Wilhelm Busch
Herr
sende Dein Licht
und
Deine Wahrheit!
Wie komme ich zum Frieden meiner Seele
«Sende dein Licht und deine
Wahrheit,
dass sie mich leiten
und bringen zu deinem heiligen
Berg
und zu deiner Wohnung.»
(Psalm 43, 3 Luther
Übersetzung)
«Die Gnade sei mit uns, und Friede von dem, der da ist, der da war und der da kommt. - Amen.»
Wir wollten einige Psalmstellen in diesem Sommer Halbjahr besprechen, bei denen man beim Lesen hängen bleibt. Und da lese ich heute ein Wort aus Psalm 43 Vers 3:
«Herr, sende dein Licht und deine Wahrheit!» -
«Herr, sende dein Licht und deine Wahrheit! Herr, heilige uns in deiner Wahrheit. Dein Wort ist die Wahrheit. Amen.» -
Liebe Freunde!
Unser Spielplatz vor dem Weigle-Haus, der Sonntagmorgens in einen Parkplatz verwandelt ist, der ist nach der Strasse zu, abgeschlossen von so kleinen Steinsäulen, die durch eiserne Querstangen verbunden sind. Alle Autofahrer schimpfen drüber, aber es musste gemacht werden, weil sonst alle Lastwagen das zum wenden gebraucht haben und der Platz so kaput gemacht wurde.
Nun sind diese eisernen Querstangen eine beliebte Sache für kleine Jungs, darauf zu laufen. Vielleicht probieren Sie es auch einmal. Ja bei Nacht und Nebel möchte ich es nicht wirklich tun. -
Und da hab ich neulich mal so ne kleine Schar so ganz kleiner «Dötsche» beobachtet. Wissen Sie, so drei, vier, fünf Jährige. Die versuchten also auf dieser Eisenstange zu laufen.
Und das war ein Geschrei. Und eine Angeberei.
«Sieh mal wie ich das kann!»
brüllt einer. Und die Andern traten ihn raus und die schrie:
«Wie ich das kann!»
Und da purzelt einer runter. Und dann so ein bisschen Älterer:
«Ich kann das viel besser!»
Und der wurde dann runter gezerrt. -
Und da hab ich gedacht, sieh mal, genau wie bei den grossen Leuten.
«Ich kann mir ein Volkswagen leisten!» -
«Ätsch, ich aber nen Mercedes!» -
«Aber, wir können uns leisten, in den Ferien in Italien zu sein!» -
«Ja aber, wir können unsere Postkarten aus Ägypten schicken!»
So ist die Welt mit Lärm erfüllt. «Ich kann, ich kann...» Was können wir nicht alles. Das ist so ein Lärm von Angeberei, dass keiner mehr auf den Andern achtet und häufig jeder für sich angeben muss.
Ja, und da ist immer noch die Bibel da! - Gottes Wort.
Und wenn Sie nun die Bibel aufschlagen, dann werden Sie sofort merken: Die schiebt das alles auf die Seite. Und sie fängt an zu Fragen:
«So, du kannst du kannst?»
Jetzt will ich Dich mal fragen:
«Kannst Du zum Beispiel: Glauben? - Glauben wie Abraham? Der nicht auf das was vor Augen war, sondern einfach auf das Wort Gottes hin traute? Kannst Du Busse tun?» - Fragt die Bibel.
«Kannst Du das, Du Angeber!? Kannst Du Busse tun wie der verlorene Sohn der um 180 Grad umdreht und sagt: Ich habe gesündigt!? – Und nach Hause gehen!?»
Die Bibel fragt, voller solche – wie soll ich sagen – peinlichen Fragen.
«Kannst Du»
– das wär viel wichtiger als all Deine Angeberei –
«kannst Du zum Beispiel: Beten?»
Das fragt unser Text.
«Kannst Du beten?»
Ich lese so gern die Gebete in der Bibel. Da sind ne Menge. In den Psalmen und im Buch Daniel. Und Nehemia. Und im Neuen Testament. Und wenn ich die Gebete in der Bibel lese, dann fragt mich das:
«Du, Pastor Busch?! Kannst du beten?»
