wort des Lebens.“ Die Bibel beginnt ja mit dem Begriff «im Anfang» schuf Gott die Himmel und die Erde. Dieser Begriff, Anfang, kennzeichnet den Beginn der Erschaffung der Welt. Und so wird das im Neuen Testament auch wieder aufgenommen. Über diesen Anfang wird auch im Neuen Testament gesprochen. So zum Beispiel in Johannes 1, 1: Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Im Anfang wurde nicht das Wort, es kam nicht ins Dasein, sondern es war. Das griechische Imperfekt drückt eine fortdauernde Handlung oder ein fortdauerndes Dasein aus, darum bedeutet dieses Im Anfang war, dass er einfach da war. So wird dieses «im Anfang» wieder aufgenommen, aber hier im Johannesbrief «was von Anfang war», da geht es um das Kommen des Herrn Jesus. Mit dem Kommen des Herrn Jesus wurde nämlich die neue Schöpfung eingeleitet. Und das wird auch Anfang genannt und das wiederholt im 1. Johannesbrief. Also was von Anfang war, da geht es um die Zeit des Kommens des Erlösers. Und da sagt er: Was wir gehört, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir angeschaut und unsere Hände betastet haben. Er kommt immer näher, oder? Wir haben diesen Menschen Jesus Christus, diesen Mensch gewordenen Gott, gehört, akustisch wahrgenommen. Wir haben ihn mit unseren Augen sogar gesehen. Er macht sich hier mit dem «wir», eins mit den Aposteln. Wir sind Augenzeugen, aber mehr, nicht nur haben wir ihn gesehen, wir haben ihn angeschaut. Das ist ein intensives Betrachten. Sie haben ihn genau beobachtet. Und noch mehr, er sagt, wir haben ihn sogar mit unseren Händen berührt.

Eine der größten Gefahren der ersten Christen war die Irrlehre der Gnosis. Diese Irrlehre hat Wurzeln in der griechischen Philosophie. Das Denken war, alles, was irgendwie mit Materie zu tun hat, ist schlecht, minderwertig. Was Wert hat, ist nur das Geistige. Und die Gnostiker suchten nach höherer Erkenntnis. Für sie war das nicht schlecht, wenn jemand gläubig war, aber dann brauchte man noch etwas weiteres, eine höhere Erfahrung. Und nicht nur einfach intellektuelle Erkenntnis, sondern geistige Erkenntnis auf einer höheren Erleuchtungsstufe. Also es ist eine mystische Bewegung und hat sehr viel gemeinsam mit dem Denken in unserer Kultur seit den 60er Jahren. Das war die Zeit mit Rockmusik, Drogen und freiem Sex. Da kam diese mystische Welle über das Abendland. Also diese Gnosis war eine tödliche Gefahr für die ersten Christen, denn aus dieser Lehre kam dann der Gedanke heraus, Jesus Christus ist kein wirklicher Mensch geworden, denn dann hätte er ja das Minderwertige der Materie an sich gehabt. Er hatte in Wirklichkeit nur einen Scheinleib. Er war eine geistige Erscheinung ohne einen wirklichen Körper. Johannes aber sagt, wir haben ihn gehört, wir haben ihn gesehen, wir haben ihn angeschaut und wir haben ihn betastet. Johannes 1, 14: Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Das Johannesevangelium und die ersten beiden Johannesbriefe sind samt und sonders Kampfschriften gegen die Gnosis. Aber es ist schon erstaunlich wie er das schreibt aus einer Rückschau von vielleicht 60 Jahren. Was mochten die Zuhörer gedacht haben? Es waren Leute, für die das schon lange Vergangenheit war, dass Jesus Christus gekommen war. Sie gehörten nicht mehr einfach zu der ersten Generation. Und er sagt: Seht, wir wissen das alles noch aus eigener Anschauung und haben das ganz konkret erlebt. Wir haben ihn berührt. Wir wissen, Jesus Christus ist ein wirklicher Mensch geworden.

