U n t e r w e g s n o t i e r t
Eine Handreichung für Dienende
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Deshalb umgürtet die Lenden eures Denkens, seid nüchtern
und setzt eure Hoffnung ‹gezielt und› vollkommen auf die Gnade,
die euch gebracht wird in der Offenbarung Jesu Christi
1.Petrus 1, 13
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Nr. 114: Januar, Februar 2019
Der Galaterbrief (4)
(Fortsetzung von der letzten Nummer)
I: Wer spricht? K. 1 u. 2:
II: Was sind die Argumente? K. 3. u. 4
A: Paulus bringt Verwunderung zum Ausdruck. 3, 1-5
B: Der Apostel zieht Lehren aus dem Leben Abrahams. 3, 6 – 4, 31
1: Abraham ist mit seinem Glauben ein Leitbild. 3, 6-9
2: Dem Verheißungssegen Abrahams wird der Fluch des Gesetzes gegenübergestellt. 3, 10-14
3: Ein Argument vom Wesen des Bundes 3, 15-18
4: Das Gesetz dient der Verheißung. 3, 19-29
In K. 4 zieht Paulus die Gedanken von K. 3 weiter.
Den Gedanken der Sohnschaft erwähnte er zum ersten Mal in Galater 3, 7: Der an Christus Glaubende ist ein Sohn des glau-benden Abrahams. Das macht ihn zum Erben des Christus-segens Abrahams (3, 9). Dieser Segen bringt die Verheißung des Geistes (3, 14) mit sich. In 3, 18 wird der Inhalt der Verhei-ßung an Abraham ein „Erbe“ genannt. Zusammenfassung (3, 29): „Aber wenn ihr des Christus seid, dann seid ihr Abra-hams Same und nach der Verheißung Erben.“
Im Bild des zuerst unmündigen, dann mündigen Sohnes führt er nun den Gedanken des Erbes weiter:
V. 1.2: „Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, unterscheidet er sich in nichts von einem Leibeigenen, obwohl er Herr von allem ist, sondern er steht unter Vormündern und Verwaltern bis zu der vom Vater festgesetzten Zeit.“
„So waren auch wir, als wir unmündig waren, den Elementen der Welt als Leibeigene unterworfen.“
„Unmündig“ waren sie, weil sie als Leibeigene „unter“ Satzungen standen, die er mit „Vormündern und Verwaltern“ vergleicht. Diese waren das „Elementare“, das Grundlegende und Vorbereitende, eine äußere Form, die ihrem Verhalten die rechte Gestalt geben sollte. Weil Israel eine irdische Volks-gemeinschaft war, gehörte es zu dieser „Welt“. Die Wieder-geburt, die zu Kindern des Himmlischen macht, stand für die einzelnen noch aus (Hesekiel 36).
Wir lernen: Menschen also, die unter dem Gesetz leben wollen, müssen als unmündig betrachtet werden.
Zum Ausdruck „[Grund]elemente der Welt“: Dieser Begriff stammt von dem griech. Wort für „Reihe“ („Abfolge“) und bezeichnete elementare, grundlegende Dinge wie die Buchstaben des Alphabets. Aus seiner Verwendung in V. 9 können wir schließen, dass es hier die grundlegenden Elemen-te und Rituale des Nahens zu Gott im AT bezeichnet (Vgl. Kolosser 2, 8.20). Paulus beschreibt jüdische (Galater 4, 3) wie auch heidnische (4, 9) „religiöse“ Elemente als primitiv, weil sie nicht das eigentliche göttliche Niveau erreichen können. Sowohl jüdische als auch heidnische Religion dreht sich um Irdisches, Fleischliches, um mit Menschenhänden Gemachtes. Da geht es um Gesetze und Zeremonien, die es zu beachten und durchzuführen gilt, um von Gott angenommen zu werden. Alle derartigen Dinge sind primitiv und elementar. Sie gehören zu den Elementen „dieser Welt“. Die Menschen unter dem alttestamentlichen Gesetz sind in einem Stadium der Unreife, sie sind wie Kinder, die an einen Vormund gebunden sind.
Paulus spricht in V. 3 die Dinge der alttestamentlichen Ordnung an. Diese sollten vorbereiten auf das eigentliche, auf die bessere „Ordnung“ (Hebräer 9, 10: „Speisen und Getränke und verschiedene Tauchwaschungen und Verordnungen des Fleisches, auferlegt bis auf die Zeit des Ins-Rechte-Bringens”). Es handelte sich dabei um „fleischliche“ (Hebräer 7, 16; 9, 10) und „weltliche“ (Hebräer 9, 1) Dinge, das heißt, Dinge, mit denen man mittels der fünf Sinne in Verbindung treten konnte. Da waren Opferspeisen (Geschmack) und Räucherwerke (Geruch), reine und unreine Dinge (die man berühren oder nicht berühren durfte), da waren schöne Gebäude und Kleider, da waren besondere Festzeiten und Feiertage im Jahr, und da waren Menschen als Vermittler zwischen Gott und dem Volk.
„Aber als die Fülle der Zeit gekommen war, sandte Gott seinen Sohn aus, geworden aus einer Frau, geworden unter Gesetz, damit er die unter dem Gesetz freikaufte, damit wir die Sohnesstellung empfingen.“
Eine Änderung des Knechtschaftsverhältnisses konnte nur der schaffen, der das Gesetz verhängt hatte. Aber wie? – Mit dem teuersten Preis „kaufte“ er die Leibeigenen frei, mit dem Leben des Gottessohnes, der Mensch und Knecht geworden war.
