Von Ägypten zum Sinai - Teil 1/2

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage Herznach 2000

2. Mose 13, 1 - 2. Mose 18, 12

 

Wer letztes Mal nicht da war, das ist nicht schlimm, wir hatten die Kapitel 1-12 durchgenommen. Aber ich versuche das ja immer so zu machen, dass es als Block in sich etwas Abgeschlossenes ist. Also wenn wir so weiterfahren mit 2. Mose, dann ist auch das in sich geschossen. Natürlich ist es am Besten, wenn man die ganze Abfolge hat. Und was wir hier eigentlich machen seit wir mit 1. Mose 1 begonnen haben, ist ja im Prinzip etwas ähnliches was die New Tribes Mission macht bei den Eingeborenenstämmen. Die haben nämlich festgestellt, wenn man das Evangelium zu irgendeinem Eingeborenenstamm in den Regenwald oder so bringt, dann ist das gar nicht so gut, wenn man sofort mit dem Evangelium und dem Neuen Testament beginnt. Die Leute bekehren sich dann zwar, aber sie vermischen sehr schnell das Evangelium mit ihren Stammesriten und es kommt so zu einer Religionsvermischung. Und man hat festgestellt, wenn man die Bibel einfach von Anfang an erzählt, von 1. Mose 1 an, dann erleben diese Leute die Heilsgeschichte genau so wie sie abgelaufen ist. Ihre Urzeitmythen stimmen oft in überraschenden Details überein mit den ersten Kapiteln der Bibel. Da gibt es dann schon mal die erste Begegnung. Aber dann auch die Antworten auf offene Fragen, die in ihren Urzeitmythen nicht beantwortet werden. Und da geht man so durch und sie lernen, wie Gott das Gericht gebracht hat bei Noah, wie er aber auch die Möglichkeit zur Rettung gegeben hat. Man kommt dann nach Ägypten und sieht, wie Gott als Richter durch Ägyptenland gegangen ist, aber wie Menschen durch das Blut des Lammes gerettet werden konnten. So geht man durch die ganze Bibel hindurch und man kommt zur Gesetzgebung und sie sind überrascht, dass sie ja zum Teil ganz anders gelebt haben, als was die zehn Gebote fordern und sie beginnen dann gesetzlich danach zu leben, bekommen allerdings nach einiger Zeit schon Probleme; sie merken sie können das gar nicht. Und so geht man einfach Schritt für Schritt durch und man kommt zum Neuen Testament. Man erzählt, das ist jetzt der Retter, der damals schon im Garten Eden angekündigt worden ist und sie erleben das ganz bewusst mit. Und schließlich kommt es zur Kreuzigung und die erleben das wirklich als eine Katastrophe. Jetzt haben die gehofft, jetzt kommt der Verheißene und jetzt wird er ermordet. Die sind ganz erschlagen und da macht man einen Stopp, die Leute sollen darüber nachdenken. Und dann kommt die nächste Lektion, die Auferstehung. Und da erlebt man es, dass da plötzlich, je nachdem, hundert Leute sich sofort am gleichen Abend bei dieser Lektion bekehren. Vorher noch keiner! Und die erleben das so ganz bewusst mit, den zusammenhängenden Heilsplan, und das hat zu der Überzeugung geführt, dass soll man unbedingt bei solchen Völkern auf diese Art tun. Das ist die Art wie sie am klarsten die Botschaft verstehen und auch den totalsten Bruch mit der Vergangenheit dann vollziehen.

Und nun, im Prinzip gehen wir so vor, aber was wir ein bisschen anders machen ist, dass wir uns schon bei jeder Textstelle, wo wir einen Bezug sehen zur Vollendung und zur Erlösung im Neuen Testament, sofort darauf eingehen wollen. Aber eben weil wir in einer anderen Situation sind. Es ist kaum jemand hier, der nicht weiß, was nachher noch kommen wird. Also wir müssen den Bezug jetzt schon herstellen. Aber überhaupt die Heilsgeschichte im Zusammenhang zu verstehen und durchzugehen, das ist etwas ganz wichtiges. Wir sind vielleicht schon in der zweiten Klasse bei den Eingeborenenstämmen. Wenn man nämlich einmal durch ist, dann kann man ihnen ja erklären, seht ihr die Rettung durch Christus. Das ist im Prinzip genau schon geschehen bei Abel, da gab es auch schon ein Opfer, dann bei Noah gab es die Rettung durch die Arche, dann in Ägypten gab es die Rettung durch das Lamm. Und so sehen sie die Heilsgeschichte als etwas in sich Geschlossenes, in sich Stimmiges. Also in diesem Sinn gehen wir durch und kommen jetzt zu diesem Block Von Ägypten zum Sinai.

Nun zunächst, wie letztes Mal möchte ich zeigen, wie die Bücher Genesis und Exodus zusammenhängen. Wir haben schon letztes Mal gesehen, dass das 1. Buch Mose mit Gottes Herrlichkeit in der Weite der Schöpfung beginnt. Der Schöpfungsbericht in 1. Mose 1 zeigt uns die Herrlichkeit Gottes. Psalm 19 erklärt uns ja: «Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes.» Aber dieses Buch endet mit dem Verhängnis des Todes in der Enge eines Sarges in Ägypten. In 1. Mose 50, 26 haben wir eine Mumie im Sarg, das ist Joseph. So endet das erste Buch Mose. Und was ist der Wendepunkt, der zu dieser Katastrophe geführt hat, zu dem Verhängnis des ´Todes? Das ist das Schlüsselkapitel 1. Mose 3, der Sündenfall. Aber wenn wir nun zum zweiten Buch Mose kommen sehen wir, dass dies mit dem Verhängnis des Todes beginnt und der einengenden Sklaverei in Ägypten. Israel unter der Sklavenherrschaft des Pharaos. Aber das Buch endet mit der Freiheit Israels, im Anschauen der Herrlichkeit Gottes. In 2. Mose 40, 34-35 da sehen wir, wie die Schechina, die Wolke der Herrlichkeit Gottes kommt und die Stiftshütte erfüllt. Das heißt also, der Kreis ist geschlossen. Das zweite Buch Mose endet da, wo das erste Buch Mose begonnen hat. Aber wie ist es wieder zu dieser Wende gekommen? Und da ist das Schlüsselkapitel 2. Mose 12, was wir letztes Mal gesehen haben, die Erlösung durch das Blut des Lammes.

Wir können auch das Ganze so betrachten: Das erste Buch Mose beginnt mit dem Menschen in dem umzäunten Heiligtum in Eden. Eden war ja ein Garten. Im Neuen Testament wird ja der Ausdruck Paradies verwendet, das ist der Ausdruck der für den Garten Eden gebraucht wird schon in der griechischen Übersetzung, der Septuaginta. Paradies ist ein Wort, das eingezäunter Garten bedeutet. Und das war ein Heiligtum, denn in diesem Bereich hatte die Sünde keinen Platz. Sobald der Sündenfall kam, musste der Mensch hinausgetrieben werden. Darum sage ich, 1. Mose beginnt mit dem Menschen im umzäunten Heiligtum in Eden und der durch die Sünde bedingten Vertreibung nach Osten hinaus. Es gab einen Ausgang in Eden, der war nach Osten gerichtet und dort wurde der Mensch hinausgetrieben, nach Osten. Und gegen Osten waren dann auch die Cherubim, diese Thronwächter-Engel, die mit einem feurigen Schwert den Zugang zum Baum des Lebens versperrten. Nun, das zweite Buch Mose endet mit dem nach Osten hin geöffneten Heiligtum. Die Stiftshütte, ein eingezäunter Bereich, mit einem Ausgang nach Osten. Und dort kann der Mensch nun von Osten her hineingehen in die Stiftshütte. So endet das zweite Buch Mose. Und wieder mit den Cherubim dort. Die Cherubim-Engel findet man nirgends mehr im ersten und zweiten Buch Mose, erst als die Stiftshütte kommt, da werden die Cherubim auf der Bundeslade angebracht, auf dem Scheidevorhang und auf der Decke oben über dem Heiligtum. Also, bemerken wir die Parallelen und die Gegensätze? 2. Mose endet also mit einem erlösten Volk, das wortwörtlich heimkehrt, nach Hause kommt, ins Haus Gottes.