Und was noch schön ist, der Apostel benutzt ungewöhnliche Zeitformen: Was von Anfang war, was wir gehört haben. Normalerweise würde man da einen Aorist setzen. Der Aorist entspricht so dem Imperfekt im Deutschen. Ich ging in den Wald, schlug einen Baum, trug ihn nach Hause. So erzählen wir, Imperfekt, in normalen abgeschlossenen Handlungen, dem griechischen Aorist. Aber hier benutzt er das Perfekt. Fast der gleiche Name, aber das bedeutet in der griechischen Grammatik etwas vollkommen anderes. Perfekt bedeutet eine Handlung die vollendet ist in der Vergangenheit, deren Wirkung aber bis jetzt anhält. Also das heißt gewissermaßen: Was wir gehört haben, aber ich höre es jetzt noch in meinen Ohren. Was wir gesehen haben, und ich sehe ihn jetzt noch vor mir. Merkt man die Tragweite? Also der völlig neue Anfang durch das Kommen des Erlösers. Gott wurde ein wirklicher Mensch und wohnte unter uns. Und auf diesen Anfang wird dann immer wieder Bezug genommen. Kapitel 2, 13: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch, Kindlein, weil ihr den Vater erkannt habt.“ Oder schon vorher in Vers 7: „Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, welches ihr von Anfang hattet. Das alte Gebot ist das Wort, welches ihr gehört habt.“ Oder Vers 24: „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.“ Das ist also die Wahrheit die gekommen ist durch das Erscheinen Jesu Christi. Und die Christen müssen ganz in dem Anfang bleiben, das festhalten, auch wenn schon ein so großer Abstand von etwa 60 Jahren da ist. Wie viel aktueller ist das für uns heute. Wir müssen genau bei dem bleiben, was von Anfang an war, auch wenn wir fast 2000 Jahre später leben. Wir dürfen nicht denken, die Wahrheit entwickelt sich. Die Wahrheit Gottes entwickelt sich nicht. In diesem Sinne sind bibelgläubige Christen absolut konservativ. Aber konservativ bedeutet ja bewahrend. Indem sie bleiben in dem was von Anfang war und sich nicht auf menschlichen Erfindungen oder Dogmen aus späterer Zeit abstützen und auch nicht auf den Zug verschiedener Zeitströmungen aufspringen. Das was von Anfang war.

Der 2. Johannesbrief ist eine Kampfschrift auf der gleichen Linie. Da wird von Verführern gesprochen, in Vers 9: „Jeder, der weitergeht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn.“ Da haben wir die Leute, die eine geistige Entwicklung der Wahrheit wollen: Jeder, der weitergeht. In diesem Sinne progressiv. Progressiv kommt ja vom lateinischen und bedeutet fortschreitend im Gegensatz zu konservativ, bewahrend. Nun, die Irrlehrer sind die Progressiven, sie gehen weiter und bleiben nicht in der Lehre des Christus. Aber die haben wir da in der Bibel, das ist das, was wir von Anfang haben. Aber die Progressiven gehen weiter. Zum Beispiel die Anthroposophen lehren ja, dass das ganz gut war, was Christus gebracht hat, aber das war für das geistige Niveau der damaligen Zeit. Heute sind wir in unserer geistigen, okkulten Erkenntnis viel weiter. Das ist genau das, die gehen weiter. Und Johannes sagt, wer weiter geht und nicht bleibt in der Lehre, hat Gott nicht. Wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Also das zu dem wichtigen Begriff des Anfangs.

Jetzt die Grobstruktur von 1. Johannes. Da ist mir aufgefallen, man findet wieder diese Zyklen entsprechend der Thora. Das ist ja am Anfang sehr leicht zu ersehen.

