Jesus – unser Friede … für unsere Gemeinden – Christustag
Epheser 2, 11–22
Ulrich Parzany
Langensteinbacher Höhe
26.05.2016
Das Thema „Jesus – unser Friede
– für unsere Gemeinden“: Ich gestehe Ihnen, dass ich darüber nachgedacht hab, ob
ich hier eigentlich der geeignete Redner bin, denn ich habe insgesamt im letzten
halben Jahr – so sehen das ja viele – einen Konflikt, - wenigstens dazu beigetragen,
manche sagen jedoch, auch angezettelt -, und sagen, am besten hältst du den Mund
und dann haben wir Frieden.
Und so gibt’s eigentlich nur Streit und das ist ja nicht wirklich gut. Und gerne neige ich dazu, dieser Aufforderung Folge zu leisten, schon aus Trägheit und aus Harmoniesucht. Ich bin mir nur noch nicht so ganz klar, ob der Friede, den ich dadurch bewirke, dem Frieden entspricht, von dem das Wort Gottes hier in diesem Text redet: Er ist unser Friede.
Nun sag ich, das Wort Gottes redet in diesem Text davon. Das muss man ja schon mit Fragezeichen versehen. Brief des Paulus an die Epheser. Und nicht wenige Schriftgelehrte sagen da schon, ob das der Paulus geschrieben habe, ist höchst unklar. Und ob es an die Epheser war, wird auch bezweifelt.
Nun gut, das Thema will ich heute
nicht verhandeln. Ich will Ihnen sagen, ich geh davon aus, dass es der Paulus geschrieben
hat, wie es hierin steht, und dass es an die Epheser und an die ganze Region geschrieben
ist, wahrscheinlich so ein Zirkularschreiben; das nicht nur in der Stadt – wie all
diese Briefe, die geschrieben wurden, nicht nur in der einen Gemeinde gelesen wurde,
sondern auch weitergegeben wurde – bis zu uns heute hier – jetzt haben wir's in
der Hand und lesen wir's. Aber, woher nehme ich denn eigentlich das Recht zu behaupten,
dass Gott redet hier, dass es Gottes Wort ist? Sehen Sie, und dieser Text erklärt
das selber, warum ein Brief, den Paulus – ein Mensch an Menschen in einer bestimmten
Gemeinde oder Region geschrieben hat – Gottes Wort ist. Und deshalb wollen wir dabei
anfangen:
Sie haben ja offensichtlich alle einen Text vor sich. Denn ich muss mich nicht entschuldigen dafür, dass dieser Text so kompakt ist und dass man ihn nicht einfach so gedanklich präsent haben kann. Deshalb haben Sie ihn vor Augen, wir werden ihn buchstabieren. Es wird nicht vergnügungssteuerpflichtig sein. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es ohne Kopfschmerzen ab geht, aber das ist ja nicht meine Verantwortung, ich soll ja zu diesem Wort reden. Und das ist, wie es ist, und so komplex. Und deshalb muss man schon sehr sorgfältig hinschauen.
1. Wir fangen
an im Vers 20. Also der erste Punkt. Es geht um das Fundament: Jesus, die Apostel
und die Propheten. Und da sagt Paulus in diesem Abschnitt, den wir vorhin gehört
haben:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen
und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus
Christus der Eckstein ist, ...
Jetzt müssen wir zunächst einmal über die Konstruktion des Fundamentes, auf dem
das Haus Gottes steht, sprechen, bevor wir später auch über den Bau sprechen und
was da drin ist und wie der zustande kommt.
Zunächst mal die Konstruktion des Fundamentes: Nun ist das ja so – ich bin ja kein
Bauingenieur – es sind wahrscheinlich unter Ihnen einige Experten – und wenn Sie
keine Bauingenieure sind, haben wahrscheinlich 70 % von Ihnen ein eigenes Haus
gebaut und sind darüber zu Fachleuten geworden. Wenn es da solider Grund ist – Felsen
– also hart, da kann man da wahrscheinlich ziemlich bald eine Bodenplatte drauf
legen und muss da kein großes Theater machen und hat ein gutes Fundament. Nun gibt
es aber ganz schlechten Grund. Es gibt Sandböden und es gibt sumpfiges Gelände.
Und ich habe mir das einmal bei Gelegenheit irgendwo erzählen lassen von einem Architekten,
was das für eine Mühe ist, wenn man Hochhäuser baut. Riesige Hochhäuser mit 50,
60 Stockwerken und die sind auch noch auf einem Grund gebaut, der nicht Felsen ist.
Was da für Fundament-Konstruktionen nötig sind, wie tief die Bohrungen in die Erde
gehen sollen, rein gegraben werden, um irgendwo das fest zu verankern, und dann
kann man darauf so ein Fundament legen und darauf dann das Haus bauen. So, und das
kam mir in den Sinn, dass ich sagte: „Was ist denn nun das Fundament, wenn er beschreibt
Grund, Fundament der Aposteln und Propheten, wo Jesus Christus der Eckstein ist.
Also Apostel und Propheten mit Jesus Christus zusammen, dem Messias Jesus zusammen,
bilden das Fundament. Was heißt das erst mal, dass die Apostel – nicht nur Jesus
– sondern die Apostel und die Propheten dazu genannt sind?
Im 1. Korinther-Brief sagt ja Paulus: Einen anderen Grund kann niemand legen,
als Christus allein. Aber hier nennt er die Apostel und Propheten dazu. Warum
gehört das dazu? Reicht es nicht, wenn hier „Jesus allein“ steht? Nein. Es ist ganz
offensichtlich, wir haben keinen Zugang zu Jesus ohne die Apostel und die Propheten.
Also Propheten stehen hier für das ganze AT. Manchmal heißt es Gesetz und Propheten,
manchmal dreiteilig Gesetz, Propheten und die Schriften. Und hier stehen die Propheten
fürs ganze AT. Also ohne das AT und ohne die Apostel – also die Augenzeugen des
Lebens, des Sterbens und des auferstandenen Jesus – haben wir keinen Zugang. Es
ist schlicht und einfach: Wir haben keine Information über Jesus ohne die Apostel,
ohne die Zeugen. Es gibt zwei einzelne Sätze bei Tacitus und Sueton, zwei römischen
Schriftstellern, die aber ganz wenig aussagen über Jesus. Also einmal ganz äußerlich
gesehen: Es gibt keine Kenntnis von Jesus außer durch die Augenzeugen, die im NT
davon berichten. Und diese Augenzeugen stehen, die Augenzeugen, also die Apostel,
die sein Leben und seinen Kreuzesstod und dann den Auferstandenen mit leiblichen
Augen gesehen haben und der zu ihnen gesprochen hat 40 Tage; auch der Paulus zählt
dazu als Letzter, so sagt der 1. Korinther 15, die ihn gesehen haben und die in
einer besonderen Weise, die Unterweisung durch den auferstandenen Jesus bekommen
haben. Die bilden das Fundament. Warum? Die gehören – wie wir alle – auf die Seite
der Menschen, die allein gerettet werden dadurch, dass Christus für sie gestorben
ist, Vergebung der Sünden bekommen, also allein aus Gnade. Da ist kein Unterschied.
