U n t e r w e g s n o t i e r t
Eine Handreichung für Dienende
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„Denn diese Gesinnung sei in euch,
die auch in Christus Jesus vorhandene,
der, in Gestalt Gottes seiend, es nicht als ein An-sich-zu-Reißendes erachtete, Gott gleich zu sein,
sondern sich selbst entäußerte, indem er die Gestalt eines Sklavendieners annahm.
In Gleichheit der Menschen geworden
und in der äußeren Erscheinung als Mensch erfunden,
erniedrigte er sich selbst – gehorsam geworden bis zum Tod,
ja, zum Kreuzestod.“
Philipper 2, 5-8
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Nr. 147: Juli – August 2024
Die Rettung und die Gemeinde der Geretteten
Der Epheserbrief (9)
Die Segnungen der Gläubigen in Christus – Kapitel 1-3
I. Die Heilssegnungen sind Gegenstand des Betens des Paulus – K. 1
II. Die Rettung ist Auswirkung der Kraft Gottes – K. 2
III. Die Heilssegnungen sind Anlass zu erneuter Fürbitte – K. 3
Fortsetzung von der letzten Nummer:
„…, weshalb ich bitte, nicht mutlos zu werden in meinen Bedrängnissen für euch“
V. 13 ist ein kurzer Einschub, in welchem Paulus eine kurze Bitte anfügt. Es scheint, dass Paulus die Epheser bittet, nicht mutlos zu werden, wenn sie gehört haben, dass Paulus leidet. Er sagt gleichsam: Wenn wir in Christus freimütigen Zutritt haben, warum seid ihr mutlos über die Bedrängnisse, die ich zu erdulden habe?
Worin lag die Gefahr? Manch ein Epheser hätte sich sagen können: „Wenn es den Verkündigern, die sich so sehr für das Evangelium einsetzen, dermaßen ergeht, frage ich mich, ob es sich lohnt, treu zu bleiben.“
Paulus sagt gleichsam: So dürft ihr über meine Bedrängnisse nicht denken. Sie sind nicht selbstverschuldet. Es besteht kein Grund, meine Leiden in Verbindung mit irgendeinem Verbrechen oder einer Schwäche zu sehen. Was ich leide, geschieht euretwegen. Ich sitze im Gefängnis, weil ich mich dafür einsetzte, dass ihr aus den Völkern das jüdische Evangelium bekommen solltet. Dieses mein Leiden für euch ist eure Ehre. Ich bin stolz darauf, dass ich dafür leiden darf. Und ihr sollt es auch sein.
In Kolosser 1, 24-27 drückte Paulus es etwa so aus: „Nun bin ich froh in meinen Leiden für euch. Es ist ein Leiden für seinen Leib, die Gemeinde, deren Diener ich wurde nach dem Verwaltungsdienst Gottes, den Gott mir für euch, den Gläubigen aus den Heiden, gab. Dieser Verwaltungsdienst besteht darin, die göttliche Botschaft zu verkünden: das Geheimnis, das seit Weltzeiten und Geschlechtern verborgen war, nun aber seinen Heiligen geoffenbart wurde, denen Gott kundmachen wollte, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses sei unter denen, die von den Völkern sind, welcher ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“
„…, die eure Herrlichkeit sind.“
Warum bringen die Leiden des Paulus den Heiligen in Ephesus Herrlichkeit? Paulus hat ihnen, den Nichtjuden, das Evangelium gebracht. Bisher waren sie nicht in der Verheißungsbahn gewesen, nun aber sind sie Hausgenossen Gottes geworden. Paulus sagt hier gleichsam: Diese Stellung habt ihr, weil ich es wagte, euch das Evangelium zu bringen. Ich leide zwar jetzt, aber die Stellung, die ihr durch mein Evangelium bekommen habt, ist so groß, dass es sich lohnt, für die Verkündigung dieser Wahrheit zu leiden.
Wir lernen: Je mehr man bereit ist zu leiden, umso höher ehrt man die Sache, für die man leidet (Vgl. Apostelgeschichte 5, 41). Leiden ist ein Geschenk (Philipper 1, 29). Es ist uns als Geschenk gegeben worden, dass wir an Jesus glauben dürfen, ein Vorrecht, dass wir Zugang haben dürfen zu ihm. Genauso ist es ein Gnadengeschenk, dass wir für ihn leiden dürfen. Dadurch vermehrt sich die Herrlichkeit Gottes, unsere Frucht und unser Wachstum.
Paulus sagt: Dass ich leide, bringt euch Herrlichkeit. Schämt euch nicht, werdet nicht mutlos! Holt euch die Kraft und die Ausdauer und alles, was ihr braucht bei diesem Gott, für den ich leide und der dieses alles so geführt hat!
Paulus teilt ihnen nun mit, wie er für sie eintritt. Hier lässt sich der Apostel durch den Geist auf einen Höhepunkt führen. Er befindet sich in der Gegenwart Gottes und prägt die höchsten Gedanken eines Beters und eines Gesandten für die Gemeinde Christi.
Dies ist der zweite Bericht über das Gebet des Paulus. Beim ersten schloss er mit dem Gedanken der Kraft (1, 18-22); hier beginnt er mit dem Gedanken der Kraft.
„aus diesem Grunde beuge ich meine Knie hin zu dem Vater unseres Herrn, Jesu Christi, 15 von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf der Erde den Namen hat, 16 damit er es euch gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, …“
„aus diesem Grunde“
Paulus greift V. 1 wieder auf. Deswegen, weil Gott so viel getan hat, deswegen weil er in die Geschichte der Völker eingegriffen und sie mit Israel in Christus in einem neuen Menschen eins gemacht hat, und weil ihm diese Botschaft anvertraut wurde, deswegen betet er nun um Kraft für die Epheser.
„beuge ich meine Knie“
Paulus gibt sogar seine Körperhaltung an: Er beugt seine Knie. Das heißt nicht, dass Paulus ausnahmslos auf den Knien gebetet hat, aber es weist darauf hin, dass er diese Gebetsform kennt, in der er sich oft vor dem Herrn demütigt. Die gebeugte Haltung stellt auch eine innere Haltung dar.
