Prof.
Dr. Werner Gitt
Ein
Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“
16.
Auflage
Die frühere scharfe Trennung zwischen anorganischer
und organischer Chemie hatte einen gewichtigen Grund: In der unbeeinflussten
Natur entstehen organische Verbindungen nur durch Aktivität der Organismen. Mit
dem Tod des Organismus setzt der umgekehrte Prozess ein: Die organischen Stoffe
zerfallen in ihre anorganischen Bestandteile. Als der Chemiker F. Wöhler 1828
das eindeutig anorganische Ammoniumcyanat in die organische Verbindung
Harnstoff umwandelte, war dieser grundsätzliche Unterschied nicht mehr gegeben.
Durch zielstrebige und planvolle Tätigkeit ist man heute in der Lage, zahlreiche
organische Verbindungen zu synthetisieren. Unabdingbar ist dabei die Kenntnis
von Chemie und Verfahrenstechnik, kurz: der Einsatz von Geist. Betrachten wir
nun die Lebewesen, so stellen wir fest, dass es auf der physikalisch-chemischen
Ebene in Pflanzen und Tieren und beim Menschen keine Prozesse gibt, die den
physikalischen und chemischen Vorgängen außerhalb lebender Organismen
widersprechen. Die bekannten Naturgesetze haben auch hier ihre volle
Gültigkeit. Zwischen unbelebter Materie und der Materie in Lebewesen gibt es
somit keinen prinzipiellen Unterschied auf der Ebene von Chemie und Physik. Die
neodarwinistischen Ansätze über die Entstehung erster Lebewesen in der
Ursuppenatmosphäre gehen über diese Erkenntnis hinaus und behaupten, dass es
einen verhältnismäßig glatten und unproblematischen Übergang von unbelebter
Materie zu lebenden Organismen gibt. Ein lebendiger Organismus darf aber nicht
verwechselt werden mit Materie in Lebewesen. Die Gesamterscheinung des
Organismus wird nicht angemessen verstanden, wenn man sie nur unter dem
Gesichtspunkt der isolierten Erklärbarkeit ihrer einzelnen Teile betrachtet.
Organismen enthalten als wichtige Zutat Information,
jene geistige Größe, welche die Materie nicht von selbst erzeugen kann. Sie ist
dafür verantwortlich, dass jedes Lebewesen auf eine bestimmte Gestalt hinstrebt
und in der Lage ist, sich zu vermehren. In der unbelebten Natur gibt es das
Prinzip Vermehrung (Reproduktion aufgrund eingeprägter Information) nicht. Information
wird damit zum kennzeichnenden Kriterium, um einen lebenden Organismus von
unbelebter Materie deutlich zu unterscheiden. Ebenso hat die Entstehung
einer individuellen Gestalt – im Gegensatz zur Kristallbildung – nichts mit
einer physikalisch-chemisch bedingten Strukturgesetzlichkeit zu tun. Bei dem
Phänomen Leben handelt es sich um eine Qualität, die jenseits von Physik und
Chemie liegt. Gerade die sogenannten Evolutionsexperimente, welche die
Entstehung des Lebens als ein rein physikalisch-chemisches Phänomen belegen
sollten, bestätigen unsere Aussage: Niemals kann Information in einem
physikalisch-chemischen Experiment entstehen!
·
Bei
den vielzitierten Miller-Experimenten konnten einige Aminosäuren, die
Grundbausteine der Proteine, synthetisiert werden; Information ist jedoch nie
entstanden. Damit liegt dieser Versuch außerhalb dessen, was man als
Evolutionsexperiment bezeichnen könnte.
· Der von M. Eigen entworfene Hyperzyklus ist ein reines Gedankenexperiment ohne die notwendige experimentelle Bestätigung. Mit Hilfe von sogenannten „Evolutionsmaschinen“ wollte Eigen die Evolution in den Stand des Experimentellen versetzen. Gegenüber „Bild der Wissenschaft“ (H. 8, 1988, S. 72) sagte er: „In einer unserer Maschinen haben wir Bakterienviren evolvieren lassen… Dieses Projekt hatte bereits Erfolg. In nur drei Tagen konnten wir eine Mutante isolieren, welche die entsprechende Resistenz aufwies. Das Beispiel zeigt, dass es möglich ist, den Evolutionsprozess im Labor nachzuahmen.“ Solche Aussagen erwecken den Eindruck, als wäre hier ein Evolutionsexperiment gelungen. In Wirklichkeit wurde von bereits vorhandenen Lebewesen ausgegangen. Auch hier ist keine neue Information entstanden, sondern mit vorliegender werden Versuche ausgeführt, die somit keine Aussage über die Entstehung von Information liefern.
Es gilt als bedeutsames Faktum festzuhalten: In keinem Laboratorium der Welt ist es je gelungen, aus unbelebten organischen Stoffen lebendige Organismen „herzustellen“. Dies ist um so beachtenswerter, als die Biotechnik mit dem Lebendigen zahlreiche Manipulationsmöglichkeiten entwickelt hat. Bezeichnenderweise setzt Biotechnik immer bereits bei Lebendigem ein und versucht es lediglich zu manipulieren. Offenbar ist die Kluft zwischen chemotechnischen Verfahren und der Biotechnik unüberwindbar. Ja, selbst wenn es eines Tages nach unermüdlicher Forschertätigkeit und Einsatz aller Kenntnisse möglich sein sollte, würde damit bewiesen: Leben ist nur durch Einsatz von Geist und Schöpfertätigkeit erklärbar.