Und da werde ich ganz klein und muss sagen:
«So, so kann ich nicht beten. So nicht.»
Ich möcht ich lernte es noch.
Sehen Sie, unser Textwort, dieses ganz kurze Sätzchen, können Sie gerade auswendig behalten:
«Sende dein Licht und deine Wahrheit.»
Das ist ein Gebet. Ist ein Wörtchen aus einem Gebetspsalm. Und als ich die Psalmen so fortlaufend las, aufmerksam, horchend, da bin ich an diesem Wort hängen geblieben – weil ich merkte das ist ein besonders, tiefgründiges, ein beachtenswerter Gebetssatz. - Sende dein Licht und deine Wahrheit.
Ich möchte ihn heute Morgen versuchen, ihn auszulegen. Wir Überschreiben der Predigt den Text: «Ein beachtenswertes Gebet.»
Ich habe wie üblich meine drei Teile.
Als erstes möchte ich ihnen sagen: Sehen sie einmal, wie rührend, wie ergreifend dieses Gebet ist. Wenn sie den ganzen Psalm1 mal lesen, dann spüren sie wie der Psalmist unablässig sagt:
«Ich kann nicht mehr. Ich weiss keinen Weg für mich.»
Und sehen sie, das war vor 3000 Jahren. Genau diesen Satz, höre ich so oft.
«Ich kann nicht mehr. Ich weiss keinen Weg für mich.»
Das höre ich von Menschen, die in ihrer Ehe nicht zurecht kommen.
Das höre ich von jungen Leuten, die mit sich selber nicht fertig werden. Die spüren, die, die niedrigen Bindungen ihres Lebens. - «Ich kann nicht mehr».
Ich hör den Satz von Menschen, die in schwierigen Verhältnissen sind, in einer grossen Familien in so kleinen Wohnungen oder so, wissen sie. - «Ich kann nicht mehr, ich seh kein Weg».
Ich hör den Satz von Mensch, die ihre Friedlosigkeit ihres Herzens nicht mehr ertragen. - «Ich kann nicht mehr!»
Und sehen Sie, genau das ist die Atmosphäre dieses Psalms - (der zusammengehört mit dem vorigen 42ten 43ten, gehören zusammen, das ist eigentlich ein Psalm) -
«Ich kann nicht mehr; weil Tränen sind meine Speise Tag und Nacht. Gott, warum hast du mich verstossen?»
So heisst es da.
So oft ich diesen Psalm 43 lese, fällt mir eine Erinnerung ein. Es war im Bombenkrieg, da war man Nachts - auf einmal:
«Alarm!»
Und die ganze Familie (wir waren zwar keins, wir waren evakuiert, wir waren da geblieben) die ganze Familie also raus und los zum Bunker an der Molkestrasse. Da rannte nun jeder so rasch wie er hinkommen konnte. Und ich bin so entsetzlich Nachtblind. Und so kam ich nicht so rasch mit. Und da passierte es auf einmal, dass ich (es war so ne mondlose Nacht, so ne Finstere) dass ich auf einmal auf der Strasse stehe, und einfach nicht mehr weiss, wie es weitergeht. Und die Gefahr da ist - die brummeln, wissen sie so brummeln, die alten Krieger vom Bombenkrieg die kennen dass es brummelt Und dann stand man und weiss nicht mehr wo ist die Richtung und wo ist Schutz. Ich wusste nicht weiter.
Und so kann man sich in der Dunkelheit dieser Welt verlaufen.
Dass man auf einmal am Ende ist. Und die Probleme sind zu gross geworden. Die Nöte des Lebens, die Schuld, dass man da steht wie ich, in jener Bombennacht. Und so gehts dem Psalm-Sänger. Er sieht kein Weg. Er kann nicht weiter.
Und da ist es wundervoll, da bleibt er stehen.
Und ruft einfach:
«Herr, es ist dunkel. Jetzt sende dein Licht! - Herr ich weiss keinen wahren Weg mehr! Sende deine Wahrheit! Sende dein Licht und deine Wahrheit!»
Er ruft das einfach in die Verwirrung seines Lebens, in der ganz grossen Gewissheit:
«ER ist da eine Handbreit neben mir!»
