Endzeit –
Zeit der Prüfung und Bewährung
Die Aussagen der Heiligen Schrift
über die Endzeit
Rudolf
Ebertshäuser
Wohl die meisten gläubigen Christen
sind sich mehr oder weniger dessen bewußt, daß wir in der Endzeit leben.
Vielfach fehlt es jedoch an einer klaren Orientierung, was das für unser
Glaubensleben als Einzelne und für die Gemeinde als Ganzes bedeutet. Eine
solche klare Standortbestimmung ist jedoch von großer Wichtigkeit.
Die Pfingst- und Charismatische
Bewegung hat, hauptsächlich durch Prophetien und
"Offenbarungserkenntnisse", eine ausgeprägte Vision von den
Wesensmerkmalen der Endzeit und der Perspektiven der Gemeinde in dieser Zeit.
Diese Vision klingt ausgesprochen faszinierend und "positiv". Die
Endzeit ist nach diesen Lehren eine Zeit der Massenerweckung, der weltweiten
Geistesausgießungen und der sprunghaften Entfaltung der Gemeinde auf bisher nie
gekannten Höhen.
Für einen Charismatiker ist daher die
Endzeit eine aufregende, spannende, herrliche Zeit. Er wähnt sich
hineingenommen in das größte und umfassendste göttliche Geisteswirken, das die
Geschichte je kannte. Er empfindet sich als Teil einer weltweiten Erweckungsbewegung,
in der sich Gott durch Massenbekehrungen, Machttaten, sprunghaft wachsende
Gemeinden, durch Apostel, Propheten und Wundertäter verherrlicht wie nie zuvor,
so daß die apostolischen Zeiten weit dahinter verblassen.
Diese Vision der Endzeit wird zunehmend
auch für Christen außerhalb dieser Bewegung attraktiv. Sie vermittelt
Zuversicht, sie verschafft einem die Aussicht auf einen interessanten,
erfüllenden, erfolgreichen Dienst für den Herrn; sie vermittelt einem das
Gefühl, eine gewichtige Rolle in dieser Welt spielen zu können. Angesichts
solcher Aussichten gerät die Frage in den Hintergrund, ob diese positive Sicht
der Endzeit auch mit der Lehre des Wortes Gottes übereinstimmt, ob sie Gottes
Sicht ist und nicht nur Menschensicht - oder schlimmer: eine verführerische
Illusion.
Der Mangel an biblischer
Orientierung über die Endzeit
Nur wenige Gläubige sind heute bereit,
sich mit dem, was das Wort Gottes über diese letzte Zeit zu sagen hat,
gründlicher auseinanderzusetzen. Das ist ein schwerwiegendes Versäumnis, denn
wenn wir die Zeichen der Zeit nicht richtig beurteilen (vgl. Mt. 16,3), werden
wir in die Irre gehen und den verderblichen Entwicklungen dieser Endzeit nicht
richtig begegnen können.
Die Heilige Schrift macht zahlreiche
wichtige und klare prophetische Aussagen über die letzte Zeit. Unser Herr hat
uns in Seinem kostbaren Wort alles geoffenbart, was wir brauchen, um auch
heute, da die Heilszeit der Gemeinde bald ihrem Ende zugeht, nach Seinem Willen
leben und dienen zu können.
Viele Gläubige jedoch umgehen diese
Aussagen der Bibel, weil sie in ihrem Ernst und ihrer nüchternen Enthüllung der
Gefahren und verderblichen Entwicklungen der Endzeit zu beunruhigend sind. Sie
sind eine Herausforderung zur Buße, zu einem wachsamen Leben in Heiligung und
Gottesfurcht, und solche unbequemen Wahrheiten werden heute vielfach verdrängt.
Die Folge einer solchen Einstellung ist
aber, daß solche Christen der Irreführung des Widersachers keinerlei Widerstand
entgegenzusetzen vermögen. Der Feind nämlich streut seine Lehren über die letzte Zeit eifrig in der Gemeinde aus; sie
sind alle darauf ausgerichtet, die Christen in Illusionen zu wiegen und von
einer nüchternen geistlichen Sicht der Endzeit abzulenken.
Was sind die charakteristischen
Grundzüge der letzten Zeit? Welche heilsgeschichtliche Sicht vermittelt uns die
Bibel? Wie sieht die Lage der wahren Gemeinde der Gläubigen in den letzten
Tagen aus, und was sind ihre Perspektiven? Auf all diese Fragen gibt die
Pfingst- und Charismatische Bewegung Antworten, die sich radikal von denen der
Heiligen Schrift absetzen, und in diesem Kapitel wollen wir die Grundaussagen dieser
Bewegung über die Endzeit mit den Aussagen der Bibel vergleichen und uns auch
fragen, wie diese Bewegung selbst im Licht des prophetischen Wortes über die
Endzeit einzuordnen ist.
A.
Die charismatische Endzeitvision
vom
Triumph des Evangeliums und der Gemeinde
1.
Die pfingstlich-charismatische Vision von der Massenerweckung
in
der Endzeit
Die Pfingst- und Charismatische
Bewegung hat sich seit ihren Anfängen als eine göttliche Erfüllung der
Verheißung von Joel 3,1 verstanden. Nach diesem Verständnis war die bisherige
"Pfingsterweckung" nur der Anfang; angeblich muß Gott ja noch Seinen
Geist auf alles Fleisch, d.h. auf die gesamte Menschheit ausgießen. So ist die
Erwartung einer weltweiten Massenerweckung ungeahnten Ausmaßes mehr oder
weniger intensiv in dieser Bewegung geschürt worden, und zwar
bezeichnenderweise weniger durch falsche Lehre,
sondern eher durch falsche Prophetie.
Diese Erwartung findet ihren
Niederschlag in "prophetischen" Botschaften, Proklamationen und
Gebeten, die die Errettung ganzer Völker, Regionen und Städte visionär
"sehen", "in Anspruch nehmen" oder gar "fordern".
Ihr wird neuerdings auch Nahrung gegeben durch die Irrlehren von der
"geistlichen Kriegsführung", nach der ein wesentliches Hindernis für
den ersehnten Ausbruch der "großen Erweckung" die Bollwerke der
Finsternis und die dämonischen Machthaber über Städten und Ländern seien, die
man nur binden bzw. niederreißen müsse, damit der Dammbruch erfolge und die Massen
zu Christus strömten.
Andere Hindernisse werden im
"Unglauben", der Uneinigkeit oder anderen Verfehlungen der Christen
gesehen, letztlich in der mangelnden Offenheit für die schwarmgeistige
"Bewegung des Geistes". Immer aber steht im Hintergrund die Aussage:
"Gott will uns massenhafte Erweckung geben - wenn sie nicht kommt, seid
ihr selbst schuld, und Gott wird euch zur Rechenschaft ziehen!" Diese
Irreführung kommt besonders deutlich in einer "prophetischen"
Botschaft über die endzeitliche Geistesausgießung von Kenneth Copeland zum
Ausdruck:
"Gott ist dabei, das große Finale
herbeizuführen. Es wird das größte Werk des Geistes Gottes in der Geschichte
der Menschheit sein, soweit wir sie kennen. Denkt darüber nach! Wir werden das
herrliche Vorrecht haben, nicht nur Zeugen der Bewegung des Geistes Gottes in
den letzten Tagen zu sein, sondern wir sind die Gefäße, durch die diese
machtvolle Kraft fließen wird! Sie und ich, wir haben das Vorrecht, die
Generation des Heiligen Geistes zu sein. Gott hat ein Volk erhoben [!], das das
Leben und den Dienst des Heiligen Geistes mehr als irgendjemand vor uns erleben
wird (...)
Heute
zu leben, bedeutet, in der besten Zeit der ganzen Menschheitsgeschichte zu
leben! (...) Diejenigen,
die sich völlig Seinem Dienst hingeben in dieser letzten Stunde, werden Gottes
Sprachrohr auf Erden sein und die Werkzeuge Seines Geistes und Seiner mächtigen
Kraft. (...) Wir werden Millionen und
Abermillionen, ja, Milliarden sehen, die wiedergeboren werden [!]. Das Wort
Gottes sagt, daß ganze Nationen in diesen letzten Tagen in das Reich Gottes
eingehen werden. (...)
Das Fürbittegebet wird den Regen des
Geistes Gottes bewirken. Es wird die
Menschheit als Ernte in die Familie Gottes hineinbringen. Das geschieht
gerade jetzt überall auf der Welt (...)"[1]
Solche Botschaften führen einerseits zu
schwärmerischem Aktivismus und hochgeputschten Glaubenserwartungen,
andererseits aber auch zu fleischlichem Druck und Schuldgefühlen, die nur noch
mehr in die Fangarme des falschen Geistes treiben sollen. Manch einer ist schon
verwirrt und gründlich enttäuscht, ausgebrannt und geschädigt am Rande dieser
"machtvollen Bewegung des Geistes" liegengeblieben, weil sich all die
berauschenden Prophetien nicht erfüllt hatten und der z.T. hohe persönliche
Einsatz in unnüchternem Leerlauf vergeudet wurde.
Es ist nicht zu bestreiten, daß der
pfingstliche Schwarmgeist gerade durch seine extremen Werkzeuge wie Bonnke, Cho
oder Annacondia beeindruckende "Bewegungen" hervorrufen kann, die
äußerlich dem naiven Beobachter wie "Erweckungen" erscheinen mögen.
Aber was unter der suggestiv-aufputschenden "Verkündigung" und dem
kontrollierenden Wirken des dämonischen Irrgeistes geschieht, sind (von
vereinzelten Gnadenausnahmen abgesehen) keine echten Bekehrungen, sondern
schwarmgeistige Scheinbekehrungen. Hier wächst nicht der Leib Christi, sondern
eine spiritistisch gelenkte scheinchristliche Massenbewegung.
Es ist kein Zufall, daß solche
Wachstumsphänomene gerade in dämonisch tief verseuchten Regionen wie Afrika,
Lateinamerika und Korea auftreten, wo viele Menschen durch Zauberei und
Okkultismus offen für die verführerischen Wirkungen des falschen Pfingstgeistes
sind. Diese "Erweckungen" weisen zwar jede Menge übernatürliche
Zeichen und Wunder auf, aber der entscheidende Beweis echten Geisteswirkens,
nämlich klare Überführung von Sünde, gesunder Glaube und die Kennzeichen echten
Wiedergeburtslebens bei den Bekehrten, fehlt dabei nach den Beobachtungen
nüchterner, bibeltreuer Gläubiger, die die Früchte solcher Kampagnen
mitbekommen.
Für die Anhänger der Charismatischen
Bewegung sind diese Massenerscheinungen jedoch der Auftakt zu noch Größerem.
Sie scheinen ihre Sicht der Endzeit als Zeit der großen Erweckung zu
bestätigen. Sie erwarten die "große Ernte", in der Millionen und
Abermillionen, ganze Völker zu Christus kommen und das Evangelium seinen
größten Triumphzug antritt, als dessen krönender Abschluß dann die Wiederkunft
des Herrn erwartet wird.
2.
Die pfingstlich-charismatische Vision von der triumphierenden Gemeinde
Im Zusammenhang mit der Irrlehre von
der endzeitlichen Geistesausgießung auf die Gemeinde bzw. die Völker steht eine
weitere Lehre der Pfingstbewegung, die auch von der Charismatischen Bewegung
übernommen wurde. Sie behauptet, daß nach Gottes Willen die Gemeinde, nachdem
sie lange Jahrhunderte durch Untreue die Kraft der apostolischen Zeit verloren
habe, in der letzten Zeit im Zusammenhang mit der pfingstlerischen
"Geistesausgießung" von neuem mit der Kraft und Herrlichkeit Gottes
ausgerüstet werde.
Die Vollendung der Gemeinde vor der
Wiederkunft Christi wird nach diesen Auffassungen zu einem triumphalen
Höhepunkt der ganzen Gemeindezeit. Insbesondere wolle Gott ihr wieder die
Wundergaben und Kräfte der Apostelzeit geben, Dämonenaustreibungen, Heilungen,
Sprachenreden sowie prophetische Offenbarungen.
Die "geistgesalbte"
Endzeitgemeinde werde angeblich siegreich vorwärtsmarschieren in der Kraft des
Geistes, Massen bekehren und große Zeichen und Wunder tun. Sie werde durch den
Pfingstgeist geeint werden (in der Praxis ist genau das Gegenteil der Fall!),
und durch machtvolle Apostel und gesalbte Propheten von einem Triumph zum
anderen geführt werden. Gott werde in ungeahnter Weise direkt zu ihr reden und
durch sie machtvoller wirken als in der Zeit der Urgemeinde.
Prophetien über den endzeitlichen
Triumphzug der Gemeinde
Wie diese "Vision" in der
Charismatischen Bewegung heute verbreitet wird, mögen einige Zitate aus einer
Vision des vielbeachteten "Kansas-City-Propheten" Rick Joyner
verdeutlichen:
"Der Herr hat vielen seiner
Propheten offenbart, daß es bald eine große Ausgießung seines Heiligen Geistes
geben wird. Diese Erweckung wird gewaltiger sein als alle vorherigen. Diese
Vision beschreibt grundlegende Elemente dieser bevorstehenden Ernte und wie der
Herr die Kirche jetzt darauf vorbereitet. (...)
Letztlich werden sich alle
verschiedenen Dienste und Strömungen, die eine eigene Identität haben, auflösen
zugunsten einer einzigen Identität, nämlich der, Christen zu sein, die an der
großen Ernte teilhaben. Städte und Dörfer
werden von jeweils einer Gemeinde umfaßt werden. In ihr werden Leiter und
Pastoren der verschiedensten geistlichen Strömungen zusammenarbeiten. (...)
Eine Vielzahl von Propheten, Lehrern,
Pastoren und Apostel, ausgestattet mit dem Geist des Pinhas, wird aufstehen
(...)
Große
Menschenmassen werden dem Herrn zuwandern,
und der Zustrom wird an manchen Orten so stark sein, daß auch sehr junge
Christen große Gemeinschaften von Gläubigen leiten werden. Arenen und Stadien
werden allabendlich überfüllt sein, weil die Gläubigen die Apostel und Lehrer
hören wollen. (...)
Gegen Ende des Zeitraumes, den diese
Vision umspannt, wird der Leib Christi wie
ein großer, mächtiger Strom sein,
der sich so frei und ungehindert bewegen wird wie der Wind. An einem Tag werden
Treffen in großen Hallen und Stadien stattfinden, am folgenden Tag dann wieder
im Stadtpark und in Privathäusern. Große Versammlungen, bei denen die ganze Stadt auf den Beinen ist, werden spontan
entstehen. Ungewöhnliche Wunder werden
die Regel sein, und solche, die heute noch die Ausnahme sind, werden dann
ganz selbstverständlich schon von jungen Gläubigen gewirkt werden. Den Heiligen
werden Erscheinungen von Engeln vertraut sein, und manchen wird für längere Zeit die sichtbare Herrlichkeit des Herrn im
Gesicht anzusehen sein [!], während die Kraft Gottes in besonderer Weise durch
sie wirksam ist. (...)
Diese Ernte wird so groß werden, daß
niemand auf den Gedanken kommt, zurückzublicken und sie mit der frühen
Christenheit zu messen. Jeder wird sagen, daß sich der Herr den besten Wein
zweifellos bis zum Schluß aufgehoben hat. Die frühe Kirche war wie eine
Opfergabe der Erstlingsfrüchte, und dies wird in der Tat die Ernte davon sein!
Von dem Apostel Paulus sagt man, er habe die Welt auf den Kopf gestellt. Von den Aposteln, die bald gesalbt werden,
wird man sagen, sie haben eine auf dem Kopf stehende Welt wieder auf die Beine
gebracht. Nationen werden erzittern, wenn ihr Name genannt wird [!!]. (...)
In diesen Tagen werden viele tagtäglich mit Zeichen und Wundern leben.
Es wird für sie so 'normal' werden wie das Manna für das Volk Israel in der
Wüste. Der Herr wird noch nie dagewesene
Wundertaten, die sogar die biblischen Wunder bei weitem [!] überragen werden,
für sein Volk vollbringen. Sie werden völlig natürlich erscheinen, weil uns
die Gegenwart des Herrn stärker bewußt sein wird als die Wunder, die er
vollbringt. In diesen Tagen wird er seinem Volk sehr nahe sein."[2]
Diese "Prophetie" erweist
sich, wenn man sie an der Bibel überprüft, als eine anmaßende, schwärmerische
Irreführung. Sie widerspricht in so vielen Dingen dem prophetischen Wort der
Schrift, daß jeder geistliche, biblisch gegründete Christ sie als das Produkt
eines irreführenden Geistes erkennen kann, als Teil einer Verführung, wie sie
uns in 1. Tim. 4,1 deutlich vorhergesagt wird. Wir dürfen aber nicht
unterschätzen, daß solche Visionen von der Herrlichkeit der Endzeitgemeinde für
viele fleischlich gesinnte, ehrgeizige Christen, die sich nach
"Höherem" ausstrecken, sehr attraktiv und verführerisch sind.
Eine der unterschwellig wirksamsten
Botschaften der Pfingst- und Charismatischen Bewegung lautet: Wenn du dich
unserem Geist öffnest, gehörst du zur Elite der Überchristen, die in der
besonderen Salbung Gottes Großes in der Welt vollbringen werden! Du wirst
faszinierende Dinge erleben, gewaltige Wunder und herrliche Geisterfahrungen,
wirst von Gott mächtig gebraucht werden! Er hat gerade mit dir Großes vor; du
wirst großartige Dinge für ihn tun können, ein besonderer Kanal seiner Kraft
sein!
Großartige Aussichten zur
Selbstverwirklichung als Lockmittel der Verführung
Der Satan lockt mit einem fromm
getarnten Ichtrip, mit "geistlich" verpackter Selbstverwirklichung
und Machtausübung, und viele unreife Christen, die nicht den Kreuzesweg gehen
wollen, werden von dieser blendenden Perspektive angezogen - ebenso viele
Scheinchristen, die sich niemals zu den wahren Herrn Jesus Christus bekehrt
haben, sondern einem falschgeistigen, andersartigen Power-Jesus
"zugewandert" sind.
Es ist die betrügerische List des
"Lichtengels", die hinter solchen Aussagen Joyners steht wie:
"Manche werden gerufen werden, sogar in Gebiete zu gehen, diese zu
betreten sich sogar Engel fürchten"; "Wer alles hingibt und leer wird
[eine New-Age-Anweisung!], wer seinen persönlichen Ehrgeiz aufgibt und bereit
ist, sein Ansehen zu verlieren, wer Ablehnung und Unverständnis geduldig
erträgt, der wird bald mit der Botschaft des Königs die Welt aus den Angeln
heben"; "[Wunder], die jetzt noch die Ausnahme sind, werden dann ganz
selbstverständlich [!] schon von jungen Gläubigen gewirkt werden."[3]
Der natürliche Mensch haßt das Kreuz,
den Niedrigkeitsweg, das Nichts-Sein vor der Welt, die Selbstentäußerung. Die
Religion des Fleisches besteht in frommer Selbsterhöhung und
Selbstverwirklichung, im Heldentum, in der äußeren Kraftentfaltung, in ekstatisch-mystischen
Erlebnissen.
Der alte Mensch ist im Rahmen einer
solchen falschreligiösen Bewegung durchaus zu Leistungen bereit, die ein
Zerrbild christlicher Heiligung und Hingabe sind: Aktivismus, Askese, Verzicht
auf gewisse Sünden, auch große Opfer an
Zeit und Geld sowie bürgerlichem Ansehen - wenn nur das alte Ichwesen
Gelegenheit hat, sich zu entfalten. All das demonstrieren etwa auch
Guru-Anhänger oder Zeugen Jehovas.
Nur die wahre Heiligung durch die
Innewohnung Christi, die Beschneidung der Herzen durch das Kreuz, wahre Demut,
Sanftmut und Selbstverleugnung, die echte Frucht des Geistes sucht man in
solchen falschreligiösen, verführerischen Bewegungen vergeblich (wobei einzelne
wahre Gotteskinder in ihr durchaus solche Frucht haben können). Wenn schon
Jesus, dann will man wenigstens etwas Großartiges tun, etwas Gewaltiges,
Faszinierendes erleben, bei einer noch nie dagewesenen Geistesbewegung
mitmischen, "Power" haben und jemand Großes, Wichtiges im Reich Gottes
sein. Alle diese Begierden des religösen Fleisches befriedigt das klug
konzipierte Angebot des Verführers.
Die falsche Lehre von der
Höherentwicklung der Gemeinde der Endzeit kommt auch dem optimistischen
Weltbild des "aufgeklärten" Zeitgeistes entgegen, der vom bewußten
oder unbewußten Glauben an ein universal wirksames Gesetz geprägt ist, nach dem
alle Dinge immer mehr einem guten, vollkommenen Zustand zustreben. Der Mensch
glaubt daran, daß alles, was er tut, zu immer mehr Fortschritt und
Vervollkommnung führt.
Die biblische Lehre, daß die letzte
Zeit für die Gemeinde eine Zeit des Niedergangs und des Verfalls ist, gefällt
dem Fleisch nicht; lieber schenkt es der verführerischen Illusion einer
herrlichen Zukunft Glauben. Von solchem letztlich weltlichen "Fortschrittsdenken"
sind viele Kirchenführer genauso geprägt wie weltlich gesinnte Gläubige; es
beeinflußt etwa auch die "Gemeindewachstumsbewegung", die nicht
umsonst mit der Charismatischen Bewegung zusammenarbeitet.
Die "herrschende" und
"heilende" Gemeinde als Irreführung
Einige Strömungen innerhalb der
Charismatischen Bewegung gehen in dieser unbiblischen Euphorie einer
herrlichen, machtvollen Endzeitgemeinde noch weiter. Sie lehren, daß die
Gemeinde schon hier in dieser Heilszeit der Gnade zum Herrschen und Regieren
berufen sei, daß sie in der Endzeit
den Lauf der Welt bestimme und das Reich Gottes herbeiführen müsse.
Letztlich steht hinter den
charismatischen Losungen, die Gemeinde müsse "das Reich Gottes"
herbeiführen bzw. verwirklichen, eine satanische Verkehrung von Gottes
Heilsplan. Die Gemeinde soll dazu verleitet werden, durch ihr eigenmächtiges
Handeln und "Herrschen" herbeizuführen, was die Bibel dem souveränen
Handeln des Herrn Jesus Christus persönlich vorbehält, wenn Er wiederkommt in
Herrlichkeit: die Herrschaft des Bösen in der Welt zu brechen und die
Herrschaft Gottes in Frieden und Gerechtigkeit aufzurichten.
Solche zündenden Parolen sind in ihrem
Kern anti-christlich, denn
"Anti-Christus" bedeutet nicht nur der Gegen-Christus, sondern auch der Anstatt-Christus. Überall, wo falsche Lehrer und Propheten der
Gemeinde einreden, sie müsse etwas
vollbringen, was eigentlich unserem Herrn selbst vorbehalten ist, sie müsse handeln anstatt unserem Herrn Jesus Christus, verbreiten sie im wahrsten Sinn
des Wortes antichristliche Verführung. Der Feind will die Gemeinde zu
ungeistlicher Anmaßung und ichhaft-hochmütigem Macht- und Herrschaftsdünkel
verführen, um ihre wahre geistliche Kraft zu brechen und sie an der Erfüllung
ihres eigentlichen Auftrages in dieser Zeit zu hindern.
Die Parole, daß Menschen jetzt und
hier, ohne die persönliche Herrschaft des Herrn Jesus Christus auf Erden
"das Reich Gottes" in der Welt verwirklichen können, könnte einmal zu
den stärksten Verführungsmitteln des Satans bei der Vorbereitung des
Antichristen zählen. Die Auffassung, die Kirche müsse das Reich Gottes auf
Erden verwirklichen, bestimmt maßgeblich das Selbstverständnis der katholischen
Kirche und hat entscheidend zu ihrer verderblichen Machtgier und ihrem hurerischen
Bündnis mit der Welt beigetragen.
Auch in dem falschen "sozialen
Evangelium" der gottlos-liberalen Ökumenischen Weltbewegung erkennen wir
die betrügerische Anmaßung, ohne und anstatt Christus Frieden und Gerechtigkeit
in die Welt bringen zu wollen. Hier gibt es auch Berührungspunkte zur
Charismatischen Bewegung, die einmal zu einer brisanten Verschmelzung beider
verführerischen Strömungen führen können - Ansätze dazu gibt es bereits (s.u.).
In der Welt sehen wir dieselbe
satanische Linie in den großen verführerischen Massenbewegungen der Endzeit,
vor allem im Kommunismus/Sozialismus, der die Verheißungen des messianischen
Reiches aus Menschenkraft verwirklichen wollte, aber auch im Nationalsozialismus,
der als "Tausendjähriges Reich" unter dem falschen Messias Hitler die
Menschen in seinen Bann schlug.
Der Feind will die Menschen dazu
bringen, stellvertretend für Christus, anstatt Christus zu handeln, während die
wahre Gemeinde getreu dem Wort Gottes in allem von ihrem Herrn Jesus Christus
abhängig bleibt und die Erfüllung und Vollendung von Ihm und Seinem
persönlichen Ankunft auf Erden erwartet, anstatt sie selbstherrlich in die
eigene Hand zu nehmen.
Der wahre Auftrag der Gemeinde in
dieser Heilszeit
Nach dem geoffenbarten Heilsplan Gottes
ist es nicht der Auftrag der Gemeinde, in dieser Weltzeit zu
"herrschen" oder sich an der "Heilung" und
"Erneuerung" dieses Weltsystems zu beteiligen. Die Gemeinde hat den
Auftrag, heilige Priesterschaft zu sein und für
Gott zu leben inmitten eines verdrehten und verkehrten Geschlechts - als
Pilger und Fremdlinge, die in dieser Welt kein Bürgerrecht haben. Sie ist Zeuge des Christus und Seines
Evangeliums - nicht Sein Statthalter mit Machtbefugnissen, und auch kein
"Heilsbringer" für eine zunehmend verderbte, gottfeindliche, auf das
Zorngericht hin ausreifende weltliche Gesellschaft (vgl. u.a. Joh. 18,36; Joh.
17,6-19; Phil. 3,17-21).
Diese Welt, dieses ganze gottfeindliche
Weltsystem kann nicht "geheilt" oder "erneuert" werden - es
ist und bleibt unter der Herrschaft Satans und wird im Gericht Gottes einmal
untergehen, um im Tausendjährigen Reich durch eine neue Gemeinschaftsordnung
unter der Regierung des Messias ersetzt zu werden. Dann erst wird die Gemeinde mit den Christus zusammen regieren;
heute ist ihr Auftrag, Menschen aus diesem verderbten Weltsystem herauszurufen durch die Verkündigung des
Evangeliums und ihr gelebtes Zeugnis (vgl. Gal. 1,4).
Die falschen Lehren und falschen
Prophetien der Charismatischen Bewegung auf diesem Gebiet sind eine teuflische
Verführung, die die Gemeinde von ihrem wahren Auftrag ablenken und in die
Geschäfte und die Machtausübung dieses bösen Weltlaufes verstricken soll.
Wieder sehen wir die Methode des Feindes, Gottes heilsgeschichtliche Ordnung zu
verkehren und die Gemeinde in Dinge hineinzulocken, die erst im Tausendjährigen
Reich für sie bestimmt sind (vgl. Mt. 4,8-10!).
An dieser Frage, welche Perspektive die
Gemeinde in der Endzeit hat, scheiden sich also buchstäblich die Geister. Dem
faszinierenden, begeisternden, optimistischen Bild, das die falschen Propheten
der Charismatischen Bewegung mit großem Erfolg unter der heutigen Christenheit
verbreiten, steht ein ernüchterndes, zu Buße und Wachsamkeit mahnendes Bild der
endzeitlichen Gemeinde in der Heiligen Schrift gegenüber. Sie sind unvereinbar;
nur eine dieser Sichtweisen kann richtig sein. Die andere ist Verführung, ist
Lüge und irrgeistiges Gift.
Wir wollen uns nun die Grundaussagen
des Wortes Gottes über die Endzeit und die Situation der wahren Gemeinde in
dieser Zeit genauer ansehen, damit wir festen biblischen Boden gewinnen, auf
dem wir getrost unseren von Gott gewiesenen Weg gehen können.
B.
Die biblische Sicht der Endzeit:
Bewährung
der wahren Gemeinde und Ausreifung des Bösen
Für jeden ernsthaften Gläubigen ist es
heute von großer Wichtigkeit, die Aussagen des Wortes Gottes über die
"letzten Tage" (2. Tim. 3,1), die "Endzeit", zu kennen und
im Herzen zu behalten. Unser Herr Jesus Christus hat uns nicht ohne Hilfe und
klare Orientierung gelassen für diese schweren Zeiten. Er hat uns durch Seine
Apostel und Propheten in der Heiligen Schrift zahlreiche Aussagen über die
Kennzeichen jener Zeit und viele Ermutigungen und Ermahnungen für unseren Weg
durch diese Zeit gegeben.
Auch hier gilt jedoch, daß nur ein tieferes
Erforschen, ein systematisches Studium aller biblischen Aussagen zu diesem
Thema uns ein zuverlässiges Gesamtbild gibt. Die wichtigsten Abschnitte des
Neuen Testaments, die sich direkt oder indirekt, prophetisch oder ermahnend mit
den letzten Tagen in bezug auf die
Gemeinde beschäftigen, sind Mt. 7,15-23; Mt. 13,24-50; Mt. 24,1-24
(teilweise); Mk. 13,28-37; Lk. 21,5-11; Apg. 20,17-38; Römer 11 (teilweise);
Rö. 16,17-20; 1. Kor. 11,19; 1. Kor. 13,8-13; 2. Kor. 6,11-18; 2. Kor. 11,1-15;
Gal. 1,6-10; Phil. 3,17-21; 1. Thess. 4,13-5, 11; 2. Thessalonicher 1 u. 2; 1. Tim.
4,1-11; 1. Tim. 6,3-16; 2. Tim. 2,14-26; 2. Tim. 3,1-17; 2. Tim. 4,1-8; Tit.
3,9-11; 1. Petr. 4,7-19; 2. Petr. 1,19-21; 2. Petrus 2 u. 3; 1. Joh. 2,15-28;
1. Joh. 4,1-6; 2. Joh.4-11; Judas;
Offenbarung 2 u. 3. Davon müssen wir sorgfältig die endzeitlichen
Prophezeiungen in bezug auf Israel, den "Tag des Herrn" und den
Anbruch des Tausendjährigen Reiches unterscheiden, auf die hier nicht
eingegangen wird.
Wenn wir die biblischen Aussagen zur
Endzeit und der Lage der Gemeinde in dieser Zeit im Zusammenhang betrachten,
dann zeigt sich ein ernüchterndes, ernstes Bild. Es steht im auffälligen
Gegensatz zu dem weltförmigen Zukunftsoptimismus mancher Christen und zu den
schwärmerischen Visionen der Charismatiker. Wir wollen versuchen, die
wichtigsten biblischen Linien zu skizzieren.
1.
Wesen und Auftrag der Gemeinde in der Endzeit
Wenn wir die charismatischen Lehren
über die massenhafte und triumphale Ausbreitung des Evangeliums in der Welt mit
den Aussagen der Schrift vergleichen, so zeigt sich rasch ein unvereinbarer
Gegensatz. Das, was Gott über die ganze Wesensart der Gemeinde und ihre
Entwicklungsperspektive in der Endzeit geoffenbart hat, widerspricht den
Aussagen der charismatischen Propheten grundlegend.
Die Gemeinde als auserwählte,
herausgerufene Minderheit aus den Nationen
Das Wesenskennzeichen der Heilszeit der
Gemeinde ist, daß Einzelne aus allen
Völkern und Sprachen herausgerufen und im Leib des Christus zusammengefügt
werden zu einer heiligen Priesterschaft, zu einem
neuen Eigentumsvolk. Sie sind die Auserwählten Gottes in dieser Heilszeit
(Kol. 3,12; Rö. 8,33; Eph. 1,4), und diese Auserwählten werden immer eine
kleine Minderheit sein und bleiben.
Nicht umsonst hat unser Herr Jesus
Christus bezeugt: "Viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte" (Mt.