In der Bibel gibt es verschiedene Körperhaltungen beim Gebet. Im Liegen oder Sitzen betet man nur in Ausnahmefällen (Jesaja 38, 2; 2. Samuel 7, 18). Üblicherweise betet man im Stehen (Markus 11, 25; entweder gebeugt, 2. Chronik 29, 30, oder aufrecht mit erhobenen Händen, 1. Timotheus 2, 8; 1. Könige 8, 22.23) oder im Knien (1. Könige 8, 54; 18, 42; 2. Chronik 6, 13; 29, 29; Esra 9, 5; Psalm 95, 6; Daniel 6, 11; Lukas 5, 8; 22, 41; Apostelgeschichte 7, 60; 9, 40; 20, 36; 21, 5, Philipper 2, 10; Römer 14, 11; Hebräer 12, 12 u. a.).
„hin zu dem Vater unseres Herrn, Jesu Christi, ...“
Nur über diesen Herrn bekommt man den allmächtigen Gott zum Vater. Wenn Jesus Christus unser Herr geworden ist, ist sein Vater unser Vater geworden.
„von dem jede Vaterschaft im Himmel und auf der Erde den Namen hat, ...“
Er ist der Vater aller Vaterschaft. Alles in den Himmeln und auf der Erde, das einen gemeinsamen Vater hat, ist nach diesem ewigen Vater benannt.
Vaterschaft meint hier „Familienschaft“. Eine Familie rührt von einem Vater her. Gott hat alles in Familienkategorien geschaffen. Alles, was es gibt, kann in kleinere Einheiten oder Gruppen aufgeteilt werden. Metalle, Gestein, Pflanzen, tierische Lebewesen, Menschen usw. Es gibt drei Grundfamilien der Menschen (1. Mose 10) – entsprechend den drei Söhnen Noahs: Japhetiten, Semiten und Hamiten. An oberster Stelle steht Gott als Vatergott bzw. Familiengott. Alles, was in dieser Welt Leben hat, nimmt Familiencharakter an, weil Gott als Schöpfer von allem Vater ist. Er ist ein Vatergott. Jede Tierfamilie hat den Namen daher, dass es einen Vatergott gibt. Wenn es eine Wolfsfamilie oder eine Ameisenfamilie gibt, dann deshalb, weil der Schöpfer ein Familiengott ist und in seiner Schöpfung dieses Familienbild vorhanden ist.
Durch das Evangelium ist eine neue Familie entstanden (Epheser 2, 19-22). Vorher waren diese Menschen Zerstreute, jetzt sind sie in einem besonderen Sinn seine Familie, seine Hausgenossen; Gott ist der Hausvater dieser Familie. Paulus betet nun zu diesem Vater, von dem nicht nur diese Familie, sondern überhaupt alles, was Familie heißt, den Namen hat.
Paulus appelliert an diese Eigenschaft Gottes als Vater und sagt: „Wenn du in deinem Wesen ein Vater bist, und wir gemäß V. 12 zu dir Zugang haben, dann bist du ein guter Vater und gewährst uns unsere Bitten.“
„im Himmel und auf der Erde“
Auch im geistlichen Bereich kommt alles von ihm. Er als Vater ist der Ursprung aller Segnungen. Er verleiht allem Leben in diesem Universum seinen Charakter, seine Struktur. Der Vatergedanke prägt das Leben nicht nur im physischen Universum, sondern auch in der Gemeinde Christi.
Das will uns sagen, dass Gottes Name eine Verheißung ist. Wenn wir beten „Vater im Himmel“, so hat Jesus uns damit eine Verheißung gegeben. Wenn ich ihn Vater nennen darf, bedeutet dies, dass er mir in jeder Hinsicht Quelle meiner Existenz sein will.
„…, damit er es euch gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit“
Der Maßstab des Gebens Gottes ist der Reichtum seiner Herrlichkeit. Herrlichkeit steht hier für das, was Gott der Gemeinde zur Verfügung stellt. Und das ist ein reiches Maß an Vorräten.
Was ist Herrlichkeit?
Herrlichkeit ist die Ausstrahlung des Charakters Gottes. Wenn es in Römer 3, 23 heißt: „Die Menschen ermangeln der Herrlichkeit Gottes“, was ist es, woran sie zu kurz kommen? - Am Charakter Gottes, an der Ausstrahlung seines Wesens. Was leuchtet bei ihm? Warum strahlt Gott? – Weil er gut und perfekt ist. Er strahlt von innen her, vom Kern, nach aussen. Überall strahlt seine Herrlichkeit hinaus, weil sein Charakter dermaßen glänzt. Hier ist echtes „Gold“. Weil es eben Gold ist, glänzt es.
Und entsprechend diesem Reichtum seiner Herrlichkeit will er uns geben.
Aber wir sollen wissen: Gott ist nicht reich an Gütern, die neben ihm liegen. Gott sagt gleichsam: „Ich bin dieser Reichtum, Ich bin die Herrlichkeit. Ich will mich selbst dir geben, mitteilen. Ich bin der Himmel. Ich bin alles, was du brauchst. Ich bin der ewige Ich-Bin, dein Gott, der dich gerettet hat. Mache deinen Mund weit auf: Ich fülle ihn. (Psalm 81, 11). Womit? Mit mir selbst!“
Petrus eröffnet uns in 2. Petrus 1, 4, dass wir durch seine Verheißungen der göttlichen Natur teilhaftig werden dürfen – im praktischen Lebenswandel.
16 „…, dass er es euch gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, mit Kraft zuzunehmen an Macht durch seinen Geist in den inneren Menschen hinein, 17 um Christus wohnen zu lassen in euren Herzen durch den Glauben, 18 — ‹als solche, die› in Liebe gewurzelt und gegründet worden ‹sind› —, 18 damit ihr völlig imstande seid, zusammen mit allen Heiligen zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, 19 und zu kennen die Liebe des Christus, die die Kenntnis übersteigt, damit ihr gefüllt werdet zu aller Fülle Gottes.“
Wir haben hier drei bis fünf Bitten, je nachdem, wie wir sie unterteilen. Die erste Bitte bezieht sich auf den Heiligen Geist, die zweite auf Christus, die dritte auf Gott. Die dritte kann man in drei weitere aufteilen.
· Geistliche Kraft am inneren Menschen
· Innewohnung (Herrschaft) Christi in euch
· Verwurzelt sein in der Liebe:
. dabei die Dimensionen des Heils erfassen
. und die Liebe des Christus kennen
Das Ziel ist, dass sie gefüllt werden zur ganzen Fülle Gottes.
„dass er es euch gebe nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit, ...“
Zwei Grundanliegen: V. 16 und 17A
· Geistliche Kraft für den inneren Menschen
· Innewohnung (Herrschaft) Christi
Die erste Bitte hat mit dem Heiligen Geist zu tun.
