Wilhelm Busch

Predigt über Psalm 84,6

Eine Abschrift nach dem Gottesdienst vom 01.05.1964

 

 

Gnade sei mit uns und Friede von dem,
der da ist und der da war und der da kommt.
Amen

 

Wir haben in der Dienstagsstunde angefangen, den 84. Psalm zu besprechen. Und ich mache jetzt einfach da weiter, wo wir in der letzten Dienstagsstunde stehen geblieben sind. Da heißt es in Psalm 84,6:


„Wohl den Menschen, die von Herzen dir, Herr, nachwandeln.“

Herr, heilige uns in Deiner Wahrheit,
Dein Wort ist die Wahrheit.
Amen

 

In der vergangenen Woche hatte ich Evangelisationsvorträge in Lübeck, eine bezaubernd schöne Stadt bei dem Sonnenschein. Da war am ersten Tag eine Pressebesprechung. Es war auch alles da, was dazugehört, epd und dpa und sogar die katholische Presseagentur und die Lokalblättchen, bloß – sie haben nachher wenig Gebrauch von dem gemacht, was ich ihnen erklärt habe. Und bei dieser Pressebesprechung gab es dann eigentlich mehr so ein Gespräch, diese Pressevertreter hatten viele Fragen, warum sind die Kirchen im Allgemeinen so leer? „O, sagte ich, bei mir ist es gestern Abend ganz voll gewesen.“

„Ja, aber im Allgemeinen nimmt der Kirchenbesuch sehr ab, wissen Sie nicht, das liegt nur an dem Wohlstand.“ Der Wohlstand! Und dann waren sie sich alle einig, jeder will bloß ein besseres Auto haben, jeder will eine größere Wohnung haben, jeder will eine größere Ferienreise machen. Da musste ich so lachen. Ob das eine Fachkonferenz ist oder eine Pressebesprechung oder Studienräte zusammensitzen, alle stöhnen sie über die verheerenden Auswirkungen des Wohlstandes.

Und dabei haben sie alle erst einmal selber ganz munter Anteil an diesem Wohlstand und zweitens, ist der wirklich schuld, dass die Menschen gottlos sind? Die waren es immer, nicht? Ich bin also, wenn wir abstimmen wollen, ich bin für Wohlstand, nicht? Wohlstand für alle! Von mir aus sollen sie alle einen Mercedes 600 fahren, nicht? Ich kann mich nur freuen. Ich weiß nicht, man sollte nicht so viel darüber schimpfen.

Jetzt nach dieser Pressebesprechung, wo nun also dieser Wohlstand hin und her ventiliert worden war, wanderte ich so für mich auf und ab durch so einen wunderschönen alten Friedhof, um so die ersten Vorbereitungen für meine heutige Predigt zu treffen. Ich hatte gesagt, ich nehme mir jetzt dieses Wort, das ich schon am Dienstag besprochen habe. Und wie ich dieses Wort ansehe, geht mir auf einmal verblüffend auf, dass auch in der Bibel vom Wohlstand die Rede ist. Ich meine jetzt nicht, dass Abraham viele Schafe und Herden und so hatte, sondern dass in der Bibel in unserem Text von einem göttlichen, geistlichen, biblischen – wie soll ich sagen – „unmateriellen“ Wohlstand die Rede ist, wenn hier heißt:         
„Wohl den Menschen, die von Herzen Dir nachwandeln“ – da ist doch von Wohlstand die Rede, nicht? In einem göttlichen Wohlstand - so könnte ich es übersetzen - stehen die Leute, die von Herzen Dir, Herr, nachwandeln.

Und sehen Sie, wenn ich Ihnen eben allen kolossalen Wohlstand, der steht ja auf tönernen Füßen, nicht, wenn ich Ihnen allen doch einen guten Wohlstand wünschen, dass Sie alle einen 600er-Mercedes fahren und was weiß ich alles und nach Südafrika in die Ferien, dann wünsche ich Ihnen doch noch viel mehr und mir auch diesen geistlichen, göttlichen Wohlstand.