Das ist ergreifend, dieses Gebet. So am Ende gekommen, und dann einfach, Herr, jetzt musst DU was tun, in meinem Leben. -
Meine Freunde, ich bekam in der vergangenen Woche eine wundervolle Auslegung dieses Bibelworts. Ich muss dabei sagen, dass ich am Sonntag Abend mir den Text für den nächsten Sonntag vornehme; vielleicht schon eine Auslegung lese; und dann in meinem Herzen rumtrage, so auf Gängen und im Bett und so beschäftigt man sich damit. -
Und da wache ich eines Morgens auf. Ich hatte mich wohl so im Schlaf mich mit dem Text beschäftigt - «Sende dein Licht und deine Wahrheit.»
Und da fällt mein Blick aufs erstes auf ein Bild das meinem Bett gegenüber hängt. Das ist ein Bild von dem Maler Wilhelm Steinhausen, den ich persönlich kannte und dessen Bilder ich so liebe, wundervolle, tiefe Auslegung der Bibel. Es ist dargestellt, eigentlich nur Skizzenhaft, wie Jesus dem blinden Mann die Hände auflegt und ihn heilt.
Oh, dies zerquälte Gesicht von dem Blinden. So emporgereckt. Man sieht dem Gesicht förmlich an, all die Qualen um fertig zu werden, mit dieser Misere seines Lebens. Er hält die Hände so, als wenn er die schreckliche Finsternis zurückdrücken wollte. Als wenn er sich noch stämmen wollte gegen die ungelösten Fragen seines Lebens.
Als ich es näher ansah, sagte ich, nein er hält die Hände eher hoch, wie ein Soldat der sich gefangen gibt. Der die Waffen weggeworfen hat. Hände hoch. Der sich jetzt ergibt.
Und der Mann tut gut sich so zu ergeben. Den neben ihm steht der Sohn Gottes. Der Herr Jesus. Und legt ihm die Hand auf seine Augen und auf sein zerquältes Gesicht. Ah, das ist wundervoll, diese Jesushand, über diesem Gesicht voll Qualen.
Und als ich das Bild ansah, den Morgen diese Woche, da war mir das wie dieser Mann sagt:
«Herr ich bin so fertig, ich kann nicht mehr! Sende dein Licht und deine Wahrheit!»
Und da wird das Gebet erhört.
Es steht neben ihm: Jesus. Der gesagt hat:
«Ich bin das Licht der Welt!»
Es steht neben ihm, Jesus der gesagt hat:
«Ich bin die Wahrheit und das Leben!»
Es steht neben ihm Jesus der gesagt hat:
«Dass der Vater ihn gesannt habe!»
«Sende dein Licht und deine Wahrheit», jawohl! Hier ist Jesus, Licht und Wahrheit, gesannt vom Vater.
Und legt ihm die Hände auf, und da gehen ihm die Augen auf. Und er sieht niemand als Jesus allein. Er sieht in die Augen von dem, der Licht und Wahrheit ist.
Und meine Freunde: Genau so, nicht anders, wird dieses Gebet bei uns erhört, wenn wir es beten. Und ich möchte, wir beteten es in jeder dunklen Stunde unseres Lebens. Sende dein Licht und deine Wahrheit. Und dann wirds erhört. Wir dürfen innewerden, es ist ja alles gut; weil ich einen Heiland habe, der vom Kripplein bis zum Grabe bis zum Thron der Mann ihn ehret, mir dem Sünder zugehört.
Aber lassen sie mich ein zweites Sagen. Es ist ein beachtenswertes Gebet. Nicht? Der Mann der am Ende ist auf einmal: glauben können. Das zweite was ich sagen möchte:
«Es ist aber, meine Freunde, ein gefährliches Gebet. Sende dein Licht und deine Wahrheit, das ist ein gefährliches Gebet.» -
«Ein gefährliches Gebet, gibts das» -
«Jawohl, das ist ein gefährliches Gebet.»
Und ich möchte Leute, die gar nicht ernst machen wollen heute, die sich einfach so reinverirrt haben, warnen, dieses Gebet zu beten!