„…, damit wir die Sohnesstellung empfingen“:
Die „Sohnesstellung“ war als solche nicht eine Adoption, sondern die Einsetzung in die Vorrechte und die Verantwor-tung eines erwachsenen Sohnes – im Unterschied zu der Stellung des unreifen Sohnes, die der eines Sklaven ähnlich war.
Was das für die Heiligen in Galatien (und auch für uns) bedeutet, sagt der Apostel in den nächsten zwei Versen.
V. 6.7: „Dass ihr aber Söhne seid, ‹kommt daher›: Gott sandte den Geist seines Sohnes aus in eure Herzen, der ruft: „Abba! Vater!“ 7 So bist du nicht länger Leibeige-ner, sondern Sohn; wenn aber Sohn, auch Erbe Gottes durch Christus.“
Nach V. 5 waren die Galater nun Söhne, weil Christus sie vom Gesetz freigekauft hatte, nach V. 6, weil Gott den Geist seines Sohnes in ihre Herzen gab. Durch diesen innewohnen-den Geist entstand eine Lebensverbindung, eine Verwandt-schaft mit dem Sohn Gottes, ebenfalls durch diesen Geist eine Gemeinschaft mit dem gemeinsamen Vater, die so beten lässt, wie der Christus betete. Die Söhne rufen „Abba“ – so wie Jesus es tat (Markus 14, 36).
Wer sagt: „Abba, Vater“? – Der Heilige Geist in den Söh-nen; aber er tut das nicht unabhängig von den Söhnen. Denn sie sind es, die das aussprechen (Römer 8, 15). Aber er ist der Rufende. Die Liebe bewirkt der Geist, und das Gebet bewirkt der Geist, aber er gebraucht die Stimmbänder der Söhne, um das zu sagen, was er sagt. Warum tut der Heilige Geist das? – weil er immer schon mit Gott gesprochen hat. Innerhalb der Gottheit herrscht seit je Liebe. Sie drückt sich aus im Ge-spräch.
Wenn nun dieser Gott in mich hineinkommt, hört er nicht auf zu lieben, sondern er nimmt mich hinein in seine Liebe, in diese Gemeinschaft; und nun ruft der Geist in mir.
Ein Christ, der nicht betet, der dieses ständige Rufen zum Vater nicht kennt, ist krank. Der Geist will uns mitnehmen in sein ständiges Gespräch mit dem Vater.
Man ist also nicht mehr ein unmündiger Sklave. (Man ist entweder Sohn oder Sklave: Wer das Erste ist, ist nicht das Zweite.) Ist man Sohn, so hat man eine entsprechende Zukunft: Man erbt mit Christus, dem Sohn.
Der hohen Stellung als Söhne wird ihre frühere kümmerliche gegenübergestellt.
V. 8: „Damals jedoch, als ihr Gott nicht wirklich kanntet, wart ihr denen als leibeigene Knechte unterworfen, die von Natur (d. h.: im Wesen) nicht Götter sind.“
Darauf folgt dann die Frage: Warum zurück? Auf diese Weise wird den Galatern das größere Bild ihrer Wirklichkeit gezeigt, und sie werden fähiger, die rechte Entscheidung zu treffen und die Irrlehre zu verlassen.
V. 9.10: „Nun aber, nachdem ihr Gott kennenlerntet, viel mehr noch (d. h.: was noch wichtiger ist): von Gott erkannt wurdet ( und zwar als seine Kinder erkannt wurdet; d. h., in die Vater-Sohn-Beziehung hineingenommen wurdet, wie es seit je sein Plan gewesen war), wie wendet ihr euch wieder um zu den schwachen und ärmlichen Elementen, denen ihr wieder von neuem als leibeigene Knechte unterworfen zu sein wünscht? Ihr beobachtet Tage und Monate und bestimmte Zeiten und Jahre.“
Anmerkung: In V. 3 hatte der Apostel das Leben des Israeliten unter dem Gesetz „das Elementare“ genannt. Jetzt gebraucht er dieselbe Bezeichnung für ihre frühere Gebundenheit an heidnische falsche Gottheiten. Wo liegt die Ähnlichkeit? Nach V. 3 gab es in Israel ein Unterworfensein unter die elementaren Dinge der (sichtbaren) Welt, und zwar nach de alttestamentlichen göttlichen Vorschriften. Die „Tage und Monate und bestimmte Zeiten und Jahre“, die die Galater beobachteten, gehörten zum Lauf jener vergänglichen Welt. Im Heidentum gab es ebenfalls ein Unterworfensein unter „elementare Dinge“ der Welt, zum Teil nach dem Gewissen (wie Paulus in Römer 2 ausführt), zum Teil aber auch nach eigenen Vorstellungen (wie er in Römer 1 zeigt). Alle Religionen haben Dienst- und Lebensvorschriften, denen sie verpflichtet zu sein meinen und wodurch sie sich bei Einhalten einen religiösen Gewinn erhoffen. Ob aber jüdisch, heidnisch oder gar „christlich“, alle solche Systeme haben es mit diesseitigen Dingen zu tun und fordern Leistung als Zahlung für Seelen-frieden, und der Apostel erklärt sie als „schwach und ärmlich“: Das Erhoffte können sie nicht liefern, und sie lassen arm und leer. Wie er schon im Grußwort andeutete: Durch die Gnade Gottes kommt der Friede, die Versöhnung mit allen Segnun-gen, und zwar durch Jesus Christus.