20,16; vgl. Mt. 22,14). Nicht nur für die gläubige Auswahl aus Israel gilt, daß
sie eine "kleine Herde" ist (Lk. 12,32), sondern auch sinngemäß für
die Gemeinde Christi. Sie trägt den Charakter einer Auswahl, gemäß Gottes Ratschluß, "aus den Nationen zu nehmen
ein Volk für seinen Namen" (Apg. 15,14; vgl. Offb. 5,9f.). Nicht ganze
Nationen sind in dieser Heilszeit die Empfänger des göttlichen Heils, sondern
die kleine Schar der wahren Christusgläubigen.
Aber die Schrift zeigt uns noch etwas
anderes. Sie sagt nämlich voraus, daß unter christlichem Vorzeichen, unter dem
äußerlichen Bekenntnis zu Christus eine massenhafte, ja weltumfassende Bewegung
zustandekommen wird, die das Werk des Feindes sein wird. Diese für die Endzeit
überaus wichtige Wahrheit finden wir in den Gleichnissen des Herrn in Matthäus
13 geoffenbart, und diese Gleichnisse wollen wir nun kurz betrachten.
a) Das äußere Wachstum und das
innere Wesen des Reiches der Himmel:
Die Gleichnisse von Matthäus 13
Die prophetischen Gleichnisse aus
Matthäus 13 werden immer wieder mißverstanden und falsch ausgelegt, um ein
falsches, krankhaftes Größenwachstum der Christenheit zu rechtfertigen. In
dieser falschen Auslegung dienen sie dazu, den heutigen Christen den Blick für
die wahre Entwicklung der Endzeit zu verdunkeln. Wenn wir sie richtig
verstehen, geben sie uns jedoch wichtige Aufschlüsse über das Wesen der wahren
Gemeinde und ihren Weg.[4]
Die Gleichnisse handeln von den Geheimnissen des Reiches der Himmel (V.
11). Der Herr möchte Seinen Jüngern zeigen, wie sich die Königsherrschaft
Gottes in der Zeit entwickeln wird, in der Christus zur Rechten Gottes im
Himmel sitzt und die Gemeinde als Sein Zeugnis auf der Erde existiert. Von
einer solchen Zeitspanne wußten die Jünger, die ja nur die Schriften des AT
kannten, nichts; sie erwarteten, daß der Herr noch in ihren Tagen das
verheißene messianische Königreich aufrichten werde (vgl. Apg. 1,6).
Der Herr offenbart ihnen nun die
Geheimnisse, die mit der Existenz des Reiches der Himmel im Heilszeitalter der
Gemeinde verbunden sind. Es handelt sich, wohlgemerkt, um mehrere Geheimnisse,
nicht nur um eines. Das Reich der Himmel, so enthüllt ihnen der Herr, wird von
scharfen und merkwürdigen Gegensätzen gekennzeichnet sein.
Zum einen geht es um ein Geheimnis, das
die Propheten Israels nicht erkannt hatten, weil es "von den Weltzeiten
und von den Geschlechtern her verborgen war" (Kol. 1,26). Dieses Geheimnis
ist die Gemeinde, die Herausgerufene,
das neue Eigentumsvolk, das Gott sich erwählte, nachdem das irdische Bundesvolk
Israel seinen Messias verworfen hatte, und das aus Juden und Heiden besteht,
die durch den Glauben an Jesus Christus errettet werden. Sie bildet sozusagen
die verborgene Form des Reiches Gottes auf Erden zwischen dem ersten und dem
zweiten Kommen des Messias - diejenigen, die als Wiedergeborene den Christus,
den König in sich wohnen haben und sich Seiner Herrschaft unterwerfen.
Es muß jedoch betont werden, daß die
Gemeinde nicht mit dem "Reich der Himmel" in Matthäus 13 identisch
ist. Das "Reich der Himmel"
umfaßt, wie die Auslegung von Matthäus 13 zeigen wird, alle Menschen, die sich
in der Heilszeit der Gemeinde äußerlich zu Christus bekennen und Seine
Herrschaft formal anerkennen - es schließt also neben der wahren, gläubigen
Gemeinde auch die gesamte Namenschristenheit ein, die ein Bekenntnis zu
Christus abgelegt hat, ohne Ihm wirklich von Herzen anzugehören und
wiedergeboren zu sein. Vom Verhältnis dieser zwei grundlegend
unterschiedlichen Elemente innerhalb des Reiches der Himmel handeln einige
Gleichnisse aus Matthäus 13, wie wir gleich sehen werden.
Zu den Geheimnissen des Reiches der
Himmel gehört also auch das Geheimnis des Bösen in diesem äußerlichen Bereich
der Christenheit, das Geheimnis der Gesetzlosigkeit (2. Thess. 2,7). Wir sehen
es in Form eines rein äußerlichen Größenwachstums, das nicht gottgewollt,
sondern vom Bösen gewirkt ist, der in diesen Gleichnissen als aktiv Handelnder
mehrfach auftritt. Es ist zugleich das Geheimnis einer pseudochristlichen, in
Wahrheit antichristlichen Massenbewegung - das Geheimnis des Weibes, der Hure
Babylon (vgl. 2. Thess. 2,7; Offb. 17,5.7), die für die abgefallene
Namenschristenheit steht.
Der große Gegensatz zwischen
wahren Gläubigen und der Namenschristenheit
1. Das Gleichnis vom Sämann, das unmittelbar zunächst den Dienst des Herrn
auf Erden betrifft, gilt im weiteren Sinn für die ganze Gemeindezeit. Nach der
Ablehnung des Messias durch Israel wird das Evangelium in der ganzen Welt
verbreitet. Der Sämann ist der Herr selbst, der durch Seine Knechte wirkt. Der
Same ist das Evangelium. Das Gleichnis
zeigt nun, daß die Mehrzahl der Menschen, die das Evangelium hören, es nicht
annehmen werden, sondern nur die, die durch Gottes Gnade zubereitete Herzen
haben, die Auserwählten (vgl. dazu Joh. 6,44: "Niemand kann zu mir kommen,
wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht"; Joh. 17,2.6; 2. Kor. 4,3f.; 2.
Tim. 2,10). Die wahre Gemeinde
wird immer eine Minderheit unter denen sein, die das Evangelium hören und sich
äußerlich zu Christus bekennen.
2. Das Gleichnis vom Weizen und vom Unkraut spricht vom Wirken Satans als
Verführer der Gemeinde (vgl. u.a. Apg. 20,29f.; 2. Korinther 11; 2. Petrus 2;
Jud. 4ff.). Mitten unter die wahren Kinder Gottes, die aus dem wahren
Evangelium gezeugt sind, sät der Feind vermittels falscher, verführerischer
Lehren falsche Christen, die äußerlich den wahren ähneln, aber innerlich
verdorben sind (versinnbildlicht durch den "Lolch", ein giftiges
Unkraut, das äußerlich nur schwer vom Weizen zu unterscheiden ist). Zu ihnen
gehören alle Irrlehrer ("falsche Lehrer (...), die verderbenbringende
Parteiungen heimlich einführen werden" - 2. Petr. 2,1) alle falschen
Propheten (1. Joh. 4,1) und falschen Apostel (Offb. 2,2), die
"betrügerischen Arbeiter", die dem Satan in Lichtengelsgestalt dienen
(2. Kor. 11,13f.).
Die Worte des Herrn in dem Gleichnis:
"Laßt beides zusammen wachsen bis zur Ernte" sind von vielen Christen
mißdeutet worden und waren Anlaß für manche unbiblischen Haltungen unter
Gläubigen. Sie bedeuten keineswegs, daß die wahren Gläubigen das Gebot der
Absonderung von den Sündern mißachten und sich in Großkirchen unter ein
ungleiches Joch mit Ungläubigen oder liberalen Theologen spannen lassen sollten
(vgl. 2. Kor. 6,14-18). Es ist auch nicht gemeint, daß man in der Gemeinde auf
Zucht verzichten und die Bösen nicht richten und hinaustun sollte, wo sie
offenbar werden (vgl. u.a. 1. Korinther 5). Ebensowenig widerlegt dieser Satz
das klare Gebot der Schrift, sich von allen, die Irrlehren vertreten, scharf
abzugrenzen und alle falschen Lehren zu bekämpfen (Rö. 16,17; 2. Joh. 7-11).
Der wahre Sinn dieser gleichnishaften
Aussage dürfte dagegen darin liegen, den Gläubigen zu zeigen, daß Gott bewußt
und aus guten Gründen die Existenz verderblicher Irrlehren in der Christenheit
zuläßt und nicht etwa alle Irrlehrer durch frühzeitigen Tod zeichenhaft
richtet. Diese Frage, weshalb Gott den Verfall und die Verführung in der
Gemeinde Christi überhaupt duldet, kommt sicherlich jedem Gotteskind ins Herz,
wenn es voll Schmerz auf die Zerstörung schaut, die der Feind durch seine
Werkzeuge im Haus Gottes anrichten darf.
Der Herr will uns mit dem Hinweis
trösten, daß dieser notvolle Zustand in Gottes weisem Plan für die Gemeinde
einbegriffen ist, und daß am Ende der Zeiten das Gericht über diese Verderber
und Verführer unausweichlich kommen wird (vgl. 2. Petr. 2,3; Jud. 13-15). Das
Gleichnis illustriert die Wahrheit aus 2. Petr. 3,9: "Der Herr weiß die
Gottseligen aus der Versuchung zu retten, die Ungerechten aber aufzubewahren
auf den Tag des Gerichts, wenn sie bestraft werden (...)"
Das Gericht "am Ende des
Zeitalters" betrifft jedoch nicht mehr die Gemeinde, sondern die Situation
im Reich der Himmel bei der Wiederkunft des Christus auf die Erde, wenn die
christusgläubigen Juden und Heiden, die das "Evangelium vom Reich"
angenommen haben (vgl. Mt. 24,14), das Reich ererben, während die
antichristlich verführten Scheinchristen von den Engeln gerichtet werden (vgl.
Mt. 24,31; 2. Thess. 1,7-10; Offb. 14,14-20).
3. Im Gleichnis vom Senfkorn wird ein weiteres Merkmal des
äußerlichen Reiches der Himmel, d.h. der Namenschristenheit geoffenbart: ein bestimmungswidriges, wucherndes,
krebsartiges Wachstum. Der wahre Senfkornsame bringt ein Kraut hervor; in
diesem Gleichnis wird ein großer Baum daraus. Dieses Gleichnis haben die
Vertreter der Großkirchen und auch zahlreiche Ausleger in der Gemeinde so
gedeutet, als sei dieses Größenwachstum etwas Gutes und vom Herrn Gebilligtes.
Die "Vögel des Himmels" wurden als ganze Völker gedeutet, die in der
Gemeinde Zuflucht finden würden. Letztlich gehen auch die charismatischen
Lehren von der Endzeiterweckung in diese Richtung.
Aber diese Deutung stünde weder mit der
Aussage der anderen Gleichnisse im Einklang noch mit den Bezügen, die sich in
der Bibel zu diesem Bild finden. Zweimal, in Hes. 31,6 und in Dan. 4,18, wird
das Bild eines übergroßen Baumes, in dem die Vögel des Himmels nisten,
prophetisch verwendet: das einemal bezieht es sich auf den Pharao und sein
Reich, und das anderemal auf Nebukadnezar und sein Reich. Beidesmal handelt es
sich um ein Bild menschlich-sündiger Größe und Selbstüberhebung, der das
Gericht Gottes folgt (vgl. auch Ps. 37,35!).
So wird es auch mit der
Namenschristenheit sein, die von sich sagt: "Ich bin reich und habe
Überfluß und bedarf nichts". Sie wird unter der Obhut des Fürsten dieser
Welt groß und immer größer, bis sie die ganze Welt umspannt; sie wird
"katholisch" (allgemein, alle betreffend) und "ökumenisch"
(die ganze bewohnte Erde umfassend). Sie entwickelt eine menschliche, gegen
Christus gerichtete Größe und Macht, die auf der Pervertierung des wahren
Evangeliums beruht. Die Vögel des Himmels symbolisieren unreine, dämonische
Geister, die in der Endzeitkirche zunehmend Wohnung finden; sie ist
"Babylon, die große, und ist eine Behausung von Dämonen geworden und ein
Gefängnis jedes unreinen Geistes und ein Gefängnis jedes unreinen und gehaßten
Vogels" (Offb. 18,2).
4. Das Gleichnis vom Sauerteig gibt uns wiederum ein Bild von ungesundem,
zerstörerischem Wachstum. Auch dieses Gleichnis ist von vielen Auslegern
positiv gedeutet worden: Das Evangelium und die Kirche werde die ganze Welt
durchdringen und sie zum Guten verwandeln. Interessanterweise finden sich auch
hier wieder Parallelen zu den Irrlehren vieler Charismatiker über die
"Heilung der Gesellschaft" und die Bekehrung ganzer Nationen, die
angeblich durch die Gemeinde bewirkt werden solle.
Sauerteig wird jedoch in der Bibel
immer und ausschließlich als ein Bild des
Bösen gebraucht. Es ist bezeichnend, daß hier eine Frau am Wirken ist; dort, wo der Herr wirkt, ist Er in Gleichnissen
immer als Mann bezeichnet. Kann diese Frau die Gemeinde sein? Nein, denn sie
ist in diesem Gleichnis mit dem Weizen symbolisiert - einem Bild der Reinheit
und der Christusnatur (vgl. Joh. 12,24).
Abgesehen von der reinen Jungfrau, der
Gemeinde, finden wir die Frau im NT auch als Bild einer Verführungsmacht, und so ist sie auch hier zu deuten. Die Frau in
Mt. 13,33 hat Bezüge zu der falschen Prophetin Isebel (Offb. 2,20ff.) und zu
der Hure Babylon (Offb. 17,1-6). Sie mischt den Sauerteig - ein Bild von
Verderbnis, Sünde (1. Kor. 5,6-8), Verführung (Gal. 5,9) und Irrlehre (Mt.
16,12), mitten unter das Mehl, bis es ganz durchsäuert ist.
Die Aussage dieses Gleichnisses ist
ebenso klar wie beunruhigend: Nicht zunehmender Fortschritt und geistliche
Höherentwicklung werden die Geschichte des Christentums kennzeichnen, sondern
zunehmende Verführung und Verderbnis, der wachsende Abfall der Namenschristenheit
von dem lebendigen Sohn Gottes und der Wahrheit des Evangeliums. Die Geschichte
der Christenheit durch die Jahrhunderte und die Entwicklung in den
namenschristlichen Großkirchen unserer Zeit ist eine eindrückliche Bestätigung
für die geistliche Wahrheit, die in diesem Gleichnis ausgedrückt wird.
Die Gemeinde als auserwählter
Gegenstand der Liebe Christi
5. Im Gleichnis vom Schatz im Acker ist der Mensch, der den
Schatz fand, nicht etwa der Sünder, der zum Herrn findet, sondern es ist der
Herr Jesus selbst, der die Sünden der ganzen Welt trägt und das Lösegeld für
die ganze Welt bezahlt um der Auserwählten willen, die an Ihn glauben und Ihm
angehören. Sie sind der Schatz, und in diesem Bild wird der Charakter einer
auserwählten Minderheit der Erlösten deutlich.[5]
6. Auch das Gleichnis von der kostbaren Perle zeigt den Herrn Jesus selbst,
der, um uns mit Seinem Blut zu erkaufen, die himmlische Herrlichkeit verließ,
arm wurde, Knechtsgestalt annahm und Sein Leben hingab für uns. Die kostbare
Perle ist die Gemeinde; auch in diesem Bild wird angedeutet, daß sie etwas
Auserwähltes darstellt, herausgenommen aus dem Meer der Nationen.
7. Das Gleichnis vom Fischnetz dagegen bezieht sich auf den Zustand des
Reiches der Himmel "in der Vollendung des Zeitalters", d.h. während
der Drangsalszeit und beim Wiederkommen des Herrn. Hier geht es nicht mehr um
die Gemeinde, die zu diesem Zeitpunkt bereits entrückt ist, sondern um
diejenigen, die sich in der Drangsalszeit zu Christus bekennen (vgl. 2.). Es
betont noch einmal die unvereinbaren Gegensätze, das Nebeneinander von Falschem
und Echtem im äußerlichen Rahmen des Christusbekenntnisses. Doch am Ende zeigt
sich: "Der Herr kennt, die sein sind" (2. Tim. 2,19).
Was zeigen uns die Gleichnisse unseres
Herrn in Matthäus 13?
1. Die wahre Gemeinde ist ihrem Wesen
nach eine auserwählte Minderheit. Wir dürfen im Zeitalter der Gemeinde keine
Massenbekehrungen ganzer Völker, Städte oder Landstriche erwarten. Es sind
immer nur Einzelne, die den Ruf Gottes hören und errettet werden.
2. Dort, wo das Christentum eine
massenhafte Tendenz und Entwicklung zur Größe nimmt, ist die Verführung des
Feindes im Spiel. "Weltweite Erweckungsbewegungen", "Heilung der
Nationen" und "Einheit der Christenheit" gehören nicht zum
biblischen Weg der wahren Gemeinde, sondern zum Programm der abgefallenen
Weltkirche, zum Repertoire des Verführers.
3. Die wahre Gemeinde hat in der
Endzeit kein sprunghaftes Wachstum, keine triumphalen Höhenflüge zu erwarten,
sondern wird eine kleine Schar sein, die ihrem Herrn inmitten von allerlei
Bedrängnissen die Treue hält. Dem Herrn geht es nicht um die zahlenmäßige Größe
und äußerliche Herrlichkeit Seiner Gemeinde, sondern sie ist für Ihn ein Schatz
im Verborgenen, Er sucht ihre innere Schönheit und Herrlichkeit, die einer sehr
kostbaren Perle gleicht. In diesem Sinn können wir 1. Petr. 3,3f. auch
übertragen auf die Gemeinde anwenden: "Euer Schmuck sei nicht der
äußerliche durch Flechten der Haare und Umhängen von Gold oder Anziehen von
Kleidern, sondern der verborgene Mensch des Herzens im unvergänglichen Schmuck
des sanften und stillen Geistes, der vor Gott sehr köstlich ist."
Endzeitliche Massenbekehrungen
widersprechen den Aussagen der Bibel
Von der Heiligen Schrift her ist für
die Endzeit keine echte, weltweite Massenbekehrung zu erwarten. Wir haben oben
gesehen, daß die Gemeinde von ihrem ganzen Wesen her eine Auswahl, eben die
Herausgerufene ist, und zu allen Zeiten nur eine kleine Minderheit der
Menschheit umfaßt hat und umfassen wird. Dies gilt aber umso mehr in der
letzten Zeit, deren Kennzeichen (wir werden unten noch ausführlicher darauf
eingehen) wachsende Verführung und Verblendung, zunehmende Sünde und
widergöttliche Rebellion ist.
Die Bibel zeigt uns ganz nüchtern, daß
auch die Heiden, wie die Juden, in ihrer übergroßen Mehrzahl das Evangelium
ablehnen werden. Die prophetische Offenbarung der Endzeitereignisse zeigt uns,
wie die große Zusammenrottung der götzendienerischen Völker am Ende ihre Heere
bei Harmaggedon gegen das Volk Israel und gegen den Christus richtet. Wo
sollten diese Massen herkommen, wenn die Völker sich in der "endzeitlichen
Geistesausgießung" zu Christus bekehrt hätten? Nein, die Offenbarung zeigt
uns, daß die Masse der Völker hartnäckig am Bösen festhalten und sich willig
den Verführungen der Hure Babylon und des Antichristen ergeben, so daß selbst
die glühenden Zorngerichte Gottes sie nicht zur Buße bewegen können (Offb.
9,20f.; 13,3f.; 13,14.16; 14,8; 17,2).
Die
von der Bibel geweissagte Massenbewegung der Endzeit ist eine antichristliche
Bewegung, sie steht im
Zusammenhang mit dem verführerischen, zauberischen Wirken der Hure Babylon,
d.h. der falschreligiösen, scheinchristlichen Einheitskirche der Endzeit. Von
ihr wird im Wort Gottes bezeugt: "Komm her, ich will dir das Gericht über
die große Hure zeigen, die an vielen Wassern sitzt, mit der die Könige der Erde
Unzucht [d.h. geistliche Hurerei] getrieben haben, und die Bewohner der Erde [das ist eine Massenbewegung!] sind trunken
geworden von dem Wein ihrer Unzucht" (Offb. 17,1f.).
Das Urteil Gottes über die große
falschreligiöse "Massenerweckung" der Endzeit lautet: "(...)
Denn durch deine Zauberei sind alle Nationen verführt worden" (Offb.
18,23). Ihr Bündnis mit dem antichristlichen Tier (Offb. 17,3) wird mit zu der
letzten religiösen Massenbewegung der Endzeit beitragen: "Und alle, die
auf der Erde wohnen, werden ihn [das antichristliche Tier] anbeten, jeder,
dessen Name nicht geschrieben ist im Buch des Lebens des geschlachteten Lammes
von Grundlegung der Welt an" (Offb. 13,8). Der Höhepunkt und das Ziel der
verführerischen Massenbewegungen der Endzeit besteht in der Anbetung des
Antichristen und des Satans selbst durch die
ganze Erde (Offb. 13,3f.).
Dagegen wird die wahre Gemeinde in der
letzten Zeit in der Defensive sein und eine kleine Minderheit innerhalb der
äußerlichen Namenschristenheit bilden. Sie wird ganz sicherlich bis zum Ende
ein wirkungskräftiges Zeugnis für das Evangelium sein, und durch Gottes Gnade
werden immer noch auserwählte Menschen errettet werden. Die biblische
Perspektive schließt gewiß auch nicht aus, daß gerade unter den Völkern, die
das Evangelium erst seit relativ kurzer Zeit verkündigt bekommen haben, eine
größere Zahl von Menschen zum Glauben kommen kann und lebendige, wachsende
biblische Gemeinden entstehen.
Dagegen wird man die Aussichten auf
eine breitere Wirkung des Evangeliums unter den "christlichen"
Völkern des "Abendlandes", die das Wort Gottes über Jahrhunderte bei
sich hatten und mehrheitlich verworfen haben, sehr zurückhaltend beurteilen
müssen. Hier geht es nicht darum, der Resignation oder Untätigkeit das Wort zu
reden - bibeltreue Christen sollen hoffen, beten und wirken für eine möglichst
tiefe und breite Wirkung des Evangeliums unter den Verlorenen. Aber eine
unnüchterne, schwarmgeistig überzogene und heilsgeschichtlich falsche Erwartung
von Massenbekehrungen blockiert und zerstört den echten evangelistischen Dienst
der Gemeinde Jesu genauso wie eine einseitig pessimistisch-passive Haltung.
2.
Die Entwicklung der Welt in der Endzeit: Ausreifung des Bösen
Die Bibel sagt uns, daß in den letzten
Tagen schlimme (od. böse,
gefährliche, schwere) Zeiten
eintreten werden (2. Tim. 3,1). Die letzten Tage, die ausreifende Endzeit wird
also, geistlich gesehen, nicht von einem Siegeszug des Guten und Göttlichen
gekennzeichnet sein, sondern von einem Wachstum des Bösen in der Welt, das sich
auch in der Gemeinde als Verfall niederschlägt (vgl. Mt. 24,12; 2. Tim. 3,1-5).
Die
Endzeit ist Reifungszeit, Zeit, die der göttlich bestimmten Vollendung
entgegenläuft. Was die gegenwärtige
böse Weltzeit angeht, so wird sie in diesem Reifungsprozeß nicht besser,
sondern zunehmend verderbter und schlimmer. Die Sünde wird immer mehr überhand
nehmen, sie wird dreister werden, immer herausfordernder und frevelhafter.
a) Die letzten Tage sind wie die
Tage Noahs und Sodoms
Unser Herr vergleicht die Zeit des
Endes mit der Zeit kurz vor der Sintflut: Die Menschen werden in dreisten
Sünden, in Okkultismus und Perversionen ruhig und selbstzufrieden vor sich
hinleben und auf die Prediger der Gerechtigkeit nicht achten, bis sie das
göttliche Gericht überfällt (Mt. 24,37-39; vgl. 2. Petr. 2,4-9). Von der
Menschheit kurz vor der Sintflut sagt uns das Wort Gottes: "Und der HERR
sah, daß die Bosheit des Menschen auf der Erde groß war und alles Sinnen der
Gedanken seines Herzens nur böse den ganzen Tag" (1. Mo. 6,5). Nicht
zuletzt durch okkulte Perversionen hatten die sündigen Menschen ihre Bosheit
auf die Spitze getrieben, so daß Gott eingreifen mußte: "Die Erde aber war
verdorben vor Gott, und die Erde war erfüllt mit Gewalttat. Und Gott sah die
Erde, und siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte seinen Weg
verdorben auf Erden." (1. Mo. 6,10-12). Die Folge war das göttliche
Zorngericht (V. 13.17).
In Lk. 17,28-34 zieht unser Herr auch
das Gericht über Sodom als Bild für die letzte Zeit heran. Auch hier finden wir
perversen Okkultismus und schreckliche Sünden, in Dreistigkeit begangen, bevor
die göttlichen Feuerflammen die Frevler verzehrten (vgl. auch hier wieder die
interessante Parallele in 2. Petr. 2,6-8 bzw. Jud. 7). An den Bewohnern Kanaans
können wir auch einen Grundsatz von Gottes Regierungswegen mit der Welt lernen;
als Gott Abraham das Land Kanaan für eine ferne Zukunft verheißt, sagt Er:
"denn das Maß der Schuld des
Amoriters ist bis jetzt noch nicht voll" (1. Mo. 15,16). Gott schaut
in Seiner Langmut und dem Wunsch, die Menschen zur Buße zu führen, der Bosheit
lange zu (vgl. 2. Petr. 3,7-9); aber Er hat ein Maß, und wenn die Bosheit
ausreift und auf die Spitze getrieben wird, dann kommt das göttliche Gericht
ohne Zögern und Erbarmen über die Frevler, dann, "wenn die Frevler [od.
Abgefallenen] das Maß vollgemacht haben"
(Dan. 8,23).
b) Die Ausreifung des Bösen ist
notwendig
Wir leben nun nach der Aussage der
Bibel in genau solch einer Zeit. Diese Welt ist voll Bosheit, und die Bosheit
wächst und wird immer stärker, bis sie das Maß voll macht in der
antichristlichen Rebellion der Völker gegen den lebendigen Gott. Wir leben noch
nicht in der eigentlichen Herrschaftszeit des Antichristen und werden sie nur
aus dem Himmel mitbekommen - aber wir leben in einer Zeit, in der
antichristliche Tendenzen wachsen und das "Geheimnis der
Gesetzlosigkeit" immer stärker wirkt, bis es in nicht allzuweiter Zukunft
offen ausbrechen wird (2. Thess. 2,7).
Diese Entwicklung ist von Gott so
verordnet und in ihrer Gesamttendenz heilsgeschichtlich notwendig; die Gemeinde
kann sie nicht verhindern. Wohl aber kann und soll sie durch ihre Gebete und
ihr Zeugnis diese Entwicklung zum Bösen noch bremsen und aufhalten, wo das
möglich ist, und in den unvermeidlichen Gerichten Gottes über die Völker immer
wieder um Gnade bitten, um Aufschub und Raum zur Umkehr - und sie wird darin
gewiß von Gott erhört werden.
Aber dieser priesterlich-fürbittende
Dienst der Gemeinde wird letztlich an der Entwicklung der letzten Tage, an der
Ausreifung des Bösen nichts Entscheidendes ändern können. Es ist hier sehr
wichtig, daß wir Christen heute unseren Handlungsspielraum weder schwärmerisch
überschätzen noch pessimistisch unterschätzen, sondern die biblischen Linien
unseres Dienstes in der Endzeit nüchtern erkennen.
c) Die Vorherrschaft des Bösen
ist Gottes Gericht über eine gottlose Welt (2. Thessalonicher)
In allen Entwicklungen der Endzeit ist
es wichtig, klar vor Augen zu haben, daß die zunehmende Entfaltung und
Vorherrschaft der Gesetzlosigkeit und des Bösen nicht auf eine schrankenlose
Eigenmächtigkeit der Menschen oder eine Willkürherrschaft des Teufels
zurückgeführt werden kann. Sie ist vielmehr Bestandteil des souveränen
Regierungs- und Gerichtshandelns Gottes an einer Welt, die Ihn, Sein Wort, Sein
Heil hartnäckig und höhnisch zurückgewiesen hat.
Diese Wahrheit wird uns besonders im 2.
Thessalonicherbrief geoffenbart. Dieser Brief ist eine kostbare prophetische
Offenbarung für uns Gläubige der Endzeit und verdient unser intensives Studium
und ernstliche Beachtung für die Ausrichtung unseres geistlichen Lebens.[6]
Wir wollen hier einige wichtige
Aussagen dieses Briefes zu unserem Thema betrachten. Der Ausgangspunkt des
Briefs ist die Bedrängnis, in der sich die Thessalonicher durch Verfolgungen
seitens ihrer heidnischen Umgebung befanden (V. 4f.; vgl. 1. Thess. 2,14;
3,1-4). Ihre Standhaftigkeit und Glaubenstreue in den Übergriffen von Seiten
der Götzendiener ist ein Anzeichen des gerechten Gerichts über die Bösen; die
Gläubigen demonstrieren damit, daß das Reich Gottes, um dessentwillen sie
leiden, sich am Ende stärker erweisen wird als das Reich der Finsternis, dem
die Christenverfolger dienen (V. 5).
Der große Tag des Herrn
Paulus lenkt den Blick der
Angefochtenen, die momentan das Eingreifen Gottes gegen ihre Bedränger nicht
erlebten, auf das Endgericht Gottes am Tag
des Christus (identisch mit „Tag des Herrn“), der eine große Abrechnung mit all denjenigen sein wird, die
Feinde Gottes waren und sind (vgl. 2. Petr. 3,3-12). Für sie selbst wie für
alle wahren Gläubigen wird dieser Tag Erquickung und Ruhe bringen, wenn der
Herr in Seiner Herrlichkeit auf Erden offenbart wird, denn sie sind zu diesem
Zeitpunkt schon mit Ihm durch die Entrückung vereint (vgl. 1. Thess. 4,13-18;
2. Thess. 2,1f.) und werden "mit ihm geoffenbart werden in
Herrlichkeit" (Kol. 3,4; vgl. 2. Thess. 1,10-12).
Für die Frevler, die Sünder aber,
diejenigen, "die Gott nicht anerkennen und die dem Evangelium unseres
Herrn Jesus nicht gehorsam sind" (V. 8 - Sch), entbrennt dann der lange
zurückgehaltene Zorn Gottes (2. Petr. 3,7-10 - Sch) über alle Gottlosigkeit und
Ungerechtigkeit der Menschen (vgl. Rö. 1,18-32) in seiner ganzen Schärfe:
"Sie werden Strafe erleiden, ewiges Verderben vom Angesicht des Herrn und
von der Herrlichkeit seiner Stärke" (V. 9). Dieser Tag des Herrn wird das
gerechte Gericht Gottes mit sich bringen, die Abrechnung, die Vergeltung für
alle Bosheit, die sündige Menschen auf dieser Erde begangen haben.
Der "Tag des Herrn" ist in
Wahrheit ein langer, mehrere Phasen umspannender Zeitraum (vgl. 2. Petr. 3,8),
in dem Gott durch den Herrn Jesus Christus als Richter Sein Gericht über alle
Geschöpfe vollendet. Dieser große Gerichtstag beginnt in gewisser Weise bereits
mit der Entrückung der Gemeinde, wenn die letzten Schranken für die Flut der
Bosheit und des Verderbens beseitigt werden und die Siegelgerichte über die
Welt hereinbrechen. Das umfassende Gericht Gottes schließt auch das
Preisgericht über die Gläubigen ein (vgl. 1. Kor. 1,8; 3,13; 4,3-5; 2. Kor.
1,14; Phil. 1,6; 1,10; 2,16; 1. Joh. 4,17); dieser besondere Gerichtstag des
Herrn für die Gemeinde, bei dem es nicht um Heil oder Verdammnis, sondern um
den Lohn der Erlösten geht, wird im NT als "Tag unseres Herrn Jesus
Christus" bzw. als "Tag des Christus" bezeichnet.