I.) Es beginnt mit «was im Anfang war», wie das 1. Buch Mose mit «Im Anfang schuf» anfängt. Und dann wird erklärt wie Gott sich geoffenbart hat durch Christus, Vers 5: „Und dies ist die Botschaft, die wir von ihm gehört haben und euch verkündigen: dass Gott Licht ist und gar keine Finsternis in ihm ist.“ Und da haben wir im Schöpfungsbericht am ersten Tag, wie Gott sein Licht in die Finsternis leuchten ließ und das Licht von der Finsternis schied. Das heißt nicht, dass es vorher so irgendwie grau war und dann ist das Licht ganz klar vom Finsteren getrennt, sondern es ist ein begriffliches Trennen. Gott trennt begrifflich zwischen Licht und Finsternis. Es gibt bei ihm keine Vermischung der Begriffe. Gott ist Licht und gar keine Finsternis ist in ihm. Also so entspricht Johannes 1, 1-5 dem ersten Mosebuch.

II.) Die Verse 6-10, wo es um das Blut Jesu geht. Vers 7: „Wenn wir aber in dem Lichte wandeln, wie er in dem Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde.“ Das erste Mal, wo Blut in Verbindung mit Opfern vorkommt, ist beim Passahlamm in Ägypten, 2. Mose 12. In ganz Ägypten gab es Finsternis, aber in den Häusern der Israeliten war Licht. Das Passahlamm, das Blut des Lammes.

III.) Kapitel 2, 1-2 haben wir schon gelesen. Johannes erklärt, wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten, und er ist die Sühnung für unsere Sünden. Der Jom Kippur, der große Versöhnungstag, steht im großen Opferkapitel, in 3. Mose, 16. Und er erklärt aber, der Jom Kippur durch Jesus Christus ist größer, denn es ist nicht nur ein Opfer für ein Volk, sondern ein Opfer im Blick auf die ganze Welt.

IV.) Kapitel 2, 3-6 entspricht dem 4. Buch Mose, dem Buch der Wüstenwanderung. Vers 3: „Und hieran wissen wir, dass wir ihn kennen, wenn wir seine Gebote halten.“ Und Vers 6: „Wer da sagt, dass er in ihm bleibe, ist schuldig, selbst auch so zu wandeln, wie er gewandelt hat.“ Also die echte Kenntnis Gottes zeigt sich in der Schuld, so zu wandeln, wie Christus gewandelt ist.

V.) Kapitel 2, 7-11 entsprechend dem 5. Buch Mose, wo ja die früheren Gebote wiederholt werden, darum nennt man es ja auch Deuteronomium. Vers 7: „Geliebte, nicht ein neues Gebot schreibe ich euch, sondern ein altes Gebot, welches ihr von Anfang hattet. Das alte Gebot ist das Wort, welches ihr gehört habt.“ Das 5. Buch Mose ist nicht nur einfach eine Wiederholung. Darum nenne ich es auch gar nicht gerne Deuteronomium, denn das trifft nur zum Teil zu. Das 5. Buch Mose bringt auch neues Material, neue Aufschlüsse und Gebote. Vers 8: „Wiederum schreibe ich euch ein neues Gebot, das was wahr ist in ihm und in euch, weil die Finsternis vergeht und das wahrhaftige Licht schon leuchtet.“

Dann folgt ein zweiter Zyklus.

I.) Kapitel 2, 12-27, wo es wiederholt um den Anfang geht. Das haben wir ja schon gelesen. Vers 13: „Ich schreibe euch, Väter, weil ihr den erkannt habt, der von Anfang ist. Ich schreibe euch, Jünglinge, weil ihr den Bösen überwunden habt. Ich schreibe euch, Kindlein, weil ihr den Vater erkannt habt.“ Vers 24: „Ihr, was ihr von Anfang gehört habt, bleibe in euch. Wenn in euch bleibt, was ihr von Anfang gehört habt, so werdet auch ihr in dem Sohne und in dem Vater bleiben.“ Man beachte das wiederholte Wort «bleiben». Im Gegensatz zum Fortschreiten.

II.) Kapitel 2, 28-3, 3. Da geht es um die Kinder und den Vater, die zusammen ein Volk bilden. Kapitel 3, 1: „Sehet, welch eine Liebe uns der Vater gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heißen sollen! Deswegen erkennt uns die Welt nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat.“ Das 2. Buch Mose ist das Buch der Auserwählung Israels als Volk Gottes.