Wir können das auch so anschauen. Das erste Buch Mose beginnt mit der Sabbatruhe Gottes, grad nach der Schöpfung. Aber dann kam der Sündenfall und diese Ruhe wurde jäh zerstört. Aber im zweiten Mosebuch wird das erlöste Volk in die Sabbatruhe eingeführt. In 2. Mose 20, 8 ist das Gebot des Sabbats, 2. Mose 31, 17 spricht über den Sabbat und auch 2. Mose 34, 21 und 2. Mose 35, 1-3. Und es wird gesagt, dass der Sabbat das Zeichen des Bundes ist zwischen Gott und seinem Volk Israel. Also auf diese Sabbatruhe wird viel Wert gelegt. Und da sehen wir, das erste Buch Mose beginnt mit der Sabbatruhe, aber dann kommt der Sündenfall und alles Elend, aber am Schluss vom zweiten Mosebuch kehrt gewissermaßen ein Volk in die Ruhe Gottes ein. Nun, wenn wir das übertragen wollen, dann müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass der Sabbat ausdrücklich ein Zeichen des Bundes zwischen Gott und Israel ist, 2. Mose 31, 17. Und niemals zwischen Gott und der Welt, der Menschheit. Der Sabbat ist nicht für die christliche Gemeinde bestimmt, das geht auch klar aus Kolosser 2, 16-17 hervor, wo gesagt wird, niemand soll euch Christen verurteilen im Zusammenhang mit Sabbat und anderen Festen. Aber im übertragenen Sinn hat der Sabbat natürlich eine große Bedeutung. Hebräer 4, 9 sagt ausdrücklich: «Also bleibt für das Volk Gottes noch eine Sabbatruhe übrig». Die Ruhe Gottes in der himmlischen Herrlichkeit ist ein Ziel der Erlösten heute. Und schon heute. Der Herr Jesus sagt in Matthäus 11, 28: «Kommet her zu mir alle ihr Mühseligen und Beladenen; ich will euch Ruhe geben». Das ist die göttliche Sabbatruhe. Interessant, grad die nächsten Verse drauf handeln dann vom Sabbat, in Matthäus 12. Gut, im übertragenen Sinn ist der Sabbat eben ein Hinweis auf die Ruhe, die der Erlöser durch sein Erlösungswerk einmal bringen sollte. Der langen Rede kurzer Sinn: Also das erste Mosebuch beginnt mit der Sabbatruhe und das zweite Mosebuch zeigt, wie das Volk Gottes in diese Sabbatruhe schließlich eingeführt wird. Also so haben wir den Zusammenhang der ersten zwei Bücher, die gewissermaßen so ein abgerundetes Ganzes bilden.

Nun, wenn wir jetzt weitergehen, 2. Mose 13ff, wollen wir uns den Auslegungsschlüssel in 1. Korinther 10 genauer anschauen. Paulus spricht dort über die Wolke, über den Durchzug durchs Meer, über das Manna, das Wasser aus dem Felsen und dann sagt er in Vers 6: «Diese Dinge aber sind als Vorbilder für uns geschehen, dass wir nicht nach bösen Dingen gelüsten, gleich wie auch jene gelüsteten.» Vers 11. «Alle diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf welche das Ende der Zeitalter gekommen ist.» So eindeutig und deutlich wird hier gesagt, dass die Geschichte Israels in der Wüste als Vorbild und als Warnung für uns Christen aufgeschrieben worden ist. Also wir müssen das zweite Buch Mose bewusst so lesen; es ist für uns Christen geschrieben worden. Natürlich ist es damals auch für Israel geschrieben worden, aber Gott hat das schon damals bewusst so schreiben lassen im Blick auf die Gemeinde. Das gibt uns den Schlüssel. 2. Mose 13, Israel ist gerade ausgezogen aus Ägypten, auf der Grundlage des Blutes des Passahlammes. Die Erstgeborenen Ägyptens sind erschlagen worden und jetzt in 2. Mose 13 sagt Gott zu Mose als neue Offenbarung: Von jetzt an sollen überhaupt die Erstgeborenen, die ja jetzt so speziell verschont worden sind, die sollen ganz besonders mir geweiht werden und auch die Erstgeborenen Tiere. Was will uns das sagen? In Kapitel 12 wurden ja die Erstgeborenen durch das Blut des Lammes gerettet. Nun sollen die Erstgeborenen Gott geweiht werden. Und daraus lernen wir, wen Gott erlöst, den nimmt er ganz in Anspruch, den will Gott ganz für sich haben. 1. Korinther 6, 19-20 zeigt uns das in neutestamentlicher Sprache: «Oder wisset ihr nicht, dass euer Leib der Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt, den ihr von Gott habt, und dass ihr nicht euer selbst seid? Denn ihr seid um einen Preis erkauft worden; verherrlichet nun Gott in eurem Leibe.» Also erlöste Menschen gehören Gott. Daraus folgt, es ist Gottes Wille, unsere praktische Heiligung, das ist die Konsequenz aus der Errettung. Und ich muss erklären, das Wort heilig im Alten Testament auf Hebräisch und auch auf Griechisch im Neuen Testament hat die Grundbedeutung von « absondern für». Heilig heißt, für Gott reserviert sein. Wer errettet ist, ist für Gott reserviert, das können wir lernen aus 2. Mose 13, 1-16.

Und noch etwas. Die Erstgeburt der Esel musste man nicht unbedingt weihen und durch einen Preis loskaufen, sondern denen konnte man auch das Genick brechen. Da gab es also zwei Möglichkeiten, entweder einem erstgeborenen Esel wurde das Genick gebrochen oder man musste ihn freikaufen, und zwar durch ein Lamm. 2. Mose 13, 13: «Und jedes Erstgeborene des Esels sollst du mit einem Lamme lösen, und wenn du es nicht lösest, so brich ihm das Genick; und jedes Erstgeborene des Menschen unter deinen Söhnen sollst du lösen.» Also bei den Menschen konnte man nicht wählen, das ist klar, die musste man freikaufen. Aber beim Esel. Ich meine ein Lamm, wenn einer sich sagt, ich habe genug Esel, das lohnt sich jetzt nicht da ein Lamm dafür herzugeben, dann musste man ihm aber das Genick brechen. Nun, die Esel sind ein sehr gutes Bild für unser rebellisches, störrisches Wesen. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, entweder muss Gott uns richten, unseren harten Nacken brechen, oder er kauft uns frei durch das Lamm. Also hier haben wir sehr drastisch die Erlösung dargestellt in dem Esel und dem Lamm.

Wir gehen einen Schritt weiter, 2. Mose 13, 17-22. Ich lese ein paar Verse: «Und es geschah, als der Pharao das Volk ziehen ließ, da führte Gott sie nicht den Weg durch das Land der Philister, wiewohl er nahe war; denn Gott sprach: Damit es das Volk nicht gereue, wenn sie den Streit sehen, und sie nicht nach Ägypten zurückkehren. Und Gott führte das Volk herum, den Weg der Wüste des Schilfmeeres; und die Kinder Israel zogen gerüstet aus dem Lande Ägypten herauf.» Um nach Kanaan zu gehen, wäre der direkte Weg gewesen entlang der Mittelmeerküste hinauf und dann südlich vom Gazastreifen nach Kanaan hinein. Ein ganz kurzer Weg. Gott aber sagt: Nein, ich führe Israel nicht dort hindurch. Wenn es nämlich später Probleme gibt, dann wollen die alle schnell wieder nach Ägypten zurück. Ich führe sie also nach Süden hinunter, durch das Rote Meer, und dann gibt es gewissermaßen eine natürliche Barriere. Und wenn sie Probleme bekommen, dann sagen sie sich: O ein so weiter Weg und dann müssen wir da ums Rote Meer herum und dort hinauf und erst so können wir nach Ägypten. Was lernen wir daraus? Aus dem Umweg durch das Schilfmeer lernen wir, Gott will die Brücken zum alten Leben abbrechen. Ich lese dazu Galater 6, 14, wo Paulus sagt: «Von mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, als nur des Kreuzes unseres Herrn Jesus Christus, durch welches mir die Welt gekreuzigt ist, und ich der Welt.» Also Paulus sagt, ich bin quasi für die Welt gekreuzigt, also für das sündige Leben in dieser Welt, da bin ich nicht mehr zu haben. Da ist ein totaler Bruch mit der Vergangenheit. Und das wollte Gott erreichen durch diesen Umweg über das Schilfmeer.