Der eigentliche Höhepunkt des
"Tages des Herrn" jedoch ist die Wiederkunft des Christus auf Erden
in Herrlichkeit (vgl. Mal. 3,2-5; Jes. 2,10-21; Jes. 13,6-13; Joel 2,1-11; Am.
5,18-20; Zeph. 1,14-18; Sacharja 12, 13, 14) und das Gericht an den Feinden
Gottes, die zu der Zeit auf Erden leben, besonders an dem Antichrist. Er
schließt den Sturz Satans und seiner Engel und deren Bindung ein, das
Tausendjährige Reich, die letzte antichristliche Völkerrebellion nach
Freilassung des Satans, die endgültige Verbannung Satans in den Feuersee und
das Endgericht über alle Menschen, die nicht im Lebensbuch des Lammes stehen.
Am Ende dieses Gerichtstages vergehen
die jetzigen Himmel und die Erde, die alte Schöpfung, im Feuer Gottes (2. Petr.
3,10-13 - Sch), und nach diesem Gerichtstag krönt Gott Sein herrliches
Erlösungswerk mit der Neuschöpfung von Himmel und Erde: "Und ich sah einen
neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind
vergangen, und das Meer ist nicht mehr. Und ich sah die heilige Stadt, das neue
Jerusalem, aus dem Himmel herabsteigen von Gott, zubereitet wie eine für ihren
Mann geschmückte Braut" (Offb. 21,1f. - Sch).
Gott ist ein Gott des Gerichts
Die ernsten, ehrfurchtgebietenden
Worte, die die Heilige Schrift gebraucht, um das große Gericht des heiligen
Gottes über die sündige Menschheit zu beschreiben, mögen vielen Christen
Unbehagen bereiten, die bereitwillig eine einseitige Verkündigung aufgesogen
haben, nach der Gott die Sünder nur und bedingungslos liebe und "annehme,
so wie sie sind".
Das gerechte Gericht Gottes, der
glühende Zorn Gottes über alle Sünde und alle Gottlosigkeit kommt in der
"modernen" Verkündigung auch in gläubigen Kreisen kaum mehr vor.
Deshalb erkennen sie Gott auch nicht als den Richter, sie erkennen nicht Sein
Gerichtshandeln in der Geschichte und besonders in den letzten Tagen. Die
Schrift aber sagt von Gott, dem Sohn, dem Lamm:
"Dein Thron, o Gott, ist immer und
ewig,
ein Zepter der Geradheit ist das Zepter
deiner Herrschaft.
Gerechtigkeit hast du geliebt und
Gottlosigkeit [od. Frevel, Gesetzlosigkeit] gehaßt:
darum hat Gott, dein Gott dich gesalbt
mit Freudenöl vor deinen
Gefährten." (Ps. 45,7f.)
Gott haßt die Sünde, alle Bosheit und
Ungerechtigkeit; sie ist absolut unvereinbar mit Seinem gerechten, heiligen
Wesen, mit Seiner Liebe. Daher spricht die Weisheit Gottes: "Die Furcht
des HERRN bedeutet, Böses zu hassen. Hochmut und Stolz und bösen Wandel und
einen ränkevollen Mund, das hasse ich" (Spr. 8,13). Die Schrift bezeugt
aber auch, daß Gott die Gottlosen, die Frevler haßt, die, die Ihn verwerfen:
"Denn du bist nicht ein Gott, der
an Gottlosigkeit [od. Frevel, Gesetzlosigkeit] Gefallen hat;
bei dir darf ein Böser nicht weilen.
Verblendete dürfen nicht vor deine
Augen hintreten;
du hassest alle, die Frevel tun.
Du läßt die Lügenredner verlorengehen;
den Mann des Blutes und des Truges
verabscheut der HERR." (Ps. 5,5-7)
Gottes Liebe zu den verlorenen Sündern
hat sich darin geoffenbart, daß Er Seinen Sohn als Opferlamm für sie gegeben
hat (Joh. 3,16) und einen Weg zur Umkehr und Versöhnung geöffnet hat durch den
Kreuzestod Jesu Christi. Wer aber diesen Weg ablehnt und Christus nicht
annimmt, auf dem bleibt der Zorn Gottes (Joh. 3,18-21.36), und je weiter wir in
der letzten Zeit fortschreiten, umso eindringlicher erweist sich das Wort aus
Rö. 2,4-6: "Oder verachtest du den Reichtum seiner Gütigkeit und Geduld
und Langmut und weißt nicht, daß die Güte Gottes dich zur Buße leitet? Nach
deiner Störrigkeit und deinem unbußfertigen Herzen aber häufst du dir selbst
Zorn auf für den Tag des Zorns und der Offenbarung des gerechten Gerichtes Gottes,
der einem jeden vergelten wird nach seinen Werken (...)"
Das Ausreifen der Bosheit als
endzeitliches Gericht
Mit dem Fortschreiten der Bosheit
verschärft sich auch Gottes Gerichtshandeln gegen die sündigen Menschen der
Endzeit. Auch darin können wir bei allem Leid, das durch verstärkte
Hungersnöte, Naturkatastrophen und Kriege ausgelöst wird, noch die Gnade Gottes
erkennen, der mit ernsten Erschütterungen zur Umkehr mahnt, bevor es zu spät
ist und sich Sein Zorn unaufhaltsam über die Frevler ergießt.
Auch die zunehmende Gesetzlosigkeit und
Zügellosigkeit der Sünde ist in gewisser Weise Ausdruck des Gerichtes Gottes.
Römer 1 zeigt uns, daß eine Züchtigungsmaßnahme Gottes für unbußfertige,
dreiste Sünder darin besteht, daß Er sie dahingibt
in einen verworfenen Sinn, zu tun, was sich nicht geziemt (Rö. 1,28). Das
bedeutet, daß Er Seine bewahrende Gnade mehr und mehr zurückzieht und die bösen
Menschen in einer unheilbaren Verblendung und einem Taumel der Sünde ihrer
eigenen Bosheit überläßt. Verblendung und Verstockung der Herzen sind
Gerichtswege Gottes an denen, die Ihn hassen und ablehnen und trotz Mahnung an
der Sünde festhalten (vgl. das Vorbild des Pharao, 2. Mose 4-11).
Der Antichrist als
Gerichtswerkzeug Gottes
Nur aus diesem heiligen Ernst der
Gerichtswege Gottes heraus können wir verstehen, daß auch das Kommen des Menschen der Sünde (Lu12), des Antichristen, letztlich ein Teil
von Gottes Plan mit dieser verdorbenen Welt ist. Die Welt hat den wahren
Propheten, den wahren Messias abgelehnt; nun soll sie bekommen, was sie sich
gewünscht hat - einen falschen Propheten und falschen Messias, dem sie zu Füßen
liegen wird (vgl. Offenbarung 13).
Gottes
Gerichtswege zielen darauf ab, ans Licht zu bringen, was an Bosheit,
Verdorbenheit und Gottfeindlichkeit im Herzen der sündigen Menschen verborgen
ist. Der Antichrist, die Verkörperung und Krönung der gottfeindlichen
falschen Religion des sündigen Menschen (Babylon), ist somit ein Werkzeug des
Gerichtes Gottes; er wird auf die Spitze treiben und vollenden, was diese
gottlose Welt unter der Regie ihres Fürsten in all den Jahrtausenden an Frevel
gegen den heiligen Gott begangen hat. Erst dann, so belehrt uns der 2.
Thessalonicherbrief, wird der Tag des Herrn kommen, der große Tag der Abrechung
- erst, wenn das Maß der Schuld voll ist.
Wenn der Satan den Antichristen
offenbar machen wird, dann kann er dies nur, weil Gott es so zugelassen und
gewollt hat; die antichristliche Auflehnung gegen Gott ist Teil von Gottes
Gericht über die Menschen und keinesfalls Seiner obersten Regierungsgewalt
entzogen. Das wird in Offenbarung 13 deutlich, wenn von dem ersten Tier, dem
antichristlichen römischen Reich, mehrfach gesagt wird: "Und es wurde ihm
[von Gott!] gegeben..."
"Und es wurde ihm Macht gegeben, zweiundvierzig Monate zu wirken."
Weder der Drache noch das Tier können
von sich aus Macht an sich reißen gegenüber dem, der allmächtig ist und über
dem Kosmos thront. Sie können nichts tun, es sei denn, Gott gewährt es ihnen!
So ist auch die Frist für das verführerische Wirken des Tieres genau bemessen,
bis auf den Tag genau, nach dem Willen des Herrn, der diese Frist schon dem
Propheten Daniel geoffenbart hat. Durch die Wirksamkeit der antichristlichen
Mächte macht Gott die große Scheidung offenbar, die zwischen den Gottesleugnern
und den Gläubigen besteht, zwischen den Verlorenen und den Auserwählten,
zwischen denen, die das Tier anbeten und denen, die im Lebensbuch des Lammes
stehen (Offb. 13,8).
Religiöser Betrug als Teil von
Gottes Endgericht
Nur wenn wir dies bedenken, verstehen
wir auch, weshalb Verführung ein Teil
des Zorngerichtes Gottes über die Frevler ist, weshalb das Wort bezeugt:
"Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß sie
der Lüge glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt,
sondern Wohlgefallen gefunden haben an der Ungerechtigkeit" (2. Thess.
2,11f.). Verführung ist ein Gericht
Gottes über die, die
Seinem
Wort, Seiner Wahrheit nicht geglaubt haben. Sie macht offenbar, was in ihren
Herzen ist, wem sie glauben wollen.
Wenn die Endzeit von zunehmender
religiöser Verführung gekennzeichnet ist, so braucht das uns Gotteskinder nicht
verzagt oder unsicher machen; all das geschieht unter göttlicher Zulassung und
ist Merkmal der ausreifenden Bosheit der letzten Zeit, die sich immer
deutlicher auf die Endphase, die Offenbarung des Antichristen, zubewegt.
Auch wenn der Wirkungskreis der wahren
Gemeinde immer enger wird, die Menschen immer weniger offen sind für das
Evangelium, das Falsche großen Zulauf erhält und das Echte verachtet wird, dann
darf uns das nicht entmutigen, denn das sind die unvermeidlichen Kennzeichen
einer Zeit, die auf das Endgericht zuläuft, in der die Bosheit und die Sünde
noch einmal einen letzten Höhepunkt erreichen müssen, bevor Gott eingreift.
Unser Herr selbst hat diese Zeit so
gekennzeichnet, daß in ihr die Gesetzlosigkeit (anomia) zunimmt (Mt. 24,12). Wer heute falsche Erwartungen nach
einer Riesenerweckung und "Heilung der Gesellschaft" hegt, hat seine
Ohren von der Wahrheit abgekehrt und sich den Fabeln zugewandt (2. Tim. 4,4). Unsere Hoffnung in dieser Zeit des Verfalls
ist nicht eine schwarmgeistig aufgeputschte religiöse Massenbewegung, sondern
es ist der wiederkommende Herr, den wir erwarten sollen, und umso sehnlicher
erwarten werden, je mehr sich die zunehmende Bosheit der letzten Tage
offenbart.
Das ist der Trost, den Paulus auch den
Thessalonichern vermittelt, die wohl in Sorge waren, sie seien bereits mitten
in den Zorngerichten des Tages des Herrn: Wir, die Söhne des Lichts, die durch
Gottes Gnade Auserwählten und Geliebten, werden nicht in den Zorn des
Gerichtstages, der großen Drangsal kommen, sondern vorher entrückt und mit
unserem Erlöser vereinigt werden. "Denn Gott hat uns nicht zum Zorn
bestimmt, sondern zum Erlangen des Heils durch unseren Herrn Jesus
Christus" (1. Thess. 5,9). Die letzte Flut des Bösen kommt erst über die
Erde, der Antichrist kann erst geoffenbart werden, wenn der, welcher jetzt noch
zurückhält, aus der Mitte genommen ist (2. Thess. 2,7 - IL) - der Leib des
Christus, die wahre Gemeinde (vgl. auch Offb. 3,10).[7]
3.
Die Endzeit bedeutet für die Gemeinde Verfall und nicht Aufschwung
Wenn wir die Aussagen des NT über die
Entwicklung der Gemeinde in der letzten Zeit betrachten, erkennen wir, daß sie
keineswegs der triumphale Höhepunkt der Gemeindegeschichte sein wird, sondern
im Gegenteil zunehmender Verfall, Zersetzung, Verführung und Untreue das
Gesamtbild kennzeichnen wird. Die Sendschreiben der Offenbarung geben uns ein
prophetisches Bild dieses Verfalls und Abfalls.
Auch wenn eine genaue Zuordnung der
einzelnen Botschaften zu bestimmten Abschnitten der Gemeindegeschichte nicht
ohne weiteres möglich ist und sicherlich sämtliche Sendschreiben Aspekte der
Gemeinde Christi bis zu ihrer Entrückung ansprechen, läßt sich doch von Ephesus
über Pergamon, Thyatira, Sardes bis zu Laodicea eine fortlaufende Linie des
immer mehr ausreifenden Abfalls feststellen; einzig die treue Zeugengemeinde in
der Verfolgung (Smyrna) und der treue Überrest in den Zeiten des Verfalls und
der Verführung (Philadelphia) heben sich von diesem traurigen Bild ab.
Die prophetischen Aussagen der
Briefe über den Verfall der Gemeinde
Diese Grundaussage der Sendschreiben
wird bestätigt von den prophetischen Aussagen der Apostel über die letzte Zeit
der Gemeinde. Auf sie, und nicht etwa auf die "Welt", bezieht sich ja
das Wort in 2. Tim. 3,1-5:
"Dies aber wisse, daß in den letzten Tagen schwere [od.
schlimme, böse] Zeiten eintreten werden; denn die Menschen werden selbstsüchtig
[od. selbstliebend, gr. philautoi]
sein, geldliebend, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam,
undankbar, unheilig, lieblos, unversöhnlich, Verleumder, unenthaltsam, grausam,
das Gute nicht liebend, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen, mehr das Vergnügen
liebend als Gott, die eine [äußere] Form der Gottseligkeit [od. Gottesfurcht]
haben, deren [innere] Kraft aber verleugnen; und von diesen wende dich
weg."
Solche Eigenschaften wie
"unheilig", "mehr das
Vergnügen liebend als Gott" und "die eine äußere Form der
Gottesfurcht haben" können nicht von den Menschen gesagt werden, die mit
dem Glauben und Christus überhaupt nichts zu tun haben wollen.
Hier geht es um solche, die sich selbst
zur Gemeinde zählen, die der Namenschristenheit angehören, die vielleicht
gläubige Gemeinden besuchen, auch wenn ihr Wandel zeigt, daß sie nicht wirklich
wiedergeboren sind (vgl. V. 6-9). Solche weltförmigen, weltliebenden Christen
(Jak. 4,4f.; 1. Joh. 2,15-17), die irdisch gesinnt sind und Feinde des Kreuzes
Christi (Phil. 3,17-21) werden das äußere Erscheinungsbild der Gemeinde in den
letzten Tagen weithin prägen (vgl. 2. Tim. 4,3f.). Das Wort unseres Herrn gilt
auch für die Gemeinde der Endzeit: "und weil die Gesetzlosigkeit [anomia, auch Bosheit, Frevel] überhand
nimmt, wird die Liebe [agapè] der
meisten erkalten" (Mt. 24,12).
Hier wird angedeutet, daß diese bösen,
gesetzlosen, verführerischen Einflüsse auch vor den wahren Gotteskindern (denn
nur diese haben überhaupt agapè oder
Gottesliebe) nicht haltmachen werden. In der Tat wären all die vielfältigen
Ermahnungen an die wahren Gotteskinder, wachsam zu sein, sich vor dem Verführer
zu hüten und sich nicht irreführen zu lassen, gar nicht nötig, wenn der Feind
nur Scheinchristen verführen könnte.
Es werden nicht nur Menschen zum Abfall
verführt, die keine wahren Gläubigen waren, es werden auch wahre Gläubige
verführt, die dadurch zwar nicht ins Verderben kommen, die aber großen
geistlichen Schaden erleiden können. "Da ihr, Geliebte, es nun vorher
wißt, so hütet euch, daß ihr nicht durch den Irrwahn [od. Irreführung, Betrug]
der Ruchlosen mitfortgerissen werdet und aus eurer eigenen Festigkeit
fallt" (2. Petr. 3,17). "Seht auf euch selbst, damit ihr nicht
verliert, was wir erarbeitet haben, sondern vollen Lohn empfangt" (2. Joh.
8).
Die geistlichen Gefahren der
letzten Zeit für Gläubige
Gläubige können in Gefahr kommen, die
Welt liebzugewinnen (1. Joh. 2,15-17), eigensüchtig, träge und gleichgültig zu
werden in einer fleischlichen Gesinnung (Jak. 4,1-10; Hebr. 5,11; 12,12) oder
sich von falschreligiöser Verführung einfangen zu lassen (Kol. 2,8.18-23). Ja,
echte Gotteskinder können sich von Irrlehrern verzaubern lassen, einem falschen
Evangelium Glauben zu schenken (Gal. 1,6-10; 3,1): "Ihr lieft gut. Wer hat
euch gehindert, der Wahrheit zu gehorchen? Die Überredung ist nicht von dem,
der euch beruft. Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig" (Gal.
5,7f.).
Alle diese Faktoren der Lähmung, des
Niedergangs und geistlichen Verfalls, der Untreue und Weltförmigkeit verstärken
sich in der Endzeit auch unter den wiedergeborenen Gliedern der Gemeinde
Christi. Viele lassen sich vom Zeitgeist, der immer der Geist dieser Welt ist,
irreführen und von klarer, hingegebener Christusnachfolge abbringen.
Verführerische irrgeistige Strömungen
und ein modernistisch verflachtes Kompromißchristentum breiten sich aus und
führen viele Gotteskinder in die Irre. Liebe zu den Annehmlichkeiten und
verführerischen Reizen dieser Welt, Orientierung auf Wissenschaft und
Ausbildung, menschliche Organisation und eigene Kraft ersetzen das lautere
Leben in Glauben und Gehorsam gegen die Schrift.
Ein Sich-Ausstrecken nach dem
Taumelwein aus schwarmgeistiger Quelle, nach übernatürlichen
"Kräften", "Gaben" und "Offenbarungen", eine
letztlich mystisch-heidnische Erlebnisreligion wird für viele der Ersatz für
das klare Lebenswasser des echten Heiligen Geistes, für ein biblisches
Glaubensleben in der Kreuzesnachfolge, das ihnen zu fade erscheint.
Die teuflische Verführung der
liberalen, gottlosen, ungläubigen "Theologie" hinterläßt ihre
befleckenden und lähmenden Brandmale auch bei Gläubigen, die sich gegen das
Gebot der Schrift von diesem Sauerteig nicht abgesondert haben, sondern
meinten, in ihren Kirchen und Freikirchen bleiben zu müssen und sich so dem
Gift über Jahre hinweg ausgesetzt haben.
Die raffinierten humanistischen
Irrlehren der weltlichen Psychologie und Psychotherapie mit ihren satanischen
Losungen der "Selbstliebe" und Verharmlosung der Sünde wirken bis in
Bibelschulen und Gemeinden hinein. Unter dem Deckmantel "modern"
aufgemachter Familien- und Single-Zeitschriften dringen schamloser Schmutz,
dreist-freche Anzüglichkeiten und Witzeleien über Heiliges und eine irrgeistige
Verkehrung wahren Glaubenslebens ungehindert in das Herz zahlreicher Christen.
Wer offene Augen hat, kann nicht umhin,
der Diagnose der Bibel recht zu geben: Wenn man nicht auf die äußere Fassade,
sondern auf den inneren geistlichen Zustand schaut, befindet sich die Gemeinde
heute in einem schlimmen Stadium des Verfalls. Diejenigen, die den Weg mit dem
Herrn wirklich treu und ernsthaft gehen wollen, bilden heute eine kleine
Minderheit, die mehr und mehr verspottet und auch verfolgt werden wird. Auch
bei ihnen, bei uns allen findet sich vieles, über das man sich nur persönlich
und gemeinsam beugen kann vor unserem gnädigen, langmütigen Herrn.
Wir leben ganz gewiß nicht in einer
Zeit des geistlichen Aufschwungs und der Massenerweckung; wir leben wahrhaft in
schlimmen, bösen Zeiten und tragen selbst ihre Spuren vielfältig an uns, was
uns zur Buße, Reinigung und Gesinnungsveränderung anspornen sollte.
Heilsgeschichtlich gesehen trifft
sicherlich auch für die Gemeinde zu, was Bibelausleger für all die anderen
Heilszeiten in der Geschichte der Menschheit festgestellt haben: Gott gab den
Menschen Seine Gnade, einen Bund mit Geboten und Verheißungen und Sein Wort,
und jedesmal, ob es nun die Zeit Adams oder die Zeit Noahs oder die Zeit Moses
und des mosaischen Gesetzes war, versagten die Menschen und verwarfen in Unglauben
und Ungehorsam die ihnen angebotene Gnade. Eine Zeit des Niedergangs und
Abfalls, der wachsenden Sünde folgte dem Neubeginn, und nur eine Minderheit,
ein Überrest, eine Auswahl erreichte durch Gottes Gnade das Ziel.
Genau diese Entwicklung läßt sich auch
in der Gemeinde Christi beobachten: Nach dem durch Gottes Gnade und Kraft
geprägten Anfang kamen schon zur Zeit der Apostel die Kräfte des Abfalls und
der Verführung auf; schon bald nach der Apostelzeit verließ die Gemeinde ihre
erste Liebe, gab sich der Verführung des Feindes immer mehr hin, bis zum
heutigen Laodicäa-Stadium. Nachdem sie das geoffenbarte Wort Gottes empfangen
und von den Aposteln zur Mündigkeit geführt worden war, wurde sie auf die
Bewährungsprobe gestellt und versagte kläglich.
Die Gläubigen und Treuen sind auch in
der Gemeindezeit nur eine Minderheit - ihnen, den Überwindern, gelten die
Verheißungen der Sendschreiben; die Bibel fordert uns alle, die wir an Jesus
Christus glauben, auf, ihren Weg, den Weg der Gemeinde zu Philadelphia, zu
gehen.
4.
Die Endzeit ist eine Zeit der Prüfung und Bewährung für die Gläubigen
Angesichts von Irrlehrern, die Streit
um Worte anzettelten zum Verderben der Zuhörer, ermahnt der Apostel Paulus
seinen Mitarbeiter Timotheus: "Strebe danach, dich Gott bewährt zur Verfügung zu stellen als
einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit in
gerader Richtung schneidet" (2. Tim. 2,15).
Dieser Begriff der Bewährung ist für
die Gemeinde der Endzeit von großer Bedeutung. Das griechische Wort für
"bewährt" ist dokimos; es
bedeutet im wesentlichen "erprobt, durch Prüfungen als echt
erwiesen". Der Grundgedanke ist der, daß wir selbst, daß unser Glaube
durch Anfechtungen, Nöte, Irrströmungen, Verfolgungen und Leiden von Gott auf
die Probe gestellt, geprüft werden (gr. dokimazò)
und dabei die Echtheit und innere Kraft unseres Glaubens offenbar wird, unsere
Bewährung (gr. dokimè).
a) Die Gläubigen der letzten Zeit
müssen durch Bedrängnisse und Nöte gereinigt und bewährt werden
Gerade in der letzten Zeit werden die
wahren Gläubigen von Gott geprüft und geläutert und dadurch auch von unechten
oder halbherzigen Gläubigen unterschieden und getrennt. Die zunehmende Bosheit
und Verderbtheit der letzten Tage bringt für wahre Gotteskinder vielfältige
Prüfungen in Form von Ablehnung und Verfolgung, aber auch in Form von
Versuchung zur Sünde und Gesetzlosigkeit und irrgeistiger Verführung mit sich.
So geht der Weg der Treuen durchs Feuer
der äußeren und inneren Anfechtungen und Bedrängnisse, durch Isolation und
Angriffe gerade auch von anderen Christen, durch innere Nöte und äußere Leiden.
Deshalb ist es wichtig, den göttlichen Zweck aller dieser Prüfungen im Auge zu
behalten, den uns der Apostel Petrus offenbart:
"Gepriesen sei der Gott und Vater
unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns
wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu
Christi aus den Toten, zu einem unvergänglichen und unbefleckten und
unverwelklichen Erbteil, das in den Himmeln aufbewahrt ist für euch, die ihr in
der Kraft Gottes durch Glauben bewahrt werdet zur Errettung, die bereit ist, in
der letzten Zeit geoffenbart zu werden.
Darin frohlockt ihr, die ihr eine
kleine Zeit, wenn es nötig ist, in mancherlei Versuchungen betrübt worden seid,
damit die Bewährung [od. Echtheit] eures
Glaubens viel kostbarer erfunden wird als die des vergänglichen Goldes, das
aber durch Feuer erprobt wird, zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der
Offenbarung Jesu Christi (...)" (1. Petr. 1,3-7)
Gottes Ziel mit den Anfechtungen und
Prüfungen, die Er über Seine Kinder gehen läßt, ist unsere Bewährung; wir sollen gereinigt und geläutert werden im Feuer der
Bedrängnisse, und zugleich soll die Echtheit unseres Glaubens und unseres
Lebens aus Gott offenbar werden zur Verherrlichung des Herrn.
Auch im Jakobusbrief wird uns Trost
zugesprochen: "Achtet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in
mancherlei Versuchungen geratet, indem ihr erkennt, daß die Bewährung eures
Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber soll ein vollkommenes Werk
haben, damit ihr vollkommen [od. ausgereift, mündig] und vollendet seid und in
nichts Mangel habt" (Jak. 1,2-4). "Glückselig der Mann, der die
Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt [dokimos] ist, wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, den er
denen verheißen hat, die ihn lieben" (Jak. 1,12; vgl. u.a. 2. Tim. 2,5; 1.
Petr. 5,4; Offb. 2,10; 3,11).
Die Prüfungen der Endzeit
scheiden das Echte vom Unechten
Zugleich erscheint dieses Feuer der
Prüfungen auch als ein Gericht Gottes an Seinem Haus (1. Petr. 5,17). So, wie
Er an Seinem Tag unsere Werke im Feuer prüfen und ihre Echtheit erproben wird
("Und wie das Werk eines jeden beschaffen ist, wird das Feuer erweisen
[od. erproben = dokimazò]" - 1.
Kor. 3,13b), so wird auch hier schon im Feuer der Prüfungen Gottes das Unechte,
nicht von Ihm Gewirkte teilweise offenbar.
So, wie es Bewährte gibt, gibt es auch
solche, die in der Anfechtung und Verführung offenbaren, daß sie unecht,
unbewährt (gr. adokimos) sind. Zu
ihnen zählen Anhänger verführerischer Irrströmungen zur Zeit des Paulus, die er
so kennzeichnet: "Auf die Weise aber wie Jannes und Jambres [Zauberer am
Hof des Pharao] Mose widerstanden, so widerstehen auch sie der Wahrheit,
Menschen, verdorben in der Gesinnung, im Blick auf den Glauben unbewährt"
(2. Tim. 3,8).
"Sie geben vor, Gott zu kennen,
aber in den Werken verleugnen sie ihn und sind abscheulich und zu jedem guten
Werk unbewährt" (Tit. 1,16). Wie ernst ist das Wort des Paulus an die in
Sünde und irrgeistige Verführung verstrickten Korinther: "Prüft euch, ob
ihr im Glauben seid, untersucht euch! Oder erkennt ihr euch selbst nicht, daß
Jesus Christus in euch ist? Es sei denn, daß ihr etwa unbewährt seid" (2.
Kor. 13,5).
Bewährung setzt Absonderung von
Sünde und Irrlehre voraus
Zur Bewährung der Treuen gehört nach
der Schrift auch, daß sie sich absondern von allen, die unbewährt und verderbt
sind, in dem Wissen um das Gesetz der Verführung: "Ein wenig Sauerteig
durchsäuert den ganzen Teig" (Gal. 5,9). Deshalb gibt uns der Herr in
Seinem Wort immer wieder das Gebot, sich abzukehren von allen, die Irrlehren
nachgehen oder bewußt dem Wort ungehorsam sind. Diese rechte Absonderung (nicht zu verwechseln mit sektiererischer
Abkapselung oder falschen Spaltungen!) ist ein Wesensmerkmal der Überwinder,
der bewährten Gläubigen der Endzeit, wie uns das Wort sagt:
*
"Ich ermahne euch aber, Brüder, daß ihr achthabt auf die, welche
entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt, Parteiungen [od. Spaltungen, Zwistigkeiten]
und Ärgernisse anrichten, und wendet euch
von ihnen ab" (Rö. 16,17); "(...) von solchen halte dich ferne!" (1. Tim. 6,5 - Sch).
*
"(...) die eine [äußere] Form der Gottseligkeit haben, deren
[innere] Kraft aber verleugnen, und von
diesen wende dich weg" (2. Tim. 3,5).
*
"Einen Menschen, der Spaltungen anrichtet [gr. hairetikon anthròpon, von hairesis
= auf Irrlehre beruhende Parteiung, vgl. 2. Petr. 2,1], weise nach einmaliger oder zweimaliger Verwarnung ab; du weißt ja,
daß ein solcher Mensch auf verkehrte Wege geraten und nach seinem eigenen
Urteil ein Sünder ist" (Tit. 3,10f. - Me).
*
"Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt
[diese umfaßt die gesamten inspirierten Lehren des NT, vgl. Joh. 14,26;
16,12-15], hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, der hat sowohl den Vater
als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt
ihn nicht! Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken" (2.
Joh. 9-11).
Gefäße zur Ehre und Gefäße zur
Unehre
Im 2. Timotheusbrief gibt der Apostel
Paulus nicht nur seinem Mitarbeiter Timotheus, sondern auch den treuen
Gläubigen der Endzeit klare Anweisungen zur Absonderung, die Voraussetzung für
unsere Bewährung ist.[8]
Nachdem er Timotheus ermutigt hat "Strebe danach, dich Gott bewährt zur
Verfügung zu stellen" (2. Tim. 2,15), ermahnt er ihn, sich von den
Irrlehrern der damaligen Zeit klar abzugrenzen: "Die unheiligen, leeren
Geschwätze aber vermeide [d.h. habe
nichts mit ihnen zu tun] denn sie [die Irrlehrer] werden zu weiterer
Gottlosigkeit [od. Frevel] fortschreiten, und
ihr Wort wird um sich fressen wie Krebs" (V. 16).
Paulus gibt hier einen weiteren
prophetischen Hinweis darauf, daß die Irrlehren in der letzten Zeit großen
Erfolg haben werden und sich wie eine tödliche Krankheit unter der Christenheit
ausbreiten werden (vgl. das Gleichnis vom Sauerteig). Der wahre Gläubige soll
sie meiden, d.h. ihnen aus dem Weg
gehen, nicht dorthin gehen, wo sie gelehrt und verbreitet werden, denn sie
zerstören den Glauben mancher, d.h. bringen ihn zu Fall, stürzen ihn um (V.
17).
Nicht nur für uns Gläubige der Endzeit
ist das zerstörerische Wirken von Irrströmungen eine schwere Anfechtung und
Belastung; auch Timotheus drohte wohl durch das Wirken der Irrlehrer entmutigt
zu werden. Paulus weist ihn deshalb zunächst auf die Souveränität Gottes hin,
der alles in Seiner Hand hat: "Doch der feste Grund Gottes steht und hat
dieses Siegel: Der Herr kennt [w. hat erkannt, ginòskò], die sein sind" (V. 19a). Gott weiß die, die wahrhaft
Seine Kinder sind, zu bewahren und auf dem rechten Weg zu lenken (vgl. 2.
Petr. 2,9f.). Der Feind darf nur das
zerstören, was letztlich unecht ist; er darf nur diejenigen Gläubigen
beeinträchtigen, die ungehorsam und im Glauben nicht gesund sind. Diese
ermutigende Verheißung verbindet Paulus jedoch mit einer Ermahnung, die unseren
Wandel als Gläubige betrifft. Gottes Zusage der Bewahrung ist nichts, worauf
die Gläubigen sich ausruhen können, indem sie nachlässig-fleischlich leben oder
mit der Sünde spielen: "Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von
der Ungerechtigkeit!" (V. 19b).