„mit Kraft zuzunehmen an Macht“
Jeder Mensch möchte Macht haben, Regierender, Bestimmender sein. Das liegt in unserem Wesen. Das ist nicht verkehrt. Wir sind ja im Bilde Gottes geschaffen. Nur muss unser Wesen gereinigt werden.
Paulus erzählt uns nun, wie wir Macht haben können: Herrschaft beginnt bei uns selbst. Es ist besser, sich selbst beherrschen zu können, als eine Stadt einzunehmen. Sprüche 16, 32: „Besser, wer seinen Geist beherrscht, als wer eine Stadt bezwingt.“
„durch seinen Geist“
Nicht durch fleischliche Mittel. Wenn wir den Heiligen Geist haben, haben wir alle Kraft, die es gibt. Wir brauchen dann keine weitere „Vollmacht“ mehr.
Wenn Sie Knieschlottern haben, lassen Sie sie schlottern! Wir müssen uns nicht kräftig fühlen, wir müssen nur gehorsam sein. Das ist alles. Wir müssen nicht spüren, wie viel Kraft wir haben. Dass wir es spüren, hat Gott nicht geplant. Wenn Sie Kraft fühlen, gut. Aber darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir Gottes Willen tun. Und dazu hat er uns mit seiner Kraft ausgerüstet. Wenn wir gehorchen, wird die Kraft vorhanden sein.
Paulus kam nach Korinth mit schlotternden Knien (1. Korinther 2), aber er kam in der Kraft des Heiligen Geistes. Das wusste er aufgrund der Verheißung und nicht aus der Erfahrung. Er zittert, bangt und hat Hunger, ist müde, aber er handelt. Und er hat die Kraft, zu handeln. Er kann so viel tun, wie er tun soll.
Vom Moment unserer Wiedergeburt an ist es Gottes Wille, dass unsere Herzen fortlaufend durch den Geist gestärkt werden, sodass Christus mehr und mehr in seiner ganzen Fülle kommen, wohnen und uns erfüllen kann und wir seine Liebe erfassen können.
„durch seinen Geist“:
Er will seine Kraft durch seinen Geist geben. Gottes Geist wird als der Handlanger betrachtet. Und unsere Aufmerksamkeit wird auf den Vater als die Quelle gelenkt. Mit ihm stehen wir in Verbindung.
Vgl. Philipper 1, 19: „durch ... die Handreichung des Geistes Jesu Christi“. Der Geist reicht dem Apostel Paulus dar, von dem, was Christi und des Vaters ist. Jesus hatte gesagt (Johannes 16, 15): „Alles, was immer der Vater hat, ist mein. Deswegen sagte ich: Er wird von dem Meinen nehmen ...“
„in den inneren Menschen ‹hinein›, (oder: für den inneren Menschen), ...“
Die griechische Präposition eis bedeutet in diesem Fall „hinein“. Eis kann auch „auf, mit Blick auf“ bedeuten.
Paulus bittet, dass die Gläubigen durch Gottes Geist mit Kraft versehen werden, am inneren Menschen.
Wir brauchen die Kraft im Kern unseres Wesens, Kraft, die sich dann auswirkt in jeder Phase, in jedem Gebiet unseres Lebens, sodass wir dem Ebenbild Gottes gleichgestaltet werden. Was hülfe es uns, wenn wir nur an gewissen Stellen unseres Lebens Kraft hätten und an einer anderen Strecke der Front versagen würden? Wir sind ein Ganzes. Deshalb müssen wir die Kraft im Kern unseres Wesens haben, sodass wir überall und an jedem Tag stark sein können. Das will Gott uns geben.
Paulus sagt gleichsam: „Ich bete für diese Leute, dass die Kraft des Heiligen Geistes sich nach und nach hineinbewegen darf in jede Zelle ihres inneren Wesens.“
Ich muss nicht denken, ich würde die Kraft am äußeren Menschen verspüren. Ich darf zwar bitten für äußerliche Stärkung, aber ich habe keine Verheißung, dass ich sie merken oder spüren werde.
Wir wachsen in der Selbstbeherrschung. Der Geist bringt uns dazu, dass wir uns selbst beherrschen. Sie ist das letzte Element in der Aufzählung der Frucht des Geistes, Galater 5, 23. Das griechische Wort für Selbstbeherrschung (Enthaltsamkeit) ist enkrateia, „Macht im Inneren“. Das Wort wird in Galater 5, 23 auch mit „Enthaltsamkeit“ übersetzt, auch „Keuschheit“. Das ist eine Form von Selbstbeherrschung. Das Wort selbst umfasst mehr. Wer sich selbst beherrschen kann, kann auch keusch leben. Nicht, wer sich unter ein Gesetz stellt, sondern wer sich unter den Geist stellt und sich bewahren lässt.
Paulus betet, der Heilige Geist, in dem wir wohnen und der uns umgibt, möge Raum gewinnen, möge in unser Denken hineindringen mit Heilswahrheit. Er möchte jedes Gebiet unter seine Herrschaft bringen. Er will immer tiefer hinein in mein Leben. Dabei muss ich mitmachen. Wir wollen ihm nun alle Räume unseres Wesens ausliefern.
Daher wollen wir uns fragen: Wo gibt es einen Raum in meinem Leben, in dem Christus noch nicht zur Herrschaft gekommen ist?
„um Christus wohnen zu lassen“
Paulus bittet, dass die Heiligen von Ephesus innerlich stark werden. Das ist die Grundlage für jedes Wachstum. Aber das eigentliche, worauf es ankommt, haben wir in der zweiten Bitte: „…, dass Christus wohnen möge in euren Herzen“.
Warum bittet Paulus für diese Leute, dass Christus in ihren Herzen wohnen möge? Wir haben in Epheser 1, 13.14 gelesen, dass sie bei ihrer Heilswende den Heiligen Geist bekamen und Jesus in ihr Leben Einzug hielt. In Epheser 1, 17.18 betete Paulus, dass sie den Geist der Weisheit und der Offenbarung bekommen sollten, das heißt, durch den Geist Weisheit und Offenbarung bekommen sollten.
Hier in Epheser 3, 16.17 haben wir etwas Ähnliches: Paulus bittet, dass Christus, der in ihnen wohnt, in ihren Herzen wohnen und sich dort wohlfühlen möge.