„Wohl den Menschen, die von Herzen Dir nachwandeln.“

Das ist der göttliche Wohlstand. Und den wollen wir heute Morgen einmal ansehen, vom anderen Wohlstand brauchen wir nicht zu reden, den kennen Sie alle ganz gut. Von dem geistlichen Wohlstand – so möchte ich überschreiben:

Von dem geistlichen Wohlstand der Bürger des Reiches Gottes.

Man sagt immer, nicht wahr, der bürgerliche Wohlstand, gut, sage ich, also: Jetzt reden wir vom geistlichen Wohlstand der Bürger im Reiche Gottes. Und da wird in dem Vers dreierlei gesagt. „Wohl den Menschen“ – „im Wohlstand stehen die“, „gratulieren kann man denen“, die „von Herzen Dir nachwandeln“, das heißt, die den lebendigen Heiland, den Herrn Jesus Christus kennen. Wenn vom HERRN die Rede ist, dann ist auch im Alten Testament im Psalm, von Jesus die Rede, ich kann das jetzt nicht lange auseinanderklauben, vom geoffenbarten Gott. „Wohl den Menschen, die von Herzen Dir nachwandeln“. Nachwandeln kann ich nicht einem Toten. Einen Toten kann ich mir zum Leitbild machen, ich kann sagen, ich wünschte, so geistreich zu sein wie der alte Wolfgang von Goethe oder so männlich wie Bismarck oder so, ich kann mir einen Toten zum Leitbild nehmen, aber hinterherlaufen kann ich nur hinter einem Lebendigen, nachfolgen kann ich nur einem lebendigen Herrn. Und darum ist das Erste, was hier bezeugt ist, dass der geoffenbarte Gott lebt.

Ich habe da in Lübeck viele Gespräche geführt. Und da war es immer dasselbe: „Ja wissen Sie, ich glaube auch an Gott“.

„Wie schön“, sage ich, „dann wollen wir einmal zusammen beten.“

„Nein, das kann ich nicht.“

Ich sage, „Sie können doch mit mir reden“

„Ja, natürlich.“

„Dann müssen Sie doch mit dem Herrn, der lebt, reden können.“

„Ja, so habe ich mir das nicht vorgestellt, dass der so lebt.“

Meine Freunde, es ist unerträglich, wie die ganze westdeutsche Welt schmort im Fett eines so genannten „Christentums“ und keine Ahnung hat, dass der Sohn Gottes, in dem Gott zu uns gekommen ist, wirklich unter uns lebendig ist, und dass man hinter ihm herspringen kann, wie ein kleines Kind hinter seiner Mutter herspringt. Und das ist das Erste, was hier geradezu unüberhörbar gesagt wird. Man muss um den lebendigen Herrn wissen. Dem kann ich nachfolgen.

Sehen Sie: Mich bewegt manchmal die Frage, was ist denn eigentlich wichtiger, wovon sollte ich mehr predigen – von dem Tod Jesu, von Seinem Sterben am Kreuz oder soll ich mehr predigen davon, dass Er wirklich lebt.
Nicht wenn man ab und zu predigt, das heißt: Ich bin jeden Sonntag auf einer Kanzel, vor vierzehn Tagen in Franken, dann in Lübeck und heute hier. Und nächsten Sonntag in München. Aber wenn man immer nur so einen Schuss hat an einer Stelle, dann steht man oft vor der Frage, was ist jetzt wichtiger? Sollte man den Tod von Jesus nicht predigen, ER sagt, ihr sollt meinen Tod verkündigen. Und das ist unerhört wichtig, von dem Sterben von Jesus zu predigen.