Das erinnert uns an die ernsten Worte
des Herrn, mit denen er die irrgeistigen Propheten und Wunderwirker einmal
abweisen wird: "Ich habe euch niemals gekannt [ginòskò = kennen, erkennen, wie in 2. Tim. 2,19a!]. Weicht von mir,
ihr Übeltäter! [w. ihr Täter der Gesetzlosigkeit, anomia]" (Mt. 7,23). Ob jemand ein wahres Gotteskind und von
Gott erkannt ist, zeigt sich in seinem Wandel, in seiner Haltung zur Sünde
einerseits und zum Wort Gottes andererseits.
Nun gibt Paulus uns eine wichtige
Belehrung über die Zustände in der Christenheit der letzten Zeit und unsere
Haltung dazu. Er vergleicht die Christenheit mit einem großen Haus (das
äußerliche Reich der Himmel, die Namenschristenheit). Jeder Christ wird in
diesem Bild einem Gefäß verglichen, das vom Hausherrn gebraucht werden soll
(vgl. dazu auch Rö. 9,21-23; Apg. 9,15; Hebr. 9,21).
"In einem großen Haus aber sind
nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und
die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre" (V. 20). Der Bezug zu Rö.
9,21-23 ist offensichtlich und sehr ernst. Die nicht wiedergeborenen
Scheinchristen und besonders die Irrlehrer werden hier den Gefäßen zur Unehre
verglichen, und von diesen heißt es in Rö. 9,22, daß sie "Gefäße des
Zorns" sind, die "zum Verderben zubereitet sind" (vgl. dazu auch
Phil. 3,18f.; 2. Petr. 2,1-3).
Wer nun aber ein Gefäß zur Ehre sein
will, der muß eine klare Voraussetzung erfüllen: "Wenn nun jemand sich von diesen reinigt [ekkatheirò], wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich
dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet" (V. 21). Das hier verwendete
Wort ekkatheirò bedeutet ausfegen,
völlig oder gründlich reinigen, blankputzen, übertragen auch etwas läutern oder
Schmutziges, Verdorbenes ausrotten. Es wird vom Heiligen Geist in 1. Kor. 5,7
in bezug auf die Reinigung vom Sauerteig gebraucht, die ja für die Juden eine
unerläßliche, von Gott gebotene Vorbereitung auf das Passahmahl war (vgl. 2.
Mo. 13,7): "Fegt den alten Sauerteig
aus, damit ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja bereits ungesäuert seid.
Denn auch unser Passah, Christus, ist geschlachtet. Darum laßt uns Festfeier
halten, nicht mit altem Sauerteig, auch nicht mit Sauerteig der Bosheit und
Schlechtigkeit, sondern mit Ungesäuertem der Lauterkeit und Wahrheit."
"Geht aus ihrer Mitte hinaus
und sondert euch ab!"
Das Wort Gottes fordert also die wahren
Gläubigen auf, nichts mit den Gefäßen der Unehre zu tun zu haben, jede
verunreinigende Berührung mit ihnen zu vermeiden und sich von jeder solchen
Verunreinigung gründlich zu reinigen. Sie sind zwar mit den anderen in dem
"großen Haus" der Christenheit äußerlich zusammen, aber sie sollen
nicht mit ihnen in einer Gemeinde, in praktischer Gemeinschaft und
Zusammenarbeit leben, sondern sich von ihnen absondern und rein erhalten. In
diesem Zusammenhang ist auch die Ermahnung aus 2. Kor. 6,14-18 von brennender
Bedeutung für die heutige Zeit:
"Geht nicht unter fremdartigem
Joch mit Ungläubigen! Denn welche Verbindung haben Gerechtigkeit und
Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche
Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem
Ungläubigen? Und welcher Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern?
Denn wir sind der Tempel des lebendigen
Gottes, wie Gott gesagt hat: 'Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich
werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.'
Darum
geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt
Unreines nicht an, und ich werde
euch annehmen und werde euch ein Vater sein, und ihr werdet mir Söhne und
Töchter sein, spricht der Herr, der Allmächtige."
Hier geht es nicht nur um völlig
Ungläubige, um "Heiden", sondern auch um die Scheingläubigen und
Irrlehrer, um falsche Propheten und Leute, die Spaltungen verursachen. Gemeint
sind auch alle äußerlichen Christen, die in Wahrheit immer noch Sünder und
Götzendiener sind und sich in Kirchen und irrgeistigen Strömungen im Namen
Christi betätigen, ohne daß der Herr sie erkannt hätte. Dort, wo sie geduldet
werden oder gar die Oberhand haben, ist kein Platz für ein treues Gotteskind;
hier gilt das Gebot Gottes: "Geht aus ihrer Mitte hinweg und sondert euch
[von ihnen] ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an"!
Der äußeren Absonderung muß jedoch auch
die innere Reinigung und Heiligung folgen, denn das Gift der Verführung und des
Zeitgeistes kann auch dann an uns wirken, wenn wir äußerlich abgesondert sind,
aber innerlich weltlich und fleischlich gesinnt. Davon spricht 2. Kor. 7,1:
"Weil wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so wollen wir uns
reinigen von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes, zur Vollendung der
Heiligung in Gottesfurcht" (Sch).
Gerade in der letzten Zeit, in der
verführerische Irrlehren zunehmend Einfluß gewinnen und auch manche
Gotteskinder in ihren Bann ziehen, ist eine biblisch gesunde Absonderung für
die treuen Gläubigen von großer Bedeutung, wenn sie nicht von dem Gift des
Feindes angesteckt werden wollen.
Das Wort Gottes sagt uns, daß ein
wahrer Gläubiger keinerlei Gemeinschaft mit Irrlehrern oder solchen Gläubigen,
die an Irrlehren festhalten, haben sollte, weil er sonst an ihren Sünden
teilnimmt und selbst in Gefahr ist, angesteckt zu werden. Die Landeskirchen und
Freikirchen, in denen die tödliche Irrlehre der liberalen Theologie geduldet
wird bzw. sogar vorherrscht, und in denen auch die verführerischen Irrlehren
der Charismatischen Bewegung offizielle Förderung erfahren, können also für
einen bibeltreuen Christen eigentlich keine geistliche Heimat sein, wenn er die
Ermahnungen des Wortes Gottes wirklich ernst nimmt.
Die Notwendigkeit biblischer
Gemeinde in der letzten Zeit
Aus dem fortschreitenden Einfluß des
Verfalls und der Irreführung ergibt sich die dringende Notwendigkeit, gerade in
der letzten Zeit Gemeinde auf der Grundlage des Wortes Gottes zu bauen, auch
wenn das bedeutet, daß die ernsthaften Gläubigen ihre alte, liebgewordene
Gemeinschaft, vielleicht eine äußerlich "blühende", reibungslos
funktionierende Gemeinde verlassen müssen und zunächst nur in Hauskreisen oder
schwachen, kleinen Gemeinden zusammenkommen können.
Hier muß sich die ganze Treue zum Wort
Gottes, die echte Hingabe an den Herrn bewähren. Sind wir bereit, Gewohntes,
Wohlvertrautes zu verlassen und im Vertrauen auf Ihn hinauszugehen aus der
Vermischung und Verderbnis? Sind wir um Seinetwillen zu echten Opfern bereit,
auch dazu, mißverstanden und verleumdet zu werden? "Deshalb laßt uns zu
Ihm hinausgehen, außerhalb des Lagers, und Seine Schmach tragen. Denn wir haben
hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir" (Hebr.
13,13f.).
Auf der anderen Seite gibt es für
solche Gläubigen, die die Notwendigkeit der Absonderung erkannt haben, andere
Versuchungen und Gefahren, falsche Lehren und scheinradikale Prinzipien, hinter
denen auch der Verführer steckt. Sie führen zu einer sektiererischen
Abkapselung, zu einer falschen Trennung auch von anderen treuen Gläubigen
aufgrund von unbiblischen Sonderlehren oder äußerlichen Dingen. Hier braucht es
wahrhaft die Gesinnung Jesu Christi, um den richtigen Weg für die letzte Zeit
zu finden.
Die fleischliche Haltung, die Gesinnung
des alten Menschen führt entweder zu widergöttlicher Vermischung und
geistlicher Unzucht oder aber zu sektiererischem Parteigeist. Die geistliche
Gesinnung führt zu einer Vereinigung dessen, was vom Herrn her zusammengehört,
und zu einer Absonderung von dem, was draußen bleiben muß.
Daß wir dies angesichts unseres
vielfältigen Versagens und des verbreiteten Mangels an echter geistlicher
Gesinnung nur annäherungsweise erreichen können, liegt auf der Hand; aber wenn
wir die klaren Aussagen des Wortes Gottes mißachten und in einer unbiblischen
Vermischung bleiben, ist der Schaden weitaus größer.
Jeder Versuch, biblisch gegründete
Gemeinschaft für die Gläubigen der Endzeit zu schaffen, kann nur gelingen, wenn
er auf echter Buße beruht, auf einem aufrichtigen Streben nach Reinigung und
Heiligung unserer Herzen, auf der Gesinnung Jesu Christi. Bibeltreue Gemeinde
in der Endzeit kann nur entstehen, wo der Herr Jesus Christus nicht nur der
unantastbare Grundstein ist, sondern auch in Wahrheit der Baumeister, denn:
"Wo der HERR nicht das Haus baut, da arbeiten umsonst, die daran
bauen" (Ps. 127,1).
Wenn wir erkennen, daß das Entstehen
biblischer Gemeinde in dieser Zeit des Verfalls ein Wunder der Gnade Gottes
ist, dann verstehen wir auch, daß dieses Wunder nur geschehen kann, wo wir in
Demut und Buße das Angesicht Gottes suchen, wo wir uns von Ihm zurechtbringen
und zubereiten lassen, uns reinigen lassen von Hochmut, Ichhaftigkeit und
fleischlicher Gesinnung und uns als lebendige Steine von Ihm zusammenfügen
lassen.
Jeder Versuch zum Gemeindebau, der mit
fleischlichen Methoden und aus eigener Kraft geschieht, der
modernistisch-liberales Gedankengut und Kompromisse mit dem Weltgeist mit
einbaut, wird in den Stürmen der Endzeit keinen Bestand haben. Nur was in der
völligen Hingabe an den Herrn Jesus, im schlichten Gehorsam gegen Sein Wort, in
der Kraft des Geistes gebaut wurde, hat Bestand.
Wahre Gemeinde entsteht und entwickelt
sich nicht anders als nach dem Gesetz des Weizenkorns, das uns unser Herr
vorgelebt hat: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt,
bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben
liebt, wird es verlieren; und wer sein Leben in dieser Welt haßt, wird es zum
ewigen Leben bewahren" (Joh. 12,24f.).
Wahre Gemeinde entsteht und besteht nur
dort, wo der Bauplan Gottes für Sein Haus getreulich und in Einfalt befolgt
wird, den Er in Seinem Wort geoffenbart hat. So viele Bauleute bauen nach
Plänen, die (zumindest teilweise) von Menschen entworfen und nach menschlichen
Ideen und Traditionen geformt wurden. Sie bauen zwangsläufig Holz, Heu und
Stroh mit hinein, und ihr Bau wird keinen Bestand haben (vgl. 1. Kor. 3,6-17).
Von der Stiftshütte, dem alttestamentlichen Schattenbild der wahren Gemeinde,
heißt es aber im Wort Gottes: "So wurde die ganze Arbeit der Wohnung des
Zeltes der Begegnung vollendet: die Söhne
Israel machten es ganz so, wie der HERR dem Mose geboten hatte, so machten sie
es" (2. Mo. 39,32).
Philadelphia: die Gemeinde der
Treuen
Zum Abschluß möchten wir uns das
prophetische Bild der treuen Gemeinde in der letzten Zeit betrachten, das der
erhöhte Herr Jesus Christus uns in der Offenbarung gibt. Das Sendschreiben an
die Gemeinde in Philadelphia zeigt uns, daß es mitten im endzeitlichen Verfall
einen treuen Überrest, wahre Gemeinde Christi gibt und geben wird, bis der Herr
kommt, um die Seinen zu entrücken. Aus diesen Worten Jesu Christi haben gewiß
schon zahllose treue Gläubige Mut und Hoffnung geschöpft; sie sind allen, die
den Herrn liebhaben, Ansporn und Trost, Stärkung und Ermahnung gewesen, und das
wird so bleiben bis ans Ende.
Andererseits sind diese Worte auch
immer wieder mißbraucht worden, um schwarmgeistige Sonderlehren über eine
Elite-Sonderauswahlgemeinde zu stützen, und es gab in der Geschichte nicht
wenige Gruppen, die mit dem Anspruch "Wir sind die wahre
Philadelphia-Gemeinde" Anhänger geworben haben.
Demgegenüber müssen wir feststellen,
daß die Worte des Herrn für uns prophetische
Bedeutung haben, und das heißt, daß sie zu unserer Ermahnung und Auferbauung
geoffenbart wurden. Keine Gemeindegruppierung kann sich anmaßen, der alleinige
und wahre Adressat dieser Prophetie zu sein. Ob und inwieweit Gemeinden oder
einzelne Gläubige wirklich zu den Treuen, zu den Überwindern der letzten Zeit
gehören, wird der Herr beurteilen, und das entscheidet sich an unserer
Herzensgesinnung und unseren Taten, nicht an irgendwelchen Lippenbekenntnissen.
Der Herr Jesus offenbart sich der
Gemeinde in Philadelphia als der Heilige und Wahrhaftige, als der Messias
Gottes, der wahre Erbe des Thrones Davids, der von Gott gesalbte König, der
bestimmt, wer in Sein Reich eingeht und wer nicht (Offb. 3,7). Als der Herr und
Richter Seiner Gemeinde sagt Er von sich: "Ich kenne deine Werke" (V.
8a). Gott wird einem jeden vergelten - nicht nach unseren Absichten, Vorsätzen
und Reden, sondern nach unseren Werken,
nach dem, ob wir Seinen Willen getan haben und Seinem Wort gehorsam waren oder
nicht. Wohl uns, wenn wir dies uns zu Herzen nehmen in dieser Zeit der
Gesetzlosigkeit!
Aber die Gemeinde der Treuen muß sich
vor dem prüfenden Auge ihres richterlichen Herrn nicht fürchten; sie hat sich
die Ermahnung des Wortes zu Herzen genommen:
"Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend
allen Menschen, und unterweist uns, damit wir die Gottlosigkeit und die
weltlichen Lüste verleugnen und besonnen und gerecht und gottesfürchtig leben
in dem jetzigen Zeitlauf, indem wir die glückselige Hoffnung und Erscheinung
der Herrlichkeit unseres großen Gottes und Heilandes Jesus Christus erwarten.
Der hat sich selbst für uns gegeben, damit er uns loskaufte von aller
Gesetzlosigkeit und sich selbst ein Eigentumsvolk reinigte, das eifrig sei in
guten Werken." (Tit. 2,11-14)
"Siehe, ich habe eine geöffnete
Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann; denn du hast eine kleine Kraft
und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet" (V.
8b). In diesem Satz charakterisiert der Herr die Gemeinde der Überwinder, und
die Kennzeichen, die Er gibt, strafen den anmaßenden Anspruch der Pfingst- und
Charismatischen Bewegung Lügen, zu diesem endzeitlichen Überrest der Treuen zu
gehören. Während die schwarmgeistigen Falschpropheten überall von der
"großen Kraft", von "Power" und Welterweckung reden, sagt
der Herr von Philadelphia: Du hast nur eine kleine, eine geringe Kraft.
Hier ist nicht von einer
falschgeistigen Massenbewegung die Rede, wie wir sie heute erleben, sondern von
treuen Gläubigen, die auch angesichts der übermächtig werdenden Verführung,
angesichts des immer offeneren Abfalls breiter Kreise der Christenheit das Wort
des Herrn, d.h. Seine inspirierte Offenbarung in der Schrift, bewahrt haben.
Sie haben an dem Wort der Wahrheit festgehalten, wo zahlreiche Irrlehrer dieses
Wort immer offener in Frage stellen und durch Bibelkritik den Glauben zerstören
wollen, während andere neue, gefälschte "Worte vom Herrn" in Umlauf
bringen, um als falsche Propheten die Gläubigen irrezuführen.
Während immer mehr Scheinchristen den
Namen des Herrn zwar im Munde führen, ihn in der Tat aber verleugnen, haben
diese Gläubigen den Namen des Herrn nicht verleugnet, sondern sind Ihm, Jesus
Christus, dem Gekreuzigten und Auferstandenen, dem Sohn Gottes treu geblieben.
Sie sind nicht einem "anderen Jesus" nachgelaufen, der durch falsche
Prophetien, faszinierende Kräfte und Zeichen und Wunder der Lüge in die
Gemeinde eingeschleust wurde, auch nicht dem "Jesus" des
"sozialen Evangeliums" oder dem "Jesus" der Psychotherapie
und des New Age.
Weil diese wahre Gemeinde der Treuen in
den letzten Tagen mehr denn je eine kleine, zerstreute Herde darstellt, von
außen ohne Herrlichkeit, schwach und kläglich, verspottet und angegriffen, weil
ihr der Wind ins Gesicht bläst und sie sich gegen eine übermächtige Welle des
Abfalls, der Verführung und irrgeistigen "Erweckung" wehren muß, ist
sie ganz auf die Gnade und bewahrende Kraft Gottes angewiesen.
Die Treuen des Herrn werden angefeindet
und verspottet, sie werden als "Spalter", als "verbohrte
Fundamentalisten" und Hindernisse für die antichristliche religiöse
Entwicklung bedrängt und verfolgt; sie müssen allerlei innere Nöte, Erschütterungen
und Spannungen durchstehen. Deshalb gibt ihnen der Herr Trost und Ermutigung;
Er zeigt ihnen, daß in dem allem Seine souveräne Gnade über dem treuen Überrest
wacht, daß sie durch Seine Gnade ihren Auftrag, das Zeugnis des Herrn
aufrechtzuerhalten inmitten der Verführung, bis zum Ende erfüllen können.
Inmitten der ausreifenden Bosheit,
inmitten der antichristlichen Verführungen, die immer deutlicher auf das
Offenbarwerden des Menschen der Sünde hinzielen werden, wird der treue Überrest
durch die Gnade Gottes bewahrt, und er wird immer wieder Wirkungsmöglichkeiten
finden ungeachtet seiner Schwachheit und Isolation: "Siehe, ich habe eine
geöffnete Tür vor dir gegeben, die niemand schließen kann". Sogar inmitten
der falschreligiösen Massenbewegung, die der Herr hier bildhaft als
"Synagoge des Satans" bezeichnet, wird Er Menschen die Augen öffnen
und sie zur Erkenntnis bringen, daß diese verachteten Außenseiter die Treuen
der Gemeinde Jesu Christi darstellen, die Er geliebt hat (V. 9).
Und diesen Treuen, die auf den Herrn
harren, die auf die verheißene Errettung hoffen und unter der sich
verschärfenden Gesetzlosigkeit und Rebellion der Welt leiden, gibt der Herr
noch eine weitere tröstliche Verheißung: "Weil du das Wort vom Harren auf
mich bewahrt hast, werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung,
die über den ganzen Erdkreis kommen wird, um die zu versuchen, die auf der Erde
wohnen" (V. 10). Bevor die Endphase der antichristlichen Verführung, die
große Drangsal für Israel, die sieben Jahre aus der Prophetie Daniels
anbrechen, wird der Herr Seine Gemeinde entrücken und damit die Hoffnung derer
erfüllen, die auf Ihn geharrt haben (vgl. auch 2. Thess. 3,5; Offb. 1,9).[9]
Den Zeitpunkt der Entrückung kennt
niemand, aber der Herr sagt uns: "Ich komme bald" (V. 11a - das hier
verwendete Wort tachys bedeutet auch
schnell, rasch, ohne Verzug, hier wohl im Sinne von unversehens). Für die
wahren Gläubigen ist das eine Ermahnung zur Wachsamkeit wie auch eine
Ermutigung zum geduldigen Ausharren.
"Ihr aber, Brüder, seid nicht in Finsternis, daß euch
der Tag wie ein Dieb ergreife; denn ihr alle seid Söhne des Lichtes und Söhne
des Tages; wir gehören nicht der Nacht noch der Finsternis. Also laßt uns nun
nicht schlafen wie die übrigen, sondern wachen und nüchtern sein. Denn die da
schlafen, schlafen bei Nacht, und die da trunken sind, sind bei Nacht trunken.
Wir aber, die dem Tag gehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem
Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und als Helm mit der Hoffnung des
Heils." (1. Thess. 5,4-8)
"Halte fest, was du hast, damit
niemand deinen Siegeskranz nehme!" (V. 11b). Auch dieser Zuspruch des
Herrn zeigt, daß die endzeitlichen Überwinder in der Defensive stehen und nicht
in einer triumphalen Offensive. Sie werden bedrängt und müssen das verteidigen,
was ihnen der Herr gegeben hat (vgl. "du hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen nicht verleugnet").
Wenn wir in der Konkordanz nachlesen,
was wir nach den Ermahnungen des Wortes alles festhalten sollen, so sehen wir angedeutet, daß sich diese Gemeinde
auch in Abwehrstellung gegen Irrlehren und Verführung befindet: Wir sollen das
Wort des Evangeliums, das Wort des Lebens festhalten (1. Kor. 15,2; Phil.
2,16), das Vorbild der gesunden Worte (2. Tim. 1,13), das der Lehre gemäße Wort
(Tit. 1,9), die Überlieferungen des Paulus (1. Kor. 11,2), das Gute (Rö. 12,9;
1. Thess. 5,21); die anfängliche Zuversicht und das Bekenntnis der Hoffnung
(Hebr. 3,14; 4,14; 10,23) usw.
Immer wieder klingt in den Stellen die
direkte und indirekte Abwehr gegen Verführung an. Dasselbe gilt für die
verwandte Stelle in Kol. 2,18, wo gegen damalige Irrlehrer gesagt wird:
"Laßt euch um den Kampfpreis von niemandem bringen (...)".
Es gilt wachsam zu sein und den guten
Kampf des Glaubens bis zum Ende zu kämpfen, denn es heißt: "Glückselig der
Mann, der die Versuchung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er den
Siegeskranz des Lebens empfangen, den er denen verheißen hat, die ihn lieben"
(Jak. 1,12), aber es heißt auch: "Niemand, der Kriegsdienste leistet,
verwickelt sich in die Beschäftigungen des Lebens, damit er dem gefalle, der
ihn angeworben hat. Wenn aber auch jemand am Wettkampf teilnimmt, so erhält er
nicht den Siegeskranz, er habe denn gesetzmäßig [d.h. den Wettkampfregeln
gemäß] gekämpft" (2. Tim. 2,4f.).
Zum Schluß gibt unser Herr denen, die
treu und beharrlich in diesem Glaubenskampf geblieben sind, denen, die sich
nicht von der satanischen Verführung benebeln und einfangen ließen, sondern in
lauterem Glauben und Gehorsam ausgeharrt haben, die wunderbare Verheißung:
"Wer überwindet, den werde ich im
Tempel meines Gottes zu einer Säule machen, und er wird nie mehr hinausgehen;
und ich werde auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen der Stadt
meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem Himmel herniederkommt von
meinem Gott, und meinen neuen Namen.
Wer ein Ohr hat, höre, was der Geist
den Gemeinden sagt!" (V. 13f.)
C.
Die Verführung in der endzeitlichen Gemeinde
Im vorhergehenden Abschnitt haben wir
gesehen, daß satanische Verführung eines der wesentlichen Kennzeichen der
Endzeit ist, und daß auch die Gemeinde Christi von dieser Verführung betroffen
ist. Tatsächlich spricht vieles dafür, daß die irrgeistige Verführung unter den
Versuchungen und Prüfungen, denen die Gemeinde der Endzeit ausgesetzt ist, die
schwerste und gefährlichste ist, gefährlicher als die Versuchung zur Sünde oder
die Verfolgung.
1.
Was sagt uns die Bibel über Verführung?
Zunächst wollen wir kurz betrachten,
welche Bedeutung die Worte haben, die das NT hauptsächlich zur Kennzeichnung
der Verführung gebraucht.
a) Die Bedeutung des Wortes
"Verführung"
Das griechische Tätigkeitswort planaò hat die Grundbedeutung "vom
rechten Weg abführen", "irreführen"; übertragen bedeutet es
"jemanden verführen, täuschen, betrügen". In dieser Bedeutung finden
wir es in Mt. 24,4f.11.24; Mk. 13,5f.; Joh. 7,12; 2. Tim. 3,13; 1. Joh. 1,8; 2,26; 3,7;
Offb. 2,20; 12,9; 13,14; 19,20; 20,3.8.10). In
passiver Form kann es "irregehen, sich verirren, umherirren" bedeuten
(vgl. Hebr. 11,38; Mt. 18,12f.; 1. Petr. 2,25; 2. Petr. 2,15), übertragen auch
"(geistig) in die Irre gehen, im Irrtum sein" (vgl. Tit. 3,3; Hebr.
3,10; Hebr. 5,2; Jak. 5,19), "sich täuschen, sich (in seinem Urteil)
irren" (vgl. Mt. 22,29; Mk. 12,24.27; 1. Kor. 6,9; Gal. 6,7; Jk. 1,16),
"schwanken", "sein Ziel verfehlen" bzw. passiv
"betrogen werden, getäuscht werden" (Lk. 21,8; Joh. 7,47; 1. Kor. 15,33; 2.
Tim. 3,13; Offb. 18,23).
Das Adjektiv planos finden wir in 1. Tim. 4,1; das davon abgeleitete ho planos = der Verführer wird einmal
rechtmäßig vom Teufel gebraucht (2. Joh. 7b), zweimal unrechtmäßig von unserem
Herrn Jesus bzw. von Paulus (Mt. 27,63; 2. Kor. 6,8). Das dazugehörige
Hauptwort planè bedeutet zunächst
"das Umherirren, die Irrfahrt, der Irrweg", übertragen dann
"Irrtum, Verirrung, Wahn, Täuschung, Trug", auch "sittliche
Verirrung, Verderbtheit". Wir finden es in Mt. 27,64; Rö. 1,27; Eph. 4,14;
1. Thess. 2,3; 2. Thess. 2,11; Jak. 5,20; 2. Petr. 2,18; 2. Petr. 3,17; 1.
Joh. 4,6; Jud. 11.
Wir haben diese Fülle an Bibelstellen
bewußt hier angeführt; zum einen, um zu zeigen, wie wichtig das Wort Gottes das
Thema "Verführung" nimmt, zum anderen um zu einem selbstständigen
Bibelstudium über dieses bedeutsame Thema anzuregen.
Der Grundtenor dieser Bibelworte ist,
daß der Verführer, der Satan, es darauf anlegt, uns Christen vom rechten, in
Gottes Wort vorgezeichneten Weg abzubringen und auf Irrwege zu bringen, auf
Wege, die nicht zum göttlichen Ziel führen. Er benutzt dazu Täuschung und
Betrug; sein Wirken kann in einem Bild so veranschaulicht werden, daß er die
von Gott gesetzten Wegweiser, die uns den rechten Weg der Nachfolge anzeigen,
verdreht, ausreißt und durch gefälschte Wegweiser ersetzt. Immer wieder warnt
uns die Bibel: Laßt euch nicht verführen! Betrügt euch selbst nicht! Laßt euch
von keinem Diener Satans irreführen!
b) Die Verführung zielt auf das
inspirierte Wort Gottes
Die besondere Gefährlichkeit der
Verführung liegt, wie wir schon gesehen haben, darin begründet, daß sie uns
Christen das Wort Gottes verdrehen
und verfälschen will. Die teuflische Irreführung zielt darauf ab, uns den
klaren Maßstab zu verbiegen und zu verfälschen, nach dem wir unser Leben als
Gotteskinder ausrichten müssen.
Wenn wir das unverfälschte Wort Gottes
und die gesunde Lehre der Schrift haben, dann sind wir in Verfolgungen und
Versuchungen gewappnet; zumindest wissen wir genau, was richtig ist und wie
Gott uns leiten möchte. Die Verführung zielt darauf ab, das Wort Gottes aus dem
Zusammenhang zu reißen, zu verfälschen und in seinem klaren Sinn zu verdrehen,
so daß das Falsche, Ungöttliche richtig erscheint und das Richtige, Göttliche
falsch.
Auf der einen Seite weckt der Satan
Zweifel am Wort Gottes, an Seinen Geboten, nach dem Motto: "Sollte Gott
gesagt haben...?". Das ganze Feld der "aufgeklärten",
"wissenschaftlichen" Bibelkritik, in der sich der Mensch in
Vermessenheit über das inspirierte Wort Gottes erhebt und es nach den kläglichen
"Methoden" seiner wissenschaftlichen "Erkenntnis"
zerfleddern und in Frage zu stellen sucht, fällt in diese Kategorie der
Verführung. Die "Bibelkritik" ist eine dämonisch inspirierte
Irrlehre, und wer sie vertritt, wie dies einige prominente Charismatiker tun,
kann kein Wiedergeborener sein.
Auf der anderen Seite schleust der
Satan scheinbar göttliche Neuoffenbarungen in die Gemeinde ein, in Form von
falscher Prophetie und Irrlehre, die sich auf
"Offenbarungserkenntnis" beruft; er zerstört den schlichten Glauben
an das inspirierte Wort Gottes, indem er neue, andere "Worte Gottes"
daneben stellt und die Gläubigen verführt, diesen falschen Neuoffenbarungen aus
dämonischer Quelle Glauben zu schenken.
c) Der Kampf um den überlieferten
Glauben
In beiden Fällen greift der Teufel das
Fundament der Gemeinde an, die "Grundlage der Apostel und Propheten"
(Eph. 2,20), auf der die ganze Gemeinde aufgebaut ist, das inspirierte
Gotteswort, das "seinen heiligen Aposteln und Propheten durch den Geist
geoffenbart worden ist" (Eph. 3,5). Ja, indem er dieses Fundament
angreift, versucht der Feind in seinem vermessenen Frevel, den Grundstein
selbst, unseren Herrn Jesus Christus, das ewige Wort Gottes, anzutasten, denn
das ganze Neue Testament ist in einem weiteren Sinn das Wort Christi und die Lehre
des Christus.
Hier geht es für die wahre Gemeinde um
das Heiligste, um Sein oder Nichtsein, um Wahrheit oder Lüge, Licht oder
Finsternis. Sie als die Gemeinde des lebendigen Gottes kann ihren Auftrag,
"der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit" (1. Tim. 3,15) zu sein,
nur erfüllen, wenn sie das Wort Gottes in makelloser Reinheit und
Vollständigkeit bewahrt gegen alle Versuche des Teufels, es zu verfälschen oder
zu verstümmeln. Wir verstehen deshalb den Ernst des Apostels Paulus, der
schreibt: "Wenn jemand euch etwas als Evangelium verkündigt entgegen dem,
was ihr empfangen habt: er sei verflucht!" (Gal. 1,9). Uns allen sollte
die flammende Mahnung des Judasbriefes zu Herzen gehen, "daß ihr für den
Glauben kämpft, der den Heiligen ein für allemal übergeben worden ist"
(Jud. 3 - Me).
Zu diesem uns aufgetragenen Kampf
gehört, daß wir die Absichten und Listen des Feindes kennen, so wie sie uns der
Herr in Seinem Wort geoffenbart hat. In diesem Abschnitt wollen wir deshalb
noch genauer auf das eingehen, was uns die Bibel über diese Gefahr zu sagen
hat; wir wollen die Ziele und Methoden der endzeitlichen Verführung
untersuchen, damit wir besser gerüstet sind, dieser Gefahr zu begegnen und zu
überwinden.
2.
Die Verführung ist ein Gericht und eine Prüfung Gottes
Die Tatsache an sich, daß Irrlehre und
Verführung in die Gemeinde eindringen darf und dort ihr schreckliches Werk tut,
ist vielen Gläubigen zur Anfechtung geworden. Es gibt manche Christen, die
diese Gefahr schlicht verleugnen oder verharmlosen, weil sie sich nicht
vorstellen können, daß Gott so etwas in Seiner Gemeinde überhaupt zuläßt. Und
doch begegnen wir der Verführung durch die ganze Geschichte der Gemeinde
Christi hindurch, von den Tagen der Apostel bis zu unseren letzten Tagen.
