Jesus – unser Friede … für unsere Gemeinden – Christustag

 

Epheser 2, 11–22

Ulrich Parzany

Langensteinbacher Höhe

26.05.2016

 

Das Thema „Jesus – unser Friede – für unsere Gemeinden“: Ich gestehe Ihnen, dass ich darüber nachgedacht hab, ob ich hier eigentlich der geeignete Redner bin, denn ich habe insgesamt im letzten halben Jahr – so sehen das ja viele – einen Konflikt, - wenigstens dazu beigetragen, manche sagen jedoch, auch angezettelt -, und sagen, am besten hältst du den Mund und dann haben wir Frieden.

Und so gibt’s eigentlich nur Streit und das ist ja nicht wirklich gut. Und gerne neige ich dazu, dieser Aufforderung Folge zu leisten, schon aus Trägheit und aus Harmoniesucht. Ich bin mir nur noch nicht so ganz klar, ob der Friede, den ich dadurch bewirke, dem Frieden entspricht, von dem das Wort Gottes hier in diesem Text redet: Er ist unser Friede.

Nun sag ich, das Wort Gottes redet in diesem Text davon. Das muss man ja schon mit Fragezeichen versehen. Brief des Paulus an die Epheser. Und nicht wenige Schriftgelehrte sagen da schon, ob das der Paulus geschrieben habe, ist höchst unklar. Und ob es an die Epheser war, wird auch bezweifelt.

Nun gut, das Thema will ich heute nicht verhandeln. Ich will Ihnen sagen, ich geh davon aus, dass es der Paulus geschrieben hat, wie es hierin steht, und dass es an die Epheser und an die ganze Region geschrieben ist, wahrscheinlich so ein Zirkularschreiben; das nicht nur in der Stadt – wie all diese Briefe, die geschrieben wurden, nicht nur in der einen Gemeinde gelesen wurde, sondern auch weitergegeben wurde – bis zu uns heute hier – jetzt haben wir's in der Hand und lesen wir's. Aber, woher nehme ich denn eigentlich das Recht zu behaupten, dass Gott redet hier, dass es Gottes Wort ist? Sehen Sie, und dieser Text erklärt das selber, warum ein Brief, den Paulus – ein Mensch an Menschen in einer bestimmten Gemeinde oder Region geschrieben hat – Gottes Wort ist. Und deshalb wollen wir dabei anfangen:

Sie haben ja offensichtlich alle einen Text vor sich. Denn ich muss mich nicht entschuldigen dafür, dass dieser Text so kompakt ist und dass man ihn nicht einfach so gedanklich präsent haben kann. Deshalb haben Sie ihn vor Augen, wir werden ihn buchstabieren. Es wird nicht vergnügungssteuerpflichtig sein. Ich kann Ihnen nicht versprechen, dass es ohne Kopfschmerzen ab geht, aber das ist ja nicht meine Verantwortung, ich soll ja zu diesem Wort reden. Und das ist, wie es ist, und so komplex. Und deshalb muss man schon sehr sorgfältig hinschauen.

 