Die Bilder wechseln. Nach den „Söhnen“ kommen die „Müt-ter“ (der Apostel als Mutter, dann die Frauen Abrahams). Diese Familienbilder sind geeignet, die Herzen der Galater anzusprechen und wegzuziehen von der Knechtschaft in die Freiheit der Sohnesstellung.
Er vergleicht sich mit einer fürsorglichen, besorgten Mutter:
V. 11: „Ich fürchte um euch, dass ich vergebens für euch gearbeitet haben möchte.“
Er sieht die Möglichkeit, vergeblich an ihnen gearbeitet zu haben; das wäre dann, wenn sie sich gänzlich von der Gnade in Christus (und damit von Christus) abwenden. Sie waren wirklich an Christus gläubig und Kinder Gottes geworden. Nun standen sie in Gefahr!
V. 12-15: „Werdet, wie ich [bin], weil auch ich so [wurde], wie ihr [wart]. Ich flehe euch an, Brüder!“ (Sie sind immer noch Brüder!) „Ihr tatet mir kein Unrecht. 13 Aber ihr wisst, dass wegen Schwachheit des Fleisches ich euch beim ersten Mal die gute Botschaft sagte, 14 und meine Prüfung in meinem Fleisch verachtetet ihr nicht, noch verschmäh-tet ihr sie, sondern wie einen [himmlischen] Boten Gottes nahmt ihr mich auf, wie Christus Jesus. 15 Was war also eure Seligkeit? – denn ich bezeuge euch, dass ihr, wenn es möglich gewesen wäre, eure Augen ausgerissen und mir gegeben hättet.“
Mütterliche Worte (V. 16-20)
V.16-18: „Bin ich mit dem, dass ich euch mit [der] Wahr-heit begegnet bin, euer Feind geworden? Sie eifern nicht im Guten um euch, sondern wollen euch ausschließen, damit ihr um sie eifert. Aber gut ist es, in einer guten Sa-che allezeit eifrig zu sein und nicht allein während meiner Anwesenheit bei euch.“
Sie sollen wissen: Die Absicht dieser Gesetzeslehrer ist nicht gut: Sie wollen die Galater ausschließen. Es ist nur eines möglich: entweder Jesus oder das Gesetz.
Er sagt: „Wenn ihr jenen Leuten nachfolgt, dann seid ihr aus Christus ausgeschlossen. Das aber wollen jene Gesetzeslehrer. Sie wollen euch aus unserem Kreis ausschließen, da-mit ihr um sie eifert.“ Die Liebe eifert, aber nicht im negativen Sinne, sie „neidet nicht“ (1. Korinther 13, 4). Paulus fragt „Lauft ihr, wenn ich abwesend bin, zur anderen Seite über?“
V. 19: „Meine Kindlein, um die ich wieder Geburtsschmer-zen habe, bis Christus in euch gestaltet worden ist!“
Das ist das Ziel: dass Christi Charakter Form annimmt.
Eine Mutter, die um ihr Kind Sorge trägt, kann gleichsam ähnliche Schmerzen haben, die sie bei der Geburt hatte, als sie das Kind zur Welt brachte.
V. 20: „Ich wollte jetzt bei euch anwesend sein und meine Stimme wandeln, …“ –Er will wie eine Mutter reden, sodass es ankommt. Wenn er bei ihnen wäre, könnte seine Körper-sprache mitschwingen. Welch ein Mann, der ein Herz hatte wie eine Mutter!
Gott gebe uns solch ein Herz und mache uns so!
„… weil ich um euch in Verlegenheit bin.“ – „Ich weiß nicht, wie ich mit euch dran bin.“
„Sagt mir, ihr, die ihr unter [dem] Gesetz sein wollt, hört ihr nicht das Gesetz?“
Die anschließenden Bemerkungen zeigen uns, was mit „Gesetz“ gemeint ist. Für Paulus gehört 1.Mose zum „Gesetz“. Wenn sich die Galater schon nach dem Gesetz Moses ausrich-ten wollen, sollten sie im ersten Buch beginnen, und – siehe! – sie stoßen auf Evangelium!
Hinzu kommt: Paulus hatte in K. 3 gezeigt, dass man durch den Glauben ein Sohn Abrahams wird; jetzt zeigt er, dass es auch unter den Kindern Abrahams zwei Arten gibt: die, die „nach dem Fleisch“ geboren sind, und die, die „nach dem Geist“ („durch die Verheißung“) geboren sind. Es gilt also, klarzumachen, nach welcher Linie man Nachkomme des Erzvaters ist.
„... denn es ist geschrieben, dass Abraham zwei Söhne hatte, einen von der Magd und einen von der Freien. Der jedoch, der von der Magd war, ist nach dem Fleisch geboren, aber der, der von der Freien war, durch die Verheißung ...“
. Abraham hat zwei Söhne.
. Mutter des ersten ist eine Sklavin, Hagar.
. Mutter des zweiten ist eine Freie, Sara.
. Ismael wird „nach dem Fleisch“ geboren, aus menschlicher Erwägung, fleischlichem Handeln.