„in euren Herzen“
In vom Heiligen Geist gestärkten Herzen kann Christus sich „breitmachen“, wohnlich einrichten (V. 16). Damit dieser Prozess fortschreiten kann, muss der innere Mensch gestärkt werden. Die Betonung liegt auf dem Wort wohnen. Im Griechischen ist hier die verstärkte Form des üblichen Wortes verwendet: katoikeesai. Es bedeutet „völlig wohnen, festen Wohnsitz nehmen; sich ansiedeln lassen. Mit anderen Worten: „sich breit machen“, „sich wohnlich einrichten“ und sozusagen „regieren“.
Paulus weiß, dass Christus in den Heiligen lebt, aber er soll sich ausbreiten können und in ihren Herzen festen und bleibenden Wohnsitz nehmen können. Darauf kommt es an.
Wir sollen uns fragen: Kann Christi Wohnung sich in unserem Herzen ausdehnen? Wir sind das Haus, das von Anfang an als Wohnung des auferstandenen Christus gedacht war. Es war von jeher so geplant, dass Gott in und durch Christus in uns wohnen sollte. Wenn wir im Glauben zu Christus kommen, werden wir zu seiner Wohnung (Johannes 14, 23).
Paulus bittet, dass die Epheser erkennen möchten, dass ihr Leben als Wohnung Christi gedacht ist. Wenn sie das erkennen, wird ihr Leben anders aussehen.
Dies war letztlich bereits bei Adam Gottes Vorhaben und Wunsch. Die großen Absichten, die Gott in 1. Mose 1 und 2 hatte, werden in der Heiligen Schrift nach und nach deutlich. So wird klar, dass bereits in Eden Gott vorhatte, im Menschen zu wohnen und ihn von innen her zu füllen, zu lenken und zu bestimmen, und zwar so, dass es der Mensch freiwillig geschehen lässt. (Vgl. Hebräer 8, 10; Hesekiel 36, 27.)
Wie soll sich der Christus in den Herzen wohnend ausbreiten?
Als er kam, bewohnte er nicht gleich sämtliche Räume. Es stellte sich heraus, dass es Räume gab, die er noch nicht regieren durfte, weil wir ihn nicht ließen. Aber da, wo Christus wohnt, will er auch thronen. Da will er der Hausherr sein.
Wie soll das geschehen? – Paulus sagt:
„durch den Glauben“
Glaube ist der Schlüssel unserer Beziehung zu Gott. Durch ihn kommt man in die Beziehung hinein. Und würde man zu glauben aufhören, würde man dadurch die Beziehung zu Gott aufkündigen.
Glaube, Liebe und Hoffnung sind die drei Haupttugenden. Von der Liebe wird Paulus gleich noch sprechen.
Ohne Glauben (Vertrauen) kann der Mensch keine Beziehungen aufbauen, ohne Liebe würde er sterben; und ohne Hoffnung würde er aufgrund der Sinnlosigkeit innerlich zerstört werden. Wir lernen: Es braucht Vertrauen, Christus wirklich alle Schlüssel des „Hauses“ zu übergeben. Wie gerne möchte er auf jedem Gebiet regieren!
Paulus ermutigt uns, uns gründlich zu fragen: Gibt es ein Zimmer, wo ich immer noch selber Herr sein möchte?
Wie sieht es mit meiner Gedankenwelt aus? Wovon lasse ich mich prägen? Wie sieht es mit meiner Lektüre aus, mit der Musik, dem Radio, dem Filmeschauen, dem Smartphone, den Freunden, der Familie, dem Beruf, der Freizeit?
Paulus betet für diese Christen in jener großen Hafenstadt, die an den großen Kreuzwegen der damaligen Welt lag – mit all ihren Attraktionen, Ablenkungen, Versuchungen und Möglichkeiten. Paulus zeigt ihnen: Christus will sich bei euch nicht als vorübergehender Tourist vorkommen, sondern richtig zu Hause fühlen können.
Will ich das? Wenn ja, so wird es für mich bedeuten, dass ich mich ernsthaft mit Christus zu befassen habe und mich in seiner Nähe, im Wort Gottes, aufhalte.
„... – als solche, die in Liebe gewurzelt und gegründet worden sind –, damit ihr völlig imstande seid, zusammen mit allen Heiligen zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist, und zu kennen die Liebe des Christus, die die Kenntnis übersteigt, ...“
Die Liebe ist die Substanz unserer Beziehung zu Gott. Leben im Bewusstsein seiner Liebe zu uns und in Liebe zu ihm ist das Wesen dieser Beziehung.
Damit der Prozess des „Sich-breit-machens“ Jesu in mir fortschreiten kann, muss ich mehr und mehr in seiner Liebe verwurzelt, gegründet werden. Judas ruft die Heiligen auf, sich „in der Liebe Gottes“ zu „bewahren“ (Judas 21). Johannes warnt vor der Weltliebe, denn sie schließt die Vater-Liebe aus (1. Johannes 2, 15.16): „Wenn jemand die Welt liebt, ist die Liebe des Vaters ‹und die Liebe zu ihm› nicht in ihm, weil: alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und das Großtun dieses Lebens, ist nicht aus dem Vater, sondern es ist aus der Welt.“
„gewurzelt“
Nach einem großen Sturm kann man Bäume entwurzelt kreuz und quer herumliegen sehen. Sie hatten keine tiefen Wurzeln. Kein Wunder, dass der Sturm sie umstürzen konnte.
Wenn wir keine tiefen Wurzeln haben, sind wir in Gefahr! Es mag den Anschein haben, dass alles in Ordnung sei; wir strahlen vielleicht eine gewisse Herrlichkeit aus. Aber wie sieht es aus, wenn der Sturm kommt? Dann wird alles aufgedeckt.
Paulus betet daher, ehe der Verfolgungssturm über die Epheser hereinbricht, dass sie ihre Wurzeln tief in den Boden hineindringen lassen. Was ist der Boden? Liebe!
Wenn wir in der Liebe gewurzelt sind, wird Liebe aus uns hervorquellen. Der Herr schenke uns, dass die Liebe im praktischen Leben unser beständiger Lebenssaft wird.
„und gegründet“
Eckpfosten müssen gestützt und fest sein. Sie sollen etwas aushalten können.
Wir müssen lernen, Spannungen auszuhalten. Es gibt viele Spannungen: Da wird an uns gezogen – in Auseinandersetzungen, Anfechtungen, Verfolgungen, unerwarteten Aufgaben. Da kann man sich nicht in jedem Augenblick neu Kraft holen. Das muss vorher geschehen sein. Wohl dem, der dann in der Liebe gegründet ist und nicht gleich umkippt, wenn an ihm gezogen wird. Es gibt nichts in dieser Welt, das den Spannungen standhält, als nur Liebe. Die Liebe ist der Boden, der uns hält, damit wir nicht straucheln, wenn der Druck kommt.
