von Stephan Holthaus
Glaube und Humor sind unter Christen ein Spannungsfeld. Es
gibt dabei zwei Extreme: Da sind die eher humorlosen Christen, die den Glauben
als etwas so Ernstes und Heiliges ansehen, dass Spaß und Lachen in der Kirche
tabu sind. Zur Botschaft vom ewigen Heil passt nicht die Heiterkeit des Seins.
Auch Jesus habe nie gelacht, wird behauptet. Die Pastoren solcher Gemeinden vermeiden
in ihren Predigten jede humorvolle Anspielung, um es sich mit ihren Schäfchen
nicht zu verderben. In diesen Kreisen muss man zum Lachen in den Keller gehen.
Das andere Extrem macht den Gottesdienst zur frommen Comedy-Show: Keine Moderation ohne humorvolle Einlagen.
Kein Vorprogramm ohne spaßiges Anspiel. Es muss unbedingt eine lockere, coole Atmosphäre
vorherrschen. Man ist gut drauf, witzig, spritzig, ironisch - aber leider auch
oft sehr oberflächlich. Am Ende fühlt man sich gut unterhalten, aber wenig
erbaut.
Es gibt zwei Extreme
Beide Extreme haben nicht verstanden, was wahrer Humor ist.
Echter Humor hat zunächst einmal nichts mit dem Quatsch und Blödsinn der
heutigen Unterhaltungskultur zu tun. Echter Humor ist nicht der
„Nonstop-Nonsens" einer oberflächlichen Spaßgesellschaft. Teile der
Gesellschaft haben den guten Humor längst in dumme Albernheit verkehrt. Im Buch
Prediger wird diese Haltung - wunderbar humorvoll - als das „Lachen der
Narren" gegeißelt (Prediger 7, 6). Davon sollten sich Christen
distanzieren. Das wird der Würde des christlichen Glaubens nicht gerecht.
Der echte Humor
Aber auch die Humorlosigkeit des konservativen Christentums
ist ein Fehler! Guter Humor hat nämlich viel mit dem Glauben zu tun. Die
wissenschaftliche Humorforschung, die „Gelotologie",
hat herausgefunden, dass echter Humor Ausdruck einer grundsätzlichen
Lebenseinstellung des Menschen ist. Ein humorvoller Mensch lebt, so die
Forscher, in einer Grundeinstellung der weltüberwindenden
Distanz. Wahrer Humor ist die Heiterkeit eines Befreiten, die tiefe
Fröhlichkeit eines Erlösten. Ein humorvoller Mensch steht über den Dingen. Er
sieht die Welt quasi von einer höheren Warte aus - und kann deshalb über die
Welt und über sich selbst herzhaft lachen -eine Fähigkeit, die manchen Frommen
leider fehlt.
Humor - gerade weil man
Distanz zur Welt hält
Humor als Lebenseinstellung der Distanz zur Welt: wenn das
nicht zum Glauben passt! Gerade deshalb hat uns Gott, der Schöpfer, wohl auch
mit Humor ausgestattet. Christen sollen in den Spannungen des Lebens einen
Schritt zurücktreten und die Kuriositäten des Alltags erkennen. Ob wir laut
oder leise lachen, die Satire oder Karikatur bevorzugen: Wahrer Humor schenkt
die richtige Selbst- und Welteinschätzung, löst Konflikte und Spannungen,
pointiert, macht Menschen aufmerksam, würzt die Ansprache, belebt die Gemeinschaft,
macht wieder froh - und ist überdies, wie Mediziner feststellen, auch noch
gesund.
Die Lebenseinstellung bestätigt auch die Bibel. Die
Überwindung der Welt lässt mich frei leben. Das Lachen der Erlösten ist der
Jubel über die Befreiung von der Sünde (Lukas 10, 20; Lukas 15, 24). Die
Lachfalten sind die Kennzeichen der Erlösten, nicht die Sorgenfalten (Philipper
4, 4). Lachen war schon im alten Israel Ausdruck der Befreiung aus der
Gefangenschaft in Babel (Psalm 126, 2). Wer die Welt aus der Sicht der Ewigkeit
betrachtet, der nimmt dem Diesseits seine Schwere. Wer weiß, dass Gott regiert,
der erfährt ungeheure Entlastung in seinem täglichen Leben.