Wissen Sie: Sie sind alle Leute, wir sind alle Leute, die eine Menge Sünde und Schuld hier in diese Kirche reingebracht haben. Machen wir uns nicht eine Illusion, das ist so eine schöne, sonntägliche erste Mai-Gemeinde, das ist eine Sünder-Gemeinde hier. Und der Herr Jesus hat einmal ein hartes Wort gesagt: Ihr werdet in euren Sünden sterben. Da läuft es einem kalt den Rücken hinunter. Ihr werdet in euren Sünden sterben, wenn wir nicht zu Jesus finden, der für uns gestorben ist. „All Sünd hast Du getragen“. „Die Strafe für mich liegt auf Ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ In der Dortmunder Westfalenhalle sagte der Professor Künneth, das Kreuz von Jesus ist die einzige Stelle, wo ein unruhiges Gewissen Schuld abladen kann und Frieden mit Gott finden kann und Vergebung seiner Sünden. Und sehen Sie, darum möchte ich immer von dem Tode von Jesus predigen, das ist so wahnsinnig wichtig! „Siehe, da ist Gottes Lamm,“ möchte ich rufen, „welches der Welt Sünde trägt.“

Aber ebenso wichtig scheint es mir zu sein, ebenso wichtig, dass wir von der Auferstehung unseres Heilandes sprechen. Das ist ja heute eine sehr umstrittene Sache geworden. Die einen sagen, Er sei geistig auferstanden und in die Botschaft – das ist alles dummes Zeug. Jesus hat sein Grab verlassen und ist durch die Macht Gottes auferstanden und ist unter uns. Alles andere ist Galimathias.

Paulus, sagte ich einmal - das kann ich gut verstehen – ich möchte in meinem Leben kennen lernen: die Kraft Seiner Auferstehung. Da ist eine solche göttliche Kraft entfesselt worden, dass der Tote aus dem Grabe kam, das sagt Er, und diese Kraft setzt Gott ein, um mich umzuwandeln, die möchte ich kennen lernen. Und es ist ebenso wichtig, dass ich von der Auferstehung von Jesus rede, denn sehen Sie: Wenn ich Ihm nachwandeln will und damit ein Wohlstandsbürger des Reiches Gottes bin, dann muss ich wissen, dass Er lebt und dass ich hinter Ihm herlaufen kann.

Ich habe während der Vorträge – ich hatte so viel Zeit vormittags – ein interessantes wissenschaftliches Buch gelesen über das Zeitalter der Orthodoxie und des Pietismus.
Das war so: Die Zeit des dreißigjährigen Krieges, und dann kam der Zinzendorf auf und diese Leute. Und es war mir interessant zu lesen, dass die über einen Punkt sich nicht einigen konnten. Die Orthodoxen sagten: Der lebendige Jesus redet zu mir nur durch die Bibel. Da haben sie recht, da haben sie bestimmt recht. Wer die Bibel nicht liest, der kann gar nicht hinter Jesus nachfolgen, hier ruft Er mich, hier dirigiert Er mich. Haben Sie jeden Tag die Stille für die Stunde mit Seinem Wort?

Und die Pietisten aber sagten, Er redet nicht nur durch Sein Wort, sondern Er redet auch so zu mir, im Gewissen, in meinem Herzen. Und da haben sie sich furchtbar darüber verzankt. Und da habe ich gedacht, ja, wenn ich jetzt drüber predigen will, dass man dem lebendigen Herrn nachwandelt, dann muss ich Antwort finden, wie dirigiert Er mich?

Und da kann ich nur sagen: Auf beide Weise. Er spricht durch Sein Wort zu mir und Er spricht direkt zu mir, wenn ich mich einschließe und bete, dann redet Er mit mir. Wir haben eben die Geschichte gelesen am Altar, wie Paulus überlegt, wo soll ich jetzt missionieren? Und da kommt er nach Kleinasien und da sagt ihm der Herr, hier bin ich nicht dabei. Und dann kommt er an die Küste – nein, hier nicht. Und dann wird er nach Europa gerufen. Und dann hat er verstanden, er hat kapiert; so eine Antenne müsste man doch haben, dass man die Stimme des Herrn Jesus hört, nicht? Aber da komme ich dann gleich drauf.