1.      Wir fangen an im Vers 20. Also der erste Punkt. Es geht um das Fundament: Jesus, die Apostel und die Propheten. Und da sagt Paulus in diesem Abschnitt, den wir vorhin gehört haben:
So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, ...
Jetzt müssen wir zunächst einmal über die Konstruktion des Fundamentes, auf dem das Haus Gottes steht, sprechen, bevor wir später auch über den Bau sprechen und was da drin ist und wie der zustande kommt.
Zunächst mal die Konstruktion des Fundamentes: Nun ist das ja so – ich bin ja kein Bauingenieur – es sind wahrscheinlich unter Ihnen einige Experten – und wenn Sie keine Bauingenieure sind, haben wahrscheinlich 70 %  von Ihnen ein eigenes Haus gebaut und sind darüber zu Fachleuten geworden. Wenn es da solider Grund ist – Felsen – also hart, da kann man da wahrscheinlich ziemlich bald eine Bodenplatte drauf legen und muss da kein großes Theater machen und hat ein gutes Fundament. Nun gibt es aber ganz schlechten Grund. Es gibt Sandböden und es gibt sumpfiges Gelände. Und ich habe mir das einmal bei Gelegenheit irgendwo erzählen lassen von einem Architekten, was das für eine Mühe ist, wenn man Hochhäuser baut. Riesige Hochhäuser mit 50, 60 Stockwerken und die sind auch noch auf einem Grund gebaut, der nicht Felsen ist. Was da für Fundament-Konstruktionen nötig sind, wie tief die Bohrungen in die Erde gehen sollen, rein gegraben werden, um irgendwo das fest zu verankern, und dann kann man darauf so ein Fundament legen und darauf dann das Haus bauen. So, und das kam mir in den Sinn, dass ich sagte: „Was ist denn nun das Fundament, wenn er beschreibt Grund, Fundament der Aposteln und Propheten, wo Jesus Christus der Eckstein ist. Also Apostel und Propheten mit Jesus Christus zusammen, dem Messias Jesus zusammen, bilden das Fundament. Was heißt das erst mal, dass die Apostel – nicht nur Jesus – sondern die Apostel und die Propheten dazu genannt sind?
Im 1. Korinther-Brief sagt ja Paulus: Einen anderen Grund kann niemand legen, als Christus allein.  Aber hier nennt er die Apostel und Propheten dazu. Warum gehört das dazu? Reicht es nicht, wenn hier „Jesus allein“ steht? Nein. Es ist ganz offensichtlich, wir haben keinen Zugang zu Jesus ohne die Apostel und die Propheten. Also Propheten stehen hier für das ganze AT. Manchmal heißt es Gesetz und Propheten, manchmal dreiteilig Gesetz, Propheten und die Schriften. Und hier stehen die Propheten fürs ganze AT. Also ohne das AT und ohne die Apostel – also die Augenzeugen des Lebens, des Sterbens und des auferstandenen Jesus – haben wir keinen Zugang. Es ist schlicht und einfach: Wir haben keine Information über Jesus ohne die Apostel, ohne die Zeugen. Es gibt zwei einzelne Sätze bei Tacitus und Sueton, zwei römischen Schriftstellern, die aber ganz wenig aussagen über Jesus. Also einmal ganz äußerlich gesehen: Es gibt keine Kenntnis von Jesus außer durch die Augenzeugen, die im NT davon berichten. Und diese Augenzeugen stehen, die Augenzeugen, also die Apostel, die sein Leben und seinen Kreuzesstod und dann den Auferstandenen mit leiblichen Augen gesehen haben und der zu ihnen gesprochen hat 40 Tage; auch der Paulus zählt dazu als Letzter, so sagt der 1. Korinther 15, die ihn gesehen haben und die in einer besonderen Weise, die Unterweisung durch den auferstandenen Jesus bekommen haben. Die bilden das Fundament. Warum? Die gehören – wie wir alle – auf die Seite der Menschen, die allein gerettet werden dadurch, dass Christus für sie gestorben ist, Vergebung der Sünden bekommen, also allein aus Gnade. Da ist kein Unterschied. Das sind keine besseren Menschen und so. Aber eins unterscheidet sie von allen nachfolgenden Christen und auch von den berühmtesten Theologen, die es gegeben hat, mögen sie noch so tolle Arbeit gemacht haben. Das ist: Sie gehören auch auf die Seite der Offenbarung. Sie sind die Zeugen; ihr Zeugnis, von dem was Jesus gesagt hat, was er getan hat, sein Leiden und Sterben, wer er ist, ist Teil der Offenbarungs-Urkunde Gottes. Es ist Wort Gottes deshalb. Das ist ihre Autorität. Also die Apostel stehen auf den Schultern der Propheten des ATs, die Offenbarungs-Zeugen der Geschichte Gottes mit Israel. Und die Apostel sind die Augenzeugen von Jesus. So. Und jetzt muss man sich das so vorstellen: Wenn ich mir die Konstruktion eines Fundamentes vorstelle, dann sind sie das Fundament – die Aposteln und Propheten.
Und was ist ein Eckstein? Also ein Eckstein bei uns sind ja Grundsteine. Ich finde das immer so ein schwieriges Bild, weil unsere Grundsteine, die haben ja meist keine tragende Bedeutung. Die sind ja mehr symbolisch. Das sind dann die Steine, in die man noch was einlässt. Da kommt dann so eine Rolle rein. Da hat man rein getan eine Tageszeitung und ein Dokument und so. Damit die Nachfahren – in der Hoffnung, dass diese Kiste da lange steht – irgendwann einmal nachgucken, was da gewesen ist, als dieses Haus begonnen wurde. Bei uns sind die Grundsteine ja selten die Steine, die was tragen. Das ist hier anders gemeint. Der Eckstein und Grundstein ist hier entweder ein massiver Felsblock, der an der entscheidenden Stelle so liegt, - an der schwierigsten Stelle -, dass er dem darauf liegenden Fundament den festen Halt gibt. Das das nicht abrutscht usw. Das also ist das Fundament: Der Eckstein Jesus trägt das Fundament der Apostel und Propheten. Oder, das gibt es auch, eine Deutungsweise in der Bibel, dass er der Schlussstein ist. Da gibt es herrliche - aus dem Altertum - Bespiele von den Gewölben, wo dann oben kunstvoll ein Schlussstein eingebaut ist und der fängt von allen Seiten die unerhörten Kräfte – Druckkräfte – auf und hält diese Spannung. Ohne diesen Schlussstein würde das ganze Gewölbe und würden die Wände zusammenstürzen. Das bestaunt man heute noch an den großen gotischen Domen. Was haben die für ein Gewölbe gebaut! Das ist es. Also der Grundstein, der Eckstein oder der Schlussstein, von dem wirklich alles statisch abhängt. So. Das ist das Verständnis, das Fundament Jesus, die Apostel und Propheten. Mit diesem Satz beschreibt Paulus die Autorität der Bibel. Warum die Autorität, die Bibel, Offenbarungs-Urkunde ist. Also die Offenbarung Gottes, und deshalb Wort Gottes, das für uns letzte, maßgebende Autorität ist. Das zu verstehen, ist heute besonders wichtig. Weil die Zeiten sind vorbei, wo man sagt: Haben wir immer schon gesagt ... Wir sind ja der Meinung … Wir sind nicht mehr in einer Zeit, in der sich manche Dinge – also z.B. so etwas - , dass die Bibel Gottes Wort ist, als selbstverständlich versteht und alle dem so zustimmen. Deshalb braucht es eine Begründung. Und die Bibel begründet es. Ja, hier das ist es: Die Propheten und Apostel, gegründet auf den Messias Jesus, das ist die Grundlage. Darauf wird das Haus Gottes gebaut. Und das ist absolut nötig für die aktuellen Auseinanderset­zungen, die wir heute haben. Nicht. Die härtesten Auseinandersetzungen in unserer Zeit gehen jetzt wirklich um die Frage: Wer ist denn Jesus? Ist er der Eine und einzige Retter? Oder gibt es viele Möglichkeiten und wir haben einen. Und wer an Jesus glaubt, ist auch nicht schlecht. Und so. Aber, was ist denn der Sühnetod – sein Tod Jesus – ist das eine Mythologie, sich vorzustellen, da muss einer sterben und verbluten, damit wir mit Gott versöhnt sind? Manche behaupten auch innerhalb der Kirche: Das ist doch eine albtraumartige blutige Vorstellung. Das kann doch nicht wahr sein. Gott kann doch so vergeben. Wir glauben doch an den Gott der Liebe und so. Das ist doch überholt. Ist das so, wie die Apostel das bezeugen? Oder die Auferstehung von Jesus: Ist es wirklich ein Schöpfungs­wunder am Leib des Toten, der gekreuzigt wurde, den Gott verwandelt in die Welt Gottes? Oder ist das nur so eine bisschen märchenhafte Umschreibung dafür, dass wir sagen: „Naja, die Gedanken von Jesus waren toll. Und irgendwie machen wir seine Sache weiter und so. Goethe lebt weiter und so weiter. Und jetzt also Jesus auch. Sowie das jetzt dauernd wieder gesagt wird und zu Ostern wieder ein Bischof uns geschrieben hat. Die meisten Leute entdecken es gar nicht und denken, was wollen die denn eigentlich. Es hört sich alles so fromm an, ist aber alles nicht so wirklich real gemeint. Das ist denn der Punkt. Oder um die ganz elementaren, praktischen Dinge: Was ist denn das Menschenbild? Da gibt es sogar Parteien, die behaupten, dass das christliche Menschenbild ihre Grundlage sei, aber wenn du dann in die Bibel schaust, steht da als erster Satz, den Jesus ausdrücklich bestätigt, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild schafft, als Gegenüber. Und er schuf sie als Mann und Frau. Und dass diese Erschaffung des Menschen in der Polarität, und Gemeinschaft von Mann und Frau zur Offenbarung des Schöpfers gehört. Und dass das nicht irgendwo abzulesen ist, dass – wissen­schaftlich kann man wahrscheinlich zu unterschiedlichen Erkenntnissen kommen, wenn man die Landschaft beobachtet, - aber die Offenbarung heißt, dass es Gott, der Schöpfer ist, der im Ebenbild in der Polarität von Mann und Frau ist. Und dass die Beziehung von Mann und Frau nicht eine unter vielen Lebensformen ist, die wir in unserer Supermarktmentalität wählen oder auch nicht wählen. Und alles ist gleich gut. Da gibt es heute so viele Fragen um Ehe und Sexualität und alles; es gibt da so businesspolitisch leider solche Auswirkungen. Da gibt es so viele aktuelle brennende Fragen, bei denen natürlich jetzt - wie wir als Christen dazu stehen - die Grundentscheidung ist: Ist die Bibel die Urkunde der Offenbarung Gottes und damit maßgebend und letzter Maßstab für all das oder ist sie nur ein Beitrag zur Diskussion, dazu noch ein veralteter, - denn die letzten Texte sind vor 1900 Jahren geschrieben? Also wie soll ein solcher alter Text ein maßgebender Beitrag sein für Meinungsbildung in der modernen Welt? Also die Grundentscheidung fällt da. Deshalb sagt Paulus das auch: erbaut auf den Grund – das Fundament – der Apostel und Propheten, da Jesus, der Messias, der Eckstein ist. D.h. also, das Haus Gottes steht und fällt mit diesem Fundament. Das ist erst mal die Voraussetzung. Jetzt fangen wir von vorne an, wollen wir diesen Text buchstabieren von vorne an.