. Isaak ist „durch die Verheißung“ geboren, als die Menschen nichts vermochten und Gott auf übernatürliche Weise seine Verheißung wahrmachte,
. „Nach dem Geist“ erklärt der Apostel: Der Geist machte die Geburt möglich.
„..., welches als Bild dient, denn diese sind die zwei Bündnisse.“
Wir beachten hier den Gebrauch des Wortes „sind“: Das meint nicht immer ein Gleichungszeichen im Sinne einer Gleichsetzung. An dieser Stelle muss „sind“ als „bedeuten“ verstanden werden.
„…, welches als Bild dient
Paulus gebraucht die Begebenheit als Allegorie.
V 24M-27: „Der eine Bund ist der, der vom Berge Sinai ist, der Versklavung erzeugt, welcher Hagar ist, denn Hagar ist der Berg Sinai in Arabien. Er entspricht dem gegenwärtigen Jerusalem: Sie ist mit ihren Kindern in Versklavung. Aber das obige Jerusalem ist frei, welches unser aller Mutter ist, denn es ist geschrieben: ‚Sei fröhlich, Unfruchtbare, die du nicht gebierst. Brich in Jubel aus und rufe, die du keine Geburtsschmerzen [zu leiden] hast, weil zahlreich die Kinder der Einsamen sind, mehr als derjenigen, die den Mann hat.’“
. Jesaja 54, 1 wird wegen der Parallele zu Sara zitiert.
. Die Frauen stellen Örtlichkeiten dar, an denen entscheidende Ereignisse stattfanden. Hagar ist der Berg Sinai in Arabien. Er entspricht dem „gegenwärtigen Jerusalem“ zur Zeit des Apostels. Sara stellt das „obige“ Jerusalem dar.
. Die Frauen stellen Bündnisse dar. Der eine Bund ist der vom Berge Sinai. Er erzeugt Versklavung. Da die Mutter Sklavin ist, sind auch die Kinder Sklaven. – Sara stellt den neuen Bund dar. Da sie frei ist, sind ihre Kinder frei.
. Mütter und Kinder werden unterschieden. Die Mütter und die Kinder stellen jeweils etwas anderes dar: Die Mütter sind Quellen: Vom Sinai-Jerusalem geht Knechtschaft aus, vom obigen Jerusalem geht Geburt aus dem Geist aus, Freiheit, neues Leben.
Die Kinder sind Menschen: Hagars Kinder sind die unter dem Gesetz, Saras Kinder die unter der Gnade, die Schar des Messias. Das obige Jerusalem ist also nicht die Erlöstenschar an sich, sondern der Geburtsort mit dem Bürgerrecht der Schar der Erlösten. Daraus folgt, dass die wahren Christusgläubigen Himmelsbürger sind. Vgl. Philipper 3, 20.21; Epheser 2, 6; 2, 19; Kolosser 3, 3.4; Hebräer 11, 39-12, 1.22.
V. 28: „Aber wir, Brüder, sind nach [der Art] Isaaks Kinder der Verheißung.“
Isaak wurde kraft des Heiligen Geistes geboren, der in Sara das Wunder wirkte.
V. 29-31: „Jedoch gleichwie damals der, der nach dem Fleisch geboren war, den verfolgte, der es nach dem Geist war, so ist es auch nun. Was sagt jedoch die Schrift? Tue hinaus die Magd und ihren Sohn, denn auf keinen Fall darf der Sohn der leibeigenen Magd mit dem Sohn der Freien erben!“
Gesetz und Verheißung haben nichts miteinander zu tun. Entweder gilt das Gesetz oder es gilt die Verheißung.
V. 31: „Dann, Brüder, sind wir [also] nicht Kinder einer Magd, sondern der Freien.“
Kinder einer Sklavin sind Sklaven. Die Galaterchristen aber sind keine, sondern Kinder einer Freien und daher frei.
Paulus ruft auf und wendet an. Der nun zu beschreitende Weg wird jetzt angezeigt. Jetzt kommen die Imperative im Brief. Die bisherigen Sätze waren Aussagen mit dazwischengestreu-ten Fragen. Nun erfahren die Leser, was sie daraufhin zu tun haben. Die K. 5 und 6 sind anwendender Art: Was folgt aus dem Gewonnenen? Negatives und Positives. Was jetzt folgt, ist Ergebnis der bisherigen Ausführungen. Das Ergebnis wird anhand von zwei Aufrufen besprochen:
Steht in der Freiheit (5, 1-15)! Und:
Richtet euch nach dem Geist aus! (5, 16- 6, 10)
„In ‹und zu› der Freiheit also, zu der Christus uns frei machte, steht!“
. Es hat also eine Befreiung stattgefunden.
. Diese Befreiung ist Werk Christi. Mit seinem Opfertod kaufte er uns frei von der Schuldigkeit, Gottes Forderungen nachzukommen. Wir sind nicht mehr unter dem Gesetz, denn das Gesetz gilt nur Lebenden, nicht Verstorbenen.
. Da wir aber mit Christus nicht nur gestorben, sondern auch auferstanden sind, leben wir nun mit Christus in einer anderen Sphäre, im Himmlischen, befreit vom Gesetz, dem Elemen-taren. Die Befreiung soll als Geschenk geschätzt werden. In ihr dürfen und sollen wir nun, während wir noch im Leibe in dieser Welt leben, bewusst stehen und uns bewegen, mit dem Ziel, unserem Befreier zu gefallen. Man steht ja in der Schuld eines neuen Herrn.