Das ist ein gefährliches Gebet. Denn wenn Gott es erhört, und sendet SEIN Licht, dass es hell wird, und SEINE Wahrheit, dass wir sehen was los ist, dann sehen wir uns selber.
Und nichts ist schrecklicher, als sich selber einmal im Licht zu sehen. Nichts fürchtet der natürliche Mensch mehr als sich im Licht zu sehen.
Lieber diskutiert er zwanzig Stunden gegen die Bibel, als dass er es riskierte, sich dem Licht und der Wahrheit auszusetzen, wo man sich selber sieht.
Sehen Sie, ich denke da an den Apostel Paulus. Der war Israelit. Der war samstags in der Synagoge. Und der hat sicher unendlich oft diesen Psalm mitgebetet und mitgesungen. Diese Psalmen wurden noch gesungen. Und ich sehe diesen eifrigen jungen, ernsthaften, gottesfürchtigen, Pharisäer. Wie er mitsingt und betet:
«Sende dein Licht und deine Wahrheit!» -
Und dann geschieht es! Auf dem Wege nach Damaskus. Das ist Gottes Licht und die Wahrheit ist auf einmal da.
Und da sieht der Paulus nichts, als sich selbst. In seinem Leben waren keine groben Sünden wie bei uns. Und doch sieht er auf einmal: Mein ganzes Leben ist völlig verkehrt. Völlig verkehrt. Da mag manches gutes sein, aber der Mann war auf dem falschen Weg. Und damit wird es verkehrt.
Und mein Leben ist eine grosse Schande. Und ich habe Gott verfolgt. Und seine Geliebten getötet. Es war alles falsch! Es war alles böse! Es war alles «Gott – Los».
Meine Freunde das ist ein gefährliches Gebet. Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass man sich selber sieht. Und doch lassen wir ihnen sagen - in Klammern eben - (sie können nicht anders Kinder Gottes werden, als dass Sie durch dieses Feuer durchgehen).
Es ist noch nie ein selbstgerechter Mensch in den Himmel gekommen!
Sehen Sie, ich blätterte neulich mal so in den Katechismen. Und da gingen mir auf, die Männer, die unsere Katechismus oder wie sagt man Katechismen geschrieben haben, die haben im Licht und in der Wahrheit gestanden.
Sehen Sie, das sagt Luther in der Erklärung im zweiten Artikel:
«Der mich verlorenen und verdammten Menschen.» -
Ich bitte Sie! -
«Verloren und verdammter Mensch?»
Ist doch lächerlich in den Augen eines Menschen den ich neulich auf der Strasse sah:
«Wissen sie dass sie ein verlorener verdammter Mensch sind?»
Da macht man doch höchstens so: [tippt sich an die Stirn.] Also er tippt sich an die Stirn.
Und im Heidelberg Katechismus heisst es:
«Meine Natur ist vergiftet.» Oder: «ich bin von Natur geneigt: Gott und meinen Nächsten zu hassen!» -
Ach, sagt der Mensch:
«Das ist doch übertrieben.»
Das sagt der Mensch, der eben nie im Lichte Gottes gestanden hat.
Und so lange man dieses Gebet nicht betet, kann man so schön vergnügt über sich denken. Da kann man stundenlang erzählen wie vorzüglich man ist. Da kann man den Leuten erzählen:
«Ich tue recht und scheue niemand.»
Da ist der Spiegel der Seele vielleicht doch ganz schön unbetrübt. Und man kann den Eindruck sich hingeben, dass Gott mit einem zufrieden wäre.
Bis zur Stunde des Todes! Da treten Sie, ob Sie wollen oder nicht, ins Licht und Wahrheit Gottes und alle Sünde wird offenbar. Da kommt das Gericht Gottes.
Ich sage es ist ein gefährlicher Satz: «Sende dein Licht und deine Wahrheit.»
Ich vergesse nicht, wie ich einmal in der lärmenden S-Bahn in Berlin, mit einem Freund von einer gesegneten Versammlung kam. Und der schwieg so lange und schliesslich sagt er ganz erschüttert:
«Ich bin mir selber begegnet.»
Da war so ein Strahlen in sein Leben gekommen dass er sich sah. Ich bin mir selber begegnet.
