Jugendgottesdienst
19.09.1999
Das Ereignis, das mich und
bestimmt viele von Euch in diesem Sommer besonders bewegt hat, war dieses
verheerende Erdbeben in der Türkei. Und ich bin sicher: Jedem der das hört, dem
kommt der Gedanke, dass dort jetzt Menschen unter den Trümmer verschüttet sind,
die leben und nicht mehr gerettet werden können. Das ist ja ein furchtbarer
Gedanke. Man muss diesen Gedanken ja fast verdrängen, um nicht verrückt zu
werden. Vielleicht rührt viel Hysterie in unseren Medien daher, dass viele
Menschen genau diesen Gedanken nicht ertragen können, weil sie sich immer
selbst unter den Trümmern sehen.
Es gibt eigentlich kaum
etwas schlimmeres. Und dennoch gibt es noch etwas Schlimmeres. Schlimmer ist
es, verschüttet zu sein, und keine Gewissheit und keine Hoffnung zu haben, was
mich nach dem Tod erwartet. Das stelle ich mir wirklich furchtbar vor: Sterben
zu müssen, ohne eine Gewissheit über die letzten Dinge unseres Lebens.
Es ist eigentlich verrückt: Wir wissen heute mehr Dinge als jede andere
Generation in der Weltgeschichte vor uns. Wir wissen wie man mit Computern
umgeht, manche wissen sogar, wie man die Dinger baut. Wir können Videorecorder
programmieren und mit den hintersten Winkeln der Welt kommunizieren. Aber von
den entscheidenden Fragen des Lebens haben immer weniger Menschen eine Ahnung.
Und die wirklich wichtige Frage meines Lebens heißt doch nicht, wie ich
schneller durchs Internet komme, sondern worauf ich mich in meinem Leben im
allerletzten verlassen? Dann wenn kein Mensch mehr da ist und kein Hahn mehr
nach mir kräht. Wer oder was hält mich dann noch? Wenn mal mein letztes
Stündchen schlägt, dann brauche ich Gewissheit, felsenfeste Gewissheit. Dann
muss ich wissen, worauf ich mich verlassen kann.
Es gibt nun nicht wenige Christen, die sehr leichtfertig sagen: „Auf Jesus
kannst du dich verlassen! Jesus hält! Er trägt!“ Aber woher weiß ich das? Nein,
auch Christen müssen sich ganz kritisch fragen lassen, ob das stimmt, was sie
glauben. Ob diese Gewissheit, die sie verbreiten, wirklich so gewiss ist. Woher
weiß ich, dass das wirklich stimmt mit Jesus? Woher weiß ich, dass das kein
gigantische Bluff ist, sondern wirklich eine tragfähige Basis für mein Leben.
Das ist eine Frage, die schon vor 2000 Jahren viele Menschen bewegt hat. Und
nun sagt der Apostel Paulus: Die letzte Gewissheit unseres christlichen
Glaubens steht und fällt mit der Auferstehung Jesu Christi vom Tod. Alles hängt
davon ab, ob an der Auferstehung Jesu was dran ist oder nicht. Paulus formuliert
das hammerhart im 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Verse: 14-19:
„Wenn Christus nicht auferstanden ist, dann ist unsre Predigt leeres
Geschwafel, dann ist auch euer Glaube hohl. Wir wären als falsche Zeugen als
Betrüger bloß gestellt...
Ist Christus nicht auf erstanden, so ist euer Glaube inhaltslos, so seid ihr
noch in euren Sünden...
Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten
unter allen Menschen.“
Für Paulus hängt an der Auferstehung wirklich alles. Wenn die Auferstehung Jesu
eine Lüge ist, dann ist der christliche Glaube der größte Schwachsinn aller
Zeiten und dann sind die Christen die unangefochtene Nr. 1 unter den Trotteln
der Weltgeschichte.
Dann sind alle Pfarrer und
Prediger auch Lügner und Betrüger. Dann wäre es aus Jugendschutzgründen nur
konsequent, wenn man Uli und mich wegen geistiger Verführung Minderjähriger
schleunigst hinter Schloss und Riegel bringt.
An der Auferstehung hängt alles. Da kann auch keiner gleichgültig bleiben. Denn
wenn dieser Jesus wirklich auferstanden ist, wenn er wirklich lebt und heute
noch lebt, wenn heute nachmittag/abend hier und jetzt unter uns ist, dann hat
das unmittelbare Konsequenzen für unser Leben.
Deshalb kommt alles drauf an, dass diese Nachricht stimmt. Das reicht es nicht
aus, wenn man sagt: Ob’s stimmt oder nicht, ist gar nicht so entscheidend,
Hauptsache ist, was die Auferstehung bedeutet. Ich halt das ja an Ostern oft
nicht mehr aus, wenn nur noch von der Bedeutung der Auferstehung die Rede ist.
Von wegen die Auferstehung sei so ein Bild dafür, dass dieser Jesus den
Menschen damals wichtig war. Und deshalb haben sie das mit der Auferstehung
erfunden. Ein Theologe hat mal ein Buch geschrieben mit dem Titel: „Die Sache
Jesu geht weiter!“ Also nicht er selbst, sondern nur das was er wollte ist
unsterblich.