2.      Der zweite Punkt ist jetzt, dass wir lernen: Ohne das alte Testament erkennen wir unser Elend nicht. Lesen Sie mit mir Vers 11 und Vers 12: Darum denkt daran – Paulus schreibt denkt daran – weil er sah ja, dass man das aus dem Blick verlieren kann und vergessen kann und nicht mehr daran denken kann. Sonst brauchte er ja nicht daran zu erinnern, wenn es selbstverständlich wär. Denkt daran, dass ihr, die ihr von Geburt einst Heiden (also Völker) wart und Unbeschnittene genannt wurdet von denen, die äußerlich beschnitten sind, dass ihr zu jener Zeit ohne Messias  (ohne Christus, das ist kein Name, das ist ein Titel) ohne Christus wart, ausgeschlossen vom Bürgerrecht Israels, Fremde außerhalb des Bundes der Verheißung (wörtlich heißt es: der Bundesschlüsse der Verheißung, nicht wahr. Abraham, dann David. Bundesschlüsse, das waren ja viele Stücke, die in dem Bund mit Israel mit drin waren, und außerhalb der Bundesschlüsse und drastisch hier) hattet keine Hoffnung, wart ohne Gott in der Welt. Jetzt aber in Christus Jesus seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden durch das Blut Christi. Also zunächst ist einmal: Ohne das AT erkennen wir unser Elend nicht. Es ist ja ein bisschen schroff formuliert, was Paulus hier sagt. Ihr wart draußen. Also entweder gehört man zum Bundesvolk Israel und gehört dann zu dem Bundesschluss, den Gott mit Abraham geschlossen hat, - dieser Bundesschluss mit Abraham war ja von Anfang an universal, universal gedacht, also er sagt: In dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. So exklusiv Gott beginnt mit Abraham und dann mit dem Volk Israel, so hat er von Anfang an, so hat er von Anfang an – das Losungswort dieses Tages in Jesaja übrigens (Machet kund unter den Völkern sein Tun, verkündiget, wie sein Name so hoch ist! Jesaja 12, 4) sagt das noch einmal, dass alle Völker das hören sollen, von Anfang an war eine globale, eine universale Perspektive in den Rettungsabsichten Gottes dabei. Aber über Jahrhunderte ist es zunächst die exklusive Geschichte Gottes mit dem Volk Israel: Isaak, Jakob, dann die Stämme, dann Mose usw. Zuerst einmal da. Und dann hört sich das ganz schroff an: Ihr wart Fremde. Ihr wart draußen. Ihr gehörtet nicht dazu. Es heißt hier sogar: Ihr wart ohne Gott in der Welt. Átheu – ihr wart Atheisten. Es ist ja ganz verrückt. Er sagt hier, wenn du nicht zu dem Bundesvolk Israel gehörst und so Teil hast an der Offenbarung des lebendigen Gottes, dann hast du wohl Gottesvorstellungen – und an Götzenbildern gibt es da keinen Mangel. Und das ist ja auch in Deutschland heute so. Ich meine, wir beten vor allen Dingen das Geld an oder die Amulette oder die Wahrzeichen oder was auch immer. Es gibt jede Menge Götzen und Gottesbilder oder Gottesvorstellungen, aber Paulus sagt sehr schroff und ein bisschen respektlos für unsere Begriffe heute: Ihr wart ohne Gott in der Welt. Ihr hattet auch keine Hoffnung. Ihr wart eben ausgeschlossen von dem Bund, von dem Bund der Verheißungen, also der Versprechen, die Gott gegeben hat. Ihr hattet keinen Teil daran. Ihr wart einfach draußen. Die Zugehörigkeit zu Gott und die Zugehörigkeit zum Bundesvolk Israel gehören unbedingt zusammen. Und so wie Sie gucken, gibts ja einige, die sagen: Das ist aber fremd. Sehen Sie, dass ist unser Problem. Und das drohte damals schon und deshalb sagt Paulus, vergesst das nicht, denkt daran. Denkt daran. Ja, warum ist das denn wichtig? Ich sage: Das ist wichtig, nichts gegen Israel, aber wir sind durch Jesus versöhnt mit Gott. Und daran freuen wir uns. Und dessen sind wir gewiss. Und jetzt wollen wir damit leben und getrost sterben und so. Warum ist Israel so wichtig? Ist es historisch vielleicht damals so? Aber heute? Nein, sagt Paulus: Ihr täuscht euch. Es gibt den Zugang zu Gott nur über den Bund mit Israel. Und seht das zunächst einmal. Ohne das AT und ohne dass ihr seht, wie wichtig Gott dieser Bund ist und dass in diesem Bund seine Gnade ist und seine Wegweisung zum Leben und seine Treue. In diesem Bund ist das alles und wenn ihr nicht da drin seid, das ist euer Elend. Ihr habt kein Teil. Ihr seid ohne Gott. Ihr seid draußen vor. Also Israel und die Goim und Israel und die Völkerwelt. Wenn Luther sagt Heiden, steht da im Griechischen immer Völker. Das sind wir: die Deutschen, Franzosen, Tschechen, alles, was es so gibt. Wir sind alles Völkerwelt. Und da spielt jetzt – die Nationalität und Kultur oder Sprache – spielt da nicht die unterscheidende Rolle. Sondern einfach das, nicht Teil an den Zusagen, Versprechen, an Bundesschlüssen Gottes mit seinem Bundesvolk. Nur auf dem Hintergrund des alten Testamentes verstehen wir unser Elend. Das ist ganz wichtig – auch für das Selbstverständnis der Christen heute. Man erschrickt darüber, wie viele Christen es gibt, die mit dem AT nichts anfangen können. Das ist viel zu schwierig und so komische Geschichten darin. Will ich gar nicht lesen. Ich sage Ihnen: Wenn sie das AT nicht kennen, kennen Sie auch Ihr eigenes Leben nicht, Sie kennen auch Ihr Elend nicht. Und es ist auch kein Wunder, dass die Leute sagen: Wozu brauch ich Jesus? Nein, wir müssen uns die Geschichte erzählen: Außerhalb des Bundes Israel gibt es keine Gemeinschaft mit Gott. Aber dann gehts einen Schritt weiter. Wir lesen weiter und lesen: Ohne das AT wissen wir auch nicht, wer Jesus ist. Jetzt lesen wir noch einmal diesen Absatz, der so komprimiert ist, wo – aber achten Sie mal, wenn wirs jetzt lesen, wir kommen nachher nochmal drauf zurück – wie immer wieder das durch Christus, durch Ihn, in Ihm so betont wird. Also von Vers 13 an: Jetzt aber in dem Messias Jesus, in Christus Jesus, seid ihr, die ihr einst fern wart, nahe geworden, durch das Blut des Messias. Achten Sie drauf, Christus ist kein Name, sondern Christus ist der Titel. Und manchmal wirds einem deutlicher, wenn man es rückübersetzt aus dem griechischen Wort Christus in das hebräische Wort Messias. Also Vers 13 zweimal. Dann Vers 14: Er ist unser Friede, der aus beiden eines gemacht hat, den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft, durch das Opfer seines Leibes. Nicht. Hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er in sich selber – Jesus – aus den zweien einen neuen Menschen macht und Frieden mache und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feindschaft tötete durch sich selbst. Und er ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündet, die hier fern waren, und Frieden denen, die nahe waren. Denn durch ihn – durch ihn -  haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. Paulus überschlägt sich. Es ist so dicht. Er wiederholt es immer. Und es ist ihm wichtig: Durch Jesus. In Ihm. Allein in Ihm. In Seinem Leib im Kreuz durch die Hingabe Seines Lebens. Durch Sein Blut. Blut ist Leben. So.