Und weiter, ich lese 2. Mose 13, 21-22: «Und der HERR zog vor ihnen her, des Tages in einer Wolkensäule, um sie auf dem Wege zu leiten, und des Nachts in einer Feuersäule, um ihnen zu leuchten, damit sie Tag und Nacht ziehen könnten. Des Tages wich nicht die Wolkensäule noch des Nachts die Feuersäule vor dem Volke.» Die Rabbiner haben diese eigentümliche Wolken- oder Feuersäule die Schechina genannt. Das ist ein Ausdruck, der im Alten Testament so nie vorkommt. Das ist hebräisch und kommt von einem Verb, das oft vorkommt im Alten Testament. Das Verb ist «schachan»[1] und bedeutet Wohnen, Zelten und ganz besonders dann, wenn es um das Wohnen Gottes geht inmitten seines Volkes. Und auch die Stiftshütte wird oft genannt «mischkan»[2], da bemerken wir die gleichen Konsonanten. Mischkan, das ist der Ort, wo Gott wohnt. Also die Schechina haben die Rabbiner so genannt, weil sie gewissermaßen das Wohnen Gottes unter den Menschen sichtbar darstellte. Und diese Wolkensäule erscheint plötzlich hier nach dem Auszug aus Ägypten und geht voran und zeigt den Weg durch die Wüste. Der Sinai ist eine ganz gefährliche Wüste und wer nicht rauskommt, das ist lebensgefährlich. Es ist eine wunderbare Wüste, beeindruckend, man sieht die Größe Gottes in dieser Wüste, aber gefährlich. Ich habe einen Bekannten, einen Palästinenser, der ist etwa 80 Jahre alt, der heißt Nofel, ist ein Gläubiger. Er ist geboren worden in einer drusischen Familie in Syrien und er wollte Geld machen, also sein Glück im Leben, und so sagte er sich, da gehe ich doch nach Europa. Aber wie komme ich nach Europa? Da hat er sich gedacht, ja ich gehe nach Ägypten, dann den langen Weg über Nordafrika und dort, wo es ganz eng ist, da gehe ich dann rüber nach Europa. Damals war das noch Palästina, nicht Israel. Da ging er also zu Fuß runter und da hat er noch andere kennengelernt, die mit ihm durch den Sinai wollten. Er ging also mit ihnen auf die Reise nach Ägypten, aber alle sind gestorben auf dem Sinai. Das zeigt also etwas davon, wie gefährlich das ist. Nofel ist dann angekommen in Ägypten. Allerdings haben dann die Alliierten gesagt: Du das geht nicht, du kannst da nicht weitergehen, es ist Weltkrieg. Das war der zweite Weltkrieg. Und dann hat er sich gesagt, ja gut, dann mache ich einen Umweg und dann startete er runter nach Schwarzafrika. Niemand weiß, wie weit er da gekommen ist. Und dann hat er dort mal gearbeitet und in der Regenzeit konnte er nicht arbeiten und da dachte er sich, dann gehe ich auf den Markt und kaufe mir ein Buch. Und dann hat er das größte Buch gekauft, das er gefunden hat und das war eine Bibel und so ist er dann zum Glauben gekommen. Also er ist nie nach Europa gegangen. Aber er ist ein großartiger Missionar geworden unter den Palästinensern. Noch während des Golfkrieges war er in dem besetzten Westjordanland und hat gepredigt. Der ist immer wieder mit dem Taxi in den Gazastreifen gefahren und hat dort das Evangelium verkündigt. Also das nur so als kleine Anekdote, um zu zeigen wie gefährlich der Sinai ist und wie wichtig die Führung Gottes war für Israel. Nun das ist genau das, was Gott will, auch im Neuen Testament. Römer 8, 14 sagt: «Denn so viele durch den Geist Gottes geleitet werden, diese sind Söhne Gottes.» Also Führung durch den Heiligen Geist ist schlicht das Normale für einen Erlösten Menschen. Das ist eine Folge der Erlösung.

Jetzt kommen wir zu 2. Mose 14. Plötzlich überlegt sich der Pharao: ‚Was für eine Dummheit, dieses Volk einfach so gehen zu lassen. Wer tut jetzt die Gratisarbeit?’ Und er mobilisiert die Armee, um Israel zurückzuholen. Und nun kommen die Israeliten da ans Schilfmeer. Sie sind ja mit Mose da runtergeführt worden zum Schilfmeer, das im Neuen Testament auch das Rote Meer genannt wird, beide Begriffe sind korrekt. Und jetzt sehen sie plötzlich: Vor uns das Schilfmeer und hinter uns die ägyptische Armee. Und das ganze Volk kommt in größte Not und innere Bedrängnis. Was lernen wir daraus? Mit der Bekehrung sind die Schwierigkeiten des Lebens nicht vorbei. Das ist ganz wichtig für die Evangeliumsverkündigung. Wie oft wird den Menschen suggeriert, wenn man sich bekehrt, dann bekommt man ein Leben auf einer ganz anderen Ebene, wo man praktisch keine Probleme hat. Und das ist kein biblisches Evangelium. Das sehen wir schon im Heilsplan im zweiten Buch Mose. Ein Volk, das erlöst wird, hat nachher Probleme. Und zwar kann es sein, ganz neue Probleme, die man früher gar nicht hatte. Dieses Problem war ja ganz neu. Das hatten sie in Ägypten nicht. Nun, was wir da sehen: Satan, dargestellt hier durch den Pharao, möchte die Erlösten wieder unter seine Herrschaft bringen. Wir haben schon das letzte Mal gesehen, dass ja der Pharao als ein Gott verehrt worden ist, und zwar als Sohn des Sonnengottes. Und wir haben auch gesehen letztes Mal, dass diese Mächte hinter den Göttern Ägyptens, ganz reale Mächte sind. Also der Bezug Pharao-Satan ist nicht einfach so mutwillig, sondern er ist sehr, sehr direkt. Und der Pharao ließ sich gewissermaßen durch diesen Engelfürsten, der hinter ihm stand, führen. Und nun, das Volk soll nun zurück. Dann kommt aber der Durchzug durchs Rote Meer. Israel sieht keinen Ausweg und Gott schafft doch einen Ausweg. Also das können wir sagen in der Evangeliumsverkündigung, es gibt zwar weiter Probleme im Leben, sogar ganz neuartige, aber wir dürfen in der Not zu Gott rufen und wir dürfen immer wieder seine Durchhilfe erleben. Genau so wie Israel das erlebt hatte. Sie gehen trockenen Fußes durchs Rote Meer, durchs Schilfmeer, hindurch. Und nun, als sie drüber waren, wollten die Ägypter das auch, da kam aber die Flut des Roten Meeres zurück und sie ertranken.

In 1. Korinther 10 bezeichnet Paulus den Durchzug durchs Rote Meer als Taufe auf Moses. Taufe auf jemand heißt, dass man sich auf die Seite von jemandem stellt und dadurch die Brücke zum Früheren abbricht. Neutestamentlich haben wir dann z. B. in Römer 6 die Taufe auf Christus. Das heißt, die Taufe ist ein Bekenntnis, ich gehöre jetzt zu Christus und das Alte ist abgeschnitten. 1. Korinther 10, 1: «Denn ich will nicht, dass ihr unkundig seid, Brüder, dass unsere Väter alle unter der Wolke waren und alle durch das Meer hindurchgegangen sind, und alle auf Moses getauft wurden in der Wolke und in dem Meere,» Also sie waren unter die Führung Moses gestellt und durch das Rote Meer wurde gewissermaßen der Weg abgeschnitten in die Sklaverei Satans, des Pharaos. Nun, die Taufe drückt eigentlich genau das aus. Das Untertauchen ist gewissermaßen ein Begraben werden. Wenn man auf Hoher See ist und jemand stirbt, - gut heute hat man andere Möglichkeiten, aber früher. Was machte man mit so jemandem, wenn man z. B. auf dem Weg nach Amerika war? Die musste man über Bord werfen. Das Meer wurde ihnen dann zum Grab. Und so ist es auch in der Taufe; das Untertauchen bedeutet ein Begraben werden. Und das bedeutet, der Tod von Jesus Christus, das war der Tod, der mir zustand. Also mit dem, dass Christus für mich gestorben ist, ist mein altes Leben begraben, vorbei. Ich will nichts mehr mit dem alten Leben zu tun haben. Und das Auftauchen ist die Darstellung des Auferstehens, ich bin mit Christus auferweckt. Ich will ein ganz neues Leben in der Gemeinschaft mit meinem Erlöser führen. Kann man lesen in Römer 6, 1 eben dieses Begrabenwerden, auf den Tod Christi getauft werden.