III.) Kapitel 3, 4-12. Da geht es wieder um das Opfer Christi. Vers 5: „Und ihr wisset, dass er geoffenbart worden ist, auf dass er unsere Sünden wegnehme; und Sünde ist nicht in ihm.“ Das ist entsprechend 3. Mose, dem Opferbuch.

IV.) Kapitel 3, 136-17. Dieser Abschnitt entspricht dem 4. Buch Mose. Und da haben wir wieder die Schuldigkeit des Wandels. Vers 16: „Hieran haben wir die Liebe erkannt, dass er für uns sein Leben dargelegt hat; auch wir sind schuldig, für die Brüder das Leben darzulegen.“ Die gleiche Schuldigkeit wie schon vorher beim 4. Buch Mose.

V.) Kapitel 3, 18-24. Entsprechend dem 5. Buch Mose kommt hier der Auftrag die Gebote zu halten. Vers 22b: „Weil wir seine Gebote halten und das vor ihm Wohlgefällige tun.“ Vers 24: „Und wer seine Gebote hält, bleibt in ihm, und er in ihm; und hieran erkennen wir, dass er in uns bleibt, durch den Geist, den er uns gegeben hat.“

Und dann kommt wieder ein neuer Zyklus.

I.) Kapitel 4, 1-3 entspricht dem 1. Buch Mose. Und hier geht es darum, die Geister zu prüfen, klar zu scheiden zwischen Licht und Finsternis, zwischen Irrtum und Wahrheit. Vers 1: „Geliebte, glaubet nicht jedem Geiste, sondern prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen.“

II.) Kapitel 4, 4-6 entsprechend dem 2. Buch Mose. Hier geht es um den Gegensatz des zwischen dem Volk Gottes und der Welt, wie in 2. Mose Ägypten und das daraus befreite Volk. Verse 4-6: „Ihr seid aus Gott, Kinder, und habt sie überwunden, weil der, welcher in euch ist, größer ist als der, welcher in der Welt ist. Sie sind aus der Welt, deswegen reden sie aus der Welt, und die Welt hört sie. Wir sind aus Gott; wer Gott kennt, hört uns; wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums.“ Kontrast Ägypten-Israel. Übrigens ein ganz wichtiger Vers hier: Wir sind aus Gott. Das sagt Johannes und macht sich eins mit den anderen Aposteln. Und weiter sagt er: Wer Gott kennt, hört uns. Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Das heißt, wir können erkennen, ob jemand Leben aus Gott hat, ein echter Christ ist, nämlich wenn er bereit ist, das Wort der Apostel in der  Bibel als Gottes Wort anzunehmen und sich darunter zu stellen. Und wenn jemand sagt, das hat der Paulus gemeint und das war sowieso ein Frauenverächter und so weiter, dann wird es mir schwül. Ja, das ist schon sehr ernst, weil wir hier ein Kennzeichen haben. Wer Gott kennt, hört uns. Das neue Leben ist bereit, auf das, was die Apostel uns aufgeschrieben haben, zu hören. Und umgekehrt, wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Ich war vor kurzem bei einer Diskussion dabei und da hat ein Methodistenpfarrer die Meinung vertreten, die Bibel wird Gottes Wort, wenn wir auf das Wort hören, das heißt beim Hörvollzug wird es zum Wort Gottes. Aber Gott kann nicht nur den Text der Bibel dazu benutzen, sondern er kann auch zum Beispiel ein Bonnhöferlied dazu benutzen. Das ist die klare Verwerfung der Bibel als Gottes Wort und das ist dann schon ernst. Und das hat dann auch Konsequenzen gehabt. Er ist dann ein bisschen ungehalten geworden, weil ich ihn in diesem Punkt angegangen bin und dann hat er gesagt: Es kommt ja überhaupt nicht darauf an, ob man es so oder so sieht. Dann habe ich gesagt: Natürlich kommt es drauf an. Vorher hatte er nämlich gesagt: Was sind doch das für komische Leute, die da eine Sache draus machen, ob nun vorehelicher Geschlechtsverkehr erlaubt ist oder nicht. Da habe ich gesagt: Klar kommt es drauf an. Wenn ich nämlich glaube, dass die Bibel Gottes Wort ist und nicht nur dann, wenn sie mir etwas sagt, dann ist das für mich klar, wenn die Bibel sagt, vorehelicher Geschlechtsverkehr ist Hurerei, dann ist das auch so. Also es kommt sehr wohl darauf an. Aber wenn jemand so über Gottes Wort spricht, dann muss ich sagen: Wer nicht aus Gott ist, hört uns nicht. Und weiter: Hieraus erkennen wir den Geist der Wahrheit und den Geist des Irrtums. Ja, das so nebenbei eingeflochten.