Das sind keine besseren Menschen und so. Aber eins unterscheidet sie von allen nachfolgenden
Christen und auch von den berühmtesten Theologen, die es gegeben hat, mögen sie
noch so tolle Arbeit gemacht haben. Das ist: Sie gehören auch auf die Seite der
Offenbarung. Sie sind die Zeugen; ihr Zeugnis, von dem was Jesus gesagt hat, was
er getan hat, sein Leiden und Sterben, wer er ist, ist Teil der Offenbarungs-Urkunde
Gottes. Es ist Wort Gottes deshalb. Das ist ihre Autorität. Also die Apostel stehen
auf den Schultern der Propheten des ATs, die Offenbarungs-Zeugen der Geschichte
Gottes mit Israel. Und die Apostel sind die Augenzeugen von Jesus. So. Und jetzt
muss man sich das so vorstellen: Wenn ich mir die Konstruktion eines Fundamentes
vorstelle, dann sind sie das Fundament – die Aposteln und Propheten.
Und was ist ein Eckstein? Also ein Eckstein bei uns sind ja Grundsteine. Ich finde
das immer so ein schwieriges Bild, weil unsere Grundsteine, die haben ja meist keine
tragende Bedeutung. Die sind ja mehr symbolisch. Das sind dann die Steine, in die
man noch was einlässt. Da kommt dann so eine Rolle rein. Da hat man rein getan eine
Tageszeitung und ein Dokument und so. Damit die Nachfahren – in der Hoffnung, dass
diese Kiste da lange steht – irgendwann einmal nachgucken, was da gewesen ist, als
dieses Haus begonnen wurde. Bei uns sind die Grundsteine ja selten die Steine, die
was tragen. Das ist hier anders gemeint. Der Eckstein und Grundstein ist hier entweder
ein massiver Felsblock, der an der entscheidenden Stelle so liegt, - an der schwierigsten
Stelle -, dass er dem darauf liegenden Fundament den festen Halt gibt. Das das nicht
abrutscht usw. Das also ist das Fundament: Der Eckstein Jesus trägt das Fundament
der Apostel und Propheten. Oder, das gibt es auch, eine Deutungsweise in der Bibel,
dass er der Schlussstein ist. Da gibt es herrliche - aus dem Altertum - Bespiele
von den Gewölben, wo dann oben kunstvoll ein Schlussstein eingebaut ist und der
fängt von allen Seiten die unerhörten Kräfte – Druckkräfte – auf und hält diese
Spannung. Ohne diesen Schlussstein würde das ganze Gewölbe und würden die Wände
zusammenstürzen. Das bestaunt man heute noch an den großen gotischen Domen. Was
haben die für ein Gewölbe gebaut! Das ist es. Also der Grundstein, der Eckstein
oder der Schlussstein, von dem wirklich alles statisch abhängt. So. Das ist das
Verständnis, das Fundament Jesus, die Apostel und Propheten. Mit diesem Satz beschreibt
Paulus die Autorität der Bibel. Warum die Autorität, die Bibel, Offenbarungs-Urkunde
ist. Also die Offenbarung Gottes, und deshalb Wort Gottes, das für uns letzte, maßgebende
Autorität ist. Das zu verstehen, ist heute besonders wichtig. Weil die Zeiten sind
vorbei, wo man sagt: Haben wir immer schon gesagt ... Wir sind ja der Meinung …
Wir sind nicht mehr in einer Zeit, in der sich manche Dinge – also z.B. so etwas
- , dass die Bibel Gottes Wort ist, als selbstverständlich versteht und alle dem
so zustimmen. Deshalb braucht es eine Begründung. Und die Bibel begründet es. Ja,
hier das ist es: Die Propheten und Apostel, gegründet auf den Messias Jesus, das
ist die Grundlage. Darauf wird das Haus Gottes gebaut. Und das ist absolut nötig
für die aktuellen Auseinandersetzungen, die wir heute haben. Nicht. Die härtesten
Auseinandersetzungen in unserer Zeit gehen jetzt wirklich um die Frage: Wer ist
denn Jesus? Ist er der Eine und einzige Retter? Oder gibt es viele Möglichkeiten
und wir haben einen. Und wer an Jesus glaubt, ist auch nicht schlecht. Und so. Aber,
was ist denn der Sühnetod – sein Tod Jesus – ist das eine Mythologie, sich vorzustellen,
da muss einer sterben und verbluten, damit wir mit Gott versöhnt sind? Manche behaupten
auch innerhalb der Kirche: Das ist doch eine albtraumartige blutige Vorstellung.
Das kann doch nicht wahr sein. Gott kann doch so vergeben. Wir glauben doch an den
Gott der Liebe und so. Das ist doch überholt. Ist das so, wie die Apostel das bezeugen?
Oder die Auferstehung von Jesus: Ist es wirklich ein Schöpfungswunder am Leib des
Toten, der gekreuzigt wurde, den Gott verwandelt in die Welt Gottes? Oder ist das
nur so eine bisschen märchenhafte Umschreibung dafür, dass wir sagen: „Naja, die
Gedanken von Jesus waren toll. Und irgendwie machen wir seine Sache weiter und so.
Goethe lebt weiter und so weiter. Und jetzt also Jesus auch. Sowie das jetzt dauernd
wieder gesagt wird und zu Ostern wieder ein Bischof uns geschrieben hat. Die meisten
Leute entdecken es gar nicht und denken, was wollen die denn eigentlich. Es hört
sich alles so fromm an, ist aber alles nicht so wirklich real gemeint. Das ist denn
der Punkt. Oder um die ganz elementaren, praktischen Dinge: Was ist denn das Menschenbild?