Übrigens beim Taufen muss man ja immer die Leute untertauchen, allerdings nicht zu lange, denn sonst würde es effektiv zum Grab werden. Aber das ist ja nur ein Bild. Also hinuntertauchen, das alte Leben abgeschnitten, fertig. Und dann hinauf, das neue Leben mit Christus. In 1. Petrus 3, 21 haben wir einen ganz interessanten Ausdruck. Es geht mir jetzt nicht um den Zusammenhang mit Noah und der Arche, sondern einfach um die Aussage über die Taufe dort. Da heißt es: « .welches Gegenbild auch euch jetzt errettet, das ist die Taufe (nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches, sondern das Begehren eines guten Gewissens vor Gott), durch die Auferstehung Jesu Christi,». Wird hier übrigens Gegenbild genannt, antitypos, und bedeutet ein anderes Bild für das Gleiche. Im Zusammenhang geht es um die Arche, die durch die Fluten der Sintflut hindurchgegangen ist. Und dann sagt Petrus, und nun gibt es ein anderes Bild, das die gleiche Bedeutung hat, das ist die Taufe. Und er sagt von der Taufe, das ist nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches. Also wenn man jemanden tauft, da geschieht nicht magisch etwas. Bei den animistischen Völkern ist das eine große Gefahr. Wenn man in Afrika Leute taufen will, ist das gar kein Problem. Da kann man ohne Problem Massentaufen hinbekommen. Dann kann man einen Missionsbericht machen, schon wieder hundert Leute getauft, und schon wieder zweihundert Leute getauft, kein Problem. Afrikaner lassen sich gerne taufen, weil sie glauben, und das kommt aus ihrer animistischen Religion her, dass eine solche rituelle Handlung irgendwie etwas Positives bringt, eine geheimnisvolle magische Veränderung. Darum muss man dort sehr vorsichtig sein. Wir sollten also zusehen, dass Leute das Thema gut verstanden haben und sie erst dann taufen. Petrus erklärt hier, dass es eben nicht um das Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches geht, sondern um das Begehren eines guten Gewissens vor Gott. Und das Wort für Begehren, das griechische eperotema, bedeutet auch Verpflichtung, Forderung. Das heißt in der Taufe drücke ich aus, jetzt will ich ein Christ sein, der ein neues Leben mit Jesus Christus lebt und zwar so, dass ich ein gutes Gewissen dabei habe vor Gott. Also die Verpflichtung eines guten Gewissens. Und wenn man die Taufe wirklich so nimmt, dann hilft das einem aus manchen schwierigen Situationen heraus. Dann überlegt man sich, soll man sich so oder so entscheiden. Und dann sehe ich, ja aber das führt genau wieder ins alte Leben zurück. Was habe ich in der Taufe ausgedrückt? Ich habe mich da verpflichtet, Gott gegenüber ein Leben zu führen mit dem Auferstandenen, so dass ich ein gutes Gewissen haben kann vor Gott. Und so kann die Taufe effektiv aus manchen Versuchungen retten. Und darum heißt es hier: ...welches Gegenbild auch euch jetzt errettet. Das ist die Taufe. Erretten heißt in der Bibel nicht immer erretten vor der Verdammnis. Das Wort wird zum Beispiel auch gebraucht, wenn jemand geheilt wird, das gleiche Wort retten. Oder wenn man aus einer schwierigen Situation oder Not gerettet wird. Das sagt man ja auch auf Deutsch, jemand konnte gerettet werden in den Bergen. Da meint ja niemand, der kommt jetzt in den Himmel. Retten kann also auch aus Not, aus Schwierigkeit, aus Versuchung sein. Und so ist die Taufe effektiv ein Rettungsmittel und zwar, wenn wir die Zeitform im griechischen betrachten, euch immer wieder errettet; in jeder neuen Situation, wo ich mir wieder darüber bewusst werde, was das eigentlich bedeutet. Und da wird gleich Vorschub geleistet, damit man das nicht falsch versteht, und darum sagt er: Nicht ein Ablegen der Unreinigkeit des Fleisches. Das Böse in uns ist mit der Taufe nicht eliminiert. Die Erbsünde ist nicht eliminiert. Die ist noch da, genau so wie vorher. Aber es ist eine Verpflichtung Gott gegenüber, ein neues Leben zu führen mit Christus. Und so war das genau für Israel, der Durchzug war gewissermaßen die Hilfe, um nun die Brücken zu Ägypten abzubrechen.

Der Pharao und sein Heer kommen um im Roten Meer. Was bedeutet das? Christus hat Satan und sein Heer am Kreuz besiegt. Ich lese Kolosser 2, 14-15. Das ist der prinzipielle Sieg über die Macht der Finsternis. Also Kolosser 2, 13-15: «Und euch, als ihr tot waret in den Vergehungen und in der Vorhaut eures Fleisches, hat er mitlebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat; als er ausgetilgt die uns entgegenstehende Handschrift in Satzungen, die wider uns war, hat er sie auch aus der Mitte weggenommen, indem er sie an das Kreuz nagelte; als er die Fürstentümer und die Gewalten (das sind Ausdrücke für Engelfürsten) völlig entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich zur Schau, indem er durch dasselbe über sie einen Triumph hielt». Das ist der Triumph des Gekreuzigten. Also die Macht der Finsternis wurde ausgezogen, das heißt völlig entwaffnet durch den Triumph am Kreuz. Und darum schreibt Paulus in Kolosser 1, 13: « der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe», Die Zeitform im Griechischen bei «errettet hat» ist Aorist, der drückt eine einmalige, abgeschlossene Handlung in der Vergangenheit aus. Das ist ganz wichtig, dass bekehrte Menschen das deutlich sehen: Ich bin errettet aus der Gewalt der Finsternis. Satan hat kein Anrecht auf mich, aber er möchte es gern wieder haben. Darum eben dieses Nachstellen der Armee des Pharao.

Nun, wir kommen zu 2. Mose 15, 1-21. Da finden wir das erste Anbetungslied in der Bibel. Interessant, da sind ja schon Jahrtausende vergangen von 1. Mose 1 an, und wir finden kein einziges Anbetungslied in der Bibel für diese Zeit. Und hier, wo wir zum ersten Mal Erlösung durch das Blut des Lammes finden, da heißt es in 2. Mose 15, 1: «Damals sangen Mose und die Kinder Israel dieses Lied dem HERRN und sprachen also: Singen will ich dem HERRN denn hoch erhaben ist er; das Ross und seinen Reiter hat er ins Meer gestürzt. Meine Stärke und mein Gesang ist Jah, denn er ist mir zur Rettung geworden; dieser ist mein Gott, und ich will ihn verherrlichen, meines Vaters Gott, und ich will ihn erheben.» Und so weiter. Und dann kam Mirjam in Vers 20 mit dem Tamburin und den Frauen, und da haben sie im Wechselgesang gesungen. Sie haben gesungen, die Männer, und dann haben die Frauen ihnen im Wechselchor geantwortet. Alles ganz spontan. Das war kein Gottesdienst, das war ganz spontan nach der Errettung aus Ägypten, dieses Lied der Erlösung. Und was will uns das lehren? Gott schenkt seinen Erlösten die Freude des Heils im Singen. Das ist ganz wichtig. Man kann zum Teil daran erkennen, ob Menschen errettet sind oder nicht, ob sie Freude daran haben das Heil in Christus in Liedern auszudrücken oder nicht. Also gut, ich will jetzt nicht - es gibt Leute, die haben wirklich eine Mühe mit Singen, und das ist dann eine Qual - also da will ich nichts Dummes gesagt haben. Aber im Allgemeinen ist es so, dass man Freudigkeit bekommt im Heil und dass man die Möglichkeit hat, diese durch das Singen auszudrücken.

Übrigens dieses Kapitel, 2. Mose 15, wird in Offenbarung 15, 3 das Lied des Lammes genannt. In Offenbarung 15 sieht Johannes in den Himmel, er sieht den himmlischen Tempel und davor, beim Waschbecken, sieht er die Überwinder - die Menschen, die einmal den Götzendienst des kommenden Diktators von Europa überwinden werden - mit Harfen. Und da heißt es, sie singen das Lied Moses und das Lied des Lammes. Das ist genau so wie im zweiten Tempel zur Zeit der Evangelien. Da waren nämlich die Leviten vor dem Waschbecken, der vor dem Tempel stand, beim Altar versammelt und da haben sie mit den Tempelharfen Lieder gesungen. Und zwar in der Zeit der Evangelien war das so, man findet das im Alten Testament noch nicht, das hat sich später entwickelt, genau am Sabbat haben sie am Morgen das Lied von Mose gesungen, 5.Mose 32, wo es heißt: «Der Fels: vollkommen ist sein Tun, denn alle seine Wege sind recht. Ein Gott der Treue und ohne Trug, gerecht und gerade ist er!» Das haben sie gesungen beim Morgenbrandopfer um 9:00 Uhr. Und dann beim Abendbrandopfer um 15:00 Uhr da haben sie 2. Mose 15 gesungen, das Lied des Lammes. Und Johannes kannte natürlich all diese Riten aus dem zweiten Tempel. Und da sah er dann eine Sabbatsituation im Himmel. Diese Menschen, die einmal durch den größten Druck und die größte Not und Versuchung hindurchgehen werden, dann im Himmel entlastet, keine Versuchung mehr, kein Druck. Das ist die Sabbatruhe, die noch auf das Volk Gottes wartet. Also darum der Hinweis, dass dieses Lied im Neuen Testament ausdrücklich das Lied des Lammes genannt wird.