Das Erste ist also, dass wir wissen: Er lebt!

Ich erzählte vorhin von Lübeck, eine ziemlich heidnische Stadt, da oben da ist so ein altes Heidentum noch verhältnismäßig wenig ausgerottet, - da war nämlich eine Erweckung – da zaubern sie; da sind sie ganz aufgeklärt, aber zaubern. Ich lernte eine Frau kennen, die zaubert ganz frisch fröhlich. Ich sagte, „Das ist doch schwindeln“. „Nein“ sagt sie, „es gibt Mächte“. „Ja“, sage ich, „es gibt Mächte“. Eine tolle Stadt, nicht? Und da sage ich zu einem Mann, „Sie sollten jetzt den Herrn Jesus kennen als ihren Heiland.“ Und da richtet er sich auf und sagt: „Ja Pastor, das sind doch veraltete Anschauungen. Veraltete Anschauungen? Und da habe ich gesagt: „Es ist zum Verzweifeln mit euch. Im Christentum geht es überhaupt nicht um Anschauungen - Sie reden auf einer falschen Ebene - sondern um einen lebendigen Herrn. Und Sie können höchstens sagen: „Dieser Herr ist veraltet.“ Und dann werden Sie staunen, wenn Er eines Tages mit Ihnen redet, nicht? Der ist jung wie am ersten Tage!

O, ich wünschte uns, dass wir den lebendigen Herrn kennten und ihm nachlaufen. Es ist, glaube ich - außer in der Bibel - nie schöner ausgedrückt worden - hinter Jesus herlaufen - dieses Wohlstandsbürger im Reich Gottes sein, als es Paul Gerhard gesungen hat: „Ich hang und bleib auch hangen.“ Da stelle ich mir ein kleines Kind vor, das seiner Mutter nachrennt. Die Mutter geht zu rasch, das Kind kommt nicht mit und hängt sich einfach an die Röcke, nicht? Ich lass die nicht los! „Ich hang und bleib auch hangen an Christo als ein Glied. Wo mein Haupt durch ist gangen, da nimmt er mich auch mit. Er reißet durch den Tod. Durch Welt, durch Sünd, durch Not. Er reißet durch die Höll, ich bin stets Sein Gesell.“

Das Erste also: Geistliche Wohlstandsbürger im Reiche Gottes.
Sie kennen den lebendigen Heiland.

Und dann haben wir schon sehr stark berührt das Zweite:

Sie kennen eine Führung in ihrem Leben.

Sie kennen Führung.

Ist Ihnen das eigentlich einmal aufgegangen, dass es Christen gibt, die manchmal auf einmal einen Weg gehen, der gar nicht zu ihrem Vorteil ist, mit dem sie sich selber schaden? Nicht?

Also ich denke an einen jungen Burschen, der so einen Betrieb mitmacht und dann seinen Leuten da sagte: „Also, das mache ich nicht mehr mit. Das ist eine Sauf– und Hurenunternehmung - ohne mich!“
Das ist doch dumm von dem jungen Kerl – menschlich gesehen, nicht? – er schadet sich doch.

Ich könnte Ihnen aus der Kirchengeschichte große Beispiele erzählen, denken Sie an Luther. Der den Reich-Achtungsbann des Papstes auf sich zieht, der sich selber ins Verderben arbeitet. Sie werden bei allen richtigen Christen, großen und kleinen, ab und zu auf einmal entdecken, die gehen auf einmal einen Weg, den ein Weltmensch nur als dumm ansehen kann. Der ist aber gar nicht dumm. Ich finde sie sogar oft sehr intelligent, ich habe viele dumme Leute bei den Gottlosen getroffen, ganz offen gesagt, nicht? Dann versteht man nicht, warum gehen die einen Weg, der dumm erscheint, und sind doch gar nicht dumm. Und das kann man nur so erklären, sie wissen etwas von der Führung durch ihren Heiland.

