Beerdigung!
Wir stehen um das offene
Grab. Der Mann, dessen Sarg da langsam in die Tiefe gleitet, war ein erfolgreicher
Geschäftsmann. So wundert es mich nicht, dass eine große Menschenmenge sich
eingefunden hat.
Ein leiser Regen setzt ein.
Die Leichenträger werfen eilig eine Unmenge von nassen Kränzen von den schwarzen
Karren. Dann verschwinden sie.
Nun spricht ein Pfarrer.
Heimlich schaue ich mich ein
wenig um. Lautlos stehen die Leute und horchen zu … Ja, hören sie wirklich? Ich
möchte, ich könnte in die Köpfe und Herzen hineinsehen. Das müsste doch
interessant sein, festzustellen, was jetzt jeder denkt. Ob ich einmal versuche,
es zu erraten?
Der dicke Herr mit dem
spiegelblanken Zylinder (schaut verstohlen auf seine
Uhr): Himmel, wenn der sich da vorne doch ein bisschen beeilen wollte, dann könnte
ich noch eine Stunde auf mein Büro und die Post erledigen. So eine Beerdigung
nimmt schrecklich viel Zeit weg!
Die schlanke Frau an seiner
Seite: Schrecklich, so ein Grab! Nun liegt der arme Kerl da unten! Vor 14 Tagen
hat er noch ein paar Flaschen Mosel mit uns geleert. Und nun …! Brr! Wenn man
denkt, dass sich jetzt die Würmer an ihn heranmachen! Und dass man selber mal
so …! Ich möchte, es wäre zu Ende!
Das junge Mädchen: Der Dr.
X. schaut dauernd zu mir herüber. Und dabei! ... wie sehe ich aus! Schwarz steht
mir einfach nicht! Ob er es wohl merkt?
Die arme Verwandte dort am
Grab: Ja, der hat sich aufs Geschäft verstanden! Aber dass er nur einmal an uns
gedacht und uns etwas hätte zukommen lassen … Nein! Lieber machte er schöne und
kostspielige Ferienreisen! Ha, nun nützt ihm sein ganzes Geld nichts mehr! Ob
er wohl im Testament an uns gedacht hat?
Die alte Frau mit dem zarten
Gesicht: Ich werde wohl die nächste sein, die sie hier heraustragen … Ich freue
mich darauf. Wie schön, dass ich von Jugend auf den Herrn Jesus als meinen
Heiland kenne. Eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens hat Er mir geschenkt.
Eine gewisse Hoffnung des ewigen Lebens – ! Wie schön ist das!
Der Mann mit den verbissenen
Zügen: Da haben wir's! Nun fängt der Pfarrer wirklich wieder mit dem alten
Unsinn an: Auferstehung der Toten! So ein Unsinn! Tot ist tot! Wie der Baum
fällt, so bleibt er liegen. Am liebsten möchte ich unter Protest die
Versammlung verlassen. Aber das geht ja wohl nicht gut …
Der nachdenkliche Mann:
Auferstehung der Toten?! Habe lange davon nichts mehr gehört. Gut, dass man
sich einmal Zeit nimmt für eine Beerdigung. Auferstehung der Toten! Wenn das
wahr wäre? Ja, dann sollte man … dann sollte man … Nun, was denn? Wollen hören,
vielleicht sagt der Pfarrer, was man sollte … Was empfiehlt er? Jesus! Wer ist
Jesus? Doch irgend so ein Religionsstifter! Was sagt der Pfarrer da? Jesus
errettet und macht selig! Dann wäre er doch mehr als ein Religionsstifter? … Wenn
ich nur mehr Zeit hätte, mich um diese Sache zu kümmern! … Aber, wenn es eine
Auferstehung der Toten gibt, dann sollte man sich doch die Zeit nehmen. Dann
wäre das doch wichtiger als alles andre …
Der elegante junge Herr:
Schrecklich! Nun verregnet mir mein gepumpter Zylinder! Mein Nachbar wird schön
schimpfen! Hätte ich doch einen Schirm mitgenommen!
Der einfache Mann dort mit
dem stillen Gesicht: Mein Gott, mein Gott, ich bitt durch Christi Blut: Mach's
nur mit meinem Ende gut!
„Amen!“ sagt da der Pfarrer.
– Eine leise Bewegung geht durch die Versammlung, als nun ein Chor zu singen
beginnt.