Wie kann das geschehen? Hat Gott nicht
die Macht, uns davor zu bewahren? Ist Christus nicht unser Schutz? Gewiß! Wenn
also Gott die Verführung dennoch zugelassen und in den Weg der Gemeinde
hineinverordnet hat, dann muß Er dafür Seine guten Gründe haben - das ist dem Glaubenden
gewiß.
Die Gemeinde befindet sich ganz und
völlig in der Hand ihres erhöhten Herrn und Erlösers, und niemand darf die
wahren Gläubigen aus der Hand ihres Herrn reißen (Joh. 10,27-30). Niemals
könnte der Feind sein Zerstörungswerk willkürlich tun; niemals sind wir
ungeschütztes Freiwild für die listigen Anschläge des Teufels. So gibt es auch
keinen Grund für Angst oder Glaubenszweifel, auch wenn beides uns als
Anfechtung begegnen mag, wenn wir in die Abgründe der Verführung hineinschauen.
Wir sind geborgen in Christus, und wenn Er die Verführung zugelassen hat, dann
hat Er Seine Gründe dafür, und auch diese schlimme Versuchung muß uns zum Guten
dienen.
Die Frage, weshalb die Verführung in
die Gemeinde eindringen durfte, ist nicht leicht zu beantworten. Es lassen sich
jedoch zwei Gründe aus den Gesamtaussagen der Schrift ableiten: 1. Die wahren
Gläubigen sollten nach der Absicht Gottes sich in der Auseinandersetzung mit
dem Falschen bewähren und daran reifen, und 2. Die falschen, nur scheinbaren Gläubigen
sollten durch die Verführung offenbar werden. In diesem Sinn ist die Verführung
aus der Sicht Gottes ein Prüfungs- und Bewährungsmittel, aber auch ein Gericht
über die unechten Christen.
1.
Verführung als Mittel der Prüfung und Bewährung: Gottes Erziehungswege mit Seinen geliebten Kindern
beinhalten grundsätzlich auch, daß sie dem Bösen in vielerlei Gestalt
ausgesetzt sind; sie werden weder von Leid und Verfolgung verschont noch vor
der Versuchung zur Sünde, und die Verführung bleibt ihnen auch nicht erspart.
Auch darin ist ihnen der Herr und Erlöser auf Seinem Erdenweg vorangegangen
(vgl. die Versuchung Jesu Christi durch den Satan). Gottes Verheißung ist
nicht, daß sie vor diesen bösen
Dingen bewahrt werden, sondern daß sie in
diesen Prüfungen bewahrt werden, daß sie vor dem Bösen, dem Satan bewahrt werden (vgl. Joh. 17,15; 1. Joh. 5,18;
Lk. 22,31f.), so daß er sie nicht verderben kann mit seinen Anschlägen.
Durch all die Versuchungen und Angriffe
des Satans wird bei den wahren Gotteskindern nur bewirkt, daß letzten Endes
(das schließt zeitweilige Niederlagen und Züchtigungen nicht aus) ihre Echtheit
und der Sieg Jesu Christi in ihrem Leben offenbar wird. Diese Dinge sind
göttliche Werkzeuge zur Prüfung und Bewährung der Seinen, "damit die Bewährung
[od. Echtheit] eures Glaubens viel kostbarer erfunden wird als die des
vergänglichen Goldes" (1. Petr. 1,7).
In diesem Sinn dürfen wir auch das Wort
aus 1. Kor. 11,19 verstehen: "Denn es müssen auch Parteiungen [haireseis = durch Irrlehren verursachte
Strömungen und Parteien] unter euch sein, damit die Bewährten unter euch
offenbar werden." Auch die Verführung und das Aufkommen von irrgeistig
inspirierten Abspaltungen haben in Gottes Plan für die Gemeinde ihren Platz und
Zweck; sie dienen dazu, daß die Treuen, Bewährten, die Überwinder offenbar
werden.
Zugleich sind diese Anfechtungen auch
Teil der Erziehung Gottes (vgl. Hebr. 12,4-11). Wir sollen durch sie Glauben
und Ausharren lernen, Demut und Wachsamkeit, Gehorsam und Treue (vgl. Jak.
1,2-4). Wir sollen lernen, die Waffenrüstung Gottes anzulegen und recht zu
gebrauchen. Wir sollen ausgebildet werden zu Überwindern, und das geht nur,
wenn wir immer wieder dem Gegner ausgesetzt sind und gezwungen sind, uns zu
wehren, zu widerstehen und zu kämpfen. Dadurch sollen wir geformt und
zubereitet werden für unsere Aufgaben in der Herrlichkeit; der Herr gebraucht
diese Dinge, um uns zu läutern und von Schlacken zu reinigen.
Die Auseinandersetzung mit der
Verführung ist nicht schön; sie ist schmerzhaft, sie führt durch
Erschütterungen und Belastungen, und doch gibt sie uns, wenn wir uns ihr
stellen, eine tiefere Gründung in der Heiligen Schrift, ein genaueres
Verständnis und eine größere Hochschätzung dieses kostbaren, ewigen, lauteren,
göttlichen Wortes der Wahrheit.
Wer sich mit der Verführung geistlich
auseinandersetzt und sie mit dem Wort der Wahrheit überwindet, der empfängt als
Frucht geistliche Reifung, biblische Festigung und eine vertiefte geistliche
Unterscheidungsfähigkeit gegenüber Irrlehren und verführerischen Strömungen,
die in dieser letzten Zeit von großer Wichtigkeit ist. Dies gilt allerdings
hauptsächlich für Gläubige, die schon etwas gefestigter sind.
2.
Die Verführung ist ein Gericht Gottes an Seinem Haus: Die Verführung ist aber auch ein Gericht Gottes über die
Christenheit, die als Ganzes bald nach der Apostelzeit versagt hat und sich vom
lebendigen Glauben immer weiter abwandte. Die Christenheit befindet sich heute
in einer Zeit des Verfalls, der Verderbnis und Lauheit, und auch die wahre,
gläubige Gemeinde innerhalb dieses "großen Hauses" ist davon
beeinflußt und beschmutzt. Der heilige und gerechte Gott kann einen solchen
Zustand, der Seinen heiligen Namen entweiht und schändet, nicht hinnehmen ohne
Gericht.
So gibt uns der 1. Petrusbrief, nachdem
er auf die Feuerglut der Leiden hinweist, die die Gläubigen (damals durch
Verfolgung) erdulden mußten, einen wichtigen prophetischen Hinweis, der für die
gesamte Endzeit gültig ist: "Denn
die Zeit ist gekommen, daß das Gericht anfange beim Haus Gottes; wenn aber
zuerst bei uns, was wird das Ende derer sein, die dem Evangelium Gottes nicht
gehorchen?" (1. Petr. 4,17). So wie der Verfall der Gemeinde bis hin zum
Abfall der Namenschristenheit ein Wesenselement der Endzeit ist, so ist es auch
das Gericht Gottes an Seinem Haus. Auch wenn Gott die Mißstände und Entartungen
in Seinem Haus grundsätzlich zugelassen hat und duldet, bis Er am Ende der Zeit
die Bösen richten wird, so kann Er das Böse und die Verderbnis doch nicht
gänzlich ungerichtet lassen.
Das Gericht Gottes an Seiner Gemeinde
hat ganz unterschiedliche Auswirkungen auf die unterschiedlichen Gruppen in
dieser Gemeinde. Es dient den treuen Gläubigen zur Prüfung und Bewährung, den
untreuen Gläubigen zur Züchtigung und den falschen Christen zum Verderben.
Gott läßt die Irreführung
untreuer Gläubiger zu
Wir müssen hier noch einmal an 5. Mo.
13,1-6 erinnern, wo Gott Seinem Volk ausdrücklich ankündigt, daß Er das Wirken
von falschen, verführerischen Propheten unter ihnen zulassen wird, die sie zum
Götzendienst verleiten werden (vgl. 2. Kor. 11,4: ein anderer Jesus wird
offenbart). Weshalb läßt Er das zu? "Denn der HERR, euer Gott, prüft euch,
um zu erkennen, ob ihr den HERRN, euren Gott, mit eurem ganzen Herzen und mit
eurer ganzen Seele liebt" (vgl. Offb. 2,4: "Aber ich habe gegen dich,
daß du deine erste Liebe verlassen hast"). Die, die sich verleiten ließen
und zum Götzendienst überliefen, mußten gerichtet und getötet werden (vgl. 5.
Mo. 13,7-19): "Und du sollst das Böse aus deiner Mitte wegschaffen"
(V. 6b; vgl. 1. Kor. 5,13).
Ein weiteres ernstes alttestamentliches
Vorbild falscher Prophetie sehen wir in 1. Könige 22. Joschafat, der König von
Juda, eigentlich ein gottesfürchtiger, gläubiger Mann, hat sich mit dem
gottlosen, abgefallenen König Ahab zusammengetan. Er hat die gottgewollte
Absonderung vom Bösen aufgegeben und mit Ahab einen Bund geschlossen: "Ich
bin wie du, mein Volk ist wie dein Volk, meine Pferde sind wie deine
Pferde" (V. 4). Er meinte wohl, die angeblich "gute Sache" (den Heiden
Ramot in Gilead zu entreißen) rechtfertige eine solche "Einheit", in
der Glaube und Gottlosigkeit, Licht und Finsternis zusammengeworfen wurden. Man
wird hier unwillkürlich an die "Aktionseinheiten" und
Einheitsbestrebungen erinnert, in denen wahre Gläubige mit Vertretern von
Irrlehren, liberalen und charismatischen Verführern zusammengejocht werden
sollen, um der "Sache Jesu" bzw. um der "Evangelisation"
willen.
Dem gläubigen Joschafat ist nicht ganz
wohl bei der Sache; obwohl er im Ungehorsam gehandelt hat, möchte er gerne
Gottes Segen für sein Handeln haben. Er will einen Propheten des HERRN
befragen. Darauf ruft Ahab seine irrgeistigen Propheten zusammen, die sich
haben verführen lassen, diesem gottlosen König gefällige Botschaften "im
Namen des HERRN" zu weissagen. Sie sagen erwartungsgemäß Triumph und Sieg
voraus. Aber Joschafat ist immer noch unruhig, und so sendet man zu Micha,
einem wahren Propheten des HERRN.
Was Micha nun offenbart, ist eine
ernste Lektion für den gläubigen Joschafat gewesen und sollte es auch für uns
sein. Er zeigt, daß das Weissagen der
Lügenpropheten Ahabs ein bewußtes Gericht Gottes war! Der Ungehorsam und
Götzendienst Ahabs hatte sein Maß erfüllt; Verderben war über ihn beschlossen
vom Allerhöchsten. "Und der HERR sprach: Wer will Ahab betören, daß er
hinaufzieht und bei Ramot in Gilead fällt?" (V. 20). Da tritt ein
betrügerischer Geist vor und sagt: "Ich will ausgehen und will ein
Lügengeist sein im Mund aller seiner Propheten" (V. 22).
Daraufhin gibt der HERR selbst die
Weisung: "Du sollst ihn betören und wirst es auch können. Geh aus und
mache es so!" Und Micha sagt es dem verderbten Ahab noch einmal ins
Gesicht, daß das Wirken der falschen Propheten Gottes Gericht gegen ihn ist:
"Und nun, siehe, der HERR hat einen Lügengeist in den Mund all dieser
deiner Propheten gegeben, denn der HERR hat Unheil über dich geredet" (V.
23).
"Und deshalb sendet ihnen Gott
eine wirksame Kraft des Irrwahns, daß sie der Lüge glauben, damit alle
gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Wohlgefallen
gefunden haben an der Ungerechtigkeit" (2. Thess. 2,11f.). Dabei müssen
wir beachten, daß auch der gläubige Joschafat mit verführt wurde; aufgrund
seiner Sünde und falschen Gesinnung nahm er die Warnung Michas nicht ernst,
ließ sich von den falschen Propheten benebeln und zog mit in den Krieg. Das
hätte ihn beinahe das Leben gekostet, und der Herr mahnt ihn durch einen wahren
Propheten: "Sollst du so dem Gottlosen helfen und die lieben, die den
HERRN hassen? Darum ist auf dir Zorn von seiten des HERRN" (2. Chr. 19,2).
Antichristliche Verführung auch
in der endzeitlichen Gemeinde
In diesem Sinn hat die endzeitliche
Prophetie von 2. Thessalonicher 2 über die antichristliche Verführung auch eine
Bedeutung für die Gemeinde, obwohl sie unmittelbar wie auch Offenbarung 13 von
der Zeit des Antichristen selbst spricht. Wir haben oben gesehen, daß schon vor
der Offenbarung des Antichristen ein vorlaufender Sog der Verführung dieses
Ereignis vorbereitet. In diese vorantichristliche Verführung, die durchaus auch
mit Verfolgungen verbunden sein dürfte, aber von der großen Trübsalszeit
deutlich unterschieden werden muß, ist die Gemeinde der letzten Tage
hineingestellt und muß sich in ihr bewähren. So müssen wir auch bedenken, was
die Aussage für uns bedeutet:
"Denn das Geheimnis der
Gesetzlosigkeit ist schon an der Arbeit; nur muß der, welcher jetzt aufhält,
erst aus dem Wege geschafft werden; und dann wird der Gesetzlose geoffenbart
werden, welchen der Herr Jesus durch den Geist seines Mundes aufreiben,und den
er durch die Erscheinung seiner Wiederkunft vernichten wird; ihn, dessen
Auftreten nach der Wirkung des Satans erfolgt, unter Entfaltung aller
betrügerischen Kräfte, Zeichen und Wunder und aller Verführung der
Ungerechtigkeit unter denen, die verloren gehen, weil sie die Liebe zur
Wahrheit nicht angenommen haben, durch die sie hätten gerettet werden können.
Darum sendet ihnen Gott kräftigen Irrtum [Elb: eine wirksame Kraft
des Irrwahns], daß sie der Lüge
glauben, damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern
Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben." (2. Thess. 2,7-12 -
Sch)
Gott sendet eine wirksame Kraft der
Verführung, des Irrtums, damit die gerichtet werden, die der Wahrheit Seines
Wortes nicht geglaubt haben. Diese Wahrheit gilt übertragen auch für die
Gemeinde und die Verführung in ihren Reihen. Jegliche satanische Irreführung unter der Christenheit ist, obwohl sie
sich in viele Bibelzitate kleidet und eine christliche Hülle trägt, letzten Endes
antichristlich. Deshalb kann schon der Apostel Johannes über die Irrlehrer
und falschen Propheten seiner Zeit sagen: "Ihr Kindlein, die letzte Stunde
ist da, und wie ihr gehört habt, daß ein [od. der] Widerchrist kommt, so sind
jetzt schon Widerchristen in großer Anzahl aufgetreten; daran erkennen wir, daß
die letzte Stunde da ist" (1. Joh. 2,18 - Me).
Die vorantichristliche Verführung in
der Gemeinde bewirkt, daß die, die nicht wirklich wiedergeboren sind, letzten
Endes zur Falschreligion des Antichristen hingezogen werden; sie mündet in die
große Verführungs- und Versuchungsstunde des Endes, in die falschreligiöse Hure
Babylon und die Anbetung Satans. Darin besteht Gottes Gericht auch in Seinem
Haus, daß die Namenschristen, die niemals das Evangelium wirklich angenommen
haben und ihm nicht gehorsam geworden sind in Buße und Glauben, nunmehr der
Lüge glauben, "damit alle gerichtet werden, die der Wahrheit nicht
geglaubt, sondern Wohlgefallen an der Ungerechtigkeit gehabt haben" (2.
Thess. 2,11f.).
3.
Die Verführung ist ein Werk Satans, der sich als Lichtengel verstellt
Die Bibel sagt uns ganz klar, daß
hinter jeder Verführung der Teufel steht, daß Verführung das Werk des Lügners
von Anfang an ist, des Versuchers und Widersachers der wahren Gemeinde. Die
Schrift offenbart uns, daß falsche Lehren durch Dämonen eingegeben werden, so wie auch falsche Prophetien, soweit
sie Offenbarungscharakter haben, durch betrügerische, irreführende Geister
verursacht werden (1. Tim. 4,1).
Irrlehren sind das Werk des Widersachers
Wir müssen hier unterscheiden zwischen Lehrirrtümern und Irrlehren. Es kann unter wiedergeborenen Christen durchaus
mißverständliche, einseitige oder falsche Auffassungen über bestimmte,
untergeordnete Fragen der biblischen Lehre geben (abgesehen von den Fragen,
über die man ohnehin unterschiedliche biblisch begründete Auffassungen haben
kann, siehe z.B. Endzeitprophetie). Die Ursache dafür kann in mangelndem
Erforschen der Schrift oder in ungeistlicher Haltung, aber auch in
traditionellen Prägungen liegen, und es wäre bedenklich, in solchen Fällen
überall ein direktes Wirken des Feindes zu unterstellen.
Dort aber, wo falsche und verdrehte
Auffassungen über wichtige Fragen der biblischen Lehre bewußt weiterverbreitet
werden und mit Spaltungen und Parteiungen verbunden sind, muß man von Irrlehren
sprechen, und diese sind nach der Schrift grundsätzlich dämonisch inspiriert
und müssen entschieden und offensiv bekämpft werden. Die menschlichen Autoren
und Verbreiter von Irrlehren, die Irrlehrer (2. Petr. 2,1: pseudodidaskaloi, auch falsche Lehrer, lügnerische Lehrer), sind
nach der Schrift nicht wiedergeborene Scheinchristen, "denen das Gericht
von alters her nicht zögert, und ihr Verderben schlummert nicht" (2. Petr. 2,3; vgl.
u.a. Jud. 4-19; Gal. 1,9; 2,4; 5,10b).
Es kann geschehen, daß auch wahre
Gläubige auf solche betrügerischen Lehren hereinfallen und sich in
falschgeistige Strömungen verstricken. Ein Beispiel aus der Schrift ist hier
Petrus, der durch die Propaganda judaistischer Irrlehrer so verunsichert wurde,
daß er sich nach ihnen richtete und von Paulus deshalb zurechtgewiesen werden
mußte (Galater 2).
So finden sich wahre Gläubige in
verschiedenen Gruppierungen und Strömungen, die Irrlehren verbreiten oder
falschprophetischen Ursprung haben; sie vertreten solche Lehren z.T. auch
persönlich, sind aber keine Irrlehrer und keine Söhne des Verderbens. Die
schwerwiegende Konsequenz ihrer sündhaften Verstrickung dürfte allerdings sein,
daß alles, was von ihren Werken falschgeistig inspiriert war, einmal verbrennen
wird.
Die Taktik der Irreführung
In 2. Korinther 11 enthüllt der Apostel
Paulus die Taktik des Feindes in der Verführung der Gemeinde. In V. 13-15
brandmarkt er die Träger der Verführung, die in Korinth einen anderen Jesus,
ein anderes Evangelium verkündigt hatten und einen anderen Geist austeilten:
"Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die die Gestalt
von Aposteln Christi annehmen. Und kein Wunder, denn der Satan selbst nimmt die Gestalt eines Engels des Lichts an;
es ist daher nichts Großes, wenn auch seine Diener die Gestalt von Dienern der
Gerechtigkeit annehmen; und ihr Ende wird ihren Werken entsprechen."
In der Verführung verstellt sich der
Satan also als Engel (was auch "Bote" heißen kann) des Lichts, d.h.
er gleicht seine Äußerungen und Lehren äußerlich dem wahren Licht der Bibel an,
kommt in einem "geistlichen", ja "übergeistlichen" Gewand
an. Er operiert, wie wir an der Versuchung des Herrn sehen können, mit
Bibelzitaten, die er aus dem Zusammenhang reißt und in ihrem Sinn geschickt
verdreht, um seine widergöttliche Versuchung darin zu tarnen. Er bringt
falschprophetische Offenbarungen an, um die Gläubigen irrezuführen (2. Thess. 2,2; Mt.
24,11; 1. Joh. 4,1-3; Offb. 2,20-24).
Er bietet den Gläubigen nicht sich
selbst in seiner ungetarnten Gestalt an, sondern einen anderen Jesus, eine irrgeistige Fälschung des wahren Herrn und
Heilandes. Wir dürfen uns also nicht über die Raffiniertheit der satanischen
Verführung täuschen; der Feind ist viel zu gerissen, um nicht zu wissen, was
unter Christen wirkt und was nicht. Seine Fälschung des christlichen Glaubens
wird dem echten täuschend ähnlich sehen.
Nicht New Age oder "Christliche
Wissenschaft" sind seine Instrumente, um auch wahre Gläubige zu täuschen,
sondern eine verführerische Strömung, die den Anschein kraftvollen, besonders
hochentwickelten Glaubens hat und starke Attraktivität, ja Faszination
ausstrahlt.
Das Wirken irreführender Geister
Wie die Bibel uns andeutet, operiert
der Feind nicht allein, sondern gebraucht das ganze Heer von Dämonen, die seine
Absichten ausführen. Auch in der Verführung sind diese dienstbaren Geister des
Feindes beteiligt, wie das Wort in 1. Tim. 4,1 bestätigt, wo von
verführerischen Geistern und Lehren von Dämonen (jeweils in der Mehrzahl) die
Rede ist. Manche Brüder sind daher der Auffassung, daß man nicht von dem Geist der Pfingst- und
Charismatischen Bewegung sprechen könne, sondern von verschiedenen Geistern.
Allerdings sagt uns die Bibel nichts
weiteres über die Wirkweise der feindlichen Mächte, und das sicher aus gutem
Grund. Es mag also sein, daß verschiedene Geister verschiedenen Irrströmungen
zugeordnet sind (wie z. B. Pfingst- und Charismatische Bewegung, Liberale
Theologie, Katholische Kirche, Zeugen Jehovas usw.) oder daß sie eher regional
operieren - darauf kommt es nicht an.
Tatsache ist, daß von dem Geist der Charismatischen und
Pfingstbewegung insofern gesprochen werden kann, als die Wirkweise und die
wesentlichen Irrlehren in dieser Bewegung trotz mancher Unterschiede an der
Oberfläche doch im wesentlichen gleich sind. Im 1. Johannesbrief werden diese
uns verborgenen Zusammenhänge so erfaßt: "(...) Jeder Geist, der nicht
Jesum Christum im Fleische gekommen bekennt, ist nicht aus Gott, und dies ist der Geist des Antichrists, von welchem
ihr gehört habt, daß er komme, und jetzt ist er schon in der Welt" (1.
Joh. 4,3 - Elb).
Hier wird von verschiedenen
falschprophetischen Geistern gesprochen, die durch Lügenpropheten die Gemeinde
verführten, und sie werden zugleich als ein
Geist gesehen, der dahintersteht und wirkt - der Geist des Antichrists, in V. 6
auch der Geist des Irrtums (od. der Irreführung, des Betruges) genannt.
Wir sehen daraus, daß auch hinter jeder
Prophetie, die nicht nur ein "Reden aus dem eigenen Herzen" ist, die
also Offenbarungscharakter hat, ein betrügerischer Geist steht (vgl. 1. Tim.
4,1). Diejenigen Werkzeuge solcher Geister, die vom Satan planmäßig und führend
gebraucht werden, um falsche Prophetien ins Volk Gottes zu schleusen, werden falsche
Propheten (pseudoprophètai - 1. Joh.
4,1) genannt; sie sind nach der Lehre des Wortes Gottes wie die falschen Lehrer
keine Gotteskinder, sondern Werkzeuge des Satans, die dessen Gericht teilen
werden (vgl. 2. Petrus 2, Judas, Mt. 7,15-23).
Daneben kann es jedoch durchaus sein,
daß auch wahre Gotteskinder sich einem Lügengeist öffnen und falsche
Weissagungen weitergeben - eine schwerwiegende Sünde, die aber der Herr
vergibt, wenn sie darüber aufrichtig Buße tun. Es ist übrigens auch eine schwerwiegende
Sünde, im Namen des Herrn Dinge weiterzugeben, die dem eigenen Herzen
entsprungen sind (vgl. u.a. Jer. 23,25-32).
Solche Christen sind deshalb noch keine
"falschen Propheten". Anders jedoch müssen wir diejenigen
selbsternannten charismatischen "Propheten" beurteilen, die dieses
Amt und seine Autorität entgegen der Schrift beanspruchen und irrgeistige
Botschaften öffentlich verbreiten. Die Schrift selbst beurteilt solche Leute
als "Verführer" (2. Joh. 7); sie sagt: "Böse Menschen und
Betrüger aber werden zu Schlimmerem fortschreiten, indem sie verführen und
verführt werden" (2. Tim. 3,13).
Leider ist unter heutigen Christen hier
eine gefährliche Verharmlosung und Blindheit zu beobachten. Um der
"Toleranz" willen (ein Begriff, der nicht der Bibel, sondern dem
weltlichen Humanismus und der "Aufklärung" entspringt) scheut man
sich, "anderen ihr Christsein abzusprechen". Man möchte ja
"niemanden verteufeln" und zieht es daher vor, sich über die wahren
Ursprünge und biblischen Zusammenhänge falschprophetischer Offenbarungen und
verderblicher Irrlehren keine großen Gedanken zu machen. Bestenfalls sucht man
menschlich-psychologische Erklärungen dafür und unterläßt die klare geistliche
Scheidung von Licht und Finsternis.
Solche fleischlich gesinnten Christen
übersehen die Tatsache des geistlichen Kampfes, in dem die Gemeinde sich gerade
auch auf diesem Gebiet befindet (Eph. 6,12); sie können nicht nur die
Verführung nicht klar bekämpfen, sondern sie werden ihr selbst sehr
wahrscheinlich zum Opfer fallen.
4.
Die Methoden des Feindes in der Verführung der Gemeinde
Wenn wir der endzeitlichen Verführung
wachsam entgegentreten wollen, müssen wir auch beachten, was uns die Bibel über
die betrügerischen Methoden des Widersachers sagt. Wir müssen wissen, welche
Listen und Schliche der Feind anwendet, um die Gläubigen irrezuführen, damit
wir ihn überwinden können.
a) Die drei Hauptwaffen der
Verführung
Das Wort Gottes nennt uns immer wieder
drei hauptsächliche Mittel der endzeitlichen Verführung: falsche Lehre, falsche
Prophetie und falsche Zeichen und Wunder. Obwohl wir bereits einiges über diese
drei Mittel gehört haben, lohnt es doch, sie uns noch einmal zu
vergegenwärtigen und einige Besonderheiten herauszuarbeiten, die uns die
Schrift offenbart, damit wir zugerüstet sind, ihnen zu begegnen.
1. Falsche Lehre: So
wie die gesunde Lehre das Hauptmittel zur Auferbauung der Gemeinde ist (vgl.
Apg. 20,32; 1. Tim. 4,6-16; 2. Tim. 3,10-17; 2. Tim. 4,1-4; Tit. 1,9; Titus 2),
so ist auch falsche Lehre die wichtigste und universellste Methode der
satanischen Zerstörungsarbeit gegen die Gemeinde. Wohl aus diesem Grund spricht
Petrus in 2. Petr. 2,1 in erster Linie die falschen Lehrer an, obwohl Johannes
in 1. Joh. 4,1 ausdrücklich auch die Existenz falscher Propheten für die
Gemeindezeit feststellt.
Nicht jede Irrströmung in der
Geschichte der Gemeinde hatte falsche Propheten oder falsche Zeichen und Wunder
aufzuweisen, aber in ausnahmslos jeder
war falsche Lehre wirksam. Ein Ziel des Dienstes der Apostel, ihrer
inspirierten Lehre war es, die Gläubigen zur geistlichen Reife und
Urteilsfähigkeit zu führen: "Denn wir sollen nicht mehr Unmündige sein,
hin- und hergeworfen und umhergetrieben von jedem Wind der Lehre durch die
Betrügerei der Menschen, durch ihre Verschlagenheit zu listig ersonnenem
Irrtum" (Eph. 4,14).
Ein Merkmal der betrügerischen
Verfälschung des Wortes Gottes, das sich immer wieder in satanisch inspirierter
Irrlehre findet, ist das Durcheinanderwerfen (Diabolos!) der
heilsgeschichtlichen Grenzen in Gottes Wort. Wir sind dieser Taktik schon
mehrfach in unserer Untersuchung begegnet. Der Satan gaukelt den Gläubigen der
Endzeit die heilsgeschichtlich abgetanen Kräfte und Wundergaben der Anfangszeit
vor oder führt sie in den Wahn, sie hätten heute schon den Auftrag und die
Vollmacht, zu herrschen und Macht auszuüben (Montanus, Pfingstbewegung usw.);
er verwechselt Israel mit der Gemeinde (die endzeitliche Geistesausgießung),
die Gemeinde mit den Heiden (der Irrtum der "Volkskirche" und der
"Bekehrung ganzer Nationen") oder die Entrückung mit dem Gerichtstag
des Herrn (das aufschlußreiche Beispiel aus 2. Thess. 2,1-3).
Ein anderes Merkmal ist die Gesetzlosigkeit, die Mißachtung der im
Wort geoffenbarten Gebote und Anleitungen Gottes für die Gläubigen. Das wird
z.B. an den Versuchen deutlich, die biblische Rolle der Frau zu untergraben und
im Sinne des Feminismus zu verfälschen, an der Verdrehung und Mißachtung der
neutestamentlichen Lehre über Ehescheidung und Wiederverheiratung und anderen
verführerischen Lehren, die die Schrift offen verdrehen oder mißachten.
Der Kampf um die Reinheit der Lehre ist
darum eine lebenswichtige Aufgabe der wahren Gemeinde in der Endzeit. Es ist
bezeichnend für den Niedergang und das Voranschreiten der Verführung, daß
dieses Ringen um die Reinheit der Lehre zum Spottwort unter gewissen lauen
Christen geworden ist, die bibeltreue Gläubige als dogmatische Prinzipienreiter
und buchstabenfixierte, vertrocknete Sektierer hinstellen. Der ein für allemal
den Heiligen überlieferte Glaube, für den ungezählte Märtyrer in vergangenen
Jahrhunderten Folter und Tod auf sich nahmen, bedeutet solchen Spöttern nicht
mehr viel.
Den Treuen der Endzeit aber muß die
Lehre des Christus, das inspirierte Gotteswort ganz neu kostbar werden. Wir
müssen den Kampf weiterführen, der uns aufgetragen ist, und jeden Versuch des
Satans abwehren, das Gotteswort zu verdrehen, zu verkürzen oder zu
korrumpieren. Uns allen sollte die ernste Ermahnung des Wortes im Herzen
brennen:
"Ich beschwöre dich vor dem Angesicht Gottes und
Christi Jesu, welcher dereinst Lebende und Tote richten wird, und bei seiner
Erscheinung und bei seiner Königsherrschaft: Verkündige das Wort, tritt dafür
ein, du magst gelegen oder ungelegen kommen, überführe, weise zurecht, ermahne
mit allem Aufwand von Langmut und Belehrung!" (2. Tim. 4,1f. n. Me)
2. Falsche Prophetie:
Falsche Prophetie hat das Ziel, neben das inspirierte, geoffenbarte,
authentische Wort Gottes der Heiligen Schrift andere, gefälschte, vergiftete,
irreführende "Worte Gottes" zu setzen. In der falschen Prophetie
verstellt sich Satan als Gott, als ein anderer Jesus und redet durch seinen
Geist des Irrtums, den er für den Heiligen Geist ausgibt, Worte des Betrugs,
listige Täuschung, fromm getarnte Irreführung.
Falsche Prophetie ist eine große
Gefahr, wo Gläubige sich ihr öffnen; sie geraten dadurch unter den Einfluß des
Feindes, werden "bezaubert" (Gal. 3,1), sie verlieren ihr geistliches
Unterscheidungsvermögen, werden verwirrt und vom rechten Weg der Nachfolge und
des Glaubens abgebracht. Der Satan bringt sie dazu, auf die betrügerischen
Worte der falschen Propheten zu achten, statt allein auf das Wort der Bibel. Er
gebraucht die falschen Propheten, "um dich abzubringen von dem Weg, auf
dem zu gehen der HERR, dein Gott, dir geboten hat" (5. Mo. 13,6).