„Wohl den Menschen, die von Herzen Dir nachwandeln.“

Das ist so sentimental geworden, dabei ist es ein furchtbar ernstes Lied: „Jesus geh voran auf der Lebensbahn. Und wir wollen nicht verweilen, Dir getreulich nachzueilen.“ Das ist eine ganz große Sache! „Führ uns an der Hand, bis ins Vaterland.“ Christen, Reichsgottesbürger, wissen etwas von dieser Führung. Sie laufen hinter ihrem Heiland her. Es kann passieren, meine Freunde, dass man an irgendeiner Stelle Ihn aus den Augen verliert und einen eigenen Weg einschlägt. Und dann geht alles schief. Und da bleibt gar nichts übrig, als an die Stelle zurückzugehen, wo man seinen Herrn und Heiland verloren hat.

In der Bibel wird erzählt von Abraham. „Abraham, geh aus deinem Vaterlande“, sagt der Herr, aus deiner Freundschaft, und dann führt der Herr ihn nach Kanaan. Und da ist er nun im fremden Lande. „Ich bin dein großer Lohn“, sagt der Herr. Und dann kommen eines Tages wirtschaftliche Schwierigkeiten, es kommt eine Hungersnot. Und da fragt der Abraham nicht mehr, „was willst Du?“, und zieht nach Ägypten, wo er nie hinsollte und kommt in ein Riesen-Gedränge, das können Sie selber in den ersten Kapiteln des ersten Buches Mose nachlesen. Er kommt in größte Verlegenheiten, bis er wieder zurückzieht nach Kanaan … Er muss da wieder hin, wo er seinen Herr verloren hat. Es wimmelt hier in diesen Gottesdiensten von Leuten, die einmal einen guten Anfang im Glauben gemacht haben und es ist nicht mehr viel los mit ihnen. Überlegen Sie heute Morgen einmal, wo habe ich eigentlich aufgehört, von Herzen Ihm nachzuwandeln? Dahin muss ich zurück und muss neu mit Ihm anfangen.

Es ist diese Führung oft eine sehr schwere Sache. Ich darf aus meinem eigenen Leben noch einmal berichten, dass ein paar Mal in meinem Leben Augenblicke waren, wo ich einen Ruf kriegte, der ehrenvoller war als Jugendpfarrer, als 50-jähriger Jugendpfarrer, der ein Gespött der Kinder ist. Und da bin ich in den Stadtpark gegangen, an dem Tag, und habe gesagt, Herr gib mir völlige Klarheit. Und dann hat Er mir gesagt, bleib du in Essen. Und da habe ich gesagt, „aber mit 50 kann doch nicht mehr Jugendpfarrer sein.“ Und da hat Er gesagt, „wenn ich dich da einsetze, kannst du das“. „Aber Herr, man will doch mal ein bisschen sich vergrößern“. „Das ist ganz recht“, sagt Er, „aber du nicht“. Und ich kann nur sagen, dann bin ich nach Hause und machte hier weiter und Gott hat mich in meinem Amt erfreut – ob gesegnet, kann ich nicht beurteilen - aber erfreut. Ich bin fröhlich in diesem Stand.

Und da ist mir klar geworden, „von Herzen Dir nachwandeln“, das heißt, dass ich für mein Leben glaube, für mein irdisches Leben, es gibt eine Führung. Er führt mich auf rechter Straße. Und wenn man dieser Führung nicht gewiss ist, ist es sehr, sehr schwierig.

Mir ist völlig klar, dass einem Weltmenschen, der von den ganzen Dingen nichts versteht, das wunderlich vorkommt. Aber die ganze Bibel ist voll von dieser Lehre von der Führung durch unseren Herrn.