Ja, wir sind gut im Rennen, wir kommen zu 2. Mose 15, 22-26. Sie haben also das Lied so gesungen und dann geht die Reise weiter. «Und Mose ließ Israel aufbrechen vom Schilfmeer, und sie zogen hinaus in die Wüste Schur und wanderten drei Tage in der Wüste und fanden kein Wasser. Da kamen sie nach Mara, aber sie konnten das Wasser von Mara nicht trinken, denn es war bitter. Darum gab man ihm den Namen Mara (hebr. für Bitterkeit). Und das Volk murrte gegen Mose: Was sollen wir trinken? Da schrie er zum HERRN und der HERR zeigte ihm ein Stück Holz; das warf er ins Wasser, und das Wasser wurde süß.» Also sie gehen weiter, sie hatten große Freude gehabt und schon kommen wieder Probleme. Das ist ganz normal, das ist das Christenleben. Es gibt dauernd Probleme, aber es gibt auch so schöne Gelegenheiten, wo wir unsere Freude über das Heil ausdrücken können. Drei Tage kein Wasser mehr, das ist ja schon gefährlich. Ich meine, im Prinzip kann man ja drei Tage leben ohne Wasser. Wir haben das so gelernt: Dreißig Tage ohne Essen, drei Tage ohne Wasser und drei Minuten ohne Luft. So kann man sich das merken. Drei Tage ohne Wasser und dann kommen sie an ein Wasser. Wunderbar! Und dann versuchen sie es zu trinken und es ist brack, bitteres, untrinkbares Wasser. Das Volk rebelliert und Mose schreit in der Not zu Gott. Gott sagt, du musst ein Holz nehmen. Und Mose wirft dieses Holz ins Wasser und das Wasser wird trinkbar.

Nun, wenn wir das neutestamentlich deuten, Galater 3, 13: «Christus hat uns losgekauft von dem Fluche des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist - denn es steht geschrieben: "Verflucht ist jeder, der am Holze hängt!"; auf dass der Segen Abrahams in Christo Jesu zu den Nationen käme, auf dass wir die Verheißung des Geistes empfingen durch den Glauben.» Also wie hat Gott Fluch zum Segen werden lassen? Durch das Holz! Das Kreuz Christi wird ausdrücklich als Holz bezeichnet. Und so sehen wir hier, wie Gott durch das Kreuz Christi Fluch in Segen umwandeln kann. Und das ist eine wunderbare Erfahrung, dass wenn wir in die Schwierigkeiten des Lebens das Kreuz Christi hineinnehmen und Gottes Liebe dort sehen, was er da für uns getan hat, wir dann wirklich auch bittere Situationen, dadurch dass sie im Licht des Kreuzes betrachtet werden, plötzlich ganz anders sehen können, sogar als etwas, das Gott zum Segen brauchen kann. Ganz im Sinn von Römer 8, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken müssen, durch das Kreuz Christi.

Und dann noch der letzte Vers vom gleichen Kapitel, 2. Mose 15, 27. Da haben wir die Palmen von Elim: «Und sie kamen nach Elim, und daselbst waren zwölf Wasserquellen und siebzig Palmbäume; und sie lagerten sich daselbst an den Wassern.» Das ist doch wunderbar. Nach dieser Notsituation von Mara plötzlich zwölf Quellen und siebzig Palmbäume. Das ist doch ein richtiger Ferienort, oder. Und da sehen wir ein Prinzip: Gott überrascht seine Erlösten immer wieder mit ganz unerwarteten und unerhofften Freundlichkeiten. 1. Petrus 2, 3 sagt: «wenn ihr anders geschmeckt habt, dass der Herr gütig ist.» Und dafür sollten wir immer offene Augen haben. Wie viele Dinge es im Leben gibt, selbst in Bitterkeiten des Lebens, die wir nie erwartet haben und plötzlich schenkt uns das Gott so. Und das sind so – auf Französisch kann man das so schön sagen ‚Caresses de Dieu’ – Liebkosungen Gottes. Das ist wirklich eine Realität des Christenlebens. Das ist Evangelium, das ist kein Wohlstandsevangelium. Gott führt uns durch schwierige Dinge, aber immer wieder plötzlich auch diese unverhofften, wunderbaren Dinge, für den einen dies, für den anderen das. Aber Gott zeigt uns auf jeden Fall immer wieder, dass er freundlich ist. Ja, damit können wir doch in die Pause.

2. Mose 16, 1: «Und sie brachen auf von Elim, und die ganze Gemeinde der Kinder Israel kam in die Wüste Sin, die zwischen Elim und Sinai ist, am fünfzehnten Tage des zweiten Monats nach ihrem Auszuge aus dem Lande Ägypten. Und die ganze Gemeinde der Kinder Israel murrte wieder Mose und wider Aaron in der Wüste. Und die Kinder Israel sprachen zu ihnen: Wären wir doch im Lande Ägypten durch die Hand des Herrn gestorben, als wir bei den Fleischtöpfen saßen, als wir Brot aßen bis zur Sättigung! denn ihr habt uns in diese Wüste herausgeführt, um diese ganze Versammlung Hungers sterben zu lassen.» Nun, wir haben das Wasserproblem gehabt in Mara, dann kam die Ermutigung von Elim und jetzt haben sie ein Hungerproblem. Und wieder wird rebelliert. Aber wir lesen weiter. Vers 4: «Da sprach der HERR zu Mose: Siehe, ich werde euch Brot vom Himmel regnen lassen; und das Volk soll hinausgehen und den täglichen Bedarf an seinem Tage sammeln, damit ich es versuche, ob es wandeln wird in meinem Gesetz oder nicht.» Was folgt ist das Manna vom Himmel, das zum ersten Mal dort erscheint und weitergeht durch die ganze Wüstenwanderung von 40 Jahren. Was hat das im Licht des Neuen Testaments zu bedeuten? Das ist ganz einfach, denn in Johannes 6, in einer Predigt in der Synagoge von Kapernaum, legt der Herr Jesus, der Messias, diese Ereignisse aus. Und er deutet das Brot aus dem Himmel auf sich selbst. Ich lese Johannes 6, 32-33: «Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Moses hat euch das Brot aus dem Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahrhaftige Brot aus dem Himmel. Denn das Brot Gottes ist der, welcher aus dem Himmel herniederkommt und der Welt das Leben gibt.» Wir sehen also, das Manna wird auf Christus bezogen, der gewissermaßen als Nahrung Gottes auf die Erde gekommen ist vom Himmel.

Interessant ist ja, nebenbei gesagt, Bethlehem, der Geburtsort des Erlösers, durch den Propheten Micha schon vorausgesagt, Bethlehem, Hebräisch Bet Lechem, bedeutet Haus des Brotes, oder auf Deutsch auch Brothausen. Das Brot aus dem Himmel wurde in Brothausen geboren. Und das Ganze ist noch etwas drastischer. Bethlehem liegt ganz nahe an der Wüste Judäa. Also das Umfeld von Bethlehem ist noch sehr fruchtbar für die Landwirtschaft, denken wir da an das Buch Ruth, da geht es ja um die Landwirtschaft, wie dort die Gestenernte gekommen ist nach der Hungersnot. Dort haben wir also den Gegensatz zwischen Fruchtbarkeit dort und dann die Unfruchtbarkeit der Wüste. Und gerade da wird der Erlöser, das Brot aus dem Himmel, also geboren. Nun ist folgendes noch bemerkenswert. In Johannes 6, wo der Herr Jesus das so auslegt, sind zwei Aussagen besonders zu unterscheiden. In Vers 51 sagt er: «Ich bin das lebendige Brot, das aus dem Himmel herniedergekommen ist; wenn jemand von diesem Brot isst, so wird er leben in Ewigkeit.» Johannes verwendet im Grundtext für Essen die Zeitform des Aorist. Der Aorist drückt eine punktuelle Handlung aus, eine einmalige Handlung. Der Vers bedeutet, wenn jemand den Akt des Essens dieses Brotes vollzieht, so wird er leben in Ewigkeit. Vergleichen wir das mit Vers 54. Dort verwendet Johannes dann bei den Verben nicht mehr den Aorist, sondern das Präsens – eigentlich sollte man das Präsens im Griechischen besser einen Durativ nennen. Das Präsens drückt wiederholte Handlungen aus. Es heißt also in Vers 54: «Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat ewiges Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage;» Also: Wer mein Fleisch immer wieder isst und mein Blut immer wieder trinkt, hat fortdauernd ewiges Leben. Es heißt hier nicht: Wer mein Fleisch isst, der bekommt ewiges Leben, sondern er sagt, «der hat» fortdauernd ewiges Leben. Hier geht es nicht um die Bekehrung, die haben wir in Vers 51. Jemand, der diesen Akt des Essens, Jesus Christus wirklich ganz bewusst in sich aufnimmt als Erlöser, - nicht nur kosten, essen, dann wird es Teil von einem selbst, wirklich aufnehmen - wird leben in Ewigkeit. Hier geht es um einen Erlösten und seine tägliche Nahrung ist Jesus Christus. Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, also sich immer wieder geistlich von Christus ernährt, hat ewiges Leben. Das ist einer, der ewiges Leben hat. Also diese beiden Punkte sind sehr wichtig. Das erstmalige Essen – da heißt es wird leben in Ewigkeit. Und dann das ständige sich nähren von Christus.