Das wäre dann in etwa so, wie in diesem Jahr der 250. Geburtstag Goethes. Man
würde ein Jesus-Jahr machen, einige Ausstellungen, einen neuen Jesus-Film
drehen, ein paar Jesus-Biographien, einige Vorträge und Konzertangebote usw.
Erinnerungen an einen großen Menschen ...
Das kann man natürlich als Mensch im 20. Jh. so vorstellen, für die Menschen
damals war dieser Gedanke aber völlig unmöglich. Und zwar nicht deshalb, weil
Jesus gestorben ist, sondern wie er gestorben ist. Wäre Jesus alt und
lebenssatt an Altersschwäche eingeschlafen, hätte man vielleicht noch was
drehen können, von wegen Bedeutsamkeit. Mit einem Gekreuzigten war nichts zu
drehen. Am Kreuz zu sterben, war damals das letzte, das allerletzte. Das war
der Sklaventod. Grausamste Foltermethode. Unendliche Schande. Für Juden galt
ein Gekreuzigter als von Gott verflucht.
Wer verkündigte, dass Gott einen Gekreuzigten aus dem Tod auferweckt habe, der
konnte nicht mehr alle Tassen im Schrank haben. Das Kreuz war für die Menschen
damals der schlagende Beweis dafür, dass Jesus gelogen hat, dass er mit Gott
nichts zu tun haben konnte.
Wer in der Antike mit der Botschaft von einem gekreuzigten Gottessohn hausieren
ging, der konnte nicht mehr ganz dicht sein. Die Jünger Jesu, die mussten schon
trifftige Gründe gehabt haben, wenn sie mit so einer - für antike Ohren - total
blödsinnigen Botschaft in die Welt zogen. Der einzige Grund kann eigentlich nur
der sein, dass es so war, dass es wirklich so passiert ist.
Das Neue Testament bleibt hartnäckig bei dieser verrückten Botschaft. 40 Std. nach seinem amtlich festgestellten
Tod begegnet er einer Frau, die ihn eigentlich einbalsamieren wollte. Gut, nun
kann man sagen, dass Verlustschmerz
seltsame Phantasien hervorbringen kann.
Dann begegnet er zwei Jüngern, die aus Angst aus Jerusalem fliehen. Als sie am
Abend mit ihm essen wollen, merken sie: Es ist Jesus. Auch hier kann man
natürlich sagen: Angst und Wahn gehen Zahn in Zahn. Die waren nicht ganz auf
der Höhe.
Aber am Abend desselben Tages tritt Jesus in den Kreis der Jünger. 10 Männer
sehen ihn. Einer fehlte und der glaubt das natürlich auch nicht als er es hört.
Acht Tage später tritt Jesus wieder in diesen Kreis, diesmal ist der Thomas
dabei. Und dann sagt Jesus zu ihm: Komm lege deine Hand in meine Kreuzesmale
und vergewissere dich, dass ich wirklich lebe.
Man kann natürlich auch hier von Massensuggestion sprechen, aber irgendwann
wird das ja witzlos.
Zwei Jahrzehnte später schreibt ein Mann namens Paulus einen Brief an eine
Gemeinde in Korinth (Griechenland). Die dachten auch, es geht eigentlich nur um
so ein sinngemäßes Verständnis der Auferstehung. Aber dann zählt Paulus nicht
weniger als 515 Zeugen auf, die man befragen konnte. Er sagt: Geht hin, wenn
ihr’s nicht glaubt. Die könnt ihr fragen. Die sind ihm nach seinem Tod
begegnet. Die wissen, dass er lebt.
Liebe Freunde, diesen Berichten muss ich mich stellen. Die kann ich nicht
einfach wegwischen und sagen: „Alles Spinner!“ Diese Berichte im NT sind für einen Historiker, der seine Quellen
ernst nimmt, ein Problem. Die Auferstehung ist jedenfalls mindestens genau so
gut belegt, wie irgendein anderes Ereignis, das vor 2000 Jahren stattgefunden
hat.
Was nun? Ich kann es gut verstehen, wenn Du trotzdem sagst, die Sache ist eine
bisschen dick aufgetragen: Bei uns zu Hause sind noch alle Gräber zu, da kam
noch keiner wieder raus. Mir ist das Risiko zu groß. Und das ist ja
zugegebenermaßen ein starkes Argument. Das wussten auch die Christen damals.
Nur eins ist auch klar: Das Risiko besteht auf beiden Seiten:
Wenn Jesus tot ist O.K. Dann sind Christen Leute, die einen an der Klatsche
haben. Dann bin ich ein Obertrottel, weil ich auch noch Theologie studiert habe
und Pfarrer geworden bin.
Aber wenn Jesus auferstanden ist und lebt, dann leben alle, die an diesem Jesus
vorbeileben in ganz verhängnisvoller Weise falsch.
Wenn Jesus auferstanden ist,
dann kann keiner so weiterleben wie bisher, sondern dann kommt alles darauf an,
dass wir mit dieser Schlüsselfigur Gottes in Kontakt kommen.