3.      Ohne das AT wissen wir nicht, wer Jesus ist. Wer der Messias ist, der König Israels und für die Welt, wissen wir nur aus der Offenbarung des AT. Ohne das AT ist das ein unverständliches Fremdwort. Dass der Messias-König auch der Menschensohn-Weltrichter ist, wie das in der Vision Daniel sieht (Daniel 7, 13-14). Er kommt mit den Wolken des Himmels. Und dem Gott das ganze Weltgericht und die Weltherrschaft übergibt. Menschensohn heißt Weltherr und Weltrichter. Dass der Messias-König zugleich der Menschensohn Weltrichter ist. Woher sollen wir das wissen? Es gibt ja viele Christen, die die Bibel lesen und es bis heute nicht wissen. Und gar nicht begreifen, wenn Jesus von sich als dem Menschensohn redet; dass das der höchste Würdetitel ist, der von Jesus überhaupt gebraucht wird und den er selber für sich braucht. Die denken immer, Jesus war Menschenkind und Gottessohn ist der Hoheitstitel und Menschensohn das ist Mensch. Das ist total falsch. Menschensohn heißt Weltherr und Weltrichter. Jeder Jude versteht das, weil er das AT kennt und weil nach Psalm 110, Vers 1 – das ist der Satz, der am allermeisten im NT zitiert wird: Setze dich zu meiner Rechten – mein Herr sprach zu meinem Herrn – setze dich zu meiner Rechten zitiert David da. Und Daniel 7: Der Menschensohn ist der Weltherr und Weltrichter. Also Messias-König und Weltherr und Weltrichter. Und dass der Messias-König und der Menschensohn und Weltrichter dieses gewaltige Werk tut als der leidende Gottesknecht, der stellvertretend für uns stirbt (nach Jesaja 53). Das sind die Linien des AT, geoffenbart durch die Propheten. Das kann man nicht von sich wissen. Das ist keine Theologie, die man erfinden kann. Gott offenbart, wie er seine Geschichte steuern will. Und Jesus nimmt das auf. Er bezieht das auf sich. Er selber redet von sich. Er bestätigt dem Seemann Petrus das Christus-Bekenntnis, aber er wehrt zugleich ab die falschen Messias-Verständnisse: politischer Befreier – nicht, die hauen drauf – die damals üblich waren. Und er sagt: Nein, ich komme als der Menschensohn, ja als der Weltrichter. Und der kommt als der Gottesknecht, denn ich werde ausgeliefert zum Leiden und Sterben, und so bestätigt in der Auferstehung. D.h., Jesus nimmt das so auf: Das Licht des AT, der Prophetie des AT, richtet sich auf Jesus. Und in ihm wird das erfüllt. Wenn wir diesen Zusammenhang nicht sehen aus dem AT, verstehen wir natürlich auch nicht das NT, auch nicht, wer Jesus ist. Dann kannst du rumphantasieren, was Jesus für mich ist und wie – da komm ich dann noch drauf – es bleibt dann ja nur das phantasieren und dann endet man in irgendwelchen idiotischen Annahmen, die alle keinen Grund haben. Die Frage ist jetzt: Die Evangelisten bezeugen uns, was sie gesehen haben bei Jesus, sein Reden und Handeln, sein Leiden und Sterben und dass er auferstanden ist und ihnen begegnet und was er zu ihnen gesprochen hat. Sie sind Zeugen. Sind es zuverlässige Zeugen? Das ist die Frage? Oder haben die sich das so ausgedacht? In der theologischen Debatte, historischen Kritik, heißt es dann immer: Gemeindebildung. Das ist auch so natürlich. Die haben tolle Gedanken über Jesus: Er ist zwar gestorben. Das hat sie alles so wahnsinnig betroffen gemacht. Wir sind ja überhaupt die Betroffenheit – Betroffenheit ist ja das Große – wahnsinnig betroffen. Und die waren auch alle wahnsinnig betroffen damals und haben deshalb Märchen erzählt und Legenden erfunden. Weil so in der mythischen Zeit fiel ihnen nichts anderes ein, um zu sagen: Und ja, da haben sie Geschichten erfunden, dass Jesus das vorausgesagt hat, sein Leiden und Sterben. Das kann natürlich keiner. Das kann natürlich keiner voraussagen, wann er leidet und wie er leidet und wie er stirbt. Das hat Jesus auch nicht getan, sagen sie. Die Gemeinde hat ihm das später in den Mund gelegt. D.h., sie bezeichnen eigentlich, um es ein bisschen drastisch zu sagen – würde niemand dort so formulieren – die Zeugen alle als Lügner. Die sich das zusammenphantasiert haben. Das ist die Frage. Das ist die Kernfrage: Sind die Augenzeugen, die Apostel, sind das treue, zuverlässige Zeugen der Offenbarung Gottes in Jesus oder sind es Fälscher in bester Absicht oder aus religiösen Motiven oder was auch immer? Haben wir im AT und im NT Gottes Selbstoffenbarung oder ist das religiöse Erfindung? Nun, ich will Ihnen die Konsequenzen zeigen. Das ist so wichtig. Weil, warum, warum ist diese Frage zu entscheiden so wichtig? Die muss jeder entscheiden. Man kann es prüfen und irgendwo kommst du an den Punkt, wo du sagen musst, ja das ist die Gottesoffenbarung, komme ich bezeugt und ich kann mich ihr öffnen und ich kann im Gehorsam und in Dankbarkeit und Vertrauen ja sagen oder ich kann mich verschließen und verhärten und sagen: „Das gibt es nicht. Das kommt überhaupt nicht in Frage. Es gibt nur Menschen. Punkt. Und was Menschen denken. Und der Rest zählt für mich nicht. Das ist eine Grundentscheidung, die man treffen muss und die auch getroffen wird. So oder so. Die Folgen sind weitreichend und sind klar am Tag. Weil in Jesus die Offenbarung Gottes in der Geschichte mit der Welt und in Israel, von der Schöpfung, über den Abraham-Bund sich