Das steht nun hier beides in 2. Mose 16. Hier haben wir nämlich das erste Mal essen und dann wird das zur täglichen Nahrung. Als die Israeliten diese eigenartige Speise aus dem Himmel zum ersten Mal sahen, eigenartig war sie ja auch, denn sie konnten 40 Jahre davon leben, also waren alle Vitamine, alle Aufbaustoffe, alles was eine Vollwertnahrung enthält, drin enthalten. Also das mit dem Busch im Sinai, der so Ausflüsse bekommt, das kann man grad vergessen. Das war eine übernatürliche Nahrung aus dem Himmel von Gott und die enthielt effektiv alles was der menschliche Körper braucht. Nun, als sie diese eigenartige Nahrung zum ersten Mal sahen, da riefen sie alle: man hu? 2. Mose 16, 15-18: «Und die Kinder Israel sahen es und sprachen einer zum anderen: Was ist das? (hebr. man hu = wörtl. was das) denn sie wussten nicht, was es war. Und Mose sprach zu ihnen: Dies ist das Brot, das Jahwe euch zur Nahrung gegeben hat. Dies ist das Wort, das Jahwe geboten hat: Sammelt davon, ein jeder nach dem Maße seines Essens; einen Ghomer für den Kopf, nach der Zahl eurer Seelen, sollt ihr nehmen, ein jeder für die, welche in seinem Zelte sind. Und die Kinder Israel taten also und sammelten, der viel und der wenig. Und sie maßen mit dem Ghomer: da hatte, wer viel gesammelt hatte, nicht übrig, und wer wenig gesammelt hatte, dem mangelte nicht; sie hatten gesammelt, ein jeder nach dem Maße seines Essens.» Deshalb wurde diese Speise von da an Man genannt in Hebräisch. Dann in der griechischen Aussprache später hat man dieses Wort ausgesprochen als Manna. Deshalb ist die neutestamentliche Form Manna eigentlich die griechische Aussprache von dem hebräischen Wort Man. Die Griechen haben die hebräischen Wörter immer ein bisschen verändert, wenn sie sie in ihre Sprache aufgenommen haben. Aus Jeschua haben sie Jesus gemacht und so weiter, wie die Franzosen, oder. Die ändern auch alle Namen. Ja, aus Maschiach haben sie Messias gemacht die Griechen. Das ist kein Problem, man muss nur wissen, worum es sich eben handelt. Also das Manna ist eigentlich eine Frage: Was ist das?

Bezogen auf Christus, das Zeugnis über Jesus Christus finden wir in der Bibel. Im Licht des Neuen Testaments finden wir sogar Christus auf jeder Seite im Alten Testament, oft verborgen, manchmal direkt, in wunderbaren Bildern. Aber beim Lesen müssen wir immer fragen: Man hu? Was ist das? Was hat das zu bedeuten? Was sagt das über Jesus Christus? Was lerne ich hier über Gott, den Vater? Was lerne ich über den Heiligen Geist? Was lerne ich daraus für mein praktisches Leben? Wer fragend die Bibel liest, der hat wirklich Gewinn. Also das können wir lernen, wir sollten immer fragend sein und die Leute, die am meisten Fragen haben, das sind auch die, die am meisten vorwärts kommen. Gut, wenn sie bereit sind, die Fragen des Wortes Gottes auch anzunehmen, das ist immer Voraussetzung. Also das lehrt uns einiges auch über das tägliche Bibellesen, denn das Manna musste jeden Tag aufgesammelt, geholt, werden. Und gut, der eine hat mehr Kapazität, der andere weniger, aber jeder soll sammeln nach seiner Kapazität. Und es wird hier so wunderbar gesagt, jeder hatte dann genug. Wer viel sammelte hatte genug, wer wenig sammelte, hatte auch genug, weil jeder für seine Kapazität gesammelt hat und die ist verschieden von einem Gläubigen zum anderen. Das ist doch kein Problem, das ist ganz einfach so, das ist normal. Aber jeder soll für seine Kapazität sammeln und es ist wichtig, das eben täglich zu tun. So haben wir also in 2. Mose 16 eine sehr grundsätzliche Belehrung für das Christenleben, die tägliche Ernährung von Jesus Christus durch das Lesen des Wortes Gottes, indem wir ständig Fragen stellen. Und es gibt ja so Bibellesehilfen, schon für Kinder, die haben z. B. ein Buchzeichen, da stehen Fragen drauf und dann muss man sich Fragen stellen: Was sagt dieser Text heute über Gott, über Jesus, über den Heiligen Geist? Was sagt dieser Text für mich oder welcher Vers ist für mich in diesem Abschnitt der goldene Vers für den heutigen Tag, der mir ganz besonders etwas gibt? Eben, man muss Fragen stellen an den Text, so kommt man weiter. Was ist das Hauptthema in diesem Kapitel? Wie ist das Kapitel eingeteilt? Wir können viele, viele andere Fragen an den Text stellen und dann plötzlich wieder Text, lebendiges Wort Gottes für uns.

Dann gehen wir weiter und kommen zu Kapitel 17. Und es gibt wieder ein Problem. Aber wie gesagt, Problem über Problem, aber dann immer wieder das Eingreifen Gottes. Gott wird real erlebt und dann auch die Gütigkeiten und Freundlichkeiten Gottes. 2. Mose 17, 1: «Und die ganze Gemeinde der Kinder Israel brach auf aus der Wüste Sin, nach ihren Zügen,  nach dem Befehl des HERRN; und sie lagerten sich zu Rephidim; und da war kein Wasser zum Trinken für das Volk.» Nun, jetzt hätten sie ja sagen können, ich glaube wir haben ein Dejavue, oder. Das gibt es ab und zu mal. Aber jetzt sind wir gespannt was kommt. Oder? Mose schreibt: «Und das Volk haderte mit Mose, und sie sprachen: Gebet uns Wasser, dass wir trinken!» Ich sage Mose schreibt. Er schreibt von sich immer in der dritten Person, Caesar hat das im gallischen Krieg auch so geschrieben. Er spricht immer über Er, Julius Caesar. Das ist ein Stilmittel. Im Altertum hat das schon Mose angewandt. «Und Mose sprach zu ihnen: Was hadert ihr mit mir? Was versuchet ihr den HERRN? Und das Volk dürstete daselbst nach Wasser, und das Volk murrte wider Mose und sprach: Warum doch hast du uns aus Ägypten heraufgeführt, um mich und meine Kinder und mein Vieh vor Durst sterben zu lassen?» Wir sehen, immer wieder kommt der Gedanke, wir toll war das doch in Ägypten. Dabei hatten sie so gelitten. Das kann man auch als Gläubiger erleben, diese Kurzsichtigkeit. Plötzlich ist diese Sehnsucht nach dem früheren Leben. Dabei war das wirklich Mist. Und plötzlich sehnt man sich, so im Abstand fängt man an sich zurückzusehnen. Das ist ganz eigenartig. Also die haben das so gemacht und sich zurückgesehnt, aber glücklicherweise gab es diese unüberwindliche Barriere des Roten Meeres. Das hat sie vor manchem falschen Schritt rückwärts bewahrt.

Ich lese Vers 4ff: «Da schrie Mose zu dem HERRN und sprach: Was soll ich mit diesem Volke tun? Noch ein wenig, und sie steinigen mich. Und der HERR sprach zu Mose: Gehe hin vor dem Volke, und nimm mit dir von den Ältesten Israels; und deinen Stab, womit du den Strom geschlagen hast, nimm in deine Hand und gehe hin. Siehe, ich will daselbst vor dir stehen auf dem Felsen am Horeb; und du sollst auf den Felsen schlagen, und es wird Wasser aus demselben herauskommen, dass das Volk trinke. Und Mose tat also vor den Augen der Ältesten Israels. Und er gab dem Orte den Namen Massa (Versuchung) und Meriba (Hader), wegen des Haderns der Kinder Israel und weil sie den HERRN versucht hatten, indem sie sagten: Ist der HERR in unserer Mitte oder nicht?» Eigenartig ist, wie Gott auf gleiche Probleme immer wieder anders handelt. Jetzt nicht mit dem Holz, jetzt kommt das mit dem Felsen. Es ist ganz wichtig das zu sehen, Gott ist ja der Unwandelbare. Das heißt ja auch schon sein Name Jahwe, der gegen 7.000 Mal im Alten Testament vorkommt, der Ewigseiende, der Unwandelbare. Das ist eine Grundtatsache. Das bedeutet aber nicht, dass Gott immer gleich handelt. Das ist ganz wichtig. Auch die, die sich fragen: Warum handelt Gott heute nicht mit den Christen genau wie in der Apostelgeschichte? Warum erleben wir nicht mehr das, was die Menschen in der Apostelgeschichte erlebt haben? Gott ist doch derselbe Gott. Ja, ist er, aber er handelt nicht immer gleich. Und so handelt er auch da ganz unterschiedlich.