Das zeigt sich bei den Thessalonichern,
die durch irrgeistige Prophetien in Unruhe und Desorientierung gebracht wurden,
die behaupteten, der Gerichtstag des Herrn sei bereits gekommen, so daß Paulus
sie mahnen muß, "daß ihr euch nicht schnell in eurem Sinn erschüttern laßt
noch erschreckt werdet, weder durch Geist [d.h. durch eine dämonische
Falschprophetie], noch durch Wort [durch falsche Lehre], noch durch Brief, als
seien sie von uns [eine arglistige Fälschung der Irrlehrer!], als ob der Tag
des Christus[10] da wäre. Laßt euch von niemand auf irgendeine Weise
verführen (...)" (2. Thess. 2,2f. n. revElb). Auch heute streut der Feind solche gefälschten Botschaften
in das Volk Gottes, um zu verwirren, zu verführen und die Gemeinde vom rechten
Weg abzubringen.
Falsche Prophetie verfälscht das Wort
Gottes; sie baut es geschickt in ihre Neuoffenbarungen ein, aber entstellt
seinen Sinn. Letztlich führt das Hören auf falsche Prophetie dazu, daß das
wahre, inspirierte Gotteswort der Heiligen Schrift abgewertet wird und seine
absolute Autorität und Verbindlichkeit verliert, während die satanisch
gefälschten "Gottesworte" der Lügenpropheten letztlich höheres
Gewicht bekommen als die Bibel.
Die große geistliche Gefahr der
Falschprophetie hat den Apostel Johannes bewegt, die Gläubigen zu ermahnen:
"Geliebte, glaubt nicht jedem Geist, sondern prüft die Geister, ob sie aus
Gott sind; denn viele falsche Propheten sind in die Welt ausgegangen" (1.
Joh. 4,1). Er sagte dies zu einer Zeit, wo die echte prophetische Gabe noch
wirksam war, weil das Wort Gottes noch nicht vollendet und das Vollständige
noch nicht gekommen war (vgl. 1. Kor. 13,8-12).
Heute leben wir in einer
heilsgeschichtlichen Epoche, wo die echte Prophetie im Sinne von
Neuoffenbarungen längst nicht mehr existiert. Die Gemeinde der
nachapostolischen Zeit hat alle prophetische Offenbarung, die sie braucht,
vollständig in der Heiligen Schrift. Wer heute beansprucht, als
"Prophet" eine inspirierte Botschaft von Gott zu bringen, ist
entweder ein vom Satan Betrogener oder aber ein Lügner und falscher Prophet.
Viele Gläubige meinen, man müsse auch
heute noch zwischen "echter" und falscher Prophetie unterscheiden.
Oftmals wird die eigene Überzeugung hier zum Richtmaß genommen; was
beispielsweise ernst klingt und zur Buße ruft, ist "echt". Aber die
Prüfung der Geister muß heute anhand der geoffenbarten Heiligen Schrift
erfolgen, und nach den Aussagen des Wortes Gottes ist heute jegliche
"Prophetie" falsche Prophetie. Wer sich bei der Prüfung darauf
stützt, daß eine Prophetie nicht grob der Bibel widerspricht, geht in die Irre
und übersieht die Raffiniertheit, mit der der Feind seine falschen Botschaften
mit Bibelworten und frommen Gedanken durchsetzt, um sein Gift mit hineinschmuggeln
zu können.
3. Falsche Zeichen und
Wunder: So wie Gott in der
apostolischen Zeit Seine Offenbarung des Wortes, die Botschaft des Christus,
des Evangeliums mit echten Zeichen und Wundern bekräftigte (vgl. Hebr. 2,4), so
wird Satan nach dem Zeugnis der Schrift in der letzten Zeit sein falsches
Evangelium, die Botschaft des Antichristen mit falschen Zeichen und Wundern
bekräftigen.
Der Herr Jesus sagt für die letzte Zeit
voraus: "Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und werden große Zeichen und Wunder tun,
um so, wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen" (Mt. 24,24). In
Mt. 7,15-23 zeigt Er den Zusammenhang zwischen falschen Propheten und falschen
Wunderzeichen wie Dämonenaustreibungen und Machttaten in der letzten Zeit.
So wie das Auftreten des Antichristen
durch die Kraftwirkung des Satans vorbereitet und herbeigeführt wird, wobei er
alle möglichen Machttaten, Zeichen und Wunder der Lüge benutzt, um den
Antichristen zu beglaubigen (2. Thess. 2,9), so müssen wir auch in der
vorantichristlichen Zeit, in der wir leben, damit rechnen, daß Satans
falschprophetische Botschaften durch gefälschte Zeichen und Wunder bekräftigt
werden, die den echten Wunderzeichen der Bibel ähnlich sehen.
Wenn der Feind versuchen will, selbst
die Auserwählten zu verführen, so muß er die Irrlehre in die Christenheit
pflanzen, daß es heute noch göttliche Wunderzeichen gebe wie zur Zeit der
Apostel. Wenn er will, daß auch Gläubige in den Sog der antichristlichen
Verführung hineingezogen werden, muß er sie daran gewöhnen, Zeichen und Wunder
als göttliches Siegel für Botschaften zu betrachten, die unbiblisch sind, und
mehr auf sensationelle Machttaten zu achten als auf das inspirierte Wort
Gottes. Genau das geschieht heute in der Charismatischen Bewegung.
b) Taktiken des Verführers bei
seinem Wirken in der Gemeinde
Wie geht der Feind vor, wenn er seine
gefälschte Botschaft in die Gemeinde hineinbringt? Die Bibel nennt uns einige
typische Taktiken der Verführung:
1. Tarnung und
Verstellung: 2. Kor. 11,14 besagt, daß sowohl der Satan selbst als auch
seine Diener sich in ihrer Gestalt verwandeln, d.h. sie ändern ihr äußeres
Erscheinungsbild, so daß sie einem Boten des Lichts bzw. Dienern der
Gerechtigkeit äußerlich gleichen, während ihr Wesen unverändert böse geblieben
ist. So sagte es auch der Herr Jesus: "Hütet euch aber vor den falschen
Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie
reißende Wölfe" (Mt. 7,15).
Wir müssen also von den Verführern
erwarten, daß sie äußerlich wie ernsthafte, geisterfüllte Christen wirken, daß
sie im Gegenteil sogar eine faszinierende Ausstrahlung, eine attraktive Wirkung
auf ungefestigte Gläubige haben. Die Schrift sagt uns, daß wir uns von ihrer
äußeren Erscheinung nicht blenden lassen dürfen: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen"
(V. 16).
Wenn wir also die Resultate ihres
Wirkens nüchtern im Licht der Bibel prüfen, werden wir erkennen, ob sie echt
oder falsch sind. Der Feind kann zwar das Erscheinungsbild echten geistlichen
Lebens nachahmen, nicht jedoch dieses Leben selbst. An den Früchten, den
Auswirkungen erkennt man den Heiligen Geist und den Geist des Irrtums (Gal.
5,19-21.22).
Zur Tarnung gehört auch dazu, daß der Feind und seine Diener in
Lichtgestalt das Wort Gottes oft im Munde führen und fleißig benutzen. In
Psalm 50 sagt Gott zu dem Frevler: "Was zählst du meine Satzungen auf und
nimmst meinen Bund in deinen Mund?" (Ps. 50,16 - revSchl).
Der Frevler, der Gesetzlose oder
Gottlose in der Bibel ist nicht etwa jemand, der überhaupt nichts von Gott
wissen will, sondern ein äußerlich dem Volk Gottes zugehöriger Mensch, der
einen Schein, eine äußere Form der Gottesfurcht hat (2. Tim. 3,5), aber
innerlich von Gott abgefallen ist und sich gegen Ihn erhebt. In letzter
Zuspitzung ist der Gottlose oder Frevler ein Bild des Antichristen (vgl. 2.
Thess. 2,4).
So sind die Verführer solche, die das
Wort Gottes viel in den Mund nehmen - davon darf sich niemand irreführen
lassen. Ihr Kennzeichen ist jedoch, daß sie es nicht wirklich halten und
ausleben, daß sie zügellos und zuchtlos sind und im Grunde die Gebote Gottes
verachten: "... da du selbst doch die Zucht mißachtest / und meinen Worten
den Rücken kehrst [w. meine Worte hinter dich wirfst]?" (Ps. 50,17 - Me;
vgl. 2. Petrus 2, Judas).
Die Verstellung und Tarnung des Feindes
ist also nicht perfekt; der gereifte, biblisch gefestigte Gläubige wird sie
durchschauen können; der fleischliche oder schwarmgeistig benebelte Gläubige
jedoch wird blind für die Verstellung; weil er nicht nüchtern prüft, fällt er
auf die Verführung herein.
2. Heimlichkeit: Der
Feind arbeitet nicht offen, im Licht; er umgeht Ehrlichkeit und die biblischen
Regeln der Gemeinschaft unter Gläubigen; er liebt die Arbeit im Verborgenen.
Zur Verstellung gehört die Heimlichkeit, das Wirken hinter den Kulissen, hinter
dem Rücken derer, die als Aufseher und Wächter im Hause Gottes eingesetzt sind.
Das wird durch die Ermahnung des Apostels Paulus aufgedeckt: "Und habt
nichts gemein mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern stellt sie
vielmehr bloß; denn was heimlich von ihnen geschieht, ist selbst zu sagen
schändlich. Alles aber, was bloßgestellt wird, das wird durchs Licht offenbar;
denn alles, was offenbar wird, ist Licht" (Eph. 5,11-14).
Die Verführer wirken daher oft im
Verborgenen, entziehen sich dem Licht, verhüllen ihre wahren Absichten und sind
doppelzüngig. Sie dringen unbemerkt, allmählich und heimlich in die Gemeinde
ein. So spricht Paulus von den "heimlich eingedrungenen" falschen
Brüdern, die sich "eingeschlichen" hatten, um gegen ihn zu
intrigieren (Gal. 2,4), und der Judasbrief warnt uns: "Denn gewisse
Menschen haben sich heimlich eingeschlichen, die längst zu diesem Gericht
vorher aufgezeichnet sind, Gottlose, welche die Gnade unseres Gottes in
Ausschweifung verkehren und unseren alleinigen Gebieter und Herrn Jesus
Christus verleugnen" (Jud. 4; vgl. auch 2. Tim. 3,6).
Gerade der charismatische falsche Geist
arbeitet vielfach in Heimlichkeit und benutzt einzelne Anhänger, um in
biblischen Gemeinden unter den Unbefestigten zu wirken und ganze Hauskreise
oder Jugendkreise zu beeinflussen und wegzuziehen. Dasselbe läßt sich auch von
manchen Kommunitäten sagen, die ihre pfingstlich-charismatische Orientierung
vor den Gläubigen, die sie besuchen, weitgehend verbergen.
3. Spaltungen und
Parteiungen: Irreführende Lehre und Prophetie und alles verführerische
Wirken des Feindes in der Gemeinde zielt immer wieder darauf, die gottgewollte
Einheit des Geistes im Leib Christi zu zerstören und Gruppen, Strömungen,
Fraktionen und Abspaltungen zu schaffen.
Nicht nur wird dadurch die Wirksamkeit
und das Zeugnis der wahren Gemeinde geschwächt; die Parteiungen dienen dem
Feind auch dazu, die verführten Gläubigen dem Einflußbereich der von Gott
eingesetzten Ältesten, Hirten und Lehrer zu entziehen und sie in Sondergruppen
umso wirksamer benebeln und für seine Zwecke gebrauchen zu können. Der
griechische Schlüsselbegriff hairesis
(von dem das dt. Fremdwort "Häresie" abgeleitet ist) umschreibt eine
Gruppe von Menschen, die sich um eine bestimmte Irrlehre scharen und sich damit
von der wahren Gemeinde abspalten.
Die zerstörerische Spur dieser Taktik
des Feindes zieht sich durch die ganze Geschichte der Gemeinde. Die Pfingst-
und Charismatische Bewegung ist ein typisches Beispiel dafür; sie hat
vielleicht mehr Spaltung und Zerstörung in der Gemeinde angerichtet als jede
verführerische Bewegung vor ihr.
Bezeichnenderweise weisen gerade
irrgeistige spalterische Strömungen wie die Pfingst- und Charismatische
Bewegung in sich selbst eine Tendenz zur Spaltung und Aufsplitterung auf, die
ihren Anspruch, eine Erweckungsbewegung des Heiligen Geistes zu sein, Lügen
straft. Daher mahnt uns das Wort Gottes: "Ich ermahne euch aber, Brüder,
daß ihr achthabt auf die, welche entgegen der Lehre, die ihr gelernt habt,
Parteiungen und Ärgernisse [d.h. Anlässe zur Sünde] anrichten, und wendet euch
von ihnen ab" (Rö. 16,17) und: "Diese sind es, die Trennungen
verursachen, irdisch gesinnte [od. seelische, natürliche - psychikos] Menschen, die den Geist nicht haben" (Jud. 19).
4. Betrügerischer Umgang
mit dem Wort: Die Taktik des Feindes besteht darin, das Wort Gottes zwar im
Munde zu führen, es aber zu verdrehen und seines eigentlichen Sinnes zu
berauben, um einen neuen, verfälschten Sinn hineinzudeuten. Wir haben diese
Taktik schon bei der Betrachtung der Versuchung Jesu gesehen, wo der Feind eine
biblische Verheißung verfälscht, um den Herrn zu einer vermessenen,
eigenwilligen Handlung zu verleiten.
Hier ist das Wort wichtig, das der
Apostel Paulus in Abgrenzung zu den Irrlehrern seiner Zeit von sich sagt:
"Darum, da wir diesen Dienst haben, weil wir ja begnadigt worden sind,
ermatten wir nicht; sondern wir haben den geheimen Dingen [od. Heimlichtuerei],
deren man sich schämen muß, entsagt und wandeln nicht in Arglist, noch verfälschen wir das Wort Gottes,
sondern durch die Offenbarung [od. offene Verkündigung] der Wahrheit empfehlen
wir uns jedem Gewissen der Menschen vor Gott" (2. Kor. 4,1f.).
Aus der Abgrenzung erkennen wir, daß
drei Dinge die falschen Lehrer kennzeichnen: Heimlichtuerei (verborgene Dinge),
Arglist (panourgia, auch
Verschlagenheit, Frevel) und Verfälschung des Wortes Gottes. Das hier
verwendete Wort doloò hängt mit dolos (Köder, Lockspeise, Betrug, List,
Tücke, Ränke) zusammen; es bedeutet hier, daß die falschen Lehrer das Wort
Gottes verkehren und verfälschen, aber auch, daß sie es betrügerisch gebrauchen (Anm. revElb); sie verdrehen es in seinem
Sinn, um damit Menschen zu täuschen, für sich einzufangen und zu betrügen.
Verfälschung und Betrug gehören also zu
den Wesensmerkmalen satanischer Verführung. Wir finden den Begriff dolos (Betrug, List) in zahlreichen
wichtigen Aussagen der Bibel erwähnt, und es lohnt sich, diese Stellen zu
studieren (Mt. 26,4; Mk. 7,22; Mk. 14,1; Joh. 1,47; Apg. 13,10; Rö. 1,29; 2. Kor. 12,16; 1.
Thess. 2,3; 1. Petr. 2,1; 1. Petr. 2,22; 1.
Petr. 3,10).
In unserem Zusammenhang ist noch 1.
Thess. 2,3f. wichtig, wo Paulus ebenfalls in Abgrenzung gegenüber Irrlehrern
von sich sagt: "Denn unsere Ermahnung geschah nicht aus Irrtum, noch aus
Unlauterkeit, noch mit List [od. Betrug - dolos],
sondern wie wir von Gott tauglich befunden worden sind, mit dem Evangelium
betraut zu werden, so reden wir - nicht, um Menschen zu gefallen, soindern
Gott, der unsere Herzen prüft." Dagegen heißt es von den Irrlehrern:
"Durch süße Worte und schöne Reden verführen sie die Herzen der
Arglosen" (Rö. 16,18), und: "Aus Habsucht werden sie euch mit
betrügerischen Worten kaufen [od. übervorteilen]" (2. Petr. 2,3).
Wir haben im Laufe dieser Untersuchung
an vielen Stellen gesehen, wie der falsche Geist der Pfingst- und
Charismatischen Bewegung durch falsche Lehrer Bibelworte aus dem Zusammenhang
gerissen, ihren Sinn verkehrt und sie zu schwärmerischem Betrug mißbraucht hat.
Wie in anderen irrgeistigen, zerstörerischen Bewegungen der Vergangenheit
(Montanismus, Katholisch-apostolische Gemeinden) finden wir auch in dieser
Bewegung, daß das heilige Wort Gottes in seinem klaren Sinn verdreht und ihm
ein aus mystischer "Offenbarungserkenntnis" stammenden Widersinn
unterschoben wird. Die Frucht ist, daß Menschen in die Irre geleitet werden,
darunter auch zahlreiche Gotteskinder. Wo solcher Betrug mit dem Wort Gottes
auftritt, können wir die Handschrift des Erzbetrügers und Vaters der Lüge
erkennen.
5.
Die prophetische Perspektive der Verführung:
Bileam,
Isebel und die Hure Babylon
Zum Abschluß dieser Betrachtung über
die endzeitliche Verführung wollen wir auf die Aussagen der Offenbarung zu diesem Thema eingehen,
die wir bisher weitgehend ausgeklammert haben. Im Gegensatz zu den direkten
Aussagen in den Evangelien und Lehrbriefen gibt uns die Offenbarung
prophetische Bilder, die unser
Verständnis für das Wesen und die Zielsetzung der Verführung der Gemeinde
vertiefen und erweitern und deshalb unbedingt in unser Bibelstudium einbezogen
werden sollten. Aus Platzgründen kann auf diese Gesichtspunkte hier nur relativ
allgemein und knapp eingegangen werden.
Für unser Thema sind vor allem zwei
Abschnitte der Offenbarung wichtig: die sieben Sendschreiben an die Gemeinden
(Offenbarung 2 u. 3) und die Aussagen über die Hure Babylon und die
antichristliche Verführung in ihrer ausgereiften Form (Offenbarung 13, 17 u.
18).
Die Sendschreiben beleuchten in
prophetischer Form die Entwicklung der Gemeinde Christi in der Endzeit und
zeigen dabei auch das Fortschreiten der Verführung und des Abfalls innerhalb
der Gemeinde. Es führt eine absteigende Linie von den ersten Anzeichen des
Verfalls bei der Gemeinde zu Ephesus über das Aufkommen von Parteiungen, die
sich um Irrlehren scharen, in Pergamon über die Herrschaft einer falschen
Prophetin in Thyatira bis zum geistlichen Tod der Gemeinde zu Sardes und der
selbstzufriedenen Lauheit von Laodicäa.
Die Gesichte in Offenbarung 17 und 18
zeigen uns eine geistig-religiöse Kraft, die als Hure Babylon bezeichnet wird und als der Inbegriff falschreligiöser
Verführung erscheint, als das Endstadium des teuflischen religiösen Betruges,
auf das alle früheren Linien hinlaufen.
a) Die fortschreitende Verführung
in den Gemeinden der Sendschreiben
1.
Ephesus: Was hat uns das
Sendschreiben an Ephesus in bezug auf Verführung zu sagen? Es zeigt eine
Gemeinde, die viele gute geistliche Züge aufzuweisen hat; unter diesen hebt der
Herr auch hervor, daß die Verantwortlichen dort wachsam gegenüber satanischer
Verführung waren: "Du hast die geprüft, die sich Apostel nennen und es
nicht sind, und hast sie als Lügner erkannt" (Offb. 2,2). Das
Sendschreiben bestätigt, daß die Gefahr der Verführung auch in Gemeinden
existiert, die geistlich relativ gut stehen. Auch dort, wo die Lehre gesund ist
und Irrströmungen abgewehrt wurden, besteht aller Grund zu beständiger
Wachsamkeit! Wir sehen auch, daß die Schrift voraussagt, daß in der Endzeit
falsche Apostel auftreten werden.
Das Sendschreiben nennt uns auch eine
Irrströmung, eine hairesis oder
Parteiung, die damals eine Rolle spielte, die "Nikolaiten". Auch hier
wieder lobt der Herr die Gemeinde: "Aber dies hast du, daß du die Werke
der Nikolaiten haßt, die auch ich hasse" (V. 6). Wir wissen nicht genau,
was diese Nikolaiten gelehrt und praktiziert haben; vielleicht sind sie nach
Offb. 2,14-16 Anhänger der Lehre Bileams gewesen, auf die wir noch kommen
werden. Ihr Name bedeutet "Besieger, Beherrscher des Volkes", was
durchaus mit Bileam übereinstimmen kann.
In jedem Fall waren sie Anhänger einer
Irrlehre, und der erhöhte Herr macht hier eine wesentliche Aussage, die wir uns
sehr zu Herzen nehmen sollten: Er, der voller Liebe, Langmut und Barmherzigkeit
ist, sagt in allem Ernst, daß er die Werke der Irrströmung haßt - auch die ihrer Anhänger, nicht allein der Führer. Er lobt
die Verantwortlichen in Ephesus, daß auch sie keine falsche
"Toleranz" oder "Nachsicht" mit dieser Parteiung üben,
sondern wie Er ihre Werke hassen.
Wie sehr müssen wir hier unsere
Gesinnung erneuern lassen, die von Untreue, Nachlässigkeit und weltlichem
Humanismus verunreinigt ist! So wie das Wort Gottes vom Herrn bezeugt:
"Verblendete dürfen nicht vor deine Augen hintreten; du hassest alle, die
Frevel tun" (Ps. 5,6), so sollten auch wir alle Gottlosigkeit und Irrlehre
hassen: "Die ihr den HERRN liebt, haßt das Böse!" (Ps. 97,10).
Nirgends redet der Herr persönlich und durch Seine Apostel schärfer und
unversöhnlicher, als wenn Er sich mit Irrlehrern und falschen Propheten auseinandersetzen
muß (vgl. Mt. 7,23; 2. Kor. 11,13-15; Gal. 1,6-9; Gal. 5,7-12; 1. Tim. 6,3-5;
2. Tim. 3,6-9.13; Tit. 1,10-16; Tit. 3,10; 2. Petrus
2 u. 3; 2. Johannes; Judas; Offb. 2,6.14-16.20-23). Das bedeutet einen
kompromißlosen, unermüdlichen Kampf gegen jegliche Irrlehre und Irrströmung.
Dieser Kampf ist auch ein Kampf gegen
die gottlosen Frevler und Verführer, die diese Bewegungen leiten, aber ein
Kampf um die verführten Gotteskinder,
die wir zur Umkehr und Besinnung bringen sollten (vgl. Jud. 23; 2. Tim.
2,24-26).
Aber das Sendschreiben an Ephesus zeigt
uns nicht nur Nachahmenswertes; in seinem einzigen Tadel enthüllt es den
tiefsten Wurzelgrund für alle erfolgreiche Verführung, den Riß, durch den das
Gift des Satans in einzelne Gläubige und in ganze Gemeinden eindringen kann:
"Aber ich habe gegen dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast"
(V. 4). Hier liegt der verborgene Keim des Verfalls - nicht in der Lehre, nicht
in der äußerlichen Gemeindearbeit, sondern in der innersten Herzenshaltung dem
Herrn gegenüber. Dort, wo die völlige Hingabe an den Herrn fehlt, dort, wo Er
uns nicht mehr alles ist, wo Er unser Herz nicht ungeteilt besitzt, dort kann
der Feind mit seinem verderblichen Werk ansetzen und die Gläubigen Schritt für
Schritt von ihrem Herrn und dem Weg der Nachfolge wegziehen (vgl. 2. Kor.
11,2f.; Jak. 4,4-6).
Diese Mahnung muß uns heutige Gläubige
tief treffen und zur Umkehr führen, dazu, daß wir das Angesicht unseres treuen
Herrn suchen und Ihm bekennen, wo auch wir nicht in der ersten Liebe stehen,
und uns von Ihm gründliche Buße schenken lassen. Im Licht dieser Aussage sollte
uns auch deutlich werden, daß niemand
ohne eigenes Verschulden von der Verführung fortgezogen wird. In uns
selbst, in unserer fleischlichen Herzenshaltung und Verkehrtheit müssen wir den
tiefsten Grund suchen, wenn wir zu der Erkenntnis kommen, daß wir uns haben
verführen lassen.
2.
Pergamon: In dem Sendschreiben
an die Gemeinde in Pergamon sehen wir, wie das Übel sich bereits in der
Gemeinde festgesetzt hat. Hatte Ephesus die Irrlehren noch entschieden
abgewehrt, hat nunmehr der keimartige, äußerlich nicht sichtbare Schaden der
verlassenen ersten Liebe zu teilweiser Blindheit und Untreue der
Verantwortlichen gegenüber den verführerischen Machenschaften des Teufels
geführt.
In Pergamon gab es solche in der
Gemeinde, die an der Lehre Bileams festhielten, die das Volk Gottes wie einst
Bileam zu geistlicher Hurerei und Götzendienst verführten. Noch scheint es, als
seien diese Leute, die vielleicht mit den ebenfalls erwähnten Nikolaiten
identisch sind, nur eine Minderheit innerhalb der Gemeinde gewesen. Aber die
Verantwortlichen hatten diese hairesis,
diese Irrströmung innerhalb der Gemeinde geduldet, anstatt sie entschieden zu
bekämpfen wie die Epheser.
Wegen dieses Versäumnisses erhalten sie
nun einen scharfen Tadel des erhöhten Herrn: "Tu nun Buße! Wenn aber
nicht, so komme ich dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert
meines Mundes" (V. 16). Der Herr erwartet von den Ältesten von Pergamon
wie von der ganzen Gemeinde, daß sie die Anhänger von Irrlehren offensiv
bekämpfen und aus der Gemeinde ausschließen, anstatt sie in einem faulen
Frieden um der "Einheit des Leibes Christi willen" zu
"tolerieren".
Diese Mahnung sollte allen Ältesten,
Hirten und Lehrern der heutigen Gemeinde Christi zu Herzen gehen, die oft unter
großem Druck stehen, doch pfingstlich-charismatische Gruppen und Anhänger zu
"tolerieren", sie in der Gemeinde zu lassen bzw. mit ihren Gemeinden
"in der Liebe Jesu" zusammenzuarbeiten. Das ist nicht der Wille des
Herrn! Der Herr hat uns in Seinem Wort die klare Anweisung gegeben: "Tut
den Bösen von euch selbst hinaus!" Die Öffnung für eine Irrlehre und einen
falschen Geist ist genauso ein Anlaß für biblische Gemeindezucht wie eine
Fleischessünde. Auch hier gilt der Grundsatz: "Ein wenig Sauerteig
durchsäuert den ganzen Teig" (Gal. 5,9).
Das Wort Gottes gebietet: "Einen
sektiererischen Menschen [hairetikon
anthròpon = einen Menschen, der Irrlehren anhängt und Spaltungen anrichtet]
weise nach einer ein- und zweimaligen Zurechtweisung ab, da du weißt, daß ein
solcher verkehrt ist und sündigt und
durch sich selbst verurteilt ist" (Tit. 3,10). Irrlehren anzuhängen und Spaltungen zu fördern ist genauso eine Sünde,
die Gemeindezucht erforderlich macht, wie Ehebruch oder Diebstahl. Die
Ältesten, die vor diesem klaren Gebot der Schrift zurückweichen, machen sich
vor dem Herrn der Gemeinde schuldig und ziehen sich den gleichen Tadel zu wie
die von Pergamon.
3.
Thyatira: Im Sendschreiben an
die Gemeinde in Thyatira sehen wir,
wie das Böse, das in Pergamon noch eine Randerscheinung des Gemeindelebens zu
sein schien, nunmehr ausgereift ist und die ganze Gemeinde vergiftet und
bedroht.
Auch hier besteht die Untreue der
Verantwortlichen darin, daß sie Verführer in ihren Reihen "gewähren
lassen". Aber in Thyatira gibt es nicht mehr nur Einzelne, die an der
Lehre Bileams festhalten, sondern hier ist eine aktive, verführerische Kraft
aufgetreten, die bildhaft als "das Weib Isebel" bezeichnet wird. Auf
die symbolische Bedeutung ihres Namens kommen wir noch weiter unten zu
sprechen; wie bei der Hure Babylon, die auch als ein Weib gekennzeichnet wird,
handelt es sich hier um eine falschreligöse
Kraft der Verführung.
"Isebel" nennt sich eine Prophetin; sie ist also eine falsche
Prophetin, die betrügerische Offenbarungen und Botschaften dazu benutzt, das
Volk Gottes zu verwirren und irrezuführen. Nicht nur das, sie lehrt auch. Hier stoßen wir auf ein
typisches Kennzeichen satanischer Verführung, dem wir in allerlei Sekten wie
z.B. den Adventisten, aber auch in der Pfingst- und Charismatischen Bewegung
begegnen: Frauen nehmen, getrieben von dem dämonischen Irrgeist, entgegen dem
Wort Gottes eine führende Stellung ein; sie maßen sich das Prophetenamt an, sie
schwingen sich zu Lehrerinnen auf und nehmen Führungspositionen in der Gemeinde
ein (vgl. 1. Tim. 2,12-14). Diese Dinge kommen nicht aus dem echten Heiligen
Geist, sondern aus dem Geist Isebels, dem Geist der falschprophetischen
Verführung.
Die "Lehre" Isebels ist, wie
wir leicht erkennen können, identisch mit der Lehre Bileams (vgl. V. 14): sie
verführt die Knechte Gottes dazu, geistliche Hurerei und Götzendienst zu
treiben! Sie beeinflußt also wahre Gotteskinder, sich dämonischen Geistern zu
öffnen und mit ihnen Gemeinschaft zu haben, ja sogar, sie anzubeten.
Wer meint, dies sei unmöglich und an
den Haaren herbeigezogen, der lese die Ermahnungen des Paulus in 1. Kor.
10,14-22: "Darum, meine Geliebten, flieht den Götzendienst. (...) Ich will
aber nicht, daß ihr Gemeinschaft habt mit den Dämonen. Ihr könnt nicht des
Herrn Kelch trinken und der Dämonen Kelch; ihr könnt nicht am Tisch des Herrn
teilnehmen und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir den Herrn zur Eifersucht
reizen? Sind wir etwa stärker als er?"
Zu den Zeiten der Apostel gab es
Irrlehrer, die offenkundig die damaligen Gläubigen dazu verführten, an
heidnischen Götzenopfermahlen teilzunehmen und sie auf diese Weise in
Gemeinschaft mit Dämonen brachten. Das ist heute außerhalb der katholischen
Kirche weniger der Fall. Aber auch solche Irrlehrer, die Gläubige in der
Pfingst- und Charismatischen Bewegung dazu bringen, einen falschen Geist zu
empfangen und einen falschen Jesus anzubeten, bringen sie damit in Gemeinschaft
mit Dämonen und in geistliche Hurereisünden hinein.
Daß solche geistliche Hurerei, der
Verkehr mit dämonischen Geistern der Verführung vor dem Herrn eine
schwerwiegende Sünde ist, sehen wir aus Seinen folgenden Worten: "Und ich
gab ihr Zeit, auf daß sie Buße täte, und sie will nicht Buße tun von ihrer
Hurerei. Siehe, ich werfe sie in ein Bett, und die, welche Ehebruch mit ihr
treiben, in große Drangsal, wenn sie nicht Buße tun von ihren [d.h. Isebels]
Werken. Und ihre Kinder werde ich mit Tod töten, und alle Versammlungen werden
erkennen, daß ich es bin, der Nieren und Herzen erforscht; und ich werde euch
einem jeden nach euren Werken geben" (V. 21-23 - Elb).
Hier erkennen wir, daß alle
schwarmgeistige Verführung als geistliche Hurerei das Gericht des Herrn der
Gemeinde nach sich zieht. Man beachte, wie der Herr differenziert zwischen den
Gotteskindern, die sich in diese Verführung hineinziehen lassen und damit
geistlichen Ehebruch treiben, und den Kindern der Isebel - und hier sind
geistliche Kinder, d.h. schwarmgeistig gezeugte Scheinchristen gemeint, "Christen",
die durch falschprophetische Verführung einen anderen Jesus angenommen haben
und nicht wiedergeboren sind. Die verführten Gotteskinder werden in große
(geistliche) Drangsal kommen und im Preisgericht großen Schaden erleiden,
während die Kinder der Isebel Kinder des Verderbens sind; ihnen droht der
geistliche Tod.
