Verzweifelt kämpfte
ich um mein Haus. Der furchtbare Fliegerangriff vor zwei Tagen hatte die Stadt
in ein Flammenmeer verwandelt.
Rings umher hatte
man den Kampf aufgegeben. Da standen nur noch rußgeschwärzte Mauern, in denen
es leise rauchte.
Es war nicht mehr
viel zu retten. Die beiden obersten Stockwerke waren schon ausgebrannt. Aber
wenn es gelang, das Feuer zum Stehen zu bringen, konnte ich meine wertvolle
Bücherei und ein paar Möbel retten.
Die Augen waren
entzündet von Rauch und Müdigkeit, die Hände verbrannt. Mit langen Stangen
rissen wir das Feuer auseinander. Wasser gab es schon längst nicht mehr.
Da — alles hob den
Kopf! Was war das? „Wahrhaftig — das Telefon geht noch!" Es war lächerlich,
wie in dem zerstörten, brennenden Hause, in das von oben der blaue Frühlingshimmel
hereinschaute, das Telefon klingelte.
Ich stürzte hin:
„Hier die Geheime Staatspolizei. Kommen Sie mal sofort hierher!" — „Ich
kann doch nicht. Mir verbrennt mein letzter Besitz!" — „Wenn die
Staatspolizei ruft, haben Sie sofort zu erscheinen. Wir erwarten Sie in einer
halben Stunde!" — — —
Und dann saß ich im
Büro der Gestapo vor einem eleganten Beamten, der meine verbrannten Kleider nur
flüchtig streifte und mir dann irgendeines der unsagbar lächerlichen Verbote
mitteilte, mit denen die evangelische Jugendarbeit beständig gequält wurde.
„Ihre Sorgen möchte
ich haben!" entfuhr es mir. Und dann erschrak ich selber vor dem Wort.
Aber der hohe Herr war sehr gnädig. „Wieso?" fragte er nur.
„Nun, hier geht
eine Welt unter. Und Sie entblöden sich nicht, mich wegen einer solchen Sache
herzubestellen!"
Da wurde er auf
einmal sehr ernst und sagte: „Uns ist diese Sache wichtig. Sehen Sie, wir haben
Sie genau beobachtet. Und da haben wir festgestellt, daß Sie noch keinen
Gottesdienst und keine Jugendstunde haben ausfallen lassen. Als Ihre Sääle und
Kirchen zerstört waren, gingen Sie in die Keller. Und wenn ein Keller
verschüttet war, richteten Sie sich im nächsten ein."
Ich mußte lächeln:
„Ja, der Siegeszug des Evangeliums geht weiter!"
Da fuhr er auf:
„Und unser weltanschaulicher Kampf geht auch weiter! Und wenn die Welt
untergeht!!"
Wir sahen uns in
die Augen und fühlten, einer am ändern, eine unheimliche Entschlossenheit.
„Damit geben Sie
zu", sagte ich langsam, „daß das Thema dieser schrecklichen Zeit heißt: Christus
oder Antichristus!"
„Da gebe ich Ihnen
recht. Es geht nur um die Frage, ob Ihr eingebildeter Jesus Christus noch
länger die Hirne gefangen halten soll — oder ob wir und unsre Weltanschauung
herrschen. Darum geht es allein in dieser Zeit. Alles andre ist nur
Begleitmusik."
Ich konnte nicht
anders — ich streckte ihm die Hand hin und sagte: „Wenn uns auch Welten
trennen, mit Ihnen verstehe ich mich über all die Köpfe hinweg, die nicht
begreifen, um was es geht."
Und dann durfte ich
ihm sagen, daß Jesus Christus keine Einbildung ist, sondern daß Er lebt.
Als ich nach Hause
ging, fiel mir auf einmal mein brennendes Haus ein. Das hatte ich ganz
vergessen!
Und das war gut. Es
ging ja auch nicht um Haus und Besitz. Und mein Herz wurde in all meiner Not
fröhlich, daß ich einem Herrn dienen durfte, dessen Sieg sicher ist, seitdem Er
auf Golgatha rief: „Es ist vollbracht!"