V. 1M: „Und lasst euch nicht wieder in einem Joch der Versklavung festhalten.“
Man soll sich nicht auf eine andere Bindung einlassen. Das würde heißen, sich in einem Joch der Versklavung festhalten zu lassen. Es würde im Grunde auch heißen, es „wieder“ zu tun, denn, obwohl die Galater zum größten Teil Heiden gewesen waren, war ihr religiöser Zustand (nach 4, 3.8) vergleichbar gewesen mit demjenigen Israels.
Diese Alternativen werden im Folgenden verschärft.
Die Herausstellung geschieht auf mehrere Weise:
„Sieh!“
„Ich, Paulus, sage euch.“
Wörner bemerkt: „Insonderheit warnt Paulus ... und setzt hierfür sein volles persönliches Ansehen als eines in Gesetz und Evangelium gleich erfahrenen Mannes.“
„Sieh! Ich, Paulus, sage euch: Wenn ihr beschnitten werdet, wird euch Christus überhaupt nichts nützen.“
Das Heil steht also auf dem Spiel. Der Apostel stellt sie vor die unausweichliche Wahl: Christus oder Verlorenheit.
„…, wird euch Christus überhaupt nichts nützen.“
Paulus verurteilt niemanden. Obwohl er ja nicht genau wissen kann, wie weit die Verirrung gediehen ist, setzt er zunächst das Positivste voraus, dass sich bis jetzt noch niemand hatte beschneiden lassen.
Lässt man sich aber auf das Beschneiden ein, so kommt das der Aussage gleich: ‚Christus ist nie gekommen’, in welchem Fall man auch keinen Retter und Helfer mehr hat.
Mit der Beschneidung wird man verpflichtet, das ganze Gesetz einzuhalten.
V. 3: „Ich bezeuge wiederum einem jeden Menschen, der beschnitten wird: Er ist schuldig, das ganze Gesetz zu tun.“ – Wir halten fest:
. Die Beschneidung ist die Tür zu einem Leben unter dem Gesetz. Ist sie Pflicht, so ist sie Pflicht in allem. Die Schuldig-keit ist umfassend. Das Gesetz ist als Regent ein Ganzes und fordert ganze Leistung, es zu „tun“.
. Er spricht in der Gegenwartsform. Er will nicht annehmen, dass es bisher geschehen war, muss aber befürchten, dass es in der Zeit in seiner Abwesenheit geschehen kann.
. Die Regel kennt keine Ausnahme. Sie gilt jedem Menschen, ohne Ansehen der Person.
. „Nützen“ in V. 2 und „schuldig“ in V. 3 sind im Grundtext gleichlautend. Mittels eines Wortspiels wird der Gegensatz verstärkt, wie wenn man im Deutschen sagen würde: „Die Beschneidung ‚nimmt dir die Huld’ des Christus und ‚bringt dir die Schuld’ des Gesetzes.“
„Ihr wurdet beseitigt, von dem Christus weggetan, so viele ihr im Gesetz gerechtfertigt werdet; ihr fielt aus der Gnade.“
. Der Apostel sagt: „gerechtfertigt werdet“. Man ist auf dem Wege, gerechtfertigt zu werden. Wir sehen hier, wie Paulus über das Heil denkt: Einerseits ist man durch den Glauben bereits gerechtfertigt (Römer 5, 1). Andererseits lebt man die ganze Zeit seines Lebens in der Bewährung. Die versiegelnde Rechtfertigung steht noch aus.
. Das Gesetz ist der Raum, in dem man gerecht werden will.
. Als Raum einer Rechtfertigung steht er dem der Gnade konträr gegenüber. Man befindet sich in nur einem der Räume.
. Aus der Gnade zu geraten, heißt, von Christus weggetan zu werden.
. Die Passivform ist wohl auf die Irrlehre als Täter zurück-zuführen. Sie wären verantwortlich, die Galater von Christus abgewandt zu haben.
. Unversöhnlich stehen zwei Rechtfertigungswege einander konträr gegenüber: einerseits menschliche Leistung, ein Versuch, stets das Gesetz einzuhalten, und andererseits Rechtfertigung durch Christus aus Gnade. Diese schließen einander aus.
A:. Die erste Begründung V. 5
„... denn durch den Geist, [und] aus Glauben, warten wir auf die Hoffnung der Gerechtigkeit ...“
Das „wir“ ist das echter Christen und steht dem „ihr“ in V. 4 gegenüber.
Diese Aussage begründet die in V. 4, weil es auf einem anderen Wege ist, auf dem man der Hoffnung der wirklichen Gerechtigkeit zuteil wird.
Diesen Weg beschreiten Paulus und alle, die wie er die Hoffnung nur auf Christus gesetzt haben, denn „wir warten (hoffen) aus Glauben“ heißt: wir warten (hoffen) indem, wir uns allein auf Christus verlassen.
Dieser Christus wiederum setzt sich für die Glaubenden ein durch seinen Geist, den er ihnen als dem Gesetz entwachsenen Söhnen gegeben hat (4, 6).
Von Anfang bis Ende ist alles Werk des Geistes. Das macht das Hoffen zuversichtlich. Das Hoffen drückt sich in einem zuversichtlichen Warten aus, einem, das der kontinuierlichen Gesetzesleistung gegenübersteht.