Die Verführung hat in Thyatira
übermächtige Ausmaße angenommen; sie hat diese Gemeinde soweit zerstört, daß
der Herr nur noch einen Teil, vermutlich nur einen kleinen Teil, als treue Gläubige
ansprechen kann. Das Wort für "Euch, den übrigen in Thyatira" (V. 24), loipois, kann auch "den Übriggebliebenen" bedeuten; es
ist mit dem Wort für "Überrest" in Rö. 11,5 verwandt. Sie hatten den
überheblichen Anspruch der Irrlehrer, die - wie viele heutige Charismatiker -
behaupteten, die "Tiefen des Satans erkannt" zu haben,
zurückgewiesen, und der Herr tröstet und stärkt sie, und mahnt sie zugleich, an
der gesunden Lehre, dem geoffenbarten Wort Gottes festzuhalten: "Was ihr
habt, haltet fest, bis ich komme!" (V. 25; vgl. Offb. 3,8.10.11).
Die Sendschreiben machen deutlich: Wer zu den Treuen, zu den Überwindern der
Endzeit gehören will, muß sich gegenüber jeglicher Verführung ganz klar
abgrenzen und sie entschieden bekämpfen; anderenfalls verliert er den
Siegeskranz und erleidet großen geistlichen Schaden.
Wer nicht an dem festhält, was der Herr
uns zur Auferbauung und Bewahrung Seiner Gemeinde gegeben hat, nämlich
zuallererst an Seinem kostbaren, inspirierten Wort, dem ein für allemal den
Heiligen überlieferten Glauben, "dem Wort seiner Gnade, das Kraft hat,
aufzuerbauen und ein Erbe unter allen Geheiligten zu geben" (Apg. 20,32),
wer dieses Wort nicht von aller Befleckung, Verstümmelung und Verdrehung durch
Irrlehre und Falschprophetie rein erhält, der wird vom rechten Weg abkommen und
die Gefahren der Endzeit nicht unbeschadet überstehen.
b) Bileam und Isebel als
Vorbilder falschprophetischer Verführung
Es ist für unser Verständnis
falschprophetischer Irreführung wertvoll, wenn wir uns näher mit den beiden
Gestalten beschäftigen, die uns in den Sendschreiben als Vorbilder der
satanischen Taktik gegenüber der Gemeinde gegeben werden. Beide haben Bezüge
zum Alten Testament, die weiteres Licht auf unser Thema werfen.
aa) Bileam - seine Lehre, sein
Weg, seine Irreführung
Bileam, eine der zwiespältigsten und
unheimlichsten Gestalten des Alten Testamentes, wird vom Heiligen Geist
wiederholt als Vorbild der Verführung in der Gemeinde Christi angeführt (2.
Petr. 2,15; Jud. 11; Offb. 2,14). Wir erfahren im AT einiges über seine
Herzenshaltung und seine Motive, als er versucht, Israel zu verfluchen, und es
doch segnen muß (4. Mose 22 bis 24). Sein heimtückischer Ratschlag gegen das
Volk Israel wird im AT nur kurz und indirekt geschildert (4. Mo. 31,16); erst
die Offenbarung im NT macht seine Bedeutung klarer (Offb. 2,14).
Der Name "Bileam" wird als
"Verderber, Verschlinger des Volkes" gedeutet. Bileam stammte nicht
aus dem Volk Gottes; er war ein Götzendiener aus den Heidenvölkern. Die Schrift
sagt von ihm, daß er ein Wahrsager war (Jos. 13,22) und Zauberei betrieb (4.
Mo. 24,1 - Lu12). Eine uralte magische Praktik war das Aussprechen von
Zauberflüchen, die durch die böse Macht Satans Verderben über Menschen, Vieh
oder Ernte bringen sollten. Bileam beherrschte diese Zauberkunst so gut, daß
die Feinde des Volkes Israel, die Moabiter, ihn gegen Lohn anwarben, um das
Volk Gottes zu verderben.
Bileam aber war nicht nur ein Zauberer
und Werkzeug des Satans. Die Bibel berichtet uns, daß er auch den Gott Israels
kannte und vorgab, dem Herrn hingegeben zu dienen. Es mag sein, daß er, ähnlich
wie die Hure Rahab, die Kunde von der wunderbaren Befreiung Israels aus der
ägyptischen Knechtschaft gehört hatte und den Gott Israels als einen mächtigen
Gott, der Wunder tat, anerkannt hatte. Er
hatte eine Form von Glauben, denn der spricht von "dem HERRN, meinem
Gott" (4. Mo. 22,18).
Anders aber als bei der heidnischen
Rahab, die sich in wahrem Glauben dem Volk Gottes anschloß und in die
Segenslinie des Messias eingepflanzt wurde (vgl. Mt. 1,5), erwies sich der
Glaube und die Gottesverehrung des Bileam als gefälscht, als unecht und
trügerisch. Mit den Lippen gab er vor, Gott zu dienen, aber sein Herz war voll
Bosheit, Ungehorsam und Habgier; in Wahrheit war er ein Feind Gottes und ein
Feind Seines Volkes. Hierin zeigt er deutliche und bedeutungsvolle Parallelen
zu Simon dem Zauberer (Apg. 8,9-24).
Die neutestamentliche Offenbarung zeigt
uns, daß Bileam auch ein Prophet war
(vgl. 2. Petr. 2,16). Ja, aus geheimnisvollen Gründen gebraucht Gott diesen
Mann, um eine der aussagekräftigsten und eindrucksvollsten Prophetien über
Israel auszusprechen und sogar den kommenden Messias vorherzusagen (4. Mo.
24,17-19).
Bileam verkündet also tatsächlich die
Worte des lebendigen Gottes - aber sein Herz ist nicht lauter und aufrichtig
vor Gott. Es ist nicht das Herz eines wahrhaft Glaubenden, sondern das böse,
verdorbene Herz eines Götzendieners, der auf Zauberei und Bannflüche ausging,
selbst als Gott so deutlich zu ihm redete (vgl. 4. Mo. 24,1 - KJV, Tur-Sinai).
Das Wort offenbart uns seine Motive: Er wollte Israel verfluchen. "Aber
der HERR, dein Gott, wollte nicht auf Bileam hören, und der HERR, dein Gott,
wandelte dir den Fluch in Segen um, denn der HERR, dein Gott, hatte dich lieb"
(5. Mo. 23,6).
Hier erkennen wir etwas vom Wesen des
Frevels: Der Frevler hat die Offenbarung Gottes, ja, er maßt sich sogar an, im
Namen Gottes zu handeln - und doch wagt er es, Böses zu tun im Angesicht des
Heiligen, wagt es, satanische Zaubertechniken zu gebrauchen, um Gott zu
manipulieren und für seine Zwecke zu mißbrauchen. Wenn wir nämlich die Opfer
betrachten, die Bileam auf den Höhen des Baal (!) opfern läßt (4. Mo. 22,41;
23,1-3), so fällt auf, daß das Wort nirgends sagt, er habe sie dem Herrn geopfert.
In Wahrheit waren diese Opfer Bestandeil magischer Zauberpraktiken, sie sollten
die Dämonen günstig stimmen und wurden zu Wahrsagezwecken benutzt.[11]
Das stimmt mit 4. Mo. 24,1 überein.
Erst als Bileam aus dem Mund Gottes hört und bekennen muß: "Denn es gibt
keine Zauberei gegen Jakob und keine Wahrsagerei gegen Israel" (4. Mo.
23,23), merkt er, daß seine boshaften Anschläge vergeblich sind ("Er hat
gesegnet, und ich kann's nicht wenden" - V. 20). Erst dann verzichtet er
auf seine okkulten Opfer und geht nicht, wie die anderen Male, auf Zauberei,
auf Zauberflüche aus. Nur bei der dann folgenden Weissagung heißt es: "und
der Geist Gottes kam über ihn" (4. Mo. 24,2).
Ja, Bileam war ein Prophet Gottes, aber
er war ein untreuer, gottloser Prophet, der sich als Diener Satans und
Verderber des Volkes Gottes entpuppte. Gott vertraute ihm sogar Sein Wort an,
aber er war untreu und boshaft und wirkte gegen Gott, im Dienste des Satans.
Hier ahnen wir etwas vom
"Geheimnis der Gesetzlosigkeit", vom Geheimnis des Frevels, das uns
auch in der Gestalt des Judas entgegentritt. Es ist auch in den heutigen
falschen Propheten und Verführern wirksam, die die den herrlichen Namen Jesu Christi
und das heilige Wort Gottes im Munde führen und doch Söhne des Verderbens und
Betrüger sind wie Bileam.
Bileam konnte das Volk Gottes, Israel,
nicht verfluchen, weil es ihm geoffenbart wurde als Bundesvolk Gottes, das
gerecht war durch den Glauben, durch das Sühnopfer Christi, das vorgeschattet
war im Opferdienst der Stiftshütte. Aber, inspiriert durch den Satan, den
großen Verführer, ersann das verdorbene Herz Bileams eine listige Falle, einen
Weg, um das Volk Gottes dennoch zu Fall zu bringen.
In 4. Mo. 31,16 berichtet die Bibel,
daß Bileam den Moabitern den Rat gab, das Volk Israel zu fleischlicher und
geistlicher Hurerei zu verführen. Sie sandten moabitische Frauen, die die
Männer Israels zuerst zur Unzucht verleiteten und sie dann einluden zu den
Opfern ihrer Götter: "Und das Volk aß und warf sich nieder vor ihren
Göttern. Und Israel hängte sich an den Baal-Peor. Da entbrannte der Zorn des
HERRN gegen Israel" (4. Mo. 25,1-3; vgl. 4-18).
Hier sehen wir eine tiefere Absicht
hinter Satans Verführung. Er weiß, daß er das Volk Gottes, wenn es in Christus
wandelt, gerecht durch den Glauben und das stellvertretende Sühnopfer, nicht
angreifen und schädigen kann. Der Frontalangriff der Verfolgung und
Vernichtung, den Moab versuchte, war zunichte geworden. Auch okkulte
Zauberflüche hatten keine Wirkung; der Satan hatte keine Macht über das Volk
Gottes.
Aber er, der Listige, wußte, daß er das
Volk Gottes schädigen und seine Kraft brechen konnte, wenn er es dazu verleiten
konnte, dem Glauben an seinen Erlöser untreu zu werden und sich anderen Göttern
zuzuwenden. Dann würde der Zorn Gottes über sein Volk kommen, und der
vollkommene Schutz in Christus, die göttliche Waffenrüstung, wäre zerstört. Das
Volk könnte besiegt werden.
So
zielt die Verführung immer darauf, das Innerste zu verderben, sie zielt auf das
Herz des Gläubigen, auf seine Einfalt Christus gegenüber, auf seine Liebe und
ungeteilte Hingabe zum Herrn (vgl. 2. Kor.
11,2f.). Das Ziel des Feindes ist es, die Gläubigen zu geistlicher Hurerei zu verführen, zur Gemeinschaft mit Dämonen, zur
Teilnahme am mystisch-ekstatischen falschen "Gottesdienst" der
Heiden, zur Anbetung von irreführenden Geistern. Diese tiefste Absicht spricht
der Herr in Offb. 2,14 aus. Die Lehre Bileams bestand darin, einen Anstoß (od.
eine Falle) den Israeliten in den Weg zu legen, so daß sie Götzenopfer aßen und
Hurerei trieben. Hier wie bei Isebel und der Hure Babylon besteht ein enger
Zusammenhang zwischen leiblicher und geistlicher Hurerei; in allen Fällen aber
ist im letzten und tiefesten die geistliche Hurerei das Ziel des Satans, und
sie ist auch die Sünde, die vor Gott am schrecklichsten ist.
Das NT zeigt uns ganz klar, daß Bileam
ein Vorbild für die falschprophetische Verführung in der Gemeinde ist. Nicht
nur wird von Isebel und den Nikolaiten gesagt, daß sie die Lehre Bileams
vertraten; sowohl Petrus als auch Judas verweisen auf Bileam, wenn sie die
Irrlehrer und Verführer der Endzeitgemeinde schildern.
Judas schreibt über sie: "Sie sind
auf dem Wege Kains gegangen, haben sich aus Gewinnsucht in die Verirrung [od.
die Irreführung, den Betrug, gr. planè]
Bileams verstricken lassen und sich durch ihre Auflehnung wie einst Koah ins
Verderben gestürzt" (Jud. 11 - Me). Vorher erwähnt Judas als biblische
Vorbilder für den Weg dieser Leute die Engel, die geistliche Hurerei mit den
Töchtern der Menschen begangen hatten (Jud. 6; vgl. 1. Mo. 6,1f.) und die Leute
von Sodom und Gomorrha, "die sich, gleicherweise wie jene, der Hurerei
ergaben und anderem Fleische nachgingen".
Dieser Vergleich läßt den Schluß zu,
daß die Kanaaniter von Sodom und Gomorrha nicht nur in fleischliche
Greuelsünden verstrickt waren, sondern auch geistliche Hurerei betrieben, d.h.
durch Zauberei und Mystik Gemeinschaft mit Dämonen hatten.
In 2. Petr. 2,12-17 wird das Vorbild
Bileams gebraucht, um eine weitere Eigenschaft der endzeitlichen Verführer zu
kennzeichnen, nämlich ihre Geldgier und Habsucht, die ja ebenfalls Götzendienst
und geistliche Hurerei beinhaltet (vgl. Eph. 5,5; 1. Tim. 6,3-10; Jak. 4,1-6).
Der Weg Bileams besteht darin, um zeitlicher Vorteile und Habsucht willen den
Lohn der Ungerechtigkeit anzunehmen und sich Satan zur Verfügung zu stellen, um
dem Volk Gottes zu schaden (vgl. auch Judas Ischarioth; Rö. 16,18).
bb) Isebel als Vorbild der
Zauberei und Falschprophetie
Während die Verführung zum Götzendienst
durch Bileam noch einmal eingedämmt werden konnte, wobei das mutige und
entschlossene Vorgehen des Priesters Pinhas uns als Vorbild vor Augen gestellt
wird, der mit dem Eifer Gottes Gericht ausübte unter denen, die sich der
Verführung ergeben hatten (4. Mo. 25,1-13; vgl. 2. Kor. 11,2), zeigt das
Vorbild Isebels die Verführung in einem fortgeschrittenen, nicht mehr heilbaren
Stadium.
Isebel ("die Keusche,
Unberührte" - welch eine Irreführung schon im Namen!) war eine ebenso
listige wie bösartige Dienerin Satans, die unter dem Volk Gottes schwerstes
Verderben angerichtet hat. Sie war die Tochter eines heidnischen Königs mit dem
bezeichnenden Namen Etbaal ("Mit ihm ist Baal") und eine fanatische
Verehrerin des Götzen Baal.
Durch die Hochzeit mit ihr brachte der
gottlose König Ahab Verderben über Israel. Nicht nur ließ er sich von ihr
verleiten, dem Baal zu dienen und sich anbetend vor diesem abscheulichen Götzen
niederzuwerfen; er wagte es sogar, dem Baal einen Tempel zu bauen und förderte
den satanisch-perversen Baalskult in Israel. Isebel war bei diesen Verführungen
zu geistlicher Hurerei eine aktive und treibende Kraft. Sie hatte hunderte von
falschen Propheten (!) des Baal eingeführt (vgl. 1. Kö. 18,19), die das Volk
zum Götzendienst verleiteten; sie hatte die Propheten des Herrn verfolgt und
umgebracht (V. 13).
Sie war sehr erfolgreich gewesen mit
ihrer Verführung - nur 7.000 waren in Israel übriggeblieben, die ihre Knie
nicht vor dem Baal gebeugt und ihn nicht geküßt hatten (vgl. 1. Kö. 19,18). So
begründet Jehu, das Gerichtswerkzeug Gottes, das Verderben des Hauses Ahab
gegenüber Ahabs Sohn Joram mit "den vielen Hurereien deiner Mutter Isebel
und ihren vielen Zaubereien" (2. Kö. 9,22). Hier sind dem Zusammenhang
nach sicherlich in erster Linie die geistlichen Hurereien gemeint, d.h. der
Götzendienst.
Von Ahab, dem untreuen König des Volkes
Gottes, heißt es: "Es hat in der Tat keinen wie Ahab gegeben, der sich so
verkauft hätte, um zu tun, was in den Augen des HERRN böse ist. Ihn hatte seine Frau Isebel verführt"
(1. Kö. 21,25).
Wir sehen, daß das Zeugnis des AT von
Isebel ganz mit dem Bild des Weibes Isebel in der Offenbarung übereinstimmt:
Sie ist eine Verführerin, die Zauberei und geistliche Hurerei betreibt und
Knechte Gottes zu diesen Sünden verleitet.
Wie die Königin Isebel die Verführung
und den Abfall der Israeliten so weit gefördert hatte, daß bereits die Mehrheit
infiziert und eine bleibende Umkehr des ganzen Volkes nicht mehr möglich war,
so sehen wir denselben Zustand in Thyatira. Isebels Herrschaft mündet letztlich
in den Zustand der Hure Babylon, der dämonisch-antichristlich geleiteten
Welteinheitskirche, die das Ausreifungsstadium des Abfalls darstellt, bevor
Gottes Strafgericht über ihn hereinbricht. Bileam wie Isebel sind geistlich
gesehen Vertreter dieser Hure Babylon in der Gemeinde, und sie führen die
falschen Christen in dieses religiöse System hinein.
cc) Die Hure Babylon als Prinzip
und Höhepunkt der geistlichen Hurerei und des Abfalls
Der Höhepunkt der letzten und
furchtbarsten Gerichte Gottes an dem großen Gerichtstag des Herrn, das siebente
Zornschalengericht, ergeht über "die große [Stadt] Babylon" (Offb.
16,17-21). In Offenbarung 17 und 18 enthüllt der Geist Gottes uns einige
Erkenntnisse über "Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Greuel
der Erde".
Das Geheimnis der Hure Babylon
"Und es kam einer von den sieben
Engeln, welche die sieben Schalen hatten, und redete mit mir und sprach: Komm
her, ich will dir das Gericht über die große Hure zeigen, die an vielen Wassern
sitzt, mit der die Könige der Erde Hurerei getrieben haben, und die Bewohner
der Erde sind trunken geworden von dem Wein ihrer Hurerei.
Und er führte mich im Geist hinweg in
eine Wüste; und ich sah eine Frau auf einem scharlachroten Tier sitzen, das
voll Lästernamen war und sieben Köpfe und zehn Hörner hatte. Und die Frau war
bekleidet mit Purpur und Scharlach und übergoldet mit Gold und Edelgestein und
Perlen, und sie hatte einen goldenen Becher in ihrer Hand, voll von Greuel und
Unreinheit ihrer Hurerei; und sie hatte an ihrer Stirn einen Namen geschrieben,
ein Geheimnis: 'Babylon, die große, die Mutter der Huren und der Greuel der
Erde.' Und ich sah die Frau trunken vom Blut der Heiligen und vom Blut der
Zeugen Jesu." (Offb. 17,1-6)
Was uns hier gezeigt wird, ist in der
Tat ein Geheimnis; wir können die Bedeutung dieses prophetischen Bildes heute
nicht völlig ergründen, und im Rahmen dieser Betrachtung müssen wir uns ohnehin
auf einige wenige Hinweise beschränken.[12]
Das Thema ist sicherlich eine gründliche Untersuchung wert, denn es ist für uns
Gläubige der Endzeit sehr wichtig, das Wesen dieser religiösen Macht
"Babylon" zu verstehen.
"Babylon" ist die griechische
Form des Namens "Babel" (keilschr.
bab-ilani = "Pforte der Götter"), der in der Bibel als
"Verwirrung" gedeutet wird (vgl. 1. Mo. 11,1-9). Die Schrift
bezeichnet Babel als die erste große Stadt der Menschheitsgeschichte; ihr
Begründer war der Hamiter Nimrod, der "erste Gewaltige [od. Gewalthaber]
auf der Erde" (1. Mo. 10,8-11). Babel war der Ausgangspunkt des
widergöttlichen Unternehmens, einen Turm bis an den Himmel zu bauen, das zum
Gericht der Sprachenverwirrung und Zerstreuung der Menschheit führte. Später
war es der Sitz bedeutender Reiche, vor allem unter Nebukadnezar.
Die Aussage der Offenbarung, Babylon
sei "die Mutter der Huren und der Greuel der Erde", ihre Bezeichnung
als "die große Hure" (Offb. 17,1) zeigt uns, daß Babylon hier für
eine widergöttliche Macht steht, und zwar für eine letztlich religiöse Macht. Der Bezug zu der realen
Stadt ist unverkennbar; aber es ist auch deutlich, daß es sich um ein
prophetisches Bild handelt, das eine geistliche Macht der Hurerei und
Abtrünnigkeit von Gott bezeichnet.
Es ist eine weltweite Macht, denn es wird von ihr gesagt: "Die Wasser, die
du gesehen hast, wo die Hure sitzt, sind Völker und Völkerscharen und Nationen
und Sprachen" (Offb. 17,15); "Denn von dem Weine der Wut ihrer
Hurerei haben alle Nationen getrunken, und die Könige der Erde haben Hurerei
mit ihr getrieben, und die Kaufleute der Erde sind durch die Macht ihrer
Üppigkeit reich geworden" (Offb. 18,3 - Elb). Gottes Gericht wird über sie
kommen, "denn deine Kaufleute waren die Großen der Erde; denn durch deine
Zauberei sind alle Nationen verführt worden. Und in ihr wurde das Blut von
Propheten und Heiligen gefunden und von allen denen, die auf der Erde
hingeschlachtet worden sind" (Offb. 18,23f.).
Es geht also um eine falschreligöse
Macht, die alle Völker der Erde mit Zaubereien verführt und zur geistlichen Hurerei verleitet hat. Wo
die Offenbarung von porneia, Hurerei
spricht, meint sie fast durchweg in erster Linie geistliche Hurerei, d. h. die
Abkehr von dem lebendigen Gott und die Hinwendung zu Götzen, hinter denen
Dämonen und letztlich Satan stehen. Die untreue Frau, die zur käuflichen Hure
wird, ist in der Heiligen Schrift ein Bild der Menschen, die Gott untreu wurden
und sich mit Götzendienst eingelassen haben (vgl. z. B. Jer. 3,6-14; Hes.
16,1-52; Hes. 23,28-40). Das abtrünnige Israel wird von Gott angeklagt,
"weil du den Nationen nachgehurt, weil du dich mit ihren Götzen unrein
gemacht hast" (Hes. 23,30), "mit ihren Götzen haben sie Ehebruch
getrieben" (V. 37).
Babylon als Ursprung dämonischer
Falschreligion
Weshalb aber ist Babylon die Mutter der Huren und der Greuel der
Erde? Es gibt zahlreiche Hinweise aus der Archäologie, daß das alte Babel der
Mittelpunkt der ersten Falschreligion der Menschheit gewesen ist, die
Ursprungsstätte des Götzenwesens ("Pforte der Götter") und der
Zauberei. Antike Berichte bezeichnen Nimrod und seine Frau Semiramis als
Begründer der babylonischen Mysterienreligion, deren Götzen in verschiedener
Form und unter verschiedenem Namen in den Götzenkulten anderer Länder und
Kulturen nachweisbar sind.
Interessanterweise gibt es
Anhaltspunkte dafür, daß die Prostitution oder Hurerei ihren Ursprung in dieser
widergöttlichen Religion hat. Sie war zuerst kultische, religiöse Prostitution
und wurde zuerst in Babylon nachgewiesen, daß die Fruchtbarkeit des Landes
durch den Vollzug eines magischen Ritus der Geschlechtsvereinigung in
Götzentempeln gesichert werden mußte. Laut Herodot mußte sich jede babylonische
Frau einmal dieser Kultprostitution in einem Tempel unterziehen.[13]
Die orientalischen Fruchtbarkeitsriten der Baalskulte beinhalteten daher
überall (so auch in Kanaan, Sodom und später in Israel) religiöse Prostitution
und widerliche Abartigkeiten aller Art, die meist auf magische Rituale
zurückzuführen sein dürften.
Ihr Kern war dabei geistliche Hurerei, die ekstatisch-pervertierte Hingabe an
dämonische Geister der Verführung und letztlich an den großen Verderber und
Irreführer der Menschheit. Die geheimnisvolle Vereinigung mit einem falschen
"Gott" durch "Erkenntnis/Erleuchtung" (Gnosis) und durch
ekstatisch-mystische Erfahrungen und vorbereitende Rituale ist das Ziel der
vielen verschiedenen Götzenkulte und Mysterienreligionen bis heute; ob es sich
um Zen-Buddhismus, Yoga, Hinduismus, Sufismus, Anthroposophie, Jungsche Analyse
oder New-Age-Kulte handelt. Diese Kulte sind für Gott und für jeden Menschen,
der den lebendigen Gott erkannt hat, ein Greuel,
etwas, vor dem einem graut, etwas Abscheuliches, Ekelhaftes.
Die Bibel führt alle diese Kulte auf
Babylon zurück, von wo sie sich vermutlich durch die Zerstreuung über die ganze
Erde ausgebreitet haben. Diese widergöttliche Falschreligion, die sich in
Zauberei und Götzendienst äußert, ist ein Werk Satans, des Verführers, der alle
Nationen von der Erkenntnis des lebendigen Gottes weggeführt und zum
Götzendienst verführt hat (vgl. auch Rö. 1,18-32, wo dieser Vorgang unter dem
Gesichtspunkt der Verantwortung des Menschen gesehen wird).
Gottes Wort bezeichnet diesen
Götzendienst nicht nur bei dem Eigentumsvolk Israel als Hurerei; ursprünglich
waren alle Menschen dazu geschaffen, den allein wahren Gott, ihren Schöpfer, zu
erkennen und zu verehren. In diesem Sinn wird auch der Götzendienst und die
Zauberei der Nationen als Hurerei bezeichnet.
Dies kommt vor allem in den
prophetischen Gerichtsworten über heidnische große Städte zum Ausdruck, die
deutliche Anklänge an Babylon in der Offenbarung aufweisen. Aufschlußreich sind
die Weissagungen gegen Tyrus, die der Prophet Jesaja (Jesaja 23 - 24) und der
Prophet Hesekiel (Hesekiel 26 - 28) empfangen haben.
Jesaja weissagt von Tyrus: "Und
sie wird wieder zu ihrem Hurenlohn kommen und wird Hurerei treiben mit allen
Königreichen der Erde, die auf der Fläche des Erdbodens sind" (Jes. 23,17;
vgl. Offb. 18,1-3). In Hesekiel finden wir noch deutlicher, daß Tyrus ein
prophetisches Vorbild auf die dämonisch-antichristliche religiöse
Verführungsmacht Babylon ist. Die Beschreibung ihres großen Reichtums und der
Klagen über ihre Zerstörung ähnelt sehr der des endzeitlichen Babylon (Hesekiel
26 u. 27; Offenbarung 18; die Bibel redet mehrfach davon, daß Habsucht
Götzendienst ist! vgl. Eph. 5,5; Kol. 3,5).
In Hesekiel 28 aber sehen wir in der
Anklage gegen den König von Tyrus die religiöse Verführung des babylonischen
Systems aufgedeckt:
"Weil sich dein Herz überhoben hat und du gesagt hast:
'Ich bin ein Gott und sitze auf einem Götterthron mitten im Meere', da du doch
nur ein Mensch und kein Gott bist, und dein Herz dem Herzen Gottes
gleichstellst - siehe, du warst weiser als Daniel, nichts Heimliches war dir
verborgen; durch deine Weisheit und deinen Verstand hast du dir Reichtum erworben
und Gold und Silber in deinen Schatzhäusern aufgehäuft; durch deine große
Weisheit und deinen Handel hast du deinen Reichtum sehr gemehrt, und ob deines
Reichtums ist dein Herz sehr stolz geworden." (Hes. 28,2-5 - Sch)
Zauberei und Götzendienst als
Merkmale babylonischer Religion
Hier geht es um den innersten Kern der
falschreligösen Verführung - die alte Teufelsverheißung "Ihr werdet sein
wie Gott". Geistlicher Hochmut, Reichsein und anmaßendes
Sich-Gott-Gleichstellen - finden sich in dieser Weissagung nicht Anklänge an
die Lehren der Supercharismatiker und Wohlstandsprediger?
Die Weissagungen über den König von
Tyrus in Hes. 28,11-19 werden allgemein als ein Bild der Rebellion und
Überhebung Satans gesehen; auch das ist ein Anhaltspunkt, daß Tyrus hier für
eine satanische falsche Religion steht.
Im Gericht über die große Stadt Ninive
erkennen wir ebenfalls Züge Babylons wieder. Seine Zerstörung wird in Nah. 3,4
so begründet: "All das wegen der vielen Hurereien der anmutigen Hure, der
Zauberkünstlerin [w. Herrin der Zauberkünste!], die Völker verkaufte [od.
umgarnte, berückte] mit ihren Hurereien und Sippen mit ihren
Zauberkünsten" (vgl. Offb. 18,23).
Geistliche Hurerei (Götzendienst) und
Zauberei werden hier in enger Verbindung gesehen - das stimmt mit der Tatsache
überein, daß sie überall auf der Welt Hand in Hand gehen. Äußerlicher Reichtum,
Macht und Einfluß wird in diesen prophetischen Aussagen als Frucht von Zauberei
und Götzendienst angesehen, als einen üblen Lohn des Satans für Leute, die ihm
dienen.
Immer wieder wird Babylon auch als verführerische Macht gekennzeichnet, die
mithilfe von Zauberei und geistlicher Hurerei die Völker einfängt, umgarnt,
verführt und verdirbt, sie von Gott abwendet und dem Satan zuführt. Die
Religion Babylons ist attraktiv und faszinierend; sie verspricht beseligende Erlebnisse
und berauschende Vereinigung mit den Götzen; sie verspricht umfassende
Erkenntnis, Reichtum und Macht. Sie bietet den Menschen magische Kräfte an und
benutzt Magie (d.h. Suggestion, Manipulation; "Wer hat euch
bezaubert?" Gal. 3,1; vgl. auch Apg. 8,11), um sie in ihre Fallstricke zu
ziehen.
Diese Falschreligion hat tausenderlei
Gesichter; sie kann sich wandeln, verkleiden, anpassen, wie es dem großen
Betrüger gerade sinnvoll erscheint, der mit ihr alle Völker der Erde verführt
und in seinen Dienst gezogen hat. So ist
Babylon, auf die Vergangenheit und Gegenwart bezogen, im weitesten Sinn ein
prophetisches Bild, die symbolische Zusammenfassung aller teuflisch
inspirierten Falschreligion.
Diese umfassende Deutung wird auch
dadurch gestützt, daß ihr der Tod von Heiligen und Propheten (des Alten Bundes)
wie auch von Zeugen Jesu angelastet wird (Offb. 17,5; 18,24); d.h. daß z.B. die
Verführung und Verfolgung der Königin Isebel gegen die Propheten Gottes zur
Zeit Ahabs auch schon eine Auswirkung des Geheimnisses Babylon war.
In diesem Sinn gab und gibt es nur zwei
Städte auf der Welt - Babylon und Jerusalem. Jeder Mensch ist ein Bürger
Babylons, wenn er nicht durch den Glauben ein Bürger Jerusalems wird.
dd) Babylonische Irreführung auch
in der Gemeinde Christi
Die Offenbarung zeigt uns nun durch
Bileam und Isebel, durch Pergamon und Thyatira, daß die babylonische
Falschreligion vom Satan auch in die christliche Gemeinde getragen wird. Der
Feind versucht, die Braut zur Hurerei zu verleiten, sie von der Treue Christus
gegenüber abzuwenden und in Götzendienst, Zauberei und Satansanbetung zu
verstricken. Dafür benutzt er falsche Propheten und falsche Lehrer. Isebel ist
ein Bild der Hure Babylon, des antichristlichen Geheimnisses der
Gesetzlosigkeit, wie es in der Gemeinde wirksam ist.
