Prof. Dr. Werner Gitt

Ein Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“

16. Auflage

 

Gibt es heute noch neue Botschaften als Ergänzung zur Bibel? Ist Gott nicht größer als die Schrift, um direkt zu jemandem zu reden?

 

Wir müssen zwei Redeweisen Gottes unterscheiden: die für alle Menschen in gleichem Maße gültige Bibel und die individuelle Führung Gottes im Leben des einzelnen.

 

  1. Ergänzungen zur Bibel? Parallel mit der Entstehung der biblischen Schriften durch von Gott berufene und von ihm autorisierte Männer (z. B. Jeremia 1, 5; Galater 1, 12) treten auch falsche Propheten mit eigenmächtigen Botschaften auf. Auf die auch uns bewegende Frage „Wie kann ich merken, welches Wort der Herr nicht geredet hat?“ (5. Mose 18, 21) gibt Gott als Antwort ein entscheidendes Kriterium zur Prüfung der Wahrheit: „Wenn der Prophet redet in dem Namen des Herrn, und es wird nichts daraus und es kommt nicht; das ist das Wort, das der Herr nicht geredet hat; der Prophet hat’s aus Vermessenheit geredet“ (5. Mose 18, 22). Auch in der Bergpredigt warnt Jesus vor den falschen Propheten und nennt uns ebenso die Kennzeichen ihrer Identifizierung: „Sehet euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen. Kann man auch Trauben lesen von den Dornen oder Feigen von den Disteln?“ (Matthäus 7, 15-16). Der Apostel Johannes weist nicht minder eindringlich auf die Gefahr hin: „Viele Verführer sind in die Welt hinausgegangen. Wer weitergeht und bleibt nicht in der Lehre Christi, der hat Gott nicht“ (2. Johannes 7+9). Nur die Bibel ist von Gott offenbart. Im Letzten hat Gott durch seinen Sohn geredet (Hebräer 1, 1), und es wird nun keine zusätzlichen Offenbarungen mehr geben (Offenbarung 22, 18). Dem Wort der Bibel ist danach nichts mehr hinzuzufügen. Schon Petrus warnt zu seiner Zeit vor „verderblichen Sekten“ (2. Petrus 2, 1), die mit eigenen Lehren die Menschen zur Verdammnis führen. Die Zutaten und Entstellungen der Bibel von Joseph Smith (Buch Mormon der Mormonen) Jakob Lorbeer (Freunde der Neuoffenbarung), Ch. T. Russel (Jehovas Zeugen), M. Baker Eddy (Christliche Wissenschaft) u.a. sind keine göttlichen Botschaften, sondern bedauerliche Irrwege falscher Lehrer und Verführer. Gott gibt keine zusätzlichen Offenbarungen, sondern nur neues Licht über das, was er uns schon längst im AT und NT mitgeteilt hat. So bleibt die Bibel die einzige verbindliche Informationsquelle und die alleinige Messlatte, an der alles zu prüfen ist. Auch Zitate heutiger Zeitgenossen mit der einleitenden Autorisierungsformel „Der Herr hat mir gesagt…“ bedürfen wegen des oben Dargelegten einer strengen Prüfung.

 

  1. Individuelle Führung Gottes: Oft wünschten wir uns ein direktes Reden Gottes in einer bestimmten Situation. Gott könnte es tun, aber es ist nicht seine Methode. Martin Luther, John Wesley, Hudson Taylor oder Billy Graham waren bzw. sind bedeutende Gottesmänner und haben Außergewöhnliches ausgerichtet. Sie haben sich auf Gottes Wort berufen und empfingen von dort Impulse ihres segensreichen Wirkens. Unser Gebet „Weise mir, Herr, deinen Weg“ (Psalm 86, 11) erbittet Gottes Handeln in unserem Leben. Das ist erfahrbar und erst im Nachhinein eindeutig als Wirken Gottes erkennbar, aber es geschieht lautlos ohne hörbare Stimme Gottes.