Jetzt wollen wir das wieder im Licht des Neuen Testaments betrachten. 1. Korinther 10 gibt uns wieder den Schlüssel. Paulus erklärt dort, Vers 3: «Und alle haben dieselbe geistliche Speise gegessen,» das ist das Manna. Aber das war ja wirkliche Speise. Warum heißt es geistlich? Weil diese Speise eine geistliche Bedeutung hatte, wie wir schon gesehen haben im Licht von Johannes 6. Und nun heißt es weiter: «und alle denselben geistlichen Trank getrunken;» das war aber normales Wasser, Sinaiwasser. Aber es war geistlich, weil es eine geistliche Bedeutung hat, wie wir noch sehen werden. Weiter: «denn sie tranken aus einem geistlichen Felsen,» Das war auch ein ganz normaler Felsen im Sinai. Aber er war geistlich, weil er eine geistliche Bedeutung hatte. Jetzt wird es aber schwierig: «sie tranken aus einem geistlichen Felsen, der nachfolgte.» Ein Felsen mit Beinen? Und dann erklärt Paulus: «Der Fels aber war der Christus.» Christus ist griechisch für Messias. Ja, war das kein normaler Felsen, war das Christus dort? Das heißt ja schließlich nicht, der Fels bedeutet Christus, sondern es heißt, der Fels war Christus. Nun, wir müssen nicht wieder den Zwingli-Luther Streit beginnen. Zwingli sagt, das bedeutet den Leib Christi, das Brot im Abendmahl und der Wein bedeutet das Blut Christi. Aber Luther sagte, nein, es heißt hier, dies ist mein Leib und dies ist mein Blut. Ja gut, Luther war falsch, er war damals noch viel zu katholisch. Zwingli war viel reformierter. Und dann erst recht Calvin. Aber er war immer noch zu wenig reformiert in manchen Dingen. Wenn es um Prophetie und Israel ging, da war er noch zu wenig reformiert. Aber das war wohl einer der reformiertesten Reformatoren. Die haben verstanden, das hat den Sinn von: das bedeutet. Und das machen wir doch auch, wenn wir ein Foto zeigen: Das ist meine Familie. Dann weiß jeder, dass das nicht die Familie ist, sondern ein Stück Papier, aber das stellt die Familie dar. Der Fels aber bedeutet Christus.

So, jetzt haben wir den Auslegungsschlüssel. Aber jetzt muss ich natürlich noch aus der Verlegenheit herauskommen, zu erklären, was es bedeutet: Der Fels folgte nach. Wie ist das zu deuten? In Psalm 105 wird poetisch die Wüstenwanderung erzählt. Nach dem Himmelsbrot in Vers 40 und den Wachteln heißt es in Vers 41: «Er öffnete den Felsen, und es flossen Wasser heraus; sie liefen in den dürren Örtern wie ein Strom.» Das war kein Rinnsal. Geht auch nicht für ein Viermillionenvolk. Haben Sie sich das schon einmal so überlegt? Diese Quelle wurde zu einem Strom im Sinai. Und dieser Strom hat Israel auch weiterhin begleitet, so dass sie hier immer wieder neu Wasser holen konnten. Und insofern folgte ihnen der Felsen nach, indem das Wasser aus dieser Quelle, der Strom, Israel in der Wüste begleitet hatte. Also so folgte der Felsen nach. Jetzt haben wir aber in 1. Korinther 10 gelesen, der Felsen bedeutet Christus. Was bedeutet das Wasser? Die Auslegung finden wir in Johannes 7, das bedeutet den Heiligen Geist. Johannes 7, 37-38: «An dem letzten, dem großen Tage des Festes aber stand Jesus und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke. Wer an mich glaubt, gleichwie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leibe werden Ströme lebendigen Wassers fließen». Und jetzt legt Johannes das aus und erklärt: «Dies aber sagte er von dem Geiste, welchen die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war.» Das lebendige Wasser, Ströme lebendigen Wassers, wird hier erklärt als ein Bild von dem Geist Gottes, den die Gläubigen empfangen sollten. Aber der Geist konnte noch nicht ausgegossen werden damals, weil Christus noch nicht verherrlicht und zuvor noch nicht gestorben war. Verherrlicht, indem er dann auferstand, zum Himmel fuhr und sich zur Rechten Gottes setzte. Das ist die Verherrlichung Christi. Hier wird also erklärt, was das bedeutet. Ich muss aber noch erklären, was dieser eigenartige Ausdruck «lebendiges Wasser» bedeutet. Für uns ist das so mysteriös auf Deutsch. Für einen Juden ist das ganz normal. «Majim chajim», lebendiges Wasser, ist auch heute auf Modernhebräisch der normale Ausdruck für frisches Quellwasser. Eben weil es sich bewegt und fließt nennt man es im Hebräischen lebendiges Wasser, im Gegensatz zum bracken, zum stehenden, abgestandenen Wasser. Das frische, erfrischende Wasser weist hin auf den Heiligen Geist, der nach Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Christi ausgegossen werden sollte.

Nun haben wir die nötigen Schlüssel. Mose musste den Felsen schlagen - in Jesaja 53, 10 wo über den leidenden Messias prophetisch gesprochen wird - und dann kam Wasser heraus. Und die alten Rabbiner haben übrigens dieses Kapitel ganz klar auf den Messias bezogen; das muss man betonen. Jesaja 53, der Messias, und dort heißt es: «Es gefiel dem HERRN ihn zu zerschlagen. Er hat ihn leiden lassen.» Am Kreuz haben die Menschen Christus angetan was sie konnten, aber dann in den drei Stunden der Finsternis, wo er der Sündenträger war, da wurde er von Gott geschlagen. Da kam das Gericht Gottes über unsere Sünde. Was die Menschen getan hatten, das brachte keine einzige Sünde weg von uns; das war ein Leiden von Seiten der Menschen. Auch die Leiden Christi während seines Lebens, was er gelitten hat durch all die Verfolgungen, Spott, Hohn und Drohungen, hat keine Sünde weggenommen. Christus wurde erst am Kreuz der Sündenträger und Gott hat ihn in den drei Stunden der Finsternis geschlagen. «Es gefiel dem HERRN ihn zu zerschlagen.» Und das haben wir hier vorgebildet, indem Mose mit dem Stab den Felsen schlagen musste. Und dann kam das Wasser heraus. Das heißt, Christus musste sterben, denn nur so war eine Ausgießung des Geistes möglich. Und sie ist dann Pfingsten gekommen und wir müssen gar nicht mehr darauf warten, er ist schon längst da. Das sage ich, weil viele Christen auf eine neue Geistesausgießung warten. Müssen wir aber nicht, denn den haben wir schon längst. Und der Heilige Geist ist nie weggegangen seither. Er wird erst bei der Entrückung der Gemeinde weggehen. Und dann wird es eine neue Geistesausgießung über Israel am Anfang des 1000-jährigen Reiches geben, Joel 3, nach diesen Dingen. Nach der großen Drangsal von Joel 2 kommt eine neue Ausgießung, aber das ist noch zukünftig. Wir dürfen den Fahrplan nicht durcheinander bringen. Der Heilige Geist ist da, er ist ausgegossen worden, weil Gott Christus geschlagen hat. Und so können wir sagen, aufgrund des Todes des Herrn Jesus Christus konnte uns der Heilige Geist als Erfrischung gegeben werden, die eben in den Momenten des Durstes im Leben uns immer wieder neu Christus vor Augen malt und so unser Inneres immer wieder neu erfrischt.