Da gibt es sogar Parteien, die behaupten, dass das christliche Menschenbild ihre
Grundlage sei, aber wenn du dann in die Bibel schaust, steht da als erster Satz,
den Jesus ausdrücklich bestätigt, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild schafft,
als Gegenüber. Und er schuf sie als Mann und Frau. Und dass diese Erschaffung des
Menschen in der Polarität, und Gemeinschaft von Mann und Frau zur Offenbarung des
Schöpfers gehört. Und dass das nicht irgendwo abzulesen ist, dass – wissenschaftlich
kann man wahrscheinlich zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen, wenn man die
Landschaft beobachtet, - aber die Offenbarung heißt, dass es Gott, der Schöpfer
ist, der im Ebenbild in der Polarität von Mann und Frau ist. Und dass die Beziehung
von Mann und Frau nicht eine unter vielen Lebensformen ist, die wir in unserer Supermarktmentalität
wählen oder auch nicht wählen. Und alles ist gleich gut. Da gibt es heute so viele
Fragen um Ehe und Sexualität und alles; es gibt da so businesspolitisch leider solche
Auswirkungen. Da gibt es so viele aktuelle brennende Fragen, bei denen natürlich
jetzt - wie wir als Christen dazu stehen - die Grundentscheidung ist: Ist die Bibel
die Urkunde der Offenbarung Gottes und damit maßgebend und letzter Maßstab für all
das oder ist sie nur ein Beitrag zur Diskussion, dazu noch ein veralteter, - denn
die letzten Texte sind vor 1900 Jahren geschrieben? Also wie soll ein solcher alter
Text ein maßgebender Beitrag sein für Meinungsbildung in der modernen Welt? Also
die Grundentscheidung fällt da. Deshalb sagt Paulus das auch: erbaut auf den
Grund – das Fundament – der Apostel und Propheten, da Jesus, der Messias, der Eckstein
ist. D.h. also, das Haus Gottes steht und fällt mit diesem Fundament. Das ist
erst mal die Voraussetzung. Jetzt fangen wir von vorne an, wollen wir diesen Text
buchstabieren von vorne an.
2. Der zweite
Punkt ist jetzt, dass wir lernen: Ohne das alte Testament erkennen wir unser Elend
nicht. Lesen Sie mit mir Vers 11 und Vers 12: Darum denkt daran – Paulus
schreibt denkt daran – weil er sah ja, dass man das aus dem Blick verlieren kann
und vergessen kann und nicht mehr daran denken kann. Sonst brauchte er ja nicht
daran zu erinnern, wenn es selbstverständlich wär. Denkt daran, dass ihr, die
ihr von Geburt einst Heiden (also Völker) wart und Unbeschnittene genannt
wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind, dass ihr zu jener Zeit ohne Messias
(ohne Christus, das ist kein Name, das ist ein Titel) ohne Christus wart,
ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels, Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung
(wörtlich heißt es: der Bundesschlüsse der Verheißung, nicht wahr. Abraham,
dann David. Bundesschlüsse, das waren ja viele Stücke, die in dem Bund mit Israel
mit drin waren, und außerhalb der Bundesschlüsse und drastisch hier) hattet keine
Hoffnung, wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die
ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Also zunächst ist
einmal: Ohne das AT erkennen wir unser Elend nicht. Es ist ja ein bisschen schroff
formuliert, was Paulus hier sagt. Ihr wart draußen. Also entweder gehört man zum
Bundesvolk Israel und gehört dann zu dem Bundesschluss, den Gott mit Abraham geschlossen
hat, - dieser Bundesschluss mit Abraham war ja von Anfang an universal, universal
gedacht, also er sagt: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden.
So exklusiv Gott beginnt mit Abraham und dann mit dem Volk Israel, so hat er von
Anfang an, so hat er von Anfang an – das Losungswort dieses Tages in Jesaja übrigens
(Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist!
Jesaja 12, 4) sagt das noch einmal, dass alle Völker das hören sollen, von Anfang
an war eine globale, eine universale Perspektive in den Rettungsabsichten Gottes
dabei. Aber über Jahrhunderte ist es zunächst die exklusive Geschichte Gottes mit
dem Volk Israel: Isaak, Jakob, dann die Stämme, dann Mose usw. Zuerst einmal da.
Und dann hört sich das ganz schroff an: Ihr wart Fremde. Ihr wart draußen. Ihr gehörtet
nicht dazu. Es heißt hier sogar: Ihr wart ohne Gott in der Welt. Átheu – ihr wart
Atheisten. Es ist ja ganz verrückt. Er sagt hier, wenn du nicht zu dem Bundesvolk
Israel gehörst und so Teil hast an der Offenbarung des lebendigen Gottes, dann hast
du wohl Gottesvorstellungen – und an Götzenbildern gibt es da keinen Mangel. Und
das ist ja auch in Deutschland heute so. Ich meine, wir beten vor allen Dingen das
Geld an oder die Amulette oder die Wahrzeichen oder was auch immer. Es gibt jede
Menge Götzen und Gottesbilder oder Gottesvorstellungen, aber Paulus sagt sehr schroff
und ein bisschen respektlos für unsere Begriffe heute: Ihr wart ohne Gott in der
Welt. Ihr hattet auch keine Hoffnung. Ihr wart eben ausgeschlossen von dem Bund,
von dem Bund der Verheißungen, also der Versprechen, die Gott gegeben hat. Ihr hattet
keinen Teil daran. Ihr wart einfach draußen. Die Zugehörigkeit zu Gott und die Zugehörigkeit
zum Bundesvolk Israel gehören unbedingt zusammen. Und so wie Sie gucken, gibts ja
einige, die sagen: Das ist aber fremd. Sehen Sie, dass ist unser Problem. Und das
drohte damals schon und deshalb sagt Paulus, vergesst das nicht, denkt daran. Denkt
daran. Ja, warum ist das denn wichtig? Ich sage: Das ist wichtig, nichts gegen Israel,
aber wir sind durch Jesus versöhnt mit Gott. Und daran freuen wir uns. Und dessen
sind wir gewiss. Und jetzt wollen wir damit leben und getrost sterben und so. Warum
ist Israel so wichtig? Ist es historisch vielleicht damals so? Aber heute? Nein,
sagt Paulus: Ihr täuscht euch. Es gibt den Zugang zu Gott nur über den Bund mit
Israel. Und seht das zunächst einmal. Ohne das AT und ohne dass ihr seht, wie wichtig
Gott dieser Bund ist und dass in diesem Bund seine Gnade ist und seine Wegweisung
zum Leben und seine Treue. In diesem Bund ist das alles und wenn ihr nicht da drin
seid, das ist euer Elend. Ihr habt kein Teil. Ihr seid ohne Gott. Ihr seid draußen
vor. Also Israel und die Goim und Israel und die Völkerwelt. Wenn Luther sagt Heiden,
steht da im Griechischen immer Völker. Das sind wir: die Deutschen, Franzosen, Tschechen,
alles, was es so gibt. Wir sind alles Völkerwelt. Und da spielt jetzt – die Nationalität
und Kultur oder Sprache – spielt da nicht die unterscheidende Rolle. Sondern einfach
das, nicht Teil an den Zusagen, Versprechen, an Bundesschlüssen Gottes mit seinem
Bundesvolk. Nur auf dem Hintergrund des alten Testamentes verstehen wir unser Elend.