III.) Kapitel 4, 7-10, das Opfer Jesu. Und da haben wir wieder diese schönen Stellen im Johannesbrief über die Sühnung. Zum Beispiel Verse 9-10: „Hierin ist die Liebe Gottes zu uns geoffenbart worden, dass Gott seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, auf dass wir durch ihn leben möchten. Hierin ist die Liebe: nicht dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als eine Sühnung für unsere Sünden.“ Das ist das 3. Buch Mose mit dem Versöhnungstag.

IV.) Kapitel 4, 11-21 entsprechend dem 4. Buch Mose, die Pflicht des Wandels. Da wird wieder diese Schuldigkeit genannt, nach den Geboten Gottes zu leben. Vers 11: „Geliebte, wenn Gott uns also geliebt hat, so sind auch wir schuldig, einander zu lieben.“ Jedes Mal in diesem vierten Teil, wo die Parallele zum 4. Buch Mose ist, haben wir diese Schuldigkeit gefunden, so zu wandeln, wie er gewandelt ist und eben das zu tun, was Gott uns sagt.

V.) Kapitel 5, 1-5 entsprechend dem 5. Buch Mose, haben wir wieder die Gebote Gottes vorgestellt. Verse 2-3: „Hieran wissen wir, dass wir die Kinder Gottes lieben, wenn wir Gott lieben und seine Gebote halten. Denn dies ist die Liebe Gottes, dass wir seine Gebote halten, und seine Gebote sind nicht schwer.“ Für das neue Leben, für den gefallenen Menschen sind sie überhaupt nicht zu praktizieren. Das heißt, das neue Leben freut sich, das zu tun, was Gott will.

Und dann kommt schließlich noch ein vierter Zyklus.

I.) In Kapitel 5, 6-13 geht es um Leben aus Gott, entsprechend dem 1. Buch Mose, wo Gott das Leben schafft.

II.) In Kapitel 5, 14-15 geht es um Gebetserhörung. Das ist ganz zentral im 2. Buch Mose. Denn warum hat Gott Israel damals aus Ägypten errettet? Gott sagt: Ich habe das Schreien der Kinder Israels gehört und bin herabgekommen.

III.) In Kapitel 5, 16-17 geht es um priesterliche Fürbitte. Das entspricht natürlich schön dem 3. Buch Mose.

IV.) In Kapitel 5, 18-19 geht es um das sich Bewahren in dieser Welt: „Wir wissen, dass jeder, der aus Gott geboren ist, nicht sündigt; sondern der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an. Wir wissen, dass wir aus Gott sind, und die ganze Welt liegt in dem Bösen.“ Das ist wieder das 4. Buch Mose, die Wüste, die Welt und der Gläubige, der sich in dieser Welt zurechtfinden muss.

V.) Kapitel 5, 20-21, das Verständnis des Wahrhaftigen, entsprechend dem 5. Buch Mose.

Also sehr schön diese Zyklen entsprechend den fünf Büchern Mose.