„damit ihr ..., 18 völlig imstande seid, zusammen mit allen Heiligen zu erfassen, welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist“
„damit ihr ... völlig imstande seid“
Um zu erkennen ist es nötig, in Gottes Liebe gewurzelt zu sein. Paulus zieht eine Verbindung zwischen denken und lieben. Wer liebt, ist besser in der Lage, zu denken. Wer hasst, wird unfähig, richtige Schlüsse zu ziehen. Er ist emotional gebunden. Er ist nicht frei, objektiv zu bleiben. In der Heiligen Schrift werden nicht nur Liebe und Glaube gekoppelt, sondern auch Liebe und Erkenntnis. (Vgl. Philipper 1, 9.)
Inwiefern ist Liebe notwendig, um Erkenntnis zu sammeln? Sie ist Voraussetzung für Erkenntnis, weil Liebe Nähe und Verbindung bedeutet. Wenn wir Erkenntnis Gottes haben wollen, muss zuerst eine Verbindung, eine Assoziation vorhanden sein; sonst kann er uns nichts mitteilen. Wir nennen es heute oft „Kontakt“, aber Gott nennt es „Liebe“. Ich brauche ein Bewusstsein seiner Liebe zu mir, damit ich etwas von den gewaltigen Dimensionen seines Heils, das er mir gegeben hat, erfassen kann.
Um wirklich lernen zu können, muss man seinen Lehrer lieben. Eltern wissen genau, dass diejenigen Lehrer, die nicht geliebt sind, wenig Erfolg haben werden, den Kindern etwas beizubringen. Wo Liebe vorhanden ist, will der Schüler lernen, auch wenn es schwierig ist. Liebe ist auch hier eine Voraussetzung für Erkenntnis.
„… zusammen mit allen Heiligen zu erfassen (eigentlich: zu erfassen ‹und zu eigen zu machen›)“
Wir sind nicht alleine. Wir sind ein Leib in Christus. (Siehe Kapitel 4.) Alle Heiligen können mir helfen, die Bibel und Gottes Wege zu verstehen. Da ist keiner ausgeklammert. Die Heiligen bilden eine große Klasse. Bei Gott gibt es nicht verschiedene „Klassenzimmer“. Wir lernen miteinander und voneinander und durch einander. Zum Herausfinden der Wahrheit gehört Gemeinschaft. Manches kann man alleine erfassen, aber manches erst im Gespräch mit anderen.
Wer nicht in Liebe gewurzelt ist, wird nicht mit anderen Heiligen etwas lernen können. Und wer es nicht mit andern tut, wird wenig lernen. Nur dort, wo die Bruderschaft in einer echten und ursprünglichen Weise geschieht, nur dort, wo sie spontan, familienmäßig geschieht, wird sie in voranschreitende Erkenntnis münden.
„welches die Breite und Länge und Tiefe und Höhe ist“
Zwei Dimensionen für die Horizontale (Breite, Länge), zwei für die Senkrechte (Tiefe, Höhe). Wovon? Von der Liebe? Von der Liebe ist aber erst in V. 19 die Rede. Paulus spricht grundsätzlich vom „Heilsraum“, von den Dimensionen des Heilshauses, von allem, was wir erhalten, wenn wir zu Christus kommen.
Abraham war in der Liebe Gottes verwurzelt und durch Offenbarung gestärkt am inneren Menschen. Da forderte Gott ihn auf, er solle die Dimensionen des herrlichen Erbes anschauen, das ihm gehört. „Richte deine Augen auf, ja, und schaue von dem Ort, an dem du bist, gegen Norden, gegen Süden, gegen Aufgang und zum Meer, denn das ganze Land, das du siehst, dir gebe ich es und deinem Samen auf ewig. Und ich werde deinen Samen machen wie den Staub der Erde. Wenn ein Mensch den Staub der Erde zählen kann, wird auch dein Same zu zählen sein. Mache dich auf. Durchziehe das Land seiner Länge nach und seiner Breite nach, denn dir gebe ich es.“ (1. Mose 13, 14-17)
Ich brauche ein Bewusstsein seiner Liebe zu mir, damit ich etwas von den gewaltigen Dimensionen des Heils, das er mir gegeben hat, erfassen kann. Letztlich ist das Heil (die Rettung) eine Person: Christus. „Der Herr ist mein Heil“ (Psalm 27, 1; Psalm 63, 2).
Mit Recht fragt Zophar in Hiob 11, 7-9 (auch wenn er falsch gegen Hiob argumentiert): „Kannst du die Tiefe Gottes erreichen oder die Vollkommenheit des Allmächtigen fassen? Himmelhoch sind sie – was kannst du tun? Tiefer als die Unterwelt – was kannst du wissen? Weiter als die Erde ist ihr Maß und breiter als das Meer“.
Wo sind die Grenzen? Vielleicht gibt es keine. Jemand sagt: „Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, dass ich wenig weiß.“ Warum reden wir so, wenn wir doch im langen Leben so viel dazugelernt haben?
Weil wir die Grenzen erkannt haben.
„… und zu kennen die Liebe des Christus, die die Kenntnis übersteigt“
Kenntnis meint geistliche Fakten. Paulus sagt nicht, dass die Liebe Christi die Kenntnis ersetzt. (Wir bräuchten dann nur zu lieben und hätten somit alle Erkenntnis.) Die Liebe Christi (und die Liebe zu ihm) geht weiter als die Erkenntnis Christi.
Gott legt großen Wert auf Kenntnis (Gotteserkenntnis), aber es gibt etwas Größeres: Liebe. Wir brauchen beides. Wir sollen in beidem zunehmen. Paulus betet für die Philipper (Philipper 1, 9), dass ihre Liebe „noch mehr und mehr in Erkenntnis und allem Wahrnehmen reich werde“.
Jemanden kennenzulernen ist eine Liebesangelegenheit. Aber die Liebe ist größer als die Kenntnis. Wir lieben Gott – trotz der Tatsache, dass wir ihn nicht verstehen.
Wenn mich (oder jemanden um mich herum, den ich liebe) eine unheilbare Krankheit trifft, kann ich Gott nicht verstehen. Muss ich dann aufhören Gott zu lieben? Nein, ich kann ihn lieben aufgrund der Kenntnis, die ich vorher gewonnen hatte.