Das ist ganz wichtig – auch für das Selbstverständnis der Christen heute. Man erschrickt
darüber, wie viele Christen es gibt, die mit dem AT nichts anfangen können. Das
ist viel zu schwierig und so komische Geschichten darin. Will ich gar nicht lesen.
Ich sage Ihnen: Wenn sie das AT nicht kennen, kennen Sie auch Ihr eigenes Leben
nicht, Sie kennen auch Ihr Elend nicht. Und es ist auch kein Wunder, dass die Leute
sagen: Wozu brauch ich Jesus? Nein, wir müssen uns die Geschichte erzählen: Außerhalb
des Bundes Israel gibt es keine Gemeinschaft mit Gott. Aber dann gehts einen Schritt
weiter. Wir lesen weiter und lesen: Ohne das AT wissen wir auch nicht, wer Jesus
ist. Jetzt lesen wir noch einmal diesen Absatz, der so komprimiert ist, wo – aber
achten Sie mal, wenn wirs jetzt lesen, wir kommen nachher nochmal drauf zurück –
wie immer wieder das durch Christus, durch Ihn, in Ihm so betont wird. Also
von Vers 13 an: Jetzt aber in dem Messias Jesus, in Christus Jesus, seid ihr,
die ihr einst fern wart, nahe geworden, durch das Blut des Messias. Achten Sie
drauf, Christus ist kein Name, sondern Christus ist der Titel. Und manchmal wirds
einem deutlicher, wenn man es rückübersetzt aus dem griechischen Wort Christus in
das hebräische Wort Messias. Also Vers 13 zweimal. Dann Vers 14: Er ist unser
Friede, der aus beiden eines gemacht hat, den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen
war, nämlich die Feindschaft, durch das Opfer seines Leibes. Nicht. Hat er
abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber –
Jesus – aus den zweien einen neuen Menschen macht und Frieden mache und die beiden
versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete
durch sich selbst. Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündet,
die hier fern waren, und Frieden denen, die nahe waren. Denn durch ihn – durch
ihn - haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. Paulus überschlägt
sich. Es ist so dicht. Er wiederholt es immer. Und es ist ihm wichtig: Durch Jesus.
In Ihm. Allein in Ihm. In Seinem Leib im Kreuz durch die Hingabe Seines Lebens.
Durch Sein Blut. Blut ist Leben. So.
3. Ohne
das AT wissen wir nicht, wer Jesus ist. Wer der Messias ist, der König Israels und
für die Welt, wissen wir nur aus der Offenbarung des AT. Ohne das AT ist das ein
unverständliches Fremdwort. Dass der Messias-König auch der Menschensohn-Weltrichter
ist, wie das in der Vision Daniel sieht (Daniel 7, 13-14). Er kommt mit den Wolken
des Himmels. Und dem Gott das ganze Weltgericht und die Weltherrschaft übergibt.
Menschensohn heißt Weltherr und Weltrichter. Dass der Messias-König zugleich der
Menschensohn Weltrichter ist. Woher sollen wir das wissen? Es gibt ja viele Christen,
die die Bibel lesen und es bis heute nicht wissen. Und gar nicht begreifen, wenn
Jesus von sich als dem Menschensohn redet; dass das der höchste Würdetitel ist,
der von Jesus überhaupt gebraucht wird und den er selber für sich braucht. Die denken
immer, Jesus war Menschenkind und Gottessohn ist der Hoheitstitel und Menschensohn
das ist Mensch. Das ist total falsch. Menschensohn heißt Weltherr und Weltrichter.
Jeder Jude versteht das, weil er das AT kennt und weil nach Psalm 110, Vers 1 –
das ist der Satz, der am allermeisten im NT zitiert wird: Setze dich zu meiner
Rechten – mein Herr sprach zu meinem Herrn – setze dich zu meiner Rechten zitiert
David da. Und Daniel 7: Der Menschensohn ist der Weltherr und Weltrichter. Also
Messias-König und Weltherr und Weltrichter. Und dass der Messias-König und der Menschensohn
und Weltrichter dieses gewaltige Werk tut als der leidende Gottesknecht, der stellvertretend
für uns stirbt (nach Jesaja 53). Das sind die Linien des AT, geoffenbart durch die
Propheten. Das kann man nicht von sich wissen. Das ist keine Theologie, die man
erfinden kann. Gott offenbart, wie er seine Geschichte steuern will. Und Jesus nimmt
das auf. Er bezieht das auf sich. Er selber redet von sich. Er bestätigt dem Seemann
Petrus das Christus-Bekenntnis, aber er wehrt zugleich ab die falschen Messias-Verständnisse:
politischer Befreier – nicht, die hauen drauf – die damals üblich waren. Und er
sagt: Nein, ich komme als der Menschensohn, ja als der Weltrichter. Und der kommt
als der Gottesknecht, denn ich werde ausgeliefert zum Leiden und Sterben, und so
bestätigt in der Auferstehung. D.h., Jesus nimmt das so auf: Das Licht des AT, der
Prophetie des AT, richtet sich auf Jesus. Und in ihm wird das erfüllt. Wenn wir
diesen Zusammenhang nicht sehen aus dem AT, verstehen wir natürlich auch nicht das
NT, auch nicht, wer Jesus ist. Dann kannst du rumphantasieren, was Jesus für mich
ist und wie – da komm ich dann noch drauf – es bleibt dann ja nur das phantasieren
und dann endet man in irgendwelchen idiotischen Annahmen, die alle keinen Grund
haben. Die Frage ist jetzt: Die Evangelisten bezeugen uns, was sie gesehen haben
bei Jesus, sein Reden und Handeln, sein Leiden und Sterben und dass er auferstanden
ist und ihnen begegnet und was er zu ihnen gesprochen hat. Sie sind Zeugen. Sind
es zuverlässige Zeugen? Das ist die Frage? Oder haben die sich das so ausgedacht?
In der theologischen Debatte, historischen Kritik, heißt es dann immer: Gemeindebildung.
Das ist auch so natürlich. Die haben tolle Gedanken über Jesus: Er ist zwar gestorben.
Das hat sie alles so wahnsinnig betroffen gemacht. Wir sind ja überhaupt die Betroffenheit
– Betroffenheit ist ja das Große – wahnsinnig betroffen. Und die waren auch alle
wahnsinnig betroffen damals und haben deshalb Märchen erzählt und Legenden erfunden.