Gott selbst muss vom
Himmel herabfahren
In der Bibel findet man zudem viele humorvolle Stilfiguren: Gott muss vom Himmel „herabfahren",
um den Turm von Babel überhaupt erkennen zu können, obwohl der doch „bis zur
Spitze des Himmels" reichte (1. Mose 11, 4-5); die Götzen anderer
Religionen werden ständig humorvoll in ihre Grenzen verwiesen (1. Könige 18, 27;
Jesaja 44, 15; 1.
Wenigstens
der Hut
Vom Baptistenprediger Charles Spurgeon sind manche
deftig-humorvolle Anekdoten überliefert. Einmal urteilte er über die Pastoren
seiner Zeit, ihre Predigten seien so trocken, dass aus ihnen fantastische
Märtyrer werden könnten - sie würden gut brennen. Als er nach einer Predigt einmal
seinen Hut für die Kollekte herumgab und er ohne Inhalt zurückkam, dankte er
Gott laut im Gebet, dass ihm die Meute wenigstens seinen Hut zurückgegeben
habe.
Das „Lachen der
Erlösten"
Es wird Zeit, dass der echte Humor auch von Christen wieder
entdeckt wird. Wer Jesus gefunden hat, darf befreit auflachen. Für den sind
alle Sorgen dieser Welt nicht mehr die letzte Antwort, weil er um Gottes
Möglichkeiten weiß. Wir brauchen Kirchen, wo die Ernsthaftigkeit des Glaubens
genauso gelebt wird wie die Fröhlichkeit der Erlösung. Kirchen, wo ein solcher
Humor aus tiefstem Herzen kommt, sind immer anziehende Gemeinden. Sie sind ein
Zeichen echten Humors gegen die Scheinwelt des oberflächlichen Amüsements. Das
ist das „Lachen der Erlösten", das die Welt so dringend braucht.
Stephan Holthaus
Erschienen am: 20.05.2009 (idea spektrum)
Willibert Pauels, katholischer
Diakon und seit 1975 beim Kölner Karneval aktiv. In seinem Vortrag reiht er
Witz an Witz, liefert nebenbei eine einleuchtende Humortheorie und verkündigt
obendrein auch noch das Evangelium. Und weil er das alles so überzeugend macht,
soll er hier umfassend zu Wort kommen.
Und hier 5 Witze von ihm:
• Es wäre viel
besser, wenn Adam und Eva Chinesen gewesen wären. Die hätten den Apfel hängen
lassen und die Schlange gefressen.
• Eine Geschichte, die das Leben
schrieb: Napoleon und der Pariser Kardinal Consalvi treffen sich. Als der Kaiser merkt, dass der
Kardinal ihm intellektuell überlegen ist, wird er wütend: „ Wissen Sie nicht,
dass ich die Macht habe, die Kirche zu zerstören? "
Antwortet der Kardinal: „Die Kirche zu zerstören, das haben wir Bischöfe in 18
Jahrhunderten nicht geschafft. Das schaffen Sie auch nicht."
• Ein evangelischer Pfarrer, ein Priester und ein Rabbi
sitzen im Eisenbahnabteil und diskutieren darüber, wann das Leben beginnt. Der
Priester sagt: „Das Leben beginnt von Anfang an, bei der Verschmelzung von
Samen- und Eizelle." Sagt der evangelische Pfarrer: „Die Entstehung des
Lebens ist ein Prozess. Es ist doch ein Unterschied, ob ich ein Ei oder ein
Huhn esse. " Beide wenden sich an den Rabbi, wer nun recht
habe. Sagt der Rabbi: „Meine Frau und ich sind uns einig: Das Leben beginnt,
wenn die Kinder aus dem Haus sind."
• Ein Rabbi ist
todtraurig: Sein Sohn hat sich vom Judentum abgewandt und hat sich taufen
lassen. In seinem Zorn wendet er sich an Gott: „Herr, mein Sohn hat sich taufen
lassen, was soll ich nur machen? " Sagt Gott:
„Ja, was soll ich sagen? Bei meinem Sohn war das doch genauso! " Fragt der
Rabbi: „ Und was hast du danach gemacht?" Sagt Gott: „Ist doch klar, ein
neues Testament."
• Ein evangelischer
Pfarrer, ein Priester und ein Rabbi spielen Poker. Sie werden erwischt und
kommen vor den Richter. Fragt der Richter: „Sie sind der Wahrheit verpflichtet!
Haben Sie gepokert? " Sagt der evangelische Pfarrer: „Nein!" Auch der
Priester antwortet: „Nein!" Sagt der Rabbi: „Ich frage Sie, Herr Richter,
wie soll ich alleine pokern?"