Ich möchte Sie noch auf einen Text hinweisen: In der großen Hirtenrede, Johannes 10, sagt der Herr Jesus: „Meine Schafe hören meine Stimme und ich kenne sie und sie folgen mir“. Das Wort hat mich immer sehr gepackt, weil ich von Schafen etwas verstehe. Erlauben Sie mir, dass ich noch einmal erzähle, wie ich Lehrvikar war, das ist ein ganz armer, dummer Hund, der also lernen muss, wie man’s machen soll. Und wenn er dann noch einen Lehrmeister hat, der es selber nicht weiß, dann ist das schwierig. Und dieser Pfarrer, bei dem ich da lernte, der hatte sein Schaf. Das war nach dem ersten Weltkrieg und es war alles so teuer und da wollte er ein Schaf, damit seine Kinder Milch hatten. Und die Schafe musste ich jeden Morgen auf eine Wiese führen. Da hatte ich auch eine idealistische Vorstellung von so einem Schaf, so liebe Lämmchen, nicht wahr und so und habe da auf einmal gelernt, dass Schafe widerwärtig störrische, hundsgemeine Tiere sind. Spüren sie den ganzen Zorn in mir noch auf die Schafe? Wie dieses Biest sich dann losgerissen hat und die Schulkinder hatten ihren Spaß, der Vikar kommt und holt sein Schaf wieder. Ach, es war furchtbar.

Und dann denke ich dran, wenn ich auf meiner lieben Schwäbischen Alb war, wo es noch Schafherden gibt, wo diese selben störrischen Biester-Hunde hinter dem Hirten hergehen ohne Schwierigkeiten. Da ist nichts von Störrigkeit. Der Hirte geht langsam voran und sie gehen hinterher. Und da habe ich gefragt „wie machen Sie das denn möglich?“ Da sagt er „Ich bin eben der Hirte!“

Und da habe ich gedacht, sieh Mal, so ist das mit Christen. In den Augen der Welt sind sie, glaube ich, die störrigsten Leute, die man sich denken kann: Das passt ihnen nicht und da machen sie nicht mit und da steigen sie aus und da wollen sie’s anders haben. Richtige Christen, nicht?  Ich meine nicht so, wo einfach ein …halt ist, sondern ich meine die, die Jesus angehören, nicht? Das sind die störrigsten Leute, die man sich denken kann, die bleiben immer wieder unerklärlich – für andere.

Aber hinter ihrem Hirten, der sie erkauft hat, hinter Jesus, da gehen sie so fröhlich und gelassen. Da ist gar keine Störrigkeit, denn sie gehören zusammen. Ach, meine Freunde, ich wünsche Ihnen, dass Sie diese Führung durch den Guten Hirten kennen.

Ich muss noch kurz ein Drittes sagen:

Geistliche Wohlstandsbürger im Reiche Gottes, sie kennen den lebendigen Heiland, sie werden von Ihm geführt – richtig geführt, nicht? Bitte lasst euch führen, ihr Jungen, in allen schweren Berufsfragen und wen ihr einmal heiratet, nicht? Ich habe Kerle ohne Führung heiraten sehen, was ist daraus geworden, nicht? Bittet Jesus, Jesu geh voran, ich will Dir nachfolgen – und das dritte:

Bei diesen Christen, von denen es heißt, dass es ihnen wohlgeht, bei denen ist das ganze Herz verteidigt bei ihrem Christenstand.

„Wohl den Menschen, die von Herzen Dir nachwandeln.“
Von Herzen! Ihr ganzes Herz ist beteiligt.

Sehen Sie, wir leben in einem Zeitalter, wo alles nur der Intellekt zu sein scheint, nicht? Nur noch der Intellekt. Naturwissenschaft oder Mathematik oder Technik, es ist alles eine Frage des Intellekts. Und dann kommen die Theologen und sagen, dann müssen wir auch modern sein, dann müssen wir auch ein intellektuelles Christentum haben. Und das ist dann auch danach, nicht? Das ist dann auch danach…

Vielleicht haben viele von Ihnen diesen Artikel über Jesus verfolgt im Spiegel. Das ist furchtbar dumm und da lässt sich furchtbar viel dagegen sagen, aber das Entscheidende, was mir dabei auffiel, ist das:
Da ist nicht eine Spur von Herzensbeteiligung mit dabei. Nicht eine Spur von Herzensbeteiligung. Es ist alles zynisch und intellektuell. Liebe Freunde, man kann Christentum nicht auf den Seziertisch legen und es sezieren mit dem Verstand und dann Verstehen. Sondern man versteht es nur, wenn man sein Herz dem Heiland hinwirft und von Herzen Ihm nachfolgt. Von Herzen.