 

Wir kommen jetzt zum 2. Johannesbrief. Auch der stammt von dem Apostel Johannes, obwohl er sich nur als der Ältester vorstellt. Die Adressaten sind die gläubige Frau und ihre Kinder. Vers 1: „Der Älteste der auserwählten Frau und ihren Kindern, die ich liebe in der Wahrheit; und nicht ich allein, sondern auch alle, welche die Wahrheit erkannt haben.“ Und dann spricht er eben auch Dinge an, die nun ganz wichtig sind für eine Frau, die Kinder hat. Wo ist der Mann? Es wird nichts darüber gesagt. Er könnte verstorben oder nicht gläubig gewesen sein. Auf jeden Fall hat die Frau die Verantwortung für diese Kinder in geistlicher Hinsicht. Und nun gibt dieser 2. Johannesbrief dieser Frau und Mutter Anweisungen, wie sie bewahrt werden können in einer Christenheit voller Verführer. Es gibt also schon ein ganz besonderes Gepräge, ein Brief, ausgesprochen gerichtet an eine gläubige Frau. Er nennt sie übrigens Herrin. Der Älteste der auserwählten Herrin. Das zeigt also an, dass sie eine sozial hohe Stellung hatte. Es ist vielleicht erstaunlich, dass er sie mit einem Titel anspricht, denn wir wissen ja aus Matthäus 23, dass Titel eine gefährliche Sache sind. In Matthäus 23 sagt der Herr Jesus in Vers 8 den Aposteln: „Ihr aber, lasst ihr euch nicht Rabbi nennen; denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder. Ihr sollt auch nicht jemand auf der Erde euren Vater nennen; denn einer ist euer Vater, der in den Himmeln ist. Lasst euch auch nicht Meister nennen; denn einer ist euer Meister, der Christus.“ Also hier wird gewarnt vor Titeln.

Was auffällt: Es geht hier um geistliche Titel. Also wenn man jemanden nicht Vater nennen soll, dann heißt das nicht, dass meine Kinder mich nicht Vater nennen sollen. Das ist nicht mein geistlicher, sondern mein natürlicher Titel für die Kinder. Aber jemanden gewissermaßen als geistlichen Vater so anzusprechen, das ist Papa auf italienisch, der Papst ist der papa, das sollen wir nicht. Oder hochgestellte Leute in der katholischen Kirche werden mit Heiliger Vater angesprochen. Oder der Abt, das kommt von dem aramäischen abba, Vater. Das sind geistliche Titel, die ganz klar verboten werden. Darum hat keiner der Apostel, auch nicht der Petrus, sich jemals papa nennen lassen. Und Lehrer? Auch da geht es um den geistlichen Titel des Lehrers. Desgleichen bei Meister. Also wichtig, man könnte sagen, damit wird nicht der akademische Titel verboten. Wenn man zum Beispiel zum Arzt geht und ihn als Herr Doktor anspricht, dann ist das etwas anderes, als wenn man jemanden gewissermaßen als Rabbi oder Pfarrer nennt. Mit diesem Titel habe ich effektiv Mühe, denn das ist ein geistlicher Titel. Ich meine rein vom Recht, vom Studium her, könnte ich mich auch Pfarrer nennen lassen, aber es käme mir nicht im Traum in den Sinn, denn das wäre eine ganz klare Verletzung dieser Gebote des Herrn. Aber hier geht es um einen sozialen Status und darum kann Johannes sie ansprechen mit kyria, Herrin. Also es ist kein Problem, wenn wir schreiben, sehr geehrter Herr Bundesrat, sehr geehrter Herr Botschafter. Ja, das ist auch richtig so, denn es steht geschrieben: Gebt die Ehre, dem die Ehre gebührt. Das ist ein biblischer Grundsatz, Römer 13.

Zeit und Ort der Abfassung. Der zweite Johannesbrief kommt ja nach dem ersten, also etwa 90-100 nach Christus. Der Abfassungsort ist höchstwahrscheinlich wieder Ephesus.