Paul Gerhard singt in einem Lied:
«An mir und meinem Leben ist nichts» -
das singen sie strahlend mit wenn ich es anschlage, aber sie glauben es nicht. Bis zu dem Augenblick, wo das geschehen ist: «Sende dein Licht und deine Wahrheit.» Dann glaube sie es.
An mir und am Leben ist nichts auf dieser Erde. Meine Freunde, ich weiss ganz genau, dass ist nicht einfach ein Pessimismus. Das ist nicht einfach moralischer Katzenjammer. Keine Rede! Sondern, das sagt ein Mann, dem Gott Licht und Wahrheit gesendet hat.
Aber nun, passen Sie auf, ich bin nicht fertigt, jetzt kommt vielleicht das eben so wichtige.
In dem Mass, als Gott uns die Verlorenheit unseres eigenen Herzens zeigt, in dem selben Mass zeigt sein Licht uns das Kreuz des Sohnes Gottes.
Es ist merkwürdig, das das wie kommunizierende Röhren zusammengehört. In dem Mass als er unsere Verlorenheit zeigt, zeigt er uns das Kreuz Jesu. Und wenn man sich selber nicht mehr ansehen mag, dann sieht man auf Jesu Kreuz. Und dann entdeckt man, sieh da ist auch Licht und Wahrheit, am Kreuz des Sohnes Gottes. Sehen Sie ihn an.
Da ist mehr als Licht und Wahrheit! Da ist Heil und Leben für mich verlorenen verdammten Sünder, dessen Natur vergiftet ist.
Darum werden Christen so Leute, deren Blick, einfach wo sie auch sind, auf das Kreuz Jesu gerichtet ist.
Je mehr wir uns vom Lichte Gottes, zeigen lassen, dass wir allen Grund haben und selber einfach zu verzweifeln, in dem selben Masse dürfen wir lernen auf das Kreuz Jesu zu sehen.
«Der du dich für mich
gegeben, /
in die tiefste Seelennot. /
In das äusserste
Verderben, /
nur das ich nicht möchte Sterben. /
Tausend,
tausend mal sei dir liebster Jesus dank dafür.»
Ich bekam in dieser Woche einen Brief von einem intelligenten jungen Mann. Ich weiss nicht, was er ist. Aus Oldenburg. - Ich bin letzten Donnerstag weggerannt, weil ich nach Oldenburg musste; da so in einer grossen Halle reden. -
Und, da kam also am Dienstag ein Brief von diesem jungen Mann. Ein empörter Brief. Intelligenter Brief. Und der Inhalt ist ungefähr der:
«Pastor Busch! Wie können sie es wagen, uns der jungen Generation» - (Es war viel junges Volk da.)
«Diese alte Mythologie zu predigen.»
Theologen wissen, woher der Wind weht. «Diese alte Mythologie zu predigen.»
«Jesus, Sohn Gottes und Opfer für uns, Pastor Busch, das sind unchristliche Vorstellungen. Das sind heidnische Begriffe, die in der Bibel hineingeschlichen sind. Die wir einfach nicht mehr annehmen. Und weil sie uns zuwider sind. Und sie halten die Menschheit auf mit solchen törichten Predigten. Sie vermehren die geistige Verwirrung und [?].»
Ich habe ihm geschrieben:
«Lieber
Bruder!
Ich will mit Ihnen nicht zanken. Aber es könnte ja
die Stunde kommen wo der lebendige Gott Ihnen sein Licht uns seine
Wahrheit sendet. Dass Sie sich selber erkennen. Und wo Sie ein
erschrockenes und gequältes Gewissen kriegen. Und da werden Sie
dankbar sein für diese «schrecklich unmoderne
Botschaft. Dass Jesus, der Sohn Gottes gekommen ist. Und gestorben
ist am Kreuz. Um Sünder seelig zu machen. Und Sie werden dankbar
sich zum Kreuze hinbegeben.» - Weil Sie nirgends sonst, in
aller Welt nicht im Himmel oder auf Erden – Vergebung Ihrer
Sünden und Gnade und Frieden mit Gott und Rettung vor der Hölle
finden können. Ich wünsche Ihnen, dass die Stunde bald
kommt!».