Weil so in der mythischen Zeit fiel ihnen nichts anderes ein, um zu sagen: Und ja,
da haben sie Geschichten erfunden, dass Jesus das vorausgesagt hat, sein Leiden
und Sterben. Das kann natürlich keiner. Das kann natürlich keiner voraussagen, wann
er leidet und wie er leidet und wie er stirbt. Das hat Jesus auch nicht getan, sagen
sie. Die Gemeinde hat ihm das später in den Mund gelegt. D.h., sie bezeichnen eigentlich,
um es ein bisschen drastisch zu sagen – würde niemand dort so formulieren – die
Zeugen alle als Lügner. Die sich das zusammenphantasiert haben. Das ist die Frage.
Das ist die Kernfrage: Sind die Augenzeugen, die Apostel, sind das treue, zuverlässige
Zeugen der Offenbarung Gottes in Jesus oder sind es Fälscher in bester Absicht oder
aus religiösen Motiven oder was auch immer? Haben wir im AT und im NT Gottes Selbstoffenbarung
oder ist das religiöse Erfindung? Nun, ich will Ihnen die Konsequenzen zeigen. Das
ist so wichtig. Weil, warum, warum ist diese Frage zu entscheiden so wichtig? Die
muss jeder entscheiden. Man kann es prüfen und irgendwo kommst du an den Punkt,
wo du sagen musst, ja das ist die Gottesoffenbarung, komme ich bezeugt und ich kann
mich ihr öffnen und ich kann im Gehorsam und in Dankbarkeit und Vertrauen ja sagen
oder ich kann mich verschließen und verhärten und sagen: „Das gibt es nicht. Das
kommt überhaupt nicht in Frage. Es gibt nur Menschen. Punkt. Und was Menschen denken.
Und der Rest zählt für mich nicht. Das ist eine Grundentscheidung, die man treffen
muss und die auch getroffen wird. So oder so. Die Folgen sind weitreichend und sind
klar am Tag. Weil in Jesus die Offenbarung Gottes in der Geschichte mit der Welt
und in Israel, von der Schöpfung, über den Abraham-Bund sich erfüllt und sich fürs
ganze Universum weitet: Gott war in Christus und versöhnte den Kosmos, versöhnte
die Welt mit sich selber. Darum ist das, was er sagt, auch gültig. Also in der Bergpredigt,
wo er sagt: Ich aber sage euch …, die Gebote Gottes nimmt, so wie sie aus
dem AT bekannt sind, und sie in dem eigentlichen radikalen – also von der Wurzel
her bestimmten – Sinne als gültig betonte. Das Verbot zu töten, zu morden bezieht
sich schon auf Worte und Gedanken. Der Ehebruch schon auf Gedanken. Die Feindesliebe,
es geht um die Feindesliebe, nicht nur um die Liebe bei den Symphatisanten. Es gilt
dann ausdrücklich, Jesus sagt das ausdrücklich – Matthäus 19 - weil das natürlich
so von grundlegender Bedeutung ist: Ist wirklich der Mensch in dieser Polarität
von Mann und Frau Teil des Ebenbildes Gottes und Teil der Offenbarung, so dass ich
das als eine Wahrheit der Offenbarung Gottes annehmen darf? Ja, sagt Jesus, als
man ihn fragt wegen der Scheidung: Habt ihr nicht gelesen, dass geschrieben steht
… Und dann sagt er: Was Gott zusammengefügt hat … - wo doch alle Paare sich
selber suchen oder Familien sie verheiraten – sagt Jesus ausdrücklich: Wenn zwei
ein Fleisch sind … und Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht
scheiden. Er sagt eindrücklich, diese Ehe ist eine Einrichtung Gottes und nicht
eine beliebige Form des Lebens, die man wählt, so wie es einem passt. Jetzt gibt
es heute, man hört das heute öfters, es sei jetzt nicht so wichtig, dass wir da
Wort für Wort an der Bibel hängen und dann so einzelne Aussagen und Gebote da vor
uns hertragen, es ginge – wie Luther das gesagt habe – darum, „was Christum treibet“.
Also da spricht man bis ins 21. Jahrhundert noch feierlich Lateinisch und weiß auch
wie der Akkusativ von Christus geht, nämlich, was „Christum treibet“. Den Christus,
heißt das nämlich eigentlich auf Deutsch. „Was Christum treibet“. Das hört sich
dann toll an, alle knicken ein, alle frommen Leute besonders und sagen: „Das ist
ja wichtig. Jesus ist das Wichtigste! Kommt ja nicht so darauf an, dass man jetzt
dieses oder jenes Gebot sagt, Hauptsache was Christum treibt. Und man solle das
jetzt nicht ausspielen gegen einzelne Aussagen der Bibel in Inhalten der Homosexualitätsdebatte
im Augenblick, die Sexstellen, die da stehen, oder so. Hauptsache zu sehen, Jesus
ist da und was Christum treibt. Ich frage ganz schlicht und einfach mal ganz blöd
wie ich bin: Woher wissen die, wer Jesus Christus ist? Das will ich ja gerne auch,
dass wir uns darauf konzentrieren, was Christus treibt, was ihn in den Vordergrund
stellt, dass er der Herr ist, dass wir ihm vertrauen, dass wir uns an ihm orientieren,
dass er groß gemacht wird vor den Menschen und dass wir einladen und ihm folgen.