Die Grobstruktur:

I.) Der Gruß, Verse 1-3. Aber das tönt so simpel, der Gruß. Das Grußwort ist so tiefsinnig, wie immer in der Bibel. Und wir finden in diesem Gruß übrigens eine Bezeichnung des Herrn Jesus Christus, die wir nur an dieser Stelle in der Bibel finden. In Vers 3: „Es wird mit euch sein Gnade, Barmherzigkeit, Friede von Gott, dem Vater, und von dem Herrn Jesus Christus, dem Sohne des Vaters, in Wahrheit und Liebe.“ Der Herr Jesus wird immer wieder der Sohn Gottes genannt, aber nur einmal hier der Sohn des Vaters. Und da geht es um diese ewige Beziehung des ewigen Sohnes zu dem ewigen Vater. Übrigens heißt Sohn des Vaters auf aramäisch Bar-abba, griechisch ausgesprochen Barabbas. Ist doch schon erstaunlich, vor Pilatus mussten sie wählen zwischen dem Sohn des Vaters, Barabbas, und dem Sohn des Vaters, Jesus Christus. Und sie haben einen Mörder gewählt anstatt den, der sagen konnte: Ich bin das Leben. Also das ist so tief. Es klingt so profan, wenn man einfach sagt, Verse 1-3 Gruß, und dann kann man schon weiter gehen. Das ist also nicht so gemeint.

II.) Gottes Gebote, Verse 4-6. Und wieder wird betont, dass echtes Christsein im Halten der Gebote Gottes sichtbar wird. Das ist schon interessant. Wir leben ja in einer Zeit, wo in der evangelikalen Christenheit mit den Geboten so umgegangen wird, dass man sagt: Gebote waren etwas für das Judentum und wir sind daran nicht mehr gebunden, wir können praktisch alles machen. Die Gebote gibt es praktisch gar nicht mehr. Wir haben im Neuen Testament aber ganz konkrete Gebote und da gilt: Wer uns hört, ist aus Gott.

III.) Warnung vor Antichristen, Verse 7-11. Das sind also so Irrlehrer der höchsten Stufe, die die Person von Jesus Christus angreifen. Sie bringen die Lehre über Christus nicht. Die Lehre des Christus bedeutet, die Lehre darüber, wer Jesus Christus ist. Also Menschen, die seine wahre Menschheit, seine Gottheit, seine ewige Gottessohnschaft und so weiter, leugnen. Man soll sie abweisen und sie nicht ins Haus aufnehmen.

IV.) Der Brief endet mit einem Gruß, Verse 12-13. Was das beinhaltet kann man selber nachlesen.

 

Der 3. Johannesbrief ist vom Apostel Johannes geschrieben. Er nennt sich der Älteste. Er richtet sich an einen gewissen Gajus. Natürlich nach dem zweiten Brief geschrieben, wieder um 90-100 nach Christus, höchstwahrscheinlich aus Ephesus. Die Grobstruktur:

I.) Verse 1-4, Gruß. Aber auch da wieder ein sehr tiefsinniger Gruß und nicht einfach nur ein routinehafter.

II.) Verse 5-8, Ermahnungen im Blick auf Missionare. Das möchte ich lesen: „Geliebter, treulich tust du, was irgend du an den Brüdern, und zwar an Fremden, getan haben magst, (die von deiner Liebe Zeugnis gegeben haben vor der Versammlung) und du wirst wohltun, wenn du sie auf eine gotteswürdige Weise geleitest. Denn für den Namen sind sie ausgegangen und nehmen nichts von denen aus den Nationen. Wir nun sind schuldig, solche aufzunehmen, auf dass wir Mitarbeiter der Wahrheit werden.“ Da geht es also um Missionare, die ausgegangen sind für das Evangelium. Und da sind die Christen, die wahren Kinder Gottes, aufgerufen, sie zu unterstützen in dieser Arbeit. Und zwar, weil sie von den Heiden nichts annehmen. Also sie machen keine Sammlung irgendwo mitten im Dorf, wo die Heiden dann ihr Geld einlegen können. Wir sind schuldig, solche aufzunehmen. Ist das nicht beeindruckend? Der zweite Johannesbrief sagt: Abweisen! die falschen Missionare, diese Irrlehrer, die kommen, nicht ins Haus aufnehmen. Der dritte Johannesbrief: Aufnehmen! die wahren Missionare, die für den Namen ausgegangen sind. So ergänzen sich der 2. und der 3. Johannesbrief.