Ich wünsche Ihnen auch, dass die Stunde in Ihrem Leben bald kommt.
Lassen Sie mich kurz noch ein Letztes sagen. Ein beachtenswertes Gebet. Ich sagte es ist ein ergreifendes Gebet. Es ist ein gefährliches Gebet. - Und es ist ein notwendiges Gebet.
Das muss ich noch sagen: Es ist ein Notwendiges Gebet. Sende dein Licht und deine Wahrheit. Ich hätte beinahe als Überschrift genommen erst: Ist ein unverschämtes Gebet. - Aber das klingt so böse aber ich musste das mal eben sagen. Denn damit spricht der Psalmsänger das unerhörte aus. Und er sagt es in der Fülle des Heiligen Geistes:
«Sende dein Licht und deine Wahrheit.»
Da spricht er aus, das diese Welt eine Welt der Finsternis und der Lüge ist.
Ich habe hier junge Männer links und rechts vor mir und da oben die jungen Mädels. Und ich möchte euch sagen dass, das der tiefste Schock im Leben eines jungen Menschen ist. Wenn jeder Idealismus zerbricht. Weil er die Wirklichkeit erkennt das es eine Welt der Finsternis und der Lüge ist. Und da beginnt für viele Menschen die Zeit wo ihnen alles egal ist und sagen:
«Nur noch raffen und geniessen.» -
Oder muss ich beten lernen: «Sende dein Licht und deine Wahrheit!»
Ist eine dolle Entscheidung! Irgendwann kommt es bei jedem. Ist eine erschüternde Behauptung, das der Mann macht: Diese Welt ist eine Welt der Finsternis und ist eine Welt der Lüge.
Meine Freunde:
«Ist es eine Welt der Finsternis?! - Ja!»
Sehen Sie, das kennzeichen der Nacht ist das, dass alles verzerrt ist, haben Sie alles schon erlebt, erlebt beim Geländespiel dass man irgend ein alten Baumstumpf für einen unheimlichen Mann hält der da kauert, nicht? Da ist alles verzerrt. In dieser Welt ist alles verzerrt.
Ich empfehle nur einmal einen Bericht über die letzte Bundestagssitzung zu lesen dieses hoffnungslose, hilflose «aneinander vorbeireden» und beschimpfen um zu wissen und darüber das künstliche Lächeln. Liebe Freunde, man muss nur einmal das gelesen haben um zu wissen: Nacht! Nacht! Einfach Nacht! Wo alles verzerrt ist. Wo man verzweifelt sagt:
«Ja was ist den wirklich? Was ist denn wirklich los?»
Aber dass wissen Sie doch an ihrem eigenen Leben, und das kennzeichen der Nacht ist, dass man in der Nacht Furcht hat. Die Nacht ist erfüllt mit Furcht. Ist merkwürdig. Wie tapfere Leute in der Nacht auf einmal so ein Grusseln kriegen, ist unheimlich, nicht – in der Grossstadtstrasse wo die Laternen stehen – sondern so in der richtigen Nacht.
Es heisst in der Bibel vom Judas. Wissen Sie, wer Judas ist? Der Jesus verraten hat! Als er das Abendmahl genommen hatte, als Judas den Bissen genommen hatte, ging er hinaus und es war Nacht. Und in der Nacht leben wir.
Sehen Sie, und darum ist es notwendig, dass wir beten lernen: «Sende dein Licht und deine Wahrheit!»
Das heisst:
«Herr ich halte es nicht mehr aus in der Nacht dieser Welt! - Ich halte es auch nicht mehr aus in der Furcht dieser Welt! - Ich halte es nicht mehr aus in den Verzerrungen dieser Welt! - Ich möchte auf eine andere Ebene kommen! - Sende dein Licht und deine Wahrheit!»
Sehen Sie, das ist Christenstand! - Dass ich in einer völlig anderen Situation leben. Die Bibel sagt dass Christen im Tage leben. Da wird ihm Licht und Wahrheit gesandt. Und dass die Welt noch in der Nacht ist.