Woher weiß ich denn, wer Jesus ist? Der einzige Zugang zu ihm ist die Bibel, AT
und NT. Ohne AT und ohne NT weiß niemand von uns, wer Jesus ist. Da heißt es: Also
Jesus, der hat niemanden ausgeschlossen. Unsere Kirche ist inklusiv unterwegs. Oder:
Ethische Urteile habe er nicht getroffen. Weder über hetero- noch homosexuelle Unzucht
kein böses Wort. Ich sage Ihnen mal in aller Schärfe: Kirchenleitungen, die so etwas
verbreiten wie die Badische es getan hat, phantasieren sich einen Jesus zusammen,
der in ihren Kram passt, der nicht die Sünder zur Umkehr ruft sondern die Sünde
gut findet, weil er angeblich niemanden ausgrenzt. Woher kennen wir Jesus? Wir kennen
ihn nur durch die Apostel und Propheten. Und da gibt es überhaupt kein Recht, irgendeinen
Phantasie-Jesus, der inklusiv ist und zu allem Ja und Amen sagt, gegen nix was hat,
auszuspielen gegen die konkreten Worte, die bezeugt sind, wie Jesus sie gesagt hat
und wie sie in der Heiligen Schrift als Gebote Gottes stehen. Ohne das AT wissen
wir nicht, wer Jesus ist. Natürlich auch nicht ohne das NT. Aber das NT ist nicht
zu verstehen ohne das AT. Das ist eines der ganz großen Nöte. Das ist in der ganzen
Kirchengeschichte gewesen. Paulus hats geahnt, darum denkt daran, sagt er, denn
alle Irrlehren, alle Irrlehren und Fehlentwicklungen in der Kirche im Laufe der
Jahrhunderte haben ihre Wurzeln, meistens ihre Wurzeln in der Verachtung und der
Vernachlässigung des AT. Wenn man das NT versucht zu deuten ohne das AT kommt man
wer weiß wohin und phantasiert sich einen Jesus zurecht, nicht den der Apostel und
Propheten, aber der, der uns in den Kram passt. Und das ist Religion. Wir wollen
ja: Du bist OK. Ich bin OK. Wir wollen ja bestätigt werden. Wir wollen getröstet
werden. Wir wollen irgendwie spüren, dass die Art und Weise, wie wir leben, - ob
wir geizig, habgierig oder ehebrecherisch leben und so - , ist schon OK. Wir leben
ja im 21. Jahrhundert und Gott ist der liebe Gott und Jesus ist eine Chiffre. Nein,
Nein! Jesus ist keine Chiffre, sondern er ist der Jesus, den die Apostel und Propheten
bezeugen, und er ist mit ihnen zusammen der Grundstein. Nun geht es nicht nur darum,
dass das, was Jesus gesagt hat, ewiges, gültiges Wort Gottes ist, sondern Apostel
und Propheten bezeugen, dass auch sein Leiden und Sterben am Kreuz gültig ist. Damit
macht er Frieden. Er ist unser Friede. Das ist der zentrale Satz in diesem
Abschnitt. Wie sollen wir das verstehen?
4. Deshalb
müssen wir sprechen über den vergessenen Frieden. Ich lese noch einmal Vers 14 –
16. Schauen Sie nochmal rein. Sie haben es sicherlich nicht auswendig drauf. Denn
er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat,
der dazwischen war, nämlich die Feindschaft, durch das Opfer seines Leibes hat er
abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er sich selber aus den
zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache, und die beiden versöhne mit
Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feinschaft tötete durch sich selbst.
Ich nenne das, den vergessenen Frieden. Also, es gibt ja so Friedensschlüsse,
z.B. kennen Sie den Frieden von Münster und Osnabrück 1648. Das ist der sogenannte
Westfälische Frieden. Damit fasst man alles zusammen, was so zwischen Mai und Oktober
1648 in den Städten Münster und Osnabrück verhandelt und beschlossen wurde. Und
wenn man das nicht kennt oder in der Schule nicht so aufgepasst hat oder das vergessen
hat, dann weiß man nicht, dass dieser Friedensschluss ein jahrzehntelanges Morden
in Europa beendet hat, den 30jährigen Krieg, und einen 80jährigen Freiheitskampf
der Niederlande beendet hat. Und dass dieser Friedensschluss von Münster und Osnabrück
1648 die Grundlage für ein langes weiteres Zusammenleben der Völker in Europa war.
So. Man muss in der Geschichte nicht gut aufgepasst haben und dann nicht alles behalten
haben. Das ist dann ein vergessener Frieden. Man kann dann auch seine Bedeutung
nicht so richtig abschätzen. Nun redet er: Er ist unser Friede. Was ist das
für ein Friede? Na ja gut, was wir verstanden haben, wenn wir an Jesus glauben und
mit ihm leben ist klar, Jesus ist gestorben für uns und auferstanden und hat uns
mit Gott versöhnt. Aber der Paulus redet gar nicht zuerst von der Versöhnung, die
wir – jeder einzelne und so – mit Gott haben, sondern sagt erst mal, dieser Friede
ist zunächst einmal ein Friede zwischen Juden und Heiden, zwischen Israel und den
Völkern, die ausgeschlossen waren vom Bund. Wie hat er das gemacht dieser Messias-Jesus?
Er hat die Stelle angetreten des Volkes Israel, das den Bund gebrochen hat und hat
sich das Gericht Gottes selber angezogen und ist stellvertretend dafür gestorben.
Und er hat sich angezogen, was die Völker getan haben. Sie haben Gott verachtet.
Sie sind Götzen nachgelaufen. Sie haben natürlich die Gebote Gottes, die sie überhaupt
nicht kannten, mit Füßen getreten, eigene Sache gemacht. Er ist an ihre Stelle getreten
am Kreuz. So. Und ist für beide gestorben und damit hat er – sagt Paulus – den Zaun
abgebrochen. Wie so ein Gartenzaun. Da war so ein Schutzzaun des Gesetzes und der
Satzungen. Und manche in Israel haben da noch einen Vorgarten gemacht und noch weitere
Zäune gemacht, die die Völker – die Heiden – trennten von dem Volk Gottes. Die einen
– von innen – habens gebrochen, die anderen – von außen – habens nicht gewollt,
die sind weggegangen. Jesus ist dafür gestorben, er hat sichs angezogen. Er hat
die Trennung, er hat die Feindschaft aufgehoben, er hat den Bund mit Israel geöffnet
für die Völkerwelt. Das ist der Punkt. Warum ist das wichtig? Sie fragen: Muss ich
das eigentlich wissen? Das war vielleicht damals so. Aber heute ist doch wichtig,
dass ich Jesus kenne und dass ich versöhnt bin. Vergesst es nicht, denn ihr kennt
Jesus nicht, wenn ihr nicht wisst, dass, wenn wir versöhnt sind mit Gott durch Jesus
den Messias, heißt, wir sind eingefügt. Wir sind reingelassen in den Bund mit Israel.
Die verheerende Fehlentscheidung in der Christenheit passierte sehr schnell. Paulus
ermahnt: Darum denkt daran. Und zeigt das dann. Aber sie haben nicht dran gedacht.
Vom 5. Jahrhundert an wurde das jüdische Volk als Gottesmörder beschimpft und als
Feinde bekämpft und durch Jahrhunderte blutig verfolgt. Und – sie haben nicht begriffen.
Dann kam die Lehre: Ja, ja der Bund mit Israel ist aufgelöst, er ist gebrochen und
er ist ersetzt durch den Bund, den neuen Bund, den Gott jetzt mit den Christen,
mit der Kirche, geschlossen hat. Das ist nicht wahr! Gott ist treu. Nirgendwo steht,
dass der Bund aufgelöst ist. Lesen Sie Römer 9 bis 11, da ist das viel ausführlicher:
Er öffnet den Bund. Er stirbt für Israel und seine Sünden, den Bundesbruch. Und
er stirbt für die Völker und er öffnet den Bund und wir dürfen, so sagt Paulus das
in Römer 9 bis 11, eingepfropft werden in den Ölbaum Israel als Zweige von außen.