III.) Verse 9-12, hier geht es um einen Machtmenschen in der Gemeinde. Vers 9: „Ich schrieb etwas an die Versammlung, aber Diotrephes, der gern unter ihnen der Erste sein will, nimmt uns nicht an.“ Das Problem der Machtmenschen in der Gemeinde ist bis heute ein Problem. Und in der Seelsorge stellt man fest, dass die im Normalfall nicht heilbar sind. Das ist tragisch. Wieso merkt man das übrigens in der Seelsorge? Die kommen gar nicht. Die haben ja gar keine Probleme. Nur die anderen haben Probleme. Das ist ein Wunder Gottes, wenn ein Machtmensch geheilt wird und umkehrt. Aber sie sind eine echte Gefahr in der Gemeinde, weil sie alles zerstören können. Und hier wird gezeigt, dass man Machtmenschen sich nicht einfach unterstellt. Und der Apostel Johannes zeigt, er wird diesen Mann zur Rechenschaft ziehen. Der wirft Brüder aus der Gemeinde hinaus. Der geht also mit treuen Gläubigen so um, wie man mit Antichristen umgehen muss. Die müssen wir abweisen, aber die wahren Christen müssen wir aufnehmen.

IV.) Abschlussgruß, Verse 13-15

 

So nun kommen wir zum Judasbrief. Der Autor ist Judas und er stellt sich vor als Bruder des Jakobus. Vers 1: „Judas, Knecht Jesu Christi und Bruder des Jakobus, den in Gott, dem Vater, geliebten und in Jesu Christo bewahrten Berufenen.“ Er nennt sich nach seinem bekannteren Bruder Jakobus. Und damit ist der Bruder des Herrn gemeint. In Matthäus 13, 55 sehen wir, dass der Herr Jesus auch noch einen Halbbruder hatte, der Judas hieß. Ich habe noch mehr Stellen aufgeführt, wo dieser Judas erwähnt wird. Aus 1. Korinther 9, 5 sehen wir, dass er auch verheiratet war. Da sagt Paulus: „Haben wir etwa nicht ein Recht, eine Schwester als Weib umherzuführen, wie auch die übrigen Apostel und die Brüder des Herrn und Kephas?“ Also die Apostel waren alle verheiratet, Petrus war verheiratet, die Brüder des Herrn, Jakobus und Judas, waren verheiratet. Wie man da später auf die Idee des Zölibats kommen konnte, ist wirklich unglaublich. Aber es ist ja eine Lehre von Dämonen, nach 1. Timotheus 4, die das Heiraten verbieten. Also das zur Person von Judas. Er ist also nicht einer der zwölf Apostel. Und das wird auch deutlich in Vers 17, wo er sagt: „Ihr aber, Geliebte, gedenket an die von den Aposteln unseres Herrn Jesus Christus zuvor gesprochenen Worte, dass sie euch sagten, dass am Ende der Zeit Spötter sein werden, die nach ihren eigenen Lüsten der Gottlosigkeit wandeln.“ Er sagt nicht: Hört auf die Apostel, denn wir haben euch ja gesagt, sondern er sagt: sie haben gesagt. Damit zählt er sich nicht zum Kreis der Apostel. Er ist in dem Sinn ein neutestamentlicher Prophet. Nach Epheser 2, 20 ist die Gemeinde aufgebaut auf die Grundlage der Apostel und Propheten. Das sind also Propheten der Anfangszeit, die durch die Apostel anerkannt waren, wie Jakobus, der als Säule angesehen war, Galater 2, und dann eben auch dieser Judas.

Die Adressaten: Er schreibt nicht an eine bestimmte Gemeinde, er nennt auch nicht die Leute, an die er sich richtet. Es ist in dem Sinn ein sehr allgemein gehaltenes Rundschreiben, das eine Warnung gibt im Blick auf die Verführung der Christenheit. Und davon mehr nach der Pause.