Unsere Kenntnis ist begrenzt. Aber eine gewisse Kenntnis ist Voraussetzung, um zu lieben. Wir lernen Jesus Christus zu lieben, wenn wir ihn kennenlernen. Wenn wir genügend Kenntnis Gottes haben, können wir ihn auch dann lieben, wenn wir seine Wege nicht verstehen. Liebe ist und war immer das Höchste, das Gott in seinen Geschöpfen erreichen will.
Eine Henne lässt sich verbrennen, um im brennenden Stall ihre Küken zu schützen. Es gibt etwas Größeres als Logik: Liebe.
Drei Kinder hatten sich mit einem Pferdegespann im Schneesturm verirrt, das Pferd war gestürzt; es war eiskalt, und sie mussten die ganze Nacht auf Hilfe warten. Das älteste Mädchen legte sich über seine frierenden kleinen Geschwister – und erfror. Die von ihrem Körper gewärmten Geschwister überlebten. Liebe übersteigt Logik.
„damit ihr gefüllt werdet zur ganzen Fülle Gottes.“
Das heißt, bis zu dem Maß, das Gott für jeden von uns bestimmt hat. Christus ist die Fülle Gottes. Das ist das Maß, bis zu welchem wir heranwachsen sollen. Wir sollen mit Gott gefüllt werden. Fülle ist Reife. Es geht um einen Prozess des Reifwerdens. Der Endzustand ist vollkommene Reife. Gott schuf den Menschen in seinem Bilde. Er sollte nun in seiner Schöpfung Gott charakterlich darstellen. Paulus betet, dass in den Heiligen die Heiligkeit und Liebe Gottes zum Ausdruck kommen – und zwar so sehr, bis es keinen Teil mehr gibt, den Gott nicht ausfüllt.
Als Gottes Herrlichkeit kam und den Tempel (beziehungsweise die Stiftshütte) füllte, war kein Raum mehr da für etwas anderes (2. Mose 40, 34.35; 1. Könige 8, 10.11). Er füllte sein Eigentum, er wohnte im vollen Sinn.
Gott möchte die Seinen mit sich selbst füllen, dass sie voll sind. Bis zum Überströmen voll. Dazu kam Jesus. Dafür starb er und erstand er aus dem Tode: damit die seinen voll von Christus werden.
Je mehr wir uns in Gott und in seine Wahrheit hinein bewegen, desto mehr absorbieren wir. Während wir in Christus hineinwachsen, nehmen wir Fülle Gottes auf. Er ist der Raum unseres gegenwärtigen Heils. In dem Maße, in dem wir vorwärtsgehen, füllt Gott uns mit sich.
„Dem, der über alles hinaus zu tun vermag, überaus mehr als das, was wir bitten oder begreifen, nach der Kraft, die in uns wirkt, 21 ihm ‹gebührt› die Herrlichkeit in der Gemeinde in (oder: durch) Christus Jesus zu allen Geschlechtern der Weltzeit der Weltzeiten. Amen.“
„Dem aber, der mächtig ist, zu tun über alles hinaus, überaus mehr als das, was wir bitten oder begreifen (oder: uns vorstellen können)“
· Er kann tun, was wir bitten.
· Er kann tun, was wir begreifen (bzw. uns vorstellen).
· Er kann alles tun, was wir bitten oder begreifen.
· Er kann mehr tun als das, was wir bitten oder begreifen.
· Er kann überaus mehr tun als das, was wir bitten oder begreifen (bzw. uns vorstellen können).
Gott kann tun, was wir bitten und was wir uns erdenken könnten, obwohl wir nicht den Mut haben, es auszudrücken und Gott mit dieser Bitte zu begegnen. Er kann alles tun, was wir bitten oder uns ausdenken können. Und noch mehr kann er tun, mehr als wir erwarten können – und über alle Maßstäbe hinaus mehr!
Gott ist ein unbegrenzter Gott, nicht nur der Zeit und dem Raum nach, sondern auch den Möglichkeiten nach.
So Großes will Gott an uns tun! Ja, noch viel mehr, mehr als wir uns vorstellen können. Deshalb sollen auch wir unsere Knie beugen und ihn anbeten, ihm huldigen.
Machen Sie sich Gedanken über das, was Sie gerne von Gott hätten, und über das, was Gott tun kann! Beschäftigen Sie sich mit Gott, mit Christus, denn da liegt das Geheimnis.
Wenn wir einen konkreten Maßstab haben wollen von dem, was Gott unter uns tun kann, beschäftigen Sie sich mit dem Leben Christi! Und dann nehmen Sie Ihre Bitten über Ihren Ehemann, Ihre Frau, die Arbeitsstelle, die Zukunft, die unbewältigte Vergangenheit, die häuslichen Angelegenheiten, die Angelegenheiten der Gesellschaft. Nehmen Sie das, nachdem Sie darüber nachgedacht haben, und sprechen Sie sie aus! Formulieren Sie die Gedanken mit den Lippen und kommen Sie mit Ihrer konkreten Bitte zu Gott. Gott wird mit allem fertig werden, aber er braucht die Bitten, die formulierten Gedanken in Form von Bitten.
So tut Gott sein Werk im Reich Gottes. Gott wirkt durch Überlegen – indem man sich mit ihm und seinen Gedanken beschäftigt. Und dann wird es seine Kraft sein, die es tut. Diese Kraft hat er in Christus geoffenbart.
„nach der Kraft, die in uns wirkt, ...“
Nicht: „... nach der Kraft, die in uns wirken möge“.
Die Kraft ist bereits da und wirkt. Es ist Gottes ganze Kraft, die in uns wirkt, aber sie kann nur in dem Maße zur Auswirkung kommen, in dem wir es zulassen. Wir sollen ihr in uns Raum geben. Gott ist in uns stärker am Wirken als wir meinen und vernehmen.
Auch seine bewahrende Kraft wirkt mehr in uns als wir spüren und meinen. Das soll uns Mut geben, dieser Kraft Gottes in uns zu vertrauen.
Was brauchen Sie? Brauchen Sie Kraft? Gott hat mehr Kraft, als Sie je benötigen werden. Wenn Gott in einem Menschen handeln kann, wie er gerne möchte, hat derselbe mehr Kraft als die Menschen um ihn herum.
Wenn wir Jesus vertrauen, kann er uns seine Kraft offenbaren. Aber wir sollen bedenken: Nicht wir wählen, wo sich seine Kraft offenbart, sondern er. Wir müssen es offenlassen, ob und wie er auf unsere Bitten eingehen will. Es ist nicht gut für uns, wenn wir es nur guthaben. Wir sollen ja auch Disziplin und Entsagung lernen. Er bestimmt, wo sich seine Kraft offenbart.