Mann könnte einen Menschen, der ernsthaft so betet, Sende dein Licht und deine Wahrheit, sagen:
«Mensch, weisst du was du tust? - Die Welt liebt ja die Nacht wie die Fledermäuse. Und die Lüge. - Willst du wirklich in den Tag? Ins Licht und in die Wahrheit? Mensch, da kommst du in Konflikt, da stehst du ganz allein.»
Und da sagt der Psalmist:
«Ich weiss, dass will ich aber auf mich nehmen! Denn ich halte es nicht mehr aus in der Finsternis! Und der Welt der Verlogenheit! Herr, sende dein Licht und deine Wahrheit! Ich halte es sonst nicht mehr aus!»
Halten Sie es noch aus? Halten Sie es noch aus in der Finsternis mit christlichem Anstrich?!
Oder haben Sie nicht längst das Gefühl, es müsste in ihrem Leben erst richtig los gehen:
«Sende dein Licht und deine Wahrheit, ich muss jetzt ins Licht kommen! Und in die Welt der Wahrheit hineinkommen.»
Ich muss schliessen. Es gibt ein Liedvers, der fängt so an:
«Lehre mich, im Licht zu
wandeln. /
Wie du selbst im Lichte bist.»
Wir wollen beten:
«Herr! Was sollen wir tun, wir können dich jetzt nur ernsthaft bitten: 'Sende dein Licht und deine Wahrheit in unser Leben.' Amen!»
~ ENDE ~
Wilhelm Busch (Pfarrer) Wilhelm Busch (* 27. April 1897 in Elberfeld, † 20. Juni 1966 in Bremen), Pfarrer, Evangelist und Schriftsteller. Wilhelm Busch, 1897 in Elberfeld als Sohn des Pfarrers Dr. Wilhelm Busch geboren. Seine Mutter entstammte dem Schwäbischen Pietismus und zwar der Familie Kullen aus Hülben bei Urach. Nach seinem Abitur war er als junger Leutnant im Ersten Weltkrieg. Dort kam er zum Glauben an Jesus Christus. Nach seinem Theologie-Studium in Tübingen arbeitete er als Pfarrer in Bielefeld und später in den Bergarbeiterbezirken des Ruhrgebiets. Dort war er jahrelang Jugendpfarrer im Weigle-Haus in Essen. Im Dritten Reich brachte ihn sein Glaube und der Kampf der Bekennenden Kirche öfters ins Gefängnis. Nach dem Zweiten Weltkrieg war er als reisender Evangelist tätig. Bekanntes Werk: «Jesus unser Schicksal.» |
Autor: Wilhelm Busch. / Psalm 43,3 / Vortrag 1959 gehalten.
Vortrag zum hören
auf:
http://www.sermon-online.de/search.pl?lang=de&id=2092
Abschrift von Michael Mustun
<[email protected]>,
April 2005.
Erklärende Anmerkungen stehen jeweils in Klammern [ ] und sind nicht auf der Aufnahme vorhanden.
«Ich muss dabei sagen, dass ich am Sonntag Abend mir den Text für den nächsten Sonntag vornehme; vielleicht schon eine Auslegung lese; und dann in meinem Herzen rumtrage, so auf Gängen und im Bett und so beschäftigt man sich mit.»
Beginn, Wann: Am Sonntag Abend für den nächsten Sonntag. Also eine Woche vor der Predigt!
Was: Eventuell schon eine Auslegung lesen.
Im Herzen rumtragen. Sich damit beschäftigen.
Ein kurzer «Kerntext», eine Kernaussage: «Sende dein Licht und deine Wahrheit».
Keine langen Bibelversen, sondern genau eine
Aussage, die mit vielen Beispielen aus dem eigenen Leben beleuchtet
(Erfahrung), und andern bekannten Vergleichen und Beispielen
unterstrichen wird. Dabei gibt es viele Wiederholungen einer
Aussage, einfach etwas anders formuliert oder auch 1:1 wiederholt.
Beispiel: Kerntext so oft
als möglich wiederholen. «Sende dein Licht und deine
Wahrheit.» (23 mal in der Predigt! Das heisst bei einer
Gesamtlänge von 27 Minuten fast alle Minute ein mal.)
