Prof.
Dr. Werner Gitt
Ein
Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“
16.
Auflage
Aus den Werken der Schöpfung kann jedermann auf den notwendigen Schöpfer schließen (Römer 1, 19-21). Seit dem Sündenfall weist das Gewissen auf den von Gott getrennten Zustand und das schuldhafte Verhalten des Menschen hin: „Denn sie (= die Heiden) beweisen, des Gesetzes Werk sei geschrieben in ihren Herzen, da ja ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die sich untereinander verklagen oder auch entschuldigen“ (Römer 2, 15). In eigenem Denken und Wollen haben alle Völker die Rückbindung an Gott gesucht und entwickelten dabei die unterschiedlichsten Religionen. Das Wort Religion stammt von dem lateinischen religio (= Gewissenhaftigkeit, Gottesfurcht), das sich wohl von dem Verb religiare (= an-, zurückbinden) herleitet. Diese Anbindung wird im wesentlichen durch zwei alle Religionen kennzeichnende Charakteristika versucht: durch mancherlei menschlich ersonnene Vorschriften (z. B. Opferriten) und durch für wichtig erachtete Gegenstände (z. B. Buddhafiguren, Gebetsmühlen, die Kaaba in Mekka). Als Religion bezeichnen wir im folgenden alle menschlichen Anstrengungen, zu Gott zu kommen. Beim Evangelium hingegen ist es umgekehrt: Gott selbst handelt und kommt auf den Menschen zu. In Konsequenz dazu bezeichnen wir den biblischen Weg nicht als Religion (ausführlicher in [G3] behandelt).