erfüllt und sich fürs ganze Universum weitet: Gott war in Christus und versöhnte den Kosmos, versöhnte die Welt mit sich selber. Darum ist das, was er sagt, auch gültig. Also in der Bergpredigt, wo er sagt: Ich aber sage euch …, die Gebote Gottes nimmt, so wie sie aus dem AT bekannt sind, und sie in dem eigentlichen radikalen – also von der Wurzel her bestimmten – Sinne als gültig betonte. Das Verbot zu töten, zu morden bezieht sich schon auf Worte und Gedanken. Der Ehebruch schon auf Gedanken. Die Feindesliebe, es geht um die Feindesliebe, nicht nur um die Liebe bei den Symphatisanten. Es gilt dann ausdrücklich, Jesus sagt das ausdrücklich – Matthäus 19 -  weil das natürlich so von grundlegender Bedeutung ist: Ist wirklich der Mensch in dieser Polarität von Mann und Frau Teil des Ebenbildes Gottes und Teil der Offenbarung, so dass ich das als eine Wahrheit der Offenbarung Gottes annehmen darf? Ja, sagt Jesus, als man ihn fragt wegen der Scheidung: Habt ihr nicht gelesen, dass geschrieben steht … Und dann sagt er: Was Gott zusammengefügt hat … - wo doch alle Paare sich selber suchen oder Familien sie verheiraten – sagt Jesus ausdrücklich: Wenn zwei ein Fleisch sind …  und Was Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.  Er sagt eindrücklich, diese Ehe ist eine Einrichtung Gottes und nicht eine beliebige Form des Lebens, die man wählt, so wie es einem passt. Jetzt gibt es heute, man hört das heute öfters, es sei jetzt nicht so wichtig, dass wir da Wort für Wort an der Bibel hängen und dann so einzelne Aussagen und Gebote da vor uns hertragen, es ginge – wie Luther das gesagt habe – darum, „was Christum treibet“. Also da spricht man bis ins 21. Jahrhundert noch feierlich Lateinisch und weiß auch wie der Akkusativ von Christus geht, nämlich, was „Christum treibet“. Den Christus, heißt das nämlich eigentlich auf Deutsch. „Was Christum treibet“. Das hört sich dann toll an, alle knicken ein, alle frommen Leute besonders und sagen: „Das ist ja wichtig. Jesus ist das Wichtigste! Kommt ja nicht so darauf an, dass man jetzt dieses oder jenes Gebot sagt, Hauptsache was Christum treibt. Und man solle das jetzt nicht ausspielen gegen einzelne Aussagen der Bibel in Inhalten der Homosexualitätsdebatte im Augenblick, die Sexstellen, die da stehen, oder so. Hauptsache zu sehen, Jesus ist da und was Christum treibt. Ich frage ganz schlicht und einfach mal ganz blöd wie ich bin: Woher wissen die, wer Jesus Christus ist? Das will ich ja gerne auch, dass wir uns darauf konzentrieren, was Christus treibt, was ihn in den Vordergrund stellt, dass er der Herr ist, dass wir ihm vertrauen, dass wir uns an ihm orientieren, dass er groß gemacht wird vor den Menschen und dass wir einladen und ihm folgen. Woher weiß ich denn, wer Jesus ist? Der einzige Zugang zu ihm ist die Bibel, AT und NT. Ohne AT und ohne NT weiß niemand von uns, wer Jesus ist. Da heißt es: Also Jesus, der hat niemanden ausgeschlossen. Unsere Kirche ist inklusiv unterwegs. Oder: Ethische Urteile habe er nicht getroffen. Weder über hetero- noch homosexuelle Unzucht kein böses Wort. Ich sage Ihnen mal in aller Schärfe: Kirchenleitungen, die so etwas verbreiten wie die Badische es getan hat, phantasieren sich einen Jesus zusammen, der in ihren Kram passt, der nicht die Sünder zur Umkehr ruft sondern die Sünde gut findet, weil er angeblich niemanden ausgrenzt. Woher kennen wir Jesus? Wir kennen ihn nur durch die Apostel und Propheten. Und da gibt es überhaupt kein Recht, irgendeinen Phantasie-Jesus, der inklusiv ist und zu allem Ja und Amen sagt, gegen nix was hat, auszuspielen gegen die konkreten Worte, die bezeugt sind, wie Jesus sie gesagt hat und wie sie in der Heiligen Schrift als Gebote Gottes stehen. Ohne das AT wissen wir nicht, wer Jesus ist. Natürlich auch nicht ohne das NT. Aber das NT ist nicht zu verstehen ohne das AT. Das ist eines der ganz großen Nöte. Das ist in der ganzen Kirchengeschichte gewesen. Paulus hats geahnt, darum denkt daran, sagt er, denn alle Irrlehren, alle Irrlehren und Fehlentwicklungen in der Kirche im Laufe der Jahrhunderte haben ihre Wurzeln, meistens ihre Wurzeln in der Verachtung und der Vernachlässigung des AT. Wenn man das NT versucht zu deuten ohne das AT kommt man wer weiß wohin und phantasiert sich einen Jesus zurecht, nicht den der Apostel und Propheten, aber der, der uns in den Kram passt. Und das ist Religion. Wir wollen ja: Du bist OK. Ich bin OK. Wir wollen ja bestätigt werden. Wir wollen getröstet werden. Wir wollen irgendwie spüren, dass die Art und Weise, wie wir leben, - ob wir geizig, habgierig oder ehebrecherisch leben und so - , ist schon OK. Wir leben ja im 21. Jahrhundert und Gott ist der liebe Gott und Jesus ist eine Chiffre. Nein, Nein! Jesus ist keine Chiffre, sondern er ist der Jesus, den die Apostel und Propheten bezeugen, und er ist mit ihnen zusammen der Grundstein. Nun geht es nicht nur darum, dass das, was Jesus gesagt hat, ewiges, gültiges Wort Gottes ist, sondern Apostel und Propheten bezeugen, dass auch sein Leiden und Sterben am Kreuz gültig ist. Damit macht er Frieden. Er ist unser Friede. Das ist der zentrale Satz in diesem Abschnitt. Wie sollen wir das verstehen?