Das Heil ist zu gleicher Zeit Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. – Ernst Wörner (in: Auslegung des Briefes an die Galater) erklärt: „Hoffnung der Gerechtigkeit könnte nun entweder (vgl. Epheser 1, 18) die der Gerechtigkeit angehörige Hoffnung sein, auf den Lohn derselben hinweisen, oder (vgl. Römer 5, 2) die Gerechtigkeit selber als Hoffnungsgut bezeichnen. Für letztere Annahme entscheidet der Gegensatz V. 4: im Gesetz gerechtfertigt; und wir haben somit an den Zustand der vollkommenen Gerechtigkeit als Hoffnungsziel zu denken (vgl. Hebräer 12, 23; Philipper 3, 8-14). Während also der Gesetzliche mit seinen Werken Gerechtigkeit erwirbt – und doch nicht erwirbt (Galater 3, 11; 2, 16), erwartet sie der Christ als göttliche Gnaden-gabe, dies aber nicht so, als ob er jetzt noch gar keine Gnaden-gerechtigkeit hätte, vielmehr so, dass es die Vollendung der in ihm angelegten Gerechtigkeit ist, worauf seine Hoffnung steht (Vgl. Römer 8, 15.23).“
Ergänzung: Die „Hoffnung der Gerechtigkeit“ ist also die Gerechtigkeit als Hoffnungsgut, d. h. etwas, das wir als Gläubige dann bekommen werden, wenn wir am Ziel sind.
Der Gesetzliche will sich die Gerechtigkeit mit seinen Leistungen erarbeiten, und bekommt sie nicht. Der Glaubende erwartet sie als Geschenk Gottes, das er eines Tages bekommt: Er wird dann gerecht und ohne Sünde sein.
Genauer gesagt: Bei der Rechtfertigung in der Heilswende (als wir gerecht gemacht wurden in der Wiedergeburt) traten wir ein in eine Hoffnung. Das Eigentliche, das Gott für uns hat, ist aber noch zukünftig. Er hat uns gerufen zu einer Hoffnung. Und diese Hoffnung ist die Hoffnung jener Gerech-tigkeit, die wir in der Wiedergeburt bekamen.
Die Tatsache, dass wir in Christus gerecht gemacht wurden, hat uns in eine ewige Hoffnung eingeführt. Aber es ist der Heilige Geist, der diese Hoffnung stärkt, sodass ich die Hoff-nung nicht fallen lasse und Tag für Tag immer wieder hoffen darf. Ich brauche nicht aufzugeben, sondern darf hoffen. Der Heilige Geist ist am Werk – hauptsächlich in unserem Denken. Und dort stärkt er diese Hoffnung.
(Anm. im Blick auf V. 8E: Der Eintritt in diesen Zustand geschieht durch ein „Rufen“. „Ruf“ und „Hoffnung“ ist ein Wortpaar. Vgl. Epheser 4, 4. Der Ruf brachte uns in Bewegung, die Hoffnung hält uns in Bewegung.)
B:. Die 2. Begründung V. 6
„... denn in Christus Jesus gilt weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit etwas, sondern Glaube, der durch Liebe wirkt.“
– also Glaube, der liebt. Es kommt auf zwei Dinge an. Paulus erwartet diese beim Gläubigen: Glaube und Liebe. Glaube ist der Schlüssel, Liebe der Inhalt dieser Beziehung.
Wir stellen fest:
. Dieser Vers will V. 4.5 erklären.
. „In Christus“ ist ein Raum. „In Christus“ steht „im Gesetz“ (V. 4) gegenüber.
. Wenn in Christus – zur Rechtfertigung – weder Beschnei-dung noch Unbeschnittenheit etwas gelten, wörtlich, „stark sind“, in dieser Hinsicht etwas auszurichten, dann sind beide auch kein Hindernis.
. Und wenn es der Glaube ist, auf den es ankommt, dann ist es der besondere Glaube, in Christus Jesus, und dieser steht dem Sich-Verlassen auf die Beschneidung konträr gegenüber, sodass es nicht um Beschneidung bzw. Unbeschnittenheit als solche geht, als wäre das eine oder andere in sich gut / schlecht.
. Der Glaube ist nicht der eines Untätigen, als würde er dem „Sich-gehen-Lassen“ das Wort sprechen (d. h., der Gesetzlosigkeit), wie die Gegner wähnen. Er bringt die zentrale Frucht der Liebe, die wiederum nicht nur den Namen trägt, sondern gegen Gott und Menschen tätig ist. Er ist ein inständiger Glaube, der am Laufen ist (V. 7A), dessen Erwartung der Hoffnung ihn stets nach vorne streben lässt.
. In diesen Versen begegnen uns die drei großen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung.
. Wörner bemerkt: „Wenn jedoch eben hier der echte Christenglaube ein durch Liebe sittlich wirksamer genannt, in dieser Bestimmtheit hervorgehoben wird, so ist jenes Abwarten der Gerechtigkeit nicht als ein sittlich untätiges Verhalten aufzufassen, ... vielmehr ist die Vollendung des Menschen an die Liebe wie an den Glauben geknüpft. Oder noch genauer ist es nach V. 5.6 der durch Liebe tätige Glaube, welcher innerhalb der Christusgemeinschaft die Hoffnung vollkommener Gerechtigkeit mitbringt; durch die gegenwärtige sittliche Wirksamkeit des Glaubens wird die künftige sittliche Vollendung vom Glauben aus verbürgt.“
. V 7: „Ihr lieft fein.“
Der Anfang war gut gewesen, ja „trefflich“; so könnte man übersetzen. Paulus hatte Freude an ihnen gehabt.