„in uns“: Es steht hier „uns“ (Mehrzahl). Viele dieser Aussagen stehen in der Mehrzahl. Gott will nicht nur mit einem einzelnen Menschen leben. Viele unserer Probleme sind gesellschaftlicher Art.
Wir sind wie Kieselsteine, die aneinander gerieben werden. Deshalb kommt Gott zwischen uns und unter uns und wirkt in uns und unter uns. Was von dieser übernatürlichen Kraft Gottes in uns ist, wirkt sich dann aus als Freundlichkeit, Gelassenheit und Sanftmut. Gott will zwischen uns das sein, was wir, um miteinander auszukommen, brauchen.
„Ihm gebührt (und gehört) die Herrlichkeit!“
„Herrlichkeit“ ist Glanz, strahlendes, kraftvoll leuchtendes, glänzendes Licht.
Wo soll das Lob dargebracht werden?
„in der Gemeinde“
Dort ist der Platz, wo Gott geehrt wird und wo ihm das Lob dargebracht wird.
„in (oder: durch) Christus Jesus“
Wir haben die Herrlichkeit in der Person Jesus Christus.
„auf alle Geschlechter der Weltzeit der Weltzeiten (wörtl.: des Äons der Äonen) hin.“
Bis in alle Ewigkeit hinein soll Gott gepriesen werden in Christus Jesus. Der Ausdruck „„bis in alle Generationen des Äons der Äonen)“ kommt aus dem Hebräischen. Er wird hier fast wörtlich ins Griechische übersetzt. Ein Äon ist eine Weltzeit. Die Ewigkeit ist in diesem Sinne ein Äon, eine Weltzeit, weil sie die Zeit der zweiten Welt ist.
Wir dürfen das Wort Äon nicht missverstehen. Das griechische Wort für Äonen (griech.: aioon; Mehrzahl: aioona) und das hebräische Wort olam (unübersichtlich lange Zeit) werden in der Mehrzahlform gebraucht, um Ewigkeit begrifflich auszudrücken. Im Hebräischen ist die Mehrzahlform die Form, die zur Betonung verwendet wird. Der Hebräer hat kein anderes Wort, das „ewig“ und „Ewigkeit“ ausdrückt. Luther und andere übersetzten das Wort daher mit „Ewigkeit“.
Äon ist die Zeit, die mit einer Welt zusammenhängt. Die physische Welt besteht aus den drei Grundbausteinen Materie, Raum und Zeit. Zeit gehört zur Schöpfung. Jede Schöpfung hat ihre Zeit. Die neue Schöpfung in Christus ist ohne Ende. Die Zeit der neuen Welt ist daher endlos. Christi Ehre soll in jene ewige Zeit hinein dauern.
Durch ein herzliches „Amen!“ Das bedeutet: Ja wahrlich! So ist es, so sei es und so wird es bleiben!
Jantzen/Jettel – Fortsetzung in der nächsten Nummer
K. 2 und 3 im Epheserbrief werfen Fragen über die Hoffnung Israels und die Hoffnung der Erlösten aus den Heiden auf. Haben Israel und die Heide in Christus dieselbe Hoffnung, oder gibt es zwei verschiedene?
Was bei den Juden an Paulus so sehr Anstoß erregte, war nicht, dass er verkündete, dass Gott mit dem historischen Israel abgeschlossen oder das alte Israel beiseitegesetzt hätte, um nun für die Heiden Platz zu machen. Was so sehr Anstoß erregte, war, dass Paulus das Evangelium als die Erfüllung der an das alttestamentliche Israel ergangenen Verheißungen verkündete. Er lehrte, die Hoffnung des Evangeliums sei identisch mit der Erfüllung der Hoffnung Israels.
Hätte sich Paulus von Israel und dessen Hoffnung gelöst, hätte er den Zorn der Juden nicht erregt. Was den Juden so sehr ein Anstoß und Ärgernis war, war die Tatsache, dass Paulus die neue Lehre, das Evangelium von Jesus Christus, als die Erfüllung der Hoffnung Israels verkündete.
Davies bemerkt dazu: „Für den Apostel war der christliche Glaube die volle Ausreifung des Judentums, das Endergebnis und die Erfüllung des Judentums. Gehorsam gegenüber dem Evangelium war lediglich Gehorsam gegenüber der wahren Form des Judaismus.“ (W. D. Davies: Paul and Rabbinic Judaism, S. 323)
Paulus ging nicht als Botschafter einer neuen Hoffnung oder eines anderen Evangeliums hinaus, das sich von dem Evangelium der Propheten Israels unterschied. Er ging hinaus, um die Heiden hereinzubringen in die verheißene israelitische Zukunft, die nun in Christus im Prozess der Erfüllung stand. Das war das „Geheimnis des Evangeliums“. Die Heiden kamen in Israels Zukunft und Heil herein (Römer 11), zu einer Zeit, als das Heil mehr und mehr von den Juden verworfen wurde.
Paulus weigerte sich, die eine alttestamentliche Hoffnung des Gesetzes und der Propheten aufzugeben oder zu verlassen. Das ist aus seiner Verteidigungsrede vor dem Statthalter Felix deutlich erkennbar (Apostelgeschichte 24, 14-17): „Dieses bekenne ich dir aber, dass ich gemäß dem Wege, den sie eine Sonderrichtung nennen, so dem Gott unserer Väter den aufgetragenen Dienst tue und allem glaube, was durch das Gesetz und die Propheten hindurch geschrieben ist, und die Hoffnung zu Gott habe, die diese selbst auch hegen, dass eine Auferstehung der Toten bevorsteht, sowohl Gerechter als auch Ungerechter. Deswegen übe ich mich darin, im Hinblick auf Gott und die Menschen, zu allen ‹Zeiten› ein unverletztes Gewissen zu haben. Nach mehreren Jahren kam ich her, um Almosen zu bringen für mein Volk und Darbringungen ...“.
Paulus bestätigt seine Solidarität mit Israel trotz der anhaltenden Verhärtung Israels. Als er von der Sammlung sprach, die er von den Gläubigen aus den Heidenvölkern für die Armen Jerusalems organisiert und übermittelt hatte, sagte er, es waren Almosen „für mein Volk“. Des Apostels Hoffnung zu Gott war dieselbe Hoffnung, von welcher er sagte, „die auch selbst diese“ (seine jüdischen Gegner) „hegen“, nämlich, „dass eine Auferstehung ... sein wird“ (Apostelgeschichte 24, 15). Der Unterschied zwischen Paulus und seinen Gegnern liegt offensichtlich in ihrer Interpretation dieser einen Hoffnung zu Gott. Offensichtlich deuteten sie diese „Hoffnung“ völlig anders.