Nun wir kennen doch eine andere Geschichte, fast ganz am Ende der 40-jährigen Wüstenwanderung. Hier sind wir am Anfang. In 4. Mose 20 gab es wieder ein Problem, dort hatten sie auch kein Wasser. Also das mit dem Strom, der sie begleitete, war offensichtlich vorbei am Ende der Wüstenwanderung. Und dann sagte Gott: Sprich mit dem Felsen dort und ich werde ihnen Wasser geben. Und Mose, in seiner Ungeduld, hat dann den Stab genommen und auf den Felsen dort geschlagen. Und deswegen durfte er dann nicht in das verheißene Land. Nun man ist irgendwie überrascht, gelinde gesagt. Warum einmal so und beim anderen Mal war das so ein schweres Vergehen? Die Lösung liegt darin, Mose benutzt im Grundtext von 2. Mose 17 ein anderes Wort für Fels als in 4. Mose 20. Ich habe das hier auf dem Blatt aufgeführt, hier in 2. Mose 17 steht das Wort «tsur» und bedeutet einen Fels im Sinne von Felsblock. In 4. Mose 20, 8 steht für Fels «sela» und das ist im Sinne von Felsmassiv. Das war ja geographisch ein ganz anderer Ort, da ging es um ein Felsmassiv und da sollte Mose vor dem Volk mit dem Felsen sprechen. Und er schlug ihn. Nun, der Felsblock in 2. Mose 17 spricht von Christus, der sich laut Philipper 2, erniedrigt hat bis zum Tod am Kreuz. Dort wurde er von Gott geschlagen. Das Felsmassiv aber spricht von Christus, der nach seinem Kreuzestod hoch erhoben worden war zum Herrn über alle und alles, Philipper 2, 10. Und mit dem erhöhten Christus müssen wir im Gebet sprechen. Christus ist ein für allemal von Gott geschlagen worden, jetzt ist er der Erhöhte und darum war es, von der Symbolik her gesehen, ganz wichtig, dass der Fels nicht geschlagen wurde. Und Mose hat das trotzdem getan und damit war ihm der Weg ins Land versperrt. Also wir sehen da etwas von der lebendigen Symbolik des Alten Testaments.

Wir gehen weiter zum Kampf mit Amalek. Nach dieser Erfrischung in Massa und Meriba kommt wieder ein neues Problem. 2. Mose 17, 8: «Und es kam Amalek und stritt gegen Israel in Refidim.» Jetzt werden die plötzlich von einer feindlichen Armee im Sinai überfallen. Ein verheerender Kampf entsteht. Und Josua muss unten kämpfen, aber Mose, als Volksführer, geht auf den Berg und betet zu Gott. Seine Arme müssen gestützt werden von Aaron und Hur, denn jedes Mal, wenn er die Arme sinken ließ im Gebet, dann hatte Amalek die Überhand. Und jedes Mal, wenn er wieder beten kann, hat Israel Übermacht, bis schließlich Amalek geschlagen wurde. Nun, was bedeutet dieser Kampf? Wir wissen, dass Christus, Kolosser 2, Satan und sein Heer besiegt hat durch sein Kreuz. Der Triumph des Gekreuzigten. Und dennoch sagt Epheser 6, 10 ff, dass unser Kampf als Gläubige nicht gegen Fleisch und Blut, nicht gegen Menschen, sondern gegen geistliche Mächte der Bosheit ist. Also Satan hat heute noch die Möglichkeit uns Christen anzugreifen. In den benannten Versen wird die Waffenrüstung der Christen beschrieben, mit der Offensivwaffe der Bibel, das Schwert des Geistes, welches ist Gottes Wort. Also wir haben einen Kampf, einen geistlichen Kampf und wir müssen mit der Bibel kämpfen und Satan widerlegen und überwinden, so wie das Christus in der Wüste getan hat. Auf jede Versuchung hat er mit einem Bibelwort reagiert und gesiegt. Also wir haben einen Kampf. Wir werden als Gläubige immer noch angegriffen, aber wir haben alle Waffen und weiter, so wie Mose auf dem Berg betete, so betet der Herr Jesus Christus im Himmel für sein Volk. Hebräer 7, 25 sagt das ausdrücklich. Es geht um den Hohenpriester Jesus Christus: «Daher vermag er auch völlig zu erretten, die durch ihn Gott nahen, indem er immerdar lebt, um sich für sie zu verwenden» (oder um für sie zu bitten). Jesus Christus betet im Himmel für uns, um uns zu erretten, das heißt aus diesen Gefahren des Lebens, wo Satan Gläubige angreift.

Nun wir haben im Alten Testament diese Bilder und oft gibt es auch Gegensätze. Mose hatte ja Arme, die müde wurden. Sein Gebet, können wir sagen, war Stückwerk. Aber das Gebet von Jesus Christus ist vollkommen. Genauso wie wir im Alten Testament einen Hohenpriester haben, der selber schwach ist, der selber durch den Tod verhindert wird, haben wir im Neuen Testament, - das wird ausdrücklich dort betont - Christus und er bleibt immer Hohenpriester und er selber musste nie für eigene Sünden ein Opfer bringen. Also das sind die Übereinstimmungen und die wunderbaren Gegensätze. Aber das war nicht der letzte Kampf gegen Amalek. Diese Kämpfe sollten sich immer wieder wiederholen. Und so ist es auch im Leben des Gläubigen. Man muss nicht denken, so jetzt mache ich mal Schluss und dann gibt es Ruhe. Das ist nicht so. Amalek kommt dann immer wieder.

Nun kommen wir zu Kapitel 18. Eine wunderbare Schluss-Szene, bevor dann die Gesetzgebung am Sinai einen ganz neuen Abschnitt einleitet in Kapitel 19. Mose hat jetzt Israel aus Ägypten geführt und jetzt gibt es ein Wiedersehen mit seinem Schwiegervater Jethro. Das ist doch der Mann, den er in der Wüste Midian, als er geflüchtet war, kennengelernt hatte, bei dem er Hirte wurde. Und da hat er sich in seine Tochter Zippora verliebt und es kam zur Heirat und es gingen zwei Söhne aus dieser Ehe hervor. Und jetzt das Wiedersehen. Jethro begegnet ihm dort im Sinai. Und natürlich nicht nur der Schwiegervater. Das wäre ja traurig, wenn nur der Schwiegervater kommt. Zippora kommt, ein ganz romantischer Moment. Jetzt kommt die Geliebte Mose entgegen in der Wüste, nachdem Israel frei ist. Und dann wird ein Fest gefeiert. Ich lese ab Vers 9: «Jethro aber freute sich über alles Gute, das der HERR an Israel getan hatte, und dass er sie errettet hatte aus der Hand der Ägypter. Und Jethro sprach: Gelobt sei der HERR, der euch errettet hat aus der Hand der Ägypter und aus der Hand des Pharao, ja, der sein Volk aus der Gewalt der Ägypter errettet hat! Nun weiß ich, dass der HERR größer ist als alle Götter; denn in der Sache, worin sie in Vermessenheit handelten, ist er über sie gekommen! Und Jethro, Moses Schwiegervater, nahm Brandopfer und Schlachtopfer, um Gott zu opfern. Da kamen Aaron und alle Ältesten von Israel, um mit Moses Schwiegervater ein Mahl zu halten vor dem Angesicht Gottes.» Das ist ganz gewaltig, wenn wir bedenken, dass Jethro ja ein Heide war. Das hier war eine ganz ergreifende Szene. Israel und die Heiden in Opfergemeinschaft. Nun was haben wir hier? Eigentlich einen Ausblick, einen prophetischen Ausblick auf die Vollendung der Erlösung auf Erden. So wird es einmal kommen nach der Wiederkunft Christi im 1000-jährigen Reich. Christus regiert – Mose an der Macht als Volksführer. Sacharja 14, 9 sagt: «Und der HERR wird König sein über die ganze Erde. An jenem Tag wird der HERR der einzige sein und sein Name der einzige.» Israel ist erlöst von seinen Feinden, so wie das Zacharias, der Vater von Johannes dem Täufer, so schön in seinem Gebet ausgedrückt hat. Lukas 1, 74: «uns zu geben, dass wir, erlöst aus der Hand unserer Feinde, ihm dienten ohne Furcht in Heiligkeit und Gerechtigkeit vor ihm alle Tage unseres Lebens». Das ist der Ausdruck für Israel, dieser Moment Gott zu dienen, aber eben errettet aus der Hand aller Feinde. Heute ist Israel nicht errettet aus der Hand aller seiner Feinde, sondern im Zentrum des Konflikts. Das wird aber kommen. Und dann lesen wir hier von den Heidenvölkern. Laut Sacharja 14, 16 werden sie aus allen Völkern der Erde nach Jerusalem kommen zum Tempel und werden dort Opfergemeinschaft haben mit Israel. Die Heidenvölker beten den wahren Gott an. Heute Morgen habe ich auch die Stellen gezeigt von Ägypten und Assyrien, Jesaja 19. Sie werden den HERRN erkennen. Ich habe auch gezeigt, Kapitel 45, wie die Sudanesen und die Jeminiter den Gott Israels anerkennen und sagen werden, dass er der einzig wahre Gott ist. Aber jetzt haben wir noch Zippora. Und Zippora ist eigentlich ein Hinweis auf die Gemeinde, die ja nach Epheser 5, die Frau von Christus ist. Und die Gemeinde wird nach Epheser 1, 10-11 im 1000-jährigen Reich, zur Fülle der Zeit, mit Christus zusammen regieren. Also Zippora ist hier auch wieder auf dem Plan und alles weist eben hin auf diese Opfergemeinschaft im 1000-jährigen Reich in Jerusalem, wie es in Hesekiel 40 und 48 so breit ausgeführt und plastisch gemalt wird.



[1] schachan: שכן

[2] mischkan: משכ