. „Wer hielt euch davon ab, der Wahrheit nicht zu gehorchen (o.: von ihr überzeugt zu sein)?“
Wer schnitt euch ab? Wer hielt euch an? Von der Wahrheit waren sie überzeugt gewesen. Wer kam dazwischen?
Paulus fragt nicht „Warum“, sondern „Wer“. Offenbar lag da das Problem. Wer konnte sich erkühnen, sich als höhere Autorität als die Wahrheit auszugeben? Und Wahrheit verpflichtet. Sie verlangt Zustimmung, was Paulus „gehorchen“ nennt.
. V. 8: „Das Überzeugtsein ist nicht von dem, der euch ruft.“
Die Frage von V. 7 ist hiermit beantwortet: Von Gott war er nicht gewesen.
„der euch ruft“: „Ruft“ ist Gegenwartsform. Gott ruft nicht nur in die Nachfolge, auch danach, ständig, bis wir am Ziel angelangt sind. „Mir nach!“, spricht Christus, unser Held.
. V. 9: „Ein wenig Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig.“
Was die falschen Boten aus Jerusalem verkündeten, mag nicht viel gewesen sein, aber es war „Sauerteig“ und drohte die Gemeinde im ganzen Gebiet zu versäuern. Der Kampf gegen die Unwahrheit ist ein pausenloser. Man kann nicht wachsam genug sein.
„Sauerteig“ – ein wenig Irrlehre hat einen Einfluss auf das ganze Leben. Natürlich hängt es von der Qualität der Irrlehre ab. Es fängt mit ein wenig Sauerteig an. Das andere bringt die Zeit mit sich.
. V. 10: „Ich bin in Bezug auf euch überzeugt in dem Herrn, dass ihr nicht anders gesinnt sein werdet.“
Was seine Person betrifft, ist er zuversichtlich. Welch ein Vertrauen bringt der Apostel diesen Irrenden, die er so fest anfassen musste, zum Ausdruck! Es mag auch prophetisches Vertrauen gewesen sein. Der Herr mag es ihm geoffenbart haben. Auf jeden Fall haben wir hier zu lernen, dass der Herr wirklich Abirrende zurechtbringen kann.
. „Wer euch aber verwirrt, wird das Urteil tragen, wer er auch sei.“
Jeder Irreführende wird sein Gericht erleben. Gott hält über seine Wahrheit Wache.
. V. 11: „Aber ich, Brüder, wenn ich noch Beschneidung verkünde, was werde ich noch verfolgt?“
Die Beschneidung war zu einem Zeichen der Selbstrettung durch das Gesetz geworden.
Paulus hatte Timotheus aus Süd-Galatien beschneiden lassen, nahm auch eine tolerante Haltung seinen Mitjuden gegenüber ein, die immer noch das Gesetz einhielten. Daran konnten die falschen Boten aus Jerusalem anknüpfen. Es war dann nur noch ein Schritt weiter, wenn sie behaupteten, Paulus verkünde ja auch Beschneidung. Aber das gerade tat der Apostel nicht. Dass er von Juden die schlimmste Verfolgung erlebte, war ja das Zeichen dafür. Von ihnen war er ja in der Gegend der Galater von einem Ort zum anderen vertrieben worden. Der Inkonsequenz einer solchen Behauptung müssten sich die Leser bewusst sein.
Mit dem betonten „Ich“ (V. 11) weist er auf seinen eigenen Fall hin. Gerade da könnte die Behauptung nicht stimmen. Das erste „noch“ („wenn ich noch Beschneidung verkünde“) heißt: Früher hatte er sie verkündigt, als Bote Christi jedoch nicht mehr. Das zweite „noch“ („was werde ich noch verfolgt“) weist auf den Gegensatz hin: Beschneidung predigen – oder verfolgt werden.
Mit der Anrede „Brüder“ hält er sie in Liebe fest.
. „Dann ist das Kreuz als Ärgernis ‹und Anstoß› beseitigt.“
Die beschnittenen Gesetzes-Juden hatten Christus gekreu-zigt, um ihren Standpunkt festzuhalten. Der Gekreuzigte war gestorben, um aller Selbstgerechtigkeit ein Ende zu bereiten. Wer Heil durch den Gekreuzigten verkündete, musste den Unwillen der Kreuzigenden erleben. Wird jetzt aber immer noch Beschneidung als Zeichen des Gesetzes als Heilsweg verkündet, so ist man der Schande der Solidarität mit dem Gekreuzigten los.
. V. 12: „Ich wollte, sie würden sich auch verschneiden (o.: abschneiden) lassen, [sie], die euch aufwiegeln, verstören.“
Das griech. Wort für „abschneiden“ bezeichnete häufig die Kastration. Heidnische Priester (z. B. beim Kybele-Kult) ließen sich in ihrem religiösen Eifer oft verscheiden. Sie machten sich zu Eunuchen (Zeugungsunfähigen). Paulus scheint anzudeuten, dass jüdische Beschneidung so wenig Wert hat wie heidnische Religion. Da die Judaisten so nachdrücklich auf Beschneidung bestanden und sagten, dadurch könne man Gott wohlgefallen, empfiehlt Paulus ihnen hier wohl mit Ironie, diese religiöse Übung ins Extrem zu treiben und sich selber zu verstümmeln.