4.      Deshalb müssen wir sprechen über den vergessenen Frieden. Ich lese noch einmal Vers 14 – 16. Schauen Sie nochmal rein. Sie haben es sicherlich nicht auswendig drauf. Denn er ist unser Friede, der aus beiden eins gemacht hat und den Zaun abgebrochen hat, der dazwischen war, nämlich die Feindschaft, durch das Opfer seines Leibes hat er abgetan das Gesetz mit seinen Geboten und Satzungen, damit er sich selber aus den zweien einen neuen Menschen schaffe und Frieden mache, und die beiden versöhne mit Gott in einem Leib durch das Kreuz, indem er die Feinschaft tötete durch sich selbst. Ich nenne das, den vergessenen Frieden. Also, es gibt ja so Friedensschlüsse, z.B. kennen Sie den Frieden von Münster und Osnabrück 1648. Das ist der sogenannte Westfälische Frieden. Damit fasst man alles zusammen, was so zwischen Mai und Oktober 1648 in den Städten Münster und Osnabrück verhandelt und beschlossen wurde. Und wenn man das nicht kennt oder in der Schule nicht so aufgepasst hat oder das vergessen hat, dann weiß man nicht, dass dieser Friedensschluss ein jahrzehntelanges Morden in Europa beendet hat, den 30jährigen Krieg, und einen 80jährigen Freiheitskampf der Niederlande beendet hat. Und dass dieser Friedensschluss von Münster und Osnabrück 1648 die Grundlage für ein langes weiteres Zusammenleben der Völker in Europa war. So. Man muss in der Geschichte nicht gut aufgepasst haben und dann nicht alles behalten haben. Das ist dann ein vergessener Frieden. Man kann dann auch seine Bedeutung nicht so richtig abschätzen. Nun redet er: Er ist unser Friede. Was ist das für ein Friede? Na ja gut, was wir verstanden haben, wenn wir an Jesus glauben und mit ihm leben ist klar, Jesus ist gestorben für uns und auferstanden und hat uns mit Gott versöhnt. Aber der Paulus redet gar nicht zuerst von der Versöhnung, die wir – jeder einzelne und so – mit Gott haben, sondern sagt erst mal, dieser Friede ist zunächst einmal ein Friede zwischen Juden und Heiden, zwischen Israel und den Völkern, die ausgeschlossen waren vom Bund. Wie hat er das gemacht dieser Messias-Jesus? Er hat die Stelle angetreten des Volkes Israel, das den Bund gebrochen hat und hat sich das Gericht Gottes selber angezogen und ist stellvertretend dafür gestorben. Und er hat sich angezogen, was die Völker getan haben. Sie haben Gott verachtet. Sie sind Götzen nachgelaufen. Sie haben natürlich die Gebote Gottes, die sie überhaupt nicht kannten, mit Füßen getreten, eigene Sache gemacht. Er ist an ihre Stelle getreten am Kreuz. So. Und ist für beide gestorben und damit hat er – sagt Paulus – den Zaun abgebrochen. Wie so ein Gartenzaun. Da war so ein Schutzzaun des Gesetzes und der Satzungen. Und manche in Israel haben da noch einen Vorgarten gemacht und noch weitere Zäune gemacht, die die Völker – die Heiden – trennten von dem Volk Gottes. Die einen – von innen – habens gebrochen, die anderen – von außen – habens nicht gewollt, die sind weggegangen. Jesus ist dafür gestorben, er hat sichs angezogen. Er hat die Trennung, er hat die Feindschaft aufgehoben, er hat den Bund mit Israel geöffnet für die Völkerwelt. Das ist der Punkt. Warum ist das wichtig? Sie fragen: Muss ich das eigentlich wissen? Das war vielleicht damals so. Aber heute ist doch wichtig, dass ich Jesus kenne und dass ich versöhnt bin. Vergesst es nicht, denn ihr kennt Jesus nicht, wenn ihr nicht wisst, dass, wenn wir versöhnt sind mit Gott durch Jesus den Messias, heißt, wir sind eingefügt. Wir sind reingelassen in den Bund mit Israel. Die verheerende Fehlentscheidung in der Christenheit passierte sehr schnell. Paulus ermahnt: Darum denkt daran. Und zeigt das dann. Aber sie haben nicht dran gedacht. Vom 5. Jahrhundert an wurde das jüdische Volk als Gottesmörder beschimpft und als Feinde bekämpft und durch Jahrhunderte blutig verfolgt. Und – sie haben nicht begriffen. Dann kam die Lehre: Ja, ja der Bund mit Israel ist aufgelöst, er ist gebrochen und er ist ersetzt durch den Bund, den neuen Bund, den Gott jetzt mit den Christen, mit der Kirche, geschlossen hat. Das ist nicht wahr! Gott ist treu. Nirgendwo steht, dass der Bund aufgelöst ist. Lesen Sie Römer 9 bis 11, da ist das viel ausführlicher: Er öffnet den Bund. Er stirbt für Israel und seine Sünden, den Bundesbruch. Und er stirbt für die Völker und er öffnet den Bund und wir dürfen, so sagt Paulus das in Römer 9 bis 11, eingepfropft werden in den Ölbaum Israel als Zweige von außen. D.h., es kann doch nicht ohne Schaden sein, wenn wir als die eingepfropften Zweige kein Interesse haben am Stamm und an der Wurzel, von der wir leben. Das ist nicht nur eine Theorie oder eine historische Erinnerung, das ist die Wirklichkeit unseres Lebens im Bund der Treue Gottes. Es geht in unserem Leben um die Erfahrung der Treue Gottes und das ist wichtig. Warum ist das wichtig, fragen Sie. Das ist deshalb wichtig, weil die Botschaft von der Versöhnung mit Gott ist keine theologische Theorie, ist keine weltanschauliche Meinung oder Philosophie, sondern ist eine Rettungstat der Geschichte Gottes, die in der Wirklichkeit dieser Welt passiert und verankert ist und mit Abraham beginnt und in Israel und über Mose und David in dem Messias Jesus sich für die Völkerwelt öffnet. Wir sind eingepfropft in diesen Stamm. Gott ist treu. Und Israel ist nicht abgetan, sondern Paulus schreibt in Römer 11: Dass er in Israel auf seine Weise zum Ziel kommen wird und dass ganz Israel den Messias erkennen wird. Da hat er seinen Weg. Das müssen wir im einzelnen auch nicht spekulieren, wie das geht. Gott ist treu. Und das zu begreifen. Sehen Sie, das ist der vergessene Friede. Diese Form: Gott und ich und Jesus, der schafft das schon, dass ich mich versöhne, führt zu einem Christsein, das total entwurzelt ist. Und man lebt, als wäre man ein Ölzweig, der mal eingepfropft war, aber jetzt abgeschnitten und jetzt in die Blumenvase gestellt wird und auf der Fensterbank da – hoffentlich – noch ein bisschen vor sich hin grünt. Aber der keine Verbindung mehr hat zum Wurzelgrund.