D.h., es kann doch nicht ohne Schaden sein, wenn wir als die eingepfropften Zweige
kein Interesse haben am Stamm und an der Wurzel, von der wir leben. Das ist nicht
nur eine Theorie oder eine historische Erinnerung, das ist die Wirklichkeit unseres
Lebens im Bund der Treue Gottes. Es geht in unserem Leben um die Erfahrung der Treue
Gottes und das ist wichtig. Warum ist das wichtig, fragen Sie. Das ist deshalb wichtig,
weil die Botschaft von der Versöhnung mit Gott ist keine theologische Theorie, ist
keine weltanschauliche Meinung oder Philosophie, sondern ist eine Rettungstat der
Geschichte Gottes, die in der Wirklichkeit dieser Welt passiert und verankert ist
und mit Abraham beginnt und in Israel und über Mose und David in dem Messias Jesus
sich für die Völkerwelt öffnet. Wir sind eingepfropft in diesen Stamm. Gott ist
treu. Und Israel ist nicht abgetan, sondern Paulus schreibt in Römer 11: Dass er
in Israel auf seine Weise zum Ziel kommen wird und dass ganz Israel den Messias
erkennen wird. Da hat er seinen Weg. Das müssen wir im einzelnen auch nicht spekulieren,
wie das geht. Gott ist treu. Und das zu begreifen. Sehen Sie, das ist der vergessene
Friede. Diese Form: Gott und ich und Jesus, der schafft das schon, dass ich mich
versöhne, führt zu einem Christsein, das total entwurzelt ist. Und man lebt, als
wäre man ein Ölzweig, der mal eingepfropft war, aber jetzt abgeschnitten und jetzt
in die Blumenvase gestellt wird und auf der Fensterbank da – hoffentlich – noch
ein bisschen vor sich hin grünt. Aber der keine Verbindung mehr hat zum Wurzelgrund.
5. Deshalb
müssen wir einen Schritt weitergehen und über den Frieden reden. Ich nenne das Friede
oder Friedhofsruhe. Also: Er ist unser Friede. Was ist das? Also wenn wir
von Frieden reden, hat das manchmal so die Bedeutung: Lass mich in Frieden. Heißt:
Lass mich in Ruhe. Ich will nicht gestört werden. Es soll alles bleiben wie es ist.
Mach nichts durcheinander. So. Lass mich in Ruhe. Friede ist aber das Gegenteil
von Krieg. Krieg ist der Zustand, in dem alles zerstört wird, in dem die Bomben
fliegen, die Raketen fliegen, die Häuser zerstört werden, die Verbindungen zerstört
werden, man Angst um sein Leben haben muss, man keine Zeit hat, was Vernünftiges
zu pflanzen und auf Wachstum zu warten, wo man nichts aufbauen kann, weil man denkt,
im nächsten Augenblick wirst du erschossen und das wird sowieso zusammen geschossen.
Krieg ist eine Zeit, in der es keine Ruhe gibt. Frieden, das ist die Zeit, in der
man Hand in Hand arbeiten kann. In der es sich lohnt zu pflanzen und in der es sich
lohnt, Stein auf Stein zu bauen und zu warten, bis das fertig ist, weil man weiß,
es ist ein Schutzraum der Versöhnung und des Friedens da. Krieg führt eigentlich
zu einer Haltung: Rette sich, wer kann! Ich muss gucken, dass ich mit meinem Leben
auf Nummer Sicher komme. Und das ist die Mentalität, die unsere Zeit bestimmt. Was
da alles in der Welt passiert, ist verheerend und kein Mensch durchschaut es mehr,
und man weiß gar nicht, was kommt. Rette sich, wer kann! Das wir trotzdem so vergnüglich
leben, heißt, dass wir in Deutschland sehr erfolgreich sind damit, unsere Nischen
zu bauen mit unseren Häuschen und mit schönem Wetter und mit unserem Urlaub zwei-
oder dreimal im Jahr und eigentlich total zufrieden sind. Rette sich, wer kann!
Das ist Ruhe. Lass mich in Frieden! Ich will auch gar nicht viel sagen. Belästige
mich nicht mit all den Problemen und den Auseinandersetzungen, die die Welt da erschüttern,
im Großen und Kleinen, auch in den Kirchen. Ich will das alles gar nicht wissen.
Ich will meine Ruhe haben. Meinen Glauben. Meine Gemeinde. Und so. Das ist so die
Mentalität, die sehr sehr weit verbreitet ist. Friede, Friede aber ist eine Zeit
des Aufbaus. Jesus ist unser Friede in Person. So heißt es: Er ist unser Friede.
Es heißt nicht nur: er schafft ihn; er erklärt, wie es geht, sondern er ist unser
Friede, heißt es da. In seinem Kreuzestod, in seinem Leiden und Sterben und Auferstehen.
Darum geht es wirklich darum, dass wir Jesus kennen und bezeugen. Er ist keine Chiffre.
Wer sagt Jesus und wir meinen eine Chiffre der Philosophie, der Liebe, der Nächstenliebe,
und wir sind gegen Ausgrenzung. Nein. Es ist konkret, geschichtlich: Gott wird Mensch.
In ihm trägt der Weltrichter selbst unsere Strafe, er geht an unsere Stelle, er
geht ans Kreuz. Immer wieder betont Paulus das: in Christus - durch das Blut
Christi - durch das Opfer Seines Leibes versöhnt - in einem Leib durch das Kreuz.
Immer wieder, immer wieder. Es geht um Christus selbst. Warum ist das so wichtig?
Das wurde schon damals bestritten und vergessen. Ja. Deshalb sagte Paulus: Darum
denkt daran. Und im 4. Kapitel des Epheserbriefs da sagt er, dass Gott Apostel,
Propheten, Lehrer, Evangelisten, Hirten beruft. Lesen Sies mal in Kapitel 4, Vers
14: Damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen
und umher treiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns
arglistig verführen. Das ist die Aufgabe der Apostel, Propheten, der Evangelisten
und der Lehrer und der Hirten. Wir sollen ruhig sein und die Klappe halten und alle
machen lassen und sagen: Alles gilt, nur schön, auch was nicht zusammen passt und
was nicht mit der Bibel überein stimmt. Sie sollen den Mund nicht halten, sondern
sie sollen die Christen lehren. Sie sollen den Herrn Jesus verkünden und erklären,
was das heißt, ihm zu vertrauen, ihm zu folgen. Sie sollen nicht Beruhigungspillen
verteilen und Gräber pflegen, sondern Lebendige ernähren und stärken und für den
Dienst mobilisieren. Frieden ist der Bereich des Aufbaus, der Aktivität, des Dienstes:
Wort und Tat weitersagen. Jesus in Person, der gekreuzigte Messias, den Gott auferweckt
hat und der wiederkommen wird in Herrlichkeit als das Ziel der Geschichte: Er
ist unser Friede. Nun als Letztes will ich Ihnen noch sagen, vor allen Dingen
sind wir ja Nutznießer der fleißigen Bauarbeiten von Jesus selber.