Es gibt nicht zwei unterschiedliche Hoffnungen, eine jüdische und eine christliche.
Die Hoffnung der Treuen des alttestamentlichen Israel ist die Hoffnung der neutestamentlichen Treuen.
In Hebräer 4 lesen wir davon, dass die „Ruhe“, die dem Volk Israel verheißen war, dieselbe „Ruhe“ ist, die allen Christen verheißen ist und in die einzugehen sie aufgerufen werden (Hebräer 4, 9.11).
In Hebräer 6, 13.17-19 wird eine Verbindung hergestellt zwischen der göttlichen Verheißung an Abraham (worin die Hoffnung der Treuen Israels begründet war) und der Hoffnung sämtlicher Heiligen: „... als Gott Abraham Verheißung gab, schwor er, ... da er den Erben der Verheißung (d. i.: den Israeliten; Erben waren zuerst nur die Israeliten) auf nachdrücklichere Weise die Unverrückbarkeit seines Ratschlusses zeigen wollte, ... damit wir (d. i.: die Gläubigen an Christus) durch ... (das Wort und den Eid Gottes) einen starken Trost hätten, die wir unsere Zuflucht genommen haben, die vor uns liegende Hoffnung zu ergreifen, diese Hoffnung (d. h.: die jüdische Hoffnung) haben wir (die Gläubigen an Christus) als einen sicheren und auch festen Anker der Seele“. (Ergänzungen in Klammern vom Verfasser; so auch im Folgenden.)
Das neue Jerusalem war die Hoffnung Abrahams (Hebräer 11, 10-16).
Die alttestamentlichen Gläubigen haben „die Erfüllung der Verheißung nicht gesehen, da Gott in Bezug auf uns“ (d. i.: auf die neutestamentlichen Gläubigen) „etwas Besseres zuvor ersehen hatte, damit sie nicht ohne uns vollendet würden“ (Hebräer 11, 39.40). Das bedeutet, dass sie gemeinsam vollendet werden sollten und gemeinsam erben sollten.
Der Hebräerschreiber lehrte, dass die Hoffnung der Treuen aus den Juden nicht eine diesseitige Hoffnung war: „Wir haben hier“ (im Land, im Diesseits) „nicht eine bleibende Stadt“ (nicht ein bleibendes Jerusalem), „sondern die kommende suchen wir“. Das neue Jerusalem ist eine himmlische Stadt (Hebräer 13, 14).
– Thomas Jettel
° Leider wird das sorgfältige, durchdachte und genaue Auslegen des Wortes Gottes mehr und mehr abgewertet. Es wird subjektiven Erlebnissen der Vorrang gegeben. Das hindert oft das Wachsen im Glauben. Geistliche Veränderung und Wachstum kommt nicht durch Erlebnisse, sondern durch Gottes Wort. Es besteht die Gefahr, Erlebnisse und Erfahrungen an die erste Stelle zu setzen. Die biblische Reihenfolge ist folgende: Gottes Wort geht voran, dann kommt der Glaube und zuletzt die Erfahrung. – A.W. Tozer
° Bei dem Versuch, den empfundenen Bedürfnissen der Nichtchristen entgegenzukommen, haben viele Gemeinden ihre Gottesdienste radikal umgestaltet. Beinahe alles ist da zu finden: moderne weltliche Musik, Anspiele, Komödien, Tanz, Künstler, alles – außer gesunde biblische Predigten und echte Huldigung (Anbetung) Gottes. Die Umgestaltung des Gottesdienstes zu einem evangelikalen Kleinzirkus führt unweigerlich zur Abwertung der Anbetung. Huldigung Gottes passt nicht in einen Gottesdienst, der darauf abzielt, unbekehrte Sünder zu unterhalten. Wenn die Gemeinde zusammenkommt, soll sie Gott preisen und anbeten, nicht Ungläubige unterhalten. – A.W. Tozer
° Beim fromm-erbaulichen Umgang mit der Bibel ist oft die erste Frage: „Was sagt dieses Wort mir?“ anstatt zu fragen: „Was sagt dieses Wort?“ … Das Gotteswort selbst, in seiner Würde, wird aus dem Zentrum gerückt, und dafür schiebt der fromme Mensch (mit seiner Erwartung an den Text) sich selbst in den Mittelpunkt. … Vielleicht sagt dieser Text mir dies, dem nächsten jenes und dem übernächsten noch etwas anderes. Das Bibelwort wird zum Orakel, das jeder nach Belieben deutet. Der Subjektivismus hat Einzug gehalten. Gott und seinem offenbarten Wort wird so allerdings die ihm gebührende Ehre versagt. ... Die erste Frage muss sein: „Was sagt der Text an sich?“, und dann kann gefragt werden: „Was bedeutet dies nun für mich?“ – Helge Stadelmann
7. Juli: Ebnet/Engen/Aulfingen
14. Juli: Rothrist
21. Juli: Engen/Ebnet/Aulfingen
28. Juli: Engen/Ebnet/Aulfingen
04. Aug.: Saland; 16 Uhr: Wetzikon
11. Aug.: Engen/Ebnet/Aulfingen
18. Aug.: Mönchaltorf
25. Aug.: Engen/Ebnet/Aulfingen
01. Sept: Rothrist
Vielen Dank für Ihre Gebete! – Thomas Jettel
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In „Unterwegs notiert” geben wir (seit 1999) Gedanken weiter, die im geistlichen Gespräch oder im Dienst am Wort eine Hilfe sein können. Die Zustellung ist unentgeltlich. Frühere Nummern können bei www.sermon-online.de heruntergeladen werden. Hrsg. Thomas Jettel, [email protected] Krümmenswil 414; CH-9643 Krummenau; +41 76 490 5953, https://jettel.ch. Beiträge zum Inhalt bitte an den Herausgeber. Inhalte dürfen vervielfältigt werden. (Bankverbindung: Thomas Jettel, IBAN: DE73 6849 2200 0001 4628 14 oder CH40 0900 0000 8751 9928 9) Zur Erleichterung des Versandes bitte E-Mail-Adressen dem Herausgeber bekannt geben. Ihre Daten (Email-/Postadr.) werden für den Versand verwendet und vertraulich behandelt. Sie dürfen der Verwendung Ihrer Daten widersprechen und die Löschung beantragen. Wer das Blatt nicht mehr erhalten möchte, darf es ohne weiteres abbestellen.