„… denn ihr wurdet im Blick auf Freiheit gerufen, …“
Die Sache ist ernster als die damalige Befreiung aus der ägyptischen Sklaverei. Hier geht es um die Freiheit des ewigen Lebens. Das „ihr“ ist betont. Es steht im Gegensatz zu den Judaisten. Um die Freiheit der Leser geht es. „Im Blick auf“ diese Freiheit wurden sie aus ihrem „Ägypten“ gerufen. Wer sie jetzt auf dem Wege zum Ziel aufhalten will, muss sein Gerichtslos tragen, wie Amalek damals.
„…, Brüder“, als Zeichen der liebenden Verbundenheit, soll sie wieder motivieren.
„Allein lasst die Freiheit nicht ein Vorwand für das Fleisch sein, sondern durch die Liebe leistet einander Leibeigenendienst, …
Paulus gibt Auskunft über den rechten Umgang mit der Freiheit.
. „Allein“: Das Wort steht da wie ein Warnschild. Für die Freiheit wurden sie aus ihrer Knechtschaft gerufen. Für diese Freiheit hat der Apostel in diesem Brief gekämpft. Er rechnet auch damit, dass sie sich nicht wieder versklaven lassen. Jetzt gilt es, sich im neuen Raum zu orientieren. Was heißt „frei sein“? Die Glaubensfrage ist geklärt. Nun ist die Verhaltens-frage dran – denn sie sind immer noch unterwegs zum endgültigen Ziel. Sie sind immer noch im Fleisch, in einem Leib, in dem die Neigung zum Bösen da ist. Wie wird man mit dieser Neigung fertig, wenn der Zaun des Gesetzes nicht mehr da ist?
. „… lasst die Freiheit nicht ein Vorwand für das Fleisch sein …“
Auffallender Weise steht gleich ein Befehlssatz. Also, solange man im Fleisch ist, braucht es Befehlsschranken, auch wenn das Gesetz als Regime weggefallen ist. Der Gott des Gesetzes ist immer noch da, gerade der Gott, der vom Gesetz befreite. Und dieser Gott ist als Hirte der Seele Herr und bestimmt den Kurs seiner Herde.
Die Freiheit soll nicht zu Vorwand werden. Paulus weiß: Wenn das Gesetz als Lebensschema wegfällt, denkt man: „Jetzt kann ich tun, was ich will“ – und prompt meldet sich ein Wille in uns, der des Fleisches. Die Leser werden gewarnt: Nicht, damit man macht, was man selbst will, ist man vom Gesetz frei. Die Galater werden an einen Willen erinnert, der höher steht als der der innewohnenden Neigung.
. „… sondern durch die Liebe leistet einander Leibeigenendienst …“
Paulus polt um. Das Fleisch denkt an sich selbst. Der vom Gesetz befreite steht in einer Gemeinschaft von Befreiten, die an einander gebunden sind. Von der alten Knechtschaft befreit zu werden, heißt, in eine neue Knechtschaft gestellt zu sein. Diese ist aber eine heilsame, eine bewahrende, ein neues Sein. Man ist in eine Familie gestellt, wo jeder nach dem anderen schaut in Liebe.
V. 14 „… denn das ganze Gesetz wird in dem einen Wort erfüllt: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!‘„ {1. Mose 19, 18}
Nun beruft der Apostel sich doch auf das Gesetz. Ja, denn die Forderung des Gesetzes bleibt, wenn auch das Regime, die Herrschaft, des Gesetzes der Vergangenheit angehört. Im Römerbrief bespricht er das ausführlicher (8, 3.4): „… was dem Gesetz unmöglich war – es war ja schwach durch das Fleisch –, [das machte] Gott [möglich]: Er schickte seinen ‹eigenen› Sohn in der Ähnlichkeit des Fleisches der Sünde und ‹als das Opfer› für Sünde und verurteilte die Sünde im Fleisch, damit das Gerechte des Gesetzes in uns erfüllt werde, die wir nicht nach dem Fleisch wandeln, sondern nach dem Geist.“
Von der neuen Möglichkeit des Geistes wird er in den folgenden Versen (5, 16ff) sprechen. Bevor das tut, muss er aber eine Warnung aussprechen.
V. 15 „Wenn ihr einander aber beißt und verzehrt, seht zu, dass ihr nicht voneinander vertilgt werdet.“
Bruderliebe ist Gesetzeserfüllung. Die Alternative ist gegenseitige Vernichtung. Er sagt nicht, dass sie das tun, aber er kennt das menschliche Wesen, und wenn „die Freiheit … ein Vorwand für das Fleisch“ wird, kann es bald zu einem solchen Verhalten kommen. – Also: nicht abbauen (V. 15) , sondern aufbauen (V. 13)!
– H. Jantzen (mit kleinen Ergänzungen von T. Jettel) – Fortsetzung in der nächsten Nummer
20. Jan: Wetzikon: Vormittag; Nachmittag
25/26. Jan: Zollikofen
27. Jan: Rothrist
3. Feb: Arbon
15.-17. Feb: Fluorn
Wir wünschen allen Lesern ein reich gesegnetes Jahr 2019!
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