6. Jesus
baut unser Zuhause. Wenn Sie jetzt den Schluss ansehen, Vers 18: Durch Ihn haben
wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste
und Fremdlinge, sondern Bürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Erbaut auf
den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem
der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch
ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist. Jesus öffnet
Juden und Heiden den Zugang zum Vater. Und wir dürfen jetzt beide zu Hause sein
im Vaterhaus Gottes, hat vom Frieden geredet, der Jesus ist. Jetzt nimmt er das
Bild – zwei Bilder eigentlich – vom Haus Gottes. Wir dürfen im Vaterhaus Gottes
zu Hause sein. Das ist die Nummer Eins Grundsehnsucht der Menschen: zu Hause zu
sein, dazu zu gehören. Wer bin ich eigentlich? Das ist die Grundfrage. Das millionenfache
Flüchtlingselend unserer Tage führt uns vor Augen, was die große Not ist: Kein Zuhause,
nicht mehr zu Hause sein können. Vertrieben zu sein und zu suchen, wo kann ich eigentlich
zu Hause sein, wo ist der Friede, in dem mein Leben wachsen kann und wo ich bauen
kann. Das sind aber nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Einheimischen im
Wohlstands-Deutschland. Die hübschen Eigenheime tarnen nicht die traurige Tatsache,
dass wir millionenfach auf der Flucht sind. Bei uns ist es die Flucht in die Sucht.
Millionen Alkoholiker, Medikamenten- und Drogenabhängige, Kaufsüchtige, Pornosüchtige,
Geltungssüchtige, Spielsüchtige. Auf der Flucht in die Sucht, weil wir ein Zuhause
suchen. Und deshalb betont Paulus das. Und es ist das Unerhörte: Gott hat in der
Geschichte darauf hingearbeitet, in Jesus uns das Vaterhaus zu öffnen. Wir dürfen
zusammen sein. Und dort brauchen wir nicht nur Besucher sein. Es ist auch keine
Flüchtlingsunterkunft für solche, die nur vorübergehend ein Dach über dem Kopf brauchen.
Zu Hause sein, Bürger, Mitbürger, Gottes Hausgenossen, nicht mehr Gäste und Fremdlinge.
Richtig tief zu Hause sein in Zeit und Ewigkeit. Hier schmeißt mich niemand mehr
raus. Das ist das Evangelium. Und dann wechselt Paulus das Bild noch einmal von
dem Gebäude, in dem wir zu Hause sind und sagt: Wir sind selber lebendige Steine.
Petrus hat das auch so gebraucht. Das Haus Gottes, das aus lebendigen Steinen, die
wir sind, wächst und ein atmendes Haus, in dem Gott zu Hause ist. Das ist dann noch
einmal eine andere Wendung dieses unerhörten Bildes von Zuhause. Dass Gott dort
zu Hause ist, der Schöpfer des Universums und dass ich ein lebendiger Stein sein
darf, in dem er zu Hause sein will. Auch so herum ist so was wie tröstlich. Und
jetzt vergesst nicht. Das Ganze ist das Haus Gottes aus Juden und Heiden. Wo man
das vergisst, schneiden wir unsere eigenen Wurzeln ab. Sehen Sie, dass ist eines
der größten Geschenke, die wir im Augenblick erleben. Nachdem wir Millionen Juden
in diesem Lande durch verbrecherische Weise ermordet haben, schenkt Gott uns in
den letzten Jahren die Gnade, dass ausgerechnet in unserem Land messianische Gemeinden
wachsen. Jüdische Menschen in Jesus ihren Messias finden. Toll, ihr kommt aus Kiew.
Nicht wahr, dort ist eine große messianische Gemeinde in Kiew. War eine der Schlüsselgemeinden
für viele viele Leute, jüdische Menschen, die nach Deutschland gekommen sind. In
3 Wochen beginnt eine evangelistische Woche in Berlin, in einer Evangelisch-Freikirchlichen
Gemeinde, bei der ich mitarbeiten darf, die zusammenarbeitet mit der Messianischen
Gemeinde Beit Schomer Israel. Auch Wladimir Pikman, aus der Ukraine kommend, Atheist,
Jesus gläubig. Er hat Jesus gefunden. Ein leidenschaftlicher Zeuge für Jesus. Rabbiner
dieser Messianischen Gemeinde ist er jetzt. Ein Jesus-Jünger und feurig für Jesus.
Das ist ein solches Geschenk, dass wir das erleben dürfen, wie es wird. Und uns
erinnern daran, wirklich zu sagen: Ja, Herr, du hast mit deinem Volk deine Geschichte
nicht aufgegeben. Und dann will ich das neu begreifen, will mir von ihnen erklären
lassen, will das AT mit den Augen des jüdischen Volkes sehen, will verstehen, wie
ich es bisher noch nicht verstanden habe, was deine Treue ist, warum du ans Kreuz
gehen musstest, warum die Hingabe deines Leibes und deines Blutes die Versöhnung
ist und warum es Gewissheit gibt in Zeit und Ewigkeit.
Ich danke Ihnen.
Lassen Sie mich das zum Schluss sagen: Der Friede der Gemeinde Jesu besteht nicht
darin, dass wir alle Meinungen, auch wenn sie der Bibel widersprechen, irgendwie
gelten lassen und sagen: Schwamm drüber, kommt nicht drauf an. Der Friede ist Jesus
selbst, so wie ihn Propheten und Apostel bezeugen. Jesus ist der Friede zwischen
Juden und Heiden und damit unser Friede mit Gott. Und Jesus – unser Friede – ist
das gemeinsame Zuhause. Und in diesem Frieden sind wir am Bau Gottes beteiligt.
Das Fundament: Apostel und Propheten; Jesus: der tragende Eckstein. Dann heißt es
zum Schluss hier: Durch ihn – Jesus – werdet auch ihr mit erbaut zur einer
Wohnung Gottes im Geist. Das ist eine Zusage. Es passiert, sagt er. Dies Bauen
von Jesus geschieht in unserem Leben. Wir dürfen verstehen, welcher Reichtum das
ist, und dürfen hinein wachsen, in der Gegenwart Gottes zu Hause sein mit dem Volk
Israel gemeinsam.
Wir preisen dich darüber Herr, dass du selbst dein Werk begonnen hast und vollenden
wirst in Herrlichkeit. Amen.
AT = Altes Testament
NT = Neues Testament