Geschichtlich gesehen war die Gnosis
der erste große Anlauf des Feindes, den wahren Glauben der Gemeinde zu
zerstören und die Christen in die Falschreligion Babylons zu verstricken. Auch
der "charismatische" Verführer Montanus gehört in diese Linie. Der
große Durchbruch gelang dem Feind aber mit der Einführung der Irrlehren, die
zur Herausbildung der katholischen Kirche führten, die den wahren christlichen
Glauben verfälschte, ein babylonisches religiöses System der Priesterherrschaft
und des Mystizismus einführte und über Jahrhunderte weg die Völker der Welt
verführte und vom wahren, rettenden Evangelium fernhielt.
In diesem Sinn hatten die Väter der
Reformation recht, die in der katholischen Kirche den Inbegriff der Hure
Babylon sahen; sicherlich ist sie das Herzstück und auch der führende Kern der
weltweiten falschreligiösen Verführung des Satans, und viele Züge der Hure
Babylon in der Offenbarung treffen auf sie zu. Die Anzeichen mehren sich, daß
die künftige, ausgereifte Gestalt der endzeitlichen Hure Babylon eine weltweite
religiöse Einheitskirche unter katholischer Vorherrschaft sein dürfte, eine
wahrhaft "katholische" (umfassende) antichristliche Kirche der
Verführung, die beansprucht, die religiösen Bestrebungen der Menschheit
zusammenzufassen.
Die von der katholischen Kirche schon
heute betriebenen Ansätze zum "interreligiösen Dialog", gemeinsame
"Gebete" und Aktionen mit Buddhisten, Hindus und Moslems zeigen diese
Tendenzen ebenso wie die "ökumenischen" Bemühungen der von Christus
abgefallenen protestantischen und orthodoxen Großkirchen zur Wiederannäherung
mit der katholischen Kirche.
Das Ziel der Irreführung
Die Offenbarung als das prophetische
Buch des Neuen Testamentes gibt uns mit ihren Bildern der Verführung - Bileam,
Isebel und der Hure Babylon - einen tieferen Einblick in die Absichten und
Ziele des Widersachers bei seinem zerstörerischen Werk in der Gemeinde. Sie
zeigt uns die großen Linien und die verborgenen Absichten des Feindes von den
Anfängen der Menschheitsgeschichte bis in die letzten Tage dieser Weltzeit.
Wir erkennen am Geheimnis der Hure
Babylon, daß es die Absicht Satans war und ist, die Menschen, die doch
Geschöpfe des lebendigen Gottes sind, von ihrem Schöpfer abzukehren und dazu zu
verführen, daß sie ihn, den falschen "Gott dieser Welt" anbeten und
ihm dienen. Die Menschen haben sich in ihrer überwältigenden Mehrheit von Gott
abgekehrt und dem Satan zugewandt, und Gott hat sie zum Gericht in die
Verirrungen des Götzendienstes dahingegeben.
Und doch hatte Gott zu allen Zeiten
eine Auswahl Seiner Gnade, einen gläubigen Überrest, solche, die Ihn erkannten
und Ihm in Glauben und Treue anhingen. Die Linie dieser Begnadigten und
Glaubenden reicht von Abel und Seth über Noah, Abraham, Isaak und Jakob bis zu
den an Christus Gläubigen der Gemeindezeit. Diese priesterlichen Anbeter des
wahren, lebendigen Gottes auf Erden, diese Lichtsträger und Zeugen der Wahrheit
waren zu allen Zeiten der Gegenstand des äußersten Hasses und der
heimtückischen Verfolgungen durch den Satan. Sie waren das Zeugnis seiner
letztlichen Niederlage und der Herrlichkeit Gottes; ihre Treue und ihr Gehorsam
waren ihm ein Dorn im Auge.
In dem erbitterten Kampf gegen diesen
Samen der Verheißung benutzte der Feind zu allen Zeiten heimtückische und
bösartige Angriffe auf allen Ebenen, bis hin zur versuchten Ausrottung. Er
mußte aber dasselbe erfahren wie einst Bileam, daß nämlich gegen das Volk
Gottes, das in Christus gerecht und geheiligt ist, keine Waffe wirksam ist.
Deshalb setzte der Feind, wie auch
Bileam, das Mittel der inneren Zersetzung
durch Verführung und Versuchung zur Sünde ein. Verführung durch Irrlehren und
falsche Prophetie begleitet daher die Gemeinde Christi von den allerersten
Anfängen bis zu ihrer Entrückung, und das prophetische Wort wie auch die
Erfahrung der Gemeinde zeigen, daß der Feind unter Gottes Zulassung dadurch
verheerende Entwicklungen der Zersetzung und des Niedergangs anrichten konnte.
Die Gemeinde als Ganzes hatte rasch
versagt in ihrer Bewährungsprobe; sie war der Verführung durch Irrlehren
erlegen, und seitdem ist es nur ein gläubiger Überrest, der das Zeugnis Gottes
treu aufrechterhält und allen Angriffen zum Trotz überwindet.
Verführung zu geistlicher Untreue
Das Wort zeigt uns die Absicht des
Feindes bei seiner Verführung in der Gemeinde, eine Absicht, die ebenso
scheußlich wie boshaft ist: Er will die Erlösten, die sich der Herr Jesus
Christus mit Seinem Blut erkauft hat, zur Untreue und geistlichen Hurerei
verleiten; er will die, die berufen sind, ganz für Christus zu leben, in die
Gemeinschaft mit Dämonen bringen (1. Kor. 10,14-22); er will die, die als Braut
berufen sind, zur Hure machen, schänden und entehren und in ihrer Gesinnung
verderben.
Genau das bezeugt uns Paulus in 2. Kor.
11,2f.: "Denn ich eifere um euch mit Gottes Eifer; denn ich habe euch
einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau vor den Christus
hinzustellen. Ich fürchte aber, daß, wie die Schlange Eva durch ihre List
verführte, so vielleicht euer Sinn von der Einfalt Christus gegenüber abgewandt
und verdorben wird."
Paulus zeigt dann, daß diese Gefahr von
den falschen Aposteln und betrügerischen Arbeitern ausging, die sie
bereitwillig aufgenommen hatten und die ihnen einen anderen Jesus, ein anderes
Evangelium und einen anderen Geist brachten. Dieselbe Gefahr bezeugt uns der
erhöhte Herr selbst durch Johannes in der Offenbarung: Isebels Absicht ist, die
Knechte Jesu Christi zu verführen, daß sie geistliche Hurerei treiben und am
Götzendienst teilnehmen - und sie hat damit Erfolg! Es gibt in Thyatira solche,
die Ehebruch mit ihr treiben
- Erlöste des Herrn, die Christus
angehören, aber sich in eine irrgeistige Verführung eingelassen haben, in der
sie sich Dämonen öffnen und ihnen dienen statt ihrem Herrn.
Jeder, der den Herrn kennt und liebt,
wird verstehen, welchen Schmerz eine solche Verirrung und Verführung Ihm
bereiten muß, der uns geliebt und sich selbst für uns gegeben hat als Sühnopfer
und Lamm Gottes. Wie furchtbar ist es, wenn Gläubige sich einem falschen Geist
öffnen und einen falschen Jesus anbeten, wenn sie in den schmutzigen Sumpf
ekstatischer Visionen und Verzückungen und mystischer Vereinigung mit Dämonen
geraten, die doch eigentlich zur Gemeinschaft mit dem Herrn im Heiligen Geist
berufen sind.
Wie furchtbar, wenn eine Braut, deren
ganzer Sinn nach ihrem herrlichen, himmlischen Bräutigam stehen sollte, sich
ihren Blick abwenden läßt zu anderen "Liebhabern" hin, mit denen sie
tändelt und denen sie sich sogar hingibt; wenn sie, der Christus doch alles
sein sollte, ihr Herz schwarmgeistigen Erfahrungen und fleischlich-heidnischen
Ekstasen zukehrt und sich einem anderen Jesus verschreibt, der sie nur befleckt
und irreführt. Genau das geschah zu den Zeiten der Apostel; es geschah immer
wieder durch die Jahrhunderte der Gemeindegeschichte, und es geschieht in
großem Ausmaß heute, in den letzten Tagen, wo wir dem Höhepunkt der satanischen
Verführung entgegengehen, die im Letzten immer nur ein Ziel hat: geistliche
Hurerei.
6.
In Christus haben wir Sieg über die Verführung!
Wir wollen diesen Abschnitt nicht
abschließen, ohne uns bewußt zu machen, daß die teuflischen Wirkungen der
Verführung in der Gemeinde nur so weit gehen können, wie der allmächtige Herr
der Gemeinde es zuläßt. Er, unser geliebter Herr Jesus Christus, hat der Feind
überwunden und besiegt.
Es ist unser Gebet, daß sich niemand
von dieser Betrachtung der verführerischen Angriffe des Feindes entmutigen oder
ängstigen lassen möge, daß sie uns allen vielmehr ein Anlaß sind, auf unseren
Herrn Jesus zu schauen und uns enger an Ihn zu halten, der unser Fels und unser
Schirm und Schild ist.
Er wacht über denen, die Ihm treu sind
und in ungeheucheltem, einfältigem Glauben an Ihm hängen, und Er wird nicht
zulassen, daß der Feind eines von Seinen wahren Schafen verderbe - auch wenn
manche Gläubige durch ihre eigene Untreue Schaden erleiden und Lohn verlieren
werden. Seine Gnade ist stärker als die perversen Bosheiten des Widersachers.
"Treu aber ist der Herr, der euch befestigen und vor dem Bösen bewahren
wird" (2. Thess. 3,3) - diese Verheißung dürfen wir festhalten.
So ernst die Tatsache ist, daß
Gotteskinder durch fleischlich-weltliche Gesinnung, durch Ungehorsam und
Mißachtung gegenüber dem Wort Gottes und den Warnungen bewährter Hirten und
Lehrer in die teuflische Verführung und damit auch in Götzendienst und geistliche
Hurerei hineingezogen werden können, so dürfen wir andererseits wissen, daß für
wirklich gottesfürchtige und gehorsame Gläubige der Schutz und die Bewahrung
ihres Herrn voll wirksam ist.
Wenn wir uns in die Verführung des
Feindes verstricken ließen, so steht uns immer das Gnadengeschenk der Buße
offen. Wir dürfen mit unserer Schuld zu Ihm kommen, der für alle unsere Sünden
gestorben ist, sie Ihm bekennen und umkehren von unseren verkehrten Wegen, in
dem Wissen, daß das Blut Jesu Christi uns von jeder Sünde reinigt.
Ja, uns allen sollte der Blick auf das
irreführende Wirken des Feindes eine ernste, heilsame Mahnung zur Buße sein -
angesichts der Gefahren der Verführung ist jedes Herumtändeln mit Sünde ein
sträflicher Leichtsinn, der schwerwiegende Folgen haben kann. Nur auf dem Weg
der Heiligung und der Kreuzesnachfolge können wir Bewahrung erwarten, nicht auf
selbstsüchtigen, eigenwilligen Wegen.
Möge uns die Auseinandersetzung mit der
verführerischen List des Feindes nur umso mehr ein Ansporn sein, einfältig am
Wort Gottes festzuhalten und es gehorsam nach Kräften auszuleben, in rechter
Gottesfurcht und Heiligung zu leben, im völligen Vertrauen auf unseren
herrlichen Erlöser. In Christus haben wir Gnade, den Feind auch in seinen
raffiniertesten Anschlägen zu überwinden. Er vermag uns ohne Straucheln zu
bewahren; Er wird uns ans Ziel bringen und tadellos und mit Frohlocken vor
Seine Herrlichkeit stellen - Ihm sei Lob und Preis und Ehre dafür!
D.
Die Pfingst- und Charismatische Bewegung
und
die endzeitliche Verführung
Zum Abschluß dieses Kapitels bleibt die
Frage zu klären, wie sich die Pfingst- und Charismatische Bewegung in das
biblische Bild der endzeitlichen Entwicklung einordnen läßt. Wir haben bereits
zu Anfang dieses Kapitels gesehen, daß der Anspruch dieser Bewegung, die große
endzeitliche Erweckung zu sein, mit den biblischen Aussagen über die letzte Zeit
nicht übereinstimmt und betrügerisch ist. Wir können in der letzten Zeit, wenn
das Böse immer mehr überhandnimmt und die Weltentwicklung auf das Kommen des
Antichristen zuläuft, keine weltweite Erweckung und keine Massenbekehrungen
mehr erwarten.
Wir haben dagegen gesehen, daß das Wort
Gottes eine große, anwachsende scheinchristliche
Massenbewegung für die Endzeit vorhersagt. Diese Bewegung, die für die
endzeitlich verderbten Menschen weitaus attraktiver ist als die wahre Gemeinde
Christi, muß nach dem Wort Gottes ganz bestimmte Eigenschaften aufweisen. Sie
ist eine falschprophetische Bewegung;
in ihr treten falsche Propheten und Apostel auf. Sie beansprucht, daß sich
Christus in ihr in besonderer Weise offenbart. Sie bekräftigt ihre
verführerische Botschaft durch irreführende Zeichen und Wunder. Sie ist durch
falsche Lehren gekennzeichnet, Lehren, die aus der Inspiration verführerischer
Geister stammen und für die Menschen attraktiv klingen. Sie verkündigt einen
anderen Jesus, bringt ein anderes Evangelium und teilt einen anderen Geist aus.
Eine Erfüllung der biblischen
Prophetie
Wenn wir uns die zahlreichen falschen
Lehren und Praktiken der Pfingst- und Charismatischen Bewegung, die in diesem
Buch im einzelnen untersucht wurden, noch einmal vergegenwärtigen, und sie den
Aussagen der Heiligen Schrift über die Endzeitverführung gegenüberstellen, dann
zeigt sich sehr deutlich: Die Pfingst- und Charismatische Bewegung ist eine
verführerische Bewegung, sie verdankt ihr Entstehen und ihr rasches Wachstum dem
Wirken des satanischen Geistes des Irrtums (1. Joh. 4,6) und nicht dem Wirken
des Heiligen Geistes der Wahrheit. Diese
irrgeistige Bewegung mit ihren falschen Lehren, falschen Propheten und Zeichen
und Wundern der Lüge ist eine Erfüllung dessen, was das prophetische Wort über
die Verführung der letzten Tage sagt.
Von den Anfängen der Pfingstbewegung
an, zu denen wir die Bewegung der katholisch-apostolischen Gemeinden
("Irvingianer") in England um die Mitte des 19. Jahrhunderts rechnen
müssen, sehen wir, wie der Feind ungesunde, schwarmgeistig beeinflußte
Entwicklungen gewisser Kreise der "Heiligungsbewegung" ausnutzte, um
über falsche Lehren ("endzeitliche Geistesausgießung",
"Geistestaufe") einen andersartigen, falschen, dämonischen Geist der
Verführung in die Gemeinde einzuschmuggeln und Gläubige wie Scheingläubige
unter den Einfluß dieses falschen Geistes zu bringen.
Dieser falsche Geist beglaubigte sich
mit falschen Wunderzeichen (Heilungen, "Zungenreden") und schleuste
falsche Lehren und falsche Prophetien in die von ihm beeinflußten Kreise ein.
Er bewirkte dämonische Zwangserscheinungen und irreführende ekstatisch-mystische
Erlebnisse, die denen von katholischen Mystikern oder Spiritisten stark
ähnelten.
Der Geist Isebels am Wirken
Von der Schrift her müssen wir daher
feststellen, daß die Pfingst- und Charismatische Bewegung als Bewegung kein Teil des Leibes Christi, kein Teil der wahren
Gemeinde Jesu Christi sein kann, genausowenig wie die katholische Kirche oder
die "Volks"kirchen des Protestantismus Teil der wahren Gemeinde sind.
Eine schwarmgeistige, auf Irrlehren
beruhende Parteiung ist, geistlich gesehen, Teil des Reiches der Finsternis und
nicht des Lichts, auch wenn nicht wenige Gotteskinder und damit Einzelglieder
des Leibes Christi aus Ungehorsam und Verblendung noch in dieser Strömung
mitwirken.
Wir können in dieser
falschprophetischen Bewegung mit ihrer heidnisch-ekstatischen,
erlebnisorientierten Religiosität deutlich die Bezüge zu Isebels Wirken in Thyatira erkennen. Dem Feind gelang es in dieser
Bewegung, wie schon zuvor bei Montanus, den "Inspirierten" oder
anderen verwandten Strömungen, Gläubige zur geistlichen Hurerei, zur
Gemeinschaft mit Dämonen zu verleiten, die sich als der "Heilige
Geist" ausgaben. Dort wo der falsche Geist und der sich durch ihn
offenbarende falsche "Jesus", wie es meist geschieht, angerufen und
angebetet werden, wird die Sünde des Götzendienstes begangen.
Zu den verdorbenen Früchten, die diese
Bewegung als dämonische Irreführung ausweisen, gehören religiöser Hochmut und
die Überzeugung, eine "höhere" Art des geistlichen Lebens zu haben
als "normale" Christen, Unbelehrbarkeit und Unbußfertigkeit,
geistliche Verblendung und Unwahrhaftigkeit, die Neigung zu Intrigen und
Spaltungen, geistliche und leibliche Unzucht, Machthunger und Manipulation,
Streben nach Reichtum, Erfolg und irdischem Wohlergehen. Sie werden nicht
überall in gleichem Ausmaß sichtbar, aber sie durchziehen ihre Geschichte und
ihr Erscheinungsbild.
Die Weiterentwicklung des Irrtums
Während die klassische Pfingstbewegung
neben diesen verderblichen dämonischen Einflüssen vielfach an der Verkündigung
des elementaren Evangeliums festhielt und gewisse biblische Lehren bewahrte,
zeigt sich in der Entwicklung der Charismatischen Bewegung eine fortschreitende
Loslösung von der Heiligen Schrift, ein Fortschreiten zu offen unbiblischen
Lehren und Praktiken, eine kaum mehr gebremste Verweltlichung und
modernistische Verflachung. So wie die klassische Pfingstbewegung zahlreiche
verwandte Züge mit dem Spiritismus aufweist,[14]
so lassen sich in der Charismatischen Bewegung zunehmende Annäherungen an die
New-Age-Bewegung erkennen.
Zugleich ist eine wichtige Besonderheit
der Charismatischen Bewegung ihr ökumenischer
Charakter. Ein wichtiger (zahlenmäßig vielleicht bereits überwiegender)
Teil dieser Bewegung ist die Charismatische Erneuerungsbewegung in der
katholischen Kirche, in der unter der ausdrücklichen Schirmherrschaft des
Papstes Kardinäle, Bischöfe, Jesuiten und andere Ordensleute, Priester und
Laien mitwirken.
Obwohl diese katholischen Charismatiker
an den Irrlehren und antichristlichen Traditionen ihrer Kirche fast durchweg
festhalten, obwohl sich unter ihnen nicht wenige Jesuiten befinden, die die
erbittersten Feinde der evangelischen Wahrheit und des rettenden Glaubens sind,
werden sie von den allermeisten Charismatikern vorbehaltlos als "Brüder
und Schwestern" anerkannt, weil sie dieselben Charismen und
"Geisteswirkungen" vorweisen können wie die "evangelikalen"
Charismatiker auch.
Kurs auf Babylon
So zeichnet sich eine Entwicklung ab,
in der die Charismatische Bewegung sich durch den sie steuernden Geist der
Verführung immer mehr von den Grundsätzen biblischen Glaubens wegbewegt, hin zu
einer betrügerischen Vermischung der Religionen, zu einer großen Ökumene, die
nicht mehr auf das Wort Gottes gegründet ist, sondern auf dämonische
"Geisterfahrungen", "Prophetien" und Wunderzeichen.
Schon jetzt werden Hunderttausende, ja
Millionen in dieser Bewegung dazu angehalten, irrgeistigen Offenbarungen und
Wundern Glauben zu schenken und sie als göttlich anzuerkennen. Wohin wird der
falsche Geist diese Massen einmal steuern? Ist es denkbar, daß sie durch
"Apostel" und "Propheten" sich einmal in die angeblich
"von Gott geschaffene" große Einheits- und Vollendungskirche führen
lassen, an deren Spitze ein charismatischer Papst, ein "gesalbter"
Überapostel steht?
Wir können über die Zukunft keine
gewissen Aussagen machen, aber es ist offensichtlich, daß diese Bewegung ein
wesentlicher Teil des großen Verführungswerkes ist, mit dem der Satan das
Auftreten seines Antichristen langfristig vorbereitet. Schon heute sind Züge
der Hure Babylon, der babylonischen Falschreligion in dieser Bewegung deutlich
zu erkennen; sie haben sich im Vergleich zu den Anfängen in der Pfingstbewegung
verstärkt und werden noch weiter ausreifen.
Die Verführung wird raffinierter, aber
auch offensichtlicher werden, und die dämonische Lenkung der Bewegung wird sich
verstärken. Das wird schon jetzt im verstärkten Auftreten autoritativer
falscher Propheten sichtbar, die beanspruchen, im Namen Gottes Botschaften für
die weltweite Gemeinde bzw. ganze Länder und Völker auszusprechen. Diese
dämonische Manipulation und Steuerung kann jedoch noch eine ganz andere
Qualität annehmen, wenn, wie von einigen falschen Propheten angekündigt, in
Zukunft auch falsche Apostel
auftreten werden, die beanspruchen, mit der besonderen Autorität der echten
Apostel die charismatischen Anhänger zu leiten.
"Geht aus ihr heraus, mein
Volk!"
Auf der anderen Seite zeigen sich auch
gewisse Gegenbewegungen; manche Charismatiker beginnen etwas von dem großen
Betrug zu ahnen, dem sie erlegen sind. Gegen gewisse extreme Lehren und
Praktiken kommt Widerstand auf; einige verteidigen gewisse biblische
Wahrheiten, ohne auf die "gemäßigten" angeblich guten Gaben und
Wirkungen des Irrgeistes verzichten zu wollen.
Bisher haben nur wenige erkannt, daß
der ganze Baum dieser Bewegung faul ist und nicht nur einzelne Früchte; bisher
hat der trügerische Nebel des Feindes noch viele Gläubige gehindert, die ganze
Wahrheit über die endzeitliche Verführung zu erkennen, in der sie stecken. Es
ist unsere Hoffnung und unser Gebet, daß sich durch die Gnade Gottes alle
wahren Gotteskinder in dieser babylonischen Strömung aus ihrer Verblendung reißen
lassen und den Ruf Gottes hören: "Geht aus ihr heraus, mein Volk, damit
ihr nicht an ihren Sünden teilhabt und damit ihr nicht von ihren Plagen
empfangt!" (Offb. 18,4).
Anmerkungen
1 K. Copeland, The Outpouring of the Spirit, S. 3f., 7, 10f., 15.
2 R. Joyner,
"Vision von der großen Ernte", in: D. Prince (Hg.), Das Zukünftige wird er euch offenbaren!,
S. 12-27. Hv. R.E.
3 ebd., S. 25,
27, 20f.
4 Zur
Auslegung von Matthäus 13 vgl. W. MacDonald, Kommentar zum Neuen Testament, Bd. I, S. 84-92; J. F. Walvoord/R.
B. Zuck (Hg.), Das Neue Testament erklärt
und ausgelegt, Bd. 4, S. 48-54; F. Hubmer, Weltreich und Gottesreich, S. 112-126; A. C. Gaebelein, The Gospel of Matthew, S. 258-303.
5 Einige
bibeltreue Ausleger deuten dieses Gleichnis in erster Linie auf Israel bzw. den
gläubigen Überrrest Israels, der am Ende der Zeiten errettet wird. Aber die
allgemeine Anwendung auf die Gemeinde ist ebenfalls möglich.
6 Zur
Auslegung dieses Briefes vgl. T. E. Wilson/T. W. Smith, Was die Bibel lehrt: 1. Thessalonicher; 2. Thessalonicher.
7 Es ist nicht
klar bestimmbar, auf was Paulus in diesem Satz anspielt. Viele bibeltreue
Ausleger sehen darin den Heiligen Geist, der mit der Entrückung der Gemeinde in
gewisser Weise von der Erde genommen wird. Es ist aber auch möglich, darin den
Leib des Christus zu sehen, der ja in einer Weise die Gegenwart des Christus
selbst auf Erden bedeutet. Auch so kann der Wechsel von "das
Aufhaltende" in V. 6 und "der Aufhaltende" in V. 7 erklärt
werden. Letztlich beziehen sich beide Bedeutungsmöglichkeiten auf denselben
Vorgang - die Entrückung der Gemeinde.
8 Zur
Auslegung der folgenden Bibelstelle und des 2. Timotheusbriefes insgesamt vgl.
A. Remmers, Den Glauben bewahren. Eine
Auslegung des 2. Timotheusbriefes, bes. S. 57-71.
9 Des öfteren
wird der Auffassung, die Gemeinde werde schon vor der großen Trübsal entrückt,
entgegengehalten, daß es im Grundtext heißt: ek tès hòras: die griechische Präposition ek bedeute aber "aus der Stunde der Verführung heraus"
und nicht "vor der Stunde". Demnach wird diese Stelle als Beleg dafür
gewertet, daß die Gemeinde die große Trübsal mitmachen müsse. Dasselbe gilt für
1. Thess. 1,10, wo es heißt, daß Jesus uns ek
tès orgès, "aus dem kommenden Zorngericht heraus" retten werde.
Dieses Argument ist jedoch nicht stichhaltig. Die Präposition ek bedeutet, wie Vine gezeigt hat (S. 697), in einigen Fällen "von/vor",
z.B. in 2. Kor. 1,10 ("Er hat uns (...) von solchem Tod errettet" - Sch), Joh. 17,15 (daß du sie
bewahrest vor dem Argen" - Sch),
2. Petr. 2,21 ("sich wieder abwenden von
dem (...) Gebot" - Sch). Zudem zeigt 1. Thess. 5,9, daß Gott die Gläubigen
nicht für das Zorngericht bestimmt hat, sondern zur Errettung. Die Übersetzung
von Offb. 3,10 "werde auch ich dich bewahren vor der Stunde der Versuchung" (revElb; vgl. Sch, Lu12, Zü,
KJV) ist daher zutreffend; ebenso die Übersetzung von 1. Thess. 1,10 mit:
"Jesus, der uns errettet von dem
kommenden Zorn". Vgl. auch Bauer,
Haubeck/v. Siebenthal zu Offb. 3,10. Eine gründliche und biblisch fundierte
Darstellung der Entrückungsfrage findet sich bei C. Briem, Die Entrückung der Gläubigen.
10 "Tag des
Christus" nach dem "Textus Receptus", dem überlieferten
griechischen Text des NT. Moderne, textkritische Übersetzungen haben "Tag
des Herrn". Der "Tag des Herrn Jesus Christus" bezeichnet in der
Schrift nicht die Entrückung, sondern den Gerichtstag des Herrn, der ja der von
Gott eingesetzte Richter ist (vgl. Apg. 17,30f.; 1. Kor. 4,3-5). Während dieser
Begriff im NT zumeist im besonderen das Preisgericht des Christus für Seine
Gemeinde meint, dürfte er an dieser Stelle deckungsgleich mit dem at. "Tag
des Herrn" gebraucht werden. In diesem allgemeinen Sinn ist der
Gerichtstag des Herrn und der Tag des Christus identisch (vgl. Lk. 16,24; Rö.
2,16).
11 Vgl. hierzu
und zur Auslegung der Bibelstellen aus 4. Mose J. F. Walvoord/ R. B. Zuck, Das Alte Testament erklärt und ausgelegt,
Bd. 1, S. 293-299.
12 Diese
Ausführungen stützen sich u.a. auf die wertvolle Schrift von G. Salomon, Babylon - ein endzeitliches Geheimnis,
sowie auf das Buch von R. Woodrow, Die
römische Kirche - Mysterien-Religion aus Babylon. Vgl. auch A. Hislop, The Two Babylons.
13 Vgl. dazu TBLNT, Stichwort
"Zucht/porneia"; Rienecker,
Stichwort "Hurerei"; G. Salomon, aaO, S. 20-25.
14 Diese
Verwandtschaft wurde frühzeitig von klarblickenden Gläubigen erkannt; vgl. dazu
Abschnitt 1b der Berliner Erklärung sowie die Materialien in Flugfeuer fremden Geistes. Der
pietistische Pfarrer Ernst Lohmann hat bereits ca. 1910 sein Buch "Pfingstbewegung und Spiritismus"
herausgebracht, in dem er einige interessante Fakten und Zusammenhänge
darstellt. H. E. Alexander, der Begründer der Genfer Bibelgesellschaft, zeigte
diese Beziehungen ebenfalls in seinen Schriften Pfingstbewegung oder Christentum? und Der Spiritismus in seinen verschiedenen Formen im Lichte des Wortes
Gottes.
Einfügungen in
eckigen Klammern [] stammen vom Verfasser. Die Abkürzungen hinter Bibelzitaten
beziehen sich auf verschiedene Übersetzungen: Sch = Schlachter, Me = Menge,
Lu12 = Luther 1912, IL = Interlineares NT Dietzfelbinger; Elb = nichrevidierte
Elberfelder Bibel. Wo der Verfasser eine eigene Übersetzung angeführt hat,
steht eÜ. Alle übrigen Bibelzitate sind der revidierten Elberfelder Bibel
entnommen.
ESRA-Schriftendienst
Postfach 19 10, D-71209 Leonberg
© Rudolf Ebertshäuser
1. Auflage Januar 2003
Das vollständige Vervielfältigen und Verteilen dieser
Schrift ist ausdrücklich erlaubt
Bearbeiteter Auszug aus dem Buch des Verfassers "Die
Charismatische Bewegung im Licht der Bibel",
Christliche Literatur-Verbreitung, Postfach 11 01 35, 33661
Bielefeld; 672 S., Gb., 2. Aufl. 1998.
[1] Diese
Verführungstaktik kommt ungeschminkter zum Ausdruck, wenn etwa der bekannte
"Glaubens"lehrer K. Copeland schreibt: "Gott offenbarte mir, daß
Er den Leib Christi aufruft, sich zum Fürbittegebet zusammenzuschließen. Er
ruft uns auf, Ihn anzurufen, damit Er aus Seinem Geist große und ungewöhnliche
Manifestationen Seiner Macht ausgießt. Gott ist dabei, daß große Finale
herbeizuführen. Es wird das größte Werk des Geistes Gottes in der Geschichte
der Menschheit sein, soweit wir sie kennen. Denkt darüber nach! Wir werden das
herrliche Vorrecht haben, nicht nur Zeugen der Bewegung des Geistes Gottes in
diesen letzten Tagen zu sein, sondern wir sind die Gefäße, durch die diese
machtvolle Kraft fließen wird! Sie und ich, wir haben das Vorrecht, die
Generation des Heiligen Geistes zu sein. Gott hat ein Volk erhoben, das das
Leben und den Dienst des Heiligen Geistes mehr als irgendjemand vor uns erleben
wird. (...) Heute zu leben, bedeutet, in der besten Zeit der ganzen
Menschheitsgeschichte zu leben! (...) Diejenigen, die sich völlig Seinem Dienst
hingeben in dieser letzten Stunde, werden Gottes Sprachrohr auf Erden sein und
die Werkzeuge Seines Geistes und seiner mächtigen Kraft (...) Wir werden
Millionen und Abermillionen, ja Milliarden sehen, die wiedergeoren werden. Das
Wort Gottes sagt, daß ganze Nationen in diesen letzten Tagen in das Reich
Gottes eingehen werden (!!). (...) Das Fürbittegebet wird den Regen des Geistes
Gottes bewirken. Es wird die Menschheit als Ernte in die Familie Gottes
hineinbringen. Das geschieht gerade jetzt überall auf der Welt. (...)" K.
Copeland, The Outpouring of the Spirit,
S. 3/4, 7, 10/11, 15.
[3] ebd., S. 25,
27, 20f.
[5] Zahlreiche
ernstzunehmende Ausleger deuten dieses Gleichnis auf Israel bzw. den gläubigen
Überrest Israels, der am Ende der Zeiten errettet wird. Aber die grundsätzliche
Deutung auf die Gemeinde ist ebenfalls möglich.
[11] Vgl. hierzu und zur Auslegung der ganzen Abschnitte J. F. Walvoord/R.B. Zuck (Hg.), Das Alte Testament erklärt und ausgelegt, Bd. 1, S. 293-299.
[13] Vgl. dazu TBLNT, Stichwort "Zucht/porneia"; Rienecker, Lexikon zur Bibel, Stichwort "Hurerei"; G. Salomon, Babylon..., S. 20-25.