Ein mal pro Minute Kerntext wiederholen.
Was bleibt beim Zuhörer?
Zumindest
etwas weiss der Zuhörer nach dieser Predigt, den Satz: «Sende
dein Licht und deine Wahrheit.» Er hat es unmerklich auswändig
gelernt, da es ihm ja fast alle Minute einmal vorgesagt wurde und
das 23 mal!
Beispiel: «Es steht neben ihm, Jesus der gesagt
hat ...»
Viele kleine, kurze, klare Sätze. Beispiele: «Er sieht keinen Weg.», «Er kann nicht weiter.», etc.
Die Predigt gesteht aus drei Teilen. «Ich
habe wie üblich meine drei Teile.»
Einleitung, Gebet,
Kurze Einführung in den «Kerntext», Gebet.
Die einzelnen Teile erläutern den
Kerntext mit vielen Beispielen.
(Ein beachtenswertes Gebet. Ein
ergreifendes Gebet. Ein gefährliches Gebet. Ein Notwendiges
Gebet.)
Schluss: Kurzes Fazit. Gebet.
Typisch Wilhelm Busch:
Viele Ausrufe-Sätze.
Viele Wiederholdungen. (Wird dem Zuhörer richtig eingeprägt, bzw. auswändig gelernt.). Nach dieser Predigt weiss der Zuhörer zumindestes eines: «Sende dein Licht und deine Wahrheit.»
Viele Rethorische (Redner-Frage-) Sätze. «Halten Sie es noch aus?»
Eingeflochtene Texte von Liedversen.
1(Nach
der Luther 1912 Übersetzung, Psalm 42 und 43):
Psalm 42: 1
Eine Unterweisung der Kinder Korah, vorzusingen. 2 Wie der
Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreit meine Seele, Gott,
zu dir. 3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem
lebendigen Gott. Wann werde ich dahin kommen, dass ich Gottes
Angesicht schaue? [Ps 84, 3] 4 Meine Tränen sind
meine Speise Tag und Nacht, weil man täglich zu mir sagt: Wo
ist nun dein Gott? [Ps 79, 10] 5 Wenn ich des innewerde, so
schütte ich mein Herz aus bei mir selbst; denn ich wollte gerne
hingehen mit dem Haufen und mit ihnen wallen zum Hause Gottes mit
Frohlocken und Danken unter dem Haufen derer, die da feiern. [Ps 27,
4] 6 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in
mir? Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch danken, dass er mir
hilft mit seinem Angesicht. [Ps 42, 12] [Ps 43, 5] 7 Mein Gott,
betrübt ist meine Seele in mir; darum gedenke ich an dich im
Lande am Jordan und Hermonim, auf dem kleinen Berg. 8 Deine Fluten
rauschen daher, dass hier eine Tiefe und da eine Tiefe brausen; alle
deine Wasserwogen und Wellen gehen über mich. [Ps 88, 8] 9 Der
HERR hat des Tages verheissen seine Güte, und des Nachts singe
ich ihm und bete zu dem Gott meines Lebens. 10 Ich sage zu Gott,
meinem Fels: Warum hast du mein vergessen? Warum muss ich so traurig
gehen, wenn mein Feind mich drängt? [5Mo 32, 4] [Ps 43, 2] 11
Es ist als ein Mord in meinen Gebeinen, dass mich meine Feinde
schmähen, wenn sie täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein
Gott? 12 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so
unruhig in mir? Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch danken, dass
er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. [Ps 42, 6]
Psalm
43: 1 Richte mich, Gott, und führe meine Sache wider
das unheilige Volk und errette mich von den falschen und bösen
Leuten. [Ps 26, 1] 2 Denn du bist der Gott meine Stärke; warum
verstössest du mich? Warum lässest du mich so traurig
gehen, wenn mich mein Feind drängt? [Ps 42, 10] 3 Sende
dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und
bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, [Ps 15, 1] 4
dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude
und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott. [Ps
63, 6] 5 Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so
unruhig in mir? Harre auf Gott! denn ich werde ihm noch danken, dass
er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist. [Ps 42, 6] [Ps 42, 12]