Sehen Sie, man spottet heute immer so über enthusiastisches Christentum oder ein emotionales; Verzeihen Sie, das sind also die Fachausdrücke, das heißt, ein Christentum, wo das Herz beteiligt ist, nicht? Da spottet man drüber. Also wenn ich das Neue Testament lese, dann sehe ich hier nur emotionales Christentum, wo das Herz beteiligt ist. Da ist eine Frau, die hat nicht viel Geld, die hat einen Reichtum, ein Fläschlein köstlicher Narde, und zerbricht es und salbt Jesus damit. Die Leute sagen, so eine Verschwendung und Er sagt: Ganz richtig, man wird noch von ihr reden bis ins fernste Jahrhundert. Verstehen Sie? Diese Frau hat ihr Herz Jesus gegeben und will das zeigen, indem sie etwas ganz Wertvolles schenkt.

Nach Seiner Auferstehung trifft der Herr Jesus den Petrus. Nun, der war auch ein kühler Mann gewesen, hatte gesagt, wenn Jesus verhaftet ist und gekreuzigt wird, ist es mit dem Christentum aus. Nun war es nicht aus, Jesus war auferstanden! Nun ist er sehr verwirrt, und da begegnet ihm Jesus und hat nur eine Frage.
Sehr interessant, er sagt nicht, kannst du einsehen und so weiter. Hast du mit anderen Jüngern gesprochen? Er legt ihm die Schrift aus? Er fragt auch nicht, Glaubst du an mich? Sondern er fragt: „Hast du mich lieb?“

Nicht? So fragt ein junger Mann ein Mädchen und umgekehrt. Das ist das Emotionalste, was es gibt, nicht wahr? So fragt der Heiland den Petrus: „Hast du mich lieb?“

Lassen Sie sich bitte von der Gegenwart nicht dumm machen, dass Sie so einen eisgekühlten Christenstand für das Richtige halten. Ich wünschte Ihnen, dass es ginge wie mit den Emmaus-Jüngern, von denen es heißt: „Brannte nicht unser Herz, als der Herr Jesus mit uns redete auf dem Wege?“

Ach, lassen Sie mich noch ein Beispiel vom Emotionalen bringen. Die Geschichte vom Verlorenen Sohn, er ist bei den Schweinen geendet. Und da kommt er zu sich und will nach Hause gehen. Und da kommt er und es läuft ihm der Vater entgegen und fällt ihm um den Arm und küsst ihn und lässt ein Kalb schlachten. (Na also, das war bestimmt quasi … und nicht enthusiastisch.) So freut sich mein Heiland, wenn einer von ihnen sein Sündenleben lässt und zu ihm kommt. Und so dürfen Sie sich freuen, dass sie angenommen werden und Vergebung der Sünden und ewiges Leben haben dürfen. Ich sage noch einmal: Glauben Sie unserer Zeit nicht, dass ein eisgekühltes Christentum das Wahre wäre. Im Gegenteil!

Ich will es mit Teerstegen halten, mit dem Vers, den wir eben gesungen haben,

„Ich bete an die Macht Liebe, die sich in Jesus offenbart.
Ich geb‘ mich hin dem freien Triebe, mit dem ich wohl geliebet ward.“

Amen

 

Herr, lass uns doch zu den Leuten gehören, die im geistlichen Wohlstand sind, weil sie einen Heiland haben. Und weil Er sie führt.
Und weil wir von ganzem Herzen Ihm anhangen dürfen, ungeteilt. Lass uns zu den Leuten gehören, von denen Dein Wort hier spricht. Amen