5.      Deshalb müssen wir einen Schritt weitergehen und über den Frieden reden. Ich nenne das Friede oder Friedhofsruhe. Also: Er ist unser Friede. Was ist das? Also wenn wir von Frieden reden, hat das manchmal so die Bedeutung: Lass mich in Frieden. Heißt: Lass mich in Ruhe. Ich will nicht gestört werden. Es soll alles bleiben wie es ist. Mach nichts durcheinander. So. Lass mich in Ruhe. Friede ist aber das Gegenteil von Krieg. Krieg ist der Zustand, in dem alles zerstört wird, in dem die Bomben fliegen, die Raketen fliegen, die Häuser zerstört werden, die Verbindungen zerstört werden, man Angst um sein Leben haben muss, man keine Zeit hat, was Vernünftiges zu pflanzen und auf Wachstum zu warten, wo man nichts aufbauen kann, weil man denkt, im nächsten Augenblick wirst du erschossen und das wird sowieso zusammen geschossen. Krieg ist eine Zeit, in der es keine Ruhe gibt. Frieden, das ist die Zeit, in der man Hand in Hand arbeiten kann. In der es sich lohnt zu pflanzen und in der es sich lohnt, Stein auf Stein zu bauen und zu warten, bis das fertig ist, weil man weiß, es ist ein Schutzraum der Versöhnung und des Friedens da. Krieg führt eigentlich zu einer Haltung: Rette sich, wer kann! Ich muss gucken, dass ich mit meinem Leben auf Nummer Sicher komme. Und das ist die Mentalität, die unsere Zeit bestimmt. Was da alles in der Welt passiert, ist verheerend und kein Mensch durchschaut es mehr, und man weiß gar nicht, was kommt. Rette sich, wer kann! Das wir trotzdem so vergnüglich leben, heißt, dass wir in Deutschland sehr erfolgreich sind damit, unsere Nischen zu bauen mit unseren Häuschen und mit schönem Wetter und mit unserem Urlaub zwei- oder dreimal im Jahr und eigentlich total zufrieden sind. Rette sich, wer kann! Das ist Ruhe. Lass mich in Frieden! Ich will auch gar nicht viel sagen. Belästige mich nicht mit all den Problemen und den Auseinandersetzungen, die die Welt da erschüttern, im Großen und Kleinen, auch in den Kirchen. Ich will das alles gar nicht wissen. Ich will meine Ruhe haben. Meinen Glauben. Meine Gemeinde. Und so. Das ist so die Mentalität, die sehr sehr weit verbreitet ist. Friede, Friede aber ist eine Zeit des Aufbaus. Jesus ist unser Friede in Person. So heißt es: Er ist unser Friede. Es heißt nicht nur: er schafft ihn; er erklärt, wie es geht, sondern er ist unser Friede, heißt es da. In seinem Kreuzestod, in seinem Leiden und Sterben und Auferstehen. Darum geht es wirklich darum, dass wir Jesus kennen und bezeugen. Er ist keine Chiffre. Wer sagt Jesus und wir meinen eine Chiffre der Philosophie, der Liebe, der Nächstenliebe, und wir sind gegen Ausgrenzung. Nein. Es ist konkret, geschichtlich: Gott wird Mensch. In ihm trägt der Weltrichter selbst unsere Strafe, er geht an unsere Stelle, er geht ans Kreuz. Immer wieder betont Paulus das: in Christus - durch das Blut Christi - durch das Opfer Seines Leibes versöhnt - in einem Leib durch das Kreuz. Immer wieder, immer wieder. Es geht um Christus selbst. Warum ist das so wichtig? Das wurde schon damals bestritten und vergessen. Ja. Deshalb sagte Paulus: Darum denkt daran. Und im 4. Kapitel des Epheserbriefs da sagt er, dass Gott Apostel, Propheten, Lehrer, Evangelisten, Hirten beruft. Lesen Sies mal in Kapitel 4, Vers 14: Damit wir nicht mehr unmündig seien und uns von jedem Wind einer Lehre bewegen und umher treiben lassen durch trügerisches Spiel der Menschen, mit dem sie uns arglistig verführen. Das ist die Aufgabe der Apostel, Propheten, der Evangelisten und der Lehrer und der Hirten. Wir sollen ruhig sein und die Klappe halten und alle machen lassen und sagen: Alles gilt, nur schön, auch was nicht zusammen passt und was nicht mit der Bibel überein stimmt. Sie sollen den Mund nicht halten, sondern sie sollen die Christen lehren. Sie sollen den Herrn Jesus verkünden und erklären, was das heißt, ihm zu vertrauen, ihm zu folgen. Sie sollen nicht Beruhigungspillen verteilen und Gräber pflegen, sondern Lebendige ernähren und stärken und für den Dienst mobilisieren. Frieden ist der Bereich des Aufbaus, der Aktivität, des Dienstes: Wort und Tat weitersagen. Jesus in Person, der gekreuzigte Messias, den Gott auferweckt hat und der wiederkommen wird in Herrlichkeit als das Ziel der Geschichte: Er ist unser Friede. Nun als Letztes will ich Ihnen noch sagen, vor allen Dingen sind wir ja Nutznießer der fleißigen Bauarbeiten von Jesus selber.