Wenn die Auferstehung eine Tatsache ist, dann hat das Konsequenzen für unser
Denken über die Wahrheit. Wir leben heute ja in der sogenannten Postmoderne.
Das heißt - ums ganz kurz zu machen - wir leben in einer Zeit in der es keine
allgemeinen Werte und Wahrheiten mehr gibt. In der jeder im Grunde Tun und
Lassen kann, was er will, solange es den anderen nicht stört. Alles ist
gleich-gültig. Jeder hat seine Wahrheit und keiner darf die Wahrheit des
anderen madig machen.
Deshalb gelten alle, die
behaupten, dass Jesus Christus der einzige Weg und die einzige Wahrheit ist
heute als die großen Spielverderber. Die nennt man dann „Fundamentalisten“ und
hat sie mit der verbalen Keule erledigt.
Aber wenn die Auferstehung war ist, dann ist ein für allemal klar, dass Jesus
der Sieger über den Tod ist. dass er der einzige ist, der uns verlässliche
Auskunft über Gott geben kann. Dann ist klar, dass er der Weg, die Wahrheit und
das Leben ist und dass sich einmal alle Knie vor ihm Beugen müssen, auch die
Knie derer, die heute eine ganz große Klappe haben und Spottkübel über ihm
auskippen, und das alle bekennen müssen, dass Jesus der Herr ist.
Wenn die Auferstehung eine Tatsache ist, dann hat sich Gott in einzigartiger
Weise zu diesem Jesus von Nazareth bekannt. Dann ist die Auferstehung die
Bestätigung des Kreuzes von Golgatha.
Dann gilt das, was Jesus gesagt hat: So hat Gott die Welt geliebt, dass er
seinen einzigen Sohn gab, damit alle die an ihn glauben nicht verloren gehen,
sondern das ewige Leben haben. Dann ist das Kreuz ist Chance meines Lebens.
Dann stimmt das wirklich, dass ich an diesem Kreuz meine Schuld loswerden kann,
dass ich an diesem Kreuz neu anfangen kann. Dann stimmt das wirklich, dass ich
unter dem Kreuz ein neues und ein ewiges Leben bekommen kann.
Wenn die Auferstehung eine Tatsache ist, dann heißt das auch, dass nichts, was
wir für ihn tun umsonst ist. Viele von Euch bringen oft einen Rieseneinsatz für
Jesus. Nichts ist umsonst. Auch die vielleicht manchmal frustigen Zeltlager oder
das Herumärgern mit nörgelnden Jungscharlern. Wenn er lebt, hat sich alles
gelohnt.
Ich möchte das am Ende mal ganz persönlich sagen. Wir machen diese
Jugendgottesdienste nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil der auferstandene
Jesus uns begegnet ist und uns beauftragt hat, Euch von ihm zu erzählen.
Uli und ich würden hier nicht stehen, um eine Gedenkstunde an die Philosophie
des vor 2000 Jahren verstorbenen Jesus von Nazareth zu halten? So wie man jetzt
das Goethe-Jahr feiert und überlegt, was Goethe für uns heute noch bedeutet.
Nein wir machen Jugo, weil wir der festen Überzeugung sind, dass Jesus lebt und
hier in diesem Moment in diesem Saal lebendig und persönlich gegenwärtig ist.
Dort hinten am Pult stehen in jedem Jugo gestandene Familienväter, die an
Sonntagen 1000 andere schöne Dinge einfallen würden, anstatt hier acht Stunden
ihre Boxen auf- und wieder abzubauen. Die tun das auch nur, weil Ihnen der
auferstandene Jesus begegnet ist. Weil er in ihrem Leben eine lebendige
Gewissheit geworden ist. Und weil sie jetzt mit ihrem Einsatz ihm die Ehre
geben wollen. Und für alle anderen, die hier mitmachen gilt dasselbe.
Vielleicht fragst Du jetzt, wie auch Du diese Gewissheit bekommen kannst. Diese
Gewissheit, mit der Du leben kannst und mit der Du auch sterben kannst.
Es ist eigentlich ganz einfach: Lade ihn doch einfach einmal zu Dir ein! Bitte
ihn in dein Leben zu treten und Jesus wird kommen.
Er kommt in Dein Leben, das vielleicht von der Angst geprägt ist: Angst, dass
Du die Erwartungen deiner Eltern nicht erfüllen kannst, oder der Angst, dass
die Ehe deiner Eltern bricht.
Er kommt in dein Leben, das vielleicht von Frage nach der eigenen Zukunft
bestimmt wird. Wie soll’s weiter gehen mit mir.
Er kommt in dein Leben, das vielleicht
von der Sorge um die eigene Gesundheit oder die eines lieben Menschen
gezeichnet ist.
Er kommt in dein Leben, das vielleicht von großer Schuld gezeichnet ist.
Er will in Dein Leben kommen und Du kannst erleben, dass er lebt. Und dass sein
Heiliger Geist Dir die Gewissheit gibt, dass sein Wort wahr ist.
Amen.