6.      Jesus baut unser Zuhause. Wenn Sie jetzt den Schluss ansehen, Vers 18: Durch Ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Bürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. Durch ihn werdet auch ihr mit erbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist. Jesus öffnet Juden und Heiden den Zugang zum Vater. Und wir dürfen jetzt beide zu Hause sein im Vaterhaus Gottes, hat vom Frieden geredet, der Jesus ist. Jetzt nimmt er das Bild – zwei Bilder eigentlich – vom Haus Gottes. Wir dürfen im Vaterhaus Gottes zu Hause sein. Das ist die Nummer Eins Grundsehnsucht der Menschen: zu Hause zu sein, dazu zu gehören. Wer bin ich eigentlich? Das ist die Grundfrage. Das millionenfache Flüchtlingselend unserer Tage führt uns vor Augen, was die große Not ist: Kein Zuhause, nicht mehr zu Hause sein können. Vertrieben zu sein und zu suchen, wo kann ich eigentlich zu Hause sein, wo ist der Friede, in dem mein Leben wachsen kann und wo ich bauen kann. Das sind aber nicht nur die Flüchtlinge, sondern auch die Einheimischen im Wohlstands-Deutschland. Die hübschen Eigenheime tarnen nicht die traurige Tatsache, dass wir millionenfach auf der Flucht sind. Bei uns ist es die Flucht in die Sucht. Millionen Alkoholiker, Medikamenten- und Drogenabhängige, Kaufsüchtige, Pornosüchtige, Geltungssüchtige, Spielsüchtige. Auf der Flucht in die Sucht, weil wir ein Zuhause suchen. Und deshalb betont Paulus das. Und es ist das Unerhörte: Gott hat in der Geschichte darauf hingearbeitet, in Jesus uns das Vaterhaus zu öffnen. Wir dürfen zusammen sein. Und dort brauchen wir nicht nur Besucher sein. Es ist auch keine Flüchtlingsunterkunft für solche, die nur vorübergehend ein Dach über dem Kopf brauchen. Zu Hause sein, Bürger, Mitbürger, Gottes Hausgenossen, nicht mehr Gäste und Fremdlinge. Richtig tief zu Hause sein in Zeit und Ewigkeit. Hier schmeißt mich niemand mehr raus. Das ist das Evangelium. Und dann wechselt Paulus das Bild noch einmal von dem Gebäude, in dem wir zu Hause sind und sagt: Wir sind selber lebendige Steine. Petrus hat das auch so gebraucht. Das Haus Gottes, das aus lebendigen Steinen, die wir sind, wächst und ein atmendes Haus, in dem Gott zu Hause ist. Das ist dann noch einmal eine andere Wendung dieses unerhörten Bildes von Zuhause. Dass Gott dort zu Hause ist, der Schöpfer des Universums und dass ich ein lebendiger Stein sein darf, in dem er zu Hause sein will. Auch so herum ist so was wie tröstlich. Und jetzt vergesst nicht. Das Ganze ist das Haus Gottes aus Juden und Heiden. Wo man das vergisst, schneiden wir unsere eigenen Wurzeln ab. Sehen Sie, dass ist eines der größten Geschenke, die wir im Augenblick erleben. Nachdem wir Millionen Juden in diesem Lande durch verbrecherische Weise ermordet haben, schenkt Gott uns in den letzten Jahren die Gnade, dass ausgerechnet in unserem Land messianische Gemeinden wachsen. Jüdische Menschen in Jesus ihren Messias finden. Toll, ihr kommt aus Kiew. Nicht wahr, dort ist eine große messianische Gemeinde in Kiew. War eine der Schlüsselgemeinden für viele viele Leute, jüdische Menschen, die nach Deutschland gekommen sind. In 3 Wochen beginnt eine evangelistische Woche in Berlin, in einer Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde, bei der ich mitarbeiten darf, die zusammenarbeitet mit der Messianischen Gemeinde Beit Schomer Israel. Auch Wladimir Pikman, aus der Ukraine kommend, Atheist, Jesus gläubig. Er hat Jesus gefunden. Ein leidenschaftlicher Zeuge für Jesus. Rabbiner dieser Messianischen Gemeinde ist er jetzt. Ein Jesus-Jünger und feurig für Jesus. Das ist ein solches Geschenk, dass wir das erleben dürfen, wie es wird. Und uns erinnern daran, wirklich zu sagen: Ja, Herr, du hast mit deinem Volk deine Geschichte nicht aufgegeben. Und dann will ich das neu begreifen, will mir von ihnen erklären lassen, will das AT mit den Augen des jüdischen Volkes sehen, will verstehen, wie ich es bisher noch nicht verstanden habe, was deine Treue ist, warum du ans Kreuz gehen musstest, warum die Hingabe deines Leibes und deines Blutes die Versöhnung ist und warum es Gewissheit gibt in Zeit und Ewigkeit.
Ich danke Ihnen.
Lassen Sie mich das zum Schluss sagen: Der Friede der Gemeinde Jesu besteht nicht darin, dass wir alle Meinungen, auch wenn sie der Bibel widersprechen, irgendwie gelten lassen und sagen: Schwamm drüber, kommt nicht drauf an. Der Friede ist Jesus selbst, so wie ihn Propheten und Apostel bezeugen. Jesus ist der Friede zwischen Juden und Heiden und damit unser Friede mit Gott. Und Jesus – unser Friede – ist das gemeinsame Zuhause. Und in diesem Frieden sind wir am Bau Gottes beteiligt. Das Fundament: Apostel und Propheten; Jesus: der tragende Eckstein. Dann heißt es zum Schluss hier: Durch ihn – Jesus – werdet auch ihr mit erbaut zur einer Wohnung Gottes im Geist. Das ist eine Zusage. Es passiert, sagt er. Dies Bauen von Jesus geschieht in unserem Leben. Wir dürfen verstehen, welcher Reichtum das ist, und dürfen hinein wachsen, in der Gegenwart Gottes zu Hause sein mit dem Volk Israel gemeinsam.
Wir preisen dich darüber Herr, dass du selbst dein Werk begonnen hast und vollenden wirst in Herrlichkeit. Amen.

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament